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Materiale Textkulturen Schriftenreihe des Sonderforschungsbereichs 933 Herausgegeben von Ludger Lieb Wissenschaftlicher Beirat: Jan Christian Gertz, Markus Hilgert, Hanna Liss, Bernd Schneidmüller, Melanie Trede und Christian Witschel Band 15 Friedrich-Emanuel Focken and Michael R. Ott - 9783110417944 Downloaded from PubFactory at 07/26/2016 09:10:23AM via Universität Heidelberg

Die altaramäischen Wandinschriften vom Tell Deir 'Alla und ihr institutioneller Kontext (2016)

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Materiale Textkulturen

Schriftenreihe des Sonderforschungsbereichs 933

Herausgegeben vonLudger Lieb

Wissenschaftlicher BeiratJan Christian Gertz Markus Hilgert Hanna Liss BerndSchneidmuumlller Melanie Trede und Christian Witschel

Band 15

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Metatexte

Erzaumlhlungen von schrifttragenden Artefakten in deralttestamentlichen und mittelalterlichen Literatur

Herausgegeben vonFriedrich-Emanuel Focken und Michael R Ott

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ISBN 978-3-11-041793-7e-ISBN (PDF) 978-3-11-041794-4e-ISBN (EPUB) 978-3-11-042532-1ISSN 2198-6932

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Inhalt

Friedrich-Emanuel Focken Michael R OttMetatexte und schrifttragende Artefakte 1

Regina ToepferZusammenfassung der Beitraumlge 11

Schrifttragende Artefakte aus der Bildungspraxisim antiken Israel und seinem Kontext

Erhard BlumDie altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir ʻAlla und ihr institutionellerKontext 21

David M CarrWriting That Dares Not Speak Its Name Writing About Orality and InscribedAmulet Practice in Ancient Israelite Educational Texts 53

Daniel Stoumlkl Ben EzraBuumlcherlesen im Jachad Qumrans Himmlische Buumlcher zwischen Katechesekollektivem Studium und esoterischer Geheimschrift 75

Schrifttragende Artefakte im Alten Testament

Reinhard MuumlllerVom verschrifteten Orakelspruch zum Prophetenbuch Schriftliche Uumlbermittlunggoumlttlicher Botschaften im Licht von Jes 8116 und Jes 308 99

Konrad SchmidSchrift und Schriftmetaphorik in der Prophetie des Jeremiabuchs 123

Friedrich-Emanuel FockenEzechiels Schriftrolle Die Konzeption seiner Prophetie im Berufungsbericht(Ez 1ndash3) 145

Jan Christian GertzMose zerbricht die Tafeln des Bundes am Sinai ndash Literarhistorisch ausgereiztaber praxeologisch unterschaumltzt 177

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VIII Inhalt

Schrifttragende Artefakte in der mittelalterlichen Literatur

Andrew James JohnstonSchriftkommunikation im Beowulf 205

Robert FolgerDie Imagination der Materialitaumlt Das Liebesgefaumlngnis (Caacutercel de amor 1492)Metatextualitaumlt und soziale Praxis 217

Katharina PhilipowskiSchrift in Fesseln Die steinerne Rede der Persine in Thuumlrings von RingoltingenMelusine (1456) 239

Kommunikation und Medialitaumlt

Ludger Lieb und Michael R OttSchnittstellen Mensch-Artefakt-Interaktion in deutschsprachigen Texten des13 Jahrhunderts 265

Joachim SchaperAnthropologie des Schreibens als Theologie des Schreibens Einmedienarchaumlologischer Gang durch das Buch Exodus 281

Metatextualitaumlt und Notation am Beispiel mittelalterlicherHandschriften

Hanna LissEin Pentateuch wie andere auch Die Lese-Geheimnisse des RegensburgPentateuchs 299

Christina LechtermannTextherstellung in den Marienleben Philipps von Seitz Walthers von Rheinauund Wernhers des Schweizer 335

Vorstellung der Autorinnen und Autoren 367

Index 371

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Erhard BlumDie altaramaumlischen Wandinschriften vomTell Deir ʻAlla und ihr institutioneller Kontext1 Schriftzeugnisse und SchreibmaterialDie Quellen zur Schriftkultur im alten Israel bieten ein scheinbar widerspruumlchli-ches Bild Einerseits verfuumlgen wir mit dem hebraumlischen Alten Testament uumlber daseinzige umfangreiche Literaturkorpus des Alten Orients das in einer kontinuierli-chen und lebendigen Uumlberlieferung bis in die Moderne tradiert wurde Andererseitshaben die archaumlologischen Ausgrabungen in IsraelPalaumlstina zwar eine begrenzteMenge an hebraumlischen Schriftfunden zutage gebracht darunter jedoch kaum einenim engeren Sinne literarischen Text Dieser negative Befund tritt vor dem Hinter-grund der uumlberaus reichhaltigen keilschriftlichen (sumerisch akkadisch hethi-tisch ugaritisch) und aumlgyptischen Textfunde umso schaumlrfer hervor Von daher aufeine weitgehende Illiteralitaumlt der israelitischen Gesellschaft zu schlieszligen erwiesesich jedoch rasch als zu kurz gegriffen nicht nur aufgrund diverser Ostraka etcmit Gebrauchstexten sondern auch angesichts einer eher noch duumlrftigeren Fund-dichte in der uumlbrigen Levante insbesondere bei den weltlaumlufigen Phoumlniziern vondenen die Griechen die Alphabetschrift sbquogeerbtlsquo haben Nicht zuletzt ist hier wieder-um auf das Alte Testament zu verweisen dessen Literatur zu einem erheblichenTeil in der ersten Haumllfte des 1 Jahrtausends v Chr entstanden sein muss1

Die entscheidenden Gruumlnde fuumlr das Ausbleiben groumlszligerer Textfunde sind dennauch elementarer In erster Linie ist es das vergaumlngliche Schreibmaterial fuumlr groumlszlige-re Gebrauchstexte und vor allem fuumlr literarische Texte Tintenschrift auf Papyrusund Leder in Verbindung mit dem feuchten Klima der Regenbau-Kulturlandschaf-ten Steininschriften wiederum die in erster Linie koumlniglichen Texten vorbehaltenwaren fielen leicht gezielter oder zufaumllliger Zerstoumlrung zum Opfer

Letzteres laumlsst sich gleichermaszligen an den Bruchstuumlcken monumentaler Steininschriften de-monstrieren die in Samaria (Nordreich Israel) und Jerusalem (Juda) gefunden wurden wie ander nahezu vollstaumlndig erhaltenen Siloah-Inschrift in Jerusalem die im Dunkel des in denFelsen gehauenen Wassertunnels verborgen geblieben war bis sie im Jahr 1880 zufaumlllig ent-deckt wurde Der extensive Gebrauch von Papyri kann uumlber biblisch-literarische Bezeugungenhinaus indirekt anhand von Bullen (Siegelabdruumlcke) mit denen Schriftrollen gesiegelt waren

1 In der alttestamentlichen Forschung vertretene Hypothesen wonach die hebraumlische Bibel schonin ihrer Substanz perserzeitlich oder hellenistisch waumlre vergroumlszligern noch die Aporie insofern einer-seits (abgesehen von zwei Silberamuletten) keine hebraumlischen Texte aus der Perserzeit belegt sindandererseits in hellenistisch-roumlmischer Zeit (Qumran) die Hauptteile des alttestamentlichen Ka-nons schon weitgehend ausgebildet sind Zu dem Problemhorizont insgesamt vgl auch Schmid2011 35ndash60

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22 Erhard Blum

belegt werden Die wichtigsten Beispiele dafuumlr wurden bislang in Jerusalem gefunden darun-ter eine Gruppe von 51 Bullen in einem Privathaus() die im Feuer der Zerstoumlrung der Stadtdurch die Babylonier (587 v Chr) gebrannt wurden und dadurch gut erhalten blieben2 sowieein Hort von mehr als 170 Bullen die etwa zur Haumllfte auf der Ruumlckseite bdquoPapyrusmusterldquo auf-weisen aus der zweiten Haumllfte des 9 Jahrhunderts bzw der ersten Haumllfte des 8 Jahrhundertsv Chr3

In gewisser Weise waren es gerade die flexiblen Moumlglichkeiten des sbquomodernenlsquoSchriftsystems der Alphabetschrift die zur Folge hatten dass die Literatur der le-vantinischen Kulturen des 1 Jahrtausends v Chr zum weitaus groumlszligten Teil verlo-ren ist (wiederum mit Ausnahme der hebraumlischen Bibel)

Seltene Ausnahmen von dieser Regel bilden ndash neben Ostraka und einigen Stein-inschriften ndash zwei groumlszligere Funde von Inschriften die in Tinte auf Wandverputzaufgetragen worden waren eine weitere Praumlsentationsmoumlglichkeit von Texten4

mit deren nachhaltiger Erhaltung freilich ebenfalls nur unter sehr besonderen kon-tingenten Bedingungen zu rechnen ist

So konnte einer dieser sensationellen Funde bezeichnenderweise in der Sinai-wuumlste gemacht werden Bei der Ausgrabung einer unscheinbaren festungsaumlhnli-chen Anlage im Nordsinai namens Kuntillet ʻAǧrūd wurden 1974ndash75 mehr als fuumlnf-zig Inschriften(-fragmente) gefunden darunter sechs Texte auf Wandverputz sowieweitere auf groszligen Vorratskruumlgen (Pithoi) Der religioumlse Charakter von relativ raschentzifferten Segenswuumlnschen fuumlhrte zunaumlchst auf die Vermutung eines Heiligtums(bdquoreligious siteldquo)5 auch die Funktion des Ortes als bdquoSchuleldquo wurde (wenig uumlberzeu-gend) erwogen6 Die Lage in der Naumlhe einer Route des Fernhandels zwischen Ara-bien und dem Mittelmeer (arabisch darb el-Ġazze) der archaumlologische Gesamtbe-fund und insbesondere die vielfaumlltigen Texte deuten dagegen klar auf eine befestig-te Wegstation fuumlr Handelsreisende Diese sbquoKarawansereilsquo wurde um die Mitte des8 Jahrhunderts v Chr von dem Nordreich Israel (Samaria)7 gegruumlndet und mit sta-tioniertem Personal unterhalten Die vielfach situationsbezogenen hebraumlischen

2 Shiloh 1984 18ndash20 Von dem sogenannten bdquoHouse of the Bullaeldquo konnte bisher nur ein schmalerStreifen ausgegraben werden3 Reich u a 2007 156f Vgl zuletzt auch FinkelsteinSass 2013 192 Die zumeist zerbrochenen Sie-gelabdruumlcke wurden in Fuumlllmaterial im Bereich eines Hauses nahe der Gihon-Quelle dank einesaufwendigen bdquowet sievingldquo-Verfahrens entdeckt bei dem ausgegrabene Erde vor der Entsorgungmit Wasser geschlemmt und gesiebt wird4 Sie ist auch in Dtn 69 271ndash48 (vgl Jos 832f) vorausgesetzt5 So noch die erst kuumlrzlich erfolgte umfassende Publikation der Grabungen und der Inschriften inMeshel 20126 Lemaire 1981 25ndash327 Aufgrund der geographischen Lage haumltte man allenfalls einen judaumlischen Stuumltzpunkt erwartetDie Zuordnung zum Nordreich ist jedoch durch die Namensform der zahlreichen Personennamensowie durch den wiederholten Bezug auf bdquoJHWH von Samarialdquo gesichert Als Zeitfenster fuumlr einesolche Einrichtung weit auszligerhalb des Territoriums von Nord-Israel kommen nur die erste Haumllftebzw Mitte des 8 Jahrhunderts primaumlr unter Koumlnig Jerobeam II infrage

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 23

Texte (Gruumlszlige fuumlr namentlich genannte Personen Anweisungen fuumlr spaumlter erwartetesbquoKollegenlsquo vermutlich auch Aufstellungen von Warenlieferungen) zeigen dass dieStation nicht zuletzt als sbquoKommunikationszentrumlsquo fuumlr die Haumlndler diente wobeiKruumlge und vor allem Waumlnde als pinboard genutzt wurden8 Das Fragment einesprominent angebrachten literarischen (narrativen) Textes in phoumlnizischer Spracheund Schrift belegt daruumlber hinaus den internationalen Charakter der Einrichtungund moumlglicherweise auch die Kooperation des Koumlnigreiches Israel (unter JerobeamII) mit Phoumlniziern bei der Kontrolle des Fernhandels mit Arabien9

In dem hier verfolgten thematischen Zusammenhang soll jedoch ein andererFund von Wandinschriften im Mittelpunkt stehen

2 Die Wandverputzinschriften von Tell Deir ʻAllaAuf dem Tell Deir lsquoAlla im oumlstlichen Jordangraben noumlrdlich des Flusses Jabbokgelegen und zumeist mit der biblischen Stadt Sukkot10 gleichgesetzt wurden beiniederlaumlndischen Ausgrabungen im Jahr 1967 Fragmente zweier umfangreicherTexte gefunden die mit Tinte auf Wandverputz geschrieben und bei einem Erdbe-ben abgefallen waren Auf der Basis einer sorgfaumlltigen Dokumentation der Bruch-stuumlcke gelang es G van der Kooij schon in der Erstpublikation (1976) der bdquoDeirʻAlla Plaster Textsldquo (im Folgenden DAPT) mehrere Fragmentengruppen (bdquoCombi-nationsldquo) zu beschreiben11 Seither wurde die Rekonstruktion mit modifizierten Ar-rangements und substanziellen Ergaumlnzungen weitergefuumlhrt Der archaumlologischeKontext der Wandaufschrift wird von den Ausgraumlbern inzwischen in das ausgehen-de 9 Jahrhundert bzw um 800 v Chr angesetzt12

8 Vgl im Einzelnen Blum 20139 Blum 2013 21ndash39 zur Inschrift 42 Vgl auch den gleichzeitig publizierten Aufsatz von Lemaire2013 dem ich allerdings bei seiner (sprachlichen) Bestimmung von Inschrift 41 als phoumlnizischsowie bei seiner Zuordnung des kleinen Verputzfragments von 42 zu 41 (Lemaire 2013 88f) nichtzustimmen kann10 Einschlaumlgige Belege zu Sukkot in der israelitischen Tradition Gen 3317 Jos 1327 Ri 85ndash6814ndash16 1Koumln 74611 Fuumlr eine deutsche Uumlbersetzung auf dieser Grundlage vgl Hoftijzer 198612 Vgl Ibrahimvan der Kooij 1991 27f zum Ergebnis der C-14-Analysen fuumlr die Zerstoumlrungsschichtdes einschlaumlgigen archaumlologischen Stratums IX bdquoAll three [scil analyses] point to a time between770 and 880 BC with a high probability of the date being at the end of the 9th century BCldquo Wen-ningZenger 1991 zeigen kritisch eine Tendenz in Publikationen zu Tell Deir ʻAlla auf gegenlaumlufigzu den erarbeiteten archaumlologischen Parametern eine relative Spaumltdatierung zu bevorzugen Nachihrer Auswertung ist bdquoStratum IX von TDA weitestgehend ins 9 Jh v Chr zu datieren [hellip] besondersin die 2 Haumllfte des 9 Jhs v Chr Der Beginn des Stratums weist ins spaumlte 10fruumlhe 9 Jh v Chr EineHerabdatierung des Zerstoumlrungshorizonts scheint allenfalls ins fruumlhe 8 Jh v Chr noch erwaumlgbarVom archaumlologischen Standpunkt sollte eine Datierung der Texte von TDA ins spaumlte 9 Jh v Chrvorgezogen werdenldquo (WenningZenger 1991 186)

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Kontrovers diskutiert wurde laumlngere Zeit die Sprache der Texte welche dieErstherausgeber als Aramaumlisch bestimmt hatten insbesondere aufgrund mancherbdquoKanaanismenldquo in der Morphosyntax der Verben aber auch in der Lexematik Al-ternativ postulierte man verschiedentlich ein regionales nordwestsemitisches Idi-om13 ohne aber die Voraussetzungen fuumlr eine eigene Literatursprache und eigeneliterarische Traditionen in der peripheren Region Gilead benennen zu koumlnnen Da-ruumlber hinaus blieb unbeachtet dass die Sprache des benachbarten Koumlnigreichs vonDamaskus so gut wie unbekannt war Letzteres hat sich erst mit der Entdeckungvon Fragmenten einer unzweifelhaft damaszenisch-aramaumlischen Koumlnigsinschriftauf Tel Dan (Nordisrael) in den Jahren 1993ndash1995 geaumlndert14 Insbesondere die ver-meintlich sbquonicht-aramaumlischelsquo Verbalsyntax der DAPT findet darin eine genaue Ent-sprechung Uumlberdies laumlsst sich mit dem Bezug auf Damaskus auch das unerwarteteVorkommen von aramaumlischen Texten in der traditionell israelitischen Region Gi-lead historisch aufklaumlren Es faumlllt nach der aktuellen Datierung in ein Zeitfensterin dem die ostjordanischen Gebiete nach alttestamentlichen Angaben vom Aramauml-erkoumlnig Hasael erobert und Damaskus unterstellt waren (2Koumln 1032f 137) Zu-gleich verbietet es sich auch von daher mit einer Ansetzung der DAPT allzu tief indie erste Haumllfte des 8 Jahrhunderts herunter zu gehen Infolge der Schwaumlchungvon Damaskus durch den Assyrerkoumlnig Adadnirari III und seinen bdquoFeldmarschallldquoŠamši-ilu15 ging naumlmlich die regionale Vorherrschaft schon unter Birhadad demSohn Hasaels recht deutlich auf das Nordreich Israel uumlber insbesondere unterJerobeam II (787ndash747)16

21 Kombination A17 Eine weisheitlich adaptierteProphetenerzaumlhlung

211 Zum Layout des rekonstruierten TextesDie unten in groumlszligeren Auszuumlgen gebotene Uumlbersetzung des Textes (Abschnitt 41)stuumltzt sich im Wesentlichen auf eine bereits publizierte18 Rekonstruktion welche

13 Vgl dazu die unterschiedlichen Vorschlaumlge von Muumlller 1982 215f Hackett 1984 Knauf 1985190f Weippert 1991 158ndash165 oder Huehnergard 1991 und die Diskussion bei Gzella 201314 So mit Tropper 2001 21515 Vgl MillerHayes 2006 331ndash33416 Alttestamentlich ist dies aus mehreren unabhaumlngigen Quellen belegt neben Nachrichten ausden Koumlnigsannalen (vgl 2Koumln 1325 1425a) auch in Spiegelungen der prophetischen Uumlberlieferung(Am 13ndash4 613) Hinzu kommt die Kontrolle des Fernhandels im Nordsinai durch das Nordreichwie sie mit dem Zufallsfund von Kuntillet ʻAǧrūd nachgewiesen ist So jetzt auch nachdruumlcklichFinkelstein 2014 124ndash127 unter Einbeziehung von Tell el Ḫulēfe (= Ezion-Geber) am Roten Meer17 Die uumlbliche Bezeichnung der beiden Inschriften als bdquoCombinationKombination IIIldquo ist nichteindeutig ja geradezu irrefuumlhrend Deshalb wird dafuumlr bereits in Blum 2015 bdquoKombination Aldquo bzwbdquoKombination Bldquo vorgeschlagen Auch sonst basiert die folgende Praumlsentation der DAPT im Wesent-lichen auf der in bdquoTexte aus der Umwelt des Alten Testaments Neue Folge Band 8ldquo18 Blum 2008b in Aufnahme und Weiterfuumlhrung vorausgehender Lesungen von CaquotLemaire1977 Rofeacute 1979 WeippertWeippert 1982 Hackett 1984 Pueumlch 1987 und Weippert 1991

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 25

Abb 1 Kombination A copy E Blum

die in der Editio princeps als bdquoCombination ildquo zusammengestellten Fragmente um-fasst sowie alle Fragmente der Kombinationen iii (mit roter Tinte) und v dazu ein-zelne Elemente aus den Kombinationen vii viii xii und xv Abb 1 zeigt daruumlberhinaus eine weitgehend noch tentative Integration der Kombinationen iv und vi indas untere Drittel des Textes19

Des Weiteren veranschaulicht Abb 1 die Zuschreibung der Fragmente xiii(b)ndash(e) zu einer Rahmung die Kombination A nach unten begrenzte Zwar bleibt die(relative) Anordnung dieser Einzelfragmente im Detail tentativ doch lassen sichfuumlr ihre grundsaumltzliche Positionierung an dieser Stelle gute Gruumlnde anfuumlhren

So kommt fuumlr die Fragmente xiii(b) und (d) die oben Schriftzeichen(reste) und darunter roteornamentale Elemente aufweisen nur eine Position bei der letzten Schriftzeile von Kombinati-

19 Sie sind in der hier wiedergegebenen Uumlbersetzung (Abschnitt 41) nicht aufgenommen

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on A infrage Aber auch fuumlr das rot-schwarze Band mit Zickzack-Muster auf den beiden Ele-menten von xiii(c) duumlrfte es zu einer entsprechenden Positionierung keine Alternative gebenebenso fuumlr xiii(e) mit der kraumlftigen schwarzen Linie20 Hinsichtlich der Anordnung dieser Frag-mente zeigt die auf Abb 1 praumlsentierte Konstellation hingegen nur eine von mehreren Moumlglich-keiten

Unter den Zeichnungen auf den Fragmenten xiii bleibt insbesondere die im Ansatznoch erkennbare gerundete Struktur in Rot raumltselhaft21 Die Reste eines rot-schwar-zen Bandes erinnern immerhin an aumlgyptische Darstellungen einer geschnuumlrtenSchriftrolle womit die schon laumlnger beobachteten Affinitaumlten des Layouts der bei-den Deir lsquoAlla-Texte zur aumlgyptischen Schreibertradition22 durch eine weitere Facetteergaumlnzt wuumlrden Uumlber die ornamentale Funktion hinaus waumlre in diesem Falle soetwas wie eine ikonische Referenz auf die in der Inschrift repraumlsentierte Taumltigkeitder Schreiber gegeben23

Wie auch immer die graphischen Elemente zu interpretieren sind der untereRahmen von Text A hat mancherlei Konsequenzen fuumlr das Verstaumlndnis des Ensem-bles der Inschriften So wird Kombination A damit schon formal als eigenstaumlndigeGroumlszlige markiert Inhaltliche Extrapolationen von Text A auf B oder umgekehrt wiesie lange in der Forschung selbstverstaumlndlich waren beduumlrften von daher guterBegruumlndungen Zugleich aber unterstuumltzt die untere Rahmung von A die Annahmedass Kombination A und B in einer Kolumne untereinander standen24 In diesemFalle lag es nahe Text A deutlich gegenuumlber dem Folgenden abzugrenzen25 waumlh-rend Text B schlicht mit der letzten Schriftzeile enden konnte

Bei der hier zugrunde gelegten Rekonstruktion von Kombination A mit 18 Zei-len26 zeigen sich daruumlber hinaus bemerkenswerte Symmetrien des Layouts In

20 Die obere waagrechte Begrenzung ebenso wie die am linken Rand von Text A und B (Fragmenteviii[a]ndash[c] xii[a]) bestanden aus einem mehr oder weniger breiten roten Strich Auf der rechtenSeite von A wie B gab es keine Randmarkierung auch nicht am unteren Rand von B wo der (unbe-schriebene) Verputz noch uumlber mehr als 12 cm Houmlhe erhalten ist vgl Hoftijzervan der Kooij 1976Plate 3121 Ist etwa an eine Darstellung der Sonnenscheibe (als Referenz auf die in der Erzaumlhlung zentraleSonnengottheit) zu denken22 Lemaire 1986 89 Weippert 1991 176f (= 1997 185)23 Bis hin zu einem Bezug zu der Papyrusrolle die vermutlich als Vorlage fuumlr die Uumlbertragung aufdie Wand diente (s u S 29) vgl auch Millard 1978 24f sowie Lemaire 1991 43 mit dem Hinweisauf korrespondierende Zeilenlaumlngen in bekannten aramaumlischen Papyri24 Vgl dazu des Weiteren die Argumente bei van der Kooij 1991 241f und zur Anschauung diebdquoschematic reconstructionldquo des Raumes ebd Fig 1 (s u S 37 Abb 3) die graphische Abgrenzungvon A und B ist darin noch nicht im Blick25 Zusaumltzlich zu den ornamental-ikonischen Elementen die vermutlich nicht uumlber die ganze Ko-lumnenbreite gingen koumlnnte dafuumlr ein durchgehender Strich gedient haben vgl die kraumlftigeschwarze Linie auf Fragment xiii(e)26 Bei ihrer Rekonstruktion hatte im Uumlbrigen die Orientierung an den Informationen der Editionzu den bdquocombinationsldquo den Vorrang Dementsprechend umfasst sie alle Fragmentgruppen die in

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 27

Kombination A reicht der Rubrum-Text der ersten Zeile von deren Anfang exakt biszur Mitte in der zweiten Zeile beginnt das Rubrum in der Mitte und reicht bis zumZeilenende Des Weiteren scheint das Schriftbild der Kombination daraufhin ange-legt zu sein relativ genau ein Quadrat darzustellen Mit dieser gewiss absichts-vollen aumlsthetischen Praumlsentation thematisiert der schriftliche Text gleichsam sichselbst in seiner visuell-medialen Gestalt

212 Textsorte(n) und DiachronieDie Kombination gliedert sich inhaltlich und sbquoformallsquo in zwei Hauptteile die inihrer Textsorte und ihrem Gestus unterschiedlicher kaum sein koumlnnten Sie beginntnach der rot geschriebenen Uumlberschrift (V 1) die das Ganze als bdquoSchrift (spr) vonBilʻam Sohn des Beʻorldquo ausweist mit einer Erzaumlhlung um diesen Seher Diesereicht bis V 9 bei dem sie gleichsam ohne bdquoGestaltschlieszligungldquo anhaumllt Mit V 10setzt stattdessen formal nicht abgehoben die Schilderung einer bdquoverkehrten Weltldquoein die am Ende den mehr als 15-fachen Umfang der Narration einnimmt DieErzaumlhlung von Bilʻam zeigt ihn sogleich in seiner besonderen Funktion als Mittlerzwischen Goumltter- und Menschenwelt Des Nachts kommen Goumltterboten [in einerVision] im Auftrag des Gottes El27 zu ihm und tragen ihm auf das was er in einer(vorausgegangenen) Schauung uumlber das bevorstehende Handeln der Goumltter erfah-ren hatte kundzutun Diese warnend draumlngende Goumltterrede ndash im Text durch Ru-brum hervorgehoben ndash mit der Aufforderung eine Schauung mitzuteilen welchedie LeserHoumlrer noch gar nicht kennen erzeugt eine spannungsvolle Leerstelle diedurch Bilʻams Reaktion am naumlchsten Morgen sein Weinen und Fasten nur nochverstaumlrkt wird Bilʻams VerwandtschaftVolk die daraufhin zu ihm kommen undnach dem Grund fuumlr sein Verhalten fragen werden insofern als Platzhalter derRezipienten in Szene gesetzt Auf dieser irdischen Buumlhne erzaumlhlt Bilʻam was sichauf der von ihm geschauten himmlischen Buumlhne abgespielt hat die Versammlungder šaddayin der hohengroszligen28 Goumltter Sie sind zu einem schicksalstraumlchtigenBeschluss zusammen gekommen in dem sie die Sonnengoumlttin aufforderten DuumlrreFinsternis und Schrecken uumlber die Erde zu bringen ndash wenn auch nicht fuumlr immerDieser Beschluss der Goumltter war der Grund fuumlr Bilʻams Weinen und Fasten gewesenDarauf hatten sich wohl auch die Goumltterboten in ihrer Botschaft fuumlr Bilʻam bezogenEr sollte die Menschen warnen Welche Folgen hatte diese Warnung Davon wirdnach den erhaltenen Fragmenten nichts mehr erzaumlhlt Stattdessen folgt eine breiteSchilderung der sbquoAdynatalsquo einer chaotischen Welt in der insbesondere die sozialenVerhaumlltnisse bei Tieren und Menschen auf den Kopf gestellt erscheinen

der Editio princeps aufgrund aumluszligerer Merkmale ausdruumlcklich dem ersten Text zugeordnet wurdenDie besonderen Proportionen von Text A kamen erst nachtraumlglich in den Blick27 Der Goumlttervater und Schoumlpfergott () El erweist sich hier aumlhnlich den Menschen zugeneigt wieder Gott EaEnki in den mesopotamischen Flutuumlberlieferungen28 Zu dieser (tentativen) Deutung der Bezeichnung šdyn s u S 44 FN 97 zu V 7b

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28 Erhard Blum

Den Anfang machen in gleichmaumlszligig gebauten Kola 4+1 Paare von Vogelarten wobei die schwauml-cheren die staumlrkeren provozieren bzw angreifen (V 10ab 11ab 12a) Die folgenden beiden Kola(V 12bc) leiten mit einer weiteren Steigerung der Absonderlichkeiten uumlber zur Welt der Land-tiere bei denen die Ordnungsgrenzen zwischen Haus- und Wildtieren ebenso aufgehoben er-scheinen wie die zwischen Tier und Mensch (V 13ndash15) Das Monokolon von der Erziehung(mwsr) von Hyaumlnen durch Schakalwelpen in V 15 bildet hierin gleichsam eine Fermate Daranschlieszligen sich drei Bikola (V 16ndash18) an mit drastischen Beispielen fuumlr den mundus inversusunter den Menschen die in eine Art Sinnspruch bzw in eine direkte Anrede an die Leser (V19ab) muumlnden29 Die weiteren nur noch phasenweise lesbaren Zeilen handeln von teilweisekatastrophischen Notlagen (V 20ndash24) Darauf folgen wieder Verse zur Aufhebung der Rangord-nung in der Tierwelt nun unter den Landtieren In den letzten beiden Zeilen sind kaum mehreinzelne Woumlrter zu identifizieren nichts deutet aber auf eine Wiederaufnahme der erzaumlhltenSzenerie von V 1ndash9 hin

Die Relation dieser gleichsam sbquoausuferndenlsquo diskursiven Weiterfuumlhrung ab V 10 zurvorausgehenden Bilʻam-Erzaumlhlung wird ndash abgesehen von dem einleitenden bdquoDennldquobzw bdquoJaFuumlrwahrldquo nicht expliziert Indizien wie das Fehlen einer narrativen Rede-einleitung und die alles in allem perfektivische Darstellung des mundus inversuslegen aber deren Deutung als sbquoRedelsquo des Autors nahe der sich mit diesen Ausfuumlh-rungen an die Leser richtet30 In diesem Falle ist die Darstellung der chaotischenVerhaumlltnisse als Begruumlndung fuumlr das zuvor erzaumlhlte Tun der Goumltter zu lesen docheben nicht auf der Ebene der Erzaumlhlhandlung sondern als deren erlaumluternde Kom-mentierung fuumlr die Leser Gleichwohl bleiben im Gesamtzusammenhang Inkohauml-renzen bestehen31 Nimmt man den harten Wechsel in der Textsorte ab V 10ffhinzu ebenso den Umstand dass die einleitende Bilʻam-Episode am Ende des um-fangreichen Diskurses vergessen erscheint so spricht in diachroner Perspektiveviel fuumlr einen Komposittext Mit anderen Worten man wird davon ausgehen duumlr-fen dass eine (zumindest mit ihrem Plot) tradierte Erzaumlhlung uumlber den GoumltterseherBillsquoam bar Belsquoor mit einer diskursiv-weisheitlichen Schilderung eines mundus in-versus fortgeschrieben wurde wobei der urspruumlngliche Schluss der Erzaumlhlung weg-fiel

Dieser recht profilierte diachrone Befund einer bdquoFortschreibungldquo von aumllteremMaterial bildet das klarste Indiz dafuumlr dass wir es hier mit sogenannter bdquoTradi-tionsliteraturldquo32 zu tun haben wie sie uns nicht zuletzt in der hebraumlischen Bibelentgegentritt Damit versteht sich des Weiteren von selbst dass die DAPT insge-samt nicht als singulaumlre Groumlszligen zu sehen sind sondern lediglich Repraumlsentanteneines umfassenderen Literaturbetriebs darstellen Letzteres steht freilich noch aus

29 Vgl die Deutungsoptionen unten auf S 45 FN 101 zu V 1930 Fuumlr eine Diskussion alternativer Optionen vgl Blum 2008a 92ndash9431 Beispielsweise fehlt in der Erzaumlhlung von Bilʻam jeder auch indirekte Hinweis auf das Bestehenchaotischer Verhaumlltnisse vgl im Einzelnen Blum 2008b 595f32 In Abgrenzung zu einer sbquoAutorenliteraturlsquo wie sie insbesondere aus dem griechisch-roumlmischenBereich bekannt ist

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 29

weiteren Gruumlnden auszliger Frage Dazu gehoumlren sowohl die Spannung zwischen demformalen und inhaltlichen Gestaltungsniveau der Texte und dem peripheren Fund-ort als auch der textkritische Befund in Text A Zeile 1 mit der nachtraumlglichen Kor-rektur einer aberratio oculi die auf die Benutzung einer schriftlichen Vorlageschlieszligen laumlsst33

Das markante Design von DAPT A mit seiner Visualisierung textlicher Ge-schlossenheit leitet schlieszliglich dazu an unbeschadet der skizzierten Inhomogeni-taumlt des Komposittextes nach seiner intendierten Gesamtausrichtung zu fragenTrotz der starken Wirkung der anfaumlnglichen Erzaumlhlung fuumlhrt diese Frage nicht aufeine prophetische Gattung34 sondern im weiteren Sinne auf eine weisheitlichePragmatik des Ganzen So weist die anschlieszligende Darstellung der verkehrtenWelt die am Ende auch quantitativ dominiert eine deutliche Affinitaumlt zu weisheit-lichen Anliegen auf35 Den Ausschlag gibt jedoch die Titulierung des Ganzen inV 1 als bdquoDie Lehren der Schrift von Billsquoam bar Belsquoor dem Goumltterseherldquo Mit derVoranstellung von bdquodie LehrenUnterweisungenWarnungen von hellipldquo36 passt dieserTitel weder zur Prophetenerzaumlhlung noch zur Schilderung des mundus inversus je-weils fuumlr sich genommen sehr wohl aber zur vorliegenden Verbindung beider37

wird darin doch die beschlossene Katastrophe mit dem alle Ordnungen verkehren-den Verhalten von Mensch und Tier begruumlndet38 Textpragmatisch impliziert dieserSkopus fuumlr den Leser den Appell derartige Stoumlrungen der sozialen Ordnung dieschlieszliglich in eine chaotische Welt muumlnden koumlnnen zu meiden und die guten Ver-haumlltnisse zu pflegen Wird der Gesamttext also in diesem Sinne paraumlnetisch rezi-piert bedarf er fuumlr seine Wirkintention auch nicht mehr notwendig einer Ruumlckkehrzur Bilʻam-Narration im Anschluss an die diskursiven Ausfuumlhrungen

33 S u S 44 FN 93 zu A 2a Da unbeschadet dieses Schreibfehlers die Gestaltungssymmetrie in Z1f erreicht wurde muss man davon ausgehen dass der Schreiber es verstand ad hoc einen Aus-gleich im Textbestand vorzunehmen34 Die von M Weippert vorgeschlagene Bestimmung als bdquoprophetisches Apophthegmaldquo (Weippert1991 164 177 [= 1997 174 186]) duumlrfte dagegen schon A 1ndash9 kaum treffen da hier kein (auchfuumlr sich verstaumlndliches) Logion des ProphetenSehers die Pointe bildet wie es nach der uumlblichenGattungsdefinition zu erwarten waumlre Auch hat die Erzaumlhlung dafuumlr zu viel Eigengewicht (vgl nurdie Gottesrede in V 3) Ganz und gar verschieben sich die Gewichte sodann mit V 10ff und mit derUumlberschrift35 Vgl dazu unten S 37 FN 6736 Die Komplettierung der Uumlberschrift durch ysry (Fragment iii[f]+[b] mit roter Tinte) geht aufPueumlch 1987 und Levine 2000 zuruumlck Im juumlngeren Aramaumlisch (CAL 2014 s v) und Hebraumlisch (Geseni-us 2013 471) bedeutet yissūr in erster Linie bdquoZuumlchtigung Leidenldquo Dem liegt jedoch eine semanti-sche Verschiebung innerhalb der gleichen Bedeutungsbreite zugrunde (von bdquoUnterweisung Lehreldquobis bdquoZuumlchtigungldquo) wie bei dem althebraumlischen mūsār vgl dazu Branson 1982 688ndash69737 Daruumlber hinaus liegt auch die Vermutung nahe dass ysry dem ansonsten vollstaumlndigen Titelerst im Zuge der oben diskutierten Fortschreibung vorangestellt wurde38 Bezeichnenderweise wird das Unheil durch die Sonnengottheit herbeigefuumlhrt die im Alten Ori-ent traditionell das Unrecht aufdeckt und ahndet

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30 Erhard Blum

213 Der aramaumlische Bilʻam-Text und das Alte TestamentDie spektakulaumlrste Beziehung zur hebraumlischen Bibel besteht in der sbquoIdentitaumltlsquo derHauptgestalt des Billsquoam Sohn des Beʻor mit einer im Pentateuch belegten Prophe-tengestalt (Nu 22ndash24 etc) Daruumlber hinaus betreffen die Uumlbereinstimmungen dieVerbindung Bilʻams einerseits mit Aram (Num 237 [Dtn 235]) und ndash in andererWeise ndash mit dem Ostjordanland (Num 22ndash24 bzw der Standort der Inschrift) sowieseine Charakterisierung als bdquoGoumltterseherldquo bzw als bdquoder die Vision Schaddajsschautldquo (Num 244 par 16) Andere in Anschlag gebrachte Parallelen39 duumlrften da-gegen gaumlngiger Idiomatik geschuldet sein

Hinsichtlich der substanzielleren Bezuumlge ist mit unterschiedlichen Moumlglichkeiten zu rechnenSo koumlnnte man mutmaszligen dass der Seher Billsquoam b Belsquoor bei Aramaumlern wie (Nord-)Israelitenals Gestalt der Tradition bekannt war und dass sein spr auch aus diesem Grund an der Wandin Sukkot angeschrieben wurde Moumlglicherweise gehoumlrt aber auch die israelitische Bilʻamperi-kope zu den Nachwirkungen der damaszenischen Akkulturierungsbemuumlhungen in Gilead (sie-he dazu unten Abschnitt 3) Mit Letzterem waumlre jedenfalls dann zu rechnen wenn die Redevom bdquoHoumlrenldquo der bdquoWorte Gottes (rsquoel)ldquo und vom bdquoSchauen der Vision des Erhabenen (šadday)ldquoin den parallelen Kola von Num 244 (vgl 2416) ein spaumltes (und transformiertes) Echo derErzaumlhlung von Els naumlchtlicher Botschaft an Bilʻam (A 2f) und danach der Vision der šdyn-Versammlung (A 7ndash9) darstellen sollte40

Weniger sensationell aber moumlglicherweise von groumlszligerer Bedeutung sind Ver-gleichsmoumlglichkeiten anderer Art Dazu gehoumlrt das Phaumlnomen einer Unheilspro-phetie noch dazu ohne einen Bezug auf einen Herrscher die hier erstmals imauszligerisraelitischen Kontext begegnet und dies Generationen vor dem aumlltesten isra-elitischen Schriftpropheten (Amos)41

Weitere Aspekte der Signifikanz der DAPT beruhen auf dem literarischen Cha-rakter dieser Texte und moumlgen von daher trivial erscheinen Sie sind es jedocheben deshalb nicht weil DAPT A und B wie eingangs notiert bislang die einzigenumfangreichen Vergleichstexte zur hebraumlischen Bibel im levantinischen Kontextdes 1 Jahrtausends v Chr darstellen die im engeren Sinne als bdquoliterarischldquo zu qua-lifizieren sind So belegen sie uumlbereinzelsprachliche idiomatische WendungenPhrasen42 die in diesem Sprachraum z T uumlber Jahrhunderte in Gebrauch wareneine Moumlglichkeit die in exegetischen Hypothesenbildungen methodisch nicht sel-

39 Vgl Num 229a20 mit A 2a oder Num 2213aα21aα mit A 4a und dazu Muumlller 1978 57f Weinfeld198182 141f40 Nach Delcor 1989 39 kannte der Autor der Bilʻamorakel in Numeri bdquosans doute des traditionssemblables agrave celles de lrsquoinscription de Deir ʻAllaldquo Der biblische Tradent habe diese freilich bewusstentmythisiert indem er die Mehrzahl der šaddayyim durch den einen šadday ersetzte41 Dazu eingehender Blum 2008a siehe auch die rasche Replik in Kratz 2008 118ndash120 (= 201194ndash96) die freilich wichtige Anstoumlszlige nicht aufnimmt42 Neben den Phrasen auf die oben in FN 39 referiert wird gehoumlren dazu die seit Laumlngerem gese-henen Parallelen zu A 7c in Ps 469 665 die Metaphorik in B 5(a) und Hi 816 oder die idiomatischeUumlbereinstimmung von B 17(a) mit Jes 2911 im Qere sowie V 12

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ten ausgeblendet bleibt43 Auch bietet Kombination A ein gewichtiges auszligerbibli-sches Beispiel fuumlr eine gesteigerte Prosa44 mitunter als bdquonarrative poetryldquo (Wol-ters) oder als bdquoKunstprosaldquo (H Weippert) bezeichnet wie sie gerade auch im AltenTestament verbreitet ist45 dort allerdings nicht immer erkannt und dann zum Ge-genstand redaktionsgeschichtlicher Scheidungen wird

22 Kombination B Ein weisheitlicher Dialoguumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung

221 Zum Layout des rekonstruierten TextesDie zweite Kombination (Abb 2) die erheblich umfangreicher war als Text A istbedauerlicherweise nur noch zu einem kleinen Teil lesbar Auch hier hat derSchreiber vermutlich eine symmetrische Gestaltung angestrebt Der Rubrumtext inZ 17 scheint bis zur Zeilenmitte gereicht zu haben und mochte auch vertikal dieMitte des Textes repraumlsentiert haben46 Jedenfalls war der linke Rand der Kolumnedurch einen senkrechten roten Strich (Fragmente xii[a] viii[a]ndash[c]) markiert even-tuell in direkter Weiterfuumlhrung des Rahmens von Text A

Die physische Rekonstruktion von Kombination B ist seit der Erstpublikationmit der Anordnung der groszligen Fragmente ii(a)ndash(g) in der Hauptsubstanz gesichertAuch die spaumltere Positionierung von x(a)ndash(d) ix(a) und xii(a) zwischen ii(b) (d)und (e) konnte sich auf Angaben der Erstherausgeber zur Fundsituation stuumltzen47

222 Gattung und ThematikDie Schwierigkeiten bei der Lesung des Textes beruhen nicht allein auf dem proble-matischen Erhaltungszustand sondern auch auf der Ambiguitaumlt einzelner Formu-lierungen Entsprechend disparat sind die sachlichen Deutungen die im Anschlussan die Erstedition vorgeschlagen wurden48 Den entscheidenden Schluumlssel fuumlr einangemessenes Gesamtverstaumlndnis bilden meines Erachtens die wiederholt auszu-machenden Rede-Elemente zum einen in diversen Fragen die in den Zeilen 5(a)

43 Vgl das Beispiel in Blum 2008a 106 FN 13044 Zu nennen sind hier die Tendenz zu kolometrischen Strukturen und Wiederholungen sowie dieBildung von Chiasmen und Inklusionen Sie finden sich besonders in dem diskursiven Teil ab Z 7Ende und in den direkten Reden aber auch in der Darstellung des Erzaumlhlers vgl dazu bes Wolters1991 sowie unten die Anmerkungen zur Uumlbersetzung45 Vgl bspw die Beitraumlge in de MoorWatson 1993 und zuletzt Blum 201246 Dafuumlr waumlre am Anfang ein Ausfall von fuumlnf Zeilen anzunehmen47 Fuumlr die Einzelfragen wie fuumlr die Gesamtdeutung ist auf Blum 2008c zu verweisen Kleinere aberwichtige Korrekturen der Rekonstruktion im Bereich von Fragment ix(a) sind sodann in Blum 2015470 notiert48 Blum 2008c 40

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Abb 2 Kombination B copy E Blum

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9 12(b) 13(d) begegnen wobei die erste offenbar in Z 16(cd) wieder aufgenommenwird zum anderen in wiederholten Anreden in der 2 Person Singular (Z 9 10[a]11[b] 15[c] 16[c] 17) Grundlegende Bedeutung kommt dabei erwartungsgemaumlszligden als Rubrum geschriebenen Saumltzen in Z 17 zu Nach einer gegenuumlber der Editioprinceps maszliggeblich korrigierten Lesung49 werden hier einem textinternen Ge-spraumlchspartner ndash vermutlich einem Meisterschuumller ndash seine besonderen Kompeten-zen in der Schreibkunst und deren Unterricht50 sowie seine Aufgaben im oumlffentli-chen Leben vor Augen gehalten In Verbindung mit Aussagen wie in Z 9 oder 16(c)draumlngt sich von daher das Verstaumlndnis des Textes als eines Dialogs zwischen einemMeister und seinem Schuumller51 auf

Die Rubrum-Halbzeile bildet zugleich die Achse einer inhaltlichen Zweigliede-rung des Gesamttextes In den anschlieszligend noch lesbaren Fragmenten begegnenvorwiegend sozialethische Themen zumeist konkretisiert an negativen Verhaltens-weisen (Z 22ndash24) diese Thematik wird im zweiten Teil des Rubrums eingefuumlhrt(bdquoDir obliegt Rechtsprechung hellipldquo) Demgegenuumlber ist der vorausgehende ersteHauptteil ganz von der Sinnfrage angesichts der Vergaumlnglichkeit des Menschenbestimmt Vermutlich ist es der Lehrer der mit dieser Frage in Z 5(a) und 16(cd)konfrontiert wird Auch wenn die Gedankengaumlnge nur ansatzweise zu erkennensind scheint eine seiner Argumentationen auf die nachhaltige sorglose Ruhe derVerstorbenen auf ihren andauernden bdquoSchlafldquo zu zielen (Z 11f 14f) Demgegen-uumlber wird ein ganz anderer Impuls mit Z 17 gesetzt Die als Rubrum hervorgehobe-ne Reihe rhetorischer Fragen und Appelle lenkt den Blick des Fragenden von derWelt der Toten weg hin auf seine eigene Lebensgestaltung auf seine besonderenKompetenzen als Schriftkundiger und auf seine forensische Verantwortung in derGesellschaft Insofern fuumlhren auch die anschlieszligenden Konkretionen eines lebens-foumlrdernden bzw -schaumldlichen Handelns die lebensweisheitliche Grundthematiksachgemaumlszlig weiter Im Schlussteil scheint sodann ein geradezu enkomiastischerTon angeschlagen zu sein Die Metaphorik laumlsst vermuten dass hier das heilvolleWirken eines Lehrers gepriesen wird (Z 35f)52

Im Kontext des Alten Orients gehoumlrt unser Text in jeder Hinsicht zu der Litera-tur die gewoumlhnlich dem Bereich der bdquoWeisheitḥŏḵmāldquo zugeordnet wird Daraufverweisen die semantisch-pragmatischen Aspekte von Sinnreflexion ErziehungBildung Wirklichkeitserschlieszligung (bdquoRatgeberldquo) und ethische Orientierung ebensowie konstitutive Merkmale der Textsorte (dialogisch-diskursiv paraumlnetisch)

49 Dazu Blum 2008c 47f50 Der Bezug auf die Lehrtaumltigkeit laumlsst an einen fortgeschrittenen Schuumller denken einen Famuluswie er als sogenannter bdquogroszliger Bruderldquo in der altmesopotamischen Schule neben dem Meister be-gegnet51 Nicht ausgeschlossen werden kann auch ein Gespraumlch sbquoauf Augenhoumlhelsquo das heiszligt zwischenzwei Lehrern bzw zwei Meisterschuumllern (in letzterem Falle waumlre Z 9 wohl futurisch aufzufassen)52 Vgl dazu Dtn 322 (bezogen auf das lehrhafte Lied)

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Gleichwohl gibt es in den vielfaumlltigen und umfangreichen Korpora altorientali-scher aumlgyptischer und biblischer Weisheitstexte nicht viele spezifische Vergleichs-texte Immerhin kann man fuumlr die Fokussierung auf das Thema der Vergaumlnglichkeitauf die Keilschrifttafel mit den bdquoCounsels of a Pessimistldquo53 verweisen Noch interes-santer erscheint jedoch ein anderes keilschriftlich tradiertes Werk das als bdquoDerDialog zwischen Šūpē-amēli und seinem sbquoVaterlsquoldquo bzw bdquoThe Wisdom of Šūpecirc-amēlīldquooder nach seinem Anfang als bdquošimacirc milkaldquo (bdquoHoumlre den Ratldquo) bekannt gewordenist54 Es ist in zwei akkadischen Versionen aus Emar und Ugarit und einer hethiti-schen aus Boğazkoumly belegt (durchweg spaumltes 2 Jahrtausend v Chr) In dem groumlszlige-ren Teil der Schrift formuliert der VaterLehrer konventionelle Sentenzen und Un-terweisungen Dann repliziert der Sohn jedoch recht unvermittelt mit der Fragewas der Vater von all seinem Reichtum im Tod behalte und er schlieszligt mit einemBlick auf das Schattenreich der Toten V A Hurowitz interpretiert dies als eine fuumlrMesopotamien einzigartige Infragestellung der traditionellen Weisheitslehre bdquoItturns out then that death renders worthless all human accomplishment great asit may beldquo55 Parallelen dazu faumlnden sich erst in der skeptischen Weisheit des Ko-helet und in Psalm 49 Vergleicht man damit den Dialog von DAPT B so faumlllt aufdass hier das Vergaumlnglichkeitsthema auf der einen Seite in groszliger Breite den erstenHauptteil des Werks dominiert Soweit man erkennen kann wird aber auf der an-deren Seite diese Thematik nicht als Infragestellung der weisheitlichen Wirklich-keitsdeutung eingefuumlhrt sondern eher als eine Sinnfrage an der sich die Antwort-faumlhigkeit der Weisheit zu erweisen hat Auf deren Demonstration erscheint dennauch die Schrift als ganze angelegt

Unbeschadet der eminenten Schwierigkeiten bei der textlichen Rekonstruktionist jedenfalls festzuhalten dass sich in dem weisheitlichen Gespraumlch von DAPTB eine intellektuelle und politische Schreiberelite selbstbewusst spiegelt die sichoffenbar auch an schwierige Sinnfragen heranwagte Zugleich liegt auf der Handdass eine derart komplexe Diskursliteratur die Pflege einer anspruchsvollen Schrei-berausbildung und -bildung in Aram-Damaskus und dies uumlber mehrere Generatio-nen zur Voraussetzung hatte

53 Lambert 1960 107ndash109 vgl Blum 2008c 4954 Fuumlr eine erste Edition der Textzeugen siehe Dietrich 1991 33ndash68 (mit Uumlbersetzung und knapperKommentierung) und Dietrich 1993 53ndash62 sowie Kaumlmmerer 1998 Vergleichend-traditionsgeschicht-liche Untersuchungen im altorientalischen (und biblischen) Kontext sind Hurowitz 2007 und Salla-berger 2010 zu verdanken bei Letzterem mit korrigierten Lesungen und mit der Klaumlrung dass Šūpē-amēli der Name des Vaters ist Die umfassendste Neubearbeitung mit substanziellen Korrekturen(gestuumltzt auf rezente Fragmente aus Ugarit) sowie mit hilfreichen Erlaumluterungen hat schlieszliglichCohen 2013 81ndash128 vorgelegt55 Hurowitz 2007 43

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 35

3 Funktion und institutioneller Rahmender Wandinschriften

31 Kultischer oder politisch-regaler KontextDie Existenz derart aufwendiger aramaumlischer Inschriften auf dem kleinen eisenzeit-lichen Tell Deir ʻAlla gibt nicht wenige Fragen auf Neben der Klaumlrung der Sprachebetreffen diese vor allem die Funktion und Bedeutung solcher Texte an diesem Ort

Vom Ausgraumlber H J Franken wurde die Anlage als bdquocult siteldquo bzw bdquosanctuaryldquobestimmt56 eine Annahme die in diversen Modifikationen die Forschung langedominierte57 Sie stuumltzte sich vor allem auf die Existenz eines spaumltbronzezeitlichenTempels (zerstoumlrt Anfang 12 Jahrhundert v Chr) und auf den religioumlsen Charakterdes Bilʻam-Textes Dabei hatte Franken schon 1976 eingeraumlumt bdquoThis interpretationis not warranted by archaeological evidence [hellip]ldquo58 Tatsaumlchlich zeigen weder archi-tektonische Strukturen noch die Ausstattung der Raumlume (Raum EE335 mit den In-schriften war voumlllig leer)59 noch die Inschriften ein Heiligtum oder eine sonstigeinstitutionell-religioumlse Funktion des Gebaumludes an60

Ebenso deutlich ausgeschlossen werden kann eine politische Abzweckung imSinne einer Selbstdarstellung bzw Repraumlsentation politischer Macht- und Gel-tungsanspruumlche insbesondere des Koumlnigs wie sie fuumlr die Inschriften auf Ortho-staten der nordsyrischen Koumlnige von Guzan Samrsquoal Hamat Karatepe oder der suumld-levantinischen Herrscher Hasael von Damaskus (am Stadttor von Tel Dan) bzw aufder Stele Mescharsquos Koumlnig von Moab vorauszusetzen ist oder auch im Sinne eineroumlffentlichen sbquoDokumentationlsquo zwischenstaatlicher Vertraumlge (Sfire-Stelen) KoumlnigPriester oder andere Wuumlrdentraumlger werden in den DAPT gelegentlich erwaumlhnt ste-hen jedoch thematisch an keiner Stelle im Fokus In dem fehlenden Bezug zumkoumlniglichen Herrschaftssystem sind noch die Siloah-Inschrift in Jerusalem und die

56 Franken 1976 8 und 1357 Vgl noch Franken 1991 mit der Behauptung bdquothat Deir ʻAlla is best explained as having been ndashprobably right through its long history ndash a sanctuary connected with tradeldquo (a a O 10) In demsel-ben Tagungsband formulieren dagegen Ibrahimvan der Kooij 1991 23 bdquoThe evidence from theroom of the plaster text does not indicate a cultic centre of the settlement but allows for the recon-struction of another kind of religious centre not yet archaeologically knownldquo Dazu auch van derKooij 1993 341 bdquoAlthough the plaster inscription and perhaps the stone suggest a religious con-text the building remains show no indications of cultic useldquo58 Franken 1976 1359 Vgl die eingehende Kritik bei WenningZenger 199160 Dies gilt auch fuumlr den Vorschlag von WenningZenger 1991 192f in dem Inschriftenraum bdquodassbquoVersammlungslokallsquo einer oumlrtlichen Prophetengemeinschaft zu sehenldquo nach Art der bdquoPropheten-gruppen die hinter 1Sam 1918ndash24 stehenldquo bzw entsprechend den bdquoProphetenjuumlngernldquo um ElischaDergleichen hatte zwar davor bereits A Lemaire vorgeschlagen (siehe die folgende FN) es ist je-doch schon aufgrund der beiden DAPT-Texte (nach Inhalt und Genre) auszuschlieszligen

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36 Erhard Blum

oben erwaumlhnte phoumlnizische Wandinschrift aus Kuntillet ʻAǧrūd vergleichbar DieFrage draumlngt sich auf ob die ausgepraumlgte Praumldominanz koumlniglicher Autoren in er-haltenen oumlffentlichen nordwestsemitischen Inschriften in gewissem Maszlige eine sbquoop-tischelsquo Taumluschung darstellen koumlnnte wiederum bedingt durch das vorrangig ver-wendete regale Medium (Stein)

32 sbquoSchulelsquo als institutioneller KontextIm Ruumlckblick kann es erstaunen dass die von Andreacute Lemaire recht fruumlh vorgetrage-ne Erklaumlrung des Raumes auf Tell Deir ʻAlla als bdquoeine Art sbquoSchulelsquoldquo61 kaum Gefolg-schaft gefunden hat62 Dabei deutet der Gesamtbefund geradezu zwingend in dieseRichtung insbesondere unter Einbeziehung der inzwischen weitergefuumlhrten bzwkorrigierten Textrekonstruktionena) Die Funktionalitaumlt des Raumes Die Texte waren nach der uumlberzeugenden Re-

konstruktion van der Kooijs (Abb 3)63 in einer Kolumne an der schmalen West-wand des Raums (30 times 43 m) angebracht die Kolumne begann auf einer Houmlhevon wenigstens 15 m und endete ca 50 cm uumlber dem Fuszligboden Links davonwar der Verputz zudem fuumlr eine weitere (nicht ausgefuumlhrte) Kolumne vorberei-tet wie aus der noch erkennbaren Weiterfuumlhrung des oberen roten Rahmensvon Kombination A nach links zu erkennen ist (s o S 25 Abb 1) sowie ausweiteren Putz-Fragmenten die nicht nur einen entsprechenden waagrechtenStrich in roter Tinte (daruumlber eine bdquoSphinxldquo-Zeichnung) aufweisen64 sondernauch zusammen mit dem Anfang von Kombination A aufgefunden wurden65

Vor der langen suumldlichen und der schmalen oumlstlichen Wand verlief nach denAusgraumlbern eine Bank66 Mit anderen Worten die Konstellation deutet darauf-hin dass die verputzte Wand als eine Art Tafel diente Sollten angeschriebeneTexte durch andere ersetzt werden war im Uumlbrigen mit Tuumlnche leicht tabularasa hergestellt

b) Der Charakter der Texte Signifikant sind die Vielfalt und die insgesamt weis-heitliche Praumlgung der Texte Hinsichtlich der Genres stehen eine Narration (AZeilen 1ndash7) eine auflistende Darstellung (A Zeilen 8ndash18) und ein diskursiverDialog (B) nebeneinander Inhaltlich muumlndet die Prophetenerzaumlhlung mit der

61 Lemaire 1991 54 wenn auch zunaumlchst mit dem Gedanken an bdquoune sorte drsquoeacutecole sbquoprophetiquelsquoldquounter Verweis auf 2Koumln 61f (Lemaire 1985 322)62 Eine Ausnahme bildet die Anknuumlpfung an Lemaire in dem grundlegenden Werk von Carr 2005161 Ansonsten mag die Uumlberlegung aufgrund der allzu groszligzuumlgigen Identifikation von Schulen inLemaire 1981 zuruumlckhaltend aufgenommen worden sein vgl die eingehende Kritik in Haran 198863 Van der Kooij 1991 241 Fig 164 Hoftijzervan der Kooij 1976 Plate 15 van der Kooij 1991 243 Fig 265 Van der Kooij 1991 240ndash24466 Fuumlr eine abweichende Deutung vgl WenningZenger 1991 190

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 37

Abb 3 Raum EE335 in Tell Deir ʻAlla copy G van der Kooij

Schilderung des Goumltterrates in die Thematik des mundus inversus die hier auchim Einzelnen mit weisheitlichen Elementen ausgefuumlhrt ist67 Das (mutmaszligli-che) Lehrer-Schuumller-Gespraumlch wiederum formuliert klassisch weisheitliche Re-flexionen uumlber elementare Sinnfragen und eine gelingende LebensfuumlhrungWas diese verschiedenartigen Texte verbindet ist eine didaktisch-paraumlnetischeAusrichtung die zudem sogleich in der Uumlberschrift von Text A angezeigtwird68 Damit ist denn auch die (komplexe) Pragmatik angezeigt aus der he-raus die Zusammenstellung als ganze schluumlssig gedeutet werden kann

Dem inhaltlichen Profil der Texte korrespondiert formal ihre anspruchsvol-le sprachlich-stilistische Gestaltung Deren Komplexitaumlt zeigt daruumlber hinausdeutlich dass sie literarisch konzipiert wurden Ohne das Medium der Schriftwaumlre etwa die narrative Poetizitaumlt in Text A kaum moumlglich Diese literarischeGestaltung findet sodann eine Entsprechung in dem aufwendigen Layout (mit

67 Dazu gehoumlren die Demonstration naturkundlicher Kenntnisse (V 10ff) die Identifikation mitdem Weisen (V 16b) und mit der sozialen Elite (V 16ndash18) oder die Motive von Belehrung (mwsr)und Planen (ḥšb) in V 151968 S o S 29

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38 Erhard Blum

Rahmenbildung Rubra etc) das vermutlich aumlgyptisch inspirierte Design-Kon-ventionen literarischer Papyri abbildete Sollte sich die oben skizzierte Mutma-szligung69 zu dem rot-weiszligen Band im unteren Rahmen von Text A als Aufnahmeeiner Hieroglyphenform fuumlr die geschnuumlrte Papyrusrolle bestaumltigen boumlte dasLayout daruumlber hinaus eine klare ikonische Referenz auf Schreiberwesen undSchriftkultur

Schlieszliglich Das Niveau und der bdquoBildungscharakterldquo der Texte sowie derbei ihrer Wandanbringung getriebene Aufwand entheben uumlber jeden Zweifeldass hier nicht an eine elementare Schreibschule zu denken ist sondern viel-mehr an eine fortgeschrittene professionelle Schreiberausbildung (bdquoMeister-klasseldquo)

c) Die institutionelle Selbstreferenzialitaumlt von Text B Wie vor allem der weisheitli-che Dialog zu erkennen gibt ging diese Schreiberausbildung zugleich mit ei-nem sbquogehobenen Bildungsanspruchlsquo einher Dabei spiegelt bereits die Ge-spraumlchskonstellation der textinternen Figuren die Bildungsinstitution sbquoSchulelsquoDaruumlber hinaus kommt repraumlsentiert durch die Dialogpartner geradezu derStand professioneller Schreiber in den Blick ihre Stellung im Umkreis des Kouml-nigs (Z 9 bdquoBeraumlt sich denn nicht mir dir oder holt sich nicht [bei dir] einenRatschlag der Thronendeldquo) und ihre gesellschaftlichen Leitungsaufgaben beider Rechtsprechung und im gewandten (politischen) Auftreten (Z 17c [Ru-brum] bdquoDir obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redeldquo) Werden denStudenten der Schreiberschule damit verlockende Perspektiven ihres Wegesvor Augen gestellt so spricht der Anfang des zentralen Rubrumverses (Z 17ab)den einen Dialogpartner ausdruumlcklich auf seine Kompetenzen in der Schreib-kunst70 und im Unterricht71 an wobei letzterer insbesondere auch im Auswen-diglernen durch die Schuumller bestand72

DAPT B Z 17 a) Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunstb) (darauf) anzuleiten73 den der auswendig repetiert

69 S o S 2670 Die genaue Entsprechung des aramaumlischen Ausdrucks ydʻ spr zu dem in Jes 2911f belegtenalthebraumlischen Idiom wurde uumlberraschenderweise zumeist uumlbersehen71 An die Moumlglichkeit dass die Kombination mit dem Idealbild eines Lehrers abschloss (s o S 33)sei ebenfalls erinnert72 Vgl dazu die erhellende Erklaumlrung des Ausdrucks bdquoSchuumllerzungeldquo in Jes 514 durch Weippert1989 111f bdquoUm dies verstehen zu koumlnnen muszlig man die orientalische Unterrichtsmethode kennendie uns bereits aus der Spaumltantike bekannt ist die man aber auch heute noch in arabischen undorthodox-juumldischen Elementarschulen erleben kann Der Stoff wird vom Lehrer vor- vom Schuumllernachgesprochenldquo Umfassend zur Bedeutung des Memorierens im altorientalisch-antiken Schulwe-sen orientiert Carr 200573 Die Ableitung des Ausdrucks von der aramaumlischen Wurzel dbr (anders noch Blum 2008c z St)findet sich auch bei Lipiński 1994 155 (vgl auch ders 1998 508) allerdings verbunden mit eineransonsten deutlich anderen Lesung bdquoto call the scribe who leads away sbquoThe curse is on the tonguefor you a judgement and a chastisementlsquoldquo (a a O 143)

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 39

Koumlnnte ein Text sich in seiner Pragmatik deutlicher fuumlr eine fortgeschritteneSchreiberausbildung anbieten als Kombination B in Tell Deir ʻAlla

d) External evidence eine Griechischschule aus roumlmischer Zeit In Amheida demantiken Trimithis einer Stadt in der aumlgyptischen Oase Dakhla legten Grabun-gen der Columbia University New York in den Jahren 2004ndash2007 einen Gebaumlu-dekomplex frei in dem erstmals antike Schulraumlume archaumlologisch nachgewie-sen werden konnten74 Die Schule bestand in der ersten Haumllfte des 4 Jahrhun-derts n Chr und umfasste drei sbquoKlassenraumlumelsquo (19 times 95 m) Der bestkonser-vierte Raum (68 times 26 m)75 ist in einer Wandhoumlhe bis 220 m erhalten In derAntike waren die Waumlnde rundum weiszlig verputzt Vor einer der (langen) Waumlndestand eine gemauerte Bank Gegenuumlber an der Ostwand ist der Verputz uumlbermehrere Meter groszligenteils erhalten geblieben mit in roter Tinte geschriebenenSchultexten angeordnet in fuumlnf Kolumnen (zusammen 32 m breit maximal09 m hoch) Offenbar gab es in der abgelegenen Polis einen rhetorisch ge-schulten Lehrer der in der Lage war fuumlr seine fortgeschrittenen Schuumller Epi-gramme in elegischen Distichen zu schreiben und darin deren Schulsituationappellativ aufzunehmen76 In einem der zuletzt freigelegten Raumlume (R19) fan-den sich an der Westwand oberhalb der Bank zwei literarische Texte (ebenfallsin roter Tinte) Verse aus der Odyssee (IV 221ndash223) und ein Prosatext mutmaszlig-lich die Bearbeitung einer Erzaumlhlung die aus Plutarch bekannt ist

While the dipinto in room 15 seems to refer to the level of education taught by the rhetorliterary instruction went on in this room either at the hands of the same teacher or by someoneelse who taught at the level of the grammarian77

Alles in allem ist unuumlbersehbar mit der Nutzung verputzter Waumlnde als sbquoTafelnlsquo(und mit Wandbaumlnken) weisen die Schulraumlume in Trimithis exakt die gleiche ele-mentare Funktionalitaumlt auf wie der Raum in Tell Deir ʻAlla

74 Cribiore u a 2008 DavoliCribiore 2010 Den Hinweis auf die Amheida-Grabungen verdankeich Herrn Florian Lippke (TuumlbingenFribourg)75 Siehe Figs 7 und 9 in Cribiore u a 2008 174 17676 Siehe Color Fig 12 in Cribiore u a 2008 181 In der ersten Kolumne heiszligt es beispielsweise(nach Cribiore a a O 183)

αλλα θεὸς νεύσειεν επ ευχωλῆισιν εμεῖο [[hellip]] π[αντ]ας μουσάων έργα μελιχρὰ μαθεῖν συν πάση-σ Χαρίτεσσι και Ερμῆι Μαιάδος υἱεῖ ρητορικῆς σοφίης άκρον ἑλόντα[σ] ὅλον παῖδες εμοι θαρσεῖτε μέγας θεὸς ʽΰμμιν οπάσσει παντοίης αρετῆς καλὸν έχειν στέφανονhellip doch moumlge Gott meinen Gebeten geneigt sein dass ihr all die suumlszligen Werke der Musen erlerntindem ihr mit allen Grazien und mit Hermes dem Sohn d Maia den Gipfel der rhetorischenKunst ganz erobertMeine Knaben seid guten Mutes Der groszlige Gott wird euch gewaumlhren den schoumlnen Kranz man-nigfacher Tugend zu tragen

77 Cribiore (Davoli) 2013 7 (Hervorhebung im Original)

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40 Erhard Blum

Die Funktion der Baumlnke und des Verputzes in den bdquoSchulraumlumenldquo sind dabei nicht unbedingtnach dem Muster neuzeitlicher Schulen zu denken Waren die Ausgraumlberinnen in Trimithiszunaumlchst schlicht davon ausgegangen dass die bdquoBaumlnkeldquo von den Schuumllern als Sitzplaumltze ge-nutzt wurden78 so suggerieren inzwischen schon die Positionierungen der Inschriften ein viel-faumlltigeres Bild bdquoAs in room 15 the new rooms (R19 and 23) have a series of benches for stu-dents along the walls The students of R15 could sit on the benches to view the epigrams orstand on them to be able to write on the whitewashed wall behind those In the same waystudents in room 19 had to stand up on the benches there to write on the part of the wall thatwas plastered with white gypsum above a board painted in purpleldquo79 Dem korrespondierendie vielfaumlltigen Proportionen der Texte Waren die Uumlbungsepigramme in der Schriftgroumlszlige wohlso ausgelegt dass sie von den gegenuumlberliegenden Baumlnken aus lesbar blieben waren die lite-rarischen Textabschnitte wesentlich kleiner gehalten 14 times 3 cm mit einer Buchstabenhoumlhe von06 cm bzw erhaltene 64 times 16 cm mit durchschnittlich 1 cm hohen Zeichen und dies in einerbetraumlchtlichen Houmlhe an der Wand80 Die Schriftgroumlszlige der Wandtexte in Sukkot ist am ehestender des zuletzt genannten sbquoPlutarchlsquo-Textes vergleichbar Zwar waren die DAPT (im Vergleichmit Trimithis) fuumlr Leser wesentlich leichter zugaumlnglich von der gegenuumlber liegenden Bankkonnten aber ihre Buchstaben kaum mehr identifiziert werden Von daher wird man auch inTell Deir ʻAlla eher mit einer multifunktionalen Nutzung von Waumlnden und Baumlnken zu rechnenhaben Die Wandflaumlchen konnten Lehrern und Schuumllern dienen die Baumlnke den Studenten alsSitzbaumlnke fuumlr die Unterrichtsphasen von Vorsprechen Repetieren Memorieren etc81 wie auchfuumlr eigene Schreibuumlbungen oder Aumlhnliches mehr

Zwischen der Einrichtung und Nutzung der beiden Schulen liegen zwar mehr als1000 Jahre dennoch wird man nicht von einer rein zufaumllligen Entsprechung ausge-hen koumlnnen Entweder haben wir hier gluumlcklich erhaltene Belege fuumlr eine nachhal-tige kulturelle Kontinuitaumlt im ostmediterranen Raum oder es handelt sich um einein verschiedenen Kontexten sich aufdraumlngende funktionale Loumlsung fuumlr die gleichenkommunikativen Erfordernisse Beide Optionen liegen naumlher besehen freilich nichtweit auseinander nach beiden bietet der Fund in AmheidaTrimithis eine mehroder weniger direkte Bestaumltigung der Schulhypothese fuumlr Tell Deir ʻAlla

33 Traumlger und Zielsetzung der aramaumlischen Schule zu Sukkot(Tell Deir ʻAlla)

Es bleibt gleichwohl die Frage von wem fuumlr wen und wozu ein solcher Schulraumgerade in Sukkot eingerichtet wurde das nach Auskunft der Archaumlologen um 800v Chr ein kleines Dorf darstellte und das am Rande des damaligen aramaumlischen

78 DavoliCribiore 2010 77 bdquohellip tutte [scil 3 Schulraumlume] caratterizzate dalla presenza di panchein muratura utilizzate dagli studenti come sedilildquo79 Cribiore (Davoli) 2013 780 Cribiore (Davoli) 2013 7 bzw 9 mit Figs 9 + 10 auf S 10 Nach CribioreDavoli 2013 5 befandensich die Texte ca 28 m () uumlber dem Fuszligboden81 Vgl wieder die Charakterisierungen bdquoorientalischerldquo Schulen in der oben auf S 38 FN 72 ge-nannten Literatur

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 41

Herrschaftsbereichs lag Kultur und innere Geschichte des Koumlnigreichs Damaskusin dieser Zeit sind weitgehend unbekannt Deshalb koumlnnen wir nur von den Befun-den in Tell Deir ʻAlla (und einigen Nachrichten im Alten Testament bzw in derHasael-Inschrift von Tel Dan) ausgehen

Deutlich duumlrfte immerhin sein dass eine solche (Hoch-)Schule fuumlr professio-nelle aramaumlische Schreiber in dieser Region mit einer privaten Initiative bzw einemfamiliaumlren Kontext nicht zureichend zu erklaumlren waumlre Von daher wird man ihreEinrichtung und Unterhaltung letztlich auf die damaszenische Zentralgewalt zu-ruumlckfuumlhren muumlssen Der maicirctre-scribe (Lemaire) der die umfangreichen Texte ineiner eleganten Kursive auf die Wand uumlbertragen hat mag dafuumlr aus Damaskusabgestellt worden sein Politisch laumlsst sich an der Einrichtung jedenfalls ablesendass Hasael bzw Birhadad II von Damaskus sich nicht mit der militaumlrischen Erobe-rung des Ostjordanlandes begnuumlgte(n) sondern dort gewissermaszligen in eine eigeneInfrastruktur investierte(n) Konkret kommen dabei zwei Optionen infrage Mankoumlnnte an eine Ausbildung von eigenem damaszenischem Verwaltungspersonal(bdquoim houmlheren Dienstldquo) denken Dies ist moumlglich aber eher unwahrscheinlich weildafuumlr eine Schulung in Damaskus bzw im aramaumlischen Kernland naumlher gelegenhaumltte Als Alternative bleibt die Ausbildung von Angehoumlrigen der lokalen israeli-tisch-gileaditischen Elite im Sinne der aramaumlischen Herrschaft bzw deren Verwal-tung In diesem Falle gehoumlrte der Schulbetrieb in Sukkot zu dem Versuch einerAkkulturation der israelitischen Bevoumllkerung82 (was auf nachhaltige imperiale Zie-le in Damaskus hindeutete) Fuumlr eine solche Konstellation spricht auch die Lagedes Ortes tief in Gilead (von Damaskus her gesehen) zugleich aber ausgesprochenverkehrsguumlnstig Schlieszliglich mag der kleine doumlrfliche Charakter fuumlr die Unterneh-mung eher als Vorteil gegolten haben83

Wie auch immer es sich im Einzelnen verhalten haben mag werden doch zweiweitere Ruumlckschluumlsse nach Lage der Dinge nicht gewagt erscheinen a) Eine derar-tige Meisterklasse im eroberten Grenzgebiet ist nur vorstellbar wenn im Zentrumdas heiszligt im Umkreis des damaszenischen Hofes bzw Haupttempels entsprechen-de Strukturen bereits etabliert waren84 b) Die beiden hochliterarischen Texte wur-den nicht fuumlr Sukkot formuliert sondern duumlrften ihren primaumlren Ort in Damaskusselbst oder in einem anderen Verwaltungszentrum gehabt haben (eventuell ver-bunden mit einer Rezeption internationaler Traditionen) Diese Schriftkultur miteinem entsprechenden Schulbetrieb wird weit in das 9 Jahrhundert v Chr zuruumlck-gereicht haben eventuell auch daruumlber hinaus

82 Moumlglicherweise war auch in dieser Hinsicht der Ruumlckgriff auf den Bilʻam-Text durchaus ab-sichtsvoll83 Die Lage in der Naumlhe des Jordans das heiszligt nahe am Herrschaftsgebiet des Koumlnigsreichs Israelkoumlnnte gegenuumlber der lokalen Bevoumllkerung zusaumltzlich auch als politisches Signal hinsichtlich desaramaumlischen Herrschaftsanspruchs (mit) gedacht worden sein84 Mit zugegeben plakativer Uumlberzeichnung mag man Tell Deir ʻAlla geradezu als Beleg fuumlr einsbquostaatliches Hochschulwesenlsquo im Koumlnigreich Damaskus betrachten

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42 Erhard Blum

34 Konsequenzen fuumlr Schriftkultur und Schulwesenin den Koumlnigreichen Israel und Juda

Aufgrund der raumlumlichen und zeitlichen Nachbarschaft sowie der strukturellen Ver-gleichbarkeit suumldlevantinischer Territorialstaaten sind in Israel und Juda keine grund-legend anderen Verhaumlltnisse anzunehmen Allenfalls koumlnnte man fuumlr IsraelJuda mitBlick auf das fruumlhe davidisch-salomonische Koumlnigtum im 10 Jahrhundert v Chr unddessen (auf die nordisraelitischen Staumlmme beschraumlnkte) Vorgeschichte mit Koumlnig Saulim 11 Jahrhundert mit einem gewissen Entwicklungsvorsprung gegenuumlber Aram-Da-maskus zu rechnen haben85 Dafuumlr mag auch sprechen dass die Herausbildung einerspezifischen bdquoNationalschriftldquo aus der phoumlnizischen Standardschrift nach gegenwaumlr-tigem Kenntnisstand () zuerst im hebraumlischen Sprachraum einsetzte86

Gestuumltzt wird diese Einschaumltzung durch fruumlhe Textuumlberlieferungen die dia-chron den Grundstock des alttestamentlichen Kanons bilden Dazu gehoumlren nebeneinzelnen Texten aus dem 10 Jahrhundert v Chr87 insbesondere zentrale Uumlber-lieferungen seit dem Anfang des 9 Jahrhunderts darunter die in Jerusalem undSamaria getrennt aber mit einer synchronistisch verschraumlnkten Chronologie derjeweiligen Koumlnige gefuumlhrten Annalen die in Auszuumlgen das Grundgeruumlst der bib-lischen bdquoKoumlnigebuumlcherldquo bilden In die fruumlhe Koumlnigszeit verweisen aber auch Bei-spiele einer hochentwickelten althebraumlischen Erzaumlhlkunst in Uumlberlieferungen zuJakob Saul und David die ohne eine anspruchsvolle Schreiberschulung im Um-kreis der Houmlfe bzw der Haupttempel nicht denkbar waumlren Mehr noch die soge-nannte bdquoThronfolgegeschichte Davidsldquo in 2Sam 9ndash20 1Koumln 1ndash2 (um 900 v Chr)88neben der Josephgeschichte der Genesis die wohl subtilste Groszligerzaumlhlung der Bi-bel verbindet einen realistisch-skeptischen Blick auf die Ambivalenzen des Wol-lens und Handelns der Akteure mit einer ndash narrativ artikulierten ndash Reflexion desPotentials und der Grenzen menschlicher Weisheit Ihre pragmatischen Pointenzeigen daruumlber hinaus an dass das ganze Werk fuumlr den Kontext der Prinzen- undElite-Erziehung am Hof in Jerusalem ausgearbeitet wurde

Hinsichtlich ihres literarischen Profils wie auch ihrer grundlegenden Pragma-tik sind demnach zwischen den israelitischen Erzaumlhlwerken und den damaszeni-

85 Aufgrund der Quellenlage ist das Koumlnigtum von Damaskus fuumlr das 10 Jahrhundert v Chr bis-lang nicht so recht greifbar Innerhalb der David-Uumlberlieferungen sind (neben Aram-Zoba) in unter-schiedlicher Weise kleinere aramaumlische Koumlnigtuumlmer zwischen Israel und Damaskus (Tob GeschurMaʻacha Beth Rechob) praumlsent Die Notiz von 1Koumln 1123ndash25 im Zusammenhang mit Salomo scheintfuumlr dessen Zeit die Installation eines Koumlnigtums in Damaskus anzusetzen Zu damit verbundenenFragen vgl Pitard 1987 95ff 99ff Lipiński 2000 367ff86 So im Anschluss an J Naveh auch FinkelsteinSass 2013 (freilich nicht hinsichtlich der Rolledes Phoumlnizischen) Allerdings sollte auch diese verbreitete Annahme im Licht der DAPT (die ebdleider unberuumlcksichtigt bleiben) kritisch gepruumlft werden87 Vgl Carr 2005 163f Schon in das 11 Jahrhundert v Chr duumlrfte aufgrund seiner Sprache undPragmatik das epische Siegeslied der Debora in Ri 5 gehoumlren vgl vorlaumlufig Weippert 1990 454fKnauf 200588 Vgl Blum 2010

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 43

schen Kompositionen des (wahrscheinlich) fruumlhen 9 Jahrhunderts v Chr keine we-sentlichen Unterschiede auszumachen Sie haben hohe literarische Qualitaumltensind aber gleichwohl keine fiktionale Literatur im neuzeitlichen Sinne Die fuumlr un-sere belles lettres selbstverstaumlndliche Kategorie der Fiktionalitaumlt gab es vielmehrnoch gar nicht auch nicht avant la lettre wie man sie bereits in Aristotelesʼ Poetikhat89 Es handelt sich bei der genannten Literatur um sbquoMitteilungstextelsquo mit Wahr-heitsanspruch Gleichwohl koumlnnen sie durchaus absichtsvoll mit hochgradig poeti-schen Gestaltungsmitteln arbeiten Poetizitaumlt ist in diesen Kulturen aber noch nichtan Fiktionalitaumlt gebunden ndash ebenso wenig wie ihr Wirklichkeitsverstaumlndnis undihr Wahrheitsanspruch etwas mit historischem Denken zu tun haumltten90 Mit ihrerWirk- und Mitteilungsintention sind sie haumlufig auf konkrete pragmatische Rezepti-onskonstellationen bezogen wie alle sbquopoetischenlsquo Werke gehen sie darin aber nichtauf sondern bieten Anhaltspunkte fuumlr Rezeptionen welche die Primaumlrintentionender Autoren hinter sich lassen Sie moumlgen funktional als Unterrichtstexte imSchul-bdquoHochschulldquo-Kontext gebraucht worden sein doch auch in diesem Rahmenwaren sie zugleich mehr Angemessen waumlre wohl die Rede von bdquoBildungsliteraturldquo

Nachbemerkung Nimmt man solche Textzeugnisse der fruumlhkoumlniglichen Zeit mitdem Umstand zusammen dass die bislang einzige raumlumlich belegbare Schule (mithochkaraumltigem Unterrichtsmaterial) ausgerechnet in der aumluszligersten Provinz gefun-den wurde erscheint es durchaus fraglich ob der Schreiberunterricht und damitdie literarische Bildung in Aram bzw in IsraelJuda tatsaumlchlich auf die koumlniglichenZentren beschraumlnkt und so kleinraumlumig angelegt sein mussten wie man in dergegenwaumlrtigen Forschung vielfach glauben will91

89 Poetik [9] 1451b Zur bdquoEntdeckungldquo der Fiktionalitaumlt bei den Griechen siehe grundlegend Roumlsler1980 und 1983 des weiteren Finkelberg 1998 Fuumlr die schlechthin elementare Distinktion zwischensemantisch definierter Fiktivitaumlt und textpragmatisch zu definierender Fiktionalitaumlt vgl Gabriel1975 Assmann 1980 Keller 198090 Fuumlr entsprechende kulturvergleichende Profilierungen vgl Cancik 2005 und Blum 2005 65ndash86Vgl a a O 79 FN 55 auch fuumlr die Unterscheidung zwischen einer (transparenten) Fiktionalitaumlt bdquoers-ten Gradesldquo (in Maumlrchen Fabeln etc) wie sie auch in traditionalen Erzaumlhlkulturen gelaumlufig istund der Fiktionalitaumlt bdquozweiten Gradesldquo (in Roman Drama etc) fuumlr die sich die Imitation und Fiktio-nalisierung wirklichkeitsabbildender Darstellung als konstitutiv erweist91 Damit soll nicht einer verbreiteten Literalitaumlt in diesen Gesellschaften das Wort geredet werdenIm Gegenteil es geht darum zwischen der Verbreitung eines funktionellen Schriftgebrauchs imAlltag wie er sich in Ostraka etc spiegelt und der Ausbildung einer professionellen Schreiberkul-tur in verschiedenen Bereichen der bdquoEliteldquo zu unterscheiden Fuumlr Letztere ergeben die archaumlologi-schen Befunde aus den eingangs genannten Gruumlnden kein repraumlsentatives Bild eine Regel diedurch die Ausnahmen (Siloah-Inschr DAPT Kuntillet ʻAǧrūd) nur bestaumltigt wird Fuumlr eine umsich-tige Diskussion der Problematik vgl besonders Carr 2005 Part I chap 6 ndash Unter deutlich anderenVoraussetzungen ging im Uumlbrigen auch der Befund in der Oase Dakhla uumlber das hinaus was manhistorisch erwarten mochte wie die Schlussbemerkung von R Cribiore in CribioreDavola 2013 14zu erkennen gibt bdquoAll together the house in Amheida and the school adjacent to it are wondroustestimonies of how paideia was alive and well in Egypt and not only in the Nile Valleyldquo

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

44 Erhard Blum

4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

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Blum (2008c) Erhard Blum bdquosbquoVerstehst du dich nicht auf die Schreibkunst helliplsquo Ein weisheitlicherDialog uumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung Kombination II der Wandinschrift vom TellDeir lsquoAllaldquo in Michaela Bauks Kathrin Liess u Peter Riede (Hgg) Was ist der Menschdass du seiner gedenkst (Psalm 85) Festschrift fuumlr Bernd Janowski zum 65 GeburtstagNeukirchen-Vluyn 33ndash53

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CAL bdquoThe Comprehensive Aramaic Lexiconldquo httpcal1cnhuceduindexhtml(Stand 2292014)

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 49

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50 Erhard Blum

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Kaumlmmerer (1998) Thomas R Kaumlmmerer šimacirc milka Induktion und Reception der mittel-babylonischen Dichtung von Ugarit Emār und Tell el rsquoAmārna (Alter Orient und AltesTestament 251) Muumlnster

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Lemaire (1986) Andreacute Lemaire bdquoLa disposition originelle des inscriptions sur placirctre de DeirlsquoAllaldquo Studi Epigrafici e Linguistici 3 79ndash93

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 51

Lemaire (1991) Andreacute Lemaire bdquoLes inscriptions sur placirctre de Deir lsquoAlla et leur significationhistorique et culturelleldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Textfrom Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a 33ndash57

Lemaire (2013) Andreacute Lemaire bdquoRemarques sur les inscriptions pheacuteniciennes de Kuntillet ʻAjrudldquoSemitica 55 83ndash99

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Lipiński (2000) Edward Lipiński The Arameans Their Ancient History Culture Religion(Orientalia Lovanensia Analecta 100) LeuvenParisSterling

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Weippert u Weippert (1982) Helga Weippert u Manfred Weippert bdquoDie sbquoBileamlsquo-Inschrift von TellDēr lsquoAllāldquo Zeitschrift des Deutschen Palaumlstina-Vereins 98 77ndash103 (= Manfred Weippert Jahweund die anderen Goumltter [Forschungen zum Alten Testament 18] Tuumlbingen 1997 131ndash161)

Weippert (1976) Manfred Weippert bdquoŠaddajldquo in Theologisches Handwoumlrterbuch zum AltenTestament 2 MuumlnchenZuumlrich 873ndash880

Weippert (1989) Manfred Weippert bdquoDie sbquoKonfessionenlsquo Deuterojesajasldquo in Rainer AlbertzFriedemann W Golka u Juumlrgen Kegler (Hgg) Schoumlpfung und Befreiung Fuumlr ClausWestermann zum 80 Geburtstag Stuttgart 104ndash115

Weippert (1990) Manfred Weippert bdquoDie Petition eines Erntearbeiters aus Mǝṣad Ḥăšavyāhū unddie Syntax althebraumlischer erzaumlhlender Prosaldquo in Erhard Blum Christian Macholz uEkkehard W Stegemann (Hgg) Die Hebraumlische Bibel und ihre zweifache NachgeschichteFestschrift fuumlr Rolf Rendtorff zum 65 Geburtstag Neukirchen-Vluyn 449ndash466

Weippert (1991) Manfred Weippert bdquoThe Balaam Text from Deir lsquoAllā and the study of the OldTestamentldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛AllaRe-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989Leiden u a 151ndash184 (= bdquoDer sbquoBileamlsquo-Text von Tell Dēr lsquoAllā und das Alte Testamentldquo inManfred Weippert Jahwe und die anderen Goumltter [Forschungen zum Alten Testament 18]Tuumlbingen 1997 163ndash188)

Wenning u Zenger (1991) Robert Wenning u Erich Zenger bdquoHeiligtum ohne Stadt ndash Stadt ohneHeiligtum Anmerkungen zum archaumlologischen Befund des Tell Dēr ʻAllāldquo Zeitschrift fuumlrAlthebraistik 4 171ndash193

Witte (2011) Markus Witte bdquoVom El Schaddaj zum Pantokrator Ein Uumlberblick zur israelitisch-juumldischen Religionsgeschichteldquo Kleine Untersuchungen zur Sprache des Alten Testamentsund seiner Umwelt 1213 211ndash256

Wolters (1991) Al Wolters bdquoAspects of the Literary Structure of Combination Ildquo in Jacob Hoftijzeru Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings ofthe International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a 294ndash304

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Metatexte

Erzaumlhlungen von schrifttragenden Artefakten in deralttestamentlichen und mittelalterlichen Literatur

Herausgegeben vonFriedrich-Emanuel Focken und Michael R Ott

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ISBN 978-3-11-041793-7e-ISBN (PDF) 978-3-11-041794-4e-ISBN (EPUB) 978-3-11-042532-1ISSN 2198-6932

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Inhalt

Friedrich-Emanuel Focken Michael R OttMetatexte und schrifttragende Artefakte 1

Regina ToepferZusammenfassung der Beitraumlge 11

Schrifttragende Artefakte aus der Bildungspraxisim antiken Israel und seinem Kontext

Erhard BlumDie altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir ʻAlla und ihr institutionellerKontext 21

David M CarrWriting That Dares Not Speak Its Name Writing About Orality and InscribedAmulet Practice in Ancient Israelite Educational Texts 53

Daniel Stoumlkl Ben EzraBuumlcherlesen im Jachad Qumrans Himmlische Buumlcher zwischen Katechesekollektivem Studium und esoterischer Geheimschrift 75

Schrifttragende Artefakte im Alten Testament

Reinhard MuumlllerVom verschrifteten Orakelspruch zum Prophetenbuch Schriftliche Uumlbermittlunggoumlttlicher Botschaften im Licht von Jes 8116 und Jes 308 99

Konrad SchmidSchrift und Schriftmetaphorik in der Prophetie des Jeremiabuchs 123

Friedrich-Emanuel FockenEzechiels Schriftrolle Die Konzeption seiner Prophetie im Berufungsbericht(Ez 1ndash3) 145

Jan Christian GertzMose zerbricht die Tafeln des Bundes am Sinai ndash Literarhistorisch ausgereiztaber praxeologisch unterschaumltzt 177

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VIII Inhalt

Schrifttragende Artefakte in der mittelalterlichen Literatur

Andrew James JohnstonSchriftkommunikation im Beowulf 205

Robert FolgerDie Imagination der Materialitaumlt Das Liebesgefaumlngnis (Caacutercel de amor 1492)Metatextualitaumlt und soziale Praxis 217

Katharina PhilipowskiSchrift in Fesseln Die steinerne Rede der Persine in Thuumlrings von RingoltingenMelusine (1456) 239

Kommunikation und Medialitaumlt

Ludger Lieb und Michael R OttSchnittstellen Mensch-Artefakt-Interaktion in deutschsprachigen Texten des13 Jahrhunderts 265

Joachim SchaperAnthropologie des Schreibens als Theologie des Schreibens Einmedienarchaumlologischer Gang durch das Buch Exodus 281

Metatextualitaumlt und Notation am Beispiel mittelalterlicherHandschriften

Hanna LissEin Pentateuch wie andere auch Die Lese-Geheimnisse des RegensburgPentateuchs 299

Christina LechtermannTextherstellung in den Marienleben Philipps von Seitz Walthers von Rheinauund Wernhers des Schweizer 335

Vorstellung der Autorinnen und Autoren 367

Index 371

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Erhard BlumDie altaramaumlischen Wandinschriften vomTell Deir ʻAlla und ihr institutioneller Kontext1 Schriftzeugnisse und SchreibmaterialDie Quellen zur Schriftkultur im alten Israel bieten ein scheinbar widerspruumlchli-ches Bild Einerseits verfuumlgen wir mit dem hebraumlischen Alten Testament uumlber daseinzige umfangreiche Literaturkorpus des Alten Orients das in einer kontinuierli-chen und lebendigen Uumlberlieferung bis in die Moderne tradiert wurde Andererseitshaben die archaumlologischen Ausgrabungen in IsraelPalaumlstina zwar eine begrenzteMenge an hebraumlischen Schriftfunden zutage gebracht darunter jedoch kaum einenim engeren Sinne literarischen Text Dieser negative Befund tritt vor dem Hinter-grund der uumlberaus reichhaltigen keilschriftlichen (sumerisch akkadisch hethi-tisch ugaritisch) und aumlgyptischen Textfunde umso schaumlrfer hervor Von daher aufeine weitgehende Illiteralitaumlt der israelitischen Gesellschaft zu schlieszligen erwiesesich jedoch rasch als zu kurz gegriffen nicht nur aufgrund diverser Ostraka etcmit Gebrauchstexten sondern auch angesichts einer eher noch duumlrftigeren Fund-dichte in der uumlbrigen Levante insbesondere bei den weltlaumlufigen Phoumlniziern vondenen die Griechen die Alphabetschrift sbquogeerbtlsquo haben Nicht zuletzt ist hier wieder-um auf das Alte Testament zu verweisen dessen Literatur zu einem erheblichenTeil in der ersten Haumllfte des 1 Jahrtausends v Chr entstanden sein muss1

Die entscheidenden Gruumlnde fuumlr das Ausbleiben groumlszligerer Textfunde sind dennauch elementarer In erster Linie ist es das vergaumlngliche Schreibmaterial fuumlr groumlszlige-re Gebrauchstexte und vor allem fuumlr literarische Texte Tintenschrift auf Papyrusund Leder in Verbindung mit dem feuchten Klima der Regenbau-Kulturlandschaf-ten Steininschriften wiederum die in erster Linie koumlniglichen Texten vorbehaltenwaren fielen leicht gezielter oder zufaumllliger Zerstoumlrung zum Opfer

Letzteres laumlsst sich gleichermaszligen an den Bruchstuumlcken monumentaler Steininschriften de-monstrieren die in Samaria (Nordreich Israel) und Jerusalem (Juda) gefunden wurden wie ander nahezu vollstaumlndig erhaltenen Siloah-Inschrift in Jerusalem die im Dunkel des in denFelsen gehauenen Wassertunnels verborgen geblieben war bis sie im Jahr 1880 zufaumlllig ent-deckt wurde Der extensive Gebrauch von Papyri kann uumlber biblisch-literarische Bezeugungenhinaus indirekt anhand von Bullen (Siegelabdruumlcke) mit denen Schriftrollen gesiegelt waren

1 In der alttestamentlichen Forschung vertretene Hypothesen wonach die hebraumlische Bibel schonin ihrer Substanz perserzeitlich oder hellenistisch waumlre vergroumlszligern noch die Aporie insofern einer-seits (abgesehen von zwei Silberamuletten) keine hebraumlischen Texte aus der Perserzeit belegt sindandererseits in hellenistisch-roumlmischer Zeit (Qumran) die Hauptteile des alttestamentlichen Ka-nons schon weitgehend ausgebildet sind Zu dem Problemhorizont insgesamt vgl auch Schmid2011 35ndash60

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22 Erhard Blum

belegt werden Die wichtigsten Beispiele dafuumlr wurden bislang in Jerusalem gefunden darun-ter eine Gruppe von 51 Bullen in einem Privathaus() die im Feuer der Zerstoumlrung der Stadtdurch die Babylonier (587 v Chr) gebrannt wurden und dadurch gut erhalten blieben2 sowieein Hort von mehr als 170 Bullen die etwa zur Haumllfte auf der Ruumlckseite bdquoPapyrusmusterldquo auf-weisen aus der zweiten Haumllfte des 9 Jahrhunderts bzw der ersten Haumllfte des 8 Jahrhundertsv Chr3

In gewisser Weise waren es gerade die flexiblen Moumlglichkeiten des sbquomodernenlsquoSchriftsystems der Alphabetschrift die zur Folge hatten dass die Literatur der le-vantinischen Kulturen des 1 Jahrtausends v Chr zum weitaus groumlszligten Teil verlo-ren ist (wiederum mit Ausnahme der hebraumlischen Bibel)

Seltene Ausnahmen von dieser Regel bilden ndash neben Ostraka und einigen Stein-inschriften ndash zwei groumlszligere Funde von Inschriften die in Tinte auf Wandverputzaufgetragen worden waren eine weitere Praumlsentationsmoumlglichkeit von Texten4

mit deren nachhaltiger Erhaltung freilich ebenfalls nur unter sehr besonderen kon-tingenten Bedingungen zu rechnen ist

So konnte einer dieser sensationellen Funde bezeichnenderweise in der Sinai-wuumlste gemacht werden Bei der Ausgrabung einer unscheinbaren festungsaumlhnli-chen Anlage im Nordsinai namens Kuntillet ʻAǧrūd wurden 1974ndash75 mehr als fuumlnf-zig Inschriften(-fragmente) gefunden darunter sechs Texte auf Wandverputz sowieweitere auf groszligen Vorratskruumlgen (Pithoi) Der religioumlse Charakter von relativ raschentzifferten Segenswuumlnschen fuumlhrte zunaumlchst auf die Vermutung eines Heiligtums(bdquoreligious siteldquo)5 auch die Funktion des Ortes als bdquoSchuleldquo wurde (wenig uumlberzeu-gend) erwogen6 Die Lage in der Naumlhe einer Route des Fernhandels zwischen Ara-bien und dem Mittelmeer (arabisch darb el-Ġazze) der archaumlologische Gesamtbe-fund und insbesondere die vielfaumlltigen Texte deuten dagegen klar auf eine befestig-te Wegstation fuumlr Handelsreisende Diese sbquoKarawansereilsquo wurde um die Mitte des8 Jahrhunderts v Chr von dem Nordreich Israel (Samaria)7 gegruumlndet und mit sta-tioniertem Personal unterhalten Die vielfach situationsbezogenen hebraumlischen

2 Shiloh 1984 18ndash20 Von dem sogenannten bdquoHouse of the Bullaeldquo konnte bisher nur ein schmalerStreifen ausgegraben werden3 Reich u a 2007 156f Vgl zuletzt auch FinkelsteinSass 2013 192 Die zumeist zerbrochenen Sie-gelabdruumlcke wurden in Fuumlllmaterial im Bereich eines Hauses nahe der Gihon-Quelle dank einesaufwendigen bdquowet sievingldquo-Verfahrens entdeckt bei dem ausgegrabene Erde vor der Entsorgungmit Wasser geschlemmt und gesiebt wird4 Sie ist auch in Dtn 69 271ndash48 (vgl Jos 832f) vorausgesetzt5 So noch die erst kuumlrzlich erfolgte umfassende Publikation der Grabungen und der Inschriften inMeshel 20126 Lemaire 1981 25ndash327 Aufgrund der geographischen Lage haumltte man allenfalls einen judaumlischen Stuumltzpunkt erwartetDie Zuordnung zum Nordreich ist jedoch durch die Namensform der zahlreichen Personennamensowie durch den wiederholten Bezug auf bdquoJHWH von Samarialdquo gesichert Als Zeitfenster fuumlr einesolche Einrichtung weit auszligerhalb des Territoriums von Nord-Israel kommen nur die erste Haumllftebzw Mitte des 8 Jahrhunderts primaumlr unter Koumlnig Jerobeam II infrage

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 23

Texte (Gruumlszlige fuumlr namentlich genannte Personen Anweisungen fuumlr spaumlter erwartetesbquoKollegenlsquo vermutlich auch Aufstellungen von Warenlieferungen) zeigen dass dieStation nicht zuletzt als sbquoKommunikationszentrumlsquo fuumlr die Haumlndler diente wobeiKruumlge und vor allem Waumlnde als pinboard genutzt wurden8 Das Fragment einesprominent angebrachten literarischen (narrativen) Textes in phoumlnizischer Spracheund Schrift belegt daruumlber hinaus den internationalen Charakter der Einrichtungund moumlglicherweise auch die Kooperation des Koumlnigreiches Israel (unter JerobeamII) mit Phoumlniziern bei der Kontrolle des Fernhandels mit Arabien9

In dem hier verfolgten thematischen Zusammenhang soll jedoch ein andererFund von Wandinschriften im Mittelpunkt stehen

2 Die Wandverputzinschriften von Tell Deir ʻAllaAuf dem Tell Deir lsquoAlla im oumlstlichen Jordangraben noumlrdlich des Flusses Jabbokgelegen und zumeist mit der biblischen Stadt Sukkot10 gleichgesetzt wurden beiniederlaumlndischen Ausgrabungen im Jahr 1967 Fragmente zweier umfangreicherTexte gefunden die mit Tinte auf Wandverputz geschrieben und bei einem Erdbe-ben abgefallen waren Auf der Basis einer sorgfaumlltigen Dokumentation der Bruch-stuumlcke gelang es G van der Kooij schon in der Erstpublikation (1976) der bdquoDeirʻAlla Plaster Textsldquo (im Folgenden DAPT) mehrere Fragmentengruppen (bdquoCombi-nationsldquo) zu beschreiben11 Seither wurde die Rekonstruktion mit modifizierten Ar-rangements und substanziellen Ergaumlnzungen weitergefuumlhrt Der archaumlologischeKontext der Wandaufschrift wird von den Ausgraumlbern inzwischen in das ausgehen-de 9 Jahrhundert bzw um 800 v Chr angesetzt12

8 Vgl im Einzelnen Blum 20139 Blum 2013 21ndash39 zur Inschrift 42 Vgl auch den gleichzeitig publizierten Aufsatz von Lemaire2013 dem ich allerdings bei seiner (sprachlichen) Bestimmung von Inschrift 41 als phoumlnizischsowie bei seiner Zuordnung des kleinen Verputzfragments von 42 zu 41 (Lemaire 2013 88f) nichtzustimmen kann10 Einschlaumlgige Belege zu Sukkot in der israelitischen Tradition Gen 3317 Jos 1327 Ri 85ndash6814ndash16 1Koumln 74611 Fuumlr eine deutsche Uumlbersetzung auf dieser Grundlage vgl Hoftijzer 198612 Vgl Ibrahimvan der Kooij 1991 27f zum Ergebnis der C-14-Analysen fuumlr die Zerstoumlrungsschichtdes einschlaumlgigen archaumlologischen Stratums IX bdquoAll three [scil analyses] point to a time between770 and 880 BC with a high probability of the date being at the end of the 9th century BCldquo Wen-ningZenger 1991 zeigen kritisch eine Tendenz in Publikationen zu Tell Deir ʻAlla auf gegenlaumlufigzu den erarbeiteten archaumlologischen Parametern eine relative Spaumltdatierung zu bevorzugen Nachihrer Auswertung ist bdquoStratum IX von TDA weitestgehend ins 9 Jh v Chr zu datieren [hellip] besondersin die 2 Haumllfte des 9 Jhs v Chr Der Beginn des Stratums weist ins spaumlte 10fruumlhe 9 Jh v Chr EineHerabdatierung des Zerstoumlrungshorizonts scheint allenfalls ins fruumlhe 8 Jh v Chr noch erwaumlgbarVom archaumlologischen Standpunkt sollte eine Datierung der Texte von TDA ins spaumlte 9 Jh v Chrvorgezogen werdenldquo (WenningZenger 1991 186)

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24 Erhard Blum

Kontrovers diskutiert wurde laumlngere Zeit die Sprache der Texte welche dieErstherausgeber als Aramaumlisch bestimmt hatten insbesondere aufgrund mancherbdquoKanaanismenldquo in der Morphosyntax der Verben aber auch in der Lexematik Al-ternativ postulierte man verschiedentlich ein regionales nordwestsemitisches Idi-om13 ohne aber die Voraussetzungen fuumlr eine eigene Literatursprache und eigeneliterarische Traditionen in der peripheren Region Gilead benennen zu koumlnnen Da-ruumlber hinaus blieb unbeachtet dass die Sprache des benachbarten Koumlnigreichs vonDamaskus so gut wie unbekannt war Letzteres hat sich erst mit der Entdeckungvon Fragmenten einer unzweifelhaft damaszenisch-aramaumlischen Koumlnigsinschriftauf Tel Dan (Nordisrael) in den Jahren 1993ndash1995 geaumlndert14 Insbesondere die ver-meintlich sbquonicht-aramaumlischelsquo Verbalsyntax der DAPT findet darin eine genaue Ent-sprechung Uumlberdies laumlsst sich mit dem Bezug auf Damaskus auch das unerwarteteVorkommen von aramaumlischen Texten in der traditionell israelitischen Region Gi-lead historisch aufklaumlren Es faumlllt nach der aktuellen Datierung in ein Zeitfensterin dem die ostjordanischen Gebiete nach alttestamentlichen Angaben vom Aramauml-erkoumlnig Hasael erobert und Damaskus unterstellt waren (2Koumln 1032f 137) Zu-gleich verbietet es sich auch von daher mit einer Ansetzung der DAPT allzu tief indie erste Haumllfte des 8 Jahrhunderts herunter zu gehen Infolge der Schwaumlchungvon Damaskus durch den Assyrerkoumlnig Adadnirari III und seinen bdquoFeldmarschallldquoŠamši-ilu15 ging naumlmlich die regionale Vorherrschaft schon unter Birhadad demSohn Hasaels recht deutlich auf das Nordreich Israel uumlber insbesondere unterJerobeam II (787ndash747)16

21 Kombination A17 Eine weisheitlich adaptierteProphetenerzaumlhlung

211 Zum Layout des rekonstruierten TextesDie unten in groumlszligeren Auszuumlgen gebotene Uumlbersetzung des Textes (Abschnitt 41)stuumltzt sich im Wesentlichen auf eine bereits publizierte18 Rekonstruktion welche

13 Vgl dazu die unterschiedlichen Vorschlaumlge von Muumlller 1982 215f Hackett 1984 Knauf 1985190f Weippert 1991 158ndash165 oder Huehnergard 1991 und die Diskussion bei Gzella 201314 So mit Tropper 2001 21515 Vgl MillerHayes 2006 331ndash33416 Alttestamentlich ist dies aus mehreren unabhaumlngigen Quellen belegt neben Nachrichten ausden Koumlnigsannalen (vgl 2Koumln 1325 1425a) auch in Spiegelungen der prophetischen Uumlberlieferung(Am 13ndash4 613) Hinzu kommt die Kontrolle des Fernhandels im Nordsinai durch das Nordreichwie sie mit dem Zufallsfund von Kuntillet ʻAǧrūd nachgewiesen ist So jetzt auch nachdruumlcklichFinkelstein 2014 124ndash127 unter Einbeziehung von Tell el Ḫulēfe (= Ezion-Geber) am Roten Meer17 Die uumlbliche Bezeichnung der beiden Inschriften als bdquoCombinationKombination IIIldquo ist nichteindeutig ja geradezu irrefuumlhrend Deshalb wird dafuumlr bereits in Blum 2015 bdquoKombination Aldquo bzwbdquoKombination Bldquo vorgeschlagen Auch sonst basiert die folgende Praumlsentation der DAPT im Wesent-lichen auf der in bdquoTexte aus der Umwelt des Alten Testaments Neue Folge Band 8ldquo18 Blum 2008b in Aufnahme und Weiterfuumlhrung vorausgehender Lesungen von CaquotLemaire1977 Rofeacute 1979 WeippertWeippert 1982 Hackett 1984 Pueumlch 1987 und Weippert 1991

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 25

Abb 1 Kombination A copy E Blum

die in der Editio princeps als bdquoCombination ildquo zusammengestellten Fragmente um-fasst sowie alle Fragmente der Kombinationen iii (mit roter Tinte) und v dazu ein-zelne Elemente aus den Kombinationen vii viii xii und xv Abb 1 zeigt daruumlberhinaus eine weitgehend noch tentative Integration der Kombinationen iv und vi indas untere Drittel des Textes19

Des Weiteren veranschaulicht Abb 1 die Zuschreibung der Fragmente xiii(b)ndash(e) zu einer Rahmung die Kombination A nach unten begrenzte Zwar bleibt die(relative) Anordnung dieser Einzelfragmente im Detail tentativ doch lassen sichfuumlr ihre grundsaumltzliche Positionierung an dieser Stelle gute Gruumlnde anfuumlhren

So kommt fuumlr die Fragmente xiii(b) und (d) die oben Schriftzeichen(reste) und darunter roteornamentale Elemente aufweisen nur eine Position bei der letzten Schriftzeile von Kombinati-

19 Sie sind in der hier wiedergegebenen Uumlbersetzung (Abschnitt 41) nicht aufgenommen

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on A infrage Aber auch fuumlr das rot-schwarze Band mit Zickzack-Muster auf den beiden Ele-menten von xiii(c) duumlrfte es zu einer entsprechenden Positionierung keine Alternative gebenebenso fuumlr xiii(e) mit der kraumlftigen schwarzen Linie20 Hinsichtlich der Anordnung dieser Frag-mente zeigt die auf Abb 1 praumlsentierte Konstellation hingegen nur eine von mehreren Moumlglich-keiten

Unter den Zeichnungen auf den Fragmenten xiii bleibt insbesondere die im Ansatznoch erkennbare gerundete Struktur in Rot raumltselhaft21 Die Reste eines rot-schwar-zen Bandes erinnern immerhin an aumlgyptische Darstellungen einer geschnuumlrtenSchriftrolle womit die schon laumlnger beobachteten Affinitaumlten des Layouts der bei-den Deir lsquoAlla-Texte zur aumlgyptischen Schreibertradition22 durch eine weitere Facetteergaumlnzt wuumlrden Uumlber die ornamentale Funktion hinaus waumlre in diesem Falle soetwas wie eine ikonische Referenz auf die in der Inschrift repraumlsentierte Taumltigkeitder Schreiber gegeben23

Wie auch immer die graphischen Elemente zu interpretieren sind der untereRahmen von Text A hat mancherlei Konsequenzen fuumlr das Verstaumlndnis des Ensem-bles der Inschriften So wird Kombination A damit schon formal als eigenstaumlndigeGroumlszlige markiert Inhaltliche Extrapolationen von Text A auf B oder umgekehrt wiesie lange in der Forschung selbstverstaumlndlich waren beduumlrften von daher guterBegruumlndungen Zugleich aber unterstuumltzt die untere Rahmung von A die Annahmedass Kombination A und B in einer Kolumne untereinander standen24 In diesemFalle lag es nahe Text A deutlich gegenuumlber dem Folgenden abzugrenzen25 waumlh-rend Text B schlicht mit der letzten Schriftzeile enden konnte

Bei der hier zugrunde gelegten Rekonstruktion von Kombination A mit 18 Zei-len26 zeigen sich daruumlber hinaus bemerkenswerte Symmetrien des Layouts In

20 Die obere waagrechte Begrenzung ebenso wie die am linken Rand von Text A und B (Fragmenteviii[a]ndash[c] xii[a]) bestanden aus einem mehr oder weniger breiten roten Strich Auf der rechtenSeite von A wie B gab es keine Randmarkierung auch nicht am unteren Rand von B wo der (unbe-schriebene) Verputz noch uumlber mehr als 12 cm Houmlhe erhalten ist vgl Hoftijzervan der Kooij 1976Plate 3121 Ist etwa an eine Darstellung der Sonnenscheibe (als Referenz auf die in der Erzaumlhlung zentraleSonnengottheit) zu denken22 Lemaire 1986 89 Weippert 1991 176f (= 1997 185)23 Bis hin zu einem Bezug zu der Papyrusrolle die vermutlich als Vorlage fuumlr die Uumlbertragung aufdie Wand diente (s u S 29) vgl auch Millard 1978 24f sowie Lemaire 1991 43 mit dem Hinweisauf korrespondierende Zeilenlaumlngen in bekannten aramaumlischen Papyri24 Vgl dazu des Weiteren die Argumente bei van der Kooij 1991 241f und zur Anschauung diebdquoschematic reconstructionldquo des Raumes ebd Fig 1 (s u S 37 Abb 3) die graphische Abgrenzungvon A und B ist darin noch nicht im Blick25 Zusaumltzlich zu den ornamental-ikonischen Elementen die vermutlich nicht uumlber die ganze Ko-lumnenbreite gingen koumlnnte dafuumlr ein durchgehender Strich gedient haben vgl die kraumlftigeschwarze Linie auf Fragment xiii(e)26 Bei ihrer Rekonstruktion hatte im Uumlbrigen die Orientierung an den Informationen der Editionzu den bdquocombinationsldquo den Vorrang Dementsprechend umfasst sie alle Fragmentgruppen die in

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Kombination A reicht der Rubrum-Text der ersten Zeile von deren Anfang exakt biszur Mitte in der zweiten Zeile beginnt das Rubrum in der Mitte und reicht bis zumZeilenende Des Weiteren scheint das Schriftbild der Kombination daraufhin ange-legt zu sein relativ genau ein Quadrat darzustellen Mit dieser gewiss absichts-vollen aumlsthetischen Praumlsentation thematisiert der schriftliche Text gleichsam sichselbst in seiner visuell-medialen Gestalt

212 Textsorte(n) und DiachronieDie Kombination gliedert sich inhaltlich und sbquoformallsquo in zwei Hauptteile die inihrer Textsorte und ihrem Gestus unterschiedlicher kaum sein koumlnnten Sie beginntnach der rot geschriebenen Uumlberschrift (V 1) die das Ganze als bdquoSchrift (spr) vonBilʻam Sohn des Beʻorldquo ausweist mit einer Erzaumlhlung um diesen Seher Diesereicht bis V 9 bei dem sie gleichsam ohne bdquoGestaltschlieszligungldquo anhaumllt Mit V 10setzt stattdessen formal nicht abgehoben die Schilderung einer bdquoverkehrten Weltldquoein die am Ende den mehr als 15-fachen Umfang der Narration einnimmt DieErzaumlhlung von Bilʻam zeigt ihn sogleich in seiner besonderen Funktion als Mittlerzwischen Goumltter- und Menschenwelt Des Nachts kommen Goumltterboten [in einerVision] im Auftrag des Gottes El27 zu ihm und tragen ihm auf das was er in einer(vorausgegangenen) Schauung uumlber das bevorstehende Handeln der Goumltter erfah-ren hatte kundzutun Diese warnend draumlngende Goumltterrede ndash im Text durch Ru-brum hervorgehoben ndash mit der Aufforderung eine Schauung mitzuteilen welchedie LeserHoumlrer noch gar nicht kennen erzeugt eine spannungsvolle Leerstelle diedurch Bilʻams Reaktion am naumlchsten Morgen sein Weinen und Fasten nur nochverstaumlrkt wird Bilʻams VerwandtschaftVolk die daraufhin zu ihm kommen undnach dem Grund fuumlr sein Verhalten fragen werden insofern als Platzhalter derRezipienten in Szene gesetzt Auf dieser irdischen Buumlhne erzaumlhlt Bilʻam was sichauf der von ihm geschauten himmlischen Buumlhne abgespielt hat die Versammlungder šaddayin der hohengroszligen28 Goumltter Sie sind zu einem schicksalstraumlchtigenBeschluss zusammen gekommen in dem sie die Sonnengoumlttin aufforderten DuumlrreFinsternis und Schrecken uumlber die Erde zu bringen ndash wenn auch nicht fuumlr immerDieser Beschluss der Goumltter war der Grund fuumlr Bilʻams Weinen und Fasten gewesenDarauf hatten sich wohl auch die Goumltterboten in ihrer Botschaft fuumlr Bilʻam bezogenEr sollte die Menschen warnen Welche Folgen hatte diese Warnung Davon wirdnach den erhaltenen Fragmenten nichts mehr erzaumlhlt Stattdessen folgt eine breiteSchilderung der sbquoAdynatalsquo einer chaotischen Welt in der insbesondere die sozialenVerhaumlltnisse bei Tieren und Menschen auf den Kopf gestellt erscheinen

der Editio princeps aufgrund aumluszligerer Merkmale ausdruumlcklich dem ersten Text zugeordnet wurdenDie besonderen Proportionen von Text A kamen erst nachtraumlglich in den Blick27 Der Goumlttervater und Schoumlpfergott () El erweist sich hier aumlhnlich den Menschen zugeneigt wieder Gott EaEnki in den mesopotamischen Flutuumlberlieferungen28 Zu dieser (tentativen) Deutung der Bezeichnung šdyn s u S 44 FN 97 zu V 7b

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Den Anfang machen in gleichmaumlszligig gebauten Kola 4+1 Paare von Vogelarten wobei die schwauml-cheren die staumlrkeren provozieren bzw angreifen (V 10ab 11ab 12a) Die folgenden beiden Kola(V 12bc) leiten mit einer weiteren Steigerung der Absonderlichkeiten uumlber zur Welt der Land-tiere bei denen die Ordnungsgrenzen zwischen Haus- und Wildtieren ebenso aufgehoben er-scheinen wie die zwischen Tier und Mensch (V 13ndash15) Das Monokolon von der Erziehung(mwsr) von Hyaumlnen durch Schakalwelpen in V 15 bildet hierin gleichsam eine Fermate Daranschlieszligen sich drei Bikola (V 16ndash18) an mit drastischen Beispielen fuumlr den mundus inversusunter den Menschen die in eine Art Sinnspruch bzw in eine direkte Anrede an die Leser (V19ab) muumlnden29 Die weiteren nur noch phasenweise lesbaren Zeilen handeln von teilweisekatastrophischen Notlagen (V 20ndash24) Darauf folgen wieder Verse zur Aufhebung der Rangord-nung in der Tierwelt nun unter den Landtieren In den letzten beiden Zeilen sind kaum mehreinzelne Woumlrter zu identifizieren nichts deutet aber auf eine Wiederaufnahme der erzaumlhltenSzenerie von V 1ndash9 hin

Die Relation dieser gleichsam sbquoausuferndenlsquo diskursiven Weiterfuumlhrung ab V 10 zurvorausgehenden Bilʻam-Erzaumlhlung wird ndash abgesehen von dem einleitenden bdquoDennldquobzw bdquoJaFuumlrwahrldquo nicht expliziert Indizien wie das Fehlen einer narrativen Rede-einleitung und die alles in allem perfektivische Darstellung des mundus inversuslegen aber deren Deutung als sbquoRedelsquo des Autors nahe der sich mit diesen Ausfuumlh-rungen an die Leser richtet30 In diesem Falle ist die Darstellung der chaotischenVerhaumlltnisse als Begruumlndung fuumlr das zuvor erzaumlhlte Tun der Goumltter zu lesen docheben nicht auf der Ebene der Erzaumlhlhandlung sondern als deren erlaumluternde Kom-mentierung fuumlr die Leser Gleichwohl bleiben im Gesamtzusammenhang Inkohauml-renzen bestehen31 Nimmt man den harten Wechsel in der Textsorte ab V 10ffhinzu ebenso den Umstand dass die einleitende Bilʻam-Episode am Ende des um-fangreichen Diskurses vergessen erscheint so spricht in diachroner Perspektiveviel fuumlr einen Komposittext Mit anderen Worten man wird davon ausgehen duumlr-fen dass eine (zumindest mit ihrem Plot) tradierte Erzaumlhlung uumlber den GoumltterseherBillsquoam bar Belsquoor mit einer diskursiv-weisheitlichen Schilderung eines mundus in-versus fortgeschrieben wurde wobei der urspruumlngliche Schluss der Erzaumlhlung weg-fiel

Dieser recht profilierte diachrone Befund einer bdquoFortschreibungldquo von aumllteremMaterial bildet das klarste Indiz dafuumlr dass wir es hier mit sogenannter bdquoTradi-tionsliteraturldquo32 zu tun haben wie sie uns nicht zuletzt in der hebraumlischen Bibelentgegentritt Damit versteht sich des Weiteren von selbst dass die DAPT insge-samt nicht als singulaumlre Groumlszligen zu sehen sind sondern lediglich Repraumlsentanteneines umfassenderen Literaturbetriebs darstellen Letzteres steht freilich noch aus

29 Vgl die Deutungsoptionen unten auf S 45 FN 101 zu V 1930 Fuumlr eine Diskussion alternativer Optionen vgl Blum 2008a 92ndash9431 Beispielsweise fehlt in der Erzaumlhlung von Bilʻam jeder auch indirekte Hinweis auf das Bestehenchaotischer Verhaumlltnisse vgl im Einzelnen Blum 2008b 595f32 In Abgrenzung zu einer sbquoAutorenliteraturlsquo wie sie insbesondere aus dem griechisch-roumlmischenBereich bekannt ist

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 29

weiteren Gruumlnden auszliger Frage Dazu gehoumlren sowohl die Spannung zwischen demformalen und inhaltlichen Gestaltungsniveau der Texte und dem peripheren Fund-ort als auch der textkritische Befund in Text A Zeile 1 mit der nachtraumlglichen Kor-rektur einer aberratio oculi die auf die Benutzung einer schriftlichen Vorlageschlieszligen laumlsst33

Das markante Design von DAPT A mit seiner Visualisierung textlicher Ge-schlossenheit leitet schlieszliglich dazu an unbeschadet der skizzierten Inhomogeni-taumlt des Komposittextes nach seiner intendierten Gesamtausrichtung zu fragenTrotz der starken Wirkung der anfaumlnglichen Erzaumlhlung fuumlhrt diese Frage nicht aufeine prophetische Gattung34 sondern im weiteren Sinne auf eine weisheitlichePragmatik des Ganzen So weist die anschlieszligende Darstellung der verkehrtenWelt die am Ende auch quantitativ dominiert eine deutliche Affinitaumlt zu weisheit-lichen Anliegen auf35 Den Ausschlag gibt jedoch die Titulierung des Ganzen inV 1 als bdquoDie Lehren der Schrift von Billsquoam bar Belsquoor dem Goumltterseherldquo Mit derVoranstellung von bdquodie LehrenUnterweisungenWarnungen von hellipldquo36 passt dieserTitel weder zur Prophetenerzaumlhlung noch zur Schilderung des mundus inversus je-weils fuumlr sich genommen sehr wohl aber zur vorliegenden Verbindung beider37

wird darin doch die beschlossene Katastrophe mit dem alle Ordnungen verkehren-den Verhalten von Mensch und Tier begruumlndet38 Textpragmatisch impliziert dieserSkopus fuumlr den Leser den Appell derartige Stoumlrungen der sozialen Ordnung dieschlieszliglich in eine chaotische Welt muumlnden koumlnnen zu meiden und die guten Ver-haumlltnisse zu pflegen Wird der Gesamttext also in diesem Sinne paraumlnetisch rezi-piert bedarf er fuumlr seine Wirkintention auch nicht mehr notwendig einer Ruumlckkehrzur Bilʻam-Narration im Anschluss an die diskursiven Ausfuumlhrungen

33 S u S 44 FN 93 zu A 2a Da unbeschadet dieses Schreibfehlers die Gestaltungssymmetrie in Z1f erreicht wurde muss man davon ausgehen dass der Schreiber es verstand ad hoc einen Aus-gleich im Textbestand vorzunehmen34 Die von M Weippert vorgeschlagene Bestimmung als bdquoprophetisches Apophthegmaldquo (Weippert1991 164 177 [= 1997 174 186]) duumlrfte dagegen schon A 1ndash9 kaum treffen da hier kein (auchfuumlr sich verstaumlndliches) Logion des ProphetenSehers die Pointe bildet wie es nach der uumlblichenGattungsdefinition zu erwarten waumlre Auch hat die Erzaumlhlung dafuumlr zu viel Eigengewicht (vgl nurdie Gottesrede in V 3) Ganz und gar verschieben sich die Gewichte sodann mit V 10ff und mit derUumlberschrift35 Vgl dazu unten S 37 FN 6736 Die Komplettierung der Uumlberschrift durch ysry (Fragment iii[f]+[b] mit roter Tinte) geht aufPueumlch 1987 und Levine 2000 zuruumlck Im juumlngeren Aramaumlisch (CAL 2014 s v) und Hebraumlisch (Geseni-us 2013 471) bedeutet yissūr in erster Linie bdquoZuumlchtigung Leidenldquo Dem liegt jedoch eine semanti-sche Verschiebung innerhalb der gleichen Bedeutungsbreite zugrunde (von bdquoUnterweisung Lehreldquobis bdquoZuumlchtigungldquo) wie bei dem althebraumlischen mūsār vgl dazu Branson 1982 688ndash69737 Daruumlber hinaus liegt auch die Vermutung nahe dass ysry dem ansonsten vollstaumlndigen Titelerst im Zuge der oben diskutierten Fortschreibung vorangestellt wurde38 Bezeichnenderweise wird das Unheil durch die Sonnengottheit herbeigefuumlhrt die im Alten Ori-ent traditionell das Unrecht aufdeckt und ahndet

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213 Der aramaumlische Bilʻam-Text und das Alte TestamentDie spektakulaumlrste Beziehung zur hebraumlischen Bibel besteht in der sbquoIdentitaumltlsquo derHauptgestalt des Billsquoam Sohn des Beʻor mit einer im Pentateuch belegten Prophe-tengestalt (Nu 22ndash24 etc) Daruumlber hinaus betreffen die Uumlbereinstimmungen dieVerbindung Bilʻams einerseits mit Aram (Num 237 [Dtn 235]) und ndash in andererWeise ndash mit dem Ostjordanland (Num 22ndash24 bzw der Standort der Inschrift) sowieseine Charakterisierung als bdquoGoumltterseherldquo bzw als bdquoder die Vision Schaddajsschautldquo (Num 244 par 16) Andere in Anschlag gebrachte Parallelen39 duumlrften da-gegen gaumlngiger Idiomatik geschuldet sein

Hinsichtlich der substanzielleren Bezuumlge ist mit unterschiedlichen Moumlglichkeiten zu rechnenSo koumlnnte man mutmaszligen dass der Seher Billsquoam b Belsquoor bei Aramaumlern wie (Nord-)Israelitenals Gestalt der Tradition bekannt war und dass sein spr auch aus diesem Grund an der Wandin Sukkot angeschrieben wurde Moumlglicherweise gehoumlrt aber auch die israelitische Bilʻamperi-kope zu den Nachwirkungen der damaszenischen Akkulturierungsbemuumlhungen in Gilead (sie-he dazu unten Abschnitt 3) Mit Letzterem waumlre jedenfalls dann zu rechnen wenn die Redevom bdquoHoumlrenldquo der bdquoWorte Gottes (rsquoel)ldquo und vom bdquoSchauen der Vision des Erhabenen (šadday)ldquoin den parallelen Kola von Num 244 (vgl 2416) ein spaumltes (und transformiertes) Echo derErzaumlhlung von Els naumlchtlicher Botschaft an Bilʻam (A 2f) und danach der Vision der šdyn-Versammlung (A 7ndash9) darstellen sollte40

Weniger sensationell aber moumlglicherweise von groumlszligerer Bedeutung sind Ver-gleichsmoumlglichkeiten anderer Art Dazu gehoumlrt das Phaumlnomen einer Unheilspro-phetie noch dazu ohne einen Bezug auf einen Herrscher die hier erstmals imauszligerisraelitischen Kontext begegnet und dies Generationen vor dem aumlltesten isra-elitischen Schriftpropheten (Amos)41

Weitere Aspekte der Signifikanz der DAPT beruhen auf dem literarischen Cha-rakter dieser Texte und moumlgen von daher trivial erscheinen Sie sind es jedocheben deshalb nicht weil DAPT A und B wie eingangs notiert bislang die einzigenumfangreichen Vergleichstexte zur hebraumlischen Bibel im levantinischen Kontextdes 1 Jahrtausends v Chr darstellen die im engeren Sinne als bdquoliterarischldquo zu qua-lifizieren sind So belegen sie uumlbereinzelsprachliche idiomatische WendungenPhrasen42 die in diesem Sprachraum z T uumlber Jahrhunderte in Gebrauch wareneine Moumlglichkeit die in exegetischen Hypothesenbildungen methodisch nicht sel-

39 Vgl Num 229a20 mit A 2a oder Num 2213aα21aα mit A 4a und dazu Muumlller 1978 57f Weinfeld198182 141f40 Nach Delcor 1989 39 kannte der Autor der Bilʻamorakel in Numeri bdquosans doute des traditionssemblables agrave celles de lrsquoinscription de Deir ʻAllaldquo Der biblische Tradent habe diese freilich bewusstentmythisiert indem er die Mehrzahl der šaddayyim durch den einen šadday ersetzte41 Dazu eingehender Blum 2008a siehe auch die rasche Replik in Kratz 2008 118ndash120 (= 201194ndash96) die freilich wichtige Anstoumlszlige nicht aufnimmt42 Neben den Phrasen auf die oben in FN 39 referiert wird gehoumlren dazu die seit Laumlngerem gese-henen Parallelen zu A 7c in Ps 469 665 die Metaphorik in B 5(a) und Hi 816 oder die idiomatischeUumlbereinstimmung von B 17(a) mit Jes 2911 im Qere sowie V 12

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 31

ten ausgeblendet bleibt43 Auch bietet Kombination A ein gewichtiges auszligerbibli-sches Beispiel fuumlr eine gesteigerte Prosa44 mitunter als bdquonarrative poetryldquo (Wol-ters) oder als bdquoKunstprosaldquo (H Weippert) bezeichnet wie sie gerade auch im AltenTestament verbreitet ist45 dort allerdings nicht immer erkannt und dann zum Ge-genstand redaktionsgeschichtlicher Scheidungen wird

22 Kombination B Ein weisheitlicher Dialoguumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung

221 Zum Layout des rekonstruierten TextesDie zweite Kombination (Abb 2) die erheblich umfangreicher war als Text A istbedauerlicherweise nur noch zu einem kleinen Teil lesbar Auch hier hat derSchreiber vermutlich eine symmetrische Gestaltung angestrebt Der Rubrumtext inZ 17 scheint bis zur Zeilenmitte gereicht zu haben und mochte auch vertikal dieMitte des Textes repraumlsentiert haben46 Jedenfalls war der linke Rand der Kolumnedurch einen senkrechten roten Strich (Fragmente xii[a] viii[a]ndash[c]) markiert even-tuell in direkter Weiterfuumlhrung des Rahmens von Text A

Die physische Rekonstruktion von Kombination B ist seit der Erstpublikationmit der Anordnung der groszligen Fragmente ii(a)ndash(g) in der Hauptsubstanz gesichertAuch die spaumltere Positionierung von x(a)ndash(d) ix(a) und xii(a) zwischen ii(b) (d)und (e) konnte sich auf Angaben der Erstherausgeber zur Fundsituation stuumltzen47

222 Gattung und ThematikDie Schwierigkeiten bei der Lesung des Textes beruhen nicht allein auf dem proble-matischen Erhaltungszustand sondern auch auf der Ambiguitaumlt einzelner Formu-lierungen Entsprechend disparat sind die sachlichen Deutungen die im Anschlussan die Erstedition vorgeschlagen wurden48 Den entscheidenden Schluumlssel fuumlr einangemessenes Gesamtverstaumlndnis bilden meines Erachtens die wiederholt auszu-machenden Rede-Elemente zum einen in diversen Fragen die in den Zeilen 5(a)

43 Vgl das Beispiel in Blum 2008a 106 FN 13044 Zu nennen sind hier die Tendenz zu kolometrischen Strukturen und Wiederholungen sowie dieBildung von Chiasmen und Inklusionen Sie finden sich besonders in dem diskursiven Teil ab Z 7Ende und in den direkten Reden aber auch in der Darstellung des Erzaumlhlers vgl dazu bes Wolters1991 sowie unten die Anmerkungen zur Uumlbersetzung45 Vgl bspw die Beitraumlge in de MoorWatson 1993 und zuletzt Blum 201246 Dafuumlr waumlre am Anfang ein Ausfall von fuumlnf Zeilen anzunehmen47 Fuumlr die Einzelfragen wie fuumlr die Gesamtdeutung ist auf Blum 2008c zu verweisen Kleinere aberwichtige Korrekturen der Rekonstruktion im Bereich von Fragment ix(a) sind sodann in Blum 2015470 notiert48 Blum 2008c 40

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Abb 2 Kombination B copy E Blum

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 33

9 12(b) 13(d) begegnen wobei die erste offenbar in Z 16(cd) wieder aufgenommenwird zum anderen in wiederholten Anreden in der 2 Person Singular (Z 9 10[a]11[b] 15[c] 16[c] 17) Grundlegende Bedeutung kommt dabei erwartungsgemaumlszligden als Rubrum geschriebenen Saumltzen in Z 17 zu Nach einer gegenuumlber der Editioprinceps maszliggeblich korrigierten Lesung49 werden hier einem textinternen Ge-spraumlchspartner ndash vermutlich einem Meisterschuumller ndash seine besonderen Kompeten-zen in der Schreibkunst und deren Unterricht50 sowie seine Aufgaben im oumlffentli-chen Leben vor Augen gehalten In Verbindung mit Aussagen wie in Z 9 oder 16(c)draumlngt sich von daher das Verstaumlndnis des Textes als eines Dialogs zwischen einemMeister und seinem Schuumller51 auf

Die Rubrum-Halbzeile bildet zugleich die Achse einer inhaltlichen Zweigliede-rung des Gesamttextes In den anschlieszligend noch lesbaren Fragmenten begegnenvorwiegend sozialethische Themen zumeist konkretisiert an negativen Verhaltens-weisen (Z 22ndash24) diese Thematik wird im zweiten Teil des Rubrums eingefuumlhrt(bdquoDir obliegt Rechtsprechung hellipldquo) Demgegenuumlber ist der vorausgehende ersteHauptteil ganz von der Sinnfrage angesichts der Vergaumlnglichkeit des Menschenbestimmt Vermutlich ist es der Lehrer der mit dieser Frage in Z 5(a) und 16(cd)konfrontiert wird Auch wenn die Gedankengaumlnge nur ansatzweise zu erkennensind scheint eine seiner Argumentationen auf die nachhaltige sorglose Ruhe derVerstorbenen auf ihren andauernden bdquoSchlafldquo zu zielen (Z 11f 14f) Demgegen-uumlber wird ein ganz anderer Impuls mit Z 17 gesetzt Die als Rubrum hervorgehobe-ne Reihe rhetorischer Fragen und Appelle lenkt den Blick des Fragenden von derWelt der Toten weg hin auf seine eigene Lebensgestaltung auf seine besonderenKompetenzen als Schriftkundiger und auf seine forensische Verantwortung in derGesellschaft Insofern fuumlhren auch die anschlieszligenden Konkretionen eines lebens-foumlrdernden bzw -schaumldlichen Handelns die lebensweisheitliche Grundthematiksachgemaumlszlig weiter Im Schlussteil scheint sodann ein geradezu enkomiastischerTon angeschlagen zu sein Die Metaphorik laumlsst vermuten dass hier das heilvolleWirken eines Lehrers gepriesen wird (Z 35f)52

Im Kontext des Alten Orients gehoumlrt unser Text in jeder Hinsicht zu der Litera-tur die gewoumlhnlich dem Bereich der bdquoWeisheitḥŏḵmāldquo zugeordnet wird Daraufverweisen die semantisch-pragmatischen Aspekte von Sinnreflexion ErziehungBildung Wirklichkeitserschlieszligung (bdquoRatgeberldquo) und ethische Orientierung ebensowie konstitutive Merkmale der Textsorte (dialogisch-diskursiv paraumlnetisch)

49 Dazu Blum 2008c 47f50 Der Bezug auf die Lehrtaumltigkeit laumlsst an einen fortgeschrittenen Schuumller denken einen Famuluswie er als sogenannter bdquogroszliger Bruderldquo in der altmesopotamischen Schule neben dem Meister be-gegnet51 Nicht ausgeschlossen werden kann auch ein Gespraumlch sbquoauf Augenhoumlhelsquo das heiszligt zwischenzwei Lehrern bzw zwei Meisterschuumllern (in letzterem Falle waumlre Z 9 wohl futurisch aufzufassen)52 Vgl dazu Dtn 322 (bezogen auf das lehrhafte Lied)

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34 Erhard Blum

Gleichwohl gibt es in den vielfaumlltigen und umfangreichen Korpora altorientali-scher aumlgyptischer und biblischer Weisheitstexte nicht viele spezifische Vergleichs-texte Immerhin kann man fuumlr die Fokussierung auf das Thema der Vergaumlnglichkeitauf die Keilschrifttafel mit den bdquoCounsels of a Pessimistldquo53 verweisen Noch interes-santer erscheint jedoch ein anderes keilschriftlich tradiertes Werk das als bdquoDerDialog zwischen Šūpē-amēli und seinem sbquoVaterlsquoldquo bzw bdquoThe Wisdom of Šūpecirc-amēlīldquooder nach seinem Anfang als bdquošimacirc milkaldquo (bdquoHoumlre den Ratldquo) bekannt gewordenist54 Es ist in zwei akkadischen Versionen aus Emar und Ugarit und einer hethiti-schen aus Boğazkoumly belegt (durchweg spaumltes 2 Jahrtausend v Chr) In dem groumlszlige-ren Teil der Schrift formuliert der VaterLehrer konventionelle Sentenzen und Un-terweisungen Dann repliziert der Sohn jedoch recht unvermittelt mit der Fragewas der Vater von all seinem Reichtum im Tod behalte und er schlieszligt mit einemBlick auf das Schattenreich der Toten V A Hurowitz interpretiert dies als eine fuumlrMesopotamien einzigartige Infragestellung der traditionellen Weisheitslehre bdquoItturns out then that death renders worthless all human accomplishment great asit may beldquo55 Parallelen dazu faumlnden sich erst in der skeptischen Weisheit des Ko-helet und in Psalm 49 Vergleicht man damit den Dialog von DAPT B so faumlllt aufdass hier das Vergaumlnglichkeitsthema auf der einen Seite in groszliger Breite den erstenHauptteil des Werks dominiert Soweit man erkennen kann wird aber auf der an-deren Seite diese Thematik nicht als Infragestellung der weisheitlichen Wirklich-keitsdeutung eingefuumlhrt sondern eher als eine Sinnfrage an der sich die Antwort-faumlhigkeit der Weisheit zu erweisen hat Auf deren Demonstration erscheint dennauch die Schrift als ganze angelegt

Unbeschadet der eminenten Schwierigkeiten bei der textlichen Rekonstruktionist jedenfalls festzuhalten dass sich in dem weisheitlichen Gespraumlch von DAPTB eine intellektuelle und politische Schreiberelite selbstbewusst spiegelt die sichoffenbar auch an schwierige Sinnfragen heranwagte Zugleich liegt auf der Handdass eine derart komplexe Diskursliteratur die Pflege einer anspruchsvollen Schrei-berausbildung und -bildung in Aram-Damaskus und dies uumlber mehrere Generatio-nen zur Voraussetzung hatte

53 Lambert 1960 107ndash109 vgl Blum 2008c 4954 Fuumlr eine erste Edition der Textzeugen siehe Dietrich 1991 33ndash68 (mit Uumlbersetzung und knapperKommentierung) und Dietrich 1993 53ndash62 sowie Kaumlmmerer 1998 Vergleichend-traditionsgeschicht-liche Untersuchungen im altorientalischen (und biblischen) Kontext sind Hurowitz 2007 und Salla-berger 2010 zu verdanken bei Letzterem mit korrigierten Lesungen und mit der Klaumlrung dass Šūpē-amēli der Name des Vaters ist Die umfassendste Neubearbeitung mit substanziellen Korrekturen(gestuumltzt auf rezente Fragmente aus Ugarit) sowie mit hilfreichen Erlaumluterungen hat schlieszliglichCohen 2013 81ndash128 vorgelegt55 Hurowitz 2007 43

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 35

3 Funktion und institutioneller Rahmender Wandinschriften

31 Kultischer oder politisch-regaler KontextDie Existenz derart aufwendiger aramaumlischer Inschriften auf dem kleinen eisenzeit-lichen Tell Deir ʻAlla gibt nicht wenige Fragen auf Neben der Klaumlrung der Sprachebetreffen diese vor allem die Funktion und Bedeutung solcher Texte an diesem Ort

Vom Ausgraumlber H J Franken wurde die Anlage als bdquocult siteldquo bzw bdquosanctuaryldquobestimmt56 eine Annahme die in diversen Modifikationen die Forschung langedominierte57 Sie stuumltzte sich vor allem auf die Existenz eines spaumltbronzezeitlichenTempels (zerstoumlrt Anfang 12 Jahrhundert v Chr) und auf den religioumlsen Charakterdes Bilʻam-Textes Dabei hatte Franken schon 1976 eingeraumlumt bdquoThis interpretationis not warranted by archaeological evidence [hellip]ldquo58 Tatsaumlchlich zeigen weder archi-tektonische Strukturen noch die Ausstattung der Raumlume (Raum EE335 mit den In-schriften war voumlllig leer)59 noch die Inschriften ein Heiligtum oder eine sonstigeinstitutionell-religioumlse Funktion des Gebaumludes an60

Ebenso deutlich ausgeschlossen werden kann eine politische Abzweckung imSinne einer Selbstdarstellung bzw Repraumlsentation politischer Macht- und Gel-tungsanspruumlche insbesondere des Koumlnigs wie sie fuumlr die Inschriften auf Ortho-staten der nordsyrischen Koumlnige von Guzan Samrsquoal Hamat Karatepe oder der suumld-levantinischen Herrscher Hasael von Damaskus (am Stadttor von Tel Dan) bzw aufder Stele Mescharsquos Koumlnig von Moab vorauszusetzen ist oder auch im Sinne eineroumlffentlichen sbquoDokumentationlsquo zwischenstaatlicher Vertraumlge (Sfire-Stelen) KoumlnigPriester oder andere Wuumlrdentraumlger werden in den DAPT gelegentlich erwaumlhnt ste-hen jedoch thematisch an keiner Stelle im Fokus In dem fehlenden Bezug zumkoumlniglichen Herrschaftssystem sind noch die Siloah-Inschrift in Jerusalem und die

56 Franken 1976 8 und 1357 Vgl noch Franken 1991 mit der Behauptung bdquothat Deir ʻAlla is best explained as having been ndashprobably right through its long history ndash a sanctuary connected with tradeldquo (a a O 10) In demsel-ben Tagungsband formulieren dagegen Ibrahimvan der Kooij 1991 23 bdquoThe evidence from theroom of the plaster text does not indicate a cultic centre of the settlement but allows for the recon-struction of another kind of religious centre not yet archaeologically knownldquo Dazu auch van derKooij 1993 341 bdquoAlthough the plaster inscription and perhaps the stone suggest a religious con-text the building remains show no indications of cultic useldquo58 Franken 1976 1359 Vgl die eingehende Kritik bei WenningZenger 199160 Dies gilt auch fuumlr den Vorschlag von WenningZenger 1991 192f in dem Inschriftenraum bdquodassbquoVersammlungslokallsquo einer oumlrtlichen Prophetengemeinschaft zu sehenldquo nach Art der bdquoPropheten-gruppen die hinter 1Sam 1918ndash24 stehenldquo bzw entsprechend den bdquoProphetenjuumlngernldquo um ElischaDergleichen hatte zwar davor bereits A Lemaire vorgeschlagen (siehe die folgende FN) es ist je-doch schon aufgrund der beiden DAPT-Texte (nach Inhalt und Genre) auszuschlieszligen

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36 Erhard Blum

oben erwaumlhnte phoumlnizische Wandinschrift aus Kuntillet ʻAǧrūd vergleichbar DieFrage draumlngt sich auf ob die ausgepraumlgte Praumldominanz koumlniglicher Autoren in er-haltenen oumlffentlichen nordwestsemitischen Inschriften in gewissem Maszlige eine sbquoop-tischelsquo Taumluschung darstellen koumlnnte wiederum bedingt durch das vorrangig ver-wendete regale Medium (Stein)

32 sbquoSchulelsquo als institutioneller KontextIm Ruumlckblick kann es erstaunen dass die von Andreacute Lemaire recht fruumlh vorgetrage-ne Erklaumlrung des Raumes auf Tell Deir ʻAlla als bdquoeine Art sbquoSchulelsquoldquo61 kaum Gefolg-schaft gefunden hat62 Dabei deutet der Gesamtbefund geradezu zwingend in dieseRichtung insbesondere unter Einbeziehung der inzwischen weitergefuumlhrten bzwkorrigierten Textrekonstruktionena) Die Funktionalitaumlt des Raumes Die Texte waren nach der uumlberzeugenden Re-

konstruktion van der Kooijs (Abb 3)63 in einer Kolumne an der schmalen West-wand des Raums (30 times 43 m) angebracht die Kolumne begann auf einer Houmlhevon wenigstens 15 m und endete ca 50 cm uumlber dem Fuszligboden Links davonwar der Verputz zudem fuumlr eine weitere (nicht ausgefuumlhrte) Kolumne vorberei-tet wie aus der noch erkennbaren Weiterfuumlhrung des oberen roten Rahmensvon Kombination A nach links zu erkennen ist (s o S 25 Abb 1) sowie ausweiteren Putz-Fragmenten die nicht nur einen entsprechenden waagrechtenStrich in roter Tinte (daruumlber eine bdquoSphinxldquo-Zeichnung) aufweisen64 sondernauch zusammen mit dem Anfang von Kombination A aufgefunden wurden65

Vor der langen suumldlichen und der schmalen oumlstlichen Wand verlief nach denAusgraumlbern eine Bank66 Mit anderen Worten die Konstellation deutet darauf-hin dass die verputzte Wand als eine Art Tafel diente Sollten angeschriebeneTexte durch andere ersetzt werden war im Uumlbrigen mit Tuumlnche leicht tabularasa hergestellt

b) Der Charakter der Texte Signifikant sind die Vielfalt und die insgesamt weis-heitliche Praumlgung der Texte Hinsichtlich der Genres stehen eine Narration (AZeilen 1ndash7) eine auflistende Darstellung (A Zeilen 8ndash18) und ein diskursiverDialog (B) nebeneinander Inhaltlich muumlndet die Prophetenerzaumlhlung mit der

61 Lemaire 1991 54 wenn auch zunaumlchst mit dem Gedanken an bdquoune sorte drsquoeacutecole sbquoprophetiquelsquoldquounter Verweis auf 2Koumln 61f (Lemaire 1985 322)62 Eine Ausnahme bildet die Anknuumlpfung an Lemaire in dem grundlegenden Werk von Carr 2005161 Ansonsten mag die Uumlberlegung aufgrund der allzu groszligzuumlgigen Identifikation von Schulen inLemaire 1981 zuruumlckhaltend aufgenommen worden sein vgl die eingehende Kritik in Haran 198863 Van der Kooij 1991 241 Fig 164 Hoftijzervan der Kooij 1976 Plate 15 van der Kooij 1991 243 Fig 265 Van der Kooij 1991 240ndash24466 Fuumlr eine abweichende Deutung vgl WenningZenger 1991 190

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Abb 3 Raum EE335 in Tell Deir ʻAlla copy G van der Kooij

Schilderung des Goumltterrates in die Thematik des mundus inversus die hier auchim Einzelnen mit weisheitlichen Elementen ausgefuumlhrt ist67 Das (mutmaszligli-che) Lehrer-Schuumller-Gespraumlch wiederum formuliert klassisch weisheitliche Re-flexionen uumlber elementare Sinnfragen und eine gelingende LebensfuumlhrungWas diese verschiedenartigen Texte verbindet ist eine didaktisch-paraumlnetischeAusrichtung die zudem sogleich in der Uumlberschrift von Text A angezeigtwird68 Damit ist denn auch die (komplexe) Pragmatik angezeigt aus der he-raus die Zusammenstellung als ganze schluumlssig gedeutet werden kann

Dem inhaltlichen Profil der Texte korrespondiert formal ihre anspruchsvol-le sprachlich-stilistische Gestaltung Deren Komplexitaumlt zeigt daruumlber hinausdeutlich dass sie literarisch konzipiert wurden Ohne das Medium der Schriftwaumlre etwa die narrative Poetizitaumlt in Text A kaum moumlglich Diese literarischeGestaltung findet sodann eine Entsprechung in dem aufwendigen Layout (mit

67 Dazu gehoumlren die Demonstration naturkundlicher Kenntnisse (V 10ff) die Identifikation mitdem Weisen (V 16b) und mit der sozialen Elite (V 16ndash18) oder die Motive von Belehrung (mwsr)und Planen (ḥšb) in V 151968 S o S 29

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Rahmenbildung Rubra etc) das vermutlich aumlgyptisch inspirierte Design-Kon-ventionen literarischer Papyri abbildete Sollte sich die oben skizzierte Mutma-szligung69 zu dem rot-weiszligen Band im unteren Rahmen von Text A als Aufnahmeeiner Hieroglyphenform fuumlr die geschnuumlrte Papyrusrolle bestaumltigen boumlte dasLayout daruumlber hinaus eine klare ikonische Referenz auf Schreiberwesen undSchriftkultur

Schlieszliglich Das Niveau und der bdquoBildungscharakterldquo der Texte sowie derbei ihrer Wandanbringung getriebene Aufwand entheben uumlber jeden Zweifeldass hier nicht an eine elementare Schreibschule zu denken ist sondern viel-mehr an eine fortgeschrittene professionelle Schreiberausbildung (bdquoMeister-klasseldquo)

c) Die institutionelle Selbstreferenzialitaumlt von Text B Wie vor allem der weisheitli-che Dialog zu erkennen gibt ging diese Schreiberausbildung zugleich mit ei-nem sbquogehobenen Bildungsanspruchlsquo einher Dabei spiegelt bereits die Ge-spraumlchskonstellation der textinternen Figuren die Bildungsinstitution sbquoSchulelsquoDaruumlber hinaus kommt repraumlsentiert durch die Dialogpartner geradezu derStand professioneller Schreiber in den Blick ihre Stellung im Umkreis des Kouml-nigs (Z 9 bdquoBeraumlt sich denn nicht mir dir oder holt sich nicht [bei dir] einenRatschlag der Thronendeldquo) und ihre gesellschaftlichen Leitungsaufgaben beider Rechtsprechung und im gewandten (politischen) Auftreten (Z 17c [Ru-brum] bdquoDir obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redeldquo) Werden denStudenten der Schreiberschule damit verlockende Perspektiven ihres Wegesvor Augen gestellt so spricht der Anfang des zentralen Rubrumverses (Z 17ab)den einen Dialogpartner ausdruumlcklich auf seine Kompetenzen in der Schreib-kunst70 und im Unterricht71 an wobei letzterer insbesondere auch im Auswen-diglernen durch die Schuumller bestand72

DAPT B Z 17 a) Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunstb) (darauf) anzuleiten73 den der auswendig repetiert

69 S o S 2670 Die genaue Entsprechung des aramaumlischen Ausdrucks ydʻ spr zu dem in Jes 2911f belegtenalthebraumlischen Idiom wurde uumlberraschenderweise zumeist uumlbersehen71 An die Moumlglichkeit dass die Kombination mit dem Idealbild eines Lehrers abschloss (s o S 33)sei ebenfalls erinnert72 Vgl dazu die erhellende Erklaumlrung des Ausdrucks bdquoSchuumllerzungeldquo in Jes 514 durch Weippert1989 111f bdquoUm dies verstehen zu koumlnnen muszlig man die orientalische Unterrichtsmethode kennendie uns bereits aus der Spaumltantike bekannt ist die man aber auch heute noch in arabischen undorthodox-juumldischen Elementarschulen erleben kann Der Stoff wird vom Lehrer vor- vom Schuumllernachgesprochenldquo Umfassend zur Bedeutung des Memorierens im altorientalisch-antiken Schulwe-sen orientiert Carr 200573 Die Ableitung des Ausdrucks von der aramaumlischen Wurzel dbr (anders noch Blum 2008c z St)findet sich auch bei Lipiński 1994 155 (vgl auch ders 1998 508) allerdings verbunden mit eineransonsten deutlich anderen Lesung bdquoto call the scribe who leads away sbquoThe curse is on the tonguefor you a judgement and a chastisementlsquoldquo (a a O 143)

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Koumlnnte ein Text sich in seiner Pragmatik deutlicher fuumlr eine fortgeschritteneSchreiberausbildung anbieten als Kombination B in Tell Deir ʻAlla

d) External evidence eine Griechischschule aus roumlmischer Zeit In Amheida demantiken Trimithis einer Stadt in der aumlgyptischen Oase Dakhla legten Grabun-gen der Columbia University New York in den Jahren 2004ndash2007 einen Gebaumlu-dekomplex frei in dem erstmals antike Schulraumlume archaumlologisch nachgewie-sen werden konnten74 Die Schule bestand in der ersten Haumllfte des 4 Jahrhun-derts n Chr und umfasste drei sbquoKlassenraumlumelsquo (19 times 95 m) Der bestkonser-vierte Raum (68 times 26 m)75 ist in einer Wandhoumlhe bis 220 m erhalten In derAntike waren die Waumlnde rundum weiszlig verputzt Vor einer der (langen) Waumlndestand eine gemauerte Bank Gegenuumlber an der Ostwand ist der Verputz uumlbermehrere Meter groszligenteils erhalten geblieben mit in roter Tinte geschriebenenSchultexten angeordnet in fuumlnf Kolumnen (zusammen 32 m breit maximal09 m hoch) Offenbar gab es in der abgelegenen Polis einen rhetorisch ge-schulten Lehrer der in der Lage war fuumlr seine fortgeschrittenen Schuumller Epi-gramme in elegischen Distichen zu schreiben und darin deren Schulsituationappellativ aufzunehmen76 In einem der zuletzt freigelegten Raumlume (R19) fan-den sich an der Westwand oberhalb der Bank zwei literarische Texte (ebenfallsin roter Tinte) Verse aus der Odyssee (IV 221ndash223) und ein Prosatext mutmaszlig-lich die Bearbeitung einer Erzaumlhlung die aus Plutarch bekannt ist

While the dipinto in room 15 seems to refer to the level of education taught by the rhetorliterary instruction went on in this room either at the hands of the same teacher or by someoneelse who taught at the level of the grammarian77

Alles in allem ist unuumlbersehbar mit der Nutzung verputzter Waumlnde als sbquoTafelnlsquo(und mit Wandbaumlnken) weisen die Schulraumlume in Trimithis exakt die gleiche ele-mentare Funktionalitaumlt auf wie der Raum in Tell Deir ʻAlla

74 Cribiore u a 2008 DavoliCribiore 2010 Den Hinweis auf die Amheida-Grabungen verdankeich Herrn Florian Lippke (TuumlbingenFribourg)75 Siehe Figs 7 und 9 in Cribiore u a 2008 174 17676 Siehe Color Fig 12 in Cribiore u a 2008 181 In der ersten Kolumne heiszligt es beispielsweise(nach Cribiore a a O 183)

αλλα θεὸς νεύσειεν επ ευχωλῆισιν εμεῖο [[hellip]] π[αντ]ας μουσάων έργα μελιχρὰ μαθεῖν συν πάση-σ Χαρίτεσσι και Ερμῆι Μαιάδος υἱεῖ ρητορικῆς σοφίης άκρον ἑλόντα[σ] ὅλον παῖδες εμοι θαρσεῖτε μέγας θεὸς ʽΰμμιν οπάσσει παντοίης αρετῆς καλὸν έχειν στέφανονhellip doch moumlge Gott meinen Gebeten geneigt sein dass ihr all die suumlszligen Werke der Musen erlerntindem ihr mit allen Grazien und mit Hermes dem Sohn d Maia den Gipfel der rhetorischenKunst ganz erobertMeine Knaben seid guten Mutes Der groszlige Gott wird euch gewaumlhren den schoumlnen Kranz man-nigfacher Tugend zu tragen

77 Cribiore (Davoli) 2013 7 (Hervorhebung im Original)

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40 Erhard Blum

Die Funktion der Baumlnke und des Verputzes in den bdquoSchulraumlumenldquo sind dabei nicht unbedingtnach dem Muster neuzeitlicher Schulen zu denken Waren die Ausgraumlberinnen in Trimithiszunaumlchst schlicht davon ausgegangen dass die bdquoBaumlnkeldquo von den Schuumllern als Sitzplaumltze ge-nutzt wurden78 so suggerieren inzwischen schon die Positionierungen der Inschriften ein viel-faumlltigeres Bild bdquoAs in room 15 the new rooms (R19 and 23) have a series of benches for stu-dents along the walls The students of R15 could sit on the benches to view the epigrams orstand on them to be able to write on the whitewashed wall behind those In the same waystudents in room 19 had to stand up on the benches there to write on the part of the wall thatwas plastered with white gypsum above a board painted in purpleldquo79 Dem korrespondierendie vielfaumlltigen Proportionen der Texte Waren die Uumlbungsepigramme in der Schriftgroumlszlige wohlso ausgelegt dass sie von den gegenuumlberliegenden Baumlnken aus lesbar blieben waren die lite-rarischen Textabschnitte wesentlich kleiner gehalten 14 times 3 cm mit einer Buchstabenhoumlhe von06 cm bzw erhaltene 64 times 16 cm mit durchschnittlich 1 cm hohen Zeichen und dies in einerbetraumlchtlichen Houmlhe an der Wand80 Die Schriftgroumlszlige der Wandtexte in Sukkot ist am ehestender des zuletzt genannten sbquoPlutarchlsquo-Textes vergleichbar Zwar waren die DAPT (im Vergleichmit Trimithis) fuumlr Leser wesentlich leichter zugaumlnglich von der gegenuumlber liegenden Bankkonnten aber ihre Buchstaben kaum mehr identifiziert werden Von daher wird man auch inTell Deir ʻAlla eher mit einer multifunktionalen Nutzung von Waumlnden und Baumlnken zu rechnenhaben Die Wandflaumlchen konnten Lehrern und Schuumllern dienen die Baumlnke den Studenten alsSitzbaumlnke fuumlr die Unterrichtsphasen von Vorsprechen Repetieren Memorieren etc81 wie auchfuumlr eigene Schreibuumlbungen oder Aumlhnliches mehr

Zwischen der Einrichtung und Nutzung der beiden Schulen liegen zwar mehr als1000 Jahre dennoch wird man nicht von einer rein zufaumllligen Entsprechung ausge-hen koumlnnen Entweder haben wir hier gluumlcklich erhaltene Belege fuumlr eine nachhal-tige kulturelle Kontinuitaumlt im ostmediterranen Raum oder es handelt sich um einein verschiedenen Kontexten sich aufdraumlngende funktionale Loumlsung fuumlr die gleichenkommunikativen Erfordernisse Beide Optionen liegen naumlher besehen freilich nichtweit auseinander nach beiden bietet der Fund in AmheidaTrimithis eine mehroder weniger direkte Bestaumltigung der Schulhypothese fuumlr Tell Deir ʻAlla

33 Traumlger und Zielsetzung der aramaumlischen Schule zu Sukkot(Tell Deir ʻAlla)

Es bleibt gleichwohl die Frage von wem fuumlr wen und wozu ein solcher Schulraumgerade in Sukkot eingerichtet wurde das nach Auskunft der Archaumlologen um 800v Chr ein kleines Dorf darstellte und das am Rande des damaligen aramaumlischen

78 DavoliCribiore 2010 77 bdquohellip tutte [scil 3 Schulraumlume] caratterizzate dalla presenza di panchein muratura utilizzate dagli studenti come sedilildquo79 Cribiore (Davoli) 2013 780 Cribiore (Davoli) 2013 7 bzw 9 mit Figs 9 + 10 auf S 10 Nach CribioreDavoli 2013 5 befandensich die Texte ca 28 m () uumlber dem Fuszligboden81 Vgl wieder die Charakterisierungen bdquoorientalischerldquo Schulen in der oben auf S 38 FN 72 ge-nannten Literatur

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 41

Herrschaftsbereichs lag Kultur und innere Geschichte des Koumlnigreichs Damaskusin dieser Zeit sind weitgehend unbekannt Deshalb koumlnnen wir nur von den Befun-den in Tell Deir ʻAlla (und einigen Nachrichten im Alten Testament bzw in derHasael-Inschrift von Tel Dan) ausgehen

Deutlich duumlrfte immerhin sein dass eine solche (Hoch-)Schule fuumlr professio-nelle aramaumlische Schreiber in dieser Region mit einer privaten Initiative bzw einemfamiliaumlren Kontext nicht zureichend zu erklaumlren waumlre Von daher wird man ihreEinrichtung und Unterhaltung letztlich auf die damaszenische Zentralgewalt zu-ruumlckfuumlhren muumlssen Der maicirctre-scribe (Lemaire) der die umfangreichen Texte ineiner eleganten Kursive auf die Wand uumlbertragen hat mag dafuumlr aus Damaskusabgestellt worden sein Politisch laumlsst sich an der Einrichtung jedenfalls ablesendass Hasael bzw Birhadad II von Damaskus sich nicht mit der militaumlrischen Erobe-rung des Ostjordanlandes begnuumlgte(n) sondern dort gewissermaszligen in eine eigeneInfrastruktur investierte(n) Konkret kommen dabei zwei Optionen infrage Mankoumlnnte an eine Ausbildung von eigenem damaszenischem Verwaltungspersonal(bdquoim houmlheren Dienstldquo) denken Dies ist moumlglich aber eher unwahrscheinlich weildafuumlr eine Schulung in Damaskus bzw im aramaumlischen Kernland naumlher gelegenhaumltte Als Alternative bleibt die Ausbildung von Angehoumlrigen der lokalen israeli-tisch-gileaditischen Elite im Sinne der aramaumlischen Herrschaft bzw deren Verwal-tung In diesem Falle gehoumlrte der Schulbetrieb in Sukkot zu dem Versuch einerAkkulturation der israelitischen Bevoumllkerung82 (was auf nachhaltige imperiale Zie-le in Damaskus hindeutete) Fuumlr eine solche Konstellation spricht auch die Lagedes Ortes tief in Gilead (von Damaskus her gesehen) zugleich aber ausgesprochenverkehrsguumlnstig Schlieszliglich mag der kleine doumlrfliche Charakter fuumlr die Unterneh-mung eher als Vorteil gegolten haben83

Wie auch immer es sich im Einzelnen verhalten haben mag werden doch zweiweitere Ruumlckschluumlsse nach Lage der Dinge nicht gewagt erscheinen a) Eine derar-tige Meisterklasse im eroberten Grenzgebiet ist nur vorstellbar wenn im Zentrumdas heiszligt im Umkreis des damaszenischen Hofes bzw Haupttempels entsprechen-de Strukturen bereits etabliert waren84 b) Die beiden hochliterarischen Texte wur-den nicht fuumlr Sukkot formuliert sondern duumlrften ihren primaumlren Ort in Damaskusselbst oder in einem anderen Verwaltungszentrum gehabt haben (eventuell ver-bunden mit einer Rezeption internationaler Traditionen) Diese Schriftkultur miteinem entsprechenden Schulbetrieb wird weit in das 9 Jahrhundert v Chr zuruumlck-gereicht haben eventuell auch daruumlber hinaus

82 Moumlglicherweise war auch in dieser Hinsicht der Ruumlckgriff auf den Bilʻam-Text durchaus ab-sichtsvoll83 Die Lage in der Naumlhe des Jordans das heiszligt nahe am Herrschaftsgebiet des Koumlnigsreichs Israelkoumlnnte gegenuumlber der lokalen Bevoumllkerung zusaumltzlich auch als politisches Signal hinsichtlich desaramaumlischen Herrschaftsanspruchs (mit) gedacht worden sein84 Mit zugegeben plakativer Uumlberzeichnung mag man Tell Deir ʻAlla geradezu als Beleg fuumlr einsbquostaatliches Hochschulwesenlsquo im Koumlnigreich Damaskus betrachten

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42 Erhard Blum

34 Konsequenzen fuumlr Schriftkultur und Schulwesenin den Koumlnigreichen Israel und Juda

Aufgrund der raumlumlichen und zeitlichen Nachbarschaft sowie der strukturellen Ver-gleichbarkeit suumldlevantinischer Territorialstaaten sind in Israel und Juda keine grund-legend anderen Verhaumlltnisse anzunehmen Allenfalls koumlnnte man fuumlr IsraelJuda mitBlick auf das fruumlhe davidisch-salomonische Koumlnigtum im 10 Jahrhundert v Chr unddessen (auf die nordisraelitischen Staumlmme beschraumlnkte) Vorgeschichte mit Koumlnig Saulim 11 Jahrhundert mit einem gewissen Entwicklungsvorsprung gegenuumlber Aram-Da-maskus zu rechnen haben85 Dafuumlr mag auch sprechen dass die Herausbildung einerspezifischen bdquoNationalschriftldquo aus der phoumlnizischen Standardschrift nach gegenwaumlr-tigem Kenntnisstand () zuerst im hebraumlischen Sprachraum einsetzte86

Gestuumltzt wird diese Einschaumltzung durch fruumlhe Textuumlberlieferungen die dia-chron den Grundstock des alttestamentlichen Kanons bilden Dazu gehoumlren nebeneinzelnen Texten aus dem 10 Jahrhundert v Chr87 insbesondere zentrale Uumlber-lieferungen seit dem Anfang des 9 Jahrhunderts darunter die in Jerusalem undSamaria getrennt aber mit einer synchronistisch verschraumlnkten Chronologie derjeweiligen Koumlnige gefuumlhrten Annalen die in Auszuumlgen das Grundgeruumlst der bib-lischen bdquoKoumlnigebuumlcherldquo bilden In die fruumlhe Koumlnigszeit verweisen aber auch Bei-spiele einer hochentwickelten althebraumlischen Erzaumlhlkunst in Uumlberlieferungen zuJakob Saul und David die ohne eine anspruchsvolle Schreiberschulung im Um-kreis der Houmlfe bzw der Haupttempel nicht denkbar waumlren Mehr noch die soge-nannte bdquoThronfolgegeschichte Davidsldquo in 2Sam 9ndash20 1Koumln 1ndash2 (um 900 v Chr)88neben der Josephgeschichte der Genesis die wohl subtilste Groszligerzaumlhlung der Bi-bel verbindet einen realistisch-skeptischen Blick auf die Ambivalenzen des Wol-lens und Handelns der Akteure mit einer ndash narrativ artikulierten ndash Reflexion desPotentials und der Grenzen menschlicher Weisheit Ihre pragmatischen Pointenzeigen daruumlber hinaus an dass das ganze Werk fuumlr den Kontext der Prinzen- undElite-Erziehung am Hof in Jerusalem ausgearbeitet wurde

Hinsichtlich ihres literarischen Profils wie auch ihrer grundlegenden Pragma-tik sind demnach zwischen den israelitischen Erzaumlhlwerken und den damaszeni-

85 Aufgrund der Quellenlage ist das Koumlnigtum von Damaskus fuumlr das 10 Jahrhundert v Chr bis-lang nicht so recht greifbar Innerhalb der David-Uumlberlieferungen sind (neben Aram-Zoba) in unter-schiedlicher Weise kleinere aramaumlische Koumlnigtuumlmer zwischen Israel und Damaskus (Tob GeschurMaʻacha Beth Rechob) praumlsent Die Notiz von 1Koumln 1123ndash25 im Zusammenhang mit Salomo scheintfuumlr dessen Zeit die Installation eines Koumlnigtums in Damaskus anzusetzen Zu damit verbundenenFragen vgl Pitard 1987 95ff 99ff Lipiński 2000 367ff86 So im Anschluss an J Naveh auch FinkelsteinSass 2013 (freilich nicht hinsichtlich der Rolledes Phoumlnizischen) Allerdings sollte auch diese verbreitete Annahme im Licht der DAPT (die ebdleider unberuumlcksichtigt bleiben) kritisch gepruumlft werden87 Vgl Carr 2005 163f Schon in das 11 Jahrhundert v Chr duumlrfte aufgrund seiner Sprache undPragmatik das epische Siegeslied der Debora in Ri 5 gehoumlren vgl vorlaumlufig Weippert 1990 454fKnauf 200588 Vgl Blum 2010

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 43

schen Kompositionen des (wahrscheinlich) fruumlhen 9 Jahrhunderts v Chr keine we-sentlichen Unterschiede auszumachen Sie haben hohe literarische Qualitaumltensind aber gleichwohl keine fiktionale Literatur im neuzeitlichen Sinne Die fuumlr un-sere belles lettres selbstverstaumlndliche Kategorie der Fiktionalitaumlt gab es vielmehrnoch gar nicht auch nicht avant la lettre wie man sie bereits in Aristotelesʼ Poetikhat89 Es handelt sich bei der genannten Literatur um sbquoMitteilungstextelsquo mit Wahr-heitsanspruch Gleichwohl koumlnnen sie durchaus absichtsvoll mit hochgradig poeti-schen Gestaltungsmitteln arbeiten Poetizitaumlt ist in diesen Kulturen aber noch nichtan Fiktionalitaumlt gebunden ndash ebenso wenig wie ihr Wirklichkeitsverstaumlndnis undihr Wahrheitsanspruch etwas mit historischem Denken zu tun haumltten90 Mit ihrerWirk- und Mitteilungsintention sind sie haumlufig auf konkrete pragmatische Rezepti-onskonstellationen bezogen wie alle sbquopoetischenlsquo Werke gehen sie darin aber nichtauf sondern bieten Anhaltspunkte fuumlr Rezeptionen welche die Primaumlrintentionender Autoren hinter sich lassen Sie moumlgen funktional als Unterrichtstexte imSchul-bdquoHochschulldquo-Kontext gebraucht worden sein doch auch in diesem Rahmenwaren sie zugleich mehr Angemessen waumlre wohl die Rede von bdquoBildungsliteraturldquo

Nachbemerkung Nimmt man solche Textzeugnisse der fruumlhkoumlniglichen Zeit mitdem Umstand zusammen dass die bislang einzige raumlumlich belegbare Schule (mithochkaraumltigem Unterrichtsmaterial) ausgerechnet in der aumluszligersten Provinz gefun-den wurde erscheint es durchaus fraglich ob der Schreiberunterricht und damitdie literarische Bildung in Aram bzw in IsraelJuda tatsaumlchlich auf die koumlniglichenZentren beschraumlnkt und so kleinraumlumig angelegt sein mussten wie man in dergegenwaumlrtigen Forschung vielfach glauben will91

89 Poetik [9] 1451b Zur bdquoEntdeckungldquo der Fiktionalitaumlt bei den Griechen siehe grundlegend Roumlsler1980 und 1983 des weiteren Finkelberg 1998 Fuumlr die schlechthin elementare Distinktion zwischensemantisch definierter Fiktivitaumlt und textpragmatisch zu definierender Fiktionalitaumlt vgl Gabriel1975 Assmann 1980 Keller 198090 Fuumlr entsprechende kulturvergleichende Profilierungen vgl Cancik 2005 und Blum 2005 65ndash86Vgl a a O 79 FN 55 auch fuumlr die Unterscheidung zwischen einer (transparenten) Fiktionalitaumlt bdquoers-ten Gradesldquo (in Maumlrchen Fabeln etc) wie sie auch in traditionalen Erzaumlhlkulturen gelaumlufig istund der Fiktionalitaumlt bdquozweiten Gradesldquo (in Roman Drama etc) fuumlr die sich die Imitation und Fiktio-nalisierung wirklichkeitsabbildender Darstellung als konstitutiv erweist91 Damit soll nicht einer verbreiteten Literalitaumlt in diesen Gesellschaften das Wort geredet werdenIm Gegenteil es geht darum zwischen der Verbreitung eines funktionellen Schriftgebrauchs imAlltag wie er sich in Ostraka etc spiegelt und der Ausbildung einer professionellen Schreiberkul-tur in verschiedenen Bereichen der bdquoEliteldquo zu unterscheiden Fuumlr Letztere ergeben die archaumlologi-schen Befunde aus den eingangs genannten Gruumlnden kein repraumlsentatives Bild eine Regel diedurch die Ausnahmen (Siloah-Inschr DAPT Kuntillet ʻAǧrūd) nur bestaumltigt wird Fuumlr eine umsich-tige Diskussion der Problematik vgl besonders Carr 2005 Part I chap 6 ndash Unter deutlich anderenVoraussetzungen ging im Uumlbrigen auch der Befund in der Oase Dakhla uumlber das hinaus was manhistorisch erwarten mochte wie die Schlussbemerkung von R Cribiore in CribioreDavola 2013 14zu erkennen gibt bdquoAll together the house in Amheida and the school adjacent to it are wondroustestimonies of how paideia was alive and well in Egypt and not only in the Nile Valleyldquo

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

44 Erhard Blum

4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

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Blum (2008c) Erhard Blum bdquosbquoVerstehst du dich nicht auf die Schreibkunst helliplsquo Ein weisheitlicherDialog uumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung Kombination II der Wandinschrift vom TellDeir lsquoAllaldquo in Michaela Bauks Kathrin Liess u Peter Riede (Hgg) Was ist der Menschdass du seiner gedenkst (Psalm 85) Festschrift fuumlr Bernd Janowski zum 65 GeburtstagNeukirchen-Vluyn 33ndash53

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 51

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52 Erhard Blum

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Weippert (1976) Manfred Weippert bdquoŠaddajldquo in Theologisches Handwoumlrterbuch zum AltenTestament 2 MuumlnchenZuumlrich 873ndash880

Weippert (1989) Manfred Weippert bdquoDie sbquoKonfessionenlsquo Deuterojesajasldquo in Rainer AlbertzFriedemann W Golka u Juumlrgen Kegler (Hgg) Schoumlpfung und Befreiung Fuumlr ClausWestermann zum 80 Geburtstag Stuttgart 104ndash115

Weippert (1990) Manfred Weippert bdquoDie Petition eines Erntearbeiters aus Mǝṣad Ḥăšavyāhū unddie Syntax althebraumlischer erzaumlhlender Prosaldquo in Erhard Blum Christian Macholz uEkkehard W Stegemann (Hgg) Die Hebraumlische Bibel und ihre zweifache NachgeschichteFestschrift fuumlr Rolf Rendtorff zum 65 Geburtstag Neukirchen-Vluyn 449ndash466

Weippert (1991) Manfred Weippert bdquoThe Balaam Text from Deir lsquoAllā and the study of the OldTestamentldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛AllaRe-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989Leiden u a 151ndash184 (= bdquoDer sbquoBileamlsquo-Text von Tell Dēr lsquoAllā und das Alte Testamentldquo inManfred Weippert Jahwe und die anderen Goumltter [Forschungen zum Alten Testament 18]Tuumlbingen 1997 163ndash188)

Wenning u Zenger (1991) Robert Wenning u Erich Zenger bdquoHeiligtum ohne Stadt ndash Stadt ohneHeiligtum Anmerkungen zum archaumlologischen Befund des Tell Dēr ʻAllāldquo Zeitschrift fuumlrAlthebraistik 4 171ndash193

Witte (2011) Markus Witte bdquoVom El Schaddaj zum Pantokrator Ein Uumlberblick zur israelitisch-juumldischen Religionsgeschichteldquo Kleine Untersuchungen zur Sprache des Alten Testamentsund seiner Umwelt 1213 211ndash256

Wolters (1991) Al Wolters bdquoAspects of the Literary Structure of Combination Ildquo in Jacob Hoftijzeru Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings ofthe International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a 294ndash304

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ISBN 978-3-11-041793-7e-ISBN (PDF) 978-3-11-041794-4e-ISBN (EPUB) 978-3-11-042532-1ISSN 2198-6932

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Inhalt

Friedrich-Emanuel Focken Michael R OttMetatexte und schrifttragende Artefakte 1

Regina ToepferZusammenfassung der Beitraumlge 11

Schrifttragende Artefakte aus der Bildungspraxisim antiken Israel und seinem Kontext

Erhard BlumDie altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir ʻAlla und ihr institutionellerKontext 21

David M CarrWriting That Dares Not Speak Its Name Writing About Orality and InscribedAmulet Practice in Ancient Israelite Educational Texts 53

Daniel Stoumlkl Ben EzraBuumlcherlesen im Jachad Qumrans Himmlische Buumlcher zwischen Katechesekollektivem Studium und esoterischer Geheimschrift 75

Schrifttragende Artefakte im Alten Testament

Reinhard MuumlllerVom verschrifteten Orakelspruch zum Prophetenbuch Schriftliche Uumlbermittlunggoumlttlicher Botschaften im Licht von Jes 8116 und Jes 308 99

Konrad SchmidSchrift und Schriftmetaphorik in der Prophetie des Jeremiabuchs 123

Friedrich-Emanuel FockenEzechiels Schriftrolle Die Konzeption seiner Prophetie im Berufungsbericht(Ez 1ndash3) 145

Jan Christian GertzMose zerbricht die Tafeln des Bundes am Sinai ndash Literarhistorisch ausgereiztaber praxeologisch unterschaumltzt 177

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VIII Inhalt

Schrifttragende Artefakte in der mittelalterlichen Literatur

Andrew James JohnstonSchriftkommunikation im Beowulf 205

Robert FolgerDie Imagination der Materialitaumlt Das Liebesgefaumlngnis (Caacutercel de amor 1492)Metatextualitaumlt und soziale Praxis 217

Katharina PhilipowskiSchrift in Fesseln Die steinerne Rede der Persine in Thuumlrings von RingoltingenMelusine (1456) 239

Kommunikation und Medialitaumlt

Ludger Lieb und Michael R OttSchnittstellen Mensch-Artefakt-Interaktion in deutschsprachigen Texten des13 Jahrhunderts 265

Joachim SchaperAnthropologie des Schreibens als Theologie des Schreibens Einmedienarchaumlologischer Gang durch das Buch Exodus 281

Metatextualitaumlt und Notation am Beispiel mittelalterlicherHandschriften

Hanna LissEin Pentateuch wie andere auch Die Lese-Geheimnisse des RegensburgPentateuchs 299

Christina LechtermannTextherstellung in den Marienleben Philipps von Seitz Walthers von Rheinauund Wernhers des Schweizer 335

Vorstellung der Autorinnen und Autoren 367

Index 371

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Erhard BlumDie altaramaumlischen Wandinschriften vomTell Deir ʻAlla und ihr institutioneller Kontext1 Schriftzeugnisse und SchreibmaterialDie Quellen zur Schriftkultur im alten Israel bieten ein scheinbar widerspruumlchli-ches Bild Einerseits verfuumlgen wir mit dem hebraumlischen Alten Testament uumlber daseinzige umfangreiche Literaturkorpus des Alten Orients das in einer kontinuierli-chen und lebendigen Uumlberlieferung bis in die Moderne tradiert wurde Andererseitshaben die archaumlologischen Ausgrabungen in IsraelPalaumlstina zwar eine begrenzteMenge an hebraumlischen Schriftfunden zutage gebracht darunter jedoch kaum einenim engeren Sinne literarischen Text Dieser negative Befund tritt vor dem Hinter-grund der uumlberaus reichhaltigen keilschriftlichen (sumerisch akkadisch hethi-tisch ugaritisch) und aumlgyptischen Textfunde umso schaumlrfer hervor Von daher aufeine weitgehende Illiteralitaumlt der israelitischen Gesellschaft zu schlieszligen erwiesesich jedoch rasch als zu kurz gegriffen nicht nur aufgrund diverser Ostraka etcmit Gebrauchstexten sondern auch angesichts einer eher noch duumlrftigeren Fund-dichte in der uumlbrigen Levante insbesondere bei den weltlaumlufigen Phoumlniziern vondenen die Griechen die Alphabetschrift sbquogeerbtlsquo haben Nicht zuletzt ist hier wieder-um auf das Alte Testament zu verweisen dessen Literatur zu einem erheblichenTeil in der ersten Haumllfte des 1 Jahrtausends v Chr entstanden sein muss1

Die entscheidenden Gruumlnde fuumlr das Ausbleiben groumlszligerer Textfunde sind dennauch elementarer In erster Linie ist es das vergaumlngliche Schreibmaterial fuumlr groumlszlige-re Gebrauchstexte und vor allem fuumlr literarische Texte Tintenschrift auf Papyrusund Leder in Verbindung mit dem feuchten Klima der Regenbau-Kulturlandschaf-ten Steininschriften wiederum die in erster Linie koumlniglichen Texten vorbehaltenwaren fielen leicht gezielter oder zufaumllliger Zerstoumlrung zum Opfer

Letzteres laumlsst sich gleichermaszligen an den Bruchstuumlcken monumentaler Steininschriften de-monstrieren die in Samaria (Nordreich Israel) und Jerusalem (Juda) gefunden wurden wie ander nahezu vollstaumlndig erhaltenen Siloah-Inschrift in Jerusalem die im Dunkel des in denFelsen gehauenen Wassertunnels verborgen geblieben war bis sie im Jahr 1880 zufaumlllig ent-deckt wurde Der extensive Gebrauch von Papyri kann uumlber biblisch-literarische Bezeugungenhinaus indirekt anhand von Bullen (Siegelabdruumlcke) mit denen Schriftrollen gesiegelt waren

1 In der alttestamentlichen Forschung vertretene Hypothesen wonach die hebraumlische Bibel schonin ihrer Substanz perserzeitlich oder hellenistisch waumlre vergroumlszligern noch die Aporie insofern einer-seits (abgesehen von zwei Silberamuletten) keine hebraumlischen Texte aus der Perserzeit belegt sindandererseits in hellenistisch-roumlmischer Zeit (Qumran) die Hauptteile des alttestamentlichen Ka-nons schon weitgehend ausgebildet sind Zu dem Problemhorizont insgesamt vgl auch Schmid2011 35ndash60

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belegt werden Die wichtigsten Beispiele dafuumlr wurden bislang in Jerusalem gefunden darun-ter eine Gruppe von 51 Bullen in einem Privathaus() die im Feuer der Zerstoumlrung der Stadtdurch die Babylonier (587 v Chr) gebrannt wurden und dadurch gut erhalten blieben2 sowieein Hort von mehr als 170 Bullen die etwa zur Haumllfte auf der Ruumlckseite bdquoPapyrusmusterldquo auf-weisen aus der zweiten Haumllfte des 9 Jahrhunderts bzw der ersten Haumllfte des 8 Jahrhundertsv Chr3

In gewisser Weise waren es gerade die flexiblen Moumlglichkeiten des sbquomodernenlsquoSchriftsystems der Alphabetschrift die zur Folge hatten dass die Literatur der le-vantinischen Kulturen des 1 Jahrtausends v Chr zum weitaus groumlszligten Teil verlo-ren ist (wiederum mit Ausnahme der hebraumlischen Bibel)

Seltene Ausnahmen von dieser Regel bilden ndash neben Ostraka und einigen Stein-inschriften ndash zwei groumlszligere Funde von Inschriften die in Tinte auf Wandverputzaufgetragen worden waren eine weitere Praumlsentationsmoumlglichkeit von Texten4

mit deren nachhaltiger Erhaltung freilich ebenfalls nur unter sehr besonderen kon-tingenten Bedingungen zu rechnen ist

So konnte einer dieser sensationellen Funde bezeichnenderweise in der Sinai-wuumlste gemacht werden Bei der Ausgrabung einer unscheinbaren festungsaumlhnli-chen Anlage im Nordsinai namens Kuntillet ʻAǧrūd wurden 1974ndash75 mehr als fuumlnf-zig Inschriften(-fragmente) gefunden darunter sechs Texte auf Wandverputz sowieweitere auf groszligen Vorratskruumlgen (Pithoi) Der religioumlse Charakter von relativ raschentzifferten Segenswuumlnschen fuumlhrte zunaumlchst auf die Vermutung eines Heiligtums(bdquoreligious siteldquo)5 auch die Funktion des Ortes als bdquoSchuleldquo wurde (wenig uumlberzeu-gend) erwogen6 Die Lage in der Naumlhe einer Route des Fernhandels zwischen Ara-bien und dem Mittelmeer (arabisch darb el-Ġazze) der archaumlologische Gesamtbe-fund und insbesondere die vielfaumlltigen Texte deuten dagegen klar auf eine befestig-te Wegstation fuumlr Handelsreisende Diese sbquoKarawansereilsquo wurde um die Mitte des8 Jahrhunderts v Chr von dem Nordreich Israel (Samaria)7 gegruumlndet und mit sta-tioniertem Personal unterhalten Die vielfach situationsbezogenen hebraumlischen

2 Shiloh 1984 18ndash20 Von dem sogenannten bdquoHouse of the Bullaeldquo konnte bisher nur ein schmalerStreifen ausgegraben werden3 Reich u a 2007 156f Vgl zuletzt auch FinkelsteinSass 2013 192 Die zumeist zerbrochenen Sie-gelabdruumlcke wurden in Fuumlllmaterial im Bereich eines Hauses nahe der Gihon-Quelle dank einesaufwendigen bdquowet sievingldquo-Verfahrens entdeckt bei dem ausgegrabene Erde vor der Entsorgungmit Wasser geschlemmt und gesiebt wird4 Sie ist auch in Dtn 69 271ndash48 (vgl Jos 832f) vorausgesetzt5 So noch die erst kuumlrzlich erfolgte umfassende Publikation der Grabungen und der Inschriften inMeshel 20126 Lemaire 1981 25ndash327 Aufgrund der geographischen Lage haumltte man allenfalls einen judaumlischen Stuumltzpunkt erwartetDie Zuordnung zum Nordreich ist jedoch durch die Namensform der zahlreichen Personennamensowie durch den wiederholten Bezug auf bdquoJHWH von Samarialdquo gesichert Als Zeitfenster fuumlr einesolche Einrichtung weit auszligerhalb des Territoriums von Nord-Israel kommen nur die erste Haumllftebzw Mitte des 8 Jahrhunderts primaumlr unter Koumlnig Jerobeam II infrage

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 23

Texte (Gruumlszlige fuumlr namentlich genannte Personen Anweisungen fuumlr spaumlter erwartetesbquoKollegenlsquo vermutlich auch Aufstellungen von Warenlieferungen) zeigen dass dieStation nicht zuletzt als sbquoKommunikationszentrumlsquo fuumlr die Haumlndler diente wobeiKruumlge und vor allem Waumlnde als pinboard genutzt wurden8 Das Fragment einesprominent angebrachten literarischen (narrativen) Textes in phoumlnizischer Spracheund Schrift belegt daruumlber hinaus den internationalen Charakter der Einrichtungund moumlglicherweise auch die Kooperation des Koumlnigreiches Israel (unter JerobeamII) mit Phoumlniziern bei der Kontrolle des Fernhandels mit Arabien9

In dem hier verfolgten thematischen Zusammenhang soll jedoch ein andererFund von Wandinschriften im Mittelpunkt stehen

2 Die Wandverputzinschriften von Tell Deir ʻAllaAuf dem Tell Deir lsquoAlla im oumlstlichen Jordangraben noumlrdlich des Flusses Jabbokgelegen und zumeist mit der biblischen Stadt Sukkot10 gleichgesetzt wurden beiniederlaumlndischen Ausgrabungen im Jahr 1967 Fragmente zweier umfangreicherTexte gefunden die mit Tinte auf Wandverputz geschrieben und bei einem Erdbe-ben abgefallen waren Auf der Basis einer sorgfaumlltigen Dokumentation der Bruch-stuumlcke gelang es G van der Kooij schon in der Erstpublikation (1976) der bdquoDeirʻAlla Plaster Textsldquo (im Folgenden DAPT) mehrere Fragmentengruppen (bdquoCombi-nationsldquo) zu beschreiben11 Seither wurde die Rekonstruktion mit modifizierten Ar-rangements und substanziellen Ergaumlnzungen weitergefuumlhrt Der archaumlologischeKontext der Wandaufschrift wird von den Ausgraumlbern inzwischen in das ausgehen-de 9 Jahrhundert bzw um 800 v Chr angesetzt12

8 Vgl im Einzelnen Blum 20139 Blum 2013 21ndash39 zur Inschrift 42 Vgl auch den gleichzeitig publizierten Aufsatz von Lemaire2013 dem ich allerdings bei seiner (sprachlichen) Bestimmung von Inschrift 41 als phoumlnizischsowie bei seiner Zuordnung des kleinen Verputzfragments von 42 zu 41 (Lemaire 2013 88f) nichtzustimmen kann10 Einschlaumlgige Belege zu Sukkot in der israelitischen Tradition Gen 3317 Jos 1327 Ri 85ndash6814ndash16 1Koumln 74611 Fuumlr eine deutsche Uumlbersetzung auf dieser Grundlage vgl Hoftijzer 198612 Vgl Ibrahimvan der Kooij 1991 27f zum Ergebnis der C-14-Analysen fuumlr die Zerstoumlrungsschichtdes einschlaumlgigen archaumlologischen Stratums IX bdquoAll three [scil analyses] point to a time between770 and 880 BC with a high probability of the date being at the end of the 9th century BCldquo Wen-ningZenger 1991 zeigen kritisch eine Tendenz in Publikationen zu Tell Deir ʻAlla auf gegenlaumlufigzu den erarbeiteten archaumlologischen Parametern eine relative Spaumltdatierung zu bevorzugen Nachihrer Auswertung ist bdquoStratum IX von TDA weitestgehend ins 9 Jh v Chr zu datieren [hellip] besondersin die 2 Haumllfte des 9 Jhs v Chr Der Beginn des Stratums weist ins spaumlte 10fruumlhe 9 Jh v Chr EineHerabdatierung des Zerstoumlrungshorizonts scheint allenfalls ins fruumlhe 8 Jh v Chr noch erwaumlgbarVom archaumlologischen Standpunkt sollte eine Datierung der Texte von TDA ins spaumlte 9 Jh v Chrvorgezogen werdenldquo (WenningZenger 1991 186)

