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1 / 14 k 14402 IM FOKUS: 1. BIBLIOTHEKSKONFERENZ IN NRW IM FOKUS Ministerin Ute Schäfer: Wir wollen, dass Bibliotheken stark bleiben!“ IM FOKUS „Öffentliche Bibliotheken in NRW sind für die Zukunft unzureichend gerüstet“ IM FOKUS Zukunft gestalten: Begegnen, Entdecken, Entwickeln IM FOKUS Podiumsgespräch: Books and Bytes – Reformen in Öffentlichen Bibliotheken ENTDECKUNGEN Neues vom Alten Buch DENKANSTÖSSE „Politisches Frühstück“ zum Thema möglicher Kooperationen im Bereich der Bibliotheks-IT DENKANSTÖSSE Europäische Bibliotheken und die Herausforderungen der E-Books INNOVATIONEN Hörbuchlesen, neue Wege der Leseförderung INNOVATIONEN Landesprogramm „Munzinger Archive“ wird fortgesetzt

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IM FOKUS: 1. BIBLIOTHEKSKONFERENZ IN NRW IM FOKUS Ministerin Ute Schäfer: Wir wollen, dass Bibliotheken stark bleiben!“ IM FOKUS „Öffentliche Bibliotheken in NRW sind für die Zukunft unzureichend gerüstet“ IM FOKUS Zukunft gestalten: Begegnen, Entdecken, Entwickeln IM FOKUS Podiumsgespräch: Books and Bytes – Reformen in Öffentlichen Bibliotheken ENTDECKUNGEN Neues vom Alten Buch

DENKANSTÖSSE „Politisches Frühstück“ zum Thema möglicher Kooperationen im Bereich der Bibliotheks-IT DENKANSTÖSSE Europäische Bibliotheken und die Herausforderungen der E-Books INNOVATIONEN Hörbuchlesen, neue Wege der Leseförderung INNOVATIONEN Landesprogramm „Munzinger Archive“ wird fortgesetzt

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EDITORIAL

Liebe Leserinnen und Leser von ProLibris,

»Starke Bibliotheken« – so war die erste von Kulturmi-nisterium und vbnw gemeinsam veranstaltete Biblio-thekskonferenz überschrieben. Am 15. Januar trafen sich in Düsseldorf 130 Teilnehmende aus Öffentlichen Bibliotheken und Kulturverwaltungen, um über As-pekte einer gemeinsamen Bibliotheksstrategie nachzu-denken. Grußworte von Kulturministerin Ute Schäfer und von Andreas Bialas, kulturpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion und Präsident des vbnw, stimm-ten auf den Tag ein. Beide betonten die Bedeutung der Bibliotheken für die Bildung, für die Entwicklung von Medienkompetenz, für die Befähigung zu kritisch-kon-struktivem Denken in einer demokratischen Gesell-schaft. Und beide zeigten erkennbar Respekt vor der großen Herausforderung, die die neuen Informations-technologien für die Zukunftsfähigkeit der Bibliothe-ken bedeuten.

Nach einem einführenden Vortrag, der mit den teils er-nüchternden Ergebnissen einer Bestandserhebung zum nordrhein-westfälischen Bibliothekswesen aus dem Jahr 2009 deutlich machte, wo die Bibliotheken heu-te stehen – sehr viel hat sich seither leider noch nicht geändert –, richtete Andreas Mittrowann (ekz.biblio-theksservice GmbH) den Blick offensiv und ermutigend nach vorn: Wie kann sie aussehen, die Bibliothek der Zukunft? Welche Aufgaben müssen Bibliotheken wahr-nehmen? Woran können sie sich orientieren? Wo gibt es bereits modellhafte und nachahmenswerte Entwick-lungen? Der Appell, sich von gewohnten Denkmustern zu befreien, um neue Lösungen zu entdecken, war un-überhörbar. In einem weiteren Vortrag stellte Mecht-

hild Appelhoff von der Landesanstalt für Medien das Thema Vermittlung von Medienkompetenz in den Vor-dergrund. Die Defizite bei einem Großteil der Bevöl-kerung – möglicherweise auch bei einigen Experten aus dem Bibliothekswesen? – sind offensichtlich. Wer, wenn nicht die Bibliothek, sei geeignet, vor Ort niedrig-schwellige, qualifizierende Angebote zu machen. Und sie berichtete, dass die Landesanstalt für Medien die Bibliotheken dabei gern unterstütze und mit dem Vor-stand des vbnw deswegen bereits im Gespräch sei.

Den Abschluss der ersten Bibliothekskonferenz bilde-te eine Podiumsdiskussion unter der kompetenten Mo-deration von Dr. Roland Kischkel, Kanzler der Univer-sität Wuppertal und ebenfalls Mitglied im Vorstand des vbnw, der die gesamte Konferenz souverän und sympa-thisch leitete. Neben den Referenten saßen Claus Ha-macher vom Städte- und Gemeindebund, Harald Pil-zer, Vorsitzender des vbnw, und Petra Imwinkelried, Leiterin der Stadtbibliothek Gütersloh, auf dem Podi-um. Freiräume bräuchten die Bibliotheken, um Neues auszuprobieren, aber auch Entscheidungsfreude und den Mut, Bewährtes hinter sich zu lassen, sagte Letzte-re. Und Claus Hamacher sprach von seiner Sorge, dass Bibliotheken, die die Herausforderungen der Zukunft nicht angehen, wohl kaum überleben werden. Dass da-für die Unterstützung der Träger wie auch des Landes notwendig ist, darin waren sich alle Beteiligten einig. Dass Claus Hamacher abschließend vorschlug, ein ge-meinsames Positionspapier zur Entwicklung der Biblio-theken zu erarbeiten, ist ein starkes Signal.

BEATE MÖLLERS Ministerium für Familie, Kinder,Jugend, Kultur und Sportdes Landes Nordrhein-Westfalen

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INHALTSVERZEICHNIS / 1 /14

prolibrisMitteilungsblatt hrsg. vom Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen e.V. und den Bezirksregierungen, Dez. 48.08 – Öffentliche Bibliotheken * V. i. S. d. P.: Harald Pilzer, Vorsitzender des vbnw. * issn 1430-7235 * Jahrgang 18, Heft 1-2014

abonnementbestellungen, reklamationen, adressenänderungenDruckerei Peter Pomp, Jasmin Kikillis

t 02041 /747120 * f 02041 /747160 * m [email protected]

Der Preis für ein Jahresabonnement der Zeitschrift ProLibris beträgt 30 Euro (einschließlich Mehrwertsteuer und Versandkosten); jedes weitere Abonnement kostet

20 Euro im Jahr. Der Preis des Einzelheftes beträgt 7,50 Euro. Der Preis für ein Auslandsabonnement beträgt 40 Euro (einschließlich Mehrwertsteuer und Versandkos-

ten). Das Abonnement ist kündbar zum 31. Oktober des laufenden Jahres.

