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KIT – die Kooperation von Forschungszentrum Karlsruhe GmbH und Universität Karlsruhe (TH) 1 Wissenschaftliches Arbeiten IPE Studentenkolloquium, 06.05.2009 Hans-Jörg Happel, FZI Forschungszentrum Informatik Frei zur nicht-kommerziellen Nutzung und Weitergabe unter gleichen Bedingungen http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0/de/ v1.0 30.04.2008 © 2008 Hans-Jörg Happel, FZI Karlsruhe / http://sse08.pbwiki.com/Wissenschaftliches+Arbeiten

Einführung Wissenschaftliches Arbeiten in der angewandten Informatik

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Wissenschaftliches Arbeiten

IPE Studentenkolloquium, 06.05.2009Hans-Jörg Happel, FZI Forschungszentrum Informatik

Frei zur nicht-kommerziellen Nutzung und Weitergabe unter gleichen Bedingungenhttp://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/2.0/de/v1.0 30.04.2008 © 2008 Hans-Jörg Happel, FZI Karlsruhe / http://sse08.pbwiki.com/Wissenschaftliches+Arbeiten

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Vorbemerkung

Vortragsfolien sind im Netz verfügbar http://studiwiki.fzi.de/index.php/Wissenschaftlich_Arbeiten http://www.slideshare.net/hhappel/einfhrung-wissenschaftliches-

arbeiten-in-der-angewandten-informatik

Bitte die Feedback-Bögen nutzen Eure Rückmeldung hilft uns, diesen Vortrag zu verbessern! Bitte jetzt notieren: welche Erwartungen hast Du an diesen

Vortrag? (auf der Rückseite) Am Ende der Veranstaltung: Ausfüllen und zurückgeben

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Ziele des Vortrags

Erläuterung wesentlicher wissenschaftlicher Arbeitstechniken Praktische Tipps zur erfolgreichen Durchführung einer

wissenschaftlichen Arbeit (Recherche, Schreiben, usw.) Keine endgültigen Wahrheiten vermitteln, sondern für verschiedene

Aspekte sensibilisieren

"Wissenschaftliches Arbeiten" verstehen wir nicht nur als reine Anleitung für eine erfolgreiche Diplom- oder Studienarbeit, sondern als eine Schlüsselkompetenz zur strukturierten Problemlösung, die auch für den späteren Berufsalltag sehr nützlich ist

Der Vortrag beantwortet nicht: „Was muss auf die Titelseite“? „Welchen Zitierstil soll ich verwenden“? „Wie muss ich meine Arbeit konkret aufbauen“?

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Agenda

Was ist Wissenschaft(liches Arbeiten)? Recherchieren Kurze Pause (10-15m) Schreiben Präsentieren Management & Qualitätssicherung Fazit

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Einführung –Was ist Wissenschaft(liches Arbeiten)?

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Disclaimer

Die Inhalte dieser Präsentation orientieren sich in manchen Details an den Gebieten der angewandten Informatik/Wirtschaftsinformatik

Die Praxis und Situation in anderen Wissenschaftsgebieten, aber auch in anderen Teilgebieten der Informatik, Wirtschafts- oder Ingenieurwissenschaften kann sich im Detail unterscheiden!

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Was ist das Ziel einer studentischen Arbeit?

Erlernen und Erproben wesentlicher wissenschaftlicher Arbeitsmethoden

Kritikfähigkeit steigern Mit Komplexität und Unsicherheit umgehen lernen

und Frustrationstoleranz entwickeln (!) Beitrag zum wissenschaftlichen Fortschritt leisten

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Wissenschaft produziert Erkenntnis

Wissenschaft = Erkenntnis über ein Untersuchungsobjekt gewinnen

Bedingungen Verlässlichkeit: Wiederholung unter gleichen Bedingungen liefert

dieselben Ergebnisse Objektivität: Von anderen Forschern unter den gleichen

Bedingungen überprüfbar Validität: Das Ergebnis misst, was es zu messen vorgibt

Wissenschaftstheorie = Wissenschaft, die sich mit Wissenschaft selbst und ihren Erkenntnisprozessen befasst

