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Fragen zur Sorgfaltspflicht an einen Test, der die finanzielle Risikobereitschaft misst
Als Finanzberater müssen Sie sicherstellen, dass jedes Instrument, welches von Ihnen oder
Ihrem Unternehmen im Beratungsprozess verwendet wird, genau gekennzeichnet ist und zum
Auftrag/zur Absicht passt.
Ein Test zur Erfassung der finanziellen Risikobereitschaft ist ein Persönlichkeitstest, der
wissenschaftlichen Standards und Richtlinien genügen muss. Wissenschaftlich konstruierte Tests
unterscheiden sich anhand der zu erfüllenden Gütekriterien und der damit verbundenen Qualität von
Laientests. Wissenschaftlich fundierte Tests können Ihren Beratungsprozess optimieren und Ihnen,
sowie Ihren Kunden, wertvolle, nachvollziehbare Informationen bieten.
Im Folgenden lernen Sie die wichtigsten Standards kennen und können selbst die Qualität eines Tests
zur Messung der finanziellen Risikobereitschaft überprüfen. Egal welche Rolle Sie in Ihrem
Unternehmen annehmen, ob in der Beratung, Verkauf, Compliance, oder generelles Management
macht es Sinn, auch wenn es keine spezielle rechtliche Vorgabe gibt, eine gründliche, mit gebührender
Sorgfalt durchgeführte Prüfung der Prozesse und Instrumente, die beim Beratungsprozess zum Beispiel
im Hinblick auf die Geeignetheit beteiligt sind, vorzunehmen.
Im Jahr 2014 hat Stuart Erskine MA, ein führender britischer Finanzberater und Ökonom, ein
Rahmenwerk der Sorgfaltspflicht für FinaMetrica entwickelt. Ebenfalls beteiligt waren Experten für
Psychometrie, Professor Irinini Moustaki und Dr. Myrsini Kaistkatsou, von der London School of
Economics. Beide haben die Richtigkeit des Sorgfaltspflicht-Prozesses geprüft. Dieses Rahmenwerk
wurde entworfen, um eine Hilfestellung für diejenigen zu bieten, die eine Sorgfaltsprüfung vornehmen
möchten.
Sorgfaltspflicht Checkliste
………………………………………………………………………………………………………………………………………
FCM Finanz Coaching Monika Müller Gustav-Freytag-Str. 9 65189 Wiesbaden
Telefon +49 (0)611 20 47 298 Fax +49 (0)611 20 47 299 Mobil +49 (0)177 3243 398
E-Mail monika.mueller@fcm-coaching.de Internet www.fcm-coaching.de
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Unternehmen/Werkzeug:
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Abschnitt 1: Einfache Fragen, die wenig Fachwissen erfordern
1. Augenscheinvalidität
Beim Lesen der Fragen im Fragebogen:
a. Machen die Fragen für Sie Sinn? Verstehen Sie die Fragen?
Wenn nein, könnte ein Problem entstehen; Kunden könnte die Interpretation der Fragen
schwerfallen, der Report würde wahrscheinlich ungenau werden und der abschließende Rat
möglicherweise mangelhaft.
□ JA □ NEIN
_________________________________________________________________________________
b. Wirken der Inhalt und die Formulierungen des Fragebogens in sich und in Bezug auf das
interessierende Persönlichkeitsmerkmal (hier Risikobereitschaft) schlüssig?
Die Fragen sollten das zu messende Konstrukt betreffen. Wenn das nicht der Fall ist, könnte
der Test nicht valide sein.
□ JA □ NEIN
_________________________________________________________________________________
c. Sind die Fragen vielfältig? Unterscheiden sich die Fragen? Gibt es irgendwelche
Überschneidungen? Eine Vielfalt muss erkennbar sein; keine gleichen oder ähnlichen Fragen
mehrmals stellen, ansonsten ist der Fragebogen nicht valide.
□ JA □ NEIN
_________________________________________________________________________________
2. Ursprung der Konstruktion
Diese Informationen sollte Ihnen das Handbuch oder das Manual des Tests, den Sie beabsichtigen zu
verwenden, zur Verfügung stellen.
a. Wurde der Fragebogen von passenden Experten/Wissenschaftlern (z. B. mit Erfahrungen im
Finanzwesen und statistischen Sachkenntnissen) erstellt? Es ist bedenklich, wenn der
Ursprung des Fragebogens keine entsprechende Expertise vorweisen kann.
□ JA □ NEIN
_________________________________________________________________________________
b. Können diese Wissenschaftler überprüft werden und wurde auf sie verwiesen? Überprüfen
Sie die Existenz und die Bedeutung der wissenschaftlichen Arbeit der entsprechenden
Wissenschaftler.
□ JA □ NEIN
Sorgfaltspflicht Checkliste
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3. Wissenschaftliche Recherche, unabhängige Testung und Sicherheit
Wenn mehrere Wissenschaftler den Fragebogen überprüfen, liefert dies einen weiteren Nachweis für
die gute Leistung/Konstruktion des Fragebogens.
a. Haben Forscher den Fragebogen oder einen Datensatz daraus für belegte Forschung benutzt
und haben diesen bevorzugt in einer international anerkannten Zeitschrift veröffentlicht?
