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17. Juli 2011ISSN 1436-607X

Zuhause im globalen Dorf: Was Auswanderer suchen

Unser Auftragn Warum es Spaß macht,

die Welt zu verändern. Seite 11

Unser Wegn Bischöfin Wenner zur

Situation der EmK. Seite 12

Unsere Zukunftn Warum das Bundesjugend-

treffen rockt. Seite 20

Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche 15/2011Magazin der Evangelisch-methodistischen Kirche

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unterwegs 15/2011 ::: 17. Juli 2011

::: Editorial2

kurz gesagt

So ErrEichEn SiE UnS:Redaktion »unterwegs« Telefon 069 242521-150 E-Mail: [email protected]: 0711 83000-0 TI

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DEUtlich mEhr SpEnDEn hat das Hilfswerk »Brot für die Welt« im vorigen Jahr er-halten. Die Einnahmen sind um mehr als 13 Prozent auf 62,1 Millionen Euro gestie-gen. Im Jahr zuvor hatte die Organisation 54,7 Millio-nen Euro bekommen. Am spendenfreudigsten bei »Brot für die Welt« waren 2010 die Protestanten in Baden-Württemberg. In den beiden Landeskirchen des Südweststaates kamen 12,3 Million Euro zusammen, was ein Plus von 320.000 Euro gegenüber 2009 be-deutet. Mit acht Millionen Euro erzielte Bayern trotz eines leichten Rückgangs das beste Ergebnis aller 22 Landeskirchen. Aus der EmK kamen 584.000 Euro für »Brot für die Welt« und 313.000 Euro für die Dia-konie-Katastrophenhilfe.

mArgot KäSSmAnn kehrt zurück: 16 Monate nach ihrem spektakulären Rücktritt von allen kirchlichen Ämtern

hat der Rat der EKD beschlossen, sie zur Bot-schafterin für das Re-formations-jubiläum im Jahr 2017

zu machen. Die 53-jährige Theologin soll die neue Funktion im Frühjahr kom-menden Jahres antreten.

ZUm ErStEn mAl haben sich die Leitung des Bundes Freier evangelischer Gemeinden (FeG) und des Bundes Frei-kirchlicher Pfingstgemein-den (BFP) getroffen. Im

Mittelpunkt der Begegnung stand das Anliegen beider Frei-kirchen, die Gemeinden noch stärker für Bürger ausländischer Herkunft zu öffnen. 263 der 759 Pfingstgemeinden in Deutschland sind internationale Gemeinden. BFP-Präses Pastor Roman Siewert (Norden) plä-dierte dafür, dass Christen ver-schiedener örtlicher Gemeinden gemeinsam für den Glauben einstehen sollten. Zum FeG-Bund gehören 38.500 Mitglieder in 440 Gemeinden. Der BFP hat 44.000 Mitglieder.

FünF JAhrE nach Start ihres Reform-prozesses hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) eine positive Bilanz gezogen. »Wir haben gemeinsam in den letzten fünf Jahren sehr viel erreicht, und setzen jetzt wieder neue Impulse«, erklärte die Präses der EKD-Synode, Katrin Göring- Eckardt. Im Juli 2006 hatte der Rat der EKD das Impuls papier »Kirche der Frei-heit. Perspektiven für die evan-gelische Kirche im 20. Jahrhun-dert« veröffentlicht. Darin reagierte das Leitungsgremium auf langfristige Prognosen wie Bevölkerungsrückgang und Mitgliederschwund und emp-fahl einen Reformprozess auf allen kirchlichen Ebenen.

KorrEKtUr: In »unterwegs« 14/2011 haben wir leider falsche Zahlen über die NJK veröffentlicht. Hier nun die offiziellen Zahlen, die wir zwei Tage nach Redaktionsschluss erhalten haben (Stand 31.12.2010): Kirchenmitglieder 6.554Kirchenangehörige 4.247Kirchenzugehörige 314Freunde 4.038� epd/idea/kie

HeimatWas�ist�eigentlich�Heimat?�Ist�sie�wirk-lich� nur� im� Herzen� der� Menschen� zu�finden,� die� einen� lieben� –� wie� es� ein�Sprichwort� sagt?� Oder� lässt� sie� sich�geografisch�verorten?Für�die�meisten�von�uns�ist�Heimat�zu-nächst�einmal�der�Ort�oder�die�Gegend,�wo�sie�geboren�wurden�und�aufgewach-sen�sind.�Viele�alte�und�neue�Volkslieder�erzählen� von� dieser� Heimat� –� und�gleichzeitig�von�der�Sehnsucht�und�dem�Schmerz�derer,�die� sie� verloren�haben.�Jenseits�aller�völkischen�Ideologien�gibt�es�so�etwas�wie�einen�»Mutterboden«,�dem�wir�uns�verbunden�fühlen.Die� alten�   Lieder� erzählen� auch� von�Aufbrüchen�ins�Unbekannte.�»Wohlauf�in� Gottes� schöne� Welt«,� oder� »Das�Wandern�ist�des�Müllers�Lust«�sind�nur�zwei�Beispiele,�die�eine�tiefe�Wahrheit�in�sich� bergen:� Entdeckungen� und� Ent-wicklungen�hat�es�immer�nur�dort�gege-ben,�wo�  Menschen� sich�auf�den�Weg�gemacht� haben� –� im� ganz� wörtlichen�Sinne.�Raus�aus�dem�Gewohnten,�um�über�Grenzen�hinweg�neue�Horizonte�zu�entdecken.� Insofern�ist�die�Mobilität�unserer�Zeit�nichts�Neues.�Auch�heute�ziehen�Jobno-maden� ihren� Arbeitsstellen� nach,� su-chen�Menschen� ihr�Glück�an�anderen�Orten.� Die� Gründe� sind� unterschied-lich,�und�die�Auswanderer�gehen�nicht�immer� freiwillig.� In� diesem� »unter-wegs«-Heft� berichten� drei� Auswande-rer� von� ihren� Motiven� und� Erfahrun-gen.�Neu�sind�dagegen�der�oft�schnelle�Ortswechsel�und�die�Möglichkeit,�rasch�wieder�in�die�Heimat�zu�kommen�–�wo�auch�immer�das�ist.Ihr�Volker�Kiemle

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Titelthema: »ich bin dann mal weg ...« ::: 3

Nach meinem Studium am Theologischen Semi-nar in Reutlingen ging ich für ein weiteres Studienjahr an die Facoltà Valdese di Teologia

nach Rom. Dieses Jahr hat meine Lebensplanung deut-lich verändert: Ich habe nicht nur meinen Ehemann William, sondern auch die kleine Waldenser- und Me-thodistenkirche in Italien kennen und lieben gelernt.

Nach vier Jahren Fernbeziehung kam William nach Deutschland, wir haben geheiratet und in weiteren vier Jahren hat sich herausgestellt, dass unser gemein-samer Lebensweg uns zunächst einmal nach Italien führen würde. Die methodistischen Gemeinden in Ita-lien sind klein und brauchen dringend motivierte Hauptamtliche, die bereit sind sich mit vollem Herzen in die schwierige Arbeit hineinzubegeben. Ich hatte damals den Eindruck, Gott würde mir sagen, er könne mich in Italien gebrauchen. Es wird sich zeigen, ob das nur ein frommer Wunsch war oder ob mein Dienst hier wirklich Segensspuren hinterlassen kann.

Abenteuerliche KombinationWir wussten, dass die Situation in Italien mit einer übermächtigen katholischen Kirche auf der einen Seite und überalterten evangelischen Gemeinden auf der anderen Seite nicht leicht werden würde. Dass es so hart sein könnte, sich auf die neue Realität einzulas-sen, hatten wir allerdings beide nicht gedacht. Es gibt immer noch genug Momente, in denen wir der deut-schen Ordnung und Pünktlichkeit, vor allem aber den geliebten Menschen in unserem Bruchsal/Kraichtaler Gemeindebezirk nachtrauern.

