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1 Adamik, Philipp 2016: Protestieren als Netzwerk? Eine netzwerktheoretische Organisationsanalyse des Aktionsbündnisses Stop G7 ElmauIn der aktuellen soziologischen Diskussion ist die Frage, ob der Begriff des Netzwerks ein Beobachtungsinstrument oder eine Form der sozialen Organisation beschreibt, stark umstritten (vgl. Laux 2014, S. 22). Paradigmatisch für diese beiden Pole der Diskussion stehen der französische Soziologe Bruno Latour mit seiner Akteur-Netzwerk-Theorie (Latour 2010) und der amerikanische Soziologe Manuel Castells mit seiner Theorie der Netzwerkgesellschaft (Castells 2004). Während Latour mit Vehemenz seine These vom Netzwerk als reinem, aber universell anwendbaren Beobachtungsinstrument vertritt (Latour 2010, S. 228), ist für Castells ein Netzwerk eine sehr alte Form der sozialen Organisation, die sich von zentralisierten Hierarchien einerseits durch einen großen Vorteil und andererseits durch einen großen Nachteil unterscheidet. Auf der einen Seite sind Netzwerke die flexibelste und anpassungsfähigste Form der Organisation. Auf der anderen Seite haben sie Schwierigkeiten in der Koordination von Funktionen, in der Konzentration von Ressourcen auf eine bestimmte Aufgabe, und mit dem Management der Komplexität einer Aufgabe ab einer bestimmten Größe des Netzwerks. Dieser Nachteil wurde aber, so Castells, durch die Einführung der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien ausgeglichen. Durch diese wurden Netzwerke in Form von Informationsnetzwerken zur überlegenen Organisationsform für alle menschlichen Aktivitäten (vgl. Castells 2000, S. 15f). Aber ist Castellsüberlegene Organisationsform überhaupt empirisch nachweisbar, oder ist Begriff des Netzwerks doch nur ein Beobachtungsinstrument? Diese Frage bildet die Grundlage für die Diskussion beider Netzwerkkonzepte, die in einer zunehmenden Konkretisierung und Anpassung des Netzwerkbegriffs als Organisationsbegriff mündet, der am Beispiel des Aktionsbündnisses Stop G7 Elmauhinsichtlich seiner Existenz überprüft wird. Ein Vergleich der beiden Netzwerkkonzepte zeigt dabei, dass CastellsKonzept, trotz seiner Anlagen abstrakter und, damit verbunden, noch stärker dem Konzept des universell anwendbaren Beobachtungsinstruments entspricht als Latours Konzept (Kapitel 1). Aus diesem Grund wird hier Castells Netzwerkbegriff zunächst als Beobachtungsbegriff im Sinne Latours eingeführt, der analog zu Niklas Luhmanns Systembegriff in einen Organisationsbegriff umgewandelt wird. Trotz dieser theoretischen Argumentation erscheint der Begriff des Netzwerks immer noch zu allgemein, als dass er ein klares Bild von Netzwerken als Organisationsform liefern könnte. Weitere Konkretisierungen des Begriffs

Protestieren als Netzwerk

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Adamik, Philipp 2016: Protestieren als Netzwerk? Eine netzwerktheoretische

Organisationsanalyse des Aktionsbündnisses „Stop G7 Elmau“

In der aktuellen soziologischen Diskussion ist die Frage, ob der Begriff des Netzwerks ein

Beobachtungsinstrument oder eine Form der sozialen Organisation beschreibt, stark umstritten

(vgl. Laux 2014, S. 22). Paradigmatisch für diese beiden Pole der Diskussion stehen der

französische Soziologe Bruno Latour mit seiner Akteur-Netzwerk-Theorie (Latour 2010) und

der amerikanische Soziologe Manuel Castells mit seiner Theorie der Netzwerkgesellschaft

(Castells 2004). Während Latour mit Vehemenz seine These vom Netzwerk als reinem, aber

universell anwendbaren Beobachtungsinstrument vertritt (Latour 2010, S. 228), ist für Castells

ein Netzwerk eine sehr alte Form der sozialen Organisation, die sich von zentralisierten

Hierarchien einerseits durch einen großen Vorteil und andererseits durch einen großen Nachteil

unterscheidet. Auf der einen Seite sind Netzwerke die flexibelste und anpassungsfähigste Form

der Organisation. Auf der anderen Seite haben sie Schwierigkeiten in der Koordination von

Funktionen, in der Konzentration von Ressourcen auf eine bestimmte Aufgabe, und mit dem

Management der Komplexität einer Aufgabe ab einer bestimmten Größe des Netzwerks.

Dieser Nachteil wurde aber, so Castells, durch die Einführung der neuen Informations- und

Kommunikationstechnologien ausgeglichen. Durch diese wurden Netzwerke in Form von

Informationsnetzwerken zur überlegenen Organisationsform für alle menschlichen Aktivitäten

(vgl. Castells 2000, S. 15f). Aber ist Castells’ überlegene Organisationsform überhaupt

empirisch nachweisbar, oder ist Begriff des Netzwerks doch nur ein Beobachtungsinstrument?

Diese Frage bildet die Grundlage für die Diskussion beider Netzwerkkonzepte, die in einer

zunehmenden Konkretisierung und Anpassung des Netzwerkbegriffs als Organisationsbegriff

mündet, der am Beispiel des Aktionsbündnisses „Stop G7 Elmau“ hinsichtlich seiner Existenz

überprüft wird.

Ein Vergleich der beiden Netzwerkkonzepte zeigt dabei, dass Castells’ Konzept, trotz seiner

Anlagen abstrakter und, damit verbunden, noch stärker dem Konzept des universell

anwendbaren Beobachtungsinstruments entspricht als Latours Konzept (Kapitel 1). Aus

diesem Grund wird hier Castells Netzwerkbegriff zunächst als Beobachtungsbegriff im Sinne

Latours eingeführt, der analog zu Niklas Luhmanns Systembegriff in einen

Organisationsbegriff umgewandelt wird. Trotz dieser theoretischen Argumentation erscheint

der Begriff des Netzwerks immer noch zu allgemein, als dass er ein klares Bild von

Netzwerken als Organisationsform liefern könnte. Weitere Konkretisierungen des Begriffs

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werden demnach notwendig, wofür mit den Begriffen „Akteur“ und „Mittler“ zwei Konzepte

aus Latours Theorie herangezogen werden. Diese werden von ihrem ideologischen Ballast, der

Dominanz von nicht-menschlichen Akteuren, befreit in das Konzept des Netzwerks

implementiert. Trotz dieser zunehmenden Konkretisierung entspricht das Konzept immer noch

zu stark einem Beobachtungsbegriff, als dass mit dessen Hilfe zwischen Netzwerken und

Hierarchien als Organisationsform unterschieden werden könnte. Weitere Konkretisierungen

sind notwendig, die in den beiden Idealtypen „Hierarchie“ und „Netzwerk“ münden. Diese

werden anschließend an die Enden eines Kontinuums der Organisationsformen gesetzt.

Durch die entscheidende Eigenschaft von Netzwerken, ihrer Flexibilität, rücken dabei die

Entstehungsprozesse von Organisationen in den Fokus des Interesses. Hierfür wird im zweiten

Kapitel Henning Laux’ Modell der „Mechanismen der Strukturbildung“ (Laux 2014, S. 158 -

174) dargestellt und auf die Entwicklung von Hierarchien und Netzwerken als

Organisationsform angepasst.

Mit Hilfe der in den ersten beiden Kapiteln entwickelten theoretischen Instrumentarien wird

im dritten Kapitel die Entstehung und Strukturbildung des Aktionsbündnisses „Stop G7

Elmau“ (Aktionsbündnis Stop G7 Elmau 2014a) auf Basis von medialen Quellen,

insbesondere der ausführlichen Selbstdarstellung des Bündnisses nachgezeichnet.

Im Fazit werden die zentralen theoretischen Ergebnisse dieses Artikels zusammengefasst und

im Lichte der empirischen Untersuchung reflektiert. Den Abschluss des Artikels bildet ein

kommentiertes Schaubild des Aktionsbündnisses „Stop G7 Elmau“.

