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Fachstelle für Religionspädagogik

Hirschengraben 66 | 8001 Zürich | Tel. 044 266 12 82 | [email protected] | www.religionspaedagogikZH.ch

Umgang mit Störungen

im HGU

Klassenführung

oder: Wie umgehen mit Störungen und

Konfliktsituationen?

1. Was ist eine Störung?

2. Aufbau erwünschten Verhaltens (Prävention) 3. Abbau unerwünschten Verhaltens (Intervention)

4. Umgang mit Eltern 5. Training an Fallbeispielen

6. Persönlichkeit HGU Frau/HGU Mann

Fachstelle für Religionspädagogik | Uta-Maria Köninger | 2018_WB Störungen im HGU

Was ist eine Störung?

Wenn Kinder hin-und her zappeln und dadurch die anderen Kinder stören

Wenn Kinder miteinander reden, während die HGU Frau/Mann etwas sagt

Wenn ein Kind die ganze Aufmerksamkeit der HGU Frau/Mann beansprucht

Wenn Kinder respektlos miteinander umgehen (schlagen-schubsen-zerstören)

Wenn Kinder vereinbarte Regeln nicht einhalten

Wenn Kinder Fragen stellen, die nicht zum Thema gehören

Wenn sich Kinder nicht in die Gruppe integrieren lassen

Wenn Kinder die Anweisungen der HGU Frau/Mann nicht umsetzen

Aufgabe

1. Kreuze an, was für dich eine Störung ist. 2. Kennst du noch weitere Störungen? Ergänze die Spalten. 3. Setze einen roten Punkt auf die Störung, die du gerne bearbeiten möchtest.

KLASSENFÜHRUNGBASICS

Uta-Maria Köninger, Zürich 2017

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URSACHEN VON STÖRUNGEN

Fokus ist meist auf Kinder gerichtet

«Was tue ich, wenn…?»

Entscheidend ist das Verhalten der Lehrperson

Nicht Reaktion auf Störungen ist wichtig

sondern ein präventiver Umgang, der Störungen entgegenwirkt

(Jacob Kounin)

«Was tue ich, damit nicht…?»

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KLASSENFÜHRUNG

Ist ein Geflecht von verschiedenen

Aspekten, die zusammenwirken

Hat zum Ziel: lernförderliche Situationen herzustellen

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Lehrperson

FachwissenEmpathieSelbst-reflexionGlaubwürdigkeitAutoritätOrientierung

Qualität des UnterrichtsKlima, Beziehungsqualität, Fehlerkultur, Klarheit, Struktur, Umgang mit Vielfalt, Verschiedene Lehr- und Lernangebote

KlassenführungPräsenz, Regeln, Routinen,Rituale, Abbau unerwünschten Verhaltens, Aufbau erwünschten Verhaltens

Aktive LernzeitUnterrichtsfluss

KontextZusammenarbeit Eltern- Schule, Klassenzusammensetzung, Klassenklima

PRÄVENTION

durch vorausplanendes Handeln

Rituale, Routinen, Präsenz der K

Vereinbarung von Regeln und Konsequenzen

Klärung von Verantwortlichkeiten

Vorbereitung des Raums/der Materialien

durch Kooperation mit

Kolleg(inn)en und (Feedback, Visitation)

Eltern (proaktive Elternarbeit)

Pfarrer/Missionar

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DIAGNOSE

Zusammensetzung der Gruppe: besondere

Stärken, Cliquenbildung, Aussenseiter

Feedbackkultur unter den KatechetInnen (K)

Kooperationskultur unter den K

Zusammenarbeit zwischen K und Eltern

Unterstützung K durch Pfarrer/Missionar

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BREITE AKTIVIERUNG

Verhaltensweisen, die die ganze Gruppe/Klasse aktivieren:

Lebendiger, anschaulicher Lehrstil

Anregende Lehrmethoden (Kooperatives Lernen)

