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Wir fördern VerantWortung. Gesundheit. Sicherheit. Umweltschutz. Gesellschaft.
HSe-JaHreSbericHt 2012.
INHALT.
03 HSE-JAHRESBERICHT 2012 INHALT
04 Vorwort.
06 Unternehmensprofi l.
08 HSE bei Wintershall.
18 Sicherheit.
32 Umweltschutz.
52 Gesundheitsschutz.
56 Gesellschaftliches Engagement.
62 Ausblick.
64 Kennzahlen 2012.
66 Ansprechpartner.
67 Impressum.
VORWORT.
04 | 05 HSE-JAHRESBERICHT 2012 VORWORT
Energie ist und bleibt unser Geschäft.
Und Energie ist unsere Zukunft.
Dafür positioniert sich Wintershall künftig noch stärker als bisher an
der Quelle. Im Fokus steht der Ausbau der Explorations- und Pro-
duktionsaktivitäten in Norwegen, Russland, Argentinien und in der
Region Middle East. Hierbei arbeiten wir mit bewährten aber auch
mit neuen Partnern zusammen.
Den Weg in diese Zukunft wollen wir nachhaltig gestalten. Und das
bedeutet für uns, die Verbindung von langfristigem wirtschaftlichen
Unternehmenserfolg mit dem Schutz der Umwelt, Sicherheit und
Gesundheit aller Beteiligten sowie unserer gesellschaftlichen Ver-
antwortung.
Als führendes, deutsches Unternehmen in der Suche und Förderung
von Öl und Gas sind wir uns der gesellschaftlichen Verantwortung
in besonderer Weise bewusst. Dauerhafter wirtschaftlicher Erfolg
ist ohne Gesundheitsschutz, Arbeitssicherheit und Umweltschutz
(Health, Safety, Environment – HSE) nicht möglich. Risiken für
Mensch und Natur systematisch zu reduzieren, ist unser Ziel. Daher
haben Gesundheit, Arbeitssicherheit und der Schutz der Umwelt
bei uns allerhöchste Priorität. Dies ist fester Bestandteil unserer
Unternehmensphilosophie.
Mit Statoil haben wir 2012 einen weiteren Partner gefunden, der unse-
re Ansichten in dieser Hinsicht teilt. Das Unternehmen exploriert
und produziert wie Wintershall unter Einhaltung höchster Umwelt-
und Sicherheitsstandards und setzt auf einen umfassenden Dialog
mit der Öffentlichkeit und Transparenz. Für die Akzeptanz unserer
Sehr geehrte Damen und Herren,
Aktivitäten unerlässlich. Daneben bauen wir unsere erfolgreiche Part-
nerschaft mit Gazprom weiter aus. Auch bei der Erschließung der
Blöcke IV und V des Achimov-Horizonts im Urengoi-Feld bündeln
wir die technologische Kompetenz bei der Entwicklung anspruchs-
voller Lagerstätten beider Unternehmen. In Abu Dhabi werden wir
demnächst als Betriebsführer aktiv sein. Bei der technischen Be-
wertung des Sauergas- und Kondensatfeldes Shuwaihat können
wir auf 40 Jahre Erfahrung bei Wintershall zurückgreifen.
In Deutschland konnten wir gleich zwei Jubiläen feiern. In Emlichheim
förderten unsere Kollegen die 10 Millionste Tonne Erdöl. Aus dem
Ölfeld Mittelplate produzieren wir seit 25 Jahren sicher im ökologisch
anspruchsvollen Wattenmeer. Und mit unserem Tightgas-Projekt
Düste sowie dem Schizophyllan-Feldtest in Bockstedt zeigen wir:
Die Förderung in Deutschland soll weiterhin Zukunft haben! Ganz
besonders habe ich mich über die Verleihung des Arbeitsschutz-
preises der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Indus-
trie an vier Mitarbeiter vom Förderbetrieb Rehden für die Entwicklung
eines verbesserten und sichereren Transportsystems für Gasfl aschen
gefreut. Und auch der HSE Award der Wintershall ging in diesem
Jahr nach Deutschland. Prämiert wurde eine Lösung zur Optimie-
rung der Quecksilberabscheidung bei der Gasförderung.
Auch in Libyen haben wir trotz schwieriger Bedingungen viel er-
reicht. Unsere Tagesproduktion beträgt fast wieder das technisch
mögliche Niveau. Wir sehen es zudem als unsere Verantwortung
an, ganz pragmatisch den Aufbau des Landes zu unterstützen. Ge-
meinsam mit dem libyschen Staatsunternehmen NOC und AGOCO
kümmern wir uns um die Schaffung einer Export-Infrastruktur nach
internatio nalen Standards. Und 2013 wollen wir den Aufbau einer
medizinischen Versorgung in der Oase Jakhira ermöglichen.
Der Erfolg unserer Strategie spiegelt sich 2012 in unseren ausge-
zeichneten Ergebnissen wider. Wintershall konnte die Erdöl- und
Erdgasförderung mit 144 (2011: 113) Millionen Barrel Öläquivalent
(BOE) steigern. Den Umsatz konnte das Unternehmen 2012 um
39 Prozent auf 16.700 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr ver-
bessern. Davon wurden 5.330 Mio. Euro in Exploration & Produktion
und 11.370 Mio. Euro im Erdgashandel erzielt.
In den Bereichen Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz lautet
unser ehrgeiziges Ziel null Unfälle bei allen Aktivitäten. Trotz einer ins-
gesamt guten Bilanz 2012 haben wir Verbesserungspotenzial. Seit
fast drei Jahren gab es wieder einen Unfall mit Ausfallzeit bei einem
unserer eigenen Mitarbeiter und die Unfallhäufi gkeit bei unseren
Kontraktoren ist angestiegen. Obwohl sicherheitsbewusstes Handeln
im Unternehmen oberste Priorität hat und auch gelebt wird, heißt
es 2013 Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz noch mehr Auf-
merksamkeit und Engagement zu widmen, mehr Verantwortung zu
übernehmen und dies auch zu zeigen. Jeder Mitarbeiter muss ver-
stärkt auf seine eigene und die Sicherheit seiner Kollegen achten.
Gleiches gilt ebenso für alle Kontraktoren, die für die Wintershall
Gruppe tätig sind. Denn bei Wintershall gilt: Jeder zählt!
Nachhaltig sind auch die Ziele, die wir uns zum Schutz der Umwelt
gesetzt haben. Das Abfackeln von Erdölbegleitgas im Routinebe-
trieb haben wir Ende 2012 vollständig eingestellt und erfüllen damit
höchste internationale Standards. Mehr Informationen dazu fi nden
Sie in diesem Bericht, der sich schwerpunktmäßig mit der Thematik
und möglichen Alternativen beschäftigt. Zudem enthält der Bericht,
wie gewohnt, eine Zusammenfassung unserer Aktivitäten im Bereich
Arbeitssicherheit, Gesundheits- und Umweltschutz im Jahr 2012
sowie wichtige, von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG
geprüfte, Kennzahlen.
Wesentlich stärker als bisher werden wir Investitionen in eine nach-
haltige Zukunft tätigen. Ganz weit oben steht dabei die Entwicklung
umweltfreundlicher Lösungen für die Exploration & Produktion von
Kohlenwasserstoffen. Hierzu gehören echte Innovationen, wie das
Biopolymer Schizophyllan. Die Idee dafür lieferte die Natur selbst.
Grundstoff ist ein Pilz. Das Biopolymer ist biologisch abbaubar und
kann bei der Erdölförderung ökoeffi zient eingesetzt werden. Winters-
hall will daraus gemeinsam mit BASF eine neue umweltschonende
Technologie entwickeln, mit der sich der Entölungsgrad von Lager-
stätten deutlich verbessern könnte. Zudem forschen wir mit BASF
an der Entwicklung von umweltfreundlicheren Fracfl üssigkeiten.
All diese Leistungen wären ohne kompetente, innovative, außeror-
dentlich motivierte und vor allem gesunde Mitarbeiter nicht möglich.
Daher ist es mir ein besonderes Anliegen, dass bei Wintershall best-
mögliche Bedingungen vorliegen. Ich bin überzeugt: Wir sind bestens
vorbereitet und werden gemeinsam die vor uns liegenden Heraus-
forderungen meistern. Für eine nachhaltige und sichere Zukunft.
Wintershall – Wir fördern Verantwortung.
Dr. Rainer Seele
Vorstandsvorsitzender
06 | 07 HSE-JaHrESbEricHt 2012 UntErnEHmEnSprofil
Die Wintershall mit Sitz in Kassel ist seit mehr als 80 Jahren in der Suche und förderung von Erdöl und Erdgas aktiv. Wintershall konzentriert sich be-wusst auf ausgewählte Schwerpunktregionen, in denen das Unternehmen über ein hohes maß an regionaler und technologischer Expertise verfügt. Dies sind Europa, nordafrika, Südamerika so wie russland und der raum am Kaspischen meer. aus gebaut werden auch die aktivitäten in der regi-on middle East. Die 100-prozentige baSf-tochter ist heute der größte international aktive Erdöl- und Erdgasproduzent mit Sitz in Deutschland und mit den tochter ge sell schaf ten auch ein wichtiges Erd-gasversorgungs unterneh men auf dem deutschen und europäischen markt.
Schwerpunktregionen und Aktivitäten.
Südamerika
ruSSland
kaSpiScheS meer
mittlerer OStennOrdafrika
Südamerika
eurOpadeutSchland
08 | 09 HSE-JAHRESBERICHT 2012 HSE BEI WINTERSHALL
HSE BEI WINTERSHALL.SO DENKEN WIR.
Wir tragen Verantwortung – für Menschen und die Umwelt.
Unsere Werte, Leitlinien und Standards dienen zum einen dem Schutz
von Mensch und Umwelt, aber vor allem auch unserer Mitarbeiter.
Schließlich sind diese unsere wichtigste Ressource. Ihnen gilt es best-
mögliche Arbeitsbedingungen zu schaffen und persönliche Entwicklungs-
chancen zu bieten, damit sie ihr Potenzial entfalten können.
Leitlinie für Gesundheit, Arbeitssicherheit und Umweltschutz (HSE) Als bedeutende BASF-Gruppengesellschaft ist Wintershall in der Suche und
der Förderung von Öl und Gas aktiv. Wintershall verbindet dabei wirtschaftlichen
Erfolg mit gesellschaftlicher Verantwortung und dem Schutz der Umwelt.
Die Unternehmensleitung der Wintershall verpfl ichtet sich daher auf den Gebieten
Gesundheit, Arbeitssicherheit und Umweltschutz auf die folgenden Grundsätze:
■ Wir integrieren HSE in alle unsere Tätigkeiten und streben hierbei eine
kontinuierliche Verbesserung an. Hierfür setzen wir uns anspruchsvolle Ziele.
Dabei sind maßgeschneiderte HSE-Lösungen unser wesentlicher Grundsatz.
■ Wir sind überzeugt: „Jeder zählt“. – Jeder, der bei Wintershall arbeitet trägt
durch überlegtes und engagiertes Handeln zur Umsetzung dieser Leitlinie bei.
Dies gilt auch für die Kontraktorenfi rmen, die für Wintershall tätig sind.
■ Wir werden unsere weltweiten Aktivitäten so gestalten, dass wir unserer
gesellschaftlichen Verantwortung insbesondere für unsere Mitarbeiter,
Kontraktoren, Nachbarn und der Öffentlichkeit gegenüber nachkommen.
■ Wir stellen uns unserer Verantwortung für den globalen Klimaschutz.
■ Wir verpfl ichten uns bei unseren weltweiten Aktivitäten zur Einhaltung inter-
nationaler Konventionen, lokaler Gesetze und unserer eigenen Standards.
Bei allen unseren Aktivitäten gilt: Wirtschaftliche Belange haben keinen Vorrang
gegenüber Gesundheit, Arbeits- und Umweltschutz. Nichts ist so dringend oder wichtig,
dass bei Wintershall die HSE-Grundsätze außer Acht gelassen werden dürfen.
Der Vorstand
Dr. Seele Bachmann Dr. Tiessen Dr. König Mehren
Ihre Positionierung zu HSE (Health, Safety and Environment = Gesundheit,
Arbeits sicherheit und Umweltschutz) hat Wintershall in einer Leitlinie festgeschrieben.
Unsere HSE-Leitlinie ist zentraler Bestand teil unseres Selbstverständnisses
und umschreibt die Schlüsselziele unseres Unternehmens.
Leitlinie.
10 | 11 HSE-JAHRESBERICHT 2012 HSE BEI WINTERSHALL
Planen (Well-planned) 1. Leitlinie, Führungsrolle und Verpfl ichtung
2. Gefahren, Risiken, gesetzliche und
geschäftliche Anforderungen
3. Ziele und HSE-Jahresprogramme
Einführen (Implemented) 4. Organisation, Funktionen und Verantwortung
5. Schulung und Kompetenz
6. Kommunikation und Beratung
7. HSE MS-Dokumentation
8. Steuerung des operativen Betriebs
9. Notfallplanung
Berichten (Notifi ed) 10. Untersuchung und Berichterstattung
von Zwischenfällen und Korrekturmaßnahmen
11. Nachverfolgung und Messung
System verbessern (System improved) 12. Managementreview und Systemverbesserung
MIT SYSTEM ZUM ZIEL: 4 SCHRITTE – 12 ELEMENTE.
HSE-Managementsystem.
Risiken für Mensch und Natur systematisch zu reduzieren, ist das
Ziel des HSE-Managementsystems von Wintershall. Unsere HSE-
Leitlinie ist keineswegs eine leere Versprechung, sondern vollkom-
men in unsere Aktivitäten integriert. Das von uns hierfür angewandte
HSE-Managementsystem sorgt dafür, dass alle Richtlinien zum Schutz
von Gesundheit, Arbeitssicherheit und Umwelt stets angemessen
berücksichtigt werden. Mit unserem intelligenten HSE-Management-
system erreichen wir zuverlässig, was uns wirklich am Herzen liegt:
Die Verbindung von wirtschaftlichem Erfolg mit höchsten Sicher-
heitsstandards, gesellschaftlicher Verantwortung und dem Schutz
der Umwelt.
So arbeiten wir bei der Planung, Weiterentwicklung und Über wach-
ung unserer HSE-Leitlinie nach einem international anerkannten, in
der Öl- und Gasindustrie häufi g verwendeten Standard – einem
12-Elemente-Modell. In vier Schritten lassen sich wiederum diese
12 Elemente unterteilen. Das Ergebnis: Ein durchweg wirk samer
Weg zur Realisierung unserer HSE-Leitlinie.
Durch den intensiven fachlichen Austausch zwischen den
Experten der Zentrale in Kassel, den Operating Companies
(OPCOs) und Business Units (BUs) an den weltweiten Stand-
orten von Wintershall sowie durch das Engagement in Fach-
ausschüssen der International Association of Oil and Gas
Producers (OGP) und nationaler Verbände wie dem deut-
schen Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung e.V.
(WEG) arbeiten wir an der stetigen Verbesserung unseres
HSE-Managementsystems (WINS).
Management.
Projektmanagement.
Wintershall blickt auf langjährige Erfahrungen bei der Erschließung
schwer zugänglicher und geologisch herausfordernder Lagerstätten
zurück. Neue Explorationsprojekte stellen daher jedes Mal hohe
Anforderungen an die Planung. Vor allem die Erkundung in unbe-
kannten Gebieten erfordert eine besondere Unterstützung der vor
Ort tätigen Mitarbeiter und Kontraktoren. Bereits frühzeitig begleiten
HSE-Experten deshalb die Projektteams. Neben projektbezoge nen
Machbarkeitsstudien ist die Prüfung umwelt- und sicherheitsrele-
vanter Aspekte ein integraler Bestandteil der Planung. Dazu gehören
Umweltverträglichkeitsstudien und Anlagensicherheitsbetrachtungen
genauso wie die Auswahl von Kontraktoren unter HSE-Aspekten.