1. Das Konzept des Netzwerks bei Bruno Latour und Manuel Castells: eine

systemtheoretische Deutung

Auf der rein theoretischen Ebene lässt sich die Frage, ob sich der Begriff des Netzwerks auf

ein wissenschaftliches Beobachtungsinstrument oder eine reale Organisationsform bezieht,

nicht lösen. Denn weder der Nachweis der Existenz von Netzwerken als Organisationsform

noch als Beobachtungsinstrument schließt das jeweils andere theoretisch aus. Dabei ähneln

sich beide Begriffe so stark, dass auf der Ebene der abstrakten und visualisierbaren

Definitionen die Unterschiede zwischen beiden Konzepten verschwinden. So beschreibt

Castells Netzwerke als ein Gefüge aus untereinander verbunden Knoten. Wobei ein Knoten der

Punkt ist, an dem die Kurve sich selbst schneidet (vgl. Castells 2000, S. 15). Bei Latour sind

Netzwerke eine sternförmige Verzweigung, deren Linien zu anderen Punkten führen, die aus

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nichts als aus neuen Verbindungen bestehen (Latour 2010, S. 230). In der folgenden Abbildung

1 sind beide Konzepte visualisiert.

Abbildung 1: Visualisierung der Netzwerkbegriffe von Manuel Castells und Bruno

Latour

Castells Netzwerkbegriff gleicht dabei eher dem Bild einer unstrukturierten Wolke, während

Latours Netzwerk über deutlich mehr und klarer zu identifizierende Strukturen verfügt. Diese

graphischen Unterschiede sind aber eher oberflächlicher Natur und verschwinden, sobald die

Krümmung von Castells’ Kurve auf den Wert Null gesetzt wird und diese so die Form einer

Gerade und das gesamte Netzwerk die Form von Latours Netzwerk annimmt.

Aber auch ohne diese graphische Gleichsetzung ist allein auf Basis von Castells’ abstrakter

Definition nicht ersichtlich, wie es sich dabei um eine Organisationsform handeln kann.

Castells’ Theorie wirft damit ein ähnliches Problem auf wie Niklas Luhmanns These, dass es

„Systeme gibt“ (Luhmann 1987, S. 30). Ein System ist dabei zunächst definiert als die

Differenz zwischen System und Umwelt (vgl. Luhmann 1987, S. 35). Systeme existiert dabei

innerhalb der Systemtheorie in zwei Formen. Zum einem existieren Systeme als

Beobachtungsinstrument in Form einer externen Beobachtung von System und Umwelt. Zum

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anderem existieren Systeme als konkret vorliegende System/Umwelt-Differenz, wie sie als

„Prozess der Selbstbeobachtung […] die Differenz von System und Umwelt in den Systemen

selbst verfügbar macht“ (Luhmann 1987, S. 246f).

Diese doppelte Existenz von Systemen wird hier auf die Existenz von Netzwerken übertragen.

Als Beobachtungsinstrument ist ein Netzwerk demnach die Beobachtung einer Verknüpfung

von mehreren Knoten und als Organisationsform die beobachtbare und selbstständige

Verknüpfung der Knoten selbst.

Diese Übertragung steht dabei nicht im Widerspruch von Luhmanns Systemtheorie, sondern

verlegt einzig den Fokus von der Operation der Differenzierung hin zur ebenfalls bei Luhmann

vorhandenen Operation der Verknüpfung (vgl. Luhmann 2011 (Orig. 1975), S. 10 u. Luhmann

1997, S. 38 u. 46).

Allerdings vernachlässigt Luhmann diese Seite des Systembegriffs, weshalb es sinnvoll ist, die

Systemtheorie von den Netzwerktheorien aus weiter zu denken, oder - wie hier - den

Netzwerkbegriff systemtheoretisch sowohl als Beobachtungs- als auch als

Organisationsbegriff zu modellieren.

Verknüpfung und Differenzierung stehen dabei nicht im Widerspruch zueinander. Vielmehr ist

die Differenzierung die Kehrseite jedweder Verknüpfung, weil in einer komplexen Umwelt

jede realisierte Verknüpfung gleichzeitig den Ausschluss anderer Verknüpfungen nach sich

zieht (vgl. Luhmann 1987, S. 46).

Trotz dieser theoretischen Überlegungen, die die Verwendung des Netzwerkbegriffs sowohl als

Beobachtungsinstrument als auch als Organisationsform ermöglichen, verbleiben Netzwerke

als Organisationsform noch recht wage. Zur weiteren Konkretisierung wird im nächsten

Kapitel der Frage nachgegangen, welche Knoten von Organisationen verknüpft werden

können.

1.1 Die Konkretisierung des Netzwerkkonzepts

Ziel der Konkretisierung des Netzwerkkonzepts ist seine bessere Anwendbarkeit auf

Organisationen. Obwohl Latour sein Netzwerk als reines Beobachtungsinstrument konzipiert,

sind bei ihm für diesen Zweck deutlich mehr Hinweise zu finden als bei Castells.

Analog zu Luhmann und dem oben herausgearbeiteten Konzept des Netzwerks als aktive

Verknüpfung von Knoten geht es Latour um das empirische Nachzeichnen der Assoziationen

der Akteure (vgl. Latour 2010, S. 17f), dabei verwendet Latour einen vom üblichen

soziologischen Gebrauch abweichenden Akteursbegriff.

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In der soziologischen Tradition wird der Begriff des Akteurs ausschließlich auf Menschen

angewandt. Latour erweitert diesen Begriff auf materielle Gegenstände wie Messer,

Vorstellungen wie Einhörner und Tiere wie die Jakobsmuschel (Latour 2010, S. 122 u. 183).

Für diese Erweiterung schwächt er den Handlungsbegriff, der häufig mit zweckrationalem

Handeln gleichgesetzt wird, ab. Nach Latour genügt es um zu handeln einen Unterschied

machen. So ist für ihn „[j]edes Ding, dass eine gegebene Situation verändert, indem es einen

Unterschied macht“ ein Akteur (Latour 2010, S. 123). Dieses zielt auf die Zuweisung der

Hauptrolle von nicht-menschlichen Akteuren in jedweden Handlungsverlauf (vgl. Latour 2010,

S. 158). Dieser Zuweisung fehlt allerdings jedwede theoretische und empirische Begründung

und basiert ausschließlich auf der systematischen Ausblendung der Bedeutung von

menschlichen Akteuren. So blendet Latours These, dass Messer „Fleisch schneiden“ (Latour

2010, S. 122), nicht nur die Bedeutung des Menschen aus, ohne den das Messer nur in der

Schublade liegen würde, sondern auch derjenigen Menschen, die im Sinne des

Netzwerkkonzepts über den Produktionsprozess mit diesem Messer verknüpft sind.

Eine Gleichsetzung von menschlichen und nicht-menschlichen Akteuren ist auch nach Latour

theoretisch nicht konsistent. Aus diesem Grund wird in dieser Arbeit Latours Handlungsbegriff

ebenfalls zurückgewiesen und zum soziologischen Handlungsbegriff nach Max Weber

zurückgekehrt, der auch zweckrationales Handeln umfasst (vgl. Weber 2005, S. 17f). Dennoch

soll hier die Bedeutung von Latours „nicht-menschlichen Akteuren“ nicht geleugnet oder gar

negiert werden. Diese können durchaus einen Unterschied machen. So basiert Castells’

Postulat von der Überlegenheit von Informationsnetzwerken auf der Entwicklung der nicht-

menschlichen Akteure der Informations- und Kommunikationstechnologien. Aber Einen-

Unterschied-machen ist eben auch kein Handeln. Um diese Differenz zwischen Gegenständen

und Menschen, Handeln und Einen-Unterschied-machen deutlich hervorzuheben wird hier der

Akteursbegriff ausschließlich für Menschen verwendet. Für relevante Gegenstände wird hier

der ebenfalls von Latour verwendete und bei ihm mit dem Akteursbegriff bedeutungsgleiche

Begriff des Mittlers (vgl. Latour 2010, S. 224) verwendet.

Durch diese Vorüberlegungen lässt sich Castells’ abstrakter Netzwerkbegriff etwas weiter

konkretisieren. Als Beobachtungsinstrument können Netzwerke als ein Gefüge aus

untereinander verbunden Akteuren und Mittlern verstanden werden. Erfolgt die Verknüpfung

nicht durch einen externen Beobachter, sondern durch die Akteure eines Netzwerks, liegt ein

Netzwerk als Organisation vor.

Bei dem Aktionsbündnis „Stop G7 Elmau“ (in Folge auch „Stop G7“) handelt es sich um eine

solche Organisationsform. So wird in dem Aufruf für die Proteste gegen den G7 Gipfel in

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Elmau 2015 eine Verbindung zwischen “Einzelpersonen, Organisationen und Parteien

unterschiedlichster Spektren und politischer Anschauungen“ (Schreer 2014a) gezogen.