«Könnens-Erfahrungen» vermitteln durch verschiedene Lernangebote

Pausen oder Übergänge gestalten

Kinder als «Experten» für andere Kinder einsetzen

Kinder etwas präsentieren lassen

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UNTERRICHTSFLUSS

Lernzeit wird aktiv genutzt

«Zeitdiebe» (Verzögerungen/Unterbrechungen) werden minimiert wie z.B:

Unpünktlichkeit

Lange Ausführungen, unnötige Kommentare

Schleppende Übergänge zwischen Lernschritten

Wartezeiten beim Austeilen der Medien

Schwierigkeiten mit Technik und Medien

Unflexibilität bei Störungen

Unterbeschäftigung einzelner Gruppen

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QUALITÄT DES UNTERRICHTS

Lernförderliches Klima

Unterstützung anbieten

Freundlichkeit pflegen

Wechselseitiger Respekt einüben

Motivierung: weder unter- noch überfordern

Fehlerkultur

Klarheit und Struktur

Methodenvielfalt

aktiv an der Gestaltung des Unterrichts beteiligen

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REGELN UND PROZEDUREN

Rituale Ruheritual, Stilleübung

Regeln Verbindliche Abmachungen

«Wenn ich etwas erkläre, hören alle zu», schreib weiter

Routinen «zu Beginn der Stunde geht ihr zu eurem Tisch, packt euer Schreibmäppchen aus und setzt euch. Ihr dürft leise miteinander reden. Wenn ich dieses Zeichen mache, seid ihr alle still und hört zu»

Nonverbale Signale, Gesten, Symbole

Stoppsignale: gelbe und rote Karten für unerwünschtes Verhalten

Präsenzsignale: Stillezeichen «give me five», Blicke

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PRÄSENZ DER KATECHETIN

K hat alles im Blick (Augen im Hinterkopf):

vermittelt den Eindruck, dass ihr nichts entgeht

K steuert durch verbale und nonverbale Kommunikation (Bemerkungen, Anweisungen, Blicke)

K beherrscht «multi-tasking»:

kann z.B. die Störenden in einer Gruppe ermahnen,

ohne die Kontrolle über die Gesamtsituation zu

verlieren

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PERSÖNLICHKEIT DER KATECHETIN

Präsenz in Auftreten und Körpersprache

Glaubwürdigkeit

Selbst Modell sein für Berechenbarkeit und Respekt

Souverän bleiben, ganz gleich was kommt: Kinder sind keine Feinde, keine Kumpel

Wertschätzendes Erkunden, statt Anweisungen geben

Wünsche und Erwartungen klar äussern mit Empathie

An Stärken anknüpfen und diese weiterentwickeln

Reflexion des eigenen Unterrichtsverhaltens

Kollegiales Feedback zum eigenen Unterrichtsstil

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AUFBAU ERWÜNSCHTEN VERHALTENS

Aufbau akzeptablen Verhaltens

Positive Bekräftigung akzeptablen Verhaltens

Klassenregeln aufstellen und konsequent einhalten

Die Stärken der Kinder erkennen und nutzen

Fortschritte der Kinder erkennen und bestärken

Kindern helfen, einen emotionale Bindung aufzubauen

Geduldig in vielfältiger Form

Kontakt zu «schwierigen» Kindern halten

Aufrechterhaltung akzeptablen Verhaltens

Dosiertes und sachgebundenes Lob

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INTERVENTION – L-ZENTRIERT

Abbau unerwünschten Verhaltens

in Störungs- und Konfliktsituationen

ignorieren

humorvoll kommentieren

nebenbei nonverbal lösen

individuelle Ermahnung

kollektive Ermahnung

Änderung der Sitzordnung

situationsangemessene Sanktionen

Ankündigung von Sanktionen

Klarstellen von Verhaltensregeln

Anreize und Lob

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INTERVENTION - KOOPERATIV

3 Phasen der kooperativen Konfliktlösung:

gemeinsame Diagnose-Planung-Intervention

Phase 1

K zeigt Problem auf, alle sagen dazu ihre Meinung (anonym auf Kärtchen/Fragebogen), Gesamtdiagnose

