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#Jubilaeum März 2018 Das Programm zu 500 Jahre Reformation

#Jubilaeumdoccdn.simplesite.com/d/16/bd/285415631776693526/b73378f... · 2018-03-26 · holt. Holländische Häuser in Amsterdam wirken von aus-sen bescheiden, sind innen aber sehr

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#Jubilaeum

März 2018

Das Programm zu 500 Jahre Reformation

Auszug aus dem Referat von Regierungsrätin Jacqueline Fehr anlässlich der Eröffnung der Ausstellung «Das Wort» im Museum Strauhof.

Reformation: Einladung zum eigenen Denken

Die Reformation hat den religiösen Glauben in besonderer Weise mit dem Wort in Verbindung gesetzt. Denken wir an die zentrale Stellung der Bibel – also das gedruckte Wort Gottes – und an die Bedeutung der Predigt; des gesprochenen Wortes. Im Gegensatz dazu haben sich die Reformatoren gegen die grosse Bedeutung der Bilder gewandt. Heute sind die Bilder wieder zurück und das Wort gerät oft in die Defensive. Doch das wäre ein anderes Thema ... Mit dem Wort wurde der religiöse Glaube diskutierbar. Und damit auch fassbar, verhandelbar, ja angreifbar. Das Gegenüber anzuhal-ten, seine Gedanken in Worte zu fassen, war eine Aufforderung zur Transparenz, ein erster Schritt zu Rechenschaftspflichtigkeit. Der Glaube war damit nicht mehr im Bereich des Magischen, Irrationalen angesiedelt, sondern hatte sich vor der Vernunft zu bewähren. Zum Beispiel in den grossen Disputationen während der Reforma-tionszeit, wo lange und intensiv über Glaubensfragen gesprochen und gestritten wurde. Wo durch den Austausch mit Wissen das Den-ken geschärft wurde, wo Empfindungen an Klarheit gewannen und wo Interpretationen überprüfbar wurden. Diese Reibung der Religion an der Vernunft hat unsere Kultur tief geprägt. Die positive Rolle des Wortes, der Rede und des Diskurses ist weit über den religiösen Bereich hinaus wirksam geworden. Letztlich liegen hier auch Fundamente der Demokratie. Denn auch in der Demokratie geht es darum, dass wir miteinander ins Gespräch kommen und dass Positionen und Haltungen verhandelbar sind. Die Reformation vor rund 500 Jahren hat die damalige Kirchen-macht herausgefordert. Die Reformation versuchte quasi das dog-matische Ausrufezeichen durch das emanzipierende Fragezeichen zu ersetzen. Die zentrale Botschaft war eine Einladung zum eigenen Denken. Alle sind aufgefordert, sich selber über Glaubensfragen Gedanken zu machen und sich dazu auszutauschen. Alle sollen das Wort Gottes in der Bibel lesen können und nicht mehr nur der Verkündigung in einer unbekannten Sprache lauschen müssen. Es waren erste und sicherlich erst zaghafte Ideen zu einer offenen und gleichberechtigten Gesellschaft. Sie legten aber den Grund-stein für eine eigenständige Wissenschaft und letzlich eben auch für unsere Demokratie. Wegen dieser umfassenden Bedeutung der Reformation wird das Reformationsjubiläum in Zürich nicht nur kirchlich gefeiert, sondern ist mit der Unterstützung vom Kanton und der Stadt Zürich auch ein säkulares Jubiläum. Die Reformation hat uns eine Kultur des Wortes geschenkt. Eine Kultur, in der man diskutiert und reflektiert. Das Bestehende in Fra-ge stellt und Macht nicht einfach so hinnimmt. Eine Kultur, die zum Denken einlädt – die aber auch zum Denken verpflichtet. Dieser Kultur haben wir unsere wissenschaftlichen und technologischen Fortschritte zu verdanken. Und dieser Kultur sollten wir Sorge tra-gen, wenn wir auch in Zukunft die Lawinen von Fake News und Ver-schwörungstheorien unbeschadet überstehen wollen.

PERFORMANCEGessneralleeRiot Days Show14./15.03.2018 | 20.00 Uhr

Nach ihrem Punk-Prayer in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale wurden vor rund fünf Jahren drei Mitglieder von «Pussy Riot» in einem Schauprozess zu langer Lagerhaft verurteilt. Eine von ihnen, Marija Aljochina, kommt nun nach Zürich. Sie schildert in «Riot Days Show» die Zeit des Prozesses und ihren Aufenthalt in Strafla-gern – und betont dabei immer wieder die Möglichkeiten zum Widerstand.

#RiotDaysShow

#MartinLutherPropagandastueck

PERFORMANCEGessneralleeMartin Luther Propagandastück 24./25.03.2018 | 18.00 Uhr

Boris Nikitins Stück ist, was der Name verspricht: Theater als Gottesdienst.Bei der Uraufführung verliessen einige Zu-schauer wütend den Saal, während andere «Ich liebe dich!» riefen. Nach Einladungen zum Impulse Theater Festival 2016, nach Hamburg, Basel, St. Petersburg und Mos-kau kommt das Stück nun nach Zürich.

DISKURSGessneralleeLengsfeld und Weissgerber – Ein Doppel-Gespräch 25.03.2018 | 14.30 Uhr

Boris Nikitin führt ein Doppel-Gespräch mit Vera Lengsfeld, deren politische Biographie von der SED über die Grünen und die CDU zum nicht von wenigen als rechtsaussen verorteten Webportal «Die Achse des Guten» führte, und dem Ex-Neonazi, heute aber dezidiert linken Kulturwissenschafter Christian Weissgerber.

#LengsfeldUndWeissgerber

AUSSTELLUNGKunsthalle ZürichRob Pruitt: The Churchbis 13.05.2018

Der amerikanische Künstler Rob Pruitt interpretiert in der Kunsthalle die alte Idee vom Gotteshaus neu. The Church ist Ausstellung und Kirche in einem; sie bietet sich als Brutstätte für kollektiven Aktivismus ebenso an wie als Ort der persönlichen Kontemplation. Es finden laufend Events wie Talks, Workshops oder Gottesdienste statt.

#RobPruittTheChurch

AUSSTELLUNGLandesmuseum ZürichGott und die Bilderbis 04.04.2018

Bildersturm, Abendmahlstreit und Glau-benskrieg: Zentrale Fragen der Refor-mation waren zwischen Zwingli und den anderen Reformatoren heftig umstritten. Anhand von Bildern, Objekten und Animati-onsfilmen erzählt das Landesmuseum die Geschichte der neuen Konfession in einer spannenden Ausstellung.

#GottUndDieBilder

AUSSTELLUNGStrauhofDas Wortbis 27.05.2018

Huldrych Zwingli war nicht nur Reforma-tor. Zunächst war er vor allem Prediger, Schreiber, Übersetzer und Publizist. Diese unbedingte Leidenschaft für das Wort teilen die Reformierten mit der literarischen Welt; sie steht im Fokus einer Ausstellung im Museum Strauhof.

#DasWort

WORKSHOPKulturhaus HelfereiSchule des Handelns07.04.2018 | ab 10.00 Uhr Geh Pflanzen!19.05.2018 | ab 10.00 Uhr Trenn Dich!

Mit seinen Vorstellungen darüber, was zu tun und was zu lassen sei, hielt Zwingli nicht hinterm Berg. Diesen Drang, die Dinge anzupacken, nimmt die Helferei in einer Workshop-Reihe auf und entwickelt zusammen mit internationalen ExpertInnen und lokalen AktivistInnen Handlungsanwei-sungen für eine bessere Welt.

#SchuleDesHandelns

THEATERTheater NeumarktUrban Prayers Zürich16./17./24.03.2018

Das Theater am Neumarkt unternimmt eine Reise durch die vielfältigen Glaubensorte Zürichs und schafft in einem dezentralen Projekt Räume des Austauschs zwischen Menschen unterschiedlichster Religionen.

#UrbanPrayersZuerich

AUSSTELLUNGUniversität ZürichDie Stral – Nachrichten von Heinrich Bullinger Vernissage: 17.05.201818.05. - 24.06.2018

Durch seine über 12‘000 Briefe umfassen-de Korrespondenz versorgte der Nachfolger Zwinglis die Limmatstadt mit brandheis-sen Informationen aus ganz Europa. Eine Ausstellung zeigt Heinrich Bullinger als umtriebigen Networker im Kontext des Wissens- und Nachrichtentransfers seiner Zeit – kombiniert mit einer Ausstellung des Künstlers Florian Germann.