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Kontrovers diskutiert wurde laumlngere Zeit die Sprache der Texte welche dieErstherausgeber als Aramaumlisch bestimmt hatten insbesondere aufgrund mancherbdquoKanaanismenldquo in der Morphosyntax der Verben aber auch in der Lexematik Al-ternativ postulierte man verschiedentlich ein regionales nordwestsemitisches Idi-om13 ohne aber die Voraussetzungen fuumlr eine eigene Literatursprache und eigeneliterarische Traditionen in der peripheren Region Gilead benennen zu koumlnnen Da-ruumlber hinaus blieb unbeachtet dass die Sprache des benachbarten Koumlnigreichs vonDamaskus so gut wie unbekannt war Letzteres hat sich erst mit der Entdeckungvon Fragmenten einer unzweifelhaft damaszenisch-aramaumlischen Koumlnigsinschriftauf Tel Dan (Nordisrael) in den Jahren 1993ndash1995 geaumlndert14 Insbesondere die ver-meintlich sbquonicht-aramaumlischelsquo Verbalsyntax der DAPT findet darin eine genaue Ent-sprechung Uumlberdies laumlsst sich mit dem Bezug auf Damaskus auch das unerwarteteVorkommen von aramaumlischen Texten in der traditionell israelitischen Region Gi-lead historisch aufklaumlren Es faumlllt nach der aktuellen Datierung in ein Zeitfensterin dem die ostjordanischen Gebiete nach alttestamentlichen Angaben vom Aramauml-erkoumlnig Hasael erobert und Damaskus unterstellt waren (2Koumln 1032f 137) Zu-gleich verbietet es sich auch von daher mit einer Ansetzung der DAPT allzu tief indie erste Haumllfte des 8 Jahrhunderts herunter zu gehen Infolge der Schwaumlchungvon Damaskus durch den Assyrerkoumlnig Adadnirari III und seinen bdquoFeldmarschallldquoŠamši-ilu15 ging naumlmlich die regionale Vorherrschaft schon unter Birhadad demSohn Hasaels recht deutlich auf das Nordreich Israel uumlber insbesondere unterJerobeam II (787ndash747)16

21 Kombination A17 Eine weisheitlich adaptierteProphetenerzaumlhlung

211 Zum Layout des rekonstruierten TextesDie unten in groumlszligeren Auszuumlgen gebotene Uumlbersetzung des Textes (Abschnitt 41)stuumltzt sich im Wesentlichen auf eine bereits publizierte18 Rekonstruktion welche

13 Vgl dazu die unterschiedlichen Vorschlaumlge von Muumlller 1982 215f Hackett 1984 Knauf 1985190f Weippert 1991 158ndash165 oder Huehnergard 1991 und die Diskussion bei Gzella 201314 So mit Tropper 2001 21515 Vgl MillerHayes 2006 331ndash33416 Alttestamentlich ist dies aus mehreren unabhaumlngigen Quellen belegt neben Nachrichten ausden Koumlnigsannalen (vgl 2Koumln 1325 1425a) auch in Spiegelungen der prophetischen Uumlberlieferung(Am 13ndash4 613) Hinzu kommt die Kontrolle des Fernhandels im Nordsinai durch das Nordreichwie sie mit dem Zufallsfund von Kuntillet ʻAǧrūd nachgewiesen ist So jetzt auch nachdruumlcklichFinkelstein 2014 124ndash127 unter Einbeziehung von Tell el Ḫulēfe (= Ezion-Geber) am Roten Meer17 Die uumlbliche Bezeichnung der beiden Inschriften als bdquoCombinationKombination IIIldquo ist nichteindeutig ja geradezu irrefuumlhrend Deshalb wird dafuumlr bereits in Blum 2015 bdquoKombination Aldquo bzwbdquoKombination Bldquo vorgeschlagen Auch sonst basiert die folgende Praumlsentation der DAPT im Wesent-lichen auf der in bdquoTexte aus der Umwelt des Alten Testaments Neue Folge Band 8ldquo18 Blum 2008b in Aufnahme und Weiterfuumlhrung vorausgehender Lesungen von CaquotLemaire1977 Rofeacute 1979 WeippertWeippert 1982 Hackett 1984 Pueumlch 1987 und Weippert 1991

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 25

Abb 1 Kombination A copy E Blum

die in der Editio princeps als bdquoCombination ildquo zusammengestellten Fragmente um-fasst sowie alle Fragmente der Kombinationen iii (mit roter Tinte) und v dazu ein-zelne Elemente aus den Kombinationen vii viii xii und xv Abb 1 zeigt daruumlberhinaus eine weitgehend noch tentative Integration der Kombinationen iv und vi indas untere Drittel des Textes19

Des Weiteren veranschaulicht Abb 1 die Zuschreibung der Fragmente xiii(b)ndash(e) zu einer Rahmung die Kombination A nach unten begrenzte Zwar bleibt die(relative) Anordnung dieser Einzelfragmente im Detail tentativ doch lassen sichfuumlr ihre grundsaumltzliche Positionierung an dieser Stelle gute Gruumlnde anfuumlhren

So kommt fuumlr die Fragmente xiii(b) und (d) die oben Schriftzeichen(reste) und darunter roteornamentale Elemente aufweisen nur eine Position bei der letzten Schriftzeile von Kombinati-

19 Sie sind in der hier wiedergegebenen Uumlbersetzung (Abschnitt 41) nicht aufgenommen

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26 Erhard Blum

on A infrage Aber auch fuumlr das rot-schwarze Band mit Zickzack-Muster auf den beiden Ele-menten von xiii(c) duumlrfte es zu einer entsprechenden Positionierung keine Alternative gebenebenso fuumlr xiii(e) mit der kraumlftigen schwarzen Linie20 Hinsichtlich der Anordnung dieser Frag-mente zeigt die auf Abb 1 praumlsentierte Konstellation hingegen nur eine von mehreren Moumlglich-keiten

Unter den Zeichnungen auf den Fragmenten xiii bleibt insbesondere die im Ansatznoch erkennbare gerundete Struktur in Rot raumltselhaft21 Die Reste eines rot-schwar-zen Bandes erinnern immerhin an aumlgyptische Darstellungen einer geschnuumlrtenSchriftrolle womit die schon laumlnger beobachteten Affinitaumlten des Layouts der bei-den Deir lsquoAlla-Texte zur aumlgyptischen Schreibertradition22 durch eine weitere Facetteergaumlnzt wuumlrden Uumlber die ornamentale Funktion hinaus waumlre in diesem Falle soetwas wie eine ikonische Referenz auf die in der Inschrift repraumlsentierte Taumltigkeitder Schreiber gegeben23

Wie auch immer die graphischen Elemente zu interpretieren sind der untereRahmen von Text A hat mancherlei Konsequenzen fuumlr das Verstaumlndnis des Ensem-bles der Inschriften So wird Kombination A damit schon formal als eigenstaumlndigeGroumlszlige markiert Inhaltliche Extrapolationen von Text A auf B oder umgekehrt wiesie lange in der Forschung selbstverstaumlndlich waren beduumlrften von daher guterBegruumlndungen Zugleich aber unterstuumltzt die untere Rahmung von A die Annahmedass Kombination A und B in einer Kolumne untereinander standen24 In diesemFalle lag es nahe Text A deutlich gegenuumlber dem Folgenden abzugrenzen25 waumlh-rend Text B schlicht mit der letzten Schriftzeile enden konnte

Bei der hier zugrunde gelegten Rekonstruktion von Kombination A mit 18 Zei-len26 zeigen sich daruumlber hinaus bemerkenswerte Symmetrien des Layouts In

20 Die obere waagrechte Begrenzung ebenso wie die am linken Rand von Text A und B (Fragmenteviii[a]ndash[c] xii[a]) bestanden aus einem mehr oder weniger breiten roten Strich Auf der rechtenSeite von A wie B gab es keine Randmarkierung auch nicht am unteren Rand von B wo der (unbe-schriebene) Verputz noch uumlber mehr als 12 cm Houmlhe erhalten ist vgl Hoftijzervan der Kooij 1976Plate 3121 Ist etwa an eine Darstellung der Sonnenscheibe (als Referenz auf die in der Erzaumlhlung zentraleSonnengottheit) zu denken22 Lemaire 1986 89 Weippert 1991 176f (= 1997 185)23 Bis hin zu einem Bezug zu der Papyrusrolle die vermutlich als Vorlage fuumlr die Uumlbertragung aufdie Wand diente (s u S 29) vgl auch Millard 1978 24f sowie Lemaire 1991 43 mit dem Hinweisauf korrespondierende Zeilenlaumlngen in bekannten aramaumlischen Papyri24 Vgl dazu des Weiteren die Argumente bei van der Kooij 1991 241f und zur Anschauung diebdquoschematic reconstructionldquo des Raumes ebd Fig 1 (s u S 37 Abb 3) die graphische Abgrenzungvon A und B ist darin noch nicht im Blick25 Zusaumltzlich zu den ornamental-ikonischen Elementen die vermutlich nicht uumlber die ganze Ko-lumnenbreite gingen koumlnnte dafuumlr ein durchgehender Strich gedient haben vgl die kraumlftigeschwarze Linie auf Fragment xiii(e)26 Bei ihrer Rekonstruktion hatte im Uumlbrigen die Orientierung an den Informationen der Editionzu den bdquocombinationsldquo den Vorrang Dementsprechend umfasst sie alle Fragmentgruppen die in

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Kombination A reicht der Rubrum-Text der ersten Zeile von deren Anfang exakt biszur Mitte in der zweiten Zeile beginnt das Rubrum in der Mitte und reicht bis zumZeilenende Des Weiteren scheint das Schriftbild der Kombination daraufhin ange-legt zu sein relativ genau ein Quadrat darzustellen Mit dieser gewiss absichts-vollen aumlsthetischen Praumlsentation thematisiert der schriftliche Text gleichsam sichselbst in seiner visuell-medialen Gestalt

212 Textsorte(n) und DiachronieDie Kombination gliedert sich inhaltlich und sbquoformallsquo in zwei Hauptteile die inihrer Textsorte und ihrem Gestus unterschiedlicher kaum sein koumlnnten Sie beginntnach der rot geschriebenen Uumlberschrift (V 1) die das Ganze als bdquoSchrift (spr) vonBilʻam Sohn des Beʻorldquo ausweist mit einer Erzaumlhlung um diesen Seher Diesereicht bis V 9 bei dem sie gleichsam ohne bdquoGestaltschlieszligungldquo anhaumllt Mit V 10setzt stattdessen formal nicht abgehoben die Schilderung einer bdquoverkehrten Weltldquoein die am Ende den mehr als 15-fachen Umfang der Narration einnimmt DieErzaumlhlung von Bilʻam zeigt ihn sogleich in seiner besonderen Funktion als Mittlerzwischen Goumltter- und Menschenwelt Des Nachts kommen Goumltterboten [in einerVision] im Auftrag des Gottes El27 zu ihm und tragen ihm auf das was er in einer(vorausgegangenen) Schauung uumlber das bevorstehende Handeln der Goumltter erfah-ren hatte kundzutun Diese warnend draumlngende Goumltterrede ndash im Text durch Ru-brum hervorgehoben ndash mit der Aufforderung eine Schauung mitzuteilen welchedie LeserHoumlrer noch gar nicht kennen erzeugt eine spannungsvolle Leerstelle diedurch Bilʻams Reaktion am naumlchsten Morgen sein Weinen und Fasten nur nochverstaumlrkt wird Bilʻams VerwandtschaftVolk die daraufhin zu ihm kommen undnach dem Grund fuumlr sein Verhalten fragen werden insofern als Platzhalter derRezipienten in Szene gesetzt Auf dieser irdischen Buumlhne erzaumlhlt Bilʻam was sichauf der von ihm geschauten himmlischen Buumlhne abgespielt hat die Versammlungder šaddayin der hohengroszligen28 Goumltter Sie sind zu einem schicksalstraumlchtigenBeschluss zusammen gekommen in dem sie die Sonnengoumlttin aufforderten DuumlrreFinsternis und Schrecken uumlber die Erde zu bringen ndash wenn auch nicht fuumlr immerDieser Beschluss der Goumltter war der Grund fuumlr Bilʻams Weinen und Fasten gewesenDarauf hatten sich wohl auch die Goumltterboten in ihrer Botschaft fuumlr Bilʻam bezogenEr sollte die Menschen warnen Welche Folgen hatte diese Warnung Davon wirdnach den erhaltenen Fragmenten nichts mehr erzaumlhlt Stattdessen folgt eine breiteSchilderung der sbquoAdynatalsquo einer chaotischen Welt in der insbesondere die sozialenVerhaumlltnisse bei Tieren und Menschen auf den Kopf gestellt erscheinen

der Editio princeps aufgrund aumluszligerer Merkmale ausdruumlcklich dem ersten Text zugeordnet wurdenDie besonderen Proportionen von Text A kamen erst nachtraumlglich in den Blick27 Der Goumlttervater und Schoumlpfergott () El erweist sich hier aumlhnlich den Menschen zugeneigt wieder Gott EaEnki in den mesopotamischen Flutuumlberlieferungen28 Zu dieser (tentativen) Deutung der Bezeichnung šdyn s u S 44 FN 97 zu V 7b

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Den Anfang machen in gleichmaumlszligig gebauten Kola 4+1 Paare von Vogelarten wobei die schwauml-cheren die staumlrkeren provozieren bzw angreifen (V 10ab 11ab 12a) Die folgenden beiden Kola(V 12bc) leiten mit einer weiteren Steigerung der Absonderlichkeiten uumlber zur Welt der Land-tiere bei denen die Ordnungsgrenzen zwischen Haus- und Wildtieren ebenso aufgehoben er-scheinen wie die zwischen Tier und Mensch (V 13ndash15) Das Monokolon von der Erziehung(mwsr) von Hyaumlnen durch Schakalwelpen in V 15 bildet hierin gleichsam eine Fermate Daranschlieszligen sich drei Bikola (V 16ndash18) an mit drastischen Beispielen fuumlr den mundus inversusunter den Menschen die in eine Art Sinnspruch bzw in eine direkte Anrede an die Leser (V19ab) muumlnden29 Die weiteren nur noch phasenweise lesbaren Zeilen handeln von teilweisekatastrophischen Notlagen (V 20ndash24) Darauf folgen wieder Verse zur Aufhebung der Rangord-nung in der Tierwelt nun unter den Landtieren In den letzten beiden Zeilen sind kaum mehreinzelne Woumlrter zu identifizieren nichts deutet aber auf eine Wiederaufnahme der erzaumlhltenSzenerie von V 1ndash9 hin

Die Relation dieser gleichsam sbquoausuferndenlsquo diskursiven Weiterfuumlhrung ab V 10 zurvorausgehenden Bilʻam-Erzaumlhlung wird ndash abgesehen von dem einleitenden bdquoDennldquobzw bdquoJaFuumlrwahrldquo nicht expliziert Indizien wie das Fehlen einer narrativen Rede-einleitung und die alles in allem perfektivische Darstellung des mundus inversuslegen aber deren Deutung als sbquoRedelsquo des Autors nahe der sich mit diesen Ausfuumlh-rungen an die Leser richtet30 In diesem Falle ist die Darstellung der chaotischenVerhaumlltnisse als Begruumlndung fuumlr das zuvor erzaumlhlte Tun der Goumltter zu lesen docheben nicht auf der Ebene der Erzaumlhlhandlung sondern als deren erlaumluternde Kom-mentierung fuumlr die Leser Gleichwohl bleiben im Gesamtzusammenhang Inkohauml-renzen bestehen31 Nimmt man den harten Wechsel in der Textsorte ab V 10ffhinzu ebenso den Umstand dass die einleitende Bilʻam-Episode am Ende des um-fangreichen Diskurses vergessen erscheint so spricht in diachroner Perspektiveviel fuumlr einen Komposittext Mit anderen Worten man wird davon ausgehen duumlr-fen dass eine (zumindest mit ihrem Plot) tradierte Erzaumlhlung uumlber den GoumltterseherBillsquoam bar Belsquoor mit einer diskursiv-weisheitlichen Schilderung eines mundus in-versus fortgeschrieben wurde wobei der urspruumlngliche Schluss der Erzaumlhlung weg-fiel

Dieser recht profilierte diachrone Befund einer bdquoFortschreibungldquo von aumllteremMaterial bildet das klarste Indiz dafuumlr dass wir es hier mit sogenannter bdquoTradi-tionsliteraturldquo32 zu tun haben wie sie uns nicht zuletzt in der hebraumlischen Bibelentgegentritt Damit versteht sich des Weiteren von selbst dass die DAPT insge-samt nicht als singulaumlre Groumlszligen zu sehen sind sondern lediglich Repraumlsentanteneines umfassenderen Literaturbetriebs darstellen Letzteres steht freilich noch aus

29 Vgl die Deutungsoptionen unten auf S 45 FN 101 zu V 1930 Fuumlr eine Diskussion alternativer Optionen vgl Blum 2008a 92ndash9431 Beispielsweise fehlt in der Erzaumlhlung von Bilʻam jeder auch indirekte Hinweis auf das Bestehenchaotischer Verhaumlltnisse vgl im Einzelnen Blum 2008b 595f32 In Abgrenzung zu einer sbquoAutorenliteraturlsquo wie sie insbesondere aus dem griechisch-roumlmischenBereich bekannt ist

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weiteren Gruumlnden auszliger Frage Dazu gehoumlren sowohl die Spannung zwischen demformalen und inhaltlichen Gestaltungsniveau der Texte und dem peripheren Fund-ort als auch der textkritische Befund in Text A Zeile 1 mit der nachtraumlglichen Kor-rektur einer aberratio oculi die auf die Benutzung einer schriftlichen Vorlageschlieszligen laumlsst33

Das markante Design von DAPT A mit seiner Visualisierung textlicher Ge-schlossenheit leitet schlieszliglich dazu an unbeschadet der skizzierten Inhomogeni-taumlt des Komposittextes nach seiner intendierten Gesamtausrichtung zu fragenTrotz der starken Wirkung der anfaumlnglichen Erzaumlhlung fuumlhrt diese Frage nicht aufeine prophetische Gattung34 sondern im weiteren Sinne auf eine weisheitlichePragmatik des Ganzen So weist die anschlieszligende Darstellung der verkehrtenWelt die am Ende auch quantitativ dominiert eine deutliche Affinitaumlt zu weisheit-lichen Anliegen auf35 Den Ausschlag gibt jedoch die Titulierung des Ganzen inV 1 als bdquoDie Lehren der Schrift von Billsquoam bar Belsquoor dem Goumltterseherldquo Mit derVoranstellung von bdquodie LehrenUnterweisungenWarnungen von hellipldquo36 passt dieserTitel weder zur Prophetenerzaumlhlung noch zur Schilderung des mundus inversus je-weils fuumlr sich genommen sehr wohl aber zur vorliegenden Verbindung beider37

wird darin doch die beschlossene Katastrophe mit dem alle Ordnungen verkehren-den Verhalten von Mensch und Tier begruumlndet38 Textpragmatisch impliziert dieserSkopus fuumlr den Leser den Appell derartige Stoumlrungen der sozialen Ordnung dieschlieszliglich in eine chaotische Welt muumlnden koumlnnen zu meiden und die guten Ver-haumlltnisse zu pflegen Wird der Gesamttext also in diesem Sinne paraumlnetisch rezi-piert bedarf er fuumlr seine Wirkintention auch nicht mehr notwendig einer Ruumlckkehrzur Bilʻam-Narration im Anschluss an die diskursiven Ausfuumlhrungen

33 S u S 44 FN 93 zu A 2a Da unbeschadet dieses Schreibfehlers die Gestaltungssymmetrie in Z1f erreicht wurde muss man davon ausgehen dass der Schreiber es verstand ad hoc einen Aus-gleich im Textbestand vorzunehmen34 Die von M Weippert vorgeschlagene Bestimmung als bdquoprophetisches Apophthegmaldquo (Weippert1991 164 177 [= 1997 174 186]) duumlrfte dagegen schon A 1ndash9 kaum treffen da hier kein (auchfuumlr sich verstaumlndliches) Logion des ProphetenSehers die Pointe bildet wie es nach der uumlblichenGattungsdefinition zu erwarten waumlre Auch hat die Erzaumlhlung dafuumlr zu viel Eigengewicht (vgl nurdie Gottesrede in V 3) Ganz und gar verschieben sich die Gewichte sodann mit V 10ff und mit derUumlberschrift35 Vgl dazu unten S 37 FN 6736 Die Komplettierung der Uumlberschrift durch ysry (Fragment iii[f]+[b] mit roter Tinte) geht aufPueumlch 1987 und Levine 2000 zuruumlck Im juumlngeren Aramaumlisch (CAL 2014 s v) und Hebraumlisch (Geseni-us 2013 471) bedeutet yissūr in erster Linie bdquoZuumlchtigung Leidenldquo Dem liegt jedoch eine semanti-sche Verschiebung innerhalb der gleichen Bedeutungsbreite zugrunde (von bdquoUnterweisung Lehreldquobis bdquoZuumlchtigungldquo) wie bei dem althebraumlischen mūsār vgl dazu Branson 1982 688ndash69737 Daruumlber hinaus liegt auch die Vermutung nahe dass ysry dem ansonsten vollstaumlndigen Titelerst im Zuge der oben diskutierten Fortschreibung vorangestellt wurde38 Bezeichnenderweise wird das Unheil durch die Sonnengottheit herbeigefuumlhrt die im Alten Ori-ent traditionell das Unrecht aufdeckt und ahndet

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213 Der aramaumlische Bilʻam-Text und das Alte TestamentDie spektakulaumlrste Beziehung zur hebraumlischen Bibel besteht in der sbquoIdentitaumltlsquo derHauptgestalt des Billsquoam Sohn des Beʻor mit einer im Pentateuch belegten Prophe-tengestalt (Nu 22ndash24 etc) Daruumlber hinaus betreffen die Uumlbereinstimmungen dieVerbindung Bilʻams einerseits mit Aram (Num 237 [Dtn 235]) und ndash in andererWeise ndash mit dem Ostjordanland (Num 22ndash24 bzw der Standort der Inschrift) sowieseine Charakterisierung als bdquoGoumltterseherldquo bzw als bdquoder die Vision Schaddajsschautldquo (Num 244 par 16) Andere in Anschlag gebrachte Parallelen39 duumlrften da-gegen gaumlngiger Idiomatik geschuldet sein

Hinsichtlich der substanzielleren Bezuumlge ist mit unterschiedlichen Moumlglichkeiten zu rechnenSo koumlnnte man mutmaszligen dass der Seher Billsquoam b Belsquoor bei Aramaumlern wie (Nord-)Israelitenals Gestalt der Tradition bekannt war und dass sein spr auch aus diesem Grund an der Wandin Sukkot angeschrieben wurde Moumlglicherweise gehoumlrt aber auch die israelitische Bilʻamperi-kope zu den Nachwirkungen der damaszenischen Akkulturierungsbemuumlhungen in Gilead (sie-he dazu unten Abschnitt 3) Mit Letzterem waumlre jedenfalls dann zu rechnen wenn die Redevom bdquoHoumlrenldquo der bdquoWorte Gottes (rsquoel)ldquo und vom bdquoSchauen der Vision des Erhabenen (šadday)ldquoin den parallelen Kola von Num 244 (vgl 2416) ein spaumltes (und transformiertes) Echo derErzaumlhlung von Els naumlchtlicher Botschaft an Bilʻam (A 2f) und danach der Vision der šdyn-Versammlung (A 7ndash9) darstellen sollte40

Weniger sensationell aber moumlglicherweise von groumlszligerer Bedeutung sind Ver-gleichsmoumlglichkeiten anderer Art Dazu gehoumlrt das Phaumlnomen einer Unheilspro-phetie noch dazu ohne einen Bezug auf einen Herrscher die hier erstmals imauszligerisraelitischen Kontext begegnet und dies Generationen vor dem aumlltesten isra-elitischen Schriftpropheten (Amos)41

Weitere Aspekte der Signifikanz der DAPT beruhen auf dem literarischen Cha-rakter dieser Texte und moumlgen von daher trivial erscheinen Sie sind es jedocheben deshalb nicht weil DAPT A und B wie eingangs notiert bislang die einzigenumfangreichen Vergleichstexte zur hebraumlischen Bibel im levantinischen Kontextdes 1 Jahrtausends v Chr darstellen die im engeren Sinne als bdquoliterarischldquo zu qua-lifizieren sind So belegen sie uumlbereinzelsprachliche idiomatische WendungenPhrasen42 die in diesem Sprachraum z T uumlber Jahrhunderte in Gebrauch wareneine Moumlglichkeit die in exegetischen Hypothesenbildungen methodisch nicht sel-

39 Vgl Num 229a20 mit A 2a oder Num 2213aα21aα mit A 4a und dazu Muumlller 1978 57f Weinfeld198182 141f40 Nach Delcor 1989 39 kannte der Autor der Bilʻamorakel in Numeri bdquosans doute des traditionssemblables agrave celles de lrsquoinscription de Deir ʻAllaldquo Der biblische Tradent habe diese freilich bewusstentmythisiert indem er die Mehrzahl der šaddayyim durch den einen šadday ersetzte41 Dazu eingehender Blum 2008a siehe auch die rasche Replik in Kratz 2008 118ndash120 (= 201194ndash96) die freilich wichtige Anstoumlszlige nicht aufnimmt42 Neben den Phrasen auf die oben in FN 39 referiert wird gehoumlren dazu die seit Laumlngerem gese-henen Parallelen zu A 7c in Ps 469 665 die Metaphorik in B 5(a) und Hi 816 oder die idiomatischeUumlbereinstimmung von B 17(a) mit Jes 2911 im Qere sowie V 12

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ten ausgeblendet bleibt43 Auch bietet Kombination A ein gewichtiges auszligerbibli-sches Beispiel fuumlr eine gesteigerte Prosa44 mitunter als bdquonarrative poetryldquo (Wol-ters) oder als bdquoKunstprosaldquo (H Weippert) bezeichnet wie sie gerade auch im AltenTestament verbreitet ist45 dort allerdings nicht immer erkannt und dann zum Ge-genstand redaktionsgeschichtlicher Scheidungen wird

22 Kombination B Ein weisheitlicher Dialoguumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung

221 Zum Layout des rekonstruierten TextesDie zweite Kombination (Abb 2) die erheblich umfangreicher war als Text A istbedauerlicherweise nur noch zu einem kleinen Teil lesbar Auch hier hat derSchreiber vermutlich eine symmetrische Gestaltung angestrebt Der Rubrumtext inZ 17 scheint bis zur Zeilenmitte gereicht zu haben und mochte auch vertikal dieMitte des Textes repraumlsentiert haben46 Jedenfalls war der linke Rand der Kolumnedurch einen senkrechten roten Strich (Fragmente xii[a] viii[a]ndash[c]) markiert even-tuell in direkter Weiterfuumlhrung des Rahmens von Text A

Die physische Rekonstruktion von Kombination B ist seit der Erstpublikationmit der Anordnung der groszligen Fragmente ii(a)ndash(g) in der Hauptsubstanz gesichertAuch die spaumltere Positionierung von x(a)ndash(d) ix(a) und xii(a) zwischen ii(b) (d)und (e) konnte sich auf Angaben der Erstherausgeber zur Fundsituation stuumltzen47

222 Gattung und ThematikDie Schwierigkeiten bei der Lesung des Textes beruhen nicht allein auf dem proble-matischen Erhaltungszustand sondern auch auf der Ambiguitaumlt einzelner Formu-lierungen Entsprechend disparat sind die sachlichen Deutungen die im Anschlussan die Erstedition vorgeschlagen wurden48 Den entscheidenden Schluumlssel fuumlr einangemessenes Gesamtverstaumlndnis bilden meines Erachtens die wiederholt auszu-machenden Rede-Elemente zum einen in diversen Fragen die in den Zeilen 5(a)

43 Vgl das Beispiel in Blum 2008a 106 FN 13044 Zu nennen sind hier die Tendenz zu kolometrischen Strukturen und Wiederholungen sowie dieBildung von Chiasmen und Inklusionen Sie finden sich besonders in dem diskursiven Teil ab Z 7Ende und in den direkten Reden aber auch in der Darstellung des Erzaumlhlers vgl dazu bes Wolters1991 sowie unten die Anmerkungen zur Uumlbersetzung45 Vgl bspw die Beitraumlge in de MoorWatson 1993 und zuletzt Blum 201246 Dafuumlr waumlre am Anfang ein Ausfall von fuumlnf Zeilen anzunehmen47 Fuumlr die Einzelfragen wie fuumlr die Gesamtdeutung ist auf Blum 2008c zu verweisen Kleinere aberwichtige Korrekturen der Rekonstruktion im Bereich von Fragment ix(a) sind sodann in Blum 2015470 notiert48 Blum 2008c 40

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Abb 2 Kombination B copy E Blum

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9 12(b) 13(d) begegnen wobei die erste offenbar in Z 16(cd) wieder aufgenommenwird zum anderen in wiederholten Anreden in der 2 Person Singular (Z 9 10[a]11[b] 15[c] 16[c] 17) Grundlegende Bedeutung kommt dabei erwartungsgemaumlszligden als Rubrum geschriebenen Saumltzen in Z 17 zu Nach einer gegenuumlber der Editioprinceps maszliggeblich korrigierten Lesung49 werden hier einem textinternen Ge-spraumlchspartner ndash vermutlich einem Meisterschuumller ndash seine besonderen Kompeten-zen in der Schreibkunst und deren Unterricht50 sowie seine Aufgaben im oumlffentli-chen Leben vor Augen gehalten In Verbindung mit Aussagen wie in Z 9 oder 16(c)draumlngt sich von daher das Verstaumlndnis des Textes als eines Dialogs zwischen einemMeister und seinem Schuumller51 auf

Die Rubrum-Halbzeile bildet zugleich die Achse einer inhaltlichen Zweigliede-rung des Gesamttextes In den anschlieszligend noch lesbaren Fragmenten begegnenvorwiegend sozialethische Themen zumeist konkretisiert an negativen Verhaltens-weisen (Z 22ndash24) diese Thematik wird im zweiten Teil des Rubrums eingefuumlhrt(bdquoDir obliegt Rechtsprechung hellipldquo) Demgegenuumlber ist der vorausgehende ersteHauptteil ganz von der Sinnfrage angesichts der Vergaumlnglichkeit des Menschenbestimmt Vermutlich ist es der Lehrer der mit dieser Frage in Z 5(a) und 16(cd)konfrontiert wird Auch wenn die Gedankengaumlnge nur ansatzweise zu erkennensind scheint eine seiner Argumentationen auf die nachhaltige sorglose Ruhe derVerstorbenen auf ihren andauernden bdquoSchlafldquo zu zielen (Z 11f 14f) Demgegen-uumlber wird ein ganz anderer Impuls mit Z 17 gesetzt Die als Rubrum hervorgehobe-ne Reihe rhetorischer Fragen und Appelle lenkt den Blick des Fragenden von derWelt der Toten weg hin auf seine eigene Lebensgestaltung auf seine besonderenKompetenzen als Schriftkundiger und auf seine forensische Verantwortung in derGesellschaft Insofern fuumlhren auch die anschlieszligenden Konkretionen eines lebens-foumlrdernden bzw -schaumldlichen Handelns die lebensweisheitliche Grundthematiksachgemaumlszlig weiter Im Schlussteil scheint sodann ein geradezu enkomiastischerTon angeschlagen zu sein Die Metaphorik laumlsst vermuten dass hier das heilvolleWirken eines Lehrers gepriesen wird (Z 35f)52

Im Kontext des Alten Orients gehoumlrt unser Text in jeder Hinsicht zu der Litera-tur die gewoumlhnlich dem Bereich der bdquoWeisheitḥŏḵmāldquo zugeordnet wird Daraufverweisen die semantisch-pragmatischen Aspekte von Sinnreflexion ErziehungBildung Wirklichkeitserschlieszligung (bdquoRatgeberldquo) und ethische Orientierung ebensowie konstitutive Merkmale der Textsorte (dialogisch-diskursiv paraumlnetisch)

49 Dazu Blum 2008c 47f50 Der Bezug auf die Lehrtaumltigkeit laumlsst an einen fortgeschrittenen Schuumller denken einen Famuluswie er als sogenannter bdquogroszliger Bruderldquo in der altmesopotamischen Schule neben dem Meister be-gegnet51 Nicht ausgeschlossen werden kann auch ein Gespraumlch sbquoauf Augenhoumlhelsquo das heiszligt zwischenzwei Lehrern bzw zwei Meisterschuumllern (in letzterem Falle waumlre Z 9 wohl futurisch aufzufassen)52 Vgl dazu Dtn 322 (bezogen auf das lehrhafte Lied)

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Gleichwohl gibt es in den vielfaumlltigen und umfangreichen Korpora altorientali-scher aumlgyptischer und biblischer Weisheitstexte nicht viele spezifische Vergleichs-texte Immerhin kann man fuumlr die Fokussierung auf das Thema der Vergaumlnglichkeitauf die Keilschrifttafel mit den bdquoCounsels of a Pessimistldquo53 verweisen Noch interes-santer erscheint jedoch ein anderes keilschriftlich tradiertes Werk das als bdquoDerDialog zwischen Šūpē-amēli und seinem sbquoVaterlsquoldquo bzw bdquoThe Wisdom of Šūpecirc-amēlīldquooder nach seinem Anfang als bdquošimacirc milkaldquo (bdquoHoumlre den Ratldquo) bekannt gewordenist54 Es ist in zwei akkadischen Versionen aus Emar und Ugarit und einer hethiti-schen aus Boğazkoumly belegt (durchweg spaumltes 2 Jahrtausend v Chr) In dem groumlszlige-ren Teil der Schrift formuliert der VaterLehrer konventionelle Sentenzen und Un-terweisungen Dann repliziert der Sohn jedoch recht unvermittelt mit der Fragewas der Vater von all seinem Reichtum im Tod behalte und er schlieszligt mit einemBlick auf das Schattenreich der Toten V A Hurowitz interpretiert dies als eine fuumlrMesopotamien einzigartige Infragestellung der traditionellen Weisheitslehre bdquoItturns out then that death renders worthless all human accomplishment great asit may beldquo55 Parallelen dazu faumlnden sich erst in der skeptischen Weisheit des Ko-helet und in Psalm 49 Vergleicht man damit den Dialog von DAPT B so faumlllt aufdass hier das Vergaumlnglichkeitsthema auf der einen Seite in groszliger Breite den erstenHauptteil des Werks dominiert Soweit man erkennen kann wird aber auf der an-deren Seite diese Thematik nicht als Infragestellung der weisheitlichen Wirklich-keitsdeutung eingefuumlhrt sondern eher als eine Sinnfrage an der sich die Antwort-faumlhigkeit der Weisheit zu erweisen hat Auf deren Demonstration erscheint dennauch die Schrift als ganze angelegt

Unbeschadet der eminenten Schwierigkeiten bei der textlichen Rekonstruktionist jedenfalls festzuhalten dass sich in dem weisheitlichen Gespraumlch von DAPTB eine intellektuelle und politische Schreiberelite selbstbewusst spiegelt die sichoffenbar auch an schwierige Sinnfragen heranwagte Zugleich liegt auf der Handdass eine derart komplexe Diskursliteratur die Pflege einer anspruchsvollen Schrei-berausbildung und -bildung in Aram-Damaskus und dies uumlber mehrere Generatio-nen zur Voraussetzung hatte

53 Lambert 1960 107ndash109 vgl Blum 2008c 4954 Fuumlr eine erste Edition der Textzeugen siehe Dietrich 1991 33ndash68 (mit Uumlbersetzung und knapperKommentierung) und Dietrich 1993 53ndash62 sowie Kaumlmmerer 1998 Vergleichend-traditionsgeschicht-liche Untersuchungen im altorientalischen (und biblischen) Kontext sind Hurowitz 2007 und Salla-berger 2010 zu verdanken bei Letzterem mit korrigierten Lesungen und mit der Klaumlrung dass Šūpē-amēli der Name des Vaters ist Die umfassendste Neubearbeitung mit substanziellen Korrekturen(gestuumltzt auf rezente Fragmente aus Ugarit) sowie mit hilfreichen Erlaumluterungen hat schlieszliglichCohen 2013 81ndash128 vorgelegt55 Hurowitz 2007 43

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 35

3 Funktion und institutioneller Rahmender Wandinschriften

31 Kultischer oder politisch-regaler KontextDie Existenz derart aufwendiger aramaumlischer Inschriften auf dem kleinen eisenzeit-lichen Tell Deir ʻAlla gibt nicht wenige Fragen auf Neben der Klaumlrung der Sprachebetreffen diese vor allem die Funktion und Bedeutung solcher Texte an diesem Ort

Vom Ausgraumlber H J Franken wurde die Anlage als bdquocult siteldquo bzw bdquosanctuaryldquobestimmt56 eine Annahme die in diversen Modifikationen die Forschung langedominierte57 Sie stuumltzte sich vor allem auf die Existenz eines spaumltbronzezeitlichenTempels (zerstoumlrt Anfang 12 Jahrhundert v Chr) und auf den religioumlsen Charakterdes Bilʻam-Textes Dabei hatte Franken schon 1976 eingeraumlumt bdquoThis interpretationis not warranted by archaeological evidence [hellip]ldquo58 Tatsaumlchlich zeigen weder archi-tektonische Strukturen noch die Ausstattung der Raumlume (Raum EE335 mit den In-schriften war voumlllig leer)59 noch die Inschriften ein Heiligtum oder eine sonstigeinstitutionell-religioumlse Funktion des Gebaumludes an60

Ebenso deutlich ausgeschlossen werden kann eine politische Abzweckung imSinne einer Selbstdarstellung bzw Repraumlsentation politischer Macht- und Gel-tungsanspruumlche insbesondere des Koumlnigs wie sie fuumlr die Inschriften auf Ortho-staten der nordsyrischen Koumlnige von Guzan Samrsquoal Hamat Karatepe oder der suumld-levantinischen Herrscher Hasael von Damaskus (am Stadttor von Tel Dan) bzw aufder Stele Mescharsquos Koumlnig von Moab vorauszusetzen ist oder auch im Sinne eineroumlffentlichen sbquoDokumentationlsquo zwischenstaatlicher Vertraumlge (Sfire-Stelen) KoumlnigPriester oder andere Wuumlrdentraumlger werden in den DAPT gelegentlich erwaumlhnt ste-hen jedoch thematisch an keiner Stelle im Fokus In dem fehlenden Bezug zumkoumlniglichen Herrschaftssystem sind noch die Siloah-Inschrift in Jerusalem und die

56 Franken 1976 8 und 1357 Vgl noch Franken 1991 mit der Behauptung bdquothat Deir ʻAlla is best explained as having been ndashprobably right through its long history ndash a sanctuary connected with tradeldquo (a a O 10) In demsel-ben Tagungsband formulieren dagegen Ibrahimvan der Kooij 1991 23 bdquoThe evidence from theroom of the plaster text does not indicate a cultic centre of the settlement but allows for the recon-struction of another kind of religious centre not yet archaeologically knownldquo Dazu auch van derKooij 1993 341 bdquoAlthough the plaster inscription and perhaps the stone suggest a religious con-text the building remains show no indications of cultic useldquo58 Franken 1976 1359 Vgl die eingehende Kritik bei WenningZenger 199160 Dies gilt auch fuumlr den Vorschlag von WenningZenger 1991 192f in dem Inschriftenraum bdquodassbquoVersammlungslokallsquo einer oumlrtlichen Prophetengemeinschaft zu sehenldquo nach Art der bdquoPropheten-gruppen die hinter 1Sam 1918ndash24 stehenldquo bzw entsprechend den bdquoProphetenjuumlngernldquo um ElischaDergleichen hatte zwar davor bereits A Lemaire vorgeschlagen (siehe die folgende FN) es ist je-doch schon aufgrund der beiden DAPT-Texte (nach Inhalt und Genre) auszuschlieszligen

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36 Erhard Blum

oben erwaumlhnte phoumlnizische Wandinschrift aus Kuntillet ʻAǧrūd vergleichbar DieFrage draumlngt sich auf ob die ausgepraumlgte Praumldominanz koumlniglicher Autoren in er-haltenen oumlffentlichen nordwestsemitischen Inschriften in gewissem Maszlige eine sbquoop-tischelsquo Taumluschung darstellen koumlnnte wiederum bedingt durch das vorrangig ver-wendete regale Medium (Stein)

32 sbquoSchulelsquo als institutioneller KontextIm Ruumlckblick kann es erstaunen dass die von Andreacute Lemaire recht fruumlh vorgetrage-ne Erklaumlrung des Raumes auf Tell Deir ʻAlla als bdquoeine Art sbquoSchulelsquoldquo61 kaum Gefolg-schaft gefunden hat62 Dabei deutet der Gesamtbefund geradezu zwingend in dieseRichtung insbesondere unter Einbeziehung der inzwischen weitergefuumlhrten bzwkorrigierten Textrekonstruktionena) Die Funktionalitaumlt des Raumes Die Texte waren nach der uumlberzeugenden Re-

konstruktion van der Kooijs (Abb 3)63 in einer Kolumne an der schmalen West-wand des Raums (30 times 43 m) angebracht die Kolumne begann auf einer Houmlhevon wenigstens 15 m und endete ca 50 cm uumlber dem Fuszligboden Links davonwar der Verputz zudem fuumlr eine weitere (nicht ausgefuumlhrte) Kolumne vorberei-tet wie aus der noch erkennbaren Weiterfuumlhrung des oberen roten Rahmensvon Kombination A nach links zu erkennen ist (s o S 25 Abb 1) sowie ausweiteren Putz-Fragmenten die nicht nur einen entsprechenden waagrechtenStrich in roter Tinte (daruumlber eine bdquoSphinxldquo-Zeichnung) aufweisen64 sondernauch zusammen mit dem Anfang von Kombination A aufgefunden wurden65

Vor der langen suumldlichen und der schmalen oumlstlichen Wand verlief nach denAusgraumlbern eine Bank66 Mit anderen Worten die Konstellation deutet darauf-hin dass die verputzte Wand als eine Art Tafel diente Sollten angeschriebeneTexte durch andere ersetzt werden war im Uumlbrigen mit Tuumlnche leicht tabularasa hergestellt

b) Der Charakter der Texte Signifikant sind die Vielfalt und die insgesamt weis-heitliche Praumlgung der Texte Hinsichtlich der Genres stehen eine Narration (AZeilen 1ndash7) eine auflistende Darstellung (A Zeilen 8ndash18) und ein diskursiverDialog (B) nebeneinander Inhaltlich muumlndet die Prophetenerzaumlhlung mit der

61 Lemaire 1991 54 wenn auch zunaumlchst mit dem Gedanken an bdquoune sorte drsquoeacutecole sbquoprophetiquelsquoldquounter Verweis auf 2Koumln 61f (Lemaire 1985 322)62 Eine Ausnahme bildet die Anknuumlpfung an Lemaire in dem grundlegenden Werk von Carr 2005161 Ansonsten mag die Uumlberlegung aufgrund der allzu groszligzuumlgigen Identifikation von Schulen inLemaire 1981 zuruumlckhaltend aufgenommen worden sein vgl die eingehende Kritik in Haran 198863 Van der Kooij 1991 241 Fig 164 Hoftijzervan der Kooij 1976 Plate 15 van der Kooij 1991 243 Fig 265 Van der Kooij 1991 240ndash24466 Fuumlr eine abweichende Deutung vgl WenningZenger 1991 190

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 37

Abb 3 Raum EE335 in Tell Deir ʻAlla copy G van der Kooij

Schilderung des Goumltterrates in die Thematik des mundus inversus die hier auchim Einzelnen mit weisheitlichen Elementen ausgefuumlhrt ist67 Das (mutmaszligli-che) Lehrer-Schuumller-Gespraumlch wiederum formuliert klassisch weisheitliche Re-flexionen uumlber elementare Sinnfragen und eine gelingende LebensfuumlhrungWas diese verschiedenartigen Texte verbindet ist eine didaktisch-paraumlnetischeAusrichtung die zudem sogleich in der Uumlberschrift von Text A angezeigtwird68 Damit ist denn auch die (komplexe) Pragmatik angezeigt aus der he-raus die Zusammenstellung als ganze schluumlssig gedeutet werden kann

Dem inhaltlichen Profil der Texte korrespondiert formal ihre anspruchsvol-le sprachlich-stilistische Gestaltung Deren Komplexitaumlt zeigt daruumlber hinausdeutlich dass sie literarisch konzipiert wurden Ohne das Medium der Schriftwaumlre etwa die narrative Poetizitaumlt in Text A kaum moumlglich Diese literarischeGestaltung findet sodann eine Entsprechung in dem aufwendigen Layout (mit

67 Dazu gehoumlren die Demonstration naturkundlicher Kenntnisse (V 10ff) die Identifikation mitdem Weisen (V 16b) und mit der sozialen Elite (V 16ndash18) oder die Motive von Belehrung (mwsr)und Planen (ḥšb) in V 151968 S o S 29

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Rahmenbildung Rubra etc) das vermutlich aumlgyptisch inspirierte Design-Kon-ventionen literarischer Papyri abbildete Sollte sich die oben skizzierte Mutma-szligung69 zu dem rot-weiszligen Band im unteren Rahmen von Text A als Aufnahmeeiner Hieroglyphenform fuumlr die geschnuumlrte Papyrusrolle bestaumltigen boumlte dasLayout daruumlber hinaus eine klare ikonische Referenz auf Schreiberwesen undSchriftkultur

Schlieszliglich Das Niveau und der bdquoBildungscharakterldquo der Texte sowie derbei ihrer Wandanbringung getriebene Aufwand entheben uumlber jeden Zweifeldass hier nicht an eine elementare Schreibschule zu denken ist sondern viel-mehr an eine fortgeschrittene professionelle Schreiberausbildung (bdquoMeister-klasseldquo)

c) Die institutionelle Selbstreferenzialitaumlt von Text B Wie vor allem der weisheitli-che Dialog zu erkennen gibt ging diese Schreiberausbildung zugleich mit ei-nem sbquogehobenen Bildungsanspruchlsquo einher Dabei spiegelt bereits die Ge-spraumlchskonstellation der textinternen Figuren die Bildungsinstitution sbquoSchulelsquoDaruumlber hinaus kommt repraumlsentiert durch die Dialogpartner geradezu derStand professioneller Schreiber in den Blick ihre Stellung im Umkreis des Kouml-nigs (Z 9 bdquoBeraumlt sich denn nicht mir dir oder holt sich nicht [bei dir] einenRatschlag der Thronendeldquo) und ihre gesellschaftlichen Leitungsaufgaben beider Rechtsprechung und im gewandten (politischen) Auftreten (Z 17c [Ru-brum] bdquoDir obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redeldquo) Werden denStudenten der Schreiberschule damit verlockende Perspektiven ihres Wegesvor Augen gestellt so spricht der Anfang des zentralen Rubrumverses (Z 17ab)den einen Dialogpartner ausdruumlcklich auf seine Kompetenzen in der Schreib-kunst70 und im Unterricht71 an wobei letzterer insbesondere auch im Auswen-diglernen durch die Schuumller bestand72

DAPT B Z 17 a) Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunstb) (darauf) anzuleiten73 den der auswendig repetiert

69 S o S 2670 Die genaue Entsprechung des aramaumlischen Ausdrucks ydʻ spr zu dem in Jes 2911f belegtenalthebraumlischen Idiom wurde uumlberraschenderweise zumeist uumlbersehen71 An die Moumlglichkeit dass die Kombination mit dem Idealbild eines Lehrers abschloss (s o S 33)sei ebenfalls erinnert72 Vgl dazu die erhellende Erklaumlrung des Ausdrucks bdquoSchuumllerzungeldquo in Jes 514 durch Weippert1989 111f bdquoUm dies verstehen zu koumlnnen muszlig man die orientalische Unterrichtsmethode kennendie uns bereits aus der Spaumltantike bekannt ist die man aber auch heute noch in arabischen undorthodox-juumldischen Elementarschulen erleben kann Der Stoff wird vom Lehrer vor- vom Schuumllernachgesprochenldquo Umfassend zur Bedeutung des Memorierens im altorientalisch-antiken Schulwe-sen orientiert Carr 200573 Die Ableitung des Ausdrucks von der aramaumlischen Wurzel dbr (anders noch Blum 2008c z St)findet sich auch bei Lipiński 1994 155 (vgl auch ders 1998 508) allerdings verbunden mit eineransonsten deutlich anderen Lesung bdquoto call the scribe who leads away sbquoThe curse is on the tonguefor you a judgement and a chastisementlsquoldquo (a a O 143)

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Koumlnnte ein Text sich in seiner Pragmatik deutlicher fuumlr eine fortgeschritteneSchreiberausbildung anbieten als Kombination B in Tell Deir ʻAlla

d) External evidence eine Griechischschule aus roumlmischer Zeit In Amheida demantiken Trimithis einer Stadt in der aumlgyptischen Oase Dakhla legten Grabun-gen der Columbia University New York in den Jahren 2004ndash2007 einen Gebaumlu-dekomplex frei in dem erstmals antike Schulraumlume archaumlologisch nachgewie-sen werden konnten74 Die Schule bestand in der ersten Haumllfte des 4 Jahrhun-derts n Chr und umfasste drei sbquoKlassenraumlumelsquo (19 times 95 m) Der bestkonser-vierte Raum (68 times 26 m)75 ist in einer Wandhoumlhe bis 220 m erhalten In derAntike waren die Waumlnde rundum weiszlig verputzt Vor einer der (langen) Waumlndestand eine gemauerte Bank Gegenuumlber an der Ostwand ist der Verputz uumlbermehrere Meter groszligenteils erhalten geblieben mit in roter Tinte geschriebenenSchultexten angeordnet in fuumlnf Kolumnen (zusammen 32 m breit maximal09 m hoch) Offenbar gab es in der abgelegenen Polis einen rhetorisch ge-schulten Lehrer der in der Lage war fuumlr seine fortgeschrittenen Schuumller Epi-gramme in elegischen Distichen zu schreiben und darin deren Schulsituationappellativ aufzunehmen76 In einem der zuletzt freigelegten Raumlume (R19) fan-den sich an der Westwand oberhalb der Bank zwei literarische Texte (ebenfallsin roter Tinte) Verse aus der Odyssee (IV 221ndash223) und ein Prosatext mutmaszlig-lich die Bearbeitung einer Erzaumlhlung die aus Plutarch bekannt ist

While the dipinto in room 15 seems to refer to the level of education taught by the rhetorliterary instruction went on in this room either at the hands of the same teacher or by someoneelse who taught at the level of the grammarian77

Alles in allem ist unuumlbersehbar mit der Nutzung verputzter Waumlnde als sbquoTafelnlsquo(und mit Wandbaumlnken) weisen die Schulraumlume in Trimithis exakt die gleiche ele-mentare Funktionalitaumlt auf wie der Raum in Tell Deir ʻAlla

74 Cribiore u a 2008 DavoliCribiore 2010 Den Hinweis auf die Amheida-Grabungen verdankeich Herrn Florian Lippke (TuumlbingenFribourg)75 Siehe Figs 7 und 9 in Cribiore u a 2008 174 17676 Siehe Color Fig 12 in Cribiore u a 2008 181 In der ersten Kolumne heiszligt es beispielsweise(nach Cribiore a a O 183)

αλλα θεὸς νεύσειεν επ ευχωλῆισιν εμεῖο [[hellip]] π[αντ]ας μουσάων έργα μελιχρὰ μαθεῖν συν πάση-σ Χαρίτεσσι και Ερμῆι Μαιάδος υἱεῖ ρητορικῆς σοφίης άκρον ἑλόντα[σ] ὅλον παῖδες εμοι θαρσεῖτε μέγας θεὸς ʽΰμμιν οπάσσει παντοίης αρετῆς καλὸν έχειν στέφανονhellip doch moumlge Gott meinen Gebeten geneigt sein dass ihr all die suumlszligen Werke der Musen erlerntindem ihr mit allen Grazien und mit Hermes dem Sohn d Maia den Gipfel der rhetorischenKunst ganz erobertMeine Knaben seid guten Mutes Der groszlige Gott wird euch gewaumlhren den schoumlnen Kranz man-nigfacher Tugend zu tragen

77 Cribiore (Davoli) 2013 7 (Hervorhebung im Original)

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Die Funktion der Baumlnke und des Verputzes in den bdquoSchulraumlumenldquo sind dabei nicht unbedingtnach dem Muster neuzeitlicher Schulen zu denken Waren die Ausgraumlberinnen in Trimithiszunaumlchst schlicht davon ausgegangen dass die bdquoBaumlnkeldquo von den Schuumllern als Sitzplaumltze ge-nutzt wurden78 so suggerieren inzwischen schon die Positionierungen der Inschriften ein viel-faumlltigeres Bild bdquoAs in room 15 the new rooms (R19 and 23) have a series of benches for stu-dents along the walls The students of R15 could sit on the benches to view the epigrams orstand on them to be able to write on the whitewashed wall behind those In the same waystudents in room 19 had to stand up on the benches there to write on the part of the wall thatwas plastered with white gypsum above a board painted in purpleldquo79 Dem korrespondierendie vielfaumlltigen Proportionen der Texte Waren die Uumlbungsepigramme in der Schriftgroumlszlige wohlso ausgelegt dass sie von den gegenuumlberliegenden Baumlnken aus lesbar blieben waren die lite-rarischen Textabschnitte wesentlich kleiner gehalten 14 times 3 cm mit einer Buchstabenhoumlhe von06 cm bzw erhaltene 64 times 16 cm mit durchschnittlich 1 cm hohen Zeichen und dies in einerbetraumlchtlichen Houmlhe an der Wand80 Die Schriftgroumlszlige der Wandtexte in Sukkot ist am ehestender des zuletzt genannten sbquoPlutarchlsquo-Textes vergleichbar Zwar waren die DAPT (im Vergleichmit Trimithis) fuumlr Leser wesentlich leichter zugaumlnglich von der gegenuumlber liegenden Bankkonnten aber ihre Buchstaben kaum mehr identifiziert werden Von daher wird man auch inTell Deir ʻAlla eher mit einer multifunktionalen Nutzung von Waumlnden und Baumlnken zu rechnenhaben Die Wandflaumlchen konnten Lehrern und Schuumllern dienen die Baumlnke den Studenten alsSitzbaumlnke fuumlr die Unterrichtsphasen von Vorsprechen Repetieren Memorieren etc81 wie auchfuumlr eigene Schreibuumlbungen oder Aumlhnliches mehr

Zwischen der Einrichtung und Nutzung der beiden Schulen liegen zwar mehr als1000 Jahre dennoch wird man nicht von einer rein zufaumllligen Entsprechung ausge-hen koumlnnen Entweder haben wir hier gluumlcklich erhaltene Belege fuumlr eine nachhal-tige kulturelle Kontinuitaumlt im ostmediterranen Raum oder es handelt sich um einein verschiedenen Kontexten sich aufdraumlngende funktionale Loumlsung fuumlr die gleichenkommunikativen Erfordernisse Beide Optionen liegen naumlher besehen freilich nichtweit auseinander nach beiden bietet der Fund in AmheidaTrimithis eine mehroder weniger direkte Bestaumltigung der Schulhypothese fuumlr Tell Deir ʻAlla

33 Traumlger und Zielsetzung der aramaumlischen Schule zu Sukkot(Tell Deir ʻAlla)

Es bleibt gleichwohl die Frage von wem fuumlr wen und wozu ein solcher Schulraumgerade in Sukkot eingerichtet wurde das nach Auskunft der Archaumlologen um 800v Chr ein kleines Dorf darstellte und das am Rande des damaligen aramaumlischen

78 DavoliCribiore 2010 77 bdquohellip tutte [scil 3 Schulraumlume] caratterizzate dalla presenza di panchein muratura utilizzate dagli studenti come sedilildquo79 Cribiore (Davoli) 2013 780 Cribiore (Davoli) 2013 7 bzw 9 mit Figs 9 + 10 auf S 10 Nach CribioreDavoli 2013 5 befandensich die Texte ca 28 m () uumlber dem Fuszligboden81 Vgl wieder die Charakterisierungen bdquoorientalischerldquo Schulen in der oben auf S 38 FN 72 ge-nannten Literatur

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Herrschaftsbereichs lag Kultur und innere Geschichte des Koumlnigreichs Damaskusin dieser Zeit sind weitgehend unbekannt Deshalb koumlnnen wir nur von den Befun-den in Tell Deir ʻAlla (und einigen Nachrichten im Alten Testament bzw in derHasael-Inschrift von Tel Dan) ausgehen

Deutlich duumlrfte immerhin sein dass eine solche (Hoch-)Schule fuumlr professio-nelle aramaumlische Schreiber in dieser Region mit einer privaten Initiative bzw einemfamiliaumlren Kontext nicht zureichend zu erklaumlren waumlre Von daher wird man ihreEinrichtung und Unterhaltung letztlich auf die damaszenische Zentralgewalt zu-ruumlckfuumlhren muumlssen Der maicirctre-scribe (Lemaire) der die umfangreichen Texte ineiner eleganten Kursive auf die Wand uumlbertragen hat mag dafuumlr aus Damaskusabgestellt worden sein Politisch laumlsst sich an der Einrichtung jedenfalls ablesendass Hasael bzw Birhadad II von Damaskus sich nicht mit der militaumlrischen Erobe-rung des Ostjordanlandes begnuumlgte(n) sondern dort gewissermaszligen in eine eigeneInfrastruktur investierte(n) Konkret kommen dabei zwei Optionen infrage Mankoumlnnte an eine Ausbildung von eigenem damaszenischem Verwaltungspersonal(bdquoim houmlheren Dienstldquo) denken Dies ist moumlglich aber eher unwahrscheinlich weildafuumlr eine Schulung in Damaskus bzw im aramaumlischen Kernland naumlher gelegenhaumltte Als Alternative bleibt die Ausbildung von Angehoumlrigen der lokalen israeli-tisch-gileaditischen Elite im Sinne der aramaumlischen Herrschaft bzw deren Verwal-tung In diesem Falle gehoumlrte der Schulbetrieb in Sukkot zu dem Versuch einerAkkulturation der israelitischen Bevoumllkerung82 (was auf nachhaltige imperiale Zie-le in Damaskus hindeutete) Fuumlr eine solche Konstellation spricht auch die Lagedes Ortes tief in Gilead (von Damaskus her gesehen) zugleich aber ausgesprochenverkehrsguumlnstig Schlieszliglich mag der kleine doumlrfliche Charakter fuumlr die Unterneh-mung eher als Vorteil gegolten haben83

Wie auch immer es sich im Einzelnen verhalten haben mag werden doch zweiweitere Ruumlckschluumlsse nach Lage der Dinge nicht gewagt erscheinen a) Eine derar-tige Meisterklasse im eroberten Grenzgebiet ist nur vorstellbar wenn im Zentrumdas heiszligt im Umkreis des damaszenischen Hofes bzw Haupttempels entsprechen-de Strukturen bereits etabliert waren84 b) Die beiden hochliterarischen Texte wur-den nicht fuumlr Sukkot formuliert sondern duumlrften ihren primaumlren Ort in Damaskusselbst oder in einem anderen Verwaltungszentrum gehabt haben (eventuell ver-bunden mit einer Rezeption internationaler Traditionen) Diese Schriftkultur miteinem entsprechenden Schulbetrieb wird weit in das 9 Jahrhundert v Chr zuruumlck-gereicht haben eventuell auch daruumlber hinaus

82 Moumlglicherweise war auch in dieser Hinsicht der Ruumlckgriff auf den Bilʻam-Text durchaus ab-sichtsvoll83 Die Lage in der Naumlhe des Jordans das heiszligt nahe am Herrschaftsgebiet des Koumlnigsreichs Israelkoumlnnte gegenuumlber der lokalen Bevoumllkerung zusaumltzlich auch als politisches Signal hinsichtlich desaramaumlischen Herrschaftsanspruchs (mit) gedacht worden sein84 Mit zugegeben plakativer Uumlberzeichnung mag man Tell Deir ʻAlla geradezu als Beleg fuumlr einsbquostaatliches Hochschulwesenlsquo im Koumlnigreich Damaskus betrachten

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34 Konsequenzen fuumlr Schriftkultur und Schulwesenin den Koumlnigreichen Israel und Juda

Aufgrund der raumlumlichen und zeitlichen Nachbarschaft sowie der strukturellen Ver-gleichbarkeit suumldlevantinischer Territorialstaaten sind in Israel und Juda keine grund-legend anderen Verhaumlltnisse anzunehmen Allenfalls koumlnnte man fuumlr IsraelJuda mitBlick auf das fruumlhe davidisch-salomonische Koumlnigtum im 10 Jahrhundert v Chr unddessen (auf die nordisraelitischen Staumlmme beschraumlnkte) Vorgeschichte mit Koumlnig Saulim 11 Jahrhundert mit einem gewissen Entwicklungsvorsprung gegenuumlber Aram-Da-maskus zu rechnen haben85 Dafuumlr mag auch sprechen dass die Herausbildung einerspezifischen bdquoNationalschriftldquo aus der phoumlnizischen Standardschrift nach gegenwaumlr-tigem Kenntnisstand () zuerst im hebraumlischen Sprachraum einsetzte86

Gestuumltzt wird diese Einschaumltzung durch fruumlhe Textuumlberlieferungen die dia-chron den Grundstock des alttestamentlichen Kanons bilden Dazu gehoumlren nebeneinzelnen Texten aus dem 10 Jahrhundert v Chr87 insbesondere zentrale Uumlber-lieferungen seit dem Anfang des 9 Jahrhunderts darunter die in Jerusalem undSamaria getrennt aber mit einer synchronistisch verschraumlnkten Chronologie derjeweiligen Koumlnige gefuumlhrten Annalen die in Auszuumlgen das Grundgeruumlst der bib-lischen bdquoKoumlnigebuumlcherldquo bilden In die fruumlhe Koumlnigszeit verweisen aber auch Bei-spiele einer hochentwickelten althebraumlischen Erzaumlhlkunst in Uumlberlieferungen zuJakob Saul und David die ohne eine anspruchsvolle Schreiberschulung im Um-kreis der Houmlfe bzw der Haupttempel nicht denkbar waumlren Mehr noch die soge-nannte bdquoThronfolgegeschichte Davidsldquo in 2Sam 9ndash20 1Koumln 1ndash2 (um 900 v Chr)88neben der Josephgeschichte der Genesis die wohl subtilste Groszligerzaumlhlung der Bi-bel verbindet einen realistisch-skeptischen Blick auf die Ambivalenzen des Wol-lens und Handelns der Akteure mit einer ndash narrativ artikulierten ndash Reflexion desPotentials und der Grenzen menschlicher Weisheit Ihre pragmatischen Pointenzeigen daruumlber hinaus an dass das ganze Werk fuumlr den Kontext der Prinzen- undElite-Erziehung am Hof in Jerusalem ausgearbeitet wurde

Hinsichtlich ihres literarischen Profils wie auch ihrer grundlegenden Pragma-tik sind demnach zwischen den israelitischen Erzaumlhlwerken und den damaszeni-

85 Aufgrund der Quellenlage ist das Koumlnigtum von Damaskus fuumlr das 10 Jahrhundert v Chr bis-lang nicht so recht greifbar Innerhalb der David-Uumlberlieferungen sind (neben Aram-Zoba) in unter-schiedlicher Weise kleinere aramaumlische Koumlnigtuumlmer zwischen Israel und Damaskus (Tob GeschurMaʻacha Beth Rechob) praumlsent Die Notiz von 1Koumln 1123ndash25 im Zusammenhang mit Salomo scheintfuumlr dessen Zeit die Installation eines Koumlnigtums in Damaskus anzusetzen Zu damit verbundenenFragen vgl Pitard 1987 95ff 99ff Lipiński 2000 367ff86 So im Anschluss an J Naveh auch FinkelsteinSass 2013 (freilich nicht hinsichtlich der Rolledes Phoumlnizischen) Allerdings sollte auch diese verbreitete Annahme im Licht der DAPT (die ebdleider unberuumlcksichtigt bleiben) kritisch gepruumlft werden87 Vgl Carr 2005 163f Schon in das 11 Jahrhundert v Chr duumlrfte aufgrund seiner Sprache undPragmatik das epische Siegeslied der Debora in Ri 5 gehoumlren vgl vorlaumlufig Weippert 1990 454fKnauf 200588 Vgl Blum 2010

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 43

schen Kompositionen des (wahrscheinlich) fruumlhen 9 Jahrhunderts v Chr keine we-sentlichen Unterschiede auszumachen Sie haben hohe literarische Qualitaumltensind aber gleichwohl keine fiktionale Literatur im neuzeitlichen Sinne Die fuumlr un-sere belles lettres selbstverstaumlndliche Kategorie der Fiktionalitaumlt gab es vielmehrnoch gar nicht auch nicht avant la lettre wie man sie bereits in Aristotelesʼ Poetikhat89 Es handelt sich bei der genannten Literatur um sbquoMitteilungstextelsquo mit Wahr-heitsanspruch Gleichwohl koumlnnen sie durchaus absichtsvoll mit hochgradig poeti-schen Gestaltungsmitteln arbeiten Poetizitaumlt ist in diesen Kulturen aber noch nichtan Fiktionalitaumlt gebunden ndash ebenso wenig wie ihr Wirklichkeitsverstaumlndnis undihr Wahrheitsanspruch etwas mit historischem Denken zu tun haumltten90 Mit ihrerWirk- und Mitteilungsintention sind sie haumlufig auf konkrete pragmatische Rezepti-onskonstellationen bezogen wie alle sbquopoetischenlsquo Werke gehen sie darin aber nichtauf sondern bieten Anhaltspunkte fuumlr Rezeptionen welche die Primaumlrintentionender Autoren hinter sich lassen Sie moumlgen funktional als Unterrichtstexte imSchul-bdquoHochschulldquo-Kontext gebraucht worden sein doch auch in diesem Rahmenwaren sie zugleich mehr Angemessen waumlre wohl die Rede von bdquoBildungsliteraturldquo

Nachbemerkung Nimmt man solche Textzeugnisse der fruumlhkoumlniglichen Zeit mitdem Umstand zusammen dass die bislang einzige raumlumlich belegbare Schule (mithochkaraumltigem Unterrichtsmaterial) ausgerechnet in der aumluszligersten Provinz gefun-den wurde erscheint es durchaus fraglich ob der Schreiberunterricht und damitdie literarische Bildung in Aram bzw in IsraelJuda tatsaumlchlich auf die koumlniglichenZentren beschraumlnkt und so kleinraumlumig angelegt sein mussten wie man in dergegenwaumlrtigen Forschung vielfach glauben will91

89 Poetik [9] 1451b Zur bdquoEntdeckungldquo der Fiktionalitaumlt bei den Griechen siehe grundlegend Roumlsler1980 und 1983 des weiteren Finkelberg 1998 Fuumlr die schlechthin elementare Distinktion zwischensemantisch definierter Fiktivitaumlt und textpragmatisch zu definierender Fiktionalitaumlt vgl Gabriel1975 Assmann 1980 Keller 198090 Fuumlr entsprechende kulturvergleichende Profilierungen vgl Cancik 2005 und Blum 2005 65ndash86Vgl a a O 79 FN 55 auch fuumlr die Unterscheidung zwischen einer (transparenten) Fiktionalitaumlt bdquoers-ten Gradesldquo (in Maumlrchen Fabeln etc) wie sie auch in traditionalen Erzaumlhlkulturen gelaumlufig istund der Fiktionalitaumlt bdquozweiten Gradesldquo (in Roman Drama etc) fuumlr die sich die Imitation und Fiktio-nalisierung wirklichkeitsabbildender Darstellung als konstitutiv erweist91 Damit soll nicht einer verbreiteten Literalitaumlt in diesen Gesellschaften das Wort geredet werdenIm Gegenteil es geht darum zwischen der Verbreitung eines funktionellen Schriftgebrauchs imAlltag wie er sich in Ostraka etc spiegelt und der Ausbildung einer professionellen Schreiberkul-tur in verschiedenen Bereichen der bdquoEliteldquo zu unterscheiden Fuumlr Letztere ergeben die archaumlologi-schen Befunde aus den eingangs genannten Gruumlnden kein repraumlsentatives Bild eine Regel diedurch die Ausnahmen (Siloah-Inschr DAPT Kuntillet ʻAǧrūd) nur bestaumltigt wird Fuumlr eine umsich-tige Diskussion der Problematik vgl besonders Carr 2005 Part I chap 6 ndash Unter deutlich anderenVoraussetzungen ging im Uumlbrigen auch der Befund in der Oase Dakhla uumlber das hinaus was manhistorisch erwarten mochte wie die Schlussbemerkung von R Cribiore in CribioreDavola 2013 14zu erkennen gibt bdquoAll together the house in Amheida and the school adjacent to it are wondroustestimonies of how paideia was alive and well in Egypt and not only in the Nile Valleyldquo

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

44 Erhard Blum

4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

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50 Erhard Blum

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Wenning u Zenger (1991) Robert Wenning u Erich Zenger bdquoHeiligtum ohne Stadt ndash Stadt ohneHeiligtum Anmerkungen zum archaumlologischen Befund des Tell Dēr ʻAllāldquo Zeitschrift fuumlrAlthebraistik 4 171ndash193

Witte (2011) Markus Witte bdquoVom El Schaddaj zum Pantokrator Ein Uumlberblick zur israelitisch-juumldischen Religionsgeschichteldquo Kleine Untersuchungen zur Sprache des Alten Testamentsund seiner Umwelt 1213 211ndash256

Wolters (1991) Al Wolters bdquoAspects of the Literary Structure of Combination Ildquo in Jacob Hoftijzeru Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings ofthe International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a 294ndash304

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Inhalt

Friedrich-Emanuel Focken Michael R OttMetatexte und schrifttragende Artefakte 1

Regina ToepferZusammenfassung der Beitraumlge 11

Schrifttragende Artefakte aus der Bildungspraxisim antiken Israel und seinem Kontext

Erhard BlumDie altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir ʻAlla und ihr institutionellerKontext 21

David M CarrWriting That Dares Not Speak Its Name Writing About Orality and InscribedAmulet Practice in Ancient Israelite Educational Texts 53

Daniel Stoumlkl Ben EzraBuumlcherlesen im Jachad Qumrans Himmlische Buumlcher zwischen Katechesekollektivem Studium und esoterischer Geheimschrift 75

Schrifttragende Artefakte im Alten Testament

Reinhard MuumlllerVom verschrifteten Orakelspruch zum Prophetenbuch Schriftliche Uumlbermittlunggoumlttlicher Botschaften im Licht von Jes 8116 und Jes 308 99

Konrad SchmidSchrift und Schriftmetaphorik in der Prophetie des Jeremiabuchs 123

Friedrich-Emanuel FockenEzechiels Schriftrolle Die Konzeption seiner Prophetie im Berufungsbericht(Ez 1ndash3) 145

Jan Christian GertzMose zerbricht die Tafeln des Bundes am Sinai ndash Literarhistorisch ausgereiztaber praxeologisch unterschaumltzt 177

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VIII Inhalt

Schrifttragende Artefakte in der mittelalterlichen Literatur

Andrew James JohnstonSchriftkommunikation im Beowulf 205

Robert FolgerDie Imagination der Materialitaumlt Das Liebesgefaumlngnis (Caacutercel de amor 1492)Metatextualitaumlt und soziale Praxis 217

Katharina PhilipowskiSchrift in Fesseln Die steinerne Rede der Persine in Thuumlrings von RingoltingenMelusine (1456) 239

Kommunikation und Medialitaumlt

Ludger Lieb und Michael R OttSchnittstellen Mensch-Artefakt-Interaktion in deutschsprachigen Texten des13 Jahrhunderts 265

Joachim SchaperAnthropologie des Schreibens als Theologie des Schreibens Einmedienarchaumlologischer Gang durch das Buch Exodus 281

Metatextualitaumlt und Notation am Beispiel mittelalterlicherHandschriften

Hanna LissEin Pentateuch wie andere auch Die Lese-Geheimnisse des RegensburgPentateuchs 299

Christina LechtermannTextherstellung in den Marienleben Philipps von Seitz Walthers von Rheinauund Wernhers des Schweizer 335

Vorstellung der Autorinnen und Autoren 367

Index 371

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Erhard BlumDie altaramaumlischen Wandinschriften vomTell Deir ʻAlla und ihr institutioneller Kontext1 Schriftzeugnisse und SchreibmaterialDie Quellen zur Schriftkultur im alten Israel bieten ein scheinbar widerspruumlchli-ches Bild Einerseits verfuumlgen wir mit dem hebraumlischen Alten Testament uumlber daseinzige umfangreiche Literaturkorpus des Alten Orients das in einer kontinuierli-chen und lebendigen Uumlberlieferung bis in die Moderne tradiert wurde Andererseitshaben die archaumlologischen Ausgrabungen in IsraelPalaumlstina zwar eine begrenzteMenge an hebraumlischen Schriftfunden zutage gebracht darunter jedoch kaum einenim engeren Sinne literarischen Text Dieser negative Befund tritt vor dem Hinter-grund der uumlberaus reichhaltigen keilschriftlichen (sumerisch akkadisch hethi-tisch ugaritisch) und aumlgyptischen Textfunde umso schaumlrfer hervor Von daher aufeine weitgehende Illiteralitaumlt der israelitischen Gesellschaft zu schlieszligen erwiesesich jedoch rasch als zu kurz gegriffen nicht nur aufgrund diverser Ostraka etcmit Gebrauchstexten sondern auch angesichts einer eher noch duumlrftigeren Fund-dichte in der uumlbrigen Levante insbesondere bei den weltlaumlufigen Phoumlniziern vondenen die Griechen die Alphabetschrift sbquogeerbtlsquo haben Nicht zuletzt ist hier wieder-um auf das Alte Testament zu verweisen dessen Literatur zu einem erheblichenTeil in der ersten Haumllfte des 1 Jahrtausends v Chr entstanden sein muss1

Die entscheidenden Gruumlnde fuumlr das Ausbleiben groumlszligerer Textfunde sind dennauch elementarer In erster Linie ist es das vergaumlngliche Schreibmaterial fuumlr groumlszlige-re Gebrauchstexte und vor allem fuumlr literarische Texte Tintenschrift auf Papyrusund Leder in Verbindung mit dem feuchten Klima der Regenbau-Kulturlandschaf-ten Steininschriften wiederum die in erster Linie koumlniglichen Texten vorbehaltenwaren fielen leicht gezielter oder zufaumllliger Zerstoumlrung zum Opfer

Letzteres laumlsst sich gleichermaszligen an den Bruchstuumlcken monumentaler Steininschriften de-monstrieren die in Samaria (Nordreich Israel) und Jerusalem (Juda) gefunden wurden wie ander nahezu vollstaumlndig erhaltenen Siloah-Inschrift in Jerusalem die im Dunkel des in denFelsen gehauenen Wassertunnels verborgen geblieben war bis sie im Jahr 1880 zufaumlllig ent-deckt wurde Der extensive Gebrauch von Papyri kann uumlber biblisch-literarische Bezeugungenhinaus indirekt anhand von Bullen (Siegelabdruumlcke) mit denen Schriftrollen gesiegelt waren

1 In der alttestamentlichen Forschung vertretene Hypothesen wonach die hebraumlische Bibel schonin ihrer Substanz perserzeitlich oder hellenistisch waumlre vergroumlszligern noch die Aporie insofern einer-seits (abgesehen von zwei Silberamuletten) keine hebraumlischen Texte aus der Perserzeit belegt sindandererseits in hellenistisch-roumlmischer Zeit (Qumran) die Hauptteile des alttestamentlichen Ka-nons schon weitgehend ausgebildet sind Zu dem Problemhorizont insgesamt vgl auch Schmid2011 35ndash60

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22 Erhard Blum

belegt werden Die wichtigsten Beispiele dafuumlr wurden bislang in Jerusalem gefunden darun-ter eine Gruppe von 51 Bullen in einem Privathaus() die im Feuer der Zerstoumlrung der Stadtdurch die Babylonier (587 v Chr) gebrannt wurden und dadurch gut erhalten blieben2 sowieein Hort von mehr als 170 Bullen die etwa zur Haumllfte auf der Ruumlckseite bdquoPapyrusmusterldquo auf-weisen aus der zweiten Haumllfte des 9 Jahrhunderts bzw der ersten Haumllfte des 8 Jahrhundertsv Chr3

In gewisser Weise waren es gerade die flexiblen Moumlglichkeiten des sbquomodernenlsquoSchriftsystems der Alphabetschrift die zur Folge hatten dass die Literatur der le-vantinischen Kulturen des 1 Jahrtausends v Chr zum weitaus groumlszligten Teil verlo-ren ist (wiederum mit Ausnahme der hebraumlischen Bibel)

Seltene Ausnahmen von dieser Regel bilden ndash neben Ostraka und einigen Stein-inschriften ndash zwei groumlszligere Funde von Inschriften die in Tinte auf Wandverputzaufgetragen worden waren eine weitere Praumlsentationsmoumlglichkeit von Texten4

mit deren nachhaltiger Erhaltung freilich ebenfalls nur unter sehr besonderen kon-tingenten Bedingungen zu rechnen ist

So konnte einer dieser sensationellen Funde bezeichnenderweise in der Sinai-wuumlste gemacht werden Bei der Ausgrabung einer unscheinbaren festungsaumlhnli-chen Anlage im Nordsinai namens Kuntillet ʻAǧrūd wurden 1974ndash75 mehr als fuumlnf-zig Inschriften(-fragmente) gefunden darunter sechs Texte auf Wandverputz sowieweitere auf groszligen Vorratskruumlgen (Pithoi) Der religioumlse Charakter von relativ raschentzifferten Segenswuumlnschen fuumlhrte zunaumlchst auf die Vermutung eines Heiligtums(bdquoreligious siteldquo)5 auch die Funktion des Ortes als bdquoSchuleldquo wurde (wenig uumlberzeu-gend) erwogen6 Die Lage in der Naumlhe einer Route des Fernhandels zwischen Ara-bien und dem Mittelmeer (arabisch darb el-Ġazze) der archaumlologische Gesamtbe-fund und insbesondere die vielfaumlltigen Texte deuten dagegen klar auf eine befestig-te Wegstation fuumlr Handelsreisende Diese sbquoKarawansereilsquo wurde um die Mitte des8 Jahrhunderts v Chr von dem Nordreich Israel (Samaria)7 gegruumlndet und mit sta-tioniertem Personal unterhalten Die vielfach situationsbezogenen hebraumlischen

2 Shiloh 1984 18ndash20 Von dem sogenannten bdquoHouse of the Bullaeldquo konnte bisher nur ein schmalerStreifen ausgegraben werden3 Reich u a 2007 156f Vgl zuletzt auch FinkelsteinSass 2013 192 Die zumeist zerbrochenen Sie-gelabdruumlcke wurden in Fuumlllmaterial im Bereich eines Hauses nahe der Gihon-Quelle dank einesaufwendigen bdquowet sievingldquo-Verfahrens entdeckt bei dem ausgegrabene Erde vor der Entsorgungmit Wasser geschlemmt und gesiebt wird4 Sie ist auch in Dtn 69 271ndash48 (vgl Jos 832f) vorausgesetzt5 So noch die erst kuumlrzlich erfolgte umfassende Publikation der Grabungen und der Inschriften inMeshel 20126 Lemaire 1981 25ndash327 Aufgrund der geographischen Lage haumltte man allenfalls einen judaumlischen Stuumltzpunkt erwartetDie Zuordnung zum Nordreich ist jedoch durch die Namensform der zahlreichen Personennamensowie durch den wiederholten Bezug auf bdquoJHWH von Samarialdquo gesichert Als Zeitfenster fuumlr einesolche Einrichtung weit auszligerhalb des Territoriums von Nord-Israel kommen nur die erste Haumllftebzw Mitte des 8 Jahrhunderts primaumlr unter Koumlnig Jerobeam II infrage

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 23

Texte (Gruumlszlige fuumlr namentlich genannte Personen Anweisungen fuumlr spaumlter erwartetesbquoKollegenlsquo vermutlich auch Aufstellungen von Warenlieferungen) zeigen dass dieStation nicht zuletzt als sbquoKommunikationszentrumlsquo fuumlr die Haumlndler diente wobeiKruumlge und vor allem Waumlnde als pinboard genutzt wurden8 Das Fragment einesprominent angebrachten literarischen (narrativen) Textes in phoumlnizischer Spracheund Schrift belegt daruumlber hinaus den internationalen Charakter der Einrichtungund moumlglicherweise auch die Kooperation des Koumlnigreiches Israel (unter JerobeamII) mit Phoumlniziern bei der Kontrolle des Fernhandels mit Arabien9

In dem hier verfolgten thematischen Zusammenhang soll jedoch ein andererFund von Wandinschriften im Mittelpunkt stehen

2 Die Wandverputzinschriften von Tell Deir ʻAllaAuf dem Tell Deir lsquoAlla im oumlstlichen Jordangraben noumlrdlich des Flusses Jabbokgelegen und zumeist mit der biblischen Stadt Sukkot10 gleichgesetzt wurden beiniederlaumlndischen Ausgrabungen im Jahr 1967 Fragmente zweier umfangreicherTexte gefunden die mit Tinte auf Wandverputz geschrieben und bei einem Erdbe-ben abgefallen waren Auf der Basis einer sorgfaumlltigen Dokumentation der Bruch-stuumlcke gelang es G van der Kooij schon in der Erstpublikation (1976) der bdquoDeirʻAlla Plaster Textsldquo (im Folgenden DAPT) mehrere Fragmentengruppen (bdquoCombi-nationsldquo) zu beschreiben11 Seither wurde die Rekonstruktion mit modifizierten Ar-rangements und substanziellen Ergaumlnzungen weitergefuumlhrt Der archaumlologischeKontext der Wandaufschrift wird von den Ausgraumlbern inzwischen in das ausgehen-de 9 Jahrhundert bzw um 800 v Chr angesetzt12

8 Vgl im Einzelnen Blum 20139 Blum 2013 21ndash39 zur Inschrift 42 Vgl auch den gleichzeitig publizierten Aufsatz von Lemaire2013 dem ich allerdings bei seiner (sprachlichen) Bestimmung von Inschrift 41 als phoumlnizischsowie bei seiner Zuordnung des kleinen Verputzfragments von 42 zu 41 (Lemaire 2013 88f) nichtzustimmen kann10 Einschlaumlgige Belege zu Sukkot in der israelitischen Tradition Gen 3317 Jos 1327 Ri 85ndash6814ndash16 1Koumln 74611 Fuumlr eine deutsche Uumlbersetzung auf dieser Grundlage vgl Hoftijzer 198612 Vgl Ibrahimvan der Kooij 1991 27f zum Ergebnis der C-14-Analysen fuumlr die Zerstoumlrungsschichtdes einschlaumlgigen archaumlologischen Stratums IX bdquoAll three [scil analyses] point to a time between770 and 880 BC with a high probability of the date being at the end of the 9th century BCldquo Wen-ningZenger 1991 zeigen kritisch eine Tendenz in Publikationen zu Tell Deir ʻAlla auf gegenlaumlufigzu den erarbeiteten archaumlologischen Parametern eine relative Spaumltdatierung zu bevorzugen Nachihrer Auswertung ist bdquoStratum IX von TDA weitestgehend ins 9 Jh v Chr zu datieren [hellip] besondersin die 2 Haumllfte des 9 Jhs v Chr Der Beginn des Stratums weist ins spaumlte 10fruumlhe 9 Jh v Chr EineHerabdatierung des Zerstoumlrungshorizonts scheint allenfalls ins fruumlhe 8 Jh v Chr noch erwaumlgbarVom archaumlologischen Standpunkt sollte eine Datierung der Texte von TDA ins spaumlte 9 Jh v Chrvorgezogen werdenldquo (WenningZenger 1991 186)

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Kontrovers diskutiert wurde laumlngere Zeit die Sprache der Texte welche dieErstherausgeber als Aramaumlisch bestimmt hatten insbesondere aufgrund mancherbdquoKanaanismenldquo in der Morphosyntax der Verben aber auch in der Lexematik Al-ternativ postulierte man verschiedentlich ein regionales nordwestsemitisches Idi-om13 ohne aber die Voraussetzungen fuumlr eine eigene Literatursprache und eigeneliterarische Traditionen in der peripheren Region Gilead benennen zu koumlnnen Da-ruumlber hinaus blieb unbeachtet dass die Sprache des benachbarten Koumlnigreichs vonDamaskus so gut wie unbekannt war Letzteres hat sich erst mit der Entdeckungvon Fragmenten einer unzweifelhaft damaszenisch-aramaumlischen Koumlnigsinschriftauf Tel Dan (Nordisrael) in den Jahren 1993ndash1995 geaumlndert14 Insbesondere die ver-meintlich sbquonicht-aramaumlischelsquo Verbalsyntax der DAPT findet darin eine genaue Ent-sprechung Uumlberdies laumlsst sich mit dem Bezug auf Damaskus auch das unerwarteteVorkommen von aramaumlischen Texten in der traditionell israelitischen Region Gi-lead historisch aufklaumlren Es faumlllt nach der aktuellen Datierung in ein Zeitfensterin dem die ostjordanischen Gebiete nach alttestamentlichen Angaben vom Aramauml-erkoumlnig Hasael erobert und Damaskus unterstellt waren (2Koumln 1032f 137) Zu-gleich verbietet es sich auch von daher mit einer Ansetzung der DAPT allzu tief indie erste Haumllfte des 8 Jahrhunderts herunter zu gehen Infolge der Schwaumlchungvon Damaskus durch den Assyrerkoumlnig Adadnirari III und seinen bdquoFeldmarschallldquoŠamši-ilu15 ging naumlmlich die regionale Vorherrschaft schon unter Birhadad demSohn Hasaels recht deutlich auf das Nordreich Israel uumlber insbesondere unterJerobeam II (787ndash747)16

21 Kombination A17 Eine weisheitlich adaptierteProphetenerzaumlhlung

211 Zum Layout des rekonstruierten TextesDie unten in groumlszligeren Auszuumlgen gebotene Uumlbersetzung des Textes (Abschnitt 41)stuumltzt sich im Wesentlichen auf eine bereits publizierte18 Rekonstruktion welche

13 Vgl dazu die unterschiedlichen Vorschlaumlge von Muumlller 1982 215f Hackett 1984 Knauf 1985190f Weippert 1991 158ndash165 oder Huehnergard 1991 und die Diskussion bei Gzella 201314 So mit Tropper 2001 21515 Vgl MillerHayes 2006 331ndash33416 Alttestamentlich ist dies aus mehreren unabhaumlngigen Quellen belegt neben Nachrichten ausden Koumlnigsannalen (vgl 2Koumln 1325 1425a) auch in Spiegelungen der prophetischen Uumlberlieferung(Am 13ndash4 613) Hinzu kommt die Kontrolle des Fernhandels im Nordsinai durch das Nordreichwie sie mit dem Zufallsfund von Kuntillet ʻAǧrūd nachgewiesen ist So jetzt auch nachdruumlcklichFinkelstein 2014 124ndash127 unter Einbeziehung von Tell el Ḫulēfe (= Ezion-Geber) am Roten Meer17 Die uumlbliche Bezeichnung der beiden Inschriften als bdquoCombinationKombination IIIldquo ist nichteindeutig ja geradezu irrefuumlhrend Deshalb wird dafuumlr bereits in Blum 2015 bdquoKombination Aldquo bzwbdquoKombination Bldquo vorgeschlagen Auch sonst basiert die folgende Praumlsentation der DAPT im Wesent-lichen auf der in bdquoTexte aus der Umwelt des Alten Testaments Neue Folge Band 8ldquo18 Blum 2008b in Aufnahme und Weiterfuumlhrung vorausgehender Lesungen von CaquotLemaire1977 Rofeacute 1979 WeippertWeippert 1982 Hackett 1984 Pueumlch 1987 und Weippert 1991

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 25

Abb 1 Kombination A copy E Blum

die in der Editio princeps als bdquoCombination ildquo zusammengestellten Fragmente um-fasst sowie alle Fragmente der Kombinationen iii (mit roter Tinte) und v dazu ein-zelne Elemente aus den Kombinationen vii viii xii und xv Abb 1 zeigt daruumlberhinaus eine weitgehend noch tentative Integration der Kombinationen iv und vi indas untere Drittel des Textes19

Des Weiteren veranschaulicht Abb 1 die Zuschreibung der Fragmente xiii(b)ndash(e) zu einer Rahmung die Kombination A nach unten begrenzte Zwar bleibt die(relative) Anordnung dieser Einzelfragmente im Detail tentativ doch lassen sichfuumlr ihre grundsaumltzliche Positionierung an dieser Stelle gute Gruumlnde anfuumlhren

So kommt fuumlr die Fragmente xiii(b) und (d) die oben Schriftzeichen(reste) und darunter roteornamentale Elemente aufweisen nur eine Position bei der letzten Schriftzeile von Kombinati-

19 Sie sind in der hier wiedergegebenen Uumlbersetzung (Abschnitt 41) nicht aufgenommen

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26 Erhard Blum

on A infrage Aber auch fuumlr das rot-schwarze Band mit Zickzack-Muster auf den beiden Ele-menten von xiii(c) duumlrfte es zu einer entsprechenden Positionierung keine Alternative gebenebenso fuumlr xiii(e) mit der kraumlftigen schwarzen Linie20 Hinsichtlich der Anordnung dieser Frag-mente zeigt die auf Abb 1 praumlsentierte Konstellation hingegen nur eine von mehreren Moumlglich-keiten

Unter den Zeichnungen auf den Fragmenten xiii bleibt insbesondere die im Ansatznoch erkennbare gerundete Struktur in Rot raumltselhaft21 Die Reste eines rot-schwar-zen Bandes erinnern immerhin an aumlgyptische Darstellungen einer geschnuumlrtenSchriftrolle womit die schon laumlnger beobachteten Affinitaumlten des Layouts der bei-den Deir lsquoAlla-Texte zur aumlgyptischen Schreibertradition22 durch eine weitere Facetteergaumlnzt wuumlrden Uumlber die ornamentale Funktion hinaus waumlre in diesem Falle soetwas wie eine ikonische Referenz auf die in der Inschrift repraumlsentierte Taumltigkeitder Schreiber gegeben23

Wie auch immer die graphischen Elemente zu interpretieren sind der untereRahmen von Text A hat mancherlei Konsequenzen fuumlr das Verstaumlndnis des Ensem-bles der Inschriften So wird Kombination A damit schon formal als eigenstaumlndigeGroumlszlige markiert Inhaltliche Extrapolationen von Text A auf B oder umgekehrt wiesie lange in der Forschung selbstverstaumlndlich waren beduumlrften von daher guterBegruumlndungen Zugleich aber unterstuumltzt die untere Rahmung von A die Annahmedass Kombination A und B in einer Kolumne untereinander standen24 In diesemFalle lag es nahe Text A deutlich gegenuumlber dem Folgenden abzugrenzen25 waumlh-rend Text B schlicht mit der letzten Schriftzeile enden konnte

Bei der hier zugrunde gelegten Rekonstruktion von Kombination A mit 18 Zei-len26 zeigen sich daruumlber hinaus bemerkenswerte Symmetrien des Layouts In

20 Die obere waagrechte Begrenzung ebenso wie die am linken Rand von Text A und B (Fragmenteviii[a]ndash[c] xii[a]) bestanden aus einem mehr oder weniger breiten roten Strich Auf der rechtenSeite von A wie B gab es keine Randmarkierung auch nicht am unteren Rand von B wo der (unbe-schriebene) Verputz noch uumlber mehr als 12 cm Houmlhe erhalten ist vgl Hoftijzervan der Kooij 1976Plate 3121 Ist etwa an eine Darstellung der Sonnenscheibe (als Referenz auf die in der Erzaumlhlung zentraleSonnengottheit) zu denken22 Lemaire 1986 89 Weippert 1991 176f (= 1997 185)23 Bis hin zu einem Bezug zu der Papyrusrolle die vermutlich als Vorlage fuumlr die Uumlbertragung aufdie Wand diente (s u S 29) vgl auch Millard 1978 24f sowie Lemaire 1991 43 mit dem Hinweisauf korrespondierende Zeilenlaumlngen in bekannten aramaumlischen Papyri24 Vgl dazu des Weiteren die Argumente bei van der Kooij 1991 241f und zur Anschauung diebdquoschematic reconstructionldquo des Raumes ebd Fig 1 (s u S 37 Abb 3) die graphische Abgrenzungvon A und B ist darin noch nicht im Blick25 Zusaumltzlich zu den ornamental-ikonischen Elementen die vermutlich nicht uumlber die ganze Ko-lumnenbreite gingen koumlnnte dafuumlr ein durchgehender Strich gedient haben vgl die kraumlftigeschwarze Linie auf Fragment xiii(e)26 Bei ihrer Rekonstruktion hatte im Uumlbrigen die Orientierung an den Informationen der Editionzu den bdquocombinationsldquo den Vorrang Dementsprechend umfasst sie alle Fragmentgruppen die in

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 27

Kombination A reicht der Rubrum-Text der ersten Zeile von deren Anfang exakt biszur Mitte in der zweiten Zeile beginnt das Rubrum in der Mitte und reicht bis zumZeilenende Des Weiteren scheint das Schriftbild der Kombination daraufhin ange-legt zu sein relativ genau ein Quadrat darzustellen Mit dieser gewiss absichts-vollen aumlsthetischen Praumlsentation thematisiert der schriftliche Text gleichsam sichselbst in seiner visuell-medialen Gestalt

212 Textsorte(n) und DiachronieDie Kombination gliedert sich inhaltlich und sbquoformallsquo in zwei Hauptteile die inihrer Textsorte und ihrem Gestus unterschiedlicher kaum sein koumlnnten Sie beginntnach der rot geschriebenen Uumlberschrift (V 1) die das Ganze als bdquoSchrift (spr) vonBilʻam Sohn des Beʻorldquo ausweist mit einer Erzaumlhlung um diesen Seher Diesereicht bis V 9 bei dem sie gleichsam ohne bdquoGestaltschlieszligungldquo anhaumllt Mit V 10setzt stattdessen formal nicht abgehoben die Schilderung einer bdquoverkehrten Weltldquoein die am Ende den mehr als 15-fachen Umfang der Narration einnimmt DieErzaumlhlung von Bilʻam zeigt ihn sogleich in seiner besonderen Funktion als Mittlerzwischen Goumltter- und Menschenwelt Des Nachts kommen Goumltterboten [in einerVision] im Auftrag des Gottes El27 zu ihm und tragen ihm auf das was er in einer(vorausgegangenen) Schauung uumlber das bevorstehende Handeln der Goumltter erfah-ren hatte kundzutun Diese warnend draumlngende Goumltterrede ndash im Text durch Ru-brum hervorgehoben ndash mit der Aufforderung eine Schauung mitzuteilen welchedie LeserHoumlrer noch gar nicht kennen erzeugt eine spannungsvolle Leerstelle diedurch Bilʻams Reaktion am naumlchsten Morgen sein Weinen und Fasten nur nochverstaumlrkt wird Bilʻams VerwandtschaftVolk die daraufhin zu ihm kommen undnach dem Grund fuumlr sein Verhalten fragen werden insofern als Platzhalter derRezipienten in Szene gesetzt Auf dieser irdischen Buumlhne erzaumlhlt Bilʻam was sichauf der von ihm geschauten himmlischen Buumlhne abgespielt hat die Versammlungder šaddayin der hohengroszligen28 Goumltter Sie sind zu einem schicksalstraumlchtigenBeschluss zusammen gekommen in dem sie die Sonnengoumlttin aufforderten DuumlrreFinsternis und Schrecken uumlber die Erde zu bringen ndash wenn auch nicht fuumlr immerDieser Beschluss der Goumltter war der Grund fuumlr Bilʻams Weinen und Fasten gewesenDarauf hatten sich wohl auch die Goumltterboten in ihrer Botschaft fuumlr Bilʻam bezogenEr sollte die Menschen warnen Welche Folgen hatte diese Warnung Davon wirdnach den erhaltenen Fragmenten nichts mehr erzaumlhlt Stattdessen folgt eine breiteSchilderung der sbquoAdynatalsquo einer chaotischen Welt in der insbesondere die sozialenVerhaumlltnisse bei Tieren und Menschen auf den Kopf gestellt erscheinen

der Editio princeps aufgrund aumluszligerer Merkmale ausdruumlcklich dem ersten Text zugeordnet wurdenDie besonderen Proportionen von Text A kamen erst nachtraumlglich in den Blick27 Der Goumlttervater und Schoumlpfergott () El erweist sich hier aumlhnlich den Menschen zugeneigt wieder Gott EaEnki in den mesopotamischen Flutuumlberlieferungen28 Zu dieser (tentativen) Deutung der Bezeichnung šdyn s u S 44 FN 97 zu V 7b

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28 Erhard Blum

Den Anfang machen in gleichmaumlszligig gebauten Kola 4+1 Paare von Vogelarten wobei die schwauml-cheren die staumlrkeren provozieren bzw angreifen (V 10ab 11ab 12a) Die folgenden beiden Kola(V 12bc) leiten mit einer weiteren Steigerung der Absonderlichkeiten uumlber zur Welt der Land-tiere bei denen die Ordnungsgrenzen zwischen Haus- und Wildtieren ebenso aufgehoben er-scheinen wie die zwischen Tier und Mensch (V 13ndash15) Das Monokolon von der Erziehung(mwsr) von Hyaumlnen durch Schakalwelpen in V 15 bildet hierin gleichsam eine Fermate Daranschlieszligen sich drei Bikola (V 16ndash18) an mit drastischen Beispielen fuumlr den mundus inversusunter den Menschen die in eine Art Sinnspruch bzw in eine direkte Anrede an die Leser (V19ab) muumlnden29 Die weiteren nur noch phasenweise lesbaren Zeilen handeln von teilweisekatastrophischen Notlagen (V 20ndash24) Darauf folgen wieder Verse zur Aufhebung der Rangord-nung in der Tierwelt nun unter den Landtieren In den letzten beiden Zeilen sind kaum mehreinzelne Woumlrter zu identifizieren nichts deutet aber auf eine Wiederaufnahme der erzaumlhltenSzenerie von V 1ndash9 hin

Die Relation dieser gleichsam sbquoausuferndenlsquo diskursiven Weiterfuumlhrung ab V 10 zurvorausgehenden Bilʻam-Erzaumlhlung wird ndash abgesehen von dem einleitenden bdquoDennldquobzw bdquoJaFuumlrwahrldquo nicht expliziert Indizien wie das Fehlen einer narrativen Rede-einleitung und die alles in allem perfektivische Darstellung des mundus inversuslegen aber deren Deutung als sbquoRedelsquo des Autors nahe der sich mit diesen Ausfuumlh-rungen an die Leser richtet30 In diesem Falle ist die Darstellung der chaotischenVerhaumlltnisse als Begruumlndung fuumlr das zuvor erzaumlhlte Tun der Goumltter zu lesen docheben nicht auf der Ebene der Erzaumlhlhandlung sondern als deren erlaumluternde Kom-mentierung fuumlr die Leser Gleichwohl bleiben im Gesamtzusammenhang Inkohauml-renzen bestehen31 Nimmt man den harten Wechsel in der Textsorte ab V 10ffhinzu ebenso den Umstand dass die einleitende Bilʻam-Episode am Ende des um-fangreichen Diskurses vergessen erscheint so spricht in diachroner Perspektiveviel fuumlr einen Komposittext Mit anderen Worten man wird davon ausgehen duumlr-fen dass eine (zumindest mit ihrem Plot) tradierte Erzaumlhlung uumlber den GoumltterseherBillsquoam bar Belsquoor mit einer diskursiv-weisheitlichen Schilderung eines mundus in-versus fortgeschrieben wurde wobei der urspruumlngliche Schluss der Erzaumlhlung weg-fiel

Dieser recht profilierte diachrone Befund einer bdquoFortschreibungldquo von aumllteremMaterial bildet das klarste Indiz dafuumlr dass wir es hier mit sogenannter bdquoTradi-tionsliteraturldquo32 zu tun haben wie sie uns nicht zuletzt in der hebraumlischen Bibelentgegentritt Damit versteht sich des Weiteren von selbst dass die DAPT insge-samt nicht als singulaumlre Groumlszligen zu sehen sind sondern lediglich Repraumlsentanteneines umfassenderen Literaturbetriebs darstellen Letzteres steht freilich noch aus

29 Vgl die Deutungsoptionen unten auf S 45 FN 101 zu V 1930 Fuumlr eine Diskussion alternativer Optionen vgl Blum 2008a 92ndash9431 Beispielsweise fehlt in der Erzaumlhlung von Bilʻam jeder auch indirekte Hinweis auf das Bestehenchaotischer Verhaumlltnisse vgl im Einzelnen Blum 2008b 595f32 In Abgrenzung zu einer sbquoAutorenliteraturlsquo wie sie insbesondere aus dem griechisch-roumlmischenBereich bekannt ist

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 29

weiteren Gruumlnden auszliger Frage Dazu gehoumlren sowohl die Spannung zwischen demformalen und inhaltlichen Gestaltungsniveau der Texte und dem peripheren Fund-ort als auch der textkritische Befund in Text A Zeile 1 mit der nachtraumlglichen Kor-rektur einer aberratio oculi die auf die Benutzung einer schriftlichen Vorlageschlieszligen laumlsst33

Das markante Design von DAPT A mit seiner Visualisierung textlicher Ge-schlossenheit leitet schlieszliglich dazu an unbeschadet der skizzierten Inhomogeni-taumlt des Komposittextes nach seiner intendierten Gesamtausrichtung zu fragenTrotz der starken Wirkung der anfaumlnglichen Erzaumlhlung fuumlhrt diese Frage nicht aufeine prophetische Gattung34 sondern im weiteren Sinne auf eine weisheitlichePragmatik des Ganzen So weist die anschlieszligende Darstellung der verkehrtenWelt die am Ende auch quantitativ dominiert eine deutliche Affinitaumlt zu weisheit-lichen Anliegen auf35 Den Ausschlag gibt jedoch die Titulierung des Ganzen inV 1 als bdquoDie Lehren der Schrift von Billsquoam bar Belsquoor dem Goumltterseherldquo Mit derVoranstellung von bdquodie LehrenUnterweisungenWarnungen von hellipldquo36 passt dieserTitel weder zur Prophetenerzaumlhlung noch zur Schilderung des mundus inversus je-weils fuumlr sich genommen sehr wohl aber zur vorliegenden Verbindung beider37

wird darin doch die beschlossene Katastrophe mit dem alle Ordnungen verkehren-den Verhalten von Mensch und Tier begruumlndet38 Textpragmatisch impliziert dieserSkopus fuumlr den Leser den Appell derartige Stoumlrungen der sozialen Ordnung dieschlieszliglich in eine chaotische Welt muumlnden koumlnnen zu meiden und die guten Ver-haumlltnisse zu pflegen Wird der Gesamttext also in diesem Sinne paraumlnetisch rezi-piert bedarf er fuumlr seine Wirkintention auch nicht mehr notwendig einer Ruumlckkehrzur Bilʻam-Narration im Anschluss an die diskursiven Ausfuumlhrungen

33 S u S 44 FN 93 zu A 2a Da unbeschadet dieses Schreibfehlers die Gestaltungssymmetrie in Z1f erreicht wurde muss man davon ausgehen dass der Schreiber es verstand ad hoc einen Aus-gleich im Textbestand vorzunehmen34 Die von M Weippert vorgeschlagene Bestimmung als bdquoprophetisches Apophthegmaldquo (Weippert1991 164 177 [= 1997 174 186]) duumlrfte dagegen schon A 1ndash9 kaum treffen da hier kein (auchfuumlr sich verstaumlndliches) Logion des ProphetenSehers die Pointe bildet wie es nach der uumlblichenGattungsdefinition zu erwarten waumlre Auch hat die Erzaumlhlung dafuumlr zu viel Eigengewicht (vgl nurdie Gottesrede in V 3) Ganz und gar verschieben sich die Gewichte sodann mit V 10ff und mit derUumlberschrift35 Vgl dazu unten S 37 FN 6736 Die Komplettierung der Uumlberschrift durch ysry (Fragment iii[f]+[b] mit roter Tinte) geht aufPueumlch 1987 und Levine 2000 zuruumlck Im juumlngeren Aramaumlisch (CAL 2014 s v) und Hebraumlisch (Geseni-us 2013 471) bedeutet yissūr in erster Linie bdquoZuumlchtigung Leidenldquo Dem liegt jedoch eine semanti-sche Verschiebung innerhalb der gleichen Bedeutungsbreite zugrunde (von bdquoUnterweisung Lehreldquobis bdquoZuumlchtigungldquo) wie bei dem althebraumlischen mūsār vgl dazu Branson 1982 688ndash69737 Daruumlber hinaus liegt auch die Vermutung nahe dass ysry dem ansonsten vollstaumlndigen Titelerst im Zuge der oben diskutierten Fortschreibung vorangestellt wurde38 Bezeichnenderweise wird das Unheil durch die Sonnengottheit herbeigefuumlhrt die im Alten Ori-ent traditionell das Unrecht aufdeckt und ahndet

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30 Erhard Blum

213 Der aramaumlische Bilʻam-Text und das Alte TestamentDie spektakulaumlrste Beziehung zur hebraumlischen Bibel besteht in der sbquoIdentitaumltlsquo derHauptgestalt des Billsquoam Sohn des Beʻor mit einer im Pentateuch belegten Prophe-tengestalt (Nu 22ndash24 etc) Daruumlber hinaus betreffen die Uumlbereinstimmungen dieVerbindung Bilʻams einerseits mit Aram (Num 237 [Dtn 235]) und ndash in andererWeise ndash mit dem Ostjordanland (Num 22ndash24 bzw der Standort der Inschrift) sowieseine Charakterisierung als bdquoGoumltterseherldquo bzw als bdquoder die Vision Schaddajsschautldquo (Num 244 par 16) Andere in Anschlag gebrachte Parallelen39 duumlrften da-gegen gaumlngiger Idiomatik geschuldet sein

Hinsichtlich der substanzielleren Bezuumlge ist mit unterschiedlichen Moumlglichkeiten zu rechnenSo koumlnnte man mutmaszligen dass der Seher Billsquoam b Belsquoor bei Aramaumlern wie (Nord-)Israelitenals Gestalt der Tradition bekannt war und dass sein spr auch aus diesem Grund an der Wandin Sukkot angeschrieben wurde Moumlglicherweise gehoumlrt aber auch die israelitische Bilʻamperi-kope zu den Nachwirkungen der damaszenischen Akkulturierungsbemuumlhungen in Gilead (sie-he dazu unten Abschnitt 3) Mit Letzterem waumlre jedenfalls dann zu rechnen wenn die Redevom bdquoHoumlrenldquo der bdquoWorte Gottes (rsquoel)ldquo und vom bdquoSchauen der Vision des Erhabenen (šadday)ldquoin den parallelen Kola von Num 244 (vgl 2416) ein spaumltes (und transformiertes) Echo derErzaumlhlung von Els naumlchtlicher Botschaft an Bilʻam (A 2f) und danach der Vision der šdyn-Versammlung (A 7ndash9) darstellen sollte40

Weniger sensationell aber moumlglicherweise von groumlszligerer Bedeutung sind Ver-gleichsmoumlglichkeiten anderer Art Dazu gehoumlrt das Phaumlnomen einer Unheilspro-phetie noch dazu ohne einen Bezug auf einen Herrscher die hier erstmals imauszligerisraelitischen Kontext begegnet und dies Generationen vor dem aumlltesten isra-elitischen Schriftpropheten (Amos)41

Weitere Aspekte der Signifikanz der DAPT beruhen auf dem literarischen Cha-rakter dieser Texte und moumlgen von daher trivial erscheinen Sie sind es jedocheben deshalb nicht weil DAPT A und B wie eingangs notiert bislang die einzigenumfangreichen Vergleichstexte zur hebraumlischen Bibel im levantinischen Kontextdes 1 Jahrtausends v Chr darstellen die im engeren Sinne als bdquoliterarischldquo zu qua-lifizieren sind So belegen sie uumlbereinzelsprachliche idiomatische WendungenPhrasen42 die in diesem Sprachraum z T uumlber Jahrhunderte in Gebrauch wareneine Moumlglichkeit die in exegetischen Hypothesenbildungen methodisch nicht sel-

39 Vgl Num 229a20 mit A 2a oder Num 2213aα21aα mit A 4a und dazu Muumlller 1978 57f Weinfeld198182 141f40 Nach Delcor 1989 39 kannte der Autor der Bilʻamorakel in Numeri bdquosans doute des traditionssemblables agrave celles de lrsquoinscription de Deir ʻAllaldquo Der biblische Tradent habe diese freilich bewusstentmythisiert indem er die Mehrzahl der šaddayyim durch den einen šadday ersetzte41 Dazu eingehender Blum 2008a siehe auch die rasche Replik in Kratz 2008 118ndash120 (= 201194ndash96) die freilich wichtige Anstoumlszlige nicht aufnimmt42 Neben den Phrasen auf die oben in FN 39 referiert wird gehoumlren dazu die seit Laumlngerem gese-henen Parallelen zu A 7c in Ps 469 665 die Metaphorik in B 5(a) und Hi 816 oder die idiomatischeUumlbereinstimmung von B 17(a) mit Jes 2911 im Qere sowie V 12

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ten ausgeblendet bleibt43 Auch bietet Kombination A ein gewichtiges auszligerbibli-sches Beispiel fuumlr eine gesteigerte Prosa44 mitunter als bdquonarrative poetryldquo (Wol-ters) oder als bdquoKunstprosaldquo (H Weippert) bezeichnet wie sie gerade auch im AltenTestament verbreitet ist45 dort allerdings nicht immer erkannt und dann zum Ge-genstand redaktionsgeschichtlicher Scheidungen wird

22 Kombination B Ein weisheitlicher Dialoguumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung

221 Zum Layout des rekonstruierten TextesDie zweite Kombination (Abb 2) die erheblich umfangreicher war als Text A istbedauerlicherweise nur noch zu einem kleinen Teil lesbar Auch hier hat derSchreiber vermutlich eine symmetrische Gestaltung angestrebt Der Rubrumtext inZ 17 scheint bis zur Zeilenmitte gereicht zu haben und mochte auch vertikal dieMitte des Textes repraumlsentiert haben46 Jedenfalls war der linke Rand der Kolumnedurch einen senkrechten roten Strich (Fragmente xii[a] viii[a]ndash[c]) markiert even-tuell in direkter Weiterfuumlhrung des Rahmens von Text A

Die physische Rekonstruktion von Kombination B ist seit der Erstpublikationmit der Anordnung der groszligen Fragmente ii(a)ndash(g) in der Hauptsubstanz gesichertAuch die spaumltere Positionierung von x(a)ndash(d) ix(a) und xii(a) zwischen ii(b) (d)und (e) konnte sich auf Angaben der Erstherausgeber zur Fundsituation stuumltzen47

222 Gattung und ThematikDie Schwierigkeiten bei der Lesung des Textes beruhen nicht allein auf dem proble-matischen Erhaltungszustand sondern auch auf der Ambiguitaumlt einzelner Formu-lierungen Entsprechend disparat sind die sachlichen Deutungen die im Anschlussan die Erstedition vorgeschlagen wurden48 Den entscheidenden Schluumlssel fuumlr einangemessenes Gesamtverstaumlndnis bilden meines Erachtens die wiederholt auszu-machenden Rede-Elemente zum einen in diversen Fragen die in den Zeilen 5(a)

43 Vgl das Beispiel in Blum 2008a 106 FN 13044 Zu nennen sind hier die Tendenz zu kolometrischen Strukturen und Wiederholungen sowie dieBildung von Chiasmen und Inklusionen Sie finden sich besonders in dem diskursiven Teil ab Z 7Ende und in den direkten Reden aber auch in der Darstellung des Erzaumlhlers vgl dazu bes Wolters1991 sowie unten die Anmerkungen zur Uumlbersetzung45 Vgl bspw die Beitraumlge in de MoorWatson 1993 und zuletzt Blum 201246 Dafuumlr waumlre am Anfang ein Ausfall von fuumlnf Zeilen anzunehmen47 Fuumlr die Einzelfragen wie fuumlr die Gesamtdeutung ist auf Blum 2008c zu verweisen Kleinere aberwichtige Korrekturen der Rekonstruktion im Bereich von Fragment ix(a) sind sodann in Blum 2015470 notiert48 Blum 2008c 40

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Abb 2 Kombination B copy E Blum

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9 12(b) 13(d) begegnen wobei die erste offenbar in Z 16(cd) wieder aufgenommenwird zum anderen in wiederholten Anreden in der 2 Person Singular (Z 9 10[a]11[b] 15[c] 16[c] 17) Grundlegende Bedeutung kommt dabei erwartungsgemaumlszligden als Rubrum geschriebenen Saumltzen in Z 17 zu Nach einer gegenuumlber der Editioprinceps maszliggeblich korrigierten Lesung49 werden hier einem textinternen Ge-spraumlchspartner ndash vermutlich einem Meisterschuumller ndash seine besonderen Kompeten-zen in der Schreibkunst und deren Unterricht50 sowie seine Aufgaben im oumlffentli-chen Leben vor Augen gehalten In Verbindung mit Aussagen wie in Z 9 oder 16(c)draumlngt sich von daher das Verstaumlndnis des Textes als eines Dialogs zwischen einemMeister und seinem Schuumller51 auf

Die Rubrum-Halbzeile bildet zugleich die Achse einer inhaltlichen Zweigliede-rung des Gesamttextes In den anschlieszligend noch lesbaren Fragmenten begegnenvorwiegend sozialethische Themen zumeist konkretisiert an negativen Verhaltens-weisen (Z 22ndash24) diese Thematik wird im zweiten Teil des Rubrums eingefuumlhrt(bdquoDir obliegt Rechtsprechung hellipldquo) Demgegenuumlber ist der vorausgehende ersteHauptteil ganz von der Sinnfrage angesichts der Vergaumlnglichkeit des Menschenbestimmt Vermutlich ist es der Lehrer der mit dieser Frage in Z 5(a) und 16(cd)konfrontiert wird Auch wenn die Gedankengaumlnge nur ansatzweise zu erkennensind scheint eine seiner Argumentationen auf die nachhaltige sorglose Ruhe derVerstorbenen auf ihren andauernden bdquoSchlafldquo zu zielen (Z 11f 14f) Demgegen-uumlber wird ein ganz anderer Impuls mit Z 17 gesetzt Die als Rubrum hervorgehobe-ne Reihe rhetorischer Fragen und Appelle lenkt den Blick des Fragenden von derWelt der Toten weg hin auf seine eigene Lebensgestaltung auf seine besonderenKompetenzen als Schriftkundiger und auf seine forensische Verantwortung in derGesellschaft Insofern fuumlhren auch die anschlieszligenden Konkretionen eines lebens-foumlrdernden bzw -schaumldlichen Handelns die lebensweisheitliche Grundthematiksachgemaumlszlig weiter Im Schlussteil scheint sodann ein geradezu enkomiastischerTon angeschlagen zu sein Die Metaphorik laumlsst vermuten dass hier das heilvolleWirken eines Lehrers gepriesen wird (Z 35f)52

Im Kontext des Alten Orients gehoumlrt unser Text in jeder Hinsicht zu der Litera-tur die gewoumlhnlich dem Bereich der bdquoWeisheitḥŏḵmāldquo zugeordnet wird Daraufverweisen die semantisch-pragmatischen Aspekte von Sinnreflexion ErziehungBildung Wirklichkeitserschlieszligung (bdquoRatgeberldquo) und ethische Orientierung ebensowie konstitutive Merkmale der Textsorte (dialogisch-diskursiv paraumlnetisch)

49 Dazu Blum 2008c 47f50 Der Bezug auf die Lehrtaumltigkeit laumlsst an einen fortgeschrittenen Schuumller denken einen Famuluswie er als sogenannter bdquogroszliger Bruderldquo in der altmesopotamischen Schule neben dem Meister be-gegnet51 Nicht ausgeschlossen werden kann auch ein Gespraumlch sbquoauf Augenhoumlhelsquo das heiszligt zwischenzwei Lehrern bzw zwei Meisterschuumllern (in letzterem Falle waumlre Z 9 wohl futurisch aufzufassen)52 Vgl dazu Dtn 322 (bezogen auf das lehrhafte Lied)

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Gleichwohl gibt es in den vielfaumlltigen und umfangreichen Korpora altorientali-scher aumlgyptischer und biblischer Weisheitstexte nicht viele spezifische Vergleichs-texte Immerhin kann man fuumlr die Fokussierung auf das Thema der Vergaumlnglichkeitauf die Keilschrifttafel mit den bdquoCounsels of a Pessimistldquo53 verweisen Noch interes-santer erscheint jedoch ein anderes keilschriftlich tradiertes Werk das als bdquoDerDialog zwischen Šūpē-amēli und seinem sbquoVaterlsquoldquo bzw bdquoThe Wisdom of Šūpecirc-amēlīldquooder nach seinem Anfang als bdquošimacirc milkaldquo (bdquoHoumlre den Ratldquo) bekannt gewordenist54 Es ist in zwei akkadischen Versionen aus Emar und Ugarit und einer hethiti-schen aus Boğazkoumly belegt (durchweg spaumltes 2 Jahrtausend v Chr) In dem groumlszlige-ren Teil der Schrift formuliert der VaterLehrer konventionelle Sentenzen und Un-terweisungen Dann repliziert der Sohn jedoch recht unvermittelt mit der Fragewas der Vater von all seinem Reichtum im Tod behalte und er schlieszligt mit einemBlick auf das Schattenreich der Toten V A Hurowitz interpretiert dies als eine fuumlrMesopotamien einzigartige Infragestellung der traditionellen Weisheitslehre bdquoItturns out then that death renders worthless all human accomplishment great asit may beldquo55 Parallelen dazu faumlnden sich erst in der skeptischen Weisheit des Ko-helet und in Psalm 49 Vergleicht man damit den Dialog von DAPT B so faumlllt aufdass hier das Vergaumlnglichkeitsthema auf der einen Seite in groszliger Breite den erstenHauptteil des Werks dominiert Soweit man erkennen kann wird aber auf der an-deren Seite diese Thematik nicht als Infragestellung der weisheitlichen Wirklich-keitsdeutung eingefuumlhrt sondern eher als eine Sinnfrage an der sich die Antwort-faumlhigkeit der Weisheit zu erweisen hat Auf deren Demonstration erscheint dennauch die Schrift als ganze angelegt

Unbeschadet der eminenten Schwierigkeiten bei der textlichen Rekonstruktionist jedenfalls festzuhalten dass sich in dem weisheitlichen Gespraumlch von DAPTB eine intellektuelle und politische Schreiberelite selbstbewusst spiegelt die sichoffenbar auch an schwierige Sinnfragen heranwagte Zugleich liegt auf der Handdass eine derart komplexe Diskursliteratur die Pflege einer anspruchsvollen Schrei-berausbildung und -bildung in Aram-Damaskus und dies uumlber mehrere Generatio-nen zur Voraussetzung hatte

53 Lambert 1960 107ndash109 vgl Blum 2008c 4954 Fuumlr eine erste Edition der Textzeugen siehe Dietrich 1991 33ndash68 (mit Uumlbersetzung und knapperKommentierung) und Dietrich 1993 53ndash62 sowie Kaumlmmerer 1998 Vergleichend-traditionsgeschicht-liche Untersuchungen im altorientalischen (und biblischen) Kontext sind Hurowitz 2007 und Salla-berger 2010 zu verdanken bei Letzterem mit korrigierten Lesungen und mit der Klaumlrung dass Šūpē-amēli der Name des Vaters ist Die umfassendste Neubearbeitung mit substanziellen Korrekturen(gestuumltzt auf rezente Fragmente aus Ugarit) sowie mit hilfreichen Erlaumluterungen hat schlieszliglichCohen 2013 81ndash128 vorgelegt55 Hurowitz 2007 43

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3 Funktion und institutioneller Rahmender Wandinschriften

31 Kultischer oder politisch-regaler KontextDie Existenz derart aufwendiger aramaumlischer Inschriften auf dem kleinen eisenzeit-lichen Tell Deir ʻAlla gibt nicht wenige Fragen auf Neben der Klaumlrung der Sprachebetreffen diese vor allem die Funktion und Bedeutung solcher Texte an diesem Ort

Vom Ausgraumlber H J Franken wurde die Anlage als bdquocult siteldquo bzw bdquosanctuaryldquobestimmt56 eine Annahme die in diversen Modifikationen die Forschung langedominierte57 Sie stuumltzte sich vor allem auf die Existenz eines spaumltbronzezeitlichenTempels (zerstoumlrt Anfang 12 Jahrhundert v Chr) und auf den religioumlsen Charakterdes Bilʻam-Textes Dabei hatte Franken schon 1976 eingeraumlumt bdquoThis interpretationis not warranted by archaeological evidence [hellip]ldquo58 Tatsaumlchlich zeigen weder archi-tektonische Strukturen noch die Ausstattung der Raumlume (Raum EE335 mit den In-schriften war voumlllig leer)59 noch die Inschriften ein Heiligtum oder eine sonstigeinstitutionell-religioumlse Funktion des Gebaumludes an60

Ebenso deutlich ausgeschlossen werden kann eine politische Abzweckung imSinne einer Selbstdarstellung bzw Repraumlsentation politischer Macht- und Gel-tungsanspruumlche insbesondere des Koumlnigs wie sie fuumlr die Inschriften auf Ortho-staten der nordsyrischen Koumlnige von Guzan Samrsquoal Hamat Karatepe oder der suumld-levantinischen Herrscher Hasael von Damaskus (am Stadttor von Tel Dan) bzw aufder Stele Mescharsquos Koumlnig von Moab vorauszusetzen ist oder auch im Sinne eineroumlffentlichen sbquoDokumentationlsquo zwischenstaatlicher Vertraumlge (Sfire-Stelen) KoumlnigPriester oder andere Wuumlrdentraumlger werden in den DAPT gelegentlich erwaumlhnt ste-hen jedoch thematisch an keiner Stelle im Fokus In dem fehlenden Bezug zumkoumlniglichen Herrschaftssystem sind noch die Siloah-Inschrift in Jerusalem und die

56 Franken 1976 8 und 1357 Vgl noch Franken 1991 mit der Behauptung bdquothat Deir ʻAlla is best explained as having been ndashprobably right through its long history ndash a sanctuary connected with tradeldquo (a a O 10) In demsel-ben Tagungsband formulieren dagegen Ibrahimvan der Kooij 1991 23 bdquoThe evidence from theroom of the plaster text does not indicate a cultic centre of the settlement but allows for the recon-struction of another kind of religious centre not yet archaeologically knownldquo Dazu auch van derKooij 1993 341 bdquoAlthough the plaster inscription and perhaps the stone suggest a religious con-text the building remains show no indications of cultic useldquo58 Franken 1976 1359 Vgl die eingehende Kritik bei WenningZenger 199160 Dies gilt auch fuumlr den Vorschlag von WenningZenger 1991 192f in dem Inschriftenraum bdquodassbquoVersammlungslokallsquo einer oumlrtlichen Prophetengemeinschaft zu sehenldquo nach Art der bdquoPropheten-gruppen die hinter 1Sam 1918ndash24 stehenldquo bzw entsprechend den bdquoProphetenjuumlngernldquo um ElischaDergleichen hatte zwar davor bereits A Lemaire vorgeschlagen (siehe die folgende FN) es ist je-doch schon aufgrund der beiden DAPT-Texte (nach Inhalt und Genre) auszuschlieszligen

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oben erwaumlhnte phoumlnizische Wandinschrift aus Kuntillet ʻAǧrūd vergleichbar DieFrage draumlngt sich auf ob die ausgepraumlgte Praumldominanz koumlniglicher Autoren in er-haltenen oumlffentlichen nordwestsemitischen Inschriften in gewissem Maszlige eine sbquoop-tischelsquo Taumluschung darstellen koumlnnte wiederum bedingt durch das vorrangig ver-wendete regale Medium (Stein)

32 sbquoSchulelsquo als institutioneller KontextIm Ruumlckblick kann es erstaunen dass die von Andreacute Lemaire recht fruumlh vorgetrage-ne Erklaumlrung des Raumes auf Tell Deir ʻAlla als bdquoeine Art sbquoSchulelsquoldquo61 kaum Gefolg-schaft gefunden hat62 Dabei deutet der Gesamtbefund geradezu zwingend in dieseRichtung insbesondere unter Einbeziehung der inzwischen weitergefuumlhrten bzwkorrigierten Textrekonstruktionena) Die Funktionalitaumlt des Raumes Die Texte waren nach der uumlberzeugenden Re-

konstruktion van der Kooijs (Abb 3)63 in einer Kolumne an der schmalen West-wand des Raums (30 times 43 m) angebracht die Kolumne begann auf einer Houmlhevon wenigstens 15 m und endete ca 50 cm uumlber dem Fuszligboden Links davonwar der Verputz zudem fuumlr eine weitere (nicht ausgefuumlhrte) Kolumne vorberei-tet wie aus der noch erkennbaren Weiterfuumlhrung des oberen roten Rahmensvon Kombination A nach links zu erkennen ist (s o S 25 Abb 1) sowie ausweiteren Putz-Fragmenten die nicht nur einen entsprechenden waagrechtenStrich in roter Tinte (daruumlber eine bdquoSphinxldquo-Zeichnung) aufweisen64 sondernauch zusammen mit dem Anfang von Kombination A aufgefunden wurden65

Vor der langen suumldlichen und der schmalen oumlstlichen Wand verlief nach denAusgraumlbern eine Bank66 Mit anderen Worten die Konstellation deutet darauf-hin dass die verputzte Wand als eine Art Tafel diente Sollten angeschriebeneTexte durch andere ersetzt werden war im Uumlbrigen mit Tuumlnche leicht tabularasa hergestellt

b) Der Charakter der Texte Signifikant sind die Vielfalt und die insgesamt weis-heitliche Praumlgung der Texte Hinsichtlich der Genres stehen eine Narration (AZeilen 1ndash7) eine auflistende Darstellung (A Zeilen 8ndash18) und ein diskursiverDialog (B) nebeneinander Inhaltlich muumlndet die Prophetenerzaumlhlung mit der

61 Lemaire 1991 54 wenn auch zunaumlchst mit dem Gedanken an bdquoune sorte drsquoeacutecole sbquoprophetiquelsquoldquounter Verweis auf 2Koumln 61f (Lemaire 1985 322)62 Eine Ausnahme bildet die Anknuumlpfung an Lemaire in dem grundlegenden Werk von Carr 2005161 Ansonsten mag die Uumlberlegung aufgrund der allzu groszligzuumlgigen Identifikation von Schulen inLemaire 1981 zuruumlckhaltend aufgenommen worden sein vgl die eingehende Kritik in Haran 198863 Van der Kooij 1991 241 Fig 164 Hoftijzervan der Kooij 1976 Plate 15 van der Kooij 1991 243 Fig 265 Van der Kooij 1991 240ndash24466 Fuumlr eine abweichende Deutung vgl WenningZenger 1991 190

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Abb 3 Raum EE335 in Tell Deir ʻAlla copy G van der Kooij

Schilderung des Goumltterrates in die Thematik des mundus inversus die hier auchim Einzelnen mit weisheitlichen Elementen ausgefuumlhrt ist67 Das (mutmaszligli-che) Lehrer-Schuumller-Gespraumlch wiederum formuliert klassisch weisheitliche Re-flexionen uumlber elementare Sinnfragen und eine gelingende LebensfuumlhrungWas diese verschiedenartigen Texte verbindet ist eine didaktisch-paraumlnetischeAusrichtung die zudem sogleich in der Uumlberschrift von Text A angezeigtwird68 Damit ist denn auch die (komplexe) Pragmatik angezeigt aus der he-raus die Zusammenstellung als ganze schluumlssig gedeutet werden kann

Dem inhaltlichen Profil der Texte korrespondiert formal ihre anspruchsvol-le sprachlich-stilistische Gestaltung Deren Komplexitaumlt zeigt daruumlber hinausdeutlich dass sie literarisch konzipiert wurden Ohne das Medium der Schriftwaumlre etwa die narrative Poetizitaumlt in Text A kaum moumlglich Diese literarischeGestaltung findet sodann eine Entsprechung in dem aufwendigen Layout (mit

67 Dazu gehoumlren die Demonstration naturkundlicher Kenntnisse (V 10ff) die Identifikation mitdem Weisen (V 16b) und mit der sozialen Elite (V 16ndash18) oder die Motive von Belehrung (mwsr)und Planen (ḥšb) in V 151968 S o S 29

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Rahmenbildung Rubra etc) das vermutlich aumlgyptisch inspirierte Design-Kon-ventionen literarischer Papyri abbildete Sollte sich die oben skizzierte Mutma-szligung69 zu dem rot-weiszligen Band im unteren Rahmen von Text A als Aufnahmeeiner Hieroglyphenform fuumlr die geschnuumlrte Papyrusrolle bestaumltigen boumlte dasLayout daruumlber hinaus eine klare ikonische Referenz auf Schreiberwesen undSchriftkultur

Schlieszliglich Das Niveau und der bdquoBildungscharakterldquo der Texte sowie derbei ihrer Wandanbringung getriebene Aufwand entheben uumlber jeden Zweifeldass hier nicht an eine elementare Schreibschule zu denken ist sondern viel-mehr an eine fortgeschrittene professionelle Schreiberausbildung (bdquoMeister-klasseldquo)

c) Die institutionelle Selbstreferenzialitaumlt von Text B Wie vor allem der weisheitli-che Dialog zu erkennen gibt ging diese Schreiberausbildung zugleich mit ei-nem sbquogehobenen Bildungsanspruchlsquo einher Dabei spiegelt bereits die Ge-spraumlchskonstellation der textinternen Figuren die Bildungsinstitution sbquoSchulelsquoDaruumlber hinaus kommt repraumlsentiert durch die Dialogpartner geradezu derStand professioneller Schreiber in den Blick ihre Stellung im Umkreis des Kouml-nigs (Z 9 bdquoBeraumlt sich denn nicht mir dir oder holt sich nicht [bei dir] einenRatschlag der Thronendeldquo) und ihre gesellschaftlichen Leitungsaufgaben beider Rechtsprechung und im gewandten (politischen) Auftreten (Z 17c [Ru-brum] bdquoDir obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redeldquo) Werden denStudenten der Schreiberschule damit verlockende Perspektiven ihres Wegesvor Augen gestellt so spricht der Anfang des zentralen Rubrumverses (Z 17ab)den einen Dialogpartner ausdruumlcklich auf seine Kompetenzen in der Schreib-kunst70 und im Unterricht71 an wobei letzterer insbesondere auch im Auswen-diglernen durch die Schuumller bestand72

DAPT B Z 17 a) Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunstb) (darauf) anzuleiten73 den der auswendig repetiert

69 S o S 2670 Die genaue Entsprechung des aramaumlischen Ausdrucks ydʻ spr zu dem in Jes 2911f belegtenalthebraumlischen Idiom wurde uumlberraschenderweise zumeist uumlbersehen71 An die Moumlglichkeit dass die Kombination mit dem Idealbild eines Lehrers abschloss (s o S 33)sei ebenfalls erinnert72 Vgl dazu die erhellende Erklaumlrung des Ausdrucks bdquoSchuumllerzungeldquo in Jes 514 durch Weippert1989 111f bdquoUm dies verstehen zu koumlnnen muszlig man die orientalische Unterrichtsmethode kennendie uns bereits aus der Spaumltantike bekannt ist die man aber auch heute noch in arabischen undorthodox-juumldischen Elementarschulen erleben kann Der Stoff wird vom Lehrer vor- vom Schuumllernachgesprochenldquo Umfassend zur Bedeutung des Memorierens im altorientalisch-antiken Schulwe-sen orientiert Carr 200573 Die Ableitung des Ausdrucks von der aramaumlischen Wurzel dbr (anders noch Blum 2008c z St)findet sich auch bei Lipiński 1994 155 (vgl auch ders 1998 508) allerdings verbunden mit eineransonsten deutlich anderen Lesung bdquoto call the scribe who leads away sbquoThe curse is on the tonguefor you a judgement and a chastisementlsquoldquo (a a O 143)

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 39

Koumlnnte ein Text sich in seiner Pragmatik deutlicher fuumlr eine fortgeschritteneSchreiberausbildung anbieten als Kombination B in Tell Deir ʻAlla

d) External evidence eine Griechischschule aus roumlmischer Zeit In Amheida demantiken Trimithis einer Stadt in der aumlgyptischen Oase Dakhla legten Grabun-gen der Columbia University New York in den Jahren 2004ndash2007 einen Gebaumlu-dekomplex frei in dem erstmals antike Schulraumlume archaumlologisch nachgewie-sen werden konnten74 Die Schule bestand in der ersten Haumllfte des 4 Jahrhun-derts n Chr und umfasste drei sbquoKlassenraumlumelsquo (19 times 95 m) Der bestkonser-vierte Raum (68 times 26 m)75 ist in einer Wandhoumlhe bis 220 m erhalten In derAntike waren die Waumlnde rundum weiszlig verputzt Vor einer der (langen) Waumlndestand eine gemauerte Bank Gegenuumlber an der Ostwand ist der Verputz uumlbermehrere Meter groszligenteils erhalten geblieben mit in roter Tinte geschriebenenSchultexten angeordnet in fuumlnf Kolumnen (zusammen 32 m breit maximal09 m hoch) Offenbar gab es in der abgelegenen Polis einen rhetorisch ge-schulten Lehrer der in der Lage war fuumlr seine fortgeschrittenen Schuumller Epi-gramme in elegischen Distichen zu schreiben und darin deren Schulsituationappellativ aufzunehmen76 In einem der zuletzt freigelegten Raumlume (R19) fan-den sich an der Westwand oberhalb der Bank zwei literarische Texte (ebenfallsin roter Tinte) Verse aus der Odyssee (IV 221ndash223) und ein Prosatext mutmaszlig-lich die Bearbeitung einer Erzaumlhlung die aus Plutarch bekannt ist

While the dipinto in room 15 seems to refer to the level of education taught by the rhetorliterary instruction went on in this room either at the hands of the same teacher or by someoneelse who taught at the level of the grammarian77

Alles in allem ist unuumlbersehbar mit der Nutzung verputzter Waumlnde als sbquoTafelnlsquo(und mit Wandbaumlnken) weisen die Schulraumlume in Trimithis exakt die gleiche ele-mentare Funktionalitaumlt auf wie der Raum in Tell Deir ʻAlla

74 Cribiore u a 2008 DavoliCribiore 2010 Den Hinweis auf die Amheida-Grabungen verdankeich Herrn Florian Lippke (TuumlbingenFribourg)75 Siehe Figs 7 und 9 in Cribiore u a 2008 174 17676 Siehe Color Fig 12 in Cribiore u a 2008 181 In der ersten Kolumne heiszligt es beispielsweise(nach Cribiore a a O 183)

αλλα θεὸς νεύσειεν επ ευχωλῆισιν εμεῖο [[hellip]] π[αντ]ας μουσάων έργα μελιχρὰ μαθεῖν συν πάση-σ Χαρίτεσσι και Ερμῆι Μαιάδος υἱεῖ ρητορικῆς σοφίης άκρον ἑλόντα[σ] ὅλον παῖδες εμοι θαρσεῖτε μέγας θεὸς ʽΰμμιν οπάσσει παντοίης αρετῆς καλὸν έχειν στέφανονhellip doch moumlge Gott meinen Gebeten geneigt sein dass ihr all die suumlszligen Werke der Musen erlerntindem ihr mit allen Grazien und mit Hermes dem Sohn d Maia den Gipfel der rhetorischenKunst ganz erobertMeine Knaben seid guten Mutes Der groszlige Gott wird euch gewaumlhren den schoumlnen Kranz man-nigfacher Tugend zu tragen

77 Cribiore (Davoli) 2013 7 (Hervorhebung im Original)

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40 Erhard Blum

Die Funktion der Baumlnke und des Verputzes in den bdquoSchulraumlumenldquo sind dabei nicht unbedingtnach dem Muster neuzeitlicher Schulen zu denken Waren die Ausgraumlberinnen in Trimithiszunaumlchst schlicht davon ausgegangen dass die bdquoBaumlnkeldquo von den Schuumllern als Sitzplaumltze ge-nutzt wurden78 so suggerieren inzwischen schon die Positionierungen der Inschriften ein viel-faumlltigeres Bild bdquoAs in room 15 the new rooms (R19 and 23) have a series of benches for stu-dents along the walls The students of R15 could sit on the benches to view the epigrams orstand on them to be able to write on the whitewashed wall behind those In the same waystudents in room 19 had to stand up on the benches there to write on the part of the wall thatwas plastered with white gypsum above a board painted in purpleldquo79 Dem korrespondierendie vielfaumlltigen Proportionen der Texte Waren die Uumlbungsepigramme in der Schriftgroumlszlige wohlso ausgelegt dass sie von den gegenuumlberliegenden Baumlnken aus lesbar blieben waren die lite-rarischen Textabschnitte wesentlich kleiner gehalten 14 times 3 cm mit einer Buchstabenhoumlhe von06 cm bzw erhaltene 64 times 16 cm mit durchschnittlich 1 cm hohen Zeichen und dies in einerbetraumlchtlichen Houmlhe an der Wand80 Die Schriftgroumlszlige der Wandtexte in Sukkot ist am ehestender des zuletzt genannten sbquoPlutarchlsquo-Textes vergleichbar Zwar waren die DAPT (im Vergleichmit Trimithis) fuumlr Leser wesentlich leichter zugaumlnglich von der gegenuumlber liegenden Bankkonnten aber ihre Buchstaben kaum mehr identifiziert werden Von daher wird man auch inTell Deir ʻAlla eher mit einer multifunktionalen Nutzung von Waumlnden und Baumlnken zu rechnenhaben Die Wandflaumlchen konnten Lehrern und Schuumllern dienen die Baumlnke den Studenten alsSitzbaumlnke fuumlr die Unterrichtsphasen von Vorsprechen Repetieren Memorieren etc81 wie auchfuumlr eigene Schreibuumlbungen oder Aumlhnliches mehr

Zwischen der Einrichtung und Nutzung der beiden Schulen liegen zwar mehr als1000 Jahre dennoch wird man nicht von einer rein zufaumllligen Entsprechung ausge-hen koumlnnen Entweder haben wir hier gluumlcklich erhaltene Belege fuumlr eine nachhal-tige kulturelle Kontinuitaumlt im ostmediterranen Raum oder es handelt sich um einein verschiedenen Kontexten sich aufdraumlngende funktionale Loumlsung fuumlr die gleichenkommunikativen Erfordernisse Beide Optionen liegen naumlher besehen freilich nichtweit auseinander nach beiden bietet der Fund in AmheidaTrimithis eine mehroder weniger direkte Bestaumltigung der Schulhypothese fuumlr Tell Deir ʻAlla

33 Traumlger und Zielsetzung der aramaumlischen Schule zu Sukkot(Tell Deir ʻAlla)

Es bleibt gleichwohl die Frage von wem fuumlr wen und wozu ein solcher Schulraumgerade in Sukkot eingerichtet wurde das nach Auskunft der Archaumlologen um 800v Chr ein kleines Dorf darstellte und das am Rande des damaligen aramaumlischen

78 DavoliCribiore 2010 77 bdquohellip tutte [scil 3 Schulraumlume] caratterizzate dalla presenza di panchein muratura utilizzate dagli studenti come sedilildquo79 Cribiore (Davoli) 2013 780 Cribiore (Davoli) 2013 7 bzw 9 mit Figs 9 + 10 auf S 10 Nach CribioreDavoli 2013 5 befandensich die Texte ca 28 m () uumlber dem Fuszligboden81 Vgl wieder die Charakterisierungen bdquoorientalischerldquo Schulen in der oben auf S 38 FN 72 ge-nannten Literatur

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 41

Herrschaftsbereichs lag Kultur und innere Geschichte des Koumlnigreichs Damaskusin dieser Zeit sind weitgehend unbekannt Deshalb koumlnnen wir nur von den Befun-den in Tell Deir ʻAlla (und einigen Nachrichten im Alten Testament bzw in derHasael-Inschrift von Tel Dan) ausgehen

Deutlich duumlrfte immerhin sein dass eine solche (Hoch-)Schule fuumlr professio-nelle aramaumlische Schreiber in dieser Region mit einer privaten Initiative bzw einemfamiliaumlren Kontext nicht zureichend zu erklaumlren waumlre Von daher wird man ihreEinrichtung und Unterhaltung letztlich auf die damaszenische Zentralgewalt zu-ruumlckfuumlhren muumlssen Der maicirctre-scribe (Lemaire) der die umfangreichen Texte ineiner eleganten Kursive auf die Wand uumlbertragen hat mag dafuumlr aus Damaskusabgestellt worden sein Politisch laumlsst sich an der Einrichtung jedenfalls ablesendass Hasael bzw Birhadad II von Damaskus sich nicht mit der militaumlrischen Erobe-rung des Ostjordanlandes begnuumlgte(n) sondern dort gewissermaszligen in eine eigeneInfrastruktur investierte(n) Konkret kommen dabei zwei Optionen infrage Mankoumlnnte an eine Ausbildung von eigenem damaszenischem Verwaltungspersonal(bdquoim houmlheren Dienstldquo) denken Dies ist moumlglich aber eher unwahrscheinlich weildafuumlr eine Schulung in Damaskus bzw im aramaumlischen Kernland naumlher gelegenhaumltte Als Alternative bleibt die Ausbildung von Angehoumlrigen der lokalen israeli-tisch-gileaditischen Elite im Sinne der aramaumlischen Herrschaft bzw deren Verwal-tung In diesem Falle gehoumlrte der Schulbetrieb in Sukkot zu dem Versuch einerAkkulturation der israelitischen Bevoumllkerung82 (was auf nachhaltige imperiale Zie-le in Damaskus hindeutete) Fuumlr eine solche Konstellation spricht auch die Lagedes Ortes tief in Gilead (von Damaskus her gesehen) zugleich aber ausgesprochenverkehrsguumlnstig Schlieszliglich mag der kleine doumlrfliche Charakter fuumlr die Unterneh-mung eher als Vorteil gegolten haben83

Wie auch immer es sich im Einzelnen verhalten haben mag werden doch zweiweitere Ruumlckschluumlsse nach Lage der Dinge nicht gewagt erscheinen a) Eine derar-tige Meisterklasse im eroberten Grenzgebiet ist nur vorstellbar wenn im Zentrumdas heiszligt im Umkreis des damaszenischen Hofes bzw Haupttempels entsprechen-de Strukturen bereits etabliert waren84 b) Die beiden hochliterarischen Texte wur-den nicht fuumlr Sukkot formuliert sondern duumlrften ihren primaumlren Ort in Damaskusselbst oder in einem anderen Verwaltungszentrum gehabt haben (eventuell ver-bunden mit einer Rezeption internationaler Traditionen) Diese Schriftkultur miteinem entsprechenden Schulbetrieb wird weit in das 9 Jahrhundert v Chr zuruumlck-gereicht haben eventuell auch daruumlber hinaus

82 Moumlglicherweise war auch in dieser Hinsicht der Ruumlckgriff auf den Bilʻam-Text durchaus ab-sichtsvoll83 Die Lage in der Naumlhe des Jordans das heiszligt nahe am Herrschaftsgebiet des Koumlnigsreichs Israelkoumlnnte gegenuumlber der lokalen Bevoumllkerung zusaumltzlich auch als politisches Signal hinsichtlich desaramaumlischen Herrschaftsanspruchs (mit) gedacht worden sein84 Mit zugegeben plakativer Uumlberzeichnung mag man Tell Deir ʻAlla geradezu als Beleg fuumlr einsbquostaatliches Hochschulwesenlsquo im Koumlnigreich Damaskus betrachten

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34 Konsequenzen fuumlr Schriftkultur und Schulwesenin den Koumlnigreichen Israel und Juda

Aufgrund der raumlumlichen und zeitlichen Nachbarschaft sowie der strukturellen Ver-gleichbarkeit suumldlevantinischer Territorialstaaten sind in Israel und Juda keine grund-legend anderen Verhaumlltnisse anzunehmen Allenfalls koumlnnte man fuumlr IsraelJuda mitBlick auf das fruumlhe davidisch-salomonische Koumlnigtum im 10 Jahrhundert v Chr unddessen (auf die nordisraelitischen Staumlmme beschraumlnkte) Vorgeschichte mit Koumlnig Saulim 11 Jahrhundert mit einem gewissen Entwicklungsvorsprung gegenuumlber Aram-Da-maskus zu rechnen haben85 Dafuumlr mag auch sprechen dass die Herausbildung einerspezifischen bdquoNationalschriftldquo aus der phoumlnizischen Standardschrift nach gegenwaumlr-tigem Kenntnisstand () zuerst im hebraumlischen Sprachraum einsetzte86

Gestuumltzt wird diese Einschaumltzung durch fruumlhe Textuumlberlieferungen die dia-chron den Grundstock des alttestamentlichen Kanons bilden Dazu gehoumlren nebeneinzelnen Texten aus dem 10 Jahrhundert v Chr87 insbesondere zentrale Uumlber-lieferungen seit dem Anfang des 9 Jahrhunderts darunter die in Jerusalem undSamaria getrennt aber mit einer synchronistisch verschraumlnkten Chronologie derjeweiligen Koumlnige gefuumlhrten Annalen die in Auszuumlgen das Grundgeruumlst der bib-lischen bdquoKoumlnigebuumlcherldquo bilden In die fruumlhe Koumlnigszeit verweisen aber auch Bei-spiele einer hochentwickelten althebraumlischen Erzaumlhlkunst in Uumlberlieferungen zuJakob Saul und David die ohne eine anspruchsvolle Schreiberschulung im Um-kreis der Houmlfe bzw der Haupttempel nicht denkbar waumlren Mehr noch die soge-nannte bdquoThronfolgegeschichte Davidsldquo in 2Sam 9ndash20 1Koumln 1ndash2 (um 900 v Chr)88neben der Josephgeschichte der Genesis die wohl subtilste Groszligerzaumlhlung der Bi-bel verbindet einen realistisch-skeptischen Blick auf die Ambivalenzen des Wol-lens und Handelns der Akteure mit einer ndash narrativ artikulierten ndash Reflexion desPotentials und der Grenzen menschlicher Weisheit Ihre pragmatischen Pointenzeigen daruumlber hinaus an dass das ganze Werk fuumlr den Kontext der Prinzen- undElite-Erziehung am Hof in Jerusalem ausgearbeitet wurde

Hinsichtlich ihres literarischen Profils wie auch ihrer grundlegenden Pragma-tik sind demnach zwischen den israelitischen Erzaumlhlwerken und den damaszeni-

85 Aufgrund der Quellenlage ist das Koumlnigtum von Damaskus fuumlr das 10 Jahrhundert v Chr bis-lang nicht so recht greifbar Innerhalb der David-Uumlberlieferungen sind (neben Aram-Zoba) in unter-schiedlicher Weise kleinere aramaumlische Koumlnigtuumlmer zwischen Israel und Damaskus (Tob GeschurMaʻacha Beth Rechob) praumlsent Die Notiz von 1Koumln 1123ndash25 im Zusammenhang mit Salomo scheintfuumlr dessen Zeit die Installation eines Koumlnigtums in Damaskus anzusetzen Zu damit verbundenenFragen vgl Pitard 1987 95ff 99ff Lipiński 2000 367ff86 So im Anschluss an J Naveh auch FinkelsteinSass 2013 (freilich nicht hinsichtlich der Rolledes Phoumlnizischen) Allerdings sollte auch diese verbreitete Annahme im Licht der DAPT (die ebdleider unberuumlcksichtigt bleiben) kritisch gepruumlft werden87 Vgl Carr 2005 163f Schon in das 11 Jahrhundert v Chr duumlrfte aufgrund seiner Sprache undPragmatik das epische Siegeslied der Debora in Ri 5 gehoumlren vgl vorlaumlufig Weippert 1990 454fKnauf 200588 Vgl Blum 2010

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schen Kompositionen des (wahrscheinlich) fruumlhen 9 Jahrhunderts v Chr keine we-sentlichen Unterschiede auszumachen Sie haben hohe literarische Qualitaumltensind aber gleichwohl keine fiktionale Literatur im neuzeitlichen Sinne Die fuumlr un-sere belles lettres selbstverstaumlndliche Kategorie der Fiktionalitaumlt gab es vielmehrnoch gar nicht auch nicht avant la lettre wie man sie bereits in Aristotelesʼ Poetikhat89 Es handelt sich bei der genannten Literatur um sbquoMitteilungstextelsquo mit Wahr-heitsanspruch Gleichwohl koumlnnen sie durchaus absichtsvoll mit hochgradig poeti-schen Gestaltungsmitteln arbeiten Poetizitaumlt ist in diesen Kulturen aber noch nichtan Fiktionalitaumlt gebunden ndash ebenso wenig wie ihr Wirklichkeitsverstaumlndnis undihr Wahrheitsanspruch etwas mit historischem Denken zu tun haumltten90 Mit ihrerWirk- und Mitteilungsintention sind sie haumlufig auf konkrete pragmatische Rezepti-onskonstellationen bezogen wie alle sbquopoetischenlsquo Werke gehen sie darin aber nichtauf sondern bieten Anhaltspunkte fuumlr Rezeptionen welche die Primaumlrintentionender Autoren hinter sich lassen Sie moumlgen funktional als Unterrichtstexte imSchul-bdquoHochschulldquo-Kontext gebraucht worden sein doch auch in diesem Rahmenwaren sie zugleich mehr Angemessen waumlre wohl die Rede von bdquoBildungsliteraturldquo

Nachbemerkung Nimmt man solche Textzeugnisse der fruumlhkoumlniglichen Zeit mitdem Umstand zusammen dass die bislang einzige raumlumlich belegbare Schule (mithochkaraumltigem Unterrichtsmaterial) ausgerechnet in der aumluszligersten Provinz gefun-den wurde erscheint es durchaus fraglich ob der Schreiberunterricht und damitdie literarische Bildung in Aram bzw in IsraelJuda tatsaumlchlich auf die koumlniglichenZentren beschraumlnkt und so kleinraumlumig angelegt sein mussten wie man in dergegenwaumlrtigen Forschung vielfach glauben will91

89 Poetik [9] 1451b Zur bdquoEntdeckungldquo der Fiktionalitaumlt bei den Griechen siehe grundlegend Roumlsler1980 und 1983 des weiteren Finkelberg 1998 Fuumlr die schlechthin elementare Distinktion zwischensemantisch definierter Fiktivitaumlt und textpragmatisch zu definierender Fiktionalitaumlt vgl Gabriel1975 Assmann 1980 Keller 198090 Fuumlr entsprechende kulturvergleichende Profilierungen vgl Cancik 2005 und Blum 2005 65ndash86Vgl a a O 79 FN 55 auch fuumlr die Unterscheidung zwischen einer (transparenten) Fiktionalitaumlt bdquoers-ten Gradesldquo (in Maumlrchen Fabeln etc) wie sie auch in traditionalen Erzaumlhlkulturen gelaumlufig istund der Fiktionalitaumlt bdquozweiten Gradesldquo (in Roman Drama etc) fuumlr die sich die Imitation und Fiktio-nalisierung wirklichkeitsabbildender Darstellung als konstitutiv erweist91 Damit soll nicht einer verbreiteten Literalitaumlt in diesen Gesellschaften das Wort geredet werdenIm Gegenteil es geht darum zwischen der Verbreitung eines funktionellen Schriftgebrauchs imAlltag wie er sich in Ostraka etc spiegelt und der Ausbildung einer professionellen Schreiberkul-tur in verschiedenen Bereichen der bdquoEliteldquo zu unterscheiden Fuumlr Letztere ergeben die archaumlologi-schen Befunde aus den eingangs genannten Gruumlnden kein repraumlsentatives Bild eine Regel diedurch die Ausnahmen (Siloah-Inschr DAPT Kuntillet ʻAǧrūd) nur bestaumltigt wird Fuumlr eine umsich-tige Diskussion der Problematik vgl besonders Carr 2005 Part I chap 6 ndash Unter deutlich anderenVoraussetzungen ging im Uumlbrigen auch der Befund in der Oase Dakhla uumlber das hinaus was manhistorisch erwarten mochte wie die Schlussbemerkung von R Cribiore in CribioreDavola 2013 14zu erkennen gibt bdquoAll together the house in Amheida and the school adjacent to it are wondroustestimonies of how paideia was alive and well in Egypt and not only in the Nile Valleyldquo

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

44 Erhard Blum

4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

LiteraturverzeichnisAssmann (1980) Aleida Assmann Die Legitimitaumlt der Fiktion Ein Beitrag zur Geschichte der

literarischen Kommunikation MuumlnchenBlum (2005) Erhard Blum bdquoHistoriographie oder Dichtung Zur Eigenart alttestamentlicher

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Blum (2008a) Erhard Blum bdquoIsraels Prophetie im altorientalischen Kontext Anmerkungen zuneueren religionsgeschichtlichen Thesenldquo in Izak Cornelius u Louis Jonker (Hgg) bdquoFromEbla to Stellenboschldquo Syro-Palestinian Religions and the Hebrew Bible (Abhandlungen desDeutschen Palaumlstina-Vereins 37) Wiesbaden 81ndash115

Blum (2008b) Erhard Blum bdquoDie Kombination I der Wandinschrift vom Tell Deir lsquoAlla Vorschlaumlgezur Rekonstruktion mit historisch-kritischen Bemerkungenldquo in Ingo Kottsieper RuumldigerSchmitt u Jakob Woumlhrle (Hgg) Beruumlhrungspunkte Festschrift fuumlr Rainer Albertz zu seinem65 Geburtstag (Alter Orient und Altes Testament 350) Muumlnster 573ndash601

Blum (2008c) Erhard Blum bdquosbquoVerstehst du dich nicht auf die Schreibkunst helliplsquo Ein weisheitlicherDialog uumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung Kombination II der Wandinschrift vom TellDeir lsquoAllaldquo in Michaela Bauks Kathrin Liess u Peter Riede (Hgg) Was ist der Menschdass du seiner gedenkst (Psalm 85) Festschrift fuumlr Bernd Janowski zum 65 GeburtstagNeukirchen-Vluyn 33ndash53

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52 Erhard Blum

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Weippert (1989) Manfred Weippert bdquoDie sbquoKonfessionenlsquo Deuterojesajasldquo in Rainer AlbertzFriedemann W Golka u Juumlrgen Kegler (Hgg) Schoumlpfung und Befreiung Fuumlr ClausWestermann zum 80 Geburtstag Stuttgart 104ndash115

Weippert (1990) Manfred Weippert bdquoDie Petition eines Erntearbeiters aus Mǝṣad Ḥăšavyāhū unddie Syntax althebraumlischer erzaumlhlender Prosaldquo in Erhard Blum Christian Macholz uEkkehard W Stegemann (Hgg) Die Hebraumlische Bibel und ihre zweifache NachgeschichteFestschrift fuumlr Rolf Rendtorff zum 65 Geburtstag Neukirchen-Vluyn 449ndash466

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VIII Inhalt

Schrifttragende Artefakte in der mittelalterlichen Literatur

Andrew James JohnstonSchriftkommunikation im Beowulf 205

Robert FolgerDie Imagination der Materialitaumlt Das Liebesgefaumlngnis (Caacutercel de amor 1492)Metatextualitaumlt und soziale Praxis 217

Katharina PhilipowskiSchrift in Fesseln Die steinerne Rede der Persine in Thuumlrings von RingoltingenMelusine (1456) 239

Kommunikation und Medialitaumlt

Ludger Lieb und Michael R OttSchnittstellen Mensch-Artefakt-Interaktion in deutschsprachigen Texten des13 Jahrhunderts 265

Joachim SchaperAnthropologie des Schreibens als Theologie des Schreibens Einmedienarchaumlologischer Gang durch das Buch Exodus 281

Metatextualitaumlt und Notation am Beispiel mittelalterlicherHandschriften

Hanna LissEin Pentateuch wie andere auch Die Lese-Geheimnisse des RegensburgPentateuchs 299

Christina LechtermannTextherstellung in den Marienleben Philipps von Seitz Walthers von Rheinauund Wernhers des Schweizer 335

Vorstellung der Autorinnen und Autoren 367

Index 371

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Erhard BlumDie altaramaumlischen Wandinschriften vomTell Deir ʻAlla und ihr institutioneller Kontext1 Schriftzeugnisse und SchreibmaterialDie Quellen zur Schriftkultur im alten Israel bieten ein scheinbar widerspruumlchli-ches Bild Einerseits verfuumlgen wir mit dem hebraumlischen Alten Testament uumlber daseinzige umfangreiche Literaturkorpus des Alten Orients das in einer kontinuierli-chen und lebendigen Uumlberlieferung bis in die Moderne tradiert wurde Andererseitshaben die archaumlologischen Ausgrabungen in IsraelPalaumlstina zwar eine begrenzteMenge an hebraumlischen Schriftfunden zutage gebracht darunter jedoch kaum einenim engeren Sinne literarischen Text Dieser negative Befund tritt vor dem Hinter-grund der uumlberaus reichhaltigen keilschriftlichen (sumerisch akkadisch hethi-tisch ugaritisch) und aumlgyptischen Textfunde umso schaumlrfer hervor Von daher aufeine weitgehende Illiteralitaumlt der israelitischen Gesellschaft zu schlieszligen erwiesesich jedoch rasch als zu kurz gegriffen nicht nur aufgrund diverser Ostraka etcmit Gebrauchstexten sondern auch angesichts einer eher noch duumlrftigeren Fund-dichte in der uumlbrigen Levante insbesondere bei den weltlaumlufigen Phoumlniziern vondenen die Griechen die Alphabetschrift sbquogeerbtlsquo haben Nicht zuletzt ist hier wieder-um auf das Alte Testament zu verweisen dessen Literatur zu einem erheblichenTeil in der ersten Haumllfte des 1 Jahrtausends v Chr entstanden sein muss1

Die entscheidenden Gruumlnde fuumlr das Ausbleiben groumlszligerer Textfunde sind dennauch elementarer In erster Linie ist es das vergaumlngliche Schreibmaterial fuumlr groumlszlige-re Gebrauchstexte und vor allem fuumlr literarische Texte Tintenschrift auf Papyrusund Leder in Verbindung mit dem feuchten Klima der Regenbau-Kulturlandschaf-ten Steininschriften wiederum die in erster Linie koumlniglichen Texten vorbehaltenwaren fielen leicht gezielter oder zufaumllliger Zerstoumlrung zum Opfer

Letzteres laumlsst sich gleichermaszligen an den Bruchstuumlcken monumentaler Steininschriften de-monstrieren die in Samaria (Nordreich Israel) und Jerusalem (Juda) gefunden wurden wie ander nahezu vollstaumlndig erhaltenen Siloah-Inschrift in Jerusalem die im Dunkel des in denFelsen gehauenen Wassertunnels verborgen geblieben war bis sie im Jahr 1880 zufaumlllig ent-deckt wurde Der extensive Gebrauch von Papyri kann uumlber biblisch-literarische Bezeugungenhinaus indirekt anhand von Bullen (Siegelabdruumlcke) mit denen Schriftrollen gesiegelt waren

1 In der alttestamentlichen Forschung vertretene Hypothesen wonach die hebraumlische Bibel schonin ihrer Substanz perserzeitlich oder hellenistisch waumlre vergroumlszligern noch die Aporie insofern einer-seits (abgesehen von zwei Silberamuletten) keine hebraumlischen Texte aus der Perserzeit belegt sindandererseits in hellenistisch-roumlmischer Zeit (Qumran) die Hauptteile des alttestamentlichen Ka-nons schon weitgehend ausgebildet sind Zu dem Problemhorizont insgesamt vgl auch Schmid2011 35ndash60

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22 Erhard Blum

belegt werden Die wichtigsten Beispiele dafuumlr wurden bislang in Jerusalem gefunden darun-ter eine Gruppe von 51 Bullen in einem Privathaus() die im Feuer der Zerstoumlrung der Stadtdurch die Babylonier (587 v Chr) gebrannt wurden und dadurch gut erhalten blieben2 sowieein Hort von mehr als 170 Bullen die etwa zur Haumllfte auf der Ruumlckseite bdquoPapyrusmusterldquo auf-weisen aus der zweiten Haumllfte des 9 Jahrhunderts bzw der ersten Haumllfte des 8 Jahrhundertsv Chr3

In gewisser Weise waren es gerade die flexiblen Moumlglichkeiten des sbquomodernenlsquoSchriftsystems der Alphabetschrift die zur Folge hatten dass die Literatur der le-vantinischen Kulturen des 1 Jahrtausends v Chr zum weitaus groumlszligten Teil verlo-ren ist (wiederum mit Ausnahme der hebraumlischen Bibel)

Seltene Ausnahmen von dieser Regel bilden ndash neben Ostraka und einigen Stein-inschriften ndash zwei groumlszligere Funde von Inschriften die in Tinte auf Wandverputzaufgetragen worden waren eine weitere Praumlsentationsmoumlglichkeit von Texten4

mit deren nachhaltiger Erhaltung freilich ebenfalls nur unter sehr besonderen kon-tingenten Bedingungen zu rechnen ist

So konnte einer dieser sensationellen Funde bezeichnenderweise in der Sinai-wuumlste gemacht werden Bei der Ausgrabung einer unscheinbaren festungsaumlhnli-chen Anlage im Nordsinai namens Kuntillet ʻAǧrūd wurden 1974ndash75 mehr als fuumlnf-zig Inschriften(-fragmente) gefunden darunter sechs Texte auf Wandverputz sowieweitere auf groszligen Vorratskruumlgen (Pithoi) Der religioumlse Charakter von relativ raschentzifferten Segenswuumlnschen fuumlhrte zunaumlchst auf die Vermutung eines Heiligtums(bdquoreligious siteldquo)5 auch die Funktion des Ortes als bdquoSchuleldquo wurde (wenig uumlberzeu-gend) erwogen6 Die Lage in der Naumlhe einer Route des Fernhandels zwischen Ara-bien und dem Mittelmeer (arabisch darb el-Ġazze) der archaumlologische Gesamtbe-fund und insbesondere die vielfaumlltigen Texte deuten dagegen klar auf eine befestig-te Wegstation fuumlr Handelsreisende Diese sbquoKarawansereilsquo wurde um die Mitte des8 Jahrhunderts v Chr von dem Nordreich Israel (Samaria)7 gegruumlndet und mit sta-tioniertem Personal unterhalten Die vielfach situationsbezogenen hebraumlischen

2 Shiloh 1984 18ndash20 Von dem sogenannten bdquoHouse of the Bullaeldquo konnte bisher nur ein schmalerStreifen ausgegraben werden3 Reich u a 2007 156f Vgl zuletzt auch FinkelsteinSass 2013 192 Die zumeist zerbrochenen Sie-gelabdruumlcke wurden in Fuumlllmaterial im Bereich eines Hauses nahe der Gihon-Quelle dank einesaufwendigen bdquowet sievingldquo-Verfahrens entdeckt bei dem ausgegrabene Erde vor der Entsorgungmit Wasser geschlemmt und gesiebt wird4 Sie ist auch in Dtn 69 271ndash48 (vgl Jos 832f) vorausgesetzt5 So noch die erst kuumlrzlich erfolgte umfassende Publikation der Grabungen und der Inschriften inMeshel 20126 Lemaire 1981 25ndash327 Aufgrund der geographischen Lage haumltte man allenfalls einen judaumlischen Stuumltzpunkt erwartetDie Zuordnung zum Nordreich ist jedoch durch die Namensform der zahlreichen Personennamensowie durch den wiederholten Bezug auf bdquoJHWH von Samarialdquo gesichert Als Zeitfenster fuumlr einesolche Einrichtung weit auszligerhalb des Territoriums von Nord-Israel kommen nur die erste Haumllftebzw Mitte des 8 Jahrhunderts primaumlr unter Koumlnig Jerobeam II infrage

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 23

Texte (Gruumlszlige fuumlr namentlich genannte Personen Anweisungen fuumlr spaumlter erwartetesbquoKollegenlsquo vermutlich auch Aufstellungen von Warenlieferungen) zeigen dass dieStation nicht zuletzt als sbquoKommunikationszentrumlsquo fuumlr die Haumlndler diente wobeiKruumlge und vor allem Waumlnde als pinboard genutzt wurden8 Das Fragment einesprominent angebrachten literarischen (narrativen) Textes in phoumlnizischer Spracheund Schrift belegt daruumlber hinaus den internationalen Charakter der Einrichtungund moumlglicherweise auch die Kooperation des Koumlnigreiches Israel (unter JerobeamII) mit Phoumlniziern bei der Kontrolle des Fernhandels mit Arabien9

In dem hier verfolgten thematischen Zusammenhang soll jedoch ein andererFund von Wandinschriften im Mittelpunkt stehen

2 Die Wandverputzinschriften von Tell Deir ʻAllaAuf dem Tell Deir lsquoAlla im oumlstlichen Jordangraben noumlrdlich des Flusses Jabbokgelegen und zumeist mit der biblischen Stadt Sukkot10 gleichgesetzt wurden beiniederlaumlndischen Ausgrabungen im Jahr 1967 Fragmente zweier umfangreicherTexte gefunden die mit Tinte auf Wandverputz geschrieben und bei einem Erdbe-ben abgefallen waren Auf der Basis einer sorgfaumlltigen Dokumentation der Bruch-stuumlcke gelang es G van der Kooij schon in der Erstpublikation (1976) der bdquoDeirʻAlla Plaster Textsldquo (im Folgenden DAPT) mehrere Fragmentengruppen (bdquoCombi-nationsldquo) zu beschreiben11 Seither wurde die Rekonstruktion mit modifizierten Ar-rangements und substanziellen Ergaumlnzungen weitergefuumlhrt Der archaumlologischeKontext der Wandaufschrift wird von den Ausgraumlbern inzwischen in das ausgehen-de 9 Jahrhundert bzw um 800 v Chr angesetzt12

8 Vgl im Einzelnen Blum 20139 Blum 2013 21ndash39 zur Inschrift 42 Vgl auch den gleichzeitig publizierten Aufsatz von Lemaire2013 dem ich allerdings bei seiner (sprachlichen) Bestimmung von Inschrift 41 als phoumlnizischsowie bei seiner Zuordnung des kleinen Verputzfragments von 42 zu 41 (Lemaire 2013 88f) nichtzustimmen kann10 Einschlaumlgige Belege zu Sukkot in der israelitischen Tradition Gen 3317 Jos 1327 Ri 85ndash6814ndash16 1Koumln 74611 Fuumlr eine deutsche Uumlbersetzung auf dieser Grundlage vgl Hoftijzer 198612 Vgl Ibrahimvan der Kooij 1991 27f zum Ergebnis der C-14-Analysen fuumlr die Zerstoumlrungsschichtdes einschlaumlgigen archaumlologischen Stratums IX bdquoAll three [scil analyses] point to a time between770 and 880 BC with a high probability of the date being at the end of the 9th century BCldquo Wen-ningZenger 1991 zeigen kritisch eine Tendenz in Publikationen zu Tell Deir ʻAlla auf gegenlaumlufigzu den erarbeiteten archaumlologischen Parametern eine relative Spaumltdatierung zu bevorzugen Nachihrer Auswertung ist bdquoStratum IX von TDA weitestgehend ins 9 Jh v Chr zu datieren [hellip] besondersin die 2 Haumllfte des 9 Jhs v Chr Der Beginn des Stratums weist ins spaumlte 10fruumlhe 9 Jh v Chr EineHerabdatierung des Zerstoumlrungshorizonts scheint allenfalls ins fruumlhe 8 Jh v Chr noch erwaumlgbarVom archaumlologischen Standpunkt sollte eine Datierung der Texte von TDA ins spaumlte 9 Jh v Chrvorgezogen werdenldquo (WenningZenger 1991 186)

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Kontrovers diskutiert wurde laumlngere Zeit die Sprache der Texte welche dieErstherausgeber als Aramaumlisch bestimmt hatten insbesondere aufgrund mancherbdquoKanaanismenldquo in der Morphosyntax der Verben aber auch in der Lexematik Al-ternativ postulierte man verschiedentlich ein regionales nordwestsemitisches Idi-om13 ohne aber die Voraussetzungen fuumlr eine eigene Literatursprache und eigeneliterarische Traditionen in der peripheren Region Gilead benennen zu koumlnnen Da-ruumlber hinaus blieb unbeachtet dass die Sprache des benachbarten Koumlnigreichs vonDamaskus so gut wie unbekannt war Letzteres hat sich erst mit der Entdeckungvon Fragmenten einer unzweifelhaft damaszenisch-aramaumlischen Koumlnigsinschriftauf Tel Dan (Nordisrael) in den Jahren 1993ndash1995 geaumlndert14 Insbesondere die ver-meintlich sbquonicht-aramaumlischelsquo Verbalsyntax der DAPT findet darin eine genaue Ent-sprechung Uumlberdies laumlsst sich mit dem Bezug auf Damaskus auch das unerwarteteVorkommen von aramaumlischen Texten in der traditionell israelitischen Region Gi-lead historisch aufklaumlren Es faumlllt nach der aktuellen Datierung in ein Zeitfensterin dem die ostjordanischen Gebiete nach alttestamentlichen Angaben vom Aramauml-erkoumlnig Hasael erobert und Damaskus unterstellt waren (2Koumln 1032f 137) Zu-gleich verbietet es sich auch von daher mit einer Ansetzung der DAPT allzu tief indie erste Haumllfte des 8 Jahrhunderts herunter zu gehen Infolge der Schwaumlchungvon Damaskus durch den Assyrerkoumlnig Adadnirari III und seinen bdquoFeldmarschallldquoŠamši-ilu15 ging naumlmlich die regionale Vorherrschaft schon unter Birhadad demSohn Hasaels recht deutlich auf das Nordreich Israel uumlber insbesondere unterJerobeam II (787ndash747)16

21 Kombination A17 Eine weisheitlich adaptierteProphetenerzaumlhlung

211 Zum Layout des rekonstruierten TextesDie unten in groumlszligeren Auszuumlgen gebotene Uumlbersetzung des Textes (Abschnitt 41)stuumltzt sich im Wesentlichen auf eine bereits publizierte18 Rekonstruktion welche

13 Vgl dazu die unterschiedlichen Vorschlaumlge von Muumlller 1982 215f Hackett 1984 Knauf 1985190f Weippert 1991 158ndash165 oder Huehnergard 1991 und die Diskussion bei Gzella 201314 So mit Tropper 2001 21515 Vgl MillerHayes 2006 331ndash33416 Alttestamentlich ist dies aus mehreren unabhaumlngigen Quellen belegt neben Nachrichten ausden Koumlnigsannalen (vgl 2Koumln 1325 1425a) auch in Spiegelungen der prophetischen Uumlberlieferung(Am 13ndash4 613) Hinzu kommt die Kontrolle des Fernhandels im Nordsinai durch das Nordreichwie sie mit dem Zufallsfund von Kuntillet ʻAǧrūd nachgewiesen ist So jetzt auch nachdruumlcklichFinkelstein 2014 124ndash127 unter Einbeziehung von Tell el Ḫulēfe (= Ezion-Geber) am Roten Meer17 Die uumlbliche Bezeichnung der beiden Inschriften als bdquoCombinationKombination IIIldquo ist nichteindeutig ja geradezu irrefuumlhrend Deshalb wird dafuumlr bereits in Blum 2015 bdquoKombination Aldquo bzwbdquoKombination Bldquo vorgeschlagen Auch sonst basiert die folgende Praumlsentation der DAPT im Wesent-lichen auf der in bdquoTexte aus der Umwelt des Alten Testaments Neue Folge Band 8ldquo18 Blum 2008b in Aufnahme und Weiterfuumlhrung vorausgehender Lesungen von CaquotLemaire1977 Rofeacute 1979 WeippertWeippert 1982 Hackett 1984 Pueumlch 1987 und Weippert 1991

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Abb 1 Kombination A copy E Blum

die in der Editio princeps als bdquoCombination ildquo zusammengestellten Fragmente um-fasst sowie alle Fragmente der Kombinationen iii (mit roter Tinte) und v dazu ein-zelne Elemente aus den Kombinationen vii viii xii und xv Abb 1 zeigt daruumlberhinaus eine weitgehend noch tentative Integration der Kombinationen iv und vi indas untere Drittel des Textes19

Des Weiteren veranschaulicht Abb 1 die Zuschreibung der Fragmente xiii(b)ndash(e) zu einer Rahmung die Kombination A nach unten begrenzte Zwar bleibt die(relative) Anordnung dieser Einzelfragmente im Detail tentativ doch lassen sichfuumlr ihre grundsaumltzliche Positionierung an dieser Stelle gute Gruumlnde anfuumlhren

So kommt fuumlr die Fragmente xiii(b) und (d) die oben Schriftzeichen(reste) und darunter roteornamentale Elemente aufweisen nur eine Position bei der letzten Schriftzeile von Kombinati-

19 Sie sind in der hier wiedergegebenen Uumlbersetzung (Abschnitt 41) nicht aufgenommen

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on A infrage Aber auch fuumlr das rot-schwarze Band mit Zickzack-Muster auf den beiden Ele-menten von xiii(c) duumlrfte es zu einer entsprechenden Positionierung keine Alternative gebenebenso fuumlr xiii(e) mit der kraumlftigen schwarzen Linie20 Hinsichtlich der Anordnung dieser Frag-mente zeigt die auf Abb 1 praumlsentierte Konstellation hingegen nur eine von mehreren Moumlglich-keiten

Unter den Zeichnungen auf den Fragmenten xiii bleibt insbesondere die im Ansatznoch erkennbare gerundete Struktur in Rot raumltselhaft21 Die Reste eines rot-schwar-zen Bandes erinnern immerhin an aumlgyptische Darstellungen einer geschnuumlrtenSchriftrolle womit die schon laumlnger beobachteten Affinitaumlten des Layouts der bei-den Deir lsquoAlla-Texte zur aumlgyptischen Schreibertradition22 durch eine weitere Facetteergaumlnzt wuumlrden Uumlber die ornamentale Funktion hinaus waumlre in diesem Falle soetwas wie eine ikonische Referenz auf die in der Inschrift repraumlsentierte Taumltigkeitder Schreiber gegeben23

Wie auch immer die graphischen Elemente zu interpretieren sind der untereRahmen von Text A hat mancherlei Konsequenzen fuumlr das Verstaumlndnis des Ensem-bles der Inschriften So wird Kombination A damit schon formal als eigenstaumlndigeGroumlszlige markiert Inhaltliche Extrapolationen von Text A auf B oder umgekehrt wiesie lange in der Forschung selbstverstaumlndlich waren beduumlrften von daher guterBegruumlndungen Zugleich aber unterstuumltzt die untere Rahmung von A die Annahmedass Kombination A und B in einer Kolumne untereinander standen24 In diesemFalle lag es nahe Text A deutlich gegenuumlber dem Folgenden abzugrenzen25 waumlh-rend Text B schlicht mit der letzten Schriftzeile enden konnte

Bei der hier zugrunde gelegten Rekonstruktion von Kombination A mit 18 Zei-len26 zeigen sich daruumlber hinaus bemerkenswerte Symmetrien des Layouts In

20 Die obere waagrechte Begrenzung ebenso wie die am linken Rand von Text A und B (Fragmenteviii[a]ndash[c] xii[a]) bestanden aus einem mehr oder weniger breiten roten Strich Auf der rechtenSeite von A wie B gab es keine Randmarkierung auch nicht am unteren Rand von B wo der (unbe-schriebene) Verputz noch uumlber mehr als 12 cm Houmlhe erhalten ist vgl Hoftijzervan der Kooij 1976Plate 3121 Ist etwa an eine Darstellung der Sonnenscheibe (als Referenz auf die in der Erzaumlhlung zentraleSonnengottheit) zu denken22 Lemaire 1986 89 Weippert 1991 176f (= 1997 185)23 Bis hin zu einem Bezug zu der Papyrusrolle die vermutlich als Vorlage fuumlr die Uumlbertragung aufdie Wand diente (s u S 29) vgl auch Millard 1978 24f sowie Lemaire 1991 43 mit dem Hinweisauf korrespondierende Zeilenlaumlngen in bekannten aramaumlischen Papyri24 Vgl dazu des Weiteren die Argumente bei van der Kooij 1991 241f und zur Anschauung diebdquoschematic reconstructionldquo des Raumes ebd Fig 1 (s u S 37 Abb 3) die graphische Abgrenzungvon A und B ist darin noch nicht im Blick25 Zusaumltzlich zu den ornamental-ikonischen Elementen die vermutlich nicht uumlber die ganze Ko-lumnenbreite gingen koumlnnte dafuumlr ein durchgehender Strich gedient haben vgl die kraumlftigeschwarze Linie auf Fragment xiii(e)26 Bei ihrer Rekonstruktion hatte im Uumlbrigen die Orientierung an den Informationen der Editionzu den bdquocombinationsldquo den Vorrang Dementsprechend umfasst sie alle Fragmentgruppen die in

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Kombination A reicht der Rubrum-Text der ersten Zeile von deren Anfang exakt biszur Mitte in der zweiten Zeile beginnt das Rubrum in der Mitte und reicht bis zumZeilenende Des Weiteren scheint das Schriftbild der Kombination daraufhin ange-legt zu sein relativ genau ein Quadrat darzustellen Mit dieser gewiss absichts-vollen aumlsthetischen Praumlsentation thematisiert der schriftliche Text gleichsam sichselbst in seiner visuell-medialen Gestalt

212 Textsorte(n) und DiachronieDie Kombination gliedert sich inhaltlich und sbquoformallsquo in zwei Hauptteile die inihrer Textsorte und ihrem Gestus unterschiedlicher kaum sein koumlnnten Sie beginntnach der rot geschriebenen Uumlberschrift (V 1) die das Ganze als bdquoSchrift (spr) vonBilʻam Sohn des Beʻorldquo ausweist mit einer Erzaumlhlung um diesen Seher Diesereicht bis V 9 bei dem sie gleichsam ohne bdquoGestaltschlieszligungldquo anhaumllt Mit V 10setzt stattdessen formal nicht abgehoben die Schilderung einer bdquoverkehrten Weltldquoein die am Ende den mehr als 15-fachen Umfang der Narration einnimmt DieErzaumlhlung von Bilʻam zeigt ihn sogleich in seiner besonderen Funktion als Mittlerzwischen Goumltter- und Menschenwelt Des Nachts kommen Goumltterboten [in einerVision] im Auftrag des Gottes El27 zu ihm und tragen ihm auf das was er in einer(vorausgegangenen) Schauung uumlber das bevorstehende Handeln der Goumltter erfah-ren hatte kundzutun Diese warnend draumlngende Goumltterrede ndash im Text durch Ru-brum hervorgehoben ndash mit der Aufforderung eine Schauung mitzuteilen welchedie LeserHoumlrer noch gar nicht kennen erzeugt eine spannungsvolle Leerstelle diedurch Bilʻams Reaktion am naumlchsten Morgen sein Weinen und Fasten nur nochverstaumlrkt wird Bilʻams VerwandtschaftVolk die daraufhin zu ihm kommen undnach dem Grund fuumlr sein Verhalten fragen werden insofern als Platzhalter derRezipienten in Szene gesetzt Auf dieser irdischen Buumlhne erzaumlhlt Bilʻam was sichauf der von ihm geschauten himmlischen Buumlhne abgespielt hat die Versammlungder šaddayin der hohengroszligen28 Goumltter Sie sind zu einem schicksalstraumlchtigenBeschluss zusammen gekommen in dem sie die Sonnengoumlttin aufforderten DuumlrreFinsternis und Schrecken uumlber die Erde zu bringen ndash wenn auch nicht fuumlr immerDieser Beschluss der Goumltter war der Grund fuumlr Bilʻams Weinen und Fasten gewesenDarauf hatten sich wohl auch die Goumltterboten in ihrer Botschaft fuumlr Bilʻam bezogenEr sollte die Menschen warnen Welche Folgen hatte diese Warnung Davon wirdnach den erhaltenen Fragmenten nichts mehr erzaumlhlt Stattdessen folgt eine breiteSchilderung der sbquoAdynatalsquo einer chaotischen Welt in der insbesondere die sozialenVerhaumlltnisse bei Tieren und Menschen auf den Kopf gestellt erscheinen

der Editio princeps aufgrund aumluszligerer Merkmale ausdruumlcklich dem ersten Text zugeordnet wurdenDie besonderen Proportionen von Text A kamen erst nachtraumlglich in den Blick27 Der Goumlttervater und Schoumlpfergott () El erweist sich hier aumlhnlich den Menschen zugeneigt wieder Gott EaEnki in den mesopotamischen Flutuumlberlieferungen28 Zu dieser (tentativen) Deutung der Bezeichnung šdyn s u S 44 FN 97 zu V 7b

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Den Anfang machen in gleichmaumlszligig gebauten Kola 4+1 Paare von Vogelarten wobei die schwauml-cheren die staumlrkeren provozieren bzw angreifen (V 10ab 11ab 12a) Die folgenden beiden Kola(V 12bc) leiten mit einer weiteren Steigerung der Absonderlichkeiten uumlber zur Welt der Land-tiere bei denen die Ordnungsgrenzen zwischen Haus- und Wildtieren ebenso aufgehoben er-scheinen wie die zwischen Tier und Mensch (V 13ndash15) Das Monokolon von der Erziehung(mwsr) von Hyaumlnen durch Schakalwelpen in V 15 bildet hierin gleichsam eine Fermate Daranschlieszligen sich drei Bikola (V 16ndash18) an mit drastischen Beispielen fuumlr den mundus inversusunter den Menschen die in eine Art Sinnspruch bzw in eine direkte Anrede an die Leser (V19ab) muumlnden29 Die weiteren nur noch phasenweise lesbaren Zeilen handeln von teilweisekatastrophischen Notlagen (V 20ndash24) Darauf folgen wieder Verse zur Aufhebung der Rangord-nung in der Tierwelt nun unter den Landtieren In den letzten beiden Zeilen sind kaum mehreinzelne Woumlrter zu identifizieren nichts deutet aber auf eine Wiederaufnahme der erzaumlhltenSzenerie von V 1ndash9 hin

Die Relation dieser gleichsam sbquoausuferndenlsquo diskursiven Weiterfuumlhrung ab V 10 zurvorausgehenden Bilʻam-Erzaumlhlung wird ndash abgesehen von dem einleitenden bdquoDennldquobzw bdquoJaFuumlrwahrldquo nicht expliziert Indizien wie das Fehlen einer narrativen Rede-einleitung und die alles in allem perfektivische Darstellung des mundus inversuslegen aber deren Deutung als sbquoRedelsquo des Autors nahe der sich mit diesen Ausfuumlh-rungen an die Leser richtet30 In diesem Falle ist die Darstellung der chaotischenVerhaumlltnisse als Begruumlndung fuumlr das zuvor erzaumlhlte Tun der Goumltter zu lesen docheben nicht auf der Ebene der Erzaumlhlhandlung sondern als deren erlaumluternde Kom-mentierung fuumlr die Leser Gleichwohl bleiben im Gesamtzusammenhang Inkohauml-renzen bestehen31 Nimmt man den harten Wechsel in der Textsorte ab V 10ffhinzu ebenso den Umstand dass die einleitende Bilʻam-Episode am Ende des um-fangreichen Diskurses vergessen erscheint so spricht in diachroner Perspektiveviel fuumlr einen Komposittext Mit anderen Worten man wird davon ausgehen duumlr-fen dass eine (zumindest mit ihrem Plot) tradierte Erzaumlhlung uumlber den GoumltterseherBillsquoam bar Belsquoor mit einer diskursiv-weisheitlichen Schilderung eines mundus in-versus fortgeschrieben wurde wobei der urspruumlngliche Schluss der Erzaumlhlung weg-fiel

Dieser recht profilierte diachrone Befund einer bdquoFortschreibungldquo von aumllteremMaterial bildet das klarste Indiz dafuumlr dass wir es hier mit sogenannter bdquoTradi-tionsliteraturldquo32 zu tun haben wie sie uns nicht zuletzt in der hebraumlischen Bibelentgegentritt Damit versteht sich des Weiteren von selbst dass die DAPT insge-samt nicht als singulaumlre Groumlszligen zu sehen sind sondern lediglich Repraumlsentanteneines umfassenderen Literaturbetriebs darstellen Letzteres steht freilich noch aus

29 Vgl die Deutungsoptionen unten auf S 45 FN 101 zu V 1930 Fuumlr eine Diskussion alternativer Optionen vgl Blum 2008a 92ndash9431 Beispielsweise fehlt in der Erzaumlhlung von Bilʻam jeder auch indirekte Hinweis auf das Bestehenchaotischer Verhaumlltnisse vgl im Einzelnen Blum 2008b 595f32 In Abgrenzung zu einer sbquoAutorenliteraturlsquo wie sie insbesondere aus dem griechisch-roumlmischenBereich bekannt ist

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weiteren Gruumlnden auszliger Frage Dazu gehoumlren sowohl die Spannung zwischen demformalen und inhaltlichen Gestaltungsniveau der Texte und dem peripheren Fund-ort als auch der textkritische Befund in Text A Zeile 1 mit der nachtraumlglichen Kor-rektur einer aberratio oculi die auf die Benutzung einer schriftlichen Vorlageschlieszligen laumlsst33

Das markante Design von DAPT A mit seiner Visualisierung textlicher Ge-schlossenheit leitet schlieszliglich dazu an unbeschadet der skizzierten Inhomogeni-taumlt des Komposittextes nach seiner intendierten Gesamtausrichtung zu fragenTrotz der starken Wirkung der anfaumlnglichen Erzaumlhlung fuumlhrt diese Frage nicht aufeine prophetische Gattung34 sondern im weiteren Sinne auf eine weisheitlichePragmatik des Ganzen So weist die anschlieszligende Darstellung der verkehrtenWelt die am Ende auch quantitativ dominiert eine deutliche Affinitaumlt zu weisheit-lichen Anliegen auf35 Den Ausschlag gibt jedoch die Titulierung des Ganzen inV 1 als bdquoDie Lehren der Schrift von Billsquoam bar Belsquoor dem Goumltterseherldquo Mit derVoranstellung von bdquodie LehrenUnterweisungenWarnungen von hellipldquo36 passt dieserTitel weder zur Prophetenerzaumlhlung noch zur Schilderung des mundus inversus je-weils fuumlr sich genommen sehr wohl aber zur vorliegenden Verbindung beider37

wird darin doch die beschlossene Katastrophe mit dem alle Ordnungen verkehren-den Verhalten von Mensch und Tier begruumlndet38 Textpragmatisch impliziert dieserSkopus fuumlr den Leser den Appell derartige Stoumlrungen der sozialen Ordnung dieschlieszliglich in eine chaotische Welt muumlnden koumlnnen zu meiden und die guten Ver-haumlltnisse zu pflegen Wird der Gesamttext also in diesem Sinne paraumlnetisch rezi-piert bedarf er fuumlr seine Wirkintention auch nicht mehr notwendig einer Ruumlckkehrzur Bilʻam-Narration im Anschluss an die diskursiven Ausfuumlhrungen

33 S u S 44 FN 93 zu A 2a Da unbeschadet dieses Schreibfehlers die Gestaltungssymmetrie in Z1f erreicht wurde muss man davon ausgehen dass der Schreiber es verstand ad hoc einen Aus-gleich im Textbestand vorzunehmen34 Die von M Weippert vorgeschlagene Bestimmung als bdquoprophetisches Apophthegmaldquo (Weippert1991 164 177 [= 1997 174 186]) duumlrfte dagegen schon A 1ndash9 kaum treffen da hier kein (auchfuumlr sich verstaumlndliches) Logion des ProphetenSehers die Pointe bildet wie es nach der uumlblichenGattungsdefinition zu erwarten waumlre Auch hat die Erzaumlhlung dafuumlr zu viel Eigengewicht (vgl nurdie Gottesrede in V 3) Ganz und gar verschieben sich die Gewichte sodann mit V 10ff und mit derUumlberschrift35 Vgl dazu unten S 37 FN 6736 Die Komplettierung der Uumlberschrift durch ysry (Fragment iii[f]+[b] mit roter Tinte) geht aufPueumlch 1987 und Levine 2000 zuruumlck Im juumlngeren Aramaumlisch (CAL 2014 s v) und Hebraumlisch (Geseni-us 2013 471) bedeutet yissūr in erster Linie bdquoZuumlchtigung Leidenldquo Dem liegt jedoch eine semanti-sche Verschiebung innerhalb der gleichen Bedeutungsbreite zugrunde (von bdquoUnterweisung Lehreldquobis bdquoZuumlchtigungldquo) wie bei dem althebraumlischen mūsār vgl dazu Branson 1982 688ndash69737 Daruumlber hinaus liegt auch die Vermutung nahe dass ysry dem ansonsten vollstaumlndigen Titelerst im Zuge der oben diskutierten Fortschreibung vorangestellt wurde38 Bezeichnenderweise wird das Unheil durch die Sonnengottheit herbeigefuumlhrt die im Alten Ori-ent traditionell das Unrecht aufdeckt und ahndet

