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August-Ausgabe der Monatszeitung von Südwesttext
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www.suedwesttextil.de
SÜDWESTTEXTZeitung für die Textil- und BekleidungsindustrieNr. 47 August 2011
Die Türkei zählt seit vielen Jahren zu den wichtigsten Textil- und Bekleidungs-lieferanten Deutschlands. Im vergangenen Jahr ka-men Textilwaren im Wert von knapp 4 Mrd. Euro aus dem Land am Bospo-rus – das ist ein Anteil von nahezu 12 Prozent an der gesamten Branchen-einfuhr. Umgekehrt ist Deutschland der bedeu-tendste Absatzmarkt für türkische Textil- und Be-kleidungsunternehmer. Fast ein Fünftel der gut 21 Mrd. Euro schweren Ausfuhren ging an deut-sche Kunden.
Die Textilwirtschaft zählt mit einem Anteil von 8 Prozent am Bruttoin-landsprodukt zu den wich-tigsten Wirtschaftszweigen der Türkei. 19 Prozent der gesamten Exportein-
nahmen entfallen auf die Branche, die wichtigster Devisenbringer nach dem Tourismus ist. Doch die Türkei steht längst für mehr als nur preisgünstige Exportproduktion.
Die türkische Wirt-schaft wächst dynamisch, 2010 um über 8 Prozent. In den vergangenen zehn Jahren haben sich Brutto-inlandsprodukt wie Pro-Kopf-Einkommen mehr
als verdreifacht. Neben den Handelsbeziehungen zu Europa baut das Land seine Bande in die ara-bische Welt und nach Zentralasien aus. Fortsetzung Seite 2
Mit jeder Faser besser Verband + Industrie, Seite 3
Wir brauchen Fach-kräfte Bildung + Soziales, Seite 7
Wenn einer eine Reise tut Recht + Steuern, Seite 8
Ökologie vom Feins-tenTechnik + Umwelt, Seite 11
THEMEN Textilland Türkei wird attraktiverKooperations-Veranstaltung von Südwesttextil und Gesamtmasche in Stuttgart
AktuellBei der diesjährigen ITMA vom 22. bis 29. September in Barcelona werden auch Ausbilder und Geschäftsführer der Gatex unter den Besuchern sein. Sie werden sich dort nicht nur einen Überblick über die Messeneuheiten verschaffen, sondern vor allem auch den Kontakt mit Maschinenherstel-lern suchen und pflegen, um dadurch das Techni-kum weiter auf einem modernen Stand halten zu können.
Die Textilwirtschaft zählt zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen in der Türkei. Foto: @ iNNOCENt – Fotolia.com
Das EU-Parlament hat eine Richtlinie mit wich-tigen Änderungen für das Internetgeschäft ge-billigt. Die geplante EU-Verbraucherrichtlinie sieht insbesondere eine EU-weit einheitliche Wi-derrufsfrist von 14 Tagen vor. Außerdem soll die so genannte 40-Euro-Klausel entfallen. Entgegen frühe-ren Plänen bleibt es Sache des Internet-Händlers, ob er seine Ware in allen EU-Staaten verkaufen will.
Die wichtigste und in der Praxis für viele Un-ternehmen relevante Än-derung dürfte die neuen Regeln für den Widerruf
betreffen. Händler müs-sen Verbraucher über die Möglichkeit und richtige Durchführung des Wi-derrufs informieren. Dazu wird eine europäische Mu-sterbelehrung empfohlen. Falls dies unterbleibt, verlängert sich die Wi-derrufsfrist von den nor-malerweise vorgesehenen 14 Tagen auf 12 Monate. Deutsche Unternehmen müssen folglich kein „un-endliches Widerrufsrecht“ wegen Unzulänglichkeiten bei der Aufklärung mehr fürchten. Die Widerrufs-frist beginnt künftig nicht mehr mit dem Vertrags-schluss, sondern an dem
Tag, an dem der Verbrau-cher (oder ein von ihm benannter Dritter) in den physischen Besitz der Ware gelangt. Verbrau-
cher wiederum können den Widerruf nicht mehr einfach durch Rücksen-dung der Ware erklären, sondern müssen den On-line-Händler innerhalb der Frist per E-Mail, Fax,
Brief oder ein vom Händ-ler bereitgestelltes Inter-netformular informieren.
Künftig müssen On-line-Händler innerhalb von 14 Tagen ab Widerruf den Kaufpreis zurücker-statten. Bisher galten 30 Tage. Allerdings hat der Händler ein Zurückbehal-tungsrecht bis er die Wa-ren wieder zurückerhalten hat oder der Verbraucher die Rücksendung nach-weist. Grundsätzlich hat der Käufer die Kosten der Rücksendung zu tragen. Auf diese Pflicht muss der Händler jedoch deutlich hinweisen. Fortsetzung Seite 4
Neue EU-VerbraucherrichtlinieVereinheitlichung schafft weitere Pflichten im Onlinegeschäft
Service
Recht + Steuern, Seite 9
Aktuelle Steuer-Nachrichten
Internetgeschäft: Europaweit einheit-liche Widerrufsfrist von 14 Tagen.
2 August 2011 SüdwesttextVerband + Industrie
In Kürze
Die deutsche Textilindu-strie präsentiert sich mit technischen Textilien vom 12. bis 14. März 2012 im Rahmen einer Sonder-veranstaltung mit dem Titel „High-Tex from Germany” zeitgleich zur Techtextil Russia auf dem Expocentre-Messegelände in Moskau. Die Initiative wird vom Bundesministe-rium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) in Zusammenarbeit mit dem Ausstellungs- und Messe-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (AUMA) ge-tragen und vom Gesamt-verband textil+mode unterstützt. Mit der Durch-führung der Veranstaltung wurde die Messe Frankfurt Exhibition GmbH beauf-tragt.
Die Internationale OEKO-TEX® Gemeinschaft be-teiligt sich auch in diesem Jahr wieder mit einem eigenen Messestand an der Leitmesse für innova-tive Textilmaschinen und Produktionstechnologien ITMA in Barcelona. Vom 22. bis 29. September ste-hen in Halle H4-A162 ins-gesamt 36 Experten aus den 15 Prüfinstituten und ihren 50 Kontaktbüros in 60 Ländern für detaillierte Auskünfte zu den Anforde-rungen und dem Konzept der OEKO-TEX® Schad-stoffprüfungen zur Verfü-gung.
Der zweite Bildungsbe-richt für Baden-Württ-emberg ist erschienen und dokumentiert die hohe Leistungsfähigkeit der Schulen im Land. Darüber hinaus verweist der Bericht auch auf Handlungsfelder im Bildungssystem: Viele Kinder sprechen beim Wechsel in die Grund-schule nicht ausreichend Deutsch. Der Bericht kann unter http://www.schule-bw.de/entwicklung/bil-dungsbericht/ herunter-geladen werden.
Dadurch gilt die Türkei bereits als Wirt-schaftsdrehscheibe in Nah- und Mittelost.
Die junge, konsum-freudige Bevölkerung lässt den Textileinzel-handel gedeihen. Ent-sprechend stark ist der Fluss von Auslandsdi-rektinvestitionen in den Retail-Sektor, der selbst im Krisenjahr 2009 um satte 14 Prozent zunahm. Alleine in diesem Jahr öff-nen rund 50 neue Shop-ping Malls in der Türkei ihre Tore. Die Zahl der Einkaufsparadiese steigt somit auf über 300 mit ei-ner Gesamtverkaufsfläche von 8 Millionen Quadrat-metern. In diesem Um-feld bietet nicht nur die Exportproduktion, son-dern zunehmend auch der boomende Inlandsmarkt Chancen für einheimische wie ausländische Unter-nehmen. Internationale Marken erweitern ihre türkischen Fertigungs-kapazitäten und setzen gleichzeitig verstärkt auf den Ausbau ihrer Shops.
