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Gruppendynamik und Organisationsberatung, 33. Jahrg., Heft 1, 2002, S. 57-81 Joachim Stempfle, Petra Badke-Schaub Kommunikation und Problemlösen in Gruppen: eine Prozessanalyse 1 Ziel dieser Untersuchung ist die differenzierte Erfassung des Ablaufs von Problemlöseprozes- sen in Gruppen hinsichtlich der inhaltlichen und prozessualen Gestaltung. Ausgehend von ei- nem theoretischen Modell des Problemlösens in Gruppen wurde mit dem Ziel der Analyse der Denk- und der Handlungsprozesse das Kommunikationsverhalten von drei Gruppen, die ein komplexes, nicht-dynamisches Problem bearbeiteten, mithilfe eines Mehrebenen-Kategorien- systems protokolliert und ausgewertet. Dabei wurde der gesamte Geschehensablauf in Akt-für-Akt-Kodierungen zerlegt. Auf einer makroanalytischen Ebene wurden unterschiedliche Kommunikationsmuster in Abhängigkeit von Phasen im Problemlöseprozess untersucht. Darüber hinaus wurden auf einer mikroanaly- tischen Ebene Interaktionssequenzen erfasst. Auf der Basis der Interaktionssequenzen wird auf zugrundeliegende Denk- und Problemlöseprozesse geschlossen. Eine Zwei-Prozess-Theo- rie des Problemlösens in Gruppen wird postuliert, in der ‚Routine-Problemlösen‘ von einer elaborierteren Form des Problemlösens abgegrenzt wird. This study analyses problem-solving processes in groups concerning the formation of contents and activities in the group, and such which are directed toward the task. Building on a theo- retical model of group problem-solving, the communication process of three distinct groups, given a complex, non-dynamic problem, was encoded by means of a multi-level coding sys- tem to study the underlying thinking and action processes. The complete interaction was en- coded episode by episode. On a macro level, differences in communication patterns depending on different stages of the problem-solving process were observed. Furthermore, on the micro level, single sequences of interactions are analysed. The underlying thinking and problem- solving process is discussed on the basis of these vare observed interaction sequences. A two- process-theory of problem solving in groups is proposed, in which ‘routine’ problem-solving is differentiated from a more elaborate form of problem-solving. Theorie Analyse von Problemlöseprozessen in Gruppen als notwendiger Bestandteil der Kleingruppenforschung Die Bearbeitung komplexer Probleme in Gruppen und Teams gehört zum Alltag unserer Arbeitswelt. Dass für den ‚output‘ und damit auch für die Leistung dieser Gruppen die soziale Interaktion eine zentrale Mediatorfunktion hat, ist keine neue Erkenntnis (McGrath, 1964). Viel weitergehend hat McGrath den Gruppeninterak- tionsprozess später sogar als Kernbereich der gesamten Kleingruppenforschung de- finiert (1984, S.139). Dennoch hat es in der Geschichte der Analyse von Gruppen- interaktionen durchaus Talsohlen gegeben hat, die Graumann (1979) bekannter- maßen als die „Scheu des Psychologen vor der Interaktion“ interpretierte. Gleichermaßen wurden im Bereich der kognitiven Psychologie über viele Jahre hinweg im wesentlichen Problemlöseprozesse beim Individuum untersucht, ohne Berücksichtigung der sozialen Anforderungen an Menschen in realen Arbeit-

Kommunikation und Problemlösen in Gruppen: eine Prozessanalyse

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Gruppendynamik und Organisationsberatung, 33. Jahrg., Heft 1, 2002, S. 57-81

Joachim Stempfle, Petra Badke-Schaub

Kommunikation und Problemlösen in Gruppen:eine Prozessanalyse1

Ziel dieser Untersuchung ist die differenzierte Erfassung des Ablaufs von Problemlöseprozes-sen in Gruppen hinsichtlich der inhaltlichen und prozessualen Gestaltung. Ausgehend von ei-nem theoretischen Modell des Problemlösens in Gruppen wurde mit dem Ziel der Analyse derDenk- und der Handlungsprozesse das Kommunikationsverhalten von drei Gruppen, die einkomplexes, nicht-dynamisches Problem bearbeiteten, mithilfe eines Mehrebenen-Kategorien-systems protokolliert und ausgewertet.Dabei wurde der gesamte Geschehensablauf in Akt-für-Akt-Kodierungen zerlegt. Auf einermakroanalytischen Ebene wurden unterschiedliche Kommunikationsmuster in Abhängigkeitvon Phasen im Problemlöseprozess untersucht. Darüber hinaus wurden auf einer mikroanaly-tischen Ebene Interaktionssequenzen erfasst. Auf der Basis der Interaktionssequenzen wirdauf zugrundeliegende Denk- und Problemlöseprozesse geschlossen. Eine Zwei-Prozess-Theo-rie des Problemlösens in Gruppen wird postuliert, in der ‚Routine-Problemlösen‘ von einerelaborierteren Form des Problemlösens abgegrenzt wird.

This study analyses problem-solving processes in groups concerning the formation of contentsand activities in the group, and such which are directed toward the task. Building on a theo-retical model of group problem-solving, the communication process of three distinct groups,given a complex, non-dynamic problem, was encoded by means of a multi-level coding sys-tem to study the underlying thinking and action processes. The complete interaction was en-coded episode by episode. On a macro level, differences in communication patterns dependingon different stages of the problem-solving process were observed. Furthermore, on the microlevel, single sequences of interactions are analysed. The underlying thinking and problem-solving process is discussed on the basis of these vare observed interaction sequences. A two-process-theory of problem solving in groups is proposed, in which ‘routine’ problem-solvingis differentiated from a more elaborate form of problem-solving.

Theorie

Analyse von Problemlöseprozessen in Gruppen als notwendigerBestandteil der Kleingruppenforschung

Die Bearbeitung komplexer Probleme in Gruppen und Teams gehört zum Alltagunserer Arbeitswelt. Dass für den ‚output‘ und damit auch für die Leistung dieserGruppen die soziale Interaktion eine zentrale Mediatorfunktion hat, ist keine neueErkenntnis (McGrath, 1964). Viel weitergehend hat McGrath den Gruppeninterak-tionsprozess später sogar als Kernbereich der gesamten Kleingruppenforschung de-finiert (1984, S.139). Dennoch hat es in der Geschichte der Analyse von Gruppen-interaktionen durchaus Talsohlen gegeben hat, die Graumann (1979) bekannter-maßen als die „Scheu des Psychologen vor der Interaktion“ interpretierte.

Gleichermaßen wurden im Bereich der kognitiven Psychologie über vieleJahre hinweg im wesentlichen Problemlöseprozesse beim Individuum untersucht,ohne Berücksichtigung der sozialen Anforderungen an Menschen in realen Arbeit-

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sumwelten (s. z.B. Dörner, Kreuzig, Reither & Stäudel, 1983; Funke, 1986). Sokonnte zwar gezeigt werden, dass bei der Handlungsorganisation von Individueneine Reihe von Defiziten und Fehlern auftreten (s. z.B. Dörner, 1989; Gigerenzer,1999). Im Einzelnen ist jedoch unklar, inwieweit diese Defizite im sozialenKontext ausgeglichen oder gar potenziert werden, sofern der Aufgabenbereichtriviale Probleme überschreitet (Badke-Schaub, 1993). Bei aller Kritik an diesenLimitierungen bisheriger Forschungstraditionen aus dem Bereich der Kleingrup-penforschung und der Problemlöseforschung sind aber auch bedeutsame positiveEntwicklungen zu verzeichnen: So wird die Erklärung komplexer sozialer Phä-nomene als Gegenstand sozialpsychologischer Forschung zunehmend themati-siert und dementsprechend Untersuchungssituationen stärker an ökologisch vali-den Fragestellungen ausgerichtet (siehe z.B. Fisch, Beck & Englich, 2000; Schulz-Hardt & Frey, 1998; Witte, 2001). Im Rahmen der Erforschung von Denk- undHandlungsprozessen im Labor wird der Einbezug sozialer und koordinativer An-forderungen im Kontext komplexer Problemlöseszenarios immer häufiger reali-siert (s. z.B. Badke-Schaub, 1993; Boos & Meier, 1993). Auch werden vermehrtFeldstudien mit Teams in verschiedenen Arbeitsgebieten (s. z.B. Badke-Schaub& Frankenberger, 1999; Weber, 1997; Zölch, 1999) durchgeführt. Dabei kanndie Analyse von Gruppeninteraktionen als Zugang zum emotionalen, motivatio-nalen und kognitiven Geschehen in der Gruppe sowohl unter struktureller alsauch prozessualer Betrachtung inzwischen als unverzichtbarer Bestandteil derKleingruppenforschung angesehen werden (s. z.B. Becker-Beck & Schneider,1990; Becker-Beck, 1997; Brauner, 1998).

