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25. März 2012ISSN 1436-607X

Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche 7/2012Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche

Warum musste Jesus sterben?

Verstehenn Das Opfer,

das Leben bringt. Seite 3

Anfassenn Kinder lernen,

was der Tod ist. Seite 8

Hinschauenn Kunst deutet

das Kreuz. Seite 12

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unterwegs 7/2012 ::: 25. März 2012

::: Editorial2

kurz gesagt

So ErrEicHEn SiE unS:Redaktion »unterwegs« Telefon 069 242521-150 E-Mail: [email protected]: 0711 83000-0 FO

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Ein Kind wird geborenEs ist schwerstbehindert und wird wahrscheinlich nicht lange leben – und wenn, dann nur mit starken Schmerzen und erheblichen Ein-schränkungen. Kann man diesem Kind Leid ersparen, indem man den Tod vorzieht? Das ist beileibe keine theoretische Frage. »Muss dieses Kind am Le-ben bleiben?« So fragte der Philo-soph Peter Singer schon 1995 in einem Buch über das »Problem schwerstgeschädigter Neugebore-ner«. Jüngst haben zwei australi-sche Mediziner in einem Facharti-kel erklärt, dass ein neugeborenes Kind, wie auch ein Fötus, noch kei-nen »moralischen Status als Per-son« hat. Deshalb ist für sie das Töten eines Babys nichts anderes als ein Schwangerschaftsabbruch. Und die sind selbst in Deutschland bis kurz vor der Geburt legal – wenn auch in Ausnahmefällen.Eine Gespensterdebatte? Nein: In den Niederlanden ist es seit 2005 gesetzlich erlaubt, dass solche Kin-der kurz nach der Geburt mit Ein-verständnis der Eltern getötet wer-den können. »Abtreibung nach der Geburt«, heißt das. Diese Praxis und die neuerliche Diskussion zeigen deutlich das ethische Dilemma, in das sich Befürworter aktiver Sterbehilfe hineinmanöveriert haben. Leben ist zu jedem Zeitpunkt und unter allen Umständen schützenswert – vor allem zu Beginn und am Ende. Set-zen wir uns dafür ein!Ihr Volker Kiemle

Kräftig gEWAcHSEn ist die Kreditgenossenschaft »Oikocredit« im vergan-genen Jahr. Die Bilanzsum-me stieg um fünf Prozent auf 672 Millionen Euro. Aus Deutschland kamen dabei fast 28 Millionen Euro neu hinzu. Dadurch wuchsen die Anlagen aus Deutschland um 13 Pro-zent. Die Zahl der deut-schen Anleger stieg 2011 um fast sechs Prozent auf über 19.700. Insgesamt haben sie 242,5 Millionen Euro bei Oikocredit inves-tiert. Die Versorgungskas-se der Süddeutschen Jähr-lichen Konferenz hat 500.000 Euro investiert. In der Regel verzinst Oi-kocredit die Einlagen mit zwei Prozent.

HArtmut KämpfEr ist neuer Vorsitzender des Jugend-verbands »Entschieden für Christus« (EC). Er löst Gerald Pauly ab, der nach elf Jahren satzungsgemäß nicht wiedergewählt wer-den konnte. Der 40-jähri-ge Kämpfer (rechts) ist Sparkassenbetriebswirt und lebt in Berlin. Er ist seit seiner Jugend in ver-schiedenen Leitungs-funktionen im EC tätig. Zur zweiten Vorsitzenden wurde die bisherige Beisit-zerin Gesine Westhäuser (links) gewählt.

cHriStEn SolltEn nicht versu-chen, Juden zu missionieren. Das bekräftigte der EKD-Ratsvorsitzende, der rheinische Präses Nikolaus Schneider, am 11. März in Leipzig bei der Eröffnung der 60. »Woche der Brüderlich-keit«. Dort erhielt Schneider die Buber-Rosenzweig-Me-daille. Mit der Auszeichnung wurde Schneiders Wirken für den Dialog zwischen Chris-tentum und Judentum gewür-digt. Dazu gehöre sein Ein-treten gegen jedes Wiederer-starken von Rassismus und Antisemitismus und seine »deutliche Absage an die Judenmission«, hieß es in der Begründung.

WünScHE An gott nimmt die Ak-tion »Pro-Christ« entgegen. Eine Internet-Kampagne soll auf die nächste Pro-Christ-

Evangelisation im März 2013 in der Stuttgarter Porsche-Arena aufmerksam machen. Von Dezember bis März sind Besucher der Internetdienste GMX und web.de eingela-den, einen Wunsch an Gott zu formulieren. Zugleich be-kommen sie mehrere Perso-nen gezeigt, von denen sie ei-ne als Fürbitter für ihr Anlie-gen auswählen können. Die Beter geben sich mit Vorna-men, Foto und Wohnort zu erkennen. Die Teilnehmer er-halten das Versprechen, dass in Kürze für sie gebetet wird.

www.prochrist.orgkie/idea

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Titelthema: Jesu tod – unser leben :::

Muss man an den Sühnetod Jesu Christi glauben, um Christ zu sein?WAltEr KlAibEr: Wenn man die Frage auf den Sühne-tod fokussiert, dann würde ich sagen: nein. Es gibt auch im Neuen Testament unterschiedliche Weisen, den Tod Christi zu deuten. Neben dem Modell der Sühne gibt es auch die Stellvertretung – dass sich einer mit seinem Leben für andere einsetzt. Ich kann mir aber nicht vorstellen, Christ zu sein, ohne dem Tod Je-su eine Bedeutung zuzumessen. Aber ich kann nicht entscheiden, ob jemand ein Christ ist oder nicht. Inso-fern muss ich die Frage letztlich offen lassen.

Warum wird immer wieder über die Bedeutung des Todes Jesu gestritten?WAltEr KlAibEr: Zum einen ist für uns manches Denk-modell, mit dem der Tod Jesu im Neuen Testament er-klärt wird, fremd geworden. Wir kennen etwa Opfer nur noch im übertragenen Sinne – die Vorstellung, dass durch das Opfer eines Tieres etwas bewegt wird, kön-nen wir nicht nachvollziehen. Zum anderen haben wir eine Tradition, die diese Botschaft oft ziemlich verzerrt dargestellt hat und wo Aussagen falsch zitiert werden.

Worin besteht die Verzerrung?WAltEr KlAibEr: Es ist etwa immer wieder von dem zornigen Gott die Rede, der nur dadurch vergeben

kann, indem er seinen eigenen Sohn opfert. Damit wird der Gott Israels mehr oder weniger anderen Göt-tern gleichgesetzt. Das ist weder die Denkweise des Alten noch die des Neuen Testaments. Vielmehr sind Sühneopfer Zeichen und Handlungen, die die Men-schen brauchen, damit ihr Leben untereinander und mit Gott wieder in Ordnung kommt. Gerade durch das Sühneopfer schenkt Gott Vergebung.

Das könnten die Menschen doch aber auch ohne Gott miteinander ausmachen ...WAltEr KlAibEr: Das ist der Knackpunkt: In unserem Bewusstsein hat Schuld nur in der Beziehung zu ande-ren eine Bedeutung. Und wir meinen, mit dem Satz »Ich vergebe dir« sei es geschehen. Doch das Alte Tes-tament sieht in der Schuld mehr: eine Art Gift, die das Leben der Gemeinschaft zerstört. Diese Lebensvergif-tung wird durch das Sühneopfer beseitigt. Das brau-chen die Menschen – Gott braucht das nicht.

Was ist für uns heute an die Stelle des Sühneopfers getreten?WAltEr KlAibEr: Interessant ist, dass wir heute zwar nicht mehr in solchen Kategorien denken. Aber wir er-leben sehr wohl, dass Schuld nicht einfach durch einen Akt des guten Willens beseitigt werden kann – das be-stätigt auch die Tiefenpsychologie. Nicht umsonst

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Das Opfer, das Leben bringtDie Frage, warum Jesus Christus gekreuzigt wurde, beschäftigt die Christenheit seit ihren anfängen. Immer wieder gibt es Streit darüber – vor allem, weil heute viele Christen von der Vorstellung des »Sühneopfers« verstört sind. Letztlich kommt es aber darauf an, der Bedeutung des Todes Jesu nachzuspüren, sagt der ehemalige Bischof Walter Klaiber. Volker Kiemle hat den ausgewiesenen Kenner des Neuen Testaments interviewt.

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leidenden Gottesknecht. Hier wird von einem gespro-chen, den Gott dazu bestimmt hat, die Schuld der Ge-meinschaft, ja sogar der ganzen Welt, auf sich zu neh-men. Ein weiteres Modell kam aus der griechischen Mythologie: dass sich ein Mensch opfert für eine Stadt oder ein Volk, weil es zürnende Götter eben fordern. Das kommt im Neuen Testament nicht vor. Aber der Grundgedanke, dass sich in extremen Situationen ei-ner für die Gemeinschaft opfert, um die Gemeinschaft zu retten, war eine Erklärungshilfe für den Tod Jesu.

Dr. Walter Klaiber wurde am 17. april 1940 in ulm geboren. Nach dem Studium der evangelischen Theologie wurde er pastor der Evangelischen Gemeinschaft. Von 1969 bis 1971 war er Wissenschaftlicher assistent bei dem Theologen Ernst Käsemann in Tübin-gen. Seine Doktorarbeit schrieb Klaiber über »Die Bedeutung der iustificatio impii (Recht-fertigung der Sünder, anm. d. Red.) für die

Ekklesiologie des paulus«. ab 1971 war er Dozent für Neues Testament am Theologi-schen Seminar (heute: Theologische hoch-schule) der EmK in Reutlingen, ab 1976 dort Direktor. 1989 wurde Klaiber zum Bischof der EmK in Deutschland und West-Berlin ge-wählt, 1992 zum Bischof der EmK im verei-nigten Deutschland. Seit 2005 lebt Klaiber im Ruhestand in Tübingen.

informAtion bucHtipp

Walter Klaiber: Jesu Tod und unser Leben. Was das Kreuz bedeutet, Evangeli-sche Verlagsanstalt, Leipzig 2011, 208 Seiten, paperback, 12,80 Euro. ISBN 978-3-374-02845-0

haben sich hier biblische Begriffe wie etwa der Sün-denbock erhalten oder die Rede davon, dass man je-manden in die Wüste schickt. So muss es zur Vergebung auch gewisse Zeichen geben – man spricht zwischen den Völkern auch von Sühnezeichen. Es geht dabei nicht um Entschädigung, sondern darum, dass deut-lich wird: Was da zwischen uns steht, das ist beseitigt.