Die Arbeitskosten am Bosporus sind nach wie vor attraktiv, auch wenn sich an manchem osteu-ropäischen Standort bil-
liger produzieren lässt. Doch das Lohngefälle spielt beim Engagement deutscher Firmen nicht mehr unbedingt die wich-tigste Rolle. Vor allem mit der asiatischen Billiglohn-konkurrenz könnte die Türkei kaum mithalten. Ihr entscheidender Vor-teil ist ein einzigartiger Mix aus Wettbewerbsfä-higkeit und Marktnähe. Die rasche Erreichbarkeit verbunden mit einer voll-ständigen textilen Wert-schöpfungskette, textilem Knowhow und Flexibilität wiegen Kostennachteile
gegenüber Fernost in vie-len Fällen auf.
Silvia Jungbauer
Fortsetzung von Seite 1
Textilland Türkei wird attraktiver
Hinweis
Anmeldung: www.suedwesttextil.de/veranstaltungen
Textilland Türkei
Deutsche und türkische Branchenver-treter werden im Haus der Wirtschaft zu Trends in den textilen Handelsbezie-hungen sowie zur Markt- und Branchen-entwicklung in der Türkei berichten. Der Nachmittagsteil der Veranstaltung ist dem Networking und B2B-Gespräch-en gewidmet. ITKIB wird mit ca. 30 tür-kischen Unternehmern aus unterschied-
lichen Bereichen der textilen Kette nach Stuttgart kommen. Mitgliedsunter-nehmen, die sich für Kontakte zu tür-kischen Partnern interessieren, können ihre Geschäftswünsche ab sofort bei Südwesttextil bekanntgeben. Kontakt: Silvia Jungbauer, jungbauer@suedwesttextil.de, Tel.: 0711 – 21050-13.
Marktinformationen, Erfahrungsaustauch, Business-Kontakte
Am 25. Oktober 20011 laden Südwesttextil und Gesamtmasche gemeinsam mit dem türkischen Textilverband ITKIB zum Kooperationstag
nach Stuttgart ein. Die Veranstaltung wird vom türkischen General konsulat sowie vom Wirtschafts- und Finanzministerium Baden- Württemberg unterstützt.
Einzelhandelsdichte wächst rasant (Bruttomietfläche in qm/1 000 Einwohner)
Ende 2012
309
313
172
152
164
169
161
140
Ende 2010
210
207
142
134
119
119
116
90
Ankara
Istanbul
Bursa
Denizli
Eskişehir
Izmir
Türkei
Quelle: John Lang LaSalle
Tekirdag
3Südwesttext August 2011Verband + Industrie
Mit jeder Faser besserFFF Group – Gebündelte Kompetenz für Filz und technische Textilien
Über insgesamt 450 Jah-re Erfahrung in mehr als 80 Branchen verfügen die sechs Filzspezialisten Filzfabrik Fulda, FIR Ful-da, Felt Industries, M&K Filze, Wirth Fulda und die Vereinigte Filzfabriken AG nach ihrem Zusammen-schluss zur FFF-Group – und das als Familienun-ternehmen in der dritten Generation.
Von der Produktion über die Veredelung bis hin zur Konfektionierung bilden die Unternehmen der Gruppe alle Ferti-gungsschritte mit eigenen Ressourcen ab. Ob Sys-temlösung, Spezialanfer-tigung oder Flächenware, zum Isolieren, Dämmen, Schützen oder Filtern – es gibt für jede Anwendung das richtige Produkt.
Eine erfolgreiche Premiere gab es für das Sextett im Mai bei der Techtextil in Frankfurt. „Unser erster gemein-samer Stand kam bei den Kunden unglaublich gut an“, berichtet der Vor-stand des Südwesttextil-Mitgliedsunternehmens Vereinigte Filzfabriken Giengen (VFG), Bernd Ledl. „Durch die Neupo-sitionierung versprechen wir uns eine steigende Wahrnehmung der Mar-ke VFG bei den relevanten Zielgruppen, speziell in Verbindung mit unseren Sortimentsmarken.“
Basis des Erfolgs der FFF Group sind der per-manente Wissensaus-tausch, die Nutzung von Synergien, die wirtschaft-liche Stabilität, die hohen Qualitätsstandards sowie eine ungewöhnlich hohe Servicequalität und Kun-denbindung. Das ist eine gute Grundlage, um die
Eigenschaften und Mög-lichkeiten des Werkstoffes Filz für die Zukunft voll auszuschöpfen.
Zu den aktuellen Kun-den zählen bereits nam-hafte Unternehmen aus der Filtrations-, Automo-bil-, Akustik-, Bau- und Stahlbranche, aber auch Instrumenten- und Ma-schinenbauer, Designer, Raumausstatter sowie die klassische Textilindustrie.
Weitere Informatio-nen zu Woll- oder Syn-thetikfilz unter www.vfg.de und www.fff-group.de
Simone Diebold
„Never felt better“: Unter diesem Motto präsentierten die Vereinigte Filzfabriken Giengen und ihre Partner auf der diesjährigen Techtextil in Frankfurt mehr als 500 unterschiedliche Materialien. Fotos: VFG
Mit einem neuen Logo – die Vereinigte Filzfabriken Giengen in modernem Look. Zusätzlich wurden erfolgreich Sortiments-marken in speziellen Märkten platziert:
Waffenpflege No. 1 Pflegeprogramm für die Laufreinigung von Jagd- und Sportwaffen
LineTECSchlauchliner-Systeme für die grabenlose Rohrsanierung
Matprotex Bremsfilze, Be- und Entölfilze für die Stahlindustrie sowie temperaturbeständige Artikel für die Aluminiumindustrie
Sealtex Filzsortimente als Dichtungen z. B. Staubfilter in Bohrmaschinen, Dichtungen in Hausgeräten oder Windkraftanlagen
Multitex Individuelle Lösungen fürs Isolieren, Leiten, Speichern oder Dämpfen
4 August 2011 SüdwesttextVerband + Industrie
Textil: Entwicklung biobasierter Materialien Kick-Off-Meeting im OktoberDie Landesagentur Biopro Baden-Württemberg, der Cluster Biopolymere / Bio-werkstoffe und die AFBW – Allianz Faserbasierte Werkstoffe starten am 27. Oktober mit einem Kick-Off Meeting in Stutt-gart die „textile bio-mate-rials design challenge“, kurz tbdc.
Ziel der Challenge ist, in einer einjährigen Zu-sammenarbeit kommer-ziell verfügbare und in der Entwicklung befindliche biobasierte Materialien unter Designgesichts-punkten für ihre Eignung in unterschiedlichen Tex-tilbereichen zu evaluieren
und weiterzuentwickeln. Dabei handelt es sich
nicht um einen Wettbe-
werb, sondern um ein ge-meinsames Engagement, das den Wandel hin zu bio-basierten Materialien
unterstützt und dem Mit-telstand so einen Wettbe-werbsvorsprung verschaf-
fen kann. Denn durch eine Interaktion vieler Akteure entlang der Wertschöp-fungskette können Bio-
werkstoffe schon frühzei-tig eingehend geprüft und somit schneller technisch einsatzfähig werden.
Interessant ist die-ses Projekt für Textilun-ternehmen, Entwickler, Designer, Faserprodu-zenten und -verarbeiter. Die Anwendungsfelder sind so vielfältig wie die Textilbranche: von tech-nischen Textilien in Au-tomobil, Bau und Medi-zin, über Bekleidung und Heimtextilien.
Die Projektideen sol-len in zwei Partnering-Workshops entwickelt und umgesetzt und an einem abschließenden Themen-
tag im Oktober 2012 der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Außerdem un-terstützt eine webbasierte Partnering-Plattform den Prozess interaktiv, indem die Akteure ihre Profile, Angebote und Gesuche einstellen sowie gewon-nene Erfahrungswerte austauschen können.
