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Gliederung
Makrookonomie
8. Wohlstand: Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung — DasBruttoinlandsprodukt als Wohlstandsindikator —Verbraucherpreisindex — Inflation und Deflation
9. Konjunktur und Wachstum: Empirische Daten —Produktion und Wachstum — Der Konjunkturzyklus
10. Der Arbeitsmarkt: Bevolkerungsentwicklung — DerArbeitsmarkt — Arbeitslosigkeit
11. Der Finanzmarkt: Das Finanzsystem — Ersparnisse undInvestitionen — Der Kreditmarkt
12. Der Geldmarkt: Geldarten — Bereitstellung von Geld — DieGeldmenge — Geldpolitik
144 / 301
Makrookonomie
Analyse von gesamtwirtschaftlichen Zusammenhangen.
Ziele
Wohlstand
Wachstum
Preisniveaustabilitat
Beschaftigung
Variablen
Bruttoinlandsprodukt (BIP)
Inflationsrate
Arbeitslosenquote
145 / 301
Einfuhrung in die VWL
8. Wohlstand
Quellen: Beck Kap. 12, 13, Bofinger Kap. 17.2, Krugman/WellsKap. 23.4, 24.4, 33.4 und Mankiw/Taylor Kap. 23, 24, 30
146 / 301
8 Wohlstand
Was ist fur Sie Wohlstand?
Was macht Sie wohlhabend?
147 / 301
8 Wohlstand — Marktteilnehmer
Quelle: Eigene Darstellung. Vgl. Mankiw/Taylor, Grundzuge der VWL, Kap. 23
Das BIP misst sowohl das Gesamteinkommen als auch dieGesamtausgaben fur die Produktion einer Volkswirtschaft.
➜ geeignet als Wohlstandsindikator?148 / 301
8.1 Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung (VGR)
Bruttoinlandsprodukt (BIP)
Wert aller fur den Endverbrauch bestimmten Guter undDienstleistungen, die im Inland in einer bestimmten Zeitperiodeproduziert werden.
Aufgaben den VGR
Informationsgrundlage fur wirtschaftspolitisches Handeln undals Erfolgskontrolle fur Handlungen
Indikator fur wirtschaftliche Leistungsfahigkeit,wirtschaftlichen Wohlstand
Berechnungsgrundlage fur Finanztransfers(Landerfinanzausgleich, EU-Finanzierung, internationaleEntwicklungshilfe etc.)
149 / 301
8.1 Die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung – VGR
Grundformen der Berechnung des BIP:
Entstehungsrechnung: Wert des gesamtwirtschaftlichenAngebots (Produktion).
Verwendungsrechnung: Wert der gesamtwirtschaftlichenNachfrage (Konsum).
Verteilungsrechnung: Aufteilung der bei der Produktionentstandenen Einkommen auf dieWirtschaftsteilnehmer.
150 / 301
8.1 VGR – Entstehungsrechnung
Produktionswert− Vorleistungen
= Bruttowertschopfung
+ Gutersteuern− Subventionen
= Bruttoinlandsprodukt
151 / 301
8.1 VGR – Entstehungsrechnung - Produktionswert
Produktionswert
Bewertung der Guter und Dienstleistunen zu denMarktpreisen/ nominalen Preisen (vs. reale Preise: umInflationsrate bereinigt)
setzt sich zusammen aus:
Umsatz (wesentlicher Anteil), entspricht Erlos/ErtragLagerbestandveranderungenselbsterstellte Anlagen (Obstbaumpflanzung, Silobau, ...)Eigenverbrauch (Nahrungsmittel, Energie, ...)
152 / 301
8.1 VGR – Entstehungsrechnung
Anteile der nominalen Bruttowertschopfung 2014 (in %):
Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2015 (destatis.de)153 / 301
8.1 VGR – Entstehungsrechnung
Sektoranteile an der Bruttowertschopfung (1950 - 2013):
Quelle: Sachverstandigenrat, zitiert nach Bofinger, Grundzuge derVolkswirtschaftslehre, 4. Auflage, Kap. 16
154 / 301
8.1 VGR – Verwendungsrechnung
Privater Konsum (C )
+ Bruttoinvestitionen (I )
+ Staatsausgaben (G )
+ Außenbeitrag (EX − IM)
= Bruttoinlandsprodukt (Y )
155 / 301
8.1 VGR – Verwendungsrechnung
Verwendung des BIP (2014):
Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2015 (destatis.de)
156 / 301
8.1 VGR – Verteilungsrechnung
Inlanderprinzip vs. Inlandsprinzip
Im Inland erzeugten Guter fließen teilweise Auslandern zu (z.B.Unternehmen ganz oder teilweise im Besitz von Auslandern – Opel,John Deere etc.) und umgekehrt
Inlander erzielen Einkommen im Ausland (Zweigwerke deutscherUnternehmen im Ausland; Inlander, der in der Schweiz arbeitet,Ferienwohnung auf Mallorca vermietet usw.)
⇒ Zugehorigkeit ist unabhangig von der Staatsangehorigkeit
Bruttoinlandsprodukt wird nach dem Inlandskonzeptberechnet
Bruttonationaleinkommen (fruher: Bruttosozialprodukt) wirdnach dem Inlanderkonzept berechnet
157 / 301
8.1 VGR – Verteilungsrechnung
Bruttoinlandsprodukt− Saldo der Primareinkommen aus der ubrigen Welt
= Bruttonationaleinkommen
− Abschreibungen= Nettonationaleinkommen
− Produktions- und Importabgaben an den Staat+ Subventionen vom Staat
= Volkseinkommen
− Arbeitnehmerentgelte
= Unternehmens- und Vermogenseinkommen
158 / 301
8.1 VGR – Verteilungsrechnung
Verteilung des Volkseinkommens (1971 - 2013):
Quelle: Statistisches Bundesamt, zitiert nach Bofinger, Grundzuge derVolkswirtschaftslehre, 4. Auflage, Kap. 17
159 / 301
8.1 VGR – Zusammenfassung
Ubersicht VGR — BIP in Mrd. EUR (2016):
Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2017 (destatis.de)160 / 301
8.2 Bruttoinlandsprodukt als Wohlstandsindikator
Ist das Bruttoinlandsprodukt ein vergleichbarer Maßstab,
um Aussagen uber den Wohlstand einer Gesellschaft zu treffen?
161 / 301
8.2 Bruttoinlandsprodukt – Entwicklung
Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts:
Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2015 (destatis.de)
162 / 301
8.2 Bruttoinlandsprodukt – nominal vs. real
Grund fur ansteigendes BIP:
➜ Produktion von Gutern und Dienstleistungen steigt.
➜ Wert der Produktion von Gutern und Dienstleistungen steigt.
Unterscheidung
Nominales BIP: Wert von produzierten Gutern undDienstleistungen zu laufenden Prei-sen.
Reales BIP: Wert von produzierten Gutern undDienstleistungen zu konstanten Prei-sen (Basispreis).
163 / 301
8.2 Bruttoinlandsprodukt – Zahlenbeispiel
Ein Zahlenbeispiel
Studentenfutter TraubenzuckerJahr Menge Preis Menge Preis
(in ME) (¤/ME) (in ME) (¤/ME)
2011 20 1,00 16 1,50
2012 25 1,20 20 1,80
2013 30 1,50 15 2,00
Jahr Nominales BIP Reales BIP(in ¤) ( in¤)
2011
2012
2013
164 / 301
8.2 Bruttoinlandsprodukt – BIP pro Kopf
Das BIP pro Kopf gibt das durchschnittliche Einkommen inder Bevolkerung an.
Derzeit ist es das beste verfugbare Einzelmaß fur denokonomischen Wohlstand.