Analyse von Problemlöseprozessen in Gruppen als Ergebnistheoriegeleiteter Beobachtung

An dieser Stelle folgen wir der Definition von Orlik (1989, S.223) und möchtentheoriegeleitete Beobachtung verstanden wissen als „die aktive Gliederung desBeobachtungsfeldes durch eine ‚Strategie des Hinsehens‘ im Sinne einer theore-tisch begründeten Erwartung“.

Zur Analyse der Gruppeninteraktion sind in der Sozialpsychologie eine Rei-he von Kategoriensystemen entwickelt bzw. weiterentwickelt worden (Bales,1950, 1979; Boos, Scharpf & Fisch, 1991; Fisch, 1994), die die Gruppeninterakti-on nach aufgabenorientierten, sozio-emotionalen, in neueren Kategoriensystemenauch nach prozesssteuernden Aktivitäten differenzieren. Zur Analyse der Denk-und Handlungsstrategien im Kontext des Problemlösens von Gruppen sind dievorliegenden Kategoriensysteme allerdings nicht optimal geeignet, da der Bezugzu kognitionspsychologischen Theorien des Denkens und Problemlösens seltenhergestellt wird. Für unsere eigene Forschung ist die starke Anbindung an allge-meinpsychologische Theorien des Denkens und Handelns jedoch ein zentralerAusgangspunkt. Wir gehen dabei von folgenden drei Annahmen aus:

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1. Problemlösen als Zusammenspiel von vier grundlegenden DenkoperationenDie Bearbeitung komplexer Probleme in einer Gruppe bedarf – ebenso wie dieProblembearbeitung des Individuums– der Ausführung verschiedener kognitiverTeilprozesse von der Identifizierung des Problems und der Festlegung einesSollzustandes bis zur tatsächlichen Realisierung der gefundenen Lösung(en) undderen Kontrolle. U.E. kann alles Denken bei der Bewältigung komplexer Pro-bleme auf die folgenden vier kognitiven Grundoperationen zurückgeführt wer-den, die im Verlauf eines Problemlöseprozesses vielfach in wechselnder Reihen-folge angewendet werden:

– Generative Prozesse: Ideen werden generiert– Explorative Prozesse: Ideen werden analysiert– Vergleichsprozesse: Ideen werden verglichen– Auswahlprozesse: Es wird eine Auswahl zwischen Ideen getroffen.

Während durch generative und explorative Prozesse Alternativen generiert undelaboriert werden, werden bei Vergleichs- und Auswahlprozessen Alternativenausgeschlossen. Wir gehen also davon aus, dass sich beim Problemlösen Phasen,in denen Handlungsmöglichkeiten erzeugt und weiter verzweigt werden, mitPhasen abwechseln, in denen Handlungsmöglichkeiten wieder eingeengt werden(s. auch Dörner, 1999; Ward, Smith & Finke, 1999).

In Anlehnung an die von Dörner (1989) postulierten Phasen der Handlungs-regulation bei der Lösung komplexer Probleme stellt die folgende Abbildung denDenkprozess bei der Problemlösung in schematischer Form als Abfolge der vierkognitiven Grundoperationen dar:

Zielklärung

Kontrolle

Entscheidung

Analyse

Lösungssuche

Bewertung

Planung

Kontrolle

Entscheidung

Analyse

Bewertung

Explorative Prozesse

Generative Prozesse

Vergleichsprozesse

Auswahlprozesse

Inhalt KognitiveGrundoperationen

Prozess

Abb. 1: Kognitive Grundoperationen beim Problemlösen – bezogen auf Inhaltund Prozess

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Wenn wir die Konstruktionstätigkeit als besonders prägnantes Beispiel für Pro-blemlöseprozesse heranziehen (s. Hacker, 1999), so kann Konstruieren als pro-zessuale Tätigkeit in den verschiedenen Phasen grob folgendermaßen skizziertwerden: Es werden Sachverhalte exploriert (Anforderungsklärung, Analyse vonLösungsideen, etc), Ideen generiert (Lösungssuche) und exploriert (Lösungs-analyse), Ideen verglichen (Bewertung verschiedener Lösungsideen), und Ideenausgewählt (Entscheidungen bezüglich Ziele und Lösungen).

Diese Prozesse entfalten sich in der Gruppe durch Kommunikation, d.h.Problemlöseprozess und Kommunikationsprozess sind nicht voneinander zutrennen. Die Analyse der Kommunikation stellt damit den primären Zugang zurErforschung der Denkprozesse beim Problemlösen in Gruppen dar.

2. Organisation der Gruppe als zweite zentrale Anforderung der Problembear-beitung

Für die Bearbeitung jeder halbwegs komplexen Aufgabe in einer Gruppe ist eineAufgabenverteilung und fortlaufende Koordination notwendig, um die unter-schiedlichen Kompetenzen und Präferenzen der Gruppenmitglieder adäquat ein-setzen zu können (Stempfle, Hübner & Badke-Schaub, 2001). Es ist demnachnotwendig, von den Anforderungen der inhaltlichen Problembearbeitung die An-forderungen an die funktionale Organisation der Gruppe zu unterscheiden. Hiermuss die Gruppe ein Mindestmaß an Aktivität im Bereich des Prozessmanage-ments (Moderation und Strukturierung des Gruppenprozesses) und des Schnitt-stellenmanagements (Definition und Zuteilung von Teilaufgaben, Etablieren ei-ner Gruppenstruktur und fortlaufende Koordination zwischen Gruppenmitglie-dern bzw. Teilgruppen) entfalten. Wie Abbildung 1 illustriert, nehmen wir an,dass dieselben kognitiven Prozesse, die für die inhaltliche Problembearbeitungverantwortlich sind, auch bei der Organisation des Gruppenprozesses angewen-det werden.

3. Sozio-emotionale Einbettung des Handelns in GruppenZusätzlich zur inhaltlichen Problembearbeitung und zur Prozessteuerung bestehtin Gruppen die Notwendigkeit, die Beziehung zwischen den Gruppenmitgliedernso zu gestalten, dass eine gemeinsame Problembearbeitung gewährleistet wird.Dabei wollen wir betonen, dass es für die Leistung einer Arbeitsgruppe nichtnotwendigerweise immer eine ‚maximal positive‘ sozio-emotionale Basis gebenmuss. Die Bewertung von Gruppenarbeit kann sehr unterschiedlichen Leistungs-kriterien folgen (Witte & Lecher, 1998). Ungeachtet dessen ist jedoch die Auf-rechterhaltung eines Mindestmasses an Kooperationsbereitschaft eine notwendi-ge Voraussetzung für Gruppenarbeit. Der Bereich sozio-emotionaler Aktivitätenbildet deshalb den dritten Schwerpunkt bei der Analyse des Gruppenprozesses.

Fragestellung

Wir wollen in dieser Studie untersuchen, welche Interaktionsprozesse in aufga-benorientierten Gruppen auf den drei Ebenen Inhalt, Prozess und Beziehungauftreten, wobei unser Schwerpunkt auf der Betrachtung der inhaltlichen und der

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prozessualen Ebene liegt. Daraus wollen wir ableiten, in welcher Beziehung die-se unterschiedlichen Prozesse zueinander stehen und in welcher Weise dieseProzesse mit den Denk- und Handlungsstrategien der Gruppen verknüpft sind.

