Upload
uni-leipzig
View
1
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
Haut – Psyche – Immunsystem: Ein Vektor-Zeitreihen-Modell
Erschienen als:
Brosig B., Brähler E. (2001): Haut – Psyche – Immunsystem. Ein Vektor-Zeitreihenmodell. Z. klin. Psychol. Psych. 49, 279-296.
2
Autoren: Dr. med. Burkhard Brosig* Prof. Dr. rer. biol. hum. habil. Elmar Brähler +
*Zentrum für Psychosomatische Medizin, Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Justus Liebig Universität Gießen (Dir.: Prof. Dr. C. Reimer)
+Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatische Medizin Selbständige Abteilung für Medizinische Psychologie und Soziologie (Leiter: Prof. Dr. rer. biol. hum. habil. Elmar Brähler)
Korrespondenzadresse: Dr. med. Burkhard Brosig Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der JLU Ludwigstr. 76 D-35392 Gießen Tel.: 0641-99-45631 Fax: 0641-99-45659 Email: [email protected]
3
Zusammenfassung
Zeitreihenanalytische Methoden werden zunehmend zur Klärung von komplex interagieren-
den Systemzusammenhängen in der psychologischen und sozialwissenschaftlichen Forschung
eingesetzt. Anhand der Neurodermitis als modellhafter psychophysiologischer Störung wird
die Interaktion von Affekten (Depression, Aktivierung, Aggression),
psychoneuroimmunologischen Standardparametern Speichel-Cortisol und sekretorischem IgA
(sIgA) sowie Hauterscheinungen mittels Vektorautoregressions- (VAR, Vector Auto
Regression) und Vektorfehlerkorrektur (VEC, Vector Error Correction)-Modellen untersucht.
Hierzu wurde in einer standardisierten Tagebuchstudie mit abendlicher Datenerhebung
Stimmungen und Hautbefund notiert und Speichelproben gesammelt. Zudem wurden Setting-
Bedingungen und der Wochenrhythmus erfasst.
Es konnte im VAR-Modell gezeigt werden, dass der Hautbefall bei Neurodermitis von einem
Mangel an sIgA vorhergesagt werden konnte. Nach eingetretenem Hautbefall resultierte eine
Reduktion der Aktivierung. Der Hautbefall wurde weiterhin vorhergesagt durch Setting-
Bedingungen wie Belastungsbeurlaubungen und Familiengespräch. sIgA wiederum wurde im
VEC-Modell von depressiven, nicht-aktivierten Stimmungen und psychosozialen Einflüssen
(Wochenende) moduliert. Cortisol im Speichel wurde durch das Familiengespräch erhöht.
VAR- und VEC-Modelle stellen somit erfolgversprechende Methoden zur Analyse von multi-
variaten Zeitreihenmodellen unter Berücksichtigung von autokorrelativen Prozessen dar. Sie
ermöglichen weiterhin die Analyse von Feedback-Schleifen in einem sozio-psycho-somati-
schen Geschehen.
Schlüsselwörter: Zeitreihenanalyse, VAR-Modelle, PNI, Neurodermitis, Psychosomatik,
Psychotherapieforschung
4
Abstract
Time-series models were used increasingly for the analysis of complex interacting systems in
psychological and social sciences research. Taking atopic dermatitis as a psychosomatic
disease model, the interaction of moods (depression, activation and aggression)
psychoneuroimmunological standard parameter such as salivary cortisol and secretory IgA
(sIgA) and skin complaints is studied by vector auto regression (VAR)- und vector error
correction (VEC)-models. Using a standardized diary technique, moods and skin symptoms
were documented and saliva samples were secured. In addition, setting factors and the rhythm
of the week were noted.
It could be shown by a VAR-model that the severity of skin symptomatology was predicted
by a decrease of sIgA. If the skin was already affected, this was followed by a deactivated
mood. Skin symptoms were also influenced by setting factors (family therapy and temporary
discontinuation of the therapy). sIgA was modulated (VEC-model) by depressive, de-
activated moods and psychosocial influences (weekend). Cortisol in saliva was increased by a
family therapy session.
VAR- and VEC-models, therefore, may be used successfully in multivariate time-series
models under control of autocorrelative processes. In addition, they enable the analysis of
feed back circles in a bio-psycho-somatic process.
Key words: Time-series analysis, VAR-model, PNI, atopic dermatitis, psychosomatics,
psychotherapy research
5
Einleitung
Zeitreihenanalysen, ursprünglich aus der Ökonometrie stammend, gelten inzwischen als
adäquater methodologischer Zugang zum Studium psychosomatischer Wechselwirkungen im
Zeitverlauf (Brosig et al. 1993, Petermann 1978, 1979, 1996, Petermann und Bockmann 1995,
Schmitz und Bretz 1997, Strauß 1987, 1992, Wilz et al. 1997). Sie liefern eine Feinanalyse
der Verlaufsstruktur einer Erkrankung und ermöglichen im multivariaten Fall eine Klärung
der Interaktionen zwischen somatischen und psychischen Variablen. Es gehört somit zu den
Chancen dieser empirischen Analyse von Längsschnitten mit “Panel data”, Interaktionen von
Variablen, bereichert um eine dritte Dimension der Zeit, in ihrer Kovarianz darzustellen und
diese auf Signifikanz hin zu überprüfen. Gleichzeitig kann dabei eine Kontrolle des Phäno-
mens der Autokorrelation erfolgen. Unter Autokorrelation versteht man die Abhängigkeit
eines Messwertes am Tag x von vorhergehenden Beobachtungen dieser Variable an den
Tagen t-1, t-2 bis t-n. Je höher die Autokorrelation ist desto “starrer”, weniger flexibel, verhält
sich eine Variable über den Zeitverlauf hinweg.
Zeitreihenanalysen wurden im Bereich der psychosomatischen Dermatologie mit dem Ziel
angewandt, Wechselwirkungen zwischen Affekten und Hautzustand aufzuklären, um jenen
Anteil der Varianz, der durch psychische Prozesse moduliert wird, abschätzen zu können. So
konnten beispielsweise King und Wilson (1991) mit einer inzwischen klassischen
Tagebucherhebung zur Psychosomatik der Neurodermitis zeigen, dass interpersonaler Stress
Hauterscheinungen am Folgetag vorhersagte, und dass umgekehrt auch eine Exazerbation der
Neurodermitis interpersonalen Stress am Folgetag nach sich zog. Ein schlechter Hautzustand
der an Neurodermitis Erkrankten war weiterhin Resultat depressiver Stimmungen und
gleichzeitig Prädiktor für Depression am Folgetag t+1. Es konnte sowohl eine
psychosomatische, als auch somatopsychische Sequenz in diesen Tagebuchaufzeichnungen
mittels sogenannter Kreuzkorrelationen skizziert werden. Die Ergebnisse stützten sich auf
eine Metaanalyse der Kreuzkorrelationen, wobei eine simultane Erfassung von
Autokorrelation und Kreuzkorrelation, so wie dies in Modellen der „pooled time series cross
section estimation“ (Ward und Leigh 1993) der Fall wäre, nicht gelang und somit
methodologisch unbefriedigend blieb.
Vergleichbare Tagebuch-Untersuchungen, etwa zum Krankheitsbild der Migräne (Dalkvist et
al. 1984), zur zeitlichen Interaktion psychosomatischer Variablen bei Urticaria (Brähler et al.
1994), zum Morbus Crohn (Brosig et al. 1997) und zu psychischen Prädiktoren bei Colon
irritabile (Dancey et al. 1998), wurden vorgelegt.
