Vortrag: Durch Spielen gesund werden

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von Volker Hömberg, 9. November 2012, Tagung "Spielend Gesund"

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DURCH SPIELEN GESUND WERDEN? WAS KANN DER PATIENT DURCH

SPIELEN LERNEN UND WIE LERNT ER?

volker.hoemberg@gbw.srh.de

Also lautet ein

Beschluß:

Daß der Mensch was

lernen muß.

Nicht allein das Abc

Bringt den Menschen

in die Höh ...

Ideengeschichtlich kontrovers diskutiert

• Erst die Arbeit

• Dann das (Vergnügen) Spiel

Seite 3

DasSpiel(en)

Ein Recht auf fun?

• We hold these truths to be self-evident, that all men are created

equal, that they are endowed by their creator with certain

unalienable Rights, that among these are Life, Liberty and the

pursuit of Happiness

US Constitution 1776

Seite 4

Das Spiel(en)

„Der Hund will nur spielen“

Seite 5

Spielende Tiere

Seite 6

Sebastian Brant 1496

• Spiel mag gar selten sin on Sünd,

ein Spieler ist nicht Gottes Fründ,

die Spieler sind des Tüfels Kind.«

• Veracht das Spiel zu aller Zeit,

dass dich nicht trübe Gier und Neid …«.

Seite 7

Die Kritiker

Spielen als Ersatz

• "Hoffnung auf den Feierabend, Hoffnung auf das Wochenende, all

diese lebenslängliche Hoffnung auf Ersatz…

Max Frisch Graf Öderland 1950

Seite 8

Spielen(en)

Seite 9

Friedrich Schiller

• Denn, um es endlich auf einmal herauszusagen, der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.

Seite 10

Die Apologeten

Friedrich Schiller: Ueber die ästhetische Erziehung des Menschen, in einer Reihe von Briefen - Kapitel 3

Die Apologeten

• »Und lasse sich niemand zu klug dünken und verachten

Kinderspiel«

• M.Luther

Seite 11

Das Spiel(en)

Die Apologeten

• »Hier ist die Geißel, dort der

Topf, gönnts demKinde, ihn umzutreiben.

• Wolfram von Eschenbach

Seite 12

Das Spie(en)

Clark C. Abt 1970

Seite 13

Serious games

Kategorien von Spielen

• LUDUS Zeitvertreib,fun,leisure, Kinderspiel

• AGON Wettkampf, Kampfspiel

• ALEA Würfel – oder Glücksspiel

• MIMIKRI vor Publikum (Theater,Maske Imitation)

• ILINX Rausch ,Ekstase

• CIRCENSES Spektakel

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Das Spiel

Seite 15

Pieter Bruegel Kinderspiele 1560

Seite 16

Pieter Bruegel Kinderspiele 1560

• Funktionsspiele

(LUDUS)

• Regelspiele

(AGON)

Seite 17

Spieletypen

• Rauschespiele (ILINX)

• Rollenspiele(MIMIKRY)

Seite 18

Spieletypen

Spieltheorien

• Die Kraftüberschuss-Theorie (Herbert Spencer 1865) legt dem

Spielbedürfnis ein Übermaß an physischer und psychischer

Energie zugrunde, das nach Betätigung drängt.

• Die Arbeitserholungs-Theorie (Moritz Lazarus 1883) stellt das

Verlangen, sich nach mühseliger Arbeit zu regenerieren, in den

Vordergrund.

• Die Einübungs-Theorie (Karl Groos 1899) sieht das Training

elementarer Überlebenstechniken bei Mensch und Tier als

wesentlichen Ausgangsimpuls für das Spielen.

Seite 19

Spiel(en)

Spieltheorien

• Die Angstabwehr-Theorie (Sigmund Freud 1901) schreibt den

Selbstheilungskräften beim Ausspielen angstauslösender

Situationen eine wichtige Rolle zu.