#BullingerNews

MUSIKTHEATERTheater NeumarktEingerockt und Ausgesungen 16./19./28.03.2018, 07./11.04.2018

In einer fiktiven Biografie beschreibt der Schauspieler und Musiker Jürg Kienberger gemeinsam mit Claudia Carigiet Zwinglis musikalische Kindheit und seinen anfangs widerwillig beschrittenen Weg zum Re-formator – eine musikalisch-leichtfüssig Hommage an eine aussergewöhnliche Persönlichkeit.

#EingerocktUndAusgesungen

MUSIKDiverse OrteDie ungeliebte Kunst? Musik und Reformation in Zürich 25.05. - 26.05.2018

Weitestgehend unerforschtes Terrain betritt dieses interdisziplinäre Symposium, das dem gespaltenen Verhältnis des refor-mierten Zürichs zur Musik gewidmet ist. Das begleitende musikalische Programm lässt die Klangwelt Zwinglis wieder aufle-ben, verwandelt die Grossmünster-Helferei in einen vielstimmigen Klangkörper und lässt auf einem Orgelspaziergang die einst von Zwingli aus den Kirchen verbannten Instrumente wieder neu ertönen.

#DieUngeliebteKunst

VOLKSMUSIKGrossmünster / VolkshausGanz allein für mich14./18.03.2018

Hat die Kindheit im Toggenburg Zwinglis Liebe zur naturtönigen Klangwelt seiner Heimat geweckt? Acht (volks)musikalische Abende widerlegen das Bild des gries-grämigen Musikfeindes, das Zwingli mit seinem Musikverbot in Kirchen heraufbe-schworen hat, und richten zugleich den Blick auf unser heutiges Verständnis von Musik als Tradition und im kirchlichen Zusammenhang.

#GanzAlleinFuerMich

ANIMATIONSFILMKulturhaus HelfereiImmer diese Zwinglis!Premiere: 21.06.2018

Unterhaltsam und berührend erzählt der Animationsfilm von der Suche der Zwing-li-Kinder nach Spuren ihres verstorbenen Vaters. Was war ihm wichtig? Warum fiel er ausgerechnet in einem Glaubenskrieg, wo er doch gegen jede Ausübung von Gewalt gepredigt hatte?

#ImmerDieseZwinglis

Bild Titelseite #Jubilaeum: Lukas Wassmann

PERFORMANCEGessneralleeBekennende und Überzeugte25.03.2018 | 10.15 Uhr

Ein Tag mit dem Regisseur Boris Nikitin in der Gessnerallee. Den Anfang macht am Morgen eine freikirchliche Gemeinde aus Zürich, die mit ihrem Gottesdienst ins Theater einzieht. Welche Bedeutung entfalten ihre Botschaften und Bekenntnis-se im neuen Deutungsrahmen? Was lesen wir als Aufführung? Was als missionarische Botschaft? Unmittelbar danach folgt der Trailer der Theatergruppe Markus&Markus zu ihrem neuesten Stück «Die Konvertiten».

#BekennendeUndUeberzeugte

PERFORMANCE / MUSIKGessneralleeUnd was erlöst uns heute? 22./23.03.2018 | 20.00 Uhr

500 Jahre nach der Reformation, 100 Jah-re nach der Oktoberrevolution – und wir wissen gar nicht mehr, was das überhaupt sein könnte, Erlösung. Ein Abend über Motive und Figuren von Ursprung und Wie-derholung, zweifelhafte Rationalität und unzweifelhafte Irrationalität.

#WasErloestUnsHeute

#ErbeUndArbeit

Interview mit dem Historiker Peter Hersche, von Gina Bucher

«Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt»

Wie gingen die Reformatoren mit vermögenden Familien um, die durch Erbe statt harter Arbeit reich wurden?

Zu Zeiten der Reformation waren die ganz Reichen noch eine verschwindend kleine Schicht. Sie bildete sich eigentlich erst im 19. und 20. Jahrhundert durch industrielles Erbe, Handel und Finanzgeschäfte. Viel wichtiger als Geld war Landbesitz und politische Macht. Auch, weil es kaum Investitionsmög-lichkeiten für etwaige Gewinne gab. Sowieso war Erbrecht schon damals eine weltliche Angelegenheit. Die Kirche hatte sich da nicht einzumischen. Zumal es katholischen Geistli-chen verboten war, Besitz zu vererben. Ihr Besitz fiel nach dem Tod an die Kirche. Protestantische Pfarrer dagegen hat-ten Familie, sie konnten vererben. Grundsätzlich aber galt Reichtum für einen Christen als problematisch, wie das etwa der Bibelvers «Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt» illustriert.

Inwiefern steuerte die Religion, wohin das Geld floss?

Im Mittelalter konnte man sein Heil auch mit Geld verdie-nen. Etwa indem Adlige Klöster stifteten, wo Mönche oder Nonnen für sie beteten, später spendeten auch Bürger an soziale Einrichtungen der Kirchen – das war ein Gegenge-schäft. Und es gab die berühmt-berüchtigten Ablass-Brie-fe: Wer eine gewisse Summe bezahlte, bekam einen Ab-lass zum Nachlass der Sündenstrafen. In der Reformation wurde dies abgeschafft. Luther und Zwingli sagten, sein Heil so zu erlangen, sei nicht möglich, es zähle einzig der Glaube und die Gnade Gottes. Obwohl der Ablasshandel später auch im Katholizismus abgeschafft wurde, lebte das Prinzip des Stiftens weiter: Im Barock entstanden wie- der neue Klöster, Kirchen und soziale Einrichtungen. Und

es floss durch sogenannte Stift- oder Seelenmessen viel Geld in die katholische Kirche: Gegen Bezahlung konnte man eine Messe lesen lassen, damit die Seele schneller aus dem Fegefeuer in den Himmel komme. Im katholischen Europa gab es rund hundert Millionen solcher Stiftsmes-sen pro Jahr – zu verschiedenen Tarifen von einfachen bis zu sehr feierlichen Messen mit Musik. Das war theologisch für die Reformatoren unmöglich zu vertreten. Entsprechend mussten vermögende Protestanten ihre Gewinne anders in-vestieren – etwa in Manufakturen, in den Handel, in die Kolonien, in die Infrastruktur oder in praktische Bildungs-einrichtungen.

Protestanten investierten also in die Wirtschaft, Katholi-ken in die Kirche?

Vereinfacht gesagt, ja. Diese Entwicklung kann man seit dem 16. Jahrhundert beobachten, besonders in Italien. Über mehrere Generationen vermögend gewordene Katholiken kauften einen Adelstitel und nutzbares Land und unterhiel-ten in der Stadt einen Palazzo. Sie wollten keine gewöhnli-chen Bürger mehr sein, sondern adlig. Protestanten taten das viel weniger. Dieses Phänomen kann man europaweit beobachten.

Heisst das auch, dass Protestanten und Katholiken ihren Reichtum anders zeigten?

Das deutlichste Gegenbeispiel zur katholischen Ostentati-on, also das Zeigen von Prunk und Reichtum, ist Holland – in einem gewissen Sinn auch die reformierte Schweiz und England. Im 16. Jahrhundert war Italien noch das reichste Land Europas, danach wurde es von den Holländern über-holt. Holländische Häuser in Amsterdam wirken von aus-sen bescheiden, sind innen aber sehr gut ausgestattet: Sie mussten bequem und praktisch sein, idealerweise mit grossen, hellen Fenstern, einer guten Heizung, einem Brunnen direkt am Haus und schönen Möbeln. Bei italieni-schen Palästen dagegen war vieles buchstäblich Fassade. Zwar gab es Prunksäle, aber die sonstige Einrichtung war manchmal recht primitiv.

Und wie beeinflussten Glaubensflüchtlinge die Schweizer Wirtschaft?

Viele von ihnen brachten den protestantisch-industriellen Geist in die Schweiz: In Basel und Genf die Hugenotten, in Zürich die italienischen Immigranten wie etwa die Familien Orelli, Muralt, Pestalozzi. So entwickelten sich die Uhren- industrie in Genf und die Textilindustrie zuerst mit Seide und später mit Baumwolle in Basel und Zürich.

Das Klischee besagt, dass die reichen Zürcher ihr Geld deutlicher zeigen als etwa der Basler «Daig». Wie ist die-se Basler Bescheidenheit historisch zu erklären?