6
Vektor-Zeitreihen-Modelle
Methodologisch war an diesen Arbeiten jedoch zu kritisieren, dass nicht zu gelingen schien,
gleichzeitig das Phänomen der Autokorrelationen, also der Beeinflussung einer Zielvariablen
durch sich selbst, und multivariate Wechselwirkungen zwischen verschiedenen unabhängigen
Variablen auf die Zielvariable in einem gemeinsamen Modell, d.h. simultan, unter
Berücksichtigung aller dieser möglichen Einflüsse, darzustellen und auf Signifikanz hin zu
überprüfen. Dieses Ziel wird durch Vektor-Zeitreihen-Modelle in Form vektorautoregressiver
Modelle (VAR, Vector Autor Regression) und als Modelle mit Vektorfehlerkorrektur (VEC,
Vector Error Correction) erreicht, wobei hier jede Variable sowohl als unabhängige, d. h. als
Prädiktorvariable, wie auch als zu erklärende, abhängige Variable im Modell erscheint. Somit
wird, bleibt man beim Beispiel der Neurodermitis, der Hautzustand am Tage x durch den
Hautzustand an Tagen zuvor (bei einer Begrenzung beispielsweise auf 2 lags in der Zeitver-
schiebung durch Beobachtungen des Hautbefalls an bis zu zwei Tagen davor) erklärbar sein.
Weiterhin wird man, je nach Auswahl der Variablen im Modell, diesen Hautzustand auch
durch interpersonalen Stress oder durch emotionale Prozesse, beispielsweise Stimmungen,
vorhersagen wollen, so dass neben der Autokorrelation auch andere Prädiktoren als
unabhängige Variablen im Modell zum Einsatz kommen könnten.
Schließlich gilt der Hautzustand selbst umgekehrt wieder als Prädiktor für Stimmungsver-
änderungen oder für das veränderte Erleben von Beziehung und interpersonalem Stress. Da-
mit schließt sich ein Kreis somatopsychischer wie psychosomatischer Wechselwirkungen.
Im Vektor-Zeitreihen-Modell haben wir es dann mit einer Schar von Variablen zu tun, den
“endogenen Variablen”, die sich wechselseitig erklären und die sich in einem komplexen, mit
Zeitverschiebungen (lags) arbeitenden Modell, bildlich gesprochen, mutuell zu durchdringen
vermögen.
Das Vektor-Zeitreihen-Modell wird ergänzt durch die Konstruktion von “exogenen
Variablen”, womit jene Einflüsse, die vorwiegend unidirektional, also von außen, eben
“exogen” auf das Modell einwirken, angesprochen werden sollen. Das Wochenende mag als
äußerer Einfluss auf den Hautzustand einwirken, dieser aber nicht auf den Ablauf der
Wochentage hintereinander. Man kann erwarten, dass ein Paar- oder Familiengespräch auf
den Hautzustand Einfluss nimmt, dieser wirkt aber nicht das Vorkommen solcher Gespräche
im Setting ein. Mithin gehören exogenen Einflüsse nicht zu der sich als wechselseitig
beeinflussend gedachten Schar der endogenen Variablen.
7
Vektor-Zeitreihen-Modelle bieten mithin die Möglichkeit, sowohl eine Schar von endogenen,
sich wechselseitig, eben psychosomatisch und somatopsychisch bedingenden Variablen über
den Zeitverlauf hinweg zu untersuchen, dabei gleichzeitig äußere Einflüsse zu berück-
sichtigen und simultan zusätzlich die Wirkung der Autoregression zu erfassen. Der Einfluss
von psychischen und sozialen Variablen auf den Hautzustand wird dann simultan geprüft:
- Zum einen wird der Einfluss psychosozialer Variablen gegen den Zufall mit den damit
assoziierten T- und P-Werten über der Nullhypothese H0 geprüft.
- Zum anderen wird ein zu ermittelnder psychosozialer Einfluss auf den Hautzustand
unter Auspartielisierung der Autoregression, also gegen die Vorhersagbarkeit eines
Hautzustandes am Tag x durch vorangehende Hautschädigung an den Tagen x-n
ermittelt.
Wir haben also eine besonders harte Überprüfung der multivariaten Bedingtheit einer Psycho-
somatose vor uns, so dass Granger (1969) hier von einer sequenziellen, empirisch fundierten
Kausalität spricht. Bleibt man beim Beispiel der Neurodermitis, so wird diese immer dann
kausal (d.h. empirisch-sequenziell) durch unabhängige Variablen beeinflusst, wenn der Effekt
einer solchen unabhängigen Variablen stärker zu Buche schlägt als die Vorhersage durch den
Hautzustand selbst (Prüfung gegen die Autokorrelation) und dieser Einfluss zudem noch stati-
stisch signifikant mit assoziierten P- und T-Werten (Prüfung gegen die H0-Hypothese) nach-
weisbar wäre.
Versucht man das theoretisch beschriebene Vektor-Zeitreihen-Modell durch ein anderes
Anwendungsbeispiel, etwa dem der Wettervorhersage zu erklären, so wäre ein Smogtag
sicherlich am besten vorherzusagen durch starken Smog an den Tagen zuvor, was dem Phäno-
men der Autokorrelation entsprechen würde. Weiterhin werden als endogene Variablen z. B.
Temperatur, Luftdruck und Windgeschwindigkeit einwirken, auch ist denkbar dass der Smog
selbst wieder auf Temperatur und andere Wetterparameter Einfluss nimmt (Feed-back-
Schleife). Ließe sich dann noch nachweisen, dass die Dichte des Verkehrs ebenfalls
signifikant Smog vorhersagen könnte und würde sich dieser Einfluss somit gegen die
Hypothese der Autokorrelation und gegen die Hypothese des Zufallsprinzips (H0 = keine
Korrelation) durchsetzen können, so wird man von kausaler Bedingtheit von Smog und
Verkehrsdichte nach dem Granger-Prinzip sprechen.
8
Kehrt man zum Krankheitsbild der Neurodermitis zurück, so wäre zu erwarten, dass Hautbe-
schwerden sowohl als Folge psychoneuroimmunologischer Reaktionen auftreten, als auch
endogen entstehen, und selbst wiederum Veränderungen in psychischer Hinsicht nach sich
ziehen könnten.
Methodisch können zwei Formen des Vektor-Zeitreihen-Modells unterschieden werden, das
VAR-Modell, basierend auf den Absolutwerten der Variablen, das somit eher die langfristigen
Schwankungen („long run“) erfasst und das VEC-Modell der ersten Differenzen der
Absolutwerte dieser Variablen, das eher die kurzzeitigen Veränderungen („short run“) erfasst
und sich an einem unterliegenden gemeinsamen Prozess der Kointegration mit seiner
Kointegrationsgleichung (CE, Cointegration Equation, Siehe Tabelle 2) orientiert . Hier gehen
somit die ersten Differenzen D der täglichen Messwerte (t-t(-1)) ein.
Im nachfolgenden empirischen Teil soll an einem Längsschnitt über 100 konsekutive
Beobachtungstage das Wechselspiel zwischen seelischen Faktoren, psychoimmunologischen
Kennwerten und Hautzustand im Rahmen einer stationärer psychosomatischer Behandlung
nachgewiesen werden.
Psychobiologie der Neurodermitis
Eine besondere Chance in der Erforschung der psychophysiologischen Auslösung der
Neurodermitis liegt darin, dass zwei relativ leicht zugängliche psychobiologische Standard-
Parameter, das Speichel-Cortisol und das sekretorische IgA im Speichel Bezüge zur
Pathogenese des Krankheitsbildes aufweisen.
So wird von Stangier et al. 1987 eine Sympathicus-induzierte Cortisolerhöhung in der als
Ablaufschema gedachten psychophysiologischen Kaskade mit dem Resultat einer
Juckreizauslösung postuliert. Gleichzeitig wäre eine Cortisolerhöhung, sei sie endogen
bedingt als auch exogen medikamentös durch Cortisongabe zugeführt, biologisch „sinnvoll“
in der Dämpfung der Auslösung des allergischen Geschehens. Es kann somit ein biologischer
feed-back-Mechanismus angenommen werden.