Wir haben ein ereignisreiches Jahr in Vicenza hinter uns, haben eine Gemeindespaltung durchlitten (die glücklicherweise nichts mit uns zu tun hatte), haben neue Gemeinderäume eingeweiht und inzwischen elf neue Gemeindemitglieder aufgenommen. Unsere Ge-

meinde besteht aus einem ganz kleinen Teil von Italie-nern, dann einem etwas größeren Teil verschiedenster Europäer und Nordamerikaner und nicht zuletzt einem sehr großen Teil von Geschwistern, die aus Ghana ein-gewandert sind. Schon diese abenteuerliche Kombinati-on an Kulturen macht unsere Arbeit hier spannend. In-zwischen haben wir den Eindruck, dass unsere Gemein-desituation etwas ruhiger und überschaubarer wird. Dafür wird es in unserer Familie turbulenter, denn wir erwarten im August die Geburt unseres zweiten Kindes.

An der Union der Waldenser- und Methodistenkir-che in Italien schätzte ich die persönliche Atmosphäre, die mich manchmal an unsere alte SWJK erinnert. Hier nimmt man sich noch Zeit für Diskussionen und ich erlebe ein hohes Maß an persönlichem Einsatz in der Pastorenschaft. Das motiviert mich.

Aber außerhalb der Kirche gibt es ja auch noch wei-teres Italien; dieses Land und die Offenheit seiner Men-schen lassen mir einfach das Herz aufgehen. Als mir am Muttertag eine wildfremde Frau auf der Straße fröhlich »Auguri mamma« – »Herzlichen Glückwunsch Mama« zurief, da wusste ich, dass mir so etwas in Deutschland nicht passiert wäre. Diese kleinen Momente machen mich glücklich und lassen mich gerne manches Chaos in Bella Italia aushalten. Ulrike�Jourdan

glücklich in »Bella Italia«frommer Wunsch oder Berufung? Pastorin ulrike Jourdan ist ihrem herzen gefolgt und mit ihrer familie nach Italien ausgewandert. Seit einem Jahr versieht sie in einer kleinen gemeinde der Waldenser-Methodisten in Vicenza (region Venetien) ihren dienst. Trotz gelegentlicher Sehnsucht nach deutscher ordnung und Pünktlichkeit hat sie es nicht bereut.

Mit Ehemann und Kind ist ulrike Jourdan vor einem Jahr nach Italien ausgewandert.foTo: PrIVaT

In Italien ist gerade mal ein Prozent der Bevölkerung evangelisch. die größte evangelische Kirche ist mit etwa 30.000 konfirmierten Mitgliedern die Waldenserkirche, die seit 1979 auch die Kirchen-union der Methodisten und Waldenser in Italien ist. die Waldenser gehen auf den Kaufmann Valdes aus lyon zurück. Er trat um 1170 auf. Er und seine anhänger predigten in lyon und der umgebung. Sie trugen vor allem das Matthäus-Evangelium in der Volkssprache auswendig vor. die »armen von lyon«, wie sie sich genannt haben, wurden verfolgt und in halb Europa zerstreut. Ende des 19. Jahr-hunderts kamen vor allem englische und amerikanische methodis-tische Prediger nach Italien.

WAlDEnSEr UnD mEthoDiStEn in itAliEn

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DasGeheimnisvorwärtszukommen,bestehtdarin,zustarten.MarkTwain

Von aussteigern und Jobnomaden: auswanderer berichtenWohnung aufgegeben, Tätigkeit gekündigt, hausrat verkauft: Beate und olaf hofmann haben alle Sicherheiten hinter sich gelassen und sind mit ihrer jüngsten Tochter für ein Jahr nach Kanada ausgewandert. Warum sie eine auszeit genommen haben und welchen gewinn die familie davon hat, das berichtet die ehemalige referentin im Evangelischen Jugendwerk Württemberg in diesem Text. Thomas Kraft dagegen ist seinem Job hinterhergezogen: Weil er in deutschland keine berufliche Perspektive hatte, suchte er in london und landete einen glückstreffer. Er berichtet von sich und den vielen anderen »arbeitsnomaden« in der britischen Metropole.

Don’t forget the smile« (»Vergiss nicht zu lä-cheln«), sagt der alte Goldsucher, während ich konzentriert meine Goldpfanne im richtigen

Rhythmus schwenke, Wasser schöpfe, spüle, schwen-ke. Wenn das so einfach wäre! Ich versuche den gleich-mäßigen Schwung nachzuahmen, das richtige Gefühl für Wasser und Steine zu bekommen und dabei noch lächeln? »Erst das Lächeln macht die Arbeit wertvoll«, sagt der bärtige Alte und grinst mich durch eine Zahn-lücke an.

So einfach sind die Weisheiten des Lebens im wilden Westen Kana-das verpackt. Sich Zeit nehmen, konzentriert bei der Sache sein, den Rhythmus beachten und lächeln – das Leben von der sonnigen und leichten Seite aus betrachten. Es sind Nuggets, Gold des Lebens, die wir als Familie in unserem Sabbatjahr finden und mit nach Deutschland bringen werden – Nuggets für Neu-gierige und Schatzsucher des Lebens.

Auszeit statt Burn-outLieber »time out« (Auszeit) statt »Burn out« (Ausge-brannt-Sein), das ist unsere Überzeugung nach zwan-zig engagierten beruflichen Jahren. Aus Liebe zum Le-ben haben wir den Ausstieg auf Zeit in der Mitte unse-res beruflichen Lebens gewagt. Wir wollten nicht für immer auswandern, sondern eine Pause einlegen, um auszusteigen aus der getakteten Zeit, dem engen Netz der Verbindlichkeiten, Verpflichtungen und

Erwartungen. Die Lebenskunst neu entdecken, die Freiheit unverplanter Zeit erleben, sich als Paar und Familie anders wahrnehmen – ein Traum, den wir mit vielen Menschen teilen. Wir wollten nicht warten, bis wir zu alt dafür sind.

Einen Hauch des Wildwest-Pioniergeistes spüren, inmitten grandioser Natur sich selbst als Teil der Schöpfung begreifen, Abenteuer wagen und Einsam-keit zulassen – dieser Traum zog uns nach Kanada. In

British Columbia, 8.000 Kilometer westwärts, dem Land der Cariboos und Grizzlys, zwischen Rocky Mountains und Pazifik, fanden wir den passenden Rahmen für unser Familien-Sabbatjahr. Begegnungen mit interessanten Menschen, neue Erkenntnisse, abenteuerliche Erleb-nisse und ungeahnte Themen haben

sich eingestellt und unser Leben verändert. Dazu ge-hört Begeisterung, Besonnenheit und Mut, wie bei al-len Aufbrüchen des Lebens.

Aufbruch aus den SicherheitenLange haben wir im Vorfeld diskutiert, uns informiert und die Risiken abgewogen. Jetzt kann ich sagen, die schwierigste Zeit war nicht der extreme Winter in Ka-nada, sondern der Aufbruch mitten aus dem Netz der deutschen Sicherheiten. Ein Gleitschirmflieger, der ab-

springt, denkt ans Fliegen, nicht an den Absturz! So ähnlich kann ich unsere Erfahrungen beschreiben. Wir sind abgesprungen, wenn auch mit großem

Herzklopfen. Unsere beruflichen Wurzeln haben wir schweren Herzens aufgegeben und gekün-

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Von aussteigern und Jobnomaden: auswanderer berichtenWohnung aufgegeben, Tätigkeit gekündigt, hausrat verkauft: Beate und olaf hofmann haben alle Sicherheiten hinter sich gelassen und sind mit ihrer jüngsten Tochter für ein Jahr nach Kanada ausgewandert. Warum sie eine auszeit genommen haben und welchen gewinn die familie davon hat, das berichtet die ehemalige referentin im Evangelischen Jugendwerk Württemberg in diesem Text. Thomas Kraft dagegen ist seinem Job hinterhergezogen: Weil er in deutschland keine berufliche Perspektive hatte, suchte er in london und landete einen glückstreffer. Er berichtet von sich und den vielen anderen »arbeitsnomaden« in der britischen Metropole.

digt. Die Dienstwohnung wurde geräumt, die Reise-kasse durch einen »Garagen-Verkauf« gefüllt. Einige Möbel und Kartons mit Kleidung und Büchern warten bei Freunden auf unsere Rückkehr. Das jüngste der drei Kinder und der Hund begleiten uns – die älteren Kinder sind stolz, dass ihre Eltern den Mut haben, ih-ren Traum zu leben und besuchten uns zu Weihnach-ten in unserem rustikalen Blockhaus.

