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Darstellen und Gestalten 8 Darstellen und Gestalten 02.1Gestalten Professor Dr. Franz Xaver Baier Professor Siegfried Bucher Professor Maren Paulat Professor Dr. Hansgeorg Bankel LB Stefan Franz “ die Erde stirbt” pa|nem et cir|cen|ses [--...ze:s; lat.= (das Volk erhebt nur den Anspruch auf) Brot und Zirkusspiele (den die Herrscher der röm. Kaiserzeit zu erfüllen hatten); nach Juvenal, Satiren 10, 81]: Ausspruch, mit dem zum Ausdruck gebracht wird, dass die Menschen zufriedenzustellen sind, wenn sie nur ihren Lebensunterhalt u. ihre Vergnügungen haben. (DUDEN) Das Seminar steht unter dem allgegenwärtigen Thema "Klimakatastrophe". Das Thema ist geeignet über einige grundsätzliche Sachen nach- bzw. vorzudenken. Es geht hier- bei also um die Gestaltung von Wahrnehmung, Bewußtsein und Lebenshaltung oder allgemeiner gesagt: Es geht um Kultur, Besinnung auf Wesentliches, Überprüfen herkömm- licher gestalterischer Konzepte.

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Professor Dr. Franz Xaver BaierProfessor Siegfried BucherProfessor Maren PaulatProfessor Dr. Hansgeorg BankelLB Stefan Franz

“ die Erde stirbt”

pa|nem et cir|cen|ses [--...ze:s; lat.= (das Volk erhebt nur denAnspruch auf) Brot und Zirkusspiele (den die Herrscher derröm. Kaiserzeit zu erfüllen hatten); nach Juvenal, Satiren 10,81]: Ausspruch, mit dem zum Ausdruck gebracht wird, dassdie Menschen zufriedenzustellen sind, wenn sie nur ihrenLebensunterhalt u. ihre Vergnügungen haben. (DUDEN)

Das Seminar steht unter dem allgegenwärtigen Thema"Klimakatastrophe". Das Thema ist geeignet über einigegrundsätzliche Sachen nach- bzw. vorzudenken. Es geht hier-bei also um die Gestaltung von Wahrnehmung, Bewußtseinund Lebenshaltung oder allgemeiner gesagt: Es geht umKultur, Besinnung auf Wesentliches, Überprüfen herkömm-licher gestalterischer Konzepte.

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Sigrid Dandorfer, Christine Decker, Sarah Gruffydd

"Die Erde stirbt!"

Täglich erreichen uns neue Meldungen zum Thema "globaleErwärmung", das Prof. Baier aus aktuellem Anlass zum Inhaltdes Gestaltenseminares gewählt hat.

Unsere Aufgabe bestand zuerst darin, die Schlagworte"Klimakatastrophe", "Wesentliches" und "Erdendasein" zuerläutern. Hierbei stellte sich zum einen heraus, dass sich"Wesentliches" und "Erdendasein" teilweise überschneiden,teilweise ergänzen und dass zusammengefasst jeder Menschdiese zwei Punkte auf seine eigene Art definiert. Durch die Gefahren des Klimawandels werden wir täglichgewarnt, dass wir diese Dinge, die uns wichtig sind, verlierenwerden, falls wir nichts ändern. Um etwas unternehmen zukönnen, ist es nötig die Ursachen des Klimawandels zu ken-nen und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Naturund die dadurch entstehenden Folgen für Mensch und Tiereinschätzen und einschränken bzw. eventuell verhindern zukönnen.

Um Klimakatastrophen zu verhindern, ist jeder einzelne auf-gerufen, sich für die Umwelt einzusetzen. Bei verschiedenenArchitekten kann man sehen, wie sie auf die Umwelt einge-

hen, entweder durch Kopieren von Naturelementen (FreiOtto), durch Einbettung in die Natur (Baumhäuser) oder durchVerwendung von regenerativen Ressourcen (Strohhäuser).