Betrachtet man den zweiten psychobiologischen Parameter in unserer Studie, so kann ein
Fehlen von sekretorischem IgA in Körperflüssigkeiten immunologisch als mangelnder Schutz
gegen das Eindringen von Antigenen in den Körper angenommen werden mit konsekutiver
Auslösung allergischer Reaktionen an den Langerhans-Zellen in der Haut und, daraus
folgend, mit Ausbildung von Neurodermitis-Erscheinungen.
9
Der japanischen Arbeitsgruppe um Hori (Imayama et al 1994, 1995 sowie Toshita et al 1999)
konnten beispielsweise einen Mangel der sekretorischen Komponente des IgA bei
Neurodermitis-Patienten sowohl in der Tränenflüssigkeit als auch im Hautschweiß
nachweisen. Die Autoren postulierten, parallel zu Lotti et al. 1996, ein ungenügendes „sIgA-
Schutzschild“ bei Neurodermitis-Patienten, so dass ein Übermaß an Antigenen die
Schleimhautbarrieren im Magen-Darm-Trakt und an den Luftwegen passieren kann.
Gleichzeitig gilt das sIgA, dies erscheint für psychobiologische Studien zur Pathogenese der
Neurodermitis besonders günstig, als ein relativ gut untersuchter psychobiologischer
Parameter der humoralen, d. h. nicht zellgebundenen immunologischen Abwehr, der mit
psychischem Wohlbefinden und Entspannung ansteigt und bei akuter wie chronischer
Stressbelastung abfällt (Kugler 1991, Henning 1994, kritisch dazu Herbert & Cohen 1993).
Somit kann das sIgA als klassische psychobiologische Variable gelten, was insbesondere
durch die leichte Zugänglichkeit des Parameters für klinische Feldstudien bedingt ist.
Patientin und Methode
Eine junge Frau wurde über eine Periode von etwa 15 Wochen (N=100 Tage) wegen
Depression und Neurodermitis (Diagnose nach den Kriterien von Schultz-Larsen et al. 1994)
stationär in der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der JLU Gießen behandelt.
Die Patientin, Anfang 30 war, bedingt durch multiple Umzüge im europäischen Kulturraum,
in einer multikulturellen Atmosphäre aufgewachsen, was ihr psychisch jedoch in ihrer Jugend
zunehmend zu schaffen machte. Sie beschrieb sich als „trennungsempfindlich“. Nach
Aufnahme einer Ausbildung als Kinderkrankenschwester stellte sich eine derart gravierende
Neurodermitis ein, dass sie die Ausbildung abbrechen musste. Neben der atopischen
Symptomatik, die sie mit Veränderungen ihrer Lebensumstände und mit „Stressbelastungen“
in Verbindung brachte, waren gravierende seelische Verstimmungen im Sinne einer
mittelgradigen rezidivierenden Depression zu konstatieren.
Es war im Prozess einer psychodynamisch orientierten Psychotherapie festzustellen, dass
sich, parallel zur Bearbeitung zentraler Konflikte bei einer durch frühe biographische
Traumen belasteten jungen Frau, ein Kommen und Gehen der Hauterscheinung einstellte
(siehe Abb. 1), so dass die zu erklärende Varianz im beobachteten Zeitabschnitt erheblich war
(Kasuistik bei Brosig et al. 2000).
10
*** hier etwa: Abb. 1
Es zeigten sich, kovariierend, Schwankungen sowohl der psychobiologischen Variablen
(Cortisol und sekretorisches IgA im Speichel) als auch der Stimmungen, die bestimmte
Aspekte des therapeutischen Prozesses gut abzubilden in der Lage waren: So brachte
beispielsweise ein psychodynamisch orientiertes Familiengespräch eine Wiederbelebung
früher Beziehungskonflikte mit sich, die von einer Erhöhung des Hautbefalls begleitet war.
Parallel zu beobachtenden, in sich abgeschlossenen Therapieprozess wurden die
psychometrischen und psychobiologischen Kennwerte erhoben.
Psychometrische Variablen DEP AKT AGG
Im Sinne einer strukturierten Tagebucherhebung (Wilz et al. 1997) füllte die Patientin täglich,
gegen 20 Uhr abends, den mehrdimensionalen Stimmungsfragebogen (MSF, Hecheltjen und
Mertesdorf 1973) aus. Es wurden, für die Patientin spezifisch, drei Dimensionen des
emotionalen Erlebens mittels P-Faktorenanalyse und nachfolgender Item-Analyse (unter
Bildung individualisierter Stimmungsskalen, zum Vorgehen siehe Brähler et al. 1994, vgl.
auch Becker 1988) gebildet:
Skala 1: DEP (DEPRESSION)
Skala 2: AKT (AKTIVIERUNG)
Skala 3: AGG (AGGRESSION)
Psychoneuroimmunologische Kennwerte IGA CORT
Parallel zu den Tagebuchaufzeichnungen wurden als psychoneuroimmunologische Variablen
über eine Sammel-Periode von etwa drei Minuten hinweg (Stoppuhr) das sekretorische IgA
(sIgA, Variable IGA) und die Konzentration von Cortisol (Variable COR) im Speichel
ermittelt (Probenauswertung durch Institut für Psychobiologie und Verhaltensmedizin am
Fachbereich Psychologie, Univ. Gießen, Priv.-Doz. Dr. Hennig). Da die Konzentration von
sIgA anfällig ist für Variationen in der Speichelproduktion, wurde eine sIgA-Flussrate
gebildet in der Dimension mg/min. Die Cortisol-Konzentration wurde in µg/ml angegeben.
11
Beide Bestimmungen erfolgten nach Standardverfahren der Psychobiologie (Methode der
Lasernephelometrie zur sIgA-Bestimmung bei Hennig 1994 [vgl. auch Kugler 1991 bzw.
Kugler et al. 1992] und Methode der RIA-Bestimmung des Cortisol im Speichel bei
Kirschbaum 1991).
Neurodermitis-Schweregradindex BEFALL
Als Schweregradindex wurde mit einem standardisierten, in Zeitreihenstudien erprobten
Erhebungsinstrument (vgl. Brähler et al. 1994, Schubert 1989) das Areal der befallenen Haut
ermittelt. Das Instrument kann als eine reduzierte Fassung des SCORAD (European Task
Force on Atopic Dermatitis 1993), der als “Goldstandard” in der Erfassung des Schweregrads
der Neurodermitis gilt, angesehen werden. Es kamen drei Dimensionen in der Erfassung des
Hautbefalls zur Darstellung. Dabei wurden das betroffene Hautareal, ermittelt anhand einer
Schemazeichnung der Hautoberfläche mit Kästchen, die Intensität des Juckreizes und des
Kratzverhaltens (jeweils auf einer Skala von 1 bis 10 aufzutragen) ermittelt. Aus allen drei
Dimensionen wurde eine Gesamtskala, nach z-Transformierung der Werte in den drei
Dimensionen, gebildet und als Variable BEFALL bezeichnet.
Exogene Variable OSTERN WE FAM
Als exogene Wirkfaktoren wurden die Beurlaubung über Ostern (OSTERN, Dummy-Variable
mit 1 = Abwesenheit von Station und 0 = Anwesenheit), die Beurlaubung über das
Wochenende (WE, Dummy, 1= Abwesenheit von Station 0 = Anwesenheit) und das
Familiengespräch (FAM, Dummy, 4 = Tag des Familiengespräches, 3-2-1 abfallend bzw.
aufsteigende Wertzuweisungen der umliegenden Tage) geschätzt. Weiterhin wurde die
Konstante C verwendet, die dem y-Abschnitt in der Regressionsgleichung entspricht.