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213 Der aramaumlische Bilʻam-Text und das Alte TestamentDie spektakulaumlrste Beziehung zur hebraumlischen Bibel besteht in der sbquoIdentitaumltlsquo derHauptgestalt des Billsquoam Sohn des Beʻor mit einer im Pentateuch belegten Prophe-tengestalt (Nu 22ndash24 etc) Daruumlber hinaus betreffen die Uumlbereinstimmungen dieVerbindung Bilʻams einerseits mit Aram (Num 237 [Dtn 235]) und ndash in andererWeise ndash mit dem Ostjordanland (Num 22ndash24 bzw der Standort der Inschrift) sowieseine Charakterisierung als bdquoGoumltterseherldquo bzw als bdquoder die Vision Schaddajsschautldquo (Num 244 par 16) Andere in Anschlag gebrachte Parallelen39 duumlrften da-gegen gaumlngiger Idiomatik geschuldet sein

Hinsichtlich der substanzielleren Bezuumlge ist mit unterschiedlichen Moumlglichkeiten zu rechnenSo koumlnnte man mutmaszligen dass der Seher Billsquoam b Belsquoor bei Aramaumlern wie (Nord-)Israelitenals Gestalt der Tradition bekannt war und dass sein spr auch aus diesem Grund an der Wandin Sukkot angeschrieben wurde Moumlglicherweise gehoumlrt aber auch die israelitische Bilʻamperi-kope zu den Nachwirkungen der damaszenischen Akkulturierungsbemuumlhungen in Gilead (sie-he dazu unten Abschnitt 3) Mit Letzterem waumlre jedenfalls dann zu rechnen wenn die Redevom bdquoHoumlrenldquo der bdquoWorte Gottes (rsquoel)ldquo und vom bdquoSchauen der Vision des Erhabenen (šadday)ldquoin den parallelen Kola von Num 244 (vgl 2416) ein spaumltes (und transformiertes) Echo derErzaumlhlung von Els naumlchtlicher Botschaft an Bilʻam (A 2f) und danach der Vision der šdyn-Versammlung (A 7ndash9) darstellen sollte40

Weniger sensationell aber moumlglicherweise von groumlszligerer Bedeutung sind Ver-gleichsmoumlglichkeiten anderer Art Dazu gehoumlrt das Phaumlnomen einer Unheilspro-phetie noch dazu ohne einen Bezug auf einen Herrscher die hier erstmals imauszligerisraelitischen Kontext begegnet und dies Generationen vor dem aumlltesten isra-elitischen Schriftpropheten (Amos)41

Weitere Aspekte der Signifikanz der DAPT beruhen auf dem literarischen Cha-rakter dieser Texte und moumlgen von daher trivial erscheinen Sie sind es jedocheben deshalb nicht weil DAPT A und B wie eingangs notiert bislang die einzigenumfangreichen Vergleichstexte zur hebraumlischen Bibel im levantinischen Kontextdes 1 Jahrtausends v Chr darstellen die im engeren Sinne als bdquoliterarischldquo zu qua-lifizieren sind So belegen sie uumlbereinzelsprachliche idiomatische WendungenPhrasen42 die in diesem Sprachraum z T uumlber Jahrhunderte in Gebrauch wareneine Moumlglichkeit die in exegetischen Hypothesenbildungen methodisch nicht sel-

39 Vgl Num 229a20 mit A 2a oder Num 2213aα21aα mit A 4a und dazu Muumlller 1978 57f Weinfeld198182 141f40 Nach Delcor 1989 39 kannte der Autor der Bilʻamorakel in Numeri bdquosans doute des traditionssemblables agrave celles de lrsquoinscription de Deir ʻAllaldquo Der biblische Tradent habe diese freilich bewusstentmythisiert indem er die Mehrzahl der šaddayyim durch den einen šadday ersetzte41 Dazu eingehender Blum 2008a siehe auch die rasche Replik in Kratz 2008 118ndash120 (= 201194ndash96) die freilich wichtige Anstoumlszlige nicht aufnimmt42 Neben den Phrasen auf die oben in FN 39 referiert wird gehoumlren dazu die seit Laumlngerem gese-henen Parallelen zu A 7c in Ps 469 665 die Metaphorik in B 5(a) und Hi 816 oder die idiomatischeUumlbereinstimmung von B 17(a) mit Jes 2911 im Qere sowie V 12

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ten ausgeblendet bleibt43 Auch bietet Kombination A ein gewichtiges auszligerbibli-sches Beispiel fuumlr eine gesteigerte Prosa44 mitunter als bdquonarrative poetryldquo (Wol-ters) oder als bdquoKunstprosaldquo (H Weippert) bezeichnet wie sie gerade auch im AltenTestament verbreitet ist45 dort allerdings nicht immer erkannt und dann zum Ge-genstand redaktionsgeschichtlicher Scheidungen wird

22 Kombination B Ein weisheitlicher Dialoguumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung

221 Zum Layout des rekonstruierten TextesDie zweite Kombination (Abb 2) die erheblich umfangreicher war als Text A istbedauerlicherweise nur noch zu einem kleinen Teil lesbar Auch hier hat derSchreiber vermutlich eine symmetrische Gestaltung angestrebt Der Rubrumtext inZ 17 scheint bis zur Zeilenmitte gereicht zu haben und mochte auch vertikal dieMitte des Textes repraumlsentiert haben46 Jedenfalls war der linke Rand der Kolumnedurch einen senkrechten roten Strich (Fragmente xii[a] viii[a]ndash[c]) markiert even-tuell in direkter Weiterfuumlhrung des Rahmens von Text A

Die physische Rekonstruktion von Kombination B ist seit der Erstpublikationmit der Anordnung der groszligen Fragmente ii(a)ndash(g) in der Hauptsubstanz gesichertAuch die spaumltere Positionierung von x(a)ndash(d) ix(a) und xii(a) zwischen ii(b) (d)und (e) konnte sich auf Angaben der Erstherausgeber zur Fundsituation stuumltzen47

222 Gattung und ThematikDie Schwierigkeiten bei der Lesung des Textes beruhen nicht allein auf dem proble-matischen Erhaltungszustand sondern auch auf der Ambiguitaumlt einzelner Formu-lierungen Entsprechend disparat sind die sachlichen Deutungen die im Anschlussan die Erstedition vorgeschlagen wurden48 Den entscheidenden Schluumlssel fuumlr einangemessenes Gesamtverstaumlndnis bilden meines Erachtens die wiederholt auszu-machenden Rede-Elemente zum einen in diversen Fragen die in den Zeilen 5(a)

43 Vgl das Beispiel in Blum 2008a 106 FN 13044 Zu nennen sind hier die Tendenz zu kolometrischen Strukturen und Wiederholungen sowie dieBildung von Chiasmen und Inklusionen Sie finden sich besonders in dem diskursiven Teil ab Z 7Ende und in den direkten Reden aber auch in der Darstellung des Erzaumlhlers vgl dazu bes Wolters1991 sowie unten die Anmerkungen zur Uumlbersetzung45 Vgl bspw die Beitraumlge in de MoorWatson 1993 und zuletzt Blum 201246 Dafuumlr waumlre am Anfang ein Ausfall von fuumlnf Zeilen anzunehmen47 Fuumlr die Einzelfragen wie fuumlr die Gesamtdeutung ist auf Blum 2008c zu verweisen Kleinere aberwichtige Korrekturen der Rekonstruktion im Bereich von Fragment ix(a) sind sodann in Blum 2015470 notiert48 Blum 2008c 40

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Abb 2 Kombination B copy E Blum

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 33

9 12(b) 13(d) begegnen wobei die erste offenbar in Z 16(cd) wieder aufgenommenwird zum anderen in wiederholten Anreden in der 2 Person Singular (Z 9 10[a]11[b] 15[c] 16[c] 17) Grundlegende Bedeutung kommt dabei erwartungsgemaumlszligden als Rubrum geschriebenen Saumltzen in Z 17 zu Nach einer gegenuumlber der Editioprinceps maszliggeblich korrigierten Lesung49 werden hier einem textinternen Ge-spraumlchspartner ndash vermutlich einem Meisterschuumller ndash seine besonderen Kompeten-zen in der Schreibkunst und deren Unterricht50 sowie seine Aufgaben im oumlffentli-chen Leben vor Augen gehalten In Verbindung mit Aussagen wie in Z 9 oder 16(c)draumlngt sich von daher das Verstaumlndnis des Textes als eines Dialogs zwischen einemMeister und seinem Schuumller51 auf

Die Rubrum-Halbzeile bildet zugleich die Achse einer inhaltlichen Zweigliede-rung des Gesamttextes In den anschlieszligend noch lesbaren Fragmenten begegnenvorwiegend sozialethische Themen zumeist konkretisiert an negativen Verhaltens-weisen (Z 22ndash24) diese Thematik wird im zweiten Teil des Rubrums eingefuumlhrt(bdquoDir obliegt Rechtsprechung hellipldquo) Demgegenuumlber ist der vorausgehende ersteHauptteil ganz von der Sinnfrage angesichts der Vergaumlnglichkeit des Menschenbestimmt Vermutlich ist es der Lehrer der mit dieser Frage in Z 5(a) und 16(cd)konfrontiert wird Auch wenn die Gedankengaumlnge nur ansatzweise zu erkennensind scheint eine seiner Argumentationen auf die nachhaltige sorglose Ruhe derVerstorbenen auf ihren andauernden bdquoSchlafldquo zu zielen (Z 11f 14f) Demgegen-uumlber wird ein ganz anderer Impuls mit Z 17 gesetzt Die als Rubrum hervorgehobe-ne Reihe rhetorischer Fragen und Appelle lenkt den Blick des Fragenden von derWelt der Toten weg hin auf seine eigene Lebensgestaltung auf seine besonderenKompetenzen als Schriftkundiger und auf seine forensische Verantwortung in derGesellschaft Insofern fuumlhren auch die anschlieszligenden Konkretionen eines lebens-foumlrdernden bzw -schaumldlichen Handelns die lebensweisheitliche Grundthematiksachgemaumlszlig weiter Im Schlussteil scheint sodann ein geradezu enkomiastischerTon angeschlagen zu sein Die Metaphorik laumlsst vermuten dass hier das heilvolleWirken eines Lehrers gepriesen wird (Z 35f)52

Im Kontext des Alten Orients gehoumlrt unser Text in jeder Hinsicht zu der Litera-tur die gewoumlhnlich dem Bereich der bdquoWeisheitḥŏḵmāldquo zugeordnet wird Daraufverweisen die semantisch-pragmatischen Aspekte von Sinnreflexion ErziehungBildung Wirklichkeitserschlieszligung (bdquoRatgeberldquo) und ethische Orientierung ebensowie konstitutive Merkmale der Textsorte (dialogisch-diskursiv paraumlnetisch)

49 Dazu Blum 2008c 47f50 Der Bezug auf die Lehrtaumltigkeit laumlsst an einen fortgeschrittenen Schuumller denken einen Famuluswie er als sogenannter bdquogroszliger Bruderldquo in der altmesopotamischen Schule neben dem Meister be-gegnet51 Nicht ausgeschlossen werden kann auch ein Gespraumlch sbquoauf Augenhoumlhelsquo das heiszligt zwischenzwei Lehrern bzw zwei Meisterschuumllern (in letzterem Falle waumlre Z 9 wohl futurisch aufzufassen)52 Vgl dazu Dtn 322 (bezogen auf das lehrhafte Lied)

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Gleichwohl gibt es in den vielfaumlltigen und umfangreichen Korpora altorientali-scher aumlgyptischer und biblischer Weisheitstexte nicht viele spezifische Vergleichs-texte Immerhin kann man fuumlr die Fokussierung auf das Thema der Vergaumlnglichkeitauf die Keilschrifttafel mit den bdquoCounsels of a Pessimistldquo53 verweisen Noch interes-santer erscheint jedoch ein anderes keilschriftlich tradiertes Werk das als bdquoDerDialog zwischen Šūpē-amēli und seinem sbquoVaterlsquoldquo bzw bdquoThe Wisdom of Šūpecirc-amēlīldquooder nach seinem Anfang als bdquošimacirc milkaldquo (bdquoHoumlre den Ratldquo) bekannt gewordenist54 Es ist in zwei akkadischen Versionen aus Emar und Ugarit und einer hethiti-schen aus Boğazkoumly belegt (durchweg spaumltes 2 Jahrtausend v Chr) In dem groumlszlige-ren Teil der Schrift formuliert der VaterLehrer konventionelle Sentenzen und Un-terweisungen Dann repliziert der Sohn jedoch recht unvermittelt mit der Fragewas der Vater von all seinem Reichtum im Tod behalte und er schlieszligt mit einemBlick auf das Schattenreich der Toten V A Hurowitz interpretiert dies als eine fuumlrMesopotamien einzigartige Infragestellung der traditionellen Weisheitslehre bdquoItturns out then that death renders worthless all human accomplishment great asit may beldquo55 Parallelen dazu faumlnden sich erst in der skeptischen Weisheit des Ko-helet und in Psalm 49 Vergleicht man damit den Dialog von DAPT B so faumlllt aufdass hier das Vergaumlnglichkeitsthema auf der einen Seite in groszliger Breite den erstenHauptteil des Werks dominiert Soweit man erkennen kann wird aber auf der an-deren Seite diese Thematik nicht als Infragestellung der weisheitlichen Wirklich-keitsdeutung eingefuumlhrt sondern eher als eine Sinnfrage an der sich die Antwort-faumlhigkeit der Weisheit zu erweisen hat Auf deren Demonstration erscheint dennauch die Schrift als ganze angelegt

Unbeschadet der eminenten Schwierigkeiten bei der textlichen Rekonstruktionist jedenfalls festzuhalten dass sich in dem weisheitlichen Gespraumlch von DAPTB eine intellektuelle und politische Schreiberelite selbstbewusst spiegelt die sichoffenbar auch an schwierige Sinnfragen heranwagte Zugleich liegt auf der Handdass eine derart komplexe Diskursliteratur die Pflege einer anspruchsvollen Schrei-berausbildung und -bildung in Aram-Damaskus und dies uumlber mehrere Generatio-nen zur Voraussetzung hatte

53 Lambert 1960 107ndash109 vgl Blum 2008c 4954 Fuumlr eine erste Edition der Textzeugen siehe Dietrich 1991 33ndash68 (mit Uumlbersetzung und knapperKommentierung) und Dietrich 1993 53ndash62 sowie Kaumlmmerer 1998 Vergleichend-traditionsgeschicht-liche Untersuchungen im altorientalischen (und biblischen) Kontext sind Hurowitz 2007 und Salla-berger 2010 zu verdanken bei Letzterem mit korrigierten Lesungen und mit der Klaumlrung dass Šūpē-amēli der Name des Vaters ist Die umfassendste Neubearbeitung mit substanziellen Korrekturen(gestuumltzt auf rezente Fragmente aus Ugarit) sowie mit hilfreichen Erlaumluterungen hat schlieszliglichCohen 2013 81ndash128 vorgelegt55 Hurowitz 2007 43

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 35

3 Funktion und institutioneller Rahmender Wandinschriften

31 Kultischer oder politisch-regaler KontextDie Existenz derart aufwendiger aramaumlischer Inschriften auf dem kleinen eisenzeit-lichen Tell Deir ʻAlla gibt nicht wenige Fragen auf Neben der Klaumlrung der Sprachebetreffen diese vor allem die Funktion und Bedeutung solcher Texte an diesem Ort

Vom Ausgraumlber H J Franken wurde die Anlage als bdquocult siteldquo bzw bdquosanctuaryldquobestimmt56 eine Annahme die in diversen Modifikationen die Forschung langedominierte57 Sie stuumltzte sich vor allem auf die Existenz eines spaumltbronzezeitlichenTempels (zerstoumlrt Anfang 12 Jahrhundert v Chr) und auf den religioumlsen Charakterdes Bilʻam-Textes Dabei hatte Franken schon 1976 eingeraumlumt bdquoThis interpretationis not warranted by archaeological evidence [hellip]ldquo58 Tatsaumlchlich zeigen weder archi-tektonische Strukturen noch die Ausstattung der Raumlume (Raum EE335 mit den In-schriften war voumlllig leer)59 noch die Inschriften ein Heiligtum oder eine sonstigeinstitutionell-religioumlse Funktion des Gebaumludes an60

Ebenso deutlich ausgeschlossen werden kann eine politische Abzweckung imSinne einer Selbstdarstellung bzw Repraumlsentation politischer Macht- und Gel-tungsanspruumlche insbesondere des Koumlnigs wie sie fuumlr die Inschriften auf Ortho-staten der nordsyrischen Koumlnige von Guzan Samrsquoal Hamat Karatepe oder der suumld-levantinischen Herrscher Hasael von Damaskus (am Stadttor von Tel Dan) bzw aufder Stele Mescharsquos Koumlnig von Moab vorauszusetzen ist oder auch im Sinne eineroumlffentlichen sbquoDokumentationlsquo zwischenstaatlicher Vertraumlge (Sfire-Stelen) KoumlnigPriester oder andere Wuumlrdentraumlger werden in den DAPT gelegentlich erwaumlhnt ste-hen jedoch thematisch an keiner Stelle im Fokus In dem fehlenden Bezug zumkoumlniglichen Herrschaftssystem sind noch die Siloah-Inschrift in Jerusalem und die

56 Franken 1976 8 und 1357 Vgl noch Franken 1991 mit der Behauptung bdquothat Deir ʻAlla is best explained as having been ndashprobably right through its long history ndash a sanctuary connected with tradeldquo (a a O 10) In demsel-ben Tagungsband formulieren dagegen Ibrahimvan der Kooij 1991 23 bdquoThe evidence from theroom of the plaster text does not indicate a cultic centre of the settlement but allows for the recon-struction of another kind of religious centre not yet archaeologically knownldquo Dazu auch van derKooij 1993 341 bdquoAlthough the plaster inscription and perhaps the stone suggest a religious con-text the building remains show no indications of cultic useldquo58 Franken 1976 1359 Vgl die eingehende Kritik bei WenningZenger 199160 Dies gilt auch fuumlr den Vorschlag von WenningZenger 1991 192f in dem Inschriftenraum bdquodassbquoVersammlungslokallsquo einer oumlrtlichen Prophetengemeinschaft zu sehenldquo nach Art der bdquoPropheten-gruppen die hinter 1Sam 1918ndash24 stehenldquo bzw entsprechend den bdquoProphetenjuumlngernldquo um ElischaDergleichen hatte zwar davor bereits A Lemaire vorgeschlagen (siehe die folgende FN) es ist je-doch schon aufgrund der beiden DAPT-Texte (nach Inhalt und Genre) auszuschlieszligen

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oben erwaumlhnte phoumlnizische Wandinschrift aus Kuntillet ʻAǧrūd vergleichbar DieFrage draumlngt sich auf ob die ausgepraumlgte Praumldominanz koumlniglicher Autoren in er-haltenen oumlffentlichen nordwestsemitischen Inschriften in gewissem Maszlige eine sbquoop-tischelsquo Taumluschung darstellen koumlnnte wiederum bedingt durch das vorrangig ver-wendete regale Medium (Stein)

32 sbquoSchulelsquo als institutioneller KontextIm Ruumlckblick kann es erstaunen dass die von Andreacute Lemaire recht fruumlh vorgetrage-ne Erklaumlrung des Raumes auf Tell Deir ʻAlla als bdquoeine Art sbquoSchulelsquoldquo61 kaum Gefolg-schaft gefunden hat62 Dabei deutet der Gesamtbefund geradezu zwingend in dieseRichtung insbesondere unter Einbeziehung der inzwischen weitergefuumlhrten bzwkorrigierten Textrekonstruktionena) Die Funktionalitaumlt des Raumes Die Texte waren nach der uumlberzeugenden Re-

konstruktion van der Kooijs (Abb 3)63 in einer Kolumne an der schmalen West-wand des Raums (30 times 43 m) angebracht die Kolumne begann auf einer Houmlhevon wenigstens 15 m und endete ca 50 cm uumlber dem Fuszligboden Links davonwar der Verputz zudem fuumlr eine weitere (nicht ausgefuumlhrte) Kolumne vorberei-tet wie aus der noch erkennbaren Weiterfuumlhrung des oberen roten Rahmensvon Kombination A nach links zu erkennen ist (s o S 25 Abb 1) sowie ausweiteren Putz-Fragmenten die nicht nur einen entsprechenden waagrechtenStrich in roter Tinte (daruumlber eine bdquoSphinxldquo-Zeichnung) aufweisen64 sondernauch zusammen mit dem Anfang von Kombination A aufgefunden wurden65

Vor der langen suumldlichen und der schmalen oumlstlichen Wand verlief nach denAusgraumlbern eine Bank66 Mit anderen Worten die Konstellation deutet darauf-hin dass die verputzte Wand als eine Art Tafel diente Sollten angeschriebeneTexte durch andere ersetzt werden war im Uumlbrigen mit Tuumlnche leicht tabularasa hergestellt

b) Der Charakter der Texte Signifikant sind die Vielfalt und die insgesamt weis-heitliche Praumlgung der Texte Hinsichtlich der Genres stehen eine Narration (AZeilen 1ndash7) eine auflistende Darstellung (A Zeilen 8ndash18) und ein diskursiverDialog (B) nebeneinander Inhaltlich muumlndet die Prophetenerzaumlhlung mit der

61 Lemaire 1991 54 wenn auch zunaumlchst mit dem Gedanken an bdquoune sorte drsquoeacutecole sbquoprophetiquelsquoldquounter Verweis auf 2Koumln 61f (Lemaire 1985 322)62 Eine Ausnahme bildet die Anknuumlpfung an Lemaire in dem grundlegenden Werk von Carr 2005161 Ansonsten mag die Uumlberlegung aufgrund der allzu groszligzuumlgigen Identifikation von Schulen inLemaire 1981 zuruumlckhaltend aufgenommen worden sein vgl die eingehende Kritik in Haran 198863 Van der Kooij 1991 241 Fig 164 Hoftijzervan der Kooij 1976 Plate 15 van der Kooij 1991 243 Fig 265 Van der Kooij 1991 240ndash24466 Fuumlr eine abweichende Deutung vgl WenningZenger 1991 190

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Abb 3 Raum EE335 in Tell Deir ʻAlla copy G van der Kooij

Schilderung des Goumltterrates in die Thematik des mundus inversus die hier auchim Einzelnen mit weisheitlichen Elementen ausgefuumlhrt ist67 Das (mutmaszligli-che) Lehrer-Schuumller-Gespraumlch wiederum formuliert klassisch weisheitliche Re-flexionen uumlber elementare Sinnfragen und eine gelingende LebensfuumlhrungWas diese verschiedenartigen Texte verbindet ist eine didaktisch-paraumlnetischeAusrichtung die zudem sogleich in der Uumlberschrift von Text A angezeigtwird68 Damit ist denn auch die (komplexe) Pragmatik angezeigt aus der he-raus die Zusammenstellung als ganze schluumlssig gedeutet werden kann

Dem inhaltlichen Profil der Texte korrespondiert formal ihre anspruchsvol-le sprachlich-stilistische Gestaltung Deren Komplexitaumlt zeigt daruumlber hinausdeutlich dass sie literarisch konzipiert wurden Ohne das Medium der Schriftwaumlre etwa die narrative Poetizitaumlt in Text A kaum moumlglich Diese literarischeGestaltung findet sodann eine Entsprechung in dem aufwendigen Layout (mit

67 Dazu gehoumlren die Demonstration naturkundlicher Kenntnisse (V 10ff) die Identifikation mitdem Weisen (V 16b) und mit der sozialen Elite (V 16ndash18) oder die Motive von Belehrung (mwsr)und Planen (ḥšb) in V 151968 S o S 29

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Rahmenbildung Rubra etc) das vermutlich aumlgyptisch inspirierte Design-Kon-ventionen literarischer Papyri abbildete Sollte sich die oben skizzierte Mutma-szligung69 zu dem rot-weiszligen Band im unteren Rahmen von Text A als Aufnahmeeiner Hieroglyphenform fuumlr die geschnuumlrte Papyrusrolle bestaumltigen boumlte dasLayout daruumlber hinaus eine klare ikonische Referenz auf Schreiberwesen undSchriftkultur

Schlieszliglich Das Niveau und der bdquoBildungscharakterldquo der Texte sowie derbei ihrer Wandanbringung getriebene Aufwand entheben uumlber jeden Zweifeldass hier nicht an eine elementare Schreibschule zu denken ist sondern viel-mehr an eine fortgeschrittene professionelle Schreiberausbildung (bdquoMeister-klasseldquo)

c) Die institutionelle Selbstreferenzialitaumlt von Text B Wie vor allem der weisheitli-che Dialog zu erkennen gibt ging diese Schreiberausbildung zugleich mit ei-nem sbquogehobenen Bildungsanspruchlsquo einher Dabei spiegelt bereits die Ge-spraumlchskonstellation der textinternen Figuren die Bildungsinstitution sbquoSchulelsquoDaruumlber hinaus kommt repraumlsentiert durch die Dialogpartner geradezu derStand professioneller Schreiber in den Blick ihre Stellung im Umkreis des Kouml-nigs (Z 9 bdquoBeraumlt sich denn nicht mir dir oder holt sich nicht [bei dir] einenRatschlag der Thronendeldquo) und ihre gesellschaftlichen Leitungsaufgaben beider Rechtsprechung und im gewandten (politischen) Auftreten (Z 17c [Ru-brum] bdquoDir obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redeldquo) Werden denStudenten der Schreiberschule damit verlockende Perspektiven ihres Wegesvor Augen gestellt so spricht der Anfang des zentralen Rubrumverses (Z 17ab)den einen Dialogpartner ausdruumlcklich auf seine Kompetenzen in der Schreib-kunst70 und im Unterricht71 an wobei letzterer insbesondere auch im Auswen-diglernen durch die Schuumller bestand72

DAPT B Z 17 a) Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunstb) (darauf) anzuleiten73 den der auswendig repetiert

69 S o S 2670 Die genaue Entsprechung des aramaumlischen Ausdrucks ydʻ spr zu dem in Jes 2911f belegtenalthebraumlischen Idiom wurde uumlberraschenderweise zumeist uumlbersehen71 An die Moumlglichkeit dass die Kombination mit dem Idealbild eines Lehrers abschloss (s o S 33)sei ebenfalls erinnert72 Vgl dazu die erhellende Erklaumlrung des Ausdrucks bdquoSchuumllerzungeldquo in Jes 514 durch Weippert1989 111f bdquoUm dies verstehen zu koumlnnen muszlig man die orientalische Unterrichtsmethode kennendie uns bereits aus der Spaumltantike bekannt ist die man aber auch heute noch in arabischen undorthodox-juumldischen Elementarschulen erleben kann Der Stoff wird vom Lehrer vor- vom Schuumllernachgesprochenldquo Umfassend zur Bedeutung des Memorierens im altorientalisch-antiken Schulwe-sen orientiert Carr 200573 Die Ableitung des Ausdrucks von der aramaumlischen Wurzel dbr (anders noch Blum 2008c z St)findet sich auch bei Lipiński 1994 155 (vgl auch ders 1998 508) allerdings verbunden mit eineransonsten deutlich anderen Lesung bdquoto call the scribe who leads away sbquoThe curse is on the tonguefor you a judgement and a chastisementlsquoldquo (a a O 143)

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Koumlnnte ein Text sich in seiner Pragmatik deutlicher fuumlr eine fortgeschritteneSchreiberausbildung anbieten als Kombination B in Tell Deir ʻAlla

d) External evidence eine Griechischschule aus roumlmischer Zeit In Amheida demantiken Trimithis einer Stadt in der aumlgyptischen Oase Dakhla legten Grabun-gen der Columbia University New York in den Jahren 2004ndash2007 einen Gebaumlu-dekomplex frei in dem erstmals antike Schulraumlume archaumlologisch nachgewie-sen werden konnten74 Die Schule bestand in der ersten Haumllfte des 4 Jahrhun-derts n Chr und umfasste drei sbquoKlassenraumlumelsquo (19 times 95 m) Der bestkonser-vierte Raum (68 times 26 m)75 ist in einer Wandhoumlhe bis 220 m erhalten In derAntike waren die Waumlnde rundum weiszlig verputzt Vor einer der (langen) Waumlndestand eine gemauerte Bank Gegenuumlber an der Ostwand ist der Verputz uumlbermehrere Meter groszligenteils erhalten geblieben mit in roter Tinte geschriebenenSchultexten angeordnet in fuumlnf Kolumnen (zusammen 32 m breit maximal09 m hoch) Offenbar gab es in der abgelegenen Polis einen rhetorisch ge-schulten Lehrer der in der Lage war fuumlr seine fortgeschrittenen Schuumller Epi-gramme in elegischen Distichen zu schreiben und darin deren Schulsituationappellativ aufzunehmen76 In einem der zuletzt freigelegten Raumlume (R19) fan-den sich an der Westwand oberhalb der Bank zwei literarische Texte (ebenfallsin roter Tinte) Verse aus der Odyssee (IV 221ndash223) und ein Prosatext mutmaszlig-lich die Bearbeitung einer Erzaumlhlung die aus Plutarch bekannt ist

While the dipinto in room 15 seems to refer to the level of education taught by the rhetorliterary instruction went on in this room either at the hands of the same teacher or by someoneelse who taught at the level of the grammarian77

Alles in allem ist unuumlbersehbar mit der Nutzung verputzter Waumlnde als sbquoTafelnlsquo(und mit Wandbaumlnken) weisen die Schulraumlume in Trimithis exakt die gleiche ele-mentare Funktionalitaumlt auf wie der Raum in Tell Deir ʻAlla

74 Cribiore u a 2008 DavoliCribiore 2010 Den Hinweis auf die Amheida-Grabungen verdankeich Herrn Florian Lippke (TuumlbingenFribourg)75 Siehe Figs 7 und 9 in Cribiore u a 2008 174 17676 Siehe Color Fig 12 in Cribiore u a 2008 181 In der ersten Kolumne heiszligt es beispielsweise(nach Cribiore a a O 183)

αλλα θεὸς νεύσειεν επ ευχωλῆισιν εμεῖο [[hellip]] π[αντ]ας μουσάων έργα μελιχρὰ μαθεῖν συν πάση-σ Χαρίτεσσι και Ερμῆι Μαιάδος υἱεῖ ρητορικῆς σοφίης άκρον ἑλόντα[σ] ὅλον παῖδες εμοι θαρσεῖτε μέγας θεὸς ʽΰμμιν οπάσσει παντοίης αρετῆς καλὸν έχειν στέφανονhellip doch moumlge Gott meinen Gebeten geneigt sein dass ihr all die suumlszligen Werke der Musen erlerntindem ihr mit allen Grazien und mit Hermes dem Sohn d Maia den Gipfel der rhetorischenKunst ganz erobertMeine Knaben seid guten Mutes Der groszlige Gott wird euch gewaumlhren den schoumlnen Kranz man-nigfacher Tugend zu tragen

77 Cribiore (Davoli) 2013 7 (Hervorhebung im Original)

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Die Funktion der Baumlnke und des Verputzes in den bdquoSchulraumlumenldquo sind dabei nicht unbedingtnach dem Muster neuzeitlicher Schulen zu denken Waren die Ausgraumlberinnen in Trimithiszunaumlchst schlicht davon ausgegangen dass die bdquoBaumlnkeldquo von den Schuumllern als Sitzplaumltze ge-nutzt wurden78 so suggerieren inzwischen schon die Positionierungen der Inschriften ein viel-faumlltigeres Bild bdquoAs in room 15 the new rooms (R19 and 23) have a series of benches for stu-dents along the walls The students of R15 could sit on the benches to view the epigrams orstand on them to be able to write on the whitewashed wall behind those In the same waystudents in room 19 had to stand up on the benches there to write on the part of the wall thatwas plastered with white gypsum above a board painted in purpleldquo79 Dem korrespondierendie vielfaumlltigen Proportionen der Texte Waren die Uumlbungsepigramme in der Schriftgroumlszlige wohlso ausgelegt dass sie von den gegenuumlberliegenden Baumlnken aus lesbar blieben waren die lite-rarischen Textabschnitte wesentlich kleiner gehalten 14 times 3 cm mit einer Buchstabenhoumlhe von06 cm bzw erhaltene 64 times 16 cm mit durchschnittlich 1 cm hohen Zeichen und dies in einerbetraumlchtlichen Houmlhe an der Wand80 Die Schriftgroumlszlige der Wandtexte in Sukkot ist am ehestender des zuletzt genannten sbquoPlutarchlsquo-Textes vergleichbar Zwar waren die DAPT (im Vergleichmit Trimithis) fuumlr Leser wesentlich leichter zugaumlnglich von der gegenuumlber liegenden Bankkonnten aber ihre Buchstaben kaum mehr identifiziert werden Von daher wird man auch inTell Deir ʻAlla eher mit einer multifunktionalen Nutzung von Waumlnden und Baumlnken zu rechnenhaben Die Wandflaumlchen konnten Lehrern und Schuumllern dienen die Baumlnke den Studenten alsSitzbaumlnke fuumlr die Unterrichtsphasen von Vorsprechen Repetieren Memorieren etc81 wie auchfuumlr eigene Schreibuumlbungen oder Aumlhnliches mehr

Zwischen der Einrichtung und Nutzung der beiden Schulen liegen zwar mehr als1000 Jahre dennoch wird man nicht von einer rein zufaumllligen Entsprechung ausge-hen koumlnnen Entweder haben wir hier gluumlcklich erhaltene Belege fuumlr eine nachhal-tige kulturelle Kontinuitaumlt im ostmediterranen Raum oder es handelt sich um einein verschiedenen Kontexten sich aufdraumlngende funktionale Loumlsung fuumlr die gleichenkommunikativen Erfordernisse Beide Optionen liegen naumlher besehen freilich nichtweit auseinander nach beiden bietet der Fund in AmheidaTrimithis eine mehroder weniger direkte Bestaumltigung der Schulhypothese fuumlr Tell Deir ʻAlla

33 Traumlger und Zielsetzung der aramaumlischen Schule zu Sukkot(Tell Deir ʻAlla)

Es bleibt gleichwohl die Frage von wem fuumlr wen und wozu ein solcher Schulraumgerade in Sukkot eingerichtet wurde das nach Auskunft der Archaumlologen um 800v Chr ein kleines Dorf darstellte und das am Rande des damaligen aramaumlischen

78 DavoliCribiore 2010 77 bdquohellip tutte [scil 3 Schulraumlume] caratterizzate dalla presenza di panchein muratura utilizzate dagli studenti come sedilildquo79 Cribiore (Davoli) 2013 780 Cribiore (Davoli) 2013 7 bzw 9 mit Figs 9 + 10 auf S 10 Nach CribioreDavoli 2013 5 befandensich die Texte ca 28 m () uumlber dem Fuszligboden81 Vgl wieder die Charakterisierungen bdquoorientalischerldquo Schulen in der oben auf S 38 FN 72 ge-nannten Literatur

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 41

Herrschaftsbereichs lag Kultur und innere Geschichte des Koumlnigreichs Damaskusin dieser Zeit sind weitgehend unbekannt Deshalb koumlnnen wir nur von den Befun-den in Tell Deir ʻAlla (und einigen Nachrichten im Alten Testament bzw in derHasael-Inschrift von Tel Dan) ausgehen

Deutlich duumlrfte immerhin sein dass eine solche (Hoch-)Schule fuumlr professio-nelle aramaumlische Schreiber in dieser Region mit einer privaten Initiative bzw einemfamiliaumlren Kontext nicht zureichend zu erklaumlren waumlre Von daher wird man ihreEinrichtung und Unterhaltung letztlich auf die damaszenische Zentralgewalt zu-ruumlckfuumlhren muumlssen Der maicirctre-scribe (Lemaire) der die umfangreichen Texte ineiner eleganten Kursive auf die Wand uumlbertragen hat mag dafuumlr aus Damaskusabgestellt worden sein Politisch laumlsst sich an der Einrichtung jedenfalls ablesendass Hasael bzw Birhadad II von Damaskus sich nicht mit der militaumlrischen Erobe-rung des Ostjordanlandes begnuumlgte(n) sondern dort gewissermaszligen in eine eigeneInfrastruktur investierte(n) Konkret kommen dabei zwei Optionen infrage Mankoumlnnte an eine Ausbildung von eigenem damaszenischem Verwaltungspersonal(bdquoim houmlheren Dienstldquo) denken Dies ist moumlglich aber eher unwahrscheinlich weildafuumlr eine Schulung in Damaskus bzw im aramaumlischen Kernland naumlher gelegenhaumltte Als Alternative bleibt die Ausbildung von Angehoumlrigen der lokalen israeli-tisch-gileaditischen Elite im Sinne der aramaumlischen Herrschaft bzw deren Verwal-tung In diesem Falle gehoumlrte der Schulbetrieb in Sukkot zu dem Versuch einerAkkulturation der israelitischen Bevoumllkerung82 (was auf nachhaltige imperiale Zie-le in Damaskus hindeutete) Fuumlr eine solche Konstellation spricht auch die Lagedes Ortes tief in Gilead (von Damaskus her gesehen) zugleich aber ausgesprochenverkehrsguumlnstig Schlieszliglich mag der kleine doumlrfliche Charakter fuumlr die Unterneh-mung eher als Vorteil gegolten haben83

Wie auch immer es sich im Einzelnen verhalten haben mag werden doch zweiweitere Ruumlckschluumlsse nach Lage der Dinge nicht gewagt erscheinen a) Eine derar-tige Meisterklasse im eroberten Grenzgebiet ist nur vorstellbar wenn im Zentrumdas heiszligt im Umkreis des damaszenischen Hofes bzw Haupttempels entsprechen-de Strukturen bereits etabliert waren84 b) Die beiden hochliterarischen Texte wur-den nicht fuumlr Sukkot formuliert sondern duumlrften ihren primaumlren Ort in Damaskusselbst oder in einem anderen Verwaltungszentrum gehabt haben (eventuell ver-bunden mit einer Rezeption internationaler Traditionen) Diese Schriftkultur miteinem entsprechenden Schulbetrieb wird weit in das 9 Jahrhundert v Chr zuruumlck-gereicht haben eventuell auch daruumlber hinaus

82 Moumlglicherweise war auch in dieser Hinsicht der Ruumlckgriff auf den Bilʻam-Text durchaus ab-sichtsvoll83 Die Lage in der Naumlhe des Jordans das heiszligt nahe am Herrschaftsgebiet des Koumlnigsreichs Israelkoumlnnte gegenuumlber der lokalen Bevoumllkerung zusaumltzlich auch als politisches Signal hinsichtlich desaramaumlischen Herrschaftsanspruchs (mit) gedacht worden sein84 Mit zugegeben plakativer Uumlberzeichnung mag man Tell Deir ʻAlla geradezu als Beleg fuumlr einsbquostaatliches Hochschulwesenlsquo im Koumlnigreich Damaskus betrachten

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42 Erhard Blum

34 Konsequenzen fuumlr Schriftkultur und Schulwesenin den Koumlnigreichen Israel und Juda

Aufgrund der raumlumlichen und zeitlichen Nachbarschaft sowie der strukturellen Ver-gleichbarkeit suumldlevantinischer Territorialstaaten sind in Israel und Juda keine grund-legend anderen Verhaumlltnisse anzunehmen Allenfalls koumlnnte man fuumlr IsraelJuda mitBlick auf das fruumlhe davidisch-salomonische Koumlnigtum im 10 Jahrhundert v Chr unddessen (auf die nordisraelitischen Staumlmme beschraumlnkte) Vorgeschichte mit Koumlnig Saulim 11 Jahrhundert mit einem gewissen Entwicklungsvorsprung gegenuumlber Aram-Da-maskus zu rechnen haben85 Dafuumlr mag auch sprechen dass die Herausbildung einerspezifischen bdquoNationalschriftldquo aus der phoumlnizischen Standardschrift nach gegenwaumlr-tigem Kenntnisstand () zuerst im hebraumlischen Sprachraum einsetzte86

Gestuumltzt wird diese Einschaumltzung durch fruumlhe Textuumlberlieferungen die dia-chron den Grundstock des alttestamentlichen Kanons bilden Dazu gehoumlren nebeneinzelnen Texten aus dem 10 Jahrhundert v Chr87 insbesondere zentrale Uumlber-lieferungen seit dem Anfang des 9 Jahrhunderts darunter die in Jerusalem undSamaria getrennt aber mit einer synchronistisch verschraumlnkten Chronologie derjeweiligen Koumlnige gefuumlhrten Annalen die in Auszuumlgen das Grundgeruumlst der bib-lischen bdquoKoumlnigebuumlcherldquo bilden In die fruumlhe Koumlnigszeit verweisen aber auch Bei-spiele einer hochentwickelten althebraumlischen Erzaumlhlkunst in Uumlberlieferungen zuJakob Saul und David die ohne eine anspruchsvolle Schreiberschulung im Um-kreis der Houmlfe bzw der Haupttempel nicht denkbar waumlren Mehr noch die soge-nannte bdquoThronfolgegeschichte Davidsldquo in 2Sam 9ndash20 1Koumln 1ndash2 (um 900 v Chr)88neben der Josephgeschichte der Genesis die wohl subtilste Groszligerzaumlhlung der Bi-bel verbindet einen realistisch-skeptischen Blick auf die Ambivalenzen des Wol-lens und Handelns der Akteure mit einer ndash narrativ artikulierten ndash Reflexion desPotentials und der Grenzen menschlicher Weisheit Ihre pragmatischen Pointenzeigen daruumlber hinaus an dass das ganze Werk fuumlr den Kontext der Prinzen- undElite-Erziehung am Hof in Jerusalem ausgearbeitet wurde

Hinsichtlich ihres literarischen Profils wie auch ihrer grundlegenden Pragma-tik sind demnach zwischen den israelitischen Erzaumlhlwerken und den damaszeni-

85 Aufgrund der Quellenlage ist das Koumlnigtum von Damaskus fuumlr das 10 Jahrhundert v Chr bis-lang nicht so recht greifbar Innerhalb der David-Uumlberlieferungen sind (neben Aram-Zoba) in unter-schiedlicher Weise kleinere aramaumlische Koumlnigtuumlmer zwischen Israel und Damaskus (Tob GeschurMaʻacha Beth Rechob) praumlsent Die Notiz von 1Koumln 1123ndash25 im Zusammenhang mit Salomo scheintfuumlr dessen Zeit die Installation eines Koumlnigtums in Damaskus anzusetzen Zu damit verbundenenFragen vgl Pitard 1987 95ff 99ff Lipiński 2000 367ff86 So im Anschluss an J Naveh auch FinkelsteinSass 2013 (freilich nicht hinsichtlich der Rolledes Phoumlnizischen) Allerdings sollte auch diese verbreitete Annahme im Licht der DAPT (die ebdleider unberuumlcksichtigt bleiben) kritisch gepruumlft werden87 Vgl Carr 2005 163f Schon in das 11 Jahrhundert v Chr duumlrfte aufgrund seiner Sprache undPragmatik das epische Siegeslied der Debora in Ri 5 gehoumlren vgl vorlaumlufig Weippert 1990 454fKnauf 200588 Vgl Blum 2010

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 43

schen Kompositionen des (wahrscheinlich) fruumlhen 9 Jahrhunderts v Chr keine we-sentlichen Unterschiede auszumachen Sie haben hohe literarische Qualitaumltensind aber gleichwohl keine fiktionale Literatur im neuzeitlichen Sinne Die fuumlr un-sere belles lettres selbstverstaumlndliche Kategorie der Fiktionalitaumlt gab es vielmehrnoch gar nicht auch nicht avant la lettre wie man sie bereits in Aristotelesʼ Poetikhat89 Es handelt sich bei der genannten Literatur um sbquoMitteilungstextelsquo mit Wahr-heitsanspruch Gleichwohl koumlnnen sie durchaus absichtsvoll mit hochgradig poeti-schen Gestaltungsmitteln arbeiten Poetizitaumlt ist in diesen Kulturen aber noch nichtan Fiktionalitaumlt gebunden ndash ebenso wenig wie ihr Wirklichkeitsverstaumlndnis undihr Wahrheitsanspruch etwas mit historischem Denken zu tun haumltten90 Mit ihrerWirk- und Mitteilungsintention sind sie haumlufig auf konkrete pragmatische Rezepti-onskonstellationen bezogen wie alle sbquopoetischenlsquo Werke gehen sie darin aber nichtauf sondern bieten Anhaltspunkte fuumlr Rezeptionen welche die Primaumlrintentionender Autoren hinter sich lassen Sie moumlgen funktional als Unterrichtstexte imSchul-bdquoHochschulldquo-Kontext gebraucht worden sein doch auch in diesem Rahmenwaren sie zugleich mehr Angemessen waumlre wohl die Rede von bdquoBildungsliteraturldquo

Nachbemerkung Nimmt man solche Textzeugnisse der fruumlhkoumlniglichen Zeit mitdem Umstand zusammen dass die bislang einzige raumlumlich belegbare Schule (mithochkaraumltigem Unterrichtsmaterial) ausgerechnet in der aumluszligersten Provinz gefun-den wurde erscheint es durchaus fraglich ob der Schreiberunterricht und damitdie literarische Bildung in Aram bzw in IsraelJuda tatsaumlchlich auf die koumlniglichenZentren beschraumlnkt und so kleinraumlumig angelegt sein mussten wie man in dergegenwaumlrtigen Forschung vielfach glauben will91

89 Poetik [9] 1451b Zur bdquoEntdeckungldquo der Fiktionalitaumlt bei den Griechen siehe grundlegend Roumlsler1980 und 1983 des weiteren Finkelberg 1998 Fuumlr die schlechthin elementare Distinktion zwischensemantisch definierter Fiktivitaumlt und textpragmatisch zu definierender Fiktionalitaumlt vgl Gabriel1975 Assmann 1980 Keller 198090 Fuumlr entsprechende kulturvergleichende Profilierungen vgl Cancik 2005 und Blum 2005 65ndash86Vgl a a O 79 FN 55 auch fuumlr die Unterscheidung zwischen einer (transparenten) Fiktionalitaumlt bdquoers-ten Gradesldquo (in Maumlrchen Fabeln etc) wie sie auch in traditionalen Erzaumlhlkulturen gelaumlufig istund der Fiktionalitaumlt bdquozweiten Gradesldquo (in Roman Drama etc) fuumlr die sich die Imitation und Fiktio-nalisierung wirklichkeitsabbildender Darstellung als konstitutiv erweist91 Damit soll nicht einer verbreiteten Literalitaumlt in diesen Gesellschaften das Wort geredet werdenIm Gegenteil es geht darum zwischen der Verbreitung eines funktionellen Schriftgebrauchs imAlltag wie er sich in Ostraka etc spiegelt und der Ausbildung einer professionellen Schreiberkul-tur in verschiedenen Bereichen der bdquoEliteldquo zu unterscheiden Fuumlr Letztere ergeben die archaumlologi-schen Befunde aus den eingangs genannten Gruumlnden kein repraumlsentatives Bild eine Regel diedurch die Ausnahmen (Siloah-Inschr DAPT Kuntillet ʻAǧrūd) nur bestaumltigt wird Fuumlr eine umsich-tige Diskussion der Problematik vgl besonders Carr 2005 Part I chap 6 ndash Unter deutlich anderenVoraussetzungen ging im Uumlbrigen auch der Befund in der Oase Dakhla uumlber das hinaus was manhistorisch erwarten mochte wie die Schlussbemerkung von R Cribiore in CribioreDavola 2013 14zu erkennen gibt bdquoAll together the house in Amheida and the school adjacent to it are wondroustestimonies of how paideia was alive and well in Egypt and not only in the Nile Valleyldquo

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

44 Erhard Blum

4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

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Blum (2008c) Erhard Blum bdquosbquoVerstehst du dich nicht auf die Schreibkunst helliplsquo Ein weisheitlicherDialog uumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung Kombination II der Wandinschrift vom TellDeir lsquoAllaldquo in Michaela Bauks Kathrin Liess u Peter Riede (Hgg) Was ist der Menschdass du seiner gedenkst (Psalm 85) Festschrift fuumlr Bernd Janowski zum 65 GeburtstagNeukirchen-Vluyn 33ndash53

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 51

Lemaire (1991) Andreacute Lemaire bdquoLes inscriptions sur placirctre de Deir lsquoAlla et leur significationhistorique et culturelleldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Textfrom Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a 33ndash57

Lemaire (2013) Andreacute Lemaire bdquoRemarques sur les inscriptions pheacuteniciennes de Kuntillet ʻAjrudldquoSemitica 55 83ndash99

Levine (2000) Baruch A Levine Numbers 21ndash26 A New Translation with Introduction andCommentary (The Anchor Bible 4A) New York

Lipiński (1994) Edward Lipiński bdquoStudies in Aramaic Inscriptions and Onomastics IIldquo OrientaliaLovanensia Analecta 57 Leuven 103ndash170

Lipiński (1998) Edward Lipiński bdquosbquoLeadershiplsquo The Roots DBR and NGD in Aramaicldquo in ManfriedDietrich u Ingo Kottsieper (Hgg) bdquoUnd Mose schrieb dieses Lied aufldquo Studien zum AltenTestament und zum Alten Orient Festschrift fuumlr Oswald Loretz zur Vollendung seines70 Lebensjahres mit Beitraumlgen von Freunden Schuumllern und Kollegen (Alter Orient und AltesTestament 250) Muumlnster 501ndash514

Lipiński (2000) Edward Lipiński The Arameans Their Ancient History Culture Religion(Orientalia Lovanensia Analecta 100) LeuvenParisSterling

Meshel (2012) Zeev Meshel Kuntillet ʻAjrud (Ḥorvat Teman) An Iron Age II Religious Site on theJudah-Sinai Border Jerusalem

Millard (1978) Alan M Millard bdquoEpigraphic Notes Aramaic and Hebrewldquo Palestine ExplorationQuarterly 110 23ndash26

Miller u Hayes (22006) J Maxwell Miller u John H Hayes A History of Ancient Israel and JudahLouisvilleLondon

De Moor u Watson (1993) Johannes C de Moor u Wilfred G E Watson (Hgg) Verse in AncientNear Eastern Prose (Alter Orient und Altes Testament 42) KevelaerNeukirchen-Vluyn

Muumlller (1978) Hans-Peter Muumlller bdquoEinige alttestamentliche Probleme zur aramaumlischen Inschriftvon Dēr lsquoAllāldquo Zeitschrift des Deutschen Palaumlstina-Vereins 94 56ndash67

Muumlller (1982) Hans-Peter Muumlller bdquoDie aramaumlische Inschrift von Dēr lsquoAllā und die aumllterenBileamspruumlcheldquo Zeitschrift fuumlr die alttestamentliche Wissenschaft 94 214ndash244

Pitard (1987) Wayne T Pitard Ancient Damascus A Historical Study of the Syrian City-State fromEarliest Times until its Fall to the Assyrians in 732 B C E Winona Lake

Pueumlch (1987) Eacutemile Pueumlch bdquoLe texte sbquoammonitelsquo de Deir lsquoAlla Les admonitions de Balaam(premiegravere partie)ldquo in La vie de la Parole De lrsquoAncien au Nouveau Testament Eacutetudesdrsquoexeacutegegravese et drsquohermeacuteneutique bibliques offertes agrave Pierre Grelot Paris 13ndash30

Reich u a (2007) Ronny Reich Eli Shukron u Omri Lernau bdquoRecent Discoveries in the City ofDavid Jerusalemldquo Israel Exploration Journal 57 153ndash169

Roumlsler (1980) Wolfgang Roumlsler bdquoDie Entdeckung der Fiktionalitaumlt in der Antikeldquo Poetica 12 283ndash319

Roumlsler (1983) Wolfgang Roumlsler bdquoSchriftkultur und Fiktionalitaumlt Zum Funktionswandel dergriechischen Literatur von Homer bis Aristotelesldquo in Aleida Assmann u Jan Assmann (Hgg)Schrift und Gedaumlchtnis (Archaumlologie der literarischen Kommunikation 1) Muumlnchen 109ndash122

Rofeacute (1979) Alexander Rofeacute The Book of Balaam (Numbers 222ndash2425) (Jerusalem BiblicalStudies 1) Jerusalem (hebr)

Sallaberger (2010) Walther Sallaberger bdquoSkepsis gegenuumlber vaumlterlicher Weisheit Zumaltbabylonischen Dialog zwischen Vater und Sohnldquo in Heather D Baker Eleanor Robson uGaacutebor Zoacutelyomi (Hgg) Your Praise is Sweet A Memorial Volume for Jeremy Black fromStudents Colleagues and Friends London 303ndash317

Schmid (2011) Konrad Schmid Schriftgelehrte Traditionsliteratur Fallstudien zur innerbiblischenSchriftauslegung im Alten Testament (Forschungen zum Alten Testament 77) Tuumlbingen

Shiloh (1984) Yigal Shiloh Excavations at the City of David I 1978ndash1983 Interim Report of theFirst Five Seasons (Qedem 19) Jerusalem 18ndash20

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Tropper (2001) Josef Tropper bdquoDialektvielfalt und Sprachwandel im fruumlhen AramaumlischenSoziolinguistische Uumlberlegungenldquo in Paulette M Michegravele Daviau John W Wevers u MichaelWeigl (Hgg) The World of the Arameans 3 Studies in Language and Literature in Honour ofPaul-Eugegravene Dion (Journal for the Study of the Old Testament Supplement Series 326)Sheffield 213ndash222

Weinfeld (198182) Moshe Weinfeld bdquoThe Balaam Oracle in the Deir lsquoAlla Inscriptionldquo (hebr)Shnaton 5ndash6 141ndash147

Weippert u Weippert (1982) Helga Weippert u Manfred Weippert bdquoDie sbquoBileamlsquo-Inschrift von TellDēr lsquoAllāldquo Zeitschrift des Deutschen Palaumlstina-Vereins 98 77ndash103 (= Manfred Weippert Jahweund die anderen Goumltter [Forschungen zum Alten Testament 18] Tuumlbingen 1997 131ndash161)

Weippert (1976) Manfred Weippert bdquoŠaddajldquo in Theologisches Handwoumlrterbuch zum AltenTestament 2 MuumlnchenZuumlrich 873ndash880

Weippert (1989) Manfred Weippert bdquoDie sbquoKonfessionenlsquo Deuterojesajasldquo in Rainer AlbertzFriedemann W Golka u Juumlrgen Kegler (Hgg) Schoumlpfung und Befreiung Fuumlr ClausWestermann zum 80 Geburtstag Stuttgart 104ndash115

Weippert (1990) Manfred Weippert bdquoDie Petition eines Erntearbeiters aus Mǝṣad Ḥăšavyāhū unddie Syntax althebraumlischer erzaumlhlender Prosaldquo in Erhard Blum Christian Macholz uEkkehard W Stegemann (Hgg) Die Hebraumlische Bibel und ihre zweifache NachgeschichteFestschrift fuumlr Rolf Rendtorff zum 65 Geburtstag Neukirchen-Vluyn 449ndash466

Weippert (1991) Manfred Weippert bdquoThe Balaam Text from Deir lsquoAllā and the study of the OldTestamentldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛AllaRe-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989Leiden u a 151ndash184 (= bdquoDer sbquoBileamlsquo-Text von Tell Dēr lsquoAllā und das Alte Testamentldquo inManfred Weippert Jahwe und die anderen Goumltter [Forschungen zum Alten Testament 18]Tuumlbingen 1997 163ndash188)

Wenning u Zenger (1991) Robert Wenning u Erich Zenger bdquoHeiligtum ohne Stadt ndash Stadt ohneHeiligtum Anmerkungen zum archaumlologischen Befund des Tell Dēr ʻAllāldquo Zeitschrift fuumlrAlthebraistik 4 171ndash193

Witte (2011) Markus Witte bdquoVom El Schaddaj zum Pantokrator Ein Uumlberblick zur israelitisch-juumldischen Religionsgeschichteldquo Kleine Untersuchungen zur Sprache des Alten Testamentsund seiner Umwelt 1213 211ndash256

Wolters (1991) Al Wolters bdquoAspects of the Literary Structure of Combination Ildquo in Jacob Hoftijzeru Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings ofthe International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a 294ndash304

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Erhard BlumDie altaramaumlischen Wandinschriften vomTell Deir ʻAlla und ihr institutioneller Kontext1 Schriftzeugnisse und SchreibmaterialDie Quellen zur Schriftkultur im alten Israel bieten ein scheinbar widerspruumlchli-ches Bild Einerseits verfuumlgen wir mit dem hebraumlischen Alten Testament uumlber daseinzige umfangreiche Literaturkorpus des Alten Orients das in einer kontinuierli-chen und lebendigen Uumlberlieferung bis in die Moderne tradiert wurde Andererseitshaben die archaumlologischen Ausgrabungen in IsraelPalaumlstina zwar eine begrenzteMenge an hebraumlischen Schriftfunden zutage gebracht darunter jedoch kaum einenim engeren Sinne literarischen Text Dieser negative Befund tritt vor dem Hinter-grund der uumlberaus reichhaltigen keilschriftlichen (sumerisch akkadisch hethi-tisch ugaritisch) und aumlgyptischen Textfunde umso schaumlrfer hervor Von daher aufeine weitgehende Illiteralitaumlt der israelitischen Gesellschaft zu schlieszligen erwiesesich jedoch rasch als zu kurz gegriffen nicht nur aufgrund diverser Ostraka etcmit Gebrauchstexten sondern auch angesichts einer eher noch duumlrftigeren Fund-dichte in der uumlbrigen Levante insbesondere bei den weltlaumlufigen Phoumlniziern vondenen die Griechen die Alphabetschrift sbquogeerbtlsquo haben Nicht zuletzt ist hier wieder-um auf das Alte Testament zu verweisen dessen Literatur zu einem erheblichenTeil in der ersten Haumllfte des 1 Jahrtausends v Chr entstanden sein muss1

Die entscheidenden Gruumlnde fuumlr das Ausbleiben groumlszligerer Textfunde sind dennauch elementarer In erster Linie ist es das vergaumlngliche Schreibmaterial fuumlr groumlszlige-re Gebrauchstexte und vor allem fuumlr literarische Texte Tintenschrift auf Papyrusund Leder in Verbindung mit dem feuchten Klima der Regenbau-Kulturlandschaf-ten Steininschriften wiederum die in erster Linie koumlniglichen Texten vorbehaltenwaren fielen leicht gezielter oder zufaumllliger Zerstoumlrung zum Opfer

Letzteres laumlsst sich gleichermaszligen an den Bruchstuumlcken monumentaler Steininschriften de-monstrieren die in Samaria (Nordreich Israel) und Jerusalem (Juda) gefunden wurden wie ander nahezu vollstaumlndig erhaltenen Siloah-Inschrift in Jerusalem die im Dunkel des in denFelsen gehauenen Wassertunnels verborgen geblieben war bis sie im Jahr 1880 zufaumlllig ent-deckt wurde Der extensive Gebrauch von Papyri kann uumlber biblisch-literarische Bezeugungenhinaus indirekt anhand von Bullen (Siegelabdruumlcke) mit denen Schriftrollen gesiegelt waren

1 In der alttestamentlichen Forschung vertretene Hypothesen wonach die hebraumlische Bibel schonin ihrer Substanz perserzeitlich oder hellenistisch waumlre vergroumlszligern noch die Aporie insofern einer-seits (abgesehen von zwei Silberamuletten) keine hebraumlischen Texte aus der Perserzeit belegt sindandererseits in hellenistisch-roumlmischer Zeit (Qumran) die Hauptteile des alttestamentlichen Ka-nons schon weitgehend ausgebildet sind Zu dem Problemhorizont insgesamt vgl auch Schmid2011 35ndash60

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belegt werden Die wichtigsten Beispiele dafuumlr wurden bislang in Jerusalem gefunden darun-ter eine Gruppe von 51 Bullen in einem Privathaus() die im Feuer der Zerstoumlrung der Stadtdurch die Babylonier (587 v Chr) gebrannt wurden und dadurch gut erhalten blieben2 sowieein Hort von mehr als 170 Bullen die etwa zur Haumllfte auf der Ruumlckseite bdquoPapyrusmusterldquo auf-weisen aus der zweiten Haumllfte des 9 Jahrhunderts bzw der ersten Haumllfte des 8 Jahrhundertsv Chr3

In gewisser Weise waren es gerade die flexiblen Moumlglichkeiten des sbquomodernenlsquoSchriftsystems der Alphabetschrift die zur Folge hatten dass die Literatur der le-vantinischen Kulturen des 1 Jahrtausends v Chr zum weitaus groumlszligten Teil verlo-ren ist (wiederum mit Ausnahme der hebraumlischen Bibel)

Seltene Ausnahmen von dieser Regel bilden ndash neben Ostraka und einigen Stein-inschriften ndash zwei groumlszligere Funde von Inschriften die in Tinte auf Wandverputzaufgetragen worden waren eine weitere Praumlsentationsmoumlglichkeit von Texten4

mit deren nachhaltiger Erhaltung freilich ebenfalls nur unter sehr besonderen kon-tingenten Bedingungen zu rechnen ist

So konnte einer dieser sensationellen Funde bezeichnenderweise in der Sinai-wuumlste gemacht werden Bei der Ausgrabung einer unscheinbaren festungsaumlhnli-chen Anlage im Nordsinai namens Kuntillet ʻAǧrūd wurden 1974ndash75 mehr als fuumlnf-zig Inschriften(-fragmente) gefunden darunter sechs Texte auf Wandverputz sowieweitere auf groszligen Vorratskruumlgen (Pithoi) Der religioumlse Charakter von relativ raschentzifferten Segenswuumlnschen fuumlhrte zunaumlchst auf die Vermutung eines Heiligtums(bdquoreligious siteldquo)5 auch die Funktion des Ortes als bdquoSchuleldquo wurde (wenig uumlberzeu-gend) erwogen6 Die Lage in der Naumlhe einer Route des Fernhandels zwischen Ara-bien und dem Mittelmeer (arabisch darb el-Ġazze) der archaumlologische Gesamtbe-fund und insbesondere die vielfaumlltigen Texte deuten dagegen klar auf eine befestig-te Wegstation fuumlr Handelsreisende Diese sbquoKarawansereilsquo wurde um die Mitte des8 Jahrhunderts v Chr von dem Nordreich Israel (Samaria)7 gegruumlndet und mit sta-tioniertem Personal unterhalten Die vielfach situationsbezogenen hebraumlischen

2 Shiloh 1984 18ndash20 Von dem sogenannten bdquoHouse of the Bullaeldquo konnte bisher nur ein schmalerStreifen ausgegraben werden3 Reich u a 2007 156f Vgl zuletzt auch FinkelsteinSass 2013 192 Die zumeist zerbrochenen Sie-gelabdruumlcke wurden in Fuumlllmaterial im Bereich eines Hauses nahe der Gihon-Quelle dank einesaufwendigen bdquowet sievingldquo-Verfahrens entdeckt bei dem ausgegrabene Erde vor der Entsorgungmit Wasser geschlemmt und gesiebt wird4 Sie ist auch in Dtn 69 271ndash48 (vgl Jos 832f) vorausgesetzt5 So noch die erst kuumlrzlich erfolgte umfassende Publikation der Grabungen und der Inschriften inMeshel 20126 Lemaire 1981 25ndash327 Aufgrund der geographischen Lage haumltte man allenfalls einen judaumlischen Stuumltzpunkt erwartetDie Zuordnung zum Nordreich ist jedoch durch die Namensform der zahlreichen Personennamensowie durch den wiederholten Bezug auf bdquoJHWH von Samarialdquo gesichert Als Zeitfenster fuumlr einesolche Einrichtung weit auszligerhalb des Territoriums von Nord-Israel kommen nur die erste Haumllftebzw Mitte des 8 Jahrhunderts primaumlr unter Koumlnig Jerobeam II infrage

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Texte (Gruumlszlige fuumlr namentlich genannte Personen Anweisungen fuumlr spaumlter erwartetesbquoKollegenlsquo vermutlich auch Aufstellungen von Warenlieferungen) zeigen dass dieStation nicht zuletzt als sbquoKommunikationszentrumlsquo fuumlr die Haumlndler diente wobeiKruumlge und vor allem Waumlnde als pinboard genutzt wurden8 Das Fragment einesprominent angebrachten literarischen (narrativen) Textes in phoumlnizischer Spracheund Schrift belegt daruumlber hinaus den internationalen Charakter der Einrichtungund moumlglicherweise auch die Kooperation des Koumlnigreiches Israel (unter JerobeamII) mit Phoumlniziern bei der Kontrolle des Fernhandels mit Arabien9

In dem hier verfolgten thematischen Zusammenhang soll jedoch ein andererFund von Wandinschriften im Mittelpunkt stehen

2 Die Wandverputzinschriften von Tell Deir ʻAllaAuf dem Tell Deir lsquoAlla im oumlstlichen Jordangraben noumlrdlich des Flusses Jabbokgelegen und zumeist mit der biblischen Stadt Sukkot10 gleichgesetzt wurden beiniederlaumlndischen Ausgrabungen im Jahr 1967 Fragmente zweier umfangreicherTexte gefunden die mit Tinte auf Wandverputz geschrieben und bei einem Erdbe-ben abgefallen waren Auf der Basis einer sorgfaumlltigen Dokumentation der Bruch-stuumlcke gelang es G van der Kooij schon in der Erstpublikation (1976) der bdquoDeirʻAlla Plaster Textsldquo (im Folgenden DAPT) mehrere Fragmentengruppen (bdquoCombi-nationsldquo) zu beschreiben11 Seither wurde die Rekonstruktion mit modifizierten Ar-rangements und substanziellen Ergaumlnzungen weitergefuumlhrt Der archaumlologischeKontext der Wandaufschrift wird von den Ausgraumlbern inzwischen in das ausgehen-de 9 Jahrhundert bzw um 800 v Chr angesetzt12

8 Vgl im Einzelnen Blum 20139 Blum 2013 21ndash39 zur Inschrift 42 Vgl auch den gleichzeitig publizierten Aufsatz von Lemaire2013 dem ich allerdings bei seiner (sprachlichen) Bestimmung von Inschrift 41 als phoumlnizischsowie bei seiner Zuordnung des kleinen Verputzfragments von 42 zu 41 (Lemaire 2013 88f) nichtzustimmen kann10 Einschlaumlgige Belege zu Sukkot in der israelitischen Tradition Gen 3317 Jos 1327 Ri 85ndash6814ndash16 1Koumln 74611 Fuumlr eine deutsche Uumlbersetzung auf dieser Grundlage vgl Hoftijzer 198612 Vgl Ibrahimvan der Kooij 1991 27f zum Ergebnis der C-14-Analysen fuumlr die Zerstoumlrungsschichtdes einschlaumlgigen archaumlologischen Stratums IX bdquoAll three [scil analyses] point to a time between770 and 880 BC with a high probability of the date being at the end of the 9th century BCldquo Wen-ningZenger 1991 zeigen kritisch eine Tendenz in Publikationen zu Tell Deir ʻAlla auf gegenlaumlufigzu den erarbeiteten archaumlologischen Parametern eine relative Spaumltdatierung zu bevorzugen Nachihrer Auswertung ist bdquoStratum IX von TDA weitestgehend ins 9 Jh v Chr zu datieren [hellip] besondersin die 2 Haumllfte des 9 Jhs v Chr Der Beginn des Stratums weist ins spaumlte 10fruumlhe 9 Jh v Chr EineHerabdatierung des Zerstoumlrungshorizonts scheint allenfalls ins fruumlhe 8 Jh v Chr noch erwaumlgbarVom archaumlologischen Standpunkt sollte eine Datierung der Texte von TDA ins spaumlte 9 Jh v Chrvorgezogen werdenldquo (WenningZenger 1991 186)

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Kontrovers diskutiert wurde laumlngere Zeit die Sprache der Texte welche dieErstherausgeber als Aramaumlisch bestimmt hatten insbesondere aufgrund mancherbdquoKanaanismenldquo in der Morphosyntax der Verben aber auch in der Lexematik Al-ternativ postulierte man verschiedentlich ein regionales nordwestsemitisches Idi-om13 ohne aber die Voraussetzungen fuumlr eine eigene Literatursprache und eigeneliterarische Traditionen in der peripheren Region Gilead benennen zu koumlnnen Da-ruumlber hinaus blieb unbeachtet dass die Sprache des benachbarten Koumlnigreichs vonDamaskus so gut wie unbekannt war Letzteres hat sich erst mit der Entdeckungvon Fragmenten einer unzweifelhaft damaszenisch-aramaumlischen Koumlnigsinschriftauf Tel Dan (Nordisrael) in den Jahren 1993ndash1995 geaumlndert14 Insbesondere die ver-meintlich sbquonicht-aramaumlischelsquo Verbalsyntax der DAPT findet darin eine genaue Ent-sprechung Uumlberdies laumlsst sich mit dem Bezug auf Damaskus auch das unerwarteteVorkommen von aramaumlischen Texten in der traditionell israelitischen Region Gi-lead historisch aufklaumlren Es faumlllt nach der aktuellen Datierung in ein Zeitfensterin dem die ostjordanischen Gebiete nach alttestamentlichen Angaben vom Aramauml-erkoumlnig Hasael erobert und Damaskus unterstellt waren (2Koumln 1032f 137) Zu-gleich verbietet es sich auch von daher mit einer Ansetzung der DAPT allzu tief indie erste Haumllfte des 8 Jahrhunderts herunter zu gehen Infolge der Schwaumlchungvon Damaskus durch den Assyrerkoumlnig Adadnirari III und seinen bdquoFeldmarschallldquoŠamši-ilu15 ging naumlmlich die regionale Vorherrschaft schon unter Birhadad demSohn Hasaels recht deutlich auf das Nordreich Israel uumlber insbesondere unterJerobeam II (787ndash747)16

21 Kombination A17 Eine weisheitlich adaptierteProphetenerzaumlhlung

211 Zum Layout des rekonstruierten TextesDie unten in groumlszligeren Auszuumlgen gebotene Uumlbersetzung des Textes (Abschnitt 41)stuumltzt sich im Wesentlichen auf eine bereits publizierte18 Rekonstruktion welche

13 Vgl dazu die unterschiedlichen Vorschlaumlge von Muumlller 1982 215f Hackett 1984 Knauf 1985190f Weippert 1991 158ndash165 oder Huehnergard 1991 und die Diskussion bei Gzella 201314 So mit Tropper 2001 21515 Vgl MillerHayes 2006 331ndash33416 Alttestamentlich ist dies aus mehreren unabhaumlngigen Quellen belegt neben Nachrichten ausden Koumlnigsannalen (vgl 2Koumln 1325 1425a) auch in Spiegelungen der prophetischen Uumlberlieferung(Am 13ndash4 613) Hinzu kommt die Kontrolle des Fernhandels im Nordsinai durch das Nordreichwie sie mit dem Zufallsfund von Kuntillet ʻAǧrūd nachgewiesen ist So jetzt auch nachdruumlcklichFinkelstein 2014 124ndash127 unter Einbeziehung von Tell el Ḫulēfe (= Ezion-Geber) am Roten Meer17 Die uumlbliche Bezeichnung der beiden Inschriften als bdquoCombinationKombination IIIldquo ist nichteindeutig ja geradezu irrefuumlhrend Deshalb wird dafuumlr bereits in Blum 2015 bdquoKombination Aldquo bzwbdquoKombination Bldquo vorgeschlagen Auch sonst basiert die folgende Praumlsentation der DAPT im Wesent-lichen auf der in bdquoTexte aus der Umwelt des Alten Testaments Neue Folge Band 8ldquo18 Blum 2008b in Aufnahme und Weiterfuumlhrung vorausgehender Lesungen von CaquotLemaire1977 Rofeacute 1979 WeippertWeippert 1982 Hackett 1984 Pueumlch 1987 und Weippert 1991

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Abb 1 Kombination A copy E Blum

die in der Editio princeps als bdquoCombination ildquo zusammengestellten Fragmente um-fasst sowie alle Fragmente der Kombinationen iii (mit roter Tinte) und v dazu ein-zelne Elemente aus den Kombinationen vii viii xii und xv Abb 1 zeigt daruumlberhinaus eine weitgehend noch tentative Integration der Kombinationen iv und vi indas untere Drittel des Textes19

Des Weiteren veranschaulicht Abb 1 die Zuschreibung der Fragmente xiii(b)ndash(e) zu einer Rahmung die Kombination A nach unten begrenzte Zwar bleibt die(relative) Anordnung dieser Einzelfragmente im Detail tentativ doch lassen sichfuumlr ihre grundsaumltzliche Positionierung an dieser Stelle gute Gruumlnde anfuumlhren

So kommt fuumlr die Fragmente xiii(b) und (d) die oben Schriftzeichen(reste) und darunter roteornamentale Elemente aufweisen nur eine Position bei der letzten Schriftzeile von Kombinati-

19 Sie sind in der hier wiedergegebenen Uumlbersetzung (Abschnitt 41) nicht aufgenommen

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on A infrage Aber auch fuumlr das rot-schwarze Band mit Zickzack-Muster auf den beiden Ele-menten von xiii(c) duumlrfte es zu einer entsprechenden Positionierung keine Alternative gebenebenso fuumlr xiii(e) mit der kraumlftigen schwarzen Linie20 Hinsichtlich der Anordnung dieser Frag-mente zeigt die auf Abb 1 praumlsentierte Konstellation hingegen nur eine von mehreren Moumlglich-keiten

Unter den Zeichnungen auf den Fragmenten xiii bleibt insbesondere die im Ansatznoch erkennbare gerundete Struktur in Rot raumltselhaft21 Die Reste eines rot-schwar-zen Bandes erinnern immerhin an aumlgyptische Darstellungen einer geschnuumlrtenSchriftrolle womit die schon laumlnger beobachteten Affinitaumlten des Layouts der bei-den Deir lsquoAlla-Texte zur aumlgyptischen Schreibertradition22 durch eine weitere Facetteergaumlnzt wuumlrden Uumlber die ornamentale Funktion hinaus waumlre in diesem Falle soetwas wie eine ikonische Referenz auf die in der Inschrift repraumlsentierte Taumltigkeitder Schreiber gegeben23

Wie auch immer die graphischen Elemente zu interpretieren sind der untereRahmen von Text A hat mancherlei Konsequenzen fuumlr das Verstaumlndnis des Ensem-bles der Inschriften So wird Kombination A damit schon formal als eigenstaumlndigeGroumlszlige markiert Inhaltliche Extrapolationen von Text A auf B oder umgekehrt wiesie lange in der Forschung selbstverstaumlndlich waren beduumlrften von daher guterBegruumlndungen Zugleich aber unterstuumltzt die untere Rahmung von A die Annahmedass Kombination A und B in einer Kolumne untereinander standen24 In diesemFalle lag es nahe Text A deutlich gegenuumlber dem Folgenden abzugrenzen25 waumlh-rend Text B schlicht mit der letzten Schriftzeile enden konnte

Bei der hier zugrunde gelegten Rekonstruktion von Kombination A mit 18 Zei-len26 zeigen sich daruumlber hinaus bemerkenswerte Symmetrien des Layouts In

20 Die obere waagrechte Begrenzung ebenso wie die am linken Rand von Text A und B (Fragmenteviii[a]ndash[c] xii[a]) bestanden aus einem mehr oder weniger breiten roten Strich Auf der rechtenSeite von A wie B gab es keine Randmarkierung auch nicht am unteren Rand von B wo der (unbe-schriebene) Verputz noch uumlber mehr als 12 cm Houmlhe erhalten ist vgl Hoftijzervan der Kooij 1976Plate 3121 Ist etwa an eine Darstellung der Sonnenscheibe (als Referenz auf die in der Erzaumlhlung zentraleSonnengottheit) zu denken22 Lemaire 1986 89 Weippert 1991 176f (= 1997 185)23 Bis hin zu einem Bezug zu der Papyrusrolle die vermutlich als Vorlage fuumlr die Uumlbertragung aufdie Wand diente (s u S 29) vgl auch Millard 1978 24f sowie Lemaire 1991 43 mit dem Hinweisauf korrespondierende Zeilenlaumlngen in bekannten aramaumlischen Papyri24 Vgl dazu des Weiteren die Argumente bei van der Kooij 1991 241f und zur Anschauung diebdquoschematic reconstructionldquo des Raumes ebd Fig 1 (s u S 37 Abb 3) die graphische Abgrenzungvon A und B ist darin noch nicht im Blick25 Zusaumltzlich zu den ornamental-ikonischen Elementen die vermutlich nicht uumlber die ganze Ko-lumnenbreite gingen koumlnnte dafuumlr ein durchgehender Strich gedient haben vgl die kraumlftigeschwarze Linie auf Fragment xiii(e)26 Bei ihrer Rekonstruktion hatte im Uumlbrigen die Orientierung an den Informationen der Editionzu den bdquocombinationsldquo den Vorrang Dementsprechend umfasst sie alle Fragmentgruppen die in

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 27

Kombination A reicht der Rubrum-Text der ersten Zeile von deren Anfang exakt biszur Mitte in der zweiten Zeile beginnt das Rubrum in der Mitte und reicht bis zumZeilenende Des Weiteren scheint das Schriftbild der Kombination daraufhin ange-legt zu sein relativ genau ein Quadrat darzustellen Mit dieser gewiss absichts-vollen aumlsthetischen Praumlsentation thematisiert der schriftliche Text gleichsam sichselbst in seiner visuell-medialen Gestalt

212 Textsorte(n) und DiachronieDie Kombination gliedert sich inhaltlich und sbquoformallsquo in zwei Hauptteile die inihrer Textsorte und ihrem Gestus unterschiedlicher kaum sein koumlnnten Sie beginntnach der rot geschriebenen Uumlberschrift (V 1) die das Ganze als bdquoSchrift (spr) vonBilʻam Sohn des Beʻorldquo ausweist mit einer Erzaumlhlung um diesen Seher Diesereicht bis V 9 bei dem sie gleichsam ohne bdquoGestaltschlieszligungldquo anhaumllt Mit V 10setzt stattdessen formal nicht abgehoben die Schilderung einer bdquoverkehrten Weltldquoein die am Ende den mehr als 15-fachen Umfang der Narration einnimmt DieErzaumlhlung von Bilʻam zeigt ihn sogleich in seiner besonderen Funktion als Mittlerzwischen Goumltter- und Menschenwelt Des Nachts kommen Goumltterboten [in einerVision] im Auftrag des Gottes El27 zu ihm und tragen ihm auf das was er in einer(vorausgegangenen) Schauung uumlber das bevorstehende Handeln der Goumltter erfah-ren hatte kundzutun Diese warnend draumlngende Goumltterrede ndash im Text durch Ru-brum hervorgehoben ndash mit der Aufforderung eine Schauung mitzuteilen welchedie LeserHoumlrer noch gar nicht kennen erzeugt eine spannungsvolle Leerstelle diedurch Bilʻams Reaktion am naumlchsten Morgen sein Weinen und Fasten nur nochverstaumlrkt wird Bilʻams VerwandtschaftVolk die daraufhin zu ihm kommen undnach dem Grund fuumlr sein Verhalten fragen werden insofern als Platzhalter derRezipienten in Szene gesetzt Auf dieser irdischen Buumlhne erzaumlhlt Bilʻam was sichauf der von ihm geschauten himmlischen Buumlhne abgespielt hat die Versammlungder šaddayin der hohengroszligen28 Goumltter Sie sind zu einem schicksalstraumlchtigenBeschluss zusammen gekommen in dem sie die Sonnengoumlttin aufforderten DuumlrreFinsternis und Schrecken uumlber die Erde zu bringen ndash wenn auch nicht fuumlr immerDieser Beschluss der Goumltter war der Grund fuumlr Bilʻams Weinen und Fasten gewesenDarauf hatten sich wohl auch die Goumltterboten in ihrer Botschaft fuumlr Bilʻam bezogenEr sollte die Menschen warnen Welche Folgen hatte diese Warnung Davon wirdnach den erhaltenen Fragmenten nichts mehr erzaumlhlt Stattdessen folgt eine breiteSchilderung der sbquoAdynatalsquo einer chaotischen Welt in der insbesondere die sozialenVerhaumlltnisse bei Tieren und Menschen auf den Kopf gestellt erscheinen

der Editio princeps aufgrund aumluszligerer Merkmale ausdruumlcklich dem ersten Text zugeordnet wurdenDie besonderen Proportionen von Text A kamen erst nachtraumlglich in den Blick27 Der Goumlttervater und Schoumlpfergott () El erweist sich hier aumlhnlich den Menschen zugeneigt wieder Gott EaEnki in den mesopotamischen Flutuumlberlieferungen28 Zu dieser (tentativen) Deutung der Bezeichnung šdyn s u S 44 FN 97 zu V 7b

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Den Anfang machen in gleichmaumlszligig gebauten Kola 4+1 Paare von Vogelarten wobei die schwauml-cheren die staumlrkeren provozieren bzw angreifen (V 10ab 11ab 12a) Die folgenden beiden Kola(V 12bc) leiten mit einer weiteren Steigerung der Absonderlichkeiten uumlber zur Welt der Land-tiere bei denen die Ordnungsgrenzen zwischen Haus- und Wildtieren ebenso aufgehoben er-scheinen wie die zwischen Tier und Mensch (V 13ndash15) Das Monokolon von der Erziehung(mwsr) von Hyaumlnen durch Schakalwelpen in V 15 bildet hierin gleichsam eine Fermate Daranschlieszligen sich drei Bikola (V 16ndash18) an mit drastischen Beispielen fuumlr den mundus inversusunter den Menschen die in eine Art Sinnspruch bzw in eine direkte Anrede an die Leser (V19ab) muumlnden29 Die weiteren nur noch phasenweise lesbaren Zeilen handeln von teilweisekatastrophischen Notlagen (V 20ndash24) Darauf folgen wieder Verse zur Aufhebung der Rangord-nung in der Tierwelt nun unter den Landtieren In den letzten beiden Zeilen sind kaum mehreinzelne Woumlrter zu identifizieren nichts deutet aber auf eine Wiederaufnahme der erzaumlhltenSzenerie von V 1ndash9 hin

Die Relation dieser gleichsam sbquoausuferndenlsquo diskursiven Weiterfuumlhrung ab V 10 zurvorausgehenden Bilʻam-Erzaumlhlung wird ndash abgesehen von dem einleitenden bdquoDennldquobzw bdquoJaFuumlrwahrldquo nicht expliziert Indizien wie das Fehlen einer narrativen Rede-einleitung und die alles in allem perfektivische Darstellung des mundus inversuslegen aber deren Deutung als sbquoRedelsquo des Autors nahe der sich mit diesen Ausfuumlh-rungen an die Leser richtet30 In diesem Falle ist die Darstellung der chaotischenVerhaumlltnisse als Begruumlndung fuumlr das zuvor erzaumlhlte Tun der Goumltter zu lesen docheben nicht auf der Ebene der Erzaumlhlhandlung sondern als deren erlaumluternde Kom-mentierung fuumlr die Leser Gleichwohl bleiben im Gesamtzusammenhang Inkohauml-renzen bestehen31 Nimmt man den harten Wechsel in der Textsorte ab V 10ffhinzu ebenso den Umstand dass die einleitende Bilʻam-Episode am Ende des um-fangreichen Diskurses vergessen erscheint so spricht in diachroner Perspektiveviel fuumlr einen Komposittext Mit anderen Worten man wird davon ausgehen duumlr-fen dass eine (zumindest mit ihrem Plot) tradierte Erzaumlhlung uumlber den GoumltterseherBillsquoam bar Belsquoor mit einer diskursiv-weisheitlichen Schilderung eines mundus in-versus fortgeschrieben wurde wobei der urspruumlngliche Schluss der Erzaumlhlung weg-fiel

Dieser recht profilierte diachrone Befund einer bdquoFortschreibungldquo von aumllteremMaterial bildet das klarste Indiz dafuumlr dass wir es hier mit sogenannter bdquoTradi-tionsliteraturldquo32 zu tun haben wie sie uns nicht zuletzt in der hebraumlischen Bibelentgegentritt Damit versteht sich des Weiteren von selbst dass die DAPT insge-samt nicht als singulaumlre Groumlszligen zu sehen sind sondern lediglich Repraumlsentanteneines umfassenderen Literaturbetriebs darstellen Letzteres steht freilich noch aus

29 Vgl die Deutungsoptionen unten auf S 45 FN 101 zu V 1930 Fuumlr eine Diskussion alternativer Optionen vgl Blum 2008a 92ndash9431 Beispielsweise fehlt in der Erzaumlhlung von Bilʻam jeder auch indirekte Hinweis auf das Bestehenchaotischer Verhaumlltnisse vgl im Einzelnen Blum 2008b 595f32 In Abgrenzung zu einer sbquoAutorenliteraturlsquo wie sie insbesondere aus dem griechisch-roumlmischenBereich bekannt ist

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 29

weiteren Gruumlnden auszliger Frage Dazu gehoumlren sowohl die Spannung zwischen demformalen und inhaltlichen Gestaltungsniveau der Texte und dem peripheren Fund-ort als auch der textkritische Befund in Text A Zeile 1 mit der nachtraumlglichen Kor-rektur einer aberratio oculi die auf die Benutzung einer schriftlichen Vorlageschlieszligen laumlsst33

Das markante Design von DAPT A mit seiner Visualisierung textlicher Ge-schlossenheit leitet schlieszliglich dazu an unbeschadet der skizzierten Inhomogeni-taumlt des Komposittextes nach seiner intendierten Gesamtausrichtung zu fragenTrotz der starken Wirkung der anfaumlnglichen Erzaumlhlung fuumlhrt diese Frage nicht aufeine prophetische Gattung34 sondern im weiteren Sinne auf eine weisheitlichePragmatik des Ganzen So weist die anschlieszligende Darstellung der verkehrtenWelt die am Ende auch quantitativ dominiert eine deutliche Affinitaumlt zu weisheit-lichen Anliegen auf35 Den Ausschlag gibt jedoch die Titulierung des Ganzen inV 1 als bdquoDie Lehren der Schrift von Billsquoam bar Belsquoor dem Goumltterseherldquo Mit derVoranstellung von bdquodie LehrenUnterweisungenWarnungen von hellipldquo36 passt dieserTitel weder zur Prophetenerzaumlhlung noch zur Schilderung des mundus inversus je-weils fuumlr sich genommen sehr wohl aber zur vorliegenden Verbindung beider37

wird darin doch die beschlossene Katastrophe mit dem alle Ordnungen verkehren-den Verhalten von Mensch und Tier begruumlndet38 Textpragmatisch impliziert dieserSkopus fuumlr den Leser den Appell derartige Stoumlrungen der sozialen Ordnung dieschlieszliglich in eine chaotische Welt muumlnden koumlnnen zu meiden und die guten Ver-haumlltnisse zu pflegen Wird der Gesamttext also in diesem Sinne paraumlnetisch rezi-piert bedarf er fuumlr seine Wirkintention auch nicht mehr notwendig einer Ruumlckkehrzur Bilʻam-Narration im Anschluss an die diskursiven Ausfuumlhrungen

33 S u S 44 FN 93 zu A 2a Da unbeschadet dieses Schreibfehlers die Gestaltungssymmetrie in Z1f erreicht wurde muss man davon ausgehen dass der Schreiber es verstand ad hoc einen Aus-gleich im Textbestand vorzunehmen34 Die von M Weippert vorgeschlagene Bestimmung als bdquoprophetisches Apophthegmaldquo (Weippert1991 164 177 [= 1997 174 186]) duumlrfte dagegen schon A 1ndash9 kaum treffen da hier kein (auchfuumlr sich verstaumlndliches) Logion des ProphetenSehers die Pointe bildet wie es nach der uumlblichenGattungsdefinition zu erwarten waumlre Auch hat die Erzaumlhlung dafuumlr zu viel Eigengewicht (vgl nurdie Gottesrede in V 3) Ganz und gar verschieben sich die Gewichte sodann mit V 10ff und mit derUumlberschrift35 Vgl dazu unten S 37 FN 6736 Die Komplettierung der Uumlberschrift durch ysry (Fragment iii[f]+[b] mit roter Tinte) geht aufPueumlch 1987 und Levine 2000 zuruumlck Im juumlngeren Aramaumlisch (CAL 2014 s v) und Hebraumlisch (Geseni-us 2013 471) bedeutet yissūr in erster Linie bdquoZuumlchtigung Leidenldquo Dem liegt jedoch eine semanti-sche Verschiebung innerhalb der gleichen Bedeutungsbreite zugrunde (von bdquoUnterweisung Lehreldquobis bdquoZuumlchtigungldquo) wie bei dem althebraumlischen mūsār vgl dazu Branson 1982 688ndash69737 Daruumlber hinaus liegt auch die Vermutung nahe dass ysry dem ansonsten vollstaumlndigen Titelerst im Zuge der oben diskutierten Fortschreibung vorangestellt wurde38 Bezeichnenderweise wird das Unheil durch die Sonnengottheit herbeigefuumlhrt die im Alten Ori-ent traditionell das Unrecht aufdeckt und ahndet

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213 Der aramaumlische Bilʻam-Text und das Alte TestamentDie spektakulaumlrste Beziehung zur hebraumlischen Bibel besteht in der sbquoIdentitaumltlsquo derHauptgestalt des Billsquoam Sohn des Beʻor mit einer im Pentateuch belegten Prophe-tengestalt (Nu 22ndash24 etc) Daruumlber hinaus betreffen die Uumlbereinstimmungen dieVerbindung Bilʻams einerseits mit Aram (Num 237 [Dtn 235]) und ndash in andererWeise ndash mit dem Ostjordanland (Num 22ndash24 bzw der Standort der Inschrift) sowieseine Charakterisierung als bdquoGoumltterseherldquo bzw als bdquoder die Vision Schaddajsschautldquo (Num 244 par 16) Andere in Anschlag gebrachte Parallelen39 duumlrften da-gegen gaumlngiger Idiomatik geschuldet sein

Hinsichtlich der substanzielleren Bezuumlge ist mit unterschiedlichen Moumlglichkeiten zu rechnenSo koumlnnte man mutmaszligen dass der Seher Billsquoam b Belsquoor bei Aramaumlern wie (Nord-)Israelitenals Gestalt der Tradition bekannt war und dass sein spr auch aus diesem Grund an der Wandin Sukkot angeschrieben wurde Moumlglicherweise gehoumlrt aber auch die israelitische Bilʻamperi-kope zu den Nachwirkungen der damaszenischen Akkulturierungsbemuumlhungen in Gilead (sie-he dazu unten Abschnitt 3) Mit Letzterem waumlre jedenfalls dann zu rechnen wenn die Redevom bdquoHoumlrenldquo der bdquoWorte Gottes (rsquoel)ldquo und vom bdquoSchauen der Vision des Erhabenen (šadday)ldquoin den parallelen Kola von Num 244 (vgl 2416) ein spaumltes (und transformiertes) Echo derErzaumlhlung von Els naumlchtlicher Botschaft an Bilʻam (A 2f) und danach der Vision der šdyn-Versammlung (A 7ndash9) darstellen sollte40

Weniger sensationell aber moumlglicherweise von groumlszligerer Bedeutung sind Ver-gleichsmoumlglichkeiten anderer Art Dazu gehoumlrt das Phaumlnomen einer Unheilspro-phetie noch dazu ohne einen Bezug auf einen Herrscher die hier erstmals imauszligerisraelitischen Kontext begegnet und dies Generationen vor dem aumlltesten isra-elitischen Schriftpropheten (Amos)41

Weitere Aspekte der Signifikanz der DAPT beruhen auf dem literarischen Cha-rakter dieser Texte und moumlgen von daher trivial erscheinen Sie sind es jedocheben deshalb nicht weil DAPT A und B wie eingangs notiert bislang die einzigenumfangreichen Vergleichstexte zur hebraumlischen Bibel im levantinischen Kontextdes 1 Jahrtausends v Chr darstellen die im engeren Sinne als bdquoliterarischldquo zu qua-lifizieren sind So belegen sie uumlbereinzelsprachliche idiomatische WendungenPhrasen42 die in diesem Sprachraum z T uumlber Jahrhunderte in Gebrauch wareneine Moumlglichkeit die in exegetischen Hypothesenbildungen methodisch nicht sel-

39 Vgl Num 229a20 mit A 2a oder Num 2213aα21aα mit A 4a und dazu Muumlller 1978 57f Weinfeld198182 141f40 Nach Delcor 1989 39 kannte der Autor der Bilʻamorakel in Numeri bdquosans doute des traditionssemblables agrave celles de lrsquoinscription de Deir ʻAllaldquo Der biblische Tradent habe diese freilich bewusstentmythisiert indem er die Mehrzahl der šaddayyim durch den einen šadday ersetzte41 Dazu eingehender Blum 2008a siehe auch die rasche Replik in Kratz 2008 118ndash120 (= 201194ndash96) die freilich wichtige Anstoumlszlige nicht aufnimmt42 Neben den Phrasen auf die oben in FN 39 referiert wird gehoumlren dazu die seit Laumlngerem gese-henen Parallelen zu A 7c in Ps 469 665 die Metaphorik in B 5(a) und Hi 816 oder die idiomatischeUumlbereinstimmung von B 17(a) mit Jes 2911 im Qere sowie V 12

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ten ausgeblendet bleibt43 Auch bietet Kombination A ein gewichtiges auszligerbibli-sches Beispiel fuumlr eine gesteigerte Prosa44 mitunter als bdquonarrative poetryldquo (Wol-ters) oder als bdquoKunstprosaldquo (H Weippert) bezeichnet wie sie gerade auch im AltenTestament verbreitet ist45 dort allerdings nicht immer erkannt und dann zum Ge-genstand redaktionsgeschichtlicher Scheidungen wird

22 Kombination B Ein weisheitlicher Dialoguumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung

221 Zum Layout des rekonstruierten TextesDie zweite Kombination (Abb 2) die erheblich umfangreicher war als Text A istbedauerlicherweise nur noch zu einem kleinen Teil lesbar Auch hier hat derSchreiber vermutlich eine symmetrische Gestaltung angestrebt Der Rubrumtext inZ 17 scheint bis zur Zeilenmitte gereicht zu haben und mochte auch vertikal dieMitte des Textes repraumlsentiert haben46 Jedenfalls war der linke Rand der Kolumnedurch einen senkrechten roten Strich (Fragmente xii[a] viii[a]ndash[c]) markiert even-tuell in direkter Weiterfuumlhrung des Rahmens von Text A

Die physische Rekonstruktion von Kombination B ist seit der Erstpublikationmit der Anordnung der groszligen Fragmente ii(a)ndash(g) in der Hauptsubstanz gesichertAuch die spaumltere Positionierung von x(a)ndash(d) ix(a) und xii(a) zwischen ii(b) (d)und (e) konnte sich auf Angaben der Erstherausgeber zur Fundsituation stuumltzen47

222 Gattung und ThematikDie Schwierigkeiten bei der Lesung des Textes beruhen nicht allein auf dem proble-matischen Erhaltungszustand sondern auch auf der Ambiguitaumlt einzelner Formu-lierungen Entsprechend disparat sind die sachlichen Deutungen die im Anschlussan die Erstedition vorgeschlagen wurden48 Den entscheidenden Schluumlssel fuumlr einangemessenes Gesamtverstaumlndnis bilden meines Erachtens die wiederholt auszu-machenden Rede-Elemente zum einen in diversen Fragen die in den Zeilen 5(a)

43 Vgl das Beispiel in Blum 2008a 106 FN 13044 Zu nennen sind hier die Tendenz zu kolometrischen Strukturen und Wiederholungen sowie dieBildung von Chiasmen und Inklusionen Sie finden sich besonders in dem diskursiven Teil ab Z 7Ende und in den direkten Reden aber auch in der Darstellung des Erzaumlhlers vgl dazu bes Wolters1991 sowie unten die Anmerkungen zur Uumlbersetzung45 Vgl bspw die Beitraumlge in de MoorWatson 1993 und zuletzt Blum 201246 Dafuumlr waumlre am Anfang ein Ausfall von fuumlnf Zeilen anzunehmen47 Fuumlr die Einzelfragen wie fuumlr die Gesamtdeutung ist auf Blum 2008c zu verweisen Kleinere aberwichtige Korrekturen der Rekonstruktion im Bereich von Fragment ix(a) sind sodann in Blum 2015470 notiert48 Blum 2008c 40

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Abb 2 Kombination B copy E Blum

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9 12(b) 13(d) begegnen wobei die erste offenbar in Z 16(cd) wieder aufgenommenwird zum anderen in wiederholten Anreden in der 2 Person Singular (Z 9 10[a]11[b] 15[c] 16[c] 17) Grundlegende Bedeutung kommt dabei erwartungsgemaumlszligden als Rubrum geschriebenen Saumltzen in Z 17 zu Nach einer gegenuumlber der Editioprinceps maszliggeblich korrigierten Lesung49 werden hier einem textinternen Ge-spraumlchspartner ndash vermutlich einem Meisterschuumller ndash seine besonderen Kompeten-zen in der Schreibkunst und deren Unterricht50 sowie seine Aufgaben im oumlffentli-chen Leben vor Augen gehalten In Verbindung mit Aussagen wie in Z 9 oder 16(c)draumlngt sich von daher das Verstaumlndnis des Textes als eines Dialogs zwischen einemMeister und seinem Schuumller51 auf

Die Rubrum-Halbzeile bildet zugleich die Achse einer inhaltlichen Zweigliede-rung des Gesamttextes In den anschlieszligend noch lesbaren Fragmenten begegnenvorwiegend sozialethische Themen zumeist konkretisiert an negativen Verhaltens-weisen (Z 22ndash24) diese Thematik wird im zweiten Teil des Rubrums eingefuumlhrt(bdquoDir obliegt Rechtsprechung hellipldquo) Demgegenuumlber ist der vorausgehende ersteHauptteil ganz von der Sinnfrage angesichts der Vergaumlnglichkeit des Menschenbestimmt Vermutlich ist es der Lehrer der mit dieser Frage in Z 5(a) und 16(cd)konfrontiert wird Auch wenn die Gedankengaumlnge nur ansatzweise zu erkennensind scheint eine seiner Argumentationen auf die nachhaltige sorglose Ruhe derVerstorbenen auf ihren andauernden bdquoSchlafldquo zu zielen (Z 11f 14f) Demgegen-uumlber wird ein ganz anderer Impuls mit Z 17 gesetzt Die als Rubrum hervorgehobe-ne Reihe rhetorischer Fragen und Appelle lenkt den Blick des Fragenden von derWelt der Toten weg hin auf seine eigene Lebensgestaltung auf seine besonderenKompetenzen als Schriftkundiger und auf seine forensische Verantwortung in derGesellschaft Insofern fuumlhren auch die anschlieszligenden Konkretionen eines lebens-foumlrdernden bzw -schaumldlichen Handelns die lebensweisheitliche Grundthematiksachgemaumlszlig weiter Im Schlussteil scheint sodann ein geradezu enkomiastischerTon angeschlagen zu sein Die Metaphorik laumlsst vermuten dass hier das heilvolleWirken eines Lehrers gepriesen wird (Z 35f)52

Im Kontext des Alten Orients gehoumlrt unser Text in jeder Hinsicht zu der Litera-tur die gewoumlhnlich dem Bereich der bdquoWeisheitḥŏḵmāldquo zugeordnet wird Daraufverweisen die semantisch-pragmatischen Aspekte von Sinnreflexion ErziehungBildung Wirklichkeitserschlieszligung (bdquoRatgeberldquo) und ethische Orientierung ebensowie konstitutive Merkmale der Textsorte (dialogisch-diskursiv paraumlnetisch)

49 Dazu Blum 2008c 47f50 Der Bezug auf die Lehrtaumltigkeit laumlsst an einen fortgeschrittenen Schuumller denken einen Famuluswie er als sogenannter bdquogroszliger Bruderldquo in der altmesopotamischen Schule neben dem Meister be-gegnet51 Nicht ausgeschlossen werden kann auch ein Gespraumlch sbquoauf Augenhoumlhelsquo das heiszligt zwischenzwei Lehrern bzw zwei Meisterschuumllern (in letzterem Falle waumlre Z 9 wohl futurisch aufzufassen)52 Vgl dazu Dtn 322 (bezogen auf das lehrhafte Lied)

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Gleichwohl gibt es in den vielfaumlltigen und umfangreichen Korpora altorientali-scher aumlgyptischer und biblischer Weisheitstexte nicht viele spezifische Vergleichs-texte Immerhin kann man fuumlr die Fokussierung auf das Thema der Vergaumlnglichkeitauf die Keilschrifttafel mit den bdquoCounsels of a Pessimistldquo53 verweisen Noch interes-santer erscheint jedoch ein anderes keilschriftlich tradiertes Werk das als bdquoDerDialog zwischen Šūpē-amēli und seinem sbquoVaterlsquoldquo bzw bdquoThe Wisdom of Šūpecirc-amēlīldquooder nach seinem Anfang als bdquošimacirc milkaldquo (bdquoHoumlre den Ratldquo) bekannt gewordenist54 Es ist in zwei akkadischen Versionen aus Emar und Ugarit und einer hethiti-schen aus Boğazkoumly belegt (durchweg spaumltes 2 Jahrtausend v Chr) In dem groumlszlige-ren Teil der Schrift formuliert der VaterLehrer konventionelle Sentenzen und Un-terweisungen Dann repliziert der Sohn jedoch recht unvermittelt mit der Fragewas der Vater von all seinem Reichtum im Tod behalte und er schlieszligt mit einemBlick auf das Schattenreich der Toten V A Hurowitz interpretiert dies als eine fuumlrMesopotamien einzigartige Infragestellung der traditionellen Weisheitslehre bdquoItturns out then that death renders worthless all human accomplishment great asit may beldquo55 Parallelen dazu faumlnden sich erst in der skeptischen Weisheit des Ko-helet und in Psalm 49 Vergleicht man damit den Dialog von DAPT B so faumlllt aufdass hier das Vergaumlnglichkeitsthema auf der einen Seite in groszliger Breite den erstenHauptteil des Werks dominiert Soweit man erkennen kann wird aber auf der an-deren Seite diese Thematik nicht als Infragestellung der weisheitlichen Wirklich-keitsdeutung eingefuumlhrt sondern eher als eine Sinnfrage an der sich die Antwort-faumlhigkeit der Weisheit zu erweisen hat Auf deren Demonstration erscheint dennauch die Schrift als ganze angelegt

Unbeschadet der eminenten Schwierigkeiten bei der textlichen Rekonstruktionist jedenfalls festzuhalten dass sich in dem weisheitlichen Gespraumlch von DAPTB eine intellektuelle und politische Schreiberelite selbstbewusst spiegelt die sichoffenbar auch an schwierige Sinnfragen heranwagte Zugleich liegt auf der Handdass eine derart komplexe Diskursliteratur die Pflege einer anspruchsvollen Schrei-berausbildung und -bildung in Aram-Damaskus und dies uumlber mehrere Generatio-nen zur Voraussetzung hatte

53 Lambert 1960 107ndash109 vgl Blum 2008c 4954 Fuumlr eine erste Edition der Textzeugen siehe Dietrich 1991 33ndash68 (mit Uumlbersetzung und knapperKommentierung) und Dietrich 1993 53ndash62 sowie Kaumlmmerer 1998 Vergleichend-traditionsgeschicht-liche Untersuchungen im altorientalischen (und biblischen) Kontext sind Hurowitz 2007 und Salla-berger 2010 zu verdanken bei Letzterem mit korrigierten Lesungen und mit der Klaumlrung dass Šūpē-amēli der Name des Vaters ist Die umfassendste Neubearbeitung mit substanziellen Korrekturen(gestuumltzt auf rezente Fragmente aus Ugarit) sowie mit hilfreichen Erlaumluterungen hat schlieszliglichCohen 2013 81ndash128 vorgelegt55 Hurowitz 2007 43

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3 Funktion und institutioneller Rahmender Wandinschriften

31 Kultischer oder politisch-regaler KontextDie Existenz derart aufwendiger aramaumlischer Inschriften auf dem kleinen eisenzeit-lichen Tell Deir ʻAlla gibt nicht wenige Fragen auf Neben der Klaumlrung der Sprachebetreffen diese vor allem die Funktion und Bedeutung solcher Texte an diesem Ort

Vom Ausgraumlber H J Franken wurde die Anlage als bdquocult siteldquo bzw bdquosanctuaryldquobestimmt56 eine Annahme die in diversen Modifikationen die Forschung langedominierte57 Sie stuumltzte sich vor allem auf die Existenz eines spaumltbronzezeitlichenTempels (zerstoumlrt Anfang 12 Jahrhundert v Chr) und auf den religioumlsen Charakterdes Bilʻam-Textes Dabei hatte Franken schon 1976 eingeraumlumt bdquoThis interpretationis not warranted by archaeological evidence [hellip]ldquo58 Tatsaumlchlich zeigen weder archi-tektonische Strukturen noch die Ausstattung der Raumlume (Raum EE335 mit den In-schriften war voumlllig leer)59 noch die Inschriften ein Heiligtum oder eine sonstigeinstitutionell-religioumlse Funktion des Gebaumludes an60

Ebenso deutlich ausgeschlossen werden kann eine politische Abzweckung imSinne einer Selbstdarstellung bzw Repraumlsentation politischer Macht- und Gel-tungsanspruumlche insbesondere des Koumlnigs wie sie fuumlr die Inschriften auf Ortho-staten der nordsyrischen Koumlnige von Guzan Samrsquoal Hamat Karatepe oder der suumld-levantinischen Herrscher Hasael von Damaskus (am Stadttor von Tel Dan) bzw aufder Stele Mescharsquos Koumlnig von Moab vorauszusetzen ist oder auch im Sinne eineroumlffentlichen sbquoDokumentationlsquo zwischenstaatlicher Vertraumlge (Sfire-Stelen) KoumlnigPriester oder andere Wuumlrdentraumlger werden in den DAPT gelegentlich erwaumlhnt ste-hen jedoch thematisch an keiner Stelle im Fokus In dem fehlenden Bezug zumkoumlniglichen Herrschaftssystem sind noch die Siloah-Inschrift in Jerusalem und die

56 Franken 1976 8 und 1357 Vgl noch Franken 1991 mit der Behauptung bdquothat Deir ʻAlla is best explained as having been ndashprobably right through its long history ndash a sanctuary connected with tradeldquo (a a O 10) In demsel-ben Tagungsband formulieren dagegen Ibrahimvan der Kooij 1991 23 bdquoThe evidence from theroom of the plaster text does not indicate a cultic centre of the settlement but allows for the recon-struction of another kind of religious centre not yet archaeologically knownldquo Dazu auch van derKooij 1993 341 bdquoAlthough the plaster inscription and perhaps the stone suggest a religious con-text the building remains show no indications of cultic useldquo58 Franken 1976 1359 Vgl die eingehende Kritik bei WenningZenger 199160 Dies gilt auch fuumlr den Vorschlag von WenningZenger 1991 192f in dem Inschriftenraum bdquodassbquoVersammlungslokallsquo einer oumlrtlichen Prophetengemeinschaft zu sehenldquo nach Art der bdquoPropheten-gruppen die hinter 1Sam 1918ndash24 stehenldquo bzw entsprechend den bdquoProphetenjuumlngernldquo um ElischaDergleichen hatte zwar davor bereits A Lemaire vorgeschlagen (siehe die folgende FN) es ist je-doch schon aufgrund der beiden DAPT-Texte (nach Inhalt und Genre) auszuschlieszligen

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oben erwaumlhnte phoumlnizische Wandinschrift aus Kuntillet ʻAǧrūd vergleichbar DieFrage draumlngt sich auf ob die ausgepraumlgte Praumldominanz koumlniglicher Autoren in er-haltenen oumlffentlichen nordwestsemitischen Inschriften in gewissem Maszlige eine sbquoop-tischelsquo Taumluschung darstellen koumlnnte wiederum bedingt durch das vorrangig ver-wendete regale Medium (Stein)

32 sbquoSchulelsquo als institutioneller KontextIm Ruumlckblick kann es erstaunen dass die von Andreacute Lemaire recht fruumlh vorgetrage-ne Erklaumlrung des Raumes auf Tell Deir ʻAlla als bdquoeine Art sbquoSchulelsquoldquo61 kaum Gefolg-schaft gefunden hat62 Dabei deutet der Gesamtbefund geradezu zwingend in dieseRichtung insbesondere unter Einbeziehung der inzwischen weitergefuumlhrten bzwkorrigierten Textrekonstruktionena) Die Funktionalitaumlt des Raumes Die Texte waren nach der uumlberzeugenden Re-

konstruktion van der Kooijs (Abb 3)63 in einer Kolumne an der schmalen West-wand des Raums (30 times 43 m) angebracht die Kolumne begann auf einer Houmlhevon wenigstens 15 m und endete ca 50 cm uumlber dem Fuszligboden Links davonwar der Verputz zudem fuumlr eine weitere (nicht ausgefuumlhrte) Kolumne vorberei-tet wie aus der noch erkennbaren Weiterfuumlhrung des oberen roten Rahmensvon Kombination A nach links zu erkennen ist (s o S 25 Abb 1) sowie ausweiteren Putz-Fragmenten die nicht nur einen entsprechenden waagrechtenStrich in roter Tinte (daruumlber eine bdquoSphinxldquo-Zeichnung) aufweisen64 sondernauch zusammen mit dem Anfang von Kombination A aufgefunden wurden65

Vor der langen suumldlichen und der schmalen oumlstlichen Wand verlief nach denAusgraumlbern eine Bank66 Mit anderen Worten die Konstellation deutet darauf-hin dass die verputzte Wand als eine Art Tafel diente Sollten angeschriebeneTexte durch andere ersetzt werden war im Uumlbrigen mit Tuumlnche leicht tabularasa hergestellt

b) Der Charakter der Texte Signifikant sind die Vielfalt und die insgesamt weis-heitliche Praumlgung der Texte Hinsichtlich der Genres stehen eine Narration (AZeilen 1ndash7) eine auflistende Darstellung (A Zeilen 8ndash18) und ein diskursiverDialog (B) nebeneinander Inhaltlich muumlndet die Prophetenerzaumlhlung mit der

61 Lemaire 1991 54 wenn auch zunaumlchst mit dem Gedanken an bdquoune sorte drsquoeacutecole sbquoprophetiquelsquoldquounter Verweis auf 2Koumln 61f (Lemaire 1985 322)62 Eine Ausnahme bildet die Anknuumlpfung an Lemaire in dem grundlegenden Werk von Carr 2005161 Ansonsten mag die Uumlberlegung aufgrund der allzu groszligzuumlgigen Identifikation von Schulen inLemaire 1981 zuruumlckhaltend aufgenommen worden sein vgl die eingehende Kritik in Haran 198863 Van der Kooij 1991 241 Fig 164 Hoftijzervan der Kooij 1976 Plate 15 van der Kooij 1991 243 Fig 265 Van der Kooij 1991 240ndash24466 Fuumlr eine abweichende Deutung vgl WenningZenger 1991 190

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 37

Abb 3 Raum EE335 in Tell Deir ʻAlla copy G van der Kooij

Schilderung des Goumltterrates in die Thematik des mundus inversus die hier auchim Einzelnen mit weisheitlichen Elementen ausgefuumlhrt ist67 Das (mutmaszligli-che) Lehrer-Schuumller-Gespraumlch wiederum formuliert klassisch weisheitliche Re-flexionen uumlber elementare Sinnfragen und eine gelingende LebensfuumlhrungWas diese verschiedenartigen Texte verbindet ist eine didaktisch-paraumlnetischeAusrichtung die zudem sogleich in der Uumlberschrift von Text A angezeigtwird68 Damit ist denn auch die (komplexe) Pragmatik angezeigt aus der he-raus die Zusammenstellung als ganze schluumlssig gedeutet werden kann

Dem inhaltlichen Profil der Texte korrespondiert formal ihre anspruchsvol-le sprachlich-stilistische Gestaltung Deren Komplexitaumlt zeigt daruumlber hinausdeutlich dass sie literarisch konzipiert wurden Ohne das Medium der Schriftwaumlre etwa die narrative Poetizitaumlt in Text A kaum moumlglich Diese literarischeGestaltung findet sodann eine Entsprechung in dem aufwendigen Layout (mit

67 Dazu gehoumlren die Demonstration naturkundlicher Kenntnisse (V 10ff) die Identifikation mitdem Weisen (V 16b) und mit der sozialen Elite (V 16ndash18) oder die Motive von Belehrung (mwsr)und Planen (ḥšb) in V 151968 S o S 29

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Rahmenbildung Rubra etc) das vermutlich aumlgyptisch inspirierte Design-Kon-ventionen literarischer Papyri abbildete Sollte sich die oben skizzierte Mutma-szligung69 zu dem rot-weiszligen Band im unteren Rahmen von Text A als Aufnahmeeiner Hieroglyphenform fuumlr die geschnuumlrte Papyrusrolle bestaumltigen boumlte dasLayout daruumlber hinaus eine klare ikonische Referenz auf Schreiberwesen undSchriftkultur

Schlieszliglich Das Niveau und der bdquoBildungscharakterldquo der Texte sowie derbei ihrer Wandanbringung getriebene Aufwand entheben uumlber jeden Zweifeldass hier nicht an eine elementare Schreibschule zu denken ist sondern viel-mehr an eine fortgeschrittene professionelle Schreiberausbildung (bdquoMeister-klasseldquo)

c) Die institutionelle Selbstreferenzialitaumlt von Text B Wie vor allem der weisheitli-che Dialog zu erkennen gibt ging diese Schreiberausbildung zugleich mit ei-nem sbquogehobenen Bildungsanspruchlsquo einher Dabei spiegelt bereits die Ge-spraumlchskonstellation der textinternen Figuren die Bildungsinstitution sbquoSchulelsquoDaruumlber hinaus kommt repraumlsentiert durch die Dialogpartner geradezu derStand professioneller Schreiber in den Blick ihre Stellung im Umkreis des Kouml-nigs (Z 9 bdquoBeraumlt sich denn nicht mir dir oder holt sich nicht [bei dir] einenRatschlag der Thronendeldquo) und ihre gesellschaftlichen Leitungsaufgaben beider Rechtsprechung und im gewandten (politischen) Auftreten (Z 17c [Ru-brum] bdquoDir obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redeldquo) Werden denStudenten der Schreiberschule damit verlockende Perspektiven ihres Wegesvor Augen gestellt so spricht der Anfang des zentralen Rubrumverses (Z 17ab)den einen Dialogpartner ausdruumlcklich auf seine Kompetenzen in der Schreib-kunst70 und im Unterricht71 an wobei letzterer insbesondere auch im Auswen-diglernen durch die Schuumller bestand72

DAPT B Z 17 a) Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunstb) (darauf) anzuleiten73 den der auswendig repetiert

69 S o S 2670 Die genaue Entsprechung des aramaumlischen Ausdrucks ydʻ spr zu dem in Jes 2911f belegtenalthebraumlischen Idiom wurde uumlberraschenderweise zumeist uumlbersehen71 An die Moumlglichkeit dass die Kombination mit dem Idealbild eines Lehrers abschloss (s o S 33)sei ebenfalls erinnert72 Vgl dazu die erhellende Erklaumlrung des Ausdrucks bdquoSchuumllerzungeldquo in Jes 514 durch Weippert1989 111f bdquoUm dies verstehen zu koumlnnen muszlig man die orientalische Unterrichtsmethode kennendie uns bereits aus der Spaumltantike bekannt ist die man aber auch heute noch in arabischen undorthodox-juumldischen Elementarschulen erleben kann Der Stoff wird vom Lehrer vor- vom Schuumllernachgesprochenldquo Umfassend zur Bedeutung des Memorierens im altorientalisch-antiken Schulwe-sen orientiert Carr 200573 Die Ableitung des Ausdrucks von der aramaumlischen Wurzel dbr (anders noch Blum 2008c z St)findet sich auch bei Lipiński 1994 155 (vgl auch ders 1998 508) allerdings verbunden mit eineransonsten deutlich anderen Lesung bdquoto call the scribe who leads away sbquoThe curse is on the tonguefor you a judgement and a chastisementlsquoldquo (a a O 143)

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 39

Koumlnnte ein Text sich in seiner Pragmatik deutlicher fuumlr eine fortgeschritteneSchreiberausbildung anbieten als Kombination B in Tell Deir ʻAlla

d) External evidence eine Griechischschule aus roumlmischer Zeit In Amheida demantiken Trimithis einer Stadt in der aumlgyptischen Oase Dakhla legten Grabun-gen der Columbia University New York in den Jahren 2004ndash2007 einen Gebaumlu-dekomplex frei in dem erstmals antike Schulraumlume archaumlologisch nachgewie-sen werden konnten74 Die Schule bestand in der ersten Haumllfte des 4 Jahrhun-derts n Chr und umfasste drei sbquoKlassenraumlumelsquo (19 times 95 m) Der bestkonser-vierte Raum (68 times 26 m)75 ist in einer Wandhoumlhe bis 220 m erhalten In derAntike waren die Waumlnde rundum weiszlig verputzt Vor einer der (langen) Waumlndestand eine gemauerte Bank Gegenuumlber an der Ostwand ist der Verputz uumlbermehrere Meter groszligenteils erhalten geblieben mit in roter Tinte geschriebenenSchultexten angeordnet in fuumlnf Kolumnen (zusammen 32 m breit maximal09 m hoch) Offenbar gab es in der abgelegenen Polis einen rhetorisch ge-schulten Lehrer der in der Lage war fuumlr seine fortgeschrittenen Schuumller Epi-gramme in elegischen Distichen zu schreiben und darin deren Schulsituationappellativ aufzunehmen76 In einem der zuletzt freigelegten Raumlume (R19) fan-den sich an der Westwand oberhalb der Bank zwei literarische Texte (ebenfallsin roter Tinte) Verse aus der Odyssee (IV 221ndash223) und ein Prosatext mutmaszlig-lich die Bearbeitung einer Erzaumlhlung die aus Plutarch bekannt ist

While the dipinto in room 15 seems to refer to the level of education taught by the rhetorliterary instruction went on in this room either at the hands of the same teacher or by someoneelse who taught at the level of the grammarian77

Alles in allem ist unuumlbersehbar mit der Nutzung verputzter Waumlnde als sbquoTafelnlsquo(und mit Wandbaumlnken) weisen die Schulraumlume in Trimithis exakt die gleiche ele-mentare Funktionalitaumlt auf wie der Raum in Tell Deir ʻAlla

74 Cribiore u a 2008 DavoliCribiore 2010 Den Hinweis auf die Amheida-Grabungen verdankeich Herrn Florian Lippke (TuumlbingenFribourg)75 Siehe Figs 7 und 9 in Cribiore u a 2008 174 17676 Siehe Color Fig 12 in Cribiore u a 2008 181 In der ersten Kolumne heiszligt es beispielsweise(nach Cribiore a a O 183)

αλλα θεὸς νεύσειεν επ ευχωλῆισιν εμεῖο [[hellip]] π[αντ]ας μουσάων έργα μελιχρὰ μαθεῖν συν πάση-σ Χαρίτεσσι και Ερμῆι Μαιάδος υἱεῖ ρητορικῆς σοφίης άκρον ἑλόντα[σ] ὅλον παῖδες εμοι θαρσεῖτε μέγας θεὸς ʽΰμμιν οπάσσει παντοίης αρετῆς καλὸν έχειν στέφανονhellip doch moumlge Gott meinen Gebeten geneigt sein dass ihr all die suumlszligen Werke der Musen erlerntindem ihr mit allen Grazien und mit Hermes dem Sohn d Maia den Gipfel der rhetorischenKunst ganz erobertMeine Knaben seid guten Mutes Der groszlige Gott wird euch gewaumlhren den schoumlnen Kranz man-nigfacher Tugend zu tragen

77 Cribiore (Davoli) 2013 7 (Hervorhebung im Original)

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40 Erhard Blum

Die Funktion der Baumlnke und des Verputzes in den bdquoSchulraumlumenldquo sind dabei nicht unbedingtnach dem Muster neuzeitlicher Schulen zu denken Waren die Ausgraumlberinnen in Trimithiszunaumlchst schlicht davon ausgegangen dass die bdquoBaumlnkeldquo von den Schuumllern als Sitzplaumltze ge-nutzt wurden78 so suggerieren inzwischen schon die Positionierungen der Inschriften ein viel-faumlltigeres Bild bdquoAs in room 15 the new rooms (R19 and 23) have a series of benches for stu-dents along the walls The students of R15 could sit on the benches to view the epigrams orstand on them to be able to write on the whitewashed wall behind those In the same waystudents in room 19 had to stand up on the benches there to write on the part of the wall thatwas plastered with white gypsum above a board painted in purpleldquo79 Dem korrespondierendie vielfaumlltigen Proportionen der Texte Waren die Uumlbungsepigramme in der Schriftgroumlszlige wohlso ausgelegt dass sie von den gegenuumlberliegenden Baumlnken aus lesbar blieben waren die lite-rarischen Textabschnitte wesentlich kleiner gehalten 14 times 3 cm mit einer Buchstabenhoumlhe von06 cm bzw erhaltene 64 times 16 cm mit durchschnittlich 1 cm hohen Zeichen und dies in einerbetraumlchtlichen Houmlhe an der Wand80 Die Schriftgroumlszlige der Wandtexte in Sukkot ist am ehestender des zuletzt genannten sbquoPlutarchlsquo-Textes vergleichbar Zwar waren die DAPT (im Vergleichmit Trimithis) fuumlr Leser wesentlich leichter zugaumlnglich von der gegenuumlber liegenden Bankkonnten aber ihre Buchstaben kaum mehr identifiziert werden Von daher wird man auch inTell Deir ʻAlla eher mit einer multifunktionalen Nutzung von Waumlnden und Baumlnken zu rechnenhaben Die Wandflaumlchen konnten Lehrern und Schuumllern dienen die Baumlnke den Studenten alsSitzbaumlnke fuumlr die Unterrichtsphasen von Vorsprechen Repetieren Memorieren etc81 wie auchfuumlr eigene Schreibuumlbungen oder Aumlhnliches mehr

Zwischen der Einrichtung und Nutzung der beiden Schulen liegen zwar mehr als1000 Jahre dennoch wird man nicht von einer rein zufaumllligen Entsprechung ausge-hen koumlnnen Entweder haben wir hier gluumlcklich erhaltene Belege fuumlr eine nachhal-tige kulturelle Kontinuitaumlt im ostmediterranen Raum oder es handelt sich um einein verschiedenen Kontexten sich aufdraumlngende funktionale Loumlsung fuumlr die gleichenkommunikativen Erfordernisse Beide Optionen liegen naumlher besehen freilich nichtweit auseinander nach beiden bietet der Fund in AmheidaTrimithis eine mehroder weniger direkte Bestaumltigung der Schulhypothese fuumlr Tell Deir ʻAlla

33 Traumlger und Zielsetzung der aramaumlischen Schule zu Sukkot(Tell Deir ʻAlla)

Es bleibt gleichwohl die Frage von wem fuumlr wen und wozu ein solcher Schulraumgerade in Sukkot eingerichtet wurde das nach Auskunft der Archaumlologen um 800v Chr ein kleines Dorf darstellte und das am Rande des damaligen aramaumlischen

78 DavoliCribiore 2010 77 bdquohellip tutte [scil 3 Schulraumlume] caratterizzate dalla presenza di panchein muratura utilizzate dagli studenti come sedilildquo79 Cribiore (Davoli) 2013 780 Cribiore (Davoli) 2013 7 bzw 9 mit Figs 9 + 10 auf S 10 Nach CribioreDavoli 2013 5 befandensich die Texte ca 28 m () uumlber dem Fuszligboden81 Vgl wieder die Charakterisierungen bdquoorientalischerldquo Schulen in der oben auf S 38 FN 72 ge-nannten Literatur

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 41

Herrschaftsbereichs lag Kultur und innere Geschichte des Koumlnigreichs Damaskusin dieser Zeit sind weitgehend unbekannt Deshalb koumlnnen wir nur von den Befun-den in Tell Deir ʻAlla (und einigen Nachrichten im Alten Testament bzw in derHasael-Inschrift von Tel Dan) ausgehen

Deutlich duumlrfte immerhin sein dass eine solche (Hoch-)Schule fuumlr professio-nelle aramaumlische Schreiber in dieser Region mit einer privaten Initiative bzw einemfamiliaumlren Kontext nicht zureichend zu erklaumlren waumlre Von daher wird man ihreEinrichtung und Unterhaltung letztlich auf die damaszenische Zentralgewalt zu-ruumlckfuumlhren muumlssen Der maicirctre-scribe (Lemaire) der die umfangreichen Texte ineiner eleganten Kursive auf die Wand uumlbertragen hat mag dafuumlr aus Damaskusabgestellt worden sein Politisch laumlsst sich an der Einrichtung jedenfalls ablesendass Hasael bzw Birhadad II von Damaskus sich nicht mit der militaumlrischen Erobe-rung des Ostjordanlandes begnuumlgte(n) sondern dort gewissermaszligen in eine eigeneInfrastruktur investierte(n) Konkret kommen dabei zwei Optionen infrage Mankoumlnnte an eine Ausbildung von eigenem damaszenischem Verwaltungspersonal(bdquoim houmlheren Dienstldquo) denken Dies ist moumlglich aber eher unwahrscheinlich weildafuumlr eine Schulung in Damaskus bzw im aramaumlischen Kernland naumlher gelegenhaumltte Als Alternative bleibt die Ausbildung von Angehoumlrigen der lokalen israeli-tisch-gileaditischen Elite im Sinne der aramaumlischen Herrschaft bzw deren Verwal-tung In diesem Falle gehoumlrte der Schulbetrieb in Sukkot zu dem Versuch einerAkkulturation der israelitischen Bevoumllkerung82 (was auf nachhaltige imperiale Zie-le in Damaskus hindeutete) Fuumlr eine solche Konstellation spricht auch die Lagedes Ortes tief in Gilead (von Damaskus her gesehen) zugleich aber ausgesprochenverkehrsguumlnstig Schlieszliglich mag der kleine doumlrfliche Charakter fuumlr die Unterneh-mung eher als Vorteil gegolten haben83

Wie auch immer es sich im Einzelnen verhalten haben mag werden doch zweiweitere Ruumlckschluumlsse nach Lage der Dinge nicht gewagt erscheinen a) Eine derar-tige Meisterklasse im eroberten Grenzgebiet ist nur vorstellbar wenn im Zentrumdas heiszligt im Umkreis des damaszenischen Hofes bzw Haupttempels entsprechen-de Strukturen bereits etabliert waren84 b) Die beiden hochliterarischen Texte wur-den nicht fuumlr Sukkot formuliert sondern duumlrften ihren primaumlren Ort in Damaskusselbst oder in einem anderen Verwaltungszentrum gehabt haben (eventuell ver-bunden mit einer Rezeption internationaler Traditionen) Diese Schriftkultur miteinem entsprechenden Schulbetrieb wird weit in das 9 Jahrhundert v Chr zuruumlck-gereicht haben eventuell auch daruumlber hinaus

82 Moumlglicherweise war auch in dieser Hinsicht der Ruumlckgriff auf den Bilʻam-Text durchaus ab-sichtsvoll83 Die Lage in der Naumlhe des Jordans das heiszligt nahe am Herrschaftsgebiet des Koumlnigsreichs Israelkoumlnnte gegenuumlber der lokalen Bevoumllkerung zusaumltzlich auch als politisches Signal hinsichtlich desaramaumlischen Herrschaftsanspruchs (mit) gedacht worden sein84 Mit zugegeben plakativer Uumlberzeichnung mag man Tell Deir ʻAlla geradezu als Beleg fuumlr einsbquostaatliches Hochschulwesenlsquo im Koumlnigreich Damaskus betrachten

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42 Erhard Blum

34 Konsequenzen fuumlr Schriftkultur und Schulwesenin den Koumlnigreichen Israel und Juda

Aufgrund der raumlumlichen und zeitlichen Nachbarschaft sowie der strukturellen Ver-gleichbarkeit suumldlevantinischer Territorialstaaten sind in Israel und Juda keine grund-legend anderen Verhaumlltnisse anzunehmen Allenfalls koumlnnte man fuumlr IsraelJuda mitBlick auf das fruumlhe davidisch-salomonische Koumlnigtum im 10 Jahrhundert v Chr unddessen (auf die nordisraelitischen Staumlmme beschraumlnkte) Vorgeschichte mit Koumlnig Saulim 11 Jahrhundert mit einem gewissen Entwicklungsvorsprung gegenuumlber Aram-Da-maskus zu rechnen haben85 Dafuumlr mag auch sprechen dass die Herausbildung einerspezifischen bdquoNationalschriftldquo aus der phoumlnizischen Standardschrift nach gegenwaumlr-tigem Kenntnisstand () zuerst im hebraumlischen Sprachraum einsetzte86

Gestuumltzt wird diese Einschaumltzung durch fruumlhe Textuumlberlieferungen die dia-chron den Grundstock des alttestamentlichen Kanons bilden Dazu gehoumlren nebeneinzelnen Texten aus dem 10 Jahrhundert v Chr87 insbesondere zentrale Uumlber-lieferungen seit dem Anfang des 9 Jahrhunderts darunter die in Jerusalem undSamaria getrennt aber mit einer synchronistisch verschraumlnkten Chronologie derjeweiligen Koumlnige gefuumlhrten Annalen die in Auszuumlgen das Grundgeruumlst der bib-lischen bdquoKoumlnigebuumlcherldquo bilden In die fruumlhe Koumlnigszeit verweisen aber auch Bei-spiele einer hochentwickelten althebraumlischen Erzaumlhlkunst in Uumlberlieferungen zuJakob Saul und David die ohne eine anspruchsvolle Schreiberschulung im Um-kreis der Houmlfe bzw der Haupttempel nicht denkbar waumlren Mehr noch die soge-nannte bdquoThronfolgegeschichte Davidsldquo in 2Sam 9ndash20 1Koumln 1ndash2 (um 900 v Chr)88neben der Josephgeschichte der Genesis die wohl subtilste Groszligerzaumlhlung der Bi-bel verbindet einen realistisch-skeptischen Blick auf die Ambivalenzen des Wol-lens und Handelns der Akteure mit einer ndash narrativ artikulierten ndash Reflexion desPotentials und der Grenzen menschlicher Weisheit Ihre pragmatischen Pointenzeigen daruumlber hinaus an dass das ganze Werk fuumlr den Kontext der Prinzen- undElite-Erziehung am Hof in Jerusalem ausgearbeitet wurde

Hinsichtlich ihres literarischen Profils wie auch ihrer grundlegenden Pragma-tik sind demnach zwischen den israelitischen Erzaumlhlwerken und den damaszeni-

85 Aufgrund der Quellenlage ist das Koumlnigtum von Damaskus fuumlr das 10 Jahrhundert v Chr bis-lang nicht so recht greifbar Innerhalb der David-Uumlberlieferungen sind (neben Aram-Zoba) in unter-schiedlicher Weise kleinere aramaumlische Koumlnigtuumlmer zwischen Israel und Damaskus (Tob GeschurMaʻacha Beth Rechob) praumlsent Die Notiz von 1Koumln 1123ndash25 im Zusammenhang mit Salomo scheintfuumlr dessen Zeit die Installation eines Koumlnigtums in Damaskus anzusetzen Zu damit verbundenenFragen vgl Pitard 1987 95ff 99ff Lipiński 2000 367ff86 So im Anschluss an J Naveh auch FinkelsteinSass 2013 (freilich nicht hinsichtlich der Rolledes Phoumlnizischen) Allerdings sollte auch diese verbreitete Annahme im Licht der DAPT (die ebdleider unberuumlcksichtigt bleiben) kritisch gepruumlft werden87 Vgl Carr 2005 163f Schon in das 11 Jahrhundert v Chr duumlrfte aufgrund seiner Sprache undPragmatik das epische Siegeslied der Debora in Ri 5 gehoumlren vgl vorlaumlufig Weippert 1990 454fKnauf 200588 Vgl Blum 2010

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 43

schen Kompositionen des (wahrscheinlich) fruumlhen 9 Jahrhunderts v Chr keine we-sentlichen Unterschiede auszumachen Sie haben hohe literarische Qualitaumltensind aber gleichwohl keine fiktionale Literatur im neuzeitlichen Sinne Die fuumlr un-sere belles lettres selbstverstaumlndliche Kategorie der Fiktionalitaumlt gab es vielmehrnoch gar nicht auch nicht avant la lettre wie man sie bereits in Aristotelesʼ Poetikhat89 Es handelt sich bei der genannten Literatur um sbquoMitteilungstextelsquo mit Wahr-heitsanspruch Gleichwohl koumlnnen sie durchaus absichtsvoll mit hochgradig poeti-schen Gestaltungsmitteln arbeiten Poetizitaumlt ist in diesen Kulturen aber noch nichtan Fiktionalitaumlt gebunden ndash ebenso wenig wie ihr Wirklichkeitsverstaumlndnis undihr Wahrheitsanspruch etwas mit historischem Denken zu tun haumltten90 Mit ihrerWirk- und Mitteilungsintention sind sie haumlufig auf konkrete pragmatische Rezepti-onskonstellationen bezogen wie alle sbquopoetischenlsquo Werke gehen sie darin aber nichtauf sondern bieten Anhaltspunkte fuumlr Rezeptionen welche die Primaumlrintentionender Autoren hinter sich lassen Sie moumlgen funktional als Unterrichtstexte imSchul-bdquoHochschulldquo-Kontext gebraucht worden sein doch auch in diesem Rahmenwaren sie zugleich mehr Angemessen waumlre wohl die Rede von bdquoBildungsliteraturldquo

Nachbemerkung Nimmt man solche Textzeugnisse der fruumlhkoumlniglichen Zeit mitdem Umstand zusammen dass die bislang einzige raumlumlich belegbare Schule (mithochkaraumltigem Unterrichtsmaterial) ausgerechnet in der aumluszligersten Provinz gefun-den wurde erscheint es durchaus fraglich ob der Schreiberunterricht und damitdie literarische Bildung in Aram bzw in IsraelJuda tatsaumlchlich auf die koumlniglichenZentren beschraumlnkt und so kleinraumlumig angelegt sein mussten wie man in dergegenwaumlrtigen Forschung vielfach glauben will91

89 Poetik [9] 1451b Zur bdquoEntdeckungldquo der Fiktionalitaumlt bei den Griechen siehe grundlegend Roumlsler1980 und 1983 des weiteren Finkelberg 1998 Fuumlr die schlechthin elementare Distinktion zwischensemantisch definierter Fiktivitaumlt und textpragmatisch zu definierender Fiktionalitaumlt vgl Gabriel1975 Assmann 1980 Keller 198090 Fuumlr entsprechende kulturvergleichende Profilierungen vgl Cancik 2005 und Blum 2005 65ndash86Vgl a a O 79 FN 55 auch fuumlr die Unterscheidung zwischen einer (transparenten) Fiktionalitaumlt bdquoers-ten Gradesldquo (in Maumlrchen Fabeln etc) wie sie auch in traditionalen Erzaumlhlkulturen gelaumlufig istund der Fiktionalitaumlt bdquozweiten Gradesldquo (in Roman Drama etc) fuumlr die sich die Imitation und Fiktio-nalisierung wirklichkeitsabbildender Darstellung als konstitutiv erweist91 Damit soll nicht einer verbreiteten Literalitaumlt in diesen Gesellschaften das Wort geredet werdenIm Gegenteil es geht darum zwischen der Verbreitung eines funktionellen Schriftgebrauchs imAlltag wie er sich in Ostraka etc spiegelt und der Ausbildung einer professionellen Schreiberkul-tur in verschiedenen Bereichen der bdquoEliteldquo zu unterscheiden Fuumlr Letztere ergeben die archaumlologi-schen Befunde aus den eingangs genannten Gruumlnden kein repraumlsentatives Bild eine Regel diedurch die Ausnahmen (Siloah-Inschr DAPT Kuntillet ʻAǧrūd) nur bestaumltigt wird Fuumlr eine umsich-tige Diskussion der Problematik vgl besonders Carr 2005 Part I chap 6 ndash Unter deutlich anderenVoraussetzungen ging im Uumlbrigen auch der Befund in der Oase Dakhla uumlber das hinaus was manhistorisch erwarten mochte wie die Schlussbemerkung von R Cribiore in CribioreDavola 2013 14zu erkennen gibt bdquoAll together the house in Amheida and the school adjacent to it are wondroustestimonies of how paideia was alive and well in Egypt and not only in the Nile Valleyldquo

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

44 Erhard Blum

4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 51

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Weippert (1989) Manfred Weippert bdquoDie sbquoKonfessionenlsquo Deuterojesajasldquo in Rainer AlbertzFriedemann W Golka u Juumlrgen Kegler (Hgg) Schoumlpfung und Befreiung Fuumlr ClausWestermann zum 80 Geburtstag Stuttgart 104ndash115

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22 Erhard Blum

belegt werden Die wichtigsten Beispiele dafuumlr wurden bislang in Jerusalem gefunden darun-ter eine Gruppe von 51 Bullen in einem Privathaus() die im Feuer der Zerstoumlrung der Stadtdurch die Babylonier (587 v Chr) gebrannt wurden und dadurch gut erhalten blieben2 sowieein Hort von mehr als 170 Bullen die etwa zur Haumllfte auf der Ruumlckseite bdquoPapyrusmusterldquo auf-weisen aus der zweiten Haumllfte des 9 Jahrhunderts bzw der ersten Haumllfte des 8 Jahrhundertsv Chr3

In gewisser Weise waren es gerade die flexiblen Moumlglichkeiten des sbquomodernenlsquoSchriftsystems der Alphabetschrift die zur Folge hatten dass die Literatur der le-vantinischen Kulturen des 1 Jahrtausends v Chr zum weitaus groumlszligten Teil verlo-ren ist (wiederum mit Ausnahme der hebraumlischen Bibel)

Seltene Ausnahmen von dieser Regel bilden ndash neben Ostraka und einigen Stein-inschriften ndash zwei groumlszligere Funde von Inschriften die in Tinte auf Wandverputzaufgetragen worden waren eine weitere Praumlsentationsmoumlglichkeit von Texten4

mit deren nachhaltiger Erhaltung freilich ebenfalls nur unter sehr besonderen kon-tingenten Bedingungen zu rechnen ist

So konnte einer dieser sensationellen Funde bezeichnenderweise in der Sinai-wuumlste gemacht werden Bei der Ausgrabung einer unscheinbaren festungsaumlhnli-chen Anlage im Nordsinai namens Kuntillet ʻAǧrūd wurden 1974ndash75 mehr als fuumlnf-zig Inschriften(-fragmente) gefunden darunter sechs Texte auf Wandverputz sowieweitere auf groszligen Vorratskruumlgen (Pithoi) Der religioumlse Charakter von relativ raschentzifferten Segenswuumlnschen fuumlhrte zunaumlchst auf die Vermutung eines Heiligtums(bdquoreligious siteldquo)5 auch die Funktion des Ortes als bdquoSchuleldquo wurde (wenig uumlberzeu-gend) erwogen6 Die Lage in der Naumlhe einer Route des Fernhandels zwischen Ara-bien und dem Mittelmeer (arabisch darb el-Ġazze) der archaumlologische Gesamtbe-fund und insbesondere die vielfaumlltigen Texte deuten dagegen klar auf eine befestig-te Wegstation fuumlr Handelsreisende Diese sbquoKarawansereilsquo wurde um die Mitte des8 Jahrhunderts v Chr von dem Nordreich Israel (Samaria)7 gegruumlndet und mit sta-tioniertem Personal unterhalten Die vielfach situationsbezogenen hebraumlischen

2 Shiloh 1984 18ndash20 Von dem sogenannten bdquoHouse of the Bullaeldquo konnte bisher nur ein schmalerStreifen ausgegraben werden3 Reich u a 2007 156f Vgl zuletzt auch FinkelsteinSass 2013 192 Die zumeist zerbrochenen Sie-gelabdruumlcke wurden in Fuumlllmaterial im Bereich eines Hauses nahe der Gihon-Quelle dank einesaufwendigen bdquowet sievingldquo-Verfahrens entdeckt bei dem ausgegrabene Erde vor der Entsorgungmit Wasser geschlemmt und gesiebt wird4 Sie ist auch in Dtn 69 271ndash48 (vgl Jos 832f) vorausgesetzt5 So noch die erst kuumlrzlich erfolgte umfassende Publikation der Grabungen und der Inschriften inMeshel 20126 Lemaire 1981 25ndash327 Aufgrund der geographischen Lage haumltte man allenfalls einen judaumlischen Stuumltzpunkt erwartetDie Zuordnung zum Nordreich ist jedoch durch die Namensform der zahlreichen Personennamensowie durch den wiederholten Bezug auf bdquoJHWH von Samarialdquo gesichert Als Zeitfenster fuumlr einesolche Einrichtung weit auszligerhalb des Territoriums von Nord-Israel kommen nur die erste Haumllftebzw Mitte des 8 Jahrhunderts primaumlr unter Koumlnig Jerobeam II infrage

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 23

Texte (Gruumlszlige fuumlr namentlich genannte Personen Anweisungen fuumlr spaumlter erwartetesbquoKollegenlsquo vermutlich auch Aufstellungen von Warenlieferungen) zeigen dass dieStation nicht zuletzt als sbquoKommunikationszentrumlsquo fuumlr die Haumlndler diente wobeiKruumlge und vor allem Waumlnde als pinboard genutzt wurden8 Das Fragment einesprominent angebrachten literarischen (narrativen) Textes in phoumlnizischer Spracheund Schrift belegt daruumlber hinaus den internationalen Charakter der Einrichtungund moumlglicherweise auch die Kooperation des Koumlnigreiches Israel (unter JerobeamII) mit Phoumlniziern bei der Kontrolle des Fernhandels mit Arabien9

In dem hier verfolgten thematischen Zusammenhang soll jedoch ein andererFund von Wandinschriften im Mittelpunkt stehen

2 Die Wandverputzinschriften von Tell Deir ʻAllaAuf dem Tell Deir lsquoAlla im oumlstlichen Jordangraben noumlrdlich des Flusses Jabbokgelegen und zumeist mit der biblischen Stadt Sukkot10 gleichgesetzt wurden beiniederlaumlndischen Ausgrabungen im Jahr 1967 Fragmente zweier umfangreicherTexte gefunden die mit Tinte auf Wandverputz geschrieben und bei einem Erdbe-ben abgefallen waren Auf der Basis einer sorgfaumlltigen Dokumentation der Bruch-stuumlcke gelang es G van der Kooij schon in der Erstpublikation (1976) der bdquoDeirʻAlla Plaster Textsldquo (im Folgenden DAPT) mehrere Fragmentengruppen (bdquoCombi-nationsldquo) zu beschreiben11 Seither wurde die Rekonstruktion mit modifizierten Ar-rangements und substanziellen Ergaumlnzungen weitergefuumlhrt Der archaumlologischeKontext der Wandaufschrift wird von den Ausgraumlbern inzwischen in das ausgehen-de 9 Jahrhundert bzw um 800 v Chr angesetzt12

8 Vgl im Einzelnen Blum 20139 Blum 2013 21ndash39 zur Inschrift 42 Vgl auch den gleichzeitig publizierten Aufsatz von Lemaire2013 dem ich allerdings bei seiner (sprachlichen) Bestimmung von Inschrift 41 als phoumlnizischsowie bei seiner Zuordnung des kleinen Verputzfragments von 42 zu 41 (Lemaire 2013 88f) nichtzustimmen kann10 Einschlaumlgige Belege zu Sukkot in der israelitischen Tradition Gen 3317 Jos 1327 Ri 85ndash6814ndash16 1Koumln 74611 Fuumlr eine deutsche Uumlbersetzung auf dieser Grundlage vgl Hoftijzer 198612 Vgl Ibrahimvan der Kooij 1991 27f zum Ergebnis der C-14-Analysen fuumlr die Zerstoumlrungsschichtdes einschlaumlgigen archaumlologischen Stratums IX bdquoAll three [scil analyses] point to a time between770 and 880 BC with a high probability of the date being at the end of the 9th century BCldquo Wen-ningZenger 1991 zeigen kritisch eine Tendenz in Publikationen zu Tell Deir ʻAlla auf gegenlaumlufigzu den erarbeiteten archaumlologischen Parametern eine relative Spaumltdatierung zu bevorzugen Nachihrer Auswertung ist bdquoStratum IX von TDA weitestgehend ins 9 Jh v Chr zu datieren [hellip] besondersin die 2 Haumllfte des 9 Jhs v Chr Der Beginn des Stratums weist ins spaumlte 10fruumlhe 9 Jh v Chr EineHerabdatierung des Zerstoumlrungshorizonts scheint allenfalls ins fruumlhe 8 Jh v Chr noch erwaumlgbarVom archaumlologischen Standpunkt sollte eine Datierung der Texte von TDA ins spaumlte 9 Jh v Chrvorgezogen werdenldquo (WenningZenger 1991 186)

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Kontrovers diskutiert wurde laumlngere Zeit die Sprache der Texte welche dieErstherausgeber als Aramaumlisch bestimmt hatten insbesondere aufgrund mancherbdquoKanaanismenldquo in der Morphosyntax der Verben aber auch in der Lexematik Al-ternativ postulierte man verschiedentlich ein regionales nordwestsemitisches Idi-om13 ohne aber die Voraussetzungen fuumlr eine eigene Literatursprache und eigeneliterarische Traditionen in der peripheren Region Gilead benennen zu koumlnnen Da-ruumlber hinaus blieb unbeachtet dass die Sprache des benachbarten Koumlnigreichs vonDamaskus so gut wie unbekannt war Letzteres hat sich erst mit der Entdeckungvon Fragmenten einer unzweifelhaft damaszenisch-aramaumlischen Koumlnigsinschriftauf Tel Dan (Nordisrael) in den Jahren 1993ndash1995 geaumlndert14 Insbesondere die ver-meintlich sbquonicht-aramaumlischelsquo Verbalsyntax der DAPT findet darin eine genaue Ent-sprechung Uumlberdies laumlsst sich mit dem Bezug auf Damaskus auch das unerwarteteVorkommen von aramaumlischen Texten in der traditionell israelitischen Region Gi-lead historisch aufklaumlren Es faumlllt nach der aktuellen Datierung in ein Zeitfensterin dem die ostjordanischen Gebiete nach alttestamentlichen Angaben vom Aramauml-erkoumlnig Hasael erobert und Damaskus unterstellt waren (2Koumln 1032f 137) Zu-gleich verbietet es sich auch von daher mit einer Ansetzung der DAPT allzu tief indie erste Haumllfte des 8 Jahrhunderts herunter zu gehen Infolge der Schwaumlchungvon Damaskus durch den Assyrerkoumlnig Adadnirari III und seinen bdquoFeldmarschallldquoŠamši-ilu15 ging naumlmlich die regionale Vorherrschaft schon unter Birhadad demSohn Hasaels recht deutlich auf das Nordreich Israel uumlber insbesondere unterJerobeam II (787ndash747)16

21 Kombination A17 Eine weisheitlich adaptierteProphetenerzaumlhlung

211 Zum Layout des rekonstruierten TextesDie unten in groumlszligeren Auszuumlgen gebotene Uumlbersetzung des Textes (Abschnitt 41)stuumltzt sich im Wesentlichen auf eine bereits publizierte18 Rekonstruktion welche

13 Vgl dazu die unterschiedlichen Vorschlaumlge von Muumlller 1982 215f Hackett 1984 Knauf 1985190f Weippert 1991 158ndash165 oder Huehnergard 1991 und die Diskussion bei Gzella 201314 So mit Tropper 2001 21515 Vgl MillerHayes 2006 331ndash33416 Alttestamentlich ist dies aus mehreren unabhaumlngigen Quellen belegt neben Nachrichten ausden Koumlnigsannalen (vgl 2Koumln 1325 1425a) auch in Spiegelungen der prophetischen Uumlberlieferung(Am 13ndash4 613) Hinzu kommt die Kontrolle des Fernhandels im Nordsinai durch das Nordreichwie sie mit dem Zufallsfund von Kuntillet ʻAǧrūd nachgewiesen ist So jetzt auch nachdruumlcklichFinkelstein 2014 124ndash127 unter Einbeziehung von Tell el Ḫulēfe (= Ezion-Geber) am Roten Meer17 Die uumlbliche Bezeichnung der beiden Inschriften als bdquoCombinationKombination IIIldquo ist nichteindeutig ja geradezu irrefuumlhrend Deshalb wird dafuumlr bereits in Blum 2015 bdquoKombination Aldquo bzwbdquoKombination Bldquo vorgeschlagen Auch sonst basiert die folgende Praumlsentation der DAPT im Wesent-lichen auf der in bdquoTexte aus der Umwelt des Alten Testaments Neue Folge Band 8ldquo18 Blum 2008b in Aufnahme und Weiterfuumlhrung vorausgehender Lesungen von CaquotLemaire1977 Rofeacute 1979 WeippertWeippert 1982 Hackett 1984 Pueumlch 1987 und Weippert 1991

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Abb 1 Kombination A copy E Blum

die in der Editio princeps als bdquoCombination ildquo zusammengestellten Fragmente um-fasst sowie alle Fragmente der Kombinationen iii (mit roter Tinte) und v dazu ein-zelne Elemente aus den Kombinationen vii viii xii und xv Abb 1 zeigt daruumlberhinaus eine weitgehend noch tentative Integration der Kombinationen iv und vi indas untere Drittel des Textes19

Des Weiteren veranschaulicht Abb 1 die Zuschreibung der Fragmente xiii(b)ndash(e) zu einer Rahmung die Kombination A nach unten begrenzte Zwar bleibt die(relative) Anordnung dieser Einzelfragmente im Detail tentativ doch lassen sichfuumlr ihre grundsaumltzliche Positionierung an dieser Stelle gute Gruumlnde anfuumlhren

So kommt fuumlr die Fragmente xiii(b) und (d) die oben Schriftzeichen(reste) und darunter roteornamentale Elemente aufweisen nur eine Position bei der letzten Schriftzeile von Kombinati-

19 Sie sind in der hier wiedergegebenen Uumlbersetzung (Abschnitt 41) nicht aufgenommen

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on A infrage Aber auch fuumlr das rot-schwarze Band mit Zickzack-Muster auf den beiden Ele-menten von xiii(c) duumlrfte es zu einer entsprechenden Positionierung keine Alternative gebenebenso fuumlr xiii(e) mit der kraumlftigen schwarzen Linie20 Hinsichtlich der Anordnung dieser Frag-mente zeigt die auf Abb 1 praumlsentierte Konstellation hingegen nur eine von mehreren Moumlglich-keiten

Unter den Zeichnungen auf den Fragmenten xiii bleibt insbesondere die im Ansatznoch erkennbare gerundete Struktur in Rot raumltselhaft21 Die Reste eines rot-schwar-zen Bandes erinnern immerhin an aumlgyptische Darstellungen einer geschnuumlrtenSchriftrolle womit die schon laumlnger beobachteten Affinitaumlten des Layouts der bei-den Deir lsquoAlla-Texte zur aumlgyptischen Schreibertradition22 durch eine weitere Facetteergaumlnzt wuumlrden Uumlber die ornamentale Funktion hinaus waumlre in diesem Falle soetwas wie eine ikonische Referenz auf die in der Inschrift repraumlsentierte Taumltigkeitder Schreiber gegeben23

Wie auch immer die graphischen Elemente zu interpretieren sind der untereRahmen von Text A hat mancherlei Konsequenzen fuumlr das Verstaumlndnis des Ensem-bles der Inschriften So wird Kombination A damit schon formal als eigenstaumlndigeGroumlszlige markiert Inhaltliche Extrapolationen von Text A auf B oder umgekehrt wiesie lange in der Forschung selbstverstaumlndlich waren beduumlrften von daher guterBegruumlndungen Zugleich aber unterstuumltzt die untere Rahmung von A die Annahmedass Kombination A und B in einer Kolumne untereinander standen24 In diesemFalle lag es nahe Text A deutlich gegenuumlber dem Folgenden abzugrenzen25 waumlh-rend Text B schlicht mit der letzten Schriftzeile enden konnte

Bei der hier zugrunde gelegten Rekonstruktion von Kombination A mit 18 Zei-len26 zeigen sich daruumlber hinaus bemerkenswerte Symmetrien des Layouts In

20 Die obere waagrechte Begrenzung ebenso wie die am linken Rand von Text A und B (Fragmenteviii[a]ndash[c] xii[a]) bestanden aus einem mehr oder weniger breiten roten Strich Auf der rechtenSeite von A wie B gab es keine Randmarkierung auch nicht am unteren Rand von B wo der (unbe-schriebene) Verputz noch uumlber mehr als 12 cm Houmlhe erhalten ist vgl Hoftijzervan der Kooij 1976Plate 3121 Ist etwa an eine Darstellung der Sonnenscheibe (als Referenz auf die in der Erzaumlhlung zentraleSonnengottheit) zu denken22 Lemaire 1986 89 Weippert 1991 176f (= 1997 185)23 Bis hin zu einem Bezug zu der Papyrusrolle die vermutlich als Vorlage fuumlr die Uumlbertragung aufdie Wand diente (s u S 29) vgl auch Millard 1978 24f sowie Lemaire 1991 43 mit dem Hinweisauf korrespondierende Zeilenlaumlngen in bekannten aramaumlischen Papyri24 Vgl dazu des Weiteren die Argumente bei van der Kooij 1991 241f und zur Anschauung diebdquoschematic reconstructionldquo des Raumes ebd Fig 1 (s u S 37 Abb 3) die graphische Abgrenzungvon A und B ist darin noch nicht im Blick25 Zusaumltzlich zu den ornamental-ikonischen Elementen die vermutlich nicht uumlber die ganze Ko-lumnenbreite gingen koumlnnte dafuumlr ein durchgehender Strich gedient haben vgl die kraumlftigeschwarze Linie auf Fragment xiii(e)26 Bei ihrer Rekonstruktion hatte im Uumlbrigen die Orientierung an den Informationen der Editionzu den bdquocombinationsldquo den Vorrang Dementsprechend umfasst sie alle Fragmentgruppen die in

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Kombination A reicht der Rubrum-Text der ersten Zeile von deren Anfang exakt biszur Mitte in der zweiten Zeile beginnt das Rubrum in der Mitte und reicht bis zumZeilenende Des Weiteren scheint das Schriftbild der Kombination daraufhin ange-legt zu sein relativ genau ein Quadrat darzustellen Mit dieser gewiss absichts-vollen aumlsthetischen Praumlsentation thematisiert der schriftliche Text gleichsam sichselbst in seiner visuell-medialen Gestalt

212 Textsorte(n) und DiachronieDie Kombination gliedert sich inhaltlich und sbquoformallsquo in zwei Hauptteile die inihrer Textsorte und ihrem Gestus unterschiedlicher kaum sein koumlnnten Sie beginntnach der rot geschriebenen Uumlberschrift (V 1) die das Ganze als bdquoSchrift (spr) vonBilʻam Sohn des Beʻorldquo ausweist mit einer Erzaumlhlung um diesen Seher Diesereicht bis V 9 bei dem sie gleichsam ohne bdquoGestaltschlieszligungldquo anhaumllt Mit V 10setzt stattdessen formal nicht abgehoben die Schilderung einer bdquoverkehrten Weltldquoein die am Ende den mehr als 15-fachen Umfang der Narration einnimmt DieErzaumlhlung von Bilʻam zeigt ihn sogleich in seiner besonderen Funktion als Mittlerzwischen Goumltter- und Menschenwelt Des Nachts kommen Goumltterboten [in einerVision] im Auftrag des Gottes El27 zu ihm und tragen ihm auf das was er in einer(vorausgegangenen) Schauung uumlber das bevorstehende Handeln der Goumltter erfah-ren hatte kundzutun Diese warnend draumlngende Goumltterrede ndash im Text durch Ru-brum hervorgehoben ndash mit der Aufforderung eine Schauung mitzuteilen welchedie LeserHoumlrer noch gar nicht kennen erzeugt eine spannungsvolle Leerstelle diedurch Bilʻams Reaktion am naumlchsten Morgen sein Weinen und Fasten nur nochverstaumlrkt wird Bilʻams VerwandtschaftVolk die daraufhin zu ihm kommen undnach dem Grund fuumlr sein Verhalten fragen werden insofern als Platzhalter derRezipienten in Szene gesetzt Auf dieser irdischen Buumlhne erzaumlhlt Bilʻam was sichauf der von ihm geschauten himmlischen Buumlhne abgespielt hat die Versammlungder šaddayin der hohengroszligen28 Goumltter Sie sind zu einem schicksalstraumlchtigenBeschluss zusammen gekommen in dem sie die Sonnengoumlttin aufforderten DuumlrreFinsternis und Schrecken uumlber die Erde zu bringen ndash wenn auch nicht fuumlr immerDieser Beschluss der Goumltter war der Grund fuumlr Bilʻams Weinen und Fasten gewesenDarauf hatten sich wohl auch die Goumltterboten in ihrer Botschaft fuumlr Bilʻam bezogenEr sollte die Menschen warnen Welche Folgen hatte diese Warnung Davon wirdnach den erhaltenen Fragmenten nichts mehr erzaumlhlt Stattdessen folgt eine breiteSchilderung der sbquoAdynatalsquo einer chaotischen Welt in der insbesondere die sozialenVerhaumlltnisse bei Tieren und Menschen auf den Kopf gestellt erscheinen

der Editio princeps aufgrund aumluszligerer Merkmale ausdruumlcklich dem ersten Text zugeordnet wurdenDie besonderen Proportionen von Text A kamen erst nachtraumlglich in den Blick27 Der Goumlttervater und Schoumlpfergott () El erweist sich hier aumlhnlich den Menschen zugeneigt wieder Gott EaEnki in den mesopotamischen Flutuumlberlieferungen28 Zu dieser (tentativen) Deutung der Bezeichnung šdyn s u S 44 FN 97 zu V 7b

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Den Anfang machen in gleichmaumlszligig gebauten Kola 4+1 Paare von Vogelarten wobei die schwauml-cheren die staumlrkeren provozieren bzw angreifen (V 10ab 11ab 12a) Die folgenden beiden Kola(V 12bc) leiten mit einer weiteren Steigerung der Absonderlichkeiten uumlber zur Welt der Land-tiere bei denen die Ordnungsgrenzen zwischen Haus- und Wildtieren ebenso aufgehoben er-scheinen wie die zwischen Tier und Mensch (V 13ndash15) Das Monokolon von der Erziehung(mwsr) von Hyaumlnen durch Schakalwelpen in V 15 bildet hierin gleichsam eine Fermate Daranschlieszligen sich drei Bikola (V 16ndash18) an mit drastischen Beispielen fuumlr den mundus inversusunter den Menschen die in eine Art Sinnspruch bzw in eine direkte Anrede an die Leser (V19ab) muumlnden29 Die weiteren nur noch phasenweise lesbaren Zeilen handeln von teilweisekatastrophischen Notlagen (V 20ndash24) Darauf folgen wieder Verse zur Aufhebung der Rangord-nung in der Tierwelt nun unter den Landtieren In den letzten beiden Zeilen sind kaum mehreinzelne Woumlrter zu identifizieren nichts deutet aber auf eine Wiederaufnahme der erzaumlhltenSzenerie von V 1ndash9 hin

Die Relation dieser gleichsam sbquoausuferndenlsquo diskursiven Weiterfuumlhrung ab V 10 zurvorausgehenden Bilʻam-Erzaumlhlung wird ndash abgesehen von dem einleitenden bdquoDennldquobzw bdquoJaFuumlrwahrldquo nicht expliziert Indizien wie das Fehlen einer narrativen Rede-einleitung und die alles in allem perfektivische Darstellung des mundus inversuslegen aber deren Deutung als sbquoRedelsquo des Autors nahe der sich mit diesen Ausfuumlh-rungen an die Leser richtet30 In diesem Falle ist die Darstellung der chaotischenVerhaumlltnisse als Begruumlndung fuumlr das zuvor erzaumlhlte Tun der Goumltter zu lesen docheben nicht auf der Ebene der Erzaumlhlhandlung sondern als deren erlaumluternde Kom-mentierung fuumlr die Leser Gleichwohl bleiben im Gesamtzusammenhang Inkohauml-renzen bestehen31 Nimmt man den harten Wechsel in der Textsorte ab V 10ffhinzu ebenso den Umstand dass die einleitende Bilʻam-Episode am Ende des um-fangreichen Diskurses vergessen erscheint so spricht in diachroner Perspektiveviel fuumlr einen Komposittext Mit anderen Worten man wird davon ausgehen duumlr-fen dass eine (zumindest mit ihrem Plot) tradierte Erzaumlhlung uumlber den GoumltterseherBillsquoam bar Belsquoor mit einer diskursiv-weisheitlichen Schilderung eines mundus in-versus fortgeschrieben wurde wobei der urspruumlngliche Schluss der Erzaumlhlung weg-fiel

Dieser recht profilierte diachrone Befund einer bdquoFortschreibungldquo von aumllteremMaterial bildet das klarste Indiz dafuumlr dass wir es hier mit sogenannter bdquoTradi-tionsliteraturldquo32 zu tun haben wie sie uns nicht zuletzt in der hebraumlischen Bibelentgegentritt Damit versteht sich des Weiteren von selbst dass die DAPT insge-samt nicht als singulaumlre Groumlszligen zu sehen sind sondern lediglich Repraumlsentanteneines umfassenderen Literaturbetriebs darstellen Letzteres steht freilich noch aus

29 Vgl die Deutungsoptionen unten auf S 45 FN 101 zu V 1930 Fuumlr eine Diskussion alternativer Optionen vgl Blum 2008a 92ndash9431 Beispielsweise fehlt in der Erzaumlhlung von Bilʻam jeder auch indirekte Hinweis auf das Bestehenchaotischer Verhaumlltnisse vgl im Einzelnen Blum 2008b 595f32 In Abgrenzung zu einer sbquoAutorenliteraturlsquo wie sie insbesondere aus dem griechisch-roumlmischenBereich bekannt ist

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weiteren Gruumlnden auszliger Frage Dazu gehoumlren sowohl die Spannung zwischen demformalen und inhaltlichen Gestaltungsniveau der Texte und dem peripheren Fund-ort als auch der textkritische Befund in Text A Zeile 1 mit der nachtraumlglichen Kor-rektur einer aberratio oculi die auf die Benutzung einer schriftlichen Vorlageschlieszligen laumlsst33

Das markante Design von DAPT A mit seiner Visualisierung textlicher Ge-schlossenheit leitet schlieszliglich dazu an unbeschadet der skizzierten Inhomogeni-taumlt des Komposittextes nach seiner intendierten Gesamtausrichtung zu fragenTrotz der starken Wirkung der anfaumlnglichen Erzaumlhlung fuumlhrt diese Frage nicht aufeine prophetische Gattung34 sondern im weiteren Sinne auf eine weisheitlichePragmatik des Ganzen So weist die anschlieszligende Darstellung der verkehrtenWelt die am Ende auch quantitativ dominiert eine deutliche Affinitaumlt zu weisheit-lichen Anliegen auf35 Den Ausschlag gibt jedoch die Titulierung des Ganzen inV 1 als bdquoDie Lehren der Schrift von Billsquoam bar Belsquoor dem Goumltterseherldquo Mit derVoranstellung von bdquodie LehrenUnterweisungenWarnungen von hellipldquo36 passt dieserTitel weder zur Prophetenerzaumlhlung noch zur Schilderung des mundus inversus je-weils fuumlr sich genommen sehr wohl aber zur vorliegenden Verbindung beider37

wird darin doch die beschlossene Katastrophe mit dem alle Ordnungen verkehren-den Verhalten von Mensch und Tier begruumlndet38 Textpragmatisch impliziert dieserSkopus fuumlr den Leser den Appell derartige Stoumlrungen der sozialen Ordnung dieschlieszliglich in eine chaotische Welt muumlnden koumlnnen zu meiden und die guten Ver-haumlltnisse zu pflegen Wird der Gesamttext also in diesem Sinne paraumlnetisch rezi-piert bedarf er fuumlr seine Wirkintention auch nicht mehr notwendig einer Ruumlckkehrzur Bilʻam-Narration im Anschluss an die diskursiven Ausfuumlhrungen

33 S u S 44 FN 93 zu A 2a Da unbeschadet dieses Schreibfehlers die Gestaltungssymmetrie in Z1f erreicht wurde muss man davon ausgehen dass der Schreiber es verstand ad hoc einen Aus-gleich im Textbestand vorzunehmen34 Die von M Weippert vorgeschlagene Bestimmung als bdquoprophetisches Apophthegmaldquo (Weippert1991 164 177 [= 1997 174 186]) duumlrfte dagegen schon A 1ndash9 kaum treffen da hier kein (auchfuumlr sich verstaumlndliches) Logion des ProphetenSehers die Pointe bildet wie es nach der uumlblichenGattungsdefinition zu erwarten waumlre Auch hat die Erzaumlhlung dafuumlr zu viel Eigengewicht (vgl nurdie Gottesrede in V 3) Ganz und gar verschieben sich die Gewichte sodann mit V 10ff und mit derUumlberschrift35 Vgl dazu unten S 37 FN 6736 Die Komplettierung der Uumlberschrift durch ysry (Fragment iii[f]+[b] mit roter Tinte) geht aufPueumlch 1987 und Levine 2000 zuruumlck Im juumlngeren Aramaumlisch (CAL 2014 s v) und Hebraumlisch (Geseni-us 2013 471) bedeutet yissūr in erster Linie bdquoZuumlchtigung Leidenldquo Dem liegt jedoch eine semanti-sche Verschiebung innerhalb der gleichen Bedeutungsbreite zugrunde (von bdquoUnterweisung Lehreldquobis bdquoZuumlchtigungldquo) wie bei dem althebraumlischen mūsār vgl dazu Branson 1982 688ndash69737 Daruumlber hinaus liegt auch die Vermutung nahe dass ysry dem ansonsten vollstaumlndigen Titelerst im Zuge der oben diskutierten Fortschreibung vorangestellt wurde38 Bezeichnenderweise wird das Unheil durch die Sonnengottheit herbeigefuumlhrt die im Alten Ori-ent traditionell das Unrecht aufdeckt und ahndet

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213 Der aramaumlische Bilʻam-Text und das Alte TestamentDie spektakulaumlrste Beziehung zur hebraumlischen Bibel besteht in der sbquoIdentitaumltlsquo derHauptgestalt des Billsquoam Sohn des Beʻor mit einer im Pentateuch belegten Prophe-tengestalt (Nu 22ndash24 etc) Daruumlber hinaus betreffen die Uumlbereinstimmungen dieVerbindung Bilʻams einerseits mit Aram (Num 237 [Dtn 235]) und ndash in andererWeise ndash mit dem Ostjordanland (Num 22ndash24 bzw der Standort der Inschrift) sowieseine Charakterisierung als bdquoGoumltterseherldquo bzw als bdquoder die Vision Schaddajsschautldquo (Num 244 par 16) Andere in Anschlag gebrachte Parallelen39 duumlrften da-gegen gaumlngiger Idiomatik geschuldet sein

Hinsichtlich der substanzielleren Bezuumlge ist mit unterschiedlichen Moumlglichkeiten zu rechnenSo koumlnnte man mutmaszligen dass der Seher Billsquoam b Belsquoor bei Aramaumlern wie (Nord-)Israelitenals Gestalt der Tradition bekannt war und dass sein spr auch aus diesem Grund an der Wandin Sukkot angeschrieben wurde Moumlglicherweise gehoumlrt aber auch die israelitische Bilʻamperi-kope zu den Nachwirkungen der damaszenischen Akkulturierungsbemuumlhungen in Gilead (sie-he dazu unten Abschnitt 3) Mit Letzterem waumlre jedenfalls dann zu rechnen wenn die Redevom bdquoHoumlrenldquo der bdquoWorte Gottes (rsquoel)ldquo und vom bdquoSchauen der Vision des Erhabenen (šadday)ldquoin den parallelen Kola von Num 244 (vgl 2416) ein spaumltes (und transformiertes) Echo derErzaumlhlung von Els naumlchtlicher Botschaft an Bilʻam (A 2f) und danach der Vision der šdyn-Versammlung (A 7ndash9) darstellen sollte40

Weniger sensationell aber moumlglicherweise von groumlszligerer Bedeutung sind Ver-gleichsmoumlglichkeiten anderer Art Dazu gehoumlrt das Phaumlnomen einer Unheilspro-phetie noch dazu ohne einen Bezug auf einen Herrscher die hier erstmals imauszligerisraelitischen Kontext begegnet und dies Generationen vor dem aumlltesten isra-elitischen Schriftpropheten (Amos)41

Weitere Aspekte der Signifikanz der DAPT beruhen auf dem literarischen Cha-rakter dieser Texte und moumlgen von daher trivial erscheinen Sie sind es jedocheben deshalb nicht weil DAPT A und B wie eingangs notiert bislang die einzigenumfangreichen Vergleichstexte zur hebraumlischen Bibel im levantinischen Kontextdes 1 Jahrtausends v Chr darstellen die im engeren Sinne als bdquoliterarischldquo zu qua-lifizieren sind So belegen sie uumlbereinzelsprachliche idiomatische WendungenPhrasen42 die in diesem Sprachraum z T uumlber Jahrhunderte in Gebrauch wareneine Moumlglichkeit die in exegetischen Hypothesenbildungen methodisch nicht sel-

39 Vgl Num 229a20 mit A 2a oder Num 2213aα21aα mit A 4a und dazu Muumlller 1978 57f Weinfeld198182 141f40 Nach Delcor 1989 39 kannte der Autor der Bilʻamorakel in Numeri bdquosans doute des traditionssemblables agrave celles de lrsquoinscription de Deir ʻAllaldquo Der biblische Tradent habe diese freilich bewusstentmythisiert indem er die Mehrzahl der šaddayyim durch den einen šadday ersetzte41 Dazu eingehender Blum 2008a siehe auch die rasche Replik in Kratz 2008 118ndash120 (= 201194ndash96) die freilich wichtige Anstoumlszlige nicht aufnimmt42 Neben den Phrasen auf die oben in FN 39 referiert wird gehoumlren dazu die seit Laumlngerem gese-henen Parallelen zu A 7c in Ps 469 665 die Metaphorik in B 5(a) und Hi 816 oder die idiomatischeUumlbereinstimmung von B 17(a) mit Jes 2911 im Qere sowie V 12

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ten ausgeblendet bleibt43 Auch bietet Kombination A ein gewichtiges auszligerbibli-sches Beispiel fuumlr eine gesteigerte Prosa44 mitunter als bdquonarrative poetryldquo (Wol-ters) oder als bdquoKunstprosaldquo (H Weippert) bezeichnet wie sie gerade auch im AltenTestament verbreitet ist45 dort allerdings nicht immer erkannt und dann zum Ge-genstand redaktionsgeschichtlicher Scheidungen wird

22 Kombination B Ein weisheitlicher Dialoguumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung

221 Zum Layout des rekonstruierten TextesDie zweite Kombination (Abb 2) die erheblich umfangreicher war als Text A istbedauerlicherweise nur noch zu einem kleinen Teil lesbar Auch hier hat derSchreiber vermutlich eine symmetrische Gestaltung angestrebt Der Rubrumtext inZ 17 scheint bis zur Zeilenmitte gereicht zu haben und mochte auch vertikal dieMitte des Textes repraumlsentiert haben46 Jedenfalls war der linke Rand der Kolumnedurch einen senkrechten roten Strich (Fragmente xii[a] viii[a]ndash[c]) markiert even-tuell in direkter Weiterfuumlhrung des Rahmens von Text A

Die physische Rekonstruktion von Kombination B ist seit der Erstpublikationmit der Anordnung der groszligen Fragmente ii(a)ndash(g) in der Hauptsubstanz gesichertAuch die spaumltere Positionierung von x(a)ndash(d) ix(a) und xii(a) zwischen ii(b) (d)und (e) konnte sich auf Angaben der Erstherausgeber zur Fundsituation stuumltzen47

222 Gattung und ThematikDie Schwierigkeiten bei der Lesung des Textes beruhen nicht allein auf dem proble-matischen Erhaltungszustand sondern auch auf der Ambiguitaumlt einzelner Formu-lierungen Entsprechend disparat sind die sachlichen Deutungen die im Anschlussan die Erstedition vorgeschlagen wurden48 Den entscheidenden Schluumlssel fuumlr einangemessenes Gesamtverstaumlndnis bilden meines Erachtens die wiederholt auszu-machenden Rede-Elemente zum einen in diversen Fragen die in den Zeilen 5(a)

43 Vgl das Beispiel in Blum 2008a 106 FN 13044 Zu nennen sind hier die Tendenz zu kolometrischen Strukturen und Wiederholungen sowie dieBildung von Chiasmen und Inklusionen Sie finden sich besonders in dem diskursiven Teil ab Z 7Ende und in den direkten Reden aber auch in der Darstellung des Erzaumlhlers vgl dazu bes Wolters1991 sowie unten die Anmerkungen zur Uumlbersetzung45 Vgl bspw die Beitraumlge in de MoorWatson 1993 und zuletzt Blum 201246 Dafuumlr waumlre am Anfang ein Ausfall von fuumlnf Zeilen anzunehmen47 Fuumlr die Einzelfragen wie fuumlr die Gesamtdeutung ist auf Blum 2008c zu verweisen Kleinere aberwichtige Korrekturen der Rekonstruktion im Bereich von Fragment ix(a) sind sodann in Blum 2015470 notiert48 Blum 2008c 40

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Abb 2 Kombination B copy E Blum

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9 12(b) 13(d) begegnen wobei die erste offenbar in Z 16(cd) wieder aufgenommenwird zum anderen in wiederholten Anreden in der 2 Person Singular (Z 9 10[a]11[b] 15[c] 16[c] 17) Grundlegende Bedeutung kommt dabei erwartungsgemaumlszligden als Rubrum geschriebenen Saumltzen in Z 17 zu Nach einer gegenuumlber der Editioprinceps maszliggeblich korrigierten Lesung49 werden hier einem textinternen Ge-spraumlchspartner ndash vermutlich einem Meisterschuumller ndash seine besonderen Kompeten-zen in der Schreibkunst und deren Unterricht50 sowie seine Aufgaben im oumlffentli-chen Leben vor Augen gehalten In Verbindung mit Aussagen wie in Z 9 oder 16(c)draumlngt sich von daher das Verstaumlndnis des Textes als eines Dialogs zwischen einemMeister und seinem Schuumller51 auf

Die Rubrum-Halbzeile bildet zugleich die Achse einer inhaltlichen Zweigliede-rung des Gesamttextes In den anschlieszligend noch lesbaren Fragmenten begegnenvorwiegend sozialethische Themen zumeist konkretisiert an negativen Verhaltens-weisen (Z 22ndash24) diese Thematik wird im zweiten Teil des Rubrums eingefuumlhrt(bdquoDir obliegt Rechtsprechung hellipldquo) Demgegenuumlber ist der vorausgehende ersteHauptteil ganz von der Sinnfrage angesichts der Vergaumlnglichkeit des Menschenbestimmt Vermutlich ist es der Lehrer der mit dieser Frage in Z 5(a) und 16(cd)konfrontiert wird Auch wenn die Gedankengaumlnge nur ansatzweise zu erkennensind scheint eine seiner Argumentationen auf die nachhaltige sorglose Ruhe derVerstorbenen auf ihren andauernden bdquoSchlafldquo zu zielen (Z 11f 14f) Demgegen-uumlber wird ein ganz anderer Impuls mit Z 17 gesetzt Die als Rubrum hervorgehobe-ne Reihe rhetorischer Fragen und Appelle lenkt den Blick des Fragenden von derWelt der Toten weg hin auf seine eigene Lebensgestaltung auf seine besonderenKompetenzen als Schriftkundiger und auf seine forensische Verantwortung in derGesellschaft Insofern fuumlhren auch die anschlieszligenden Konkretionen eines lebens-foumlrdernden bzw -schaumldlichen Handelns die lebensweisheitliche Grundthematiksachgemaumlszlig weiter Im Schlussteil scheint sodann ein geradezu enkomiastischerTon angeschlagen zu sein Die Metaphorik laumlsst vermuten dass hier das heilvolleWirken eines Lehrers gepriesen wird (Z 35f)52

Im Kontext des Alten Orients gehoumlrt unser Text in jeder Hinsicht zu der Litera-tur die gewoumlhnlich dem Bereich der bdquoWeisheitḥŏḵmāldquo zugeordnet wird Daraufverweisen die semantisch-pragmatischen Aspekte von Sinnreflexion ErziehungBildung Wirklichkeitserschlieszligung (bdquoRatgeberldquo) und ethische Orientierung ebensowie konstitutive Merkmale der Textsorte (dialogisch-diskursiv paraumlnetisch)

49 Dazu Blum 2008c 47f50 Der Bezug auf die Lehrtaumltigkeit laumlsst an einen fortgeschrittenen Schuumller denken einen Famuluswie er als sogenannter bdquogroszliger Bruderldquo in der altmesopotamischen Schule neben dem Meister be-gegnet51 Nicht ausgeschlossen werden kann auch ein Gespraumlch sbquoauf Augenhoumlhelsquo das heiszligt zwischenzwei Lehrern bzw zwei Meisterschuumllern (in letzterem Falle waumlre Z 9 wohl futurisch aufzufassen)52 Vgl dazu Dtn 322 (bezogen auf das lehrhafte Lied)

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Gleichwohl gibt es in den vielfaumlltigen und umfangreichen Korpora altorientali-scher aumlgyptischer und biblischer Weisheitstexte nicht viele spezifische Vergleichs-texte Immerhin kann man fuumlr die Fokussierung auf das Thema der Vergaumlnglichkeitauf die Keilschrifttafel mit den bdquoCounsels of a Pessimistldquo53 verweisen Noch interes-santer erscheint jedoch ein anderes keilschriftlich tradiertes Werk das als bdquoDerDialog zwischen Šūpē-amēli und seinem sbquoVaterlsquoldquo bzw bdquoThe Wisdom of Šūpecirc-amēlīldquooder nach seinem Anfang als bdquošimacirc milkaldquo (bdquoHoumlre den Ratldquo) bekannt gewordenist54 Es ist in zwei akkadischen Versionen aus Emar und Ugarit und einer hethiti-schen aus Boğazkoumly belegt (durchweg spaumltes 2 Jahrtausend v Chr) In dem groumlszlige-ren Teil der Schrift formuliert der VaterLehrer konventionelle Sentenzen und Un-terweisungen Dann repliziert der Sohn jedoch recht unvermittelt mit der Fragewas der Vater von all seinem Reichtum im Tod behalte und er schlieszligt mit einemBlick auf das Schattenreich der Toten V A Hurowitz interpretiert dies als eine fuumlrMesopotamien einzigartige Infragestellung der traditionellen Weisheitslehre bdquoItturns out then that death renders worthless all human accomplishment great asit may beldquo55 Parallelen dazu faumlnden sich erst in der skeptischen Weisheit des Ko-helet und in Psalm 49 Vergleicht man damit den Dialog von DAPT B so faumlllt aufdass hier das Vergaumlnglichkeitsthema auf der einen Seite in groszliger Breite den erstenHauptteil des Werks dominiert Soweit man erkennen kann wird aber auf der an-deren Seite diese Thematik nicht als Infragestellung der weisheitlichen Wirklich-keitsdeutung eingefuumlhrt sondern eher als eine Sinnfrage an der sich die Antwort-faumlhigkeit der Weisheit zu erweisen hat Auf deren Demonstration erscheint dennauch die Schrift als ganze angelegt

Unbeschadet der eminenten Schwierigkeiten bei der textlichen Rekonstruktionist jedenfalls festzuhalten dass sich in dem weisheitlichen Gespraumlch von DAPTB eine intellektuelle und politische Schreiberelite selbstbewusst spiegelt die sichoffenbar auch an schwierige Sinnfragen heranwagte Zugleich liegt auf der Handdass eine derart komplexe Diskursliteratur die Pflege einer anspruchsvollen Schrei-berausbildung und -bildung in Aram-Damaskus und dies uumlber mehrere Generatio-nen zur Voraussetzung hatte

53 Lambert 1960 107ndash109 vgl Blum 2008c 4954 Fuumlr eine erste Edition der Textzeugen siehe Dietrich 1991 33ndash68 (mit Uumlbersetzung und knapperKommentierung) und Dietrich 1993 53ndash62 sowie Kaumlmmerer 1998 Vergleichend-traditionsgeschicht-liche Untersuchungen im altorientalischen (und biblischen) Kontext sind Hurowitz 2007 und Salla-berger 2010 zu verdanken bei Letzterem mit korrigierten Lesungen und mit der Klaumlrung dass Šūpē-amēli der Name des Vaters ist Die umfassendste Neubearbeitung mit substanziellen Korrekturen(gestuumltzt auf rezente Fragmente aus Ugarit) sowie mit hilfreichen Erlaumluterungen hat schlieszliglichCohen 2013 81ndash128 vorgelegt55 Hurowitz 2007 43

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 35

3 Funktion und institutioneller Rahmender Wandinschriften

31 Kultischer oder politisch-regaler KontextDie Existenz derart aufwendiger aramaumlischer Inschriften auf dem kleinen eisenzeit-lichen Tell Deir ʻAlla gibt nicht wenige Fragen auf Neben der Klaumlrung der Sprachebetreffen diese vor allem die Funktion und Bedeutung solcher Texte an diesem Ort

Vom Ausgraumlber H J Franken wurde die Anlage als bdquocult siteldquo bzw bdquosanctuaryldquobestimmt56 eine Annahme die in diversen Modifikationen die Forschung langedominierte57 Sie stuumltzte sich vor allem auf die Existenz eines spaumltbronzezeitlichenTempels (zerstoumlrt Anfang 12 Jahrhundert v Chr) und auf den religioumlsen Charakterdes Bilʻam-Textes Dabei hatte Franken schon 1976 eingeraumlumt bdquoThis interpretationis not warranted by archaeological evidence [hellip]ldquo58 Tatsaumlchlich zeigen weder archi-tektonische Strukturen noch die Ausstattung der Raumlume (Raum EE335 mit den In-schriften war voumlllig leer)59 noch die Inschriften ein Heiligtum oder eine sonstigeinstitutionell-religioumlse Funktion des Gebaumludes an60

Ebenso deutlich ausgeschlossen werden kann eine politische Abzweckung imSinne einer Selbstdarstellung bzw Repraumlsentation politischer Macht- und Gel-tungsanspruumlche insbesondere des Koumlnigs wie sie fuumlr die Inschriften auf Ortho-staten der nordsyrischen Koumlnige von Guzan Samrsquoal Hamat Karatepe oder der suumld-levantinischen Herrscher Hasael von Damaskus (am Stadttor von Tel Dan) bzw aufder Stele Mescharsquos Koumlnig von Moab vorauszusetzen ist oder auch im Sinne eineroumlffentlichen sbquoDokumentationlsquo zwischenstaatlicher Vertraumlge (Sfire-Stelen) KoumlnigPriester oder andere Wuumlrdentraumlger werden in den DAPT gelegentlich erwaumlhnt ste-hen jedoch thematisch an keiner Stelle im Fokus In dem fehlenden Bezug zumkoumlniglichen Herrschaftssystem sind noch die Siloah-Inschrift in Jerusalem und die

56 Franken 1976 8 und 1357 Vgl noch Franken 1991 mit der Behauptung bdquothat Deir ʻAlla is best explained as having been ndashprobably right through its long history ndash a sanctuary connected with tradeldquo (a a O 10) In demsel-ben Tagungsband formulieren dagegen Ibrahimvan der Kooij 1991 23 bdquoThe evidence from theroom of the plaster text does not indicate a cultic centre of the settlement but allows for the recon-struction of another kind of religious centre not yet archaeologically knownldquo Dazu auch van derKooij 1993 341 bdquoAlthough the plaster inscription and perhaps the stone suggest a religious con-text the building remains show no indications of cultic useldquo58 Franken 1976 1359 Vgl die eingehende Kritik bei WenningZenger 199160 Dies gilt auch fuumlr den Vorschlag von WenningZenger 1991 192f in dem Inschriftenraum bdquodassbquoVersammlungslokallsquo einer oumlrtlichen Prophetengemeinschaft zu sehenldquo nach Art der bdquoPropheten-gruppen die hinter 1Sam 1918ndash24 stehenldquo bzw entsprechend den bdquoProphetenjuumlngernldquo um ElischaDergleichen hatte zwar davor bereits A Lemaire vorgeschlagen (siehe die folgende FN) es ist je-doch schon aufgrund der beiden DAPT-Texte (nach Inhalt und Genre) auszuschlieszligen

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oben erwaumlhnte phoumlnizische Wandinschrift aus Kuntillet ʻAǧrūd vergleichbar DieFrage draumlngt sich auf ob die ausgepraumlgte Praumldominanz koumlniglicher Autoren in er-haltenen oumlffentlichen nordwestsemitischen Inschriften in gewissem Maszlige eine sbquoop-tischelsquo Taumluschung darstellen koumlnnte wiederum bedingt durch das vorrangig ver-wendete regale Medium (Stein)

32 sbquoSchulelsquo als institutioneller KontextIm Ruumlckblick kann es erstaunen dass die von Andreacute Lemaire recht fruumlh vorgetrage-ne Erklaumlrung des Raumes auf Tell Deir ʻAlla als bdquoeine Art sbquoSchulelsquoldquo61 kaum Gefolg-schaft gefunden hat62 Dabei deutet der Gesamtbefund geradezu zwingend in dieseRichtung insbesondere unter Einbeziehung der inzwischen weitergefuumlhrten bzwkorrigierten Textrekonstruktionena) Die Funktionalitaumlt des Raumes Die Texte waren nach der uumlberzeugenden Re-

konstruktion van der Kooijs (Abb 3)63 in einer Kolumne an der schmalen West-wand des Raums (30 times 43 m) angebracht die Kolumne begann auf einer Houmlhevon wenigstens 15 m und endete ca 50 cm uumlber dem Fuszligboden Links davonwar der Verputz zudem fuumlr eine weitere (nicht ausgefuumlhrte) Kolumne vorberei-tet wie aus der noch erkennbaren Weiterfuumlhrung des oberen roten Rahmensvon Kombination A nach links zu erkennen ist (s o S 25 Abb 1) sowie ausweiteren Putz-Fragmenten die nicht nur einen entsprechenden waagrechtenStrich in roter Tinte (daruumlber eine bdquoSphinxldquo-Zeichnung) aufweisen64 sondernauch zusammen mit dem Anfang von Kombination A aufgefunden wurden65

Vor der langen suumldlichen und der schmalen oumlstlichen Wand verlief nach denAusgraumlbern eine Bank66 Mit anderen Worten die Konstellation deutet darauf-hin dass die verputzte Wand als eine Art Tafel diente Sollten angeschriebeneTexte durch andere ersetzt werden war im Uumlbrigen mit Tuumlnche leicht tabularasa hergestellt

b) Der Charakter der Texte Signifikant sind die Vielfalt und die insgesamt weis-heitliche Praumlgung der Texte Hinsichtlich der Genres stehen eine Narration (AZeilen 1ndash7) eine auflistende Darstellung (A Zeilen 8ndash18) und ein diskursiverDialog (B) nebeneinander Inhaltlich muumlndet die Prophetenerzaumlhlung mit der

61 Lemaire 1991 54 wenn auch zunaumlchst mit dem Gedanken an bdquoune sorte drsquoeacutecole sbquoprophetiquelsquoldquounter Verweis auf 2Koumln 61f (Lemaire 1985 322)62 Eine Ausnahme bildet die Anknuumlpfung an Lemaire in dem grundlegenden Werk von Carr 2005161 Ansonsten mag die Uumlberlegung aufgrund der allzu groszligzuumlgigen Identifikation von Schulen inLemaire 1981 zuruumlckhaltend aufgenommen worden sein vgl die eingehende Kritik in Haran 198863 Van der Kooij 1991 241 Fig 164 Hoftijzervan der Kooij 1976 Plate 15 van der Kooij 1991 243 Fig 265 Van der Kooij 1991 240ndash24466 Fuumlr eine abweichende Deutung vgl WenningZenger 1991 190

