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Werte stiftenMagazin für Stifter, Stiftungenund engagierte Menschen
www.werte-stiften.de06.2013 . 5. Jahrgang
5,80 Euro
Gründung der „Peter-Herrmann-Stiftung“ des SV Rauenzell 1970
Auf ewig einVereinsmitgliedAuf ewig einVereinsmitglied
Zufluchtsort StraßeDie Off Road Kids Stiftungkümmert sich um Straßenkinderin Deutschland
„Die Geschehnisse sind zubedeutend, um sie irgendwoabzulegen und zu vergessen“Interview mit Barbara John,der Ombudsfrau für die Opfer-angehörigen des NSU-Terrors
Werte stiften � 3
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
gerade in Zeiten von Unsicherheiten, die vor allem durch
Turbulenzen in anderen Ländern geschürt werden, lassen
den deutschen Verbraucher hauptsächlich um sein Er-
spartes zittern. Gerade die Zwangsabgabe in Zypern hat
die bundesdeutschen Sparer in ihrem Vertrauen in die Si-
cherheit ihrer Einlagen erschüttert. Die Sparneigung der
Deutschen ist auch angesichts der extrem niedrigen Zin-
sen so gering wie seit langem nicht mehr. Die Verunsiche-
rung gegenüber den Finanzmärkten stimuliert die Konsu-
menten, ihre finanziellen Mittel in werthaltige Anschaf-
fungen zu investieren anstatt sie zur Bank zu tragen, zumal
die zur Zeit historisch niedrigen Zinsen nicht einmal die
Inflation kompensieren. Und trotzdem. Nach einer Unter-
suchung der Nürnberger Gesellschaft für Konsumfor-
schung GfK zeigt sich die Verbraucherstimmung in
Deutschland trotz des stärker werdenden konjunkturellen
Gegenwindes überaus robust. Sowohl die Einkommenser-
wartungen wie auch die Anschaffungsneigung zeigen nach
oben. Dagegen ist die Konjunkturerwartung leicht rück-
läufig. Bei der Konsumstimmung hat die Eskalation der
Schuldenkrise in Zypern aber den deutschen Verbraucher
nicht nachhaltig beeinflusst. Die Stimmung der Verbrau-
cher zeigt sich weiter überaus robust. Anscheinend be-
trachten die Konsumenten angesichts stabiler Arbeits-
marktzahlen und Einkommenssteigerungen ihre eigene
wirtschaftliche Situation als nicht gefährdet. Nicht ganz so
optimistisch sind dagegen, wie die GfK-Studie zeigt die
Erwartungen bei der generellen wirtschaftlichen Ent-
wicklung. Die Konjunkturerwartung musste da leichte Ein-
bußen hinnehmen.
Die Nachrichten, dass der Euroraum auch in diesem
Jahr in der Rezession verharren wird, bremsen offensicht-
lich auch den Konjunkturoptimismus der Deutschen. Of-
fenbar gewinnen die Konsumenten zunehmend den Ein-
druck, dass die für dieses Jahr vorhergesagte moderate Er-
holung der deutschen Wirtschaft eher schleppend verlau-
fen wird. Durch die Schwächephase in einer Reihe wich-
tiger Exportländer dürften sich die Ausfuhren weniger gut
entwickeln als ursprünglich angenommen.
In Zeiten der aufgezeigten Unsicherheiten suchen die
Bürger nach Möglichkeiten, ihr Vermögen, welcher Größe
auch immer, sicher anlegen zu können.Aus diesen Grund
rücken Stiftungen immer mehr in den Blickpunkt. Das
Grundprinzip einer Stiftung ist, dass ein mehr oder weni-
ger großes Kapitalvermögen dauerhaft für einen be-
stimmten Zweck zur Verfügung gestellt wird. Aus den Er-
trägen dieses sogenannten Stiftungsvermögens werden
dann die laufenden Ausgaben bestritten. Im Unterschied
zu einem Verein, der seine Mittel in der Regeln zeitnah ver-
wenden muss, ist das Vermögen der Stiftung grundsätzlich
in seinem Bestand zu erhalten. Mehr Sicherheit kann es für
ein Vermögen nicht geben, gerade in Zeiten der Unsicher-
heiten.
In diesem Sinne
Dr.Wolf-R. Scharff
Chefredakteur
dr.wolf-r.scharff@werte-stiften.de
Werte stiften � 5
Portraits8 Zufluchtsort Straße
Die Off Road Kids Stiftung kümmert sich um
Straßenkinder in Deutschland
12 Wirkungsvoll bei Stiftungsprojekten:
Öffentlich-private Partnerschaften
Stifterfamilien Bouhon und Gierse verlängern
Unterstützung für „MUBIKIN“ um fünf Jahre
Meldungen14 Stiftungen stellen sich vor
14 Begegnungen mit den KlinikClowns
14 Zehn Jahre SOS-Kinderdorf-Stiftung
15 Stiftung Basilika St. Benedikt gegründet
15 „Nutze dein Leben, das Gute zu tun“
Aktuelles16 Eine Spur des Guten
In Braunschweig geht ein anonymer Wohltäter um
18 Fürths Bürger sollen wählerisch sein
Sparkasse Fürth gründet Stiftung und lässt die
Bürger über den Stiftungszweck entscheiden
19 Premiere bei der Illinger Anneliese-und-Willi-
Schlicker-Stiftung
Insgesamt 2.517 Euro ausgeschüttet.
20 Den Tagen mehr Leben und Nestwärme schenken
Aktives Kompetenznetzwerk erhöht Lebensqualität
chronisch kranker Kinder und deren Familien
22 In der Heimat wirken
Unter dem Dach der Stiftergemeinschaft der
Taunus Sparkasse vereinen sich 15 Stiftungen
25 26.000 Euro für leuchtende Kinderaugen
Stiftergemeinschaft der Sparkasse Amberg-Sulzbach
unterstützt Amberger Tafel
26 Für Samtpfoten im Einsatz
Tierschutzverein für Berlin kümmert sich in der
Bundeshauptstadt um freilebende Katzen
Inhalt
6 � Werte stiften
Herausgeber (V. i. S. d. P.):Dieter Weisner (dieter.weisner@werte-stiften.de)Stephan Bühring (stephan.buehring@werte-stiften.de)
Verlag:Bühring und Weisner Verlagsgesellschaft GbRBayreuther Straße 1, 91054 ErlangenTelefon 0 91 31.5 30 20-83, Fax 0 91 31.5 30 20-89www.werte-stiften.de, info@werte-stiften.de
Chefredakteur:Dr. Wolf-R. Scharff (dr.wolf-r.scharff@werte-stiften.de)
Redaktion:Dieter Weisner, Stephan Bühring, Michael Kniess,Andrea Löb, Holger Carstens, Johannes Eichhammer,Karola Weisner
Autoren:Dr. Michael Reinhart, Melanie Scharf
Anzeigen:Monika Rockrohr (monika.rockrohr@werte-stiften.de)Petra Lutter (petra.lutter@werte-stiften.de)Telefon 0 91 31.5 30 20-83
Produktion:bühring design und werbeagentur, Erlangenwww.buehring-media.de
Abonnement:Jahresabonnement Deutschland 22 Euro frei Haus
Auflage 10.000 Stück. Werte stiften erscheint vier Malim Jahr. Es gelten die AGB der Bühring und Weisner Ver-lagsgesellschaft GbR und die Anzeigenpreisliste vom01.01.2011
Impressum
27 Rund 500 Mio. Euro für gemeinwohlorientierte
Zwecke in 2012
Sparkassen leisten durch kontinuierliches Engagement
Beitrag zum Zusammenhalt in unserer Gesellschaft
28 Auf ewig ein Vereinsmitglied
Gründung der „Peter-Herrmann-Stiftung“
des SV Rauenzell
30 Stiftungsgedanken per Radiowellen verbreitet
Zweistündige Sondersendung ausgestrahlt
31 Markt Weidenbach – hier leb´ ich gern
Bürgerstiftung in Weidenbach gegründet
32 „Die Geschehnisse sind zu bedeutend, um sie
irgendwo abzulegen und zu vergessen“
Berichte und Kampagnen34 40 Jahre Nutztierschutz
PROVIEH respektiere leben
36 Der heimgekehrte Auswanderer
Deutsche Anleger unterstützten Unternehmens-
gründungen in Afrika
37 Selbst entscheiden bis zum Schluss
Die DGHS setzt sich für selbstbestimmtes Leben
und Sterben sowie Suizidprävention bei Schwerst-
kranken und alten Menschen ein
38 Den Unterdrückten eine Stimme geben
Menschenwürdiges Leben für Ureinwohner und
Kastenlose
39 Die kranke Beziehung zur Natur heilen helfen
Im Einklang mit den Tieren und der Umwelt leben
40 Dr. Hermann J. Marx-Stiftung für Tiere
Verhältnis zu Tieren sollte von Liebe und Mitgefühl
geprägt sein
Vermögen und Finanzen41 Die Realzinsfalle
Der unfreiwillige Verbrauch des Stiftungsvermögens
Recht und Steuern43 Unwirksames Testament:
Keine Erbeinsetzung durch Pfeildiagramm
Werte stiften � 7
Den Unterdrückten eineStimme gebenhelder-camara-stiftungunterstützt in Indien dasKulturzentrum „Prashanti“Seite 38
Portraits
Foto
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8 � Werte stiften
Als Julia mit 14 Jahren von den Streetworkern im Ruhrgebiet
vorgefunden wird, hat sie seit zwei Jahren nur noch spora-
disch die Schule besucht und ist bereits vom zuständigen Ju-
gendamt aufgegeben worden. In einem Elternhaus mit einem
alkoholkranken Vater und einer nicht vorhandenen Mutter
sah Julia keinen anderen Ausweg als die „Flucht“ auf die
Straße. Das Leben auf der Straße hatte die Teenagerin bereits
gezeichnet. Vollkommen abgemagert war das Mädchen zu
dem Zeitpunkt besonders anfällig für Krankheiten. Durch re-
gelmäßige Besuche konnte der Sozialarbeiter der Off Road
Kids Stiftung Julias Vertrauen gewinnen. Gemeinsam erarbei-
tete er mit ihr neue Möglichkeiten, die sie aus der Straßen-
misere führen sollten. Da viele Einrichtungen vor Ort mit Julia
bereits schon schlechte Erfahrung gemacht hatten, weigerten
sich diese, sie aufzunehmen. Durch die Unterstützung des So-
zialarbeiters und Julias eigenem Einsatz kam sie in dem Heim
der Off Road Kids Stiftung im Schwarzwald unter. Von da an
nahm Julias Leben eine positive Wendung. Mittlerweile hat sie
dort den Hauptschulabschluss erfolgreich absolviert und
strebt die Mittlere Reife an. In den Ferien besucht das Mäd-
chen regelmäßig für ein paar Tage ihren Vater. Genau wie Julia
landen in Deutschland jährlich mehrere tausend Kinder und
Jugendliche auf der Straße. Genaue Angaben gibt es nicht, da
keine Statistik die jugendlichen Ausreißer erfasst.
Die Off Road Kids Stiftung geht von 2500 jungen Men-
schen aus, die jährlich aus ihrem Elternhaus weglaufen. 300
von ihnen werden zu Straßenkindern. Hauptgründe für die
Flucht auf die Straße sind seelische, körperliche und sexuelle
Gewalt. Rund zwei Drittel der Kinder fühlen sich von ihren El-
tern nicht geliebt. Die meist zwischen 15 und 21 Jahre alten
Ausreißer tauchen in die Anonymität der Großstädte ab. Dort
versuchen sie, sich mit Betteln über Wasser zu halten. Doch
meist reicht das Geld zum Leben nicht aus, sodass sie ihren
Lebensunterhalt mit Stehlen, als Drogenboten oder mit Pro-
stitution finanzieren müssen. Sind sie einmal in diesen Über-
lebenssumpf abgerutscht, fällt es ihnen schwer, sich alleine
daraus zu befreien. Es fehlt ihnen an Lösungsansätzen, Infor-
mationen, Sicherheit und Eigeninitiative. Kein Kind oder Ju-
gendlicher möchte dauerhaft auf der Straße leben. Straßen-
kinder wünschen sich ein „normales“ Leben mit Eltern, die
ihnen Geborgenheit geben.
Bestmögliche Lebensperspektive finden
Seit 1994 engagiert sich die Off Road Kids Stiftung für
junge Ausreißer, Obdachlose und Straßenkinder. Der überre-
gional arbeitenden Hilfsorganisation geht es darum, für die in
Not geratenen jungen Menschen die bestmögliche Perspek-
tive fernab des Straßenmilieus zu finden. Für diese Arbeit wur-
den eine Eltern-Hotline, ein Kontakttelefon für Straßenkinder
und Ehemalige sowie eigene Streetwork-Stationen in den
Städten Berlin, Hamburg, Dortmund (mit dem Ruhrgebiet)
und Köln eingerichtet. Des Weiteren betreibt die Stiftung zwei
Kinderheime und ein Institut für Pädagogikmanagement in
Bad Dürrheim. Off Road Kids konnte bis heute 2705 jungen
Menschen helfen. Dieser Erfolg basiert auf einer äußerst kom-
petenten Arbeitsweise, welche Fachwissen, Erfahrung und die
Kooperation von Netzwerken miteinander vereint. Die Stif-
ZufluchtsortStraße
Die Off Road Kids Stiftung kümmert sich um Straßenkinder in Deutschland
von Andrea Löb
Werte stiften � 9
Portraits
tung mit ihrem Schirmherrn Dr. Rüdiger Grube erhält keine
staatliche Unterstützung und finanziert sich durch Spenden.
Hilfe für ratsuchende Eltern
Für Eltern, deren Kinder bereits ausgerissen sind oder dro-
hen ins Straßenmilieu abzutauchen, hat Off Road Kids eine
Eltern-Hotline eingerichtet. Rund um das Thema Erziehung
haben Betroffene hier die Möglichkeit, sich von diplomierten
Mitarbeitern professionell beraten zu lassen. Das umfangrei-
che Beratungsangebot umfasst eine Situationsanalyse bis hin
zur individuellen Vermittlung an Fachpersonal wie beispiels-
weise Psychologen, Juristen, etc.
Gemeinsam neue Wege erarbeiten
Je früher einem Ausreißer geholfen werden kann, umso
besser kann eine dauerhafte „Karriere“ auf der Straße mit all
ihren Risiken und Gefahren verhindert werden. Qualifizierte
Sozialarbeiter und Pädagogen mit Hochschulabschluss sind
sieben Tage in der Woche als Streetworker für die Off Road
Kids Stiftung tätig. Sie kennen sich gut in der Straßenszene
aus und stellen frühzeitig den Kontakt zu Neuankömmlingen
her. Während den regional arbeitenden Jugendämtern die
Hände gebunden sind, wenn ein Kind oder Jugendlicher aus
dem Heimatort in die Großstadt flüchtet, kann die Stiftung
auf ein deutschlandweit arbeitendes Streetworksystem zu-
rückgreifen. Die Streetwork-Stationen sind miteinander ver-
knüpft. Sie kooperieren untereinander, beratschlagen sich
und arbeiten mit anderen Einrichtungen wie Jugendämtern,
Jobcentern, etc. zusammen. Oft bilden sie die Schnittstellen
zwischen den Institutionen, Eltern und Familienangehörigen.
In Einzelgesprächen stehen die Mitarbeiter den Kindern und
Jugendlichen beratend und motivierend zur Seite. Mit jedem
Einzelnen wird geklärt, ob eine Zukunft in seiner Herkunfts-
familie möglich ist, bevor andere geeignete Möglichkeiten in
Betracht gezogen werden. Die angebotene Hilfe der Street-
worker ist freiwillig und setzt eine Mitarbeit der Straßenkin-
der voraus. Über eine kostenlose Kontakt- und Notfallnum-
mer können die Betroffenen jederzeit Kontakt zu ihren Be-
treuern aufnehmen. Eine Versorgung mit Essen, Kleidung und
Übernachtungsmöglichkeiten ist nur in Notfällen möglich.
10 � Werte stiften
Portraits
Oben: „So bunt und lustig das Straßenleben auf manche Jugendliche imersten Augenblick wirken mag, so lebensgefährlich ist es.“ Jens Elberfeld(Mitte) leitet die Dortmunder Streetwork-Station der Off Road Kids Stif-tung. Mit seinen Mitarbeitern ist er ständig im gesamten Ruhrgebiet un-terwegs. Mitte: „Wir müssen den jungen Menschen viel Mut machen. Vieleglauben nicht mehr an die Sonnenseite des Lebens“, sagt Benthe Müller(rechts).Sie leitet die Hamburger Streetwork-Station. Unten: „Viele Kidswissen schon, dass das Straßenleben sie nicht weiterbringt. Aber zuge-ben wollen das viele nicht so schnell“, sagt Ines Fornaçon, Leiterin derBerliner Streetwork-Station von Off Road Kids: „Wir müssen da sehrhartnäckig sein und viel Vertrauen aufbauen.“ Fotos: Markus Seidel
Portraits
In Bad Dürrheim im Schwarzwald unterhält die Stiftung zwei
Kinderheime. Fernab von Großstädten werden dort Kinder und
Jugendliche aufgenommen, für die sich am Heimatort keine
sinnvolle Lösung findet. Unabhängig vom Wissensstand oder
von der Schulform kann im Heim jedem geholfen werden.
Jeder Einzelne wird da abgeholt, wo er schulisch steht. Weitere
Unterstützung erhalten die jungen Menschen bei der Berufs-
findung und Ausbildungsplatzsuche. Insgesamt können 18 Kin-
der und Jugendliche in den Heimen aufgenommen werden.
