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Künftige Wissenschaftlerinnen schon früh ausgebremst? Die Situation bei den studentischen Hilfskräften an deutschen Universitäten

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l)rc l lcutxhc l lrhlrothcl vcrrctchnel dicse Publikation in der DeutschenNntrorulhthltojrnllc, tletltlltertc hibliografische Daten sind im Internet{l lxr - http ,tdnh ddh rlc ' nhnrlbur.

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rsBN 978-3-7 316-1052-8

Inhalt

Ilona Ebbers, Brigitte Halbfos, Daniela Rastetter

Ein le i tung . . . . . . . . . . . . .7

Christine BauhardtFeministische Ökonomie, Ökofeminismus und Queer Ecologies -

feministisch-materialistische Perspektiven auf gesellschaftliche

Naturverhältnisse ........... ......... I I

Andrea Grisold, Katharina Mader

Veränderungen und Stillstand von Frauenarbeit im

Längsschnittvergleich. Das Beispiel Österreich ...............47

Ingrid Biermqnn, Claudia Gather, Lena Schürmann,

Susan Ulbricht, Heinz ZipprianPrekäre männliche Selbständiekeit und Geschlechterverhältnisse ........ 7 5

Melanie Roski, Brigitte Halbfas, Christine Vollcrnann

Unternehmensgründung und Umfeldfaktoren.

Ein ganzheitliches Modell zur Erklärung

von Geschlechterdifferenzen im Gründungsgeschehen ....................... l0l

Anna Mucha, Daniela Rastetter

Mikropolitische Kompetenz- eine Frage der ,inneren Haltung'?

Zum Zusammenhang zwischen geschlechtsbezogenem

Selbstkonzept, Bereitschaft zu mikropolitischem Handeln

und Aufstiegserfolg ............... l3l

t92l

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iLii

i

Karin Reichel

Krell, G., Ortlieb, R., Sieben, B. (Hrsg.) (201l): Chancengleichheit durr.tr F*sonalpolitik.: Gleichstellungen von Frauen und Männem in Untcrrrcl,rflrund Verwaltungen. Rechtliche Regelungen - Problemanalysen I ,h{lgen,6. Aufl., Wiesbaden

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nftige Wissenschaftlerinnen schonfrüh ausgebremst?

Situation bei den studentischen Hilfskräftenan deutschen Universitäten

Gerd Grözinger, Marlene Langholz

I Einleitung

teilweise positiver Entwicklungen schlagen Frauen in Deutschland

immer deutlich seltener eine wissenschaftliche Karriere ein als

. Dies lässt sich mit folsenden Zahlen verdeutlichen: Bei den

rn in Deutschland waren im WS 20101201I fast die Hälfte

Studierenden weiblich (48 Prozent), der Frauenanteil betrug immer-

noch 4l Prozent bei den Promotionen - einschließlich des Sonder-

der Medizin -. aber nur noch 26 Prozent bei den Habilitationen

isches Bundesamt 2012). Und bloß l8 Prozent der Professurenmit Frauen besetzt (GWK 20ll). Es existieren zahlreiche Unter-

ngen, die die Marginalisierung von Frauen in der Wissenschaft

irisch oder theoretisch untersuchen (2.B. Lojewski 201l; GEW 2012;2012; Jung 2012). Der Fokus dieser Arbeiten liegt häufig

der Vereinbarkeit von Familie und Beruf (Ball 2005; Ramm/Bargel

; Metz-Göckel et al. 2009), der Situation von Frauen in naturwissen-

lichen und technischen Fächern (Stewart 2003; Bornkessel/Asdonk

I ) oder der Wissenschaft als männlich-geprägtem sozialem Feld

2000; Schubert/Engelage 201 l).

t94 Gerd Grözinger, Marlene Langholz

Die Unterrepräsentanz von Frauen im Wissenschaftsbetrieb *,rfgeme mit der Metapher einer ,Leaky Pipeline' symbolisiert, bei dcr nr|jeder höheren Qualifikationsstufe ein Teil der Frauen ,versickert, (SclrnberVEngelage 2011). Während die oberen Stationen recht gut untersrrlsind, ist bisher weniger darüber bekannt, inwiefern auch schon wlihrcnldes Studiums Weichen gestellt werden, die eine geschlechtliche Sclregation begünstigen. Wir haben dazu die Situation der studentiselrrHilfskräfte (,Hiwis' im Unijargon, der im Folgenden auch übernorrrrrnwurde) in Deutschland untersucht. Nach einer Einfühnrng zu dcrr hnherigen Erkenntnissen bezüglich dieser Gruppe beschreiben wir zunltt hlden von uns benutzten bisher nicht dazu ausgewerteten Datensatz unlformuliere . danach Hypothesen, die folgend statistisch getestet wcrth.Abschließend werden die Ergebnisse diskutiert.

2 Was wissen wir über die Situation bei den Hiwis?

Die meisten der noch spärlich vorhandenen Untersuchungen zum 'l

hcl1,studentische Hilfskräfte' haben vor allem auf die soziale Zusamrncn*zung bzw. den prekären Beschäftigungszustand fokussiert und niclrr dden Genderaspekt. Als Erklärung für die Selektion nach sozialcr lhrkunft wird vor allem auf die strukturellen Gegebenheiten verwiescrr, rl;zu großen Teilen durch die Verteilung bestimmter Kapitalarten dcrern*niert werden (Lenger/Schneickert 2010). Aufbauend auf den bilttunlrsoziologischen Überlegungen Piene Bourdieus wird hier argumcnttattdass bestimmte gesellschaftliche Gruppen über Handlungsressourrlbzw. Kapitalarten verftigen, die sich in Umfang, Struktur und Arr ülErwerbs unterscheiden und die Handlungsoptionen von Akteuren Ieinem gesellschaftlichen Feld, wie z.B. der Wissenschaft, begrcnrtl,Gleichzeitig determiniert die Distribution des spezifischen Kapirllr, v|allem ökonomischer, sozialer, symbolischer und kultureller Art, tStruktur des jeweiligen gesellschaftlichen Feldes (Bourdieu 1997).

