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Mikroökonomie
3 - Haushaltstheorie:Nutzenkalkül, OpportunitätskostenFaktorangebot und Güternachfrage
© Anselm Dohle-Beltinger 20062
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Inhalt
• Das Nutzenkalkül• Opportunitätskosten• Güter- und Faktorpreise
aus Haushaltssicht• Das Einkommen und die Wahl des
optimalen Güterbündels• Einige Anwendungen des Nutzenkalküls
© Anselm Dohle-Beltinger 20063
Mikroökonomie Haushaltstheorie
1 – Das Nutzenkalkül
© Anselm Dohle-Beltinger 20064
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Wonach richten sich unsere Entscheidungen
• Wir möchten uns wohl fühlen in unserem täglichen Leben, möchten Zufriedenheit als Minimum, Glück als maximalen Pendelausschlag unseres Lebensgefühles. Unsere Handlungen sind darauf ausgerichtet, dieses Wohlbefinden zu erhalten und zu verbessern.
• Auch unsere Entscheidungen über Güter dienen diesem Ziel.
• Abstrakt bezeichnen wir dieses Handeln als Wohlfahrtsmaximierung, populär als Wohlbefindens- oder Luststeigerung, in den Kategorien der Haushaltstheorie als Nutzenmaximierung.
• Je mehr Nutzen wir aus unserem Handeln ziehen, desto glücklicher können wir sein.
Glückssuche als Antrieb
Nutzen als Messkategorie für die Nähe zum Glück
© Anselm Dohle-Beltinger 20065
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Was beschert uns Nutzenzuwächse• Offensichtlich sind wir Menschen
von Natur aus eher träge als fleißig. (Deshalb gilt Faulheit als Mutter vieler Erfindungen.) Also empfinden wir Freizeit als Nutzensteigerung, Arbeit (ohne Entgelt) als Nutzeneinbusse.
• Der Ge- und Verbrauch von Gütern (Konsum) gewährt uns fast immer Nutzenzuwächse, die Askese selten.
• Im Falle, dass dies nicht stimmt, hat die betreffende Person eine abweichende Bedürfnisstruktur
Nutzen-zunahme bei mehr Freizeit und Konsum
Bedürfnis-befriedigung als Ursache für die Nutzen-zunahme
© Anselm Dohle-Beltinger 20066
Mikroökonomie HaushaltstheorieBedürfnisintensität und Nutzen
als variable Größen• Der Nutzen, den wir z.B. aus einer
Flasche Cola ziehen ist weder von Mensch zu Mensch vergleichbar, noch bei ein und demselben Menschen immer unveränderlich.– Unser Geschmack und unsere
Gewohnheiten verändern sich z.B. sprunghaft mit einer neuen Freundin/ einem neuen Freund, Kindern,…
– Langsamer verändert er sich bei mehr Einkommen, zunehmender Bildung, Alter, …
– Außerdem ist auch bei Cola-Freunden die Freude am ersten Glas größer als die am zehnten hintereinander.
© Anselm Dohle-Beltinger 20067
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Nutzenzuwachs bei höherem Konsum
• Ein Gut mag noch so verlockend erschei-nen: bei fortgesetztem Konsum nimmt der Nutzenzuwachs aus der gleichen Zusatz-Menge immer mehr ab.
• Erstes Gossensches Gesetz
Sinkender Grenznutzen der Güter
© Anselm Dohle-Beltinger 20068
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Erstes Gossensches Gesetz• Der Nutzenzuwachs sinkt (bis er schließlich sogar
negativ wird, wenn in engem zeitlichem Zusammenhang das selbe Gut in wachsender Menge konsumiert wird.
Der Grenznutzen fällt, wie uns die Tangenten an die Kurve zeigen.
Nutzenfunktion
Tangenten
Nutzen
Gütermenge
© Anselm Dohle-Beltinger 20069
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Einkauf aus Haushaltssicht Wofür wird Geld ausgegeben?