Während vorab durchgeführter Expeditionen in die Explorations-
gebiete, werden Gefahren identifi ziert, geeignete Maßnahmen zur
Minimierung der Risiken konkretisiert und in einem HSE-Projekt-
plan zusammengefasst.
Während der Ausführungsphase betreuen und kontrollieren Sicher-
heitsingenieure regelmäßig die Aktivitäten. Zu Beginn ausgearbeitete
Notfallkonzepte werden stetig überprüft und gegebenenfalls der
aktuellen Lage angepasst. In der Betriebsphase erfolgt die Sicher-
stellung der Einhaltung gelten der Regelungen und der HSE-Stan-
dards. Alle Projekte werden bei Win tershall nach den gleichen HSE-
Grundregeln geplant und durchgeführt.
Kontraktorenmanagement.
Viele Projekte in der Öl- und Gasindustrie sind ohne die Unterstüt-
zung von externen Spezialisten nicht denkbar. Wintershall beschäf-
tigt daher in verschiedenen Bereichen Kontraktoren, darunter große
Spezialfi rmen zur Durchführung von Bohrkampagnen, Bau unter-
nehmen für die Umsetzung von Infrastrukturprojekten oder kleinere
Subunternehmer an den Verwaltungsstandorten.
Wintershall wählt ihre Kontraktoren nicht nur nach wirtschaftlichen
Kriterien aus. Umweltschutz-, Arbeitssicherheit- und Sozialstan-
dards gehören ebenfalls zum Bewertungsumfang neuer und beste-
hender Lieferbeziehungen. Wenn es um die Einhaltung der HSE-
Standards geht, stellt die Wintershall-Gruppe die gleichen hohen
Anforderungen an ihre Kontraktoren wie an ihre eigenen Mitarbei-
ter. Bei der Auswahl legt das Unternehmen deshalb entsprechend
strenge Kriterien, die regelmäßig überprüft werden, zugrunde.
Ereignismanagement.
Wintershall fördert sicheres Arbeiten durch Gefährdungsbeurteilun-
gen, Sicherheitsregeln, Seminare, Schulungen und Audits. Die Mel-
dung und Untersuchung von Ereignissen spielt eine Schlüsselrolle
in der Prävention und trägt dazu bei, das Sicherheitsniveau weiter
zu erhöhen. Wintershall hat ein Meldewesen etabliert, in das alle
Standorte weltweit einbezogen sind. Detaillierte Ereignisanalysen
tragen dazu bei, die Ursachen, die zu bestimmten Ereignissen ge-
führt haben, zu identifi zieren und zu bewerten. Auch Ereignisse die
ein hohes Gefahrenpotenzial hatten, werden untersucht. Aus den
Untersuchungsergebnissen werden Schutzmaßnahmen für die Zu-
kunft abgeleitet.
Krisenmanagement.
Das HSE-Managementsystem von Wintershall ist darauf ausgelegt
Krisen zu vermeiden. Um jedoch auf unerwartete Ereignisse reagie-
ren zu können, verfügt Wintershall über ein klar defi niertes und
fachübergreifendes Krisenmanagementsystem. Nur ein geplantes
und organisiertes Vorgehen garantiert eine bestmögliche Notfall-
vorsorge und -bewältigung. Die Erstellung von Notfallplänen sowie
die regelmäßige Durchführung von Sicherheitsübungen sollen eine
optimale Reaktion im Ereignisfall gewährleisten. Schulungen dienen
dazu Mitarbeiter zu sensibilisieren und vorzubereiten. HSE-Spezia-
listen obliegt die Anfertigung, Verwaltung und Betreuung der Maß-
nahmen und Dokumentation zur Notfallplanung.
12 | 13 HSE-JAHRESBERICHT 2012 HSE BEI WINTERSHALL
Nachhaltig agieren.
Ein Beispiel unserer Arbeit im Bereich Umwelt- und Klimaschutz
ist die so genannte „No Flaring Policy“: Hierin haben wir uns ver-
pfl ichtet bis Ende 2012 kein Erdölbegleitgas mehr in Routinebetrieb
abzufackeln. Bestehende Anlagen wurden dafür umgerüstet, neue
An lagen gleich mit Begleitgasnutzung gebaut. So werden jährlich
rund zwei Millionen Tonnen CO2 eingespart. Wintershall erfüllt damit
höchste internationale Standards bei der umweltverträglichen Ge-
winnung von Erdöl.
Umweltziel 2020 bereits erreicht.No Flaring Policy.
Wintershall arbeitet grundsätzlich transparent und mit höchsten Stan-
dards bei Sicherheit und Umweltschutz. Festgeschrieben in einer frei-
willigen Selbstverpfl ichtung, verzichtet Wintershall in sensiblen Regio-
nen wie Wasserschutzgebieten ganz auf Bohrungen und den Einsatz
von Frac-Technologie. Zudem beschränken wir unsere Bohrtätigkei-
ten auf wenige zentrale Bohrplätze, um möglichst wenig Flächen zu
nutzen. Wir fracken auch nicht in unmittelbarer Nähe von alten Kohle-
oder anderen Bergbaustollen. Unser eingesetztes Flüssigkeitsgemisch
bei der Hydraulic Fracturing-Technik überschreitet nicht die aktuell
geltende Wassergefährdungsklasse 1 (= schwach wassergefährdend).
Regelmäßig wird die Unversehrtheit der integrierten Verrohrung unse-
rer Bohrung geprüft. Für alle auf der Bohranlage eingesetzten Unter-
nehmen gelten zudem die von uns aufgestellten Sicherheitsstandards.
Freiwillige Selbstverpfl ichtung.
Ein Unternehmensleitbild konkretisiert die Vorgaben zum Schutz
der Umwelt aus der HSE-Leitlinie der Wintershall Gruppe. Es ver-
deutlicht die hohe Bedeutung, die der Umweltschutz für Wintershall
hat und regelt mit detaillierten Vorgaben das Umweltmanagement
des Unternehmens. Ziel ist es, die Auswirkungen auf die Umwelt zu
minimieren. Wir schonen sensible Lebensräume und bewahren die
Bio diversität. Dafür setzen wir umweltschonende und effi ziente Tech-
nologien und Methoden ein und fördern die Forschung und Ent-
wicklung an Innovationen. Im Rahmen unserer Geschäftsprozesse
setzen wir auf angemessene Methoden, wie Umweltverträglich-
keitsprüfungen, Bewertungen, Inspektionen, Risikoanalysen, Über-
wachungsprogramme, Managementbewertungen und Audits. Und
wir kommunizieren transparent und offen.
Bekenntnis zum Schutz der Umwelt. Wir setzen Standards.
SO HANDELN WIR.
Die Exploration, Produktion und der Transport von Erdöl und Erdgas ist immer auch ein Eingriff in gesellschaft liche
und natürliche Bereiche, die besondere Vorsicht voraussetzt. Wir prüfen daher schon vor Beginn unserer Aktivitäten
mögliche Auswirkungen auf Mensch und Umwelt, berücksichtigen soziale Aspekte ebenso wie den Schutz des
Kulturerbes. Beständig arbeiten wir an der Verbesserung aller Verfahren, um Ressourcen noch effi zienter nutzen
zu können und Auswirkungen auf Mensch und Umwelt weiter zu minimieren.
Das Ziel unseres Tochterunternehmens Gascade, die CO2-Emissi-
onen im Erdgastransportgeschäft, bezogen auf die transportierte
Erdgasmenge und auf die Transportentfernung, bis 2020 um 10 %
gegenüber dem Basisjahr 2010 zu senken, haben wir 2012 über-
troffen: Durch die Inbetriebnahme von besonders energieeffi zienten
Pipelines konnten wir eine Reduzierung von 22,15 % erreichen. Bei
zunehmender Auslastung der Pipelines und dem damit verbundenen
steigenden Energiebedarf für unsere Erdgasverdichter werden sich
die spezifi schen Emissionen zukünftig erhöhen.
AKTIV FÜR MENSCH UND UMWELT.
14 | 15 HSE-JAHRESBERICHT 2012 HSE BEI WINTERSHALL
Was war im Jahr 2012 die größte Herausforderung?
Die größte Herausforderung war zugleich der größte Erfolg: die
Umsetzung des Unternehmensziels „No Flaring“. Das Begleitgas
im Routinebetrieb bei der Ölförderung zu nutzen statt abzufackeln,
erscheint heute naheliegend. Trotzdem ist Wintershall mit diesem
Schritt die Ausnahme in der Branche. Besonders freut uns, dass wir
die größten CO2-Einsparungen in der libyschen Wüste erreichen
konnten. Das zeigt: Umweltschutz ist nicht nur in hoch entwickelten
Industrieländern möglich und nötig, sondern überall auf der Welt.
Über welche weiteren Erfolge freuen Sie sich?
Zum Beispiel über den Förderpreis der Berufsgenossenschaft Roh-
stoffe und chemische Industrie. Das prämierte System zum siche-
ren Transport von Gasfl aschen hat ein Mitarbeiterteam in Eigen -
ini tiative entwickelt. Die Auszeichnung ist ein Beleg dafür, dass wir
beim Arbeitsschutz sehr innovativ und damit auf dem richtigen Weg
sind. Immerhin vergibt Wintershall seit Jahren einen internen HSE-
Award, um Mitarbeiter zur Verbesserung der Sicherheitsstandards
anzuspornen.
Warum ist die Einbindung der Mitarbeiter wichtig?
Es geht insgesamt um mehr Eigenverantwortung – nicht nur bei
Innovationen, auch im Alltag. Wenn jeder Mitarbeiter auf seine eigene
Sicherheit und die seiner Kollegen achtet, sinkt automatisch das
Risiko von Unfällen. Das gilt natürlich auch für Kontraktoren. Wir
wollen eine Sicherheitskultur und ein Bewusstsein für sicheres Ver-
halten schaffen. Dabei werden wir hervorragend vom gesamten Vor-
stand der Wintershall unterstützt.
Vor welchen Aufgaben steht das Unternehmen im nächsten Jahr?
Eine zentrale Aufgabe, die uns intensiv fordern wird, ist die Integra-
tion der norwegischen Produktionsplattform Brage. Mit Übernahme
der Betriebsführerschaft, müssen wir die Anlage in unser HSE-
Konzept einbinden. Bewährte Sicherheits- und Umweltsysteme des
alten Betreibers wollen wir aber nicht einfach über Bord werfen,
sondern nur ersetzen, wenn unsere Lösung die bessere ist. Daneben
werden wir unser wirtschaftliches und humanitäres Engagement in
Libyen fortsetzen, um dauerhaft bessere Bedingungen für die dort
lebenden Menschen zu schaffen.
IM GESPRÄCH:
Corporate HSE Manager
Guido Schnieders über
die aktuellen und künftigen
Anforderungen im Bereich
Gesundheit, Arbeitssicherheit
und Umwelt.
Aufeinander achtgeben!
VERANTWORTUNGÜBERNEHMEN.
16 | 17 HSE-JAHRESBERICHT 2012 HSE BEI WINTERSHALL
AUSGEZEICHNETE MITARBEITER.
Preisträger HSE-Award 2012
Innovative Lösungen im Bereich Umwelt- und Gesundheitsschutz
sowie Arbeitssicherheit werden bei Wintershall gefördert. Seit dem
Jahr 2007 vergibt das Unternehmen einen Preis für herausragende
HSE-Projekte, seit 2010 zudem einen Preis für eine Simple Solutions.
Im Zwei-Jahres-Turnus werden proaktive Maßnahmen honoriert, die
im Wettbewerbszeitraum erfolgreich im Unternehmen umgesetzt
wurden und die unter HSE-Gesichtspunkten zu einer deutlichen Ver-
besserung geführt haben. Ziel ist es, das hohe Niveau im Bereich
HSE weiter zu steigern. Alle eingereichten Bewerbungen werden
später den Standorten weltweit zur Verfügung gestellt. So können
sie von anderen Teams aufgegriffen und weiter ausgebaut werden.
In der Kategorie HSE-Projekte geht es um große Lösungen, die meist
ganze technische Abläufe neu defi nieren. Diese Kategorie wurde
2012 bereits zum fünften Mal bewertet. Bei den Simple Solutions
werden einfache aber nicht minder wertvolle Lösungen gewürdigt,
die durch kleine Veränderungen im Arbeitsalltag spürbare Effekte
erzielen. Prämiert werden können sowohl technische wie organisa-
torische Maßnahmen.
HSE-Award 2012 geht nach Deutschland.
Beim Wettbewerb 2012 waren fast alle Standorte mit eigenen Ideen
vertreten. Insgesamt wurden 23 Beiträge eingereicht. In der Kate-
gorie HSE-Projekte wurde die Optimierung der Quecksilberabschei-
dung bei der Erdgasförderung in Rehden gewürdigt. Die An lagen in
Rehden wurden so umgebaut, dass das Gas bereits vor der Verdich-
tung und der Abnahme von Brenngas von Quecksilber befreit werden
kann und somit nicht mehr im Prozess vorhanden ist. Für Wartungs-
personal besteht somit keine Gefahr mehr, mit dem Stoff in Kontakt
zu kommen, gleichzeitig werden Umweltrisiken weiter verringert.
Als Simple Solution wurde eine speziell für Plattformen oder Örtlich-
keiten mit wenig Platz designte Magnetwand ausgezeichnet, die das
Notfallmanagement vereinfacht. Sie bündelt bei einem Zwischenfall
alle relevanten Maßnahmen und Informationen und strukturiert sie
anhand von Symbolen. Das ermöglicht dem Plattformverantwort-
lichen einen schnelleren Zugriff.
Ein Preis für innovative Lösungen.
Erdgasförderung:
Optimierung der
Quecksilberabscheidung.
Emergency Response Board –
Alle Informationen auf einen Blick.
AWARD
HSE
SICHERHEIT.
18 | 19 HSE-JAHRESBERICHT 2012 SICHERHEIT
IMMER AN ERSTER STELLE.
Die Sicherheit der Mitarbeiter hat für Wintershall oberste Priorität.
Dabei unterscheiden wir nicht zwischen eigenen Mitarbeitern und
Kontraktoren. Verantwortung, proaktives Handeln und das persönliche
Engagement jedes Einzelnen sind wesentliche Voraussetzungen,
um ein hohes Maß an Sicher heit langfristig zu gewährleisten.
Unsere Führungskräfte übernehmen Ver antwortung für ihre Mitarbeiter,
damit sich jeder an seinem Arbeitsplatz sicher fühlt und nach der Arbeit
gesund wieder nach Hause zurückkehrt. Das gilt auch für die bei
uns tätigen Kontraktoren, die hohe Anforderungen erfüllen müssen,
aber gleichzeitig aktiv in ihrer Sicherheitsarbeit unterstützt werden.
SAFETY FIRST.
20 | 21 HSE-JAHRESBERICHT 2012 SICHERHEIT
Alle Daten und Berechnungsgrundlagen dieses Berichts entsprechen
den nationalen und internationalen Standards der E&P-Industrie. Als
Mitglied in der International Association for Oil and Gas Producers
(OGP) und dem deutschen Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgas-
gewinnung e.V. (WEG) verwendet Wintershall bei der Datenerhebung
die Defi nitionen der beiden international anerkannten Verbände.
Trotz einer insgesamt guten Bilanz 2012 gibt es Verbesserungs-
potenzial. Seit fast drei Jahren hatten wir den ersten Unfall mit Aus-
fallzeit (LTI=Lost Time Injury) bei einem unserer eigenen Mitarbeiter
zu verzeichnen. Daraus ergibt sich eine Unfallhäufi gkeitsrate (LTIF=
Lost Time Injury Frequency) von 0,2. Verbesserungs poten zial gibt
es auch noch bei den Kontraktoren der Wintershall-Gruppe. Die
Zahl der Unfälle mit Ausfallzeit ist 2012 auf 10 angestiegen. Die
Unfallhäufi gkeitsrate bei Kontraktoren stieg damit im Vergleich zu
2011 von 0,75 auf 1,48 in 2012. Daraus ergibt sich eine Gesamt-
Unfallhäufi gkeitsrate bei der Wintershall-Gruppe von 0,93 für 2012.
