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Zeitschr. f. Hygiene, Bd. 138, S. 272--291 (1953).

Aus der Bundesstaatlichen Irapfstoffgewinnungsanstalt in Wien (Direktor: Dr. F. Pt~NTrG~.~I).

Untersuchungen fiber die Ver~inderungen des weillen Blutbildes und der BluteiweillkSrper sowie fiber die Anti- kiirperbildung nach cutaner, subeutaner und intraeutaner

Einverleibung yon Poekensehutzimpfstoff. Vort

K. BERGEIt und F. PUNTIGAM.

Mit 6 Textabbfldungen.

(Einffegangen am 5. Juni 1953.)

Wenngleich unter den versehiedenen Methoden der Pockenschutz- impfung die cutane Methode auch heute noch auf der ganzen Welt das Feld beherrseht, so kann doch in manchen L~ndern, darunter auch in 0sterreich, in letzter Zeit eine gewisse Tendenz zur st~rkeren Heran- ziehung auch der subepidermalen Impfmethoden (subcutane und intra- eutane Impfung) beobachtet werden. Dies zeigt sich in (3sterreich u. a. aueh darin, dal3 der Bedarf an bakterienfreiem Troekenimpfstoff, wie er an der Wiener Impfstoffgewinnungsanstalt speziell fiir die subepidermalen Pockenschutzimpfungen hergestellt wird, in st~ndigem Steigen begriffen ist. Ws im Jahre 1950 yon diesem Impfstoff 103 Ampullen (zu je 30--40 Portionen) abgegeben wurden, waren es 1951 212 Ampullen und 1952 387 AmpuUen, was bereits einer Impfstoffmenge yon welt fiber 10000 Portionen pro Jahr entspricht.

Die gesetzliche Voraussetzung ffir die Vorn~hme der subepidermalen Pockenschutzimpfungen ist in 0sterreich dureh w 13, Abe. 2 des Bundes- gesetzes fiber Sehutzimpfungen gegen Pocken yore 30. Juni 1948 ge- geben, worin es hell]t, dab das Bundesministerium fiir soziale Verwal- tung auf dem Gebiete des Impfwesens besonders erfahrenen _~zten die Vornahme der Pockenschutzimpfung nach einer anderen als der cutanen Methode auf Ansuchen gestatten und solche Impfungen Ms der gesetz- lichen Pflicht genfigend anerkennen kann. Die Zahl der _~rzte in 0ster- reich, die auf Grund ihres Ansuchens eine derartige Bewilligung zur Vor- nahme subepidermaler Impfungen erhalten haben, betrug Ende 1952 bereits 80.

Das zunehmende Interesse, das die 5sterreichische ~rzteschaft den subepidermalen Impfmethoden entgegenbringt, ist zweifellos zu einem erheblichen Tell darauf zurtickzufiihren, d~l~ in den letzten Jahren im

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Ver~nderungen des weiBen Blutbildes durch Pockenschutzimpfstoff. 273

medizinischen Schrifttum mehrere VerSffentlichungen erschienen sind, in denen auf die nicht unerheblichen Vorziige der subcutanen und intra- cutanen 1)ockenschutzimpfnng gegeniiber der iiblichen Scarifikations- impfung hingewiesen wurde (H)~BU~G~R, ttOFB~V~R, KAISER U. ]:~EUSS, KU:NDP~ATITZ, NIEDER~VIESER, TUI~:K U. &.). Als wichtigSter Vor. zug der subepidermalen Impfung wird in allen diesen Arbeiten der Urn- stand hervorgehoben, dab infolge des Nichtauftretens epidermaler Ef- florescenzen ein GroBteil der nach der cutanen Impfung m6glichen Impfkomplikationen im Gefolge der subcutanen und intracutanen Imp- lung nicht zu befiirchten ist. Dies gilt in erster Linie ffir die ~bertragung yon Virusmaterial auf andere KSrperstellen des Impflings (Vaccina se. cundaria) oder auf andere Personen (Vaccina translata) sowie ffir die durch Sekund~rinfektion der Impfstelle entstehenden Komplikationen yore einfachen Impfgeschwiir bis zur sehwersten septischen Allgemein- infektion. Dureh das Fehlen der Pustel wird iiberdies die Pflege des Impflings ganz wesentlich erleichtert und das Zurfickbleiben der stets mehr oder weniger entstellenden Impfnarben verhindert.

Als weiterer Vorteil der subepidermalen Impfmethode wird yon den meisten auf diesem Gebiet erfahrenen Impf~rzten auch der mildere Ver- lau/ der Impfkrankheit und die damit verbundene geringere Belastunff des Organismus hervorgehoben. Grundlage ftir diese Annahme bildete bisher in erster Linie der subjektive Gesamteindruck, den die Impflinge w~h- rend des Ablaufes der Impfkrankheit auf den Beobachter zu machen pflegen. Eine Bestiitigung dieses subjektiven Eindrueks durch objektiv beurteilbare Laboratoriumsuntersuehungen ist jedoch bisher unseres Wissens nicht erfolgt. Wir haben daher den Versueh unternommen, die verschieden starke Belastung des Organismus im Gefolge der cutanen, subeutanen und intracutanen Pockenschutzimpfung im Tierexperiment objektiv naehzuweisen, wobei uns als Versuchstiere 1--21/,,ji~hrige Jung- tinder dienten, wie sie an unserer Anstalt zur Gewinnung des Pocken- schutzimpfstoffes verwendet werden. Zur Beurteilung der Unterschiede sollten die im Verlaufe der Impfkrankheit auftretenden Ver~nderungen des weiflen Blutbildes und der Bluteiweiflk6rper herangezogen werden, da es ja eine bekannte Tatsache ist, dal~ bei allen Infektionskrankheiten so- wohl die Leukocyten als auch die Serumalbumine und -globuline stets mehr oder weniger stark in Mitleidensehaft gezogen werden.

Die fiir die Versuche vorgesehenen Rinder wurden nach ihrem Ein- treffen an der Anstalt in der iibliehen Weise 6---8 Tage lang kontumaziert und einer genauen tier~rztliehen :Kontrolle und Tuberkulinprobe unter- zogen. W~hrend dieser Zeit ergab sich die Gelegenheit, zun~chst an ins- gesamt 82 Blutproben yon 26 klinisch gesunden, tuberkulinnegativen und aueh bei der sp~teren Sehlachtung keine krankhaften Vergnderun- gen aufweisenden Tieren die Normalwerte des weiBen Blutbildes und der

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274 K. B~RO~ und F. P U ~ T ~ :

Serumlabflit~tsreaktionen zu untersuchen, woriiber bereits an anderer Stelle berichtet wurde (PuNTmAr~ U. BragGER, 1953a, b).

Nach der Kontumazierung wurden die 26 Tiere zum Zwecke der Impfstoffgewinnung im Bauch-Schenkelbereich einer vutanen Strich- impfung unterzogen, wobei pro Tier etwa 5 cm 3 Glycerinlymphe mit einem Titer yon 1 : 100000 (nach G~OTH) verbraucht wlrden. Am 5. Tag nach der Impfung erfolgte die Abnahme der Impfpusteln (ffir die Impf- stoffbereitung), worauf dann die Tiere noch etwa 3 Wochen lang bis zur v611igen Abheilung der Impfstellen an der Anstalt verblieben. W~hrend dieser ganzen Zeit wurde den Tieren in 1--2t~gigen Abst~nden morgens vor der Ffitterung Blur ffir die Untersuchung des wei/3en Blutbildes (Leukocytengesamtzahl und Differentialblutbild) sowie fiir die Durch- fiihrung der SerumlabilitStsreal~tionen entnommen. Von letzteren wurden das Koagulationsband nach W~r,T~A~, die Cadmiumtriibungsreaktion nach W ~ D n ~ L u u. WUHRMAN~, die Verdiinnungsreaktion, die Thymol- triibungsreaktion nach M ~ c I ~ G ~ , die Zinksulfattriibungsreaktion nach KV~rK~L und die Titrat ion mit HAYEMscher LSsung nach G~os aus- gefiihrt, wobei in techniseher Hinsicht nach den Angaben yon LEI~RT- Pn~I~GER-PrLGE~STO~FV.R (,,Laboratoriumsdiagnostik", Wien 1953) vor- gegangen wurde. Die Trfibungen der Cadmium-, Thymol- und Verdfin- nungsreaktion wurden elektrophotometrisch gemessen und die Ergeb- nisse in Triibungseinheiten eines Bariumsulfat-Trfibungsstandards (nach SHANK U. HOAGLAND) angegeben.

