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Technische Hochschule Nürnberg GSO Fakultät Architektur Theorie der Architektur und Entwerfen Prof. Dr. Richard Woditsch Richard Woditsch, Mark Kammerbauer Wissenschaftliches Arbeiten Was haben Wissenschaſt und Architektur miteinander zu tun? Wie können Architekten forschen? Wie arbeitet man mit Quellen, wie zi- tiert man? Wie schreibt man eine wissenschaſtliche Arbeit? Das Fach „Wissenschaſtliches Arbeiten“ dient dazu, diese Fragen zu beantworten und spiegelt dabei die Realität einer zunehmend interdisziplinär ver- knüpſten Praxis wider. Schriſtliche Arbeiten spielen dabei eine zentrale Rolle. Es werden daher die folgenden Aspekte seminaristisch behandelt: die möglichen Ansät- ze und Beobachtungsgegenstände einer wissenschaſtlichen Arbeit; wie man Literatur auswählt; wie man mit Quellen umgeht; wie man aus diesen Quellen zitiert und paraphrasiert; welche Forschungsmethoden zur Auswahl stehen; und wie man wissenschaſtliche Arbeiten schreibt. Die Studierenden können ihre Fragestellung, Literatur und Methoden selbständig auswählen. Diese Auswahl orientiert sich an den jeweiligen Projektthemen. Entscheidend ist dabei, was man über eine wissen- schaſtlich orientierte Fragestellung behandeln oder beantworten möch- te. Das Ziel des Fachs ist es, Studierende an die Methoden wissenschaſtli- cher Arbeit sowie deren allgemeingültige Regeln und Verfahrensweisen heranzuführen. Sie erhalten dabei im Seminar die Möglichkeit, ergeb- nisoffene Hausarbeiten mit Projektbezug zu verfassen. Diese soll nach- vollziehbar, systematisch organisiert und strukturiert sein. Theorie der Architektur und Entwerfen

Wissenschaftliches Arbeiten (Skript)

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Technische Hochschule Nürnberg GSOFakultät ArchitekturTheorie der Architektur und EntwerfenProf. Dr. Richard Woditsch

Richard Woditsch, Mark Kammerbauer

Wissenschaftliches ArbeitenWas haben Wissenschaft und Architektur miteinander zu tun? Wie können Architekten forschen? Wie arbeitet man mit Quellen, wie zi-tiert man? Wie schreibt man eine wissenschaftliche Arbeit? Das Fach „Wissenschaftliches Arbeiten“ dient dazu, diese Fragen zu beantworten und spiegelt dabei die Realität einer zunehmend interdisziplinär ver-knüpften Praxis wider.Schriftliche Arbeiten spielen dabei eine zentrale Rolle. Es werden daher die folgenden Aspekte seminaristisch behandelt: die möglichen Ansät-ze und Beobachtungsgegenstände einer wissenschaftlichen Arbeit; wie man Literatur auswählt; wie man mit Quellen umgeht; wie man aus diesen Quellen zitiert und paraphrasiert; welche Forschungsmethoden zur Auswahl stehen; und wie man wissenschaftliche Arbeiten schreibt.Die Studierenden können ihre Fragestellung, Literatur und Methoden selbständig auswählen. Diese Auswahl orientiert sich an den jeweiligen Projektthemen. Entscheidend ist dabei, was man über eine wissen-schaftlich orientierte Fragestellung behandeln oder beantworten möch-te.Das Ziel des Fachs ist es, Studierende an die Methoden wissenschaftli-cher Arbeit sowie deren allgemeingültige Regeln und Verfahrensweisen heranzuführen. Sie erhalten dabei im Seminar die Möglichkeit, ergeb-nisoffene Hausarbeiten mit Projektbezug zu verfassen. Diese soll nach-vollziehbar, systematisch organisiert und strukturiert sein.

Theorie der

Architektur und

Entwerfen

Titel: Wissenschaftliches Arbeiten (Skript)

Verfasser: Prof. Dr. Richard Woditsch,

Dr. Mark Kammerbauer

Zitiervorschlag: Woditsch, Richard; Kammerbauer, Mark:

Wissenschaftliches Arbeiten. Skript. Nürn-berg: Technische Hochschule Nürnberg Ge-org Simon Ohm, Fakultät Architektur, 2015

Alle Abbildungen: Lehrbereich Theorie der Architektur und Entwerfen

Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm

Fakultät ArchitekturBahnhofstrasse 9090402 Nürnberg

Lehrbereich Theorie der Architektur und Entwerfen

Raum BB.207

Postanschrift:Postfach

90121 Nürnberg

Internet:http://tae.ohmarch.de/

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung2. Was ist wissenschaftliches Arbeiten? 2.1 Themen und Ansätze 2.2 Recherchieren und Lesen 2.3 Zitieren und Paraphrasieren 2.4 Forschen und Dokumentieren 2.5 Schreiben3. Fazit4. Bibliografie

Anhang: Weiterführende Literatur

Technische Hochschule Nürnberg GSOFakultät ArchitekturTheorie der Architektur und Entwerfen

Prof. Dr. Richard WoditschDr. Mark Kammerbauer

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1. Einleitung

An der Fakultät für Architektur der Technischen Hochschule Nürnberg wird das Fach Wis-senschaftliches Arbeiten ange-boten. Das Ziel des Fachs ist es, Studierende an die Ansätze und Methoden wissenschaftlicher Arbeit sowie deren allgemeingül-tige Regeln und Verfahrensweisen heranzuführen. Das vorliegende Skript soll den Studierenden da-bei als Nachschlagewerk dienen. Es bietet inhaltliche und metho-dische Ankerpunkte, um die im Fach Wissenschaftliches Arbeiten geforderte Hausarbeit zu verfas-sen. Dabei werden folgende Fra-gen behandelt:

• Was ist wissenschaftliches Arbeiten?

• Welche Themen und Ansätze gibt es?