Bei der Rekrutierung (siehe auch Hilbrich/Schneider in dieserrr ltrrfvon Studierenden als studentische Hilßkraft spielt vor allem dls Vllthandensein letzterer Kapitalart, in der Form von kulturellen Fertigkoqeine wichtige Rolle. Aufgrund ihrer sozialen Passung werden dahcr Xnder aus dem Akademikermilieu häufiger als studentische Hilfskrnil rrgestellt als Kinder, die diesem Milieu nicht entstammen. Studien. (trr. ,t.l

Künftiee Wissenschaftlerinnen schon früh aussebremst? 195

Zusammenhang empirisch nachweisen konnten, bezogen sich aberin der Regel nur auf eine Universität (Vogel 1970; Regelmann

; Lammers 2009) und können daher nicht mit Sicherheit auf die ge-

deutsche Hochschullandschaft übertrasen werden.tativität dürfen dagegen die im Auftrag des BMBF seit 1982

Studierendensurveys beanspruchen, die ebenfalls Fragen

Beschäftigung als studentische Hilfskraft bzw. Tutor enthalten. Im2003/04 wurde auf dieser Grundlage ein Schwerpunktbe-

zum Thema ,Wissenschaftlicher Nachwuchs unter den Studieren-erstellt. der sozio-strukturelle Daten zu studentischen Hilfskräften

t. So haben 34%o der Studierenden aus der Akademikerschaft. aber

28oÄ der Studierenden aus Arbeiterfamilien eine Stelle als Hilfs-

utor inne (Bargel/Röhl 2006, l8). Auch in der durch das HIS19. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks zeigt

dass die Wahrscheinlichkeit als Hilfskraft zu arbeiten mit steisenderHerkunft zunimmt. Als Gründe werden hier vor allem unter-

iche Motivlagen bei der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit ange-

. Nicht der Gelderwerb, sondern das Knüpfen von Kontakten undSammeln praktischer Erfahrungen seien die wichtigsten Motive beiÜberlegung als Hiwi zu arbeiten. Studierende mit geringeren finan-

Ressourcen seien aber vor allem aus Gründen des Gelderwerbs

eine Nebentätigkeit angewiesen und daher weniger ,,wtihlerisch"et al. 2010,392).

Auch stärker verallgemeinerbar sind die Ergebnisse der neuesten Stu-

in dem Feld. Im WS 2010/ll wurde von Lenger, Schneickert undmit Unterstützung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft

fticherübergreifende Befragung von knapp 4.000 studentischendurchgeflihrt und explorativ ausgewertet. Die Autoren

dabei u.a: zu dem Ergebnis, dass 60 Prozent der studentischenfte aus einem bildungsnahen Umfeld stammen und tendenziell

ökonomisch stark privilegiert sind (Lenger et al. 2012, 17ff.). Diestellen darüber hinaus fest. dass

,,neben der sozialen Herkunft, [...] insbesondere das Geschlecht, das

Alter und die Staatsangehörigkeit von zentraler Bedeutung fiir das so-zialstrukturelle Profil der untersuchten Gruppe [sind]",

lil

t96 Gerd Grözinger, Marlene Langholz

kommen hier aber zu keinen eindeutig zu interpretierenden Ergebnisrt(Lenger et al. 2012,25). Die Feststellung, dass bei der Rekrutierung IProzent der Hilfskräfte persönlich von einem Dozenten bzw. einer lbzentin angesprochen wurden und nur 30 Prozent sich auf eine Ausschdrbung beworben haben, macht deutlich, welche Bedeutung bestinurfPersönlichkeitsmerkmale bei der Entscheidung für oder gegen die l'rrstellung eines Studierenden als studentische Hilßkraft haben dürften.

Werner Nienhüser schließlich hat sich bereits im Jahr 2001 mit pschlechtsspezifischen Unterschieden bei studentisch Erwerbstätigerr h*schäftigt, allerdings nur indirekt mit dem Thema der universitätsinlcnfTätigkeit als studentische Hilfskraft. Erwähnenswert an seiner Studic t|jedoch die Feststellung, dass besonders weibliche Studierende bei hcrrren Kinderbetreuungsmöglichkeiten profitieren würden, da sie mehr l{für die Kinderbetreuung aufwenden als männliche Studierende (Nrehüser,'001, 21).

Die Beschäftigung als Hiwi ist nicht ausschließlich als Arbeitsrrurütphänomen zu fassen, denn sie ist zugleich auch ein Praktikum in dic Altagsarbeit wissenschaftlicher Tätigkeit. Hiwis können zugleichsein, ,Kopiersklavlnnen' und ,Künftige Kolleglnnen'. Die Tätigkc.rlstudentische Hilfskraft bietet Studierenden die Möglichkeit, Kontak tcLehrenden aufzubauen, sowie Erfahrungen im Bereich des wissensrlichen Arbeitens zu sammeln und stellt daher, neben der BeteiligungForschungsprojekten, eine wichtige Selektionsstufe bei derdes wissenschaftlichen Nachwuchses dar (BargeURöhl 2006, ltleiner Befragung von fast 1.900 Promovierenden im Jahre 2009 gabcndrei Viertel von ihnen an schon einmal für einen bestimmten Zals studentische Hilßkraft gearbeitet zu haben (Lenger 2009,l2ll

3 Der,Konstanzer Studierendensurvey'

Im Auftrag des BMBF untersucht eine Gruppe von Hochschullilrlnnen an der Universität Konstanz in reselmäßisen Abständen Srende in Deutschland mit Hilfe eines Fragebogens der zahlreichc Isionen, wie etwa Zufriedenheit mit dem Studium, Herkunft, polPositionen etc.. enthält. Dieser Datensatz umfasst mittlerweile clllen, von 1982/83 bis zuletzt 2010. Basis der Befragungen ist einc

Künftiee Wissenschaftlerinnen schon früh aussebremst? 197

ng wurde das Sample um Einrichtungen in den neuen Bun-erweitert). Insgesamt sind hier Informationen von 95.536

renden enthalten. Wir haben nur die Universitäten ausgewertet,den Datensatz auf 76.618 Fälle aus 17 Hochschulen reduziert (daalle Variablen für alle Wellen vorliegen, ist die tatsächliche Anzahl

den Berechnungen oft niedriger). Der Hintergrund für diese Be-auf Universitäten ist erstens, dass zum einen wegen der ge-