Aul3er den angeffibz'ten 26 Tieren wurden noch 3 weitere Rinder in der gleichen Weise eutan geimpft und yon ihnen in 3--St~gigen Ab- st~nden Blur fiir elektrophoretische Untersuchuug des Serums entnommen. Die Elektrophorese wurde mittels der TIsELIvs-Apparatur unter Ver- wendung eines Veronalnatrium-Acetat-Salzsiiure-Oxalatpuffers naeh MICHAELIs-WIEDEMAX~I~ (pI-I 8,7, Ionenst~rke 0,1) bei durchschnittlicher Laufzeit yon 3000 see und Auswertung des descending bounderies durch Planimetrierung ausgefiihrt 1.

Zur vergleiehsweisen Feststellung der nach subcutaner bzw. intra- cu~aaer Impfung auftretendefl postvaccinalen Blutver~nderungen wur- den weitere 5 Rinder subcugar~ und 3 Rinder intracutan geimpft. Auch diese Tiere boten vor der Impfung klinisch keinerlei Krankheitserschei- nungen, wurden jedoch wegen positiven Ausfalls der Tuberkulinreaktion zur Impfstoffgewinnung nieht herangezogen. Bei der sp~teren Schlaeh- tung zeigten 6 yon diesen 8 Tieren keine auffi~lligen Organver~nderun- geu, w~hrend bei 2 Tieren (aus der Subcutan-Gruppe) unbedeutende alte fibr6se Hilusdriisenver~nderungen festgestellt wurden. Die bei diesen

1 Fiir die Durchfiihrung der Elektrophorese-Untersuchungen mSchten wir auch an dieser Stelle Herrn Dozent Dr. W. AUnRSW~D vom Physiologischcn Institut der Universitat Wien (Vorstand: Univ.-Prof. Dr. SCHUbeRT) unseren Dank aussprechen.

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Ver/~nderungen des weillen Blutbildes durch Pockenschutzimpfstoff. 275

8 Tieren vor der Impfung durchgeffihrten Untersuehungen des weiBen Blutbildes und der BluteiweillkSrper ergaben Werte, die mit den Normal- werten der cutan geimpften Gruppe weitgehend fibereinstimmten, ab- gesehen yon einem Tier der Intraeutangruppe, dessen Granulocyten- und Lymphocytenwer te etwas st/irker unter dem Durchschnit t lagen.

:Die 8ubcutanen Impfungen erfolgten in der Weise, dai~ jedem Tier an der reehten oder linken Halsseite nach Rasieren und Desinfektion der Hau t 5 - -7 em 3 Impfstoff subcutan einverleibt wurden. An diesen Stellen machte sieh in der Regel nach 2- -5 Tagen die Entwicklung eines sub- cutanen Infiltrates bemerkbar, das im Laufe der folgenden Tage etwa bis PflaumengrSl~e anwuchs, um dann nur ganz allmi~hlich wieder zu verschwinden.

Die intracutanen Impfungen wurden an der rasierten Bauchhaut vor- genommen, wo an 60--70 SteUen je 0,1 cm 3 Impfstoff intraeutan in- jiziert wurde. Jedes Tier erhielt somit eine mindestens ebenso gro~e Impfstoffmenge einverleibt, wie die subcutan geimpften Tiere, und auf jeden Fall eine grSllere Menge als die eutan geimpften Rinder. Durch grfindliches godieren der Einstichstellen naeh Herausziehen der Injek- tionsnadel wurde die Entwicklung cutaner Impfpuste ln an den Impf- stellen verhindert. Unmit te lbar naeh der Impfung kam es an den intra- cutanen Impfstellen zur Bildung yon etwa schillingstfickgrol3en 5dema- tSsen Erhabenheiten, an deren Stelle sieh nach etwa 2 Tagen ungef'ahr bohnengrol~e intraeutane Infi l trate tasten lieBen, die sich etwa naeh einer Woche wieder zurfickzubilden begannen. Bei einem Tier entwickelten sich fiber der Mitre zahlreicher Infi l trate oberfl~chliche I-]autnekrosen.

Die ftir die subepidermalen Impfungen verwendeten Impfstoffe wur- den aus nur kurzfristig abgelagerten Rohstoffen dureh Verreibung mit physiologiseher KoehsalzlSsung hergestellt und standen vor der Ver- impfung zweeks Verminderung der Begleitkeime 24 Std lang unter der Einwirkung eines 0,3% igen Zephirolzusatzes. Der Titer dieser Vaeeinen lag zwischen 1:10 ~ und 1 :I07, war also gleieh hoeh oder bis zu 100real hSher als der Titer des fiir die cutanen Impfungen verwendeten I m p f - stoffes.

Ergebnisse der Untersuehungen ~.

A. Das weifle Blutbild.

1. G e s a m t z a h l d e r L e u k o e y t e n .

Durchsehnit tswert vor der Impfung: 8200 (Cutangruppe), 8200 (Sub- eutangruppe), 6900 (Intraeutangruppe).

* Die Ergebnisse der Untersuchungen fiber die Ver~inderungen des weiBen Blut- bildes und fiber den Ablauf der Serumlabilitiitsreaktionen nach der cutanen und subcutanen Impfung haben wir zum Tell bereits andemorts ausffihrlich verSffent- licht (B~RGER und PU~TmA~ [195"2]}. In der vorliegenden Publikation soll davon

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276 K. BERGER und F. P u ~ T I ~ I :

Nach cutaner Impfung: W~hrend der ersten Woche allmahliches Ab- sinken b i s gegen 5000, dann bis Ende der zweiten Woche Anstieg auf Werte um 10000 und w~hrend der dri t ten Woche wieder langsames Ab- sinken auf den Ausgangswert.

Naeh subcutaner Impfung: Zun~ehst Absh~ken der Werte bis 5400 am 5. Tag, dann voriibergehender Anstieg auf 7500 am 6. und 7. Tag und neuerlicher Abfall auf 6000 am 10. Tag; yon da an wieder sehr langsame Riiekkehr zur Ausgangslage, die jedoch bis zum Ende der Beobaehtungs- zeit (am 22. Tag) noeh nicht ganz erreicht wird.

Nach intracutaner Impfung: Am 1. Tag post vacc. bei si~mtlichen Tieren voriibergehende ErhShung der Leukocytenwerte um etwa 2000, dann Absinken bis auf 4800 am 8. Tag, allm~hlicher Wiederanstieg w~h- rend der 2. Woche bis etwas fiber den Ausgangswert und vollst~ndige Normalisierung naeh etwa 3 Woehen.

2. D i f f e r e n t i a l b l u t b i l d :

a) Neutrophile segmentkernige Leukocyten. DurchsehnRtszahlen vor der Impfung: 2300 (Cutangruppe}, 2100 (Subeutangruppe), 2500 (Intra- cutangruppe).

Nach cutaner Impfung: Wi~hrend des 1. Tages Anstieg um 1300 auf 3600, dana Absinken bis zum Ende der 1. Woehe auf 1300, ansehlieBend neuerlicher Anstieg auf etwa das Doppelte des Ausgangswertes (12. Tag), yon da an wieder ganz langsamer Abfall, ohne jedoch bis zum Ende der Beobaehtungszeit (am 22. Tag) den Ausgangswert zu eITeichen.