• Wie recherchiert und liest man Texte?

• Wie zitiert oder paraphrasiert man Texte?

• Wie erhebt und dokumentiert man Daten?

• Wie schreibt man eine wis-senschaftliche Arbeit?

Das Fach Wissenschaftliches Ar-beiten ist ein integraler Teil der an der Fakultät für Architektur der Technischen Hochschule Nürn-berg angebotenen Projekte – das bedeutet auch, dass jede Hausar-beit im Fach Wissenschaftliches Arbeiten stets in direktem Bezug zu den Projekten steht. Der damit verbundene Prozess ist ein we-sentlicher Beitrag zur kritischen Auseinandersetzung mit den Pro-jektthemen. Die Hausarbeiten, die Studierende verfassen, dokumen-

tieren diesen Prozess und dienen somit als Wissensgrundlage für entwerferische Entscheidungen. Wichtig ist dabei der Fokus auf ein Thema und eine zentrale Forschungsfrage. Erst dann ist es möglich, den Stand der For-schung sinnvoll zu erfassen und den Rahmen der Untersuchung entsprechend einzugrenzen oder zu erweitern. Dies ist nicht nur für die Hausarbeiten, sondern auch für die Master Thesis essen-tiell. Dabei stellt das wissenschaft-liche Arbeiten auch ein Mittel von zunehmender Wichtigkeit in einer mehr und mehr interdiszip-linär verknüpften Praxis dar, um mit den Vertretern der eigenen oder anderer Disziplinen zu kom-munizieren, und zwar auf eine objektive, nachvollziehbare und systematische Art und Weise.

1 Gstach et al., 2005, S. 6

“Ziel einer wissenschaftlichen Arbeit ist grundsätzlich das Erkennen, Ver-stehen und Erklären von Sachfragen bzw. Problemstellungen. Zu diesem Zweck gilt es, sich den aktuellen Wissensstand zum Thema anzueignen. Ein Großteil wissenschaftlichen Arbeitens besteht also aus dem Zusam-mentragen von Wissen (...) und der erneuten Verarbeitung im eigenen thematischen Zusammenhang”.1

6

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Das wissenschaftliche Arbeiten kann als Prozess beschrieben werden, “bei dem ein Thema (...) nach wissenschaftlichen Standards und Prinzipien (...) behandelt und zu lösen ver-sucht wird.”2 Als Ziel des wis-senschaftlichen Arbeitens wird “das Erkennen, Verstehen und Erklären von Sachfragen bzw. Problemstellungen”3 genannt. Als grundlegende Technik des wissenschaftlichen Arbeitens gilt dabei „die systematische Auseinandersetzung mit einem gestellten Problem.”4 Der erste Schritt ist, eine Forschungsfrage zu stellen. Sie bezieht sich da-rauf, was das Thema oder das Problem ist, mit dem man sich wissenschaftlich befasst. Die in diesem Rahmen durchgeführte Recherche und Forschung sollte

auf der Forschungsfrage basieren. Dies trägt auch dazu bei, den Rahmen der wissenschaftlichen Arbeit zu definieren, um darauf fokussieren zu können und Aus-schweifungen zu vermeiden.5

Der Forschungsfrage wird eine mögliche Antwort entgegenge-stellt: Diese Hypothese beinhal-tet auch, wie man das eingangs erwähnte Problem lösen kann. Hierzu ist eine Recherche er-forderlich, und die Angabe der genutzten Quellen ist dabei un-erlässlich. Die Forschung, die von den Verfassern der Arbeit durchgeführt wird, dient der Feststellung, ob die Hypothese zutrifft - oder auch nicht zutrifft. Sie soll sich nicht nur auf die Beschreibung eines einzelnen, individuellen Falls beschränken,

denn “wissenschaftliche Ergeb-nisse müssen (...) über die An-wendbarkeit auf einen Einzelfall hinausgehen und übertragbar sein.”6 Die schriftliche Hausar-beit ist dabei das Ergebnis dieses Prozesses. Zu den Charakte-ristiken, die sie kennzeichnen sollen, zählen Verständlichkeit, Eindeutigkeit und Vermittelbar-keit. Hierzu soll die schriftliche Hausarbeit einen systemati-schen Aufbau und eine nach-vollziehbare Struktur und Ord-nung besitzen. Die Bestandteile, die eine schriftliche Hausarbeit hierzu beinhalten soll, umfassen in der Regel:

2. Was ist wissenschaftliches Arbeiten?

2 Peterßen, 1996, S. 11 zitiert in Schönwandt, 2007, S. 53 Gstach et al. 2005, S. 64 Neumeyer, k.D., S. 15 vgl. Chandler, 19986 Schönwandt, 2007, S. 6

8

• ein Inhaltsverzeichnis• eine Einleitung mit For-

schungsfrage und Hypothese• eine Literaturrecherche und

Begriffsklärung• eine Beschreibung der For-

schungsmethoden• eine Analyse der erhobenen

Daten• ein Fazit mit direktem Bezug

zur Einleitung• eine Bibliografie sowie ggf.

ein Anhang.