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Stufen wissenschaftlicher Erkenntnis

Wissenschaft bedient sich (Forschungs-)Methoden, um ihre Erkenntnisse zu erlangen und zu belegen

Die konkrete Methode hängt von der Forschungsfrage und dem Untersuchungsobjekt ab

Beispiele Recherche, Einordnung und Bewertung (State-of-the-Art) Proof-of-concept (z.B. Implementierung) Formaler Beweise (z.B. Mathematischer Satz) Empirischer Beleg

– Quantitativ (z.B. Laufzeitauswertung, Umfrage…)– Qualitativ (z.B. Interview, Case study…)

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Wissenschaft lebt von Kommunikation

Wissenschaftliche Erkenntnis ist wertlos… Wenn sie nicht die Erkenntnisse anderer aufgreift/diskutiert Wenn sie von anderen nicht verstanden und kritisiert werden kann Austausch mit anderen Wissenschaftlern (in beide Richtungen) ist

fundamental

Eine gute Wissenschaftliche Arbeit sollte folgende Fragen explizit und klar beantworten: Was war die untersuchte Fragestellung/das Problem? Was ist der konkrete neue Beitrag/Ergebnis der Arbeit? Wie wurde dieses Ergebnis erreicht? (Vorgehen & Methodik) Warum soll der Leser daran glauben?

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Zur Organisation von Wissenschaft und Forschung

Ähnlich den Fakultäten einer Universität sind Wissenschaftler in „Communities“ und Fachgesellschaften organisiert

Konkrete Forschungsarbeit ist häufig in Projektform organisiert In der Informatik häufig Laufzeiten von 2-5 Jahren Gefördert/finanziert von Land/Stiftungen/Bund/EU/Wirtschaft

Wissenschaftlicher Austausch findet primär durch Konferenzen und Veröffentlichungen statt Wissenschaftliche Konferenzen zu verschiedenen Themen

– In der Regel 100-500 Teilnehmer aus DE/Europa/Welt– Finden meist jährlich statt– Beiträge werden ausgewählt (Gutachten, „Peer Review“) und veröffentlicht

(printed „Proceedings“ und/oder Digital)

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Fazit: Gute wissenschaftliche Arbeit…

…adressiert eine klar umrissene Fragestellung …wendet etablierte Methoden und Werkzeuge zur

Beantwortung der Fragestellung an …macht diese Fragestellung, die Methodik ihrer

Bearbeitung, die Auswahlentscheidung usw. transparent und damit nachvollziehbar

…lebt von guter Dokumentation und Kommunikation

…fängt niemals bei Null an – “We are all standing on the shoulders of giants“ (Isaac Newton)

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Recherchieren – Literatur finden und bewerten

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Übersicht

Allgemeines Prinzipien

Top-Down-Prinzip Systematik-Prinzip Verknüpfungs-Prinzip Personen-Prinzip Community-Prinzip Qualitäts-Prinzip Fokus-Prinzip

FAQ

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Allgemeines

Recherchieren dient nicht dazu das Literaturverzeichnis voll zu bekommen Beim Recherchieren/Lesen anderer Arbeiten Problembewusstsein entwickeln Anregungen und Denkanstöße für die eigene Arbeit Sich mit dem wissenschaftlichen Umfeld eines Problems zu beschäftigen bedeutet

sich mit dem Problem zu befassen…

Internetrecherche und die klassische Bibliothek ergänzen sich Es lohnt sich, über Struktur, Angebot und Möglichkeiten der (Universitäts)bibliothek

informiert zu sein Bekannte, allgemeine wissenschaftliche Suchmaschinen sind Citeseer, Google Scholar

und das klassische Google Spezielle Quellen sind für die Informatik IEEE Xplore, ACM Portal; für