Allerdings ist hiermit noch nicht geklärt, ob es sich bei diesem „Bündnis“ um ein Netzwerk

oder eine Hierarchie im Sinne von Castells handelt (s. o.). Denn das bisherige Konzept des

Netzwerks lässt sich sowohl auf Hierarchien als auch auf Netzwerke anwenden. Deswegen

werden im folgendem Kapitel die theoretischen Spezifika der beiden Organisationsformen

herausgearbeitet und als theoretische Idealpunkte an die Enden eines Kontinuums gesetzt.

1.2 Netzwerk und Hierarchie als Enden eines Kontinuums der Organisationsformen

Den Kern des bislang entwickelten Netzwerkkonzepts bildet die Definition vom Netzwerk als

allgemeingültiges Beobachtungskonzept. In diesem Sinne sind Netzwerke ein Gefüge aus

untereinander verbunden Akteuren und Mittlern. Diese Beobachtung ist sowohl von Akteuren

innerhalb von Hierarchien als auch von Netzwerken auf die sie umgebende Organisation

anwendbar. Damit aber ein Unterschied zwischen diesen beiden Organisationsformen

feststellbar ist, muss ein beobachtetes Netzwerk eine andere spezifische innere Form als eine

Hierarchie aufweisen. Diese innere Form, so legt es zumindest Castells’ Modellierung von

Organisationen als Informationsnetzwerke nahe (vgl. Castells 2000, S. 16), lässt sich anhand

von Informations- und Kommunikationsströmen nachzeichnen. Idealtypisch und

Übereinstimmung mit dem bisherigen Modellen wurden die Informations- und

Kommunikationsströme von Hierarchien und Netzwerken als Diskursarten von dem

tschechischen Medienphilosophen und Kommunikationswissenschaftler Vilém Flusser

(Flusser 1996) beschrieben.

Abbildung 2: Der pyramidale Diskurs

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(Flusser 1996, S. 22)

Der hierarchische, bei Flusser der pyramidale Diskurs (vgl. Abbildung 2) wird aus der

Perspektive der Netzwerktheorie in die Akteure „Sender“ und „Empfänger“ unterteilt. Beide

Akteure sind durch einen Kommunikationskanal verbunden, der nur eine

Kommunikationsrichtung den Begriffen entsprechend vom Sender zum Empfänger zulässt.

Zwischen diesen beiden stehen die Relais, denen bei Flusser die Rolle der Autoritäten

zukommt. Ihre Aufgabe ist es, die Information entweder an den Autor zurückzuspielen oder an

dem Empfänger weiterzuleiten (vgl. Flusser 1996, S. 22f). Innerhalb der hier sich

entwickelnden Netzwerktheorie käme ihnen hier ebenfalls die Rolle eines Akteurs zu.

Abbildung 3: Netzdialoge

(Flusser 1996, S. 32)

Innerhalb von Flussers Visualisierung von Netzdialogen, die Latours Konzept sehr stark

ähnelt, werden die Knoten nicht weiter konkretisiert (vgl. Abbildung 3 u. Flusser 1996, S. 32f).

Gemäß der hier sich entwickelnden Netzwerktheorie können Netzdialoge als ein Gefüge aus

Akteuren und Mittlern verstanden werden.

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Diese beiden Diskursarten fließen hier in die weitere Modellbildung ein. Dabei erscheint für

die empirische Forschung Castells’ Annahme, dass innerhalb von Organisationen nur diese

beiden Diskursarten existieren, recht unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist die Annahme,

dass in Organisationen sowohl netzwerkartige als auch hierarchische Diskurse stattfinden.

Dieser Annahme wird hier Rechnung getragen, indem beide Diskursarten als Idealtypen die

Enden eines Kontinuums von Organisationsformen bilden (vgl. Abbildung 4).

Abbildung 4: Kontinuum der Organisationsformen

Hierarchie Mitte Netzwerk

Innerhalb dieses Kontinuums können Organisationen wie „Stop G7“ von einem externen

Beobachter gemäß ihrer internen Kommunikationsströme positioniert werden. Dabei zeichnet

sich der Idealtypus der Hierarchie bislang durch zentralisierte von einem Akteur getroffenen

Kommunikationsentscheidungen aus. Der Informationsstrom fließt dort vom Akteur „Sender“

über die Relais zum Akteur „Empfänger“. Die Positionen der Akteure und Mittler sind fixiert

und „ihre Distanzen, Abhängigkeiten, Repräsentanten, Kompetenzen, Zuständigkeiten, Rollen

und Funktionen“ (Laux 2015, S. 168) klar bestimmt.

Im Idealtypus des Netzwerks können die Informationen frei fließen. Die Akteure wechseln

ihrer Position zwischen Sender und Empfänger. Ihnen kommt dabei selbst die Entscheidung

zu, an wen sie etwas weiterleiten und von wem sie etwas empfangen (vgl. Castells S. 15).

Diese Entscheidungsfreiheit bedingt den großen Vorteil von Netzwerken, ihre Flexibilität (vgl.

Castells 2000, S. 15).

Hierarchien basieren demnach auf festen Strukturen, während Netzwerke auf Aktualität,

Anpassungsfähigkeit und Flexibilität ausgerichtete Gefüge sind. Diese Flexibilität gestattet es

Netzwerken, auch kurzzeitig die Form einer Hierarchie anzunehmen und Akteure und Mittler

jederzeit zu integrieren oder zu desintegrieren. Als Konsequenz daraus können Netzwerke und

Hierarchien nicht mehr allein auf Basis ihrer aktuellen Kommunikationsströme charakterisiert

werden. Weitere Kriterien wie die aktuelle Anzahl der Akteure und Mittler müssen hinzugefügt

werden (vgl. Castells 2000, S. 15).

Diese Flexibilität erschwert die Untersuchung von Organisationen und ihrer spätere

Positionierung innerhalb des Kontinuums. Eine Organisation, die sich zunächst als Hierarchie

darstellt, kann später die Form eines Netzwerks annehmen. Um diesem Phänomen Herr zu

werden, werden die von Flusser entlehnten Kriterien Form der internen Kommunikation,

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Flexibilität des Informationsstroms und Einfluss der Akteure auf den Informationsstrom

ergänzt durch die weiteren Merkmale Zeitbezug der Organisation, Zusammensetzung der

Akteure und Mittler, Stabilität der Innen-/Außengrenze und Stabilisierungsmechanismus. In der

folgenden Tabelle 1 sind diese Kriterien zusammengefasst und in ihrer jeweiligen Ausprägung

für die Idealtypen Hierarchien und Netzwerk aufgeführt.

Tabelle 1: Idealtypen - Netzwerk und Hierarchie

Netzwerke befinden sich diesem Idealtypus nach in einem ständigen Wandlungsprozess, in

dem der Modus der Verknüpfung von Akteuren, aber nicht die Verknüpfungen selbst auf eine

gewisse Dauer gestellt sind. Flexible Verknüpfung bedeutet nämlich, dass ständig

irgendwelche Akteure und Mittler miteinander verknüpft sind, aber nicht, dass es ständig

dieselben sind. Diese Flexibilität erzwingt, um Netzwerke überhaupt als solche identifizieren

zu können, diachrone Beobachtungen vorzunehmen. Idealweiser beginnen diese Beobachtung

Kriterium Hierarchie Netzwerk

Form der internen

Kommunikation

starre Struktur flexibles Gefüge

Flexibilität des

Informationsstroms

keine: ausschließlich vom

Sender zum Empfänger

hoch: frei fließend

Einfluss von Akteuren auf den

Informationsstrom

keiner: wird durch die

Struktur vorgegeben

hoch: selbstständige

Steuerung der Akteure

Zeitbezug der Organisation Dauerhaftigkeit Aktualität

Flexibilität der sozialen

Position

starr flexibel

Zusammensetzung der

Akteure & Mittler

konstant: Ausschließlich

Ersetzungen

flexibel: Einbindung,

Ausgrenzung und Ersetzung

Stabilität der Innen-

/Außengrenze

starr flexibel

Stabilisierungsmechanismus feste Positionen flexible Verknüpfung

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bei der Entstehung der Organisation und enden beim aktuellen Zustand. Hierfür steht mit den

„Mechanismen der Strukturbildung“ (Laux 2014, S. 158 - 174) ein netzwerktheoretisches

Modell zur Verfügung, dass im folgenden Kapitel vorgestellt und für die Entwicklung beider

Organisationsformen angepasst wird.