Eine unserer Ideen hierfür war es, Baumpatenschafen zuschaffen. Unser Plan war, dass in jeder Grundschule in Bayernpro 1.Klasse ein Baum von den Schülern gepflanzt wird unddiese eine Patenschaft für diesen Baum erhalten. Zum einenwird dadurch jeder Schüler frühzeitig, aber kindgerecht an dasThema Klimaschutz, Klimawandel und die damit verbunde-nen Gefahren herangeführt, zum anderen entstehen mehrBäume um den CO2-Anstieg zu bekämpfen, da Bäume mittelsPhotosynthese schädlichen Kohlendioxid in lebensnotwendi-gen Sauerstoff umwandeln.

Eine weitere Möglichkeit besteht darin den Verbrauch vonStrom in Fitnessstudios durch die von Sportlern aufgewandteEnergie teilweise zurück zu gewinnen. Man könnte - wie beimnormalen Fahrrad - einen Dynamo zur Erzeugung von Stroman den Spinningrädern anbringen und diesen ins Stromnetzeinspeisen.

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Delphine Gautier, Katrin Faber

Allein. Ausgeliefert. Ohne Schloss und ohne Schutz - Die Fahrräder derFreiheit sind Freiwild für Münchner Fahrradfahrer. Benutzt sie undlasst sie stehen, denn dafür sind sie da. Diese große Freiheit auf zweiRädern ist ein sozialer Versuch der FH München, eine Geschichte vonNächstenliebe und Habgier. 15 rote Räder stehen in der Stadt undjedem zur Verfügung. Für die Fahrt ins Kino, frühmorgens nach Hauseoder in den Park, zur Bank, zur Bar... für alle. Kostenlos. Ein paar wer-den verschwinden, aber das ist einkalkuliert. Damit die meisten aberbleiben, haben wir uns etwas ausgedacht. Hier könnt Ihr euerFreiheits-Logbuch schreiben und schildern, wann, warum und wohinihr gefahren seid. Für alle. Im Netz. Immer und immer wieder könntIhr Eure Eindrücke mit anderen teilen, deren Geschichten lesen undlangsam aber sicher die Räder lieben lernen. Schön, oder?

www.fahrradderfreiheit.de

Abendzeitung vom 27.08.2007

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Modellfassade

Die physische Dimension der Architektur scheint wieder imVordergrund vieler theoretischer Diskurse und baulicherRealisierungen zu stehen. Die Auseinadersetzung mit demBild der Architektur, der Fassade, spielt in dem Kontext einebesondere Rolle. Aktuelle Beispiele in München sind dasJüdische Kulturzentrum von Wandel. Hoefer und Lorch unddas Museum Sammlung Brandhorst von Sauerbruch, Hutton. In dem Seminar wurde die räumliche Wirkung der Fläche derFassade untersucht und nach eigenem Entwurf ein Modell imMaßstab 1 : 20 mit experimentellen Materialien gebaut.

Literatur:Katalog zur Ausstellung. 1234, die Architektur von sauerbruchhutton2006 im Architekturmuseum der TU München in derPinakothek der ModerneFoucault Michel, Die Ordnung der Dinge, suhrkampTaschenbücher Nr. 96

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Philipp Pott

DISLOKATION

Es handelt sich um eine "Grüne Fassade", bei der die Dislokation die treibende Idee ist. Der Rasen wird von der gewöhnlichen Horizontalen in die ungewöhnliche Vertikale geklappt. Durch die unkonventionelleVerwendung der Materialität entstehen überraschende Eindrücke der Wahrnehmung. Durch die wagerechtenFenstereinschnitte ergibt sich im Inneren des Raumes ein interessantes Spiel der Streiflichter. Die frei ästhetischen Öffnungengewähren Einblicke in die Konstruktion des Gebäudes und die Tiefe der Fassade. Die Rasenpaneele werden an die Fassadegehängt und erfüllen neben den gestalterischen genauso funktionale Aufgaben, da die Pflanzen im Winter dämmen und imSommer einerseits Strahlungshitze absorbieren und andererseits das Gebäude durch die Verdunstungskälte kühlen. Architektenkönnen mit Hilfe dieses Systems grüne Lebensräume in Städten realisieren und so zu einer merklichen Klimaverbesserung indicht besiedelten Gebieten beitragen.

