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Page 1: Über Muskelkraft und technische Fertigkeit während und nach einer Trainingsperiode

(Aus der Physiologischen Abteilung des Karolinischen Instituts, Stockholm.)

[~ber Muskelkraft und technisehe Fertigkeit w~ihrend und nach einer Trainingsperiode.

Von Ernst Abramson.

Mit 3 T e x t a b b i l d u n g e n .

(Eingegangen am 29. April 1929.)

Unter einer l~eihe verschiedener Verh/~ltnisse wird der Mensch zu einem erh6hten Grad yon Geschicklichkeit in der Ausfiihrung gewisser Leistungen physischer oder mehr technischer Art ausgebildet. Oft wird die Trainierung eine gewisse Zeit lang betrieben und die Trainierungs- periode schlieBt mit einem Examen ab, bei welcher Gelegenheit die erreichte Fertigkeit demonstriert werden soll, und bei der es desh~lb wiinschenswert ist, die gr6Btm6gliche Leistung auszufiihren. Es diirfte wohl fast die Regel sein, dab die beim Examen erreichten Resultate als Mai~stab fiir die Giite der Ausbildung gehalten werden. Dies ist natiir- lich richtig, wenn man davon ausgeht, dab die Ausbildung auf das Be- stehen des Examens abzielt. So diirfte es sich irides nur ausnahmsweise verhalten. Handel t es sich aber um das Bestehenbleiben des Resultates, so weft] ja jedermann, da2 eine durch Trainierung erworbene Fert igkeit nur kurze Zeit nach dem Aufh6ren der ~bung v611ig erhalten bleibt. Danach l~Bt die Fert igkeit nach, um nach einer gewissen Zeit vielleicht vollst~ndig zu verschwinden.

In einer friiheren Arbeit zeigte ich, dab eine Reihe verschiedener Sportzweige nach ihrer inneren Verwandtschaft in 3 Gruppen auf- geteilt werden k6nnen, je nachdem, ob die Entwicklung eines maxi- malen Effekts in kurzer Zeit, oder ob Ausdauer oder Pr~zision in den Bewegungen das haupts~tchlich Gewiinschte ist. Man hat allen Grund zu der Annahme, dab sich die letzte Gruppe betreffs des Bestehen- bleibens der Trainierung wesentlich anders verh~lt als die beiden vorher- gehenden Gruppen. Nehmen wir z. B. ein Individuum, das in seiner Jugend l~adfahren gelernt ha t und damals auf dem Rade betr~chtliche Leistungen sowohl in bezug auf Kra f t als auf Ausdauer ausffihren konnte. Wenn dieses Individuum dann auch viele Jahre keinen Gebrauch yon diesem Bef6rderungsmittel gem ach t hat und sparer wieder beginnt, es

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zu benu tzen , so wi rd es ganz s icher f inden, d a b die technisehe Fer t igke i~ noeh im wesent l ichen Grade v o r h a n d e n ist. E r k a n n wahrsche in l ieh sofor t be im Bes te igen des F a h r r a d e s des Gle ichgewicht ha l ten . K r a f t und A u s d a u e r df irf te er dagegen in wel t ge r inge rem Mal3e e rha l t en f inden. Diese be iden E igenseha f t en muff er ganz gewil] in grofiem AusmaBe yon neuem erwerben, wenn auch ihr Tra in ie ren b e d e u t e n d d a d u r c h e r l e i eh te r t ist , d a b die teehnische F e r t i g k e i t zu e inem so groBen Tell n i eh t ver loren war. Man k 6 n n t e sich aueh so ausdr f i cken : Man lernt

~ a d f a h r e n e inmal in se inem Leben , K r a f t u n d Ausd~uer m/ issen jedes J a h r wieder e inge i ib t werden.

U m nun in e rs te r Lin ic das Ve rha l t en der Leis tungsfi~higkei t nach Tra in i e rung bei re iner Muske la rbe i t und bei e iner Pr~zis ionsf ibung ohne e igen t l i ehe Muske la rbe i t zu be teuehten , beschloB ieh eine Serie y o n E x p e r i m e n t e n auszuf / ihren. I n be]den F/ i l len sol l te die U b u n g so be- t r i eben werden , d a b eine Gruppe yon Versuehspersonen dureh eine s t s T ra in i e rung wom6gl ieh zu bedeu t end h6heren Le i s tungen ge- l angen sol l te als die andere Gruppe . D a n n sol l te die U b u n g naeh e iner angemessenen Tra in ie rungsze i t un te rb roehen , u n d die F e r t i g k e i t kon- t ro l l i e r t werden. Man w/irde d a d u r c h eine gewisse Vors te l lung d a v o n bekommen , inwiefern eine s t / i rkere Tra in ie rung , e in besseres Dauer - r e s u l t a t geben wfirde ~ls weniger energiseh be t r i ebene Tra in ie rung .

Beziiglieh der Muskelarbei~ wurden /~hnliche Untersuehungen frfiher yon Peder ausgefiihrt. Er studierte an einer Versuchsperson den EinfluB dcr Trainic- rung auf die Muskelarbeit und die Abnahme der Leistungen nach Aufh6ren der Trainierung. Seine Arbeit wurde an Johanssons Arbcitsmaschine betrieben. Die Ausffihrung der Arbeit ging so vor sich, dab die Versuchsperson 25 kg im 2 Se- kundentakt so hoch wie m6glich und so oft auflmb, bis die Hubhdhe in]olge der Ermi~dung minimal wurde 1. Nach Becndigung einer solchen Arbcitsperlode folgte eine Pause yon 3 M_inutcn und dann Wiederau~nahme dcr Arbeit in derselben Weise. Jcden Tag wnrcl~i1 20 solche Arheitsper~oden mit dazwiseh~nli~genden Pausen ausgefi~hrt. Peder land dabei, dab die Tagesleistung beim Trainieren in den ersten 3 Tagen yon 4038 mkg auf 2043 mkg sank, d.h. ungef&hr um 50%. Diese Senkung zu Beginn des Trainierens wurde auch yon Palmgn beobachtet. Erst nach ungefis ]4t'~giger Arbeit wurde bei Peder die Anfangsleistung wieder erreich~, dann stieg des Tagesresultat ziemlich gleichmiBig und hatte sich am 51. Arbeitstage ungefihr auf das siebenfache erh6ht. Nach lw6chigem Aus- setzen sinkt dann die Tagesleistung von 27,838 mkg auf 15,925 mkg oder um 42,7 %. 1Noch nach 8 Monaten ist aber ein betr/s Tci[ dcr Obung erhalten (8,018 mkg).