• Der Haushalt als Nachfrager eines Gutes trifft eine Abwägung:– Gibt es etwas, das ich mir für das Geld
kaufen könnte und das mir mehr Nutzen (Ergebnis der Bedürfnisbefriedigung) bringt, so kaufe ich jetzt nicht.
– Ist im Moment kein größerer Nutzen möglich, so kaufe ich jetzt dieses Gut.
• Die Bedürfnisintensität und die Stärke des Nutzenempfindens bei Befriedigung des Bedürfnisses sind zwei Seiten einer Medaille.
Nutzen
Bedürfnis-intensität
© Anselm Dohle-Beltinger 200610
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Nutzenmessung• Früher versuchte man, den Nutzen auf einer
Skala festzuhalten und glaubte, ihn dann für ein ganzes Volk aufaddieren zu können.
• Heute ist man nur bemüht, Abstufungen zu erfassen. Es ist schon schwierig genug, diese Rangordnungen widerspruchsfrei zu treffen.Ich mag Edmund lieber als Guido und Lothar. Diese sind mir allerdings noch lieber als Claudia, der ich aber Matthias geringfügig vorziehe. Im direkten Vergleich ist Claudia mir aber lieber als Guido.
• Beide Konzepte funktionieren nicht so, dass man sie in strenger Form verwenden könnte. Die hier wiedergegebenen Funktionen sind lediglich als Momentaufnahme einer Befindlichkeit zu sehen.
• Bisweilen wird die Bedürfnisbefriedigung durch unterschiedliche Güter verglichen um finanzielle Nutzenäquivalente zu gewinnen.
Kardinales Nutzenkonzept
Ordinales Nutzenkonzept
EdmundGuidoLotharMatthiasClaudiaAngela
© Anselm Dohle-Beltinger 200611
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Wie setzen sich Güterbündel zusammen
• Nachdem alle Güter bevorzugt gekauft werden, die mehr Nutzenzuwachs fürs gleiche Geld bringen und alle Käufe unterlassen werden, die einen geringeren Nutzenzuwachs je Euro bringen, müssen die Einzelgüter des zuletzt tatsächlich erworbenen Güterbündels je Geldeinheit alle den gleichen Nutzenzuwachs bringen.
• Zweites Gossensches Gesetz
Güterbündel= Warenkorb = eine Vielzahl von verschiedenen Gütern
Bei Verausgabung des gesamten Budgets ist der Grenznutzen der erworbenen Güter gleich
© Anselm Dohle-Beltinger 200612
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Überlegungen• Ziel der Haushalte:
Erzielung des größtmöglichen Nutzens aus dem Gebrauch knapper Ressourcen wie Zeit und Einkommen
• Mittel:
Verausgabung des Einkommens (der Freizeit) für Güterbündel (Arbeitseinkommen zum Güterkauf) geordnet nach dem Sprung in der Bedürfnisbefriedigung = Nutzen, den sie ermöglichen.
• Beschränkung:
Ein Güterbündel (Arbeitseinkommen) wird nur solange als erstrebenswert angesehen, wie es mehr Nutzen stiftet als alternative Güterbündel (Freizeit), die mit den knappen Mitteln (Zeit) dann nicht mehr erworben werden können = Opportunitätskostenkonzept
Nutzenmaximierung
Nutzen aus Güterkauf und Arbeitsangebot abgewogen gegen Konsumverzicht und Nutzen aus Freizeit
Da knappe Ressourcen: nicht alle Verwendungen realisierbar Abwägung
© Anselm Dohle-Beltinger 200613
Mikroökonomie Haushaltstheorie
2 - Opportunitätskosten
© Anselm Dohle-Beltinger 200614
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Alternativen und Opportunitätskosten• BWL: Entgehende Deckungsbeiträge
einer nicht gewählten Handlungsalternative. Nur für die Bewertung von Alternativen in Engpass-Situationen geeignet.
• VWL (Mikroökonomik): Alternativkosten in Form von entgangenen Erträgen (Unternehmen) oder entgangenem Nutzen (private Haushalte) bei Auswahl einer Handlungsalternative.
