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DDiieessee BBeeiillaaggee wwuurrddee vvoonn GGLLOOBBUUSS VVIISSIIOONN,, ddiiee ffüürr ddeenn IInnhhaalltt vveerraannttwwoorrttlliicchh iisstt,, zzuurr VVeerrbbrreeiittuunngg iinn CCAAPPIITTAALL eerrsstteelllltt..
Unvermindert schreitet Angolas
Wiederaufbauboom voran. Zu
den staatlich verwalteten Wirt-
schaftszweigen Erdöl, Bergbau
und Energie stoßen nunmehr auch die pri-
vatwirtschaftlich organisierten Sektoren hin-
zu. Seit dem Ende des Bürgerkriegs fließen
im Zuge des nationalen Wiederaufbaus
Milliarden von Dollar in eine zunehmend brei-
tere Auswahl von Projekten mit Schwer-
punkt Infrastruktur und meist bilateraler aus-
ländischer Finanzierung. Mitten im Herzen
Afrikas ist Angola zum Land mit dem höch-
sten Investitionsvolumen auf dem Kontinent
geworden. Gelder fließen vor allem aus
China, Brasilien und Portugal, aber auch aus
Russland, Kanada und Deutschland.
Internationale Prognosen gehen von jähr-
lich 100 neuen zumeist Offshore-Bohrstel-
len aus; Kupfer- und Eisenerzförderung er-
leben eine Wiederbelebung; die Instand-
setzung des Eisenbahnnetzes und der
Verkehrswege, der Ausbau von Häfen, so-
wie Wasser- und Stromversorgungsnetzen
werden vorangetrieben.
Eine positive Entwicklung bei den Rah-
menbedingungen für die Privatwirtschaft
bedeutet das Wachstum im Bankensektor.
Für Auslandinvestoren hat die Regierung
ernsthafte Schritte unternommen, den an-
golanischen Markt attraktiver zu machen:
Steuer- und Zollsenkungen, sowie reizvol-
lere Devisenbestimmungen.
AngolaAngolaNachhaltiger AufschwungTTEEIILL 33
eeiinneerr eexxkklluussiivveenn PPuubblliikkaattiioonnssrreeiihhee üübbeerr AAnnggoollaa DDoonnnneerrssttaagg,, 1188.. FFeebbrruuaarr 22001100
ANGOLA CAP part 3.qxd 3/2/10 16:47 Página 1
22 EINE BEILAGE VON GLOBUS VISION
AANNGGOOLLAA Editoriales und
kommerzielles Projekt:
Alex de la Mare
Virginia Di Paola
Gonzalo del Río
HHIINNWWEEIISS
Statistische Angaben,
Ziffern und Zahlen
stammen aus
Regierungsquellen
und Interviews.
IIMMPPRREESSSSUUMM
Eine Sonderbeilage von
Globus Vision.
Verantwortlich für den
redaktionellen
Inhalt und für Anzeigen:
GLOBUS VISION
Albert Buildings
49 Queen Victoria Street
London EC4N 4SA
Tel.: 44 (0) 20 7409 2354
Fax: 44 (0) 20 7409 1817
Online-Version dieser
Ausgabe:
wwwwww..gglloobbuussvviissiioonn..ccoomm
● BBrruuttttooiinnllaannddpprroodduukktt::
61,5 Mrd. US-Dollar
(2009)
68,4 Mrd. US-Dollar
(2010 geschätzt)
● WWaarreenneeiinnffuuhhrr:: 14,5
Mrd. US-Dollar (2009)
● WWaarreennaauussffuuhhrr:: 22,7
Mrd. US-Dollar (2009)
● WWaacchhssttuummssiinnddeexx
2009: 1,3%
2010: 8,6%
(geschätzt)
● DDeevviisseennrreesseerrvveenn::
rund 11 Mrd. US-Dollar
(2007)
● EErrddööllfföörrddeerruunngg
2 Millionen Barrel pro
Tag
OPEC-Vollmitgliedschaft
seit Januar 2007
● DDiiaammaanntteennpprroodduukkttiioonn
((iinnssggeessaammtt)):: 995 Mio
US-Dollar (2008)
● NNuuttzzbbaarree
AAggrraarrffllääcchhee:: 35 Mio
Hektar
● KKrreeddiittlliinniieenn ffüürr kklleeiinnee
AArrggaarrbbeettrriieebbee:: 1,2 Mrd.
US-Dollar
● TToouurriissmmuuss uunndd
GGaassttggeewweerrbbee:: 200.000
Touristen (2005)
Reiche Erdölvorkommen vor der
Küste haben Angola zu einem
der größten Erdölexporteure Afri-
kas gemacht. Mit einem Anteil von
zwischen 80 und 90% am Ge-
samtexport sind Erdöl und Erdgas
zu tragenden Säulen der Wirt-
schaftsentwicklung geworden; 55%
des BIP stammen aus der Erdöl-
produktion. Mit nunmehr 2 Millio-
nen Barrel täglicher Förderleistung
hat Angola die Konkurrenz aus Ni-
geria und Libyen hinter sich gelas-
sen und ist auf dem schwarzen Kon-
tinent Erdölproduzent Nummer eins.
Erdölminister José M. Botelho de
Vasconcelos warnt jedoch: „Erdöl
ist ein fossiler Brennstoff, der irgend-
wann erschöpft sein wird. Angola
hat daher mit Blick auf die Zukunft
schon begonnen, die Einnahmen aus der Erdölindus-
trie dafür einzusetzen, die Wirtschaft des Landes zu
diversifizieren. Mit den Erdöleinnahmen sollen die
übrigen Wirtschaftszweige gefördert werden und
Angola eine nachhaltige Zukunft garantieren.” Erdöl
soll nicht nur exportiert, sondern
mehr zur Energieversorgung der ei-
genen Bevölkerung genutzt wer-
den. Die petrochemische Industrie
im eigenen Land wird gefördert.