2. Wie entstehen Organisationen? Die Mechanismen der Strukturbildung nach

Henning Laux

Die Grundlage von Henning Laux’ Modell bildet ein Kontinuum, das zwischen den beiden

Polen „offene“ und „geschlossene Situationen“ verläuft.

Geschlossene Situationen verfügen dabei über „keinerlei Spielräume [und] alles was passiert,

unterliegt einem unveränderlichen, totalen Regularium“ (Laux 2014, S. 158). Im Gegensatz

dazu prozessieren „in offenen Situationen […] die Akteure frei und kreativ“ (Laux 2014, S.

157).

Dieses Kontinuum umfasst aufgrund seines hohen Abstraktionsgrades auch beide

Organisationsformen als Idealtypen einer organisatorisch geschlossenen und offenen Situation

(Hierarchie und Netzwerk). Laux’ Modell zielt dabei darauf „die Mechanismen zu studieren,

mit deren Hilfe „Regeln und Regelmäßigkeiten“ (Reckwitz 1997) entstehen und offene in

geschlossene Situationen transferiert werden (vgl. Laux 2014, S. 158). Um diesen Prozess

nachzuzeichnen modelliert er die drei Mechanismen Kollision, Komposition und

Institutionalisierung, die durch einen vierten Mechanismus, der Dekonstruktion, der die

Öffnung einer geschlossenen Situation bewirkt (vgl. Laux 2014, S. 160), ergänzt werden. Die

folgende Abbildung 5 bietet einen Überblick über die vier Phasen anhand der Darstellung von

Laux.

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Abbildung 5: Die Mechanismen der Strukturbildung nach Laux

Auf die Entwicklung von Organisationen angewandt kann mit Hilfe dieses Modells der

Prozess nachgezeichnet werden, durch den sich aus einer offenen Situation (Kollisionsphase)

ein Netzwerk (Kompositionsphase) und schließlich eine Hierarchie

(Institutionalisierungsphase) entwickelt, die in der Dekonstruktionsphase wieder zerfällt. Da

Laux den Begriff der Hierarchie als Ordnungsprinzips und nicht als Organisationsbegriff

verwendet, ist für ihn jede Organisation auch dann eine Hierarchie, wenn die Akteure freien

und gleichen Einfluss auf den Kommunikationsstrom haben (vgl. Laux 2014, S. 168). Diese

Position wird hier nicht vertreten, sondern die beiden oben entwickelten Idealtypen werden

beibehalten und die vier Phasen für die Entwicklung beider Organisationsformen angepasst.

2.1 Die Kollisionsphase

Die Kollisionsphase ist bei Laux der Prototyp einer offenen Situation, der von einem „sozialen

Vakuum zur strukturierten Situation“ (Laux 2014, S. 161) führt. Hier treffen heterogene

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Elemente unkontrolliert aufeinander und „verketten sich zu einem konturlosen und amorphen

Gemenge“. Während dieser Phase ist noch nichts vorherbestimmt. „Feste Positionen,

Distanzen, Abhängigkeiten, Kompetenzen und Ressourcen können sich während dieser Phase

weder herausbilden noch festigen“ (Laux 2014, S. 161).

Hier kann weder von Netzwerken noch von Hierarchien als Organisation gesprochen werden.

Einige Verknüpfungen lassen zwar die Ursprünge eines Netzwerks erahnen, aber der Modus

der Verknüpfung ist noch nicht auf eine gewisse Dauer gestellt (s. o.). Dieses erfolgt erst in der

Kompositionsphase.

2.2 Kompositionsphase

In Laux’ Modell geschieht die Stabilisierung von Verknüpfungen zunächst durch die

wiederholte Begegnung von Akteuren (vgl. Laux 2014, S. 163). In diesem Punkt trennen sich

die Entwicklungen von Netzwerken und Hierarchien. Hierarchien stabilisieren sich hier durch

die Begegnung der immer gleichen Akteure, während sich Netzwerke durch die Begegnung

unterschiedlicher Akteure stabilisieren. Damit sich aus diesen unterschiedlichen Begegnungen

Organisation entwicklen können, müssen weitere Verknüpfungselemente wie die

Herausbildung geteilter Narrative hinzukommen (vgl. Laux 2014, S. 163). Für netzwerkartige

Organisation müssen diese Narrative, um die Flexibilität des Netzwerks zu erhalten, vor allem

die schnelle Integration neuer Akteure und die Umstrukturierung vorhandener Verknüpfungen

ermöglichen.

Die Narrative von Hierarchien müssen in andere Richtung zielen. Sie müssen dauerhafte

Verknüpfungen etablieren. Sollte dieses erfolgreich sein, entsteht nach Laux „eine unscharfe

Anordnung von Elementen und Relationen, deren Kontingenz zwar noch erkennbar ist, deren

Zusammensetzung aber trotzdem nicht ohne weiteres verändert werden kann“ (Laux 2014, S.

163). Aber zwischen dieser unscharfen Anordnung und einer voll entwickelten Hierarchie steht

bei Laux noch die Öffentlichkeit.

Die Phase der Komposition hält Laux für „die beste und mitunter letzte Gelegenheit, um

Einfluss auf die endgültige Zusammensetzung einer sozialen Form zu nehmen“, weshalb die

Ausbildung einer Struktur von „Interventionen, Kontroversen, Beifallsstürmen, Gewalt und

Protesten geprägt“ (Laux 2014, S. 165f) ist. Als Ergebnis des Kompositionsprozesses existiert

für ihn nur die Zerstörung oder Institutionalisierung einer Struktur (vgl. Laux 2014, S. 165).

Netzwerke in der hier konzipierten Form oszillieren zwischen dieser und der nächsten Phase,

der Institutionalisierung, und müssten demnach einen ständigen Einfluss der Öffentlichkeit

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ausgesetzt sein. Diese These wird im weiteren Verlauf anhand des empirischen Beispiels, dem

Aktionsbündis „Stop G7 Elmau“ diskutiert. Zuvor werden aber noch die beiden fehlenden

Mechanismen, Institutionalisierung und Dekonstruktion dargestellt.

2.3 Institutionalisierung

In der dritten Phase, der Institutionalisierung, kommt es zur Stabilisierung der Struktur. „Die

Position der Elemente wird fixiert, Überraschungen und Uneindeutigkeiten werden auf ein

Minimum reduziert […]“ (Laux 2014, S. 166). Gleichzeitig wird eine systemtheoretische

Innen-Außen-Grenze errichtet, mit der sie sich die Struktur von ihrer Umwelt abhebt und sich

intern weiter ausdifferenziert (vgl. Laux 2014, S. 168). Innerhalb dieser Struktur werden

„Verfahren, Automatismen, Routinen, Standards und Subjektprofile“ durch „Wiederholung

inkorporiert und verinnerlicht“. Die Strukturvorgaben erscheinen den Akteuren „als

Selbstverständlichkeiten, die nicht mehr hinterfragt werden“ (ebd.). In hierarchischen

Organisation ist die Position und die Anzahl der Akteure fixiert. Neue Akteure können nicht

ohne weiteres Teil der Hierarchie werden. Nur die Ersetzung von Akteuren oder die

Erweiterung der Struktur unter Beibehaltung der Strukturprinzipien ist möglich (vgl. Luhmann

1987, S. 38f). Dieses Stadium entspricht dem Reifestadium von Hierarchien als Organisation.

Nach Laux verbleibt ihnen danach nur noch der Verfall (Dekonstruktionsphase).

Netzwerke können in dieser Phase ebenfalls Strukturen ausbilden, die aber nur so lange

erhalten werden, bis sie ihre Aufgabe erfüllt haben. Anschließend zerfällt diese Struktur gemäß

der in der folgenden Dekonstruktionsphase beschriebenen Mechanismen.

2.4 Dekonstruktion

Die Institutionalisierung einer Struktur garantiert nicht, dass sie in ihrer konkreten Form auch

auf Dauer besteht. In der Dekonstruktionsphase wird die zuvor „eingegrenzte, definierte,

fixierte stabilisierte Einheit“ unterlaufen, „zersetzt, attackiert, infiltriert, erodiert und zerstreut“

(Laux 2014, S. 170). Es kommt „in Abhängigkeit von wechselnden Hegemonien zur

Veränderung, Umcodierung, Mutation, Zersetzung, Zerstörung, Interpenetration, Intrusion

oder Reparaturen der sozialen Form“ (Laux 2014, S. 171). Hierarchien droht in dieser Phase

die endgültige Zerstörung.

