Transcript

Pe er A

A 54 Vergleich zwischen enzymatischer und ionen- chromatographischer Oxals~iurebestimmung im Urin

A. Classen und A. Hesse

Urologische Universitfitsklinik Bonn, Sigmund-Freud-Str. 25, D-5300 Bonn 1, Bundesrepublik Deutschland

Comparison of enzymatic and ion-chromatographic determination of urinary oxalate

Einleitung

Nach dem bisherigen Kenntnisstand erkranken jfihrlich ca. 300 000 Bundesbfirger an Harnsteinen [5]. Etwa 65% aller Kon- kremente sind Calciumoxalatsteine. Daraus ergibt sich ffir die Rezidivprophylaxe und die Ursachenforschung die Notwendig- keit der Oxals/iurebestimmung im Urin yon Steinpatienten. Hierffir gilt allgemein die Ionen-Chromatographie als eine der geeignetsten Methoden. Da sie jedoch eine aufwendige appara- tive Ausstattung voraussetzt, sind Labors, die daffir die Rentabi- lit~itsschwelle nicht erreichen, aufandere Methoden angewiesen. Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde eine enzymatische Methode mit der ionen-chromatographischen hinsichtlich ihrer Verlfiglichkeit verglichen.

Material und Methoden

1. Ionen-chromatographische Oxalsiiureana[yse. Die Durchffih- rung der Analyse erfolgte mit dem System 2000i (Dionex) unter Verwendung einer 50-gl-Probenschleife, einer NG1-Vors/iule, ei- ner AS4-Trenns/iule sowie einem Hohlfasermembransuppressor (AFS). Die FluBrate des Standardeluenten wurde auf 1,6 ml/ rain, die Empfindlichkeit des Leitf/ihigkeitsdetektors auf 1 gS full scale eingestellt. Die Probenvorbereitung erfolgte in Anleh- nung an Robertson [3, 4]. Die Probenkonzentration wurde fiber die Peakflfiche mit einem Integrator (Shimadzu) nach Mehr- punktkalibrierung mit w/iBrigen Standards ermittelt.

2. Enzymatische Oxalsiiureanalyse. Es wurde die ffir die Lebens- mittelanalytik seit l~ingerem angebotene Testkombination Nr. 755699 der Fa. Boehringer Mannheim verwendet. Ffir die Oxals/iureanalyse im Urin muBte die Probenvorbereitung modi- fiziert werden. Dazu wurden 20 ml des Urins aufpH 1 anges/iu- ert, mit 10 mg EDTA versetzt und anschlieBend im Wasserbad fiir 15 rain auf 80~ erhitzt. Nach Abktihlen auf Raumtem- peratur wurde der pH auf 5 eingestellt. Da Ascorbins/iure in Konzentrationen fiber 0,6 retool/1 die Analyse st6ren kann, wurde Ascorbat semiquantitativ mit einem Teststreifen (Rapi- gnost, Behringwerke) bestimmt und ggfs. mit einem Ascorbat- Oxidase-Spatel (Boehringer Mannheim) entfernt. Die enzymati- sche Analyse erfolgte mit 0,2 ml der vorbereiteten Probe nach Empfehlung des Herstellers.

3. Durchfiihrung des Methodenvergleichs. Zur Ermittlung der Pr/izision in der Serie wurde die Oxals/iurekonzentration von 3 Proben des unteren, mittleren und oberen Konzentrations- bereichs je 20real bestimmt. Als MaB der Pr/izision wurde der Variationskoeffizient gewfihlt. Die Gesamtpr/izision wurde ge- sch/itzt, indem 3 Proben an 10 aufeinander folgenden Arbeits- tagen analysiert wurden. Es wurden Doppelbestimmungen (a, b) durchgeffihrt, und aus den b-Werten der Variationskoeffizient berechnet. Zur fUberpriifung der Richtigkeit wurden 20 Urine mit 0,2 retool/10xals/iure aufgestockt. Die Oxals/iurekonzen-

tration der Basisurine wie auch der aufgestockten Proben wurde jeweils vierfach bestimmt. Aus den Mittelwerten wurde die Wie- derfindungsrate in Prozent berechnet. Das Ergebnis yon 80 Pa- rallelbestimmungen sollte zeigen, inwieweit die Analysenergeb- nisse beider Methoden vergleichbar sind. Es wurden wiederum Doppelbestimmungen durchgeffihrt, von denen die b-Werte zur Auswertung herangezogen wurden. Diese erfolgte mittels der parameterfreien Regressionsprozedur yon Passing und Bablock [1, 2].

Ergebnisse

1. Prfizision in der Serie. Ftir die ionen-chromatographische Methode ergaben sich Variationskoeffizienten yon 1,8, 1,3 und 1,9% bei mittleren Oxals/iurekonzentrationen yon 0,095, 0,276 und 0,542 mmol/l. Ffir die enzymatische Methode betrugen die entsprechenden Werte 4,9, 2,2 and 2,9% bei Mittelwerten yon 0,100, 0,269 und 0,552 mmol/1.

2. GesamtpMzision. Bei Mittelwerten yon 0,063, 0,114 und 0,543 mmol/10xals/iure wurden ffir die ionen-chromatographi- sche Methode Variationskoeffizienten von 5,3 4,5 und 2,9% errechnet. Mit der enzymatischen Methode ergaben sich Werte yon 8,0, 5,1 und 4, 3 %. Die mittleren Oxalsfiurekonzentrationen betrugen hier 0,062, 0,110 bzw. 0,520 retool/1.

3. Richtigkeit. Die mittlere Wiederfindungsrate betrug fiir das ionen-chromatographische Verfahren 100,9%. Der Minimal- wert war 93,5, der Maximalwert 108,5% und der Variations- koeffizient 4,5%. Mit der enzymatischen Methode wurden im Mitte198,7% der aufgestockten Oxalsfiure wiedergefunden. Das Minimum lag bei 90,5%, das Maximum bei 106,5%. Der Vari- ationskoeffizient betrug 5,2%.

4. Parallelbestimmungen. Es zeigte sich eine sehr gute Uberein- stimmung zwischen den Ergebnissen beider Megmethoden. Die Steigung der errechneten Regressionsgeraden war nicht signifi- kant verschieden von 1. Ebenso wich ihr Schnittpunkt mit der y-Achse nicht signifikant yon 0 ab. Statistisch ergeben beide Methoden also identische Ergebnisse.

Die Ergebnisse des Methodenvergleichs zeigen, daB die hier verwendete enzymatische Methode aus analytischer Sicht eine Alternative zur ionen-chromatographischen Methode darstellt.

Anmerkung. Die Autoren danken der Doktor-Robert-Pfleger- Stiftung ffir die Unterstfitzung der vorliegenden Arbeit.

Literatur

1. Passing H, Bablock W (1983) J Clin Chem Clin Biochem 21 : 709- 720

2. Passing H, Bablock W (1984) J Clin Chem Clin Biochem 22:431-445

3. Robertson WG, Scurr DS, Smith A, Orwell RL (1982) Clin Chim Acta 126: 91 - 99

4. Robertson WG, Scurr DS (1984) Clin Chim Acta 140:97- 99

5. Vahlensieck W, Hesse A, Bach D (1981) Inzidenz, Pr/ivalenz und Mortalit/it des Harnsteinleidens in der Bundesrepublik Deutschland. In: Vahlensieck W, Gasser G (eds) Pathogenese und Klinik der Harnsteine, VIII. Steinkopff, Darmstadt, pp 1 - 5

Fresenius Z Anal Chem (1986) 324:303 �9 Springer-Verlag 1986

303