© Anselm Dohle-Beltinger 200615
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Gütereinkauf aus Haushaltssicht Worauf muss ich verzichten?
• Da wir nur über knappe Geldmittel verfügen bedeutet dies, dass wir nicht alle möglichen Alternativverwendungen realisieren können. Entscheiden wir uns dafür, unser Monats-gehalt für eine Fernreise auszugeben, so bleibt die Miete unbezahlt.
• Die Verwendungen, die zurückgestellt werden, hätten aber auch einen Nutzen gebracht, nur keinen so hoch empfundenen. Diesen entgangenen Nutzen bezeichnet man als Opportunitätskosten.
• Wir kaufen also, wenn die Opportunitätskosten des Kaufes geringer sind als die Nutzenzunahme aus dem erworbenen Gut
Mittelknappheit zwingt zur Auswahl zwischen Alternativen
Verzicht bedeutet Opportunitäts-kosten, für Haushalte also Nutzenverzicht
© Anselm Dohle-Beltinger 200616
Mikroökonomie Haushaltstheorie
3 – Güterpreise aus Haushaltssicht
© Anselm Dohle-Beltinger 200617
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Opportunitätskosten und Güterpreis
• Je höher der Güterpreis ist, desto mehr alternative Güterbündel kann ich für dasselbe Geld erwerben.
• Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Gut auch dann noch gekauft wird (= den höchsten relativen Nutzen von allen für das Geld erwerbbaren Güterbündeln hat), wenn sein Preis steigt, nimmt mit jedem zusätzlichen Cent Kaufpreis ab.
• Also sinkt die Güternachfrage im Normalfall, wenn der Preis steigt.
Steigende Güterpreise erhöhen die Opportunitäts-kosten und senken die Nachfrage
© Anselm Dohle-Beltinger 200618
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Grafische Darstellung eines „normalen“ Marktes
x= Gütermenge
N= Gut/Güter-bündel N
p= Güterpreis
p
x
Güternachfrage
;0N
N
dp
dx
Ableitung = um wieviel ändert sich
xN bei einer geringfügigen
Änderung von p
© Anselm Dohle-Beltinger 200619
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Aussehen der Nachfragefunktion
;0N
N
dp
dx
Güternachfragep
xN
Nachfragefunktionunabhängige
Variable (Stellgröße)
abhängige Variable (Ergebnis)
p = Preis eines Gutes
xN= Nachfragemenge eines Gutes
Die Preise steuern die Nachfragemenge obwohl die Grafik anders aussieht!
Die verkehrte Welt Durch Drehung und Spiegelung ändert sich die Lage der Ach-sen, das Grundbild bleibt aber. Die Volkswirte verwenden fast ausschließlich diese Darstel-lungsform!
© Anselm Dohle-Beltinger 200620
Mikroökonomie HaushaltstheorieVerrückte Welt: Steigende Preise führen
zu steigendem Absatz - 1
• Hin und wieder treffen wir den Fall an, dass die Preise anziehen und die Leute deshalb mehr nachfragen. Auch dies kann mit unseren Überlegungen begründet werden:– Wenn steigende Preise ein Zeichen für steigende
Knappheit wichtiger Güter sind, so ist es günstiger, jetzt viel auf einmal davon nachzufragen, als kontinuierlich kleine Mengen zu immer höheren Preisen. Im Letzteren Fall sind die Opportunitätskosten des kontinuierlichen Bezuges höher, weil künftig für die gleiche Geldmenge weniger eingekauft werden kann. Diese Überlegung gilt solange, wie eine fortdauernde Preissteigerung erwartet wird.Wir bezeichnen derartige Vorgänge als Panik- oder Hamsterkäufe.
Normalfall s. Folie 17 f.
Knappheit und Hamsterkäufe
© Anselm Dohle-Beltinger 200621
Mikroökonomie Haushaltstheorie
– Eine weitere Variante ist die Verbindung von Preis und Nutzen. Wer das Gefühl braucht, dass er sich etwas leisten kann, das andere sich nicht kaufen können, der reagiert auf die Verteuerung einer Ware mit steigender Nachfrage. Der Wert der Ware als Abgrenzungskriterium zur Masse der weniger betuchten Konsumenten nimmt zu. Die Opportunitätskosten des Konsumverzichtes steigen mit jedem Tausender Preissteigerung.