Susanne Stockerer

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Derya Bülbül

Die Fasssade im Maßstab 1:10, besteht aus einem unregelmäßigen Faltsystem. Die dadruch entstandenen Dreiecksflächensind in einem Verhältnis von 2/3 zu 1/3 geschlossen zu offen. Das Material der Fassadenverkleidung ist leicht transparent undschimmert bei Lichteinfall, so dass ein Schatten- und Farbspiel je nach Einfallswinkel entsteht. Im Beispiel der Modellfassadegeht die zweidimensionale Fläche in die dreidimensionale über.

Martin Oberpriller

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Entwurf für den Innenraum einer Diskothek im Olympiazen-trumEine Art höhlenartiger Raum mit rudimentären Farbelemen-ten und einfachstem Mobiliar bestimmen den " Festcharak-ter" der Diskothek im Olympiazentrum. Die Idee war, für die-sen Ort neue Wand/Boden oder Deckenoberflächen in Formvon Mustern, Ornamenten, Formen, Strukturen oder modula-ren Systemen zu entwerfen. Auf der formalästhetischenEbene geht es in der Entwurfsthematik um Allianzen unter-schiedlicher Medien, die den Betrachtereinbeziehen. Die Diskothek als Hot Spot utopischer Traum-welten ist ein Ort der Freude, der ekstatischen Erfahrung, desaus sich Heraustretens, der Phantasmen. Tanz, Musik, Kollek-tiv, Stammesleben, sich vergessen, erotische Attraktion schaf-fen ein atmosphärisches Feld der Gemeinschaft, ein Gegen-programm zur normalen Alltagsrealität. Das Raumkonzeptkann die Stimmungsqualitäten dieses Ortes steuern, verstär-ken, überhöhen oder verändern. So kann sich der Raum aus-dehnen, sich öffnen oder seine Umgebung assimilieren. Eswar wichtig, die kontextuellen Überlegungen zum Ort, zurUmgebung zu reflektieren: Die spektakulären Formen von FreiOtto, die standardisierten Raster der 70iger Jahre Architekturund den Terroranschlag während der Olympischen Spiele.

Tutor: Robert HuberInnenraumgestaltung

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PELLMELL = a) durcheinander; wahllos b) Hals über Kopf c) [kunter]bunt; chaotisch

Wände und Decke eines Discothekenraumes wurden mit stereotypischen Männern und Frauen überzogen (All-over-Prinzip). DieFiguren wurden aus einem Computerprogramm für 3D-Architekturdarstellungen entnommen, und vollständig in ihrerScreenästhetik (ohne photorealistische Darstellung) erhalten. Diese 1:1 Ansicht der real dargestellten Architekturmenschen thematisieren eine Oberfläche von Künstlichkeit undModellhaftigkeit.Aus dieser bewusst reduzierten Ästhetik erfolgt eine doppelte Transformation von Mensch und Raum. Die unterschiedlichenSichtweisen, wie sich Figuren im Raum bewegen, und deren frappierend, zufälliges Arrangement, erzeugt den Eindruck einesSchwarms. Figurenschwarm und Besucherschwarm spiegeln sich gegenseitig. Die ihrer Individualität beraubtenComputermenschen werden vom Betrachter mit eigenen Vorstellungen und Projektionen angefüllt (Wiedererkennungseffekt).Ein dialogisches Verhältnis zwischen modellhafter Darstellung und ereignishaftem Raum.