Methode

Auswahl des Problemraums und Vorgehensweise

Aus dem Interesse an der Analyse von Denk- und Handlungsstrategien des Men-schen beim Umgang mit komplexen Systemen resultiert die langjährige Zusam-menarbeit von Psychologen des Instituts für Theoretische Psychologie der Univer-sität Bamberg mit Ingenieuren der TU Darmstadt und der TU München (für einenÜberblick s. Pahl, Badke-Schaub & Frankenberger, 1999). Im Rahmen der Zu-sammenarbeit wurden Vorgehensstrategien einzelner Konstrukteure im Laborebenso zum Inhalt der Untersuchung (s. z.B. Günther, 1998) wie Konstruktions-prozesse von Gruppen in der Praxis (Badke-Schaub & Frankenberger, 1999).Gruppenprozesse in der Praxis zu untersuchen ist allerdings nicht nur extrem auf-wendig hinsichtlich der Planung und der Datenerfassung, sondern auch hinsichtlichder Eliminierung von Störvariablen jeder Art. Aus diesem Grund wählten wir fürdie vorliegende Fragestellung eine Laborumgebung, in der das Problem und dieUmgebungsvariablen weitestgehend standardisiert werden konnten. Das ausge-wählte Konstruktionsproblem, das von Studenten des Faches Maschinenbau zu be-arbeiten war, sollte hinsichtlich der Anforderungen nicht nur wissensbasierte (alsoden Einsatz des Wissens aus dem Studium), sondern ebenso intellektuelle Regula-tion (Entwurf neuer Lösungen) sensu Hacker (1999) erfordern, weshalb die frühenPhasen des Konstruktionsprozesses durch die Aufgabe priorisiert wurden. Eben-falls sollte das Problem, wie beim Konstruieren üblich, nicht nur eine (richtige)Lösung ermöglichen. Weiterhin sollten Zielkonflikte durch die Vorgabe verschie-dener Anforderungen vorgegeben sein, und es sollte der Problemraum nicht voll-ständig transparent sein, so dass eine aktive Informationssuche notwendig würde.

Stichprobe und Konstruktionsaufgabe

Es wurden drei Versuche durchgeführt, in denen je eine Gruppe von 4-6 Maschi-nenbau-Studenten der TU Darmstadt2 die Aufgabe erhielt, ein Grobkonzept für einSonnenplanetarium zu erstellen. Dieses Sonnenplanetarium sollte Sonnenverläufezu verschiedenen Jahreszeiten und auf verschiedenen Breitengraden simulieren,um beispielsweise Informationen über Lichtverhältnisse in Städten zu gewinnen.Neben der Entwicklung eines Grobkonzeptes mussten im Rahmen eines Ange-botsvorschlages für einen simulierten Kunden eine Anforderungsliste, detaillierteHandskizzen, wenn nötig mit mehreren Ansichten, Stückliste, Kostenschätzungsowie ein vereinfachtes 3d- Modell des Sonnenplanetariums im Team angefertigtund nach Ablauf einer vorgegebenen maximalen Bearbeitungszeit von 6 Stundendem Kunden präsentiert werden. Dazu standen den Gruppen diverse Materialien,

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Informationskataloge, etc. zur Verfügung. Damit war die Aufgabe so angelegt,dass alle Phasen einer Konzeptentwicklung (Anforderungsklärung, Ideengenerie-rung, Grobkonzeption, Auftragsübergabe und Konzeptpräsentation) realisiert wer-den mussten.

Die Versuche wurden mit Hilfe eines Videoprotokolls vollständig transkri-biert, kodiert und ausgewertet. Insgesamt wurden für erste Gruppe 859, für diezweite Gruppe 1247 Interakte und 3087 Interakte für die dritte Gruppe kategori-siert und ausgewertet. Die Tatsache, dass sich die Häufigkeiten der Interakte in dendrei Gruppen stark unterscheiden, stellt bereits ein erstes interessantes Ergebnisdar, da alle drei Gruppen die gleiche Zeit für die Problembearbeitung zur Verfü-gung hatten. Die „Geschwindigkeit“, mit der in Problemlösegruppen gearbeitetwird, scheint sich demnach zwischen den Gruppen deutlich zu unterscheiden.

Kategoriensystem

Das eingesetzte Kategoriensystem zur Analyse von komplexem Problemlösever-halten (KATKOMP, s. Anhang) wurde auf der Basis der bereits dargestelltentheoretischen Überlegungen erstellt, mit dem Ziel, in den drei Bereichen Inhalt,Prozess und Beziehung eine gleichermaßen differenzierte Analyse zu ermögli-chen. KATKOMP stellt eine Fortentwicklung älterer, bereits in früheren Unter-suchungen von uns eingesetzter Kategoriensysteme dar (s. Badke-Schaub, 1993;Badke-Schaub & Frankenberger, 2000, Stempfle & Badke-Schaub, 2000). DieAnalyseeinheit ist das einzelne Interakt bzw. die einzelne Äußerung. KATKOMPist ein hierarchisch gegliedertes Kategoriensystem, bei dem auf einer oberstenEbene zwischen inhaltsbezogenen Beiträgen (z.B. Lösungsvorschlag), prozessbe-zogenen Beiträgen (z.B. Vorschlag zur Vorgehensweise) und beziehungsorien-tierten Beiträgen (z.B. Frage nach Befindlichkeit) unterschieden wird. Jeder derdrei Handlungsbereiche Inhalt, Prozess und Beziehung wird in sogenannteHandlungsschwerpunkte unterteilt, denen für die Bereiche Inhalt und Prozess dasbereits im theoretischen Kapitel dargestellte Phasenmodell zugrunde liegt. Indem Bereich Inhalt werden in Anlehnung an das Phasenmodell der Handlungs-regulation von Dörner (1989) die Handlungsschwerpunkte Zielanalyse/-entschei-dung, Lösungssuche, Analyse, Bewertung, Entscheidung, Kontrolle unterschie-den. Innerhalb dieser Handlungsschwerpunkte sind dann die eigentlichen Beob-achtungskategorien angeordnet. Beispielsweise finden sich für den Handlungs-schwerpunkt „Analyse“ die drei Kategorien „(Inhaltliche) Frage“ (af), „(Inhaltli-che) Information, Antwort“ (aa) und „Hypothesen, Folgerungen“ (ah).

In vergleichbarer Weise ist der Handlungsbereich Prozess aufgebaut; hierwerden die Handlungsschwerpunkte Planung, Analyse, Bewertung, Entschei-dung und Kontrolle unterschieden.

Für den Bereich Beziehungsorientierung wurde eine geringere Differenzie-rung vorgenommen, da frühere Untersuchungen gezeigt haben, dass Problemlö-segruppen auf dieser Ebene vergleichsweise wenig in expliziter Art und Weisekommunizieren.

Im Gegensatz zu anderen Kategoriensystemen bezieht KATKOMP nicht nurformale Merkmale einer Aussage (Frage, Aussage, etc.) mit ein, sondern auch den

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jeweiligen Kontext der Aufgabenbearbeitung. So wird beispielsweise eine inhaltli-che Information, wenn sie sich auf die Anforderungen an ein Produkt bezieht, un-ter der Kategorie „Anforderungen klären“ (zk) kodiert, während eine inhaltlicheInformation, die sich auf einen Lösungsvorschlag bezieht, unter der Kategorie„Inhaltliche Information, Antwort“ (aa) kodiert wird.

Der hierarchische Aufbau von KATKOMP ermöglicht es, Informationen aufunterschiedlichem Auflösungsgrad zu analysieren. So kann z.B. auf sehr grobemAnalyseniveau der Frage nachgegangen werden, wie hoch der Anteil der Grup-penkommunikation im inhaltlichen Bereich bzw. im Bereich der Koordinationist. Ebenso können jedoch auch Fragen auf einem sehr feinen Auflösungsgradbeantwortet werden, z.B. die Frage, wie häufig und in welcher Phase Entschei-dungen zum Prozess getroffen werden.

Für die Beobachterübereinstimmung wurden auf der untersten Ebene derKategorien 66% (die hier jedoch nicht näher ausgeführt wird), auf der Ebene derHandlungsschwerpunkte 78% und auf der Ebene der Handlungsbereiche 87%ermittelt.

Ergebnisse

Deskriptive Analyse

Betrachtet man die in Abbildung 2 dargestellte Verteilung der Kommunikationauf die drei Handlungsbereiche, ergibt sich für alle drei Gruppen ein vergleich-bares Bild. 66% bis 77% aller Beiträge entfallen auf den Inhalt, während zwi-schen 23% und 34% Aussagen zum Prozess auftreten. Aussagen im Kontext derKategorie Beziehung finden sich so gut wie gar nicht.

Abb. 2: Häufigkeit der Interaktionen in den Handlungsbereichen Inhalt, Prozessund Beziehung

Kommunikation nach Handlungsbereichen

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Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 3

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InhaltProzessBeziehung

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Fisch (1994) wie auch Beck (2001) berichten, dass sich die Hauptkategorien In-halt, sozial-emotionale Beiträge und Lenkung (wobei diese Kategorie von derKonzeption her weitgehend unserer Kategorie ‚Prozess‘ entspricht) mit der Me-thode der Konferenzkodierung (KONFKOD) üblicherweise derart verteilen, dassca. 25-30% Lenkungsbeiträge auftreten, die emotionalen Beiträge bei höchstens20% liegen, und die inhaltlichen Beiträge erfahrungsgemäß 40% und nur bei gutgeleiteten sachlichen Debatten ein Maximum von 60% erreichen.