Auch ich b e n u t z t e zur U b u n g des Arbe i t sve rm6gens der Muskeln d i e Arbe i t smasch ine Johanssons. D a das Tra in ing meaner Ans ich t nach n i ch t d a d u r c h begf ins t ig t wird , d a b die Versuchsperson in j edem Versueh bis zur vol l s t~ndigen ErschSpfung a rbe i t e t , besehloB ieh des T ra in ing so be t r e iben zu lassen, dab 30 kg im 2 - S e k u n d e n - T a k t bis zur

i Von mir gesperrt. Arbeitsphy~iologte. Bd. 2. 11

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vo l len H6he gehoben wiirden. Der T a k t wurde durch ein Met ronom angegeben . W e n n cs d e m Tra in i e r enden n i c h t mehr gelang, das Gewicht bis zur vol len H6he zu heben, wurde die A r b e i t un t e rb rochen , und eine Pause y o n 2 Minu ten e ingeschoben. Anfangs s t a n d e n 8 Versuchs- personen zur Verf i igung. Diese wurden in 2 G ruppe n e ingete i l t , yon welchen die eine pe r Tag 10 solche Arbe i t spe r i ode n m i t dazwischen- l iegenden P a u s e n ausf i ihren soll te. Die Versuchspersonen der zwei ten Gruppe sol l ten in derse lben Weise t ra in ie ren , nur dal~ sie t~gl ich zwei solche Ser ien yon 10 A r b e i t s p e r i o d e n auszuff ihren ha t t en . Zwischen ih ren be iden Ser ien wurdc eine l~ingere Pause e ingeschoben, die wenig- s tens 2 S t u n d e n daue rn sollte. S t a r t e iner d re iminf i t igen Pause nach jeder Arbe i t spe r iode , wie sie Peder e inha l t en lie]I, entschloI~ ich mich zu 2 Minuten , woffir ich mehre re Gr i inde h a t t e . E ine rse i t s mul~te m a n bei der grol~en A n z a h l yon Versuchspersonen, u n d well nu r eine Arbe i t s - masch ine zur Verf i igung s t and , die Zei t ausni i tzen , anderers~i t s g ]aubte ich die Pausen abk i i rzen zu kSnnen, well die A r b e i t n i ch t wie be i Peder bis zur vo l l s t i ind igen E r m a t t u n g be t r i eben werden soll te. A m 1. I I . 1928 wurde m i t den Versuchen begonnen.

Es i s t k lar , d a b eine Te i lnahme an d iesen Versuchen einen hohen G r a d yon In te resse und Arbe i t swi l l igke i t b e i den Versuchspersonen vorausse tz t . Sie wurden auBer v o m Verf. yon 20 jghr igen Mediz inern ausgeff ihr t . Wie zu e rwar t en war, b l ieben einige im Laufe der Versuche aus. Zum Schlul~ waren noch 3 in de r Gruppe , die e inmal tggl ich a rbe i t e t e u n d 2 in de r Gruppe , die zweimal t i igl ich a rbe i t e te . Die e r re ich ten R e s u l t a t e wurden in Tab. 1 u n d Abb . 1 zusammenges te l l t . W g h r e n d de r Versuche wurde die A r b e i t s m e n g e ffir jede Per iode no t i e r t . N u r d a s G e s a m t r e s u l t a t h a t irides meiner Ans i ch t nach ein a l lgemeineres In t e r - esse, das eine Pub l iz ie rung berech t ig t . Bei den Versuchspersonen, d ie zweimal tggl ich a rbe i t e t en , wurden die Tages le i s tungen zum le ich teren Vergleich ha lb ie r t . Bei d iesen Versuchen zeigte es sich, dal~ m i t u n t e r das R e s u l t a t der e r s t en Serle besser war , m i t u n t e r das der zweiten, ohnc d a b in der Regel ein Grund fiir dieses Verha l t en zu f inden war.

Man siehr dab alle Versuchspersonen beim Versuch von 10 Perioden mit ungefghr derselben Arbeitsleistung yon etwa 2500 mkg beginnen. I)ieses Resultat stimmt gut mit dem yon Peeler iiberein, wenn le~zteres auf 10 Perioden fimgerechnet wird. Bei weiterem Training zeigte sich im Gegensatz zu dem, was man nach Peders und Palmdns Versuchen hi~tte erwarten sollen, dab in den ersten Tagen keine Senkung der Arheitsleistungen vorkam. Die Arbeitskurve steigt vielmehr vom 1. Tage an kontinuierlich. Schon am 6. Tage beginnt sich das Resultat der Gruppe, wclche die Arbeit in 20 Perioden ausfiihrte - - auf 10 Perioden umge- rechnet - - yon dem der anderen zu entfernen. Am 11. Tage hatte sich ihre Arbeits- leistung ungefiihr versechsfacht. Bei Peeler wird dieses Resultat erst am 50. Tage erreicht. Bei der Gruppe, die nur i0 Perioden t~glich arbeitete, hatte sich die urspriingliche Leistung in 11 Tagen verdreifacht. 1-Iier mag daran erinnert sein, dab bei Peder die Anfangsleistung, wie gesagt, erst am 14. Tage erreicht wurde.

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Tabelle 1. Muskelarbeit. Arbeitsleistung pro Tag und 10 Perioden.

Datum

1.1I. 1928 2. II. 1928 3.1I. 1928 4. IL 1928 5. II. 1928 6. II. 1928 7. II. 1928 8. IL 1928 9. II. 1928

10. II. 1928 l l . II. 1928 12. II. 1928 13. II. 1928 14. II . 1928 15. II . 1928 16. II. 1928 17. II. 1928 17. I I . 1928 18. II . 1928 19. IL 1928 20. I I . 1928 21. H. 1928 22. II . 1928 23. II . 1928 24. I I . 1928 25. I I . 1928 10. III . 1928 31. I I I . 1928 23. IV. 1928 23. V. 1928 13. VI. 1928 14. IL 1929

16. I I . 1929 18. II . 1929 19. IL 1929 8. I I I . 1929

A.