Leidlein Andrea, Breitenfeld Anja

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Architekten wie le Corbusier ließen sich noch von Muschelnund Fundstücken aus der Natur inspirieren. Heute würde mandie Anregungen für Formfindungen eher den Bildarchiven desInternets entnehmen, den verschiedenen Visualisierungsver-fahren, die die Wissenschaft in mikroskopischen, makroskopi-schen - und für den Menschen vorher überhaupt nicht wahr-nehmbaren Phänomenen wie in der Computertomografie,Elektronenrastern, und Teilchenbeschleunigern in Nebelkam-mern - erschlossen hat. Der Entwerfer heute verfügt also überbildgebende Verfahren in einer Breite, die zu neuen Sichtwei-sen, Raumwahrnehmungen und ästhetischen Verfahrens-weisen führen wird. In diesem Sinne habe ich in einem zwei-semestrigen Kurs die Entwicklung der Wahrnehmungs-maschine historisch untersucht mit dem Schwerpunkt derkinetischen Kunst der Op - Art, der Lichtkunst, der Maschinen-kunst von Tatlin über Tingeley, die Gruppe Zero bis in unsereGegenwart zu medialen Installationen von J. Kessler. Ein wei-terer Schwerpunkt waren die Installationskünste der siebzi-ger Jahre von D. Graham und Bruce Nauman, die schon inihren skulpturalen Wahrnehmungsmodellen medientheoreti-schen Aspekte vorwegnahmen und eine Reihe von Recher-chen der bildgebenden Verfahren im Internet. Wir schautenuns in den einzelnen Foren Nachrichtenbilder, Cax Visualisie-rungen und Satellitenbilder an. Die für uns interessantestenästhetischen Verfahrensweisen in der historischen Entwick-lung bis heute waren die modulierte Raumauffassung vonMoholy Nagy mit seinen experimentellen Licht und Projekt-ionsmechanismen, die kalibrierte Raumauffassung in denLichtinstallationen von D. Flavin, der Licht und Farbphäno-mene in eine bestimmte Balance bringt und die dekonstruier-te Raumauffassung in den Arbeiten von Olafur Eliasson, derdie technisch wissenschaftliche Vorgehensweise undApparatur als integralen Bestandteil seiner Arbeit sieht.Die Studenten bezogen sich in ihrem Entwurf zu dieserThematik auf Hochgeschwindigkeitsaufnahmen aus demNetz, die ihre Anwendung in Forschungsbereichen bis zuOptimierungen von Produktionsabläufen haben. In einemzeitlich verzögerten filmischen Loop bringen sie dieBewegungsrichtung, den Flügelschlag und die Beschleuni-gung eines Vogels im Flug zur Anschauung. Aus dieser filmi-schen Sequenz geht eine künstliche modulare Struktur hervor,ein Schöpfungsprozess, der etwas in Form bringt, was wir mitbloßem Auge nicht wahrnehmen können. Aus dem digitalenRaumkörper haben sie Polyestermodule entwickelt, die dieFlugphasen im Raum simulierten. Oder eine intuitiv gezeich-nete Linienstruktur, die in eine räumliche Bewegungsschleifeübersetzt wurde. Die Bewegungsschleife wurde mit einematmosphärischen Soundloop unterlegt, die die raumzeitlicheStruktur mit einer atmosphärischen Hülle einschließt, derman sich schwer entziehen kann. In einem zweiten Schrittentstand eine virtuelle Visualisierung des Konzepts für denAusstellungsraum Zukunftsgeräusche. Für die beiden Seh -und Sichtweisen wurde ein stereoskopischen Gerät entwor-fen, das aussieht wie ein überdimensionaler Gettoblaster. ImSchaufenster des Ausstellungsraumes positioniert, von außenzu betrachten, ist es sowohl Wahrnehmungsmaschine alsauch Display.

Tutor: Robert Huber

Wahrnehmungsmaschine

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black_illusion_blasterDer stereoskopische black_illusion_blaster wirkt wie einBodenlautsprecher der normalerweise auf Konzertbühnensteht. Es zeigt Animationen der black_illusion Struktur, einervirtuellen Wahrnehmungsmaschine. Ausgangspunkt für dasblack_illusion war eine emotional und intuitiv gezeichneteSkizze die in ein räumliches Gebilde transferiert wurde. Durchdiese Transformation entstand ein Assoziationsraum aufgela-den mit starken Gefühlsstimmungen. black_illusion entziehtsich der Wirklichkeit und füllt den Geist mit bizarren Bildern.Durch seine Unbaubarkeit wurde eine VirtuelleAusstellungsskulptur entwickelt und im ZKG Raum visuali-siert. Bei der gleichzeitigen Beobachtung der virtuellenAusstellung und des black_illusion wird die Prozesshaftigkeitdes Objektes deutlich. Das bedrohliche weicht einer analyti-schen Betrachtung, in der die Emotionalität der Struktur ausder Distanz beobachtet werden kann.Die Idee des black_illusion ist das Sichtbarmachen der emo-tionalisierten Wahrnehmung. Wir sehen so wie wir fühlenund verstehen nur was wir ohnehin schon wissen. Gökhan Uysal

