View
220
Download
0
Category
Preview:
Citation preview
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1931 Nr.2 September 1931
1/24
Gasschutz und Luftschutz
Zeitschrift fr das gesamte Gebiet des Gas- und Luftschutzes der Zivilbevlkerung
Mitteilungsblatt amtlicher Nachrichten
Schriftleitung: Dr. Rudolf
Hanslian und
Prsident
Heinrich
Paetsch
10
Berlin
Mit Untersttzung von
Dr. Abegg, Staatssekretr im Preu. Ministerium des Innern; Dr. Adler, Stadtbaurat beim Magistrat Berlin; von
Altrock, Generalleutnant a. D., Berlin ; Dr. Barck, Ministerialrat im Badischen Ministerium des Innern; Bleidorn,
General der Artillerie a. D., Berlin; Dr. Brande.nburg, Ministerialdirigent im Reichsverkehrsministerium; Dr. jur.
Bruns, Univ.,Prof., Berlin; Delvendahl, Oberpostrat im Reichspostministerium; Dr. Dietrich, Prof., Min Direktor
i.
R .
Vorsitzender der Gasschutzkommission des Deutschen Roten Kreuzes; Dr. Drger, Lbeek; von Dring, Reichs,
verband der Industrie; Dr. Flury, Univ.,Prof., Wrzburg; Dr. Forstmann, Leiter der Hauptstelle fr das Gruben,
rettungswesen, Essen; Gempp, Oberbranddirektor von Berlm; Hampe, Leiter des Gasschutzes der Technischen Not
hilfe e.
v.
Berlin; Krner, Beigeordn.
d.
Deutschen Stdtetages; Dr. Kottenberg, Beigeordn.
d.
Reichsstdtebundes;
Dr. Kremer, Min.,Rat, Referent
f.
Unfallschutz u. Gewerbehygiene 1. Pr . Minist. f Handel u. Gewerbe; Kretschmar,
Vors. d. Arbeiter,Samaritcrbundes; Lummitzsch, Vorst.
d.
Technischen Nothilfe; Dr. Menzel, Min.,Direktor i. Reichs,
ministerium des Innern; Dr. Ritter Mertz von Quirnheim, Prsident des Reichsarchivs; Dr. Nernst, Geh.,Rat, Univ.,
Prof., Berlin; Oppermann, Reichsbahndirektor, Geh. Oberbau rat bei der Hauptverwaltung der Deutschen Reichsbahn.
gesellschaft; Dr. Quasebart; Prof., Berlin; Dr. Riepert, Baurat, Berlin; Ronde, Min.,Rat im Reiehswirtsehaftsministe.
rium; Sachsenberg, MdR.,
Dessau; Dr.
Schopohl, M,
in. Direktor
im Ministerium fr Volkswohlfahrt, Staatskom.
missar fr das Rettungswesen in Preuen und Prsident des Preuischen Landesgesundheitsrates, Berlin; von Seeckt,
Generaloberst a. D. Berlin; Sperr, Min.,Direktor, Stellv. Bevollmchtigter Bayerns zum Reichsrat, Dr. Tbben Bergrat,
Prof. an der Technischen Hochschule Charlottcnburg; Wagner, Min
Rat im Reichsministerium des Innern; Dr. Wirth
Prof. an der Technischen Hochschule Charlotrenburg; Woltersdorf, Prof. an der Technischen Hochschule Bresillu,
Direktor der Oberschlesischen Hauptstelle fr das Grubenrettungswesen
herausgegeben von Dr . August Schrimpff in
Mnchen
Bezugsbedingungen:
Di ese Zeitschrilt erschein t
monatlich
e
inmal.
Bezugspreis Inland RM 1.50,
Ausland RM
2.- pro Monat .
Zahlungen
erfolgen auf
das
Bankkonto Nr. 26204 bei der Deutschen Bank und Diskonto-Gesellschaft Mnchen
oder
auf
das
Postscheckkonto Nr. 9055
Mnchen der Dr.
August Schrimpff
G. m. b. H. / A n z e i g e n
werden nach
Tarif berechnet welcher
aul Wunsch zugesandt
wird. Bei
Zahlungs verzug oder
bei
Konkurs
en
fllt
der
vereinbarte Rabatt fort
. / Nachdruck
und bersetzung der Aufstze ist
nur
mit Genehmigung
der
Schriftleitung
gestaltet. / Zw.endungen sind zu richten fr die S e h r i f t 1 e i t u n g an Dr. RudoU Hanslian Berlin NW 87, Tile
Wardenberg-Strae 12 Fernsprecher
C 9,
Ti
e rgarten 2294, fr
den Be
z u g
und
die An z e i e n
an den Verlag
0 r . Au g u t
Sc
h r
im
p f
f
Mnchen
2 NO,
Ludwigstrae
14.
Tel.-Adr.:
Nitrogen.
rernspr.
Nr.
20774.
SEPTEMBERHEFT MNCHEN
/
BERLIN
IM
SEPTEMBER
1931
JAHRGANG
1931
Prof. Dr. Ing. Quasebart: Kann der Brger gegen Kampfgase geschtzt werden? A. von Dring: Industrieller Luft.
schutz. Min
Rat
Dr. Ing. Kremer: Industrieschutz und Gewerbeaufsicht. Dip . log. Lindner: Feuerwehr und Luft
schutz. Erich Hampe; Technische othilfe und Luftschutz. Internationa ler Wettbewerb zur Feststellung von
Yperit. Luftmanver und Luftschutzbungen. Industrieschutz. Deutsches Rotes Kreuz. Mitteilungen. Aus.
landsstimmen. Literatur.
Kann der Brger gegen Kampfgase
geschtzt werden
/
Professor _ Ing
Quasebar t
Die Frage stellen, heit sie rckhaltlos bejahen.
Scbon die Tatsache, da alle
Staaten
der
Erde
jedem
ihrer Soldaten ein Gasschutzgert
ge
ben. das ihm
ebenso unentbehrlich ist wie
das
Gewehr, beweist,
da
der
Gasschutz einen Grad der Vollkommenheit
erreich t hat, der alles weit bertrifft, was an Schutz.
mitteln gegen a
nder
e Gefahren
und
Verletzun.gen
geschaffen wurde. Kleine Lnder wrden ihre
lichen Mittel fr Rstungszwecke sicberlich einer
besseren Verwendung zufhren, wenn nicht die G as.
maske als ein zuverlssiges und unbeclingt notwendi.
ges Ausrstungsmittel der
Armee
anzusehen wre.
Wie
verhlt es sich nun mit dem Schutz der Bevl,
kerung gegen giftige Gase? Da ist zunchst zu be.
achten,
da
der Weltkrieg,
der
durch die Mitarbeit
von Hunderten
der
bedeutendsten Kpfe auf dem
Gebiet der
Chemie, Physik, Pharmako Jo gie und
Atemphysiologie wirkungsvolle Kamp,fgase ber die
Fronten
ausbreitete, die gleichen Gelehrten zwang,
nach einem umfassenden Schutz fr die
eigenen
Truppen mschau zu halten.
Das
Ergebnis dieier
tausendfltigen Kriegsarbeit
kommt
heute der Gas
schutzgerte bauenden Industrie fr seine Friedens:
und Kriegsaufgaben zugute. Und deshalb ist es
falsch, von ungeahnten Mglicbkeiten zu reden. die
die
Zukunft
bringen knnte durch n t w i c k l u n ~
neuer Giftgase, dem Abregnen von Todestau
oder
der Wolke tdlichen Nebels_ Das weite Gelnde der
Chemie ist im Kriege so ,grndlich gepflgt und ge,
dngt worden,
da
auch neue Methoden keine durch:
greifende nderung mehr bringen drften, die grund
stzlicher
Natur
wren. W,enn auch entgegen deninternationalen Vertr-gen der eine oder andere neue
Giftstoff dem Kriegsarsenal eingefgt wrde, so fllt
er doch
unter
eine der
Gruppen
,gegen die ein neu.
zeitliches Gasschutzgert Schutz bietet.