Wirtschaftsinformatik/ Betriebswirtschaftliche Quellen EZB/EBSCO (via UB)– vgl. auch Liste nach Fachgebieten:

http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/datenb/uni/index.html Nicht alle Onlinequellen sind von jedem Rechner direkt zugreifbar (z.B. nur einzelne

Rechner in der Bibliothek freigeschaltet– ggf. aus dem Uni-Netz/VPN versuchen

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Citeseer / Google Scholar

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Top-Down-Prinzip

Beginne bei "reifen" Werken Bibliographien "Standardwerke" (z.B. „Datenbanksysteme“, „Modern Information

Retrieval“) Vorlesungen und ihre Begleitbücher "State-of-the-Art" Übersichten (z.B. bei EU-Projekten häufig zu finden) Wissenschaftliche Journale ("Journals"; auch „[ACM] Transactions on...") "Magazine" - insb. Spezialausgaben („[IEEE Software] Special Issue on...") Konferenzbände mit regulären Beiträgen ("Proceedings") „Workshops“ auf Konferenzen (ebenfalls „Proceedings“) Technische Berichte ("Technical Reports") – häufig detaillierte (20-50 S.)

Versionen von Journal-Beiträgen Dissertationen, Diplom- und Studienarbeiten u.ä. Weitere "graue Literatur" (Webseiten, c‘t, Wikipedia)

Häufig „entwickeln“ sich Themen - d.h. man findet zu einem Workshop-Beitrag ein späteres Konferenz- oder Journal-Paper

Primärliteratur vs. Sekundärliteratur

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Systematik-Prinzip

Für Kerngebiete einer Arbeit sollte man die relevante Literatur systematisch durchgehen Dies betrifft Lehrbücher sowie die Proceedings der relevante(n)

Konferenzen/Workshops für ein Gebiet für einen gewissen Zeitraum (z.B. letzte 3-5 Jahre)

Generell hilft es, sich ein „Bild“ bzw. eine Struktur der Domäne zu machen Wer sind wesentlich Akteure (Personen/Forschungsgruppen) Was sind die wesentlichen Themen und Probleme? Wie ist die gängige Begrifflichkeit? (z.B. was ist ein „Service“?) Was sind die wesentlichen Konferenzen/wiss. Publikationsorgane?

Übersicht pflegen Literaturliste Gelesene Papers markieren/Kurzzusammenfassung schreiben

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Verknüpfungs-Prinzip

Die in einem interessanten Papier zitierten Papiere sind häufig auch interessant (X zitiert Y) So gelangt man eher von speziellen, neueren Arbeiten zu

Grundlagenwerken Darüber hinaus bieten viele Internetdienste den

umgekehrten Weg an (Y wurde zitiert von X) Dies ist meist noch interessanter, da man von Grundlagenwerken zu

neueren, darauf aufbauenden Arbeiten gelangt Social Bookmarking-Dienste wie CiteULike oder Bibsonomy

liefern manchmal über die "Tags" anderer Nutzer interessante Querverweise zu anderen Papieren

Oft gelangt man auch durch „Weiterhangeln“ über weitere Publikationen eines Autors zu interessanten Projekten und Texten

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Personen-Prinzip

Forschung ist sehr Personen- bzw. Gruppen-gebunden Bei Recherchen zu einem bestimmten Thema "trifft" man

früher oder später immer wieder auf dieselben Leute Autoren sind ein wichtiger Qualitätsindikator

Wie lange sind sie im Geschäft (Professor vs. PhD-Student) - z.B. Publikationshistorie auf DBLP

Worüber forschen sie sonst noch (Ist die Arbeit auf wenige Themen fokussiert oder nicht)

Wie und wo veröffentlicht der Autor (vgl. Qualitäts-Prinzip) Wo arbeitet der Autor (Renommierte Uni vs. Forschungsabteilung

eines Großkonzerns)? Die Homepage eines Autors, Äußerungen auf Mailinglisten

etc. geben häufig interessante Hinweise auf Arbeitsstil und Denkweise

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Community-Prinzip

Wissenschaftlicher sind häufig in formelle oder informelle „Communities“ (verwandt: „Schulen“) organisiert Bsp.: die „Datenbank-Community“