Offensichtlich sehen wir hinsichtlich der Bereiche Inhalt und Prozess eineähnliche Verteilung der Kommunikation wie in den von Fisch (1994) und Beck(2001) so benannten sachlichen Debatten, die sich vereinfacht mit der „2/3-Regel“ umschreiben lässt: ca. 2/3 der Kommunikation entfällt auf den inhaltli-chen Bereich, während 1/3 der Kommunikation der Prozesssteuerung und derBeziehungsregulation dienen.

Auffällig ist, dass in allen drei Gruppen kaum beziehungsorientierte Äuße-rungen auftreten (n < 1%). Ein möglicher Grund mag in der Festlegung der Kate-gorisierung von beziehungsorientierten Äußerungen liegen, denn mit KATKOMPwerden nur solche Äußerungen als beziehungsorientierte Äußerungen kodiert, indenen explizit Emotionen, Wünsche oder Befindlichkeiten thematisiert werden.Unsere Beobachtungen zeigen jedoch, dass beziehungsorientierte Äußerungen inallen drei Gruppen, sofern sie überhaupt auftreten, in inhalts- und vor allem aberauch in prozessbezogene Kommunikation „verpackt“ werden. Wir nehmen an,dass gerade bei der untersuchten Zielgruppe angehender Ingenieuren eine sehrstarke „Sachorientierung“ herrscht. Möglicherweise verhindern gemeinsameNormen Aktivitäten auf der Beziehungsebene zugunsten einer einseitigen Fokus-sierung auf fachliche Inhalte. Für diese Vermutung können allerdings derzeitkeine Belege erbracht werden. Zudem werden von der Aufgabenstellung keiner-lei Interessenskonflikte induziert, in den Gruppen treten folglich ausschließlichkognitive Konflikte auf. Inwiefern es sich bei der sehr geringen Anzahl bezie-hungsorientierter Äußerungen um einen für die Population angehender Ingenieu-re spezifischen Befund handelt, oder ob dieser Befund auch auf Problemlöse-gruppen in anderen Realitätsbereichen generalisierbar ist, kann an dieser Stellenicht geklärt werden.

Die ausgeführte Betrachtung der Kommunikation auf der groben Analysee-bene der Handlungsbereiche ergibt, wie bereits dargestellt, für alle drei Gruppenein vergleichbares Bild. Hier stellt sich die Frage, ob sich diese Ähnlichkeit derGruppen auch auf dem feineren Auflösungsgrad der Handlungsschwerpunktefortsetzt. Die Verteilung der Kommunikation auf die Handlungsschwerpunkte inden drei Gruppen ist in Abbildung 3 dargestellt (für eine Erläuterung der Abkür-zungen der Handlungsschwerpunkte s. Kategoriensystem im Anhang).

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Abb. 3: Häufigkeit der Interaktionen in den drei Gruppen nachHandlungsscherwerpunkten

Wie aus Abbildung 3 ersichtlich wird, ist auch auf der Ebene der Handlungs-schwerpunkte in den drei Gruppen ein korrespondierendes Muster zu erkennen.In allen drei Gruppen nehmen inhaltliche Analysen (ta) den größten Raum ein,gefolgt von Äußerungen zur Analyse des Prozesses (kp), inhaltsbezogenen Be-wertungen (tb), Zielklärungen (za) und prozessbezogenen Bewertungen (kb). Ins-gesamt stellen sowohl im inhaltlichen wie auch im koordinativen Bereich Analyse-(ta bzw. kp) und Bewertungstätigkeiten (tb bzw. kb) die häufigsten Handlungs-schwerpunkte dar. Bezüglich der zugrunde liegenden Denkoperationen bedeutetdies, dass explorative Prozesse und Vergleichsprozesse im Vergleich zu genera-tiven Prozessen und Auswahlprozessen von der quantitativen Bedeutung her imVordergrund stehen.

Die bisher durchgeführte Betrachtung der Häufigkeitsverteilungen aufHandlungsbereiche und Handlungsschwerpunkte ergibt allerdings noch keineHinweise auf den zeitlichen Verlauf des kollektiven Problemlöseprozesses. Dienachfolgende Prozessanalyse soll deshalb Antworten auf die folgenden vier Fra-gen geben:

1. Gibt es Phasen im Gruppenprozess, die sich durch Unterschiede im Kom-munikationsverhalten klar abgrenzen lassen?

2. Wie werden Inhalt, Prozess und Beziehung in den Gruppen miteinander ver-knüpft? Gibt es ein ständiges Hin- und Herspringen zwischen den dreiHandlungsbereichen, oder laufen Interaktionsprozesse über längere Zeit in-nerhalb eines der drei Handlungsbereiche ab?

3. Gibt es zeitliche Verläufe, die in allen drei Gruppen in ähnlicher Art undWeise auftreten? Und falls es diese gibt, sind ‚generalisierbare’ Muster im

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tz ts ta tb te tk kt kp kb ke kk bbHandlungsschwerpunkte

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Gruppe 1

Gruppe 2

Gruppe 3

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zeitlichen Ablauf des kollektiven Problemlösens über verschiedene Gruppenhinweg zu erkennen?

4. Gibt es auf der anderen Seite gruppenspezifische Verhaltensabläufe, die ei-nen gruppenindividuellen Arbeitsstil bei der Problembearbeitung nahe le-gen?

Prozessanalyse

Bei der Betrachtung des Problemlöseprozesses wird unter einer Makroperspekti-ve zunächst der Gesamtprozess der Gruppenarbeit betrachtet, wobei eine zeitli-che Unterteilung des Prozesses in zwei Phasen vorgenommen wird. Diese Ma-kroanalyse dient im Wesentlichen der Beantwortung der ersten eingangs formu-lierten Frage.

In einem zweiten Schritt wird die Kommunikation im Rahmen einer Mikro-analyse auf Abfolgen von einzelnen Interakten untersucht, was Aufschluss be-züglich der Fragen 2, 3 und 4 zulässt.

Makroanalyse

Der Gesamtprozess der Problembearbeitung wurde in zwei Phasen unterteilt, diedurch einen fest vorgegebenen Termin (Kundengespräch nach einer StundeGruppenarbeit) klar abgrenzbar sind. Zu Beginn der ersten Phase erhielten dieGruppen die Instruktion mit dem Hinweis, dass in einer Stunde ein Kundenter-min stattfinden würde, bei dem wichtige Fragen der Gruppe geklärt werdenkönnten.

Am Ende der zweiten Phase sollte dem Kunden von der Gruppe im Rahmeneiner Abschlusspräsentation ein mögliches Lösungskonzept vorgestellt werden.Die erste Phase legt von der Problembearbeitung im inhaltlichen Bereich dieDurchführung einer Ziel- und Anforderungsklärung nahe, wohingegen in derzweiten Phase die Lösungsentwicklung im Vordergrund stehen sollte.

Die folgende Abbildung 4 stellt die Aktivität der Gruppen im Gruppenmittelnach Handlungsschwerpunkten in Phase 1 und Phase 2 gegenüber:

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Handlungsschwerpunkte in der 1.Phase und 2.Phase der Problembearbeitung im Gruppenmittel

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tz ts ta tb te tk kt kp kb ke kk bbHandlungsschwerpunkte

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Phase 1Phase 2

Abb. 4: Häufigkeit der Interaktionen in den Handlungsschwerpunkten für diezwei Phasen der Problembearbeitung im Gruppenmittel

Die Handlungsschwerpunkte in den beiden Phasen unterscheiden sich hoch si-gnifikant (Chi²=652,52, df=23, α<0,01). Wie aus theoretischen Erwägungen zuerwarten war, wird in der ersten Phase signifikant mehr Zielklärung betrieben(Chi²=587,11, df=3, α<0,01), dafür wird signifikant weniger analysiert(Chi²=82,63, df=3, α<0,01) und bewertet (Chi²=21,31, df=3, α<0,01). Entspre-chend unserer theoretischen Annahmen beschäftigen sich die Gruppen also inder ersten Phase vor allem mit Zielen, während sie in der zweiten Phase vorwie-gend Lösungen diskutieren.