Südwesttextil ist ne-ben den Forschungsinsti-tuten Hohenstein und ITV sowie der IHK Reutlingen strategischer Partner der tbdc. Weitere Infos unter www.suedwesttextil.de
Simone Diebold
Factoring – eine AlternativeWachstumsbranche 2010
Im Jahr 2010 boomte der deutsche Factoring-Markt mit einem Umsatzplus von 37 Prozent so stark wie nie. Zuvor verzeichnete das Factoringgeschäft als Folgewirkung der Finanz-krise 2009 erstmalig in seiner Geschichte einen leichten Umsatzrückgang.
Hintergrund dieser Zunahme für 2010 ist, dass Unternehmen zwar ihre finanziellen Reser-ven mobilisiert haben; dennoch ist das Thema Liquiditätsbeschaffung von zentraler Bedeutung. Zahlreiche Unternehmen
benötigen gerade jetzt mehr Kapital und zusätz-liche Liquidität, um am aktuellen Aufschwung zu partizipieren. Auch für das laufende Jahr prognosti-zieren die aktuell 26 An-bieter des Deutschen Fac-toring Verbandes einen Zuwachs. Als einer der Gründe hierfür werden die verschärften Anforde-rungen auf dem Refinan-zierungsmarkt genannt, so dass hier die klassischen Kreditvergabekapazitäten eher begrenzt sind.
Factoring bietet ge-genüber klassischen Fi-
nanzierungsinstrumenten wie Betriebsmittel- oder Lieferantenkredit zahl-
reiche Vorteile: umsatz-kongruente Finanzierung, Sicherstellung der Zah-lungseingänge, optimale Liquiditätsplanung, Stär-kung des Eigenkapitals, Reduzierung von Verbind-lichkeiten, Alternative bzw. Ergänzung zur Hausbank.
Für immer mehr Un-ternehmer wird Factoring daher zu einem wichtigen Bestandteil der Finanzie-rung. Auch die Textilin-dustrie zählt zu den Bran-chen, die für das Factoring geeignet sind.
Zu den Forderungen, welche für Factoring nicht oder schwierig geeignet sind, zählen Beratungs-leistungen, Versiche-rungsleistungen, Leasing/Mietgeschäfte, Lohnvere-delung, Projektgeschäfte und Investitionsgüter.
Die seit Jahren mit Südwesttextil zusammen-
arbeitende Funk Gruppe trägt der zunehmenden Bedeutung von Facto-ring Rechnung und hat mit Andreas Walderbach einen neuen Mitarbei-ter, der über 17-jährige Markterfahrung verfügt. Er beschäftigt sich aus-schließlich mit Factoring und artverwandten Pro-dukten (Reversefacto-ring, Finetrading etc.). Kontakt: +49 89 544681-41, a.walderbach@funk-gruppe.de.
Christine Schneider
Fortsetzung von Seite 1
Neue EU-Verbraucherrichtlinie
Die derzeit in Deutsch-land gültige „40-Euro-Klausel“, nach der dem Verbraucher die Rück-sendekosten nur in be-stimmten Fällen auferlegt werden dürfen, entfällt. Im Widerrufsfall muss der Händler jedoch die Hinsendekosten erstatten.
Einheitliche Regelungen gibt es auch bei der Lie-ferdauer. Wird eine Ware nicht innerhalb von 30 Tagen nach Bestellung ge-liefert, kann der Verbrau-cher vom Vertrag zurück-treten. Darüber hinaus dürfen Händler nur dann Zuschläge für bestimmte
Zahlungsarten verlangen, wenn ihnen selbst erhöhte Kosten entstehen.
Grundsätzlich ist die Verbraucherrichtlinie ein richtiger Schritt hin zu einheitlichen Regeln im Binnenmarkt, wo selbst kleine Unternehmen ihre Produkte in anderen Mit-
gliedstaaten vertreiben. Allerdings bleibt abzu-warten, wie die einzelnen EU-Länder die Rege-lungen umsetzen. Betrei-bern von Online-Shops werden zahlreiche neue Pflichten auferlegt – für die Abmahn-Profis eine neue Spielwiese. Die neue
Richtlinie muss formal noch von den Mitglied-staaten bestätigt werden. Die Umsetzung in nati-onales Recht muss nach Inkrafttreten innerhalb von zwei Jahren, d. h. voraussichtlich bis Mitte 2013 erfolgen. Silvia Jungbauer
textile bio-materials
5Südwesttext August 2011Verband + IndustrieVerband + Industrie
Bewegte textile WerbungDie Stuttgarter Fahnenfabrik Dommer zeigte ihre Produkte auf der Zukunftskonferenz Textil
Mit Klassikern und inte-ressanten Produktneu-heiten präsentierte sich die Dommer Stuttgarter Fahnenfabrik am Mes-sestand auf dem Inno-vationsmarktplatz der Zukunftskonferenz Textil am 1. Juli in Stuttgart, zu der Südwesttextil gemein-sam mit dem Bundesmi-nisterium für Wirtschaft und Technologie, dem Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg und dem Gesamtverband textil+mode eingeladen hatte.
Ob für Shop-Deko, POS oder Werbekampa-gnen, für jede Sparte hatte das Traditionsunterneh-men aus seinem breiten Sortiment etwas dabei.
Da die Kunden-freundlichkeit bei Dom-
mer schon immer großge-schrieben wird, setzte das
Unternehmen bei seiner Produktpräsentation zu-sätzlich auf Web 2.0, um den Besuchern den Zu-
gang zu einzelnen Pro-duktinformationen zu er-
leichtern. Erstmals waren alle Exponate mit einem QR-Code versehen, mit dem Interessierte direkt
über ihr Smartphone auf die Produktinformation auf der Dommer-Home-page zugreifen konnten.
Für Marketingleiter Christian Billmann bot die Konferenz vorrangig die ideale Gelegenheit, um sich mit Kollegen aus der Branche über innovative Produkt- und Geschäfts-ideen auszutauschen: „Solche Gelegenheiten zum Gedankenaustausch über die engen Grenzen des eigenen Geschäfts hinweg sind Gold wert. Wir können alle davon profitieren, wenn wir über den Tellerrand blicken und uns von neuen Ideen oder Geschäftsmodellen inspirieren lassen.“
Die Dommer Stuttgar-ter Fahnenfabrik ist Sys-temlieferant für bewegte,
textile Werbeflächen für Veranstaltungen, Verkaufsförderung und zur Markenpräsenta-tion und gehört mit zu den größten Fahnen-fabriken Deutschlands. Geschäftsschwerpunkte sind Werbe- und Deko-fahnen, mobile Systeme zur Markenpräsentation – vom einfachen Display bis zum kompletten Prä-sentationsstand.
Wie professionell das Unternehmen Veranstal-tungen ausstattet, konn-ten die Teilnehmer der Zukunftskonferenz live erleben: Das Mitgliedsun-ternehmen von Südwest-textil sponserte Teile der Fahnen, Banner, Lanyrads und Präsentationswände.
Simone Diebold
Die Zukunftskonferenz lud zum „Netzwerken“ ein. Foto: Dommer
Die Olymp Bezner GmbH & Co. KG aus Bietig-heim-Bissingen ist der Hemdenproduzent mit der europaweit dyna-mischsten Entwicklung der letzten Jahre. Seit 1951 steht das Unterneh-men für herausragende Qualität bei Materialien und Verarbeitung, au-ßergewöhnliche Trage- und Pflegevorteile, ein optimales Preis-/ Lei-stungsverhältnis und für eine überzeugende mo-dische Aussage. Durch konsequente Einhaltung dieser Prinzipien konnte sich der mittelständische Hemdenspezialist mehr als erfolgreich entwickeln und den Umsatz in einem anhaltend schwierigen Bekleidungsmarkt seit 2000 auf rund 142 Milli-onen Euro im Jahr 2010 mehr als verdreifachen.