In der frühen Neuzeit bis zur Revolution gibt es wenige Unterschiede zwischen Basel und Zürich. Familien beider Städte sind hauptsächlich im Seidengewerbe tätig und wirtschaftlich sehr aktiv. Diese Strukturen verändern sich erst im 19. Jahrhundert als die Maschinen- und chemische Industrie dazukommen. In der Regel waren die Protestan-ten die Bannerträger des Liberalismus. Basel aber blieb wie die katholischen Orte politisch konservativ, während Zürich zu einer Hochburg des Liberalismus wurde. Deshalb hat sich das liberale Basel-Land von der Stadt getrennt. Vielleicht hielt man deswegen in Basel an den alten Idea-len der Bescheidenheit fest, während die neureichen Zür-cher ihren Reichtum mit relativ prunkvollen neobarocken Häusern zeigen wollten. Das kann, muss aber nicht mit der Religion zusammenhängen.

Wenn vermögende Protestanten stärker in die Wirtschaft investierten statt an die Kirche zu spenden, was bedeute-te das für die Armen?

Dass Vermögende den Armen spendeten, das bestand in beiden Konfessionen weiter – auch in der reformierten Kirche wurde dies angemahnt. Wobei die Reformierten versuchten, die Armenfürsorge zu zentralisieren und zu ver-staatlichen. Das heisst, die Armenfürsorge ging nicht mehr über einzelne Personen, die den Bettlern etwas gaben, sondern das Geld wurde über zentrale kirchliche respektive staatliche Institutionen weiterverteilt.

Bild: Lukas Gansterer

#DieGeschichteDahinter

Die Geschichte dahinter

In der Reformation des 16. Jahrhunderts entstanden drei kirchliche Richtungen: Lutheraner, Reformierte und Täufer. Zürich war der Ursprungsort des Reformierten-tums und mit dem Auftreten der ersten Täufer Geburtsort des evangelischen Frei- kirchenwesens.

Beginn der Reformation in ZürichAls Jubiläumsjahr der Reformation in Zürich gilt seit jeher das Jahr 1519 mit dem Amts-antritt Huldrych Zwinglis (1484-1531) als Gemeindepfarrer am Grossmünster. Zwingli war unabhängig von Luther zu den grund-legenden reformatorischen Einsichten ge-langt: Die Bibel ist alleinige Autorität, Grund-lage und Quelle der wahren Lehre Christi, und das Heil ist allein in Christus zu finden. Seine Predigt verkündigte die «fröhliche Bot-schaft Christi». Sie richtete sich dabei gegen das ganze römisch-katholische Kirchen- und Frömmigkeitswesen, aber auch gegen das Geschäft mit der Vermittlung von Schweizer Söldnern ins Ausland. Sie führte zu immer heftigeren Auseinandersetzungen in Zürich und mit dem Bischof. Der Zürcher Rat lud schliesslich am 29. Januar 1523 zu einer öffentlichen Verhandlung («Disputation») über Zwinglis Lehre ein. Als Ergebnis wurde die schriftgemässe Predigt nach dem Vorbild Zwinglis für die ganze Zürcher Geistlichkeit als verbindlich erklärt. Der Rat hatte damit die kirchliche Autorität der römisch-katholi-schen Kirche abgelöst und die Verantwor-tung für die Durchführung der Reformation übernommen.

Die TäuferEine Gruppe der eifrigsten Anhänger und Anhängerinnen Zwinglis um Felix Manz und Konrad Grebel war bald unzufrieden mit dem Gang der staatlichen Reformation. Sie zielten auf eine bekennende Gemeinde nach dem Vorbild des Neuen Testamentes. Ihr Kennzeichen wurde die Verweigerung der Kindertaufe, und damit die Gehorsamsver-weigerung gegen die Obrigkeit. Im Januar 1525 fanden in Zürich und Zollikon die ers-ten Erwachsenentaufen statt. Zwingli hielt aber am Ziel einer Reformation der ganzen Staatsgemeinschaft fest. Nach jahrelangen erfolglosen Bemühungen zur Rückgewin-nung nahm er die Abspaltung der Täufer und Täuferinnen schweren Herzens in Kauf. Der Rat ging nun mit Bussen, Gefängnis, Verbannung und schliesslich Hinrichtungen gegen die Täufer vor. So wurde Felix Manz als Erster von insgesamt sechs Täufern durch Ertränken in der Limmat hingerichtet. 2004 haben Stadt und Kirche Zürichs die Nachkommen der Täuferinnen und Täufer um Vergebung gebeten und an der Limmat bei der Schipfe einen Gedenkstein für die Opfer angebracht.

Zürich und die Eidgenossenschaft1528 schloss sich Bern der Reformation an, 1529 folgten Basel und Schaffhausen. Auch in vielen anderen Kantonen und den von den Eidgenossen gemeinsam regier-ten Untertanengebieten waren reformatori-sche Bestrebungen erfolgreich. Die «innern Orte», die Urkantone, Luzern und Zug, un-terdrückten diese in ihrem Machtbereich gewaltsam. Zwingli forderte dagegen die freie Predigt des Evangeliums in der ganzen Eidgenossenschaft, die Reformation in den Untertanengebieten und die Abschaffung des Söldnerwesens. Seine Appelle – getra-gen von der Überzeugung, vor Gott für die ganze Eidgenossenschaft verantwortlich zu sein – blieben vergeblich. So befürwortete er schliesslich ein militärisches Vorgehen. Der erste Kappeler Krieg endete 1529

friedlich («Kappeler Milchsuppe»), aber ergebnislos. Im zweiten Kappeler Krieg erlitt Zürich eine Niederlage mit der Schlacht bei Kappel am 31. Oktober 1531 und Zwingli fand dort den Tod. Die konfessionelle Spaltung der Eidgenossenschaft blieb danach über Jahrhunderte bestehen.

Festigung und Ausbreitung der Zürcher ReformationNach Zwinglis Tod übernahm Heinrich Bullinger (1504-1575) die Leitung der Zürcher Kirche und wurde zu ihrem mindestens so be-deutenden zweiten Reformator. Er gab der Kirche eine Prediger- und Gottesdienstordnung, die jahrhundertelang galten. Nach der endgültigen Trennung von Luther in der Frage des Abendmahlver-ständnisses (sichtbar seit 1529 im Gespräch mit Zwingli in Mar-burg) einigte sich Bullinger darüber 1549 mit Calvin, was zu einem Zusammenschluss der Reformierten führte. Bullinger machte Zü-rich zu einer Heimat und Hilfsquelle für Glaubensflüchtlinge. Mit seinem riesigen Briefwechsel nahm er Einfluss auf die Reformation

in ganz Europa. Seine Werke, vor allem die gedruckten Predigten, fanden über Europa hinaus Verbreitung. Sein «Zweites Helveti-sches Glaubensbekenntnis» von 1566 wurde nicht nur sofort von allen Schweizer Kirchen unterschrieben, sondern weltweit bis in die Gegenwart Grundlage verschiedener reformierter Kirchen. Das umfassende Verständnis der biblischen Botschaft als Gottes Bund mit den Menschen, die Hochschätzung von Arbeit und Bildung und die Forderung christlicher Verantwortung für Staat und Gesellschaft gehen unter anderem auf die Zürcher Reformation zurück.

Florian Ronc, Redaktor zh-reformation.ch

Bild: Lukasz Wierzbowski

THEATERTheater Neumarkt (Diverse Orte)Erasmus von Basel – Eine humanistische Theaterserie in vier Folgen21./22.04.2018

Als Wahlheimat des Erasmus von Rotterdam wurde Basel zur Keimzelle eines humanis-tischen Denkens, das Zwingli und Luther zeitlebens geprägt hat. Das Theater Basel gastiert in Zürich mit einer vierteiligen Theaterserie über den berühmten Dauergast und bringt frischen Wind vom Rhein an die Limmat. An diversen Orten, mit Kopfhörern.

#ErasmusVonBasel

THEATERTheater Kanton ZürichDie Zwingli-RoadshowPremiere 13.09.2018

Die Zwingli-Roadshow ist Lehrstück und Spektakel, Doku-Predigt und Aufruf zum Aufstand. Ein Team um Brigitte und Niklaus Helbling nimmt die Reformation als Jugend-bewegung in den Blick und fragt nach den wirklichen Gewinnern und Verlierern des grossen Aufbruchs.

#DieZwingliRoadshow

STADTFÜHRUNGStart: HechtplatzFrauen der Zürcher Reformation27.05./17.06./15.07./20.08./16.09./14.10.2018

500 Jahre Reformation: Zwingli, Calvin, Bullinger. Die Namen der berühmten Männer sind heute in aller Munde. Doch wie sieht es mit den Frauen der damaligen Zeit aus?Kommen Sie mit auf eine Fuss- und Zeitrei-se durchs Zürcher Oberdorf.