Wir bezeichnen das als Snob- oder Veblen-Effekt. Er ist des Öfteren bei prestigeträchtigen Modeartikeln und anderer „Markenware“ zu beobachten.
Preis und Prestige
Verrückte Welt: Steigende Preise führen zu steigendem Absatz - 2
© Anselm Dohle-Beltinger 200622
Mikroökonomie Haushaltstheorie
4 – Das Faktoreinkommen der Haushalteam Beispiel von Arbeit und Kapital
© Anselm Dohle-Beltinger 200623
Mikroökonomie HaushaltstheorieFaktorverkauf aus Haushaltssicht
Warum soll ich arbeiten und sparen?• Im Schlaraffenland arbeiten und sparen die
Haushalte nicht und konsumieren soviel sie wollen.
• In der Realität erfordert die Existenzsicherung Arbeit und Verlässlichkeit der Güterversorgung.
• Deshalb arbeiten sie und sparen für erwerbslose Zeiten oder große Anschaffungen. Beides ist jedoch mit einem Leid versehen: – Kostenlose Freizeit ist schöner als kostenlose
Arbeit und – Güterkonsum jetzt (Nutzensteigerung) ist
schöner als Sparen (Nutzenentgang) und der spätere Verzehr der gleichen Menge Güter.
• Das Leid (= Nutzenentgang) stellt die Opportunitätskosten von Arbeit und Sparen dar.
Lieber Feste feiern als feste arbeiten!
Arbeit und Sparen als Negativwerte, für die eine Entschädigung erfolgen muss.
© Anselm Dohle-Beltinger 200624
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Die Arbeitsprämie – Lohn und Gehalt• Der Haushalt wägt ab zwischen dem Nutzen der
Arbeitszeit in Form zusätzlicher Konsummöglichkeiten durch mehr Einkommen und dem Nutzenverlust (= Arbeitsleid) aus dem Freizeitverlust.
• Die Haushalte sind diesmal die Anbieter von Arbeitskraft (und die Unternehmen die Nachfrager).
Je mehr Arbeit ich kaufen will, desto höher der Preis.
Ketzerische Frage: haben wir so viel Schwarzarbeit, weil die 35-Stunden-Woche die Freizeit entwertet?
Angebotskurve
Kleine Denkaufgabe: Wie kann ich grafisch zeigen, dass das Angebot bei höheren Geldgeboten irgendwann nicht mehr zunimmt?
Lösung
Stundenlohn
Arbeitsmenge
Angebot
© Anselm Dohle-Beltinger 200625
Mikroökonomie HaushaltstheorieWarum einige mehr Geld verdienen als andere
• Das Arbeitsleid aus dem Freizeitverzicht wächst mit jeder zusätzlichen Stunde Freizeitverzicht überproportional. Somit muss ein immer größerer Nutzenausfall kompensiert werden.
• Zugleich sinkt aber der Nutzen einer zusätzlichen Kaufkrafteinheit, je mehr Einkommen eine Person schon hat, da das bereits erreichte höhere Konsumniveau nur noch geringere Nutzenzuwächse aus der gleichen Kaufkraftmenge zulässt.
• Um also eine Kompensation zu erreichen, muss die zusätzliche 10.Stunde weit höher vergütet werden, als die erste. Zumindest wird dies gewünscht.
NutzenNutzen
FreizeitKaufkraft/ Konsum
10.h Arbeit 1.h gleicher Stundenlohn 1.h 10.h
Zeichnungen nicht maßstabsgetreuMaximum
Natürlich braucht man, um diese höhere Entlohnung durchzusetzen, auch Marktmacht. Deshalb werden Managergehälter eher dieser Kurve entsprechen als die ungelernter Arbeiter!
