4
Mitgliederversammlung In einer komplexer werdenden Welt, in der gefühlte und tatsächliche Wahrheiten verschwimmen, wird es zunehmend wichtiger, die Balance zu halten. Dazu gehört eine wertschätzende Kommunikation und transparente Darstellung der eigenen Standpunkte. Nur so kann die notwendige Akzeptanz erreicht werden. Denn selbst das kleinste Element kann ein großes Gebilde zum Einsturz bringen. Diesem Ansatz der Chemieverbände Rheinland-Pfalz fühlt sich auch der neue Vorstandsvorsitzende Christian Metzger verpflichtet, der auf der jüngsten Mitgliederversammlung gewählt wurde. Zur Wahl des neuen Vorstandes und den angesprochenen Themen lesen Sie mehr im vorliegenden festgehalten. Tobias Göpel | Chemieverbände Rheinland-Pfalz Das kleinste Element trägt große Verbindungen – Balance Act von Marula Rigolo INHALT Ein Plädoyer für Wertschätzung Aus dem Bericht des Vorsitzenden Wir brauchen Industrieakzeptanz Aus dem Bericht des Hauptgeschäftsführers Balance halten in einer komplexen Welt Grußworte von Dr. Volker Wissing Wahlen Christian Metzger neuer Vorsitzender Fake News Gastvortrag von Richard Gutjahr festgehalten Die Veranstaltungen der Chemieverbände Rheinland-Pfalz 08 | 2017

Festgehalten Mitgliederversammlung Chemieverband Rheinland-Pfalz

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Festgehalten Mitgliederversammlung Chemieverband Rheinland-Pfalz

MitgliederversammlungIn einer komplexer werdenden Welt, in der gefühlte und tatsächliche Wahrheiten verschwimmen, wird es zunehmend wichtiger, die Balance zu halten. Dazu gehört eine wertschätzende Kommunikation und transparente Darstellung der eigenen Standpunkte. Nur so kann die notwendige Akzeptanz erreicht werden. Denn selbst das kleinste Element kann ein großes Gebilde zum Einsturz bringen.

Diesem Ansatz der Chemieverbände Rheinland-Pfalz fühlt sich auch der neue Vorstandsvorsitzende Christian Metzger verpflichtet, der auf der jüngsten Mitgliederversammlung gewählt wurde. Zur Wahl des neuen Vorstandes und den angesprochenen Themen lesen Sie mehr im vorliegenden festgehalten.

Tobias Göpel | Chemieverbände Rheinland-PfalzDas kleinste Element trägt große Verbindungen – Balance Act von Marula Rigolo

INHALTEin Plädoyer für WertschätzungAus dem Bericht des Vorsitzenden

Wir brauchen IndustrieakzeptanzAus dem Bericht des Hauptgeschäftsführers

Balance halten in einer komplexen WeltGrußworte von Dr. Volker Wissing

WahlenChristian Metzger neuer Vorsitzender

Fake NewsGastvortrag von Richard Gutjahr

festgehaltenDie Veranstaltungen der Chemieverbände Rheinland-Pfalz

08 | 2017

Page 2: Festgehalten Mitgliederversammlung Chemieverband Rheinland-Pfalz

Mitgliederversammlung | Mainz

Ein Plädoyer für WertschätzungAus dem Bericht des Vorsitzenden

Deutschland verändert sich. Flüchtlingsströme, Globalisierung und Terrorgefahren führen zu Unsicherheiten und Ängsten bei den Menschen. Unsicherheiten, die viele so zum ersten Mal erfahren. In der Diskussion über diese Themen erleben wir eine zunehmende sprachliche Gewalt, die sich auch auf das persönliche Miteinander negativ auswirkt. Die Unsicher-heiten in der Gesellschaft werden maßgeblich verstärkt durch die Ver-breitung der sogenannten FakeNews. Die Menschen können nicht mehr zwischen wahr und falsch unterscheiden – das führt zu Vertrauensverlust und weiteren Unsicherheiten. Dies können wir als Unternehmer, die auch gesellschaftliche Verantwortung tragen, nicht tatenlos hinnehmen.