„Ein Land, das wie Angola stark
landwirtschaftlich geprägt ist, be-
darf vieler Düngemittel”, erklärt An-
golas Erdölminister. Ein weiteres Ziel
ist die vermehrte Anstellung ango-
lanischer Arbeitskräfte und die Ein-
bindung lokaler Unternehmen als
Güterlieferanten und Dienstleister
des boomenden Erdölsektors. Die-
se Politik zeigt erste Erfolge. „Alles
in allem, beginnt die Industrie auf-
zuleben; es ist allerdings noch viel
zu tun“, erklärt Philippe Frederic,
Generaldirektor der Brauereigrup-
pe Castel- BGI-BIH, die bekannt für
ihre Bier-sorten Cuca, Nocal und Eka ist. Noch kommt
zum Beispiel über ein Drittel des Biers, das in Angola
konsumiert wird, aus dem Ausland. „Dieser Prozent-
satz liegt zu hoch. Bier sollte zu 90% im Inland ge-
braut werden”, schätzt Philippe Frederic.
ANGOLA IN FAKTEN UND ZAHLEN
ErdÖleinnahmen fließen in die FÖrderung anderer Wirtschaftszweige
Erdöl und Erdgas sprudeln
JJoosséé MM.. BBootteellhhoo ddee VVaassccoonncceellooss
Minister für Erdöl
ANGOLA CAP part 3.qxd 4/2/10 17:14 Página 2
EINE BEILAGE VON GLOBUS VISION 33
Die Insel Kwanda liegt in
der Kongo-Mündung
und bietet verschiedenen
Erdöl- und Erdgasprojekten
einen idealen Stützpunkt.
Texaco, Petromar, Fina, BP,
Sonangol, Halliburton und
Bechtel haben sich auf die-
ser Insel der nordangolani-
schen Gemeinde Soyo
niedergelassen. Die Gesell-
schaft Kwanda Lda. stellt
Offshore- und Onshore-
Unternehmen ihre Dienste
zur Verfügung. „Heute pro-
duziert Soyo über 60% des
angolanischen Öls und die-
se Tatsache hat Kwanda Ldas
Verantwortung enorm ge-
steigert”, erklärt Firmendi-
rektor Alberto Sabino.
Außerdem baue Kwanda Li-
mited eine Erdgasraffinerie
innerhalb des Kwanda Peri-
meters, aus der wiederum
weitere Projekte für die pe-
trochemische Industrie er-
wachsen sollen, wie die Ammoniak- und Alumi-
niumgewinnung.
Die Regierung in Luanda hat diverse Pro-
jekte zur Verbesserung der Transportwege
in die Provinz Zaire, wo Kwanda Lda. ihren
Sitz hat, geplant. „Die Straßenverbindun-
gen zwischen Luanda-Soyo, Luanda-Mban-
za Conogo und Nzeto-Soyo, sowie zu al-
len weiteren Ortschaften der Provinz sind
schon von der Zentralregierung
genehmigt und auf dem besten
Weg zur Verwirklichung”, versi-
chert Alberto Sabino.
Ein weiteres großes Infrastruktur-
projekt sei der Bau einer Brücke zwi-
schen Soyo und Cabinda. „Diese wird
nicht nur die Entfernung der Provinz
Zaire zur Exklave jenseits des Kongo-
Flusses verringern, sondern auch beide Provinzen
enger zusammenschmelzen”, erklärt Kwanda Ldas
Direktor, der auch Mitglied der technischen Kom-
mission zum Bau der Cabinda-Brücke ist.
Für den wichtigsten Aspekt des Brückenbaus
hält Sabina die Möglichkeit, über diese Gas, Öl
und Bahnverkehr zu integrieren und gemeinsam
überall - nicht nur innerhalb Angolas, sondern
über die Landesgrenzen hinaus auf dem gesamten
afrikanischen Kontinent - zu verteilen.
Kwanda Lda. entstand aus einem Joint Ven-
ture von Sonangol und der zur Saipem Gruppe
gehörenden Gesellschaft Delong Hersent Ltd. und
operiert auf Kwanda Base, indem sie den an-
sässigen Öl- und Gasgesellschaften logistische
Unterstützung bietet. „Kwanda Base ist der Stütz-
punkt, von dem aus die Öl- und Gasplattformen
ihre Arbeiten ausführen. Heute sind über 50
Unternehmen auf der Insel ansässig. Für sie alle
werden Infrastrukturen, Unterkünfte und Catering-
Einrichtungen geliefert; z.B. täglich
über 9.000 Mahlzeiten. Die riesige
Servicenachfrage der Ölplattformen
hält den Hafen ständig in Betrieb”,
sagt Sabino. Außerdem sei das wich-
tigste Ziel sicherzustellen, dass alle
Projekte, die in Soyo in Angriff ge-
nommen würden, auch rechtzeitig
durchgeführt würden. „Viele Schiffe
warten vor Anker auf Entladung und
Verzögerungen sind unerwünscht.
Die Arbeit muss dynamisch und effi-
zient geleistet werden, so dass die
Fracht rechtzeitig ankommt und die
Unternehmen ihre Geschäfte pro-
blemlos abwickeln können.“
Die rechte Hand derFördergesellschaftenKwanda Lda. unterstützt die ErdÖlplattformenbei allen Logistik-Fragen auf Kwanda Base
NNeeuuee BBrrüücckkeenn uunndd VVeerrkkeehhrrsswweeggee ssoolllleenn ddiiee PPrroovviinnzz ZZaaiirree
iinn ZZuukkuunnfftt nnoocchh bbeesssseerr aann aannddeerree GGeebbiieettee aannbbiinnddeenn
AAllbbeerrttoo SSaabbiinnoo
Direktor von
Kwanda Lda.
ANGOLA CAP part 3.qxd 3/2/10 16:48 Página 3
44 EINE BEILAGE VON GLOBUS VISION
Chitotolo Mining Society www.chitotolo.com
Established as a joint venture between Endiama, ITM Mining Ltd and Lumanhe, Chitotolo operates the diamond prospecting and exploration
in the state of Lunda Norte. Through sustainable work with both community and environment, Chitotolo is doing brilliant business
and bringing wealth to Angola.