Mit Fleiß Erfolge erzielen
Davon leben 12 Heranwachsende in vollzeitbetreuten
Wohngruppen. Im zweiten Haus werden junge Volljährige be-
gleitet und auf ein selbstständiges Leben außerhalb des Heims
vorbereitet. Die Dauer der Betreuung ist nicht festgelegt. Dar-
über wird individuell entschieden. Das Team des Heims ist
Tag und Nacht vor Ort. Neben Pädagogen kümmert sich ein
Psychologe um die Mitbewohner. Eine Aufnahme im Heim
setzt eine schriftliche Bewerbung des Betroffenen voraus. In
einem persönlichen Gespräch wird dieser im Vorfeld über die
Hausregeln und das Konzept der Wohngruppe unterrichtet.
Nach der Bewerbung erfolgt ein dreitägiges Probewohnen in
der Einrichtung, welches zu der Entscheidung über eine mög-
liche Aufnahme beiträgt. Sind all diese Hürden übersprungen,
lebt der Jugendliche acht Wochen auf Probe in einer Wohn-
gruppe. Aller Anfang ist zunächst schwer. Für die Off Road
Kids bedeutet das in den ersten beiden Monaten intensives
Lernen, um vorhandene Wissenslücken aufzufüllen und den
Lernanschluss an die Regelschule vor Ort zu erreichen. Stel-
len sich erste Erfolge ein, ist das für die Jugendlichen oft ganz
großes Kino. Sie merken sehr schnell, dass Fleiß und persön-
licher Einsatz zum Erfolg führen können. An allen Schultagen
gibt es beaufsichtigte Lernzeiten und professionellen Nach-
hilfeunterricht. Dieses Programm hat sich erfolgreich be-
währt. Bis jetzt ist noch kein Kind sitzen geblieben und der
Realschulabschluss zum Standard geworden. Das Leben im
Heim zeichnet sich durch das Konzept der „Herzlichen
Strenge“ aus. Es gibt klare Grenzen und Strukturen zum Bei-
spiel Hausregeln, die jeder einhalten muss. Ein individuelles
Regelsystem, welches die Entwicklung des Heranwachsenden
fördern soll, kann der Einzelne durch sein Verhalten positiv
beeinflussen. Gleichzeitig werden die Heimbewohner moti-
viert, wird ihnen Verständnis entgegengebracht und ihre Pri-
vatsphäre respektiert. Die gesellschaftliche Integration wird
durch die Freizeitaktivitäten und die Regelschulbesuche ge-
fördert. Hier können Freundschaften außerhalb des Heims
geschlossen werden. Der Kontakt zum Elternhaus wird ge-
pflegt. Die Eltern werden über die Entwicklung ihres Kindes
regelmäßig informiert und bei Entscheidungsprozessen ein-
bezogen.
Die Erfahrung in den Kinderheimen hat gezeigt, dass die Qua-
lifikation des betreuenden Personals Einfluss auf den schuli-
schen Erfolg der Kinder hat. In den Heimen werden aus-
schließlich Pädagogen mit Hochschulabschluss beschäftigt.
Um einen positiven Beitrag zur Steigerung des Bildungsni-
veaus in der Kinder- und Jugendpädagogik zu erzielen, hat die
Stiftung im Jahr 2008 gemeinsam mit der Steinbeis-Hoch-
schule Berlin in Bad Dürrheim ein Institut für Pädagogikma-
nagement (IfPM) gegründet. An diesem Institut haben Erzie-
herInnen -auch ohne Abitur- erstmals die Möglichkeit, be-
rufsbegleitend einen Hochschulabschluss zu absolvieren. In
dem dreijährigen Studium wird pädagogisches Fachwissen
mit Managementwissen und Kommunikation vermittelt. Vor-
aussetzung für das Studium ist eine langjährige Berufserfah-
rung von mindestens vier Jahren.
Bessere Ergebnisse abhängigvon Qualifikation
Damit noch möglichst vielen jungen Ausreißern eine „Kar-
riere“ auf der Straße mit all ihren Gefahren erspart bleibt, be-
nötigt die Stiftung Spenden: Volksbank Villingen, Spenden-
konto 10 10 10, BLZ 694 900 00 �
� www.offroadkids.de
12 � Werte stiften
Portraits
Gut sechs Monate nach dem Start
des „Nürnberger Appells zum Stif-
tungswesen“ zog der dortige Stadt-
kämmerer Harald Riedel eine Zwi-
schenbilanz. Deren Fazit: Die Zahl
der Unterzeichner ist seit der ersten
Aktion anlässlich des 2. Nürnberger
Stiftertags am 28. September 2012
(siehe auch Werte stiften Ausgabe
12/1012) annähernd auf das Dop-
pelte gestiegen. „So sehr mich das
freut, da geht noch mehr“, so Harald
Riedel. Die Bürgergesellschaft sei
auf öffentliches und breites privates
Engagement angewiesen. Gemein-
same Aktivitäten wie zum Beispiel
die öffentlich-privaten Partner-
schaften mit den Stifterfamilien
Gierse und Bouhon bezeichnete er
in diesem Zusammenhang als vor-
bildlich. Die Stifter gaben gleichzei-
tig bekannt, dass sie das Programm
„MUBIKIN“ für weitere fünf Jahre
mit jährlich 150.000 Euro unterstützen werden.
„Mit der Stifterinitiative und dem ‚Nürnberger Appell zum
Stiftungswesen‘ arbeiten wir an der Verwirklichung unseres
Traums einer Stifterbewegung, um die uns andere gerne be-
neiden dürfen. In dieser Bewegung ist es selbstverständlich,
regelmäßig zu stiften oder spenden, in dieser Bewegung fin-
den Stifter und Spender die Anerkennung, die sie verdienen“,
so Stadtkämmerer Harald Riedel. „Wir als Stadt geben all
denen Hilfe, die sich engagieren wollen und arbeiten Hand
in Hand mit den Stiftern. Öffentlich-private Partnerschaften
können sich, richtig aufgesetzt, als besonders wirkungsvoll er-
weisen, weil die Beteiligten ihre jeweils eigenen Fähigkeiten,
Wirkungsvoll bei Stiftungsprojekten:Öffentlich-private Partnerschaften
Stifterfamilien Bouhon und Gierse verlängern Unterstützung für „MUBIKIN“ um fünf Jahre
von Michael Kniess
Stadtkämmerer Harald Riedel (im Bild rechts) und die Stifter Dieter Bouhon (links) und HelmutGierse (Mitte) warben anlässlich der Bekanntgabe einer Zwischenbilanz zum „Nürnberger Appell zumStiftungswesen“ für mehr bürgerschaftliches Engagement in Nürnberg. Öffentlich-private Partnerschaf-ten können sich bei Stiftungsprojekten als besonders wirkungsvoll erweisen, wie beispielsweise dasProgramm „MUBIKIN“ zeigt.
Portraits
Stärken und Möglichkeiten einbringen und sich so zum Be-
sten der Sache ergänzen können.“ Ein gutes Beispiel dafür sei
das Programm „MUBIKIN“, das ohne den Anstoß der Stifter
einerseits und das Engagement der Verwaltung andererseits
nicht da wäre, wo es heute sei.
„Eine Partnerschaft auf Augenhöhe“
„Die Bouhon-Stiftung arbeitet mit der Stadt Nürnberg nun
schon fünf Jahre zusammen und wir können gemeinsam stolz
sein auf das, was wir erreicht haben“, so Dr. Dieter Bouhon, Vor-
sitzender der von seiner Frau und ihm im Jahr 2001 gegründe-
ten Bouhon-Stiftung. 2008 wurde von diesen gemeinsam mit
dem Jugend- und Gesundheitsamt der Stadt die Initiative „Be-
wegter Kindergarten“ ins Leben gerufen, die mittlerweile 22
Kindergärten durchlaufen haben. Seit vier Jahren läuft das Pro-
jekt „Wachsen mit Musik“ für musikalische Früherziehung im
Kindergarten, das die Stifter zusammen mit dem Jugendamt
und der Hochschule für Musik gegründet haben, bis heute in 80
Kindertagesstätten. „Ohne die Kooperationsbereitschaft der zu-
ständigen Ämter und Institutionen wären wir sehr schnell an
unsere Grenzen gestoßen“, so Dr. Dieter Bouhon.
Seit sechs Jahren unterstützt Helmut Gierse mit seiner im
Jahr 2007 gegründeten Stiftung Persönlichkeit (siehe eben-
falls Werte stiften Ausgabe 12/2012) Projekte aus den Berei-
chen Kunst, Musik, Theater und Sport. Dazu gehören in Nürn-
berg zum Beispiel der Kulturrucksack, das Projekt Trommel-
zauber an der Adalbert-Stifter-Mittelschule oder Musiktheater
im Theater Pfütze. „Wir wollen Kindern helfen, eine vielfäl-
tige Persönlichkeit zu entwickeln“, so Helmut Gierse, Vor-
stand der Stiftung Persönlichkeit und MUBIKIN-Fachbeirats-
vorsitzender. Der Gesamtförderbetrag der Stiftung Persön-
lichkeit für Projekte in Nürnberg seit 2007 beträgt etwa
725.000 Euro.
„Die guten Erfahrungen der Familie Bouhon und unsere
Musikprojekte haben uns ermutigt, im Jahr 2010 gemeinsam
auf die Stadt zuzugehen mit der Idee einer musikalischen Bil-
dung für alle Kinder und Jugendlichen in Nürnberg“, so Hel-
mut Gierse. Heute ist aus dem Projekt „MUBIKIN“ im zweiten
Jahr seiner Umsetzung bereits ein Programm geworden. Das
sei nicht zuletzt der Tatsache zu verdanken, dass sich alle Be-
teiligten, von der Stadt Nürnberg mit ihren Referaten und der
Musikschule über die Hochschule für Musik bis zur Friedrich-
Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, mit ihnen „auf eine
Partnerschaft auf Augenhöhe eingelassen haben.“
Gemeinsam gaben die beiden Stifterfamilien Gierse und
Bouhon nun bekannt, ihr bisher auf zwei Jahre festgelegtes
Engagement für „MUBIKIN“ um weitere fünf Jahre zu ver-
längern. Die Stiftung Persönlichkeit wird jährlich 100.000
Euro investieren, die Bouhon Stiftung jährlich 50.000 Euro. �
� www.mubikin.nuernberg.de
MedizinrechtStiftungsrecht
Die Kanzlei Preißler Ohlmann & Partner ist als hochspezia-lisierte Kanzlei mit insgesamt elf Rechtsanwälten schwer-punktmäßig auf zwei Rechtsgebieten tätig: dem Medizin-recht und dem Stiftungsrecht.
Im Bereich Medizin- und Gesundheitsrecht zählenÄrzte, Krankenhäuser, Unternehmen, Verbände, Behördenund Privatpersonen zu unseren Mandanten. Neben unsererberatenden und forensischen Tätigkeit entwickeln wir fürunsere Mandanten auch unternehmerische Konzepte, mitdenen sie sich dem zunehmenden Wettbewerb im Gesund-heitswesen stellen können.
Unser Beratungsangebot im Stiftungsrecht richtet sichan Stiftungen, Privatpersonen und Firmen, Kommunen undandere Gebietskörperschaften, Krankenhäuser, Pflegeheime,Bildungseinrichtungen, Kirchen und sonstige gemeinnüt-zige Einrichtungen sowie an Banken und Sparkassen.
Preißler Ohlmann & Partner RechtsanwälteAlexanderstraße 26, 90762 Fürth / Bay.
Telefon: 09 11 / 7 40 76-0Telefax: 09 11 / 7 40 76-76E-Mail: kanzlei@proh.de
www.medizinrecht-kanzlei.de
Stiftungen stellen sich vor
Erster Tag der Stiftungen am 1. Oktober
Am 1. Oktober findet erstmals der Tag der Stiftungen statt.
Bundesweit laden Stiftungen die Öffentlichkeit ein, mehr
über ihre gemeinnützige Arbeit zu erfahren. Initiator des
Aktionstages ist der Bundesverband Deutscher Stiftungen.
Ziel ist es, die Wertschätzung für gemeinnützige Stiftungen
und stifterisches Engagement weiter zu steigern und die
Sichtbarkeit des Stiftungswesens zu erhöhen.
Der Tag der Stiftungen ist der deutsche Beitrag zum eu-
ropaweiten „Donor’s and Foundation’s Day“. Dieser wurde
vom Donors and Foundations Network in Europe (DAFNE),
einem Zusammenschluss von 25 Stiftungsverbänden aus
ganz Europa, 2013 ins Leben gerufen.
„Die aktuell 19.551 Stiftungen in Deutschland reprä-
sentieren ein sehr vielfältiges und dynamisches Stiftungs-
wesen. Stiftungen sind Motoren der Zivilgesellschaft vor
Ort: 80 Prozent der fördernd tätigen Stiftungen sind regio-
nal aktiv. Der Tag der Stiftungen bietet den Menschen die
Gelegenheit, Stiftungen in der eigenen Heimat kennenzu-
lernen“, so Prof. Dr. Hans Fleisch, Generalsekretär des Bun-
desverbandes Deutscher Stiftungen.
So vielfältig wie das Stiftungswesen werden auch die Ak-
tivitäten am Tag der Stiftungen sein. Interessierte können stif-
terisches Wirken direkt vor Ort erleben. Zum Beispiel beim
Besuch von sozialen Projekten, einer Wanderung durch ein
Naturschutzgebiet oder dem Besuch eines Museums. Denn
vom traditionellen Tag der offenen Tür, Lesungen und Fach-
veranstaltungen über Projektbesuche, bishin zu Flashmobs
und Stiftungsstadtführungen ist alles möglich.
Stiftungen sind die nachhaltigste Form bürgerschaftli-
chen Engagements. Seit rund 1.000 Jahren engagieren sich
Stiftungen für unsere Gesellschaft. Der Stiftungszweck So-
ziales dominiert dabei mit rund 30 Prozent. Weitere
Zwecke sind Bildung und Erziehung sowie Kunst und Kul-
tur zu je 15 Prozent, Wissenschaft und Forschung zu zwölf
Prozent und Umweltschutz zu vier Prozent. Rund 95 Pro-
zent der Stiftungen sind gemeinnützig. Aufsichts- und Fi-
nanzbehörden prüfen in regelmäßigen Abständen, ob das
Wirken der Stiftung den Vorgaben der Satzung und des Stif-
tungs- wie des Gemeinnützigkeitsrechts entspricht.
Als unabhängiger Dachverband vertritt der Bundesver-
band Deutscher Stiftungen die Interessen der Stiftungen in
Deutschland. Der größte Stiftungsverband in Europa hat
über 3.800 Mitglieder; über Stiftungsverwaltungen sind
ihm insgesamt mehr als 7.000 Stiftungen mitgliedschaft-
lich verbunden. �
� www.tag-der-stiftungen.de
Begegnungen mit denKlinikClowns
Fotoausstellung von Manfred Lehner
Seit 15 Jahren zaubern die KlinikClowns in bayerischen Kin-
derkliniken ein Lachen in die Gesichter der kleinen Patien-
ten und bringen pflegebedürftigen alten Menschen im Se-
niorenheim Fröhlichkeit und liebevolle persönliche Zuwen-
dung. Die „Clownsvisiten“ aktivieren Lebensfreude und neue
Energien, die den Gesundheitszustand und Heilungsprozesse
positiv beeinflussen. Der Fotograf Manfred Lehner hat die Kli-
nikClowns in Kinderkliniken und Seniorenheime begleitet
und unvergessliche Begegnungen in sehr persönlichen Im-
pressionen festgehalten. Von 5. bis 30. Juni 2013 werden die
Bilder im Dr. von Haunersches Kinderspital, Lindwurmstraße
4, 80337 München ausgestellt. Öffnungszeiten: 8 bis 18 Uhr. �
� www.klinikclowns.de
Zehn JahreSOS-Kinderdorf-Stiftung
32 Millionen Euro Gesamtkapital
Die SOS-Kinderdorf-Stiftung feierte im Mai ihr zehnjähriges
Bestehen. Mit einem Kapital von 500.000 Euro gegründet, ver-
eint die Organisation heute 32 Millionen Euro unter ihrem
Dach. Mehr als 600 Zustifter und 51 Treuhandstiftungen en-
gagieren sich aktuell für die SOS-Kinderdorf-Arbeit. Zweck
der Stiftung ist die nachhaltige Förderung der SOS-Kinderdorf-
Einrichtungen und somit die dauerhafte Hilfe für benachtei-
ligte Kinder, Jugendliche und Familien. �
� www.sos-kinderdorf-stiftung.de
14 � Werte stiften
Meldungen
Foto: Manfred Lehner
Werte stiften � 15
Udo van Meeteren, Gründer zahlreicher Stiftungen und
Düsseldorfer Mäzen, hat vom Bundesverband Deutscher
Stiftungen den Deutschen Stifterpreis verliehen bekom-
men. Der Preis ist eine der höchsten Auszeichnungen im
Stiftungswesen. Die Preisverleihung in Düsseldorf bildete
den Höhepunkt des Deutschen StiftungsTages 2013.
„Wenn man das Glück zum Erfolg hatte, finde ich es
richtig und eigentlich fast selbstverständlich, davon etwas
der Gesellschaft zurückzugeben“, sagte Udo van Meeteren
in seiner Dankesrede. 1980, zum 100. Geburtstag seines Va-
ters, gründete er seine erste Stiftung: die Stiftung van Mee-
teren. Sie fördert Wissenschaft, Kultur, Naturschutz, inter-
nationale Verständigung durch Jugendaustausch, soziale
und karitative Zwecke jährlich mit bis zu zwei Millionen
Euro und hat ein Vermögen 70 Millionen Euro. Neun wei-
tere Stiftungsgründungen folgten. Längst sind die guten
Taten van Meeterens aus Düsseldorf und an vielen ande-
ren Orten nicht mehr wegzudenken.
Ebenso beeindruckend wie das Engagement des heute
86-Jährigen ist seine Persönlichkeit. „Wer das Leben als ge-
liehen erlebt und als Aufgabe, das Gute vom Bösen zu un-
terscheiden, um sich letztlich selbst das Motto zu setzen:
‚Nutze Dein Leben, das Gute zu tun‘, der verströmt eine
Gelassenheit, eine Zuversicht, eine Wärme, einen Optimis-
mus, der uns alle anspricht. Udo van Meeteren zeigt uns,
dass es doch nicht ganz falsch ist, an das Gute im Menschen
zu glauben“, sagte Laudator Prof. Dr. Michael Göring, stell-
vertretender Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes
Deutscher Stiftungen, bei der Preisverleihung.