Nach aubcutaner Impfung: Zuniichst m~Biger Anstieg des absoluten Wertes bis zum 3. Tag um etwa 800, dann - - ~hnlich wie naeh der euta- hen Impfung - - Absinken bis zum 7. Tag auf 1200, sodann Rfiekkehr zum Ausgangswert, der am 12. Tag wieder erreicht wird.

Nach intracutaner Impfung: Am 1. Tag post race. s tarker Anstieg auf das Doppelte des Ausgangswertes, dann sofort wieder Abfall bis unter den Ausgangswert und Niedrigbleibcn der Werte bis zum 10. Tag, dann allmiib_lieher Anstieg bis zu einem Maximum von 3600 am 12. bis 14. Tag. In der 3. Woehe konstantes Verharren der Werte etwas fiber 3000 bis zum Ende der Beobaehtungszeit.

b) Lymphocyten. Durehschnittszahlen vet der Impfung: 5300 (Cutan- gruppe), 5600 (Subcutangruppe), 4000 (Intraeutangruppe).

nur d.as kurz wiederholt werden, was zur Beurteilung der Unterschiede zwischen diesen beiden Impfmetboden und der intracutanen Methode notwendig erscheint, sowie das, was im Zusammenhang mit den Ergebnissen derElektrophoreseunter- suchungen yon Interesse ist. Die bei den intracutan geimpften Tieren im I~ufe der Beobaehtungszeit festgestellten Leukocytenwerte und Ergebnisse der Serumlabili- t~tsreaktionen sind in Tab. 1 zusammengefaltt. Analoge Tabellen fiber die Ergeb- nisse bei den cutan und subeutan geimpften Tieren linden sich in den erw~hnten frfiheren Ver6ffentlichungen.

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Ver~tnderungen des weillen Blutbildes durch Pockenschutzimpfstoff. 277

Nach cutaner Impfung: Am 1. Tag Absinken des absoluten Wertes um etwa 1500 auf 3800 und Tiefbleiben bis zum 9. Tag; am Ende der 2. Woche Wiedererreichen des Ausgangswertes, dann nochmals m~i~iges Absinken der Werte und Verbleiben unter dem Ausgangsniveau bis zum Ende der Beobachtungszeit (am 22. Tag).

Nach subcutaner Impfung: Anfangs protrahiertere Abnahme der ab- soluten Werte als nach der cutanen Impfung um etwa 1700 bis auf 3900 (5. Tag), dann rasche Riickkehr zum Ausgangswert, der bereits 1 Woche frfiher als nach der cutanen Impfung erreicht wird (7. Tag) ; anschlieBend - - analog zum Verhalten nach der cutanen Impfung - - neuerliches m~Big starkes Abfallen und u unter dem Ausgangsniveau bis zum Ende der Beobaehtungszeit.

Nach intracutaner Impfung: W~hrend der 1. Woche Absinken der Werte um 1550 auf 2550 (am 5. Tag). Um die Mitte der 2. Woche Riick- kehr auf ein etwas unter dem Ausgangswert liegendes Niveau, welches bis zum Ende der Beobachtungszeit ziemlich konstant beibehalten wird.

c) Eosinophile Leukocyten. Durchschnittswert vor der Impfung: 3 bis 4% der Gesamtleukocytenzahl.

Nach cutaner Impfung : Bis zum Beginn der zweiten Woche Abnahme auf Werte um 20 (0,3--0,1% der Gesamtleukoeytenzahl), die bis Mitte der 3. Woehe beibehalten werden; dann wieder langsame Zunahme, doeh wird bis zum 22. Tag erst wieder ein Drittel der t t6he des Ausgangs- wertes erreieht (1,2% der Gesamtleukocyten).

Nach subcutaner Impfung: Auch hier rasche Abnahme wiihrend der I. Woche, jedoch nieht unter 1% der Gesamtleukocytenzahl. Vom Ende der 2. Woche an wieder stetige Zunahme, so dab am Ende der 3. Woche der Ausgangswert fast wieder erreich~ ist.

Nach intracutaner Impfung: ~hnliches Verhalten wie nach der sub- cutanen Impfung, Abfall nicht unter 1 ~o der Gesamtleukocytenzahl und Riickkehr zu den Ausgangswer~en e~wa um das Ende der 2. Woche pos~; vacc.

d) Die basophile~ Leukocyten sowie die Monocyten zeigten weder nach der eutanen noch nach der subcutanen oder intracutanen Impfung auf- fallende Abweiehungen yon der Norm.

Unterschiede im Verhalten des weiflen Blutbildes nach den 3 verschiedenen Imp/arten.

Wie aus den oben angeffihrten Befunden hervorgeht, waren an den Ver~nderungen des weiflen Blutbildes sowohl die segmentkernigen neu- trophilen Leukocyten als auch die Lymphocyten und die Eosinophflen betciligt. Die Segmentkernigen zeigten naeh allen 3 Impfar ten eine schon am 1. Tag naeh der Impfung einsetzende Zunahme der absolutenWerte, die einige Tage lang anhielt, um dann gegen Ende der 1. Woehe wieder

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278 K. BERGER und F. PUNTIGAM:

einem Abs inkea der Wer~e bis e twas un te r den Ausgangswer t P la tz zu

m a c h e n . E i n unterschiedl iches Verha l t en der segmentkern igen neut ro-

phflen L e u k o e y t e n w~hrend dieser 1. Reak t ionsphase bes tand insofern,

als naeh der cu tanen und in t r acu t anen I m p f u n g der Anst ieg plStzlich,

t~ 2 g e 8 1o ~2 m 18 18 20 zz

~ge nach de~ drnpfunj

Abb. 1. u de r L e u k o c y t e n g e s a m t z a h l u n d der abso lu tcn Zalf lcn der s e g m e n t k e r n i g c n neut ro] )h i len L e u k o c y t c n ( I )u rchschn i t t swer t e ) . - - cu t ane I m p f u n g , - . . . . . subeu tane I m p f u a g ,

. . . . . . i n t r a c u t a n e I m p f u a g .

dagegen naeh der subcu tanen I m p f u n g mehr p ro t r ah ie r t erfolgte. Uber -

dies be t rug die Zunahme der absolu ten W e r t e naeh der euganen und

in t r aeu t anen I m p f u n g 60 bzw. 100~ naeh der subeulbanen I m p f u n g da-

gegen nu t 40}/0. Der wesent l iehste Un te r seh ied zwisehen den 3 Impf-

meghoden m a e h t e sieh jedoeh erst in der 2 . - -3 . Woehe naeh der I m p f u n g

Tabelle 1. Verhalten der Temperatur, de8 weiflen Blutbildes und der 8erumeiweifl-

n a c h I n t r a c u t a n - an te

vaec . 1. 2. S. 4. 5. 6. 7.