Angola gilt seit geraumer Zeit
als das afrikanische Land unter-
halb der Sahara mit dem lebhaf-
testen Investitionsklima. Im Zuge
des Wiederaufbaus
werden seit Kriegsen-
de Milliardenprojekte
durchgeführt oder be-
finden sich in Planung.
Interessante Entwick-
lungen und umfang-
reiche Investitionen tre-
ten vor allem beim
Bergbau auf. Der Aus-
bau der größten na-
tionalen Diamanten-
mine in Catoca und
die Errichtung einer
neuen Verarbeitungs-
anlage erhöhten
2006 die Erzeugung in Höhe von
300 Millionen US-Dollar im Vorjahr
drastisch auf 400. Im Jahr 2010 wird
eine Produktion von 17 bis 19 Milli-
onen Karat erwartet.
Die Regierung hat die nationale
Gesetzgebung in Sachen Bergbau
überarbeitet, womit bessere Be-
dingungen für ausländische Inve-
storen geschaffen werden sollen.
Mankenda Ambroise, Ex-Minister für
Bergbau, erklärt, dass
der nationale Wieder-
aufbau bei der Regie-
rung Priorität genieße.
Innerhalb von vier Jah-
ren solle über eine Mil-
lion Häuser gebaut wer-
den. Dazu seien Gel-
der erforderlich.
„Ein Land wie An-
gola kann sich mithilfe
seiner natürlichen
Ressourcen regenerie-
ren. Eisen-, Mangan-,
Gold-, Kupfer-, Dia-
manten- und Ame-
thystvorkommen sollen deshalb er-
schlossen werden; aber auch Sand,
Kies, Kalkstein und Zement sind für
den Wiederaufbau notwendig und
können im Inland produziert wer-
den”, bekräftigt der frühere Berg-
bauminister Ambroise.
Partner mit Know How sind beiminvestitionsintensiven Bergbau stets willkommen
Reiche Bodenschätzezu erschließßen
MMaannkkeennddaa AAmmbbrrooiissee
Früherer Minister
für Bergbau
Vor allem der Nordosten und
das Zentrum Angolas verfügen
über reiche Diamantenreser-
ven. Vor 1975 war Angola das
viertgrößte diamantenprodu-
zierende Land der Welt. Nach
dem Krieg ist die Produktion
2008 wieder auf 7.389.133
Karat (995.408.419 US-Dol-
lar) gestiegen. Das größte al-
luviale Förderungsprojekt ist
im Besitz der Sociedade Mi-
neira do Chitotolo, die eine Li-
zenz für 5.400 Quadratmeter
Schwemmland in Luanda Nor-
te hält.
Victor Manuel Ventura Nu-
nes, CEO des Unternehmens,
beschreibt das große Potential
und die hohe Rentabilität der
Diamantenindustrie in Angola:
„Sogar mitten in einer weltwei-
ten Krisenzeit bleibt die Dia-
mantenproduktion eine attrak-
tive Geschäftsalternative.“
Ob Diamanten, Eisen, Kup-
fer, Gold, Mangan, Granit
oder Marmor, überall in Ango-
la häufen sich die Rohstoffre-
serven. Die Schwierigkeit läge
darin, sich zu diesen Vorkom-
men Zugang zu verschaffen,
behauptet der Chitotolo-CEO.
„Auf dem Diamantensektor
müssen die Projekte ganzheit-
lich angegangen werden: an-
gefangen bei Fragen der Lo-
gistik, der Unterbringung, des
Personals, des Transports und
der Stromversorgung”, erklärt
Ventura Nunes.
Am Chitotolo Projekt sind
die staatliche Endiama (Empre-
sa Nacional de Diamantes de
Angola) und die privaten Fir-
men ITM Mining Limited und
Lumanhe beteiligt. Bei einer
monatlichen Produktion von
12.000 Karat (2006) ist Chi-
totolo in der Diamantenindus-
trie führend und fühlt sich des-
halb dem Umweltschutz, sowie
der Gesundheit und Sicherheit
seiner Mitarbeiter verpflichtet.
GLÄNZENDE
AUSSICHTEN FÜR
DIAMANTEN
VViiccttoorr MMaannuueell VVeennttuurraa
NNuunneess
CEO von Chitotolo
Während des Krieges war die
Sicherheit der Transportinfra-
strukturen, insbesondere des Öl-
und Treibstofftransports, für An-
gola kritisch. Ein sicherer Trans-
port von Personen und Fracht
wurde so zur Hauptaufgabe für
Angolan Petroleum Services.
AP Services Präsident Fernando
Eduardo Manuel berichtet über
den Werdegang der im Novem-
ber 2000 gegründeten Firma:
„Zunächst wurde AP Services als
Security-Unternehmen vor allem
für die Öl- und Diamantenindus-
trie, aber auch für Landverkehr,
Tiefbau und weitere Arten von
Unternehmen gegründet, die Si-
cherheit benötigten.”
Das Unternehmen mit Haupt-
sitz in Luanda arbeitet heute in
insgesamt fünfzehn angolani-
schen Provinzen und hat seine
Aktivitäten vom Kerngeschäft
der Sicherheit ausgehend wei-
ter diversifiziert. Das Unterneh-
men ist auch im Bergbau, Bau-
gewerbe, Verkehr, Landwirt-
schaft und Kommunikation
tätig. Hauptprojekt ist derzeit
die Nutzung von Kupferminen
im Norden und Diamantenmi-
nen im Westen des Landes. Die
gesamte erforderliche Infra-
struktur wie Straßen, Elektri-
zitäts- und Wasserleitungen
musste erst gebaut werden.
In enger Zusammenarbeit
mit internationalen Partnern –
Chinesen, Russen, Kanadiern,
Ukrainern - arbeitet AP Servi-
ces an der Erschließung und
Gewinnung verschiedener
Ressourcen und an der Einrich-
tung einer Abteilung für geo-
logische Untersuchungen. „Für
eine Zusammenarbeit mit
deutschen Partnern ist AP Ser-
vices jederzeit bereit; nicht
nur beim Bergbau, sondern
auf jedem Gebiet, auf dem es
für beide Seiten vorteilhaft
wäre”, erklärt Fernando Edu-
ardo Manuel.