Mit dieser Expansion wurde eine steigende Zahl
von hochqualifizierten Ar-beitsplätzen in der Wirt-schaftsregion Stuttgart geschaffen. 2010 stieg die Belegschaft um knapp 50 zusätzliche Stellen auf ge-genwärtig 450 Mitarbeiter in Deutschland. Tendenz steigend. Besonders be-liebt sind die bügel- und knitterfreien Business-hemden der Linie „Olymp
Luxor“ des laut GfK Nürnberg anerkannten Marktführers. Aber auch pflegeleichte Freizeit- und Polohemden sowie Sei-denkrawatten gehören zum Produktportfolio. Mit Olymp Strick wird ab Herbst 2011 ein umfang-reicheres Produktangebot im Handel platziert.
Bei der Fertigung
von mehreren Millionen Teilen pro Jahr nimmt das Unternehmen seine soziale Verantwortung in den weltweiten Produk-tionsbetrieben sehr ernst. Höchstes Bestreben ist stets, dass die Produkte nicht nur ökologisch ein-wandfrei und qualitativ hochwertig, sondern auch in sozial ausgerichteten Betrieben nach ergono-mischen Arbeitsstan-dards hergestellt werden. Neben der konsequenten Bearbeitung des Heimat-marktes Deutschland ex-portiert Olymp über 30 Prozent der Produktion in mehr als 40 Länder der Erde. Hierzu zählen die westlichen Exportländer, Skandinavien und ost-europäische Staaten wie Kroatien, Polen, Rumä-nien, Russland sowie das ferne China.
In den nächsten Monaten steckt Olymp
rund 28 Mio. Euro in die Erweiterung seines Standorts in Bietigheim-Bissingen – allein 25 Mio. Euro in ein neues Logistikgebäude.
„Wir bekennen uns als traditionelles Beklei-dungsunternehmen aus Baden-Württemberg eindeutig zum Standort Deutschland. Das erfreu-liche Wachstum unserer Marke bestärkt uns, die Firmenzentrale hier in Bietigheim-Bissingen weiter auszubauen,“ er-läutert Mark Bezner, Geschäftsführender Ge-sellschafter der Olymp Bezner GmbH & Co. KG, die Zukunftspläne. Die Firmenzentrale umfasst nach Fertigstellung eine Nutzfläche von ungefähr 28 500 Quadratmeter.
Simone Diebold
Männer im OlympEine Erfolgsgeschichte made in Germany
Olymp bietet Qualität und Mode. Foto: Olymp
6 August 2011 Südwesttext
Gatex-Zertifikat:
Fachrichtung Weberei
Brennet AG Vito VitanzaPhilipp Gsell
Global Safety Textiles GmbH Markus DöbeleMuhammed AlgelFabienne Schley
Lauffenmühle GmbH & Co. KG Sebastijan SinkoSandra Labus
Fachrichtung Spinnerei
GruschwitzSascha MaurusMichael Gleisner
Gütermann GmbHBenjamin Huber
Lauffenmühle GmbH & Co. KGLiridon LimaniThomas TrompetaFerhat Sevim
Fachrichtung Textillaborant
KBC Koechlin, Baumgartner & Cie. GmbH
Maria Meier
Lauffenmühle GmbH & Co. KG Patricia Tschersich
Gütermann GmbHSimon Fehrenbach
KBC Koechlin, Baumgartner & Cie. GmbH
Francesco FalangaTobias PohseAlexander Neumann
Lauffenmühle GmbH & Co. KGDaniel PohseJanis Weiß
Technische Textilien LörrachSid Ahmed SouiahDenis LeucciAdam SchumilasBenjamin HeydeckHeiko Wittkopf
Bildung + Soziales
Ausbildung, Weiterbildung, Seminare & Co.Die Gatex auf Erfolgskurs – Mitgliederversammlung 2011
Mit der Präsentation des modernisierten Interne-tauftritts begann am 26. Juli die Mitgliederver-sammlung der Gatex in Bad Säckingen. Berichtet wurde über die angestie-genen Zugriffszahlen so-wie die Präsenz in den So-cial Media wie Facebook, Twitter und Xing. Auf Facebook hat die Gatex mittlerweile 161 Freunde.
Vorgestellt wurde auch die neue Imagebroschüre. Sie wird eingesetzt, um die Gatex bei Unternehmen, Jugendlichen und auf Veranstaltungen noch be-kannter zu machen.
Erfreulich entwi-ckelt hat sich das Se-minargeschäft: Seit der Neustrukturierung des Angebots und einer geän-
derten Preispolitik hat die Nachfrage insbesondere nach offenen Seminaren deutlich zugenommen.
Dabei wurden von den Teilnehmern regelmäßig gute Beurteilungen für Qualität und Organisati-
on abgegeben. „Der Um-satzzuwachs im Bereich der offenen Seminare ist beachtlich“, berichtete Gatex-Geschäftsführer Dr. Markus H. Ostrop. „Das zeigt, dass das An-gebot gut angenommen wird.“ Darüber hinaus wachse das Interesse der Unternehmen an In-house-Seminaren, die von den Ausbildern der Gatex durchgeführt werden, so Ostrop.
Lobend erwähnt wurden die Aktivitäten des Fördervereins der Gatex unter seinem neu-en Vorsitzenden Winfried Ebner, der viele Gelegen-heiten zur Werbung für die Gatex wahrnimmt.
Bezüglich der Ent-wicklung der Auszubil-
dendenzahlen zeigt sich die Geschäftsführung vorsichtig optimistisch. Man rechne für das Aus-bildungsjahr 2011/12 mit insgesamt 34 Neuanmel-dungen, und damit mit 14 Auszubildenden mehr als im Vorjahr.
Auf der Tagesord-nung standen außerdem Nachwahlen für den Vor-stand der Gatex. Einstim-mig gewählt wurde Heinz Bernd Schepers, KBC, der sich nach Ablauf seiner dreijährigen Wahlperi-ode zur Wiederwahl be-reiterklärte. Für den aus-geschiedenen Axel Köppe wurde Angela Krieg von der TVV Arlen einstimmig in den Vorstand gewählt.
Christine Schneider
Das neue Werbetool: Die Gatex-Imagebroschüre.
Die Gatex
Junge Textiler fit für die ZukunftDas textile Aus- und Weiterbildungszentrum verabschiedet seine Azubis mit dem Gatex-Zertifikat
Am 26. Juli war der große Tag für 30 Jungtextiler: Mit einer Abschlussfeier in der Gatex wurden sie ins Berufsleben verabschiedet. Und die besonders Erfolg-reichen wurden zusätzlich mit dem Gatex-Zertifikat ausgezeichnet.
Der Gatex-Vorsitzende Georg Saint-Denis gab den Absolventen einige Denk-anstöße mit. „Die Hoff-nungen und Erwartungen der deutschen Textilindu-strie liegen auf Ihnen. Dies ist eine Herausforderung, aber auch eine Chance.“
Die höchste Punkt-zahl erzielte Markus Dö-bele, Azubi der Global Safety Textiles GmbH in Maulburg, mit 99 Punk-ten. Der Durchschnitt lag bei 75 von 100 Punkten.
Einen Grund zum Fei-ern hatten auch 15 frisch gebackene Maschinen- und Anlageführer der Glo-bal Safety Textiles GmbH. Im Rahmen der Wegebau-Förderung haben sie nach einem Jahr die IHK -Prü-fung bestanden.
Simone DieboldDie besten Gatex-Absolventen 2011 mit dem Gatex-Vorsitzenden Saint-Denis (links), Geschäftsführer Dr. Os-trop (rechts) und Ausbildungsleiter Kiefer (Dritter von rechts).