Das Schwere, aber auch Bereichernde liegt darin, seinen Komfortbereich zu verlassen und sich auf Neu-es einzulassen. Wichtig erscheint uns, nicht vor etwas davonzulaufen, sondern sich locken zu lassen. Dann stellen sich positive Veränderungen ein. Ich bin muti-ger geworden – nicht nur im Umgang mit den Bären, wir geben dem Jetzt den Vorzug zu früher detaillierten Planungen, trauen der inneren Stimme mehr und ge-nießen die Stille, wo immer sie zu finden ist. Von Kana-diern werden wir häufig darauf angesprochen, wieso wir nicht in Kanada bleiben wollen. Die Landschaft, die Gelassenheit der Menschen, das freundliche Ne-beneinander unterschiedlichster Lebensstile sind ver-lockend, aber wir haben aus der Ferne unseren Stand-ort neu bestimmt. Unsere Heimat ist Deutschland. Wir wollen unsere Familie nicht auseinanderreißen.

Auswandern, um einzuwandernFür uns heißt das, wir sind ausgewandert, um berei-chert, verändert, inspiriert wieder einzuwandern. Das Leben ist fantastisch, außergewöhnlich und lebens-wert. Manchmal muss man anhalten, um sich vom Leben einholen zu lassen und abspringen, um Aufwind zu erleben. Darüber werden wir berichten, wenn wir im Herbst zurück in Stuttgart sind. Beate�Hoffmann

www.sabbatzeiten.de

Vor mehr als fünf Jahren zog ich von Stuttgart nach London. Die Gründe für meinen seiner-zeitigen Ortswechsel waren ganz profaner Na-

tur: Ich war auf Stellensuche. Nachdem sich in Deutschland keine passenden Angebote finden ließen, richtete ich meinen Blick auf das Ausland. England lag nahe. Ich kannte das Land nicht nur aus dem Urlaub, sondern hatte hier als Student ein Auslandssemester verbracht. Sprache, Land und Leute waren mir also vertraut genug, um zu wissen, worauf ich mich einließ. Als dann ein attraktives Angebot aus London kam, war die Entscheidung schnell getroffen. Ich wurde zum Wirtschaftsflüchtling, reihte mich ein in das Heer mo-derner Arbeitsnomaden, die dorthin gehen, wo es Ar-beit gibt.

Die Sprache war kein Problem, die neue Tätigkeit erwies sich als Glücksgriff, die neue Gemeinde auch – und schnell fand ich mich auf der Woge der Euphorie, die viele Neuankömmlinge nach dem Umschiffen der ersten Klippen im Ausland erfasst. Man hat sich einge-lebt, ist aber immer noch begeistert von dem vielen Neuen um sich herum. Dieses Hochgefühl hält meist ein bis zwei Jahre an, dann tritt die Normalität in den Vordergrund, mitunter auch Ernüchterung. Irgend-wann ertappte ich mich bei dem Gefühl, London nicht mehr als Ausland wahrzunehmen. Das Leben hier war mir ebenso vertraut wie das Leben daheim.

hier und dort zuhauseAber war ich auch ausgewandert? Deutschland ist nur eine gute Flugstunde entfernt, Besuche hin und her sind häufig möglich. Das Internet hält die Verbindung über den Kanal aufrecht. Wer will, kann in London ein einigermaßen normales deutsches Leben führen. Zum Frühstück höre ich den Deutschlandfunk, auf dem Weg zur Arbeit gibt es die FAZ, und wenn ich mag, kann ich sonntagabends den »Tatort« sehen. In Inter-net-Foren verabreden die Deutschen sich zu gemein-samen Unternehmungen, es gibt deutsche Kneipen und Restaurants, deutsche Kirchen und Bäcker. Die Le-benswelten fließen ineinander, ich bin hier und dort zuhause, nehme an beiden Ländern Anteil.

Hinzu kommt: London ist eine sehr internationale Stadt. Als Zuwanderer bin ich alles andere als exotisch,

Thomas Kraft hat in london einen neuen Job und eine neue heimat gefun-den.

olaf und Beate hofmann nehmen sich mit ihrer jüngsten Tochter eine auszeit in Kanada.

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10 ::: gemeindeportrait

Da kommen wir her:Die Gemeinden Delmenhorst und Neerstedt sind über 150 Jahre alt. Sie entstammen der Bischöflichen Methodistenkirche und wurden 1859 von Bremen aus gegründet. In Neerstedt steht eine der ältesten Kapellen der EmK in Deutschland. Das Kirchengebäude in Delmen-horst wurde 1911 gebaut und hat als eine der wenigen Methodisten-kirchen zwei eigene Glocken.

Das machen wir:Der Altersdurchschnitt des Bezirks ist eher vom Mittelalter an auf-wärts anzusiedeln. Wie in vielen Gemeinden ist die Zahl der Kinder und Jugendlichen zurückgegangen. Die Gemeinde in Neerstedt hat al-lerdings in den letzten vier Jahren einen bemerkenswerten Auf-schwung erlebt. Wir staunen über Gottes wunderbares Handeln. Menschliche Ursache sind einige jüngere Ehepaare, die dort eine neue geistliche Heimat fanden. Ihr

Engagement führte unter ande-rem zu einem rapi-

de anwachsenden Gottesdienstbe-such (von zehn Personen auf durchschnittlich über 25), der Bil-dung eines Bläserensembles und zur Durchführung von Veranstal-tungen, die insbesondere Außen-stehende im Blick haben. Dem-nächst können wir in Neerstedt drei Mitgliederaufnahmen und ei-ne Taufe feiern, was es lange nicht gegeben hat.

Die Gemeinde in Delmenhorst ist geprägt von einem regen Gemeinde-leben. Neben Kreisen für Kinder, Jugendliche, Frauen, Senioren und Bibelgespräch spielt vor allem die Musik eine große Rolle. Der Bläser-kreis hat eine lange Tradition, wäh-rend der vor drei Jahren ins Leben gerufene Singkreis eine alte Traditi-on wieder aufleben lassen hat. An jedem 4. Sonntag im Monat feiern wir mit der »Kirche um elf« einen etwas anderen Gottesdienst, zu dem ganz besonders Gäste eingeladen

Ein erfreulicher ZuwachsMehr als 260 Bezirke gibt es in der Evangelisch-methodistischen Kirche in deutschland. alle haben ihre eigene Prägung. um diese Vielfalt zu zeigen, stellen sich in »unterwegs« regel-mäßig EmK-Bezirke vor. In dieser ausgabe geht es nach delmenhorst-Neerstedt.

sind. Anschließend gibt es ein ge-meinsames Mittagessen. An den anderen Sonntagen beginnt der Gottesdienst um 9.30 Uhr, was dem Umstand geschuldet ist, dass an die-sen Tagen um 11 Uhr in Neerstedt Gottesdienst ist.

Das haben wir vor:Die Gemeinde in Neerstedt möchte ihren guten Weg, den sie eingeschla-gen hat, fortsetzen. Das betrifft auch den wachsenden Kontakt zur Nachbarschaft, der sich nicht nur durch Einladungen in die Kapelle, zum Beispiel zum »Grünkohlessen« oder »Radfahrer-Café«, ausdrückt, sondern auch in der Teilnahme an nachbarschaftlichen Festivitäten wie zum Beispiel dem »Dorfstra-ßensommerfest« oder dem »Mai-baumsetzen«. In Delmenhorst ver-suchen wir nach einer kürzlich er-folgten NGE-Befragung (NGE = Natürliche Gemeinde Entwick-lung), den für unsere Gemeinde passenden Weg und Auftrag neu zu finden. Fest steht: Wir sind vor al-lem herausgefordert, wieder mehr Freude am Bibellesen und Beten zu gewinnen und auch, als Gemeinde und als Einzelne, verstärkt Jesus in unserem Umfeld zu bezeugen. Wir sind gespannt darauf, welchen Weg Gott uns führen wird.