• Die Wirklichkeitsflucht-Theorie (Sigmund Freud 1903) nennt das

Einnehmen einer Tarnrolle (als Clown oder Fantasieheld) als Motiv,

der ernüchternden Realität zu entfliehen.

• Die Trieb-Theorie (Frederik Jacobus Johannes Buytendijk 1933)

favorisiert das Triebsystem von Mensch und Tier (Spieltrieb,

Bewegungstrieb, Gesellungstrieb) als treibende Kraft.

Seite 20

Spieltheorien

• Die Kulturschaffungs-Theorie (Johan Huizinga 1938) geht davon

aus, dass alle bedeutenden kulturellen Errungenschaften

(Philosophie, Dichtung, Kunst, Wissenschaft) letztlich aus dem

Spiel erwachsen.

• Die Umwelterfassungs-Theorie (Irenäus Eibl-Eibesfeldt 1969)

weist dem Neugierverhalten die entscheidende Bedeutung zu.

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Spieltheorien

• Die Kognitions-Theorie (Jean Piaget 1975) interpretiert das

Spielen als Ausfluss der Intelligenzentwicklung der verschiedenen

Lebensphasen.

• Die Dialektik-Theorie (Brian Sutton-Smith 1978) bezeichnet das

Spielen als Korrespondenz zwischen „adaptivem“

(aufnehmendem) und „innovativem“ (kreativem) Umgang mit

Umweltgegebenheiten

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Johan Huizinga (1938)

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Spiel als Ursprung der Kultur

Play is free, is in fact freedom. Play is not “ordinary” or “real” life. Play is distinct from “ordinary” life both as to locality and duration. Play creates order, is order. Play demands order absolute and supreme. Play is connected with no material interest, and no profit can be gained from it.

Johan Huizinga (1938)

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Spiel als Ursprung der Kultur

Play is older than culture, for culture, however inadequately defined, always presupposes human society, and animals have not waited for man to teach them their playing.” One of the most significant (human and cultural) aspects of play is that it is fun.

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Spielen und Rehabilitation

Motorische Therapie / Paradigmenwechsel

Behandeln vs. Anleitung zum Handeln

„hands on“ vs. „coaching“

von der Konfession zur Profession

qualitätsgesichertes Gruppentraining vs.

„intuitives“ Einzeltraining

Motorische Therapie / Paradigmenwechsel

Wann behandeln? (Hands on)

Eingeschränkte Bewußtseinslage

hochgradige Parese ohne Eigenmotorik

Kontrakturprophylaxe

Tonusregulation

Schmerzreduktion

Neuromodulation:

Wie können wir den Prozess

der „adaptiven Plastizität“ mit

dem Ziel eines guten

funktionellen Ergebnisses

beeinflussen?

THERAPIE????

“Invasive” Neuromodulation :“drivers of plasticity” ---peripher : Veränderung des afferenten inputs (Elektrostimulation oder Anästhesie-Verfahren) ---zentral: Erhöhung der kortikalen Exzitabilität Medikamente (z.B. noradrenerge Agonisten) und “Strom” z.B..kortikal DC Stimulation oder Transkranielle Magnetstimulation

Prinzipien des

motorischen Lernens

G. Richter, Tänzerinnen

Miro L´or de ´azur

• Motor Learning

• Motor Reorganisation

• Spontaneous Recovery

• Functional Recovery

• Plasticity

• ..Clearing up is needed

From: Ursus Wehrli,Kunst aufräumen, 2004

Miro „ aufgeräumt „

Motorisches LERNEN Übungsabhängigie

Reduktion kinematischer Fehler und/oder Reduktion des Zielfehlers einer definierten Bewegung

Kontrolle:

visuell

proprioceptiv

akustisch

“Natürliche” Neuromodulation: principles of „motor learning“

Aktives Üben Repetition Feedback Arbeiten an der Leistungsgrenze (shaping) Spezifität der Übungen / zielgerichtetes Üben Variabilität beim (wieder)-Erlernen einer Bewegung Alltagsrelevanz / Bedeutung der zu erlernenden Bewegung Motivation / Emotion/Spiel/Wettbewerb