Zahlenbeispiel fur das Jahr 2013:
Land Deutschland China
BIP in Mrd. ¤ 2 737,60 7129,12
Bevolkerung in Mio. 80, 80 1 360,76
BIP pro Kopf in ¤ 33 881,19 5239,36
Quelle: Internationaler Wahrungsfonds, World Economic OutlookDatabase, Oktober 2014 (imf.org)
165 / 301
8.2 BIP – Kritik am BIP als Wohlstandsmaß
ABER:
Verteilung des Wohlstands wird nicht erfasst
Freizeitwert ist unbekannt (vs. Zeitaufwand fur Produktion)
tatsachlicher Wert von staatlichen Leistungen ist unbekannt(kein Marktprei ➜ Herstellungskosten)
nicht berucksichtigte Schattenwirtschaft (nicht auf demMarkt gehandelte Guter; bspw. Schwarzmarkt,Haushaltsproduktion, Ehrenamt)
Immaterielle Werte sind schlecht zu erfassen und messen(bspw. Qualitat des Bildungs- und Gesundheitssystems, Kunst)
166 / 301
8.2 BIP – Kritik am BIP als Wohlstandsmaß
Nachhaltigkeit wird nicht berucksichtigt(Wohlstandsminderung zukunftiger Generationen durch bspw.Abbau bzw. Ubernutzung naturlicher erneuerbarer (Fisch/Wald) oder nicht-erneuerbarer Ressourcen (Bodenschatze))
Produktionsbedingte Schaden von Umwelt, Lebens- undArbeitsbedingungen (Externe Effekte) steigern das BIP, trotzWohlfahrtsminderung
Wirtschaftliche Aktivitaten zur Beseitigung von Schadenwerden nicht als Abschreibungen erfasst (bspw.Naturkatastrophen, Krnakheit, Unfalle), sondern erhohen dasBIP, trotz Wohlfahrtsminderung
167 / 301
8.2 Bruttoinlandsprodukt – Relativierung der Kritik
Quelle: Human Development Report 2009, UN, zitiert nach Mankiw/Taylor,Grundzuge der Volkswirtschaftslehre, Kap. 23
168 / 301
8.2 BIP – Erganzungen und Alternativen
Gini-Index (Maß fur Einkommensverteilung)
Umweltokonomische Gesamtrechnung (UGR)
Kaufkraftparitaten (PPP – Preis- und Kaufkraftvergleich)
Eigene Darstellung, Quelle: The Economist (www.economist.com)
169 / 301
8.2 BIP – Erganzungen und Alternativen
Bruttonationalgluck in Bhutan (GNH)
Human Development Index (HDI)
Quelle: Human Development Report 2016, (www.hdr.undp.org)
170 / 301
8.3 Verbraucherpreisindex – VPI
Verbraucherpreisindex (VPI)
Der VPI ist ein Maß fur die Preisentwicklung eines Warenkorbs ausGutern und Dienstleistungen, der von einem durchschnittlichenHaushalt zu Konsumzwecken gekauft wird.
VPIt =Wert des Warenkorbs in t
Wert des Warenkorbs im Basisjahr t = 0× 100
171 / 301
8.3 Inflation und Deflation
Unterscheidung:
Inflationsrate: Prozentuale Anderung des allgemeinenPreisniveaus uber einen langeren Zeit-raum hinweg.
Inflation: Dauerhafter Anstieg des allgemeinenPreisniveaus.
Deflation: Dauerhafter Ruckgang des allgemeinenPreisniveaus.
Bestimmung der Inflationsrate anhand des VPI:
Inflationsrate =VPIt − VPIt−1
VPIt−1× 100%
172 / 301
8.3 Verbraucherpreisindex – Berechnung des VPI
Berechnung des VPI:
1. Festlegung des Warenkorbs (mit Wagungsschema anhand’durchschnittlicher’ Konsumgewohnheiten)
2. Feststellung der jeweiligen Preise fur alle im Warenkorbenthaltenen Guter und Dienstleistungen
3. Bestimmung des jeweiligen Wertes des Warenkorbs
4. Auswahl des Basisjahres und Berechnung des jeweiligen VPI
➜ Berechnung der Inflationsrate
173 / 301
8.3 Verbraucherpreisindex – Berechnung des VPI
Ein Zahlenbeispiel
Studentenfutter TraubenzuckerJahr Menge Preis Menge Preis
(in ME) (¤/ME) (in ME) (¤/ME)
2011 20 1,00 10 1,50
2012 25 1,20 25 1,80
2013 30 1,50 20 2,00
➜ Schritt 1:
➜ Schritt 2:Jahr Schritt 3 Schritt 4 Inflationsrate
2011
2012
2013
174 / 301
8.3 Verbraucherpreisindex – Entwicklung des VPI
Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2016 (destatis.de)
175 / 301
8.3 Verbraucherpreisindex – Wagungsschema des VPI
Basisjahr 2010, in %
Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2015 (destatis.de)176 / 301
8.3 VPI – VPI-Anderung einzelner Gutergruppen
Stand: April 2017, Veranderung zum Vorjahresmonat in %:
Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2017 (destatis.de)
177 / 301
8.3 Verbraucherpreisindex – Kritik am VPI
ABER:
Verallgemeinerung des Warenkorbs (Durchschnittshaushalt vs.personliche Inflationsrate)
Substitutionsverzerrungen durch ungleichmaßigePreissteigerungen
Kaufkraft andert sich die Einfuhrung neuer Guter (Wet einesEuros steigt mit hoherer Vielfalt)
Technischer Fortschritt bzw. nicht-erfassteQualitatsveranderungen bedingen Auf- bzw. Abwertung vonGutern
Anderung von Vermogenspreisen werden nicht erfasst, trotzWohlahrtswirkung
178 / 301
8.3 Inflation – Messung
Messung der Inflationsrate
dauerhafte Erfassung aller Preise von Gutern unmoglich
Preiserfassung von ausgesuchten bedeutenden Gutern bsp.allgemeine Lebenshaltungskosten aus reprasentativemWarenkorb
➡ Verbraucherpreisindex
179 / 301
8.3 Inflation – Wirkung
Wirkung anhaltender Inflation
allgemeiner Vertrauensverlust
wegen verspateter Anpassung der Einkommen ➜
Wohlfahrtsminderung
Begunstigung von Schuldnern, Sachvermogenshaltern (wieImmobilien, Grundstucke ...) ➜
”Flucht in Sachwerte“
Druck auf Wechselkursanpassung
gesamtwirtschaftliche Verzerrung von Preisrelationen,
”falsche“ Preissignale und Fehllenkung von Investitionen
kurzfristige”Gewinne“ durch hohes Steueraufkommen fur den
Staat
Scheingewinnproblematik fur Unternehmen
180 / 301
8.3 Inflation – Ursachen
Ursachen der Inflation
Nachfragesog: Nachfrageuberschuß fuhrt zu inflatorischerLucke (Erhohung der Nachfrage ohnr proportionaleAusdehnung der Guterproduktion)
Kostendruck: Uberwalzung steigender Produktionskosten aufEndverbraucherpreise
Geldmengenentwicklung: Erhohung der Geldmenge starker alsGuterproduktion
181 / 301
8.3 Inflationsrate
Umrechnung von nominale in reale Großen:
Realzins = Nominalzins − Inflationsrate
Wachstumsrate Reallohn =Wachstumsrate Nominallohn − Inflationsrate
➜ Theoretisch erfolgt keine reale Wirkung, wenn Nominalgroßenan die Inflationsrate angepasst sind:
X1
X2
182 / 301
8.3 Wirtschaftliche Probleme bei Inflation
Schuhsohlen-Kosten (Ressourcenverschwendung durchSenkung der Bargeldhaltung)
Speisekartenkosten (Kosten von Preisanderungen)
Erhohte und storende Veranderlichkeit der relativen Preisen
Verwirrung und Unsicherheit wegen laufend verandertenVerrechnungseinheit (bspw. fur Bewertung okonomischerTransaktionen)
183 / 301
8.3 Deflation
Deflation: Bestandiger Ruckgang des Preisniveaus
Geldhaltung vorteilhafter als Guterkauf oder Investitionen
geldpolitische und wirtschaftspolitische Maßnahmen zurBekamfung sind meist wirkungslos
➡ Kreditgeber profitieren
184 / 301
8.3 Wirtschaftliche Probleme bei Deflation
U.a. Ruckgang der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage undRuckzahlungsausfalle von Krediten
1. Dauerhaft sinkende Preise
3. Erholung oder Deflationsspirale
2. Sinkende Investitionen, Lohne, etc.
4. Wirtschaftspolitische Maßnahmen
Quelle: Spiegel Online, 2014 (spiegel.de)
185 / 301
Einfuhrung in die VWL
9. Konjunktur und Wachstum
Quellen: Beck Kap. 16 , Bofinger Kap. 27.1, 28.1 Krugman/WellsKap. 23-2 und Mankiw/Taylor Kap. 25, 34 Weil Kap.