Aber damit wird Sühne auf einen tiefenpsychologi-schen Akt reduziert, der ohne Gott auskommt ...WAltEr KlAibEr: Wenn jemand meint, ohne Gott le-ben zu können, kann ich ihm das nicht absprechen. Für die Bibel ist Gott derjenige, der eine gedeihliche Gemeinschaft zwischen den Menschen vorgibt und trägt; und er ist auch der Adressat, wenn etwas schief-geht und die Gemeinschaft wieder geheilt werden muss.

Was bedeutete der Tod Jesu für die ersten Christen?WAltEr KlAibEr: Sie standen unter Schock und hatten keine fertige Theorie. Erst die Begegnung mit dem Auf-erstandenen hat in ihnen das Bewusstsein geweckt, dass in diesem Tod ein tieferer Sinn liegen musste. Sie haben sich dann an entsprechende Andeutungen Jesu erinnert und im Alten Testament nach Spuren gesucht, die etwas über diesen Tod aussagen konnten. Sie ha-ben unterschiedliche Spuren gefunden, und das hat dann zu unterschiedlichen Deutungen geführt.

Welche Deutungen sind das?WAltEr KlAibEr: Da ist etwa das Motiv des leidenden Gerechten: In der Geschichte Israels mussten immer wieder Propheten leiden oder wurden getötet, weil sie zur Sache Gottes standen. Dieses Modell greifen auch heutige Kritiker der Heilsbedeutung auf. Demnach ist der Tod des Gerechten vor allem Zeichen der Treue zur Sache Gottes. Gleichzeitig wurde deutlich, dass das für die Gemeinschaft, für die sich diese Leute eingesetzt haben, nicht ohne Bedeutung ist. Zumindest ist es ein Signal umzukehren. Bis heute ist das Kreuz ein Zei-chen dafür, dass sich Christus in die Ungerechtigkeit der Welt hineinbegeben hat.

Und was ist mit dem Gottesknecht?WAltEr KlAibEr: Das vielleicht wichtigste Verstehens-modell kommt aus der Prophetie von Jesaja 53 – dem

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Auf welchen Nenner lassen sich diese verschiedenen Deutungen bringen?WAltEr KlAibEr: Unabhängig vom einzelnen Erklä-rungsmodell ist die Tatsache, dass Jesus diesen Tod auf sich genommen hat, ein starker Erweis der Liebe Got-tes. Gott will uns damit bis in die Tiefe des Todes hin-ein nahekommen! Das macht Paulus im Schluss von Römer 8 deutlich: Nichts kann uns von der Liebe Got-tes scheiden.

Wie unterscheiden sich Schuld und Sünde?WAltEr KlAibEr: Sünde bezeichnet zuerst das Schul-digwerden vor Gott. Das Wort wird im Neuen Testa-ment auch als Überbegriff für die Entfremdung des Menschen von Gott gebraucht, für das, was zwi-schen Gott und den Menschen steht. Schuld bezieht auch das Verhältnis zu den anderen Menschen mit ein. Hier geht es nicht nur um den objektiven Tatbe-stand, sondern um das Schuldigwerden anderen ge-genüber.

Viele Menschen lehnen es ab, sündig zu sein, und ge-ben stattdessen ihrer Natur oder den Umständen die Verantwortung für ihr Handeln. Wie lässt sich diesen Menschen der Kreuzestod nahebringen?WAltEr KlAibEr: Das Neue Testament beschränkt die Deutung des Todes Jesu nicht auf die Schuldfrage. Das ist zwar eine zentrale Frage. Aber die erwähnte Stelle aus Römer 8 zeigt, dass auch die Mächte, die

uns von Gott trennen, eine große Rolle spielen. Ich würde diesen Men-schen auch fragen, ob es wirklich so ist, dass sie sich in ihrem Handeln nur von ihrer Prägung leiten lassen können.

Paulus bezeichnet das Wort vom Kreuz als »anstößig«. Warum?

WAltEr KlAibEr: Paulus zeigt, dass sich Gott in diesem Tod erniedrigt hat, um auch den Armen und

Verachteten zu zeigen: »Ich bin ganz bei euch!« Da-mit ist das Kreuz auch ein Zeichen der Solidarität Gottes mit Menschen, die leiden müssen – und gleich-zeitig eine Kritik an Menschen, die sich auf Kosten anderer groß machen. Diese Botschaft ist anstößig, weil sie letztlich vom Menschen auch fordert, die Zerbrochenheit der eigenen Existenz anzuerkennen, und gleichzeitig betont, dass Gott in diese Zerbro-chenheit gekommen ist.

Die Sünde ist immer noch in der Welt. Ist Jesus vergeblich gestorben?WAltEr KlAibEr: Diese Frage muss jeden nachdenkli-chen Christen anfechten – gerade, weil auch die Chris-tenheit eine Schuldgeschichte hat. Andererseits ist durch die Botschaft am Kreuz die Liebe Gottes in diese Welt hineingekommen – eine Liebe, die Menschenher-zen erfüllt und ansteckt und befähigt, für andere zu leben. Und das gilt bis heute, auch wenn es viele nicht sehen wollen. Das ist nicht einfach nur Humanismus: Die Verpflichtung zum Mitleiden ist sehr stark durch das Christentum in diese Welt gekommen.

Wie erklären Sie einem Kind, warum Jesus ans Kreuz genagelt wurde?WAltEr KlAibEr: Die äußere Ursache ist, dass Jesus so konsequent in seinem Einstehen für die Menschen war, dass die Herrschenden das als Kritik gesehen haben. Deshalb wollten sie ihn beseitigen. Dass Jesus dem Tod nicht ausgewichen ist, ist ein Zeichen für die Treue zu seinem Auftrag. Und genau darin hat er uns die Liebe Gottes ganz deutlich gezeigt.

Die Menschen brauchen Sühneopfer, damit ihr Leben untereinander und mit Gott wieder in Ordnung kommt.«

Walter Klaiber

»Der Sündenbock« Grafik von Robert Eberwein

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Wenn die Menschen in Mexiko jedes Jahr im November ihr Totenfest feiern, picknicken sie fröhlich auf dem Friedhof: Denn sie

glauben, dass die Toten an diesem Tag Urlaub haben und zu den Lebenden zu Besuch kommen, um Kaffee zu trinken, etwas Gutes zu essen und ihre Lieblingsmu-sik zu hören. Ein derart unbefangener Umgang mit dem Thema Tod ist unserer Gesellschaft im Lauf der vergangenen Jahrzehnte abhanden gekommen; der Gedanke ans Sterben wird aus dem Leben verdrängt, Schweigen umgibt oft die Bereiche, die über Jungsein, Gesundsein, das Hier-und-Jetzt hinausgehen.

Dass Kinder sich meist ebenso unbefangen an das Tabuthema Tod heranwagen wie die Mexikaner an ih-rem Totenfest, kann man neuerdings im Kindermuse-um am Neu-Ulmer Petrusplatz beobachten oder auch gern am eigenen Leib erfahren. »Erzähl mir was vom Tod«, heißt die »interaktive Ausstellung über das Da-vor und das Danach«, die dort bis September 2012 zu durchwandern ist – nicht nur von Kindern, sondern auch von Eltern, Großeltern und neugierigen kinderlo-sen Erwachsenen.

ganz einfach ins JenseitsDie Reise ins Jenseits trifft man in Neu-Ulm auf ganz unkomplizierte Art an. Vorbei an einer überdimensio-nalen Sanduhr und Dutzenden kleinen Uhren aller Spielarten – Symbole für das Verrinnen der Zeit, Vor-aussetzung für Vergänglichkeit und Sterblichkeit – ge-langt man zu einem Durchgang, dessen Bedeutung ein Schild betont: »Achtung! Ihr verlasst jetzt das Dies-seits und betretet das Jenseits.«

»Das Jenseits ist wie eine freundliche Wohnung«

Das Jenseits ist wie eine freundliche Wohnung mit vielen Zimmern, die keine Türen haben. In jedem erlebt man etwas anderes, erfährt man etwas anderes, begreift man etwas anderes. »Was bleibt von dir, wenn du gehst?«, ist die Frage, die ein besonders gemütlicher Raum den Kindern stellt: Es ist das Wohnzimmer des verstorbenen Erwin M., und aus den Bildern und dem Meisterbrief an seiner Wand, aus den Schallplatten und Familienfotos können sie vieles über diesen Menschen ablesen, obwohl er nicht mehr da ist. In einem Reise-pass, den jedes Kind am Eingang ausgestellt bekommt, tragen sie ihre Erkenntnisse und Antworten ein.

Nebenan in einer Nische sitzt eine Gruppe Kinder vor einer Bildergeschichte. Die kleinen Schwarzweiß-Fotografien an der Wand erzählen vom Altern und Sterben eines Großvaters: Zuerst rasiert er sich noch selbst, später braucht er Hilfe, am Ende stirbt er. Die-ses Älterwerden und Schwächerwerden ist nicht allen Kindern der Ganztagsschulklasse fremd. Ein Mädchen hebt die Hand: »Als mein Opa gestorben ist, hat man ihm seinen guten Anzug angezogen und eine Zigarre mitgegeben«, erinnert sich die Achtjährige. »Schade, dass er gestorben ist«, schickt sie noch hinterher. Dann gehen die Kinder mit ihrem Ausstellungsbegleiter Ger-not Ladwein weiter ins Sargzimmer.

traueranzeigen im SargzimmerEs ist der vielleicht beeindruckendste Raum der Aus-stellung: Seine Wände sind über und über mit Trauer-anzeigen tapeziert, in großen silbernen Ständern ste-hen weiße Kerzen, die hintere Hälfte des Raums wird beherrscht von einem Sarg. Neugierig knien sich die Mädchen und Jungen hin und helfen Gernot Ladwein, den Deckel vom Sarg zu heben. Die Kinder bestaunen den schönen weißen Stoff, mit dem er ausgekleidet ist, und das Kissen. »Wer von euch weiß, was eine Urne ist?«, fragt der Ausstellungsbegleiter und zeigt auf die unterschiedlichen Behälter, die in diesem Raum be-scheiden am Rand stehen. Eine Schülerin weiß es: »Wenn jemand verbrannt wird, macht man das da rein.«

Tod und Sterben werden in unserer Gesellschaft weitgehend aus der Öffentlichkeit verdrängt. Kinder gehen damit eher unbefangen um. Wie, das ist jetzt in der interaktiven ausstellung »Erzähl mir was vom Tod« in Neu-ulm zu sehen. Zwar richtete sich die Schau in erster Linie an Kinder, aber auch Erwachsene sind angetan. Franziska Feinäugle ist für uns durchgewandert.