Communities entwickeln sich häufig um bestimmte Themen, können sub- und super-communities haben und sich langfristig zu eigenen Wissenschaftszweigen entwickeln (Bsp.: „Informatik“, „Betriebsinformatik“)

Communities sind eng an Personen gebunden und erkennbar

Interessante Informationsquellen von Communities sind Workshops, (Dagstuhl-)Seminare, Mailinglisten, Themen-Portale (z.B. opensource.mit.edu)

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Qualitäts-Prinzip

Auch in der Wissenschaft gibt es Arbeiten von minderer Qualität – bevorzuge (besonders zu Beginn) hochqualitative Quellen Gesamteindruck ist wichtig!

Indikatoren für die Qualität einer Quelle können sein Inhaltlich/Strukturelle Qualität: Einhalten der Regeln guter wiss. Arbeit (vgl. Schreiben) „Reife“ der Veröffentlichung ( vgl. Top-Down Prinzip) Herausgeber (ACM, IEEE, LNCS) bzw. Verlag (Springer vs. Data Becker) Bei Konferenzen kann die Laufzeit ein Indikator sein ("27th Annual Conference....")

– Ist aber abhängig vom "Alter" eines Themengebiets; Gegenbeispiel ISWC ("erst" 5. Konferenz, nicht bei ACM/IEEE), trotzdem Referenzkonferenz für die Semantic Web Community

Für Journals (und Konferenzen) gibt es in manchen Communities Qualitätsbewertungen („Rankings“; A, B, C)

Es gibt Journals/Konferenzen/Workshops mit klarem Fokus auf ein Thema (z.B. Information Retrieval) und eher "breite" Konferenzen (z.B. HICCS)

– Meist sind fokussierte Quellen interessanter – Ein Papier sollte zur Quelle passen (nicht off-topic sein)

Im Wissenschaftlichen Bereich findet häufig ein (teilanonymes) Peer-Review zur Bewertung von Beiträgen statt. Dieser Prozess, sowie die Prozentzahl der abgelehnten Beiträge (Acceptance/Reject rate) können Indikatoren sein.

Englischsprachige Veröffentlichungen sind deutschsprachigen tendenziell vorzuziehen (hängt aber auch vom Thema/Gebiet ab – Gegenbeispiel Rechtswissenschaft)

Die Autoren können ein Indikator sein (vgl. Personen-Prinzip)

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Fokus-Prinzip

Dilemma: verwandte Arbeiten sind häufig auch interessant für den recherchierenden Wissenschaftlicher Gerade Verknüpfungen zu ähnlichen Arbeiten verleiten häufig zum

„browsen“ durch die endlosen Weiten wissenschaftlicher Literatur

Auf Effizienz achten Nicht jedes wissenschaftliche Paper/Buch von vorne bis hinten Lesen Viele Details (z.B. exakter Versuchsaufbau) sind für das eigene Problem

meist nachrangig

Herausforderungen Schnelle Einschätzung von Relevanz Fokus auf die aktuelle Fragestellung Selbstdisziplin und Management (vgl. dritter Teil)

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FAQ zur Recherche

Wie komme ich an Paper/Buch XY? Google, Uni-VPN, Uni-Bib, Andere Bibliotheken (BLB), Fernleihe,

Lieferdienst, Autor anschreiben Andere Leute fragen In der Regel gelten keine Ausreden – aber: Aufwand sollte in einem

sinnvollen Verhältnis zum Nutzen stehen

Wann ist die Recherche beendet? vgl. Systematik-Prinzip/“Bild“ der Domäne machen vgl. Satisficing

Was, wenn ich ein Papier finde, das die Ergebnisse meiner Arbeit vorwegnimmt? Sehr unwahrscheinlicher Fall (Blickwinkel und Kontext sind eigentlich nie gleich;

keiner Arbeit kann alle Aspekte eines Problems abschließend betrachten)