2350 2350 3130 3100

3790 3770 5290 5580 6920 9230

5260 6860 7240 8160 9480

4480

5570 5600 6100 6430 7200 8570 8630 7500 7560

5970

5630

Versuchspersonen

B, C. D.

2790 2260 2465 3030 2770 3215 3430 3340 3290 3800 3570 4005

4220 3790 5685 5010 4730 6195 5950 5 330 7 200 6270 5600 8470 7000 6290 11895 8020 7520 15010

8090 9060 - - 1220 10040 9680 2140 12350 15200 3110 13040 21000 6400 13100

7595 6250 5870 9195

7050 6880 11685 7560 6960 l l l l 0 8350 7550 12220 8640 7790 12565 8750 8210 - - 8890 - - 19440 8680 8660 14780 8010 8550 9700 8070 7760 9900 - - 7890 10040

8000 - - - - 8130 7760 8130

6420 - - - - 7290

6480

E.

2480 2540 3 275 4370

5 745 6195 7 200 9385

11730 15255

9735 15740 20225

~070 }365 )330 t685 ]400 3570

3570 )025

15290

6110

5880

Anmerkungen

2 Sek.-Takt, niedriger Stuhl

1 Sek.-Takt, hoh. Stuhl

1Sek.-Takt, niedriger Stuhl

2 Sek.-Takt, niedrigcr Stuhl

1Sek.-Takt , niedriger Stuhl

Die Versuchspersonen A., ]3. und C. arbeiteten 10 Perioden pro Tag. D. und :E. 20 Perioden. In der Tabelle werden die Tagesresultate fiir die beiden letzteren halbiert, um sie direkt mit den Resultaten der 3 erstgenannten Vcrsuchspersonen vergleichen zu k6nnen.

Es war nun klar, dal~ unmSglich alle Versuchspersonen weiter verfolgt werden konnten, wenn die Arbeitsleistungen auf diese Weise weiter wachsen sollten, und das Aussehen dcr Kurven sprach nicht gegen eine solche Annahme. Die Maschine war schon je~zt so in Anspruch genommen, dal3 es sehr schwierig war, allen Yer- suchspersonen Gelegenheit zur Arbeit zu geben. Sie bat ten ja aul]erdem alle

11"

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r ihrem Studium zu obliegen, weshalb sic den Versuchen n ieht allzuviel Zeit widmen konnten. Trotz allem, was aus versuchs~chnischen Griinden dagegen sprach, wurde es also erforderlich, die Arbei t auf irgendeine Weise schwerer zu rnaehen, so dab die gesamte Tagesleistung geringer wurde, wodurch mehr Zeit~ gewonnen werden konnte. Ieh besehloB deshalb, den Tak t der Arbei t zu /indern und sie nieht mehr in 2 Sekundentakt , sondern in 1 Sekundentak t ausfiihren zu lassen. Gleiehzeltig n a h m ieh aueh eine andere VerSnderung vor, indem ieh den bis dahin angewandten Stuhl, auf welehem die Versuehspersonen beim I-Ieben sagen, gegen einen hOheren umtauschf~. Es zeigte sich bald, daft sieh die Ver- suchspersonen dadurch beim Heben in erh6htem AusmaBe der Rfickenmuskeln bedienten, wodurch die Tagesleistungen yon neuem begannen, raseh zu steigen.

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78000 7

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Abb. 1. 1Muskelarbeit. 1. 1 Sek.-Takt. 2. 2 Sek.-TakG.

U m dies zu verhindern, n a h m ich am 17. II . wieder den niedrigeren, mi t Riizken- ]ehne versehenen StuhL Yon diesem Tage an wurde also die Arbeit in de r sdben Weise ausgeftihrt wie anfangs, mi t dem Unterschiede, dab sic niehb im ursprting- lichen Arbei ts takt , sondern im 1 Sekundentak t verr iehtet wurde. P a l m ~ n ha t t e gefunden, daft es der 3 Sekundentak t sei, bei dem , ,unendliehe" Arbei t un te r einer Belastung yon 30 kg geleistet werden kSnne. In meinem ~al l war es n icht wiinschenswert, dab die Arbeitsleistung i iberhaupt jemals unendl ich werde. Ich ging deshalb auf den 2 Sekundentak t herab. Dies erwies sieh aber, wie ersich~lich, als n icht gentigend. Es war notwendig, daft 30 kg im 1 Sekundentak t gehoben wurden. Wie aus den erhal tenen Resul ta ten hervorgeht , ist es zwei~elhaft, ob die Arbe i t s lds tung nicht selbst bei diesem raschen Takt bel geniigend hohem Trainings- s t andard , ,unendlich" wird.

Vom 17. resp. 18. ab wurde also, wie es aus Tabelle 1 und Abb. 1 hervorgeht , die Arbei t im 1 Sekundentak t fortgesetzt. Die Anfangs/eistung war bei diesem Tak t natiirlieh, wie nach .Palm$ns Versuehen zu erwarten war, betri~chtlich ge- r inger als die letzte Tagesleistung im 2 Sekundentakt . Danach zeigte aber die Trainingskurve im groften ganzen denselben Vcrlauf wie im friiheren Teil des

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Versuches. Schon am 25. II . waren die Personen, die 20 Versuehsperioden arbeite- ten, bei einer Tagesleistung yon ungef/~hr 40000 mkg angelangt. Tro$z der an- gegebenen UnregelmiiBigkeiten im Training, die leider vorgenommen werden mul3ten, batten diese Personen also binnen 25 Tagen und bei doppelt so raschem Arbeitstakt und kiirzeren Pausen ein Tagesresulta$ erreicht, welches das yon Peder naeh doppelt so ]anger Trainingszeit erhaltene betr/ichtlich iiberstieg. Es ist mSglich, dab dies zum groBen Teit darauf beruhte, dab in meinen Versuchen mehrere Personen arbeiteten, wodureh sich ein gewisser Wettbewerb geltend machte, da jeder den anderen iibertreffen wollte. Die Arbeitsfrcude und das Interesse wurden mehr angeregt, als wenn eine einzige Person allein gearbeitet h~ttte. Es erseheint mir aber trotzdem wahrscheinlich, dab die gewaltige Steige- rung der Arbeitsleistungen nicht dadureh allein erkl/trt werden kann. Sio diirfte vielmehr mit einem rationeller angeordamten Training in Zusammenhang zu bringen sein. Die ~bung wurde nieht, wie in Peders l~/illen, bis zur vollstandigen Erseh6pfung betrieben 1. Bei denen, die nut 10 Perioden t/~glich hoben, war die Steigerung der Tagesleistungen nicht so ausgesprochen. Man bekommt zun~chst den Eindruek, dab das durch Training zu erlangende Arbeitsmaximum nahezu erreieh~ war. Dies fiihrt zu der Vermutung, dab ein tiigliehes Training ~on 10 Pe-

rioden dureh 50 [rage kaum dasselbe Resultat ergeben wiirde wie eines mit 20 Pe- rioden dutch 25 Tage.