Die ausstellung »Erzähl mir was vom Tod!« ist noch bis zum 9. September 2012 im Kindermuseum im Edwin- Scharff-museum am Neu-ulmer petrusplatz zu sehen. Geöffnet dienstags und mittwochs 13 bis 17 uhr, donnerstags bis samstags 13 bis 18 uhr und sonntags 10 bis 18 uhr. Kinder bis 14 Jahre frei, Jugendliche 1 Euro, Familienkarte 9 Euro. Informationen: Telefon 0731 9726180

www.edwinscharffmuseum.de

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Vor der Weiterreise zu den alten Ägyptern nutzen die Kinder die Gelegenheit, ihre eigenen Trauerbot-schaften in eines der vielen leeren Kästchen an der Wand zu schreiben. Nachrufe auf Katzen, Hamster und Vögel finden sich dort, Grüße an Großeltern, manchmal auch Zeichnungen statt Worte.

Schräg gegenüber dürfen die Kinder den großen, goldglänzenden ägyptischen Totengott Osiris unge-straft anfassen. Vor der stattlichen Statue steht eine Waage, in der rechten Waagschale liegt eine schwarze Feder. Vor dem Eintritt ins Totenreich, erklärt Gernot Ladwein den Kindern, galt es im alten Ägypten, Re-chenschaft abzulegen über das Leben. »Was habt ihr schon mal für eine gute Tat getan?«, hilft der Pädagoge den Kindern auf die Sprünge. Oscar fällt sofort eine ein. »Ich habe mal einem alten Mann, der sich nicht mehr bücken konnte, seine Krücke aufgehoben.«

Die gute tat als EintrittskarteJeder schreibt seine gute Tat auf einen der am Rand bereitliegenden Zettel. »Wie schreibt man staubsau-gen?«, fragt eine Schülerin. Als alle fertig sind, werden die Zettel auf die linke Waagschale gelegt. »Wenn eure Taten leichter sind als eine Feder, sind es gute Taten«, erklärt Gernot Ladwein. Einige der Kinder sind ein wenig beunruhigt. »Gab es das schon mal«, fragt einer, »dass die Taten schwerer waren als die Feder?« – »Ja«, antwortet der Begleiter. »Aber nicht hier.« Aufgeregt gehen die Mädchen und Jungen an Osiris vorbei und gelangen in eine schwarze Kammer. Das Urteil des

ägyptischen Gottes ertönt in tiefer Lautsprecherstim-me: »Ihr seid mir noch zu jung fürs Jenseits. Geht durch den Notausgang und lebt euer Leben.« Was die Grundschüler liebend gern tun.

Auf Socken in den HimmelÜberhaupt geht es in der Ausstellung »gar nicht aus-schließlich um den Tod, sondern ganz viel ums Leben und darum, wie man mit dem Leben umgeht«, sagt die Leiterin des Edwin-Scharff-Museums, Helga Gut-brod. Ob jemand den Tod verdrängt oder sich offen damit beschäftigen kann, »hat immer etwas damit zu tun, wie sehr man mit sich im Reinen ist und mit dem Tod, den man selbst schon erlebt hat«. Sie ist faszi-niert, wie viele Besucher das Bedürfnis haben, sich zum Thema Tod zu äußern: indem sie eine der Trau-eranzeigen im Sargzimmer ausfüllen oder indem sie einen Zettel aufhängen an einem der Äste des Para-diesbaumes in jenem weißen Raum, der in der Aus-stellung den Himmel darstellt und nur in Socken be-treten werden darf.

Das Papier, das in den weißen Zweigen hängt, trägt Vorstellungen vom Leben nach dem Tod. »Man fährt mit der Seele in den Himmel. Natürlich sieht man die Seele nicht«, hat Isabella notiert. Jemand anderes glaubt, »dass das Leben nach dem Tod der gleiche Ort und Zustand ist wie im Traum«. Auf einem anderen Zettel hat jemand die Überzeugung festgehalten: »Der Tod ist die Tür zu unserem eigentlichen Leben. Ich freue mich darauf, einmal dort zu sein.«

anfassen erlaubt: Im Sargzimmer können sich die Besucher des Neu-ulmer Kin-dermuseums mit der Bestattungs-kultur auseinan-dersetzen.

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Die Norddeutsche Jährliche Konferenz (NJK) tagt vom 22. bis 26. Juni im Geistlichen Rüstzentrum Krelingen unter dem Motto »Entdecke, was geht!«. Diese Einladung gilt nicht nur allen Mitgliedern der Konferenz, sondern ergeht an alle Gemeinden, ab Samstag, den 25. Juni am Glaubenstag in Krelingen teilzunehmen. Noch kann man sich anmelden.

Norddeutsche Jährliche Konferenz

12. bis 15. april 2012 | Berlin-Kreuzberg

WillKommEn zur nJK: VErAnStAltungStippS

Donnerstag, 12. April, 11 uhr Christuskirche (Dieffenbachstraße 39, 10967 Berlin-Kreuzberg)

n Eröffnungsgottesdienst mit abendmahlsfeier Leitung: pastor Gabriel Straka, predigt: pastor Thomas Steinbacher über Johannes 14,15–19

freitag, 13. April, 9 uhr Tagungszentrum Jerusalemkirche (Lindenstraße 85, 10969 Berlin-Kreuzberg)

n Bibelarbeit zu Jesaja 55,1-5 prof. Dr. Jörg Barthel, Reutlingen

freitag, 13. April, 19.30 uhr Tagungszentrum Jerusalemkirche (Lindenstraße 85, 10969 Berlin-Kreuzberg)

n abend der Gemeinschaft mit Gedenken der Verstorbenen unsere Zeit in Gottes händen Erinnern-Ehren-Danken Leitung: pastor andreas Fahnert und pastor holger Sieweck Musikalische Begleitung: Lydia Otto, Saxophon, Werner Otto, Klavier

Samstag, 14. April, 9 uhr Tagungszentrum Jerusalemkirche (Lindenstraße 85, 10969 Berlin-Kreuzberg)

n Bibelarbeit zu Johannes 6,1–15 pastor Sven Kockrick, Eisenach

Samstag, 14. April, 18 uhr Salemkirche Berlin-Neukölln (Delbrückstraße 15, 12051 Berlin-Neukölln)

n 125 Jahre Frauenwerk Leuchtspuren – Jubiläumsgottesdienst Leitung: Gabriele Fellenberg, heidrun Brüß ab 17 uhr: Imbiss und Getränke

Samstag, 14. April, 19.30 uhr Erlöserkirche Berlin-Mitte (Schröderstraße 5, 10115 Berlin-Mitte)

n Konferenzjugendabend Gottesdienst mit Bischöfin Rosemarie Wenner Dialogpredigt: Thorsten Kelm und Lars Weinknecht

n anschließend: unplugged Mitsingkonzert: Lautstark & Friends; Mit Nachtcafé für Nachtschwärmer; Leitung: Kinder- und Jugendwerk, pastor Lars Weinknecht

Sonntag, 15. April, 9.45 uhr Dachetage der heilig-Kreuz-Kirche (Zossener Straße 65, 10961 Berlin-Kreuzberg)

n Kinderkonferenz »hier bin ich« Leitung: Kinder- und Jugendwerk, pastor Günter Loos und Kathrin Mittwollen

Sonntag, 15. April, 10 uhr heilig-Kreuz-Kirche Berlin-Kreuzberg (Zossener Straße 65, 10961 Berlin-Kreuzberg)

n Sendungsgottesdienst Leitung: Superintendent Christian Voller-Morgenstern predigt: Bischöfin Rosemarie Wenner über Matthäus 28,16–20

n anschließend: Kaffeetrinken

www.njk2012.de

Einblicke von der Norddeutschen Jährlichen Konferenz 2011 in Kreling

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11Vorschau – norddeutsche Jährliche Konferenz 2012 :::

In den letzten Jahren hatte die Finanzdebatte die Ta-gungen der NJK bestimmt. Jetzt zeigt sich, dass die im letzten Jahr verabschiedete mittelfristige Finanz-

planung greift. Die Beschlüsse zum Sparen waren rich-tig, erklärt der Schatzmeister Andreas Kraft. Der Haushalt 2011 konnte ohne Entnahme aus dem Ver-mögen abgeschlossen werden.

Die finanzielle Situation der NJK hat sich soweit verbessert, dass »entgegen den ungünstigsten Szenari-en die Gehälter nicht reduziert werden müssen«, er-klärt der Vorsitzende der Kommission für Finanzen und Kircheneigentum Superintendent Christian Voller-Morgenstern. Die Gehälter wurden mit Jahresbeginn 2012 um 2 Prozent erhöht und bleiben damit auf der Höhe von 96,15 Prozent der Tabelle der Zentralkonfe-renz, nachdem diese um 2 Prozent angehoben wurde.

Die Tagung der NJK kann sich damit anderen Auf-gaben und Inhalten zuwenden. Inhaltliche Impulse set-zen die Bibelarbeiten zum Thema. Professor Dr. Jörg Bartel wird die Einladung zu Gnadenbund Gottes in Jesaja 55,1–5 auslegen, Pastor Sven Kockrick die Spei-sung der Fünftausend nach Johannes 6,1–15.

Die Sparbeschlüsse greifenDie Norddeutsche Jährliche Konferenz (NJK) tagt vom 12. bis 15. april in Berlin-Kreuzberg unter dem Motto »und ihr sollt auch leben«. In der Woche nach Ostern will die NJK sich daran erinnern, dass »die Kirche sich zuerst und vor allem dem Wirken ihres herrn verdankt«, sagt der Berliner Superintendent Christian Voller-Morgenstern.