186 / 301
9.1 Wachstum – Anstieg des realen BIP
Langfristiger Anstieg des realen BIP in Industrielandern(bspw. USA, 1870-2009):
Quelle: Weil, Economic Growth, Kap. 1; Vgl. auch Bofinger, Grundzuge derVWL, Kap. 17.5
187 / 301
9.1 Wachstum – Empirische Daten: Wachstumsrate
Durchschnittliche Wachstumsraten (in % pro Jahr):
Land Zeitintervall Wachstum
Japan 1890 – 2003 2,79Brasilien 1900 – 2008 2,38Deutschland 1870 – 2008 2,05Kanada 1870 – 2008 1,99China 1900 – 2008 1,99Vereinigte Staaten 1870 – 2008 1,80Argentinien 1900 – 2008 1,69Vereinigtes Konigreich 1870 – 2008 1,47Indien 1900 – 2008 1,38Pakistan 1900 – 2008 1,21Bangladesch 1900 – 2008 0,78
Quelle: Mankiw/Taylor, Grundzuge der VWL, Kap. 25
188 / 301
9.1 Wachstum – Wachstumsrate
Wachstumsrate:
Prozentuale Zunahme des realen BIP pro Kopf(Jahresdurchschnitt).
Jahrliche Wachstumsrate von 2% ➜ Verdoppelung desPro-Kopf-Einkommens alle 35 Jahre.
Achtung: Ungleiche und ungleichmaßige Wachstumsprozessein verschiedenen Landern.
189 / 301
9.1 Wachstum – reales Wirtschaftswachstum
Abschwachung des realen Wirtschaftswachstums in Deutschlandnach dem 2. Weltkrieg:
Quelle: Statistisches Bundesamt, zitiert nach Bofinger, Grundzuge derVolkswirtschaftslehre, 4. Auflage, Kap. 29
190 / 301
9.1 Wachstum
Was bedeutet Wachstum fur Sie?
Welche Faktoren sind wichtig fur den Wachstumsprozess?
191 / 301
9.1 Wachstum – Ursachen des Wachstums
Ursachen fur wirtschaftliches Wachstum:
es wird mehr Input eingesetzt
- Bevolkerungswachstum: vermehrt den ProduktionsfaktorArbeit ➜ mehr Output
- Ersparnis: vermehrt den Produktionsfaktor Kapital➜ mehr Output
- Bildung: vermehrt den Produktionsfaktor Humankapital➜ mehr Output
vorhandener Input wird produktiver
- technischer Fortschritt: erhoht die Produktivitaten derProduktion➜ mehr Output
192 / 301
9.1 Wachstum – Produktivitat einer Volkswirtschaft
Bestimmungsfaktoren der Arbeitsproduktivitat:
Realkapital(je Arbeitskraft)
Bestand an produzierten Produktionsmit-teln, die fur die Herstellung von Gutern undDienstleistungen verwendet werden.
Humankapital(je Arbeitskraft)
Wissen und Fahigkeiten, die Arbeitskraftedurch Ausbildung und Berufserfahrung er-werben.
NaturlicheRessourcen(je Arbeitskraft)
Bei der Produktion eingesetzte Inputs, dievon der Natur bereit gestellt werden (bspw.Land, Flusse und Bodenschatze)
TechnologischesWissen
Wissen der Gesellschaft um die besten Wegezur Herstellung von Gutern und Dienstleis-tungen.
193 / 301
9.1 Wachstum – Investitionen
Ersparnis und Investition
Wachstum ist stark positiv mit der Investitionsquote korreliert
Je hoher die Investitionsen sind, um so großer ist dieKapitalakkumulation und damit das Wachstum.
➜ Ansatzpunkt staatlicher Politk
Um mehr in Kapital investieren zu konnen, musste ein Landbei gegebenen Einkommen einen geringen Anteil konsumierenbzw. einen großeren Anteil sparen (Sparquote steigt).
➜ Forderung von Spar- und Investitionsanreizen.
Abbildung Folie 9 Soetz KundW
194 / 301
9.1 Wachstum – Produktivitat einer Volkswirtschaft
Abnehmende Grenzertrage und Aufholeffekt
Positiver, aber abnehmender Grenzertrag des Kapitals: Beisteigendem Kapitalstock, steigt die Produktivitat nurgeringfugig, da der mit einer zusatzlichen Einheit Kapitalhergestellte Output abnimmt.Konkave Pro-Kopf-Produktionsfunktion:
k
y
➜ Aufholeffekt: Unter sonst gleichen Bedingungen ist es fur armeLander tendenziell leichter, ein schnelleres Wachstum durchInvestitionen in Kapital zu erreichen als fur reiche Lander.
195 / 301
9.1 Wachstum – staatliche Politik
Weitere Ansatzpunkte staatlicher Forderung zurProduktivitatssteigerung
Auslandsinvestitionen
Ausbildung
Gesundheit und Ernahrung
Institutionen (zur Sicherung von Eigentumsrechten undpolitischer Stabilitat)
Freihandel
Forschung und Entwicklung
Bevolkerungswachstum
196 / 301
9.1 Wachstum – technischer Fortschritt
technischer Fortschritt
Einfuhrung neuer technologischer Verfahren (Prozessinnovation)oder neuer Produkte (Produktinnovation)
Entstehung:
innovativ
per Zufallgezielt durch Forschung und Entwicklung
adaptiv
learning by doingWissens-und TechnologiediffusionNachahmung
197 / 301
9.1 Wachstum – Abwagung
Pro:
Erhohung des materiellen Wohlstandes
erleichtert sozialpolitische Umverteilung (”Kuchen ist großer“)
Sicherung/Erhaltung von Arbeitsplatzen
mehr Mittel fur Umweltschutz
Contra:
erhohter Ressourcenverbrauch und vermehrte Umweltbelatung
hoheres BIP nicht unbedingt gleichbedeutend mit bessererLebensqualitat
⇒ stark abhangig von der Form und den Ursachen desWirtschaftswachstums bzw. der Ausgangsituation(Entwicklungsstand der Lander) ⇐
198 / 301
9.1 Exkurs – Strukturwandel
sektoraler Strukturwandel ist haufig unterteilt in:
primarer Sektor: Land und Forstwirtschaft, Bergbau
sekundarer Sektor: Industrie (produzierendes gewerbe,Baugewerbe....)
tertiarer Sektor: Dienstleistungen (verschiedeneUnterteilungen des Dienstleistungssektors moglich, inunternehmens- und haushaltsbezogene Dienstleistungen; inBanken/Versicherungen, Gesundheit, Transport usw.)
199 / 301
9.1 Exkurs – Strukturwandel
Quelle: Globus
200 / 301
9.1 Exkurs – Strukturwandel
Grunde fur Strukturwandel:
unterschiedliche Raten des technischen Fortschritts
Wandel der Bedurfnisstruktur (vor allem mit steigendemPro-Kopf-Einkommen)
Anderungen der internationalen Wettbewerbsfahigkeit
Probleme bei Strukturwandel:
Einkommensdisparitaten (in Sektoren, Regionen), strukturelleArbeitslosigkeit, Fehlinvestitionen
201 / 301
9.2 Konjunktur – Konjunktur vs. Wachstum
Abgrenzung:
Wachstum: Langfristiger Anstieg des Produktionspotentials(reales BIP).
Konjunktur: Wiederkehrende, kurzfristige Schwankungen derwirtschaftlichen Aktivitat um einen langfristigenWachstumstrend herum.