„Und vielleicht ist es gerade diese aus reichen Erfah-
rungen geschöpfte Lebenszuversicht, mit der Stifter und
Stiftungen unsere Gesellschaft täglich immer wieder neu
bereichern.“ �
� www.stiftungen.org
„Nutze dein Leben,das Gute zu tun“
Bundesverband Deutscher Stiftungenverleiht Deutschen Stifterpreis 2013
Im November 2011 hat die Sparkasse die Stiftergemeinschaft
der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen mit einem Grund-
stockvermögen in Höhe von 50.000 Euro ins Leben gerufen.
Mittlerweile verstärken acht Zustiftungen von Privatpersonen,
Kommunen und kirchlichen Einrichtungen diese Stifterge-
meinschaft. Das Gesamtvermögen der Stiftergemeinschaft be-
läuft sich auf aktuell rund 260.000 Euro. Die aktuelle Zustif-
tung ist nun die „Stiftung Basilika St. Benedikt“ der Pfarrei Be-
nediktbeuern, die erste aus dem kirchlichen Bereich.
Zweck der Stiftung ist der Erhalt der Benediktbeurer Ba-
silika St. Benedikt, der zugehörigen Anastasiakapelle sowie der
Sakristei. Dazu gehört auch das gesamte Inventar aller Kunst-
gegenstände. Die Basilika ist ein historisches Bauwerk von
überregionaler Bedeutung. Zu Füßen der Benediktenwand er-
baut, ist sie weithin sichtbar und wird oft als der „Dom im
Loisachtal“ bezeichnet. Sie ist zwar ein Teil der Gesamtanlage
des Klosters, aber mit der Säkularisation im Jahre 1803 ist sie
in den Besitz und in die Verantwortung der Pfarrkirchenstif-
tung übergegangen.
Die größten Baumeister und Künstler der damaligen Epo-
che haben die Basilika erbaut und mit Kunstwerken ausge-
stattet. 1672 war der Bau der Kirchtürme und des Mönch-
schores durch Caspar Feichtmayr. Die Abteikirche wurde ab
1681 als erste hochbarocke Kirche in Oberbayern errichtet.
Die Deckenbilder im Hauptgewölbe schuf Georg Asam. Die
Anastasiakapelle kam erst ab 1751 hinzu. Die Kirchenverwal-
tung ist stolz, dass sich ein solch großartiges Bauwerk in der
Pfarrei befindet. Der Erhalt stellt aber auch eine große Ver-
antwortung und eine große finanzielle Belastung dar.Aus die-
sem Grund wurde nun diese Stiftung gegründet. Menschen,
die ihr Vermögen wertstiftend anlegen bzw. weiter geben wol-
len, können mit einer Zustiftung oder einer Spende zum Er-
halt der Basilikabeitragen. Verwendungszwecke gibt es genug:
So sind zum Beispiel die Deckengemälde vom Abblättern der
Farben bedroht und wertvolle Bilder konnten bisher nicht re-
stauriert werden. Über Zuwendungsmöglichkeiten und steu-
erliche Vorteile informieren die Pfarrei Benediktbeuern sowie
die Stiftungsexperten der Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen.
Der Grundstock der „Stiftung Basilika St. Benedikt“ beträgt
10.000 Euro, die Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen steuert
weitere 2.000 Euro bei, so dass ein Startkapital von 12.000
Euro zur Verfügung steht. �
� www.spktw.de
Stiftung BasilikaSt. Benedikt gegründet
Neue Stiftung in der Stiftergemeinschaftder Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen
Wenn ein Serientäter für Schlagzeilen sorgt, bedeutet das
meist nichts Gutes. Kriminelles Handeln, gar Mord und Tot-
schlag sind dann oft nicht weit. In Braunschweig ist das an-
ders. Dort treibt seit November 2011 ebenfalls ein Serientä-
ter sein „Unwesen“. Der Täter dort ist aber ein Wohltäter. Seit
er aktiv ist, führt eine Spur des Guten durch die Stadt. Denn
seit gut anderthalb Jahren beschenkt dort ein Phantom die
Menschen mit Geld. Mit sehr viel Geld. Mehr als eine Viertel-
million Euro hat das unbekannte Wesen bereits verteilt.
Bedacht werden von der Person, von der man nur weiß,
dass sie wohl eine sehr soziale karitative Ader hat und von der
angenommen wird, dass sie wohl auf diese spezielle Art und
Eine Spur des GutenIn Braunschweig geht ein anonymer Wohltäter um
von Michael Kniess
Das Wunder von Braunschweig: In Braunschweig geht ein Wohltäter um, der viel Geld verschenkt. Seit November 2011führt so eine Spur des Guten durch die Stadt. Mehr als eine Viertelmillion Euro hat das unbekannte Wesen bereits verteilt.
Aktuelles
Werte stiften � 17
Aktuelles
Weise für etwas Danke sagen möchte, was
diesem Menschen selbst im Leben Gutes
widerfahren ist, Kindergärten, Suppenkü-
chen, Kirchengemeinden, soziale Projekte
oder auch unverschuldet in Not geratene
oder couragierte Einzelpersonen.
Ob Mann oder Frau, alt oder jung, ob es
sich ausschließlich um eine Einzelperson
handelt oder es Nachahmer und Tritt-
brettfahrer gibt – die Gerüchteküche bro-
delt. Protestant müsse er sein, der Wohl-
täter, wird vermutet, denn insbesondere
über die evangelischen Kirchen der Stadt
brach ein wahrer Geldsegen herein.
Auch Alltagsheldenwerden vom unbekanntenWohltäter bedacht
Alles begann im November 2011. 10.000
Euro lagen damals bei der örtlichen Op-
ferhilfe unter der Fußmatte. Kurz zuvor
hatte die „Braunschweiger Zeitung“ über eine Frau berichtet,
die sich nach einem Handtaschenraub nicht mehr auf die
Straße traute. Bei der Lokalzeitung läuft sie zusammen, die
Spur des Geldes. Eine der wenigen Sicherheiten, die es in die-
sem Fall gibt, in dem keine polizeilichen Ermittlungen statt-
finden. Warum auch, seitens der Behörden sieht man keinen
Ansatz für ein kriminelles Handeln.
Sicher ist dagegen, dass der moderne Robin Hood die
„Braunschweiger Zeitung“ liest. Denn nach ihr entscheidet der
geheimnisvolle Spender, wen oder was er unterstützen möchte.
Die Zeitung berichtet über Menschen oder soziale Projekte in
Not, es folgt der unverhoffte Geldsegen. Das Geld, stets in 500-
Euro-Scheinen, steckt in einem weißen Umschlag, beigefügt ein
Bericht der Zeitung, der auf den Verwendungszeck hinweist.
24 Mal wurde der Wohltäter seither vermutlich aktiv. Plötz-
lich und unverhofft. Von 50.000 Euro für das Naturhistorische
Museum, für Hilfsprojekte in Afrika, die Stadtbibliothek, ein
Gymnasium und eine Kindertagesstätte im Dezember 2011
über 10.000 Euro für die Braunschweiger Tafel im Februar
2012 bis hin zu 5.000 Euro, die der Unbekannte einem Mann
im März diesen Jahres zukommen ließ, der bei einer Schläge-
rei schlichten wollte und dabei selbst verletzt wurde.
Eine Serientat, die bundesweitpositive Schlagzeilen macht
Nils Hermann. Der 27-Jährige wollte bei einer Prügelei hel-
fen und wurde dabei selbst brutal zusammengeschlagen. Die
„Braunschweiger Zeitung“ berichtete darüber. Im Artikel
stand auch, dass der Mann mit Zivilcourage bei seinem Ein-
satz schwere körperliche Schäden davon getragen habe und
selbst auf Anwaltskosten in Höhe von knapp 1.000 Euro sit-
zen geblieben sei. Der Wohltäter liest das und schlägt wieder
zu. Nils Hermann bekommt 5.000 Euro. Anonym natürlich.
Dabei geht der Bedeutungsgehalt der unbekannten Wohl-
taten weit über den bloßen Geldbetrag der Spenden hinaus.
Die guten Taten hätten die Stadt nachhaltig verändert, ist bei-
spielsweise Armin Kraft überzeugt. Der pensionierte Dom-
probst und heutige städtische Beauftragte gegen Kinderarmut
bekam für seine Arbeit bereits selbst dreimal anonym viel
Geld. Das vom Unbekannten gezeigte Mitgefühl und Geben
sei ansteckend, meint er. Aufgrund dessen bekomme man ganz
andere Spenden, als früher. Es sei eine ansteckende Gesund-
heit, die sich durch die Spenden breit gemacht habe.
Das Wunder von Braunschweig, wie das Spendenmärchen
längst bundesweit Schlagzeilen macht, ist eine Tat, die den
Sinn für soziale Verantwortung und Gemeinsinn schärft. Eine
Serientat, über deren Fortsetzung man sich freut. Ein großes
Rätsel, das ausschließlich für positive Schlagzeilen sorgt. Eine
Wohltat, bei der man auch anderswo nicht über Nachahmer
und Trittbrettfahrer böse wäre. Frei nach dem Motto: „Tue
Gutes und rede nie darüber“. �
18 � Werte stiften
Aktuelles
In diesem Herbst wird es für alle Stiftungsinteressierten dop-
pelt spannend. Am 6. November wird im Fürther Stadttheater
im Rahmen der Stiftergala 2013 der diesjährige Fürther Stif-
terpreis verliehen. Bereits zum zweiten Mal nach 2010 zeich-
net die Sparkasse Fürth in feierlichem Rahmen damit bei-
spielhafte, in Stadt und Landkreis Fürth ansässige Stiftungen
bzw. Stifter aus. Menschen, die mit viel Herz und Engagement
zum Wohle der Allgemeinheit eine eigene Stiftung ins Leben
gerufen haben. Spannung verspricht dabei aber nicht nur die
Frage danach, wer sich als strahlender Preisträger über die
Auszeichnung freuen werden darf. Denn die Sparkasse Fürth
hat sich dazu entschlossen, selbst eine Stiftung zu gründen,
um sich auf diese Weise nachhaltig und dauerhaft für das Ge-
meinwohl in Stadt und Landkreis Fürth einzusetzen. Offiziell
vorgestellt wird diese ebenfalls im Rahmen der Stiftergala.
Denn noch weiß niemand, für welchen Zweck sich die Stif-
tung der Sparkasse künftig einsetzen wird. Das besondere an
dieser Stiftungsgründung: Unter dem Motto „Wir gründen
eine Stiftung. Sie entscheiden wofür.“ bestimmen die Bürger
der Region selbst über den Stiftungszweck. Diese wählen aus,
welche der seitens der Sparkasse Fürth vorgestellten Stif-
tungsideen ihnen am meisten am Herzen liegt. Zur Auswahl
stehen fünf Vorschläge:
Idee 1: Stiftung „Lebenshilfe bis zuletzt“: Der heilenden Me-
dizin sind bei schwersten Erkrankungen ab einem bestimm-
ten Zeitpunkt die Möglichkeiten einer Besserung genommen.
Die Stiftung will bestehende Einrichtungen in Stadt und Land-
kreis Fürth fördern, die den betroffenen Patienten mit pallia-
tivmedizinischer, psychologischer und sozialer Hilfe in ihrer
letzten Lebensphase beistehen.
Idee 2: Stiftung „Eigenständig leben im Alter“: Aktiv und
mobil bis ins hohe Alter – wer will das nicht. Denn irgend-
wann ist jeder von uns betroffen. Für eine möglichst hohe Le-
bensqualität und Selbstbestimmung der hiesigen Senioren
will sich diese Stiftungsidee einsetzen.
Idee 3: Stiftung „Bedürftige unterstützen“: Mehr als 200.000
Menschen sind in Deutschland obdachlos. Wer dieser Stif-
tungsidee seine Stimme gibt, setzt sich dafür ein, dass betrof-
fenen Mitbürger in seiner Heimatregion geholfen wird. Ziel
ist es, deren Lebensmut zu stärken, handfeste Perspektiven zu
entwickeln sowie ihre Selbsthilfe zu fördern. Natürlich in Zu-
sammenarbeit mit bestehenden Einrichtungen.
Idee 4: Stiftung „Naturschutz in Stadt und Land“: Kaum eine
andere bayerische Großstadt verfügt über so viele Grünflä-
chen wie Fürth. Und der Landkreis bietet darüber hinaus
Natur pur mit weitläufigen Wäldern, Flüssen und Seen. Das
Angebot ist vielfältig, um Lebenskraft zu tanken und wun-
derbar zu entspannen. Damit diese Schätze auch weiterhin
vor der Haustür genutzt werden können, soll eine Stiftung ge-
gründet werden, die sich für die Erhaltung der Pflanzen- und
Tierwelt sowie den Schutz der Landschaft einsetzt.
Idee 5: Stiftung „Kirchweihen in Stadt und Land“: Wie ein
roter Faden ziehen sich die Kirchweihen in Stadt und Land-
kreis Fürth durch die schönsten Monate des Jahres. Man trifft
sich, ist gesellig und genießt gemeinsam. Liebenswürdige De-
tails drohen jedoch verloren zu gehen. Wer die Vielfalt der
Kirchweihen erhalten, Traditionen bewahren und historisches
Brauchtum fördern möchte, unterstützt diese Stiftungsidee.
Bis 31. August hat jeder Interessierte die Möglichkeit, für seine
favorisierte Stiftungsidee zu stimmen. Das ist in jeder Ge-
schäftsstelle der Sparkasse Fürth oder per Internet möglich.
Als Dankeschön für die Teilnahme verlost die Sparkasse Fürth
unter allen Teilnehmern zudem 50 x 2 VIP-Karten für die ex-
klusive Stiftergala am 6. November, für die im freien Handel
keine Tickets erhältlich sind. �
� www.die-stifter.de, www.sparkasse-fuerth.de/stiftungen
Fürths Bürger sollen wählerisch seinSparkasse Fürth gründet Stiftung und lässt die Bürger über den Stiftungszweck entscheiden
Aktuelles
Im festlichen Fürther Stadttheater wird der diesjährige Fürther Stifter-preis verliehen.
Aktuelles
Werte stiften � 19
Zum ersten Mal konnte die im Jahr
2011 errichtete Anneliese-und-Willi-
Schlicker-Stiftung Illinger Bürgern und
Institutionen Gutes tun. Im Rahmen
einer kleinen Feierstunde in der Ge-
schäftsstelle Illingen der Sparkasse
Neunkirchen wurden insgesamt 2.517
Euro an den Sportverein Kerpen 09
e.V., den Kindergarten Illingen und an
Hilfsbedürftige in Illingen ausgeschüt-
tet. Auf Wunsch der Eheleute Anne-
liese und Willi Schlicker wurde nach
deren Tod die nach ihnen benannte Stiftung errichtet. Den
beiden Illinger Bürgern war es wichtig, dass sie dauerhaft
über ihren Tod hinaus in ihrer Hei-
matgemeinde etwas Gutes bewirken
können. Dazu Illingens Bürgermeister
Dr. Armin König: „Illingen lebt vom
Engagement seiner Bürger. Die Anne-
liese-und-Willi-Schlicker-Stiftung trägt
ihren Teil dazu bei, dass bürgerschaft-
liches Engagement in Illingen zusätz-
liche monetäre Förderung erhält.“ In-
teressierten bietet die Sparkasse
Neunkirchen die Möglichkeit einer ei-
genen Stiftungsgründung. Ansprech-
partner ist Direktor Volker Fistler,Telefon 06821 208-412. �
� www.sparkasse-neunkirchen.de
(v.l.) Bürgermeister Dr. Armin König, Volker Fistler(Sparkasse), Jürgen Schubmehl, Christof Simmet(beide Schlicker-Stiftung), Stefan Dörr (Sparkasse)
Premiere bei der Illinger Anneliese-und-Willi-Schlicker-Stiftung
Insgesamt 2.517 Euro ausgeschüttet
20 � Werte stiften
Aktuelles
Wenn ein Kind unheilbar erkrankt, gerät eine ganze Welt aus
den Fugen. Die Diagnose einer lebensbegrenzenden Erkran-
kung stellt eine große Belastung für die ganze Familie dar. Zu-
kunft stirbt und mit ihr auch Träume, Hoffnungen und sämtli-
che Lebensentwürfe. Alles gerät ins Wanken und die ganze Fa-
milie muss sich mit der unabwendbaren Tatsache des Sterbens,
des Abschieds und der Endlichkeit auseinandersetzen. Es
herrscht emotionaler Ausnahmezustand. Trauer, Ängste, Wut,
Verzweiflung, Unsicherheit, Ohnmacht. Das ganze Familiensy-
stem wird in ein schmerzhaftes Paralleluniversum katapultiert,
in dem Alltag niemals alltäglich ist: 24 Stunden Betreuung des
schwerkranken Kindes. Erschöpfung. Chronischer Schlafman-
gel. Partnerschaftliche Konflikte. Isolation, weil Freunde sich
zurückziehen. Organisatorische Alltagsprobleme. Finanzielle
Sorgen. Geschwisterkinder rücken in die zweite Reihe.
In Deutschland leben ca. 22.000 Kinder mit einer lebens-
verkürzenden Erkrankung. Dahinter steht ein Vielfaches an be-
troffenen Familiensystemen, denn es ist nicht nur der Kern
und Mikrokosmos der engsten Familienangehörigen (Vater,
Mutter, Kind, Geschwisterkind) davon berührt, sondern auch
der weitere Familien-/Verwandtenkreis. Familien Hüsken ist
eine dieser Familien. Die Eltern wissen seit Jahren von der un-
heilbaren Stoffwechselkrankheit ihres Sohnes. Der Tod gehört
zum Alltag. Ganz besonders schlimm ist es an Weihnachten, Sil-
vester und am Geburtstag ihres Sohnes Philipp. Jede Kerze
mehr auf dem Geburtstagskuchen bedeutet ein Jahr weniger
mit dem geliebten Kind. Seine Mutter erinnert sich an den Mo-
ment der Diagnosestellung: „Als die Diagnose und vor allem
die Prognose kam, waren wir geschockt. Ich habe nur geweint.