Forschungsbedeutung der FHs die Anzahl der Hiwis dort ver-ise gering ist und zweitens wir den Bezug auf eine spätere Wis-

ftskarriere untersuchen wollen und Fachhochschulen bekanntlichPromotionsrecht besitzen. Promotionen stellen aber den zentralen

hlüssel zu einer Tätigkeit in der Wissenschaft dar.Ergebnisse des Konstanzer Studierendensurveys werden - vor

in deskriptiver Form - in regelmäßigen Berichten publiziert, zu-bei Multrus, Ramm und Bargel (2011). Weiter sind Erkenntnisse

auch bei der Bearbeitung speziellerer Fragestellungen von NutzenIn unserem Zusammenhang interessant sind vor allem die

itungen zum wissenschaftlichen Nachwuchs (Bargel/Röhl 2006)zur S ituation von Studentinnen (Ramm/Bargel 2005 ).Hiwi-Dimension wird in dem Survey zentral mit folgender Frage

Sie oder waren Sie schon einmalals studentische Hilfskraff/

beschäftiet?"die Antwortmöglichkeiten sind:

bisher noch nie und interessiere mich auch nicht dafür"

Jtlein, bisher noch nicht, würde aber gerne"

"Ja (bitte angeben, wie viel Semester insgesamt)".

haben zunächst nur die ,,Ja" (Hiwis) gegen beide Neins getestet, unddie mittlere Kategorie als ,HiwiAspirantlnnen' noch einmal ge-untersucht. Die Ausweituns auf die Größe Hilfskraft oder Tutor

3anz willkommen, da ja eine entlohnte Tatigkeit, die eventuell auchInteresse an Wissenschaft fördern soll. untersucht werden soll. Die

bleibende Reihe von Universitäten und Fachhochschulen (nach rlcr ttn

Hiwi steht also im Folgenden für beides.

198 Gerd Grözinger, Marlene Langholz

Tabelle 1: Anteil der Studierenden/Hiwis nach Geschlecht

Frauen Männer

Studierende o% 46,r 53,9

Hiwi % 4r,3 58,7

Hiwi-Aspirantlnnen oÄ 48,2 5 l , 8

Studierende Alter a A a 24,8

Hiwi Alter 25,6 26,2

Hiwi-Aspirantlnnen Alter ) 1 ) 23,8

Als summarische Angaben lassen sich dem Datensatz die in Tabclb I

aufgeführten deskriptiven Ergebnisse entnehmen: Frauen sind tlhct ü;

ganze Zeitpanrre betrachtet etwas weniger als Männer in der Sttl(llrltl

denschaft vertreten. Ihr Anteil an den Hiwis ist aber erkennbar gcrtn1|

als es der relativen Bedeutung entspricht. Bei den Aspirantlnnell ril It

dagegenjedoch höher, was schon aufdieser einfachen Ebene dalilr r;r*

chen könnte, dass hier Interessen nicht ausreichend zum Zuge kortrlü]

Männer sind ein gutes halbes Jahr älter als Frauen, was sich vor nlfl

durch die Wehrpflicht erklären lässt. Hiwis beider Geschlechtcr

etwa anderthalb Jahre älter als der Durchschnitt der Befragten, Ili*'

rantlnnen dagegen ein Jahr jünger. Wegen dieser Altersdifferenz

man also nicht einfach davon ausgehen, dass hier immer ungc

Potential vorliegt, manche von ihnen könnten auch später durchitttr

Zuge kommen. Ob diese Überlegung aber tatsächlich zutrifft, wcrdenErgebnisse zeigen.

4 Hypothesen

Aus der Literatur lassen sich einige Vermutungen bezüglich der V

dung Hiwis - Gender ableiten. Die erste Hypothese betrifft den cirr

Anteil. Wenn geschlechtsspezifische Diskriminierung im Hoclreich in Deutschland ubiquitär ist, dann dtirfte sie auch bei diescrrie zu sehen sein. Wir vermuten also:

l. Schon an der ersten Station einer typischen Wissenschaftslaulbnhn

der Tätigkeit als Hiwi, sind Frauen unterrepräsentiert.

Künftige Wissenschaftlerinnen schon füih ausgebremst? r99

mag man mit einiger Berechtigung einwenden, dass das Bild dochvon Fachkulturen geprägt sei und etwa die frauenarmen Ingenieur-

ften mit den frauenreichen Erziehungswissenschaften unver-bar sind. In der Regel wird dabei unterstellt, dass es einer ,kriti-Masse' (Ball 2005) bedürfe um eine Tendenz zur angemessenen

nz rrr erzeugen. So hat etwa die Nobelpreisträgerin Nusslein-rd, die sich in diesem Bereich engagiert, formuliert: ,,Nichts ist soheidend für den Anstieg des Frauenanteils wie dieser selbst" (Jung

2, 89). Die nächste Hypothese lautet deshalb:

Es gibt unterschiedliche Fachkulturen bezüglich der Wahrung der Ge-

bei Hiwis, wobei ein niedriger Studentinnenanteil

v wirkt.

dieser Vermutung ist auch impliziert, dass der zu beobachtende An-

des Anteils der Studentinnen negative Wirkungen mit der Zeit ab-. Beispielsweise heißt es in einem BMBF-Bericht über ,Frauen im':

,,Gegen manifeste Benachteiligungen im Studium muss nurselten etwas unternommen werden. Die allermeisten StudentinnenDiskriminierung nicht erlebt und führen kaum Klagen darüber"und Multrus 2011, S. XIII). Obwohl auch hier, da ebenfalls der

r Studierendensurvey' Grundlage des Berichts war, eine

nz von Frauen bei den Hiwis festgestellt wird (s. l42ff.),

doch die Trendaussage gelten:

relative weibliche HiWi-Repräsentanz (im Verhältnis zu den Ein-

) nimmt mit der Zeitnt.

Befragungen messen Frauen der Vereinbarkeit von Berufs- und Pri-generell eine größere Bedeutung bei als Männer (Brandt 2012).

die Anschauung im universitären Alltag dürfte nicht gerade zu dem

führen, dass eine berufliche Tätiekeit in der Wissenschaft hierBedingungen aufzuweisen hat. Im Gegenteil. Laut einer Studie zur

ituation des wissenschaftlichen Mittelbaus hat die berufliche Un-t und schwere Planbarkeit in diesem Bereich schwerwiegende

auf die Lebensplanung wissenschaftlicher Mitarbeiter. 43der weiblichen Befragten gaben an, schon mal aus beruflicheneinen Kinderwunsch aufgeschoben zu haben (Hecht et al. 2009,

200 Gerd Grözinger, Marlene Langholz

30). Eine weitere Untersuchung ergab in Bezug auf diese Gruppe dcr ltoschäftigten, bei der ein Viertel unter 3l Jahre ist und die Hälfte .t | ,Ir

Jahre, also im klassischen Familiengründungsalter:

,,Fast zwei Drittel aller wissenschaftlichen Mitarbeiter (und damit irretwa so viele wie 1992) haben keine Kinder im Haushalt.', (JacobTeichler20l l , l l3) .