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 37

Abb 3 Raum EE335 in Tell Deir ʻAlla copy G van der Kooij

Schilderung des Goumltterrates in die Thematik des mundus inversus die hier auchim Einzelnen mit weisheitlichen Elementen ausgefuumlhrt ist67 Das (mutmaszligli-che) Lehrer-Schuumller-Gespraumlch wiederum formuliert klassisch weisheitliche Re-flexionen uumlber elementare Sinnfragen und eine gelingende LebensfuumlhrungWas diese verschiedenartigen Texte verbindet ist eine didaktisch-paraumlnetischeAusrichtung die zudem sogleich in der Uumlberschrift von Text A angezeigtwird68 Damit ist denn auch die (komplexe) Pragmatik angezeigt aus der he-raus die Zusammenstellung als ganze schluumlssig gedeutet werden kann

Dem inhaltlichen Profil der Texte korrespondiert formal ihre anspruchsvol-le sprachlich-stilistische Gestaltung Deren Komplexitaumlt zeigt daruumlber hinausdeutlich dass sie literarisch konzipiert wurden Ohne das Medium der Schriftwaumlre etwa die narrative Poetizitaumlt in Text A kaum moumlglich Diese literarischeGestaltung findet sodann eine Entsprechung in dem aufwendigen Layout (mit

67 Dazu gehoumlren die Demonstration naturkundlicher Kenntnisse (V 10ff) die Identifikation mitdem Weisen (V 16b) und mit der sozialen Elite (V 16ndash18) oder die Motive von Belehrung (mwsr)und Planen (ḥšb) in V 151968 S o S 29

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Rahmenbildung Rubra etc) das vermutlich aumlgyptisch inspirierte Design-Kon-ventionen literarischer Papyri abbildete Sollte sich die oben skizzierte Mutma-szligung69 zu dem rot-weiszligen Band im unteren Rahmen von Text A als Aufnahmeeiner Hieroglyphenform fuumlr die geschnuumlrte Papyrusrolle bestaumltigen boumlte dasLayout daruumlber hinaus eine klare ikonische Referenz auf Schreiberwesen undSchriftkultur

Schlieszliglich Das Niveau und der bdquoBildungscharakterldquo der Texte sowie derbei ihrer Wandanbringung getriebene Aufwand entheben uumlber jeden Zweifeldass hier nicht an eine elementare Schreibschule zu denken ist sondern viel-mehr an eine fortgeschrittene professionelle Schreiberausbildung (bdquoMeister-klasseldquo)

c) Die institutionelle Selbstreferenzialitaumlt von Text B Wie vor allem der weisheitli-che Dialog zu erkennen gibt ging diese Schreiberausbildung zugleich mit ei-nem sbquogehobenen Bildungsanspruchlsquo einher Dabei spiegelt bereits die Ge-spraumlchskonstellation der textinternen Figuren die Bildungsinstitution sbquoSchulelsquoDaruumlber hinaus kommt repraumlsentiert durch die Dialogpartner geradezu derStand professioneller Schreiber in den Blick ihre Stellung im Umkreis des Kouml-nigs (Z 9 bdquoBeraumlt sich denn nicht mir dir oder holt sich nicht [bei dir] einenRatschlag der Thronendeldquo) und ihre gesellschaftlichen Leitungsaufgaben beider Rechtsprechung und im gewandten (politischen) Auftreten (Z 17c [Ru-brum] bdquoDir obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redeldquo) Werden denStudenten der Schreiberschule damit verlockende Perspektiven ihres Wegesvor Augen gestellt so spricht der Anfang des zentralen Rubrumverses (Z 17ab)den einen Dialogpartner ausdruumlcklich auf seine Kompetenzen in der Schreib-kunst70 und im Unterricht71 an wobei letzterer insbesondere auch im Auswen-diglernen durch die Schuumller bestand72

DAPT B Z 17 a) Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunstb) (darauf) anzuleiten73 den der auswendig repetiert

69 S o S 2670 Die genaue Entsprechung des aramaumlischen Ausdrucks ydʻ spr zu dem in Jes 2911f belegtenalthebraumlischen Idiom wurde uumlberraschenderweise zumeist uumlbersehen71 An die Moumlglichkeit dass die Kombination mit dem Idealbild eines Lehrers abschloss (s o S 33)sei ebenfalls erinnert72 Vgl dazu die erhellende Erklaumlrung des Ausdrucks bdquoSchuumllerzungeldquo in Jes 514 durch Weippert1989 111f bdquoUm dies verstehen zu koumlnnen muszlig man die orientalische Unterrichtsmethode kennendie uns bereits aus der Spaumltantike bekannt ist die man aber auch heute noch in arabischen undorthodox-juumldischen Elementarschulen erleben kann Der Stoff wird vom Lehrer vor- vom Schuumllernachgesprochenldquo Umfassend zur Bedeutung des Memorierens im altorientalisch-antiken Schulwe-sen orientiert Carr 200573 Die Ableitung des Ausdrucks von der aramaumlischen Wurzel dbr (anders noch Blum 2008c z St)findet sich auch bei Lipiński 1994 155 (vgl auch ders 1998 508) allerdings verbunden mit eineransonsten deutlich anderen Lesung bdquoto call the scribe who leads away sbquoThe curse is on the tonguefor you a judgement and a chastisementlsquoldquo (a a O 143)

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Koumlnnte ein Text sich in seiner Pragmatik deutlicher fuumlr eine fortgeschritteneSchreiberausbildung anbieten als Kombination B in Tell Deir ʻAlla

d) External evidence eine Griechischschule aus roumlmischer Zeit In Amheida demantiken Trimithis einer Stadt in der aumlgyptischen Oase Dakhla legten Grabun-gen der Columbia University New York in den Jahren 2004ndash2007 einen Gebaumlu-dekomplex frei in dem erstmals antike Schulraumlume archaumlologisch nachgewie-sen werden konnten74 Die Schule bestand in der ersten Haumllfte des 4 Jahrhun-derts n Chr und umfasste drei sbquoKlassenraumlumelsquo (19 times 95 m) Der bestkonser-vierte Raum (68 times 26 m)75 ist in einer Wandhoumlhe bis 220 m erhalten In derAntike waren die Waumlnde rundum weiszlig verputzt Vor einer der (langen) Waumlndestand eine gemauerte Bank Gegenuumlber an der Ostwand ist der Verputz uumlbermehrere Meter groszligenteils erhalten geblieben mit in roter Tinte geschriebenenSchultexten angeordnet in fuumlnf Kolumnen (zusammen 32 m breit maximal09 m hoch) Offenbar gab es in der abgelegenen Polis einen rhetorisch ge-schulten Lehrer der in der Lage war fuumlr seine fortgeschrittenen Schuumller Epi-gramme in elegischen Distichen zu schreiben und darin deren Schulsituationappellativ aufzunehmen76 In einem der zuletzt freigelegten Raumlume (R19) fan-den sich an der Westwand oberhalb der Bank zwei literarische Texte (ebenfallsin roter Tinte) Verse aus der Odyssee (IV 221ndash223) und ein Prosatext mutmaszlig-lich die Bearbeitung einer Erzaumlhlung die aus Plutarch bekannt ist

While the dipinto in room 15 seems to refer to the level of education taught by the rhetorliterary instruction went on in this room either at the hands of the same teacher or by someoneelse who taught at the level of the grammarian77

Alles in allem ist unuumlbersehbar mit der Nutzung verputzter Waumlnde als sbquoTafelnlsquo(und mit Wandbaumlnken) weisen die Schulraumlume in Trimithis exakt die gleiche ele-mentare Funktionalitaumlt auf wie der Raum in Tell Deir ʻAlla

74 Cribiore u a 2008 DavoliCribiore 2010 Den Hinweis auf die Amheida-Grabungen verdankeich Herrn Florian Lippke (TuumlbingenFribourg)75 Siehe Figs 7 und 9 in Cribiore u a 2008 174 17676 Siehe Color Fig 12 in Cribiore u a 2008 181 In der ersten Kolumne heiszligt es beispielsweise(nach Cribiore a a O 183)

αλλα θεὸς νεύσειεν επ ευχωλῆισιν εμεῖο [[hellip]] π[αντ]ας μουσάων έργα μελιχρὰ μαθεῖν συν πάση-σ Χαρίτεσσι και Ερμῆι Μαιάδος υἱεῖ ρητορικῆς σοφίης άκρον ἑλόντα[σ] ὅλον παῖδες εμοι θαρσεῖτε μέγας θεὸς ʽΰμμιν οπάσσει παντοίης αρετῆς καλὸν έχειν στέφανονhellip doch moumlge Gott meinen Gebeten geneigt sein dass ihr all die suumlszligen Werke der Musen erlerntindem ihr mit allen Grazien und mit Hermes dem Sohn d Maia den Gipfel der rhetorischenKunst ganz erobertMeine Knaben seid guten Mutes Der groszlige Gott wird euch gewaumlhren den schoumlnen Kranz man-nigfacher Tugend zu tragen

77 Cribiore (Davoli) 2013 7 (Hervorhebung im Original)

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Die Funktion der Baumlnke und des Verputzes in den bdquoSchulraumlumenldquo sind dabei nicht unbedingtnach dem Muster neuzeitlicher Schulen zu denken Waren die Ausgraumlberinnen in Trimithiszunaumlchst schlicht davon ausgegangen dass die bdquoBaumlnkeldquo von den Schuumllern als Sitzplaumltze ge-nutzt wurden78 so suggerieren inzwischen schon die Positionierungen der Inschriften ein viel-faumlltigeres Bild bdquoAs in room 15 the new rooms (R19 and 23) have a series of benches for stu-dents along the walls The students of R15 could sit on the benches to view the epigrams orstand on them to be able to write on the whitewashed wall behind those In the same waystudents in room 19 had to stand up on the benches there to write on the part of the wall thatwas plastered with white gypsum above a board painted in purpleldquo79 Dem korrespondierendie vielfaumlltigen Proportionen der Texte Waren die Uumlbungsepigramme in der Schriftgroumlszlige wohlso ausgelegt dass sie von den gegenuumlberliegenden Baumlnken aus lesbar blieben waren die lite-rarischen Textabschnitte wesentlich kleiner gehalten 14 times 3 cm mit einer Buchstabenhoumlhe von06 cm bzw erhaltene 64 times 16 cm mit durchschnittlich 1 cm hohen Zeichen und dies in einerbetraumlchtlichen Houmlhe an der Wand80 Die Schriftgroumlszlige der Wandtexte in Sukkot ist am ehestender des zuletzt genannten sbquoPlutarchlsquo-Textes vergleichbar Zwar waren die DAPT (im Vergleichmit Trimithis) fuumlr Leser wesentlich leichter zugaumlnglich von der gegenuumlber liegenden Bankkonnten aber ihre Buchstaben kaum mehr identifiziert werden Von daher wird man auch inTell Deir ʻAlla eher mit einer multifunktionalen Nutzung von Waumlnden und Baumlnken zu rechnenhaben Die Wandflaumlchen konnten Lehrern und Schuumllern dienen die Baumlnke den Studenten alsSitzbaumlnke fuumlr die Unterrichtsphasen von Vorsprechen Repetieren Memorieren etc81 wie auchfuumlr eigene Schreibuumlbungen oder Aumlhnliches mehr

Zwischen der Einrichtung und Nutzung der beiden Schulen liegen zwar mehr als1000 Jahre dennoch wird man nicht von einer rein zufaumllligen Entsprechung ausge-hen koumlnnen Entweder haben wir hier gluumlcklich erhaltene Belege fuumlr eine nachhal-tige kulturelle Kontinuitaumlt im ostmediterranen Raum oder es handelt sich um einein verschiedenen Kontexten sich aufdraumlngende funktionale Loumlsung fuumlr die gleichenkommunikativen Erfordernisse Beide Optionen liegen naumlher besehen freilich nichtweit auseinander nach beiden bietet der Fund in AmheidaTrimithis eine mehroder weniger direkte Bestaumltigung der Schulhypothese fuumlr Tell Deir ʻAlla

33 Traumlger und Zielsetzung der aramaumlischen Schule zu Sukkot(Tell Deir ʻAlla)

Es bleibt gleichwohl die Frage von wem fuumlr wen und wozu ein solcher Schulraumgerade in Sukkot eingerichtet wurde das nach Auskunft der Archaumlologen um 800v Chr ein kleines Dorf darstellte und das am Rande des damaligen aramaumlischen

78 DavoliCribiore 2010 77 bdquohellip tutte [scil 3 Schulraumlume] caratterizzate dalla presenza di panchein muratura utilizzate dagli studenti come sedilildquo79 Cribiore (Davoli) 2013 780 Cribiore (Davoli) 2013 7 bzw 9 mit Figs 9 + 10 auf S 10 Nach CribioreDavoli 2013 5 befandensich die Texte ca 28 m () uumlber dem Fuszligboden81 Vgl wieder die Charakterisierungen bdquoorientalischerldquo Schulen in der oben auf S 38 FN 72 ge-nannten Literatur

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Herrschaftsbereichs lag Kultur und innere Geschichte des Koumlnigreichs Damaskusin dieser Zeit sind weitgehend unbekannt Deshalb koumlnnen wir nur von den Befun-den in Tell Deir ʻAlla (und einigen Nachrichten im Alten Testament bzw in derHasael-Inschrift von Tel Dan) ausgehen

Deutlich duumlrfte immerhin sein dass eine solche (Hoch-)Schule fuumlr professio-nelle aramaumlische Schreiber in dieser Region mit einer privaten Initiative bzw einemfamiliaumlren Kontext nicht zureichend zu erklaumlren waumlre Von daher wird man ihreEinrichtung und Unterhaltung letztlich auf die damaszenische Zentralgewalt zu-ruumlckfuumlhren muumlssen Der maicirctre-scribe (Lemaire) der die umfangreichen Texte ineiner eleganten Kursive auf die Wand uumlbertragen hat mag dafuumlr aus Damaskusabgestellt worden sein Politisch laumlsst sich an der Einrichtung jedenfalls ablesendass Hasael bzw Birhadad II von Damaskus sich nicht mit der militaumlrischen Erobe-rung des Ostjordanlandes begnuumlgte(n) sondern dort gewissermaszligen in eine eigeneInfrastruktur investierte(n) Konkret kommen dabei zwei Optionen infrage Mankoumlnnte an eine Ausbildung von eigenem damaszenischem Verwaltungspersonal(bdquoim houmlheren Dienstldquo) denken Dies ist moumlglich aber eher unwahrscheinlich weildafuumlr eine Schulung in Damaskus bzw im aramaumlischen Kernland naumlher gelegenhaumltte Als Alternative bleibt die Ausbildung von Angehoumlrigen der lokalen israeli-tisch-gileaditischen Elite im Sinne der aramaumlischen Herrschaft bzw deren Verwal-tung In diesem Falle gehoumlrte der Schulbetrieb in Sukkot zu dem Versuch einerAkkulturation der israelitischen Bevoumllkerung82 (was auf nachhaltige imperiale Zie-le in Damaskus hindeutete) Fuumlr eine solche Konstellation spricht auch die Lagedes Ortes tief in Gilead (von Damaskus her gesehen) zugleich aber ausgesprochenverkehrsguumlnstig Schlieszliglich mag der kleine doumlrfliche Charakter fuumlr die Unterneh-mung eher als Vorteil gegolten haben83

Wie auch immer es sich im Einzelnen verhalten haben mag werden doch zweiweitere Ruumlckschluumlsse nach Lage der Dinge nicht gewagt erscheinen a) Eine derar-tige Meisterklasse im eroberten Grenzgebiet ist nur vorstellbar wenn im Zentrumdas heiszligt im Umkreis des damaszenischen Hofes bzw Haupttempels entsprechen-de Strukturen bereits etabliert waren84 b) Die beiden hochliterarischen Texte wur-den nicht fuumlr Sukkot formuliert sondern duumlrften ihren primaumlren Ort in Damaskusselbst oder in einem anderen Verwaltungszentrum gehabt haben (eventuell ver-bunden mit einer Rezeption internationaler Traditionen) Diese Schriftkultur miteinem entsprechenden Schulbetrieb wird weit in das 9 Jahrhundert v Chr zuruumlck-gereicht haben eventuell auch daruumlber hinaus

82 Moumlglicherweise war auch in dieser Hinsicht der Ruumlckgriff auf den Bilʻam-Text durchaus ab-sichtsvoll83 Die Lage in der Naumlhe des Jordans das heiszligt nahe am Herrschaftsgebiet des Koumlnigsreichs Israelkoumlnnte gegenuumlber der lokalen Bevoumllkerung zusaumltzlich auch als politisches Signal hinsichtlich desaramaumlischen Herrschaftsanspruchs (mit) gedacht worden sein84 Mit zugegeben plakativer Uumlberzeichnung mag man Tell Deir ʻAlla geradezu als Beleg fuumlr einsbquostaatliches Hochschulwesenlsquo im Koumlnigreich Damaskus betrachten

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34 Konsequenzen fuumlr Schriftkultur und Schulwesenin den Koumlnigreichen Israel und Juda

Aufgrund der raumlumlichen und zeitlichen Nachbarschaft sowie der strukturellen Ver-gleichbarkeit suumldlevantinischer Territorialstaaten sind in Israel und Juda keine grund-legend anderen Verhaumlltnisse anzunehmen Allenfalls koumlnnte man fuumlr IsraelJuda mitBlick auf das fruumlhe davidisch-salomonische Koumlnigtum im 10 Jahrhundert v Chr unddessen (auf die nordisraelitischen Staumlmme beschraumlnkte) Vorgeschichte mit Koumlnig Saulim 11 Jahrhundert mit einem gewissen Entwicklungsvorsprung gegenuumlber Aram-Da-maskus zu rechnen haben85 Dafuumlr mag auch sprechen dass die Herausbildung einerspezifischen bdquoNationalschriftldquo aus der phoumlnizischen Standardschrift nach gegenwaumlr-tigem Kenntnisstand () zuerst im hebraumlischen Sprachraum einsetzte86

Gestuumltzt wird diese Einschaumltzung durch fruumlhe Textuumlberlieferungen die dia-chron den Grundstock des alttestamentlichen Kanons bilden Dazu gehoumlren nebeneinzelnen Texten aus dem 10 Jahrhundert v Chr87 insbesondere zentrale Uumlber-lieferungen seit dem Anfang des 9 Jahrhunderts darunter die in Jerusalem undSamaria getrennt aber mit einer synchronistisch verschraumlnkten Chronologie derjeweiligen Koumlnige gefuumlhrten Annalen die in Auszuumlgen das Grundgeruumlst der bib-lischen bdquoKoumlnigebuumlcherldquo bilden In die fruumlhe Koumlnigszeit verweisen aber auch Bei-spiele einer hochentwickelten althebraumlischen Erzaumlhlkunst in Uumlberlieferungen zuJakob Saul und David die ohne eine anspruchsvolle Schreiberschulung im Um-kreis der Houmlfe bzw der Haupttempel nicht denkbar waumlren Mehr noch die soge-nannte bdquoThronfolgegeschichte Davidsldquo in 2Sam 9ndash20 1Koumln 1ndash2 (um 900 v Chr)88neben der Josephgeschichte der Genesis die wohl subtilste Groszligerzaumlhlung der Bi-bel verbindet einen realistisch-skeptischen Blick auf die Ambivalenzen des Wol-lens und Handelns der Akteure mit einer ndash narrativ artikulierten ndash Reflexion desPotentials und der Grenzen menschlicher Weisheit Ihre pragmatischen Pointenzeigen daruumlber hinaus an dass das ganze Werk fuumlr den Kontext der Prinzen- undElite-Erziehung am Hof in Jerusalem ausgearbeitet wurde

Hinsichtlich ihres literarischen Profils wie auch ihrer grundlegenden Pragma-tik sind demnach zwischen den israelitischen Erzaumlhlwerken und den damaszeni-

85 Aufgrund der Quellenlage ist das Koumlnigtum von Damaskus fuumlr das 10 Jahrhundert v Chr bis-lang nicht so recht greifbar Innerhalb der David-Uumlberlieferungen sind (neben Aram-Zoba) in unter-schiedlicher Weise kleinere aramaumlische Koumlnigtuumlmer zwischen Israel und Damaskus (Tob GeschurMaʻacha Beth Rechob) praumlsent Die Notiz von 1Koumln 1123ndash25 im Zusammenhang mit Salomo scheintfuumlr dessen Zeit die Installation eines Koumlnigtums in Damaskus anzusetzen Zu damit verbundenenFragen vgl Pitard 1987 95ff 99ff Lipiński 2000 367ff86 So im Anschluss an J Naveh auch FinkelsteinSass 2013 (freilich nicht hinsichtlich der Rolledes Phoumlnizischen) Allerdings sollte auch diese verbreitete Annahme im Licht der DAPT (die ebdleider unberuumlcksichtigt bleiben) kritisch gepruumlft werden87 Vgl Carr 2005 163f Schon in das 11 Jahrhundert v Chr duumlrfte aufgrund seiner Sprache undPragmatik das epische Siegeslied der Debora in Ri 5 gehoumlren vgl vorlaumlufig Weippert 1990 454fKnauf 200588 Vgl Blum 2010

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 43

schen Kompositionen des (wahrscheinlich) fruumlhen 9 Jahrhunderts v Chr keine we-sentlichen Unterschiede auszumachen Sie haben hohe literarische Qualitaumltensind aber gleichwohl keine fiktionale Literatur im neuzeitlichen Sinne Die fuumlr un-sere belles lettres selbstverstaumlndliche Kategorie der Fiktionalitaumlt gab es vielmehrnoch gar nicht auch nicht avant la lettre wie man sie bereits in Aristotelesʼ Poetikhat89 Es handelt sich bei der genannten Literatur um sbquoMitteilungstextelsquo mit Wahr-heitsanspruch Gleichwohl koumlnnen sie durchaus absichtsvoll mit hochgradig poeti-schen Gestaltungsmitteln arbeiten Poetizitaumlt ist in diesen Kulturen aber noch nichtan Fiktionalitaumlt gebunden ndash ebenso wenig wie ihr Wirklichkeitsverstaumlndnis undihr Wahrheitsanspruch etwas mit historischem Denken zu tun haumltten90 Mit ihrerWirk- und Mitteilungsintention sind sie haumlufig auf konkrete pragmatische Rezepti-onskonstellationen bezogen wie alle sbquopoetischenlsquo Werke gehen sie darin aber nichtauf sondern bieten Anhaltspunkte fuumlr Rezeptionen welche die Primaumlrintentionender Autoren hinter sich lassen Sie moumlgen funktional als Unterrichtstexte imSchul-bdquoHochschulldquo-Kontext gebraucht worden sein doch auch in diesem Rahmenwaren sie zugleich mehr Angemessen waumlre wohl die Rede von bdquoBildungsliteraturldquo

Nachbemerkung Nimmt man solche Textzeugnisse der fruumlhkoumlniglichen Zeit mitdem Umstand zusammen dass die bislang einzige raumlumlich belegbare Schule (mithochkaraumltigem Unterrichtsmaterial) ausgerechnet in der aumluszligersten Provinz gefun-den wurde erscheint es durchaus fraglich ob der Schreiberunterricht und damitdie literarische Bildung in Aram bzw in IsraelJuda tatsaumlchlich auf die koumlniglichenZentren beschraumlnkt und so kleinraumlumig angelegt sein mussten wie man in dergegenwaumlrtigen Forschung vielfach glauben will91

89 Poetik [9] 1451b Zur bdquoEntdeckungldquo der Fiktionalitaumlt bei den Griechen siehe grundlegend Roumlsler1980 und 1983 des weiteren Finkelberg 1998 Fuumlr die schlechthin elementare Distinktion zwischensemantisch definierter Fiktivitaumlt und textpragmatisch zu definierender Fiktionalitaumlt vgl Gabriel1975 Assmann 1980 Keller 198090 Fuumlr entsprechende kulturvergleichende Profilierungen vgl Cancik 2005 und Blum 2005 65ndash86Vgl a a O 79 FN 55 auch fuumlr die Unterscheidung zwischen einer (transparenten) Fiktionalitaumlt bdquoers-ten Gradesldquo (in Maumlrchen Fabeln etc) wie sie auch in traditionalen Erzaumlhlkulturen gelaumlufig istund der Fiktionalitaumlt bdquozweiten Gradesldquo (in Roman Drama etc) fuumlr die sich die Imitation und Fiktio-nalisierung wirklichkeitsabbildender Darstellung als konstitutiv erweist91 Damit soll nicht einer verbreiteten Literalitaumlt in diesen Gesellschaften das Wort geredet werdenIm Gegenteil es geht darum zwischen der Verbreitung eines funktionellen Schriftgebrauchs imAlltag wie er sich in Ostraka etc spiegelt und der Ausbildung einer professionellen Schreiberkul-tur in verschiedenen Bereichen der bdquoEliteldquo zu unterscheiden Fuumlr Letztere ergeben die archaumlologi-schen Befunde aus den eingangs genannten Gruumlnden kein repraumlsentatives Bild eine Regel diedurch die Ausnahmen (Siloah-Inschr DAPT Kuntillet ʻAǧrūd) nur bestaumltigt wird Fuumlr eine umsich-tige Diskussion der Problematik vgl besonders Carr 2005 Part I chap 6 ndash Unter deutlich anderenVoraussetzungen ging im Uumlbrigen auch der Befund in der Oase Dakhla uumlber das hinaus was manhistorisch erwarten mochte wie die Schlussbemerkung von R Cribiore in CribioreDavola 2013 14zu erkennen gibt bdquoAll together the house in Amheida and the school adjacent to it are wondroustestimonies of how paideia was alive and well in Egypt and not only in the Nile Valleyldquo

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

44 Erhard Blum

4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

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Blum (2008c) Erhard Blum bdquosbquoVerstehst du dich nicht auf die Schreibkunst helliplsquo Ein weisheitlicherDialog uumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung Kombination II der Wandinschrift vom TellDeir lsquoAllaldquo in Michaela Bauks Kathrin Liess u Peter Riede (Hgg) Was ist der Menschdass du seiner gedenkst (Psalm 85) Festschrift fuumlr Bernd Janowski zum 65 GeburtstagNeukirchen-Vluyn 33ndash53

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Rofeacute (1979) Alexander Rofeacute The Book of Balaam (Numbers 222ndash2425) (Jerusalem BiblicalStudies 1) Jerusalem (hebr)

Sallaberger (2010) Walther Sallaberger bdquoSkepsis gegenuumlber vaumlterlicher Weisheit Zumaltbabylonischen Dialog zwischen Vater und Sohnldquo in Heather D Baker Eleanor Robson uGaacutebor Zoacutelyomi (Hgg) Your Praise is Sweet A Memorial Volume for Jeremy Black fromStudents Colleagues and Friends London 303ndash317

Schmid (2011) Konrad Schmid Schriftgelehrte Traditionsliteratur Fallstudien zur innerbiblischenSchriftauslegung im Alten Testament (Forschungen zum Alten Testament 77) Tuumlbingen

Shiloh (1984) Yigal Shiloh Excavations at the City of David I 1978ndash1983 Interim Report of theFirst Five Seasons (Qedem 19) Jerusalem 18ndash20

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52 Erhard Blum

Tropper (2001) Josef Tropper bdquoDialektvielfalt und Sprachwandel im fruumlhen AramaumlischenSoziolinguistische Uumlberlegungenldquo in Paulette M Michegravele Daviau John W Wevers u MichaelWeigl (Hgg) The World of the Arameans 3 Studies in Language and Literature in Honour ofPaul-Eugegravene Dion (Journal for the Study of the Old Testament Supplement Series 326)Sheffield 213ndash222

Weinfeld (198182) Moshe Weinfeld bdquoThe Balaam Oracle in the Deir lsquoAlla Inscriptionldquo (hebr)Shnaton 5ndash6 141ndash147

Weippert u Weippert (1982) Helga Weippert u Manfred Weippert bdquoDie sbquoBileamlsquo-Inschrift von TellDēr lsquoAllāldquo Zeitschrift des Deutschen Palaumlstina-Vereins 98 77ndash103 (= Manfred Weippert Jahweund die anderen Goumltter [Forschungen zum Alten Testament 18] Tuumlbingen 1997 131ndash161)

Weippert (1976) Manfred Weippert bdquoŠaddajldquo in Theologisches Handwoumlrterbuch zum AltenTestament 2 MuumlnchenZuumlrich 873ndash880

Weippert (1989) Manfred Weippert bdquoDie sbquoKonfessionenlsquo Deuterojesajasldquo in Rainer AlbertzFriedemann W Golka u Juumlrgen Kegler (Hgg) Schoumlpfung und Befreiung Fuumlr ClausWestermann zum 80 Geburtstag Stuttgart 104ndash115

Weippert (1990) Manfred Weippert bdquoDie Petition eines Erntearbeiters aus Mǝṣad Ḥăšavyāhū unddie Syntax althebraumlischer erzaumlhlender Prosaldquo in Erhard Blum Christian Macholz uEkkehard W Stegemann (Hgg) Die Hebraumlische Bibel und ihre zweifache NachgeschichteFestschrift fuumlr Rolf Rendtorff zum 65 Geburtstag Neukirchen-Vluyn 449ndash466

Weippert (1991) Manfred Weippert bdquoThe Balaam Text from Deir lsquoAllā and the study of the OldTestamentldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛AllaRe-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989Leiden u a 151ndash184 (= bdquoDer sbquoBileamlsquo-Text von Tell Dēr lsquoAllā und das Alte Testamentldquo inManfred Weippert Jahwe und die anderen Goumltter [Forschungen zum Alten Testament 18]Tuumlbingen 1997 163ndash188)

Wenning u Zenger (1991) Robert Wenning u Erich Zenger bdquoHeiligtum ohne Stadt ndash Stadt ohneHeiligtum Anmerkungen zum archaumlologischen Befund des Tell Dēr ʻAllāldquo Zeitschrift fuumlrAlthebraistik 4 171ndash193

Witte (2011) Markus Witte bdquoVom El Schaddaj zum Pantokrator Ein Uumlberblick zur israelitisch-juumldischen Religionsgeschichteldquo Kleine Untersuchungen zur Sprache des Alten Testamentsund seiner Umwelt 1213 211ndash256

Wolters (1991) Al Wolters bdquoAspects of the Literary Structure of Combination Ildquo in Jacob Hoftijzeru Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings ofthe International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a 294ndash304

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 23

Texte (Gruumlszlige fuumlr namentlich genannte Personen Anweisungen fuumlr spaumlter erwartetesbquoKollegenlsquo vermutlich auch Aufstellungen von Warenlieferungen) zeigen dass dieStation nicht zuletzt als sbquoKommunikationszentrumlsquo fuumlr die Haumlndler diente wobeiKruumlge und vor allem Waumlnde als pinboard genutzt wurden8 Das Fragment einesprominent angebrachten literarischen (narrativen) Textes in phoumlnizischer Spracheund Schrift belegt daruumlber hinaus den internationalen Charakter der Einrichtungund moumlglicherweise auch die Kooperation des Koumlnigreiches Israel (unter JerobeamII) mit Phoumlniziern bei der Kontrolle des Fernhandels mit Arabien9

In dem hier verfolgten thematischen Zusammenhang soll jedoch ein andererFund von Wandinschriften im Mittelpunkt stehen

2 Die Wandverputzinschriften von Tell Deir ʻAllaAuf dem Tell Deir lsquoAlla im oumlstlichen Jordangraben noumlrdlich des Flusses Jabbokgelegen und zumeist mit der biblischen Stadt Sukkot10 gleichgesetzt wurden beiniederlaumlndischen Ausgrabungen im Jahr 1967 Fragmente zweier umfangreicherTexte gefunden die mit Tinte auf Wandverputz geschrieben und bei einem Erdbe-ben abgefallen waren Auf der Basis einer sorgfaumlltigen Dokumentation der Bruch-stuumlcke gelang es G van der Kooij schon in der Erstpublikation (1976) der bdquoDeirʻAlla Plaster Textsldquo (im Folgenden DAPT) mehrere Fragmentengruppen (bdquoCombi-nationsldquo) zu beschreiben11 Seither wurde die Rekonstruktion mit modifizierten Ar-rangements und substanziellen Ergaumlnzungen weitergefuumlhrt Der archaumlologischeKontext der Wandaufschrift wird von den Ausgraumlbern inzwischen in das ausgehen-de 9 Jahrhundert bzw um 800 v Chr angesetzt12

8 Vgl im Einzelnen Blum 20139 Blum 2013 21ndash39 zur Inschrift 42 Vgl auch den gleichzeitig publizierten Aufsatz von Lemaire2013 dem ich allerdings bei seiner (sprachlichen) Bestimmung von Inschrift 41 als phoumlnizischsowie bei seiner Zuordnung des kleinen Verputzfragments von 42 zu 41 (Lemaire 2013 88f) nichtzustimmen kann10 Einschlaumlgige Belege zu Sukkot in der israelitischen Tradition Gen 3317 Jos 1327 Ri 85ndash6814ndash16 1Koumln 74611 Fuumlr eine deutsche Uumlbersetzung auf dieser Grundlage vgl Hoftijzer 198612 Vgl Ibrahimvan der Kooij 1991 27f zum Ergebnis der C-14-Analysen fuumlr die Zerstoumlrungsschichtdes einschlaumlgigen archaumlologischen Stratums IX bdquoAll three [scil analyses] point to a time between770 and 880 BC with a high probability of the date being at the end of the 9th century BCldquo Wen-ningZenger 1991 zeigen kritisch eine Tendenz in Publikationen zu Tell Deir ʻAlla auf gegenlaumlufigzu den erarbeiteten archaumlologischen Parametern eine relative Spaumltdatierung zu bevorzugen Nachihrer Auswertung ist bdquoStratum IX von TDA weitestgehend ins 9 Jh v Chr zu datieren [hellip] besondersin die 2 Haumllfte des 9 Jhs v Chr Der Beginn des Stratums weist ins spaumlte 10fruumlhe 9 Jh v Chr EineHerabdatierung des Zerstoumlrungshorizonts scheint allenfalls ins fruumlhe 8 Jh v Chr noch erwaumlgbarVom archaumlologischen Standpunkt sollte eine Datierung der Texte von TDA ins spaumlte 9 Jh v Chrvorgezogen werdenldquo (WenningZenger 1991 186)

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Kontrovers diskutiert wurde laumlngere Zeit die Sprache der Texte welche dieErstherausgeber als Aramaumlisch bestimmt hatten insbesondere aufgrund mancherbdquoKanaanismenldquo in der Morphosyntax der Verben aber auch in der Lexematik Al-ternativ postulierte man verschiedentlich ein regionales nordwestsemitisches Idi-om13 ohne aber die Voraussetzungen fuumlr eine eigene Literatursprache und eigeneliterarische Traditionen in der peripheren Region Gilead benennen zu koumlnnen Da-ruumlber hinaus blieb unbeachtet dass die Sprache des benachbarten Koumlnigreichs vonDamaskus so gut wie unbekannt war Letzteres hat sich erst mit der Entdeckungvon Fragmenten einer unzweifelhaft damaszenisch-aramaumlischen Koumlnigsinschriftauf Tel Dan (Nordisrael) in den Jahren 1993ndash1995 geaumlndert14 Insbesondere die ver-meintlich sbquonicht-aramaumlischelsquo Verbalsyntax der DAPT findet darin eine genaue Ent-sprechung Uumlberdies laumlsst sich mit dem Bezug auf Damaskus auch das unerwarteteVorkommen von aramaumlischen Texten in der traditionell israelitischen Region Gi-lead historisch aufklaumlren Es faumlllt nach der aktuellen Datierung in ein Zeitfensterin dem die ostjordanischen Gebiete nach alttestamentlichen Angaben vom Aramauml-erkoumlnig Hasael erobert und Damaskus unterstellt waren (2Koumln 1032f 137) Zu-gleich verbietet es sich auch von daher mit einer Ansetzung der DAPT allzu tief indie erste Haumllfte des 8 Jahrhunderts herunter zu gehen Infolge der Schwaumlchungvon Damaskus durch den Assyrerkoumlnig Adadnirari III und seinen bdquoFeldmarschallldquoŠamši-ilu15 ging naumlmlich die regionale Vorherrschaft schon unter Birhadad demSohn Hasaels recht deutlich auf das Nordreich Israel uumlber insbesondere unterJerobeam II (787ndash747)16

21 Kombination A17 Eine weisheitlich adaptierteProphetenerzaumlhlung

211 Zum Layout des rekonstruierten TextesDie unten in groumlszligeren Auszuumlgen gebotene Uumlbersetzung des Textes (Abschnitt 41)stuumltzt sich im Wesentlichen auf eine bereits publizierte18 Rekonstruktion welche

13 Vgl dazu die unterschiedlichen Vorschlaumlge von Muumlller 1982 215f Hackett 1984 Knauf 1985190f Weippert 1991 158ndash165 oder Huehnergard 1991 und die Diskussion bei Gzella 201314 So mit Tropper 2001 21515 Vgl MillerHayes 2006 331ndash33416 Alttestamentlich ist dies aus mehreren unabhaumlngigen Quellen belegt neben Nachrichten ausden Koumlnigsannalen (vgl 2Koumln 1325 1425a) auch in Spiegelungen der prophetischen Uumlberlieferung(Am 13ndash4 613) Hinzu kommt die Kontrolle des Fernhandels im Nordsinai durch das Nordreichwie sie mit dem Zufallsfund von Kuntillet ʻAǧrūd nachgewiesen ist So jetzt auch nachdruumlcklichFinkelstein 2014 124ndash127 unter Einbeziehung von Tell el Ḫulēfe (= Ezion-Geber) am Roten Meer17 Die uumlbliche Bezeichnung der beiden Inschriften als bdquoCombinationKombination IIIldquo ist nichteindeutig ja geradezu irrefuumlhrend Deshalb wird dafuumlr bereits in Blum 2015 bdquoKombination Aldquo bzwbdquoKombination Bldquo vorgeschlagen Auch sonst basiert die folgende Praumlsentation der DAPT im Wesent-lichen auf der in bdquoTexte aus der Umwelt des Alten Testaments Neue Folge Band 8ldquo18 Blum 2008b in Aufnahme und Weiterfuumlhrung vorausgehender Lesungen von CaquotLemaire1977 Rofeacute 1979 WeippertWeippert 1982 Hackett 1984 Pueumlch 1987 und Weippert 1991

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Abb 1 Kombination A copy E Blum

die in der Editio princeps als bdquoCombination ildquo zusammengestellten Fragmente um-fasst sowie alle Fragmente der Kombinationen iii (mit roter Tinte) und v dazu ein-zelne Elemente aus den Kombinationen vii viii xii und xv Abb 1 zeigt daruumlberhinaus eine weitgehend noch tentative Integration der Kombinationen iv und vi indas untere Drittel des Textes19

Des Weiteren veranschaulicht Abb 1 die Zuschreibung der Fragmente xiii(b)ndash(e) zu einer Rahmung die Kombination A nach unten begrenzte Zwar bleibt die(relative) Anordnung dieser Einzelfragmente im Detail tentativ doch lassen sichfuumlr ihre grundsaumltzliche Positionierung an dieser Stelle gute Gruumlnde anfuumlhren

So kommt fuumlr die Fragmente xiii(b) und (d) die oben Schriftzeichen(reste) und darunter roteornamentale Elemente aufweisen nur eine Position bei der letzten Schriftzeile von Kombinati-

19 Sie sind in der hier wiedergegebenen Uumlbersetzung (Abschnitt 41) nicht aufgenommen

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on A infrage Aber auch fuumlr das rot-schwarze Band mit Zickzack-Muster auf den beiden Ele-menten von xiii(c) duumlrfte es zu einer entsprechenden Positionierung keine Alternative gebenebenso fuumlr xiii(e) mit der kraumlftigen schwarzen Linie20 Hinsichtlich der Anordnung dieser Frag-mente zeigt die auf Abb 1 praumlsentierte Konstellation hingegen nur eine von mehreren Moumlglich-keiten

Unter den Zeichnungen auf den Fragmenten xiii bleibt insbesondere die im Ansatznoch erkennbare gerundete Struktur in Rot raumltselhaft21 Die Reste eines rot-schwar-zen Bandes erinnern immerhin an aumlgyptische Darstellungen einer geschnuumlrtenSchriftrolle womit die schon laumlnger beobachteten Affinitaumlten des Layouts der bei-den Deir lsquoAlla-Texte zur aumlgyptischen Schreibertradition22 durch eine weitere Facetteergaumlnzt wuumlrden Uumlber die ornamentale Funktion hinaus waumlre in diesem Falle soetwas wie eine ikonische Referenz auf die in der Inschrift repraumlsentierte Taumltigkeitder Schreiber gegeben23

Wie auch immer die graphischen Elemente zu interpretieren sind der untereRahmen von Text A hat mancherlei Konsequenzen fuumlr das Verstaumlndnis des Ensem-bles der Inschriften So wird Kombination A damit schon formal als eigenstaumlndigeGroumlszlige markiert Inhaltliche Extrapolationen von Text A auf B oder umgekehrt wiesie lange in der Forschung selbstverstaumlndlich waren beduumlrften von daher guterBegruumlndungen Zugleich aber unterstuumltzt die untere Rahmung von A die Annahmedass Kombination A und B in einer Kolumne untereinander standen24 In diesemFalle lag es nahe Text A deutlich gegenuumlber dem Folgenden abzugrenzen25 waumlh-rend Text B schlicht mit der letzten Schriftzeile enden konnte

Bei der hier zugrunde gelegten Rekonstruktion von Kombination A mit 18 Zei-len26 zeigen sich daruumlber hinaus bemerkenswerte Symmetrien des Layouts In

20 Die obere waagrechte Begrenzung ebenso wie die am linken Rand von Text A und B (Fragmenteviii[a]ndash[c] xii[a]) bestanden aus einem mehr oder weniger breiten roten Strich Auf der rechtenSeite von A wie B gab es keine Randmarkierung auch nicht am unteren Rand von B wo der (unbe-schriebene) Verputz noch uumlber mehr als 12 cm Houmlhe erhalten ist vgl Hoftijzervan der Kooij 1976Plate 3121 Ist etwa an eine Darstellung der Sonnenscheibe (als Referenz auf die in der Erzaumlhlung zentraleSonnengottheit) zu denken22 Lemaire 1986 89 Weippert 1991 176f (= 1997 185)23 Bis hin zu einem Bezug zu der Papyrusrolle die vermutlich als Vorlage fuumlr die Uumlbertragung aufdie Wand diente (s u S 29) vgl auch Millard 1978 24f sowie Lemaire 1991 43 mit dem Hinweisauf korrespondierende Zeilenlaumlngen in bekannten aramaumlischen Papyri24 Vgl dazu des Weiteren die Argumente bei van der Kooij 1991 241f und zur Anschauung diebdquoschematic reconstructionldquo des Raumes ebd Fig 1 (s u S 37 Abb 3) die graphische Abgrenzungvon A und B ist darin noch nicht im Blick25 Zusaumltzlich zu den ornamental-ikonischen Elementen die vermutlich nicht uumlber die ganze Ko-lumnenbreite gingen koumlnnte dafuumlr ein durchgehender Strich gedient haben vgl die kraumlftigeschwarze Linie auf Fragment xiii(e)26 Bei ihrer Rekonstruktion hatte im Uumlbrigen die Orientierung an den Informationen der Editionzu den bdquocombinationsldquo den Vorrang Dementsprechend umfasst sie alle Fragmentgruppen die in

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Kombination A reicht der Rubrum-Text der ersten Zeile von deren Anfang exakt biszur Mitte in der zweiten Zeile beginnt das Rubrum in der Mitte und reicht bis zumZeilenende Des Weiteren scheint das Schriftbild der Kombination daraufhin ange-legt zu sein relativ genau ein Quadrat darzustellen Mit dieser gewiss absichts-vollen aumlsthetischen Praumlsentation thematisiert der schriftliche Text gleichsam sichselbst in seiner visuell-medialen Gestalt

212 Textsorte(n) und DiachronieDie Kombination gliedert sich inhaltlich und sbquoformallsquo in zwei Hauptteile die inihrer Textsorte und ihrem Gestus unterschiedlicher kaum sein koumlnnten Sie beginntnach der rot geschriebenen Uumlberschrift (V 1) die das Ganze als bdquoSchrift (spr) vonBilʻam Sohn des Beʻorldquo ausweist mit einer Erzaumlhlung um diesen Seher Diesereicht bis V 9 bei dem sie gleichsam ohne bdquoGestaltschlieszligungldquo anhaumllt Mit V 10setzt stattdessen formal nicht abgehoben die Schilderung einer bdquoverkehrten Weltldquoein die am Ende den mehr als 15-fachen Umfang der Narration einnimmt DieErzaumlhlung von Bilʻam zeigt ihn sogleich in seiner besonderen Funktion als Mittlerzwischen Goumltter- und Menschenwelt Des Nachts kommen Goumltterboten [in einerVision] im Auftrag des Gottes El27 zu ihm und tragen ihm auf das was er in einer(vorausgegangenen) Schauung uumlber das bevorstehende Handeln der Goumltter erfah-ren hatte kundzutun Diese warnend draumlngende Goumltterrede ndash im Text durch Ru-brum hervorgehoben ndash mit der Aufforderung eine Schauung mitzuteilen welchedie LeserHoumlrer noch gar nicht kennen erzeugt eine spannungsvolle Leerstelle diedurch Bilʻams Reaktion am naumlchsten Morgen sein Weinen und Fasten nur nochverstaumlrkt wird Bilʻams VerwandtschaftVolk die daraufhin zu ihm kommen undnach dem Grund fuumlr sein Verhalten fragen werden insofern als Platzhalter derRezipienten in Szene gesetzt Auf dieser irdischen Buumlhne erzaumlhlt Bilʻam was sichauf der von ihm geschauten himmlischen Buumlhne abgespielt hat die Versammlungder šaddayin der hohengroszligen28 Goumltter Sie sind zu einem schicksalstraumlchtigenBeschluss zusammen gekommen in dem sie die Sonnengoumlttin aufforderten DuumlrreFinsternis und Schrecken uumlber die Erde zu bringen ndash wenn auch nicht fuumlr immerDieser Beschluss der Goumltter war der Grund fuumlr Bilʻams Weinen und Fasten gewesenDarauf hatten sich wohl auch die Goumltterboten in ihrer Botschaft fuumlr Bilʻam bezogenEr sollte die Menschen warnen Welche Folgen hatte diese Warnung Davon wirdnach den erhaltenen Fragmenten nichts mehr erzaumlhlt Stattdessen folgt eine breiteSchilderung der sbquoAdynatalsquo einer chaotischen Welt in der insbesondere die sozialenVerhaumlltnisse bei Tieren und Menschen auf den Kopf gestellt erscheinen

der Editio princeps aufgrund aumluszligerer Merkmale ausdruumlcklich dem ersten Text zugeordnet wurdenDie besonderen Proportionen von Text A kamen erst nachtraumlglich in den Blick27 Der Goumlttervater und Schoumlpfergott () El erweist sich hier aumlhnlich den Menschen zugeneigt wieder Gott EaEnki in den mesopotamischen Flutuumlberlieferungen28 Zu dieser (tentativen) Deutung der Bezeichnung šdyn s u S 44 FN 97 zu V 7b

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Den Anfang machen in gleichmaumlszligig gebauten Kola 4+1 Paare von Vogelarten wobei die schwauml-cheren die staumlrkeren provozieren bzw angreifen (V 10ab 11ab 12a) Die folgenden beiden Kola(V 12bc) leiten mit einer weiteren Steigerung der Absonderlichkeiten uumlber zur Welt der Land-tiere bei denen die Ordnungsgrenzen zwischen Haus- und Wildtieren ebenso aufgehoben er-scheinen wie die zwischen Tier und Mensch (V 13ndash15) Das Monokolon von der Erziehung(mwsr) von Hyaumlnen durch Schakalwelpen in V 15 bildet hierin gleichsam eine Fermate Daranschlieszligen sich drei Bikola (V 16ndash18) an mit drastischen Beispielen fuumlr den mundus inversusunter den Menschen die in eine Art Sinnspruch bzw in eine direkte Anrede an die Leser (V19ab) muumlnden29 Die weiteren nur noch phasenweise lesbaren Zeilen handeln von teilweisekatastrophischen Notlagen (V 20ndash24) Darauf folgen wieder Verse zur Aufhebung der Rangord-nung in der Tierwelt nun unter den Landtieren In den letzten beiden Zeilen sind kaum mehreinzelne Woumlrter zu identifizieren nichts deutet aber auf eine Wiederaufnahme der erzaumlhltenSzenerie von V 1ndash9 hin

Die Relation dieser gleichsam sbquoausuferndenlsquo diskursiven Weiterfuumlhrung ab V 10 zurvorausgehenden Bilʻam-Erzaumlhlung wird ndash abgesehen von dem einleitenden bdquoDennldquobzw bdquoJaFuumlrwahrldquo nicht expliziert Indizien wie das Fehlen einer narrativen Rede-einleitung und die alles in allem perfektivische Darstellung des mundus inversuslegen aber deren Deutung als sbquoRedelsquo des Autors nahe der sich mit diesen Ausfuumlh-rungen an die Leser richtet30 In diesem Falle ist die Darstellung der chaotischenVerhaumlltnisse als Begruumlndung fuumlr das zuvor erzaumlhlte Tun der Goumltter zu lesen docheben nicht auf der Ebene der Erzaumlhlhandlung sondern als deren erlaumluternde Kom-mentierung fuumlr die Leser Gleichwohl bleiben im Gesamtzusammenhang Inkohauml-renzen bestehen31 Nimmt man den harten Wechsel in der Textsorte ab V 10ffhinzu ebenso den Umstand dass die einleitende Bilʻam-Episode am Ende des um-fangreichen Diskurses vergessen erscheint so spricht in diachroner Perspektiveviel fuumlr einen Komposittext Mit anderen Worten man wird davon ausgehen duumlr-fen dass eine (zumindest mit ihrem Plot) tradierte Erzaumlhlung uumlber den GoumltterseherBillsquoam bar Belsquoor mit einer diskursiv-weisheitlichen Schilderung eines mundus in-versus fortgeschrieben wurde wobei der urspruumlngliche Schluss der Erzaumlhlung weg-fiel

Dieser recht profilierte diachrone Befund einer bdquoFortschreibungldquo von aumllteremMaterial bildet das klarste Indiz dafuumlr dass wir es hier mit sogenannter bdquoTradi-tionsliteraturldquo32 zu tun haben wie sie uns nicht zuletzt in der hebraumlischen Bibelentgegentritt Damit versteht sich des Weiteren von selbst dass die DAPT insge-samt nicht als singulaumlre Groumlszligen zu sehen sind sondern lediglich Repraumlsentanteneines umfassenderen Literaturbetriebs darstellen Letzteres steht freilich noch aus

29 Vgl die Deutungsoptionen unten auf S 45 FN 101 zu V 1930 Fuumlr eine Diskussion alternativer Optionen vgl Blum 2008a 92ndash9431 Beispielsweise fehlt in der Erzaumlhlung von Bilʻam jeder auch indirekte Hinweis auf das Bestehenchaotischer Verhaumlltnisse vgl im Einzelnen Blum 2008b 595f32 In Abgrenzung zu einer sbquoAutorenliteraturlsquo wie sie insbesondere aus dem griechisch-roumlmischenBereich bekannt ist

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weiteren Gruumlnden auszliger Frage Dazu gehoumlren sowohl die Spannung zwischen demformalen und inhaltlichen Gestaltungsniveau der Texte und dem peripheren Fund-ort als auch der textkritische Befund in Text A Zeile 1 mit der nachtraumlglichen Kor-rektur einer aberratio oculi die auf die Benutzung einer schriftlichen Vorlageschlieszligen laumlsst33

Das markante Design von DAPT A mit seiner Visualisierung textlicher Ge-schlossenheit leitet schlieszliglich dazu an unbeschadet der skizzierten Inhomogeni-taumlt des Komposittextes nach seiner intendierten Gesamtausrichtung zu fragenTrotz der starken Wirkung der anfaumlnglichen Erzaumlhlung fuumlhrt diese Frage nicht aufeine prophetische Gattung34 sondern im weiteren Sinne auf eine weisheitlichePragmatik des Ganzen So weist die anschlieszligende Darstellung der verkehrtenWelt die am Ende auch quantitativ dominiert eine deutliche Affinitaumlt zu weisheit-lichen Anliegen auf35 Den Ausschlag gibt jedoch die Titulierung des Ganzen inV 1 als bdquoDie Lehren der Schrift von Billsquoam bar Belsquoor dem Goumltterseherldquo Mit derVoranstellung von bdquodie LehrenUnterweisungenWarnungen von hellipldquo36 passt dieserTitel weder zur Prophetenerzaumlhlung noch zur Schilderung des mundus inversus je-weils fuumlr sich genommen sehr wohl aber zur vorliegenden Verbindung beider37

wird darin doch die beschlossene Katastrophe mit dem alle Ordnungen verkehren-den Verhalten von Mensch und Tier begruumlndet38 Textpragmatisch impliziert dieserSkopus fuumlr den Leser den Appell derartige Stoumlrungen der sozialen Ordnung dieschlieszliglich in eine chaotische Welt muumlnden koumlnnen zu meiden und die guten Ver-haumlltnisse zu pflegen Wird der Gesamttext also in diesem Sinne paraumlnetisch rezi-piert bedarf er fuumlr seine Wirkintention auch nicht mehr notwendig einer Ruumlckkehrzur Bilʻam-Narration im Anschluss an die diskursiven Ausfuumlhrungen

33 S u S 44 FN 93 zu A 2a Da unbeschadet dieses Schreibfehlers die Gestaltungssymmetrie in Z1f erreicht wurde muss man davon ausgehen dass der Schreiber es verstand ad hoc einen Aus-gleich im Textbestand vorzunehmen34 Die von M Weippert vorgeschlagene Bestimmung als bdquoprophetisches Apophthegmaldquo (Weippert1991 164 177 [= 1997 174 186]) duumlrfte dagegen schon A 1ndash9 kaum treffen da hier kein (auchfuumlr sich verstaumlndliches) Logion des ProphetenSehers die Pointe bildet wie es nach der uumlblichenGattungsdefinition zu erwarten waumlre Auch hat die Erzaumlhlung dafuumlr zu viel Eigengewicht (vgl nurdie Gottesrede in V 3) Ganz und gar verschieben sich die Gewichte sodann mit V 10ff und mit derUumlberschrift35 Vgl dazu unten S 37 FN 6736 Die Komplettierung der Uumlberschrift durch ysry (Fragment iii[f]+[b] mit roter Tinte) geht aufPueumlch 1987 und Levine 2000 zuruumlck Im juumlngeren Aramaumlisch (CAL 2014 s v) und Hebraumlisch (Geseni-us 2013 471) bedeutet yissūr in erster Linie bdquoZuumlchtigung Leidenldquo Dem liegt jedoch eine semanti-sche Verschiebung innerhalb der gleichen Bedeutungsbreite zugrunde (von bdquoUnterweisung Lehreldquobis bdquoZuumlchtigungldquo) wie bei dem althebraumlischen mūsār vgl dazu Branson 1982 688ndash69737 Daruumlber hinaus liegt auch die Vermutung nahe dass ysry dem ansonsten vollstaumlndigen Titelerst im Zuge der oben diskutierten Fortschreibung vorangestellt wurde38 Bezeichnenderweise wird das Unheil durch die Sonnengottheit herbeigefuumlhrt die im Alten Ori-ent traditionell das Unrecht aufdeckt und ahndet

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213 Der aramaumlische Bilʻam-Text und das Alte TestamentDie spektakulaumlrste Beziehung zur hebraumlischen Bibel besteht in der sbquoIdentitaumltlsquo derHauptgestalt des Billsquoam Sohn des Beʻor mit einer im Pentateuch belegten Prophe-tengestalt (Nu 22ndash24 etc) Daruumlber hinaus betreffen die Uumlbereinstimmungen dieVerbindung Bilʻams einerseits mit Aram (Num 237 [Dtn 235]) und ndash in andererWeise ndash mit dem Ostjordanland (Num 22ndash24 bzw der Standort der Inschrift) sowieseine Charakterisierung als bdquoGoumltterseherldquo bzw als bdquoder die Vision Schaddajsschautldquo (Num 244 par 16) Andere in Anschlag gebrachte Parallelen39 duumlrften da-gegen gaumlngiger Idiomatik geschuldet sein

Hinsichtlich der substanzielleren Bezuumlge ist mit unterschiedlichen Moumlglichkeiten zu rechnenSo koumlnnte man mutmaszligen dass der Seher Billsquoam b Belsquoor bei Aramaumlern wie (Nord-)Israelitenals Gestalt der Tradition bekannt war und dass sein spr auch aus diesem Grund an der Wandin Sukkot angeschrieben wurde Moumlglicherweise gehoumlrt aber auch die israelitische Bilʻamperi-kope zu den Nachwirkungen der damaszenischen Akkulturierungsbemuumlhungen in Gilead (sie-he dazu unten Abschnitt 3) Mit Letzterem waumlre jedenfalls dann zu rechnen wenn die Redevom bdquoHoumlrenldquo der bdquoWorte Gottes (rsquoel)ldquo und vom bdquoSchauen der Vision des Erhabenen (šadday)ldquoin den parallelen Kola von Num 244 (vgl 2416) ein spaumltes (und transformiertes) Echo derErzaumlhlung von Els naumlchtlicher Botschaft an Bilʻam (A 2f) und danach der Vision der šdyn-Versammlung (A 7ndash9) darstellen sollte40

Weniger sensationell aber moumlglicherweise von groumlszligerer Bedeutung sind Ver-gleichsmoumlglichkeiten anderer Art Dazu gehoumlrt das Phaumlnomen einer Unheilspro-phetie noch dazu ohne einen Bezug auf einen Herrscher die hier erstmals imauszligerisraelitischen Kontext begegnet und dies Generationen vor dem aumlltesten isra-elitischen Schriftpropheten (Amos)41

Weitere Aspekte der Signifikanz der DAPT beruhen auf dem literarischen Cha-rakter dieser Texte und moumlgen von daher trivial erscheinen Sie sind es jedocheben deshalb nicht weil DAPT A und B wie eingangs notiert bislang die einzigenumfangreichen Vergleichstexte zur hebraumlischen Bibel im levantinischen Kontextdes 1 Jahrtausends v Chr darstellen die im engeren Sinne als bdquoliterarischldquo zu qua-lifizieren sind So belegen sie uumlbereinzelsprachliche idiomatische WendungenPhrasen42 die in diesem Sprachraum z T uumlber Jahrhunderte in Gebrauch wareneine Moumlglichkeit die in exegetischen Hypothesenbildungen methodisch nicht sel-

39 Vgl Num 229a20 mit A 2a oder Num 2213aα21aα mit A 4a und dazu Muumlller 1978 57f Weinfeld198182 141f40 Nach Delcor 1989 39 kannte der Autor der Bilʻamorakel in Numeri bdquosans doute des traditionssemblables agrave celles de lrsquoinscription de Deir ʻAllaldquo Der biblische Tradent habe diese freilich bewusstentmythisiert indem er die Mehrzahl der šaddayyim durch den einen šadday ersetzte41 Dazu eingehender Blum 2008a siehe auch die rasche Replik in Kratz 2008 118ndash120 (= 201194ndash96) die freilich wichtige Anstoumlszlige nicht aufnimmt42 Neben den Phrasen auf die oben in FN 39 referiert wird gehoumlren dazu die seit Laumlngerem gese-henen Parallelen zu A 7c in Ps 469 665 die Metaphorik in B 5(a) und Hi 816 oder die idiomatischeUumlbereinstimmung von B 17(a) mit Jes 2911 im Qere sowie V 12

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ten ausgeblendet bleibt43 Auch bietet Kombination A ein gewichtiges auszligerbibli-sches Beispiel fuumlr eine gesteigerte Prosa44 mitunter als bdquonarrative poetryldquo (Wol-ters) oder als bdquoKunstprosaldquo (H Weippert) bezeichnet wie sie gerade auch im AltenTestament verbreitet ist45 dort allerdings nicht immer erkannt und dann zum Ge-genstand redaktionsgeschichtlicher Scheidungen wird

22 Kombination B Ein weisheitlicher Dialoguumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung

221 Zum Layout des rekonstruierten TextesDie zweite Kombination (Abb 2) die erheblich umfangreicher war als Text A istbedauerlicherweise nur noch zu einem kleinen Teil lesbar Auch hier hat derSchreiber vermutlich eine symmetrische Gestaltung angestrebt Der Rubrumtext inZ 17 scheint bis zur Zeilenmitte gereicht zu haben und mochte auch vertikal dieMitte des Textes repraumlsentiert haben46 Jedenfalls war der linke Rand der Kolumnedurch einen senkrechten roten Strich (Fragmente xii[a] viii[a]ndash[c]) markiert even-tuell in direkter Weiterfuumlhrung des Rahmens von Text A

Die physische Rekonstruktion von Kombination B ist seit der Erstpublikationmit der Anordnung der groszligen Fragmente ii(a)ndash(g) in der Hauptsubstanz gesichertAuch die spaumltere Positionierung von x(a)ndash(d) ix(a) und xii(a) zwischen ii(b) (d)und (e) konnte sich auf Angaben der Erstherausgeber zur Fundsituation stuumltzen47

222 Gattung und ThematikDie Schwierigkeiten bei der Lesung des Textes beruhen nicht allein auf dem proble-matischen Erhaltungszustand sondern auch auf der Ambiguitaumlt einzelner Formu-lierungen Entsprechend disparat sind die sachlichen Deutungen die im Anschlussan die Erstedition vorgeschlagen wurden48 Den entscheidenden Schluumlssel fuumlr einangemessenes Gesamtverstaumlndnis bilden meines Erachtens die wiederholt auszu-machenden Rede-Elemente zum einen in diversen Fragen die in den Zeilen 5(a)

43 Vgl das Beispiel in Blum 2008a 106 FN 13044 Zu nennen sind hier die Tendenz zu kolometrischen Strukturen und Wiederholungen sowie dieBildung von Chiasmen und Inklusionen Sie finden sich besonders in dem diskursiven Teil ab Z 7Ende und in den direkten Reden aber auch in der Darstellung des Erzaumlhlers vgl dazu bes Wolters1991 sowie unten die Anmerkungen zur Uumlbersetzung45 Vgl bspw die Beitraumlge in de MoorWatson 1993 und zuletzt Blum 201246 Dafuumlr waumlre am Anfang ein Ausfall von fuumlnf Zeilen anzunehmen47 Fuumlr die Einzelfragen wie fuumlr die Gesamtdeutung ist auf Blum 2008c zu verweisen Kleinere aberwichtige Korrekturen der Rekonstruktion im Bereich von Fragment ix(a) sind sodann in Blum 2015470 notiert48 Blum 2008c 40

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Abb 2 Kombination B copy E Blum

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9 12(b) 13(d) begegnen wobei die erste offenbar in Z 16(cd) wieder aufgenommenwird zum anderen in wiederholten Anreden in der 2 Person Singular (Z 9 10[a]11[b] 15[c] 16[c] 17) Grundlegende Bedeutung kommt dabei erwartungsgemaumlszligden als Rubrum geschriebenen Saumltzen in Z 17 zu Nach einer gegenuumlber der Editioprinceps maszliggeblich korrigierten Lesung49 werden hier einem textinternen Ge-spraumlchspartner ndash vermutlich einem Meisterschuumller ndash seine besonderen Kompeten-zen in der Schreibkunst und deren Unterricht50 sowie seine Aufgaben im oumlffentli-chen Leben vor Augen gehalten In Verbindung mit Aussagen wie in Z 9 oder 16(c)draumlngt sich von daher das Verstaumlndnis des Textes als eines Dialogs zwischen einemMeister und seinem Schuumller51 auf

Die Rubrum-Halbzeile bildet zugleich die Achse einer inhaltlichen Zweigliede-rung des Gesamttextes In den anschlieszligend noch lesbaren Fragmenten begegnenvorwiegend sozialethische Themen zumeist konkretisiert an negativen Verhaltens-weisen (Z 22ndash24) diese Thematik wird im zweiten Teil des Rubrums eingefuumlhrt(bdquoDir obliegt Rechtsprechung hellipldquo) Demgegenuumlber ist der vorausgehende ersteHauptteil ganz von der Sinnfrage angesichts der Vergaumlnglichkeit des Menschenbestimmt Vermutlich ist es der Lehrer der mit dieser Frage in Z 5(a) und 16(cd)konfrontiert wird Auch wenn die Gedankengaumlnge nur ansatzweise zu erkennensind scheint eine seiner Argumentationen auf die nachhaltige sorglose Ruhe derVerstorbenen auf ihren andauernden bdquoSchlafldquo zu zielen (Z 11f 14f) Demgegen-uumlber wird ein ganz anderer Impuls mit Z 17 gesetzt Die als Rubrum hervorgehobe-ne Reihe rhetorischer Fragen und Appelle lenkt den Blick des Fragenden von derWelt der Toten weg hin auf seine eigene Lebensgestaltung auf seine besonderenKompetenzen als Schriftkundiger und auf seine forensische Verantwortung in derGesellschaft Insofern fuumlhren auch die anschlieszligenden Konkretionen eines lebens-foumlrdernden bzw -schaumldlichen Handelns die lebensweisheitliche Grundthematiksachgemaumlszlig weiter Im Schlussteil scheint sodann ein geradezu enkomiastischerTon angeschlagen zu sein Die Metaphorik laumlsst vermuten dass hier das heilvolleWirken eines Lehrers gepriesen wird (Z 35f)52

Im Kontext des Alten Orients gehoumlrt unser Text in jeder Hinsicht zu der Litera-tur die gewoumlhnlich dem Bereich der bdquoWeisheitḥŏḵmāldquo zugeordnet wird Daraufverweisen die semantisch-pragmatischen Aspekte von Sinnreflexion ErziehungBildung Wirklichkeitserschlieszligung (bdquoRatgeberldquo) und ethische Orientierung ebensowie konstitutive Merkmale der Textsorte (dialogisch-diskursiv paraumlnetisch)

49 Dazu Blum 2008c 47f50 Der Bezug auf die Lehrtaumltigkeit laumlsst an einen fortgeschrittenen Schuumller denken einen Famuluswie er als sogenannter bdquogroszliger Bruderldquo in der altmesopotamischen Schule neben dem Meister be-gegnet51 Nicht ausgeschlossen werden kann auch ein Gespraumlch sbquoauf Augenhoumlhelsquo das heiszligt zwischenzwei Lehrern bzw zwei Meisterschuumllern (in letzterem Falle waumlre Z 9 wohl futurisch aufzufassen)52 Vgl dazu Dtn 322 (bezogen auf das lehrhafte Lied)

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34 Erhard Blum

Gleichwohl gibt es in den vielfaumlltigen und umfangreichen Korpora altorientali-scher aumlgyptischer und biblischer Weisheitstexte nicht viele spezifische Vergleichs-texte Immerhin kann man fuumlr die Fokussierung auf das Thema der Vergaumlnglichkeitauf die Keilschrifttafel mit den bdquoCounsels of a Pessimistldquo53 verweisen Noch interes-santer erscheint jedoch ein anderes keilschriftlich tradiertes Werk das als bdquoDerDialog zwischen Šūpē-amēli und seinem sbquoVaterlsquoldquo bzw bdquoThe Wisdom of Šūpecirc-amēlīldquooder nach seinem Anfang als bdquošimacirc milkaldquo (bdquoHoumlre den Ratldquo) bekannt gewordenist54 Es ist in zwei akkadischen Versionen aus Emar und Ugarit und einer hethiti-schen aus Boğazkoumly belegt (durchweg spaumltes 2 Jahrtausend v Chr) In dem groumlszlige-ren Teil der Schrift formuliert der VaterLehrer konventionelle Sentenzen und Un-terweisungen Dann repliziert der Sohn jedoch recht unvermittelt mit der Fragewas der Vater von all seinem Reichtum im Tod behalte und er schlieszligt mit einemBlick auf das Schattenreich der Toten V A Hurowitz interpretiert dies als eine fuumlrMesopotamien einzigartige Infragestellung der traditionellen Weisheitslehre bdquoItturns out then that death renders worthless all human accomplishment great asit may beldquo55 Parallelen dazu faumlnden sich erst in der skeptischen Weisheit des Ko-helet und in Psalm 49 Vergleicht man damit den Dialog von DAPT B so faumlllt aufdass hier das Vergaumlnglichkeitsthema auf der einen Seite in groszliger Breite den erstenHauptteil des Werks dominiert Soweit man erkennen kann wird aber auf der an-deren Seite diese Thematik nicht als Infragestellung der weisheitlichen Wirklich-keitsdeutung eingefuumlhrt sondern eher als eine Sinnfrage an der sich die Antwort-faumlhigkeit der Weisheit zu erweisen hat Auf deren Demonstration erscheint dennauch die Schrift als ganze angelegt

Unbeschadet der eminenten Schwierigkeiten bei der textlichen Rekonstruktionist jedenfalls festzuhalten dass sich in dem weisheitlichen Gespraumlch von DAPTB eine intellektuelle und politische Schreiberelite selbstbewusst spiegelt die sichoffenbar auch an schwierige Sinnfragen heranwagte Zugleich liegt auf der Handdass eine derart komplexe Diskursliteratur die Pflege einer anspruchsvollen Schrei-berausbildung und -bildung in Aram-Damaskus und dies uumlber mehrere Generatio-nen zur Voraussetzung hatte

53 Lambert 1960 107ndash109 vgl Blum 2008c 4954 Fuumlr eine erste Edition der Textzeugen siehe Dietrich 1991 33ndash68 (mit Uumlbersetzung und knapperKommentierung) und Dietrich 1993 53ndash62 sowie Kaumlmmerer 1998 Vergleichend-traditionsgeschicht-liche Untersuchungen im altorientalischen (und biblischen) Kontext sind Hurowitz 2007 und Salla-berger 2010 zu verdanken bei Letzterem mit korrigierten Lesungen und mit der Klaumlrung dass Šūpē-amēli der Name des Vaters ist Die umfassendste Neubearbeitung mit substanziellen Korrekturen(gestuumltzt auf rezente Fragmente aus Ugarit) sowie mit hilfreichen Erlaumluterungen hat schlieszliglichCohen 2013 81ndash128 vorgelegt55 Hurowitz 2007 43

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3 Funktion und institutioneller Rahmender Wandinschriften

31 Kultischer oder politisch-regaler KontextDie Existenz derart aufwendiger aramaumlischer Inschriften auf dem kleinen eisenzeit-lichen Tell Deir ʻAlla gibt nicht wenige Fragen auf Neben der Klaumlrung der Sprachebetreffen diese vor allem die Funktion und Bedeutung solcher Texte an diesem Ort

Vom Ausgraumlber H J Franken wurde die Anlage als bdquocult siteldquo bzw bdquosanctuaryldquobestimmt56 eine Annahme die in diversen Modifikationen die Forschung langedominierte57 Sie stuumltzte sich vor allem auf die Existenz eines spaumltbronzezeitlichenTempels (zerstoumlrt Anfang 12 Jahrhundert v Chr) und auf den religioumlsen Charakterdes Bilʻam-Textes Dabei hatte Franken schon 1976 eingeraumlumt bdquoThis interpretationis not warranted by archaeological evidence [hellip]ldquo58 Tatsaumlchlich zeigen weder archi-tektonische Strukturen noch die Ausstattung der Raumlume (Raum EE335 mit den In-schriften war voumlllig leer)59 noch die Inschriften ein Heiligtum oder eine sonstigeinstitutionell-religioumlse Funktion des Gebaumludes an60

Ebenso deutlich ausgeschlossen werden kann eine politische Abzweckung imSinne einer Selbstdarstellung bzw Repraumlsentation politischer Macht- und Gel-tungsanspruumlche insbesondere des Koumlnigs wie sie fuumlr die Inschriften auf Ortho-staten der nordsyrischen Koumlnige von Guzan Samrsquoal Hamat Karatepe oder der suumld-levantinischen Herrscher Hasael von Damaskus (am Stadttor von Tel Dan) bzw aufder Stele Mescharsquos Koumlnig von Moab vorauszusetzen ist oder auch im Sinne eineroumlffentlichen sbquoDokumentationlsquo zwischenstaatlicher Vertraumlge (Sfire-Stelen) KoumlnigPriester oder andere Wuumlrdentraumlger werden in den DAPT gelegentlich erwaumlhnt ste-hen jedoch thematisch an keiner Stelle im Fokus In dem fehlenden Bezug zumkoumlniglichen Herrschaftssystem sind noch die Siloah-Inschrift in Jerusalem und die

56 Franken 1976 8 und 1357 Vgl noch Franken 1991 mit der Behauptung bdquothat Deir ʻAlla is best explained as having been ndashprobably right through its long history ndash a sanctuary connected with tradeldquo (a a O 10) In demsel-ben Tagungsband formulieren dagegen Ibrahimvan der Kooij 1991 23 bdquoThe evidence from theroom of the plaster text does not indicate a cultic centre of the settlement but allows for the recon-struction of another kind of religious centre not yet archaeologically knownldquo Dazu auch van derKooij 1993 341 bdquoAlthough the plaster inscription and perhaps the stone suggest a religious con-text the building remains show no indications of cultic useldquo58 Franken 1976 1359 Vgl die eingehende Kritik bei WenningZenger 199160 Dies gilt auch fuumlr den Vorschlag von WenningZenger 1991 192f in dem Inschriftenraum bdquodassbquoVersammlungslokallsquo einer oumlrtlichen Prophetengemeinschaft zu sehenldquo nach Art der bdquoPropheten-gruppen die hinter 1Sam 1918ndash24 stehenldquo bzw entsprechend den bdquoProphetenjuumlngernldquo um ElischaDergleichen hatte zwar davor bereits A Lemaire vorgeschlagen (siehe die folgende FN) es ist je-doch schon aufgrund der beiden DAPT-Texte (nach Inhalt und Genre) auszuschlieszligen

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36 Erhard Blum

oben erwaumlhnte phoumlnizische Wandinschrift aus Kuntillet ʻAǧrūd vergleichbar DieFrage draumlngt sich auf ob die ausgepraumlgte Praumldominanz koumlniglicher Autoren in er-haltenen oumlffentlichen nordwestsemitischen Inschriften in gewissem Maszlige eine sbquoop-tischelsquo Taumluschung darstellen koumlnnte wiederum bedingt durch das vorrangig ver-wendete regale Medium (Stein)

32 sbquoSchulelsquo als institutioneller KontextIm Ruumlckblick kann es erstaunen dass die von Andreacute Lemaire recht fruumlh vorgetrage-ne Erklaumlrung des Raumes auf Tell Deir ʻAlla als bdquoeine Art sbquoSchulelsquoldquo61 kaum Gefolg-schaft gefunden hat62 Dabei deutet der Gesamtbefund geradezu zwingend in dieseRichtung insbesondere unter Einbeziehung der inzwischen weitergefuumlhrten bzwkorrigierten Textrekonstruktionena) Die Funktionalitaumlt des Raumes Die Texte waren nach der uumlberzeugenden Re-

konstruktion van der Kooijs (Abb 3)63 in einer Kolumne an der schmalen West-wand des Raums (30 times 43 m) angebracht die Kolumne begann auf einer Houmlhevon wenigstens 15 m und endete ca 50 cm uumlber dem Fuszligboden Links davonwar der Verputz zudem fuumlr eine weitere (nicht ausgefuumlhrte) Kolumne vorberei-tet wie aus der noch erkennbaren Weiterfuumlhrung des oberen roten Rahmensvon Kombination A nach links zu erkennen ist (s o S 25 Abb 1) sowie ausweiteren Putz-Fragmenten die nicht nur einen entsprechenden waagrechtenStrich in roter Tinte (daruumlber eine bdquoSphinxldquo-Zeichnung) aufweisen64 sondernauch zusammen mit dem Anfang von Kombination A aufgefunden wurden65

Vor der langen suumldlichen und der schmalen oumlstlichen Wand verlief nach denAusgraumlbern eine Bank66 Mit anderen Worten die Konstellation deutet darauf-hin dass die verputzte Wand als eine Art Tafel diente Sollten angeschriebeneTexte durch andere ersetzt werden war im Uumlbrigen mit Tuumlnche leicht tabularasa hergestellt

b) Der Charakter der Texte Signifikant sind die Vielfalt und die insgesamt weis-heitliche Praumlgung der Texte Hinsichtlich der Genres stehen eine Narration (AZeilen 1ndash7) eine auflistende Darstellung (A Zeilen 8ndash18) und ein diskursiverDialog (B) nebeneinander Inhaltlich muumlndet die Prophetenerzaumlhlung mit der

61 Lemaire 1991 54 wenn auch zunaumlchst mit dem Gedanken an bdquoune sorte drsquoeacutecole sbquoprophetiquelsquoldquounter Verweis auf 2Koumln 61f (Lemaire 1985 322)62 Eine Ausnahme bildet die Anknuumlpfung an Lemaire in dem grundlegenden Werk von Carr 2005161 Ansonsten mag die Uumlberlegung aufgrund der allzu groszligzuumlgigen Identifikation von Schulen inLemaire 1981 zuruumlckhaltend aufgenommen worden sein vgl die eingehende Kritik in Haran 198863 Van der Kooij 1991 241 Fig 164 Hoftijzervan der Kooij 1976 Plate 15 van der Kooij 1991 243 Fig 265 Van der Kooij 1991 240ndash24466 Fuumlr eine abweichende Deutung vgl WenningZenger 1991 190

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Abb 3 Raum EE335 in Tell Deir ʻAlla copy G van der Kooij

Schilderung des Goumltterrates in die Thematik des mundus inversus die hier auchim Einzelnen mit weisheitlichen Elementen ausgefuumlhrt ist67 Das (mutmaszligli-che) Lehrer-Schuumller-Gespraumlch wiederum formuliert klassisch weisheitliche Re-flexionen uumlber elementare Sinnfragen und eine gelingende LebensfuumlhrungWas diese verschiedenartigen Texte verbindet ist eine didaktisch-paraumlnetischeAusrichtung die zudem sogleich in der Uumlberschrift von Text A angezeigtwird68 Damit ist denn auch die (komplexe) Pragmatik angezeigt aus der he-raus die Zusammenstellung als ganze schluumlssig gedeutet werden kann

Dem inhaltlichen Profil der Texte korrespondiert formal ihre anspruchsvol-le sprachlich-stilistische Gestaltung Deren Komplexitaumlt zeigt daruumlber hinausdeutlich dass sie literarisch konzipiert wurden Ohne das Medium der Schriftwaumlre etwa die narrative Poetizitaumlt in Text A kaum moumlglich Diese literarischeGestaltung findet sodann eine Entsprechung in dem aufwendigen Layout (mit

67 Dazu gehoumlren die Demonstration naturkundlicher Kenntnisse (V 10ff) die Identifikation mitdem Weisen (V 16b) und mit der sozialen Elite (V 16ndash18) oder die Motive von Belehrung (mwsr)und Planen (ḥšb) in V 151968 S o S 29

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Rahmenbildung Rubra etc) das vermutlich aumlgyptisch inspirierte Design-Kon-ventionen literarischer Papyri abbildete Sollte sich die oben skizzierte Mutma-szligung69 zu dem rot-weiszligen Band im unteren Rahmen von Text A als Aufnahmeeiner Hieroglyphenform fuumlr die geschnuumlrte Papyrusrolle bestaumltigen boumlte dasLayout daruumlber hinaus eine klare ikonische Referenz auf Schreiberwesen undSchriftkultur

Schlieszliglich Das Niveau und der bdquoBildungscharakterldquo der Texte sowie derbei ihrer Wandanbringung getriebene Aufwand entheben uumlber jeden Zweifeldass hier nicht an eine elementare Schreibschule zu denken ist sondern viel-mehr an eine fortgeschrittene professionelle Schreiberausbildung (bdquoMeister-klasseldquo)

c) Die institutionelle Selbstreferenzialitaumlt von Text B Wie vor allem der weisheitli-che Dialog zu erkennen gibt ging diese Schreiberausbildung zugleich mit ei-nem sbquogehobenen Bildungsanspruchlsquo einher Dabei spiegelt bereits die Ge-spraumlchskonstellation der textinternen Figuren die Bildungsinstitution sbquoSchulelsquoDaruumlber hinaus kommt repraumlsentiert durch die Dialogpartner geradezu derStand professioneller Schreiber in den Blick ihre Stellung im Umkreis des Kouml-nigs (Z 9 bdquoBeraumlt sich denn nicht mir dir oder holt sich nicht [bei dir] einenRatschlag der Thronendeldquo) und ihre gesellschaftlichen Leitungsaufgaben beider Rechtsprechung und im gewandten (politischen) Auftreten (Z 17c [Ru-brum] bdquoDir obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redeldquo) Werden denStudenten der Schreiberschule damit verlockende Perspektiven ihres Wegesvor Augen gestellt so spricht der Anfang des zentralen Rubrumverses (Z 17ab)den einen Dialogpartner ausdruumlcklich auf seine Kompetenzen in der Schreib-kunst70 und im Unterricht71 an wobei letzterer insbesondere auch im Auswen-diglernen durch die Schuumller bestand72

DAPT B Z 17 a) Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunstb) (darauf) anzuleiten73 den der auswendig repetiert

69 S o S 2670 Die genaue Entsprechung des aramaumlischen Ausdrucks ydʻ spr zu dem in Jes 2911f belegtenalthebraumlischen Idiom wurde uumlberraschenderweise zumeist uumlbersehen71 An die Moumlglichkeit dass die Kombination mit dem Idealbild eines Lehrers abschloss (s o S 33)sei ebenfalls erinnert72 Vgl dazu die erhellende Erklaumlrung des Ausdrucks bdquoSchuumllerzungeldquo in Jes 514 durch Weippert1989 111f bdquoUm dies verstehen zu koumlnnen muszlig man die orientalische Unterrichtsmethode kennendie uns bereits aus der Spaumltantike bekannt ist die man aber auch heute noch in arabischen undorthodox-juumldischen Elementarschulen erleben kann Der Stoff wird vom Lehrer vor- vom Schuumllernachgesprochenldquo Umfassend zur Bedeutung des Memorierens im altorientalisch-antiken Schulwe-sen orientiert Carr 200573 Die Ableitung des Ausdrucks von der aramaumlischen Wurzel dbr (anders noch Blum 2008c z St)findet sich auch bei Lipiński 1994 155 (vgl auch ders 1998 508) allerdings verbunden mit eineransonsten deutlich anderen Lesung bdquoto call the scribe who leads away sbquoThe curse is on the tonguefor you a judgement and a chastisementlsquoldquo (a a O 143)

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 39

Koumlnnte ein Text sich in seiner Pragmatik deutlicher fuumlr eine fortgeschritteneSchreiberausbildung anbieten als Kombination B in Tell Deir ʻAlla

d) External evidence eine Griechischschule aus roumlmischer Zeit In Amheida demantiken Trimithis einer Stadt in der aumlgyptischen Oase Dakhla legten Grabun-gen der Columbia University New York in den Jahren 2004ndash2007 einen Gebaumlu-dekomplex frei in dem erstmals antike Schulraumlume archaumlologisch nachgewie-sen werden konnten74 Die Schule bestand in der ersten Haumllfte des 4 Jahrhun-derts n Chr und umfasste drei sbquoKlassenraumlumelsquo (19 times 95 m) Der bestkonser-vierte Raum (68 times 26 m)75 ist in einer Wandhoumlhe bis 220 m erhalten In derAntike waren die Waumlnde rundum weiszlig verputzt Vor einer der (langen) Waumlndestand eine gemauerte Bank Gegenuumlber an der Ostwand ist der Verputz uumlbermehrere Meter groszligenteils erhalten geblieben mit in roter Tinte geschriebenenSchultexten angeordnet in fuumlnf Kolumnen (zusammen 32 m breit maximal09 m hoch) Offenbar gab es in der abgelegenen Polis einen rhetorisch ge-schulten Lehrer der in der Lage war fuumlr seine fortgeschrittenen Schuumller Epi-gramme in elegischen Distichen zu schreiben und darin deren Schulsituationappellativ aufzunehmen76 In einem der zuletzt freigelegten Raumlume (R19) fan-den sich an der Westwand oberhalb der Bank zwei literarische Texte (ebenfallsin roter Tinte) Verse aus der Odyssee (IV 221ndash223) und ein Prosatext mutmaszlig-lich die Bearbeitung einer Erzaumlhlung die aus Plutarch bekannt ist

While the dipinto in room 15 seems to refer to the level of education taught by the rhetorliterary instruction went on in this room either at the hands of the same teacher or by someoneelse who taught at the level of the grammarian77

Alles in allem ist unuumlbersehbar mit der Nutzung verputzter Waumlnde als sbquoTafelnlsquo(und mit Wandbaumlnken) weisen die Schulraumlume in Trimithis exakt die gleiche ele-mentare Funktionalitaumlt auf wie der Raum in Tell Deir ʻAlla

74 Cribiore u a 2008 DavoliCribiore 2010 Den Hinweis auf die Amheida-Grabungen verdankeich Herrn Florian Lippke (TuumlbingenFribourg)75 Siehe Figs 7 und 9 in Cribiore u a 2008 174 17676 Siehe Color Fig 12 in Cribiore u a 2008 181 In der ersten Kolumne heiszligt es beispielsweise(nach Cribiore a a O 183)

αλλα θεὸς νεύσειεν επ ευχωλῆισιν εμεῖο [[hellip]] π[αντ]ας μουσάων έργα μελιχρὰ μαθεῖν συν πάση-σ Χαρίτεσσι και Ερμῆι Μαιάδος υἱεῖ ρητορικῆς σοφίης άκρον ἑλόντα[σ] ὅλον παῖδες εμοι θαρσεῖτε μέγας θεὸς ʽΰμμιν οπάσσει παντοίης αρετῆς καλὸν έχειν στέφανονhellip doch moumlge Gott meinen Gebeten geneigt sein dass ihr all die suumlszligen Werke der Musen erlerntindem ihr mit allen Grazien und mit Hermes dem Sohn d Maia den Gipfel der rhetorischenKunst ganz erobertMeine Knaben seid guten Mutes Der groszlige Gott wird euch gewaumlhren den schoumlnen Kranz man-nigfacher Tugend zu tragen

77 Cribiore (Davoli) 2013 7 (Hervorhebung im Original)

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40 Erhard Blum

Die Funktion der Baumlnke und des Verputzes in den bdquoSchulraumlumenldquo sind dabei nicht unbedingtnach dem Muster neuzeitlicher Schulen zu denken Waren die Ausgraumlberinnen in Trimithiszunaumlchst schlicht davon ausgegangen dass die bdquoBaumlnkeldquo von den Schuumllern als Sitzplaumltze ge-nutzt wurden78 so suggerieren inzwischen schon die Positionierungen der Inschriften ein viel-faumlltigeres Bild bdquoAs in room 15 the new rooms (R19 and 23) have a series of benches for stu-dents along the walls The students of R15 could sit on the benches to view the epigrams orstand on them to be able to write on the whitewashed wall behind those In the same waystudents in room 19 had to stand up on the benches there to write on the part of the wall thatwas plastered with white gypsum above a board painted in purpleldquo79 Dem korrespondierendie vielfaumlltigen Proportionen der Texte Waren die Uumlbungsepigramme in der Schriftgroumlszlige wohlso ausgelegt dass sie von den gegenuumlberliegenden Baumlnken aus lesbar blieben waren die lite-rarischen Textabschnitte wesentlich kleiner gehalten 14 times 3 cm mit einer Buchstabenhoumlhe von06 cm bzw erhaltene 64 times 16 cm mit durchschnittlich 1 cm hohen Zeichen und dies in einerbetraumlchtlichen Houmlhe an der Wand80 Die Schriftgroumlszlige der Wandtexte in Sukkot ist am ehestender des zuletzt genannten sbquoPlutarchlsquo-Textes vergleichbar Zwar waren die DAPT (im Vergleichmit Trimithis) fuumlr Leser wesentlich leichter zugaumlnglich von der gegenuumlber liegenden Bankkonnten aber ihre Buchstaben kaum mehr identifiziert werden Von daher wird man auch inTell Deir ʻAlla eher mit einer multifunktionalen Nutzung von Waumlnden und Baumlnken zu rechnenhaben Die Wandflaumlchen konnten Lehrern und Schuumllern dienen die Baumlnke den Studenten alsSitzbaumlnke fuumlr die Unterrichtsphasen von Vorsprechen Repetieren Memorieren etc81 wie auchfuumlr eigene Schreibuumlbungen oder Aumlhnliches mehr

Zwischen der Einrichtung und Nutzung der beiden Schulen liegen zwar mehr als1000 Jahre dennoch wird man nicht von einer rein zufaumllligen Entsprechung ausge-hen koumlnnen Entweder haben wir hier gluumlcklich erhaltene Belege fuumlr eine nachhal-tige kulturelle Kontinuitaumlt im ostmediterranen Raum oder es handelt sich um einein verschiedenen Kontexten sich aufdraumlngende funktionale Loumlsung fuumlr die gleichenkommunikativen Erfordernisse Beide Optionen liegen naumlher besehen freilich nichtweit auseinander nach beiden bietet der Fund in AmheidaTrimithis eine mehroder weniger direkte Bestaumltigung der Schulhypothese fuumlr Tell Deir ʻAlla

33 Traumlger und Zielsetzung der aramaumlischen Schule zu Sukkot(Tell Deir ʻAlla)

Es bleibt gleichwohl die Frage von wem fuumlr wen und wozu ein solcher Schulraumgerade in Sukkot eingerichtet wurde das nach Auskunft der Archaumlologen um 800v Chr ein kleines Dorf darstellte und das am Rande des damaligen aramaumlischen

78 DavoliCribiore 2010 77 bdquohellip tutte [scil 3 Schulraumlume] caratterizzate dalla presenza di panchein muratura utilizzate dagli studenti come sedilildquo79 Cribiore (Davoli) 2013 780 Cribiore (Davoli) 2013 7 bzw 9 mit Figs 9 + 10 auf S 10 Nach CribioreDavoli 2013 5 befandensich die Texte ca 28 m () uumlber dem Fuszligboden81 Vgl wieder die Charakterisierungen bdquoorientalischerldquo Schulen in der oben auf S 38 FN 72 ge-nannten Literatur

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 41

Herrschaftsbereichs lag Kultur und innere Geschichte des Koumlnigreichs Damaskusin dieser Zeit sind weitgehend unbekannt Deshalb koumlnnen wir nur von den Befun-den in Tell Deir ʻAlla (und einigen Nachrichten im Alten Testament bzw in derHasael-Inschrift von Tel Dan) ausgehen

Deutlich duumlrfte immerhin sein dass eine solche (Hoch-)Schule fuumlr professio-nelle aramaumlische Schreiber in dieser Region mit einer privaten Initiative bzw einemfamiliaumlren Kontext nicht zureichend zu erklaumlren waumlre Von daher wird man ihreEinrichtung und Unterhaltung letztlich auf die damaszenische Zentralgewalt zu-ruumlckfuumlhren muumlssen Der maicirctre-scribe (Lemaire) der die umfangreichen Texte ineiner eleganten Kursive auf die Wand uumlbertragen hat mag dafuumlr aus Damaskusabgestellt worden sein Politisch laumlsst sich an der Einrichtung jedenfalls ablesendass Hasael bzw Birhadad II von Damaskus sich nicht mit der militaumlrischen Erobe-rung des Ostjordanlandes begnuumlgte(n) sondern dort gewissermaszligen in eine eigeneInfrastruktur investierte(n) Konkret kommen dabei zwei Optionen infrage Mankoumlnnte an eine Ausbildung von eigenem damaszenischem Verwaltungspersonal(bdquoim houmlheren Dienstldquo) denken Dies ist moumlglich aber eher unwahrscheinlich weildafuumlr eine Schulung in Damaskus bzw im aramaumlischen Kernland naumlher gelegenhaumltte Als Alternative bleibt die Ausbildung von Angehoumlrigen der lokalen israeli-tisch-gileaditischen Elite im Sinne der aramaumlischen Herrschaft bzw deren Verwal-tung In diesem Falle gehoumlrte der Schulbetrieb in Sukkot zu dem Versuch einerAkkulturation der israelitischen Bevoumllkerung82 (was auf nachhaltige imperiale Zie-le in Damaskus hindeutete) Fuumlr eine solche Konstellation spricht auch die Lagedes Ortes tief in Gilead (von Damaskus her gesehen) zugleich aber ausgesprochenverkehrsguumlnstig Schlieszliglich mag der kleine doumlrfliche Charakter fuumlr die Unterneh-mung eher als Vorteil gegolten haben83

Wie auch immer es sich im Einzelnen verhalten haben mag werden doch zweiweitere Ruumlckschluumlsse nach Lage der Dinge nicht gewagt erscheinen a) Eine derar-tige Meisterklasse im eroberten Grenzgebiet ist nur vorstellbar wenn im Zentrumdas heiszligt im Umkreis des damaszenischen Hofes bzw Haupttempels entsprechen-de Strukturen bereits etabliert waren84 b) Die beiden hochliterarischen Texte wur-den nicht fuumlr Sukkot formuliert sondern duumlrften ihren primaumlren Ort in Damaskusselbst oder in einem anderen Verwaltungszentrum gehabt haben (eventuell ver-bunden mit einer Rezeption internationaler Traditionen) Diese Schriftkultur miteinem entsprechenden Schulbetrieb wird weit in das 9 Jahrhundert v Chr zuruumlck-gereicht haben eventuell auch daruumlber hinaus

82 Moumlglicherweise war auch in dieser Hinsicht der Ruumlckgriff auf den Bilʻam-Text durchaus ab-sichtsvoll83 Die Lage in der Naumlhe des Jordans das heiszligt nahe am Herrschaftsgebiet des Koumlnigsreichs Israelkoumlnnte gegenuumlber der lokalen Bevoumllkerung zusaumltzlich auch als politisches Signal hinsichtlich desaramaumlischen Herrschaftsanspruchs (mit) gedacht worden sein84 Mit zugegeben plakativer Uumlberzeichnung mag man Tell Deir ʻAlla geradezu als Beleg fuumlr einsbquostaatliches Hochschulwesenlsquo im Koumlnigreich Damaskus betrachten

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42 Erhard Blum

34 Konsequenzen fuumlr Schriftkultur und Schulwesenin den Koumlnigreichen Israel und Juda

Aufgrund der raumlumlichen und zeitlichen Nachbarschaft sowie der strukturellen Ver-gleichbarkeit suumldlevantinischer Territorialstaaten sind in Israel und Juda keine grund-legend anderen Verhaumlltnisse anzunehmen Allenfalls koumlnnte man fuumlr IsraelJuda mitBlick auf das fruumlhe davidisch-salomonische Koumlnigtum im 10 Jahrhundert v Chr unddessen (auf die nordisraelitischen Staumlmme beschraumlnkte) Vorgeschichte mit Koumlnig Saulim 11 Jahrhundert mit einem gewissen Entwicklungsvorsprung gegenuumlber Aram-Da-maskus zu rechnen haben85 Dafuumlr mag auch sprechen dass die Herausbildung einerspezifischen bdquoNationalschriftldquo aus der phoumlnizischen Standardschrift nach gegenwaumlr-tigem Kenntnisstand () zuerst im hebraumlischen Sprachraum einsetzte86

Gestuumltzt wird diese Einschaumltzung durch fruumlhe Textuumlberlieferungen die dia-chron den Grundstock des alttestamentlichen Kanons bilden Dazu gehoumlren nebeneinzelnen Texten aus dem 10 Jahrhundert v Chr87 insbesondere zentrale Uumlber-lieferungen seit dem Anfang des 9 Jahrhunderts darunter die in Jerusalem undSamaria getrennt aber mit einer synchronistisch verschraumlnkten Chronologie derjeweiligen Koumlnige gefuumlhrten Annalen die in Auszuumlgen das Grundgeruumlst der bib-lischen bdquoKoumlnigebuumlcherldquo bilden In die fruumlhe Koumlnigszeit verweisen aber auch Bei-spiele einer hochentwickelten althebraumlischen Erzaumlhlkunst in Uumlberlieferungen zuJakob Saul und David die ohne eine anspruchsvolle Schreiberschulung im Um-kreis der Houmlfe bzw der Haupttempel nicht denkbar waumlren Mehr noch die soge-nannte bdquoThronfolgegeschichte Davidsldquo in 2Sam 9ndash20 1Koumln 1ndash2 (um 900 v Chr)88neben der Josephgeschichte der Genesis die wohl subtilste Groszligerzaumlhlung der Bi-bel verbindet einen realistisch-skeptischen Blick auf die Ambivalenzen des Wol-lens und Handelns der Akteure mit einer ndash narrativ artikulierten ndash Reflexion desPotentials und der Grenzen menschlicher Weisheit Ihre pragmatischen Pointenzeigen daruumlber hinaus an dass das ganze Werk fuumlr den Kontext der Prinzen- undElite-Erziehung am Hof in Jerusalem ausgearbeitet wurde

Hinsichtlich ihres literarischen Profils wie auch ihrer grundlegenden Pragma-tik sind demnach zwischen den israelitischen Erzaumlhlwerken und den damaszeni-

85 Aufgrund der Quellenlage ist das Koumlnigtum von Damaskus fuumlr das 10 Jahrhundert v Chr bis-lang nicht so recht greifbar Innerhalb der David-Uumlberlieferungen sind (neben Aram-Zoba) in unter-schiedlicher Weise kleinere aramaumlische Koumlnigtuumlmer zwischen Israel und Damaskus (Tob GeschurMaʻacha Beth Rechob) praumlsent Die Notiz von 1Koumln 1123ndash25 im Zusammenhang mit Salomo scheintfuumlr dessen Zeit die Installation eines Koumlnigtums in Damaskus anzusetzen Zu damit verbundenenFragen vgl Pitard 1987 95ff 99ff Lipiński 2000 367ff86 So im Anschluss an J Naveh auch FinkelsteinSass 2013 (freilich nicht hinsichtlich der Rolledes Phoumlnizischen) Allerdings sollte auch diese verbreitete Annahme im Licht der DAPT (die ebdleider unberuumlcksichtigt bleiben) kritisch gepruumlft werden87 Vgl Carr 2005 163f Schon in das 11 Jahrhundert v Chr duumlrfte aufgrund seiner Sprache undPragmatik das epische Siegeslied der Debora in Ri 5 gehoumlren vgl vorlaumlufig Weippert 1990 454fKnauf 200588 Vgl Blum 2010

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schen Kompositionen des (wahrscheinlich) fruumlhen 9 Jahrhunderts v Chr keine we-sentlichen Unterschiede auszumachen Sie haben hohe literarische Qualitaumltensind aber gleichwohl keine fiktionale Literatur im neuzeitlichen Sinne Die fuumlr un-sere belles lettres selbstverstaumlndliche Kategorie der Fiktionalitaumlt gab es vielmehrnoch gar nicht auch nicht avant la lettre wie man sie bereits in Aristotelesʼ Poetikhat89 Es handelt sich bei der genannten Literatur um sbquoMitteilungstextelsquo mit Wahr-heitsanspruch Gleichwohl koumlnnen sie durchaus absichtsvoll mit hochgradig poeti-schen Gestaltungsmitteln arbeiten Poetizitaumlt ist in diesen Kulturen aber noch nichtan Fiktionalitaumlt gebunden ndash ebenso wenig wie ihr Wirklichkeitsverstaumlndnis undihr Wahrheitsanspruch etwas mit historischem Denken zu tun haumltten90 Mit ihrerWirk- und Mitteilungsintention sind sie haumlufig auf konkrete pragmatische Rezepti-onskonstellationen bezogen wie alle sbquopoetischenlsquo Werke gehen sie darin aber nichtauf sondern bieten Anhaltspunkte fuumlr Rezeptionen welche die Primaumlrintentionender Autoren hinter sich lassen Sie moumlgen funktional als Unterrichtstexte imSchul-bdquoHochschulldquo-Kontext gebraucht worden sein doch auch in diesem Rahmenwaren sie zugleich mehr Angemessen waumlre wohl die Rede von bdquoBildungsliteraturldquo

Nachbemerkung Nimmt man solche Textzeugnisse der fruumlhkoumlniglichen Zeit mitdem Umstand zusammen dass die bislang einzige raumlumlich belegbare Schule (mithochkaraumltigem Unterrichtsmaterial) ausgerechnet in der aumluszligersten Provinz gefun-den wurde erscheint es durchaus fraglich ob der Schreiberunterricht und damitdie literarische Bildung in Aram bzw in IsraelJuda tatsaumlchlich auf die koumlniglichenZentren beschraumlnkt und so kleinraumlumig angelegt sein mussten wie man in dergegenwaumlrtigen Forschung vielfach glauben will91

89 Poetik [9] 1451b Zur bdquoEntdeckungldquo der Fiktionalitaumlt bei den Griechen siehe grundlegend Roumlsler1980 und 1983 des weiteren Finkelberg 1998 Fuumlr die schlechthin elementare Distinktion zwischensemantisch definierter Fiktivitaumlt und textpragmatisch zu definierender Fiktionalitaumlt vgl Gabriel1975 Assmann 1980 Keller 198090 Fuumlr entsprechende kulturvergleichende Profilierungen vgl Cancik 2005 und Blum 2005 65ndash86Vgl a a O 79 FN 55 auch fuumlr die Unterscheidung zwischen einer (transparenten) Fiktionalitaumlt bdquoers-ten Gradesldquo (in Maumlrchen Fabeln etc) wie sie auch in traditionalen Erzaumlhlkulturen gelaumlufig istund der Fiktionalitaumlt bdquozweiten Gradesldquo (in Roman Drama etc) fuumlr die sich die Imitation und Fiktio-nalisierung wirklichkeitsabbildender Darstellung als konstitutiv erweist91 Damit soll nicht einer verbreiteten Literalitaumlt in diesen Gesellschaften das Wort geredet werdenIm Gegenteil es geht darum zwischen der Verbreitung eines funktionellen Schriftgebrauchs imAlltag wie er sich in Ostraka etc spiegelt und der Ausbildung einer professionellen Schreiberkul-tur in verschiedenen Bereichen der bdquoEliteldquo zu unterscheiden Fuumlr Letztere ergeben die archaumlologi-schen Befunde aus den eingangs genannten Gruumlnden kein repraumlsentatives Bild eine Regel diedurch die Ausnahmen (Siloah-Inschr DAPT Kuntillet ʻAǧrūd) nur bestaumltigt wird Fuumlr eine umsich-tige Diskussion der Problematik vgl besonders Carr 2005 Part I chap 6 ndash Unter deutlich anderenVoraussetzungen ging im Uumlbrigen auch der Befund in der Oase Dakhla uumlber das hinaus was manhistorisch erwarten mochte wie die Schlussbemerkung von R Cribiore in CribioreDavola 2013 14zu erkennen gibt bdquoAll together the house in Amheida and the school adjacent to it are wondroustestimonies of how paideia was alive and well in Egypt and not only in the Nile Valleyldquo

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

44 Erhard Blum

4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

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Blum (2008c) Erhard Blum bdquosbquoVerstehst du dich nicht auf die Schreibkunst helliplsquo Ein weisheitlicherDialog uumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung Kombination II der Wandinschrift vom TellDeir lsquoAllaldquo in Michaela Bauks Kathrin Liess u Peter Riede (Hgg) Was ist der Menschdass du seiner gedenkst (Psalm 85) Festschrift fuumlr Bernd Janowski zum 65 GeburtstagNeukirchen-Vluyn 33ndash53

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Kontrovers diskutiert wurde laumlngere Zeit die Sprache der Texte welche dieErstherausgeber als Aramaumlisch bestimmt hatten insbesondere aufgrund mancherbdquoKanaanismenldquo in der Morphosyntax der Verben aber auch in der Lexematik Al-ternativ postulierte man verschiedentlich ein regionales nordwestsemitisches Idi-om13 ohne aber die Voraussetzungen fuumlr eine eigene Literatursprache und eigeneliterarische Traditionen in der peripheren Region Gilead benennen zu koumlnnen Da-ruumlber hinaus blieb unbeachtet dass die Sprache des benachbarten Koumlnigreichs vonDamaskus so gut wie unbekannt war Letzteres hat sich erst mit der Entdeckungvon Fragmenten einer unzweifelhaft damaszenisch-aramaumlischen Koumlnigsinschriftauf Tel Dan (Nordisrael) in den Jahren 1993ndash1995 geaumlndert14 Insbesondere die ver-meintlich sbquonicht-aramaumlischelsquo Verbalsyntax der DAPT findet darin eine genaue Ent-sprechung Uumlberdies laumlsst sich mit dem Bezug auf Damaskus auch das unerwarteteVorkommen von aramaumlischen Texten in der traditionell israelitischen Region Gi-lead historisch aufklaumlren Es faumlllt nach der aktuellen Datierung in ein Zeitfensterin dem die ostjordanischen Gebiete nach alttestamentlichen Angaben vom Aramauml-erkoumlnig Hasael erobert und Damaskus unterstellt waren (2Koumln 1032f 137) Zu-gleich verbietet es sich auch von daher mit einer Ansetzung der DAPT allzu tief indie erste Haumllfte des 8 Jahrhunderts herunter zu gehen Infolge der Schwaumlchungvon Damaskus durch den Assyrerkoumlnig Adadnirari III und seinen bdquoFeldmarschallldquoŠamši-ilu15 ging naumlmlich die regionale Vorherrschaft schon unter Birhadad demSohn Hasaels recht deutlich auf das Nordreich Israel uumlber insbesondere unterJerobeam II (787ndash747)16

21 Kombination A17 Eine weisheitlich adaptierteProphetenerzaumlhlung

211 Zum Layout des rekonstruierten TextesDie unten in groumlszligeren Auszuumlgen gebotene Uumlbersetzung des Textes (Abschnitt 41)stuumltzt sich im Wesentlichen auf eine bereits publizierte18 Rekonstruktion welche

13 Vgl dazu die unterschiedlichen Vorschlaumlge von Muumlller 1982 215f Hackett 1984 Knauf 1985190f Weippert 1991 158ndash165 oder Huehnergard 1991 und die Diskussion bei Gzella 201314 So mit Tropper 2001 21515 Vgl MillerHayes 2006 331ndash33416 Alttestamentlich ist dies aus mehreren unabhaumlngigen Quellen belegt neben Nachrichten ausden Koumlnigsannalen (vgl 2Koumln 1325 1425a) auch in Spiegelungen der prophetischen Uumlberlieferung(Am 13ndash4 613) Hinzu kommt die Kontrolle des Fernhandels im Nordsinai durch das Nordreichwie sie mit dem Zufallsfund von Kuntillet ʻAǧrūd nachgewiesen ist So jetzt auch nachdruumlcklichFinkelstein 2014 124ndash127 unter Einbeziehung von Tell el Ḫulēfe (= Ezion-Geber) am Roten Meer17 Die uumlbliche Bezeichnung der beiden Inschriften als bdquoCombinationKombination IIIldquo ist nichteindeutig ja geradezu irrefuumlhrend Deshalb wird dafuumlr bereits in Blum 2015 bdquoKombination Aldquo bzwbdquoKombination Bldquo vorgeschlagen Auch sonst basiert die folgende Praumlsentation der DAPT im Wesent-lichen auf der in bdquoTexte aus der Umwelt des Alten Testaments Neue Folge Band 8ldquo18 Blum 2008b in Aufnahme und Weiterfuumlhrung vorausgehender Lesungen von CaquotLemaire1977 Rofeacute 1979 WeippertWeippert 1982 Hackett 1984 Pueumlch 1987 und Weippert 1991

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 25

Abb 1 Kombination A copy E Blum

die in der Editio princeps als bdquoCombination ildquo zusammengestellten Fragmente um-fasst sowie alle Fragmente der Kombinationen iii (mit roter Tinte) und v dazu ein-zelne Elemente aus den Kombinationen vii viii xii und xv Abb 1 zeigt daruumlberhinaus eine weitgehend noch tentative Integration der Kombinationen iv und vi indas untere Drittel des Textes19

Des Weiteren veranschaulicht Abb 1 die Zuschreibung der Fragmente xiii(b)ndash(e) zu einer Rahmung die Kombination A nach unten begrenzte Zwar bleibt die(relative) Anordnung dieser Einzelfragmente im Detail tentativ doch lassen sichfuumlr ihre grundsaumltzliche Positionierung an dieser Stelle gute Gruumlnde anfuumlhren

So kommt fuumlr die Fragmente xiii(b) und (d) die oben Schriftzeichen(reste) und darunter roteornamentale Elemente aufweisen nur eine Position bei der letzten Schriftzeile von Kombinati-

19 Sie sind in der hier wiedergegebenen Uumlbersetzung (Abschnitt 41) nicht aufgenommen

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on A infrage Aber auch fuumlr das rot-schwarze Band mit Zickzack-Muster auf den beiden Ele-menten von xiii(c) duumlrfte es zu einer entsprechenden Positionierung keine Alternative gebenebenso fuumlr xiii(e) mit der kraumlftigen schwarzen Linie20 Hinsichtlich der Anordnung dieser Frag-mente zeigt die auf Abb 1 praumlsentierte Konstellation hingegen nur eine von mehreren Moumlglich-keiten

Unter den Zeichnungen auf den Fragmenten xiii bleibt insbesondere die im Ansatznoch erkennbare gerundete Struktur in Rot raumltselhaft21 Die Reste eines rot-schwar-zen Bandes erinnern immerhin an aumlgyptische Darstellungen einer geschnuumlrtenSchriftrolle womit die schon laumlnger beobachteten Affinitaumlten des Layouts der bei-den Deir lsquoAlla-Texte zur aumlgyptischen Schreibertradition22 durch eine weitere Facetteergaumlnzt wuumlrden Uumlber die ornamentale Funktion hinaus waumlre in diesem Falle soetwas wie eine ikonische Referenz auf die in der Inschrift repraumlsentierte Taumltigkeitder Schreiber gegeben23

Wie auch immer die graphischen Elemente zu interpretieren sind der untereRahmen von Text A hat mancherlei Konsequenzen fuumlr das Verstaumlndnis des Ensem-bles der Inschriften So wird Kombination A damit schon formal als eigenstaumlndigeGroumlszlige markiert Inhaltliche Extrapolationen von Text A auf B oder umgekehrt wiesie lange in der Forschung selbstverstaumlndlich waren beduumlrften von daher guterBegruumlndungen Zugleich aber unterstuumltzt die untere Rahmung von A die Annahmedass Kombination A und B in einer Kolumne untereinander standen24 In diesemFalle lag es nahe Text A deutlich gegenuumlber dem Folgenden abzugrenzen25 waumlh-rend Text B schlicht mit der letzten Schriftzeile enden konnte

Bei der hier zugrunde gelegten Rekonstruktion von Kombination A mit 18 Zei-len26 zeigen sich daruumlber hinaus bemerkenswerte Symmetrien des Layouts In

20 Die obere waagrechte Begrenzung ebenso wie die am linken Rand von Text A und B (Fragmenteviii[a]ndash[c] xii[a]) bestanden aus einem mehr oder weniger breiten roten Strich Auf der rechtenSeite von A wie B gab es keine Randmarkierung auch nicht am unteren Rand von B wo der (unbe-schriebene) Verputz noch uumlber mehr als 12 cm Houmlhe erhalten ist vgl Hoftijzervan der Kooij 1976Plate 3121 Ist etwa an eine Darstellung der Sonnenscheibe (als Referenz auf die in der Erzaumlhlung zentraleSonnengottheit) zu denken22 Lemaire 1986 89 Weippert 1991 176f (= 1997 185)23 Bis hin zu einem Bezug zu der Papyrusrolle die vermutlich als Vorlage fuumlr die Uumlbertragung aufdie Wand diente (s u S 29) vgl auch Millard 1978 24f sowie Lemaire 1991 43 mit dem Hinweisauf korrespondierende Zeilenlaumlngen in bekannten aramaumlischen Papyri24 Vgl dazu des Weiteren die Argumente bei van der Kooij 1991 241f und zur Anschauung diebdquoschematic reconstructionldquo des Raumes ebd Fig 1 (s u S 37 Abb 3) die graphische Abgrenzungvon A und B ist darin noch nicht im Blick25 Zusaumltzlich zu den ornamental-ikonischen Elementen die vermutlich nicht uumlber die ganze Ko-lumnenbreite gingen koumlnnte dafuumlr ein durchgehender Strich gedient haben vgl die kraumlftigeschwarze Linie auf Fragment xiii(e)26 Bei ihrer Rekonstruktion hatte im Uumlbrigen die Orientierung an den Informationen der Editionzu den bdquocombinationsldquo den Vorrang Dementsprechend umfasst sie alle Fragmentgruppen die in

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Kombination A reicht der Rubrum-Text der ersten Zeile von deren Anfang exakt biszur Mitte in der zweiten Zeile beginnt das Rubrum in der Mitte und reicht bis zumZeilenende Des Weiteren scheint das Schriftbild der Kombination daraufhin ange-legt zu sein relativ genau ein Quadrat darzustellen Mit dieser gewiss absichts-vollen aumlsthetischen Praumlsentation thematisiert der schriftliche Text gleichsam sichselbst in seiner visuell-medialen Gestalt

212 Textsorte(n) und DiachronieDie Kombination gliedert sich inhaltlich und sbquoformallsquo in zwei Hauptteile die inihrer Textsorte und ihrem Gestus unterschiedlicher kaum sein koumlnnten Sie beginntnach der rot geschriebenen Uumlberschrift (V 1) die das Ganze als bdquoSchrift (spr) vonBilʻam Sohn des Beʻorldquo ausweist mit einer Erzaumlhlung um diesen Seher Diesereicht bis V 9 bei dem sie gleichsam ohne bdquoGestaltschlieszligungldquo anhaumllt Mit V 10setzt stattdessen formal nicht abgehoben die Schilderung einer bdquoverkehrten Weltldquoein die am Ende den mehr als 15-fachen Umfang der Narration einnimmt DieErzaumlhlung von Bilʻam zeigt ihn sogleich in seiner besonderen Funktion als Mittlerzwischen Goumltter- und Menschenwelt Des Nachts kommen Goumltterboten [in einerVision] im Auftrag des Gottes El27 zu ihm und tragen ihm auf das was er in einer(vorausgegangenen) Schauung uumlber das bevorstehende Handeln der Goumltter erfah-ren hatte kundzutun Diese warnend draumlngende Goumltterrede ndash im Text durch Ru-brum hervorgehoben ndash mit der Aufforderung eine Schauung mitzuteilen welchedie LeserHoumlrer noch gar nicht kennen erzeugt eine spannungsvolle Leerstelle diedurch Bilʻams Reaktion am naumlchsten Morgen sein Weinen und Fasten nur nochverstaumlrkt wird Bilʻams VerwandtschaftVolk die daraufhin zu ihm kommen undnach dem Grund fuumlr sein Verhalten fragen werden insofern als Platzhalter derRezipienten in Szene gesetzt Auf dieser irdischen Buumlhne erzaumlhlt Bilʻam was sichauf der von ihm geschauten himmlischen Buumlhne abgespielt hat die Versammlungder šaddayin der hohengroszligen28 Goumltter Sie sind zu einem schicksalstraumlchtigenBeschluss zusammen gekommen in dem sie die Sonnengoumlttin aufforderten DuumlrreFinsternis und Schrecken uumlber die Erde zu bringen ndash wenn auch nicht fuumlr immerDieser Beschluss der Goumltter war der Grund fuumlr Bilʻams Weinen und Fasten gewesenDarauf hatten sich wohl auch die Goumltterboten in ihrer Botschaft fuumlr Bilʻam bezogenEr sollte die Menschen warnen Welche Folgen hatte diese Warnung Davon wirdnach den erhaltenen Fragmenten nichts mehr erzaumlhlt Stattdessen folgt eine breiteSchilderung der sbquoAdynatalsquo einer chaotischen Welt in der insbesondere die sozialenVerhaumlltnisse bei Tieren und Menschen auf den Kopf gestellt erscheinen

der Editio princeps aufgrund aumluszligerer Merkmale ausdruumlcklich dem ersten Text zugeordnet wurdenDie besonderen Proportionen von Text A kamen erst nachtraumlglich in den Blick27 Der Goumlttervater und Schoumlpfergott () El erweist sich hier aumlhnlich den Menschen zugeneigt wieder Gott EaEnki in den mesopotamischen Flutuumlberlieferungen28 Zu dieser (tentativen) Deutung der Bezeichnung šdyn s u S 44 FN 97 zu V 7b

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Den Anfang machen in gleichmaumlszligig gebauten Kola 4+1 Paare von Vogelarten wobei die schwauml-cheren die staumlrkeren provozieren bzw angreifen (V 10ab 11ab 12a) Die folgenden beiden Kola(V 12bc) leiten mit einer weiteren Steigerung der Absonderlichkeiten uumlber zur Welt der Land-tiere bei denen die Ordnungsgrenzen zwischen Haus- und Wildtieren ebenso aufgehoben er-scheinen wie die zwischen Tier und Mensch (V 13ndash15) Das Monokolon von der Erziehung(mwsr) von Hyaumlnen durch Schakalwelpen in V 15 bildet hierin gleichsam eine Fermate Daranschlieszligen sich drei Bikola (V 16ndash18) an mit drastischen Beispielen fuumlr den mundus inversusunter den Menschen die in eine Art Sinnspruch bzw in eine direkte Anrede an die Leser (V19ab) muumlnden29 Die weiteren nur noch phasenweise lesbaren Zeilen handeln von teilweisekatastrophischen Notlagen (V 20ndash24) Darauf folgen wieder Verse zur Aufhebung der Rangord-nung in der Tierwelt nun unter den Landtieren In den letzten beiden Zeilen sind kaum mehreinzelne Woumlrter zu identifizieren nichts deutet aber auf eine Wiederaufnahme der erzaumlhltenSzenerie von V 1ndash9 hin

Die Relation dieser gleichsam sbquoausuferndenlsquo diskursiven Weiterfuumlhrung ab V 10 zurvorausgehenden Bilʻam-Erzaumlhlung wird ndash abgesehen von dem einleitenden bdquoDennldquobzw bdquoJaFuumlrwahrldquo nicht expliziert Indizien wie das Fehlen einer narrativen Rede-einleitung und die alles in allem perfektivische Darstellung des mundus inversuslegen aber deren Deutung als sbquoRedelsquo des Autors nahe der sich mit diesen Ausfuumlh-rungen an die Leser richtet30 In diesem Falle ist die Darstellung der chaotischenVerhaumlltnisse als Begruumlndung fuumlr das zuvor erzaumlhlte Tun der Goumltter zu lesen docheben nicht auf der Ebene der Erzaumlhlhandlung sondern als deren erlaumluternde Kom-mentierung fuumlr die Leser Gleichwohl bleiben im Gesamtzusammenhang Inkohauml-renzen bestehen31 Nimmt man den harten Wechsel in der Textsorte ab V 10ffhinzu ebenso den Umstand dass die einleitende Bilʻam-Episode am Ende des um-fangreichen Diskurses vergessen erscheint so spricht in diachroner Perspektiveviel fuumlr einen Komposittext Mit anderen Worten man wird davon ausgehen duumlr-fen dass eine (zumindest mit ihrem Plot) tradierte Erzaumlhlung uumlber den GoumltterseherBillsquoam bar Belsquoor mit einer diskursiv-weisheitlichen Schilderung eines mundus in-versus fortgeschrieben wurde wobei der urspruumlngliche Schluss der Erzaumlhlung weg-fiel

Dieser recht profilierte diachrone Befund einer bdquoFortschreibungldquo von aumllteremMaterial bildet das klarste Indiz dafuumlr dass wir es hier mit sogenannter bdquoTradi-tionsliteraturldquo32 zu tun haben wie sie uns nicht zuletzt in der hebraumlischen Bibelentgegentritt Damit versteht sich des Weiteren von selbst dass die DAPT insge-samt nicht als singulaumlre Groumlszligen zu sehen sind sondern lediglich Repraumlsentanteneines umfassenderen Literaturbetriebs darstellen Letzteres steht freilich noch aus

29 Vgl die Deutungsoptionen unten auf S 45 FN 101 zu V 1930 Fuumlr eine Diskussion alternativer Optionen vgl Blum 2008a 92ndash9431 Beispielsweise fehlt in der Erzaumlhlung von Bilʻam jeder auch indirekte Hinweis auf das Bestehenchaotischer Verhaumlltnisse vgl im Einzelnen Blum 2008b 595f32 In Abgrenzung zu einer sbquoAutorenliteraturlsquo wie sie insbesondere aus dem griechisch-roumlmischenBereich bekannt ist

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 29

weiteren Gruumlnden auszliger Frage Dazu gehoumlren sowohl die Spannung zwischen demformalen und inhaltlichen Gestaltungsniveau der Texte und dem peripheren Fund-ort als auch der textkritische Befund in Text A Zeile 1 mit der nachtraumlglichen Kor-rektur einer aberratio oculi die auf die Benutzung einer schriftlichen Vorlageschlieszligen laumlsst33

Das markante Design von DAPT A mit seiner Visualisierung textlicher Ge-schlossenheit leitet schlieszliglich dazu an unbeschadet der skizzierten Inhomogeni-taumlt des Komposittextes nach seiner intendierten Gesamtausrichtung zu fragenTrotz der starken Wirkung der anfaumlnglichen Erzaumlhlung fuumlhrt diese Frage nicht aufeine prophetische Gattung34 sondern im weiteren Sinne auf eine weisheitlichePragmatik des Ganzen So weist die anschlieszligende Darstellung der verkehrtenWelt die am Ende auch quantitativ dominiert eine deutliche Affinitaumlt zu weisheit-lichen Anliegen auf35 Den Ausschlag gibt jedoch die Titulierung des Ganzen inV 1 als bdquoDie Lehren der Schrift von Billsquoam bar Belsquoor dem Goumltterseherldquo Mit derVoranstellung von bdquodie LehrenUnterweisungenWarnungen von hellipldquo36 passt dieserTitel weder zur Prophetenerzaumlhlung noch zur Schilderung des mundus inversus je-weils fuumlr sich genommen sehr wohl aber zur vorliegenden Verbindung beider37

wird darin doch die beschlossene Katastrophe mit dem alle Ordnungen verkehren-den Verhalten von Mensch und Tier begruumlndet38 Textpragmatisch impliziert dieserSkopus fuumlr den Leser den Appell derartige Stoumlrungen der sozialen Ordnung dieschlieszliglich in eine chaotische Welt muumlnden koumlnnen zu meiden und die guten Ver-haumlltnisse zu pflegen Wird der Gesamttext also in diesem Sinne paraumlnetisch rezi-piert bedarf er fuumlr seine Wirkintention auch nicht mehr notwendig einer Ruumlckkehrzur Bilʻam-Narration im Anschluss an die diskursiven Ausfuumlhrungen

33 S u S 44 FN 93 zu A 2a Da unbeschadet dieses Schreibfehlers die Gestaltungssymmetrie in Z1f erreicht wurde muss man davon ausgehen dass der Schreiber es verstand ad hoc einen Aus-gleich im Textbestand vorzunehmen34 Die von M Weippert vorgeschlagene Bestimmung als bdquoprophetisches Apophthegmaldquo (Weippert1991 164 177 [= 1997 174 186]) duumlrfte dagegen schon A 1ndash9 kaum treffen da hier kein (auchfuumlr sich verstaumlndliches) Logion des ProphetenSehers die Pointe bildet wie es nach der uumlblichenGattungsdefinition zu erwarten waumlre Auch hat die Erzaumlhlung dafuumlr zu viel Eigengewicht (vgl nurdie Gottesrede in V 3) Ganz und gar verschieben sich die Gewichte sodann mit V 10ff und mit derUumlberschrift35 Vgl dazu unten S 37 FN 6736 Die Komplettierung der Uumlberschrift durch ysry (Fragment iii[f]+[b] mit roter Tinte) geht aufPueumlch 1987 und Levine 2000 zuruumlck Im juumlngeren Aramaumlisch (CAL 2014 s v) und Hebraumlisch (Geseni-us 2013 471) bedeutet yissūr in erster Linie bdquoZuumlchtigung Leidenldquo Dem liegt jedoch eine semanti-sche Verschiebung innerhalb der gleichen Bedeutungsbreite zugrunde (von bdquoUnterweisung Lehreldquobis bdquoZuumlchtigungldquo) wie bei dem althebraumlischen mūsār vgl dazu Branson 1982 688ndash69737 Daruumlber hinaus liegt auch die Vermutung nahe dass ysry dem ansonsten vollstaumlndigen Titelerst im Zuge der oben diskutierten Fortschreibung vorangestellt wurde38 Bezeichnenderweise wird das Unheil durch die Sonnengottheit herbeigefuumlhrt die im Alten Ori-ent traditionell das Unrecht aufdeckt und ahndet

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30 Erhard Blum

213 Der aramaumlische Bilʻam-Text und das Alte TestamentDie spektakulaumlrste Beziehung zur hebraumlischen Bibel besteht in der sbquoIdentitaumltlsquo derHauptgestalt des Billsquoam Sohn des Beʻor mit einer im Pentateuch belegten Prophe-tengestalt (Nu 22ndash24 etc) Daruumlber hinaus betreffen die Uumlbereinstimmungen dieVerbindung Bilʻams einerseits mit Aram (Num 237 [Dtn 235]) und ndash in andererWeise ndash mit dem Ostjordanland (Num 22ndash24 bzw der Standort der Inschrift) sowieseine Charakterisierung als bdquoGoumltterseherldquo bzw als bdquoder die Vision Schaddajsschautldquo (Num 244 par 16) Andere in Anschlag gebrachte Parallelen39 duumlrften da-gegen gaumlngiger Idiomatik geschuldet sein

Hinsichtlich der substanzielleren Bezuumlge ist mit unterschiedlichen Moumlglichkeiten zu rechnenSo koumlnnte man mutmaszligen dass der Seher Billsquoam b Belsquoor bei Aramaumlern wie (Nord-)Israelitenals Gestalt der Tradition bekannt war und dass sein spr auch aus diesem Grund an der Wandin Sukkot angeschrieben wurde Moumlglicherweise gehoumlrt aber auch die israelitische Bilʻamperi-kope zu den Nachwirkungen der damaszenischen Akkulturierungsbemuumlhungen in Gilead (sie-he dazu unten Abschnitt 3) Mit Letzterem waumlre jedenfalls dann zu rechnen wenn die Redevom bdquoHoumlrenldquo der bdquoWorte Gottes (rsquoel)ldquo und vom bdquoSchauen der Vision des Erhabenen (šadday)ldquoin den parallelen Kola von Num 244 (vgl 2416) ein spaumltes (und transformiertes) Echo derErzaumlhlung von Els naumlchtlicher Botschaft an Bilʻam (A 2f) und danach der Vision der šdyn-Versammlung (A 7ndash9) darstellen sollte40

Weniger sensationell aber moumlglicherweise von groumlszligerer Bedeutung sind Ver-gleichsmoumlglichkeiten anderer Art Dazu gehoumlrt das Phaumlnomen einer Unheilspro-phetie noch dazu ohne einen Bezug auf einen Herrscher die hier erstmals imauszligerisraelitischen Kontext begegnet und dies Generationen vor dem aumlltesten isra-elitischen Schriftpropheten (Amos)41

Weitere Aspekte der Signifikanz der DAPT beruhen auf dem literarischen Cha-rakter dieser Texte und moumlgen von daher trivial erscheinen Sie sind es jedocheben deshalb nicht weil DAPT A und B wie eingangs notiert bislang die einzigenumfangreichen Vergleichstexte zur hebraumlischen Bibel im levantinischen Kontextdes 1 Jahrtausends v Chr darstellen die im engeren Sinne als bdquoliterarischldquo zu qua-lifizieren sind So belegen sie uumlbereinzelsprachliche idiomatische WendungenPhrasen42 die in diesem Sprachraum z T uumlber Jahrhunderte in Gebrauch wareneine Moumlglichkeit die in exegetischen Hypothesenbildungen methodisch nicht sel-

39 Vgl Num 229a20 mit A 2a oder Num 2213aα21aα mit A 4a und dazu Muumlller 1978 57f Weinfeld198182 141f40 Nach Delcor 1989 39 kannte der Autor der Bilʻamorakel in Numeri bdquosans doute des traditionssemblables agrave celles de lrsquoinscription de Deir ʻAllaldquo Der biblische Tradent habe diese freilich bewusstentmythisiert indem er die Mehrzahl der šaddayyim durch den einen šadday ersetzte41 Dazu eingehender Blum 2008a siehe auch die rasche Replik in Kratz 2008 118ndash120 (= 201194ndash96) die freilich wichtige Anstoumlszlige nicht aufnimmt42 Neben den Phrasen auf die oben in FN 39 referiert wird gehoumlren dazu die seit Laumlngerem gese-henen Parallelen zu A 7c in Ps 469 665 die Metaphorik in B 5(a) und Hi 816 oder die idiomatischeUumlbereinstimmung von B 17(a) mit Jes 2911 im Qere sowie V 12

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ten ausgeblendet bleibt43 Auch bietet Kombination A ein gewichtiges auszligerbibli-sches Beispiel fuumlr eine gesteigerte Prosa44 mitunter als bdquonarrative poetryldquo (Wol-ters) oder als bdquoKunstprosaldquo (H Weippert) bezeichnet wie sie gerade auch im AltenTestament verbreitet ist45 dort allerdings nicht immer erkannt und dann zum Ge-genstand redaktionsgeschichtlicher Scheidungen wird

22 Kombination B Ein weisheitlicher Dialoguumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung

221 Zum Layout des rekonstruierten TextesDie zweite Kombination (Abb 2) die erheblich umfangreicher war als Text A istbedauerlicherweise nur noch zu einem kleinen Teil lesbar Auch hier hat derSchreiber vermutlich eine symmetrische Gestaltung angestrebt Der Rubrumtext inZ 17 scheint bis zur Zeilenmitte gereicht zu haben und mochte auch vertikal dieMitte des Textes repraumlsentiert haben46 Jedenfalls war der linke Rand der Kolumnedurch einen senkrechten roten Strich (Fragmente xii[a] viii[a]ndash[c]) markiert even-tuell in direkter Weiterfuumlhrung des Rahmens von Text A

Die physische Rekonstruktion von Kombination B ist seit der Erstpublikationmit der Anordnung der groszligen Fragmente ii(a)ndash(g) in der Hauptsubstanz gesichertAuch die spaumltere Positionierung von x(a)ndash(d) ix(a) und xii(a) zwischen ii(b) (d)und (e) konnte sich auf Angaben der Erstherausgeber zur Fundsituation stuumltzen47

222 Gattung und ThematikDie Schwierigkeiten bei der Lesung des Textes beruhen nicht allein auf dem proble-matischen Erhaltungszustand sondern auch auf der Ambiguitaumlt einzelner Formu-lierungen Entsprechend disparat sind die sachlichen Deutungen die im Anschlussan die Erstedition vorgeschlagen wurden48 Den entscheidenden Schluumlssel fuumlr einangemessenes Gesamtverstaumlndnis bilden meines Erachtens die wiederholt auszu-machenden Rede-Elemente zum einen in diversen Fragen die in den Zeilen 5(a)

43 Vgl das Beispiel in Blum 2008a 106 FN 13044 Zu nennen sind hier die Tendenz zu kolometrischen Strukturen und Wiederholungen sowie dieBildung von Chiasmen und Inklusionen Sie finden sich besonders in dem diskursiven Teil ab Z 7Ende und in den direkten Reden aber auch in der Darstellung des Erzaumlhlers vgl dazu bes Wolters1991 sowie unten die Anmerkungen zur Uumlbersetzung45 Vgl bspw die Beitraumlge in de MoorWatson 1993 und zuletzt Blum 201246 Dafuumlr waumlre am Anfang ein Ausfall von fuumlnf Zeilen anzunehmen47 Fuumlr die Einzelfragen wie fuumlr die Gesamtdeutung ist auf Blum 2008c zu verweisen Kleinere aberwichtige Korrekturen der Rekonstruktion im Bereich von Fragment ix(a) sind sodann in Blum 2015470 notiert48 Blum 2008c 40

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Abb 2 Kombination B copy E Blum

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9 12(b) 13(d) begegnen wobei die erste offenbar in Z 16(cd) wieder aufgenommenwird zum anderen in wiederholten Anreden in der 2 Person Singular (Z 9 10[a]11[b] 15[c] 16[c] 17) Grundlegende Bedeutung kommt dabei erwartungsgemaumlszligden als Rubrum geschriebenen Saumltzen in Z 17 zu Nach einer gegenuumlber der Editioprinceps maszliggeblich korrigierten Lesung49 werden hier einem textinternen Ge-spraumlchspartner ndash vermutlich einem Meisterschuumller ndash seine besonderen Kompeten-zen in der Schreibkunst und deren Unterricht50 sowie seine Aufgaben im oumlffentli-chen Leben vor Augen gehalten In Verbindung mit Aussagen wie in Z 9 oder 16(c)draumlngt sich von daher das Verstaumlndnis des Textes als eines Dialogs zwischen einemMeister und seinem Schuumller51 auf

Die Rubrum-Halbzeile bildet zugleich die Achse einer inhaltlichen Zweigliede-rung des Gesamttextes In den anschlieszligend noch lesbaren Fragmenten begegnenvorwiegend sozialethische Themen zumeist konkretisiert an negativen Verhaltens-weisen (Z 22ndash24) diese Thematik wird im zweiten Teil des Rubrums eingefuumlhrt(bdquoDir obliegt Rechtsprechung hellipldquo) Demgegenuumlber ist der vorausgehende ersteHauptteil ganz von der Sinnfrage angesichts der Vergaumlnglichkeit des Menschenbestimmt Vermutlich ist es der Lehrer der mit dieser Frage in Z 5(a) und 16(cd)konfrontiert wird Auch wenn die Gedankengaumlnge nur ansatzweise zu erkennensind scheint eine seiner Argumentationen auf die nachhaltige sorglose Ruhe derVerstorbenen auf ihren andauernden bdquoSchlafldquo zu zielen (Z 11f 14f) Demgegen-uumlber wird ein ganz anderer Impuls mit Z 17 gesetzt Die als Rubrum hervorgehobe-ne Reihe rhetorischer Fragen und Appelle lenkt den Blick des Fragenden von derWelt der Toten weg hin auf seine eigene Lebensgestaltung auf seine besonderenKompetenzen als Schriftkundiger und auf seine forensische Verantwortung in derGesellschaft Insofern fuumlhren auch die anschlieszligenden Konkretionen eines lebens-foumlrdernden bzw -schaumldlichen Handelns die lebensweisheitliche Grundthematiksachgemaumlszlig weiter Im Schlussteil scheint sodann ein geradezu enkomiastischerTon angeschlagen zu sein Die Metaphorik laumlsst vermuten dass hier das heilvolleWirken eines Lehrers gepriesen wird (Z 35f)52

Im Kontext des Alten Orients gehoumlrt unser Text in jeder Hinsicht zu der Litera-tur die gewoumlhnlich dem Bereich der bdquoWeisheitḥŏḵmāldquo zugeordnet wird Daraufverweisen die semantisch-pragmatischen Aspekte von Sinnreflexion ErziehungBildung Wirklichkeitserschlieszligung (bdquoRatgeberldquo) und ethische Orientierung ebensowie konstitutive Merkmale der Textsorte (dialogisch-diskursiv paraumlnetisch)

49 Dazu Blum 2008c 47f50 Der Bezug auf die Lehrtaumltigkeit laumlsst an einen fortgeschrittenen Schuumller denken einen Famuluswie er als sogenannter bdquogroszliger Bruderldquo in der altmesopotamischen Schule neben dem Meister be-gegnet51 Nicht ausgeschlossen werden kann auch ein Gespraumlch sbquoauf Augenhoumlhelsquo das heiszligt zwischenzwei Lehrern bzw zwei Meisterschuumllern (in letzterem Falle waumlre Z 9 wohl futurisch aufzufassen)52 Vgl dazu Dtn 322 (bezogen auf das lehrhafte Lied)

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Gleichwohl gibt es in den vielfaumlltigen und umfangreichen Korpora altorientali-scher aumlgyptischer und biblischer Weisheitstexte nicht viele spezifische Vergleichs-texte Immerhin kann man fuumlr die Fokussierung auf das Thema der Vergaumlnglichkeitauf die Keilschrifttafel mit den bdquoCounsels of a Pessimistldquo53 verweisen Noch interes-santer erscheint jedoch ein anderes keilschriftlich tradiertes Werk das als bdquoDerDialog zwischen Šūpē-amēli und seinem sbquoVaterlsquoldquo bzw bdquoThe Wisdom of Šūpecirc-amēlīldquooder nach seinem Anfang als bdquošimacirc milkaldquo (bdquoHoumlre den Ratldquo) bekannt gewordenist54 Es ist in zwei akkadischen Versionen aus Emar und Ugarit und einer hethiti-schen aus Boğazkoumly belegt (durchweg spaumltes 2 Jahrtausend v Chr) In dem groumlszlige-ren Teil der Schrift formuliert der VaterLehrer konventionelle Sentenzen und Un-terweisungen Dann repliziert der Sohn jedoch recht unvermittelt mit der Fragewas der Vater von all seinem Reichtum im Tod behalte und er schlieszligt mit einemBlick auf das Schattenreich der Toten V A Hurowitz interpretiert dies als eine fuumlrMesopotamien einzigartige Infragestellung der traditionellen Weisheitslehre bdquoItturns out then that death renders worthless all human accomplishment great asit may beldquo55 Parallelen dazu faumlnden sich erst in der skeptischen Weisheit des Ko-helet und in Psalm 49 Vergleicht man damit den Dialog von DAPT B so faumlllt aufdass hier das Vergaumlnglichkeitsthema auf der einen Seite in groszliger Breite den erstenHauptteil des Werks dominiert Soweit man erkennen kann wird aber auf der an-deren Seite diese Thematik nicht als Infragestellung der weisheitlichen Wirklich-keitsdeutung eingefuumlhrt sondern eher als eine Sinnfrage an der sich die Antwort-faumlhigkeit der Weisheit zu erweisen hat Auf deren Demonstration erscheint dennauch die Schrift als ganze angelegt

Unbeschadet der eminenten Schwierigkeiten bei der textlichen Rekonstruktionist jedenfalls festzuhalten dass sich in dem weisheitlichen Gespraumlch von DAPTB eine intellektuelle und politische Schreiberelite selbstbewusst spiegelt die sichoffenbar auch an schwierige Sinnfragen heranwagte Zugleich liegt auf der Handdass eine derart komplexe Diskursliteratur die Pflege einer anspruchsvollen Schrei-berausbildung und -bildung in Aram-Damaskus und dies uumlber mehrere Generatio-nen zur Voraussetzung hatte

53 Lambert 1960 107ndash109 vgl Blum 2008c 4954 Fuumlr eine erste Edition der Textzeugen siehe Dietrich 1991 33ndash68 (mit Uumlbersetzung und knapperKommentierung) und Dietrich 1993 53ndash62 sowie Kaumlmmerer 1998 Vergleichend-traditionsgeschicht-liche Untersuchungen im altorientalischen (und biblischen) Kontext sind Hurowitz 2007 und Salla-berger 2010 zu verdanken bei Letzterem mit korrigierten Lesungen und mit der Klaumlrung dass Šūpē-amēli der Name des Vaters ist Die umfassendste Neubearbeitung mit substanziellen Korrekturen(gestuumltzt auf rezente Fragmente aus Ugarit) sowie mit hilfreichen Erlaumluterungen hat schlieszliglichCohen 2013 81ndash128 vorgelegt55 Hurowitz 2007 43

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 35

3 Funktion und institutioneller Rahmender Wandinschriften

31 Kultischer oder politisch-regaler KontextDie Existenz derart aufwendiger aramaumlischer Inschriften auf dem kleinen eisenzeit-lichen Tell Deir ʻAlla gibt nicht wenige Fragen auf Neben der Klaumlrung der Sprachebetreffen diese vor allem die Funktion und Bedeutung solcher Texte an diesem Ort

Vom Ausgraumlber H J Franken wurde die Anlage als bdquocult siteldquo bzw bdquosanctuaryldquobestimmt56 eine Annahme die in diversen Modifikationen die Forschung langedominierte57 Sie stuumltzte sich vor allem auf die Existenz eines spaumltbronzezeitlichenTempels (zerstoumlrt Anfang 12 Jahrhundert v Chr) und auf den religioumlsen Charakterdes Bilʻam-Textes Dabei hatte Franken schon 1976 eingeraumlumt bdquoThis interpretationis not warranted by archaeological evidence [hellip]ldquo58 Tatsaumlchlich zeigen weder archi-tektonische Strukturen noch die Ausstattung der Raumlume (Raum EE335 mit den In-schriften war voumlllig leer)59 noch die Inschriften ein Heiligtum oder eine sonstigeinstitutionell-religioumlse Funktion des Gebaumludes an60

Ebenso deutlich ausgeschlossen werden kann eine politische Abzweckung imSinne einer Selbstdarstellung bzw Repraumlsentation politischer Macht- und Gel-tungsanspruumlche insbesondere des Koumlnigs wie sie fuumlr die Inschriften auf Ortho-staten der nordsyrischen Koumlnige von Guzan Samrsquoal Hamat Karatepe oder der suumld-levantinischen Herrscher Hasael von Damaskus (am Stadttor von Tel Dan) bzw aufder Stele Mescharsquos Koumlnig von Moab vorauszusetzen ist oder auch im Sinne eineroumlffentlichen sbquoDokumentationlsquo zwischenstaatlicher Vertraumlge (Sfire-Stelen) KoumlnigPriester oder andere Wuumlrdentraumlger werden in den DAPT gelegentlich erwaumlhnt ste-hen jedoch thematisch an keiner Stelle im Fokus In dem fehlenden Bezug zumkoumlniglichen Herrschaftssystem sind noch die Siloah-Inschrift in Jerusalem und die

56 Franken 1976 8 und 1357 Vgl noch Franken 1991 mit der Behauptung bdquothat Deir ʻAlla is best explained as having been ndashprobably right through its long history ndash a sanctuary connected with tradeldquo (a a O 10) In demsel-ben Tagungsband formulieren dagegen Ibrahimvan der Kooij 1991 23 bdquoThe evidence from theroom of the plaster text does not indicate a cultic centre of the settlement but allows for the recon-struction of another kind of religious centre not yet archaeologically knownldquo Dazu auch van derKooij 1993 341 bdquoAlthough the plaster inscription and perhaps the stone suggest a religious con-text the building remains show no indications of cultic useldquo58 Franken 1976 1359 Vgl die eingehende Kritik bei WenningZenger 199160 Dies gilt auch fuumlr den Vorschlag von WenningZenger 1991 192f in dem Inschriftenraum bdquodassbquoVersammlungslokallsquo einer oumlrtlichen Prophetengemeinschaft zu sehenldquo nach Art der bdquoPropheten-gruppen die hinter 1Sam 1918ndash24 stehenldquo bzw entsprechend den bdquoProphetenjuumlngernldquo um ElischaDergleichen hatte zwar davor bereits A Lemaire vorgeschlagen (siehe die folgende FN) es ist je-doch schon aufgrund der beiden DAPT-Texte (nach Inhalt und Genre) auszuschlieszligen

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36 Erhard Blum

oben erwaumlhnte phoumlnizische Wandinschrift aus Kuntillet ʻAǧrūd vergleichbar DieFrage draumlngt sich auf ob die ausgepraumlgte Praumldominanz koumlniglicher Autoren in er-haltenen oumlffentlichen nordwestsemitischen Inschriften in gewissem Maszlige eine sbquoop-tischelsquo Taumluschung darstellen koumlnnte wiederum bedingt durch das vorrangig ver-wendete regale Medium (Stein)

32 sbquoSchulelsquo als institutioneller KontextIm Ruumlckblick kann es erstaunen dass die von Andreacute Lemaire recht fruumlh vorgetrage-ne Erklaumlrung des Raumes auf Tell Deir ʻAlla als bdquoeine Art sbquoSchulelsquoldquo61 kaum Gefolg-schaft gefunden hat62 Dabei deutet der Gesamtbefund geradezu zwingend in dieseRichtung insbesondere unter Einbeziehung der inzwischen weitergefuumlhrten bzwkorrigierten Textrekonstruktionena) Die Funktionalitaumlt des Raumes Die Texte waren nach der uumlberzeugenden Re-

konstruktion van der Kooijs (Abb 3)63 in einer Kolumne an der schmalen West-wand des Raums (30 times 43 m) angebracht die Kolumne begann auf einer Houmlhevon wenigstens 15 m und endete ca 50 cm uumlber dem Fuszligboden Links davonwar der Verputz zudem fuumlr eine weitere (nicht ausgefuumlhrte) Kolumne vorberei-tet wie aus der noch erkennbaren Weiterfuumlhrung des oberen roten Rahmensvon Kombination A nach links zu erkennen ist (s o S 25 Abb 1) sowie ausweiteren Putz-Fragmenten die nicht nur einen entsprechenden waagrechtenStrich in roter Tinte (daruumlber eine bdquoSphinxldquo-Zeichnung) aufweisen64 sondernauch zusammen mit dem Anfang von Kombination A aufgefunden wurden65

Vor der langen suumldlichen und der schmalen oumlstlichen Wand verlief nach denAusgraumlbern eine Bank66 Mit anderen Worten die Konstellation deutet darauf-hin dass die verputzte Wand als eine Art Tafel diente Sollten angeschriebeneTexte durch andere ersetzt werden war im Uumlbrigen mit Tuumlnche leicht tabularasa hergestellt

b) Der Charakter der Texte Signifikant sind die Vielfalt und die insgesamt weis-heitliche Praumlgung der Texte Hinsichtlich der Genres stehen eine Narration (AZeilen 1ndash7) eine auflistende Darstellung (A Zeilen 8ndash18) und ein diskursiverDialog (B) nebeneinander Inhaltlich muumlndet die Prophetenerzaumlhlung mit der

61 Lemaire 1991 54 wenn auch zunaumlchst mit dem Gedanken an bdquoune sorte drsquoeacutecole sbquoprophetiquelsquoldquounter Verweis auf 2Koumln 61f (Lemaire 1985 322)62 Eine Ausnahme bildet die Anknuumlpfung an Lemaire in dem grundlegenden Werk von Carr 2005161 Ansonsten mag die Uumlberlegung aufgrund der allzu groszligzuumlgigen Identifikation von Schulen inLemaire 1981 zuruumlckhaltend aufgenommen worden sein vgl die eingehende Kritik in Haran 198863 Van der Kooij 1991 241 Fig 164 Hoftijzervan der Kooij 1976 Plate 15 van der Kooij 1991 243 Fig 265 Van der Kooij 1991 240ndash24466 Fuumlr eine abweichende Deutung vgl WenningZenger 1991 190

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 37

Abb 3 Raum EE335 in Tell Deir ʻAlla copy G van der Kooij

Schilderung des Goumltterrates in die Thematik des mundus inversus die hier auchim Einzelnen mit weisheitlichen Elementen ausgefuumlhrt ist67 Das (mutmaszligli-che) Lehrer-Schuumller-Gespraumlch wiederum formuliert klassisch weisheitliche Re-flexionen uumlber elementare Sinnfragen und eine gelingende LebensfuumlhrungWas diese verschiedenartigen Texte verbindet ist eine didaktisch-paraumlnetischeAusrichtung die zudem sogleich in der Uumlberschrift von Text A angezeigtwird68 Damit ist denn auch die (komplexe) Pragmatik angezeigt aus der he-raus die Zusammenstellung als ganze schluumlssig gedeutet werden kann

Dem inhaltlichen Profil der Texte korrespondiert formal ihre anspruchsvol-le sprachlich-stilistische Gestaltung Deren Komplexitaumlt zeigt daruumlber hinausdeutlich dass sie literarisch konzipiert wurden Ohne das Medium der Schriftwaumlre etwa die narrative Poetizitaumlt in Text A kaum moumlglich Diese literarischeGestaltung findet sodann eine Entsprechung in dem aufwendigen Layout (mit

67 Dazu gehoumlren die Demonstration naturkundlicher Kenntnisse (V 10ff) die Identifikation mitdem Weisen (V 16b) und mit der sozialen Elite (V 16ndash18) oder die Motive von Belehrung (mwsr)und Planen (ḥšb) in V 151968 S o S 29

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38 Erhard Blum

Rahmenbildung Rubra etc) das vermutlich aumlgyptisch inspirierte Design-Kon-ventionen literarischer Papyri abbildete Sollte sich die oben skizzierte Mutma-szligung69 zu dem rot-weiszligen Band im unteren Rahmen von Text A als Aufnahmeeiner Hieroglyphenform fuumlr die geschnuumlrte Papyrusrolle bestaumltigen boumlte dasLayout daruumlber hinaus eine klare ikonische Referenz auf Schreiberwesen undSchriftkultur

Schlieszliglich Das Niveau und der bdquoBildungscharakterldquo der Texte sowie derbei ihrer Wandanbringung getriebene Aufwand entheben uumlber jeden Zweifeldass hier nicht an eine elementare Schreibschule zu denken ist sondern viel-mehr an eine fortgeschrittene professionelle Schreiberausbildung (bdquoMeister-klasseldquo)

c) Die institutionelle Selbstreferenzialitaumlt von Text B Wie vor allem der weisheitli-che Dialog zu erkennen gibt ging diese Schreiberausbildung zugleich mit ei-nem sbquogehobenen Bildungsanspruchlsquo einher Dabei spiegelt bereits die Ge-spraumlchskonstellation der textinternen Figuren die Bildungsinstitution sbquoSchulelsquoDaruumlber hinaus kommt repraumlsentiert durch die Dialogpartner geradezu derStand professioneller Schreiber in den Blick ihre Stellung im Umkreis des Kouml-nigs (Z 9 bdquoBeraumlt sich denn nicht mir dir oder holt sich nicht [bei dir] einenRatschlag der Thronendeldquo) und ihre gesellschaftlichen Leitungsaufgaben beider Rechtsprechung und im gewandten (politischen) Auftreten (Z 17c [Ru-brum] bdquoDir obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redeldquo) Werden denStudenten der Schreiberschule damit verlockende Perspektiven ihres Wegesvor Augen gestellt so spricht der Anfang des zentralen Rubrumverses (Z 17ab)den einen Dialogpartner ausdruumlcklich auf seine Kompetenzen in der Schreib-kunst70 und im Unterricht71 an wobei letzterer insbesondere auch im Auswen-diglernen durch die Schuumller bestand72

DAPT B Z 17 a) Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunstb) (darauf) anzuleiten73 den der auswendig repetiert

69 S o S 2670 Die genaue Entsprechung des aramaumlischen Ausdrucks ydʻ spr zu dem in Jes 2911f belegtenalthebraumlischen Idiom wurde uumlberraschenderweise zumeist uumlbersehen71 An die Moumlglichkeit dass die Kombination mit dem Idealbild eines Lehrers abschloss (s o S 33)sei ebenfalls erinnert72 Vgl dazu die erhellende Erklaumlrung des Ausdrucks bdquoSchuumllerzungeldquo in Jes 514 durch Weippert1989 111f bdquoUm dies verstehen zu koumlnnen muszlig man die orientalische Unterrichtsmethode kennendie uns bereits aus der Spaumltantike bekannt ist die man aber auch heute noch in arabischen undorthodox-juumldischen Elementarschulen erleben kann Der Stoff wird vom Lehrer vor- vom Schuumllernachgesprochenldquo Umfassend zur Bedeutung des Memorierens im altorientalisch-antiken Schulwe-sen orientiert Carr 200573 Die Ableitung des Ausdrucks von der aramaumlischen Wurzel dbr (anders noch Blum 2008c z St)findet sich auch bei Lipiński 1994 155 (vgl auch ders 1998 508) allerdings verbunden mit eineransonsten deutlich anderen Lesung bdquoto call the scribe who leads away sbquoThe curse is on the tonguefor you a judgement and a chastisementlsquoldquo (a a O 143)

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 39

Koumlnnte ein Text sich in seiner Pragmatik deutlicher fuumlr eine fortgeschritteneSchreiberausbildung anbieten als Kombination B in Tell Deir ʻAlla

d) External evidence eine Griechischschule aus roumlmischer Zeit In Amheida demantiken Trimithis einer Stadt in der aumlgyptischen Oase Dakhla legten Grabun-gen der Columbia University New York in den Jahren 2004ndash2007 einen Gebaumlu-dekomplex frei in dem erstmals antike Schulraumlume archaumlologisch nachgewie-sen werden konnten74 Die Schule bestand in der ersten Haumllfte des 4 Jahrhun-derts n Chr und umfasste drei sbquoKlassenraumlumelsquo (19 times 95 m) Der bestkonser-vierte Raum (68 times 26 m)75 ist in einer Wandhoumlhe bis 220 m erhalten In derAntike waren die Waumlnde rundum weiszlig verputzt Vor einer der (langen) Waumlndestand eine gemauerte Bank Gegenuumlber an der Ostwand ist der Verputz uumlbermehrere Meter groszligenteils erhalten geblieben mit in roter Tinte geschriebenenSchultexten angeordnet in fuumlnf Kolumnen (zusammen 32 m breit maximal09 m hoch) Offenbar gab es in der abgelegenen Polis einen rhetorisch ge-schulten Lehrer der in der Lage war fuumlr seine fortgeschrittenen Schuumller Epi-gramme in elegischen Distichen zu schreiben und darin deren Schulsituationappellativ aufzunehmen76 In einem der zuletzt freigelegten Raumlume (R19) fan-den sich an der Westwand oberhalb der Bank zwei literarische Texte (ebenfallsin roter Tinte) Verse aus der Odyssee (IV 221ndash223) und ein Prosatext mutmaszlig-lich die Bearbeitung einer Erzaumlhlung die aus Plutarch bekannt ist

While the dipinto in room 15 seems to refer to the level of education taught by the rhetorliterary instruction went on in this room either at the hands of the same teacher or by someoneelse who taught at the level of the grammarian77

Alles in allem ist unuumlbersehbar mit der Nutzung verputzter Waumlnde als sbquoTafelnlsquo(und mit Wandbaumlnken) weisen die Schulraumlume in Trimithis exakt die gleiche ele-mentare Funktionalitaumlt auf wie der Raum in Tell Deir ʻAlla

74 Cribiore u a 2008 DavoliCribiore 2010 Den Hinweis auf die Amheida-Grabungen verdankeich Herrn Florian Lippke (TuumlbingenFribourg)75 Siehe Figs 7 und 9 in Cribiore u a 2008 174 17676 Siehe Color Fig 12 in Cribiore u a 2008 181 In der ersten Kolumne heiszligt es beispielsweise(nach Cribiore a a O 183)

αλλα θεὸς νεύσειεν επ ευχωλῆισιν εμεῖο [[hellip]] π[αντ]ας μουσάων έργα μελιχρὰ μαθεῖν συν πάση-σ Χαρίτεσσι και Ερμῆι Μαιάδος υἱεῖ ρητορικῆς σοφίης άκρον ἑλόντα[σ] ὅλον παῖδες εμοι θαρσεῖτε μέγας θεὸς ʽΰμμιν οπάσσει παντοίης αρετῆς καλὸν έχειν στέφανονhellip doch moumlge Gott meinen Gebeten geneigt sein dass ihr all die suumlszligen Werke der Musen erlerntindem ihr mit allen Grazien und mit Hermes dem Sohn d Maia den Gipfel der rhetorischenKunst ganz erobertMeine Knaben seid guten Mutes Der groszlige Gott wird euch gewaumlhren den schoumlnen Kranz man-nigfacher Tugend zu tragen

77 Cribiore (Davoli) 2013 7 (Hervorhebung im Original)

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40 Erhard Blum

Die Funktion der Baumlnke und des Verputzes in den bdquoSchulraumlumenldquo sind dabei nicht unbedingtnach dem Muster neuzeitlicher Schulen zu denken Waren die Ausgraumlberinnen in Trimithiszunaumlchst schlicht davon ausgegangen dass die bdquoBaumlnkeldquo von den Schuumllern als Sitzplaumltze ge-nutzt wurden78 so suggerieren inzwischen schon die Positionierungen der Inschriften ein viel-faumlltigeres Bild bdquoAs in room 15 the new rooms (R19 and 23) have a series of benches for stu-dents along the walls The students of R15 could sit on the benches to view the epigrams orstand on them to be able to write on the whitewashed wall behind those In the same waystudents in room 19 had to stand up on the benches there to write on the part of the wall thatwas plastered with white gypsum above a board painted in purpleldquo79 Dem korrespondierendie vielfaumlltigen Proportionen der Texte Waren die Uumlbungsepigramme in der Schriftgroumlszlige wohlso ausgelegt dass sie von den gegenuumlberliegenden Baumlnken aus lesbar blieben waren die lite-rarischen Textabschnitte wesentlich kleiner gehalten 14 times 3 cm mit einer Buchstabenhoumlhe von06 cm bzw erhaltene 64 times 16 cm mit durchschnittlich 1 cm hohen Zeichen und dies in einerbetraumlchtlichen Houmlhe an der Wand80 Die Schriftgroumlszlige der Wandtexte in Sukkot ist am ehestender des zuletzt genannten sbquoPlutarchlsquo-Textes vergleichbar Zwar waren die DAPT (im Vergleichmit Trimithis) fuumlr Leser wesentlich leichter zugaumlnglich von der gegenuumlber liegenden Bankkonnten aber ihre Buchstaben kaum mehr identifiziert werden Von daher wird man auch inTell Deir ʻAlla eher mit einer multifunktionalen Nutzung von Waumlnden und Baumlnken zu rechnenhaben Die Wandflaumlchen konnten Lehrern und Schuumllern dienen die Baumlnke den Studenten alsSitzbaumlnke fuumlr die Unterrichtsphasen von Vorsprechen Repetieren Memorieren etc81 wie auchfuumlr eigene Schreibuumlbungen oder Aumlhnliches mehr

Zwischen der Einrichtung und Nutzung der beiden Schulen liegen zwar mehr als1000 Jahre dennoch wird man nicht von einer rein zufaumllligen Entsprechung ausge-hen koumlnnen Entweder haben wir hier gluumlcklich erhaltene Belege fuumlr eine nachhal-tige kulturelle Kontinuitaumlt im ostmediterranen Raum oder es handelt sich um einein verschiedenen Kontexten sich aufdraumlngende funktionale Loumlsung fuumlr die gleichenkommunikativen Erfordernisse Beide Optionen liegen naumlher besehen freilich nichtweit auseinander nach beiden bietet der Fund in AmheidaTrimithis eine mehroder weniger direkte Bestaumltigung der Schulhypothese fuumlr Tell Deir ʻAlla

33 Traumlger und Zielsetzung der aramaumlischen Schule zu Sukkot(Tell Deir ʻAlla)

Es bleibt gleichwohl die Frage von wem fuumlr wen und wozu ein solcher Schulraumgerade in Sukkot eingerichtet wurde das nach Auskunft der Archaumlologen um 800v Chr ein kleines Dorf darstellte und das am Rande des damaligen aramaumlischen

78 DavoliCribiore 2010 77 bdquohellip tutte [scil 3 Schulraumlume] caratterizzate dalla presenza di panchein muratura utilizzate dagli studenti come sedilildquo79 Cribiore (Davoli) 2013 780 Cribiore (Davoli) 2013 7 bzw 9 mit Figs 9 + 10 auf S 10 Nach CribioreDavoli 2013 5 befandensich die Texte ca 28 m () uumlber dem Fuszligboden81 Vgl wieder die Charakterisierungen bdquoorientalischerldquo Schulen in der oben auf S 38 FN 72 ge-nannten Literatur

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 41

Herrschaftsbereichs lag Kultur und innere Geschichte des Koumlnigreichs Damaskusin dieser Zeit sind weitgehend unbekannt Deshalb koumlnnen wir nur von den Befun-den in Tell Deir ʻAlla (und einigen Nachrichten im Alten Testament bzw in derHasael-Inschrift von Tel Dan) ausgehen

Deutlich duumlrfte immerhin sein dass eine solche (Hoch-)Schule fuumlr professio-nelle aramaumlische Schreiber in dieser Region mit einer privaten Initiative bzw einemfamiliaumlren Kontext nicht zureichend zu erklaumlren waumlre Von daher wird man ihreEinrichtung und Unterhaltung letztlich auf die damaszenische Zentralgewalt zu-ruumlckfuumlhren muumlssen Der maicirctre-scribe (Lemaire) der die umfangreichen Texte ineiner eleganten Kursive auf die Wand uumlbertragen hat mag dafuumlr aus Damaskusabgestellt worden sein Politisch laumlsst sich an der Einrichtung jedenfalls ablesendass Hasael bzw Birhadad II von Damaskus sich nicht mit der militaumlrischen Erobe-rung des Ostjordanlandes begnuumlgte(n) sondern dort gewissermaszligen in eine eigeneInfrastruktur investierte(n) Konkret kommen dabei zwei Optionen infrage Mankoumlnnte an eine Ausbildung von eigenem damaszenischem Verwaltungspersonal(bdquoim houmlheren Dienstldquo) denken Dies ist moumlglich aber eher unwahrscheinlich weildafuumlr eine Schulung in Damaskus bzw im aramaumlischen Kernland naumlher gelegenhaumltte Als Alternative bleibt die Ausbildung von Angehoumlrigen der lokalen israeli-tisch-gileaditischen Elite im Sinne der aramaumlischen Herrschaft bzw deren Verwal-tung In diesem Falle gehoumlrte der Schulbetrieb in Sukkot zu dem Versuch einerAkkulturation der israelitischen Bevoumllkerung82 (was auf nachhaltige imperiale Zie-le in Damaskus hindeutete) Fuumlr eine solche Konstellation spricht auch die Lagedes Ortes tief in Gilead (von Damaskus her gesehen) zugleich aber ausgesprochenverkehrsguumlnstig Schlieszliglich mag der kleine doumlrfliche Charakter fuumlr die Unterneh-mung eher als Vorteil gegolten haben83

Wie auch immer es sich im Einzelnen verhalten haben mag werden doch zweiweitere Ruumlckschluumlsse nach Lage der Dinge nicht gewagt erscheinen a) Eine derar-tige Meisterklasse im eroberten Grenzgebiet ist nur vorstellbar wenn im Zentrumdas heiszligt im Umkreis des damaszenischen Hofes bzw Haupttempels entsprechen-de Strukturen bereits etabliert waren84 b) Die beiden hochliterarischen Texte wur-den nicht fuumlr Sukkot formuliert sondern duumlrften ihren primaumlren Ort in Damaskusselbst oder in einem anderen Verwaltungszentrum gehabt haben (eventuell ver-bunden mit einer Rezeption internationaler Traditionen) Diese Schriftkultur miteinem entsprechenden Schulbetrieb wird weit in das 9 Jahrhundert v Chr zuruumlck-gereicht haben eventuell auch daruumlber hinaus

82 Moumlglicherweise war auch in dieser Hinsicht der Ruumlckgriff auf den Bilʻam-Text durchaus ab-sichtsvoll83 Die Lage in der Naumlhe des Jordans das heiszligt nahe am Herrschaftsgebiet des Koumlnigsreichs Israelkoumlnnte gegenuumlber der lokalen Bevoumllkerung zusaumltzlich auch als politisches Signal hinsichtlich desaramaumlischen Herrschaftsanspruchs (mit) gedacht worden sein84 Mit zugegeben plakativer Uumlberzeichnung mag man Tell Deir ʻAlla geradezu als Beleg fuumlr einsbquostaatliches Hochschulwesenlsquo im Koumlnigreich Damaskus betrachten

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42 Erhard Blum

34 Konsequenzen fuumlr Schriftkultur und Schulwesenin den Koumlnigreichen Israel und Juda

Aufgrund der raumlumlichen und zeitlichen Nachbarschaft sowie der strukturellen Ver-gleichbarkeit suumldlevantinischer Territorialstaaten sind in Israel und Juda keine grund-legend anderen Verhaumlltnisse anzunehmen Allenfalls koumlnnte man fuumlr IsraelJuda mitBlick auf das fruumlhe davidisch-salomonische Koumlnigtum im 10 Jahrhundert v Chr unddessen (auf die nordisraelitischen Staumlmme beschraumlnkte) Vorgeschichte mit Koumlnig Saulim 11 Jahrhundert mit einem gewissen Entwicklungsvorsprung gegenuumlber Aram-Da-maskus zu rechnen haben85 Dafuumlr mag auch sprechen dass die Herausbildung einerspezifischen bdquoNationalschriftldquo aus der phoumlnizischen Standardschrift nach gegenwaumlr-tigem Kenntnisstand () zuerst im hebraumlischen Sprachraum einsetzte86

Gestuumltzt wird diese Einschaumltzung durch fruumlhe Textuumlberlieferungen die dia-chron den Grundstock des alttestamentlichen Kanons bilden Dazu gehoumlren nebeneinzelnen Texten aus dem 10 Jahrhundert v Chr87 insbesondere zentrale Uumlber-lieferungen seit dem Anfang des 9 Jahrhunderts darunter die in Jerusalem undSamaria getrennt aber mit einer synchronistisch verschraumlnkten Chronologie derjeweiligen Koumlnige gefuumlhrten Annalen die in Auszuumlgen das Grundgeruumlst der bib-lischen bdquoKoumlnigebuumlcherldquo bilden In die fruumlhe Koumlnigszeit verweisen aber auch Bei-spiele einer hochentwickelten althebraumlischen Erzaumlhlkunst in Uumlberlieferungen zuJakob Saul und David die ohne eine anspruchsvolle Schreiberschulung im Um-kreis der Houmlfe bzw der Haupttempel nicht denkbar waumlren Mehr noch die soge-nannte bdquoThronfolgegeschichte Davidsldquo in 2Sam 9ndash20 1Koumln 1ndash2 (um 900 v Chr)88neben der Josephgeschichte der Genesis die wohl subtilste Groszligerzaumlhlung der Bi-bel verbindet einen realistisch-skeptischen Blick auf die Ambivalenzen des Wol-lens und Handelns der Akteure mit einer ndash narrativ artikulierten ndash Reflexion desPotentials und der Grenzen menschlicher Weisheit Ihre pragmatischen Pointenzeigen daruumlber hinaus an dass das ganze Werk fuumlr den Kontext der Prinzen- undElite-Erziehung am Hof in Jerusalem ausgearbeitet wurde

Hinsichtlich ihres literarischen Profils wie auch ihrer grundlegenden Pragma-tik sind demnach zwischen den israelitischen Erzaumlhlwerken und den damaszeni-

85 Aufgrund der Quellenlage ist das Koumlnigtum von Damaskus fuumlr das 10 Jahrhundert v Chr bis-lang nicht so recht greifbar Innerhalb der David-Uumlberlieferungen sind (neben Aram-Zoba) in unter-schiedlicher Weise kleinere aramaumlische Koumlnigtuumlmer zwischen Israel und Damaskus (Tob GeschurMaʻacha Beth Rechob) praumlsent Die Notiz von 1Koumln 1123ndash25 im Zusammenhang mit Salomo scheintfuumlr dessen Zeit die Installation eines Koumlnigtums in Damaskus anzusetzen Zu damit verbundenenFragen vgl Pitard 1987 95ff 99ff Lipiński 2000 367ff86 So im Anschluss an J Naveh auch FinkelsteinSass 2013 (freilich nicht hinsichtlich der Rolledes Phoumlnizischen) Allerdings sollte auch diese verbreitete Annahme im Licht der DAPT (die ebdleider unberuumlcksichtigt bleiben) kritisch gepruumlft werden87 Vgl Carr 2005 163f Schon in das 11 Jahrhundert v Chr duumlrfte aufgrund seiner Sprache undPragmatik das epische Siegeslied der Debora in Ri 5 gehoumlren vgl vorlaumlufig Weippert 1990 454fKnauf 200588 Vgl Blum 2010

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 43

schen Kompositionen des (wahrscheinlich) fruumlhen 9 Jahrhunderts v Chr keine we-sentlichen Unterschiede auszumachen Sie haben hohe literarische Qualitaumltensind aber gleichwohl keine fiktionale Literatur im neuzeitlichen Sinne Die fuumlr un-sere belles lettres selbstverstaumlndliche Kategorie der Fiktionalitaumlt gab es vielmehrnoch gar nicht auch nicht avant la lettre wie man sie bereits in Aristotelesʼ Poetikhat89 Es handelt sich bei der genannten Literatur um sbquoMitteilungstextelsquo mit Wahr-heitsanspruch Gleichwohl koumlnnen sie durchaus absichtsvoll mit hochgradig poeti-schen Gestaltungsmitteln arbeiten Poetizitaumlt ist in diesen Kulturen aber noch nichtan Fiktionalitaumlt gebunden ndash ebenso wenig wie ihr Wirklichkeitsverstaumlndnis undihr Wahrheitsanspruch etwas mit historischem Denken zu tun haumltten90 Mit ihrerWirk- und Mitteilungsintention sind sie haumlufig auf konkrete pragmatische Rezepti-onskonstellationen bezogen wie alle sbquopoetischenlsquo Werke gehen sie darin aber nichtauf sondern bieten Anhaltspunkte fuumlr Rezeptionen welche die Primaumlrintentionender Autoren hinter sich lassen Sie moumlgen funktional als Unterrichtstexte imSchul-bdquoHochschulldquo-Kontext gebraucht worden sein doch auch in diesem Rahmenwaren sie zugleich mehr Angemessen waumlre wohl die Rede von bdquoBildungsliteraturldquo

Nachbemerkung Nimmt man solche Textzeugnisse der fruumlhkoumlniglichen Zeit mitdem Umstand zusammen dass die bislang einzige raumlumlich belegbare Schule (mithochkaraumltigem Unterrichtsmaterial) ausgerechnet in der aumluszligersten Provinz gefun-den wurde erscheint es durchaus fraglich ob der Schreiberunterricht und damitdie literarische Bildung in Aram bzw in IsraelJuda tatsaumlchlich auf die koumlniglichenZentren beschraumlnkt und so kleinraumlumig angelegt sein mussten wie man in dergegenwaumlrtigen Forschung vielfach glauben will91

89 Poetik [9] 1451b Zur bdquoEntdeckungldquo der Fiktionalitaumlt bei den Griechen siehe grundlegend Roumlsler1980 und 1983 des weiteren Finkelberg 1998 Fuumlr die schlechthin elementare Distinktion zwischensemantisch definierter Fiktivitaumlt und textpragmatisch zu definierender Fiktionalitaumlt vgl Gabriel1975 Assmann 1980 Keller 198090 Fuumlr entsprechende kulturvergleichende Profilierungen vgl Cancik 2005 und Blum 2005 65ndash86Vgl a a O 79 FN 55 auch fuumlr die Unterscheidung zwischen einer (transparenten) Fiktionalitaumlt bdquoers-ten Gradesldquo (in Maumlrchen Fabeln etc) wie sie auch in traditionalen Erzaumlhlkulturen gelaumlufig istund der Fiktionalitaumlt bdquozweiten Gradesldquo (in Roman Drama etc) fuumlr die sich die Imitation und Fiktio-nalisierung wirklichkeitsabbildender Darstellung als konstitutiv erweist91 Damit soll nicht einer verbreiteten Literalitaumlt in diesen Gesellschaften das Wort geredet werdenIm Gegenteil es geht darum zwischen der Verbreitung eines funktionellen Schriftgebrauchs imAlltag wie er sich in Ostraka etc spiegelt und der Ausbildung einer professionellen Schreiberkul-tur in verschiedenen Bereichen der bdquoEliteldquo zu unterscheiden Fuumlr Letztere ergeben die archaumlologi-schen Befunde aus den eingangs genannten Gruumlnden kein repraumlsentatives Bild eine Regel diedurch die Ausnahmen (Siloah-Inschr DAPT Kuntillet ʻAǧrūd) nur bestaumltigt wird Fuumlr eine umsich-tige Diskussion der Problematik vgl besonders Carr 2005 Part I chap 6 ndash Unter deutlich anderenVoraussetzungen ging im Uumlbrigen auch der Befund in der Oase Dakhla uumlber das hinaus was manhistorisch erwarten mochte wie die Schlussbemerkung von R Cribiore in CribioreDavola 2013 14zu erkennen gibt bdquoAll together the house in Amheida and the school adjacent to it are wondroustestimonies of how paideia was alive and well in Egypt and not only in the Nile Valleyldquo

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

44 Erhard Blum

4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 51

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 25

Abb 1 Kombination A copy E Blum

die in der Editio princeps als bdquoCombination ildquo zusammengestellten Fragmente um-fasst sowie alle Fragmente der Kombinationen iii (mit roter Tinte) und v dazu ein-zelne Elemente aus den Kombinationen vii viii xii und xv Abb 1 zeigt daruumlberhinaus eine weitgehend noch tentative Integration der Kombinationen iv und vi indas untere Drittel des Textes19

Des Weiteren veranschaulicht Abb 1 die Zuschreibung der Fragmente xiii(b)ndash(e) zu einer Rahmung die Kombination A nach unten begrenzte Zwar bleibt die(relative) Anordnung dieser Einzelfragmente im Detail tentativ doch lassen sichfuumlr ihre grundsaumltzliche Positionierung an dieser Stelle gute Gruumlnde anfuumlhren

So kommt fuumlr die Fragmente xiii(b) und (d) die oben Schriftzeichen(reste) und darunter roteornamentale Elemente aufweisen nur eine Position bei der letzten Schriftzeile von Kombinati-

19 Sie sind in der hier wiedergegebenen Uumlbersetzung (Abschnitt 41) nicht aufgenommen

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26 Erhard Blum

on A infrage Aber auch fuumlr das rot-schwarze Band mit Zickzack-Muster auf den beiden Ele-menten von xiii(c) duumlrfte es zu einer entsprechenden Positionierung keine Alternative gebenebenso fuumlr xiii(e) mit der kraumlftigen schwarzen Linie20 Hinsichtlich der Anordnung dieser Frag-mente zeigt die auf Abb 1 praumlsentierte Konstellation hingegen nur eine von mehreren Moumlglich-keiten

Unter den Zeichnungen auf den Fragmenten xiii bleibt insbesondere die im Ansatznoch erkennbare gerundete Struktur in Rot raumltselhaft21 Die Reste eines rot-schwar-zen Bandes erinnern immerhin an aumlgyptische Darstellungen einer geschnuumlrtenSchriftrolle womit die schon laumlnger beobachteten Affinitaumlten des Layouts der bei-den Deir lsquoAlla-Texte zur aumlgyptischen Schreibertradition22 durch eine weitere Facetteergaumlnzt wuumlrden Uumlber die ornamentale Funktion hinaus waumlre in diesem Falle soetwas wie eine ikonische Referenz auf die in der Inschrift repraumlsentierte Taumltigkeitder Schreiber gegeben23

Wie auch immer die graphischen Elemente zu interpretieren sind der untereRahmen von Text A hat mancherlei Konsequenzen fuumlr das Verstaumlndnis des Ensem-bles der Inschriften So wird Kombination A damit schon formal als eigenstaumlndigeGroumlszlige markiert Inhaltliche Extrapolationen von Text A auf B oder umgekehrt wiesie lange in der Forschung selbstverstaumlndlich waren beduumlrften von daher guterBegruumlndungen Zugleich aber unterstuumltzt die untere Rahmung von A die Annahmedass Kombination A und B in einer Kolumne untereinander standen24 In diesemFalle lag es nahe Text A deutlich gegenuumlber dem Folgenden abzugrenzen25 waumlh-rend Text B schlicht mit der letzten Schriftzeile enden konnte

Bei der hier zugrunde gelegten Rekonstruktion von Kombination A mit 18 Zei-len26 zeigen sich daruumlber hinaus bemerkenswerte Symmetrien des Layouts In

20 Die obere waagrechte Begrenzung ebenso wie die am linken Rand von Text A und B (Fragmenteviii[a]ndash[c] xii[a]) bestanden aus einem mehr oder weniger breiten roten Strich Auf der rechtenSeite von A wie B gab es keine Randmarkierung auch nicht am unteren Rand von B wo der (unbe-schriebene) Verputz noch uumlber mehr als 12 cm Houmlhe erhalten ist vgl Hoftijzervan der Kooij 1976Plate 3121 Ist etwa an eine Darstellung der Sonnenscheibe (als Referenz auf die in der Erzaumlhlung zentraleSonnengottheit) zu denken22 Lemaire 1986 89 Weippert 1991 176f (= 1997 185)23 Bis hin zu einem Bezug zu der Papyrusrolle die vermutlich als Vorlage fuumlr die Uumlbertragung aufdie Wand diente (s u S 29) vgl auch Millard 1978 24f sowie Lemaire 1991 43 mit dem Hinweisauf korrespondierende Zeilenlaumlngen in bekannten aramaumlischen Papyri24 Vgl dazu des Weiteren die Argumente bei van der Kooij 1991 241f und zur Anschauung diebdquoschematic reconstructionldquo des Raumes ebd Fig 1 (s u S 37 Abb 3) die graphische Abgrenzungvon A und B ist darin noch nicht im Blick25 Zusaumltzlich zu den ornamental-ikonischen Elementen die vermutlich nicht uumlber die ganze Ko-lumnenbreite gingen koumlnnte dafuumlr ein durchgehender Strich gedient haben vgl die kraumlftigeschwarze Linie auf Fragment xiii(e)26 Bei ihrer Rekonstruktion hatte im Uumlbrigen die Orientierung an den Informationen der Editionzu den bdquocombinationsldquo den Vorrang Dementsprechend umfasst sie alle Fragmentgruppen die in

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 27

Kombination A reicht der Rubrum-Text der ersten Zeile von deren Anfang exakt biszur Mitte in der zweiten Zeile beginnt das Rubrum in der Mitte und reicht bis zumZeilenende Des Weiteren scheint das Schriftbild der Kombination daraufhin ange-legt zu sein relativ genau ein Quadrat darzustellen Mit dieser gewiss absichts-vollen aumlsthetischen Praumlsentation thematisiert der schriftliche Text gleichsam sichselbst in seiner visuell-medialen Gestalt

212 Textsorte(n) und DiachronieDie Kombination gliedert sich inhaltlich und sbquoformallsquo in zwei Hauptteile die inihrer Textsorte und ihrem Gestus unterschiedlicher kaum sein koumlnnten Sie beginntnach der rot geschriebenen Uumlberschrift (V 1) die das Ganze als bdquoSchrift (spr) vonBilʻam Sohn des Beʻorldquo ausweist mit einer Erzaumlhlung um diesen Seher Diesereicht bis V 9 bei dem sie gleichsam ohne bdquoGestaltschlieszligungldquo anhaumllt Mit V 10setzt stattdessen formal nicht abgehoben die Schilderung einer bdquoverkehrten Weltldquoein die am Ende den mehr als 15-fachen Umfang der Narration einnimmt DieErzaumlhlung von Bilʻam zeigt ihn sogleich in seiner besonderen Funktion als Mittlerzwischen Goumltter- und Menschenwelt Des Nachts kommen Goumltterboten [in einerVision] im Auftrag des Gottes El27 zu ihm und tragen ihm auf das was er in einer(vorausgegangenen) Schauung uumlber das bevorstehende Handeln der Goumltter erfah-ren hatte kundzutun Diese warnend draumlngende Goumltterrede ndash im Text durch Ru-brum hervorgehoben ndash mit der Aufforderung eine Schauung mitzuteilen welchedie LeserHoumlrer noch gar nicht kennen erzeugt eine spannungsvolle Leerstelle diedurch Bilʻams Reaktion am naumlchsten Morgen sein Weinen und Fasten nur nochverstaumlrkt wird Bilʻams VerwandtschaftVolk die daraufhin zu ihm kommen undnach dem Grund fuumlr sein Verhalten fragen werden insofern als Platzhalter derRezipienten in Szene gesetzt Auf dieser irdischen Buumlhne erzaumlhlt Bilʻam was sichauf der von ihm geschauten himmlischen Buumlhne abgespielt hat die Versammlungder šaddayin der hohengroszligen28 Goumltter Sie sind zu einem schicksalstraumlchtigenBeschluss zusammen gekommen in dem sie die Sonnengoumlttin aufforderten DuumlrreFinsternis und Schrecken uumlber die Erde zu bringen ndash wenn auch nicht fuumlr immerDieser Beschluss der Goumltter war der Grund fuumlr Bilʻams Weinen und Fasten gewesenDarauf hatten sich wohl auch die Goumltterboten in ihrer Botschaft fuumlr Bilʻam bezogenEr sollte die Menschen warnen Welche Folgen hatte diese Warnung Davon wirdnach den erhaltenen Fragmenten nichts mehr erzaumlhlt Stattdessen folgt eine breiteSchilderung der sbquoAdynatalsquo einer chaotischen Welt in der insbesondere die sozialenVerhaumlltnisse bei Tieren und Menschen auf den Kopf gestellt erscheinen

der Editio princeps aufgrund aumluszligerer Merkmale ausdruumlcklich dem ersten Text zugeordnet wurdenDie besonderen Proportionen von Text A kamen erst nachtraumlglich in den Blick27 Der Goumlttervater und Schoumlpfergott () El erweist sich hier aumlhnlich den Menschen zugeneigt wieder Gott EaEnki in den mesopotamischen Flutuumlberlieferungen28 Zu dieser (tentativen) Deutung der Bezeichnung šdyn s u S 44 FN 97 zu V 7b

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28 Erhard Blum

Den Anfang machen in gleichmaumlszligig gebauten Kola 4+1 Paare von Vogelarten wobei die schwauml-cheren die staumlrkeren provozieren bzw angreifen (V 10ab 11ab 12a) Die folgenden beiden Kola(V 12bc) leiten mit einer weiteren Steigerung der Absonderlichkeiten uumlber zur Welt der Land-tiere bei denen die Ordnungsgrenzen zwischen Haus- und Wildtieren ebenso aufgehoben er-scheinen wie die zwischen Tier und Mensch (V 13ndash15) Das Monokolon von der Erziehung(mwsr) von Hyaumlnen durch Schakalwelpen in V 15 bildet hierin gleichsam eine Fermate Daranschlieszligen sich drei Bikola (V 16ndash18) an mit drastischen Beispielen fuumlr den mundus inversusunter den Menschen die in eine Art Sinnspruch bzw in eine direkte Anrede an die Leser (V19ab) muumlnden29 Die weiteren nur noch phasenweise lesbaren Zeilen handeln von teilweisekatastrophischen Notlagen (V 20ndash24) Darauf folgen wieder Verse zur Aufhebung der Rangord-nung in der Tierwelt nun unter den Landtieren In den letzten beiden Zeilen sind kaum mehreinzelne Woumlrter zu identifizieren nichts deutet aber auf eine Wiederaufnahme der erzaumlhltenSzenerie von V 1ndash9 hin

Die Relation dieser gleichsam sbquoausuferndenlsquo diskursiven Weiterfuumlhrung ab V 10 zurvorausgehenden Bilʻam-Erzaumlhlung wird ndash abgesehen von dem einleitenden bdquoDennldquobzw bdquoJaFuumlrwahrldquo nicht expliziert Indizien wie das Fehlen einer narrativen Rede-einleitung und die alles in allem perfektivische Darstellung des mundus inversuslegen aber deren Deutung als sbquoRedelsquo des Autors nahe der sich mit diesen Ausfuumlh-rungen an die Leser richtet30 In diesem Falle ist die Darstellung der chaotischenVerhaumlltnisse als Begruumlndung fuumlr das zuvor erzaumlhlte Tun der Goumltter zu lesen docheben nicht auf der Ebene der Erzaumlhlhandlung sondern als deren erlaumluternde Kom-mentierung fuumlr die Leser Gleichwohl bleiben im Gesamtzusammenhang Inkohauml-renzen bestehen31 Nimmt man den harten Wechsel in der Textsorte ab V 10ffhinzu ebenso den Umstand dass die einleitende Bilʻam-Episode am Ende des um-fangreichen Diskurses vergessen erscheint so spricht in diachroner Perspektiveviel fuumlr einen Komposittext Mit anderen Worten man wird davon ausgehen duumlr-fen dass eine (zumindest mit ihrem Plot) tradierte Erzaumlhlung uumlber den GoumltterseherBillsquoam bar Belsquoor mit einer diskursiv-weisheitlichen Schilderung eines mundus in-versus fortgeschrieben wurde wobei der urspruumlngliche Schluss der Erzaumlhlung weg-fiel

Dieser recht profilierte diachrone Befund einer bdquoFortschreibungldquo von aumllteremMaterial bildet das klarste Indiz dafuumlr dass wir es hier mit sogenannter bdquoTradi-tionsliteraturldquo32 zu tun haben wie sie uns nicht zuletzt in der hebraumlischen Bibelentgegentritt Damit versteht sich des Weiteren von selbst dass die DAPT insge-samt nicht als singulaumlre Groumlszligen zu sehen sind sondern lediglich Repraumlsentanteneines umfassenderen Literaturbetriebs darstellen Letzteres steht freilich noch aus

29 Vgl die Deutungsoptionen unten auf S 45 FN 101 zu V 1930 Fuumlr eine Diskussion alternativer Optionen vgl Blum 2008a 92ndash9431 Beispielsweise fehlt in der Erzaumlhlung von Bilʻam jeder auch indirekte Hinweis auf das Bestehenchaotischer Verhaumlltnisse vgl im Einzelnen Blum 2008b 595f32 In Abgrenzung zu einer sbquoAutorenliteraturlsquo wie sie insbesondere aus dem griechisch-roumlmischenBereich bekannt ist

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 29

weiteren Gruumlnden auszliger Frage Dazu gehoumlren sowohl die Spannung zwischen demformalen und inhaltlichen Gestaltungsniveau der Texte und dem peripheren Fund-ort als auch der textkritische Befund in Text A Zeile 1 mit der nachtraumlglichen Kor-rektur einer aberratio oculi die auf die Benutzung einer schriftlichen Vorlageschlieszligen laumlsst33

Das markante Design von DAPT A mit seiner Visualisierung textlicher Ge-schlossenheit leitet schlieszliglich dazu an unbeschadet der skizzierten Inhomogeni-taumlt des Komposittextes nach seiner intendierten Gesamtausrichtung zu fragenTrotz der starken Wirkung der anfaumlnglichen Erzaumlhlung fuumlhrt diese Frage nicht aufeine prophetische Gattung34 sondern im weiteren Sinne auf eine weisheitlichePragmatik des Ganzen So weist die anschlieszligende Darstellung der verkehrtenWelt die am Ende auch quantitativ dominiert eine deutliche Affinitaumlt zu weisheit-lichen Anliegen auf35 Den Ausschlag gibt jedoch die Titulierung des Ganzen inV 1 als bdquoDie Lehren der Schrift von Billsquoam bar Belsquoor dem Goumltterseherldquo Mit derVoranstellung von bdquodie LehrenUnterweisungenWarnungen von hellipldquo36 passt dieserTitel weder zur Prophetenerzaumlhlung noch zur Schilderung des mundus inversus je-weils fuumlr sich genommen sehr wohl aber zur vorliegenden Verbindung beider37

wird darin doch die beschlossene Katastrophe mit dem alle Ordnungen verkehren-den Verhalten von Mensch und Tier begruumlndet38 Textpragmatisch impliziert dieserSkopus fuumlr den Leser den Appell derartige Stoumlrungen der sozialen Ordnung dieschlieszliglich in eine chaotische Welt muumlnden koumlnnen zu meiden und die guten Ver-haumlltnisse zu pflegen Wird der Gesamttext also in diesem Sinne paraumlnetisch rezi-piert bedarf er fuumlr seine Wirkintention auch nicht mehr notwendig einer Ruumlckkehrzur Bilʻam-Narration im Anschluss an die diskursiven Ausfuumlhrungen

33 S u S 44 FN 93 zu A 2a Da unbeschadet dieses Schreibfehlers die Gestaltungssymmetrie in Z1f erreicht wurde muss man davon ausgehen dass der Schreiber es verstand ad hoc einen Aus-gleich im Textbestand vorzunehmen34 Die von M Weippert vorgeschlagene Bestimmung als bdquoprophetisches Apophthegmaldquo (Weippert1991 164 177 [= 1997 174 186]) duumlrfte dagegen schon A 1ndash9 kaum treffen da hier kein (auchfuumlr sich verstaumlndliches) Logion des ProphetenSehers die Pointe bildet wie es nach der uumlblichenGattungsdefinition zu erwarten waumlre Auch hat die Erzaumlhlung dafuumlr zu viel Eigengewicht (vgl nurdie Gottesrede in V 3) Ganz und gar verschieben sich die Gewichte sodann mit V 10ff und mit derUumlberschrift35 Vgl dazu unten S 37 FN 6736 Die Komplettierung der Uumlberschrift durch ysry (Fragment iii[f]+[b] mit roter Tinte) geht aufPueumlch 1987 und Levine 2000 zuruumlck Im juumlngeren Aramaumlisch (CAL 2014 s v) und Hebraumlisch (Geseni-us 2013 471) bedeutet yissūr in erster Linie bdquoZuumlchtigung Leidenldquo Dem liegt jedoch eine semanti-sche Verschiebung innerhalb der gleichen Bedeutungsbreite zugrunde (von bdquoUnterweisung Lehreldquobis bdquoZuumlchtigungldquo) wie bei dem althebraumlischen mūsār vgl dazu Branson 1982 688ndash69737 Daruumlber hinaus liegt auch die Vermutung nahe dass ysry dem ansonsten vollstaumlndigen Titelerst im Zuge der oben diskutierten Fortschreibung vorangestellt wurde38 Bezeichnenderweise wird das Unheil durch die Sonnengottheit herbeigefuumlhrt die im Alten Ori-ent traditionell das Unrecht aufdeckt und ahndet

