Über den Fetthunger der weißen Maus

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348 Bespreehungen. [ Die Natur- wissenschafte~

erst um clie Wende Ju l i -Augus t zu beobaehten. In den Monaten his zu diesem Ze i tpunk t zeigen die Pflanzen ein auBerordentl iehes und verander tes vegeta t ives Waehs tum, da8 zu Formen f~hrt , die wesentl ich andere Wuchseharak te re zeigen, als sie dam Winte r - raps sonst eigea sind. Nic'ht nu t die Bla t te r zeigen VergrSBerungen, Verdickungen und Propor t ionsver- schiebungen, wie sie aueh sonst bei anderen Pflanzen- a r ten nach Tet raplo id ie vielfach festzustel len sind, sowie eine s t a rk dunkelgrt~ne Bla t t fa rbe , es wird auch ein 50.bis 80 em hoher, dicker, markreicher , s ta rk ver- holzender SproB gebildet , der an Marks t ammkoh l er- innert . In den Aehseln der Endb l a t t e r dieses festen SproBstammes ents tehen damn zur SchoB- und Blah- zeit die l angaus t re ibenden Blfitensprosse, die sehr reiehlieh groBe dunkelgelbe Blti ten t ragen, die sehr gut ansetzen und lange, kraf t ige Frf ichte en ts tehen lassen. Die ersten reifen Pflanzen k6nnen Mitre Ok- tober geernte t werden. Volumen d e r t e t rap lo iden Samen je nach dem s ippenkons tan ten Vergr6Berungs- f a k t o r k ( n a c h F. v o n W e t t s t e i n ) I. 7 8 - - 2 , 1 6 der d ip lo iden Vcrgleichssippen. Die Kausa lana lyse dieser ex t r emen EntwicklungsverzSgerung des SchoB- und Blt ihvorganges naeh Tempera tur re iz bei exper imen- tell hergestel l ten tetraploide~/ Winter rapss ipper t soll dureh enfspreehende Transp lan ta t ionsve r suehe einer L~Ssung nanergebrach t werden.

Aus dem Saa t zueh t l abo ra to r ium der , ,Wes tdeu t - schen Samenzueht G .m.b .H." Schneider und Dr. SchlSsser, Wes te r l inde fiber Lebens ted t .

L u d w i g - A r n o l d S c h l S s s e r .

Eingegangen a m 3. November 1948.

~ber den Fetthunger der weiflen Malls.

N a c h K a t z und y o n B e r g m a n n ist Appe t i t der Hunger nach einem bes t immten Nahrungss to f f ; Hun- ger ist das Bgdfirfnis nach Nahrs toffen ganz allgemein. Es sollte gekl~rt werden, ob Tiere das Fehlen eines bes t immten Nfihrstoffes in der Nahrung spt~ren und dann Appe t i t da rauf haben, den sie durch ihre Nah- rungswahl anzeigen, oder ob sie mi t Hilfe ihrer Sinnes- organe freflbare Stoffe aufsp~ren und ohne spezifische Nahrungswah l ihrem Hunger (Kalor ienmangel , man- gelnde Magen- oder Darmff i l lung)abhe l fen .

Die Versuchst iere waren weiBe Mfluse. Sie erhiel ten eine Grunddifi t , bes tehend aus Weizen, l=/ollgerste, Fe t t , Sala t , Osborne-Mendel-Salz-Gemisch. Als F e t t w u r d e entweder Sehweiriefett oder Sonnenblumen~51 oder Lebe r t r an geboten. In einigen Versuchen k a m auch 01sfiure oder Linolsflure zur Anwendung.

Bei den Versuchen stel l te es siCn heraus, dab die Tiere bei freier W a h l n ieht nur einen Nfihrstoff auf- nehmen, sondern sich an den drei Nahrs to f fg ruppen der Proteine, K o h l e n h y d r a t e und F e t t e s~ttigen. Sie nehmen t~glich e twa die gleiehe Menge von j edem

Nfihrstoff auf. Es wurde ffir j eden Ff i t t e rungsversuch in einer 8 Tage daue rnden Vorversuchsper iode e rmi t - tel t , wieviel F e t t die Mause unter diesen Ber tagl ich fressen.

Die mfinnlichen Tiere fral3en in den Vorversuchen durchsehni t t l i ch weniger Fe t t als die weiblichen. Lak- t ierende Weibchen fraBen mehr F e t t als n ieht lak t ie - rende K0ntrol len . Pro g K6rpergewieht ve rzehr t eine weibliehe Maus am Tag 0,030 g Schweinefet t , 0,019 g SonnenblumenS1 un4 0,010 g Leber t r an . Es wird ver- m u t e t und aueh durch Versuche bes ta t ig t , daft die Mfiuse im F e t t be s t immte Stoffe, wie z. B. die h6heren ungesa t t ig ten Fet tsf iuren, suchen.