Temperatur " 38,9 38,7 39,1 39,4

Leukocyten . . . . . . . . . 6900 8900 6200 520(~

Stab . . . . . . . . 1 Scgm 36

Eos . . . . . . . . 3 ~r Baso . . . . . . . . 0

Mono . . . . . . . . I 2 Lympho . . . . . . . . 158

6 56

1 0 2

35

38,7 38,8

- - 6600

3 3 51 47

2 1 0 0 1 2

43 47

2 45

2 0 1

50

3 45

2 0 1

49

38,7 38,7

6000 6100

2 4 43 39

1 2 0 1 2 1

52 53

WELTMANN i~. Nr. ...... F i 7 Cadmium Reaktion . . . . . . + +

Zinksulfat-Tr.-Reaktion TE . . 3,0

GRossche Titration . . . . . . 2,8

7 6 § 2 4 7 § 2 4 7

2,4 2,2

2,8 2,3

6 5 + + §

2,1 2,4

2,3 2,2

5 5

§ 2 4 7 §

2,3 2,8

2,0 2,4

5

+ §

2,9

2,3

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Ver/~nderungen des weiBen Blutbildes durch Pockenschutzimpfst~off. 279

bemerkbar . W/~hrend n/~mlich naeh der cu tanen I m p f u n g am Ende der 1. Woche eine neuerliche Zunahme der Segmer~tkernigen einsetzte und deren Zahl bis zum 12. Tag a u f mehr als das Doppel te des Ausgangs- wertes anstieg, k a m es nach der subcu tanen I m p f u n g zu keinem 2. An- st, leg der Segmentkernigen mehr und blieb die K u r v e der Segmentkernigen (siehe Abb. 1) nach Erreichen des Ausgangswertes bis zum Ende der Be-

4000 . . v /

. . o . . . ~

[ I E ~ i ~ i r i i

~ Toge noch de/~ 3mpfun#

Abb. 2. Ve r ~ude rungen der absolut.en Zahlen der L y m p h o c y t e n (Durchschn i t t swer t e ) . - - cu tane Imlffur tg , . . . . . . s u b c u t a n e I m p f u n g , . . . . . . i n t r a c u t a m ; I m p f u n g .

obachtungszei t ungef~hr auf gleicher HShe. Die in t racutane I m p f u n g n a h m in dieser Hinsich$ eine Mittelstellung zwischen den beiden anderen I m p f m e t h o d e n insoferne ein, als ein 2. Segmentkernigenanst ieg zwar um den 11. Tag deutl ich zu erkennen war, das AusmaB der Steigerung jedoch hinter jener der cu tanen I m p f u n g wesentlich zurfickblieb.

Die L y m p h o c y t e n (siehe Abb. 2) zeigten bei s~mtlichen 3 Impfme tho - den unmi t te lbar nach der Im pfung ein Absinken der absoluten Wer te u m 1500--1700. Ji~hnlich wie bei den Segmentkernigen erfolgte auch hier die Abweichung yon der N o r m im Gefolge der cu tanen und in t racu tanen

labillt~tareaktion bei. Rindern nach intracutaner Imp/un9 (Durchschnittswerte).

i m p f u n g (Tage )

8. 9, t 10.

38,7 38,7 '38,7 4800 - - 6000

43 35 I 0 1

53 i [ 60

5 5 4

2,9 3,2 3,2

2,3 2,3 2,2

11. 12.

38,7 38,6 7200 7250

46 49 2 3 0 0 1 1

48 45

4 5 + + + +

3,4 2,9 2,2 2,3

13. 14.

38,6 38,6

7 500 7400

2 1 46 49

3 2 0 0 1 2

48 46

+ + + +

2,6 I 2,6

15,

38,6 7300 - -

1 46

1 0 1

49

5 + +

3,1

2,5

10 17j 18 101 0.1

38,6 38,6 38,7 38,7 38,6i 8,5 - - 690017150 7200]680(]!670(

2 - - 4 3 2 45 - - 44 46 48

2 - - 2 2 1 0 - - 0 0 0 1 - - 1 1 2 /

50 ] - - 49 48 47 I

5 5 6 6 6

§ 2 4 7 + I § + + + § 2,9 3,1 [ 2,5 2,9 2,8

[

2,7 2,7 2,7 2,6 2,8

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280 K. BV.RGER und F. PU~TmAM:

Impfung plStzlich, dagegen im Gefolge der subcutanen Impiung allmah. lich. Die,Riickkehr zu den Normalwerten trat bei den subcutan geimpf- ten Tieren bereits am Ende der ersten Woche, bei den cut~n und intra- cutan geimpften Tieren erst gegen Ende der 2. Woche ein. AnschlieBend zeigten die Lymphocyten nochmals in allen 3 Gruppen eine geringfiigige Abnahme ihrer absoluten Zahlen.

Entsprechend dem anf~nglichen Abfall der Lymphocyten gingen auch die Leukocytengesamtzahlen (siehe Abb. I) wi~hrend der 1. Woche in alien 3 Gruppen zurfick. Da beim Rind im Gegensatz zum Monschen die Lymphocyten gegeniiber den Segmentkernigen ein erhebliches l~ber- gewicht be sitzen, kam die 1. Anstiegsphase der Segmentkernigen in der Leukocy~engesamtzahl nur bei den intracutan geimpften Tieren, bei denen dieser Segmentkernigenanstieg am stArksten ausgeprggt war, vor- iibergehend zum Ausdruck. Dagegen machte sich die 2. Anstiegsphase der Segmentkernigen (hath der cutanen und intracutanen Impfung), die erst einsetzte, nachdem sich die Lymphocytenzahlen bereits wieder met~r oder weniger normalisiert hatten, auch in der Kurve der Gesamtleuko- cytenzahlen deutlich bemerkbar, und zwar in Form eines starken An- stieges bei den cutan geimpften Tieren und eines geringftigigen Anstieges bei den intraeutan geimpften Tieren. Nach der subcutanen Impfung war ein Anstieg der Gesamtleukocyte.nzahl in dieser Phase iiberhaupt nicht feststellbar.

Ein deutlicher Unterschied zwischen den 3 Impfme~hoden bestand auch hhlsichtlich des Verhaltens der eosinophilen Leukocyten. W~hrend diese n~imlich nach der cutanen Impfung einen Riickgang bis auf 0,1% der Gesamtleukocytenzahl aufwiesen und ihre Normalisierung erst gegen Ende der 3. Woche nach der Impfung wieder einsetzte, gingen sie nach der subeutanen und intracutanen Impfung nut bis auf 1% zuriick und begann die Normalisierung bereits am Ende der 2. Woche.

Oberblickt man die Ver~Lnderungen des weiBen Blutbildes nach den verschiedenen Impfmethoden in ihrer Gesamtheit, so kann man fest- stellen, dal] das weil]e Blutbild durch die cutane Impfung am stitrksten, durch die subcutane Impfung am geringsten und durch die intlacutane Impfung in einem dazwischenliegenden Grad in Mitleidenschaft gezogen wird. Die wesentlich*ten Unterschiede kSnnen kurz folgender- mal]en zusammengefaflt werden: Nach der outanen Impfung 2maliger Anstieg der Kurve dor segmentkernigen neutrophilen Leukocyten (mit Gipfelpunkten am Anfang der 1. und Ende der 2~ Woche) sowie starke und anhaltende Verminderung der eosinophilen Leukocyten (bis 0,1%). Nach der subcutanen Impfung blofl l mMiger Anstieg der Kurve der segmentkernigen neutrophilen Leukocyten (in der 1. Woche) und nur geringe sowie kiirzer anhaltende Verminderung der Eosinophilen (Ab- fall mlr bis 1%). Nach der intracutanen Impfung - - Ahnlich wie nach der

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Veranderungen des weiBen Blutbildes dutch Poekenschutzimpfstoff. 281

cutanen Impfung - - 2 maliger Anstieg der segmentkernigen neutrophilen Leukocyten, jedoch in der 2. Anstiegsphase weniger hoch als bei den cutan geimpften Tieren; daneben Abnahme der Eosinophilen etwa im Ausmal~ wie nach der subcutanen Impfung, aber erst sp~tere Riickkehr zur Norm als bei dieser. Es besteht wohl kein Zweifel, dab in der un- gleichen Beeinflugung des weiBen Blutbildes, die verschieden starke Re- aktion des Organismus auf die verschiedenen Impfungen und damit aueh die verschieden starke Belastung des Organismus durch diese Impfungen zum Ausdruck kommt. Demnach w~re die subcutane Impfung als die mildeste, die cutane als die belastendsto Impfung zu bezeichnen, w~h- rend die intracutane Impfung eine Mittelstellung in dieser Hinsicht ein- nimmt.

B. Die Bluteiweiflk6rper.

1. Die K o l l o i d l a b i l i t ~ t s r e a k t i o n e n .

a) Das Koagulationsband nach WELTMA~N. Durchschnittliche Ko- agulationsschwelle vor der lmpfung: In der Cutan- und Intracutan- gruppe RShrchen Nr. 7, in der Subcutangruppe R6hrchen Nr. 8, das entspricht einer CaC1,-Konzentration yon 0,20 bzw. 0,175~ .