Ich hatte Angst, mit Philipp allein zu sein. Ich hatte Angst, dem
nicht gewachsen zu sein. Ich hatte immer Angst, dass was pas-
sieren kann. Das Leben mit Philipp ist ein Leben voller Rück-
schritte. Immer mehr geht verloren. Wenn er für immer geht,
ist unser Lebensinhalt weg. Mittlerweile haben wir ein Motto
entwickelt, das wir konsequent mit Philipp leben: Ein kurzes
Leben so glücklich wie möglich machen. Und da gibt es zum
Den Tagen mehr Leben undNestwärme schenken
Aktives Kompetenznetzwerk erhöht Lebensqualitätchronisch kranker Kinder und deren Familien
Familie Lautwein:„Als die Ärzte uns sagten,sie können nichts mehrfür unser Kind tun, warnestwärme für uns da.“
Aktuelles
Glück auch die Organisation ‚nestwärme’, die uns seit fünf Jah-
ren unterstützt!“
„nestwärme“, das ist nicht nur ein Kinderhospizdienst, der
Eltern und Geschwister von lebensverkürzt erkrankten Kin-
dern liebevolle Zuwendung und professionelle Begleitung und
Hilfe zu Hause gibt und diese dabei unterstützt, die kurze Le-
benszeit der Kinder möglichst erfüllt und geborgen zu gestal-
ten. nestwärme ist ein Sozialunternehmen, das sich mit einem
aktiven Kompetenznetzwerk spezialisiert hat auf bundesweite
Hilfsangebote für Familien mit chronisch kranken, behinder-
ten und unheilbar erkrankten Kindern. Seit 1999 engagiert
sich nestwärme e.V. für mehr Lebensqualität der betroffenen
Familien und ist mit seinem breiten Spektrum an Hilfsange-
boten und Beratungskompetenz gebündelt mit einem ambu-
lanten Kinder Intensivpflegedienst und einem Kinderhospiz-
dienst einmalig in Deutschland. Die bundesweite nestwärme
Fachberatung berät mit einem Netzwerk erfahrener Experten
aus verschiedenen Bereichen Familien bei allen Fragen zum
Thema Pflege, Recht, Finanzen, Entlastung und Netzwerken.
In der nestwärme-Kinderkrippe werden gesunde und kranke
Kinder im Alter von zwei Monaten bis drei Jahren betreut und
darauf geachtet, dass jedes Kind nach seinem eigenen Tempo
Fähigkeiten in allen Bereichen entwickeln kann. Über 1.800
Ehrenamtliche engagieren sich bei nestwärme als ZeitSchen-
ker und Familienpaten. Jeder von ihnen möchte als Teil einer
Gemeinschaft dazu beitragen, die Familien mit seiner Zeit, sei-
ner Kompetenz und seiner Zuwendung zu stärken.
Die Hilfsangebote von nestwärme finanzieren sich über
Spenden. Ein so vielseitiges und professionelles Netzwerk
braucht finanzielle Rahmenbedingungen, um bundesweit effi-
zient und effektiv koordiniert werden zu können. Hier kön-
nen Sie helfen, indem Sie in das nestwärme Netzwerk inve-
stieren. Ganz aktuell soll der Kinderhospizdienst weiter aus-
gebaut werden. Die ehrenamtlichen Hospizhelfer werden in
160 Schulungsstunden professionell ausgebildet und intensiv
auf ihren Einsatz in den Familien vorbereitet werden. Die Do-
zenten kommen aus der Hospizarbeit, der Pädiatrie, der Phi-
losophie, der Psychologie und der Pädagogik. „nestwärme“
kann kein Kinderleben verlängern, aber das nestwärme Kom-
petenznetzwerk – bestehend aus dem Kinderhospizdienst, der
ambulanten Kinderintensivpflege, der Beratung und den eh-
renamtlichen Familienpaten – hilft, die belasteten Familiensy-
steme zu stärken. Helfen Sie mit, investieren Sie in das nest-
wärme Kompetenznetzwerk. Schenken Sie Leben mit Le-
bensqualität, Geborgenheit und Kraft für alle. nestwärme e.V.
freut sich über Spenden: Spendenkonto 71 130 000 bei der
Bank für Sozialwirtschaft AG, BLZ 370 205 00. �
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22 � Werte stiften
Die Taunus Sparkasse trägt die Themen „Nachhaltigkeit und
soziales Engagement“ ganz tief in ihrem Herzen. Das sind
keine leeren Worte, denn jedes Jahr fließen rund eine Million
Euro für Förderzwecke im Hochtaunuskreis und Main-Taunus-
Kreis zurück in die Region.Als heimischer Finanzdienstleister
stellt sich die Taunus Sparkasse im Hochtaunuskreis und Main-
Taunus-Kreis den gesellschaftlichen Herausforderungen seit
Jahren mit einer eigenen gemeinnützigen Stiftung und be-
gleitet zahlreiche Einrichtungen und Veranstaltungen in der
Region. Viel wichtiger als der eigene Einsatz ist der Taunus
Sparkasse das Anliegen, die Menschen zu unterstützen, die
ihre Heimat aktiv mitgestalten. Was wäre das tägliche Leben
ohne deren freiwilliges Engagement in einer Vielzahl von so-
zialen und kulturellen Einrichtungen, Vereinen und Stiftun-
gen? Diesen Weg zur Steigerung der Lebensqualität gilt es wei-
ter zu gehen. Und vor diesem Hintergrund hat das Thema Stif-
tungen und das damit verbundene öffentliche Gemeinwohl
mehr und mehr an Bedeutung gewonnen.
Immer öfter sprechen Kunden ihre Kundenberater auf die
Gründung einer Stiftung an. Um diese privaten Stiftungsideen
zu fördern und insbesondere die Neugründung von Stiftungen
zu erleichtern, hat die Taunus Sparkasse die „Stiftergemein-
schaft der Taunus Sparkasse“ gegründet. Im Gegensatz zu ein-
maligen Spenden und Zuwendungen können mit den Erträgen
aus dem Stiftungsvermögen kulturelle, soziale und sportliche
Einrichtungen, aber auch andere gewünschte Zwecke auf
Dauer nachhaltig unterstützt werden. Damit haben Stifter
einen dauerhaften Wert geschaffen, der je nach Stiftungszweck
In der Heimat wirkenUnter dem Dach der Stiftergemeinschaft der Taunus Sparkasse vereinen sich seit derGründung 2010 bereits 15 Stiftungen – und das mit großem Erfolg. Für das Jahr 2011konnte die Stiftergemeinschaft die stolze Summe von rund 126.000 Euro ausschütten.
Aktuelles
Bei vollem körperlichen Einsatz haben die Kinder großen Spaß beim Klettern – trotz Handicap.
Werte stiften � 23
zum Wohle des individuell bestimmten Wirtschafts- und Kul-
turraumes und darüber hinaus wirken kann. Die Vielzahl der
Stifter wählt als Wirkungsraum das unmittelbare Umfeld aus –
getreu dem Motto „In der Heimat wirken“. Aber auch über das
direkte Umfeld hinaus können Stifter tätig werden und eine
Stiftung mit einem internationalen Bezug gründen.
„Eine Stiftung zu gründenheißt vertrauen“
Die Gründung einer Stiftung ist Vertrauenssache – schließ-
lich gibt man ein kleines Vermögen aus den Händen. Die Stif-
tergemeinschaft ist als Stiftungsplattform darauf ausgelegt,
möglichst viele Stifter und Stifterinnen zu gewinnen und den
Stiftungsgedanken im Geschäftsgebiet der Taunus Sparkasse
und darüber hinaus zu verbreiten. Gerade diesen Stiftungsge-
danken gilt es, einem möglichst breiten Publikum vorzustel-
len. Schließlich sind alle Stiftungen unter dem Dach der Stif-
tungsgemeinschaft gemeinschaftlich stark und werden mit
jeder weiteren Stiftung immer stärker. Die Beweggründe für
eine Stiftungsgründung sind vielseitig: So hatten beispielsweise
langjährige Kunden der Taunus Sparkasse bereits 2010 die Vor-
stellung, eine Stiftung zu gründen. Beide sind kinderlos und
Unternehmer im Ruhestand, die einen Teil ihres Vermögens so
anlegen wollten, dass es etwas Gutes bewirkt. Die Eheleute
wurden von ihrem Kundenbetreuer und der Stiftungsexpertin
während des gesamten Reifeprozesses der Stiftungsidee be-
gleitet. 2012 war es dann soweit: Die ursprünglichen Gedanken
waren gereift und die Gründung der eigenen Stiftung wurde
Realität – mit einem anfänglichen Stiftungskapital von 50.000
Euro. Was viele nicht wissen: Eine Stiftung kann durchaus meh-
rere Stiftungszwecke verfolgen, so dass jeder der Eheleute seine
persönliche Leitidee verwirklichen kann. Eine begünstigte Stif-
tung ist die „Deutsche Stiftung für Denkmalschutz in Bonn“
mit dem Schwerpunkt Erhaltung und Pflege von christlichen
Denkmälern in Oberursel und Umgebung. Eine andere ist die
„Karl und Veronica Carstens Stiftung“ mit dem Schwerpunkt
auf der Erforschung von alternativen Behandlungsmethoden
und Medikamenten im Gesundheitswesen. Ein weiteres Bei-
spiel, wie es zu der Idee kommen kann, eine Stiftung zu grün-
den, ist Nadja Lins, die mit ihren „magic-Sportkids“ Kinder mit
Handicap sportlich fördert. Entstanden ist die Stiftungsidee aus
ihrer Trainingstätigkeit im Handball. Begonnen hat es 2004, als
sie eine Jugendmannschaft im Handball und seit 2006 auch
einen einarmigen Jungen trainierte. Der hat sich im Laufe der
Zeit zum besten Werfer und engagiertesten Sportler in seiner
Aktuelles
Vor Freude mit dem Kletter-Partner „abklatschen“ – eine gewisse Höheist geschafft!
Jeder klettert für sich... und doch sind sie zusammen ein Team in derWand...ob die Kräfte reichen?
24 � Werte stiften
Aktuelles
Jochem Coerdts Stiftungsmanager KommunenTel.: 06172/270 72267E-Mail: jochem.coerdts@taunus-spar-kasse.de
Christine KopplinErbschafts- undStiftungsmanagerin (ebs)Tel.: 06172/270 72254E-Mail: christine.kopplin@taunus-sparkasse.de
Mannschaft, die ansonsten aus „gesunden“ Kindern besteht,
entwickelt. Auf Lins’ Initiative hin und mit ihrer Unterstützung
lernte der Junge im Sommer 2009 sogar schwimmen und ab-
solvierte das Schwimmabzeichen „Seepferdchen“. Nadja Lins
hat in der sportlichen Arbeit mit dem Jungen erlebt, wie sehr
die Ausübung einer alltäglichen Sportart und die damit ver-
bundenen Erfolge die körperliche, aber vor allem die mentale
Entwicklung und Stärkung des Jungen gefordert und gefördert
hat. „Mittlerweile werden die Erträge aus der Stiftung verwandt,
um verschiedene Kinder-Sportgruppen unter fachkundiger Lei-
tung für Handicap-Kinder zu finanzieren. Darunter fallen Sport-
arten wie Klettern, Schwimmen, therapeutisches Reiten und
eine Ball-Sportgruppe. Auf diese Art und Weise lässt sich mit
einer Investition in eine Stiftung eine enorme Wirkung in un-
serer Gesellschaft erzielen. Bei meinem Projekt sind es die Kin-
der, die unmittelbar von meiner Investition in eine Stiftung pro-
fitieren“, so Nadja Lins.
Aktives Stiftungsmanagement
Viele Stiftungen werden zu Lebzeiten des Stifters von ihm
selbst oder durch ehrenamtlich tätige Personen verwaltet. In
einer immer komplizierter werdenden Rechts- und Steuer-
welt ergeben sich wegen der fehlenden Fachkenntnis häufig
Schwierigkeiten. Hinzu kommt, dass die Verwaltung der Stif-
tung nach dem Ableben des Stifters zwangsläufig in fremde
Hände übergeben werden muss. Damit die Stärken der Stif-
tungen sich richtig entfalten können und das eingesetzte Stif-
tungskapital genügend Geld erwirtschaftet, hat die Taunus
Sparkasse gleich zwei ausgewiesene Experten, die sich in-
tensiv um die angelegten Gelder kümmern. So erreichte das
aktive Stiftungsmanagement jüngst Spitzenwerte und die Stif-
tergemeinschaft konnte für das Jahr 2011 die stolze Summe
von rund 126.000 Euro ausschütten. �
� www.taunus-sparkasse.de
Rund 126.000 Euro konnten die Stiftungen der Stiftergemeinschaft imNovember 2012 ausschütten.
Vorteile auf einem Blick:
• Bürgerinnen und Bürger, aber auch Kommunen oder
Unternehmen erhalten die Möglichkeit, sich als Stif-
ter dauerhaft gemeinnützig zu engagieren.
• Zusammenarbeit mit einem vertrauenswürdigen
Partner – der Taunus Sparkasse
• Schnelle Errichtung möglich (nur drei Unterschrif-
ten sind notwendig)
• Gemeinsame Vermögensanlage ermöglicht breite
Portfoliostruktur, senkt die Kosten und erhöht die Er-
tragschancen, auch für kleinere Stiftungen.
• Keinerlei Verwaltungsaufwand beim Kunden, ko-
stengünstige Verwaltung durch einen seriösen Treu-
händer, die Deutsche Stiftungstreuhand AG.
• Individuelle Zweckbestimmung und auch Wechsel
des Stiftungszwecks möglich (d. h. alle gemeinnützi-
gen, mildtätigen oder kirchlichen Zwecke)
• Zugriff auf erfahrene juristische Berater im Rahmen
der Nachlassgestaltung für Stifter über die Deutsche
Stiftungstreuhand AG
• Bereits ab 25.000 Euro kann sich jedermann mit sei-
ner Stiftung als Treuhandstiftung in der „Stifterge-
meinschaft der Taunus Sparkasse“ dauerhaft ge-
meinnützig und ohne Verwaltungsaufwand engagie-
ren. Für Kommunen ist dies bereits ab 10.000 Euro
möglich. Die Stiftung kann alle Vermögenswerte an-
nehmen.
• Hohe und gesicherte steuerliche Wirkung für den
Stifter durch Sonderausgabenabzug
• Die Zuwendung an die Stiftung ist von der Erb-
schafts- und Schenkungssteuer befreit.
Werte stiften � 25
Aktuelles
Bernhard Saurenbach konnte gar nicht glauben was er hörte.
26.000 Euro spendete die Stiftergemeinschaft der Sparkasse
Amberg-Sulzbach an die Amberger Tafel. „Ich hatte vielleicht
mit drei oder viertausend Euro gerechnet“, war der Vorsit-
zende der Tafel baff. Das Geld stammt aus dem Erlös der Weih-
nachtsaktion der Stiftergemeinschaft. Weihnachten ist meist
nicht nur Zeit für Geschenke, sondern auch immer die Zeit,
Gutes zu tun. Gerade auch deshalb ist die Spendenbereit-
schaft dann sehr hoch. Doch viele Spenden kommen gar nicht
dort an, wo sie helfen könnten. Anders bei der Stiftergemein-
schaft der Sparkasse Amberg-Sulzbach. Hier hilft jeder Cent
für gemeinnützige Projekte in der Region.
Seit 2009 gibt es die Stiftergemeinschaft der Sparkasse Am-
berg-Sulzbach. Jeder kann dorthin spenden oder gar seine ei-
gene Stiftung gründen. Das Geld kommt ausschließlich ge-
meinnützigen Zwecken in der Region Amberg-Sulzbach zu
Gute. 2012 wollte die Sparkasse Amberg-Sulzbach ganz be-
wusst benachteiligten Kindern helfen.
Zur Weihnachtszeit trat die Stifter-
gemeinschaft wieder in den Vorder-
grund. Mit dem Geld sollte bedürftigen
Kindern der Region eine Freude ge-
macht werden. Die Sparkasse Amberg-
Sulzbach versprach zudem, bis zu
einem Gesamtbetrag von 5.000 Euro
die Spenden aufzustocken. „Wir hatten
mit gut 5.000 Euro an Spenden gerech-
net und das wollten wir entsprechend
verdoppeln“, erklärt Sparkassen-Vor-
standsvorsitzender Dieter Meier. „Doch
was kam, hat uns überwältigt.“ Am
Ende standen 26.000 Euro auf dem gro-
ßen Scheck. „Das Geld kommt von
Menschen der Region, die für andere
etwas gegeben haben. Das ist fanta-
stisch!“
Das Geld ging bewusst an die Am-
berger Tafel. „Sie sind ein zuverlässiger
Partner für uns und wissen genau, was
wo gebraucht wird“, so Meier. Die Am-
berger Tafel nutzt das Geld, um die Kin-
der mit dem Nötigsten auszustatten. In
Form von Gutscheinen können so warme Kleidung, Winter-
schuhe, etc. beschafft werden. „Auch wenn wir wissen, dass
ihr Engagement nicht bezahlbar ist.“
Vorsitzender Bernhard Saurenbach und seine Stellvertre-
terin Irmgard Buschhausen waren sprachlos. „Mit dem Geld
können wir noch effektiver helfen“, freute sich Saurenbach.
Die Amberger Tafel gibt es seit 2005. Rund 320 Tonnen Le-
bensmittel werden derzeit pro Jahr ausgegeben. 700 Haushalte
der Region sind dort berechtigt Waren zu bekommen. „Zu die-
sen Haushalten gehören 500 Kinder“, erklärt Saurenbach. Be-
rechtigt ist nur wer Hartz IV oder Grundsicherung bekommt.