Naeh Fe t t en t zug , . de r sich fiber 7, 12 und 30 bis 45 Tage ers t reckte , war im al lgemeinen der F e t t v e r b r a u c h gesteigert . Die Mfiuse ha t t en Hunger auf Fe t t , das heiBt Hunger auf einen spezifischen Stoff 0der Appe t i t . Die schon eingangs geschi lder te Gewohnhei t der Mfiuse, sieh an versehiedenen Stoffen zu sat t igen, wenn sie die MOglichkeit dazu haben, is t ja fiir diesen A p p e t i t w0hl schon ein Ausdruek. G a b m a n den Mfiusen v611ig fet t - freies Fu t t e r , in dem aueh die KSrner ex t r ah ie r t wor- den waren, so s t a rb die Mehrzahl der Versuchst iere. Nur e in ige Tiere hiel ten eine s t renge Fe t thunger - periode yon 30 Tagen aus. Das geringe Q ua n tum F e t t in Waizen und I=lollgerste genfigte in den Fe t thunger - versuchen mi t n icht ex t rah ie r t en KSrnern, die Tiere nieht e rk ranken zu lassen.

Um e i n e ' E n t s e h e i d u n g zu fallen, ob die Mfiuse A p p e t i t auf F e t t haben und das F e t t als Nfihrstoff wfihlen, well ihre KSrperzel len es brauchen, wurde den Mfiusen eine Magenfistel angelegt . Unter Ausschlul3 des Geruch- und Geschmaakssinnes wurde derLMausen dureh eine Magenkanfi le F e t t zugeffihrt, ihr KSrper mi t FeLt gesfittigt. Die M~use, welche auf diese Weise F e t t erhielten, fraBen weniger F e t t als die Kontrol len , die auf gleiche Weise oper ier t worden waren, aber Wasser a n s t a t t F e t t du tch die Kanfi le bekamen.

W u r d e n nieht oper ier ten Mfiusen en t fe t te te K6rner als K oh le hyd ra t e gegeben, so nahmen sie mehr F e t t auf als die Vergleiehstiere, t r o t z d e m die Menge ver- zehr ter K/Srner in be iden Gruppen dieselbe ist.

Aus diesen Versuehen wird geschlossen, da f t die Mfiuse eine Empf indung d a f f i r haben, welche Stoffe sie aufnehmen mfissen, um Mangelerscheinungen zu verh~iten. Der durch En tzug yon F e t t erzeugte Hunger ist spezifisch auf Fe t t ger ich te t und also Appe t i t . Die Vera rmung des K6rpers an F e t t s u b s t a n z e n wird auch ohne Mithilfe yon Auge, Nase und Mund dem Gehirn mi tgete i l t .

Zum SchluB wurde festgestel l t , wieviele Kalor ien weibliche und mfinnliehe Mfiuse bei fraier Nahrungs- wahl aUs F e t t und aus K o h l e h y d r a t beziehen.

Manchen 2, Zoologisches ' I n s t i t u t der U n i v e r s i t a t M~inehen. M a r i a n n e L a u b m a n n .

Eingegangen am 20. November 1948.

Besprechungen. M a r c h , A r t h u r , Natur und Erkenntnis. Die Welt in

der Konstruktion des heutiflen Physikers. V I I , 239 Sei ten mi t 18 Tex tabb i ldungen . Springer-Verlag, Wien 1948.

'Das Buch des Innsbrueker Theore t ikers soll, wenn wir den W o r t e n des Verfassers folgen, die ftir die neue Phys ik en tsche idenden Ideen un te r Verzieht auf jede Mathemfi t ik aueh dem Nieh t fachmann soweit naher- bringen, dab er sich fiber sie ein klares Urtei l b i iden kann, ohne einfach auf guten Glauben angewiesen zu sein. Dami t It/at s ieh d e r Verfasser eine Aufgabe ge- stel l t , t iber deren Schwier igkei ten er sieh selbst keinen T~uschungen hingibt . Die L6sung der Aufgabe wird in der ers ten Hfilfte des Buehes versueht d u r c h Kla r - s tel lung des Zwecks jeder phys ika l i schen Theorie als eines Mittels, das nach K i r c h h o f f nut dazu dierien soil, a l lgemeine u t~ber kfinft ige Ereignisse zu machen, wenn der momen tane Zus t and so welt genau

gegeben ist, wie dies zur Zei t a b e r h a u p t im Einzelfa!le m6glieh ist . Der Umstand , daft in don a tomis t i s chen Dimensionen eine Erfassung des Ausgangss tandes - - wenigstens zur Zei t - - n icht in gleicher Weise mOglich i s t wie im mikreskopischen Gesehehen, f~ihrt dann zwangsl~iufig zu einer wesent i ich andern Ar t der Beschre ibung des Ablaufs der Er sch~nungen . Die nfiheren Ausft~hrungen des Verfassers tiber die hierher- gehSrenden wel lenmechanisehen und die mat r izen- mechanisehen Methoden s ind aber nu t f~r denjenigen gedacht , der schon eine gewisse V e r t r a u the i t mi t diesen Dingen besi tz t , wie t~berhaupt dieser e r s te Toil doeh yore Leser ver langt , dab er schon zum Tell in don Geist der neuen phys ika l i schen Theorien e ingedrungen ist. Derjenige, der diese Vorausse tzung mi tb r ing t - - zum Beispiel schon der filtere S tuden t der Naturwissen- schaf t - - wird einen wesent l ichen Gewinn yon der Lektf i re dieses Tells haben ; schon aus diesem Grunde sollte das Bueh bestens empfohlen werden.

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