Zur Prävention in der Zukunft wurden weiterführende Maßnahmen
zur Vermeidung solcher Fälle defi niert und aktiv implementiert. Jeder
Mitarbeiter muss zudem noch stärker als bisher auf seine eigene
und die Sicherheit seiner Kollegen achten. Gleiches gilt ebenso für
alle Kontraktoren, die für die Wintershall-Gruppe tätig sind.
Wintershall gehört im Bereich Arbeitssicherheit immer noch zu den
erfolgreichsten Gesellschaften der BASF und in der deutschen E&P-
Industrie. Sicherheitsbewusstes Handeln hat im Unternehmen obers-
te Priorität und wird auch gelebt. Unser Ziel ist es 2013 jegliche Art
von Unfällen zu vermeiden. Mit erweiterten Standards und noch mehr
Engagement wird daran gearbeitet, das hohe Sicherheitsniveau und
unsere Leistungsfähigkeit kontinuierlich zu verbessern. Wir arbeiten
intensiv an der Schaffung einer aktiven Sicherheitskultur und fördern
eine starke Eigenverantwortung der Mitarbeiter. Diese Kultur wird
vom Management und den Mitarbeitern unterstützt und gelebt.
Regelmäßige Trainings tragen dazu bei Unfälle zu vermeiden, aber
auch sich im Notfall richtig zu verhalten. Im Jahr 2012 wurden in der
Wintershall-Gruppe weltweit zahlreiche große Übungen durchgeführt.
Darunter eine der größten, organisationsübergreifenden Notfall-
übungen in Norwegen, mit mehr als 600 Beteiligten sowie die jähr-
lich stattfi ndende Großschadensübung im Erdgasspeicher Rehden.
Kennzahlen Arbeitssicherheit.
Wintershall / WINGAS Kontraktoren
Jahr 2012 2011 2012 2011
Anzahl Mitarbeiter* 2.514 2.281 3.136 3.213
Arbeitsstunden 5.094.822 4.158.736 6.753.346 6.651.894
Tödliche Unfälle (FAT) 0 0 0 0
Unfall mit > 1 Tag Ausfallzeit (LTI) 1 0 10 5
Unfallhäufi gkeitsrate pro eine
Million Arbeitsstunden (LTIF)0,20 0 1,48 0,75
* Ohne befristet Beschäftigte; Teilzeitkräfte anteilig.
22 | 23 HSE-JAHRESBERICHT 2012 SICHERHEIT | AKTIVITÄTEN
ARBEITSSICHERHEIT WELTWEIT:
UNSERE AKTIVITÄTEN 2012.
Die Nordsee mit ihren geringen Wassertiefen und dem niedrigen
Lagerstättendruck gilt als sehr sichere Förderregion. Trotzdem hat
die E&P-Industrie, als Reaktion auf das Unglück im Golf von Mexiko,
die Standards weiter erhöht. So war Wintershall unter dem Dach des
internationalen Branchenverbands OGP an der Entwicklung einer
Abdeckvorrichtung für havarierte Bohrlöcher beteiligt. Die zylinder-
förmige Konstruktion kann von ihrer Basis an der schottischen Küste
innerhalb kürzester Zeit zu jedem Punkt in der Nordsee gebracht
werden, um eine Bohrung kontrolliert abzudichten. 2012 wurde sie
in Betrieb genommen.
Der Zylinder verfügt über eine eigene Stromversorgung und eine
komplexe Steuer- und Regeltechnik. Er funktioniert wie ein großer
Flaschenverschluss: Im Ernstfall kann er vom Deck eines Schiffs ab-
gesenkt und auf ein außer Kontrolle geratenes Bohrloch gesetzt
werden. Anschließend lässt sich ausströmendes Öl oder Gas sicher
ableiten, gleichzeitig wird über ferngesteuerte Ventile Gegendruck
gegen die Lagerstätte aufgebaut. Das gibt den technischen Experten
Zeit, um Entlastungsbohrungen abzuteufen und das Bohrloch end-
gültig mit Zement zu verschließen. Erst dann wird der Verschluss
wieder entfernt und zu seiner Basis in Aberdeen zurückgebracht.
Trotz eines Gewichts von 40 Tonnen ist der Transport auch mit kleine-
ren Schiffen möglich, da die Notfallvorrichtung zerlegt werden kann.
Die Technik eignet sich vor allem für tiefere Bereiche, die nicht ohne
weiteres von Tauchern zu erreichen sind. Sie ist für Wassertiefen
zwischen 100 und 3.000 Metern konstruiert und kann bis zu einem
Jahr am Meeresboden bleiben. Das Material ist besonders wider-
standsfähig, um dem Wasserdruck und den niedrigen Umgebungs-
temperaturen in der Tiefe standhalten zu können.
Bei der Exploration und Förderung auf hoher See setzt Wintershall
besondere Sicherheitsmaßstäbe an. Das gilt für Material und Tech-
nik, aber auch für das Personal. Weil bislang keine spezifi sche Aus-
bildung für das Arbeiten auf Plattformen vorgeschrieben ist, führte
Win tershall eine eigene interne Schulung ein, um Nachwuchskräfte
für den Offshore-Einsatz zu qualifi zieren. Das Plattform-Patent legt
den Schwerpunkt auf sicherheitsrelevante Fragestellungen und schließt
nach zwei Jahren mit einer theoretischen und einer praktischen
Prüfung ab. Alle Offshore-Mitarbeiter erhalten außerdem sicherheits-
relevante Unterweisungen und nehmen regelmäßig an Übungen teil.
Niederlande und Großbritannien.
Abdeckzylinder für Bohrlöcher.
Plattform-Patent.
Wintershall Norge organisiert eine der größten Notfallübungen Norwegens.
Eigene Notfallpläne und Übungen gehören zum Standard. Im Ernst-
fall kommt es aber auch auf das Zusammenspiel mit Einsatzkräften
und Behörden an. Im November 2012 war Wintershall federführend
bei einer der größten Krisenübungen der Öl- und Gasindustrie, die
je in Norwegen stattgefunden hat. Ausrichter war die Organisation für
Notfallmanagement Operator Association of Emergency Response
(OERA), der auch Wintershall angehört. Bei der Übung wurde ein
Hubschrauberunglück vor der norwegischen Küste bei Kristian-
sund simuliert. Eingebunden waren strategische Schaltstellen auf
hoher See, am Flughafen und in Krankenhäusern sowie eine Ein-
satzzentrale in einem Hotel. Sämtliche Abläufe bis hin zur medizini-
schen Versorgung der Verletzten wurden von den mehr als 600
Beteiligten durchgespielt. Wintershall richtete in Stavanger und in
Kassel Krisenstäbe ein, um die Bergungs- und Rettungsmaßnahmen
zu koordinieren und weitere Schritte wie das Unterrichten der Me-
dien einzuleiten. Die Übung war ein Jahr lang vorbereitet worden
24 | 25 HSE-JAHRESBERICHT 2012 SICHERHEIT | AKTIVITÄTEN
Norwegen.
und sollte unter authentischen Bedingungen zeigen, wo noch Ver-
besserungspotenzial liegen könnte. Zugleich diente sie dem Zweck,
die anderen Akteure besser kennen zu lernen.
HSE-Familientag.
Am ersten HSE-Familientag in Norwegen nahmen 2012 rund 180
Mitarbeiter mit ihren Familien teil. Ziel war es, über Risiken im privaten
Bereich aufzuklären, denn Sicherheit endet nicht an der Bürotür. An
verschiedenen Stationen konnten sich die Besucher spielerisch mit
Unfallverhütung und mit richtigem Verhalten bei Notfällen auseinan-
dersetzen. Besonders im Fokus standen die Kinder, die noch nicht
über die Erfahrung verfügen, um Situationen richtig einzuschätzen.
Sie wurden altersgerecht an Themen wie Gefahren im Straßenver-
kehr oder Erste Hilfe herangeführt.
KOORDINATION UND ZUSAMMENARBEIT.
26 | 27 HSE-JAHRESBERICHT 2012 SICHERHEIT | AKTIVITÄTEN
Sauergasförderung mit Expertise.
Das Feld Shuwaihat in Abu Dhabi verfügt über aussichtsreiche Vor-
kommen an Kohlenwasserstoffen. Trotz erster Nachweise Ende der
1950er Jahre war eine Förderung des hier lagernden Erdgases lange
Zeit nicht möglich, da es sich um Sauergas handelt. Die Förderung
des für seinen säuerlichen Schwefelgeruch bekannten Gases stellt
hohe Ansprüche an Material, Technik und HSE-Einrichtungen. Win-
tershall hat langjährige Expertise in der sicheren Erschließung von
Sauergasvorkommen und wird das am Persischen Golf gelegene
Feld erstmals technisch bewerten.
Die erste Untersuchungsbohrung ist für Mitte 2013 geplant. Dabei
kommt eine Bohranlage zum Einsatz, die auf Sauergas ausgelegt
ist. Ihre Rohre sind aus widerstandsfähigem Spezialstahl gefertigt,
außerdem sind eine Vielzahl von Gasdetektoren und Absperrventilen
installiert, um einen unkontrollierten Austritt von Schwefelwasserstoff
auszuschließen. Zum Sicherheitskonzept des Bohrprojekts gehören
auch umfangreiche Risikoanalysen, die mögliche Gefahren bereits im
Vorfeld identifi zieren und entsprechende Sicherheitsmaßnahmen,
Ausrüstungsspezifi kationen, Notfallpläne sowie Trainingseinheiten
für das Bohrpersonal festlegen. Darüber hinaus wird eine ausge-
dehnte Sperrzone eingerichtet, um eine Gefährdung Unbeteiligter
zu vermeiden.
Die Bewertungs- und Planungsphase soll spätestens 2017 abge-
schlossen sein. Bei positivem Ergebnis könnte anschließend die
wirtschaftliche Entwicklung des Shuwaihat-Feldes beginnen. Dann
müssten auch sämtliche Produktionsanlagen an die Eigenschaften
von Sauergas angepasst werden. Beispielsweise würde eine Reini-
gungsanlage mit Hilfe eines Lösungsmittels den Schwefelwasserstoff
heraustrennen. Dieser könnte anschließend umgewandelt werden
in reinen Schwefel, der als Rohstoff für die Herstellung von Arznei-
mitteln oder Düngemitteln dient.
Bei dem Untersuchungsprojekt in Abu Dhabi kann Wintershall auf
ausgewiesenes Know-how in der Sauergasproduktion zurückgreifen.
Die Erfahrungen des Unternehmens reichen bis ins Jahr 1961, als das
Feld Düste entdeckt wurde. Seitdem hat Wintershall in Deutschland
16 Felder erschlossen, 20 Milliarden Kubikmeter Sauergas geför-
dert und vier Anlagen für die Gasreinigung errichtet.
SauergasSo wird Erdgas bezeichnet, das Schwefelwasserstoff und Kohlen-
dioxid enthält. Beide Bestandteile sind stark korrosiv und können
Produktionsanlagen und Pipelines angreifen, wenn diese nicht be-
sonders geschützt werden. Schwefelwasserstoff ist zudem schon
in geringen Konzentrationen giftig.
Abu Dhabi.
Die Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC), Wintershall und OMV haben eine Vereinbarung
über die technische Bewertung des Sauergas- und Kondensatfeldes Shuwaihat unterzeichnet.
Neue Pipeline für sicheren Transport.
Während der politischen Unruhen in Libyen hatte Wintershall die
dortige Produktion im Jahr 2011 für mehrere Monate eingestellt,
um Gefahren für Umwelt, Menschen und Anlagen auszuschließen.
Später gehörte das Unternehmen zu den ersten, die den Betrieb
wieder aufnahmen. Gleichzeitig half es beim Wiederaufbau der Infra-
struktur und Wirtschaft des Landes und unterstützte hierbei auch
andere Unternehmen.
Gemeinsam mit der National Oil Corporation, einem libyschen Staats-
unternehmen, begann Wintershall 2012 mit dem Bau einer gut
50 Kilometer langen Erdölpipeline in der Wüste. Sie ersetzt eine
bestehende Pipeline der Arabian Gulf Oil Company (AGOCO), die
Öl aus dem Feld Nafoora sowie aus der Wintershall-Konzession
C96 zu einem Anschlusspunkt im Feld Amal transportiert. Die alte
Leitung war in Folge der Produktionsunterbrechung beschädigt
worden: Im Bereich von Senken hatte sich Wasser in den leeren
Rohren gesammelt und zu Korrosion geführt.
Mit Hilfe der Ersatz-Pipeline kann das Öl künftig wieder sicher zum
Feld Amal transportiert werden, von wo es weiter zum Exporthafen
Ras Lanuf gelangt.
Life-Saving Rules.
Um die Sicherheit der Produktion in Libyen zu erhöhen, haben die
Mitarbeiter vor Ort eigene Life-Saving Rules (LSR) für ihren Standort
herausgearbeitet, die auf die spezifi schen Gefahren dort aufmerk-
sam machen sollen. Hierzu ermittelte ein internes Expertenteam –
auf Basis der Empfehlungen des internationalen Branchenverbands
OGP – mögliche Gefahrenquellen, die zu Unfällen führen könnten.
Bei den Life-Saving Rules handelt es sich um verbindliche Regeln
und Richtlinien. Sie sollen die Mitarbeiter für Risiken und riskantes
Verhalten am Arbeitsplatz sensibilisieren und so dazu beitragen, die
Zahl von Unfällen und Verletzungen zu verringern.
Libyen.
28 | 29 HSE-JAHRESBERICHT 2012 SICHERHEIT | AKTIVITÄTEN
Bei der Weiterentwicklung von Sicherheitslösungen hat Wintershall
einen starken Partner. Im Rahmen der Wissenschaftlich-technischen
Zusammenarbeit (WTZ) mit dem russischen Erdgasproduzenten
Gazprom tauschen sich die HSE-Einheiten beider Unternehmen
regelmäßig aus. Wintershall und Gazprom hatten ihren Wissens-
und Erfahrungstransfer im Jahr 1992 ins Leben gerufen. Er bündelt
die Expertise der Unternehmen und umfasst sämtliche Handlungs-
felder des Erdgasgeschäfts. Dabei gewinnen die Bereiche Sicherheit,
Umwelt, Gesundheit und Nachhaltigkeit zunehmend an Bedeu-
tung. Gemeinsam suchen die Experten nach Wegen, um bei der
Förderung, Speicherung und dem Transport von Erdgas Energie
einzusparen oder um technische Abläufe sicherer und umweltver-
träglicher zu machen. Von der Kooperation auf HSE-Ebene profi -
tieren beide Unternehmen. Sie soll in den nächsten Jahren weiter
ausgebaut werden, um kontinuierlich die eigenen Standards weiter-
zuentwickeln.
20 Jahre Wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit.
Russland.
30 | 31 HSE-JAHRESBERICHT 2012 SICHERHEIT | AKTIVIÄTEN
Innovative Ideen, welche die Sicherheit im Arbeitsalltag verbessern,
werden bei Wintershall nicht nur intern belohnt. Im Jahr 2012 erhielt
ein Wintershall-Team den Förderpreis der Berufsgenossenschaft
Rohstoffe und chemische Industrie. Vier Wintershall-Mitarbeiter vom
Standort Rehden in Niedersachsen hatten ein spezielles System
entwickelt, mit dem sich Druckgasfl aschen leicht und gefahrlos auf
Kraftfahrzeuge heben lassen.