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213 Der aramaumlische Bilʻam-Text und das Alte TestamentDie spektakulaumlrste Beziehung zur hebraumlischen Bibel besteht in der sbquoIdentitaumltlsquo derHauptgestalt des Billsquoam Sohn des Beʻor mit einer im Pentateuch belegten Prophe-tengestalt (Nu 22ndash24 etc) Daruumlber hinaus betreffen die Uumlbereinstimmungen dieVerbindung Bilʻams einerseits mit Aram (Num 237 [Dtn 235]) und ndash in andererWeise ndash mit dem Ostjordanland (Num 22ndash24 bzw der Standort der Inschrift) sowieseine Charakterisierung als bdquoGoumltterseherldquo bzw als bdquoder die Vision Schaddajsschautldquo (Num 244 par 16) Andere in Anschlag gebrachte Parallelen39 duumlrften da-gegen gaumlngiger Idiomatik geschuldet sein

Hinsichtlich der substanzielleren Bezuumlge ist mit unterschiedlichen Moumlglichkeiten zu rechnenSo koumlnnte man mutmaszligen dass der Seher Billsquoam b Belsquoor bei Aramaumlern wie (Nord-)Israelitenals Gestalt der Tradition bekannt war und dass sein spr auch aus diesem Grund an der Wandin Sukkot angeschrieben wurde Moumlglicherweise gehoumlrt aber auch die israelitische Bilʻamperi-kope zu den Nachwirkungen der damaszenischen Akkulturierungsbemuumlhungen in Gilead (sie-he dazu unten Abschnitt 3) Mit Letzterem waumlre jedenfalls dann zu rechnen wenn die Redevom bdquoHoumlrenldquo der bdquoWorte Gottes (rsquoel)ldquo und vom bdquoSchauen der Vision des Erhabenen (šadday)ldquoin den parallelen Kola von Num 244 (vgl 2416) ein spaumltes (und transformiertes) Echo derErzaumlhlung von Els naumlchtlicher Botschaft an Bilʻam (A 2f) und danach der Vision der šdyn-Versammlung (A 7ndash9) darstellen sollte40

Weniger sensationell aber moumlglicherweise von groumlszligerer Bedeutung sind Ver-gleichsmoumlglichkeiten anderer Art Dazu gehoumlrt das Phaumlnomen einer Unheilspro-phetie noch dazu ohne einen Bezug auf einen Herrscher die hier erstmals imauszligerisraelitischen Kontext begegnet und dies Generationen vor dem aumlltesten isra-elitischen Schriftpropheten (Amos)41

Weitere Aspekte der Signifikanz der DAPT beruhen auf dem literarischen Cha-rakter dieser Texte und moumlgen von daher trivial erscheinen Sie sind es jedocheben deshalb nicht weil DAPT A und B wie eingangs notiert bislang die einzigenumfangreichen Vergleichstexte zur hebraumlischen Bibel im levantinischen Kontextdes 1 Jahrtausends v Chr darstellen die im engeren Sinne als bdquoliterarischldquo zu qua-lifizieren sind So belegen sie uumlbereinzelsprachliche idiomatische WendungenPhrasen42 die in diesem Sprachraum z T uumlber Jahrhunderte in Gebrauch wareneine Moumlglichkeit die in exegetischen Hypothesenbildungen methodisch nicht sel-

39 Vgl Num 229a20 mit A 2a oder Num 2213aα21aα mit A 4a und dazu Muumlller 1978 57f Weinfeld198182 141f40 Nach Delcor 1989 39 kannte der Autor der Bilʻamorakel in Numeri bdquosans doute des traditionssemblables agrave celles de lrsquoinscription de Deir ʻAllaldquo Der biblische Tradent habe diese freilich bewusstentmythisiert indem er die Mehrzahl der šaddayyim durch den einen šadday ersetzte41 Dazu eingehender Blum 2008a siehe auch die rasche Replik in Kratz 2008 118ndash120 (= 201194ndash96) die freilich wichtige Anstoumlszlige nicht aufnimmt42 Neben den Phrasen auf die oben in FN 39 referiert wird gehoumlren dazu die seit Laumlngerem gese-henen Parallelen zu A 7c in Ps 469 665 die Metaphorik in B 5(a) und Hi 816 oder die idiomatischeUumlbereinstimmung von B 17(a) mit Jes 2911 im Qere sowie V 12

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ten ausgeblendet bleibt43 Auch bietet Kombination A ein gewichtiges auszligerbibli-sches Beispiel fuumlr eine gesteigerte Prosa44 mitunter als bdquonarrative poetryldquo (Wol-ters) oder als bdquoKunstprosaldquo (H Weippert) bezeichnet wie sie gerade auch im AltenTestament verbreitet ist45 dort allerdings nicht immer erkannt und dann zum Ge-genstand redaktionsgeschichtlicher Scheidungen wird

22 Kombination B Ein weisheitlicher Dialoguumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung

221 Zum Layout des rekonstruierten TextesDie zweite Kombination (Abb 2) die erheblich umfangreicher war als Text A istbedauerlicherweise nur noch zu einem kleinen Teil lesbar Auch hier hat derSchreiber vermutlich eine symmetrische Gestaltung angestrebt Der Rubrumtext inZ 17 scheint bis zur Zeilenmitte gereicht zu haben und mochte auch vertikal dieMitte des Textes repraumlsentiert haben46 Jedenfalls war der linke Rand der Kolumnedurch einen senkrechten roten Strich (Fragmente xii[a] viii[a]ndash[c]) markiert even-tuell in direkter Weiterfuumlhrung des Rahmens von Text A

Die physische Rekonstruktion von Kombination B ist seit der Erstpublikationmit der Anordnung der groszligen Fragmente ii(a)ndash(g) in der Hauptsubstanz gesichertAuch die spaumltere Positionierung von x(a)ndash(d) ix(a) und xii(a) zwischen ii(b) (d)und (e) konnte sich auf Angaben der Erstherausgeber zur Fundsituation stuumltzen47

222 Gattung und ThematikDie Schwierigkeiten bei der Lesung des Textes beruhen nicht allein auf dem proble-matischen Erhaltungszustand sondern auch auf der Ambiguitaumlt einzelner Formu-lierungen Entsprechend disparat sind die sachlichen Deutungen die im Anschlussan die Erstedition vorgeschlagen wurden48 Den entscheidenden Schluumlssel fuumlr einangemessenes Gesamtverstaumlndnis bilden meines Erachtens die wiederholt auszu-machenden Rede-Elemente zum einen in diversen Fragen die in den Zeilen 5(a)

43 Vgl das Beispiel in Blum 2008a 106 FN 13044 Zu nennen sind hier die Tendenz zu kolometrischen Strukturen und Wiederholungen sowie dieBildung von Chiasmen und Inklusionen Sie finden sich besonders in dem diskursiven Teil ab Z 7Ende und in den direkten Reden aber auch in der Darstellung des Erzaumlhlers vgl dazu bes Wolters1991 sowie unten die Anmerkungen zur Uumlbersetzung45 Vgl bspw die Beitraumlge in de MoorWatson 1993 und zuletzt Blum 201246 Dafuumlr waumlre am Anfang ein Ausfall von fuumlnf Zeilen anzunehmen47 Fuumlr die Einzelfragen wie fuumlr die Gesamtdeutung ist auf Blum 2008c zu verweisen Kleinere aberwichtige Korrekturen der Rekonstruktion im Bereich von Fragment ix(a) sind sodann in Blum 2015470 notiert48 Blum 2008c 40

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Abb 2 Kombination B copy E Blum

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9 12(b) 13(d) begegnen wobei die erste offenbar in Z 16(cd) wieder aufgenommenwird zum anderen in wiederholten Anreden in der 2 Person Singular (Z 9 10[a]11[b] 15[c] 16[c] 17) Grundlegende Bedeutung kommt dabei erwartungsgemaumlszligden als Rubrum geschriebenen Saumltzen in Z 17 zu Nach einer gegenuumlber der Editioprinceps maszliggeblich korrigierten Lesung49 werden hier einem textinternen Ge-spraumlchspartner ndash vermutlich einem Meisterschuumller ndash seine besonderen Kompeten-zen in der Schreibkunst und deren Unterricht50 sowie seine Aufgaben im oumlffentli-chen Leben vor Augen gehalten In Verbindung mit Aussagen wie in Z 9 oder 16(c)draumlngt sich von daher das Verstaumlndnis des Textes als eines Dialogs zwischen einemMeister und seinem Schuumller51 auf

Die Rubrum-Halbzeile bildet zugleich die Achse einer inhaltlichen Zweigliede-rung des Gesamttextes In den anschlieszligend noch lesbaren Fragmenten begegnenvorwiegend sozialethische Themen zumeist konkretisiert an negativen Verhaltens-weisen (Z 22ndash24) diese Thematik wird im zweiten Teil des Rubrums eingefuumlhrt(bdquoDir obliegt Rechtsprechung hellipldquo) Demgegenuumlber ist der vorausgehende ersteHauptteil ganz von der Sinnfrage angesichts der Vergaumlnglichkeit des Menschenbestimmt Vermutlich ist es der Lehrer der mit dieser Frage in Z 5(a) und 16(cd)konfrontiert wird Auch wenn die Gedankengaumlnge nur ansatzweise zu erkennensind scheint eine seiner Argumentationen auf die nachhaltige sorglose Ruhe derVerstorbenen auf ihren andauernden bdquoSchlafldquo zu zielen (Z 11f 14f) Demgegen-uumlber wird ein ganz anderer Impuls mit Z 17 gesetzt Die als Rubrum hervorgehobe-ne Reihe rhetorischer Fragen und Appelle lenkt den Blick des Fragenden von derWelt der Toten weg hin auf seine eigene Lebensgestaltung auf seine besonderenKompetenzen als Schriftkundiger und auf seine forensische Verantwortung in derGesellschaft Insofern fuumlhren auch die anschlieszligenden Konkretionen eines lebens-foumlrdernden bzw -schaumldlichen Handelns die lebensweisheitliche Grundthematiksachgemaumlszlig weiter Im Schlussteil scheint sodann ein geradezu enkomiastischerTon angeschlagen zu sein Die Metaphorik laumlsst vermuten dass hier das heilvolleWirken eines Lehrers gepriesen wird (Z 35f)52

Im Kontext des Alten Orients gehoumlrt unser Text in jeder Hinsicht zu der Litera-tur die gewoumlhnlich dem Bereich der bdquoWeisheitḥŏḵmāldquo zugeordnet wird Daraufverweisen die semantisch-pragmatischen Aspekte von Sinnreflexion ErziehungBildung Wirklichkeitserschlieszligung (bdquoRatgeberldquo) und ethische Orientierung ebensowie konstitutive Merkmale der Textsorte (dialogisch-diskursiv paraumlnetisch)

49 Dazu Blum 2008c 47f50 Der Bezug auf die Lehrtaumltigkeit laumlsst an einen fortgeschrittenen Schuumller denken einen Famuluswie er als sogenannter bdquogroszliger Bruderldquo in der altmesopotamischen Schule neben dem Meister be-gegnet51 Nicht ausgeschlossen werden kann auch ein Gespraumlch sbquoauf Augenhoumlhelsquo das heiszligt zwischenzwei Lehrern bzw zwei Meisterschuumllern (in letzterem Falle waumlre Z 9 wohl futurisch aufzufassen)52 Vgl dazu Dtn 322 (bezogen auf das lehrhafte Lied)

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Gleichwohl gibt es in den vielfaumlltigen und umfangreichen Korpora altorientali-scher aumlgyptischer und biblischer Weisheitstexte nicht viele spezifische Vergleichs-texte Immerhin kann man fuumlr die Fokussierung auf das Thema der Vergaumlnglichkeitauf die Keilschrifttafel mit den bdquoCounsels of a Pessimistldquo53 verweisen Noch interes-santer erscheint jedoch ein anderes keilschriftlich tradiertes Werk das als bdquoDerDialog zwischen Šūpē-amēli und seinem sbquoVaterlsquoldquo bzw bdquoThe Wisdom of Šūpecirc-amēlīldquooder nach seinem Anfang als bdquošimacirc milkaldquo (bdquoHoumlre den Ratldquo) bekannt gewordenist54 Es ist in zwei akkadischen Versionen aus Emar und Ugarit und einer hethiti-schen aus Boğazkoumly belegt (durchweg spaumltes 2 Jahrtausend v Chr) In dem groumlszlige-ren Teil der Schrift formuliert der VaterLehrer konventionelle Sentenzen und Un-terweisungen Dann repliziert der Sohn jedoch recht unvermittelt mit der Fragewas der Vater von all seinem Reichtum im Tod behalte und er schlieszligt mit einemBlick auf das Schattenreich der Toten V A Hurowitz interpretiert dies als eine fuumlrMesopotamien einzigartige Infragestellung der traditionellen Weisheitslehre bdquoItturns out then that death renders worthless all human accomplishment great asit may beldquo55 Parallelen dazu faumlnden sich erst in der skeptischen Weisheit des Ko-helet und in Psalm 49 Vergleicht man damit den Dialog von DAPT B so faumlllt aufdass hier das Vergaumlnglichkeitsthema auf der einen Seite in groszliger Breite den erstenHauptteil des Werks dominiert Soweit man erkennen kann wird aber auf der an-deren Seite diese Thematik nicht als Infragestellung der weisheitlichen Wirklich-keitsdeutung eingefuumlhrt sondern eher als eine Sinnfrage an der sich die Antwort-faumlhigkeit der Weisheit zu erweisen hat Auf deren Demonstration erscheint dennauch die Schrift als ganze angelegt

Unbeschadet der eminenten Schwierigkeiten bei der textlichen Rekonstruktionist jedenfalls festzuhalten dass sich in dem weisheitlichen Gespraumlch von DAPTB eine intellektuelle und politische Schreiberelite selbstbewusst spiegelt die sichoffenbar auch an schwierige Sinnfragen heranwagte Zugleich liegt auf der Handdass eine derart komplexe Diskursliteratur die Pflege einer anspruchsvollen Schrei-berausbildung und -bildung in Aram-Damaskus und dies uumlber mehrere Generatio-nen zur Voraussetzung hatte

53 Lambert 1960 107ndash109 vgl Blum 2008c 4954 Fuumlr eine erste Edition der Textzeugen siehe Dietrich 1991 33ndash68 (mit Uumlbersetzung und knapperKommentierung) und Dietrich 1993 53ndash62 sowie Kaumlmmerer 1998 Vergleichend-traditionsgeschicht-liche Untersuchungen im altorientalischen (und biblischen) Kontext sind Hurowitz 2007 und Salla-berger 2010 zu verdanken bei Letzterem mit korrigierten Lesungen und mit der Klaumlrung dass Šūpē-amēli der Name des Vaters ist Die umfassendste Neubearbeitung mit substanziellen Korrekturen(gestuumltzt auf rezente Fragmente aus Ugarit) sowie mit hilfreichen Erlaumluterungen hat schlieszliglichCohen 2013 81ndash128 vorgelegt55 Hurowitz 2007 43

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3 Funktion und institutioneller Rahmender Wandinschriften

31 Kultischer oder politisch-regaler KontextDie Existenz derart aufwendiger aramaumlischer Inschriften auf dem kleinen eisenzeit-lichen Tell Deir ʻAlla gibt nicht wenige Fragen auf Neben der Klaumlrung der Sprachebetreffen diese vor allem die Funktion und Bedeutung solcher Texte an diesem Ort

Vom Ausgraumlber H J Franken wurde die Anlage als bdquocult siteldquo bzw bdquosanctuaryldquobestimmt56 eine Annahme die in diversen Modifikationen die Forschung langedominierte57 Sie stuumltzte sich vor allem auf die Existenz eines spaumltbronzezeitlichenTempels (zerstoumlrt Anfang 12 Jahrhundert v Chr) und auf den religioumlsen Charakterdes Bilʻam-Textes Dabei hatte Franken schon 1976 eingeraumlumt bdquoThis interpretationis not warranted by archaeological evidence [hellip]ldquo58 Tatsaumlchlich zeigen weder archi-tektonische Strukturen noch die Ausstattung der Raumlume (Raum EE335 mit den In-schriften war voumlllig leer)59 noch die Inschriften ein Heiligtum oder eine sonstigeinstitutionell-religioumlse Funktion des Gebaumludes an60

Ebenso deutlich ausgeschlossen werden kann eine politische Abzweckung imSinne einer Selbstdarstellung bzw Repraumlsentation politischer Macht- und Gel-tungsanspruumlche insbesondere des Koumlnigs wie sie fuumlr die Inschriften auf Ortho-staten der nordsyrischen Koumlnige von Guzan Samrsquoal Hamat Karatepe oder der suumld-levantinischen Herrscher Hasael von Damaskus (am Stadttor von Tel Dan) bzw aufder Stele Mescharsquos Koumlnig von Moab vorauszusetzen ist oder auch im Sinne eineroumlffentlichen sbquoDokumentationlsquo zwischenstaatlicher Vertraumlge (Sfire-Stelen) KoumlnigPriester oder andere Wuumlrdentraumlger werden in den DAPT gelegentlich erwaumlhnt ste-hen jedoch thematisch an keiner Stelle im Fokus In dem fehlenden Bezug zumkoumlniglichen Herrschaftssystem sind noch die Siloah-Inschrift in Jerusalem und die

56 Franken 1976 8 und 1357 Vgl noch Franken 1991 mit der Behauptung bdquothat Deir ʻAlla is best explained as having been ndashprobably right through its long history ndash a sanctuary connected with tradeldquo (a a O 10) In demsel-ben Tagungsband formulieren dagegen Ibrahimvan der Kooij 1991 23 bdquoThe evidence from theroom of the plaster text does not indicate a cultic centre of the settlement but allows for the recon-struction of another kind of religious centre not yet archaeologically knownldquo Dazu auch van derKooij 1993 341 bdquoAlthough the plaster inscription and perhaps the stone suggest a religious con-text the building remains show no indications of cultic useldquo58 Franken 1976 1359 Vgl die eingehende Kritik bei WenningZenger 199160 Dies gilt auch fuumlr den Vorschlag von WenningZenger 1991 192f in dem Inschriftenraum bdquodassbquoVersammlungslokallsquo einer oumlrtlichen Prophetengemeinschaft zu sehenldquo nach Art der bdquoPropheten-gruppen die hinter 1Sam 1918ndash24 stehenldquo bzw entsprechend den bdquoProphetenjuumlngernldquo um ElischaDergleichen hatte zwar davor bereits A Lemaire vorgeschlagen (siehe die folgende FN) es ist je-doch schon aufgrund der beiden DAPT-Texte (nach Inhalt und Genre) auszuschlieszligen

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oben erwaumlhnte phoumlnizische Wandinschrift aus Kuntillet ʻAǧrūd vergleichbar DieFrage draumlngt sich auf ob die ausgepraumlgte Praumldominanz koumlniglicher Autoren in er-haltenen oumlffentlichen nordwestsemitischen Inschriften in gewissem Maszlige eine sbquoop-tischelsquo Taumluschung darstellen koumlnnte wiederum bedingt durch das vorrangig ver-wendete regale Medium (Stein)

32 sbquoSchulelsquo als institutioneller KontextIm Ruumlckblick kann es erstaunen dass die von Andreacute Lemaire recht fruumlh vorgetrage-ne Erklaumlrung des Raumes auf Tell Deir ʻAlla als bdquoeine Art sbquoSchulelsquoldquo61 kaum Gefolg-schaft gefunden hat62 Dabei deutet der Gesamtbefund geradezu zwingend in dieseRichtung insbesondere unter Einbeziehung der inzwischen weitergefuumlhrten bzwkorrigierten Textrekonstruktionena) Die Funktionalitaumlt des Raumes Die Texte waren nach der uumlberzeugenden Re-

konstruktion van der Kooijs (Abb 3)63 in einer Kolumne an der schmalen West-wand des Raums (30 times 43 m) angebracht die Kolumne begann auf einer Houmlhevon wenigstens 15 m und endete ca 50 cm uumlber dem Fuszligboden Links davonwar der Verputz zudem fuumlr eine weitere (nicht ausgefuumlhrte) Kolumne vorberei-tet wie aus der noch erkennbaren Weiterfuumlhrung des oberen roten Rahmensvon Kombination A nach links zu erkennen ist (s o S 25 Abb 1) sowie ausweiteren Putz-Fragmenten die nicht nur einen entsprechenden waagrechtenStrich in roter Tinte (daruumlber eine bdquoSphinxldquo-Zeichnung) aufweisen64 sondernauch zusammen mit dem Anfang von Kombination A aufgefunden wurden65

Vor der langen suumldlichen und der schmalen oumlstlichen Wand verlief nach denAusgraumlbern eine Bank66 Mit anderen Worten die Konstellation deutet darauf-hin dass die verputzte Wand als eine Art Tafel diente Sollten angeschriebeneTexte durch andere ersetzt werden war im Uumlbrigen mit Tuumlnche leicht tabularasa hergestellt

b) Der Charakter der Texte Signifikant sind die Vielfalt und die insgesamt weis-heitliche Praumlgung der Texte Hinsichtlich der Genres stehen eine Narration (AZeilen 1ndash7) eine auflistende Darstellung (A Zeilen 8ndash18) und ein diskursiverDialog (B) nebeneinander Inhaltlich muumlndet die Prophetenerzaumlhlung mit der

61 Lemaire 1991 54 wenn auch zunaumlchst mit dem Gedanken an bdquoune sorte drsquoeacutecole sbquoprophetiquelsquoldquounter Verweis auf 2Koumln 61f (Lemaire 1985 322)62 Eine Ausnahme bildet die Anknuumlpfung an Lemaire in dem grundlegenden Werk von Carr 2005161 Ansonsten mag die Uumlberlegung aufgrund der allzu groszligzuumlgigen Identifikation von Schulen inLemaire 1981 zuruumlckhaltend aufgenommen worden sein vgl die eingehende Kritik in Haran 198863 Van der Kooij 1991 241 Fig 164 Hoftijzervan der Kooij 1976 Plate 15 van der Kooij 1991 243 Fig 265 Van der Kooij 1991 240ndash24466 Fuumlr eine abweichende Deutung vgl WenningZenger 1991 190

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 37

Abb 3 Raum EE335 in Tell Deir ʻAlla copy G van der Kooij

Schilderung des Goumltterrates in die Thematik des mundus inversus die hier auchim Einzelnen mit weisheitlichen Elementen ausgefuumlhrt ist67 Das (mutmaszligli-che) Lehrer-Schuumller-Gespraumlch wiederum formuliert klassisch weisheitliche Re-flexionen uumlber elementare Sinnfragen und eine gelingende LebensfuumlhrungWas diese verschiedenartigen Texte verbindet ist eine didaktisch-paraumlnetischeAusrichtung die zudem sogleich in der Uumlberschrift von Text A angezeigtwird68 Damit ist denn auch die (komplexe) Pragmatik angezeigt aus der he-raus die Zusammenstellung als ganze schluumlssig gedeutet werden kann

Dem inhaltlichen Profil der Texte korrespondiert formal ihre anspruchsvol-le sprachlich-stilistische Gestaltung Deren Komplexitaumlt zeigt daruumlber hinausdeutlich dass sie literarisch konzipiert wurden Ohne das Medium der Schriftwaumlre etwa die narrative Poetizitaumlt in Text A kaum moumlglich Diese literarischeGestaltung findet sodann eine Entsprechung in dem aufwendigen Layout (mit

67 Dazu gehoumlren die Demonstration naturkundlicher Kenntnisse (V 10ff) die Identifikation mitdem Weisen (V 16b) und mit der sozialen Elite (V 16ndash18) oder die Motive von Belehrung (mwsr)und Planen (ḥšb) in V 151968 S o S 29

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Rahmenbildung Rubra etc) das vermutlich aumlgyptisch inspirierte Design-Kon-ventionen literarischer Papyri abbildete Sollte sich die oben skizzierte Mutma-szligung69 zu dem rot-weiszligen Band im unteren Rahmen von Text A als Aufnahmeeiner Hieroglyphenform fuumlr die geschnuumlrte Papyrusrolle bestaumltigen boumlte dasLayout daruumlber hinaus eine klare ikonische Referenz auf Schreiberwesen undSchriftkultur

Schlieszliglich Das Niveau und der bdquoBildungscharakterldquo der Texte sowie derbei ihrer Wandanbringung getriebene Aufwand entheben uumlber jeden Zweifeldass hier nicht an eine elementare Schreibschule zu denken ist sondern viel-mehr an eine fortgeschrittene professionelle Schreiberausbildung (bdquoMeister-klasseldquo)

c) Die institutionelle Selbstreferenzialitaumlt von Text B Wie vor allem der weisheitli-che Dialog zu erkennen gibt ging diese Schreiberausbildung zugleich mit ei-nem sbquogehobenen Bildungsanspruchlsquo einher Dabei spiegelt bereits die Ge-spraumlchskonstellation der textinternen Figuren die Bildungsinstitution sbquoSchulelsquoDaruumlber hinaus kommt repraumlsentiert durch die Dialogpartner geradezu derStand professioneller Schreiber in den Blick ihre Stellung im Umkreis des Kouml-nigs (Z 9 bdquoBeraumlt sich denn nicht mir dir oder holt sich nicht [bei dir] einenRatschlag der Thronendeldquo) und ihre gesellschaftlichen Leitungsaufgaben beider Rechtsprechung und im gewandten (politischen) Auftreten (Z 17c [Ru-brum] bdquoDir obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redeldquo) Werden denStudenten der Schreiberschule damit verlockende Perspektiven ihres Wegesvor Augen gestellt so spricht der Anfang des zentralen Rubrumverses (Z 17ab)den einen Dialogpartner ausdruumlcklich auf seine Kompetenzen in der Schreib-kunst70 und im Unterricht71 an wobei letzterer insbesondere auch im Auswen-diglernen durch die Schuumller bestand72

DAPT B Z 17 a) Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunstb) (darauf) anzuleiten73 den der auswendig repetiert

69 S o S 2670 Die genaue Entsprechung des aramaumlischen Ausdrucks ydʻ spr zu dem in Jes 2911f belegtenalthebraumlischen Idiom wurde uumlberraschenderweise zumeist uumlbersehen71 An die Moumlglichkeit dass die Kombination mit dem Idealbild eines Lehrers abschloss (s o S 33)sei ebenfalls erinnert72 Vgl dazu die erhellende Erklaumlrung des Ausdrucks bdquoSchuumllerzungeldquo in Jes 514 durch Weippert1989 111f bdquoUm dies verstehen zu koumlnnen muszlig man die orientalische Unterrichtsmethode kennendie uns bereits aus der Spaumltantike bekannt ist die man aber auch heute noch in arabischen undorthodox-juumldischen Elementarschulen erleben kann Der Stoff wird vom Lehrer vor- vom Schuumllernachgesprochenldquo Umfassend zur Bedeutung des Memorierens im altorientalisch-antiken Schulwe-sen orientiert Carr 200573 Die Ableitung des Ausdrucks von der aramaumlischen Wurzel dbr (anders noch Blum 2008c z St)findet sich auch bei Lipiński 1994 155 (vgl auch ders 1998 508) allerdings verbunden mit eineransonsten deutlich anderen Lesung bdquoto call the scribe who leads away sbquoThe curse is on the tonguefor you a judgement and a chastisementlsquoldquo (a a O 143)

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 39

Koumlnnte ein Text sich in seiner Pragmatik deutlicher fuumlr eine fortgeschritteneSchreiberausbildung anbieten als Kombination B in Tell Deir ʻAlla

d) External evidence eine Griechischschule aus roumlmischer Zeit In Amheida demantiken Trimithis einer Stadt in der aumlgyptischen Oase Dakhla legten Grabun-gen der Columbia University New York in den Jahren 2004ndash2007 einen Gebaumlu-dekomplex frei in dem erstmals antike Schulraumlume archaumlologisch nachgewie-sen werden konnten74 Die Schule bestand in der ersten Haumllfte des 4 Jahrhun-derts n Chr und umfasste drei sbquoKlassenraumlumelsquo (19 times 95 m) Der bestkonser-vierte Raum (68 times 26 m)75 ist in einer Wandhoumlhe bis 220 m erhalten In derAntike waren die Waumlnde rundum weiszlig verputzt Vor einer der (langen) Waumlndestand eine gemauerte Bank Gegenuumlber an der Ostwand ist der Verputz uumlbermehrere Meter groszligenteils erhalten geblieben mit in roter Tinte geschriebenenSchultexten angeordnet in fuumlnf Kolumnen (zusammen 32 m breit maximal09 m hoch) Offenbar gab es in der abgelegenen Polis einen rhetorisch ge-schulten Lehrer der in der Lage war fuumlr seine fortgeschrittenen Schuumller Epi-gramme in elegischen Distichen zu schreiben und darin deren Schulsituationappellativ aufzunehmen76 In einem der zuletzt freigelegten Raumlume (R19) fan-den sich an der Westwand oberhalb der Bank zwei literarische Texte (ebenfallsin roter Tinte) Verse aus der Odyssee (IV 221ndash223) und ein Prosatext mutmaszlig-lich die Bearbeitung einer Erzaumlhlung die aus Plutarch bekannt ist

While the dipinto in room 15 seems to refer to the level of education taught by the rhetorliterary instruction went on in this room either at the hands of the same teacher or by someoneelse who taught at the level of the grammarian77

Alles in allem ist unuumlbersehbar mit der Nutzung verputzter Waumlnde als sbquoTafelnlsquo(und mit Wandbaumlnken) weisen die Schulraumlume in Trimithis exakt die gleiche ele-mentare Funktionalitaumlt auf wie der Raum in Tell Deir ʻAlla

74 Cribiore u a 2008 DavoliCribiore 2010 Den Hinweis auf die Amheida-Grabungen verdankeich Herrn Florian Lippke (TuumlbingenFribourg)75 Siehe Figs 7 und 9 in Cribiore u a 2008 174 17676 Siehe Color Fig 12 in Cribiore u a 2008 181 In der ersten Kolumne heiszligt es beispielsweise(nach Cribiore a a O 183)

αλλα θεὸς νεύσειεν επ ευχωλῆισιν εμεῖο [[hellip]] π[αντ]ας μουσάων έργα μελιχρὰ μαθεῖν συν πάση-σ Χαρίτεσσι και Ερμῆι Μαιάδος υἱεῖ ρητορικῆς σοφίης άκρον ἑλόντα[σ] ὅλον παῖδες εμοι θαρσεῖτε μέγας θεὸς ʽΰμμιν οπάσσει παντοίης αρετῆς καλὸν έχειν στέφανονhellip doch moumlge Gott meinen Gebeten geneigt sein dass ihr all die suumlszligen Werke der Musen erlerntindem ihr mit allen Grazien und mit Hermes dem Sohn d Maia den Gipfel der rhetorischenKunst ganz erobertMeine Knaben seid guten Mutes Der groszlige Gott wird euch gewaumlhren den schoumlnen Kranz man-nigfacher Tugend zu tragen

77 Cribiore (Davoli) 2013 7 (Hervorhebung im Original)

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40 Erhard Blum

Die Funktion der Baumlnke und des Verputzes in den bdquoSchulraumlumenldquo sind dabei nicht unbedingtnach dem Muster neuzeitlicher Schulen zu denken Waren die Ausgraumlberinnen in Trimithiszunaumlchst schlicht davon ausgegangen dass die bdquoBaumlnkeldquo von den Schuumllern als Sitzplaumltze ge-nutzt wurden78 so suggerieren inzwischen schon die Positionierungen der Inschriften ein viel-faumlltigeres Bild bdquoAs in room 15 the new rooms (R19 and 23) have a series of benches for stu-dents along the walls The students of R15 could sit on the benches to view the epigrams orstand on them to be able to write on the whitewashed wall behind those In the same waystudents in room 19 had to stand up on the benches there to write on the part of the wall thatwas plastered with white gypsum above a board painted in purpleldquo79 Dem korrespondierendie vielfaumlltigen Proportionen der Texte Waren die Uumlbungsepigramme in der Schriftgroumlszlige wohlso ausgelegt dass sie von den gegenuumlberliegenden Baumlnken aus lesbar blieben waren die lite-rarischen Textabschnitte wesentlich kleiner gehalten 14 times 3 cm mit einer Buchstabenhoumlhe von06 cm bzw erhaltene 64 times 16 cm mit durchschnittlich 1 cm hohen Zeichen und dies in einerbetraumlchtlichen Houmlhe an der Wand80 Die Schriftgroumlszlige der Wandtexte in Sukkot ist am ehestender des zuletzt genannten sbquoPlutarchlsquo-Textes vergleichbar Zwar waren die DAPT (im Vergleichmit Trimithis) fuumlr Leser wesentlich leichter zugaumlnglich von der gegenuumlber liegenden Bankkonnten aber ihre Buchstaben kaum mehr identifiziert werden Von daher wird man auch inTell Deir ʻAlla eher mit einer multifunktionalen Nutzung von Waumlnden und Baumlnken zu rechnenhaben Die Wandflaumlchen konnten Lehrern und Schuumllern dienen die Baumlnke den Studenten alsSitzbaumlnke fuumlr die Unterrichtsphasen von Vorsprechen Repetieren Memorieren etc81 wie auchfuumlr eigene Schreibuumlbungen oder Aumlhnliches mehr

Zwischen der Einrichtung und Nutzung der beiden Schulen liegen zwar mehr als1000 Jahre dennoch wird man nicht von einer rein zufaumllligen Entsprechung ausge-hen koumlnnen Entweder haben wir hier gluumlcklich erhaltene Belege fuumlr eine nachhal-tige kulturelle Kontinuitaumlt im ostmediterranen Raum oder es handelt sich um einein verschiedenen Kontexten sich aufdraumlngende funktionale Loumlsung fuumlr die gleichenkommunikativen Erfordernisse Beide Optionen liegen naumlher besehen freilich nichtweit auseinander nach beiden bietet der Fund in AmheidaTrimithis eine mehroder weniger direkte Bestaumltigung der Schulhypothese fuumlr Tell Deir ʻAlla

33 Traumlger und Zielsetzung der aramaumlischen Schule zu Sukkot(Tell Deir ʻAlla)

Es bleibt gleichwohl die Frage von wem fuumlr wen und wozu ein solcher Schulraumgerade in Sukkot eingerichtet wurde das nach Auskunft der Archaumlologen um 800v Chr ein kleines Dorf darstellte und das am Rande des damaligen aramaumlischen

78 DavoliCribiore 2010 77 bdquohellip tutte [scil 3 Schulraumlume] caratterizzate dalla presenza di panchein muratura utilizzate dagli studenti come sedilildquo79 Cribiore (Davoli) 2013 780 Cribiore (Davoli) 2013 7 bzw 9 mit Figs 9 + 10 auf S 10 Nach CribioreDavoli 2013 5 befandensich die Texte ca 28 m () uumlber dem Fuszligboden81 Vgl wieder die Charakterisierungen bdquoorientalischerldquo Schulen in der oben auf S 38 FN 72 ge-nannten Literatur

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 41

Herrschaftsbereichs lag Kultur und innere Geschichte des Koumlnigreichs Damaskusin dieser Zeit sind weitgehend unbekannt Deshalb koumlnnen wir nur von den Befun-den in Tell Deir ʻAlla (und einigen Nachrichten im Alten Testament bzw in derHasael-Inschrift von Tel Dan) ausgehen

Deutlich duumlrfte immerhin sein dass eine solche (Hoch-)Schule fuumlr professio-nelle aramaumlische Schreiber in dieser Region mit einer privaten Initiative bzw einemfamiliaumlren Kontext nicht zureichend zu erklaumlren waumlre Von daher wird man ihreEinrichtung und Unterhaltung letztlich auf die damaszenische Zentralgewalt zu-ruumlckfuumlhren muumlssen Der maicirctre-scribe (Lemaire) der die umfangreichen Texte ineiner eleganten Kursive auf die Wand uumlbertragen hat mag dafuumlr aus Damaskusabgestellt worden sein Politisch laumlsst sich an der Einrichtung jedenfalls ablesendass Hasael bzw Birhadad II von Damaskus sich nicht mit der militaumlrischen Erobe-rung des Ostjordanlandes begnuumlgte(n) sondern dort gewissermaszligen in eine eigeneInfrastruktur investierte(n) Konkret kommen dabei zwei Optionen infrage Mankoumlnnte an eine Ausbildung von eigenem damaszenischem Verwaltungspersonal(bdquoim houmlheren Dienstldquo) denken Dies ist moumlglich aber eher unwahrscheinlich weildafuumlr eine Schulung in Damaskus bzw im aramaumlischen Kernland naumlher gelegenhaumltte Als Alternative bleibt die Ausbildung von Angehoumlrigen der lokalen israeli-tisch-gileaditischen Elite im Sinne der aramaumlischen Herrschaft bzw deren Verwal-tung In diesem Falle gehoumlrte der Schulbetrieb in Sukkot zu dem Versuch einerAkkulturation der israelitischen Bevoumllkerung82 (was auf nachhaltige imperiale Zie-le in Damaskus hindeutete) Fuumlr eine solche Konstellation spricht auch die Lagedes Ortes tief in Gilead (von Damaskus her gesehen) zugleich aber ausgesprochenverkehrsguumlnstig Schlieszliglich mag der kleine doumlrfliche Charakter fuumlr die Unterneh-mung eher als Vorteil gegolten haben83

Wie auch immer es sich im Einzelnen verhalten haben mag werden doch zweiweitere Ruumlckschluumlsse nach Lage der Dinge nicht gewagt erscheinen a) Eine derar-tige Meisterklasse im eroberten Grenzgebiet ist nur vorstellbar wenn im Zentrumdas heiszligt im Umkreis des damaszenischen Hofes bzw Haupttempels entsprechen-de Strukturen bereits etabliert waren84 b) Die beiden hochliterarischen Texte wur-den nicht fuumlr Sukkot formuliert sondern duumlrften ihren primaumlren Ort in Damaskusselbst oder in einem anderen Verwaltungszentrum gehabt haben (eventuell ver-bunden mit einer Rezeption internationaler Traditionen) Diese Schriftkultur miteinem entsprechenden Schulbetrieb wird weit in das 9 Jahrhundert v Chr zuruumlck-gereicht haben eventuell auch daruumlber hinaus

82 Moumlglicherweise war auch in dieser Hinsicht der Ruumlckgriff auf den Bilʻam-Text durchaus ab-sichtsvoll83 Die Lage in der Naumlhe des Jordans das heiszligt nahe am Herrschaftsgebiet des Koumlnigsreichs Israelkoumlnnte gegenuumlber der lokalen Bevoumllkerung zusaumltzlich auch als politisches Signal hinsichtlich desaramaumlischen Herrschaftsanspruchs (mit) gedacht worden sein84 Mit zugegeben plakativer Uumlberzeichnung mag man Tell Deir ʻAlla geradezu als Beleg fuumlr einsbquostaatliches Hochschulwesenlsquo im Koumlnigreich Damaskus betrachten

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42 Erhard Blum

34 Konsequenzen fuumlr Schriftkultur und Schulwesenin den Koumlnigreichen Israel und Juda

Aufgrund der raumlumlichen und zeitlichen Nachbarschaft sowie der strukturellen Ver-gleichbarkeit suumldlevantinischer Territorialstaaten sind in Israel und Juda keine grund-legend anderen Verhaumlltnisse anzunehmen Allenfalls koumlnnte man fuumlr IsraelJuda mitBlick auf das fruumlhe davidisch-salomonische Koumlnigtum im 10 Jahrhundert v Chr unddessen (auf die nordisraelitischen Staumlmme beschraumlnkte) Vorgeschichte mit Koumlnig Saulim 11 Jahrhundert mit einem gewissen Entwicklungsvorsprung gegenuumlber Aram-Da-maskus zu rechnen haben85 Dafuumlr mag auch sprechen dass die Herausbildung einerspezifischen bdquoNationalschriftldquo aus der phoumlnizischen Standardschrift nach gegenwaumlr-tigem Kenntnisstand () zuerst im hebraumlischen Sprachraum einsetzte86

Gestuumltzt wird diese Einschaumltzung durch fruumlhe Textuumlberlieferungen die dia-chron den Grundstock des alttestamentlichen Kanons bilden Dazu gehoumlren nebeneinzelnen Texten aus dem 10 Jahrhundert v Chr87 insbesondere zentrale Uumlber-lieferungen seit dem Anfang des 9 Jahrhunderts darunter die in Jerusalem undSamaria getrennt aber mit einer synchronistisch verschraumlnkten Chronologie derjeweiligen Koumlnige gefuumlhrten Annalen die in Auszuumlgen das Grundgeruumlst der bib-lischen bdquoKoumlnigebuumlcherldquo bilden In die fruumlhe Koumlnigszeit verweisen aber auch Bei-spiele einer hochentwickelten althebraumlischen Erzaumlhlkunst in Uumlberlieferungen zuJakob Saul und David die ohne eine anspruchsvolle Schreiberschulung im Um-kreis der Houmlfe bzw der Haupttempel nicht denkbar waumlren Mehr noch die soge-nannte bdquoThronfolgegeschichte Davidsldquo in 2Sam 9ndash20 1Koumln 1ndash2 (um 900 v Chr)88neben der Josephgeschichte der Genesis die wohl subtilste Groszligerzaumlhlung der Bi-bel verbindet einen realistisch-skeptischen Blick auf die Ambivalenzen des Wol-lens und Handelns der Akteure mit einer ndash narrativ artikulierten ndash Reflexion desPotentials und der Grenzen menschlicher Weisheit Ihre pragmatischen Pointenzeigen daruumlber hinaus an dass das ganze Werk fuumlr den Kontext der Prinzen- undElite-Erziehung am Hof in Jerusalem ausgearbeitet wurde

Hinsichtlich ihres literarischen Profils wie auch ihrer grundlegenden Pragma-tik sind demnach zwischen den israelitischen Erzaumlhlwerken und den damaszeni-

85 Aufgrund der Quellenlage ist das Koumlnigtum von Damaskus fuumlr das 10 Jahrhundert v Chr bis-lang nicht so recht greifbar Innerhalb der David-Uumlberlieferungen sind (neben Aram-Zoba) in unter-schiedlicher Weise kleinere aramaumlische Koumlnigtuumlmer zwischen Israel und Damaskus (Tob GeschurMaʻacha Beth Rechob) praumlsent Die Notiz von 1Koumln 1123ndash25 im Zusammenhang mit Salomo scheintfuumlr dessen Zeit die Installation eines Koumlnigtums in Damaskus anzusetzen Zu damit verbundenenFragen vgl Pitard 1987 95ff 99ff Lipiński 2000 367ff86 So im Anschluss an J Naveh auch FinkelsteinSass 2013 (freilich nicht hinsichtlich der Rolledes Phoumlnizischen) Allerdings sollte auch diese verbreitete Annahme im Licht der DAPT (die ebdleider unberuumlcksichtigt bleiben) kritisch gepruumlft werden87 Vgl Carr 2005 163f Schon in das 11 Jahrhundert v Chr duumlrfte aufgrund seiner Sprache undPragmatik das epische Siegeslied der Debora in Ri 5 gehoumlren vgl vorlaumlufig Weippert 1990 454fKnauf 200588 Vgl Blum 2010

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 43

schen Kompositionen des (wahrscheinlich) fruumlhen 9 Jahrhunderts v Chr keine we-sentlichen Unterschiede auszumachen Sie haben hohe literarische Qualitaumltensind aber gleichwohl keine fiktionale Literatur im neuzeitlichen Sinne Die fuumlr un-sere belles lettres selbstverstaumlndliche Kategorie der Fiktionalitaumlt gab es vielmehrnoch gar nicht auch nicht avant la lettre wie man sie bereits in Aristotelesʼ Poetikhat89 Es handelt sich bei der genannten Literatur um sbquoMitteilungstextelsquo mit Wahr-heitsanspruch Gleichwohl koumlnnen sie durchaus absichtsvoll mit hochgradig poeti-schen Gestaltungsmitteln arbeiten Poetizitaumlt ist in diesen Kulturen aber noch nichtan Fiktionalitaumlt gebunden ndash ebenso wenig wie ihr Wirklichkeitsverstaumlndnis undihr Wahrheitsanspruch etwas mit historischem Denken zu tun haumltten90 Mit ihrerWirk- und Mitteilungsintention sind sie haumlufig auf konkrete pragmatische Rezepti-onskonstellationen bezogen wie alle sbquopoetischenlsquo Werke gehen sie darin aber nichtauf sondern bieten Anhaltspunkte fuumlr Rezeptionen welche die Primaumlrintentionender Autoren hinter sich lassen Sie moumlgen funktional als Unterrichtstexte imSchul-bdquoHochschulldquo-Kontext gebraucht worden sein doch auch in diesem Rahmenwaren sie zugleich mehr Angemessen waumlre wohl die Rede von bdquoBildungsliteraturldquo

Nachbemerkung Nimmt man solche Textzeugnisse der fruumlhkoumlniglichen Zeit mitdem Umstand zusammen dass die bislang einzige raumlumlich belegbare Schule (mithochkaraumltigem Unterrichtsmaterial) ausgerechnet in der aumluszligersten Provinz gefun-den wurde erscheint es durchaus fraglich ob der Schreiberunterricht und damitdie literarische Bildung in Aram bzw in IsraelJuda tatsaumlchlich auf die koumlniglichenZentren beschraumlnkt und so kleinraumlumig angelegt sein mussten wie man in dergegenwaumlrtigen Forschung vielfach glauben will91

89 Poetik [9] 1451b Zur bdquoEntdeckungldquo der Fiktionalitaumlt bei den Griechen siehe grundlegend Roumlsler1980 und 1983 des weiteren Finkelberg 1998 Fuumlr die schlechthin elementare Distinktion zwischensemantisch definierter Fiktivitaumlt und textpragmatisch zu definierender Fiktionalitaumlt vgl Gabriel1975 Assmann 1980 Keller 198090 Fuumlr entsprechende kulturvergleichende Profilierungen vgl Cancik 2005 und Blum 2005 65ndash86Vgl a a O 79 FN 55 auch fuumlr die Unterscheidung zwischen einer (transparenten) Fiktionalitaumlt bdquoers-ten Gradesldquo (in Maumlrchen Fabeln etc) wie sie auch in traditionalen Erzaumlhlkulturen gelaumlufig istund der Fiktionalitaumlt bdquozweiten Gradesldquo (in Roman Drama etc) fuumlr die sich die Imitation und Fiktio-nalisierung wirklichkeitsabbildender Darstellung als konstitutiv erweist91 Damit soll nicht einer verbreiteten Literalitaumlt in diesen Gesellschaften das Wort geredet werdenIm Gegenteil es geht darum zwischen der Verbreitung eines funktionellen Schriftgebrauchs imAlltag wie er sich in Ostraka etc spiegelt und der Ausbildung einer professionellen Schreiberkul-tur in verschiedenen Bereichen der bdquoEliteldquo zu unterscheiden Fuumlr Letztere ergeben die archaumlologi-schen Befunde aus den eingangs genannten Gruumlnden kein repraumlsentatives Bild eine Regel diedurch die Ausnahmen (Siloah-Inschr DAPT Kuntillet ʻAǧrūd) nur bestaumltigt wird Fuumlr eine umsich-tige Diskussion der Problematik vgl besonders Carr 2005 Part I chap 6 ndash Unter deutlich anderenVoraussetzungen ging im Uumlbrigen auch der Befund in der Oase Dakhla uumlber das hinaus was manhistorisch erwarten mochte wie die Schlussbemerkung von R Cribiore in CribioreDavola 2013 14zu erkennen gibt bdquoAll together the house in Amheida and the school adjacent to it are wondroustestimonies of how paideia was alive and well in Egypt and not only in the Nile Valleyldquo

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

44 Erhard Blum

4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 51

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26 Erhard Blum

on A infrage Aber auch fuumlr das rot-schwarze Band mit Zickzack-Muster auf den beiden Ele-menten von xiii(c) duumlrfte es zu einer entsprechenden Positionierung keine Alternative gebenebenso fuumlr xiii(e) mit der kraumlftigen schwarzen Linie20 Hinsichtlich der Anordnung dieser Frag-mente zeigt die auf Abb 1 praumlsentierte Konstellation hingegen nur eine von mehreren Moumlglich-keiten

Unter den Zeichnungen auf den Fragmenten xiii bleibt insbesondere die im Ansatznoch erkennbare gerundete Struktur in Rot raumltselhaft21 Die Reste eines rot-schwar-zen Bandes erinnern immerhin an aumlgyptische Darstellungen einer geschnuumlrtenSchriftrolle womit die schon laumlnger beobachteten Affinitaumlten des Layouts der bei-den Deir lsquoAlla-Texte zur aumlgyptischen Schreibertradition22 durch eine weitere Facetteergaumlnzt wuumlrden Uumlber die ornamentale Funktion hinaus waumlre in diesem Falle soetwas wie eine ikonische Referenz auf die in der Inschrift repraumlsentierte Taumltigkeitder Schreiber gegeben23

Wie auch immer die graphischen Elemente zu interpretieren sind der untereRahmen von Text A hat mancherlei Konsequenzen fuumlr das Verstaumlndnis des Ensem-bles der Inschriften So wird Kombination A damit schon formal als eigenstaumlndigeGroumlszlige markiert Inhaltliche Extrapolationen von Text A auf B oder umgekehrt wiesie lange in der Forschung selbstverstaumlndlich waren beduumlrften von daher guterBegruumlndungen Zugleich aber unterstuumltzt die untere Rahmung von A die Annahmedass Kombination A und B in einer Kolumne untereinander standen24 In diesemFalle lag es nahe Text A deutlich gegenuumlber dem Folgenden abzugrenzen25 waumlh-rend Text B schlicht mit der letzten Schriftzeile enden konnte

Bei der hier zugrunde gelegten Rekonstruktion von Kombination A mit 18 Zei-len26 zeigen sich daruumlber hinaus bemerkenswerte Symmetrien des Layouts In

20 Die obere waagrechte Begrenzung ebenso wie die am linken Rand von Text A und B (Fragmenteviii[a]ndash[c] xii[a]) bestanden aus einem mehr oder weniger breiten roten Strich Auf der rechtenSeite von A wie B gab es keine Randmarkierung auch nicht am unteren Rand von B wo der (unbe-schriebene) Verputz noch uumlber mehr als 12 cm Houmlhe erhalten ist vgl Hoftijzervan der Kooij 1976Plate 3121 Ist etwa an eine Darstellung der Sonnenscheibe (als Referenz auf die in der Erzaumlhlung zentraleSonnengottheit) zu denken22 Lemaire 1986 89 Weippert 1991 176f (= 1997 185)23 Bis hin zu einem Bezug zu der Papyrusrolle die vermutlich als Vorlage fuumlr die Uumlbertragung aufdie Wand diente (s u S 29) vgl auch Millard 1978 24f sowie Lemaire 1991 43 mit dem Hinweisauf korrespondierende Zeilenlaumlngen in bekannten aramaumlischen Papyri24 Vgl dazu des Weiteren die Argumente bei van der Kooij 1991 241f und zur Anschauung diebdquoschematic reconstructionldquo des Raumes ebd Fig 1 (s u S 37 Abb 3) die graphische Abgrenzungvon A und B ist darin noch nicht im Blick25 Zusaumltzlich zu den ornamental-ikonischen Elementen die vermutlich nicht uumlber die ganze Ko-lumnenbreite gingen koumlnnte dafuumlr ein durchgehender Strich gedient haben vgl die kraumlftigeschwarze Linie auf Fragment xiii(e)26 Bei ihrer Rekonstruktion hatte im Uumlbrigen die Orientierung an den Informationen der Editionzu den bdquocombinationsldquo den Vorrang Dementsprechend umfasst sie alle Fragmentgruppen die in

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 27

Kombination A reicht der Rubrum-Text der ersten Zeile von deren Anfang exakt biszur Mitte in der zweiten Zeile beginnt das Rubrum in der Mitte und reicht bis zumZeilenende Des Weiteren scheint das Schriftbild der Kombination daraufhin ange-legt zu sein relativ genau ein Quadrat darzustellen Mit dieser gewiss absichts-vollen aumlsthetischen Praumlsentation thematisiert der schriftliche Text gleichsam sichselbst in seiner visuell-medialen Gestalt

212 Textsorte(n) und DiachronieDie Kombination gliedert sich inhaltlich und sbquoformallsquo in zwei Hauptteile die inihrer Textsorte und ihrem Gestus unterschiedlicher kaum sein koumlnnten Sie beginntnach der rot geschriebenen Uumlberschrift (V 1) die das Ganze als bdquoSchrift (spr) vonBilʻam Sohn des Beʻorldquo ausweist mit einer Erzaumlhlung um diesen Seher Diesereicht bis V 9 bei dem sie gleichsam ohne bdquoGestaltschlieszligungldquo anhaumllt Mit V 10setzt stattdessen formal nicht abgehoben die Schilderung einer bdquoverkehrten Weltldquoein die am Ende den mehr als 15-fachen Umfang der Narration einnimmt DieErzaumlhlung von Bilʻam zeigt ihn sogleich in seiner besonderen Funktion als Mittlerzwischen Goumltter- und Menschenwelt Des Nachts kommen Goumltterboten [in einerVision] im Auftrag des Gottes El27 zu ihm und tragen ihm auf das was er in einer(vorausgegangenen) Schauung uumlber das bevorstehende Handeln der Goumltter erfah-ren hatte kundzutun Diese warnend draumlngende Goumltterrede ndash im Text durch Ru-brum hervorgehoben ndash mit der Aufforderung eine Schauung mitzuteilen welchedie LeserHoumlrer noch gar nicht kennen erzeugt eine spannungsvolle Leerstelle diedurch Bilʻams Reaktion am naumlchsten Morgen sein Weinen und Fasten nur nochverstaumlrkt wird Bilʻams VerwandtschaftVolk die daraufhin zu ihm kommen undnach dem Grund fuumlr sein Verhalten fragen werden insofern als Platzhalter derRezipienten in Szene gesetzt Auf dieser irdischen Buumlhne erzaumlhlt Bilʻam was sichauf der von ihm geschauten himmlischen Buumlhne abgespielt hat die Versammlungder šaddayin der hohengroszligen28 Goumltter Sie sind zu einem schicksalstraumlchtigenBeschluss zusammen gekommen in dem sie die Sonnengoumlttin aufforderten DuumlrreFinsternis und Schrecken uumlber die Erde zu bringen ndash wenn auch nicht fuumlr immerDieser Beschluss der Goumltter war der Grund fuumlr Bilʻams Weinen und Fasten gewesenDarauf hatten sich wohl auch die Goumltterboten in ihrer Botschaft fuumlr Bilʻam bezogenEr sollte die Menschen warnen Welche Folgen hatte diese Warnung Davon wirdnach den erhaltenen Fragmenten nichts mehr erzaumlhlt Stattdessen folgt eine breiteSchilderung der sbquoAdynatalsquo einer chaotischen Welt in der insbesondere die sozialenVerhaumlltnisse bei Tieren und Menschen auf den Kopf gestellt erscheinen

der Editio princeps aufgrund aumluszligerer Merkmale ausdruumlcklich dem ersten Text zugeordnet wurdenDie besonderen Proportionen von Text A kamen erst nachtraumlglich in den Blick27 Der Goumlttervater und Schoumlpfergott () El erweist sich hier aumlhnlich den Menschen zugeneigt wieder Gott EaEnki in den mesopotamischen Flutuumlberlieferungen28 Zu dieser (tentativen) Deutung der Bezeichnung šdyn s u S 44 FN 97 zu V 7b

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Den Anfang machen in gleichmaumlszligig gebauten Kola 4+1 Paare von Vogelarten wobei die schwauml-cheren die staumlrkeren provozieren bzw angreifen (V 10ab 11ab 12a) Die folgenden beiden Kola(V 12bc) leiten mit einer weiteren Steigerung der Absonderlichkeiten uumlber zur Welt der Land-tiere bei denen die Ordnungsgrenzen zwischen Haus- und Wildtieren ebenso aufgehoben er-scheinen wie die zwischen Tier und Mensch (V 13ndash15) Das Monokolon von der Erziehung(mwsr) von Hyaumlnen durch Schakalwelpen in V 15 bildet hierin gleichsam eine Fermate Daranschlieszligen sich drei Bikola (V 16ndash18) an mit drastischen Beispielen fuumlr den mundus inversusunter den Menschen die in eine Art Sinnspruch bzw in eine direkte Anrede an die Leser (V19ab) muumlnden29 Die weiteren nur noch phasenweise lesbaren Zeilen handeln von teilweisekatastrophischen Notlagen (V 20ndash24) Darauf folgen wieder Verse zur Aufhebung der Rangord-nung in der Tierwelt nun unter den Landtieren In den letzten beiden Zeilen sind kaum mehreinzelne Woumlrter zu identifizieren nichts deutet aber auf eine Wiederaufnahme der erzaumlhltenSzenerie von V 1ndash9 hin

Die Relation dieser gleichsam sbquoausuferndenlsquo diskursiven Weiterfuumlhrung ab V 10 zurvorausgehenden Bilʻam-Erzaumlhlung wird ndash abgesehen von dem einleitenden bdquoDennldquobzw bdquoJaFuumlrwahrldquo nicht expliziert Indizien wie das Fehlen einer narrativen Rede-einleitung und die alles in allem perfektivische Darstellung des mundus inversuslegen aber deren Deutung als sbquoRedelsquo des Autors nahe der sich mit diesen Ausfuumlh-rungen an die Leser richtet30 In diesem Falle ist die Darstellung der chaotischenVerhaumlltnisse als Begruumlndung fuumlr das zuvor erzaumlhlte Tun der Goumltter zu lesen docheben nicht auf der Ebene der Erzaumlhlhandlung sondern als deren erlaumluternde Kom-mentierung fuumlr die Leser Gleichwohl bleiben im Gesamtzusammenhang Inkohauml-renzen bestehen31 Nimmt man den harten Wechsel in der Textsorte ab V 10ffhinzu ebenso den Umstand dass die einleitende Bilʻam-Episode am Ende des um-fangreichen Diskurses vergessen erscheint so spricht in diachroner Perspektiveviel fuumlr einen Komposittext Mit anderen Worten man wird davon ausgehen duumlr-fen dass eine (zumindest mit ihrem Plot) tradierte Erzaumlhlung uumlber den GoumltterseherBillsquoam bar Belsquoor mit einer diskursiv-weisheitlichen Schilderung eines mundus in-versus fortgeschrieben wurde wobei der urspruumlngliche Schluss der Erzaumlhlung weg-fiel

Dieser recht profilierte diachrone Befund einer bdquoFortschreibungldquo von aumllteremMaterial bildet das klarste Indiz dafuumlr dass wir es hier mit sogenannter bdquoTradi-tionsliteraturldquo32 zu tun haben wie sie uns nicht zuletzt in der hebraumlischen Bibelentgegentritt Damit versteht sich des Weiteren von selbst dass die DAPT insge-samt nicht als singulaumlre Groumlszligen zu sehen sind sondern lediglich Repraumlsentanteneines umfassenderen Literaturbetriebs darstellen Letzteres steht freilich noch aus

29 Vgl die Deutungsoptionen unten auf S 45 FN 101 zu V 1930 Fuumlr eine Diskussion alternativer Optionen vgl Blum 2008a 92ndash9431 Beispielsweise fehlt in der Erzaumlhlung von Bilʻam jeder auch indirekte Hinweis auf das Bestehenchaotischer Verhaumlltnisse vgl im Einzelnen Blum 2008b 595f32 In Abgrenzung zu einer sbquoAutorenliteraturlsquo wie sie insbesondere aus dem griechisch-roumlmischenBereich bekannt ist

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 29

weiteren Gruumlnden auszliger Frage Dazu gehoumlren sowohl die Spannung zwischen demformalen und inhaltlichen Gestaltungsniveau der Texte und dem peripheren Fund-ort als auch der textkritische Befund in Text A Zeile 1 mit der nachtraumlglichen Kor-rektur einer aberratio oculi die auf die Benutzung einer schriftlichen Vorlageschlieszligen laumlsst33

Das markante Design von DAPT A mit seiner Visualisierung textlicher Ge-schlossenheit leitet schlieszliglich dazu an unbeschadet der skizzierten Inhomogeni-taumlt des Komposittextes nach seiner intendierten Gesamtausrichtung zu fragenTrotz der starken Wirkung der anfaumlnglichen Erzaumlhlung fuumlhrt diese Frage nicht aufeine prophetische Gattung34 sondern im weiteren Sinne auf eine weisheitlichePragmatik des Ganzen So weist die anschlieszligende Darstellung der verkehrtenWelt die am Ende auch quantitativ dominiert eine deutliche Affinitaumlt zu weisheit-lichen Anliegen auf35 Den Ausschlag gibt jedoch die Titulierung des Ganzen inV 1 als bdquoDie Lehren der Schrift von Billsquoam bar Belsquoor dem Goumltterseherldquo Mit derVoranstellung von bdquodie LehrenUnterweisungenWarnungen von hellipldquo36 passt dieserTitel weder zur Prophetenerzaumlhlung noch zur Schilderung des mundus inversus je-weils fuumlr sich genommen sehr wohl aber zur vorliegenden Verbindung beider37

wird darin doch die beschlossene Katastrophe mit dem alle Ordnungen verkehren-den Verhalten von Mensch und Tier begruumlndet38 Textpragmatisch impliziert dieserSkopus fuumlr den Leser den Appell derartige Stoumlrungen der sozialen Ordnung dieschlieszliglich in eine chaotische Welt muumlnden koumlnnen zu meiden und die guten Ver-haumlltnisse zu pflegen Wird der Gesamttext also in diesem Sinne paraumlnetisch rezi-piert bedarf er fuumlr seine Wirkintention auch nicht mehr notwendig einer Ruumlckkehrzur Bilʻam-Narration im Anschluss an die diskursiven Ausfuumlhrungen

33 S u S 44 FN 93 zu A 2a Da unbeschadet dieses Schreibfehlers die Gestaltungssymmetrie in Z1f erreicht wurde muss man davon ausgehen dass der Schreiber es verstand ad hoc einen Aus-gleich im Textbestand vorzunehmen34 Die von M Weippert vorgeschlagene Bestimmung als bdquoprophetisches Apophthegmaldquo (Weippert1991 164 177 [= 1997 174 186]) duumlrfte dagegen schon A 1ndash9 kaum treffen da hier kein (auchfuumlr sich verstaumlndliches) Logion des ProphetenSehers die Pointe bildet wie es nach der uumlblichenGattungsdefinition zu erwarten waumlre Auch hat die Erzaumlhlung dafuumlr zu viel Eigengewicht (vgl nurdie Gottesrede in V 3) Ganz und gar verschieben sich die Gewichte sodann mit V 10ff und mit derUumlberschrift35 Vgl dazu unten S 37 FN 6736 Die Komplettierung der Uumlberschrift durch ysry (Fragment iii[f]+[b] mit roter Tinte) geht aufPueumlch 1987 und Levine 2000 zuruumlck Im juumlngeren Aramaumlisch (CAL 2014 s v) und Hebraumlisch (Geseni-us 2013 471) bedeutet yissūr in erster Linie bdquoZuumlchtigung Leidenldquo Dem liegt jedoch eine semanti-sche Verschiebung innerhalb der gleichen Bedeutungsbreite zugrunde (von bdquoUnterweisung Lehreldquobis bdquoZuumlchtigungldquo) wie bei dem althebraumlischen mūsār vgl dazu Branson 1982 688ndash69737 Daruumlber hinaus liegt auch die Vermutung nahe dass ysry dem ansonsten vollstaumlndigen Titelerst im Zuge der oben diskutierten Fortschreibung vorangestellt wurde38 Bezeichnenderweise wird das Unheil durch die Sonnengottheit herbeigefuumlhrt die im Alten Ori-ent traditionell das Unrecht aufdeckt und ahndet

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213 Der aramaumlische Bilʻam-Text und das Alte TestamentDie spektakulaumlrste Beziehung zur hebraumlischen Bibel besteht in der sbquoIdentitaumltlsquo derHauptgestalt des Billsquoam Sohn des Beʻor mit einer im Pentateuch belegten Prophe-tengestalt (Nu 22ndash24 etc) Daruumlber hinaus betreffen die Uumlbereinstimmungen dieVerbindung Bilʻams einerseits mit Aram (Num 237 [Dtn 235]) und ndash in andererWeise ndash mit dem Ostjordanland (Num 22ndash24 bzw der Standort der Inschrift) sowieseine Charakterisierung als bdquoGoumltterseherldquo bzw als bdquoder die Vision Schaddajsschautldquo (Num 244 par 16) Andere in Anschlag gebrachte Parallelen39 duumlrften da-gegen gaumlngiger Idiomatik geschuldet sein

Hinsichtlich der substanzielleren Bezuumlge ist mit unterschiedlichen Moumlglichkeiten zu rechnenSo koumlnnte man mutmaszligen dass der Seher Billsquoam b Belsquoor bei Aramaumlern wie (Nord-)Israelitenals Gestalt der Tradition bekannt war und dass sein spr auch aus diesem Grund an der Wandin Sukkot angeschrieben wurde Moumlglicherweise gehoumlrt aber auch die israelitische Bilʻamperi-kope zu den Nachwirkungen der damaszenischen Akkulturierungsbemuumlhungen in Gilead (sie-he dazu unten Abschnitt 3) Mit Letzterem waumlre jedenfalls dann zu rechnen wenn die Redevom bdquoHoumlrenldquo der bdquoWorte Gottes (rsquoel)ldquo und vom bdquoSchauen der Vision des Erhabenen (šadday)ldquoin den parallelen Kola von Num 244 (vgl 2416) ein spaumltes (und transformiertes) Echo derErzaumlhlung von Els naumlchtlicher Botschaft an Bilʻam (A 2f) und danach der Vision der šdyn-Versammlung (A 7ndash9) darstellen sollte40

Weniger sensationell aber moumlglicherweise von groumlszligerer Bedeutung sind Ver-gleichsmoumlglichkeiten anderer Art Dazu gehoumlrt das Phaumlnomen einer Unheilspro-phetie noch dazu ohne einen Bezug auf einen Herrscher die hier erstmals imauszligerisraelitischen Kontext begegnet und dies Generationen vor dem aumlltesten isra-elitischen Schriftpropheten (Amos)41

Weitere Aspekte der Signifikanz der DAPT beruhen auf dem literarischen Cha-rakter dieser Texte und moumlgen von daher trivial erscheinen Sie sind es jedocheben deshalb nicht weil DAPT A und B wie eingangs notiert bislang die einzigenumfangreichen Vergleichstexte zur hebraumlischen Bibel im levantinischen Kontextdes 1 Jahrtausends v Chr darstellen die im engeren Sinne als bdquoliterarischldquo zu qua-lifizieren sind So belegen sie uumlbereinzelsprachliche idiomatische WendungenPhrasen42 die in diesem Sprachraum z T uumlber Jahrhunderte in Gebrauch wareneine Moumlglichkeit die in exegetischen Hypothesenbildungen methodisch nicht sel-

39 Vgl Num 229a20 mit A 2a oder Num 2213aα21aα mit A 4a und dazu Muumlller 1978 57f Weinfeld198182 141f40 Nach Delcor 1989 39 kannte der Autor der Bilʻamorakel in Numeri bdquosans doute des traditionssemblables agrave celles de lrsquoinscription de Deir ʻAllaldquo Der biblische Tradent habe diese freilich bewusstentmythisiert indem er die Mehrzahl der šaddayyim durch den einen šadday ersetzte41 Dazu eingehender Blum 2008a siehe auch die rasche Replik in Kratz 2008 118ndash120 (= 201194ndash96) die freilich wichtige Anstoumlszlige nicht aufnimmt42 Neben den Phrasen auf die oben in FN 39 referiert wird gehoumlren dazu die seit Laumlngerem gese-henen Parallelen zu A 7c in Ps 469 665 die Metaphorik in B 5(a) und Hi 816 oder die idiomatischeUumlbereinstimmung von B 17(a) mit Jes 2911 im Qere sowie V 12

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ten ausgeblendet bleibt43 Auch bietet Kombination A ein gewichtiges auszligerbibli-sches Beispiel fuumlr eine gesteigerte Prosa44 mitunter als bdquonarrative poetryldquo (Wol-ters) oder als bdquoKunstprosaldquo (H Weippert) bezeichnet wie sie gerade auch im AltenTestament verbreitet ist45 dort allerdings nicht immer erkannt und dann zum Ge-genstand redaktionsgeschichtlicher Scheidungen wird

22 Kombination B Ein weisheitlicher Dialoguumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung

221 Zum Layout des rekonstruierten TextesDie zweite Kombination (Abb 2) die erheblich umfangreicher war als Text A istbedauerlicherweise nur noch zu einem kleinen Teil lesbar Auch hier hat derSchreiber vermutlich eine symmetrische Gestaltung angestrebt Der Rubrumtext inZ 17 scheint bis zur Zeilenmitte gereicht zu haben und mochte auch vertikal dieMitte des Textes repraumlsentiert haben46 Jedenfalls war der linke Rand der Kolumnedurch einen senkrechten roten Strich (Fragmente xii[a] viii[a]ndash[c]) markiert even-tuell in direkter Weiterfuumlhrung des Rahmens von Text A

Die physische Rekonstruktion von Kombination B ist seit der Erstpublikationmit der Anordnung der groszligen Fragmente ii(a)ndash(g) in der Hauptsubstanz gesichertAuch die spaumltere Positionierung von x(a)ndash(d) ix(a) und xii(a) zwischen ii(b) (d)und (e) konnte sich auf Angaben der Erstherausgeber zur Fundsituation stuumltzen47

222 Gattung und ThematikDie Schwierigkeiten bei der Lesung des Textes beruhen nicht allein auf dem proble-matischen Erhaltungszustand sondern auch auf der Ambiguitaumlt einzelner Formu-lierungen Entsprechend disparat sind die sachlichen Deutungen die im Anschlussan die Erstedition vorgeschlagen wurden48 Den entscheidenden Schluumlssel fuumlr einangemessenes Gesamtverstaumlndnis bilden meines Erachtens die wiederholt auszu-machenden Rede-Elemente zum einen in diversen Fragen die in den Zeilen 5(a)

43 Vgl das Beispiel in Blum 2008a 106 FN 13044 Zu nennen sind hier die Tendenz zu kolometrischen Strukturen und Wiederholungen sowie dieBildung von Chiasmen und Inklusionen Sie finden sich besonders in dem diskursiven Teil ab Z 7Ende und in den direkten Reden aber auch in der Darstellung des Erzaumlhlers vgl dazu bes Wolters1991 sowie unten die Anmerkungen zur Uumlbersetzung45 Vgl bspw die Beitraumlge in de MoorWatson 1993 und zuletzt Blum 201246 Dafuumlr waumlre am Anfang ein Ausfall von fuumlnf Zeilen anzunehmen47 Fuumlr die Einzelfragen wie fuumlr die Gesamtdeutung ist auf Blum 2008c zu verweisen Kleinere aberwichtige Korrekturen der Rekonstruktion im Bereich von Fragment ix(a) sind sodann in Blum 2015470 notiert48 Blum 2008c 40

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Abb 2 Kombination B copy E Blum

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9 12(b) 13(d) begegnen wobei die erste offenbar in Z 16(cd) wieder aufgenommenwird zum anderen in wiederholten Anreden in der 2 Person Singular (Z 9 10[a]11[b] 15[c] 16[c] 17) Grundlegende Bedeutung kommt dabei erwartungsgemaumlszligden als Rubrum geschriebenen Saumltzen in Z 17 zu Nach einer gegenuumlber der Editioprinceps maszliggeblich korrigierten Lesung49 werden hier einem textinternen Ge-spraumlchspartner ndash vermutlich einem Meisterschuumller ndash seine besonderen Kompeten-zen in der Schreibkunst und deren Unterricht50 sowie seine Aufgaben im oumlffentli-chen Leben vor Augen gehalten In Verbindung mit Aussagen wie in Z 9 oder 16(c)draumlngt sich von daher das Verstaumlndnis des Textes als eines Dialogs zwischen einemMeister und seinem Schuumller51 auf

Die Rubrum-Halbzeile bildet zugleich die Achse einer inhaltlichen Zweigliede-rung des Gesamttextes In den anschlieszligend noch lesbaren Fragmenten begegnenvorwiegend sozialethische Themen zumeist konkretisiert an negativen Verhaltens-weisen (Z 22ndash24) diese Thematik wird im zweiten Teil des Rubrums eingefuumlhrt(bdquoDir obliegt Rechtsprechung hellipldquo) Demgegenuumlber ist der vorausgehende ersteHauptteil ganz von der Sinnfrage angesichts der Vergaumlnglichkeit des Menschenbestimmt Vermutlich ist es der Lehrer der mit dieser Frage in Z 5(a) und 16(cd)konfrontiert wird Auch wenn die Gedankengaumlnge nur ansatzweise zu erkennensind scheint eine seiner Argumentationen auf die nachhaltige sorglose Ruhe derVerstorbenen auf ihren andauernden bdquoSchlafldquo zu zielen (Z 11f 14f) Demgegen-uumlber wird ein ganz anderer Impuls mit Z 17 gesetzt Die als Rubrum hervorgehobe-ne Reihe rhetorischer Fragen und Appelle lenkt den Blick des Fragenden von derWelt der Toten weg hin auf seine eigene Lebensgestaltung auf seine besonderenKompetenzen als Schriftkundiger und auf seine forensische Verantwortung in derGesellschaft Insofern fuumlhren auch die anschlieszligenden Konkretionen eines lebens-foumlrdernden bzw -schaumldlichen Handelns die lebensweisheitliche Grundthematiksachgemaumlszlig weiter Im Schlussteil scheint sodann ein geradezu enkomiastischerTon angeschlagen zu sein Die Metaphorik laumlsst vermuten dass hier das heilvolleWirken eines Lehrers gepriesen wird (Z 35f)52

Im Kontext des Alten Orients gehoumlrt unser Text in jeder Hinsicht zu der Litera-tur die gewoumlhnlich dem Bereich der bdquoWeisheitḥŏḵmāldquo zugeordnet wird Daraufverweisen die semantisch-pragmatischen Aspekte von Sinnreflexion ErziehungBildung Wirklichkeitserschlieszligung (bdquoRatgeberldquo) und ethische Orientierung ebensowie konstitutive Merkmale der Textsorte (dialogisch-diskursiv paraumlnetisch)

49 Dazu Blum 2008c 47f50 Der Bezug auf die Lehrtaumltigkeit laumlsst an einen fortgeschrittenen Schuumller denken einen Famuluswie er als sogenannter bdquogroszliger Bruderldquo in der altmesopotamischen Schule neben dem Meister be-gegnet51 Nicht ausgeschlossen werden kann auch ein Gespraumlch sbquoauf Augenhoumlhelsquo das heiszligt zwischenzwei Lehrern bzw zwei Meisterschuumllern (in letzterem Falle waumlre Z 9 wohl futurisch aufzufassen)52 Vgl dazu Dtn 322 (bezogen auf das lehrhafte Lied)

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Gleichwohl gibt es in den vielfaumlltigen und umfangreichen Korpora altorientali-scher aumlgyptischer und biblischer Weisheitstexte nicht viele spezifische Vergleichs-texte Immerhin kann man fuumlr die Fokussierung auf das Thema der Vergaumlnglichkeitauf die Keilschrifttafel mit den bdquoCounsels of a Pessimistldquo53 verweisen Noch interes-santer erscheint jedoch ein anderes keilschriftlich tradiertes Werk das als bdquoDerDialog zwischen Šūpē-amēli und seinem sbquoVaterlsquoldquo bzw bdquoThe Wisdom of Šūpecirc-amēlīldquooder nach seinem Anfang als bdquošimacirc milkaldquo (bdquoHoumlre den Ratldquo) bekannt gewordenist54 Es ist in zwei akkadischen Versionen aus Emar und Ugarit und einer hethiti-schen aus Boğazkoumly belegt (durchweg spaumltes 2 Jahrtausend v Chr) In dem groumlszlige-ren Teil der Schrift formuliert der VaterLehrer konventionelle Sentenzen und Un-terweisungen Dann repliziert der Sohn jedoch recht unvermittelt mit der Fragewas der Vater von all seinem Reichtum im Tod behalte und er schlieszligt mit einemBlick auf das Schattenreich der Toten V A Hurowitz interpretiert dies als eine fuumlrMesopotamien einzigartige Infragestellung der traditionellen Weisheitslehre bdquoItturns out then that death renders worthless all human accomplishment great asit may beldquo55 Parallelen dazu faumlnden sich erst in der skeptischen Weisheit des Ko-helet und in Psalm 49 Vergleicht man damit den Dialog von DAPT B so faumlllt aufdass hier das Vergaumlnglichkeitsthema auf der einen Seite in groszliger Breite den erstenHauptteil des Werks dominiert Soweit man erkennen kann wird aber auf der an-deren Seite diese Thematik nicht als Infragestellung der weisheitlichen Wirklich-keitsdeutung eingefuumlhrt sondern eher als eine Sinnfrage an der sich die Antwort-faumlhigkeit der Weisheit zu erweisen hat Auf deren Demonstration erscheint dennauch die Schrift als ganze angelegt

Unbeschadet der eminenten Schwierigkeiten bei der textlichen Rekonstruktionist jedenfalls festzuhalten dass sich in dem weisheitlichen Gespraumlch von DAPTB eine intellektuelle und politische Schreiberelite selbstbewusst spiegelt die sichoffenbar auch an schwierige Sinnfragen heranwagte Zugleich liegt auf der Handdass eine derart komplexe Diskursliteratur die Pflege einer anspruchsvollen Schrei-berausbildung und -bildung in Aram-Damaskus und dies uumlber mehrere Generatio-nen zur Voraussetzung hatte

53 Lambert 1960 107ndash109 vgl Blum 2008c 4954 Fuumlr eine erste Edition der Textzeugen siehe Dietrich 1991 33ndash68 (mit Uumlbersetzung und knapperKommentierung) und Dietrich 1993 53ndash62 sowie Kaumlmmerer 1998 Vergleichend-traditionsgeschicht-liche Untersuchungen im altorientalischen (und biblischen) Kontext sind Hurowitz 2007 und Salla-berger 2010 zu verdanken bei Letzterem mit korrigierten Lesungen und mit der Klaumlrung dass Šūpē-amēli der Name des Vaters ist Die umfassendste Neubearbeitung mit substanziellen Korrekturen(gestuumltzt auf rezente Fragmente aus Ugarit) sowie mit hilfreichen Erlaumluterungen hat schlieszliglichCohen 2013 81ndash128 vorgelegt55 Hurowitz 2007 43

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3 Funktion und institutioneller Rahmender Wandinschriften

31 Kultischer oder politisch-regaler KontextDie Existenz derart aufwendiger aramaumlischer Inschriften auf dem kleinen eisenzeit-lichen Tell Deir ʻAlla gibt nicht wenige Fragen auf Neben der Klaumlrung der Sprachebetreffen diese vor allem die Funktion und Bedeutung solcher Texte an diesem Ort

Vom Ausgraumlber H J Franken wurde die Anlage als bdquocult siteldquo bzw bdquosanctuaryldquobestimmt56 eine Annahme die in diversen Modifikationen die Forschung langedominierte57 Sie stuumltzte sich vor allem auf die Existenz eines spaumltbronzezeitlichenTempels (zerstoumlrt Anfang 12 Jahrhundert v Chr) und auf den religioumlsen Charakterdes Bilʻam-Textes Dabei hatte Franken schon 1976 eingeraumlumt bdquoThis interpretationis not warranted by archaeological evidence [hellip]ldquo58 Tatsaumlchlich zeigen weder archi-tektonische Strukturen noch die Ausstattung der Raumlume (Raum EE335 mit den In-schriften war voumlllig leer)59 noch die Inschriften ein Heiligtum oder eine sonstigeinstitutionell-religioumlse Funktion des Gebaumludes an60

Ebenso deutlich ausgeschlossen werden kann eine politische Abzweckung imSinne einer Selbstdarstellung bzw Repraumlsentation politischer Macht- und Gel-tungsanspruumlche insbesondere des Koumlnigs wie sie fuumlr die Inschriften auf Ortho-staten der nordsyrischen Koumlnige von Guzan Samrsquoal Hamat Karatepe oder der suumld-levantinischen Herrscher Hasael von Damaskus (am Stadttor von Tel Dan) bzw aufder Stele Mescharsquos Koumlnig von Moab vorauszusetzen ist oder auch im Sinne eineroumlffentlichen sbquoDokumentationlsquo zwischenstaatlicher Vertraumlge (Sfire-Stelen) KoumlnigPriester oder andere Wuumlrdentraumlger werden in den DAPT gelegentlich erwaumlhnt ste-hen jedoch thematisch an keiner Stelle im Fokus In dem fehlenden Bezug zumkoumlniglichen Herrschaftssystem sind noch die Siloah-Inschrift in Jerusalem und die

56 Franken 1976 8 und 1357 Vgl noch Franken 1991 mit der Behauptung bdquothat Deir ʻAlla is best explained as having been ndashprobably right through its long history ndash a sanctuary connected with tradeldquo (a a O 10) In demsel-ben Tagungsband formulieren dagegen Ibrahimvan der Kooij 1991 23 bdquoThe evidence from theroom of the plaster text does not indicate a cultic centre of the settlement but allows for the recon-struction of another kind of religious centre not yet archaeologically knownldquo Dazu auch van derKooij 1993 341 bdquoAlthough the plaster inscription and perhaps the stone suggest a religious con-text the building remains show no indications of cultic useldquo58 Franken 1976 1359 Vgl die eingehende Kritik bei WenningZenger 199160 Dies gilt auch fuumlr den Vorschlag von WenningZenger 1991 192f in dem Inschriftenraum bdquodassbquoVersammlungslokallsquo einer oumlrtlichen Prophetengemeinschaft zu sehenldquo nach Art der bdquoPropheten-gruppen die hinter 1Sam 1918ndash24 stehenldquo bzw entsprechend den bdquoProphetenjuumlngernldquo um ElischaDergleichen hatte zwar davor bereits A Lemaire vorgeschlagen (siehe die folgende FN) es ist je-doch schon aufgrund der beiden DAPT-Texte (nach Inhalt und Genre) auszuschlieszligen

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oben erwaumlhnte phoumlnizische Wandinschrift aus Kuntillet ʻAǧrūd vergleichbar DieFrage draumlngt sich auf ob die ausgepraumlgte Praumldominanz koumlniglicher Autoren in er-haltenen oumlffentlichen nordwestsemitischen Inschriften in gewissem Maszlige eine sbquoop-tischelsquo Taumluschung darstellen koumlnnte wiederum bedingt durch das vorrangig ver-wendete regale Medium (Stein)

32 sbquoSchulelsquo als institutioneller KontextIm Ruumlckblick kann es erstaunen dass die von Andreacute Lemaire recht fruumlh vorgetrage-ne Erklaumlrung des Raumes auf Tell Deir ʻAlla als bdquoeine Art sbquoSchulelsquoldquo61 kaum Gefolg-schaft gefunden hat62 Dabei deutet der Gesamtbefund geradezu zwingend in dieseRichtung insbesondere unter Einbeziehung der inzwischen weitergefuumlhrten bzwkorrigierten Textrekonstruktionena) Die Funktionalitaumlt des Raumes Die Texte waren nach der uumlberzeugenden Re-

konstruktion van der Kooijs (Abb 3)63 in einer Kolumne an der schmalen West-wand des Raums (30 times 43 m) angebracht die Kolumne begann auf einer Houmlhevon wenigstens 15 m und endete ca 50 cm uumlber dem Fuszligboden Links davonwar der Verputz zudem fuumlr eine weitere (nicht ausgefuumlhrte) Kolumne vorberei-tet wie aus der noch erkennbaren Weiterfuumlhrung des oberen roten Rahmensvon Kombination A nach links zu erkennen ist (s o S 25 Abb 1) sowie ausweiteren Putz-Fragmenten die nicht nur einen entsprechenden waagrechtenStrich in roter Tinte (daruumlber eine bdquoSphinxldquo-Zeichnung) aufweisen64 sondernauch zusammen mit dem Anfang von Kombination A aufgefunden wurden65

Vor der langen suumldlichen und der schmalen oumlstlichen Wand verlief nach denAusgraumlbern eine Bank66 Mit anderen Worten die Konstellation deutet darauf-hin dass die verputzte Wand als eine Art Tafel diente Sollten angeschriebeneTexte durch andere ersetzt werden war im Uumlbrigen mit Tuumlnche leicht tabularasa hergestellt

b) Der Charakter der Texte Signifikant sind die Vielfalt und die insgesamt weis-heitliche Praumlgung der Texte Hinsichtlich der Genres stehen eine Narration (AZeilen 1ndash7) eine auflistende Darstellung (A Zeilen 8ndash18) und ein diskursiverDialog (B) nebeneinander Inhaltlich muumlndet die Prophetenerzaumlhlung mit der

61 Lemaire 1991 54 wenn auch zunaumlchst mit dem Gedanken an bdquoune sorte drsquoeacutecole sbquoprophetiquelsquoldquounter Verweis auf 2Koumln 61f (Lemaire 1985 322)62 Eine Ausnahme bildet die Anknuumlpfung an Lemaire in dem grundlegenden Werk von Carr 2005161 Ansonsten mag die Uumlberlegung aufgrund der allzu groszligzuumlgigen Identifikation von Schulen inLemaire 1981 zuruumlckhaltend aufgenommen worden sein vgl die eingehende Kritik in Haran 198863 Van der Kooij 1991 241 Fig 164 Hoftijzervan der Kooij 1976 Plate 15 van der Kooij 1991 243 Fig 265 Van der Kooij 1991 240ndash24466 Fuumlr eine abweichende Deutung vgl WenningZenger 1991 190

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 37

Abb 3 Raum EE335 in Tell Deir ʻAlla copy G van der Kooij

Schilderung des Goumltterrates in die Thematik des mundus inversus die hier auchim Einzelnen mit weisheitlichen Elementen ausgefuumlhrt ist67 Das (mutmaszligli-che) Lehrer-Schuumller-Gespraumlch wiederum formuliert klassisch weisheitliche Re-flexionen uumlber elementare Sinnfragen und eine gelingende LebensfuumlhrungWas diese verschiedenartigen Texte verbindet ist eine didaktisch-paraumlnetischeAusrichtung die zudem sogleich in der Uumlberschrift von Text A angezeigtwird68 Damit ist denn auch die (komplexe) Pragmatik angezeigt aus der he-raus die Zusammenstellung als ganze schluumlssig gedeutet werden kann

Dem inhaltlichen Profil der Texte korrespondiert formal ihre anspruchsvol-le sprachlich-stilistische Gestaltung Deren Komplexitaumlt zeigt daruumlber hinausdeutlich dass sie literarisch konzipiert wurden Ohne das Medium der Schriftwaumlre etwa die narrative Poetizitaumlt in Text A kaum moumlglich Diese literarischeGestaltung findet sodann eine Entsprechung in dem aufwendigen Layout (mit

67 Dazu gehoumlren die Demonstration naturkundlicher Kenntnisse (V 10ff) die Identifikation mitdem Weisen (V 16b) und mit der sozialen Elite (V 16ndash18) oder die Motive von Belehrung (mwsr)und Planen (ḥšb) in V 151968 S o S 29

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Rahmenbildung Rubra etc) das vermutlich aumlgyptisch inspirierte Design-Kon-ventionen literarischer Papyri abbildete Sollte sich die oben skizzierte Mutma-szligung69 zu dem rot-weiszligen Band im unteren Rahmen von Text A als Aufnahmeeiner Hieroglyphenform fuumlr die geschnuumlrte Papyrusrolle bestaumltigen boumlte dasLayout daruumlber hinaus eine klare ikonische Referenz auf Schreiberwesen undSchriftkultur

Schlieszliglich Das Niveau und der bdquoBildungscharakterldquo der Texte sowie derbei ihrer Wandanbringung getriebene Aufwand entheben uumlber jeden Zweifeldass hier nicht an eine elementare Schreibschule zu denken ist sondern viel-mehr an eine fortgeschrittene professionelle Schreiberausbildung (bdquoMeister-klasseldquo)

c) Die institutionelle Selbstreferenzialitaumlt von Text B Wie vor allem der weisheitli-che Dialog zu erkennen gibt ging diese Schreiberausbildung zugleich mit ei-nem sbquogehobenen Bildungsanspruchlsquo einher Dabei spiegelt bereits die Ge-spraumlchskonstellation der textinternen Figuren die Bildungsinstitution sbquoSchulelsquoDaruumlber hinaus kommt repraumlsentiert durch die Dialogpartner geradezu derStand professioneller Schreiber in den Blick ihre Stellung im Umkreis des Kouml-nigs (Z 9 bdquoBeraumlt sich denn nicht mir dir oder holt sich nicht [bei dir] einenRatschlag der Thronendeldquo) und ihre gesellschaftlichen Leitungsaufgaben beider Rechtsprechung und im gewandten (politischen) Auftreten (Z 17c [Ru-brum] bdquoDir obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redeldquo) Werden denStudenten der Schreiberschule damit verlockende Perspektiven ihres Wegesvor Augen gestellt so spricht der Anfang des zentralen Rubrumverses (Z 17ab)den einen Dialogpartner ausdruumlcklich auf seine Kompetenzen in der Schreib-kunst70 und im Unterricht71 an wobei letzterer insbesondere auch im Auswen-diglernen durch die Schuumller bestand72

DAPT B Z 17 a) Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunstb) (darauf) anzuleiten73 den der auswendig repetiert

69 S o S 2670 Die genaue Entsprechung des aramaumlischen Ausdrucks ydʻ spr zu dem in Jes 2911f belegtenalthebraumlischen Idiom wurde uumlberraschenderweise zumeist uumlbersehen71 An die Moumlglichkeit dass die Kombination mit dem Idealbild eines Lehrers abschloss (s o S 33)sei ebenfalls erinnert72 Vgl dazu die erhellende Erklaumlrung des Ausdrucks bdquoSchuumllerzungeldquo in Jes 514 durch Weippert1989 111f bdquoUm dies verstehen zu koumlnnen muszlig man die orientalische Unterrichtsmethode kennendie uns bereits aus der Spaumltantike bekannt ist die man aber auch heute noch in arabischen undorthodox-juumldischen Elementarschulen erleben kann Der Stoff wird vom Lehrer vor- vom Schuumllernachgesprochenldquo Umfassend zur Bedeutung des Memorierens im altorientalisch-antiken Schulwe-sen orientiert Carr 200573 Die Ableitung des Ausdrucks von der aramaumlischen Wurzel dbr (anders noch Blum 2008c z St)findet sich auch bei Lipiński 1994 155 (vgl auch ders 1998 508) allerdings verbunden mit eineransonsten deutlich anderen Lesung bdquoto call the scribe who leads away sbquoThe curse is on the tonguefor you a judgement and a chastisementlsquoldquo (a a O 143)

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 39

Koumlnnte ein Text sich in seiner Pragmatik deutlicher fuumlr eine fortgeschritteneSchreiberausbildung anbieten als Kombination B in Tell Deir ʻAlla

d) External evidence eine Griechischschule aus roumlmischer Zeit In Amheida demantiken Trimithis einer Stadt in der aumlgyptischen Oase Dakhla legten Grabun-gen der Columbia University New York in den Jahren 2004ndash2007 einen Gebaumlu-dekomplex frei in dem erstmals antike Schulraumlume archaumlologisch nachgewie-sen werden konnten74 Die Schule bestand in der ersten Haumllfte des 4 Jahrhun-derts n Chr und umfasste drei sbquoKlassenraumlumelsquo (19 times 95 m) Der bestkonser-vierte Raum (68 times 26 m)75 ist in einer Wandhoumlhe bis 220 m erhalten In derAntike waren die Waumlnde rundum weiszlig verputzt Vor einer der (langen) Waumlndestand eine gemauerte Bank Gegenuumlber an der Ostwand ist der Verputz uumlbermehrere Meter groszligenteils erhalten geblieben mit in roter Tinte geschriebenenSchultexten angeordnet in fuumlnf Kolumnen (zusammen 32 m breit maximal09 m hoch) Offenbar gab es in der abgelegenen Polis einen rhetorisch ge-schulten Lehrer der in der Lage war fuumlr seine fortgeschrittenen Schuumller Epi-gramme in elegischen Distichen zu schreiben und darin deren Schulsituationappellativ aufzunehmen76 In einem der zuletzt freigelegten Raumlume (R19) fan-den sich an der Westwand oberhalb der Bank zwei literarische Texte (ebenfallsin roter Tinte) Verse aus der Odyssee (IV 221ndash223) und ein Prosatext mutmaszlig-lich die Bearbeitung einer Erzaumlhlung die aus Plutarch bekannt ist

While the dipinto in room 15 seems to refer to the level of education taught by the rhetorliterary instruction went on in this room either at the hands of the same teacher or by someoneelse who taught at the level of the grammarian77

Alles in allem ist unuumlbersehbar mit der Nutzung verputzter Waumlnde als sbquoTafelnlsquo(und mit Wandbaumlnken) weisen die Schulraumlume in Trimithis exakt die gleiche ele-mentare Funktionalitaumlt auf wie der Raum in Tell Deir ʻAlla

74 Cribiore u a 2008 DavoliCribiore 2010 Den Hinweis auf die Amheida-Grabungen verdankeich Herrn Florian Lippke (TuumlbingenFribourg)75 Siehe Figs 7 und 9 in Cribiore u a 2008 174 17676 Siehe Color Fig 12 in Cribiore u a 2008 181 In der ersten Kolumne heiszligt es beispielsweise(nach Cribiore a a O 183)

αλλα θεὸς νεύσειεν επ ευχωλῆισιν εμεῖο [[hellip]] π[αντ]ας μουσάων έργα μελιχρὰ μαθεῖν συν πάση-σ Χαρίτεσσι και Ερμῆι Μαιάδος υἱεῖ ρητορικῆς σοφίης άκρον ἑλόντα[σ] ὅλον παῖδες εμοι θαρσεῖτε μέγας θεὸς ʽΰμμιν οπάσσει παντοίης αρετῆς καλὸν έχειν στέφανονhellip doch moumlge Gott meinen Gebeten geneigt sein dass ihr all die suumlszligen Werke der Musen erlerntindem ihr mit allen Grazien und mit Hermes dem Sohn d Maia den Gipfel der rhetorischenKunst ganz erobertMeine Knaben seid guten Mutes Der groszlige Gott wird euch gewaumlhren den schoumlnen Kranz man-nigfacher Tugend zu tragen

77 Cribiore (Davoli) 2013 7 (Hervorhebung im Original)

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40 Erhard Blum

Die Funktion der Baumlnke und des Verputzes in den bdquoSchulraumlumenldquo sind dabei nicht unbedingtnach dem Muster neuzeitlicher Schulen zu denken Waren die Ausgraumlberinnen in Trimithiszunaumlchst schlicht davon ausgegangen dass die bdquoBaumlnkeldquo von den Schuumllern als Sitzplaumltze ge-nutzt wurden78 so suggerieren inzwischen schon die Positionierungen der Inschriften ein viel-faumlltigeres Bild bdquoAs in room 15 the new rooms (R19 and 23) have a series of benches for stu-dents along the walls The students of R15 could sit on the benches to view the epigrams orstand on them to be able to write on the whitewashed wall behind those In the same waystudents in room 19 had to stand up on the benches there to write on the part of the wall thatwas plastered with white gypsum above a board painted in purpleldquo79 Dem korrespondierendie vielfaumlltigen Proportionen der Texte Waren die Uumlbungsepigramme in der Schriftgroumlszlige wohlso ausgelegt dass sie von den gegenuumlberliegenden Baumlnken aus lesbar blieben waren die lite-rarischen Textabschnitte wesentlich kleiner gehalten 14 times 3 cm mit einer Buchstabenhoumlhe von06 cm bzw erhaltene 64 times 16 cm mit durchschnittlich 1 cm hohen Zeichen und dies in einerbetraumlchtlichen Houmlhe an der Wand80 Die Schriftgroumlszlige der Wandtexte in Sukkot ist am ehestender des zuletzt genannten sbquoPlutarchlsquo-Textes vergleichbar Zwar waren die DAPT (im Vergleichmit Trimithis) fuumlr Leser wesentlich leichter zugaumlnglich von der gegenuumlber liegenden Bankkonnten aber ihre Buchstaben kaum mehr identifiziert werden Von daher wird man auch inTell Deir ʻAlla eher mit einer multifunktionalen Nutzung von Waumlnden und Baumlnken zu rechnenhaben Die Wandflaumlchen konnten Lehrern und Schuumllern dienen die Baumlnke den Studenten alsSitzbaumlnke fuumlr die Unterrichtsphasen von Vorsprechen Repetieren Memorieren etc81 wie auchfuumlr eigene Schreibuumlbungen oder Aumlhnliches mehr

Zwischen der Einrichtung und Nutzung der beiden Schulen liegen zwar mehr als1000 Jahre dennoch wird man nicht von einer rein zufaumllligen Entsprechung ausge-hen koumlnnen Entweder haben wir hier gluumlcklich erhaltene Belege fuumlr eine nachhal-tige kulturelle Kontinuitaumlt im ostmediterranen Raum oder es handelt sich um einein verschiedenen Kontexten sich aufdraumlngende funktionale Loumlsung fuumlr die gleichenkommunikativen Erfordernisse Beide Optionen liegen naumlher besehen freilich nichtweit auseinander nach beiden bietet der Fund in AmheidaTrimithis eine mehroder weniger direkte Bestaumltigung der Schulhypothese fuumlr Tell Deir ʻAlla

33 Traumlger und Zielsetzung der aramaumlischen Schule zu Sukkot(Tell Deir ʻAlla)

Es bleibt gleichwohl die Frage von wem fuumlr wen und wozu ein solcher Schulraumgerade in Sukkot eingerichtet wurde das nach Auskunft der Archaumlologen um 800v Chr ein kleines Dorf darstellte und das am Rande des damaligen aramaumlischen

78 DavoliCribiore 2010 77 bdquohellip tutte [scil 3 Schulraumlume] caratterizzate dalla presenza di panchein muratura utilizzate dagli studenti come sedilildquo79 Cribiore (Davoli) 2013 780 Cribiore (Davoli) 2013 7 bzw 9 mit Figs 9 + 10 auf S 10 Nach CribioreDavoli 2013 5 befandensich die Texte ca 28 m () uumlber dem Fuszligboden81 Vgl wieder die Charakterisierungen bdquoorientalischerldquo Schulen in der oben auf S 38 FN 72 ge-nannten Literatur

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 41

Herrschaftsbereichs lag Kultur und innere Geschichte des Koumlnigreichs Damaskusin dieser Zeit sind weitgehend unbekannt Deshalb koumlnnen wir nur von den Befun-den in Tell Deir ʻAlla (und einigen Nachrichten im Alten Testament bzw in derHasael-Inschrift von Tel Dan) ausgehen

Deutlich duumlrfte immerhin sein dass eine solche (Hoch-)Schule fuumlr professio-nelle aramaumlische Schreiber in dieser Region mit einer privaten Initiative bzw einemfamiliaumlren Kontext nicht zureichend zu erklaumlren waumlre Von daher wird man ihreEinrichtung und Unterhaltung letztlich auf die damaszenische Zentralgewalt zu-ruumlckfuumlhren muumlssen Der maicirctre-scribe (Lemaire) der die umfangreichen Texte ineiner eleganten Kursive auf die Wand uumlbertragen hat mag dafuumlr aus Damaskusabgestellt worden sein Politisch laumlsst sich an der Einrichtung jedenfalls ablesendass Hasael bzw Birhadad II von Damaskus sich nicht mit der militaumlrischen Erobe-rung des Ostjordanlandes begnuumlgte(n) sondern dort gewissermaszligen in eine eigeneInfrastruktur investierte(n) Konkret kommen dabei zwei Optionen infrage Mankoumlnnte an eine Ausbildung von eigenem damaszenischem Verwaltungspersonal(bdquoim houmlheren Dienstldquo) denken Dies ist moumlglich aber eher unwahrscheinlich weildafuumlr eine Schulung in Damaskus bzw im aramaumlischen Kernland naumlher gelegenhaumltte Als Alternative bleibt die Ausbildung von Angehoumlrigen der lokalen israeli-tisch-gileaditischen Elite im Sinne der aramaumlischen Herrschaft bzw deren Verwal-tung In diesem Falle gehoumlrte der Schulbetrieb in Sukkot zu dem Versuch einerAkkulturation der israelitischen Bevoumllkerung82 (was auf nachhaltige imperiale Zie-le in Damaskus hindeutete) Fuumlr eine solche Konstellation spricht auch die Lagedes Ortes tief in Gilead (von Damaskus her gesehen) zugleich aber ausgesprochenverkehrsguumlnstig Schlieszliglich mag der kleine doumlrfliche Charakter fuumlr die Unterneh-mung eher als Vorteil gegolten haben83

Wie auch immer es sich im Einzelnen verhalten haben mag werden doch zweiweitere Ruumlckschluumlsse nach Lage der Dinge nicht gewagt erscheinen a) Eine derar-tige Meisterklasse im eroberten Grenzgebiet ist nur vorstellbar wenn im Zentrumdas heiszligt im Umkreis des damaszenischen Hofes bzw Haupttempels entsprechen-de Strukturen bereits etabliert waren84 b) Die beiden hochliterarischen Texte wur-den nicht fuumlr Sukkot formuliert sondern duumlrften ihren primaumlren Ort in Damaskusselbst oder in einem anderen Verwaltungszentrum gehabt haben (eventuell ver-bunden mit einer Rezeption internationaler Traditionen) Diese Schriftkultur miteinem entsprechenden Schulbetrieb wird weit in das 9 Jahrhundert v Chr zuruumlck-gereicht haben eventuell auch daruumlber hinaus

82 Moumlglicherweise war auch in dieser Hinsicht der Ruumlckgriff auf den Bilʻam-Text durchaus ab-sichtsvoll83 Die Lage in der Naumlhe des Jordans das heiszligt nahe am Herrschaftsgebiet des Koumlnigsreichs Israelkoumlnnte gegenuumlber der lokalen Bevoumllkerung zusaumltzlich auch als politisches Signal hinsichtlich desaramaumlischen Herrschaftsanspruchs (mit) gedacht worden sein84 Mit zugegeben plakativer Uumlberzeichnung mag man Tell Deir ʻAlla geradezu als Beleg fuumlr einsbquostaatliches Hochschulwesenlsquo im Koumlnigreich Damaskus betrachten

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42 Erhard Blum

34 Konsequenzen fuumlr Schriftkultur und Schulwesenin den Koumlnigreichen Israel und Juda

Aufgrund der raumlumlichen und zeitlichen Nachbarschaft sowie der strukturellen Ver-gleichbarkeit suumldlevantinischer Territorialstaaten sind in Israel und Juda keine grund-legend anderen Verhaumlltnisse anzunehmen Allenfalls koumlnnte man fuumlr IsraelJuda mitBlick auf das fruumlhe davidisch-salomonische Koumlnigtum im 10 Jahrhundert v Chr unddessen (auf die nordisraelitischen Staumlmme beschraumlnkte) Vorgeschichte mit Koumlnig Saulim 11 Jahrhundert mit einem gewissen Entwicklungsvorsprung gegenuumlber Aram-Da-maskus zu rechnen haben85 Dafuumlr mag auch sprechen dass die Herausbildung einerspezifischen bdquoNationalschriftldquo aus der phoumlnizischen Standardschrift nach gegenwaumlr-tigem Kenntnisstand () zuerst im hebraumlischen Sprachraum einsetzte86

Gestuumltzt wird diese Einschaumltzung durch fruumlhe Textuumlberlieferungen die dia-chron den Grundstock des alttestamentlichen Kanons bilden Dazu gehoumlren nebeneinzelnen Texten aus dem 10 Jahrhundert v Chr87 insbesondere zentrale Uumlber-lieferungen seit dem Anfang des 9 Jahrhunderts darunter die in Jerusalem undSamaria getrennt aber mit einer synchronistisch verschraumlnkten Chronologie derjeweiligen Koumlnige gefuumlhrten Annalen die in Auszuumlgen das Grundgeruumlst der bib-lischen bdquoKoumlnigebuumlcherldquo bilden In die fruumlhe Koumlnigszeit verweisen aber auch Bei-spiele einer hochentwickelten althebraumlischen Erzaumlhlkunst in Uumlberlieferungen zuJakob Saul und David die ohne eine anspruchsvolle Schreiberschulung im Um-kreis der Houmlfe bzw der Haupttempel nicht denkbar waumlren Mehr noch die soge-nannte bdquoThronfolgegeschichte Davidsldquo in 2Sam 9ndash20 1Koumln 1ndash2 (um 900 v Chr)88neben der Josephgeschichte der Genesis die wohl subtilste Groszligerzaumlhlung der Bi-bel verbindet einen realistisch-skeptischen Blick auf die Ambivalenzen des Wol-lens und Handelns der Akteure mit einer ndash narrativ artikulierten ndash Reflexion desPotentials und der Grenzen menschlicher Weisheit Ihre pragmatischen Pointenzeigen daruumlber hinaus an dass das ganze Werk fuumlr den Kontext der Prinzen- undElite-Erziehung am Hof in Jerusalem ausgearbeitet wurde

Hinsichtlich ihres literarischen Profils wie auch ihrer grundlegenden Pragma-tik sind demnach zwischen den israelitischen Erzaumlhlwerken und den damaszeni-

85 Aufgrund der Quellenlage ist das Koumlnigtum von Damaskus fuumlr das 10 Jahrhundert v Chr bis-lang nicht so recht greifbar Innerhalb der David-Uumlberlieferungen sind (neben Aram-Zoba) in unter-schiedlicher Weise kleinere aramaumlische Koumlnigtuumlmer zwischen Israel und Damaskus (Tob GeschurMaʻacha Beth Rechob) praumlsent Die Notiz von 1Koumln 1123ndash25 im Zusammenhang mit Salomo scheintfuumlr dessen Zeit die Installation eines Koumlnigtums in Damaskus anzusetzen Zu damit verbundenenFragen vgl Pitard 1987 95ff 99ff Lipiński 2000 367ff86 So im Anschluss an J Naveh auch FinkelsteinSass 2013 (freilich nicht hinsichtlich der Rolledes Phoumlnizischen) Allerdings sollte auch diese verbreitete Annahme im Licht der DAPT (die ebdleider unberuumlcksichtigt bleiben) kritisch gepruumlft werden87 Vgl Carr 2005 163f Schon in das 11 Jahrhundert v Chr duumlrfte aufgrund seiner Sprache undPragmatik das epische Siegeslied der Debora in Ri 5 gehoumlren vgl vorlaumlufig Weippert 1990 454fKnauf 200588 Vgl Blum 2010

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 43

schen Kompositionen des (wahrscheinlich) fruumlhen 9 Jahrhunderts v Chr keine we-sentlichen Unterschiede auszumachen Sie haben hohe literarische Qualitaumltensind aber gleichwohl keine fiktionale Literatur im neuzeitlichen Sinne Die fuumlr un-sere belles lettres selbstverstaumlndliche Kategorie der Fiktionalitaumlt gab es vielmehrnoch gar nicht auch nicht avant la lettre wie man sie bereits in Aristotelesʼ Poetikhat89 Es handelt sich bei der genannten Literatur um sbquoMitteilungstextelsquo mit Wahr-heitsanspruch Gleichwohl koumlnnen sie durchaus absichtsvoll mit hochgradig poeti-schen Gestaltungsmitteln arbeiten Poetizitaumlt ist in diesen Kulturen aber noch nichtan Fiktionalitaumlt gebunden ndash ebenso wenig wie ihr Wirklichkeitsverstaumlndnis undihr Wahrheitsanspruch etwas mit historischem Denken zu tun haumltten90 Mit ihrerWirk- und Mitteilungsintention sind sie haumlufig auf konkrete pragmatische Rezepti-onskonstellationen bezogen wie alle sbquopoetischenlsquo Werke gehen sie darin aber nichtauf sondern bieten Anhaltspunkte fuumlr Rezeptionen welche die Primaumlrintentionender Autoren hinter sich lassen Sie moumlgen funktional als Unterrichtstexte imSchul-bdquoHochschulldquo-Kontext gebraucht worden sein doch auch in diesem Rahmenwaren sie zugleich mehr Angemessen waumlre wohl die Rede von bdquoBildungsliteraturldquo

Nachbemerkung Nimmt man solche Textzeugnisse der fruumlhkoumlniglichen Zeit mitdem Umstand zusammen dass die bislang einzige raumlumlich belegbare Schule (mithochkaraumltigem Unterrichtsmaterial) ausgerechnet in der aumluszligersten Provinz gefun-den wurde erscheint es durchaus fraglich ob der Schreiberunterricht und damitdie literarische Bildung in Aram bzw in IsraelJuda tatsaumlchlich auf die koumlniglichenZentren beschraumlnkt und so kleinraumlumig angelegt sein mussten wie man in dergegenwaumlrtigen Forschung vielfach glauben will91

89 Poetik [9] 1451b Zur bdquoEntdeckungldquo der Fiktionalitaumlt bei den Griechen siehe grundlegend Roumlsler1980 und 1983 des weiteren Finkelberg 1998 Fuumlr die schlechthin elementare Distinktion zwischensemantisch definierter Fiktivitaumlt und textpragmatisch zu definierender Fiktionalitaumlt vgl Gabriel1975 Assmann 1980 Keller 198090 Fuumlr entsprechende kulturvergleichende Profilierungen vgl Cancik 2005 und Blum 2005 65ndash86Vgl a a O 79 FN 55 auch fuumlr die Unterscheidung zwischen einer (transparenten) Fiktionalitaumlt bdquoers-ten Gradesldquo (in Maumlrchen Fabeln etc) wie sie auch in traditionalen Erzaumlhlkulturen gelaumlufig istund der Fiktionalitaumlt bdquozweiten Gradesldquo (in Roman Drama etc) fuumlr die sich die Imitation und Fiktio-nalisierung wirklichkeitsabbildender Darstellung als konstitutiv erweist91 Damit soll nicht einer verbreiteten Literalitaumlt in diesen Gesellschaften das Wort geredet werdenIm Gegenteil es geht darum zwischen der Verbreitung eines funktionellen Schriftgebrauchs imAlltag wie er sich in Ostraka etc spiegelt und der Ausbildung einer professionellen Schreiberkul-tur in verschiedenen Bereichen der bdquoEliteldquo zu unterscheiden Fuumlr Letztere ergeben die archaumlologi-schen Befunde aus den eingangs genannten Gruumlnden kein repraumlsentatives Bild eine Regel diedurch die Ausnahmen (Siloah-Inschr DAPT Kuntillet ʻAǧrūd) nur bestaumltigt wird Fuumlr eine umsich-tige Diskussion der Problematik vgl besonders Carr 2005 Part I chap 6 ndash Unter deutlich anderenVoraussetzungen ging im Uumlbrigen auch der Befund in der Oase Dakhla uumlber das hinaus was manhistorisch erwarten mochte wie die Schlussbemerkung von R Cribiore in CribioreDavola 2013 14zu erkennen gibt bdquoAll together the house in Amheida and the school adjacent to it are wondroustestimonies of how paideia was alive and well in Egypt and not only in the Nile Valleyldquo

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

44 Erhard Blum

4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 51

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52 Erhard Blum

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 27

Kombination A reicht der Rubrum-Text der ersten Zeile von deren Anfang exakt biszur Mitte in der zweiten Zeile beginnt das Rubrum in der Mitte und reicht bis zumZeilenende Des Weiteren scheint das Schriftbild der Kombination daraufhin ange-legt zu sein relativ genau ein Quadrat darzustellen Mit dieser gewiss absichts-vollen aumlsthetischen Praumlsentation thematisiert der schriftliche Text gleichsam sichselbst in seiner visuell-medialen Gestalt

212 Textsorte(n) und DiachronieDie Kombination gliedert sich inhaltlich und sbquoformallsquo in zwei Hauptteile die inihrer Textsorte und ihrem Gestus unterschiedlicher kaum sein koumlnnten Sie beginntnach der rot geschriebenen Uumlberschrift (V 1) die das Ganze als bdquoSchrift (spr) vonBilʻam Sohn des Beʻorldquo ausweist mit einer Erzaumlhlung um diesen Seher Diesereicht bis V 9 bei dem sie gleichsam ohne bdquoGestaltschlieszligungldquo anhaumllt Mit V 10setzt stattdessen formal nicht abgehoben die Schilderung einer bdquoverkehrten Weltldquoein die am Ende den mehr als 15-fachen Umfang der Narration einnimmt DieErzaumlhlung von Bilʻam zeigt ihn sogleich in seiner besonderen Funktion als Mittlerzwischen Goumltter- und Menschenwelt Des Nachts kommen Goumltterboten [in einerVision] im Auftrag des Gottes El27 zu ihm und tragen ihm auf das was er in einer(vorausgegangenen) Schauung uumlber das bevorstehende Handeln der Goumltter erfah-ren hatte kundzutun Diese warnend draumlngende Goumltterrede ndash im Text durch Ru-brum hervorgehoben ndash mit der Aufforderung eine Schauung mitzuteilen welchedie LeserHoumlrer noch gar nicht kennen erzeugt eine spannungsvolle Leerstelle diedurch Bilʻams Reaktion am naumlchsten Morgen sein Weinen und Fasten nur nochverstaumlrkt wird Bilʻams VerwandtschaftVolk die daraufhin zu ihm kommen undnach dem Grund fuumlr sein Verhalten fragen werden insofern als Platzhalter derRezipienten in Szene gesetzt Auf dieser irdischen Buumlhne erzaumlhlt Bilʻam was sichauf der von ihm geschauten himmlischen Buumlhne abgespielt hat die Versammlungder šaddayin der hohengroszligen28 Goumltter Sie sind zu einem schicksalstraumlchtigenBeschluss zusammen gekommen in dem sie die Sonnengoumlttin aufforderten DuumlrreFinsternis und Schrecken uumlber die Erde zu bringen ndash wenn auch nicht fuumlr immerDieser Beschluss der Goumltter war der Grund fuumlr Bilʻams Weinen und Fasten gewesenDarauf hatten sich wohl auch die Goumltterboten in ihrer Botschaft fuumlr Bilʻam bezogenEr sollte die Menschen warnen Welche Folgen hatte diese Warnung Davon wirdnach den erhaltenen Fragmenten nichts mehr erzaumlhlt Stattdessen folgt eine breiteSchilderung der sbquoAdynatalsquo einer chaotischen Welt in der insbesondere die sozialenVerhaumlltnisse bei Tieren und Menschen auf den Kopf gestellt erscheinen

der Editio princeps aufgrund aumluszligerer Merkmale ausdruumlcklich dem ersten Text zugeordnet wurdenDie besonderen Proportionen von Text A kamen erst nachtraumlglich in den Blick27 Der Goumlttervater und Schoumlpfergott () El erweist sich hier aumlhnlich den Menschen zugeneigt wieder Gott EaEnki in den mesopotamischen Flutuumlberlieferungen28 Zu dieser (tentativen) Deutung der Bezeichnung šdyn s u S 44 FN 97 zu V 7b

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28 Erhard Blum

Den Anfang machen in gleichmaumlszligig gebauten Kola 4+1 Paare von Vogelarten wobei die schwauml-cheren die staumlrkeren provozieren bzw angreifen (V 10ab 11ab 12a) Die folgenden beiden Kola(V 12bc) leiten mit einer weiteren Steigerung der Absonderlichkeiten uumlber zur Welt der Land-tiere bei denen die Ordnungsgrenzen zwischen Haus- und Wildtieren ebenso aufgehoben er-scheinen wie die zwischen Tier und Mensch (V 13ndash15) Das Monokolon von der Erziehung(mwsr) von Hyaumlnen durch Schakalwelpen in V 15 bildet hierin gleichsam eine Fermate Daranschlieszligen sich drei Bikola (V 16ndash18) an mit drastischen Beispielen fuumlr den mundus inversusunter den Menschen die in eine Art Sinnspruch bzw in eine direkte Anrede an die Leser (V19ab) muumlnden29 Die weiteren nur noch phasenweise lesbaren Zeilen handeln von teilweisekatastrophischen Notlagen (V 20ndash24) Darauf folgen wieder Verse zur Aufhebung der Rangord-nung in der Tierwelt nun unter den Landtieren In den letzten beiden Zeilen sind kaum mehreinzelne Woumlrter zu identifizieren nichts deutet aber auf eine Wiederaufnahme der erzaumlhltenSzenerie von V 1ndash9 hin

Die Relation dieser gleichsam sbquoausuferndenlsquo diskursiven Weiterfuumlhrung ab V 10 zurvorausgehenden Bilʻam-Erzaumlhlung wird ndash abgesehen von dem einleitenden bdquoDennldquobzw bdquoJaFuumlrwahrldquo nicht expliziert Indizien wie das Fehlen einer narrativen Rede-einleitung und die alles in allem perfektivische Darstellung des mundus inversuslegen aber deren Deutung als sbquoRedelsquo des Autors nahe der sich mit diesen Ausfuumlh-rungen an die Leser richtet30 In diesem Falle ist die Darstellung der chaotischenVerhaumlltnisse als Begruumlndung fuumlr das zuvor erzaumlhlte Tun der Goumltter zu lesen docheben nicht auf der Ebene der Erzaumlhlhandlung sondern als deren erlaumluternde Kom-mentierung fuumlr die Leser Gleichwohl bleiben im Gesamtzusammenhang Inkohauml-renzen bestehen31 Nimmt man den harten Wechsel in der Textsorte ab V 10ffhinzu ebenso den Umstand dass die einleitende Bilʻam-Episode am Ende des um-fangreichen Diskurses vergessen erscheint so spricht in diachroner Perspektiveviel fuumlr einen Komposittext Mit anderen Worten man wird davon ausgehen duumlr-fen dass eine (zumindest mit ihrem Plot) tradierte Erzaumlhlung uumlber den GoumltterseherBillsquoam bar Belsquoor mit einer diskursiv-weisheitlichen Schilderung eines mundus in-versus fortgeschrieben wurde wobei der urspruumlngliche Schluss der Erzaumlhlung weg-fiel

Dieser recht profilierte diachrone Befund einer bdquoFortschreibungldquo von aumllteremMaterial bildet das klarste Indiz dafuumlr dass wir es hier mit sogenannter bdquoTradi-tionsliteraturldquo32 zu tun haben wie sie uns nicht zuletzt in der hebraumlischen Bibelentgegentritt Damit versteht sich des Weiteren von selbst dass die DAPT insge-samt nicht als singulaumlre Groumlszligen zu sehen sind sondern lediglich Repraumlsentanteneines umfassenderen Literaturbetriebs darstellen Letzteres steht freilich noch aus

29 Vgl die Deutungsoptionen unten auf S 45 FN 101 zu V 1930 Fuumlr eine Diskussion alternativer Optionen vgl Blum 2008a 92ndash9431 Beispielsweise fehlt in der Erzaumlhlung von Bilʻam jeder auch indirekte Hinweis auf das Bestehenchaotischer Verhaumlltnisse vgl im Einzelnen Blum 2008b 595f32 In Abgrenzung zu einer sbquoAutorenliteraturlsquo wie sie insbesondere aus dem griechisch-roumlmischenBereich bekannt ist

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 29

weiteren Gruumlnden auszliger Frage Dazu gehoumlren sowohl die Spannung zwischen demformalen und inhaltlichen Gestaltungsniveau der Texte und dem peripheren Fund-ort als auch der textkritische Befund in Text A Zeile 1 mit der nachtraumlglichen Kor-rektur einer aberratio oculi die auf die Benutzung einer schriftlichen Vorlageschlieszligen laumlsst33

Das markante Design von DAPT A mit seiner Visualisierung textlicher Ge-schlossenheit leitet schlieszliglich dazu an unbeschadet der skizzierten Inhomogeni-taumlt des Komposittextes nach seiner intendierten Gesamtausrichtung zu fragenTrotz der starken Wirkung der anfaumlnglichen Erzaumlhlung fuumlhrt diese Frage nicht aufeine prophetische Gattung34 sondern im weiteren Sinne auf eine weisheitlichePragmatik des Ganzen So weist die anschlieszligende Darstellung der verkehrtenWelt die am Ende auch quantitativ dominiert eine deutliche Affinitaumlt zu weisheit-lichen Anliegen auf35 Den Ausschlag gibt jedoch die Titulierung des Ganzen inV 1 als bdquoDie Lehren der Schrift von Billsquoam bar Belsquoor dem Goumltterseherldquo Mit derVoranstellung von bdquodie LehrenUnterweisungenWarnungen von hellipldquo36 passt dieserTitel weder zur Prophetenerzaumlhlung noch zur Schilderung des mundus inversus je-weils fuumlr sich genommen sehr wohl aber zur vorliegenden Verbindung beider37

wird darin doch die beschlossene Katastrophe mit dem alle Ordnungen verkehren-den Verhalten von Mensch und Tier begruumlndet38 Textpragmatisch impliziert dieserSkopus fuumlr den Leser den Appell derartige Stoumlrungen der sozialen Ordnung dieschlieszliglich in eine chaotische Welt muumlnden koumlnnen zu meiden und die guten Ver-haumlltnisse zu pflegen Wird der Gesamttext also in diesem Sinne paraumlnetisch rezi-piert bedarf er fuumlr seine Wirkintention auch nicht mehr notwendig einer Ruumlckkehrzur Bilʻam-Narration im Anschluss an die diskursiven Ausfuumlhrungen

33 S u S 44 FN 93 zu A 2a Da unbeschadet dieses Schreibfehlers die Gestaltungssymmetrie in Z1f erreicht wurde muss man davon ausgehen dass der Schreiber es verstand ad hoc einen Aus-gleich im Textbestand vorzunehmen34 Die von M Weippert vorgeschlagene Bestimmung als bdquoprophetisches Apophthegmaldquo (Weippert1991 164 177 [= 1997 174 186]) duumlrfte dagegen schon A 1ndash9 kaum treffen da hier kein (auchfuumlr sich verstaumlndliches) Logion des ProphetenSehers die Pointe bildet wie es nach der uumlblichenGattungsdefinition zu erwarten waumlre Auch hat die Erzaumlhlung dafuumlr zu viel Eigengewicht (vgl nurdie Gottesrede in V 3) Ganz und gar verschieben sich die Gewichte sodann mit V 10ff und mit derUumlberschrift35 Vgl dazu unten S 37 FN 6736 Die Komplettierung der Uumlberschrift durch ysry (Fragment iii[f]+[b] mit roter Tinte) geht aufPueumlch 1987 und Levine 2000 zuruumlck Im juumlngeren Aramaumlisch (CAL 2014 s v) und Hebraumlisch (Geseni-us 2013 471) bedeutet yissūr in erster Linie bdquoZuumlchtigung Leidenldquo Dem liegt jedoch eine semanti-sche Verschiebung innerhalb der gleichen Bedeutungsbreite zugrunde (von bdquoUnterweisung Lehreldquobis bdquoZuumlchtigungldquo) wie bei dem althebraumlischen mūsār vgl dazu Branson 1982 688ndash69737 Daruumlber hinaus liegt auch die Vermutung nahe dass ysry dem ansonsten vollstaumlndigen Titelerst im Zuge der oben diskutierten Fortschreibung vorangestellt wurde38 Bezeichnenderweise wird das Unheil durch die Sonnengottheit herbeigefuumlhrt die im Alten Ori-ent traditionell das Unrecht aufdeckt und ahndet

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30 Erhard Blum

213 Der aramaumlische Bilʻam-Text und das Alte TestamentDie spektakulaumlrste Beziehung zur hebraumlischen Bibel besteht in der sbquoIdentitaumltlsquo derHauptgestalt des Billsquoam Sohn des Beʻor mit einer im Pentateuch belegten Prophe-tengestalt (Nu 22ndash24 etc) Daruumlber hinaus betreffen die Uumlbereinstimmungen dieVerbindung Bilʻams einerseits mit Aram (Num 237 [Dtn 235]) und ndash in andererWeise ndash mit dem Ostjordanland (Num 22ndash24 bzw der Standort der Inschrift) sowieseine Charakterisierung als bdquoGoumltterseherldquo bzw als bdquoder die Vision Schaddajsschautldquo (Num 244 par 16) Andere in Anschlag gebrachte Parallelen39 duumlrften da-gegen gaumlngiger Idiomatik geschuldet sein

Hinsichtlich der substanzielleren Bezuumlge ist mit unterschiedlichen Moumlglichkeiten zu rechnenSo koumlnnte man mutmaszligen dass der Seher Billsquoam b Belsquoor bei Aramaumlern wie (Nord-)Israelitenals Gestalt der Tradition bekannt war und dass sein spr auch aus diesem Grund an der Wandin Sukkot angeschrieben wurde Moumlglicherweise gehoumlrt aber auch die israelitische Bilʻamperi-kope zu den Nachwirkungen der damaszenischen Akkulturierungsbemuumlhungen in Gilead (sie-he dazu unten Abschnitt 3) Mit Letzterem waumlre jedenfalls dann zu rechnen wenn die Redevom bdquoHoumlrenldquo der bdquoWorte Gottes (rsquoel)ldquo und vom bdquoSchauen der Vision des Erhabenen (šadday)ldquoin den parallelen Kola von Num 244 (vgl 2416) ein spaumltes (und transformiertes) Echo derErzaumlhlung von Els naumlchtlicher Botschaft an Bilʻam (A 2f) und danach der Vision der šdyn-Versammlung (A 7ndash9) darstellen sollte40

Weniger sensationell aber moumlglicherweise von groumlszligerer Bedeutung sind Ver-gleichsmoumlglichkeiten anderer Art Dazu gehoumlrt das Phaumlnomen einer Unheilspro-phetie noch dazu ohne einen Bezug auf einen Herrscher die hier erstmals imauszligerisraelitischen Kontext begegnet und dies Generationen vor dem aumlltesten isra-elitischen Schriftpropheten (Amos)41

Weitere Aspekte der Signifikanz der DAPT beruhen auf dem literarischen Cha-rakter dieser Texte und moumlgen von daher trivial erscheinen Sie sind es jedocheben deshalb nicht weil DAPT A und B wie eingangs notiert bislang die einzigenumfangreichen Vergleichstexte zur hebraumlischen Bibel im levantinischen Kontextdes 1 Jahrtausends v Chr darstellen die im engeren Sinne als bdquoliterarischldquo zu qua-lifizieren sind So belegen sie uumlbereinzelsprachliche idiomatische WendungenPhrasen42 die in diesem Sprachraum z T uumlber Jahrhunderte in Gebrauch wareneine Moumlglichkeit die in exegetischen Hypothesenbildungen methodisch nicht sel-

39 Vgl Num 229a20 mit A 2a oder Num 2213aα21aα mit A 4a und dazu Muumlller 1978 57f Weinfeld198182 141f40 Nach Delcor 1989 39 kannte der Autor der Bilʻamorakel in Numeri bdquosans doute des traditionssemblables agrave celles de lrsquoinscription de Deir ʻAllaldquo Der biblische Tradent habe diese freilich bewusstentmythisiert indem er die Mehrzahl der šaddayyim durch den einen šadday ersetzte41 Dazu eingehender Blum 2008a siehe auch die rasche Replik in Kratz 2008 118ndash120 (= 201194ndash96) die freilich wichtige Anstoumlszlige nicht aufnimmt42 Neben den Phrasen auf die oben in FN 39 referiert wird gehoumlren dazu die seit Laumlngerem gese-henen Parallelen zu A 7c in Ps 469 665 die Metaphorik in B 5(a) und Hi 816 oder die idiomatischeUumlbereinstimmung von B 17(a) mit Jes 2911 im Qere sowie V 12

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ten ausgeblendet bleibt43 Auch bietet Kombination A ein gewichtiges auszligerbibli-sches Beispiel fuumlr eine gesteigerte Prosa44 mitunter als bdquonarrative poetryldquo (Wol-ters) oder als bdquoKunstprosaldquo (H Weippert) bezeichnet wie sie gerade auch im AltenTestament verbreitet ist45 dort allerdings nicht immer erkannt und dann zum Ge-genstand redaktionsgeschichtlicher Scheidungen wird

22 Kombination B Ein weisheitlicher Dialoguumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung

221 Zum Layout des rekonstruierten TextesDie zweite Kombination (Abb 2) die erheblich umfangreicher war als Text A istbedauerlicherweise nur noch zu einem kleinen Teil lesbar Auch hier hat derSchreiber vermutlich eine symmetrische Gestaltung angestrebt Der Rubrumtext inZ 17 scheint bis zur Zeilenmitte gereicht zu haben und mochte auch vertikal dieMitte des Textes repraumlsentiert haben46 Jedenfalls war der linke Rand der Kolumnedurch einen senkrechten roten Strich (Fragmente xii[a] viii[a]ndash[c]) markiert even-tuell in direkter Weiterfuumlhrung des Rahmens von Text A

Die physische Rekonstruktion von Kombination B ist seit der Erstpublikationmit der Anordnung der groszligen Fragmente ii(a)ndash(g) in der Hauptsubstanz gesichertAuch die spaumltere Positionierung von x(a)ndash(d) ix(a) und xii(a) zwischen ii(b) (d)und (e) konnte sich auf Angaben der Erstherausgeber zur Fundsituation stuumltzen47

222 Gattung und ThematikDie Schwierigkeiten bei der Lesung des Textes beruhen nicht allein auf dem proble-matischen Erhaltungszustand sondern auch auf der Ambiguitaumlt einzelner Formu-lierungen Entsprechend disparat sind die sachlichen Deutungen die im Anschlussan die Erstedition vorgeschlagen wurden48 Den entscheidenden Schluumlssel fuumlr einangemessenes Gesamtverstaumlndnis bilden meines Erachtens die wiederholt auszu-machenden Rede-Elemente zum einen in diversen Fragen die in den Zeilen 5(a)

43 Vgl das Beispiel in Blum 2008a 106 FN 13044 Zu nennen sind hier die Tendenz zu kolometrischen Strukturen und Wiederholungen sowie dieBildung von Chiasmen und Inklusionen Sie finden sich besonders in dem diskursiven Teil ab Z 7Ende und in den direkten Reden aber auch in der Darstellung des Erzaumlhlers vgl dazu bes Wolters1991 sowie unten die Anmerkungen zur Uumlbersetzung45 Vgl bspw die Beitraumlge in de MoorWatson 1993 und zuletzt Blum 201246 Dafuumlr waumlre am Anfang ein Ausfall von fuumlnf Zeilen anzunehmen47 Fuumlr die Einzelfragen wie fuumlr die Gesamtdeutung ist auf Blum 2008c zu verweisen Kleinere aberwichtige Korrekturen der Rekonstruktion im Bereich von Fragment ix(a) sind sodann in Blum 2015470 notiert48 Blum 2008c 40

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Abb 2 Kombination B copy E Blum

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9 12(b) 13(d) begegnen wobei die erste offenbar in Z 16(cd) wieder aufgenommenwird zum anderen in wiederholten Anreden in der 2 Person Singular (Z 9 10[a]11[b] 15[c] 16[c] 17) Grundlegende Bedeutung kommt dabei erwartungsgemaumlszligden als Rubrum geschriebenen Saumltzen in Z 17 zu Nach einer gegenuumlber der Editioprinceps maszliggeblich korrigierten Lesung49 werden hier einem textinternen Ge-spraumlchspartner ndash vermutlich einem Meisterschuumller ndash seine besonderen Kompeten-zen in der Schreibkunst und deren Unterricht50 sowie seine Aufgaben im oumlffentli-chen Leben vor Augen gehalten In Verbindung mit Aussagen wie in Z 9 oder 16(c)draumlngt sich von daher das Verstaumlndnis des Textes als eines Dialogs zwischen einemMeister und seinem Schuumller51 auf

Die Rubrum-Halbzeile bildet zugleich die Achse einer inhaltlichen Zweigliede-rung des Gesamttextes In den anschlieszligend noch lesbaren Fragmenten begegnenvorwiegend sozialethische Themen zumeist konkretisiert an negativen Verhaltens-weisen (Z 22ndash24) diese Thematik wird im zweiten Teil des Rubrums eingefuumlhrt(bdquoDir obliegt Rechtsprechung hellipldquo) Demgegenuumlber ist der vorausgehende ersteHauptteil ganz von der Sinnfrage angesichts der Vergaumlnglichkeit des Menschenbestimmt Vermutlich ist es der Lehrer der mit dieser Frage in Z 5(a) und 16(cd)konfrontiert wird Auch wenn die Gedankengaumlnge nur ansatzweise zu erkennensind scheint eine seiner Argumentationen auf die nachhaltige sorglose Ruhe derVerstorbenen auf ihren andauernden bdquoSchlafldquo zu zielen (Z 11f 14f) Demgegen-uumlber wird ein ganz anderer Impuls mit Z 17 gesetzt Die als Rubrum hervorgehobe-ne Reihe rhetorischer Fragen und Appelle lenkt den Blick des Fragenden von derWelt der Toten weg hin auf seine eigene Lebensgestaltung auf seine besonderenKompetenzen als Schriftkundiger und auf seine forensische Verantwortung in derGesellschaft Insofern fuumlhren auch die anschlieszligenden Konkretionen eines lebens-foumlrdernden bzw -schaumldlichen Handelns die lebensweisheitliche Grundthematiksachgemaumlszlig weiter Im Schlussteil scheint sodann ein geradezu enkomiastischerTon angeschlagen zu sein Die Metaphorik laumlsst vermuten dass hier das heilvolleWirken eines Lehrers gepriesen wird (Z 35f)52

Im Kontext des Alten Orients gehoumlrt unser Text in jeder Hinsicht zu der Litera-tur die gewoumlhnlich dem Bereich der bdquoWeisheitḥŏḵmāldquo zugeordnet wird Daraufverweisen die semantisch-pragmatischen Aspekte von Sinnreflexion ErziehungBildung Wirklichkeitserschlieszligung (bdquoRatgeberldquo) und ethische Orientierung ebensowie konstitutive Merkmale der Textsorte (dialogisch-diskursiv paraumlnetisch)

49 Dazu Blum 2008c 47f50 Der Bezug auf die Lehrtaumltigkeit laumlsst an einen fortgeschrittenen Schuumller denken einen Famuluswie er als sogenannter bdquogroszliger Bruderldquo in der altmesopotamischen Schule neben dem Meister be-gegnet51 Nicht ausgeschlossen werden kann auch ein Gespraumlch sbquoauf Augenhoumlhelsquo das heiszligt zwischenzwei Lehrern bzw zwei Meisterschuumllern (in letzterem Falle waumlre Z 9 wohl futurisch aufzufassen)52 Vgl dazu Dtn 322 (bezogen auf das lehrhafte Lied)

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Gleichwohl gibt es in den vielfaumlltigen und umfangreichen Korpora altorientali-scher aumlgyptischer und biblischer Weisheitstexte nicht viele spezifische Vergleichs-texte Immerhin kann man fuumlr die Fokussierung auf das Thema der Vergaumlnglichkeitauf die Keilschrifttafel mit den bdquoCounsels of a Pessimistldquo53 verweisen Noch interes-santer erscheint jedoch ein anderes keilschriftlich tradiertes Werk das als bdquoDerDialog zwischen Šūpē-amēli und seinem sbquoVaterlsquoldquo bzw bdquoThe Wisdom of Šūpecirc-amēlīldquooder nach seinem Anfang als bdquošimacirc milkaldquo (bdquoHoumlre den Ratldquo) bekannt gewordenist54 Es ist in zwei akkadischen Versionen aus Emar und Ugarit und einer hethiti-schen aus Boğazkoumly belegt (durchweg spaumltes 2 Jahrtausend v Chr) In dem groumlszlige-ren Teil der Schrift formuliert der VaterLehrer konventionelle Sentenzen und Un-terweisungen Dann repliziert der Sohn jedoch recht unvermittelt mit der Fragewas der Vater von all seinem Reichtum im Tod behalte und er schlieszligt mit einemBlick auf das Schattenreich der Toten V A Hurowitz interpretiert dies als eine fuumlrMesopotamien einzigartige Infragestellung der traditionellen Weisheitslehre bdquoItturns out then that death renders worthless all human accomplishment great asit may beldquo55 Parallelen dazu faumlnden sich erst in der skeptischen Weisheit des Ko-helet und in Psalm 49 Vergleicht man damit den Dialog von DAPT B so faumlllt aufdass hier das Vergaumlnglichkeitsthema auf der einen Seite in groszliger Breite den erstenHauptteil des Werks dominiert Soweit man erkennen kann wird aber auf der an-deren Seite diese Thematik nicht als Infragestellung der weisheitlichen Wirklich-keitsdeutung eingefuumlhrt sondern eher als eine Sinnfrage an der sich die Antwort-faumlhigkeit der Weisheit zu erweisen hat Auf deren Demonstration erscheint dennauch die Schrift als ganze angelegt

Unbeschadet der eminenten Schwierigkeiten bei der textlichen Rekonstruktionist jedenfalls festzuhalten dass sich in dem weisheitlichen Gespraumlch von DAPTB eine intellektuelle und politische Schreiberelite selbstbewusst spiegelt die sichoffenbar auch an schwierige Sinnfragen heranwagte Zugleich liegt auf der Handdass eine derart komplexe Diskursliteratur die Pflege einer anspruchsvollen Schrei-berausbildung und -bildung in Aram-Damaskus und dies uumlber mehrere Generatio-nen zur Voraussetzung hatte

53 Lambert 1960 107ndash109 vgl Blum 2008c 4954 Fuumlr eine erste Edition der Textzeugen siehe Dietrich 1991 33ndash68 (mit Uumlbersetzung und knapperKommentierung) und Dietrich 1993 53ndash62 sowie Kaumlmmerer 1998 Vergleichend-traditionsgeschicht-liche Untersuchungen im altorientalischen (und biblischen) Kontext sind Hurowitz 2007 und Salla-berger 2010 zu verdanken bei Letzterem mit korrigierten Lesungen und mit der Klaumlrung dass Šūpē-amēli der Name des Vaters ist Die umfassendste Neubearbeitung mit substanziellen Korrekturen(gestuumltzt auf rezente Fragmente aus Ugarit) sowie mit hilfreichen Erlaumluterungen hat schlieszliglichCohen 2013 81ndash128 vorgelegt55 Hurowitz 2007 43

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3 Funktion und institutioneller Rahmender Wandinschriften

31 Kultischer oder politisch-regaler KontextDie Existenz derart aufwendiger aramaumlischer Inschriften auf dem kleinen eisenzeit-lichen Tell Deir ʻAlla gibt nicht wenige Fragen auf Neben der Klaumlrung der Sprachebetreffen diese vor allem die Funktion und Bedeutung solcher Texte an diesem Ort

Vom Ausgraumlber H J Franken wurde die Anlage als bdquocult siteldquo bzw bdquosanctuaryldquobestimmt56 eine Annahme die in diversen Modifikationen die Forschung langedominierte57 Sie stuumltzte sich vor allem auf die Existenz eines spaumltbronzezeitlichenTempels (zerstoumlrt Anfang 12 Jahrhundert v Chr) und auf den religioumlsen Charakterdes Bilʻam-Textes Dabei hatte Franken schon 1976 eingeraumlumt bdquoThis interpretationis not warranted by archaeological evidence [hellip]ldquo58 Tatsaumlchlich zeigen weder archi-tektonische Strukturen noch die Ausstattung der Raumlume (Raum EE335 mit den In-schriften war voumlllig leer)59 noch die Inschriften ein Heiligtum oder eine sonstigeinstitutionell-religioumlse Funktion des Gebaumludes an60

Ebenso deutlich ausgeschlossen werden kann eine politische Abzweckung imSinne einer Selbstdarstellung bzw Repraumlsentation politischer Macht- und Gel-tungsanspruumlche insbesondere des Koumlnigs wie sie fuumlr die Inschriften auf Ortho-staten der nordsyrischen Koumlnige von Guzan Samrsquoal Hamat Karatepe oder der suumld-levantinischen Herrscher Hasael von Damaskus (am Stadttor von Tel Dan) bzw aufder Stele Mescharsquos Koumlnig von Moab vorauszusetzen ist oder auch im Sinne eineroumlffentlichen sbquoDokumentationlsquo zwischenstaatlicher Vertraumlge (Sfire-Stelen) KoumlnigPriester oder andere Wuumlrdentraumlger werden in den DAPT gelegentlich erwaumlhnt ste-hen jedoch thematisch an keiner Stelle im Fokus In dem fehlenden Bezug zumkoumlniglichen Herrschaftssystem sind noch die Siloah-Inschrift in Jerusalem und die

56 Franken 1976 8 und 1357 Vgl noch Franken 1991 mit der Behauptung bdquothat Deir ʻAlla is best explained as having been ndashprobably right through its long history ndash a sanctuary connected with tradeldquo (a a O 10) In demsel-ben Tagungsband formulieren dagegen Ibrahimvan der Kooij 1991 23 bdquoThe evidence from theroom of the plaster text does not indicate a cultic centre of the settlement but allows for the recon-struction of another kind of religious centre not yet archaeologically knownldquo Dazu auch van derKooij 1993 341 bdquoAlthough the plaster inscription and perhaps the stone suggest a religious con-text the building remains show no indications of cultic useldquo58 Franken 1976 1359 Vgl die eingehende Kritik bei WenningZenger 199160 Dies gilt auch fuumlr den Vorschlag von WenningZenger 1991 192f in dem Inschriftenraum bdquodassbquoVersammlungslokallsquo einer oumlrtlichen Prophetengemeinschaft zu sehenldquo nach Art der bdquoPropheten-gruppen die hinter 1Sam 1918ndash24 stehenldquo bzw entsprechend den bdquoProphetenjuumlngernldquo um ElischaDergleichen hatte zwar davor bereits A Lemaire vorgeschlagen (siehe die folgende FN) es ist je-doch schon aufgrund der beiden DAPT-Texte (nach Inhalt und Genre) auszuschlieszligen

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oben erwaumlhnte phoumlnizische Wandinschrift aus Kuntillet ʻAǧrūd vergleichbar DieFrage draumlngt sich auf ob die ausgepraumlgte Praumldominanz koumlniglicher Autoren in er-haltenen oumlffentlichen nordwestsemitischen Inschriften in gewissem Maszlige eine sbquoop-tischelsquo Taumluschung darstellen koumlnnte wiederum bedingt durch das vorrangig ver-wendete regale Medium (Stein)

32 sbquoSchulelsquo als institutioneller KontextIm Ruumlckblick kann es erstaunen dass die von Andreacute Lemaire recht fruumlh vorgetrage-ne Erklaumlrung des Raumes auf Tell Deir ʻAlla als bdquoeine Art sbquoSchulelsquoldquo61 kaum Gefolg-schaft gefunden hat62 Dabei deutet der Gesamtbefund geradezu zwingend in dieseRichtung insbesondere unter Einbeziehung der inzwischen weitergefuumlhrten bzwkorrigierten Textrekonstruktionena) Die Funktionalitaumlt des Raumes Die Texte waren nach der uumlberzeugenden Re-

konstruktion van der Kooijs (Abb 3)63 in einer Kolumne an der schmalen West-wand des Raums (30 times 43 m) angebracht die Kolumne begann auf einer Houmlhevon wenigstens 15 m und endete ca 50 cm uumlber dem Fuszligboden Links davonwar der Verputz zudem fuumlr eine weitere (nicht ausgefuumlhrte) Kolumne vorberei-tet wie aus der noch erkennbaren Weiterfuumlhrung des oberen roten Rahmensvon Kombination A nach links zu erkennen ist (s o S 25 Abb 1) sowie ausweiteren Putz-Fragmenten die nicht nur einen entsprechenden waagrechtenStrich in roter Tinte (daruumlber eine bdquoSphinxldquo-Zeichnung) aufweisen64 sondernauch zusammen mit dem Anfang von Kombination A aufgefunden wurden65

Vor der langen suumldlichen und der schmalen oumlstlichen Wand verlief nach denAusgraumlbern eine Bank66 Mit anderen Worten die Konstellation deutet darauf-hin dass die verputzte Wand als eine Art Tafel diente Sollten angeschriebeneTexte durch andere ersetzt werden war im Uumlbrigen mit Tuumlnche leicht tabularasa hergestellt

b) Der Charakter der Texte Signifikant sind die Vielfalt und die insgesamt weis-heitliche Praumlgung der Texte Hinsichtlich der Genres stehen eine Narration (AZeilen 1ndash7) eine auflistende Darstellung (A Zeilen 8ndash18) und ein diskursiverDialog (B) nebeneinander Inhaltlich muumlndet die Prophetenerzaumlhlung mit der

61 Lemaire 1991 54 wenn auch zunaumlchst mit dem Gedanken an bdquoune sorte drsquoeacutecole sbquoprophetiquelsquoldquounter Verweis auf 2Koumln 61f (Lemaire 1985 322)62 Eine Ausnahme bildet die Anknuumlpfung an Lemaire in dem grundlegenden Werk von Carr 2005161 Ansonsten mag die Uumlberlegung aufgrund der allzu groszligzuumlgigen Identifikation von Schulen inLemaire 1981 zuruumlckhaltend aufgenommen worden sein vgl die eingehende Kritik in Haran 198863 Van der Kooij 1991 241 Fig 164 Hoftijzervan der Kooij 1976 Plate 15 van der Kooij 1991 243 Fig 265 Van der Kooij 1991 240ndash24466 Fuumlr eine abweichende Deutung vgl WenningZenger 1991 190

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Abb 3 Raum EE335 in Tell Deir ʻAlla copy G van der Kooij

Schilderung des Goumltterrates in die Thematik des mundus inversus die hier auchim Einzelnen mit weisheitlichen Elementen ausgefuumlhrt ist67 Das (mutmaszligli-che) Lehrer-Schuumller-Gespraumlch wiederum formuliert klassisch weisheitliche Re-flexionen uumlber elementare Sinnfragen und eine gelingende LebensfuumlhrungWas diese verschiedenartigen Texte verbindet ist eine didaktisch-paraumlnetischeAusrichtung die zudem sogleich in der Uumlberschrift von Text A angezeigtwird68 Damit ist denn auch die (komplexe) Pragmatik angezeigt aus der he-raus die Zusammenstellung als ganze schluumlssig gedeutet werden kann

Dem inhaltlichen Profil der Texte korrespondiert formal ihre anspruchsvol-le sprachlich-stilistische Gestaltung Deren Komplexitaumlt zeigt daruumlber hinausdeutlich dass sie literarisch konzipiert wurden Ohne das Medium der Schriftwaumlre etwa die narrative Poetizitaumlt in Text A kaum moumlglich Diese literarischeGestaltung findet sodann eine Entsprechung in dem aufwendigen Layout (mit

67 Dazu gehoumlren die Demonstration naturkundlicher Kenntnisse (V 10ff) die Identifikation mitdem Weisen (V 16b) und mit der sozialen Elite (V 16ndash18) oder die Motive von Belehrung (mwsr)und Planen (ḥšb) in V 151968 S o S 29

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Rahmenbildung Rubra etc) das vermutlich aumlgyptisch inspirierte Design-Kon-ventionen literarischer Papyri abbildete Sollte sich die oben skizzierte Mutma-szligung69 zu dem rot-weiszligen Band im unteren Rahmen von Text A als Aufnahmeeiner Hieroglyphenform fuumlr die geschnuumlrte Papyrusrolle bestaumltigen boumlte dasLayout daruumlber hinaus eine klare ikonische Referenz auf Schreiberwesen undSchriftkultur

Schlieszliglich Das Niveau und der bdquoBildungscharakterldquo der Texte sowie derbei ihrer Wandanbringung getriebene Aufwand entheben uumlber jeden Zweifeldass hier nicht an eine elementare Schreibschule zu denken ist sondern viel-mehr an eine fortgeschrittene professionelle Schreiberausbildung (bdquoMeister-klasseldquo)

c) Die institutionelle Selbstreferenzialitaumlt von Text B Wie vor allem der weisheitli-che Dialog zu erkennen gibt ging diese Schreiberausbildung zugleich mit ei-nem sbquogehobenen Bildungsanspruchlsquo einher Dabei spiegelt bereits die Ge-spraumlchskonstellation der textinternen Figuren die Bildungsinstitution sbquoSchulelsquoDaruumlber hinaus kommt repraumlsentiert durch die Dialogpartner geradezu derStand professioneller Schreiber in den Blick ihre Stellung im Umkreis des Kouml-nigs (Z 9 bdquoBeraumlt sich denn nicht mir dir oder holt sich nicht [bei dir] einenRatschlag der Thronendeldquo) und ihre gesellschaftlichen Leitungsaufgaben beider Rechtsprechung und im gewandten (politischen) Auftreten (Z 17c [Ru-brum] bdquoDir obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redeldquo) Werden denStudenten der Schreiberschule damit verlockende Perspektiven ihres Wegesvor Augen gestellt so spricht der Anfang des zentralen Rubrumverses (Z 17ab)den einen Dialogpartner ausdruumlcklich auf seine Kompetenzen in der Schreib-kunst70 und im Unterricht71 an wobei letzterer insbesondere auch im Auswen-diglernen durch die Schuumller bestand72

DAPT B Z 17 a) Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunstb) (darauf) anzuleiten73 den der auswendig repetiert

69 S o S 2670 Die genaue Entsprechung des aramaumlischen Ausdrucks ydʻ spr zu dem in Jes 2911f belegtenalthebraumlischen Idiom wurde uumlberraschenderweise zumeist uumlbersehen71 An die Moumlglichkeit dass die Kombination mit dem Idealbild eines Lehrers abschloss (s o S 33)sei ebenfalls erinnert72 Vgl dazu die erhellende Erklaumlrung des Ausdrucks bdquoSchuumllerzungeldquo in Jes 514 durch Weippert1989 111f bdquoUm dies verstehen zu koumlnnen muszlig man die orientalische Unterrichtsmethode kennendie uns bereits aus der Spaumltantike bekannt ist die man aber auch heute noch in arabischen undorthodox-juumldischen Elementarschulen erleben kann Der Stoff wird vom Lehrer vor- vom Schuumllernachgesprochenldquo Umfassend zur Bedeutung des Memorierens im altorientalisch-antiken Schulwe-sen orientiert Carr 200573 Die Ableitung des Ausdrucks von der aramaumlischen Wurzel dbr (anders noch Blum 2008c z St)findet sich auch bei Lipiński 1994 155 (vgl auch ders 1998 508) allerdings verbunden mit eineransonsten deutlich anderen Lesung bdquoto call the scribe who leads away sbquoThe curse is on the tonguefor you a judgement and a chastisementlsquoldquo (a a O 143)

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 39

Koumlnnte ein Text sich in seiner Pragmatik deutlicher fuumlr eine fortgeschritteneSchreiberausbildung anbieten als Kombination B in Tell Deir ʻAlla

d) External evidence eine Griechischschule aus roumlmischer Zeit In Amheida demantiken Trimithis einer Stadt in der aumlgyptischen Oase Dakhla legten Grabun-gen der Columbia University New York in den Jahren 2004ndash2007 einen Gebaumlu-dekomplex frei in dem erstmals antike Schulraumlume archaumlologisch nachgewie-sen werden konnten74 Die Schule bestand in der ersten Haumllfte des 4 Jahrhun-derts n Chr und umfasste drei sbquoKlassenraumlumelsquo (19 times 95 m) Der bestkonser-vierte Raum (68 times 26 m)75 ist in einer Wandhoumlhe bis 220 m erhalten In derAntike waren die Waumlnde rundum weiszlig verputzt Vor einer der (langen) Waumlndestand eine gemauerte Bank Gegenuumlber an der Ostwand ist der Verputz uumlbermehrere Meter groszligenteils erhalten geblieben mit in roter Tinte geschriebenenSchultexten angeordnet in fuumlnf Kolumnen (zusammen 32 m breit maximal09 m hoch) Offenbar gab es in der abgelegenen Polis einen rhetorisch ge-schulten Lehrer der in der Lage war fuumlr seine fortgeschrittenen Schuumller Epi-gramme in elegischen Distichen zu schreiben und darin deren Schulsituationappellativ aufzunehmen76 In einem der zuletzt freigelegten Raumlume (R19) fan-den sich an der Westwand oberhalb der Bank zwei literarische Texte (ebenfallsin roter Tinte) Verse aus der Odyssee (IV 221ndash223) und ein Prosatext mutmaszlig-lich die Bearbeitung einer Erzaumlhlung die aus Plutarch bekannt ist

While the dipinto in room 15 seems to refer to the level of education taught by the rhetorliterary instruction went on in this room either at the hands of the same teacher or by someoneelse who taught at the level of the grammarian77

Alles in allem ist unuumlbersehbar mit der Nutzung verputzter Waumlnde als sbquoTafelnlsquo(und mit Wandbaumlnken) weisen die Schulraumlume in Trimithis exakt die gleiche ele-mentare Funktionalitaumlt auf wie der Raum in Tell Deir ʻAlla

74 Cribiore u a 2008 DavoliCribiore 2010 Den Hinweis auf die Amheida-Grabungen verdankeich Herrn Florian Lippke (TuumlbingenFribourg)75 Siehe Figs 7 und 9 in Cribiore u a 2008 174 17676 Siehe Color Fig 12 in Cribiore u a 2008 181 In der ersten Kolumne heiszligt es beispielsweise(nach Cribiore a a O 183)

αλλα θεὸς νεύσειεν επ ευχωλῆισιν εμεῖο [[hellip]] π[αντ]ας μουσάων έργα μελιχρὰ μαθεῖν συν πάση-σ Χαρίτεσσι και Ερμῆι Μαιάδος υἱεῖ ρητορικῆς σοφίης άκρον ἑλόντα[σ] ὅλον παῖδες εμοι θαρσεῖτε μέγας θεὸς ʽΰμμιν οπάσσει παντοίης αρετῆς καλὸν έχειν στέφανονhellip doch moumlge Gott meinen Gebeten geneigt sein dass ihr all die suumlszligen Werke der Musen erlerntindem ihr mit allen Grazien und mit Hermes dem Sohn d Maia den Gipfel der rhetorischenKunst ganz erobertMeine Knaben seid guten Mutes Der groszlige Gott wird euch gewaumlhren den schoumlnen Kranz man-nigfacher Tugend zu tragen

77 Cribiore (Davoli) 2013 7 (Hervorhebung im Original)

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40 Erhard Blum

Die Funktion der Baumlnke und des Verputzes in den bdquoSchulraumlumenldquo sind dabei nicht unbedingtnach dem Muster neuzeitlicher Schulen zu denken Waren die Ausgraumlberinnen in Trimithiszunaumlchst schlicht davon ausgegangen dass die bdquoBaumlnkeldquo von den Schuumllern als Sitzplaumltze ge-nutzt wurden78 so suggerieren inzwischen schon die Positionierungen der Inschriften ein viel-faumlltigeres Bild bdquoAs in room 15 the new rooms (R19 and 23) have a series of benches for stu-dents along the walls The students of R15 could sit on the benches to view the epigrams orstand on them to be able to write on the whitewashed wall behind those In the same waystudents in room 19 had to stand up on the benches there to write on the part of the wall thatwas plastered with white gypsum above a board painted in purpleldquo79 Dem korrespondierendie vielfaumlltigen Proportionen der Texte Waren die Uumlbungsepigramme in der Schriftgroumlszlige wohlso ausgelegt dass sie von den gegenuumlberliegenden Baumlnken aus lesbar blieben waren die lite-rarischen Textabschnitte wesentlich kleiner gehalten 14 times 3 cm mit einer Buchstabenhoumlhe von06 cm bzw erhaltene 64 times 16 cm mit durchschnittlich 1 cm hohen Zeichen und dies in einerbetraumlchtlichen Houmlhe an der Wand80 Die Schriftgroumlszlige der Wandtexte in Sukkot ist am ehestender des zuletzt genannten sbquoPlutarchlsquo-Textes vergleichbar Zwar waren die DAPT (im Vergleichmit Trimithis) fuumlr Leser wesentlich leichter zugaumlnglich von der gegenuumlber liegenden Bankkonnten aber ihre Buchstaben kaum mehr identifiziert werden Von daher wird man auch inTell Deir ʻAlla eher mit einer multifunktionalen Nutzung von Waumlnden und Baumlnken zu rechnenhaben Die Wandflaumlchen konnten Lehrern und Schuumllern dienen die Baumlnke den Studenten alsSitzbaumlnke fuumlr die Unterrichtsphasen von Vorsprechen Repetieren Memorieren etc81 wie auchfuumlr eigene Schreibuumlbungen oder Aumlhnliches mehr

Zwischen der Einrichtung und Nutzung der beiden Schulen liegen zwar mehr als1000 Jahre dennoch wird man nicht von einer rein zufaumllligen Entsprechung ausge-hen koumlnnen Entweder haben wir hier gluumlcklich erhaltene Belege fuumlr eine nachhal-tige kulturelle Kontinuitaumlt im ostmediterranen Raum oder es handelt sich um einein verschiedenen Kontexten sich aufdraumlngende funktionale Loumlsung fuumlr die gleichenkommunikativen Erfordernisse Beide Optionen liegen naumlher besehen freilich nichtweit auseinander nach beiden bietet der Fund in AmheidaTrimithis eine mehroder weniger direkte Bestaumltigung der Schulhypothese fuumlr Tell Deir ʻAlla

33 Traumlger und Zielsetzung der aramaumlischen Schule zu Sukkot(Tell Deir ʻAlla)

Es bleibt gleichwohl die Frage von wem fuumlr wen und wozu ein solcher Schulraumgerade in Sukkot eingerichtet wurde das nach Auskunft der Archaumlologen um 800v Chr ein kleines Dorf darstellte und das am Rande des damaligen aramaumlischen

78 DavoliCribiore 2010 77 bdquohellip tutte [scil 3 Schulraumlume] caratterizzate dalla presenza di panchein muratura utilizzate dagli studenti come sedilildquo79 Cribiore (Davoli) 2013 780 Cribiore (Davoli) 2013 7 bzw 9 mit Figs 9 + 10 auf S 10 Nach CribioreDavoli 2013 5 befandensich die Texte ca 28 m () uumlber dem Fuszligboden81 Vgl wieder die Charakterisierungen bdquoorientalischerldquo Schulen in der oben auf S 38 FN 72 ge-nannten Literatur

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 41

Herrschaftsbereichs lag Kultur und innere Geschichte des Koumlnigreichs Damaskusin dieser Zeit sind weitgehend unbekannt Deshalb koumlnnen wir nur von den Befun-den in Tell Deir ʻAlla (und einigen Nachrichten im Alten Testament bzw in derHasael-Inschrift von Tel Dan) ausgehen

Deutlich duumlrfte immerhin sein dass eine solche (Hoch-)Schule fuumlr professio-nelle aramaumlische Schreiber in dieser Region mit einer privaten Initiative bzw einemfamiliaumlren Kontext nicht zureichend zu erklaumlren waumlre Von daher wird man ihreEinrichtung und Unterhaltung letztlich auf die damaszenische Zentralgewalt zu-ruumlckfuumlhren muumlssen Der maicirctre-scribe (Lemaire) der die umfangreichen Texte ineiner eleganten Kursive auf die Wand uumlbertragen hat mag dafuumlr aus Damaskusabgestellt worden sein Politisch laumlsst sich an der Einrichtung jedenfalls ablesendass Hasael bzw Birhadad II von Damaskus sich nicht mit der militaumlrischen Erobe-rung des Ostjordanlandes begnuumlgte(n) sondern dort gewissermaszligen in eine eigeneInfrastruktur investierte(n) Konkret kommen dabei zwei Optionen infrage Mankoumlnnte an eine Ausbildung von eigenem damaszenischem Verwaltungspersonal(bdquoim houmlheren Dienstldquo) denken Dies ist moumlglich aber eher unwahrscheinlich weildafuumlr eine Schulung in Damaskus bzw im aramaumlischen Kernland naumlher gelegenhaumltte Als Alternative bleibt die Ausbildung von Angehoumlrigen der lokalen israeli-tisch-gileaditischen Elite im Sinne der aramaumlischen Herrschaft bzw deren Verwal-tung In diesem Falle gehoumlrte der Schulbetrieb in Sukkot zu dem Versuch einerAkkulturation der israelitischen Bevoumllkerung82 (was auf nachhaltige imperiale Zie-le in Damaskus hindeutete) Fuumlr eine solche Konstellation spricht auch die Lagedes Ortes tief in Gilead (von Damaskus her gesehen) zugleich aber ausgesprochenverkehrsguumlnstig Schlieszliglich mag der kleine doumlrfliche Charakter fuumlr die Unterneh-mung eher als Vorteil gegolten haben83

Wie auch immer es sich im Einzelnen verhalten haben mag werden doch zweiweitere Ruumlckschluumlsse nach Lage der Dinge nicht gewagt erscheinen a) Eine derar-tige Meisterklasse im eroberten Grenzgebiet ist nur vorstellbar wenn im Zentrumdas heiszligt im Umkreis des damaszenischen Hofes bzw Haupttempels entsprechen-de Strukturen bereits etabliert waren84 b) Die beiden hochliterarischen Texte wur-den nicht fuumlr Sukkot formuliert sondern duumlrften ihren primaumlren Ort in Damaskusselbst oder in einem anderen Verwaltungszentrum gehabt haben (eventuell ver-bunden mit einer Rezeption internationaler Traditionen) Diese Schriftkultur miteinem entsprechenden Schulbetrieb wird weit in das 9 Jahrhundert v Chr zuruumlck-gereicht haben eventuell auch daruumlber hinaus

82 Moumlglicherweise war auch in dieser Hinsicht der Ruumlckgriff auf den Bilʻam-Text durchaus ab-sichtsvoll83 Die Lage in der Naumlhe des Jordans das heiszligt nahe am Herrschaftsgebiet des Koumlnigsreichs Israelkoumlnnte gegenuumlber der lokalen Bevoumllkerung zusaumltzlich auch als politisches Signal hinsichtlich desaramaumlischen Herrschaftsanspruchs (mit) gedacht worden sein84 Mit zugegeben plakativer Uumlberzeichnung mag man Tell Deir ʻAlla geradezu als Beleg fuumlr einsbquostaatliches Hochschulwesenlsquo im Koumlnigreich Damaskus betrachten

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34 Konsequenzen fuumlr Schriftkultur und Schulwesenin den Koumlnigreichen Israel und Juda

Aufgrund der raumlumlichen und zeitlichen Nachbarschaft sowie der strukturellen Ver-gleichbarkeit suumldlevantinischer Territorialstaaten sind in Israel und Juda keine grund-legend anderen Verhaumlltnisse anzunehmen Allenfalls koumlnnte man fuumlr IsraelJuda mitBlick auf das fruumlhe davidisch-salomonische Koumlnigtum im 10 Jahrhundert v Chr unddessen (auf die nordisraelitischen Staumlmme beschraumlnkte) Vorgeschichte mit Koumlnig Saulim 11 Jahrhundert mit einem gewissen Entwicklungsvorsprung gegenuumlber Aram-Da-maskus zu rechnen haben85 Dafuumlr mag auch sprechen dass die Herausbildung einerspezifischen bdquoNationalschriftldquo aus der phoumlnizischen Standardschrift nach gegenwaumlr-tigem Kenntnisstand () zuerst im hebraumlischen Sprachraum einsetzte86

Gestuumltzt wird diese Einschaumltzung durch fruumlhe Textuumlberlieferungen die dia-chron den Grundstock des alttestamentlichen Kanons bilden Dazu gehoumlren nebeneinzelnen Texten aus dem 10 Jahrhundert v Chr87 insbesondere zentrale Uumlber-lieferungen seit dem Anfang des 9 Jahrhunderts darunter die in Jerusalem undSamaria getrennt aber mit einer synchronistisch verschraumlnkten Chronologie derjeweiligen Koumlnige gefuumlhrten Annalen die in Auszuumlgen das Grundgeruumlst der bib-lischen bdquoKoumlnigebuumlcherldquo bilden In die fruumlhe Koumlnigszeit verweisen aber auch Bei-spiele einer hochentwickelten althebraumlischen Erzaumlhlkunst in Uumlberlieferungen zuJakob Saul und David die ohne eine anspruchsvolle Schreiberschulung im Um-kreis der Houmlfe bzw der Haupttempel nicht denkbar waumlren Mehr noch die soge-nannte bdquoThronfolgegeschichte Davidsldquo in 2Sam 9ndash20 1Koumln 1ndash2 (um 900 v Chr)88neben der Josephgeschichte der Genesis die wohl subtilste Groszligerzaumlhlung der Bi-bel verbindet einen realistisch-skeptischen Blick auf die Ambivalenzen des Wol-lens und Handelns der Akteure mit einer ndash narrativ artikulierten ndash Reflexion desPotentials und der Grenzen menschlicher Weisheit Ihre pragmatischen Pointenzeigen daruumlber hinaus an dass das ganze Werk fuumlr den Kontext der Prinzen- undElite-Erziehung am Hof in Jerusalem ausgearbeitet wurde

Hinsichtlich ihres literarischen Profils wie auch ihrer grundlegenden Pragma-tik sind demnach zwischen den israelitischen Erzaumlhlwerken und den damaszeni-

85 Aufgrund der Quellenlage ist das Koumlnigtum von Damaskus fuumlr das 10 Jahrhundert v Chr bis-lang nicht so recht greifbar Innerhalb der David-Uumlberlieferungen sind (neben Aram-Zoba) in unter-schiedlicher Weise kleinere aramaumlische Koumlnigtuumlmer zwischen Israel und Damaskus (Tob GeschurMaʻacha Beth Rechob) praumlsent Die Notiz von 1Koumln 1123ndash25 im Zusammenhang mit Salomo scheintfuumlr dessen Zeit die Installation eines Koumlnigtums in Damaskus anzusetzen Zu damit verbundenenFragen vgl Pitard 1987 95ff 99ff Lipiński 2000 367ff86 So im Anschluss an J Naveh auch FinkelsteinSass 2013 (freilich nicht hinsichtlich der Rolledes Phoumlnizischen) Allerdings sollte auch diese verbreitete Annahme im Licht der DAPT (die ebdleider unberuumlcksichtigt bleiben) kritisch gepruumlft werden87 Vgl Carr 2005 163f Schon in das 11 Jahrhundert v Chr duumlrfte aufgrund seiner Sprache undPragmatik das epische Siegeslied der Debora in Ri 5 gehoumlren vgl vorlaumlufig Weippert 1990 454fKnauf 200588 Vgl Blum 2010

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schen Kompositionen des (wahrscheinlich) fruumlhen 9 Jahrhunderts v Chr keine we-sentlichen Unterschiede auszumachen Sie haben hohe literarische Qualitaumltensind aber gleichwohl keine fiktionale Literatur im neuzeitlichen Sinne Die fuumlr un-sere belles lettres selbstverstaumlndliche Kategorie der Fiktionalitaumlt gab es vielmehrnoch gar nicht auch nicht avant la lettre wie man sie bereits in Aristotelesʼ Poetikhat89 Es handelt sich bei der genannten Literatur um sbquoMitteilungstextelsquo mit Wahr-heitsanspruch Gleichwohl koumlnnen sie durchaus absichtsvoll mit hochgradig poeti-schen Gestaltungsmitteln arbeiten Poetizitaumlt ist in diesen Kulturen aber noch nichtan Fiktionalitaumlt gebunden ndash ebenso wenig wie ihr Wirklichkeitsverstaumlndnis undihr Wahrheitsanspruch etwas mit historischem Denken zu tun haumltten90 Mit ihrerWirk- und Mitteilungsintention sind sie haumlufig auf konkrete pragmatische Rezepti-onskonstellationen bezogen wie alle sbquopoetischenlsquo Werke gehen sie darin aber nichtauf sondern bieten Anhaltspunkte fuumlr Rezeptionen welche die Primaumlrintentionender Autoren hinter sich lassen Sie moumlgen funktional als Unterrichtstexte imSchul-bdquoHochschulldquo-Kontext gebraucht worden sein doch auch in diesem Rahmenwaren sie zugleich mehr Angemessen waumlre wohl die Rede von bdquoBildungsliteraturldquo

Nachbemerkung Nimmt man solche Textzeugnisse der fruumlhkoumlniglichen Zeit mitdem Umstand zusammen dass die bislang einzige raumlumlich belegbare Schule (mithochkaraumltigem Unterrichtsmaterial) ausgerechnet in der aumluszligersten Provinz gefun-den wurde erscheint es durchaus fraglich ob der Schreiberunterricht und damitdie literarische Bildung in Aram bzw in IsraelJuda tatsaumlchlich auf die koumlniglichenZentren beschraumlnkt und so kleinraumlumig angelegt sein mussten wie man in dergegenwaumlrtigen Forschung vielfach glauben will91

89 Poetik [9] 1451b Zur bdquoEntdeckungldquo der Fiktionalitaumlt bei den Griechen siehe grundlegend Roumlsler1980 und 1983 des weiteren Finkelberg 1998 Fuumlr die schlechthin elementare Distinktion zwischensemantisch definierter Fiktivitaumlt und textpragmatisch zu definierender Fiktionalitaumlt vgl Gabriel1975 Assmann 1980 Keller 198090 Fuumlr entsprechende kulturvergleichende Profilierungen vgl Cancik 2005 und Blum 2005 65ndash86Vgl a a O 79 FN 55 auch fuumlr die Unterscheidung zwischen einer (transparenten) Fiktionalitaumlt bdquoers-ten Gradesldquo (in Maumlrchen Fabeln etc) wie sie auch in traditionalen Erzaumlhlkulturen gelaumlufig istund der Fiktionalitaumlt bdquozweiten Gradesldquo (in Roman Drama etc) fuumlr die sich die Imitation und Fiktio-nalisierung wirklichkeitsabbildender Darstellung als konstitutiv erweist91 Damit soll nicht einer verbreiteten Literalitaumlt in diesen Gesellschaften das Wort geredet werdenIm Gegenteil es geht darum zwischen der Verbreitung eines funktionellen Schriftgebrauchs imAlltag wie er sich in Ostraka etc spiegelt und der Ausbildung einer professionellen Schreiberkul-tur in verschiedenen Bereichen der bdquoEliteldquo zu unterscheiden Fuumlr Letztere ergeben die archaumlologi-schen Befunde aus den eingangs genannten Gruumlnden kein repraumlsentatives Bild eine Regel diedurch die Ausnahmen (Siloah-Inschr DAPT Kuntillet ʻAǧrūd) nur bestaumltigt wird Fuumlr eine umsich-tige Diskussion der Problematik vgl besonders Carr 2005 Part I chap 6 ndash Unter deutlich anderenVoraussetzungen ging im Uumlbrigen auch der Befund in der Oase Dakhla uumlber das hinaus was manhistorisch erwarten mochte wie die Schlussbemerkung von R Cribiore in CribioreDavola 2013 14zu erkennen gibt bdquoAll together the house in Amheida and the school adjacent to it are wondroustestimonies of how paideia was alive and well in Egypt and not only in the Nile Valleyldquo

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

44 Erhard Blum

4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

LiteraturverzeichnisAssmann (1980) Aleida Assmann Die Legitimitaumlt der Fiktion Ein Beitrag zur Geschichte der

literarischen Kommunikation MuumlnchenBlum (2005) Erhard Blum bdquoHistoriographie oder Dichtung Zur Eigenart alttestamentlicher

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Blum (2008a) Erhard Blum bdquoIsraels Prophetie im altorientalischen Kontext Anmerkungen zuneueren religionsgeschichtlichen Thesenldquo in Izak Cornelius u Louis Jonker (Hgg) bdquoFromEbla to Stellenboschldquo Syro-Palestinian Religions and the Hebrew Bible (Abhandlungen desDeutschen Palaumlstina-Vereins 37) Wiesbaden 81ndash115

Blum (2008b) Erhard Blum bdquoDie Kombination I der Wandinschrift vom Tell Deir lsquoAlla Vorschlaumlgezur Rekonstruktion mit historisch-kritischen Bemerkungenldquo in Ingo Kottsieper RuumldigerSchmitt u Jakob Woumlhrle (Hgg) Beruumlhrungspunkte Festschrift fuumlr Rainer Albertz zu seinem65 Geburtstag (Alter Orient und Altes Testament 350) Muumlnster 573ndash601

Blum (2008c) Erhard Blum bdquosbquoVerstehst du dich nicht auf die Schreibkunst helliplsquo Ein weisheitlicherDialog uumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung Kombination II der Wandinschrift vom TellDeir lsquoAllaldquo in Michaela Bauks Kathrin Liess u Peter Riede (Hgg) Was ist der Menschdass du seiner gedenkst (Psalm 85) Festschrift fuumlr Bernd Janowski zum 65 GeburtstagNeukirchen-Vluyn 33ndash53

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Den Anfang machen in gleichmaumlszligig gebauten Kola 4+1 Paare von Vogelarten wobei die schwauml-cheren die staumlrkeren provozieren bzw angreifen (V 10ab 11ab 12a) Die folgenden beiden Kola(V 12bc) leiten mit einer weiteren Steigerung der Absonderlichkeiten uumlber zur Welt der Land-tiere bei denen die Ordnungsgrenzen zwischen Haus- und Wildtieren ebenso aufgehoben er-scheinen wie die zwischen Tier und Mensch (V 13ndash15) Das Monokolon von der Erziehung(mwsr) von Hyaumlnen durch Schakalwelpen in V 15 bildet hierin gleichsam eine Fermate Daranschlieszligen sich drei Bikola (V 16ndash18) an mit drastischen Beispielen fuumlr den mundus inversusunter den Menschen die in eine Art Sinnspruch bzw in eine direkte Anrede an die Leser (V19ab) muumlnden29 Die weiteren nur noch phasenweise lesbaren Zeilen handeln von teilweisekatastrophischen Notlagen (V 20ndash24) Darauf folgen wieder Verse zur Aufhebung der Rangord-nung in der Tierwelt nun unter den Landtieren In den letzten beiden Zeilen sind kaum mehreinzelne Woumlrter zu identifizieren nichts deutet aber auf eine Wiederaufnahme der erzaumlhltenSzenerie von V 1ndash9 hin

Die Relation dieser gleichsam sbquoausuferndenlsquo diskursiven Weiterfuumlhrung ab V 10 zurvorausgehenden Bilʻam-Erzaumlhlung wird ndash abgesehen von dem einleitenden bdquoDennldquobzw bdquoJaFuumlrwahrldquo nicht expliziert Indizien wie das Fehlen einer narrativen Rede-einleitung und die alles in allem perfektivische Darstellung des mundus inversuslegen aber deren Deutung als sbquoRedelsquo des Autors nahe der sich mit diesen Ausfuumlh-rungen an die Leser richtet30 In diesem Falle ist die Darstellung der chaotischenVerhaumlltnisse als Begruumlndung fuumlr das zuvor erzaumlhlte Tun der Goumltter zu lesen docheben nicht auf der Ebene der Erzaumlhlhandlung sondern als deren erlaumluternde Kom-mentierung fuumlr die Leser Gleichwohl bleiben im Gesamtzusammenhang Inkohauml-renzen bestehen31 Nimmt man den harten Wechsel in der Textsorte ab V 10ffhinzu ebenso den Umstand dass die einleitende Bilʻam-Episode am Ende des um-fangreichen Diskurses vergessen erscheint so spricht in diachroner Perspektiveviel fuumlr einen Komposittext Mit anderen Worten man wird davon ausgehen duumlr-fen dass eine (zumindest mit ihrem Plot) tradierte Erzaumlhlung uumlber den GoumltterseherBillsquoam bar Belsquoor mit einer diskursiv-weisheitlichen Schilderung eines mundus in-versus fortgeschrieben wurde wobei der urspruumlngliche Schluss der Erzaumlhlung weg-fiel

Dieser recht profilierte diachrone Befund einer bdquoFortschreibungldquo von aumllteremMaterial bildet das klarste Indiz dafuumlr dass wir es hier mit sogenannter bdquoTradi-tionsliteraturldquo32 zu tun haben wie sie uns nicht zuletzt in der hebraumlischen Bibelentgegentritt Damit versteht sich des Weiteren von selbst dass die DAPT insge-samt nicht als singulaumlre Groumlszligen zu sehen sind sondern lediglich Repraumlsentanteneines umfassenderen Literaturbetriebs darstellen Letzteres steht freilich noch aus

29 Vgl die Deutungsoptionen unten auf S 45 FN 101 zu V 1930 Fuumlr eine Diskussion alternativer Optionen vgl Blum 2008a 92ndash9431 Beispielsweise fehlt in der Erzaumlhlung von Bilʻam jeder auch indirekte Hinweis auf das Bestehenchaotischer Verhaumlltnisse vgl im Einzelnen Blum 2008b 595f32 In Abgrenzung zu einer sbquoAutorenliteraturlsquo wie sie insbesondere aus dem griechisch-roumlmischenBereich bekannt ist

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weiteren Gruumlnden auszliger Frage Dazu gehoumlren sowohl die Spannung zwischen demformalen und inhaltlichen Gestaltungsniveau der Texte und dem peripheren Fund-ort als auch der textkritische Befund in Text A Zeile 1 mit der nachtraumlglichen Kor-rektur einer aberratio oculi die auf die Benutzung einer schriftlichen Vorlageschlieszligen laumlsst33

Das markante Design von DAPT A mit seiner Visualisierung textlicher Ge-schlossenheit leitet schlieszliglich dazu an unbeschadet der skizzierten Inhomogeni-taumlt des Komposittextes nach seiner intendierten Gesamtausrichtung zu fragenTrotz der starken Wirkung der anfaumlnglichen Erzaumlhlung fuumlhrt diese Frage nicht aufeine prophetische Gattung34 sondern im weiteren Sinne auf eine weisheitlichePragmatik des Ganzen So weist die anschlieszligende Darstellung der verkehrtenWelt die am Ende auch quantitativ dominiert eine deutliche Affinitaumlt zu weisheit-lichen Anliegen auf35 Den Ausschlag gibt jedoch die Titulierung des Ganzen inV 1 als bdquoDie Lehren der Schrift von Billsquoam bar Belsquoor dem Goumltterseherldquo Mit derVoranstellung von bdquodie LehrenUnterweisungenWarnungen von hellipldquo36 passt dieserTitel weder zur Prophetenerzaumlhlung noch zur Schilderung des mundus inversus je-weils fuumlr sich genommen sehr wohl aber zur vorliegenden Verbindung beider37

wird darin doch die beschlossene Katastrophe mit dem alle Ordnungen verkehren-den Verhalten von Mensch und Tier begruumlndet38 Textpragmatisch impliziert dieserSkopus fuumlr den Leser den Appell derartige Stoumlrungen der sozialen Ordnung dieschlieszliglich in eine chaotische Welt muumlnden koumlnnen zu meiden und die guten Ver-haumlltnisse zu pflegen Wird der Gesamttext also in diesem Sinne paraumlnetisch rezi-piert bedarf er fuumlr seine Wirkintention auch nicht mehr notwendig einer Ruumlckkehrzur Bilʻam-Narration im Anschluss an die diskursiven Ausfuumlhrungen

33 S u S 44 FN 93 zu A 2a Da unbeschadet dieses Schreibfehlers die Gestaltungssymmetrie in Z1f erreicht wurde muss man davon ausgehen dass der Schreiber es verstand ad hoc einen Aus-gleich im Textbestand vorzunehmen34 Die von M Weippert vorgeschlagene Bestimmung als bdquoprophetisches Apophthegmaldquo (Weippert1991 164 177 [= 1997 174 186]) duumlrfte dagegen schon A 1ndash9 kaum treffen da hier kein (auchfuumlr sich verstaumlndliches) Logion des ProphetenSehers die Pointe bildet wie es nach der uumlblichenGattungsdefinition zu erwarten waumlre Auch hat die Erzaumlhlung dafuumlr zu viel Eigengewicht (vgl nurdie Gottesrede in V 3) Ganz und gar verschieben sich die Gewichte sodann mit V 10ff und mit derUumlberschrift35 Vgl dazu unten S 37 FN 6736 Die Komplettierung der Uumlberschrift durch ysry (Fragment iii[f]+[b] mit roter Tinte) geht aufPueumlch 1987 und Levine 2000 zuruumlck Im juumlngeren Aramaumlisch (CAL 2014 s v) und Hebraumlisch (Geseni-us 2013 471) bedeutet yissūr in erster Linie bdquoZuumlchtigung Leidenldquo Dem liegt jedoch eine semanti-sche Verschiebung innerhalb der gleichen Bedeutungsbreite zugrunde (von bdquoUnterweisung Lehreldquobis bdquoZuumlchtigungldquo) wie bei dem althebraumlischen mūsār vgl dazu Branson 1982 688ndash69737 Daruumlber hinaus liegt auch die Vermutung nahe dass ysry dem ansonsten vollstaumlndigen Titelerst im Zuge der oben diskutierten Fortschreibung vorangestellt wurde38 Bezeichnenderweise wird das Unheil durch die Sonnengottheit herbeigefuumlhrt die im Alten Ori-ent traditionell das Unrecht aufdeckt und ahndet

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213 Der aramaumlische Bilʻam-Text und das Alte TestamentDie spektakulaumlrste Beziehung zur hebraumlischen Bibel besteht in der sbquoIdentitaumltlsquo derHauptgestalt des Billsquoam Sohn des Beʻor mit einer im Pentateuch belegten Prophe-tengestalt (Nu 22ndash24 etc) Daruumlber hinaus betreffen die Uumlbereinstimmungen dieVerbindung Bilʻams einerseits mit Aram (Num 237 [Dtn 235]) und ndash in andererWeise ndash mit dem Ostjordanland (Num 22ndash24 bzw der Standort der Inschrift) sowieseine Charakterisierung als bdquoGoumltterseherldquo bzw als bdquoder die Vision Schaddajsschautldquo (Num 244 par 16) Andere in Anschlag gebrachte Parallelen39 duumlrften da-gegen gaumlngiger Idiomatik geschuldet sein

Hinsichtlich der substanzielleren Bezuumlge ist mit unterschiedlichen Moumlglichkeiten zu rechnenSo koumlnnte man mutmaszligen dass der Seher Billsquoam b Belsquoor bei Aramaumlern wie (Nord-)Israelitenals Gestalt der Tradition bekannt war und dass sein spr auch aus diesem Grund an der Wandin Sukkot angeschrieben wurde Moumlglicherweise gehoumlrt aber auch die israelitische Bilʻamperi-kope zu den Nachwirkungen der damaszenischen Akkulturierungsbemuumlhungen in Gilead (sie-he dazu unten Abschnitt 3) Mit Letzterem waumlre jedenfalls dann zu rechnen wenn die Redevom bdquoHoumlrenldquo der bdquoWorte Gottes (rsquoel)ldquo und vom bdquoSchauen der Vision des Erhabenen (šadday)ldquoin den parallelen Kola von Num 244 (vgl 2416) ein spaumltes (und transformiertes) Echo derErzaumlhlung von Els naumlchtlicher Botschaft an Bilʻam (A 2f) und danach der Vision der šdyn-Versammlung (A 7ndash9) darstellen sollte40

Weniger sensationell aber moumlglicherweise von groumlszligerer Bedeutung sind Ver-gleichsmoumlglichkeiten anderer Art Dazu gehoumlrt das Phaumlnomen einer Unheilspro-phetie noch dazu ohne einen Bezug auf einen Herrscher die hier erstmals imauszligerisraelitischen Kontext begegnet und dies Generationen vor dem aumlltesten isra-elitischen Schriftpropheten (Amos)41

Weitere Aspekte der Signifikanz der DAPT beruhen auf dem literarischen Cha-rakter dieser Texte und moumlgen von daher trivial erscheinen Sie sind es jedocheben deshalb nicht weil DAPT A und B wie eingangs notiert bislang die einzigenumfangreichen Vergleichstexte zur hebraumlischen Bibel im levantinischen Kontextdes 1 Jahrtausends v Chr darstellen die im engeren Sinne als bdquoliterarischldquo zu qua-lifizieren sind So belegen sie uumlbereinzelsprachliche idiomatische WendungenPhrasen42 die in diesem Sprachraum z T uumlber Jahrhunderte in Gebrauch wareneine Moumlglichkeit die in exegetischen Hypothesenbildungen methodisch nicht sel-

39 Vgl Num 229a20 mit A 2a oder Num 2213aα21aα mit A 4a und dazu Muumlller 1978 57f Weinfeld198182 141f40 Nach Delcor 1989 39 kannte der Autor der Bilʻamorakel in Numeri bdquosans doute des traditionssemblables agrave celles de lrsquoinscription de Deir ʻAllaldquo Der biblische Tradent habe diese freilich bewusstentmythisiert indem er die Mehrzahl der šaddayyim durch den einen šadday ersetzte41 Dazu eingehender Blum 2008a siehe auch die rasche Replik in Kratz 2008 118ndash120 (= 201194ndash96) die freilich wichtige Anstoumlszlige nicht aufnimmt42 Neben den Phrasen auf die oben in FN 39 referiert wird gehoumlren dazu die seit Laumlngerem gese-henen Parallelen zu A 7c in Ps 469 665 die Metaphorik in B 5(a) und Hi 816 oder die idiomatischeUumlbereinstimmung von B 17(a) mit Jes 2911 im Qere sowie V 12

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ten ausgeblendet bleibt43 Auch bietet Kombination A ein gewichtiges auszligerbibli-sches Beispiel fuumlr eine gesteigerte Prosa44 mitunter als bdquonarrative poetryldquo (Wol-ters) oder als bdquoKunstprosaldquo (H Weippert) bezeichnet wie sie gerade auch im AltenTestament verbreitet ist45 dort allerdings nicht immer erkannt und dann zum Ge-genstand redaktionsgeschichtlicher Scheidungen wird

22 Kombination B Ein weisheitlicher Dialoguumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung

221 Zum Layout des rekonstruierten TextesDie zweite Kombination (Abb 2) die erheblich umfangreicher war als Text A istbedauerlicherweise nur noch zu einem kleinen Teil lesbar Auch hier hat derSchreiber vermutlich eine symmetrische Gestaltung angestrebt Der Rubrumtext inZ 17 scheint bis zur Zeilenmitte gereicht zu haben und mochte auch vertikal dieMitte des Textes repraumlsentiert haben46 Jedenfalls war der linke Rand der Kolumnedurch einen senkrechten roten Strich (Fragmente xii[a] viii[a]ndash[c]) markiert even-tuell in direkter Weiterfuumlhrung des Rahmens von Text A

Die physische Rekonstruktion von Kombination B ist seit der Erstpublikationmit der Anordnung der groszligen Fragmente ii(a)ndash(g) in der Hauptsubstanz gesichertAuch die spaumltere Positionierung von x(a)ndash(d) ix(a) und xii(a) zwischen ii(b) (d)und (e) konnte sich auf Angaben der Erstherausgeber zur Fundsituation stuumltzen47

222 Gattung und ThematikDie Schwierigkeiten bei der Lesung des Textes beruhen nicht allein auf dem proble-matischen Erhaltungszustand sondern auch auf der Ambiguitaumlt einzelner Formu-lierungen Entsprechend disparat sind die sachlichen Deutungen die im Anschlussan die Erstedition vorgeschlagen wurden48 Den entscheidenden Schluumlssel fuumlr einangemessenes Gesamtverstaumlndnis bilden meines Erachtens die wiederholt auszu-machenden Rede-Elemente zum einen in diversen Fragen die in den Zeilen 5(a)

43 Vgl das Beispiel in Blum 2008a 106 FN 13044 Zu nennen sind hier die Tendenz zu kolometrischen Strukturen und Wiederholungen sowie dieBildung von Chiasmen und Inklusionen Sie finden sich besonders in dem diskursiven Teil ab Z 7Ende und in den direkten Reden aber auch in der Darstellung des Erzaumlhlers vgl dazu bes Wolters1991 sowie unten die Anmerkungen zur Uumlbersetzung45 Vgl bspw die Beitraumlge in de MoorWatson 1993 und zuletzt Blum 201246 Dafuumlr waumlre am Anfang ein Ausfall von fuumlnf Zeilen anzunehmen47 Fuumlr die Einzelfragen wie fuumlr die Gesamtdeutung ist auf Blum 2008c zu verweisen Kleinere aberwichtige Korrekturen der Rekonstruktion im Bereich von Fragment ix(a) sind sodann in Blum 2015470 notiert48 Blum 2008c 40