Eine neue Berlin-Erfahrung verspricht der Tagungs-ort im Tagungszentrum Jerusalemkirche in Berlins Mitte: Zwischen dem Checkpoint Charlie und dem Jüdischen Museum gelegen, nicht weit entfernt von dem Holocaust-Denkmal und dem Brandenburger Tor. Bei diesem Umfeld ist die Nachricht, dass die NJK am Tagungsort der Jerusalemkirche aus organisatori-schen Gründen kein Mittagessen anbieten kann, durchaus als Chance zu sehen. Die Konferenzteilneh-mer sind gebeten, sich eigenständig auf den Weg zu machen und zu verpflegen. Dazu gibt es viele Möglich-keiten in der Nähe des Tagungsorts in allen Preislagen. mip

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Statistik 2010 mitglieder ::: 6.554 Kirchenangehörige ::: 4.247 Kirchenzugehörige ::: 314 freunde ::: 4.038gemeinden ::: 104 in 64 Gemeindebezirken

Konferenzhaushalt 2012Haushaltsvolumen ::: 4,8 Millionen Euro umlage ::: 3,2 Millionen EuroKonferenzausgleich ::: 125.900 Euro

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14unterwegsinfounterwegs 7/2012 ::: 25. März 2012

Noch ist der Zaun geschlossen und das Grün zeigt sich nur zaghaft. Aber man sieht Pastorin Dorothea Lorenz und ihrem Kollegen Jona-than Whitlock die Vorfreude auf das große Ereignis schon an. Ein Jahr schon planen sie die Aktionen der EmK für die Baden-Württem-bergische Landesgartenschau in Nagold. Mit dabei sind auch die katholische und die evangelische Kirche am Ort.

Die Friedenskirche ist nur einen Steinwurf vom sagenumwo-

benen Keltenhügel und nur einen Blick von der inzwischen in ganz Deutschland bekannten »Wach-senden Kirche« entfernt. »Das wird eine große Sache!«, sagt Jona-than Whitlock und erzählt von den vier Themenbereichen: »Schöpfung – Leben – Glauben – Miteinander wachsen«. Man kann es einzeln le-sen oder zusammenhängend – ei-nen tiefen Sinn gibt es beide Male und die kreative Auseinanderset-zung damit ist voller Möglichkeiten.

Ob man sich beim Thema »Schöpfung« für den Farben- und Symbolrausch der Bibelillustratio-nen des Sieger Köder begeistert oder Engelsdarstellungen Nagolder Künstler bestaunt? Vielleicht möchte man die große Wanderaus-stellung »Unterwegs fürs Seelen-heil« besuchen und dabei über die Wege im »Leben« nachdenken? Dem »Glauben« kann man aber auch begegnen, wenn man Josef Hamberger zuschaut, wie er mit seiner Motorsäge Skulpturen schafft oder man versenkt sich still in die Kalligraphien von Maya Hu-ber oder die prächtigen Ikonen, die der Mötzinger Professor Reiner Niethammer zur Verfügung stellt. Wenn es ums »Wachsen« geht, spielen Egli-Figuren eine große Rolle.

Von April bis Oktober öffnet die Nagolder EmK ihre Türen, damit die drei Kirchengemeinden Impulse geben können. Wer ein paar Schrit-te vom Gartenschauweg abweicht, kann ruhig werden, Gespräche su-chen, sich inspirieren lassen. Hier geht es um Weinstock und Rebe. Wer hier ein Samenkorn findet, der entdeckt ein lebendiges Miteinan-der und wirft einen Blick voraus.

Nur zwei Gehminuten entfernt öffnet sich das Rund der »Wach-senden Kirche« und man ist »Unter den Linden« Gottes Schöpfung ganz nah. Gespräche und Diskussi-onen, vor allem aber Gebet, Lob-preis und Dank haben hier ihren festen Platz.

Viele gute Ideen wurden zusam-mengetragen. »Es war sehr arbeits-intensiv und es bedeutet für unser Gemeindeleben auch einige Ein-schränkungen«, erzählt Pastor Whitlock. Aber das 30jährige Kir-chenjubiläum wird auf dem Gar-tenschaugelände gefeiert und zum Regionalen Himmelfahrtstreffen kommt die Bischöfin! Auch Pasto-rin Dorothea Lorenz sieht viel Grund zur Freude: »Schon die Pla-nungsphase ist toll und gibt der

Dorothea Lorenz und Jonathan Whitlock freuen sich auf die Landesgartenschau.

Nagold: Eine wachsende Kirche

Ökumene einen mächtigen Schub«, erzählt sie. »Wir haben so viele pa-tente Menschen kennen gelernt und bekommen einen tieferen Ein-blick in die Strukturen der anderen Kirchen.« Strahlend berichtet sie vom großen Gottesdienst am Schöpfungstag oder vom Meditati-onsraum, der eigens für diese sechs Monate entstehen wird.

Das Motto »Wachsende Ge-meinde« berührt alle. Es ist eine Herausforderung für die Beteilig-ten, aufeinander zuzugehen, den Glauben zu diskutieren und zu le-ben. Auf einer Gartenschau kön-nen Blumen und Bäume, aber auch wertvolle Gedanken und Beziehun-gen wachsen. Die Blumen verblü-hen, die »Wachsende Gemeinde« wird mit ihren Kontakten bleiben.

Angela Körner-Armbruster

n Landesgartenschau Nagold 27. april bis 7. Oktober 2012. Geöffnet werktags von 10 bis 17 uhr, sonntags von 12.30 bis 17 uhr.Tagzeitgebete in der Wachsenden Kirche: 12, 15, 18 uhr; EmK-Gottes-dienst jeden 1. Sonntag im Monat auf der hauptbühne.

www.landesgartenschau-nagold.de FOTO

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15meine meinung :::

Wider den Kompromiss Der Kompromiss ist die beste Lösung. Die Kontrahenten gehen aufeinander zu und finden gemeinsam eine Lösung. aber finden sie auch eine Lösung, mit der jeder glücklich ist? Wohl kaum. Deswegen ist der Kompromiss oft genug auch die schlechteste Lösung. In Deutschland gibt es laut Bildungsminist erin annette Schavan (CDu) knapp 100 unterschiedliche Schulformen. Jedes Bundesland hat seine eigenen Schulformen, eigene Rahmenpläne, eigene abschlüsse. und in jedem Bundesland hat jeder Schulabschluss eine andere Wertigkeit. Fatal, wenn dann daraus unterschiedliche aufnahmebedingungen an hochschulen und universitäten resultieren.Das ist das Ergebnis des Föderalismus in der Bundesrepublik Deutschland. Zugegeben, der Föderalismus hat seine Vorteile, aber eben auch seine Nachteile. Zu den Vorteilen zählen: Die Wirtschaft kann sich besser den örtlichen Gegebenheiten anpassen, Machtkonzentration wird verhindert. Ein offenkundiger Nachteil: In einem Land, das von seinen Bürgern fordert, immer mobiler und flexibler zu werden, wird es immer schwieriger, zum Beispiel als pastor mit Kindern im Schulalter von einem Bundesland in ein anderes versetzt zu werden. Der Föderalismus im Bildungssystem ist eine Erfindung der (alten) Bundesrepublik. Den gibt es nicht in England, nicht in Frankreich, nicht in Italien, und den gab es auch nicht in der DDR. In der DDR konnte man von einem Ort in einen anderen umziehen und die Schule wechseln. Man durfte sich sicher sein, fast nichts verpasst zu haben, denn überall wurde zur selben Zeit das selbe unterrichtet.und wo stehen wir heute? anfang März diesen Jahres hat die Kultusministerkonferenz (KMK) getagt, in der die Bildungsminister aller 16 Bundesländer vertreten sind. Die KMK hat erkannt, dass der bundesdeutsche Föderalismus dem Bildungssystem abträglich ist. Deswegen führt sie nun unter anderem gemeinsame Bildungsstandards für einige hauptfächer ein. Mutig war die KMK jedoch nicht. Sie hätte in den hauptfächern ein zentrales abitur und eine zentrale Zehnt-Klasse-prüfung für alle Bundesländer beschließen können. Stattdessen sucht sie einen Kompromiss. Es werden gemeinsame aufgabenpools gebildet, aus denen die Bundesländer ihre abitur-Klausuren und prüfungen zusammenzimmern. Viel besser wäre es für alle Schüler in Deutschland gewesen, endlich einheitliche prüfungen einzuführen.

hOLGER MITTELSTäDTholger Mittelstädt ist Laiendelegierter des Bezirks Berlin-

Stadt. Er ist Schulentwicklungsberater und Schulleiter in

Brandenburg und autor zahlreicher pädagogischer Bücher.

Was meinen Sie?Diskutieren Sie mit!

www.board.emk.de

Eine »Vielfalt von Begabungen« gibt es in der weltwei-ten Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK). Das

stellte Gwen Purushotham von der weltweiten Behörde für Aus- und Weiterbildung der EmK bei einem Treffen mit 24 Pastorinnen der EmK aus neun europäischen Län-dern fest. Die Pastorinnen waren mit Bischöfin Rosemarie Wenner und Gwen Purushotham in Braunfels zusammen-gekommen. Die Vielfalt an Begabungen kam zum Beispiel in den Bibelarbeiten zum Ausdruck, die Margarita Todo-rova aus Bulgarien und Irina Mitina aus Russland hielten. Beide brachten Themen mit, die sie in ihrem Umfeld gera-de beschäftigen: Wie können wir einen Beitrag zu den Uno-Millenniumszielen leisten und die Armut in dieser Welt reduzieren? Wie kann man das Wesentliche der EmK in einem Satz definieren?

Die Gespräche in immer wieder neu zusammengesetz-ten Gruppen waren wichtig. In manchen Ländern sind die Dienstgemeinschaften dazu zu klein oder die Wege zu weit. Rege wurde diskutiert: Was kann man tun, um ei-nem Burn-out vorzubeugen? Wie können wir uns gegen-seitig stärken und ermutigen? Was sind die besonderen Herausforderungen von Gemeinden mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen? Wer kennt eine Kollegin, die sich für Gemeindewachstumsstrategien interessiert oder warum gibt es kaum Frauen, die dieses Thema interessiert oder die ein Buch dazu geschrieben haben, das die Sicht-weise der Frauen mit einbezieht? Besonders erfreulich war zu hören, dass es im vergangenen Herbst ein ähnliches Treffen auf den Philippinen und Anfang Februar auch in Afrika mit 300 Teilnehmerinnen gab. Esther Handschin

pastorinnen trafen sich in Braunfels

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22 Kinder, vier Probetage, ein Auftritt: ein vollgepacktes Programm absolvierten die Teilnehmerinnen und Teilneh-mer der Kindermusikwoche in Scheibenberg. Unter der Leitung von Uwe Nürnberger wurde fleißig gepobt, einige hatten ihre Musikintrumente mitgebracht und konnten damit die selbst begleiten.