SICHERES
WACHSTUM DURCH
DIVERSIFIKATION
FFeerrnnaannddoo EEdduuaarrddoo MMaannuueell
Präsident von
AP Services
ANGOLA CAP part 3.qxd 4/2/10 17:21 Página 4
EINE BEILAGE VON GLOBUS VISION 55
Auf der Fazenda Pungo Andongo in der
nordangolanischen Provinz Malanje, 350 Ki-
lometer von Luanda entfernt, werden jährlich
über 30.000 Tonnen Getreide geerntet. Das
Projekt ist ein Beispiel für das erfolgreiche
Management von Gesterra, dem staatlichen
agro-industriellen Konzern. Landwirtschaft
auf industrieller und umweltfreundlicher Basis
ist ein Produktionsmodell, das
von Gesterra ausgearbeitet
und nun landesweit durchge-
setzt werden soll. Sobald die
Zeit reif ist, soll das Gesterra-
Produktionsmodell von der
öffentlichen Hand an private
Akteure gehen.
Noch ist die Ertragskraft in
Angolas ländlichen Gegend
eher gering. „Angola müsste
jährlich knapp zwei Millionen
Tonnen Getreide produzieren,
um die Hungergefahr zu ban-
nen“, meldet Carlos Pinto, Di-
rektor von Gesterra. Zu einer Steigerung der
Produktivität sind neue Methoden, besseres
Saatmaterial, Mischdünger, neue Technolo-
gien und Maschinen erforderlich, damit die
Landwirtschaft genügend Erzeugnisse erwirt-
schaften kann, um nicht nur dem Nahrungsmit-
telbedarf vor Ort gerecht zu werden, sondern
überschüssige Erträge auf dem nationalen und
internationalen Markt verkaufen
zu können.
Gesterra verwaltet die staat-
lichen Ländereien und zielt auf
nationale Selbstversorgung ins-
besondere bei Getreide, Mais,
Reis, Soja und Bohnen. „In den
Provinzen Lunda-Sul, Lunda-
Norte, Moxico und Uíge muss
der Reisanbau gefördert wer-
den. Mais soll in Malanje, Hu-
ambo, Bié, Kwanza Sul, Huila
und den Regionen nördlich Hui-
las wachsen. Sobald die An-
bauprogramme in Gang sind,
soll auch mit der Produktion von Samen
innerhalb Angolas begonnen werden, um so
den Verlust finanzieller Mittel beim Kauf von
Saatmaterial zu vermeiden. Ebenso muss
mehr Energie und Zeit auf Viehzucht und
Fischfarmen verwendet werden“, erläutert
Pinto. Um den Wert der Agrarprodukte zu
steigern, soll der anschließende Verarbei-
tungsprozess im Land selbst erfolgen. „Die
Verwandlung von Soja zu Öl oder Futtermit-
tel, von Zuckerrohr zu raffiniertem Zucker
wird den ländlichen Gemeinden Wohlstand
bringen“, ist Pinto überzeugt. Gesterras Pro-
jekte zielen hauptsächlich auf die Ausmer-
zung von Hunger und Armut, aber auch auf
die Verbesserung der sozialen Bedingungen
der Bevölkerung. Die angolanischen Familien
sollen Zugang zu Wohlstand und Bildung er-
halten. „Es handelt sich um ein integriertes
Entwicklungsprojekt, das neben der Land-
wirtschaft noch vieles andere umfasst: Was-
ser- und Energieversorgung, bessere Stra-
ßen, Schulen und Krankenhäuser.“
VON DER SELBSTVERSORGUNG ZUR INDUSTRIELLEN AGRARPRODUKTION
In der Vergangenheit viertgrößter Kaffeepro-
duzent der Welt und einer der wichtigsten Ex-
porteure für Zuckerrohr, Bananen, Sisal und
Baumwolle leidet Angolas Landwirtschaft immer
noch unter den Folgen des Bürgerkrieges. Vie-
le Bauern fürchten versteckte Landminen. Weit-
angelegte Entminungsprogramme sollen die
Gefahr beheben, denn Angola verfügt über ei-
ne nutzbare Agrarfläche von 35 Millionen Hek-
tar fruchtbarsten Landes. Als neue Anbaupro-
dukte gelten Mais, Kokosöl, Kartoffeln, Reis und
Kakao. Die Zucht von Rindern und Ziegen ist
ziemlich weit verbreitet. Immer-
hin sind etwa 85% der arbei-
tenden Bevölkerung in der Land-
wirtschaft tätig und bringen die-
sen Wirtschaftszweig langsam
in Schwung. Nicht ohne Wir-
kung bleiben dabei die Bemü-
hungen der Regierung eine Land-
wirtschaft auf industrieller Basis
voranzutreiben.
Einer der Stützpfeiler für das
nationale Wiederaufbaupro-
gramm sei eben die Landwirt-
schaft, erklärt Agrarminister
Afonso Pedro Canga.
Angola, ehemals ein erfolg-
reiches Exportland für Agrar-
produkte, ist heute reines Im-
portland. Allerdings zählt die
Landwirtschaft zu den Wirt-
schaftszweigen, für die ein ra-
santer Aufschwung prophezeit
wird. „Mit ihrer Hilfestellung für
den Agrarsektor bezweckt die
Regierung die Deckung des na-
tionalen Bedarfs, die Schaffung
von Arbeitsplätzen und die Di-
versifizierung der angolanischen
Wirtschaft”, erklärt Landwirt-
schaftsminister Canga.
Eine Reihe von Entwicklungs-
programmen für den ländlichen
Raum sehen Subventionen für Klein-
bauern, kleine und mittlere Betrie-
be und Agrarforschungsprojekte
vor. „Weitere Initiativen zielen auf
die Instandsetzung des Bewässe-
rungssystems und die Gründung
großer industrieller Farmen, sowie
Forschungsprojekte für Fischerei
und Forstwirtschaft ab”, erläutert
der Landwirtschaftsminister.
