ÜBER DEN EINFLUSS DER LICHTWIRKUNG AUF DIE ZAHL DER WEISSEN BLUTKÖRPERCHEN IM BLUTE

Preview:

Citation preview

(AUS D E R HYGIENISCHEN ABTEILUNG DES KAROLINISCHEN INSTITUTES IN STOCKHOLM. V O R S T a H E R : PROFESSOR DR.

ALFRED PETI’ERSSON.)

UBER DEN EINFLUSS DER LICHTWIRKUNG AUF DIE ZAHL DER WEISSEN BLUTKdRPERCHEN IM BLUTE

E. G. HELLGREN VON

(Eingegangen bei der Redaktion a m 6. Juli 1928.)

Im Zusammenhang mit Versuchen uber die therapeutische Lichtwirkung haben niehrere Forscher sich, wenn auch nur beilaufig mit dem weissen Blutbild beschiiftigt. Man konsta- tierte, dass das benutzte Licht, das zwar an ultravioletten Strah- len im Allgemeinen ziemlich reich war, das weisse Blutbild beeinflusste.. Die einzelnen Forscher kanien aber zu divergie- renden Resultaten. Als Untersuchungsobjekte dienten den mei- sten Forschern phthieische Menschen. Will man jedoch das Ver- halten des weissen Blutbildes bei Bestrahlung untersuchen, so eignet der Mensch sich schon wegen der physiologisch vorkom- menden Variationen schlecht als Untersuchungsobjekt. Verdau- ung, Muskelarbeit, Verschiedenheit der Korperstellung u. s. w sind Faktoren, welche die Zahl der im peripheren Blut vorkom- menden weissen Blutktirperchen schnell beeinflussen. Wenn man trotz alle dem mit menschlichem Versuchsmaterial arbeiten will, mussen die Versuchspersonen sich in Verhalten und Di l t aus- serordentlich strengen Vorschriften unterwerfen, damit man die gleichen Versuchsbedingungen erhalt. Neue Moglichkeiten nu Abweichungen von den physiologischen Verhaltnissen muss na- tiirlich ein tuberkul6ser Prozess bilden. Deshalb ist es als durch- aus verfehlt zu bezeichnen, aus Versuchen an ambulanten Pa- tienten Schltisse in bwug auf das weiwe Blutbild aiehen 511

wollen.

Oerum benutzte zu einer Untersuchung Kaniiichen, die er in Kafigen hielt, deren Wiinde aus einfarbigem Glas bestanden (Arch. f. Ph. 114, S. 56) . Die Untersuchung sollte die eventuelle Einwirkung verschieden gefarbten Lichtes auf Kaninchen klar- stellen. Zur Zeit (dieser Versuche war man allgemein der Ansicht, daas die’Zahl der weissen Rlutkorperchen des Kaninchens ebenso grossen Schwankungen nnterworfen sei wie beirn Menschen. Dies diirfte der Grund sein, weshalb die Moglichkeit zahlenmassiger Schwankungen der weissen Blutkorperchen nicht untersucht wurde.

Untersuchungen von C. Klieneberger und W. Carl zeig.ten indessen, dass die Zahl der weissen Blutkorperchen im periphe- ren Blute bei ,den gewohnlichen Laboratoriumstieren von der Verdauung abhangig ist (Zentr. B1: f. inn. Med. 1910). Maus, Ratte, Meerschweinchen, Kaninchen, Katze und Hund erwiesen sich in Bezug auf experimentelle Blutkorperchenvariationen als geeignete Versuchstiere, da sich bei ihnen die Zahl fder weissen Blutkorperchen im peripheren Blut unter normalen Bedingun- gen als ziemlich konstant erwies.

I n der Regel wurden fur .die Bestrahlungsversuche an den Tieren keine speziellen Massnahmen getroffen, die bestrahlten Kiirperfliichen wurden hochstens rasiert.

