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Verbreitung der Fastnachtsmasken in der Rhön und im Grabfeld

Masken aus dem Rhön MuseumFaszinierende Fastnachtsmasken aus der Rhön

Während der Fastnachtszeit präsentieren das Kloster Wechterswinkel und das Bruder Franz Haus am Kreuz-berg traditionelle “Foasenoachts“-Masken aus Holz in einer Doppelausstellung. Im Kloster Wechterswinkel

sind die historischen Masken aus dem Rhön Museum Fladungen zu sehen. Das Rhön Museum in Fladungen wurde 1921 gegründet. Träger ist seit 1923 der Verein Rhön Museum e. V. Es ist ein wichtiges regional-geschichtliches und kulturhistorisches Museum (ca. 4000 Exponat) mit einer bedeutenden Sammlung zur Region Rhön. Es verfügt über die ältesten Larven und damit über die wohl frühesten Zeugnisse des Fastnachtsbrauches sich mit einer Holzmaske zu verkleiden. Da das überregional bedeutende Rhön Museum zurzeit wegen umfangreicher Sanierungsmaßnahmen noch bis einschließlich 2013 geschos-sen ist, kann der Landkreis in Zusammenarbeit mit den Rhön Museums Verein bedeutsame Teile der Sammlung einer breiteren Öffentlichkeit auch während der Schließung präsentieren. Das Bruder Franz Haus widmet sich in seiner Ausstellung „Halex und Helau“ überwiegend den heutigen Holzschnitzern und ihren Rhöner Masken.

Die Rhöner Fastnacht hat sich schon immer optisch und inhaltlich deutlich vom Kölner Karneval und Münchner Fasching abgesetzt. Denn die Rhöner Fastnacht mit ihren geschnitzten Holzmasken sind das nördlichste Verbreitungsgebiet von Holzmasken in Deutschland. “Im Gegensatz zu den bizarren, dämo-nisch wirkenden Holzmasken der nördlichen Alpen und dem schwäbisch-alemannischen Raum ist der

Großteil der Rhöner Masken nicht diabolisch. Sie orientieren sich überwiegend an höfischen Vorbildern und zeigen edle Züge, haben einen altmodisch weißen Teint, mandelförmige geschnittene Augenschlitze

mit fein gezogenen Brauen, Rouge auf den Wangen und streng symmetrisch gezwirbelte schwarze Bärte.“ (aus Elke Böhm „Masken. Volkskunst und Brauchtum der Rhön“ 2002). Auch Walter Stolle leitet in seinem

Standardwerk über die Rhöner Holzmasken, das er als „Geheimnisvolle Masken – Von christlichen und jüdi-schen Bartmännern“ (2005) betitelt, die Ursprünge dieses Masken-Typus mit nahezu klassisch-griechischen Profil

und weißem Inkarnat aus dem Barock her.

Die ersten Holzmasken treten in der Rhön um etwa 1830/40 auf. Eine dieser bärtigen Masken, weißgrundig und mit zartem rosa Inkarnat, war bei der großen internationalen Maskenausstellung in Paris, Musée d’Orsay und auf der Mat-hildenhöhe Darmstadt 2008 zu sehen.

Der bekanntes Maskentypus ist sicher der Blaue Jüd aus Weisbach. Zur feinen bärtigen Maske werden weiße Hosen und das typische blaue Hemd getragen. Buchs und bunte Bänder schmücken den Kopf. Aber es gibt auch wilde und Furcht einflössende Maskentypen. Darunter das Schlappmaul, der Hanswurst, die Strohmänner und der Zähneblecker. Selten geworden ist die aufwendige Verkleidung der Spanmänner. Heepl-Goas und Geißmann treiben als Geißreiter ihr Unwesen in einigen Rhöndörfern. Dazu gesellen sich Hexen und rosawangige Frauenmasken.

Zu den Hochburgen der Rhöner Fastnacht gehören u. a. Oberelsbach und Weisbach. Holzmasken sind bzw. waren in der Rhön unter anderen (siehe Karte) in folgenden Orten verbreitet: Ginolfs, Sondernau, Unterelsbach, Bischofsheim und Unterweißenbrunn. Östlicher davon gibt es Holzlarven im Besengau (Bastheim) und im Grabfeld (Wargolshausen).

Beide Häuser, Kloster Wechterswinkel und Bruder Franz Haus, ermöglichen einen Blick auf über zwei Jahrhunderte Maskenbrauch in der Rhön, auf Tradition und Weiterentwicklung von den Anfängen im 19. bis ins 21. Jahrhundert. Die-se Ausstellungen werden begleitet durch die lebendigen Bräuche während Fastnachtszeit - das Treiben der Foasenöch-ter und die Straßenfastnacht in einigen Dörfern der Rhön.

Oberelsbach

Unterelsbach

SondernauWeisbach

Ginolfs

FrankenheimBischofsheim

Unterweissenbrunn

Haselbach Wegfurt

Schönau a. d. Brend

Reyersbach

Rhönmuseum Thüringen

Hessen

LandkreisBad Kissingen

LandkreisSchweinfurt

LandkreisHaßberge

LandkreisRhön-Grabfeld

Bastheim

Bad Neustadt a. d. Saale

Fladungen

Braidbach

Windshausen

Junkershausen

WargolshausenHollstadt

Waltershausen

Quelle: Walter Stolle, Geheimnisvolle Masken, 2005, S. 42 Grafik: Rudolf Weinert, Wülfershausen