Weiterhin wurde im VEC Modell mit der Kointegrationsgleichung CE gerechnet. Der Wert
des Parameters CE (für Cointegration Equation) im VEC-Modell bezeichnet dabei die Nähe
zur Kointegrationsgleichung, die als gemeinsamer unterliegender Trend der Endogenen
Variablen gedacht wird, auf den sich die kurzzeitigen Veränderungen der ersten Differenzen
D gleichsam aufpflanzen.
12
Statistische Auswertung
Die Daten wurden danach mittels zeitreihenanalytischer Modellbildung im Programm
Econometric Views EViews 3.0 gerechnet. Im Gegensatz zu SPSS- und BMDP-Software-
Paketen bildet diese Auswertungsprogramm die zur Zeit unter Windows einfachste und
modernste Zeitreihenanalyseoption, weil multivariate Auswertungen ermöglicht werden.
Operationalisierung
Wir formten also ein Vektorautoregressives Modell, das als endogen folgende Variablen an-
nahm: Es sollte der wechselseitige Einfluss von Stimmungen (DEP, AKT, AGG),
psychoneuroimmunologischen Kennwerten (COR, IGA) und Hautzustand (BEFALL)
empirisch überprüft werden.
Daneben sollte der Einfluss der exogenen Variablen Osterentlassung (OSTERN), Familien-
gespräch (FAM) und Wochenendbeurlaubung (WE) auf den Hautzustand geprüft werden. Es
wurde dabei gleichzeitig der Einfluss der genannten exogenen Faktoren auf die übrigen endo-
genen Variablen überprüft.
Es wurde folgender Steuerbefehl für das Programm EViews 3.0 benannt:
LS 1 2 BEFALL IGA COR DEP AKT AGG @ C OSTERN FAM WE Legende: LS = Schätzmethode Least squares, 1 2 =bezeichnet die Einbeziehung von zwei lags in der Zeitverschiebung gegeneinander, IGA = sekretorisches IgA im Speichel, COR = Speichel-Cortisol, DEP = Depression, AKT = Aktivierung, AGG = Aggression, @ = exogene Variablen, C = Konstante, OSTERN = Osterentlassung, FAM = Familiengespräch, WE = Wochenendentlassung.
Ergebnisse
13
Tabelle 1 fasst die Ergebnisse der vektorautoregressiven Modellbildung für längerfristige
Schwankungen (VAR-Modell, “long run”) unter Berücksichtigung von zeitverschobenen Ein-
flüssen der Vortage 1 und 2 (lag 1 und lag 2) zusammen.
*** hier etwa Tabelle 1
Der Hautzustand (Variable BEFALL) wird vorhergesagt durch autokorrelative Einflüsse
(BEFALL am Vortag) sowie durch verringerte Sekretion von sIgA zwei Tage vor einer
gegebenen Messung des Hautbefalles. Verringerte IgA-Sekretion (Variable IGA, negative
Relation) sagt also eine Zunahme des Hautbefalles voraus. Die Probeentlassung des Patienten
über Ostern (Variable OSTERN) und das Familiengespräch (FAM) sind positive Prädiktoren
für den Hautbefall. Das Modell vermag etwa 53 % der Varianz (R2 adjustiert) zu erklären.
Stärkster Prädiktor ist die Beurlaubung über Ostern. Die Ergebnisse sind schematisch in Abb.
2 zusammengefasst.
*** hier etwa Abb. 2
Das sekretorische IgA wird durch Cortisol im Speichel (positive Relation am Vortag),
verringerte Aktivierung (Vortag) und die Wochenendentlassung (Zunahme) erklärt, wobei
sich hier eine Varianzaufklärung von 8 % für die adjustierten R2-Werte ergibt.
Das Cortisol im Speichel (Variable COR) erhöht sich zum Zeitpunkt des Familiengesprächs.
Die Emotionsvariablen Depression, Aktivierung und Aggressivität (DEP, AKT, AGG)
zeigen folgendes Muster: Depressivität und Aktivierung sind autokorreliert, die Werte werden
also durch vorangehende Werte der eigenen Variablen am besten vorhergesagt. Aktivierung
und Aggressivität nehmen zudem am Wochenende ab. Hautbefund und Aktivierung sind
negativ miteinander verknüpft, d. h. ein erhöhter Befall an Neurodermitis zieht eine Hem-
mung der Aktivierung nach sich.
Hier werden adj. R2-Werte von 13 % (Depression), 40 % (Aktivierung) und 3 % (Aggression)
erreicht.
Betrachtet man in Tabelle 2 die vektorielle Interaktion der ersten Differenzen (VEC-Modell),
also kurzzeitige Veränderungsmuster (“short run”), so werden Veränderungen der Variablen
BEFALL durch sich selbst (Autokorrelation, negative Relation) sowie durch aggressive
14
Stimmungen (negative Relation zum lag 2; Zunahme der Aggression sagt Abnahme des
Hautbefalls voraus) erklärt (adj. R2 17 %).
*** hier etwa Tabelle 2
Veränderungen der Variablen IGA werden durch Veränderungen von COR (Zunahme an
Cortisol im Speichel reduziert sIgA-Sekretion), durch DEP (Zunahme an Depressivität
verknüpft mit Abnahme der IgA-Sekretion), AKT (Zunahme der Aktivierung verknüpft mit
Abnahme der IgA-Sekretion) und durch die Beurlaubungen über Ostern (OSTERN) und über
das Wochenende (WE) im Sinne einer Zunahme der ersten Differenzen beantwortet. Das
Modell erklärt immerhin 50 % der Gesamtvarianz (adj. R2). Stärkster Prädiktor ist die
negative Relation zwischen Cortisol und IgA-Sekretion im Speichel. Die Ergebnisse für die
Variable IGA sind schematisch in Abb. 3 zusammengefasst.
*** hier etwa. Abb. 3
Für die Variable COR gilt, daß die ersten Differenzen negativ autokorrelieren, somit neigt das
System zu einem Alternieren zwischen hohen und niedrigen Werten. Prozesse, die ein hohes
sIgA (IGA) hervorriefen, ziehen ein erniedrigtes Cortisol nach sich und umgekehrt. Weiterhin
nimmt das Familiengespräch als Cortisol-erhöhender Faktor deutlich Einfluss. Das Modell
vermag 33 % der Varianz des Parameters zu erklären (adj. R2).
Betrachtet man die ersten Differenzen der Stimmungsparameter, so wird Depression durch
autokorrelative Parameter erklärt, die erklärte Varianz ist mit 13 % (adj. R2) niedrig. Akti-
vierte Stimmungen werden durch Prozesse, die mit einem erhöhten sIgA einhergehen, negativ
beeinflusst. Erhöhtes Cortisol am Vortag geht mit erhöhter erlebter Aktivierung am Folgetag
einher. Erhöhte Aktivität an den Vortagen führt zu erniedrigter Aktivierung am Folgetag. Das
Wochenende führt zu einer Erniedrigung der Aktivierung (25% Varianzaufklärung für das
adj. R2).
Aggressive Stimmungen werden am besten durch die Autokorrelationen vorhergesagt.
Weiterhin geht die Beurlaubung über das Wochenende mit einer Reduktion aggressiver
Stimmungen einher (26% Varianzaufklärung für das adj. R2).