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Abb 2 Kombination B copy E Blum

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9 12(b) 13(d) begegnen wobei die erste offenbar in Z 16(cd) wieder aufgenommenwird zum anderen in wiederholten Anreden in der 2 Person Singular (Z 9 10[a]11[b] 15[c] 16[c] 17) Grundlegende Bedeutung kommt dabei erwartungsgemaumlszligden als Rubrum geschriebenen Saumltzen in Z 17 zu Nach einer gegenuumlber der Editioprinceps maszliggeblich korrigierten Lesung49 werden hier einem textinternen Ge-spraumlchspartner ndash vermutlich einem Meisterschuumller ndash seine besonderen Kompeten-zen in der Schreibkunst und deren Unterricht50 sowie seine Aufgaben im oumlffentli-chen Leben vor Augen gehalten In Verbindung mit Aussagen wie in Z 9 oder 16(c)draumlngt sich von daher das Verstaumlndnis des Textes als eines Dialogs zwischen einemMeister und seinem Schuumller51 auf

Die Rubrum-Halbzeile bildet zugleich die Achse einer inhaltlichen Zweigliede-rung des Gesamttextes In den anschlieszligend noch lesbaren Fragmenten begegnenvorwiegend sozialethische Themen zumeist konkretisiert an negativen Verhaltens-weisen (Z 22ndash24) diese Thematik wird im zweiten Teil des Rubrums eingefuumlhrt(bdquoDir obliegt Rechtsprechung hellipldquo) Demgegenuumlber ist der vorausgehende ersteHauptteil ganz von der Sinnfrage angesichts der Vergaumlnglichkeit des Menschenbestimmt Vermutlich ist es der Lehrer der mit dieser Frage in Z 5(a) und 16(cd)konfrontiert wird Auch wenn die Gedankengaumlnge nur ansatzweise zu erkennensind scheint eine seiner Argumentationen auf die nachhaltige sorglose Ruhe derVerstorbenen auf ihren andauernden bdquoSchlafldquo zu zielen (Z 11f 14f) Demgegen-uumlber wird ein ganz anderer Impuls mit Z 17 gesetzt Die als Rubrum hervorgehobe-ne Reihe rhetorischer Fragen und Appelle lenkt den Blick des Fragenden von derWelt der Toten weg hin auf seine eigene Lebensgestaltung auf seine besonderenKompetenzen als Schriftkundiger und auf seine forensische Verantwortung in derGesellschaft Insofern fuumlhren auch die anschlieszligenden Konkretionen eines lebens-foumlrdernden bzw -schaumldlichen Handelns die lebensweisheitliche Grundthematiksachgemaumlszlig weiter Im Schlussteil scheint sodann ein geradezu enkomiastischerTon angeschlagen zu sein Die Metaphorik laumlsst vermuten dass hier das heilvolleWirken eines Lehrers gepriesen wird (Z 35f)52

Im Kontext des Alten Orients gehoumlrt unser Text in jeder Hinsicht zu der Litera-tur die gewoumlhnlich dem Bereich der bdquoWeisheitḥŏḵmāldquo zugeordnet wird Daraufverweisen die semantisch-pragmatischen Aspekte von Sinnreflexion ErziehungBildung Wirklichkeitserschlieszligung (bdquoRatgeberldquo) und ethische Orientierung ebensowie konstitutive Merkmale der Textsorte (dialogisch-diskursiv paraumlnetisch)

49 Dazu Blum 2008c 47f50 Der Bezug auf die Lehrtaumltigkeit laumlsst an einen fortgeschrittenen Schuumller denken einen Famuluswie er als sogenannter bdquogroszliger Bruderldquo in der altmesopotamischen Schule neben dem Meister be-gegnet51 Nicht ausgeschlossen werden kann auch ein Gespraumlch sbquoauf Augenhoumlhelsquo das heiszligt zwischenzwei Lehrern bzw zwei Meisterschuumllern (in letzterem Falle waumlre Z 9 wohl futurisch aufzufassen)52 Vgl dazu Dtn 322 (bezogen auf das lehrhafte Lied)

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34 Erhard Blum

Gleichwohl gibt es in den vielfaumlltigen und umfangreichen Korpora altorientali-scher aumlgyptischer und biblischer Weisheitstexte nicht viele spezifische Vergleichs-texte Immerhin kann man fuumlr die Fokussierung auf das Thema der Vergaumlnglichkeitauf die Keilschrifttafel mit den bdquoCounsels of a Pessimistldquo53 verweisen Noch interes-santer erscheint jedoch ein anderes keilschriftlich tradiertes Werk das als bdquoDerDialog zwischen Šūpē-amēli und seinem sbquoVaterlsquoldquo bzw bdquoThe Wisdom of Šūpecirc-amēlīldquooder nach seinem Anfang als bdquošimacirc milkaldquo (bdquoHoumlre den Ratldquo) bekannt gewordenist54 Es ist in zwei akkadischen Versionen aus Emar und Ugarit und einer hethiti-schen aus Boğazkoumly belegt (durchweg spaumltes 2 Jahrtausend v Chr) In dem groumlszlige-ren Teil der Schrift formuliert der VaterLehrer konventionelle Sentenzen und Un-terweisungen Dann repliziert der Sohn jedoch recht unvermittelt mit der Fragewas der Vater von all seinem Reichtum im Tod behalte und er schlieszligt mit einemBlick auf das Schattenreich der Toten V A Hurowitz interpretiert dies als eine fuumlrMesopotamien einzigartige Infragestellung der traditionellen Weisheitslehre bdquoItturns out then that death renders worthless all human accomplishment great asit may beldquo55 Parallelen dazu faumlnden sich erst in der skeptischen Weisheit des Ko-helet und in Psalm 49 Vergleicht man damit den Dialog von DAPT B so faumlllt aufdass hier das Vergaumlnglichkeitsthema auf der einen Seite in groszliger Breite den erstenHauptteil des Werks dominiert Soweit man erkennen kann wird aber auf der an-deren Seite diese Thematik nicht als Infragestellung der weisheitlichen Wirklich-keitsdeutung eingefuumlhrt sondern eher als eine Sinnfrage an der sich die Antwort-faumlhigkeit der Weisheit zu erweisen hat Auf deren Demonstration erscheint dennauch die Schrift als ganze angelegt

Unbeschadet der eminenten Schwierigkeiten bei der textlichen Rekonstruktionist jedenfalls festzuhalten dass sich in dem weisheitlichen Gespraumlch von DAPTB eine intellektuelle und politische Schreiberelite selbstbewusst spiegelt die sichoffenbar auch an schwierige Sinnfragen heranwagte Zugleich liegt auf der Handdass eine derart komplexe Diskursliteratur die Pflege einer anspruchsvollen Schrei-berausbildung und -bildung in Aram-Damaskus und dies uumlber mehrere Generatio-nen zur Voraussetzung hatte

53 Lambert 1960 107ndash109 vgl Blum 2008c 4954 Fuumlr eine erste Edition der Textzeugen siehe Dietrich 1991 33ndash68 (mit Uumlbersetzung und knapperKommentierung) und Dietrich 1993 53ndash62 sowie Kaumlmmerer 1998 Vergleichend-traditionsgeschicht-liche Untersuchungen im altorientalischen (und biblischen) Kontext sind Hurowitz 2007 und Salla-berger 2010 zu verdanken bei Letzterem mit korrigierten Lesungen und mit der Klaumlrung dass Šūpē-amēli der Name des Vaters ist Die umfassendste Neubearbeitung mit substanziellen Korrekturen(gestuumltzt auf rezente Fragmente aus Ugarit) sowie mit hilfreichen Erlaumluterungen hat schlieszliglichCohen 2013 81ndash128 vorgelegt55 Hurowitz 2007 43

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3 Funktion und institutioneller Rahmender Wandinschriften

31 Kultischer oder politisch-regaler KontextDie Existenz derart aufwendiger aramaumlischer Inschriften auf dem kleinen eisenzeit-lichen Tell Deir ʻAlla gibt nicht wenige Fragen auf Neben der Klaumlrung der Sprachebetreffen diese vor allem die Funktion und Bedeutung solcher Texte an diesem Ort

Vom Ausgraumlber H J Franken wurde die Anlage als bdquocult siteldquo bzw bdquosanctuaryldquobestimmt56 eine Annahme die in diversen Modifikationen die Forschung langedominierte57 Sie stuumltzte sich vor allem auf die Existenz eines spaumltbronzezeitlichenTempels (zerstoumlrt Anfang 12 Jahrhundert v Chr) und auf den religioumlsen Charakterdes Bilʻam-Textes Dabei hatte Franken schon 1976 eingeraumlumt bdquoThis interpretationis not warranted by archaeological evidence [hellip]ldquo58 Tatsaumlchlich zeigen weder archi-tektonische Strukturen noch die Ausstattung der Raumlume (Raum EE335 mit den In-schriften war voumlllig leer)59 noch die Inschriften ein Heiligtum oder eine sonstigeinstitutionell-religioumlse Funktion des Gebaumludes an60

Ebenso deutlich ausgeschlossen werden kann eine politische Abzweckung imSinne einer Selbstdarstellung bzw Repraumlsentation politischer Macht- und Gel-tungsanspruumlche insbesondere des Koumlnigs wie sie fuumlr die Inschriften auf Ortho-staten der nordsyrischen Koumlnige von Guzan Samrsquoal Hamat Karatepe oder der suumld-levantinischen Herrscher Hasael von Damaskus (am Stadttor von Tel Dan) bzw aufder Stele Mescharsquos Koumlnig von Moab vorauszusetzen ist oder auch im Sinne eineroumlffentlichen sbquoDokumentationlsquo zwischenstaatlicher Vertraumlge (Sfire-Stelen) KoumlnigPriester oder andere Wuumlrdentraumlger werden in den DAPT gelegentlich erwaumlhnt ste-hen jedoch thematisch an keiner Stelle im Fokus In dem fehlenden Bezug zumkoumlniglichen Herrschaftssystem sind noch die Siloah-Inschrift in Jerusalem und die

56 Franken 1976 8 und 1357 Vgl noch Franken 1991 mit der Behauptung bdquothat Deir ʻAlla is best explained as having been ndashprobably right through its long history ndash a sanctuary connected with tradeldquo (a a O 10) In demsel-ben Tagungsband formulieren dagegen Ibrahimvan der Kooij 1991 23 bdquoThe evidence from theroom of the plaster text does not indicate a cultic centre of the settlement but allows for the recon-struction of another kind of religious centre not yet archaeologically knownldquo Dazu auch van derKooij 1993 341 bdquoAlthough the plaster inscription and perhaps the stone suggest a religious con-text the building remains show no indications of cultic useldquo58 Franken 1976 1359 Vgl die eingehende Kritik bei WenningZenger 199160 Dies gilt auch fuumlr den Vorschlag von WenningZenger 1991 192f in dem Inschriftenraum bdquodassbquoVersammlungslokallsquo einer oumlrtlichen Prophetengemeinschaft zu sehenldquo nach Art der bdquoPropheten-gruppen die hinter 1Sam 1918ndash24 stehenldquo bzw entsprechend den bdquoProphetenjuumlngernldquo um ElischaDergleichen hatte zwar davor bereits A Lemaire vorgeschlagen (siehe die folgende FN) es ist je-doch schon aufgrund der beiden DAPT-Texte (nach Inhalt und Genre) auszuschlieszligen

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36 Erhard Blum

oben erwaumlhnte phoumlnizische Wandinschrift aus Kuntillet ʻAǧrūd vergleichbar DieFrage draumlngt sich auf ob die ausgepraumlgte Praumldominanz koumlniglicher Autoren in er-haltenen oumlffentlichen nordwestsemitischen Inschriften in gewissem Maszlige eine sbquoop-tischelsquo Taumluschung darstellen koumlnnte wiederum bedingt durch das vorrangig ver-wendete regale Medium (Stein)

32 sbquoSchulelsquo als institutioneller KontextIm Ruumlckblick kann es erstaunen dass die von Andreacute Lemaire recht fruumlh vorgetrage-ne Erklaumlrung des Raumes auf Tell Deir ʻAlla als bdquoeine Art sbquoSchulelsquoldquo61 kaum Gefolg-schaft gefunden hat62 Dabei deutet der Gesamtbefund geradezu zwingend in dieseRichtung insbesondere unter Einbeziehung der inzwischen weitergefuumlhrten bzwkorrigierten Textrekonstruktionena) Die Funktionalitaumlt des Raumes Die Texte waren nach der uumlberzeugenden Re-

konstruktion van der Kooijs (Abb 3)63 in einer Kolumne an der schmalen West-wand des Raums (30 times 43 m) angebracht die Kolumne begann auf einer Houmlhevon wenigstens 15 m und endete ca 50 cm uumlber dem Fuszligboden Links davonwar der Verputz zudem fuumlr eine weitere (nicht ausgefuumlhrte) Kolumne vorberei-tet wie aus der noch erkennbaren Weiterfuumlhrung des oberen roten Rahmensvon Kombination A nach links zu erkennen ist (s o S 25 Abb 1) sowie ausweiteren Putz-Fragmenten die nicht nur einen entsprechenden waagrechtenStrich in roter Tinte (daruumlber eine bdquoSphinxldquo-Zeichnung) aufweisen64 sondernauch zusammen mit dem Anfang von Kombination A aufgefunden wurden65

Vor der langen suumldlichen und der schmalen oumlstlichen Wand verlief nach denAusgraumlbern eine Bank66 Mit anderen Worten die Konstellation deutet darauf-hin dass die verputzte Wand als eine Art Tafel diente Sollten angeschriebeneTexte durch andere ersetzt werden war im Uumlbrigen mit Tuumlnche leicht tabularasa hergestellt

b) Der Charakter der Texte Signifikant sind die Vielfalt und die insgesamt weis-heitliche Praumlgung der Texte Hinsichtlich der Genres stehen eine Narration (AZeilen 1ndash7) eine auflistende Darstellung (A Zeilen 8ndash18) und ein diskursiverDialog (B) nebeneinander Inhaltlich muumlndet die Prophetenerzaumlhlung mit der

61 Lemaire 1991 54 wenn auch zunaumlchst mit dem Gedanken an bdquoune sorte drsquoeacutecole sbquoprophetiquelsquoldquounter Verweis auf 2Koumln 61f (Lemaire 1985 322)62 Eine Ausnahme bildet die Anknuumlpfung an Lemaire in dem grundlegenden Werk von Carr 2005161 Ansonsten mag die Uumlberlegung aufgrund der allzu groszligzuumlgigen Identifikation von Schulen inLemaire 1981 zuruumlckhaltend aufgenommen worden sein vgl die eingehende Kritik in Haran 198863 Van der Kooij 1991 241 Fig 164 Hoftijzervan der Kooij 1976 Plate 15 van der Kooij 1991 243 Fig 265 Van der Kooij 1991 240ndash24466 Fuumlr eine abweichende Deutung vgl WenningZenger 1991 190

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Abb 3 Raum EE335 in Tell Deir ʻAlla copy G van der Kooij

Schilderung des Goumltterrates in die Thematik des mundus inversus die hier auchim Einzelnen mit weisheitlichen Elementen ausgefuumlhrt ist67 Das (mutmaszligli-che) Lehrer-Schuumller-Gespraumlch wiederum formuliert klassisch weisheitliche Re-flexionen uumlber elementare Sinnfragen und eine gelingende LebensfuumlhrungWas diese verschiedenartigen Texte verbindet ist eine didaktisch-paraumlnetischeAusrichtung die zudem sogleich in der Uumlberschrift von Text A angezeigtwird68 Damit ist denn auch die (komplexe) Pragmatik angezeigt aus der he-raus die Zusammenstellung als ganze schluumlssig gedeutet werden kann

Dem inhaltlichen Profil der Texte korrespondiert formal ihre anspruchsvol-le sprachlich-stilistische Gestaltung Deren Komplexitaumlt zeigt daruumlber hinausdeutlich dass sie literarisch konzipiert wurden Ohne das Medium der Schriftwaumlre etwa die narrative Poetizitaumlt in Text A kaum moumlglich Diese literarischeGestaltung findet sodann eine Entsprechung in dem aufwendigen Layout (mit

67 Dazu gehoumlren die Demonstration naturkundlicher Kenntnisse (V 10ff) die Identifikation mitdem Weisen (V 16b) und mit der sozialen Elite (V 16ndash18) oder die Motive von Belehrung (mwsr)und Planen (ḥšb) in V 151968 S o S 29

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Rahmenbildung Rubra etc) das vermutlich aumlgyptisch inspirierte Design-Kon-ventionen literarischer Papyri abbildete Sollte sich die oben skizzierte Mutma-szligung69 zu dem rot-weiszligen Band im unteren Rahmen von Text A als Aufnahmeeiner Hieroglyphenform fuumlr die geschnuumlrte Papyrusrolle bestaumltigen boumlte dasLayout daruumlber hinaus eine klare ikonische Referenz auf Schreiberwesen undSchriftkultur

Schlieszliglich Das Niveau und der bdquoBildungscharakterldquo der Texte sowie derbei ihrer Wandanbringung getriebene Aufwand entheben uumlber jeden Zweifeldass hier nicht an eine elementare Schreibschule zu denken ist sondern viel-mehr an eine fortgeschrittene professionelle Schreiberausbildung (bdquoMeister-klasseldquo)

c) Die institutionelle Selbstreferenzialitaumlt von Text B Wie vor allem der weisheitli-che Dialog zu erkennen gibt ging diese Schreiberausbildung zugleich mit ei-nem sbquogehobenen Bildungsanspruchlsquo einher Dabei spiegelt bereits die Ge-spraumlchskonstellation der textinternen Figuren die Bildungsinstitution sbquoSchulelsquoDaruumlber hinaus kommt repraumlsentiert durch die Dialogpartner geradezu derStand professioneller Schreiber in den Blick ihre Stellung im Umkreis des Kouml-nigs (Z 9 bdquoBeraumlt sich denn nicht mir dir oder holt sich nicht [bei dir] einenRatschlag der Thronendeldquo) und ihre gesellschaftlichen Leitungsaufgaben beider Rechtsprechung und im gewandten (politischen) Auftreten (Z 17c [Ru-brum] bdquoDir obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redeldquo) Werden denStudenten der Schreiberschule damit verlockende Perspektiven ihres Wegesvor Augen gestellt so spricht der Anfang des zentralen Rubrumverses (Z 17ab)den einen Dialogpartner ausdruumlcklich auf seine Kompetenzen in der Schreib-kunst70 und im Unterricht71 an wobei letzterer insbesondere auch im Auswen-diglernen durch die Schuumller bestand72

DAPT B Z 17 a) Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunstb) (darauf) anzuleiten73 den der auswendig repetiert

69 S o S 2670 Die genaue Entsprechung des aramaumlischen Ausdrucks ydʻ spr zu dem in Jes 2911f belegtenalthebraumlischen Idiom wurde uumlberraschenderweise zumeist uumlbersehen71 An die Moumlglichkeit dass die Kombination mit dem Idealbild eines Lehrers abschloss (s o S 33)sei ebenfalls erinnert72 Vgl dazu die erhellende Erklaumlrung des Ausdrucks bdquoSchuumllerzungeldquo in Jes 514 durch Weippert1989 111f bdquoUm dies verstehen zu koumlnnen muszlig man die orientalische Unterrichtsmethode kennendie uns bereits aus der Spaumltantike bekannt ist die man aber auch heute noch in arabischen undorthodox-juumldischen Elementarschulen erleben kann Der Stoff wird vom Lehrer vor- vom Schuumllernachgesprochenldquo Umfassend zur Bedeutung des Memorierens im altorientalisch-antiken Schulwe-sen orientiert Carr 200573 Die Ableitung des Ausdrucks von der aramaumlischen Wurzel dbr (anders noch Blum 2008c z St)findet sich auch bei Lipiński 1994 155 (vgl auch ders 1998 508) allerdings verbunden mit eineransonsten deutlich anderen Lesung bdquoto call the scribe who leads away sbquoThe curse is on the tonguefor you a judgement and a chastisementlsquoldquo (a a O 143)

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 39

Koumlnnte ein Text sich in seiner Pragmatik deutlicher fuumlr eine fortgeschritteneSchreiberausbildung anbieten als Kombination B in Tell Deir ʻAlla

d) External evidence eine Griechischschule aus roumlmischer Zeit In Amheida demantiken Trimithis einer Stadt in der aumlgyptischen Oase Dakhla legten Grabun-gen der Columbia University New York in den Jahren 2004ndash2007 einen Gebaumlu-dekomplex frei in dem erstmals antike Schulraumlume archaumlologisch nachgewie-sen werden konnten74 Die Schule bestand in der ersten Haumllfte des 4 Jahrhun-derts n Chr und umfasste drei sbquoKlassenraumlumelsquo (19 times 95 m) Der bestkonser-vierte Raum (68 times 26 m)75 ist in einer Wandhoumlhe bis 220 m erhalten In derAntike waren die Waumlnde rundum weiszlig verputzt Vor einer der (langen) Waumlndestand eine gemauerte Bank Gegenuumlber an der Ostwand ist der Verputz uumlbermehrere Meter groszligenteils erhalten geblieben mit in roter Tinte geschriebenenSchultexten angeordnet in fuumlnf Kolumnen (zusammen 32 m breit maximal09 m hoch) Offenbar gab es in der abgelegenen Polis einen rhetorisch ge-schulten Lehrer der in der Lage war fuumlr seine fortgeschrittenen Schuumller Epi-gramme in elegischen Distichen zu schreiben und darin deren Schulsituationappellativ aufzunehmen76 In einem der zuletzt freigelegten Raumlume (R19) fan-den sich an der Westwand oberhalb der Bank zwei literarische Texte (ebenfallsin roter Tinte) Verse aus der Odyssee (IV 221ndash223) und ein Prosatext mutmaszlig-lich die Bearbeitung einer Erzaumlhlung die aus Plutarch bekannt ist

While the dipinto in room 15 seems to refer to the level of education taught by the rhetorliterary instruction went on in this room either at the hands of the same teacher or by someoneelse who taught at the level of the grammarian77

Alles in allem ist unuumlbersehbar mit der Nutzung verputzter Waumlnde als sbquoTafelnlsquo(und mit Wandbaumlnken) weisen die Schulraumlume in Trimithis exakt die gleiche ele-mentare Funktionalitaumlt auf wie der Raum in Tell Deir ʻAlla

74 Cribiore u a 2008 DavoliCribiore 2010 Den Hinweis auf die Amheida-Grabungen verdankeich Herrn Florian Lippke (TuumlbingenFribourg)75 Siehe Figs 7 und 9 in Cribiore u a 2008 174 17676 Siehe Color Fig 12 in Cribiore u a 2008 181 In der ersten Kolumne heiszligt es beispielsweise(nach Cribiore a a O 183)

αλλα θεὸς νεύσειεν επ ευχωλῆισιν εμεῖο [[hellip]] π[αντ]ας μουσάων έργα μελιχρὰ μαθεῖν συν πάση-σ Χαρίτεσσι και Ερμῆι Μαιάδος υἱεῖ ρητορικῆς σοφίης άκρον ἑλόντα[σ] ὅλον παῖδες εμοι θαρσεῖτε μέγας θεὸς ʽΰμμιν οπάσσει παντοίης αρετῆς καλὸν έχειν στέφανονhellip doch moumlge Gott meinen Gebeten geneigt sein dass ihr all die suumlszligen Werke der Musen erlerntindem ihr mit allen Grazien und mit Hermes dem Sohn d Maia den Gipfel der rhetorischenKunst ganz erobertMeine Knaben seid guten Mutes Der groszlige Gott wird euch gewaumlhren den schoumlnen Kranz man-nigfacher Tugend zu tragen

77 Cribiore (Davoli) 2013 7 (Hervorhebung im Original)

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40 Erhard Blum

Die Funktion der Baumlnke und des Verputzes in den bdquoSchulraumlumenldquo sind dabei nicht unbedingtnach dem Muster neuzeitlicher Schulen zu denken Waren die Ausgraumlberinnen in Trimithiszunaumlchst schlicht davon ausgegangen dass die bdquoBaumlnkeldquo von den Schuumllern als Sitzplaumltze ge-nutzt wurden78 so suggerieren inzwischen schon die Positionierungen der Inschriften ein viel-faumlltigeres Bild bdquoAs in room 15 the new rooms (R19 and 23) have a series of benches for stu-dents along the walls The students of R15 could sit on the benches to view the epigrams orstand on them to be able to write on the whitewashed wall behind those In the same waystudents in room 19 had to stand up on the benches there to write on the part of the wall thatwas plastered with white gypsum above a board painted in purpleldquo79 Dem korrespondierendie vielfaumlltigen Proportionen der Texte Waren die Uumlbungsepigramme in der Schriftgroumlszlige wohlso ausgelegt dass sie von den gegenuumlberliegenden Baumlnken aus lesbar blieben waren die lite-rarischen Textabschnitte wesentlich kleiner gehalten 14 times 3 cm mit einer Buchstabenhoumlhe von06 cm bzw erhaltene 64 times 16 cm mit durchschnittlich 1 cm hohen Zeichen und dies in einerbetraumlchtlichen Houmlhe an der Wand80 Die Schriftgroumlszlige der Wandtexte in Sukkot ist am ehestender des zuletzt genannten sbquoPlutarchlsquo-Textes vergleichbar Zwar waren die DAPT (im Vergleichmit Trimithis) fuumlr Leser wesentlich leichter zugaumlnglich von der gegenuumlber liegenden Bankkonnten aber ihre Buchstaben kaum mehr identifiziert werden Von daher wird man auch inTell Deir ʻAlla eher mit einer multifunktionalen Nutzung von Waumlnden und Baumlnken zu rechnenhaben Die Wandflaumlchen konnten Lehrern und Schuumllern dienen die Baumlnke den Studenten alsSitzbaumlnke fuumlr die Unterrichtsphasen von Vorsprechen Repetieren Memorieren etc81 wie auchfuumlr eigene Schreibuumlbungen oder Aumlhnliches mehr

Zwischen der Einrichtung und Nutzung der beiden Schulen liegen zwar mehr als1000 Jahre dennoch wird man nicht von einer rein zufaumllligen Entsprechung ausge-hen koumlnnen Entweder haben wir hier gluumlcklich erhaltene Belege fuumlr eine nachhal-tige kulturelle Kontinuitaumlt im ostmediterranen Raum oder es handelt sich um einein verschiedenen Kontexten sich aufdraumlngende funktionale Loumlsung fuumlr die gleichenkommunikativen Erfordernisse Beide Optionen liegen naumlher besehen freilich nichtweit auseinander nach beiden bietet der Fund in AmheidaTrimithis eine mehroder weniger direkte Bestaumltigung der Schulhypothese fuumlr Tell Deir ʻAlla

33 Traumlger und Zielsetzung der aramaumlischen Schule zu Sukkot(Tell Deir ʻAlla)

Es bleibt gleichwohl die Frage von wem fuumlr wen und wozu ein solcher Schulraumgerade in Sukkot eingerichtet wurde das nach Auskunft der Archaumlologen um 800v Chr ein kleines Dorf darstellte und das am Rande des damaligen aramaumlischen

78 DavoliCribiore 2010 77 bdquohellip tutte [scil 3 Schulraumlume] caratterizzate dalla presenza di panchein muratura utilizzate dagli studenti come sedilildquo79 Cribiore (Davoli) 2013 780 Cribiore (Davoli) 2013 7 bzw 9 mit Figs 9 + 10 auf S 10 Nach CribioreDavoli 2013 5 befandensich die Texte ca 28 m () uumlber dem Fuszligboden81 Vgl wieder die Charakterisierungen bdquoorientalischerldquo Schulen in der oben auf S 38 FN 72 ge-nannten Literatur

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 41

Herrschaftsbereichs lag Kultur und innere Geschichte des Koumlnigreichs Damaskusin dieser Zeit sind weitgehend unbekannt Deshalb koumlnnen wir nur von den Befun-den in Tell Deir ʻAlla (und einigen Nachrichten im Alten Testament bzw in derHasael-Inschrift von Tel Dan) ausgehen

Deutlich duumlrfte immerhin sein dass eine solche (Hoch-)Schule fuumlr professio-nelle aramaumlische Schreiber in dieser Region mit einer privaten Initiative bzw einemfamiliaumlren Kontext nicht zureichend zu erklaumlren waumlre Von daher wird man ihreEinrichtung und Unterhaltung letztlich auf die damaszenische Zentralgewalt zu-ruumlckfuumlhren muumlssen Der maicirctre-scribe (Lemaire) der die umfangreichen Texte ineiner eleganten Kursive auf die Wand uumlbertragen hat mag dafuumlr aus Damaskusabgestellt worden sein Politisch laumlsst sich an der Einrichtung jedenfalls ablesendass Hasael bzw Birhadad II von Damaskus sich nicht mit der militaumlrischen Erobe-rung des Ostjordanlandes begnuumlgte(n) sondern dort gewissermaszligen in eine eigeneInfrastruktur investierte(n) Konkret kommen dabei zwei Optionen infrage Mankoumlnnte an eine Ausbildung von eigenem damaszenischem Verwaltungspersonal(bdquoim houmlheren Dienstldquo) denken Dies ist moumlglich aber eher unwahrscheinlich weildafuumlr eine Schulung in Damaskus bzw im aramaumlischen Kernland naumlher gelegenhaumltte Als Alternative bleibt die Ausbildung von Angehoumlrigen der lokalen israeli-tisch-gileaditischen Elite im Sinne der aramaumlischen Herrschaft bzw deren Verwal-tung In diesem Falle gehoumlrte der Schulbetrieb in Sukkot zu dem Versuch einerAkkulturation der israelitischen Bevoumllkerung82 (was auf nachhaltige imperiale Zie-le in Damaskus hindeutete) Fuumlr eine solche Konstellation spricht auch die Lagedes Ortes tief in Gilead (von Damaskus her gesehen) zugleich aber ausgesprochenverkehrsguumlnstig Schlieszliglich mag der kleine doumlrfliche Charakter fuumlr die Unterneh-mung eher als Vorteil gegolten haben83

Wie auch immer es sich im Einzelnen verhalten haben mag werden doch zweiweitere Ruumlckschluumlsse nach Lage der Dinge nicht gewagt erscheinen a) Eine derar-tige Meisterklasse im eroberten Grenzgebiet ist nur vorstellbar wenn im Zentrumdas heiszligt im Umkreis des damaszenischen Hofes bzw Haupttempels entsprechen-de Strukturen bereits etabliert waren84 b) Die beiden hochliterarischen Texte wur-den nicht fuumlr Sukkot formuliert sondern duumlrften ihren primaumlren Ort in Damaskusselbst oder in einem anderen Verwaltungszentrum gehabt haben (eventuell ver-bunden mit einer Rezeption internationaler Traditionen) Diese Schriftkultur miteinem entsprechenden Schulbetrieb wird weit in das 9 Jahrhundert v Chr zuruumlck-gereicht haben eventuell auch daruumlber hinaus

82 Moumlglicherweise war auch in dieser Hinsicht der Ruumlckgriff auf den Bilʻam-Text durchaus ab-sichtsvoll83 Die Lage in der Naumlhe des Jordans das heiszligt nahe am Herrschaftsgebiet des Koumlnigsreichs Israelkoumlnnte gegenuumlber der lokalen Bevoumllkerung zusaumltzlich auch als politisches Signal hinsichtlich desaramaumlischen Herrschaftsanspruchs (mit) gedacht worden sein84 Mit zugegeben plakativer Uumlberzeichnung mag man Tell Deir ʻAlla geradezu als Beleg fuumlr einsbquostaatliches Hochschulwesenlsquo im Koumlnigreich Damaskus betrachten

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42 Erhard Blum

34 Konsequenzen fuumlr Schriftkultur und Schulwesenin den Koumlnigreichen Israel und Juda

Aufgrund der raumlumlichen und zeitlichen Nachbarschaft sowie der strukturellen Ver-gleichbarkeit suumldlevantinischer Territorialstaaten sind in Israel und Juda keine grund-legend anderen Verhaumlltnisse anzunehmen Allenfalls koumlnnte man fuumlr IsraelJuda mitBlick auf das fruumlhe davidisch-salomonische Koumlnigtum im 10 Jahrhundert v Chr unddessen (auf die nordisraelitischen Staumlmme beschraumlnkte) Vorgeschichte mit Koumlnig Saulim 11 Jahrhundert mit einem gewissen Entwicklungsvorsprung gegenuumlber Aram-Da-maskus zu rechnen haben85 Dafuumlr mag auch sprechen dass die Herausbildung einerspezifischen bdquoNationalschriftldquo aus der phoumlnizischen Standardschrift nach gegenwaumlr-tigem Kenntnisstand () zuerst im hebraumlischen Sprachraum einsetzte86

Gestuumltzt wird diese Einschaumltzung durch fruumlhe Textuumlberlieferungen die dia-chron den Grundstock des alttestamentlichen Kanons bilden Dazu gehoumlren nebeneinzelnen Texten aus dem 10 Jahrhundert v Chr87 insbesondere zentrale Uumlber-lieferungen seit dem Anfang des 9 Jahrhunderts darunter die in Jerusalem undSamaria getrennt aber mit einer synchronistisch verschraumlnkten Chronologie derjeweiligen Koumlnige gefuumlhrten Annalen die in Auszuumlgen das Grundgeruumlst der bib-lischen bdquoKoumlnigebuumlcherldquo bilden In die fruumlhe Koumlnigszeit verweisen aber auch Bei-spiele einer hochentwickelten althebraumlischen Erzaumlhlkunst in Uumlberlieferungen zuJakob Saul und David die ohne eine anspruchsvolle Schreiberschulung im Um-kreis der Houmlfe bzw der Haupttempel nicht denkbar waumlren Mehr noch die soge-nannte bdquoThronfolgegeschichte Davidsldquo in 2Sam 9ndash20 1Koumln 1ndash2 (um 900 v Chr)88neben der Josephgeschichte der Genesis die wohl subtilste Groszligerzaumlhlung der Bi-bel verbindet einen realistisch-skeptischen Blick auf die Ambivalenzen des Wol-lens und Handelns der Akteure mit einer ndash narrativ artikulierten ndash Reflexion desPotentials und der Grenzen menschlicher Weisheit Ihre pragmatischen Pointenzeigen daruumlber hinaus an dass das ganze Werk fuumlr den Kontext der Prinzen- undElite-Erziehung am Hof in Jerusalem ausgearbeitet wurde

Hinsichtlich ihres literarischen Profils wie auch ihrer grundlegenden Pragma-tik sind demnach zwischen den israelitischen Erzaumlhlwerken und den damaszeni-

85 Aufgrund der Quellenlage ist das Koumlnigtum von Damaskus fuumlr das 10 Jahrhundert v Chr bis-lang nicht so recht greifbar Innerhalb der David-Uumlberlieferungen sind (neben Aram-Zoba) in unter-schiedlicher Weise kleinere aramaumlische Koumlnigtuumlmer zwischen Israel und Damaskus (Tob GeschurMaʻacha Beth Rechob) praumlsent Die Notiz von 1Koumln 1123ndash25 im Zusammenhang mit Salomo scheintfuumlr dessen Zeit die Installation eines Koumlnigtums in Damaskus anzusetzen Zu damit verbundenenFragen vgl Pitard 1987 95ff 99ff Lipiński 2000 367ff86 So im Anschluss an J Naveh auch FinkelsteinSass 2013 (freilich nicht hinsichtlich der Rolledes Phoumlnizischen) Allerdings sollte auch diese verbreitete Annahme im Licht der DAPT (die ebdleider unberuumlcksichtigt bleiben) kritisch gepruumlft werden87 Vgl Carr 2005 163f Schon in das 11 Jahrhundert v Chr duumlrfte aufgrund seiner Sprache undPragmatik das epische Siegeslied der Debora in Ri 5 gehoumlren vgl vorlaumlufig Weippert 1990 454fKnauf 200588 Vgl Blum 2010

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 43

schen Kompositionen des (wahrscheinlich) fruumlhen 9 Jahrhunderts v Chr keine we-sentlichen Unterschiede auszumachen Sie haben hohe literarische Qualitaumltensind aber gleichwohl keine fiktionale Literatur im neuzeitlichen Sinne Die fuumlr un-sere belles lettres selbstverstaumlndliche Kategorie der Fiktionalitaumlt gab es vielmehrnoch gar nicht auch nicht avant la lettre wie man sie bereits in Aristotelesʼ Poetikhat89 Es handelt sich bei der genannten Literatur um sbquoMitteilungstextelsquo mit Wahr-heitsanspruch Gleichwohl koumlnnen sie durchaus absichtsvoll mit hochgradig poeti-schen Gestaltungsmitteln arbeiten Poetizitaumlt ist in diesen Kulturen aber noch nichtan Fiktionalitaumlt gebunden ndash ebenso wenig wie ihr Wirklichkeitsverstaumlndnis undihr Wahrheitsanspruch etwas mit historischem Denken zu tun haumltten90 Mit ihrerWirk- und Mitteilungsintention sind sie haumlufig auf konkrete pragmatische Rezepti-onskonstellationen bezogen wie alle sbquopoetischenlsquo Werke gehen sie darin aber nichtauf sondern bieten Anhaltspunkte fuumlr Rezeptionen welche die Primaumlrintentionender Autoren hinter sich lassen Sie moumlgen funktional als Unterrichtstexte imSchul-bdquoHochschulldquo-Kontext gebraucht worden sein doch auch in diesem Rahmenwaren sie zugleich mehr Angemessen waumlre wohl die Rede von bdquoBildungsliteraturldquo

Nachbemerkung Nimmt man solche Textzeugnisse der fruumlhkoumlniglichen Zeit mitdem Umstand zusammen dass die bislang einzige raumlumlich belegbare Schule (mithochkaraumltigem Unterrichtsmaterial) ausgerechnet in der aumluszligersten Provinz gefun-den wurde erscheint es durchaus fraglich ob der Schreiberunterricht und damitdie literarische Bildung in Aram bzw in IsraelJuda tatsaumlchlich auf die koumlniglichenZentren beschraumlnkt und so kleinraumlumig angelegt sein mussten wie man in dergegenwaumlrtigen Forschung vielfach glauben will91

89 Poetik [9] 1451b Zur bdquoEntdeckungldquo der Fiktionalitaumlt bei den Griechen siehe grundlegend Roumlsler1980 und 1983 des weiteren Finkelberg 1998 Fuumlr die schlechthin elementare Distinktion zwischensemantisch definierter Fiktivitaumlt und textpragmatisch zu definierender Fiktionalitaumlt vgl Gabriel1975 Assmann 1980 Keller 198090 Fuumlr entsprechende kulturvergleichende Profilierungen vgl Cancik 2005 und Blum 2005 65ndash86Vgl a a O 79 FN 55 auch fuumlr die Unterscheidung zwischen einer (transparenten) Fiktionalitaumlt bdquoers-ten Gradesldquo (in Maumlrchen Fabeln etc) wie sie auch in traditionalen Erzaumlhlkulturen gelaumlufig istund der Fiktionalitaumlt bdquozweiten Gradesldquo (in Roman Drama etc) fuumlr die sich die Imitation und Fiktio-nalisierung wirklichkeitsabbildender Darstellung als konstitutiv erweist91 Damit soll nicht einer verbreiteten Literalitaumlt in diesen Gesellschaften das Wort geredet werdenIm Gegenteil es geht darum zwischen der Verbreitung eines funktionellen Schriftgebrauchs imAlltag wie er sich in Ostraka etc spiegelt und der Ausbildung einer professionellen Schreiberkul-tur in verschiedenen Bereichen der bdquoEliteldquo zu unterscheiden Fuumlr Letztere ergeben die archaumlologi-schen Befunde aus den eingangs genannten Gruumlnden kein repraumlsentatives Bild eine Regel diedurch die Ausnahmen (Siloah-Inschr DAPT Kuntillet ʻAǧrūd) nur bestaumltigt wird Fuumlr eine umsich-tige Diskussion der Problematik vgl besonders Carr 2005 Part I chap 6 ndash Unter deutlich anderenVoraussetzungen ging im Uumlbrigen auch der Befund in der Oase Dakhla uumlber das hinaus was manhistorisch erwarten mochte wie die Schlussbemerkung von R Cribiore in CribioreDavola 2013 14zu erkennen gibt bdquoAll together the house in Amheida and the school adjacent to it are wondroustestimonies of how paideia was alive and well in Egypt and not only in the Nile Valleyldquo

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

44 Erhard Blum

4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

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Blum (2008c) Erhard Blum bdquosbquoVerstehst du dich nicht auf die Schreibkunst helliplsquo Ein weisheitlicherDialog uumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung Kombination II der Wandinschrift vom TellDeir lsquoAllaldquo in Michaela Bauks Kathrin Liess u Peter Riede (Hgg) Was ist der Menschdass du seiner gedenkst (Psalm 85) Festschrift fuumlr Bernd Janowski zum 65 GeburtstagNeukirchen-Vluyn 33ndash53

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 29

weiteren Gruumlnden auszliger Frage Dazu gehoumlren sowohl die Spannung zwischen demformalen und inhaltlichen Gestaltungsniveau der Texte und dem peripheren Fund-ort als auch der textkritische Befund in Text A Zeile 1 mit der nachtraumlglichen Kor-rektur einer aberratio oculi die auf die Benutzung einer schriftlichen Vorlageschlieszligen laumlsst33

Das markante Design von DAPT A mit seiner Visualisierung textlicher Ge-schlossenheit leitet schlieszliglich dazu an unbeschadet der skizzierten Inhomogeni-taumlt des Komposittextes nach seiner intendierten Gesamtausrichtung zu fragenTrotz der starken Wirkung der anfaumlnglichen Erzaumlhlung fuumlhrt diese Frage nicht aufeine prophetische Gattung34 sondern im weiteren Sinne auf eine weisheitlichePragmatik des Ganzen So weist die anschlieszligende Darstellung der verkehrtenWelt die am Ende auch quantitativ dominiert eine deutliche Affinitaumlt zu weisheit-lichen Anliegen auf35 Den Ausschlag gibt jedoch die Titulierung des Ganzen inV 1 als bdquoDie Lehren der Schrift von Billsquoam bar Belsquoor dem Goumltterseherldquo Mit derVoranstellung von bdquodie LehrenUnterweisungenWarnungen von hellipldquo36 passt dieserTitel weder zur Prophetenerzaumlhlung noch zur Schilderung des mundus inversus je-weils fuumlr sich genommen sehr wohl aber zur vorliegenden Verbindung beider37

wird darin doch die beschlossene Katastrophe mit dem alle Ordnungen verkehren-den Verhalten von Mensch und Tier begruumlndet38 Textpragmatisch impliziert dieserSkopus fuumlr den Leser den Appell derartige Stoumlrungen der sozialen Ordnung dieschlieszliglich in eine chaotische Welt muumlnden koumlnnen zu meiden und die guten Ver-haumlltnisse zu pflegen Wird der Gesamttext also in diesem Sinne paraumlnetisch rezi-piert bedarf er fuumlr seine Wirkintention auch nicht mehr notwendig einer Ruumlckkehrzur Bilʻam-Narration im Anschluss an die diskursiven Ausfuumlhrungen

33 S u S 44 FN 93 zu A 2a Da unbeschadet dieses Schreibfehlers die Gestaltungssymmetrie in Z1f erreicht wurde muss man davon ausgehen dass der Schreiber es verstand ad hoc einen Aus-gleich im Textbestand vorzunehmen34 Die von M Weippert vorgeschlagene Bestimmung als bdquoprophetisches Apophthegmaldquo (Weippert1991 164 177 [= 1997 174 186]) duumlrfte dagegen schon A 1ndash9 kaum treffen da hier kein (auchfuumlr sich verstaumlndliches) Logion des ProphetenSehers die Pointe bildet wie es nach der uumlblichenGattungsdefinition zu erwarten waumlre Auch hat die Erzaumlhlung dafuumlr zu viel Eigengewicht (vgl nurdie Gottesrede in V 3) Ganz und gar verschieben sich die Gewichte sodann mit V 10ff und mit derUumlberschrift35 Vgl dazu unten S 37 FN 6736 Die Komplettierung der Uumlberschrift durch ysry (Fragment iii[f]+[b] mit roter Tinte) geht aufPueumlch 1987 und Levine 2000 zuruumlck Im juumlngeren Aramaumlisch (CAL 2014 s v) und Hebraumlisch (Geseni-us 2013 471) bedeutet yissūr in erster Linie bdquoZuumlchtigung Leidenldquo Dem liegt jedoch eine semanti-sche Verschiebung innerhalb der gleichen Bedeutungsbreite zugrunde (von bdquoUnterweisung Lehreldquobis bdquoZuumlchtigungldquo) wie bei dem althebraumlischen mūsār vgl dazu Branson 1982 688ndash69737 Daruumlber hinaus liegt auch die Vermutung nahe dass ysry dem ansonsten vollstaumlndigen Titelerst im Zuge der oben diskutierten Fortschreibung vorangestellt wurde38 Bezeichnenderweise wird das Unheil durch die Sonnengottheit herbeigefuumlhrt die im Alten Ori-ent traditionell das Unrecht aufdeckt und ahndet

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213 Der aramaumlische Bilʻam-Text und das Alte TestamentDie spektakulaumlrste Beziehung zur hebraumlischen Bibel besteht in der sbquoIdentitaumltlsquo derHauptgestalt des Billsquoam Sohn des Beʻor mit einer im Pentateuch belegten Prophe-tengestalt (Nu 22ndash24 etc) Daruumlber hinaus betreffen die Uumlbereinstimmungen dieVerbindung Bilʻams einerseits mit Aram (Num 237 [Dtn 235]) und ndash in andererWeise ndash mit dem Ostjordanland (Num 22ndash24 bzw der Standort der Inschrift) sowieseine Charakterisierung als bdquoGoumltterseherldquo bzw als bdquoder die Vision Schaddajsschautldquo (Num 244 par 16) Andere in Anschlag gebrachte Parallelen39 duumlrften da-gegen gaumlngiger Idiomatik geschuldet sein

Hinsichtlich der substanzielleren Bezuumlge ist mit unterschiedlichen Moumlglichkeiten zu rechnenSo koumlnnte man mutmaszligen dass der Seher Billsquoam b Belsquoor bei Aramaumlern wie (Nord-)Israelitenals Gestalt der Tradition bekannt war und dass sein spr auch aus diesem Grund an der Wandin Sukkot angeschrieben wurde Moumlglicherweise gehoumlrt aber auch die israelitische Bilʻamperi-kope zu den Nachwirkungen der damaszenischen Akkulturierungsbemuumlhungen in Gilead (sie-he dazu unten Abschnitt 3) Mit Letzterem waumlre jedenfalls dann zu rechnen wenn die Redevom bdquoHoumlrenldquo der bdquoWorte Gottes (rsquoel)ldquo und vom bdquoSchauen der Vision des Erhabenen (šadday)ldquoin den parallelen Kola von Num 244 (vgl 2416) ein spaumltes (und transformiertes) Echo derErzaumlhlung von Els naumlchtlicher Botschaft an Bilʻam (A 2f) und danach der Vision der šdyn-Versammlung (A 7ndash9) darstellen sollte40

Weniger sensationell aber moumlglicherweise von groumlszligerer Bedeutung sind Ver-gleichsmoumlglichkeiten anderer Art Dazu gehoumlrt das Phaumlnomen einer Unheilspro-phetie noch dazu ohne einen Bezug auf einen Herrscher die hier erstmals imauszligerisraelitischen Kontext begegnet und dies Generationen vor dem aumlltesten isra-elitischen Schriftpropheten (Amos)41

Weitere Aspekte der Signifikanz der DAPT beruhen auf dem literarischen Cha-rakter dieser Texte und moumlgen von daher trivial erscheinen Sie sind es jedocheben deshalb nicht weil DAPT A und B wie eingangs notiert bislang die einzigenumfangreichen Vergleichstexte zur hebraumlischen Bibel im levantinischen Kontextdes 1 Jahrtausends v Chr darstellen die im engeren Sinne als bdquoliterarischldquo zu qua-lifizieren sind So belegen sie uumlbereinzelsprachliche idiomatische WendungenPhrasen42 die in diesem Sprachraum z T uumlber Jahrhunderte in Gebrauch wareneine Moumlglichkeit die in exegetischen Hypothesenbildungen methodisch nicht sel-

39 Vgl Num 229a20 mit A 2a oder Num 2213aα21aα mit A 4a und dazu Muumlller 1978 57f Weinfeld198182 141f40 Nach Delcor 1989 39 kannte der Autor der Bilʻamorakel in Numeri bdquosans doute des traditionssemblables agrave celles de lrsquoinscription de Deir ʻAllaldquo Der biblische Tradent habe diese freilich bewusstentmythisiert indem er die Mehrzahl der šaddayyim durch den einen šadday ersetzte41 Dazu eingehender Blum 2008a siehe auch die rasche Replik in Kratz 2008 118ndash120 (= 201194ndash96) die freilich wichtige Anstoumlszlige nicht aufnimmt42 Neben den Phrasen auf die oben in FN 39 referiert wird gehoumlren dazu die seit Laumlngerem gese-henen Parallelen zu A 7c in Ps 469 665 die Metaphorik in B 5(a) und Hi 816 oder die idiomatischeUumlbereinstimmung von B 17(a) mit Jes 2911 im Qere sowie V 12

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ten ausgeblendet bleibt43 Auch bietet Kombination A ein gewichtiges auszligerbibli-sches Beispiel fuumlr eine gesteigerte Prosa44 mitunter als bdquonarrative poetryldquo (Wol-ters) oder als bdquoKunstprosaldquo (H Weippert) bezeichnet wie sie gerade auch im AltenTestament verbreitet ist45 dort allerdings nicht immer erkannt und dann zum Ge-genstand redaktionsgeschichtlicher Scheidungen wird

22 Kombination B Ein weisheitlicher Dialoguumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung

221 Zum Layout des rekonstruierten TextesDie zweite Kombination (Abb 2) die erheblich umfangreicher war als Text A istbedauerlicherweise nur noch zu einem kleinen Teil lesbar Auch hier hat derSchreiber vermutlich eine symmetrische Gestaltung angestrebt Der Rubrumtext inZ 17 scheint bis zur Zeilenmitte gereicht zu haben und mochte auch vertikal dieMitte des Textes repraumlsentiert haben46 Jedenfalls war der linke Rand der Kolumnedurch einen senkrechten roten Strich (Fragmente xii[a] viii[a]ndash[c]) markiert even-tuell in direkter Weiterfuumlhrung des Rahmens von Text A

Die physische Rekonstruktion von Kombination B ist seit der Erstpublikationmit der Anordnung der groszligen Fragmente ii(a)ndash(g) in der Hauptsubstanz gesichertAuch die spaumltere Positionierung von x(a)ndash(d) ix(a) und xii(a) zwischen ii(b) (d)und (e) konnte sich auf Angaben der Erstherausgeber zur Fundsituation stuumltzen47

222 Gattung und ThematikDie Schwierigkeiten bei der Lesung des Textes beruhen nicht allein auf dem proble-matischen Erhaltungszustand sondern auch auf der Ambiguitaumlt einzelner Formu-lierungen Entsprechend disparat sind die sachlichen Deutungen die im Anschlussan die Erstedition vorgeschlagen wurden48 Den entscheidenden Schluumlssel fuumlr einangemessenes Gesamtverstaumlndnis bilden meines Erachtens die wiederholt auszu-machenden Rede-Elemente zum einen in diversen Fragen die in den Zeilen 5(a)

43 Vgl das Beispiel in Blum 2008a 106 FN 13044 Zu nennen sind hier die Tendenz zu kolometrischen Strukturen und Wiederholungen sowie dieBildung von Chiasmen und Inklusionen Sie finden sich besonders in dem diskursiven Teil ab Z 7Ende und in den direkten Reden aber auch in der Darstellung des Erzaumlhlers vgl dazu bes Wolters1991 sowie unten die Anmerkungen zur Uumlbersetzung45 Vgl bspw die Beitraumlge in de MoorWatson 1993 und zuletzt Blum 201246 Dafuumlr waumlre am Anfang ein Ausfall von fuumlnf Zeilen anzunehmen47 Fuumlr die Einzelfragen wie fuumlr die Gesamtdeutung ist auf Blum 2008c zu verweisen Kleinere aberwichtige Korrekturen der Rekonstruktion im Bereich von Fragment ix(a) sind sodann in Blum 2015470 notiert48 Blum 2008c 40

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Abb 2 Kombination B copy E Blum

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9 12(b) 13(d) begegnen wobei die erste offenbar in Z 16(cd) wieder aufgenommenwird zum anderen in wiederholten Anreden in der 2 Person Singular (Z 9 10[a]11[b] 15[c] 16[c] 17) Grundlegende Bedeutung kommt dabei erwartungsgemaumlszligden als Rubrum geschriebenen Saumltzen in Z 17 zu Nach einer gegenuumlber der Editioprinceps maszliggeblich korrigierten Lesung49 werden hier einem textinternen Ge-spraumlchspartner ndash vermutlich einem Meisterschuumller ndash seine besonderen Kompeten-zen in der Schreibkunst und deren Unterricht50 sowie seine Aufgaben im oumlffentli-chen Leben vor Augen gehalten In Verbindung mit Aussagen wie in Z 9 oder 16(c)draumlngt sich von daher das Verstaumlndnis des Textes als eines Dialogs zwischen einemMeister und seinem Schuumller51 auf

Die Rubrum-Halbzeile bildet zugleich die Achse einer inhaltlichen Zweigliede-rung des Gesamttextes In den anschlieszligend noch lesbaren Fragmenten begegnenvorwiegend sozialethische Themen zumeist konkretisiert an negativen Verhaltens-weisen (Z 22ndash24) diese Thematik wird im zweiten Teil des Rubrums eingefuumlhrt(bdquoDir obliegt Rechtsprechung hellipldquo) Demgegenuumlber ist der vorausgehende ersteHauptteil ganz von der Sinnfrage angesichts der Vergaumlnglichkeit des Menschenbestimmt Vermutlich ist es der Lehrer der mit dieser Frage in Z 5(a) und 16(cd)konfrontiert wird Auch wenn die Gedankengaumlnge nur ansatzweise zu erkennensind scheint eine seiner Argumentationen auf die nachhaltige sorglose Ruhe derVerstorbenen auf ihren andauernden bdquoSchlafldquo zu zielen (Z 11f 14f) Demgegen-uumlber wird ein ganz anderer Impuls mit Z 17 gesetzt Die als Rubrum hervorgehobe-ne Reihe rhetorischer Fragen und Appelle lenkt den Blick des Fragenden von derWelt der Toten weg hin auf seine eigene Lebensgestaltung auf seine besonderenKompetenzen als Schriftkundiger und auf seine forensische Verantwortung in derGesellschaft Insofern fuumlhren auch die anschlieszligenden Konkretionen eines lebens-foumlrdernden bzw -schaumldlichen Handelns die lebensweisheitliche Grundthematiksachgemaumlszlig weiter Im Schlussteil scheint sodann ein geradezu enkomiastischerTon angeschlagen zu sein Die Metaphorik laumlsst vermuten dass hier das heilvolleWirken eines Lehrers gepriesen wird (Z 35f)52

Im Kontext des Alten Orients gehoumlrt unser Text in jeder Hinsicht zu der Litera-tur die gewoumlhnlich dem Bereich der bdquoWeisheitḥŏḵmāldquo zugeordnet wird Daraufverweisen die semantisch-pragmatischen Aspekte von Sinnreflexion ErziehungBildung Wirklichkeitserschlieszligung (bdquoRatgeberldquo) und ethische Orientierung ebensowie konstitutive Merkmale der Textsorte (dialogisch-diskursiv paraumlnetisch)

49 Dazu Blum 2008c 47f50 Der Bezug auf die Lehrtaumltigkeit laumlsst an einen fortgeschrittenen Schuumller denken einen Famuluswie er als sogenannter bdquogroszliger Bruderldquo in der altmesopotamischen Schule neben dem Meister be-gegnet51 Nicht ausgeschlossen werden kann auch ein Gespraumlch sbquoauf Augenhoumlhelsquo das heiszligt zwischenzwei Lehrern bzw zwei Meisterschuumllern (in letzterem Falle waumlre Z 9 wohl futurisch aufzufassen)52 Vgl dazu Dtn 322 (bezogen auf das lehrhafte Lied)

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Gleichwohl gibt es in den vielfaumlltigen und umfangreichen Korpora altorientali-scher aumlgyptischer und biblischer Weisheitstexte nicht viele spezifische Vergleichs-texte Immerhin kann man fuumlr die Fokussierung auf das Thema der Vergaumlnglichkeitauf die Keilschrifttafel mit den bdquoCounsels of a Pessimistldquo53 verweisen Noch interes-santer erscheint jedoch ein anderes keilschriftlich tradiertes Werk das als bdquoDerDialog zwischen Šūpē-amēli und seinem sbquoVaterlsquoldquo bzw bdquoThe Wisdom of Šūpecirc-amēlīldquooder nach seinem Anfang als bdquošimacirc milkaldquo (bdquoHoumlre den Ratldquo) bekannt gewordenist54 Es ist in zwei akkadischen Versionen aus Emar und Ugarit und einer hethiti-schen aus Boğazkoumly belegt (durchweg spaumltes 2 Jahrtausend v Chr) In dem groumlszlige-ren Teil der Schrift formuliert der VaterLehrer konventionelle Sentenzen und Un-terweisungen Dann repliziert der Sohn jedoch recht unvermittelt mit der Fragewas der Vater von all seinem Reichtum im Tod behalte und er schlieszligt mit einemBlick auf das Schattenreich der Toten V A Hurowitz interpretiert dies als eine fuumlrMesopotamien einzigartige Infragestellung der traditionellen Weisheitslehre bdquoItturns out then that death renders worthless all human accomplishment great asit may beldquo55 Parallelen dazu faumlnden sich erst in der skeptischen Weisheit des Ko-helet und in Psalm 49 Vergleicht man damit den Dialog von DAPT B so faumlllt aufdass hier das Vergaumlnglichkeitsthema auf der einen Seite in groszliger Breite den erstenHauptteil des Werks dominiert Soweit man erkennen kann wird aber auf der an-deren Seite diese Thematik nicht als Infragestellung der weisheitlichen Wirklich-keitsdeutung eingefuumlhrt sondern eher als eine Sinnfrage an der sich die Antwort-faumlhigkeit der Weisheit zu erweisen hat Auf deren Demonstration erscheint dennauch die Schrift als ganze angelegt

Unbeschadet der eminenten Schwierigkeiten bei der textlichen Rekonstruktionist jedenfalls festzuhalten dass sich in dem weisheitlichen Gespraumlch von DAPTB eine intellektuelle und politische Schreiberelite selbstbewusst spiegelt die sichoffenbar auch an schwierige Sinnfragen heranwagte Zugleich liegt auf der Handdass eine derart komplexe Diskursliteratur die Pflege einer anspruchsvollen Schrei-berausbildung und -bildung in Aram-Damaskus und dies uumlber mehrere Generatio-nen zur Voraussetzung hatte

53 Lambert 1960 107ndash109 vgl Blum 2008c 4954 Fuumlr eine erste Edition der Textzeugen siehe Dietrich 1991 33ndash68 (mit Uumlbersetzung und knapperKommentierung) und Dietrich 1993 53ndash62 sowie Kaumlmmerer 1998 Vergleichend-traditionsgeschicht-liche Untersuchungen im altorientalischen (und biblischen) Kontext sind Hurowitz 2007 und Salla-berger 2010 zu verdanken bei Letzterem mit korrigierten Lesungen und mit der Klaumlrung dass Šūpē-amēli der Name des Vaters ist Die umfassendste Neubearbeitung mit substanziellen Korrekturen(gestuumltzt auf rezente Fragmente aus Ugarit) sowie mit hilfreichen Erlaumluterungen hat schlieszliglichCohen 2013 81ndash128 vorgelegt55 Hurowitz 2007 43

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 35

3 Funktion und institutioneller Rahmender Wandinschriften

31 Kultischer oder politisch-regaler KontextDie Existenz derart aufwendiger aramaumlischer Inschriften auf dem kleinen eisenzeit-lichen Tell Deir ʻAlla gibt nicht wenige Fragen auf Neben der Klaumlrung der Sprachebetreffen diese vor allem die Funktion und Bedeutung solcher Texte an diesem Ort

Vom Ausgraumlber H J Franken wurde die Anlage als bdquocult siteldquo bzw bdquosanctuaryldquobestimmt56 eine Annahme die in diversen Modifikationen die Forschung langedominierte57 Sie stuumltzte sich vor allem auf die Existenz eines spaumltbronzezeitlichenTempels (zerstoumlrt Anfang 12 Jahrhundert v Chr) und auf den religioumlsen Charakterdes Bilʻam-Textes Dabei hatte Franken schon 1976 eingeraumlumt bdquoThis interpretationis not warranted by archaeological evidence [hellip]ldquo58 Tatsaumlchlich zeigen weder archi-tektonische Strukturen noch die Ausstattung der Raumlume (Raum EE335 mit den In-schriften war voumlllig leer)59 noch die Inschriften ein Heiligtum oder eine sonstigeinstitutionell-religioumlse Funktion des Gebaumludes an60

Ebenso deutlich ausgeschlossen werden kann eine politische Abzweckung imSinne einer Selbstdarstellung bzw Repraumlsentation politischer Macht- und Gel-tungsanspruumlche insbesondere des Koumlnigs wie sie fuumlr die Inschriften auf Ortho-staten der nordsyrischen Koumlnige von Guzan Samrsquoal Hamat Karatepe oder der suumld-levantinischen Herrscher Hasael von Damaskus (am Stadttor von Tel Dan) bzw aufder Stele Mescharsquos Koumlnig von Moab vorauszusetzen ist oder auch im Sinne eineroumlffentlichen sbquoDokumentationlsquo zwischenstaatlicher Vertraumlge (Sfire-Stelen) KoumlnigPriester oder andere Wuumlrdentraumlger werden in den DAPT gelegentlich erwaumlhnt ste-hen jedoch thematisch an keiner Stelle im Fokus In dem fehlenden Bezug zumkoumlniglichen Herrschaftssystem sind noch die Siloah-Inschrift in Jerusalem und die

56 Franken 1976 8 und 1357 Vgl noch Franken 1991 mit der Behauptung bdquothat Deir ʻAlla is best explained as having been ndashprobably right through its long history ndash a sanctuary connected with tradeldquo (a a O 10) In demsel-ben Tagungsband formulieren dagegen Ibrahimvan der Kooij 1991 23 bdquoThe evidence from theroom of the plaster text does not indicate a cultic centre of the settlement but allows for the recon-struction of another kind of religious centre not yet archaeologically knownldquo Dazu auch van derKooij 1993 341 bdquoAlthough the plaster inscription and perhaps the stone suggest a religious con-text the building remains show no indications of cultic useldquo58 Franken 1976 1359 Vgl die eingehende Kritik bei WenningZenger 199160 Dies gilt auch fuumlr den Vorschlag von WenningZenger 1991 192f in dem Inschriftenraum bdquodassbquoVersammlungslokallsquo einer oumlrtlichen Prophetengemeinschaft zu sehenldquo nach Art der bdquoPropheten-gruppen die hinter 1Sam 1918ndash24 stehenldquo bzw entsprechend den bdquoProphetenjuumlngernldquo um ElischaDergleichen hatte zwar davor bereits A Lemaire vorgeschlagen (siehe die folgende FN) es ist je-doch schon aufgrund der beiden DAPT-Texte (nach Inhalt und Genre) auszuschlieszligen

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36 Erhard Blum

oben erwaumlhnte phoumlnizische Wandinschrift aus Kuntillet ʻAǧrūd vergleichbar DieFrage draumlngt sich auf ob die ausgepraumlgte Praumldominanz koumlniglicher Autoren in er-haltenen oumlffentlichen nordwestsemitischen Inschriften in gewissem Maszlige eine sbquoop-tischelsquo Taumluschung darstellen koumlnnte wiederum bedingt durch das vorrangig ver-wendete regale Medium (Stein)

32 sbquoSchulelsquo als institutioneller KontextIm Ruumlckblick kann es erstaunen dass die von Andreacute Lemaire recht fruumlh vorgetrage-ne Erklaumlrung des Raumes auf Tell Deir ʻAlla als bdquoeine Art sbquoSchulelsquoldquo61 kaum Gefolg-schaft gefunden hat62 Dabei deutet der Gesamtbefund geradezu zwingend in dieseRichtung insbesondere unter Einbeziehung der inzwischen weitergefuumlhrten bzwkorrigierten Textrekonstruktionena) Die Funktionalitaumlt des Raumes Die Texte waren nach der uumlberzeugenden Re-

konstruktion van der Kooijs (Abb 3)63 in einer Kolumne an der schmalen West-wand des Raums (30 times 43 m) angebracht die Kolumne begann auf einer Houmlhevon wenigstens 15 m und endete ca 50 cm uumlber dem Fuszligboden Links davonwar der Verputz zudem fuumlr eine weitere (nicht ausgefuumlhrte) Kolumne vorberei-tet wie aus der noch erkennbaren Weiterfuumlhrung des oberen roten Rahmensvon Kombination A nach links zu erkennen ist (s o S 25 Abb 1) sowie ausweiteren Putz-Fragmenten die nicht nur einen entsprechenden waagrechtenStrich in roter Tinte (daruumlber eine bdquoSphinxldquo-Zeichnung) aufweisen64 sondernauch zusammen mit dem Anfang von Kombination A aufgefunden wurden65

Vor der langen suumldlichen und der schmalen oumlstlichen Wand verlief nach denAusgraumlbern eine Bank66 Mit anderen Worten die Konstellation deutet darauf-hin dass die verputzte Wand als eine Art Tafel diente Sollten angeschriebeneTexte durch andere ersetzt werden war im Uumlbrigen mit Tuumlnche leicht tabularasa hergestellt

b) Der Charakter der Texte Signifikant sind die Vielfalt und die insgesamt weis-heitliche Praumlgung der Texte Hinsichtlich der Genres stehen eine Narration (AZeilen 1ndash7) eine auflistende Darstellung (A Zeilen 8ndash18) und ein diskursiverDialog (B) nebeneinander Inhaltlich muumlndet die Prophetenerzaumlhlung mit der

61 Lemaire 1991 54 wenn auch zunaumlchst mit dem Gedanken an bdquoune sorte drsquoeacutecole sbquoprophetiquelsquoldquounter Verweis auf 2Koumln 61f (Lemaire 1985 322)62 Eine Ausnahme bildet die Anknuumlpfung an Lemaire in dem grundlegenden Werk von Carr 2005161 Ansonsten mag die Uumlberlegung aufgrund der allzu groszligzuumlgigen Identifikation von Schulen inLemaire 1981 zuruumlckhaltend aufgenommen worden sein vgl die eingehende Kritik in Haran 198863 Van der Kooij 1991 241 Fig 164 Hoftijzervan der Kooij 1976 Plate 15 van der Kooij 1991 243 Fig 265 Van der Kooij 1991 240ndash24466 Fuumlr eine abweichende Deutung vgl WenningZenger 1991 190

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 37

Abb 3 Raum EE335 in Tell Deir ʻAlla copy G van der Kooij

Schilderung des Goumltterrates in die Thematik des mundus inversus die hier auchim Einzelnen mit weisheitlichen Elementen ausgefuumlhrt ist67 Das (mutmaszligli-che) Lehrer-Schuumller-Gespraumlch wiederum formuliert klassisch weisheitliche Re-flexionen uumlber elementare Sinnfragen und eine gelingende LebensfuumlhrungWas diese verschiedenartigen Texte verbindet ist eine didaktisch-paraumlnetischeAusrichtung die zudem sogleich in der Uumlberschrift von Text A angezeigtwird68 Damit ist denn auch die (komplexe) Pragmatik angezeigt aus der he-raus die Zusammenstellung als ganze schluumlssig gedeutet werden kann

Dem inhaltlichen Profil der Texte korrespondiert formal ihre anspruchsvol-le sprachlich-stilistische Gestaltung Deren Komplexitaumlt zeigt daruumlber hinausdeutlich dass sie literarisch konzipiert wurden Ohne das Medium der Schriftwaumlre etwa die narrative Poetizitaumlt in Text A kaum moumlglich Diese literarischeGestaltung findet sodann eine Entsprechung in dem aufwendigen Layout (mit

67 Dazu gehoumlren die Demonstration naturkundlicher Kenntnisse (V 10ff) die Identifikation mitdem Weisen (V 16b) und mit der sozialen Elite (V 16ndash18) oder die Motive von Belehrung (mwsr)und Planen (ḥšb) in V 151968 S o S 29

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Rahmenbildung Rubra etc) das vermutlich aumlgyptisch inspirierte Design-Kon-ventionen literarischer Papyri abbildete Sollte sich die oben skizzierte Mutma-szligung69 zu dem rot-weiszligen Band im unteren Rahmen von Text A als Aufnahmeeiner Hieroglyphenform fuumlr die geschnuumlrte Papyrusrolle bestaumltigen boumlte dasLayout daruumlber hinaus eine klare ikonische Referenz auf Schreiberwesen undSchriftkultur

Schlieszliglich Das Niveau und der bdquoBildungscharakterldquo der Texte sowie derbei ihrer Wandanbringung getriebene Aufwand entheben uumlber jeden Zweifeldass hier nicht an eine elementare Schreibschule zu denken ist sondern viel-mehr an eine fortgeschrittene professionelle Schreiberausbildung (bdquoMeister-klasseldquo)

c) Die institutionelle Selbstreferenzialitaumlt von Text B Wie vor allem der weisheitli-che Dialog zu erkennen gibt ging diese Schreiberausbildung zugleich mit ei-nem sbquogehobenen Bildungsanspruchlsquo einher Dabei spiegelt bereits die Ge-spraumlchskonstellation der textinternen Figuren die Bildungsinstitution sbquoSchulelsquoDaruumlber hinaus kommt repraumlsentiert durch die Dialogpartner geradezu derStand professioneller Schreiber in den Blick ihre Stellung im Umkreis des Kouml-nigs (Z 9 bdquoBeraumlt sich denn nicht mir dir oder holt sich nicht [bei dir] einenRatschlag der Thronendeldquo) und ihre gesellschaftlichen Leitungsaufgaben beider Rechtsprechung und im gewandten (politischen) Auftreten (Z 17c [Ru-brum] bdquoDir obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redeldquo) Werden denStudenten der Schreiberschule damit verlockende Perspektiven ihres Wegesvor Augen gestellt so spricht der Anfang des zentralen Rubrumverses (Z 17ab)den einen Dialogpartner ausdruumlcklich auf seine Kompetenzen in der Schreib-kunst70 und im Unterricht71 an wobei letzterer insbesondere auch im Auswen-diglernen durch die Schuumller bestand72

DAPT B Z 17 a) Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunstb) (darauf) anzuleiten73 den der auswendig repetiert

69 S o S 2670 Die genaue Entsprechung des aramaumlischen Ausdrucks ydʻ spr zu dem in Jes 2911f belegtenalthebraumlischen Idiom wurde uumlberraschenderweise zumeist uumlbersehen71 An die Moumlglichkeit dass die Kombination mit dem Idealbild eines Lehrers abschloss (s o S 33)sei ebenfalls erinnert72 Vgl dazu die erhellende Erklaumlrung des Ausdrucks bdquoSchuumllerzungeldquo in Jes 514 durch Weippert1989 111f bdquoUm dies verstehen zu koumlnnen muszlig man die orientalische Unterrichtsmethode kennendie uns bereits aus der Spaumltantike bekannt ist die man aber auch heute noch in arabischen undorthodox-juumldischen Elementarschulen erleben kann Der Stoff wird vom Lehrer vor- vom Schuumllernachgesprochenldquo Umfassend zur Bedeutung des Memorierens im altorientalisch-antiken Schulwe-sen orientiert Carr 200573 Die Ableitung des Ausdrucks von der aramaumlischen Wurzel dbr (anders noch Blum 2008c z St)findet sich auch bei Lipiński 1994 155 (vgl auch ders 1998 508) allerdings verbunden mit eineransonsten deutlich anderen Lesung bdquoto call the scribe who leads away sbquoThe curse is on the tonguefor you a judgement and a chastisementlsquoldquo (a a O 143)

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Koumlnnte ein Text sich in seiner Pragmatik deutlicher fuumlr eine fortgeschritteneSchreiberausbildung anbieten als Kombination B in Tell Deir ʻAlla

d) External evidence eine Griechischschule aus roumlmischer Zeit In Amheida demantiken Trimithis einer Stadt in der aumlgyptischen Oase Dakhla legten Grabun-gen der Columbia University New York in den Jahren 2004ndash2007 einen Gebaumlu-dekomplex frei in dem erstmals antike Schulraumlume archaumlologisch nachgewie-sen werden konnten74 Die Schule bestand in der ersten Haumllfte des 4 Jahrhun-derts n Chr und umfasste drei sbquoKlassenraumlumelsquo (19 times 95 m) Der bestkonser-vierte Raum (68 times 26 m)75 ist in einer Wandhoumlhe bis 220 m erhalten In derAntike waren die Waumlnde rundum weiszlig verputzt Vor einer der (langen) Waumlndestand eine gemauerte Bank Gegenuumlber an der Ostwand ist der Verputz uumlbermehrere Meter groszligenteils erhalten geblieben mit in roter Tinte geschriebenenSchultexten angeordnet in fuumlnf Kolumnen (zusammen 32 m breit maximal09 m hoch) Offenbar gab es in der abgelegenen Polis einen rhetorisch ge-schulten Lehrer der in der Lage war fuumlr seine fortgeschrittenen Schuumller Epi-gramme in elegischen Distichen zu schreiben und darin deren Schulsituationappellativ aufzunehmen76 In einem der zuletzt freigelegten Raumlume (R19) fan-den sich an der Westwand oberhalb der Bank zwei literarische Texte (ebenfallsin roter Tinte) Verse aus der Odyssee (IV 221ndash223) und ein Prosatext mutmaszlig-lich die Bearbeitung einer Erzaumlhlung die aus Plutarch bekannt ist

While the dipinto in room 15 seems to refer to the level of education taught by the rhetorliterary instruction went on in this room either at the hands of the same teacher or by someoneelse who taught at the level of the grammarian77

Alles in allem ist unuumlbersehbar mit der Nutzung verputzter Waumlnde als sbquoTafelnlsquo(und mit Wandbaumlnken) weisen die Schulraumlume in Trimithis exakt die gleiche ele-mentare Funktionalitaumlt auf wie der Raum in Tell Deir ʻAlla

74 Cribiore u a 2008 DavoliCribiore 2010 Den Hinweis auf die Amheida-Grabungen verdankeich Herrn Florian Lippke (TuumlbingenFribourg)75 Siehe Figs 7 und 9 in Cribiore u a 2008 174 17676 Siehe Color Fig 12 in Cribiore u a 2008 181 In der ersten Kolumne heiszligt es beispielsweise(nach Cribiore a a O 183)

αλλα θεὸς νεύσειεν επ ευχωλῆισιν εμεῖο [[hellip]] π[αντ]ας μουσάων έργα μελιχρὰ μαθεῖν συν πάση-σ Χαρίτεσσι και Ερμῆι Μαιάδος υἱεῖ ρητορικῆς σοφίης άκρον ἑλόντα[σ] ὅλον παῖδες εμοι θαρσεῖτε μέγας θεὸς ʽΰμμιν οπάσσει παντοίης αρετῆς καλὸν έχειν στέφανονhellip doch moumlge Gott meinen Gebeten geneigt sein dass ihr all die suumlszligen Werke der Musen erlerntindem ihr mit allen Grazien und mit Hermes dem Sohn d Maia den Gipfel der rhetorischenKunst ganz erobertMeine Knaben seid guten Mutes Der groszlige Gott wird euch gewaumlhren den schoumlnen Kranz man-nigfacher Tugend zu tragen

77 Cribiore (Davoli) 2013 7 (Hervorhebung im Original)

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Die Funktion der Baumlnke und des Verputzes in den bdquoSchulraumlumenldquo sind dabei nicht unbedingtnach dem Muster neuzeitlicher Schulen zu denken Waren die Ausgraumlberinnen in Trimithiszunaumlchst schlicht davon ausgegangen dass die bdquoBaumlnkeldquo von den Schuumllern als Sitzplaumltze ge-nutzt wurden78 so suggerieren inzwischen schon die Positionierungen der Inschriften ein viel-faumlltigeres Bild bdquoAs in room 15 the new rooms (R19 and 23) have a series of benches for stu-dents along the walls The students of R15 could sit on the benches to view the epigrams orstand on them to be able to write on the whitewashed wall behind those In the same waystudents in room 19 had to stand up on the benches there to write on the part of the wall thatwas plastered with white gypsum above a board painted in purpleldquo79 Dem korrespondierendie vielfaumlltigen Proportionen der Texte Waren die Uumlbungsepigramme in der Schriftgroumlszlige wohlso ausgelegt dass sie von den gegenuumlberliegenden Baumlnken aus lesbar blieben waren die lite-rarischen Textabschnitte wesentlich kleiner gehalten 14 times 3 cm mit einer Buchstabenhoumlhe von06 cm bzw erhaltene 64 times 16 cm mit durchschnittlich 1 cm hohen Zeichen und dies in einerbetraumlchtlichen Houmlhe an der Wand80 Die Schriftgroumlszlige der Wandtexte in Sukkot ist am ehestender des zuletzt genannten sbquoPlutarchlsquo-Textes vergleichbar Zwar waren die DAPT (im Vergleichmit Trimithis) fuumlr Leser wesentlich leichter zugaumlnglich von der gegenuumlber liegenden Bankkonnten aber ihre Buchstaben kaum mehr identifiziert werden Von daher wird man auch inTell Deir ʻAlla eher mit einer multifunktionalen Nutzung von Waumlnden und Baumlnken zu rechnenhaben Die Wandflaumlchen konnten Lehrern und Schuumllern dienen die Baumlnke den Studenten alsSitzbaumlnke fuumlr die Unterrichtsphasen von Vorsprechen Repetieren Memorieren etc81 wie auchfuumlr eigene Schreibuumlbungen oder Aumlhnliches mehr

Zwischen der Einrichtung und Nutzung der beiden Schulen liegen zwar mehr als1000 Jahre dennoch wird man nicht von einer rein zufaumllligen Entsprechung ausge-hen koumlnnen Entweder haben wir hier gluumlcklich erhaltene Belege fuumlr eine nachhal-tige kulturelle Kontinuitaumlt im ostmediterranen Raum oder es handelt sich um einein verschiedenen Kontexten sich aufdraumlngende funktionale Loumlsung fuumlr die gleichenkommunikativen Erfordernisse Beide Optionen liegen naumlher besehen freilich nichtweit auseinander nach beiden bietet der Fund in AmheidaTrimithis eine mehroder weniger direkte Bestaumltigung der Schulhypothese fuumlr Tell Deir ʻAlla

33 Traumlger und Zielsetzung der aramaumlischen Schule zu Sukkot(Tell Deir ʻAlla)

Es bleibt gleichwohl die Frage von wem fuumlr wen und wozu ein solcher Schulraumgerade in Sukkot eingerichtet wurde das nach Auskunft der Archaumlologen um 800v Chr ein kleines Dorf darstellte und das am Rande des damaligen aramaumlischen

78 DavoliCribiore 2010 77 bdquohellip tutte [scil 3 Schulraumlume] caratterizzate dalla presenza di panchein muratura utilizzate dagli studenti come sedilildquo79 Cribiore (Davoli) 2013 780 Cribiore (Davoli) 2013 7 bzw 9 mit Figs 9 + 10 auf S 10 Nach CribioreDavoli 2013 5 befandensich die Texte ca 28 m () uumlber dem Fuszligboden81 Vgl wieder die Charakterisierungen bdquoorientalischerldquo Schulen in der oben auf S 38 FN 72 ge-nannten Literatur

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 41

Herrschaftsbereichs lag Kultur und innere Geschichte des Koumlnigreichs Damaskusin dieser Zeit sind weitgehend unbekannt Deshalb koumlnnen wir nur von den Befun-den in Tell Deir ʻAlla (und einigen Nachrichten im Alten Testament bzw in derHasael-Inschrift von Tel Dan) ausgehen

Deutlich duumlrfte immerhin sein dass eine solche (Hoch-)Schule fuumlr professio-nelle aramaumlische Schreiber in dieser Region mit einer privaten Initiative bzw einemfamiliaumlren Kontext nicht zureichend zu erklaumlren waumlre Von daher wird man ihreEinrichtung und Unterhaltung letztlich auf die damaszenische Zentralgewalt zu-ruumlckfuumlhren muumlssen Der maicirctre-scribe (Lemaire) der die umfangreichen Texte ineiner eleganten Kursive auf die Wand uumlbertragen hat mag dafuumlr aus Damaskusabgestellt worden sein Politisch laumlsst sich an der Einrichtung jedenfalls ablesendass Hasael bzw Birhadad II von Damaskus sich nicht mit der militaumlrischen Erobe-rung des Ostjordanlandes begnuumlgte(n) sondern dort gewissermaszligen in eine eigeneInfrastruktur investierte(n) Konkret kommen dabei zwei Optionen infrage Mankoumlnnte an eine Ausbildung von eigenem damaszenischem Verwaltungspersonal(bdquoim houmlheren Dienstldquo) denken Dies ist moumlglich aber eher unwahrscheinlich weildafuumlr eine Schulung in Damaskus bzw im aramaumlischen Kernland naumlher gelegenhaumltte Als Alternative bleibt die Ausbildung von Angehoumlrigen der lokalen israeli-tisch-gileaditischen Elite im Sinne der aramaumlischen Herrschaft bzw deren Verwal-tung In diesem Falle gehoumlrte der Schulbetrieb in Sukkot zu dem Versuch einerAkkulturation der israelitischen Bevoumllkerung82 (was auf nachhaltige imperiale Zie-le in Damaskus hindeutete) Fuumlr eine solche Konstellation spricht auch die Lagedes Ortes tief in Gilead (von Damaskus her gesehen) zugleich aber ausgesprochenverkehrsguumlnstig Schlieszliglich mag der kleine doumlrfliche Charakter fuumlr die Unterneh-mung eher als Vorteil gegolten haben83

Wie auch immer es sich im Einzelnen verhalten haben mag werden doch zweiweitere Ruumlckschluumlsse nach Lage der Dinge nicht gewagt erscheinen a) Eine derar-tige Meisterklasse im eroberten Grenzgebiet ist nur vorstellbar wenn im Zentrumdas heiszligt im Umkreis des damaszenischen Hofes bzw Haupttempels entsprechen-de Strukturen bereits etabliert waren84 b) Die beiden hochliterarischen Texte wur-den nicht fuumlr Sukkot formuliert sondern duumlrften ihren primaumlren Ort in Damaskusselbst oder in einem anderen Verwaltungszentrum gehabt haben (eventuell ver-bunden mit einer Rezeption internationaler Traditionen) Diese Schriftkultur miteinem entsprechenden Schulbetrieb wird weit in das 9 Jahrhundert v Chr zuruumlck-gereicht haben eventuell auch daruumlber hinaus

82 Moumlglicherweise war auch in dieser Hinsicht der Ruumlckgriff auf den Bilʻam-Text durchaus ab-sichtsvoll83 Die Lage in der Naumlhe des Jordans das heiszligt nahe am Herrschaftsgebiet des Koumlnigsreichs Israelkoumlnnte gegenuumlber der lokalen Bevoumllkerung zusaumltzlich auch als politisches Signal hinsichtlich desaramaumlischen Herrschaftsanspruchs (mit) gedacht worden sein84 Mit zugegeben plakativer Uumlberzeichnung mag man Tell Deir ʻAlla geradezu als Beleg fuumlr einsbquostaatliches Hochschulwesenlsquo im Koumlnigreich Damaskus betrachten

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34 Konsequenzen fuumlr Schriftkultur und Schulwesenin den Koumlnigreichen Israel und Juda

Aufgrund der raumlumlichen und zeitlichen Nachbarschaft sowie der strukturellen Ver-gleichbarkeit suumldlevantinischer Territorialstaaten sind in Israel und Juda keine grund-legend anderen Verhaumlltnisse anzunehmen Allenfalls koumlnnte man fuumlr IsraelJuda mitBlick auf das fruumlhe davidisch-salomonische Koumlnigtum im 10 Jahrhundert v Chr unddessen (auf die nordisraelitischen Staumlmme beschraumlnkte) Vorgeschichte mit Koumlnig Saulim 11 Jahrhundert mit einem gewissen Entwicklungsvorsprung gegenuumlber Aram-Da-maskus zu rechnen haben85 Dafuumlr mag auch sprechen dass die Herausbildung einerspezifischen bdquoNationalschriftldquo aus der phoumlnizischen Standardschrift nach gegenwaumlr-tigem Kenntnisstand () zuerst im hebraumlischen Sprachraum einsetzte86

Gestuumltzt wird diese Einschaumltzung durch fruumlhe Textuumlberlieferungen die dia-chron den Grundstock des alttestamentlichen Kanons bilden Dazu gehoumlren nebeneinzelnen Texten aus dem 10 Jahrhundert v Chr87 insbesondere zentrale Uumlber-lieferungen seit dem Anfang des 9 Jahrhunderts darunter die in Jerusalem undSamaria getrennt aber mit einer synchronistisch verschraumlnkten Chronologie derjeweiligen Koumlnige gefuumlhrten Annalen die in Auszuumlgen das Grundgeruumlst der bib-lischen bdquoKoumlnigebuumlcherldquo bilden In die fruumlhe Koumlnigszeit verweisen aber auch Bei-spiele einer hochentwickelten althebraumlischen Erzaumlhlkunst in Uumlberlieferungen zuJakob Saul und David die ohne eine anspruchsvolle Schreiberschulung im Um-kreis der Houmlfe bzw der Haupttempel nicht denkbar waumlren Mehr noch die soge-nannte bdquoThronfolgegeschichte Davidsldquo in 2Sam 9ndash20 1Koumln 1ndash2 (um 900 v Chr)88neben der Josephgeschichte der Genesis die wohl subtilste Groszligerzaumlhlung der Bi-bel verbindet einen realistisch-skeptischen Blick auf die Ambivalenzen des Wol-lens und Handelns der Akteure mit einer ndash narrativ artikulierten ndash Reflexion desPotentials und der Grenzen menschlicher Weisheit Ihre pragmatischen Pointenzeigen daruumlber hinaus an dass das ganze Werk fuumlr den Kontext der Prinzen- undElite-Erziehung am Hof in Jerusalem ausgearbeitet wurde

Hinsichtlich ihres literarischen Profils wie auch ihrer grundlegenden Pragma-tik sind demnach zwischen den israelitischen Erzaumlhlwerken und den damaszeni-

85 Aufgrund der Quellenlage ist das Koumlnigtum von Damaskus fuumlr das 10 Jahrhundert v Chr bis-lang nicht so recht greifbar Innerhalb der David-Uumlberlieferungen sind (neben Aram-Zoba) in unter-schiedlicher Weise kleinere aramaumlische Koumlnigtuumlmer zwischen Israel und Damaskus (Tob GeschurMaʻacha Beth Rechob) praumlsent Die Notiz von 1Koumln 1123ndash25 im Zusammenhang mit Salomo scheintfuumlr dessen Zeit die Installation eines Koumlnigtums in Damaskus anzusetzen Zu damit verbundenenFragen vgl Pitard 1987 95ff 99ff Lipiński 2000 367ff86 So im Anschluss an J Naveh auch FinkelsteinSass 2013 (freilich nicht hinsichtlich der Rolledes Phoumlnizischen) Allerdings sollte auch diese verbreitete Annahme im Licht der DAPT (die ebdleider unberuumlcksichtigt bleiben) kritisch gepruumlft werden87 Vgl Carr 2005 163f Schon in das 11 Jahrhundert v Chr duumlrfte aufgrund seiner Sprache undPragmatik das epische Siegeslied der Debora in Ri 5 gehoumlren vgl vorlaumlufig Weippert 1990 454fKnauf 200588 Vgl Blum 2010

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 43

schen Kompositionen des (wahrscheinlich) fruumlhen 9 Jahrhunderts v Chr keine we-sentlichen Unterschiede auszumachen Sie haben hohe literarische Qualitaumltensind aber gleichwohl keine fiktionale Literatur im neuzeitlichen Sinne Die fuumlr un-sere belles lettres selbstverstaumlndliche Kategorie der Fiktionalitaumlt gab es vielmehrnoch gar nicht auch nicht avant la lettre wie man sie bereits in Aristotelesʼ Poetikhat89 Es handelt sich bei der genannten Literatur um sbquoMitteilungstextelsquo mit Wahr-heitsanspruch Gleichwohl koumlnnen sie durchaus absichtsvoll mit hochgradig poeti-schen Gestaltungsmitteln arbeiten Poetizitaumlt ist in diesen Kulturen aber noch nichtan Fiktionalitaumlt gebunden ndash ebenso wenig wie ihr Wirklichkeitsverstaumlndnis undihr Wahrheitsanspruch etwas mit historischem Denken zu tun haumltten90 Mit ihrerWirk- und Mitteilungsintention sind sie haumlufig auf konkrete pragmatische Rezepti-onskonstellationen bezogen wie alle sbquopoetischenlsquo Werke gehen sie darin aber nichtauf sondern bieten Anhaltspunkte fuumlr Rezeptionen welche die Primaumlrintentionender Autoren hinter sich lassen Sie moumlgen funktional als Unterrichtstexte imSchul-bdquoHochschulldquo-Kontext gebraucht worden sein doch auch in diesem Rahmenwaren sie zugleich mehr Angemessen waumlre wohl die Rede von bdquoBildungsliteraturldquo

Nachbemerkung Nimmt man solche Textzeugnisse der fruumlhkoumlniglichen Zeit mitdem Umstand zusammen dass die bislang einzige raumlumlich belegbare Schule (mithochkaraumltigem Unterrichtsmaterial) ausgerechnet in der aumluszligersten Provinz gefun-den wurde erscheint es durchaus fraglich ob der Schreiberunterricht und damitdie literarische Bildung in Aram bzw in IsraelJuda tatsaumlchlich auf die koumlniglichenZentren beschraumlnkt und so kleinraumlumig angelegt sein mussten wie man in dergegenwaumlrtigen Forschung vielfach glauben will91

89 Poetik [9] 1451b Zur bdquoEntdeckungldquo der Fiktionalitaumlt bei den Griechen siehe grundlegend Roumlsler1980 und 1983 des weiteren Finkelberg 1998 Fuumlr die schlechthin elementare Distinktion zwischensemantisch definierter Fiktivitaumlt und textpragmatisch zu definierender Fiktionalitaumlt vgl Gabriel1975 Assmann 1980 Keller 198090 Fuumlr entsprechende kulturvergleichende Profilierungen vgl Cancik 2005 und Blum 2005 65ndash86Vgl a a O 79 FN 55 auch fuumlr die Unterscheidung zwischen einer (transparenten) Fiktionalitaumlt bdquoers-ten Gradesldquo (in Maumlrchen Fabeln etc) wie sie auch in traditionalen Erzaumlhlkulturen gelaumlufig istund der Fiktionalitaumlt bdquozweiten Gradesldquo (in Roman Drama etc) fuumlr die sich die Imitation und Fiktio-nalisierung wirklichkeitsabbildender Darstellung als konstitutiv erweist91 Damit soll nicht einer verbreiteten Literalitaumlt in diesen Gesellschaften das Wort geredet werdenIm Gegenteil es geht darum zwischen der Verbreitung eines funktionellen Schriftgebrauchs imAlltag wie er sich in Ostraka etc spiegelt und der Ausbildung einer professionellen Schreiberkul-tur in verschiedenen Bereichen der bdquoEliteldquo zu unterscheiden Fuumlr Letztere ergeben die archaumlologi-schen Befunde aus den eingangs genannten Gruumlnden kein repraumlsentatives Bild eine Regel diedurch die Ausnahmen (Siloah-Inschr DAPT Kuntillet ʻAǧrūd) nur bestaumltigt wird Fuumlr eine umsich-tige Diskussion der Problematik vgl besonders Carr 2005 Part I chap 6 ndash Unter deutlich anderenVoraussetzungen ging im Uumlbrigen auch der Befund in der Oase Dakhla uumlber das hinaus was manhistorisch erwarten mochte wie die Schlussbemerkung von R Cribiore in CribioreDavola 2013 14zu erkennen gibt bdquoAll together the house in Amheida and the school adjacent to it are wondroustestimonies of how paideia was alive and well in Egypt and not only in the Nile Valleyldquo

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

44 Erhard Blum

4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

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Blum (2008c) Erhard Blum bdquosbquoVerstehst du dich nicht auf die Schreibkunst helliplsquo Ein weisheitlicherDialog uumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung Kombination II der Wandinschrift vom TellDeir lsquoAllaldquo in Michaela Bauks Kathrin Liess u Peter Riede (Hgg) Was ist der Menschdass du seiner gedenkst (Psalm 85) Festschrift fuumlr Bernd Janowski zum 65 GeburtstagNeukirchen-Vluyn 33ndash53

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Rofeacute (1979) Alexander Rofeacute The Book of Balaam (Numbers 222ndash2425) (Jerusalem BiblicalStudies 1) Jerusalem (hebr)

Sallaberger (2010) Walther Sallaberger bdquoSkepsis gegenuumlber vaumlterlicher Weisheit Zumaltbabylonischen Dialog zwischen Vater und Sohnldquo in Heather D Baker Eleanor Robson uGaacutebor Zoacutelyomi (Hgg) Your Praise is Sweet A Memorial Volume for Jeremy Black fromStudents Colleagues and Friends London 303ndash317

Schmid (2011) Konrad Schmid Schriftgelehrte Traditionsliteratur Fallstudien zur innerbiblischenSchriftauslegung im Alten Testament (Forschungen zum Alten Testament 77) Tuumlbingen

Shiloh (1984) Yigal Shiloh Excavations at the City of David I 1978ndash1983 Interim Report of theFirst Five Seasons (Qedem 19) Jerusalem 18ndash20

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52 Erhard Blum

Tropper (2001) Josef Tropper bdquoDialektvielfalt und Sprachwandel im fruumlhen AramaumlischenSoziolinguistische Uumlberlegungenldquo in Paulette M Michegravele Daviau John W Wevers u MichaelWeigl (Hgg) The World of the Arameans 3 Studies in Language and Literature in Honour ofPaul-Eugegravene Dion (Journal for the Study of the Old Testament Supplement Series 326)Sheffield 213ndash222

Weinfeld (198182) Moshe Weinfeld bdquoThe Balaam Oracle in the Deir lsquoAlla Inscriptionldquo (hebr)Shnaton 5ndash6 141ndash147

Weippert u Weippert (1982) Helga Weippert u Manfred Weippert bdquoDie sbquoBileamlsquo-Inschrift von TellDēr lsquoAllāldquo Zeitschrift des Deutschen Palaumlstina-Vereins 98 77ndash103 (= Manfred Weippert Jahweund die anderen Goumltter [Forschungen zum Alten Testament 18] Tuumlbingen 1997 131ndash161)

Weippert (1976) Manfred Weippert bdquoŠaddajldquo in Theologisches Handwoumlrterbuch zum AltenTestament 2 MuumlnchenZuumlrich 873ndash880

Weippert (1989) Manfred Weippert bdquoDie sbquoKonfessionenlsquo Deuterojesajasldquo in Rainer AlbertzFriedemann W Golka u Juumlrgen Kegler (Hgg) Schoumlpfung und Befreiung Fuumlr ClausWestermann zum 80 Geburtstag Stuttgart 104ndash115

Weippert (1990) Manfred Weippert bdquoDie Petition eines Erntearbeiters aus Mǝṣad Ḥăšavyāhū unddie Syntax althebraumlischer erzaumlhlender Prosaldquo in Erhard Blum Christian Macholz uEkkehard W Stegemann (Hgg) Die Hebraumlische Bibel und ihre zweifache NachgeschichteFestschrift fuumlr Rolf Rendtorff zum 65 Geburtstag Neukirchen-Vluyn 449ndash466

Weippert (1991) Manfred Weippert bdquoThe Balaam Text from Deir lsquoAllā and the study of the OldTestamentldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛AllaRe-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989Leiden u a 151ndash184 (= bdquoDer sbquoBileamlsquo-Text von Tell Dēr lsquoAllā und das Alte Testamentldquo inManfred Weippert Jahwe und die anderen Goumltter [Forschungen zum Alten Testament 18]Tuumlbingen 1997 163ndash188)

Wenning u Zenger (1991) Robert Wenning u Erich Zenger bdquoHeiligtum ohne Stadt ndash Stadt ohneHeiligtum Anmerkungen zum archaumlologischen Befund des Tell Dēr ʻAllāldquo Zeitschrift fuumlrAlthebraistik 4 171ndash193

Witte (2011) Markus Witte bdquoVom El Schaddaj zum Pantokrator Ein Uumlberblick zur israelitisch-juumldischen Religionsgeschichteldquo Kleine Untersuchungen zur Sprache des Alten Testamentsund seiner Umwelt 1213 211ndash256

Wolters (1991) Al Wolters bdquoAspects of the Literary Structure of Combination Ildquo in Jacob Hoftijzeru Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings ofthe International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a 294ndash304

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30 Erhard Blum

213 Der aramaumlische Bilʻam-Text und das Alte TestamentDie spektakulaumlrste Beziehung zur hebraumlischen Bibel besteht in der sbquoIdentitaumltlsquo derHauptgestalt des Billsquoam Sohn des Beʻor mit einer im Pentateuch belegten Prophe-tengestalt (Nu 22ndash24 etc) Daruumlber hinaus betreffen die Uumlbereinstimmungen dieVerbindung Bilʻams einerseits mit Aram (Num 237 [Dtn 235]) und ndash in andererWeise ndash mit dem Ostjordanland (Num 22ndash24 bzw der Standort der Inschrift) sowieseine Charakterisierung als bdquoGoumltterseherldquo bzw als bdquoder die Vision Schaddajsschautldquo (Num 244 par 16) Andere in Anschlag gebrachte Parallelen39 duumlrften da-gegen gaumlngiger Idiomatik geschuldet sein

Hinsichtlich der substanzielleren Bezuumlge ist mit unterschiedlichen Moumlglichkeiten zu rechnenSo koumlnnte man mutmaszligen dass der Seher Billsquoam b Belsquoor bei Aramaumlern wie (Nord-)Israelitenals Gestalt der Tradition bekannt war und dass sein spr auch aus diesem Grund an der Wandin Sukkot angeschrieben wurde Moumlglicherweise gehoumlrt aber auch die israelitische Bilʻamperi-kope zu den Nachwirkungen der damaszenischen Akkulturierungsbemuumlhungen in Gilead (sie-he dazu unten Abschnitt 3) Mit Letzterem waumlre jedenfalls dann zu rechnen wenn die Redevom bdquoHoumlrenldquo der bdquoWorte Gottes (rsquoel)ldquo und vom bdquoSchauen der Vision des Erhabenen (šadday)ldquoin den parallelen Kola von Num 244 (vgl 2416) ein spaumltes (und transformiertes) Echo derErzaumlhlung von Els naumlchtlicher Botschaft an Bilʻam (A 2f) und danach der Vision der šdyn-Versammlung (A 7ndash9) darstellen sollte40

Weniger sensationell aber moumlglicherweise von groumlszligerer Bedeutung sind Ver-gleichsmoumlglichkeiten anderer Art Dazu gehoumlrt das Phaumlnomen einer Unheilspro-phetie noch dazu ohne einen Bezug auf einen Herrscher die hier erstmals imauszligerisraelitischen Kontext begegnet und dies Generationen vor dem aumlltesten isra-elitischen Schriftpropheten (Amos)41

Weitere Aspekte der Signifikanz der DAPT beruhen auf dem literarischen Cha-rakter dieser Texte und moumlgen von daher trivial erscheinen Sie sind es jedocheben deshalb nicht weil DAPT A und B wie eingangs notiert bislang die einzigenumfangreichen Vergleichstexte zur hebraumlischen Bibel im levantinischen Kontextdes 1 Jahrtausends v Chr darstellen die im engeren Sinne als bdquoliterarischldquo zu qua-lifizieren sind So belegen sie uumlbereinzelsprachliche idiomatische WendungenPhrasen42 die in diesem Sprachraum z T uumlber Jahrhunderte in Gebrauch wareneine Moumlglichkeit die in exegetischen Hypothesenbildungen methodisch nicht sel-

39 Vgl Num 229a20 mit A 2a oder Num 2213aα21aα mit A 4a und dazu Muumlller 1978 57f Weinfeld198182 141f40 Nach Delcor 1989 39 kannte der Autor der Bilʻamorakel in Numeri bdquosans doute des traditionssemblables agrave celles de lrsquoinscription de Deir ʻAllaldquo Der biblische Tradent habe diese freilich bewusstentmythisiert indem er die Mehrzahl der šaddayyim durch den einen šadday ersetzte41 Dazu eingehender Blum 2008a siehe auch die rasche Replik in Kratz 2008 118ndash120 (= 201194ndash96) die freilich wichtige Anstoumlszlige nicht aufnimmt42 Neben den Phrasen auf die oben in FN 39 referiert wird gehoumlren dazu die seit Laumlngerem gese-henen Parallelen zu A 7c in Ps 469 665 die Metaphorik in B 5(a) und Hi 816 oder die idiomatischeUumlbereinstimmung von B 17(a) mit Jes 2911 im Qere sowie V 12

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 31

ten ausgeblendet bleibt43 Auch bietet Kombination A ein gewichtiges auszligerbibli-sches Beispiel fuumlr eine gesteigerte Prosa44 mitunter als bdquonarrative poetryldquo (Wol-ters) oder als bdquoKunstprosaldquo (H Weippert) bezeichnet wie sie gerade auch im AltenTestament verbreitet ist45 dort allerdings nicht immer erkannt und dann zum Ge-genstand redaktionsgeschichtlicher Scheidungen wird

22 Kombination B Ein weisheitlicher Dialoguumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung

221 Zum Layout des rekonstruierten TextesDie zweite Kombination (Abb 2) die erheblich umfangreicher war als Text A istbedauerlicherweise nur noch zu einem kleinen Teil lesbar Auch hier hat derSchreiber vermutlich eine symmetrische Gestaltung angestrebt Der Rubrumtext inZ 17 scheint bis zur Zeilenmitte gereicht zu haben und mochte auch vertikal dieMitte des Textes repraumlsentiert haben46 Jedenfalls war der linke Rand der Kolumnedurch einen senkrechten roten Strich (Fragmente xii[a] viii[a]ndash[c]) markiert even-tuell in direkter Weiterfuumlhrung des Rahmens von Text A

Die physische Rekonstruktion von Kombination B ist seit der Erstpublikationmit der Anordnung der groszligen Fragmente ii(a)ndash(g) in der Hauptsubstanz gesichertAuch die spaumltere Positionierung von x(a)ndash(d) ix(a) und xii(a) zwischen ii(b) (d)und (e) konnte sich auf Angaben der Erstherausgeber zur Fundsituation stuumltzen47

222 Gattung und ThematikDie Schwierigkeiten bei der Lesung des Textes beruhen nicht allein auf dem proble-matischen Erhaltungszustand sondern auch auf der Ambiguitaumlt einzelner Formu-lierungen Entsprechend disparat sind die sachlichen Deutungen die im Anschlussan die Erstedition vorgeschlagen wurden48 Den entscheidenden Schluumlssel fuumlr einangemessenes Gesamtverstaumlndnis bilden meines Erachtens die wiederholt auszu-machenden Rede-Elemente zum einen in diversen Fragen die in den Zeilen 5(a)

43 Vgl das Beispiel in Blum 2008a 106 FN 13044 Zu nennen sind hier die Tendenz zu kolometrischen Strukturen und Wiederholungen sowie dieBildung von Chiasmen und Inklusionen Sie finden sich besonders in dem diskursiven Teil ab Z 7Ende und in den direkten Reden aber auch in der Darstellung des Erzaumlhlers vgl dazu bes Wolters1991 sowie unten die Anmerkungen zur Uumlbersetzung45 Vgl bspw die Beitraumlge in de MoorWatson 1993 und zuletzt Blum 201246 Dafuumlr waumlre am Anfang ein Ausfall von fuumlnf Zeilen anzunehmen47 Fuumlr die Einzelfragen wie fuumlr die Gesamtdeutung ist auf Blum 2008c zu verweisen Kleinere aberwichtige Korrekturen der Rekonstruktion im Bereich von Fragment ix(a) sind sodann in Blum 2015470 notiert48 Blum 2008c 40

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Abb 2 Kombination B copy E Blum

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9 12(b) 13(d) begegnen wobei die erste offenbar in Z 16(cd) wieder aufgenommenwird zum anderen in wiederholten Anreden in der 2 Person Singular (Z 9 10[a]11[b] 15[c] 16[c] 17) Grundlegende Bedeutung kommt dabei erwartungsgemaumlszligden als Rubrum geschriebenen Saumltzen in Z 17 zu Nach einer gegenuumlber der Editioprinceps maszliggeblich korrigierten Lesung49 werden hier einem textinternen Ge-spraumlchspartner ndash vermutlich einem Meisterschuumller ndash seine besonderen Kompeten-zen in der Schreibkunst und deren Unterricht50 sowie seine Aufgaben im oumlffentli-chen Leben vor Augen gehalten In Verbindung mit Aussagen wie in Z 9 oder 16(c)draumlngt sich von daher das Verstaumlndnis des Textes als eines Dialogs zwischen einemMeister und seinem Schuumller51 auf

Die Rubrum-Halbzeile bildet zugleich die Achse einer inhaltlichen Zweigliede-rung des Gesamttextes In den anschlieszligend noch lesbaren Fragmenten begegnenvorwiegend sozialethische Themen zumeist konkretisiert an negativen Verhaltens-weisen (Z 22ndash24) diese Thematik wird im zweiten Teil des Rubrums eingefuumlhrt(bdquoDir obliegt Rechtsprechung hellipldquo) Demgegenuumlber ist der vorausgehende ersteHauptteil ganz von der Sinnfrage angesichts der Vergaumlnglichkeit des Menschenbestimmt Vermutlich ist es der Lehrer der mit dieser Frage in Z 5(a) und 16(cd)konfrontiert wird Auch wenn die Gedankengaumlnge nur ansatzweise zu erkennensind scheint eine seiner Argumentationen auf die nachhaltige sorglose Ruhe derVerstorbenen auf ihren andauernden bdquoSchlafldquo zu zielen (Z 11f 14f) Demgegen-uumlber wird ein ganz anderer Impuls mit Z 17 gesetzt Die als Rubrum hervorgehobe-ne Reihe rhetorischer Fragen und Appelle lenkt den Blick des Fragenden von derWelt der Toten weg hin auf seine eigene Lebensgestaltung auf seine besonderenKompetenzen als Schriftkundiger und auf seine forensische Verantwortung in derGesellschaft Insofern fuumlhren auch die anschlieszligenden Konkretionen eines lebens-foumlrdernden bzw -schaumldlichen Handelns die lebensweisheitliche Grundthematiksachgemaumlszlig weiter Im Schlussteil scheint sodann ein geradezu enkomiastischerTon angeschlagen zu sein Die Metaphorik laumlsst vermuten dass hier das heilvolleWirken eines Lehrers gepriesen wird (Z 35f)52

Im Kontext des Alten Orients gehoumlrt unser Text in jeder Hinsicht zu der Litera-tur die gewoumlhnlich dem Bereich der bdquoWeisheitḥŏḵmāldquo zugeordnet wird Daraufverweisen die semantisch-pragmatischen Aspekte von Sinnreflexion ErziehungBildung Wirklichkeitserschlieszligung (bdquoRatgeberldquo) und ethische Orientierung ebensowie konstitutive Merkmale der Textsorte (dialogisch-diskursiv paraumlnetisch)

49 Dazu Blum 2008c 47f50 Der Bezug auf die Lehrtaumltigkeit laumlsst an einen fortgeschrittenen Schuumller denken einen Famuluswie er als sogenannter bdquogroszliger Bruderldquo in der altmesopotamischen Schule neben dem Meister be-gegnet51 Nicht ausgeschlossen werden kann auch ein Gespraumlch sbquoauf Augenhoumlhelsquo das heiszligt zwischenzwei Lehrern bzw zwei Meisterschuumllern (in letzterem Falle waumlre Z 9 wohl futurisch aufzufassen)52 Vgl dazu Dtn 322 (bezogen auf das lehrhafte Lied)

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Gleichwohl gibt es in den vielfaumlltigen und umfangreichen Korpora altorientali-scher aumlgyptischer und biblischer Weisheitstexte nicht viele spezifische Vergleichs-texte Immerhin kann man fuumlr die Fokussierung auf das Thema der Vergaumlnglichkeitauf die Keilschrifttafel mit den bdquoCounsels of a Pessimistldquo53 verweisen Noch interes-santer erscheint jedoch ein anderes keilschriftlich tradiertes Werk das als bdquoDerDialog zwischen Šūpē-amēli und seinem sbquoVaterlsquoldquo bzw bdquoThe Wisdom of Šūpecirc-amēlīldquooder nach seinem Anfang als bdquošimacirc milkaldquo (bdquoHoumlre den Ratldquo) bekannt gewordenist54 Es ist in zwei akkadischen Versionen aus Emar und Ugarit und einer hethiti-schen aus Boğazkoumly belegt (durchweg spaumltes 2 Jahrtausend v Chr) In dem groumlszlige-ren Teil der Schrift formuliert der VaterLehrer konventionelle Sentenzen und Un-terweisungen Dann repliziert der Sohn jedoch recht unvermittelt mit der Fragewas der Vater von all seinem Reichtum im Tod behalte und er schlieszligt mit einemBlick auf das Schattenreich der Toten V A Hurowitz interpretiert dies als eine fuumlrMesopotamien einzigartige Infragestellung der traditionellen Weisheitslehre bdquoItturns out then that death renders worthless all human accomplishment great asit may beldquo55 Parallelen dazu faumlnden sich erst in der skeptischen Weisheit des Ko-helet und in Psalm 49 Vergleicht man damit den Dialog von DAPT B so faumlllt aufdass hier das Vergaumlnglichkeitsthema auf der einen Seite in groszliger Breite den erstenHauptteil des Werks dominiert Soweit man erkennen kann wird aber auf der an-deren Seite diese Thematik nicht als Infragestellung der weisheitlichen Wirklich-keitsdeutung eingefuumlhrt sondern eher als eine Sinnfrage an der sich die Antwort-faumlhigkeit der Weisheit zu erweisen hat Auf deren Demonstration erscheint dennauch die Schrift als ganze angelegt

Unbeschadet der eminenten Schwierigkeiten bei der textlichen Rekonstruktionist jedenfalls festzuhalten dass sich in dem weisheitlichen Gespraumlch von DAPTB eine intellektuelle und politische Schreiberelite selbstbewusst spiegelt die sichoffenbar auch an schwierige Sinnfragen heranwagte Zugleich liegt auf der Handdass eine derart komplexe Diskursliteratur die Pflege einer anspruchsvollen Schrei-berausbildung und -bildung in Aram-Damaskus und dies uumlber mehrere Generatio-nen zur Voraussetzung hatte

53 Lambert 1960 107ndash109 vgl Blum 2008c 4954 Fuumlr eine erste Edition der Textzeugen siehe Dietrich 1991 33ndash68 (mit Uumlbersetzung und knapperKommentierung) und Dietrich 1993 53ndash62 sowie Kaumlmmerer 1998 Vergleichend-traditionsgeschicht-liche Untersuchungen im altorientalischen (und biblischen) Kontext sind Hurowitz 2007 und Salla-berger 2010 zu verdanken bei Letzterem mit korrigierten Lesungen und mit der Klaumlrung dass Šūpē-amēli der Name des Vaters ist Die umfassendste Neubearbeitung mit substanziellen Korrekturen(gestuumltzt auf rezente Fragmente aus Ugarit) sowie mit hilfreichen Erlaumluterungen hat schlieszliglichCohen 2013 81ndash128 vorgelegt55 Hurowitz 2007 43

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3 Funktion und institutioneller Rahmender Wandinschriften

31 Kultischer oder politisch-regaler KontextDie Existenz derart aufwendiger aramaumlischer Inschriften auf dem kleinen eisenzeit-lichen Tell Deir ʻAlla gibt nicht wenige Fragen auf Neben der Klaumlrung der Sprachebetreffen diese vor allem die Funktion und Bedeutung solcher Texte an diesem Ort

Vom Ausgraumlber H J Franken wurde die Anlage als bdquocult siteldquo bzw bdquosanctuaryldquobestimmt56 eine Annahme die in diversen Modifikationen die Forschung langedominierte57 Sie stuumltzte sich vor allem auf die Existenz eines spaumltbronzezeitlichenTempels (zerstoumlrt Anfang 12 Jahrhundert v Chr) und auf den religioumlsen Charakterdes Bilʻam-Textes Dabei hatte Franken schon 1976 eingeraumlumt bdquoThis interpretationis not warranted by archaeological evidence [hellip]ldquo58 Tatsaumlchlich zeigen weder archi-tektonische Strukturen noch die Ausstattung der Raumlume (Raum EE335 mit den In-schriften war voumlllig leer)59 noch die Inschriften ein Heiligtum oder eine sonstigeinstitutionell-religioumlse Funktion des Gebaumludes an60

Ebenso deutlich ausgeschlossen werden kann eine politische Abzweckung imSinne einer Selbstdarstellung bzw Repraumlsentation politischer Macht- und Gel-tungsanspruumlche insbesondere des Koumlnigs wie sie fuumlr die Inschriften auf Ortho-staten der nordsyrischen Koumlnige von Guzan Samrsquoal Hamat Karatepe oder der suumld-levantinischen Herrscher Hasael von Damaskus (am Stadttor von Tel Dan) bzw aufder Stele Mescharsquos Koumlnig von Moab vorauszusetzen ist oder auch im Sinne eineroumlffentlichen sbquoDokumentationlsquo zwischenstaatlicher Vertraumlge (Sfire-Stelen) KoumlnigPriester oder andere Wuumlrdentraumlger werden in den DAPT gelegentlich erwaumlhnt ste-hen jedoch thematisch an keiner Stelle im Fokus In dem fehlenden Bezug zumkoumlniglichen Herrschaftssystem sind noch die Siloah-Inschrift in Jerusalem und die

56 Franken 1976 8 und 1357 Vgl noch Franken 1991 mit der Behauptung bdquothat Deir ʻAlla is best explained as having been ndashprobably right through its long history ndash a sanctuary connected with tradeldquo (a a O 10) In demsel-ben Tagungsband formulieren dagegen Ibrahimvan der Kooij 1991 23 bdquoThe evidence from theroom of the plaster text does not indicate a cultic centre of the settlement but allows for the recon-struction of another kind of religious centre not yet archaeologically knownldquo Dazu auch van derKooij 1993 341 bdquoAlthough the plaster inscription and perhaps the stone suggest a religious con-text the building remains show no indications of cultic useldquo58 Franken 1976 1359 Vgl die eingehende Kritik bei WenningZenger 199160 Dies gilt auch fuumlr den Vorschlag von WenningZenger 1991 192f in dem Inschriftenraum bdquodassbquoVersammlungslokallsquo einer oumlrtlichen Prophetengemeinschaft zu sehenldquo nach Art der bdquoPropheten-gruppen die hinter 1Sam 1918ndash24 stehenldquo bzw entsprechend den bdquoProphetenjuumlngernldquo um ElischaDergleichen hatte zwar davor bereits A Lemaire vorgeschlagen (siehe die folgende FN) es ist je-doch schon aufgrund der beiden DAPT-Texte (nach Inhalt und Genre) auszuschlieszligen

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oben erwaumlhnte phoumlnizische Wandinschrift aus Kuntillet ʻAǧrūd vergleichbar DieFrage draumlngt sich auf ob die ausgepraumlgte Praumldominanz koumlniglicher Autoren in er-haltenen oumlffentlichen nordwestsemitischen Inschriften in gewissem Maszlige eine sbquoop-tischelsquo Taumluschung darstellen koumlnnte wiederum bedingt durch das vorrangig ver-wendete regale Medium (Stein)

32 sbquoSchulelsquo als institutioneller KontextIm Ruumlckblick kann es erstaunen dass die von Andreacute Lemaire recht fruumlh vorgetrage-ne Erklaumlrung des Raumes auf Tell Deir ʻAlla als bdquoeine Art sbquoSchulelsquoldquo61 kaum Gefolg-schaft gefunden hat62 Dabei deutet der Gesamtbefund geradezu zwingend in dieseRichtung insbesondere unter Einbeziehung der inzwischen weitergefuumlhrten bzwkorrigierten Textrekonstruktionena) Die Funktionalitaumlt des Raumes Die Texte waren nach der uumlberzeugenden Re-

konstruktion van der Kooijs (Abb 3)63 in einer Kolumne an der schmalen West-wand des Raums (30 times 43 m) angebracht die Kolumne begann auf einer Houmlhevon wenigstens 15 m und endete ca 50 cm uumlber dem Fuszligboden Links davonwar der Verputz zudem fuumlr eine weitere (nicht ausgefuumlhrte) Kolumne vorberei-tet wie aus der noch erkennbaren Weiterfuumlhrung des oberen roten Rahmensvon Kombination A nach links zu erkennen ist (s o S 25 Abb 1) sowie ausweiteren Putz-Fragmenten die nicht nur einen entsprechenden waagrechtenStrich in roter Tinte (daruumlber eine bdquoSphinxldquo-Zeichnung) aufweisen64 sondernauch zusammen mit dem Anfang von Kombination A aufgefunden wurden65

Vor der langen suumldlichen und der schmalen oumlstlichen Wand verlief nach denAusgraumlbern eine Bank66 Mit anderen Worten die Konstellation deutet darauf-hin dass die verputzte Wand als eine Art Tafel diente Sollten angeschriebeneTexte durch andere ersetzt werden war im Uumlbrigen mit Tuumlnche leicht tabularasa hergestellt

b) Der Charakter der Texte Signifikant sind die Vielfalt und die insgesamt weis-heitliche Praumlgung der Texte Hinsichtlich der Genres stehen eine Narration (AZeilen 1ndash7) eine auflistende Darstellung (A Zeilen 8ndash18) und ein diskursiverDialog (B) nebeneinander Inhaltlich muumlndet die Prophetenerzaumlhlung mit der

61 Lemaire 1991 54 wenn auch zunaumlchst mit dem Gedanken an bdquoune sorte drsquoeacutecole sbquoprophetiquelsquoldquounter Verweis auf 2Koumln 61f (Lemaire 1985 322)62 Eine Ausnahme bildet die Anknuumlpfung an Lemaire in dem grundlegenden Werk von Carr 2005161 Ansonsten mag die Uumlberlegung aufgrund der allzu groszligzuumlgigen Identifikation von Schulen inLemaire 1981 zuruumlckhaltend aufgenommen worden sein vgl die eingehende Kritik in Haran 198863 Van der Kooij 1991 241 Fig 164 Hoftijzervan der Kooij 1976 Plate 15 van der Kooij 1991 243 Fig 265 Van der Kooij 1991 240ndash24466 Fuumlr eine abweichende Deutung vgl WenningZenger 1991 190

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Abb 3 Raum EE335 in Tell Deir ʻAlla copy G van der Kooij

Schilderung des Goumltterrates in die Thematik des mundus inversus die hier auchim Einzelnen mit weisheitlichen Elementen ausgefuumlhrt ist67 Das (mutmaszligli-che) Lehrer-Schuumller-Gespraumlch wiederum formuliert klassisch weisheitliche Re-flexionen uumlber elementare Sinnfragen und eine gelingende LebensfuumlhrungWas diese verschiedenartigen Texte verbindet ist eine didaktisch-paraumlnetischeAusrichtung die zudem sogleich in der Uumlberschrift von Text A angezeigtwird68 Damit ist denn auch die (komplexe) Pragmatik angezeigt aus der he-raus die Zusammenstellung als ganze schluumlssig gedeutet werden kann

Dem inhaltlichen Profil der Texte korrespondiert formal ihre anspruchsvol-le sprachlich-stilistische Gestaltung Deren Komplexitaumlt zeigt daruumlber hinausdeutlich dass sie literarisch konzipiert wurden Ohne das Medium der Schriftwaumlre etwa die narrative Poetizitaumlt in Text A kaum moumlglich Diese literarischeGestaltung findet sodann eine Entsprechung in dem aufwendigen Layout (mit

67 Dazu gehoumlren die Demonstration naturkundlicher Kenntnisse (V 10ff) die Identifikation mitdem Weisen (V 16b) und mit der sozialen Elite (V 16ndash18) oder die Motive von Belehrung (mwsr)und Planen (ḥšb) in V 151968 S o S 29

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Rahmenbildung Rubra etc) das vermutlich aumlgyptisch inspirierte Design-Kon-ventionen literarischer Papyri abbildete Sollte sich die oben skizzierte Mutma-szligung69 zu dem rot-weiszligen Band im unteren Rahmen von Text A als Aufnahmeeiner Hieroglyphenform fuumlr die geschnuumlrte Papyrusrolle bestaumltigen boumlte dasLayout daruumlber hinaus eine klare ikonische Referenz auf Schreiberwesen undSchriftkultur

Schlieszliglich Das Niveau und der bdquoBildungscharakterldquo der Texte sowie derbei ihrer Wandanbringung getriebene Aufwand entheben uumlber jeden Zweifeldass hier nicht an eine elementare Schreibschule zu denken ist sondern viel-mehr an eine fortgeschrittene professionelle Schreiberausbildung (bdquoMeister-klasseldquo)

c) Die institutionelle Selbstreferenzialitaumlt von Text B Wie vor allem der weisheitli-che Dialog zu erkennen gibt ging diese Schreiberausbildung zugleich mit ei-nem sbquogehobenen Bildungsanspruchlsquo einher Dabei spiegelt bereits die Ge-spraumlchskonstellation der textinternen Figuren die Bildungsinstitution sbquoSchulelsquoDaruumlber hinaus kommt repraumlsentiert durch die Dialogpartner geradezu derStand professioneller Schreiber in den Blick ihre Stellung im Umkreis des Kouml-nigs (Z 9 bdquoBeraumlt sich denn nicht mir dir oder holt sich nicht [bei dir] einenRatschlag der Thronendeldquo) und ihre gesellschaftlichen Leitungsaufgaben beider Rechtsprechung und im gewandten (politischen) Auftreten (Z 17c [Ru-brum] bdquoDir obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redeldquo) Werden denStudenten der Schreiberschule damit verlockende Perspektiven ihres Wegesvor Augen gestellt so spricht der Anfang des zentralen Rubrumverses (Z 17ab)den einen Dialogpartner ausdruumlcklich auf seine Kompetenzen in der Schreib-kunst70 und im Unterricht71 an wobei letzterer insbesondere auch im Auswen-diglernen durch die Schuumller bestand72

DAPT B Z 17 a) Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunstb) (darauf) anzuleiten73 den der auswendig repetiert

69 S o S 2670 Die genaue Entsprechung des aramaumlischen Ausdrucks ydʻ spr zu dem in Jes 2911f belegtenalthebraumlischen Idiom wurde uumlberraschenderweise zumeist uumlbersehen71 An die Moumlglichkeit dass die Kombination mit dem Idealbild eines Lehrers abschloss (s o S 33)sei ebenfalls erinnert72 Vgl dazu die erhellende Erklaumlrung des Ausdrucks bdquoSchuumllerzungeldquo in Jes 514 durch Weippert1989 111f bdquoUm dies verstehen zu koumlnnen muszlig man die orientalische Unterrichtsmethode kennendie uns bereits aus der Spaumltantike bekannt ist die man aber auch heute noch in arabischen undorthodox-juumldischen Elementarschulen erleben kann Der Stoff wird vom Lehrer vor- vom Schuumllernachgesprochenldquo Umfassend zur Bedeutung des Memorierens im altorientalisch-antiken Schulwe-sen orientiert Carr 200573 Die Ableitung des Ausdrucks von der aramaumlischen Wurzel dbr (anders noch Blum 2008c z St)findet sich auch bei Lipiński 1994 155 (vgl auch ders 1998 508) allerdings verbunden mit eineransonsten deutlich anderen Lesung bdquoto call the scribe who leads away sbquoThe curse is on the tonguefor you a judgement and a chastisementlsquoldquo (a a O 143)

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 39

Koumlnnte ein Text sich in seiner Pragmatik deutlicher fuumlr eine fortgeschritteneSchreiberausbildung anbieten als Kombination B in Tell Deir ʻAlla

d) External evidence eine Griechischschule aus roumlmischer Zeit In Amheida demantiken Trimithis einer Stadt in der aumlgyptischen Oase Dakhla legten Grabun-gen der Columbia University New York in den Jahren 2004ndash2007 einen Gebaumlu-dekomplex frei in dem erstmals antike Schulraumlume archaumlologisch nachgewie-sen werden konnten74 Die Schule bestand in der ersten Haumllfte des 4 Jahrhun-derts n Chr und umfasste drei sbquoKlassenraumlumelsquo (19 times 95 m) Der bestkonser-vierte Raum (68 times 26 m)75 ist in einer Wandhoumlhe bis 220 m erhalten In derAntike waren die Waumlnde rundum weiszlig verputzt Vor einer der (langen) Waumlndestand eine gemauerte Bank Gegenuumlber an der Ostwand ist der Verputz uumlbermehrere Meter groszligenteils erhalten geblieben mit in roter Tinte geschriebenenSchultexten angeordnet in fuumlnf Kolumnen (zusammen 32 m breit maximal09 m hoch) Offenbar gab es in der abgelegenen Polis einen rhetorisch ge-schulten Lehrer der in der Lage war fuumlr seine fortgeschrittenen Schuumller Epi-gramme in elegischen Distichen zu schreiben und darin deren Schulsituationappellativ aufzunehmen76 In einem der zuletzt freigelegten Raumlume (R19) fan-den sich an der Westwand oberhalb der Bank zwei literarische Texte (ebenfallsin roter Tinte) Verse aus der Odyssee (IV 221ndash223) und ein Prosatext mutmaszlig-lich die Bearbeitung einer Erzaumlhlung die aus Plutarch bekannt ist

While the dipinto in room 15 seems to refer to the level of education taught by the rhetorliterary instruction went on in this room either at the hands of the same teacher or by someoneelse who taught at the level of the grammarian77

Alles in allem ist unuumlbersehbar mit der Nutzung verputzter Waumlnde als sbquoTafelnlsquo(und mit Wandbaumlnken) weisen die Schulraumlume in Trimithis exakt die gleiche ele-mentare Funktionalitaumlt auf wie der Raum in Tell Deir ʻAlla

74 Cribiore u a 2008 DavoliCribiore 2010 Den Hinweis auf die Amheida-Grabungen verdankeich Herrn Florian Lippke (TuumlbingenFribourg)75 Siehe Figs 7 und 9 in Cribiore u a 2008 174 17676 Siehe Color Fig 12 in Cribiore u a 2008 181 In der ersten Kolumne heiszligt es beispielsweise(nach Cribiore a a O 183)

αλλα θεὸς νεύσειεν επ ευχωλῆισιν εμεῖο [[hellip]] π[αντ]ας μουσάων έργα μελιχρὰ μαθεῖν συν πάση-σ Χαρίτεσσι και Ερμῆι Μαιάδος υἱεῖ ρητορικῆς σοφίης άκρον ἑλόντα[σ] ὅλον παῖδες εμοι θαρσεῖτε μέγας θεὸς ʽΰμμιν οπάσσει παντοίης αρετῆς καλὸν έχειν στέφανονhellip doch moumlge Gott meinen Gebeten geneigt sein dass ihr all die suumlszligen Werke der Musen erlerntindem ihr mit allen Grazien und mit Hermes dem Sohn d Maia den Gipfel der rhetorischenKunst ganz erobertMeine Knaben seid guten Mutes Der groszlige Gott wird euch gewaumlhren den schoumlnen Kranz man-nigfacher Tugend zu tragen

77 Cribiore (Davoli) 2013 7 (Hervorhebung im Original)

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40 Erhard Blum

Die Funktion der Baumlnke und des Verputzes in den bdquoSchulraumlumenldquo sind dabei nicht unbedingtnach dem Muster neuzeitlicher Schulen zu denken Waren die Ausgraumlberinnen in Trimithiszunaumlchst schlicht davon ausgegangen dass die bdquoBaumlnkeldquo von den Schuumllern als Sitzplaumltze ge-nutzt wurden78 so suggerieren inzwischen schon die Positionierungen der Inschriften ein viel-faumlltigeres Bild bdquoAs in room 15 the new rooms (R19 and 23) have a series of benches for stu-dents along the walls The students of R15 could sit on the benches to view the epigrams orstand on them to be able to write on the whitewashed wall behind those In the same waystudents in room 19 had to stand up on the benches there to write on the part of the wall thatwas plastered with white gypsum above a board painted in purpleldquo79 Dem korrespondierendie vielfaumlltigen Proportionen der Texte Waren die Uumlbungsepigramme in der Schriftgroumlszlige wohlso ausgelegt dass sie von den gegenuumlberliegenden Baumlnken aus lesbar blieben waren die lite-rarischen Textabschnitte wesentlich kleiner gehalten 14 times 3 cm mit einer Buchstabenhoumlhe von06 cm bzw erhaltene 64 times 16 cm mit durchschnittlich 1 cm hohen Zeichen und dies in einerbetraumlchtlichen Houmlhe an der Wand80 Die Schriftgroumlszlige der Wandtexte in Sukkot ist am ehestender des zuletzt genannten sbquoPlutarchlsquo-Textes vergleichbar Zwar waren die DAPT (im Vergleichmit Trimithis) fuumlr Leser wesentlich leichter zugaumlnglich von der gegenuumlber liegenden Bankkonnten aber ihre Buchstaben kaum mehr identifiziert werden Von daher wird man auch inTell Deir ʻAlla eher mit einer multifunktionalen Nutzung von Waumlnden und Baumlnken zu rechnenhaben Die Wandflaumlchen konnten Lehrern und Schuumllern dienen die Baumlnke den Studenten alsSitzbaumlnke fuumlr die Unterrichtsphasen von Vorsprechen Repetieren Memorieren etc81 wie auchfuumlr eigene Schreibuumlbungen oder Aumlhnliches mehr

Zwischen der Einrichtung und Nutzung der beiden Schulen liegen zwar mehr als1000 Jahre dennoch wird man nicht von einer rein zufaumllligen Entsprechung ausge-hen koumlnnen Entweder haben wir hier gluumlcklich erhaltene Belege fuumlr eine nachhal-tige kulturelle Kontinuitaumlt im ostmediterranen Raum oder es handelt sich um einein verschiedenen Kontexten sich aufdraumlngende funktionale Loumlsung fuumlr die gleichenkommunikativen Erfordernisse Beide Optionen liegen naumlher besehen freilich nichtweit auseinander nach beiden bietet der Fund in AmheidaTrimithis eine mehroder weniger direkte Bestaumltigung der Schulhypothese fuumlr Tell Deir ʻAlla

33 Traumlger und Zielsetzung der aramaumlischen Schule zu Sukkot(Tell Deir ʻAlla)

Es bleibt gleichwohl die Frage von wem fuumlr wen und wozu ein solcher Schulraumgerade in Sukkot eingerichtet wurde das nach Auskunft der Archaumlologen um 800v Chr ein kleines Dorf darstellte und das am Rande des damaligen aramaumlischen

78 DavoliCribiore 2010 77 bdquohellip tutte [scil 3 Schulraumlume] caratterizzate dalla presenza di panchein muratura utilizzate dagli studenti come sedilildquo79 Cribiore (Davoli) 2013 780 Cribiore (Davoli) 2013 7 bzw 9 mit Figs 9 + 10 auf S 10 Nach CribioreDavoli 2013 5 befandensich die Texte ca 28 m () uumlber dem Fuszligboden81 Vgl wieder die Charakterisierungen bdquoorientalischerldquo Schulen in der oben auf S 38 FN 72 ge-nannten Literatur

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 41

Herrschaftsbereichs lag Kultur und innere Geschichte des Koumlnigreichs Damaskusin dieser Zeit sind weitgehend unbekannt Deshalb koumlnnen wir nur von den Befun-den in Tell Deir ʻAlla (und einigen Nachrichten im Alten Testament bzw in derHasael-Inschrift von Tel Dan) ausgehen

Deutlich duumlrfte immerhin sein dass eine solche (Hoch-)Schule fuumlr professio-nelle aramaumlische Schreiber in dieser Region mit einer privaten Initiative bzw einemfamiliaumlren Kontext nicht zureichend zu erklaumlren waumlre Von daher wird man ihreEinrichtung und Unterhaltung letztlich auf die damaszenische Zentralgewalt zu-ruumlckfuumlhren muumlssen Der maicirctre-scribe (Lemaire) der die umfangreichen Texte ineiner eleganten Kursive auf die Wand uumlbertragen hat mag dafuumlr aus Damaskusabgestellt worden sein Politisch laumlsst sich an der Einrichtung jedenfalls ablesendass Hasael bzw Birhadad II von Damaskus sich nicht mit der militaumlrischen Erobe-rung des Ostjordanlandes begnuumlgte(n) sondern dort gewissermaszligen in eine eigeneInfrastruktur investierte(n) Konkret kommen dabei zwei Optionen infrage Mankoumlnnte an eine Ausbildung von eigenem damaszenischem Verwaltungspersonal(bdquoim houmlheren Dienstldquo) denken Dies ist moumlglich aber eher unwahrscheinlich weildafuumlr eine Schulung in Damaskus bzw im aramaumlischen Kernland naumlher gelegenhaumltte Als Alternative bleibt die Ausbildung von Angehoumlrigen der lokalen israeli-tisch-gileaditischen Elite im Sinne der aramaumlischen Herrschaft bzw deren Verwal-tung In diesem Falle gehoumlrte der Schulbetrieb in Sukkot zu dem Versuch einerAkkulturation der israelitischen Bevoumllkerung82 (was auf nachhaltige imperiale Zie-le in Damaskus hindeutete) Fuumlr eine solche Konstellation spricht auch die Lagedes Ortes tief in Gilead (von Damaskus her gesehen) zugleich aber ausgesprochenverkehrsguumlnstig Schlieszliglich mag der kleine doumlrfliche Charakter fuumlr die Unterneh-mung eher als Vorteil gegolten haben83

Wie auch immer es sich im Einzelnen verhalten haben mag werden doch zweiweitere Ruumlckschluumlsse nach Lage der Dinge nicht gewagt erscheinen a) Eine derar-tige Meisterklasse im eroberten Grenzgebiet ist nur vorstellbar wenn im Zentrumdas heiszligt im Umkreis des damaszenischen Hofes bzw Haupttempels entsprechen-de Strukturen bereits etabliert waren84 b) Die beiden hochliterarischen Texte wur-den nicht fuumlr Sukkot formuliert sondern duumlrften ihren primaumlren Ort in Damaskusselbst oder in einem anderen Verwaltungszentrum gehabt haben (eventuell ver-bunden mit einer Rezeption internationaler Traditionen) Diese Schriftkultur miteinem entsprechenden Schulbetrieb wird weit in das 9 Jahrhundert v Chr zuruumlck-gereicht haben eventuell auch daruumlber hinaus

82 Moumlglicherweise war auch in dieser Hinsicht der Ruumlckgriff auf den Bilʻam-Text durchaus ab-sichtsvoll83 Die Lage in der Naumlhe des Jordans das heiszligt nahe am Herrschaftsgebiet des Koumlnigsreichs Israelkoumlnnte gegenuumlber der lokalen Bevoumllkerung zusaumltzlich auch als politisches Signal hinsichtlich desaramaumlischen Herrschaftsanspruchs (mit) gedacht worden sein84 Mit zugegeben plakativer Uumlberzeichnung mag man Tell Deir ʻAlla geradezu als Beleg fuumlr einsbquostaatliches Hochschulwesenlsquo im Koumlnigreich Damaskus betrachten

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42 Erhard Blum

34 Konsequenzen fuumlr Schriftkultur und Schulwesenin den Koumlnigreichen Israel und Juda

Aufgrund der raumlumlichen und zeitlichen Nachbarschaft sowie der strukturellen Ver-gleichbarkeit suumldlevantinischer Territorialstaaten sind in Israel und Juda keine grund-legend anderen Verhaumlltnisse anzunehmen Allenfalls koumlnnte man fuumlr IsraelJuda mitBlick auf das fruumlhe davidisch-salomonische Koumlnigtum im 10 Jahrhundert v Chr unddessen (auf die nordisraelitischen Staumlmme beschraumlnkte) Vorgeschichte mit Koumlnig Saulim 11 Jahrhundert mit einem gewissen Entwicklungsvorsprung gegenuumlber Aram-Da-maskus zu rechnen haben85 Dafuumlr mag auch sprechen dass die Herausbildung einerspezifischen bdquoNationalschriftldquo aus der phoumlnizischen Standardschrift nach gegenwaumlr-tigem Kenntnisstand () zuerst im hebraumlischen Sprachraum einsetzte86

Gestuumltzt wird diese Einschaumltzung durch fruumlhe Textuumlberlieferungen die dia-chron den Grundstock des alttestamentlichen Kanons bilden Dazu gehoumlren nebeneinzelnen Texten aus dem 10 Jahrhundert v Chr87 insbesondere zentrale Uumlber-lieferungen seit dem Anfang des 9 Jahrhunderts darunter die in Jerusalem undSamaria getrennt aber mit einer synchronistisch verschraumlnkten Chronologie derjeweiligen Koumlnige gefuumlhrten Annalen die in Auszuumlgen das Grundgeruumlst der bib-lischen bdquoKoumlnigebuumlcherldquo bilden In die fruumlhe Koumlnigszeit verweisen aber auch Bei-spiele einer hochentwickelten althebraumlischen Erzaumlhlkunst in Uumlberlieferungen zuJakob Saul und David die ohne eine anspruchsvolle Schreiberschulung im Um-kreis der Houmlfe bzw der Haupttempel nicht denkbar waumlren Mehr noch die soge-nannte bdquoThronfolgegeschichte Davidsldquo in 2Sam 9ndash20 1Koumln 1ndash2 (um 900 v Chr)88neben der Josephgeschichte der Genesis die wohl subtilste Groszligerzaumlhlung der Bi-bel verbindet einen realistisch-skeptischen Blick auf die Ambivalenzen des Wol-lens und Handelns der Akteure mit einer ndash narrativ artikulierten ndash Reflexion desPotentials und der Grenzen menschlicher Weisheit Ihre pragmatischen Pointenzeigen daruumlber hinaus an dass das ganze Werk fuumlr den Kontext der Prinzen- undElite-Erziehung am Hof in Jerusalem ausgearbeitet wurde

Hinsichtlich ihres literarischen Profils wie auch ihrer grundlegenden Pragma-tik sind demnach zwischen den israelitischen Erzaumlhlwerken und den damaszeni-

85 Aufgrund der Quellenlage ist das Koumlnigtum von Damaskus fuumlr das 10 Jahrhundert v Chr bis-lang nicht so recht greifbar Innerhalb der David-Uumlberlieferungen sind (neben Aram-Zoba) in unter-schiedlicher Weise kleinere aramaumlische Koumlnigtuumlmer zwischen Israel und Damaskus (Tob GeschurMaʻacha Beth Rechob) praumlsent Die Notiz von 1Koumln 1123ndash25 im Zusammenhang mit Salomo scheintfuumlr dessen Zeit die Installation eines Koumlnigtums in Damaskus anzusetzen Zu damit verbundenenFragen vgl Pitard 1987 95ff 99ff Lipiński 2000 367ff86 So im Anschluss an J Naveh auch FinkelsteinSass 2013 (freilich nicht hinsichtlich der Rolledes Phoumlnizischen) Allerdings sollte auch diese verbreitete Annahme im Licht der DAPT (die ebdleider unberuumlcksichtigt bleiben) kritisch gepruumlft werden87 Vgl Carr 2005 163f Schon in das 11 Jahrhundert v Chr duumlrfte aufgrund seiner Sprache undPragmatik das epische Siegeslied der Debora in Ri 5 gehoumlren vgl vorlaumlufig Weippert 1990 454fKnauf 200588 Vgl Blum 2010

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 43

schen Kompositionen des (wahrscheinlich) fruumlhen 9 Jahrhunderts v Chr keine we-sentlichen Unterschiede auszumachen Sie haben hohe literarische Qualitaumltensind aber gleichwohl keine fiktionale Literatur im neuzeitlichen Sinne Die fuumlr un-sere belles lettres selbstverstaumlndliche Kategorie der Fiktionalitaumlt gab es vielmehrnoch gar nicht auch nicht avant la lettre wie man sie bereits in Aristotelesʼ Poetikhat89 Es handelt sich bei der genannten Literatur um sbquoMitteilungstextelsquo mit Wahr-heitsanspruch Gleichwohl koumlnnen sie durchaus absichtsvoll mit hochgradig poeti-schen Gestaltungsmitteln arbeiten Poetizitaumlt ist in diesen Kulturen aber noch nichtan Fiktionalitaumlt gebunden ndash ebenso wenig wie ihr Wirklichkeitsverstaumlndnis undihr Wahrheitsanspruch etwas mit historischem Denken zu tun haumltten90 Mit ihrerWirk- und Mitteilungsintention sind sie haumlufig auf konkrete pragmatische Rezepti-onskonstellationen bezogen wie alle sbquopoetischenlsquo Werke gehen sie darin aber nichtauf sondern bieten Anhaltspunkte fuumlr Rezeptionen welche die Primaumlrintentionender Autoren hinter sich lassen Sie moumlgen funktional als Unterrichtstexte imSchul-bdquoHochschulldquo-Kontext gebraucht worden sein doch auch in diesem Rahmenwaren sie zugleich mehr Angemessen waumlre wohl die Rede von bdquoBildungsliteraturldquo

Nachbemerkung Nimmt man solche Textzeugnisse der fruumlhkoumlniglichen Zeit mitdem Umstand zusammen dass die bislang einzige raumlumlich belegbare Schule (mithochkaraumltigem Unterrichtsmaterial) ausgerechnet in der aumluszligersten Provinz gefun-den wurde erscheint es durchaus fraglich ob der Schreiberunterricht und damitdie literarische Bildung in Aram bzw in IsraelJuda tatsaumlchlich auf die koumlniglichenZentren beschraumlnkt und so kleinraumlumig angelegt sein mussten wie man in dergegenwaumlrtigen Forschung vielfach glauben will91

89 Poetik [9] 1451b Zur bdquoEntdeckungldquo der Fiktionalitaumlt bei den Griechen siehe grundlegend Roumlsler1980 und 1983 des weiteren Finkelberg 1998 Fuumlr die schlechthin elementare Distinktion zwischensemantisch definierter Fiktivitaumlt und textpragmatisch zu definierender Fiktionalitaumlt vgl Gabriel1975 Assmann 1980 Keller 198090 Fuumlr entsprechende kulturvergleichende Profilierungen vgl Cancik 2005 und Blum 2005 65ndash86Vgl a a O 79 FN 55 auch fuumlr die Unterscheidung zwischen einer (transparenten) Fiktionalitaumlt bdquoers-ten Gradesldquo (in Maumlrchen Fabeln etc) wie sie auch in traditionalen Erzaumlhlkulturen gelaumlufig istund der Fiktionalitaumlt bdquozweiten Gradesldquo (in Roman Drama etc) fuumlr die sich die Imitation und Fiktio-nalisierung wirklichkeitsabbildender Darstellung als konstitutiv erweist91 Damit soll nicht einer verbreiteten Literalitaumlt in diesen Gesellschaften das Wort geredet werdenIm Gegenteil es geht darum zwischen der Verbreitung eines funktionellen Schriftgebrauchs imAlltag wie er sich in Ostraka etc spiegelt und der Ausbildung einer professionellen Schreiberkul-tur in verschiedenen Bereichen der bdquoEliteldquo zu unterscheiden Fuumlr Letztere ergeben die archaumlologi-schen Befunde aus den eingangs genannten Gruumlnden kein repraumlsentatives Bild eine Regel diedurch die Ausnahmen (Siloah-Inschr DAPT Kuntillet ʻAǧrūd) nur bestaumltigt wird Fuumlr eine umsich-tige Diskussion der Problematik vgl besonders Carr 2005 Part I chap 6 ndash Unter deutlich anderenVoraussetzungen ging im Uumlbrigen auch der Befund in der Oase Dakhla uumlber das hinaus was manhistorisch erwarten mochte wie die Schlussbemerkung von R Cribiore in CribioreDavola 2013 14zu erkennen gibt bdquoAll together the house in Amheida and the school adjacent to it are wondroustestimonies of how paideia was alive and well in Egypt and not only in the Nile Valleyldquo

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

44 Erhard Blum

4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

LiteraturverzeichnisAssmann (1980) Aleida Assmann Die Legitimitaumlt der Fiktion Ein Beitrag zur Geschichte der

literarischen Kommunikation MuumlnchenBlum (2005) Erhard Blum bdquoHistoriographie oder Dichtung Zur Eigenart alttestamentlicher

Geschichtsuumlberlieferungldquo in Erhard Blum William Johnstone u Christoph Markschies(Hgg) Das Alte Testament ndash ein Geschichtsbuch (Altes Testament und Moderne 10)Muumlnster 65ndash86

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Blum (2008b) Erhard Blum bdquoDie Kombination I der Wandinschrift vom Tell Deir lsquoAlla Vorschlaumlgezur Rekonstruktion mit historisch-kritischen Bemerkungenldquo in Ingo Kottsieper RuumldigerSchmitt u Jakob Woumlhrle (Hgg) Beruumlhrungspunkte Festschrift fuumlr Rainer Albertz zu seinem65 Geburtstag (Alter Orient und Altes Testament 350) Muumlnster 573ndash601

Blum (2008c) Erhard Blum bdquosbquoVerstehst du dich nicht auf die Schreibkunst helliplsquo Ein weisheitlicherDialog uumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung Kombination II der Wandinschrift vom TellDeir lsquoAllaldquo in Michaela Bauks Kathrin Liess u Peter Riede (Hgg) Was ist der Menschdass du seiner gedenkst (Psalm 85) Festschrift fuumlr Bernd Janowski zum 65 GeburtstagNeukirchen-Vluyn 33ndash53

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Weippert u Weippert (1982) Helga Weippert u Manfred Weippert bdquoDie sbquoBileamlsquo-Inschrift von TellDēr lsquoAllāldquo Zeitschrift des Deutschen Palaumlstina-Vereins 98 77ndash103 (= Manfred Weippert Jahweund die anderen Goumltter [Forschungen zum Alten Testament 18] Tuumlbingen 1997 131ndash161)

Weippert (1976) Manfred Weippert bdquoŠaddajldquo in Theologisches Handwoumlrterbuch zum AltenTestament 2 MuumlnchenZuumlrich 873ndash880

Weippert (1989) Manfred Weippert bdquoDie sbquoKonfessionenlsquo Deuterojesajasldquo in Rainer AlbertzFriedemann W Golka u Juumlrgen Kegler (Hgg) Schoumlpfung und Befreiung Fuumlr ClausWestermann zum 80 Geburtstag Stuttgart 104ndash115

Weippert (1990) Manfred Weippert bdquoDie Petition eines Erntearbeiters aus Mǝṣad Ḥăšavyāhū unddie Syntax althebraumlischer erzaumlhlender Prosaldquo in Erhard Blum Christian Macholz uEkkehard W Stegemann (Hgg) Die Hebraumlische Bibel und ihre zweifache NachgeschichteFestschrift fuumlr Rolf Rendtorff zum 65 Geburtstag Neukirchen-Vluyn 449ndash466

Weippert (1991) Manfred Weippert bdquoThe Balaam Text from Deir lsquoAllā and the study of the OldTestamentldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛AllaRe-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989Leiden u a 151ndash184 (= bdquoDer sbquoBileamlsquo-Text von Tell Dēr lsquoAllā und das Alte Testamentldquo inManfred Weippert Jahwe und die anderen Goumltter [Forschungen zum Alten Testament 18]Tuumlbingen 1997 163ndash188)

Wenning u Zenger (1991) Robert Wenning u Erich Zenger bdquoHeiligtum ohne Stadt ndash Stadt ohneHeiligtum Anmerkungen zum archaumlologischen Befund des Tell Dēr ʻAllāldquo Zeitschrift fuumlrAlthebraistik 4 171ndash193

Witte (2011) Markus Witte bdquoVom El Schaddaj zum Pantokrator Ein Uumlberblick zur israelitisch-juumldischen Religionsgeschichteldquo Kleine Untersuchungen zur Sprache des Alten Testamentsund seiner Umwelt 1213 211ndash256

Wolters (1991) Al Wolters bdquoAspects of the Literary Structure of Combination Ildquo in Jacob Hoftijzeru Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings ofthe International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a 294ndash304

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 31

ten ausgeblendet bleibt43 Auch bietet Kombination A ein gewichtiges auszligerbibli-sches Beispiel fuumlr eine gesteigerte Prosa44 mitunter als bdquonarrative poetryldquo (Wol-ters) oder als bdquoKunstprosaldquo (H Weippert) bezeichnet wie sie gerade auch im AltenTestament verbreitet ist45 dort allerdings nicht immer erkannt und dann zum Ge-genstand redaktionsgeschichtlicher Scheidungen wird

22 Kombination B Ein weisheitlicher Dialoguumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung

221 Zum Layout des rekonstruierten TextesDie zweite Kombination (Abb 2) die erheblich umfangreicher war als Text A istbedauerlicherweise nur noch zu einem kleinen Teil lesbar Auch hier hat derSchreiber vermutlich eine symmetrische Gestaltung angestrebt Der Rubrumtext inZ 17 scheint bis zur Zeilenmitte gereicht zu haben und mochte auch vertikal dieMitte des Textes repraumlsentiert haben46 Jedenfalls war der linke Rand der Kolumnedurch einen senkrechten roten Strich (Fragmente xii[a] viii[a]ndash[c]) markiert even-tuell in direkter Weiterfuumlhrung des Rahmens von Text A

Die physische Rekonstruktion von Kombination B ist seit der Erstpublikationmit der Anordnung der groszligen Fragmente ii(a)ndash(g) in der Hauptsubstanz gesichertAuch die spaumltere Positionierung von x(a)ndash(d) ix(a) und xii(a) zwischen ii(b) (d)und (e) konnte sich auf Angaben der Erstherausgeber zur Fundsituation stuumltzen47

222 Gattung und ThematikDie Schwierigkeiten bei der Lesung des Textes beruhen nicht allein auf dem proble-matischen Erhaltungszustand sondern auch auf der Ambiguitaumlt einzelner Formu-lierungen Entsprechend disparat sind die sachlichen Deutungen die im Anschlussan die Erstedition vorgeschlagen wurden48 Den entscheidenden Schluumlssel fuumlr einangemessenes Gesamtverstaumlndnis bilden meines Erachtens die wiederholt auszu-machenden Rede-Elemente zum einen in diversen Fragen die in den Zeilen 5(a)

43 Vgl das Beispiel in Blum 2008a 106 FN 13044 Zu nennen sind hier die Tendenz zu kolometrischen Strukturen und Wiederholungen sowie dieBildung von Chiasmen und Inklusionen Sie finden sich besonders in dem diskursiven Teil ab Z 7Ende und in den direkten Reden aber auch in der Darstellung des Erzaumlhlers vgl dazu bes Wolters1991 sowie unten die Anmerkungen zur Uumlbersetzung45 Vgl bspw die Beitraumlge in de MoorWatson 1993 und zuletzt Blum 201246 Dafuumlr waumlre am Anfang ein Ausfall von fuumlnf Zeilen anzunehmen47 Fuumlr die Einzelfragen wie fuumlr die Gesamtdeutung ist auf Blum 2008c zu verweisen Kleinere aberwichtige Korrekturen der Rekonstruktion im Bereich von Fragment ix(a) sind sodann in Blum 2015470 notiert48 Blum 2008c 40

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Abb 2 Kombination B copy E Blum

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9 12(b) 13(d) begegnen wobei die erste offenbar in Z 16(cd) wieder aufgenommenwird zum anderen in wiederholten Anreden in der 2 Person Singular (Z 9 10[a]11[b] 15[c] 16[c] 17) Grundlegende Bedeutung kommt dabei erwartungsgemaumlszligden als Rubrum geschriebenen Saumltzen in Z 17 zu Nach einer gegenuumlber der Editioprinceps maszliggeblich korrigierten Lesung49 werden hier einem textinternen Ge-spraumlchspartner ndash vermutlich einem Meisterschuumller ndash seine besonderen Kompeten-zen in der Schreibkunst und deren Unterricht50 sowie seine Aufgaben im oumlffentli-chen Leben vor Augen gehalten In Verbindung mit Aussagen wie in Z 9 oder 16(c)draumlngt sich von daher das Verstaumlndnis des Textes als eines Dialogs zwischen einemMeister und seinem Schuumller51 auf

Die Rubrum-Halbzeile bildet zugleich die Achse einer inhaltlichen Zweigliede-rung des Gesamttextes In den anschlieszligend noch lesbaren Fragmenten begegnenvorwiegend sozialethische Themen zumeist konkretisiert an negativen Verhaltens-weisen (Z 22ndash24) diese Thematik wird im zweiten Teil des Rubrums eingefuumlhrt(bdquoDir obliegt Rechtsprechung hellipldquo) Demgegenuumlber ist der vorausgehende ersteHauptteil ganz von der Sinnfrage angesichts der Vergaumlnglichkeit des Menschenbestimmt Vermutlich ist es der Lehrer der mit dieser Frage in Z 5(a) und 16(cd)konfrontiert wird Auch wenn die Gedankengaumlnge nur ansatzweise zu erkennensind scheint eine seiner Argumentationen auf die nachhaltige sorglose Ruhe derVerstorbenen auf ihren andauernden bdquoSchlafldquo zu zielen (Z 11f 14f) Demgegen-uumlber wird ein ganz anderer Impuls mit Z 17 gesetzt Die als Rubrum hervorgehobe-ne Reihe rhetorischer Fragen und Appelle lenkt den Blick des Fragenden von derWelt der Toten weg hin auf seine eigene Lebensgestaltung auf seine besonderenKompetenzen als Schriftkundiger und auf seine forensische Verantwortung in derGesellschaft Insofern fuumlhren auch die anschlieszligenden Konkretionen eines lebens-foumlrdernden bzw -schaumldlichen Handelns die lebensweisheitliche Grundthematiksachgemaumlszlig weiter Im Schlussteil scheint sodann ein geradezu enkomiastischerTon angeschlagen zu sein Die Metaphorik laumlsst vermuten dass hier das heilvolleWirken eines Lehrers gepriesen wird (Z 35f)52

Im Kontext des Alten Orients gehoumlrt unser Text in jeder Hinsicht zu der Litera-tur die gewoumlhnlich dem Bereich der bdquoWeisheitḥŏḵmāldquo zugeordnet wird Daraufverweisen die semantisch-pragmatischen Aspekte von Sinnreflexion ErziehungBildung Wirklichkeitserschlieszligung (bdquoRatgeberldquo) und ethische Orientierung ebensowie konstitutive Merkmale der Textsorte (dialogisch-diskursiv paraumlnetisch)

49 Dazu Blum 2008c 47f50 Der Bezug auf die Lehrtaumltigkeit laumlsst an einen fortgeschrittenen Schuumller denken einen Famuluswie er als sogenannter bdquogroszliger Bruderldquo in der altmesopotamischen Schule neben dem Meister be-gegnet51 Nicht ausgeschlossen werden kann auch ein Gespraumlch sbquoauf Augenhoumlhelsquo das heiszligt zwischenzwei Lehrern bzw zwei Meisterschuumllern (in letzterem Falle waumlre Z 9 wohl futurisch aufzufassen)52 Vgl dazu Dtn 322 (bezogen auf das lehrhafte Lied)

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34 Erhard Blum

Gleichwohl gibt es in den vielfaumlltigen und umfangreichen Korpora altorientali-scher aumlgyptischer und biblischer Weisheitstexte nicht viele spezifische Vergleichs-texte Immerhin kann man fuumlr die Fokussierung auf das Thema der Vergaumlnglichkeitauf die Keilschrifttafel mit den bdquoCounsels of a Pessimistldquo53 verweisen Noch interes-santer erscheint jedoch ein anderes keilschriftlich tradiertes Werk das als bdquoDerDialog zwischen Šūpē-amēli und seinem sbquoVaterlsquoldquo bzw bdquoThe Wisdom of Šūpecirc-amēlīldquooder nach seinem Anfang als bdquošimacirc milkaldquo (bdquoHoumlre den Ratldquo) bekannt gewordenist54 Es ist in zwei akkadischen Versionen aus Emar und Ugarit und einer hethiti-schen aus Boğazkoumly belegt (durchweg spaumltes 2 Jahrtausend v Chr) In dem groumlszlige-ren Teil der Schrift formuliert der VaterLehrer konventionelle Sentenzen und Un-terweisungen Dann repliziert der Sohn jedoch recht unvermittelt mit der Fragewas der Vater von all seinem Reichtum im Tod behalte und er schlieszligt mit einemBlick auf das Schattenreich der Toten V A Hurowitz interpretiert dies als eine fuumlrMesopotamien einzigartige Infragestellung der traditionellen Weisheitslehre bdquoItturns out then that death renders worthless all human accomplishment great asit may beldquo55 Parallelen dazu faumlnden sich erst in der skeptischen Weisheit des Ko-helet und in Psalm 49 Vergleicht man damit den Dialog von DAPT B so faumlllt aufdass hier das Vergaumlnglichkeitsthema auf der einen Seite in groszliger Breite den erstenHauptteil des Werks dominiert Soweit man erkennen kann wird aber auf der an-deren Seite diese Thematik nicht als Infragestellung der weisheitlichen Wirklich-keitsdeutung eingefuumlhrt sondern eher als eine Sinnfrage an der sich die Antwort-faumlhigkeit der Weisheit zu erweisen hat Auf deren Demonstration erscheint dennauch die Schrift als ganze angelegt

Unbeschadet der eminenten Schwierigkeiten bei der textlichen Rekonstruktionist jedenfalls festzuhalten dass sich in dem weisheitlichen Gespraumlch von DAPTB eine intellektuelle und politische Schreiberelite selbstbewusst spiegelt die sichoffenbar auch an schwierige Sinnfragen heranwagte Zugleich liegt auf der Handdass eine derart komplexe Diskursliteratur die Pflege einer anspruchsvollen Schrei-berausbildung und -bildung in Aram-Damaskus und dies uumlber mehrere Generatio-nen zur Voraussetzung hatte

53 Lambert 1960 107ndash109 vgl Blum 2008c 4954 Fuumlr eine erste Edition der Textzeugen siehe Dietrich 1991 33ndash68 (mit Uumlbersetzung und knapperKommentierung) und Dietrich 1993 53ndash62 sowie Kaumlmmerer 1998 Vergleichend-traditionsgeschicht-liche Untersuchungen im altorientalischen (und biblischen) Kontext sind Hurowitz 2007 und Salla-berger 2010 zu verdanken bei Letzterem mit korrigierten Lesungen und mit der Klaumlrung dass Šūpē-amēli der Name des Vaters ist Die umfassendste Neubearbeitung mit substanziellen Korrekturen(gestuumltzt auf rezente Fragmente aus Ugarit) sowie mit hilfreichen Erlaumluterungen hat schlieszliglichCohen 2013 81ndash128 vorgelegt55 Hurowitz 2007 43

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 35

3 Funktion und institutioneller Rahmender Wandinschriften

31 Kultischer oder politisch-regaler KontextDie Existenz derart aufwendiger aramaumlischer Inschriften auf dem kleinen eisenzeit-lichen Tell Deir ʻAlla gibt nicht wenige Fragen auf Neben der Klaumlrung der Sprachebetreffen diese vor allem die Funktion und Bedeutung solcher Texte an diesem Ort

Vom Ausgraumlber H J Franken wurde die Anlage als bdquocult siteldquo bzw bdquosanctuaryldquobestimmt56 eine Annahme die in diversen Modifikationen die Forschung langedominierte57 Sie stuumltzte sich vor allem auf die Existenz eines spaumltbronzezeitlichenTempels (zerstoumlrt Anfang 12 Jahrhundert v Chr) und auf den religioumlsen Charakterdes Bilʻam-Textes Dabei hatte Franken schon 1976 eingeraumlumt bdquoThis interpretationis not warranted by archaeological evidence [hellip]ldquo58 Tatsaumlchlich zeigen weder archi-tektonische Strukturen noch die Ausstattung der Raumlume (Raum EE335 mit den In-schriften war voumlllig leer)59 noch die Inschriften ein Heiligtum oder eine sonstigeinstitutionell-religioumlse Funktion des Gebaumludes an60

Ebenso deutlich ausgeschlossen werden kann eine politische Abzweckung imSinne einer Selbstdarstellung bzw Repraumlsentation politischer Macht- und Gel-tungsanspruumlche insbesondere des Koumlnigs wie sie fuumlr die Inschriften auf Ortho-staten der nordsyrischen Koumlnige von Guzan Samrsquoal Hamat Karatepe oder der suumld-levantinischen Herrscher Hasael von Damaskus (am Stadttor von Tel Dan) bzw aufder Stele Mescharsquos Koumlnig von Moab vorauszusetzen ist oder auch im Sinne eineroumlffentlichen sbquoDokumentationlsquo zwischenstaatlicher Vertraumlge (Sfire-Stelen) KoumlnigPriester oder andere Wuumlrdentraumlger werden in den DAPT gelegentlich erwaumlhnt ste-hen jedoch thematisch an keiner Stelle im Fokus In dem fehlenden Bezug zumkoumlniglichen Herrschaftssystem sind noch die Siloah-Inschrift in Jerusalem und die

56 Franken 1976 8 und 1357 Vgl noch Franken 1991 mit der Behauptung bdquothat Deir ʻAlla is best explained as having been ndashprobably right through its long history ndash a sanctuary connected with tradeldquo (a a O 10) In demsel-ben Tagungsband formulieren dagegen Ibrahimvan der Kooij 1991 23 bdquoThe evidence from theroom of the plaster text does not indicate a cultic centre of the settlement but allows for the recon-struction of another kind of religious centre not yet archaeologically knownldquo Dazu auch van derKooij 1993 341 bdquoAlthough the plaster inscription and perhaps the stone suggest a religious con-text the building remains show no indications of cultic useldquo58 Franken 1976 1359 Vgl die eingehende Kritik bei WenningZenger 199160 Dies gilt auch fuumlr den Vorschlag von WenningZenger 1991 192f in dem Inschriftenraum bdquodassbquoVersammlungslokallsquo einer oumlrtlichen Prophetengemeinschaft zu sehenldquo nach Art der bdquoPropheten-gruppen die hinter 1Sam 1918ndash24 stehenldquo bzw entsprechend den bdquoProphetenjuumlngernldquo um ElischaDergleichen hatte zwar davor bereits A Lemaire vorgeschlagen (siehe die folgende FN) es ist je-doch schon aufgrund der beiden DAPT-Texte (nach Inhalt und Genre) auszuschlieszligen

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36 Erhard Blum

oben erwaumlhnte phoumlnizische Wandinschrift aus Kuntillet ʻAǧrūd vergleichbar DieFrage draumlngt sich auf ob die ausgepraumlgte Praumldominanz koumlniglicher Autoren in er-haltenen oumlffentlichen nordwestsemitischen Inschriften in gewissem Maszlige eine sbquoop-tischelsquo Taumluschung darstellen koumlnnte wiederum bedingt durch das vorrangig ver-wendete regale Medium (Stein)

32 sbquoSchulelsquo als institutioneller KontextIm Ruumlckblick kann es erstaunen dass die von Andreacute Lemaire recht fruumlh vorgetrage-ne Erklaumlrung des Raumes auf Tell Deir ʻAlla als bdquoeine Art sbquoSchulelsquoldquo61 kaum Gefolg-schaft gefunden hat62 Dabei deutet der Gesamtbefund geradezu zwingend in dieseRichtung insbesondere unter Einbeziehung der inzwischen weitergefuumlhrten bzwkorrigierten Textrekonstruktionena) Die Funktionalitaumlt des Raumes Die Texte waren nach der uumlberzeugenden Re-

konstruktion van der Kooijs (Abb 3)63 in einer Kolumne an der schmalen West-wand des Raums (30 times 43 m) angebracht die Kolumne begann auf einer Houmlhevon wenigstens 15 m und endete ca 50 cm uumlber dem Fuszligboden Links davonwar der Verputz zudem fuumlr eine weitere (nicht ausgefuumlhrte) Kolumne vorberei-tet wie aus der noch erkennbaren Weiterfuumlhrung des oberen roten Rahmensvon Kombination A nach links zu erkennen ist (s o S 25 Abb 1) sowie ausweiteren Putz-Fragmenten die nicht nur einen entsprechenden waagrechtenStrich in roter Tinte (daruumlber eine bdquoSphinxldquo-Zeichnung) aufweisen64 sondernauch zusammen mit dem Anfang von Kombination A aufgefunden wurden65

Vor der langen suumldlichen und der schmalen oumlstlichen Wand verlief nach denAusgraumlbern eine Bank66 Mit anderen Worten die Konstellation deutet darauf-hin dass die verputzte Wand als eine Art Tafel diente Sollten angeschriebeneTexte durch andere ersetzt werden war im Uumlbrigen mit Tuumlnche leicht tabularasa hergestellt

b) Der Charakter der Texte Signifikant sind die Vielfalt und die insgesamt weis-heitliche Praumlgung der Texte Hinsichtlich der Genres stehen eine Narration (AZeilen 1ndash7) eine auflistende Darstellung (A Zeilen 8ndash18) und ein diskursiverDialog (B) nebeneinander Inhaltlich muumlndet die Prophetenerzaumlhlung mit der

61 Lemaire 1991 54 wenn auch zunaumlchst mit dem Gedanken an bdquoune sorte drsquoeacutecole sbquoprophetiquelsquoldquounter Verweis auf 2Koumln 61f (Lemaire 1985 322)62 Eine Ausnahme bildet die Anknuumlpfung an Lemaire in dem grundlegenden Werk von Carr 2005161 Ansonsten mag die Uumlberlegung aufgrund der allzu groszligzuumlgigen Identifikation von Schulen inLemaire 1981 zuruumlckhaltend aufgenommen worden sein vgl die eingehende Kritik in Haran 198863 Van der Kooij 1991 241 Fig 164 Hoftijzervan der Kooij 1976 Plate 15 van der Kooij 1991 243 Fig 265 Van der Kooij 1991 240ndash24466 Fuumlr eine abweichende Deutung vgl WenningZenger 1991 190

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 37

Abb 3 Raum EE335 in Tell Deir ʻAlla copy G van der Kooij

Schilderung des Goumltterrates in die Thematik des mundus inversus die hier auchim Einzelnen mit weisheitlichen Elementen ausgefuumlhrt ist67 Das (mutmaszligli-che) Lehrer-Schuumller-Gespraumlch wiederum formuliert klassisch weisheitliche Re-flexionen uumlber elementare Sinnfragen und eine gelingende LebensfuumlhrungWas diese verschiedenartigen Texte verbindet ist eine didaktisch-paraumlnetischeAusrichtung die zudem sogleich in der Uumlberschrift von Text A angezeigtwird68 Damit ist denn auch die (komplexe) Pragmatik angezeigt aus der he-raus die Zusammenstellung als ganze schluumlssig gedeutet werden kann

Dem inhaltlichen Profil der Texte korrespondiert formal ihre anspruchsvol-le sprachlich-stilistische Gestaltung Deren Komplexitaumlt zeigt daruumlber hinausdeutlich dass sie literarisch konzipiert wurden Ohne das Medium der Schriftwaumlre etwa die narrative Poetizitaumlt in Text A kaum moumlglich Diese literarischeGestaltung findet sodann eine Entsprechung in dem aufwendigen Layout (mit

67 Dazu gehoumlren die Demonstration naturkundlicher Kenntnisse (V 10ff) die Identifikation mitdem Weisen (V 16b) und mit der sozialen Elite (V 16ndash18) oder die Motive von Belehrung (mwsr)und Planen (ḥšb) in V 151968 S o S 29

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Rahmenbildung Rubra etc) das vermutlich aumlgyptisch inspirierte Design-Kon-ventionen literarischer Papyri abbildete Sollte sich die oben skizzierte Mutma-szligung69 zu dem rot-weiszligen Band im unteren Rahmen von Text A als Aufnahmeeiner Hieroglyphenform fuumlr die geschnuumlrte Papyrusrolle bestaumltigen boumlte dasLayout daruumlber hinaus eine klare ikonische Referenz auf Schreiberwesen undSchriftkultur

Schlieszliglich Das Niveau und der bdquoBildungscharakterldquo der Texte sowie derbei ihrer Wandanbringung getriebene Aufwand entheben uumlber jeden Zweifeldass hier nicht an eine elementare Schreibschule zu denken ist sondern viel-mehr an eine fortgeschrittene professionelle Schreiberausbildung (bdquoMeister-klasseldquo)

c) Die institutionelle Selbstreferenzialitaumlt von Text B Wie vor allem der weisheitli-che Dialog zu erkennen gibt ging diese Schreiberausbildung zugleich mit ei-nem sbquogehobenen Bildungsanspruchlsquo einher Dabei spiegelt bereits die Ge-spraumlchskonstellation der textinternen Figuren die Bildungsinstitution sbquoSchulelsquoDaruumlber hinaus kommt repraumlsentiert durch die Dialogpartner geradezu derStand professioneller Schreiber in den Blick ihre Stellung im Umkreis des Kouml-nigs (Z 9 bdquoBeraumlt sich denn nicht mir dir oder holt sich nicht [bei dir] einenRatschlag der Thronendeldquo) und ihre gesellschaftlichen Leitungsaufgaben beider Rechtsprechung und im gewandten (politischen) Auftreten (Z 17c [Ru-brum] bdquoDir obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redeldquo) Werden denStudenten der Schreiberschule damit verlockende Perspektiven ihres Wegesvor Augen gestellt so spricht der Anfang des zentralen Rubrumverses (Z 17ab)den einen Dialogpartner ausdruumlcklich auf seine Kompetenzen in der Schreib-kunst70 und im Unterricht71 an wobei letzterer insbesondere auch im Auswen-diglernen durch die Schuumller bestand72

DAPT B Z 17 a) Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunstb) (darauf) anzuleiten73 den der auswendig repetiert

69 S o S 2670 Die genaue Entsprechung des aramaumlischen Ausdrucks ydʻ spr zu dem in Jes 2911f belegtenalthebraumlischen Idiom wurde uumlberraschenderweise zumeist uumlbersehen71 An die Moumlglichkeit dass die Kombination mit dem Idealbild eines Lehrers abschloss (s o S 33)sei ebenfalls erinnert72 Vgl dazu die erhellende Erklaumlrung des Ausdrucks bdquoSchuumllerzungeldquo in Jes 514 durch Weippert1989 111f bdquoUm dies verstehen zu koumlnnen muszlig man die orientalische Unterrichtsmethode kennendie uns bereits aus der Spaumltantike bekannt ist die man aber auch heute noch in arabischen undorthodox-juumldischen Elementarschulen erleben kann Der Stoff wird vom Lehrer vor- vom Schuumllernachgesprochenldquo Umfassend zur Bedeutung des Memorierens im altorientalisch-antiken Schulwe-sen orientiert Carr 200573 Die Ableitung des Ausdrucks von der aramaumlischen Wurzel dbr (anders noch Blum 2008c z St)findet sich auch bei Lipiński 1994 155 (vgl auch ders 1998 508) allerdings verbunden mit eineransonsten deutlich anderen Lesung bdquoto call the scribe who leads away sbquoThe curse is on the tonguefor you a judgement and a chastisementlsquoldquo (a a O 143)

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Koumlnnte ein Text sich in seiner Pragmatik deutlicher fuumlr eine fortgeschritteneSchreiberausbildung anbieten als Kombination B in Tell Deir ʻAlla

d) External evidence eine Griechischschule aus roumlmischer Zeit In Amheida demantiken Trimithis einer Stadt in der aumlgyptischen Oase Dakhla legten Grabun-gen der Columbia University New York in den Jahren 2004ndash2007 einen Gebaumlu-dekomplex frei in dem erstmals antike Schulraumlume archaumlologisch nachgewie-sen werden konnten74 Die Schule bestand in der ersten Haumllfte des 4 Jahrhun-derts n Chr und umfasste drei sbquoKlassenraumlumelsquo (19 times 95 m) Der bestkonser-vierte Raum (68 times 26 m)75 ist in einer Wandhoumlhe bis 220 m erhalten In derAntike waren die Waumlnde rundum weiszlig verputzt Vor einer der (langen) Waumlndestand eine gemauerte Bank Gegenuumlber an der Ostwand ist der Verputz uumlbermehrere Meter groszligenteils erhalten geblieben mit in roter Tinte geschriebenenSchultexten angeordnet in fuumlnf Kolumnen (zusammen 32 m breit maximal09 m hoch) Offenbar gab es in der abgelegenen Polis einen rhetorisch ge-schulten Lehrer der in der Lage war fuumlr seine fortgeschrittenen Schuumller Epi-gramme in elegischen Distichen zu schreiben und darin deren Schulsituationappellativ aufzunehmen76 In einem der zuletzt freigelegten Raumlume (R19) fan-den sich an der Westwand oberhalb der Bank zwei literarische Texte (ebenfallsin roter Tinte) Verse aus der Odyssee (IV 221ndash223) und ein Prosatext mutmaszlig-lich die Bearbeitung einer Erzaumlhlung die aus Plutarch bekannt ist

While the dipinto in room 15 seems to refer to the level of education taught by the rhetorliterary instruction went on in this room either at the hands of the same teacher or by someoneelse who taught at the level of the grammarian77

Alles in allem ist unuumlbersehbar mit der Nutzung verputzter Waumlnde als sbquoTafelnlsquo(und mit Wandbaumlnken) weisen die Schulraumlume in Trimithis exakt die gleiche ele-mentare Funktionalitaumlt auf wie der Raum in Tell Deir ʻAlla

74 Cribiore u a 2008 DavoliCribiore 2010 Den Hinweis auf die Amheida-Grabungen verdankeich Herrn Florian Lippke (TuumlbingenFribourg)75 Siehe Figs 7 und 9 in Cribiore u a 2008 174 17676 Siehe Color Fig 12 in Cribiore u a 2008 181 In der ersten Kolumne heiszligt es beispielsweise(nach Cribiore a a O 183)

αλλα θεὸς νεύσειεν επ ευχωλῆισιν εμεῖο [[hellip]] π[αντ]ας μουσάων έργα μελιχρὰ μαθεῖν συν πάση-σ Χαρίτεσσι και Ερμῆι Μαιάδος υἱεῖ ρητορικῆς σοφίης άκρον ἑλόντα[σ] ὅλον παῖδες εμοι θαρσεῖτε μέγας θεὸς ʽΰμμιν οπάσσει παντοίης αρετῆς καλὸν έχειν στέφανονhellip doch moumlge Gott meinen Gebeten geneigt sein dass ihr all die suumlszligen Werke der Musen erlerntindem ihr mit allen Grazien und mit Hermes dem Sohn d Maia den Gipfel der rhetorischenKunst ganz erobertMeine Knaben seid guten Mutes Der groszlige Gott wird euch gewaumlhren den schoumlnen Kranz man-nigfacher Tugend zu tragen

77 Cribiore (Davoli) 2013 7 (Hervorhebung im Original)

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Die Funktion der Baumlnke und des Verputzes in den bdquoSchulraumlumenldquo sind dabei nicht unbedingtnach dem Muster neuzeitlicher Schulen zu denken Waren die Ausgraumlberinnen in Trimithiszunaumlchst schlicht davon ausgegangen dass die bdquoBaumlnkeldquo von den Schuumllern als Sitzplaumltze ge-nutzt wurden78 so suggerieren inzwischen schon die Positionierungen der Inschriften ein viel-faumlltigeres Bild bdquoAs in room 15 the new rooms (R19 and 23) have a series of benches for stu-dents along the walls The students of R15 could sit on the benches to view the epigrams orstand on them to be able to write on the whitewashed wall behind those In the same waystudents in room 19 had to stand up on the benches there to write on the part of the wall thatwas plastered with white gypsum above a board painted in purpleldquo79 Dem korrespondierendie vielfaumlltigen Proportionen der Texte Waren die Uumlbungsepigramme in der Schriftgroumlszlige wohlso ausgelegt dass sie von den gegenuumlberliegenden Baumlnken aus lesbar blieben waren die lite-rarischen Textabschnitte wesentlich kleiner gehalten 14 times 3 cm mit einer Buchstabenhoumlhe von06 cm bzw erhaltene 64 times 16 cm mit durchschnittlich 1 cm hohen Zeichen und dies in einerbetraumlchtlichen Houmlhe an der Wand80 Die Schriftgroumlszlige der Wandtexte in Sukkot ist am ehestender des zuletzt genannten sbquoPlutarchlsquo-Textes vergleichbar Zwar waren die DAPT (im Vergleichmit Trimithis) fuumlr Leser wesentlich leichter zugaumlnglich von der gegenuumlber liegenden Bankkonnten aber ihre Buchstaben kaum mehr identifiziert werden Von daher wird man auch inTell Deir ʻAlla eher mit einer multifunktionalen Nutzung von Waumlnden und Baumlnken zu rechnenhaben Die Wandflaumlchen konnten Lehrern und Schuumllern dienen die Baumlnke den Studenten alsSitzbaumlnke fuumlr die Unterrichtsphasen von Vorsprechen Repetieren Memorieren etc81 wie auchfuumlr eigene Schreibuumlbungen oder Aumlhnliches mehr

Zwischen der Einrichtung und Nutzung der beiden Schulen liegen zwar mehr als1000 Jahre dennoch wird man nicht von einer rein zufaumllligen Entsprechung ausge-hen koumlnnen Entweder haben wir hier gluumlcklich erhaltene Belege fuumlr eine nachhal-tige kulturelle Kontinuitaumlt im ostmediterranen Raum oder es handelt sich um einein verschiedenen Kontexten sich aufdraumlngende funktionale Loumlsung fuumlr die gleichenkommunikativen Erfordernisse Beide Optionen liegen naumlher besehen freilich nichtweit auseinander nach beiden bietet der Fund in AmheidaTrimithis eine mehroder weniger direkte Bestaumltigung der Schulhypothese fuumlr Tell Deir ʻAlla

33 Traumlger und Zielsetzung der aramaumlischen Schule zu Sukkot(Tell Deir ʻAlla)

Es bleibt gleichwohl die Frage von wem fuumlr wen und wozu ein solcher Schulraumgerade in Sukkot eingerichtet wurde das nach Auskunft der Archaumlologen um 800v Chr ein kleines Dorf darstellte und das am Rande des damaligen aramaumlischen

78 DavoliCribiore 2010 77 bdquohellip tutte [scil 3 Schulraumlume] caratterizzate dalla presenza di panchein muratura utilizzate dagli studenti come sedilildquo79 Cribiore (Davoli) 2013 780 Cribiore (Davoli) 2013 7 bzw 9 mit Figs 9 + 10 auf S 10 Nach CribioreDavoli 2013 5 befandensich die Texte ca 28 m () uumlber dem Fuszligboden81 Vgl wieder die Charakterisierungen bdquoorientalischerldquo Schulen in der oben auf S 38 FN 72 ge-nannten Literatur

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 41

Herrschaftsbereichs lag Kultur und innere Geschichte des Koumlnigreichs Damaskusin dieser Zeit sind weitgehend unbekannt Deshalb koumlnnen wir nur von den Befun-den in Tell Deir ʻAlla (und einigen Nachrichten im Alten Testament bzw in derHasael-Inschrift von Tel Dan) ausgehen

Deutlich duumlrfte immerhin sein dass eine solche (Hoch-)Schule fuumlr professio-nelle aramaumlische Schreiber in dieser Region mit einer privaten Initiative bzw einemfamiliaumlren Kontext nicht zureichend zu erklaumlren waumlre Von daher wird man ihreEinrichtung und Unterhaltung letztlich auf die damaszenische Zentralgewalt zu-ruumlckfuumlhren muumlssen Der maicirctre-scribe (Lemaire) der die umfangreichen Texte ineiner eleganten Kursive auf die Wand uumlbertragen hat mag dafuumlr aus Damaskusabgestellt worden sein Politisch laumlsst sich an der Einrichtung jedenfalls ablesendass Hasael bzw Birhadad II von Damaskus sich nicht mit der militaumlrischen Erobe-rung des Ostjordanlandes begnuumlgte(n) sondern dort gewissermaszligen in eine eigeneInfrastruktur investierte(n) Konkret kommen dabei zwei Optionen infrage Mankoumlnnte an eine Ausbildung von eigenem damaszenischem Verwaltungspersonal(bdquoim houmlheren Dienstldquo) denken Dies ist moumlglich aber eher unwahrscheinlich weildafuumlr eine Schulung in Damaskus bzw im aramaumlischen Kernland naumlher gelegenhaumltte Als Alternative bleibt die Ausbildung von Angehoumlrigen der lokalen israeli-tisch-gileaditischen Elite im Sinne der aramaumlischen Herrschaft bzw deren Verwal-tung In diesem Falle gehoumlrte der Schulbetrieb in Sukkot zu dem Versuch einerAkkulturation der israelitischen Bevoumllkerung82 (was auf nachhaltige imperiale Zie-le in Damaskus hindeutete) Fuumlr eine solche Konstellation spricht auch die Lagedes Ortes tief in Gilead (von Damaskus her gesehen) zugleich aber ausgesprochenverkehrsguumlnstig Schlieszliglich mag der kleine doumlrfliche Charakter fuumlr die Unterneh-mung eher als Vorteil gegolten haben83

Wie auch immer es sich im Einzelnen verhalten haben mag werden doch zweiweitere Ruumlckschluumlsse nach Lage der Dinge nicht gewagt erscheinen a) Eine derar-tige Meisterklasse im eroberten Grenzgebiet ist nur vorstellbar wenn im Zentrumdas heiszligt im Umkreis des damaszenischen Hofes bzw Haupttempels entsprechen-de Strukturen bereits etabliert waren84 b) Die beiden hochliterarischen Texte wur-den nicht fuumlr Sukkot formuliert sondern duumlrften ihren primaumlren Ort in Damaskusselbst oder in einem anderen Verwaltungszentrum gehabt haben (eventuell ver-bunden mit einer Rezeption internationaler Traditionen) Diese Schriftkultur miteinem entsprechenden Schulbetrieb wird weit in das 9 Jahrhundert v Chr zuruumlck-gereicht haben eventuell auch daruumlber hinaus

82 Moumlglicherweise war auch in dieser Hinsicht der Ruumlckgriff auf den Bilʻam-Text durchaus ab-sichtsvoll83 Die Lage in der Naumlhe des Jordans das heiszligt nahe am Herrschaftsgebiet des Koumlnigsreichs Israelkoumlnnte gegenuumlber der lokalen Bevoumllkerung zusaumltzlich auch als politisches Signal hinsichtlich desaramaumlischen Herrschaftsanspruchs (mit) gedacht worden sein84 Mit zugegeben plakativer Uumlberzeichnung mag man Tell Deir ʻAlla geradezu als Beleg fuumlr einsbquostaatliches Hochschulwesenlsquo im Koumlnigreich Damaskus betrachten

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34 Konsequenzen fuumlr Schriftkultur und Schulwesenin den Koumlnigreichen Israel und Juda

Aufgrund der raumlumlichen und zeitlichen Nachbarschaft sowie der strukturellen Ver-gleichbarkeit suumldlevantinischer Territorialstaaten sind in Israel und Juda keine grund-legend anderen Verhaumlltnisse anzunehmen Allenfalls koumlnnte man fuumlr IsraelJuda mitBlick auf das fruumlhe davidisch-salomonische Koumlnigtum im 10 Jahrhundert v Chr unddessen (auf die nordisraelitischen Staumlmme beschraumlnkte) Vorgeschichte mit Koumlnig Saulim 11 Jahrhundert mit einem gewissen Entwicklungsvorsprung gegenuumlber Aram-Da-maskus zu rechnen haben85 Dafuumlr mag auch sprechen dass die Herausbildung einerspezifischen bdquoNationalschriftldquo aus der phoumlnizischen Standardschrift nach gegenwaumlr-tigem Kenntnisstand () zuerst im hebraumlischen Sprachraum einsetzte86

Gestuumltzt wird diese Einschaumltzung durch fruumlhe Textuumlberlieferungen die dia-chron den Grundstock des alttestamentlichen Kanons bilden Dazu gehoumlren nebeneinzelnen Texten aus dem 10 Jahrhundert v Chr87 insbesondere zentrale Uumlber-lieferungen seit dem Anfang des 9 Jahrhunderts darunter die in Jerusalem undSamaria getrennt aber mit einer synchronistisch verschraumlnkten Chronologie derjeweiligen Koumlnige gefuumlhrten Annalen die in Auszuumlgen das Grundgeruumlst der bib-lischen bdquoKoumlnigebuumlcherldquo bilden In die fruumlhe Koumlnigszeit verweisen aber auch Bei-spiele einer hochentwickelten althebraumlischen Erzaumlhlkunst in Uumlberlieferungen zuJakob Saul und David die ohne eine anspruchsvolle Schreiberschulung im Um-kreis der Houmlfe bzw der Haupttempel nicht denkbar waumlren Mehr noch die soge-nannte bdquoThronfolgegeschichte Davidsldquo in 2Sam 9ndash20 1Koumln 1ndash2 (um 900 v Chr)88neben der Josephgeschichte der Genesis die wohl subtilste Groszligerzaumlhlung der Bi-bel verbindet einen realistisch-skeptischen Blick auf die Ambivalenzen des Wol-lens und Handelns der Akteure mit einer ndash narrativ artikulierten ndash Reflexion desPotentials und der Grenzen menschlicher Weisheit Ihre pragmatischen Pointenzeigen daruumlber hinaus an dass das ganze Werk fuumlr den Kontext der Prinzen- undElite-Erziehung am Hof in Jerusalem ausgearbeitet wurde

Hinsichtlich ihres literarischen Profils wie auch ihrer grundlegenden Pragma-tik sind demnach zwischen den israelitischen Erzaumlhlwerken und den damaszeni-

85 Aufgrund der Quellenlage ist das Koumlnigtum von Damaskus fuumlr das 10 Jahrhundert v Chr bis-lang nicht so recht greifbar Innerhalb der David-Uumlberlieferungen sind (neben Aram-Zoba) in unter-schiedlicher Weise kleinere aramaumlische Koumlnigtuumlmer zwischen Israel und Damaskus (Tob GeschurMaʻacha Beth Rechob) praumlsent Die Notiz von 1Koumln 1123ndash25 im Zusammenhang mit Salomo scheintfuumlr dessen Zeit die Installation eines Koumlnigtums in Damaskus anzusetzen Zu damit verbundenenFragen vgl Pitard 1987 95ff 99ff Lipiński 2000 367ff86 So im Anschluss an J Naveh auch FinkelsteinSass 2013 (freilich nicht hinsichtlich der Rolledes Phoumlnizischen) Allerdings sollte auch diese verbreitete Annahme im Licht der DAPT (die ebdleider unberuumlcksichtigt bleiben) kritisch gepruumlft werden87 Vgl Carr 2005 163f Schon in das 11 Jahrhundert v Chr duumlrfte aufgrund seiner Sprache undPragmatik das epische Siegeslied der Debora in Ri 5 gehoumlren vgl vorlaumlufig Weippert 1990 454fKnauf 200588 Vgl Blum 2010

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 43

schen Kompositionen des (wahrscheinlich) fruumlhen 9 Jahrhunderts v Chr keine we-sentlichen Unterschiede auszumachen Sie haben hohe literarische Qualitaumltensind aber gleichwohl keine fiktionale Literatur im neuzeitlichen Sinne Die fuumlr un-sere belles lettres selbstverstaumlndliche Kategorie der Fiktionalitaumlt gab es vielmehrnoch gar nicht auch nicht avant la lettre wie man sie bereits in Aristotelesʼ Poetikhat89 Es handelt sich bei der genannten Literatur um sbquoMitteilungstextelsquo mit Wahr-heitsanspruch Gleichwohl koumlnnen sie durchaus absichtsvoll mit hochgradig poeti-schen Gestaltungsmitteln arbeiten Poetizitaumlt ist in diesen Kulturen aber noch nichtan Fiktionalitaumlt gebunden ndash ebenso wenig wie ihr Wirklichkeitsverstaumlndnis undihr Wahrheitsanspruch etwas mit historischem Denken zu tun haumltten90 Mit ihrerWirk- und Mitteilungsintention sind sie haumlufig auf konkrete pragmatische Rezepti-onskonstellationen bezogen wie alle sbquopoetischenlsquo Werke gehen sie darin aber nichtauf sondern bieten Anhaltspunkte fuumlr Rezeptionen welche die Primaumlrintentionender Autoren hinter sich lassen Sie moumlgen funktional als Unterrichtstexte imSchul-bdquoHochschulldquo-Kontext gebraucht worden sein doch auch in diesem Rahmenwaren sie zugleich mehr Angemessen waumlre wohl die Rede von bdquoBildungsliteraturldquo