Eine direkte Bestrahlung des Blutes eines Versuchstieres mit ultravioletten Strahlen ist von Karzys Naswitis vorgenommen worden. (Med. Klin. 1922). Ein U-formiges Quarzrohr wurde in die Art. carotis eines Hundes eingebnnden, nachdem ,die Koagu- lation des Blutes durch eine Hirudineinspritzung verhinderl worden war. Verf. stellte eine bis 4 Tage andauernde, betracht- liche Steigerung der Anzahl der weissen Blutkorperchen fest. Er hat aber keine Kontrollversuche ohne Bestrahlung publiziert, was des grossen Eingriffes wegen sehr wunschenswert gewesen ware.

Eine sgstematische Untersuchung des weissen Blutbildes untw der Einwirkung verschiedenartigen sichtbaren Lichtes ist bisher noch nicht veroffentlicht worden. Darum habe ich auf Anregung des Vorstehers \der hygienischen Abteilung am Karolinischen Imtitut 5u Stockholm, Herrn Prof. A. Petterason, eine Ver-

273

suchsreihe uber die Eiiiwirkung verscliiedener WellenlSingeiiiii- tervalle des sichtbaren Lichtes auf die %ah1 der weissen Blut- korperchen im peripheren Blute von Kaninchen vorgenommen.

Da fiber die Rolle des Hautpigmentes im tierischen Organis- mus und uber die ,eventuelle Fahigkeit desselben, .gewisse Strah- lungsintervalle in andere, dem Tiere vielleicht nicht indifferente Energieen umzuwandeln, noch nicht vie1 bekannt ist, wurden fur die Versuche albinotische Kaninchen verwendet.

Das Versuchstier wurde vor jedem Versuche gewogen. Das Gewicht der Tiere wechselte von 1,6 - 2,8 kg. Um eine bessere Lichtwdrkung zu erzlelen, wurde auf dam Rucken eine 1 dmz grosse, viereckige F l k h e Fell abrasiert oder, was gewohnlich besser gelang, mit der Schere ganz kurz geschnitten. Die Tiene schienen bei den Versuchen keinen Schaden zu nehmen. Im Gegenteil, die beiden ersten Kaninchen, die noch nicht ganz erwachsen waren, nahmen in 3 Monaten je etwa 3/4 kg zu.

F u r die Versuche kam ein nach Anweisung des Herrn Doz. A. Oden- crants ausgw3hrter Appwrat zur Anwendung (in Abb. 1 schematisch darge stellt). Er bestand &us 2 Etagen, einer aberen fiir dime Liohtquelle und einer unteren fur das Versuchstier. Die beiden Etagen waren durch eine Glas- wanne (Dimension 35 X 28 X 6 cm) von einander getrennt. Durch E6n- giessen von Flussigkeiten von verschiedener optischer Durchlassigkeit in die Wanne lassen sich beliebige Spektralintervalle isolieren und diese konnen zur Bestrahlung des Versuchstieres benutzt werden. Die grosste technische Schwierigkeit lag in der Verhutung einer Temperatursteigerung der Luft in der Kammer, in der sich das Kminchen wahrend der 30 Mi- nuten langen Bestrahlungsdauer befand. Die Lichtquelle, eine 1000 Watt, 220 Volt, ',4 Watt-Lampe >>Westinghousw, strahlte niimlich nicht nur Licht, sondern auch eine betrachtliche Warmemenge aus. Der Apparat war in- wendig mit Asbestpappe bekleidet. Urn die Warmezufulir zu der unteren Etage (Kaninchenkammer) so gcring wie moglich zu machen, ware es zweckmlissig gewesen, den Lichtfilter permanent abzukuhlen. F u r jede untersuchte Farbe wurden einige Versuche in dieser Art ausgefiihrt. Es zeigte sich jedoch, diaw diese Versuche gut mit denjenigen fibereinstimm- ten, wo der Filter micht kontinuierliah gelriihlt wurde. In den letztgenann- ten Versuchen begntigte man sich also mit einer Reihe von Vorkehrungen zur Verhutung einer allzu stsrken Erwarmung des Flussigkeitsfilters. Zu diesem Zweck wurde die Fiussigkeitsmenge so gross gewahlt, dass die ErwKrmung nur Langsam vor sich gehen konnte. Gewohnlich wurden 3 Liter Farbflussigkeit in die Wanne gegossen. Diese war dann bis zu etwa 3 cm Tiefe gefullt. Die Filterflussigkeit wurde vor jedem Versuch auP 8 - lo0 C abgekiihlt. Wahrend des Vmuches mrde ausserdezn durch dncn

274

in der Wa'nd des Gefiisses befestigten elektrisch betriebenen Luftpropeller, fur Luftwechsel gesorgt.