15
Zusammenfassend kann festgestellt werden, das ein gegebener Hautbefall bei Neurodermitis
in diesem beobachteten Zeitabschnitt bei dieser Patientin neben autokorrelativen Einflüssen
von einem Mangel an sIgA im Speichel zwei Tage vor einem Beobachtungszeitpunkt (VAR-
Modell) vorhergesagt wird. Dieser Mangel an sIgA wiederum ist vorhersagbar durch
depressive Stimmungen und erhöhte Cortisolausschüttung (VEC-Modell). Das sIgA wird
erhöht durch deaktivierte Stimmungen und durch Phasen der Erholung, beispielsweise an den
Wochenenden. Im VAR-Modell wird sIgA auch durch vermehrtes Cortisol im Speichel
getriggert. Hier klärt das VEC-Modell die Bedingungen für kurzfristige Zusammenhänge,
indem eine Erhöhung der Cortisol-Differenzen einer sIgA-Erniedrigung vorausgeht.
Ein hoher Hautbefall selbst löst dann in der Folge wieder deaktivierte Stimmungen (Stich-
worte “Schonung”, “Erholung”) aus. Das Familiengespräch löst nicht nur einen erhöhten
Hautbefall aus, es führt auch zu einer vermehrten Ausschüttung von Cortisol im Speichel,
stellt also einen Stressor dar (VAR- und VEC-Modell).
Diskussion
Versucht man die geschilderten Befunde in ihrer zeitlichen Sequenz zu ordnen, so könnte
etwa folgendes Bild skizziert werden: Depressive Stimmungen führen zu reduzierter sIgA-
Produktion, ein Befund, der in der Literatur im Sinne einer psychoneuroimmunologisch
vermittelten „Immundepression“ (Ader et al. 1990, Herbert und Cohen 1993, Jemmott et al.
1983, Pettingall et al. 1977, Rudolf et al. 1995) interpretiert worden ist.
In den vektorautoregressiven Modellen zeigen sich weiterhin statistisch substantielle negative
Beziehungen zwischen Flussrate an sekretorischem IgA zwei Tage vor der Veränderung von
Hauterscheinungen. Wenn sIgA an den Schleimhäuten fehlt, kommt es also zu einer Zunahme
von Hauterscheinungen und umgekehrt. Das Ergebnis passt somit gut zu den eingangs
zitierten Befunden bezüglich der Rolle des sIgA als „immunologische Vorwärtsverteidigung“.
Bei der frühzeitiger Elimination potentieller Antigene an Haut und Schleimhäuten tritt das
Symptom der atopischen Dermatitis vermindert auf. Das sIgA stellt somit, bildlich
ausgedrückt, die humorale immunologische „Barriere“ an den Grenzflächen des Körpers
gegen die Atopie dar. Insbesondere bei der Neurodermitis konnte paradigmatisch gezeigt
werden, dass vermindertes sIgA sowohl im Hautschweiß als auch in der Tränenflüssigkeit mit
Atopien der Haut verknüpft ist (Imayama et al. 1994, 1995, Lotti et al. 1996, Panconesi 1984,
Panconesi und Lotti 1996, Toshita et al. 1999). Die Zeitverschiebung von zwei Tagen
16
entspricht dabei dem Zeitraum, der für die Entwicklung neurodermitischer Hauterscheinungen
unter Aktivierung der Langerhans-Zell-gebundenen Gewebsprozesse notwendig ist. Diese
Zeitverzögerung von zwei Tagen wurde auch von Helmbold et al. (1996) berichtet, wobei hier
die eosinophilen Granulozyten als zelluläre Bestandteile des Immunsystems bestimmt
wurden.
Stone et al. (1996) betonen die Bedeutung, die den Emotionen in der Modulation des sIgA
zukommt, ein Befund, der durch das vorgestellte VEC-Modell unterstrichen wird, in dem es
ein Sequenz zwischen depressiven Stimmungen und sIgA-Veränderungen nachweist. Im
Kontrast zu den beschriebenen Zusammenhängen konnten Stumpf-Curio et al. (1994) keine
substantiellen Korrelationen zwischen täglichen Belastungen und sIgA-Spiegel im Speichel
nachweisen und empfehlen eine häufigere Probenentnahme, wie von uns in einer früheren
Studie (Brähler et al. 1994) realisiert. In dieser Arbeit konnte ebenfalls eine zeitliche
Verschiebung von zwei Tagen zwischen Hautbefall, hier bei Urticaria, einer anderen
atopischen Hauterkrankung mit psychischen Begleitfaktoren, und Minderung der
sIgA-Produktion im Speichel (Maximum der Kreuzkorrelationen) gesehen werden; ein
Zusammenhang von Stimmungen und sIgA-Konzentration fand sich nicht. Parallel zu
der bei Stumpf-Curio et al (1994) aufgeworfenen Frage der Reliabilität zeigte sich eine
niedrige Interkorrelation der drei mal täglich gemessenen sIgA-Werte untereinander.
Dies mag allerdings durch die Tatsache bedingt sein, dass der Parameter in
Minutenzeiträumen variieren kann. Insofern erschien uns eine Probenentnahme gegen
Abend sinnvoll, weil der Parameter sich zu diesem Zeitpunkt, parallel zum Abend-
Cortisol, „ruhiger“ verhält.
Klar herausgearbeitet werden kann weiterhin der Zusammenhang zwischen der
Probebeurlaubung über Ostern und Zunahme des Hautbefalles, ein Befund, der an psy-
chodynamische Vorstellungen zur Genese der Neurodermitis unter Betonung von Trennungs-
bzw. Individuations-Prozessen erinnert, wobei beschrieben wird, dass Trennungserfahrungen
zu einer Zunahme des Hautbefalles führen sollen (Gieler 1989, Gieler und Detig-Kohler
1994). Die Patientin lebte allein in einem Studentenwohnheim, sodass es unwahrscheinlich
erscheint, dass psychosozialer Stress allein zu einer Exazerbation der Hauterscheinungen
führen könnte. Denkbar wäre jedoch ein differentes antigenes Milieu daheim, das zu der
beschriebenen Exazerbation führen könnte. Allerdings zeigen parallele Untersuchungen im
gleichen stationären Setting, das auch bei anderen Erkrankungen, etwa Morbus Crohn,
ähnliche Exazerbationen über die Wochenend- und Feiertagsbeurlaubungen eingetreten sind,
17
so dass die Hypothese der psychosomatisch vermittelten Trennungsreaktion durch
Vergleichsuntersuchungen an anderen Krankheitsbildern gestützt wird (vgl. Brosig et al.
1997).
Auch das Familiengespräch, klinisch häufig mit viel Konfliktdynamik verbunden aufgrund
der Aufarbeitung der familiären Spannungen, führt zu einer Zunahme des Hautbefalles, wie
das VAR-Modell nachweist. Dieser Befund wird zusätzlich validiert durch die Erhöhung des
Speichel-Cortisols, was den Belastungscharakter dieser therapeutischen Intervention
unterstreicht und die emotionale Bewegung, die von einer derartigen Intervention
erfahrungsgemäß ausgeht, psychoendokrinologisch nachzeichnet.
Die Wochenendbeurlaubung und die Beurlaubung über die Osterfeiertage (für letzteres gilt
lediglich: 0.1<P<0.05 für den zweiseitigen T-Test im Sinne eines Trends) scheint zu einer
Zunahme des sIgA im Speichel zu führen, wobei dieser Befund zunächst inkonsistent
erscheint zu den bisher berichteten Befunden mit Zunahme von Hautbefall und an den
Osterfeiertagen bei gleichzeitiger negativer Relation zum sIgA. Wie das VEC-Modell zeigt,
nimmt die Sekretion von sIgA über diese Beurlaubungstage stetig zu, so dass von einem
zunehmenden Erholungseffekt auszugehen ist bei jedoch initial Neurodermitis-
begünstigenden Konstellationen über die erwähnte Oster-Periode. Berücksichtigt man die
Zeitverschiebung der Reaktionen, so scheint die Antizipation der Trennung
(Belastungsbeurlaubung) mit einer Verschlimmerung der Hautsymptomatik einherzugehen,
wobei dann Rückzug, Ruhe und Erholung eine Restitution der immunologischen Abwehr
ermöglichen, die dann wieder zu einer Besserung des Hautbefundes führt (Hypothesen zur
Relation von Psychophysiologie, subjektiv erlebten Emotionen und Neurodermitis bei
Crossen 1996, Niebel 1995, Warschburger 1996).