Man wird einwenden,
da
eine Gasbereitschaft der
Brgerschaft groe Geldmittel
unntz
festlege. Ist
es aber nicht hnlicb mit allen anderen Rettungs,
und Schutzmanahmen? Tausende von Geldschrn.
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1931 Nr.2 September 1931
2/24
ken
stehen
in trotzif. er Unbewef. lichkeit an ihrem
Platz,e, bereit, dem Angriff des Feuers
und E i n ~
brechers Widerstan.d zu leisten; wie
gerinf.
aber
drfte
der
Prozentsatz
der
praktischen
E r p r o b u n ~
sein. Kleinfeuerlscher
sind
in allen Fabriken,
G e ~
schftsrumen und Eisenbahnwagen, selbst in m a n
chen Privathusern auf,gehngt. um dem
G e i s t e s
gegenwrtigen die Mglichkeit zu geben,
a u s b r e c h e n ~
d
es
Feuer
m
Keim zu ersticken.
Jeder
Besitzer
eines solchen Feuerlschers wird sich freuen, wenn
er
ihn nicht anzuwenden braucht;
trotzdem
bildet
er ein selbstverstndliches Requisit jedes gut
hteten Eigentums. Sollte es da
SO
abwegig sein, an
den Schutz gegen eine
Gefahr
zu denken, die uns
im Ernstfalle
durch
einen skrupellosen
Angr
,eifer,
der das
Genfer
Protokoll nicht achtet, mit ebenso
groer Sicherheit bedroht, wie sie mit einfachen
Mitteln zu bannen
ist?
Dabei ist der Preis einer Brgermaske keineswef. s
unerschwinglich. Bei Massenerzcugunf. ist es
m g
lieh, ein brauchbares
Gert
zu einem Preise von
etwa zehn Reichsmark zur Verfgung zu stellen.
Um
den Bfugergasschutz im Kriegsfalle wil'ksam
werden zu lassen, ist es notwendig, im Frieden
aUe
Vorbereitungen zu treffen, die eine genj: ende
n
zahl von
Gerten
sicherstellen und die Brgerschaft
mit der Benutzunf.
der
Schutzmittel vertraut machen.
Die Bereitstellung ist eine Fraf. e von Geld und O r g a
nisation.
Kann
der
Staat
mit Geld nicht helfen und
stellt er
nur
seine Verwaltungsapparate zur Ver-
fdund
so
werden
private
Vereinigung,en nach dem
V ~ r h l i d anderer Staaten in der Lag,e sein, die Mittel
zu beschaffen. Die gefhrdeten Industrien aber
sollten aus eigenem
Fond
zur Sicherung ihr.
er B e l e g
schaft die erforderlichen Anschaffungen machen.
Auch die Organisation stelle man sich nicht zu
schwierig vor. Vergessen wir doch rocht,
da
dei'
nichtmilitrische Gasschutz sich in der N achkriegs-
zeit in einer ungeahnten Weise entwickelt hat,
so
da
ein breites Fundament vorhanden ist, auf dem
weiterg,ebaut
werden kann.
Von
102
deutschen Be-
rufsfeuerwehren haben etwa 60 ihre Mannschaften
mit GasmalSken ausgerstet, und zwar durchw ef. so
da
jeder
Beamte sein
eif. enes Gert
besitzt. In
B e
rufs_ un.d freiwilligen Feuerwehren drften heute
schon 30000 Maskentrger ausgebildet sein.
Wird
dieser
Grundsatz
auf
jede
freiwillige Feuerwehr
Deutsc.hlandlS bertragen,
so
wrden,
g l e i c h m i ~
ber das ganze Land verstreut,
etwa
1
800 000 a s
kentrger vorhanden sein, die durch ihr,e
r e g e l m i
gen
bungen
systematisch
im
Gebrauch von
G a s
schutzg.erten unterrichtet werden knnen. .
Die
Gasanstalten
Hochofenwer ke und KokereIen,
deren Beamte und Arbeiter stndif.
von
dem
h o c h
giftigen Kohlenoxyd des LeuchtgalSes
b e d r o ~ t
sind,
haben ihren Leuten in
den
letzten Jahren
n
dem
Degea_CO_Filter einen sicheren Schutz f. egen diesen
heimtckischen Feind geben knnen.
Durch
diese
Manahmen sind in
fast
allen Stdten
f. erade
an
j.enigen Stellen, die einem Fliegerangriff besonders
ausgesetzt sind, Zellen fr den Gasschutz ,f. ebildet
worden.
Von
dem Umfang dieser
G a s s c h u t z t t i g
keit
kann man
sich ein Bild machen, wenn man hrt,
da von derartigen Kohlenoxydfiltern in den letzten
4 Jahren
ber 20 000 Stck
beschafft und 400000
Arbeitsstunden damit verrichtet wurden.
Nicht
minder wichtig ist die Weite
Verbr
,eitung der
Gerte
in der chemischen Industrie,
di
e ohne
Gas
-
schutzorganisation
undenkbar
geworden ist.
Unter-
nehmer, Arbeiter, Berufsgenossenschaften und
G e
werbeaufsichten haben hier wie auch in anderen
dustri.ezweigen ein groes soziales Werk vollbra.cht
und die desundheitliche Schdigung der Arbelt,er
durch Giftgase ganz erheblich heruntergedrckt.
6
Gaskatastrophen
verschiedener
Art
haben auch
weniger beteiligten Kreisen Veranlassung gegeben,
der Gasschutzfrage ihre Aufmerksamkeit
z u z u w e n ~
den. Als bei dem Phosgenausbruch in Hamburg
auch Polizeibeamte in Mitleidenschaft ,gezogen
den, hat der hamburgische
Staat
als erster
in
Deutschland die Ausrstung seiner gefhrdeten
B e
amten n die Wege geleitet,
und
ihm sind inzwischen
eine Reihe anderer Lnder
ge
folgt.
Auch die Sanittskolonnen aller Schattierunf. en mit
ihrem weitverilweigten
und
wohlorganisierten
Netz
von disziplinierten freiwilligen Mannschaften haben
im letzten Jahre in erhhtem
Ma
e dem Gasschutz
ihr Interesse zugewandt.
Das
deutsche
Rote
Kreuz
hat in ,gleicher Weise wie die nationalen
R o t k r e u z
vel.'bnde
anderer
Staaten und im Verfolg der
B e
schlsse des Internationalen Roten Kr.euzes in
Genf
eine systematische Ausbildung der Sanittskolonnen
mit geeigneten
Gerten
in die Wege f. eleitct, die auf
di
e Bedrfnisse
der
Orte zugeschnitten sind, in denen
die Kolonnen arbeiten. Denn es ist
s e 1 b s t v e r s t n d ~
lich, da eine Kolonne in lndlicher Gef. end, wo
auer Leuchtgasvergiftungen und Brnden hchstens
mit der Bergung von V.erunglckten aus Brunnen-
schchten zu rechnen ist, nicht in
der
umfangreich,en
Weise ausgerstet wird, wie eine Mannsohaft im
Ruhrgebiet, die, inmitten von hochgespannten
Gasen
und giftigen ,Flssigkeiten aller
Art
lebend,
aU
diesen
Gefahren Trotz bieten mu.
Aber ,e i n e Forderung
mu m
Interesse des Ganzen
gestellt werden, .da alle
Gerte
auswechselbar sind,
so da der
Pommer nicht
nur das Gert des
A a c h e
ners ohne weiteres benutzen kann,
sondern
da auch
Schutzfilter verschiedener Art in alle Masken e i n ~
g,ebaut werden knnen. Diese Forderung ist in
Deutschland durch die verstndnisvolle Z u s a m m e n ~
arbeit der Gerte bauenden Firmen im wesentlichen
~ r f I l t
p r
.,Normenausschu f,r Atmungsf. erte"
Ist bemht, heute noch bestehende kleine U n t e r ~
sohiede zu beseitif. en.