Zwei Mal die Woche können dann Lebensmittel oder auch
Dinge des täglichen Bedarfs in der Tafel geholt werden. „70 Le-
bensmittelmärkte aber auch Lebensmittelproduzenten stellen
uns hier Waren zur Verfügung.“ 90 Ehrenamtliche helfen der-
zeit bei der Verteilung der Lebensmittel mit. �
� www.sparkasse-amberg-sulzbach.de
26.000 Euro für leuchtendeKinderaugen
Stiftergemeinschaft der Sparkasse Amberg-Sulzbach unterstützt Amberger Tafel
Bescherung vier Wochen nach Weihnachten. Die Stiftergemeinschaft der Sparkasse Amberg-Sulz-bach spendete 26.000 Euro an die Amberger Tafel. Das Geld kommt ausschließlich benachteiligtenKindern zu Gute. Im Bild (von links) Stiftungsexperte Edgar Rauch, Sparkassen-Vorstand WernerDürgner, Vorsitzender der Tafel Bernhard Saurenbach, Sparkassen-Vorstand Alexander Düssil, Irm-gard Buschhausen (2. Vorsitzende der Tafel) und Dieter Meier, Vorstandsvorsitzender der SparkasseAmberg-Sulzbach. Bild: Astashenko
26 � Werte stiften
Aktuelles
„Maikätzchen“ – das klingt liebevoll, verspielt und so niedlich.
Doch nur wenige Menschen wissen, was wirklich hinter die-
sem Wort steckt. Nur wenige verstehen, dass es sich hier nicht
um eine putzige Laune der Natur handelt, sondern sich un-
endlich viel Leid hinter der verklärenden Bezeichnung verbirgt.
Die „Maikätzchen“ sind zum Synonym für die jährlich im
Frühjahr beginnende Hauptwurfzeit der Katzen geworden.
Vor allem bei freilebenden Samtpfoten sorgt der vielfache
Nachwuchs für eine Zunahme an Elend – Hunger, Krankhei-
ten und viele Gefahren warten auf die Katzenkinder. Man
schätzt, dass mehr als 70.000 Straßenkatzen in Berlin leben.
Sie kämpfen täglich ums Überleben und führen im Verborge-
nen ein Leben im Elend: halb verhungert, erkrankt an Kat-
zenschnupfen, Leukose, Augenkrankheiten und befallen von
Flöhen und Würmern. Die einzige Lösung für dieses Elend ist
die konsequente Kastration, auch und vor allem von Katzen
aus Privatbesitz, die Freigang haben und sich unter die freile-
benden Tiere mischen. Wussten Sie zum Beispiel, dass eine
Kätzin nach zehn Jahren theoretisch mehr als 240 Millionen
Nachkommen haben kann?
Der Tierschutzverein für Berlin kümmert sich in der Bun-
deshauptstadt nach Kräften um freilebende Katzen. Oberstes
Gebot ist auch hier die Kastration. Ehrenamtliche Helfer be-
treuen Futterstellen, fangen Tiere ein und bringen diese nach
der Kastration durch den Verein wieder in ihr Revier. Tragende
Katzen werden im Tierheim Berlin versorgt und können sich
um ihren Nachwuchs kümmern.
Im Frühjahr und Sommer verdoppelt sich im Schnitt die
Zahl der Katzen im Tierheim Berlin – statt rund 400 Katzen,
die hier versorgt werden, kümmern sich die Mitarbeiter dann
um rund 800 Katzen. Ganze Würfe oder tragende Mutterkat-
zen, ausgesetzte Tiere und ungechippte entlaufene Samtpfo-
ten werden abgegeben. Das bringt den Tierschutzverein für
Berlin schnell an die Grenzen des Machbaren. Futter, Medizin,
Aufzuchtsmilch und Pflegeaufwand – all das finanziert der
Verein allein aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Ohne die
zusätzliche Hilfe ehrenamtlicher Tierfreunde wäre diese Auf-
gabe nicht zu bewältigen.
Was können wir alle, was können Sie tun, um zu helfen? Es
braucht nicht viel, um Gutes zu tun für die vielen traurigen
heimatlosen Samtpfoten Berlins. Eine Geldspende, eine Zeit-
spende in Form ehrenamtlicher Mitarbeit oder die dauerhafte
Hilfe als Mitglied des Vereins – es gibt viele Wege, den Tier-
schutzverein für Berlin zu unterstützen. Versorgungspate für
Katzen können Sie schon ab 10 Euro im Monat werden und
so ganz gezielt die Samtpfoten unterstützen.
Auch das ehrenamtliche Engagement ist ein wichtiger
Stützpfeiler der Gemeinschaft der Tierfreunde. Gerade jetzt,
wo viele heimatlose Katzenkinder aufgezogen werden müs-
sen, sind verstärkt ehrenamtliche Pflege- und Päppeleltern
gefragt. Sie werden mit dem nötigen Equipment versorgt und
können durch ihren Einsatz den Welpen beim Start ins Leben
helfen. Ein Kätzchen auf Zeit – warum eigentlich nicht?
Hilfe kostet Geld. Tierschutz kostet Geld! Die fleißigen haupt-
amtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeiter des Tierschutz-
vereins für Berlin freuen sich über jeden Mitstreiter, jede
Spende, jede Zuwendung und jedes aufmunternde Wort. Sie
hoffen gemeinsam mit vielen tierlieben Menschen, den „Mai-
kätzchen“ ein Leben im Elend zu ersparen.
Über Spenden freut sich der Tierschutzverein für Berlin
unter dem Verwendungszweck: „Maikatzen“ auf das Konto 35
600 105 bei der Postbank Berlin, Bankleitzahl 100 100 10. �
� www.tierschutz-berlin.de
Für Samtpfoten im EinsatzTierschutzverein für Berlin kümmert sich in der Bundeshauptstadt um freilebende Katzen
Mit rund 500 Mio. Euro hat die Sparkassen-Finanzgruppe auch
im vergangenen Jahr gemeinwohlorientierte Projekte in ganz
Deutschland unterstützt. Ob bei der Durchführung von Stadt-
festen, der Begleitung von Sportvereinen oder der Hilfe beim
Wiederaufbau der Dorfkirche: Überall dort, wo die Sparkas-
sen und ihre Verbundpartner ihren Kunden begegnen, wer-
den gesellschaftliche Belange gefördert. Dabei wurde mit gut
155 Mio. Euro der größte Betrag in die Förderung kultureller
Projekte investiert. Neben den lokalen und regionalen Aktivi-
täten zählen dazu auch bundesweite Engagements wie bei-
spielsweise der Wettbewerb „Jugend musiziert“, der in die-
sem Jahr sein 50. Bestehen feiert.
„Mit ihrem vielfältigen und dauerhaften Engagement
nimmt die Sparkassen-Finanzgruppe ihre Verantwortung in
den Regionen wahr und leistet einen erheblichen Beitrag zum
Zusammenhalt in unserer Gesellschaft. Wir freuen uns sehr,
dass wir diese Leistungen weiterhin auf einem sehr hohen Ni-
veau halten können. Sparkassen sind auch bei der Förderung
gemeinwohlorientierter Projekte ein verlässlicher Partner“,
so Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen-
und Giroverbandes (DSGV).
Die Sparkassen-Finanzgruppe ist auch der größte Förde-
rer des Breiten- und Spitzensports in Deutschland. Ein be-
sonderes Augenmerk liegt auf den mehr als 91.000 Turn- und
Sportvereinen sowie auf dem Deutschen Sportabzeichen, das
in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag feiert. Mit der Förde-
rung der Nachwuchstalente an den Eliteschulen des Sports
wollen die Sparkassen jungen
Sportlerinnen und Sportlern
bei der Vereinbarkeit von
Schule und Leistungssport hel-
fen. Als Partner der Deutschen
Olympiamannschaft wird das
umfassende sportliche Enga-
gement komplettiert, in das im
vergangenen Jahr insgesamt
rund 95 Mio. Euro flossen.
Weitere Kernbereiche im
Jahr 2012 waren Soziales mit
einem Fördervolumen von
118 Mio. Euro und Bildungs-
themen mit 25 Mio. Euro. Dass sich die Sparkassen verstärkt
mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen, zeigt der
Bereich Umwelt, der mit einem Fördervolumen von 12,5 Mio.
Euro eine deutliche Steigerung aufweist.
Das Stiftungsengagement konnte ebenso ausgebaut wer-
den. Die Anzahl der Sparkassen-Stiftungen ist im vergangenen
Jahr auf 736 angestiegen, während sich das Stiftungskapital
um fast 100 Mio. Euro auf nunmehr knapp 2,2 Mrd. Euro er-
höhte. Die Stiftungsausschüttungen lagen mit rund 77,5 Mio.
Euro um fast acht Prozent höher als in 2011. Keine andere
Unternehmensgruppe hat in Deutschland so viele Stiftungen
gegründet wie die Sparkassen-Finanzgruppe. �
� www.dsgv.de
Rund 500 Mio. Euro für gemeinwohl-orientierte Zwecke in 2012
Sparkassen leisten durch kontinuierliches Engagement großen Beitragzum Zusammenhalt in unserer Gesellschaft
Werte stiften � 27
Aktuelles
Georg Fahrenschon, Präsidentdes Deutschen Sparkassen- undGiroverbandes
Aktuelles
Ein vielfältiges Vereinsleben ist ein signifikantes Zeichen für
eine aktive Bürgergesellschaft. Die örtliche Wohn- und Le-
bensqualität wird wesentlich von Vereinen geprägt, in denen
sich Gleichgesinnte zumeist ehrenamtlich und freiwillig im
kulturellen, sozialen und sportlichen Bereich engagieren. Der
Wert dieses auf Dauer angelegten Gemeinschaftserlebnisses
für den sozialen Zusammenhalt in den Kommunen, für die
Vernetzung der Menschen untereinander, ist unbezahlbar.
Die Vereinigten Sparkassen Stadt und Landkreis Ansbach
fördern seit jeher das sich in den Vereinen kanalisierende eh-
renamtliche Engagement. Deshalb war es selbstverständlich,
dass bei der zusammen mit der Deutschen Stiftungstreuhand
AG in Fürth am 06. Juni 2011 erfolgten Gründung der Stifter-
gemeinschaft Stadt und Landkreis Ansbach auch Vereinen die
Möglichkeit gegeben werden sollte, zur Förderung der Ver-
einsaktivitäten Stiftungen ins Leben zu rufen. Umso größer
war die Freude des Vorstandsvorsitzenden Werner Schmie-
deler, der dem Stiftungskuratorium vorsteht, als sich Anfang
2013 die Gründung der ersten Vereinsstiftung abzeichnete –
und zwar die „Peter-Herrmann-Stiftung“ des SV Rauenzell.
Peter Herrmann – Gründungsmitglieddes SV Rauenzell 1970
Die früher selbstständige Gemeinde Rauenzell gehört seit
dem 1. Juli 1971 zur mittelfränkischen Stadt Herrieden, die
nicht nur Fahrradtouristen als wahre Perle unter den an der
romantischen Altmühl gelegenen Kommunen bekannt ist. Ein
Jahr vor der Eingemeindung wurde in dem heute 700 Ein-
wohner zählenden Ort Rauenzell ein Sportverein gegründet,
der sich schnell zum größten Verein Rauenzells entwickelte
und dem von Beginn an auch der einheimische aktive Fuß-
baller Peter Herrmann angehörte. Dieser sei bis zu seinem
Tod 2012 ein sportbegeisterter und geselliger Mensch gewe-
sen, der seinen Verein kritisch begleitet, aber immer kon-
struktiv unterstützt habe, erinnert sich Dieter Bunsen, der als
Vorstand dem Verein heute vorsteht und zugleich als Vorsit-
zender des Sportkreises Ansbach im Bayerischen Landes-
Sportverband (BLSV) amtiert. Die enorme Verbundenheit
Peter Herrmanns mit seinem Verein zeigte sich dadurch, dass
Auf ewig ein Vereinsmitglied Gründung der „Peter-Herrmann-Stiftung“ des SV Rauenzell
von Dr. Michael Reinhart
28 � Werte stiften
„Wir halten dank der großherzigen Zuwendung von Peter Herrmannden Ball dauerhaft im Spiel“: Dieter Bunsen, Vorsitzender des SV Rauen-zell 1970 (links) und Günter Pöschko, Leiter des Vorstandssekretariatsder Vereinigten Sparkassen Stadt und Landkreis Ansbach. Foto: Fränki-sche Landeszeitung
Werte stiften � 29
Aktuelles
er in seinem Testament den SV Rauenzell zum Alleinerben sei-
nes ca. 180.000 Euro zählenden Vermögens einsetzte.
Da Dieter Bunsen als Kuratoriumsmitglied der Stifterge-
meinschaft Stadt und Landkreis Ansbach die Vorteile von Stif-
tungen gut kennt, entwickelte er zusammen mit dem Stif-
tungsexperten der Sparkasse, zugleich Kreisschatzmeister des
BLSV und Leiter des Vorstandssekretariates, Günter Pöschko,
die Idee, eine Namensstiftung zu Ehren des Verstorbenen und
zum Nutzen des SV Rauenzell zu gründen. Denn Möglichkei-
ten, die Erträge der Stiftung für das Vereinsleben einzusetzen,
gibt es bei dem Sportverein zuhauf, dessen 1. Mannschaft in
der Kreisklasse 1 des Fußballkreises Frankenhöhe aktiv ist.
Denn schließlich gilt es nicht nur die vielen Jugend-Fußball-
mannschaften – die Hälfte der 408 Mitglieder sind Kinder-
und Jugendliche bis 18 Jahre – zu unterstützen, sondern auch
Seniorensport, Damengymnastik und Mountainbiken bietet
der Verein an. Und das kostet. Die Idee der Stiftungsgründung
kam in der Hauptversammlung des SV Rauenzell am 24. März
2013 hervorragend an. Alle anwesenden Mitglieder begrüß-
ten einstimmig die Pläne des Vorstandes.
Neben der mit 100.000 Euro dotierten „Peter-Herrmann-
Stiftung“ wird es bald auch noch eine Förderstiftung des SV
Rauenzell geben. In diese Stiftung fließt das restliche Kapital,
das nach der Tilgung einiger Darlehen und nach der Umset-
zung kleinerer Baumaßnahmen übrig bleibe, erklärte Dieter
Bunsen. Dadurch sollen andere „Gönner“ dazu animiert wer-
den, mit Zustiftungen, beispielsweise an runden Geburtsta-
gen, das Stiftungskapital weiter zu erhöhen. Selbstverständ-
lich werde sich die „Peter-Herrmann-Stiftung“ auch um die
Grabpflege des Verstorbenen kümmern, betonte Günter
Pöschko. Dieser habe sich durch sein Erbe und die daraus re-
sultierende Stiftung ein Denkmal in den Herzen seiner ehe-
maligen Rauenzeller Sportkameraden gesetzt – er bleibe da-
durch „auf ewig ein Vereinsmitglied“. �
Peter Herrmanns Nachlassverwalter Herbert Bernhard (rechts) über-gab dem Vereinsvorsitzenden Dieter Bunsen die Stiftungsurkunde undeinen symbolischen Scheck über 100.000 Euro. Foto: Fränkische Lan-deszeitung
30 � Werte stiften
Aktuelles
Nur gute Produkte zu haben, das reicht alleine nicht aus. Man
muss auch darüber reden, sie bekannt machen, sonst merkt das
keiner. Der berühmte Autobauer Henry Ford (1863-1947) klei-
dete den Nutzen von Öffentlichkeitsarbeit noch in blumigere
Worte: „Enten legen ihre Eier in Stille. Hühner gackern dabei
wie verrückt. Was ist die Folge? Alle Welt isst Hühnereier“.
Vorteile von Stiftungen herausgestellt
Nun ist die Stiftergemeinschaft Stadt und Landkreis Ans-
bach sicherlich kein Angebot, das man tagtäglich überall laut-
stark anbieten müsste. Dafür ist sie viel zu seriös. Dennoch ist
die Steigerung ihres Bekanntheitsgrades wichtig, damit der
umfangreiche Nutzen einer Stiftung für das Gemeinwohl in
der Fläche Verbreitung und Gehör findet. Deshalb begab sich
Hans Emmert, Bürgermeister der Gemeinde Weihenzell in das
Aufnahmestudio von „Radio 8“ im Ansbacher Stadtteil Schalk-
hausen. In Weihenzell war am 14. Dezember 2011 die erste
kommunale Bürgerstiftung der Stiftergemeinschaft aus der
Taufe gehoben worden. Begleitet wurde Bürgermeister Em-
mert vom Vorstandsvorsitzenden der Vereinigten Sparkassen
Stadt und Landkreis Ansbach, Sparkassendirektor Werner
Schmiedeler und Horst Ohlmann, Vorstandsvorsitzender der
DT Deutsche Stiftungstreuhand AG Fürth. Das Interview mit
Radioredakteur Andreas Fischer, das am 2. Dezember 2012 im
Rahmen einer zweistündigen Sondersendung über die Kanäle
des größten Privatradios im westlichen Mittelfranken (Slogan:
„Megaherz für Mittelfranken“) ausgestrahlt wurde, spiegelte
alle Facetten von Stiftungen wieder. Begonnen von den Grün-
dungsvoraussetzungen über die möglichen Stiftungszwecke
bis hin zu den vielen Vorteilen, die stiftungswillige Privatper-
sonen, Institutionen und Kommunen mit den Stiftungen
haben, die unter dem Dach der Stiftergemeinschaft Stadt und
Landkreis Ansbach möglich sind.