Die Themenwahl einer wissen-schaftlichen Arbeit wird bedingt durch deren Relevanz in Bezug zur jeweiligen Disziplin, dem eigenen Interesse, sowie der eige-nen Fähigkeit, in der gegebenen Zeit und mit den gegebenen Mit-teln Daten zu sammeln, diese zu analysieren und eine schriftliche Hausarbeit zu verfassen. Wichtig ist die Formulierung einer zen-tralen Forschungsfrage und der Bezug zum aktuellen Stand der

Forschung. Als Vorbereitung zur wissenschaftlichen Arbeit bietet es sich an, sich in diesem Zu-sammenhang einen allgemeinen Überblick anzueignen, welche Themen und Ansätze zur Verfü-gung stehen und wie das Thema von einer architekturbezogenen Perspektive eingeordnet werden kann, um dann die eigentliche Recherche durchzuführen.7

7 vgl. Chandler, 1998

9

Warum ist wissenschaftliches Arbeiten für die Disziplin der Architektur wichtig? Ein wesent-licher Grund liegt im Wandel des Berufsbilds der Architekten durch neue Tätigkeitsfelder mit wissen-schaftlichem Charakter begrün-det. So gibt es Institutionen, die sich ausdrücklich mit Forschung zum Thema Bau und Planung be-schäftigen, darunter natürlich die Hochschulen. Grundlage für die qualifizierte Auseinandersetzung mit diesen neuen Tätigkeitsfel-dern ist dabei „die Kenntnis wis-senschaftlichen Arbeitens.”8

Wenn man sich mit dem Thema wissenschaftlicher Arbeit in der Disziplin der Architektur befasst, ist es wichtig, sich darüber Klar-heit zu verschaffen, was denn der Gegenstand einer solchen

Arbeit ist, bzw. womit man sich dabei eigentlich befasst. Mögliche Beispiele für Gegenstände wis-senschaftlicher Betrachtung in der Architektur sind tatsächlich naheliegend. Hierzu gehört die Architektur selbst; Häuser, andere Bauwerke, Städte und die gesamte gebaute Umwelt. Jedoch können auch Architekten als Personen das Thema sein, ihre privaten Klienten oder öffentlichen Auf-traggeber sowie weitere Planungs-beteiligte und Akteure. Dies gilt auch für die Praxis der Planung selbst, ebenso wie Pläne, Entwürfe und Dokumente. Darüber hinaus sind weitere Themen möglich, wie etwa Materialexperimente oder die Entwicklung von Bauelemen-ten sowie deren Optimierung. Wichtig ist hierbei, wie man den Forschungsgegenstand betrachtet.

Man kann hierbei verschiedene wissenschaftliche Perspektiven oder Ansätze heranziehen. Es gibt von der Architektur(-theorie) und (Stadt-)Soziologie bis zur bau-technischen Forschung Ansätze, die für Studierende der Architek-tur von Nutzen sein können.

So bieten sozial-räumliche Per-spektiven Erklärungsmodelle dafür, wie „alltägliche soziale Interaktionen durch räumliche und örtliche Umstände beein-flusst werden.”9 Soziologische oder demografische Charakteris-tiken10 lassen sich auf diese Weise historisch und stadtgeschichtlich einordnen. Es ist möglich, diese Prozesse im Stadtraum nachzu-zeichnen, um daraus Rückschlüs-se zu ziehen, wie das Planen und Bauen durch gesellschaftliche

2.1 Themen und Ansätze

8 Wachten, k.D., S. 39 Gottdiener und Hutchison, 2006, S. xv (englische Zitate wurden vom Verfasser für dieses Skript sinngemäss übersetzt)10 Massey, 2007; Wilson, 1987

10

Vorgänge – und umgekehrt! – be-einflusst wird.11

Zu den Forschungsrichtungen, die sich die Verbesserung beste-hender Systeme zum Ziel gesetzt haben, zählt die Design Science. Sie legt den Fokus auf praxiso-rientierte Fragen. Diese können auch Systeme betreffen, die noch nicht existieren. Es besteht dabei ein direkter Bezug zur Praxis, die durch diese Forschung und die darin formulierten Ergebnisse erneuert oder verändert bzw. ver-bessert werden soll. Zu möglichen Ergebnissen zählt die Entwick-lung von Designvorschlägen, die innerhalb eines Designzyklus12

erarbeitet werden können. Wei-tere Forschungsansätze sind z.B. die Actor-Network-Theorie,13 die sich auch mit der Rolle der For-schenden innerhalb einer Unter-suchung beschäftigt. Ferner gibt es raumsoziologische Ansätze, die anerkennen, dass verschiedene Raumbegriffe „unterschiedliche Operationalisierungen von Prob-lemen“14 darstellen können. Wich-tig sind ebenso Ansätze, die sich damit befassen, wie natürlich die Natur und wie technologisch die Interventionen von Gesellschaf-ten innerhalb dieser Natur sind.15 Zu nennen sind auch (Stadt-)semiotische Untersuchungen, die sich mit dem Symbolcharakter

und der Zeichenhaftigkeit der gebauten Umgebung befassen.16 An der Technischen Hochschule Nürnberg hat zudem die bautech-nische Forschung einen besonde-ren Stellenwert. Sie nutzt ebenso die im weiteren beschriebenen Methoden des wissenschaftlichen Arbeitens, darunter das Recher-chieren und Lesen, das Zitieren und Dokumentieren, und letztlich das Schreiben.

11 Hassenpflug, 200612 Van Aken und Romme, 2009, S. 11 (im engl. Original: „reflective cycle“)13 vgl. Latour, 200814 Löw, 2001, S. 1515 vgl. Perrow, 199916 vgl. Hassenpflug et al., 2011

11

Nach der Themenwahl besteht ein nächster wesentlicher Schritt des wissenschaftlichen Arbeitens darin, mit Quellenmaterial um-zugehen. Dieser Umgang beginnt mit dem Recherchieren und Lesen fremder Texte oder Daten-quellen. Das Recherchieren und Lesen von Quellen steht dabei in direktem Bezug zur Forschungs-frage. Die Auswahl der Quellen ist grundlegend für die jeweilige wissenschaftliche Arbeit. Dabei gilt es, zwischen Monographien, Sammelbänden, Artikeln, Bei-trägen in Tagungsbänden o.ä. zu unterscheiden. Ein Blick auf die in solchen Quellen zitierte Litera-tur ist hilfreich, um die jeweilige

Quelle in Bezug auf die eigene Forschungsfrage sinnvoll einzu-ordnen. Ziel der Recherche ist es, festzustellen, welche Forschungen zum gewählten Thema bereits vorgenommen wurden und wel-che grundsätzlichen Fragen ge-stellt werden. Zudem bietet sie die Möglichkeit, das Thema in einen grösseren Kontext einzuordnen.17 Die Recherche umfasst dabei fol-gende Arbeitsschritte:

• Auswählen relevanter Quel-lentexte

• Lesen der Quellentexte• Erstellen von Exzerpten (her-

ausziehen relevanter Informa-tionen)

• Verzeichnen von Quellen• ggf. Verwendung entspre-

chender Software, z.B. Citavi18

Relevante Quellentexte und Lite-ratur können u.a. über folgende Einrichtungen und Datenbanken gesucht und gefunden werden:

• die Hochschulbibliothek• OPAC (Online Public Access

Catalogue) • BVB (Bibliotheksverband

Bayern)• RSWB Plus (Fachbereiche

Raumordnung, Städtebau, Wohnungs- und Bauwesen)

• ICONDA (International CONstruction DAtabase)

2.2 Recherchieren und Lesen

17 vgl. Chandler, 199818 vgl. http://www.citavi.com [download] 17.11.2015

12

Wichtig beim Lesen der ausge-wählten Quellentexte ist eine kritische Lesart, die das Erkennen und Abwägen verschiedener Po-sitionen ermöglicht. Ferner darf der Bezug zur Forschungsfrage und Hypothese nicht aus den Au-gen verloren werden. Als beispiel-hafte Lesetechnik gilt „SQ3R“.19 Sie dient dazu, sich systematisch einen fremden Quellentext zu erschliessen. Zu diesem Zweck wird das Lesen folgendermassen gegliedert:

• sich einen Überblick ver-schaffen (Survey)

• Fragen stellen (Question)• lesen (Read)• rezitieren (Recite)• klären und bewerten (Re-

view)

Die Leser sollen dabei eine aktive Rolle übernehmen und hinterfra-gen, welchen Nutzen eine Quelle für die eigene wissenschaftliche Arbeit hat. Hierzu empfiehlt es sich, zu jedem Schritt schriftliche Fragen zu formulieren, die die Erwartungen der Leser wie auch den Inhalt und Umfang der Quel-len betreffen. Wiederholtes Lesen anspruchvoller Passagen ermögli-chen es, die Aussagen des Autors besser zu verstehen. Es gilt auch, vorsichtig und kritisch zu sein, denn die Objektivität einer Quelle ist nicht selbstverständlich. Dabei ist es wichtig, „Tatsachenaussagen, Vermutungen, Hypothesen und Beurteilungen“20 voneinander zu unterscheiden und hinsichtlich ihrer Subjektivität zu hinterfra-gen. Regelmässige Pausen sind

sinnvoll und ermöglichen eine Reflektion über die gelesenen Inhalte. Verbal, schriftlich oder per Mind-Maps21 kann so beant-wortet werden, ob die eingangs notierten Fragen beantwortet werden konnten oder neu beant-wortet werden müssen.

19 vgl Wachten, k.D., S. 19 20 Wachten, k.D., S. 2021 vgl. https://de.wikipedia.org [Mind-Map] 17.11.2015

13

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erfolgt über das Zitieren und Pa-raphrasieren von Aussagen, die aus den recherchierten Quellen stammen. Dies bietet nicht zu-letzt die eigentliche Grundlage für die analytische und objektive Betrachtung des Themas, die über eine subjektive Perspektive hin-ausgeht.

Auf dieser Grundlage kann ein Quellentext bewertet werden, und ebenso bietet sich nun die Mög-lichkeit, effektiv Exzerpte zu er-stellen. Das Erstellen von Exzerp-ten ist auch sinnvoll, wenn man sich auf die wesentlichen Aspekte einer Quelle konzentrieren sowie diese einordnen will. Bei einem Exzerpt handelt es sich um “eine Form schriftlicher Aufzeichnun-gen zu einem gelesenen Text, bei der Textabschnitte notiert und mit eigenen Kommentaren verse-hen werden.”22

Das Erstellen von Exzerpten ist wichtig, um Inhalte und Aussagen aus Quellen zu verstehen und spä-ter in den eigenen Text sinnvoll zu integrieren. Diese Integration

22 Wachten, k.D., S. 22

15

Das wissenschaftliche Arbeiten erfordert zwingend die Kenn-zeichnung von Inhalten und Aus-sagen, die aus Quellen entnom-men werden und in der eigenen Arbeit Verwendung finden. Das Identifizieren fremden Materials in der eigenen Arbeit ist so wich-tig, dass es als solches die Wissen-schaftlichkeit eines Forschungs-vorhabens bestimmt:

“Wissenschaftliches Arbeiten zeich-net sich also durch Korrektheit und Genauigkeit im Umgang mit Grundlagen (Daten, Erhebungen, Verwendung von Sekundärlitera-tur, …) aus. Fremdes Gedankengut und die Herkunft von Daten, die nicht selbst erhoben wurden, müs-sen gekennzeichnet werden.”23

2.3 Zitieren und Paraphrasieren

23 Gstach et al., 2005, S. 6

Das Zitieren ist das Mittel zur Integration dieser fremden In-halte und Aussagen in die eigene Arbeit. Material aus Quellen kann als Zitat oder Paraphrase Eingang in die eigene Arbeit fin-den. Zitate (vgl. ‚direkte Rede‘) bieten sich an, wenn der Autor einen Aspekt besonders prägnant formuliert hat. Eine Alternative stellt das Paraphrasieren (vgl. ‚indirekte Rede‘) dar. In diesem Fall sind konkrete Regeln unbe-dingt einzuhalten, da diese die Wissenschaftlichkeit einer Arbeit unmittelbar betreffen. Die Quelle, aus der die festgehaltenen Ideen stammen, muss in jedem Fall angegeben werden - sowohl beim Zitat als auch bei der Paraphrase. Nur korrekt bezeichnete Quel-

len gestatten es dem Leser einer wissenschaftlichen Arbeit, die verwendeten Inhalte nachzuvoll-ziehen. Die hierzu notwendigen Kriterien finden in allen Leitfäden zum wissenschaftlichen Arbei-ten Erwähnung. Das auf Seite 16 dargestellte Zitat sowie die ent-sprechende Paraphrase dienen als Beispiel nicht nur in Bezug auf den Inhalt, sondern auch auf die formalen Aspekte der Zitierweise. Die auf Seite 18 aufgeführten Bei-spiele dienen als Hilfestellung in der Darstellung unterschiedlicher Quellenformate.