Wie kann
man nun die Atmungswege und
AUf. en,
die am meisten gefhrdeten Organ
e,
schtzen gegen
alle di e Gase die im Frieden
und
womglich im
Kriegsfall
trotz
bestehe
nder
Vertrge V
r w e n d u n ~
finden, die teils di,e Lunge .angreifen oder u n e r t r f . ~
liche n Niesreiz bewirken oder die Augen schdigen'?
Die Lsung ist
in
allen ILndern der
Weit
im wesent-
lichen die gleiche. Man legt vor das Gesicht eine
Maske, die vollkommen
~ a s d i c h t
abschlieen mu,
Augenglser
und
.eine ffnung dem Munde
g e g e n ~
ber besitzt, die mit einem das Giftf. as
a b s o r b i e r e 1 ' \ ~
den Filtermaterial geschlossen wird. Also zwei
wesentliche Bestandteile: die Gasmaske und
das
Filter.
Das
Filter besteht aus einer Blechboose und
ist mit verschieden.en Chemikalien .gefIlt, die Schutz
gegen alle
vorkommenden
und denkbaren
Arten
von
Gas,
Nebel
und Rauch bieten. Diese Filterbchse
ist ein kleines Kunstwerk.
Auf
den Raum einer
Tasse sind die Abwehrstoffe zusammen.gedrnf. t,
welche die eindringenden Gifte unschdlich machen
und
nur der
reinen Atmungsluft den
Weg.
frei,geben.
Solange unverseuchte Luft
f. ea
t
met
wird. tritt die
Filtermasse nicht in Ttigk,eit,
so
da ein ngstlicher
Gertetrg.er, der die Maske vorzeitid aufsetzt nicht
zu befrchten braucht,
da
sein Gert vorzeitid ver-
braucht wird. Ja.
er kann
die Maske
Tag und Nacht
tragen, ohne da sie sich
abnutzt;
im AUdenblick der
Gefahr wird sie stets ihren Dienst tun.'" Ewig hlt
ein solches Filter natrlich nicht, aber seine E r ~
schpfung erfolgt in der
Art
, da der Moaslkentrger
durch die ersten durchtretenden Spuren des Gift-
s t o f ~ e s ,
die auf Nase,
Mund
oder Augen einen Reiz
ausiIben, gewarnt wird, und
dann hat
er reichlich
Zeit, das Filter gegen
ei
n anderes auszutauschen.
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1931 Nr.2 September 1931
3/24
Die Konzentration einer Gasverseuchung stelle man
sich nicht
zu
hoch vor. Gase, die leichter sind als Luft,
bilden keine nennenswerten Gefahren, da sie sofort
hochsteigen, sich mit Luft vermengen und duroh die
kleinste LuftbewegunQ so verdnnt werden, da eine
Gefhrdun.: von Personen kaum zu befrchten ist.
Als Kampfgase wrde der Angreifer deshalb
n
der
Regel nur solche whlen, die schwerer als Luft sind.
Das bedeutet
aber, da sie sich am Boden
e n t J a n
bewegen und hhere Stookwerke nioht gefhrden.
Immerhin sollte
der
sorgsame Brger
m
E r n s t f a l l
stets eine Gasmaske bereit haben.
Die
Gasmaske
selbst soll den
Trger
mglichst
wenig behindern n der Sicht,
der
Atmung und der
Hautausdnstund Forderunden, die im Rahmen des
Mdlichen crfllt sind. I ~ Bedarfsfalle mu die
~ k e mit einem Handdriff auch von ungebten
Personen aufgesetzt werden knnen; bei der Br.
germaske gengen deshalb einfaeherc. H a l t ~ v o r
riehtungcn als bei einer Heeresmaske, bel dcr dIe e:.
forderliche Kampfbettigung des Trgers komph.
ziertere Konstruktionen erfordern.
Immer wieder
hrt
man, es sei unmglich, Masken
fr die Brgerschaft bereitzuhalten, weil die Kopf.
formen
50
versehiedcn seien und sich dauernd
n
.
derten, so
da
ein und dieselbc Maske sich nicht
fr alle Menschen eignc. Auch diese Befrchtung
ist weit bertrieben. Kommt doch die Reichswehr,
welche Leute aller Stmme mit den unterschied.
liohsten Kopfformen umfat mit 3 Maskengren
aus, wobei notfalls die Mitteigre fr nahezu alle
Mannschaften ausreichen wi.irde. Der Soldat stellt
an seine Maske ganz besondere Anforderungen: Er
mu im Liegen schieen knnen, in engen Unter.
s ~ n d e n
und auf dunklen, holprigen Wegen klare
SIcht nach oben und unten haben, seitlichen
Ge
.
fahren begegnen und stundenlang andauernde,
schwerste Arbeit leisten. Die Heeresmaske mu
also so tadellos angepat sein, da alle diese For.
derungen erfllt werden. Ganz anders bei der Maske
des Brgers, der eine solche nur zur Flucht
oder
zum
Aufsuchen gasdichter Schutzrume beim Durch.
schreiten gasvergifteter Zonen aufsetzt.
Ein
e
K
0
p f g r e fr Erwachsene drfte wohl de
ngen, aber selbst die Bereittellund von drei oder
mehreren
Gren
ist eine l s b a r e Aufgabe, denn
Drei Maskengren fr die ganze Familie.
auch die Kragen und
Hte
sind noch nioht so de
normt da cine Type und Gre fr die g e s a ~ t e
Herrenwelt ausreicht.
Wie steht es nun mit dem Schutz
der
Kinder?
Suglinge und kleine Kinder mssen, soweit sie nicht
vorzeitig aus den besonders gefhrdeten Gebieten
entfern t werden konnten in Sammelschutzrumen
untcrgebracht werden, die mit Grofilteranlagen ver.
sehen sind. Es wrde
zu
weit fhren, eine Bcschrci.
bung der konstruktiven Ausgestaltung derartiger
Rume
zu geben. ur soviel
kann
hier Qcsagt wer.
den, da es technisch mglich und erprobt ist, der.
artige Sle zu schaffen, die vollkommenen Schutz
gegen Giftgasschwaden bieten. Etwa vom zehnten
Lebensjahre an knnen Kinder ohne Bedenken mit
Masken ausgerstet werden; die kleinste Gre
wird fr sie ausreichen. Wie das Kind in den zu
weiten Anzug, den die sparsame Mutter ihrem
7
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1931 Nr.2 September 1931
4/24
Sprling ka
uft
, hineinwchst, so da die bis zu den
Fin
ge
rspi tzen reichenden rmel zum Schlu kaum
noch die Ellbogen bedecke
n,
so kann auch die
G asmaske einer bes
timmt
en
Gr
e whrend des
Kopfwachstums
ge
tr
agen werden, ohne da die
a s ~
dichtigkeit leidet. Die Au
ge
nglse r s tehen zwar
n
ic
ht immer
se
nkrecht vor den Au
ge
n und hnliche
Feh
ler lassen den Maske
nt r
ger we
ni ge
r vollkommen
ers
ch
einen,
a
ber das s t
rt
ebensoweni g den
brauohszweck
wi
e der Anzug, der auf
Zuw
achs
g e ~
kauft wurde.
otwend
ig
fr den Zivilgasschutz ist schlielich
di
e
Herausgabe
e-i
ner kurzen, eindeutigen
u c h s
ndustrieller Luftschutz
weisung, die in bes timmten Zeitabschnitten in Erin.
nerun g gebracht wird und etwaige N euerungen
bercksichtigt.
Wie
d
as
Kind lernen mu, se
in
e
Kl
ei
der selbst
zuziehen, der Autofahrer, seinen W agen zu steuern ,
so so llte a
uch
jeder Br
ge
r we
ni
gs
tens einmal
im
Leben, besser aber
ei
nmal 'im Ja
hr
e,
e
in
e G asm
as
ke
im G asra
um
verpasse
n,
um ihre Schutzwirkung zu
erproben, ihre wesentlichsten T e
il
e kennenz
ul
ern en
und, last not least , di e unb erechtigte Scheu vor
sem ncuen
Kl ei
dungsstck des zwanzl
gR
ten
hunderts zu ve
rli
eren.