Die stetige Abkiihlung des Filters wurde durch Leitungswasser, das in 8 mm Bleirohren, an der Innenwand der Wanne funf Ma1 entlang stromte, erzielt. Die Temperatur in der IZaninchenkammer uberstieg die des Zim mers daher nur unerheblich (hochstens um P).

Abb. 1.

Wenn man nicht fur stetige Abkuhlung sorgte, stieg die Temperatur des FilCers, und zwar je nach der Narbe des Filters vermhiaden rasch. Die Temperatur der roten und gelben Farblijsrungen stieg nach M Stunde v m 100 nuf ca. 30°, die dcr blauen in dem gleichen Eeitraum von der Ursprungs- temperatur auf 45 - 48O. Die schnellere Erwlrmung des bliauen Filters hangt mtit dessen optisohen Eigenschiaften uummmen. Letztgenamtes Filtrum absorbkrt das rote Spektralintervall, welches vom energetischen Standpunkt ans betrachtet mehr Dnergie enthalt, als drax von dem roten und gelben Filter absorbierte blaue Intervall.

Mit Hilfe der oben geschilderten Vorsichtsmassnahmen gelang es stets, die mit einem beschatteten Thermometer gemeesene Tem- peratur in der Kaninchenkammer bei einer Zimmertemperatur von 17-18O bis zum Ende des Versuches unter 25O zu halten.

Um &en Vergleich zwischen den Wirkungen zweier Licht- qualitaten, z. B. des roten und des blauen Lichtes, anstellen zu kiinnen, ist es unerlasslich, 'die verschiedenartigen Lichtmengen, von denen das Versuchsobjekt getroffen wird, gleich gross zu

275

wahlen. Nun ist zu erwagen, wie man Bgleich posse Lichtmen- gem bei einem physiologischen Versuch definieren soll. Man geht da am besten vom energetischen Standpunkt aus und sagt, unter >>gleich grossen Lichtmengen<< zweier verschiedener Wellenlan- gen seien zwei Lichtmengen zu verstehen, die gleich posse ab- solute Energie besitzen.

+ Abb. 2.

Es war leider nicht moglich, von dem Lieferanten unserer Lanipe eine Energieverteilungskurve derselben zu erhalten. Dank dem freundlichen Entgegenkommen der Osramfabriken bekam ich aber eine Energieverteilungskurve fur die dort fabrizierte >Normal 1000 Watt 220 Volt Nitralampe<< (Abb. 2 ) . Dime war mit sder bei den Versuchen verwendeten Lampe nahezu iden- tisch. Die Strahlung ist approximativ gleich der eines schwarzen Korpers von 2725O abs. zu setzen.

Um die von den verschiedenen Filtra durchgelassenen Spek- tralintervalle vom energetischen Standpunkt aus besprechen zu konnen, miissen die wichtigsten lichtphysikalischen Eigenschaf- ten der Filtra mitgeteilt,werden. Naheres findet sich in der En- zyklopadie der Photographie, Heft 74, >>Die Lichtfiltere von A. Hiibel. Samtliche Farbstoffe wurden von Uriibler u. Go., Leip- zi g, bezogen .

HERSTELLUNGSWEISE UND EIGENSCHAFTEN DER PlLTER

R o t f i 1 t e P: 4 g Rose bengale und 1,5 g Tartrazia werden in 3000 g destilliertem Wasser gelost. In Abb. 3 werden die physika- lischen Eigenschaften dieses Filters mdargestellt. Langs der Ab- szisse sind die Wellenliingen in Millimikra angegeben. Langs der Ordinatenachse ist die Absorption in logarithmischer Weise

derart angegeben, dass eine Ordinatenhohe von 1, resp. 2 oder 3 cm der Absorption einer Schicht, die nur l/loo, bezw. '/,,,, des einfallenden Lichtes durchlasst, entlspricht. Diese wie auch die folgenden Kurven (4 und 5) beziehen sich auf eine Hohe der Farblosung von 3 em. Die pnnktierte Kurvenflache wird vom Rose bengale, die gestrichelte voni Tartrazin absorbiert.