Phase 2

Lösungsideen sammeln, Ziele festlegen, Vereinbarungen treffen, in Vertrag festhalten und visualisieren

Phase 3

Umsetzung der Planung, Kontrolle des Erfolgs durch K, visualisieren in Schaubild, Feiern des Erfolgs

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INTERKULTURELLE KONFLIKTE

Empfindlichkeit bei Zurechtweisung, wenn Fehlverhalten des Kindes kulturbedingt ist

Empfindlichkeit in Glaubensfragen, wenn Kinder unterschiedlicher katholisch geprägt sind

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INTERKULTURELL

Kulturelle Eigenart berücksichtigen

Kann ich „kulturelle Eigenart“ wertschätzen oder: bestehe ich auf den Anspruch „Regeln gelten für alle“?

Inklusion

Gehören alle mit ihrer Eigenart dazu und werden gleichwertig behandelt oder: werden einige besonders behandelt und in extra Gruppen eingeteilt?

Kulturell- oder entwicklungsbedingt

Schreibe ich „fremdes“, auffälliges Verhalten einer bestimmten „Kultur“ zu oder: sehe ich die Ursache eines Konflikts subjektbezogen und entwicklungsbedingt?

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LITERATUR – LINKS - VIDEOS

_Christoph Eichhorn, Classroom-Management. Wie Lehrer,

Eltern und Schüler guten Unterricht gestalten, 2015

_Christoph Eichhorn, pdf Elternmitwirkung:http://www.elternmitwirkung.ch/uploads/media/2011Eltern_wichtigste_Partner.pdf

_Klassenführung – Klasse Führung, Schulblatt Thurgau 1/2015:http://www.schulblatt.tg.ch/documents/avtg_schulblatt_1_2015_web.pdf

_Linzer Diagnosebogen zur Klassenführung: https://ldk.aau.at/

_Gerold Brägger/Norbert Posse, pdf Klassenführung: https://www.iqesonline.net/assets/FCKeditor/file/2-3_Klassenf%C3%BChrung%20und%20Unterrichtsklima.pdf

_Wolf Hilzensauer, SKILL: Umgang mit Störungen https://www.youtube.com/watch?v=7bwYtyax5V0

_Pearl Nitsche. Nonverbales Klassenzimmermanagementhttps://www.youtube.com/watch?v=Ahas0bepDwg

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Aufbau erwünschten Verhaltens (Prävention) Vorausplanung (Vor)Informationen einholen über Kinder bei Katechetinnen, Seelsorger, Klassenlehrerin über:

Klassendynamik: Cliquenbildung, Aussenseiter, Zusammenhalt, besondere Stärken

Sprache: welche Kinder tun sich schwer mit der deutschen Sprache?

Welche Kinder brauchen eine enge Begleitung?

Welche Kinder haben eine

lange Geschichte von Misserfolgen?

Welche Eltern sind besonders kritisch, besorgt, unsicher?

Unterrichtsplanung Wie kann ich als HGU Frau/Mann dieses Vorwissen in den Unterricht

einbeziehen? Verschiedene Lernangebote:

Angebote für die Förderung des Gemeinschaftssinns

Aufgaben für herausfordernde Kinder Aufgaben für lernstarke und lernschwächere Kinder

Was hast du schon

ausprobiert?

Was ist gelungen, was

nicht?

Was möchtest du neu

ausprobieren?

Routinen Routinen erleichtern das Unterrichten, da sie den Kindern wie der Katechetin die notwendige Handlungssicherheit geben. Routinen müssen sorgsam eingeübt werden. Beispiele für Routinen:

Jede Unterrichtsstunde beginnt mit einem Ritual: Stilleübung, Lied, Gebet

Nach der Pause: Körperwahrnehmungsübung oder Bewegungsübung

Kinder bringen etwas zum Zeigen mit

Ein gemeinsames Spiel, Vorlesen

Ende der Unterrichtsstunde: Rückblick

Durch Routinen kann der Schwerpunkt auf das Einüben des erwünschten Verhaltens gelegt

werden:

mit den Kindern die Lautstärke für die Partnerarbeit einüben Einzelarbeitsphasen ausdrücklich zur Stillarbeit zu erklären

mit den Kindern üben, ganz ruhig zu sein Kinder übernehmen Ämtli, die nach einem bestimmten Rhythmus variieren

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Soziales Verhalten fördern

Erinnerungskarten Gezielt auf gelungenes soziales Verhalten achten und Kinder darin lobend bestärken.