Natürlich kam auch der Spaß an der frischen Luft nicht zu kurz: Entweder fuhren die Kinder Schlitten oder mach-ten eine Wanderung. Auch die Abende gingen mit Essen, Quiz, Filmen, Kinderkonzert, Beten und Gute-Nacht-Ge-schichten schnell vorüber. Die vielen Lieder, wie etwa die Kinder-Kantate »Der Turmbau zu Babel« oder das Bewe-gungslied »Ich stehe fest auf dem Fels« wurden am Sonn-tag während eines Gottesdienstes in der EmK Schwarzen-berg vortragen. Hanna (10), Franziska (9) und Rebekka (7) Bauer aus Naila (Oberfranken / Bayern)

Starke Tage für Kinder

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FOTO: ROLF VaN MELIS / pIXELIO.DE

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persönlich

TERMINE

Abstatt-Happenbach ::: EmK-Friedenskirche, Richard-Bauerle-Straße 3, 6. april, 17 uhr, passi-onskonzert – Gospel & Crucifixi-on, mit Brass & Songs-Bläseren-semble, Simone Rabe und der gospel.ag-Band, Informationen unter www.gospel.ag oder Telefon 07130 401694.

besigheim-ottmarsheim ::: EmK-Friedenskirche, Kreuz-äckerstraße 62, 4. april, 20 uhr, passionskonzert – Es ist vollbracht, mit Esther Kuch und der gospel.ag-Band, Informati-onen unter www.gospel.ag oder Telefon 07130 401694.

ludwigsburg ::: Christuskirche, Friedrichstraße 22, 6. april, 19 uhr, Gospeloratorium – prince of peace, von Ralf Grössler, mit hannelore Finkbeiner, Chor und Orchester der Christus-kirche, Leitung: holger Dignus, Informationen bei hans-Martin Brombach, Telefon 07141 923067.

freudenstadt ::: hotel Teuchel-wald, Seminar für Frauen, 26. bis 29. april, prophetinnen, Informationen bei Margret Epple, Telefon 07152 53280.

Weinsberg ::: Christuskirche, Bleich 38, 4. april, 20 uhr, Clemens Bittlinger, Bilder der passion, Information unter Telefon 07134 2782.

zschorlau ::: EmK, Schneeber-ger Straße 2, 28. März, 19 uhr, Es geht nicht ums Geld – es geht ums Ganze; 29. März, 19 uhr, Gesundheit ist nicht alles – lieber krank als (geistlich) tot!, Gemeindeabende mit alfred Mignon; 1. april, 17 uhr, Kon-zert mit Classic Brass, Leitung: Jürgen Gröblehner.

SEMINaRE

lebensfragen im Spiegel der psalmen ::: Sommerkurs in pugerna/Lugano/Tessin (Schweiz), 16. bis 22. Septem-ber, Leitung: Dr. Jörg Barthel, Dr. Lothar Elsner. Informationen

und anmeldung: Bildungswerk, Telefon 0711 86006-91, E-Mail: [email protected] und www.emk-bildung.de

Konzepte erarbeiten, Visionen umsetzen ::: Kursreihe Laien in der Leitung, Stuttgart-Giebel, 11. bis 13. Mai, Leitung: Sonja Röcker; Referent: Superinten-dent Dr. Rainer Bath, Informati-onen und anmeldung: Bildungs-werk, hauptgeschäftsstelle, Te-lefon 0711 86006-91, E-Mail: [email protected] und www.emk-bildung.de

RuNDFuNK

im internet

radio m kompakt: aktuell und kritisch.radio m gespräch: Glaube im Dialog.radio m andachten: Impulse für jeden Tag.radio m themen: Berichte und Reportagen.

radio m bei Klassik radio(bundesweit) andachten »Carpe diem«: 2. bis 7.4., 6.20 uhr, mit anja Kieser;Sonntagsmagazin »Klassik und Kirche«, sonntags, 7–8 uhr, mit anja Kieser.

radio ArEf– sonn- und feiertags von 10-12 uhr.

www.aref.de und uKW 92,9 Mhz (Großraum Nürnberg)

Erf plus Jeden Donnerstag, 20 uhr, Bilanz – Leben im Rückblick, mit horst Marquardt im Gespräch mit Männern und Frauen 60+.1.4., 11.45 uhr, Bibel heute, mit hans Jakob Reimers.

auFGENOMMEN

Annaberg-buchholz ::: am 26. Februar ulrike Mengdehl (24), Thomas Richter (28), Wolfgang Richter (26) und Maik Springer (29).mühlheim am main ::: am 19. Februar Gerhard Schneider (51) und Tabea Schneider (18) .Öhringen ::: am 4. März Walter Baust (64), Oliver Dochtermann (27), Olaf panteleit (15) und Tabea Schmidt (18).oranienburg ::: am 11. März Markus Bensch (18) und Marty Kressin (17).potsdam ::: am 11. März Felismina Jeronimo (47).rutesheim ::: am 11. März Carsten heitmann (43) und Sabine heitmann (44).treuen ::: am 4. März Reinhard Backhaus (57).tuttlingen/trossingen ::: am 26. Februar Birgit Wiljotti (45).

Venusberg ::: am 11. März Chris Reuter (30) und Tanja Sättler (30).

WIR GRaTuLIEREN

Albernau ::: Erna und Kurt Mothes zur diamantenen hochzeit.baden-baden/loffenau ::: anneliese Runzheimer zum 90. Geburtstag. bockau ::: helene Espig zum 100. Geburtstag.Dittersdorf ::: Irmela und horst heine zur goldenen hochzeit.Duisburg-Hamborn ::: hermine und Siegfried Schmielewski zur goldenen hochzeit.Heilbronn-böckingen ::: Irene und Werner Sautter zur diamantenen hochzeit.nürnberg ::: Diakonisse Lina Stelzer zum 90. Geburtstag und Diakonisse Barbara heß zum 90. Geburtstag.

Schneeberg/langenweißbach ::: uthe und hermann Dieke zur goldenen hochzeit.Schorndorf ::: Gertrud Weber zum 90. Geburtstag.

hEIMGEG aNGEN

Albstadt-tailfingen ::: heinz Schairer am 24. Februar, 73 Jahre; hartwig Ernst Schöller am 2. März, 77 Jahre.baden-baden/loffenau ::: Manfred herb am 26. Februar, 73 Jahre; hildegard Breisch geborene Bausch am 8. März, 91 Jahre. berlin-Wittenau ::: Siegfried Woratz am 15. Februar, 85 Jahre.bernsbach ::: Manfred Reinhold am 6. März, 84 Jahre.burkhardtsgrün ::: herbert Süß am 28. Februar, 82 Jahre.Esslingen ::: Rosel Fuchs am 4. März, 97 Jahre.

wowannwas

falkenstein ::: Ortraude Müller am 10. Februar, 91 Jahre.Hamburg-Eppendorf ::: Markus Claus am 8. Januar, 45 Jahre.Heidelheim ::: Lina Kuhn am 28. Februar, 88 Jahre.Kassel ::: Willy Kirchner am 4. Februar, 87 Jahre.leonberg ::: Martin Möbius am 6. März, 86 Jahre.münchen-Erlöserkirche ::: Manfred Schubert am 23. Februar, 79 Jahre.pirmasens ::: Ludwig Schlicher am 8. Februar, 75 Jahre.potsdam ::: Margarete Charnow am 9. Februar, 89 Jahre.reutlingen ::: hilde Wild am 28. Februar, 85 Jahre.Schneeberg ::: Irene Göckeritz am 15. Februar, 86 Jahre.tübingen ::: helene Kehrer am 29. Februar, 93 Jahre.Winnenden ::: Ernst Schäfer am 20. Dezember, 79 Jahre.

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1720 Jahre Friedliche Revolution :::

Viele Kinder und Jugendliche leiden noch heute unter den Folgen des 2003 in Liberia zu Ende gegangenen Bür-gerkrieges. Vor allem junge Menschen mit Behinderungen erhalten oft nicht die nötigen Hilfen. Die EmK in Liberia hat dieses Problem bereits 2004 in den Blick genommen und das Schu-lungsprogramm »Hoffnung für Gehör-lose« ins Leben gerufen.David Worlobah – Leiter des Pro-gramms – erzählt: »Gehörlose Kinder und Jugendliche in Liberia werden täglich mit den harten wirtschaftli-chen und sozialen Problemen des All-tags konfrontiert, die viele von ihnen dazu reduziert hat, als Straßenbettler ihr Dasein zu fristen. Die Mehrheit hat kaum die Möglichkeit, ein ausreichen-des Einkommen zu erzielen. Sie wer-den von ihren Familien abgeschoben und in der Gesellschaft diskriminiert, ja als »unnütz« betrachtet. Hier setzt das ›Hope for the deaf‹-Pro gramm an.« Durch dieses Projekt haben die gehör-losen Jugendlichen nun die Möglich-keit, eine Ausbildung zu absolvieren. Seit einigen Jahren erlernen die Gehör losen in und um die Hauptstadt Monrovia sehr erfolgreich das Schuh-macherhandwerk. »Die Qualität ist so gut, dass seit 2011 diese Schuhe im Handel angeboten werden. Darüber hinaus hat sich eine ganze Anzahl von Absolventen bereits ein eigenes klei-

nes Geschäft aufgebaut. Das ist wundervoll!«, meint David Worlobah. »In diesem Jahr soll mit der Hilfe der EmK-Weltmission be-gonnen werden, auch Kurse in Nähen und Kosmetikp� e-ge anzubieten.« Seit 2011 setzt Worlobah das Programm auch im rund 70 Kilo-meter von der Hauptstadt entfern-ten Kakata um: »In den ländlichen Gebieten von Liberia gab es leider gar kein Angebot für Gehörlose. Das war sehr bedauerlich und wir wollten das ändern.«Ebenso neu ist der Unterricht in Ge-bärdensprache. Für Kinder ab sechs Jahren wird es in einem einjährigen Kurs darum gehen, die Kommunikati-on mit Gebärden zu erlernen und sich damit besser ausdrücken zu können.