Wir vermuten deshalb:

4. Spätere Unvereinbarkeit von Familienplänen mit wissenschaftliclrorKarriere wird von Studentinnen stärker antizipiert als von Studenten rurlträgt zlur Unterrepräsentanz bei den Hiwis bei.

Zur Überprüfung der o.g. Hypothesen wurden vor allem logistisebRegressionen berechnet, bei denen die Zielvanable binär kodien rr(Hiwi oder nicht). Gesucht wurde nach einem eventuellen Einfluss rlcebenfalls binären Variable Geschlecht (Frau : l). Als zu kontrolliercndrVariablen wurden zunächst zwei Größen von Raum und Zeit aufgenornmen, von denen nicht klar war, ob sie wirken und in welche Richtung rlcEinfluss geht. Einmal ist eine Unterscheidung in neue und alte Bundoländer getroffen worden, da die Ausstattung der Hochschulen in rlcrBeitrittsländern unterschiedlich sein kann. Eine eventuelle Verändcnrnlüber die Zeitistüber die Erhebungsjahre berücksichtigt.

An persönlichen Variablen wurden das Alter und das Quadrat doAlters aufgenornmen. Denn es ist nicht unwahrscheinlich, dass Srudierende eher in der Mitte ihres Studiums eine Hiwi-Tätigkeit ausithcnWir erwarten, dass das Alter positiv, das Alter-Quadrat negativ wirlrWegen der relativen sozialen Abgeschlossenheit des akademischen ltotriebs ist auch kontrolliert, ob ein Eltemteil oder gar beide einen lkxhschulabschluss besitzen. Es wird in beiden Fällen ein positiver Einllumerwartet. Weiter ist die Abitumote berticksichtigt, von der eine negltn,tWirkung angenommen wird (höhere Noten sind schlechtere Noten), lrwird unterstellt, dass ,gute' Studierende eher Interesse zeigen und lutheher das Angebot erhalten, Hiwi zu werden. Der Survey enthält aurhFragen nach hochschulischen Leistungen, aber zum einen ist dn tlcKenntnisstand ftir eine Summenangabe vermutlich in manchen Scrncrtern eher gering, zum anderen bestehen Fachdifferenzen in der Durrh

Künftige Wissenschaftlerinnen schon früh ausgebremst? 201

ittsnote, die zu berücksichtigen wären. Deshalb schien die Abitur-

der homogenste Indikator. Auch wenn an der St?irke des Zusam-

methodische Zweifel bestehen (Müller-Benedict 2010), wirdll doch davon ausgegangen, dass er den besten Prädiktor des Stu-

lgs darstellt.

5 Ergebnisse

Tabelle I sind die Ergebnisse dargestellt, wobei zunächst das Modell I

Erklärung einer Tätigkeit als studentische Hilfskraft diskutiert wird,

von einer allgemeinen Unterrepräsentanz weiblicher studenti-

Hilfskräfte ausgeht. Der Erklärungsgehalt (Nagelkerkes R2 ist dasMaß dafür) ist nicht sonderlich hoch aber zufriedenstel-

, Ohne Ausnahme sind daftir aber alle Variablen hochsignifikant (auf

l%-Niveau). Man erkennt einen Einfluss von Raum und Zeit: die

in den alten Bundesländern haben mehr Hiwis und generell

gt der Hiwi-Anteil an den Studierenden mit den Jahren an. Alle ande-

persönlichen Merkmale zeigen die erwartete Richtung. Dies gilt auch

die letzte, eigentlich interessierende Größe, das Geschlecht. Studen-

sind zu einem signifikanten Anteil weniger häufiger Hiwi als Stu-

, und auch die Stärke dieses Effekts ist im Vergleich zu den ande-

Größen erheblich.

Darnit ist Hypothese I bestätigt.Bevor die anderen Hypothesen überprüft werden, ist das erste Modell

einmal mit einer anderen Zielvariable getestet worden: den Hiwi-

iianllnnen. Die Überlegung ist, dass hier ein allgemeines, bisher

erfülltes Interesse an einer solchen Tätigkeit erfragt wird und insti-

ionelle wie eventuell persönliche Hinderungsgründe keine Rolle spie-

Nun könnte man einwenden, dass wegen des sehr jungen Durch-

ttsalters dieser Antwortgruppe ein solches Interesse von z.B. Stu-wenig substantiiert sei. Wir haben dem Rechnung getra-

und in der letzten Ergebnisspalte von Tabelle 2 nur Studierende mit

igstens vier Fachsemestern aufgenommen (aber bei Zugrundelegung

vollständigen Datensatzes, so ergab ein weiterer Test, änderte sich

Ergebnis wenig). Das Ergebnis ist klar: die hier interessierende Gen-

Variable verliert alle Signifikanz, beim Interesse an einer Hiwi-

Tätigkeit ist kein Unterschied zwischen Studentinnen und Studenten fest-

202 Gerd Grözinger, Marlene Langholz

zustellen. Allerdings hat eine solche allgemeine Interessensbekundtrnl

etwas schwer zu interpretierendes Unverbindliches, denn der Gesnrrrt

erklärungsgehalt des Modells sinkt hier stark ab und nähert sich tlor

0-Grenze.

Tabelle 2: Reprösentanz von Hiwis und Hiwi-Aspirantlnnen

Ziel-variable

Hiwi Hiwi-Aspir

Innen (ab ti4 Sem.)