Eine Erinnerungskarte für die Kinder anlegen und mit Strich fixieren, wenn etwas gelungen ist und das dem Kind mitteilen: „Ich habe gesehen, Carlo und Urs, wie gut es euch in der Partnerarbeit gelungen ist, einander zuzuhören.“

„Ich habe mitbekommen, Julia, wie du Andrea die Aufgabe verständlich erklärst hast.“

„Ich habe mich gefreut, dass ihr alle heute beim Ritual so gut mitgemacht habt.“

Klassenrat Störungsfreier Unterricht wird hier zu einer Aufgabe, die auch in der Verantwortung der Kinder selbst liegt. Hier werden Regelverletzungen besprochen und Konsequenzen gemeinsam

mit den Kindern erarbeitet. Am Ende wird eine Regel für die kommende Woche abgemacht.

Konfliktsituationen im Rollenspiel bearbeiten HGU Frau/Mann denkt sich exemplarische Fallbeispiele aus, die Konfliktsituationen repräsentieren.

z.B.

ein K hat dir das Handy weggenommen

ein K schlägt dich und die anderen schauen weg

deine Kollegen spielen Fussball und lassen dich nicht mitspielen deine Kolleginnen verabreden sich und laden dich nicht ein, mitzukommen

deine Kollegen/Kolleginnen lachen dich aus, weil du nicht gut deutsch sprichst

deine Kollegen/Kolleginnen grenzen dich aus, weil deine Familie aus einer anderen Kultur kommt

HGU Frau/Mann bespricht nun die Fallbeispiele anhand von Fragen:

Wie fühlen sich die Beteiligten? Was würdest du in dieser

Situation tun? Bedeutet es zu „petzen“, wenn

man das, was passiert ist, einer HGU Frau/Mann meldet?

Wie können die betroffenen Kinder anders reagieren?

Warum ist es sinnvoll, cool zu

bleiben wenn man provoziert

wird? HGU Frau/Mann sammelt die Lösungen der Kinder und bespricht sie mit ihnen. In kurzen Rollenspielen wird ein angemessenes Verhalten eingeübt.

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Kontakt zu herausfordernden Kindern Wie kann ich als HGU Frau/Mann dem

herausfordernden Kind zeigen, dass ich es wertschätze?

Wie lassen sich seine Vorlieben, Stärken zum

Herstellen von Beziehungsaufbau nutzen? Wie zeige ich ihm, dass ich eine Katechetin bin, bei

der gilt, was ich sage in Bezug auf Regeln und Konsequenzen?

Wie kann ich dem Kind Erfolgserlebnisse vermitteln? Braucht das Kind zusätzliche Unterstützung

hinsichtlich der deutschen Sprache? Sieht das Kind einen Nutzen für sich im Lernen?

Wenn nicht: was kann ich tun, um dies zu ändern? Ist das Kind gut in die Gruppe integriert? Wenn

nicht: wie könnte ich ihm dabei helfen, dass es Anschluss findet?

Aufbau und Pflege des Kontakts mit den Eltern Eltern haben nicht nur einen grossen Einfluss darauf, wie sich ihr Kind im Unterricht verhält, sondern auch auf dessen Lernhaltung.

sich den Eltern sofort zu Beginn des Schuljahres schriftlich oder persönlich vorstellen

Rollen klären: die Eltern sind für Familie und Erziehung zuständig, die Katechetin für Unterricht und Lernen. Dazu gehören Konsequenzen bei Regelübertritten.