Die Le i s tung der Versuchspersonen w~hrend ihrer Arbe i t sze i t bel ief sich ungef/ ihr auf 0,2 PS. Diese Ziffer s t i m m t z iemlich gu t m i t d e m l ~ x i m u m fiberein, das m a n be i Arbe i t , d ie li~ngere Ze i t h i n d u r c h ge- le i s te t wurde , ge funden ha t . Tats/~chlieh i s t d ie Arbe i t s l e i s tung jedoch he t r~ch t l i ch gr6Ber als die an der A r b e i t s m a s c h i n e gemessene. Diese r eg i s t r i e r t nu r die pos i t ive P h a s e de r Arbe i t . Die ausgeff ihr te A r b e i t b e s t e h t n u n a l le rd ings zum b e d e u t e n d e n Tei l in de r H e b u n g des Ge- wiehtes , es m u ~ abe r auch e ine n i c h t ger inge Energ iemenge f f e igemach t werden, u m das Gewicht be im t I i nun t e r ] a s sen zur i i ekzuha l ten , so d a b es n i c h t m i t ye l l e r K r a f t auf den Boden sehl~gt . Auf eine Seh/~tzung der h ie r i i i r e f forder l ichen Ene rg iemenge wil l ieh reich n i c h t einlassen. Die Ver / inderungen an Johanssons Arbe i t smaseh ine , die ich a n e iner ande ren Ste l le m i t g e t e i l t habe , e rm6gl ichen es indes, auch diese Brems- a r b e i t d i r e k t zu messen, was v ie l l e i ch t Gegens t a nd e iner sp / i te ren Mit- t e i lung werden mag .

Wer in der Zeit, da die Arbeit vor sich ging, ins Laboratorium kam und sah, wie ein Gewieh$ veto 30 kg jede Sekunde ~/2 m gehoben und gesenkt wurde, in einer Weise, die lebhaft an die Bewegung des Kolbens in einer Dampfmaschine erinnerte, und den muskul6sen verschwitzten K6rper der naekten Versuehs- personen gesehen hatte, wiirde gewiB den Eindruck bekommen haben, dab es sieh hier um eine auch nach technischem ~Iafle bedeutende Arbeitsleistung han- delte. Der entwickelte Effekt war indes, wie oben gezeigt wurde, tats/ich]ich sehr gering, nur 0,2Pferdekr~,fte oder ungef~hr 0,145 kW. 1 kW-Stunde kostet in Stockholm 28 Pfennig. Vollst/~ndig in Elektrizitat tibertragen, wiirde also die anscheinend so hedeutende Arbeit ungef~hr ausgereicht haben, um das Zimmer

1 In dieser Beziehung stimmen also diese Versuche beziiglieh der schweren l~uskelarbeit mit den friiher yon CJhrwall (Skand. Arch. Physiol. [Berl. u. Lpz.] 19, 262 [1907]) bei Pr/~zisionsarbeit erhobenen Befunden fiberein.

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mit der erforderlichen Beleuchtung zu versehcn, was dcr Versuchsperson das hohe Einkommen yon ungefs 4,2 Pfennig pro Stunde verschafft haben wtirde. Diese einfache (~berlegung gibt eine gute Illustration ftir die Bedeutung der Maschinen in der Kulturgemeinschaft. Der Mensch ist eine sehr schwache Maschine.

Naeh 25t~gigem Training wurde die Arbeit am 25. I I . unterbroehen. Der Grund daffir, dab das Training schon naeh so kurzer Zeit einge- stellt wurde, war im wesentliehen versuchstechniseher Natur. Nach einer Pause yon etwa 14 Tagen, am 10. I I I . , wurde die erste Probe darauf vorgenommen, wie s tark die Arbeitsleistungen nach AufhSren des Trainings gesunken waren. Der Riiekgang fiir diejenigen, die 10 Perioden t~glich gearbeitet hat ten, war unbedeutend oder fehlte g~nzlieh. Fiir diejenigen, die zwei 10-Perioden gearbeitet hat ten, konnte dagegen eine betri~chtliehe Verschlechterung beobachtet werden. Sie erreichten nur 76 resp. 76,4% der Leistung beim AufhSren des Trainings. Nach einer weiteren Pause yon etwa 3 Wochen oder am 31. I I I . war die Leistung bei ihnen ungef~hr auf die H~lfte gesunken. Auf diesem Niveau sehienen sie sieh naehher dureh einige Zeit zu halten. Diejenlgen, die 10 Perioden t~glich gearbeitet hat ten, zeigen welter nur einen unbedeutenden Riickgang.

Naeh ungef~hr einem Jahr wurde die Arbeit wieder aufgenommen. Es zeigte sieh da, da~ die Arbeitsresultate bei beiden Gruppen yon Ver- suehspersonen noch starker zuriiekgegangen waren, und zwar auch dies- real mehr bei denjenigen; die 20 Perioden t~glieh Srainiert hat ten, und die urspriinglich auf dem hSchsten Niveau gestanden waren. Am bemerkenswertesten ist aber, dab diese Personen nach einer Arbeits- pause yon einem Jahre nicht mehr auf einem hSheren Niveau stehen als diejenigen, die nur l0 Perioden t~glieh gearbeitet hat ten. Naeh einem Jahre ist der Untersehied zwischen den beiden Gruppen voU- st~ndig ausgeglichen, t rotzdem die eine Gruppe frfiher, per Arbeitsserie yon 10 Perioden gereehnet, ungef~thr doppelt so hoch gestanden ha t te wie die andere. Dagegen stehen beide Gruppen auf einem entsehieden hSheren Arbeitsniveau als zu Beginn des Trainings.