Abb. 4.

G e 1 b f i 1 t e r: 1,3 g Tartrazin wird in 3000 g Aqua dest, ge- lost. Das gestrichelte Feld in Abb. 4 lstellt die Absorption dieses Filters dar.

B 1 a u f i 1 t e r : 0,l g Toluidinblau, 0,l g Saureviolett und 0,11 g Yatentblau werden in 3000 g Aqua dest. gelost. AbF. 5 stellt die Ab,wrptionsverhaltnisse dieser Filterlosung dar.

277

Uber die eventiielle Absorption der invisiblen Strahlen geben die obigen Kurven keinen Aufschluss. Eine sichere Begrenzung nach der langwelligen Seite hin gibt die Wasserabsorption. In Abb. 6 stellen die heiden ausseren Kurven die Absorption ver- schiedener Wellenlangen durch eine 1 bezw. 5 cm dicke Wasser- schicht dar. Die mittlere, grob gestrichelte Kurve, stellt die fur eine 3 cm Wasserschicht interpolierte Absorptionskurve dar. Da die Schichthohe des benutzten Fliissigkeitsfilters eben 3 cm betrug, geht aus dieser Kurve hervor, dass die FIussigkeitsab-

sorption an und fur sich schon ohne jede Farbenwirkung samt- liche emittierten Strahlen von mehr als etwa 1300-1400 Milli- mikra vollig von dem Kaninchen ausschliesst. und dass sie die Strahlen von dieser oberen Grenze bis zu etwa 950 Millimikra mindestens mit 50 % reduziert. Von der Farbenabsorption vollig unabhangig kommt die Absorption der in den Lichtweg einge- schalteten Glas- und Lnftmedien noch hinzu.

Man kann - die Energieverteilung der Lichtquelle als bekannt vorausgesetzt - aus den bekannten physikalischen Eigenschaf- ten samtlicher optischer Medien die Eaergieverteilung der durch- gela6senen Strahlen in bezug auf die verschiedenen Wellenlan- gen berechnen. Eine solche Berechnung wurde in der Tat ge- macht. Da die zur Verfugung stehenden Absorptionskurven der benutzten Farbstoffe im ultraroten Gebiet aber nur fur unmit- telbar an die sichtbaren roten Strahlen grenzende Wellenlangen vorhanden und hier unsicher waren, hatte diese Berechnung le- diglich orientierenden Wert.

Am besten ware es gewesen, wenn man die durchgelassene Energie spektrophotometrisch hatte messen konnen. Man kans

278

sich aber auf einfachere Weise Aufschluss iiber 'die energetischen Verhaltnisse verschaffen. Das ultraviolette, das eichtbare und das ultrarote Spektralintervall werden am besten jedes fur sich besprochen.

Die Strahlen von kiirzerer Wellenlange als 305 Millimikra werden von dem den metallischen ,Gliihfaden umgebenden Qlase

Abb. 6.

der Lampe bereits vollig absorbiert. Die Farbstoffe der Farben- filter haben in unmittelbarer Nahe des blauen Endes des sidht- baren Spektrums ein hinlangliches Absorptionsvermogen, um die relativ wenigen ultravioletten Strahlen zu absorbieren. Im leuchtenderr Teile des Spektrums kann man die Absorption

der Farbenfilter mittels des Nernstschen Doppellspaltspektrosko- pes untersuchen. In Abstanden von 10 Millimikra wurde das sichtbare Spektrum der verwendeten Lampe auf diese Weise fiir die verschiedenen Farbenfiltra auggemessen. Durch Multiplika- tion mit den zu den entsprechenden Wellenlangen gehorigen Werten der Energie der Lichtquelle - aus der Energievertei- lungskurve (Abb. 2) gewonnen - erhalt man die Energiever-