© Anselm Dohle-Beltinger 200626
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Die Sparprämie – Zinsen1 - Als Inflationsausgleich
• Wenn die Haushalte auf den gegenwärtigen Konsum verzichten so entsteht ihnen ein Nutzenverlust (= Sparleid), da sie definitionsgemäß nur durch Konsum (und Freizeit) eine Nutzenmehrung erfahren.
• Geben sie am Anfang 5.000 € als Sparguthaben zur Bank und erhalten nach fünf Jahren nur 5.000 € zurück, so haben sie doppelt verloren:– Ihnen ist nicht nur der frühere Nutzen
verloren gegangen (auf einem niedrigeren Wohlbefindens- = Nutzenniveau gelebt), sondern
– sie können wegen des Kaufkraftverlustes nicht einmal mehr die ursprünglich mögliche Gütermenge erwerben.
Kaufkraft = Geldbetrag ausgedrückt in damit kaufbaren Gütermengen
Inflation= Preissteigerung= Geldentwertung= Kaufkraftverlust.
Mit der gleichen Geldmenge kann weniger gekauft werden.
© Anselm Dohle-Beltinger 200627
Mikroökonomie HaushaltstheorieGründe für Nutzenverlust
durch zinsloses Sparen: Inflation
© Anselm Dohle-Beltinger 200628
Mikroökonomie Haushaltstheorie
2 - Als Ausgleich für sinkenden Grenznutzen
• Erstes Gossensches Gesetz :Der Nutzenverlust beim Verzicht ist größer als der Nutzengewinn bei der Nachholung
Wir drücken das Geldeinkommen eines Monats in Kaufkraft (= maximaler Konsum) für ein Güterbündel aus und zeichnen den zugehörigen Nutzen Der Grenznutzen fällt
Danach zeichnen wir die Höhe von Einkommen (=Konsum) und Nutzen ein.
Schließlich verringern wir in einer Periode den Güterkonsum um die Ersparnis und
fügen später dieselbe Ersparnismenge wieder dem Einkommen der nächsten Periode hinzu um den tatsächlichen Nutzenanstieg mit dem zuvor eingetretenen Nutzenverlust durch Sparen zu vergleichen und den Nettoverlust zu ermitteln.
Nutzen
Kaufkraft
Verlust
© Anselm Dohle-Beltinger 200629
Mikroökonomie HaushaltstheorieExkurs: Zinsbestandteile Nominalzinssatz
- Aktuelle Inflationsrate Nach der Anlage soll die Kaufkraft des eingesetzten Kapitals zuzüglich Zinsen höher sein als vorher. Eine hohe Inflation im Zielland der Anlage schwächt die Kaufkraft der Fremdwährung. Dies bedeutet ein Abwertungsrisiko für die Fremdwährung und damit ein Renditerisiko für die Anlage in ihr.
Änderungspotential der Inflation während der Anlagedauer
Erhöhung treibt Zinssatz und entwertet damit Altanlagen in Wertpapieren (Renten) der Währung durch sinkende Wertpapierkurse
- Risikoabschlag Je nach wirtschaftlicher Lage der Branche und der einzelnen Firma, die das Kapital als Darlehen erhält, ist das Risiko, es nicht oder nur teilweise zurück zu erhalten, unterschiedlich groß. Dies wird mit Prämien ausgeglichen, die u.a. anhand von Ratings ermittelt werden. Referenz mit 0 Aufschlag in D: die Bundesrepublik.
- Kosten der Geldanlage Kosten für Information, Verhandlungen und Abschluss, einmalige und laufende Gebühren. Je nach Anlageform zusätzlich: Kosten für Überbrückungsrisiko, falls Geld nicht sofort verfügbar; Kosten für Kursänderungsrisiko etc.
= Realzinssatz Bestimmt sich nach Angebot und Nachfrage in der Gesamtwirtschaft = tatsächlicher Betrag für Mehrkonsum, Prämie für jetzigen Konsumverzicht
© Anselm Dohle-Beltinger 200630
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Opportunitätskosten und Realzinshöhe
• Je mehr Ersparnis die Haushalte schon gebildet haben, um so höher muss die Entschädigung ausfallen, die sie zu einer weiteren Steigerung veranlassen kann.