Für Netzwerke als Organisationen ist dieser Prozess ein Dauerzustand. Sie wandeln

kontinuierlich ihr inneres Gefüge zwischen „strukturiert“ und „offen“. Sie passen sich der

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aktuellen Aufgabe an und oszillieren mittels des Mechanismus der Dekonstruktion beständig

zwischen der Kompositions- und der Institutionalisierungsphase hin und her. Die Reifephase

eines Netzwerks liegt zwischen diesen beiden Phasen. Hier können Verknüpfungen

aufgabenbezogen zu festen Strukturen gerinnen, um sich anschließend wieder aufzulösen und

so neue Verknüpfungen und andere Akteurskonstellationen zu ermöglichen. Aber auch ihnen

droht in dieser Phase die endgültige Zerstörung.

Dieses Modell und die Idealtypen von Organisationen werden im folgendem Kapitel auf das

Aktionsbündnis „Stop G7 Elmau“ angewandt und reflektiert.

3. Existieren Netzwerke als Organisationen? Eine Analyse des Aktionsbündnisses

„Stop G7 Elmau“

Mit Hilfe der bisher entwickelten theoretischen Grundlagen, den Idealtypen „Hierarchie“ und

„Netzwerk“ und dem Phasenschema der Entstehung von Organisationen wird im Folgendem

die Entwicklung einer Organisation nachgezeichnet. Um ebenfalls der Frage nach der Existenz

von Informationsnetzwerken gemäß der hier verwendeten Definition von Organisationen als

interne Anwendung der Operation „Verknüpfung“ nachzugehen, wird hier mit dem

Aktionsbündis „Stop G7 Elmau“ eine Organisation untersucht, die mit dem Begriff des

Bündisses ihren netzwerkartigen Charakter bereits im Namen proklamiert. Darüber hinaus

zeichnet sich das Bündnis „Stop G7“ auf seiner Webseite „www.stop-g7-elmau.de“ durch eine

sehr ausführliche und detaillierte Dokumentation seines Entstehungsprozesses aus. Dieses

erleichtert nicht nur die Rekonstruktion des Entstehungsprozesses, sondern bietet gleichzeitig

auch eine Einblick in die Verwendung von IuK-Technologien wie Webseiten, dem sozialen

Medium „Facebook“ und von Mailinglisten, denen Castells eine entscheidende Bedeutung für

den Erfolg von Netzwerken als dominante Organisationsform zubilligt (s. o.). Zwar kann so

die empirische Bedeutung dieser Technologien für den Organisationsprozess nicht untersucht

werden, hierfür wären Interviews mit den Akteuren notwendig, aber die Bedeutung dieser

Technologien innerhalb des Bündnisses kann durchaus abgeschätzt werden.

Der Entstehungsprozess des Bündnisses wird hier von seinen Ursprüngen, die noch vor seiner

offiziellen Gründung Ende September 2014 liegen, nachgezeichnet, mit Hilfe des oben

entwickelten Phasenschemas analysiert und in die entsprechenden Phasen eingeteilt. Dabei

werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem idealtypischen Phasenmodell

und der realen Entwicklung aufgezeigt und die Organisationsform des Bündnisses mit Hilfe

der Idealtypen „Hierarchie“ und „Netzwerk“ charakterisiert. Starke Veränderungen in der

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Zusammensetzung der Akteure, eine ständig wechselnde Form und Intensität der

Strukturierung würden dabei für die Organisationsform Netzwerk sprechen, ein

kontinuierlicher und zunehmender Strukturierungsprozess für eine Hierarchie. Aufgrund der

Konzentration auf eine konkrete Organisation lässt aber auch eine abschließende Einordnung

des Bündnisses und seines Erfolges keine Schlüsse bezüglich der gesamtgesellschaftlichen

Dominanz einer der beiden Organisationsformen im Sinne Castells zu.

3.1 Phase 1: Kollision

Offiziell wurde das Aktionsbündnis „Stop G7 Elmau“ Ende September 2014 gegründet (s. u.).

Die ersten Vorbereitungen zur Gründung des Bündnisses begannen aber bereits im Mai 2014.

Im Unterschied zum Phasenmodell ist das Bündnis nicht aus einem sozialen Vakuum

entstanden, sondern wurde von zwei bereits bestehenden Bündnissen initiiert.

Die Entstehung des Aktionsbündnisses wurde vom „Münchener Bündnis gegen Krieg und

Rassismus“ initiiert, das zu Beginn der 2000er Jahre gegründet wurde (vgl. Münchener

Bündnis gegen Krieg und Rassismus 2015). Ab Mai 2014 begann das Münchener Bündnis mit

der Vorbereitung der Proteste. Hierfür veröffentlichte das Bündnis über die Seite

www.sicherheitskonferenz.de als „PDF“-Dokument eine Einladung zur „Aktionskonferenz zu

Vorbereitung der Proteste gegen den G7 Gipfel am 4. - 5. Juni in Elmau“ (Bündnis gegen die

Nato-Sicherheitskonferenz 2014a). Hinter dieser Webseite steht das ebenfalls in München

ansässige „Bündnis gegen die NATO-Sicherheitskonferenz“. Beide Bündnisse sind durch den

bekannten Münchener Aktivisten Claus Schreer (vgl. Münchener Bündnis gegen Krieg und

Rassismus 2015a u. Bündnis gegen die Nato-Sicherheitskonferenz 2014a) und durch den

Mittler der Informations- und Kommunikationstechnologien miteinander verbunden. So

erfolgte die Einladung zur Aktionskonferenz über beide Bündniswebseiten und in der

Einladung wurde auf eine E-Mailadresse „als Kommunikations- und Koordinationsstruktur“

(Schreer 2014a) hingewiesen.

Das weitere Wachstum des Bündnisses richtete sich aber dem Modell entsprechend in ein

soziales Vakuum hinein. So wurde zur Aktionskonferenz „ein möglichst breites Spektrum von

Verbänden, Interessengruppen und Vereinen“ (Schreer 2014a) eingeladen.

Bereits in dieser Entstehungsphase zeigen sich also erste Unterschiede zu Laux’ Modell. Der

entscheidende Unterschied liegt in der Existenz kompetenter Akteure, die bei Laux keine Rolle

spielen. Die weitere Entwicklung des Bündnisses wurde von diesem nicht als willkürliches

aufeinandertreffen heterogener Elemente hingenommen, sondern als zielgerichteter Prozess

16

initiiert. Bereits in der Einladung wurde die Vorbereitung von Protesten gegen den G7-Gipfel

als Ziel festgelegt und mit den Themen der „Konstituierung von Arbeitsgruppen“ und

„Kommunikationsstruktur und Öffentlichkeitsarbeit“ (ebd.) zukünftige Strukturen des

Bündnisses angelegt. Gleichzeitig gab es während dieser Phase bereits Abgrenzungsprozesse.

Es wurden nur „alle Organisationen und Personen, die an einem erfolgreichen Protest

mitarbeiten möchten“ (ebd.) zur Aktionskonferenz eingeladen. Da aber die Prüfung der

Mitarbeit nicht bei den Initiatoren, sondern bei den potentiellen Akteuren selbst lag, entspricht

diese Form der Abgrenzung dem Organisationstypus des Netzwerks. In der folgenden Tabelle

2 wird das Bündnis anhand der Kriterien der beiden Idealtypen analysiert.

Tabelle 2: Analyse des Bündnisses

Kriterium Bündnis Organisationstypus

Form der internen

Kommunikation

öffentliche Mailadresse und Webseiten;

Arbeits- und Aktionskonferenzen

teilstrukturiert, aber offen

für neue Akteure; eher

Netzwerk

Flexibilität des

Informationsstrom

s

Öffnung (neue Kommunikationsstrukturen)

und angedachte Schließung (AGs)

netzwerkartige und

hierarchische Elemente

Einfluss von

Akteuren auf den

Informationsstrom

Dominanz der Initiatoren bei angedachter

Egalisierung

Hierarchie mit Tendenz

zum Netzwerk

Zeitbezug der

Organisation

aktuell, konkretes Ereignis des G7-Gipfels Netzwerk

Flexibilität der

sozialen Position

Erweiterung und Konstituierung als Ziel Hierarchie mit Tendenz

zum Netzwerk

Zusammensetzung

der Akteure &

Mittler

Erweiterung der Akteure als Ziel s. o.