279

rot gelb blau

teilung des Lichtes nach Passage der verschiedenen Farbfiltra. Durch graphische Integration der so erhaltenen Kurven (Abb. 7-9) erhalt man ein Mass lder Qesamtenergie, welche jedes ein- zelne Filtrum im sichtbaren Gebiet passiert. Nennt man diese Energiemenge E(s) und ist c eine Konstante, so erhalt man die in Tabelle I niedergelegten Werte. In den Abb. 7-9 stellen die

427,O - c 649,s * c 80,O - c

I LDCL Abb. 7. (Rotes Lioht).

groben, schwarzen Linien die experimentell gefundenen, die fein aufgezogenen schwarzen Linien die aus den Hubelschen Farb- stoffabsorptionskurven berechneten Energieverteilungskurven der verschiedenen Filter dar.

Tabelle I .

Farbe I E(s)

280

Im ultraroten Gebiet kann obige Methode naturlich nicht ver- wendet werden. Auf einfache Weke kann man das Verhaltnis

x r l # d y a

Abb. 8. (Gelbes Licht).

der Energie der sichtbaren Strahlung - E ( 8 ) - zu der totalen durchscheinenden Energie - E(tot) - mit guter Approxima- tion messen, und da man E(s) kennt, so ist E(tot) ,dann leicht

Abb. 9. (Blaues Licht).

zu berechnen. Man bestimmt namlich die Zeit t bezw. T, die ver- geht, ehe die Temperatur eines mit einer gleichm&sig berussten Thermometerkugel versehenen Beckmannthermometers durch

281

die Bestrahlung um Grad ansteigt u. zw. teils, wenn die Strahlen nur den gewohnlichen Farbenfilter zu passieren haben, teils, wenn sie ausserdem noch eine 7 cm hohe Schicht einer 0,5 %-igen Kupfersulfatwasserlosung durchdringen mussen. Letzt- genannte Flussigkeitsschicht ist namlich ein absoluter Ultra- rotsperrfilter, der die sichtbaren Strahlen aber, wie aus Abb. 10 hervorgeht, zum grossten Teil durchlasst. Dies ist fur alle

arLsjA;r & %

I .

Lo I \ \ \ \ ,

\ '.

S trahlen von kleinerer Wellenlange als etwa 600 Millimikra der Fall. Von 500-730 sinkt die Transparenz und von 730 Milli- mikra aufwairts gehen keine Strahlen mehr hindurch. Durch Mul- tiplikation der Energieverteilungskurven der verwandten Filter - grobe wchwarze Kurven in Abb. 7-9 - mit entsprechenden Werten der Transparenz des Kupfersulfatfilters und durch gra- phische Integration der so erhaltenen Kurven - gestritchelte Kurven der Abb. 7-9, in Abb. 91 mit der groben Kurve zusam- rnenfallend - erhalt man die tatsachlich durch den Ultrarot- sperrfilter passierenden Energiemengen des sichtbaren Interval- les [E (s') in Spalte 1, Tabelle 111. Die letztere Energiemenge ver- hiilt sich jetzt zu der den Farbfilter allein passierenden Energie- menge - E(tot) - umgekehrt, wie die Zeiten des oben be-

282

260,O - c

80,O - c 449,O * c

sprochenen Zehiitelgradtemperaturanstieges. Fur die verschiede- nen Farben ergaben sich als Mittel zweier Bestimmungen die in Spalte 2 - 3 in Tabelle I1 angefuhrten Werte.

18,5 Sek. 84 Sek.

18 n 107 29 n 61 n

Tabelle II.

1 2 3 Farbe des

Filters Ws')

rot gelb blau

Die auf diese Weise erhaltenen Werte von E(tot) sind in der aweiten Spalte der Tabelle 111 zu finden. In der dritten Spal- te derselben Tabelle wipd E(s) in Prozent von E( to t ) ange- geben.