Fachrichtung Produktveredler Textil
7Südwesttext August 2011Bildung + Soziales
Seminare Bildungswerk
Seminarangebot der Akademie für Personal- und Organisationsentwicklung im Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft in Kooperation mit Südwesttextil
FuhrparkmanagementTermin:11. Oktober 2011Ort: Haus Steinheim
Stressmanagement: Engagement ja – Burnout neinTermin:13. bis 14. Oktober 2011Ort: Haus Steinheim
PowerPoint 2010 für EinsteigerTermin:19. Oktober 2011Ort: Haus Reutlingen
Weitere Informationen unter www.biwe.de
„Wir brauchen Fachkräfte“Zukunft der textilen Ausbildungsberufe
Die Diskussion um die Zu-kunft der textilen Ausbil-dungsberufe ist durch die demografische Entwick-lung erneut entfacht. Auf Bundesebene wird deshalb über eine Neuordnung der Ausbildungsberufe nach-gedacht. Dabei wird über die Zusammenfassung zu einem Ausbildungsberuf wie in der Schweiz erwo-gen.
Anfang Juli diskutier-ten Unternehmensvertre-ter auf Einladung von Süd-westtextil über das Thema und legten ihre Sichtweise dar.
In der Diskussion würde deutlich, dass die Unternehmen Fachleute und keine Generalisten wünschen. Vor diesem Hintergrund ist eine noch weitere Verengung auf einen Ausbildungsberuf nicht voranzutreiben. Die Beibehaltung der dreijäh-rigen Ausbildungsberufe mit ihrer fachlichen Tren-nung wird von den Unter-nehmen befürwortet.
Kritik wird an der durch die Neuordnung
vollzogenen Abschaffung der Stufenausbildung ge-
übt. Die Ausbildung nach dem Grundsatz einer zweijährigen Grundausbil-dung mit ersten fachlichen Einheiten und einer an-schließenden einjährigen Vertiefung entspricht nach Ansicht der Unternehmen mehr einer flexibel gestalt-
baren Ausbildung als die heutige Einteilung in zwei-
jährige und dreijährige Ausbildungsberufe. Der modulare Aufbau kommt außerdem dem Grundge-danken der Durchlässig-keit von Bildung stärker entgegen.
Die Unternehmen sprechen sich in diesem
Zusammenhang dafür aus, auch die Weiterbil-dungskarrieren der Ju-gendlichen, welche in die Ausbildung gehen, im Auge zu behalten. Diese Forderung impliziert, dass nicht nur die textilen Aus-bildungsberufe gesichert werden müssen, sondern auch die Weiterbildungs-möglichkeiten. Explizit angesprochen wird die Technikerweiterbildung.
Die offene Formulie-rung der Lernfelder, um so den Rahmenlehrplan flexibler zu gestalten, er-weist sich nach Ansicht der Unternehmen als weiterer Mehraufwand bei der Ausbildungsgestal-tung. Für die inhaltliche Abgrenzung ist ein hohes Maß an Absprachen der an der Ausbildung betei-ligten Akteure wie Un-ternehmen, Berufsschule und weiterer Institutionen erforderlich.
Erfolgen diese Ab-sprachen nicht oder nicht in ausreichendem Maße, kommt es zu unterschied-licher Auslegung von In-
halt und Quantität einzel-ner Bereiche, wie in der Diskussion am Beispiel der Mechanik deutlich würde.
Unter der Moderati-on der IHK Hochrhein-Bodensee wurde in einem aufwendigen Prozess die inhaltliche Konkretisie-rung der Rahmenlehr-pläne vorgenommen und ein Qualitätshandbuch entwickelt, welches als Grundlage für die stetige, dynamische und inhalt-liche Weiterführung der Ausbildungsberufe be-nutzt werden soll.
Vor diesem Hinter-grund scheint die Frage der inhaltlichen Nach-besserungen der Rahmen-lehrpläne des Produkti-onsmechanikers Textil und des Produktveredlers Textil vielen Unterneh-men als gegeben, auch wenn sie die beiden Berufe an sich als gut bewerten.
Christine Schneider
Unternehmen wünschen sich Fachleute und keine Generalisten.
Ausbildungsordnung für Mechatroniker novelliert
Geändert wurden ausschließlich die Prüfungsregelungen. Eingeführt wurde die gestreckte Abschlussprüfung und das Variantenmodell (Wahloption zwischen Be-trieblichem Auftrag und praktischer Aufgabe). Der Betriebliche Auftrag bzw. die praktische Aufgabe machen jetzt nur noch 30 Prozent der Prüfungsleistung aus. Der Rahmenlehrplan bleibt unverändert. Die Ausbildungsordnung gilt für alle ab dem 1. August 2011 beginnenden Ausbildungsverhältnisse.
Hinweis
Demografiekongress
8 August 2011 SüdwesttextRecht + Steuern
Für viele ist der Sommer die schönste Zeit, denn in den sonnigen Monaten kann man endlich sei-nen wohlverdienten und ersehnten Jahresurlaub fern der Heimat genießen. Doch neben Streiks der Piloten, Fluglotsen und Lokführer kann auch eine unerwartete Naturkata-strophe, wie der Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull im Jahre 2010 oder eine plötzliche Krankheit einen Strich die Urlaubsfreuden trüben.
Kann der Arbeitneh-mer seinen Urlaubsort aufgrund eines Ereig-nisses von höherer Ge-walt, zum Beispiel wegen eines Flugverbots, nicht verlassen, so ist für die Arbeitsvertragsparteien gleichermaßen entschei-dend, wie sich dies auf die arbeitsvertraglichen Pflichten auswirkt und ob dem Arbeitgeber Mög-lichkeiten zur Verfügung stehen, die Abwesenheit des Mitarbeiters zu sank-tionieren. Erkrankt der Arbeitnehmer während seiner Urlaubsreise, so stellt sich die Frage, wel-che Anforderungen an die Meldung und den Nach-weis einer etwaigen Ar-beitsunfähigkeit gestellt werden können.
Dem Arbeitnehmer ist es im Falle eines Na-turereignisses nicht mög-lich seine Arbeitsleistung zu erbringen. Gemäß dem Grundsatz „Ohne Arbeit kein Lohn“ entfällt für die Zeit der Abwesen-heit auch die Entgelt-zahlungsverpflichtung des Arbeitgebers. Das Bundesarbeitsgericht hat bereits vor mehreren
Jahren entschieden, dass solche Hinderungsgründe ein Teil des sogenannten Wegerisikos darstellen. Dieses Risiko hat alleine der Mitarbeiter zu tragen. Dies gilt jedoch nicht für
eine vom Arbeitgeber veranlasste Dienstrei-se. Dann fallen die Be-einträchtigungen einer Naturkatastrophe in das Betriebsrisiko des Ar-beitgebers, so dass dieser seinen betroffenen Mitar-beiter dennoch entlohnen muss.
Zu beachten ist je-doch, dass dieser Grund-satz nicht für daheimge-bliebene Arbeitnehmer gilt, die von einer Natur-katastrophe nur indirekt betroffen sind. Mitarbei-ter, die ihrer Arbeit des-halb nicht nachkommen können, weil der Betriebs-ablauf durch die abwe-senden Urlauber nicht aufrechterhalten werden kann, sind weiterhin zu entlohnen. Ein solcher be-
triebstechnischer Arbeits-ausfall betrifft ebenfalls das Betriebsrisiko des Arbeitgebers, so dass sei-ne Zahlungsverpflichtung trotz fehlender Gegenlei-stung bestehen bleibt.
Da es sich bei der zwingenden Urlaubs-verlängerung nicht um ein eigenmächtiges und steuerbares Verhalten des Arbeitnehmers handelt, entfällt eine Abmahnung durch den Arbeitgeber. Da auch eine (verhaltens-bedingte) Kündigung im Regelfall ein schuldhaftes Verhalten voraussetzt, scheidet auch diese bei der Dienstverhinderung durch höhere Gewalt aus. Etwas anderes kann sich nur dann ergeben, wenn der Arbeitnehmer eine ihm zumutbare ander-weitige Heimreisemög-lichkeit nicht wahrnimmt oder er seinen Arbeitge-ber nicht rechtzeitig über seine Verhinderung und deren voraussichtliche Dauer informiert.