Nach cutaner Impfung: Im Verlauf der ersten 10 Tage starke Verkiir- zung des Koagulationsbandes mit Verschiebung der Koagulationsschwelle im Durchschnitt bis RShrchen Nr. 1 (0,50~ CaCl~), in Einzelfallen sogar bis RShrchen Nr. - -3 (0,60~ CaC12) ; an den folgenden 10 Tagen wieder Verl~ngerung des Koagulationsbandes, so dab am 20. Tag nach der Imp- lung der Ausgangswert fast wieder erreicht wird.

Nach subcutaner Impfung: Bedeutend geringere Verkiirzung des Koagulationsbandes mit Verschiebung der Koagulationsschwelle im Laufe der ersten 5 Tage nur bis RShrchen Nr. 5 (0,30~ CaCl~), aber auch in Einzelfallen nicht unter RShrchen Nr. 4 (0,360]o0 CaCl2) , anschliel3end bis zum 13. Tag Schwanken des Schwellenwertes zwischen R6hrchen Nr. 5 und 6, dann allm~hliche Riickkehr zum Ausgangswert, der, wie nach der cutanen Impfung, am Ende der 3. Woche fast wieder erreicht wird.

Nach intracutaner Impfung: Im Verlaufe der ersten Tage Verkiirzung des Koagulationsbandes, wie nach der subcutanen Impfung, bis durch- schnittlich l~Shrchen Nr, 5 (in Einzelfi~llen bis R5hrchen Nr. 3); dann, abgesehen von einer vorfibergehenden weiteren Verkfirzung des Koagu- lationsbandes bis durchschnittlich I~Shrchen Nr. 4 am 10. und 11. Tag (urn welchen Zeitpunkt auch in der Gutangruppe die Verkiirzung ihr Maximum erreicht), Stehenbleiben der Koagulationsschwelle auf RShr- chen Nr. 5 bis zum 18. Tag; sodann Verschiebung der Koagulations- schwelle nach RShrehen Nr. 6 und ab 26. Tag wieder Verhalten wie vor der Impfung.

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282 K. B~aF~R und F. PUNTIGAM:

b) Cadmiumsul/atreaktion nach WU~DERLY U. WUHRM~t~. Vor der Impfung: Bei 23~/o der Proben-Reaktion positiv (-~ ~-), bei 77~/o negativ (+ , :~:, --) . Durchschnitt: negativ(:J:).

Nach cutaner Impfung: An den ersten 9 Tagen durchschnittlich nega- river Ausfall der Reaktion (aul]er am 4. Tag, an welchem zngleich mit der hSchsten Temperatursteigerung auch die Cadmiumreaktion vorfiber- gehend positiv wurde). Ab 10. Tag st~ndig positiver (zv+) Ausfall der Reaktion bis zum Ende der Beobachtungszeit.

Nach subcutaner Impfung: Positive und negative Resultate in un- regelm~l~iger Folge miteinander abwechselnd.

Nach intracutaner Impfung: Keh~e auff~tllige ~nderung des Reak- tionsausfalles im Laufe der Beobachtungszeit; dies vielleicht auch des- halb, weil die ffir diese Impfungen verwendeten Tiere zuf~lligerweise zu jener Gruppe gehSrten, deren Seren schon vor der Impfung pos i t iv reagierten.

c) Die Zinlcsul[attriibungsreaktion nach KUNKEL. Vor der Impfung: Tr/ibungen bis 5 TE (ira Durehscbnitt 3 TE).

~aeh cutaner Impfung : W~hrend der 1. Woche keine auff~llige Ab- weichung yon der Norm. Ab 9. Tag Ansteigen der durehschnittliehen Trfibung fiber 5 TE ~md weitere Zunahme bis zum Ende der 3. Woehe. Am 20. Tag post race. wird das Maximum der durchschnittlichen Trii- bung mit 14 TE erreicht; der h6chste beobachtete Einzelwert betrug 25 TE.

Nach subcutaner Impfung: Wi~hrend der ganzen Beobaehtungszeit keine wesentliche Abweiehung vom Normalwert. Die durchschnittliehe Trfibung fiberstieg niemals 5 TE; der hSehste beobachtete Einzelwert lag bei 6 TE.

Nach intraculaner Impfung: Wie nach der subcutanen Impfung keine wesentliehe Abweichung yore Ausgangswert.

d) Thymoltriibungsreal~tion nach MAcLXGA~. Eine auff~llige Abwei- chung yon den Normalwerten vor der Impfung (bis 3 TE) trat weder nach der cutanen noch naeh der subeutanen Impfung ein (daraufhin wurde bei den intracutan geimpften Tieren die Thymoltriibungsreaktion nieht mehr angestellt).

e) Yerdiinnungsreaktion. Wesentliche Abweichungen yon den Nor- malwerten vor der Impfung (bis 5 TE) stellten sich weder nach der eu- tanen noeh nach der subcutanen Impfung ein; bei den intracutan ge- impften Tieren wurde die Reaktion daraufhin nicht mehr untersucht.

/) Titration mit HAYEMscher LSsung naeh Gt~os. Vor der Impfung: Durehschnittlieher Titer in der Cutangruppe 4,6, in der Subcutangruppe 2,6, in der Intracutangruppe 2,8. (Beim Menschen gelten Werte fiber 2,5 als normal.)

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Verhnderungen des weiBen Blutbildes durch Pockenschutzimpfstoff. 283

Naeh cutaner Impfung: Allm~hliche Abnahme des Titers bis 0,3, auf welcher/-I6he der Titer auch noch am Ende der Beobaehtungszeit (am 22. Tag) verharrt .

Nach subcutaner Impfung: Abnahme des Titers wie nach der cutanen Impfung.

Nach intracutaner Impfung: Keine wesentliche Ver~nderung der TiterhShe gegeniiber dem Ausgangswert.

Wie aus den oben angeffihrten Untersuchungsergebnissen hervorgeht, eigneten sich yon den angestellten Kolloidlabflitgtsreaktionen zur Beur- teilung der St~rke der Reaktion des Organismus auf die verschiedenen

Q _

ii ,,,,, 11 t i I 1111 t I11 II II 111111 Jmpr'un~ fa~,e nach de/' Jmpfun~

Abb. 3. Vcrhaltcn dcs WELT~rANNschcn Koagulationsbandcs (Durchschnittswertc). Schwarze Situlen: cutane Impfung; weifle Siiulen: subcutane Impfung; schrafflerte Situlen: intracutane Impfung.

Impfmethoden in erster Linie das WELTMA~sche Koagulationsband und die Zinksulfattriibungsreaktion. ])as WV, LTM~I~sche Koagulations- band (siehe Abb. 3) zeigte bei allen 3 Impfmethoden eine deutliche Ver- kiirzung, die ihr Maximum um die Mitre der 2. Woche post vacc. er- reichte. Wiihrend aber diese Verkiirzung nach der cutanen Impfung eine aul~ergewShnlich hoehgradige war und durchschnittlich bis l~Shrchen Nr. 1 reichte, ging die Verschiebun 8 des Schwellenwertes nach der intra- cutanen Impfung nur bis RShrchen Nr. 4 und nach der subcutanen Imp- fung sogar nnr his RShrchen Nr. 5. Auch die Zinksullattriibungsreaktion (siehe Abb. 4) wurde nach der cutanen Impfung vom Ende der 2. Woche an deutlich positiv, wogegen sich ihr Verhalten nach den subepidermalen Impfungen gegeniiber dem normalen Reaktionsausfall kaum ~nderte. Die Cadmiumtriibungsrealaion war zur Beurteflung yon Unterschieden zwischen den 3 Impfmethoden weniger gut geeignet, da wir schon bei den unbehandelten Tieren 230/0 positive Reaktionen feststellten, die in unserem Beobachtungsgut vermutlich durch die Umstellung der Er- nithrung, die Strapazen des Transportes und den Milieuwechsel bedingt waren. Immerhin war auch bier auffallend, dab in der cutanen Gruppe das Durchschnittsergebnis vor der Impfung negativ I • ab 10. Tag

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284 K. BEI~GER und F. ~PuNTH]AM:

nach der impfung aber regelm~Big positiv (-k q-) ausfie]. Bei den sub- cutan und intracutan geimpften Tieren waren charakteristische Ver- sehiebungen des Reaktionsausfalles nicht feststellbar. Die Titration mit HAv~Mscher L6sung ergab bei den cutan und subeutan geimpften Tieren eine merk]iche Abnahme des Reagens-Verbrauches, wogegen bei den intracutan geimpften Tieren der Verbrauch praktisch unverEndert blieb. Die Thymoltri~bungsreaktion und die Verddnnungsreaktiou wurden dutch die Impfkrankheit - - aueh bei den cutan geimpften Tieren - - nicht be- einflul]t.