Die Angolanische Entwicklungsbank (BDA) hat
1,2 Milliarden US-Dollar für kleine landwirt-
schaftliche Unternehmen, Familienbetriebe und
Hersteller landwirtschaftlicher Maschinen und
Traktoren bereitgestellt.
Bis 1974-75 lebten etwa 130 deutsche Fami-
lien als Farmer oder Unternehmer im Land, vor al-
lem in den Regionen um Huambo und Benguela;
in der Stadt Benguela gab es zeitweise sogar ei-
ne deutsche Schule. „Deutschland hat eine star-
ke Wirtschaft und Angola besitzt ein großes Ent-
wicklungspotential auf dem Agrarsektor. Wir hof-
fen sehr darauf, dass deutsche Unternehmer sich
dazu entschließen, in Angola zu investieren“, be-
teuert Afonso Pedro Canga.
Aufschwung in derLandwirtschaft istvielversprechendSubventionen und Investitionen gebenAngolas Landwirtschaft neue Impulse
AAffoonnssoo PPeeddrroo CCaannggaa
Minister für Landwirtschaft
CCaarrllooss AA.. JJ.. PPiinnttoo
Direktor von Gesterra
ANGOLA CAP part 3.qxd 4/2/10 17:15 Página 5
66 EINE BEILAGE VON GLOBUS VISION
Waco Cungo beherbergt Kwanza Sul auch die
größte angolanische Bananenplantage in Sum-
be und experimentelle Reisfelder in Quibala.
Über 600 Kilometer atlantischer Küste er-
strecken sich im Westen der Provinz Kwanza Sul
wunderbare palmenreiche Strände mit mächti-
gen Flüssen, üppigen tropischen Wäldern und herr-
lichen Landschaften. Wasserfälle, Warmwasser-
teiche und andere Natursehenswürdigkeiten
schmücken die noch unbewohnte Gegend.
„Die Regierung trägt sich mit dem Gedanken,
die natürlichen Schönheiten des Landes auf ei-
nem anspruchsvollen Tou-
rismusmarkt anzubieten,
der Gäste aus dem In-
und Ausland anziehen
soll“, verkündet Serafim
Maria do Prado. „Wir
schonen die Gegenden,
für die wir große Pläne
haben.“
In den langen Kriegs-
jahren praktisch lahm-
gelegt hat 2002 ein an-
fangs zögerlicher aber
dann Monat für Monat
wachsender Angola-Tou-
rismus eingesetzt. 2005 besuchten erstmals
über 200.000 Touristen die ehemalige portu-
giesische Kolonie.
Das nationale Wiederaufbauprogramm stellt
entsprechende Infrastrukturen in Aussicht, de-
nen teils mit privaten, teils mit staatlichen Pro-
jekten begegnet wird. Die Hotelketten Sava-
Sivol, Sismotel, Horizonte und Gondwana pla-
nen Hotels mit über 1.000 Betten. In Luanda
entstehen das Fünfsterne-Hotel Sana Luanda
Royal (77 Millionen US-Dollar) und der Hotel-
komplex Mutamba (275 Millionen US-Dollar).
Kwanza Sul bietet unberührte NaturwunderDie Provinz will wieder zum weltweit einflussreichen Kaffeeexporteur aufsteigen
Einsame
Palmenstrände,
mächtige Flüsse
und tropische
Wälder sollen in
Zukunft anspruchs-
vollen Touristen
zugänglich
gemacht werden
Sieben Jahre nach Kriegsende ist
Angola nun in der Lage den
Sprung zum wirtschaftlich und in-
dustriell entwickelten Staat zu
wagen. Serafim Maria do Prado
ist der Mann, der die Provinz
Kwanza Sul auf diesem Weg füh-
ren soll. Auf die Frage, welche
Schwerpunkte zu setzen wären,
antwortet er:
„Die angolanische Regierung
setzt zur Zeit alles daran, den Stra-
ßenverkehr landesweit wieder in
Stand zu setzen. Heute kann man
Kwanza Sul auf zwei Hauptstra-
ßen erreichen, die den Norden
und den Süden Angolas verbin-
den. Diese Straßen sind vollkom-
men asphaltiert und problemlos
befahrbar bis Benguela, Huambo,
Malanje und Bié. Nun müssen wir
auch das sekundäre und tertiäre
Straßennetz reparieren.“
HHeerrrr PPrroovviinnzzggoouuvveerrnneeuurr,, ssoo--
bbaalldd ddeerr SSttrraaßßeennvveerrkkeehhrr
wwiieeddeerrhheerrggeesstteelllltt iisstt,, kkaannnn ddeerr
eeiiggeennttlliicchhee WWiieeddeerraauuffbbaauu bbee--
ggiinnnneenn.. AAuuff wweellcchhee WWiirrtt--
sscchhaaffttssssppaarrtteenn ssoollll iinn KKwwaannzzaa
SSuull ggeesseettzztt wweerrddeenn??
Die Provinzregierung in
Kwanza Sul beabsichtigt, die
Landwirtschaft auf einer indus-
triellen Basis voranzutreiben.
Kleine und mittlere Betriebe
sollen gegründet werden, so
dass der größtmögliche Nut-
zen aus dem Überschuss be-
stimmter Agrarprodukte gezo-
gen werden kann, wie zum Bei-
spiel bei Tomaten, Ananas und
Orangen. Wir wollen auch den
Handel mit der Hauptstadt för-
dern und Luanda mit frischen
Produkten beliefern, die dort
nicht zu bekommen sind.
HHeerrrr PPrroovviinnzzggoouuvveerrnneeuurr,, wweell--
cchhee BBiittttee ffüürr KKwwaannzzaa SSuull hhäätt--
tteenn SSiiee aann ddiiee ZZeennttrraallrreeggiiee--
rruunngg iinn LLuuaannddaa??