□ JA □ NEIN
_________________________________________________________________________________
b. Belegt diese Forschung die Integrität des Fragebogens?
□ JA □ NEIN
_________________________________________________________________________________
c. Gibt es wissenschaftliche Beiträge zur Überprüfung?
□ JA □ NEIN
_________________________________________________________________________________
d. Wurde der Fragebogen von einem unabhängigen Wissenschaftler überprüft oder getestet? Es
ist wichtig, dass der Test unabhängig vom Anbieter getestet wird und dass die Ergebnisse
dieser Überprüfung positiv sind.
□ JA □ NEIN
_________________________________________________________________________________
e. Kontinuierliche Entwicklung und Analyse: Wie und von wem wird die Leistung des
Fragebogens überwacht, geprüft und aktualisiert?
_________________________________________________________________________________
f. Wie regelmäßig wird dies überprüft? Es sollte (mindestens) in 5 Jahresintervallen passieren.
_________________________________________________________________________________
g. Gibt es dokumentierte Änderungen am Fragebogen und wurden diese an die Nutzer
herangetragen? Gibt es verschiedene Versionen, wenn ja, wieso gab es Änderungen? Wenn
es keine Änderungen gab, warum nicht?
_________________________________________________________________________________
4. Objektivität
a. Ist die Durchführung des Tests für alle Teilnehmer gleich?
□ JA □ NEIN
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b. Ist das Ergebnis unabhängig von dem Testleiter?
□ JA □ NEIN
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Abschnitt 2: Technische Sorgfaltspflichtfragen, die mehr Fachwissen erfordern
Die Antworten auf diese Fragen sollten im technischen Handbuch oder im Manual des Tests zu finden
sein.
5. Annahmen, die den Fragebogen untermauern
a. Was sind die Ursprünge des Fragebogens? Wurde er empirisch konstruiert oder auf Basis
einer Theorie? Achten Sie auf die Verweise zu wissenschaftlichen Abhandlungen oder auf die
Literatur. Eine solide theoretische oder empirische Basis des Tests ist ein gutes Kennzeichen.
Im Gegensatz dazu stehen Fragebögen, die nur betriebsintern konstruiert oder
erfunden/entwickelt wurden.
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b. Welche Annahmen untermauern den Fragebogen? Sind die Annahmen intuitiv
nachvollziehbar? Gibt es z. B. Annahmen über die Natur oder das Verhalten von Menschen,
die nicht plausibel wirken?
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c. Ist der Fragebogen stark beeinflusst von einem bestimmten Forschungsmuster (z.B. aus
Psychologie oder Psychometrie)? Recherchieren Sie selbst online um herauszufinden, ob
dieses Muster kritisiert wurde oder irgendwelche Schwächen oder besondere Stärken
aufweist.
□ JA □ NEIN
_________________________________________________________________________________
6. Dienlichkeit: Normen und Teststichprobe
a. Wurde der Fragebogen an einer Stichprobe getestet, die echt und relevant ist? Ist
beispielsweise die Altersklasse, die getestet wurde, die gleiche wie die Altersklasse für die der
Test benutzt werden soll. Stimmt die getestete Altersklasse mit der im Manual angegeben
Altersklasse überein?
□ JA □ NEIN
_________________________________________________________________________________
b. Beinhalten die Normtabellen Werte von Personen, die mit den Werten der Testpersonen
vergleichbar sind? Gibt es umfassende Informationen über die Normen und den
Standardisierungsprozess, um eine akzeptable Normgruppe zu erstellen?
□ JA □ NEIN
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7. Test zur Anwenderfreundlichkeit
a. Welche Untersuchungen wurden durchgeführt, um die Anwenderfreundlichkeit des
Fragebogens sicher zu stellen? Wird eine Zeit angegeben, die man durchschnittlich zur
Bearbeitung des Fragebogens gebraucht wird, um den Fragebogen auszufüllen? Viele
Menschen haben eine beschränkte Konzentrationsfähigkeit, deshalb wäre eine
durchschnittliche Durchführungsdauer von weniger als 30 Minuten gut geeignet.
_________________________________________________________________________________
b. Können die Kunden den Fragebogen selbstständig, ohne die Hilfe eines Beraters ausfüllen?
□ JA □ NEIN
_________________________________________________________________________________
8. Sind Sie in der Lage Ihr Verständnis von dem Fragebogen zu formulieren und zu
demonstrieren?
a. Punktebewertungsverfahren: Wie werden Punkte erzielt und bewertet? Haben Sie das
Punktesystem verstanden und können es wiedergeben? Somit zeigen Sie gleichzeitig Ihr
Verständnis und die Transparenz des Fragebogens auf. Sind beispielsweise alle Fragen
gleich gewichtet? Sind alle Fragen von gleicher Wichtigkeit?