Bei der Beurteilung der festgestellten Ver/~nderungen muB man sich vor Augen h~lten, dab das Plasma bzw. Serum des Rinderblutes sehon

,5 f / ~ rE i ,0 i j ~

I

i I I i I I ~__~ 2 '~ ~" g 10 12 I,<-/ 16' 18 20 22 "~ ~,~ ~ Tage nerh dep Jmffung

A b b . 4 . V e r h a ~ g e n d e r Z i n k s u l f a t t r i i b u n g s r e a k t i o l ~ ( D u r c h s c h n i t t s w e r t e ) .

~ - - - - c u t a n e I m p f u n g , . . . . . . s u b c u t a n e I m p f u n g , . . . . . . l n t r a c u t a n e I m p f t h n g .

prim/~r quanti tat iv und qualitativ anders zusammcngesetzt ist als das des Menschenblutes und dab man sich daher bei der Beurteilung des Ausialles der Kolloidlabiliti~tsreaktionen nicht streng an die in der Humanmedizin geltenden Mal]st~be halten darf. Trotzdem geht aus den angefiihrten Untersuehungen eindeutig hervor, dab die cutane Impfung das EiweiBgefiige des l~inderserums in erheblich st~rkerem Mal]e ver- ~ndert als die subcutane oder intracutane Impfung.

l~berblickt man den Verlauf der verschiedenen Reaktionen in ihrer Gesamtheit, so entspricht ihr Verhal~en im Laufe der Impfkrankhei t der Rinder im wesentlichen den yon w m t ~ u. WU~)~,RLY aufgesbe]lten Reaktionskonstellationen'l und 2, wie man sie aueh bei anderen akuten Infektionskrankhei~en in typischer Weise aufeinanderfolgend antrifft. Dabei kommt es im Frfihstadium des Prozesses zu einer haupts/~chlieh auf Kosten der Albumine stattfindenden Vermehrung der ~.-Globuline, wofiir die Verktirzung des Koagulationsbandes sprieht, und im sp/~teren Verlauf zu einer Zunahme der ?~-Globuline, die sich durch das Positiv- werden der Zinksulfattriibungsreaktion und Cadmiumtriibungsreaktion sowie dutch das Absinken des Titers der GRosschen Reaktion zu erken- nen gibt.

Da erfahrungsgems das AusmaB der Eiweil]versehiebungen im Se- rum der Akuit~t und Schwere krankhafter Prozesse parallel zu gehen

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Ver/inderungen des weiBen Blutbildes durch Pockenschutzimpfstoff. 285

pflegt, kann die St~rke des positiven Ausfalles der Serumlabilit~tsreak. tionen als Gradmesser ffir die Intensit~t solcher Prozesse aufgefaBt werden. Von diesem Gesiehtspunk$ aus betraehtet sprechen die Ergeb- nisse unserer Serumlabilitiitsreaktionen ebenso wie die oben angeffihrten Ver/i, nderungen des weiBen Blutbildes eindeu~ig dafiir, dab die subepider- malen Impfungen den Organismus erheblich weniger beeintr/ichtigen als die eutane Impfung. Dies kommt, nebenbei erw~hnt, auch im Verhalten der K6rpertemperatur zum Ausdruck (siehe Abb. 1). W/~hrend n/imlich bei den cutan geimpften Tieren durehschnittlich vom 3.--13. Tag Fieber mi~ Maximaltemperaturen bis fiber 41 ~ C bestand, zeigten die subcutan geimpften Tiere nur am 3.--4. Tag und die intracutan geimpften Tiere nur am 4.--5. Tag nach der Impfung leichte TemperaturerhShungen bis durchschnittlich 39,4 ~ C..

Ergebnisse der Elektrophorese. U ntersuch unffen.

Aufteilung der EiweiBfr~ktionen des Serums ungeimp/ter Rinder (naeh den Ergebnissen yon je 2 Bestimmungen bei 7 Tieren) :

Albumin 33,3--51,4~o (Durchschnit~ 43,7~o). co-Globulin 13,4--24,9~o ( . . . . 19,4~ fl-Globulin 4,2--12,8% ( . . . . 6,8%). y-Globulin 22,3~41,1~o ( . . . . 29,8% ).

Dicse Werte stimmen im wesentlichen mit den yon SvE~sso~ sowie HOGN~SS, G~IFFEE und K o ~ I G (zit. nach H. SCUr~ID~') beim Rind ge- fundenenWerten fiberein. (Die Durchschnittswerte der einzelnen Gruppen [Cutan-, Subcutan- und Intracutan-Gruppe] k6nnen der Tab. 2 und Abb. 5 entnommen werden.)

Verhalten der EiweiBfraktionen nach cutaner Imp]ung :

Albumin: Allm/~hliche Abnahme yon 45,9~ auf 28, I ~ mit Tiefpunkt am 15. Tag, dann wieder allms Zunahme, so dal] am Ende der Beobachtungszeit (am 25. Tag) der Wef t 33,1% bet~r~igt.

~-Globulin: W/~hrend der ersten Tage kein weseatliches Abweichen yore Ausgangswert (19,7~ dana Zunahme bis zum 11. Tag (26,1~/o)und wieder Rfickkehr zum Ausgangswert um den 17. Tag.

fl-Globulin: W/~hrend der ersten Woche post race. Anstieg yon 6,9~/o auf 13,5%, w/ihrend der zweiten Woche wieder Riickkehr zum Ausgangs- wert.

y-Globulin: W/~hrend der ersten Woche vorfibergehende geringffigige ErhShung yon 27,6~/o auf 31,4%. Im Verlaufe der zweiten Woche neuer- licher, diesmal erheblicher Anstieg bis 44,7 ~ und Hochbleiben der Werte bis zum Ende der Beobachtungszeit (am 25. Tag).

Zeitschr. f. hygiene, Bd. 138. 20

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286 K. B~aOER und F. P~Tma~r:

Verhalten der EiweiBfraktionen nach subcutaner Imp/u~g:

Albumin: Geringffigiger Abfall yon 46,8% am Anfang bis 42,2% am 10. Tag; dann ungef~hre Beibehaltung dieses Wertes bis zum Ende der Beobachtungszeit (am 31. Tag).

Tabelle 2. Ergebnisse der elektrophoretischen Analyse der Serumproteine (Durchschnittswerte).