Wertschätzung bedeutet, den anderen als gleichberechtigten Menschen zu sehen und Verständnis für dessen Position zu zeigen. Unser gemein-sames Wertesystem und die Solidarität sind Grundlage für unser WIR- Gefühl. Unsere Ziele, Leistungen und auch Sorgen verbinden uns und helfen uns, einen gemeinsamen Standpunkt zu finden.

Dieses Plädoyer für mehr Wertschätzung gilt besonders dann, wenn die Positionen deutlich auseinanderliegen. Sicher gibt es Situationen, in denen wir gerne emotional sein und mit der Faust auf den Tisch hauen würden. Doch die Erfahrung zeigt, dass die gesetzten Ziele langfristig nur durch Gespräche auf Augenhöhe erreicht werden. Denn wer andere nicht wert-schätzt, erfährt auch selbst keine Wertschätzung. Dazu gehört auch, dass wir uns als Unternehmer öffentlich distanzieren von Fehlverhalten anderer Unternehmer, die das Ansehen der Wirtschaft insgesamt beschädigen.

Und als Unternehmer haben wir Möglichkeiten uns einzubringen: Nutzen Sie Ihre Mitarbeiterzeitungen, Online-Magazine und Betriebsversamm-

lungen und vertreten Sie Ihren Standpunkt. Und beteiligen Sie sich zudem am neuen Projekt „Wir. Hier.“ – ab September dieses Jahres schaffen wir für Rheinland-Pfalz ein neues regionales Magazin der Chemie. Damit infor-mieren wir über Hintergründe, Highlights und Neuigkeiten der Branche. Beteiligen Sie sich mit Pressemitteilungen und Berichten, Einblicken und Standpunkten – für mehr Vertrauen und Offenheit.

Die Chemieverbände Rheinland-Pfalz stehen für kleine und große Unter-nehmen. In der Interessenvertretung einen Konsens zu finden, kann ein Balance-Akt werden. Dass es auch hier auf das kleinste Element – oder im Verband auf das kleinste Unternehmen – ankommt, zeigte die Künstlerin Marula Rigolo mit der Performance „Sanddorn-Balance“.

„Daher appelliere ich an unsere gemeinsame Verantwortung als Unternehmer, dieser Ent­wicklung aktiv zu begegnen.“ Harald Schaub

Die Feder ist der Schlüssel – Ihr Gewicht verleiht dem gesamten Konstrukt die notwendige Balance. Nimmt man diese weg, bricht alles zusammen.

Page 3: Festgehalten Mitgliederversammlung Chemieverband Rheinland-Pfalz

08/2017

Wir brauchen IndustrieakzeptanzAus dem Bericht des Hauptgeschäftsführers

Die gute wirtschaftliche Lage überstrahlt momentan alles. Vorsichtige Stimmen will man nicht hören. Politik und Presse malen ein glänzendes Deutschlandbild und liefern vor allem Vorschläge für Umverteilung und dauerhafte Mehrausgaben etwa bei der Rente. Und Veränderungsbereit-schaft, zum Beispiel beim Thema Arbeit 4.0, gibt es offenbar nur unter Wahrung aller sozialer Besitzstände. Gegen eine solche öffentliche Stimmung kommt man mit unseren Themen nur schwer an: Flexibilisierung, Kostensenkung bei der Energie, Ausgabendisziplin bei Rente und Sozial-versicherung, steuerliche Forschungsförderung, Industriepolitik für mehr Wettbewerbsfähigkeit am Standort. Aber das heißt nicht, dass wir das hin-nehmen. Seit Monaten bringen wir unsere Positionen an die Politik heran – damit sie sich möglichst in den Wahlprogrammen wiederfinden, im Koa-litionsvertrag und dann hoffentlich auch in der Realität. Über den VCI in Frankfurt koordinieren wir uns auf der Ebene Bund-Land, und ebenso gehen wir in der Sozialpolitik vor. Der Bundesarbeitgeber verband Chemie positio-niert sich politisch stärker, nicht nur in Berlin. Ein Beispiel ist die neue BAVC-Gemeinschaftskampagne „Die Chemie. Dein Arbeitgeber.“ Themen sind die Tarifkommunikation, aber auch sozialpolitische Themen, wie Rentenpolitik, Arbeitszeit, Zeitarbeit und mehr werden aufgegriffen.