Rudi�Grützke�/�Sylvia�Schütte

nDer Bezirk setzt sich aus den gemeinden delmenhorst und Neerstedt zusammen und liegt geographisch ungefähr

in der Mitte zwischen Bremen und oldenburg. nDelmenhorst ist eine Industriestadt mit ungefähr 80.000, neerstedt ein dorf mit rund 1.400 Einwohnern. der Bezirk hat

etwas über 100 Kirchenmitglieder, wobei gut 80 Prozent der Mitglieder der gemeinde delmenhorst zugeordnet sind. ngottesdienste: delmenhorst (Bremer Straße 26): Sonntag, 9.30 uhr; am vierten Sonntag des Monats 11 uhr, anschließend gemeinsames Mittagessen.Neerstedt (dorfstraße 18): jeden ersten, dritten und fünften Sonntag im Monat, 11 uhr.

www.emk-del.de

BEZirK DElmEnhorSt-nEErStEDt

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11EmK-international :::

Jugendliche der Internationalen Gemeinde Ham-burg der EmK verschenken in einem Park kosten-los Luftballons. Neben fragenden Blicken und Kopfschütteln ernten sie Lächeln und herzlichen

Dank. »Warum tun Sie das?«, werden die Jugendlichen gefragt. Die Antwort ist einfach: »Um Ihnen eine Freu-de zu machen.«

Durch Krista Givens, Missionarin der EmK aus den USA, hatten die Jugendlichen von der weltweiten Ak-tion »Change the World« (»Verändere die Welt«) er-fahren. Jeweils zu zweit haben sich die Jugendlichen mit roter Clown-Nase auf den Weg gemacht. In einem Park verteilen sie gelbe Luftballons mit aufgemalten fröhlichen Gesichtern. Sie treffen junge Mütter mit Kindern, Fußball spielende Jugendliche und junge Leute, die betrunken sind, an diesem Sonntagnachmit-tag. Manche Leute sind skeptisch. Aber Kinderaugen beginnen zu strahlen. Eine junge Frau, die zusammen mit ihren Freunden trinkt, möchte unbedingt einen Ballon haben. Sie ist ganz glücklich, als sie einen er-hält. Und zwei ältere Herren laufen lachend einem Ballon hinterher, der vom Wind weg geweht wird.

In über 2.000 Einzelaktionen haben Mitglieder der EmK Mitte Mai in 15 Ländern das Leben von Men-schen durch konkretes Handeln verbessert oder Leu-ten einfach eine Freude bereitet. Im April 2010, als die Aktion »Verändere die Welt« das erste Mal durchge-führt wurde, beteiligten sich mehr als 100.000 Kir-chenglieder aus über 1.000 Gemeinden.

Warum es Spaß macht, die Welt zu verändern

Hier einige Beispiele für Aktionen: mutare, Simbabwe: Studierende pflanzten Bäume am Eingang des Geländes der Afrika-Universität.Davao, philippinen: Eine Gemeinde teilte Hilfsgüter und gebrauchte Kleidung an Bewohner eines Ortes aus, der von Dürre und Feuer betroffen war.Woodstock, georgia (USA): Gemeindemitglieder tank-ten Autos alleinerziehender Mütter auf, prüften den Ölstand, wuschen die Windschutzscheibe und versorg-ten die Insassen mit erfrischendem Wasser.

UMNS�/�Übersetzung:�Reinhold�Parrinello

www.rethinkchurch.org/changetheworld

Methodisten sollen »Menschen in die Nachfolge Jesu rufen und damit die Welt verändern« – so definiert die internationale Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) ihre aufgabe. Wie sich die Welt verändern lässt, das wurde kürzlich bei der aktion »Verändere die Welt« (»change the World«) deutlich. Methodisten in aller Welt beteiligten sich. für 2012 sind schon anmeldungen möglich.

In Manchester (uS-Bundes-staat Missouri) halfen EmK-Mitglieder beim Säubern eines Parks.

emk weltweitnEUEr präSiDEnt der Britischen Methodistenkirche (BMC) wird im kommenden Jahr Pas-tor Mark Wakelin. Zum Vize-präsidenten hat die Konferenz der BMC Michael King ge-wählt. Wakelin war Jugendse-kretär und ist derzeit Sekretär für die Verbindung zwischen den Gemeinden innerhalb der BMC. King ist Lokalpastor und war in verschiedenen Gre-mien auf nationaler und inter-nationaler Ebene für die me-

thodistische Kirche tätig. Die Präsidenten der BMC amtieren für jeweils ein Konferenzjahr.

EinEn UngEWöhnlichEn WEttBE-WErB haben die Jährlichen Konferenzen von Illinois Great Rivers und Iowa (beide USA) ausgetragen: Vor Beginn der Tagungen waren die Mitglieder aufgerufen, Handtücher für Hilfspakete zu sammeln. Die Pakete verteilt das EmK-Kata-strophenhilfswerk UMCOR an

die zahlreichen Menschen, die von den Unwettern in den USA diesem Frühjahr besonders be-troffen waren. Bisher wurden rund 170.000 Pakete verteilt. Den Konferenz-Wettbewerb hat übrigens die Konferenz Illi-nois Great Rivers mit 12.000 Handtüchern gewonnen; Iowa kam auf 9.138. UMNS

Übersetzung:�Volker�Kiemle

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12 ::: interview

Die�Jährlichen�Konferenzen�sind�vorbei,�Sie�haben�die�drei�Tagungen�geleitet.�Was�klingt�in�Ihnen�nach?roSEmAriE WEnnEr: Die Eindrücke sind noch sehr frisch! Es gab verbindende, aber auch sehr unter-schiedliche Themen in den drei Konferenzen. Im Süden spielten die Themen aus dem Arbeitsbereich »Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung« eine große Rolle, was auch die Beschlüsse geprägt hat. So hat die Konferenz an die Bundesregierung appelliert, sich für den Abzug der Atomwaffen von deutschem Boden einzusetzen. Die Idee einer Energiegenossen-schaft hat einen starken Schub bekommen. Dass diese Themen so präsent waren, hing wohl auch damit zu-sammen, dass zeitgleich die Ökumenische Friedens-konvokation in Jamaika stattfand. Beeindruckend war auch das Gespräch über den Bericht der Superinten-denten, wo die unterschiedliche Arbeit von Laien und Pastorinnen und Pastoren im Vordergrund stand.In der OJK haben die Konferenzmitglieder deutlich ge-zeigt, dass sie zu Veränderungen bereit sind. Ich hatte zum Beispiel erwartet, dass der Vorschlag der Super-intendenten, mehr in Regionen zu denken, auf Wider-stand stoßen würde. Aber es gibt eine große Bereit-schaft, sich damit zu befassen. Vor allem aber die Ak-tion »Miteinander leben – miteinander teilen«, mit der die finanziellen Beiträge erhöht werden sollen, hat mich beeindruckt. Dass sie so gut aufgenommen wur-de, wird einen Schub bringen.Die NJK hat einschneidende finanzielle Entscheidun-gen getroffen, die schmerzen – etwa, dass die Pastoren-gehälter reduziert werden. Aber mit den Beschlüssen ist zunächst Klarheit geschaffen worden, wie der Haushalt ab 2015 ohne den Griff in die Rücklagen ausgeglichen werden kann. Zudem werden die Ge-meinden auch dort hoffentlich über die geistliche Di-mension des Gebens reden und vielleicht die Einnah-men steigern. Die NJK ist auch immer am stärksten bereit, über andere Strukturen zu reden. Den Stein der Weisen haben wir aber noch nicht gefunden. Der zwei-te Schwerpunkt der Tagung, die Glaubenskonferenz, stimmt mich sehr hoffnungsvoll. Es ist zu sehen, dass

viele Gemeinden aufbrechen und neue Wege gehen. Sie möchten mehr als bisher für die Menschen um sie he-rum da sein.