Modell I Modell 2a Modell 2b (nwab 2000/2001)

Koefli-zient

Sign. Koeffi-zient

Sign. Koeffr-zient

Sign. Koeffi-zient

AlteLänder

0,086 *** 0,081 *** -0,028 0,094

Jahr 0,025 0,029 0,032 *t ' t -0,013

Alter 0,977 * * l 0,978 *** 0,855 *** -0,287

Alter-

Quadrat

- 0,015 -0,015 -0,012 0,003

Mind. einEltemteilAkade-miker

0,162 0 ,161 0,236 -0,054

BeideElternAkade-miker

0 , 1 l 0 0 , 1 l 3 0,120 -0,17

Abitur-note

- 0,073 -0,072 -0,087 0,020

Weiblich -0,197 0,382 0,534 0,024

Weibl. *

Anteilder Stu-dentinnen

-1,086 1,382

Nagel-

kerkes *, 155 l \ 1 ,178 0,045

N 67.216 67.216 27.001 49.041

Künftige Wissenschaftlerinnen schon früh ausgebremst? 203

Das nächste Modell zur Erklärung einer tatsächlichen Hiwi-Anstellung?idmet sich der Hypothese 2, in der ein Zusammenhang zwischen dem8ftrdentinnenanteil und der Hiwi-Repräsentanz hergestellt wird, Als Testtrurde im Modell 2a für jede Welle und die sieben im Datensatz enthal-Enen Fachgruppen (ohne die wenigen Fälle der ,sonstigen') - Kultur-

haften, Sozialwissenschaften, Jura, Wirtschaftswissenschaften,izin, Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften - der Frauen-

Irteil an den Studierenden berechnet und als Interaktionsterm mit derhdividuellen Geschlechtsvariable multipliziert. Die so erhaltene ztrsätz-

Variable beschreibt damit den Einfluss des Umfeldes.Alle anderen Werte beim Übergang von Modell I zu Modell 2ablei-durch diese Veränderung im Modell praktisch unverändert. Aber bei

,weiblich' kehrt sich das Vorzeichen um und die EffektsUirke steist er-icblich an. Dagegen wirkt die neue Einflussgröße stark negativ. Was be-

das? Wenn ein niedriger Frauenanteil in einer Fach-Zeit-Kombi-besteht, haben Studentinnen mehr Chancen Hiwi zu werden als

Das Bild ändert sich bei gut 35o4-Frauenanteil, dann werdenChancen schlechter (dieser Schwellenwert bestimmt sich durch das

Itnis der beiden Koeffizienten: Weiblich / (Weiblich * Anteil derinnen).

Nun mag man einwenden, dass ein Datensatz, der so viele Jahre um-vielleicht ein Übergewicht an alten gegenüber neueren Informatio-

enthält. Und dass ein so umfassend definiertes Modell aktuelle Ent-wo real viel Dynamik in Bezug auf die Geschlechtspropor-

zu beobachten ist, schlecht widerspiegelt. Das ist nicht ausge-lossen. Wir haben deshalb Modell 2a noch einmal gerechnet, diesmal

nur die letzten vier Wellen, die die Jahre 200012001 bis 200912010berücksichtigt. Dieses Modell 2b zeigt sehr ähnliche Strukturen.

einer Ausnahme, die Raumvariable ist nicht mehr signifikant, inwie neuen Bundesländern werden nun ähnlich relativ viele Hiwis

igt. Es ist interessant, dass der Vorteil von ,Weiblich' etwas an-ist, aber auch der Nachteil des Interaktionseffektes. Die kriti-

Schwelle liegt jetzt bei knapp 39a/o, also etwas höher aber nichtanders als der Gesamtwert aus Modell 2a.

Hypothese 2 ist damit in einem Teil widerlegt: ein niedriger Frauen-im jeweiligen Fach wirkt sich positiv auf die Repräsentanz von

Hiwis aus und umeekehrt.

204 Gerd Grözinger, Marlene Langholz

Hypothese 2 enthielt auch eine Aussage, dass Fachkulturen utttcr

schiedliche Geschlechterrepräsentanzen bei den Hiwis produzieren. llm

ist mit einem statistischen Gesamtmodell schwer zu fassen. Nattlrlrri

könnte man Dummys für die Fächer einführen, aber die Zahl möglichcr

Interaktionen mit dem Geschlecht und den Wellen macht das sehr rrn

übersichtlich. Wir haben uns deshalb ftir eine andere Darstellung cnt

schieden. In Tabelle 3 finden sich Relationen von: ,,weibl. Hiwis / Stu

dentinnen" / ,,märurl. Hiwis / Studenten", aufgeteilt nach Erhebungsy,rh

ren und Fächern. Die letzte Spalte enthält die Gesamtwerte fiir rllrjeweilige Jahr und die untere Zeile für das jeweilige Fach über alle S'cl

len hinwes.

Tabelle 3 : Relationen weibl. Hiwis/Studentinnen

zu mönnl. Hiwis/Studenten

Künftige Wissenschaftlerinnen schon früh ausgebremst? 205

r. Aber die Fachkulturen sind sehr unterschiedlich, in etwa ausge-

bei den Juristlnnen, den Wirtschaftswissenschaftlerlnnen und

in den Ingenieurwissenschaftenl.

Hypothese 2 ist darin bestätigt, dass verschiedene Fachkulturen die

in den Studiengängen unterschiedlich beeinflussen.

die Zeit ist aber keine Verbesserung der geschlechtlichen Reprä-

im Sinne einer stärkeren Ausgewogenheit, zu erkennen. Es gilt

das Gegenteil, Werte über Eins hnden sich sogar mehr in den ersten

, und auch in der Summe (letzte Spalte in Tabelle 3) ist kein

zu einer Steigerung erkennbar. Dies korrespondiert mit den Ergeb-

der Logistischen Regression, dass eine Steigerung des Anteils der

tinnen mit einer relativen Abnahme bei den Hiwis verbunden ist.

Die Hypothese 3 ist widerlegt, eine relative Zunahme weiblicher

Repräsentanz über die Zeitist nicht sichtbar.

Diese Werte hier sind noch zu ungenau in Bezug auf eine relevante In-

ion, nämlich die Abiturnote als ein Zeiger für Studienerfolg. Die

Note der Hochschulzugangsberechtigung ist bei den Studentinnen durch-

rhnittlich um etwa eine Zehntelnote besser als bei den Studenten (2,22

3egenüber 2,32), so dass eigentlich eine etwas höhere weibliche Reprä-

nz also Werte über 1 bei den Hiwis zu erwarten wäre.