Motor learning

REPETITION

REPETITION

Cigar production

The time needed to roll a cigar becomes shorter and shorter with practice

nach Fitts und Posner,1967

Principle of Repetition

Wiederholung motorischer Muster bis zur Meisterschaft

Zigarrendrehen Junge Frauen 3 Mio Zigarren Crossman

Handsticken Frauen 1.5 Mio Stiche 20 Pullover à 75‘000

Stiche/Pullover

Teppichknüpfen Kinder 1.4 Mio Knöpfe 35 m2 à 40‘000 Knöpfe/

m2

Violinspielen 3-jährige

Kinder

2.5 Mio Noten 6Std x 6Tage x 50 Wochen

x 3 Jahre = 5400 Std

(Suzuki)

Perlen aufziehen Frauen 1.5 – 3 Mio

Perlen

Leistungsnachweis,

Mikimoto pearl industries

Basketball spielen Athleten 1 Mio Korbwürfe Schätzungen

Baseball throwing Pitcher 1.6 million

throws

3/min x 180 min x 300

days x 10 yrs

Bütefisch et al. (1994): Grip strength of three hemiparetic patients during the baseline and the training phases.

Repetitives Training

Motorisches lernen

»FEEDBACK

The Princple of Feedback:

Example: Training a muscle hardly ever

used

but with large cortical representation:

M abductor hallucis

Almost never used by shoe wearing

homo sapiens sapiens europaeensis

Mulder and Hulstijn, J Motor Behavior 1985

Sensory Feedback during Learning to abduct right big toe

„externes“ Feedback über visuelle, auditive und proprioceptive Kanäle am effizientesten

Motor learning

IMAGINATION

Arthur Schopenhauer

MIRROR THERAPY

Motor learning

IMITATION

EXECUTION OF MOVEMENTS AND OBSERVATION OF MOVEMENTS ARE ENCODED IN THE SAME F5

NEURONS

MIRROR NEURONS

Rizzolattí et al. 2001

Suchan et al BBR 2008 78-83

Motor learning

RHYTHM

Have Fun letss dance

RAS:Rhythmisch akustische Stimulation

Rhythmic cueing of periodic movements

Unterstützung der Gangrhythmizität durch akustisch-rhythmische Zeitgeber

Oszillator-Entrainment Modell: coupling of oscillatory processes in neuronal networs for locomotion on oscillation patterns in acoustic-perceptual networks

Rhythmisch Akustische Stimulation

“Natürliche” Neuromodulation: principles of „motor learning“

Aktives Üben Repetition Feedback Arbeiten an der Leistungsgrenze (shaping) Spezifität der Übungen / zielgerichtetes Üben Variabilität beim (wieder)-Erlernen einer Bewegung Alltagsrelevanz / Bedeutung der zu erlernenden Bewegung Motivation / Emotion/Spiel/Wettbewerb

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STUDIES

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Studies

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Studies

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Studies

Seite 68

Studies

Seite 69

Studies

Seite 70

Studies

LIMBS ALIVE

Seite 71

Studien/Projekte

Seite 72

Studien / Projekte

Limbs Alive

Seite 73

Studien/Projekte

• Saposnik, G., et al., Effectiveness of Virtual Reality Exercises in

Stroke Rehabilitation (EVREST): rationale, design, and protocol of

a pilot randomized clinical trial assessing the Wii gaming system.

Int J Stroke., 2010. 5: p. 47-51.

Seite 74

Studien

• Yavuzer, G., et al., Playstation eyetoy games” improve upper

extremity-related motor functioning in subacute stroke: a

randomized controlled clinical trial. Eur J Phys Rehabil Med, 2008.

44: p. 237-44.