Bei namentlich gezeichneten Artikeln liegt die inhaltliche Verantwortung beim Ver- fasser bzw. der Verfasserin. © vbnw und Bezirksregierungen, Dez. 48.08 –

Öffentliche Bibliotheken. Alle Rechte vorbehalten; Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung. Fotos wurden, wenn nicht anders angegeben, von der entsprechenden Bibliothek zur Verfügung gestellt. Links werden bei Erstellung des

Heftes geprüft.

autorenhinweise1. ProLibris veröffentlicht in der Regel Originalbeiträge. Bis zum Erscheinungstermin soll-

ten diese nicht anderweitig veröffentlicht werden. Jede ProLibris-Ausgabe wird zeitver-setzt auf der vbnw-Homepage veröffentlicht. Mit dem Überlassen ihres Printbeitrags er-klären sich Autorinnen und Autoren mit der digitalen Veröffentlichung einverstanden.

2. Formalia › Texte werden in neuer deutscher Rechtschreibung abgefasst (Duden 25. Aufl. 2009) › Bei der ersten Möglichkeit in einem Text wird die maskuline und feminine Personenbe- zeichnungen gewählt. Im Folgenden wird das generische Maskulinum verwendet, um eine bessere Lesbarkeit zu gewährleisten. Gemeint sind aber immer beide Geschlechter. › Längere Beiträge sind mit Zwischenüberschriften zu versehen. › Abkürzungen im Text sind zu vermeiden bzw. bei der ersten Nennung aufzulösen. › Zitationsstellen sind im laufenden Text zu belegen. › Inhaltliche Beiträge sollen 20.000 Zeichen incl. Leerzeichen in einer unformatier-ten Word-Datei nicht überschreiten (ohne Abbildungen). Jedem Beitrag sollte ein Abstract in deutscher Sprache mit max. 500 Zeichen beigefügt werden. › Abbildungen sind sehr erwünscht und sollten mindestens 300 (besser 600) dpi-Auflö-sung haben (raw-, jpg-, gif-, tif-Format). Die Abbildungen sind durchzunummerieren und mit Bildunterschriften unter Angabe der abgebildeten Personen sowie der Recht-einhaberin bzw. des Rechteinhabers zu versehen, ggf. ist eine Abdruckgenehmigung beizufügen. Platzierungswünsche im Text sollten dort kenntlich gemacht werden. › Die Autorin oder der Autor stellt sich mit vollem Namen, Titel sowie ggf. mit Position und Anschrift der Institution vor. Für längere Beiträge wird ein Foto erbeten.

3. Die Redaktion behält sich kleinere Korrekturen und Kürzungen vor, grundlegende Än-derungen sind nur im Einverständnis mit der Autorin oder dem Autor möglich.

4. Nach Erscheinen erhalten Autorin oder Autor ein Belegexemplar.5. Redaktionsschluss für die Hefte ist jeweils 6 Wochen vor dem Erscheinungstermin:

der 15. 02. für Heft 1, der 15. 05. für Heft 2, der 15. 08. für Heft 3 und der 15. 11. für Heft 4.

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herausgebergremiumIrmgard Harmann-Schütz

Dr. Alwin Müller-Jerina Andrea Stühn

layoutNieschlag + Wentrup, Münster

redaktion und anzeigenSusanne Larisch t 02102 /70 54 19 m [email protected]

druck und verlagDruckerei und Verlag Peter Pomp, Bottrop

IMPRESSUM

INNOVATIONEN

26 Hörbuchlesen, neue Wege der Leseförderung Interview mit der Dipl.-Pädagogin und Integrativen Lerntherapeutin Sarah Hartmann, die die Methode anwendet.

28 Aktuelles aus der Landesbibliothekenkonferenz Dr. Renate Vogt fasst Arbeitsergebnisse der Konferenz zusammen.

KONZEPTE

30 Landesprogramm „Munzinger Archive“ wird fortgesetzt Das Programm wird weiterhin geför-dert. Geld erhält allerdings nur, wer eine Mindestnutzung nachweist.

32 „Lesen. Hören. Staunen.“ Imagekampagne der Stadtbibliothek Oberhausen

ENTDECKUNGEN

34 Kolumne: Neues vom Alten Buch ULB Bonn: Sammlung Kriegsbriefe nun vollständig digitalisiert

KURZ & KNAPP

39 Motto der „Nacht“ 2015: „eMotion – Bibliotheken bewegen!“

40 Das Rheinland in Bayern: Bonner Bibliothek bei B3Kat

41 Bezirksbücherei Bockum-Hövel erstrahlt in neuem Glanz

42 Erzählfestival in Gelsenkirchen

43 Stadtbibliothek Neuss – mit Tobit Software zur kostenlosen App

44 Rezension Bücher öffnen Welten – Medienangebot für Menschen in Haft

45 Personalie Birgit Langshausen ist neue Dezernen-tin für den Regierungsbezirk Arnsberg

46 Meldungen

AUSBLICKHeft 2-2014IM FOKUS »Interkulturelle Bibliotheksarbeit«

Titelfoto: ekz.bibliotheksservice GmbH, Ent-wurf „Medienträume“ von Annika Ehmsen, Gerrit Hoffschulte, Janka Riedel

13 vbnw-Präsident Andreas Bialas über Bibliotheken als Hort vom Wort

14 „Bibliotheken in NRW sind für die Zukunft unzureichend gerüstet“ Beate Möllers vom MFKJKS belegte ihre These mit interessanten Zahlen.

18 Zukunft gestalten: Begegnen, Entdecken, Entwickeln Andreas Mittrowann von der ekz.bi-bliotheksservice GmbH betonte die Not-wendigkeit individueller Strategien und politischen Denkens.

21 Medienkompetenz – eine Aufgabe vor neuen Herausforderungen Mechthild Appelhoff von der Landes-anstalt für Medien erläuterte, dass sich auch viele Erwachsene kompetenter fühlen, als sie wirklich sind.

23 „Books and Bytes“ – Reformen in Öffentlichen Bibliotheken, ein Podiumsgespräch Wie werden Öffentliche Bibliotheken fit für die Zukunft? Die Gesprächsteilneh-mer forderten u. a. einen Mentalitäts-wandel, intensive Fortbildungen und strategisches Denken.

25 „Die Idee war fast überfällig“ Kommentar vom vbnw-Vorsitzenden Harald Pilzer

DENKANSTÖSSE 4 „Politisches Frühstück“ zum

Thema möglicher Kooperationen im Bereich der Bibliotheks-IT Parlamentarier aller Fraktionen zeigten sich interessiert an den Einschätzungen, die Dr. Renate Vogt, Dr. Joachim Kreische und Uwe Stadler als Vertreter der Ar-beitsgemeinschaft der Universitätsbi- bliotheken zum § 77, Absatz 4, im Ent-wurf zum Hochschulzukunftsgesetz dar-legten.

8 Europäische Bibliotheken und die Herausforderungen der E-Books „The right to e-read“ Misstrauen und Verunsicherungen kenn-zeichnen laut Klaus-Peter Böttger, Präsi-dent des EBLIDA, derzeit die Situation auf dem E-Book-Markt.

11 Der Zugang zu E-Books – das Problem aus juristischer Sicht

IM FOKUS:1. BIBLIOTHEKSKONFERENZ IN NRW

12 Ministerin Ute Schäfer: „Wir wollen, dass Bibliotheken stark bleiben!“

„Wenn diese Konferenz der Auftakt für einen ergebnisorientierten Dialog zwi-schen Land und Kommunen ist, dann haben wir schon viel erreicht“, betonte die Kulturministerin.