A. vo D r i n g Abteilungsleiter im Reichsverband der Deutschen Industrie
Wie bekannt,
lieg
,en - abgesehen von stark
alteten Erfahrun
ge
n aus dem W eltkrie
ge
- zurzeit
br
auchb aro
Unt
e
rl
agen ber
di
e Auswirkung
en
eines neuzeitlichen Luftangriffs auf modern e
I n d u
strieanlagen ni ch t vor. D arber hinaus lt sich di e
Ent,
wi
oklung des Flu
gz
eu
gs
und seiner
n r i f f s
mitt
el so
wi
e die Bescha
ff
enhe
it
industrie
ll
er W erke
und
di
e Psyche der Bel
eg
schaft im Au
ge
nblick ein
es
viell
ei
cht erst in mehreren Ja
hr
zehnten
u s b r
den Krieges auch nioht annhernd bersehen ; diese
Lage mssen die jetzt einsetzenden industrie
ll
en
Luftschutzarbeiten bercksichti
ge
n ; mit einer
li
chen Entwicklung der Erstrnanahmen auf
Grund
z
un
ehmender
Erf
ahrung ist zu rechnen.
Industrielle Anlagen werd en mit eines der
H a u p t
ziele des Luftangriffs sein; abgese
hen
von der
strung der
Produktionssttt
en
k r i e ~
und
b e n s
wichtiger W aren wird durch ausgiebige Bewerfung
eng besiedelter Industriegebiete neben der
li
chen
Wirkun
g eine
Ers
ohtterun g der moralischen
Widerstandskraft der Beleg schaft anges
tr
e
bt w
de
n. Au
erdem mssen Werk
e,
die in unmitte
lb
arer
he wichtiger Anlagen, wie militrischer Befesti;
gun
ge
n, Eise
UJb
ahnknotenpunkte, fr den Verkehr
notwendiger Brcken, groer T elephonzentralen,
G a
und
Elektrizittswerke us
w.
, liegen, die
wirkung der auf
di
ese Bauten
ge
richteten Angriffe
beroksichtigen.
Fcrner ist die geographische Lage der
Werke
von
Bedeutung, da auch in
Zukunft
das seinen
stoff mit sich fhrende Flugzeug stets ein en
grenzten Aktionsradius haben wird. -
Whrend
aber beispielsweise in Grobritannien die schottische
Indu
stri e und bei einer mitteleuropischen u s e i n
andersetzung in
Fr
ankreich
di
e sdfranzsischen
Produktionssttte
n,
in
It
alien
di
e im Sden
den Werke zurze
it
kaum be
droht
ersch ein e
n,
mu
schon unter Bercksichtigung der heutigen
R e i c h
weite der Bomber das gesamt e Reichsgebiet des
im
Westen an
Fr
ankreich, im Osten
und
Sdosten an
Polen und die Ts
ch
echoslowakei angrenzenden
Deutschla
nds
als
bedroht
behandelt werden.
Welche Einzelfirmen schlielich durch ein en L u f t
angriff besonders
ge
fhrdet sind und daher fr
Luftschutzarb eiten vor allem in Betr a
cht
kommen ,
mu im Rahmen des
Vor
stehenden von Fall zu Fall
entschieden werden. Ein dem Angreifer bekanntes,
an ein er H auptverbindungsstr ecke liegend es oder in
bzw. bei ein er Grostadt ange l
eg
tes, mehrere tau .
send Arbeiter beschftigendes W erk, welch es
mitt
elbares Krieg smateri al herstellt, wird
t v e r
stndli ch erheblich mehr be
droht
sein a
ls
eine
Zuckerfabrik, wd che sich vereinzelt in rein
l a n d
wirts
ch
aftlicher Ge
ge
nd befindet.
8
Auerdem werd en
di
e Luftschutzarbeiten
l b s t v e r
stndlich b eeinflut werden durch die Art der zu
erwart enden Bedrohung. E
in
e be
sond
ere T a
ktik
fr
den ,Luftangriff auf Industri ewerk e sohe
int
noch
nicht zu bes tehen; man mu also mit jeder
g ~
lichkeit rechnen,
d.
h. mit
T a g ~
und N achtangriff,
mit der Wirkung ein
ze ln
er Flugzeuge, mit einmali.ger
G eschwader ttigke
it
, aber auch mit ber ln
ge
re
Zeit
fortd
auernden Bombenwrfen; dabei sind
a s ~ ,
Brisanz. und Brandbomben jeder
Art
in Be
tr
acht
zu ziehe
n.
Die Or
ga
ni sation und Durchfhrung des i n d u s t r i
len Luftschutzes
drft
e
ni
oht einfach sem.
Whrend unsere
Nachb
arstaa ten unter
u
u n ~
der Psy che des W eltkrieges seit mehr als zehn Jah.
ren ihre Bevlkerung leicht zur freiwilligen Mitarbeit
vera
nl
aten, knnen wir erst he
ut
e mit den V o r
arbeiten beg innen. Als Folge dies
er
vielleicht nicht
vermeidbaren V erz gerun.g im Verein mit der Au
s.
wirkung der heutigen Wirtschaftskrise mu damit
ge
rechnet werden, da za,hlreiche der im schwersten
Exis tenz. und Konkurrenzkampf befindlichen
men sich - trotz grunds tzlicher An erkennung der
No twendigkeit des Luftschutzes - den ihnen m
nchst zugehC'Tl den
Anr
eg
unge n des R e i h s
v o r b a n d e s d e r D e u t s eh e n I n d list r i e
U
gegenber zunchst abwartend verhalten, zum m i n
desten s
ol
ange sie eine neue vermeidbar,e Belastung
f
ro
ht
en.
Dieser - vor allem durch die heutige Notlage -
unbedingt beg rndeten Einstellung mu daduroh
Rechnung ge
tr
agen werd en, da
stets
von a
ll
en
te
ili
gten Ste
ll
en
di
e
Fr
eiwilligkeit der
Mit
arbe
it
jeder
Einze lfirma unterstrichen wird ; von der H erausgabe
polize ilicher und sonstige r V erordnungen, die sich
auf Luftschutzarbeiten innerhalb des Werkes be.
ziehe
n,
mu Abstand genommen werden; auch ist
grter W ert darauf zu legen, da keine besonderen
Kosten flir di e beteiligten Firmen
entst
ehen .
Selbstverstndlich mssen die industriellen Spezial.
arb eiten im en
gs
ten Einvernehmen mit den beteilig.
ten Behrden vor sich ,
ge
hen . Demgem
sichtigt der Reiohsverb and der Deutschen Industrie,
bei welchem ein besonderer Luftschutzausschu ge.
bildet wurde,
unt
er H eranziehung der landschaft.
lichen V erbnde eine reg ionale Industrie.Luftschutz.
Or
ga
nisa tion zu s
oh
affen, deren V e
rt r
auensleuten in
enger V erbindung mit den zustndigen Beamten die
rtliche Beratun i; der Industriefirmen ihres Bezirks
oblieg
t.
Auerd em wird jedem in teressierten Werk
ein auf dem laufenden zu haltendes Merkblatt als
Unterl
age fr die Durchfhrung der notwendigen
Arb eiten zur V erfgung gestellt werden.
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1931 Nr.2 September 1931
5/24
Jedes Einzelwerk
w i ~ d
also in absehbarer
Zeit
im
Besitz des vom Reiohsverband der Deutschen In.
dustrie bearbeiteten Merkblattes sein; auerdem
wird ein industrieller Vertrauensmann der Firma
fur sachlichen
B e r a t u n ~
und als
Vertreter
rtlicher
Industrieller Wnsche den zustndigen Behrden
gegenber zur Verfgung stehen.
Das
Merk.blatt, welches zurzeit im Einvernehmen
mit den Fachgruppen des Reichsverbandes bear.
beitet wird, wird wahrscheinlich im organisatorischen
Teil fr alle
Industrien
den gleichen Wortlaut
haben; wie weit Einzelvorschriften fr gewisse Pro.
duktionsarten besonders bearbeitet werden mssen,
lt sich im Augenblick noch nicht bersehen.