Der Nutzenverlust steigt überpro-portional wenn die Ersparnis gleichmäßig zunimmt1. Gossensches Gesetz
Zinssatz
Kapitalmenge
Angebot
© Anselm Dohle-Beltinger 200631
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Einspruch: Die Banken und Großunternehmen haben das Geld
und nicht die Haushalte• In der Realität beobachten wir, dass gewaltige
Finanzmittel gar nicht bei einem Menschen liegen, sondern bei Firmen.
• Wem aber gehören diese? Anders gefragt: Warum ist Bill Gates der reichste Mann der Welt obwohl andere „natürliche Personen“ mehr Geld auf dem Konto haben?
• Firmen werden von natürlichen Personen = Menschen gegründet. Diesen gehören sie. Selbst wenn die Firmen wiederum Tochtergesellschaften gründen und führen, so gehören sie letztlich doch dem ursprünglichen Anteilseigner = Gesellschafter.
• Der Gesellschafter hat aber seinem Anteil entsprechend ein Anrecht auf das Vermögen seiner Firma (soweit es nicht geliehen ist). Also gehört auch das Vermögen der Firmen natürlichen Personen.
Auch der Produktionsfaktor Kapital wird letztendlich nur von den privaten Haushalten angeboten.Vermögen der Firmen sind nur „geliehen“.
© Anselm Dohle-Beltinger 200632
Mikroökonomie Haushaltstheorie
5 – Präferenzen, Einkommenshöhe, Preise und die Wahl des optimalen Güterbündels
© Anselm Dohle-Beltinger 200633
Mikroökonomie HaushaltstheorieNutzen und Konsum bzw. Freizeit
Arbeit und Sparen als Nutzeneinbuße; Freizeit und Konsum als Nutzenzuwachs.Wenn der Grenznutzen immer mehr fällt, dann muss er einmal negativ werden.
Wo ist dieser Bereich des Überdrusses/ der ineffizienten Güternutzung?
Arbeit
Sparen
• Hier ist bildlich dargestellt, dass der Nutzen mit sinkenden Raten steigt, wenn der Input an Freizeit oder Konsum erhöht wird.
Ineffizienter Bereich = Überdruss
© Anselm Dohle-Beltinger 200634
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Nutzen und Konsum bzw. Freizeit Bestimmung des Nutzenniveaus für bestimmte Freizeit- und Konsum-mengen sowie Kombinationen mit dem anderen Faktor Nutzenniveau = Indifferenzkurve = Alle Güterkombinationen (hier: Kombinationen von Freizeit und Konsum) mit gleichem NutzenPunkte im Inneren des Gebirges (Isoquante als Ebene fehlinterpretiert) sind nicht mit dem ersten Gossenschen Gesetz vereinbar, da auf einer Ebene der Grenznutzen nicht sinkt
Arbeit
Sparen
© Anselm Dohle-Beltinger 200635
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Einkommen und Güterwahl• Die Höhe unseres Einkommens (meist mit Y bezeichnet = Yield, Ertrag)
bestimmt nicht nur, wie viele Güter wir uns kaufen können, sondern auch die Zusammensetzung des Warenkorbes.
• Überlegung: Wir können die Höhe unseres Einkommens ausdrücken in Kaufkrafteinheiten, also Gütermengen, die damit erstanden werden können. Erhalten wir keine Mengenrabatte, so können wir in einer Ebene die folgende Darstellung wählen:
Gütergruppe 1z.B. Nahrungsmittel
Gütergruppe 2z.B. Kulturgüter
Budgetlinie: gibt an, welche kombinierten Güterbündel 1+2 maximal gekauft werden können
Nicht mögliche Güterbündel
Mögliche Güterbündel
Menge von Gütergruppe 2, die maximal erworben werden kann, wenn sonst nichts gekauft wird
Menge von Gütergruppe 1, die maximal erworben werden kann, wenn sonst nichts gekauft wird
© Anselm Dohle-Beltinger 200636
Mikroökonomie HaushaltstheorieDie dritte Dimension: Einkommen und Nutzen
• Die Entwicklung von der zweidimensionalen zur dreidimensionalen Ansicht erfolgt durch die senkrechte Projektion der Budgetlinie, also gleichsam durch Errichtung einer Mauer auf der Linie.