Bezüglich des Bereichs der Prozesskoordination könnte man aus theoreti-schen Überlegungen heraus erwarten, dass Gruppen zu Beginn der Gruppenar-beit vermehrt Prozessgestaltung betreiben (z.B. Diskussion über die Vorgehens-weise, Etablieren einer Gruppenstruktur, etc.), und dass in späteren Phasen dieinhaltliche Arbeit überwiegt. Eine solche Hypothese wird beispielsweise in demPhasenmodell von Tuckman (1965) nahegelegt, das in Gruppen zu Beginn derGruppenarbeit nach der „forming“-Phase eine „storming“ und eine „norming“-Phase postuliert, in der vor allem Machtkämpfe ausgetragen und Gruppennor-men etabliert werden, wohingegen in der späteren „performing“-Phase die in-haltliche Arbeit überwiegen soll.

Vergleicht man das Kommunikationsverhalten der Gruppen in den beidenPhasen auf der Ebene der Handlungsbereiche (Gruppenmittel, s. Abbildung 5),dann ergeben sich im Widerspruch zu Tuckman’s Phasenmodell keinerlei signi-fikanten Unterschiede über die beiden Phasen. Wie Abbildung 5 zeigt, sind imMittel der Gruppen in beiden Phasen zu gleichen Anteilen inhaltliche, prozess-bezogene und beziehungsbezogene Aktivitäten auszumachen.

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Abb. 5: Häufigkeit der Interaktionen der drei Gruppen inden Handlungsbereichen Inhalt, Prozess und Beziehungfür die zwei Phasen der Problembearbeitung.

Offen bleibt jedoch die Frage, ob inhaltliche und prozessbezogene Aktivitäten inden Gruppen tatsächlich gleichbleibend über den gesamten Prozess verteilt auf-treten, oder ob sich Schwerpunkte zeigen, in denen vermehrt koordinativ odervermehrt inhaltlich gearbeitet wird, wenngleich diese Schwerpunkte nicht an denvon Tuckman (1965) postulierten Zeitpunkten auftreten.

Die folgende Abbildung zeigt die Abfolge von Interakten in den Handlungs-bereichen Inhalt und Prozess in den drei Gruppen im gesamten zeitlichen Verlaufder Gruppenarbeit.

Handlungsbereiche in der 1.Phase und 2. Phase der Problembearbeitung im Gruppenmittel

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Inhalt Prozess Beziehung

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Phase 1Phase 2

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Gruppe 1

Gruppe 2

Gruppe 3

Abb. 6: Abfolge von inhalts- (=t) und Prozess bezogenen (=k) Aktivitäten in dendrei Gruppen

Wie die Abbildung verdeutlicht, ist in allen drei Gruppen mindestens eine Phasezu beobachten, in der prozessorientierte Aktivitäten deutlich überwiegen, wohin-gegen in der übrigen Zeit die inhaltliche Arbeit dominiert, die dann nur gele-gentlich durch kurze prozessbezogene Einschübe unterbrochen wird. Die be-schriebene „Koordinationsphase“ tritt in den drei Gruppen jedoch interessanter-weise zu völlig unterschiedlichen Zeitpunkten auf: in Gruppe 1 zu Beginn derGruppenarbeit (wie von Tuckman postuliert), in Gruppe 2 in der Mitte der Grup-penarbeit (wie von Gersick in empirischen Untersuchungen gefunden, 1988) undin Gruppe 3 erst zum Ende der Gruppenarbeit. Diese Ergebnisse bestätigen dienormative Festlegung, dass Problemlösegruppen irgendwann im Verlauf des Be-arbeitungsprozesses eine längere Phase der Prozessgestaltung benötigen. Wanndiese Phase eintritt, ist jedoch von Gruppe zu Gruppe sehr unterschiedlich. InBezug auf die Leistung wäre aus normativen Erwägungen heraus zu erwarten,dass Gruppe 3, in der erst zum Ende der Gruppenarbeit hin eine längere Phaseder Prozesssteuerung auftritt, bezüglich ihrer Leistung schlechter abschneidensollte als die anderen beiden Gruppen. Interessanterweise ist das Gegenteil derFall: diese Gruppe erstellt tatsächlich die beste Lösung. Dieses Ergebnis ist da-hingehend zu erklären, dass die Aufgabe, die den Gruppen gestellt wurde, einstatisches komplexes Problem darstellt. Das bedeutet, die Rahmenbedingungender Aufgabe bleiben über die gesamte Zeit der Bearbeitung hinweg konstant. Esmüssen keine Zwischenergebnisse erbracht werden; Fehler, die die Gruppe be-geht, wirken sich nur dann aus, wenn sie bis zum Schluss beibehalten werden. Ineinem statischen Problemraum muss sich ein „chaotisches“ Vorgehen, wie es

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Gruppe 3 zeigt, nicht unbedingt leistungsmindernd auswirken, da alle Operatorenreversibel sind. Eine mangelhafte Koordination der Gruppenprozesse über denVerlauf der Gruppenarbeit hinweg kann somit durch eine intensive Koordinati-onsphase am Ende kompensiert werden. Dagegen ist anzunehmen, dass fehlendeprozessbezogene Gruppenaktivitäten in frühen Phasen der Problembearbeitungin dynamischen Problemräumen, in denen Operatoren häufig nicht reversibelsind und Zwischenergebnisse die weitere Entwicklung des Problemraums beein-flussen, zu einem schlechteren Ergebnis führen. Ergebnisse hierzu liegen aller-dings noch nicht vor. Dieses Ergebnis lässt den Versuch, allgemeingültige Pha-sentheorien für das Vorgehen von Gruppen zu formulieren, in einem kritischenLicht erscheinen. Stattdessen sollten bei der Formulierung von Phasentheoriender Problemtypus und mögliche weitere Einflüsse auf das Vorgehen der Gruppestärker thematisiert werden.

Mikroanalyse

Für die Mikroanalyse wurden Phasenübergänge zwischen einzelnen Handlungs-schwerpunkten untersucht. Da die Grundraten der Handlungsschwerpunkte sichunterscheiden, wurde mit Hilfe von Chi²-Tests berechnet, ob ein Phasenüber-gang, gemessen an der Grundrate, überzufällig häufig oder überzufällig seltenauftritt.

Die Phasenübergänge wurden für alle drei Gruppen getrennt berechnet, umeinen „Mittelungsfehler“ zu vermeiden und auch der Frage nachzugehen, inwie-fern die gefundenen Phasenübergänge tatsächlich über Gruppen hinweg stabilsind, oder ob es sich hierbei um gruppenindividuelle Muster handelt.

Abbildung 7 zeigt zunächst Phasenübergänge auf der Ebene der drei Hand-lungsbereiche. Dargestellt werden in den folgenden Abbildungen nur Phasen-übergänge, die, gemessen an der Grundrate der jeweiligen Kategorie, überzufäl-lig häufig oder überzufällig selten auftreten. Eine gestrichelte Linie bedeutet,dass der jeweilige Phasenübergang nur in einer Gruppe auftritt. Bei einer dünnenLinie tritt der Phasenübergang in zwei, bei einer dicken Linie in allen drei beob-achteten Gruppen auf. Endet eine Linie mit einem Pfeil, dann handelt es sich umeinen positiven Phasenübergang, wohingegen negative Phasenübergänge mitstumpf endenden Linien dargestellt sind. Die Zahlen neben den Linien sind dieÜbergangswahrscheinlichkeiten, hinter den Übergangswahrscheinlichkeiten istdie Grundrate aufgeführt.

Kommunikation und Problemlösen in Gruppen 71

Inhalt

Prozess Beziehung

0,81 / 0,64

0,12 / 0,27

0,27 / 0,64

0,72 / 0,310,13 / 0,00

Abb. 7: Phasenübergänge der einzelnen Interakte für die drei Handlungsbereiche(ohne Restkategorien)

Aus Abbildung 7 wird deutlich, dass alle überzufällig häufigen Phasenübergängeinnerhalb eines der drei Handlungsbereiche Inhalt, Prozess und Beziehung auf-treten. Überzufällig häufige Übergänge zwischen den drei Bereichen treten inkeinem einzigen Fall auf. Die theoretisch getroffene Unterteilung des Gruppen-prozesses in die drei großen Bereiche Inhalt, Prozess und Beziehung erhält somitihre empirische Rechtfertigung. Die drei Gruppen springen keineswegs zwischenden Handlungsbereichen hin- und her; vielmehr verlaufen Sequenzen vonHandlungen häufiger innerhalb einem der drei großen Bereiche. Dieser Befundist über alle drei Gruppen hinweg stabil.

In Tabelle 1 ist für jeden der drei Handlungsbereiche dargestellt, wie vieleInterakte desselben Handlungsbereichs im Mittel bzw. maximal aufeinanderfol-gen, ehe ein Wechsel zu einem der anderen Bereiche eintritt.