Neu gestaltete Internetseiten
Ausschnitte aus dem Interview können sich die User der
Sparkassenhomepage unter www.sparkasse-ansbach.de/stif-
tungen anhören. Die Stiftungsseiten wurden zum Jahres-
wechsel 2012/13 auf Aktualität hin überarbeitet und neu ge-
staltet. Wenn die Stiftergemeinschaft Stadt und Landkreis Ans-
bach sich weiter so stetig und gut entwickelt, dann denken
die Verantwortlichen in der Sparkasse darüber nach, mittel-
fristig einen eigenen Internetauftritt aufzubauen. Denn seit
ihrer Gründung vor zwei Jahren haben bereits drei Namens-
stiftungen, je eine Vereins- und Themenstiftung sowie vier
kommunale Bürgerstiftungen ihre gemeinnützige Arbeit auf-
genommen. �
� www.sparkasse-ansbach.de
Stiftungsgedanken perRadiowellen verbreitet
Zweistündige Sondersendung ausgestrahlt
von Dr. Michael Reinhart
„Wir haben mit der Stiftergemeinschaft ein In-strument zur nachhaltigen regionalen Wert-schöpfung geschaffen.“: VorstandsvorsitzenderWerner Schmiedeler im Dialog mit Radiore-dakteur Andreas Fischer.
Wenn sich jemand gut mit Stiftungen aus-kennt, dann ist das Horst Ohlmann, Vorstands-vorsitzender der Deutschen StiftungstreuhandAG in Fürth.
Er rief im Dezember 2011 die erste kommu-nale Bürgerstiftung unter dem Dach der Stif-tergemeinschaft ins Leben: Hans Emmert, Bür-germeister von Weihenzell.
Aktuelles
Viele kommunale Amtsträger stellen sich die Frage, wie sie
das Lebensumfeld ihrer Bürgerinnen und Bürger über Spen-
den und Zuschüsse an Vereine und Institutionen hinaus noch
attraktiver machen können – und das auf eine nachhaltige
und vom Zustand der kommunalen Finanzen unabhängige
Weise. Kurzum: sie wollen einen Gewinn für das Gemeinwohl
erzielen und gleichzeitig Menschen dabei helfen, deren Ein-
satzwillen für die Allgemeinheit zu bündeln und in gemein-
nützige Projekte vor Ort zu lenken. Denn ein Gemeinwesen
kann sich nur dann zukunftsgerichtet entwickeln, wenn sich
die Sorge für das Gemeinwohl nicht nur auf staatliche und
kommunale Initiativen reduziert, sondern möglichst viele Bür-
gerinnen und Bürger das Leben aktiv mitgestalten.
Aktive Bürgergesellschaft gefördert
Ein geeignetes Mittel zur Förderung einer aktiven Bürger-
gesellschaft steht den Kommunen in der Stadt und im Land-
kreis Ansbach mit der gleichnamigen Stiftergemeinschaft zur
Verfügung, die ihnen auf einfache Weise die Gründung von
kommunalen Bürgerstiftungen ermöglicht. Die 3.117 Ein-
wohner zählende Marktgemeinde Weidenbach, gelegen in der
reizvollen Landschaft nahe des Fränkischen Seenlandes und
bekannt durch das landwirtschaftliche Bildungszentrum Tries-
dorf mit 3.000 Schülern und Studenten, ergriff als vierte Kom-
mune im Großlandkreis Ansbach diese Chance.
Am 3. Dezember 2012 unterzeichnete im Dorfgemein-
schaftshaus im Ortsteil Irrebach Bürgermeister Gerhard Sieg-
ler die Gründungsurkunde zur „Bürgerstiftung Weidenbach“.
Die Gemeinde hatte die Stiftung mit 10.000 Euro dotiert. Dazu
spendierten die Vereinigten Sparkassen Stadt und Landkreis
Ansbach noch zwei Euro pro Einwohner, so dass sich das
Startkapital auf 14.364 Euro beziffert. Bürgermeister Siegler
freute sich: „Mit der Bürgerstiftung werden wir ein dauerhaf-
tes Netzwerk bürgerschaftlichen Engagements aufbauen und
allen gesellschaftlichen Bereichen wertvolle Impulse geben
können.“ Denn in Weidenbach gäbe es noch viele Ideen, wie
man die Ortsgemeinschaft noch lebendiger gestalten könne –
ganz im Sinne des Gemeindemottos „Markt Weidenbach …
hier leb´ ich gern!“. Die erste Zuwendung floss bereits bei
der Gründungsversammlung. Vertreter des Weidenbacher Bür-
gerblocks übergaben einen Scheck in Höhe von 500 Euro. Ein
wirksameres Signal für weitere Zustiftungen und Spenden
hätte es nicht geben können. �
� www.sparkasse-ansbach.de
Markt Weidenbach – hier leb́ ich gernBürgerstiftung in Weidenbach gegründet
Hoben gemeinsam eine Stiftung aus der Taufe (von links): Horst Ohl-mann, Vorstandsvorsitzender der DT Deutsche Stiftungstreuhand AGin Fürth, Weidenbachs Bürgermeister Gerhard Siegler und WernerSchmiedeler, Vorstandsvorsitzender der Vereinigten Sparkassen Stadtund Landkreis Ansbach.
32 � Werte stiften
Aktuelles
Werte stiften: Bei der letz-
ten öffentlichen Sitzung
des NSU-Untersuchungs-
ausschusses des Bundestags Mitte Mai haben Sie erneut ein-
dringlich für eine Stiftung zum Gedenken an die Opfer der
Mordserie und zur Dokumentation rechtsextremer Gewalt
plädiert. Welche Intention steht hinter diesen Überlegungen?
Professor Barbara John: Es geht mir darum, sicherzustellen,
dass diese schreckliche Mordserie und die von Pannen, Ver-
säumnissen und Fehlleistungen geprägte Aufklärung der Ge-
schehnisse nicht aus dem kollektiven Gedächtnis verschwin-
den, wenn sowohl der Untersuchungsausschuss seine Arbeit
endgültig abgeschlossen hat als auch der Prozess in München
irgendwann beendet ist. Die Geschehnisse sind wie die im
Zuge der Ausschussarbeit und des Prozesses beigezogenen
Dokumente und Akten schlichtweg zu bedeutend, um sie ir-
gendwo abzulegen und zu vergessen. Deshalb plädiere ich
dafür, eine Stiftung zu gründen, die im Wesentlichen drei Ziele
hat: Nämlich zu allererst die Prävention solcher rechtsradika-
ler Taten. Darüber hinaus die Dokumentation aller Unterlagen,
die sich im Laufe der Ausschussarbeit und des Verfahrens an-
gesammelt haben beziehungsweise noch sammeln werden
und längst noch nicht alle hinreichend ausgewertet sind.
Diese könnten dann beispielsweise auch für Weiterbildungs-
zwecke, gerade bei der Polizei verwendet werden. Als drittes
Ziel soll die angedachte Stiftung die Koordination der Bera-
tungsstellen gegen Rechtsextremismus übernehmen, weil ich
der Meinung bin, dass wir hierzulande in dieser Richtung
zwar durchaus sehr aktiv sind, aber keine eindeutige und ein-
heitliche Strategie hinter den Bemühungen zu erkennen ist.
Schön wäre es, wenn im Rahmen einer solchen Stiftung auch
Mitglieder der Opferfamilien, insbesondere aus der zweiten
Generation, eingebunden würden. Dafür ist von diesen auch
bereits der Wunsch geäußert worden.
Als wessen Aufgabe sehen Sie die Errichtung einer solchen
Stiftung in erster Linie?
Es spielt zunächst gar keine Rolle, ob sich die Politik, die Re-
gierung oder zivilgesellschaftliche Akteure dieser Aufgabe an-
nehmen. Denn bei der Bekämpfung von Rassismus und
Rechtsextremismus sind die gesamte Gesellschaft in Deutsch-
land und alle Akteure gefragt, sich von solchen Impulsen zu
befreien und endlich dafür zu sorgen, dass diese nicht immer
wieder aufs Neue zutage treten. Dass diesen der Nährboden
entzogen wird, wenn möglich ein für allemal, daran muss ge-
arbeitet werden. Von allen.
Wie stellen Sie sich die Finanzierung einer solchen Stiftung vor?
Wenn jeder Bürger hierzulande, der über ein Einkommen ver-
fügt, 50 Cent gäbe, wäre schon mal ein guter Anfang gemacht.
Es wäre natürlich äußerst erstrebenswert, wenn die Bürger von
sich aus diesen Impuls setzen würden. Das wäre ein außeror-
dentliches Zeichen. Aber ich bin sehr skeptisch, dass ausrei-
chend Geld zusammenkommen würde, wenn man versuchte,
die Stiftung auf diese Weise zu finanzieren. Insofern könnte es
auch eine gemeinsame Stiftung sein, die erstmal mit staatlichen
Mitteln und zivilgesellschaftlicher Beteiligung entsteht.
Was erwarten Sie an Beschäftigung über die Ausschussarbeit
hinausgehend seitens der Politik oder anderer zivilgesell-
schaftlicher Akteure in der Auseinandersetzung mit den Ge-
schehnissen?
Das liegt ja auf der Hand: Ich erwarte, dass alles dafür getan
wird, damit so etwas auch in Ansätzen niemals wieder ge-
„Die Geschehnisse sind zu bedeutend, um sie irgendwo abzulegen und zu
vergessen“
Barbara John ist im Auftrag der Bundesregierung die Ombudsfrau für die Opferangehöri-
gen des NSU-Terrors. Im Gespräch mit Werte stiften erklärt die 75-jährige ehemalige Aus-
länderbeauftragte des Berliner Senats und derzeitige Vorsitzende des Paritätischen Wohl-
fahrtsverbandes Berlin, warum sie sich für eine Stiftung zum Gedenken an die Opfer der
Mordserie und zur Dokumentation rechtsextremer Gewalt stark macht.
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Werte stiften � 33
Aktuelles
schehen kann. Die Tatsache, dass all die Behörden, deren ur-
eigene Aufgabe es ja ist, solche Gefährdungen zu unterbinden,
in dieser Hinsicht versagt haben, ist eine Realität, der man gar
nicht genug Bedeutung beimessen kann. Diese haben offen-
sichtlich ein starkes Eigenleben geführt und gar nicht mehr
den politischen Auftrag, das Grundgesetz, das heißt, das Leben
und die Gesundheit aller Bürger zu schützen, im Auge gehabt.
Dabei ist es meiner Ansicht nach schon an der politischen
Elite, über all das nachzudenken. Ob und wenn ja auf welche
Weise das in Zukunft geschehen wird, kann ich nicht sagen.
Was ich tun kann, ist immer wieder selbst darüber nachzu-
denken und zu empfehlen, dass man sich dieser Aufgabe stellt.
Von der Gesellschaft erwarte ich, dass sie künftig entschie-
dener und aktiver Rassismus in all seinen Erscheinungsfor-
men, beginnend beim „bürgerlich-anständigen“ Rechtspopu-
lismus nach dem Motto „man wird ja mal sagen dürfen“ bis
hin zum Terror, aufmerksam wahrnimmt und aktiv ahndet.
Wir stehen da glaube ich erst am Anfang. Eine wirklich aktive
Gesellschaft, die sich zum Ziel gesetzt hat, Hasskriminalität
und Hassgedanken gegen andere Menschen, nur weil diese
anders sind als man selbst, zurückzudrängen, bedarf eines grö-
ßeren gesellschaftlichen Engagements und einer größeren Ge-
meinsamkeit, in dem Willen das wirklich angehen zu wollen.
Nochmals den Blick auf die Opferfamilien gerichtet: Was be-
schäftigt diese derzeit am meisten?
Die betroffenen Familien verfolgen natürlich mit großem In-
teresse all das, was seit der Aufdeckung der NSU-Taten ge-
schehen ist. Nach der Gedenkveranstaltung im Februar des
vergangenen Jahres waren die Hoffnungen sehr groß, dass
nun die wirkliche Aufklärung beginnen kann. Das ist leider
nicht in dem Maße erfolgt, wie sie sich das erhofft hatten. Da
gab es große Enttäuschungen und gleichzeitig auch tiefe Fas-
sungslosigkeit über das, was in den Untersuchungsausschüs-
sen zutage gefördert wurde. Jetzt ist ihre Aufmerksamkeit na-
türlich ganz auf den Prozess gerichtet. Diesen verfolgen sie
mit außerordentlichem Interesse und versprechen sich davon,
dass sie genauer erfahren, warum gerade sie Opfer geworden
sind. Zudem möchten sie erfahren, wie sich diese Gesellschaft
weiterentwickeln wird, denn sie fühlen sich ihr zugehörig. Ei-
nige haben bereits die deutsche Staatsbürgerschaft ange-
nommen, weitere wollen das noch tun. Deswegen sind sie na-
türlich sehr daran interessiert, dass das eine friedfertige und
gewaltfreie Gesellschaft ist, in der sie leben.
Sie haben sich sehr für finanzielle Zuwendungen an die An-
gehörigen der Mordopfer eingesetzt. Reichen die bisher ge-
leisteten Zahlungen aus, damit die betroffenen Familien we-
nigstens von den größten finanziellen Sorgen befreit sind
oder gibt es in dieser Hinsicht weiterhin Nachholbedarf?
Das ist sicherlich nicht mit einer Elle zu messen. Insgesamt sind
zwar 900.000 Euro geleistet worden, was sich zunächst einmal
gut anhört. Aber man darf nicht vergessen, dass es sehr viele An-
gehörige gibt, es sind an die 80 Betroffenen. Es gibt Familien,
die mit dem Mord an ihrem Angehörigen auch in einen finan-
ziellen Abgrund gestürzt sind, weil deren Ernährer umgebracht
wurde, weil Berufsgenossenschaften nicht zahlen wollten oder
weil aber Mieten weiter gezahlt werden mussten. Die 10.000
Euro, die jeder Verwandte aus dem sehr engen Umfeld erhalten
hat, waren da nicht ausreichend. Die Familien mussten in vie-
len Fällen selbst noch Geld zuschustern, wenn es um Beerdi-
gungskosten und all das ging. Das ist sicherlich sehr schwierig
gewesen. Was mich jetzt beschäftigt ist, dass an den Prozessta-
gen immer auch Angehörige dabei sein können. Dafür gibt es
Gott sei Dank Geld aus der Zivilgesellschaft. Die katholische
und die evangelische Kirche des Freistaates Bayern und einige
Einzelspender springen da unterstützend ein. Ich hoffe, dass
sich das so über den ganzen Prozess hinweg finanzieren lässt.
Im Tagesspiegel vom 5. Mai fordern Sie, „Rassendiskriminie-
rung“ auch hierzulande zu einem Offizialdelikt zu machen,
welches bei einer begründeten Anzeige verfolgt werden
muss, wie das in der Schweiz bereits der Fall ist. Inwiefern er-
achten Sie diese Maßnahme als hilfreich?
Wenn der Tatbestand der „Rassendiskriminierung“ ein solches
Offizialdelikt wäre, wenn es also bei einer begründeten An-
zeige eine Strafverfolgung geben müsste, würde es bei rassi-
stischen Äußerungen und Entgleisungen nicht nur, wie das
leider bisher oftmals der Fall ist, bei einer letztlich juristisch
konsequenzlosen Rüge mit erhobenem Zeigefinger bleiben.
Denn Äußerungen, die andere herabwürdigen oder stigmati-
sieren, wie es beispielsweise Thilo Sarrazin 2009 in seinem
Buch getan hat, sind nicht einfach mal dahingesagte Dumm-
heiten, über die der ein oder andere am Ende vielleicht sogar
noch schmunzelt. Genau solche Äußerungen richten sehr viel
Unrecht an, sie trennen die Menschen, sie nähren schreckli-
che Denkhaltungen, wie die, dass es Menschen gibt, die min-
derwertiger sind als andere. Das alles muss aus einer Ein-
wanderungsgesellschaft, wie der unseren, die aus den ver-
schiedensten kulturellen Strömungen besteht, verschwinden.
Wenn man das Grundgesetz ernst nimmt, muss das eine
Selbstverständlichkeit sein. Deswegen darf man über so etwas
nicht einfach hinweg sehen, sondern muss sich damit auch
strafgesetzlich auseinandersetzen. Etwa indem man „Rassen-
diskriminierung“ als strafverschärfendes Tatmotiv sieht, als
solches es im Strafgesetzbuch der Schweiz längst verankert
ist. Im Übrigen möchte ich den Begriff „Rassendiskriminie-
rung“ ganz bewusst in Anführungszeichen verstanden wis-
sen, denn dieser schändliche Begriff gehört eigentlich getilgt
und ersetzt durch einen Begriff wie „Hasskriminalität“ oder
ähnliches, aber international ist der Begriff „Rassismus“ ja lei-
der noch weitgehend üblich. Interview: Michael Kniess
Berichte und Kampagnen
Es gibt in Deutschland viele hundert Tierschutzvereine.
Braucht man da eigentlich noch einen Verein, der sich aus-
schließlich um das Wohl der landwirtschaftlich genutzten
Tiere kümmert?
„JA!“, lautete die einhellige Antwort von Margarete und
Olga Bartling, nachdem sie vor vierzig Jahren im Frühjahr 1973
bei einer Studienfahrt in einen „modernen Kälbermastbetrieb“
gelangten. Denn was die Oberlandwirtschaftsrätin und ihre
Schwester, Konrektorin einer Realschule, hinter den Stalltüren
als „gute landwirtschaftliche Praxis“ vorgeführt bekamen, er-
schütterte sie zutiefst. Zu groß war das offensichtliche Leid
der blutarmen Kälber, die bei Dunkelheit in Einzelboxen und
ohne Raufutter für das im Handel begehrte weiße Kalbfleisch
gemästet wurden. „Dieses Elend dürfen wir so nicht länger
hinnehmen!“, beschlossen die zwei resoluten Frauen und
suchten Rat bei verschiedenen Tierschutzorganisationen.
Doch diese winkten ab. Sie sahen sich bereits mit dem Haus-
tierschutz und der Betreuung von Tierheimen ausgelastet, und
in der notwendigen Auseinandersetzung mit den Landwirten
war zudem viel agrarwissenschaftlicher Sachverstand gefragt.