#FrauenDerReformationFuehrung

PERFORMANCEGessneralleeGottesanbeter_Innen 16./17./18./24.03.2018 | 20.00 Uhr

In ihrer neuesten method lecture bringt die K.U.R.S.K «Gottesanbeter_Innen» als Allegorie für die Gefahren falsch verstande-ner Frömmigkeit in Dialog mit der privaten Reformationsbiografie einer jungen Frau. Sie lesen uns eine dunkle Messe und präsentieren einen eindrücklich wuchtigen Theaterabend.

#GottesanbeterInnen

STADTFÜHRUNGÖffentlicher Raum«Reformation – der Urknall für die moderne Schweiz» 11./12./16./17./24.05.2018,06./16./20.06.2018, 05.07.2018

Dieser Stadtspaziergang lädt zu einer Zeit-reise von der Gegenwart in die Vergangen-heit ein. Hier bildet Downtown Zürich den Echoraum für die Fernwirkung der Aufbrüche vor 500 Jahren.

#UrknallReformation

STADTFÜHRUNGStart: Haus zum RechAuf den Spuren von Heinrich Bullinger30.05./28.06./17.08/01.09./26.10.2018

Für einmal steht nicht Zwingli, sondern sein Nachfolger Heinrich Bullinger im Rampen-licht, der Vater des reformierten Protestan-tismus. Auf der eineinhalbstündigen Tour durch die Zürcher Innenstadt begegnen die Teilnehmenden dem Kirchenpolitiker, Schriftsteller, Netzwerker und Theologen und erfahren allerlei Wissenswertes über den Schweizer Reformator.

#BullingerStadtfuehrung#AufDenSpurenZwinglis

STADTFÜHRUNGStart: MünsterhofStadtführungen zur Reformation10.2. - 27.10.2018 jeden zweiten Samstag

Die Zürcher Altstadt ist weit mehr als pittoreske Kulisse für Kneipengänge und Shoppingtouren. Sie bietet eine beinahe intakte Bühne, um Geschichte in ihren facettenreichen Überlagerungen und in ihrer Mehrdeutigkeit durch die Zeiten erfahrbar zu machen. Der geführte Stadtrundgang reicht von der Wasserkirche und dem Zwingli-Denkmal über das Fraumünster wie das Grossmünster bis hin zur Helferei wie zur Froschaugasse, benannt nach Christoph Froschauer, dem für Huldrych Zwingli so wichtigen Drucker.

#MuensterFuehrung

STADTFÜHRUNGStart: Grossmünster / Fraumünster«500 Jahre»: Zürich und die Reformation17./24./31.03.2018

Fraumünster und Grossmünster spielten in der Zürcher Reformation vor 500 Jahren eine bedeutende Rolle. Beide Münster bie-ten gemeinsam öffentliche Führungen an zu den Themenschwerpunkten Kirchenfenster, Reformation und Krypten.

AUSSTELLUNGHaus zum RechVerschwundene Orte der Reformation08.06. - 31.10.2018 Vernissage: 07.06.2018

Ein Kloster mitten im Zoo, ein Siechenhaus an der Tramhaltestelle oder eine Kapelle im Supermarkt: Sakrale Orte des grossen Umbruchs feiern in dieser Ausstellung ihre digitale Auferstehung im heutigen Zürich und schärfen im Entwurf dessen, was war, den Blick für das städtische Ganze.

#VerschwundeneOrteDerReformation

INFORMATIONSZENTRUMHelmhausPas de deuxEröffnung: 05.05.201806.05. - 09.09.2018

Physische und geistige Nahrung sowie Informationen zum Reformationsjubiläum erwarten Passantinnen wie auch Gäste in den Sommermonaten an der Limmat. Unter dem Vordach des Helmhauses werden im Holzofen einer temporären Bäckerei kleine Brote gebacken, und auf einer nachgebau-ten Gutenbergpresse aus Eichenholz werden aktuelle Flugblätter gedruckt.

#PasDeDeux

Interview mit Peter Opitz, von Plinio Bachmann

Woher der schlechte Ruf des «Zwinglianismus»?

Das Wort «zwinglianisch» muss im heutigen Zürcherischen Sprachgebrauch für vieles herhalten. Die einen nutzen es, um gutschweizerische Tugenden wie Arbeitsamkeit und Bescheidenheit zu propagieren, andere wiederum, um die wahrgenommene Enge des Zürcher Sittenkorsetts anzupran-gern. Laut Kirchenhistoriker Peter Opitz hat der heutige Ruf des «Zwinglianismus» wenig mit den tatsächlichen Lehren und Handlungen Huldrych Zwinglis zu tun, sondern vielmehr mit Zuschreibungen und ideologisch motivierten Appropria-tionen späterer Generationen, die häufig in Unkenntnis der Originalquellen erfolgten.

Was bedeutet «zwinglianisch» im heutigen Sprachgebrauch?

Das Bedeutungsfeld ist relativ gross und flexibel, aber die Bedeutungen gehen alle in eine ähnliche Richtung: Das Spektrum reicht je nach Zusammenhang von «humorlos» über «fleissig», «bescheiden» bis zu «pflichtbewusst». Wei-ter meint es auch «streng» und «unterdrückerisch», «kleinka-riert», «lustfeindlich» oder «historisch». Diese Bedeutungen lassen überdies eine gewisse Synonymie mit dem Adjektiv «schweizerisch» erkennen.

Wird das Wort auch in Deutschland so verwendet oder han-delt es sich um eine typisch schweizerische Wortprägung?

Der Name Zwingli ist in Deutschland in konservativ-luthe-rischen Kreisen nach wie vor äusserst negativ konnotiert,

aber anders als in der Schweiz. Hier meint man mit «zwing-lianisch» das, was zu liberal ist, die Glaubenssubstanz auf-weicht, die Sakralität des Gottesdienstes vernichtet und so weiter. Ich habe mich gefragt, ob es umgekehrt auch ein ver-gleichbares Wort «lutherisch» oder «lutheranisch» gibt. Tat-sächlich ist aber dieser Begriff von denen, die ihn benützen, durchwegs positiv besetzt, ein geflügeltes Wort ist daraus nicht geworden.

Wie haben sich die unterschiedlichen Zwingli-Interpretati-onen im Laufe der Jahrhunderte herausgebildet? Wie wur-de er zum Beispiel in seiner Zeit wahrgenommen?

In der ersten Zwingli-Biografie von Oswald Myconius, einem Freund Zwinglis, spricht dieser von einer gotterfüllten Ge-stalt, wie es sie sonst kaum gegeben habe. Johannes Eck dagegen schreibt zeitgleich, Zwingli sei gottlos und unver-schämt. Auch Martin Luther verkündet, dass die Zwinglianer nicht zu dulden, sondern des Landes zu verweisen seien und meldet sich zu Wort: «Vor solchen Predigten muss man war-nen, wie vor dem leibhaftigen Teufel selber.»

Blieb dieses Bild des gottlosen und unverschämten Predi-gers später erhalten?

Im 17. Jahrhundert folgt eine Zeit der europaweiten Ortho- doxie, der Rechtgläubigkeit. Der Glaube, das sogenannte wahre Christentum, wird in bestimmte theologische Formeln gefasst. Die Orthodoxen in der Schweiz müssen Zwingli entweder zurechtbiegen oder verleugnen, um ihn für die Orthodoxie brauchbar zu machen. Das lässt seine echten Ansichten und seine Bedeutung in den Hintergrund treten. Im 17. und 18. Jahrhundert kommt in der Schweiz der aus Deutschland überschwappende Pietismus auf, eine weite

Teile der Kirche erobernde Frömmigkeitsbewegung, die sich vor allem auf Luthers Lehre beruft. Luther scheint durch seine Schilderungen persönlicher Erfahrungen, wie innere Seelenkämpfe oder sein Bekehrungserlebnis, greifbarer als Zwingli zu sein. Zwingli schreibt nüchtern und lässt nur selten Persönliches in seine Schriften einfliessen. Dies hat zur Folge, dass Zwingli auch in der Schweiz etwas in Ver-gessenheit gerät.

Warum haben sich die Schweizer Aufklärer, also Perso-nen wie Bodmer, Lavater oder Pestalozzi nicht stärker für Zwingli eingesetzt und ihn zum Patron ihrer eigenen Ideen gemacht?

Das Problem liegt darin, dass die Leute Zwingli während des Liberalismus zwar positiv darstellen und beurteilen, seine Schriften aber nicht wirklich lesen, was mindestens teilweise auch an der Editionslage liegt. Erst die Zwingli- Forscher Schuler und Schulthess gehen 1819 zurück zu den originalen Quellen und fertigen kritische Editionen an.