34 Handschriftenfragment des Klosters Maria Laach23Wie werden Bibliotheken

zukunftsfähig?8Kunden schätzen die E-Book-Ausleihe4 Im Gespräch:

Eindruck vom Politischen Frühstück

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Parlamentarier aller Fraktionen begrüßte vbnw-Präsident Andreas Bialas, MdL und kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, beim 3. »Politischen Frühstück« im Landtag. Bialas betonte die zentrale Rolle, die Bibliotheken in den heutigen Bildungs- und Kulturland-schaften einnehmen. Bibliotheken, so sein Credo, seien Kompetenz-zentren im Gemeinwesen. Das Zusammendenken kommunaler und wissenschaftlicher Bibliotheken sei wegweisend, da »die Frage der Vernetzung und der kooperativen Dienstleistung permanent an Ge-wicht gewinnt«. Zum Frühstück eingeladen hatte diesmal neben dem vbnw die AG der Universitätsbibliotheken (AG UB), um zum Thema »Möglich-keiten und Grenzen einer hochschulübergreifenden Kooperation im Bereich der Bibliotheks-IT« zu informieren. Mitglieder des Aus-schusses für Innovation, Wissenschaft und Forschung (u. a. auch Heike Gebhard, Gabriele Hammelrath, Karl Schultheis, SPD, Ralf

Nettelstroth, CDU), aber auch des Kulturausschusses, zeigten sich sehr interessiert an der kritischen Beurteilung vor allem des § 77, Absatz 4, im Entwurf zum Hochschulzukunftsgesetz durch Dr. Re-nate Vogt, Leitende Direktorin der ULB Bonn, Dr. Joachim Kreische, Leitender Direktor der UB Dortmund, und Uwe Stadler, Leitender Direktor der UB Wuppertal, Vorsitzender der AG UB und stellver-tretender vbnw-Vorsitzender. Harald Pilzer, Vorsitzender des vbnw, wies auf die Bedeutung hin, die tragfähige Vernetzungsstrukturen für alle Bibliotheken haben, »gleichgültig ob sie ihre Funktion als Gemeinde- oder Universitätsbibliothek erfüllen«. Zu einem Netz starker Bibliotheken gehöre auch ein starkes Hochschulbibliotheks-zentrum (hbz), das Funktionen einer »backbone«-Struktur zu erfül-len habe. So sei es zum Beispiel in der Funktion der Konsortialfüh-rerschaft für kostenbewehrte digitale Inhalte unverzichtbar. »Das Land«, betonte Pilzer, »verfügt mit dem hbz über ein Steuerinstru-ment, das man zielorientiert einsetzen sollte«.

»Sehr geehrter Herr Bialas, sehr geehr-te Gäste. Wie Ihnen bekannt ist, liegt seit dem 12. Februar 2014 die ausführliche Stellungnahme der Universitäten zum Re-ferentenentwurf des Hochschulzukunfts-gesetzes (HZG) vor. Am Ende der dieser Stellungnahme beigefügten Anlagen fin-den Sie auch die Anmerkungen der AG UB zum § 77, Absatz 4. Dieser Paragraph ist insgesamt, wie auch die tabellarische Zu-sammenfassung der Rektoren und Kanzler zeigt, weit weniger strittig als manch ande-re im HZG-Entwurf vorgesehene Regelung. Das Zusammenwirken der Hochschulen im medien-, informations- und kommunikati-onstechnischen Bereich wird von allen Be-teiligten begrüßt und für sinnvoll gehalten, also auch von der AG UB. Die Nutzung und der weitere Ausbau hochschulübergreifen-der Strukturen sind unstrittig von großer Bedeutung. Dennoch hat sich die AG UB vor dem Hintergrund der aktuellen biblio-thekspolitischen Entwicklungen einen dif-ferenzierten Blick auf die Rolle des Landes und des dem Ministerium direkt unterstell-ten Hochschulbibliothekszentrums in Köln erlaubt. Die AG UB wünscht sich neben

der bereits angestoßenen, zunehmenden Kooperation der Hochschulen untereinan-der (Stichwort: DV-ISA) in einzelnen infra- strukturellen Handlungsfeldern wie der Langzeitarchivierung eine stärkere Unter-stützung des Landes und hier insbesondere des zuständigen Ministeriums. Die Direkto-

rin der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) Bonn, Frau Dr. Vogt, sowie der Di-rektor der Universitätsbibliothek Dortmund, Herr Dr. Kreische, werden Ihnen den Kon-text dieses Themas schildern, um danach mit Ihnen ins Gespräch zu kommen.«

„POLITISCHES FRÜHSTÜCK“ ZUMTHEMA MÖGLICHER KOOPERATIONEN IM BEREICH DER BIBLIOTHEKS-IT

UWE STADLER: „ZUSAMMENWIRKEN DER HOCHSCHULEN WIRD BEGRÜSST“

Das Paradebeispiel für kooperierende Bibliotheken ist die Kata-logisierung. Dieselben wissenschaftlichen Werke stehen in vie-len Hochschulbibliotheken. Es ist nicht sinnvoll, dass jede Biblio-thek dazu eine eigene Titelaufnahme macht. Früher tauschte man vervielfältigte Katalogzettel aus. Seit den 70er Jahren werden für die Katalogisierung elektronische Verfahren eingesetzt. Zu diesem

Zweck wurden die Verbundzentralen geschaffen (so auch das hbz), die vor allem die Aufgabe hatten, die kooperative Katalogisierung technisch und organisatorisch zu ermöglichen.

Ein weiteres bekanntes Kooperationsfeld ist die Fernleihe. Wenn ein Nutzer ein Werk nicht in seiner Heimatbibliothek vorfindet,

DR. RENATE VOGT:„BIBLIOTHEKEN KOOPERIEREN“

Andreas Bialas, vbnw-Präsident und kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, dankte für das rege, Fraktionen übergreifende Interesse (links von ihm Dr. Renate Vogt, rechts René Schneider, stellv. Mitglied der SPD-Fraktion im Ausschuss für Innovation, Wissenschaft und Forschung).

Eingeladen hatten der vbnw-Vorstand – hier (v.r.) mit Birgit Trogemann unddem Vorsitzenden Harald Pilzer – sowie die AG-UB hier mit Dr. Joachim Kreische,Dr. Renate Vogt und ihrem Vorsitzenden Uwe Stadler (v.l.).

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kann er es aus einer anderen Bibliothek über die Fernleihe beschaf-fen. Die Basis für diesen interbibliothekarischen Austausch bilden die Besitznachweise in den Verbundkatalogen. Die technischen Systeme für die reibungslose Erledigung von Bestellungen auf Bü-cher oder Kopien von Zeitschriftenaufsätzen werden von den Ver-bundzentralen betrieben.

Zu diesen klassischen Aufgabenfeldern kommen neue zentrale Dienstleistungen wie z. B. Lizenzverhandlungen mit Anbietern von elektronischen Zeitschriften und Datenbanken, um durch Bil-dung von Konsortien möglichst günstige Bedingungen für die Bi-bliotheken zu erreichen. Hier hat das hbz den Bibliotheken viel Geld gespart. Aber die Bibliotheken beteiligen sich durchaus auch an Konsortien, die von anderen Stellen ausgehandelt werden. Die zentrale Dienstleistung ist verteilt auf mehrere Einrichtungen in Deutschland, ohne primär regionalen Prinzipien zu folgen.