Eltern als Experten ansprechen:

L:„Sie kennen ihr Kind am besten und haben die grösste Erfahrung mit ihm.Ich möchte mit Ihnen überlegen, wie wir zusammen Ihr Kind darin unterstützen können, ein

bestimmtes Verhalten zu verbessern…Bisher wurde das und das unternommen…haben Sie eine Idee, was ihr Kind jetzt braucht?“

Problem konkret benennen

Aussagen wie „Urs verhält sich aggressiv“ sind missverständlich. Das kann bedeuten,

dass er eine Mitschülerin beschimpft hat oder dass er bereits zweimal einem Mitschüler das Heft zerrissen hat. Besser: „Urs hat gestern seiner Mitschülerin Carla das Heft zerrissen.“

Problem in ein Entwicklungsziel verwandeln:

Problem: Ein Kind hat seine Schulsachen oft nicht dabei.

Entwicklungsziel: Lernen, die Schulsachen mitzubringen.

Kritik nicht persönlich nehmen, sich nicht provozieren lassen, sich nicht verteidigen, sondern höflich, respektvoll und ruhig bleiben, z.B.

„Da haben Sie einen wichtigen Punkt angesprochen.“

„Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie mir das mitgeteilt haben.“

„Wie haben Sie das genau gemeint?“

Als HGU Frau/Mann den Eltern zeigen, dass du ihr Kind sympathisch findest und aufzeigen, was du schon alles für das Kind getan hast.

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Abbau unerwünschten Verhaltens (Intervention) Verhaltensregeln mit Kindern entwickeln „Wie muss es in der Gruppe sein, damit ihr euch wohlfühlt?“

Verhaltensregeln sichtbar machen Auf Plakat schreiben mit Unterschrift der Kinder Regeln genau erklären und einüben

z.B. Regel: „Zu Beginn der Stunde seid ihr alle ruhig.

Ruhig bedeutet für mich nicht ein bisschen ruhig, sondern „mucksmäuschenstill.“

Katechetin wartet, bis die Kinder nicht ein bisschen ruhiger, sondern ganz ruhig sind.

Mit nonverbalen Signalen an Regeln erinnern Karten mit Bild und Text

Kopfhörer: ich will nicht gestört werden

Ohr: alle zuhören!

Zeigefinger auf Mund: still sein

Ampel:

grün: es darf geplaudert und gelacht werden

Gelb: es darf leise miteinander gesprochen werden

Rot: absolute Ruhe

Kinder als „Regelhüter“

Zwei Kinder passen auf, dass die Verhaltensregeln eingehalten werden.

Sie schreiben die Namen auf und legen diese in eine Schachtel, die sie der Katechetin übergeben.

Konsequent handeln statt ermahnen

Jedes Kind weiss aufgrund der Regeln, was passiert, wenn es sich daneben benimmt.

Bei Regelverletzungen alle Ermahnungen immer wieder auf die Regeln beziehen.

„Urs, halte dich bitte an unsere Regel: „ich zeige mit dem Finger auf, wenn ich etwas sagen will.“

Sanktionen klar kommunizieren, wenn Regeln verletzt werden:

„Wenn du Regel nicht einhältst, dann nehme ich dich heute nicht mehr dran.“

Angemessene Sanktionen bei Regelverstoss

Strichliste mit Zusatzarbeit, Anruf bei Eltern…usw.

Schatzkiste mit Erinnerungskarten

Positive Bestärkung für gelungenes soziales Verhalten: Erinnerungskarten anlegen und in der Schatzkiste sammeln.

Wenn sich eine bestimmte Anzahl von Karten angesammelt hat, dann darf man sich etwas wünschen (Lied, Spiel, Feiern u.a.).

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Training anhand von Fallbeispielen

Fallbeispiel 1 Die HGU Frau hat ein Ruhe-Ritual eingeführt. Sie hat den Kindern die Vorteile erklärt und

diese gewonnen, dieses regelmässig durchzuführen. Die Die HGU Frau hat dadurch an

Einfluss gewonnen. Nach einigen Wochen erfolgreicher Durchführung dreht sich der

Wind: manche Kinder wehren sich gegen das Ruheritual mit Provokation und originellen

Tricks. z.B.