Um die Wirkung verschiedener Spektralintervalle vergleichen zu konnen, mussen die Energiemengen, die das Tier nach der oben gestellten Forderung pro Flacheneinheit treffen, gleich gross win. Diese Gleiohartigkeit der Energie wird so weit wie moglich durch ein Nilher- oder Abrticken des Bodens im Strah- lenkasten von der Lichtquelle zustande gebracht. Da die Kanin- chen wahrend des Versuches ganz ruhig am Boden sitzen, kann man wegen ihrer ziemlich gleichen Grosse den Abstand vom Bo- den zum Schwerpunkt der rasierten Ruckenflache ohne grosse- ren Fehler in allen Versuchen gleich setzen. Als Mittel mehrerer Schatzungen ergab sich 11 cm. Diesen Abstand angenommen, waren die Abstande von der Lichtquelle die in Kolumne 4, Ta- belle 111, angefuhrten. Setzt man die Menge der Energie, welche wahrend der ganzen Bestrahlungszeit unter Verwendung des roten Farbfilters das Kaninchen trifft, gleich 1, so enthalt Ko- lumne 5 die entsprechenden Energiemengen fur die anderen Farbfilter.

283

31 crn 26 cm 18,5 crn

1 2 3 E(s) in O/O

von E(tot) Farbe des

Filters 1 E(s) 1 E(tot) 1 1 1,137 1,131

rot 427,O * c 36,17 gelb 1 6;;:; ; 1 '::1,3 : I 68,82 blau 475,6 - c 16,82

4 1 5

DISKUSSION. EVENTUELLER PEHLERQUELLEN UND TECHNIK DER BLUTENTNAHME.

Zur Zahlung der Blutkorperchen wurde die Biirckersche Zahl- kammer angewandt, die unter den gebrauchlichen Ziihlkammern die besten Werte liefert. Bei ihrer Verwendung betragt der durchsohnittliche Rechenfehler bei Zahlung der weissen Blut- korperchen der Laboratoriumstiere nach Klieneberger und Carl (1. c.) etwa 6 %.

Bei dieser Untersuchung stellt jede in den Tabellen angege bene Zahl der Hontrolle halber den Mittelwert zweier Be- stimmungen ,dar. Es wurde namlich jedes Ma1 Blut sowohl aus dem rechten als auch aus dem linken Ohre gezlhlt. Eine Doppel- bestimmung vermindert einen vielleicht vorhandenen zufalligen Fehler. Es konnten z. B. anormale Verhaltnisse am Ohr vor- liegen, oder das Blut konnte in dem Moment, wo die Miwhfliis- sigkeit eingesaugt wid , in der Mischpipette koagulieren. Da die Ergebnisse in ein und derselben Versuchsgruppe zuweilen auch nicht unerhebliche Differenzen aufwiesen, war es notwendig, bei der Berechnung des Mittelwertes &mtliche ausgefiihrten Versuche in Reohnung zu ziehen, denn hatte man einzelne aus- schliessen wollen, so hatte man ganz willkiirliche Resultate erhalten konnen. I n Tabelle IV sind alle ausgefiihrten Versuche in chronologischer Reihenfolge angegeben. Nur 3 Versuche - von den 30 - wird man in den spater folgenden Spezialtabellen nicht wiederfinden (die umklammerten Versuche in Tabelle IV) . Diese, Nr. 21, 26 und 27, misslangen, weil die Ohrenvenen der Versuchstiere so eng waren, dass das Blut bei der zweiten Probe- entnahme nicht aufliessen wollte. 19

284

Die Technik der Blutentnahme war folgende. Mit der feinen Nadel einer Rekordspritze wurde die grosse Ohrrandvene (v. auric. post.) punk- tiert. Die Haarbekleidung wurde hier wenigstens 2 Stunden vorher abra- siert. Die Nadel wurde herausgezogen, und durch den atstandenen Kon- binuitatsdefelrt k m t e dae Blut abtmpfen. Nyhdem wenigstens 2 !Cropfen weggetropft waren, saugte man von dem nun hervorquellenden Tropfen Blut bis Teilstnich 1,0 einer gew6hnlichen Blutmhhpipette auf. Zur Verdiinnung und Fiirbung wurde die Turksche Farblijsung, der noch ein wenig Gemtianavdolettling zugesetzt mu&, verwendet. Die Pipette mit i h m Inhalt wurde wenigxtens 2 Mdnuten lang tuchtig gwchuttelt. Nach Abfliessen einiger Tropfen wurden die Zellen gezahlt, gewiihnlhh in 282- facher Vergriiuserung. Alle Operationem whhrend eines Versuches wurden mit grhtmiiglicher Sdhlligkeit ausgdihrt. Emhlmiesslich der 30 Mi- nuten langen Bestrahlungdauer ibetrug die Zeit zwischen der emten Blut- entnahme vor der aestrahlung und der letzten nach derselben Die mehr als 50 Minuten.