Politik hat ihren Resonanzboden in der öffentlichen Meinung. Und die öffent liche Meinung ist es letztlich auch, die uns unsere „license to ope-rate“ gibt. Wir brauchen Industrieakzeptanz in der Bevölkerung. Das Image hat sich zwar über die Jahre verbessert, aber eine noch unveröffentlichte Studie des VDI/VDE zeigt, dass in Deutschland nach wie vor nur 59 Prozent die Industrie akzeptieren. Bei den Jüngeren sind nur 43 Prozent für den Bau neuer Industrieanlagen. Ich halte das für einen viel zu niedrigen Wert.

Wir müssen hier mehr tun. Ein wichtiger Schritt dazu ist es, gemeinsam mit der Politik „nach draußen“ zu gehen und für mehr Industrieakzeptanz zu werben. Unser neues Magazin „Wir. Hier.“ ist ein weiterer Baustein.

Ich möchte Sie bitten, auf den verschiedenen Ebenen mitzuhelfen, damit unsere Botschaften durchdringen. Entscheidend ist, dass wir auf allen Ebenen – Bund, Land, Europa, Betriebe, Verband – kontinuierlich eine über-einstimmende Botschaft senden. Nutzen Sie unsere Papiere, und sprechen Sie uns gerne an.

Balance halten in einer komplexen WeltGrußworte von Dr. Volker Wissing

In seinem Grußwort ging der rheinland-pfälzische Wirtschaftsminister auf die Herausforderungen ein, „die Balance zu halten in einer komple-xen und verflochtenen Welt“. Die Entwicklungen in den verschiedenen Ländern der Welt zeige, dass die „Geopolitik ebenfalls zerbrechlich sei“ und bezog sich damit auf die Sanddorn-Balance-Performance zuvor. Ein bestes Beispiel dafür, dass die richtige Balance gefunden werden müsse, sei der BREXIT. „Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass man beliebig aus der EU austreten kann“, so der Minister. Andererseits ist Großbritannien viertgrößter Handelspartner der EU. Es muss das richtige Maß gefunden werden, da „es keinen handelspolitischen Scherben-haufen geben“ darf. EU bedeute für den Minister, dass Staaten Verant-wortung übernehmen. Der Hinweis darauf, dass andere Länder „ihre Hausauf gaben machen sollen“ ist eine schlechte Metapher, vielmehr sei es Zeit für eine neue Verantwortungsethik.

Mit Blick auf die wirtschaftliche Diskussion in Deutschland sprach sich Volker Wissing unter anderem für die steuerliche Forschungsförderung aus, würdigte die Investitionen der Chemie-Unternehmen im Rahmen der Ener-giewende und unterstrich, dass das EEG als „Brückenlösung“ zeitlich begrenzt sein müsse. Im anschließenden Dialog mit den Unternehmern gab es einen intensiven Austausch zu Bürokratie, Brexit, Steuerquote und der Akzeptanz der Industrie.

„Wir müssen gemeinsam mehr nach draußen gehen.“ Bernd Vogler

„In der politischen Dis­kussion darf man einen eigenen Standpunkt haben, um anderen eine Orientie­rung zu geben. Es darf aber nicht zur Hetze werden.“ Volker Wissing

Page 4: Festgehalten Mitgliederversammlung Chemieverband Rheinland-Pfalz

Christian Metzger neuer VorsitzenderBei der diesjährigen Mitgliederversammlung der Chemieverbände Rheinland-Pfalz in Mainz wurde Christian Metzger (53) zum neuen Vorsitzenden gewählt. Er folgt Dr. Harald Schaub (50). Christan Metzger ist Werkleiter des Reifenherstellers Michelin am Standort Bad Kreuznach. Weiterhin wurden in die Vorstände gewählt:

Thomas Scheidmeir, AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG

Dr. André Becker, BASF SE

Stefan Rinn, Boehringer Ingelheim

Stephen Addison, Grace Europe Holding GmbH

Torsten Dittmer, INEOS Paraform GmbH & Co. KG

Peter Jansen, P.A. Jansen GmbH & Co. KG

Evelyn Thome, Röchling Automotive Germany SE & Co. KG (nur AGV)