16

Beispiel: Zitat

“Das wörtliche Zitat wird im Text durch Anführungs-zeichen am Anfang und am Ende des Zitats gekenn-zeichnet und buchstaben und zeichengetreu über-nommen. Der Punkt des Satzendes wird hinter [den Verweis auf die] Literaturangabe des Zitates verscho-ben.”24

Beispiel: Paraphrase

Wenn man ein wörtliches Zitat verwendet, weisen Quellen darauf hin, dass der Text entsprechend Zei-chensetzung und Interpunktion übernommen werden muss. Sowohl am Anfang als auch dem Ende des Zi-tats müssen Anführungszeichen angebracht werden. Direkt danach steht ein Verweis auf die Literaturanga-be mit Autor, Jahreszahl und Seitenzahl, der das Ende des gesamten Zitats kennzeichnet.25

24 Gstach et al., 2005, S. 1225 dto.

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Bücher:Autor(en): Titel. Untertitel. Titelzusätze. Verlagsort: Verlag, Auflage/Jahr

[Hinweis: 2 Autoren: Autor / Autor; ab 3 Autoren: Autoret al. (“und andere”)]

Buchkapitel:Autor(en): Titel. Untertitel. Titelzusätze. In: Herausgeber oder Autor(en): Titel. Untertitel. Verlagsort: Verlag, Jahr, Seiten

Beiträge in Zeitschriften:Autor(en): Titel. Untertitel. Titelzusätze. Name der Zeitschrift, ggf. Jahrgang, Heft/Jahr, Seiten

Beiträge in Zeitungen:Autor(en): Titel. Untertitel. Titelzusätze. Name der Zeitung, Nummer, Datum, Seiten

Beiträge im Internet:http://www.Adresse.de <Datum> [Thema (in der Kurzform)]

Beiträge aus Zeitschriften und Zei-tungen im Internet:Autor(en): Titel. Untertitel. Titelzusätze. Name der Zeitung, Datum. URL: http://www.Adresse.de <Datum>

Film / DVD:Regisseur: Titel. Untertitel. Titelzusät-ze. Land (Länderkürzel), Produktions-jahr. Zitierte Filmminute(n) mit Sekun-den. Reihe. Sender/Speichermedium.Verlagsort: Verlag, Auflage/Jahr

Internet-Video:Regisseur: Titel. Untertitel. Titelzu-sätze. Land (Länderkürzel), Produk-tionsjahr. Zitierte Filmminute(n) mit Sekunden. Sender/Speichermedium. http://www.Adresse.de <Datum>

Quellenangabe:Neumann, Dietrich; Weinbrenner, Ul-rich; Hestermann, Ulf; Rongen, Ludwig: Frick/Knöll - Baukonstruktionslehre 1. Wiesbaden: B.G. Teubner Verlag / GWV Fachverlage, 35/2010

Sambeth, Burkhard: Holz- und Holz-werkstoffe. In: Gottfried Haefele et al. (Hrsg.): Baustoffe und Ökologie. Tübingen u.a.: Wasmuth Verlag, 1996, S. 158–183

Ruske, Wolfgang: Ökologische Bewer-tungen von Holz und Holzelementen. In: DBZ – Deutsche Bauzeitschrift, 43. Jg., 3/1995, S. 103–111

Matzig, Gerhard: Wettrüsten am Bau. Technologie als Heilsversprechen: Energieeffiziente Architektur ist die Apparatemedizin des ökologischen Zeitalters. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 137, 18.06.2009, S. 11

http://www.baunetzwissen.de/stan-dardartikel/Fassade_Pfosten-Riegel- Fassaden_154415.html <13.03.2015>

Richter, Peter; Maak, Niklas: Die Burka fürs Haus. In: Frankfurter Allgemei-ne Zeitung, 16.11.2010. URL: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/waermedaemmung-die-burka-fuers-haus-11071251.html <02.03.12 07:53>

Compain, Frédéric: Walter Gropius: Das Bauhaus in Dessau. Frankreich, 1995. 00:18:05-00:18:22. Baukunst 1. Eine Filmreihe von Richard Copans und Stan Neumann. DVD. Baden-Baden: ARTE EDITION / absolut Medien, 2004

IDelestrac, Denis: Sand - Die neueUmweltzeitbombe. Frankreich, 2013. 00:12:25-00:12:47. Internet-Video. https://www.youtube.com/watch?v=CPbdL1WVAcA <16.02.2015>

Kurzform:Neumann et al., 35/2010, S. 67

Sambeth, 1996, S. 158

Ruske, 3/1995, S. 103–111

Matzig, 18.06.2009, S. 11

http://www.baunetzwissen.de <13.03.2015> [Pfosten-Riegel-Fassade] 13.03.2015

Richter/Maak, 16.11.2010

Compain, 1995/2004

Delestrac, 2013 <16.02.2015>

Verwendung der aufgeführten Quellenformate mit freundlicher Genehmigung von Prof. Roland Krippner, Fakultät Architektur, Technische Hochschule Nürnberg.