17

Kriterium Bündnis Organisationstypus

Stabilität der

Innen-

/Außengrenze

Ausdehnung der Außengrenze als Ziel. Netzwerk

Stabilisierungs-

mechanismus

regelmäßige Treffen offen für beide

Organisationsformen

Insgesamt Hierarchie

In der Kollisionsphase war das Bündnis vorwiegend hierarchisch strukturiert. Allerdings waren

in dieser Struktur Entwicklungstendenzen i

n Richtung Netzwerk angelegt. Wie diese Darstellung der ersten Phase zeigt, ist eine exakte

Zuordnung des Entstehungsprozesses des Bündnisses zu den einzelnen Phasen schwer

möglich. Bereits vor einem ersten Treffen wurden zahlreiche Elemente wie die Planung des

Treffens und die Errichtung einer ersten Kommunikationsstruktur von den Akteuren bedacht

und initiiert. Unter diesen Bedingungen entsteht die Offenheit der nun folgenden

Kompositionsphase aus der Ungewissheit, ob diese Bemühungen auch Früchte trugen.

3.2 Phase 2: Komposition

Erst durch das Nachzeichnen des Prozesses lässt sich zeigen, dass die Bemühungen der beiden

Ursprungsbündnisse in der Kollisionsphase auch erfolgreich waren. Tatsächlich erschienen die

eingeladenen Verbände, Interessengruppen und Vereine zur ersten Aktionskonferenz am 5. Juli

2015. Die Ergebnisse dieser sind allerdings kaum dokumentiert, weshalb die folgende

Darstellung hauptsächlich aus Rückschlüssen aus dem gesamten Prozess basiert.

Aufgrund der folgenden raschen Entwicklung ist davon auszugehen, dass auf dieser Konferenz

tatsächlich Arbeitsgruppen (in Folge AGs) entstanden sind. Es wurden auch im Sinne Laux’

wiederholte Aktivitäten wie eine Arbeitskonferenz am 09. August 2014 und eine zweite

Aktionskonferenz am 20. September 2014 geplant (vgl. Bündnis gegen die Nato-

Sicherheitskonferenz 2014b). Auf der Arbeitskonferenz wurden vermutlich vorwiegend

Themen, die zur Entwicklung einer gemeinsamen Narration und zum Ausbau der

Kommunikationsstrukturen gehören, besprochen. Dort wurde der Name des Bündnisses „Stop

G7 Elmau“ festgelegt und eine Webseite vorbereitet. Denn ab dem 27. August 2014 wurde

18

zusätzlich zu der Webseite des Bündnisses gegen die Natosicherheitskonferenz auch auf der

neuen Seite „www.stop-g7-elmau.info“ für die nächste Aktionskonferenz eingeladen (vgl.

Aktionsbündnis Stop G7 Elmau 2014b u. Bündnis gegen die Nato-Sicherheitskonferenz

2014c). In dieser Einladung ist auch die weitere Entwicklung der Narration, insbesondere in

der Darstellung des politischen Gegners erkennbar. So heißt es dort: „Die G7 stehen für

Ausbeutung, für Kriege, für Umweltzerstörung, für Abschottung gegenüber Flüchtlingen“

(Schreer 2014b).

Eine Einflussnahme der Öffentlichkeit, die laut Laux in dieser Phase auftritt, ist nicht zu

erkennen. Zwar richten sich die Einladungen und die Webseite an die Öffentlichkeit, diese

schließt sich aber entweder dem Bündnis an oder ignoriert es. Eine Einordnung des

Aktionsbündnisses zu einem Organisationstypus ist aufgrund der geringen Datengrundlage

nicht möglich. Es findet aber ein Ausbau internetbasierten Informations- und

Kommunikationsströmen und eine Erweiterung hin zur physischen Kommunikation während

der Konferenzen statt. Dies entspricht einer weiteren Öffnung der Kommunikation für die

Öffentlichkeit (eigene Webseite und Errichtung aufgabenspezifischer E-Mailadressen) und

eine interne Schließung der Kommunikation (AGs). Insgesamt scheint der bereits zu Beginn

angelegte Strukturierungsprozess weiter fortgeschritten zu sein. So wird in der Einladung die

„Konstituierung eines Aktionsbündnisses“ als Ziel angegeben.

3.3 Phase 3: Institutionalisierung

Wie in der Einladung angekündigt fand auf der Aktionskonferenz vom 20. - 21. September

2014 die eigentliche Gründung des Aktionsbündnisses „Stop G7 Elmau“ statt. In den vier

Monaten seit Mai 2014 ist das Bündnis immens gewachsen. Auf dem Treffen waren circa 100

Einzelpersonen aus etwa 80 Organisationen wie Attac, der Rosa Luxemburg Stiftung,

Gewerkschaften, kirchlichen Organisationen, Parteien, linksradikale und MigrantInnen

Organisationen anwesend (Aktionsbündis Stop G7 Elmau 2014c).

Die Organisationsstruktur der AGs hat sich während dieser Konferenz gefestigt. In insgesamt

sechs AGs zu den Themenbereichen Mobilisierung, Presse und Öffentlichkeitsarbeit, Camps

und Aktionen vor Ort, Demonstration in München, Gegengipfel und Ko-Kreis (Koordinierung)

wurden zahlreiche Ergebnisse erarbeitet, die anschließend in einem Plenum als neuem Element

der Organisationsstruktur diskutiert und abgestimmt wurden. Insbesondere die AG

Mobilisierung erarbeitete den Aufruf, der für die Proteste gegen den G7-Gipfel mobilisieren

sollte (ebd.). In diesem Aufruf wurde die gemeinsame Narration zu einer Narration der ‚bösen

19

G7-Staaten’ weiterentwickelt. Dort heißt es: „Die Politik der G7-Staaten bedeutet neoliberale

Wirtschaftspolitik, Krieg und Militarisierung, Ausbeutung, Armut und Hunger“ (Schreer

2014b). Ebenfalls wurde hier als Teil der Narration die Form des Protestes spezifiziert: „Wir

werden uns mit vielfältigen und kreativen, offenen und entschlossenen Aktionen, mit

Demonstrationen, Blockaden und Versammlungen direkt am Schloss sowie der

Großdemonstration in Garmisch-Partenkirchen und dem Gegengipfel in München der Politik

der G7 in den Weg stellen“ (ebd.). Ergänzt wurde dieses durch sechs gemeinsame Forderungen

u. a. gegen Freihandelsabkommen, Kriege und sozialen Kahlschlag.

Der im Aufruf angekündigte Fahrplan der Proteste wurde auf dieser Konferenz beschlossen

und später in recht ähnlicher Form auch umgesetzt.

Insbesondere während der Pressekonferenz am 21.09. wurde die zunehmende Strukturierung

des Bündnisses deutlich. Auf der Konferenz sprachen vier gewählte VertreterInnen, die das

gesamte Spektrum „von sehr weit Links bis Mitte Links“ abbilden sollten. Vertreten waren

dort das Bündnis selbst, die Parteien durch eine Sprecherin der Partei DIE LINKE, die Kirchen

und die radikale Linke durch einen Sprecher des „Revolutionären Bündnisses 3A“. Des

Weiteren wurde Benjamin Ruß als zentraler Pressesprecher ernannt, der auch die

Pressekonferenz moderierte (vgl. Aktionsbündnis Stop G7 Elmau 2014c).

In Anschluss an diese Aktionskonferenz kam es zu einer Erweiterung der

Kommunikationsstrukturen in den Bereich der sozialen Medien hinein. Am 28. September gab

es den ersten „Post“ auf der „Facebook“-Seite des Bündnisses (Aktionsbündnis Stop G7

Elmau 2014d), der gleichzeitig einen der ersten Presseberichte über das Bündnis abbildet (vgl.

Mittelbayrische Zeitung 2014). Aber auch in diesem Artikel ist keine Einflussnahme der

Öffentlichkeit auf die Struktur des Bündnisses erkennbar. Vielmehr hat sich diese, bestehend

aus dem Plenum, mehreren AGs, Vertretern der politischen Spektren und eines zentralen

Pressesprechers weiter gefestigt, denn die nächsten Aktionskonferenz, am 13. u. 14. Dezember

in München, wurde nach dem gleichen Schema organisiert (vgl. Aktionsbündnis Stop G7

Elmau 2014e). In der folgenden Tabelle 3 wird das Bündnis nach dem bekannten Schema

analysiert und eingeordnet.