Wir brauchen Hilfe beim
Abbau unserer natürlichen
Ressourcen. In der Gegend
von Mussende gibt es Diaman-
ten-, Erdöl- und ein Quarzvor-
kommen, das seinerzeit von ei-
ner deutschen Firma erforscht
wurde. 40 Kilometer von Sum-
be entfernt befindet sich ein
Lager mit Mineralwasser, Mi-
neralien, Phosphaten und
Gold, das noch zu erkunden
wäre. Außerdem brauchen
wir für unsere Projekte billige-
re Energie. In Kürze werden
wir mit dem Energieminister
die Möglichkeit eines An-
schlusses an die Cambambe-
Leitung für das Waco Cungo
Projekt besprechen.
HHeerrrr PPrroovviinnzzggoouuvveerrnneeuurr,, wweell--
cchhee ffiinnaannzziieellllee SSttrruukkttuurr bbee--
nnuuttzztt ddiiee PPrroovviinnzzrreeggiieerruunngg vvoonn
KKwwaannzzaa SSuull,, uumm ddiiee iihhrree PPrroo--
jjeekkttee zzuu vveerrwwiirrkklliicchheenn??
Wir brauchen vor allem Kre-
ditlinien. Die Vorgehensweise
ist folgende: Wir legen unsere
Projekte vor, die Zentralregie-
rung untersucht sie und ent-
scheidet, ob sich eine Kreditli-
nie lohnt.
BODENSCHÄTZE WARTEN IN KWANZA SUL AUF IHRE ERSCHLIESSUNG
NNeeuuee IInnffrraassttrruukkttuurreenn ssoolllleenn ddaass uunnbbeerrüühhrrttee HHiinntteerrllaanndd iinn KKwwaannzzaa SSuull eerrsscchhlliieeßßeenn hheellffeenn.. AAsspphhaallttiieerrttee
VVeerrkkeehhrrwweeggee eerrlleeiicchhtteerrnn ddeenn TTrraannssppoorrtt uunndd HHaannddeell üübbeerrsscchhüüssssiiggeerr AAggrraarrpprroodduukkttee
SSeerraaffiimm MMaarriiaa ddoo PPrraaddoo
Gouverneur der Provinz
Kwanza Sul
Palmen, Baumwolle, Sisal, Bananen, Ananas,
Getreide, Reis, Sonnenblumen und Zitrusfrüchte,
aber vor allem Kaffee, wachsen üppig am süd-
lichen Ufer des Kwanza-Flusses in der angolani-
schen Provinz Kwanza Sul. Auf einer Fläche von
58.698 Quadratkilometern leben 1,6 Millionen
Menschen von Kaffee, Fischerei, Landwirtschaft,
Quarz-, Barium- und Kupferabbau. Kwanza Sul
grenzt im Westen an den Atlantischen Ozean
und in ihrer Provinzhauptstadt Sumbe – ehemals
Novo Redondo - leben 120.000 Einwohner. An-
gola, einst ein wichtiger Kaffeeexporteur, spielt
heute auf dem Weltmarkt für Kaffee nur noch ei-
ne bescheidene untergeordnete Rolle. Dennoch
ist die Kaffeepflanze für die Bauern von Kwanza
Sul zum Symbol für den Neuanfang geworden.
„Kwanza Sul ist eine landwirtschaftlich orien-
tierte Provinz; 90% der Einwohner sind Bau-
ern. Agrarprojekte haben daher eine enorme
Auswirkung auf die Bevölkerung, ebenso Fi-
scherei- oder Viehzuchtprogramme“, meint
Serafim Maria do Prado, Gouverneur der Pro-
vinz Kwanza Sul. Zur Zeit sei das Aldeia No-
va Projekt in Waco Cungo in Gang, welches
Produkte wie Eier, Schweinefleisch, Kartoffeln
und Zuckerrohr nicht nur innerhalb der Provinz,
sondern sogar landesweit vertreibe.
Als 2002 der Krieg mit der Unterzeichnung des
Abkommens von Lusaka beendet wurde, musste
umgehend eine Lösung und neue Perspektiven für
die ehemaligen Soldaten der besiegten FAA und
Unita gefunden werden. 600 Familien konnten in
das Projekt Aldeia Nova integriert werden, das
die Landesmetropole Luanda und die Provinz-
hauptstadt Benguela mit frischen Nahrungsmit-
teln versorgt. Außer dem Aldeia Nova Projekt in
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EINE BEILAGE VON GLOBUS VISION 77
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88 EINE BEILAGE VON GLOBUS VISION
Aus einer traditionellen und
erzkonservativen Orga-
nisation heraus hat sich das an-
golanische Zollwesen zu einer
modernen und effizienten
Struktur entwickelt, die eine
Schlüsselrolle bei der Ent-
wicklung Angolas, insbeson-
dere bei der Einziehung von
Steuern, der Sicherheit der
Grenzen und dem Schutz vor
Drogenhandel und der Ein-
dämmung des Schwarzmarkts spielt.
Sílvio Franco Burity, Direktor für Zollwesen und
indirekte Abgaben (Direccāo Nacional das Al-
fândegas) erklärt, dass diese Institution einen ra-
dikalen Reformprozess durchlaufen habe, der das
Zollsystem funktionstüchtiger machen soll, gleich-
zeitig jedoch die Steuerpflicht weiter ausdehnen
möchte, so dass die Steuereinnahmen ohne Steu-
ererhöhungen zunehmen kön-
nen. „Neuerungen in der
Struktur des Zollwesens, die
Einstellung jüngerer Arbeits-
kräfte mit einem höherem Aus-
bildungsniveau und die Infor-
matisierung der Arbeitsgän-
ge vertiefen diese Reform.
Großer Wert wird auf Ethik
und Integrität der Angestell-
ten gelegt”, versichert Sílvio
Franco Burity.
Allerdings könnten be-
stimmten technologischen
Neuheiten auch ein Risiko in-
newohnen, so zum Beispiel
dem Einsatz von Scannern
als nicht-invasive Waren- und
Personenkontrolle in Häfen
und Flughäfen, gibt Burity zu
bedenken.
Ordnung soll auch in die Zoll- und Steuerge-
setzgebung gebracht werden. „Über 400 gülti-
ge Vorschriften wollen wir in insgesamt fünf Nor-
men zusammenfassen. Bestimmte Zollverordnun-
gen und -tarife sind bereits in Kraft getreten.