Tab. 1: Dauer von Interaktionssequenzen innerhalb der HandlungsbereicheHandlungsbereich Dauer Mittel Dauer MaximumInhalt 6,3 46Prozess 3,2 37Beziehung 1,4 x4

Wie aus Tabelle 1 ersichtlich wird, sind Handlungssequenzen im inhaltlichenBereich im Mittel deutlich länger als Handlungssequenzen im koordinativen Be-reich. Handlungssequenzen im beziehungsorientierten Bereich sind, sofern manüberhaupt von Sequenzen sprechen kann, von vergleichsweise kurzer Dauer.

Der kollektive Problemlöseprozess stellt sich insgesamt also als Abfolge vonlänger andauernden Prozessen der Problembearbeitung und länger andauerndenProzessen der Prozessteuerung dar, die von Zeit zu Zeit punktuell durch bezie-hungsorientierte Äußerungen unterbrochen werden. Ziel der punktuell auftreten-den beziehungsorientierten Äußerungen ist es möglicherweise, Spannung, die imVerlauf der gemeinsamen Aufgabenbearbeitung entsteht, zu reduzieren (vgl.Bales, 1953; Bales, 1999).

72 Joachim Stempfle, Petra Badke-Schaub

Abbildung 8 zeigt die Phasenübergänge auf dem feineren Auflösungsgradder Handlungsschwerpunkte.

Zielklärung

Kontrolle

Entscheidung

Analyse

Lösungssuche

Bewertung

Kontrolle

Analyse

Planung

Bewertung

Entscheidung

Bez.-orientierung

0,48 / 0,06

0,13 / 0,03

0,41 / 0,41 0,22 / 0,12

0,60 / 0,41

0,18 / 0,12

0,20/0,12

0,52 / 0,41

0,19/0,12

0,13 / 0,00

0,13 / 0,00

0,03 / 0,02

0,26 / 0,170,05 / 0,05 0,02 / 0,02

0,43 / 0,17

0,14 / 0,05

0,07 / 0,04

0,02 / 0,02

0,30 / 0,17

0,15 / 0,05

0,13 / 0,04

0,23 / 0,17

0,09 / 0,04

0,08 / 0,05

0,21 / 0,17

0,04 / 0,01

InhaltProzess

Beziehung

Abb. 8: Phasenübergänge der einzelnen Interaktefür die Handlungsschwerpunkte

Die Übergänge im inhaltlichen Bereich erscheinen insgesamt „geordneter“ alsdie Übergänge im koordinativen Bereich. Mit Ausnahme eines Phasenübergangssind im inhaltlichen Bereich alle Phasenübergänge in mindestens zwei Gruppen,viele in allen drei Gruppen zu beobachten. Im koordinativen Bereich sind hinge-gen acht Übergänge zu verzeichnen, die nur in einer Gruppe auftreten.

Für alle Handlungsschwerpunkte mit Ausnahme von inhaltsbezogenen Ent-scheidungen sind Übergänge nach demselben Handlungsschwerpunkt wahr-scheinlich, d.h. es ist sehr wahrscheinlich, dass beispielsweise auf eine Analyse-tätigkeit direkt eine weitere Analysetätigkeit erfolgt. Die Handlungsschwer-punkte sind damit in der Tat als Schwerpunkte zu verstehen, die im laufendenProzess vielfach Blöcke aus mehreren gleichartigen Interakten bilden.

Dabei sind zwei Phasenübergänge besonders augenfällig, die über alle dreiGruppen hinweg stabil zu beobachten sind: der Phasenübergang Analyse-Bewer-tung im inhaltlichen Bereich sowie das Pendant dazu im koordinativen Bereich.Für alle vier genannten Handlungsschwerpunkte (Inhalt: Analyse und Bewer-tung; Prozess: Analyse und Bewertung) gilt, dass zum einen Übergänge inner-halb desselben Handlungsschwerpunkts wahrscheinlich sind. Zum anderen deu-

Kommunikation und Problemlösen in Gruppen 73

tet sich in beiden Handlungsbereichen eine Schleife aus Analyse-Bewertung-Analyse an. Analysen und Bewertungen scheinen in beiden Handlungsbereichenim Prozess eng miteinander verzahnt zu sein.

Wie bereits im theoretischen Kapitel dargestellt, liegen den beiden genann-ten Blöcken im inhaltlichen und koordinativen Bereich jeweils die gleichenDenkoperationen zugrunde. Sowohl bei inhaltlichen Analysen als auch bei pro-zessbezogenen Analysen liegen explorative Denkprozesse zugrunde. Bewertun-gen im inhaltlichen und koordinativen Bereich beruhen hingegen auf Denkpro-zessen des Vergleichs in der Art, dass ein Ist-Zustand mit einem Soll-Zustandverglichen wird, aus dessen Ergebnis eine Beurteilung resultiert.

In Tabelle 2 ist für jeden Handlungsschwerpunkt die durchschnittliche sowiemaximale Länge der beobachteten Sequenzen innerhalb des jeweiligen Hand-lungsschwerpunkts dargestellt, ehe ein Wechsel zu einem der anderen Hand-lungsschwerpunkte eintritt.

Tab. 2: Dauer von Interaktionssequenzen innerhalb der Handlungsschwerpunkte

Handlungsschwerpunkt Dauer Mittel Dauer MaximumZielklärung (Inhalt) 1,9 7Lösungssuche (Inhalt) 1,2 3Analyse (Inhalt) 2,6 16Bewertung (Inhalt) 1,3 7Entscheidung (Inhalt) 1,0 2Kontrolle (Inhalt) 1,3 2Planung (Prozess) 1,1 2Analyse (Prozess) 1,9 16Bewertung (Prozess) 1,2 3Entscheidung (Prozess) 1,2 4Kontrolle (Prozess) 1,1 3Beziehungsorientierung 1,4 4

Sowohl im inhaltlichen Bereich als auch im Bereich der Prozesssteuerung dauernAnalysen im Mittel länger als Bewertungen. Bezogen auf die zugrundeliegendenDenkoperationen nehmen im inhaltlichen wie auch im koordinativen Bereich ex-plorative Denkprozesse damit im Mittel mehr Zeit in Anspruch als vergleichendeDenkprozesse.

Ein ständiger Wechsel zwischen mittel- bis länger andauernden Analysenund kürzeren Bewertungen, also zwischen explorativen und vergleichend-bewertenden Tätigkeiten, stellt sich somit als Herzstück des kollektiven Pro-blemlöseprozesses dar. Dies gilt nicht nur für den inhaltlichen Bereich des Pro-blemlösens. Wie die Ergebnisse zeigen, gehen die Gruppen bei der Prozesssteue-rung ähnlich vor wie im inhaltlichen Bereich. Diese Ergebnisse sind bemerkens-wert stabil; sie sind für alle drei Gruppen gleichermaßen signifikant.

Betrachtet man den Handlungsschwerpunkt „Zielklärung“, dann fällt auf,dass ausgehend von der Zielklärung eine weitere Zielklärung der einzige Hand-lungsschwerpunkt ist, der signifikant häufiger eintritt, als es die Grundrate er-warten lassen würde. Dieser Befund tritt wiederum in allen drei Gruppen auf.Sequenzen aus Zielklärungen dauern im Mittel 1,9 Interakte, mit einem Maxi-

74 Joachim Stempfle, Petra Badke-Schaub

mum von 7 Interakten. Damit sind Abfolgen aus Zielklärungen nach inhaltlichenAnalysen im Mittel die zweitlängsten Sequenzen, die innerhalb eines Hand-lungsschwerpunkts auftreten. Die bereits dargestellte Makroanalyse zeigt, dassZielklärungen zudem fast ausschließlich in der ersten Phase der Gruppenarbeitauftreten. Zielklärungen scheinen damit nicht nur auf eine bestimmte Phase derGruppenarbeit beschränkt, sondern auch wenig mit den übrigen Handlungs-schwerpunkten verzahnt zu sein. Betrachtet man den Prozess der Zielklärung inder qualitativen Analyse, dann wird deutlich, dass Sequenzen aus Zielklärungenvon mittlerer Dauer in unsystematischer Art und Weise immer wieder durchbro-chen werden von Versuchen, den Gruppenprozess in der frühen Phase zu struk-turieren oder auch von verfrühten Lösungssuchen und –analysen, die aber meistnach kurzer Zeit zugunsten einer Wiederaufnahme des Zielklärungsprozessesabgebrochen werden.