20

Tabelle 3: Analyse des Aktionsbünisses „Stop G7 Elmau“

Kriterium Stop G7 Elmau Organisationstypus

Form der internen

Kommunikation

Austausch zwischen AGs und Plenum teilstrukturiert,

zwischen Netzwerk

und Hierarchie

Flexibilität des

Informationsstroms

Informationen fließen sowohl aus den AGs in

das Plenum als auch umgekehrt

teilstrukturiert, eher

Netzwerk

Einfluss von

Akteuren auf den

Informationsstrom

höherer Einfluss der AGs auf den

Informationsstrom, Plenum hat hauptsächlich

Kontroll- und Legitimationsfunktionen

eher Hierarchie

Zeitbezug der

Organisation

aktuell, konkretes Ereignis des G7-Gipfels Netzwerk

Flexibilität der

sozialen Position

Fixierung von sozialer Positionen

(Pressesprecher und Vertreter der

Bündnisteile)

eher Hierarchie

Zusammensetzung

der Akteure &

Mittler

starke Erweiterung; Akteure gehen nicht im

Bündnis auf, sondern Verbleiben in ihren

Organisationen

Eher Netzwerk

Stabilität der Innen-

/Außengrenze

starke Ausdehnung; Pressekonferenzen und

eigene Publikationsorgane (Webseite & Social

Media) dienen als Grenzregime zwischen

Bündnis und Öffentlichkeit

eher Hierarchie

Stabilisierungs-

mechanismus

regelmäßige Treffen offen für beide

Organisationsformen

Insgesamt Hierarchie mit netzwerkartigen Elementen

21

Die bisherige Entwicklung des Bündnisses folgte dem in Laux’ Modell vorgezeichneten

Entwicklungspfad hin zu einer zunehmenden Strukturierung und Hierarchisierung, die durch

wenige netzwerkartige Elemente abgeschwächt wurde. Dieser Trend setzt sich auch in der

Dekonstruktionsphase fort.

3.4 Dekonstruktion:

Gemäß dem Phasenschema erfolgte eine Dekonstruktion des Bündnisses nach der

Institutionalisierungsphase. Auslöser war die Frage nach dem Veranstaltungsort der

Großdemonstration. Während auf der vorherigen Aktionskonferenz sowohl in Garmisch-

Partenkirchen als auch in München eine Demonstrationen geplant war, wurde auf der dritten

Konferenz am 13./14. Dezember im Plenum beschlossen, dass nur eine Großdemonstration in

Garmisch-Partenkirchen stattfinden sollte (Aktionsbündnis Stop G7 Elmau 2014f). Aufgrund

dieser Entscheidung spalteten sich einige Akteure ab und riefen später einen Trägerkreis für

eine Demonstration in München ins Leben (Trägerkreis Demonstration München 2015a). Dazu

heißt es in einem Artikel von ATTAC Deutschland: „Zum anderen beschloss ein Kreis von

OrganisationsrepräsentantInnen, in dem BasisaktivistInnen kaum vertreten waren, eine Demo

in München am 4. Juni“ (Attac 2015).

Diese Abspaltung hatte Konsequenzen für die Narrationen der jeweiligen Protestbündnisse.

Während sich die Demonstration in München auf die Themen Freihandelsabkommen,

Klimaschutz und Armutsbekämpfung konzentrierte (Trägerkreis Demonstration München

2015b), war das Themenspektrum von „Stop G7“ weiter gefasst. Der Hauptunterschied lag

darin, dass „Stop G7“ die G7 als illegitimen Zusammenschluss betrachtete (vgl. Schreer

2014b), während sich der Trägerkreis nicht zu diesem Punkt äußerte. Die Spaltung zwischen

beiden Bündnissen wird in dem Punkt der Überschneidung zwischen den Organisatoren des

Trägerkreises und den Unterzeichnern des Aufrufs von „Stop G7“ deutlich. Von den elf

Mitgliedern des Trägerkreises hatten nur zwei auch den Aufruf von „Stop G7“ unterzeichnet.

Eine weitere Konsequenz war der Rückzug von ATTAC Deutschland aus allen Protesten gegen

den G7-Gipfel (vgl. Attac 2015).

Die Abspaltung der bürgerlichen Kreise hatte zwar Konsequenzen auf die Zusammensetzung

der Akteure, zog aber bis auf den Wegfall AG „Demonstration in München“ keine

Veränderungen der Organisationsstruktur nach sich. Aus diesen Gründen erübrigt sich eine

detaillierte tabellarische Darstellung. Weitere Dekonstruktionseffekte sind im weiteren Verlauf

22

nicht erkennbar. Allerdings beginnt nach dieser dritten Konferenz der Einfluss der

Öffentlichkeit und der Anti-Gruppen, der im nächsten Kapitel thematisiert wird.

3.5 Anti-Gruppen und Einfluss der Öffentlichkeit

Entgegen dem Modell von Laux machte sich der Einfluss der Öffentlichkeit erst nach der

Institutionalisierungsphase bemerkbar. Zur genaueren Analyse wird hier der Begriff der

Öffentlichkeit durch den von Latour stammenden Begriff der Anti-Gruppen (Latour 2010, S.

58f) differenziert. Unter Öffentlichkeit werden dabei netzwerktheoretisch alle Akteure

verstanden, die Informationen über einen bestimmten Sachverhalt besitzen, aber maximal über

Meinungsäußerungen in die Gestaltung des Sachverhalts eingreifen. Zu dieser Akteursgruppe

gehört auch die Presse (vgl. Hans-Bredow-Insitut (Hg.) 2006, S. 263). Anti-Gruppen

unterscheiden sich von der übrigen Öffentlichkeit durch eine aktive und antagonistische

Einflussnahme (vgl. Latour 2010, S. 58f). Im Fall von „Stop G7“ stellten die bayrischen

Behörden die wichtigste Anti-Gruppe dar.

Um ihre Aktionen und Demonstrationen durchzuführen, hielt „Stop G7“ die Errichtung eines

Protestcamps für notwendig. Die bayrischen Behörden versuchten bereits ab Januar 2015 dies

zu unterbinden. Sie forderten BürgermeisterInnen und Landwirte dazu auf, keine Campflächen

zur Verfügung zu stellen oder die Errichtung eines Camps durch sehr hohe Auflagen zu

erschweren (vgl. Aktionsbündnis Stop G7 Elmau 2015a). Die Stadt Garmisch-Partenkirchen

erließ daraufhin ein Campverbot, das durch die Ansicht begründet wurde, dass die Camps eine

Keimzelle der Gewalt seien (vgl. Heiner 2015).

Erst über den Klageweg konnte „Stop G7“ kurz vor dem Beginn der Proteste am 2. Juni 2015

das Campverbot aufheben (vgl. Süddeutsche-Online 2015).

Die Arbeit der Anti-Gruppe der bayrischen Behörden richtete sich, im Unterschied zu Laux’

Modell, nicht auf die Dekonstruktion der Organisation, sondern auf deren Ziele (Camp) und

der Diskreditierung der Akteure in der Öffentlichkeit als gewaltbereit.

Während diese erste Einflussnahme vorwiegend von der Anti-Gruppe der bayrischen Behörden

getragen wurde, wurde das Thema der Gewaltbereitschaft von DemonstrantInnen nach der

Demonstration gegen die Eröffnung des neuen Gebäudes der Europäischen Zentralbank am 18.

März 2015 in eine breitere Öffentlichkeit getragen. Bei der zum Teil gewaltsamen

Demonstration in Frankfurt wurden 130 AktivistInnen und 94 PolizistInnen verletzt (Adamik

2015). Hiernach wurde auch die potentielle Gewaltbereitschaft der AktivistInnen in Elmau in

der Presse thematisiert. Insbesondere den Befürchtungen der bayrischen Polizeikräfte wurde

23

dabei recht viel Raum gegeben. So titelte die Onlineausgabe von „n-tv“: „Polizei:

"Vorgeschmack auf G7": Blockupy muss sich scharfer Kritik stellen“ (n-tv.de 2015).

Auch diese Einflussnahme richtete sich nicht gegen die Organisation selbst, sondern gegen

ihre Akteure (Gewaltbereitschaft). Demzufolge sind auch bei „Stop G7“ keine Veränderungen

der Struktur zu verzeichnen. Im abschließenden Fazit werden die zentrale Ergebnisse dieses

Artikels zusammengefasst.