202 / 301
9.2 Konjunktur – Konjunkturzyklus
Idealtypischer Verlauf des Konjunkturzyklus:
Quelle: Internationaler Wahrungsfonds, World Economic Outlook, 2009, zitiertnach Bofinger, Grundzuge der Volkswirtschaftslehre, Kap. 28.1
203 / 301
Phasen des Konjunkturzyklus:
Aufschwung/ Zunahme der Produktion,beginnenderErholung/ Optimismus, Zunahme der Investitionen,Expansion: ➜ Zunahme der Wachstumsraten des BIP.
Boom/ hohe Auslastung des Produktionspotenzials,Hochkonjunktur/ hohe Investitionen, hohe Preissteigerung,
Konjunkturhoch: Beginnende Uberhitzung der Wirtschaft.
Abschwung/ beginnender Ruckgang von ProduktionRezession: und Investition
➜ Abnahme der Wachstumsraten des BIP
Krise/ geringe Investitionstatigkeit, hoheDepression: Arbeitslosigkeit, sehr kraftiger und
langanhaltender Abschwung
204 / 301
9.2 Konjunktur – Beschaftigung
Quelle: Globus
205 / 301
9.2 Konjunktur – Beschaftigung
Quelle: Globus206 / 301
9.2 Konjunktur – Konjunkturindikatoren
Beispiele fur Konjunkturindikatoren:
Vorlaufend Borsenkurse, Geschafts- und Konsumerwartun-gen, Auftragseingange, Baugenehmigungen
Gleichlaufend Privater Konsum, Investitionsausgaben, Groß-und Einzelhandelsumsatze
Nachlaufend Beschaftigung, Inflationsrate, Konkurse
207 / 301
9.2 Konjunktur – Erklarungsansatze
exogene (primar nicht okonomische) Ursachen➡ Kriege, Krisen, Naturkatastrophen, Innovationen...
endogene Ursachen➡ Investitionstatigkeiten, Lohnverhandlungen, Erwartungen...
208 / 301
Einfuhrung in die VWL
10. Der Arbeitsmarkt
Quellen: Beck Kap. 15 , Bofinger Kap. 10.1-10.4, Krugman/WellsKap. 12, 24-3 und Mankiw/Taylor Kap. 18, 28 Weil Kap.
209 / 301
10.1 Bevolkerungsentwicklung – Deutschland
nimmt Einfluss auf:
gesamtwirtschaftlicheNachfrage (vor allem nachNahrungsmitteln)
Bildungspolitik,Umweltpolitik,Wohungspolitk, ...
Arbeitskrafteangebot
ist abhangig von:
Zahl der Geburten
Zahl der Sterbefalle
Zu- und Abwanderung
Quelle: Globus
210 / 301
10.1 Bevolkerungsentwicklung – Demografie
Quelle: Globus
211 / 301
10.1 Bevolkerungsentwicklung – Lebenserwartung
Quelle: Globus
212 / 301
10.1 Bevolkerungsentwicklung – Lebenserwartung
Quelle: Globus
213 / 301
10.1 Bevolkerungsentwicklung – Migration
Quelle: Globus214 / 301
10.2 Arbeitsmarkt – Produktionsfaktor Arbeit
Die Arbeit ist ein Produktionsfaktor und der Faktorpreis fur eineEinheit Arbeit ist der Lohnsatz.
Somit ist der Arbeitsmarkt ein Faktormarkt:
➜ Unternehmen fragen Dienste von Arbeitskraften nach.
➜ Haushalte bieten ihre Dienste als Arbeitskrafte an.
Modellannahmen:
Vollkommener Wettbewerb auf Guter- und Faktormarkten
Keine marktlichen Ein- und Austrittsbarrieren fur Arbeitskrafte
Keine Beschrankungen fur Unternehmen zur Ein- undFreisetzung von Arbeitskraften
215 / 301
10.2 Arbeitsmarkt – Arbeitsnachfrage
Die Arbeitsnachfrage der Unternehmen hangt von denBedingungen in der Produktion und den Absatzmarkten ab.
Wichtige Begriffe:
Produktionsfunktion Funktionaler Zusammenhang zwischenFaktoreinsatz und Outputmenge
Grenzertrag der Zunahme der Outputmenge je zusatz-
Arbeit lich eingesetzter Arbeitseinheit
Wertgrenzprodukt der
Arbeit
Mathematisches Produkt aus Grenzer-trag der Arbeit und dem Guterpreis,d.h. Wert des Outputs, der durch denEinsatz einer zusatzliche Einheit Arbeitentsteht
216 / 301
10.2 Arbeitsmarkt – Zahlenbeispiel
Ein Zahlenbeispiel – Apfelernte
Lohnsatz: ¤500 pro Woche
Preis fur Apfel: ¤10 je Kiste
Arbeits-krafte
Apfelkistenpro
Woche
Grenzertragder Arbeit
WGP derArbeit(in ¤)
Grenz-gewinn(in ¤)
Gewinn(in¤)
1 100
2 180
3 240
4 280
5 300
217 / 301
10.2 Arbeitsmarkt – Grenzertrag der Arbeit
Abnehmender Grenzertrag bei zunehmenden Arbeitseinsatz
Arbeitskrafte
Output
218 / 301
10.2 Arbeitsmarkt – Wertgrenzprodukt der Arbeit
Sinkendes Wertgrenzprodukt (WGP) bei zunehmendenArbeitseinsatz
Arbeitskrafte
WGP
219 / 301
10.2 Arbeitsmarkt – Grenzproduktivitatsentlohnung
Bei vollstandigem Wettbewerb wird ein gewinnmaximierendesUnternehmen so viele Arbeitskrafte nachfragen bis dasWertgrenzprodukt der Arbeit dem Lohnsatz entspricht:
Menge an Arbeit
Lohnsatz
➜ Negativer Zusammenhang zwischen Wertgrenzprodukt undArbeitskraftenachfrage.
220 / 301
10.2 Arbeitsmarkt – Arbeitsangebot
Das Arbeitsangebot der Haushalte hangt von der Abwagungzwischen Arbeit und Freizeit unter Berucksichtigung derOpportunitatskosten ab.
Opportunitatskosten der Freizeit: Verzicht auf Lohn und damitNutzen aus GuterkonsumOpportunitatskosten der Arbeit: Entgangener Nutzen ausFreizeit (Spaß, Erholung, etc.)
Mogliche Effekte eines Lohnanstiegs:
Substitutionseffekt (SE): Erhohung Arbeitsangebot durchsteigende Opportunitatskosten der FreizeitEinkommenseffekt (EE): Senkung Arbeitsangebot durchzunehmenden Wohlstand (mehr Freizeit realisierbar)
221 / 301
10.2 Arbeitsmarkt – Arbeitsangebot
Annahme: SE > EE ➜ Ausweitung des Arbeitsangebots bis derLohnsatz den Opportunitatskosten der Arbeit entspricht:
Menge an Arbeit
Lohnsatz
➜ Positiver Zusammenhang zwischen Lohnsatz undArbeitsangebot.
222 / 301
10.2 Arbeitsmarkt – Arbeitsmarktgleichgewicht
Der Lohnsatz passt sich an bis Arbeitsangebot und -nachfrageubereinstimmen:
Menge an Arbeit
Lohnsatz
➜ Im Gleichgewicht werden Arbeitskrafte in Hohe desWertgrenzprodukts der Arbeit entlohnt.
223 / 301
10.2 Arbeitsmarkt – Arbeitsproduktivitat
Erklarungsansatz fur das Wachstum der Reallohne:
Menge an Arbeit
Lohnsatz
➜ Unter Annahme eines konstanten Arbeitsangebots kann dasWachstum der Reallohne durch die wachsende Arbeitsproduktivitaterklart werden.