»Denn nur wer eine Sprache hat, kann die

Schule besuchen und später für sein Auskom-men sorgen.« David Worlobah ist sehr dank-

bar dafür, dass es gehörlose Kinder immer wieder schaf-

fen, von der Vor schule in die Grundschule zu wechseln.

Ein besonderes Erlebnis war die Teil-nahme des US-Botschafters von Libe-ria bei der Überreichung der Urkunden an die Kinder. Holger Würth

Unterstützen Sie bitte dieses Programm unter den Projektnummern 4733 (Gebärdensprache) und 4734 (Ausbildung)

David Worlobah, Leiter des Pro-jekts »Hoffnung für Gehörlose«

gnes Geschäft aufgebaut. Das ist wundervoll!«, meint David Worlobah. »In diesem Jahr soll mit der Hilfe der EmK-Weltmission be-gonnen werden, auch Kurse in Nähen und Kosmetikp� e-ge anzubieten.« Seit 2011 setzt Worlobah das Programm auch im rund 70 Kilo-meter von der Hauptstadt entfern-

»Denn nur wer eine Sprache hat, kann die

Schule besuchen und später für sein Auskom-men sorgen.« David Worlobah ist sehr dank-

bar dafür, dass es gehörlose Kinder immer wieder schaf-

fen, von der Vor schule in die Grundschule zu wechseln.

Ein besonderes Erlebnis war die Teil-

Hoffnung für Gehörlose

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IMPRESSUM FÜR DIESE EINHEFTUNGHerausgeber: EmK-Weltmission • Geschäftsstelle: Holländische Heide 13, 42113 Wuppertal, Telefon 0202 7670190, E-Mail: [email protected] • Fotos: EmK-Weltmission • Spendenkonto: EmK-Weltmission, Ev. Kreditgenossenschaft , BLZ 520 604 10, Konto-Nr. 401 773

Vier Klassen-räume der Grundschule in Athiru Gaiti

Anfang März waren Missions-sekretär Frank Aichele und Pastor Rainer Mittwollen in Kenia, um mit den Verantwort-lichen am Methodist Hospital in Maua über die Fortführung der Zusammenarbeit zu spre-chen. Daneben wurden mehrere Projekte besucht.

Fast 100 neugierige und interessierte, aber auch vorsichtige und unsichere Augenpaare schauen auf uns. Zu fünft besuchen wir die Vorschulklasse in Athiru Gaiti, einem kleinen Dorf in der Nähe von Maua, Kenia. Dass gleich drei Weiße sowie zwei Kenianer in Anzug mit dem Auto zu ihnen kom-men, ist sicher für die meisten Kinder ein sehr ungewohnter Anblick. Die meisten der Kinder im Alter von 3 bis 7 Jahren sind Waisen, ihre Eltern star-ben mehrheitlich durch Aids. Fast alle

leben in der Obhut ihrer Großeltern oder bei Tanten und Onkeln. Dort werden sie zwar mit dem Nötigsten ver-sorgt, aber zu einem regelmä-ßigen Schulbesuch reicht es nicht. Da in dieser Gegend Kenias 60 Prozent der Bevölkerung An-alphabeten sind, ist dies auch kein Wunder.Die Mitarbeiter des »Gesundheits- und Entwicklungsprogramms auf den Dör-fern«, vom methodistischen Kranken-haus in Maua ins Leben gerufen und von Stanley Gitari geleitet, haben die-ses Problem erkannt und 2009 darauf reagiert. Mit Hilfe aus den USA wurde das ECD-Programm (Early Childhood Development) gegründet und eine Vorschulklasse eingerichtet, in der etwa 100 dieser Waisenkinder unter-richtet werden. Die Vorschule ist in Kenia sehr wichtig, denn hier lernen die Kinder Englisch sowie die Grund-lagen von Lesen und Schreiben. Und ohne diese Vorraussetzungen schafft fast niemand die Grundschule. Bei unserem Besuch unterrichtet nur eine Lehrerin diese 100 Kinder – die zweite Lehrkraft ist krank, Ersatz gibt es nicht. Alle sind in einem Raum auf dem Gelände der methodistischen Grundschule untergebracht. Aber da diese Grundschule selber sehr knapp an Räumen ist, konnte das von Anfang

an nur eine Zwi-schenlösung sein. Die Kinder singen und tanzen uns vor, was sie schon gelernt ha-

ben. Man sieht ihnen nun die Freude an, die Schule

besuchen zu dürfen und da-mit eine Chance auf Ausbil-

dung und Zukunft zu bekommen. Wir fünf unter Leitung von Stanley Gitari fahren nun weiter zum Gelände der methodistischen Kirche vor Ort. Hier hat das Team vom ECD einen Platz bekommen, um insgesamt drei neue Klassenräume zu errichten. Zwei sind schon fast fertig, der dritte ist in der Planung. Dort sollen in naher Zukunft die 100 genannten Kinder und noch ein paar mehr unterrichtet werden. Da die Finanzierung aus den USA nun langsam ausläuft, unterstützen wir als EmK Weltmission diese Vorschule 2012 mit 3.500 Euro (Projektnummer 5128). Wir konnten uns davon überzeugen, dass dieses Geld nicht nur wirklich gut gebraucht, sondern auch sehr sinnvoll eingesetzt wird. Hier erhalten enorm benachteiligte Kinder eine Chance, sich selbst eine Zukunft zu ermögli-chen. Denn nur durch Bildung können Armut und soziale Probleme dieser Region in Kenia nachhaltig verändert und verbessert werden. Frank Aichele

leben in der Obhut ihrer Großeltern oder bei Tanten und Onkeln. Dort werden sie zwar mit dem Nötigsten ver-sorgt, aber zu einem regelmä-ßigen Schulbesuch reicht es nicht. Da in dieser Gegend Kenias 60 Prozent der Bevölkerung An-alphabeten sind, ist dies auch kein

an nur eine Zwi-schenlösung sein. Die Kinder singen und tanzen uns vor, was sie schon gelernt ha-

ben. Man sieht ihnen nun die Freude an, die Schule

besuchen zu dürfen und da-mit eine Chance auf Ausbil-

dung und Zukunft zu bekommen.

Eine Chance für Aids-Waisen

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»Wenn die Kirchen ein gesellschaft-liches Monopol haben, dann in der Aufgabe, das Gespräch über Gott nicht verstummen zu lassen und dazu beizutragen, dass in den lau-ten Frequenzen der Welt die leise Musik Gottes nicht überhört wird.« So schreibt der Theologe Paul Zulehner.

Nun bewegt sich die Hörfunk-agentur radio m eigentlich genau in den »lauten Frequenzen der Welt«, konkret: in den hektischen, schnel-len Frequenzen des Privatradios. Dessen oberstes Ziel ist, neben dem Geldverdienen, die Unterhaltung der Hörerinnen und Hörer – und damit ihre Bindung an den Sender. Nachdenkliches, Tiefergehendes ist eher unerwünscht, weil es als Weg-schaltrisiko eingestuft wird.

In gewissem Sinne stellen wir hier den medialen Fuß in die Tür. Denn wir liefern, zusammen mit anderen evangelischen und katho-lischen Anbietern, quasi Tiefgang. Wir wünschen uns, dass die Höre-rinnen und Hörer aufhorchen und

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Beim Blick in das Verzeichnis unse-res zentralen Computers (Server) stelle ich fest, dass das im vergan-genen Jahr eine ganze Menge war: Neun komplette Kirchenmagazine von 6 bis 9 Uhr auf Antenne Thü-ringen. 100 journalistische Beiträge sowie Sonntag für Sonntag von uns moderierte und zusammengestellte Kirchenmagazine auf diversen Sen-dern. Ebenso jede Woche eine kur-ze Einführung in eine Kantate von Johann Sebastian Bach – im Dialog-format. 500 Andachten – nicht nur im Radio, sondern auch auf unse-rer Homepage www.radio-m.de. Dort � nden sich auch über 100 extra dafür produzierte Podcasts.

Dass Gottes Stimme dabei vor-kommen kann, hoffen und erbitten wir. Dass wir unsere Arbeit tun können, liegt nicht nur am � nanzi-ellen Engagement unserer Spende-rinnen und Spender, sondern auch an ihrer Fürbitte. Und das Wich-tigste: Dass Menschen sich öffnen für die Stimme Gottes, liegt einzig an Gottes Tun und Wirken.

Matthias Walter

innehalten, wenigstens für 60 oder 90 Sekunden.

Mit ihrem »Brief an die Katholi-ken Frankreichs« haben die fran-zösischen katholischen Bischöfe bereits 1996 eine Arbeitsaufgabe formuliert, die sich auch radio m zueigen macht: Den Glauben an-bieten, ja vorschlagen, in der heuti-gen Gesellschaft. Bezeugen, erzäh-len und vorschlagen – das sehen wir als unsere Aufgabe an.

Und das in einer großen Band-breite von Hörfunkbeiträgen und Formaten: Vom kurzen Verkündi-gungsimpuls am Morgen, bis zu Kirchenmagazinen mit journalisti-schen Beiträgen, die über christli-ches und kirchliches Engagement berichten. Die »Ansprache« ist ent-weder seriös – sowie bei Klassik Radio – oder eher kumpelhaft wie bei Energy. Immer aber unterhalt-sam und zugleich möglichst tiefge-hend. Wir versuchen, an der Lebens-wirklichkeit der Menschen anzu-knüpfen und doch die »leise Musik Gottes« vernehmbar zu machen.

Gottes leise Stimme im Radio

Das Team von radio m: Myriam Ehmann, Gerrit Mathis, Anja Kieser, Benjamin Elsner, Kerstin Mühl-mann und Matthias Walter.FOTO: GIACINTO CARLUCCI

Das radio mSpendenkonto:Konto 416240EKK KasselBLZ 52060410

Wer hören möchte, was

radio m zu bieten hat:

www.radio-m.dea

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IMPRESSUM FÜR DIESE EINHEFTUNGHerausgeber: EmK-Weltmission • Geschäftsstelle: Holländische Heide 13, 42113 Wuppertal, Telefon 0202 7670190, E-Mail: [email protected] • Fotos: EmK-Weltmission • Spendenkonto: EmK-Weltmission, Ev. Kreditgenossenschaft , BLZ 520 604 10, Konto-Nr. 401 773

Vier Klassen-räume der Grundschule in Athiru Gaiti

Anfang März waren Missions-sekretär Frank Aichele und Pastor Rainer Mittwollen in Kenia, um mit den Verantwort-lichen am Methodist Hospital in Maua über die Fortführung der Zusammenarbeit zu spre-chen. Daneben wurden mehrere Projekte besucht.