Bei den Kooperationen zwischen den Bibliotheken spielt zuneh-mend eine Rolle, welche Softwareprodukte diese Bibliothe-ken einsetzen (kommerzielle oder Open Source). So gibt es eine sehr aktive deutsche Anwendergemeinschaft von Bibliotheken, die als lokales Bibliotheksverwaltungssystem SISIS Sunrise einsetzen. Und es gibt eine Reihe von großen Bibliotheken aus verschiedenen Regionen, die für die Digitalisierung gemeinsam die Open Source Software Goobi entwickeln und einsetzen.

Schließlich sind die Bibliotheken auch in die lokalen IT-Struktu-ren ihrer Hochschulen eingebunden. Schnittstellen gibt es hier z. B. zum Identity Management, zum Haushaltssystem oder zum Forschungsinformationssystem.

Diese Beispiele sollen Ihnen zeigen, dass die Kooperationsnetze der Bibliotheken heute sehr vielfältig sind und das hbz zwar noch ein wichtiger, aber – im Gegensatz zur Entstehungszeit der regionalen Verbünde in den 70er Jahren – nicht mehr in allen Aufgabenfeldern der maßgebliche Partner ist.

Deshalb haben wir als AG UB in unserer Stellungnahme zum HZG gefordert, den folgenden Satz aus § 77 (4) zu streichen:»Sie (die Hochschulen) sollen den Einsatz der Datenverarbeitung in den Hochschulbibliotheken im Einvernehmen mit dem Hochschulbi-bliothekszentrum des Landes Nordrhein-Westfalen planen.«

Dieser Satz ist im Übrigen wörtlich aus dem HG von 1979 über-nommen und fehlte in den nachfolgenden Hochschulgesetzen.

In der Vergangenheit wurden viele Projekte vom Ministerium ange-stoßen und gefördert. Einige Beispiele:

› Einrichtung von Informationsvermittlungsstellen in allen Uni-versitätsbibliotheken,

› Automatisierung der Fernleihe zusammen mit der UB Bielefeld und dem hbz,

› Entwicklung des Portals Digibib, das viele Kataloge und Daten-banken unter einer Metasuche gemeinsam durchsuchbar macht,

› retrospektive Erfassung der Zettelkataloge der alten Universi-tätsbibliotheken.

NRW hatte dadurch zeitweise gegenüber anderen Regionen einen guten Stand.

Auch heute gibt es Aufgabenfelder, die die NRW-Hochschulen bes-ser gemeinsam als getrennt angehen sollten, z. B. die Archivierung von Forschungsprimärdaten, die zunehmend von den Förderein-richtungen zur Bedingung gemacht wird, für die aber keine geeig-nete Infrastruktur existiert.

Für die Langzeitarchivierung von Kulturgut engagiert sich das Mi-nisterium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport in vorbildli-cher Weise. Einige von Ihnen haben im Dezember 2013 den Vortrag von Ministerin Schäfer zum Digitalen Archiv NRW im Kulturaus-schuss gehört. Ein vergleichbares Interesse des Wissenschaftsminis-teriums für die Zukunftsfragen der Informationsinfrastruktur ver-missen wir. Uns fehlt die Unterstützung auf der politischen Ebene. Wir wünschen uns nicht Richtlinien, sondern interessierte, sachver-ständige Gesprächspartner und aktive Unterstützung.

2006 hat die Kultusministerkonferenz dem Wissenschaftsrat den Auftrag erteilt, das System der Bibliotheksverbünde in Deutschland zu evaluieren. Dieser Aufga-be hat sich parallel auch die Deutsche For-schungsgemeinschaft (DFG) gestellt, so dass im Januar 2011 fast zeitgleich zwei Gutachten vorlagen, die in der Analyse und den daraus zu ziehenden Schlüssen so nah beieinander lagen, dass beide Wissen-schaftsorganisationen am 2. Februar 2011 ihre gemeinsamen Ergebnisse auf zwei Sei-ten zusammenfassen konnten. Zentral war dabei die Forderung, regionale Strukturen, in denen Bibliotheksverbünde jeweils die gleichen traditionsverhafteten Dienstleis-tungen erbringen, zugunsten einer »primär funktionalen« und »verbindlich koordinier-ten Aufgabenteilung« aufzugeben. Den Bi-bliotheksverbünden soll so ermöglicht wer-den, sich von etablierten und redundant erbrachten Aufgaben zu trennen und un-ter Wettbewerbsbedingungen innovative und tatsächlich von den Bibliotheken benö-tigte Angebote zu entwickeln. Die Wissen-schaftsorganisationen stellen dabei auch fest, dass der dringend notwendige Inno-

vationsschub, der die Bibliotheken in ih-rer Zukunftsorientierung unterstützen soll, nicht nur mit konstanten Zuwendungen, sondern auch mit einem Förderprogramm unterstützt werden sollte.

Am 15. Oktober 2012 hat die DFG ein sol-ches Programm unter dem Titel »Neuaus-richtung überregionaler Informations-services« ausgeschrieben. Insbesondere mit dem Themenfeld »Bibliotheksdaten-infrastruktur und lokale Systeme« hat sie das Ziel verfolgt, durch Fördermittel »ei-nen umfassenden Umstrukturierungspro-zess mit anzustoßen«, in dem die bisher regional organisierten »Katalogisierungs- und Datenplattformen« in eine nationale Struktur überführt werden. In einem auf-wändigen Bewilligungsverfahren erhielt schließlich am 15. März 2013 das vom Bay-erischen, dem Berliner und dem Hessischen Verbund getragene Projekt »cloudbasier-te Informationsinfrastrukturen für Biblio-theksdaten« den Zuschlag. Das Projekt ist unter Begleitung einer kontroversen Dis-kussion am 1. Oktober 2013 gestartet. Die zumindest für unseren Berufsstand heftige Auseinandersetzung ist insoweit verständ-lich, als sich die Bibliotheken jetzt natürlich fragen, ob sie einem »Gewinner-« oder ei-nem »Verlierer«-Verbund angehören. Auch wenn ich persönlich diese Frontstellung nicht nachvollziehen kann – schließlich soll das Projekt für alle gleiche Strukturen ent-wickeln – so ist die Entscheidung der DFG, dieses strukturbildende Projekt in eine alle Bibliotheken und Verbünde einbindende Kommunikationsstruktur einzubetten, sehr zu begrüßen. Während die Bibliotheksver-bünde über die AG Verbundsysteme ein-gebunden sein sollen, wurde für die Per-spektive und die Interessen der einzelnen Bibliotheken ein Beirat gegründet, der sich am 10. Dezember 2013 konstituiert hat.

Hier wie im Gesamtprojekt wurde auf die direkte Beteiligung der AG Verbundsysteme der Kultusministerkonferenz (KMK) geach-tet. Dies ist auch aus Sicht der Bibliotheken ein entscheidender Erfolgsfaktor für das ge-samte Projekt, muss doch z. B. auf Ebene der Unterhaltsträger geklärt werden, wie für die Bibliotheken tatsächlich eine freie Wahl des Anbieters gewährleistet werden kann. Zudem scheint mir die KMK mit ih-ren föderalen Strukturen ein Garant dafür zu sein, dass die Projektziele später tatsäch-lich allen Bibliotheken zugute kommen.