Manche führen das

Ruheritual nur noch

teilweise durch

Manche machen andere

Bewegungen

Wie soll die Die HGU Frau

reagieren?

Die Kinder ermahnen?

Mit den Kindern

diskutieren?

Die Kinder bestrafen?

Welche Folgen haben diese

Massnahmen für das Verhältnis

von Katechetin und Kindern?

Welche andere Möglichkeiten

hat die Die HGU Frau noch?

Aufgabe

1. Besprecht in der Kleingruppe oder zu zweit den Fall.

2. Wie könnte die Die HGU Frau intervenieren?

3. Entwickelt dazu verschiedene Ideen und Massnahmen.

Fallbeispiel 2 Erste Stunde Religion im HGU II

Antonio ist aus Spanien hat sich noch

kein einiges mal gemeldet. Die Die HGU

Frau findet nun, sie könnte Antonio nun

drannehmen und ihm eine Frage zum

Thema stellen. Die Frage kann Antonio

nicht beantworten. Später wird er noch

zweimal von der HGU Frau aufgefordert

sich einzubringen. Einmal gibt er keine

Antwort, das zweite Mal eine nicht

passende Antwort, geprägt von seinem

kulturellen Hintergrund. Die HGU Frau

runzelt die Stirn. So langsam macht

sich in Antonio das Gefühl breit: „Die

Die HGU Frau versteht mich nicht, also halte ich lieber den Mund.“ Zuhause schimpft er

über die Die HGU Frau, dass sie ihn nicht mag, weil er Ausländer sei. Die Eltern

empfehlen Antonio, sich am besten still zu verhalten und nicht aufzufallen. In der

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nächsten Religionsstunde setzt Antonio sich demonstrativ einen Kopfhörer auf und hört

Musik.

Wie soll die Die HGU Frau reagieren?

Antonio ermahnen, zurechtweisen?

Antonio disziplinieren durch eine Strafe?

Sich bei Antonios Eltern beschweren?

Welche andere Möglichkeiten hat sie noch?

Aufgabe

1. Besprecht in der Kleingruppe oder zu zweit den Fall.

2. Welche präventiven Massnahmen wären vorher sinnvoll gewesen?

3. Wie könnte der Einbezug von Antonio jetzt aussehen?

Fallbeispiel 3

Die HGU Verantwortliche hat die Eltern zu einem Elternabend eingeladen.

Thema „Störungen in der Klasse“.

Ihre gute Absicht ist es, mit Hilfe der Eltern eine Veränderung des Verhaltens der Kinder

in der Klasse herbeiführen.

Die HGU Verantwortliche listet den Eltern auf, welche Probleme die Kinder im HGU

Unterricht machen: unangemessenes soziales Verhalten, kein Interesse am Unterricht,

aggressives Auftreten einiger Kinder, Cliquenbildung.

Die Eltern sind frustriert und fühlen sich über ihr Kind selbst kritisiert. Einige Eltern

verstehen sich als Wortführer und nutzen die Situation aus, um sich als besonders

kritische Experten hervorzutun. Sie kritisieren die HGU Verantwortliche und werfen ihr

Führungsschwäche vor. Andere stellen überzogene Forderungen an die HGU

Verantwortliche. Der Elternabend endet in einer aufgeheizten Atmosphäre. Alle gehen

aufgewühlt und unzufrieden nach Hause.

Aufgabe

1. Besprecht in der Kleingruppe

oder zu zweit den Fall.

2. Welche präventiven

Massnahmen wären vorher sinnvoll

gewesen?

3. Wie könnte der Einbezug der

Eltern während des Elternabends

aussehen?

4. Entwickelt dazu verschiedene

Ideen und Massnahmen.

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Persönlichkeit HGU Frau/HGU Mann

Vorausplanung Informationen (Eltern, KITA, Katechetin…) einholen über HGU Kinder: Welches sind die besonderen Hobbies, Vorlieben, Stärken und Schwächen der einzelnen HGU Kinder?

Welche HGU Kinder sind hilfsbereit?