Was�verbindet�die�drei�Jährlichen�Konferenzen�der�EmK?roSEmAriE WEnnEr: Der Wille, in methodistischer Tra-dition missionarisch aktiv zu sein und gesellschafts-politische Verantwortung zu übernehmen, ist überall spürbar. In vielen Bereichen arbeiten wir deutschland-weit zusammen, das wurde bei den Konferenztagungen ausdrücklich bestätigt. Wie wir als kleine Kirche in Deutschland durch den Dienst unserer Gemeinden und Werke zum Glauben an Christus einladen und Men-schen im Glauben stärken können, ist die Leitfrage für die Tagungen. Nach der Kirchenordnung ist es ja Auf-gabe der Konferenzen, die Gemeinden zu verbinden und zu stärken, damit sie Menschen zu Jüngerinnen und Jüngern machen und damit die Welt verändern.

»Sorgt euch nicht um denfortbestand der Kirche«die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) in deutschland steht vor großen herausforderungen – das ist nicht zuletzt bei den Tagungen der drei Jährlichen Konferenzen wieder deutlich geworden. Wo die EmK steht und wie die Zukunft auch in weltweiter Perspektive aussieht, darüber hat Volker Kiemle mit Bischöfin rosemarie Wenner gesprochen.

»IchseheinunsererKirchevielFruchtwachsen!«BischöfinRosemarieWenner

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13interview :::

Ist�die�EmK�eine�erfolgreiche�Kirche?roSEmAriE WEnnEr: Mir gefällt das Wort »Frucht« besser, wenn es um die Wirkung kirchlicher Arbeit geht. Das macht deutlicher, dass das Gelingen unserer Arbeit auch von Gottes Wirken abhängt. Es geht nicht nur darum, dass wir die richtigen Maßnahmen ergrei-fen – das ist ein wichtiger Aspekt, aber es gehört deut-lich mehr dazu. Ich sehe in unserer Kirche viel Frucht wachsen: Es kommen immer wieder Menschen zum Glauben und lassen sich einladen, verbindlich mitzuar-beiten. Zum Bundesjugendtreffen sind 450 Jugendli-che gekommen. Viele Gemeinden haben sozialdiakoni-sche Projekte gestartet – darüber haben wir vor einigen Jahren viel diskutiert und sehen nun die Wirkungen. Das sind nur einige Beispiele.

Wir�sind�als�EmK�in�Deutschland�Teil�der�weltweiten�Evangelisch-methodistischen�Kirche.�Welche�Vorteile�hat�das?roSEmAriE WEnnEr: Wir wären sehr klein und pro-vinziell, wenn wir nur für uns wären! Deshalb lohnt sich auch der Aufwand, den das mit sich bringt, die weltweite Kirche mitzugestalten und zum Beispiel Menschen in internationale Gremien zu entsenden. Das bringt eine Horizonterweiterung mit sich und gibt uns Anteil an größeren Bewegungen. Zudem bekom-men wir Rückenstärkung durch Besuche aus anderen Konferenzen. Umgekehrt haben wir als Europäer Er-fahrungen zum Beispiel mit der im Vergleich zu den USA weit fortgeschrittenen Säkularisierung und kön-nen das in Gespräche einbringen. Also gerade ange-sichts unserer Kleinheit tut es uns gut, dass wir diese Vernetzung haben.

Immer�wieder�wird�beklagt,�dass�die�EmK�insgesamt�zu�sehr�auf�die�USA�fixiert�ist.�Stimmt�das�und�wie�könnte�eine�Struktur�aussehen,�die�der�globalen��Existenz�unserer�Kirche�gerecht�wird?roSEmAriE WEnnEr: Die EmK in den USA ist die größ-te weltweit – schon das allein gibt ihr ein Übergewicht, auch finanziell. Zudem ist die amerikanische Kultur eine dominante Kultur. Deshalb lässt sich der große US-amerikanische Einfluss in unserer Kirche auch nicht kurzfristig aufbrechen. Es gab ja zur letzten Ge-neralkonferenz Vorschläge für Verfassungsänderun-gen, die dazu massiv geholfen hätten – so sollte etwa in den USA eine regionale Einheit analog zu unseren Zentralkonferenzen gebildet werden. Derzeit haben die Jährlichen Konferenzen der USA nur die General-konferenz als Plattform für Diskussionen und Ent-scheidungen über nationale Themen. Dieser Vorschlag wurde allerdings abgelehnt.

Warum?roSEmAriE WEnnEr: Meiner Einschätzung nach wird in den USA wenig verstanden, dass die jetzige Struktur der Generalkonferenz die Kirchen außerhalb der USA eher belastet, weil die Tagesordnungen viele US-spezi-fische Themen enthalten. Zudem spüre ich eine Furcht davor, was passiert, wenn die EmK in den USA quasi sich selbst überlassen wird. Denn die Spannungen zwi-schen dem liberalen und konservativen Flügel sind groß – etwa im Umgang mit Homosexualität.

Derzeit�werden�neue�Vorschläge�an�die�General-konferenz�erarbeitet.�Wie�sehen�die�aus?roSEmAriE WEnnEr: Die Vorschläge sind mehr auf kulturellen Wandel ausgerichtet. So soll rein zur Infor-mation eine Kirchenordnung vorgelegt werden, in der die Teile, die wirklich alle Konferenzen weltweit be-treffen, zusammengefasst sind. Dann können die Leute sehen, wie groß der Anteil der Bestimmungen ist, die ausschließlich für die USA gelten. Zudem sollen die Delegierten der Generalkonferenz sich selbst verpflich-ten, sensibler aufeinander zu achten. Die Vorschläge sollen also mehr das Bewusstsein der Delegierten ver-ändern – das finde ich einen guten Weg. Es hat keinen Sinn, die Verfassungsänderungen, die bereits abgelehnt wurden, schon nach vier Jahren nochmals einzubrin-gen. Das wäre auch respektlos gegenüber der Mehr-zahl der Konferenzmitglieder weltweit, die diese Ver-änderungen ablehnten.

Wenn�Sie�jetzt�ein�Bischofswort�an�die�deutsche�EmK�richten�würden�–�was�wäre�Ihre�Hauptaussage?roSEmAriE WEnnEr: Sorgt euch nicht um den Fortbe-stand der Kirche, sondern lasst euch rufen, Teil von Gottes Mission in dieser Welt zu sein und zur Nach-folge Christi einzuladen. Und freut euch, wenn ihr ent-deckt, wie Gott Wachstum schenkt.

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14unterwegsinfounterwegs 15/2011 ::: 17. Juli 2011

Mitte�Mai�trafen�sich�etwa�einhun-dert�Senioren�und�Interessierte�aus�den� Gemeindebezirken� Kassel,�Großalmerode,� Eisenach/Bebra�und�dem�Thüringer�Wald�am�so�ge-nannten�»Point�Alpha«.�

Der »Beobachtungspunkt Al-pha« galt als der heißeste

Punkt im Kalten Krieg und war bis 1989 der wichtigste Beobachtungs-stützpunkt der U.S. Army an der ehemaligen innerdeutschen Gren-ze. Von zwei einander gegenüber-liegenden Türmen aus wurden die Grenze überwacht: »Alles wurde genau protokolliert«, erklärten die ehrenamtlichen Gästeführer.

Die Sperrlinie im lagerIn vier Gruppen wurden die Senio-ren über das Gelände geführt und erfuhren viele Details über die da-malige innerdeutsche Grenze. So lebten im amerikanischen Lager die Soldaten bis 1965 in einfachen Zelten, dann in Wellblechhütten. Erst 1972 wurden feste Baracken errichtet. Durch das US-Lager lief eine rote Sperrlinie parallel zur Grenze. Nur bis dort durften ge-panzerte Fahrzeuge fahren. Eine

weitere Annähe-rung an die Gren-ze hätte als Pro-vokation gegol-ten.