Nachbemerkung Nimmt man solche Textzeugnisse der fruumlhkoumlniglichen Zeit mitdem Umstand zusammen dass die bislang einzige raumlumlich belegbare Schule (mithochkaraumltigem Unterrichtsmaterial) ausgerechnet in der aumluszligersten Provinz gefun-den wurde erscheint es durchaus fraglich ob der Schreiberunterricht und damitdie literarische Bildung in Aram bzw in IsraelJuda tatsaumlchlich auf die koumlniglichenZentren beschraumlnkt und so kleinraumlumig angelegt sein mussten wie man in dergegenwaumlrtigen Forschung vielfach glauben will91

89 Poetik [9] 1451b Zur bdquoEntdeckungldquo der Fiktionalitaumlt bei den Griechen siehe grundlegend Roumlsler1980 und 1983 des weiteren Finkelberg 1998 Fuumlr die schlechthin elementare Distinktion zwischensemantisch definierter Fiktivitaumlt und textpragmatisch zu definierender Fiktionalitaumlt vgl Gabriel1975 Assmann 1980 Keller 198090 Fuumlr entsprechende kulturvergleichende Profilierungen vgl Cancik 2005 und Blum 2005 65ndash86Vgl a a O 79 FN 55 auch fuumlr die Unterscheidung zwischen einer (transparenten) Fiktionalitaumlt bdquoers-ten Gradesldquo (in Maumlrchen Fabeln etc) wie sie auch in traditionalen Erzaumlhlkulturen gelaumlufig istund der Fiktionalitaumlt bdquozweiten Gradesldquo (in Roman Drama etc) fuumlr die sich die Imitation und Fiktio-nalisierung wirklichkeitsabbildender Darstellung als konstitutiv erweist91 Damit soll nicht einer verbreiteten Literalitaumlt in diesen Gesellschaften das Wort geredet werdenIm Gegenteil es geht darum zwischen der Verbreitung eines funktionellen Schriftgebrauchs imAlltag wie er sich in Ostraka etc spiegelt und der Ausbildung einer professionellen Schreiberkul-tur in verschiedenen Bereichen der bdquoEliteldquo zu unterscheiden Fuumlr Letztere ergeben die archaumlologi-schen Befunde aus den eingangs genannten Gruumlnden kein repraumlsentatives Bild eine Regel diedurch die Ausnahmen (Siloah-Inschr DAPT Kuntillet ʻAǧrūd) nur bestaumltigt wird Fuumlr eine umsich-tige Diskussion der Problematik vgl besonders Carr 2005 Part I chap 6 ndash Unter deutlich anderenVoraussetzungen ging im Uumlbrigen auch der Befund in der Oase Dakhla uumlber das hinaus was manhistorisch erwarten mochte wie die Schlussbemerkung von R Cribiore in CribioreDavola 2013 14zu erkennen gibt bdquoAll together the house in Amheida and the school adjacent to it are wondroustestimonies of how paideia was alive and well in Egypt and not only in the Nile Valleyldquo

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

44 Erhard Blum

4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

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Blum (2008c) Erhard Blum bdquosbquoVerstehst du dich nicht auf die Schreibkunst helliplsquo Ein weisheitlicherDialog uumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung Kombination II der Wandinschrift vom TellDeir lsquoAllaldquo in Michaela Bauks Kathrin Liess u Peter Riede (Hgg) Was ist der Menschdass du seiner gedenkst (Psalm 85) Festschrift fuumlr Bernd Janowski zum 65 GeburtstagNeukirchen-Vluyn 33ndash53

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52 Erhard Blum

Tropper (2001) Josef Tropper bdquoDialektvielfalt und Sprachwandel im fruumlhen AramaumlischenSoziolinguistische Uumlberlegungenldquo in Paulette M Michegravele Daviau John W Wevers u MichaelWeigl (Hgg) The World of the Arameans 3 Studies in Language and Literature in Honour ofPaul-Eugegravene Dion (Journal for the Study of the Old Testament Supplement Series 326)Sheffield 213ndash222

Weinfeld (198182) Moshe Weinfeld bdquoThe Balaam Oracle in the Deir lsquoAlla Inscriptionldquo (hebr)Shnaton 5ndash6 141ndash147

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Weippert (1976) Manfred Weippert bdquoŠaddajldquo in Theologisches Handwoumlrterbuch zum AltenTestament 2 MuumlnchenZuumlrich 873ndash880

Weippert (1989) Manfred Weippert bdquoDie sbquoKonfessionenlsquo Deuterojesajasldquo in Rainer AlbertzFriedemann W Golka u Juumlrgen Kegler (Hgg) Schoumlpfung und Befreiung Fuumlr ClausWestermann zum 80 Geburtstag Stuttgart 104ndash115

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Weippert (1991) Manfred Weippert bdquoThe Balaam Text from Deir lsquoAllā and the study of the OldTestamentldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛AllaRe-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989Leiden u a 151ndash184 (= bdquoDer sbquoBileamlsquo-Text von Tell Dēr lsquoAllā und das Alte Testamentldquo inManfred Weippert Jahwe und die anderen Goumltter [Forschungen zum Alten Testament 18]Tuumlbingen 1997 163ndash188)

Wenning u Zenger (1991) Robert Wenning u Erich Zenger bdquoHeiligtum ohne Stadt ndash Stadt ohneHeiligtum Anmerkungen zum archaumlologischen Befund des Tell Dēr ʻAllāldquo Zeitschrift fuumlrAlthebraistik 4 171ndash193

Witte (2011) Markus Witte bdquoVom El Schaddaj zum Pantokrator Ein Uumlberblick zur israelitisch-juumldischen Religionsgeschichteldquo Kleine Untersuchungen zur Sprache des Alten Testamentsund seiner Umwelt 1213 211ndash256

Wolters (1991) Al Wolters bdquoAspects of the Literary Structure of Combination Ildquo in Jacob Hoftijzeru Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings ofthe International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a 294ndash304

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Abb 2 Kombination B copy E Blum

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 33

9 12(b) 13(d) begegnen wobei die erste offenbar in Z 16(cd) wieder aufgenommenwird zum anderen in wiederholten Anreden in der 2 Person Singular (Z 9 10[a]11[b] 15[c] 16[c] 17) Grundlegende Bedeutung kommt dabei erwartungsgemaumlszligden als Rubrum geschriebenen Saumltzen in Z 17 zu Nach einer gegenuumlber der Editioprinceps maszliggeblich korrigierten Lesung49 werden hier einem textinternen Ge-spraumlchspartner ndash vermutlich einem Meisterschuumller ndash seine besonderen Kompeten-zen in der Schreibkunst und deren Unterricht50 sowie seine Aufgaben im oumlffentli-chen Leben vor Augen gehalten In Verbindung mit Aussagen wie in Z 9 oder 16(c)draumlngt sich von daher das Verstaumlndnis des Textes als eines Dialogs zwischen einemMeister und seinem Schuumller51 auf

Die Rubrum-Halbzeile bildet zugleich die Achse einer inhaltlichen Zweigliede-rung des Gesamttextes In den anschlieszligend noch lesbaren Fragmenten begegnenvorwiegend sozialethische Themen zumeist konkretisiert an negativen Verhaltens-weisen (Z 22ndash24) diese Thematik wird im zweiten Teil des Rubrums eingefuumlhrt(bdquoDir obliegt Rechtsprechung hellipldquo) Demgegenuumlber ist der vorausgehende ersteHauptteil ganz von der Sinnfrage angesichts der Vergaumlnglichkeit des Menschenbestimmt Vermutlich ist es der Lehrer der mit dieser Frage in Z 5(a) und 16(cd)konfrontiert wird Auch wenn die Gedankengaumlnge nur ansatzweise zu erkennensind scheint eine seiner Argumentationen auf die nachhaltige sorglose Ruhe derVerstorbenen auf ihren andauernden bdquoSchlafldquo zu zielen (Z 11f 14f) Demgegen-uumlber wird ein ganz anderer Impuls mit Z 17 gesetzt Die als Rubrum hervorgehobe-ne Reihe rhetorischer Fragen und Appelle lenkt den Blick des Fragenden von derWelt der Toten weg hin auf seine eigene Lebensgestaltung auf seine besonderenKompetenzen als Schriftkundiger und auf seine forensische Verantwortung in derGesellschaft Insofern fuumlhren auch die anschlieszligenden Konkretionen eines lebens-foumlrdernden bzw -schaumldlichen Handelns die lebensweisheitliche Grundthematiksachgemaumlszlig weiter Im Schlussteil scheint sodann ein geradezu enkomiastischerTon angeschlagen zu sein Die Metaphorik laumlsst vermuten dass hier das heilvolleWirken eines Lehrers gepriesen wird (Z 35f)52

Im Kontext des Alten Orients gehoumlrt unser Text in jeder Hinsicht zu der Litera-tur die gewoumlhnlich dem Bereich der bdquoWeisheitḥŏḵmāldquo zugeordnet wird Daraufverweisen die semantisch-pragmatischen Aspekte von Sinnreflexion ErziehungBildung Wirklichkeitserschlieszligung (bdquoRatgeberldquo) und ethische Orientierung ebensowie konstitutive Merkmale der Textsorte (dialogisch-diskursiv paraumlnetisch)

49 Dazu Blum 2008c 47f50 Der Bezug auf die Lehrtaumltigkeit laumlsst an einen fortgeschrittenen Schuumller denken einen Famuluswie er als sogenannter bdquogroszliger Bruderldquo in der altmesopotamischen Schule neben dem Meister be-gegnet51 Nicht ausgeschlossen werden kann auch ein Gespraumlch sbquoauf Augenhoumlhelsquo das heiszligt zwischenzwei Lehrern bzw zwei Meisterschuumllern (in letzterem Falle waumlre Z 9 wohl futurisch aufzufassen)52 Vgl dazu Dtn 322 (bezogen auf das lehrhafte Lied)

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Gleichwohl gibt es in den vielfaumlltigen und umfangreichen Korpora altorientali-scher aumlgyptischer und biblischer Weisheitstexte nicht viele spezifische Vergleichs-texte Immerhin kann man fuumlr die Fokussierung auf das Thema der Vergaumlnglichkeitauf die Keilschrifttafel mit den bdquoCounsels of a Pessimistldquo53 verweisen Noch interes-santer erscheint jedoch ein anderes keilschriftlich tradiertes Werk das als bdquoDerDialog zwischen Šūpē-amēli und seinem sbquoVaterlsquoldquo bzw bdquoThe Wisdom of Šūpecirc-amēlīldquooder nach seinem Anfang als bdquošimacirc milkaldquo (bdquoHoumlre den Ratldquo) bekannt gewordenist54 Es ist in zwei akkadischen Versionen aus Emar und Ugarit und einer hethiti-schen aus Boğazkoumly belegt (durchweg spaumltes 2 Jahrtausend v Chr) In dem groumlszlige-ren Teil der Schrift formuliert der VaterLehrer konventionelle Sentenzen und Un-terweisungen Dann repliziert der Sohn jedoch recht unvermittelt mit der Fragewas der Vater von all seinem Reichtum im Tod behalte und er schlieszligt mit einemBlick auf das Schattenreich der Toten V A Hurowitz interpretiert dies als eine fuumlrMesopotamien einzigartige Infragestellung der traditionellen Weisheitslehre bdquoItturns out then that death renders worthless all human accomplishment great asit may beldquo55 Parallelen dazu faumlnden sich erst in der skeptischen Weisheit des Ko-helet und in Psalm 49 Vergleicht man damit den Dialog von DAPT B so faumlllt aufdass hier das Vergaumlnglichkeitsthema auf der einen Seite in groszliger Breite den erstenHauptteil des Werks dominiert Soweit man erkennen kann wird aber auf der an-deren Seite diese Thematik nicht als Infragestellung der weisheitlichen Wirklich-keitsdeutung eingefuumlhrt sondern eher als eine Sinnfrage an der sich die Antwort-faumlhigkeit der Weisheit zu erweisen hat Auf deren Demonstration erscheint dennauch die Schrift als ganze angelegt

Unbeschadet der eminenten Schwierigkeiten bei der textlichen Rekonstruktionist jedenfalls festzuhalten dass sich in dem weisheitlichen Gespraumlch von DAPTB eine intellektuelle und politische Schreiberelite selbstbewusst spiegelt die sichoffenbar auch an schwierige Sinnfragen heranwagte Zugleich liegt auf der Handdass eine derart komplexe Diskursliteratur die Pflege einer anspruchsvollen Schrei-berausbildung und -bildung in Aram-Damaskus und dies uumlber mehrere Generatio-nen zur Voraussetzung hatte

53 Lambert 1960 107ndash109 vgl Blum 2008c 4954 Fuumlr eine erste Edition der Textzeugen siehe Dietrich 1991 33ndash68 (mit Uumlbersetzung und knapperKommentierung) und Dietrich 1993 53ndash62 sowie Kaumlmmerer 1998 Vergleichend-traditionsgeschicht-liche Untersuchungen im altorientalischen (und biblischen) Kontext sind Hurowitz 2007 und Salla-berger 2010 zu verdanken bei Letzterem mit korrigierten Lesungen und mit der Klaumlrung dass Šūpē-amēli der Name des Vaters ist Die umfassendste Neubearbeitung mit substanziellen Korrekturen(gestuumltzt auf rezente Fragmente aus Ugarit) sowie mit hilfreichen Erlaumluterungen hat schlieszliglichCohen 2013 81ndash128 vorgelegt55 Hurowitz 2007 43

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3 Funktion und institutioneller Rahmender Wandinschriften

31 Kultischer oder politisch-regaler KontextDie Existenz derart aufwendiger aramaumlischer Inschriften auf dem kleinen eisenzeit-lichen Tell Deir ʻAlla gibt nicht wenige Fragen auf Neben der Klaumlrung der Sprachebetreffen diese vor allem die Funktion und Bedeutung solcher Texte an diesem Ort

Vom Ausgraumlber H J Franken wurde die Anlage als bdquocult siteldquo bzw bdquosanctuaryldquobestimmt56 eine Annahme die in diversen Modifikationen die Forschung langedominierte57 Sie stuumltzte sich vor allem auf die Existenz eines spaumltbronzezeitlichenTempels (zerstoumlrt Anfang 12 Jahrhundert v Chr) und auf den religioumlsen Charakterdes Bilʻam-Textes Dabei hatte Franken schon 1976 eingeraumlumt bdquoThis interpretationis not warranted by archaeological evidence [hellip]ldquo58 Tatsaumlchlich zeigen weder archi-tektonische Strukturen noch die Ausstattung der Raumlume (Raum EE335 mit den In-schriften war voumlllig leer)59 noch die Inschriften ein Heiligtum oder eine sonstigeinstitutionell-religioumlse Funktion des Gebaumludes an60

Ebenso deutlich ausgeschlossen werden kann eine politische Abzweckung imSinne einer Selbstdarstellung bzw Repraumlsentation politischer Macht- und Gel-tungsanspruumlche insbesondere des Koumlnigs wie sie fuumlr die Inschriften auf Ortho-staten der nordsyrischen Koumlnige von Guzan Samrsquoal Hamat Karatepe oder der suumld-levantinischen Herrscher Hasael von Damaskus (am Stadttor von Tel Dan) bzw aufder Stele Mescharsquos Koumlnig von Moab vorauszusetzen ist oder auch im Sinne eineroumlffentlichen sbquoDokumentationlsquo zwischenstaatlicher Vertraumlge (Sfire-Stelen) KoumlnigPriester oder andere Wuumlrdentraumlger werden in den DAPT gelegentlich erwaumlhnt ste-hen jedoch thematisch an keiner Stelle im Fokus In dem fehlenden Bezug zumkoumlniglichen Herrschaftssystem sind noch die Siloah-Inschrift in Jerusalem und die

56 Franken 1976 8 und 1357 Vgl noch Franken 1991 mit der Behauptung bdquothat Deir ʻAlla is best explained as having been ndashprobably right through its long history ndash a sanctuary connected with tradeldquo (a a O 10) In demsel-ben Tagungsband formulieren dagegen Ibrahimvan der Kooij 1991 23 bdquoThe evidence from theroom of the plaster text does not indicate a cultic centre of the settlement but allows for the recon-struction of another kind of religious centre not yet archaeologically knownldquo Dazu auch van derKooij 1993 341 bdquoAlthough the plaster inscription and perhaps the stone suggest a religious con-text the building remains show no indications of cultic useldquo58 Franken 1976 1359 Vgl die eingehende Kritik bei WenningZenger 199160 Dies gilt auch fuumlr den Vorschlag von WenningZenger 1991 192f in dem Inschriftenraum bdquodassbquoVersammlungslokallsquo einer oumlrtlichen Prophetengemeinschaft zu sehenldquo nach Art der bdquoPropheten-gruppen die hinter 1Sam 1918ndash24 stehenldquo bzw entsprechend den bdquoProphetenjuumlngernldquo um ElischaDergleichen hatte zwar davor bereits A Lemaire vorgeschlagen (siehe die folgende FN) es ist je-doch schon aufgrund der beiden DAPT-Texte (nach Inhalt und Genre) auszuschlieszligen

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oben erwaumlhnte phoumlnizische Wandinschrift aus Kuntillet ʻAǧrūd vergleichbar DieFrage draumlngt sich auf ob die ausgepraumlgte Praumldominanz koumlniglicher Autoren in er-haltenen oumlffentlichen nordwestsemitischen Inschriften in gewissem Maszlige eine sbquoop-tischelsquo Taumluschung darstellen koumlnnte wiederum bedingt durch das vorrangig ver-wendete regale Medium (Stein)

32 sbquoSchulelsquo als institutioneller KontextIm Ruumlckblick kann es erstaunen dass die von Andreacute Lemaire recht fruumlh vorgetrage-ne Erklaumlrung des Raumes auf Tell Deir ʻAlla als bdquoeine Art sbquoSchulelsquoldquo61 kaum Gefolg-schaft gefunden hat62 Dabei deutet der Gesamtbefund geradezu zwingend in dieseRichtung insbesondere unter Einbeziehung der inzwischen weitergefuumlhrten bzwkorrigierten Textrekonstruktionena) Die Funktionalitaumlt des Raumes Die Texte waren nach der uumlberzeugenden Re-

konstruktion van der Kooijs (Abb 3)63 in einer Kolumne an der schmalen West-wand des Raums (30 times 43 m) angebracht die Kolumne begann auf einer Houmlhevon wenigstens 15 m und endete ca 50 cm uumlber dem Fuszligboden Links davonwar der Verputz zudem fuumlr eine weitere (nicht ausgefuumlhrte) Kolumne vorberei-tet wie aus der noch erkennbaren Weiterfuumlhrung des oberen roten Rahmensvon Kombination A nach links zu erkennen ist (s o S 25 Abb 1) sowie ausweiteren Putz-Fragmenten die nicht nur einen entsprechenden waagrechtenStrich in roter Tinte (daruumlber eine bdquoSphinxldquo-Zeichnung) aufweisen64 sondernauch zusammen mit dem Anfang von Kombination A aufgefunden wurden65

Vor der langen suumldlichen und der schmalen oumlstlichen Wand verlief nach denAusgraumlbern eine Bank66 Mit anderen Worten die Konstellation deutet darauf-hin dass die verputzte Wand als eine Art Tafel diente Sollten angeschriebeneTexte durch andere ersetzt werden war im Uumlbrigen mit Tuumlnche leicht tabularasa hergestellt

b) Der Charakter der Texte Signifikant sind die Vielfalt und die insgesamt weis-heitliche Praumlgung der Texte Hinsichtlich der Genres stehen eine Narration (AZeilen 1ndash7) eine auflistende Darstellung (A Zeilen 8ndash18) und ein diskursiverDialog (B) nebeneinander Inhaltlich muumlndet die Prophetenerzaumlhlung mit der

61 Lemaire 1991 54 wenn auch zunaumlchst mit dem Gedanken an bdquoune sorte drsquoeacutecole sbquoprophetiquelsquoldquounter Verweis auf 2Koumln 61f (Lemaire 1985 322)62 Eine Ausnahme bildet die Anknuumlpfung an Lemaire in dem grundlegenden Werk von Carr 2005161 Ansonsten mag die Uumlberlegung aufgrund der allzu groszligzuumlgigen Identifikation von Schulen inLemaire 1981 zuruumlckhaltend aufgenommen worden sein vgl die eingehende Kritik in Haran 198863 Van der Kooij 1991 241 Fig 164 Hoftijzervan der Kooij 1976 Plate 15 van der Kooij 1991 243 Fig 265 Van der Kooij 1991 240ndash24466 Fuumlr eine abweichende Deutung vgl WenningZenger 1991 190

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Abb 3 Raum EE335 in Tell Deir ʻAlla copy G van der Kooij

Schilderung des Goumltterrates in die Thematik des mundus inversus die hier auchim Einzelnen mit weisheitlichen Elementen ausgefuumlhrt ist67 Das (mutmaszligli-che) Lehrer-Schuumller-Gespraumlch wiederum formuliert klassisch weisheitliche Re-flexionen uumlber elementare Sinnfragen und eine gelingende LebensfuumlhrungWas diese verschiedenartigen Texte verbindet ist eine didaktisch-paraumlnetischeAusrichtung die zudem sogleich in der Uumlberschrift von Text A angezeigtwird68 Damit ist denn auch die (komplexe) Pragmatik angezeigt aus der he-raus die Zusammenstellung als ganze schluumlssig gedeutet werden kann

Dem inhaltlichen Profil der Texte korrespondiert formal ihre anspruchsvol-le sprachlich-stilistische Gestaltung Deren Komplexitaumlt zeigt daruumlber hinausdeutlich dass sie literarisch konzipiert wurden Ohne das Medium der Schriftwaumlre etwa die narrative Poetizitaumlt in Text A kaum moumlglich Diese literarischeGestaltung findet sodann eine Entsprechung in dem aufwendigen Layout (mit

67 Dazu gehoumlren die Demonstration naturkundlicher Kenntnisse (V 10ff) die Identifikation mitdem Weisen (V 16b) und mit der sozialen Elite (V 16ndash18) oder die Motive von Belehrung (mwsr)und Planen (ḥšb) in V 151968 S o S 29

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Rahmenbildung Rubra etc) das vermutlich aumlgyptisch inspirierte Design-Kon-ventionen literarischer Papyri abbildete Sollte sich die oben skizzierte Mutma-szligung69 zu dem rot-weiszligen Band im unteren Rahmen von Text A als Aufnahmeeiner Hieroglyphenform fuumlr die geschnuumlrte Papyrusrolle bestaumltigen boumlte dasLayout daruumlber hinaus eine klare ikonische Referenz auf Schreiberwesen undSchriftkultur

Schlieszliglich Das Niveau und der bdquoBildungscharakterldquo der Texte sowie derbei ihrer Wandanbringung getriebene Aufwand entheben uumlber jeden Zweifeldass hier nicht an eine elementare Schreibschule zu denken ist sondern viel-mehr an eine fortgeschrittene professionelle Schreiberausbildung (bdquoMeister-klasseldquo)

c) Die institutionelle Selbstreferenzialitaumlt von Text B Wie vor allem der weisheitli-che Dialog zu erkennen gibt ging diese Schreiberausbildung zugleich mit ei-nem sbquogehobenen Bildungsanspruchlsquo einher Dabei spiegelt bereits die Ge-spraumlchskonstellation der textinternen Figuren die Bildungsinstitution sbquoSchulelsquoDaruumlber hinaus kommt repraumlsentiert durch die Dialogpartner geradezu derStand professioneller Schreiber in den Blick ihre Stellung im Umkreis des Kouml-nigs (Z 9 bdquoBeraumlt sich denn nicht mir dir oder holt sich nicht [bei dir] einenRatschlag der Thronendeldquo) und ihre gesellschaftlichen Leitungsaufgaben beider Rechtsprechung und im gewandten (politischen) Auftreten (Z 17c [Ru-brum] bdquoDir obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redeldquo) Werden denStudenten der Schreiberschule damit verlockende Perspektiven ihres Wegesvor Augen gestellt so spricht der Anfang des zentralen Rubrumverses (Z 17ab)den einen Dialogpartner ausdruumlcklich auf seine Kompetenzen in der Schreib-kunst70 und im Unterricht71 an wobei letzterer insbesondere auch im Auswen-diglernen durch die Schuumller bestand72

DAPT B Z 17 a) Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunstb) (darauf) anzuleiten73 den der auswendig repetiert

69 S o S 2670 Die genaue Entsprechung des aramaumlischen Ausdrucks ydʻ spr zu dem in Jes 2911f belegtenalthebraumlischen Idiom wurde uumlberraschenderweise zumeist uumlbersehen71 An die Moumlglichkeit dass die Kombination mit dem Idealbild eines Lehrers abschloss (s o S 33)sei ebenfalls erinnert72 Vgl dazu die erhellende Erklaumlrung des Ausdrucks bdquoSchuumllerzungeldquo in Jes 514 durch Weippert1989 111f bdquoUm dies verstehen zu koumlnnen muszlig man die orientalische Unterrichtsmethode kennendie uns bereits aus der Spaumltantike bekannt ist die man aber auch heute noch in arabischen undorthodox-juumldischen Elementarschulen erleben kann Der Stoff wird vom Lehrer vor- vom Schuumllernachgesprochenldquo Umfassend zur Bedeutung des Memorierens im altorientalisch-antiken Schulwe-sen orientiert Carr 200573 Die Ableitung des Ausdrucks von der aramaumlischen Wurzel dbr (anders noch Blum 2008c z St)findet sich auch bei Lipiński 1994 155 (vgl auch ders 1998 508) allerdings verbunden mit eineransonsten deutlich anderen Lesung bdquoto call the scribe who leads away sbquoThe curse is on the tonguefor you a judgement and a chastisementlsquoldquo (a a O 143)

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 39

Koumlnnte ein Text sich in seiner Pragmatik deutlicher fuumlr eine fortgeschritteneSchreiberausbildung anbieten als Kombination B in Tell Deir ʻAlla

d) External evidence eine Griechischschule aus roumlmischer Zeit In Amheida demantiken Trimithis einer Stadt in der aumlgyptischen Oase Dakhla legten Grabun-gen der Columbia University New York in den Jahren 2004ndash2007 einen Gebaumlu-dekomplex frei in dem erstmals antike Schulraumlume archaumlologisch nachgewie-sen werden konnten74 Die Schule bestand in der ersten Haumllfte des 4 Jahrhun-derts n Chr und umfasste drei sbquoKlassenraumlumelsquo (19 times 95 m) Der bestkonser-vierte Raum (68 times 26 m)75 ist in einer Wandhoumlhe bis 220 m erhalten In derAntike waren die Waumlnde rundum weiszlig verputzt Vor einer der (langen) Waumlndestand eine gemauerte Bank Gegenuumlber an der Ostwand ist der Verputz uumlbermehrere Meter groszligenteils erhalten geblieben mit in roter Tinte geschriebenenSchultexten angeordnet in fuumlnf Kolumnen (zusammen 32 m breit maximal09 m hoch) Offenbar gab es in der abgelegenen Polis einen rhetorisch ge-schulten Lehrer der in der Lage war fuumlr seine fortgeschrittenen Schuumller Epi-gramme in elegischen Distichen zu schreiben und darin deren Schulsituationappellativ aufzunehmen76 In einem der zuletzt freigelegten Raumlume (R19) fan-den sich an der Westwand oberhalb der Bank zwei literarische Texte (ebenfallsin roter Tinte) Verse aus der Odyssee (IV 221ndash223) und ein Prosatext mutmaszlig-lich die Bearbeitung einer Erzaumlhlung die aus Plutarch bekannt ist

While the dipinto in room 15 seems to refer to the level of education taught by the rhetorliterary instruction went on in this room either at the hands of the same teacher or by someoneelse who taught at the level of the grammarian77

Alles in allem ist unuumlbersehbar mit der Nutzung verputzter Waumlnde als sbquoTafelnlsquo(und mit Wandbaumlnken) weisen die Schulraumlume in Trimithis exakt die gleiche ele-mentare Funktionalitaumlt auf wie der Raum in Tell Deir ʻAlla

74 Cribiore u a 2008 DavoliCribiore 2010 Den Hinweis auf die Amheida-Grabungen verdankeich Herrn Florian Lippke (TuumlbingenFribourg)75 Siehe Figs 7 und 9 in Cribiore u a 2008 174 17676 Siehe Color Fig 12 in Cribiore u a 2008 181 In der ersten Kolumne heiszligt es beispielsweise(nach Cribiore a a O 183)

αλλα θεὸς νεύσειεν επ ευχωλῆισιν εμεῖο [[hellip]] π[αντ]ας μουσάων έργα μελιχρὰ μαθεῖν συν πάση-σ Χαρίτεσσι και Ερμῆι Μαιάδος υἱεῖ ρητορικῆς σοφίης άκρον ἑλόντα[σ] ὅλον παῖδες εμοι θαρσεῖτε μέγας θεὸς ʽΰμμιν οπάσσει παντοίης αρετῆς καλὸν έχειν στέφανονhellip doch moumlge Gott meinen Gebeten geneigt sein dass ihr all die suumlszligen Werke der Musen erlerntindem ihr mit allen Grazien und mit Hermes dem Sohn d Maia den Gipfel der rhetorischenKunst ganz erobertMeine Knaben seid guten Mutes Der groszlige Gott wird euch gewaumlhren den schoumlnen Kranz man-nigfacher Tugend zu tragen

77 Cribiore (Davoli) 2013 7 (Hervorhebung im Original)

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Die Funktion der Baumlnke und des Verputzes in den bdquoSchulraumlumenldquo sind dabei nicht unbedingtnach dem Muster neuzeitlicher Schulen zu denken Waren die Ausgraumlberinnen in Trimithiszunaumlchst schlicht davon ausgegangen dass die bdquoBaumlnkeldquo von den Schuumllern als Sitzplaumltze ge-nutzt wurden78 so suggerieren inzwischen schon die Positionierungen der Inschriften ein viel-faumlltigeres Bild bdquoAs in room 15 the new rooms (R19 and 23) have a series of benches for stu-dents along the walls The students of R15 could sit on the benches to view the epigrams orstand on them to be able to write on the whitewashed wall behind those In the same waystudents in room 19 had to stand up on the benches there to write on the part of the wall thatwas plastered with white gypsum above a board painted in purpleldquo79 Dem korrespondierendie vielfaumlltigen Proportionen der Texte Waren die Uumlbungsepigramme in der Schriftgroumlszlige wohlso ausgelegt dass sie von den gegenuumlberliegenden Baumlnken aus lesbar blieben waren die lite-rarischen Textabschnitte wesentlich kleiner gehalten 14 times 3 cm mit einer Buchstabenhoumlhe von06 cm bzw erhaltene 64 times 16 cm mit durchschnittlich 1 cm hohen Zeichen und dies in einerbetraumlchtlichen Houmlhe an der Wand80 Die Schriftgroumlszlige der Wandtexte in Sukkot ist am ehestender des zuletzt genannten sbquoPlutarchlsquo-Textes vergleichbar Zwar waren die DAPT (im Vergleichmit Trimithis) fuumlr Leser wesentlich leichter zugaumlnglich von der gegenuumlber liegenden Bankkonnten aber ihre Buchstaben kaum mehr identifiziert werden Von daher wird man auch inTell Deir ʻAlla eher mit einer multifunktionalen Nutzung von Waumlnden und Baumlnken zu rechnenhaben Die Wandflaumlchen konnten Lehrern und Schuumllern dienen die Baumlnke den Studenten alsSitzbaumlnke fuumlr die Unterrichtsphasen von Vorsprechen Repetieren Memorieren etc81 wie auchfuumlr eigene Schreibuumlbungen oder Aumlhnliches mehr

Zwischen der Einrichtung und Nutzung der beiden Schulen liegen zwar mehr als1000 Jahre dennoch wird man nicht von einer rein zufaumllligen Entsprechung ausge-hen koumlnnen Entweder haben wir hier gluumlcklich erhaltene Belege fuumlr eine nachhal-tige kulturelle Kontinuitaumlt im ostmediterranen Raum oder es handelt sich um einein verschiedenen Kontexten sich aufdraumlngende funktionale Loumlsung fuumlr die gleichenkommunikativen Erfordernisse Beide Optionen liegen naumlher besehen freilich nichtweit auseinander nach beiden bietet der Fund in AmheidaTrimithis eine mehroder weniger direkte Bestaumltigung der Schulhypothese fuumlr Tell Deir ʻAlla

33 Traumlger und Zielsetzung der aramaumlischen Schule zu Sukkot(Tell Deir ʻAlla)

Es bleibt gleichwohl die Frage von wem fuumlr wen und wozu ein solcher Schulraumgerade in Sukkot eingerichtet wurde das nach Auskunft der Archaumlologen um 800v Chr ein kleines Dorf darstellte und das am Rande des damaligen aramaumlischen

78 DavoliCribiore 2010 77 bdquohellip tutte [scil 3 Schulraumlume] caratterizzate dalla presenza di panchein muratura utilizzate dagli studenti come sedilildquo79 Cribiore (Davoli) 2013 780 Cribiore (Davoli) 2013 7 bzw 9 mit Figs 9 + 10 auf S 10 Nach CribioreDavoli 2013 5 befandensich die Texte ca 28 m () uumlber dem Fuszligboden81 Vgl wieder die Charakterisierungen bdquoorientalischerldquo Schulen in der oben auf S 38 FN 72 ge-nannten Literatur

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 41

Herrschaftsbereichs lag Kultur und innere Geschichte des Koumlnigreichs Damaskusin dieser Zeit sind weitgehend unbekannt Deshalb koumlnnen wir nur von den Befun-den in Tell Deir ʻAlla (und einigen Nachrichten im Alten Testament bzw in derHasael-Inschrift von Tel Dan) ausgehen

Deutlich duumlrfte immerhin sein dass eine solche (Hoch-)Schule fuumlr professio-nelle aramaumlische Schreiber in dieser Region mit einer privaten Initiative bzw einemfamiliaumlren Kontext nicht zureichend zu erklaumlren waumlre Von daher wird man ihreEinrichtung und Unterhaltung letztlich auf die damaszenische Zentralgewalt zu-ruumlckfuumlhren muumlssen Der maicirctre-scribe (Lemaire) der die umfangreichen Texte ineiner eleganten Kursive auf die Wand uumlbertragen hat mag dafuumlr aus Damaskusabgestellt worden sein Politisch laumlsst sich an der Einrichtung jedenfalls ablesendass Hasael bzw Birhadad II von Damaskus sich nicht mit der militaumlrischen Erobe-rung des Ostjordanlandes begnuumlgte(n) sondern dort gewissermaszligen in eine eigeneInfrastruktur investierte(n) Konkret kommen dabei zwei Optionen infrage Mankoumlnnte an eine Ausbildung von eigenem damaszenischem Verwaltungspersonal(bdquoim houmlheren Dienstldquo) denken Dies ist moumlglich aber eher unwahrscheinlich weildafuumlr eine Schulung in Damaskus bzw im aramaumlischen Kernland naumlher gelegenhaumltte Als Alternative bleibt die Ausbildung von Angehoumlrigen der lokalen israeli-tisch-gileaditischen Elite im Sinne der aramaumlischen Herrschaft bzw deren Verwal-tung In diesem Falle gehoumlrte der Schulbetrieb in Sukkot zu dem Versuch einerAkkulturation der israelitischen Bevoumllkerung82 (was auf nachhaltige imperiale Zie-le in Damaskus hindeutete) Fuumlr eine solche Konstellation spricht auch die Lagedes Ortes tief in Gilead (von Damaskus her gesehen) zugleich aber ausgesprochenverkehrsguumlnstig Schlieszliglich mag der kleine doumlrfliche Charakter fuumlr die Unterneh-mung eher als Vorteil gegolten haben83

Wie auch immer es sich im Einzelnen verhalten haben mag werden doch zweiweitere Ruumlckschluumlsse nach Lage der Dinge nicht gewagt erscheinen a) Eine derar-tige Meisterklasse im eroberten Grenzgebiet ist nur vorstellbar wenn im Zentrumdas heiszligt im Umkreis des damaszenischen Hofes bzw Haupttempels entsprechen-de Strukturen bereits etabliert waren84 b) Die beiden hochliterarischen Texte wur-den nicht fuumlr Sukkot formuliert sondern duumlrften ihren primaumlren Ort in Damaskusselbst oder in einem anderen Verwaltungszentrum gehabt haben (eventuell ver-bunden mit einer Rezeption internationaler Traditionen) Diese Schriftkultur miteinem entsprechenden Schulbetrieb wird weit in das 9 Jahrhundert v Chr zuruumlck-gereicht haben eventuell auch daruumlber hinaus

82 Moumlglicherweise war auch in dieser Hinsicht der Ruumlckgriff auf den Bilʻam-Text durchaus ab-sichtsvoll83 Die Lage in der Naumlhe des Jordans das heiszligt nahe am Herrschaftsgebiet des Koumlnigsreichs Israelkoumlnnte gegenuumlber der lokalen Bevoumllkerung zusaumltzlich auch als politisches Signal hinsichtlich desaramaumlischen Herrschaftsanspruchs (mit) gedacht worden sein84 Mit zugegeben plakativer Uumlberzeichnung mag man Tell Deir ʻAlla geradezu als Beleg fuumlr einsbquostaatliches Hochschulwesenlsquo im Koumlnigreich Damaskus betrachten

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42 Erhard Blum

34 Konsequenzen fuumlr Schriftkultur und Schulwesenin den Koumlnigreichen Israel und Juda

Aufgrund der raumlumlichen und zeitlichen Nachbarschaft sowie der strukturellen Ver-gleichbarkeit suumldlevantinischer Territorialstaaten sind in Israel und Juda keine grund-legend anderen Verhaumlltnisse anzunehmen Allenfalls koumlnnte man fuumlr IsraelJuda mitBlick auf das fruumlhe davidisch-salomonische Koumlnigtum im 10 Jahrhundert v Chr unddessen (auf die nordisraelitischen Staumlmme beschraumlnkte) Vorgeschichte mit Koumlnig Saulim 11 Jahrhundert mit einem gewissen Entwicklungsvorsprung gegenuumlber Aram-Da-maskus zu rechnen haben85 Dafuumlr mag auch sprechen dass die Herausbildung einerspezifischen bdquoNationalschriftldquo aus der phoumlnizischen Standardschrift nach gegenwaumlr-tigem Kenntnisstand () zuerst im hebraumlischen Sprachraum einsetzte86

Gestuumltzt wird diese Einschaumltzung durch fruumlhe Textuumlberlieferungen die dia-chron den Grundstock des alttestamentlichen Kanons bilden Dazu gehoumlren nebeneinzelnen Texten aus dem 10 Jahrhundert v Chr87 insbesondere zentrale Uumlber-lieferungen seit dem Anfang des 9 Jahrhunderts darunter die in Jerusalem undSamaria getrennt aber mit einer synchronistisch verschraumlnkten Chronologie derjeweiligen Koumlnige gefuumlhrten Annalen die in Auszuumlgen das Grundgeruumlst der bib-lischen bdquoKoumlnigebuumlcherldquo bilden In die fruumlhe Koumlnigszeit verweisen aber auch Bei-spiele einer hochentwickelten althebraumlischen Erzaumlhlkunst in Uumlberlieferungen zuJakob Saul und David die ohne eine anspruchsvolle Schreiberschulung im Um-kreis der Houmlfe bzw der Haupttempel nicht denkbar waumlren Mehr noch die soge-nannte bdquoThronfolgegeschichte Davidsldquo in 2Sam 9ndash20 1Koumln 1ndash2 (um 900 v Chr)88neben der Josephgeschichte der Genesis die wohl subtilste Groszligerzaumlhlung der Bi-bel verbindet einen realistisch-skeptischen Blick auf die Ambivalenzen des Wol-lens und Handelns der Akteure mit einer ndash narrativ artikulierten ndash Reflexion desPotentials und der Grenzen menschlicher Weisheit Ihre pragmatischen Pointenzeigen daruumlber hinaus an dass das ganze Werk fuumlr den Kontext der Prinzen- undElite-Erziehung am Hof in Jerusalem ausgearbeitet wurde

Hinsichtlich ihres literarischen Profils wie auch ihrer grundlegenden Pragma-tik sind demnach zwischen den israelitischen Erzaumlhlwerken und den damaszeni-

85 Aufgrund der Quellenlage ist das Koumlnigtum von Damaskus fuumlr das 10 Jahrhundert v Chr bis-lang nicht so recht greifbar Innerhalb der David-Uumlberlieferungen sind (neben Aram-Zoba) in unter-schiedlicher Weise kleinere aramaumlische Koumlnigtuumlmer zwischen Israel und Damaskus (Tob GeschurMaʻacha Beth Rechob) praumlsent Die Notiz von 1Koumln 1123ndash25 im Zusammenhang mit Salomo scheintfuumlr dessen Zeit die Installation eines Koumlnigtums in Damaskus anzusetzen Zu damit verbundenenFragen vgl Pitard 1987 95ff 99ff Lipiński 2000 367ff86 So im Anschluss an J Naveh auch FinkelsteinSass 2013 (freilich nicht hinsichtlich der Rolledes Phoumlnizischen) Allerdings sollte auch diese verbreitete Annahme im Licht der DAPT (die ebdleider unberuumlcksichtigt bleiben) kritisch gepruumlft werden87 Vgl Carr 2005 163f Schon in das 11 Jahrhundert v Chr duumlrfte aufgrund seiner Sprache undPragmatik das epische Siegeslied der Debora in Ri 5 gehoumlren vgl vorlaumlufig Weippert 1990 454fKnauf 200588 Vgl Blum 2010

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 43

schen Kompositionen des (wahrscheinlich) fruumlhen 9 Jahrhunderts v Chr keine we-sentlichen Unterschiede auszumachen Sie haben hohe literarische Qualitaumltensind aber gleichwohl keine fiktionale Literatur im neuzeitlichen Sinne Die fuumlr un-sere belles lettres selbstverstaumlndliche Kategorie der Fiktionalitaumlt gab es vielmehrnoch gar nicht auch nicht avant la lettre wie man sie bereits in Aristotelesʼ Poetikhat89 Es handelt sich bei der genannten Literatur um sbquoMitteilungstextelsquo mit Wahr-heitsanspruch Gleichwohl koumlnnen sie durchaus absichtsvoll mit hochgradig poeti-schen Gestaltungsmitteln arbeiten Poetizitaumlt ist in diesen Kulturen aber noch nichtan Fiktionalitaumlt gebunden ndash ebenso wenig wie ihr Wirklichkeitsverstaumlndnis undihr Wahrheitsanspruch etwas mit historischem Denken zu tun haumltten90 Mit ihrerWirk- und Mitteilungsintention sind sie haumlufig auf konkrete pragmatische Rezepti-onskonstellationen bezogen wie alle sbquopoetischenlsquo Werke gehen sie darin aber nichtauf sondern bieten Anhaltspunkte fuumlr Rezeptionen welche die Primaumlrintentionender Autoren hinter sich lassen Sie moumlgen funktional als Unterrichtstexte imSchul-bdquoHochschulldquo-Kontext gebraucht worden sein doch auch in diesem Rahmenwaren sie zugleich mehr Angemessen waumlre wohl die Rede von bdquoBildungsliteraturldquo

Nachbemerkung Nimmt man solche Textzeugnisse der fruumlhkoumlniglichen Zeit mitdem Umstand zusammen dass die bislang einzige raumlumlich belegbare Schule (mithochkaraumltigem Unterrichtsmaterial) ausgerechnet in der aumluszligersten Provinz gefun-den wurde erscheint es durchaus fraglich ob der Schreiberunterricht und damitdie literarische Bildung in Aram bzw in IsraelJuda tatsaumlchlich auf die koumlniglichenZentren beschraumlnkt und so kleinraumlumig angelegt sein mussten wie man in dergegenwaumlrtigen Forschung vielfach glauben will91

89 Poetik [9] 1451b Zur bdquoEntdeckungldquo der Fiktionalitaumlt bei den Griechen siehe grundlegend Roumlsler1980 und 1983 des weiteren Finkelberg 1998 Fuumlr die schlechthin elementare Distinktion zwischensemantisch definierter Fiktivitaumlt und textpragmatisch zu definierender Fiktionalitaumlt vgl Gabriel1975 Assmann 1980 Keller 198090 Fuumlr entsprechende kulturvergleichende Profilierungen vgl Cancik 2005 und Blum 2005 65ndash86Vgl a a O 79 FN 55 auch fuumlr die Unterscheidung zwischen einer (transparenten) Fiktionalitaumlt bdquoers-ten Gradesldquo (in Maumlrchen Fabeln etc) wie sie auch in traditionalen Erzaumlhlkulturen gelaumlufig istund der Fiktionalitaumlt bdquozweiten Gradesldquo (in Roman Drama etc) fuumlr die sich die Imitation und Fiktio-nalisierung wirklichkeitsabbildender Darstellung als konstitutiv erweist91 Damit soll nicht einer verbreiteten Literalitaumlt in diesen Gesellschaften das Wort geredet werdenIm Gegenteil es geht darum zwischen der Verbreitung eines funktionellen Schriftgebrauchs imAlltag wie er sich in Ostraka etc spiegelt und der Ausbildung einer professionellen Schreiberkul-tur in verschiedenen Bereichen der bdquoEliteldquo zu unterscheiden Fuumlr Letztere ergeben die archaumlologi-schen Befunde aus den eingangs genannten Gruumlnden kein repraumlsentatives Bild eine Regel diedurch die Ausnahmen (Siloah-Inschr DAPT Kuntillet ʻAǧrūd) nur bestaumltigt wird Fuumlr eine umsich-tige Diskussion der Problematik vgl besonders Carr 2005 Part I chap 6 ndash Unter deutlich anderenVoraussetzungen ging im Uumlbrigen auch der Befund in der Oase Dakhla uumlber das hinaus was manhistorisch erwarten mochte wie die Schlussbemerkung von R Cribiore in CribioreDavola 2013 14zu erkennen gibt bdquoAll together the house in Amheida and the school adjacent to it are wondroustestimonies of how paideia was alive and well in Egypt and not only in the Nile Valleyldquo

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

44 Erhard Blum

4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

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Blum (2008c) Erhard Blum bdquosbquoVerstehst du dich nicht auf die Schreibkunst helliplsquo Ein weisheitlicherDialog uumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung Kombination II der Wandinschrift vom TellDeir lsquoAllaldquo in Michaela Bauks Kathrin Liess u Peter Riede (Hgg) Was ist der Menschdass du seiner gedenkst (Psalm 85) Festschrift fuumlr Bernd Janowski zum 65 GeburtstagNeukirchen-Vluyn 33ndash53

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 33

9 12(b) 13(d) begegnen wobei die erste offenbar in Z 16(cd) wieder aufgenommenwird zum anderen in wiederholten Anreden in der 2 Person Singular (Z 9 10[a]11[b] 15[c] 16[c] 17) Grundlegende Bedeutung kommt dabei erwartungsgemaumlszligden als Rubrum geschriebenen Saumltzen in Z 17 zu Nach einer gegenuumlber der Editioprinceps maszliggeblich korrigierten Lesung49 werden hier einem textinternen Ge-spraumlchspartner ndash vermutlich einem Meisterschuumller ndash seine besonderen Kompeten-zen in der Schreibkunst und deren Unterricht50 sowie seine Aufgaben im oumlffentli-chen Leben vor Augen gehalten In Verbindung mit Aussagen wie in Z 9 oder 16(c)draumlngt sich von daher das Verstaumlndnis des Textes als eines Dialogs zwischen einemMeister und seinem Schuumller51 auf

Die Rubrum-Halbzeile bildet zugleich die Achse einer inhaltlichen Zweigliede-rung des Gesamttextes In den anschlieszligend noch lesbaren Fragmenten begegnenvorwiegend sozialethische Themen zumeist konkretisiert an negativen Verhaltens-weisen (Z 22ndash24) diese Thematik wird im zweiten Teil des Rubrums eingefuumlhrt(bdquoDir obliegt Rechtsprechung hellipldquo) Demgegenuumlber ist der vorausgehende ersteHauptteil ganz von der Sinnfrage angesichts der Vergaumlnglichkeit des Menschenbestimmt Vermutlich ist es der Lehrer der mit dieser Frage in Z 5(a) und 16(cd)konfrontiert wird Auch wenn die Gedankengaumlnge nur ansatzweise zu erkennensind scheint eine seiner Argumentationen auf die nachhaltige sorglose Ruhe derVerstorbenen auf ihren andauernden bdquoSchlafldquo zu zielen (Z 11f 14f) Demgegen-uumlber wird ein ganz anderer Impuls mit Z 17 gesetzt Die als Rubrum hervorgehobe-ne Reihe rhetorischer Fragen und Appelle lenkt den Blick des Fragenden von derWelt der Toten weg hin auf seine eigene Lebensgestaltung auf seine besonderenKompetenzen als Schriftkundiger und auf seine forensische Verantwortung in derGesellschaft Insofern fuumlhren auch die anschlieszligenden Konkretionen eines lebens-foumlrdernden bzw -schaumldlichen Handelns die lebensweisheitliche Grundthematiksachgemaumlszlig weiter Im Schlussteil scheint sodann ein geradezu enkomiastischerTon angeschlagen zu sein Die Metaphorik laumlsst vermuten dass hier das heilvolleWirken eines Lehrers gepriesen wird (Z 35f)52

Im Kontext des Alten Orients gehoumlrt unser Text in jeder Hinsicht zu der Litera-tur die gewoumlhnlich dem Bereich der bdquoWeisheitḥŏḵmāldquo zugeordnet wird Daraufverweisen die semantisch-pragmatischen Aspekte von Sinnreflexion ErziehungBildung Wirklichkeitserschlieszligung (bdquoRatgeberldquo) und ethische Orientierung ebensowie konstitutive Merkmale der Textsorte (dialogisch-diskursiv paraumlnetisch)

49 Dazu Blum 2008c 47f50 Der Bezug auf die Lehrtaumltigkeit laumlsst an einen fortgeschrittenen Schuumller denken einen Famuluswie er als sogenannter bdquogroszliger Bruderldquo in der altmesopotamischen Schule neben dem Meister be-gegnet51 Nicht ausgeschlossen werden kann auch ein Gespraumlch sbquoauf Augenhoumlhelsquo das heiszligt zwischenzwei Lehrern bzw zwei Meisterschuumllern (in letzterem Falle waumlre Z 9 wohl futurisch aufzufassen)52 Vgl dazu Dtn 322 (bezogen auf das lehrhafte Lied)

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Gleichwohl gibt es in den vielfaumlltigen und umfangreichen Korpora altorientali-scher aumlgyptischer und biblischer Weisheitstexte nicht viele spezifische Vergleichs-texte Immerhin kann man fuumlr die Fokussierung auf das Thema der Vergaumlnglichkeitauf die Keilschrifttafel mit den bdquoCounsels of a Pessimistldquo53 verweisen Noch interes-santer erscheint jedoch ein anderes keilschriftlich tradiertes Werk das als bdquoDerDialog zwischen Šūpē-amēli und seinem sbquoVaterlsquoldquo bzw bdquoThe Wisdom of Šūpecirc-amēlīldquooder nach seinem Anfang als bdquošimacirc milkaldquo (bdquoHoumlre den Ratldquo) bekannt gewordenist54 Es ist in zwei akkadischen Versionen aus Emar und Ugarit und einer hethiti-schen aus Boğazkoumly belegt (durchweg spaumltes 2 Jahrtausend v Chr) In dem groumlszlige-ren Teil der Schrift formuliert der VaterLehrer konventionelle Sentenzen und Un-terweisungen Dann repliziert der Sohn jedoch recht unvermittelt mit der Fragewas der Vater von all seinem Reichtum im Tod behalte und er schlieszligt mit einemBlick auf das Schattenreich der Toten V A Hurowitz interpretiert dies als eine fuumlrMesopotamien einzigartige Infragestellung der traditionellen Weisheitslehre bdquoItturns out then that death renders worthless all human accomplishment great asit may beldquo55 Parallelen dazu faumlnden sich erst in der skeptischen Weisheit des Ko-helet und in Psalm 49 Vergleicht man damit den Dialog von DAPT B so faumlllt aufdass hier das Vergaumlnglichkeitsthema auf der einen Seite in groszliger Breite den erstenHauptteil des Werks dominiert Soweit man erkennen kann wird aber auf der an-deren Seite diese Thematik nicht als Infragestellung der weisheitlichen Wirklich-keitsdeutung eingefuumlhrt sondern eher als eine Sinnfrage an der sich die Antwort-faumlhigkeit der Weisheit zu erweisen hat Auf deren Demonstration erscheint dennauch die Schrift als ganze angelegt

Unbeschadet der eminenten Schwierigkeiten bei der textlichen Rekonstruktionist jedenfalls festzuhalten dass sich in dem weisheitlichen Gespraumlch von DAPTB eine intellektuelle und politische Schreiberelite selbstbewusst spiegelt die sichoffenbar auch an schwierige Sinnfragen heranwagte Zugleich liegt auf der Handdass eine derart komplexe Diskursliteratur die Pflege einer anspruchsvollen Schrei-berausbildung und -bildung in Aram-Damaskus und dies uumlber mehrere Generatio-nen zur Voraussetzung hatte

53 Lambert 1960 107ndash109 vgl Blum 2008c 4954 Fuumlr eine erste Edition der Textzeugen siehe Dietrich 1991 33ndash68 (mit Uumlbersetzung und knapperKommentierung) und Dietrich 1993 53ndash62 sowie Kaumlmmerer 1998 Vergleichend-traditionsgeschicht-liche Untersuchungen im altorientalischen (und biblischen) Kontext sind Hurowitz 2007 und Salla-berger 2010 zu verdanken bei Letzterem mit korrigierten Lesungen und mit der Klaumlrung dass Šūpē-amēli der Name des Vaters ist Die umfassendste Neubearbeitung mit substanziellen Korrekturen(gestuumltzt auf rezente Fragmente aus Ugarit) sowie mit hilfreichen Erlaumluterungen hat schlieszliglichCohen 2013 81ndash128 vorgelegt55 Hurowitz 2007 43

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 35

3 Funktion und institutioneller Rahmender Wandinschriften

31 Kultischer oder politisch-regaler KontextDie Existenz derart aufwendiger aramaumlischer Inschriften auf dem kleinen eisenzeit-lichen Tell Deir ʻAlla gibt nicht wenige Fragen auf Neben der Klaumlrung der Sprachebetreffen diese vor allem die Funktion und Bedeutung solcher Texte an diesem Ort

Vom Ausgraumlber H J Franken wurde die Anlage als bdquocult siteldquo bzw bdquosanctuaryldquobestimmt56 eine Annahme die in diversen Modifikationen die Forschung langedominierte57 Sie stuumltzte sich vor allem auf die Existenz eines spaumltbronzezeitlichenTempels (zerstoumlrt Anfang 12 Jahrhundert v Chr) und auf den religioumlsen Charakterdes Bilʻam-Textes Dabei hatte Franken schon 1976 eingeraumlumt bdquoThis interpretationis not warranted by archaeological evidence [hellip]ldquo58 Tatsaumlchlich zeigen weder archi-tektonische Strukturen noch die Ausstattung der Raumlume (Raum EE335 mit den In-schriften war voumlllig leer)59 noch die Inschriften ein Heiligtum oder eine sonstigeinstitutionell-religioumlse Funktion des Gebaumludes an60

Ebenso deutlich ausgeschlossen werden kann eine politische Abzweckung imSinne einer Selbstdarstellung bzw Repraumlsentation politischer Macht- und Gel-tungsanspruumlche insbesondere des Koumlnigs wie sie fuumlr die Inschriften auf Ortho-staten der nordsyrischen Koumlnige von Guzan Samrsquoal Hamat Karatepe oder der suumld-levantinischen Herrscher Hasael von Damaskus (am Stadttor von Tel Dan) bzw aufder Stele Mescharsquos Koumlnig von Moab vorauszusetzen ist oder auch im Sinne eineroumlffentlichen sbquoDokumentationlsquo zwischenstaatlicher Vertraumlge (Sfire-Stelen) KoumlnigPriester oder andere Wuumlrdentraumlger werden in den DAPT gelegentlich erwaumlhnt ste-hen jedoch thematisch an keiner Stelle im Fokus In dem fehlenden Bezug zumkoumlniglichen Herrschaftssystem sind noch die Siloah-Inschrift in Jerusalem und die

56 Franken 1976 8 und 1357 Vgl noch Franken 1991 mit der Behauptung bdquothat Deir ʻAlla is best explained as having been ndashprobably right through its long history ndash a sanctuary connected with tradeldquo (a a O 10) In demsel-ben Tagungsband formulieren dagegen Ibrahimvan der Kooij 1991 23 bdquoThe evidence from theroom of the plaster text does not indicate a cultic centre of the settlement but allows for the recon-struction of another kind of religious centre not yet archaeologically knownldquo Dazu auch van derKooij 1993 341 bdquoAlthough the plaster inscription and perhaps the stone suggest a religious con-text the building remains show no indications of cultic useldquo58 Franken 1976 1359 Vgl die eingehende Kritik bei WenningZenger 199160 Dies gilt auch fuumlr den Vorschlag von WenningZenger 1991 192f in dem Inschriftenraum bdquodassbquoVersammlungslokallsquo einer oumlrtlichen Prophetengemeinschaft zu sehenldquo nach Art der bdquoPropheten-gruppen die hinter 1Sam 1918ndash24 stehenldquo bzw entsprechend den bdquoProphetenjuumlngernldquo um ElischaDergleichen hatte zwar davor bereits A Lemaire vorgeschlagen (siehe die folgende FN) es ist je-doch schon aufgrund der beiden DAPT-Texte (nach Inhalt und Genre) auszuschlieszligen

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oben erwaumlhnte phoumlnizische Wandinschrift aus Kuntillet ʻAǧrūd vergleichbar DieFrage draumlngt sich auf ob die ausgepraumlgte Praumldominanz koumlniglicher Autoren in er-haltenen oumlffentlichen nordwestsemitischen Inschriften in gewissem Maszlige eine sbquoop-tischelsquo Taumluschung darstellen koumlnnte wiederum bedingt durch das vorrangig ver-wendete regale Medium (Stein)

32 sbquoSchulelsquo als institutioneller KontextIm Ruumlckblick kann es erstaunen dass die von Andreacute Lemaire recht fruumlh vorgetrage-ne Erklaumlrung des Raumes auf Tell Deir ʻAlla als bdquoeine Art sbquoSchulelsquoldquo61 kaum Gefolg-schaft gefunden hat62 Dabei deutet der Gesamtbefund geradezu zwingend in dieseRichtung insbesondere unter Einbeziehung der inzwischen weitergefuumlhrten bzwkorrigierten Textrekonstruktionena) Die Funktionalitaumlt des Raumes Die Texte waren nach der uumlberzeugenden Re-

konstruktion van der Kooijs (Abb 3)63 in einer Kolumne an der schmalen West-wand des Raums (30 times 43 m) angebracht die Kolumne begann auf einer Houmlhevon wenigstens 15 m und endete ca 50 cm uumlber dem Fuszligboden Links davonwar der Verputz zudem fuumlr eine weitere (nicht ausgefuumlhrte) Kolumne vorberei-tet wie aus der noch erkennbaren Weiterfuumlhrung des oberen roten Rahmensvon Kombination A nach links zu erkennen ist (s o S 25 Abb 1) sowie ausweiteren Putz-Fragmenten die nicht nur einen entsprechenden waagrechtenStrich in roter Tinte (daruumlber eine bdquoSphinxldquo-Zeichnung) aufweisen64 sondernauch zusammen mit dem Anfang von Kombination A aufgefunden wurden65

Vor der langen suumldlichen und der schmalen oumlstlichen Wand verlief nach denAusgraumlbern eine Bank66 Mit anderen Worten die Konstellation deutet darauf-hin dass die verputzte Wand als eine Art Tafel diente Sollten angeschriebeneTexte durch andere ersetzt werden war im Uumlbrigen mit Tuumlnche leicht tabularasa hergestellt

b) Der Charakter der Texte Signifikant sind die Vielfalt und die insgesamt weis-heitliche Praumlgung der Texte Hinsichtlich der Genres stehen eine Narration (AZeilen 1ndash7) eine auflistende Darstellung (A Zeilen 8ndash18) und ein diskursiverDialog (B) nebeneinander Inhaltlich muumlndet die Prophetenerzaumlhlung mit der

61 Lemaire 1991 54 wenn auch zunaumlchst mit dem Gedanken an bdquoune sorte drsquoeacutecole sbquoprophetiquelsquoldquounter Verweis auf 2Koumln 61f (Lemaire 1985 322)62 Eine Ausnahme bildet die Anknuumlpfung an Lemaire in dem grundlegenden Werk von Carr 2005161 Ansonsten mag die Uumlberlegung aufgrund der allzu groszligzuumlgigen Identifikation von Schulen inLemaire 1981 zuruumlckhaltend aufgenommen worden sein vgl die eingehende Kritik in Haran 198863 Van der Kooij 1991 241 Fig 164 Hoftijzervan der Kooij 1976 Plate 15 van der Kooij 1991 243 Fig 265 Van der Kooij 1991 240ndash24466 Fuumlr eine abweichende Deutung vgl WenningZenger 1991 190

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 37

Abb 3 Raum EE335 in Tell Deir ʻAlla copy G van der Kooij

Schilderung des Goumltterrates in die Thematik des mundus inversus die hier auchim Einzelnen mit weisheitlichen Elementen ausgefuumlhrt ist67 Das (mutmaszligli-che) Lehrer-Schuumller-Gespraumlch wiederum formuliert klassisch weisheitliche Re-flexionen uumlber elementare Sinnfragen und eine gelingende LebensfuumlhrungWas diese verschiedenartigen Texte verbindet ist eine didaktisch-paraumlnetischeAusrichtung die zudem sogleich in der Uumlberschrift von Text A angezeigtwird68 Damit ist denn auch die (komplexe) Pragmatik angezeigt aus der he-raus die Zusammenstellung als ganze schluumlssig gedeutet werden kann

Dem inhaltlichen Profil der Texte korrespondiert formal ihre anspruchsvol-le sprachlich-stilistische Gestaltung Deren Komplexitaumlt zeigt daruumlber hinausdeutlich dass sie literarisch konzipiert wurden Ohne das Medium der Schriftwaumlre etwa die narrative Poetizitaumlt in Text A kaum moumlglich Diese literarischeGestaltung findet sodann eine Entsprechung in dem aufwendigen Layout (mit

67 Dazu gehoumlren die Demonstration naturkundlicher Kenntnisse (V 10ff) die Identifikation mitdem Weisen (V 16b) und mit der sozialen Elite (V 16ndash18) oder die Motive von Belehrung (mwsr)und Planen (ḥšb) in V 151968 S o S 29

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Rahmenbildung Rubra etc) das vermutlich aumlgyptisch inspirierte Design-Kon-ventionen literarischer Papyri abbildete Sollte sich die oben skizzierte Mutma-szligung69 zu dem rot-weiszligen Band im unteren Rahmen von Text A als Aufnahmeeiner Hieroglyphenform fuumlr die geschnuumlrte Papyrusrolle bestaumltigen boumlte dasLayout daruumlber hinaus eine klare ikonische Referenz auf Schreiberwesen undSchriftkultur

Schlieszliglich Das Niveau und der bdquoBildungscharakterldquo der Texte sowie derbei ihrer Wandanbringung getriebene Aufwand entheben uumlber jeden Zweifeldass hier nicht an eine elementare Schreibschule zu denken ist sondern viel-mehr an eine fortgeschrittene professionelle Schreiberausbildung (bdquoMeister-klasseldquo)

c) Die institutionelle Selbstreferenzialitaumlt von Text B Wie vor allem der weisheitli-che Dialog zu erkennen gibt ging diese Schreiberausbildung zugleich mit ei-nem sbquogehobenen Bildungsanspruchlsquo einher Dabei spiegelt bereits die Ge-spraumlchskonstellation der textinternen Figuren die Bildungsinstitution sbquoSchulelsquoDaruumlber hinaus kommt repraumlsentiert durch die Dialogpartner geradezu derStand professioneller Schreiber in den Blick ihre Stellung im Umkreis des Kouml-nigs (Z 9 bdquoBeraumlt sich denn nicht mir dir oder holt sich nicht [bei dir] einenRatschlag der Thronendeldquo) und ihre gesellschaftlichen Leitungsaufgaben beider Rechtsprechung und im gewandten (politischen) Auftreten (Z 17c [Ru-brum] bdquoDir obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redeldquo) Werden denStudenten der Schreiberschule damit verlockende Perspektiven ihres Wegesvor Augen gestellt so spricht der Anfang des zentralen Rubrumverses (Z 17ab)den einen Dialogpartner ausdruumlcklich auf seine Kompetenzen in der Schreib-kunst70 und im Unterricht71 an wobei letzterer insbesondere auch im Auswen-diglernen durch die Schuumller bestand72

DAPT B Z 17 a) Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunstb) (darauf) anzuleiten73 den der auswendig repetiert

69 S o S 2670 Die genaue Entsprechung des aramaumlischen Ausdrucks ydʻ spr zu dem in Jes 2911f belegtenalthebraumlischen Idiom wurde uumlberraschenderweise zumeist uumlbersehen71 An die Moumlglichkeit dass die Kombination mit dem Idealbild eines Lehrers abschloss (s o S 33)sei ebenfalls erinnert72 Vgl dazu die erhellende Erklaumlrung des Ausdrucks bdquoSchuumllerzungeldquo in Jes 514 durch Weippert1989 111f bdquoUm dies verstehen zu koumlnnen muszlig man die orientalische Unterrichtsmethode kennendie uns bereits aus der Spaumltantike bekannt ist die man aber auch heute noch in arabischen undorthodox-juumldischen Elementarschulen erleben kann Der Stoff wird vom Lehrer vor- vom Schuumllernachgesprochenldquo Umfassend zur Bedeutung des Memorierens im altorientalisch-antiken Schulwe-sen orientiert Carr 200573 Die Ableitung des Ausdrucks von der aramaumlischen Wurzel dbr (anders noch Blum 2008c z St)findet sich auch bei Lipiński 1994 155 (vgl auch ders 1998 508) allerdings verbunden mit eineransonsten deutlich anderen Lesung bdquoto call the scribe who leads away sbquoThe curse is on the tonguefor you a judgement and a chastisementlsquoldquo (a a O 143)

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 39

Koumlnnte ein Text sich in seiner Pragmatik deutlicher fuumlr eine fortgeschritteneSchreiberausbildung anbieten als Kombination B in Tell Deir ʻAlla

d) External evidence eine Griechischschule aus roumlmischer Zeit In Amheida demantiken Trimithis einer Stadt in der aumlgyptischen Oase Dakhla legten Grabun-gen der Columbia University New York in den Jahren 2004ndash2007 einen Gebaumlu-dekomplex frei in dem erstmals antike Schulraumlume archaumlologisch nachgewie-sen werden konnten74 Die Schule bestand in der ersten Haumllfte des 4 Jahrhun-derts n Chr und umfasste drei sbquoKlassenraumlumelsquo (19 times 95 m) Der bestkonser-vierte Raum (68 times 26 m)75 ist in einer Wandhoumlhe bis 220 m erhalten In derAntike waren die Waumlnde rundum weiszlig verputzt Vor einer der (langen) Waumlndestand eine gemauerte Bank Gegenuumlber an der Ostwand ist der Verputz uumlbermehrere Meter groszligenteils erhalten geblieben mit in roter Tinte geschriebenenSchultexten angeordnet in fuumlnf Kolumnen (zusammen 32 m breit maximal09 m hoch) Offenbar gab es in der abgelegenen Polis einen rhetorisch ge-schulten Lehrer der in der Lage war fuumlr seine fortgeschrittenen Schuumller Epi-gramme in elegischen Distichen zu schreiben und darin deren Schulsituationappellativ aufzunehmen76 In einem der zuletzt freigelegten Raumlume (R19) fan-den sich an der Westwand oberhalb der Bank zwei literarische Texte (ebenfallsin roter Tinte) Verse aus der Odyssee (IV 221ndash223) und ein Prosatext mutmaszlig-lich die Bearbeitung einer Erzaumlhlung die aus Plutarch bekannt ist

While the dipinto in room 15 seems to refer to the level of education taught by the rhetorliterary instruction went on in this room either at the hands of the same teacher or by someoneelse who taught at the level of the grammarian77

Alles in allem ist unuumlbersehbar mit der Nutzung verputzter Waumlnde als sbquoTafelnlsquo(und mit Wandbaumlnken) weisen die Schulraumlume in Trimithis exakt die gleiche ele-mentare Funktionalitaumlt auf wie der Raum in Tell Deir ʻAlla

74 Cribiore u a 2008 DavoliCribiore 2010 Den Hinweis auf die Amheida-Grabungen verdankeich Herrn Florian Lippke (TuumlbingenFribourg)75 Siehe Figs 7 und 9 in Cribiore u a 2008 174 17676 Siehe Color Fig 12 in Cribiore u a 2008 181 In der ersten Kolumne heiszligt es beispielsweise(nach Cribiore a a O 183)

αλλα θεὸς νεύσειεν επ ευχωλῆισιν εμεῖο [[hellip]] π[αντ]ας μουσάων έργα μελιχρὰ μαθεῖν συν πάση-σ Χαρίτεσσι και Ερμῆι Μαιάδος υἱεῖ ρητορικῆς σοφίης άκρον ἑλόντα[σ] ὅλον παῖδες εμοι θαρσεῖτε μέγας θεὸς ʽΰμμιν οπάσσει παντοίης αρετῆς καλὸν έχειν στέφανονhellip doch moumlge Gott meinen Gebeten geneigt sein dass ihr all die suumlszligen Werke der Musen erlerntindem ihr mit allen Grazien und mit Hermes dem Sohn d Maia den Gipfel der rhetorischenKunst ganz erobertMeine Knaben seid guten Mutes Der groszlige Gott wird euch gewaumlhren den schoumlnen Kranz man-nigfacher Tugend zu tragen

77 Cribiore (Davoli) 2013 7 (Hervorhebung im Original)

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40 Erhard Blum

Die Funktion der Baumlnke und des Verputzes in den bdquoSchulraumlumenldquo sind dabei nicht unbedingtnach dem Muster neuzeitlicher Schulen zu denken Waren die Ausgraumlberinnen in Trimithiszunaumlchst schlicht davon ausgegangen dass die bdquoBaumlnkeldquo von den Schuumllern als Sitzplaumltze ge-nutzt wurden78 so suggerieren inzwischen schon die Positionierungen der Inschriften ein viel-faumlltigeres Bild bdquoAs in room 15 the new rooms (R19 and 23) have a series of benches for stu-dents along the walls The students of R15 could sit on the benches to view the epigrams orstand on them to be able to write on the whitewashed wall behind those In the same waystudents in room 19 had to stand up on the benches there to write on the part of the wall thatwas plastered with white gypsum above a board painted in purpleldquo79 Dem korrespondierendie vielfaumlltigen Proportionen der Texte Waren die Uumlbungsepigramme in der Schriftgroumlszlige wohlso ausgelegt dass sie von den gegenuumlberliegenden Baumlnken aus lesbar blieben waren die lite-rarischen Textabschnitte wesentlich kleiner gehalten 14 times 3 cm mit einer Buchstabenhoumlhe von06 cm bzw erhaltene 64 times 16 cm mit durchschnittlich 1 cm hohen Zeichen und dies in einerbetraumlchtlichen Houmlhe an der Wand80 Die Schriftgroumlszlige der Wandtexte in Sukkot ist am ehestender des zuletzt genannten sbquoPlutarchlsquo-Textes vergleichbar Zwar waren die DAPT (im Vergleichmit Trimithis) fuumlr Leser wesentlich leichter zugaumlnglich von der gegenuumlber liegenden Bankkonnten aber ihre Buchstaben kaum mehr identifiziert werden Von daher wird man auch inTell Deir ʻAlla eher mit einer multifunktionalen Nutzung von Waumlnden und Baumlnken zu rechnenhaben Die Wandflaumlchen konnten Lehrern und Schuumllern dienen die Baumlnke den Studenten alsSitzbaumlnke fuumlr die Unterrichtsphasen von Vorsprechen Repetieren Memorieren etc81 wie auchfuumlr eigene Schreibuumlbungen oder Aumlhnliches mehr

Zwischen der Einrichtung und Nutzung der beiden Schulen liegen zwar mehr als1000 Jahre dennoch wird man nicht von einer rein zufaumllligen Entsprechung ausge-hen koumlnnen Entweder haben wir hier gluumlcklich erhaltene Belege fuumlr eine nachhal-tige kulturelle Kontinuitaumlt im ostmediterranen Raum oder es handelt sich um einein verschiedenen Kontexten sich aufdraumlngende funktionale Loumlsung fuumlr die gleichenkommunikativen Erfordernisse Beide Optionen liegen naumlher besehen freilich nichtweit auseinander nach beiden bietet der Fund in AmheidaTrimithis eine mehroder weniger direkte Bestaumltigung der Schulhypothese fuumlr Tell Deir ʻAlla

33 Traumlger und Zielsetzung der aramaumlischen Schule zu Sukkot(Tell Deir ʻAlla)

Es bleibt gleichwohl die Frage von wem fuumlr wen und wozu ein solcher Schulraumgerade in Sukkot eingerichtet wurde das nach Auskunft der Archaumlologen um 800v Chr ein kleines Dorf darstellte und das am Rande des damaligen aramaumlischen

78 DavoliCribiore 2010 77 bdquohellip tutte [scil 3 Schulraumlume] caratterizzate dalla presenza di panchein muratura utilizzate dagli studenti come sedilildquo79 Cribiore (Davoli) 2013 780 Cribiore (Davoli) 2013 7 bzw 9 mit Figs 9 + 10 auf S 10 Nach CribioreDavoli 2013 5 befandensich die Texte ca 28 m () uumlber dem Fuszligboden81 Vgl wieder die Charakterisierungen bdquoorientalischerldquo Schulen in der oben auf S 38 FN 72 ge-nannten Literatur

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 41

Herrschaftsbereichs lag Kultur und innere Geschichte des Koumlnigreichs Damaskusin dieser Zeit sind weitgehend unbekannt Deshalb koumlnnen wir nur von den Befun-den in Tell Deir ʻAlla (und einigen Nachrichten im Alten Testament bzw in derHasael-Inschrift von Tel Dan) ausgehen

Deutlich duumlrfte immerhin sein dass eine solche (Hoch-)Schule fuumlr professio-nelle aramaumlische Schreiber in dieser Region mit einer privaten Initiative bzw einemfamiliaumlren Kontext nicht zureichend zu erklaumlren waumlre Von daher wird man ihreEinrichtung und Unterhaltung letztlich auf die damaszenische Zentralgewalt zu-ruumlckfuumlhren muumlssen Der maicirctre-scribe (Lemaire) der die umfangreichen Texte ineiner eleganten Kursive auf die Wand uumlbertragen hat mag dafuumlr aus Damaskusabgestellt worden sein Politisch laumlsst sich an der Einrichtung jedenfalls ablesendass Hasael bzw Birhadad II von Damaskus sich nicht mit der militaumlrischen Erobe-rung des Ostjordanlandes begnuumlgte(n) sondern dort gewissermaszligen in eine eigeneInfrastruktur investierte(n) Konkret kommen dabei zwei Optionen infrage Mankoumlnnte an eine Ausbildung von eigenem damaszenischem Verwaltungspersonal(bdquoim houmlheren Dienstldquo) denken Dies ist moumlglich aber eher unwahrscheinlich weildafuumlr eine Schulung in Damaskus bzw im aramaumlischen Kernland naumlher gelegenhaumltte Als Alternative bleibt die Ausbildung von Angehoumlrigen der lokalen israeli-tisch-gileaditischen Elite im Sinne der aramaumlischen Herrschaft bzw deren Verwal-tung In diesem Falle gehoumlrte der Schulbetrieb in Sukkot zu dem Versuch einerAkkulturation der israelitischen Bevoumllkerung82 (was auf nachhaltige imperiale Zie-le in Damaskus hindeutete) Fuumlr eine solche Konstellation spricht auch die Lagedes Ortes tief in Gilead (von Damaskus her gesehen) zugleich aber ausgesprochenverkehrsguumlnstig Schlieszliglich mag der kleine doumlrfliche Charakter fuumlr die Unterneh-mung eher als Vorteil gegolten haben83

Wie auch immer es sich im Einzelnen verhalten haben mag werden doch zweiweitere Ruumlckschluumlsse nach Lage der Dinge nicht gewagt erscheinen a) Eine derar-tige Meisterklasse im eroberten Grenzgebiet ist nur vorstellbar wenn im Zentrumdas heiszligt im Umkreis des damaszenischen Hofes bzw Haupttempels entsprechen-de Strukturen bereits etabliert waren84 b) Die beiden hochliterarischen Texte wur-den nicht fuumlr Sukkot formuliert sondern duumlrften ihren primaumlren Ort in Damaskusselbst oder in einem anderen Verwaltungszentrum gehabt haben (eventuell ver-bunden mit einer Rezeption internationaler Traditionen) Diese Schriftkultur miteinem entsprechenden Schulbetrieb wird weit in das 9 Jahrhundert v Chr zuruumlck-gereicht haben eventuell auch daruumlber hinaus

82 Moumlglicherweise war auch in dieser Hinsicht der Ruumlckgriff auf den Bilʻam-Text durchaus ab-sichtsvoll83 Die Lage in der Naumlhe des Jordans das heiszligt nahe am Herrschaftsgebiet des Koumlnigsreichs Israelkoumlnnte gegenuumlber der lokalen Bevoumllkerung zusaumltzlich auch als politisches Signal hinsichtlich desaramaumlischen Herrschaftsanspruchs (mit) gedacht worden sein84 Mit zugegeben plakativer Uumlberzeichnung mag man Tell Deir ʻAlla geradezu als Beleg fuumlr einsbquostaatliches Hochschulwesenlsquo im Koumlnigreich Damaskus betrachten

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42 Erhard Blum

34 Konsequenzen fuumlr Schriftkultur und Schulwesenin den Koumlnigreichen Israel und Juda

Aufgrund der raumlumlichen und zeitlichen Nachbarschaft sowie der strukturellen Ver-gleichbarkeit suumldlevantinischer Territorialstaaten sind in Israel und Juda keine grund-legend anderen Verhaumlltnisse anzunehmen Allenfalls koumlnnte man fuumlr IsraelJuda mitBlick auf das fruumlhe davidisch-salomonische Koumlnigtum im 10 Jahrhundert v Chr unddessen (auf die nordisraelitischen Staumlmme beschraumlnkte) Vorgeschichte mit Koumlnig Saulim 11 Jahrhundert mit einem gewissen Entwicklungsvorsprung gegenuumlber Aram-Da-maskus zu rechnen haben85 Dafuumlr mag auch sprechen dass die Herausbildung einerspezifischen bdquoNationalschriftldquo aus der phoumlnizischen Standardschrift nach gegenwaumlr-tigem Kenntnisstand () zuerst im hebraumlischen Sprachraum einsetzte86

Gestuumltzt wird diese Einschaumltzung durch fruumlhe Textuumlberlieferungen die dia-chron den Grundstock des alttestamentlichen Kanons bilden Dazu gehoumlren nebeneinzelnen Texten aus dem 10 Jahrhundert v Chr87 insbesondere zentrale Uumlber-lieferungen seit dem Anfang des 9 Jahrhunderts darunter die in Jerusalem undSamaria getrennt aber mit einer synchronistisch verschraumlnkten Chronologie derjeweiligen Koumlnige gefuumlhrten Annalen die in Auszuumlgen das Grundgeruumlst der bib-lischen bdquoKoumlnigebuumlcherldquo bilden In die fruumlhe Koumlnigszeit verweisen aber auch Bei-spiele einer hochentwickelten althebraumlischen Erzaumlhlkunst in Uumlberlieferungen zuJakob Saul und David die ohne eine anspruchsvolle Schreiberschulung im Um-kreis der Houmlfe bzw der Haupttempel nicht denkbar waumlren Mehr noch die soge-nannte bdquoThronfolgegeschichte Davidsldquo in 2Sam 9ndash20 1Koumln 1ndash2 (um 900 v Chr)88neben der Josephgeschichte der Genesis die wohl subtilste Groszligerzaumlhlung der Bi-bel verbindet einen realistisch-skeptischen Blick auf die Ambivalenzen des Wol-lens und Handelns der Akteure mit einer ndash narrativ artikulierten ndash Reflexion desPotentials und der Grenzen menschlicher Weisheit Ihre pragmatischen Pointenzeigen daruumlber hinaus an dass das ganze Werk fuumlr den Kontext der Prinzen- undElite-Erziehung am Hof in Jerusalem ausgearbeitet wurde

Hinsichtlich ihres literarischen Profils wie auch ihrer grundlegenden Pragma-tik sind demnach zwischen den israelitischen Erzaumlhlwerken und den damaszeni-

85 Aufgrund der Quellenlage ist das Koumlnigtum von Damaskus fuumlr das 10 Jahrhundert v Chr bis-lang nicht so recht greifbar Innerhalb der David-Uumlberlieferungen sind (neben Aram-Zoba) in unter-schiedlicher Weise kleinere aramaumlische Koumlnigtuumlmer zwischen Israel und Damaskus (Tob GeschurMaʻacha Beth Rechob) praumlsent Die Notiz von 1Koumln 1123ndash25 im Zusammenhang mit Salomo scheintfuumlr dessen Zeit die Installation eines Koumlnigtums in Damaskus anzusetzen Zu damit verbundenenFragen vgl Pitard 1987 95ff 99ff Lipiński 2000 367ff86 So im Anschluss an J Naveh auch FinkelsteinSass 2013 (freilich nicht hinsichtlich der Rolledes Phoumlnizischen) Allerdings sollte auch diese verbreitete Annahme im Licht der DAPT (die ebdleider unberuumlcksichtigt bleiben) kritisch gepruumlft werden87 Vgl Carr 2005 163f Schon in das 11 Jahrhundert v Chr duumlrfte aufgrund seiner Sprache undPragmatik das epische Siegeslied der Debora in Ri 5 gehoumlren vgl vorlaumlufig Weippert 1990 454fKnauf 200588 Vgl Blum 2010

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 43

schen Kompositionen des (wahrscheinlich) fruumlhen 9 Jahrhunderts v Chr keine we-sentlichen Unterschiede auszumachen Sie haben hohe literarische Qualitaumltensind aber gleichwohl keine fiktionale Literatur im neuzeitlichen Sinne Die fuumlr un-sere belles lettres selbstverstaumlndliche Kategorie der Fiktionalitaumlt gab es vielmehrnoch gar nicht auch nicht avant la lettre wie man sie bereits in Aristotelesʼ Poetikhat89 Es handelt sich bei der genannten Literatur um sbquoMitteilungstextelsquo mit Wahr-heitsanspruch Gleichwohl koumlnnen sie durchaus absichtsvoll mit hochgradig poeti-schen Gestaltungsmitteln arbeiten Poetizitaumlt ist in diesen Kulturen aber noch nichtan Fiktionalitaumlt gebunden ndash ebenso wenig wie ihr Wirklichkeitsverstaumlndnis undihr Wahrheitsanspruch etwas mit historischem Denken zu tun haumltten90 Mit ihrerWirk- und Mitteilungsintention sind sie haumlufig auf konkrete pragmatische Rezepti-onskonstellationen bezogen wie alle sbquopoetischenlsquo Werke gehen sie darin aber nichtauf sondern bieten Anhaltspunkte fuumlr Rezeptionen welche die Primaumlrintentionender Autoren hinter sich lassen Sie moumlgen funktional als Unterrichtstexte imSchul-bdquoHochschulldquo-Kontext gebraucht worden sein doch auch in diesem Rahmenwaren sie zugleich mehr Angemessen waumlre wohl die Rede von bdquoBildungsliteraturldquo

Nachbemerkung Nimmt man solche Textzeugnisse der fruumlhkoumlniglichen Zeit mitdem Umstand zusammen dass die bislang einzige raumlumlich belegbare Schule (mithochkaraumltigem Unterrichtsmaterial) ausgerechnet in der aumluszligersten Provinz gefun-den wurde erscheint es durchaus fraglich ob der Schreiberunterricht und damitdie literarische Bildung in Aram bzw in IsraelJuda tatsaumlchlich auf die koumlniglichenZentren beschraumlnkt und so kleinraumlumig angelegt sein mussten wie man in dergegenwaumlrtigen Forschung vielfach glauben will91

89 Poetik [9] 1451b Zur bdquoEntdeckungldquo der Fiktionalitaumlt bei den Griechen siehe grundlegend Roumlsler1980 und 1983 des weiteren Finkelberg 1998 Fuumlr die schlechthin elementare Distinktion zwischensemantisch definierter Fiktivitaumlt und textpragmatisch zu definierender Fiktionalitaumlt vgl Gabriel1975 Assmann 1980 Keller 198090 Fuumlr entsprechende kulturvergleichende Profilierungen vgl Cancik 2005 und Blum 2005 65ndash86Vgl a a O 79 FN 55 auch fuumlr die Unterscheidung zwischen einer (transparenten) Fiktionalitaumlt bdquoers-ten Gradesldquo (in Maumlrchen Fabeln etc) wie sie auch in traditionalen Erzaumlhlkulturen gelaumlufig istund der Fiktionalitaumlt bdquozweiten Gradesldquo (in Roman Drama etc) fuumlr die sich die Imitation und Fiktio-nalisierung wirklichkeitsabbildender Darstellung als konstitutiv erweist91 Damit soll nicht einer verbreiteten Literalitaumlt in diesen Gesellschaften das Wort geredet werdenIm Gegenteil es geht darum zwischen der Verbreitung eines funktionellen Schriftgebrauchs imAlltag wie er sich in Ostraka etc spiegelt und der Ausbildung einer professionellen Schreiberkul-tur in verschiedenen Bereichen der bdquoEliteldquo zu unterscheiden Fuumlr Letztere ergeben die archaumlologi-schen Befunde aus den eingangs genannten Gruumlnden kein repraumlsentatives Bild eine Regel diedurch die Ausnahmen (Siloah-Inschr DAPT Kuntillet ʻAǧrūd) nur bestaumltigt wird Fuumlr eine umsich-tige Diskussion der Problematik vgl besonders Carr 2005 Part I chap 6 ndash Unter deutlich anderenVoraussetzungen ging im Uumlbrigen auch der Befund in der Oase Dakhla uumlber das hinaus was manhistorisch erwarten mochte wie die Schlussbemerkung von R Cribiore in CribioreDavola 2013 14zu erkennen gibt bdquoAll together the house in Amheida and the school adjacent to it are wondroustestimonies of how paideia was alive and well in Egypt and not only in the Nile Valleyldquo

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

44 Erhard Blum

4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 51

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52 Erhard Blum

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Weippert (1989) Manfred Weippert bdquoDie sbquoKonfessionenlsquo Deuterojesajasldquo in Rainer AlbertzFriedemann W Golka u Juumlrgen Kegler (Hgg) Schoumlpfung und Befreiung Fuumlr ClausWestermann zum 80 Geburtstag Stuttgart 104ndash115

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34 Erhard Blum

Gleichwohl gibt es in den vielfaumlltigen und umfangreichen Korpora altorientali-scher aumlgyptischer und biblischer Weisheitstexte nicht viele spezifische Vergleichs-texte Immerhin kann man fuumlr die Fokussierung auf das Thema der Vergaumlnglichkeitauf die Keilschrifttafel mit den bdquoCounsels of a Pessimistldquo53 verweisen Noch interes-santer erscheint jedoch ein anderes keilschriftlich tradiertes Werk das als bdquoDerDialog zwischen Šūpē-amēli und seinem sbquoVaterlsquoldquo bzw bdquoThe Wisdom of Šūpecirc-amēlīldquooder nach seinem Anfang als bdquošimacirc milkaldquo (bdquoHoumlre den Ratldquo) bekannt gewordenist54 Es ist in zwei akkadischen Versionen aus Emar und Ugarit und einer hethiti-schen aus Boğazkoumly belegt (durchweg spaumltes 2 Jahrtausend v Chr) In dem groumlszlige-ren Teil der Schrift formuliert der VaterLehrer konventionelle Sentenzen und Un-terweisungen Dann repliziert der Sohn jedoch recht unvermittelt mit der Fragewas der Vater von all seinem Reichtum im Tod behalte und er schlieszligt mit einemBlick auf das Schattenreich der Toten V A Hurowitz interpretiert dies als eine fuumlrMesopotamien einzigartige Infragestellung der traditionellen Weisheitslehre bdquoItturns out then that death renders worthless all human accomplishment great asit may beldquo55 Parallelen dazu faumlnden sich erst in der skeptischen Weisheit des Ko-helet und in Psalm 49 Vergleicht man damit den Dialog von DAPT B so faumlllt aufdass hier das Vergaumlnglichkeitsthema auf der einen Seite in groszliger Breite den erstenHauptteil des Werks dominiert Soweit man erkennen kann wird aber auf der an-deren Seite diese Thematik nicht als Infragestellung der weisheitlichen Wirklich-keitsdeutung eingefuumlhrt sondern eher als eine Sinnfrage an der sich die Antwort-faumlhigkeit der Weisheit zu erweisen hat Auf deren Demonstration erscheint dennauch die Schrift als ganze angelegt

Unbeschadet der eminenten Schwierigkeiten bei der textlichen Rekonstruktionist jedenfalls festzuhalten dass sich in dem weisheitlichen Gespraumlch von DAPTB eine intellektuelle und politische Schreiberelite selbstbewusst spiegelt die sichoffenbar auch an schwierige Sinnfragen heranwagte Zugleich liegt auf der Handdass eine derart komplexe Diskursliteratur die Pflege einer anspruchsvollen Schrei-berausbildung und -bildung in Aram-Damaskus und dies uumlber mehrere Generatio-nen zur Voraussetzung hatte

53 Lambert 1960 107ndash109 vgl Blum 2008c 4954 Fuumlr eine erste Edition der Textzeugen siehe Dietrich 1991 33ndash68 (mit Uumlbersetzung und knapperKommentierung) und Dietrich 1993 53ndash62 sowie Kaumlmmerer 1998 Vergleichend-traditionsgeschicht-liche Untersuchungen im altorientalischen (und biblischen) Kontext sind Hurowitz 2007 und Salla-berger 2010 zu verdanken bei Letzterem mit korrigierten Lesungen und mit der Klaumlrung dass Šūpē-amēli der Name des Vaters ist Die umfassendste Neubearbeitung mit substanziellen Korrekturen(gestuumltzt auf rezente Fragmente aus Ugarit) sowie mit hilfreichen Erlaumluterungen hat schlieszliglichCohen 2013 81ndash128 vorgelegt55 Hurowitz 2007 43

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 35

3 Funktion und institutioneller Rahmender Wandinschriften

31 Kultischer oder politisch-regaler KontextDie Existenz derart aufwendiger aramaumlischer Inschriften auf dem kleinen eisenzeit-lichen Tell Deir ʻAlla gibt nicht wenige Fragen auf Neben der Klaumlrung der Sprachebetreffen diese vor allem die Funktion und Bedeutung solcher Texte an diesem Ort

Vom Ausgraumlber H J Franken wurde die Anlage als bdquocult siteldquo bzw bdquosanctuaryldquobestimmt56 eine Annahme die in diversen Modifikationen die Forschung langedominierte57 Sie stuumltzte sich vor allem auf die Existenz eines spaumltbronzezeitlichenTempels (zerstoumlrt Anfang 12 Jahrhundert v Chr) und auf den religioumlsen Charakterdes Bilʻam-Textes Dabei hatte Franken schon 1976 eingeraumlumt bdquoThis interpretationis not warranted by archaeological evidence [hellip]ldquo58 Tatsaumlchlich zeigen weder archi-tektonische Strukturen noch die Ausstattung der Raumlume (Raum EE335 mit den In-schriften war voumlllig leer)59 noch die Inschriften ein Heiligtum oder eine sonstigeinstitutionell-religioumlse Funktion des Gebaumludes an60

Ebenso deutlich ausgeschlossen werden kann eine politische Abzweckung imSinne einer Selbstdarstellung bzw Repraumlsentation politischer Macht- und Gel-tungsanspruumlche insbesondere des Koumlnigs wie sie fuumlr die Inschriften auf Ortho-staten der nordsyrischen Koumlnige von Guzan Samrsquoal Hamat Karatepe oder der suumld-levantinischen Herrscher Hasael von Damaskus (am Stadttor von Tel Dan) bzw aufder Stele Mescharsquos Koumlnig von Moab vorauszusetzen ist oder auch im Sinne eineroumlffentlichen sbquoDokumentationlsquo zwischenstaatlicher Vertraumlge (Sfire-Stelen) KoumlnigPriester oder andere Wuumlrdentraumlger werden in den DAPT gelegentlich erwaumlhnt ste-hen jedoch thematisch an keiner Stelle im Fokus In dem fehlenden Bezug zumkoumlniglichen Herrschaftssystem sind noch die Siloah-Inschrift in Jerusalem und die

56 Franken 1976 8 und 1357 Vgl noch Franken 1991 mit der Behauptung bdquothat Deir ʻAlla is best explained as having been ndashprobably right through its long history ndash a sanctuary connected with tradeldquo (a a O 10) In demsel-ben Tagungsband formulieren dagegen Ibrahimvan der Kooij 1991 23 bdquoThe evidence from theroom of the plaster text does not indicate a cultic centre of the settlement but allows for the recon-struction of another kind of religious centre not yet archaeologically knownldquo Dazu auch van derKooij 1993 341 bdquoAlthough the plaster inscription and perhaps the stone suggest a religious con-text the building remains show no indications of cultic useldquo58 Franken 1976 1359 Vgl die eingehende Kritik bei WenningZenger 199160 Dies gilt auch fuumlr den Vorschlag von WenningZenger 1991 192f in dem Inschriftenraum bdquodassbquoVersammlungslokallsquo einer oumlrtlichen Prophetengemeinschaft zu sehenldquo nach Art der bdquoPropheten-gruppen die hinter 1Sam 1918ndash24 stehenldquo bzw entsprechend den bdquoProphetenjuumlngernldquo um ElischaDergleichen hatte zwar davor bereits A Lemaire vorgeschlagen (siehe die folgende FN) es ist je-doch schon aufgrund der beiden DAPT-Texte (nach Inhalt und Genre) auszuschlieszligen

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36 Erhard Blum

oben erwaumlhnte phoumlnizische Wandinschrift aus Kuntillet ʻAǧrūd vergleichbar DieFrage draumlngt sich auf ob die ausgepraumlgte Praumldominanz koumlniglicher Autoren in er-haltenen oumlffentlichen nordwestsemitischen Inschriften in gewissem Maszlige eine sbquoop-tischelsquo Taumluschung darstellen koumlnnte wiederum bedingt durch das vorrangig ver-wendete regale Medium (Stein)

32 sbquoSchulelsquo als institutioneller KontextIm Ruumlckblick kann es erstaunen dass die von Andreacute Lemaire recht fruumlh vorgetrage-ne Erklaumlrung des Raumes auf Tell Deir ʻAlla als bdquoeine Art sbquoSchulelsquoldquo61 kaum Gefolg-schaft gefunden hat62 Dabei deutet der Gesamtbefund geradezu zwingend in dieseRichtung insbesondere unter Einbeziehung der inzwischen weitergefuumlhrten bzwkorrigierten Textrekonstruktionena) Die Funktionalitaumlt des Raumes Die Texte waren nach der uumlberzeugenden Re-

konstruktion van der Kooijs (Abb 3)63 in einer Kolumne an der schmalen West-wand des Raums (30 times 43 m) angebracht die Kolumne begann auf einer Houmlhevon wenigstens 15 m und endete ca 50 cm uumlber dem Fuszligboden Links davonwar der Verputz zudem fuumlr eine weitere (nicht ausgefuumlhrte) Kolumne vorberei-tet wie aus der noch erkennbaren Weiterfuumlhrung des oberen roten Rahmensvon Kombination A nach links zu erkennen ist (s o S 25 Abb 1) sowie ausweiteren Putz-Fragmenten die nicht nur einen entsprechenden waagrechtenStrich in roter Tinte (daruumlber eine bdquoSphinxldquo-Zeichnung) aufweisen64 sondernauch zusammen mit dem Anfang von Kombination A aufgefunden wurden65

Vor der langen suumldlichen und der schmalen oumlstlichen Wand verlief nach denAusgraumlbern eine Bank66 Mit anderen Worten die Konstellation deutet darauf-hin dass die verputzte Wand als eine Art Tafel diente Sollten angeschriebeneTexte durch andere ersetzt werden war im Uumlbrigen mit Tuumlnche leicht tabularasa hergestellt

b) Der Charakter der Texte Signifikant sind die Vielfalt und die insgesamt weis-heitliche Praumlgung der Texte Hinsichtlich der Genres stehen eine Narration (AZeilen 1ndash7) eine auflistende Darstellung (A Zeilen 8ndash18) und ein diskursiverDialog (B) nebeneinander Inhaltlich muumlndet die Prophetenerzaumlhlung mit der

61 Lemaire 1991 54 wenn auch zunaumlchst mit dem Gedanken an bdquoune sorte drsquoeacutecole sbquoprophetiquelsquoldquounter Verweis auf 2Koumln 61f (Lemaire 1985 322)62 Eine Ausnahme bildet die Anknuumlpfung an Lemaire in dem grundlegenden Werk von Carr 2005161 Ansonsten mag die Uumlberlegung aufgrund der allzu groszligzuumlgigen Identifikation von Schulen inLemaire 1981 zuruumlckhaltend aufgenommen worden sein vgl die eingehende Kritik in Haran 198863 Van der Kooij 1991 241 Fig 164 Hoftijzervan der Kooij 1976 Plate 15 van der Kooij 1991 243 Fig 265 Van der Kooij 1991 240ndash24466 Fuumlr eine abweichende Deutung vgl WenningZenger 1991 190

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 37

Abb 3 Raum EE335 in Tell Deir ʻAlla copy G van der Kooij

Schilderung des Goumltterrates in die Thematik des mundus inversus die hier auchim Einzelnen mit weisheitlichen Elementen ausgefuumlhrt ist67 Das (mutmaszligli-che) Lehrer-Schuumller-Gespraumlch wiederum formuliert klassisch weisheitliche Re-flexionen uumlber elementare Sinnfragen und eine gelingende LebensfuumlhrungWas diese verschiedenartigen Texte verbindet ist eine didaktisch-paraumlnetischeAusrichtung die zudem sogleich in der Uumlberschrift von Text A angezeigtwird68 Damit ist denn auch die (komplexe) Pragmatik angezeigt aus der he-raus die Zusammenstellung als ganze schluumlssig gedeutet werden kann

Dem inhaltlichen Profil der Texte korrespondiert formal ihre anspruchsvol-le sprachlich-stilistische Gestaltung Deren Komplexitaumlt zeigt daruumlber hinausdeutlich dass sie literarisch konzipiert wurden Ohne das Medium der Schriftwaumlre etwa die narrative Poetizitaumlt in Text A kaum moumlglich Diese literarischeGestaltung findet sodann eine Entsprechung in dem aufwendigen Layout (mit

67 Dazu gehoumlren die Demonstration naturkundlicher Kenntnisse (V 10ff) die Identifikation mitdem Weisen (V 16b) und mit der sozialen Elite (V 16ndash18) oder die Motive von Belehrung (mwsr)und Planen (ḥšb) in V 151968 S o S 29

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38 Erhard Blum

Rahmenbildung Rubra etc) das vermutlich aumlgyptisch inspirierte Design-Kon-ventionen literarischer Papyri abbildete Sollte sich die oben skizzierte Mutma-szligung69 zu dem rot-weiszligen Band im unteren Rahmen von Text A als Aufnahmeeiner Hieroglyphenform fuumlr die geschnuumlrte Papyrusrolle bestaumltigen boumlte dasLayout daruumlber hinaus eine klare ikonische Referenz auf Schreiberwesen undSchriftkultur

Schlieszliglich Das Niveau und der bdquoBildungscharakterldquo der Texte sowie derbei ihrer Wandanbringung getriebene Aufwand entheben uumlber jeden Zweifeldass hier nicht an eine elementare Schreibschule zu denken ist sondern viel-mehr an eine fortgeschrittene professionelle Schreiberausbildung (bdquoMeister-klasseldquo)

c) Die institutionelle Selbstreferenzialitaumlt von Text B Wie vor allem der weisheitli-che Dialog zu erkennen gibt ging diese Schreiberausbildung zugleich mit ei-nem sbquogehobenen Bildungsanspruchlsquo einher Dabei spiegelt bereits die Ge-spraumlchskonstellation der textinternen Figuren die Bildungsinstitution sbquoSchulelsquoDaruumlber hinaus kommt repraumlsentiert durch die Dialogpartner geradezu derStand professioneller Schreiber in den Blick ihre Stellung im Umkreis des Kouml-nigs (Z 9 bdquoBeraumlt sich denn nicht mir dir oder holt sich nicht [bei dir] einenRatschlag der Thronendeldquo) und ihre gesellschaftlichen Leitungsaufgaben beider Rechtsprechung und im gewandten (politischen) Auftreten (Z 17c [Ru-brum] bdquoDir obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redeldquo) Werden denStudenten der Schreiberschule damit verlockende Perspektiven ihres Wegesvor Augen gestellt so spricht der Anfang des zentralen Rubrumverses (Z 17ab)den einen Dialogpartner ausdruumlcklich auf seine Kompetenzen in der Schreib-kunst70 und im Unterricht71 an wobei letzterer insbesondere auch im Auswen-diglernen durch die Schuumller bestand72

DAPT B Z 17 a) Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunstb) (darauf) anzuleiten73 den der auswendig repetiert

69 S o S 2670 Die genaue Entsprechung des aramaumlischen Ausdrucks ydʻ spr zu dem in Jes 2911f belegtenalthebraumlischen Idiom wurde uumlberraschenderweise zumeist uumlbersehen71 An die Moumlglichkeit dass die Kombination mit dem Idealbild eines Lehrers abschloss (s o S 33)sei ebenfalls erinnert72 Vgl dazu die erhellende Erklaumlrung des Ausdrucks bdquoSchuumllerzungeldquo in Jes 514 durch Weippert1989 111f bdquoUm dies verstehen zu koumlnnen muszlig man die orientalische Unterrichtsmethode kennendie uns bereits aus der Spaumltantike bekannt ist die man aber auch heute noch in arabischen undorthodox-juumldischen Elementarschulen erleben kann Der Stoff wird vom Lehrer vor- vom Schuumllernachgesprochenldquo Umfassend zur Bedeutung des Memorierens im altorientalisch-antiken Schulwe-sen orientiert Carr 200573 Die Ableitung des Ausdrucks von der aramaumlischen Wurzel dbr (anders noch Blum 2008c z St)findet sich auch bei Lipiński 1994 155 (vgl auch ders 1998 508) allerdings verbunden mit eineransonsten deutlich anderen Lesung bdquoto call the scribe who leads away sbquoThe curse is on the tonguefor you a judgement and a chastisementlsquoldquo (a a O 143)

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Koumlnnte ein Text sich in seiner Pragmatik deutlicher fuumlr eine fortgeschritteneSchreiberausbildung anbieten als Kombination B in Tell Deir ʻAlla

d) External evidence eine Griechischschule aus roumlmischer Zeit In Amheida demantiken Trimithis einer Stadt in der aumlgyptischen Oase Dakhla legten Grabun-gen der Columbia University New York in den Jahren 2004ndash2007 einen Gebaumlu-dekomplex frei in dem erstmals antike Schulraumlume archaumlologisch nachgewie-sen werden konnten74 Die Schule bestand in der ersten Haumllfte des 4 Jahrhun-derts n Chr und umfasste drei sbquoKlassenraumlumelsquo (19 times 95 m) Der bestkonser-vierte Raum (68 times 26 m)75 ist in einer Wandhoumlhe bis 220 m erhalten In derAntike waren die Waumlnde rundum weiszlig verputzt Vor einer der (langen) Waumlndestand eine gemauerte Bank Gegenuumlber an der Ostwand ist der Verputz uumlbermehrere Meter groszligenteils erhalten geblieben mit in roter Tinte geschriebenenSchultexten angeordnet in fuumlnf Kolumnen (zusammen 32 m breit maximal09 m hoch) Offenbar gab es in der abgelegenen Polis einen rhetorisch ge-schulten Lehrer der in der Lage war fuumlr seine fortgeschrittenen Schuumller Epi-gramme in elegischen Distichen zu schreiben und darin deren Schulsituationappellativ aufzunehmen76 In einem der zuletzt freigelegten Raumlume (R19) fan-den sich an der Westwand oberhalb der Bank zwei literarische Texte (ebenfallsin roter Tinte) Verse aus der Odyssee (IV 221ndash223) und ein Prosatext mutmaszlig-lich die Bearbeitung einer Erzaumlhlung die aus Plutarch bekannt ist

While the dipinto in room 15 seems to refer to the level of education taught by the rhetorliterary instruction went on in this room either at the hands of the same teacher or by someoneelse who taught at the level of the grammarian77

Alles in allem ist unuumlbersehbar mit der Nutzung verputzter Waumlnde als sbquoTafelnlsquo(und mit Wandbaumlnken) weisen die Schulraumlume in Trimithis exakt die gleiche ele-mentare Funktionalitaumlt auf wie der Raum in Tell Deir ʻAlla

74 Cribiore u a 2008 DavoliCribiore 2010 Den Hinweis auf die Amheida-Grabungen verdankeich Herrn Florian Lippke (TuumlbingenFribourg)75 Siehe Figs 7 und 9 in Cribiore u a 2008 174 17676 Siehe Color Fig 12 in Cribiore u a 2008 181 In der ersten Kolumne heiszligt es beispielsweise(nach Cribiore a a O 183)

αλλα θεὸς νεύσειεν επ ευχωλῆισιν εμεῖο [[hellip]] π[αντ]ας μουσάων έργα μελιχρὰ μαθεῖν συν πάση-σ Χαρίτεσσι και Ερμῆι Μαιάδος υἱεῖ ρητορικῆς σοφίης άκρον ἑλόντα[σ] ὅλον παῖδες εμοι θαρσεῖτε μέγας θεὸς ʽΰμμιν οπάσσει παντοίης αρετῆς καλὸν έχειν στέφανονhellip doch moumlge Gott meinen Gebeten geneigt sein dass ihr all die suumlszligen Werke der Musen erlerntindem ihr mit allen Grazien und mit Hermes dem Sohn d Maia den Gipfel der rhetorischenKunst ganz erobertMeine Knaben seid guten Mutes Der groszlige Gott wird euch gewaumlhren den schoumlnen Kranz man-nigfacher Tugend zu tragen

77 Cribiore (Davoli) 2013 7 (Hervorhebung im Original)

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40 Erhard Blum

Die Funktion der Baumlnke und des Verputzes in den bdquoSchulraumlumenldquo sind dabei nicht unbedingtnach dem Muster neuzeitlicher Schulen zu denken Waren die Ausgraumlberinnen in Trimithiszunaumlchst schlicht davon ausgegangen dass die bdquoBaumlnkeldquo von den Schuumllern als Sitzplaumltze ge-nutzt wurden78 so suggerieren inzwischen schon die Positionierungen der Inschriften ein viel-faumlltigeres Bild bdquoAs in room 15 the new rooms (R19 and 23) have a series of benches for stu-dents along the walls The students of R15 could sit on the benches to view the epigrams orstand on them to be able to write on the whitewashed wall behind those In the same waystudents in room 19 had to stand up on the benches there to write on the part of the wall thatwas plastered with white gypsum above a board painted in purpleldquo79 Dem korrespondierendie vielfaumlltigen Proportionen der Texte Waren die Uumlbungsepigramme in der Schriftgroumlszlige wohlso ausgelegt dass sie von den gegenuumlberliegenden Baumlnken aus lesbar blieben waren die lite-rarischen Textabschnitte wesentlich kleiner gehalten 14 times 3 cm mit einer Buchstabenhoumlhe von06 cm bzw erhaltene 64 times 16 cm mit durchschnittlich 1 cm hohen Zeichen und dies in einerbetraumlchtlichen Houmlhe an der Wand80 Die Schriftgroumlszlige der Wandtexte in Sukkot ist am ehestender des zuletzt genannten sbquoPlutarchlsquo-Textes vergleichbar Zwar waren die DAPT (im Vergleichmit Trimithis) fuumlr Leser wesentlich leichter zugaumlnglich von der gegenuumlber liegenden Bankkonnten aber ihre Buchstaben kaum mehr identifiziert werden Von daher wird man auch inTell Deir ʻAlla eher mit einer multifunktionalen Nutzung von Waumlnden und Baumlnken zu rechnenhaben Die Wandflaumlchen konnten Lehrern und Schuumllern dienen die Baumlnke den Studenten alsSitzbaumlnke fuumlr die Unterrichtsphasen von Vorsprechen Repetieren Memorieren etc81 wie auchfuumlr eigene Schreibuumlbungen oder Aumlhnliches mehr

Zwischen der Einrichtung und Nutzung der beiden Schulen liegen zwar mehr als1000 Jahre dennoch wird man nicht von einer rein zufaumllligen Entsprechung ausge-hen koumlnnen Entweder haben wir hier gluumlcklich erhaltene Belege fuumlr eine nachhal-tige kulturelle Kontinuitaumlt im ostmediterranen Raum oder es handelt sich um einein verschiedenen Kontexten sich aufdraumlngende funktionale Loumlsung fuumlr die gleichenkommunikativen Erfordernisse Beide Optionen liegen naumlher besehen freilich nichtweit auseinander nach beiden bietet der Fund in AmheidaTrimithis eine mehroder weniger direkte Bestaumltigung der Schulhypothese fuumlr Tell Deir ʻAlla

33 Traumlger und Zielsetzung der aramaumlischen Schule zu Sukkot(Tell Deir ʻAlla)

Es bleibt gleichwohl die Frage von wem fuumlr wen und wozu ein solcher Schulraumgerade in Sukkot eingerichtet wurde das nach Auskunft der Archaumlologen um 800v Chr ein kleines Dorf darstellte und das am Rande des damaligen aramaumlischen

78 DavoliCribiore 2010 77 bdquohellip tutte [scil 3 Schulraumlume] caratterizzate dalla presenza di panchein muratura utilizzate dagli studenti come sedilildquo79 Cribiore (Davoli) 2013 780 Cribiore (Davoli) 2013 7 bzw 9 mit Figs 9 + 10 auf S 10 Nach CribioreDavoli 2013 5 befandensich die Texte ca 28 m () uumlber dem Fuszligboden81 Vgl wieder die Charakterisierungen bdquoorientalischerldquo Schulen in der oben auf S 38 FN 72 ge-nannten Literatur

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Herrschaftsbereichs lag Kultur und innere Geschichte des Koumlnigreichs Damaskusin dieser Zeit sind weitgehend unbekannt Deshalb koumlnnen wir nur von den Befun-den in Tell Deir ʻAlla (und einigen Nachrichten im Alten Testament bzw in derHasael-Inschrift von Tel Dan) ausgehen

Deutlich duumlrfte immerhin sein dass eine solche (Hoch-)Schule fuumlr professio-nelle aramaumlische Schreiber in dieser Region mit einer privaten Initiative bzw einemfamiliaumlren Kontext nicht zureichend zu erklaumlren waumlre Von daher wird man ihreEinrichtung und Unterhaltung letztlich auf die damaszenische Zentralgewalt zu-ruumlckfuumlhren muumlssen Der maicirctre-scribe (Lemaire) der die umfangreichen Texte ineiner eleganten Kursive auf die Wand uumlbertragen hat mag dafuumlr aus Damaskusabgestellt worden sein Politisch laumlsst sich an der Einrichtung jedenfalls ablesendass Hasael bzw Birhadad II von Damaskus sich nicht mit der militaumlrischen Erobe-rung des Ostjordanlandes begnuumlgte(n) sondern dort gewissermaszligen in eine eigeneInfrastruktur investierte(n) Konkret kommen dabei zwei Optionen infrage Mankoumlnnte an eine Ausbildung von eigenem damaszenischem Verwaltungspersonal(bdquoim houmlheren Dienstldquo) denken Dies ist moumlglich aber eher unwahrscheinlich weildafuumlr eine Schulung in Damaskus bzw im aramaumlischen Kernland naumlher gelegenhaumltte Als Alternative bleibt die Ausbildung von Angehoumlrigen der lokalen israeli-tisch-gileaditischen Elite im Sinne der aramaumlischen Herrschaft bzw deren Verwal-tung In diesem Falle gehoumlrte der Schulbetrieb in Sukkot zu dem Versuch einerAkkulturation der israelitischen Bevoumllkerung82 (was auf nachhaltige imperiale Zie-le in Damaskus hindeutete) Fuumlr eine solche Konstellation spricht auch die Lagedes Ortes tief in Gilead (von Damaskus her gesehen) zugleich aber ausgesprochenverkehrsguumlnstig Schlieszliglich mag der kleine doumlrfliche Charakter fuumlr die Unterneh-mung eher als Vorteil gegolten haben83

Wie auch immer es sich im Einzelnen verhalten haben mag werden doch zweiweitere Ruumlckschluumlsse nach Lage der Dinge nicht gewagt erscheinen a) Eine derar-tige Meisterklasse im eroberten Grenzgebiet ist nur vorstellbar wenn im Zentrumdas heiszligt im Umkreis des damaszenischen Hofes bzw Haupttempels entsprechen-de Strukturen bereits etabliert waren84 b) Die beiden hochliterarischen Texte wur-den nicht fuumlr Sukkot formuliert sondern duumlrften ihren primaumlren Ort in Damaskusselbst oder in einem anderen Verwaltungszentrum gehabt haben (eventuell ver-bunden mit einer Rezeption internationaler Traditionen) Diese Schriftkultur miteinem entsprechenden Schulbetrieb wird weit in das 9 Jahrhundert v Chr zuruumlck-gereicht haben eventuell auch daruumlber hinaus

82 Moumlglicherweise war auch in dieser Hinsicht der Ruumlckgriff auf den Bilʻam-Text durchaus ab-sichtsvoll83 Die Lage in der Naumlhe des Jordans das heiszligt nahe am Herrschaftsgebiet des Koumlnigsreichs Israelkoumlnnte gegenuumlber der lokalen Bevoumllkerung zusaumltzlich auch als politisches Signal hinsichtlich desaramaumlischen Herrschaftsanspruchs (mit) gedacht worden sein84 Mit zugegeben plakativer Uumlberzeichnung mag man Tell Deir ʻAlla geradezu als Beleg fuumlr einsbquostaatliches Hochschulwesenlsquo im Koumlnigreich Damaskus betrachten

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42 Erhard Blum

34 Konsequenzen fuumlr Schriftkultur und Schulwesenin den Koumlnigreichen Israel und Juda

Aufgrund der raumlumlichen und zeitlichen Nachbarschaft sowie der strukturellen Ver-gleichbarkeit suumldlevantinischer Territorialstaaten sind in Israel und Juda keine grund-legend anderen Verhaumlltnisse anzunehmen Allenfalls koumlnnte man fuumlr IsraelJuda mitBlick auf das fruumlhe davidisch-salomonische Koumlnigtum im 10 Jahrhundert v Chr unddessen (auf die nordisraelitischen Staumlmme beschraumlnkte) Vorgeschichte mit Koumlnig Saulim 11 Jahrhundert mit einem gewissen Entwicklungsvorsprung gegenuumlber Aram-Da-maskus zu rechnen haben85 Dafuumlr mag auch sprechen dass die Herausbildung einerspezifischen bdquoNationalschriftldquo aus der phoumlnizischen Standardschrift nach gegenwaumlr-tigem Kenntnisstand () zuerst im hebraumlischen Sprachraum einsetzte86

Gestuumltzt wird diese Einschaumltzung durch fruumlhe Textuumlberlieferungen die dia-chron den Grundstock des alttestamentlichen Kanons bilden Dazu gehoumlren nebeneinzelnen Texten aus dem 10 Jahrhundert v Chr87 insbesondere zentrale Uumlber-lieferungen seit dem Anfang des 9 Jahrhunderts darunter die in Jerusalem undSamaria getrennt aber mit einer synchronistisch verschraumlnkten Chronologie derjeweiligen Koumlnige gefuumlhrten Annalen die in Auszuumlgen das Grundgeruumlst der bib-lischen bdquoKoumlnigebuumlcherldquo bilden In die fruumlhe Koumlnigszeit verweisen aber auch Bei-spiele einer hochentwickelten althebraumlischen Erzaumlhlkunst in Uumlberlieferungen zuJakob Saul und David die ohne eine anspruchsvolle Schreiberschulung im Um-kreis der Houmlfe bzw der Haupttempel nicht denkbar waumlren Mehr noch die soge-nannte bdquoThronfolgegeschichte Davidsldquo in 2Sam 9ndash20 1Koumln 1ndash2 (um 900 v Chr)88neben der Josephgeschichte der Genesis die wohl subtilste Groszligerzaumlhlung der Bi-bel verbindet einen realistisch-skeptischen Blick auf die Ambivalenzen des Wol-lens und Handelns der Akteure mit einer ndash narrativ artikulierten ndash Reflexion desPotentials und der Grenzen menschlicher Weisheit Ihre pragmatischen Pointenzeigen daruumlber hinaus an dass das ganze Werk fuumlr den Kontext der Prinzen- undElite-Erziehung am Hof in Jerusalem ausgearbeitet wurde

Hinsichtlich ihres literarischen Profils wie auch ihrer grundlegenden Pragma-tik sind demnach zwischen den israelitischen Erzaumlhlwerken und den damaszeni-

85 Aufgrund der Quellenlage ist das Koumlnigtum von Damaskus fuumlr das 10 Jahrhundert v Chr bis-lang nicht so recht greifbar Innerhalb der David-Uumlberlieferungen sind (neben Aram-Zoba) in unter-schiedlicher Weise kleinere aramaumlische Koumlnigtuumlmer zwischen Israel und Damaskus (Tob GeschurMaʻacha Beth Rechob) praumlsent Die Notiz von 1Koumln 1123ndash25 im Zusammenhang mit Salomo scheintfuumlr dessen Zeit die Installation eines Koumlnigtums in Damaskus anzusetzen Zu damit verbundenenFragen vgl Pitard 1987 95ff 99ff Lipiński 2000 367ff86 So im Anschluss an J Naveh auch FinkelsteinSass 2013 (freilich nicht hinsichtlich der Rolledes Phoumlnizischen) Allerdings sollte auch diese verbreitete Annahme im Licht der DAPT (die ebdleider unberuumlcksichtigt bleiben) kritisch gepruumlft werden87 Vgl Carr 2005 163f Schon in das 11 Jahrhundert v Chr duumlrfte aufgrund seiner Sprache undPragmatik das epische Siegeslied der Debora in Ri 5 gehoumlren vgl vorlaumlufig Weippert 1990 454fKnauf 200588 Vgl Blum 2010

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schen Kompositionen des (wahrscheinlich) fruumlhen 9 Jahrhunderts v Chr keine we-sentlichen Unterschiede auszumachen Sie haben hohe literarische Qualitaumltensind aber gleichwohl keine fiktionale Literatur im neuzeitlichen Sinne Die fuumlr un-sere belles lettres selbstverstaumlndliche Kategorie der Fiktionalitaumlt gab es vielmehrnoch gar nicht auch nicht avant la lettre wie man sie bereits in Aristotelesʼ Poetikhat89 Es handelt sich bei der genannten Literatur um sbquoMitteilungstextelsquo mit Wahr-heitsanspruch Gleichwohl koumlnnen sie durchaus absichtsvoll mit hochgradig poeti-schen Gestaltungsmitteln arbeiten Poetizitaumlt ist in diesen Kulturen aber noch nichtan Fiktionalitaumlt gebunden ndash ebenso wenig wie ihr Wirklichkeitsverstaumlndnis undihr Wahrheitsanspruch etwas mit historischem Denken zu tun haumltten90 Mit ihrerWirk- und Mitteilungsintention sind sie haumlufig auf konkrete pragmatische Rezepti-onskonstellationen bezogen wie alle sbquopoetischenlsquo Werke gehen sie darin aber nichtauf sondern bieten Anhaltspunkte fuumlr Rezeptionen welche die Primaumlrintentionender Autoren hinter sich lassen Sie moumlgen funktional als Unterrichtstexte imSchul-bdquoHochschulldquo-Kontext gebraucht worden sein doch auch in diesem Rahmenwaren sie zugleich mehr Angemessen waumlre wohl die Rede von bdquoBildungsliteraturldquo

Nachbemerkung Nimmt man solche Textzeugnisse der fruumlhkoumlniglichen Zeit mitdem Umstand zusammen dass die bislang einzige raumlumlich belegbare Schule (mithochkaraumltigem Unterrichtsmaterial) ausgerechnet in der aumluszligersten Provinz gefun-den wurde erscheint es durchaus fraglich ob der Schreiberunterricht und damitdie literarische Bildung in Aram bzw in IsraelJuda tatsaumlchlich auf die koumlniglichenZentren beschraumlnkt und so kleinraumlumig angelegt sein mussten wie man in dergegenwaumlrtigen Forschung vielfach glauben will91

89 Poetik [9] 1451b Zur bdquoEntdeckungldquo der Fiktionalitaumlt bei den Griechen siehe grundlegend Roumlsler1980 und 1983 des weiteren Finkelberg 1998 Fuumlr die schlechthin elementare Distinktion zwischensemantisch definierter Fiktivitaumlt und textpragmatisch zu definierender Fiktionalitaumlt vgl Gabriel1975 Assmann 1980 Keller 198090 Fuumlr entsprechende kulturvergleichende Profilierungen vgl Cancik 2005 und Blum 2005 65ndash86Vgl a a O 79 FN 55 auch fuumlr die Unterscheidung zwischen einer (transparenten) Fiktionalitaumlt bdquoers-ten Gradesldquo (in Maumlrchen Fabeln etc) wie sie auch in traditionalen Erzaumlhlkulturen gelaumlufig istund der Fiktionalitaumlt bdquozweiten Gradesldquo (in Roman Drama etc) fuumlr die sich die Imitation und Fiktio-nalisierung wirklichkeitsabbildender Darstellung als konstitutiv erweist91 Damit soll nicht einer verbreiteten Literalitaumlt in diesen Gesellschaften das Wort geredet werdenIm Gegenteil es geht darum zwischen der Verbreitung eines funktionellen Schriftgebrauchs imAlltag wie er sich in Ostraka etc spiegelt und der Ausbildung einer professionellen Schreiberkul-tur in verschiedenen Bereichen der bdquoEliteldquo zu unterscheiden Fuumlr Letztere ergeben die archaumlologi-schen Befunde aus den eingangs genannten Gruumlnden kein repraumlsentatives Bild eine Regel diedurch die Ausnahmen (Siloah-Inschr DAPT Kuntillet ʻAǧrūd) nur bestaumltigt wird Fuumlr eine umsich-tige Diskussion der Problematik vgl besonders Carr 2005 Part I chap 6 ndash Unter deutlich anderenVoraussetzungen ging im Uumlbrigen auch der Befund in der Oase Dakhla uumlber das hinaus was manhistorisch erwarten mochte wie die Schlussbemerkung von R Cribiore in CribioreDavola 2013 14zu erkennen gibt bdquoAll together the house in Amheida and the school adjacent to it are wondroustestimonies of how paideia was alive and well in Egypt and not only in the Nile Valleyldquo

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

44 Erhard Blum

4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

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Blum (2008c) Erhard Blum bdquosbquoVerstehst du dich nicht auf die Schreibkunst helliplsquo Ein weisheitlicherDialog uumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung Kombination II der Wandinschrift vom TellDeir lsquoAllaldquo in Michaela Bauks Kathrin Liess u Peter Riede (Hgg) Was ist der Menschdass du seiner gedenkst (Psalm 85) Festschrift fuumlr Bernd Janowski zum 65 GeburtstagNeukirchen-Vluyn 33ndash53

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50 Erhard Blum

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 51

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52 Erhard Blum

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Weippert (1990) Manfred Weippert bdquoDie Petition eines Erntearbeiters aus Mǝṣad Ḥăšavyāhū unddie Syntax althebraumlischer erzaumlhlender Prosaldquo in Erhard Blum Christian Macholz uEkkehard W Stegemann (Hgg) Die Hebraumlische Bibel und ihre zweifache NachgeschichteFestschrift fuumlr Rolf Rendtorff zum 65 Geburtstag Neukirchen-Vluyn 449ndash466

Weippert (1991) Manfred Weippert bdquoThe Balaam Text from Deir lsquoAllā and the study of the OldTestamentldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛AllaRe-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989Leiden u a 151ndash184 (= bdquoDer sbquoBileamlsquo-Text von Tell Dēr lsquoAllā und das Alte Testamentldquo inManfred Weippert Jahwe und die anderen Goumltter [Forschungen zum Alten Testament 18]Tuumlbingen 1997 163ndash188)

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 35

3 Funktion und institutioneller Rahmender Wandinschriften

31 Kultischer oder politisch-regaler KontextDie Existenz derart aufwendiger aramaumlischer Inschriften auf dem kleinen eisenzeit-lichen Tell Deir ʻAlla gibt nicht wenige Fragen auf Neben der Klaumlrung der Sprachebetreffen diese vor allem die Funktion und Bedeutung solcher Texte an diesem Ort

Vom Ausgraumlber H J Franken wurde die Anlage als bdquocult siteldquo bzw bdquosanctuaryldquobestimmt56 eine Annahme die in diversen Modifikationen die Forschung langedominierte57 Sie stuumltzte sich vor allem auf die Existenz eines spaumltbronzezeitlichenTempels (zerstoumlrt Anfang 12 Jahrhundert v Chr) und auf den religioumlsen Charakterdes Bilʻam-Textes Dabei hatte Franken schon 1976 eingeraumlumt bdquoThis interpretationis not warranted by archaeological evidence [hellip]ldquo58 Tatsaumlchlich zeigen weder archi-tektonische Strukturen noch die Ausstattung der Raumlume (Raum EE335 mit den In-schriften war voumlllig leer)59 noch die Inschriften ein Heiligtum oder eine sonstigeinstitutionell-religioumlse Funktion des Gebaumludes an60

Ebenso deutlich ausgeschlossen werden kann eine politische Abzweckung imSinne einer Selbstdarstellung bzw Repraumlsentation politischer Macht- und Gel-tungsanspruumlche insbesondere des Koumlnigs wie sie fuumlr die Inschriften auf Ortho-staten der nordsyrischen Koumlnige von Guzan Samrsquoal Hamat Karatepe oder der suumld-levantinischen Herrscher Hasael von Damaskus (am Stadttor von Tel Dan) bzw aufder Stele Mescharsquos Koumlnig von Moab vorauszusetzen ist oder auch im Sinne eineroumlffentlichen sbquoDokumentationlsquo zwischenstaatlicher Vertraumlge (Sfire-Stelen) KoumlnigPriester oder andere Wuumlrdentraumlger werden in den DAPT gelegentlich erwaumlhnt ste-hen jedoch thematisch an keiner Stelle im Fokus In dem fehlenden Bezug zumkoumlniglichen Herrschaftssystem sind noch die Siloah-Inschrift in Jerusalem und die

56 Franken 1976 8 und 1357 Vgl noch Franken 1991 mit der Behauptung bdquothat Deir ʻAlla is best explained as having been ndashprobably right through its long history ndash a sanctuary connected with tradeldquo (a a O 10) In demsel-ben Tagungsband formulieren dagegen Ibrahimvan der Kooij 1991 23 bdquoThe evidence from theroom of the plaster text does not indicate a cultic centre of the settlement but allows for the recon-struction of another kind of religious centre not yet archaeologically knownldquo Dazu auch van derKooij 1993 341 bdquoAlthough the plaster inscription and perhaps the stone suggest a religious con-text the building remains show no indications of cultic useldquo58 Franken 1976 1359 Vgl die eingehende Kritik bei WenningZenger 199160 Dies gilt auch fuumlr den Vorschlag von WenningZenger 1991 192f in dem Inschriftenraum bdquodassbquoVersammlungslokallsquo einer oumlrtlichen Prophetengemeinschaft zu sehenldquo nach Art der bdquoPropheten-gruppen die hinter 1Sam 1918ndash24 stehenldquo bzw entsprechend den bdquoProphetenjuumlngernldquo um ElischaDergleichen hatte zwar davor bereits A Lemaire vorgeschlagen (siehe die folgende FN) es ist je-doch schon aufgrund der beiden DAPT-Texte (nach Inhalt und Genre) auszuschlieszligen

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36 Erhard Blum

oben erwaumlhnte phoumlnizische Wandinschrift aus Kuntillet ʻAǧrūd vergleichbar DieFrage draumlngt sich auf ob die ausgepraumlgte Praumldominanz koumlniglicher Autoren in er-haltenen oumlffentlichen nordwestsemitischen Inschriften in gewissem Maszlige eine sbquoop-tischelsquo Taumluschung darstellen koumlnnte wiederum bedingt durch das vorrangig ver-wendete regale Medium (Stein)

32 sbquoSchulelsquo als institutioneller KontextIm Ruumlckblick kann es erstaunen dass die von Andreacute Lemaire recht fruumlh vorgetrage-ne Erklaumlrung des Raumes auf Tell Deir ʻAlla als bdquoeine Art sbquoSchulelsquoldquo61 kaum Gefolg-schaft gefunden hat62 Dabei deutet der Gesamtbefund geradezu zwingend in dieseRichtung insbesondere unter Einbeziehung der inzwischen weitergefuumlhrten bzwkorrigierten Textrekonstruktionena) Die Funktionalitaumlt des Raumes Die Texte waren nach der uumlberzeugenden Re-

konstruktion van der Kooijs (Abb 3)63 in einer Kolumne an der schmalen West-wand des Raums (30 times 43 m) angebracht die Kolumne begann auf einer Houmlhevon wenigstens 15 m und endete ca 50 cm uumlber dem Fuszligboden Links davonwar der Verputz zudem fuumlr eine weitere (nicht ausgefuumlhrte) Kolumne vorberei-tet wie aus der noch erkennbaren Weiterfuumlhrung des oberen roten Rahmensvon Kombination A nach links zu erkennen ist (s o S 25 Abb 1) sowie ausweiteren Putz-Fragmenten die nicht nur einen entsprechenden waagrechtenStrich in roter Tinte (daruumlber eine bdquoSphinxldquo-Zeichnung) aufweisen64 sondernauch zusammen mit dem Anfang von Kombination A aufgefunden wurden65

Vor der langen suumldlichen und der schmalen oumlstlichen Wand verlief nach denAusgraumlbern eine Bank66 Mit anderen Worten die Konstellation deutet darauf-hin dass die verputzte Wand als eine Art Tafel diente Sollten angeschriebeneTexte durch andere ersetzt werden war im Uumlbrigen mit Tuumlnche leicht tabularasa hergestellt

b) Der Charakter der Texte Signifikant sind die Vielfalt und die insgesamt weis-heitliche Praumlgung der Texte Hinsichtlich der Genres stehen eine Narration (AZeilen 1ndash7) eine auflistende Darstellung (A Zeilen 8ndash18) und ein diskursiverDialog (B) nebeneinander Inhaltlich muumlndet die Prophetenerzaumlhlung mit der

61 Lemaire 1991 54 wenn auch zunaumlchst mit dem Gedanken an bdquoune sorte drsquoeacutecole sbquoprophetiquelsquoldquounter Verweis auf 2Koumln 61f (Lemaire 1985 322)62 Eine Ausnahme bildet die Anknuumlpfung an Lemaire in dem grundlegenden Werk von Carr 2005161 Ansonsten mag die Uumlberlegung aufgrund der allzu groszligzuumlgigen Identifikation von Schulen inLemaire 1981 zuruumlckhaltend aufgenommen worden sein vgl die eingehende Kritik in Haran 198863 Van der Kooij 1991 241 Fig 164 Hoftijzervan der Kooij 1976 Plate 15 van der Kooij 1991 243 Fig 265 Van der Kooij 1991 240ndash24466 Fuumlr eine abweichende Deutung vgl WenningZenger 1991 190

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 37

Abb 3 Raum EE335 in Tell Deir ʻAlla copy G van der Kooij

Schilderung des Goumltterrates in die Thematik des mundus inversus die hier auchim Einzelnen mit weisheitlichen Elementen ausgefuumlhrt ist67 Das (mutmaszligli-che) Lehrer-Schuumller-Gespraumlch wiederum formuliert klassisch weisheitliche Re-flexionen uumlber elementare Sinnfragen und eine gelingende LebensfuumlhrungWas diese verschiedenartigen Texte verbindet ist eine didaktisch-paraumlnetischeAusrichtung die zudem sogleich in der Uumlberschrift von Text A angezeigtwird68 Damit ist denn auch die (komplexe) Pragmatik angezeigt aus der he-raus die Zusammenstellung als ganze schluumlssig gedeutet werden kann

Dem inhaltlichen Profil der Texte korrespondiert formal ihre anspruchsvol-le sprachlich-stilistische Gestaltung Deren Komplexitaumlt zeigt daruumlber hinausdeutlich dass sie literarisch konzipiert wurden Ohne das Medium der Schriftwaumlre etwa die narrative Poetizitaumlt in Text A kaum moumlglich Diese literarischeGestaltung findet sodann eine Entsprechung in dem aufwendigen Layout (mit

67 Dazu gehoumlren die Demonstration naturkundlicher Kenntnisse (V 10ff) die Identifikation mitdem Weisen (V 16b) und mit der sozialen Elite (V 16ndash18) oder die Motive von Belehrung (mwsr)und Planen (ḥšb) in V 151968 S o S 29

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38 Erhard Blum

Rahmenbildung Rubra etc) das vermutlich aumlgyptisch inspirierte Design-Kon-ventionen literarischer Papyri abbildete Sollte sich die oben skizzierte Mutma-szligung69 zu dem rot-weiszligen Band im unteren Rahmen von Text A als Aufnahmeeiner Hieroglyphenform fuumlr die geschnuumlrte Papyrusrolle bestaumltigen boumlte dasLayout daruumlber hinaus eine klare ikonische Referenz auf Schreiberwesen undSchriftkultur

Schlieszliglich Das Niveau und der bdquoBildungscharakterldquo der Texte sowie derbei ihrer Wandanbringung getriebene Aufwand entheben uumlber jeden Zweifeldass hier nicht an eine elementare Schreibschule zu denken ist sondern viel-mehr an eine fortgeschrittene professionelle Schreiberausbildung (bdquoMeister-klasseldquo)

c) Die institutionelle Selbstreferenzialitaumlt von Text B Wie vor allem der weisheitli-che Dialog zu erkennen gibt ging diese Schreiberausbildung zugleich mit ei-nem sbquogehobenen Bildungsanspruchlsquo einher Dabei spiegelt bereits die Ge-spraumlchskonstellation der textinternen Figuren die Bildungsinstitution sbquoSchulelsquoDaruumlber hinaus kommt repraumlsentiert durch die Dialogpartner geradezu derStand professioneller Schreiber in den Blick ihre Stellung im Umkreis des Kouml-nigs (Z 9 bdquoBeraumlt sich denn nicht mir dir oder holt sich nicht [bei dir] einenRatschlag der Thronendeldquo) und ihre gesellschaftlichen Leitungsaufgaben beider Rechtsprechung und im gewandten (politischen) Auftreten (Z 17c [Ru-brum] bdquoDir obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redeldquo) Werden denStudenten der Schreiberschule damit verlockende Perspektiven ihres Wegesvor Augen gestellt so spricht der Anfang des zentralen Rubrumverses (Z 17ab)den einen Dialogpartner ausdruumlcklich auf seine Kompetenzen in der Schreib-kunst70 und im Unterricht71 an wobei letzterer insbesondere auch im Auswen-diglernen durch die Schuumller bestand72

DAPT B Z 17 a) Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunstb) (darauf) anzuleiten73 den der auswendig repetiert

69 S o S 2670 Die genaue Entsprechung des aramaumlischen Ausdrucks ydʻ spr zu dem in Jes 2911f belegtenalthebraumlischen Idiom wurde uumlberraschenderweise zumeist uumlbersehen71 An die Moumlglichkeit dass die Kombination mit dem Idealbild eines Lehrers abschloss (s o S 33)sei ebenfalls erinnert72 Vgl dazu die erhellende Erklaumlrung des Ausdrucks bdquoSchuumllerzungeldquo in Jes 514 durch Weippert1989 111f bdquoUm dies verstehen zu koumlnnen muszlig man die orientalische Unterrichtsmethode kennendie uns bereits aus der Spaumltantike bekannt ist die man aber auch heute noch in arabischen undorthodox-juumldischen Elementarschulen erleben kann Der Stoff wird vom Lehrer vor- vom Schuumllernachgesprochenldquo Umfassend zur Bedeutung des Memorierens im altorientalisch-antiken Schulwe-sen orientiert Carr 200573 Die Ableitung des Ausdrucks von der aramaumlischen Wurzel dbr (anders noch Blum 2008c z St)findet sich auch bei Lipiński 1994 155 (vgl auch ders 1998 508) allerdings verbunden mit eineransonsten deutlich anderen Lesung bdquoto call the scribe who leads away sbquoThe curse is on the tonguefor you a judgement and a chastisementlsquoldquo (a a O 143)

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 39

Koumlnnte ein Text sich in seiner Pragmatik deutlicher fuumlr eine fortgeschritteneSchreiberausbildung anbieten als Kombination B in Tell Deir ʻAlla

d) External evidence eine Griechischschule aus roumlmischer Zeit In Amheida demantiken Trimithis einer Stadt in der aumlgyptischen Oase Dakhla legten Grabun-gen der Columbia University New York in den Jahren 2004ndash2007 einen Gebaumlu-dekomplex frei in dem erstmals antike Schulraumlume archaumlologisch nachgewie-sen werden konnten74 Die Schule bestand in der ersten Haumllfte des 4 Jahrhun-derts n Chr und umfasste drei sbquoKlassenraumlumelsquo (19 times 95 m) Der bestkonser-vierte Raum (68 times 26 m)75 ist in einer Wandhoumlhe bis 220 m erhalten In derAntike waren die Waumlnde rundum weiszlig verputzt Vor einer der (langen) Waumlndestand eine gemauerte Bank Gegenuumlber an der Ostwand ist der Verputz uumlbermehrere Meter groszligenteils erhalten geblieben mit in roter Tinte geschriebenenSchultexten angeordnet in fuumlnf Kolumnen (zusammen 32 m breit maximal09 m hoch) Offenbar gab es in der abgelegenen Polis einen rhetorisch ge-schulten Lehrer der in der Lage war fuumlr seine fortgeschrittenen Schuumller Epi-gramme in elegischen Distichen zu schreiben und darin deren Schulsituationappellativ aufzunehmen76 In einem der zuletzt freigelegten Raumlume (R19) fan-den sich an der Westwand oberhalb der Bank zwei literarische Texte (ebenfallsin roter Tinte) Verse aus der Odyssee (IV 221ndash223) und ein Prosatext mutmaszlig-lich die Bearbeitung einer Erzaumlhlung die aus Plutarch bekannt ist

While the dipinto in room 15 seems to refer to the level of education taught by the rhetorliterary instruction went on in this room either at the hands of the same teacher or by someoneelse who taught at the level of the grammarian77

Alles in allem ist unuumlbersehbar mit der Nutzung verputzter Waumlnde als sbquoTafelnlsquo(und mit Wandbaumlnken) weisen die Schulraumlume in Trimithis exakt die gleiche ele-mentare Funktionalitaumlt auf wie der Raum in Tell Deir ʻAlla

74 Cribiore u a 2008 DavoliCribiore 2010 Den Hinweis auf die Amheida-Grabungen verdankeich Herrn Florian Lippke (TuumlbingenFribourg)75 Siehe Figs 7 und 9 in Cribiore u a 2008 174 17676 Siehe Color Fig 12 in Cribiore u a 2008 181 In der ersten Kolumne heiszligt es beispielsweise(nach Cribiore a a O 183)

αλλα θεὸς νεύσειεν επ ευχωλῆισιν εμεῖο [[hellip]] π[αντ]ας μουσάων έργα μελιχρὰ μαθεῖν συν πάση-σ Χαρίτεσσι και Ερμῆι Μαιάδος υἱεῖ ρητορικῆς σοφίης άκρον ἑλόντα[σ] ὅλον παῖδες εμοι θαρσεῖτε μέγας θεὸς ʽΰμμιν οπάσσει παντοίης αρετῆς καλὸν έχειν στέφανονhellip doch moumlge Gott meinen Gebeten geneigt sein dass ihr all die suumlszligen Werke der Musen erlerntindem ihr mit allen Grazien und mit Hermes dem Sohn d Maia den Gipfel der rhetorischenKunst ganz erobertMeine Knaben seid guten Mutes Der groszlige Gott wird euch gewaumlhren den schoumlnen Kranz man-nigfacher Tugend zu tragen

77 Cribiore (Davoli) 2013 7 (Hervorhebung im Original)

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Die Funktion der Baumlnke und des Verputzes in den bdquoSchulraumlumenldquo sind dabei nicht unbedingtnach dem Muster neuzeitlicher Schulen zu denken Waren die Ausgraumlberinnen in Trimithiszunaumlchst schlicht davon ausgegangen dass die bdquoBaumlnkeldquo von den Schuumllern als Sitzplaumltze ge-nutzt wurden78 so suggerieren inzwischen schon die Positionierungen der Inschriften ein viel-faumlltigeres Bild bdquoAs in room 15 the new rooms (R19 and 23) have a series of benches for stu-dents along the walls The students of R15 could sit on the benches to view the epigrams orstand on them to be able to write on the whitewashed wall behind those In the same waystudents in room 19 had to stand up on the benches there to write on the part of the wall thatwas plastered with white gypsum above a board painted in purpleldquo79 Dem korrespondierendie vielfaumlltigen Proportionen der Texte Waren die Uumlbungsepigramme in der Schriftgroumlszlige wohlso ausgelegt dass sie von den gegenuumlberliegenden Baumlnken aus lesbar blieben waren die lite-rarischen Textabschnitte wesentlich kleiner gehalten 14 times 3 cm mit einer Buchstabenhoumlhe von06 cm bzw erhaltene 64 times 16 cm mit durchschnittlich 1 cm hohen Zeichen und dies in einerbetraumlchtlichen Houmlhe an der Wand80 Die Schriftgroumlszlige der Wandtexte in Sukkot ist am ehestender des zuletzt genannten sbquoPlutarchlsquo-Textes vergleichbar Zwar waren die DAPT (im Vergleichmit Trimithis) fuumlr Leser wesentlich leichter zugaumlnglich von der gegenuumlber liegenden Bankkonnten aber ihre Buchstaben kaum mehr identifiziert werden Von daher wird man auch inTell Deir ʻAlla eher mit einer multifunktionalen Nutzung von Waumlnden und Baumlnken zu rechnenhaben Die Wandflaumlchen konnten Lehrern und Schuumllern dienen die Baumlnke den Studenten alsSitzbaumlnke fuumlr die Unterrichtsphasen von Vorsprechen Repetieren Memorieren etc81 wie auchfuumlr eigene Schreibuumlbungen oder Aumlhnliches mehr

Zwischen der Einrichtung und Nutzung der beiden Schulen liegen zwar mehr als1000 Jahre dennoch wird man nicht von einer rein zufaumllligen Entsprechung ausge-hen koumlnnen Entweder haben wir hier gluumlcklich erhaltene Belege fuumlr eine nachhal-tige kulturelle Kontinuitaumlt im ostmediterranen Raum oder es handelt sich um einein verschiedenen Kontexten sich aufdraumlngende funktionale Loumlsung fuumlr die gleichenkommunikativen Erfordernisse Beide Optionen liegen naumlher besehen freilich nichtweit auseinander nach beiden bietet der Fund in AmheidaTrimithis eine mehroder weniger direkte Bestaumltigung der Schulhypothese fuumlr Tell Deir ʻAlla

33 Traumlger und Zielsetzung der aramaumlischen Schule zu Sukkot(Tell Deir ʻAlla)

Es bleibt gleichwohl die Frage von wem fuumlr wen und wozu ein solcher Schulraumgerade in Sukkot eingerichtet wurde das nach Auskunft der Archaumlologen um 800v Chr ein kleines Dorf darstellte und das am Rande des damaligen aramaumlischen

78 DavoliCribiore 2010 77 bdquohellip tutte [scil 3 Schulraumlume] caratterizzate dalla presenza di panchein muratura utilizzate dagli studenti come sedilildquo79 Cribiore (Davoli) 2013 780 Cribiore (Davoli) 2013 7 bzw 9 mit Figs 9 + 10 auf S 10 Nach CribioreDavoli 2013 5 befandensich die Texte ca 28 m () uumlber dem Fuszligboden81 Vgl wieder die Charakterisierungen bdquoorientalischerldquo Schulen in der oben auf S 38 FN 72 ge-nannten Literatur

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 41

Herrschaftsbereichs lag Kultur und innere Geschichte des Koumlnigreichs Damaskusin dieser Zeit sind weitgehend unbekannt Deshalb koumlnnen wir nur von den Befun-den in Tell Deir ʻAlla (und einigen Nachrichten im Alten Testament bzw in derHasael-Inschrift von Tel Dan) ausgehen

Deutlich duumlrfte immerhin sein dass eine solche (Hoch-)Schule fuumlr professio-nelle aramaumlische Schreiber in dieser Region mit einer privaten Initiative bzw einemfamiliaumlren Kontext nicht zureichend zu erklaumlren waumlre Von daher wird man ihreEinrichtung und Unterhaltung letztlich auf die damaszenische Zentralgewalt zu-ruumlckfuumlhren muumlssen Der maicirctre-scribe (Lemaire) der die umfangreichen Texte ineiner eleganten Kursive auf die Wand uumlbertragen hat mag dafuumlr aus Damaskusabgestellt worden sein Politisch laumlsst sich an der Einrichtung jedenfalls ablesendass Hasael bzw Birhadad II von Damaskus sich nicht mit der militaumlrischen Erobe-rung des Ostjordanlandes begnuumlgte(n) sondern dort gewissermaszligen in eine eigeneInfrastruktur investierte(n) Konkret kommen dabei zwei Optionen infrage Mankoumlnnte an eine Ausbildung von eigenem damaszenischem Verwaltungspersonal(bdquoim houmlheren Dienstldquo) denken Dies ist moumlglich aber eher unwahrscheinlich weildafuumlr eine Schulung in Damaskus bzw im aramaumlischen Kernland naumlher gelegenhaumltte Als Alternative bleibt die Ausbildung von Angehoumlrigen der lokalen israeli-tisch-gileaditischen Elite im Sinne der aramaumlischen Herrschaft bzw deren Verwal-tung In diesem Falle gehoumlrte der Schulbetrieb in Sukkot zu dem Versuch einerAkkulturation der israelitischen Bevoumllkerung82 (was auf nachhaltige imperiale Zie-le in Damaskus hindeutete) Fuumlr eine solche Konstellation spricht auch die Lagedes Ortes tief in Gilead (von Damaskus her gesehen) zugleich aber ausgesprochenverkehrsguumlnstig Schlieszliglich mag der kleine doumlrfliche Charakter fuumlr die Unterneh-mung eher als Vorteil gegolten haben83

Wie auch immer es sich im Einzelnen verhalten haben mag werden doch zweiweitere Ruumlckschluumlsse nach Lage der Dinge nicht gewagt erscheinen a) Eine derar-tige Meisterklasse im eroberten Grenzgebiet ist nur vorstellbar wenn im Zentrumdas heiszligt im Umkreis des damaszenischen Hofes bzw Haupttempels entsprechen-de Strukturen bereits etabliert waren84 b) Die beiden hochliterarischen Texte wur-den nicht fuumlr Sukkot formuliert sondern duumlrften ihren primaumlren Ort in Damaskusselbst oder in einem anderen Verwaltungszentrum gehabt haben (eventuell ver-bunden mit einer Rezeption internationaler Traditionen) Diese Schriftkultur miteinem entsprechenden Schulbetrieb wird weit in das 9 Jahrhundert v Chr zuruumlck-gereicht haben eventuell auch daruumlber hinaus

82 Moumlglicherweise war auch in dieser Hinsicht der Ruumlckgriff auf den Bilʻam-Text durchaus ab-sichtsvoll83 Die Lage in der Naumlhe des Jordans das heiszligt nahe am Herrschaftsgebiet des Koumlnigsreichs Israelkoumlnnte gegenuumlber der lokalen Bevoumllkerung zusaumltzlich auch als politisches Signal hinsichtlich desaramaumlischen Herrschaftsanspruchs (mit) gedacht worden sein84 Mit zugegeben plakativer Uumlberzeichnung mag man Tell Deir ʻAlla geradezu als Beleg fuumlr einsbquostaatliches Hochschulwesenlsquo im Koumlnigreich Damaskus betrachten

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42 Erhard Blum

34 Konsequenzen fuumlr Schriftkultur und Schulwesenin den Koumlnigreichen Israel und Juda

Aufgrund der raumlumlichen und zeitlichen Nachbarschaft sowie der strukturellen Ver-gleichbarkeit suumldlevantinischer Territorialstaaten sind in Israel und Juda keine grund-legend anderen Verhaumlltnisse anzunehmen Allenfalls koumlnnte man fuumlr IsraelJuda mitBlick auf das fruumlhe davidisch-salomonische Koumlnigtum im 10 Jahrhundert v Chr unddessen (auf die nordisraelitischen Staumlmme beschraumlnkte) Vorgeschichte mit Koumlnig Saulim 11 Jahrhundert mit einem gewissen Entwicklungsvorsprung gegenuumlber Aram-Da-maskus zu rechnen haben85 Dafuumlr mag auch sprechen dass die Herausbildung einerspezifischen bdquoNationalschriftldquo aus der phoumlnizischen Standardschrift nach gegenwaumlr-tigem Kenntnisstand () zuerst im hebraumlischen Sprachraum einsetzte86

Gestuumltzt wird diese Einschaumltzung durch fruumlhe Textuumlberlieferungen die dia-chron den Grundstock des alttestamentlichen Kanons bilden Dazu gehoumlren nebeneinzelnen Texten aus dem 10 Jahrhundert v Chr87 insbesondere zentrale Uumlber-lieferungen seit dem Anfang des 9 Jahrhunderts darunter die in Jerusalem undSamaria getrennt aber mit einer synchronistisch verschraumlnkten Chronologie derjeweiligen Koumlnige gefuumlhrten Annalen die in Auszuumlgen das Grundgeruumlst der bib-lischen bdquoKoumlnigebuumlcherldquo bilden In die fruumlhe Koumlnigszeit verweisen aber auch Bei-spiele einer hochentwickelten althebraumlischen Erzaumlhlkunst in Uumlberlieferungen zuJakob Saul und David die ohne eine anspruchsvolle Schreiberschulung im Um-kreis der Houmlfe bzw der Haupttempel nicht denkbar waumlren Mehr noch die soge-nannte bdquoThronfolgegeschichte Davidsldquo in 2Sam 9ndash20 1Koumln 1ndash2 (um 900 v Chr)88neben der Josephgeschichte der Genesis die wohl subtilste Groszligerzaumlhlung der Bi-bel verbindet einen realistisch-skeptischen Blick auf die Ambivalenzen des Wol-lens und Handelns der Akteure mit einer ndash narrativ artikulierten ndash Reflexion desPotentials und der Grenzen menschlicher Weisheit Ihre pragmatischen Pointenzeigen daruumlber hinaus an dass das ganze Werk fuumlr den Kontext der Prinzen- undElite-Erziehung am Hof in Jerusalem ausgearbeitet wurde

Hinsichtlich ihres literarischen Profils wie auch ihrer grundlegenden Pragma-tik sind demnach zwischen den israelitischen Erzaumlhlwerken und den damaszeni-

85 Aufgrund der Quellenlage ist das Koumlnigtum von Damaskus fuumlr das 10 Jahrhundert v Chr bis-lang nicht so recht greifbar Innerhalb der David-Uumlberlieferungen sind (neben Aram-Zoba) in unter-schiedlicher Weise kleinere aramaumlische Koumlnigtuumlmer zwischen Israel und Damaskus (Tob GeschurMaʻacha Beth Rechob) praumlsent Die Notiz von 1Koumln 1123ndash25 im Zusammenhang mit Salomo scheintfuumlr dessen Zeit die Installation eines Koumlnigtums in Damaskus anzusetzen Zu damit verbundenenFragen vgl Pitard 1987 95ff 99ff Lipiński 2000 367ff86 So im Anschluss an J Naveh auch FinkelsteinSass 2013 (freilich nicht hinsichtlich der Rolledes Phoumlnizischen) Allerdings sollte auch diese verbreitete Annahme im Licht der DAPT (die ebdleider unberuumlcksichtigt bleiben) kritisch gepruumlft werden87 Vgl Carr 2005 163f Schon in das 11 Jahrhundert v Chr duumlrfte aufgrund seiner Sprache undPragmatik das epische Siegeslied der Debora in Ri 5 gehoumlren vgl vorlaumlufig Weippert 1990 454fKnauf 200588 Vgl Blum 2010

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 43

schen Kompositionen des (wahrscheinlich) fruumlhen 9 Jahrhunderts v Chr keine we-sentlichen Unterschiede auszumachen Sie haben hohe literarische Qualitaumltensind aber gleichwohl keine fiktionale Literatur im neuzeitlichen Sinne Die fuumlr un-sere belles lettres selbstverstaumlndliche Kategorie der Fiktionalitaumlt gab es vielmehrnoch gar nicht auch nicht avant la lettre wie man sie bereits in Aristotelesʼ Poetikhat89 Es handelt sich bei der genannten Literatur um sbquoMitteilungstextelsquo mit Wahr-heitsanspruch Gleichwohl koumlnnen sie durchaus absichtsvoll mit hochgradig poeti-schen Gestaltungsmitteln arbeiten Poetizitaumlt ist in diesen Kulturen aber noch nichtan Fiktionalitaumlt gebunden ndash ebenso wenig wie ihr Wirklichkeitsverstaumlndnis undihr Wahrheitsanspruch etwas mit historischem Denken zu tun haumltten90 Mit ihrerWirk- und Mitteilungsintention sind sie haumlufig auf konkrete pragmatische Rezepti-onskonstellationen bezogen wie alle sbquopoetischenlsquo Werke gehen sie darin aber nichtauf sondern bieten Anhaltspunkte fuumlr Rezeptionen welche die Primaumlrintentionender Autoren hinter sich lassen Sie moumlgen funktional als Unterrichtstexte imSchul-bdquoHochschulldquo-Kontext gebraucht worden sein doch auch in diesem Rahmenwaren sie zugleich mehr Angemessen waumlre wohl die Rede von bdquoBildungsliteraturldquo

Nachbemerkung Nimmt man solche Textzeugnisse der fruumlhkoumlniglichen Zeit mitdem Umstand zusammen dass die bislang einzige raumlumlich belegbare Schule (mithochkaraumltigem Unterrichtsmaterial) ausgerechnet in der aumluszligersten Provinz gefun-den wurde erscheint es durchaus fraglich ob der Schreiberunterricht und damitdie literarische Bildung in Aram bzw in IsraelJuda tatsaumlchlich auf die koumlniglichenZentren beschraumlnkt und so kleinraumlumig angelegt sein mussten wie man in dergegenwaumlrtigen Forschung vielfach glauben will91

89 Poetik [9] 1451b Zur bdquoEntdeckungldquo der Fiktionalitaumlt bei den Griechen siehe grundlegend Roumlsler1980 und 1983 des weiteren Finkelberg 1998 Fuumlr die schlechthin elementare Distinktion zwischensemantisch definierter Fiktivitaumlt und textpragmatisch zu definierender Fiktionalitaumlt vgl Gabriel1975 Assmann 1980 Keller 198090 Fuumlr entsprechende kulturvergleichende Profilierungen vgl Cancik 2005 und Blum 2005 65ndash86Vgl a a O 79 FN 55 auch fuumlr die Unterscheidung zwischen einer (transparenten) Fiktionalitaumlt bdquoers-ten Gradesldquo (in Maumlrchen Fabeln etc) wie sie auch in traditionalen Erzaumlhlkulturen gelaumlufig istund der Fiktionalitaumlt bdquozweiten Gradesldquo (in Roman Drama etc) fuumlr die sich die Imitation und Fiktio-nalisierung wirklichkeitsabbildender Darstellung als konstitutiv erweist91 Damit soll nicht einer verbreiteten Literalitaumlt in diesen Gesellschaften das Wort geredet werdenIm Gegenteil es geht darum zwischen der Verbreitung eines funktionellen Schriftgebrauchs imAlltag wie er sich in Ostraka etc spiegelt und der Ausbildung einer professionellen Schreiberkul-tur in verschiedenen Bereichen der bdquoEliteldquo zu unterscheiden Fuumlr Letztere ergeben die archaumlologi-schen Befunde aus den eingangs genannten Gruumlnden kein repraumlsentatives Bild eine Regel diedurch die Ausnahmen (Siloah-Inschr DAPT Kuntillet ʻAǧrūd) nur bestaumltigt wird Fuumlr eine umsich-tige Diskussion der Problematik vgl besonders Carr 2005 Part I chap 6 ndash Unter deutlich anderenVoraussetzungen ging im Uumlbrigen auch der Befund in der Oase Dakhla uumlber das hinaus was manhistorisch erwarten mochte wie die Schlussbemerkung von R Cribiore in CribioreDavola 2013 14zu erkennen gibt bdquoAll together the house in Amheida and the school adjacent to it are wondroustestimonies of how paideia was alive and well in Egypt and not only in the Nile Valleyldquo

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

44 Erhard Blum

4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

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Blum (2008b) Erhard Blum bdquoDie Kombination I der Wandinschrift vom Tell Deir lsquoAlla Vorschlaumlgezur Rekonstruktion mit historisch-kritischen Bemerkungenldquo in Ingo Kottsieper RuumldigerSchmitt u Jakob Woumlhrle (Hgg) Beruumlhrungspunkte Festschrift fuumlr Rainer Albertz zu seinem65 Geburtstag (Alter Orient und Altes Testament 350) Muumlnster 573ndash601

Blum (2008c) Erhard Blum bdquosbquoVerstehst du dich nicht auf die Schreibkunst helliplsquo Ein weisheitlicherDialog uumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung Kombination II der Wandinschrift vom TellDeir lsquoAllaldquo in Michaela Bauks Kathrin Liess u Peter Riede (Hgg) Was ist der Menschdass du seiner gedenkst (Psalm 85) Festschrift fuumlr Bernd Janowski zum 65 GeburtstagNeukirchen-Vluyn 33ndash53

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50 Erhard Blum

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Kaumlmmerer (1998) Thomas R Kaumlmmerer šimacirc milka Induktion und Reception der mittel-babylonischen Dichtung von Ugarit Emār und Tell el rsquoAmārna (Alter Orient und AltesTestament 251) Muumlnster

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 51

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52 Erhard Blum

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Wenning u Zenger (1991) Robert Wenning u Erich Zenger bdquoHeiligtum ohne Stadt ndash Stadt ohneHeiligtum Anmerkungen zum archaumlologischen Befund des Tell Dēr ʻAllāldquo Zeitschrift fuumlrAlthebraistik 4 171ndash193

Witte (2011) Markus Witte bdquoVom El Schaddaj zum Pantokrator Ein Uumlberblick zur israelitisch-juumldischen Religionsgeschichteldquo Kleine Untersuchungen zur Sprache des Alten Testamentsund seiner Umwelt 1213 211ndash256

Wolters (1991) Al Wolters bdquoAspects of the Literary Structure of Combination Ildquo in Jacob Hoftijzeru Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings ofthe International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a 294ndash304

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36 Erhard Blum

oben erwaumlhnte phoumlnizische Wandinschrift aus Kuntillet ʻAǧrūd vergleichbar DieFrage draumlngt sich auf ob die ausgepraumlgte Praumldominanz koumlniglicher Autoren in er-haltenen oumlffentlichen nordwestsemitischen Inschriften in gewissem Maszlige eine sbquoop-tischelsquo Taumluschung darstellen koumlnnte wiederum bedingt durch das vorrangig ver-wendete regale Medium (Stein)

32 sbquoSchulelsquo als institutioneller KontextIm Ruumlckblick kann es erstaunen dass die von Andreacute Lemaire recht fruumlh vorgetrage-ne Erklaumlrung des Raumes auf Tell Deir ʻAlla als bdquoeine Art sbquoSchulelsquoldquo61 kaum Gefolg-schaft gefunden hat62 Dabei deutet der Gesamtbefund geradezu zwingend in dieseRichtung insbesondere unter Einbeziehung der inzwischen weitergefuumlhrten bzwkorrigierten Textrekonstruktionena) Die Funktionalitaumlt des Raumes Die Texte waren nach der uumlberzeugenden Re-

konstruktion van der Kooijs (Abb 3)63 in einer Kolumne an der schmalen West-wand des Raums (30 times 43 m) angebracht die Kolumne begann auf einer Houmlhevon wenigstens 15 m und endete ca 50 cm uumlber dem Fuszligboden Links davonwar der Verputz zudem fuumlr eine weitere (nicht ausgefuumlhrte) Kolumne vorberei-tet wie aus der noch erkennbaren Weiterfuumlhrung des oberen roten Rahmensvon Kombination A nach links zu erkennen ist (s o S 25 Abb 1) sowie ausweiteren Putz-Fragmenten die nicht nur einen entsprechenden waagrechtenStrich in roter Tinte (daruumlber eine bdquoSphinxldquo-Zeichnung) aufweisen64 sondernauch zusammen mit dem Anfang von Kombination A aufgefunden wurden65

Vor der langen suumldlichen und der schmalen oumlstlichen Wand verlief nach denAusgraumlbern eine Bank66 Mit anderen Worten die Konstellation deutet darauf-hin dass die verputzte Wand als eine Art Tafel diente Sollten angeschriebeneTexte durch andere ersetzt werden war im Uumlbrigen mit Tuumlnche leicht tabularasa hergestellt

b) Der Charakter der Texte Signifikant sind die Vielfalt und die insgesamt weis-heitliche Praumlgung der Texte Hinsichtlich der Genres stehen eine Narration (AZeilen 1ndash7) eine auflistende Darstellung (A Zeilen 8ndash18) und ein diskursiverDialog (B) nebeneinander Inhaltlich muumlndet die Prophetenerzaumlhlung mit der

61 Lemaire 1991 54 wenn auch zunaumlchst mit dem Gedanken an bdquoune sorte drsquoeacutecole sbquoprophetiquelsquoldquounter Verweis auf 2Koumln 61f (Lemaire 1985 322)62 Eine Ausnahme bildet die Anknuumlpfung an Lemaire in dem grundlegenden Werk von Carr 2005161 Ansonsten mag die Uumlberlegung aufgrund der allzu groszligzuumlgigen Identifikation von Schulen inLemaire 1981 zuruumlckhaltend aufgenommen worden sein vgl die eingehende Kritik in Haran 198863 Van der Kooij 1991 241 Fig 164 Hoftijzervan der Kooij 1976 Plate 15 van der Kooij 1991 243 Fig 265 Van der Kooij 1991 240ndash24466 Fuumlr eine abweichende Deutung vgl WenningZenger 1991 190

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 37

Abb 3 Raum EE335 in Tell Deir ʻAlla copy G van der Kooij

Schilderung des Goumltterrates in die Thematik des mundus inversus die hier auchim Einzelnen mit weisheitlichen Elementen ausgefuumlhrt ist67 Das (mutmaszligli-che) Lehrer-Schuumller-Gespraumlch wiederum formuliert klassisch weisheitliche Re-flexionen uumlber elementare Sinnfragen und eine gelingende LebensfuumlhrungWas diese verschiedenartigen Texte verbindet ist eine didaktisch-paraumlnetischeAusrichtung die zudem sogleich in der Uumlberschrift von Text A angezeigtwird68 Damit ist denn auch die (komplexe) Pragmatik angezeigt aus der he-raus die Zusammenstellung als ganze schluumlssig gedeutet werden kann

Dem inhaltlichen Profil der Texte korrespondiert formal ihre anspruchsvol-le sprachlich-stilistische Gestaltung Deren Komplexitaumlt zeigt daruumlber hinausdeutlich dass sie literarisch konzipiert wurden Ohne das Medium der Schriftwaumlre etwa die narrative Poetizitaumlt in Text A kaum moumlglich Diese literarischeGestaltung findet sodann eine Entsprechung in dem aufwendigen Layout (mit

67 Dazu gehoumlren die Demonstration naturkundlicher Kenntnisse (V 10ff) die Identifikation mitdem Weisen (V 16b) und mit der sozialen Elite (V 16ndash18) oder die Motive von Belehrung (mwsr)und Planen (ḥšb) in V 151968 S o S 29

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Rahmenbildung Rubra etc) das vermutlich aumlgyptisch inspirierte Design-Kon-ventionen literarischer Papyri abbildete Sollte sich die oben skizzierte Mutma-szligung69 zu dem rot-weiszligen Band im unteren Rahmen von Text A als Aufnahmeeiner Hieroglyphenform fuumlr die geschnuumlrte Papyrusrolle bestaumltigen boumlte dasLayout daruumlber hinaus eine klare ikonische Referenz auf Schreiberwesen undSchriftkultur

Schlieszliglich Das Niveau und der bdquoBildungscharakterldquo der Texte sowie derbei ihrer Wandanbringung getriebene Aufwand entheben uumlber jeden Zweifeldass hier nicht an eine elementare Schreibschule zu denken ist sondern viel-mehr an eine fortgeschrittene professionelle Schreiberausbildung (bdquoMeister-klasseldquo)

c) Die institutionelle Selbstreferenzialitaumlt von Text B Wie vor allem der weisheitli-che Dialog zu erkennen gibt ging diese Schreiberausbildung zugleich mit ei-nem sbquogehobenen Bildungsanspruchlsquo einher Dabei spiegelt bereits die Ge-spraumlchskonstellation der textinternen Figuren die Bildungsinstitution sbquoSchulelsquoDaruumlber hinaus kommt repraumlsentiert durch die Dialogpartner geradezu derStand professioneller Schreiber in den Blick ihre Stellung im Umkreis des Kouml-nigs (Z 9 bdquoBeraumlt sich denn nicht mir dir oder holt sich nicht [bei dir] einenRatschlag der Thronendeldquo) und ihre gesellschaftlichen Leitungsaufgaben beider Rechtsprechung und im gewandten (politischen) Auftreten (Z 17c [Ru-brum] bdquoDir obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redeldquo) Werden denStudenten der Schreiberschule damit verlockende Perspektiven ihres Wegesvor Augen gestellt so spricht der Anfang des zentralen Rubrumverses (Z 17ab)den einen Dialogpartner ausdruumlcklich auf seine Kompetenzen in der Schreib-kunst70 und im Unterricht71 an wobei letzterer insbesondere auch im Auswen-diglernen durch die Schuumller bestand72

DAPT B Z 17 a) Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunstb) (darauf) anzuleiten73 den der auswendig repetiert

69 S o S 2670 Die genaue Entsprechung des aramaumlischen Ausdrucks ydʻ spr zu dem in Jes 2911f belegtenalthebraumlischen Idiom wurde uumlberraschenderweise zumeist uumlbersehen71 An die Moumlglichkeit dass die Kombination mit dem Idealbild eines Lehrers abschloss (s o S 33)sei ebenfalls erinnert72 Vgl dazu die erhellende Erklaumlrung des Ausdrucks bdquoSchuumllerzungeldquo in Jes 514 durch Weippert1989 111f bdquoUm dies verstehen zu koumlnnen muszlig man die orientalische Unterrichtsmethode kennendie uns bereits aus der Spaumltantike bekannt ist die man aber auch heute noch in arabischen undorthodox-juumldischen Elementarschulen erleben kann Der Stoff wird vom Lehrer vor- vom Schuumllernachgesprochenldquo Umfassend zur Bedeutung des Memorierens im altorientalisch-antiken Schulwe-sen orientiert Carr 200573 Die Ableitung des Ausdrucks von der aramaumlischen Wurzel dbr (anders noch Blum 2008c z St)findet sich auch bei Lipiński 1994 155 (vgl auch ders 1998 508) allerdings verbunden mit eineransonsten deutlich anderen Lesung bdquoto call the scribe who leads away sbquoThe curse is on the tonguefor you a judgement and a chastisementlsquoldquo (a a O 143)

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Koumlnnte ein Text sich in seiner Pragmatik deutlicher fuumlr eine fortgeschritteneSchreiberausbildung anbieten als Kombination B in Tell Deir ʻAlla

d) External evidence eine Griechischschule aus roumlmischer Zeit In Amheida demantiken Trimithis einer Stadt in der aumlgyptischen Oase Dakhla legten Grabun-gen der Columbia University New York in den Jahren 2004ndash2007 einen Gebaumlu-dekomplex frei in dem erstmals antike Schulraumlume archaumlologisch nachgewie-sen werden konnten74 Die Schule bestand in der ersten Haumllfte des 4 Jahrhun-derts n Chr und umfasste drei sbquoKlassenraumlumelsquo (19 times 95 m) Der bestkonser-vierte Raum (68 times 26 m)75 ist in einer Wandhoumlhe bis 220 m erhalten In derAntike waren die Waumlnde rundum weiszlig verputzt Vor einer der (langen) Waumlndestand eine gemauerte Bank Gegenuumlber an der Ostwand ist der Verputz uumlbermehrere Meter groszligenteils erhalten geblieben mit in roter Tinte geschriebenenSchultexten angeordnet in fuumlnf Kolumnen (zusammen 32 m breit maximal09 m hoch) Offenbar gab es in der abgelegenen Polis einen rhetorisch ge-schulten Lehrer der in der Lage war fuumlr seine fortgeschrittenen Schuumller Epi-gramme in elegischen Distichen zu schreiben und darin deren Schulsituationappellativ aufzunehmen76 In einem der zuletzt freigelegten Raumlume (R19) fan-den sich an der Westwand oberhalb der Bank zwei literarische Texte (ebenfallsin roter Tinte) Verse aus der Odyssee (IV 221ndash223) und ein Prosatext mutmaszlig-lich die Bearbeitung einer Erzaumlhlung die aus Plutarch bekannt ist

While the dipinto in room 15 seems to refer to the level of education taught by the rhetorliterary instruction went on in this room either at the hands of the same teacher or by someoneelse who taught at the level of the grammarian77

Alles in allem ist unuumlbersehbar mit der Nutzung verputzter Waumlnde als sbquoTafelnlsquo(und mit Wandbaumlnken) weisen die Schulraumlume in Trimithis exakt die gleiche ele-mentare Funktionalitaumlt auf wie der Raum in Tell Deir ʻAlla

74 Cribiore u a 2008 DavoliCribiore 2010 Den Hinweis auf die Amheida-Grabungen verdankeich Herrn Florian Lippke (TuumlbingenFribourg)75 Siehe Figs 7 und 9 in Cribiore u a 2008 174 17676 Siehe Color Fig 12 in Cribiore u a 2008 181 In der ersten Kolumne heiszligt es beispielsweise(nach Cribiore a a O 183)

αλλα θεὸς νεύσειεν επ ευχωλῆισιν εμεῖο [[hellip]] π[αντ]ας μουσάων έργα μελιχρὰ μαθεῖν συν πάση-σ Χαρίτεσσι και Ερμῆι Μαιάδος υἱεῖ ρητορικῆς σοφίης άκρον ἑλόντα[σ] ὅλον παῖδες εμοι θαρσεῖτε μέγας θεὸς ʽΰμμιν οπάσσει παντοίης αρετῆς καλὸν έχειν στέφανονhellip doch moumlge Gott meinen Gebeten geneigt sein dass ihr all die suumlszligen Werke der Musen erlerntindem ihr mit allen Grazien und mit Hermes dem Sohn d Maia den Gipfel der rhetorischenKunst ganz erobertMeine Knaben seid guten Mutes Der groszlige Gott wird euch gewaumlhren den schoumlnen Kranz man-nigfacher Tugend zu tragen

77 Cribiore (Davoli) 2013 7 (Hervorhebung im Original)

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Die Funktion der Baumlnke und des Verputzes in den bdquoSchulraumlumenldquo sind dabei nicht unbedingtnach dem Muster neuzeitlicher Schulen zu denken Waren die Ausgraumlberinnen in Trimithiszunaumlchst schlicht davon ausgegangen dass die bdquoBaumlnkeldquo von den Schuumllern als Sitzplaumltze ge-nutzt wurden78 so suggerieren inzwischen schon die Positionierungen der Inschriften ein viel-faumlltigeres Bild bdquoAs in room 15 the new rooms (R19 and 23) have a series of benches for stu-dents along the walls The students of R15 could sit on the benches to view the epigrams orstand on them to be able to write on the whitewashed wall behind those In the same waystudents in room 19 had to stand up on the benches there to write on the part of the wall thatwas plastered with white gypsum above a board painted in purpleldquo79 Dem korrespondierendie vielfaumlltigen Proportionen der Texte Waren die Uumlbungsepigramme in der Schriftgroumlszlige wohlso ausgelegt dass sie von den gegenuumlberliegenden Baumlnken aus lesbar blieben waren die lite-rarischen Textabschnitte wesentlich kleiner gehalten 14 times 3 cm mit einer Buchstabenhoumlhe von06 cm bzw erhaltene 64 times 16 cm mit durchschnittlich 1 cm hohen Zeichen und dies in einerbetraumlchtlichen Houmlhe an der Wand80 Die Schriftgroumlszlige der Wandtexte in Sukkot ist am ehestender des zuletzt genannten sbquoPlutarchlsquo-Textes vergleichbar Zwar waren die DAPT (im Vergleichmit Trimithis) fuumlr Leser wesentlich leichter zugaumlnglich von der gegenuumlber liegenden Bankkonnten aber ihre Buchstaben kaum mehr identifiziert werden Von daher wird man auch inTell Deir ʻAlla eher mit einer multifunktionalen Nutzung von Waumlnden und Baumlnken zu rechnenhaben Die Wandflaumlchen konnten Lehrern und Schuumllern dienen die Baumlnke den Studenten alsSitzbaumlnke fuumlr die Unterrichtsphasen von Vorsprechen Repetieren Memorieren etc81 wie auchfuumlr eigene Schreibuumlbungen oder Aumlhnliches mehr

Zwischen der Einrichtung und Nutzung der beiden Schulen liegen zwar mehr als1000 Jahre dennoch wird man nicht von einer rein zufaumllligen Entsprechung ausge-hen koumlnnen Entweder haben wir hier gluumlcklich erhaltene Belege fuumlr eine nachhal-tige kulturelle Kontinuitaumlt im ostmediterranen Raum oder es handelt sich um einein verschiedenen Kontexten sich aufdraumlngende funktionale Loumlsung fuumlr die gleichenkommunikativen Erfordernisse Beide Optionen liegen naumlher besehen freilich nichtweit auseinander nach beiden bietet der Fund in AmheidaTrimithis eine mehroder weniger direkte Bestaumltigung der Schulhypothese fuumlr Tell Deir ʻAlla

33 Traumlger und Zielsetzung der aramaumlischen Schule zu Sukkot(Tell Deir ʻAlla)

Es bleibt gleichwohl die Frage von wem fuumlr wen und wozu ein solcher Schulraumgerade in Sukkot eingerichtet wurde das nach Auskunft der Archaumlologen um 800v Chr ein kleines Dorf darstellte und das am Rande des damaligen aramaumlischen

78 DavoliCribiore 2010 77 bdquohellip tutte [scil 3 Schulraumlume] caratterizzate dalla presenza di panchein muratura utilizzate dagli studenti come sedilildquo79 Cribiore (Davoli) 2013 780 Cribiore (Davoli) 2013 7 bzw 9 mit Figs 9 + 10 auf S 10 Nach CribioreDavoli 2013 5 befandensich die Texte ca 28 m () uumlber dem Fuszligboden81 Vgl wieder die Charakterisierungen bdquoorientalischerldquo Schulen in der oben auf S 38 FN 72 ge-nannten Literatur

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Herrschaftsbereichs lag Kultur und innere Geschichte des Koumlnigreichs Damaskusin dieser Zeit sind weitgehend unbekannt Deshalb koumlnnen wir nur von den Befun-den in Tell Deir ʻAlla (und einigen Nachrichten im Alten Testament bzw in derHasael-Inschrift von Tel Dan) ausgehen

Deutlich duumlrfte immerhin sein dass eine solche (Hoch-)Schule fuumlr professio-nelle aramaumlische Schreiber in dieser Region mit einer privaten Initiative bzw einemfamiliaumlren Kontext nicht zureichend zu erklaumlren waumlre Von daher wird man ihreEinrichtung und Unterhaltung letztlich auf die damaszenische Zentralgewalt zu-ruumlckfuumlhren muumlssen Der maicirctre-scribe (Lemaire) der die umfangreichen Texte ineiner eleganten Kursive auf die Wand uumlbertragen hat mag dafuumlr aus Damaskusabgestellt worden sein Politisch laumlsst sich an der Einrichtung jedenfalls ablesendass Hasael bzw Birhadad II von Damaskus sich nicht mit der militaumlrischen Erobe-rung des Ostjordanlandes begnuumlgte(n) sondern dort gewissermaszligen in eine eigeneInfrastruktur investierte(n) Konkret kommen dabei zwei Optionen infrage Mankoumlnnte an eine Ausbildung von eigenem damaszenischem Verwaltungspersonal(bdquoim houmlheren Dienstldquo) denken Dies ist moumlglich aber eher unwahrscheinlich weildafuumlr eine Schulung in Damaskus bzw im aramaumlischen Kernland naumlher gelegenhaumltte Als Alternative bleibt die Ausbildung von Angehoumlrigen der lokalen israeli-tisch-gileaditischen Elite im Sinne der aramaumlischen Herrschaft bzw deren Verwal-tung In diesem Falle gehoumlrte der Schulbetrieb in Sukkot zu dem Versuch einerAkkulturation der israelitischen Bevoumllkerung82 (was auf nachhaltige imperiale Zie-le in Damaskus hindeutete) Fuumlr eine solche Konstellation spricht auch die Lagedes Ortes tief in Gilead (von Damaskus her gesehen) zugleich aber ausgesprochenverkehrsguumlnstig Schlieszliglich mag der kleine doumlrfliche Charakter fuumlr die Unterneh-mung eher als Vorteil gegolten haben83

Wie auch immer es sich im Einzelnen verhalten haben mag werden doch zweiweitere Ruumlckschluumlsse nach Lage der Dinge nicht gewagt erscheinen a) Eine derar-tige Meisterklasse im eroberten Grenzgebiet ist nur vorstellbar wenn im Zentrumdas heiszligt im Umkreis des damaszenischen Hofes bzw Haupttempels entsprechen-de Strukturen bereits etabliert waren84 b) Die beiden hochliterarischen Texte wur-den nicht fuumlr Sukkot formuliert sondern duumlrften ihren primaumlren Ort in Damaskusselbst oder in einem anderen Verwaltungszentrum gehabt haben (eventuell ver-bunden mit einer Rezeption internationaler Traditionen) Diese Schriftkultur miteinem entsprechenden Schulbetrieb wird weit in das 9 Jahrhundert v Chr zuruumlck-gereicht haben eventuell auch daruumlber hinaus

82 Moumlglicherweise war auch in dieser Hinsicht der Ruumlckgriff auf den Bilʻam-Text durchaus ab-sichtsvoll83 Die Lage in der Naumlhe des Jordans das heiszligt nahe am Herrschaftsgebiet des Koumlnigsreichs Israelkoumlnnte gegenuumlber der lokalen Bevoumllkerung zusaumltzlich auch als politisches Signal hinsichtlich desaramaumlischen Herrschaftsanspruchs (mit) gedacht worden sein84 Mit zugegeben plakativer Uumlberzeichnung mag man Tell Deir ʻAlla geradezu als Beleg fuumlr einsbquostaatliches Hochschulwesenlsquo im Koumlnigreich Damaskus betrachten

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42 Erhard Blum

34 Konsequenzen fuumlr Schriftkultur und Schulwesenin den Koumlnigreichen Israel und Juda

Aufgrund der raumlumlichen und zeitlichen Nachbarschaft sowie der strukturellen Ver-gleichbarkeit suumldlevantinischer Territorialstaaten sind in Israel und Juda keine grund-legend anderen Verhaumlltnisse anzunehmen Allenfalls koumlnnte man fuumlr IsraelJuda mitBlick auf das fruumlhe davidisch-salomonische Koumlnigtum im 10 Jahrhundert v Chr unddessen (auf die nordisraelitischen Staumlmme beschraumlnkte) Vorgeschichte mit Koumlnig Saulim 11 Jahrhundert mit einem gewissen Entwicklungsvorsprung gegenuumlber Aram-Da-maskus zu rechnen haben85 Dafuumlr mag auch sprechen dass die Herausbildung einerspezifischen bdquoNationalschriftldquo aus der phoumlnizischen Standardschrift nach gegenwaumlr-tigem Kenntnisstand () zuerst im hebraumlischen Sprachraum einsetzte86

Gestuumltzt wird diese Einschaumltzung durch fruumlhe Textuumlberlieferungen die dia-chron den Grundstock des alttestamentlichen Kanons bilden Dazu gehoumlren nebeneinzelnen Texten aus dem 10 Jahrhundert v Chr87 insbesondere zentrale Uumlber-lieferungen seit dem Anfang des 9 Jahrhunderts darunter die in Jerusalem undSamaria getrennt aber mit einer synchronistisch verschraumlnkten Chronologie derjeweiligen Koumlnige gefuumlhrten Annalen die in Auszuumlgen das Grundgeruumlst der bib-lischen bdquoKoumlnigebuumlcherldquo bilden In die fruumlhe Koumlnigszeit verweisen aber auch Bei-spiele einer hochentwickelten althebraumlischen Erzaumlhlkunst in Uumlberlieferungen zuJakob Saul und David die ohne eine anspruchsvolle Schreiberschulung im Um-kreis der Houmlfe bzw der Haupttempel nicht denkbar waumlren Mehr noch die soge-nannte bdquoThronfolgegeschichte Davidsldquo in 2Sam 9ndash20 1Koumln 1ndash2 (um 900 v Chr)88neben der Josephgeschichte der Genesis die wohl subtilste Groszligerzaumlhlung der Bi-bel verbindet einen realistisch-skeptischen Blick auf die Ambivalenzen des Wol-lens und Handelns der Akteure mit einer ndash narrativ artikulierten ndash Reflexion desPotentials und der Grenzen menschlicher Weisheit Ihre pragmatischen Pointenzeigen daruumlber hinaus an dass das ganze Werk fuumlr den Kontext der Prinzen- undElite-Erziehung am Hof in Jerusalem ausgearbeitet wurde

Hinsichtlich ihres literarischen Profils wie auch ihrer grundlegenden Pragma-tik sind demnach zwischen den israelitischen Erzaumlhlwerken und den damaszeni-

85 Aufgrund der Quellenlage ist das Koumlnigtum von Damaskus fuumlr das 10 Jahrhundert v Chr bis-lang nicht so recht greifbar Innerhalb der David-Uumlberlieferungen sind (neben Aram-Zoba) in unter-schiedlicher Weise kleinere aramaumlische Koumlnigtuumlmer zwischen Israel und Damaskus (Tob GeschurMaʻacha Beth Rechob) praumlsent Die Notiz von 1Koumln 1123ndash25 im Zusammenhang mit Salomo scheintfuumlr dessen Zeit die Installation eines Koumlnigtums in Damaskus anzusetzen Zu damit verbundenenFragen vgl Pitard 1987 95ff 99ff Lipiński 2000 367ff86 So im Anschluss an J Naveh auch FinkelsteinSass 2013 (freilich nicht hinsichtlich der Rolledes Phoumlnizischen) Allerdings sollte auch diese verbreitete Annahme im Licht der DAPT (die ebdleider unberuumlcksichtigt bleiben) kritisch gepruumlft werden87 Vgl Carr 2005 163f Schon in das 11 Jahrhundert v Chr duumlrfte aufgrund seiner Sprache undPragmatik das epische Siegeslied der Debora in Ri 5 gehoumlren vgl vorlaumlufig Weippert 1990 454fKnauf 200588 Vgl Blum 2010

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 43

schen Kompositionen des (wahrscheinlich) fruumlhen 9 Jahrhunderts v Chr keine we-sentlichen Unterschiede auszumachen Sie haben hohe literarische Qualitaumltensind aber gleichwohl keine fiktionale Literatur im neuzeitlichen Sinne Die fuumlr un-sere belles lettres selbstverstaumlndliche Kategorie der Fiktionalitaumlt gab es vielmehrnoch gar nicht auch nicht avant la lettre wie man sie bereits in Aristotelesʼ Poetikhat89 Es handelt sich bei der genannten Literatur um sbquoMitteilungstextelsquo mit Wahr-heitsanspruch Gleichwohl koumlnnen sie durchaus absichtsvoll mit hochgradig poeti-schen Gestaltungsmitteln arbeiten Poetizitaumlt ist in diesen Kulturen aber noch nichtan Fiktionalitaumlt gebunden ndash ebenso wenig wie ihr Wirklichkeitsverstaumlndnis undihr Wahrheitsanspruch etwas mit historischem Denken zu tun haumltten90 Mit ihrerWirk- und Mitteilungsintention sind sie haumlufig auf konkrete pragmatische Rezepti-onskonstellationen bezogen wie alle sbquopoetischenlsquo Werke gehen sie darin aber nichtauf sondern bieten Anhaltspunkte fuumlr Rezeptionen welche die Primaumlrintentionender Autoren hinter sich lassen Sie moumlgen funktional als Unterrichtstexte imSchul-bdquoHochschulldquo-Kontext gebraucht worden sein doch auch in diesem Rahmenwaren sie zugleich mehr Angemessen waumlre wohl die Rede von bdquoBildungsliteraturldquo

Nachbemerkung Nimmt man solche Textzeugnisse der fruumlhkoumlniglichen Zeit mitdem Umstand zusammen dass die bislang einzige raumlumlich belegbare Schule (mithochkaraumltigem Unterrichtsmaterial) ausgerechnet in der aumluszligersten Provinz gefun-den wurde erscheint es durchaus fraglich ob der Schreiberunterricht und damitdie literarische Bildung in Aram bzw in IsraelJuda tatsaumlchlich auf die koumlniglichenZentren beschraumlnkt und so kleinraumlumig angelegt sein mussten wie man in dergegenwaumlrtigen Forschung vielfach glauben will91

89 Poetik [9] 1451b Zur bdquoEntdeckungldquo der Fiktionalitaumlt bei den Griechen siehe grundlegend Roumlsler1980 und 1983 des weiteren Finkelberg 1998 Fuumlr die schlechthin elementare Distinktion zwischensemantisch definierter Fiktivitaumlt und textpragmatisch zu definierender Fiktionalitaumlt vgl Gabriel1975 Assmann 1980 Keller 198090 Fuumlr entsprechende kulturvergleichende Profilierungen vgl Cancik 2005 und Blum 2005 65ndash86Vgl a a O 79 FN 55 auch fuumlr die Unterscheidung zwischen einer (transparenten) Fiktionalitaumlt bdquoers-ten Gradesldquo (in Maumlrchen Fabeln etc) wie sie auch in traditionalen Erzaumlhlkulturen gelaumlufig istund der Fiktionalitaumlt bdquozweiten Gradesldquo (in Roman Drama etc) fuumlr die sich die Imitation und Fiktio-nalisierung wirklichkeitsabbildender Darstellung als konstitutiv erweist91 Damit soll nicht einer verbreiteten Literalitaumlt in diesen Gesellschaften das Wort geredet werdenIm Gegenteil es geht darum zwischen der Verbreitung eines funktionellen Schriftgebrauchs imAlltag wie er sich in Ostraka etc spiegelt und der Ausbildung einer professionellen Schreiberkul-tur in verschiedenen Bereichen der bdquoEliteldquo zu unterscheiden Fuumlr Letztere ergeben die archaumlologi-schen Befunde aus den eingangs genannten Gruumlnden kein repraumlsentatives Bild eine Regel diedurch die Ausnahmen (Siloah-Inschr DAPT Kuntillet ʻAǧrūd) nur bestaumltigt wird Fuumlr eine umsich-tige Diskussion der Problematik vgl besonders Carr 2005 Part I chap 6 ndash Unter deutlich anderenVoraussetzungen ging im Uumlbrigen auch der Befund in der Oase Dakhla uumlber das hinaus was manhistorisch erwarten mochte wie die Schlussbemerkung von R Cribiore in CribioreDavola 2013 14zu erkennen gibt bdquoAll together the house in Amheida and the school adjacent to it are wondroustestimonies of how paideia was alive and well in Egypt and not only in the Nile Valleyldquo

