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Zum Problem des chinesischen AhnenbildesAuthor(s): Eduard ErkesSource: Artibus Asiae, Vol. 8, No. 2/4 (1945), pp. 105-106Published by: Artibus Asiae PublishersStable URL: http://www.jstor.org/stable/3248184 .
Accessed: 17/06/2014 22:55
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EDUARD ERKES:
ZUM PROBLEM DES CHINESISCHEN AHNENBILDES
DASS DIE CHINESISCHE AHNENSTELE SICH AUS EINEM URSPRONGLICH MENSCHENGESTALTIGEN
Bilde entwickelt hat, lIaft sich angesichts der hierfiir aus dem Altertum vorliegenden
Zeugnisse und der Parallelerscheinungen bei andern indochinesischen Stdmmen, wie auch
des iiberall sonst zu beobachtenden Verlaufes der Entwicklung der Ikonographie kaum
bezweifeln'. Beachtenswert ist jedoch, dag1 sich in China die figiirliche Darstellung des
Vorfahren neben der symbolisch gewordenen noch sehr lange erhalten zu haben scheint.
Fiir die Existenz der Ahnenfigur zur Han-Zeit habe ich in den genannten Aufsatzen
Belege zusammengestellt; aber auch in den folgenden Jahrhunderten scheint das anthropo-
morphe Ahnenbild beim Totenkult noch eine
bedeutende Rolle gespielt zu haben. So ist
neuerdings eine grofle Anzahl von Totendar-
stellungen in Relief aus Opfergrabkammern des
6. nachchr. Jhdts. bekannt geworden, die allem
Anschein nach als Kultbilder gedient haben.
In derselben Weise ist jedenfalls auch die ne-
benstehend abgebildete Plakette aus der Privat-
sammlung Johannes Lehmann in Leipzig zu
deuten.
Die 14,4 cm hohe, etwas patinierte Bronzetafel
zeigt auf der Vorderseite in Hochrelief das
Bildnis eines Mannes, dessen Fiiue abgebrochen sind. Die Handhaltung scheint eine buddhisti-
sche Mudra vorzustellen; sonst aber zeigt die
Abb. I
1 Vgl. Erkes, Idols in Pre-Buddhist China, Artibus Asiae
1928, 5-I2; Some Remarks on Karlgren's "Fecundity Symbols in Ancient China", BMFEA Stockholm 3 (I931), 63-68.
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Gestalt nichts Buddhistisches. Die Tracht weist nicht auf einen buddhistischen Mbinch hin, und das Klippchen spricht dagegen, daB ein solcher dargestellt sei. Ob sich aus
Einzelheiten des Kostiims noch ein genauerer Hinweis auf den Stand des Truigers ge- winnen lieg3e, vermag ich mit meinen Hilfsmitteln nicht festzustellen. Interessant ist aber
das Gesicht, das keinen konventionellen Heiligentyp wiedergibt, sondern mit den gro1en hervortretenden Augen, der gebogenen Nase, den aufgeworfenen Lippen und dem feisten
Doppelkinn offenbar ein individuelles Portrait ist. Dafiir spricht nun auch die auf der
Riickseite eingravierte Inschrift (Abb. 2), die folgendermafen lautet:
,,Chin T'ai-yiian, 8. Jahr, io. Monat, 15. Tag.
Ch'en Wen-ch'eng vermochte, da sein Vater friih das Leben verlor,
nicht, gehorsam gegen die Eltern zu sein. In Treue lie1 er ein
bronzenes Bildnis verfertigen, um dem Vater seine Aufwartung zu ma-
chen und es darzubringen zur Oberlieferung an die
spateren Geschlechter."
Das Datum ist das 6. Jahr des Nien-hao T'ai-yiian Kaiser Hsiao Wu-ti's (373-396) von der bistlichen
Chin-Dynastie, das 376 beginnt, also das Jahr 383. Im iibrigen l•i•t sich die Inschrift wohl nicht an-
ders verstehen als dahin, da1 der Verfasser ein
Portrait seines verstorbenen Vaters in Bronze
gielSen lieIg, um diesen damit beim Ahnenkult zu
verehren und zugleich die Erinnerung an ihn bei
den spaiteren Gliedern der Familie lebendig zu
erhalten. Es handelt sich also um eine Ahnenfigur, die nicht mehr wie die Ahnenbilder des Alter-
tums voll-plastisch, sondern in Relief ausgefiihrt ist und demnach eine Art Obergang von der Sta-
tue zur glatten, nur noch durch die Beschriftung
gekennzeichneten Stele bildet. Abb. 2
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