Budgetlinie Budget-Mauer
Suchen Sie jetzt selbst das optimale Güterbündel für diesen Haushalt! optimales Güterbündel für diese Preis-Einkommens-Nutzen-Situation
Budgetlinie
© Anselm Dohle-Beltinger 200637
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Höheres Einkommen und die Wirkung• Bei einem höheren Einkommen und
gleichen Güterpreisen verschiebt sich die Wand parallel nach hinten. – Ob dann das gleiche Gütermischungs-
verhältnis das Optimum darstellt hängt von der Form des Nutzengebirges ab.
– Je gleichmäßiger das Gebirge in alle Rich-tungen fällt (=identische Abstände zwischen den die bunten Bereiche begrenzenden Höhenlinien = Linien gleichen Nutzens = Indifferenzkurven), desto mehr ähneln sich die Bündel. Dann haben wir nur einen reinen Einkommenseffekt, d.h. mehr Güter im gleichen Mix werden gekauft.
Indifferenz-kurven = Linien gleich hohen Nutzens aus verschiedenen Warenkorb-mischungen
Einkommens-effekt
© Anselm Dohle-Beltinger 200638
Mikroökonomie Haushaltstheorie
• Die Budgetlinie verschiebt sich durch eine Einkommenserhöhung ceteris paribus (alles übrige gleichbleibend) parallel nach hinten; es entsteht ein neuer Optimalpunkt
neue Budgetlinie Budget-Mauer und optimales Güterbündel für diese Preis-Einkommens-Nutzen-Situation
Budgetlinie
Altes Optimum
Höheres Einkommen und die Wirkung
© Anselm Dohle-Beltinger 200639
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Höheres Einkommen und die Wirkung• Die Budgetlinie verschiebt sich parallel nach hinten es entsteht ein neuer
Optimalpunkt
neue Budgetlinie Budget-Mauer und optimales Güterbündel für diese Preis-Einkommens-Nutzen-Situation
Dass die Gütermengen nicht proportional zunehmen (Kultur gewinnt überpropor-tional) ist kein Zufall, sondern abhängig von Preisverhältnis und Präferenzstruktur
Altes Optimum
Neues Optimum
© Anselm Dohle-Beltinger 200640
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Andere Preise und die Wirkungen
• Werden beide Güterbündel gleichmäßig teurer, so verschiebt sich die Wand parallel nach vorne.– Der Mix aus den Güterbündeln kann gleich
bleiben oder sich ändern. Ist letzteres der Fall, so spricht man von einem Substitutionseffekt.
• Ändert sich das Preisverhältnis zwischen den Güterbündeln (der relative Preis), so dreht sich die Wand um den Schnittpunkt mit dem preisstabilen Gut.– Hierbei wird es immer zu einer veränderten
Zusammensetzung des Warenkorbes = Substitutionseffekt kommen.
Substitutions-effekt
Auch hier Substitution
© Anselm Dohle-Beltinger 200641
Mikroökonomie HaushaltstheoriePreiserhöhung
• Eine Preiserhöhung für Ernährung bedeutet c.p., dass weniger Nahrungsmittel gekauft werden können, die Kaufkraft nimmt ab. Die Kaufkraft für Kultur bleibt gleich.
