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Jedes Jahr öffnen neue Museen, die Besuche steigen und Museen sind beliebter als die Bundesliga. Warum also Outreach? Es ist eine Frage der Haltung, wie ein Museum seine Rolle in der Stadtgesellschaft definiert und sich mit ihr vernetzt. Dabei stellt sich das Museum zum Beispiel folgende Fragen "Welche Besucher wollen wir erreichen?" oder "Welchen Unterschied machen wir im Leben von Menschen?" Outreach umzusetzen, bedeutet eine neue Ausrichtung der Organisation, neue Vernetzungsstrategien sowie neue Ebenen der Kommunikation und der gesellschaftlichen Verantwortung. Kurz: Outreach ist ein konsequenter Change-Management Prozess.
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Museum & Outreach Eine Frage der Haltung
Quelle: Institut für Museumsforschung, Heft 67, Statistische Gesamterhebung an den Museen der Bundesrepublik Deutschland für das Jahr 2012, S. 13
2 Tabellarische Auswertungen
Die Summe der Besuche 2012 ist in den Museen der Bundesrepublik Deutschland im Vergleichzum Vorjahr um 3.226.020 auf 112.807.633 Besuche gestiegen. Das entspricht einem Zuwachsvon 2,9 % (2011: 109.581.613 Besuche). Im Vorjahr hatte es einen Besuchszahlenzuwachs von0,35 % gegeben.
In den Jahren 2002, 2003, 2005 und 2008 gab es einen Besuchszahlenruckgang: 2002: –1,7 %,2003: –2,8 %, 2005: –1,8 %, 2008: –2,3 %,
im Zeitraum von 1997 bis 2001 und in 2004, 2006 bzw. 2007, 2009 bis 2011 waren die Be-suchszahlen angestiegen: 1997: 2,4 %, 1998: 2,9 %, 1999: 0,9 %, 2000: 3,5 %, 2001: 3,4 %,2004: 5,0 %, 2006: 1,2 %, 2007: 4,5 %, 2009: 1,9 %, 2010: 2,2 %, 2011: 0,35 %.
In den drei Jahren vor 1997 gab es einen Ruckgang der Besuchszahlen: 1994: –2,7 %, 1995:–0,2 %, 1996: –0,6 %.
Die Entwicklung der Besuchszahlen ist also keine gleichmaßige Zu– oder Abnahme uber dieJahre hinweg (vgl. Abbildung 1).
Abbildung 1: Besuchszahlenentwicklung seit 1990
Neu erfasst fur die Erhebung 2012 wurden 56 Einrichtungen. Von diesen meldeten 44 Einrich-tungen zusammen 702.490 Besuche und 45 Sonderausstellungen. Die Museen, die bereits imJahr 2011 an unserer Erhebung beteiligt waren, verzeichneten einen Besuchszahlenzuwachsvon ca. 2,1 Mio. Damit ist die Besuchszahl dieser Museen deutlich gestiegen.
Eine Einschatzung der eigentlichen Grunde fur Veranderungen der Anzahl von Museumsbe-suchen kann jeweils nur aus Sicht des einzelnen Museums gegeben werden. Die Antwortender Museen nach Grunden fur starkes Ansteigen bzw. Absinken der Besuchszahlen haben wirin eine Rangordnung gebracht und in Tabelle 2 zusammengestellt.
Als haufigste Grunde fur das Absinken der Besuchszahl in den Museen wurden wieder dieEinschrankung von Sonderausstellungen und baulich–organisatorische Schließungen genannt.
1.233 Museen (19,4 %) meldeten fur 2012 einen starken Anstieg der Besuchszahlen (um 10 %oder mehr gegenuber 2011). 1.483 Museen (23,3 %) verzeichneten fur 2012 einen starkenRuckgang der Besuchszahlen (um 10 % oder mehr gegenuber 2011).
Im folgenden sind einige Beispiele fur Anstiege der Besuchszahlen durch besondere Anlasseaufgefuhrt. Es soll damit gezeigt werden, dass sich in unterschiedlichsten Hausern – un-abhangig von der Große eines Museums – durch besondere Anlasse die Besuchszahlen starkerhoht haben. Die folgende Auswahl ist exemplarisch.