GesamteiweiB (g in 100 cm a)

C

~ Albumin

"~ Globulin fl

Gesamteiweig (g in 100 cm a)

• Albumin

cq

m ~ Globulin [ 7~Yl

Albumin

~ Globulin

a n t e T a g e n a c h d e r I m p f u n g

6,22 16,55 - - 16,20 ~ 6,70 7,58

% % % % t 45,9 42,7 38,9 36,5 9,7 8,2 20,8 9,1

10,0 11,7 14,5 6,9 6,0 9,7 13,5 7,7 7,8 8,5 7,2

19,8 23,6 22,1 19,2

7,33 I o

f46, 8,1

10,0 7,4 7,6

20,1

Gesamteiweil] 7.37 (g in 100 cm 3) ,

7,56

% 42,2 [ 8,4

9,3 24,8

t

7,06 7,07

/i 1 2

Y2

% 37,2 10,8 10,6 6,0 9,4

26,0

% % 33,7]34,0 I 10,4 12,0 10,0 11,0 6,5 6,8[ 8,5 9,3

30,9 26,9

o i

28,1 32,9 11,0 8,0 15,1 12,8 17,6 9,6 6,4 6,3 9,6 10,0 8,2

21,8 34,7 35,0

7,33

! -I

s 8,3

10,6 6,4 8,5

22,8

%1 33,1i 8,3 ~, 9,6 I 5,5 i 9,3

34,4[

6,97 %

42,7 8,4

13,2 6,9

28,8

6,25 6,99 7,36

!%1 % Io~] 34,1 37,21 ,38,4 lO,8 lO,8 11,o I 12,0[ 12,7 t 8,9 i 6,7 6,31 5,5 9,9 8,9 11,1

26,5 24,1 25,11

~- und fl-Globulin: Unbedeu~endc Schwankungen um den Ausgangs- wert.

7- Globulin: Geringffigiger Anstieg yon 27,7 % auf 34,1% (am 10. Tag ), dana wieder allm~hliche Abnahme; am 25. Tag post vacc. ist der Aus- gangswerb fast wieder erreicht.

Verhalten der Eiwei[tfraktionen nach intracutaner Imp/ung :

Albumin: Geringfiigiger Abfall yon 37,2% auf 33,7% (am 4. Tag). Verharren auf diesem Niveau bis zum 13. Tag, dann allmi~hliche Rfick-

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Veritndcrungen des weil~en Blutbildes durch Pockenschutzimpfstofl" 287

kehr zum Ausgangswert, der am Ende der dri t ten Woche bereits wieder erreicht wird.

e-Globulin: Geringffigige ErhShung der Durchschnittswerte yore Ende der ersten bis zur Mitre der dri t ten Woche post vacc.

fl-Globulin: Keine wesentlichen Abweichungen vom Ausgangswert.

)J- Globulin: Geringe Schwankungen um den Ausgangswert (35,4~o), und zwar wiihrend der ersten Woche nach oben his 39,4~ wi~hrend der dri t ten Woche nach unten bis 33,0~ .

P J I I I ,.

~" 8 /0 12 /'I 16' 18 20 2 2 2 ' / 26 '28 3 0 3 2 Ta37e nach der Jmpfung

Abb. 5. P rozen tua le r Antc i l de r E iwe iBf rak t ioncn (Albuminc , a-, fl- und t,-Globulin~0 a m Gesamte iwe i l lgeha l t des R i n d e r s e r u m s (Durchschni t~swer te ) .

Vergleicht man die 3 Impfmethoden all Hand der Ergebnisse der elektrophoretischen Proteinauftrennung mitein~nder, so findct man im wesentlichen die Ergebnisse dot oben besprochenen Trfibungs- und Flockungsreaktionen best/~tigt. Auch bier zeigte sieh wieder, dab die cutane Impfung viel st~rkere Auswirkungen auf den Organismus zur Folge hat als die subepidermalen Impfungen.

Entsprechend der starken Verkfirzung des W~.LTMANNschen Koagu- lationsbandes wis der ersten beiden Wochen nach der cutanen Imp- fung zeigte auch das EIektrophorese-Diagramm um diese Zeit eine Zunahme der ~(-Globuline um etwa ein Drittel und der/~-Globuline um fast 100~o gegenfiber dem Ausgangswert. Dagegen betrugen die Schwan- kungen der e- und fl-Globuline nach den subepidermalen Impfungen in dieser Periode weniger als 10~o. Der um die Mitte der zweiten Woche nach

20*

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288 K. BERGER und F. PUNTIGAI~I:

der cutanen Impfung einsetzende positive Ausfall der Zink- und Cad- miumsulfattriibungsreaktion sowie der GRosschen Titration land im Elektrophorese-Diagramm seine Para]lele in einem starken Anstieg der ~-Globuline, deren Gehalt im Serum am 15. Tag um mehr as 60% fiber dem Ausgangswert lag und dann bis zum Ende der Beobachtungszeit etwa auf gleicher HShe blieb. Naeh der subcutanen Impfung war nur vorfibergehend cine Zunahme der ~-Globuline um etwas mehr als 20% feststellbar, die bereits vier Wochen nach der Impfung wieder vSllig abge- klungen war. Nach der intraeutanen Impfung gingen die Sehwankungen der y-Globulin-Werte nicht fiber die Grenzen des normalen Schwankungs- bereiches hinaus.

Die Albumine zeigten nach allen 3 Impfungen eine Verminderung, deren Grad dem AusmaB der Globulinvermehrung parallel ging. Dem- entsprechend war der t~tickgang der Albumimverte naeh der cutanen Impfung erheblieh (yon 45,9% auf 28,1~o), dagegen nach der subeutanen und intracutanen Impfung unbedeutend (yon 46,8 % auf 42,2 % bzw. yon 37,2% auf 33,7%).

Der GesamteiweiBgehalt des Serums wies bei den cutan geimpften Tieren eine leieht, ansteigende Tendenz auf (siehe Tab. 2), wogegen eine solehe bei den subcutan und intraeutan geimpft.en Tieren nich~ feststell- bar war. (DaB der GesamteiweiBgehalt des Rinderserums schon normaler- weise yon Tier zu Tier betr/~ehtliehe Unterschiede aufweisen kann - - in unserem Material schwankten die Werte yon 5,18 bis 8,24 gpro 100 em 3 - , sei hier nur nebenbei erw~hnt.)

In ihrer Gesamtheit entspraehen somit die im Gefo]ge der Impfungen beobachteten Yerschiebungen des Proteingeffiges im wesentlichen jenen Ver~nderungen, wie man sie auch sonst bei entzfindlichen und infektiSsen Prozessen zu sehen gewohnt ist, d.h. es kam zu einer auf Kosten der

,Albumine stattfindenden, bei den eutan geimpften Tieren deutlieh ausge- pr~gten, dagegen bei den subepidermal geimpften Tieren nut leieht angedeuteten Zunahme der Globuline, die zun~chst die c~- und/~-Globu- line betraf, sich sp~ter abet auf die y-Globuline verlagerte.

Wenn wir bisher die Ver~nderungen des weil]en Blutbildes und der BluteiweiBkSrper haupts~chlich im Sinne eines MaBstabes zur Beurtei- lung der Belastung des Organismus durch die Impfkrankheit betrachtet haben und wir naeh diesem MaBstab die subepidermalen Impfnngen als ausgesprochen milde Impfverfahren im Vergleich zur eutanen Impfung bezeiehnen kSnnen, so mug andererseits aueh daran gedacht werden, dab bei leicht verlaufender Impfkrankheit die entstehende Immunit~t ver- mutlich nieht jenen Grad und ~ene Dauer erreichen wird, wie dies nach heftiger verlaufender Impfkrankheit der Fall ist. u allem der Umstand, dab die Vermehrung der )J-Globuline, die ja die hauptsi~chliehsten Tr~ger der AntikSrper sind, nach den subepidermalen Impfungen eine wesentlieh

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Veriinderungen des weil~en Blutbildes durch Pockenschutzimpfstoff. 289

geringere war als nach der cutanen Impfung, liel] es angezeigt erscheinen, auch Untersuchungen fiber das AusraaB der nach den drei Irapfverfahren erfolgteu Antik6rperbildung anzustellen. ~ i r haben daher die fiir die elektrophoretischen Untersuchungen verwendeten Rinderseren auch auf ihren Gehalt an viruliziden AntikSrpern im Neutralisationsversuch ge- priift. Zu diesera Zweck wurden Serumverdfinnungen rait der gleichen Menge (0,5 em a) einer Virussuspension gemiseht, 2 Std bei Zimmertempe- ra tur und weitere 20 Std im Kiihlschrank bei 2 ~ C stehen gelassen und davon dann je 0,1 cm 3 K-aninchen intraeutan in]iziert. (Als Virussuspen- sion wurde ffir alle Untersuchungen ein Trockenimpfstoff der gleiehen Herste[lungsserie verwendet. Nach AuflSsen des Ampulleninhaltes in

T~qe n:cl: de: J:np.Cung

A b b . 6. V i r u l i c i d c r T i t e r d e s R i n d e r s e r u m s ( D u r c h s c h n t t t s w c r t c ) . - - c u t a n e I m p f u n g , . . . . . . s u b c u t a n c I m p f l m g , . . . . . . i n t r a c u t a n e I m p f u n g .