Fast 100 neugierige und interessierte, aber auch vorsichtige und unsichere Augenpaare schauen auf uns. Zu fünft besuchen wir die Vorschulklasse in Athiru Gaiti, einem kleinen Dorf in der Nähe von Maua, Kenia. Dass gleich drei Weiße sowie zwei Kenianer in Anzug mit dem Auto zu ihnen kom-men, ist sicher für die meisten Kinder ein sehr ungewohnter Anblick. Die meisten der Kinder im Alter von 3 bis 7 Jahren sind Waisen, ihre Eltern star-ben mehrheitlich durch Aids. Fast alle

leben in der Obhut ihrer Großeltern oder bei Tanten und Onkeln. Dort werden sie zwar mit dem Nötigsten ver-sorgt, aber zu einem regelmä-ßigen Schulbesuch reicht es nicht. Da in dieser Gegend Kenias 60 Prozent der Bevölkerung An-alphabeten sind, ist dies auch kein Wunder.Die Mitarbeiter des »Gesundheits- und Entwicklungsprogramms auf den Dör-fern«, vom methodistischen Kranken-haus in Maua ins Leben gerufen und von Stanley Gitari geleitet, haben die-ses Problem erkannt und 2009 darauf reagiert. Mit Hilfe aus den USA wurde das ECD-Programm (Early Childhood Development) gegründet und eine Vorschulklasse eingerichtet, in der etwa 100 dieser Waisenkinder unter-richtet werden. Die Vorschule ist in Kenia sehr wichtig, denn hier lernen die Kinder Englisch sowie die Grund-lagen von Lesen und Schreiben. Und ohne diese Vorraussetzungen schafft fast niemand die Grundschule. Bei unserem Besuch unterrichtet nur eine Lehrerin diese 100 Kinder – die zweite Lehrkraft ist krank, Ersatz gibt es nicht. Alle sind in einem Raum auf dem Gelände der methodistischen Grundschule untergebracht. Aber da diese Grundschule selber sehr knapp an Räumen ist, konnte das von Anfang

an nur eine Zwi-schenlösung sein. Die Kinder singen und tanzen uns vor, was sie schon gelernt ha-

ben. Man sieht ihnen nun die Freude an, die Schule

besuchen zu dürfen und da-mit eine Chance auf Ausbil-

dung und Zukunft zu bekommen. Wir fünf unter Leitung von Stanley Gitari fahren nun weiter zum Gelände der methodistischen Kirche vor Ort. Hier hat das Team vom ECD einen Platz bekommen, um insgesamt drei neue Klassenräume zu errichten. Zwei sind schon fast fertig, der dritte ist in der Planung. Dort sollen in naher Zukunft die 100 genannten Kinder und noch ein paar mehr unterrichtet werden. Da die Finanzierung aus den USA nun langsam ausläuft, unterstützen wir als EmK Weltmission diese Vorschule 2012 mit 3.500 Euro (Projektnummer 5128). Wir konnten uns davon überzeugen, dass dieses Geld nicht nur wirklich gut gebraucht, sondern auch sehr sinnvoll eingesetzt wird. Hier erhalten enorm benachteiligte Kinder eine Chance, sich selbst eine Zukunft zu ermögli-chen. Denn nur durch Bildung können Armut und soziale Probleme dieser Region in Kenia nachhaltig verändert und verbessert werden. Frank Aichele

leben in der Obhut ihrer Großeltern oder bei Tanten und Onkeln. Dort werden sie zwar mit dem Nötigsten ver-sorgt, aber zu einem regelmä-ßigen Schulbesuch reicht es nicht. Da in dieser Gegend Kenias 60 Prozent der Bevölkerung An-alphabeten sind, ist dies auch kein

an nur eine Zwi-schenlösung sein. Die Kinder singen und tanzen uns vor, was sie schon gelernt ha-

ben. Man sieht ihnen nun die Freude an, die Schule

besuchen zu dürfen und da-mit eine Chance auf Ausbil-

dung und Zukunft zu bekommen.

Eine Chance für Aids-Waisen

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unterwegs 7/2012 ::: 25. März 2012

20 ::: Kirchengeschichte

Maldwyn Edwards, ein profunder Kenner des Methodismus, hat eine klare Meinung zu Mary Fletcher: »Ihr ganzes Leben war durch

die uneingeschränkte Hingabe an Gott gekennzeich-net, wobei sie all ihre Zeit, Kraft und ihr gesamtes Ver-mögen hingab.« Wer war diese Frau? Mary Fletcher wird am 1. September 1739 als Enkelin des Hugenot-ten-Flüchtlings David Bosanquet in der englischen Stadt Leytonstone geboren. Als sie fast sieben Jahre alt ist, lernt sie durch eine methodistische Hausangestellte den lebendigen christlichen Glauben kennen. Mary be-dauert es sehr, dass kurz darauf die Hausangestellte wieder entlassen wird. Ohne Hilfe und Ermutigung von außen erlischt die kleine Flamme des Glaubens allmählich.

1755 lernt die Sechzehnjährige in London Sarah Crosby, die erste methodistische Predigerin, kennen. Sie besucht Sarah Crosby häufig und beteiligt sich an ihrer Sozialarbeit. Mary kann sich mit dem grandiosen Lebensstil ihrer reichen Bankier-Familie nicht mehr abfinden. Sie zieht 1760 nach London und mietet zwei unmöblierte Zimmer. Sie lebt sehr spartanisch, kleidet sich schlicht und will nur Gottes Weisungen folgen. 1762 bekehrt sich Mary bei einem Gebetstreffen des Predigers Joseph Guildford und schließt sich den Me-thodisten in London an.

Ein Waisenhaus entsteht1763 wird ein Haus, das die 23-jährige Mary in Ley-tonstone im Osten Londons besitzt, frei. Ein Erbe ihrer Großmutter ermöglicht es ihr, es mit Möbeln auszu-statten. Sie gründet mit Hilfe der Methodistin Sarah Ryan ein Heim für Witwen, Invalide, Waisenkinder und eine Schule nach dem Muster von John Wesleys Schule in Kingswood. Am Anfang besteht die Familie aus Mary, Sarah Ryan, einer Magd und Sally Law-rence, »einem vierjährigen Kind, das ich kurz zuvor vom Sarg seiner Mutter weg in unser Haus aufgenom-men hatte«. Da fünf weitere Waisenkinder aufgenom-men werden, wird Ann Tripp als Erzieherin für die Kinder angestellt. Innerhalb von fünf Jahren nehmen sie 35 Kinder und 34 Erwachsene auf und betreuen sie.

Da das Gelände um das Haus für Erweiterungen zu klein ist, zieht sie nach fünf Jahren 1768 nach Cross Hall in Yorkshire, wo sie in einem Farmhaus das Wai-

senheim weiter als eine Familien-Gemein-schaft führt und eine dazugehörige Farm be-wirtschaftet, um die Kosten zu senken. Sarah Ryan stirbt am 17. August 1768 im Alter von 43 Jahren. Damit verliert Mary ihre »geistli-che Mutter«, die ihr als enge Freundin und treue Beterin in Glaubensfragen und allen Nöten und Sorgen des Alltags eine große Hil-fe gewesen war.

mission in YorkshireWie zuvor laden Mary Bosanquet und Sarah Crosby auch in Yorkshire zu Gebetstreffen ein. Nach und nach wächst die Society auf über 50 Mitglieder an, so dass Mary an verschiedenen Orten in der Umgebung neue Gruppen bildet. Da sich Marys Ausführungen – besonders in Predigthäusern – wie Predigten anhören, wird sie im Frühjahr 1771 von einem Prediger und anderen heftig kritisiert. Sie weiß, dass bei den Methodisten Laienpredigerinnen nicht er-laubt sind. Im Sommer 1771 schreibt sie an Wesley, skizziert die verschiedenen Einwände gegen ihre Arbeit und ihre Antworten darauf. Der Brief ist eine meister-hafte Kombination von biblischer Exegese und geistli-chem Mandat. Er verfolgt den Ansatz, nicht die Vorur-teile gegen Fähigkeiten von Frauen in Frage zu stellen, sondern vielmehr darum zu bitten, dass man ihnen wie bei den Männern die gleiche Möglichkeit einräumt, ih-rer Berufung zu folgen. Sie hat das Empfinden, dass ihre Berufung außergewöhnlich sei. Wesley akzeptiert das Argument der »außergewöhnlichen Berufung«, denn er hatte erkannt, dass nicht nur die methodisti-schen Laienpredigten, sondern »das ganze Werk Got-tes, das man Methodismus nennt« eine außergewöhn-liche Beauftragung der Vorsehung Gottes ist.«

»Eindeutig die Hand gottes«In seiner Antwort vom 13. Juni 1771 begründet er sei-ne Haltung: »Ich glaube, dass der stärkste Punkt der Argumentation ist, dass Sie eine außerordentliche Be-rufung haben. Ich bin davon überzeugt, dass jeder un-serer Laienprediger eine solche hat, sonst könnte ich in keiner Weise sein Predigen billigen … Gewöhnlich hielt sich Paulus an die Regel: ›Ich gestatte einer Frau nicht, dass sie in der Gemeinde redet.‹ Aber in außer-

»Ihre Worte waren wie Feuer«Mary Fletcher (1739–1815) fühlte sich zum predigen berufen und setzte sich gegen den Widerstand führender Methodisten durch. John Wesley selbst sah die außergewöhnliche Berufung und setzte für sie das predigtverbot für Frauen aus. Zeit ihres Lebens kümmerte sich die Bankierstochter um arme und Kranke. Martin E. Brose zeichnet dieses segensreiche Leben nach.

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ordentlichen Fällen machte er einige Ausnahmen, be-sonders in Korinth.« So kann Mary weiter Versamm-lungen abhalten und auch predigen.

Durch zahlreiche Predigtdienste, Besuche von Klass-gruppen und Einladungen, auf verschiedenen Veran-staltungen zu sprechen, ist Mary viel unterwegs, muss aber auf der anderen Seite den Aufgaben im Waisen-heim und in der Schule gerecht werden. Sie fühlt sich im Zwiespalt und fragt sich, ob das so Gottes Wille ist. Mary hofft, am 7. Juni 1781 eine Antwort zu bekom-men.