I)ieses bemerkenswerte Verhalten verdient einige Worte der ErSrte- rung. Es erseheint wenig wahrseheinlieh, daB die erhalten gebliebene Arbeitsf~higkeit darauf beruhen sollte, dab sich die Muskeln whhrend des Trainings starker entwickelt h~tten, und dab diese Mehrentwick- lung zum Tefl noeh nach 1 Jahre erhalten geblieben wi~re. [ Inter solehen Verh~ltnissen kann man nicht leicht erkl~ren, warum diejenigen, die sieh mehr trainierten, nicht auch weiterhin der weniger trainierten Gruppe iiberlegen sein sollten. Das erSrterte Verhalten diirfte vielmehr auf Ursaehen ganz anderer Na tur beruhen. Ffir den nicht Bewanderten mag es vieUeicht den Anschein haben, dab die an Johanssons Arbeits- masehine ausgeffihrte Arbeit yon einer so auSerordentlich einfachen Ar t

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sei, dab ihre Ausffihrung keinerlei technische Fer$igkeit voraussetzt. Sie besteht ja nur darin, ein Gewicht in einem gewissen Tak t zu heben und wieder hinunterzusenken. Anfangs war auch ich dieser Ansicht. Die Sache verh~lt sich aber nicht so. Die nicht trainierten Versuchs- personen ffihrten die Arbeit anfangs derar t aus, dab ungef~hr die H/ilfte der Zeit auf das Heben, die andere H~lfte auf das Senken der Las t entfiel. Es wurde also beinahe durch die ganze Zeit der Arbeitsperi- oden Muskelspannung entwicke]t. Die nStigen Pausen bei den Wende- punkten ~r ~ui]erst minimal. Nachdem einige Zeit trainier~ worden war, bemerkte man, dab sich die Arbeitstechnik bei der einen oder anderen Versuchsperson /inderte. Man sah, dab sie jetzt ungef/~hr die ~/~lfte der Zeit zur Hebung und Senkung des Gewichtes und den l~est zu Arbeitsp~usen verwendete, in welchen die Arme ganz erschlafften

1Vicht $ra$niert

Zeit ~/~ Svk.

Train~ert

Abb. 2.

und das Gewicht auf dem Boden ruhte. Diese Teehnik erwies sieh der urspriinglichen betr~chtlich fiberlegen und fiihrte, allem Anschein nach, zu bedeutend besseren und schnelleren Resultaten. Zur gr6Beren Sicherheit wurden die Ergebnisse registriert. Die erhaltenen Kurven zeigen mit groBer Deutlichkeit einen charakteristisehen Untersehied zwischen tr~inierten und nieh~ traJnierten Versuchspersonen.

Die auf Abb. 2 ersichtlichen Kurven erhielt man in der Weise, dab m a n einen elektrischen Strom schlol], wodurch die Feder naeh unten gebracht wurde, wenn sich der Griff in einer der Endlagen befand. Beim nicht~rainierten Individuum sieht man, dal3 die Pausen in beiden Endlagen sehr kurz sind. Die Kurve der Trainierten zeigt eine kurze Pause in der oberen End]age und eine l/~ngere in der unteren Endlage, wi~hrend das Gewicht auf d e m Boden stand. Sobald die Sache klar war, wurden diejenigen, die noch nich~ selbst auf die neue Technik verfallen waren, darin instruiert. Ich stelle mir die Sache nun so vor, daft die Erinnerung an diese Technik bei den Versuchspersonen nooh

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156 E. Abramson: Uber ~uskelkraft

fortbesteht, nachdem das Training der Muskeln zurfickgegangen ist. Bei Wiederaufnahme der Arbeit nach 1 Jahre begannen die Versuchs- personen n~s schon nach einigen wenigen Hiiben auf die Weise zu arbeiten, die als vorteilhaft befunden worden war. Dall dies zu einem besseren Resultat ffihren mul3, erseheint zweifellos. Die statisehe Komponente der Muskelarbeit (das Produk~ Spannung • Zeit z) wird hierdurch bedeutend verringert. Die gemessene Arbeit bestand darin, das Gewieht zu heben. Jede Anstrengung, die auf das Halten oder Senken des Gewiehtes kam, ist also yon diesem Gesichtspunkte als unniitzliche Arbeit zu betraehten, die so weir wie mSglieh ausgesehlossen werden soll. Die Arbeit an Johanssons Arbeitsmaschine wird also einigerrnallen erleiehtert, wenn man ihre Technik erlernt hat, sie ist aber andererseits so einfach, dab aueh diejenigen, die nur 10 Perioden t/~glieh trainierten, sie sich leicht aneignen konnten.

Ffir einen Tell tier nach einem Jahre fortbestehenden ErhShung der Arbeitsresultate k~nnte man vielleicht an einen anderen Grund denken. Die meisten Versuehspersonen waren jung, etwa 20 Jahre alt, einige yon ihnen hat ten w~hrend des dazwischenliegenden Sommers einen Teil ihres Milit/~rdienstes geleistet. Beide Umst/inde kSnnten dahin gedeutet werden, dab sie im ~ebruar 1929 physiseh etwas besser zur Ausfiihrung schwerer KSrperarbeit geriistet waren, als 1 J ah r vorher. Hiergegen mull aber hervorgehoben werden, dal3 sich die Versuchsperson, die 32 Jahre alt war, und diejenigen, die im Laufe des Jahres keinen Milit~r- dienst geleistet hatten, ebenso verhielten. Wenn die erw/~hnten Faktoren irgendeinen Einflull gehabt haben, so scheint jedenfalls ziemlieh un- bedeutend gewesen zu sein.

Ich will nun fiber die Trainingsversuehe berichten, die gemaeht wurden, um dutch LTbung eine Steigerung des Pr~zisionsvermSgens zu erreichen. Die Aufgabe bestand darin, dal3 man Zwirn in eine Nadel einf~deln liel], eine Verriehtung, die offenbar keine nennenswerte Muskel- kraft erfordert.