Joachim Müller-Damerau, Trumpler GmbH & Co. KG

Zur Mitgliederversammlung am 20. Juni 2017 wurde ebenfalls der Sozialpolitische Beirat neu gewählt. Die Besetzung der Gremien finden Sie im Internet unter www.chemie-rp.de

Fake NewsVortrag von Richard Gutjahr

Die Medienwelt, wie wir sie gelernt haben, gibt es nicht mehr. Die digitale Revolution verändert die Spielregeln für Medienmacher, denn die Informa-tionspyramide, nach der die Informationen von „Leitmedien“ in die Wohn-zimmer gesendet wurden, steht auf dem Kopf. Das Publikum hat sich emanzipiert und misstraut den Mainstreammedien. Es stellt sich auf Face-book und Twitter eigene Nachrichtenkanäle zusammen und informiert sich dort. Die sozialen Kanäle sind dabei keine neuen Medien, sondern vielmehr die Plattform, auf der das Publikum seine Informationen präsentiert. Die grafische Darstellung der Informationsflüsse auf diesen Plattformen gleicht dabei einem Nervensystem – eine komplexe und verwobene Welt, die sich immer wieder neue Wege sucht, wenn ein anderer Weg versperrt wurde. Der bekannte Journalist Richard Gutjahr zeichnete in seinem Vortrag eine Situation, die deutlich machte, dass die Menschen in Deutschland in ver-schiedenen Welten unterwegs sind. Die einen in der klassischen Kommuni-kationswelt, die anderen bereits mitten in der digitalen Revolution.

Das hat Auswirkungen auf die Medien, da ein Tweet von US-Präsident Trump nicht ignoriert werden kann, wenn 33.000.000 Follower bereits über diesen „sprechen“. Nicht die klassischen Medien bestimmen die Nachrich-ten-Agenda, sondern das Publikum. Und besonders auch die Menschen, die mit der neuen Struktur umzugehen wissen. Wer sich hier Gehör ver-schaffen will, muss sich intensiv damit auseinandersetzen. Es reicht nicht, sich bei einer Plattform anzumelden und zu posten. Gemeint ist eine inten-sive Auseinandersetzung mit dem Publikum, um zu verstehen, wie in dezentralen Netzwerken die Mechanismen ablaufen. Es geht um digitale Empathie. Und Medienmacher sollten mit guten Beispiel vorangehen. Dazu zählen auch Unternehmer und Verbände, die ihre Positionen transparent machen und erklären. Das ist ein Weg ohne große Sicherheiten, da es auch mal nach hinten losgehen kann. Diesen Weg aber nicht zu gehen, ist keine Alternative. Aus eigener Erfahrung weiß Richard Gutjahr über die reini-gende Wirkung von Shitstorms zu berichten und erzählte im Dialog mit den Anwesenden, wie er damit umgeht.

Wir müssen uns bewusstmachen, dass jeder – ob Medienprofi oder Amateur – ein Individuum mit einer eigenen Geschichte ist. Die digital vermittelte Wahrheit, die auf Fakten basiert, muss nicht per se immer richtiger sein als die subjektive Wahrnehmung des Publikums. Wenn die Unternehmen anerkennen, dass sie in der digitalen Welt auf Augenhöhe mit allen anderen kommunizieren und sich deren Argumente und Gefüh-len öffnen, dann werden sie eine Chance in der neuen Welt haben, auch gehört zu werden.

Mitgliederversammlung | Mainz

IMPRESSUM Herausgeber: Chemieverbände Rheinland-Pfalz – eine Dachmarke von Arbeitgeberverband Chemie Rheinland-Pfalz e.V. und Verband der Chemischen Industrie e.V. Landesverband Rheinland-Pfalz e.V., Bahnhofstraße 48, 67059 Ludwigshafen, Telefon 06 21-520 56-0, Telefax 06 21-520 56-20, [email protected], www.chemie-rp.de, Redaktion: Tobias Göpel, Fotos: Marcel Hasübert, mh-foto.de, Gestaltung: [email protected], Köln, Druck: Chroma Druck & Verlag GmbH, Römerberg-Berghausen, Auflage: 400, Stand: August 2017. Die Veranstaltung fand am 20. Juni 2017 in Mainz statt.

„Aus großer Macht entsteht große Verantwortung.“ Spiderman

Christian Metzger

Richard Gutjahr