TabeZle IV.

Versuch Nr.

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

22 23

r211

Zeit in der Bestrahlungskammer

1925 14.1. 20.1. 21.1. 27.1. 29.1. 30.1. 31.1. 6.11.

20.11. 22.11. 25.11. 26.11. 27.11. 27.11. 7.111. 9.111.

10.111. 11.111. 12.1 [I. 13.111. 17.IX. 3.x. 3.x.

15,36-16,06 16,36-17,06 18,ll-18,42 19,40-20,lO 21,34-22,04 15,03-15,34 18,35-19,05 17,lO-17,40 14,15-14,45 19,30-20,OO 19,47-20,17 18,49-19,19 13,52-14,22 19,05-19,35 17,07-17,37 18,16- 18,46 18,35-19,05 18,35--19,05 13,12-13,42 13p59-14,29 2 1,04-2 1,34 10,30-11,OO 19,51-20,21

Beleuchtung

mit rotem Licht. n

n

W

W

W

W

rnit Wasser im Filterlroge. rnit blauem Licht.

W

W

n

n

n mit gelbem Licht.

n

W

W

n

n mit Wasser im Filtertroge.

W

W

285

- Versuch

Nr.

24 25

[261 ~ 7 1 28 29 30

Zeit in der Bestrahlunpskammer

5.X. 21,OO-21,30 6.X. 22,26-22,56

1926 12.111. 11,04-11,36 14.111. 2 1,25-21,55 14.1V. 17,16-17,46 16.W. 9,15- 9,45 16.IV. 16,lO-16,40

~~

Beleuchtung

mit Wasser im Filtertroge.

keine Beleuchtung. n

a

W

a

a

Hat mail einen Bestrahlungsversuch ausgefuhrt und eine Dif- ferenz in cler Zahl der weissen Blutk6rperchen festgestellt, so kann man nicht ohne weiteres sagen, die Differenz sei auf die Bestrahlung zuriickzufiihren. Sie konnte z. B. ganz einfach auf der Milieuveranderung beruhen. Das Tier sitzt ja auf einem harten Brett, in der Nahe befindet sich ein ziemlich laut vibrie- render Luftpropeller u. s. w. In den ersten Versuchen, wo das Bad noch nicht stetig gekuhlt wurde, fand ja auch d n e geringe Erwarmung der umgebenden Luft statt. Die Ohren des Kanin- chens sind ein thermoregulatorisches Organ. Wenn man ein Ka- ninchen in einen Thermostaten von z. B. 40° setzt, werden die Venen seiner Ohren bald prall gefullt. Es ist bekannt, dass eine Beschleunigung des Blutstromes beim Menschen oft eine periphere Leukozytose mit sich bringt; die Ursache sol1 das Mitreissen wandstandiger weisser Blutkorperchen sein [ sogen. Verschiebungsleukozytose (Graff) 1. Dies konnte ja auch, unabhangig von der Bestrahlung, beim Kaninchen der Fall sein. Um diese miigliche Fehlerquelle nun zu untersuchen, wurden einige Versuche in folgender Weise ausgeftihrt.

Nach Zilhlung der weissen Blutkiirperchen in einer gewiihnli- chen Doppelbestimmung wurde das Tier wie ublich in den Strahlenkasten gesetzt, der elektrisch betriebene Ventilator wurde eingeschaltet und alles war wie bei einem gewiihnlichen Bestrahlungsversuch, nur die Lampe wurde nicht angeztindet. Anstatt dessen wurde die Temperatur in Idem mit Wmser ge- fttllten Filtertroge durch Hineingiessen von wamem Warner all- rnmich gmteigert, so dasa dax Bad nach 1/2 8tunde eine Tempe-

1 9

ratur von 40-42O erreicht hatte. Hodann wurde das Tier heraus- genommen und die Zahl seiner weissen Blutkorperchen noch ein- ma1 bestimmt. Eine Zusammenstellung dieser Versuche liefert Tabelle V.