224 / 301
10.2 Arbeitsmarkt – Arbeitsproduktivitat
Wachstum von Arbeitsproduktivitat und Lohnen in Deutschland(durchschnittl. jahrliche Veranderung in %):
Zeitintervall Wachstumsrate der Wachstumsrate derArbeitsproduktivitat Reallohne
1971 – 2009 2,4 1,8
1971 – 1980 3,8 3,81981 – 1990 2,4 1,91991 – 2000 2,1 1,62001 – 2009 1,1 -0,2
Quelle: Statistisches Bundesamt, zitiert nach Mankiw/Taylor, Grundzuge derVolkswirtschaftslehre, Kap. 18
225 / 301
10.2 Arbeitsmarkt – Deutschland
Quelle: Globus
226 / 301
10.2 Arbeitsmarkt – Entwicklung dt. Arbeitslosenquote
227 / 301
10.2 Arbeitsmarkt – Deutschland
Quelle: Globus
228 / 301
10.3 Arbeitslosigkeit – Messung der Arbeitslosigkeit
Bundesagentur fur Arbeit
Registrierten Arbeitslose nachSozialgesetzbuch (SGB)
Nur Deutschland
Statistisches Bundesamt
Statistische Erhebung derErwerbslosen nach InternationalerArbeitsorganisation (ILO)
Internationaler Vergleich
Abbildung: Erwerbslose undregistrierte Arbeitslose 2013
Quelle: Ergebnisse desMikrozensus, zitiert nachdestatis.de
229 / 301
10.3 Arbeitslosigkeit – Messung der Arbeitslosigkeit
Abgrenzung:
Erwerbstatige Menschen, die gegenwartig beschaftigtsind
Erwerbslose Menschen, die aktiv nach einer Arbeitsuchen, aber nicht beschaftigt sind
Erwerbspersonen Summe aus Erwerbstatigen undErwerbslosen (Arbeitskraftepotenzial)
Nicht-Erwerbspersonen Menschen, die weder erwerbstatig nocherwerbslos sind (Nur-Konsumenten,insb. Junge und Alte)
230 / 301
10.3 Arbeitslosigkeit – Messung der Arbeitslosigkeit
Erwerbslosenquote
Prozentsatz der Erwerbspersonen, die erwerbslos sind:
Erwerbslosenquote =Erwerbslose
Erwerbstatige + Erwerbslosex100%
Erwerbsquote
Arbeitskraftepotential anteilig an der Bevolkerung
231 / 301
10.3 Arbeitslosigkeit – Messung der Arbeitslosigkeit
Aufteilung der Erwerbs- und Nicht-Erwerbspersonen inDeutschland (April 2015):
Quelle: Statistisches Bundesamt, destatis.de232 / 301
10.3 Arbeitslosigkeit – Probleme durch Arbeitslosigkeit
Verlust an potentieller Produktivitat und damit Wohlstand
Kosten fur den Staat (finanzielle Unterstutzung derArbeitslosen)
Einnahmeausfalle des Staates (keine gezahlten Steuern undSozialbeitrage)
Private und soziale Kosten der Arbeitslosigkeit (Verlust vonHumankapital, Einkommen, Lebensqualitat, Zufriedenheitetc.)
➜ Ernsthafte Probleme bei zunehmender Dauer derArbeitslosigkeit
233 / 301
10.3 Arbeitslosigkeit – Langzeitarbeitslose
Langzeitarbeitslose: Menschen, die ein Jahr und langerdurchgehend arbeitslos sind (SGB)
Soziale Gruppen mit relativ hohem Risiko, langzeitarbeitsloszu sein: altere Menschen und Geringqualifizierte
Anteil von Langzeitarbeitslosen in Deutschland:
Quelle: Bundesagentur fur Arbeit, Arbeitsmarktberichterstattung, Nurnberg2014
234 / 301
10.3 Arbeitslosigkeit - VerteilungLangzeitarbeitslosigkeit
Quelle: Bundesagentur fur Arbeit, Arbeitsmarktberichterstattung, Nurnberg2014
235 / 301
10.3 Arbeitslosigkeit – Erklarungsansatze
Kurzfristig
Friktionelle Arbeitslosigkeit (Sucharbeitslosigkeit)
Saisonale Arbeitslosigkeit
Kurz- bis mittelfristig
Konjunkturelle (bzw. zyklische) Arbeitslosigkeit
Langfristig – Strukturelle Arbeitslosigkeit
Lohnbedingte Arbeitslosigkeit (Mindestlohne, Gewerkschaften,Effizienzlohne)
strukturelle Arbeitslosigkeit (durch technischen Fortschritt undStrukturwandel)
Sockelarbeitslosigkeit (Hysterese)
236 / 301
10.3 Arbeitslosigkeit – Arten von Arbeitslosigkeit
Friktionelle Arbeitslosigkeit/ Sucharbeitslosigkeit
Arbeitslosigkeit, die durch die Zeit verursacht wird, die dieArbeitskrafte benotigen, um einen Arbeitsplatz zu finden, der ihrenFahigkeiten und Neigungen entspricht.
Ursachen:
Verschiebungen der Arbeitskraftenachfrage zwischenUnternehmen, Industriezweigen bzw. RegionenAnderungen der Praferenzen von Arbeitskraften
Instrumente zur Verkurzung der Sucharbeitslosigkeit:
Verbesserung der ArbeitsvermittlungVerbesserung der AusbildungBegrenzung der Arbeitslosenversicherung (steigertSuchanstrengungen, um Lebensunterhalt zu steigern, ABERSpannungsfeld)
237 / 301
10.3 Arbeitslosigkeit – Arten von Arbeitslosigkeit
Konjunkturelle Arbeitslosigkeit
Arbeitslosigkeit, die im Zuge eines wirtschaftlichen Abschwungsentsteht (und im Aufschwung wieder zuruck geht)
Starke negative Beziehung zwischen jahrlicher Wachstumsrate undAnderung der Arbeitslosenquote:
Quelle: Krugman/Wells, Volkswirtschaftslehre, Kap. 24-3238 / 301
10.3 Arbeitslosigkeit – konj. Arbeitslosigkeit
Antizyklische Fiskalpolitik
Mogliches Instrument, um das Ausmaß der konjunkturellenArbeitslosigkeit abzumildern
Grundprinzip:
Rezession: Erhohung der Staatsausgaben, um die Wirtschaftanzukurbeln (ggf. kreditfinanziert - ’deficit spending’)Hochkonjunktur: Bildung von Rucklagen zur Finanzierung derstaatlichen Maßnahmen
Probleme:
Diagnose-, Reaktions-, Umsetzungs- und Wirkungs-verzerrungen (’lags’)Wachsende Staatsverschuldung
239 / 301
10.3 Arbeitslosigkeit – Arten von Arbeitslosigkeit
Lohnbedingte Arbeitslosigkeit
Arbeitslosigkeit bei einem Lohnsatz uber dem Gleichgewichtsniveau
Menge an Arbeit
Lohnsatz
240 / 301
10.3 Arbeitslosigkeit – lohnbedingte Arbeitslosigkeit
lohnbedingte Arbeitslosigkeit - Mindestlohne
Gesetzliche Festlegung des Lohnsatzes, den die Unternehmen denArbeitskraften mindestens zahlen mussen
Pro:
Instrument zur Bekampfung der Armut und der zunehmendenUngleichheit (hohere Einkommen fur Geringverdiener)
Entlastung der sozialen Sicherungssysteme (weniger Transfer-leistungen notwendig)
Erhohung der Binnennachfrage und positive konjunkturelleImpulse
Erhohung des Arbeitsanreizes und der (Weiter-) Bildungs-anstrengungen
241 / 301
10.3 lohnbedingte Arbeitslosigkeit – Mindestlohn
Umverteilung zwischen Kapital- und Lohneinkommen ohnenegative Beschaftigungswirkung:
Ausgangspunkt: Unternehmen nutzen ihre Marktmacht zurDurchsetzung von Lohnsatzen unterhalb desGleichgewichtsniveaus
Mindestlohn: Verbesserung der Situation der Arbeitnehmerdurch hohere Lohne (ohne zusatzliche Arbeitslosigkeit)
Menge an Arbeit
Lohnsatz
242 / 301
10.3 lohnbedingte Arbeitslosigkeit – Mindestlohn
Contra:
Verteilungspolitisch ineffizient:
Viele Geringverdiener in Haushalten, die bereits uber einhoheres Einkommen verfugen (Zweit- oder Drittverdiener)Keine Erhohung der verfugbaren Einkommen (Verrechnungbesserer Entlohnung mit bisherigen Sozialleistungen)
Ineffizientes Mittel zur Armutsvermeidung:
Hoher Anteil von Erwerbslosen unter armutsgefahrdetemPersonenkreisNur geringfugig hoheres Armutsrisiko bei Geringverdienerninnerhalb von Haushalten mit mehreren Verdienern
Negative Beschaftigungseffekte, v.a. bei gering qualifiziertenArbeitskraften
243 / 301
10.3 lohnbedingte Arbeitslosigkeit – Mindestlohn