Die benutzten Nadeln trugen die Bezeiclmung Leo Lammertz, Aachen, for ]3. J. & C. Sharps 6, hatten eine L~nge yon 40 ram, ein vergoldetes Or mit einem M~ yon ungef~hr 1,00 • 0,40 ram. Der Zwirn trug die Marke Clark & Cos extra quality 12, weir, mit einem ungef~hren Durchmesser yon 0,35 ram. Vor jede Versuchsperson wurde ein Nadelkissen mit einer sehr grol~en Anzahl yon Nadeln (etwa 200) gestellt. Die Zwirne wurden querriber gerade in ungef~hr dezimeter- langen Stricken abgeschnitten und in Biindeln zwischen ein paar Pappendeckel won geeigneter GrSl]e, die mit ein paar Gummib~tndern zusammengehalten waren, gesammelt.

Bei den Versuehen, die yore 2. I I . bis zum 3. I I I . 1928 dauerten, wurden die Versuchspersonen in 2 Gruppen eingeteilt, yon welehen die eine t~glich durch eine Periode yon 20 Minuten arbeitete, die andere

z Siehe n~heres bei Abramson, Energieumsatz bei Muskelarbeit.

Page 10: Über Muskelkraft und technische Fertigkeit während und nach einer Trainingsperiode

und technische Fertigkeit w~hrend und nach einer Trainingsperiode. 157

dureh zwei solehe Perioden, die dureh ein Intervall yon einer x/2 Stunde getrennt waren. Ffir jede Periode von 5 Minuten wurde gez~hlt, wieviel Nadeln eingef~delt waren. Die Gesamtresultate sind in Tab. 2 und Abb. 3 zu linden. Auch hier gilt, dab das Resultat der zweiten Versuehs- periode, ohne daft eine Erkt~rung fiir dieses Verh~Iten gegeben wer- den kann, mitunter gr613er, mitunter kleiner war a]s das der ersten. Die Versuehspersonen waren auch in diesen Falle mi~nnliehe Mediziner im Alter yon etwa 20 Jahren (auBer dem Verf.) und nahmen, mit einer Ausnahme (E.), nicht gleiehzeitig an den Versuchen teil, die an Johans- 8ons Arbeitsmasehine ausgeffihrt wurden. Sie waren 6 an der Zahl, auf beide Gruppen gleieh verteilt. Ein Bliek auf die Kurven zeigt, daB das Training in diesem Falle durchaus nicht eine so gleichmi~l~ig wachsende Steigerung der Leistungen gibt, wie es bei der Muskelarbeit der Fall war, weder beim einzelnen Individuum noch liir die beiden Gruppen. Ein interessantes Verhalten soll aber hervorgehoben werden. Wie es aueh bei der Muskelarbeit der Fall war, kommt es nieht selten vor, daI3 die Leistungen naeh einer Pause yon einem Tage trotzdem betr~chtlich gestiegen sind. W e n n die Arbeitspause l~nger wird, wie es in einzelnen F~tllen vorkam, entsteht jedoch eine Versehlechterung, was man ja auch erwarten muflte. Ob diese Erscheinung darauf zuriickzufiihren ist, dab das Training auf eine andere und rationellere Weise ge~ndert werden konnte, dartiber kann ich reich nicht ~ul~ern. ]Is ist ja mSglieh, dab ebenso gute Resultate h~tten erreieht werden kSnnen, auch wenn das Training nicht so gut wie immer t~glich vorgenommen worden w~re.

Tabelle 2. Prdzisionsleistung. Arbeitsleistung pro Tag und 20 Minuten Arbeitszeit.

V e r s u c h s p e r s o n e n D a t u m

E. F. G. H. I . K, X.

2. II. 1928 3. II. 1928 4. II. 1928 5. II. 1928 6. II. 1928 7. II. 1928 8. II. 1928 9. II. 1928

10. II. 1928 11. II. 1928 12. II. 1928 13. II. 19281 14. II. 1928' 15. II. 1928 16. II. 1928 17. lI. 1928 18. II. 1928 I I]

29 49 73

67 61 75 82 92 82

64 78 91 85 68 75

13 22 35

6O 52 75 55 73 51

.02 80 83 75 85 85

11 24 18

32 49 74 71 86 74

85 62 83

87 89

33,0 61,0 53,0

51,5 60,0 55,5 46,5 54,5 83,5

80,5 77,0

105,5 98,0 90,5 81,0

47,5 49,5 52,5

86,0 76,5 87,0 89,0

102,5 100,5

i01,0 98,5

105,5 106,0 103,5

46,5 69,5 80,5

79,0 95,0

101,5 121,5 140,5 170,0

222,0 247,0 227,0 251,0 250,5 237,5

65,5 109,0 124,5 150,5 158,5 169;5

222,5 256,0 255,5 251,5 265,0 261,0

Page 11: Über Muskelkraft und technische Fertigkeit während und nach einer Trainingsperiode

1 5 8 E. Abramson: t3ber Muskelkraft

Tabelle 2 (Fortsetzun9).

Ve~suchspersonen Datum

E. F. G. H. I. K. X.

19. II . 1928 20, IL 1928 21, IL 1928 22. I I . 1928 23. II . 1928 24. I I . 1928 25. I L 1928 26. I L 1928 27. I L 1928 28. IL 1928 29. I I . 1928

1. I I I . 1928 2. I I I . 1928 3. I I I . 1928

24. I I L 1928 26. I I I . 1928 28. I I I . 1928 23. IV. 1928

7. V. 1928 31. V. 1928

8. VI. 1928 22. I . , 1929 24. L 1929 26. I. 1929 28. I. 1929 29. I. 1929 30. I. 1929 31. I. 1929

1. I I . 1929 4. I L 1929 5. I I . 1929 7. I I . 1929 8. I I . 1929 9. I I . 1929

l l . I I . 1929 12. II . 1929 13. I I . 1929 14. I I . 1929 15. I I . 1929 16. IL 1929 18. II . 1929 19. I I . 1929 20. II . 1929

98

- - m

123 105 114 101 119 112 116 90 120 123 134 96

148 92 154 156 109 158 116 171 109

119 152

122 141

98

108

120 147 167 169 169 183

- - _ _ - - " r

32,0 131,5 i 211,5 255,5 78,0 126,0 250,0 ~4,5 121,5 i 267,0 251,0 ~9,0 125,0 I 251,5 270,5

139,0 26%0 250,5 ~7,5 154,5 249,5

~0,5 169,0 259,0 ~1,0 145,5 254,5 256,0 ~1,5 ~4,5 147,0 258,5 261,5

I )8,0 i 259,5

110,0 ~1,0 215,0 238,0

1 I0,0 200,0 209,0 14,0

208,0 l l 2 ,0

157,5 166,5 190,5

88,0 200,0 208,5

102,5 217,5 228,0

130,0 222,5 229,5 225,0 232,5 237,0 236,0 215,0 k rank k rank 235,5 233,0 230,0 240,5 247,5 243,5

Die Versuchspersonen E., F. und G. arbei te ten 1 Periode pro Tag, H., I., K. und X. 2 Perioden. In der TabeUe werden die Tagesresultate fiir die 4 letz- teren halbier~, um sie direkt mi t den Resu l ta ten der 3 e rs tgenannten Versuchs- personen vergleichen zu kSnnen.