Die zusätzliche und unfreiwillige Urlaubszeit könnte in der Praxis zum Ausgleich von Zeitkon-ten oder zum Abbau von
Überstunden genutzt wer-den. In Betracht kommt auch eine vereinbarte Urlaubsverlängerung. Diese Möglichkeiten er-fordern allerdings die Zustimmung des Arbeit-
nehmers. Eine einseitige Anordnungsbefugnis des Arbeitgebers besteht in der Regel nicht.
Neben Naturkatastro-phen ist der Arbeitnehmer im Urlaub auch vor einer Krankheit nicht sicher. Führt diese Krankheit zu einer Arbeitsunfähigkeit, so greift die Sondervor-schrift des § 9 BurlG: Die durch ärztliche Arbeitsun-fähigkeitsbescheinigung nachgewiesenen Krank-heitstage werden auf den Urlaub nicht angerechnet, d.h. der Arbeitnehmer erhält während dieser Krankheit Entgeltfortzah-lung nach § 3 EFZG.
Knackpunkt ist häufig die ausgestellte Arbeits-
unfähigkeitsbescheini-gung des Urlaubsarztes. Auch ausländische Ar-beitsunfähigkeitsbeschei-nigungen begründen zu-nächst den Anschein für die Richtigkeit der in ihnen enthaltenen An-gaben. Dem Arbeitgeber bleibt es allerdings un-benommen, Umstände darzulegen, die ernsthafte Zweifel an der Arbeitsun-fähigkeit begründen. Da jedoch oftmals eine er-hebliche Entfernung zwi-schen Arbeitsplatz und Urlaubsort liegt, wird es dem Arbeitgeber schwer fallen tatsächliche Nach-weise für eine Arbeitsfä-higkeit zu sammeln.
Allerdings kann der Beweiswert der auslän-dischen Bescheinigung dadurch entkräftet wer-den, dass nachgewiesen wird, der bescheinigende Arzt habe im Widerspruch zu den Anforderungen des deutschen Rechts nicht zwischen einer blo-ßen Erkrankung und ei-ner daraus resultierenden Arbeitsunfähigkeit unter-schieden. Der Vermerk des Arztes, der Urlauber sei krank, reicht daher nicht aus. Außerdem muss der Arbeitnehmer neben der Arbeitsunfä-higkeitsbescheinigung seine gegenwärtige Ur-laubsadresse und die Dauer seiner Arbeitsun-fähigkeit schnellstmöglich anzeigen. Allerdings ist der Arbeitnehmer nicht verpflichtet, die auslän-dische Arbeitsunfähig-keitsbescheinigung auf seine Kosten übersetzen zu lassen.
Fabian Seus
Wenn einer eine Reise tutAuswirkungen von Naturkatastrophen und Krankheit auf das Arbeitsverhältnis
Der Fall Eyjafjallajökull: Naturkatastrophen können den Urlaub verlängeren – jedoch auf Kosten des Mitarbei-ters. Foto: © Jochen Scheffl – Fotolia.com
„Ich bin krank“ – reicht nicht!
Keine Pflicht zur Entgeltzahlung bei höherer Gewalt
Daheimgebliebene sind zu entlohnen.
Krankheitstage werden nicht auf den Urlaub angerechnet.
9Südwesttext August 2011Recht + Steuern
Demografie-Veranstaltung
Am 20. und 21. Oktober veranstaltet der Gesamt-verband t+m und die IG Metall in Darmstadt eine Konferenz zu den Herausforderungen des Demogra-fischen Wandels. Kompetente Referenten beleuchten das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven und geben Lösungsansätze. Dies ist der Auftakt zu einer gemeinsamen Veranstaltungsreihe, zu der sich die Tarifvertragsparteien im Rahmen des Tarifvertrags 2011 zur Gestaltung des Demografischen Wandels verpflichtet haben.
Mehr unter http://www.textil-mode.de/deutsch/Themen/Tarifpolitik/Demografie-Veranstaltung-am-20./21.-Oktober-2011/K539.htm
Zusammen mit einem gleichzeitig veröffentlichten Urteil hat der Bundesfinanzhof (BFH) eine Reihe von Zweifelsfragen bei sog. innergemeinschaftlichen Lie-ferungen an Unternehmer in andere Mitgliedstaa-ten geklärt, insbesondere Fragen zur betrügerischen Ausnutzung der Umsatzsteuerbefreiung von Liefer-geschäften innerhalb der EU. In diesem Verfahren ging es um Mobiltelefone, die Gegenstand eines inländischen „Umsatzsteuer-Karussells“ waren und vom inländischen Unternehmer in andere Mitglied-staaten der EU geliefert wurden. Ein Finanzgericht versagte die Steuerfreiheit für die innergemeinschaft-liche Lieferung allein mit der Begründung, es liege ein „Karussellgeschäft“ vor. Dem trat der BFH ent-gegen. Werden in einer Kette von Umsatzgeschäften tatsächlich Lieferungen ausgeführt, kann diesen im Regelfall erst aufgrund einer Täuschung über die Identität des Abnehmers die Steuerfreiheit versagt werden. Dies ergebe sich aus dem EuGH-Urteil vom Dezember 2010.
Diese und weitere Steuernachrichten können in der August-Ausgabe nachgelesen werden. Sie stehen im geschlossenen Mitgliederbereich von www.suedwest-textil.de zum Download bereit.
Aktuelle Steuer-Nachrichten
Der Europäische Ge-richtshof sowie das Bun-desarbeitsgericht (BAG) haben mit ihren Ent-scheidungen zu Beginn des Jahres 2009 der über Jahrzehnte gefestigten Rechtsprechung zum Ver-fall von Urlaubsansprü-chen bei andauernder Arbeitsunfähigkeit eine Absage erteilt (siehe Juli-Ausgabe Südwesttext). Aus dieser Kehrtwende ergaben sich zahlreiche offene Fragen, deren obergerichtliche Klärung
mit Spannung erwartet wurde und wird: Am 9. August 2011 verhandelte der zuständige Neunte Senat des BAG mehrere Urlaubs-Fälle und kam in zwei Konstellationen zu zufriedenstellenden Ergebnissen:
1. Einzel- und ta-rifvertragliche Ausschluss-fristen gelten auch für den Urlaubsabgeltungs-anspruch hinsichtlich des gesetzlichen Mindestur-laubs. Der Urlaubsabgel-tungsanspruch für Ur-
laubsansprüche, die auf Grund der neuen Recht-sprechung nicht mehr verfallen, entsteht dabei zum Ende des Arbeitsver-hältnisses und wird sofort fällig. Er unterliegt dann als reiner Geldanspruch den Ausschlussfristen.
2. Der auf Grund andauernder Arbeits-unfähigkeit übertragene Urlaub verfällt bei der Rückkehr des genesenen Arbeitnehmers an seinen Arbeitsplatz grundsätz-lich zum Ende des Jahres
der Rückkehr. Voraus-setzung hierfür ist, dass der Arbeitnehmer seine Tätigkeit im Jahr der Ge-nesung wieder so recht-zeitig aufnimmt, dass er den aus den Vorjahren übertragenen Urlaub so-wie den ihm für das Jahr der Rückkehr zustehen-den Urlaub in der verblei-benden Zeit in „natura“ nehmen könnte.
Die Klarstellung dieser beiden Rechtsfragen war dringend erforderlich, da hierdurch der Anhäufung
von Urlaubsansprüchen die notwendigen Gren-zen gezogen wurden. Sie gewähren sowohl Arbeit-gebern als auch Arbeit-nehmern die benötigte Rechts- und Planungssi-cherheit.