Arbeit wird im Vergleich zu anderen Produktionsfaktoren relativteurer:
Kompensation der Kostensteigerung durch hohere Preise oderVerringerung der Gewinne der Unternehmen
Verringerung der Wettbewerbsfahigkeit
Kapital
Arbeit
244 / 301
10.3 lohnbedingte Arbeitslosigkeit – Mindestlohn
Keine eindeutigen wissenschaftlichen Befunde bzgl. desEinflusses von Mindestlohnen auf die Beschaftigung
Einfuhrung des flachendeckenden Mindestlohnes (8,50 ¤) inDeutschland im Januar 2015
Gesetzliche Mindestlohne in anderen Landern (Januar 2014):
Quelle: WSI-Mindestlohndatenbank, zitiert nach Bofinger, Grundzuge derVolkswirtschaftslehre, 4. Auflage, Kap. 10
245 / 301
10.3 lohnbedingte Arbeitslosigkeit – Gewerkschaften
Gewerkschaften
Arbeitnehmervereinigungen, die mit den Arbeitgebern uber dieEntlohnung und Arbeitsbedingungen verhandeln
Pro:
Wunschenswerte Gegenkraft zur Marktmacht derUnternehmen
Verringerung von Transaktions- und Informationskosten furArbeitgeber und -nehmer
Verbesserung des ’sozialen Friedens’ im Unternehmen
Contra:
Kartellcharakter der Gewerkschaften
Begunstigung einiger Arbeitsplatze zu Lasten anderer(zunehmende Arbeitslosigkeit)
246 / 301
10.3 lohnbedingte Arbeitslosigkeit – Effizenzlohne
Effizienzlohne
Lohne uber dem Gleichgewichtsniveau, die Unternehmen freiwilligzur Steigerung der Arbeitsproduktivitat bezahlen
Grunde:
Verbesserung des Gesundheitszustandes der Arbeitnehmer
Erhohung der Motivation am Arbeitsplatz
Erhohung der Anziehungskraft auf besser qualifizierteArbeitskrafte
Verringerung der Arbeitsplatzwechsel
247 / 301
10.3 lohnbedingte Arbeitslosigkeit – Effizenzlohne
Auswirkung von Effizienzlohnen:
Menge an Arbeit
Lohnsatz
248 / 301
10.3 Arbeitslosigkeit – Arten von Arbeitslosigkeit
strukturelle Arbeitslosigkeit
Technischer Fortschritt als Prozess des strukturellen Wandels:
Zunahme der Produktivitat: Entwicklung neuer Guter undProduktionsmethoden ➜ Schaffung neuer Arbeitsplatze
Technisch bedingte Arbeitslosigkeit: alte Guter undProduktionsmethoden werden uberflussig ➜ Arbeitsplatzeverschwinden
Problematisch: Arbeistplatswechsel mit neuen Anforderungendurch fehlende Qualifikationen, Mobilitat, etc.
249 / 301
10.3 strukturelle Arbeitslosigkeit – Strukturwandel
Entwicklung der Erwerbstatigkeit nach Wirtschaftsbereichen (in %):
1991: 2009:
Quellen: Erwerbstatigenrechnung des Bundes und der Lander, zitiert nach
Statistische Amter des Bundes und der Lander, Arbeitsmarkte im Wandel,
2012, destatis.de
250 / 301
10.3 Arbeitslosigkeit – Sockelarbeitslosigkeit
Sockelarbeitslosigkeit
Anteil an Arbeitslosigkeit an der Gesamtzahl der Arbeitslosen, dertrotz konjunkturellen Aufschwungs bestehen bleibt ➜ nichtvermittelbaren Arbeitslosen
Quellen: Jahresbericht Arbeitsmarkt in Deutschland, Bundesargentur fur
Arbeit, Daten: Statistik der BA251 / 301
Einfuhrung in die VWL
11. Der Finanzmarkt
Quellen: Krugman/Wells Kap. 26-1,-2 und Mankiw/Taylor Kap.26 www.bundesbank.de/bildung
252 / 301
11 Der Finanzmarkt
Was verstehen Sie unter einem Finanzmarkt?
Inwiefern ist ein funktionierendes Finanzsystem wichtig fur dieEntwicklung einer Volkswirtschaft?
253 / 301
11.1 Das Finanzsystem – Aufgaben
Verringerung von Transaktionskosten(Kosten durch Vorbereitung, Durchfuhrung und Kontrolle vonTransaktionen)
Verringerung des finanziellen Risikos durch Diversifikation(Streuung in verschiedene Investitionsobjekte)
Bereitstellung von Liquiditat(Umwandlungsfahigkeit von Vermogensobjekten in Bargeld)
254 / 301
11.1 Das Finanzsystem – Vermogen
Vermogen
Wert der akkumulierten Ersparnis
Vermogensarten
- Bankeinlagen
- physische Vermogensobjekte
- Darlehen
- Anleihen
- Aktien
Darlehen
schuldrechlicher Vertrag
Bsp.: Bankdarlehen fur Autokauf
⊕ auf Bedurfnisse des Darlehensnehmers angepasst
⊖ hohe Transaktionskosten, schlecht weiter zu verkaufen,geringe Liquiditat
255 / 301
11.1 Das Finanzsystem - Arten von Vermogensobjekten
Anleihen
verzinsliche/zinstragendes Wertpapiere
Bsp.: Unternehmensanleihe von Siemens
⊕ geringe Transaktionskosten, da standardisiert
⊕ leichter Wiederverkauf, somit hohe Liquiditat
⊖ eher geringe Ertrage vgl. Aktien
⇒”Versprechen auf Ruckzahlung“
Aktien
Anteilsschein am Unternehmen
Bsp.: Unternehmensaktie von Lufthansa
⊕ hohe Ertragsmoglichkeiten vgl. Anleihe
⊖ riskante Anlageform
⇒”Hoffnung auf Ruckzahlung“
256 / 301
11.1 Das Finanzsystem
Quelle: Deutsche Bundesbank, www.bundesbank.de
257 / 301
11.1 Das Finanzsystem
Wichtige Begriffe:
Finanzsystem: Gruppe von Institutionen in einer Volkswirtschaft,
die dazu beitragen, die Ersparnisse einer Person mit denInvestitionswunschen einer anderen Person zusammenzubringen
Finanzmarkte: Finanzinstitutionen, durch die Sparer Mittel
direkt an Schuldner weiterleiten konnen
Finanzintermediare: Finanzinstitutionen, durch die Sparer
indirekt Mittel an Schuldner weiterleiten konnen
258 / 301
11.1 Das Finanzsystem – Finanzmarkte
Anleihemarkt
Anleihe:Schuldverschreibung(regelmaßige Zinszahlungenund Ruckzahlung nachFalligkeit)
Form derFremdkapitalfinanzierung
Verzinsung abhangig vonLaufzeit und Bonitat
Unterscheidung zwischenStaats- undUnternehmensanleihen
Aktienmarkt
Aktie: Anteil am Eigentumeines Unternehmens(Mitspracherecht undDividendenzahlungen bzw.Kursgewinne durch Handel)
Form derEigenkapitalfinanzierung
Aktienkurs bspw. abhangigvon Gewinnerwartungen derWirtschaftssubjekte
Aktienindex: ∅ Wertent-wicklung einer bestimmtenGruppe von Aktien
259 / 301
11.1 Das Finanzsystem – Finanzintermediare
Geschaftsbanken
Wirtschaftsunternehmen, die Dienstleistungen rund ums Gelderbringen
hier v.a.: Kreditinstitute, die Einlagen von Sparern zurKreditvergabe verwenden
Zinsen der Kredite > Zinsen der Einlagen
Versicherungen
Institutionen zur Risikotransformation
bspw. Lebens- und Rentenversicherungen zur Altersvorsorge
260 / 301
11.1 Das Finanzsystem – Finanzintermediare
Investmentfonds
Institution, die ein Portfolio aus Aktien und Anleihenzusammenstellt, welches durch die Vergabe vonAnteilsscheinen finanziert wird
Zugang zu diversifizierten Portfolios bei geringerenAnlagebetragen moglich
Grundprinzip:
Quelle: Deutsche Bundesbank, www.bundesbank.de
261 / 301
11.2 Ersparnisse und Investitionen
Motor des Wachstums → Kapitalakkumulation
Kapitalarten
Humankapital
Produktivitatssteigerung durch Wissen und Fahigkeiten(Ausbildung)Bereitstellung meist durch den Staat
physisches Kapital
von Menschen gemachte Ressourcen (Gebaude, Maschinen)Akkumulation durch meist private Investitionen
Finanzkapital
finanzielle Mittel, die fur Investitionsausgaben verfugbar sindAkkumulation durch Sparen/Konsumverzicht
262 / 301
11.2 Ersparnisse und Investitionen
Investitionen werden durch Ersparnisse finanziert.