Die exogenen Variablen „Osterentlassung“ und „Familiengespräch“ zeigen Wirkung auf den
Hautbefund mit Verschlimmerung der Symptomatik, wobei die Beurlaubung über das
Wochenende zu einer Restitution der immunologischen Abwehr führt. Dies ist verbunden mit
passiven, aggressionsgeminderten Stimmungen. Im Gegensatz zu den hier vorgestellten
Befunde konnte Stumpf-Curio 1997 diese Effekte nicht nachweisen.
Tritt man jedoch von der konkreten Beschreibung der Befunde am Einzelfall von
Neurodermitis etwas zurück, deren Diskussion, da der Focus dieser Arbeit auf der
Beschreibung der Methode der Vectorautoregression liegt, zugegebener Weise etwas
kursorisch ausgefallen sein mag, und betrachtet die Methode als solche, so kann festgehalten
werden, dass die vorgestellten Modelle, durch Unterscheidung von exogenen und endogenen
Einflüssen auf psychosomatische Wechselwirkungen (vgl. Gieler 1998, Gupta et al. 1994),
18
diese in einer neuen differenzierteren Dimension erfassen können, weil hier nicht nur zeitliche
Interaktionen, sondern auch Ursache-Wirkungsbeziehungen in Feed-back-Schleifen erfasst
werden und auf Signifikanz überprüft werden können. Die exogenen Variablen erwiesen sich
sogar als potente Prädiktoren zur Erklärung von Varianz.
Die vorgestellten Vektor-Zeitreihen-Modelle gehen somit weit über bisherige Ansätze zur
zeitreihenanalytischen Erfassung von psychosomatischen Phänomenen hinaus, die ja lediglich
kreuzkorrelative Ansätze zur Erklärung von den somatischen als abhängige Variablen
lieferten und die Problematik der Autokorrelation, trotz der Möglichkeit des „prewhitenings“,
nur unzureichend erfassen konnten. In den hier vorgestellten Modellen werden alle möglichen
Einflussfaktoren hinreichend kontrolliert und auf ihren „Impact“ im Gesamtmodell überprüft.
Natürlich bleibt die Problematik, ob ein Einzelfall, trotz empirisch hinreichender Erfassung
und hypothesentestender Absicherung, Wesentliches zur Aufhellung eines psychosomatischen
Geschehens beitragen kann. Immerhin bietet dieser einzelne Fall die Möglichkeit,
exemplarisch etwas über mögliche Interaktionen bei diesen psychosomatischen Zuständen
auszusagen. Wir haben dies als Erarbeitung einer „individuellen Spezifität“ bezeichnet
(Brosig et al. 1993). Darüber hinausgehend ist die Möglichkeit der empirischen
Fallaggregation gegeben, wie dies z. B. mit der Methode der „Pooled time series analysis“
(Ward und Leigh 1993) realisiert werden kann. Zur Ergänzung der individuellen Befunde
sollten also parallele Fälle untersucht werden.
Zudem erscheint es sinnvoll, andere psychosomatische Störungen, etwa Morbus Crohn oder
„Brittle diabetes“, mit diesem Ansatz zu untersuchen, um mehr Klarheit über die zeitliche
Dynamik psychoneuroimmunologischer Abläufe bei dieser Störungen zu erhalten, um
parallele wie differente Muster der psychosomatischen Wechselwirkung beschreiben zu
können.
Insgesamt vermag die vorgelegte Studie auf Einzelfallebene zeigen, wie ein komplexes
Geflecht wechselseitig interagierender Variablen empirisch auf ihre mutuelle prädiktive
Potenz überprüft werden kann. Weiterhin konnte eine neue konzeptuelle Lösung für das
klassische psychosomatische „Huhn-oder-Ei“-Dilemma gefunden werden durch
Konstituierung einer Schar von „endogenen“ Variablen, die jeweils als Abhängige wie als
Unabhängige fungieren. Äußere Einflüsse wurden als „exogene“ Variable im Modell
konzeptionell eingebracht und separat auf ihre Wirksamkeit im Wechselspiel der endogenen
Variablen im Modell hin überprüft. Somit stellt die hier vorgestellte Lösung einen neuen
Ansatz zum Studium komplex zeitlich interagierender Einflüsse im psychosomatischen Feld
(vgl. Overbeck und Grabhorn 1999) dar.
19
Literatur:
Ader R., Felten D.L., Cohen N. (Eds) (1990). Psychoneuroimmunology. San Diego, New
York, Boston: Adademic Press,
Becker P. (1988): Ein Strukturmodell der emotionalen Befindlichkeit. Psychologische Bei-
träge, 30, 514-536.
Brähler C., Brosig B., Kupfer J., Brähler E. (1994). Befindlichkeit und
psychoimmunologische Parameter im Behandlungsverlauf - Eine quantitative
Einzelfallanalyse bei Urticaria. Psychotherapie Psychosomatik medizinische
Psycholologie, 44, 323-330.
Brosig B., Kupfer J., Brähler E. (1993). Neurodermitis und Asthma - ARIMA-Impact-Analyse
eines stationären Therapieverlaufs. In: Gieler U., Stangier U., Brähler E. (Hrsg.):
Hauterkrankungen in psychologischer Sicht. Jahrbuch der. Medizinischen Psychologie
9, S. 164-179, Göttingen: Hogrefe.
Brosig B., Kupfer J., Brähler E., Eucker D. (1997). Morbus Crohn - Einzelfallanalyse eines
Psychotherapieverlaufs. In: Kosarz P., Traue H. (Hrsg.): Psychosomatik chronisch-
entzündlicher Darmerkrankungen. S. 169-184, Bern: Huber.
Brosig, B., Köhnlein, J., Kupfer, J., Niemeier, V., Gieler, U. (2000). Atopic dermatitis in
psychoanalytic psychotherapy – a psychobiological case study. Dermatology +
Psychosomatics, 1 (Suppl. 1), 19-26.
Buske-Kirschbaum A., Jobst S., Wustmann A., Kirschbaum C., Rauh W., Hellhammer D.
(1997). Attenuated free cortisol response to psychosocial stress in children with atopic
dermatitis. Psychosomatic Medicine, 59, 419-426.
Crossen J.R. (1996). Psychological assessment and treatment of patients with atopic derma-
titis. Dermatological Therapy, 1, 94-103.
Dalkvist J., Ekbom K., Waldenlind E. (1984). Headache and mood: a time-series analysis of
self-ratings. Cephalalgia, 4, 45-52.
Dancey C.P., Taghavi M., Fox R. (1998). The relationship between daily stress and symptoms
of irritable bowel: a time series approach. Journal of Psychosomatic Research, 44,
537-545.
20
European Task Force on Atopic Dermatitis (1993). Severity scoring of atopic dermatitis: the
SCORAD-index-consensus report of the European Task Force on atopic dermatitis.
Dermatology, 186, 23-31.
Gieler U. (1989). Atopic Dermatitis. In: J.W. Paulley, Pelser, H.E. (eds). Psychological
management for psychosomatic disorders, Springer, Berlin, 257-269.
Gieler U. (1998). Psyche und Allergie. In Heppt W., Renz H., Röcken M. (Hrsg.)