Welche HGU Kinder brauchen eine enge Begleitung/Führung? Welche HGU Kinder haben eine lange Geschichte von Misserfolgen?

welche HGU Kinder tun sich schwer mit der deutschen Sprache? Welche Dynamik gibt es in der HGU Gruppe: Zusammenhalt, Aussenseiter, Cliquenbildung? Welche Eltern habe ich: kritische Eltern, sehr besorgte Eltern, unsichere Eltern, dominante Eltern?

Die eigenen Erwartungen erklären Die eigenen Erwartungen an die HGU Kinder so exakt und genau wie möglich erklären: z.B. „Ruhe sieht bei mir so und so aus. Ich erwarte von euch konkret dieses Verhalten…“ Sich im Teamteaching mit der Kollegin sorgfältig über die eigenen Erwartungen austauschen

Idealisierte Vorstellungen relativieren auf das kleinste Mass und von hier aus kleine Schritte zur Veränderung planen

Mit Widerstand rechnen und sich schon bei der Vorbereitung des HGU Unterrichts darauf vorbereiten Vorbereitung des HGU Unterrichts

Differenzierte Aufgaben: nicht alle machen das Gleiche, sondern Aufgaben für herausfordernde Kinder und Aufgaben für alle in der HGU Gruppe planen Grosseltern oder Eltern als Begleitung im HGU Unterricht für schwierige HGU Kinder ansprechen Deutschkurse über Pfarrei für deutschschwachen Kindern bereitstellen Förderung des Gemeinschaftssinns durch abwechslungsreiche Methoden Kontakt zu herausfordernden HGU Kind planen

Wie kann ich dem herausfordernden HGU Kind zeigen, dass ich es wertschätze? Wie lassen sich die Hobbys, Vorlieben, Stärken des HGU Kindes zum Herstellen von Beziehungsaufbau nutzen? Wie zeige ich dem HGU Kind, dass ich eine HGU Frau/HGU Mann bin, bei der/dem gilt, was ich sage

(in Bezug auf Regeln, Konsequenzen) Wie kann ich dem HGU Kind Erfolgserlebnisse vermitteln? Braucht das HGU Kind zusätzliche Unterstützung hinsichtlich der deutschen Sprache?

Sieht HGU Kind einen Nutzen und einen Sinn für sich in der HGU Stunde? Wenn nicht: was kann ich tun, um dies zu ändern? Ist das HGU Kind gut in die Gruppe integriert? Wenn nicht: wie könnte ich ihm dabei helfen, dass es Anschluss findet? Kontakt zu herausfordernden Eltern planen Rollen klären: die Eltern sind für Familie und Erziehung zuständig, die HGU Frau/HGU Mann für den

HGU Unterricht. Dazu gehören Konsequenzen bei Regelübertritten. Eltern als Experten für ihr Kind ansprechen: „Sie kennen Ihr Kind am besten und haben die meiste

Erfahrung im Umgang mit ihm.“

Kritik nicht persönlich nehmen, sich nicht provozieren lassen, sich nicht verteidigen, sondern höflich, respektvoll und ruhig bleiben:

Fachstelle für Religionspädagogik | Uta-Maria Köninger | WB_2018 Störungen im HGU

„Da haben Sie einen wichtigen Punkt angesprochen.“

„Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie mir das mitgeteilt haben.“ „Wie haben Sie das genau gemeint?“ Probleme mit dem HGU Kind in Entwicklungsziele umformulieren Den Eltern zeigen, dass ich ihr Kind sympathisch finde und aufzählen, was ich schon alles für das Kind getan habe

Präsenz zeigen Den HGU Kindern das Gefühl geben, dass ich alles mitbekomme (=Augen im Hinterkopf) Stärken als Ausgangspunkt der Weiterentwicklung nehmen Konsequente Einhaltung der Regeln und Routinen einfordern Frühzeitig auf Unruhe und Störungen reagieren

Literatur

Christoph Eichhorn, Chaos im Klassenzimmer. Classroom-Management: Damit guter Unterreicht noch besser wird, 2013


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