-
Die Anregungen beschrnken sich im brigen auf
grundstzliche Momente; die Anpassung an den
Einzelfall ist Sache
jeder
Werksleitung. In Betracht
kommen vor allem nachfolgende Manahmen:
R e c h t z e i t i ~ ist ein f,leeignetes Mit.glied der Direktion
des Einzelwerkes nebenamtlich mit der Vorberei.
tung der Schutzarbeiten im Frieden und mit der
Durchfhrung der notwendigen Manahmen im
Ernstfalle zu betrauen.
Fhlung
ist
zu halten mit dem Industrie.Vertrauens.
mann,
en
,g zusammenzuarbeiten mit dem zustn.
digen behrdlichen Luftschutzausschu; sicherzu.
stellen sind die notwendigen Mitarbeiter im Werk
Durchzufhren sind zunchst dic organisatorischen
Manahmen; stehen
spter
geni.igend Mittel zur
Verfgung, so kann mit praktischen Arbeiten be.
gonnen werden, wie der Herstellung von Zufluchts.
rumen u.
Zu diesem Aufgabenkreis gehrt auch die Unter.
richtung und Ausbildung der Belegschaft; eine
auerordentlich schwierige Aufga bc, deren 'Durch
fhrung stets von nicht immer leicht zu beurteilen.
den rtlichen Verhltnissen zwingend beeinflut
werden drfte.
Wichtig ist aucrdem, da in jedem Werk eine Art
L u f t s o h u t z ~ B e f e h 1 s s t c l l e ge.
schaffen wird, welche ber
die notwendigen tech.
nischen N achrichtenrnittel
fr die Leitung der Werks.
Luftabwehr verfgt.
Da
die Behrde den Beob.
achtungsdienst durchfhrt,
durch welchen das
Heran.
kommen feindlicher Flicger
festgestellt und bedrohte
Anlagen gewarnt werden,
mu die Flugabwehrleitung
des Werkes
mit
der zu
stndigen Luftschutz.Warn.
zentrale n engster Verbin.
dung stehen. Eine unmit.
telbare Leitung zwi chen
beiden Stellen ist zum min.
desten fr den Ernstfall
anzustreben.
Unbedingto Klarheit
hat
zu
herrschen
ber
die Bedeu.
tung der einzelnen Mittei.
lungen
der
Luftschutzwarn
zentrale; es drfte sich
empfehlen, wenn im Ge .
fahren fall wenigstens auf
der Werksabwehrzentrale
eine
bersicht
ber die Be.
deutung
der
Ansagen der
Degea.Maske
m
Trage. Luftschutz - Warnzentrale
behlter aus Pappengu. ~ e h n d i f l t ist.
Brgermaske im Karton. Maske sichtbar. Leichtverstnd.
liehe Aufschriften.
Die auf Grund der Oricnticrung der Luftschutz
Warnzcntrale notwendig werdenden Manahmen
knnen nur dann vor dem bald zu erwartenden Ein.
treffen feindlicher Flieger durchgefhrt werden,
wenn die entsprechenden Vorbereitungen recht.
zeitig gctroffen wurden. - Neben dem Schutz von
Anlagen und J3elcgschaft mu dabei bercksichtigt
werden, da jede Arbeitsunterbrechund fr die Pro
duktion auerordcntlich abtrglich
i s t
Magebend fr die Manahmen jedes einzelnen
Werkes sind die rtlichen Verhltnisse'
trotzdem
knnen wohl
stets
zwei H a u p t m o m e ~ t e
unter.
schieden werden:
a)
Auf
die Meldung
L
u f t g e f a h r
werden
die
den Werksalarm
vorbereitenden
Manahmen in die
Wege geleitet, deren Durchfhrung eine gewisse
Zeit in Anspruch nimmt, wie
Unterrichtung einer Reihe VOn Werksbehrden,
Besetzung gewi ser Stationen,
Vorsorge fr pltzliches Abstellen von Dampf-
Gas. und Lichtleitungen usw., '
Vorbereitung der Unterbrechung diffiziler
Pro.
duktionsvor,gnge,
F a h ~ b e r e i t s c h a f t smtlicher Kraftwagen,
Ferhgmachen der verstllkten Wel"lksfeuerwehr
Vorlufige Benachrichtigung
der
fr Arbeits;
trupps
bestimmten Leute
Vorbereitung der
T a r n u ~ g bei Tage,
der Ab-
blendung bei Nacht.
b) Geht dann die Meldung F I i e ge r a la r m ein
so begibt sich die Belegschaft schleunidst in die vor;
b.creiteten chutzrume; die A r b e i t s t r ~ p p s sammeln
SIch an den vorher bezeichneten Stellen usw.
Soweit angngig werden smtliche Werkszentralen
und Dampfkessel, die elektrischen Stationen die
G ~ z e n t r a l e usw. s illf,lelegt; ferner sind die H ~ u p t _
schIeber
und
VentIle des Rohrnetzes zu schlieen
(totes Rohrnetz) bis auf die Feuerlscheinrichtunden
usw.
Bei
Dunkelheit sind
stets
im Rahmen der allge.
memen b d u n ~ e l u n ~ die Fabrikrume abzublenden;
am Tage
e m ~
Vernebelung vorgenommen wird,
h a n g ~ . naturgema
von
einer ganzen Reihe vorher
zu klarender Momente ab.
c) Auf F I i e ger a 1a rm vo r be
r
tritt
der
dem Stichwort "Luftgefahr" entsprechende vorher
geschilderte
Zustand
wieder ein. '
9
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1931 Nr.2 September 1931
6/24
d) Schlielich kann auf das Stichwort ..L u f t
g e a h r
vo r be
r das Werk seine normale
Ttigkeit
wieder aufnehmen.
Wie
dies im einzelnen
geschieht, hngt von der Wirkung des Luftangriffs
ab.
Im Interesse der schnellen Wiederaufnahme der
Produktion empfiehlt es sich, in jedem W
e i n ~
gehend zu prfen, welche Folgen ein Luftangriff
haben kann, und wie auf Luftgefahr vorber die
eingetretenen Schden in geeigneter Weise behoben
werden knnen.
Die
Warnung
der Gesamtlage mu, schon
um
recht.
zeitig zu erfolgen, mglichst von einer Zentrale, der
LuftabwehuBefehlsstelle des Werkes, aus
d u r c h
gefhrt werden. Entsprechende Vorbereitungen im
Frieden werden ntig sein;
unter Umstnden
wird
die Einrichtung eines besonderen Wel'ksalarmnetzes
gefordcrt werden mssen. -
Auerdem
sind die
notwendigen akustischen (Dampfsirenen,
R u n d f u n k ~
lautsprecher, Lautschal1sender usw.) und optischen
(oBlendscheiben, Drehscheinwerfer usw.)
l a r m ~
apparate rechtzeitig bereitzustellen. -
Auch
bedarf
di
e Alarmierung
der
in groen Hallen
oder in
Auenbetrieben verwendeten Personen unter
m ~
stnden
besonderer Vorbereitung.
Ferner
mu
der Mglichkeit Rechnung getragen
werden,
da
im
Gefahrenmoment
die Kraftquelle
abgestellt oder die Leitung
zerstrt
wird.
Fr
solche
Flle ist, wenn irgend angngig, eine unabhngige
Kraftquelle mit einem Notleitungsnetz vorzusehen,
damit die fr die Abwehrmana,hmen des Werkes
auch whrend des Angriffs beraus wichtige
N a c h ~
richtenbermittlung
unter
allen Umstnden ge.
sichert bleibt. Versagen schlielich auf
Grund
der
feindlichen Einwirkung smtliche Leitungen,
so
ms
sen Lufer und Radfahrer zur Weitergabe von
M e l ~
dungen innerhalb des Betriebes zur Verfgung
stehen; auerdem sind umgehend besondere
Trupps
zur Wiederherstellung der
notw
endigen Anlagen
einzusetzen.