Allergologie, S. 291-297. Berlin: Springer
Gieler U., Detig-Kohler, C. (1994). Nähe und Distanz bei Hautkranken. Psychotherapeut, 39,
259-263.
Granger C.W.J. (1969). Investigating causal relations by econometric models and cross-
spectral methods. Econometrica, 37, 424-438.
Gupta M.A., Gupta A.K., Schork N.J., Ellis C.N. (1994). Depression modulates pruritus
perception: A study of pruritus in psoriasis, atoptic dermatitis, and chronic idiopathic
urticaria. Psychosomatic Medicine, 56: 36-40.
Hecheltjen K.G., Mertesdorf F. (1973). Entwicklung eines mehrdimensionalen Stimmungs-
fragebogens (MSF). Gruppendynamik, 2, 110-112.
Helmbold P., Gaisbaur G.; Kupfer J., Seikowski K., Brähler E. (1996). Der Einfluss von
psychischem Stress auf periphere Leukozytenpopulationen und Krankheitsaktivität bei
Neurodermitis. Zeitschrift für Medizinische Psychologie, 5, 119-124.
Hennig J. (1994). Die psychobiologische Bedeutung des sekretorischen Immunglobulin A im
Speichel. Waxmann, Münster, New York.
Herbert T.B., Cohen S. (1993). Stress and Immunity in Humans: A Meta-analytic Review.
Psychosom Med, 55, 364-379.
Imayama S., Shimozono Y., Hoashi M. Yasumoto S., Ohta S., Yoneyama K., Hori Y. (1994).
Reduced Secretion of sIgA to Skin of Patients with Atopic Dermatitis. Journal of
Allergy and Clinical Immunology, 94, 195-200.
Imayama S., Shimozono Y., Urabe A., Hori Y. (1995). A simple method for measuring the
amount of immonoglobulin A secreted onto the skin surface. Acta Dermato-
Venereologica, 75, 212-217.
21
Jemmott J., Borysenko M., Chapman R. (1983). Academic stress, power motivation and
decrease in secretion rate of salivary secretory immunoglobulin A. Lancet, 101, 1400-
1402.
King R.M., Wilson G.V. (1991). Use of a Diary Technique to Investigate Psychosomatic
Relations in Atopic Dermatitis. Journal of Psychosomatic Research, 35, 697-706.
Kirschbaum C (1991): Cortisolmessung im Speichel. Eine Methode der Biologischen Psycho-
logie. Hans Huber, Bern, Göttingen, Toronto.
Kittel B. (1999) Sense and sensitivity in pooled analysis of political data. European Journal
of Political Research, 35, 225-253.
Kugler J. (1991). Emotionale Befindlichkeit und Immunglobulin A im Speichel. Eine Litera-
turübersicht. Psychotherapie Psychosomatik medizinische Psychologie, 41, 232-242.
Kugler J., Hess M., Haake D. (1992): Secretion of salivary immunoglobulin A in relation to
age, saliva flow, mood states, secretion of albumin, cortisol, and catecholamines in
saliva. Journal of Clinical Immunology, 12, 45-49.
Lotti T., Hautmann G., Panconesi E. (1996). Psychophysiology of stress in dermatology.
Dermatologic Clinics, 14, 399-421.
Niebel G. (1995): Verhaltensmedizin der chronischen Hautkrankheit. Interdisziplinäre Per-
spektive der atopischen Dermatitis und ihre Behandlung. Bern: Huber.
Overbeck G., Grabhorn R., Stirn A., Jordan J. (1999): Neuere Entwicklungen in der
psychosomatischen Medizin. Versuch einer Standortbestimmung. Psychotherapeut,
44, 1-12.
Panconesi E. (1984). Psychosomatic dermatology In: Panconesi E. (ed.) Stress and skin
disease (pp 117-125.). Philadelphia: Lippincott, .
Panconesi E., Hautmann G. (1996). Psychophysiology of Stress in Dermatology. The Psycho-
biological Pattern of Psychosomatics. Dermatologic Clinics, 14, 399-421.
Petermann F. (1978). Veränderungsmessung. Stuttgart: Kohlhammer.
Petermann F. (1979). Einzelfallanalyse in der klinischen Forschung. Habilitationsschrift,
Bonn.
Petermann F. (1996). Einzelfalldiagnose in der klinischne Praxis. (3., korr. Auflage)
Weinheim: Psychologie Verlags Union.
22
Petermann, F., Bockmann F. (1995). Kontrollierte Praxis und Einzelfallanalyse in der
psychiatrischen Versorgung. In: Hermer M., Pittrich W., Spöhring W., Trenckmann U.
(Hrsg.): Evaluation der psychiatrischen Versorgung in der Bundesrepublik. Zur Qua-
litätssicherung im Gesundheitswesen. (S. 91-103) Opladen: Leske u. Budrich.
Pettingall K.W., Greer S., Dudley E.H. (1977): Serum IgA and emotional expression in breast
cancer patients. Journal of Psychosomatic Research, 21, 395-399.
QMS (1997). EViews User´s Guide. Quantitative Micro Software. 4521 Campus Drive, Suite
336, Irvine CA, 92612.
Rudolf G., Schiller A., Manz R., Henningsen P., Clement U., Nebe C.T. (1995). Der Verlauf
immunologischer Parameter unter stationärer Psychotherapie am Beispiel zweier
Einzelfallstudien. Zeitschrift für Psychosomatische Medizin und Psychoanalyse, 41,
170-189.
Schmitz B., Bretz H.J. (1997): Auswertmöglichkeiten für standardisierte Tagebücher. In:
Wilz G., Brähler E. (Hrsg.): Tagebücher in Therapie und Forschung (S. 61-78).
Göttingen: Hogrefe.
Schubert H.J. (1989). Psychosoziale Faktoren bei Hauterkrankungen: Empirische Untersu-
chungen zu diagnostischen und therapeutischen Fragestellungen mit Hilfe zeitreihen-
analytischer Methoden. Göttingen: Verlag für medizinische Psychologie im Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht.
Schultz-Larsen F., Diepgen T., Solasson A. (1994). Clinical criteria in diagnosing AD: the
Lillehammer criteria. Acta Dermato-Venereologica, Supplementum, 196, 115-119.
Stangier U, Eschenstruth J, Gieler U (1987). Chronische Hautkrankheiten:
Psychophysiologische Aspekte und Krankheitsbewältigung. Verhaltenstherapie &
Psychosoziale Praxis 3, 349-368.
Stone A.A., Marco C.A., Cruise C.E., Cox D.S., Neale J.M. (1996). Are stress-induced
immunological changes mediated by mood ? A closer look at how both desirable and
undesirable daily events influence the secretion of IgA antibody. International Journal
of Behavioral Medicine, 3, 1-13.
Strauß B. (1987). Die Zukunft einzelfallstatistischer Methoden in der Psychosomatik. In:
Lamprecht F. (Hrsg.). Spezialisierung und Integration in Psychosomatik und Psycho-
therapie (S.471-486) Berlin: Springer.
23
Strauß B. (1992). Quantitative Einzelfallforschung. In: Basler H.D., Rehfisch H.P., Zink A.
(Hrsg.) Jahrbuch der medizinischen Psychologie, Bd. 8: Psychologie in der Rheuma-
tologie. (S. 241-270). Berlin: Springer.
Stumpf-Curio I. (1997) Klinische und experimentelle Untersuchungen zum unbehandelten
atopischen Ekzem: Ergebnisse einer prospektiven Feldstudie. Aktuelle Psychologische
Forschung, Band 21. Lengerich: Pabst 1997.
Stumpf-Curio I., Curio I., Scholz O.-B. (1994). Der Einfluss täglicher Belastung auf sIgA:
Eine Zeitreihenstudie über 100 Tage. Psychologische Beiträge, 36, 193-197.