Da beschlossen die Schwestern Bartling selbst, jeglicher
Tierquälerei im Stall entschieden in der Landwirtschaft und
der Öffentlichkeit entgegen zu treten. Am 15. Juni 1973 grün-
deten sie den „Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung
e.V.“, der seit dem Jahr 2003 mit dem Namenszusatz „PRO-
VIEH“ deutlich macht, worum es seinen Unterstützern geht:
Um das Wohlergehen des „lieben Viehs“ und einen würdigeren
Umgang mit den Tieren, die für die menschliche Ernährung
aufgezogen und geschlachtet werden. Die Mitglieder des Ver-
eins verpflichten sich, einer Entwicklung entgegenzuwirken,
die zu einer rücksichtslosen Ausbeutung des Nutztieres als
„Produktionsmittel“ geführt hat. Sie halten diese Entwicklung
nicht nur für gefährlich im Sinne einer anzustrebenden Hu-
manisierung der Gesellschaft, sondern auch für fragwürdig im
Hinblick auf eine gesunde Ernährung der Bevölkerung.
Heute, vierzig Jahre später, ist das Thema „Massentierhal-
tung“ aus dem Medien nicht mehr wegzudenken. Das ist nicht
allein der Arbeit von PROVIEH geschuldet, aber der Verein hat
mit seinen Aufklärungsschriften und Aktionen maßgeblich
daran mitgewirkt. Auch der Handel beginnt zu erkennen, dass
80 Prozent seiner Kunden Wert auf eine artgemäße Tierhaltung
legen. Weil sich dieser Wandel aber noch nicht im Einkaufs-
verhalten niederschlägt, arbeitet PROVIEH zurzeit intensiv an
praxistauglichen Konzepten mit, die das Niveau der Tierhal-
tung auf breiter Ebene anheben sollen. Denn nicht der böse
Wille notorischer Tierquäler ist der schlimmste Feind jeder tier-
gerechten Haltung, sondern die kalten Gesetze einer ungezü-
gelten Marktwirtschaft. „Renditewahnsinn“ nennt das der Vor-
sitzende des Vereins, Prof. Dr. Sievert Lorenzen. Mehr Tierschutz
im Stall dürfe nicht auf die Nische einiger Bio-Siegel und Zer-
40 Jahre NutztierschutzPROVIEH respektiere leben – Verein Provieh setzt sich für eine artgemäße Tierhaltung ein
34 � Werte stiften
Werte stiften � 35
Berichte und Kampagnen
tifikate beschränkt bleiben, ist der Zoologe aus Kiel überzeugt.
PROVIEH will ihn branchenweit zum Standard machen, Schritt
für Schritt und im fairen Umgang mit den Landwirten. Und
wenn der Veränderungsprozess zu stocken droht, weiß der Ver-
ein ihn mit gezielten Kampagnen wieder zu beflügeln. So
konnte zum Beispiel durch eine Kampagne von PROVIEH die
Zahl der männlichen Ferkel, die jedes Jahr bei vollem Be-
wusstsein kastriert werden, bereits um 5,4 Millionen verrin-
gert werden. Die kastrationsfreie Schweinemast ist in Deutsch-
land nach nur fünf Jahren Kampagnenarbeit unaufhaltsam auf
dem Vormarsch – ein Riesenerfolg für den Nutztierschutz.
Selbst bei konventionellen Tierhaltern, die sich im Kontakt
mit Tierschützern oft unter einen Generalverdacht der Tier-
quälerei gestellt fühlen und schon vor dem Wort „Massentier-
haltung“ zurück schrecken, genießt der Verein wachsendes
Ansehen. Denn bei seinen Kampagnen und Aktionen begegnet
PROVIEH allen Beteiligten mit Respekt und ist stets um sach-
lichen Austausch bemüht. Sogar das Bundesverfassungsgericht
zog den Verband bereits für Stellungnahmen zu Rate, als es um
das Verbot der Käfighaltung von Legehennen ging.
Die Gretchenfrage des Nutztierschutzes, „Wie hältst Du es
mit dem Tiere essen?“, löst PROVIEH so umgänglich und wert-
schätzend wie möglich: Wie wir uns als einzelne Menschen er-
nähren, sei letztlich eine Frage des ganz persönlichen Ethos.
Wie hingegen in unserem Land mit Nutztieren umgegangen
wird, ist eine Frage der gesamtgesellschaftlichen Verantwor-
tung. Und der müssen sich alle stellen, ungeachtet der indivi-
duellen Ernährungsweise. So wundert es kaum, dass bei PRO-
VIEH sogar die autonome Veganerin aus der Stadt und der In-
tensiv-Schweinemäster vom Land an einem Strang ziehen –
zwar nicht immer ohne Auseinandersetzungen, aber durchaus
wirksam. Und auch der Kreis der Kooperationspartner des Ver-
eins reicht von bäuerlichen Vereinigungen wie dem „Bund
deutscher Milchviehhal-
ter“ oder der „Arbeitsge-
meinschaft bäuerliche
Landwirtschaft“ bis hin
zu veganen Stiftungen, die
sich dem Gnadenbrot für
ausgediente Nutztiere
widmen. Um seinen Mit-
gliedern und Spendern
größtmöglichen Einblick
in die Finanzierung und
die Aktivitäten der Ver-
einsarbeit zu geben, ist
PROVIEH seit langem Mit-
glied im „Deutschen Spen-
denrat e.V.“. Alle Jahresab-
schlüsse und Sachberichte
werden auf den Internet-
seiten des Vereins veröffentlicht. Seine Aktivitäten finanziert der
Verein ausschließlich mit Hilfe der Beiträge und Spenden von
rund 8.000 Menschen in ganz Deutschland.
Gegenüber den Landwirten und der Lebensmittelbranche
verpflichtet sich PROVIEH bei Bedarf zu strengster Vertrau-
lichkeit. Denn die hauptamtlich Beschäftigten des Vereins
sind oft auf Praxisbetrieben unterwegs und bekommen so
einen schonungslos offenen Einblick in die Alltagspraxis der
Tierhaltung – und was darin zum Leidwesen der Tiere im
Argen liegt. „Ich kann doch nicht bei einem konventionellen
Hähnchenmäster in den Stall gehen und mit ihm über ent-
zündete Fußballen sprechen, wenn er sich dann am nächsten
Tag bei Report Mainz im Fernsehen wiederfindet.“, erklärt der
Biologe und Geschäftsführer Stefan Johnigk diese oft um-
ständliche Vorgehensweise. „Uns geht es aber letztlich darum,
die Landwirte wirtschaftlich in die Lage zu versetzen, verhal-
tensgerechter mit ihren Tieren zu arbeiten. Wir sind damit
Partner und nicht Gegner der Bauern. Wir sind nicht einfach
nur dagegen – wir wollen etwas verändern.“ Wer ist dann ei-
gentlich der Gegner von PROVIEH? „Der innere Schweine-
hund in jedem von uns, würde ich sagen!“, lacht Johnigk.
„Und der kann meinetwegen ab in den Käfig, wenn sich dafür
endlich die übrigen Tiere ihrer Art gemäß ausleben dürfen.“
Dabei ist PROVIEH keineswegs medienscheu. „Oft genug
wenden sich Journalisten an uns, weil sie die Fachdossiers des
Vereins schätzen und weitere Hintergründe recherchieren
wollen.“, erklärt Johnigk. „Wir haben vierzig erfolgreiche Jahre
hinter uns und viele kleine Verbesserungen erkämpft. Doch
noch immer werden Nutztiere auf unwürdige Weise gehalten
und unsere Lösungsansätze sind so gefragt wie noch nie. Des-
halb rüsten wir uns für weitere vierzig Jahre Nutztierschutz –
und freuen uns dabei über jede Unterstützung!“ �
� www.provieh.de
36 � Werte stiften
Tausende Menschen flüchten vor der Armut in Afrika, um im
reichen Europa Arbeit zu suchen. Doch es gibt auch andere,
positive Geschichten – von Menschen, die in Afrika Unter-
nehmen gründen und Arbeitsplätze schaffen. Und die dabei
mit dem Geld deutscher Anleger unterstützt werden. Wie die
Geschichten von Saliou Diop aus dem Senegal.
Saliou Diop versuchte sein Glück als Immigrant in Europa
– wie viele junge Männer aus dem Senegal. 20 Jahre lang ar-
beitete er in Spanien. Seine Ersparnisse schickte er nachhause.
„Damit sollte meine Familie zwei kleine Läden in meiner Hei-
matstadt Kaolack eröffnen“, berichtet er. „Aber die liefen nicht,
weil ich mich selbst nicht darum kümmern konnte.“ Als Sa-
liou Diop 2009 zurückkam, stand er quasi vor dem Nichts.
Der Lohn der Arbeit war weg
Doch der 47-Jährige gab nicht auf. In Spanien hatte er zu-
letzt in einer Fabrik für Tierfutter gearbeitet. Das brachte ihn
auf die Idee, in Kaolack eine kleine Hühnerzucht aufzubauen.
Um die nötigen Investitionen zu finanzieren nahm er einen
Kredit bei der Mikrofinanzinstitution U-IMCEC auf, einem
Partner der internationalen Genossenschaft Oikocredit. Dank
des Startkapitals floriert die Hühnerzucht und wirft Gewinne
ab. Für seinen kleinen Musterbetrieb konnte Diop inzwischen
sogar einen weiteren Mitarbeiter einstellen.
Doch der Kleinunternehmer denkt weiter: Um nicht allein
vom Verkauf der Eier abhängig zu sein, hat er Land gepachtet
und baut mit 20 Saisonarbeitern Erdnüsse, Mais, Sesam und
Hirse an. So schafft der heimgekehrte Auswanderer Arbeits-
plätze für junge Männer und bietet ihnen eine Zukunft, ohne
dass sie auswandern müssen.
Die Geschichte von Saliou Diop illustriert die Idee hinter
Oikocredit: mit Investitionen positive Veränderungen im Leben
von Menschen zu bewirken. Dazu vergibt die Genossenschaft
seit 1975 Darlehen und Kapitalbeteiligungen an Mikrofinanz-
organisationen wie U-IMCEC, an Genossenschaften und sozial
orientierte Unternehmen in Entwicklungs- und Schwellenlän-
dern. Das Kapital kommt zum größten Teil aus Deutschland,
wo über 20.000 Privatpersonen und institutionelle Anleger
wie Kirchen, Kommunen oder Stiftungen die Idee eines so-
zialen Wirtschaftens mittragen und insgesamt mehr als 250
Millionen Euro in Oikocredit-Anteile investiert haben.
Zu ihnen gehört auch Angelika Szeliga aus Hamburg. Die
58-jährige Finanzbeamtin ist seit sieben Jahren Anlegerin bei
Oikocredit und sitzt ehrenamtlich im Vorstand des Oikocredit-
Förderkreises Norddeutschland. Im Februar machte sie sich
im Senegal selbst ein Bild von der Arbeit vor Ort. Sie traf Sa-
liou Diop und andere Mikrofinanzkunden – und war beein-
druckt: „Er und die anderen Menschen, die wir getroffen
haben, haben mit enormer Energie wirklich etwas bewegt.
Ihnen gelingt es, ihre Situation und ihren Lebensstandard zu
verbessern. Ich freue mich, dass wir sie mit unseren Geldan-
lagen dabei unterstützen können.“
Eine Geldanlage bei Oikocredit ist für Privatpersonen und
Institutionen ab 200 Euro über regionale Oikocredit-Förder-
kreise möglich. In den vergangenen Jahren wurde eine jähr-
liche Dividende von zwei Prozent ausgezahlt. �
� www.oikocredit.de
Der heimgekehrte AuswandererDeutsche Anleger unterstützten Unternehmensgründungen in Afrika
Berichte und Kampagnen
Saliou Diop in seinem Hühnerstall. Fotos: Jan Groenewold Oikocredit-Anlegerin Angelika Szeliga aus Hamburg mit Maty Diop, Mit-glied der Frauengruppe FENETRAS in Mbour.
Berichte und Kampagnen
Selbst entscheiden bis zum SchlussDie DGHS setzt sich für selbstbestimmtes Leben und Sterben sowie
Suizidprävention bei Schwerstkranken und alten Menschen ein
Das Leben hält viele Überraschungen bereit. Nicht immer sind
es Erfreuliche: Krankheit, ein Schlaganfall oder ein schwerer
Unfall können jeden treffen – manchmal ganz unvermittelt,
auch in jungen Jahren. Dann ist es gut, vorgesorgt zu haben.
Mithilfe einer Patientenverfügung, Vorsorge-Vollmacht und
einem Notfall-Ausweis beispielsweise, mit dessen Hilfe Ange-
hörige oder behandelnde Ärzte jederzeit und rund um die
Uhr per Internet auf alle relevanten persönlichen Daten zu-
greifen können.
Die DGHS in Berlin bietet seit mehr als 30 Jahren ihren
Mitgliedern diese Sicherheit und diesen Service. Bei der Deut-
schen Gesellschaft für Humanes Sterben ist man als Mitglied
gut beraten. Die Mitarbeiterinnen helfen gern, wenn es darum
geht, alle notwendigen Formulare der eigens erstellten und
juristisch geprüften Patientenschutz- und Vorsorgemappe für
den Fall der Fälle auszufüllen und individuell zugeschnittene
Vorsorgevollmachten zu formulieren. Wer mag, besucht die
Geschäftsstelle im Herzen von Berlin und erhält Unterstüt-
zung vor Ort. Die DGHS setzt sich aber auch für Menschen
ein, die unter ärztlicher Aufsicht im Kreise ihrer Lieben selbst-
bestimmt friedlich einschlafen möchten.
„Wir wollen, dass sich die Menschen durch unsere Vor-
sorgemöglichkeiten sicher fühlen. Sollten sie eine schwere
Krankheit oder einen Unfall erleiden, ist es uns wichtig, dass
ihre Bedürfnisse respektiert werden und dass sie – sollte es
zum Äußersten kommen – bis zuletzt selber entscheiden.
Ohne das Diktum von Arzt oder Familienangehörigen“, sagt
Elke Baezner, die Präsidentin der Patientenschutzorganisation,
die sich zugleich als Bürger- und Menschenrechtsorganisation
versteht. Sollten diese Wünsche juristisch durchgesetzt wer-
den müssen, steht die DGHS ihren Mitgliedern bei.
Ein weiterer Service des gemeinnützigen Vereins ist die
Hilfe gegen unbemerktes Sterben. Falls die DGHS zu einem
vereinbarten Termin nichts hört, verständigt sie die benannte
Vertrauensperson. Eine vierteljährlich erscheinende Vereins-
zeitschrift informiert über Veranstaltungen rund um die The-
men Vorsorge, Krankheit und Tod. Ehrenamtliche sind aktiv
vor Ort, sodass ein reger Austausch herrscht. Doch auch auf
politischer Ebene setzt sich die DGHS für die Belange
Schwerstkranker ein, die ihr persönliches Würdeempfinden
gewahrt wissen wollen. Sie ist Sprachrohr leidender und ein-
samer Menschen. Für diese Arbeit, aber auch für das neueste
Projekt, die Einrichtung von Beratungsstellen zur wertneu-
tralen Suizidprävention älterer Menschen und Schwerstkran-
ker, sucht die DGHS Unterstützer. �
� www.dghs.de
Foto: Katja Xenikis
38 � Werte stiften
Was für Europäer unvorstellbar ist, ist in Indien Realität: Ganze
Bevölkerungsgruppen müssen ein Leben außerhalb der Ge-
sellschaft führen. Es handelt sich um die Ureinwohner (Adi-
vasis) und Kastenlosen (Dalits). Obwohl die indische Verfas-
sung ihre Diskriminierung verbietet, werden beide Gruppen
unterdrückt und leiden unter Armut, Willkür und Gewalt.
Prashanti heißt Frieden
Um den Adivasis und Dalits ein gleichberechtigtes, men-
schenwürdiges Dasein zu ermöglichen, unterstützt die hel-
der-camara-stiftung im ostindischen Bundesstaat Orissa das
Kulturzentrum „Prashanti“ – das erste seiner Art. Es soll ihr
Selbstbewusstsein stärken, ihre kulturelle Identität bewahren
und sie dabei unterstützen, ihre Rechte einzufordern. Pras-
hanti will Anwalt der Unterdrückten, Stimme der Stimmlosen
sein: Unrecht beim Namen nennen und sich für Gerechtig-
keit einsetzen; den Dialog mit allen Gruppen der Gesellschaft
suchen.
Das Stiftungsprojekt wendet sich auch an die politischen
Entscheidungsträger in Orissa. In der Hauptstadt Bhubanes-
war wurde ein Forschungs- und Dokumentationszentrum ein-
gerichtet, das die Lebenssituation der Adivasis und Dalits do-
kumentiert und für ihre gesellschaftliche Anerkennung
kämpft. Hier werden Forschungsberichte, Magazine, Zeitun-
gen und Bücher gesammelt und politische Initiativen für Men-
schenwürde und Religionsfreiheit gestartet. Zudem sind tra-
ditionelle Objekte, Werkzeuge, Antiquitäten, Gemälde und an-
dere Kunstwerke ausgestellt.
Dieses und die weiteren Projekte der helder-camara-
stiftung zeigen: Ein Leben in Würde kann Wirklichkeit wer-
den, wenn man den Anschub zur Selbsthilfe gibt. Stiftungs-
konto: Nr. 100 200 bei der Pax-Bank, BLZ 370 601 93. �
� www.helder-camara-stiftung.de
Den Unterdrückten eine Stimme gebenMenschenwürdiges Leben für Ureinwohner und Kastenlose
Berichte und Kampagnen
Wer aufmerksam die Geschehnisse beobachtet, spürt, dass die
Beziehungen zwischen Mensch und Natur aus dem Gleich-
gewicht geraten sind: damit können die Menschen nicht
glücklich werden. Es ist Aufgabe der Menschheit, den Einklang
mit der Natur wieder herzustellen, damit den zukünftigen Kin-
dern eine bessere Welt hinterlassen werden kann. Wahrer
Friede kann nur nachhaltig sein, wenn man verantwortlich
und respektvoll miteinander umgeht und im Einklang mit den
Tieren und der Umwelt lebt! Diese Herausforderung hat die
Stiftung Atlantis angenommen und will das Bewusstsein in
der Gesellschaft verändern, weg von der Ausbeutung hin zu
mehr Respekt und Liebe für die Schöpfung. Jeder kann hierzu
seinen Beitrag leisten und die Welt zum Guten verändern.