13
Entwicklung der Besuchszahlen seit 1990
Museum im Vergleich zur Bundesliga
113
17
0
20
40
60
80
100
120
Museum besucht (2009) Ticket für ein Spiel der 1./ 2. Bundesliga gelöst (Saison 2009/2010)
Anz
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Quelle: Statista; ID 188756
113 Millionen Bundesbürger haben ein Museum besucht
17 Millionen Bundesbürger haben ein Ticket für ein Bundesliga-‐Spiel gelöst
Quelle:: statista, http://de.statista.com/statistik/daten/studie/217825/umfrage/besucherstaerkste-‐museen-‐weltweit/
Top 20 der beliebtesten Museen weltweit 2013
9.334
6.701
6.227
6.032
5.459
4.885
4.361
4.500
4.093
3.745
3.291
3.185
3.066
3.053
2.899
0 1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 9000 10000
Louvre (Paris)
British Museum (London)
Metropolitan Museum of Art (NYC)
National Gallery (London)
Vatican Museums (Vatikanstadt)
Tate Modern (London)
National Palace Museum (Taipei)
National Gallery of Art (DC)
Centre Pompidou (Paris)
Musee D’Orsay (Paris)
Victoria & Albert Museum (London)
Reina Sofia (Madrid)
Museum of Modern Art (NYC)
National Museum of Korea (Seoul)
State Hermitage Museum (St Petersburg)
Anzahl der Besucher in Tausend
Quelle: Bildungsbericht 2012, http://www.bildungsbericht.de/zeigen.html?seite=10203
Museen sind beliebt! Warum Outreach?
Kulturelle/musisch-‐ästhetische Aktivitäten außerhalb der Familie zeigen eine hohe Selektivität nach dem Bildungsstand der Eltern
Kinder und Jugendliche mit niedrigem sozioökonomischen Status spielen seltener ein Instrument oder Theater und besuchen seltener kulturelle Veranstaltungen
Hohe Disparitäten in der Teilnehmerstruktur nach Bildungsstand: Akademiker bei rezeptiven wie auch aktiven Formen musisch-‐ästhetischer Bildung dominant
Quelle: Abbildung: Bildungsbericht 2012, S. 171, http://www.bildungsbericht.de/zeigen.html?seite=10203 Zitat: Kultur für alle. O.Scheytt, N. Sievers in Kulturpolitische Mitteilung Nr 130, S. 31, www.kupoge.de/kumi/kumi130.html
„Das Kulturpublikum ist ein Abiturpublikum“
171
H1
Informelle und non-formale Aktivitätsorte überwiegen
Studierende schlecht über kulturelle Angebote der Hoch-schulen informiert
Hohe Disparitäten in der Teilnehmer-struktur nach Bildungsstand: Akademiker bei rezeptiven wie auch aktiven Formen musisch-ästhetischer Bildung dominant
Individuelle Bildungsaktivitäten
Bereichen (Fotografie, Streetart, Kabarett/Comedy, Akrobatik, Musical) betätigen sich fast drei Viertel der Studierenden ausschließlich in informellen Strukturen. Organi-sierte Angebote der Hochschulen haben ebenso wie studentische Initiativen nur eine geringe Bedeutung. Musisch-ästhetisch aktive Studierende nutzen das Spektrum an formalen, non-formalen und informellen Praxisorten umfassend und gleichzeitig selektiv. Nur wenige der aktiven Studierenden sind ausschließlich in einer Organisa-tionsform aktiv, am ehesten dann im informellen Bereich.
In der Wahrnehmung der Studierenden spielt die Hochschule als Ort für mu-sisch-ästhetische Aktivitäten auch deshalb nur eine geringe Rolle, weil sie zum Groß-teil das Angebot weder kennen noch beurteilen können (Tab. H1.2-27web). Dies gilt selbst für die kulturell Aktiven. Die Hochschulen und Studentenwerke, die ihrem Auftrag nach auch die studentische Kultur an den Hochschulen fördern sollen, sind also aufgerufen, nicht nur Angebote zu entwickeln, sondern diese den Studierenden auch besser bekannt zu machen.