18

Wie die Beispiele zeigen, erfordert das Zitieren und Paraphrasieren nicht nur die präzise Integration von Aussagen und Inhalten aus Quellen in den eigenen Text. Die Herkunft dieser Inhalte und Aussagen muss entsprechend angegeben werden. Hierzu dient die Quellenangabe. Es muss da-rauf geachtet werden, dass die Quellenangabe des Zitats oder der Paraphrase Informationen über Autor, Datum der Publika-tion und Seitenzahl aufweist. Die an der Technischen Hochschule Nürnberg verwendete Zitierwei-se (wie auch in diesem Skript demonstrativ angewendet) wird auch als „Chicago-Methode“ be-zeichnet. Eine alternative Form ist die „Harvard-Methode“. Grundsätzlich dokumentieren alle Zitierweisen, welche Quellen in

26 Chandler, 1998, k.S.

der schriftlichen Hausarbeit ver-wendet werden und geben dabei Autor, Jahreszahl und Seitenzahl an. Die „Chicago-Methode“ funk-tioniert folgendermassen:

• Nach dem Zitat oder der Pa-raphrase wird eine Fussnote gesetzt.

• Die Fussnote beinhaltet den Quellenverweis in der soge-nannten „Kurzform“.

• Die vollständige biografische Quellenangabe findet sich in einem gesonderten Abschnitt am Ende der Hausarbeit, der Bibliografie.

Diese Zitierweise ist verpflichtend für alle Studierenden an der Fa-kultät für Architektur der Tech-nischen Hochschule Nürnberg. Wird dies unterlassen, bzw. wird

ein Zitat nicht gekennzeichnet oder ist eine Paraphrase zu nahe am Originaltext angelehnt, be-steht die Gefahr, dass ein Plagiat entsteht – die „Kardinalssünde“ des wissenschaftlichen Arbeitens. Ein Plagiat deutet dabei an, dass ein Verfasser wissentlich und in betrügerischer Absicht die Ideen, Aussagen oder Erkenntnisse an-derer als die eigene Leistung vor-täuscht.26 In Deutschland unter-liegt die Verwendung von Quellen dem geltenden Urheberrecht.

19

Im Rahmen der wissenschaftli-chen Arbeit kann es notwendig sein, selbst Daten zu erheben. Die Auswahl und Anwendung be-stimmter Strategien, Werkzeuge und Forschungsmethoden zur Erhebung und Analyse von Daten muss dabei klar erläutert werden. Ein Bezug zur Forschungsfrage ist dabei notwendig. Hilfreich ist auch, aufzuzeigen, welche For-schungsmethoden in vergleichba-ren Studien verwendet wurden. Wenn der Verfasser selbst Daten erhebt oder ermittelt, spricht man von empirischer Forschung. Mög-lich sind z.B. Vergleiche, Befra-gungen oder Beobachtungen.27

Grundsätzlich gibt es eine Eintei-lung in quantitative oder quali-tative Forschungsmethoden. Als quantitative Methoden gelten:

2.4 Forschen und Dokumentieren

27 vgl. Chandler, 1998

• Statistiken erstellen (z.B. über die Frequentierung von Infra-struktur)

• Planmaterial untersuchen (z.B. Zählen der Anzahl der Wohneinheiten, etc.)

• Fragebogen-basierte Untersu-chungen durchführen

• Messungen vornehmen (z.B. technischer Indikatoren, Ge-wicht, Leistung, etc.)

Zu den qualitativen Methoden zählen Interviews, teilnehmen-de Beobachtung, Archiv- und Ortsbesuche oder Fotodokumen-tationen. Im Fall von Interviews können Fragen vorher genau festgelegt oder „strukturiert“ wer-den oder, um flexibel zu bleiben, „offen“ gestaltet sein. Die Fragen sollten auf die jeweiligen Inter-viewpartner abgestimmt sein. Für

ein erfolgreiches Interview gilt es, Regeln zu beachten:

• Erlaubnis für Aufnahme er-fragen

• Grund für Interview erläutern• Umstände besprechen (Ver-

traulichkeit, Anonymität, Aufnahmemedium, Dauer, Ort)

• Fragen stellen, evtl. auf be-sondere Interessen eingehen

• Höflich sein, Kontaktinfor-mationen hinterlassen

Es gibt verschiedene Möglichkei-ten, ein Interview zu dokumen-tieren, etwa mittels schriftlicher Notizen, einer Audio- oder einer Videoaufnahme. Ein Transkript stellt die Textform eines Inter-views dar und kann wörtlich, in Auszügen oder in Stichpunkten

20

erfolgen. Damit kann wie mit einem Quellentext verfahren werden: Exzerpte können erstellt werden, und bei der Integration in die schriftliche Hausarbeit ist es wichtig, die Interviewdaten systematisch zu kennzeichnen. Im allgemeinen bleiben bei empiri-schen Untersuchungen die Inter-viewpartner oder Befragten aus ethischen Gründen anonym, es sei denn, es wurde die Erlaubnis erteilt, deren Identität freizuge-ben. Es können aber Informati-onen wie Alter, Geschlecht, o.ä. angegeben werden, wenn diese für die Arbeit von Bedeutung sind. Ein Unterschied besteht bei Interviews, bei denen die Person des Befragten im Mittelpunkt steht, so etwa bei prominenten Architekten. Hilfreich ist eine Aufgliederung der Interviewdaten

28 vgl. Chandler, 1998

anhand von Themen, die Bezug zur Forschungsfrage haben.28 Erhobene Daten sollten klar und nachvollziehbar dargestellt wer-den. Es sollte auch eine Auswahl getroffen werden, z.B. entspre-chend der Relevanz. Umfangrei-che Datensätze können auch im Anhang platziert werden.