Wir wünschen uns als Universitätsbiblio-theken des Landes eine tatkräftige Mitar-beit unseres Ministeriums an diesem er-folgversprechenden, aber auch mit Risiken verbundenen Prozess. Das ist für uns, de-ren Verbund nicht direkt im Projekt tätig ist, besonders wichtig. Darüber hinaus weisen wir als Bibliotheken des Landes darauf hin, dass die mit dem Projekt angestrebte Be-freiung der einzelnen Bibliotheken aus der direkten Bindung an das regional zustän-dige Hochschulbibliothekszentrum in Köln, einen nicht lösbaren Widerspruch zum § 77, Abs. 4 Satz 4, des vorgelegten Hochschul-zukunftsgesetzes darstellt, in dem mit ei-ner Formulierung aus den 70er Jahren die strenge regionale Bindung sogar noch wei-ter zementiert wird. Wie absurd wäre es, wenn das Land Nordrhein-Westfalen im In-teresse seiner Bibliotheken in der KMK ein Projekt unterstützt und gleichzeitig auf Landesebene eine Norm in Kraft setzt, die dem diametral entgegenläuft? Statt den Universitätsbibliotheken des Landes hier gravierende Nachteile zu bescheren, wäre das Gegenteil notwendig: Ein mutiges Mit-wirken und eine enge Einbeziehung der Bi-bliotheken, die schlussendlich zum Erfolg der nordrhein-westfälischen Universitäten beitragen wollen.

DR. JOACHIM KREISCHE: „WIRWÜNSCHEN MUTIGES MITWIRKEN“

Karl Schultheis, Sprecher der SPD-Fraktion im Ausschuss für Innovati-on, Wissenschaft und Forschung, betonte ausdrücklich, dass dieDiskussion zum Hochschulzukunftsgesetz und dem strittigen Paragra-phen 77 (4) noch nicht abgeschlossen sei (rechts Dr. Renate Vogt). Fo

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des Urheberrechts nicht oder nur bedingt anwendbar sind. Diese Ungewissheit impliziert und offenbart Defizite im rechtlichen eu-ropäischen Rahmen. Eine der dringlich zu entscheidenden Fragen lautet, ob das Urteil zum Verkauf gebrauchter Software auch auf E-Books anwendbar ist.(2)

Auf der einen Seite versuchen Verleger, mit E-Books wie mit ge-druckten Büchern umzugehen (ermäßigter Mehrwertsteuersatz, Preisbindung). Andererseits ist ihnen daran gelegen, das E-Book als etwas völlig Anderes darzustellen. Wenn z. B. in Deutschland auf der einen Seite die Verwertungsrechte im Rahmen der Biblio-thekstantieme für das Ausleihen, das Downloaden oder den elek-tronischen Zugang noch nicht geklärt sind, mutet es wie eine for-male Kuriosität an, dass eine Entschädigung aus der Kopierabgabe für E-Books im E-Pub-Format nicht möglich ist, da diese eben nicht kopierbar sind.

RINGEN UM LÖSUNGSANSÄTZEIn Dänemark gibt es zurzeit rund 13.000 E-Books auf dem Markt – einem Markt ohne Preisbindung für Gedrucktes und Elektroni-sches, beide besteuert mit einem der höchsten europäischen Mehr-wertsteuersätze von 25 %. 2011 wurde dort von großen Bibliothe-ken und Verlegern ein nationales Projekt mit der Struktur einer Bezahlung pro Ausleihe initiiert: eReolen (E-Regal). Im Herbst 2012 scheiterten allerdings die Verhandlungen, so dass dieses Pro-jekt nun ohne die großen Verlage fortgesetzt wird, die ihre eigenen Plattformen auf den Markt gebracht haben: ebib. Ähnlich wie in an-deren europäischen Ländern entwickelt sich zusätzlich ein Wettbe-werb mit anderen Anbietern, in Dänemark zum Beispiel mofibo mit dem Slogan »Alles, was du lesen möchtest für 12 Euro im Monat«.

In Schweden scheint man nach heftigem Streit zu einer Lösung ge-kommen zu sein. Bezeichnenderweise trägt das Angebot Atingo den Untertitel »Where publishers and libraries meet«. Es handelt sich um eine offene Plattform, mittels derer Verlag und Bibliothek zu ei-ner einvernehmlichen Lösung über Preis und Zugänglichkeit von E-Books für Bibliothekskunden kommen wollen. Es zeichnet sich aber ab, dass im Frühjahr 2014 ein sog. Stockholmer Bibliotheksmodell als Streaming-Portal auf den Markt kommen soll.

Es wird geschätzt, dass in den Niederlanden 16.000 E-Book-Titel auf dem Markt sind, Tendenz steigend. Neben den Großunterneh-men Amazon, Google, Apple, Kobo sind eine Vielzahl von Plattfor-men errichtet worden, die E-Books verkaufen, verleihen und zum Streamen anbieten. Doch was geschieht mit den E-Books und ÖBs in den Niederlanden? Das Bildungsministerium kam zu der Auffas-sung, dass das Verleihrecht im holländischen Urheberrecht nur auf physische Exemplare eines Buches anwendbar sei. So sehen sich die Bibliotheken gezwungen, diese Frage nun in einem Musterprozess klären zu lassen. Selbstverständlich möchten die Bibliotheken das E-Verleihrecht als Ausnahme im Urheberrecht berücksichtigt sehen.

Ende 2013 bot fast die Hälfte der ÖBs in Deutschland E-Books zum Verleih an. Dies geschieht mittels der Onleihe der Firma divibib, einem Aggregator, der mit den Verlagen die Lizenzen aushandelt und verschiedene Arten von Lizenzen anbietet. Derzeit stehen rund 120.000 Titel (E-Books, E-Magazine, E-Audios, E-Videos und E-Zeitungen) zur Verfügung. Große Bibliotheken wie München oder Hamburg haben aktuell zwischen 15.000 und 20.000 Titel im Be-stand. Ein weiterer Anbieter für Bibliotheken in Deutschland, cian-do, hat über eine Viertelmillion Titel im Angebot allerdings mit den Schwerpunkten wissenschaftlicher Werke, Sachbücher und eng-lischsprachiger Belletristik, so dass für Öffentliche Bibliotheken die Onleihe eine dominierende Rolle spielt.

Ein vollständiger Überblick über die vielfältige und bunte Land-schaft der E-Books ist in Europa zurzeit aufgrund des vorhande-nen bzw. noch nicht erfassten Datenmaterials und aus Gründen der Vergleichbarkeit noch nicht möglich. Die Beschreibung von 47 Na-tionen mit europäischen Anteilen oder 28 Mitgliedsstaaten der Eu-ropäischen Union oder die E-Book-Szene in 37 Nationalsprachen stellen derzeit eine nicht zu bewältigende Herausforderung dar. Gründe hierfür sind insbesondere die Komplexität des grenz- und sprachüberschreitenden Marktes sowie die Tatsache, dass nicht für jedes Land oder jede Sprache verlässliche Zahlen oder Situations-beschreibungen vorliegen

Der E-Book-Markt stellt sich momentan aufgrund der verschiede-nen Sprachen und deren Verbreitung sehr heterogen dar. In den

meisten Ländern, besonders in denen mit gering verbreiteten Spra-chen, steckt er in den Anfängen. In Schweden sind 5.400 schwe-dische Veröffentlichungen als E-Book erhältlich, dazu zwischen 75.000 und 100.000 englische, in Slowenien 300 Titel. Der Groß-händler libri bietet im deutschsprachigen Raum 500.000 E-Books an, 80.000 davon in Deutsch.