Es muss ihr wahrhaftig wie durch göttliche Vorse-hung bestimmt vorgekommen sein, dass am folgenden Tag, am 8. Juni, ein Brief von John Fletcher eintrifft, in dem er von seiner Liebe spricht, die er nun schon seit 25 Jahren für sie empfindet und die nie aufgehört hat. »Da war so eindeutig die Hand der göttlichen Vorse-hung im Spiel, dass dem Argumentieren dagegen der Grund entzogen schien ... Nachdem wir bei Gesprä-chen unsere Herzen uns gegenseitig geöffnet hatten, glaubten wir, dass es Gottes Wille sei, dass wir heiraten sollten.«

Am 12. November 1781 heiratet die 42-jährige Mary Bosanquet den 52-jährigen John Fletcher Chur-ch. Für Mary Fletcher beginnt nun ein völlig neuer Le-bensabschnitt. Die Arbeit in dem kleinen Ort Madeley, Grafschaft Salop, ist extrem schwierig. Die verrohte Arbeiterbevölkerung steht den Fletchers kritisch bis ablehnend gegenüber. Es müssen viele Krankenbesu-che gemacht werden, da es im Kohlebergwerk und in den Gießereien häufig Unfälle gibt. Trotz vieler Haus-

besuche stoßen Mary und John Fletcher in der Ge-meinde immer wieder auf Ablehnung.

Mary und John Fletcher bewähren sich als Team, sie geben trotz vieler Enttäuschungen nicht auf. Durch re-gelmäßige Veranstaltungen, Gründung von Sonntags-schulen, in denen bis zu 300 Kinder lesen und schrei-ben lernen und Gottes Wort hören, gute Predigten und den unermüdlichen Liebesdienst an Armen und Kran-ken hören die Widerstände allmählich auf und es kommt zu ersten Bekehrungen.

Da John Wesley ihren Mann als einzigen unter sei-nen Mitarbeitern dafür geeignet hält, sein Nachfolger zu werden, macht er ihm in seinem Brief vom Januar

1773 ein Angebot. Doch John Fletcher nimmt es nicht an. Charles Wesley geht noch einen Schritt weiter. In seinem letz-ten Brief an seinen Freund John Fletcher macht er den außer-gewöhnlichen Vor-

schlag, dass John und Mary Fletcher, als ein Ehe-paar, das die Wesleys überleben wird, nach ihrem

Tod die Methodisten gemeinsam leiten sollten.

Ein großer WandelIm Sommer 1785 bricht in Madeley Typhus aus. Da die Nachbarn Angst vor einer Ansteckung haben, pfle-gen sie die Kranken nicht. Mary aber und ihr Mann gehen von Haus zu Haus, um Hilfe und Trost zu brin-gen. Nach einiger Zeit stecken sich Mary und John bei gemeinsamen Krankenbesuchen an. Mary Fletcher wird wieder gesund, während ihr Mann nach zweiwö-chiger Krankheit am 14. August 1785 stirbt. Drei Tage später wird er unter Anteilnahme von Tausenden auf dem Madeley-Kirchhof zu Grabe getragen.

Mary Fletcher entscheidet sich nach gründlicher Überlegung, nicht wegzuziehen, sondern die Arbeit in Madeley fortzusetzen. »Obgleich ich sehr krank und traurig war, half mir der Herr, das so zu machen – da-mit zeigte er mir den einzigen Weg, wie man das Kreuz gewinnbringend tragen kann: Wenn man es so trägt, als trüge man es nicht.«

Um nicht in Madeley Anstoß zu erregen, predigt Mary Fletcher nicht in der Kirche, sondern regelmäßig in einer Scheune mit rund 300 Sitzplätzen. Trotz der altersbedingten Einschränkungen ist sie ständig zu Fuß unterwegs, um Armen, Kranken und Einsamen zu helfen und Klassgruppen zu besuchen.

Am 9. Dezember 1815 erlebt Mary Fletcher, wo-nach sie sich gesehnt hatte: »Dass sich die ewigen Tore öffnen und sie zum König der Ehren eintreten darf.« Sie wird neben ihrem Mann auf dem Madeley-Kirch-hof beerdigt. Martin E. Brose

Der einzige Weg, wie man das Kreuz gewinnbringend tragen kann: Wenn man es so trägt, als trüge man es nicht.«

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Einheftungen in dieser Ausgabe: Weltmission / radio m

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Freiburg, 1912: Richard darf einen lukrativen Auftrag ausführen. Als Klavierbauer für die Firma Welte soll der junge Mann ein selbstspielendes Piano auf einem Luxusliner einbauen: der Titanic. In Irland trifft er die bezaubernde Norah, die sein Leben gehörig auf den Kopf stellt. Die Stewardess soll sich um das Wohl der reichen Gäste auf dem Schiff kümmern. Doch mit einer gewagten Rettungsaktion im irischen Hafenviertel schafft sich Norah mächtige Feinde. Als finstere Ganoven hinter ihr her sind, versucht Richard, sie zu beschützen. Und als die Titanic schließlich aus Southampton ausläuft, blicken beide in eine ungewisse Zukunft.

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Konnte Gott nicht anders handeln?

Warum musste Jesus sterben und brauchte Gott wirklich ein Opfer, um mit unserer Schuld fertig zu werden?

Bei der Beantwortung dieser und anderer Fragen kommt Bischof i. R. Walter Klaiber zu manchmal unerwarteten Ergebnissen.

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Vor einiger Zeit war ich auf einer Konfe-renz für geistliche Erneuerung. Bei dem Versuch, einen Zusammenhang zwischen dem Gehörten und meinem Leben herzu-

stellen, drifteten meine Gedanken immer wieder ab. Woran liegt es bloß, dass ich häufig Probleme habe, das Gesagte auf das Niveau meines »normalen« All-tags herunterzubrechen? Am Inhalt lag es nicht, denn der war kraftvoll, geistlich und herausfordernd. Lag es vielleicht daran, dass viele Redner nach wie vor Män-ner sind, deren Erlebniswelt sich so sehr von meinem »Alltagsgewusel« als Mutter unterscheidet? Oder dar-an, dass das Besondere dieser Leute bei ihrer Vorstel-lung immer so hervorgehoben wird?

Gänzlich eingeschüchtert schleicht sich bei mir die irrige Meinung ein, geistlich erfülltes Leben komme bei dem gewöhnlichen Christen mit einem gewöhnli-chen Alltag nicht vor, sondern sei jener Handvoll Men-schen vorbehalten, die sich durch besondere Segnun-gen, hervorragende Leistungen oder einen außerge-wöhnlichen Lebensstil profiliert haben. Am Ende ist klar: Mein gewöhnlicher Alltag mit seiner recht ge-wöhnlichen, durchschnittlichen Spiritualität, der kann ja nichts sein.

Der Alltag mit JesusJesus ermutigt mich, wegzuschauen von einem »So-müsste-es-eigentlich-sein-und-warum-funktioniert- das-bloß-bei-mir-nicht?« hin zu dem, was bei mir vor-handen ist und woran er sich freut. Er zeigt mir, dass in meinem Leben durchaus viel Leben mit ihm ist: Da sind eingefleischte Verhaltensmuster, die ich mir mit viel Übung, Gebet und Disziplin beginne, abzugewöh-nen. Da ist der zaghafte Griff nach der Hand von Je-sus, wenn ich neue Schritte gehe, die mir in ihrer Fremdheit Angst bereiten. Gewöhnlichkeiten geistli-chen Lebens, die ich achten, wertschätzen und nicht mehr kleinreden will. Mein Montag kann durchaus jesustauglich sein und ihm Ehre geben. Mein Montag enthält darüber hinaus viele Arbeiten, die auf den ers-ten Blick mit dem Bau des Reiches Gottes nichts zu tun haben. Da schleicht sich leicht das Empfinden ein, den Großteil meiner Zeit mit irgendwelchem »ungeistli-chen Zeugs« zu verplempern.

Vor einiger Zeit wollten wir uns eine neue Esszim-mergarnitur kaufen. Wir fanden aber nichts, was uns gefiel und unseren Preisvorstellungen entsprach. So fasste mein Mann den Entschluss, unsere alten Holz-

möbel noch einmal aufzuarbeiten. Über mehrere Wo-chen hinweg verbrachte er jede freie Minute mit Schleifen, Schmirgeln und Lackieren. Oft schimpfte er und schwor sich und mir, »so etwas« nie wieder zu machen. Ich munterte ihn auf: »Wenn du im Himmel ankommst, wird der Herr dich sicher als erstes auf die-se grandiose Esszimmergarnitur ansprechen und dei-nen Fleiß loben.« Worauf mein Mann mit schmerzver-zerrtem Gesicht seinen Rücken streckte und muffelte: »Diese blöden Stühle interessieren den Herrn wahr-scheinlich überhaupt nicht.«

für gott relevant?Ich vermeinte zu hören: Diese Stühle sind für das Reich Gottes nicht relevant – und damit hat diese Arbeit für Jesus auch keinen Wert. Wenn ich es mir recht überle-ge, ist genau das die geistliche Prägung, mit der ich aufgewachsen bin: Das »normale« Leben mit Hausar-beit, Garten, Hobby, Sport und Urlaub ist ohne Bedeu-tung – es sei denn, diese Dinge eignen sich als Mittel zum Zweck, nämlich das Reich Gottes zu bauen. Aber in sich haben sie keinen Wert. In zunehmendem Maß finde ich diese Denkweise sehr lebensfeindlich. Denn mein Leben besteht aus diesen Alltäglichkeiten – und mit genau diesem Leben will ich Gott loben und ihm Freude machen. Benutze ich diese Alltäglichkeiten nur als Sprungbrett für etwas anderes – beispielsweise um Menschen zu missionieren –, verachte ich den Wert meines Lebens als solches und spalte es in ungesunder Weise auf.

www.glaube-am-montag.de

Schmirgeln für das Reich GottesEs muss nicht immer heroisch sein: Tamara hinz berichtet über den Glauben im alltag

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Bei christlichen Großveranstaltungen treten oft Men-schen auf, die außergewöhnliches mit Gott erlebt haben. Doch der alltag mit Gott ist genauso wertvoll.