Ein Weg führte fünfhundert Me-ter durch die Grenzanlagen, die in den einzel-nen Ausbaustu-fen für die Besu-cher wieder nach-gebaut wurden: Von der einfa-chen Straßensper-re nach dem Krieg bis zum unüberwindbaren Streckmetallzaun, der über drei Meter hoch war.

Die engagierten Gästeführer er-zählten von dem Leben in der Sperrzone: In einem fünf Kilometer breiten Streifen auf der DDR-Seite wurden alle Bewohner erfasst und streng kontrolliert. 1952 und 1961 wurden insgesamt 11.000 Men-schen zwangsumgesiedelt.

Die landschaft und die geschichteDie Schönheit der Landschaft stand im krassen Widerspruch zu

der schweren Geschichte. Der Be-such am »Point Alpha« erinnerte die Teilnehmer an die Geschichte der deutschen Teilung. Viele aus der EmK-Gruppe konnten aus ei-genen Erinnerungen erzählen, wie das Leben damals im Osten oder im Westen war. Umso größer wur-de das Glück empfunden, als Grup-pe aus Gemeinden beiderseits der ehemaligen Grenze gemeinsam den »Point Alpha« aufzusuchen.

Zum Abschluss besuchte Grup-pe die Kirche im nahegelegenen Rasdorf. mip

kurz &bündigZUm thüringEn-SEniorEntAg

kamen in Erfurt fast 100 Senio-ren zusammen. Die einen un-ternahmen eine Stadtrundfahrt mit der historischen Straßen-bahn im Tempo der 1960er Jahre. Die anderen erlebten

eine Führung durch das Augus-tinerkloster. Nach dem Mittagessen trafen sich alle in der Ägidienkirche,

deren neuer Eingangsbereich große Aufmerksamkeit fand. Seinen Abschluss fand der wunderschöne Maientag mit einem Kaffeetrinken in der neuen Bibliothek im Augusti-nerkloster. Am Sonntag Kantate lud die jüngeren Generation in der Ägidienkirche zum Frie-densgottesdienst ein. Anlässlich der ökumenischen Friedenskonvokation in Jamaika zum Abschluss der »Dekade zur Überwindung von Gewalt« wurde das Anliegen aufgegrif-fen und fürbittend begleitet.

mit EinEm WUnSchliEDErSingEn nach dem Gottesdienst über-raschten der Posaunenchor der EmK Calw zusammen mit Pastor Jonathan Whitlock die Besucher im Seniorenzentrum Martha-Maria Nagold. Trotz erschwerter Anfahrt wegen der Veranstaltung »Mobil ohne Auto«, am 19. Juni, ließen sich die 15 Bläserinnen und Bläser nicht davon abhalten, den Seniorinnen und Senioren eine musikalische Freude zu bereiten.

grenzen überwinden am »Point alpha«

das Birkenkreuz am »Point alpha« erinnert an einen gescheiterten fluchtversuch aus der ddr im Jahr 1975.

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unterwegs 15/2011 ::: 17. Juli 2011

Kürzlich tagte der Bun-desrat der Wesley-Scouts

als Gast von Stamm 20 in Friedrichroda-Engelsbach. Nach einjähriger Vakanz konnte die Stelle der Bundes-leiterin neu besetzt werden: Ul-rike Boginski von Stamm 10, den »Bookholzberger Wald-ameisen«, wurde einstimmig gewählt und bildet zusammen mit dem Bundeswart Andreas Heeß, Pastor und Stammleiter aus Kaiserslautern, die neue Bundesleitung.

Vieles ist in den letzten Jah-ren für die praktische Pfadfin-derarbeit entwickelt worden und auf einem guten Weg. In-zwischen wurde die Stamm-nummer 22 an Würzburg ver-geben. Zum Wesley-Scout wird man nicht über Nacht. Die Aus-bildung erfordert Zeit und Übung. Darum erhält jede »Sied-lung« (Gruppe, die ein Stamm wer-den will) einen Patenstamm, der seine Erfahrungen und sein Wissen weitergibt. Ansprechpartner sind auch die drei Konferenzbeauftrag-

ten Christine Vogel (OJK), Regina Baumgärtel (SJK) und Kathrin Mittwollen (NJK).

Bei den Stammtreffen und Camps lernen die Kinder nicht nur neue Fähigkeiten und dass sie für

die ganze Gruppe wichtig sind, sie lernen »Gott, ihren Mitmenschen und sich selbst zu achten« (aus den Regeln der Wesley-Scouts).

Kathrin�Mittwollen www.wesley-scouts.de

Neue Bundesleiterin der Wesley-Scouts

Rund 20 engagierte Laien und Pastoren aus Ungarn, Bulga-

rien und allen Teilen Deutschlands trafen sich in Braunfels zum »Eu-ropäischen Basis-Seminar Sucht«. Das Seminar war geprägt von einer guten Atmosphäre, herzlicher Of-fenheit und tragender Gemein-schaft, was die Grenze zwischen Teilnehmern und Leitern schnell verschwimmen ließ.

Neben den fundierten und pra-xisorientierten fachlichen Informa-tionen und Anregungen wurden besonders die morgendlichen An-dachten, die sich (ob nun beabsich-tigt oder nicht) zum intensiven Bi-

belgespräch entwickelten, sehr wertvoll.

An konkreten praktischen Bei-spielen konnte das erworbene Wis-sen auch getestet und miteinander ausgewertet werden. Hilfreich war dabei, dass auch von Suchterfah-rung Betroffene unter Teilnehmern und Leitenden waren. Besonderer Höhepunkt war die Teilnahme an

einer »echten« Blaukreuzstunde. Für alle, die sich mit Sucht ausei-nandersetzen (müssen), die ihre Gemeinden für dieses Thema sensi-bilisieren möchten, die in den Ge-meinden als Suchtbeauftragte ar-beiten (wollen) oder die Hilfe su-chen im Umgang mit Suchtkran-ken, ist dieses Seminar sehr zu empfehlen.

nNächstes Basis-Seminar Sucht: 12. bis 17. februar 2012, haus höhenblick, Braunfels. anmeldung bei: Pastor Philipp Zimmermann, Telefon 0621 412108, E-Mail: [email protected]

austausch der helfer für Suchtkranke

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unterwegs 15/2011 ::: 17. Juli 2011

Es ist in Steinheim schon be-kannt wie ein bunter Hund:

das EmKärrele – ein Bauwagen, der liebevoll von unseren Rentnern aus dem Bezirk Marbach restauriert und von unserem Künstler Oliver Mildenberger mit Graffiti gestaltet wurde. Jeden Freitag bietet die evangelisch-methodistische Kirche Marbach ein buntes Kinder-Pro-gramm mit basteln, spielen, singen, beten und biblischen Geschichten.

Das Kärrele steht mitten in Steinheim, auf einer Wiese in der Nähe der Volksbank. Das Grund-stück wurde der Gemeinde zur Ver-fügung gestellt. Am 10. Juni wurde der erste Geburtstag des EmKärre-le mit vielen Spielen, Liedern, Ak-tionen und mit Saft und Kuchen gefeiert. Den Höhepunkt an diesem Nachmittag bescherte der Trick-

künstler Hans Häberle, der eine »zauberhafte« Andacht hielt. Zum Schluss ließen die Kinder 57 Luft-ballons steigen.

Die Gemeinde der Evangelisch-methodistischen Kirche Steinheim freute sich über so viele Kinder mit

Eltern, Omas, Opas und Freunden. Es war ein rundum gelungener und schöner Nachmittag.

Rolf�Häußermannnfreitags 15-16 uhr für Kinder ab 3 Jahren bis 1. Klasse; 16.30–18 uhr für Kinder ab 2. Klasse bis 13 Jahre.