Bisher barg das Verladen und Transportieren Sicherheitsrisiken. Die
bis zu 80 Kilogramm schweren Gasfl aschen mussten stets zu zweit
getragen werden und konnten wegen ihrer runden Form und glat-
ten Oberfl äche leicht aus den Händen rutschen. Eine kombinierte
Halte-, Verlade- und Transportvorrichtung, die fest mit dem Fahr-
zeug verbunden ist, war die Lösung. Mit ihr kann eine Person das
Auf- und Abladen wirbelsäulenschonend und sicher allein bewerk-
stelligen. Weil die Gasfl asche auf die Ladefl äche gekippt wird, muss
nur etwa ein Viertel des Gewichts tatsächlich gehoben werden.
Über eine Schienenführung wird die Flasche auf die Ladefl äche ge-
schoben und für die Fahrt arretiert.
Die Berufsgenossenschaft würdigte das Ein-Mann-Transportsystem
als innovative Entwicklung, bei der „Sicherheit, Ergonomie und Wirt-
schaftlichkeit Hand in Hand gehen“. Das System zeichne sich auch
durch seine breite Anwendbarkeit in vielen Industriezweigen aus.
Deutschland und Europa.
Wintershall erhält renommierten Preis für Arbeitssicherheit.
Sicherheit wird bei Wintershall großgeschrieben. Das Unter-
nehmen nimmt seine Verantwortung gegenüber Umwelt
und Bevölkerung, aber auch gegenüber den eige nen Mit-
arbeitern ernst und das jeden Tag im Jahr. Im Rahmen der
ersten BASF Global Safety Days im Herbst 2012 wurden
verschiedene HSE-Felder verstärkt in den Mittelpunkt ge-
rückt. Ziel der Vorträge, Präsentationen und weiterführen-
den Informationen war es, an den Stand orten sicherheits-
bewusstes Verhalten zu fördern. So wurden am Thementag
Arbeitssicherheit die 18 Life-Saving Rules der OGP vorge-
stellt, die Wintershall selbst mit entwickelt hat. Die Regeln
sollen Mitarbeiter für Gefahren am Arbeitsplatz sensibili-
sieren. An weiteren Thementagen ging es um nachhaltiges
Handeln, Erdgas als umweltfreund lichen Energieträger, er-go no misch richtiges Arbeiten sowie um Gehörschutz auf
der Arbeit und in der Freizeit.
Global Safety Days.
Der Branchenverband der Erdöl- und Erdgasförderer OGP
hat einheitliche Regeln zur Vermeidung von Arbeitsunfällen
geschaffen. Die Entwicklung der insgesamt 18 sogenannten
OGP Life-Saving Rules basiert auf umfassenden Unter-
suchungen von Unfällen, welche in den letzten 20 Jahren
durch Mitgliedsunternehmen an den Verband gemeldet wur-
den. Diese Analyse ergab, dass ein Großteil dieser Unfälle
durch die Einhaltung von grundsätzlichen Sicherheitsregeln
hätte verhindert werden können. Wintershall hat intensiv
an der Vereinheitlichung der Regeln mitgearbeitet. Als OGP
Mitglied verpfl ichtet sich die Wintershall die Life-Saving Rules
in sämtliche Unternehmenstätigkeiten einfl ießen zu lassen.
Einheitliche Life-Saving Rules für die E&P-Industrie.
The Core Life-Saving Rules* for the Oil & Gas Industry
There is a significant risk of dropped
objects when using tools and port-
able equipment at height. Preventing
objects from falling keeps you and
people working below you safe.
A journey management plan is a plan
for you as a driver that will help you
to travel and arrive safely.
FOLLOW PRESCRIBED
JOURNEY MANAGEMENT PLAN
PREVENT DROPPED OBJECTS
Isolation separates you from danger,
such as electricity, pressure, toxic
materials, poisonous gas, chemicals,
hot liquids or radiation to keep you
safe. Specified life-protecting equip-
ment by the work permit, such as
breathing apparatus, electrical arc
flash protection or chemical resistant
suits protect you from danger.
VERIFY ISOLATION BEFORE
WORK BEGINS, USE THE SPECIFIED
LIFE PROTECTING EQUIPMENT
Working “in the line of fire” of
moving equipment (e.g. cranes
and other vehicles) and energised
equipment (e.g. rotating , electrical
or pressurised machinery) is unsafe
as this can impact you.
POSITION YOURSELF IN A SAFE
ZONE IN RELATION TO MOVING
AND ENERGISED EQUIPMENT
Air is tested to stop explosions
and/or make sure you can
breathe the air safely.
CONDUCT GAS TESTS
WHEN REQUIRED
PROTECT YOURSELF AGAINST A
FALL WHEN WORKING AT HEIGHT
Personal flotation devices should
always be worn when there is a
danger of falling into water. When
working near or on water, wearing a
personal flotation device (e.g. life
jackets or buoyancy aids) protects
you from drowning.
WEAR A PERSONAL FLOTATION
DEVICE WHEN REQUIRED
A lift plan describes how to lift and
hoist safely. For routine lifts, there
needs to be a general lift plan. For
non-routine lifts, including complex
and heavy lifts, the plan is specific.
FOLLOW PRESCRIBED LIFT PLAN
Working or walking immediately
under a suspended load is unsafe
as the load can fall on you.
DO NOT WALK UNDER
A SUSPENDED LOAD
Working with equipment immediately
under or near overhead lines is
unsafe as an electrical current or
flashover can kill you. Maintain
adequate distance to keep you safe.
DO NOT WORK UNDER OR
NEAR OVERHEAD ELECTRIC
POWER LINES
A seat belt protects you from injury
in the event of an incident while
driving and keeps you safe.
WEAR YOUR SEAT BELT
Speeding or using your phone while
driving increases the risk of losing
control of your vehicle.
WHILE DRIVING, DO NOT USE
YOUR PHONE AND DO NOT
EXCEED SPEED LIMITS
*developed by OGP
Use fall protection equipment
when working outside a protective
environment where you can fall
over 1.8 meters (6 feet) to keep
you safe.
A work permit describes what you
must do to stay safe.
WORK WITH A VALID WORK
PERMIT WHEN REQUIRED
Safety-critical equipment must work
correctly to keep you safe.
OBTAIN AUTHORISATION BEFORE
OVERRIDING OR DISABLING
SAFETY CRITICAL EQUIPMENT
Excavation activities may contain
hazards such as electrical cables,
confined space, collapse of walls or
excavated material. Check that it is
safe to start work.
OBTAIN AUTHORISATION BEFORE
STARTING EXCAVATION ACTIVITIES
A confined space, such as a vessel,
tank or pipe can contain explosive
gas, poisonous air or other dangers
such as a lack of oxygen, things that
can fall on you or you can fall from.
Authorised access keeps you safe.
OBTAIN AUTHORISATION BEFORE
ENTERING A CONFINED SPACE
Using alcohol or illegal drugs,
or misusing legal drugs or other
substances, will reduce your ability
to do your job safely.
Smoking or use of matches or cigarette
lighters could set on fire flammable
materials. Designated smoking areas,
such as a smoking hut or a smoking
room, will keep you safe from causing
fire and explosion.
DO NOT SMOKE OUTSIDE
DESIGNATED SMOKING AREAS
NO ALCOHOL OR DRUGS
WHILE WORKING OR DRIVING
GENERAL
PERSONAL SAFETY
AUTHORISATION
LOADS AND LIFTING
DRIVING
32 | 33 HSE-JAHRESBERICHT 2012 UMWELTSCHUTZ
Der verantwortungsvolle Umgang mit natürlichen Ressourcen ist für
die Wintershall-Gruppe bei der Exploration, Feldesentwicklung und
der Produktion sowie dem Transport von Kohlenwasserstoffen selbst-
verständlich. Durch die Anwendung hoher Standards und technischer
Innovationen stellen wir uns den Herausforderungen.
Umweltschutz liegt in unserem eigenen wirtschaftlichen Interesse.
Deshalb sind die Schonung natürlicher Ressourcen sowie die Ver -
meidung von Emissionen und Abfällen feste Bestandteile des gesamten
Explorations-und Produktionsprozesses.
Unser Erfolgsfaktor ist es, die zur Aufsuchung und Förderung not -
wendigen Ressourcen durch neue oder verbesserte Verfahren effi zienter
zu nutzen und damit die Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren.
UMWELTSCHUTZ.ENERGIEEFFIZIENT UND RESSOURCENSCHONEND.
ZUKUNFTSICHERN.
Wir fackeln nicht – No Flaring Policy umgesetzt.
Das weltweite Abfackeln von Erdölbegleitgas vernichtet wertvolle Energieressourcen. Gleichzeitig werden große
Mengen an Treibhausgasen in die Atmosphäre emittiert. Um ein Zeichen für den verantwortungsvollen und
nachhaltigen Umgang mit Ressourcen und der Umwelt zu setzen, hatte es sich Wintershall zum Ziel gesetzt,
dass routinemäßige Abfackeln von Begleitgas bis Ende 2012 einzustellen. Die freiwillige Selbstverpfl ichtung
geht weit über Gesetze und Standards hinaus und ist einzigartig in der Branche.
34 | 35 HSE-JAHRESBERICHT 2012 UMWELTSCHUTZ | NO FLARING POLICY
Wenn Erdöl gefördert wird, gelangen Begleitgase mit an die Ober-
fl äche. Lange galten sie als unverwertbares Nebenprodukt, vor al-
lem in Gebieten ohne bestehende Gasinfrastruktur. Es war gängige
Praxis, das Erdgas an Ort und Stelle ungenutzt zu verbrennen. Viele
Menschen verbinden deshalb mit der Ölförderung eine brennende
Gasfackel. Doch das Abfackeln (Flaring) wird inzwischen als ökono-
misch und ökologisch bedenklich angesehen. Denn die im Begleit-
gas gebundene fossile Energie geht dabei für die Nutzung verloren.
Zudem werden in großem Umfang Treibhausgase freigesetzt. Dieser
Ausstoß macht einen hohen Anteil der Gesamtemissionen der E&P-
Industrie aus.
Wintershall hat vor einigen Jahren begonnen, nach Alternativen zu
suchen. Dank Investitionen in innovative Technik konnte das Unter-
nehmen seither an seinen Produktionsstandorten das Abfackeln
kontinuierlich zurückfahren. Zuletzt wurden bereits mehr als 95 Pro-
zent des Begleitgases effi zient zur Strom- oder Wärmeproduktion
genutzt und auf diese Weise jährlich rund zwei Millionen Tonnen
CO2-Äquivalente eingespart. Die Reduzierung ist größer als die
Treibhausgasmenge, die Wintershall aktuell noch weltweit emittiert.
Im Jahr 2012 wurde das Unternehmensziel die „No Flaring Policy“
vollständig umgesetzt: An keiner Förderanlage mehr wird im Regel-
betrieb Begleitgas abgefackelt. Flaring kommt nur noch in Ausnah-
mefällen zum Einsatz, etwa beim Testen einer Bohrung oder im
Zuge von Wartungs- und Reparaturarbeiten. Alle neuen Anlagen
werden mit einer Einheit zur Nutzung des Begleitgases errichtet,
Altanlagen wurden entsprechend umgerüstet.
Vorreiter in Libyen.
Damit ist es dem Unternehmen gelungen, die Nachhaltigkeit seiner
Aktivitäten erheblich zu verbessern. Den größten Anteil an der effi zien-
ten Nutzung von Begleitgas machen die Aktivitäten in Libyen aus.
Ausschlaggebend war die Entwicklung des Ölfeldes As Sarah, durch
die Wintershall die Produktion stark ausbaute: Da in der entlegenen
Wüstenregion das Abfackeln bis dahin die einzige Möglichkeit war,
um das ausströmende Begleitgas sicher abzuleiten, hätten die Aus-
wirkungen für die Umwelt signifi kante Ausmaße angenommen.
Wintershall baute stattdessen eine spezielle Anlage zur Gasverwer-
tung. In dem Gas Utilization Plant (GUP) nahe Jakhira wird das Erd-
gas aufbereitet, so dass es zur Stromerzeugung eingesetzt werden
kann. Ein Teil der Gasmenge dient dazu, die Kapazitäten des unter-
nehmenseigenen Kraftwerks zu steigern. Überschüssiges Gas wird
weiterverkauft und kommt der Stromerzeugung für die Region und
die Hauptstadt Tripoli zugute. Gleichzeitig wird das bei der Gasaufbe-
reitung anfallen de Kondensat über Pipelines zu einem Terminal der
libyschen Ölgesellschaft Zueitina geleitet und dort weiterverarbeitet.
Darüber hinaus setzt Wintershall im As-Sarah-Feld eine Gasliftan-
lage ein. Mit ihrer Hilfe wird das Begleitgas verdichtet und so in die
Tiefe zurückgepresst. Die nach oben drängenden Blasen erhöhen
die Ölausbeute. Anschließend kann das Gas zur Energieerzeugung
verwendet werden. Weil auch die übrigen libyschen Produktions-
standorte an die zentralen Prozessanlagen der Felder As Sarah sowie
Nahkla angeschlossen wurden, kann Wintershall seit einigen Jah-
ren ganz auf das Abfackeln verzichten und das Begleitgas vollstän-
dig nutzen – als erstes Öl produzierendes Unternehmen in Libyen.
Die Investitionen wurden getätigt, obwohl gesetzlich nicht erforder-
lich und hiermit keine zusätzlichen Einnahmen durch die Generie-
rung handelbarer Emissions zertifi kate verbunden sind. Denn Libyen
gehört nicht zu den Unterzeichnerstaaten des Kyoto-Protokolls.
Innovative Technik an deutschen Standorten.
Auch in Deutschland hat Wintershall verschiedene Projekte voran-
getrieben, um bis Ende 2012 die No Flaring-Strategie umzusetzen.
Die letzte Gasfackel konnte im pfälzischen Landau gelöscht wer-
den. Das Begleitgas wird künftig zur Erzeugung von Wärme für die
Anlage genutzt. Am Standort Aitingen in Bayern wurde eine Mikro-
gasturbine getestet und später dauerhaft eingeführt.
Die größten Effekte für die Umwelt wurden in Emlichheim in Deutsch-
land erzielt. Dort errichtete Wintershall einen Verdichter, der das bei
der Ölaufbereitung anfallende Begleitgas nutzbar macht. Das Gas
konnte in der Vergangenheit wegen des geringen Drucks nicht ge-
nutzt, sondern musste aus Sicherheitsgründen abgefackelt werden.
Der Verdichter bringt das Gas durch Kompression auf vier bar. Da-
durch kann es der Dampffl utanlage des Ölbetriebs zugeführt werden,
wo es als Brennstoff für die Dampferzeugung dient. Das entlastet
die Umwelt gleich doppelt: Jährlich müssen rund eine Million Kubik-
meter Frischgas weniger zugekauft werden, gleichzeitig sinken die
Emissionen am Standort. Hierzu trägt auch ein Blockheizkraftwerk
bei, das bei der Erdölverladung zum Einsatz kommt. Es erzeugt
Strom und Wärme aus Begleitgas, das sich an den Vorrats tanks der
Kesselwagen bildet und bislang abgefackelt wurde. Durch diese
Neuerungen fallen in Emlichheim insgesamt mehr als 1.300 Tonnen
CO2-Äquivalente im Jahr weg. Um weitere 25.000 Tonnen verbes-
serte sich die CO2-Bilanz durch den Bau einer leistungsstarken
Kraft-Wärme-Kopplungsanlage. Sie erzeugt aus bisher nicht wirt-
schaftlich genutztem Erdgas Strom und Dampf für die Produktion.