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Anatomie einer Wissenschaftlichen Arbeit

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Schreiben

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Übersicht

Allgemeines Prinzipien

Struktur-Prinzip Top-Down-Prinzip Symmetrie-Prinzip Wiederholungs-Prinzip Konsistenz-Prinzip Fokus-Prinzip Beleg-Prinzip

FAQ

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Allgemeines

Schreiben dient nicht allein der Dokumentation der Ergebnisse! Schrittweise Verfeinerung der Gliederung Dient der Strukturierung des Problems/der Gedanken

Wissenschaftliches Schreiben hat mehr mit „Mathe “ gemeinsam als mit „Deutsch“ Trotzdem sollte man eine gute Ausdrucksweise nicht

unterschätzen…

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Struktur-Prinzip

Wissenschaftliche Arbeiten weisen standardisierte Strukturen auf, von denen man nur im Ausnahmefall abweichen sollte Zusammenfassung („Abstract“, „Executive Summary“) Einleitung und Motivation Grundlagen Hauptteil/eigene Arbeit Verwandte Arbeiten Zusammenfassung und Ausblick

Textuelle Strukturelemente sollten so oft wie sinnvoll genutzt werden (Tabellen, Grafiken, „Bullet Points“)

Zentrale Begriffe der Arbeit sollten rechtzeitig eingeführt werden („Grundlagen-Kapitel“)

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Top-Down-Prinzip

Makrostruktur Ausgehend von einem aussagekräftigen Titel die Unterkapitel

bestimmen In den Unterkapiteln entsprechend weiter untergliedern Der rote Faden der Arbeit sollte sich vom Titel bis herunter zur

Abschnittsebene schön prüfen lassen Mikrostruktur

Für jeden Abschnitt eine (für den Leser unsichtbare) Aussage formulieren (ähnlich Quellcode-Kommentaren)

Innerhalb des Abschnitts dann genau diese Aussage herleiten und begründen

Pro Abschnitt sollte nur eine klare Idee formuliert werden Statt der einzelnen Abschnitte sollte man auch die "unsichtbaren

Aussagen" lesen können Der „rote Faden“ ist alles!

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Symmetrie-Prinzip

Überschriften sollten sich aus dem Titel der Arbeit/der Kapitel ergeben (vgl. Top-Down-Prinzip)

Überschriften und Texte sollten möglichst synchron sein Lieber langweilige und prägnante als literarische/kreative/

mehrdeutige Überschriften Einleitung und Schluss sollten den Text wie eine Klammer

umschließen ( vgl. auch Wiederholungsprinzip) Die Länge von Kapiteln/Abschnitten sollte harmonisch sein

Themen auf derselben Gliederungs-“Ebene“ sollten in vergleichbarem Umfang abgehandelt werden – sonst evtl. Gliederung überdenken

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Wiederholungs-Prinzip

Einleitung und Schluss sollten den Text wie eine Klammer umschließen Abstract, Einleitung und Schluss einer Arbeit werden am häufigsten

gelesen (vgl. Recherchieren) Die Einleitung darf und soll die Ergebnisse schon verraten

Eine wissenschaftliche Arbeit ist kein Krimi, bei dem man erst am Ende erfährt, wer der Mörder ist

Nie den Leser überraschen Zu Beginn jedes Kapitels/Unterkapitels sollte die Struktur und die

Zusammenhänge der Unterabschnitte kurz erläutert werden Leser sollen sich dadurch an jeder Stelle des Papiers schnell

orientieren können, da häufig sehr selektiv gelesen wird Querreferenzen zur besseren Orientierung einbauen („vgl. Kapitel

2“)

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Konsistenz-Prinzip

Begriffe sollten klar definiert und ggf. voneinander abgegrenzt sein Falls in der Literatur keine einheitliche Definition

vorliegt, sollte eine Arbeitsdefinition festgelegt werden Begriffe und Abkürzungen bei der ersten Nennung

erklären/einführen Den Leser nicht durch die Verwendung von

Synonymen im Text verwirren Auch wenn das manchmal sprachlich unelegant ist –

eine wissenschaftliche Arbeit ist kein Roman… Zur Selbstkontrolle (und ggf. als „Service für den