Kontrollen im inhaltlichen Bereich sind in allen drei Gruppen äußerst selten,sie treten zudem in wenig systematischer Art und Weise auf. Insbesondere wirdnach Entscheidungen im inhaltlichen Bereich selten eine Kontrolle, ein Vergleichdes Istwerts mit dem Sollwert der Zielvorgabe, vorgenommen. Auch ein erneutesRekurrieren auf die Zielvorgaben im Sinne einer Zielklärung unterbleibt. Alle dreiGruppen tendieren vielmehr dazu, den Zielraum zwar anfangs zu explorieren, da-nach jedoch Lösungen zu entwickeln und darüber zu entscheiden, ohne eine er-neute Rückkopplung mit den Zielen vorzunehmen und ohne explizit, d.h. in ver-balem Austausch mit den Gruppenmitgliedern zu kontrollieren, ob die Lösung tat-sächlich alle geforderten Bedingungen erfüllt. Dies ist vor dem Hintergrund vonvielfältigen, komplexen und sich widersprechenden Anforderungen (z.B. Kostenvs. Qualität, maximale Realitätsnähe vs. einfache Wartung) in der Konstruktionfehlerträchtig und hatte in einer der beobachteten Gruppen beispielsweise die Kon-sequenz, dass eine Lösung gewählt wurde, die aus Gründen des zu hohen Gewichtsnicht realisierbar ist. Dies hätte durch einen kurzen Blick auf die Anforderungslistesofort bemerkt werden können. In Untersuchungen mit Praktikern (Stempfle &Badke-Schaub, 2000) wurden Kontrolltätigkeiten wesentlich häufiger beobachtet.Dies legt die Vermutung nahe, dass die Ursache für das beobachtete, offensichtli-che Defizit in der mangelnden Erfahrung der Studenten zu suchen ist.

In den bisher berichteten Ergebnissen der Mikroanalyse wurden vor allemGemeinsamkeiten zwischen den drei Gruppen betont. Zwischen den drei Grup-pen werden jedoch auch bedeutsame Unterschiede sichtbar, die hinsichtlich eini-ger Aspekte auf ein unterschiedliches Vorgehen der Gruppen beim Problemlösenschließen lassen. In Abbildung 9 sind deshalb die Phasenübergänge im inhaltli-chen Bereich auf der Ebene der Handlungsschwerpunkte für die drei Gruppengetrennt dargestellt.

Ein interessanter Unterschied besteht darin, dass in den Gruppen auf eineLösungssuche entweder signifikant häufiger eine Analyse oder signifikant häufi-ger eine Bewertung folgt. Ob nach einem Vorschlag im Rahmen der Lösungssu-che zunächst eine Analyse folgt oder sofort eine Bewertung, macht für denDenk- und Problemlöseprozess einen entscheidenden Unterschied. Wenn Vor-schläge ohne Analyse sofort bewertet werden, liegt die Gefahr nahe, dass Lö-sungsvorschläge vorschnell akzeptiert oder grundlos verworfen werden. Erst eineAnalyse des Vorschlags ermöglicht eine ausgewogene Beurteilung. Deshalb ist

Kommunikation und Problemlösen in Gruppen 75

zu erwarten, dass Gruppen, die Vorschläge häufiger sofort bewerten, ohne siezuvor einer Analyse zu unterziehen, eine höhere Fehlerrate haben als Gruppen,in denen Vorschläge zunächst analysiert und dann bewertet werden.

Zielklärung

Kontrolle

Entscheidung Entscheidung Entscheidung

Gruppe 1 Gruppe 2 Gruppe 3

0,46 / 0,41

0,20 / 0,10

0,55 / 0,41

0,17 / 0,05

0,35 / 0,07

0,20 / 0,10

0,14 / 0,10 0,54 / 0,430,16 / 0,12

0,63 / 0,08

0,60 / 0,43

0,17 / 0,12

0,33 / 0,00

Zielklärung

Analyse

Lösungssuche 0,14 / 0,02

0,56 / 0,400,20 / 0,13

0,62 / 0,40

0,30 / 0,13

0,48 / 0,05

0,22 / 0,13

0,33 / 0,13

0,25 / 0,00

0,52 / 0,43 0,41 / .40

Analyse

Lösungssuche

Bewertung

Kontrolle

Bewertung

Zielklärung

Kontrolle

Analyse

Lösungssuche

Bewertung

Abb. 9: Phasenübergänge im inhaltlichen Bereich nach Handlungsschwerpunktenin den drei Gruppen

Betrachtet man bezüglich dieses Punktes die Einzelergebnisse in den drei Grup-pen, dann werden Unterschiede zwischen den Gruppen deutlich:

Gruppe 1: Auf eine Lösungssuche folgt in dieser Gruppe signifikant häufigereine Bewertung; Analysen nach der Lösungssuche treten in dieserGruppe sogar signifikant seltener(!) auf.

Gruppe 2: Auf eine Lösungssuche folgt in dieser Gruppe signifikant häufigereine Analyse.

Gruppe 3: Auf eine Lösungssuche folgt in dieser Gruppe signifikant häufigersowohl eine Analyse wie auch eine Bewertung.

Diese Ergebnisse zeigen, dass es bezüglich des Umgangs mit Lösungsvorschlä-gen unterschiedliche Vorgehensweisen in den drei Gruppen gibt. Aus theoreti-scher Sicht wäre das Vorgehen von Gruppe 2 als besonders positiv zu bewerten,da hier Lösungsvorschläge in den meisten Fällen zunächst analysiert und nur sel-ten eine vorschnelle Bewertung vorgenommen wird. Das Vorgehen von Gruppe 3,und mehr noch das Vorgehen von Gruppe 1 ist als problematisch anzusehen.

Ausgehend von diesen Ergebnissen postulieren wir eine Zwei-Prozess-Theorie des Denkens, die den dargestellten Befund erklärt. Wir nehmen an, dasssituationsspezifisch zwei verschiedene Denkprozesse aktiviert werden:

Prozess 1: Ausgehend von einer Problemstellung wird eine Schleife aus Vor-schlägen-Bewertungen-Vorschlägen mehrfach durchlaufen, bis eine zufriedenstel-lende Lösung gefunden ist, oder die Anzahl der Durchläufe eine bestimmteSchwelle überschreitet. Es treten im Gesamtprozess zwar auch längere Analyse-phasen auf, diese werden jedoch zumeist unsystematisch durch Fragen einzelnerGruppenmitglieder eingeleitet. Analysen finden nicht zielgerichtet nach Lösungs-vorschlägen statt. Vorteil dieses Prozesses ist, dass bei einfachen Problemen sehrschnell eine Lösung gefunden wird, und zeitraubende Analysen unterbleiben.

76 Joachim Stempfle, Petra Badke-Schaub

Prozess 2: Nur, wenn Prozess 1 behindert oder unterbrochen wird, kommt eszu einem Eintreten der Gruppe in Prozess 2. In diesem Prozess schließen sich anVorschläge längere Analysephasen an, in denen ein Lösungsvorschlag z.T. sehrausführlich analysiert wird. Im Zuge dieses Prozesses findet eine Exploration desProblemraums statt.

Grundpostulat der Zwei-Prozess-Theorie ist, dass es sich bei Prozess 1 umden „natürlichen“, d.h. Routine-Denkprozess handelt, den Gruppen automatischanwenden, wenn keine Faktoren wirksam sind, die dies verhindern. Ursache da-für ist zum einen der kognitive Aspekt der „Denkökonomie“ (Ehrlenspiel, 1999)und Komplexitätsreduktion (Klix, 1993), der es als rational erscheinen lässt,wenn Gruppen (wie übrigens auch Individuen) zunächst versuchen, ein Problemaufwandsarm, also schnell und ohne ausführliche Analyse von Lösungsvorschlä-gen zu lösen. Ein solches Vorgehen findet seine Entsprechung in dem entschei-dungspsychologischen Heurismus des „satisficing“ (Simon, 1969), nach dem Men-schen in Entscheidungssituationen selten nach „der besten“, sondern vielmehr nacheiner Lösungsanternative suchen, die bezüglich relevanter Kriterien als ausrei-chend beurteilt wird. Dieses Vorgehen führt bei hoher Erfahrung und wenigkomplexen Problemen zumeist sehr schnell zu einer brauchbaren Lösung. Dar-über hinaus können auch motivationale und gruppendynamische Aspekte alsmögliche Ursachen für die Vermeidung von Prozess 2 angeführt werden. Explo-rationstätigkeiten bergen die Gefahr, im Zuge der Exploration des Lösungsraumsauf Probleme und Defizite zu stoßen. In diesem Sinne erzeugt Exploration Unbe-stimmtheit (Dörner, 1999), die vielfach mit dem Erleben von Kontrollverlust undUnlust einhergeht und deshalb vermieden wird. Außerdem steigt durch explorativeTätigkeiten die Wahrscheinlichkeit des Auftretens kognitiver Konflikte. Gruppen,die stark auf die Herstellung von Gruppenharmonie bedacht sind, werden auch ausdiesem Grund „unnötige“ Explorationstätigkeiten vermeiden.