Die Summe der Maßnahmen hat zu einer deutlichen Verbesserung
von Effi zienz und Nachhaltigkeit bei der Ölförderung von Wintershall
geführt. Das Begleitgas wird nunmehr genutzt – und das in der
Regel vor Ort auf den Anlagen. Hierdurch entfallen Transportwege
und somit weitere Emissionen. In einer Zeit, da das Abfackeln in
vielen Regionen und von vielen Unternehmen noch immer prakti-
ziert wird, zeigen die Beispiele, wie gut sich ökonomische und öko-
logische Ziele verbinden lassen.
36 | 37 HSE-JAHRESBERICHT 2012 UMWELTSCHUTZ | NO FLARING POLICY
ZIEL ERREICHT:WINTERSHALL STELLT FLARING EIN.
38 | 39 HSE-JAHRESBERICHT 2012 UMWELTSCHUTZ I KENNZAHLEN
Wintershall ist als 100%ige Tochter der BASF SE der Responsible-
Care-Initiative verpfl ichtet. Die mit der Produktion von Erdöl und
Erdgas verbundenen Umweltemissionen werden gemäß den BASF
Responsible Care Reporting Guidelines entsprechend der Höhe der
Wintershall-Beteiligung am jeweiligen Konsortium berichtet. Seit
dem Jahr 2006 berichtet Wintershall als Mitglied der International
Association of Oil & Gas Producers (OGP) die Umweltemissionen
aus dem Bereich Exploration und Produktion im Rahmen des OGP
Berichts „Environmental Performance in the E&P Industry“.
Wasser.
Bei der Suche und Förderung von Erdöl und Erdgas fällt Produktions-
wasser und Abwasser an. Wir versuchen möglichst viel Wasser
durch den Einsatz innovativer Technologien und Kreisläufe mehr-
fach zu nutzen.
Im Jahr 2012 wurden insgesamt 15,5 Mio. m3 Wasser genutzt (2011:
10,7 Mio. m3), wobei der Hauptanteil auf die Produktion (Lagerstätten-
wasser) mit einem Volumen von 13,2 Mio. m3 (2011: 9,5 Mio. m3)
entfi el. Rund 9,2 Mio. m3 mitgefördertes Lagerstättenwasser wurde
an der Erdoberfl äche durch entsprechende Abscheidesysteme vom
Erdöl oder Erdgas getrennt und nach der Reinigung wieder zurück
in die ursprüngliche Lagerstätte geleitet. Produktionswasser unserer
Offshore-Förderplattformen, von insgesamt 4 Mio. m3 wurden nach
der Reinigung, unter Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte, ins
Meer eingeleitet.
Zudem gab es rund 2,3 m3 sonstige Abwässer. Sonstige Abwässer
fallen beispielsweise durch den Bau und Betrieb von Kavernen-
speichern (Aussolung), bei Reinigungsarbeiten sowie der Wasser-
aufbereitung an.
An Standorten, wo Wintershall nicht an das öffentliche Netz ange-
schlossen ist, werden Abwässer fachgerecht gereinigt und entsorgt.
Kennzahlen Umweltschutz 2012.
Umweltschutz.
Mit zahlreichen Projekten zur Verbesserung der Energieeffi zienz
konnte der Ausstoß von Treibhausgasen reduziert werden. So ver-
sorgen die Wintershall Erdölwerke heute die Betriebe in Deutsch-
land auch mit selbst produziertem Strom und nutzen dazu hoch-
effi ziente Mikrogasturbinen, Blockheizkraftwerke und Kraft-Wärme-
Kopplungsanlagen (KWK), wie z. B. an den Standorten Bockstedt
und Emlichheim. Gas, das bislang nicht wirtschaftlich genutzt wer-
den konnte, wird zur Strom- und Dampferzeugung verwendet.
Durch die Anwendung der neuen Technik konnten die Emissionen
um rund 31.000 Tonnen CO2 pro Jahr reduziert werden.
Die WINGAS-Gruppe unterstützt zudem intensiv die Bemühungen
zur Umsetzung der Energiewende und beschäftigt sich dabei
insbesondere mit den Möglichkeiten des Handels, der Speiche-
rung und des Transports von aus Erneuerbaren Energien gewon-
nenem Gas – bekannt als Power to Gas.
Lagerstättenwasser ist ein Gemisch aus Wasser, Salzen, Kohlenwasserstoffen und wei-
teren Stoffen, die neben Erdöl und Erdgas in der Lagerstätte natür-
lich vorkommen. Das Lagerstättenwasser wird mit dem Erdöl und
Erdgas gefördert.
Energie.
Für die Förderung, die Aufbereitung und den Transport von Erdöl
und Erdgas nutzen wir elektrische Energie, wie zum Antrieb von
Pumpen und Verdichtern als auch Wärmeenergie in Form von Dampf
zur Erdölförderung. Je nach Lage unserer Produktionsstätten zu
den Versorgungsnetzen beziehen wir Strom aus dem öffentlichen
Netz oder produzieren Strom an entlegenen Standorten selbst. Im
Jahr 2012 haben wir insgesamt 759.390 MWhel an elektrischer Ener-
gie sowie 469.486 Tonnen Dampf für unsere Prozesse eingesetzt.
Sowohl beim Einsatz als auch bei der Erzeugung von Energie arbei-
ten wir ständig daran unsere Energieeffi zienz zu verbessern. Beispie-
le dafür sind die Inbetriebnahme einer hocheffi zienten Kraft-Wärme-
Kopplungsanlage (KWK) am Standort Emlichheim in Deutschland
sowie die Nutzung der Abwärme einer Gasturbinen-Generator-
Anlage in Nakhla in Libyen.
Abfall.
Bei der Exploration und Produktion von Erdöl und Erdgas können
produktionsbedingt Abfälle entstehen. Oberste Prämisse bei Winters-
hall ist, Abfälle zu vermeiden. Unvermeidbare Abfälle werden ord-
nungsgemäß verwertet und entsorgt. Wintershall entsorgt Abfälle
auch dort umwelt- und fachgerecht, wo entsprechende öffentliche
oder private Entsorgungsmöglichkeiten fehlen.
Die Einstufung von Abfällen sowie deren Lagerung, Behandlung,
Transport und Entsorgung entsprechen der jeweils gültigen natio-
nalen Gesetzgebung. Zusätzlich werden internationale und eigene
Standards eingehalten. Gemäß dem europäischen Regelwerk er-
folgt eine Klassifi zierung in die Kategorien „gefährliche Abfälle“ und
„nichtgefährliche Abfälle“.
Bei Wintershall fi elen im Jahr 2012 160.837 Tonnen Abfälle an (2011:
80.436). Davon waren Tonnen 131.147 gefährliche Abfälle (2011:
49.987) und 29.690 Tonnen nichtgefährliche Abfälle (2011: 30.449).
Etwa 16,8 % der Abfälle wurden stoffl ich oder energetisch verwertet,
2,7 % wurden verbrannt und 80,5 % ordnungsgemäß deponiert.
Ein großer Teil der Abfälle insbesondere in Deutschland ist im Jahr
2012 durch Maßnahmen zur Rekultivierung von drei Bohrspülungs-
und Betriebsdeponien sowie Rückbauarbeiten, die Herrichtung von
Bohrplätzen, Umgestaltung bestehender Förderplätze, umfangreicher
Bohrtätigkeiten und im Rahmen von Baumaßnahmen angefallen.
RÜCKBAU,REKULTIVIERUNG,RENATURIERUNG.
40 | 41 HSE-JAHRESBERICHT 2012 UMWELTSCHUTZ | EMISSIONEN
Reduktion von Emissionen.
Bei der Exploration, Produktion und Transport von Erdöl und Erd-
gas entstehen Emissionen durch den dafür benötigten Energieein-
satz. Denn die Energie muss in Form von Strom, Prozesswärme,
Dampf und Druck erzeugt oder importiert werden. Da überwiegend
in kaum erschlossenen Gebieten gefördert wird, muss die Energie
vor Ort erzeugt werden. Dazu werden in der Regel fossile Energie-
träger wie Gas, Heizöl oder Diesel eingesetzt, bei deren thermischer
Umsetzung verschiedene Stoffe in die Luft emittiert werden. Weitere
Prozesse, bei denen Stoffe in die Luft abgegeben werden, sind unter
anderem das diskontinuierliche Abfackeln (Flaring) von Erdölbegleit-
gas oder Kondensat bei der Förderung aus Sicherheitsgründen
oder bei Instandhaltungsmaßnahmen.
Wintershall als größter deutscher Erdöl- und Erdgasförderer, der welt-
weit tätig ist, stellt sich seiner Verantwortung für den globalen Klima-
schutz. Neben der Einhaltung internationaler Konventionen, lokaler
Gesetze und unserer eigenen Standards tragen wir durch die Ent-
wicklung und den Einsatz modernster Technologien und neuer oder
verbesserter Methoden zur Energieeffi zienzsteigerung zur Minde-
rung von Emissionen bei. So reduzieren wir die Auswirkungen auf
die Umwelt kontinuierlich, senken den Energieverbrauch und gleich-
zeitig Kosten.
Einfl ussfaktoren.
Die Emission von Treibhausgasen bei der Erdöl- und Erdgasförde-
rung unterliegt produktionsbedingt Schwankungen. Projekte, wie
die Erschließung neuer Felder, die Testung von Bohrungen, der Bau
von Anbindungsleitungen oder geplante Anlagenabschaltungen bei
Wartungs- und Reparaturarbeiten sowie aus Sicherheitsgründen
können die Menge der Treibhausgasemissionen beeinfl ussen.
Emissionen.
TECHNOLOGIE UNDUMWELTSCHUTZ.
42 | 43 HSE-JAHRESBERICHT 2012 UMWELTSCHUTZ I EMISSIONEN
Emission 2012 (t) Emission 2011 (t)
CO2-EMISSIONSQUELLE
Produktionsprozesse 856.135 945.808
Indirekt (Import/Export von Strom/Dampf) 87.790 98.673
Direkt (Strom- und Dampfproduktion) 406.452 298.975
CH4-EMISSIONSQUELLE
Produktion, undifferenziert 3.164 4.057
ANORGANISCHE STOFFE
Summe anorganischer Stoffe 3.441 2.808
Kohlenmonoxid (CO) 1.299 1.277
Stickoxide (NOx) als NO2 1.914 1.311
Schwefeloxide (SO2+SO3) als SO2 228 217
ORGANISCHE STOFFE
Flüchtige organische Stoffe ohne Methan (NMVOC)
1.553 2.347
SONSTIGE STOFFE
Partikuläre Stoffe 29 26
Emission von Treibhausgasen.
Emissionen in die Luft werden gemäß der gesetzlichen Vorgaben
und unserer eigenen Standards regelmäßig kontrolliert und erfasst.
Neben dem Ausstoß von Treibhausgasen ermitteln wir die Emissio-
nen luftfremder Stoffe. Dazu zählen anorganische Gase wie Kohlen-
monoxid (CO), Stickoxid (NO2) und Schwefeloxid (SO2). Außer Koh-
lendioxid (CO2), Stickstoffmonoxid (N2O) und Methan (CH4) werden
durch Wintershall keine weiteren Treibhausgase emittiert.
Wintershall hat im Jahr 2012 insgesamt etwas mehr Treibhausgase
emittiert. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Ausstoß um 0,5 Pro-
zent. Durch die Produktion der Wintershall-Gruppe wurden im Jahr
2012 insgesamt 1,35 Mio. Tonnen CO2 (2011: 1,34 Mio. t CO2) und
3.164 Tonnen CH4 (2011: 4.057 t CH4) emittiert. Bezogen auf die
Winters hall-Pro duktion an Erdöl, Erdgas und Kondensat entspricht
dies einer spezifi schen Emission von 0,06 Tonnen CO2/toe (2011:
0,07 t CO2/toe).
Die leichte Erhöhung bei den Emissionen von Treibhausgasen ist
hauptsächlich auf die Erhöhung der Produktion bei gleichzeitiger
Reduzierung des diskontinuierlichen Flarings 2012 in Libyen zurück-
zuführen. Das Abfackeln von Begleitgas war durch die zeitweise
Stilllegung der Produktionsanlagen 2011 aufgrund der politischen
Unruhen aus Sicherheitsgründen notwendig.
Emissionen anderer Stoffe in die Luft.
Für die Energieerzeugung und Produktion an unseren Standorten
werden zum Teil fossile Energieträger wie Erdgas, Heizöl und Diesel
eingesetzt, bei deren thermischer Umsetzung verschiedene Stoffe in
die Luft emittiert werden. Im Jahr 2012 stiegen die Emissionen an-
organischer Stoffe auf 3.441 Tonnen. Die Erhöhung ist vorrangig auf
die Wiederinbetriebnahme der Produktionsanlagen in Libyen nach
den politischen Unruhen in dem nordafrikanischen Land zurückzu-
führen. Die Tagesproduktion beträgt nahezu wieder das technisch
mögliche Niveau.
Emissionsrechtehandel bei Wintershall.
Europaweit unterliegen 13 Anlagen der Wintershall-Gruppe den ge-
setzlichen Anforderungen des Emissionshandels der 2. Handels-
periode. Dazu gehören neben den Anlagen in Deutschland zwei
Förderplattformen in den Niederlanden. Von der Deutschen Emis-
sionshandelsstelle (DEHSt) und der Nederlandse Emissieautoriteit
(NEa) erhielten unsere Anlagen 2012 eine Zuteilung in Höhe von
808.051 Emissionsberechtigungen (EUA/a). Im Jahr 2012 emittierten
unsere emissionshandelspfl ichtigen Anlagen in Europa insgesamt
492.934 Tonnen CO2.
Wintershall bereitet gerade die 3. Emissionshandelsperiode von 2013
bis 2020 vor. Für diesen Zeitraum ist es erforderlich die Emissions-
berechtigungen neu zu beantragen.
Kennzahlen Emissionen 2012.
44 | 45 HSE-JAHRESBERICHT 2012 UMWELTSCHUTZ | EMISSIONEN
Der Ausstoß von Treibhausgasen soll kontinuierlich verringert werden,
um eine weitere Klimaerwärmung abzuwenden. Im Kyoto-Protokoll,
das fast 200 Staaten unterzeichnet haben, wurden verbindliche Emis-
sionsminderungen festgeschrieben. Darauf aufbauend hat sich die
Europäische Union ehrgeizige Klimaziele gesetzt: Bis zum Jahr 2020
sollen Treibhausgasemissionen und der Primärenergieverbrauch um
21 Prozent gegenüber 2005 sinken. Erreicht werden soll dies durch
den Ausbau erneuerbarer Energien und durch mehr Energieeffi zienz,
und das zu möglichst geringen volkswirtschaftlichen Kosten. Die EU
hat deshalb im Jahr 2005 als marktwirtschaftliches Klimaschutz in-
strument den Handel mit Emissionsberechtigungen eingeführt. Er soll
Investitionen in klimaschonende Technologien und Prozesse fördern.
Das europäische Emissionsrechtehandelssystem (ETS) beschränkt
die Menge der zulässigen Emissionen durch Zuteilung von Emissi-
onsberechtigungen, auch „Verschmutzungsrechte“ genannt. Die Zer-
ti fi kate können europaweit am Markt gehandelt werden. Auf diese
Weise bekommen Unternehmen einen Anreiz, ihren Treibhausgas-
ausstoß zu senken. Wenn entsprechende Maßnahmen allerdings der
teurere Weg wären, kann ein Anlagenbetreiber stattdessen auch
Berechtigungen zukaufen. Hierbei handelt es sich um Zertifi kate,
die ein anderes Unternehmen nicht selbst benötigt. Durch den Ver-
kauf erhält es Geld, um seinerseits Emissionen zu senken. Reduziert
wird also dort, wo es am effi zientesten ist.
Emissionshandelspfl ichtig sind Energie- und Industrieanlagen, die
einen Feuerungswärmegrad von mehr als 20 Megawatt erreichen.