Andererseits wird an einer neuen Struktur für Zoll-
wesen und –personal gearbeitet.”
Die Neuregelung der Tarife leistet einen wich-
tigen Beitrag zur wirtschaftlichen und industriel-
len Entwicklung Angolas, da alle wichtigen Pro-
duktionsmittel –Rohstoffe, Werkstoffe und Hilfs-
stoffe - Steuersenkungen und –erlässe genießen.
Ziel sei die Förderung der angolanischen Güter-
produktion.
„Wir haben uns noch nicht für eine Schutzpo-
litik der Eigenproduktion entschieden, das könn-
te zu einem späteren Zeitpunkt brisant werden.
Unser Interesse liegt bisher darin, die angolani-
sche Produktion zu steigern”,
behauptet Burity.
Im März 2001 startete das
Programm zur Erweiterung
und Modernisierung des Zolls,
eine Zusammenarbeit der an-
golanischen Regierung mit der
englischen Consulting-Firma
Crown Agents. „Ein eindeuti-
ger Erfolg. Im Jahr 2000 ha-
ben die Steuereinnahmen bei
200 Millionen US-Dollar, im
Jahr 2008 bei 3,7 Milliarden
US-Dollar gelegen. Eine Stei-
gerungsrate von über
1000%”, erklärt Burity die
Leistung des Programms und
hebt hervor, dass die Einnah-
mensteigerung in eine Zeit ge-
fallen sei, zu der eine Tarifre-
form bei gleichzeitiger Steuersenkung vorge-
nommen worden sei. Die Reformen führten auch
zu einer Verkürzung der Fristen für die Zollabfer-
tigung: von über 20 Tagen auf knapp 48 Stun-
den. Das Höhere Technische Zollamt wurde mit
der Absicht gegründet, den Importunternehmen
einen Ansprechpartner für Anregungen und Be-
schwerden zu vermitteln. In jeder Zollbehörde
stehen deshalb Briefkästen bereit, um Beschwer-
den entgegenzunehmen, die aber auch per Te-
lefon oder E-Mail erledigt werden können.
SSííllvviioo FFrraannccoo BBuurriittyy
Leiter der Zollbehörde
Als Mitglied der Südafrikanischen Entwick-
lungsgemeinschaft (Southern African Deve-
lopment Community) sucht Angola die Inte-
gration in eine Freihandelszone, eine Zoll-
union und die Konvergenz zu einem
gemeinsamen Markt und einer Wirtschafts-
union mit den restlichen 13 SADC- Staaten,
unter denen die Republik Südafrika das
größte Gewicht genießt. Botswana, die De-
mokratische Republik Kongo, Lesotho, Ma-
dagascar, Malawi, Mauritius, Mosambik,
Namibia, Sambia, Zimbabwe, Swasiland
und Tansania sind ebenfalls SADC-Mitglie-
der. „Für Angola bedeutet dieser Staaten-
raum den wichtigsten internationalen Rah-
men auf dem Weg zu einer Zollunion, da er
eine flexiblere Beziehung zwischen den Mit-
gliedsstaaten erlaubt”, meint Zolldirektor
Sílvio Franco Burity.
Innerhalb der Gemeinschaft der Portugie-
sischsprachigen Länder (Comunidade dos
Países de Língua Portuguesa) sucht Angola
ebenfalls eine Harmonisierung des Handels-
und Zollsystems im Rahmen des PICAT-Pro-
gramms (Programa Integrado de
Cooperacāo e Asistência Técnica). Von be-
sonderem Interesse sei die gemeinsame Ge-
setzgebung der Mitglieder und die Unter-
stützung seitens Brasiliens und Portugals, die
als weiterent-wickelte CPLP-Staaten Angola,
Sao Tome, Mozambique, Guinea und Cabo-
Verde Hilfestellung leisteten.
Im Rahmen der World Customs Organi-
zation verhandle Angola mit den Nachbar-
staaten an einem Informationsaustausch
über Importsarten. „Dieses Programm sollte
- speziell mit Namibien - eine Reihe Joint
Ventures ermöglichen, aus denen beide
Partner Nutzen ziehen können.”
Für deutsch-angolanische Zusammerar-
beit sieht Sílvio Franco Burity besonders auf
dem Bergbausektor gute Chancen, da die-
ser immer hohe Startinvestitionen erfordere.
„Angolas reiche Bodenschätze können als
Garantie für diese Investitionen gelten, wäh-
rend Deutschland notwendige Technolo-
gien und Know How einbringt.”
AFRIKANISCHE FREI-
HANDELSZONE GEPLANT
Radikale Reformenim Zoll- undSteuerwesen Steuersenkungen bei Produktionsmittelnkommen Güterherstellung zugute
VVeerrkküürrzzttee WWaarrtteezzeeiitteenn bbeeii ddeerr ZZoollllaabbffeerrttiigguunngg uunndd sstteeiiggeennddee SStteeuueerreeiinnnnaahhmmeenn ttrroottzz SStteeuueerrvveerrggüünnssttiigguunnggeenn ssiinndd nnuurr zzwweeii VVoorrtteeiillee ddeerr RReeffoorrmmeenn
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EINE BEILAGE VON GLOBUS VISION 99
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Ein Blick auf den angolanischen
Finanzsektor lässt ein anhalten-
des Wachstum des südwestafrika-
nischen Landes erkennen. Ex-Fi-
nanzminister Eduardo L. Severim
Morais wagt eine konkrete Pro-
gnose für 2010: „Die Wachstums-
rate wird sich vielleicht nicht ganz
so robust wie in den vergangenen
Jahren verhalten; zu rechnen ist
aber immerhin mit einer Rate von
8,6%, besser als der Schnitt vieler
anderer Staaten.“
Trotz weltweiter
der frühere Minister,
die den angolani-
schenWachstumsin-
dex für 2009 auf 1,3%
senkte, verhalte sich
der Finanzmarkt bis-
lang weiterhin dyna-
misch steigend, mit ei-
ner guten Ertragsla-
ge und einem hohen
Einlagenüberschuss,
berichtet der frühere
Minister. Die Schwä-
che des vergangenen
Jahres führt er nicht
nur auf sinkende Ölpreise zurück, son-
dern macht auch die Minderung der
OPEC-Förderungsquote für Angola
dafür verantwortlich.