1.3 Kulturelle/musisch-ästhetische Aktivitäten im ErwachsenenalterDas Gesamtniveau musisch-ästhetischer Bildungsaktivität liegt bei den Erwach-senen im Alter von 19 bis unter 65 Jahren bei zwei Dritteln. Nach Formen sind die rezeptiven Aktivitäten doppelt so häufig wie die eigenaktiven (59 gegenüber 28%, Abb. H1.3-1). Beide Aktivitätsformen weisen richtungsgleiche Differenzen nach Schulbil-dung auf: Erwachsene mit Hochschulreife weisen doppelt so oft kulturelle Aktivitäten auf wie solche mit maximal Hauptschulabschluss; dazwischen sind die Personen mit einem Mittleren Abschluss verortet. Eine Verbindung beider Aktivitätstypen findet sich nur bei einem Fünftel der Erwachsenen, zwei Fünftel praktizieren nur rezeptive Formen (Tab. H1.3-4web).
* Mehrfachnennungen möglichQuelle: TNS Infratest Sozialforschung, AES 2007, eigene Berechnungen k Tab. H1.3-1A
Abb. H1.3-1: Teilnahme 19- bis unter 65-Jähriger an rezeptiven und eigenaktiven Formen kultureller/musisch-ästhetischer Bildung 2007 nach allgemeinbildendem Schulabschluss (in %)*
Insgesamt
Rezeptive Formen insgesamt
Eigenaktive Formen insgesamt
Besuch kultureller Sehenswürdigkeiten
Theater-/Konzert-/Oper-/Ballettbesuch
Selbst bei öffentlicher Aufführung(Musik, Theater, Tanz) mitgemacht
Selbst gestalterisch tätig gewesen
Selbst Texte geschrieben
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100in %
6587
6846
5982
614028 45
2617
4972
513139
6238
24
11
1615
26
1120
9
1810
8
8
6
Rezeptive Formen
Eigenaktive Formen
Insgesamt Mit (Fach-)Hochschulreife Mit Mittlerem Abschluss Mit/Ohne Hauptschulabschluss
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Outreach ist Change-‐Management
Quelle: Eigene Darstellung, www.kubi-‐online.de/artikel/museen-‐outreach
Outreach integriert Elemente von Audience Development, Partizipation und soziale Inklusion
Outreach
Audience Development
Inklusion Partizipation
Outreach ist Involvieren und Audience Development ist Adressieren.
Outreach definiert die gesellschaftliche Rolle eines Museums neu.
Outreach ohne Partizipation ist kein Outreach.
Quelle: Abbildung: http://www.glasgowlife.org.uk/museums/about-‐glasgow-‐museums/open-‐museum/about-‐the-‐Open%20Museum/resources/Pages/default.aspx Zitat: D. Wunderlich, Wem gehören eigentlich die Museen? „Public Engagement – Ein Blick nach Schottland, http://www.museum-‐outreach.de/veroeffentlichungen
Glasgow Museums The Open Museum
http://vimeo.com/89903145
Wie das Museum der Bevölkerung dienen kann, zeigen die Glasgow Museums. „Dafür musste sich das Selbstverständnis der Museen und ihr Blick auf die Besucher ändern. Access und Ownership sind dabei zentrale Begriffe.“ Das Open Museum ist ein Beispiel für die Aktivitäten des Outreach Departments.
Quelle: Interview mit dem Kurator Jakob Parby, www.copenhagen.dk/en/whats_on/outreach_english
Museum of Copenhagen The Wall The Wall verbindet in einem partizipativen Ansatz die Funktionalitäten des Web 2.0 mit einer mobilen, multimedialen Installation in einem Container außerhalb des Museums. Die durch die Interaktion gewonnen Informationen sind bedeutsam für die Arbeit der Kuratoren. Das Museum of Copenhagen geht mit verschiedenen Outreach-‐Projekten in den Dialog mit der Stadtbevölkerung.
Zehn Schritte zu einer Outreach-‐Kultur 1. Klares Bekenntnis der Führungsebene 2. Outreach-‐Management auf hoher Führungsebene etablieren 3. Bestandsaufnahme und Definition von Zielen 4. Einbeziehung aller Museumsabteilungen und relevanter Stakeholder 5. Schaffen von Organisationsstrukturen 6. Finanzierung bereitstellen 7. Etablierung von Kommunikationsbeziehungen nach Innen und Außen 8. Outreach als integralen Bestandteil der Museumsarbeit verstehen 9. Zielerreichung und Qualität messen 10. Transparent kommunizieren
Mehr Details?
www.museum-‐outreach.de
Copyright Ivana Scharf
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