_________________________________________________________________________________
b. Zuordnen von Punktwerten zu Gruppen: Ist die Zuordnung von Punktwerten zu Gruppen
ausführlich beschrieben? Verstehen Sie den Prozess und können Sie den Prozess
ausformulieren? Wie und wieso funktioniert er?
□ JA □ NEIN
_________________________________________________________________________________
c. Gruppen: Sind die Beschreibungen der Gruppe einfach zu verstehen, gut definiert und durch
den Einsatz von nicht-emotionaler Sprache geprägt?
□ JA □ NEIN
_________________________________________________________________________________
d. Stehen Ihnen genug Informationen zur Verfügung, um erklären zu können wie die Ergebnisse
des Fragebogens mit einer Vermögensallokation oder mit Portfolioparametern verknüpft
werden können?
□ JA □ NEIN
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9. Fachliche Unterstützung
a. Welcher fachliche Rückhalt ist gegeben? Können Sie sich bei Fragen an jemanden wenden?
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b. Haben Sie ein technisches Handbuch zur Verfügung?
□ JA □ NEIN
_________________________________________________________________________________
c. Ist das technische Handbuch verständlich und nützlich für Sie, als Nutzer?
□ JA □ NEIN
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Abschnitt 3: Weitere, ergänzende Fragen zur psychometrischen Qualität
10. Komponenten (Faktor-) Analyse
Welche latenten Konstrukte (Faktoren) soll der Test messen? Einen oder mehrere Faktoren? Was gibt
der Fragebogen an wie viele Konstrukte gemessen werden sollen? Ein Fragebogen ist beispielsweise
entworfen, um die finanzielle Risikobereitschaft zu beurteilen. Dies ist ein latentes Konstrukt, welches
auch als “Faktor” bezeichnet wird. Der Faktor, der in diesem Beispiel gemessen wird, ist die
Risikobereitschaft. Da die Skala im Fragebogen so konstruiert ist, dass sie die Risikobereitschaft
misst, wäre ein 1-Faktoren-Model angemessen, um die Verbindungen zwischen den entsprechenden
Fragebogenitems zu messen. Diese Items sollten stark mit dem interessierenden Faktor, z.B. mit der
Risikobereitschaft, korrelieren.
a. Misst der Fragebogen einen einzigen Faktor oder ein einziges Konstrukt)? Wenn im
Handbuch ein 1-Faktoren Modell als Grundlage beschrieben ist, ist dies positiv interpretierbar
und weist auf eine gute Fragebogenkonstruktion hin.
_________________________________________________________________________________
b. Wenn das technische Handbuch des Tests angibt, dass es sich um ein Mehrfaktorenmodel
handelt, welche anderen Faktoren werden dann gemessen? Sind diese relevant für Ihre
Ansprüche? Wenn nein, weist dies auf eine dürftige Konstruktion hin, die die Validität des
Ergebnisses beeinträchtigt.
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11. Die Korrelations-Matrix
Diese zeigt die Stärke der Beziehung zwischen den Fragen.
a. Korrelieren die einzelnen Fragen/Items stark miteinander (idealerweise Korrelationen über 0.4
und am besten noch höhere Korrelationen, die näher an 1 liegen)?
□ JA □ NEIN
12. Reliabilität
Suchen Sie nach dem Wert für Cronbachs Alpha, ein Maß der internen Konsistenz. Dieser Wert
schätzt die generelle Beziehung der Fragen untereinander ein.
a. Suchen Sie nach einem Wert mindestens über 0.5. Ab 0.8 wird die Reliabilität des Tests als
gut eingestuft.
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b. Mit der Test-Retest-Reliabilitätsmessung (z.B. wird derselbe Test über einen bestimmten
Zeitraum hinweg wiederholt) ist zu erkennen, ob die Werte im Laufe der Zeit stabil sind.
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13. Weitere Hinweise auf die Konstruktvalidität
Um zu bestimmen, dass der Fragebogen wirklich das entsprechende Merkmal misst, sind weitere
Belege von Vorteil (Konstruktvalidität). Es gibt verschiedene Ansätze, wie man die Konstruktvalidität
bestimmen kann; konvergente, kongruente und diskriminante Validität
a. Korrelieren die Testwerte, basierend auf den Antworten im Fragebogen, mit Werten aus
anderen Tests, die ähnliche Konzepte messen (konvergente Validität)?
□ JA □ NEIN
_________________________________________________________________________________
b. Zeigen die Testwerte Korrelationen nahe Null mit Werten aus anderen Tests, die Konzepte
messen die nicht finanzielle Risikobereitschaft erfassen, auf (diskriminante Validität)?
□ JA □ NEIN
_________________________________________________________________________________
c. Zeigen die Testwerte Korrelationen mit Werten von anderen Tests auf, die das gleiche
Konstrukt zum gleichen Zeitpunkt messen (kongruente Validität)?
□ JA □ NEIN
Quelle: Übersetzung vgl. Due Dilligence Checklist FinaMetrica und Podcast von Paul Resnik
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