Budgetlinie dreht nach vorne Budget-Mauer
© Anselm Dohle-Beltinger 200642
Mikroökonomie HaushaltstheoriePreiserhöhung
Budgetlinie Budget-Mauer
Wenngleich der relative Anteil von Kulturgütern steigt, so nimmt deren absolute Menge doch ab, da die Ernährung nicht im selben Maße eingeschränkt wird, wie es dem Preisanstieg entspräche und deshalb wegen der gesunkenen Kaufkraft auch die Kultur eingeschränkt wird = Einkommenseffekt
• Eine Preiserhöhung für Ernährung bedeutet c.p., dass weniger Nahrungsmittel gekauft werden können, die Kaufkraft nimmt ab. Die Kaufkraft für Kultur bleibt gleich.
© Anselm Dohle-Beltinger 200643
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Einige Anwendungen des Nutzenkalküls
© Anselm Dohle-Beltinger 200644
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Besteuerung
• Steuern mindern das Einkommen, das für Konsum zur Verfügung steht
• Somit verringern sie den empfundenen Konsumnutzen (sofern nicht das absolute Nutzenmaximum mit dem Einkommen vor Steuern überschritten werden kann)
• Fragestellung: kann ein linearer oder ein progressiver Steuertarif empfohlen werden, wenn das Nutzenopfer als Messgröße für Gerechtigkeit herangezogen wird.
© Anselm Dohle-Beltinger 200645
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Konsumhöhe
Nutzen 1-, 2-, 3-fache Einkommens-höhe vor Steuern
Einkommen nach Steuern
Zuschlag zur Steuer für Höchstverdiener
Steuerschuld bei propor-tionalem Steuersatz
fälliger Steuerrabatt für mittlere Einkommen
Gerechtigkeitsnorm: gleiche absolute Nutzeneinbuße
© Anselm Dohle-Beltinger 200646
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Messgröße: gleicher Nutzenverzicht• Will man allen Personengruppen die gleiche
Nutzeneinbuße als Opfer auferlegen, so muss die Relation des materiellen Verzichts für unterschiedliche soziale Schichten ganz unterschiedlich ausfallen.– Ein überproportional großer Geldbetrag eines
Gutverdienenden bedeutet für diesen die gleiche Nutzeneinbuße wie ein relativ kleiner Geldbetrag für einen Geringverdiener.
– Aber: Mittelstandsproblematik macht schlichte Progression ungeeignet
• Fazit: weder ein proportionaler noch ein progressiver Tarif sind geeignet.
© Anselm Dohle-Beltinger 200647
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Gerechtigkeitsnorm: gleiche prozentuale Nutzeneinbuße
Proportionale Nutzenverringerung
Einkommenseinbuße bei nur linearer Steuerlast
11%
12%
13%
15%
19%
11%
13%
19%17%15%14%13%
Nutzen
Konsum/ Einkommen
© Anselm Dohle-Beltinger 200648
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Steuerprogression
• Messgröße: gleicher prozentualer Nutzenverzicht• Einheitlicher Verlauf der Belastung möglich = Progression
mit steigendem Einkommen = Konsumpotenzial• Je nach Steilheit der individuellen Nutzenfunktion
unterschiedliche Progressionsverläufe nötig um das „gerechte“ Opfer (= x % des Ausgangsnutzens) zu realisieren
• Je größer der Grenznutzen des Konsums angenommen wird, desto stärker muss die Progression sein um ein proportionales Nutzenopfer zu erzielen.
• Wegen Individualität der Nutzenfunktion kein wirklich universell gerechter Tarif zu finden.
© Anselm Dohle-Beltinger 200649
Mikroökonomie Haushaltstheorie
Hartz IV
• Hartz IV beinhaltet verschiedene Komponenten einer Veränderung des Anreizsystemes zur Arbeitsaufnahme:– Sinkende Transferleistung für viele bisherige Bezieher von
Arbeitslosenhilfe
– Verringerte Anrechnung von Zuverdiensten auf die Höhe der „Sozialhilfe“
– Einführung einer grundsätzlichen Arbeitspflicht für Leistungsbezieher
– Vorrangiger Verbrauch des eigenen Vermögens bis auf Restbeträge
Konsum
Nutzen
Freizeit
Nutzen
Arbeits-einkom-
men
Anrechnung
^16h ^24h
früher
jetzt
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