Im Jahr 2012 fi elen gut ein Dutzend Anlagen der Wintershall-Gruppe
unter die Regelung: zwei Förderplattformen in der niederländischen
Nord see, die Verdichterstationen am deutschen Leitungsnetz, der
Erdgasverdichter am Speicher Rehden sowie die Dampffl utanlage
der Erdölwerke Emlichheim. Jede Anlage wird einzeln erfasst und er-
hält vom Staat eine festgelegte Zahl an Emissionsberechtigungen.
In der Vergangenheit wurden sie weitgehend kostenlos zugeteilt.
Ab 2013 jedoch, wenn die dritte Handelsperiode des ETS in Kraft
tritt, müssen die Emissionsrechte zunehmend am Spot- und Termin-
markt ersteigert werden. Die Einnahmen fl ießen an die Mitglieds-
staaten und in Klimafonds. Für Anlagenbetreiber bedeutet das Modell
höhere Kosten, verbunden mit einem höheren Anreiz Emis sionen und
somit Kosten zu senken. Werden im Jahr 2013 noch 80 Prozent der
Zertifi kate gratis vergeben, so sind es 2020 nur noch 30 Prozent.
Im Jahr 2027 sollen dann sämtliche Berechtigungen versteigert wer-
den. Zugleich sind insgesamt immer weniger Emissionsberechti-
gungen auf dem Markt, denn die Ausschüttung soll um 1,74 Pro-
zent pro Jahr zurückgefahren werden. Es wird erwartet, dass sich
durch die Verknappung der Zertifi kate deren Preis erhöhen könnte.
Wintershall hat in der Vergangenheit bereits zahlreiche Maßnahmen
zur Reduzierung von Emissionen umgesetzt, so etwa die Erneue-
rung bzw. Umrüstung von Anlagen oder die effi ziente Nutzung von
Erdölbegleitgas.
Über Angebot und Nachfrage wird der Emissionsrechtehandel mit-
telfristig eine Minderung der Treibhausgasemissionen bewirken.
Gleichzeitig allerdings verteuert das System den Anlagenbetrieb,
und es macht ein komplexes Antrags- und Monitoringverfahren er-
forderlich. Zum Beispiel müssen Unternehmen für jede betroffene
Anlage einen spezifi schen Plan entwickeln, in dem die Methode der
Emissionsüberwachung beschrieben wird. Zuständige Kontrollbe-
hörde für Deutschland ist die Deutsche Emissionshandelsstelle
(DEHSt). Bei ihr müssen auch die Emissionsberechtigungen je An-
lage beantragt und jährlich die tatsächlichen Emissionen nachge-
wiesen werden.
Wissenswert:
Emissionsrechtehandel von A bis Z.
Treibhausgase.
Als Treibhausgase werden gasförmige Stoffe bezeichnet, die sich
in der Atmosphäre anreichern und die von der Erde abstrahlende
Wärme am Aufsteigen hindern. Sie verstärken damit den natürlich
vorhandenen Treibhauseffekt der Atmosphäre, was langfristig zur
Klima erwärmung beiträgt. Haupttreibhausgas, das vom Menschen
produziert wird, ist Kohlendioxid (CO2). Es entsteht bei Verbren-
nungsprozessen.
Emissionsberechtigungen.
Das weltweit größte Emissionsrechtehandelssystem ist das der Euro-
päischen Union, das ETS. Die Emissionsberechtigungen werden in
Form von European Union Allowances (EUA) ausgegeben. Eine
EUA berechtigt zur Emittierung von einer Tonne CO2 oder einer
Tonne CO2-Äquivalente – also der Menge eines anderen Stoffs, die
das Treibhauspotenzial einer Tonne CO2 hat. Neben den staatlichen
Zertifi katen, die je Anlage zugeteilt werden, gibt es auch aus Pro-
jekten generierte Zertifi kate. Sie werden für Verbesserungen durch
einzelne Maßnahmen vergeben.
Elektronischer Handel.
Bei Emissionsberechtigungen handelt es sich nicht um Zertifi kate in
Papierform. Der Handel fi ndet ausschließlich elektronisch statt, und
zwar über Börsen, Makler oder direkt zwischen den Beteiligten. Es
gibt mehrere Marktplätze für Emissionsberechtigungen, darunter die
European Climate Exchange (ECX) in London und die European
Energy Exchange (EEX) in Leipzig. Weltweiter Handel ist über das
Börsenunternehmen NYSE Euronext möglich.
Dritte Handelsperiode (2013 – 2020).
Die dritte Handelsperiode des europäischen Emissionsrechtehan-
delssystems beginnt 2013 und hat eine Laufzeit von acht Jahren.
Sie bringt zahlreiche Neuerungen mit sich. Hierzu zählen neben der
Versteigerung von Zertifi katen auch geänderte Bemessungsgrund-
lagen für bestimmte Anlagentypen: Die Zahl der zugeteilten Zertifi -
kate richtet sich dann nicht mehr nach den Vorjahresemissionen
einer Anlage, sondern nach den effi zientesten Anlagen ihrer Klasse,
die als Benchmark dienen. Auch wurde für die Herstellung bestimm-
ter Produkte eine Emissionsgrenze eingeführt. Pro Kilogramm Stahl
dürfen etwa nicht mehr als 1.328 Gramm CO2 freigesetzt werden.
Der Benchmark beträgt für Brennstoffe zum Antrieb von Gasturbinen
56,1 EUA pro TJ und 62,3 EUA pro TJ bei der Dampf- und Wärme-
erzeugung. Außerdem wird nun auch der Ausstoß von Stickstoff-
monoxid und perfl uorierten Kohlenwasserstoffen in den Handel ein-
bezogen. Bereits seit 2012 unterliegt auch der Flugverkehr dem ETS.
Ausnahmeregelungen.
Um eine Verlagerung energieintensiver Industriezweige in Drittlän-
der zu verhindern (Carbon-Leakage-Effekt), werden in der dritten
Handelsperiode bestimmte Sektoren von der Emissionshandels-
pfl icht ausgenommen, zum Beispiel die Zement-, Papier-, Holz-
oder Glasindustrie. Wintershall profi tiert nicht von solchen Ausnah-
meregelungen. Einen anderen Sonderfall stellt die Stromproduktion
dar. Hier müssen die Produzenten bereits ab 2013 sämtliche Zerti-
fi kate ersteigern.
46 | 47 HSE-JAHRESBERICHT 2012 UMWELTSCHUTZ | AKTIVITÄTEN
UMWELTSCHUTZ WELTWEIT:
UNSERE AKTIVITÄTEN 2012.
Feldtest erfolgreich gestartet.
Gemeinsam mit BASF entwickelt Winters-
hall ein umweltschonendes Verfahren, um
den Entölungsgrad der Lagerstätten zu
erhöhen. Im Mittelpunkt des Forschungs-
projekts steht das von einem Pilz hergestell-
te Biopolymer Schizophyllan. Die gelatineartige
Substanz soll das Wasser andicken, das zur verbesserten Ölför de-
rung in die Lagerstätte gepresst wird. Denn verdicktes Wasser kann
mehr Öl verdrängen. Gleichzeitig ist Schizophyllan vollständig bio-
logisch abbaubar. 2012 begann ein erster Feldversuch im Ölfeld
Bockstedt in Niedersachsen. Das benötigte Schizophyllan wird in
einer BASF-Anlage in Ludwigshafen gewonnen und in Spezialtanks
zu den Erdölwerken Barnstorf transportiert. Über eine Injektions-
bohrung gelangt schließlich ein Wasser-Polymergemisch in die Lager-
stätte. Der auf zwei Jahre angelegte Versuch soll zeigen, wie sich
das natürliche Verdickungsmittel in den obertägigen Anlagen und
im Untergrund verhält.
Mittelplate.
Seit nunmehr 25 Jahren fördern Wintershall und RWE Dea auf der
Plattform Mittelplate störungsfrei Erdöl. Hohe Sicherheits- und Um-
weltstandards tragen dem besonderen Fördergebiet, dem ökolo-
gisch sensiblen Wattenmeer, Rechnung. So ist die Förderinsel durch
eine Spundwand abgeschottet. Der Austritt von Öl oder Schmutz in
die Nord see ist somit ausgeschlossen. Auch beim Bohrbetrieb wird
kon sequent auf den Schutz von Wasser und Watt geachtet. Hierfür
sorgen etwa automatische Schnellschlussventile an den Bohrlöchern.
Unabhängige wissenschaftliche Studien haben die ökologische Ver-
träglichkeit immer wieder bestätigt. Danach be ein trächtigt die För-
derung nicht die im Wattboden lebenden Organismen und hat auch
keinen schädlichen Einfl uss auf Fisch- und Vogelarten. In Reichweite
der Förderinsel werden weitere Öl reserven vermutet, die Wintershall
und RWE Dea mit Erkundungsbohrungen nachweisen wollen. Neue
Vorkommen könnten bei Erfolg von der bestehenden Plattform aus
gefördert werden. Die Errichtung zusätzlicher Anlagen im Watten-
meer ist nicht geplant.
Deutschland.Aus der Natur: der Pilz
Schizophyllum commune
48 | 49 HSE-JAHRESBERICHT 2012 UMWELTSCHUTZ | AKTIVITÄTEN
WINGAS.
Bei der Energiewende der Bundesrepublik Deutschland, wie auch
bei internationalen Klimaschutzbemühungen, kommt Erdgas eine
zentrale Rolle zu, denn es ist der sauberste fossile Energieträger.
Es lässt sich speichern und fl exibel nutzen und ist damit der per-
fekte Part ner für Wind- und Sonnenergie, deren Verfügbarkeit stark
schwankt. Vor diesem Hintergrund macht WINGAS sich dafür stark,
das Potenzial von Erdgas zu nutzen. Beim Wärmemarkt und bei der
Stromerzeugung liegen dieses vor allem in der Effi zienz. Gemein sam
mit ausgewählten Stadtwerken testet WINGAS neuartige Mikro-
Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen, die dezentral Strom und Wärme
produzieren. Das Unternehmen hat ein Förderprogramm für Stadt-
werke gestartet, um die Verbreitung der Anlagen voranzubringen.
Moderne Erdgasheizungen erreichen hohe Wirkungsgrade und kön-
nen, gerade in älterem Baubestand, eine wirtschaftliche Alternative
zur Wärmedämmung sein. Denn eine energetische Sanierung kön-
nen sich viele öffentliche und private Haushalte nicht leisten.
Beitrag zur Energiewende.
Umwelttag bei WINGAS.
„Mission Zukunft“ nennt WINGAS sein Engagement für Umwelt und
Gesellschaft. Im Rahmen eines unternehmensweiten Umwelttags
mit Vorträgen und Mitmachaktionen präsentierte Gerhard König,
Sprecher der WINGAS-Geschäftsführung, ein 10-Punkte-Programm
zu den Aktivtäten des Unternehmens in puncto Klimaschutz und
gesellschaftlichem Engagement. Erdgas gilt aufgrund seiner guten
CO2-Bilanz als umweltschonender Energieträger und als der opti-
male Wegbereiter ins Zeitalter der Erneuerbaren.
Erdgasfahrzeuge.
WINGAS engagiert sich in der Initiative Erdgasmobilität – gemein-
sam mit Fahrzeugherstellern, anderen Energieversorgern und der
deutschen Energieagentur „dena“. Die Initiative soll dazu beitragen,
den Anteil von Erdgas und Biomethan auf dem Kraftstoffmarkt zu
erhöhen und so die CO2-Emissionen im Straßenverkehr zu senken.
Dieses Klimaschutzziel verfolgt das Unternehmen auch im eigenen
Haus: Seit 2012 können Mitarbeiter für berufl ich bedingte Fahrten
Erdgasautos nutzen.
Potenziale von Schiefergas werden untersucht.
Erdöl und Erdgas aus Tonsteinen gelten weltweit als bedeutende
Energievorkommen. Verlässliche Angaben über die tatsächlichen
Vorräte liegen allerdings kaum vor. Auch in Deutschland vermuten
Experten in einzelnen Regionen, darunter Nordrhein-Westfalen, Erd-
gasvorkommen. Um diese Vermutungen zu überprüfen, müssen
geologische Untersuchungen des Ton- und Schiefergesteins statt-
fi nden. Erst danach lässt sich verlässlich sagen, ob sich die vermu-
teten Schiefergas-Vorkommen überhaupt ökologisch und wirtschaft-
lich fördern lassen. Die Wintershall-Aktivitäten in den Konzessionen
„Rheinland“ und „Ruhr“ sind beschränkt auf geologische Vorerkun-
dungen zur Bewertung des Ressourcenpotenzials möglicher Schie-
fergas-Lagerstätten. Tiefbohrungen und Frac-Maßnahmen waren und
sind dabei nicht vorgesehen.
Darüber hinaus sucht das Unternehmen seit 2012 in Kooperation mit
BASF nach Lösungen, um die Frac-Flüssigkeit noch umweltverträg-
licher zu machen. Die Experten arbeiten eng mit erfahrenen Herstel-
ler- und Servicefi rmen zusammen. Schon jetzt beträgt der Anteil der
chemischen Zusätze in der Frac-Flüssigkeit nur rund ein Prozent,
viele der Additive sind in Produkten des täglichen Bedarfs enthalten.
Argentinien setzt auf Schiefergasförderung.
Argentinien will die Nutzung unkonventioneller Gasvorkommen aus-
bauen. Schätzungen zufolge verfügt das Land über das drittgrößte
Schiefergasvorkommen der Welt. Bei der Erschließung ist es jedoch
auf Partner mit Expertise angewiesen. Denn die Schiefergasproduk-
tion stellt besondere Ansprüche an die Technik und an die Sicher-
heits- und Umweltkonzepte. Wintershall zählt zu den Investoren,
die in Argentinien Schiefergas erkunden und fördern wollen. 2012
erhielt das Unternehmen zwei Explorationslizenzen in der Provinz
Mendoza. Die Erkundung dient dazu, die Eigenschaften des extrem
undurchlässigen Trägergesteins besser kennen zu lernen und Mög-
lichkeiten für eine wirtschaftliche und sichere Förderung zu untersu-
chen. Die Ergebnisse könnten später auf Projekte in anderen Ländern
übertragen werden.
Daneben arbeitet Wintershall an der Entwicklung weiterer konven-
tioneller und unkonventioneller Lagerstätten in Argentinien. Zusam-
men mit TOTAL fördert das Unternehmen in der Formation Vaca
Muerta im Neuquén-Becken Tight Gas. Parallel dazu läuft im gleichen
Feld die Suche nach Schiefergas. Beteiligt ist Wintershall auch an
der Schiefergassuche in den Blöcken Bandurria und San Roque.
Unkonventionelle Kohlenwasserstoffvorkommen.
50 | 51 HSE-JAHRESBERICHT 2012 FÖRDERTECHNIK
Entsorgung der Frac-Flüssigkeit.
Der größte Teil der Frac-Flüssigkeit wird nach Ende des Hydraulic Fracturing
wieder an die Oberfl äche gepumpt, aufgefangen und ordnungsgemäß aufbe-
reitet. Nachdem die Flüssigkeit in gasförmige, fl üssige und feste Stoffe getrennt
wurde, kümmern sich zertifi zierte Fachunternehmen um das Recycling und
die Entsorgung.
Zusammensetzung der Frac-Flüssigkeit.
Die beim Hydraulic Fracturing eingesetzte Frac-Flüssigkeit besteht fast aus-
schließlich aus Wasser und Sand oder Keramik, um die Fließkanäle offen zu
halten. Maximal zwei Prozent machen die Additive aus: Das sind chemische
Zusatzstoffe wie Salz, Konservierungsmittel, Reibungsminderer oder Gelier-
mittel – Stoffe, die auch in vielen Alltagsprodukten eingesetzt werden.
Vorkommen auf der Welt.