Leser“) empfiehlt sich ein Glossar zu pflegen

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Fokus-Prinzip

Eine einzelne Wissenschaftliche Arbeit sollte möglichst nur eine, maximal zwei unterschiedliche Fragestellungen/“Ideen“ behandeln Im Falle von zwei Ideen sollte dies klar aus der Struktur hervorgehen Abgrenzung (was wird behandelt/was ausgeblendet) sollte klar

begründet werden

Ebenso sollten pro Unterkapitel/Absatz usw. nur eine klare Grundidee bearbeitet werden (nicht zu viele Aspekte vermischen)

Kurze, präzise Sätze und sachlicher Stil; keine Umgangssprache

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Beleg-Prinzip

Alle faktischen Aussagen sollten entweder klar durch Literatur, oder durch eigene Argumentation/Beweisführung belegt sein „Die Qualität existierender Suchmaschinen ist schlecht“ Ausnahme „Common Sense“ (z.B. „Das Internet besteht

aus vielen Webseiten“) Im Zweifel lieber auf unnötige faktische Aussage

verzichten Möglichst direkt zitieren (Primärquellen), nicht

indirekt Nicht zuviel zitieren ("Die Erde ist eine Kugel"

[Galilei, 1615])

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FAQ zum Thema Schreiben…

„Wer muss meine Arbeit verstehen können“? Betreuer? Kommilitonen? Oma? Kurze Antwort: „Die primäre Zielgruppe/Community“ Faustregeln

– Problem/Vorgehen/Beitrag sollte im Idealfall klar und allgemein Verständlich formuliert sein (auch wenn man mit der Domäne wenig anfangen kann)

– Forscher/Studenten ähnlicher Fachrichtungen sollten den den detaillierten Inhalt der Arbeit nachvollziehen können und ggf. durch Rückgriff auf die zitierten Quellen komplett verstehen

Darf ich aus der Wikipedia zitieren? Nur im Ausnahmefall Weist eher darauf hin, dass an der falschen Stelle zitiert wird („keine

Selbstverständlichkeiten zitieren“)

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Präsentieren

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Vorbemerkung

„Powerpoint“ ist nur eine mögliche Form der Präsentation N.B.: Powerpoint ist nur eines unter vielen Programmen

zur Erstellung von Präsentationen ;-)

„Powerpoint“ garantiert keine gute Präsentation

Übung macht den Meister Ruhig mal einen Kurs über Präsentationstechniken

belegen (am besten mit Videofeedback)

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Folien

Best practices Niemals mehr als n (=Vortragszeit/2) Folien vorbereiten Ggf. Backup-Folien für Rückfragen bereithalten Zeit-Marker auf den Folien anbringen (5/10 Folien)

Struktur: viele der „Schreiben“-Prinzipien gelten auch hier; z.B. Klare Struktur: Agenda, Motivation/Einführung, Hauptteil,

Zusammenfassung/Ausblick Fokus: ein Gedanke pro Seite – schon im Titel vorgegeben („Action title“) Quellen von Grafiken/Zitaten benennen

Folien nicht überladen Schriftgröße 20 sollte nicht unterschritten werden Nicht mehr als 10 Textzeilen pro Folie Stichpunkte, keine ganzen Sätze Saubere, einheitliche Gestaltung (z.B. Schrifttyp, klare Kontraste) Sparsam mit Animationen und komplexen Grafiken umgehen

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Vortrag

Gut vorbereiten Mit Ort und Technik vertraut machen ggf. Hand-outs vorbereiten

Übung ist alles Wenn möglich frei reden – nicht ablesen

– Nie komplett den Text vorlesen Präsentation mindestens einmal vorher komplett durchspielen (inkl. Zeit-Test)

– Auch vor anderen Leuten (auch wenn‘s weh tut)