Gökhan Uysal

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Wahrnehmungsmaschine

Seit einiger Zeit sind Hochgeschwindigkeitsaufnahmen ausder heutigen Alltagswelt nicht mehr wegzudenken. Die An-wendungsbereiche sind sehr vielfältig und reichen von derForschung bis hin zur Optimierung von Produktionsabläufen.In unserer Arbeit analysieren wir den Flug eines Vogels. Dabeigehen wir auf die Bewegungsrichtung, den Flügelschlag unddie Beschleunigung ein. Konstruiert wird mit Hilfe dieserKomponenten ein künstlicher Raum. Entstanden ist eine drei-dimensionale Skulptur, ein Raumgefüge welches in dieserForm dem menschlichen Auge verborgen bleibt. Die Umset-zung einer Fiktion in die digitale Welt bis hin zum dynamisch,modularen Raumerlebnis.

Michael Thalmair, Johann Schmid

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Dastellen und Gestalten

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Professor Dr. Franz Xaver BaierProfessor Siegfried BucherProfessor Maren PaulatProfessor Dr. Hansgeorg BankelLB Stefan Franz

RauminstallationSeit Mai 2005 existiert das Forum " Zukunftsgeräusche" undrealisiert Ausstellungen und Veranstaltungen. Ich habe in die-sem Forum eine Reihe von Rauminstallationen initiiert.Die Ausstellungsreihe verstehe ich als Raumforschung ausgestalterischer Position. Bezugnehmend auf die projektivenMöglichkeiten des experimentellen Modells über Rohlingeund Formteile bis zur multimedialen Installation regen dieseArbeitsweisen die Reflexion über die aktuellen Fragestellun-gen des Raumes an und aktivieren die Rolle des Betrachters.

Tutor: Robert Huber

Rauminstallation

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Pneumatics

Eigentlich sind wir es gewohnt, uns auf ebenen, festen Boden zu bewegen. Wir sind es gewohnt, dass ein Dach, 4 Wände und derBoden, jeweils im 90°-Winkel zueinander stehend, den Raum definieren, in dem wir uns bewegen. Seit Mitte des letztenJahrhunderts verändert sich die Auffassung, dass diese Vorgabe unumgäglich sei. Entstanden sind dabei architektonischeVersuche, die mit schiefen Wänden und schiefen Böden arbeiten. Es blieb jedoch meist bei Experimenten. Verständlich, denn imkommerziellen Wohnungsbau muss der Grundriss massenkompatibel sein und nicht zuletzt aus ökonomischen Gründen - eineSchachtelung von Körpern spart am meisten Platz - ist eine solche Auffassung von Architektur sehr selten zu finden.Mit unserem Projekt erheben wir deshalb auch nicht den Anspruch in irgendeiner Weise etwas zu schaffen, das in der zeitgenös-sischen Architektur einsetzbar wäre. Es steckt aber auch etwas mehr dahinter als nur Spielerei. Wie anfangs schon erwähnt,nimmt uns ein schwankender Boden aus dem Alltag, da die Grundvorrausetzung für uns der feste Boden ist. In uns wird etwasangesprochen, das sonst nur selten aktiviert wird. Sind wir doch darauf vertraut nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren.

Kommunikation I - Dialog:

Anfangs als Teil einer Rauminstallation gedacht, entwickelte sich aus der Idee eines schwankenden Bodens ein Projekt, dassmehrere Kommunikationslinien aufnimmt. Die erste besteht aus der Kommunikation mit dem Nutzer und dem Boden selbst.Wir gehen einen Schritt über die schiefen Wände hinaus. Der Boden wird zum Eingabemedium. Über ein unterhalb derBodenfläche liegendes Sensorensystem wird bei Betreten der Plattform eine BUS- gesteuerte Lichtanlage aktiviert, das diePlattform von unten in verschiedenen Farben und an verschiedenen Positionen erleuchtet. Aber nicht nach dem Licht-Schalter-Schema. Hinter dem Wechselspiel der Farben steckt nicht ein vorprogrammierter Logarithmus den es herauszufinden gilt um zuwissen wie die Lichtanlage funktioniert. Man selbst als Nutzer der Plattform gibt den Logarithmus vor. Das heißt der Nutzerbemerkt, dass er selbst die Ursache für die Aktion ist.