Der Marktanteil von E-Books am Buchmarkt in europäischen Län-dern differiert aktuell zwischen 1 und 17 %. Eine Studie aus dem Februar 2013 besagt, dass 3,5 % der deutschen Buchkäufer regel-mäßig E-Books kaufen, in Großbritannien 24 % und in den USA 27 %; wobei der amerikanische Markt offenbar bei 25 bis 30 % sta-gniert. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der angloamerikanische Markt sich grundlegend vom übrigen Europa unterscheidet: wegen der in den USA nicht vorhandenen Preisbindung und der Vergütung der Autoren, die nicht mittels Verwertungsgesellschaften geschieht.

INTENSIVE VERÄNDERUNGENSelten hat ein neues Medium zu solch intensiven Veränderungen im Markt geführt. Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht eine neue Plattform eingeführt, ein neues Projekt gestartet wird, eine Konfe-renz sich mit dieser Thematik auseinandersetzt – all dies in einer höchst ungewissen rechtlichen Situation. Erklärungen und Presse-verlautbarungen gibt es von zahlreichen Bibliotheksverbänden aus ganz Europa, Gerichte – lokale wie europäische – müssen sich mit den verschiedenen Auslegungen auseinandersetzen: zur Mehrwert-steuer, zur Anwendbarkeit der Preisbindung, der juristischen De-finition des Verleihens und damit dem Verleihrecht, dem Erschöp-fungsgrundsatz und all den ungeklärten Fragen, die sich rechtlich aus diesem digitalen Medium ergeben, auf das offenbar Elemente

EUROPÄISCHE BIBLIOTHEKEN UND DIE HERAUSFORDERUNGEN DER E-BOOKS

„THE RIGHT TO E-READ“ Die europäischen, vor allem Öffentlichen Bibliotheken (ÖBs) sehen sich durch die Etablierung der

E-Books mit einer Problematik ungeahnten Ausmaßes konfrontiert. Nicht allein die veränderte Medienlandschaft, sondern vor allem ein verändertes Marktverhalten der Verlage in Kombination mit rechtlichen Unsicherheiten und fehlenden gesetzlichen Rahmenbedingungen haben eine Situa-

tion hervorgerufen, die geprägt ist von Misstrauen, Vorwürfen und Verunsicherungen.¹

KLAUS-PETER BÖTTGERPräsident des EBLIDA(European Bureau of Library, Informationand Documentation Associations)

Eine Studie aus dem Februar 2013 besagt, dass 3,5 % derdeutschen Buchkäufer regelmäßig E-Books kaufen.

Eine der dringlich zu entscheidenden Fragen lautet, ob das Urteil zumVerkauf gebrauchter Software auch auf E-Books anwendbar ist.

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BIBLIOTHEKEN PREISGÜNSTIGERWie in anderen Ländern auch, haben insbesondere Verlage, die an einer Zusammenarbeit mit Bibliotheken nicht interessiert sind und damit Bibliotheken bzw. Aggregatoren nicht die Möglichkeit der Lizenzierung einräumen, eigenständige Plattformen oder bevorzu-gen Vermietmodelle, wie z. B. mit Skoobe, wo mehr als 400 Verla-ge 25.000 Titel zu einem monatlichen Abonnementpreis zwischen 9,99 Euro (Basic: drei gleichzeitig ausleihbare Bücher einsetzbar auf zwei Geräten) und 19,99 Euro (Premium: 15 Bücher auf drei Geräten) anbieten. Im Vergleich zu einem Bibliotheksausweis mit bundesdurchschnittlich ca. 20 Euro Kosten pro Jahr erklärt dies

möglicherweise die Angst dieser Verlage vor den wesentlich preis-günstigeren Bibliotheksangeboten. Andererseits haben kommerzi-elle Angebote nicht mit dem für Kunden einer Bibliothek unver-ständlichen Nachteil zu kämpfen, dass beim Zugang zu E-Books die Analogie des gedruckten Buches im Regal stattfindet: Ist ein E-Book ausgeliehen, kann es von einem weiteren Leser nur vorge-merkt werden, es sei denn die Bibliothek verfügt über Mehrfachli-zenzen oder die Lizenz sieht ein Nutzungskontingent vor.

Es scheint, dass ein Teil der Verlage befürchtet, weniger Lizen-zen verkaufen und damit ihre teureren Vermietmodelle nicht realisieren zu können. Der Wettbewerb hat begonnen und nie-mand weiß, wo er hinführt. Gleichzeitig zeigen sich viele Verla-ge weitsichtiger und offener für Verleih- und Streamingmodelle in Zusammenarbeit mit den Bibliotheken, weil sie erkannt ha-ben, dass ähnlich der Nicht-Konkurrenz beim gedruckten Buch – Entleiher in Bibliotheken sind häufig Käufer im Buchhandel – dies ebenfalls für die digitale Welt gilt, und dass die Kunden von den illegalen Plattformen somit zu legitimen Bezahlmodel-len geführt werden.

ANGST DER VERLAGEWie aus diesen knappen Einblicken ersichtlich, ist in Europa ähnlich den USA derzeit das Verhältnis zwischen Verlagen und Bibliotheken, das bislang gut und verlässlich funktionierte, ein schwieriges geworden. Sicherlich hat es auch zu tun mit der

Angst der Verlage vor den globalen Playern, die an sich nichts mit Büchern und Publizieren zu tun hatten, aber erkannt ha-ben, dass dieser Markt wertvoll ist. Erschwert wird die Situati-on vielfach dadurch, dass Verlage ein unrealistisches Bild von Bibliothek haben, dass es aber für offizielle Treffen aus kartell-rechtlichen Gründen kaum Spielraum gibt bzw. die Angebote wie etwa Pay-per-Loan-Lizenzierungen absolut nicht annehm-bar sind, da Erwerbungsetats damit kaum zu steuern sind.

Bibliotheksverbände haben begonnen, Allianzen zu schmieden, um das berechtigte Interesse ihrer Kunden in die Öffentlichkeit

zu tragen und auf politischer Ebene Be-wusstsein für die Probleme zu erzeugen. Auch wenn die Europäische Kommissi-on wie der europäische Verlegerverband der Auffassung ist, dass der Markt die-se Situation klären wird und dass man kurzfristig an bibliotheksfreundlich aus-gehandelten Lizenzmodellen nicht vor-beikommt, wird langfristig ein neu-er digitaler urheberrechtlicher Rahmen benötigt. Bibliotheken dürfen beim Be-standsaufbau nicht von der Willkür ei-

ner lizenzrechtlichen Vergabe seitens der Verlage abhängig sein, sondern müssen wie auf dem Markt der gedruckten Welt die Möglichkeit haben, aus dem Ver-fügbaren gegen angemes-sene Bezahlung aus-wählen zu können. Denn die Kunden der Bibliothe-ken müssen das Recht haben, auch elektro-nisch lesen zu dürfen. Des-halb fordert EB-LIDA das Recht des elektroni-schen Lesens ein, das »right to e-read«.

ENDNOTEN

1 Der Text entstand in Anlehnung an den Vortrag, der bei der vbnw-Jahrestagung am

11.10.2013 in Düsseldorf gehalten wurde.