Steinheim: »EmKärrele« feiert geburtstag

diakonisse Schwester Elisabeth dreckhoff (links) ist die neue neue oberin der diakonissen-Schwesternschaft Bethesda. Sie hat diakonisse Schwester Ingrid Saur abgelöst. Schwester Ingrid hatte das amt mehr als 20 Jahre inne, zu-nächst im damaligen diakoniewerk Bethesda und nach der Trennung von Werk und Schwesternschaft in der diakonissen-Schwesternschaft Bethesda e. V.

oberinnen-Wechsel in Wuppertal

EmK-radeltag

Rennradler, Mountainbiker, Tourenradler und Genussrad-

ler sind zum ersten »EmK-Schwarz-wald-Rad-Tag« am 10. September nach St. Georgen eingeladen. Zur Auswahl stehen drei Strecken: 120 Kilometer mit einem Höhenunter-schied von 2.200 Metern, 65 Kilo-meter mit einem Höhenunterschied von 850 Metern und runde 30 Ki-lometer und einem Höhenunter-schied von maximal 350 Metern.

Alle Strecken starten an der Evangelisch-methodistischen Tabor kirche, Friedrichstraße 2, in St. Georgen. Die Startgebühr be-trägt für alle Strecken 30 Euro. Ju-gendliche ohne eigenes Einkom-men zahlen 20 Euro. Träger eines EmK-Radtrikots erhalten 5 Euro Ermäßigung.

nInfos unter Telefon 07724 6380, E-Mail: [email protected]

www.emk-stgeorgen.de

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::: Titelthema: »ich bin dann mal weg ...«

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rockige oase im Kloster: das BundesjugendtreffenZwei Jahre dran gearbeitet, geschraubt und gebastelt, sehnsüchtig erwartet und meisterhaft genossen – und doch ist es schon wieder vorbei: das Bundesjugendtreffen 2011 der EmK. dilan Narin fasst das Pfingstwochenende zusammen.

Los ging es schon – ich möchte fast sagen – am Dienstag vor Pfingsten! Die fleißigen Hände der drei Jugendwerke in Deutschland legten los und

packten: was man halt alles braucht, um ein Kloster in eine Oase für Jugendliche und Junggebliebene zu wan-deln. Eine Oase zum Zelten und Rocken, zum Beten und Hoffen. Ein Wiedersehen der alten Gesichter und ein neues Kennenlernen cooler junger Methodisten und vor allem eine Oase, in der man Gott begegnen kann.

Nachdem das Vorbereitungsteam (traumhaft unter-stützt von der Buju-Workcamp-Force 2011) mit den-Aufbauarbeiten am Freitagabend fast fertig geworden

war, gab es ein schönes Grillfest für alle Mitarbeiten-den. Dabei standen der Leiter des Jugendwerks, Siggi Ressing, und Geschäftsführer Jürgen Will am Grill, um ihre Mitarbeiter mit Leckereien zu verwöhnen und für die kommenden Tage zu stärken. So genoss das rund 60-köpfige Buju-Team die Ruhe vor dem Sturm.

Dann war es mit der Ruhe im Kloster vorbei! Rund 500 Jugendliche kamen aus allen Himmelsrichtungen und stürmten das Kloster Volkenroda, um einander und Gott zu begegnen. Neben den Teilnehmern durf-ten wir auch viele prominente Besucher begrüßen: die Band Lautstark, das EmK-Mobil mit Hans-Martin Kienle und Team, unsere Schweizer Freunde Barbara Morf und Reto Nägelin von der Fachstelle »Takano« der EmK in der Schweiz, das Internationale Missions-team aus Chemnitz, die Wesley Scouts, die Wasser-sportfreunde sowie viele Pastorinnen und Pastoren der EmK Deutschland. Und natürlich einen großen Fan des Buju: Bischöfin Rosemarie Wenner.

»GO« (»Geh!«) war das Thema des Buju. Erkenne die Schöpfung Gottes in der Welt, entdecke, was in dir steckt und dann gehe damit raus in die große weite Welt! Geh, und verändere die Welt so, wie Gott sie haben möchte und das tue mit den Gaben, die dir von Gott gegeben sind. Das und noch viel mehr haben die Buju-Teilnehmer in den drei Tagen gemeinsam lernen, erfahren, rausfinden und spüren können.

»Buju«, das Bundesjugendtreffen der Evangelisch-methodistischen Kirche, wird von einem deutschlandweiten Misch-Vorbereitungsteam organisiert und fand in dieser form zum zweiten Mal statt. für ein gelungenes Buju entsenden Jugendwerke der drei Konferenzen einige ihrer tollen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter zur Vorbereitungsgruppe, die sich zwei Jahre trifft und gemeinsam in verschiedenen arbeitsgruppen das Buju vorbereitet. Zu der Vorbereitungsgruppe kommen zusätzlich noch ganz viele andere ehrenamtliche Mitarbeiter, ehrenamtliche Techniker, Workshop-referenten (darunter viele Pastorinnen und Pastoren unserer Kirche), Bischöfin rosemarie Wenner und das Team vom Kloster Volkenroda.

www.emk-buju.de

Bundesjugendtreffen

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unterwegs 15/2011 ::: 17. Juli 2011

Titelthema: »ich bin dann mal weg ...« ::: 2121meine meinung :::

Wie lange noch? Vor ein paar Tagen habe ich einen Jugendoffizier der Bundeswehr und einen Vertreter der friedensbewegung in meinen oberstufenunterricht eingeladen. die Positionen waren klar verteilt: der Vertreter der friedensbewegung verwies darauf, dass allein geoökonomische und geostrategische Interessen die deutsche Sicherheitspolitik bestimmen, dass deutschland Europameister bei den rüstungsexporten ist und der afghanistankrieg die deutschen Steuerzahlenden täglich zehn Millionen Euro kostet. der Jugendoffizier der Bundeswehr hob hervor, dass die Bundeswehreinsätze durch uno und Nato legitimiert sind und dass sich manches in afghanistan schon zum Positiven gewendet hat.

Ich nehme die schulische Veranstaltung zum anlass, noch einmal genauer hinzuschauen: Nur 15 Prozent der deutschen glauben heute, dass deutschlands Sicherheit am hindukusch verteidigt wird. unter den augen der NaTo hat sich afghanistan an die Spitze des drogenmarktes katapultiert. 80 Prozent der Bewohner sind analphabeten. der Krieg hat allein 2010 mehr als 10.000 Menschen das leben gekostet. afghanistan nach zehn Jahren Krieg: ein deprimierendes und deprimiertes land – nur in der hauptstadt Kabul zeigen sich Erfolge beim aufbau.

»Man kann diesen Krieg nicht gewinnen, aber man muss weiterkämpfen«, sagt der uS-general Petraeus. Was bedeutet das? Wie lange soll das noch so weitergehen? »ohne weltweite Bekämpfung von armut und ungerechten Strukturen und ohne achtung der kulturellen Integrität kann dem Terrorismus der Nährboden nicht entzogen werden«, heißt es im friedenswort unserer Kirche aus dem Jahr 2005. Nach wie vor ist aber in afghanistan kein Vorrang des zivilen vor dem militärischen Engagement zu erkennen.

die afghanistandebatte muss weitergehen – gegen die drohende gleichgültigkeit in unserer Bevölkerung. Mich hat das gespräch in der Schule noch einmal wachgerüttelt. das schon zitierte friedenswort unserer Kirche aus dem Jahr 2005 benennt den biblischen Maßstab für unser Engagement: »Wahrer friede ist ohne soziale gerechtigkeit nicht zu haben.«

Jörg MaThErN ist lehrer, laienprediger und laienmitglied des

Bezirks ruhrgebiet ost. Er lebt in gelsenkirchen.