Abgrenzung:
Ersparnisse Anteil des Einkommens, das nicht fur Konsum-ausgaben verwendet wird
Investitionen Ausgaben zu Erhohung des physischen Kapital-bestandes (bspw. Maschinen, Immobilien, etc.)
263 / 301
11.2 Ersparnisse und Investitionen – Identitat
Identitat von Ersparnissen und Investitionen
Ubereinstimmung von Ersparnissen und Investitioneninnerhalb einer Volkswirtschaft
Herleitung uber Verwendungsrechnung der VGR:
Y = C + I + G + (EX − IM)
Annahme einer geschlossenen Volkswirtschaft:
264 / 301
11.2 Ersparnisse und Investitionen – Identitat
Begriffe:
Haushaltssaldo Differenz zwischen Steuereinnahmenund Steuerausgaben
Budgetuberschuss Differenz zwischen Steuereinnahmenund Steuerausgaben, wenn G > T
Budgetdefizit Differenz zwischen Steuereinnahmenund Steuerausgaben, wenn G < T
y y
265 / 301
11.3 Der Kreditmarkt
zur Vereinfachung:
nur ein hypothetisch existierender Kapitalmarkt/Finanzmarkt⇒ der Kreditmarkt
Kreditmarkt
Markt, auf dem Sparer, die ihre Finanzmittel anbieten, weil siediese anlegen wollen, mit Unternehmen, die finanzielle Mittelnachfragen, weil sie Investitionsprojekte durchfuhren wollen,zusammen treffen.
Zinssatz/ Ertragsrate
Preis eines Kredites bzw. Ertrag aus Ersparnissen/ Ertrag ausInvestition (in % p.a.)
wenn Ertragsrate ≥ Zinssatz, dann Kreditaufnahme
266 / 301
11.3 Der Kreditmarkt – Gleichgewicht
Kreditvolumen
Zinssatz
267 / 301
11.3 Der Kreditmarkt – Wirtschaftspol. Maßnahmen
Anderung des Steuergesetzes zur Erhohung der Sparanreize:
bspw. Verringerung der Besteuerung von Kapitaleinkunften(Ersparnis ↑) und /oder Erhohung der Verbrauchssteuer(Konsum ↓)
Kreditvergabe wird attraktiver
Kreditvolumen
Zinssatz
➜ hohere private Investitionsausgaben➜ steigert langfristiges Wirtschaftswachstum
268 / 301
11.3 Der Kreditmarkt – Wirtschaftspol. Maßnahmen
Anderung des Steuergesetzes zur Erhohung der Investitionsanreize:
bspw. InvestitionssteuerfreibetrageKreditaufnahme zur Finanzierung von Investitionen wirdattraktiver
Kreditvolumen
Zinssatz
➜ hohere private Investitionsausgaben➜ steigert langfristiges Wirtschaftswachstum
269 / 301
11.3 Der Kreditmarkt – Staatliche Kreditaufnahme
Auswirkungen eines Budgetdefizits:
Finanzierung des Budgetdefizits durch Kreditaufnahme erhohtdie gesamte Kreditnachfrage.
Kreditvolumen
Zinssatz
➜ Verdrangungseffekt (crowding-out)
➜ ?langfristiges Wirtschaftswachstum?270 / 301
11.3 Der Kreditmarkt – Staatliche Kreditaufnahme
Auswirkungen eines Budgetdefizits:
Finanzierung des Budgetdefizits durch Kreditaufnahmemindert das gesamte Kreditangeot.
Kreditvolumen
Zinssatz
➜ Verdrangungseffekt (crowding-out)
➜ ?langfristiges Wirtschaftswachstum?271 / 301
11.3 Der Kreditmarkt – Wirtschaftspol. Maßnahmen
Budgetdefizite erhohen die Staatsverschuldung.
Schuldenstand = Summe aller in der in der Vergangenheitangehauften Defizite
Entwicklung der Staatsverschuldung in ausgewahltenEurolandern:
Quelle: Europaische Kommission, Fruhjahrsprognose 2015, zitiert nachwww.bundesbank.de
272 / 301
11.3 Der Kreditmarkt – Finanzkrise
Starker Anstieg der Staatsverschuldung infolge der globalenFinanzkrise
Phasen der Krise:
Quelle: Deutsche Bundesbank, www.bundesbank.de
273 / 301
Einfuhrung in die VWL
12. Der Geldmarkt
Quellen: Beck Kap. 18, 26, Bofinger Kap. 26, Krugman/WellsKap. 30-1, 30-3, 31 und Mankiw/Taylor Kap. 29, 30
www.bundesbank.de/bildung
274 / 301
12 Der Geldmarkt
Was ist Geld?
Welche Funktionen ubt Geld in einer Volkswirtschaft aus?
275 / 301
12.1 Geldarten – Funktionen des Geldes
Funktionen des Geldes:
Tauschmittel Vermogensgegenstand, der fur den Handels-verkehr verwendet werden kann.
Recheneinheit Maßstab, der zur Preissetzung bzw. furwirtschaftliche Kalkulationen genutzt werdenkann.
Wertaufbe-
wahrungsmittel
Vermogensgegenstand, der dazu dient, dieKaufkraft uber die Zeit hinweg zu erhalten.
276 / 301
12.1 Geldarten
Geld:
Geld umfasst jeden Vermogensgegenstand, der sehr leicht zumErwerb von Gutern und Dienstleistungen eingesetzt werden kann.
Geldarten:
Warengeld Gut, das als Tauschmittel dient und einen int-rinsischen Wert hat (bspw. Gold, Zigaretten).
Fiatgeld/
Befehlsgeld
Tauschmittel, das vom Staat als Zahlungsmittelerklart wird (bspw. Munzen, Banknoten).
Bargeld
Buchgeld
277 / 301
12.1 Geldarten
Bargeld:
Geldscheine und Munzen in den Handen von Nichtbanken
Euroraum:
Ausgabe von Geldscheinen und Munzen durch die Zentralbank
Besonderheit: Herstellung von Munzen durch den Staat(Munzregal)
Buchgeld:
Sichteinlagen, die sofort liquidierbar sind (Giralgeld)
bspw. durch Kartenzahlung, Uberweisung, Lastschrift
278 / 301
12.1 Geldarten – Bargeld
Verwendung von Bargeld in Deutschland in Relation zubargeldlosen Zahlungsmitteln:
Quelle: Deutsche Bundesbank, www.bundesbank.de
279 / 301
12.1 Geldarten – Bargeld
Quelle: Globus
280 / 301
12.1 Geldarten – Zentralbankgeld
Zentralbankgeld:
Geld, das nur von der Zentralbank geschaffen werden kann.