Page 12: Über Muskelkraft und technische Fertigkeit während und nach einer Trainingsperiode

und technische Fertigkeit wiihrend und naeh einer Trainingsperiode. 159

Aus den Kurven sieh~ man, dab K., der zwei Perioden tgglieh trai- nierte, die h6chsten Resultate erreicht. Als Nr. 2 trier aber F. auf, der nur eine Periode t~glieh trainiert hatte. D i e anderen Versuchspersonen kommen danaeh auf ungef~hr dasselbe, aber niedrigere Niveau, ohne einen offenbaren Untersehied in den Resultaten zwischen denen, die einmal und denen, die zweimal ~gl ich trainierten. In dieser Hinsicht besteht also ein entschiedener Untersehied zwischen den Pri~zisions- versuehen und denjenigen, die an der Arbeitsmaschino ausgeffihr~ wurden. Als das Training unterbroehen wurde, t ra t bei denjenigen Ver-

I

/ / \ ' , , ' / "-.~ .... \ 250 . . . . . . . . . . E .",. / " " \

- - f / \ / '\ / 'q, " \ i ................. 6' / .,, i "'.

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Abb. 8. Prlizlslonsarbeit.

suchspersonen, die die hSchsten Resultate erlangt hat ten -- keineswegs dieselben, die das grSBte Training durchgemacht hat ten -- ein allmi~h- liches Absinken der ECesultate ein. Diojenigen, die weniger bedeutende l~esultate erlangt hasten, wiesen eine bedeutend geringere Senkung auf. In allen F~llen sind die Senkungen deutlich ldeiner als bei der Arbeit an Johanasons Maschine. Noch nach 1 Jahre ist das Training in bedeuten- dem Ausmal~e erhalten geblieben. Die mit geringerem Erfolg Trainierten weisen weiter gerJnge oder keine Senkung auf, die hSchst Trainierten sind um ungef~hr ein Drit tel zurtickgegangen. Diejenigen, welche die gr6J3te Senkung aufgewiesen, wurden wieder trainiert. Aus diesen Ver- suchen geht jcdoch nicht hervor, ob sie schneller die HSchstresultate erreichen als das vorige Mal, da sie auf demselben Niveau standen.

Page 13: Über Muskelkraft und technische Fertigkeit während und nach einer Trainingsperiode

160 E. Abramson: l~ber Muskelkraft

Man sieht also aus diesenVersuchen, dab fiir die Erreichung einer gesteigerten teehnischen Fertigkeit durch Ubung die .,,Begabung", die Anlagen bedeutend aussehlaggebender sind Ms bei der reinen Muskel- arbeit. Es ist aussichtslos, zu versuchen, eine Person, der die Voraus- setzungen hierfiir fehlen, in einer technischen Fertigkeit zu trainieren. Wenn es sich dagegen um reine Muskelarbeit handelt, erscheint es viel wahrseheinlicher, dal] bei einem rationell betriebenen Training sehr gute Resultate erreicht werden k5nnen, und zwar auch yon solchen, die anfangs eine ziemlich schwach entwickelte Muskulatur haben. Die ffir die Muskelversuche verwendeten Personen mill]ten sonst eine ent- sprechende Variation in den Arbeitsresultaten aufweisen, was durchaus nicht der ]?all war. In den verschiedenen Gruppen zeigte die Steigerung der Resultate bei den verschiedenen Versuehspersonen vielmehr einen ungef~hr identischen Verlauf. Was die Nadelversuche betrifft, scheint es, als ob, nach dem yon K. erreichten Resultat zu schliel~en, eine Sehne]ligkeit yon 250 Nadeln per 20 Minuten bei ibm das Maximum w~re~ Das Einf~deln der Nadeln sctzt ja gewisse, allerdings reeht kleine Bewegungen yon Armen und H~nden voraus. Die Geschwindigkeit kann sehon aus diesem Grunde nicht fiber ein gewisses Mal~ gesteigert werden. Es hat vielleicht ein gewisses Interesse, die Resultate K. 's mit denjenigen zu vergleichen, die eine junge Medizinerin X. erhielt, die gleichfalls an den Ubungen teilnahm. Sie begann, wie aus Tab. 2 hervor- geht, auf einen betr~chtlich hSheren Anfangsniveau, was offenbar auf friiherem Training beruht, erreichte aber gleichwohl kein hSheres Endresultat als K. Auch in bezug auf das Einf~deln war bei denen, welehe die hSchsten Resultate erreichten, eine yon derjenigen der an- deren wesentlich verschiedene Technik zu beobachten.

Eine systematische Untersuchung in bezug auf die Tcchnik der verschiedenen Arbeitsweisen und ihre Bedeutung wurde nicht vorgcnommen, weft die Technik offenbar fiir jede verschiedene Form yon Pr~tzisionsarbeit verschieden ist, und ich der Ansicht war, dal] es kcin groBes Interesse habe, die Verht~ltnisse beim Nadeleinfitdeln detailliert zu studieren. Man sah abcr, dab die Ungeiibten im allgemeinen das Zwirnende ziemlich frei in der Luft gegen eine zwischen den Fingern der andcren Hand fcstgehaltenen Nadel fiihrten - - den Zwirn in die Nadel fgdelten - - w/~hrend die Geschicktercn auf entgegengesetzte Weise vor- gingen. Sie hielten eine Anzahl Zwirncnden dermaBen zwischen Daumen und Zeigefinger der linken ttand, dab nur ein kleines Stiickchen hervorragte. )]lit der rechten Hand wurden die Nadeln in die Spalte zwischen den Fingern, welche die Zwirne festhielten, hinuntergeftihrt. Die Nadel wurde in der Regel ohne eigent- liche Mithilfe des Gesichtssinnes hauptsi~chlich nach dem Geftihl auf den Zwirn gefiidelt. Es ist klar, dab sowohl die Muskelarbeit wie die GrSl3e der ausgefiihrten Bewegungen durch das letztere Veffahren betr~chtlich verringert wurden.