Natürlich gilt eine solche Aussage nur, wenn ein gleiches Interesse

von Frauen an Hiwlstellen vorausgesetzt werden kann, das von den Ein-

üellungsverantwortlichen entsprechend unterschiedslos wahrgenommen

ird. Es könnte aber abweichen, etwa weil ein geringeres Interesse an

wissenschaftlicher Tätigkeit vorliegt, oder weil schon bei Studentinnen

lbschreckende Diskriminierungserfahrungen bestehen oder weil eine

wissenschaftsbezogene Tätigkeit als weniger attraktiv empfunden wird.

Wir haben versucht. dafrir in dem Datensatz Indikatoren zu finden. Für

lnteresse an Wissenschaft generell wurde eine der Antwortdimensio-

nen auf die Frage ,,Worin sehen Sie für sich den Nutzen eines Hoch-

I Auch Sigrid Metz-Göckel (2012, 56) beschreibt die Ingenieurwissenschaften als

"crwartungswidrige Ausnahme" Anders als bei den meisten anderen Studiengängen

bt hier keine Auseinanderentwicklung der wissenschaftlichen Karriereverläufe von

männlichen und weiblichen Absolventen zu beobachten. Als mögliche Erklärung

nenni Metz-Göckel die starke Selbstselektion bei Studienbeginn und ein Leistungs-

profil von Studentinnen der Ingenieurwissenschaften, das ,,stereotype Fremdzu-

lchreibuneen aushebelt".

Jahr Kultur Sozial Jura Wirt. Medizin Natur Ingen.

r982183 0,79 0,60 0,88 | , 1 7 0,75 0,87 0,57

1984/85 0,76 0,63 I ,04 l . l r 0,88 1,02 0,48

1986/87 0,82 0,83 0,70 l ,0t 0,90 0,81 0,88

1989/90 0,81 1,00 1,38 1 , 1 5 0,81 0,83 l . l 6

1992193 0,86 0,94 t,24 0,84 |,02 0,82 l ,0 l

1994/95 0,91 0,86 0,74 t , l 3 0,67 0,94 0,99

t997/98 0,72 0,72 r,00 o q 5 0,88 0,78 0,98

2000/01 0,64 0,77 0,93 0,77 0,64 0,70 0,66

2003/04 0,89 o 7 5 0,84 0,94 0,68 0,68 0,95

2006/07 0,68 0,90 0,72 0,66 0,72 0,88 0,96

2009/10 0,83 1,03 |,24 0,72 0,54 0,77 0,97

g 0,8 r 0,82 l ,05 0,97 0,84 0,83 0,97

t l

l l l

),

) , l {

) , ' t '

),x. '

Insgesamt beträgt der Faktor 0,82 (Kreuzungspunkt beider Dttrrh

schnitte). Die allgemeine Daumenregel lautet damit: es gibt untcr rlcn

Hiwis etwa relativ ein Zehntel zu wenig Frauen, und ein Zehntel ztr r rct

Gerd Grözinger, Marlene Langholz

schulstudiums?" genommen und zwar die Antwortgröße ,,eine gute rr n

senschaftliche Ausbildune zu erhalten".

Tab el I e 4 : Int er e s s e an w is s ens c haft l. Au s b il dun g/T öt i gkei t/P r o m u I i t t t t

Künftiee Wissenschaftlerinnen schon frtih aussebremst? 207

tcil haben, ohne weitere Erklärungen interpretierbar zu sein. Unter Be-rtlcksichtigung der schon vorne begründeten Kontrollvariablen findetrich ein leicht positiver Einfluss der (weiblichen) Geschlechtsvariable.lnsgesamt ist aber der Gesamtzusammenhang des Modells von sehrschlechter Erklärungsqualität, wie das niedrige R2 demonstriert.

Als Nächstes haben wir gefragt, setzt sich dieses etwas höhere Inte-resse (neben der Geschlechtsvariable wäre auch die bessere Abiturdurch-rchnittsnote wieder zu beachten) von Frauen an einer guten wissenschaft-lichen Ausbildung auch in den Wunsch nach einer Tätigkeit in der Wis-lenschaft um? Zur Beantwortung kann auf folgende Frage im Datensatzrekurriert werden: ,,Was ist Ihnen persönlich an einem Beruf besonderswichtig?" und darin auf eine der Antwortkategorien: ,,Möglichkeit zuwissenschaftlicher Tätigkeit".

Ergebnisspalte 2 von Tabelle 4 zeigt, dass bei Frauen hier eine ein-deutig geringere Neigung herrscht. Die Erklärung dafür ist nicht ganz

einfach. Sind es die daftir nötigen langen Phasen der weiteren Qualifika-tion, ist es mangelnde Förderung durch Professorlnnen oder sind es dielpäteren Arbeitsbedingungen? Wir haben zuerst nach dem Qualifizie-rungsinteresse geschaut. Der Survey fragt dies direkr ab durch die Frage:

,,Planen Sie im weiteren Verlauf ihres Studiums...?" und der Vorgabeverschiedener Antwortdimensionen, darunter auch,,zu promovieren".

Geantwortet werden konnte graduell, und in der Regression wurde dieZielvariable um die Kategorie der Unentschlossenen bereinigt. Und zu-tätzlich ist noch die Sondersituation bei den Medizinerlnnen mit einemDummy berücksichtigt worden, da eine Promotion hier in der Regel alsStudienabschluss und nicht als darüber hinaus reichende wissenschaft-liche Qualifikation anzusehen ist. Die Ergebnisspalte 3 zeigt, dass dieVariable ,Frauen' nun einen negativen Einfluss von einiger Bedeutung

aufiveist. Die Wahrscheinlichkeit eines Promotionsinteresses ist also beiFrauen, unter Konstanthaltung aller anderen Variablen, geringer ausge-prägt als bei Männern. Die erklärte Yarianz des Promotionsinteressesbeträgt in diesem Modell durchaus akzeptable 23,9 Prozent (konigiertes

R2 von 0.2391.

Der nächste und letzte Schritt war, zwei zusätzliche Meinungsvariab-len in die Erklärung des Promotionsinteresses mit aufzunehmen. Dieerste betrifft eine wahrgenommene Frauendiskriminierung. Der Surveyfragt: ,,Wie stark ist ihr Hauptstudienfach an ihrer Hochschule aus ihrerSicht charakterisiert durch...?" und eine der Antwortdimensionen ist: ..