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

44 Erhard Blum

4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

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Blum (2008b) Erhard Blum bdquoDie Kombination I der Wandinschrift vom Tell Deir lsquoAlla Vorschlaumlgezur Rekonstruktion mit historisch-kritischen Bemerkungenldquo in Ingo Kottsieper RuumldigerSchmitt u Jakob Woumlhrle (Hgg) Beruumlhrungspunkte Festschrift fuumlr Rainer Albertz zu seinem65 Geburtstag (Alter Orient und Altes Testament 350) Muumlnster 573ndash601

Blum (2008c) Erhard Blum bdquosbquoVerstehst du dich nicht auf die Schreibkunst helliplsquo Ein weisheitlicherDialog uumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung Kombination II der Wandinschrift vom TellDeir lsquoAllaldquo in Michaela Bauks Kathrin Liess u Peter Riede (Hgg) Was ist der Menschdass du seiner gedenkst (Psalm 85) Festschrift fuumlr Bernd Janowski zum 65 GeburtstagNeukirchen-Vluyn 33ndash53

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50 Erhard Blum

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Kaumlmmerer (1998) Thomas R Kaumlmmerer šimacirc milka Induktion und Reception der mittel-babylonischen Dichtung von Ugarit Emār und Tell el rsquoAmārna (Alter Orient und AltesTestament 251) Muumlnster

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 51

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52 Erhard Blum

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Weippert (1990) Manfred Weippert bdquoDie Petition eines Erntearbeiters aus Mǝṣad Ḥăšavyāhū unddie Syntax althebraumlischer erzaumlhlender Prosaldquo in Erhard Blum Christian Macholz uEkkehard W Stegemann (Hgg) Die Hebraumlische Bibel und ihre zweifache NachgeschichteFestschrift fuumlr Rolf Rendtorff zum 65 Geburtstag Neukirchen-Vluyn 449ndash466

Weippert (1991) Manfred Weippert bdquoThe Balaam Text from Deir lsquoAllā and the study of the OldTestamentldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛AllaRe-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989Leiden u a 151ndash184 (= bdquoDer sbquoBileamlsquo-Text von Tell Dēr lsquoAllā und das Alte Testamentldquo inManfred Weippert Jahwe und die anderen Goumltter [Forschungen zum Alten Testament 18]Tuumlbingen 1997 163ndash188)

Wenning u Zenger (1991) Robert Wenning u Erich Zenger bdquoHeiligtum ohne Stadt ndash Stadt ohneHeiligtum Anmerkungen zum archaumlologischen Befund des Tell Dēr ʻAllāldquo Zeitschrift fuumlrAlthebraistik 4 171ndash193

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Wolters (1991) Al Wolters bdquoAspects of the Literary Structure of Combination Ildquo in Jacob Hoftijzeru Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings ofthe International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a 294ndash304

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 37

Abb 3 Raum EE335 in Tell Deir ʻAlla copy G van der Kooij

Schilderung des Goumltterrates in die Thematik des mundus inversus die hier auchim Einzelnen mit weisheitlichen Elementen ausgefuumlhrt ist67 Das (mutmaszligli-che) Lehrer-Schuumller-Gespraumlch wiederum formuliert klassisch weisheitliche Re-flexionen uumlber elementare Sinnfragen und eine gelingende LebensfuumlhrungWas diese verschiedenartigen Texte verbindet ist eine didaktisch-paraumlnetischeAusrichtung die zudem sogleich in der Uumlberschrift von Text A angezeigtwird68 Damit ist denn auch die (komplexe) Pragmatik angezeigt aus der he-raus die Zusammenstellung als ganze schluumlssig gedeutet werden kann

Dem inhaltlichen Profil der Texte korrespondiert formal ihre anspruchsvol-le sprachlich-stilistische Gestaltung Deren Komplexitaumlt zeigt daruumlber hinausdeutlich dass sie literarisch konzipiert wurden Ohne das Medium der Schriftwaumlre etwa die narrative Poetizitaumlt in Text A kaum moumlglich Diese literarischeGestaltung findet sodann eine Entsprechung in dem aufwendigen Layout (mit

67 Dazu gehoumlren die Demonstration naturkundlicher Kenntnisse (V 10ff) die Identifikation mitdem Weisen (V 16b) und mit der sozialen Elite (V 16ndash18) oder die Motive von Belehrung (mwsr)und Planen (ḥšb) in V 151968 S o S 29

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38 Erhard Blum

Rahmenbildung Rubra etc) das vermutlich aumlgyptisch inspirierte Design-Kon-ventionen literarischer Papyri abbildete Sollte sich die oben skizzierte Mutma-szligung69 zu dem rot-weiszligen Band im unteren Rahmen von Text A als Aufnahmeeiner Hieroglyphenform fuumlr die geschnuumlrte Papyrusrolle bestaumltigen boumlte dasLayout daruumlber hinaus eine klare ikonische Referenz auf Schreiberwesen undSchriftkultur

Schlieszliglich Das Niveau und der bdquoBildungscharakterldquo der Texte sowie derbei ihrer Wandanbringung getriebene Aufwand entheben uumlber jeden Zweifeldass hier nicht an eine elementare Schreibschule zu denken ist sondern viel-mehr an eine fortgeschrittene professionelle Schreiberausbildung (bdquoMeister-klasseldquo)

c) Die institutionelle Selbstreferenzialitaumlt von Text B Wie vor allem der weisheitli-che Dialog zu erkennen gibt ging diese Schreiberausbildung zugleich mit ei-nem sbquogehobenen Bildungsanspruchlsquo einher Dabei spiegelt bereits die Ge-spraumlchskonstellation der textinternen Figuren die Bildungsinstitution sbquoSchulelsquoDaruumlber hinaus kommt repraumlsentiert durch die Dialogpartner geradezu derStand professioneller Schreiber in den Blick ihre Stellung im Umkreis des Kouml-nigs (Z 9 bdquoBeraumlt sich denn nicht mir dir oder holt sich nicht [bei dir] einenRatschlag der Thronendeldquo) und ihre gesellschaftlichen Leitungsaufgaben beider Rechtsprechung und im gewandten (politischen) Auftreten (Z 17c [Ru-brum] bdquoDir obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redeldquo) Werden denStudenten der Schreiberschule damit verlockende Perspektiven ihres Wegesvor Augen gestellt so spricht der Anfang des zentralen Rubrumverses (Z 17ab)den einen Dialogpartner ausdruumlcklich auf seine Kompetenzen in der Schreib-kunst70 und im Unterricht71 an wobei letzterer insbesondere auch im Auswen-diglernen durch die Schuumller bestand72

DAPT B Z 17 a) Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunstb) (darauf) anzuleiten73 den der auswendig repetiert

69 S o S 2670 Die genaue Entsprechung des aramaumlischen Ausdrucks ydʻ spr zu dem in Jes 2911f belegtenalthebraumlischen Idiom wurde uumlberraschenderweise zumeist uumlbersehen71 An die Moumlglichkeit dass die Kombination mit dem Idealbild eines Lehrers abschloss (s o S 33)sei ebenfalls erinnert72 Vgl dazu die erhellende Erklaumlrung des Ausdrucks bdquoSchuumllerzungeldquo in Jes 514 durch Weippert1989 111f bdquoUm dies verstehen zu koumlnnen muszlig man die orientalische Unterrichtsmethode kennendie uns bereits aus der Spaumltantike bekannt ist die man aber auch heute noch in arabischen undorthodox-juumldischen Elementarschulen erleben kann Der Stoff wird vom Lehrer vor- vom Schuumllernachgesprochenldquo Umfassend zur Bedeutung des Memorierens im altorientalisch-antiken Schulwe-sen orientiert Carr 200573 Die Ableitung des Ausdrucks von der aramaumlischen Wurzel dbr (anders noch Blum 2008c z St)findet sich auch bei Lipiński 1994 155 (vgl auch ders 1998 508) allerdings verbunden mit eineransonsten deutlich anderen Lesung bdquoto call the scribe who leads away sbquoThe curse is on the tonguefor you a judgement and a chastisementlsquoldquo (a a O 143)

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 39

Koumlnnte ein Text sich in seiner Pragmatik deutlicher fuumlr eine fortgeschritteneSchreiberausbildung anbieten als Kombination B in Tell Deir ʻAlla

d) External evidence eine Griechischschule aus roumlmischer Zeit In Amheida demantiken Trimithis einer Stadt in der aumlgyptischen Oase Dakhla legten Grabun-gen der Columbia University New York in den Jahren 2004ndash2007 einen Gebaumlu-dekomplex frei in dem erstmals antike Schulraumlume archaumlologisch nachgewie-sen werden konnten74 Die Schule bestand in der ersten Haumllfte des 4 Jahrhun-derts n Chr und umfasste drei sbquoKlassenraumlumelsquo (19 times 95 m) Der bestkonser-vierte Raum (68 times 26 m)75 ist in einer Wandhoumlhe bis 220 m erhalten In derAntike waren die Waumlnde rundum weiszlig verputzt Vor einer der (langen) Waumlndestand eine gemauerte Bank Gegenuumlber an der Ostwand ist der Verputz uumlbermehrere Meter groszligenteils erhalten geblieben mit in roter Tinte geschriebenenSchultexten angeordnet in fuumlnf Kolumnen (zusammen 32 m breit maximal09 m hoch) Offenbar gab es in der abgelegenen Polis einen rhetorisch ge-schulten Lehrer der in der Lage war fuumlr seine fortgeschrittenen Schuumller Epi-gramme in elegischen Distichen zu schreiben und darin deren Schulsituationappellativ aufzunehmen76 In einem der zuletzt freigelegten Raumlume (R19) fan-den sich an der Westwand oberhalb der Bank zwei literarische Texte (ebenfallsin roter Tinte) Verse aus der Odyssee (IV 221ndash223) und ein Prosatext mutmaszlig-lich die Bearbeitung einer Erzaumlhlung die aus Plutarch bekannt ist

While the dipinto in room 15 seems to refer to the level of education taught by the rhetorliterary instruction went on in this room either at the hands of the same teacher or by someoneelse who taught at the level of the grammarian77

Alles in allem ist unuumlbersehbar mit der Nutzung verputzter Waumlnde als sbquoTafelnlsquo(und mit Wandbaumlnken) weisen die Schulraumlume in Trimithis exakt die gleiche ele-mentare Funktionalitaumlt auf wie der Raum in Tell Deir ʻAlla

74 Cribiore u a 2008 DavoliCribiore 2010 Den Hinweis auf die Amheida-Grabungen verdankeich Herrn Florian Lippke (TuumlbingenFribourg)75 Siehe Figs 7 und 9 in Cribiore u a 2008 174 17676 Siehe Color Fig 12 in Cribiore u a 2008 181 In der ersten Kolumne heiszligt es beispielsweise(nach Cribiore a a O 183)

αλλα θεὸς νεύσειεν επ ευχωλῆισιν εμεῖο [[hellip]] π[αντ]ας μουσάων έργα μελιχρὰ μαθεῖν συν πάση-σ Χαρίτεσσι και Ερμῆι Μαιάδος υἱεῖ ρητορικῆς σοφίης άκρον ἑλόντα[σ] ὅλον παῖδες εμοι θαρσεῖτε μέγας θεὸς ʽΰμμιν οπάσσει παντοίης αρετῆς καλὸν έχειν στέφανονhellip doch moumlge Gott meinen Gebeten geneigt sein dass ihr all die suumlszligen Werke der Musen erlerntindem ihr mit allen Grazien und mit Hermes dem Sohn d Maia den Gipfel der rhetorischenKunst ganz erobertMeine Knaben seid guten Mutes Der groszlige Gott wird euch gewaumlhren den schoumlnen Kranz man-nigfacher Tugend zu tragen

77 Cribiore (Davoli) 2013 7 (Hervorhebung im Original)

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40 Erhard Blum

Die Funktion der Baumlnke und des Verputzes in den bdquoSchulraumlumenldquo sind dabei nicht unbedingtnach dem Muster neuzeitlicher Schulen zu denken Waren die Ausgraumlberinnen in Trimithiszunaumlchst schlicht davon ausgegangen dass die bdquoBaumlnkeldquo von den Schuumllern als Sitzplaumltze ge-nutzt wurden78 so suggerieren inzwischen schon die Positionierungen der Inschriften ein viel-faumlltigeres Bild bdquoAs in room 15 the new rooms (R19 and 23) have a series of benches for stu-dents along the walls The students of R15 could sit on the benches to view the epigrams orstand on them to be able to write on the whitewashed wall behind those In the same waystudents in room 19 had to stand up on the benches there to write on the part of the wall thatwas plastered with white gypsum above a board painted in purpleldquo79 Dem korrespondierendie vielfaumlltigen Proportionen der Texte Waren die Uumlbungsepigramme in der Schriftgroumlszlige wohlso ausgelegt dass sie von den gegenuumlberliegenden Baumlnken aus lesbar blieben waren die lite-rarischen Textabschnitte wesentlich kleiner gehalten 14 times 3 cm mit einer Buchstabenhoumlhe von06 cm bzw erhaltene 64 times 16 cm mit durchschnittlich 1 cm hohen Zeichen und dies in einerbetraumlchtlichen Houmlhe an der Wand80 Die Schriftgroumlszlige der Wandtexte in Sukkot ist am ehestender des zuletzt genannten sbquoPlutarchlsquo-Textes vergleichbar Zwar waren die DAPT (im Vergleichmit Trimithis) fuumlr Leser wesentlich leichter zugaumlnglich von der gegenuumlber liegenden Bankkonnten aber ihre Buchstaben kaum mehr identifiziert werden Von daher wird man auch inTell Deir ʻAlla eher mit einer multifunktionalen Nutzung von Waumlnden und Baumlnken zu rechnenhaben Die Wandflaumlchen konnten Lehrern und Schuumllern dienen die Baumlnke den Studenten alsSitzbaumlnke fuumlr die Unterrichtsphasen von Vorsprechen Repetieren Memorieren etc81 wie auchfuumlr eigene Schreibuumlbungen oder Aumlhnliches mehr

Zwischen der Einrichtung und Nutzung der beiden Schulen liegen zwar mehr als1000 Jahre dennoch wird man nicht von einer rein zufaumllligen Entsprechung ausge-hen koumlnnen Entweder haben wir hier gluumlcklich erhaltene Belege fuumlr eine nachhal-tige kulturelle Kontinuitaumlt im ostmediterranen Raum oder es handelt sich um einein verschiedenen Kontexten sich aufdraumlngende funktionale Loumlsung fuumlr die gleichenkommunikativen Erfordernisse Beide Optionen liegen naumlher besehen freilich nichtweit auseinander nach beiden bietet der Fund in AmheidaTrimithis eine mehroder weniger direkte Bestaumltigung der Schulhypothese fuumlr Tell Deir ʻAlla

33 Traumlger und Zielsetzung der aramaumlischen Schule zu Sukkot(Tell Deir ʻAlla)

Es bleibt gleichwohl die Frage von wem fuumlr wen und wozu ein solcher Schulraumgerade in Sukkot eingerichtet wurde das nach Auskunft der Archaumlologen um 800v Chr ein kleines Dorf darstellte und das am Rande des damaligen aramaumlischen

78 DavoliCribiore 2010 77 bdquohellip tutte [scil 3 Schulraumlume] caratterizzate dalla presenza di panchein muratura utilizzate dagli studenti come sedilildquo79 Cribiore (Davoli) 2013 780 Cribiore (Davoli) 2013 7 bzw 9 mit Figs 9 + 10 auf S 10 Nach CribioreDavoli 2013 5 befandensich die Texte ca 28 m () uumlber dem Fuszligboden81 Vgl wieder die Charakterisierungen bdquoorientalischerldquo Schulen in der oben auf S 38 FN 72 ge-nannten Literatur

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 41

Herrschaftsbereichs lag Kultur und innere Geschichte des Koumlnigreichs Damaskusin dieser Zeit sind weitgehend unbekannt Deshalb koumlnnen wir nur von den Befun-den in Tell Deir ʻAlla (und einigen Nachrichten im Alten Testament bzw in derHasael-Inschrift von Tel Dan) ausgehen

Deutlich duumlrfte immerhin sein dass eine solche (Hoch-)Schule fuumlr professio-nelle aramaumlische Schreiber in dieser Region mit einer privaten Initiative bzw einemfamiliaumlren Kontext nicht zureichend zu erklaumlren waumlre Von daher wird man ihreEinrichtung und Unterhaltung letztlich auf die damaszenische Zentralgewalt zu-ruumlckfuumlhren muumlssen Der maicirctre-scribe (Lemaire) der die umfangreichen Texte ineiner eleganten Kursive auf die Wand uumlbertragen hat mag dafuumlr aus Damaskusabgestellt worden sein Politisch laumlsst sich an der Einrichtung jedenfalls ablesendass Hasael bzw Birhadad II von Damaskus sich nicht mit der militaumlrischen Erobe-rung des Ostjordanlandes begnuumlgte(n) sondern dort gewissermaszligen in eine eigeneInfrastruktur investierte(n) Konkret kommen dabei zwei Optionen infrage Mankoumlnnte an eine Ausbildung von eigenem damaszenischem Verwaltungspersonal(bdquoim houmlheren Dienstldquo) denken Dies ist moumlglich aber eher unwahrscheinlich weildafuumlr eine Schulung in Damaskus bzw im aramaumlischen Kernland naumlher gelegenhaumltte Als Alternative bleibt die Ausbildung von Angehoumlrigen der lokalen israeli-tisch-gileaditischen Elite im Sinne der aramaumlischen Herrschaft bzw deren Verwal-tung In diesem Falle gehoumlrte der Schulbetrieb in Sukkot zu dem Versuch einerAkkulturation der israelitischen Bevoumllkerung82 (was auf nachhaltige imperiale Zie-le in Damaskus hindeutete) Fuumlr eine solche Konstellation spricht auch die Lagedes Ortes tief in Gilead (von Damaskus her gesehen) zugleich aber ausgesprochenverkehrsguumlnstig Schlieszliglich mag der kleine doumlrfliche Charakter fuumlr die Unterneh-mung eher als Vorteil gegolten haben83

Wie auch immer es sich im Einzelnen verhalten haben mag werden doch zweiweitere Ruumlckschluumlsse nach Lage der Dinge nicht gewagt erscheinen a) Eine derar-tige Meisterklasse im eroberten Grenzgebiet ist nur vorstellbar wenn im Zentrumdas heiszligt im Umkreis des damaszenischen Hofes bzw Haupttempels entsprechen-de Strukturen bereits etabliert waren84 b) Die beiden hochliterarischen Texte wur-den nicht fuumlr Sukkot formuliert sondern duumlrften ihren primaumlren Ort in Damaskusselbst oder in einem anderen Verwaltungszentrum gehabt haben (eventuell ver-bunden mit einer Rezeption internationaler Traditionen) Diese Schriftkultur miteinem entsprechenden Schulbetrieb wird weit in das 9 Jahrhundert v Chr zuruumlck-gereicht haben eventuell auch daruumlber hinaus

82 Moumlglicherweise war auch in dieser Hinsicht der Ruumlckgriff auf den Bilʻam-Text durchaus ab-sichtsvoll83 Die Lage in der Naumlhe des Jordans das heiszligt nahe am Herrschaftsgebiet des Koumlnigsreichs Israelkoumlnnte gegenuumlber der lokalen Bevoumllkerung zusaumltzlich auch als politisches Signal hinsichtlich desaramaumlischen Herrschaftsanspruchs (mit) gedacht worden sein84 Mit zugegeben plakativer Uumlberzeichnung mag man Tell Deir ʻAlla geradezu als Beleg fuumlr einsbquostaatliches Hochschulwesenlsquo im Koumlnigreich Damaskus betrachten

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42 Erhard Blum

34 Konsequenzen fuumlr Schriftkultur und Schulwesenin den Koumlnigreichen Israel und Juda

Aufgrund der raumlumlichen und zeitlichen Nachbarschaft sowie der strukturellen Ver-gleichbarkeit suumldlevantinischer Territorialstaaten sind in Israel und Juda keine grund-legend anderen Verhaumlltnisse anzunehmen Allenfalls koumlnnte man fuumlr IsraelJuda mitBlick auf das fruumlhe davidisch-salomonische Koumlnigtum im 10 Jahrhundert v Chr unddessen (auf die nordisraelitischen Staumlmme beschraumlnkte) Vorgeschichte mit Koumlnig Saulim 11 Jahrhundert mit einem gewissen Entwicklungsvorsprung gegenuumlber Aram-Da-maskus zu rechnen haben85 Dafuumlr mag auch sprechen dass die Herausbildung einerspezifischen bdquoNationalschriftldquo aus der phoumlnizischen Standardschrift nach gegenwaumlr-tigem Kenntnisstand () zuerst im hebraumlischen Sprachraum einsetzte86

Gestuumltzt wird diese Einschaumltzung durch fruumlhe Textuumlberlieferungen die dia-chron den Grundstock des alttestamentlichen Kanons bilden Dazu gehoumlren nebeneinzelnen Texten aus dem 10 Jahrhundert v Chr87 insbesondere zentrale Uumlber-lieferungen seit dem Anfang des 9 Jahrhunderts darunter die in Jerusalem undSamaria getrennt aber mit einer synchronistisch verschraumlnkten Chronologie derjeweiligen Koumlnige gefuumlhrten Annalen die in Auszuumlgen das Grundgeruumlst der bib-lischen bdquoKoumlnigebuumlcherldquo bilden In die fruumlhe Koumlnigszeit verweisen aber auch Bei-spiele einer hochentwickelten althebraumlischen Erzaumlhlkunst in Uumlberlieferungen zuJakob Saul und David die ohne eine anspruchsvolle Schreiberschulung im Um-kreis der Houmlfe bzw der Haupttempel nicht denkbar waumlren Mehr noch die soge-nannte bdquoThronfolgegeschichte Davidsldquo in 2Sam 9ndash20 1Koumln 1ndash2 (um 900 v Chr)88neben der Josephgeschichte der Genesis die wohl subtilste Groszligerzaumlhlung der Bi-bel verbindet einen realistisch-skeptischen Blick auf die Ambivalenzen des Wol-lens und Handelns der Akteure mit einer ndash narrativ artikulierten ndash Reflexion desPotentials und der Grenzen menschlicher Weisheit Ihre pragmatischen Pointenzeigen daruumlber hinaus an dass das ganze Werk fuumlr den Kontext der Prinzen- undElite-Erziehung am Hof in Jerusalem ausgearbeitet wurde

Hinsichtlich ihres literarischen Profils wie auch ihrer grundlegenden Pragma-tik sind demnach zwischen den israelitischen Erzaumlhlwerken und den damaszeni-

85 Aufgrund der Quellenlage ist das Koumlnigtum von Damaskus fuumlr das 10 Jahrhundert v Chr bis-lang nicht so recht greifbar Innerhalb der David-Uumlberlieferungen sind (neben Aram-Zoba) in unter-schiedlicher Weise kleinere aramaumlische Koumlnigtuumlmer zwischen Israel und Damaskus (Tob GeschurMaʻacha Beth Rechob) praumlsent Die Notiz von 1Koumln 1123ndash25 im Zusammenhang mit Salomo scheintfuumlr dessen Zeit die Installation eines Koumlnigtums in Damaskus anzusetzen Zu damit verbundenenFragen vgl Pitard 1987 95ff 99ff Lipiński 2000 367ff86 So im Anschluss an J Naveh auch FinkelsteinSass 2013 (freilich nicht hinsichtlich der Rolledes Phoumlnizischen) Allerdings sollte auch diese verbreitete Annahme im Licht der DAPT (die ebdleider unberuumlcksichtigt bleiben) kritisch gepruumlft werden87 Vgl Carr 2005 163f Schon in das 11 Jahrhundert v Chr duumlrfte aufgrund seiner Sprache undPragmatik das epische Siegeslied der Debora in Ri 5 gehoumlren vgl vorlaumlufig Weippert 1990 454fKnauf 200588 Vgl Blum 2010

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 43

schen Kompositionen des (wahrscheinlich) fruumlhen 9 Jahrhunderts v Chr keine we-sentlichen Unterschiede auszumachen Sie haben hohe literarische Qualitaumltensind aber gleichwohl keine fiktionale Literatur im neuzeitlichen Sinne Die fuumlr un-sere belles lettres selbstverstaumlndliche Kategorie der Fiktionalitaumlt gab es vielmehrnoch gar nicht auch nicht avant la lettre wie man sie bereits in Aristotelesʼ Poetikhat89 Es handelt sich bei der genannten Literatur um sbquoMitteilungstextelsquo mit Wahr-heitsanspruch Gleichwohl koumlnnen sie durchaus absichtsvoll mit hochgradig poeti-schen Gestaltungsmitteln arbeiten Poetizitaumlt ist in diesen Kulturen aber noch nichtan Fiktionalitaumlt gebunden ndash ebenso wenig wie ihr Wirklichkeitsverstaumlndnis undihr Wahrheitsanspruch etwas mit historischem Denken zu tun haumltten90 Mit ihrerWirk- und Mitteilungsintention sind sie haumlufig auf konkrete pragmatische Rezepti-onskonstellationen bezogen wie alle sbquopoetischenlsquo Werke gehen sie darin aber nichtauf sondern bieten Anhaltspunkte fuumlr Rezeptionen welche die Primaumlrintentionender Autoren hinter sich lassen Sie moumlgen funktional als Unterrichtstexte imSchul-bdquoHochschulldquo-Kontext gebraucht worden sein doch auch in diesem Rahmenwaren sie zugleich mehr Angemessen waumlre wohl die Rede von bdquoBildungsliteraturldquo

Nachbemerkung Nimmt man solche Textzeugnisse der fruumlhkoumlniglichen Zeit mitdem Umstand zusammen dass die bislang einzige raumlumlich belegbare Schule (mithochkaraumltigem Unterrichtsmaterial) ausgerechnet in der aumluszligersten Provinz gefun-den wurde erscheint es durchaus fraglich ob der Schreiberunterricht und damitdie literarische Bildung in Aram bzw in IsraelJuda tatsaumlchlich auf die koumlniglichenZentren beschraumlnkt und so kleinraumlumig angelegt sein mussten wie man in dergegenwaumlrtigen Forschung vielfach glauben will91

89 Poetik [9] 1451b Zur bdquoEntdeckungldquo der Fiktionalitaumlt bei den Griechen siehe grundlegend Roumlsler1980 und 1983 des weiteren Finkelberg 1998 Fuumlr die schlechthin elementare Distinktion zwischensemantisch definierter Fiktivitaumlt und textpragmatisch zu definierender Fiktionalitaumlt vgl Gabriel1975 Assmann 1980 Keller 198090 Fuumlr entsprechende kulturvergleichende Profilierungen vgl Cancik 2005 und Blum 2005 65ndash86Vgl a a O 79 FN 55 auch fuumlr die Unterscheidung zwischen einer (transparenten) Fiktionalitaumlt bdquoers-ten Gradesldquo (in Maumlrchen Fabeln etc) wie sie auch in traditionalen Erzaumlhlkulturen gelaumlufig istund der Fiktionalitaumlt bdquozweiten Gradesldquo (in Roman Drama etc) fuumlr die sich die Imitation und Fiktio-nalisierung wirklichkeitsabbildender Darstellung als konstitutiv erweist91 Damit soll nicht einer verbreiteten Literalitaumlt in diesen Gesellschaften das Wort geredet werdenIm Gegenteil es geht darum zwischen der Verbreitung eines funktionellen Schriftgebrauchs imAlltag wie er sich in Ostraka etc spiegelt und der Ausbildung einer professionellen Schreiberkul-tur in verschiedenen Bereichen der bdquoEliteldquo zu unterscheiden Fuumlr Letztere ergeben die archaumlologi-schen Befunde aus den eingangs genannten Gruumlnden kein repraumlsentatives Bild eine Regel diedurch die Ausnahmen (Siloah-Inschr DAPT Kuntillet ʻAǧrūd) nur bestaumltigt wird Fuumlr eine umsich-tige Diskussion der Problematik vgl besonders Carr 2005 Part I chap 6 ndash Unter deutlich anderenVoraussetzungen ging im Uumlbrigen auch der Befund in der Oase Dakhla uumlber das hinaus was manhistorisch erwarten mochte wie die Schlussbemerkung von R Cribiore in CribioreDavola 2013 14zu erkennen gibt bdquoAll together the house in Amheida and the school adjacent to it are wondroustestimonies of how paideia was alive and well in Egypt and not only in the Nile Valleyldquo

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

44 Erhard Blum

4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 51

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38 Erhard Blum

Rahmenbildung Rubra etc) das vermutlich aumlgyptisch inspirierte Design-Kon-ventionen literarischer Papyri abbildete Sollte sich die oben skizzierte Mutma-szligung69 zu dem rot-weiszligen Band im unteren Rahmen von Text A als Aufnahmeeiner Hieroglyphenform fuumlr die geschnuumlrte Papyrusrolle bestaumltigen boumlte dasLayout daruumlber hinaus eine klare ikonische Referenz auf Schreiberwesen undSchriftkultur

Schlieszliglich Das Niveau und der bdquoBildungscharakterldquo der Texte sowie derbei ihrer Wandanbringung getriebene Aufwand entheben uumlber jeden Zweifeldass hier nicht an eine elementare Schreibschule zu denken ist sondern viel-mehr an eine fortgeschrittene professionelle Schreiberausbildung (bdquoMeister-klasseldquo)

c) Die institutionelle Selbstreferenzialitaumlt von Text B Wie vor allem der weisheitli-che Dialog zu erkennen gibt ging diese Schreiberausbildung zugleich mit ei-nem sbquogehobenen Bildungsanspruchlsquo einher Dabei spiegelt bereits die Ge-spraumlchskonstellation der textinternen Figuren die Bildungsinstitution sbquoSchulelsquoDaruumlber hinaus kommt repraumlsentiert durch die Dialogpartner geradezu derStand professioneller Schreiber in den Blick ihre Stellung im Umkreis des Kouml-nigs (Z 9 bdquoBeraumlt sich denn nicht mir dir oder holt sich nicht [bei dir] einenRatschlag der Thronendeldquo) und ihre gesellschaftlichen Leitungsaufgaben beider Rechtsprechung und im gewandten (politischen) Auftreten (Z 17c [Ru-brum] bdquoDir obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redeldquo) Werden denStudenten der Schreiberschule damit verlockende Perspektiven ihres Wegesvor Augen gestellt so spricht der Anfang des zentralen Rubrumverses (Z 17ab)den einen Dialogpartner ausdruumlcklich auf seine Kompetenzen in der Schreib-kunst70 und im Unterricht71 an wobei letzterer insbesondere auch im Auswen-diglernen durch die Schuumller bestand72

DAPT B Z 17 a) Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunstb) (darauf) anzuleiten73 den der auswendig repetiert

69 S o S 2670 Die genaue Entsprechung des aramaumlischen Ausdrucks ydʻ spr zu dem in Jes 2911f belegtenalthebraumlischen Idiom wurde uumlberraschenderweise zumeist uumlbersehen71 An die Moumlglichkeit dass die Kombination mit dem Idealbild eines Lehrers abschloss (s o S 33)sei ebenfalls erinnert72 Vgl dazu die erhellende Erklaumlrung des Ausdrucks bdquoSchuumllerzungeldquo in Jes 514 durch Weippert1989 111f bdquoUm dies verstehen zu koumlnnen muszlig man die orientalische Unterrichtsmethode kennendie uns bereits aus der Spaumltantike bekannt ist die man aber auch heute noch in arabischen undorthodox-juumldischen Elementarschulen erleben kann Der Stoff wird vom Lehrer vor- vom Schuumllernachgesprochenldquo Umfassend zur Bedeutung des Memorierens im altorientalisch-antiken Schulwe-sen orientiert Carr 200573 Die Ableitung des Ausdrucks von der aramaumlischen Wurzel dbr (anders noch Blum 2008c z St)findet sich auch bei Lipiński 1994 155 (vgl auch ders 1998 508) allerdings verbunden mit eineransonsten deutlich anderen Lesung bdquoto call the scribe who leads away sbquoThe curse is on the tonguefor you a judgement and a chastisementlsquoldquo (a a O 143)

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 39

Koumlnnte ein Text sich in seiner Pragmatik deutlicher fuumlr eine fortgeschritteneSchreiberausbildung anbieten als Kombination B in Tell Deir ʻAlla

d) External evidence eine Griechischschule aus roumlmischer Zeit In Amheida demantiken Trimithis einer Stadt in der aumlgyptischen Oase Dakhla legten Grabun-gen der Columbia University New York in den Jahren 2004ndash2007 einen Gebaumlu-dekomplex frei in dem erstmals antike Schulraumlume archaumlologisch nachgewie-sen werden konnten74 Die Schule bestand in der ersten Haumllfte des 4 Jahrhun-derts n Chr und umfasste drei sbquoKlassenraumlumelsquo (19 times 95 m) Der bestkonser-vierte Raum (68 times 26 m)75 ist in einer Wandhoumlhe bis 220 m erhalten In derAntike waren die Waumlnde rundum weiszlig verputzt Vor einer der (langen) Waumlndestand eine gemauerte Bank Gegenuumlber an der Ostwand ist der Verputz uumlbermehrere Meter groszligenteils erhalten geblieben mit in roter Tinte geschriebenenSchultexten angeordnet in fuumlnf Kolumnen (zusammen 32 m breit maximal09 m hoch) Offenbar gab es in der abgelegenen Polis einen rhetorisch ge-schulten Lehrer der in der Lage war fuumlr seine fortgeschrittenen Schuumller Epi-gramme in elegischen Distichen zu schreiben und darin deren Schulsituationappellativ aufzunehmen76 In einem der zuletzt freigelegten Raumlume (R19) fan-den sich an der Westwand oberhalb der Bank zwei literarische Texte (ebenfallsin roter Tinte) Verse aus der Odyssee (IV 221ndash223) und ein Prosatext mutmaszlig-lich die Bearbeitung einer Erzaumlhlung die aus Plutarch bekannt ist

While the dipinto in room 15 seems to refer to the level of education taught by the rhetorliterary instruction went on in this room either at the hands of the same teacher or by someoneelse who taught at the level of the grammarian77

Alles in allem ist unuumlbersehbar mit der Nutzung verputzter Waumlnde als sbquoTafelnlsquo(und mit Wandbaumlnken) weisen die Schulraumlume in Trimithis exakt die gleiche ele-mentare Funktionalitaumlt auf wie der Raum in Tell Deir ʻAlla

74 Cribiore u a 2008 DavoliCribiore 2010 Den Hinweis auf die Amheida-Grabungen verdankeich Herrn Florian Lippke (TuumlbingenFribourg)75 Siehe Figs 7 und 9 in Cribiore u a 2008 174 17676 Siehe Color Fig 12 in Cribiore u a 2008 181 In der ersten Kolumne heiszligt es beispielsweise(nach Cribiore a a O 183)

αλλα θεὸς νεύσειεν επ ευχωλῆισιν εμεῖο [[hellip]] π[αντ]ας μουσάων έργα μελιχρὰ μαθεῖν συν πάση-σ Χαρίτεσσι και Ερμῆι Μαιάδος υἱεῖ ρητορικῆς σοφίης άκρον ἑλόντα[σ] ὅλον παῖδες εμοι θαρσεῖτε μέγας θεὸς ʽΰμμιν οπάσσει παντοίης αρετῆς καλὸν έχειν στέφανονhellip doch moumlge Gott meinen Gebeten geneigt sein dass ihr all die suumlszligen Werke der Musen erlerntindem ihr mit allen Grazien und mit Hermes dem Sohn d Maia den Gipfel der rhetorischenKunst ganz erobertMeine Knaben seid guten Mutes Der groszlige Gott wird euch gewaumlhren den schoumlnen Kranz man-nigfacher Tugend zu tragen

77 Cribiore (Davoli) 2013 7 (Hervorhebung im Original)

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40 Erhard Blum

Die Funktion der Baumlnke und des Verputzes in den bdquoSchulraumlumenldquo sind dabei nicht unbedingtnach dem Muster neuzeitlicher Schulen zu denken Waren die Ausgraumlberinnen in Trimithiszunaumlchst schlicht davon ausgegangen dass die bdquoBaumlnkeldquo von den Schuumllern als Sitzplaumltze ge-nutzt wurden78 so suggerieren inzwischen schon die Positionierungen der Inschriften ein viel-faumlltigeres Bild bdquoAs in room 15 the new rooms (R19 and 23) have a series of benches for stu-dents along the walls The students of R15 could sit on the benches to view the epigrams orstand on them to be able to write on the whitewashed wall behind those In the same waystudents in room 19 had to stand up on the benches there to write on the part of the wall thatwas plastered with white gypsum above a board painted in purpleldquo79 Dem korrespondierendie vielfaumlltigen Proportionen der Texte Waren die Uumlbungsepigramme in der Schriftgroumlszlige wohlso ausgelegt dass sie von den gegenuumlberliegenden Baumlnken aus lesbar blieben waren die lite-rarischen Textabschnitte wesentlich kleiner gehalten 14 times 3 cm mit einer Buchstabenhoumlhe von06 cm bzw erhaltene 64 times 16 cm mit durchschnittlich 1 cm hohen Zeichen und dies in einerbetraumlchtlichen Houmlhe an der Wand80 Die Schriftgroumlszlige der Wandtexte in Sukkot ist am ehestender des zuletzt genannten sbquoPlutarchlsquo-Textes vergleichbar Zwar waren die DAPT (im Vergleichmit Trimithis) fuumlr Leser wesentlich leichter zugaumlnglich von der gegenuumlber liegenden Bankkonnten aber ihre Buchstaben kaum mehr identifiziert werden Von daher wird man auch inTell Deir ʻAlla eher mit einer multifunktionalen Nutzung von Waumlnden und Baumlnken zu rechnenhaben Die Wandflaumlchen konnten Lehrern und Schuumllern dienen die Baumlnke den Studenten alsSitzbaumlnke fuumlr die Unterrichtsphasen von Vorsprechen Repetieren Memorieren etc81 wie auchfuumlr eigene Schreibuumlbungen oder Aumlhnliches mehr

Zwischen der Einrichtung und Nutzung der beiden Schulen liegen zwar mehr als1000 Jahre dennoch wird man nicht von einer rein zufaumllligen Entsprechung ausge-hen koumlnnen Entweder haben wir hier gluumlcklich erhaltene Belege fuumlr eine nachhal-tige kulturelle Kontinuitaumlt im ostmediterranen Raum oder es handelt sich um einein verschiedenen Kontexten sich aufdraumlngende funktionale Loumlsung fuumlr die gleichenkommunikativen Erfordernisse Beide Optionen liegen naumlher besehen freilich nichtweit auseinander nach beiden bietet der Fund in AmheidaTrimithis eine mehroder weniger direkte Bestaumltigung der Schulhypothese fuumlr Tell Deir ʻAlla

33 Traumlger und Zielsetzung der aramaumlischen Schule zu Sukkot(Tell Deir ʻAlla)

Es bleibt gleichwohl die Frage von wem fuumlr wen und wozu ein solcher Schulraumgerade in Sukkot eingerichtet wurde das nach Auskunft der Archaumlologen um 800v Chr ein kleines Dorf darstellte und das am Rande des damaligen aramaumlischen

78 DavoliCribiore 2010 77 bdquohellip tutte [scil 3 Schulraumlume] caratterizzate dalla presenza di panchein muratura utilizzate dagli studenti come sedilildquo79 Cribiore (Davoli) 2013 780 Cribiore (Davoli) 2013 7 bzw 9 mit Figs 9 + 10 auf S 10 Nach CribioreDavoli 2013 5 befandensich die Texte ca 28 m () uumlber dem Fuszligboden81 Vgl wieder die Charakterisierungen bdquoorientalischerldquo Schulen in der oben auf S 38 FN 72 ge-nannten Literatur

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 41

Herrschaftsbereichs lag Kultur und innere Geschichte des Koumlnigreichs Damaskusin dieser Zeit sind weitgehend unbekannt Deshalb koumlnnen wir nur von den Befun-den in Tell Deir ʻAlla (und einigen Nachrichten im Alten Testament bzw in derHasael-Inschrift von Tel Dan) ausgehen

Deutlich duumlrfte immerhin sein dass eine solche (Hoch-)Schule fuumlr professio-nelle aramaumlische Schreiber in dieser Region mit einer privaten Initiative bzw einemfamiliaumlren Kontext nicht zureichend zu erklaumlren waumlre Von daher wird man ihreEinrichtung und Unterhaltung letztlich auf die damaszenische Zentralgewalt zu-ruumlckfuumlhren muumlssen Der maicirctre-scribe (Lemaire) der die umfangreichen Texte ineiner eleganten Kursive auf die Wand uumlbertragen hat mag dafuumlr aus Damaskusabgestellt worden sein Politisch laumlsst sich an der Einrichtung jedenfalls ablesendass Hasael bzw Birhadad II von Damaskus sich nicht mit der militaumlrischen Erobe-rung des Ostjordanlandes begnuumlgte(n) sondern dort gewissermaszligen in eine eigeneInfrastruktur investierte(n) Konkret kommen dabei zwei Optionen infrage Mankoumlnnte an eine Ausbildung von eigenem damaszenischem Verwaltungspersonal(bdquoim houmlheren Dienstldquo) denken Dies ist moumlglich aber eher unwahrscheinlich weildafuumlr eine Schulung in Damaskus bzw im aramaumlischen Kernland naumlher gelegenhaumltte Als Alternative bleibt die Ausbildung von Angehoumlrigen der lokalen israeli-tisch-gileaditischen Elite im Sinne der aramaumlischen Herrschaft bzw deren Verwal-tung In diesem Falle gehoumlrte der Schulbetrieb in Sukkot zu dem Versuch einerAkkulturation der israelitischen Bevoumllkerung82 (was auf nachhaltige imperiale Zie-le in Damaskus hindeutete) Fuumlr eine solche Konstellation spricht auch die Lagedes Ortes tief in Gilead (von Damaskus her gesehen) zugleich aber ausgesprochenverkehrsguumlnstig Schlieszliglich mag der kleine doumlrfliche Charakter fuumlr die Unterneh-mung eher als Vorteil gegolten haben83

Wie auch immer es sich im Einzelnen verhalten haben mag werden doch zweiweitere Ruumlckschluumlsse nach Lage der Dinge nicht gewagt erscheinen a) Eine derar-tige Meisterklasse im eroberten Grenzgebiet ist nur vorstellbar wenn im Zentrumdas heiszligt im Umkreis des damaszenischen Hofes bzw Haupttempels entsprechen-de Strukturen bereits etabliert waren84 b) Die beiden hochliterarischen Texte wur-den nicht fuumlr Sukkot formuliert sondern duumlrften ihren primaumlren Ort in Damaskusselbst oder in einem anderen Verwaltungszentrum gehabt haben (eventuell ver-bunden mit einer Rezeption internationaler Traditionen) Diese Schriftkultur miteinem entsprechenden Schulbetrieb wird weit in das 9 Jahrhundert v Chr zuruumlck-gereicht haben eventuell auch daruumlber hinaus

82 Moumlglicherweise war auch in dieser Hinsicht der Ruumlckgriff auf den Bilʻam-Text durchaus ab-sichtsvoll83 Die Lage in der Naumlhe des Jordans das heiszligt nahe am Herrschaftsgebiet des Koumlnigsreichs Israelkoumlnnte gegenuumlber der lokalen Bevoumllkerung zusaumltzlich auch als politisches Signal hinsichtlich desaramaumlischen Herrschaftsanspruchs (mit) gedacht worden sein84 Mit zugegeben plakativer Uumlberzeichnung mag man Tell Deir ʻAlla geradezu als Beleg fuumlr einsbquostaatliches Hochschulwesenlsquo im Koumlnigreich Damaskus betrachten

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42 Erhard Blum

34 Konsequenzen fuumlr Schriftkultur und Schulwesenin den Koumlnigreichen Israel und Juda

Aufgrund der raumlumlichen und zeitlichen Nachbarschaft sowie der strukturellen Ver-gleichbarkeit suumldlevantinischer Territorialstaaten sind in Israel und Juda keine grund-legend anderen Verhaumlltnisse anzunehmen Allenfalls koumlnnte man fuumlr IsraelJuda mitBlick auf das fruumlhe davidisch-salomonische Koumlnigtum im 10 Jahrhundert v Chr unddessen (auf die nordisraelitischen Staumlmme beschraumlnkte) Vorgeschichte mit Koumlnig Saulim 11 Jahrhundert mit einem gewissen Entwicklungsvorsprung gegenuumlber Aram-Da-maskus zu rechnen haben85 Dafuumlr mag auch sprechen dass die Herausbildung einerspezifischen bdquoNationalschriftldquo aus der phoumlnizischen Standardschrift nach gegenwaumlr-tigem Kenntnisstand () zuerst im hebraumlischen Sprachraum einsetzte86

Gestuumltzt wird diese Einschaumltzung durch fruumlhe Textuumlberlieferungen die dia-chron den Grundstock des alttestamentlichen Kanons bilden Dazu gehoumlren nebeneinzelnen Texten aus dem 10 Jahrhundert v Chr87 insbesondere zentrale Uumlber-lieferungen seit dem Anfang des 9 Jahrhunderts darunter die in Jerusalem undSamaria getrennt aber mit einer synchronistisch verschraumlnkten Chronologie derjeweiligen Koumlnige gefuumlhrten Annalen die in Auszuumlgen das Grundgeruumlst der bib-lischen bdquoKoumlnigebuumlcherldquo bilden In die fruumlhe Koumlnigszeit verweisen aber auch Bei-spiele einer hochentwickelten althebraumlischen Erzaumlhlkunst in Uumlberlieferungen zuJakob Saul und David die ohne eine anspruchsvolle Schreiberschulung im Um-kreis der Houmlfe bzw der Haupttempel nicht denkbar waumlren Mehr noch die soge-nannte bdquoThronfolgegeschichte Davidsldquo in 2Sam 9ndash20 1Koumln 1ndash2 (um 900 v Chr)88neben der Josephgeschichte der Genesis die wohl subtilste Groszligerzaumlhlung der Bi-bel verbindet einen realistisch-skeptischen Blick auf die Ambivalenzen des Wol-lens und Handelns der Akteure mit einer ndash narrativ artikulierten ndash Reflexion desPotentials und der Grenzen menschlicher Weisheit Ihre pragmatischen Pointenzeigen daruumlber hinaus an dass das ganze Werk fuumlr den Kontext der Prinzen- undElite-Erziehung am Hof in Jerusalem ausgearbeitet wurde

Hinsichtlich ihres literarischen Profils wie auch ihrer grundlegenden Pragma-tik sind demnach zwischen den israelitischen Erzaumlhlwerken und den damaszeni-

85 Aufgrund der Quellenlage ist das Koumlnigtum von Damaskus fuumlr das 10 Jahrhundert v Chr bis-lang nicht so recht greifbar Innerhalb der David-Uumlberlieferungen sind (neben Aram-Zoba) in unter-schiedlicher Weise kleinere aramaumlische Koumlnigtuumlmer zwischen Israel und Damaskus (Tob GeschurMaʻacha Beth Rechob) praumlsent Die Notiz von 1Koumln 1123ndash25 im Zusammenhang mit Salomo scheintfuumlr dessen Zeit die Installation eines Koumlnigtums in Damaskus anzusetzen Zu damit verbundenenFragen vgl Pitard 1987 95ff 99ff Lipiński 2000 367ff86 So im Anschluss an J Naveh auch FinkelsteinSass 2013 (freilich nicht hinsichtlich der Rolledes Phoumlnizischen) Allerdings sollte auch diese verbreitete Annahme im Licht der DAPT (die ebdleider unberuumlcksichtigt bleiben) kritisch gepruumlft werden87 Vgl Carr 2005 163f Schon in das 11 Jahrhundert v Chr duumlrfte aufgrund seiner Sprache undPragmatik das epische Siegeslied der Debora in Ri 5 gehoumlren vgl vorlaumlufig Weippert 1990 454fKnauf 200588 Vgl Blum 2010

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 43

schen Kompositionen des (wahrscheinlich) fruumlhen 9 Jahrhunderts v Chr keine we-sentlichen Unterschiede auszumachen Sie haben hohe literarische Qualitaumltensind aber gleichwohl keine fiktionale Literatur im neuzeitlichen Sinne Die fuumlr un-sere belles lettres selbstverstaumlndliche Kategorie der Fiktionalitaumlt gab es vielmehrnoch gar nicht auch nicht avant la lettre wie man sie bereits in Aristotelesʼ Poetikhat89 Es handelt sich bei der genannten Literatur um sbquoMitteilungstextelsquo mit Wahr-heitsanspruch Gleichwohl koumlnnen sie durchaus absichtsvoll mit hochgradig poeti-schen Gestaltungsmitteln arbeiten Poetizitaumlt ist in diesen Kulturen aber noch nichtan Fiktionalitaumlt gebunden ndash ebenso wenig wie ihr Wirklichkeitsverstaumlndnis undihr Wahrheitsanspruch etwas mit historischem Denken zu tun haumltten90 Mit ihrerWirk- und Mitteilungsintention sind sie haumlufig auf konkrete pragmatische Rezepti-onskonstellationen bezogen wie alle sbquopoetischenlsquo Werke gehen sie darin aber nichtauf sondern bieten Anhaltspunkte fuumlr Rezeptionen welche die Primaumlrintentionender Autoren hinter sich lassen Sie moumlgen funktional als Unterrichtstexte imSchul-bdquoHochschulldquo-Kontext gebraucht worden sein doch auch in diesem Rahmenwaren sie zugleich mehr Angemessen waumlre wohl die Rede von bdquoBildungsliteraturldquo

Nachbemerkung Nimmt man solche Textzeugnisse der fruumlhkoumlniglichen Zeit mitdem Umstand zusammen dass die bislang einzige raumlumlich belegbare Schule (mithochkaraumltigem Unterrichtsmaterial) ausgerechnet in der aumluszligersten Provinz gefun-den wurde erscheint es durchaus fraglich ob der Schreiberunterricht und damitdie literarische Bildung in Aram bzw in IsraelJuda tatsaumlchlich auf die koumlniglichenZentren beschraumlnkt und so kleinraumlumig angelegt sein mussten wie man in dergegenwaumlrtigen Forschung vielfach glauben will91

89 Poetik [9] 1451b Zur bdquoEntdeckungldquo der Fiktionalitaumlt bei den Griechen siehe grundlegend Roumlsler1980 und 1983 des weiteren Finkelberg 1998 Fuumlr die schlechthin elementare Distinktion zwischensemantisch definierter Fiktivitaumlt und textpragmatisch zu definierender Fiktionalitaumlt vgl Gabriel1975 Assmann 1980 Keller 198090 Fuumlr entsprechende kulturvergleichende Profilierungen vgl Cancik 2005 und Blum 2005 65ndash86Vgl a a O 79 FN 55 auch fuumlr die Unterscheidung zwischen einer (transparenten) Fiktionalitaumlt bdquoers-ten Gradesldquo (in Maumlrchen Fabeln etc) wie sie auch in traditionalen Erzaumlhlkulturen gelaumlufig istund der Fiktionalitaumlt bdquozweiten Gradesldquo (in Roman Drama etc) fuumlr die sich die Imitation und Fiktio-nalisierung wirklichkeitsabbildender Darstellung als konstitutiv erweist91 Damit soll nicht einer verbreiteten Literalitaumlt in diesen Gesellschaften das Wort geredet werdenIm Gegenteil es geht darum zwischen der Verbreitung eines funktionellen Schriftgebrauchs imAlltag wie er sich in Ostraka etc spiegelt und der Ausbildung einer professionellen Schreiberkul-tur in verschiedenen Bereichen der bdquoEliteldquo zu unterscheiden Fuumlr Letztere ergeben die archaumlologi-schen Befunde aus den eingangs genannten Gruumlnden kein repraumlsentatives Bild eine Regel diedurch die Ausnahmen (Siloah-Inschr DAPT Kuntillet ʻAǧrūd) nur bestaumltigt wird Fuumlr eine umsich-tige Diskussion der Problematik vgl besonders Carr 2005 Part I chap 6 ndash Unter deutlich anderenVoraussetzungen ging im Uumlbrigen auch der Befund in der Oase Dakhla uumlber das hinaus was manhistorisch erwarten mochte wie die Schlussbemerkung von R Cribiore in CribioreDavola 2013 14zu erkennen gibt bdquoAll together the house in Amheida and the school adjacent to it are wondroustestimonies of how paideia was alive and well in Egypt and not only in the Nile Valleyldquo

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

44 Erhard Blum

4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

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Blum (2008c) Erhard Blum bdquosbquoVerstehst du dich nicht auf die Schreibkunst helliplsquo Ein weisheitlicherDialog uumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung Kombination II der Wandinschrift vom TellDeir lsquoAllaldquo in Michaela Bauks Kathrin Liess u Peter Riede (Hgg) Was ist der Menschdass du seiner gedenkst (Psalm 85) Festschrift fuumlr Bernd Janowski zum 65 GeburtstagNeukirchen-Vluyn 33ndash53

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 39

Koumlnnte ein Text sich in seiner Pragmatik deutlicher fuumlr eine fortgeschritteneSchreiberausbildung anbieten als Kombination B in Tell Deir ʻAlla

d) External evidence eine Griechischschule aus roumlmischer Zeit In Amheida demantiken Trimithis einer Stadt in der aumlgyptischen Oase Dakhla legten Grabun-gen der Columbia University New York in den Jahren 2004ndash2007 einen Gebaumlu-dekomplex frei in dem erstmals antike Schulraumlume archaumlologisch nachgewie-sen werden konnten74 Die Schule bestand in der ersten Haumllfte des 4 Jahrhun-derts n Chr und umfasste drei sbquoKlassenraumlumelsquo (19 times 95 m) Der bestkonser-vierte Raum (68 times 26 m)75 ist in einer Wandhoumlhe bis 220 m erhalten In derAntike waren die Waumlnde rundum weiszlig verputzt Vor einer der (langen) Waumlndestand eine gemauerte Bank Gegenuumlber an der Ostwand ist der Verputz uumlbermehrere Meter groszligenteils erhalten geblieben mit in roter Tinte geschriebenenSchultexten angeordnet in fuumlnf Kolumnen (zusammen 32 m breit maximal09 m hoch) Offenbar gab es in der abgelegenen Polis einen rhetorisch ge-schulten Lehrer der in der Lage war fuumlr seine fortgeschrittenen Schuumller Epi-gramme in elegischen Distichen zu schreiben und darin deren Schulsituationappellativ aufzunehmen76 In einem der zuletzt freigelegten Raumlume (R19) fan-den sich an der Westwand oberhalb der Bank zwei literarische Texte (ebenfallsin roter Tinte) Verse aus der Odyssee (IV 221ndash223) und ein Prosatext mutmaszlig-lich die Bearbeitung einer Erzaumlhlung die aus Plutarch bekannt ist

While the dipinto in room 15 seems to refer to the level of education taught by the rhetorliterary instruction went on in this room either at the hands of the same teacher or by someoneelse who taught at the level of the grammarian77

Alles in allem ist unuumlbersehbar mit der Nutzung verputzter Waumlnde als sbquoTafelnlsquo(und mit Wandbaumlnken) weisen die Schulraumlume in Trimithis exakt die gleiche ele-mentare Funktionalitaumlt auf wie der Raum in Tell Deir ʻAlla

74 Cribiore u a 2008 DavoliCribiore 2010 Den Hinweis auf die Amheida-Grabungen verdankeich Herrn Florian Lippke (TuumlbingenFribourg)75 Siehe Figs 7 und 9 in Cribiore u a 2008 174 17676 Siehe Color Fig 12 in Cribiore u a 2008 181 In der ersten Kolumne heiszligt es beispielsweise(nach Cribiore a a O 183)

αλλα θεὸς νεύσειεν επ ευχωλῆισιν εμεῖο [[hellip]] π[αντ]ας μουσάων έργα μελιχρὰ μαθεῖν συν πάση-σ Χαρίτεσσι και Ερμῆι Μαιάδος υἱεῖ ρητορικῆς σοφίης άκρον ἑλόντα[σ] ὅλον παῖδες εμοι θαρσεῖτε μέγας θεὸς ʽΰμμιν οπάσσει παντοίης αρετῆς καλὸν έχειν στέφανονhellip doch moumlge Gott meinen Gebeten geneigt sein dass ihr all die suumlszligen Werke der Musen erlerntindem ihr mit allen Grazien und mit Hermes dem Sohn d Maia den Gipfel der rhetorischenKunst ganz erobertMeine Knaben seid guten Mutes Der groszlige Gott wird euch gewaumlhren den schoumlnen Kranz man-nigfacher Tugend zu tragen

77 Cribiore (Davoli) 2013 7 (Hervorhebung im Original)

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40 Erhard Blum

Die Funktion der Baumlnke und des Verputzes in den bdquoSchulraumlumenldquo sind dabei nicht unbedingtnach dem Muster neuzeitlicher Schulen zu denken Waren die Ausgraumlberinnen in Trimithiszunaumlchst schlicht davon ausgegangen dass die bdquoBaumlnkeldquo von den Schuumllern als Sitzplaumltze ge-nutzt wurden78 so suggerieren inzwischen schon die Positionierungen der Inschriften ein viel-faumlltigeres Bild bdquoAs in room 15 the new rooms (R19 and 23) have a series of benches for stu-dents along the walls The students of R15 could sit on the benches to view the epigrams orstand on them to be able to write on the whitewashed wall behind those In the same waystudents in room 19 had to stand up on the benches there to write on the part of the wall thatwas plastered with white gypsum above a board painted in purpleldquo79 Dem korrespondierendie vielfaumlltigen Proportionen der Texte Waren die Uumlbungsepigramme in der Schriftgroumlszlige wohlso ausgelegt dass sie von den gegenuumlberliegenden Baumlnken aus lesbar blieben waren die lite-rarischen Textabschnitte wesentlich kleiner gehalten 14 times 3 cm mit einer Buchstabenhoumlhe von06 cm bzw erhaltene 64 times 16 cm mit durchschnittlich 1 cm hohen Zeichen und dies in einerbetraumlchtlichen Houmlhe an der Wand80 Die Schriftgroumlszlige der Wandtexte in Sukkot ist am ehestender des zuletzt genannten sbquoPlutarchlsquo-Textes vergleichbar Zwar waren die DAPT (im Vergleichmit Trimithis) fuumlr Leser wesentlich leichter zugaumlnglich von der gegenuumlber liegenden Bankkonnten aber ihre Buchstaben kaum mehr identifiziert werden Von daher wird man auch inTell Deir ʻAlla eher mit einer multifunktionalen Nutzung von Waumlnden und Baumlnken zu rechnenhaben Die Wandflaumlchen konnten Lehrern und Schuumllern dienen die Baumlnke den Studenten alsSitzbaumlnke fuumlr die Unterrichtsphasen von Vorsprechen Repetieren Memorieren etc81 wie auchfuumlr eigene Schreibuumlbungen oder Aumlhnliches mehr

Zwischen der Einrichtung und Nutzung der beiden Schulen liegen zwar mehr als1000 Jahre dennoch wird man nicht von einer rein zufaumllligen Entsprechung ausge-hen koumlnnen Entweder haben wir hier gluumlcklich erhaltene Belege fuumlr eine nachhal-tige kulturelle Kontinuitaumlt im ostmediterranen Raum oder es handelt sich um einein verschiedenen Kontexten sich aufdraumlngende funktionale Loumlsung fuumlr die gleichenkommunikativen Erfordernisse Beide Optionen liegen naumlher besehen freilich nichtweit auseinander nach beiden bietet der Fund in AmheidaTrimithis eine mehroder weniger direkte Bestaumltigung der Schulhypothese fuumlr Tell Deir ʻAlla

33 Traumlger und Zielsetzung der aramaumlischen Schule zu Sukkot(Tell Deir ʻAlla)

Es bleibt gleichwohl die Frage von wem fuumlr wen und wozu ein solcher Schulraumgerade in Sukkot eingerichtet wurde das nach Auskunft der Archaumlologen um 800v Chr ein kleines Dorf darstellte und das am Rande des damaligen aramaumlischen

78 DavoliCribiore 2010 77 bdquohellip tutte [scil 3 Schulraumlume] caratterizzate dalla presenza di panchein muratura utilizzate dagli studenti come sedilildquo79 Cribiore (Davoli) 2013 780 Cribiore (Davoli) 2013 7 bzw 9 mit Figs 9 + 10 auf S 10 Nach CribioreDavoli 2013 5 befandensich die Texte ca 28 m () uumlber dem Fuszligboden81 Vgl wieder die Charakterisierungen bdquoorientalischerldquo Schulen in der oben auf S 38 FN 72 ge-nannten Literatur

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Herrschaftsbereichs lag Kultur und innere Geschichte des Koumlnigreichs Damaskusin dieser Zeit sind weitgehend unbekannt Deshalb koumlnnen wir nur von den Befun-den in Tell Deir ʻAlla (und einigen Nachrichten im Alten Testament bzw in derHasael-Inschrift von Tel Dan) ausgehen

Deutlich duumlrfte immerhin sein dass eine solche (Hoch-)Schule fuumlr professio-nelle aramaumlische Schreiber in dieser Region mit einer privaten Initiative bzw einemfamiliaumlren Kontext nicht zureichend zu erklaumlren waumlre Von daher wird man ihreEinrichtung und Unterhaltung letztlich auf die damaszenische Zentralgewalt zu-ruumlckfuumlhren muumlssen Der maicirctre-scribe (Lemaire) der die umfangreichen Texte ineiner eleganten Kursive auf die Wand uumlbertragen hat mag dafuumlr aus Damaskusabgestellt worden sein Politisch laumlsst sich an der Einrichtung jedenfalls ablesendass Hasael bzw Birhadad II von Damaskus sich nicht mit der militaumlrischen Erobe-rung des Ostjordanlandes begnuumlgte(n) sondern dort gewissermaszligen in eine eigeneInfrastruktur investierte(n) Konkret kommen dabei zwei Optionen infrage Mankoumlnnte an eine Ausbildung von eigenem damaszenischem Verwaltungspersonal(bdquoim houmlheren Dienstldquo) denken Dies ist moumlglich aber eher unwahrscheinlich weildafuumlr eine Schulung in Damaskus bzw im aramaumlischen Kernland naumlher gelegenhaumltte Als Alternative bleibt die Ausbildung von Angehoumlrigen der lokalen israeli-tisch-gileaditischen Elite im Sinne der aramaumlischen Herrschaft bzw deren Verwal-tung In diesem Falle gehoumlrte der Schulbetrieb in Sukkot zu dem Versuch einerAkkulturation der israelitischen Bevoumllkerung82 (was auf nachhaltige imperiale Zie-le in Damaskus hindeutete) Fuumlr eine solche Konstellation spricht auch die Lagedes Ortes tief in Gilead (von Damaskus her gesehen) zugleich aber ausgesprochenverkehrsguumlnstig Schlieszliglich mag der kleine doumlrfliche Charakter fuumlr die Unterneh-mung eher als Vorteil gegolten haben83

Wie auch immer es sich im Einzelnen verhalten haben mag werden doch zweiweitere Ruumlckschluumlsse nach Lage der Dinge nicht gewagt erscheinen a) Eine derar-tige Meisterklasse im eroberten Grenzgebiet ist nur vorstellbar wenn im Zentrumdas heiszligt im Umkreis des damaszenischen Hofes bzw Haupttempels entsprechen-de Strukturen bereits etabliert waren84 b) Die beiden hochliterarischen Texte wur-den nicht fuumlr Sukkot formuliert sondern duumlrften ihren primaumlren Ort in Damaskusselbst oder in einem anderen Verwaltungszentrum gehabt haben (eventuell ver-bunden mit einer Rezeption internationaler Traditionen) Diese Schriftkultur miteinem entsprechenden Schulbetrieb wird weit in das 9 Jahrhundert v Chr zuruumlck-gereicht haben eventuell auch daruumlber hinaus

82 Moumlglicherweise war auch in dieser Hinsicht der Ruumlckgriff auf den Bilʻam-Text durchaus ab-sichtsvoll83 Die Lage in der Naumlhe des Jordans das heiszligt nahe am Herrschaftsgebiet des Koumlnigsreichs Israelkoumlnnte gegenuumlber der lokalen Bevoumllkerung zusaumltzlich auch als politisches Signal hinsichtlich desaramaumlischen Herrschaftsanspruchs (mit) gedacht worden sein84 Mit zugegeben plakativer Uumlberzeichnung mag man Tell Deir ʻAlla geradezu als Beleg fuumlr einsbquostaatliches Hochschulwesenlsquo im Koumlnigreich Damaskus betrachten

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42 Erhard Blum

34 Konsequenzen fuumlr Schriftkultur und Schulwesenin den Koumlnigreichen Israel und Juda

Aufgrund der raumlumlichen und zeitlichen Nachbarschaft sowie der strukturellen Ver-gleichbarkeit suumldlevantinischer Territorialstaaten sind in Israel und Juda keine grund-legend anderen Verhaumlltnisse anzunehmen Allenfalls koumlnnte man fuumlr IsraelJuda mitBlick auf das fruumlhe davidisch-salomonische Koumlnigtum im 10 Jahrhundert v Chr unddessen (auf die nordisraelitischen Staumlmme beschraumlnkte) Vorgeschichte mit Koumlnig Saulim 11 Jahrhundert mit einem gewissen Entwicklungsvorsprung gegenuumlber Aram-Da-maskus zu rechnen haben85 Dafuumlr mag auch sprechen dass die Herausbildung einerspezifischen bdquoNationalschriftldquo aus der phoumlnizischen Standardschrift nach gegenwaumlr-tigem Kenntnisstand () zuerst im hebraumlischen Sprachraum einsetzte86

Gestuumltzt wird diese Einschaumltzung durch fruumlhe Textuumlberlieferungen die dia-chron den Grundstock des alttestamentlichen Kanons bilden Dazu gehoumlren nebeneinzelnen Texten aus dem 10 Jahrhundert v Chr87 insbesondere zentrale Uumlber-lieferungen seit dem Anfang des 9 Jahrhunderts darunter die in Jerusalem undSamaria getrennt aber mit einer synchronistisch verschraumlnkten Chronologie derjeweiligen Koumlnige gefuumlhrten Annalen die in Auszuumlgen das Grundgeruumlst der bib-lischen bdquoKoumlnigebuumlcherldquo bilden In die fruumlhe Koumlnigszeit verweisen aber auch Bei-spiele einer hochentwickelten althebraumlischen Erzaumlhlkunst in Uumlberlieferungen zuJakob Saul und David die ohne eine anspruchsvolle Schreiberschulung im Um-kreis der Houmlfe bzw der Haupttempel nicht denkbar waumlren Mehr noch die soge-nannte bdquoThronfolgegeschichte Davidsldquo in 2Sam 9ndash20 1Koumln 1ndash2 (um 900 v Chr)88neben der Josephgeschichte der Genesis die wohl subtilste Groszligerzaumlhlung der Bi-bel verbindet einen realistisch-skeptischen Blick auf die Ambivalenzen des Wol-lens und Handelns der Akteure mit einer ndash narrativ artikulierten ndash Reflexion desPotentials und der Grenzen menschlicher Weisheit Ihre pragmatischen Pointenzeigen daruumlber hinaus an dass das ganze Werk fuumlr den Kontext der Prinzen- undElite-Erziehung am Hof in Jerusalem ausgearbeitet wurde

Hinsichtlich ihres literarischen Profils wie auch ihrer grundlegenden Pragma-tik sind demnach zwischen den israelitischen Erzaumlhlwerken und den damaszeni-

85 Aufgrund der Quellenlage ist das Koumlnigtum von Damaskus fuumlr das 10 Jahrhundert v Chr bis-lang nicht so recht greifbar Innerhalb der David-Uumlberlieferungen sind (neben Aram-Zoba) in unter-schiedlicher Weise kleinere aramaumlische Koumlnigtuumlmer zwischen Israel und Damaskus (Tob GeschurMaʻacha Beth Rechob) praumlsent Die Notiz von 1Koumln 1123ndash25 im Zusammenhang mit Salomo scheintfuumlr dessen Zeit die Installation eines Koumlnigtums in Damaskus anzusetzen Zu damit verbundenenFragen vgl Pitard 1987 95ff 99ff Lipiński 2000 367ff86 So im Anschluss an J Naveh auch FinkelsteinSass 2013 (freilich nicht hinsichtlich der Rolledes Phoumlnizischen) Allerdings sollte auch diese verbreitete Annahme im Licht der DAPT (die ebdleider unberuumlcksichtigt bleiben) kritisch gepruumlft werden87 Vgl Carr 2005 163f Schon in das 11 Jahrhundert v Chr duumlrfte aufgrund seiner Sprache undPragmatik das epische Siegeslied der Debora in Ri 5 gehoumlren vgl vorlaumlufig Weippert 1990 454fKnauf 200588 Vgl Blum 2010

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 43

schen Kompositionen des (wahrscheinlich) fruumlhen 9 Jahrhunderts v Chr keine we-sentlichen Unterschiede auszumachen Sie haben hohe literarische Qualitaumltensind aber gleichwohl keine fiktionale Literatur im neuzeitlichen Sinne Die fuumlr un-sere belles lettres selbstverstaumlndliche Kategorie der Fiktionalitaumlt gab es vielmehrnoch gar nicht auch nicht avant la lettre wie man sie bereits in Aristotelesʼ Poetikhat89 Es handelt sich bei der genannten Literatur um sbquoMitteilungstextelsquo mit Wahr-heitsanspruch Gleichwohl koumlnnen sie durchaus absichtsvoll mit hochgradig poeti-schen Gestaltungsmitteln arbeiten Poetizitaumlt ist in diesen Kulturen aber noch nichtan Fiktionalitaumlt gebunden ndash ebenso wenig wie ihr Wirklichkeitsverstaumlndnis undihr Wahrheitsanspruch etwas mit historischem Denken zu tun haumltten90 Mit ihrerWirk- und Mitteilungsintention sind sie haumlufig auf konkrete pragmatische Rezepti-onskonstellationen bezogen wie alle sbquopoetischenlsquo Werke gehen sie darin aber nichtauf sondern bieten Anhaltspunkte fuumlr Rezeptionen welche die Primaumlrintentionender Autoren hinter sich lassen Sie moumlgen funktional als Unterrichtstexte imSchul-bdquoHochschulldquo-Kontext gebraucht worden sein doch auch in diesem Rahmenwaren sie zugleich mehr Angemessen waumlre wohl die Rede von bdquoBildungsliteraturldquo

Nachbemerkung Nimmt man solche Textzeugnisse der fruumlhkoumlniglichen Zeit mitdem Umstand zusammen dass die bislang einzige raumlumlich belegbare Schule (mithochkaraumltigem Unterrichtsmaterial) ausgerechnet in der aumluszligersten Provinz gefun-den wurde erscheint es durchaus fraglich ob der Schreiberunterricht und damitdie literarische Bildung in Aram bzw in IsraelJuda tatsaumlchlich auf die koumlniglichenZentren beschraumlnkt und so kleinraumlumig angelegt sein mussten wie man in dergegenwaumlrtigen Forschung vielfach glauben will91

89 Poetik [9] 1451b Zur bdquoEntdeckungldquo der Fiktionalitaumlt bei den Griechen siehe grundlegend Roumlsler1980 und 1983 des weiteren Finkelberg 1998 Fuumlr die schlechthin elementare Distinktion zwischensemantisch definierter Fiktivitaumlt und textpragmatisch zu definierender Fiktionalitaumlt vgl Gabriel1975 Assmann 1980 Keller 198090 Fuumlr entsprechende kulturvergleichende Profilierungen vgl Cancik 2005 und Blum 2005 65ndash86Vgl a a O 79 FN 55 auch fuumlr die Unterscheidung zwischen einer (transparenten) Fiktionalitaumlt bdquoers-ten Gradesldquo (in Maumlrchen Fabeln etc) wie sie auch in traditionalen Erzaumlhlkulturen gelaumlufig istund der Fiktionalitaumlt bdquozweiten Gradesldquo (in Roman Drama etc) fuumlr die sich die Imitation und Fiktio-nalisierung wirklichkeitsabbildender Darstellung als konstitutiv erweist91 Damit soll nicht einer verbreiteten Literalitaumlt in diesen Gesellschaften das Wort geredet werdenIm Gegenteil es geht darum zwischen der Verbreitung eines funktionellen Schriftgebrauchs imAlltag wie er sich in Ostraka etc spiegelt und der Ausbildung einer professionellen Schreiberkul-tur in verschiedenen Bereichen der bdquoEliteldquo zu unterscheiden Fuumlr Letztere ergeben die archaumlologi-schen Befunde aus den eingangs genannten Gruumlnden kein repraumlsentatives Bild eine Regel diedurch die Ausnahmen (Siloah-Inschr DAPT Kuntillet ʻAǧrūd) nur bestaumltigt wird Fuumlr eine umsich-tige Diskussion der Problematik vgl besonders Carr 2005 Part I chap 6 ndash Unter deutlich anderenVoraussetzungen ging im Uumlbrigen auch der Befund in der Oase Dakhla uumlber das hinaus was manhistorisch erwarten mochte wie die Schlussbemerkung von R Cribiore in CribioreDavola 2013 14zu erkennen gibt bdquoAll together the house in Amheida and the school adjacent to it are wondroustestimonies of how paideia was alive and well in Egypt and not only in the Nile Valleyldquo

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

44 Erhard Blum

4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

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Blum (2008c) Erhard Blum bdquosbquoVerstehst du dich nicht auf die Schreibkunst helliplsquo Ein weisheitlicherDialog uumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung Kombination II der Wandinschrift vom TellDeir lsquoAllaldquo in Michaela Bauks Kathrin Liess u Peter Riede (Hgg) Was ist der Menschdass du seiner gedenkst (Psalm 85) Festschrift fuumlr Bernd Janowski zum 65 GeburtstagNeukirchen-Vluyn 33ndash53

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50 Erhard Blum

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52 Erhard Blum

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40 Erhard Blum

Die Funktion der Baumlnke und des Verputzes in den bdquoSchulraumlumenldquo sind dabei nicht unbedingtnach dem Muster neuzeitlicher Schulen zu denken Waren die Ausgraumlberinnen in Trimithiszunaumlchst schlicht davon ausgegangen dass die bdquoBaumlnkeldquo von den Schuumllern als Sitzplaumltze ge-nutzt wurden78 so suggerieren inzwischen schon die Positionierungen der Inschriften ein viel-faumlltigeres Bild bdquoAs in room 15 the new rooms (R19 and 23) have a series of benches for stu-dents along the walls The students of R15 could sit on the benches to view the epigrams orstand on them to be able to write on the whitewashed wall behind those In the same waystudents in room 19 had to stand up on the benches there to write on the part of the wall thatwas plastered with white gypsum above a board painted in purpleldquo79 Dem korrespondierendie vielfaumlltigen Proportionen der Texte Waren die Uumlbungsepigramme in der Schriftgroumlszlige wohlso ausgelegt dass sie von den gegenuumlberliegenden Baumlnken aus lesbar blieben waren die lite-rarischen Textabschnitte wesentlich kleiner gehalten 14 times 3 cm mit einer Buchstabenhoumlhe von06 cm bzw erhaltene 64 times 16 cm mit durchschnittlich 1 cm hohen Zeichen und dies in einerbetraumlchtlichen Houmlhe an der Wand80 Die Schriftgroumlszlige der Wandtexte in Sukkot ist am ehestender des zuletzt genannten sbquoPlutarchlsquo-Textes vergleichbar Zwar waren die DAPT (im Vergleichmit Trimithis) fuumlr Leser wesentlich leichter zugaumlnglich von der gegenuumlber liegenden Bankkonnten aber ihre Buchstaben kaum mehr identifiziert werden Von daher wird man auch inTell Deir ʻAlla eher mit einer multifunktionalen Nutzung von Waumlnden und Baumlnken zu rechnenhaben Die Wandflaumlchen konnten Lehrern und Schuumllern dienen die Baumlnke den Studenten alsSitzbaumlnke fuumlr die Unterrichtsphasen von Vorsprechen Repetieren Memorieren etc81 wie auchfuumlr eigene Schreibuumlbungen oder Aumlhnliches mehr

Zwischen der Einrichtung und Nutzung der beiden Schulen liegen zwar mehr als1000 Jahre dennoch wird man nicht von einer rein zufaumllligen Entsprechung ausge-hen koumlnnen Entweder haben wir hier gluumlcklich erhaltene Belege fuumlr eine nachhal-tige kulturelle Kontinuitaumlt im ostmediterranen Raum oder es handelt sich um einein verschiedenen Kontexten sich aufdraumlngende funktionale Loumlsung fuumlr die gleichenkommunikativen Erfordernisse Beide Optionen liegen naumlher besehen freilich nichtweit auseinander nach beiden bietet der Fund in AmheidaTrimithis eine mehroder weniger direkte Bestaumltigung der Schulhypothese fuumlr Tell Deir ʻAlla

33 Traumlger und Zielsetzung der aramaumlischen Schule zu Sukkot(Tell Deir ʻAlla)

Es bleibt gleichwohl die Frage von wem fuumlr wen und wozu ein solcher Schulraumgerade in Sukkot eingerichtet wurde das nach Auskunft der Archaumlologen um 800v Chr ein kleines Dorf darstellte und das am Rande des damaligen aramaumlischen

78 DavoliCribiore 2010 77 bdquohellip tutte [scil 3 Schulraumlume] caratterizzate dalla presenza di panchein muratura utilizzate dagli studenti come sedilildquo79 Cribiore (Davoli) 2013 780 Cribiore (Davoli) 2013 7 bzw 9 mit Figs 9 + 10 auf S 10 Nach CribioreDavoli 2013 5 befandensich die Texte ca 28 m () uumlber dem Fuszligboden81 Vgl wieder die Charakterisierungen bdquoorientalischerldquo Schulen in der oben auf S 38 FN 72 ge-nannten Literatur

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 41

Herrschaftsbereichs lag Kultur und innere Geschichte des Koumlnigreichs Damaskusin dieser Zeit sind weitgehend unbekannt Deshalb koumlnnen wir nur von den Befun-den in Tell Deir ʻAlla (und einigen Nachrichten im Alten Testament bzw in derHasael-Inschrift von Tel Dan) ausgehen

Deutlich duumlrfte immerhin sein dass eine solche (Hoch-)Schule fuumlr professio-nelle aramaumlische Schreiber in dieser Region mit einer privaten Initiative bzw einemfamiliaumlren Kontext nicht zureichend zu erklaumlren waumlre Von daher wird man ihreEinrichtung und Unterhaltung letztlich auf die damaszenische Zentralgewalt zu-ruumlckfuumlhren muumlssen Der maicirctre-scribe (Lemaire) der die umfangreichen Texte ineiner eleganten Kursive auf die Wand uumlbertragen hat mag dafuumlr aus Damaskusabgestellt worden sein Politisch laumlsst sich an der Einrichtung jedenfalls ablesendass Hasael bzw Birhadad II von Damaskus sich nicht mit der militaumlrischen Erobe-rung des Ostjordanlandes begnuumlgte(n) sondern dort gewissermaszligen in eine eigeneInfrastruktur investierte(n) Konkret kommen dabei zwei Optionen infrage Mankoumlnnte an eine Ausbildung von eigenem damaszenischem Verwaltungspersonal(bdquoim houmlheren Dienstldquo) denken Dies ist moumlglich aber eher unwahrscheinlich weildafuumlr eine Schulung in Damaskus bzw im aramaumlischen Kernland naumlher gelegenhaumltte Als Alternative bleibt die Ausbildung von Angehoumlrigen der lokalen israeli-tisch-gileaditischen Elite im Sinne der aramaumlischen Herrschaft bzw deren Verwal-tung In diesem Falle gehoumlrte der Schulbetrieb in Sukkot zu dem Versuch einerAkkulturation der israelitischen Bevoumllkerung82 (was auf nachhaltige imperiale Zie-le in Damaskus hindeutete) Fuumlr eine solche Konstellation spricht auch die Lagedes Ortes tief in Gilead (von Damaskus her gesehen) zugleich aber ausgesprochenverkehrsguumlnstig Schlieszliglich mag der kleine doumlrfliche Charakter fuumlr die Unterneh-mung eher als Vorteil gegolten haben83

Wie auch immer es sich im Einzelnen verhalten haben mag werden doch zweiweitere Ruumlckschluumlsse nach Lage der Dinge nicht gewagt erscheinen a) Eine derar-tige Meisterklasse im eroberten Grenzgebiet ist nur vorstellbar wenn im Zentrumdas heiszligt im Umkreis des damaszenischen Hofes bzw Haupttempels entsprechen-de Strukturen bereits etabliert waren84 b) Die beiden hochliterarischen Texte wur-den nicht fuumlr Sukkot formuliert sondern duumlrften ihren primaumlren Ort in Damaskusselbst oder in einem anderen Verwaltungszentrum gehabt haben (eventuell ver-bunden mit einer Rezeption internationaler Traditionen) Diese Schriftkultur miteinem entsprechenden Schulbetrieb wird weit in das 9 Jahrhundert v Chr zuruumlck-gereicht haben eventuell auch daruumlber hinaus

82 Moumlglicherweise war auch in dieser Hinsicht der Ruumlckgriff auf den Bilʻam-Text durchaus ab-sichtsvoll83 Die Lage in der Naumlhe des Jordans das heiszligt nahe am Herrschaftsgebiet des Koumlnigsreichs Israelkoumlnnte gegenuumlber der lokalen Bevoumllkerung zusaumltzlich auch als politisches Signal hinsichtlich desaramaumlischen Herrschaftsanspruchs (mit) gedacht worden sein84 Mit zugegeben plakativer Uumlberzeichnung mag man Tell Deir ʻAlla geradezu als Beleg fuumlr einsbquostaatliches Hochschulwesenlsquo im Koumlnigreich Damaskus betrachten

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42 Erhard Blum

34 Konsequenzen fuumlr Schriftkultur und Schulwesenin den Koumlnigreichen Israel und Juda

Aufgrund der raumlumlichen und zeitlichen Nachbarschaft sowie der strukturellen Ver-gleichbarkeit suumldlevantinischer Territorialstaaten sind in Israel und Juda keine grund-legend anderen Verhaumlltnisse anzunehmen Allenfalls koumlnnte man fuumlr IsraelJuda mitBlick auf das fruumlhe davidisch-salomonische Koumlnigtum im 10 Jahrhundert v Chr unddessen (auf die nordisraelitischen Staumlmme beschraumlnkte) Vorgeschichte mit Koumlnig Saulim 11 Jahrhundert mit einem gewissen Entwicklungsvorsprung gegenuumlber Aram-Da-maskus zu rechnen haben85 Dafuumlr mag auch sprechen dass die Herausbildung einerspezifischen bdquoNationalschriftldquo aus der phoumlnizischen Standardschrift nach gegenwaumlr-tigem Kenntnisstand () zuerst im hebraumlischen Sprachraum einsetzte86

Gestuumltzt wird diese Einschaumltzung durch fruumlhe Textuumlberlieferungen die dia-chron den Grundstock des alttestamentlichen Kanons bilden Dazu gehoumlren nebeneinzelnen Texten aus dem 10 Jahrhundert v Chr87 insbesondere zentrale Uumlber-lieferungen seit dem Anfang des 9 Jahrhunderts darunter die in Jerusalem undSamaria getrennt aber mit einer synchronistisch verschraumlnkten Chronologie derjeweiligen Koumlnige gefuumlhrten Annalen die in Auszuumlgen das Grundgeruumlst der bib-lischen bdquoKoumlnigebuumlcherldquo bilden In die fruumlhe Koumlnigszeit verweisen aber auch Bei-spiele einer hochentwickelten althebraumlischen Erzaumlhlkunst in Uumlberlieferungen zuJakob Saul und David die ohne eine anspruchsvolle Schreiberschulung im Um-kreis der Houmlfe bzw der Haupttempel nicht denkbar waumlren Mehr noch die soge-nannte bdquoThronfolgegeschichte Davidsldquo in 2Sam 9ndash20 1Koumln 1ndash2 (um 900 v Chr)88neben der Josephgeschichte der Genesis die wohl subtilste Groszligerzaumlhlung der Bi-bel verbindet einen realistisch-skeptischen Blick auf die Ambivalenzen des Wol-lens und Handelns der Akteure mit einer ndash narrativ artikulierten ndash Reflexion desPotentials und der Grenzen menschlicher Weisheit Ihre pragmatischen Pointenzeigen daruumlber hinaus an dass das ganze Werk fuumlr den Kontext der Prinzen- undElite-Erziehung am Hof in Jerusalem ausgearbeitet wurde

Hinsichtlich ihres literarischen Profils wie auch ihrer grundlegenden Pragma-tik sind demnach zwischen den israelitischen Erzaumlhlwerken und den damaszeni-

85 Aufgrund der Quellenlage ist das Koumlnigtum von Damaskus fuumlr das 10 Jahrhundert v Chr bis-lang nicht so recht greifbar Innerhalb der David-Uumlberlieferungen sind (neben Aram-Zoba) in unter-schiedlicher Weise kleinere aramaumlische Koumlnigtuumlmer zwischen Israel und Damaskus (Tob GeschurMaʻacha Beth Rechob) praumlsent Die Notiz von 1Koumln 1123ndash25 im Zusammenhang mit Salomo scheintfuumlr dessen Zeit die Installation eines Koumlnigtums in Damaskus anzusetzen Zu damit verbundenenFragen vgl Pitard 1987 95ff 99ff Lipiński 2000 367ff86 So im Anschluss an J Naveh auch FinkelsteinSass 2013 (freilich nicht hinsichtlich der Rolledes Phoumlnizischen) Allerdings sollte auch diese verbreitete Annahme im Licht der DAPT (die ebdleider unberuumlcksichtigt bleiben) kritisch gepruumlft werden87 Vgl Carr 2005 163f Schon in das 11 Jahrhundert v Chr duumlrfte aufgrund seiner Sprache undPragmatik das epische Siegeslied der Debora in Ri 5 gehoumlren vgl vorlaumlufig Weippert 1990 454fKnauf 200588 Vgl Blum 2010

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 43

schen Kompositionen des (wahrscheinlich) fruumlhen 9 Jahrhunderts v Chr keine we-sentlichen Unterschiede auszumachen Sie haben hohe literarische Qualitaumltensind aber gleichwohl keine fiktionale Literatur im neuzeitlichen Sinne Die fuumlr un-sere belles lettres selbstverstaumlndliche Kategorie der Fiktionalitaumlt gab es vielmehrnoch gar nicht auch nicht avant la lettre wie man sie bereits in Aristotelesʼ Poetikhat89 Es handelt sich bei der genannten Literatur um sbquoMitteilungstextelsquo mit Wahr-heitsanspruch Gleichwohl koumlnnen sie durchaus absichtsvoll mit hochgradig poeti-schen Gestaltungsmitteln arbeiten Poetizitaumlt ist in diesen Kulturen aber noch nichtan Fiktionalitaumlt gebunden ndash ebenso wenig wie ihr Wirklichkeitsverstaumlndnis undihr Wahrheitsanspruch etwas mit historischem Denken zu tun haumltten90 Mit ihrerWirk- und Mitteilungsintention sind sie haumlufig auf konkrete pragmatische Rezepti-onskonstellationen bezogen wie alle sbquopoetischenlsquo Werke gehen sie darin aber nichtauf sondern bieten Anhaltspunkte fuumlr Rezeptionen welche die Primaumlrintentionender Autoren hinter sich lassen Sie moumlgen funktional als Unterrichtstexte imSchul-bdquoHochschulldquo-Kontext gebraucht worden sein doch auch in diesem Rahmenwaren sie zugleich mehr Angemessen waumlre wohl die Rede von bdquoBildungsliteraturldquo

Nachbemerkung Nimmt man solche Textzeugnisse der fruumlhkoumlniglichen Zeit mitdem Umstand zusammen dass die bislang einzige raumlumlich belegbare Schule (mithochkaraumltigem Unterrichtsmaterial) ausgerechnet in der aumluszligersten Provinz gefun-den wurde erscheint es durchaus fraglich ob der Schreiberunterricht und damitdie literarische Bildung in Aram bzw in IsraelJuda tatsaumlchlich auf die koumlniglichenZentren beschraumlnkt und so kleinraumlumig angelegt sein mussten wie man in dergegenwaumlrtigen Forschung vielfach glauben will91

89 Poetik [9] 1451b Zur bdquoEntdeckungldquo der Fiktionalitaumlt bei den Griechen siehe grundlegend Roumlsler1980 und 1983 des weiteren Finkelberg 1998 Fuumlr die schlechthin elementare Distinktion zwischensemantisch definierter Fiktivitaumlt und textpragmatisch zu definierender Fiktionalitaumlt vgl Gabriel1975 Assmann 1980 Keller 198090 Fuumlr entsprechende kulturvergleichende Profilierungen vgl Cancik 2005 und Blum 2005 65ndash86Vgl a a O 79 FN 55 auch fuumlr die Unterscheidung zwischen einer (transparenten) Fiktionalitaumlt bdquoers-ten Gradesldquo (in Maumlrchen Fabeln etc) wie sie auch in traditionalen Erzaumlhlkulturen gelaumlufig istund der Fiktionalitaumlt bdquozweiten Gradesldquo (in Roman Drama etc) fuumlr die sich die Imitation und Fiktio-nalisierung wirklichkeitsabbildender Darstellung als konstitutiv erweist91 Damit soll nicht einer verbreiteten Literalitaumlt in diesen Gesellschaften das Wort geredet werdenIm Gegenteil es geht darum zwischen der Verbreitung eines funktionellen Schriftgebrauchs imAlltag wie er sich in Ostraka etc spiegelt und der Ausbildung einer professionellen Schreiberkul-tur in verschiedenen Bereichen der bdquoEliteldquo zu unterscheiden Fuumlr Letztere ergeben die archaumlologi-schen Befunde aus den eingangs genannten Gruumlnden kein repraumlsentatives Bild eine Regel diedurch die Ausnahmen (Siloah-Inschr DAPT Kuntillet ʻAǧrūd) nur bestaumltigt wird Fuumlr eine umsich-tige Diskussion der Problematik vgl besonders Carr 2005 Part I chap 6 ndash Unter deutlich anderenVoraussetzungen ging im Uumlbrigen auch der Befund in der Oase Dakhla uumlber das hinaus was manhistorisch erwarten mochte wie die Schlussbemerkung von R Cribiore in CribioreDavola 2013 14zu erkennen gibt bdquoAll together the house in Amheida and the school adjacent to it are wondroustestimonies of how paideia was alive and well in Egypt and not only in the Nile Valleyldquo

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

44 Erhard Blum

4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

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Blum (2008c) Erhard Blum bdquosbquoVerstehst du dich nicht auf die Schreibkunst helliplsquo Ein weisheitlicherDialog uumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung Kombination II der Wandinschrift vom TellDeir lsquoAllaldquo in Michaela Bauks Kathrin Liess u Peter Riede (Hgg) Was ist der Menschdass du seiner gedenkst (Psalm 85) Festschrift fuumlr Bernd Janowski zum 65 GeburtstagNeukirchen-Vluyn 33ndash53

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 51

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52 Erhard Blum

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Weippert (1976) Manfred Weippert bdquoŠaddajldquo in Theologisches Handwoumlrterbuch zum AltenTestament 2 MuumlnchenZuumlrich 873ndash880

Weippert (1989) Manfred Weippert bdquoDie sbquoKonfessionenlsquo Deuterojesajasldquo in Rainer AlbertzFriedemann W Golka u Juumlrgen Kegler (Hgg) Schoumlpfung und Befreiung Fuumlr ClausWestermann zum 80 Geburtstag Stuttgart 104ndash115

Weippert (1990) Manfred Weippert bdquoDie Petition eines Erntearbeiters aus Mǝṣad Ḥăšavyāhū unddie Syntax althebraumlischer erzaumlhlender Prosaldquo in Erhard Blum Christian Macholz uEkkehard W Stegemann (Hgg) Die Hebraumlische Bibel und ihre zweifache NachgeschichteFestschrift fuumlr Rolf Rendtorff zum 65 Geburtstag Neukirchen-Vluyn 449ndash466

Weippert (1991) Manfred Weippert bdquoThe Balaam Text from Deir lsquoAllā and the study of the OldTestamentldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛AllaRe-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989Leiden u a 151ndash184 (= bdquoDer sbquoBileamlsquo-Text von Tell Dēr lsquoAllā und das Alte Testamentldquo inManfred Weippert Jahwe und die anderen Goumltter [Forschungen zum Alten Testament 18]Tuumlbingen 1997 163ndash188)

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 41

Herrschaftsbereichs lag Kultur und innere Geschichte des Koumlnigreichs Damaskusin dieser Zeit sind weitgehend unbekannt Deshalb koumlnnen wir nur von den Befun-den in Tell Deir ʻAlla (und einigen Nachrichten im Alten Testament bzw in derHasael-Inschrift von Tel Dan) ausgehen

Deutlich duumlrfte immerhin sein dass eine solche (Hoch-)Schule fuumlr professio-nelle aramaumlische Schreiber in dieser Region mit einer privaten Initiative bzw einemfamiliaumlren Kontext nicht zureichend zu erklaumlren waumlre Von daher wird man ihreEinrichtung und Unterhaltung letztlich auf die damaszenische Zentralgewalt zu-ruumlckfuumlhren muumlssen Der maicirctre-scribe (Lemaire) der die umfangreichen Texte ineiner eleganten Kursive auf die Wand uumlbertragen hat mag dafuumlr aus Damaskusabgestellt worden sein Politisch laumlsst sich an der Einrichtung jedenfalls ablesendass Hasael bzw Birhadad II von Damaskus sich nicht mit der militaumlrischen Erobe-rung des Ostjordanlandes begnuumlgte(n) sondern dort gewissermaszligen in eine eigeneInfrastruktur investierte(n) Konkret kommen dabei zwei Optionen infrage Mankoumlnnte an eine Ausbildung von eigenem damaszenischem Verwaltungspersonal(bdquoim houmlheren Dienstldquo) denken Dies ist moumlglich aber eher unwahrscheinlich weildafuumlr eine Schulung in Damaskus bzw im aramaumlischen Kernland naumlher gelegenhaumltte Als Alternative bleibt die Ausbildung von Angehoumlrigen der lokalen israeli-tisch-gileaditischen Elite im Sinne der aramaumlischen Herrschaft bzw deren Verwal-tung In diesem Falle gehoumlrte der Schulbetrieb in Sukkot zu dem Versuch einerAkkulturation der israelitischen Bevoumllkerung82 (was auf nachhaltige imperiale Zie-le in Damaskus hindeutete) Fuumlr eine solche Konstellation spricht auch die Lagedes Ortes tief in Gilead (von Damaskus her gesehen) zugleich aber ausgesprochenverkehrsguumlnstig Schlieszliglich mag der kleine doumlrfliche Charakter fuumlr die Unterneh-mung eher als Vorteil gegolten haben83

Wie auch immer es sich im Einzelnen verhalten haben mag werden doch zweiweitere Ruumlckschluumlsse nach Lage der Dinge nicht gewagt erscheinen a) Eine derar-tige Meisterklasse im eroberten Grenzgebiet ist nur vorstellbar wenn im Zentrumdas heiszligt im Umkreis des damaszenischen Hofes bzw Haupttempels entsprechen-de Strukturen bereits etabliert waren84 b) Die beiden hochliterarischen Texte wur-den nicht fuumlr Sukkot formuliert sondern duumlrften ihren primaumlren Ort in Damaskusselbst oder in einem anderen Verwaltungszentrum gehabt haben (eventuell ver-bunden mit einer Rezeption internationaler Traditionen) Diese Schriftkultur miteinem entsprechenden Schulbetrieb wird weit in das 9 Jahrhundert v Chr zuruumlck-gereicht haben eventuell auch daruumlber hinaus

82 Moumlglicherweise war auch in dieser Hinsicht der Ruumlckgriff auf den Bilʻam-Text durchaus ab-sichtsvoll83 Die Lage in der Naumlhe des Jordans das heiszligt nahe am Herrschaftsgebiet des Koumlnigsreichs Israelkoumlnnte gegenuumlber der lokalen Bevoumllkerung zusaumltzlich auch als politisches Signal hinsichtlich desaramaumlischen Herrschaftsanspruchs (mit) gedacht worden sein84 Mit zugegeben plakativer Uumlberzeichnung mag man Tell Deir ʻAlla geradezu als Beleg fuumlr einsbquostaatliches Hochschulwesenlsquo im Koumlnigreich Damaskus betrachten

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42 Erhard Blum

34 Konsequenzen fuumlr Schriftkultur und Schulwesenin den Koumlnigreichen Israel und Juda

Aufgrund der raumlumlichen und zeitlichen Nachbarschaft sowie der strukturellen Ver-gleichbarkeit suumldlevantinischer Territorialstaaten sind in Israel und Juda keine grund-legend anderen Verhaumlltnisse anzunehmen Allenfalls koumlnnte man fuumlr IsraelJuda mitBlick auf das fruumlhe davidisch-salomonische Koumlnigtum im 10 Jahrhundert v Chr unddessen (auf die nordisraelitischen Staumlmme beschraumlnkte) Vorgeschichte mit Koumlnig Saulim 11 Jahrhundert mit einem gewissen Entwicklungsvorsprung gegenuumlber Aram-Da-maskus zu rechnen haben85 Dafuumlr mag auch sprechen dass die Herausbildung einerspezifischen bdquoNationalschriftldquo aus der phoumlnizischen Standardschrift nach gegenwaumlr-tigem Kenntnisstand () zuerst im hebraumlischen Sprachraum einsetzte86

Gestuumltzt wird diese Einschaumltzung durch fruumlhe Textuumlberlieferungen die dia-chron den Grundstock des alttestamentlichen Kanons bilden Dazu gehoumlren nebeneinzelnen Texten aus dem 10 Jahrhundert v Chr87 insbesondere zentrale Uumlber-lieferungen seit dem Anfang des 9 Jahrhunderts darunter die in Jerusalem undSamaria getrennt aber mit einer synchronistisch verschraumlnkten Chronologie derjeweiligen Koumlnige gefuumlhrten Annalen die in Auszuumlgen das Grundgeruumlst der bib-lischen bdquoKoumlnigebuumlcherldquo bilden In die fruumlhe Koumlnigszeit verweisen aber auch Bei-spiele einer hochentwickelten althebraumlischen Erzaumlhlkunst in Uumlberlieferungen zuJakob Saul und David die ohne eine anspruchsvolle Schreiberschulung im Um-kreis der Houmlfe bzw der Haupttempel nicht denkbar waumlren Mehr noch die soge-nannte bdquoThronfolgegeschichte Davidsldquo in 2Sam 9ndash20 1Koumln 1ndash2 (um 900 v Chr)88neben der Josephgeschichte der Genesis die wohl subtilste Groszligerzaumlhlung der Bi-bel verbindet einen realistisch-skeptischen Blick auf die Ambivalenzen des Wol-lens und Handelns der Akteure mit einer ndash narrativ artikulierten ndash Reflexion desPotentials und der Grenzen menschlicher Weisheit Ihre pragmatischen Pointenzeigen daruumlber hinaus an dass das ganze Werk fuumlr den Kontext der Prinzen- undElite-Erziehung am Hof in Jerusalem ausgearbeitet wurde

Hinsichtlich ihres literarischen Profils wie auch ihrer grundlegenden Pragma-tik sind demnach zwischen den israelitischen Erzaumlhlwerken und den damaszeni-

85 Aufgrund der Quellenlage ist das Koumlnigtum von Damaskus fuumlr das 10 Jahrhundert v Chr bis-lang nicht so recht greifbar Innerhalb der David-Uumlberlieferungen sind (neben Aram-Zoba) in unter-schiedlicher Weise kleinere aramaumlische Koumlnigtuumlmer zwischen Israel und Damaskus (Tob GeschurMaʻacha Beth Rechob) praumlsent Die Notiz von 1Koumln 1123ndash25 im Zusammenhang mit Salomo scheintfuumlr dessen Zeit die Installation eines Koumlnigtums in Damaskus anzusetzen Zu damit verbundenenFragen vgl Pitard 1987 95ff 99ff Lipiński 2000 367ff86 So im Anschluss an J Naveh auch FinkelsteinSass 2013 (freilich nicht hinsichtlich der Rolledes Phoumlnizischen) Allerdings sollte auch diese verbreitete Annahme im Licht der DAPT (die ebdleider unberuumlcksichtigt bleiben) kritisch gepruumlft werden87 Vgl Carr 2005 163f Schon in das 11 Jahrhundert v Chr duumlrfte aufgrund seiner Sprache undPragmatik das epische Siegeslied der Debora in Ri 5 gehoumlren vgl vorlaumlufig Weippert 1990 454fKnauf 200588 Vgl Blum 2010

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 43

schen Kompositionen des (wahrscheinlich) fruumlhen 9 Jahrhunderts v Chr keine we-sentlichen Unterschiede auszumachen Sie haben hohe literarische Qualitaumltensind aber gleichwohl keine fiktionale Literatur im neuzeitlichen Sinne Die fuumlr un-sere belles lettres selbstverstaumlndliche Kategorie der Fiktionalitaumlt gab es vielmehrnoch gar nicht auch nicht avant la lettre wie man sie bereits in Aristotelesʼ Poetikhat89 Es handelt sich bei der genannten Literatur um sbquoMitteilungstextelsquo mit Wahr-heitsanspruch Gleichwohl koumlnnen sie durchaus absichtsvoll mit hochgradig poeti-schen Gestaltungsmitteln arbeiten Poetizitaumlt ist in diesen Kulturen aber noch nichtan Fiktionalitaumlt gebunden ndash ebenso wenig wie ihr Wirklichkeitsverstaumlndnis undihr Wahrheitsanspruch etwas mit historischem Denken zu tun haumltten90 Mit ihrerWirk- und Mitteilungsintention sind sie haumlufig auf konkrete pragmatische Rezepti-onskonstellationen bezogen wie alle sbquopoetischenlsquo Werke gehen sie darin aber nichtauf sondern bieten Anhaltspunkte fuumlr Rezeptionen welche die Primaumlrintentionender Autoren hinter sich lassen Sie moumlgen funktional als Unterrichtstexte imSchul-bdquoHochschulldquo-Kontext gebraucht worden sein doch auch in diesem Rahmenwaren sie zugleich mehr Angemessen waumlre wohl die Rede von bdquoBildungsliteraturldquo

Nachbemerkung Nimmt man solche Textzeugnisse der fruumlhkoumlniglichen Zeit mitdem Umstand zusammen dass die bislang einzige raumlumlich belegbare Schule (mithochkaraumltigem Unterrichtsmaterial) ausgerechnet in der aumluszligersten Provinz gefun-den wurde erscheint es durchaus fraglich ob der Schreiberunterricht und damitdie literarische Bildung in Aram bzw in IsraelJuda tatsaumlchlich auf die koumlniglichenZentren beschraumlnkt und so kleinraumlumig angelegt sein mussten wie man in dergegenwaumlrtigen Forschung vielfach glauben will91

89 Poetik [9] 1451b Zur bdquoEntdeckungldquo der Fiktionalitaumlt bei den Griechen siehe grundlegend Roumlsler1980 und 1983 des weiteren Finkelberg 1998 Fuumlr die schlechthin elementare Distinktion zwischensemantisch definierter Fiktivitaumlt und textpragmatisch zu definierender Fiktionalitaumlt vgl Gabriel1975 Assmann 1980 Keller 198090 Fuumlr entsprechende kulturvergleichende Profilierungen vgl Cancik 2005 und Blum 2005 65ndash86Vgl a a O 79 FN 55 auch fuumlr die Unterscheidung zwischen einer (transparenten) Fiktionalitaumlt bdquoers-ten Gradesldquo (in Maumlrchen Fabeln etc) wie sie auch in traditionalen Erzaumlhlkulturen gelaumlufig istund der Fiktionalitaumlt bdquozweiten Gradesldquo (in Roman Drama etc) fuumlr die sich die Imitation und Fiktio-nalisierung wirklichkeitsabbildender Darstellung als konstitutiv erweist91 Damit soll nicht einer verbreiteten Literalitaumlt in diesen Gesellschaften das Wort geredet werdenIm Gegenteil es geht darum zwischen der Verbreitung eines funktionellen Schriftgebrauchs imAlltag wie er sich in Ostraka etc spiegelt und der Ausbildung einer professionellen Schreiberkul-tur in verschiedenen Bereichen der bdquoEliteldquo zu unterscheiden Fuumlr Letztere ergeben die archaumlologi-schen Befunde aus den eingangs genannten Gruumlnden kein repraumlsentatives Bild eine Regel diedurch die Ausnahmen (Siloah-Inschr DAPT Kuntillet ʻAǧrūd) nur bestaumltigt wird Fuumlr eine umsich-tige Diskussion der Problematik vgl besonders Carr 2005 Part I chap 6 ndash Unter deutlich anderenVoraussetzungen ging im Uumlbrigen auch der Befund in der Oase Dakhla uumlber das hinaus was manhistorisch erwarten mochte wie die Schlussbemerkung von R Cribiore in CribioreDavola 2013 14zu erkennen gibt bdquoAll together the house in Amheida and the school adjacent to it are wondroustestimonies of how paideia was alive and well in Egypt and not only in the Nile Valleyldquo

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

44 Erhard Blum

4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

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50 Erhard Blum

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 51

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52 Erhard Blum

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42 Erhard Blum

34 Konsequenzen fuumlr Schriftkultur und Schulwesenin den Koumlnigreichen Israel und Juda

Aufgrund der raumlumlichen und zeitlichen Nachbarschaft sowie der strukturellen Ver-gleichbarkeit suumldlevantinischer Territorialstaaten sind in Israel und Juda keine grund-legend anderen Verhaumlltnisse anzunehmen Allenfalls koumlnnte man fuumlr IsraelJuda mitBlick auf das fruumlhe davidisch-salomonische Koumlnigtum im 10 Jahrhundert v Chr unddessen (auf die nordisraelitischen Staumlmme beschraumlnkte) Vorgeschichte mit Koumlnig Saulim 11 Jahrhundert mit einem gewissen Entwicklungsvorsprung gegenuumlber Aram-Da-maskus zu rechnen haben85 Dafuumlr mag auch sprechen dass die Herausbildung einerspezifischen bdquoNationalschriftldquo aus der phoumlnizischen Standardschrift nach gegenwaumlr-tigem Kenntnisstand () zuerst im hebraumlischen Sprachraum einsetzte86

Gestuumltzt wird diese Einschaumltzung durch fruumlhe Textuumlberlieferungen die dia-chron den Grundstock des alttestamentlichen Kanons bilden Dazu gehoumlren nebeneinzelnen Texten aus dem 10 Jahrhundert v Chr87 insbesondere zentrale Uumlber-lieferungen seit dem Anfang des 9 Jahrhunderts darunter die in Jerusalem undSamaria getrennt aber mit einer synchronistisch verschraumlnkten Chronologie derjeweiligen Koumlnige gefuumlhrten Annalen die in Auszuumlgen das Grundgeruumlst der bib-lischen bdquoKoumlnigebuumlcherldquo bilden In die fruumlhe Koumlnigszeit verweisen aber auch Bei-spiele einer hochentwickelten althebraumlischen Erzaumlhlkunst in Uumlberlieferungen zuJakob Saul und David die ohne eine anspruchsvolle Schreiberschulung im Um-kreis der Houmlfe bzw der Haupttempel nicht denkbar waumlren Mehr noch die soge-nannte bdquoThronfolgegeschichte Davidsldquo in 2Sam 9ndash20 1Koumln 1ndash2 (um 900 v Chr)88neben der Josephgeschichte der Genesis die wohl subtilste Groszligerzaumlhlung der Bi-bel verbindet einen realistisch-skeptischen Blick auf die Ambivalenzen des Wol-lens und Handelns der Akteure mit einer ndash narrativ artikulierten ndash Reflexion desPotentials und der Grenzen menschlicher Weisheit Ihre pragmatischen Pointenzeigen daruumlber hinaus an dass das ganze Werk fuumlr den Kontext der Prinzen- undElite-Erziehung am Hof in Jerusalem ausgearbeitet wurde

Hinsichtlich ihres literarischen Profils wie auch ihrer grundlegenden Pragma-tik sind demnach zwischen den israelitischen Erzaumlhlwerken und den damaszeni-

85 Aufgrund der Quellenlage ist das Koumlnigtum von Damaskus fuumlr das 10 Jahrhundert v Chr bis-lang nicht so recht greifbar Innerhalb der David-Uumlberlieferungen sind (neben Aram-Zoba) in unter-schiedlicher Weise kleinere aramaumlische Koumlnigtuumlmer zwischen Israel und Damaskus (Tob GeschurMaʻacha Beth Rechob) praumlsent Die Notiz von 1Koumln 1123ndash25 im Zusammenhang mit Salomo scheintfuumlr dessen Zeit die Installation eines Koumlnigtums in Damaskus anzusetzen Zu damit verbundenenFragen vgl Pitard 1987 95ff 99ff Lipiński 2000 367ff86 So im Anschluss an J Naveh auch FinkelsteinSass 2013 (freilich nicht hinsichtlich der Rolledes Phoumlnizischen) Allerdings sollte auch diese verbreitete Annahme im Licht der DAPT (die ebdleider unberuumlcksichtigt bleiben) kritisch gepruumlft werden87 Vgl Carr 2005 163f Schon in das 11 Jahrhundert v Chr duumlrfte aufgrund seiner Sprache undPragmatik das epische Siegeslied der Debora in Ri 5 gehoumlren vgl vorlaumlufig Weippert 1990 454fKnauf 200588 Vgl Blum 2010

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 43

schen Kompositionen des (wahrscheinlich) fruumlhen 9 Jahrhunderts v Chr keine we-sentlichen Unterschiede auszumachen Sie haben hohe literarische Qualitaumltensind aber gleichwohl keine fiktionale Literatur im neuzeitlichen Sinne Die fuumlr un-sere belles lettres selbstverstaumlndliche Kategorie der Fiktionalitaumlt gab es vielmehrnoch gar nicht auch nicht avant la lettre wie man sie bereits in Aristotelesʼ Poetikhat89 Es handelt sich bei der genannten Literatur um sbquoMitteilungstextelsquo mit Wahr-heitsanspruch Gleichwohl koumlnnen sie durchaus absichtsvoll mit hochgradig poeti-schen Gestaltungsmitteln arbeiten Poetizitaumlt ist in diesen Kulturen aber noch nichtan Fiktionalitaumlt gebunden ndash ebenso wenig wie ihr Wirklichkeitsverstaumlndnis undihr Wahrheitsanspruch etwas mit historischem Denken zu tun haumltten90 Mit ihrerWirk- und Mitteilungsintention sind sie haumlufig auf konkrete pragmatische Rezepti-onskonstellationen bezogen wie alle sbquopoetischenlsquo Werke gehen sie darin aber nichtauf sondern bieten Anhaltspunkte fuumlr Rezeptionen welche die Primaumlrintentionender Autoren hinter sich lassen Sie moumlgen funktional als Unterrichtstexte imSchul-bdquoHochschulldquo-Kontext gebraucht worden sein doch auch in diesem Rahmenwaren sie zugleich mehr Angemessen waumlre wohl die Rede von bdquoBildungsliteraturldquo

Nachbemerkung Nimmt man solche Textzeugnisse der fruumlhkoumlniglichen Zeit mitdem Umstand zusammen dass die bislang einzige raumlumlich belegbare Schule (mithochkaraumltigem Unterrichtsmaterial) ausgerechnet in der aumluszligersten Provinz gefun-den wurde erscheint es durchaus fraglich ob der Schreiberunterricht und damitdie literarische Bildung in Aram bzw in IsraelJuda tatsaumlchlich auf die koumlniglichenZentren beschraumlnkt und so kleinraumlumig angelegt sein mussten wie man in dergegenwaumlrtigen Forschung vielfach glauben will91

89 Poetik [9] 1451b Zur bdquoEntdeckungldquo der Fiktionalitaumlt bei den Griechen siehe grundlegend Roumlsler1980 und 1983 des weiteren Finkelberg 1998 Fuumlr die schlechthin elementare Distinktion zwischensemantisch definierter Fiktivitaumlt und textpragmatisch zu definierender Fiktionalitaumlt vgl Gabriel1975 Assmann 1980 Keller 198090 Fuumlr entsprechende kulturvergleichende Profilierungen vgl Cancik 2005 und Blum 2005 65ndash86Vgl a a O 79 FN 55 auch fuumlr die Unterscheidung zwischen einer (transparenten) Fiktionalitaumlt bdquoers-ten Gradesldquo (in Maumlrchen Fabeln etc) wie sie auch in traditionalen Erzaumlhlkulturen gelaumlufig istund der Fiktionalitaumlt bdquozweiten Gradesldquo (in Roman Drama etc) fuumlr die sich die Imitation und Fiktio-nalisierung wirklichkeitsabbildender Darstellung als konstitutiv erweist91 Damit soll nicht einer verbreiteten Literalitaumlt in diesen Gesellschaften das Wort geredet werdenIm Gegenteil es geht darum zwischen der Verbreitung eines funktionellen Schriftgebrauchs imAlltag wie er sich in Ostraka etc spiegelt und der Ausbildung einer professionellen Schreiberkul-tur in verschiedenen Bereichen der bdquoEliteldquo zu unterscheiden Fuumlr Letztere ergeben die archaumlologi-schen Befunde aus den eingangs genannten Gruumlnden kein repraumlsentatives Bild eine Regel diedurch die Ausnahmen (Siloah-Inschr DAPT Kuntillet ʻAǧrūd) nur bestaumltigt wird Fuumlr eine umsich-tige Diskussion der Problematik vgl besonders Carr 2005 Part I chap 6 ndash Unter deutlich anderenVoraussetzungen ging im Uumlbrigen auch der Befund in der Oase Dakhla uumlber das hinaus was manhistorisch erwarten mochte wie die Schlussbemerkung von R Cribiore in CribioreDavola 2013 14zu erkennen gibt bdquoAll together the house in Amheida and the school adjacent to it are wondroustestimonies of how paideia was alive and well in Egypt and not only in the Nile Valleyldquo

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

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4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

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50 Erhard Blum

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 51

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52 Erhard Blum

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Weippert (1976) Manfred Weippert bdquoŠaddajldquo in Theologisches Handwoumlrterbuch zum AltenTestament 2 MuumlnchenZuumlrich 873ndash880

Weippert (1989) Manfred Weippert bdquoDie sbquoKonfessionenlsquo Deuterojesajasldquo in Rainer AlbertzFriedemann W Golka u Juumlrgen Kegler (Hgg) Schoumlpfung und Befreiung Fuumlr ClausWestermann zum 80 Geburtstag Stuttgart 104ndash115

Weippert (1990) Manfred Weippert bdquoDie Petition eines Erntearbeiters aus Mǝṣad Ḥăšavyāhū unddie Syntax althebraumlischer erzaumlhlender Prosaldquo in Erhard Blum Christian Macholz uEkkehard W Stegemann (Hgg) Die Hebraumlische Bibel und ihre zweifache NachgeschichteFestschrift fuumlr Rolf Rendtorff zum 65 Geburtstag Neukirchen-Vluyn 449ndash466

Weippert (1991) Manfred Weippert bdquoThe Balaam Text from Deir lsquoAllā and the study of the OldTestamentldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛AllaRe-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989Leiden u a 151ndash184 (= bdquoDer sbquoBileamlsquo-Text von Tell Dēr lsquoAllā und das Alte Testamentldquo inManfred Weippert Jahwe und die anderen Goumltter [Forschungen zum Alten Testament 18]Tuumlbingen 1997 163ndash188)

Wenning u Zenger (1991) Robert Wenning u Erich Zenger bdquoHeiligtum ohne Stadt ndash Stadt ohneHeiligtum Anmerkungen zum archaumlologischen Befund des Tell Dēr ʻAllāldquo Zeitschrift fuumlrAlthebraistik 4 171ndash193

Witte (2011) Markus Witte bdquoVom El Schaddaj zum Pantokrator Ein Uumlberblick zur israelitisch-juumldischen Religionsgeschichteldquo Kleine Untersuchungen zur Sprache des Alten Testamentsund seiner Umwelt 1213 211ndash256

Wolters (1991) Al Wolters bdquoAspects of the Literary Structure of Combination Ildquo in Jacob Hoftijzeru Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings ofthe International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a 294ndash304

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 43

schen Kompositionen des (wahrscheinlich) fruumlhen 9 Jahrhunderts v Chr keine we-sentlichen Unterschiede auszumachen Sie haben hohe literarische Qualitaumltensind aber gleichwohl keine fiktionale Literatur im neuzeitlichen Sinne Die fuumlr un-sere belles lettres selbstverstaumlndliche Kategorie der Fiktionalitaumlt gab es vielmehrnoch gar nicht auch nicht avant la lettre wie man sie bereits in Aristotelesʼ Poetikhat89 Es handelt sich bei der genannten Literatur um sbquoMitteilungstextelsquo mit Wahr-heitsanspruch Gleichwohl koumlnnen sie durchaus absichtsvoll mit hochgradig poeti-schen Gestaltungsmitteln arbeiten Poetizitaumlt ist in diesen Kulturen aber noch nichtan Fiktionalitaumlt gebunden ndash ebenso wenig wie ihr Wirklichkeitsverstaumlndnis undihr Wahrheitsanspruch etwas mit historischem Denken zu tun haumltten90 Mit ihrerWirk- und Mitteilungsintention sind sie haumlufig auf konkrete pragmatische Rezepti-onskonstellationen bezogen wie alle sbquopoetischenlsquo Werke gehen sie darin aber nichtauf sondern bieten Anhaltspunkte fuumlr Rezeptionen welche die Primaumlrintentionender Autoren hinter sich lassen Sie moumlgen funktional als Unterrichtstexte imSchul-bdquoHochschulldquo-Kontext gebraucht worden sein doch auch in diesem Rahmenwaren sie zugleich mehr Angemessen waumlre wohl die Rede von bdquoBildungsliteraturldquo

Nachbemerkung Nimmt man solche Textzeugnisse der fruumlhkoumlniglichen Zeit mitdem Umstand zusammen dass die bislang einzige raumlumlich belegbare Schule (mithochkaraumltigem Unterrichtsmaterial) ausgerechnet in der aumluszligersten Provinz gefun-den wurde erscheint es durchaus fraglich ob der Schreiberunterricht und damitdie literarische Bildung in Aram bzw in IsraelJuda tatsaumlchlich auf die koumlniglichenZentren beschraumlnkt und so kleinraumlumig angelegt sein mussten wie man in dergegenwaumlrtigen Forschung vielfach glauben will91

89 Poetik [9] 1451b Zur bdquoEntdeckungldquo der Fiktionalitaumlt bei den Griechen siehe grundlegend Roumlsler1980 und 1983 des weiteren Finkelberg 1998 Fuumlr die schlechthin elementare Distinktion zwischensemantisch definierter Fiktivitaumlt und textpragmatisch zu definierender Fiktionalitaumlt vgl Gabriel1975 Assmann 1980 Keller 198090 Fuumlr entsprechende kulturvergleichende Profilierungen vgl Cancik 2005 und Blum 2005 65ndash86Vgl a a O 79 FN 55 auch fuumlr die Unterscheidung zwischen einer (transparenten) Fiktionalitaumlt bdquoers-ten Gradesldquo (in Maumlrchen Fabeln etc) wie sie auch in traditionalen Erzaumlhlkulturen gelaumlufig istund der Fiktionalitaumlt bdquozweiten Gradesldquo (in Roman Drama etc) fuumlr die sich die Imitation und Fiktio-nalisierung wirklichkeitsabbildender Darstellung als konstitutiv erweist91 Damit soll nicht einer verbreiteten Literalitaumlt in diesen Gesellschaften das Wort geredet werdenIm Gegenteil es geht darum zwischen der Verbreitung eines funktionellen Schriftgebrauchs imAlltag wie er sich in Ostraka etc spiegelt und der Ausbildung einer professionellen Schreiberkul-tur in verschiedenen Bereichen der bdquoEliteldquo zu unterscheiden Fuumlr Letztere ergeben die archaumlologi-schen Befunde aus den eingangs genannten Gruumlnden kein repraumlsentatives Bild eine Regel diedurch die Ausnahmen (Siloah-Inschr DAPT Kuntillet ʻAǧrūd) nur bestaumltigt wird Fuumlr eine umsich-tige Diskussion der Problematik vgl besonders Carr 2005 Part I chap 6 ndash Unter deutlich anderenVoraussetzungen ging im Uumlbrigen auch der Befund in der Oase Dakhla uumlber das hinaus was manhistorisch erwarten mochte wie die Schlussbemerkung von R Cribiore in CribioreDavola 2013 14zu erkennen gibt bdquoAll together the house in Amheida and the school adjacent to it are wondroustestimonies of how paideia was alive and well in Egypt and not only in the Nile Valleyldquo

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

44 Erhard Blum

4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

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1

2a2b3a3b3c4ahellip5c5d6a6b6c6d7a7b

44 Erhard Blum

4 Uumlbersetzungen der Tell Deir ʻAlla-Texte(in Auszuumlgen92 )

41 Kombination A bdquoDie Lehren der Schrift vom GoumltterseherBilʻamldquo

Das Schriftbild sucht die stilistische Strukturierung in sbquokunstprosaischelsquo Einheitenabzubilden Die Untergliederung der bdquoVerseldquo (in a b etc) korrespondiert mitwenigen Ausnahmen der syntaktischen Satzgliederung

Die Kommunikationsebenen (eingebettete Reden versus Erzaumlhlerebene etc)werden durch Einruumlckungen unterschieden Kapitaumllchen zeigen die Rubrumab-schnitte des Originals an

1Die Lehren der Schrift von [Bil]ʻam dem So[hn des Beʻo]r dem Goumlt-terse[h]erZu ihm93 kamen Goumltter94 in der Nacht[Sie kamen] in [einer Visi]on 2gemaumlszlig dem Spruch Elsund sprachen zu [Bilʻa]m dem Sohn des Beʻor folgendermaszligen

Sie werden das tun was der Bruder gesehen hatKeiner hatte Nachsicht Tue [es je]tzt kund95

3Da stand Bilʻam tags darauf auf[hellip]Und er konnte nicht ess[en und fastete]und er wein4te dabei bitterlichDa kamen zu ihm seine Leute96 [und sagten]

O Bilʻam Sohn des Beʻorwarum fastest duund warum weinst du

Er sag5te zu ihnenSe[tzt eu]ch Ich teile euch mit was die Hoh[en97 berieten]

92 Vgl die vollstaumlndige deutsche Wiedergabe der Textrekonstruktionen in Blum 2015 466ndash47493 Die suffigierte Praumlposition rsquolwh ist uumlber der Zeile nachgetragen sie war offenbar zunaumlchst infol-ge eines Homoioarktons (mit dem unmittelbar folgenden rsquolhn = Goumltter) ausgelassen worden94 Der Handlungslogik nach gehoumlren die hier genannten bdquoGoumltterldquo nicht zu der in V 8f genanntenVersammlung der šdyn-Goumltter sondern sind als dienstbare Goumltterwesen zu denken95 Denkbar ist auch eine alternative Lesung in V 3c bdquoKeiner schreckte zuruumlck Tue das Gehoumlr-te kundldquo96 Aramaumlisch ʻamm gemeint ist ein Verwandtschaftsverband (Sippe Stamm oder Volk)97 Aramaumlisch šdyn vgl hebraumlisch ʼēl šaddāy Die Bedeutung bdquoHoheErhabeneldquo ist aus dem Zu-sammenhang erschlossen in dem die šdyn den Goumltterrat repraumlsentieren (Hackett 1984 85ndash89 Wol-ters 1991 297) Zur Etymologie vgl Weippert 1976 873ndash880 hier 877ndash880 (anders Knauf 1999) zumbiblischen Befund zuletzt Witte 2011

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7c8a8b9a9b9c9d9e9f

10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 49

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50 Erhard Blum

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 51

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52 Erhard Blum

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10a10b11a11b12a12b12c13a13b13c14ahellip14c15a16a16b17a17bhellip18b19a19b

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 45

Auf Schaut das Tun der Goumltter98

Die Goumltter kamen zusammen6 indem die Hohen (šdyn) auftraten als Versammlung99

Und sie sagten zur S[on]ne(ngoumlttin)Du magst die Schleusen des Himmels mit deinem Gewoumllk verstopfenDort sei Finsternis und nicht G7lanzDunkelheit und ni[cht] dein StrahlenDu magst Schreck[en] bewirken [durch] finsteres [Gewouml]lkAber grolle nicht fuumlr immer100

Ja der Mauersegler verhoumlh8nte den Geierund die Schleiereule die Schmutzgei[er]Die Zwergohreule ve[rhoumlhnte] die Jungen des und der Mauerlaumlufer die Kuumlken des ReihersDie Schwalbe rupfte 9den Tauberund der Spatz packte Z[ieg]enhaare()Und hellip einen StockAn dem Ort von Mutterschafenleitete der Stab Hasensie aszligen 10zusammenKaumlfer helliphellipSie tranken WeinUnd die Hyaumlnen houmlrten Belehrung durch Welpen des Scha 11ka[les]Und aus der Stadt gingen Hochgestellte als GeschlageneDer Tauge[nichts] machte sich (staumlndig) lustig uumlber WeiseUnd die arme (Frau) bereitete Myrrhe zuwaumlhrend die Priesterin 12durch Frevler[han]d umkamhellipden Guumlrteltraumlger feindete man andauernd anEin Aushecken von Plaumlnenund (immerzu) ein Aushecken von P13[laumlnen] ()101

98 Die beiden Stichen von 7bc nehmen die parallelen Glieder der Goumltterrede von 3bc chiastischauf insofern die Elemente bdquotunldquo (plsquol) und bdquosehenldquo (rrsquoh) den aumluszligeren Rahmen bilden der die wie-derum chiastisch aufgenommene Thematik vom bdquokundtunmitteilenldquo und bdquo[beraten] ohne Nach-sichtldquo umschlieszligt99 V 7bc und 8ab korrespondieren einander chiastisch mit den Subjekten šdyn bzw bdquoGoumltterldquo100 Die Rede der Goumltter in 9bndashe ist wieder nach dem Schema ABBA gebaut ndash mit 9f als Kontra-punkt (Stilfigur bdquo4 + 1ldquo)101 Die Uumlbersetzung realisiert nur eine von vielen Lesungsmoumlglichkeiten Denkbar ist dass dieAdressaten hier eine gepraumlgte Redeweise oder ein Wortspiel erkennen konnten Ebenso koumlnnte essich um einen direkt an die LeserHoumlrer gerichteten paraumlnetischen Ruf handeln bdquoMan bedenke(dies) wohl Man bedenke (dies) wohlldquo vgl aumlhnlich auch WeippertWeippert 1982 99 (= 1997 156)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

LiteraturverzeichnisAssmann (1980) Aleida Assmann Die Legitimitaumlt der Fiktion Ein Beitrag zur Geschichte der

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via Universitaumlt Heidelberg

50 Erhard Blum

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 51

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52 Erhard Blum

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Weippert (1989) Manfred Weippert bdquoDie sbquoKonfessionenlsquo Deuterojesajasldquo in Rainer AlbertzFriedemann W Golka u Juumlrgen Kegler (Hgg) Schoumlpfung und Befreiung Fuumlr ClausWestermann zum 80 Geburtstag Stuttgart 104ndash115

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Weippert (1991) Manfred Weippert bdquoThe Balaam Text from Deir lsquoAllā and the study of the OldTestamentldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛AllaRe-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989Leiden u a 151ndash184 (= bdquoDer sbquoBileamlsquo-Text von Tell Dēr lsquoAllā und das Alte Testamentldquo inManfred Weippert Jahwe und die anderen Goumltter [Forschungen zum Alten Testament 18]Tuumlbingen 1997 163ndash188)

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hellip21c

hellip23ahelliphellip25bhellip

Zeile(Satz)ndashx102

hellip5(a)

hellip6(a)

hellip8(a)

hellip9(a)

(b)hellip10(a)

(b)(c)

hellip

46 Erhard Blum

hellip(selbst) Taube konnten (es) von weitem houmlrenhellip14 helliphellipUnd alle sahen Bedraumlngnissehellip15hellipDas Ferkel schlug in die Flucht das Fohlen der 16Stute[hellip] 17 hellip18 hellip

42 Kombination B bdquoVerstehst du dich nicht aufdie Schreibkunst hellipldquo

Auch wenn diverse Anaphern und Ansaumltze zu Parallelismen wahrscheinlich ma-chen dass der Text als Versdichtung gestaltet war erlaubt doch der fragmentari-sche Erhaltungszustand keine Anordnung nach bdquoVersenldquo Stattdessen wird dieUumlbersetzung (in Auszuumlgen) nach den Zeilen der Inschrift und in der Abfolge vonSaumltzen dargeboten Saumltze deren relative Position sich nicht genau angeben laumlsstsind mit den Buchstaben bdquoxyzldquo bezeichnet

Warum ist ein Verwesender und vermodert jeder der im Saft gestanden(= jeder Lebendige) [ wenn hellip]

Nicht gehe er hinuumlber() ins Haus der Ewigkeit das Hau[s hellip

hellip und der Wurm aus dem Grabhuumlgel aus den Oberschenkeln von Mannsleu-ten und aus den Schenk[eln von hellip

Beraumlt sich denn nicht mit diroder holt sich nicht (bei dir) einen Ratschlag der Thronende

[die in ihrer] Gr[able]ge() [liegen()] werden mit einem einzigen GewandbedecktWenn du sie hassest o Menschwenn du [hellip

102 Wie viele Zeilen am Anfang verloren gegangen sind muss offen bleiben

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

LiteraturverzeichnisAssmann (1980) Aleida Assmann Die Legitimitaumlt der Fiktion Ein Beitrag zur Geschichte der

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Blum (2008c) Erhard Blum bdquosbquoVerstehst du dich nicht auf die Schreibkunst helliplsquo Ein weisheitlicherDialog uumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung Kombination II der Wandinschrift vom TellDeir lsquoAllaldquo in Michaela Bauks Kathrin Liess u Peter Riede (Hgg) Was ist der Menschdass du seiner gedenkst (Psalm 85) Festschrift fuumlr Bernd Janowski zum 65 GeburtstagNeukirchen-Vluyn 33ndash53

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Ibrahim u van der Kooij (1991) Moawiyah M Ibrahim u Gerrit van der Kooij bdquoThe Archaeology ofDeir lsquoAlla Phase IXldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text fromDeir ‛Alla Re-evaluated Proceedings of the International Symposium held at Leiden 21ndash24August 1989 Leiden u a 16ndash29

Kaumlmmerer (1998) Thomas R Kaumlmmerer šimacirc milka Induktion und Reception der mittel-babylonischen Dichtung von Ugarit Emār und Tell el rsquoAmārna (Alter Orient und AltesTestament 251) Muumlnster

Keller (1980) Ulrich Keller Fiktionalitaumlt als literaturwissenschaftliche Kategorie (Germanisch-romanische Monatsschrift Beiheft 2) Heidelberg

Knauf (1985) Ernst Axel Knauf bdquoRezension von Jo Ann Hackett The Balaam Text from Deir Alla(Harvard Semitic Monographs 31) Boston 1984ldquo Zeitschrift des deutschen Palaumlstina-Vereins101 187ndash191

Knauf (21999) Ernst Axel Knauf bdquoShaddayldquo in Karel van der Toorn Bob Becking u Pieter W van derHorst (Hgg) Dictionary of Deities and Demons in the Bible LeidenBostonKoumlln 749ndash753

Knauf (2005) Ernst Axel Knauf bdquoDeborahrsquos Language Judges Ch 5 in its Hebrew and SemiticContextldquo in Bogdan Burtea Josef Tropper u Helen Younansardaroud (Hgg) Studia Semiticaet Semitohamitica Festschrift fuumlr Rainer Voigt anlaumlszliglich seines 60 Geburtstages am17 Januar 2004 (Alter Orient und Altes Testament 317) Muumlnster 167ndash182

Van der Kooij (1991) Gerrit van der Kooij bdquoBook and script at Deir lsquoAllāldquo in Jacob Hoftijzer uGerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings of theInternational Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a 239ndash262

Van der Kooij (1993) Gerrit van der Kooij bdquoDeir ʻAlla Tellldquo in Ephraim Stern (Hg) The NewEncyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land 1 Jerusalem 338ndash342

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Lambert (1960) Wilfried G Lambert Babylonian Wisdom Literature OxfordLemaire (1981) Andreacute Lemaire Les eacutecoles et la formation de la Bible dans lrsquoancien Israeumll (Orbis

Biblicus et Orientalis 39) FribourgGoumlttingenLemaire (1985) Andreacute Lemaire bdquoLrsquoinscription de Balaam trouveacutee agrave Deir ʻAlla eacutepigraphieldquo in

Biblical Archaeology Today Proceedings of the International Congress of BiblicalArchaeology Jerusalem April 1984 Jerusalem 313ndash325

Lemaire (1986) Andreacute Lemaire bdquoLa disposition originelle des inscriptions sur placirctre de DeirlsquoAllaldquo Studi Epigrafici e Linguistici 3 79ndash93

Friedrich-Emanuel Focken and Michael R Ott - 9783110417944Downloaded from PubFactory at 07262016 091732AM

via Universitaumlt Heidelberg

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 51

Lemaire (1991) Andreacute Lemaire bdquoLes inscriptions sur placirctre de Deir lsquoAlla et leur significationhistorique et culturelleldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Textfrom Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a 33ndash57

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Lipiński (1998) Edward Lipiński bdquosbquoLeadershiplsquo The Roots DBR and NGD in Aramaicldquo in ManfriedDietrich u Ingo Kottsieper (Hgg) bdquoUnd Mose schrieb dieses Lied aufldquo Studien zum AltenTestament und zum Alten Orient Festschrift fuumlr Oswald Loretz zur Vollendung seines70 Lebensjahres mit Beitraumlgen von Freunden Schuumllern und Kollegen (Alter Orient und AltesTestament 250) Muumlnster 501ndash514

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Friedrich-Emanuel Focken and Michael R Ott - 9783110417944Downloaded from PubFactory at 07262016 091732AM

via Universitaumlt Heidelberg

52 Erhard Blum

Tropper (2001) Josef Tropper bdquoDialektvielfalt und Sprachwandel im fruumlhen AramaumlischenSoziolinguistische Uumlberlegungenldquo in Paulette M Michegravele Daviau John W Wevers u MichaelWeigl (Hgg) The World of the Arameans 3 Studies in Language and Literature in Honour ofPaul-Eugegravene Dion (Journal for the Study of the Old Testament Supplement Series 326)Sheffield 213ndash222

Weinfeld (198182) Moshe Weinfeld bdquoThe Balaam Oracle in the Deir lsquoAlla Inscriptionldquo (hebr)Shnaton 5ndash6 141ndash147

Weippert u Weippert (1982) Helga Weippert u Manfred Weippert bdquoDie sbquoBileamlsquo-Inschrift von TellDēr lsquoAllāldquo Zeitschrift des Deutschen Palaumlstina-Vereins 98 77ndash103 (= Manfred Weippert Jahweund die anderen Goumltter [Forschungen zum Alten Testament 18] Tuumlbingen 1997 131ndash161)

Weippert (1976) Manfred Weippert bdquoŠaddajldquo in Theologisches Handwoumlrterbuch zum AltenTestament 2 MuumlnchenZuumlrich 873ndash880

Weippert (1989) Manfred Weippert bdquoDie sbquoKonfessionenlsquo Deuterojesajasldquo in Rainer AlbertzFriedemann W Golka u Juumlrgen Kegler (Hgg) Schoumlpfung und Befreiung Fuumlr ClausWestermann zum 80 Geburtstag Stuttgart 104ndash115

Weippert (1990) Manfred Weippert bdquoDie Petition eines Erntearbeiters aus Mǝṣad Ḥăšavyāhū unddie Syntax althebraumlischer erzaumlhlender Prosaldquo in Erhard Blum Christian Macholz uEkkehard W Stegemann (Hgg) Die Hebraumlische Bibel und ihre zweifache NachgeschichteFestschrift fuumlr Rolf Rendtorff zum 65 Geburtstag Neukirchen-Vluyn 449ndash466

Weippert (1991) Manfred Weippert bdquoThe Balaam Text from Deir lsquoAllā and the study of the OldTestamentldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛AllaRe-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989Leiden u a 151ndash184 (= bdquoDer sbquoBileamlsquo-Text von Tell Dēr lsquoAllā und das Alte Testamentldquo inManfred Weippert Jahwe und die anderen Goumltter [Forschungen zum Alten Testament 18]Tuumlbingen 1997 163ndash188)

Wenning u Zenger (1991) Robert Wenning u Erich Zenger bdquoHeiligtum ohne Stadt ndash Stadt ohneHeiligtum Anmerkungen zum archaumlologischen Befund des Tell Dēr ʻAllāldquo Zeitschrift fuumlrAlthebraistik 4 171ndash193

Witte (2011) Markus Witte bdquoVom El Schaddaj zum Pantokrator Ein Uumlberblick zur israelitisch-juumldischen Religionsgeschichteldquo Kleine Untersuchungen zur Sprache des Alten Testamentsund seiner Umwelt 1213 211ndash256

Wolters (1991) Al Wolters bdquoAspects of the Literary Structure of Combination Ildquo in Jacob Hoftijzeru Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings ofthe International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a 294ndash304

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11(b)

12(a)(b)(c)

13(d)hellip14(a)

(b)(c)(d)

15(a)(b)

16(ab)(c)(d)

hellip17(a)

(b)(c)(d)

18ndash2122(a)hellip

(y)(z)

23(a)(b)

hellip(x)(y)

24(x)(y)(z)

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 47

hellipDu wirst deine ewige Ruhe liegenhelliphellipWer stoumlhnt mit all seiner [Bedraumlngnis] im HerzStoumlhnt etwa der Vermoderte in [seinem] Herz helliphellipAus welchem Grund nimmt der TodMwt den Embryo und den Saumlugling hellip

Der Saumlugling hellip bdquoKind des Todesldquo() nennt man ihnWie im Eis () wird fest das Herz des VermodertenEr ist mattwenn er gekommen ist in [sein Grab helliphelliphellip an seinem EndeSein Schlaf helliphelliphellipDeine FrageIch habe dich gefragtWarum ist ein Verw[esender und vermodert jeder Lebendige wenn hellip]

Verstehst du dich nicht auf die Schreibkunst(darauf) anzuleiten den der auswendig [repe]tiert[Di]r obliegen Rechtsprechung und kunstvolle Redesprach[helliphelliphelliphellip Luumlgehellip

Bemaumlchtigt sich ein Wid[der] eines Lammsso bringt [er es] zum Bloumlken ()Bemaumlchtigt sich ein Maumlchtiger [des Landbesit]zes von [armen] Leuten[so hellip]

Sein Arm soll verdorrenBestechung ist in seiner H[an]dhelliphellip ein(en) Bruderund der klagt anWerden wir nicht seine Haumlnde verwuumlnschen ja verwuumlnschenhellip

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

LiteraturverzeichnisAssmann (1980) Aleida Assmann Die Legitimitaumlt der Fiktion Ein Beitrag zur Geschichte der

literarischen Kommunikation MuumlnchenBlum (2005) Erhard Blum bdquoHistoriographie oder Dichtung Zur Eigenart alttestamentlicher

Geschichtsuumlberlieferungldquo in Erhard Blum William Johnstone u Christoph Markschies(Hgg) Das Alte Testament ndash ein Geschichtsbuch (Altes Testament und Moderne 10)Muumlnster 65ndash86

Blum (2008a) Erhard Blum bdquoIsraels Prophetie im altorientalischen Kontext Anmerkungen zuneueren religionsgeschichtlichen Thesenldquo in Izak Cornelius u Louis Jonker (Hgg) bdquoFromEbla to Stellenboschldquo Syro-Palestinian Religions and the Hebrew Bible (Abhandlungen desDeutschen Palaumlstina-Vereins 37) Wiesbaden 81ndash115

Blum (2008b) Erhard Blum bdquoDie Kombination I der Wandinschrift vom Tell Deir lsquoAlla Vorschlaumlgezur Rekonstruktion mit historisch-kritischen Bemerkungenldquo in Ingo Kottsieper RuumldigerSchmitt u Jakob Woumlhrle (Hgg) Beruumlhrungspunkte Festschrift fuumlr Rainer Albertz zu seinem65 Geburtstag (Alter Orient und Altes Testament 350) Muumlnster 573ndash601

Blum (2008c) Erhard Blum bdquosbquoVerstehst du dich nicht auf die Schreibkunst helliplsquo Ein weisheitlicherDialog uumlber Vergaumlnglichkeit und Verantwortung Kombination II der Wandinschrift vom TellDeir lsquoAllaldquo in Michaela Bauks Kathrin Liess u Peter Riede (Hgg) Was ist der Menschdass du seiner gedenkst (Psalm 85) Festschrift fuumlr Bernd Janowski zum 65 GeburtstagNeukirchen-Vluyn 33ndash53

Blum (2010) Erhard Blum bdquoSolomon and the United Monarchy Some Textual Evidenceldquo inReinhard G Kratz u Hermann Spieckermann (Hgg) One God ndash One Cult ndash One NationArchaeological and Biblical Perspectives (Beihefte zur Zeitschrift der alttestamentlichenWissenschaft 405) BerlinNew York 59ndash78

Blum (2012) Erhard Blum bdquoThe Jacob Traditionldquo in Craig A Evans Joel N Lohr u David LPetersen (Hgg) The Book of Genesis (Supplements to Vetus Testamentum 152) LeidenBoston 181ndash211

Blum (2013) Erhard Blum bdquoDie Wandinschriften 42 und 46 sowie die Pithos-Inschrift 39 ausKuntillet ʻAǧrūdldquo Zeitschrift des Deutschen Palaumlstina-Vereins 129 21ndash54

Blum (2015) Erhard Blum bdquoDie aramaumlischen Wandinschriften von Tell Deir ʽAllaldquo in BerndJanowski u Daniel Schwemer (Hgg) Weisheitstexte Mythen und Epen (Texte aus der Umweltdes Alten Testaments Neue Folge 8) Guumltersloh 459ndash474

Branson (1982) Robert D Branson bdquojāsarmucircsārldquo in Theologisches Woumlrterbuch zum AltenTestament 3 688ndash697

CAL bdquoThe Comprehensive Aramaic Lexiconldquo httpcal1cnhuceduindexhtml(Stand 2292014)

Friedrich-Emanuel Focken and Michael R Ott - 9783110417944Downloaded from PubFactory at 07262016 091732AM

via Universitaumlt Heidelberg

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 49

Cancik (2005) Hubert Cancik bdquoZur Verwissenschaftlichung des historischen Diskurses bei denGriechenldquo in Erhard Blum William Johnstone u Christoph Markschies (Hgg) Das AlteTestament ndash ein Geschichtsbuch (Altes Testament und Moderne 10) Muumlnster 87ndash100

Caquot u Lemaire (1977) Andreacute Caquot u Andreacute Lemaire bdquoLes textes arameacuteens de Deir lsquoAllaldquoSyria 54 189ndash208

Carr (2005) David M Carr Writing on the Tablet of the Heart Origins of Scripture and LiteratureOxford

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Cribiore u a (2008) Raffaella Cribiore Paola Davoli u David Ratzan bdquoA Teacherrsquos Dipinto fromTrimithis (Dakhleh Oasis)ldquo Journal of Roman Archaeology 21 170ndash191

Cribiore u Davoli (2013) Raffaella Cribiore u Paola Davoli bdquoNew Literary Texts from AmheidaAncient Trimithis (Dakhla Oasis Egypt)ldquo Zeitschrift fuumlr Papyrologie und Epigraphik 187 1ndash14

Davoli u Cribiore (2010) Paola Davoli u Raffaella Cribiore bdquoUna scuola di greco del iv secolo dC a Trimithis (Oasi di Dakhla Egitto)ldquo in Mario Capasso (Hg) Leggere greco e latino fuoridai confini nel Mondo Antico Atti del Primo Congresso Nazionale dellrsquoAssociazione Italiana diCultura Classica Lecce 10ndash11 maggio 2008 Lecce 73ndash87

Delcor (1989) Mathias Delcor bdquoDes inscriptions de Deir ʻAlla aux traditions bibliques agrave proposdes šdyn des šedim et de šaddayldquo in Manfred Goumlrg (Hg) Die Vaumlter Israels Beitraumlge zurTheologie der Patriarchenuumlberlieferungen im Alten Testament Festschrift fuumlr Josef Scharbertzum 70 Geburtstag Stuttgart 33ndash40

Dietrich (1991) Manfried Dietrich bdquoDer Dialog zwischen Šūpē-amēli und seinem sbquoVaterlsquo DieTradition babylonischer Weisheitsspruumlche im Westenldquo Ugarit-Forschungen 23 33ndash68

Dietrich (1993) Manfried Dietrich bdquoBabylonian Literary Texts from Western Librariesldquo inJohannes C de Moor u Willfred G E Watson (Hgg) Verse in Ancient Near East Prose (AlterOrient und Altes Testament 42) KevelaerNeukirchen-Vluyn 41ndash67

Finkelberg (1998) Margalit Finkelberg The Birth of Literary Fiction in Ancient Greece OxfordFinkelstein (2014) Israel Finkelstein bdquoThe Archaeology of Tell el-Kheleifeh and the History of

Ezion-geberElathldquo Semitica 56 105ndash136Finkelstein u Sass (2013) Israel Finkelstein u Benjamin Sass bdquoThe West Semitic Alphabetic

Inscriptions Late Bronze II to Iron IIA Archeological Context Distribution and ChronologyldquoHebrew Bible and Ancient Israel 2 149ndash220

Franken (1976) Hendricus J Franken bdquoChapter One Archaeological Evidence Relating to theInterpretation of the Textldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) Aramaic Textsfrom Deir lsquoAllā (Documenta et Monumenta Orientis Antiqui 19) Leiden 3ndash16

Franken (1991) Hendricus J Franken bdquoDeir ʻAlla Re-visitedldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van derKooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings of the InternationalSymposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a 3ndash15

Gabriel (1975) Gottfried Gabriel Fiktion und Wahrheit Eine semantische Theorie der LiteraturStuttgart

Gesenius (182013) Wilhelm Gesenius Hebraumlisches und Aramaumlisches Handwoumlrterbuch uumlber dasAlte Testament Begonnen von Rudolf Meyer unter zeitweiliger verantwortlicher Mitarbeit vonUdo Ruumlterswoumlrden und Johannes Renz bearbeitet und herausgegeben von Herbert DonnerBerlinHeidelberg

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Hackett (1984) Jo Ann Hackett The Balaam Text from Deir lsquoAllā (Harvard Semitic Monographs 31)Boston

Haran (1988) Menahem Haran bdquoOn the Diffusion of Literacy and Schools in Ancient Israelldquo inJohn A Emerton (Hg) Congress Volume Jerusalem 1986 Leiden 81ndash95

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50 Erhard Blum

Hoftijzer (1986) Jacob Hoftijzer bdquoAramaumlische Prophetienldquo in Manfried Dietrich u a (Hgg)Deutungen der Zukunft in Briefen Orakeln und Omina (Texte aus der Umwelt des AltenTestaments 21) Guumltersloh 138ndash148

Hoftijzer u van der Kooij (1976) Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) Aramaic Texts fromDeir lsquoAllā (Documenta et Monumenta Orientis Antiqui 19) Leiden

Hoftijzer u van der Kooij (1991) Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Textfrom Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a

Huehnergard (1991) John Huehnergard bdquoRemarks on the Classification of the Northwest SemiticLanguagesldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛AllaRe-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989Leiden u a 282ndash293

Hurowitz (2007) Victor Avigdor Hurowitz bdquoThe Wisdom of Šūpecirc-amēlī ndash A Deathbed Debatebetween a Father and Sonldquo in Richard J Clifford (Hg) Wisdom Literature in Babylonia andIsrael (Society of Biblical Literature Symposium Series 36) Leiden 37ndash51

Ibrahim u van der Kooij (1991) Moawiyah M Ibrahim u Gerrit van der Kooij bdquoThe Archaeology ofDeir lsquoAlla Phase IXldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text fromDeir ‛Alla Re-evaluated Proceedings of the International Symposium held at Leiden 21ndash24August 1989 Leiden u a 16ndash29

Kaumlmmerer (1998) Thomas R Kaumlmmerer šimacirc milka Induktion und Reception der mittel-babylonischen Dichtung von Ugarit Emār und Tell el rsquoAmārna (Alter Orient und AltesTestament 251) Muumlnster

Keller (1980) Ulrich Keller Fiktionalitaumlt als literaturwissenschaftliche Kategorie (Germanisch-romanische Monatsschrift Beiheft 2) Heidelberg

Knauf (1985) Ernst Axel Knauf bdquoRezension von Jo Ann Hackett The Balaam Text from Deir Alla(Harvard Semitic Monographs 31) Boston 1984ldquo Zeitschrift des deutschen Palaumlstina-Vereins101 187ndash191

Knauf (21999) Ernst Axel Knauf bdquoShaddayldquo in Karel van der Toorn Bob Becking u Pieter W van derHorst (Hgg) Dictionary of Deities and Demons in the Bible LeidenBostonKoumlln 749ndash753

Knauf (2005) Ernst Axel Knauf bdquoDeborahrsquos Language Judges Ch 5 in its Hebrew and SemiticContextldquo in Bogdan Burtea Josef Tropper u Helen Younansardaroud (Hgg) Studia Semiticaet Semitohamitica Festschrift fuumlr Rainer Voigt anlaumlszliglich seines 60 Geburtstages am17 Januar 2004 (Alter Orient und Altes Testament 317) Muumlnster 167ndash182

Van der Kooij (1991) Gerrit van der Kooij bdquoBook and script at Deir lsquoAllāldquo in Jacob Hoftijzer uGerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings of theInternational Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a 239ndash262

Van der Kooij (1993) Gerrit van der Kooij bdquoDeir ʻAlla Tellldquo in Ephraim Stern (Hg) The NewEncyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land 1 Jerusalem 338ndash342

Kratz (2008) Reinhard G Kratz bdquoChemoshrsquos Wrath and Yahwehrsquos No Ideas of Divine Wrath inMoab and Israelldquo in Reinhard G Kratz u Hermann Spieckermann (Hgg) Divine Wrath andDivine Mercy in the World of Antiquity (Forschungen zum Alten Testament II 33) Tuumlbingen92ndash121 (uumlberarbeitete dt Fassung in Reinhard G Kratz [Hg] Prophetenstudien KleineSchriften II [Forschungen zum Alten Testament 74] Tuumlbingen 2011 71ndash98)

Lambert (1960) Wilfried G Lambert Babylonian Wisdom Literature OxfordLemaire (1981) Andreacute Lemaire Les eacutecoles et la formation de la Bible dans lrsquoancien Israeumll (Orbis

Biblicus et Orientalis 39) FribourgGoumlttingenLemaire (1985) Andreacute Lemaire bdquoLrsquoinscription de Balaam trouveacutee agrave Deir ʻAlla eacutepigraphieldquo in

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Lemaire (1986) Andreacute Lemaire bdquoLa disposition originelle des inscriptions sur placirctre de DeirlsquoAllaldquo Studi Epigrafici e Linguistici 3 79ndash93

Friedrich-Emanuel Focken and Michael R Ott - 9783110417944Downloaded from PubFactory at 07262016 091732AM

via Universitaumlt Heidelberg

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 51

Lemaire (1991) Andreacute Lemaire bdquoLes inscriptions sur placirctre de Deir lsquoAlla et leur significationhistorique et culturelleldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Textfrom Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a 33ndash57

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Levine (2000) Baruch A Levine Numbers 21ndash26 A New Translation with Introduction andCommentary (The Anchor Bible 4A) New York

Lipiński (1994) Edward Lipiński bdquoStudies in Aramaic Inscriptions and Onomastics IIldquo OrientaliaLovanensia Analecta 57 Leuven 103ndash170

Lipiński (1998) Edward Lipiński bdquosbquoLeadershiplsquo The Roots DBR and NGD in Aramaicldquo in ManfriedDietrich u Ingo Kottsieper (Hgg) bdquoUnd Mose schrieb dieses Lied aufldquo Studien zum AltenTestament und zum Alten Orient Festschrift fuumlr Oswald Loretz zur Vollendung seines70 Lebensjahres mit Beitraumlgen von Freunden Schuumllern und Kollegen (Alter Orient und AltesTestament 250) Muumlnster 501ndash514

Lipiński (2000) Edward Lipiński The Arameans Their Ancient History Culture Religion(Orientalia Lovanensia Analecta 100) LeuvenParisSterling

Meshel (2012) Zeev Meshel Kuntillet ʻAjrud (Ḥorvat Teman) An Iron Age II Religious Site on theJudah-Sinai Border Jerusalem

Millard (1978) Alan M Millard bdquoEpigraphic Notes Aramaic and Hebrewldquo Palestine ExplorationQuarterly 110 23ndash26

Miller u Hayes (22006) J Maxwell Miller u John H Hayes A History of Ancient Israel and JudahLouisvilleLondon

De Moor u Watson (1993) Johannes C de Moor u Wilfred G E Watson (Hgg) Verse in AncientNear Eastern Prose (Alter Orient und Altes Testament 42) KevelaerNeukirchen-Vluyn

Muumlller (1978) Hans-Peter Muumlller bdquoEinige alttestamentliche Probleme zur aramaumlischen Inschriftvon Dēr lsquoAllāldquo Zeitschrift des Deutschen Palaumlstina-Vereins 94 56ndash67

Muumlller (1982) Hans-Peter Muumlller bdquoDie aramaumlische Inschrift von Dēr lsquoAllā und die aumllterenBileamspruumlcheldquo Zeitschrift fuumlr die alttestamentliche Wissenschaft 94 214ndash244

Pitard (1987) Wayne T Pitard Ancient Damascus A Historical Study of the Syrian City-State fromEarliest Times until its Fall to the Assyrians in 732 B C E Winona Lake

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via Universitaumlt Heidelberg

52 Erhard Blum

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25ndash3435(a)

(b)

36(a)(b)

hellip37

48 Erhard Blum

hellip[Seine Lippen] | werden ein Lied flie[szligen] lassenund [seine] Zun[ge] helliphellip[Seine Lippen] | werden Tau flieszligen lassen

und seine Zunge hellip

hellip

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 51

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52 Erhard Blum

Tropper (2001) Josef Tropper bdquoDialektvielfalt und Sprachwandel im fruumlhen AramaumlischenSoziolinguistische Uumlberlegungenldquo in Paulette M Michegravele Daviau John W Wevers u MichaelWeigl (Hgg) The World of the Arameans 3 Studies in Language and Literature in Honour ofPaul-Eugegravene Dion (Journal for the Study of the Old Testament Supplement Series 326)Sheffield 213ndash222

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 49

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Gabriel (1975) Gottfried Gabriel Fiktion und Wahrheit Eine semantische Theorie der LiteraturStuttgart

Gesenius (182013) Wilhelm Gesenius Hebraumlisches und Aramaumlisches Handwoumlrterbuch uumlber dasAlte Testament Begonnen von Rudolf Meyer unter zeitweiliger verantwortlicher Mitarbeit vonUdo Ruumlterswoumlrden und Johannes Renz bearbeitet und herausgegeben von Herbert DonnerBerlinHeidelberg

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Haran (1988) Menahem Haran bdquoOn the Diffusion of Literacy and Schools in Ancient Israelldquo inJohn A Emerton (Hg) Congress Volume Jerusalem 1986 Leiden 81ndash95

Friedrich-Emanuel Focken and Michael R Ott - 9783110417944Downloaded from PubFactory at 07262016 091732AM

via Universitaumlt Heidelberg

50 Erhard Blum

Hoftijzer (1986) Jacob Hoftijzer bdquoAramaumlische Prophetienldquo in Manfried Dietrich u a (Hgg)Deutungen der Zukunft in Briefen Orakeln und Omina (Texte aus der Umwelt des AltenTestaments 21) Guumltersloh 138ndash148

Hoftijzer u van der Kooij (1976) Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) Aramaic Texts fromDeir lsquoAllā (Documenta et Monumenta Orientis Antiqui 19) Leiden

Hoftijzer u van der Kooij (1991) Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Textfrom Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a

Huehnergard (1991) John Huehnergard bdquoRemarks on the Classification of the Northwest SemiticLanguagesldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛AllaRe-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989Leiden u a 282ndash293

Hurowitz (2007) Victor Avigdor Hurowitz bdquoThe Wisdom of Šūpecirc-amēlī ndash A Deathbed Debatebetween a Father and Sonldquo in Richard J Clifford (Hg) Wisdom Literature in Babylonia andIsrael (Society of Biblical Literature Symposium Series 36) Leiden 37ndash51

Ibrahim u van der Kooij (1991) Moawiyah M Ibrahim u Gerrit van der Kooij bdquoThe Archaeology ofDeir lsquoAlla Phase IXldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text fromDeir ‛Alla Re-evaluated Proceedings of the International Symposium held at Leiden 21ndash24August 1989 Leiden u a 16ndash29

Kaumlmmerer (1998) Thomas R Kaumlmmerer šimacirc milka Induktion und Reception der mittel-babylonischen Dichtung von Ugarit Emār und Tell el rsquoAmārna (Alter Orient und AltesTestament 251) Muumlnster

Keller (1980) Ulrich Keller Fiktionalitaumlt als literaturwissenschaftliche Kategorie (Germanisch-romanische Monatsschrift Beiheft 2) Heidelberg

Knauf (1985) Ernst Axel Knauf bdquoRezension von Jo Ann Hackett The Balaam Text from Deir Alla(Harvard Semitic Monographs 31) Boston 1984ldquo Zeitschrift des deutschen Palaumlstina-Vereins101 187ndash191

Knauf (21999) Ernst Axel Knauf bdquoShaddayldquo in Karel van der Toorn Bob Becking u Pieter W van derHorst (Hgg) Dictionary of Deities and Demons in the Bible LeidenBostonKoumlln 749ndash753

Knauf (2005) Ernst Axel Knauf bdquoDeborahrsquos Language Judges Ch 5 in its Hebrew and SemiticContextldquo in Bogdan Burtea Josef Tropper u Helen Younansardaroud (Hgg) Studia Semiticaet Semitohamitica Festschrift fuumlr Rainer Voigt anlaumlszliglich seines 60 Geburtstages am17 Januar 2004 (Alter Orient und Altes Testament 317) Muumlnster 167ndash182

Van der Kooij (1991) Gerrit van der Kooij bdquoBook and script at Deir lsquoAllāldquo in Jacob Hoftijzer uGerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings of theInternational Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a 239ndash262

Van der Kooij (1993) Gerrit van der Kooij bdquoDeir ʻAlla Tellldquo in Ephraim Stern (Hg) The NewEncyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land 1 Jerusalem 338ndash342

Kratz (2008) Reinhard G Kratz bdquoChemoshrsquos Wrath and Yahwehrsquos No Ideas of Divine Wrath inMoab and Israelldquo in Reinhard G Kratz u Hermann Spieckermann (Hgg) Divine Wrath andDivine Mercy in the World of Antiquity (Forschungen zum Alten Testament II 33) Tuumlbingen92ndash121 (uumlberarbeitete dt Fassung in Reinhard G Kratz [Hg] Prophetenstudien KleineSchriften II [Forschungen zum Alten Testament 74] Tuumlbingen 2011 71ndash98)

Lambert (1960) Wilfried G Lambert Babylonian Wisdom Literature OxfordLemaire (1981) Andreacute Lemaire Les eacutecoles et la formation de la Bible dans lrsquoancien Israeumll (Orbis

Biblicus et Orientalis 39) FribourgGoumlttingenLemaire (1985) Andreacute Lemaire bdquoLrsquoinscription de Balaam trouveacutee agrave Deir ʻAlla eacutepigraphieldquo in

Biblical Archaeology Today Proceedings of the International Congress of BiblicalArchaeology Jerusalem April 1984 Jerusalem 313ndash325

Lemaire (1986) Andreacute Lemaire bdquoLa disposition originelle des inscriptions sur placirctre de DeirlsquoAllaldquo Studi Epigrafici e Linguistici 3 79ndash93

Friedrich-Emanuel Focken and Michael R Ott - 9783110417944Downloaded from PubFactory at 07262016 091732AM

via Universitaumlt Heidelberg

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 51

Lemaire (1991) Andreacute Lemaire bdquoLes inscriptions sur placirctre de Deir lsquoAlla et leur significationhistorique et culturelleldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Textfrom Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a 33ndash57

Lemaire (2013) Andreacute Lemaire bdquoRemarques sur les inscriptions pheacuteniciennes de Kuntillet ʻAjrudldquoSemitica 55 83ndash99

Levine (2000) Baruch A Levine Numbers 21ndash26 A New Translation with Introduction andCommentary (The Anchor Bible 4A) New York

Lipiński (1994) Edward Lipiński bdquoStudies in Aramaic Inscriptions and Onomastics IIldquo OrientaliaLovanensia Analecta 57 Leuven 103ndash170

Lipiński (1998) Edward Lipiński bdquosbquoLeadershiplsquo The Roots DBR and NGD in Aramaicldquo in ManfriedDietrich u Ingo Kottsieper (Hgg) bdquoUnd Mose schrieb dieses Lied aufldquo Studien zum AltenTestament und zum Alten Orient Festschrift fuumlr Oswald Loretz zur Vollendung seines70 Lebensjahres mit Beitraumlgen von Freunden Schuumllern und Kollegen (Alter Orient und AltesTestament 250) Muumlnster 501ndash514

Lipiński (2000) Edward Lipiński The Arameans Their Ancient History Culture Religion(Orientalia Lovanensia Analecta 100) LeuvenParisSterling

Meshel (2012) Zeev Meshel Kuntillet ʻAjrud (Ḥorvat Teman) An Iron Age II Religious Site on theJudah-Sinai Border Jerusalem

Millard (1978) Alan M Millard bdquoEpigraphic Notes Aramaic and Hebrewldquo Palestine ExplorationQuarterly 110 23ndash26

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De Moor u Watson (1993) Johannes C de Moor u Wilfred G E Watson (Hgg) Verse in AncientNear Eastern Prose (Alter Orient und Altes Testament 42) KevelaerNeukirchen-Vluyn

Muumlller (1978) Hans-Peter Muumlller bdquoEinige alttestamentliche Probleme zur aramaumlischen Inschriftvon Dēr lsquoAllāldquo Zeitschrift des Deutschen Palaumlstina-Vereins 94 56ndash67

Muumlller (1982) Hans-Peter Muumlller bdquoDie aramaumlische Inschrift von Dēr lsquoAllā und die aumllterenBileamspruumlcheldquo Zeitschrift fuumlr die alttestamentliche Wissenschaft 94 214ndash244

Pitard (1987) Wayne T Pitard Ancient Damascus A Historical Study of the Syrian City-State fromEarliest Times until its Fall to the Assyrians in 732 B C E Winona Lake

Pueumlch (1987) Eacutemile Pueumlch bdquoLe texte sbquoammonitelsquo de Deir lsquoAlla Les admonitions de Balaam(premiegravere partie)ldquo in La vie de la Parole De lrsquoAncien au Nouveau Testament Eacutetudesdrsquoexeacutegegravese et drsquohermeacuteneutique bibliques offertes agrave Pierre Grelot Paris 13ndash30

Reich u a (2007) Ronny Reich Eli Shukron u Omri Lernau bdquoRecent Discoveries in the City ofDavid Jerusalemldquo Israel Exploration Journal 57 153ndash169

Roumlsler (1980) Wolfgang Roumlsler bdquoDie Entdeckung der Fiktionalitaumlt in der Antikeldquo Poetica 12 283ndash319

Roumlsler (1983) Wolfgang Roumlsler bdquoSchriftkultur und Fiktionalitaumlt Zum Funktionswandel dergriechischen Literatur von Homer bis Aristotelesldquo in Aleida Assmann u Jan Assmann (Hgg)Schrift und Gedaumlchtnis (Archaumlologie der literarischen Kommunikation 1) Muumlnchen 109ndash122

Rofeacute (1979) Alexander Rofeacute The Book of Balaam (Numbers 222ndash2425) (Jerusalem BiblicalStudies 1) Jerusalem (hebr)

Sallaberger (2010) Walther Sallaberger bdquoSkepsis gegenuumlber vaumlterlicher Weisheit Zumaltbabylonischen Dialog zwischen Vater und Sohnldquo in Heather D Baker Eleanor Robson uGaacutebor Zoacutelyomi (Hgg) Your Praise is Sweet A Memorial Volume for Jeremy Black fromStudents Colleagues and Friends London 303ndash317

Schmid (2011) Konrad Schmid Schriftgelehrte Traditionsliteratur Fallstudien zur innerbiblischenSchriftauslegung im Alten Testament (Forschungen zum Alten Testament 77) Tuumlbingen

Shiloh (1984) Yigal Shiloh Excavations at the City of David I 1978ndash1983 Interim Report of theFirst Five Seasons (Qedem 19) Jerusalem 18ndash20

Friedrich-Emanuel Focken and Michael R Ott - 9783110417944Downloaded from PubFactory at 07262016 091732AM

via Universitaumlt Heidelberg

52 Erhard Blum

Tropper (2001) Josef Tropper bdquoDialektvielfalt und Sprachwandel im fruumlhen AramaumlischenSoziolinguistische Uumlberlegungenldquo in Paulette M Michegravele Daviau John W Wevers u MichaelWeigl (Hgg) The World of the Arameans 3 Studies in Language and Literature in Honour ofPaul-Eugegravene Dion (Journal for the Study of the Old Testament Supplement Series 326)Sheffield 213ndash222

Weinfeld (198182) Moshe Weinfeld bdquoThe Balaam Oracle in the Deir lsquoAlla Inscriptionldquo (hebr)Shnaton 5ndash6 141ndash147

Weippert u Weippert (1982) Helga Weippert u Manfred Weippert bdquoDie sbquoBileamlsquo-Inschrift von TellDēr lsquoAllāldquo Zeitschrift des Deutschen Palaumlstina-Vereins 98 77ndash103 (= Manfred Weippert Jahweund die anderen Goumltter [Forschungen zum Alten Testament 18] Tuumlbingen 1997 131ndash161)

Weippert (1976) Manfred Weippert bdquoŠaddajldquo in Theologisches Handwoumlrterbuch zum AltenTestament 2 MuumlnchenZuumlrich 873ndash880

Weippert (1989) Manfred Weippert bdquoDie sbquoKonfessionenlsquo Deuterojesajasldquo in Rainer AlbertzFriedemann W Golka u Juumlrgen Kegler (Hgg) Schoumlpfung und Befreiung Fuumlr ClausWestermann zum 80 Geburtstag Stuttgart 104ndash115

Weippert (1990) Manfred Weippert bdquoDie Petition eines Erntearbeiters aus Mǝṣad Ḥăšavyāhū unddie Syntax althebraumlischer erzaumlhlender Prosaldquo in Erhard Blum Christian Macholz uEkkehard W Stegemann (Hgg) Die Hebraumlische Bibel und ihre zweifache NachgeschichteFestschrift fuumlr Rolf Rendtorff zum 65 Geburtstag Neukirchen-Vluyn 449ndash466

Weippert (1991) Manfred Weippert bdquoThe Balaam Text from Deir lsquoAllā and the study of the OldTestamentldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛AllaRe-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989Leiden u a 151ndash184 (= bdquoDer sbquoBileamlsquo-Text von Tell Dēr lsquoAllā und das Alte Testamentldquo inManfred Weippert Jahwe und die anderen Goumltter [Forschungen zum Alten Testament 18]Tuumlbingen 1997 163ndash188)

Wenning u Zenger (1991) Robert Wenning u Erich Zenger bdquoHeiligtum ohne Stadt ndash Stadt ohneHeiligtum Anmerkungen zum archaumlologischen Befund des Tell Dēr ʻAllāldquo Zeitschrift fuumlrAlthebraistik 4 171ndash193

Witte (2011) Markus Witte bdquoVom El Schaddaj zum Pantokrator Ein Uumlberblick zur israelitisch-juumldischen Religionsgeschichteldquo Kleine Untersuchungen zur Sprache des Alten Testamentsund seiner Umwelt 1213 211ndash256

Wolters (1991) Al Wolters bdquoAspects of the Literary Structure of Combination Ildquo in Jacob Hoftijzeru Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings ofthe International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a 294ndash304

Friedrich-Emanuel Focken and Michael R Ott - 9783110417944Downloaded from PubFactory at 07262016 091732AM

via Universitaumlt Heidelberg

50 Erhard Blum

Hoftijzer (1986) Jacob Hoftijzer bdquoAramaumlische Prophetienldquo in Manfried Dietrich u a (Hgg)Deutungen der Zukunft in Briefen Orakeln und Omina (Texte aus der Umwelt des AltenTestaments 21) Guumltersloh 138ndash148

Hoftijzer u van der Kooij (1976) Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) Aramaic Texts fromDeir lsquoAllā (Documenta et Monumenta Orientis Antiqui 19) Leiden

Hoftijzer u van der Kooij (1991) Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Textfrom Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a

Huehnergard (1991) John Huehnergard bdquoRemarks on the Classification of the Northwest SemiticLanguagesldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛AllaRe-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989Leiden u a 282ndash293

Hurowitz (2007) Victor Avigdor Hurowitz bdquoThe Wisdom of Šūpecirc-amēlī ndash A Deathbed Debatebetween a Father and Sonldquo in Richard J Clifford (Hg) Wisdom Literature in Babylonia andIsrael (Society of Biblical Literature Symposium Series 36) Leiden 37ndash51

Ibrahim u van der Kooij (1991) Moawiyah M Ibrahim u Gerrit van der Kooij bdquoThe Archaeology ofDeir lsquoAlla Phase IXldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text fromDeir ‛Alla Re-evaluated Proceedings of the International Symposium held at Leiden 21ndash24August 1989 Leiden u a 16ndash29

Kaumlmmerer (1998) Thomas R Kaumlmmerer šimacirc milka Induktion und Reception der mittel-babylonischen Dichtung von Ugarit Emār und Tell el rsquoAmārna (Alter Orient und AltesTestament 251) Muumlnster

Keller (1980) Ulrich Keller Fiktionalitaumlt als literaturwissenschaftliche Kategorie (Germanisch-romanische Monatsschrift Beiheft 2) Heidelberg

Knauf (1985) Ernst Axel Knauf bdquoRezension von Jo Ann Hackett The Balaam Text from Deir Alla(Harvard Semitic Monographs 31) Boston 1984ldquo Zeitschrift des deutschen Palaumlstina-Vereins101 187ndash191

Knauf (21999) Ernst Axel Knauf bdquoShaddayldquo in Karel van der Toorn Bob Becking u Pieter W van derHorst (Hgg) Dictionary of Deities and Demons in the Bible LeidenBostonKoumlln 749ndash753

Knauf (2005) Ernst Axel Knauf bdquoDeborahrsquos Language Judges Ch 5 in its Hebrew and SemiticContextldquo in Bogdan Burtea Josef Tropper u Helen Younansardaroud (Hgg) Studia Semiticaet Semitohamitica Festschrift fuumlr Rainer Voigt anlaumlszliglich seines 60 Geburtstages am17 Januar 2004 (Alter Orient und Altes Testament 317) Muumlnster 167ndash182

Van der Kooij (1991) Gerrit van der Kooij bdquoBook and script at Deir lsquoAllāldquo in Jacob Hoftijzer uGerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings of theInternational Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a 239ndash262

Van der Kooij (1993) Gerrit van der Kooij bdquoDeir ʻAlla Tellldquo in Ephraim Stern (Hg) The NewEncyclopedia of Archaeological Excavations in the Holy Land 1 Jerusalem 338ndash342

Kratz (2008) Reinhard G Kratz bdquoChemoshrsquos Wrath and Yahwehrsquos No Ideas of Divine Wrath inMoab and Israelldquo in Reinhard G Kratz u Hermann Spieckermann (Hgg) Divine Wrath andDivine Mercy in the World of Antiquity (Forschungen zum Alten Testament II 33) Tuumlbingen92ndash121 (uumlberarbeitete dt Fassung in Reinhard G Kratz [Hg] Prophetenstudien KleineSchriften II [Forschungen zum Alten Testament 74] Tuumlbingen 2011 71ndash98)

Lambert (1960) Wilfried G Lambert Babylonian Wisdom Literature OxfordLemaire (1981) Andreacute Lemaire Les eacutecoles et la formation de la Bible dans lrsquoancien Israeumll (Orbis

Biblicus et Orientalis 39) FribourgGoumlttingenLemaire (1985) Andreacute Lemaire bdquoLrsquoinscription de Balaam trouveacutee agrave Deir ʻAlla eacutepigraphieldquo in

Biblical Archaeology Today Proceedings of the International Congress of BiblicalArchaeology Jerusalem April 1984 Jerusalem 313ndash325

Lemaire (1986) Andreacute Lemaire bdquoLa disposition originelle des inscriptions sur placirctre de DeirlsquoAllaldquo Studi Epigrafici e Linguistici 3 79ndash93

Friedrich-Emanuel Focken and Michael R Ott - 9783110417944Downloaded from PubFactory at 07262016 091732AM

via Universitaumlt Heidelberg

Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 51

Lemaire (1991) Andreacute Lemaire bdquoLes inscriptions sur placirctre de Deir lsquoAlla et leur significationhistorique et culturelleldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Textfrom Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a 33ndash57

Lemaire (2013) Andreacute Lemaire bdquoRemarques sur les inscriptions pheacuteniciennes de Kuntillet ʻAjrudldquoSemitica 55 83ndash99

Levine (2000) Baruch A Levine Numbers 21ndash26 A New Translation with Introduction andCommentary (The Anchor Bible 4A) New York

Lipiński (1994) Edward Lipiński bdquoStudies in Aramaic Inscriptions and Onomastics IIldquo OrientaliaLovanensia Analecta 57 Leuven 103ndash170

Lipiński (1998) Edward Lipiński bdquosbquoLeadershiplsquo The Roots DBR and NGD in Aramaicldquo in ManfriedDietrich u Ingo Kottsieper (Hgg) bdquoUnd Mose schrieb dieses Lied aufldquo Studien zum AltenTestament und zum Alten Orient Festschrift fuumlr Oswald Loretz zur Vollendung seines70 Lebensjahres mit Beitraumlgen von Freunden Schuumllern und Kollegen (Alter Orient und AltesTestament 250) Muumlnster 501ndash514

Lipiński (2000) Edward Lipiński The Arameans Their Ancient History Culture Religion(Orientalia Lovanensia Analecta 100) LeuvenParisSterling

Meshel (2012) Zeev Meshel Kuntillet ʻAjrud (Ḥorvat Teman) An Iron Age II Religious Site on theJudah-Sinai Border Jerusalem

Millard (1978) Alan M Millard bdquoEpigraphic Notes Aramaic and Hebrewldquo Palestine ExplorationQuarterly 110 23ndash26

Miller u Hayes (22006) J Maxwell Miller u John H Hayes A History of Ancient Israel and JudahLouisvilleLondon

De Moor u Watson (1993) Johannes C de Moor u Wilfred G E Watson (Hgg) Verse in AncientNear Eastern Prose (Alter Orient und Altes Testament 42) KevelaerNeukirchen-Vluyn

Muumlller (1978) Hans-Peter Muumlller bdquoEinige alttestamentliche Probleme zur aramaumlischen Inschriftvon Dēr lsquoAllāldquo Zeitschrift des Deutschen Palaumlstina-Vereins 94 56ndash67

Muumlller (1982) Hans-Peter Muumlller bdquoDie aramaumlische Inschrift von Dēr lsquoAllā und die aumllterenBileamspruumlcheldquo Zeitschrift fuumlr die alttestamentliche Wissenschaft 94 214ndash244

Pitard (1987) Wayne T Pitard Ancient Damascus A Historical Study of the Syrian City-State fromEarliest Times until its Fall to the Assyrians in 732 B C E Winona Lake

Pueumlch (1987) Eacutemile Pueumlch bdquoLe texte sbquoammonitelsquo de Deir lsquoAlla Les admonitions de Balaam(premiegravere partie)ldquo in La vie de la Parole De lrsquoAncien au Nouveau Testament Eacutetudesdrsquoexeacutegegravese et drsquohermeacuteneutique bibliques offertes agrave Pierre Grelot Paris 13ndash30

Reich u a (2007) Ronny Reich Eli Shukron u Omri Lernau bdquoRecent Discoveries in the City ofDavid Jerusalemldquo Israel Exploration Journal 57 153ndash169

Roumlsler (1980) Wolfgang Roumlsler bdquoDie Entdeckung der Fiktionalitaumlt in der Antikeldquo Poetica 12 283ndash319

Roumlsler (1983) Wolfgang Roumlsler bdquoSchriftkultur und Fiktionalitaumlt Zum Funktionswandel dergriechischen Literatur von Homer bis Aristotelesldquo in Aleida Assmann u Jan Assmann (Hgg)Schrift und Gedaumlchtnis (Archaumlologie der literarischen Kommunikation 1) Muumlnchen 109ndash122

Rofeacute (1979) Alexander Rofeacute The Book of Balaam (Numbers 222ndash2425) (Jerusalem BiblicalStudies 1) Jerusalem (hebr)

Sallaberger (2010) Walther Sallaberger bdquoSkepsis gegenuumlber vaumlterlicher Weisheit Zumaltbabylonischen Dialog zwischen Vater und Sohnldquo in Heather D Baker Eleanor Robson uGaacutebor Zoacutelyomi (Hgg) Your Praise is Sweet A Memorial Volume for Jeremy Black fromStudents Colleagues and Friends London 303ndash317

Schmid (2011) Konrad Schmid Schriftgelehrte Traditionsliteratur Fallstudien zur innerbiblischenSchriftauslegung im Alten Testament (Forschungen zum Alten Testament 77) Tuumlbingen

Shiloh (1984) Yigal Shiloh Excavations at the City of David I 1978ndash1983 Interim Report of theFirst Five Seasons (Qedem 19) Jerusalem 18ndash20

Friedrich-Emanuel Focken and Michael R Ott - 9783110417944Downloaded from PubFactory at 07262016 091732AM

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52 Erhard Blum

Tropper (2001) Josef Tropper bdquoDialektvielfalt und Sprachwandel im fruumlhen AramaumlischenSoziolinguistische Uumlberlegungenldquo in Paulette M Michegravele Daviau John W Wevers u MichaelWeigl (Hgg) The World of the Arameans 3 Studies in Language and Literature in Honour ofPaul-Eugegravene Dion (Journal for the Study of the Old Testament Supplement Series 326)Sheffield 213ndash222

Weinfeld (198182) Moshe Weinfeld bdquoThe Balaam Oracle in the Deir lsquoAlla Inscriptionldquo (hebr)Shnaton 5ndash6 141ndash147

Weippert u Weippert (1982) Helga Weippert u Manfred Weippert bdquoDie sbquoBileamlsquo-Inschrift von TellDēr lsquoAllāldquo Zeitschrift des Deutschen Palaumlstina-Vereins 98 77ndash103 (= Manfred Weippert Jahweund die anderen Goumltter [Forschungen zum Alten Testament 18] Tuumlbingen 1997 131ndash161)

Weippert (1976) Manfred Weippert bdquoŠaddajldquo in Theologisches Handwoumlrterbuch zum AltenTestament 2 MuumlnchenZuumlrich 873ndash880

Weippert (1989) Manfred Weippert bdquoDie sbquoKonfessionenlsquo Deuterojesajasldquo in Rainer AlbertzFriedemann W Golka u Juumlrgen Kegler (Hgg) Schoumlpfung und Befreiung Fuumlr ClausWestermann zum 80 Geburtstag Stuttgart 104ndash115

Weippert (1990) Manfred Weippert bdquoDie Petition eines Erntearbeiters aus Mǝṣad Ḥăšavyāhū unddie Syntax althebraumlischer erzaumlhlender Prosaldquo in Erhard Blum Christian Macholz uEkkehard W Stegemann (Hgg) Die Hebraumlische Bibel und ihre zweifache NachgeschichteFestschrift fuumlr Rolf Rendtorff zum 65 Geburtstag Neukirchen-Vluyn 449ndash466

Weippert (1991) Manfred Weippert bdquoThe Balaam Text from Deir lsquoAllā and the study of the OldTestamentldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛AllaRe-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989Leiden u a 151ndash184 (= bdquoDer sbquoBileamlsquo-Text von Tell Dēr lsquoAllā und das Alte Testamentldquo inManfred Weippert Jahwe und die anderen Goumltter [Forschungen zum Alten Testament 18]Tuumlbingen 1997 163ndash188)

Wenning u Zenger (1991) Robert Wenning u Erich Zenger bdquoHeiligtum ohne Stadt ndash Stadt ohneHeiligtum Anmerkungen zum archaumlologischen Befund des Tell Dēr ʻAllāldquo Zeitschrift fuumlrAlthebraistik 4 171ndash193

Witte (2011) Markus Witte bdquoVom El Schaddaj zum Pantokrator Ein Uumlberblick zur israelitisch-juumldischen Religionsgeschichteldquo Kleine Untersuchungen zur Sprache des Alten Testamentsund seiner Umwelt 1213 211ndash256

Wolters (1991) Al Wolters bdquoAspects of the Literary Structure of Combination Ildquo in Jacob Hoftijzeru Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings ofthe International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a 294ndash304

Friedrich-Emanuel Focken and Michael R Ott - 9783110417944Downloaded from PubFactory at 07262016 091732AM

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Die altaramaumlischen Wandinschriften vom Tell Deir lsquoAlla 51

Lemaire (1991) Andreacute Lemaire bdquoLes inscriptions sur placirctre de Deir lsquoAlla et leur significationhistorique et culturelleldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Textfrom Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a 33ndash57

Lemaire (2013) Andreacute Lemaire bdquoRemarques sur les inscriptions pheacuteniciennes de Kuntillet ʻAjrudldquoSemitica 55 83ndash99

Levine (2000) Baruch A Levine Numbers 21ndash26 A New Translation with Introduction andCommentary (The Anchor Bible 4A) New York

Lipiński (1994) Edward Lipiński bdquoStudies in Aramaic Inscriptions and Onomastics IIldquo OrientaliaLovanensia Analecta 57 Leuven 103ndash170

Lipiński (1998) Edward Lipiński bdquosbquoLeadershiplsquo The Roots DBR and NGD in Aramaicldquo in ManfriedDietrich u Ingo Kottsieper (Hgg) bdquoUnd Mose schrieb dieses Lied aufldquo Studien zum AltenTestament und zum Alten Orient Festschrift fuumlr Oswald Loretz zur Vollendung seines70 Lebensjahres mit Beitraumlgen von Freunden Schuumllern und Kollegen (Alter Orient und AltesTestament 250) Muumlnster 501ndash514

Lipiński (2000) Edward Lipiński The Arameans Their Ancient History Culture Religion(Orientalia Lovanensia Analecta 100) LeuvenParisSterling

Meshel (2012) Zeev Meshel Kuntillet ʻAjrud (Ḥorvat Teman) An Iron Age II Religious Site on theJudah-Sinai Border Jerusalem

Millard (1978) Alan M Millard bdquoEpigraphic Notes Aramaic and Hebrewldquo Palestine ExplorationQuarterly 110 23ndash26

Miller u Hayes (22006) J Maxwell Miller u John H Hayes A History of Ancient Israel and JudahLouisvilleLondon

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Muumlller (1978) Hans-Peter Muumlller bdquoEinige alttestamentliche Probleme zur aramaumlischen Inschriftvon Dēr lsquoAllāldquo Zeitschrift des Deutschen Palaumlstina-Vereins 94 56ndash67

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Friedrich-Emanuel Focken and Michael R Ott - 9783110417944Downloaded from PubFactory at 07262016 091732AM

via Universitaumlt Heidelberg

52 Erhard Blum

Tropper (2001) Josef Tropper bdquoDialektvielfalt und Sprachwandel im fruumlhen AramaumlischenSoziolinguistische Uumlberlegungenldquo in Paulette M Michegravele Daviau John W Wevers u MichaelWeigl (Hgg) The World of the Arameans 3 Studies in Language and Literature in Honour ofPaul-Eugegravene Dion (Journal for the Study of the Old Testament Supplement Series 326)Sheffield 213ndash222

Weinfeld (198182) Moshe Weinfeld bdquoThe Balaam Oracle in the Deir lsquoAlla Inscriptionldquo (hebr)Shnaton 5ndash6 141ndash147

Weippert u Weippert (1982) Helga Weippert u Manfred Weippert bdquoDie sbquoBileamlsquo-Inschrift von TellDēr lsquoAllāldquo Zeitschrift des Deutschen Palaumlstina-Vereins 98 77ndash103 (= Manfred Weippert Jahweund die anderen Goumltter [Forschungen zum Alten Testament 18] Tuumlbingen 1997 131ndash161)

Weippert (1976) Manfred Weippert bdquoŠaddajldquo in Theologisches Handwoumlrterbuch zum AltenTestament 2 MuumlnchenZuumlrich 873ndash880

Weippert (1989) Manfred Weippert bdquoDie sbquoKonfessionenlsquo Deuterojesajasldquo in Rainer AlbertzFriedemann W Golka u Juumlrgen Kegler (Hgg) Schoumlpfung und Befreiung Fuumlr ClausWestermann zum 80 Geburtstag Stuttgart 104ndash115

Weippert (1990) Manfred Weippert bdquoDie Petition eines Erntearbeiters aus Mǝṣad Ḥăšavyāhū unddie Syntax althebraumlischer erzaumlhlender Prosaldquo in Erhard Blum Christian Macholz uEkkehard W Stegemann (Hgg) Die Hebraumlische Bibel und ihre zweifache NachgeschichteFestschrift fuumlr Rolf Rendtorff zum 65 Geburtstag Neukirchen-Vluyn 449ndash466

Weippert (1991) Manfred Weippert bdquoThe Balaam Text from Deir lsquoAllā and the study of the OldTestamentldquo in Jacob Hoftijzer u Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛AllaRe-evaluated Proceedings of the International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989Leiden u a 151ndash184 (= bdquoDer sbquoBileamlsquo-Text von Tell Dēr lsquoAllā und das Alte Testamentldquo inManfred Weippert Jahwe und die anderen Goumltter [Forschungen zum Alten Testament 18]Tuumlbingen 1997 163ndash188)

Wenning u Zenger (1991) Robert Wenning u Erich Zenger bdquoHeiligtum ohne Stadt ndash Stadt ohneHeiligtum Anmerkungen zum archaumlologischen Befund des Tell Dēr ʻAllāldquo Zeitschrift fuumlrAlthebraistik 4 171ndash193

Witte (2011) Markus Witte bdquoVom El Schaddaj zum Pantokrator Ein Uumlberblick zur israelitisch-juumldischen Religionsgeschichteldquo Kleine Untersuchungen zur Sprache des Alten Testamentsund seiner Umwelt 1213 211ndash256

Wolters (1991) Al Wolters bdquoAspects of the Literary Structure of Combination Ildquo in Jacob Hoftijzeru Gerrit van der Kooij (Hgg) The Balaam Text from Deir ‛Alla Re-evaluated Proceedings ofthe International Symposium Held at Leiden 21ndash24 August 1989 Leiden u a 294ndash304

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52 Erhard Blum

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Weippert (1990) Manfred Weippert bdquoDie Petition eines Erntearbeiters aus Mǝṣad Ḥăšavyāhū unddie Syntax althebraumlischer erzaumlhlender Prosaldquo in Erhard Blum Christian Macholz uEkkehard W Stegemann (Hgg) Die Hebraumlische Bibel und ihre zweifache NachgeschichteFestschrift fuumlr Rolf Rendtorff zum 65 Geburtstag Neukirchen-Vluyn 449ndash466

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Wenning u Zenger (1991) Robert Wenning u Erich Zenger bdquoHeiligtum ohne Stadt ndash Stadt ohneHeiligtum Anmerkungen zum archaumlologischen Befund des Tell Dēr ʻAllāldquo Zeitschrift fuumlrAlthebraistik 4 171ndash193

Witte (2011) Markus Witte bdquoVom El Schaddaj zum Pantokrator Ein Uumlberblick zur israelitisch-juumldischen Religionsgeschichteldquo Kleine Untersuchungen zur Sprache des Alten Testamentsund seiner Umwelt 1213 211ndash256

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