21

Eine Hausarbeit stellt eine schrift-liche Form des wissenschaftlichen Arbeitens dar. Sie soll “nach wis-senschaftlichen Standards und Prinzipien mit wissenschaftlichen Verfahren und Techniken erfol-gen.”30 Die recherchierten und zi-tierten Inhalte und die erhobenen Daten sind nicht selbsterklärend, sie benötigen der schriftlichen Erklärung und Interpretation. Diese Interpretation muss in ei-nem bestehenden theoretischen Ansatz gegründet sein, der über die Recherche ermittelt wird. Erst dadurch kann eine Vergleichs-möglichkeit entstehen, die für die wissenschaftliche Aussagekraft der Arbeit von Bedeutung ist.31 Allgemein gelten Objektivität und Genauigkeit als wichtige Kriterien: “Der Stil sollte daher sachlich und präzise sein.”32 Es

gibt verschiedene Typen schrift-licher Ausarbeitungen sowie Va-riationen in Bezug zum Schreib-stil, Leserkreis oder Aufbau. Zu schriftlichen wissenschaftlichen Arbeiten gehören:

• Studienarbeiten, • Seminararbeiten, • wissenschaftliche Artikel, • schriftliche Masterarbeiten

sowie • Doktorarbeiten und ver-

gleichbare Schriften.

Um die Lesbarkeit zu gewährleis-ten, ist auch die Orientierung im Text wichtig. Zu den Anforde-rungen an eine wissenschaftliche Arbeit zählt daher ein klarer und strukturierter Aufbau. Dies wird durch Überschriften oder die Einteilung des Textes in Kapitel

2.5 Schreiben

29 Theisen, 2002, S. 137 zitiert in Gstach et al., 2005, S. 730 Peterßen, 1996, S. 11 zitiert in Schönwandt, 2007, S. 531 vgl. Chandler, 199832 Neumeyer, k.D., S. 1

“Wissenschaftlich schreiben heißt nicht möglichst kompliziert und ver-schachtelt schreiben. Gerade schwierige Sachverhalte müssen besonders klar und gut strukturiert erklärt werden.“29

ermöglicht. Die folgenden Be-standteile sollten in der schriftli-chen Hausarbeit enthalten sein:

• Inhaltsverzeichnis und Liste der verwendeten Abbildun-gen, Tabellen, etc.

• Einleitung• Hauptteil(e)• Fazit• Bibliografie• ggf. Anhang

Das Inhaltsverzeichnis verweist auf alle Kapitel der schriftlichen wissenschaftlichen Arbeit, um dem Leser die Orientierung im Text zu erleichtern. Die Ein-leitung bietet die Einordnung des gewählten Themas in einen größeren Zusammenhang. Hier wird auch die Forschungsfrage gestellt. Hilfreich ist auch, das

22

eigene Interesse am Thema oder die Motivation zu beschreiben. Der Hauptteil beinhaltet den Dis-kussionsstand zum Thema ent-sprechend der Recherche sowie die zitierten und paraphrasierten Inhalte aus den Quellentexten, so-fern sie für die Arbeit eine Bedeu-tung haben. Ebenso kann hier ggf. die empirische Forschung darge-stellt werden, etwa in Form einer Projektanalyse nach bestimmten Gesichtspunkten. Deren Grundla-ge soll aus der Recherche und den genutzten Quellen entwickelt wer-den. Das Fazit bietet die Antwort auf die Forschungfrage und eine Zusammenfassung der wichtigs-ten Erkenntnisse. Es kann ebenso eine Wertung und einen Ausblick beinhalten.33 Die Beantwortung der Forschungsfrage sollte in direktem inhaltlichen Bezug zur Fragestellung in der Einleitung

stehen. Ebenso sollte die Relevanz der Fragestellung hervorgehoben werden:

“Das Fazit soll (...) nicht nur die Fragestellung einfach wiederge-geben, sondern erklären, warum gerade diese Fragestellung gewählt wurde.”34

Die Bibliografie schliesslich do-kumentiert in alphabetischer Rei-henfolge und entsprechend der „Chicago“-Zitierweise alle ver-wendeten Quellen. Ein Anhang bietet Raum für Daten, für die im Text kein Platz ist oder die ergän-zenden Charakter haben. Für den Text gilt daher, dass nur die wich-tigsten Daten verwendet werden. Tabellen, Figuren, Abbildungen, Fotos, Plandarstellungen sollten in numerischer Reihenfolge ge-kennzeichnet sein und ebenfalls

33 vgl. Zimmermann et al., 2007, S. 134 Schönwandt, 2007, S. 1735 vgl. Chandler, 1998

Quellenangaben besitzen. Hier gilt ebenso: Sie können im Text oder im Anhang abgebildet wer-den. Wichtig ist, dass keine unnö-tigen Wiederholungen stattfinden. Der Autor ist dabei in der Pflicht, den Lesern den Sinn dieser Dar-stellungen und somit deren Bezug zur Arbeit klarzumachen.35

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Dieses Skript fasst die wesent-lichen Ansätze und Methoden wissenschaftlicher Arbeiten für Studierende der Architektur zu-sammen. Es zeigt, wie man Texte recherchiert und liest, wie man Texte zitiert oder paraphrasiert, wie man Daten erhebt und do-kumentiert, und wie man eine wissenschaftliche Arbeit schreibt. Wissenschaftliches Arbeiten ge-winnt aufgrund des Wandels im Berufsbild und des zunehmenden Bedarfs an wissenschaftlich fun-dierten Studien als Beiträge zur Disziplin der Architektur an Be-deutung. Die Aufgabe besteht bei einer wissenschaftlichen Arbeit darin, eine Fragestellung oder ein Problem strukturiert und nach-vollziehbar zu behandeln. Der gewählten Forschungsfrage wird eine Hypothese entgegengestellt, deren Nachweis oder Widerle-

gung Ziel der Arbeit ist. Ausgangspunkt ist die Wahl eines Themas und eines Ansatzes. Die Recherche bietet die Möglichkeit, einen Überblick über den jewei-ligen Stand der Forschung zu gewinnen. Dies dient dazu, eine analytische Grundlage zur Be-handlung des Themas zu erstellen und entsprechende Forschungs-methoden auszuwählen, die ggf. der Erhebung von Daten dienen. Die kritische Analyse der verwen-deten Quellen und der erhobenen Daten schliesslich bietet die Mög-lichkeit, ein Fazit zu ziehen und die Ergebnisse in einen grösseren Zusammenhang zu stellen. Dies wird durch die in der Bibliografie dokumentierten Quellen unter-strichen. Wichtig ist dabei, dass das Thema nicht nur einen Ein-zelfall darstellt. Eine Übertragbar-keit der Erkenntnisse auf andere