ZieI-variable

Wiss. Ausbildung Wiss. Tätigkeil Promotionsinteresse

Modell I Motlcll

Unstand.Koeff

Signifi-kanz

Unstand.KOCII.

Signifi-kanz

Unstand.Koeff.

Signi-fikanz

Unstand.Koeff.

AlteLänder

-0.104 0,067 n ,r') 0,2 l6

Jahr 0,010 -0,009 -0,008 -0.006

Alter 0.082 -0,004 -0,001 -0,004

Alter-Quadral

0,001 0,001 0,000 0,000

Mind. IEltemteilAkademi-ker

0,060 -0,024 0,082 0.084

BeideAkademi-ker

-0.020 0,054 0.055 0,054

Abitumotc -0,014 -0,028 -0,022 -0,022

Medizin-dummy

l , 5 l I 1,495

Weiblich+Diskrim.

0,025

Mämlich*Diskrim.

0,009

Weiblich*Familie

-0,058

Männlich*Familie

-0,033

Weiblich 0,028 -0,190 -0,155 -0,044

Korr. R2 0,020 0,016 0,239 0,244

N o t - z J I 67.647 60.649 59.495

) l l r I

Bereinigt um die Kategorie der Unentschlossenen sind die Ergebtrrr.c

dieser 2. Regressionsanalyse in der ersten Ergebnisspalte von Tabcllc 'l

zu finden. Gerechnet wurden einfache OlS-Regressionen, die erlrl'

rungsgemäß auch für 4-6stufige Antwortskalen vom Typ ,Nein'/ ,tJtrt.rhaupt Nicht' bis ,Sicher'/,Sehr Stark' ausreichen, aber den großen Vur

208 Gerd Grözinger, Marlene Langholz

Benachteiligung von Studentinnen", zu beantworten auf einer Skalu, llrandere aufgenommene Variable betrifft die Frage ,,Was ist ihnen pcrsmlich an einem Beruf besonders wichtig?", wobei wieder verschicderPräzisierungen auf einer Skala jeweils zu beantworten waren, danrntdauch ,,Vereinbarkeit von Beruf und Familie". Wir haben nun diese buderneuen Größen im Modell 2 nicht einfach aufgenommen sondern sic nrxheinmal nach dem Geschlecht aufgeteilt, da wir unterschiedliche gruppor,spezifische Werte erwarten. Tatsächlich differieren die Durchschnrttr.wenn auch nicht allzu stark. So wird eine Benachteiligung von Studc,n,tinnen auf einer Skala von 0 bis 6 bei Männern mit einem Durchschntflvon 1,08, bei Frauen von 1,25 beobachtet. Die Wichtigkeit der Vereinhr,nrng von Beruf und Familie hat dagegen einen Durchschnittswert vrr4,71bei Männern und 5,02 bei Frauen.

Das Ergebnis der Regression, das ja Interesse an einer Promotion erklären soll, enthält zunächst eine Verblüffung. Nicht für Frauen sondc'nauch füLr Männer ist die Wahrnehmung von Geschlechtsdiskriminicnugsignifikant und sie ist auch noch in beiden Fällen positiv! Wir interprelr.ren das so, dass hier die ,Aufgeweckteren' erfasst sind, also diejenigcr.die sich der Problematik bewusst sind, sich aber mit den Gegebenhertrnicht einfach abfinden und dann eher eine ,kämpferische Position' etrnehmen statt sich davon abschrecken zu lassen. Auch die Vereinbarkerlr.frage von Beruf und Familie wirkt wieder bei beiden Geschlechtem n;.nifikant und immer negativ. Aber die Wirkung bei Frauen ist etwa ttrp.pelt so stark. Und deshalb verliert die weiter im Modell vorhandc,tlVariable ,Frau'nun jede Signifikanz. Kurz: die antizipierte Schwierigldals Wissenschaftlerin Beruf und Familie zu verbinden erklärt in lctrttInstanz das etwas geringere Promotionsinteresse von Frauen (wir huhrdas Modell noch einmal ohne die Diskriminierungsvariable gerechnr(auch dann verschwindet die Signifikanz der weiblichen Variable).

Nun körurte man auch hier wieder einwenden, dass wegen der rotl.lichen Länge des Datensatzes ein Übergewicht der frtihen Jahre gegchrsein düLrfte und die heutige Situation anders aussähe. Die Regrcsrrtwurde deshalb noch einmal durchgeführt, diesmal auf die Wellen rrl2000/2001 beschränkI. Alle Signifikanzen und Richtungen der Wcrlbleiben erhalten, mit einer Ausnahme: die männliche Wahrnehmung vrrtDiskriminierung verliert nun ihre Signifikanz. Aber die Kategorie ,lirru'ist auch bei der eingeschränkten Auszählung weiter ohne statistischorEinfluss, es kann beim Promotionsinteresse dann kein geschlechtsspcrrß

Künftige Wissenschaftlerinnen schon früh ausgebremst?

Unterschied mehr festgestellt werden, wenn ffir die beiden Mei-oder nur für die Dimension Beruf/Familie-Vereinbarkeit

lliert wird.

Hypothese 4 ist darin bestätigt, dass antizipierte Schwierigkeiten beiVereinbarkeit von Beruf und Familie Frauen st?irker von einer Pro-ion abhalten.

Dieser für Studierende gefundene Zusammenhang stimmt auch mitErgebnissen anderer Studien überein, die bereits tätige Wissen-

innen untersucht haben. Es handelt sich hier sehr stark um die'ahmehmung

einer Entweder-oder-Situation. Dies wird z.B. ftir denhaftlichen Nachwuchs aufgrund einer Befragung durch das HIS

ausgedrüclt:

,,Der Vergleich zwischen den Geschlechtem zeigt zudem, dass 22 Pro-zent der Männer Väter sind. während nur l5 Prozent der Frauen Müttersind. Somit bestätigen sich auch hier die Befunde anderer Studien, dassFrauen weitaus seltener Kinder haben, wenn sie im Wissenschaftsbe-reich t?itig sind (...). Vor allem das Eneichen höherer wissenschaft-licher Positionen scheint aus Sicht des wissenschaftlichen Nachwuch-ses schwierig, wenn man Kinder hat. Wiederum sind Frauen in dieserHinsicht wesentlich skeptischer. So vertreten 7l Prozent der Frauen anden Universitäten und 62Prozent der Frauen an den außeruniversitärenForschungseinrichtungen die Meinung, mit einem Kind schlechtereKarten zu haben, wenn es um die Besetzung höherer wissenschaft-licher Stellen geht. Der globalen Einschätzung, dass Familie und Berufin der Wissenschaft kaum miteinander vereinbar sind, schlossen sichmit nur rund 20 Prozent der Männer und rund 40 Prozent der Frauendie wenigsten an" (Jaksztat et al. 2010, 35-37).