Am 20. September wird das BAG darüber ent-scheiden, ob in einem „ru-henden“ Arbeitsverhältnis Urlaub entsteht und ob Urlaubsabgeltungsan-sprüche vererblich sind. Es bleibt spannend. Susanne Wicht
Übertragung von UrlaubsansprüchenBundesarbeitsgericht klärt offene Fragen bei Langzeiterkrankungen
Neues von der BG ETEM
Aktualisierung der CD-ROM „Praxisgerechte Lösungen – Hilfen für betriebsspezifische Gefährdungsbeurteilungen“
Mit der aktualisierten Version kann schnell, einfach und praxisnah eine Gefährdungsbeurteilung erstellt und dokumentiert werden. Mit rund 700 Musterobjekten liefert sie eine Orientierung bei der
Erstellung und bietet als zusätzliche Unterstützung Verknüpfungen zu erforder-lichen Dokumenten wie beispielsweise Betriebsanweisungen, Prüflisten und Unter-weisungshilfen. Weitere Infos unter http://www.bgetem.de/medien/startseite_me-dien.html#cd003.
Seminartermine 2012 speziell für die textilen Branchen:• Maschinenspezifische Gefährdungen in der Textilindustrie (TB 1)• Spezifische Gefährdungen in der Wäscherei (TB 2)• Gefahrstoffe in Wäschereien (TB 3)• Sicherheit in der Textilveredlung (TB 4)
Weitere Infos unter http://www.bgetem.de/seminare/startseite_seminare.html.
Gut versichert Unfallschutz für Mitarbeiter im Retail-Bereich
Für bekleidungsherstel-lende Unternehmen mit eigenem Einzelhandel, wie Shop in Shop Flächen oder eigene Läden, stellt sich die Frage, bei welcher Berufsgenossenschaft das dort eingesetzte Verkaufs-personal versichert wer-den kann. Auf den ersten Blick bietet sich die Be-rufsgenossenschaft Han-del und Warendistribution (BGHW) an, vor allem un-ter dem Aspekt, dass der Gefahrtarif bei der BGHW für den Einzelhandel (mit den Gefahrklassen 1,6
bzw. 1,7 je nach Gefahrta-rifstelle) viel geringer istals die Gefahrtarifstelle 25 „Herstellung von Beklei-dung“ der BG ETEM mit der Gefahrklasse 3,4, in welcher das Unternehmen in der Regel veranlagt ist.
Aber auch die BG ETEM bietet für die Versicherung der Mitarbeiter(innen), die die vom Unternehmen selbst produzierte Bekleidung in eigenen Shops und Stores an Endverbraucher ver-kaufen, eine Möglichkeit: über die Kennziffer 1012
„Einzelhandel mit Texti-lien“ der fremdartigen Nebenunternehmen mit der Gefahrtarifklasse 1,5.
Die Vorteile liegen auf der Hand: eine Be-rufsgenossenschaft – eine Veranlagung – eine Jahresmeldung – eine Beitragsprüfung – ein Ansprechpartner, der die Eigenheiten der Beklei-dungsherstellung kennt. Interessierte Unterneh-men sollten sich mit der BG ETEM in Verbindung setzen.Susanne Wicht
10 August 2011 SüdwesttextTechnik + Umwelt
TermineWeniger ist häufig mehrBMWi unterstützt Unternehmen bei Steigerung von Rohstoff- und Materialeffizienz
Um die Rohstoffversor-gung des Innovations- und Technologiestand-orts Deutschland zu optimieren, hat das Bun-desministerium für Wirt-schaft und Technologie (BMWi) Anfang August die Einsatzmöglichkeiten der so genannten BMWi-Innovationsgutscheine ausgeweitet. Bereits seit Mai 2010 können kleine und mittlere Unterneh-men diese Gutscheine für Beratungen zur Professi-
onalisierung des betrieb-lichen Innovationsma-nagements nutzen. Nach den neuen Vorgaben kön-nen die Innovationsgut-scheine jetzt auch für eine qualifizierte Beratung zur Steigerung der Rohstoff- und Materialeffizienz ein-gesetzt werden.
Die neuen Gutscheine decken als vollwertiges Zahlungsmittel 50 Pro-zent der Ausgaben für eine qualifizierte Bera-tung zur Steigerung der
Rohstoff- und Materi-aleffizienz. Zielgruppe sind kleine und mittlere Unternehmen des pro-duzierenden Gewerbes. Vom Bundesministerium autorisierte Materialeffi-zienzberater spüren mit einem neutralen „Blick von außen“ Materialver-luste bei Produkten und in der Produktion auf und schlagen konkrete Maßnahmen zur Verrin-gerung des Rohstoff- und Materialeinsatzes sowie
Recyclingaktivitäten vor. Erfahrungen des BMWi aus bisherigen Material-ef f iz ienzberatungen zeigen, dass pro Unter-nehmen im Jahr durch-schnittlich Materialkosten in Höhe von 2,4 Prozent des Umsatzes eingespart werden können.
Mehr zum Innovati-onsgutschein findet sich unter www.bmwi-innova-tionsgutscheine.de
Christine Schneider
Unter neuer LeitungDas Zentrum für Management Research (DITF-MR) hat eine Chefin
Prof. Dr. Meike Tilebein hat zum 1. Juli die Lei-tung des Zentrums für Management Research der Deutschen Institute für Textil- und Faser-forschung von Prof. Dr. Thomas Fischer über-nommen.
Meike Tilebein ist Leiterin des 2009 neu ge-schaffenen interdiszipli-när ausgerichteten Insti-tuts für Diversity Studies in den Ingenieurwissen-schaften (IDS) an der Universität Stuttgart. Sie
schloss das Studium der Technischen Kybernetik an der Universität Stutt-gart als Diplom-Ingeni-eurin ab und promovierte danach am Betriebswirt-schaftlichen Institut der Universität Stuttgart mit einer Arbeit über die Prin-zipien komplexer adap-tiver Systeme und deren Übertragung auf Unter-nehmen und Netzwerke. Anschließend war sie Inhaberin der DPD-Stif-tungs-Juniorprofessur für Innovationsmanagement
an der European Business School in Oestrich-Win-kel, bevor sie im Novem-ber 2009 die Leitung des IDS übernahm.
Thomas Fischer ist seit dem 1. Juli offiziell im Ruhestand, bleibt aber dem Zentrum für Management Research weiterhin in beratender Funktion und in Koordi-nationsteams verschie-dener EU-Projekte erhal-ten.
Simone Diebold
Faser – Matrix – In-terfaceIm Rahmen der Composite Europe lädt die AFBW am 29. September gemeinsam mit Manufuture-BW und der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart zum An-wenderforum „Faser –Ma-trix – Interface“ in die „Re-gion Stuttgart Lounge“ der Neue Messe Stuttgart ein. International anerkannte Referenten beleuchten die „Kunst“ der Faserver-bundwerkstoffe. Darüber hinaus werden Fragen zum Thema „Optimierung der Verarbeitung“ beant-wortet und diskutiert, um so neue Impulse und Ideen auf den Weg zu bringen. Mehr unter www.sued-westtextil.de.