Quelle: in Anlehnung an Deutsche Bundesbank, www.bundesbank.de
281 / 301
12.1 Geldarten – Zentralbankgeld
Bedarf der Geschaftsbanken an Zentralbankgeld zur:
Bargeldversorgung der Banken fur deren Kunden
Abwicklung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs
Haltung von Mindestreserven (Verpflichtung)
➜ Bereitstellung von Zentralbankgeld durchRefinanzierungskredite an die Geschaftsbanken
282 / 301
12.2 Bereitstellung von Geld – Banken
Geschaftsbanken
Institutionen zur Abwicklung vonBankgeschaften fur Unternehmenund Privatpersonen (private Banken)
Zentralbanken
Institutionen zur Uberwachung desBankensystems sowie zurRegulierung der Geldmenge
Europaische Zentralbank – EZB
Gemeinsame Zentralbank der derzeit19 Mitgliedstaaten der EuropaischenWahrungsunion
Abbildung: EZB in Frankfurt a.M.
Quelle: EZB, www.ecb.europa.eu
283 / 301
12.2 Bereitstellung von Geld – Europa
Europaisches System derZentralbanken – ESZB
Bestehend aus der EZB und dennationalen Zentralbanken deraller Mitgliedstaaten der EU.
Eurosystem
Bestehend aus der EZB und dennationalen Zentralbanken derEU-Mitgliedstaaten, derenWahrung der Euro ist.
Quelle: Deutsche Bundesbank,www.bundesbank.de
284 / 301
12.2 Bereitstellung von Geld – Eurolander
Quelle: Globus285 / 301
12.2 Bereitstellung von Geld – Ziele Aufgaben der ZB
Ziele:
Gewahrleistung der Preisniveaustabilitat im Euroraum(vorrangig; nahe aber unter 2%)
Unterstutzung der Wirtschaftspolitik der EU (Unabhangigkeit)
Hohes Beschaftigungsniveau und bestandiges reales Wachstum
Weitere Aufgaben:
Devisengeschaften
Verwaltung der Wahrungsreserven
Funktionsfahigkeit der Zahlungssysteme
Aufsicht uber das Bankenwesen
Stabilitat des Finanzsystems
286 / 301
12.2 Bereitstellung von Geld – Preisniveaustabilitat
Indikator fur Preisniveuastabilitat: Entwicklung der Inflationsrate inder Europaischen Wahrungsunion (Harmonisierter VPI)
Quelle: Eurostat, zitiert nach www.bundesbank.de287 / 301
12.2 Die Geldmenge
Definition der Geldmenge (EZB):
Geldbestand in den Handen von Nichtbanken
Eigene Darstellung
288 / 301
Bestandteile der Geldmenge:
Bargeld außerhalb des Bankensystems zirkulierende Bank-noten und Munzen
Sichteinlagen Guthaben auf Bankkonten, uber die jederzeitverfugt werden kann
Termineinlagen Einlagen mit fester Verzinsung und einer festenLaufzeit (≤ 2 Jahre)
Spareinlagen i.d.R. unbefristete Einlagen mit variabler Verzin-sung (Kundigungsfrist ≤ 3 Monate)
Repogeschafte Wertpapierpensionsgeschafte (zwischen Bank undNichtbank mit Ruckkaufvereinbarung)
Geldmarkt-
fondsanteile
Anteilsscheine, die jederzeit an den Fond gegen ei-ne Gutschrift auf die Sichteinlagen zuruckgegebenwerden konnen
Bankschuldver-
schreibungen
von Bankanleihen mit fester Laufzeit (≤ 2 Jahre),Ruckzahlung zum Nennwert
289 / 301
12.2 Die Geldmenge – Geldmengenaggregate
Geldmengenaggregate in der Europaischen Wahrungsunion:
Quelle: Deutsche Bundesbank, www.bundesbank.de, zitiert nach EZB
290 / 301
12.2 Die Geldmenge – Geldschopfung
Geldschopfung der Geschaftsbanken:
Geschaftsbanken konnen durch Kreditvergabe an Kunden Buchgeldschaffen (Geschaftsbankengeld):
Die Einzahlung von Bargeld bei der Geschaftsbank erhohtderen Sichteinlagen.
Einen Teil der Sichteinlagen behalt die Bank als Reservezuruck.
Uberschussreserven konnen als Kredite weitergegeben werden.
Diese Kredite werden wiederum in Bargeld bzw.Uberweisungen umgewandelt.
Diese erhohen die Sichteinlagen auf den Konten bspw. eineranderen Bank, die wiederum einen Teil davon als Kreditevergeben kann usw. ...
291 / 301
12.3 Die Geldmenge – Geldschopfung
1. Periode: Einlage +25002. Periode: Mindestreserve von 10% −250Geldschopfung: 2250Geldschopfungsmultiplikator
∆M =1
r∆R (1)
mit r-Mindestreservesatz und R-Einlage
➜ Geldschopfung wird begrenzt durch den Bedarf derGeschaftsbanken an Zentralbankgeld (Bargeld undMindestreservepflicht).
292 / 301
12.3 Die Geldmenge – Interbankenmarkt
Interbankenmarkt
Markt, in dem sich Geschaftsbanken untereinander aufkurzfristiger Basis Geld leihen.
Einzelne Geschaftsbanken konnen ihre Uberschussreservenanderen Banken leihen, die zu geringe Reserven haben.
Geldmenge
Zinssatz
293 / 301
12.3 Geldpolitik – Adressaten der Geldpolitik
Quelle: Eurostat, zitiert nach Deutsche Bundesbank, www.bundesbank.de
294 / 301
12.4 Geldpolitik – Geldpol. Transmissionsmechanismus
Quelle: Deutsche Bundesbank, www.bundesbank.de295 / 301
12.4 Geldpolitik – Makrooko. Gutermarktgleichgewicht
Bildung des gesamtwirtschaftlichen Preisniveaus durch Angebotund Nachfrage auf dem gesamtwirtschaftlichen Gutermarkt
➜ Indirekte Steuerung des Preisniveaus uber Beeinflussung dergesamtwirtschaftlichen Nachfrage
Reales BIP
Preisniveau
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12.4 Geldpolitik – Instrumente der Geldpolitik
Mindestreservepflicht
Festlegung uber die Mindesthohe von Reserven, die dieGeschaftsbanken auf ihre Einlagen bei der Zentralbank haltenmussen (Mindestreservesatz)
Offenmarktgeschafte
An- und Verkauf von Wertpapieren durch die Zentralbank”am
offenen Markt “ sowie mit Pfandern besicherte Kredite, insb.Hauptrefinanzierungsgeschafte
Standige Fazilitaten
Bereitstellung bzw. Entgegennahme von Zentralbankgeld bis zumnachsten Geschaftstag (Spitzenrefinanzierungs - bzw.Einlagefazilitat)
297 / 301
12.4 Geldpolitik – Der Zinssatz
Entwicklung der Leit- und Geldmarktzinsen im Euro-Raum:
Quelle: EZB, zitiert nach www.bundesbank.de
298 / 301
12.4 Geldpolitik – Monetares Gleichgewicht
Geldmenge
Geldwert
299 / 301
12.4 Geldpolitik – Expansive Geldpolitik
Beeinflussung des Gleichgewichtspreisniveaus durch die Geldmenge
- Offenmarktkauf: Erhohung der Geldmenge -
Geldmenge
Geldwert
➜ Anstieg des allgemeinen Preisniveaus300 / 301
12.4 Geldpolitik – Restriktive Geldpolitik
-Offenmarktverkauf: Senkung der Geldmenge -
Geldmenge
Geldwert
➜ Sinken des allgemeinen Preisniveaus
301 / 301
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