Verständnis ist alles Klar und deutlich sprechen Publikum im Auge haben – Verständnisprobleme antizipieren und ggf. lösen Fragesteller ausreden lassen – Rückfragen aus dem Publikum ggf. wiederholen

Zeit einhalten ggf. Diskussion/Rückfragen entsprechend managen Material straffen/auslassen

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Management & Qualitätssicherung

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Über sich selbst

Wissenschaftliche Arbeiten sind extrem unsichere und schwer planbare Unterfangen „Lösungen“ sind selten in klar definierten Schritten erreichbar/erkennbar Disziplin, Selbstreflexion und Selbstmanagement sind wichtig

Es gibt immer was zu tun… Viele Menschen neigen zum Aufschieben („Prokrastination“)

Best practices Wochen & Tage planen und Tätigkeiten grob protokollieren („Planung ohne

Kontrolle ist sinnlos und Kontrolle ohne Planung ist unmöglich“) Aufbrechen in kleine, handhabbare Tasks kann helfen (Erfolgserlebnis) Deadlines und der gezielte Aufbau von sozialem Druck kann helfen (z.B.

regelmäßig mit anderen Diplomanden treffen)

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Über Betreuer

Haben immer was zu tun… Bewegen sich häufig in verschiedenen Kontexten (Projekte, Themen,

Termine, Deadlines…)

Best practices Behutsam ansprechen – Kontext herstellen/Status kommunizieren Feste, regelmäßige Termine vereinbaren Treffen protokollieren! – Todo-Liste pflegen und kommunizieren Wöchentliche Scrum-Mail an den Betreuer

– Inhalt– Was habe ich gemacht?– Was hat mich blockiert?– Was habe ich nächste Woche vor?

– Praktisch insbesondere für die Eigenkontrolle– Aber auch gut um Awareness beim Betreuer zu schaffen

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Über Perfektion

Wissenschaftliche Arbeiten sind nicht (oder nur sehr schwer) objektiv bewertbar

Es geht nicht darum den Nobelpreis zu gewinnen…

Wichtiges Lernziel: Satisficing „Satisficing bei der Entscheidungsfindung bedeutet, sich in einer

Entscheidungssituation für die erstbeste Möglichkeit zu entscheiden, die den angestrebten Zweck erfüllt.“

„Effizient arbeiten“

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Über Feedback

Gerade bei schwer objektivierbaren, unsicheren Problemstellungen ist Feedback sehr wichtig Für sich selbst und für den Betreuer Hilft Probleme frühzeitig zu erkennen und Dinge in

Zukunft in bessere Bahnen zu lenken

Grundsätzliche Regeln Erfordert offene Kommunikation Sollte möglichst konstruktiv sein Sollte ausgewogen sein (positive und negative Aspekte)

Wissenschaft lebt von Kritik…

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Über Werkzeuge

“The power of the unaided mind is greatly exaggerated. It is "things" that make us smart, the cognitive artifacts that allow human beings to overcome the limitations of human memory and conscious reasoning” [Don Norman]

Aber auch: „A fool with a tool is still a fool“

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Werkzeuge für Wissensarbeiter

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Viele nützliche gratis Webdienste

Literatur/Bookmarks http://www.bibsonomy.org/ http://www.citeulike.org/

Wikis http://www.pbwiki.com

Blogs http://www.wordpress.com

SVN Div. Hosting-Dienste FZI SVN

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LaTeX

Nachteile Kein „WYSIWYG“ (~HTML) /

Editieren/Kompilieren Spezifische Layout-

Anpassungen sind nicht vorgesehen

Umgang mit Grafiken kann umständlich sein

Vorteile Problemloser Umgang mit

großen Dokumenten Direkte Kontrolle über

Formatierungen Professioneller Satz (e.g.