SchlieBlich mag eine Beobachtung al]gemeinerer l~atur erw~hnt werden, die sowohl fiir die Muskelfibung wie ffir die Pr~zisionsarbeit gilt. Es ist oft vorgekommen, dal3 eine Person vor Beginn der Tagesarbeit

Page 14: Über Muskelkraft und technische Fertigkeit während und nach einer Trainingsperiode

und teehnische Fertigkeit w~ihrend und nach einer Trainingsperiode. 161

die Vermutung hu~erte, dab das diesmalige I~esult, at ziemlich schlecht werden wfirde, wail sie sich miide und unlustig fiihle. Of~ zeigte sieh uber, dab die Vorhersage nicht zutraf. Aueh das entgegengesetzte Ver- halten kam vor. Die Versuchsperson konnte vor Ausfiihrung des Ver- suches erkl:,iren, dab sie sich auiterordentlich gut ,,in Form" ffihle und deshalb ein vortreffliches R.esultat erwarte. Aucli ein solches Vorgefiihl war oft direkt unriehtig.. ])as Resultat entsprach also oft keineswegs den Erwartungen, und man hat den Eindruck, dal~ die Versuehsper- sonen in der l~egel nicht im voraus imstande waren, mi~ Sicherheit den Grad der k(inftigen Leistungen abzuschgt, zen.

Zusammen/assung.

Eine Anzahl Versuchspersonen wurden in Muskelarbeit an Johans- sons Arbeitsmaschine, oder in Pr~izisionsarbeit, die im Einf/idehl yon Zwirn in eine Nadel bestand, trainicrt. In einer Versuchsperiode yon etwa 1 Monat trainierten einige Versuchspersonen einmal thglich, andere zweimal t~glich. Nach Aufh6ren des Trainings wurde der ~fickgang der Leistungen im Laufe yon 1 Jahre untersucht. Man fand:

1. Eine durch Training erworbene muskuliire Fert.igkeit geht zuerst schnell, nachher langsamer zurfick. Je h6her die Fertigkeit durch Trai- ning gesteigert ist, mn so gr6Ber die dar~uffolgende Senktmg.

2. Nach einer Unterbrechung yon 1 Jahre standen die Versuchsper- sonen auf demselben Standpunkte, unabh~ngig davon, ob sie bis zu einem h6heren odor niedrigeren Niveau trainiert waren. Man kann also nach der bei Aufh6ren des Trainings erreichten ]d'ertigkeit allein nieht darauf sehlieBen, wieviel beispielsweise naeh 1 Jahre erhalten sein wird.

3. Alle Versuchspersonen zeigten jedoch nach 1 Jahre grSBere Leistungsf~higkeit als zu Beginn des Trainings. Diese gesteigerte F/~hig- keit beruht wahrseheinlich darauf, dab zu dieser Muskelarbeit eine ge- wisse Technik geh6rt, die naeh dem Erlernen langer bestehen bleibt als die Erh6hung der reinen Muskellcraft und daher ein besseres Anfangs- resultat erm6glicht.

4. Beim Training soil die Arbeit nicht bis zur v611igen E~sch6pfung der ti~tigen Muskeln betrieben werden, wenn man gute l~esultate er- zielen will.

5. Bei Pr~zisionsarbeit bleibt die erworbene Fertigkeit l~tnger und auf hSherem 1Niveau bestehen als die Steigerung der Muskelkraft. Die Fertigkeit sinkt um so mehr, je hSher sic gewesen ist.

6. Hohe technische Fertigkeit k~nn nicht ohne besondere Anlagen erworben werden. Eine Person mit guten natfirlichen Anlagen kann weiter kommen als eine mit weniger guten, aueh wenn die letztere mehr t rainier~.

Page 15: Über Muskelkraft und technische Fertigkeit während und nach einer Trainingsperiode

162 E. Abramson: ttber ~uskelkraf$ und technische Fertigkeit usw.

7. U m ein hobos muskul/s Le i s tungsve rmSgen zu erre ichen, i s t das T ra in ing yon gr6l]erer B e d e u t u n g als die Anlagen .

8. Die T ra in ingsku rven ve r l au fen bei Muske l t r a in ing i m a l lgemeinen gleichm/~ftiger und var f ie ren zwischen e inem und dem anderen Tag weniger, als es bei :Pr/s der F a l l ist .

9. Die Tages le i s tung wuchs be i Muskel- wie Pr~s of t yon e inem A r b e i t s t a g zum n/~chsten, auch wenn zwischen diesen ein R u h e t a g eingeschal te~ war .

10. ] )as eigene Geffihl der Versuchspersonen in bezug auf Arbe i t s - f/s erwies sich oft als i r ref i ihrend.

Literatur. .4bramson, Om sambandet mellan n&gra olika idrottsgrenar. Sv. Idrot t 1924.

- - Energieumsatz bei Muskelarbeit. Z. Arb.physiol. l, 480 (1929). - - Ohrwall, ~ber den EinfluB der Mfidigkeit auf den ~bungswert der Arbeit. Skand. Arch. Physiol. (Berl. u. Lpz.) 19, 262 (1907). - - Palm,n, t~ber die Bedeutung der I~bung fiir die Erh~hung der Leistungsf/~higkeit der Muskeln. Skand. Arch. Physiol. (Berl. u. Lpz.) 24, 168 (1910--11) - - ~ber die Einwirkung verschiedener Variabeln auf die Ermiidung. Skand. Arch. Physiol. (Berl. u. Lpz.) 24, 197 (1910--11). - - Peder, Neue Versuche fiber die Bedeutung der ~bung fiir die Leistungsf/ihigkeit der Muskeln. Skand. Arch. Physiol. (Berl. u. Lpz~) 2~', 315 (1912).


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