Weltweit gibt es wesentlich mehr unkonventionelles als konventionelles Erdgas. Neben
Schiefergas gehören dazu auch Kohlefl özgas und Gashydrat. Wirtschaftlich und tech-
nisch förderbar sind aber nur 3,3 Billionen Kubikmeter.
HYDRAULIC FRACTURING.
Potenziale sicher heben.
Konventionelle und unkonventionelle Erdgasvorkommen aus sehr
dichten Lagerstätten können unsere Versorgung für viele Jahrzehnte
sichern. Ihre Erschließung erfordert aber einen immer größeren
technischen Aufwand – und ohne Hydraulic Fracturing lassen sich
Tight Gas- und Schiefergas nicht fördern.
In der Öffentlichkeit ist bei der Diskussion über die Förderung aus
schwer zugänglichen Lagerstätten oft von „Fracking“ – kurz für
„Hydraulic Fracturing“ – die Rede. Diese Technik ist grundsätzlich
nicht neu: Über eine Million Bohrungen sind mit diesem Verfahren in
den vergangenen sechs Jahrzehnten weltweit durchgeführt worden.
Zum Einsatz kommt das Frac-Verfahren nicht nur bei der Förderung
von Gas und Öl, sondern auch bei Wasserbohrungen und in der Geo-
thermie. Seit 40 Jahren wird die Technik auch in anderen Ländern
mit sehr hohen Umweltstandards genutzt, wie etwa in Norwegen.
Wintershall setzt die Frac-Technologie in Deutschland seit vielen
Jahren etwa bei der Tight-Gas-Förderung ein – ohne negative Aus-
wirkungen auf die Umwelt. Bohrungen und Fracs in Trinkwasser-
schutzgebieten schließt Wintershall in einer freiwilligen Selbstver-
pfl ichtung grundsätzlich aus.
Wie funktioniert die Technik?
Bei dieser Fördertechnik wird ein Wasser-Sand-Gemisch in die Bohrung ge-
presst und erzeugt an genau defi nierten Stellen feine Risse im Gestein, durch
die das Gas zur Bohrung strömen kann. Der Sand verhindert, dass sich die
Fließwege wieder schließen. Zu einem sehr geringen Teil enthält die Flüssig-
keit chemische Zusätze. Sie stabilisieren die Risse und wirken Bakterien ent-
gegen. Ein komplexes Sicherheitssystem schützt vor einem Austreten der
Flüssigkeit. Eine Trinkwasserverunreinigung ist schon deshalb ausgeschlos-
sen, weil die Tight-Gas- bzw. Schieferschichten erheblich tiefer liegen als die
Trinkwasser führenden Schichten. Die mehrfache Stahlverrohrung des Bohr-
lochs ist mit Spezial-Zement verfüllt und weist im Bereich des nutzbaren
Grundwassers eine Gesamtstärke von rund 35 Zentimetern auf. Zusätzlich
wird der Bohrplatz oberirdisch versiegelt, damit keine Flüssigkeit von oben in
das Erdreich gelangen kann.
Technik.
Die Schieferformationen sind meist weniger als 200 Me-
ter dick. Darum werden die Lagerstätten mithilfe von Hori-
zontalbohrungen erschlossen. Wie bei allen Bohrungen
erzeugt eine Perforationskanone in der Gas führenden
Schicht kleine Löcher in den Stahlrohren, durch die die
Frac-Flüssigkeit gepresst und dann das Gas gefördert wird.
Im Vergleich zum Tight Gas sind allerdings mehr Fracs und
eine größere Menge an Frac-Flüssigkeit nötig, um die Vor-
kommen zu erschließen.
Technik.
Im Gegensatz zu normalen konventio-
nellen Lagerstätten hat das Gestein klei-
nere Hohlräume, die kaum miteinander
verbunden sind – darum kann das Gas
nicht frei zur Bohrung strömen. Hydraulic
Frac turing öffnet kleine (ca. 5 mm dünne)
Fließkanäle und macht so die Förderung
erst möglich.
e
r
Allgemein.
Schon seit Jahrzehnten
wird in Deutschland Tight
Gas gefördert: Winters hall
produziert den Rohstoff bei-
spielsweise seit mehr als
30 Jahren in Niedersachsen.
Dabei kommt auch Hydrau-
lic Fracturing zum Einsatz –
ohne negative Auswirkungen
auf Umwelt oder Trinkwasser.
Allgemein.
Mit seinen Schiefergasvorkom-
men könnte Deutschland sei-
nen Gasverbrauch theoretisch
13 Jahre lang zu 100 Prozent
decken. Noch werden die Lager-
stätten aber nur geologisch un-
tersucht. In den USA hat Schiefer-
gas hingegen im letzten Jahrzehnt
zu einer Energierevolution geführt.
e Tight-Gas-Förderung.
Gestein.
Die Tight-Gas-Vorkommen in
Nie der sachsen liegen zwischen
4.000 und 5.000 Metern unter
der Erde und befi ndet sich in den
Poren von dichtem Sandsten. Sie
werden mit Vertikalbohrungen er-
schlossen, weil die Gas führenden
Gesteinsschichten relativ stark sind
(dicker als 500 Meter).
Gestein.
Das Schiefergas ist am Ort seiner Ent-
stehung, im Muttergestein, gebunden.
Meist handelt es sich dabei um Tonst-
ein (Schiefer), in dem viele organische
Partikel enthalten sind – aus ihnen ist
das Gas einst entstanden. Es lagert in
winzigen Poren und Klüften und unter an-
derem an der Oberfl äche des Gesteins.
r Schiefergas-
förderung.
GESUNDHEITSSCHUTZ.
52 | 53 HSE-JAHRESBERICHT 2012 GESUNDHEITSSCHUTZ
Ziel des betrieblichen Gesundheitsschutzes bei Wintershall
ist es, arbeitsbedingte gesund heitliche Beeinträchtigungen oder
Erkrankungen der Mitarbeiter zu verhindern sowie das Gesund-
heitsniveau insgesamt auf einem hohen Standard zu halten.
Arbeitsmedizinische Prävention, Gesundheits förderung und die
Gewährleistung einer effektiven medizinischen Versorgung bei
Notfällen bilden Schwerpunkte der Arbeit im Gesundheitsschutz.
PRÄVENTION UND GESUNDHEITSFÖRDERUNG.
FIT +GESUND.
54 | 55 HSE-JAHRESBERICHT 2012 GESUNDHEITSSCHUTZ
Wie bereits in den Vorjahren gab es bei Wintershall auch 2012
keinen Mitarbeiter, der an einer Berufskrankheit erkrankte. Zusam-
men mit HSE-Experten analysieren die Betriebsärzte der einzelnen
Standorte und Geschäftseinheiten Arbeitsbereiche, um Gesundheits-
gefährdungen der Mitarbeiter durch ihre Tätigkeit zu minimieren.
Dazu kommen Begehungen durch Vorgesetzte und die HSE-Ver-
antwort lichen an den Standorten gemäß den Anforderungen des
HSE-Managementsystems. Zur Vorbeugung bzw. Früherkennung
arbeitsbedingter Erkrankungen als auch in Vorbereitung auf Aus-
landsaufenthalte wurden 2012 weltweit 1.184 arbeitsmedizinische
Untersuchungen durchgeführt.
Ein geschulter Ersthelfer kann Leben retten: Um die Erstversorgung
im Notfall zu gewährleisten sind an den Standorten der Wintershall-
Gruppe 545 Ersthelfer und Sanitäter im Einsatz, die über ein staatlich
anerkanntes Erste-Hilfe-Zertifi kat verfügen. Die Wintershall-Gruppe
unterstützt gezielt die Teilnahme an Erste-Hilfe-Kursen. Auch Blut-
spenden können lebensrettend sein. In der Zentrale Kassel werden
regelmäßig Termine zum Blutspenden angeboten.
Gesundheitsvorsorge in entlegenen Gebieten.
Besondere Bedeutung gewinnt das Thema Gesundheitsschutz bei
Explorations- und Produktionsaktivitäten, die in entlegenen Gebie-
ten und unter extremen klimatischen Bedingungen durchgeführt
werden. Häufi g fehlt dort eine medizinische Versorgung ganz oder
die lokale medizinische Infrastruktur entspricht nicht internationalen
Standards. Für diese Fälle werden mit großer Sorgfalt spezielle Vor-
sorgemaßnahmen getroffen, um gesundheitliche Risiken für Mitar-
beiter und Kontraktoren so weit wie möglich auszuschließen. Vor-
und Nachsorgeuntersuchungen runden das Paket ab.
Als international tätiges Unternehmen ist Wintershall zudem bestrebt
seine Mitarbeiter optimal auf Reisen und Einsätze im Ausland vor-
zubereiten und unnötige Risiken zu vermeiden. Reisehinweise, Impf-
empfehlungen und Informationen zu Ländern in denen Wintershall
aktiv ist, werden regelmäßig zusammengestellt und aktualisiert. Für
die Vorbereitung von Auslandsreisen wurde eine spezielle HSE-Check-
liste entwickelt, ergänzt durch Gefährdungsbeurteilungen, Verfahrens-
anweisungen und Emergency Cards für jeden Standort.
0
Berufskrankheiten
1.184
arbeitsmedizinische
Untersuchungen
545Ersthelfer und Sanitäter
im Einsatz
Kennzahlen Gesundheitsschutz 2012.
Wintershall bietet seinen Mitarbeitern die Möglichkeit, sich im Rah-
men von Gesundheitskampagnen über wechselnde Themen zu
informieren und selbst aktiv zu werden. Der Fokus liegt auf Gesund-
heitsförderung und Prävention.
Das Jahr 2012 stand im Zeichen des Gehörschutzes. Dabei ging es
nicht nur um Lärmbelastungen am Arbeitsplatz, denn hierfür gelten
strenge Arbeitsschutzbestimmungen. Im Mittelpunkt standen vielmehr
die oftmals unterschätzten Gefahren des Freizeitlärms. Denn auch
laute Musik, Stadionlärm oder Silvesterkracher können das Gehör
schädigen. Bei Infoveranstaltungen erfuhren die Mitarbeiter, wie Lärm
auf das Ohr wirkt und wie sich mit Gehörschutzmitteln und einfachen
Verhaltensregeln Folgeschäden wie Schwerhörigkeit vermeiden
lassen. Darüber hinaus konnten die Mitarbeiter anhand von Check-
listen ihre eigene Gefährdung überprüfen und Hörtests machen.
Junge Menschen sind besonders häufi g von Gehörschäden betroffen.
Darum wurde erstmals ein Teil der Gesundheitskampagne speziell
auf die Auszubildenden des Unternehmens zugeschnitten. Hierzu
wurde von Auszubildenden der HSE-Fachabteilung ein Workshop
ausgearbeitet und durchgeführt, der auf die Interessen und Gewohn-
heiten der jungen Mitarbeiter zielte. Unter anderem wurde eine
Smartphone-App zur Messung des Umgebungslärms vorgestellt.
Gehörschutzkampagne.
56 | 57 HSE-JAHRESBERICHT 2012 GESELLSCHAFTLICHES ENGAGEMENT
GESELLSCHAFTLICHESENGAGEMENT.
Kulturelle Unterschiede als Bereicherung begreifen.
Um festzustellen, dass mehr verbindet als trennt.
Deshalb fördert Wintershall an ihren weltweiten Einsatz-
orten nicht nur Erdöl und Erdgas, sondern auch den
Kontakt von Mensch zu Mensch. Die Förderung kultureller
und sozialer Projekte ist für Wintershall kein Luxus,
sondern Ausdruck des gesellschaftlichen Engagements
und aktiven Gestaltens von Lebensqualität.
Als Tochterunternehmen der BASF bekennt sich die Wintershall-Grup-
pe zu ihrer Verantwortung zur Einhaltung und Förderung der Menschen-
rechte. Wir achten im Rahmen unserer Geschäftstätigkeit die internati-
onal verkündeten Menschenrechte und geltendes Recht.
Als Unternehmen der BASF-Gruppe, die den UN Global Compact mit-
begründet hat, streben wir an, in unserem Einfl ussbereich zur größeren
Bekanntheit und zum Schutz der Menschenrechte beizutragen. Aus
diesem Grund unterstützen wir auch unsere Lieferanten und Geschäfts-
partner, nach den international anerkannten Standards zu handeln.
Wir wollen attraktiver Arbeitgeber, verlässlicher Partner und guter Nach-
bar sein. Deshalb übernehmen wir gesellschaftliche Verantwortung und
engagieren uns weltweit mit vielfältigen Projekten im Umfeld unserer Stand-
orte. Wir konzentrieren uns dabei auf Kultur, Bildung, Wissenschaft aber
auch Gesundheit. Mit unserem Engagement wollen wir zu einer positiven
gesellschaftlichen Entwicklung und damit auch zur Förderung der Men-
schenrechte beitragen.
Menschenrechte.
58 | 59 HSE-JAHRESBERICHT 2012 GESELLSCHAFTLICHES ENGAGEMENT
Unsere Mitarbeiter sind unser Kapital und unsere wichtigste Res-
source. Jeder Einzelne trägt mit seinem Handeln zum Erfolg des
Unternehmens bei und entwickelt es weiter. Bestmögliche Arbeits-
bedingungen zu schaffen und persönliche Entwicklungschancen
zu bieten, zählen zu unseren Grundsätzen.
Die Wintershall-Gruppe bietet unter anderem weitreichende Aus-
und Weiterbildungsprogramme mit „Training on the Job“ für quali-
fi zierte Hochschulabsolventen und einen Work & Life-Service zur
bes seren Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Auch in dieser Hin-
sicht leisten wir Pionierarbeit. Der Work & Life-Service dient als An-
laufstelle für unsere Mitarbeiter, um Job und Privatleben in Einklang
zu bringen: Flexible Arbeitszeiten, Betriebssport und gesundheitli-
che Maßnahmen, haushaltsnahe Dienstleistungen, Elternzeit und
leichter Wiedereinstieg sowie Kinder- und Schulbetreuung gehören
hier zu den Schwerpunkten.
Wichtiger Bestandteil unserer Work & Life-Balance sind unsere Kin-
derhäuser KIWI, das 2001 in Kassel eingerichtet wurde und zusätz-
lich seit 2012 das WIKI. Denn in den letzten Jahren ist Wintershall
kontinuierlich gewachsen und mit dem Unternehmen die Nachfrage
nach Betreuungsangeboten. Hier bieten wir unseren nationalen und
internationalen Mitarbeitern an, ihre Kinder im Alter von 6 Monaten
bis 12 Jahren in fürsorgliche und aufmerksame Betreuung zu ge-
ben. Über 140 Plätze stehen zur Verfügung. Durch fl exible Betreu-
ungskontingente, Platz-Sharing, Hausaufgabenbetreuung und eine
für alle Altersgruppen passende Spielumgebung ist das KIWI so
über die Jahre hinweg zu einem kleinen zweiten Zuhause geworden.
Wintershall engagiert sich für das bestmögliche Arbeitsklima an
allen seinen Standorten. Durch die Unterstützung unserer Mitarbeiter in
diversen Belangen offeriert Wintershall allen Angestellten eine service-
orientierte Arbeitsumgebung, die nicht umsonst seit dem Jahr 2003
von der Initiative der gemeinnützigen HERTIE-Stiftung mit dem
Zertifi kat „audit berufundfamilie“ ausgezeichnet ist. Natürlich küm-
mern wir uns auch an unseren internationalen Standorten intensiv
um unsere Arbeitskräfte und respektieren dabei die jeweiligen kul-
turellen Unterschiede.
Mitarbeiter und Familie.
Die Verwirklichung großer Bauvorhaben setzt heute nicht nur die
Zustimmung der Behörden, sondern ebenso die Akzeptanz der
Bevölkerung voraus. Das gilt auch für Investitionen in die Energie-
infrastruktur. Die Öffentlichkeit erwartet umfassende Informationen,
denn die Sensibilität für Eingriffe in Natur, Landschaft oder Sied-
lungsgebiete ist gewachsen. Zwar wünschen sich die meisten Men-
schen den Ausbau einer umweltfreundlichen Energieversorgung.