Tahelle V.

Zahl der weissen Blutk6rperchen Versuch Nr.

vorher I nachher 1 Differenz in O/,,

29 28 I 30 I

5138 4287 4757

5017 4878 3697

- 2,37 -/- 13,75

Mittel: - 3,63

- 22,26

Ohne Bestrahlung konnte man mit der angewandten Versuchs- anordnung also keine konstante Veranderung der Zahl der weis- sen Rlutkorperchen feststellen.

Einige Versuche mit ungefarbtem TVasser im Filtertroge bei halbstundigeni Rrennen der Lnrnpe zeigten, dass dieses unge- farbte Licht auf die Zahl der weissen Blutkbrperchen auch kei- nen nennenswerten Einfluss austibte. Die Resultate gehen aus der folgenden Tabelle hervor.

Tabelle VI.

Zahl der weissen Blutkbrperchen Versuch Nr.

vorher I nachher I Differenz in O/O

8 22 23 24 25

4757 9340 7315 7315 12320

4836 9122 5435 6683 13520

+ 1164 - 2,32 - 25,74 - 8,66 + 9973

Mittel: - 5.07

Wie aus diesen Kontrollversuchen hervorgeht, kann aus den oben besprochenen Fehlerquellea kein nennenswerter Einfluss

287

auf den Gehalt des peripheren Blutes an weisse Blutkiirperchen abgeleitet werden.

In 11 Versuchen mit verschiedener Bestrahlung der Kanin- chen wurde die Rectaltemperatur vor und nach der Bestrahlung gemessen. Die Variationen verhielten sich in samtlichen Ver- suchen ungefahr gleich und waren sehr gering. Die Temperatur fie1 durchschnittlich um 0°,17 C.

ERGEBNISSE.

Die eigentlichen Versuche wurden mit rotem, gelbem und blauem Licht ausgefuhrt. Sie ergaben folgende Resultate.

Versuclt mit rotem Licht.

Zahl der weissen Blutk6rperchen Versuch Nr.

vorher

3931 4759 5683 8688 9516

13700 6826

nachher

4564 7409 7025

10698 16573 14963 7861

Differenz in O/O

+ 18,64 + 55,67 + 23,62 + 23,14 + 74,27

+ 15,20 + 9522

I Mittel': + 30,87

Versuch mit gelbem Lioht.

Zahl der weissen Blutktirperchen Versuch Nr.

vorher 1 nachher I Differens in O/o

15 16 17 18 19 20

7612 6606 6614 6657 7430 5330

~ 9186 7327 5972 6032 6665 4562

+ 20,75 + 10,91

- 9,39 - 9,71

- 10,29 - 14,41

Mittel: - 2,02

288

Versuch Nr.

9 10 11 12 13 14

Versuch mit blauent Licht.

Zahl der weissen Blutkbrperchen vorher I nachher I Differenz in O / O

5094 4591 - 9,88 8747 7784 - 11,Ol 6292 6279 - 0,21 5104 4826 - 5,44 6701 6284 - 6,22

Mittel: - 6,86

5538 5073 - 8,39

ZUSAMMENFASSUNG. Bei Verwendung oben geschilderten Methodik erhalt mail

also bei halbstiindiger Bestrahlung der Kaninchen mit prak- tisch Bgleich grossee Mengen verschiedener Spektralinterwallen des sichtbaren Lichtes eine periphere Leucoxytose bei Verwen- dung vom roten Lichte wahrend ,das blaue dagegen eine Tendenx xu Leukopenie hervorrief. Das gelbe Licht schien in dieser Hin- sicht ohne Wirkung zu sein.

Wiederholte Zahlungen nach Beendigung eines Bestrahlungs- versuches zeigte nach einigen Stunden wieder die urspriingliche Werte, weshalb man die Variationen am besten als eine vom Lichte hervorgerufene Verschiebung in1 Sinne Graffs aufxufassen habe.

Recommended