Toshita A., Imayama S., Shimozono Y., Yoshinaga T., Furue M., Hori Y. (1999). Reduced
amount of secretory component of IgA secretion in tears of patients with atopic
dermatitis. Journal of Dermatological Science, 19, 134-138.
Ward M.M., Leigh J.P. (1993). Pooled time series regression analysis in longitudinal studies.
Journal of Clinical Epidemiology, 46, 645-659.
Warschburger P. (1996). Psychologie der atopischen Dermatitis im Kindes- und Jugendalter.
Rehabilitationswissenschaft, Bd. 1., München: Quintessenz.
Wilz G., Adler C., Gunzelmann T., Brähler E. (1997). Konzeption, Durchführung und
Auswertung von Tagebuchstudien am Beispiel pflegender Angehöriger von
Demenzkranken. In: Wilz G, Brähler E (Hrsg.): Tagebücher in Therapie und
Forschung, S. 79-118, Göttingen: Hogrefe.
24
Abb. 1: Hautveränderung im Therapieprozess
0
10
20
30
40
50
60
30 60 90
BEFALL
Schweregradindex
Tage
Legende: X-Achse: Schweregrad der Hautveränderung im reduzierten SCORAD, Y-Achse: Therapieprozess in Tagen. Linie: Zeitpunkt des Familiengesprächs, graues Feld: Osterentlassung.
25
Abb. 2: Multivariate zeitabhängige Vorhersage für die Variable Befall im VAR-Modell Zeitverlauf t-2 t-1 t 0 t+1 t+2
BEFALL
Positive AR
BEFALL
IGA
AKT
Niedrige sIgA-Werte erhöhen Befall
Befall reduziert AKT Interventio-
nen erhöh-en Befall
OSTERN FAM
Legende: AKT = Aktivierung, AR = Autokorrelation, BEFALL = Hautbefall, IGA = sekretorisches IgA, OSTERN = Beurlaubung über Ostern, FAM = Familiengespräch.
26
Abb. 3: Multivariate zeitabhängige Vorhersage für die Variable IGA im VEC-Modell Zeitverlauf t-2 t-1 t 0 t+1 t+2
DEP
AKT IGA
COR
Hohe AKT reduziert IGA
Zunahme DEPR reduziert IGA
Hohe CORT-Werte reduzieren IGA
Interventionen („Erholung“) erhöhen IGA
OSTERN
WE
Legende: IGA = sekretorisches IgA, DEP = Depression, AKT = Aktivierung, COR = Cortisol im Speichel, OSTERN = Beurlaubung über Ostern, WE = Beurlaubung über das Wochenende.
27
Tabelle 1: VAR-Modell Einbezogene Beobachtungen: 98 nach Adjustierung der Endpunkte Unstandardisierte Koeffizienten, Signifikanzprüfung mittels T-Test
BEFALL IGA COR DEP AKT AGG
BEFALL(-1) 0.45 n.s. n.s. n.s. -0.43 n.s. BEFALL(-2) n.s. n.s. n.s. n.s. -0.03 n.s.
IGA(-1) n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. IGA(-2) -0.01 n.s. 0.001 n.s. n.s. n.s.
COR(-1) n.s. 27.09 n.s. n.s. n.s. n.s. COR(-2) n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s.
DEP(-1) n.s. n.s. n.s. 0.34 n.s. n.s. DEP(-2) n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s.
AKT(-1) n.s. -5.79 n.s. n.s. 0.34 n.s. AKT(-2) n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s.
AGG(-1) n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. AGG(-2) n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. n.s.
C n.s. 26.56 n.s. 2.78 3.40 2.66
OSTERN 0.61 14.12 n.s. n.s. 0.60 n.s. FAM 0.17 n.s. 0.07 n.s. n.s. n.s. WE n.s. 10.71 n.s. n.s. -0.54 -0.88
R2 0.61 0.22 0.24 0.26 0.49 0.18 Adj. R2 0.53 0.08 0.10 0.13 0.40 0.03 Akaike AIC -45.94 -389.44 80.64 -126.54 -75.51 -149.56 Schwarz SC -45.52 -389.01 81.06 -126.12 -75.09 -149.14 Gesamtmodell: Residuelle Kovarianz
0.053
Log Likelihood -690.20 Akaike AIC -688.24 Schwarz SC -685.71 Legende: (1), (2) =bezeichnet die Einbeziehung von zwei lags in der Zeitverschiebung gegeneinander, Endogene Variablen: IGA = sekretorisches IgA im Speichel, COR = Cortisol im Speichel, DEP = Depression, AKT = Aktivierung, AGG = Aggression, Exogene Variablen: C = Konstante, OSTERN = Beurlaubung über Ostern, FAM = Familiengespräch, WE = Beurlaubung über das Wochenende, für die zeitreihenstatistischen Angaben siehe QMS (1997), fett P<0.05, fett kursiv P< 0.1 für die zweiseitige Fragestellung.
28
Tabelle 2: VEC Modell Einbezogene Beobachtungen: 97 nach Adjustierung der Endpunkte Unstandardisierte Koeffizienten, Signifikanzprüfung mittels T-Test
D(BEFALL) D(IGA) D(COR) D(DEP) D(AKT) D(AGG)
D(BEFALL(-1)) -0.28 n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. D(BEFALL(-2)) -0.25 n.s. n.s. n.s. n.s. n.s.
D(IGA(-1)) n.s. n.s. -0.01 n.s. -0.01 n.s. D(IGA(-2)) n.s. n.s. -0.01 n.s. n.s. n.s.
D(COR(-1)) n.s. -31.90 -0.43 n.s. 1.18 n.s. D(COR(-2)) n.s. n.s. n.s. n.s. 1.04 n.s.
D(DEP(-1)) n.s. -6.00 0.02 -0.31 n.s. n.s. D(DEP(-2)) n.s. -5.54 n.s. n.s. n.s. n.s.
D(AKT(-1)) n.s. -7.29 n.s. n.s. -0.29 n.s. D(AKT(-2)) n.s. n.s. n.s. n.s. -0.29 n.s.
D(AGG(-1)) n.s. n.s. n.s. n.s. n.s. -0.58 D(AGG(-2)) -0.09 n.s. n.s. n.s. n.s. -0.32
CE n.s. 2.52 -0.01 -0.05 -0.06 -0.10
OSTERN n.s. 15.90 -0.09 n.s. n.s. n.s.
FAM n.s. n.s. 0.06 n.s. n.s. n.s. WE n.s. 11.14 n.s. n.s. -0.54 -0.85
R2 0.30 0.58 0.44 0.27 0.37 0.37 Adj. R2 0.17 0.50 0.33 0.13 0.25 0.26 Akaike AIC -49.76 -383.02 71.71 -133.03 -86.84 -157.53 Schwarz SC -49.34 -382.60 72.13 -132.60 -86.42 -157.10 Residuelle Kovarianz 0.10 Gesamtmodell: Log Likelihood
-716.23
Akaike AIC -714.10 Schwarz SC -711.37 Legende: (1), (2) =bezeichnet die Einbeziehung von zwei lags in der Zeitverschiebung gegeneinander, Endogene Variablen: IGA = sekretorisches IgA im Speichel, COR = Speichel-Cortisol, DEP = Depression, AKT = Aktivierung, AGG = Aggression, Exogene Variablen: CE = Nähe zur Kointegrationsgleichung, OSTERN = Beurlaubung über Ostern, FAM = Familiengespräch, WE = Beurlaubung über das Wochenende, D = erste Differenzen der Original-Zeitreihenwerte, für die zeitreihenstatistischen Angaben siehe QMS (1997), fett P<0.05, fett kursiv P< 0.1 für die zweiseitige Fragestellung.