GatexAm 17. Oktober findet in der Gatex, Bad Sä-ckingen, das Seminar „Textiles Grundwissen für Kaufleute“ statt. Der fünftägige Grundlagen Kurs richtet sich an die kaufmännischen Mit-arbeiter der Textil- und Bekleidungsindustrie, des Textilmaschinenbaus sowie an die Zulieferin-dustrie. Die Teilnehmer erhalten einen Überblick über die Entstehung von Textilien und können so deren Qualität besser be-werten. Mehr unter www.die-gatex.de
Hofer VliesstofftageAm 9. und 10. November veranstaltet der Verband der Bayerischen Textil- und Bekleidungsindustrie die 26. Hofer Vliesstoff-tage. Mit Referaten aus den Bereichen Industrie, be-triebliche Praxis und For-schung werden innovative Entwicklungen der Vlies-stoffbranche vorgestellt. Neben der Fachinforma-tion gibt es Gelegenheit, neue Kontakte zu knüp-fen und bestehende zu vertiefen. Programm und Anmeldung über www.hofer-vliesstofftage.de
Textilkennzeichnung aktuell19. Oktober 2011, Filharmonie Filderstadt
Hinweis
Anmeldung: www.suedwesttextil.de/veranstaltungen
Die neue Chefin: Prof. Dr. Meike Tilebein. Foto: DITF-MR
11Südwesttext August 2011Technik + Umwelt
Ökologie vom FeinstenGebr. Otto setzt auf Recycling-Garn und erlesene Kapok-Mischungen
Seit mehr als 100 Jahren produziert die Gebr. Otto Baumwollfeinzwirnerei in ihren Werken in Die-tenheim und Balzheim hochwertige Garne und Zwirne für die Strickerei und Weberei. Nachhal-tige Produktion wird da-bei großgeschrieben: 2002 erhält das Unternehmen das Umweltmanage-ment-Zertifikat Öko-Tex Standard 1000 – als erste Spinnerei und Färberei Deutschlands überhaupt. Nach ISO 14001 hat sich das Unternehmen sein Umweltmanagement be-reits 1997 zertifizieren las-sen, für das begehrte IVN/GOTS-Label vor über zehn Jahren.
Ende 2010 wurde der traditionsreiche Famili-enbetrieb mit 160 Mit-arbeitern für seine nach-haltigen Produktkonzepte unter Einsatz neuartiger, nachhaltig produzierter Naturfasern mit dem Umweltpreis Baden-Württemberg ausge-zeichnet. Dabei kommt zertifizierte Fair Trade und Bio-Baumwolle zum Einsatz, im Rahmen der neuen Sparte Otto Medi-
care auch im Bereich der Hygiene-Produkte.
Beim Nachhaltigkeits-konzept recot² setzt die Firma Otto auf recycelte Baumwolle. Dazu werden Abfälle aus dem Herstel-lungsprozess wie Spulfä-den oder Webkanten in maximaler Menge in die Produktion rückgeführt und zu einem hochwer-tigen Garn verarbeitet. „Aus ökologischer Sicht
würde bereits eine Mi-schung von 50 Prozent recycelter Baumwolle mit 50 Prozent neuer Baum-wolle eine globale Was-sereinsparung von 10 000 Litern pro Kilogramm Garn ergeben“, erläutert Geschäftsführer Andreas Merkel die positive Um-weltwirkung. Das Spinn-verfahren recot² wird im Rahmen des Förder-schwerpunktes „Umwelt-
technik“ der Deutschen Bundesstiftung Umwelt DBU gefördert. Um die energetischen Aspekte zu dokumentieren, erarbei-tet die Universität Ulm derzeit eine Ökobilanz nach DIN ISO 14040.
Dem ebenfalls nach-haltig hergestellten Garn Piumafil liegt ein anderes Konzept zugrunde: Baum-wolle wird mit Kapok ge-mischt, der leichtesten
bekannten Naturfaser. Kapok, auch Pflanzendau-ne oder Pflanzenkasch-mir genannt, wächst wild im Regenwald, gedeiht nicht in Monokulturen und ist frei von jeglichen Chemikalien. Die feder-leichte Faser galt lange als nicht verspinnbar und wurde überwiegend nur als Füllmaterial wie z. B. bei Schwimmwesten, Rettungsringen und Ma-tratzen verwendet. Durch innovative Spinntechno-logien ist es der Firma Otto 2006 erstmals ge-lungen, Kapok in einer Mischung mit Baumwol-le zu einem hochwertigen Premium-Garn zu ver-spinnen. Die 2 bis 4 cm lange Hohlfaser mit 80 Prozent Lufteinschluss sorgt für eine natürli-che thermoregulierende Wirkung. Weil Kapok sechsmal leichter ist als Baumwolle, sind Textilien aus Piumafil bei gleichem Volumen um 10 Prozent leichter als solche aus rei-ner Baumwolle und haben einen seidigen Griff.
Silvia Jungbauer
Die Kapokfaser ist wie Baumwolle eine Samenfaser. Nach dem Öffnen der Kapseln werden die Fasern entnom-men und in der Sonne getrocknet. Anschließend werden die Samen entfernt. Foto:© africa – Fotolia.com
Anmeldungper Fax an +49 (0)711 – 32 73 25 69 oderper E-Mail an ulrike.moeller@afbw.eu
12 August 2011 SüdwesttextZu guter Letzt
Impressum© Alle Rechte vorbehalten. Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers.
Verband der Südwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie – Südwesttextil e.V.Kernerstraße 5970182 Stuttgart
Postfach 10 50 2270044 Stuttgart
Telefon: +49 711 21050-0Telefax: +49 711 233718Internet: www.suedwesttextil.de
PräsidentDr. Axel Nickel
HauptgeschäftsführerDr. Markus H. Ostrop
Verantwortlich für Inhalt und Layout:Simone Diebold
Gestaltung:www.die-wegmeister.comDruck: Gress-Druck GmbH, FellbachAuflage: 900
Zitat„Wir sollten uns um die Zukunft sorgen, denn wir werden den Rest unseres Lebens darin ver-bringen.“
nachCharles Kettering,amerikanischer Erfinder(1876 - 1958)
Am 22. Juli präsentierten die 21 Absolventen der Staatlichen Modeschule Stuttgart mit einer be-eindruckenden Fashion-Show in der Alten Kelter in Fellbach ihre Abschluss-arbeiten.
Die Idee hinter der 100-teiligen Kollektion ist das Spiel mit vielfältigen Ethno-Stilelementen. Der Betrachter soll Ein-tauchen in eine andere Welt und eine Reise un-ternehmen, die ihn von Metropolen wie New York, über abgelegene Dörfer in Rumänien, dem fernen Orient zu afrika-nischen Wüstenstädten und schließlich ins Welt-all führt. Entstanden sind sehr individuelle und per-sönliche Looks, funktio-nal oder emotional kon-zipiert.
Inspirationen dazu haben sich die Kreativen bereits im Herbst 2010 in London geholt. Es wur-den aktuelle Trends auf der Straße beobachtet, Kulturen recherchiert so-wie Tendenzen und Strö-mungen aus Gesellschaft und Wirtschaft aufge-nommen.
Die Studierenden tru-gen ihre Modelle selbst vor und legten das Styling fest. Für ein konzentrier-tes Lauftraining sorgte der Stuttgarter-Ballett-Cho-reograf Marco Goecke, der in diesem Jahr bereits die 10. Show inszenierte.
„In unserer Branche und mit unserer Ausbil-dung muss man Persön-lichkeit zeigen und sich durchboxen“, beantwor-tete eine Studentin die Frage, wie sie jetzt nach ihrem Abschluss ihre Be-rufschancen einschätze. Simone Diebold
„ARTY CRAFTY SEDUCTION THING“Die Kollektionsidee: Verführung und Eintauchen in eine andere Welt
Stuttgart 21
Puff, puff, puff, puff Eisenbahn,wer will mit nach Stuttgart fahr’n?Stuttgart ist geschlossen,der Schlichter ist verdrossen.
Seiner Botschaft mit dem FriedenIst wohl kein Erfolg beschieden. Idee ist alt und ist geklaut,wenn man sich zwei „Bahnhofs“ baut.
Im Streit um Bahnhof und Geleisegeb‘ ich den Rat: Ihr Leut‘ seid weise:Jeder Kämpfer schafft sich aneine Märklin-Eisenbahn.
Verfasser d. Red. bekannt.
Foto: © ynamaku - Fotolia.com
Fotos: Staatl. Modeschule Stuttgart
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