Im Frieden bedarf insbesondere
der Zeitpunkt
der
Beteiligung
von
Arbeitern
und
Angestellten an den
Luftschutzvorbereitungsmanahmen eingehender Er
wgungen; im Ernstfall ist die Sorge fr die e l e g ~
schaft eine der Hauptaufgaben; neben dem Schutz
gegen die Wirkung der Luftangriffe ist die
V o r b e u
gung von Paniken besonders wichtig.
Jeder Angestellte
und Arbeiter mu
daher ber
sein Benehmen vor, whrend und nach einem
L u f t ~
angriff im einzelnen unterrichtet sein, so da
Z w e i ~
Fe ,
was zu geschehen hat, so weit wie mglioh a u s ~
geschlossen sind.
Der
Hauptteil
der
e l e g s c h ~ f t
ist - wenn irgend
angngig - in g a s ~
und
splittersicheren
U n t e r t r e t e ~
rumen unterzubringen; gewisse Spezialarbeiten,
insbesondcre die Bedienung einzelner Maschinen,
mssen an den Arbeitspltzen ausharren; auerdem
sind eine ganze Reihe von
Arbeitstrupps
an
g e e i g ~
neten Pltzen mglichst gesichert bereitzustellen.
Die Wer k s
pol
i z
ei
-
unter
der Leitung eines
Obel'beamten -
hat
die
Ordnung
im
Werk
besondere die Durchfhrung der
L u f t s o h u t z a n o r d
nungen
durch
die Belegschaft, zu berwachen.
Die
Wer
k s f
eu
e r
weh
r ist von besonderer
B e
deutung, da nach heutiger Auffassung bei einem
Luftangriff die Brandgefahr vor allem gro ist;
sonal und Material mssen
verstrkt
werden kn
nen, um
der
Abwehrleitung die Mglichkeit zu
g e ~
be
n
mehrere Brnde gleichzeitig zu bekmpfen.
Untcr
Umstnden kann
ein Abkommen mit der
kommunalen Feuerwehr im Interesse gegenseitiger
Untersttzung
am
Platze sein. - T
ru
pp
s
fr
S p e z i
al
z w
eck e
wie
Rohrtrupps
zur
Wieder.
3
herstelIun,g
zerstrter
Rohrleitungen
oder
be ondere
Trupps mit
chemischen Lschmitteln und schlie
lich E n t gi f t un g s t r u p p s sind vorzusehen.
San i t t s t r u p p s mssen in gengender Anzahl
mit entsprechender Ausrstung zum selbstndigen
Eingreifen bereitstehen.
Re
pa r
a
tu
r _ (Schlosser, Elektriker usw.) ,
Bau
(Maurer, Dachdecker usw.) und R u m u n g s _
t r u p p s sind fr Wiederherstellungsarbeiten
v o r ~
zusehen. Ihr Eingreifen erfolgt selbstndig.
Verstr
.
kungsmannschaften aus den restliohen Leuten der
Reparaturwerksttten
sind fr den Notfall bereit
zustellen.
Die Ausrstung mu dem
Zweck
des Spezialtrupps
entsprechen.
Alle
Trupps
mssen, wenn irgend mglich, mit
G a s ~
schutzmitteln ausgerstet sein. Unbedingt notwendig
sind Gasmasken fr die Mannschaften
der
Feuer
wehr sowie der
S a n i t t s ~
und Entgiftungstrupps.
Auerdem
mssen Sanittstrupps mit Tragbahren
und
Verbandzeug -in gengender Menge,
R e t t u n g s ~
trupps
mit Sauerstoffgerten, Bautrupps mit Hand
werkszeug
und
Baumaterial (Rundhlzer usw.),
Rumungstrupps neben
Hackcn
und Sgen usw.
mit
Transportgerten
Seilen, Hebezeugen usw.
v e r ~
sehen sein.
Im Rahmen der Unterrichtung
der
Gesamtbeleg
schaft ist
di
e rcchtzeitige Zusammenstellung
und
Ausbildung der
Arbeitstrupps
vor allem von Bedeu
tung. ur ausgesuchte Leute ind brauchbar, welohe
die ihrem
Trupp
entsprechenden Spezialkenntnisse
beherrschen mssen und - eventuell
unter
Benut
zung vorhandener kommunaler Lehreinrichtungen
- im Gasschutzdienst ausgebildet sind.
Erwnscht ist
es gefhrdete Werke rechtzeitig der
Sicht der feindlichen Flugzeuge zu entziehen.
Nachts
wird dieser Forderung durch Abdunkelung
entsprochen, welche in enger Zusammenarbeit mit
den
Ortsbehrden mit der allgemeinen Abblendung
in Einklang zu bringen ist; je grer die Anlage,
um
so schwieriger sind die Vorbereitungen, da vor
allem schnell gehandelt werden mu. Erleiohtert
wird dia Durchfhrung der Verdunkelung durch
Verkleiden
der
Fenster, sei es durch einen dunklen
Anstrich oder durch Verwendung von Vorhngen
aus lichtsicheren Stoffen. -
Andererseits mu der
Verkehr
im Werk durch Anbringung von
N o t ~
beleuchtung
stets
sichergestellt sein, ber deren
Lage die Belegschaft zu unterrichten ist.
Entsprechende Schutzmanahmen bei
Tage
sind
heute noch nicht mglich.
Das
einzig bekannte, wirklich durchschlagende
M i t ~
tel bei Helligkeit die Sicht des angreifenden Fliegers
zu be chrnken, ist die Vernebelung. Leider ist aber
die
E n t w i c k l u n ~
dieser Abwehrwaffe heute noch
nicht gengend weit fortgesohritten, um ihre
V e r ~
wendung in grerem Mastabe durch die Industrie
zu ermglichen.
Auch die sonstige
Tarnung
grerer
Werke
oder
der Bau von Scheinanlagen wird nur selten zum
mindesten einen aufmerksamen
Gegner
tuschen.
Diese
s Bew u t s e i n
der
Schu tz lo s ig
ke i t der am Tage im a l lgeme inen w e i t
hin
s ie
h t
ba r
e n
heu
t i ge n Pro d u k t ion
s t t t e n
s o l l t e
no t g ed r ungen
zu
de r
be r l e gung
f h r en da j edenfa l l s
in
Zukun f t
der Luf t s chu t z be r e i t s
beim
Bau
von
Neuan lagen
-
s e l b s t v e r ~
s t nd l i ch im Rahmen der w i r t s c h a f b
l i chen
Mg l i chke i t en -
be rcks i ch
.
t i
g t
wir d.
Erwnscht ist vor allem eine Dezentralisation der
Gesamtanlage, um die Wirkung der Bomben auf
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1931 Nr.2 September 1931
7/24
das geringst mgliche Ma herabzusetzen. Weiter
ist zu prfen, welche fr die
Produktion
wichtigen
Teile der hlbrik - wie Maschinen, elektrische
Schaltanlagen usw. -
vOr
allem geschtzt werden
mssen. Sind entsprechende Manahmen im
A u g e n ~
blick nicht mglich, so sollte wenigstens die sptere
Anlage von behelfsmigen Schutzwndcn aus Sand.
scken
oder hnlichem Material usw. vorbereitet
werden.
Der zurzeit hoch einzuschtzenden Wirkung der
Brandbomben
ist
- wenn irgend angngig - durch
eine Spezialkonstruktion des Daches oder durch An:
wendung chwer brenn baren Materials an gefhr:
deten
Stellen Rechnung zu
tragen.
Unter
Umstnden
kann
es mglich sein, etze
unterhalb des Daches zum
Schutz gcgen durchsohla :
gende Bomben a u s z u s p a n ~
nen.
Auch
die Anlage
eines Notleitungsnetzes mit
un
abhngiger Stromquelle
ist
vorzubereiten fr den
Fall,
da
die eigentliche
Krclftquelle aus irgendeinem
Grunde
ausfllt.