2 Oracle vs. UsedSoft; EuGH, 03.07.2012 - C-128/11

DER ZUGANG ZU E-BOOKS – DASPROBLEM AUS JURISTISCHER SICHT

Kein Thema beschäftigt die Bibliotheksver-bände momentan mehr, als den Nutzerin-nen und Nutzern von Öffentlichen Biblio-theken die Möglichkeit zu verschaffen, auf jedes als E-Book zur Verfügung stehende Werk zugreifen zu können. So hat EBLIDA, das »European Bureau of Library Informa-tion and Documentation Associations«, die Kampagne »E-books in libraries« auf den Weg gebracht.(1) Der dbv hat die Nutzungs-möglichkeiten von E-Books als eines seiner zentralen Themen für die Zukunft benannt.

Worin besteht das Problem? Zum einen ist der Erschöpfungsgrundsatz nach § 17 Ab-satz 2 Urheberrechtsgesetz (UrhG) bis-lang auf unkörperliche Gegenstände wie E-Books nicht anwendbar.(2) Dies bedeu-tet, dass, anders als bei einem gedruckten Buch, Bibliotheken nicht ohne Zustimmung des Rechteinhabers das E-Book an ihre Le-ser weitergeben dürfen. Zum anderen fin-den bei der Nutzungseinräumung für ein E-Book die Regelungen über den Leihver-trag nach den §§ 598 ff. Bürgerliches Ge-setzbuch (BGB) keine Anwendung. Dies liegt daran, dass nach der Nutzung eines E-Books keine Rückgabe der Datei an die Bi- bliothek erfolgt. Die Rückgabe der entlie-henen Sache gehört jedoch zum Wesen ei-ner Leihe. Und da die Regeln über die Lei-he bei E-Books nicht angewendet werden können, erfolgt auch keine Vergütung der Rechteinhaber für Nutzungen der E-Books über die Bibliothekstantieme nach § 27 Ab-satz 2 UrhG.

Dies alles führt dazu, dass die Bibliotheken auf die Lizenzangebote der Rechteinhaber angewiesen sind. Aber nicht alle Rechtein-haber sind bereit, Lizenzangebote für die Weitergabe von E-Books an Bibliotheken zu unterbreiten. Oder die Preise liegen ein Vielfaches über dem Preis für eine Lizen-zierung durch eine Privatperson. Betroffen sind davon insbesondere Öffentliche Biblio-theken, die nicht alle Titel aus der Bellet-ristik als E-Book anbieten können und die versuchen müssen, dies ihren Nutzern ver-ständlich zu machen.

Worin kann die Lösung bestehen? Sie kann nicht in der Hand von Gerichten liegen, die über die unterschiedliche Auslegung von Vorschriften zu entscheiden haben. Ande-rerseits funktionieren die Gesetze des freien Marktes mit Lizenzangeboten im Belieben der Rechteinhaber nicht, wie es die aktuelle Situation belegt. Außerdem ist auch der Zu-gang zu Bildung und Informationen ein zu

hohes Gut, als dass er allein den Regeln des Marktes unterworfen sein sollte.

Gefragt ist also der Gesetzgeber, der für eine rechtliche Gleichstellung von E-Book und gedrucktem Buch sorgen muss. Dazu gehört zum einen die Ausweitung des Er-schöpfungsgrundsatzes auf E-Books, aber natürlich sollte im Gegenzug auch die Bi-bliothekstantieme auf die Weitergabe von E-Books durch Bibliotheken Anwendung finden.

ENDNOTEN

1 www.eblida.org/activities/e-books-in-libraries.html

2 So aktuell zum Beispiel Landgericht Bielefeld, Entscheidung

vom 05.03.2013, Aktenzeichen 4 O 191/11, http://l.hh.de/

Klage-Boersenverein

OLIVER HINTEVorsitzender derRechtskommission des dbv

Bibliotheken dürfen beim Bestandsaufbau nicht von der Willkür einer lizenzrechtlichen Vergabe seitens der Verlage abhängig sein, sondern müssen wie auf dem Markt der ge-druckten Welt die Möglichkeit haben, aus dem Verfügbaren gegen angemessene Bezahlung auswählen zu können.

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»Wir haben starke Bibliotheken in NRW! Das ist ein großer Schatz für unser Land«, sagte die Ministerin. Beeindruckend sei gewesen, wie schnell die Bibliotheken auf die schlechten Ergebnisse der ers-ten Pisa-Studie reagiert hätten. Dass die Ergebnisse der neuesten Studie zur Lesekompetenz deutlich besser ausfallen, sei auch ih-nen zu verdanken. Ihre Stärke, so die Ministerin, zeige sich nicht zuletzt darin, dass sie auch unter teils schwierigen Rahmenbedin-gungen gute Arbeit leisten: »Sich angesichts der Einsparungen der Kommunen auf neue Aufgaben, auf Veränderungsprozesse einzu-lassen, ist eine besondere Herausforderung.«

Das Statement der Ministerin war eindeutig: »Wir wollen, dass die Bibliotheken in NRW stark bleiben! Deshalb wollen wir heute über eine Bibliotheksstrategie für NRW sprechen.« Zum einen sei damit eine gemeinsame fachliche Strategie gemeint, es gehe aber auch um die Unterstützung durch die öffentliche Hand. »Wir sehen un-sere Aufgabe dabei vor allem darin, die Weiterentwicklung der Bi-bliotheken zu unterstützen und – wie z. B. mit dem Lernort-Projekt – Innovationen zu fördern. Wenn diese Veranstaltung der Auftakt ist für einen regelmäßigen und ergebnisorientierten Dialog zwischen Land und Kommunen für eine gute und zukunftsorientierte Biblio-theksentwicklung, dann haben wir schon viel erreicht.«

für aber müsse das Angebot zum Erwerb der Medienkompetenz je-dem zugänglich sein. »Freies Wort, freie Medien und Demokratie hängen eng und untrennbar zusammen. Bibliotheken haben eine unsere demokratische, rechtsstaatliche und soziale Grundordnung sichernde Relevanz«, betonte Bialas. »Lassen Sie uns den Wert der Bibliotheken lautstark und immer wieder ins Land und in die Kom-munen rufen. Bibliotheken sind geeignet, aus literarischer Qualität soziale Kompetenz zu machen. Kultur für alle heißt zwingend Bi-bliotheken für alle.«

Dem Verband, der »bereits jetzt stark und gut ist«, wünschte der Prä-sident einen erfolgreichen Gang auf dem stetigen Weg der Professi-onalisierung und eine weitere Vernetzung auf allen Ebenen politi-schen Handelns. Sein Dank ging an Ministerin Ute Schäfer, die »mit uns zusammen diese 1. Bibliothekskonferenz durchführt.«

»Wir wollen den Dialog mit den Vertreterinnen und Vertretern der Bibliotheken weiter intensivieren!«, betonte Ministerin Ute Schäfer zur Begrüßung der Gäste. Dass es großen Gesprächsbedarf gebe, zeige das enorme Interesse an der Bibliothekskonferenz. Auch wenn das Ministerium mit dem vbnw als wichtigem Ansprechpart-ner regelmäßig im Gespräch sei, habe eine solche Veranstaltung eine besondere Qualität.