Peter Opitz ist Professor für Theologie und Dogmengeschichte an der Universität Zürich und leitet das Institut für Reforma-tionsgeschichte.

#Zwinglianisch

Bild: Rebecca Storm

TANZ- UND MUSIKPERFORMANCE Zürich tanzt / HB ZürichZwingli dirigiert04.05.2018

Die unglaubliche Energie Zwinglis, der Zürich in nur zwölf Jahren komplett umge-krempelt hat, wird zum Treiber der fulminan-ten Eröffnung von «ZÜRICH TANZT 2018», bei der über einhundert MusikerInnen und TänzerInnen die Halle des Hauptbahnhofs bespielen.

#ZwingliDirigiert

VERANSTALTUNGSREIHEVolkshochschule ZürichDie Reformation – das kulturelle Fundament Zürichsab 11.04.2018, 4x Prophezey. Quellen der Bibel, Kunst und Lust des Übersetzensab 17.05.2018, 6x Reformation und Religion heute 01.06.2018 Podiumsdiksussion: Darum braucht es die Landeskirchen Die Volkshochschule Zürich bietet ihren Hörerinnen und Hörern die Gelegenheit, mehr über die historischen und geistesge-schichtlichen Ereignisse der Reformation im lokalen und regionalen Kontext zu erfahren.

#KulturellesFundament

APP

Mit einer AppZwingli ganz nahekommenHuldrych Zwingli persönlich nimmt uns mit auf eine Reise ins Zürich des 16. Jahr-hunderts und in seine Gedankenwelt, die heute noch sichtlich nachwirkt. Die BUX App lädt dazu ein, Zürichs Kulturschau-plätze multimedial zu erleben. Tour-Guides sind dabei Persönlichkeiten aus Literatur und Kultur. Von Hugo Ball über Max Frisch bis hin zu Laura de Weck geben sie Ein-blick in ihr persönliches Zürich. Anlässlich des Reformationsjubiläums wurde eine neue Tour entwickelt. Die App führt via GPS-Signal auf eine Zeitreise in die Jahre zwischen 1519 und 1531, als Huldrych Zwingli eine Stadt und eine Religion durch seine kritischen und innovativen Ideen nachhaltig verändert hat. Wir hören fünf Protestbotschaften, die Zwingli persönlich an uns richtet und erleben die Transforma-tion dieser Gedanken in die heutige Zeit. Auf der Tour begegnen wir dem ehema-ligen Bundesrat Moritz Leuenberger, der Prorektorin der Universität Zürich Gabriele Siegert, der Poetry Slammerin Olga Lakritz und anderen spannenden Persönlichkei-ten. App herunterladen und los geht’s!www.bux-app.ch

#AnleitungZurReformation

ORATORIUMOpernhaus ZürichMendelssohns Elias15.07.2018 | 11.15 Uhr

Felix Mendelssohn-Bartholdy blieb trotz sei-nes Bekenntnisses zum Christentum tief in seiner jüdischen Herkunft verwurzelt. Sein 1846 uraufgeführtes Oratorium bewegt sich im Spannungsfeld dieser doppelten religiösen Identität und diente lange als Zielscheibe der antisemitischen Rezeption des Komponisten.

#EliasTHEATER / MUSICALMiller‘sZwingli.WarsPremiere: 13.09.201814./15./18./19./20./21./22./23./27./28./29./30.09.2018 | 20.00 Uhr

Als Felix Manz mit gebundenen Händen und Beinen in die Limmat geworfen wird, sieht Huldrych Zwingli zu, wie der einstige Freund und Weggefährte ertrinkt. In der Uraufführung von Joël László, Hausautor am Theater Basel, blitzen der utopische Glutkern der Zürcher Reformation ebenso auf wie die Unversöhnlichkeit von sozial- revolutionärem Impetus und staatstragen-der Funktion.

#ZwingliWars

PARTIZIPATIVES KUNSTPROJEKTSchulen in Stadt und Kanton ZürichAus Huldrych Zwingli wird Hund Zwilch Girly – Reformation einmal anders

Der Künstler Hanswalter Graf schickt in Zusammenarbeit mit der Bildungsdirektion des Kantons Zürich, zehn reformierten Pfar-rerinnen und Pfarrern sowie Schulklassen des 7.-10. Schuljahrs seine Zwinglimobile auf die Überholspur: ein mobiles Kunstpro-jekt für Jugendliche und aufgeschlossene Pfarrpersonen mit Fahrerlaubnis.

#HundZwilchGirly

SCHREIBPROJEKTJULL Junges LiteraturlaborReformation (re)visited

Zwischen den Rowdys und Rebellen, den Sinnsuchenden und Verunsicherten von da-mals und heute entsteht ein überraschen-der Dialog: Zürcher Jugendliche schreiben zusammen mit AutorInnen und Historike-rInnen eigene Texte zur Reformation. Die Kolumnen finden Sie auf unserer Website.

#ReformationReVisited

SOZIALES PILOTPROJEKTZugang zum Recht

Die allgemeine Zugänglichkeit konkreter Hilfe für Menschen in Not: Darum ging es bereits in der Zürcher Reformation und darum geht es heute im Pilotprojet, das die FIZ und die RBS für asylsuchende Opfer von Menschenhandel im Rahmen des Reforma-tionsjubiläums durchführen. «Zugang zum Recht» ist ein spezifisches Schutzangebot für Opfer von Menschenhandel, die sich im Asylverfahren oder ohne geregelten Aufent-halt im Kanton Zürich befinden.

#ZugangZumRecht

THEATERKulturmarktVierPunktNullPremiere: 24.10.201825./27./30./31.10.2018 01./02./03.11.2018 | 20.00 Uhr

Was geschieht mit dem reformierten Ar-beitsethos, wenn die vierte industrielle Re-volution den Menschen überflüssig macht? Ein Projekt von Theaterschaffenden mit Stellensuchenden aus der Kultur- und Kreativwirtschaft für zukünftige Stellensu-chende aus allen übrigen Branchen.

#VierPunktNull

#reformatZ

MOBILE GAME

(re)format Z: das Game für alleWir schreiben das Jahr 2117: Sechshun-dert Jahre nach den Anfängen der Refor-mation wird Zürich erneut von äusseren Mächten kontrolliert und in Unwissenheit gehalten. Nur ein neuer Zwingli kann die Stadt noch retten: Spielerinnen und Spie-ler des Mobile Games (re)format Z: folgen ihrem historischen Vorbild und schlüpfen im Kampf für ein freies Zürich selbst in die Rolle von Reformatorinnen und Refor-matoren.

Vom Haus zur Sul über die Prophezey bis in die Froschaugasse und an andere Schauplätze der Zürcher Reformation kämpft sich die Heldin entlang der Sta-tionen des Lebens und Wirkens Zwing-lis. Wendig überlistet sie martialische Wachen, springt von Gebäude zu Gebäude der noch vorhandenen Zürcher Altstadt und gewinnt schliesslich den Kampf – nun entgegen ihrem historischen Vorbild – ganz ohne Gewalt. Denn der Gegner wird hier nicht ausgelöscht, sondern nur ausge-trickst.

Das vielfach ausgezeichnete Zürcher Games Studio Blindflug kennt die nöti-gen kreativen Kniffe, um der Geschichte Leben einzuhauchen. Ihre Computerspiele machen komplexe Inhalte verständlich und fördern gewaltfreie Verhaltensweisen. Bei (re)format Z: haben Theologen und Historiker das künstlerische Team inhalt-lich beraten.

(re)format Z: ist ein Spiel, das nicht nur junge Menschen, die intelligente Com-puterspiele lieben, in seinen Bann zieht, sondern auch Erwachsene mit einem Flair für kluges, digitales Abenteuer.www.reformatz.ch

#ArbeitAlsLiebeLiebeAlsArbeit

KUNSTFORSCHUNGSPROJEKTFIZ Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration

Arbeit als Liebe. Liebe als Arbeit. Welche Kraft haben künstlerische Strate-gien bei der Sichtbarmachung von Ge-schichte? Und wie hängt diese Geschichte mit der heutigen Situation zusammen? In Kooperation mit den Künstlerinnen Brigitte Dätwyler und Lena Maria Thüring, möchte die Fachstelle Frauenhandel und Frauen-migration (FIZ) Stimmen von Frauen hörbar machen, die sonst in der Öffentlichkeit kaum gehört werden.