Sehr viel schwieriger ist
die Durchfhrung
der
er:
wnschten Schutzbauten
in
vorhandenen Gebuden. In
Betraoht kommen unter
anderem nachfolgende Ar:
beitcn:
Einrichtung von ,gas: und
splittersicheren Zufluchts:
rumen fr die Belegschaft,
Verstrkung
der Decken
und
einzelner
Auenwnde
zum Schutz der wichtig:
sten Anlagen der Fabrik,
berdeckung
besonders
wichtiger Rohrleitungen
usw.
Augenblick mit der besondere Kosten nicht v e r u r
sachenden
Abw
ehrorganisation des Einzelwerks be
gngen. Der Leiter der Luftschutzarbeiten im Werk
kann dieser
ersten
Aufgabe durch Bearbeitung von
Merkblttern
gerecht werden, die zu behandeln
htt
en:
Verbindung der Werkwarnstelle mit
der
be:
hrdlichen Luftschutzwarnzentrale,
Durchfhrung des Werksalarms,
Grundstze
ber
Verwendung
der
Belegschaft,
Arbeitstrupps
Polizei, Feuerwehr, Entgiftung,
Sanittswesen, Reparatur, Bau, Rumung),
Verdunkdung,
Bau.
und
Materialfragen.
Nioht
nur
interessant,
son.
dern auch b e d e u t u n ~ v o l l
ist schlielich der Gesichts.
punkt, inwieweit durch
Luftangriffe ,geschdigte
Firmen Schadenersatzan.
sprche an den Staat
ha.
ben. Die
zerstrten Werke
werden in
der
Mehrzahl
der
Fllo nicht
ber
die
Mittel zur Wiedenherstel.
l u n ~
ihrer Anlagen
ver.
fgen;
der
Staat, welcher
aus erklrlichen
Grnden
ein
untcr Umstnden vi.
tales Interesse am
Wieder.
aufbau hat, ist, ganz ab.
gesehen
von der
Rechts.
lage, mglicherweise
schon
aus Mangel ,
an
Mitteln
nicht in
der
Lage, einzu.
greifen. Es
ist
also
unbe.
dingt notwendig,
bald
zu
erwgen, wie diese fr
heide Teile unertrgliche
Lage
vermieden
werden
kann
1
.
Der
Zeitpunkt
des
Aus:
baus
drfte
vor allem von
Wirtschaftlichen und viel.
leicht auch von auenpoli.
Degea.Filter mit Nebelschutz, eingebaut
in
ventil.
gesteuerte Maske. Ausfhrung fr den Zivilschutz.
Aus
diesen Ausfhrungen
drfte hervorgehen,
da
auch die Industrie in
der
berzeugung,
da
ihre
Werko
Luftangriffen vor
tischen Momenten bestimmt werden. Beispielsweise
kann von einer Firma, die in einer Krisenzeit um
ihre Existenz kmpft, nicht die Durchfhrung kost:
spieliger Luftschutzarbeiten verlangt werden; es ge.
ngt in Verhltnissen wie den heutigen, wenn
nur
die Leitung der fr die Luftschutzarbeiten in Frage
kommenden Firmen sich zunchst mit der besondere
Kosten nicht verursachenden Organisation des
Werkluftschutzes befat; in welchem Augenblick
dann diese Vorbereitungen praktisch duroh,gefhrt
werden, hngt zum Teil wieder von w i r t s c h f ~ l i c h e n
E r w g u n ~ e n aber wohl auch von der politIschen
Lage, nmlich dem Grad der augenblicklichen Be.
drohung - ab. Selbstverstndlich wird sich jede
Firma darber klar sein, da
erst
im Augenblick
der Kriegserklrung begonnene Arbeiten sehr hufig
zwecklos sein werden.
Fat
man das bisher Gesagte zusammen, so ergibt
sich kurz Folgendes:
Luftschutzarbeiten, auch der Industrie, sind not:
wendig; ihre volle Durchfhrung stt in der heu.
tigen
Zeit
infolge mangelnder Mittel auf unber.
windliche Schwierigkeiten. Man mu sich daher im
allem ausgesetzt sein werden, sioh der Durchfh.
rung des Luftschutzes nicht entziehen wird.
I)
Zu
dieser vom Verfasser aufgeworfenen Frage be.
merkt die Sc h r i
f
t 1e i t un g folgendes: Der englische
Generalmajor E.
B. Ashmore ,
der
im
Weltkriege 1917
Leiter des englischen Luftschutzes wurde, weist in seinem
soeben in London erschienenen Buche A i r D e f e n e e
darauf hin, da die englische Regierung im Kriege eine
staatliche Versicherung gegen Schden durch Luftangriffe
eingerichtet und aus diesem nternchmen 10898205 Pfund
gewonnen habe. Anknpfend an diesen Hinweis schlgt
nun H. W. Hil i im J 0 u r n a 1 0
f
t h eR 0 y a lU n i
t ed
Se r vi c e I n s t i tu t ion Band 75
Nr.
497 vor,
diese
Art
der staatlichen Versicherung im Interesse eines
schnelleren Ausbaues des englischen Luftschutzes wieder
einzufhren . Eine verhltnismig niedrige Prmie, etwa
5 Schilling fr je 1000 Pfund, wre fr jedermann trag.
bar. Das gesamte .durch die Versicherung eingehende
Geld mte auf den Ausbau des Luftschutzes verwendet
werden. Der Luftschutz wrde damit auf eine geschft.
liehe Grundlage gestellt; jene, die nicht versichert ge
wesen sind und dadurch den Luftschutz gewissermaen
beeintrchtigt haben, sollten bei etwaigen Schden auch
nichts erhalten.
3
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1931 Nr.2 September 1931
8/24
Industrieschutz und ewerbeaufsicht
Ministerialrat Dr. Ing.
Kr
e m
er
Referent fUr Unfallschutz und Gewerbehygiene im Preuischen
Ministerium fr Handel und Gewerbe.
Zur Beleuchtung des Themas halten wir uns zu:
nchst einmal die groe Zahl der Betriebe vor
Augen, die vom Luftschutz zu betreuen sind und
bedenken wir, da in Preuen allein 20346 oe:
werbliche Betriebe mit mehr als
50
A r b e i t n ~ h
mern und 135721 gewerbliche Betriebe mit
5 bis 50 Arbeitnehmern gezhlt werden so haben
wir ein Bild von
der
mhse ioen Klein'arbeit die
zu leisten ist. Es ist deshalb erforderlich ' sich
zur Durchfhrung des Schutzes der Industrie
derj,enigen Behrden zu bedienen di e mit deren
Verhltnissen besonders vertraut sind und die
Grund ihrer eingehenden Kenntnis der gewerb:
hchen Betriebe wertwolle Dienste fr ,den Luftschutz
leisten knnen. Ich de
nke
hier insbesondere an die
Beamten der staatlichen Gewerbeaufsicht.
Die s t a a t I ich c G ewe r b e uf s ie h t ist ur.
sprnglich zum Schutze der in den Betrieben be.
sehftigten ju
ge
ndlichen Arbeiter ins Leben oerufen
worden. Uue Befugnis wur.de spterhin w e i t ~ r aus:
gedehnt, und es wurde ihr a
lld
eme
in
der Schutz der
gewerblichen
Arbeiter
gegen" Gefahren fr Leben
und Gesundheit bertragen.
In Pr
euen ist die Ge:
werbeaufsicht auerdem mit der Aufsicht ber die
16
der Gewerbeordnung genehmigungspflich.
tIg en Anlagen beauftrag t, das heit ,also mit der Auf.
sicht ber diejenigen Anlagen, die durch die rtliche
oder die Beschaffenheit der Betriebssttte er.
b 1 i c h e Nachteile, Gefahren oder Belstigungen fr
dIe Nachbarschaft hervorrufen knnen. Ihre
Auf
.
g,abe suchen di e G ewerbeaufsichtsbe amten vornehm.
lieh durch laufend wiederkehrende Betriebsbesichti.
g:mgen zu er,fllen, die ihnen eine eingehende
Kennt:
n15 der Betriebe, und zwar der Betriebsverfahren
der baulichen Einrichtung und
der
v e r w e n d e
Apparaturen und Maschinen vermitteln. Daneben
gewinnen sie einen weitgehenden Einblick in die 'Be.