Buju 2011 – und die jungen Methodistinnen und Metho-disten haben gesehen, dass sie in ihrer Kirche nicht alleine sind. Sie haben gesehen, dass Kirche auch anders geht und dass dieses »Welt verändern für Anfänger« einfacher sein kann als gedacht. Sie haben gesehen, dass sie so wunderbar gemacht sind von Gott! Sie haben gelernt, was man anders machen kann und haben hoffentlich einen Koffer voller neuer Ideen mit nach Hause genommen, um die Welt ein Stückweit zu verändern oder um an sich selbst zu arbeiten. Vielleicht mal neue Lieder in den heimischen Gottesdienst einbringen, in der eigenen Gemeinde einen Workshop fürs Basteln von Schweden-Stühlen anbieten – oder einfach mal öfter Blut spenden gehen. Und sie haben hoffentlich ge-merkt, dass Gott sie bei all ihrem Tun und Lassen begleiten möchte. Sie haben mal wieder gesehen, wie viel Spaß es ma-chen kann, mit Gott unterwegs zu sein.

großartige gottesdiensteGroßartig waren die Gottesdienste, besonders in der tollen Atmosphäre im Christus-Pavillon, die Zeit am Sonntag-nachmittag mit vielen Referenten, die Workshops und Ver-anstaltungen und selbstverständlich der Höhepunkt vom »Rock am Löschteich«: der »Buju-Contest 2011«. Das wa-ren viele vorzügliche Auftritte, bei denen die Entscheidung über die Sieger nicht leicht war. Gewonnen haben schließ-lich die grandiosen Tänzer der Gruppe »FACE« aus Süd-deutschland. Sie begeisterten mit ihrem Tanz das Publikum und die Jury und schnappten sich den Sieg! Sie werden den Buju- Contest 2013 mit einem Auftritt eröffnen. Nach dem eindruckvollen Konzert der christlichen Ska-Band »Good Wheather Forecast« ging der Abend weiter in den vielen liebevoll vorbereiteten Nachtcafés.

Und dann hieß es Abschied nehmen: vom Kloster, von neuen Freunden, von alten Bekannten, die man doch end-lich mal wieder sehen konnte. Tschüss sagen mussten wir dem Pavillon, der Bischöfin, dem Löschteich und leider auch dem Workcamp, dem schönen Alltag auf dem Buju. Und nicht zuletzt dem Jugendwerks-Chef Sigfried Reissing, der Superintendent des Stuttgarter Distrikts wird und die »Chef-Weste« an Jörg Hammer weitergegeben hat.

rund 60 frauen und Männer gehörten zum Buju-Team.

Was meinen Sie?Diskutieren Sie mit!www.board.emk.de

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::: rätsel22

den Weg des friedens

Auflösung des rätsels aus dem letzten heft 14/2011

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unterwegsHerausgegeben von derEvangelisch-methodistischenKirche in DeutschlandLudolfusstraße 2-460487 Frankfurt am MainZeitschriftenredaktionim Medienwerk der EmK:Redaktionsleiter Volker Kiemle Stellvertretender Redaktionsleiter Michael Putzke Ludolfusstraße 2-460487 Frankfurt am MainTelefon 069 242521-150Telefax 069 242521-159E-Mail: [email protected] • Anzeigen- undAbonnementsverwaltung:Blessings 4 you GmbHPostfach 31 11 41 · 70471 StuttgartTelefon 0711 83000-51 Telefax -50Anzeigendisposition:E-Mail: [email protected] gilt der Anzeigentarif 2011.Bezugspreise:Bei Bezug über die EmK-Gemeinde:im Quartal € 13,75. Bei Direktlieferung durch die Post: jährlich € 55,– + Versandkosten.Direkt gelieferte Abonnements verlängern sich jeweils um ein Jahr, wenn bis zum 30. September keine schriftliche Kündigung vorliegt. DTP-Produktion: Grafisches Atelier Arnold, 72581 Dettingen an der ErmsHerstellung: frechdruck GmbH, 70499 Stuttgart

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nSiegfried reissing wird am 24. Juli in der Stuttgarter hoffnungskirche (ehem. Zionskirche, Silberburgstraße 134) in sein amt eingeführt. gleichzeitig wird hans-Martin Niethammer verabschiedet. Beginn ist um 18 uhr. fo

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Klare Entscheidungen scheut Siegfried Reissing nicht. »Aber vorher ist es mir immer wichtig, was andere dazu sagen«, betont der 50-Jährige.

Mit dieser Arbeitsweise sei er in den vergangenen 13 Jahren als Leiter des Kinder- und Jugendwerks (KJW)der Süddeutschen Jährlichen Konferenz (SJK) gut ge-fahren. Und auch als Superintendent des Stuttgarter Distrikts will er das beibehalten – als »Teamleader mit Schwerpunkt auf dem Team«, wie er es ausdrückt.

Superintendent zu werden, stand nicht auf Reissings Lebensplan – so wie andere Stationen auch. Immer wieder wurde er berufen – zum Pastor, zum Referenten für die Arbeit mit Kindern, zum KJW-Leiter und jetzt zum Superintendenten. »Das zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben«, sagt der Theologe.

Geboren und aufgewachsen in Waiblingen nahe Stuttgart, engagiert er sich schon früh in der dortigen EmK-Gemeinde und darüber hinaus. Als Sozialpäda-gogik-Student ist er so aktiv, dass ihm bald ein paar Leute vorschlagen, Pastor zu werden. Auch diese Ent-scheidung trifft Siegfried Reissing nicht im Alleingang: Er bespricht sich mit vielen Freunden und ist dankbar dafür, dass angehende Pastoren in der EmK immer wieder Empfehlungen und Bestätigungen von außen brauchen. »Keiner sollte über seine Berufung ins Pre-digtamt alleine entscheiden«, sagt er.

gut überlegtGerungen hat Reissing immer auch mit sich selbst. »Man musste mich überreden, ins Jugendwerk zu kommen«, erzählt er lachend. »Ich wollte gerne in der Gemeinde bleiben.« Und auch die Berufung auf den Posten des Leiters nimmt Reissing erst nach reiflicher Überlegung an – dann aber richtig. »Ich bin angetreten mit dem Anspruch, die Arbeit pädagogisch und theo-logisch zu prägen«, sagt Reissing. Die Veranstaltungen sollten weniger Eventcharakter und dafür mehr Inhalt haben. Außerdem legt er Wert darauf, dass die Mitar-beiterinnen und Mitarbeiter in den Gemeinden präsent sind. Dabei habe er einen kollegialen und verbindli-chen Führungsstil gepflegt. »Ich habe gelernt, wie man Ideen aufnehmen und umsetzen kann«, sagt Reissing. »Um Mitarbeiter mitzunehmen, muss man wahrneh-men, was sie begeistert – und sie dann fördern.«

Diese Erfahrungen will er ins neue Amt mitnehmen. »Von mir können die Leute und die Gemeinden erwar-ten, dass ich mich für sie interessiere – und dass ich klare Richtungen aufzeige.« Seinen Grundsatz, Ent-scheidungen transparent und nachvollziehbar zu fäl-len, will Reissing auch als Superintendent beibehalten. Und er freut sich auf die Besuchssonntage – denn dort kann er seiner Predigt-Leidenschaft frönen.

Zuerst aber wird sich der Nachfolger von Hans-Martin Niethammer in das Superintendenten-Geschäft einarbeiten müssen. Verwaltung, Gremien, Personal-führung, Dienstzuweisungen, Krisengespräche, Reprä-sentation und vieles mehr. Dabei muss noch Zeit blei-ben, sich mal vier Stunden in die Küche zurückzuzie-hen und zu kochen. »Das ist für mich Entspannung pur.«

Ein entschiedener Teamplayerrekordverdächtige 13 Jahre hat Siegfried reissing das Kinder- und Jugendwerk der Süddeutschen Jährlichen Konferenz geleitet – und dabei deutliche duftmarken gesetzt. die Erfahrungen in der leitung kann er als neuer Superintendent des Stuttgarter distrikts gut gebrauchen. Volker Kiemle stellt ihn vor.

Siegfried reissing wird Superintendent des Stuttgarter distrikts.