Seite 75

Studien

• Golomb, M., et al., In-home virtual reality videogame

telerehabilitation in adolescents with hemiplegic cerebral palsy. .

Arch Phys Med Rehabil, 2010. 91: p. 1-8.e1.

Seite 76

Studien

Seite 77

The media

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Ein Chinesisches Sprichwort:

Gibst Du einem Mann einen Fisch hat er Essen für einen Tag

Lehrst Du einem Mann das Fischen hat er Essen für sein ganzes Leben

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Ein Fazit

• Spiel und Spiele treffen viele für motorisches und kognitives

Lernen wichtige Komponenten

(Repetition,Feedback,Kompetition,Shaping,Fun,Rhythmik)

• Es gibt zunehmende wissenschaftliche Evidenz für die

Wirksamkeit des Einsatzes von kommerzieller Spielsoftware in der

Rehabilitation.

• Kommerzielle Spiele sind eine auch ökonomisch günstige

Bereicherung der Palette von Rehab.Verfahren

• Sie scheinen auch für den „outreach“ in häusliche Weiterführung

von Therapien geeignet

VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT!

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• Aber was heißt denn ein bloßes Spiel, nachdem wir wissen, daß

unter allen Zuständen des Menschen gerade das Spiel, und nur

das Spiel es ist, was ihn vollständig macht und seine doppelte

Natur auf einmal entfaltet?

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• Wird aber, möchten Sie längst schon versucht gewesen sein mir

entgegenzusetzen, wird nicht das Schöne dadurch, daß man es

zum bloßen Spiel macht, erniedrigt und den frivolen Gegenständen

gleichgestellt, die von jeher im Besitz dieses Namens waren?

Widerspricht es nicht dem Vernunftbegriff und der Würde der

Schönheit, die doch als ein Instrument der Kultur betrachtet wird,

sie auf ein bloßes Spiel einzuschränken, und widerspricht es nicht

dem Erfahrungsbegriffe des Spiels, das mit Ausschließung alles

Geschmackes zusammen bestehen kann, es bloß auf Schönheit

einzuschränken?

Seite 83

• Von der Wahrheit desselben geleitet, ließen sie sowohl den Ernst

und die Arbeit, welche die Wangen der Sterblichen furchen, als die

nichtige Lust, die das leere Angesicht glättet, aus der Stirne der

seligen Götter verschwinden, gaben die Ewigzufriedenen von den

Fesseln jedes Zweckes, jeder Pflicht, jeder Sorge frei und machten

den Müßiggang und die Gleichgültigkeit zum beneideten Loose

des Götterstandes:

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Karl Marx

Aber es bleibt dies immer ein Reich der Notwendigkeit. Jenseits desselben beginnt die menschliche Kraftentwicklung, die sich als Selbstzweck gibt, das wahre Reich der Freiheit, das aber nur auf jenem Reich der Notwenigkeit als seiner Basis aufblühen kann. Die Verkürzung des Arbeitstages ist die Grundbedingung.“

aus: Das Kapital Band

3, S. 828

Seite 85

Die Apologeten

• 18. Wood, S., et al., Motivating, game-based stroke rehabilitation: a

brief report. Topics Stroke Rehabil, 2003. 10: p. 134-40.

Seite 86

Studien

• Lange, B., S. Flynn, and A. Rizzo, Game-based telerehabilitation.

Eur J Phys Rehabil Med, 2009. 45: p. 143-151.

Seite 87

Studien

MODULARE THERAPIE

PHILOSOPHIE:

QUALITÄTSÜBERFRÜFTES

THERAPIEPRODUKT FÜR JEDEN

PATIENTEN ZUSAMMENGESTELLT

NACH SCHWERE DER

MOTORISCHEN AUSFÄLLE

JEDES MODUL IST EINE

KOMBINATION VERSCHIEDENER

MEIST EVIDENZ-BASIERTER

VERFAHREN

Localisation of the mirror neuron system

vPMC

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