3. Fazit

36 Gstach et al., 2005, S. 6

“Eine eigene wissenschaftliche Leistung entsteht erst durch einen kriti-schen Umgang mit Quellen (...), die Entwicklung eigener Argumentati-onsketten und die Fähigkeit zur Hypothesen- und Kontextbildung.”36

Fälle oder Kontexte soll möglich sein. Dies gelingt nur, wenn man sich von einer subjektiven Be-trachtung löst und das Thema auf eine objektive, nachvollzieh-bare und systematische Weise behandelt. Es gilt daher, über die hier beschriebenen Ansätze und Methoden des wissenschaft-lichen Arbeitens das jeweilige Thema verständlich, eindeutig und vermittelbar zu analysieren und zu diskutieren. Dadurch wird ein Erkenntnisgewinn möglich. Wenn die wissenschaftliche Ar-beit gelungen ist, stellt die Über-tragbarkeit der Erkenntnisse auf weitere, vergleichbare Fälle einen Gewinn dar – nicht zuletzt für die in den Projekten der Fakultät für Architektur der Technischen Hochschule Nürnberg behandel-ten Aufgaben.

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Chandler, David: Writing Your Dissertation. Some Guidelines for University Students. UWA, 1998. URL: http://www.aber.ac.uk/media/Modules/dissert1.html <02.08.2010>

Gottdiener, Mark; Hutchison, Ray: The New Urban Sociology. Boulder: Westview, 2006

Gstach, Doris; Gwisdalla, Mi-riam; Kaschlik, Anke: Leitfaden zum wissenschaftlichen Arbeiten. Skript. Kassel: Universität Kassel, Fachbereich Architektur, Stadtpla-nung, Landschaftsplanung, 2005

Hassenpflug, Dieter: Reflexive Urbanistik. Reden und Aufsätze zur europäischen Stadt. Weimar: Verlag der Bauhaus-Universität, 2006

Hassenpflug, Dieter; Giersig, Nico; Stratmann, Bernhard (Hrsg.): Reading the City - Stadt lesen. Weimar: Verlag der Bau-haus-Universität, 2011

http://de.wikipedia.org/wiki/Mind-Map <17.11.2015>

http://www.citavi.com/download <17.11.2015>

Latour, Bruno: Wir sind nie mo-dern gewesen - Versuch einer symmetrischen Anthropologie. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 2008

Löw, Martina: Raumsoziologie. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 2001

Massey, Douglas: Categorically Unequal. The American Stratifi-cation System. Thousand Oaks: Sage, 2007

4. Bibliografie

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Peterßen, Wilhelm: Wissenschaftliche(s) Arbeiten. 2. Auflage. München: Ehrenwirth, 1999

Schönwandt, Walter: Leitfaden wissenschaftliches Schreiben. Skript. Stuttgart: Universität Stutt-gart, Institut für Grundlagen der Planung, 2007

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Theisen, Manuel René: Wissen-schaftliches Arbeiten. München: Vahlen, 1997

Van Aken, Joan Ernst; Romme, Georges: Reinventing the Future: Adding Design Science to the Repertoire of Organization and Management Studies. In: Orga-nization Management Journal, Vol.6, 2009, S. 5–12

Wachten, Kunibert: Wissenschaft-liches Arbeiten für Studierende der Stadtplanung und Archi-tektur. Skript. Aachen: RWTH Aachen, Fakultät für Architektur, k.D.

Wilson, William Julius: The Truly Disadvantaged. The Inner City, the Underclass, and Public Policy. Chicago: University of Chicago Press, 1987

Zimmermann, Gerd; Korrek, Norbert; Pfeifer, Olaf; Dähne, Chris; Schramke, Sandra: Archi-tekturkritik: “die neue heimat”. Skript. Weimar: Bauhaus Univer-sität Weimar, Lehrstuhl für Ent-werfen und Architekturtheorie, 2007

Anhang:Weiterführende Literatur

Eco, Umberto: Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt. Doktor-, Diplom und Magisterarbeiten in den Geistes und Sozialwissenschaften. Heidel-berg: C. F. Müller Verlag, 1993

Flagge, Ingeborg; Herzog-Loibl, Verena; Meseure, Anna (Hrsg.): Thomas Herzog. Architektur und Technologie. Architecture and Technology. München, London, New York: Prestel Verlag, 2001

Flick, Uwe: Qualitative Sozialfor-schung. Eine Einführung. Ham-burg: Rowohlt, 2012

Geiser, Reto: Explorations in Ar-chitecture: Teaching, Design, Re-search. Basel: Birkhäuser, 2008

Hahn, Achim: Architekturtheorie. Wohnen, Entwerfen, Bauen. Wien: Huter & Roth, 2008

Hofmeister, Sandra (Hrsg.): DE-TAIL Research. The Future of Building: Perspectives. Methods, Objectives, Prospects. München: DETAIL Institut für internationale Architektur-Dokumentation, 2012

Nachtigall, Werner; Pohl, Göran: Bau-Bionik. Natur - Analogien - Technik. Berlin, Heidelberg: Springer Verlag, 2013

Otto, Frei: Prinzip Leichtbau. Form - Kraft - Masse. Mittei-lungen des Instituts für leichte Flächentragwerke der Universität Stuttgart, IL 24. Stuttgart: Karl Krämer Verlag, 1998

Spector, Tom; Damron, Rebecca: How Architects Write. London, New York: Routledge, 2012

Technische Hochschule Nürnberg GSOFakultät ArchitekturTheorie der Architektur und EntwerfenProf. Dr. Richard Woditsch

Theorie der

Architektur und

Entwerfen