Die komplexen Ausschlussmechanismen, welche Frauen an den Rand der Gesell-schaft drängen, und ihre Verbindungen zur Geschichte der Reformation stehen im Zentrum dieses Kunstforschungsprojekts.

Während Ehefrauen im Zuge der Refor-mation eine Aufwertung und ein gewisser Rechtsschutz beschert wurden, gerieten alleinstehende Frauen unter den neuen Zürcher Sittengesetzen immer stärker un-ter Generalverdacht, wurden kriminalisiert und an den Rand der Stadtgesellschaft gedrängt. In einer forschenden Haltung nähern sich die Künstlerinnen Lena Maria Thüring und Brigitte Dätwyler in Koopera-tion mit Klientinnen der FIZ den vergesse-nen und verdrängten Zonen, den

prekären Existenzen der Reformationszeit. Sie gehen von Prozessakten des Ehe- und Sittengerichts aus und machen die Stimmen von Frauen, die in die Mühlen der Justiz gerieten, wieder hörbar. Gleichzeitig werfen sie einen kritischen Blick auf die aktuelle gesellschaftliche Gemengelage in Zürich und schlagen dabei einen Bogen zur heutigen Situation, in der aktives Eingrei-fen dringend nötig ist.

Eine Gesellschaft, wie die des refor-mierten Zürichs, muss sich auch an den Marginalisierten und Schwachen messen lassen, und ihre Schattenseiten ans Licht bringen. Das gilt natürlich auch für das Zürich von heute, jene Stadt, die sich als weltoffen, inkludierend und tolerant ver-steht. Welche blinden Flecken haben wir? Eine Aufarbeitung der Hexenverfolgung und der Sittengesetze (inklusive der Prostituti-on) und ihrer Auswirkungen ist historisch zu einem gewissen Teil bereits geschehen: die Akten sind gesichtet, die Zahlen und Schicksale liegen klar vor uns. Um sie zu verstehen und im Jetzt einzuordnen, ist je-doch eine andere Art von Forschung nötig – eine künstlerische Auseinandersetzung mit den Peripherien unserer Gesellschaft, mit unseren blinden Flecken.

Diese Forschungsbewegung mündet im Sommer 2018 in einem gemeinsamen Kunstprojekt, das dann der interessierten Zürcher Öffentlichkeit vorgestellt wird.

#DenkmalZwingli

Bild: Lukas Wassmann

AUSSTELLUNGStadthausSchatten der Reformation20.09.2018 - Frühling 2019

Eine Ausstellung, eine künstlerische Ins-tallation und eine Publikation widmen sich den dunklen Kräften, welche die Reformati-on freisetzte. Die keineswegs nur positive Gesinnung der gefeierten Reformatoren – etwa gegenüber Frauen, Täufern und Juden – wirft lange Schatten bis in die Ge-genwart. Verdrängte Schicksale und prekäre Existenzen von gestern und heute erhalten hier ein Gesicht und eine Stimme.

#SchattenDerReformation

Ein Artikel von Theologe Samuel Waldburger

Abendmahl – Kontroversen und Zwinglis KonzeptionSprache strukturiert die Welt. Nicht nur über einzelne Begriffe, son-dern auch über die vernetzten Strukturen, die sich in Texten abbil-den. Stützt sich die Interpretation von theologischen Formulierungen nur auf Begriffe, wird das Vorliegen gleicher Begriffe oft vorschnell als Einigkeit im Verständnis gewertet. Diesem Fehler scheint die Re-formationsforschung im 20. Jahrhundert weithin verfallen zu sein. So schrieb Fritz Büsser 1960: «Neben die römische Kirche trat eine allein auf die Heilige Schrift formell, auf die Rechtfertigung aus Glau-ben allein materiell [d. h. als Kriterium der Wahrheit] sich gründende evangelische oder protestantische Kirche.» Es wurde missachtet, dass Luther und Zwingli die Bibel sehr unterschiedlich auslegten und dass bei Zwingli von einer «materiellen» Stützung auf eine «Recht-fertigung aus Glauben allein» nicht im Sinne Luthers gesprochen werden konnte.

Gescheiterte VermittlungSeitdem in Zürich auf Ostern 1525 die Messe abgeschafft und das von Zwingli konzipierte Abendmahl gefeiert wurde, begannen Ausei-nandersetzungen mit Luther. Als der Streit eskalierte, lud der Land-graf Philipp von Hessen Luther und Zwingli nach Marburg ein, um zu schlichten. Grösstenteils gelang dies, nur im zentralen Punkt blieben die Gegensätze unüberwindlich: Wie ist das Wörtchen «ist» zu ver-stehen? Was bedeuten die Einsetzungsworte «Dies ist mein Leib» genau? Bedeuten sie, wie Luther glaubte, dass der Leib von Jesus – wenigstens im Glauben – im Brot drin ist? Oder, wie Zwingli glaubte, dass das Brot den Leib bedeutet, also auf Jesus hinweist? Luthers Reform der MesseEin Rückblick in die Geschichte der Messtheologie zeigt, dass Paschasius Radbertus (831), Theologe in Paris, sowie Kardinal Humbert (1059) Luthers Ansicht teilten. Vor diesem Hintergrund hat Luther eine einfache, entscheidende, aber nicht grundsätzliche Verschiebung vorgenommen. Anstelle der materiellen Wandlung der Elemente setzte er einerseits die unverwandelten Elemente und

#Abendmahl

andererseits den Glauben daran, dass Wein und Brot im Glauben wirklich Leib und Blut Jesu seien. Ich denke, dahinter stehen Luthers Lebenserfahrungen aus seinem mo-narchistischen Umfeld. Er fragte sich, wie Gott, der oberste Monarch, ihm als sündi-gem Menschen gnädig sein könne. Diese Frage führte Luther zu seiner Rechtfertigung allein aus Glauben. Der Glaube an Christus und die Vereinigung mit ihm im Abendmahl waren für ihn die einzige Möglichkeit, den souveränen Gott zur Gnade zu bewegen. Da-rum konnte er von dieser Form der Erlösung nicht abweichen und musste Zwingli als Ket-zer diffamieren. Zwinglis AbendmahlskonzeptionZwingli schrieb einst: Wenn er den angeblich gewandelten Wein und das angeblich gewan-delte Brot zu sich nehme, empfinde er Wein und Brot, nicht Blut und Fleisch. Folglich sei-en es Wein und Brot. Denn Gott tue doch keine Wunder, deren niemand «inne werde». Was simpel klingt, ist umwälzend. Zwingli wischt die mittelalterliche Theologie deutlich weg. Die Kirche darf den Menschen nicht von ihren Lehren abhängig machen und über sie herrschen, indem sie sagt: «Eure sinnli-chen Wahrnehmungen sind falsch.» Zwingli schrieb gar, dass «... wenn wir [die Priester], in der Messe wirklich Brot und Wein in Leib und Blut Jesu verwandeln könnten, wären dann die wahren Hexer.» Jüdischer HintergrundZwinglis Feststellung lässt vermuten, dass bei ihm Glauben anders als bei Luther zu verstehen war. Seine Abstützung auf die Richtigkeit der sinnlichen Wahrnehmung erinnert an seine Beschäftigung mit der ita-lienischen Renaissance, wo von der Würde des Menschen gesprochen wurde. In der Literatur der Spätrenaissance las Zwingli nebst vielem anderen auch einiges über jüdisches Denken. Vermutlich nahm er des-halb eine Kontinuität zwischen den hebrä-ischen Texten und dem Neuen Testament an, während Luther eher einen Gegensatz sah.

Unter der Voraussetzung einer Kontinuität bekommen die Wörter in den Evangelien eine andere Färbung. «Das tut zu meinem Gedächtnis» verweist auf das Pessachmahl, das auch ein Gedächtnis ist, aber so, dass es die Feiernden zurück an jenen Abend vor dem Auszug aus Ägypten führt. Das Trinken von Wein und das Essen von Brot während der Feier sollen die Nachgeborenen in die Situation von Teilnehmern am Exodus selbst versetzen. Das zwinglische Abendmahl lässt sich ebenso verstehen. Die Zeichen Wein und Brot bedeuten – was nun mehr Gewicht hat, als was sie sind – dass die Teilnehmen-den zurück zu jener ersten Feier mit Jesus als Mitfeiernde geführt werden.