Interessant ist jedoch die Frage, unter welchen Bedingungen es zu einemEintritt in Prozess 2 kommt. Hierfür können drei mögliche Bedingungen genanntwerden:

Misserfolg: Wenn Prozess 1 wiederholt durchlaufen wird, allerdings ohneErfolg, und dieser Misserfolg erkannt wird, kann es zu einem Eintreten in Pro-zess 2 kommen.

Kritik und kognitive Konflikte: Aufgrund von gruppeninterner Kritik undkognitiven Konflikten werden die Gruppenmitglieder dazu gezwungen, eigeneLösungsvorschläge ausführlich zu begründen und argumentativ zu verteidigen.Dies beinhaltet zwangsläufig eine Analysetätigkeit, in deren Verlauf neue Argu-mente gesucht werden.

Anwendung einer Methodik: Es gibt spezifische Methoden, die konsequentfür eine bestimmte Zeit/Phase des Bearbeitungsprozesses Prozess 1 unterbinden,z.B. der morphologische Kasten, Brainstorming oder auch Gruppenmoderations-methoden (Witte & Sack, 1999).

Die drei von uns untersuchten Gruppen unterscheiden sich bezüglich der dreigenannten Bedingungen in ihrer Vorgehensweise. In Gruppe 1 wird keine Metho-dik angewendet. Gleichzeitig werden in Gruppe 1 Konflikte vermieden. Zwei derdrei Bedingungen für einen Eintritt in Prozess 2 sind damit nicht gegeben. Folglichüberrascht es nicht, dass die Gruppe vor allem in Prozess 1 verhaften bleibt.

Kommunikation und Problemlösen in Gruppen 77

Im Gegensatz dazu geht Gruppe 2 als einzige Gruppe methodisch vor, siesetzt beispielsweise die Kreativitätstechnik des „Brainwriting“ ein. Gruppe 2 istdie einzige Gruppe, in der vor allem Prozess 2 zu beobachten ist, was aufgrundder eingesetzten Methodik zu erwarten wäre. Gruppe 3 arbeitet zwar ähnlichunmethodisch wie Gruppe 1, aufgrund eines „Störenfrieds“ in der Gruppe tretenjedoch immer wieder lang andauernde kognitive Konflikte auf. Nach unsererEinschätzung sind diese Konflikte als ursächlich dafür anzusehen, dass es derGruppe zumindest zeitweise gelingt, von Prozess 1 in Prozess 2 zu springen.

Zusammenfassung und Ausblick

Entsprechend der Zielsetzung des Artikels wurde in den vorangegangenen Ka-piteln versucht, den Problemlöseprozess in Gruppen in bezug auf inhaltliche,prozesssteuernde und beziehungsorientierte Aktivitäten in theoretischer und em-pirischer Hinsicht näher zu beleuchten.

Hierbei konnte gezeigt werden, dass Inhalt, Prozess und Beziehung als ab-grenzbare Prozesse im Gruppengeschehen auftreten. Im Verlauf stellt sich derkollektive Problemlöseprozess in den untersuchten Gruppen als Abfolge vonlänger andauernden inhaltlichen und länger andauernden prozessbezogenen Ak-tivitäten dar, die punktuell durch beziehungsorientierte Äußerungen unterbro-chen werden. Entgegen der Annahme von Phasentheorien, wonach Gruppen eherzu Beginn der Gruppenarbeit im Rahmen einer „norming“-Phase vermehrt überden eigenen Prozess und die eigene Struktur diskutieren, treten prozesszentriertePhasen zwar in allen drei untersuchten Gruppen auf, jedoch zu unterschiedlichenZeitpunkten. Im Einklang mit Theorien des Problemlösens beschäftigen sich alledrei Gruppen im inhaltlichen Bereich zu Beginn der Gruppenarbeit mit dem Ziel-raum, im weiteren Verlauf dann vorwiegend mit dem Lösungsraum. EineSchwierigkeit stellt hierbei die Tatsache dar, dass Zielraum und Lösungsraumvon den untersuchten Gruppen kaum vernetzt betrachtet werden. Dies birgt dieGefahr, dass Lösungen entwickelt werden, die zwar in sich ‚stimmig’ sind, diejedoch den vorgegebenen Anforderungen nicht entsprechen.

Betrachtet man den Interaktionsprozess auf der Mikroebene, dann bilden iminhaltlichen wie auch im Bereich der Prozesssteuerung eng verzahnte Abfolgenaus Analyse- und Bewertungstätigkeiten das Herzstück des kollektiven Pro-blemlöseprozesses.

Bezüglich des Umgangs mit Lösungsvorschlagen wurden zwischen denGruppen bedeutsame Unterschiede festgestellt, die mittels einer Zwei-Prozess-Theorie des Denkens erklärt wurden. Hierin wird zwischen einem „Routine-Problemlösen“, das sich durch vorschnelle Bewertungen von Lösungen auszeich-net, und einer elaborierteren Form des Problemlösens unterschieden, bei der Vor-schläge zunächst einer Analyse unterzogen werden, ehe eine Bewertung erfolgt.

In der Untersuchung wurden eine Reihe von Fragen aufgeworfen, die durchzukünftige Forschung zu beantworten sind. So wurde für die vorliegende Unter-suchung als Untersuchungsparadigma ein komplexes, nicht-dynamisches Pro-blem gewählt. Hier stellt sich die Frage, welchen Einfluss unterschiedliche Pro-

78 Joachim Stempfle, Petra Badke-Schaub

blemtypen auf den Gruppenprozess haben. Insbesondere ist der Einfluss von dy-namischen Problemen auf das Vorgehen von Gruppen interessant.

Des weiteren werden im Zusammenhang mit der postulierten Zwei-Prozess-Theorie des Problemlösens in Gruppen eine Reihe von Fragen aufgeworfen. Sowurden drei Bedingungen formuliert, die aus theoretischen Erwägungen herauseinen Übergang von Prozess 1 zu Prozess 2 verursachen sollten. Inwiefern diestatsächlich geschieht, kann durch das vorliegende explorative Versuchsdesignnicht geklärt werden. Hier sind weitere empirische Untersuchungen notwendig,in denen diese Bedingungen gezielt gesetzt werden.

Anmerkungen

1 Dieser Beitrag entstand im Zusammenhang mit dem Projekt: „Führungsprozesse inder Produktentwicklung“, gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft(DFG). (Förderkennzeichen DO 200/19-1).

2 An dieser Stelle vielen Dank an Herrn Dipl.-Ing. Robert Lüdcke und Dr.-Ing. StefanWallmeier für die Kooperation bei der Versuchsdurchführung.

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Zur Autorin: Dr. Petra Badke-Schaub ist wissenschaftliche Assistentin am Insti-tut für Theoretische Psychologie an der Universität Bamberg. Forschungs-themen: Determinanten effektiver Gruppenarbeit, Analyse von Gruppenprozes-sen in Laborstudien und Felduntersuchungen, Kritische Situationen in komple-xen Realitätsbereichen.Zum Autor: Dipl.-Psych Joachim Stempfle ist Doktorand am Institut für Theore-tische Psychologie an der Universität Bamberg und außerdem als Trainer undBerater in der freien Wirtschaft tätig. Forschungsthemen: Gruppenprozesse, Pro-blemlösen und Führung in Gruppen, Training von Gruppen.Anschrift: Joachim Stempfle, Institut für Theoretische Psychologie, UniversitätBamberg, Markusplatz 3, 96045- Bamberg, e-mail: [email protected], Dr. Petra Badke-Schaub, Institut für Theoretische Psychologie,Universität Bamberg, Markusplatz 3, 96045- Bamberg, e-mail: petra.badke-schaub @ppp.uni-bamberg.de

Kommunikation und Problemlösen in Gruppen 81

Anhang

KATKOMP: vollständiges Kategoriensystem zur Erfassung vonGruppenprozessen beim Problemlösen