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Wie Nervenzellen Gedächtnisspuren ablegen - Lernen aus neurobiologischer Sicht Björn Brembs Freie Universität Berlin http://brembs.net

Lernen aus Neurobiologischer Sicht

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Some basics in the neurobiology of learning and memory.

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Page 1: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Wie Nervenzellen Gedächtnisspuren ablegen

-Lernen aus

neurobiologischer Sicht

Björn BrembsFreie Universität Berlin

http://brembs.net

Page 2: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

WER WIR SIND

Gelernt oder geerbt?

Page 3: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Gerlernt - geerbt kein sinnvoller Kontrast

Futter- ÜbelkeitVERMEIDUNG DES FUTTERS

Ton- SchockSCHRECKREAKTION BEI TONGABE

Ton- ÜbelkeitKEIN EFFEKT

Futter- SchockKEIN EFFEKT

Garcia Effekt

Page 4: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Drei Faktoren steuern Verhalten

Page 5: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Adenylatzyklase (rutabaga-Gen)

Ligand

(Rutabaga)

G-Protein

Page 6: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Pavlov‘s Hund Stimulus Substitution

UR

Klassisches Konditionieren

Page 7: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Klassisches Konditionieren

Wichtig!

CS: conditioned stimulus (Glocke)

US: unconditioned stimulus (Futter)

UR: unconditioned response (Speicheln)

CR: conditioned response (Speicheln)

Page 8: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Aktionspotential (Ca2+)

PräsynapseVesikel mitTransmitter

PostsynapseRezeptormoleküle

Synaptische Plastizität

Axon

Page 9: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Die Meeresschnecke Aplysia

Die Fruchtfliege Drosophila

Die Honigbiene

Drei Modellorganismen zum Studium der zellulären Vorgängen beim Lernen und der Gedächtnisbildung

Was machen Neuronen beim Lernen?

Page 10: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Eric Kandel: Aplysia

Page 11: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Aplysia californica (See-Hase)

Page 12: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

US

UR

CS

UR

CS-USKonvergenzpunkt!

ap

Klassisches Konditionieren

Page 13: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Vorgänge am CS-US Konvergenzpunkt

Vorher: Nachher:

AP Verbreiterung:

Prä-synaptischer Mechanismus

Prä-SynapsePost-Synapse

Bahnung von sensori-motorischen Synapsen

US

CS UR

SN: Sensorisches NeuronMN: Motor-NeuronIN: Interneuron

Page 14: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Adenylatzyklase (rutabaga-Gen)

Ligand

(Rutabaga)

G-Protein

Page 15: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Molekulares Lernen

Starke Reaktion

US

CS

UR

Konvergenz von CS und US am molekularen Koinzidenzdetektor

AP-Verbreiterung

US

CS

UR

Page 16: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Bailey C. et.al. PNAS 1996;93:13445-13452©1996 by The National Academy of Sciences of the USA

Langzeit-Gedächtnis

Kie

menrü

ckzu

g

Tage nach dem Training

Page 17: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Klassisches Konditionieren

• Olfaktorisches Lernen in Drosophila • Furchtlernen in Ratten und Mäusen• Lidschlussreflex in Kaninchen• PER Konditionierung bei Bienen• u.v.m.

Mittlerweile sind die molekularen, neuronalen und Netzwerk-Mechanismen des klassischen Konditionierens sehr weit erforscht.

Diese Mechanismen scheinen in allen Tierarten von der Schnecke bis zum Menschen prinzipiell sehr ähnlich abzulaufen (evolutionär konserviert)

Page 18: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Patient H.M. (1926-2009)

1953:

Medianer Schläfenlappen

Page 19: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Motorisches Lernen des Patienten HM

H.M. zeigt normales motorisches Lernen (operant!)

• Schwere anterograde Amnesie• Partielle retrograde Amnesie• Intaktes Arbeits-Gedächtnis

Selektive Störung desdeklarativen Gedächtnisses

Patient H.M. (1926-2009)

Henry Molaison, 1970s

Page 20: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Memento

Page 21: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Deklaratives Lernen: Hippocampus

Page 22: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Hippocampus-Scheiben im Labor

Reizelektrode Ableitelektrode

(Ratte!)

Page 23: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Hippocampus: LTP

Page 24: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Gly

Glu++++

----

---

+++

Glutamat alleine

CytoplasmaSynaptischer Spalt

Mg++

Ca++

Glu

Ca++

++++

----

Mg++

Gly

---

+++

Glutamat plusDepolarisation

CytoplasmaSynaptischer Spalt

Ca++

NMDA-Rezeptoren (Glutamat)

Page 25: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

LTP: Postsynaptische Mechanismen

Vorher Training Nachher

wenig Weiterleitung Weiterleitung Weiterleitung

Page 26: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

LTP Variationen

„assoziatives“ LTP

Page 27: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Kurzzeit-Gedächtnis:Verstellung der synaptischen Über-tragung mit den vorhandenenStrukturen undMolekülen: Dendriten, Axone, Synapsen

Langzeit-Gedächtnis:Spezifische Aktivierung von Genen, Neubildung von Strukturen: Zellkern

Übergang Kurz- zu Langzeitgedächtnis

Page 28: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

LTP: Strukturelle Veränderungen

Page 29: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Das lineare Modell der Gedächtnisbildung

Funktioniert unser Gehirn tatsächlich wie eine Festplatte?

Gedächtnis-Konsolidierung

Page 30: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Drosophila im stationären Flug

Page 31: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Verhaltenskonsequenzen

Torque

HeatColors

operant

klassisch

Page 32: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Adenylatzyklase (rutabaga-Gen)

Ligand

(Rutabaga)

G-Protein

Page 33: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Ein neuartiger Lernmechanismus

Torque

HeatColors

Torque

Heat

rut-AC (Synaptische Plastizität)

Protein Kinase C

Notwendig

Notwendig

Nicht notwendig

Nicht notwendig

klassisch

operant

Page 34: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

MEHRERE LERNSYSTEME

Reicht synaptische Plastizität nicht aus?

Page 35: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Interagierende Lernsysteme

klassisch

operant

klassisch

+

Learning-by-doing

Generalisierung,Gewohnheitslernen

Page 36: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Reziproke, hierarchische Interaktionen

Facilitation: Learning-by-doing

Inhibition: Reguliert Gewohnheitslernen/Generalisierung

Page 37: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Lassen sich tatsächlich Erkenntnisse aus der Neurobiologie einfacher, assoziativer Lernvorgänge in Tieren auf schulisches Lernen anwenden?

Neurobiologie Lernregeln

Assoziationen werden durch Wiederholung verstärkt

Wiederholung ist die Mutter der Weisheit

„Spaced Training“ fördert Konsolidierung

Nicht zu viel auf einmal (verteilt üben, Pausen machen)

Interferenz mit Konsolidierung vermeiden

Ruhe nach dem Lernen

Operante Kontrolle fazilitiert Lernen

Möglichst viel selbst tun (“begreifen”), learning-by-doing

Kontextstimuli fördern Abruf/Generalisierung

Prüfumgebung ähnlich der Lernumgebung

Übertraining führt zu Gewohnheiten die Generalisierung stören können

Den gleichen Sachverhalt auf verschiedene Weisen erarbeiten

Neurobiologie und Schule

Page 38: Lernen aus Neurobiologischer Sicht

Buch und Film von dem wohl bedeutsamsten lebenden Neurowissenschaftler, Eric Kandel

2006

Ich wünsche Ihrem Gehirn und dem IhrerSchüler weiterhin viel Spass beim Lernen.

Lassen Sie ihm den Spass!

Vielen Dank!