6 Schlussfolgerungen

wollten vier Hypothesen testen und haben sowohl Erwartetes wiegefunden. Erwartet war, dass Frauen unter den Hiwis unter-

iert sind. Unerwartet dagegen, dass hier mit der Zeit keine Ver-sondern eher eine Verschlechterung festzustellen ist. Wenn

iee Studentinnen in einer Fach-ZeifKonstellation vorhanden sind.int es eher überdurchschnittlich viele weibliche ,,Trophäen-Hiwis"

geben, vielleicht weil an ihnen Fortschrittsftihigkeit und Liberalität dermännlichen) Professoren demonstriert werden kann. Steiet aber

210 Gerd Grözinger, Marlene Langholz

der Anteil der Studentinnen, kehrt sich das Verhältnis um. Eine lrrtllrung wäre: jetzt kommen wieder die Kohäsionskräfte eines sich bcdnlrfühlenden Männerbundes zum Tragen, die den Prozess der homosozrnhReproduktion begünstigen (Rastetter I 998).

Nun scheint es uns wegen des oft transitorischen Charakters der'l'[tr;,keit von Hiwis und der Chance, darin auch Promotionsgeeignctc ntesten, also aus Gründen der Beibehaltung organisatorischer Flexibilr[r.nicht recht angebracht durch zunehmende Verrechtlichung der Einstol,lung (wie Pflicht zur Ausschreibung, Einschaltung der Mitbestimnrunletc.) eine bessere Geschlechtergerechtigkeit zu erreichen. Aber man knndurch Anreize die Output-Kontrolle verbessern (und zwar besonders rulder Ebene der Hochschulen selbst):

Die erste politische Schlussfolgerung ist deshalb, auch bei den rtudentischen Hilfskräften auf eine angemessene Geschlechterrepräsenhuhinzuwirken und die leistungsorientierte Mittelverteilung, die ja heutc ollschon in Bezug auf den Anteil von Professorinnen und Promovendirrrroaeingesetzt wird, auch auf diese Kategorie auszudehnen.

Die andere gefundene interessante Dimension betraf den Einfluss rhantizipierten Schwierigkeiten im späteren Beruf einer Wissenschaft lcrrnHier ist die Politik gefordert, die bisherigen familienfeindlichen Arberh.bedingungen abzubauen. Und das bedeutet vor allem von dem deutschorSonderweg abzugehen, als Endziel aller Qualifizierungen ausschlielJhcldie Professur anzusehen sowie auch die Anforderungen dafür noch crn.mal weiter hochzuschrauben. Eine internationale Vergleichsuntc,suchung, die 1992 und 2007 durchgeführt wurde, kommt zu dem Ergch.nis, dass in Deutschland von Professorlnnen mittlerweile gut 30% nrchals anderswo arbeiten:

,,Die wöchentlichen Arbeitsstunden haben zugenommen und liegerrjetzt im intemationalen Vergleich an der Spitze" (Jacob/Teichler 201 l.I 89).

Als zweite politische Schlussfolgerung kann deshalb gelten, dass sowrüldie Personalausstattung an Hochschulen verbessert werden als auch dtrStellenstruktur in Richtung von mehr Dauerstellen unterhalb einer Pro.fessur (Lecturer o.ä.) verändert werden sollte, um eine höhere Attraktr.

Künftige Wissenschaftlerinnen schon früh ausgebremst?

t fiir Frauen mit Interesse an einer wissenschaftlichen Karriere zu er-2

Mit einem solchen Schritt würde sich Deutschland auch eher an inter-Standards orientieren. Ein Vergleich wichtiger Industrieländer

,,dass allein Deutschland (und in abgeschwächter Form auch dieSchweiz) über ein Universitätssystem verfügt, in dem fest angestellte,eigenständig lehrende und forschende Hochschullehrer beim hauptbe-ruflichen wissenschaftlichen Personal eine große Seltenheit sind (...).Über 80% des hautberuflichen wissenschaftlichen Personals an deut-schen Hochschulen ist auf unselbständigen Mittelbaupositionen unter-halb der Hochschullehrerebene beschäftigt, zwei Drittel davon aufbe-fristeten Qualifikations- und Drittmittelstellen" (Kreckel 2010, 25 l).

iese Unsicherheit auf der einen Seite und die Überbelastuns auf derSeite müssen zugleich abgebaut werden, wenn Familienfreund-

it auch in der Wissenschaft ein emst zu nehmendes Ziel sein soll.

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Frauen lehren, Männer forschen?

Neue Professuren und alte Geschlechtermusterin der Universität

Romy Hilbrich, Robert Schuster

I Einleitung

Wir sehen ein gleichstellungspolitisches Fiasko vorher: Frauen lehren,

forschen." (Die Junge Akademie 2008, l5). Mit dieser düsterenunterlegten Vertreter/innen der Jungen Akademie der BBAW

der Deutschen Akademie der Naturforscher I eopoldina im Jahr 2008Kritik an der Einführung von Lehr- und Forschungsprofessuren. Im-

it sreift ihr Statement dabei zwei vermeintliche Selbstverständlich-

ten auf, die das Verhältnis von Lehre, Forschung und Geschlecht be-

und die wir in unserem Text einer genaueren Analyse unterziehen

Differenzen: Lehren und Forschen sind zwei voneinander unterscheid-

bare akademische Tätigkeiten, die nicht zwangsläufig personell integ-

riert ausgeübt werden müssen. Personen lassen sich dichotom in Män-

ner und Frauen unterscheiden, Geschlecht ist eine relevante Struktur-

kategorie.

Hierarchien; Lehre und Forschung sind keine gleichwertigen Tätig-

keitsbereiche, Frauen und Männer keine statusgleichen Geschlechter-

gruppen.

ur vor dem Hintergrunddieser Annahmen ist die Zuweisung von

Männern und Forschung überhaupt vorstell-und Lehre bzw. von