4 cm a physiologischer KochsalzlSsung betrug der Titer der Suspension nach G•OTlZ 1 : 100.) Die Ablesung der Resultate erfolgte 4 Tage nach der intracutanen Injektion, wobei als virulizider Titer der Seren jene st~rkste Serumverdfinnung festgehalten wurde, bei der noch keine Reaktion an der Injektionsstelle festzustellen war.

Wie aus Abb. 6 zu ersehen ist, liefien sich bei Anwendung der be- schriebenen Technik virulizide AntikSrper im Serum nach s~mtlichen 3 Irapfmethoden etwa vom Beginn der zweiten Woche post vacc. an nachweisen. Im Gefolge der cutanen Irapfung erreichte der Titer nach einem anfangs rascheren, sps langsaraeren Anstieg am Ende der Beob- achtungszeit (30. Tag) bei einera Tier den ~Tert yon 1 : 16, bei den beiden anderen Tieren den Wert yon 1 : 64. Ira Gegensatz hiezu vollzog sich der Titeranstieg bei den subepidermal infizierten Tieren deutlich protrahierter und betrug der beobachtete HSchsttiter nach der subcutanen Impfstoff- einverleibung nur 1 : 4, nach der intraeutanen nur ' l : 8. Da das Ergebnis der Titerbestiraraungen erheblieh yon der angewandten Technik und der beim Neutralisationsversuch verwendeten Virussuspension abh~ngig ist, sind die gefundenen Titerwerte nut als Relativwerte aufzufassen, doeh geht aus ihnen wohl cindeutig hervor, dai] nach der subcutancn und intraeutanen Viruseinverleibung eine viel geringere Bildung yon viru- liziden AntikSrpern stat tfand als nach der cutanen Impfung.

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290 K. BERGER und F. PUNTIGAM:

Weimgleich bekannt ist, dab das Vorhandensein der viruliziden Stoffe im Serum nur eine Teilerscheinung der Immunit~t darstellt und die Immunit~t noch lange Zeit nach Verschwinden der viruliziden Serum- antikSrper nachweisbar zu sein pflegt, so kann man doch aus der St~rke der AntikSrperbildung auf den Grad der Immunisierung schliel]en. Wir sind daber bereehtigt anzunehmen, dab bei den subepidermal geimpften Rindern der antigene Reiz und die immunisierende Kraft des einver- leibten Impfstoffes geringer war als bei den cutan geimpften Tieren. Dem Vorteil der milderen Imp[reaktion im Gefolge der subepidermalen Imp- fungen stand also der Nachteil des geringeren Imp/schutzes gegentiber. Die Frage, ob beim Menschen analoge Verhgltnisse herrsehen, wird sich mit Sicherheit erst dann beantworten lassen, wenn aueh bei ihm diesbezfig- liche Untersuehungen angestellt worden sind.

Zusammenfassung. Der Umstand, dab in verschiedenen L~ndern in der letzten Zeit bei

Poekensehutzimpfungen immer h~ufiger subepidermale Impfmethoden angewendet werden, liel] es angezeigt erscheinen, Vergleichsunter- suchungen fiber etwaige Untersehiede hinsichtlich der Belastung des Organismus sowie der AntikSrperbildung naeh den verschiedenen Impf- verfahren anzustellen. Die Untersuehungen wurden an Jungrindern durchgeffihrt, yon denen eine Gruppe eutan mittels Scarifikations- impfung, eine zweite Gruppe subcutan und eine dritte Gruppe intracutan geimpft wurde. Als MaBstab fiir die St~rke der Reaktion des Organismus auf die Impfungen wurden die Ver~nderungen des weil]en Blutbildes und der Bluteiwefl]kSrper, als MaBstab fiir die immunisierende Wirkung der Grad der AntikSrperbildung herangezogen. Die wesentliehsten hierbei festgestellten Unterschiede waren folgende:

1. Ver~nderungen des weiflert Blutbildes: Nach der cutanen Impfung zweimaliger Anstieg der Kurve der neutrophilen, segmentkernigen Leuko- eyten (mit Gipfelpunkten am Anfang der ersten und Ende der zweiten Woche) sowie starke und anhaltende Abnahme der eosinophilen Leuko- eyten (bis 0,1~/o); nach der subcutanen Impfung nur einmaliger Anstieg der segmentkernigen Leukocyten (in der ersten Woche) und nut geringe sowie kih.zer anhaltende Verminderung der eosinophilen Leukoeyten (bis 1~/o) ;nach der intracutanen Impfung - - ahnlieh wie nach der cutanen Impfung - - zweimaliger Anstieg der segmentkernigen Leukocyten, jedoch in der zweiten Anstiegsphase weniger hoch als bei den cutan geimpften Tieren; daneben Abnahme der Eosinophilen etwa im Ausmal~ wie nach der subeutanen Impfung, aber erst spatere Rfiekkehr zur Norm als bei dieser.

2. Verhalten der Bluteiweiflk6rper: Nach der cutanen Impfung auBer- ordentlich starke Verkiirzung des WELT~L'~schen Koagulationsbandes

Page 20: Untersuchungen über die Veränderungen des weißen Blutbildes und der Bluteiweißkörper sowie über die Antikörperbildung nach cutaner, subcutaner und intracutaner Einverleibung

Ver~nderungen des weil]en Blutbildes durch Pockenschutzimpfstoff. 291

(im Durchschni t t bis RShrchen Nr. 1 in der z~veiten Woche) und deutliche Zunahme der Zink.sulfattriibung (ab Mitte der zweiten Woehe) ; dement- sprechend im Elek t rophorese-Diagramm wiihrend der ersten beiden Wochen deutliche Vermehrung der a- und fl-Globuline (um etwa ein Dri t tel bzw. fast 100% des Ausgangswertes) und yon der Mitre der zweiten Woche an s tarker und anhal tender Anst ieg der y-Globuline (urn mehr als 60%), gleichzeitig erhebliche Abna hm e der Albuminwer te ; nach der sub. cutanen und intracutanen Im pfung geringere V'erkfirzung des WELTMAN~C- schen Koagula t ionsbandes (im Durchschni t t nur bis RShrchen Nr. 5 bzw. 4) und nur unbedeutende Zunahme der Zinksulfat t r i ibung; dem- entspreehend im Elek t rophorese-Diagramm nur geringffigige Schwan- kungen der Albumin- und Globulinwerte.

3. Bi ldung yon viruliziden Antikdirpern : HSchster beobachte te r Ti ter nach der cutanen I m p f u n g 1 : 64, nach der subcutanen I m p f u n g 1 : 4 und nach der intracutanen I m p f u n g 1 : 8.

Zusammenfassend k a n n auf Grund der erhobenen Befunde festgestellt .werden, dab die subepidermale Impfstoffeinverleibung beim Rind den 0rganismlJs zweifellos weniger s tark in Mitleidenschaft zieht Ms die eutane Impfung, dal] abet diesem Vorteil der Nachtei l der geringeren immuni- sierenden Wirkung der subepidermalen Im pfung gegeniibersteht.

L i t e r a t u r .

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Dr. K. BERGER, Wicn, Bundesstaatl. Impfstoffgewinnungsanstalt.


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