Die Stiftung Atlantis kannauf ein motiviertes undengagiertes Team bauen.
Mit einer breit gefächerten Aktionspalette fördert die Stif-
tung Leben, lindert Not und hilft, wo immer es möglich ist. Auf
dem stiftungseigenen Kleintiergnadenhof werden Tiere in
Not aufgenommen, gehegt und gepflegt, um ihnen dann ein
gutes Zuhause zu suchen. Hier nimmt man sich der Tiere an,
die ohne zwingenden Grund eingeschläfert werden sollen
und gibt ihnen eine zweite Chance. Viele Tiere, Hunde, Katzen,
Hühner und Ziegen wurden schon in gute Hände vermittelt
und bringen ihren neuen Besitzern Freude. Doch der Stiftung
Atlantis ist es wichtig, diejenigen zu unterstützen, die sich um
Hilfe für Tiere in Not bemühen: Tierheime, Gnadenhöfe und
private Pflegestellen für Tiere.
Dank vieler Spenden finanziert Atlantis eigene Hilfspro-
jekte für Mensch und Tier wie z. B. Unterstützung von be-
dürftigen Mitmenschen, Futtersammlungen für bedürftige
Tierheime. Mehrmals pro Jahr werden Veranstaltungen orga-
nisiert, deren Erlös ganz in die stiftungseigenen Hilfsprojekte
fließt. Dort informieren wir auch über unsere Arbeit und bie-
ten jedem, der mithelfen will, eine Möglichkeit: zum Beispiel
Tier- und Futterpatenschaften zu übernehmen oder ein Tier
zu adoptieren. Spendenkonto 496968 bei der Sparkasse Trier,
BLZ 58550130. �
� www.mensch-tier-umwelt.com
Die kranke Beziehung zurNatur heilen helfen
Im Einklang mit den Tieren und der Umwelt leben
Berichte und Kampagnen
Berichte und Kampagnen
Dr. Hermann J.Marx-Stiftung für
TiereVerhältnis zu Tieren sollte von Liebe
und Mitgefühl geprägt sein
Tiere sind auf unseren Schutz angewiesen – unabhängig davon,
wo sie geboren wurden. Entsprechend unterstützte Dr. Her-
mann Marx schon früh die Tierschutzarbeit des bmt. Mit seiner
Stiftung fördert der frühere Tierarzt besonders die Auslands-
projekte des Vereins, nachdem er im Laufe seiner langjährigen
Berufstätigkeit in vielen Ländern der Erde mit der zum Teil un-
ermesslichen Not der Tiere hautnah konfrontiert wurde.
Die Stiftung für Tiere besteht seit September 2004 und soll
Vorhaben von als gemeinnützig anerkannten in- und auslän-
dischen Tierschutzorganisationen z. B. bei der Errichtung, Ver-
besserung und Unterhaltung von Tierheimen, tierärztlichen
Behandlungseinrichtungen und vergleichbaren Maßnahmen
Förderung bieten. Weiterhin übernimmt die Stiftung Kosten
für tierärztliche Behandlungen, den Erwerb von Arzneimitteln
und die Anschaffung von Instrumenten und Geräten für die
Versorgung gesunder und kranker Tiere. So sollen die allge-
meinen Lebensumstände von Tieren aller Art verbessert wer-
den. Bereits seit Jahrzehnten pflegt Dr. Marx ein enges Ver-
hältnis zu Tieren und hat bedingt durch seine Berufswahl als
Tierarzt ein starkes Gefühl des Verstehens, des Mitleides und
der Verantwortung für sie entwickelt. Tiere haben ein beson-
deres Schutzbedürfnis, Grund genug um aktiv zu helfen.
Eine Trennung von inländischem und ausländischem Tier-
schutz ist nach Herrn Dr. Marx alleine aus ethischen Gründen
nicht möglich. Dennoch ist es offensichtlich, dass zwischen
nord- und mitteleuropäischen und südeuropäischen Ländern
teils erhebliche Unterschiede im Mensch/Tier- Verhältnis be-
stehen. Öffentlicher, organisierter und privater Tierschutz
wird in den Südländern meist nur von dort lebenden auslän-
dischen Tierfreunden praktiziert. Natürlich sind diese Unter-
schiede zum größten Teil der Tatsache geschuldet, dass bei
den in wirtschaftlich ärmeren Ländern lebenden Menschen
die eigene ökonomische Existenz verständlicherweise Vor-
rang vor dem Wohlergehen der Tiere hat.Auch deshalb ist das
Engagement deutscher Tierschutzorganisationen im Ausland
im Sinne von „Hilfe zur Selbsthilfe“ sinnvoll und unterstüt-
zenswert. Spendenkonto 7000 25 06, BLZ 570 501 20. �
� www.stiftung-fuer-tiere.de, www.bmt-tierschutz.de
Werte stiften � 41
Vermögen und Finanzen
Die RealzinsfalleDer unfreiwillige Verbrauch des Stiftungsvermögens
von Holger Carstens
Wer sich heute über eine Spende in das Grundstockvermögen
freut, der rauft sich spätestens am kommenden Tag die Haare,
wenn er sich auf die Suche nach einer sinnvollen Anlage sei-
nes neuen Stiftungsvermögens macht. Und auch Fälligkeiten
im Stiftungsportfolio verursachen einiges Kopfzerbrechen.
Auch wenn das Thema fallender Zinsen uns bereits seit rund
drei Jahren begleitet, werden die Folgen häufig erst jetzt sicht-
bar. Konnten Vermögensverwalter in der Vergangenheit noch
Zinsschwankungen durch verschiedene Laufzeitenbänder auf-
fangen, so erfordert das inzwischen historisch niedrige und
lang anhaltende Zinsniveau ein Umdenken.
Die uns sicher noch lang anhaltende Staatsschuldenkrise
in Europa wird weiterhin von einer strikten Niedrigzinspoli-
tik der EZB flankiert. Und diese zeigt auch ihre Wirkung. So
können sich nicht nur die Geschäftsbanken zu nie da gewe-
senen Zinsen refinanzieren, sondern auch die in Schieflage
geratenen europäischen Schuldenstaaten können Gelder zu
günstigsten Konditionen am Kapitalmarkt aufnehmen. Und
dies, obwohl sich nicht nur der Süden mit Griechenland, Por-
tugal, Spanien und Italien in der Rezession befindet und wei-
terhin die Maastricht-Kriterien deutlich verletzt, sondern in-
zwischen auch Frankreich im Krankenbett liegt und mit
Großbritannien einem Nicht-Euro-Land nun bereits von der
zweiten Ratingagentur das Triple-A entzogen wurde. Den-
noch liegen in diesen Ländern die Renditen zehnjähriger
Staatsanleihen weiterhin deutlich unter der Zwei-Prozent-
Marke und selbst die großen Sorgenkinder Italien und Spa-
nien müssen kaum mehr als vier Prozent p.a. für die lange
Laufzeit bezahlen!
Diese Entwicklung dürfte noch einige Zeit anhalten. Denn
nur durch das beherzte Eingreifen der Notenbank können
sich die Staaten auf Kosten der Anleger entschulden. Zwar sin-
ken nicht die nominalen Schulden, jedoch werden diese
durch das bewusste Drücken der Zinsen unter die Inflations-
rate real entwertet. Und damit steigt die Schuldentragfähig-
keit dieser Länder, ohne dass unpopuläre Maßnahmen wie
eine Vermögensabgabe oder Zwangshypotheken eingeführt
werden müssen. Auf diesem Wege haben sich bereits die USA
und Großbritannien nach dem zweiten Weltkrieg real ent-
schuldet. Gezahlt wird dies vom Anleger – denn auch bei ihm
wirkt die Realzinsfalle. Jedoch wird hier Vermögen im Wert
gemindert!
Privatanleger können sich damit abfinden, dass sie mit
ihrem Geld den Abbau der hohen Staatsschulden mitfinan-
zieren. Für Stiftungen sieht es da bereits schwieriger aus.
Diese haben zum einen ihren Stiftungszweck zu erfüllen, und
dafür benötigen Sie in aller Regel laufende Erträge aus der Ver-
mögensverwaltung, zum anderen haben Sie, insbesondere
nach bayerischem Stiftungsgesetz, ihr Vermögen nicht nur im
(nominalen) Bestand, sondern auch real zu erhalten.
Die Zeiten, in denen man das Stiftungsvermögen beruhigt
auf Tages-, Festgeld- und Sparkonten ergänzt um ein paar
Staatsanleihen anlegen konnte, sind augenscheinlich vorbei.
Das Bewusstsein für diesen Wandel reift aber erst allmählich
bei den Verantwortlichen. Das Stichwort heißt Diversifikation
– und dazu gehören auch Sachwerte. Denn diese versprechen
einen zumindest teilweisen Inflationsschutz: Zum einen kön-
nen Stiftungen aufgrund derzeit höherer Erträge von Sach-
werten – seien dies Mieterträge oder Dividenden – im Rah-
men des § 58 AO (ab 01.01.2014: § 62(1) AO) eine höhere
freie Rücklage bilden, zum anderen bietet aber insbesondere
die Bildung von stillen Reserven eine gute Möglichkeit, um
dem realen Kapitalerhaltungsgebot Rechnung zu tragen.
Für die Verantwortlichen sind im Rahmen der Vermögensbe-
wirtschaftung einige Besonderheiten gegenüber der Verwal-
tung von Privatvermögen zu beachten, die aber in vielen Be-
reichen auch eine Erleichterung darstellen:
42 � Werte stiften
Vermögen und Finanzen
1) Ausschlaggebend ist in erster Linie immer der Stifterwille.
Setzt dieser bereits Grenzen im Rahmen der Vermögens-
verwaltung, so sind diese auch zwingend einzuhalten.
Wurden vom Stifter keine Vorgaben gemacht oder lässt der
Stifterwille Freiräume, so sollten zunächst von den ver-
antwortlichen Stiftungsgremien Anlagerichtlinien aufge-
stellt werden, die einen Handlungsrahmen für künftige An-
lageentscheidungen bilden.
2) Als auf Dauer angelegte Körperschaft kann die Stiftung
ganz anders planen, als ein Privatanleger. Nicht kurzfristige
Gewinne stehen im Vordergrund, sondern das Erwirt-
schaften regelmäßiger Erträge zur Erfüllung des Stiftungs-
zwecks. Auch der damit gebotene reale Kapitalerhalt soll
als langfristiges Ziel verstanden werden. Damit kann die
Stiftung ganz anders mit Wertschwankungen umgehen.
Zumal das Grundstockvermögen niemals entnommen
werden darf (Ausnahme: Verbrauchstiftung).
3) Kommt es dann doch zu Verlusten, zum Beispiel durch
Kursschwankungen bei Aktien, so muss sie, sofern die
Werte verkauft wurden, diese Verluste auch in ihrer Bilanz
oder Kapitalrechnung offenlegen. Um das Grundstock-
vermögen nicht anzugreifen, kann die Stiftung hierfür die
Umschichtungsrücklage verwenden. Hierbei werden Kurs-
verluste und –gewinne separat in einer Rücklage geführt.
Die Umschichtungsrücklage kann auch negativ sein und
bietet damit der Stiftung ein hohes Maß an Flexibilität. An-
ders verhält es sich mit unrealisierten Verlusten. Hier muss
der Vorstand entscheiden, ob es sich um eine „voraus-
sichtlich dauernde Wertminderung“ handelt. Nur dann
muss er auch Buchverluste abschreiben. Bei nur vorüber-
gehenden Verlusten profitiert die Stiftung hingegen vom
gemilderten Niederstwertprinzip. Danach dürfen Werte,
bei denen von einer mittelfristigen Erholung ausgegangen
werden kann, weiter mit den Anschaffungskosten bilan-
ziert werden. Dies erleichtert Stiftungen insbesondere die
Anlage in Aktien.
4) Auf der anderen Seite sorgen die Bilanzierungsvorschrif-
ten auch dafür, dass die Stiftung gerade bei Sachwerten
stille Reserven bilden kann, welche erst bei Veräußerung
offengelegt werden müssen. Da Kursgewinne, soweit nicht
der Stifterwille dem entgegensteht, nicht dem Gebot der
zeitnahen Mittelverwendung unterliegen, sondern der
freien Rücklage zugeführt werden können, bietet sich hier
in Kombination zur 1/3-Rücklage des künftigen § 62(1)
AO (akutell § 58 Nr. 7a AO) ein ideales Konstrukt, um das
Gebot des realen Kapitalerhalts langfristig zu erfüllen.
Fazit:
Für den Stiftungsvorstand ist insbesondere im aktuellen Zins-
umfeld eine aktivere Gestaltung der Vermögensbewirtschaf-
tung geboten. Neben der unbedingten Beachtung des Stifter-
willens sollte der bisherige Mix um neue Anlageklassen er-
weitert werden. Nutzen Sie die Chance, die ihnen die gesetz-
lichen Vorschriften und Bewertungsgrundsätze bieten. Neben
der Optimierung der laufenden Erträge kann so auch der reale
Kapitalerhalt durch Kombination von klassischer 1/3-Rücklage
und Bildung stiller Reserven erreicht werden.
Inflationsrate in Deutschland aktuell höher als Zinsen für kurzfristige Geldanlagen (Realzinzfalle)
*vor 1999 FIBOR Quellen: Statistisches Bundesamt, Bloomberg, DekaBank; blau Markiert: Prognosen DekaBankHinweis: Die Entwicklung in der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die Zukunft
Werte stiften � 43
Recht und Steuern
Unwirksames Testament:Keine Erbeinsetzung durch
PfeildiagrammEin Schriftstück – gestaltet als Kombination aus handschriftlichen Worten einerseits
und einem Pfeildiagramm andererseits – erfüllt nicht die Voraussetzungeneines eigenhändig geschriebenen Testaments
von Rechtsanwältin Melanie Scharf
Der Fall: Der Erblasser verfasste ein Schriftstück bestehend
aus Textpassagen und Pfeildiagrammen. Die Pfeildiagramme
verwendete er für die Zuordnung der Personen, die er als
Erben einsetzen wollte. Nach seinem Tod stritten seine Ehe-
frau und seine entfernten Verwandten darüber, ob es sich bei
dem Schriftstück um eine wirksame letztwillige Verfügung
handelt oder – mangels Formwirksamkeit des Schriftstücks –
gesetzliche Erbfolge eingetreten ist. Das OLG Frankfurt gab
der Ehefrau Recht und kam zu dem Ergebnis, dass das Schrift-
stück kein formgültiges Testament darstellt.
Strenge Anforderungen anEigenhändigkeit
Das Gesetz stellt zum Schutz des Erblassers hohe Anfor-
derungen an die Voraussetzungen eines eigenhändig ge-
schriebenen Testaments. Ein eigenhändiges Testament muss
vom Erblasser persönlich geschrieben und damit in einer Art
und Weise errichtet sein, die eine Nachprüfung der Echtheit
des Testaments aufgrund der individuellen Züge, die die Hand-
schrift eines jeden Menschen aufweist, gestattet.
Keine Erbeinsetzung durch Pfeildiagramm
Den handschriftlichen Textpassagen des Erblassers war
keine Erbeinsetzung zu entnehmen. Die Erbeinsetzung stellte
der Erblasser anhand von Pfeildiagrammen dar. Eine Über-
prüfung der Echtheit des Testaments lediglich aufgrund von
Pfeildiagrammen scheidet jedoch aus. Pfeildiagramme kön-
nen – ohne eine Möglichkeit der Nachprüfung – jederzeit ab-
geändert werden, ohne dass z. B. durch Sachverständigengut-
achten nachgeprüft werden kann, welche Änderungen vor-
genommen wurden. Die Erbeinsetzung kann somit nicht
einer lediglich zeichnerischen Gestaltung überlassen werden.
Tipp vom Rechtsexperten
Rechtsanwalt und Fachanwalt für Erbrecht Jan Bittler er-
läutert, dass die Entscheidung deutlich zeigt, welche hohen
Anforderungen die Rechtsprechung an die Formvorschriften
bei einem eigenhändigen Testament knüpft. Werden diese
nicht eingehalten, hat dies zur Folge, dass der letzte Wille des
Erblassers keine Beachtung findet. Er rät deshalb: „Um Strei-
tigkeiten über die Formwirksamkeit der letztwilligen Verfü-
gung nach dem Tod des Erblassers zu vermeiden, sollte dieser
sich bei der Errichtung eines Testaments anwaltlich beraten
lassen. So ist sichergestellt, dass alle formalen Kriterien, die
das Gesetz aufstellt, beachtet werden und die Rechtsfolgen,
die vom Erblasser gewünscht werden, auch wirklich eintre-
ten können“.
OLG Frankfurt Beschluss vom 11.02.2013, 20 W 542/11,
BeckRS 2013, 06609 �
� www.bjm.de
Die Deutsche Vereinigung für Erbrechts- und Vermö-
gensfragen (DVEV) setzt sich für die Information der Be-
völkerung und qualifizierte Beratung in Erbrechts und
Vermögensfragen ein. Engagierte, fachkundige Berater
helfen Privatleuten, Selbständigen und Unternehmern
die Vermögensnachfolge so zu regeln, dass Firmen- und
Familienvermögen erhalten, der Frieden unter den Hin-
terbliebenen gesichert und alle fallbezogenen Steuer-
vorteile genutzt werden.
� bittler@dvev.de
DT Deutsche Stiftungstreuhand AGAlexanderstraße 2690762 FürthTelefon (0911) 740 76 80Telefax (0911) 740 76 86info@stiftungstreuhand.comwww.stiftungstreuhand.com
Ihr Partner für Stiftungsberatung und -verwaltung
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Vereinbaren Sie einen unverbindlichen Gesprächstermin.
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