Weitere Fakten untermauern Mo-
rais Prognose: rund eine Million An-
golaner (ca. 6%) verfügen über eine
Bankverbindung; 2007 wurde die VI-
SA-Karte eingeführt. Seit 2005 hat
eine signifikante Aufwertung des Kwan-
za gegenüber dem US-Dollar einge-
setzt und die Kreditausfallrate liegt zwi-
schen 4 und 5%. Bemerkenswerte
Anstrengungen bei der Konsolidie-
rung, dem Kompetenzen-
aufbau und der Gesetzge-
bung wurden gemacht und
auch große Erfolge bei der
Bekämpfung der Inflation ge-
feiert, begünstigt durch stei-
gende Devisenreserven. Et-
wa 250.000 Debitkarten wa-
ren 2007 im Umlauf.
Seit der letzten deutsch-an-
golanischen Konferenz in Ber-
lin wurde ein Rahmenab-
kommen über eine Kreditlinie
von 1,7 Milliarden US-Dollar
unterzeichnet. „Trotz des ver-
langsamten Finanzpanora-
mas wird angestrengt weiter-
gearbeitet und insbesondere ein
Schwerpunkt auf die Bereiche Was-
ser- und Energieversorgung gelegt,
in die deutsche, in Angola ansässige
Unternehmen miteinbezogen werden
könnten.”
Eduardo Severim Morais appel-
liert an deutsche Firmen: „Neue In-
vestitionen sind unerlässlich. Es wird
an einer neuen attraktiveren Ge-
setzgebung gearbeitet, die auslän-
dischen Investoren eine größere Un-
abhängigkeit von angolanischen Kre-
ditlinien garantiert.”
Die Geldpolitik der angolanischen
Zentralbank Banco Nacional de An-
gola (BNA) zielt auf die Stablisie-
rung der Preise und der Landes-
währung, sowie die Begünstigung
wachsender Devisenreserven.
Abrahâo Pio dos Santos Gourgel,
Präsident der angolanischen Natio-
nalbank BNA, meint, in Angola seien
gleichzeitig ein Konsolidierungspro-
zess des Finanzsektors und Neu-
gründungen von Bankinstituten zu
erwarten. Bestimmte Fusionen seien
schon angekündigt. „Das nationale
Wiederaufbauprogramm ist anfangs
extrem aggressiv angegangen wor-
den. Partnerschaften mit China,
Deutschland, Portugal und Spanien
wurden gesucht, später wurden die
Anleihen im Rahmen des Club de Pa-
ris gehandhabt. Die Finanzkrise hat
jedoch den bisherigen Trend umge-
stoßen und bewirkt, dass die Regie-
rung auf einen vernünftigen Wieder-
aufbau umschwenkt mit dem Ziel ver-
nünftige Investitionen und
Steuervergünstigungen als Alterna-
tive zu staatlichen Ausgaben einzu-
setzen.“
1100 EINE BEILAGE VON GLOBUS VISION
Der angolanischeFinanzmarkt istweiterhin dynamisch Der Konsolidierungsprozess im Finanzsektor gehtHand in Hand mit der Gründung neuer Institute
AAbbrraahhâoo PPiioo ddooss SSaannttooss
GGoouurrggeell
BNA Präsident
EEdduuaarrddoo LL.. SSeevveerriimm
MMoorraaiiss
Früherer Finanzminister
Im siebtgrößten Land Afrikas
entsteht ein blühender Banken-
markt, der immer leistungsfähiger
und produktiver arbeitet. Die gro-
ße, ständig wachsende Nachfra-
ge nach Gütern und Dienstleis-
tungen hat den Geldinstituten zu
einem dynamischen Wachstum
und guten Erträ-
gen verholfen. Die
Banken zählen zu
den modernsten
Spielern der an-
golanischen Wirt-
schaft und der
Wettbewerb zwi-
schen den ver-
schiedenen Institu-
ten scheint dem
Sektor keinen
Schaden verur-
sacht zu haben,
sonder hat ganz
im Gegenteil
überaus positive Auswirkungen
gezeitigt: ein steil zunehmendes
Wachstum und einen hohen Ein-
lagenüberschuss.
Der Vorsitzende der Banco Es-
pirito Santo Angola (BESA), Álva-
ro de Oliveira Sobrinho, ist über-
zeugt, dass das Friedensabkom-
men, das 27 Jahren Bürgerkrieg in
Angola ein Ende setzte, 2002
den Beginn des rasanten Wachs-
tumsprozesses des angolanischen
Banksektors eingeläutet habe.
Auch die Rolle der Nationalbank,
der Banco Nacional de Angola,
als Aufsichtsbehörde sei aus-
schlaggebend gewesen.
BESA wurde im August 2001
gegründet, als die portugiesische
Espiritu Santo Finan-
cial Group be-
schloss, die in Ango-
la über lange Jahre
hinweg gewonnenen
Erfahrungen zu nut-
zen und eine neue
Bank in der ehemali-
gen portugiesischen
Kolonie zu gründen.
Am 24. Januar
2002 öffnete die
neue Bank in der
Hauptstadt Luanda
die Türen und bot
eine Reihe attrakti-
ver Produkte und Leistungen, die
viele Privatkunden anlockte, aber
auch den großen Firmen im Land
interessante finanzielle Möglich-
keiten bot. Álvaro Sobrinho be-
richtet, BESA habe seit der Grün-
dung eine staatstragende Rolle
gespielt: „BESA hat bei allen bis-
herigen Regierungsinitiativen ent-
weder projektführend oder pro-
jektstützend mitgewirkt.“
BLÜHENDER BANKEN- UND FINANZMARKT
ÁÁllvvaarroo SSoobbrriinnhhoo
BESA Vorsitzender
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1122 EINE BEILAGE VON GLOBUS VISION
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