Zwei ReligionstypenBetrachte ich Luthers und Zwinglis unter-schiedliche Konzeptionen von Theologie, frage ich mich, ob es nicht sinnvoll wäre, sie als zwei verschiedene Typen von Religion zu unterscheiden: Einerseits Luthers monar-chistische Konzeption, die mit der katholi-schen verwandt bleibt, die die traditionellen Formen reinigt, aber in ihrer Struktur beibe-hält. Andererseits Zwingli, der mit der her-kömmlichen Kirche vollständig gebrochen hat. Er führt eine neue Form des Gottes-dienstes ein, und versteht das Abendmahl so, dass in beidem die Nähe zum jüdischen Typus der Religion (sowie übrigens auch zum Islam) leicht zu erkennen ist.

Ein Artikel von Pfarrerin und ReformationsbotschafterinCatherine McMillan

Frauen der ReformationAls Reformationsbotschafterin möchte ich die Frauen der Reformation hervorheben. Immerhin ist die Gleichberech-tigung charakteristisch für die Reformierte Kirche. Die Gleichstellung der Geschlechter vor Gott war einigen Theo-loginnen schon länger klar. Die Reformatorinnen und ihre Ideen wurden aber erst in den letzten Jahren entdeckt, weil ihre Schriften oft nicht aufbewahrt oder gar verboten wur-den und sie selten porträtiert und von Kirchenhistorikern kaum erwähnt wurden.

Dank der Übersetzung der Bibel ins Deutsche konnten alle prüfen, was wirklich drinsteht. Das reformatorische Prinzip des Priestertums aller Glaubenden bedeutete, dass auch Frauen etwas zu sagen hatten und am öffentlichen Diskurs um die richtige Auslegung der Bibel teilnehmen konnten. Dank der Druckerpresse liessen sich Ideen schnell und bil-lig verbreiten – auch diejenigen von Frauen. Eine Flugschrift der ersten Reformatorin, Argula von Grumbach, erschien in 13 Auflagen. Für Frauen war es befreiend zu begreifen, dass alle eine unmittelbare Beziehung zu Gott haben konn-ten und zwar allein durch den Glauben an Jesus Christus und nicht durch Messe, Beichte oder gute Taten.

Gottes weibliche SeiteDas eigenständige Lesen der Bibel war ein emanzipatori-scher Akt, mit dem Frauen für Gleichstellung argumentie-ren konnten. Das viel zitierte Schweigegebot für Frauen in den Gemeinden in zwei paulinischen Briefen wurde durch Bibelzitate in seiner absoluten Gültigkeit widerlegt. Refor-matorinnen entdeckten weibliche Metaphern für Gott sowie biblische Gestalten wie die Richterin Deborah und die Jün-gerin Maria Magdalena als Vorbilder.

Marie Dentière, eine Theologin, die im 16. Jahrhundert in Genf öffentlich predigte und die Reformation von Farel und

Calvin unterstützte, schrieb: «Haben wir zwei Evangelien? Eines für die Männer und ein anderes für die Frauen?» Sie berief sich auf Paulus im Galaterbrief 3,28: «… alle sind wir eins in Jesu Christo, hier ist weder Mann noch Weib, weder Knecht noch Freier.» Mit ihrer feministischen Ausle-gung ging sie den Reformatoren aber zu weit. Der Stadtrat zog alle Exemplare ihres Buches ein, der Verleger wurde verhaftet und Dentière erhielt ein öffentliches Redeverbot. Trotzdem hielten Reformatoren daran fest, dass Frauen und Mädchen lesen und schreiben lernen sollten und führ-ten an vielen Orten die Volksschule ein. Bis heute haben Frauen in Ländern der Reformation einen vergleichsweise höheren Bildungsstand.

Paradigmenwechsel in der EheDie Aufwertung von Ehe, Sexualität und Kindererziehung durch Reformatoren wie Martin Luther und Huldrych Zwingli kam den Frauen meist zugute. Nicht nur jungfräuliche Non-nen waren Gott gefällig, sondern vor allem Ehefrauen und Mütter, denn die Ehe sei eine von Gott gestiftete Instituti-on, das Klosterwesen sei aber von Menschen erfunden.

Früher hiess es, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechts einen noch schwierigeren Zugang zur Gnade hätten. Im Mit-telalter waren menstruierende, schwangere und stillende Frauen vom Kirchenbesuch und von der Teilnahme an der Kommunion ausgeschlossen, und nach der Geburt eines Mädchens verdoppelte sich diese Zeit gar! Luther und Zwingli heirateten und behandelten ihre Frauen mit Hoch-achtung. Dies empfahlen sie auch ihren Priesterkollegen und sorgten damit für einen Paradigmenwechsel.

In Zürich führte Zwingli das erste Ehegericht weltweit ein. Die Zwangsheirat und die «heimliche Ehe» wurden verbo-ten, das heiratsfähige Alter für Frauen auf 19 Jahre erhöht und Scheidung und Wiederheirat ermöglicht. Die Reforma-toren prägten eine neue Ethik der Verantwortung: Ehemän-ner und Väter sollten sich um ihre Familie kümmern, das Spielen wurde verboten und Bordelle geschlossen. Die

tägliche Arbeit und die Verbesserung der Gesellschaft wa-ren auch «Gottesdienst».

Das Leben der PfarrfrauenPfarrfrauen aller Schichten pflegten Kontakt und definier-ten gemeinsam den neuen Berufsstand. Typisch war ihre Gastfreundschaft für Studenten, Flüchtlinge, Politiker und Reformatoren auf der Durchreise, ihre Sorge für die Armenund Kranken sowie ihre Bemühungen um gesellschaftliche Reformen.

Einige Pfarrfrauen und Laientheologinnen waren den ver-folgten Täufern gegenüber auffällig tolerant. Katharina Schütz Zell aus Strassburg, die mit Luther und Zwingli in Austausch stand, schrieb: «Die armen Täufer (…) die doch Christus den Herrn auch mit uns bekennen im Hauptstück (…) viele unter ihnen [haben Christus] bis in das Elend, Gefängnis, Feuer und Wasser bekannt.» Als sie am Grab einer Täuferin predigte, weil kein Pfarrer die Frau christlich beerdigen wollte, wollte der Rat sie bestrafen. Sie starb aber noch vor der Anhörung.

Mehr Gleichberechtigung durch Reformation?Ich sehe es so: Obwohl das Frausein durch die Reformation klar aufgewertet wurde, blieben Rollenvorstellungen starr und wurden zudem mit Bibelzitaten untermauert. Ähnlich hielt man lange daran fest, dass Sklavenhandel und Ras-sentrennung keinen Widerspruch zum Evangelium darstell-ten. Das Evangelium birgt aber eine befreiende Kraft, die jederzeit und überall neu zum Durchbruch kommen kann, wenn sich Menschen von der alten Schrift neu ansprechen lassen.

Besuchen Sie eine Stadtführung zum Thema:zh-reformation.ch/projekt/frauen-der-reformation-fuehrung

#FrauenDerReformation

Bild: Lukas Gansterer

Bild: Lukas Gansterer

Barbara Weber + Martin Heller Michel MüllerInhaltlich-kuratorische Gesamtleitung Präsident des Vereins Jubiläum «500 Jahre Zürcher Reformation» «500 Jahre Zürcher Reformation»

Im Kontext der europaweiten Reformationsfeierlichkeiten haben Kanton und Stadt Zürich, die Evangelisch-reformierte Landeskirche, der Reformierte Stadtverband Zürich und Zürich Touris-mus den Verein 500 Jahre Zürcher Reformation ins Leben gerufen. Barbara Weber, Regisseurin und ehemalige Co-Direktorin des Theater Neumarkt, und Martin Heller, Kurator und Kulturun-ternehmer, wurden mit der inhaltlich-kuratorischen Gesamtleitung beauftragt. Sie setzen bei der Aktualität der Reformation an und verlegen den Fokus von einem innerkirchlichen Ereignis auf die spürbaren Nachwirkungen und gesellschaftlichen Prägungen des heutigen Zürich. Aus dieser kritisch-neugierigen Haltung heraus entwickeln sie ein facettenreiches Langzeit-Festival, das sich von Mitte 2017 bis Anfang 2019 über verschiedenste Spielstätten in der gesamten Stadt verteilt. Dabei kooperieren sie mit den grossen Institutionen Zürichs (u. a. Schauspielhaus, Opernhaus, Theater Neumarkt, Universität, Landesmuseum) genauso wie mit freischaffenden KünstlerInnen und WissenschafterInnen aus ganz Europa.