Die hierfür notwendigen Baumaßnahmen jedoch stoßen oftmals auf
Ablehnung. Investoren, die es versäumen, die Bürger einzubinden,
müssen mit Widerständen rechnen. Nur wenn die Menschen vor
Ort vom Nutzen eines Vorhabens überzeugt sind und sich gleich-
zeitig mit ihren Sorgen ernst genommen fühlen, kann der Dialog
gelingen. Bei geplanten Großprojekten wie der Errichtung von Erd-
gasleitungen oder Bohrprojekten sucht Wintershall deshalb frühzeitig
das Gespräch mit Grundstücksbesitzern, Anwohnern und weiteren
Interessenvertretern. Ziel ist es, Unklarheiten auszuräumen. Konfl ik-
te – zum Beispiel mit den Nutzern landwirtschaftlicher Flächen –
sollen vermieden beziehungsweise möglichst einvernehmlich gelöst
werden. Das Modell der Nachbarschaftskommunikation hat sich be-
währt, etwa bei der Verlegung der Ostsee-Pipeline-Anbindungs-Lei-
tung (OPAL). Hier sorgten Informationsveranstaltungen in den betrof-
fenen Gemeinden, Newsletter und eine telefonische Bürgerhotline
für ein hohes Maß an Transparenz. Die Zusammenarbeit des Unter-
nehmens mit Umweltschutzorganisationen und Wissenschaftlern
trug ebenfalls dazu bei, Vertrauen in der Bevölkerung zu schaffen.
Aber nicht nur über Bauprojekte möchten die Bürger aufgeklärt
werden, sondern auch über unbekannte Technologien. So hat
Wintershall regelmäßig Führungen zum Bohrplatz der Erkundungs-
bohrung Düste angeboten. In der niedersächsischen Lagerstätte
befi ndet sich Tight Gas, das im so genannten Frackingverfahren
gefördert werden müsste. Fracking wird seit vielen Jahren für die
Tight-Gas-Produktion eingesetzt, es wird aber derzeit im Zusam-
menhang mit der möglichen Gewinnung von Schiefergas kritisch
diskutiert. Die Bohrplatzführungen sollen sachliche Informationen
bieten und dazu beitragen, Ängste abzubauen.
Transparenz und Dialog.
60 | 61 HSE-JAHRESBERICHT 2012 GESELLSCHAFTLICHES ENGAGEMENT
Während der politischen Unruhen in Libyen wurden zahlreiche Men-
schen in Libyen schwer verletzt. Wintershall unterstützte 2012 die
Behandlung der Opfer in Deutschland – darunter auch zwei Kinder.
Wintershall hat im Rahmen der Soforthilfe für Libyen die dringend
benötigte, medizinische Versorgung von Schwerverletzten in Deutsch-
land unterstützt. Das Unternehmen ermöglichte die Behandlung von
Patienten, die in ihrer Heimat nicht ausreichend versorgt werden
konnten. Sie wurden zur Operation und Rehabilitation nach Deutsch-
land aus ge fl ogen. Für die Auswahl, den Transport und die Behandlung
der Schwerverletzten konnte die gemeinnützige Ärzteorganisation
Interplast e.V. (Sektion Eschweiler) als Partner gewonnen werden.
Die Verletzten wurden im St. Antonius Hospital Eschweiler behandelt.
Die Eschweiler Ärzte haben langjährige Erfahrungen in der Versorgung
Kriegsverletzter und bereits mehrfach mit Interplast zusammenge-
arbeitet. Auch zwei Kinder die durch eine Minenexplosion schwer
verletzt wurden, konnten so in Deutschland behandelt werden.
Minenräumung.
Um weitere Unfälle durch Minen in Zukunft möglichst zu verhindern,
unterstützt Wintershall zudem die Stiftung Sankt Barbara bei der
Minenräumung in Libyen. Die Organisation mit Sitz im niedersäch-
sischen Munster hat es sich zur Aufgabe gemacht, ehemalige
Kriegsgebiete von Minen zu befreien und humanitäre Hilfe für die
Menschen vor Ort zu leisten. Das zum Transport der entschärften
Munition benötigte Fahrzeug wird von Wintershall gestellt. Durch
den vom Auswärtigen Amt fi nanzierten Einsatz konnte 2012 bereits
der Flughafen Mitiga in Tripoli komplett von Minen befreit werden.
Die Stiftung Sankt Barbara will den Einsatz in Libyen weiter fortset-
zen. Die Aufgabe ist gewaltig: Schätzungen gehen davon aus, dass
nach dem Bürgerkrieg im 2011 mehr als 100.000 Anti-Personen-
Minen zurückgeblieben sind. Hinzu kommen 2,5 Millionen Panzer-
minen aus dem Zweiten Weltkrieg.
Hilfsprogramm für Libyen fortgesetzt.
Mit Hilfe von Wintershall-Mitarbeitern konnte 2012 im libyschen Yef-
ren, etwa 130 Kilometer südwestlich von Tripolis, eine neue Kinder-
tagesstätte eröffnet werden. Dabei wurden die Initiatoren von der
großen Nachfrage überrascht: Statt der zunächst avisierten 120 Plät-
ze für Mädchen und Jungen zwischen drei und sieben Jahren, stieg
die Zahl der Anmeldungen auf 220. Zur Realisierung dieses Projekts
haben die Kollegen von Wintershall Libya aktiv beigetragen. Die
Stadtverwaltung von Yefren stellte ein Gebäude zur Verfügung und
die Salsabil-Stiftung hat das Haus für die Kinder von außen und innen
renoviert und es mit Möbeln ausgestattet.
Kindergarten eröffnet.
Auch weiterhin übernimmt Wintershall Verantwortung in Libyen und
setzt seine Unterstützung mit der Wiederaufbauhilfe fort. Bis Ende
2013 soll in der rund 5.000 Einwohner zählenden Oase Jakhira in
der libyschen Wüste ein Krankenhaus eröffnet werden. Wintershall
wird das Krankenhaus technisch als auch personell ausstatten und
mit Unterstützung eines erfahrenen Medizindienstleisters in einem
Zeitraum von bis zu fünf Jahren für den Betrieb sorgen. Mit dem
Ziel, dass sich die Klinik danach selbst tragen kann. Im Fokus steht
dabei die Notfallversorgung für die Menschen in Jakhira.
Engagement für gute Nachbarschaft.
62 | 63 HSE-JAHRESBERICHT 2012 AUSBLICK
Im Zuge eines Asset-Tauschs mit dem Energieunternehmen Statoil
will Wintershall die Betriebsführerschaft auf der Plattform Brage
übernehmen. Damit wäre das Unternehmen erstmals Operator einer
großen Produktionsplattform auf dem norwegischen Kontinental-
schelf. Voraussetzung ist die Zustimmung der örtlichen Behörden.
Beteiligungen, Plattform und bis zu 150 Mitarbeiter, die bislang zu
Statoil gehörten, sollen in das Unternehmen integriert werden. Dem
hierzu eingerichteten Steuerungsteam gehören auch zahlreiche HSE-
Experten an. Sie analysieren die bestehenden Sicherheits- und Um-
weltsysteme und vergleichen sie mit den eigenen Standards. Ände-
rungen soll es nur dort geben, wo eine echte Verbesserung erzielt
werden kann, denn auf der Plattform Brage wird seit 20 Jahren sicher
Öl und Gas gefördert. Auf den technischen und organisatorischen
Erfahrungen des bisherigen Betreibers will Wintershall aufbauen,
um auch künftig eine Gefährdung von Schelfmeer und Kontinental-
schelf auszuschließen.
Die Offshore-Produktion in Norwegen unterliegt strengen Gesetzen.
Wintershall strebt an, spätestens Ende 2013 die Plattform Brage
operieren zu können. Bei der Beantragung der Produktionsgeneh-
migung muss das Unternehmen gegenüber den Behörden seine
HSE-Kompetenz dokumentieren. Hierzu wird es unter anderem kon-
krete Notfallkonzepte, aktuelle Risikoanalysen sowie ein Manage-
mentsystem vorlegen.
Integration neuer Assets in Norwegen.
AUSBLICK.WAS KOMMT.
Mehr Sicherheit durch integrierte Interventionssysteme.
Wintershall plant sein Engagement zur Verhinderung aber auch zur
Schaffung verbesserter Konzepte für die Bekämpfung von Ölunfällen
weiter auszubauen. Neben der Unterstützung der Entwicklung und
Stationierung einer Abdeckvorrichtung für Bohrlöcher in der briti-
schen Nordsee prüft Wintershall den Einstieg in Projekte in anderen
Regionen. Dafür wird das Unternehmen eng mit Fachfi rmen zu-
sammenarbeiten. Ziel ist es Kompetenzen und technisches Know-
how zu bündeln. Im Mittelpunkt stehen der Zugang zu integrierten
Interventionssystemen und modernsten Schutzeinrichtungen wie
Abdeckzylinder für havarierte Bohrlöcher. Weltweit sind ein Dutzend
Abdeckzylinder geplant oder bereits stationiert, die von Einzelunter-
nehmen oder Konsortien fi nanziert werden.
Wintershall Libya plant Zertifi zierung nach ISO 14001.
Nach Wintershall Nordzee in den Niederlanden will auch Wintershall
Libya ein spezielles Umweltmanagementsystem nach dem interna-
tional anerkannten Standard ISO 14001 implementieren und dann
zertifi zieren lassen. Die Zertifi zierung wird durch unabhängige Prü-
fungs gesellschaf ten vorgenommen und regelmäßig kontrolliert. Vor-
aussetzungen dafür sind eine festgelegte betriebliche Umweltpolitik,
Umweltziele und ein Umweltprogramm sowie ein entsprechendes
Managementsystem, das bei der Zielerreichung hilft. Wintershall wäre
das erste E&P-Unternehmen mit einer ISO 14001 Zertifi zierung in
dem Land. Mit seinen Standards und Initiativen gehört das Unter-
nehmen zu den Vorreitern bei der umweltfreundlichen Gewinnung
von Energie in Libyen.
Wartung aller Anlagen in Libyen.
Um die Integrität ihrer Produktionsanlagen sicherzustellen, überprüft
Wintershall weltweit in regelmäßigen Abständen deren Zustand. Im
Jahr 2013 ist eine Inspektion aller Einrichtungen in der libyschen
Wüste geplant. Für die Zeit der Überprüfung wird die gesamte An-
lage heruntergefahren. In einem Zeitraum von bis zu fünf Wochen
werden alle Anlagenteile nach und nach abgeschaltet, gewartet
und wenn notwendig repariert oder erneuert. Um die Risiken und
den Produktionsausfall zu minimieren, sind eine detaillierte Planung
und das optimale Zusammenspiel aller Beteiligten unerlässlich. Alle
Gewerke inklusive Kontraktoren sind in diesen Prozess eingebunden
was besondere Herausforderungen im Bereich HSE mit sich bringt.
Die Vorbereitungen beginnen daher bereits rund ein Jahr vor dem
geplanten Termin.
Internationaler Branchenverband OGP trifft sich in Deutschland.
Im November treffen sich die Vertreter der International Association
of Oil & Gas Producers (OGP), dem internationalen Branchenver-
band der E&P-Industrie, in Deutschland. Wintershall organisiert die
jährlich stattfi ndende Mitglieder-Veranstaltung in Berlin in Anknüp-
fung an ein Treffen der Sicherheitsexperten der Mitgliedsunterneh-
men im Jahr 2012 in Celle, der Wiege der deutschen Erdöl- und
Erdgasproduktion. Dort trafen sich Vertreter internationaler Unter-
nehmen zum Erfahrungsaustausch. In Berlin werden vor allem Kern-
themen wie Sicherheit und Standards im Fokus stehen.
64 | 65 HSE-JAHRESBERICHT 2012 KENNZAHLEN 2012
AUF EINEN BLICK:KENNZAHLEN 2012.
Einheit 2012 2011
UNTERNEHMENSLEISTUNG
Nettoumsatz Dritte Mio. € 16.700 12.051
· Exploration & Produktion Mio. € 5.330 3.182
· Erdgashandel Mio. € 11.370 8.869
Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) Mio. € 3.904 2.111
· Exploration & Produktion Mio. € 3.422 1.686
· Erdgashandel Mio. € 482 425
ARBEITSSICHERHEIT
Zahl der Mitarbeiter* 2.514 2.281
Eigene Mitarbeiter
· Tödliche Unfälle (FAT) 0 0
· Unfall mit > 1 Tag Ausfallzeit (LTI) 1 0
· Unfallhäufi gkeitsrate pro eine Million Arbeitsstunden (LTIF) 0,20 0
Kontraktoren
· Tödliche Unfälle (FAT) 0 0
· Unfall mit > 1 Tag Ausfallzeit (LTI) 10 5
· Unfallhäufi gkeitsrate pro eine Million Arbeitsstunden (LTIF) 1,48 0,75
LTIF Gesamt 0,93 0,46
GESUNDHEITSSCHUTZ
Berufskrankheiten eigene Mitarbeiter 0 0
Ersthelfer im Unternehmen 545 582
Arbeitsmedizinische Untersuchungen 1.184 707
UMWELTSCHUTZ
Energie
· Stromverbrauch MWhel 759.390 878.831
· Dampfeinsatz t 469.486 384.082
· Brennstoffeinsatz zur eigenen Energieerzeugung Mio. MWh 2,05 1,4
Emissionen Treibhausgase
· CO2 Mio. t 1,35 1,34
· CH4 t 3.164 4.057
Emissionen anorganischer Stoffe t 3.441 2.808
Emissionshandel in Europa
· Erhaltene Emissionsberechtigungen EUA/a 808.051 791.067
· Emissionen emissionshandelpfl ichtiger Anlagen t 492.934 458.035
Abfallentsorgung t 160.837 80.436
Wasser (gesamt) Mio m3 15,5 10,7
· Produktionswasser Mio m3 13,2 9,5
* Ohne befristet Beschäftigte; Teilzeitkräfte anteilig
66 | 67 HSE-JAHRESBERICHT 2012 ANSPRECHPARTNER
ANSPRECHPARTNER.
Guido Schnieders
Corporate HSE Manager
Malalay Osmani
HSE Engineer
Marco Lukassen
HSE Engineer
Georgina Wien
HSE Manager
New Ventures
Nadja Brauhardt
HSE Communication
& Sustainability
Klaus Jantos
Senior Environmental
Advisor
Weltweit.
Abu Dhabi (WIME)
Louis Susanna
HSE Manager
Argentinien (WIAR)
Jonathan Gandolfo
HSE Manager
Deutschland (WIDE)
Dr. Michael Bätcher
HSE Manager
Libyen (WILI)
Mustafa Abunagasa
HSE Manager
Niederlande (WINZ)
Onno Spinder
HSE & Permitting Manager
Norwegen (WINO)
Janne Lea
HSE Manager
Russland (WIRF)
Evgenia Shvychkova
Junior HSE Specialist
Qatar (WIQA)
Axel Barenschee
HSE Manager
+49 561 301–1757
hse@wintershall.com
Corporate HSE Kassel.
Impressum.
Verantwortlich für den Inhalt
Wintershall Holding GmbH
Friedrich-Ebert-Str. 160
34119 Kassel
Konzeption und Redaktion
Nadja Brauhardt
Gestaltung
atelier 41, Berlin
Infografi k
KircherBurkhardt GmbH
Paints Multimedia GmbH
Postkarten
Red Rabbit Werbeagentur GmbH
Druck
Ruksaldruck, Berlin
Wintershall Holding GmbHFriedrich-Ebert-Straße 16034119 Kassel, DeutschlandTel.: +49 561 301-1757Fax: +49 561 301-1702
hse@wintershall.com www.wintershall.com
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