4 Fazit: Protestieren als Netzwerk?

Im ersten Kapitel konnte gezeigt werden, dass der Begriff des Netzwerks sowohl ein

universelles wissenschaftliches Beobachtungsinstrument als auch eine konkrete

Organisationsform bezeichnen kann. Dabei wurden Netzwerke als allgemeines

wissenschaftliches Beobachtungsinstrument nach Castells definiert als ein Gefüge aus

untereinander verbundenen Knoten. Wobei ein Knoten der Punkt ist, an dem die Kurve sich

selbst schneidet (Castells 2000, S. 15). Diese Definition wurde mit Hilfe der Akteur-Netzwerk-

Theorie nach Bruno Latour für den soziologischen Gebrauch konkretisiert und als ein Gefüge

aus untereinander verbundenen Akteuren und Mittlern definiert. Im Unterschied zu Latour

bezieht sich der Begriff des Akteurs ausschließlich auf Menschen, während bedeutsame

Gegenstände als Mittler bezeichnet werden.

Zur Überführung des Beobachtungsbegriffs in den Organisationsbegriff wurde auf Luhmanns

Systembegriff zurückgegriffen. Analog zu Luhmanns Definition von real existierenden

Systemen wurden Netzwerke als Organisationen durch die Anwendung der Operation

„Verknüpfung“ durch die Akteure eines Netzwerks definiert. Dabei konnte gezeigt werden,

dass Netzwerktheorien und die Systemtheorie nicht in einem Widerspruch zueinander stehen,

sondern dass Netzwerktheorien den Schwerpunkt von der Operation „Differenzierung“ zur

Operation „Verknüpfung“ verschieben. Hierdurch wurden erste Anknüpfungspunkte für eine

gemeinsame Theorieentwicklung geschaffen.

Trotz dieser Konkretisierungen konnte mit Hilfe des Netzwerkbegriffs nicht trennscharf

zwischen Netzwerken und Hierarchien als Organisationsform unterschieden werden. Deshalb

wurden beide Organisationsformen als Idealtypen durch mehrere Kriterien weiter

konkretisiert. Dabei diente das Kriterium der Flexibilität als Leitdifferenz zwischen

Hierarchien und Netzwerken. Anschließend wurden die Idealtypen an die Enden eines

Kontinuums der Organisationsformen gesetzt, mit dessen Hilfe sich jedwede Organisation

analysieren und innerhalb dieses Kontinuums positionieren lässt.

24

Den Abschluss des theoretischen Teils (Kapitel 2) bildet die Frage nach der Entstehung beider

Idealtypen. Hierfür wurde Henning Laux’ allgemeineres Phasenmodell der „Mechanismen der

Strukturbildung“ für die Entstehung von Organisationen spezifiziert und für die beiden

Idealtypen differenziert. Hiernach werden Netzwerke als Organisationen angesehen, die zur

flexiblen, aufgabenbezogenen Strukturbildung fähig sind, während Hierarchien starre

Strukturen ausbilden. Während in Netzwerken nur der Modus der Verknüpfung auf Dauer

gestellt ist, stabilisieren sich in Hierarchien konkrete Verknüpfungen zwischen festen

Akteuren.

Während in den ersten beiden Kapiteln die netzwerktheoretischen Grundlagen zur Analyse von

Organisationen entwickelt wurden, wurden diese im dritten Kapitel auf das Aktionsbündnis

„Stop G7 Elmau“ angewandt. Dabei bestätigte sich Laux’ Phasenschema im Trend. Mit Hilfe

des Phasenschemas konnte die Entwicklung des Bündnisses nachgezeichnet und in die

entsprechenden Phasen eingeteilt werden. Die Abweichungen von den einzelnen Phasen

bestätigten dabei, dass die von Latour und Laux vertretene „Hauptrolle“ von nicht-

menschlichen Entitäten bei jedweder Konstruktion (vgl. Latour 2010, S. 158 u. Laux 2014, S.

166) weder theoretisch noch empirisch haltbar ist. Die Strukturierung des Aktionsbündnisses

wurde maßgeblich von „menschlichen“ Akteuren initiiert, vorangetrieben und gesteuert. Trotz

dieses Fehlers in Laux’ Theoriekonzeption verlief die Entwicklung des Bündnisses beinahe

idealtypisch nach dem Phasenschema hin zu einer zunehmenden Strukturierung. In der

folgenden Abbildung 5 ist die endgültige Organisationsstruktur des Bündnisses visualisiert.

25

Abbildung 5: Organisationsstruktur des Aktionsbündnisses „Stop G7 Elmau“

(Eigene Darstellung 2015)

Das Bündnis setzt sich aus deutschlandweit verstreuten AktivistInnen mit Schwerpunkt

München und Umgebung zusammen. Mit Ausnahme des Ausscheidens einiger bürgerlicher

AktivistInnen (vgl. Dekonstruktionsphase) hat sich dabei die Anzahl der AktivistInnen stets

vergrößert. Die Struktur des Bündnisses ist hauptsächlich durch die fünf AGs und das Plenum

geprägt. Während die Ausdifferenzierung in Arbeitsgruppen dem hierarchischen

Organisationstypus entspricht, wird diesem durch das Plenum mit seiner Legitimations-,

Kontroll- und Entscheidungsfunktion ein netzwerkartiges Element entgegengesetzt.

26

Entscheidungen wurden in den Arbeitsgruppen vorbereitet, im Plenum vorgestellt, diskutiert

und abschließend dort getroffen. Dieses gegenseitige Abhängigkeitsverhältnis wird in dem

Schaubild durch die Wechselwirkungspfeile symbolisiert.

Ein weiters wichtiges Element waren die regelmässigen Pressekonferenzen auf den

Aktionskonferenzen. Hierfür wurden durch das Plenum vier Vertreter gewählt, die die Presse

über die Arbeit des Bündnisses informierten. Eine Sonderstellung nimmt dabei der

Pressesprecher ein, der sowohl während der Pressekonferenzen als auch dauerhaft als

Pressesprecher auftrat. Formal waren diese vier Positionen nicht mit zusätzlichen

Entscheidungskompetenzen ausgestattet, weshalb diese - werden informelle Machtstrukturen

beiseite gelassen - einseitig von dem im Plenum und den Arbeitsgruppen getroffenen

Entscheidungen abhängig waren. Die Presse hatte eine intermediäre Funktion zwischen

Bündnis und Öffentlichkeit. Informationen wurden von ihr gesammelt, selektiert, bewertet und

aufbereitet, bevor sie an die Öffentlichkeit weitergeleitet wurden. Hierdurch hatte die Presse

einen großen Einfluss auf die Außenwahrnehmung des Bündnisses, was den großen

organisatorischen Aufwand (Pressekonferenzen, Pressesprecher und AG „Presse und

Öffentlichkeitsarbeit“) des Bündnisses in Bezug auf die Presse erklärt. Im Gegensatz dazu

bildeten die internetbasierten Publikationsorgane des Bündnisses (Webseite und die Social

Media Seiten) eine von der Presse unabhängige Einflussmöglichkeit des Bündnisses auf die

Öffentlichkeit, was auf eine große Bedeutung dieser für das Bündnis schließen lässt. Weitere

Publikationsorgane des Bündnisses wurden hier aufgrund der Konzentration auf Informations-

und Kommunikationstechnologien nicht beachtet.

Hiermit ist die Struktur des Bündnisses auf Basis der Datengrundlage vollständig erfasst.

Hieraus ergab sich auch, ohne das ein Grenzregime im Sinne Laux’ eine bedeutende Rolle

spielte, für das Bündnis eine Außengrenze, auf deren anderer Seite die Öffentlichkeit inklusive

Anti-Gruppe steht.

Insgesamt kann das Bündnis auf der hierarchischen Seite des Kontinuums der

Organisationsformen verortet werden. Durch das netzwerkartige Element des Plenums und

dem Aktualitätsbezug ist es dort aber näher an der Mitte als an dem Hierarchieende des

Kontinuums zu positionieren. In Bezug auf Castells’ These von der Überlegenheit von

Informationsnetzwerken als überlegene Organisationsform kann hier kein Ergebnis geliefert

werden. Denn auch wenn das Bündnis die meisten seiner Ziele, mit Ausnahme der Aktionen

direkt am Schloss, erreichte (vgl. Aktionsbündnis Stop G7 Elmau 2015b) waren es die Erfolge

einer Hierarchie und keines Informationsnetzwerks. Dies schließt aber die Existenz von

27

erfolgreichen Informationsnetzwerken außerhalb des hier betrachteten Gegenstandsbereichs

nicht aus.

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