zh-reformation.ch

zh-reformation.ch/programm

Kommunikation: Reference Image AG

Agenda 2018

März14. Riot Days Show Gessnerallee | 20.00 Uhr Neue Volksmusik: Zwingli im Alpstein Grossmünster | 20.00 Uhr15. Riot Days Show Gessnerallee | 20.00 Uhr16. Gottesanbeter_Innen Gessnerallee | 20.00 Uhr Eingerockt und Ausgesungen Theater Neumarkt | 20.00 Uhr Urban Prayers Zürich (Theater Neumarkt) Equippers Friedenskirche | 20.00 Uhr 17. Gottesanbeter_Innen Gessnerallee | 20.00 Uhr Urban Prayers Zürich (Theater Neumarkt) Dzemat der Islamischen Gemeinschaft Bosniens | 16.30 Uhr17. Führung Münster: Kirchenfenster Grossmünster | 13.00 Uhr18. Alte Volksmusik Volkshaus Zürich | 17.00 Uhr Gottesanbeter_Innen Gessnerallee | 20.00 Uhr19. Eingerockt und Ausgesungen Theater Neumarkt | 20.00 Uhr22. Was erlöst uns heute? Gessnerallee | 20.00 Uhr Das Wort: «Ulysses» auslegen Strauhof | 20.00 Uhr23. Was erlöst uns heute? Gessnerallee | 20.00 Uhr24. Martin Luther Propagandastück Gessnerallee | 18.00 Uhr Gottesanbeter_Innen Gessnerallee | 20.00 Uhr Urban Prayers (Theater Neumarkt) Citykirche Offener St. Jakob | 20.00 Uhr Führung Münster: Reformation Grossmünster | 13.00 Uhr Stadtführung: Auf den Spuren Zwinglis Münsterhof | 16.00 Uhr25. Bekennende und Überzeugte Gessnerallee | 10.15 Uhr Martin Luther Propagandastück Gessnerallee | 18.00 Uhr28. Eingerockt und Ausgesungen Theater Neumarkt | 20.00 Uhr29. Das Wort: Filmvorführung «Das Wort» Filmpodium Zürich | 20.45 Uhr31. Führung Münster: Krypten Fraumünster | 13.00 Uhr

April04. Das Wort: Unruhe über Mittag Strauhof | 20.00 Uhr07. Eingerockt und Ausgesungen Theater Neumarkt | 20.00 Uhr Schule des Handelns: Geh Pflanzen! Kulturhaus Helferei | ab 10.00 Uhr11. Eingerockt und Ausgesungen Theater Neumarkt | 20.00 Uhr12. Das Wort: Buchdruck im Dienst der Reformation Strauhof | 18.00 Uhr14. Stadtführung: Auf den Spuren Zwinglis Münsterhof | 16.00 Uhr21. Erasmus von Basel (Theater Basel) 1. Folge Kreuzgang Fraumünster | 15.00 Uhr Erasmus von Basel (Theater Basel) 2. Folge Kulturhaus Helferei | 19.00 Uhr22. Erasmus von Basel (Theater Basel) 3. Folge Krypta Grossmünster | 15.00 Uhr Erasmus von Basel (Theater Basel) 4. Folge Kulturhaus Helferei | 19.00 Uhr28. Stadtführung: Auf den Spuren Zwinglis Münsterhof | 16.00 Uhr

Mai04. Zwingli dirigiert Zürich tanzt / HB Zürich05. Pas de deux: Eröffnung Informationszentrum12. Stadtführung: Auf den Spuren Zwinglis Münsterhof | 16.00 Uhr Stadtführung: Reformation – Urknall der Moderne Hauptbahnhof | 18.00 Uhr16. Stadtführung: Reformation – Urknall der Moderne Hauptbahnhof | 12.15 Uhr17. Die Stral – Nachrichten von Heinrich Bullinger: Vernissage Universität Zürich Stadtführung: Reformation – Urknall der Moderne Hauptbahnhof | 18.30 Uhr19. Schule des Handelns: Trenn dich! Kulturhaus Helferei | ab 10.00 Uhr23. Das Wort: Erzählungen vom Anfang … Strauhof | 15.00 Uhr24. Stadtführung: Reformation – Urknall der Moderne Hauptbahnhof | 18.30 Uhr25./26. Musik und Reformation: Internationales Symposium Musikwissenschaftliches Institut | 13.00 Uhr25. Musik und Reformation: Zwinglis Instrumente Kulturhaus Helferei | 19.30 Uhr26. Musik und Reformation: Orgelspaziergang Diverse Orte | 14.00 Uhr Stadtführung: Auf den Spuren Zwinglis Münsterhof | 16.00 Uhr Stadtführung: Reformation – Urknall der Moderne Hauptbahnhof | 14.30 Uhr27. Stadtführung: Frauen der Reformation Hechtplatz | 14.00 Uhr30. Stadtführung: Heinrich Bullinger Haus zum Rech | 14.30

Juni01. Podiumsdiskussion: Darum braucht es die Landeskirchen Universität Zürich | 19.30 Uhr06. Verschwundene Orte der Reformation: Vernissage Haus zum Rech | 20.00 Uhr Stadtführung: Reformation – Urknall der Moderne Hauptbahnhof | 12.15 Uhr09. Stadtführung: Auf den Spuren Zwinglis Münsterhof | 16.00 Uhr16. Stadtführung: Reformation – Urknall der Moderne Hauptbahnhof | 14.30 Uhr17. Stadtführung: Frauen der Reformation Hechtplatz | 14.00 Uhr20. Stadtführung: Reformation – Urknall der Moderne Hauptbahnhof | 14.30 Uhr21. Immer diese Zwinglis! – Premiere Kulturhaus Helferei23. Stadtführung: Auf den Spuren Zwinglis Münsterhof | 16.00 Uhr28. Stadtführung: Heinrich Bullinger Haus zum Rech | 17.30 Uhr29. JULL: (St.) Anna kocht St. Anna-Kapelle | 17.30 Uhr

Juli05. Stadtführung: Reformation – Urknall der Moderne Hauptbahnhof | 18.30 Uhr14. Stadtführung: Auf den Spuren Zwinglis Münsterhof | 16.00 Uhr15. Stadtführung: Frauen der Reformation Hechtplatz | 14.00 Uhr Felix Mendelssohn Bartholdy: «Elias», Oratorium Opernhaus Zürich | 11.15 Uhr28. Stadtführung: Auf den Spuren Zwinglis Münsterhof | 16.00 Uhr

August17. Stadtführung: Heinrich Bullinger Haus zum Rech | 17.30 Uhr20. Stadtführung: Frauen der Reformation Hechtplatz | 18.00 Uhr25. Stadtführung: Auf den Spuren Zwinglis Münsterhof | 16.00 Uhr

September01. Stadtführung: Heinrich Bullinger Haus zum Rech | 10.15 Uhr08. Stadtführung: Auf den Spuren Zwinglis Münsterhof | 16.00 Uhr13. Die Zwingli-Roadshow: Premiere Theater Kanton Zürich13. Zwingli.Wars: Premiere Miller‘s Theater | 20.00 Uhr14. - 30. Zwingli.Wars Miller‘s Theater | 20.00 Uhr16. Stadtführung: Frauen der Reformation Hechtplatz | 14.00 Uhr20. Schatten der Reformation: Eröffnung Stadthaus Zürich22. Schatten der Reformation: Eröffnung St.Peter22. Stadtführung: Auf den Spuren Zwinglis Münsterhof | 16.00

Oktober13. Stadtführung: Auf den Spuren Zwinglis Münsterhof | 16.0014. Stadtführung: Frauen der Reformation Hechtplatz | 14.00 Uhr24. Theater VierPunktNull (Premiere) Kulturmarkt | 20.00 Uhr25. Theater VierPunktNull Kulturmarkt | 20.00 Uhr26. Stadtführung: Heinrich Bullinger Haus zum Rech | 17.00 Uhr27. Stadtführung: Auf den Spuren Zwinglis Münsterhof | 16.00 Uhr Theater VierPunktNull Kulturmarkt | 20.00 Uhr30.10. - 03.11. Theater VierPunktNull Kulturmarkt | 20.00 Uhr

Ausstellungen mit Laufzeitbis 04.04.2018 Gott und die Bilder Landesmuseumbis 13.05.2018 Rob Pruitt: The Church Kunsthalle Zürichbis 27.05.2018 Das Wort Strauhof18.05. - 24.06.2018 Die Stral – Nachrichten von Heinrich Bullinger Universität Zürich20.09.2018 - Frühling 2019 Schatten der Reformation Stadthaus Zürich und St.Peter08.06. - 31.10.2018 Verschwundene Orte der Reformation Haus zum Rech

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Oder besuchen Sie Zürich virtuell im Jahr 2117, mit unserem Online Game (re)format Z: www.reformatzgame.ch

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