Ligaturen) Gute Unterstützung von

Formeln u.ä. Leichte Pflege von

Metadaten/Kommentaren Gutes Handling von

Referenzen Kostenfrei

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Minimales LaTeX Dokument

1. Einfache Text-Datei schreiben

\documentclass{article}\begin{document}\title{Meine Arbeit}\author{Ich}\institute{FZI Karlsruhe}\maketitle{}\section{Einleitung}Hello World!\end{document}

2. „Kompilieren“ Programm besorgen (Linux-Paket

bzw. MiKTeX für Windows)– latex dateiname.tex– dvips dateiname.tex– ps2pdf dateiname.ps

Machen viele Editoren automatisch

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Do‘s, don‘ts und Bewertung

Typische Mängel Problem, Vorgehen und Beitrag sind nicht klar herausgearbeitet und kommuniziert Keine klare Struktur/roter Faden erkennbar; Inkonsistenzen Literaturrecherche ist nicht ausreichend/wird zu spät begonnen Grundlagenteil ist zu ausführlich; eigentliche Thematik kommt zu kurz Aussagen werden unkritisch übernommen Zeit- bzw. Seitenumfang werden unter- bzw. überschritten Schlampige/unprofessionelle Darstellung

Gern gesehen Student versucht kleinere Probleme zunächst selbständig zu lösen Student fragt bei Problemen/Unklarheiten nach Student gibt regelmäßige, kurze Statusmeldungen ab

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Fazit

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Fazit

Nutzt die Chance methodisches Know-How zu erlernen und zu üben Von Selbstmanagement bis Präsentationstechnik Wissenschaftliches Arbeiten ist mehr als die Bearbeitung eines fachlichen Themas "Wissenschaftliches Arbeiten" verstehen wir nicht nur als reine Anleitung für eine

erfolgreiche Diplom- oder Studienarbeit, sondern als eine Schlüsselkompetenz zur strukturierten Problemlösung, die auch für den späteren Berufsalltag nützlich ist

Nutzt die Angebote und Materialien zur methodischen Arbeit Dieses Seminar ;-) Präsentationstraining Literatur und Anleitungen zum Thema wissenschaftliches Arbeiten/Schreiben usw.

Nutzt die Chance zur Selbstreflexion Kritikfähigkeit steigern Wissenschaft kritisch hinterfragen Mit Komplexität umgehen und Frustrationstoleranz entwickeln (inkrementelle

Fortschritte)

…und natürlich Spaß an der Arbeit entwickeln ;-)

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Ende

Danke für eure Aufmerksamkeit!

Folien sind später im Netz http://studiwiki.fzi.de/index.php/Wissenschaftlich_Arbeiten http://www.slideshare.net/hhappel/einfhrung-wissenschaftliches-arbeiten-in-der-

angewandten-informatik Siehe auch (teilweise komplementäre) Folien von Marco Mevius im StudiWiki

Feedback ist willkommen ;-) Gerne auf offline

Fragen?

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Literatur

Die Technik wissenschaftlichen Arbeitens - Eine praktische AnleitungNorbert Franck, Joachim StaryUTB, Stuttgart, 13. Auflage, ISBN-10: 3825207242

Wissenschaftliches Arbeiten. Technik, Methodik, Form Manuel R. TheisenVahlen, 12. Auflage, ISBN-10: 3800631288

Wissenschaftlich mit Word arbeiten. Von Word 2000 bis Word 2003Tobias RavensPearson Studium, 2. Auflage, ISBN-10: 3827371317

Wissenschaftlich mit LaTeX arbeiten.Petra Schlager, Manfred Thibud Pearson Studium, 1. Auflage, ISBN-10: 3827370787

Studien-Arbeiten. Ein Leitfaden zur Vorbereitung, Durchführung und Betreuung von Studien-, Diplom- und Doktorarbeiten am Beispiel Informatik (Deininger/Lichter/Ludewig)

Writing for Computer Science (Zobel) State-of-the-Art des State-of-the-Art - Eine Untersuchung der Forschungsmethode "Review" innerhalb

der Wirtschaftsinformatik. WIRTSCHAFTSINFORMATIK 48 (2006) 4, S. 257-266. (und referenzierte Quellen)

uvm…