~ r i e b e
bei der Prfung der Genehmiounos
o
esuche
fr die erwhnten genehmigungspflichtfoen
Anlaoen
gem 16 der Gewerbeordnung, bei der P r f ~ n g
der Baugesuche, die ihnen fr alle Betriebe voroeleg't
we.rden, bei der Prfung der Gesuche
um
G e n ~ h m i
gung von Dampfkesseln sowie bei der Prfung von
~ ~ l a s s u n g s g e s u c h ~ n von A.zetylenanlagen, von' Auf:
zugen und von Mmerallanlagen sowie bei der Aus:
stellung von Sprengstofferlaubnisscheinen. Auf
Grund dieser vielseitigen Kenntnis der industriellen
Anlagen sind die Gewerbeaufsichtsbeamten aueh
bi
sher schon zu Arbeiten herart0ezoden worden die
nicht in ihrem eigentlichen Aufdab;nbereich l ~ o e n
so
z,
B. whrend des Weltkrieg; zur B e g u t a c h t ~ n g
von G e s u c h e ~ um Zurokstellung und Beur1aubun ,q
vom HeeresdIenst, zur Ausstellun\ von Freigabe:
scheinen fr Petroleum, Leder und andere Stoffe und
ZUr
Begutachtun,g der Einreihun
o
von Arbeitnehmern
in die Gruppe der Schwer. u ~ n d Schwerstarbeiter
zwecks Zuteilung besonderer Lebensmittelrationen.
~ . 5 li
eg
t desha1b auf der Hand, sich auch zur Durch:
fuhrung des industriellen Luftschutzes die Kenn tnisse
der Gewerbeaufsichtsbeamten
nutzbar
zu machen.
Dcsh'alb soll zunchst in aller Krze eini\ es ber die
Organisation der Gewerbeaufsicht in Preuen ge:
sagt werden.
Die Z entralbehrde ist das Ministerium fr
Handel
und
Gewerbe, in dem eine besondere Unterabteilung fr die
Fragen der Gewerbeaufsicht besteht. Bei den Mittelbe.
hrden werden die Aufgaben der Gewerbeaufsicht von
Oberregierungs: und :gewerberten (Regierungs: und
Ge.
3
werberten) wahrgcnommen, die zugleich Dezernenten
(gewerbetechnische Rte) der Regi
er
ungsprsidcnten sind.
Bei gr eren Regierun
ge
n stehen ihnen ein oder zwei
Hilfsarbeiter zur Verfgung. In der Ortsinstanz wird die
Aufsicht von besonderen Gewerbeaufsichtsmtern durch.
gefhrt ; bei
i1m
en liegt der Schwerpunkt der Aufsicht.
Gre
re A
mt
er
sind mit einem
Gewerberat
als
Amts:
vorstand, mit Gewerberten und Gewerbeassessoren als
Hilfsarbeitern und mit mnnlichen und weiblichen
Ge.
werbeoberkontrolleuren besetzt, wiihrend bei den kleineren
Amtern zum Teil lediglich ein Gewerbcrat als Gewerbe.
aufsichtsbeamter ttig ist, Die
Amter
sind ber das ganze
Staatsgebiet e n t s p r e c h e ~ d der
D i ~ h t e
und dcr Bedeutung
der gewerbhchen BetrIebe vertcll t. So weist
z.
B. der
Regierungsbezirk Dsseldorf
13
Gewerbeaufsichtsmter
mit 41
..
Beamten auf, whrend die
Pr
ovinz
Ostpreuen
nur 7
m ~ e r
mit
13
Beamten besitzt. Insgesa
mt
sind in
Preuen l.J4
Gewe
rbeaufsichtsmter vorhanden mit zu:
sammen 1
68
Gewerberten, 56 Gewerbeassessorcn,
43 Ge:
werbereferendaren, 124 Gewerbeoberkontrolleuren, Auer:
dem besteht in
Preuen
noch
ei
ne rztliche
Gewerbeauf.
sicht, die durch 8 Gewerbemedizinalrte mit
je
einem
Hilfsarbeiter ausgebt wird.
In welcher Weise knnte nun eine zweckmi,gc
Zusammenarbeit mit der Gewerbeaufsicht bei der
Durchfhrung des Luftschutzes erfolgen? Zunchst
ein 1lal kann die Gewerbeaufsicht bei der E r f a s
s u n g derjenigen Betriebe mitwirken, die eines be.
sonderen
Schutws
bedrfen; die Gewerbeaufsichts:
mter
fhren e in umfangreiches
Kataster
aller
gewerblichen Betriebe, die fnf und mehr
Ar.
beiter beschftigen.
Aus
diesen :KJatastern ist
die Betriebsart, Betriebsgre und die rtliche
Lage der Betriebe genau ersichtlich,
und
,es
knnen
hieraus
z.
oB
soweit
nicht schon
die Ortskenntnis der Beamten ausreicht - zunchst
alle Betriebe erfat werden, bei denen auf einem
e n ~ begrenzten Raum eine groe Anzahl von Arbeit.
nehmern beschftigt werden
und
fr deren Unter.
bringung im Gefahrf.alle besondere
Vorkehrung
ge:
troffen werden mu. In frage kommen
z. B
Gro.
betriebe
der
Textilindustrie, der Konfektionsindu.
s tri e, der Lebensmittelindustrie und der Metall.
waren: und Kleineisenindustrie.
Auerdem knnen
die Gewerbeaufsichtsbeamten an Hand der Kataster
auch Auskunft geben ber rumlich eng zusammen:
li
e.gende Betriebe, die in ihrer
Gesamtheit
einen be.
sonders zu schtzenden
Indu
striekompl
ex
aus:
machen. Weiterhin ist eine AufstellunJl
d e r j e n i g e ~
Betriebe von Bedeutung, in denen achtschichten
verfahren werden. Dies kann bekanntlich in der
otwend
igkeit begrndet sein, den Betrieb
ununter.
brochen durchzufhren; die Einfhrung von Nacht.
schichten ist aber auch von dem jeweiligen Be.
schftigungsgrade abhn
,g'ig,
so da eine Auskunft
des Gewerbeaufsichtsbeamten von Wichtigkeit ist.
Von Bedeutung ist weiter die Erfassung der Be.
triebe, dia
durch
ihre Eigenart selbst im Falle eines
Luftangriffes, und zwar insbesondere eines
Brisanz.
oder Brandbombenangriffes, eine Gefahr fr die Be.
le
gschaft und die Allgemeinheit werden knnen. Zu
n k ~ n
ist hier zunchst an Grokesselanlagen,
an
chemische Fabriken, in denen giftige Gase - z.
B
Chlor - gelagert werden, an
l\1in
cralllger, an gr.
erc Azetylen,anlagen, an Sprengstoffabriken und
Sprengstofflager, an Zellhornla,er und an Betriebe,
in denen ander,e leicht entflammbare Stoffe in droen
Mengen aufbewahrt werden. D aneben mu eine
Angabe der Betriebe erfolgen, deren AufrechterhaI.
tung fr die Versor,gung der Bevlkerung wichtig
7/25/2019 Gasschutz Und Luftschutz 1931 Nr.2 September 1931
9/24
ist,
z. B.
Lebensmittelbetriebe (Meiereien, Mhlen,
Brotfabrike
n, Wasserwerke
und Gas. und Elektri .
zittswerke. Ebenso wichti
g ist
aber auch der Schutz
der Betrieb
e,
die als Schlsselindustrien fr
di
e
weiterverarb
ci
tend e Industrie leben n o t w
n d
sind.
Also schon allein bei dcr
A u f s t e l l u n
eines Arbeits.
plancs fr dcn Industrieschutz zei,g t sich die Mg.
lichkei t eincr wirksamen Hilfe durch di e
Gewerbe.
aufsichtsbchrdcn.
Abcr auch bei der
Dur
eh h
run
.g
des Lu
t
Recommended