Kommunikation II - Mehr als Dialog:

Neben dem Boden als Eingabemedium gibt es eine weitere Kommunikationslinie, die sich um einen Nutzer erweitert. DasSchwanken des Bodens wird durch ein untereinander verbundenes pneumatisches Zylindersystem ermöglicht. Bei einer punk-tuellen Belastung des Bodens geben die Zylinder an der belasteten Stelle nach. Es kommt zu einem erhöhten Druck innerhalbdes Zylindersystems. Dadurch wird der Boden an anderer Stelle angehoben. Bei einem weiteren Nutzer und einer weiteren punk-tuellen Belastung verdoppelt sich dieser Effekt. Das heißt, es kommt zu einer gegenseitigen Beeinflussung des Rückstoßes. Dasführt zu einem nicht zwingend kontrollier- und vorhersehbaren Schwanken des Bodens.

Unsere Intention besteht darin den Blick des Ingenieurs zu weiten und verschiedene Aufgabenfelder zu vereinen. Besser gesagteinen Blick über den Tellerrand zu wagen. Als angehende Architekten versuchen wir neue Methoden und neue Techniken mit ein-zubeziehen.

Dominik Ammler, Jan Dotlacil Technik

1. konstruktiver Aufbau TragkonstruktionDie tragende Unterkonstruktion besteht aus hochkant gelagerten Fichtenträgern(BxHxL 8x10x200 cm), die miteinander verzapft sind, um die gesamte Konstruk-tion in einer Ebene in Quer- und Längsrichtung tragfähig auszubilden. Auf derUnterkonstruktion sind 28mm starke MDF-Platten angeschraubt die per Nut undFeder verbunden sind. Darauf befindet sich ein streichfähiger Harz als Bodenbelag.Die Plattform selbst ist rundum mit OSB- Platten verkleidet die direkt an derUnterkonstruktion angeschraubt und in altweiß lackiert sind.

2. konstruktiver Aufbau interaktive PlattformAls Antrieb dienen zu einem Block zusammen geschraubte Pneumatikzylinder aufdenen ein Kugelgelenk (Flexokupplung) sitzt. Darauf werden Trittplatten ausEinpressgitterrosten geschraubt. Diese Einpressgitterroste (17x17 cm), werden anden Ecken mit einem Stahlseilring verbunden. Somit sind die Trittplatten gelenkigverbunden und lassen es zu das sich der gesamte Aufbau auf den paarweise ver-bundenen Zylindern bewegen kann.

3. FunktionBei zwei Benutzern interagiert die Haut aus den einzel-nen Trittplatten durch die Verteilung des Drucks in denZylindern. Vier dieser Zylinder sind zusätzlich miteinem Positionserkennungssensor ausgerüstet der zurSteuerung einer Lichtanlage im Inneren der Plattformgenutzt wird. Als Reaktion auf die Bewegungen desBenutzers werden so vier unterschiedliche Lichtstim-mungen erzeugt.

4. GestaltungWährend die Einpressgitterroste, die Pneumatikzylin-der, die Edelstahlverbindungs-streben eher blickoffen und industriell aus-gebildet werden, tritt der Rest der Plattform zurück. Er wird in Weißtönen lackiert und durch Schattenfugen gegliedert.

5. Die EntstehungsgeschichteAnfangs als Rauminstallation gedacht, sollte der Boden als integrierter Teil zur Vermittlung von Orientierungslosigkeit dienen.Die Rauminstallation selbst wurde nicht realisiert, doch die Idee mit dem Boden konnte in dieser eher experimentellen Plattformverwirklicht werden.

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