»Wir brauchen starke Bibliotheken in NRW!«, sagte Schäfer und nannte die Förderung des Lesens und der kulturellen Bildung so-wie das Bereitstellen von Informationen als wichtige Funktionen der Bibliotheken für das Gemeinwesen. Künftig müssten Bibliothe-ken mehr als bisher bei der Orientierung im »Informationsdschun-gel« helfen und Medienkompetenz vermitteln. Das Land brauche starke Bibliotheken vor allem für ein funktionierendes Bildungswe-sen, da Bibliotheken unzählige Lernmöglichkeiten böten, »die Ent-wicklung aller Menschen bereichern und schulische Bildung unter-stützen, ohne in die Leistungsstrukturen von Schule eingebunden zu sein«. Unverzichtbar, so Schäfer, sei der Beitrag der Bibliothe-ken für die Begegnung mit Literatur. Der Besuch der Bibliothek an sich sei kulturelle Bildung, »weil hier jeder der Literatur begegnet«. Schäfer betonte: »Ich hoffe und wünsche, dass Bibliotheken diesen Beitrag zur kulturellen Bildung auch in Zukunft leisten können.«

Mit seinem Diskurs über die Wirkung des Wortes und die Bedeu-tung der Bibliotheken als »Ort vom Wort« und »Hort vom Wort« erntete vbnw-Präsident Andreas Bialas nicht nur zustimmendes Ni-cken, sondern auch manches Schmunzeln. »Das Wort ist das, was uns verbindet, aber auch anregt. Ohne Worte sind Ansichten und Meinungen nicht möglich,« sagte er. »Im Wort konkretisiert sich Denken, Vernunft und Diskurs. Das Wort ist eine Grundbedingung zu einer emanzipierten, aufgeklärten, kritisch distanzierten Grund-haltung, die wiederum ein Kriterium des Erhalts und der Weiterent-wicklung von Humanität und Demokratie darstellt.«

Somit sind die Bibliotheken als Hort vom Wort unverzichtbar: Bil-dung und die Fähigkeit, Medien zu nutzen, trage zum einen zur Entfaltung der Persönlichkeit des Einzelnen bei, zum anderen zu ei-ner gerechteren und humaneren Gesellschaft freier Individuen. Da-

MINISTERIN UTE SCHÄFER:„WIR WOLLEN, DASS BIBLIOTHEKEN

IN NRW STARK BLEIBEN!“

VBNW-PRÄSIDENT ANDREAS BIALAS:BIBLIOTHEKEN ALS HORT VOM WORT

IM FOKUS: 1. BIBLIOTHEKSKONFERENZ IN NRW

Ein Drittel der rund 130 Gäste der 1. Bibliothekskonferenz in NRW, die das Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Kultur und Sport (MFKJKS) am 15. Januar 2014 gemeinsam mit dem vbnw veranstaltete, waren nicht Fachleute aus den Bibliotheken selbst, sondern kamen aus den kommunalen Verwaltungen. Kulturdezernenten, Bürgermeister und deren Bibliotheksleitungen

bezeugten großes Interesse an Strategien, mit denen Öffentliche Bibliotheken zukunftsfähig gemacht werden können. Fachvorträge – ungekürzt unter www.vbnw.de zu finden – und Podiums-diskussion unter dem Motto „Starke Bibliotheken! Aspekte einer gemeinsamen Bibliotheksstrategie Nordrhein-Westfalen“ gaben Denkanstösse. Ministerin Schäfer bedauerte, dass wegen der begrenz-

ten räumlichen Möglichkeiten vielen Interessenten abgesagt werden musste.

Ministerin Ute Schäfer hob als eine besondere Leistung der Bibliotheken hervor, dass diese unter teils sehr schwierigen Bedingungen gute Arbeit leisten. vbnw-Präsident Andreas Bialas begründete die Notwendigkeit „starker Bibliotheken“ mit ihrer die demokratische, rechtsstaatliche und soziale Grundordnung sichernden Relevanz.

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weniger als 10 qm je 1.000 ME auskommen. Zwischen 2000 und 2009 hat sich das Flächenangebot bei den kommunalen Biblio-theken deutlich negativ entwickelt.

› Bürgerschaftliches EngagementDie Funktion als kultureller Treffpunkt ermöglicht und erfordert bürgerschaftliches Engagement. Viele Bibliotheken nutzen die-ses Potential. So waren zur Zeit der Bestandserhebung 1.800 Per-sonen in den kommunalen Bibliotheken ehrenamtlich tätig, im Schnitt also knapp 6 bis 7 Personen pro Bibliothek.

Erfolgreiches bürgerschaftliches Engagement erfordert die Ein-bindung in unterstützende Strukturen. In der differenzierten Auswertung der Bestandserhebung ist deutlich geworden, dass sich bürgerschaftliches Engagement vor allem in Bibliotheken mit fachlichem Personal findet. Zwei Drittel aller Ehrenamtli-chen engagieren sich übrigens in der Leseförderung.

BIBLIOTHEK ALS ORT LEBENSBEGLEITENDEN LERNENSBibliotheken waren schon immer Lernorte. In Zukunft werden sie sich aber mit einem viel breiteren Verständnis von Lernen ausein-andersetzen müssen. Die Vermittlung von Medien- und Informati-onskompetenz ist dabei genauso Bestandteil wie die Stärkung von Alltagskompetenzen.

Zu den grundlegenden Anforderungen an einen Lernort Bibliothek gehören dabei neben der eigentlichen bibliothekarischen Kompe-

› Erreichbarkeit und ÖffnungszeitenFangen wir an mit der Erreichbarkeit. Bei der räumlichen Lage, bei Parkmöglichkeiten und der Anbindung an den ÖPNV und bei der Barrierefreiheit erreichen die NRW-Bibliotheken überwie-gend gute Werte: Die Unterbringung von 95 % in zentraler bzw. in Innenstadtrandlage gehört unbedingt zu den Stärken des Bi- bliothekswesens hierzulande. 80 % sind mit öffentlichen Ver-kehrsmitteln gut erreichbar und verfügen über eine gute Parksi-tuation. 78 % haben einen behindertengerechten Zugang. Bei den Öffnungszeiten sieht es schon anders aus: Drei Viertel der kommunalen Bibliotheken sind zwar 20 Stunden und mehr pro Woche geöffnet. Aber 20 % kommen lediglich auf 10 bis 20 Wochenöffnungsstunden, weitere knapp 4 % liegen unter 10 Wo-chenöffnungsstunden. Lediglich 14 Bibliotheken landesweit – fast ausschließlich Zentralbibliotheken in den Großstädten – öff-nen ihre Türen mehr als 40 Stunden pro Woche. Gleichzeitig sind die Öffnungszeiten nur wenig auf die zeitlichen Möglichkeiten ihrer Nutzer ausgerichtet. Die Hauptöffnungszeiten liegen zwi-schen 10 und 17 Uhr, also in der Zeit, in der Berufstätige und zu-nehmend auch Schülerinnen und Schüler die Bibliothek in der Regel nicht aufsuchen können.

› Bau- und RaumsituationNur 33 % der kommunalen Bibliotheken sind in einem speziel-len Bibliotheksgebäude untergebracht, die anderen in umgebau-ten Räumlichkeiten. Fast 60 % davon sind nach Einschätzung der Leitungen nur bedingt geeignet, 14 % werden sogar als unge-eignet bezeichnet. Fast die Hälfte der kommunalen Bibliotheken muss nach eigener Einschätzung unbedingt renoviert werden.

Ob eine Öffentliche Bibliothek ihre Aufgabe als kultureller Treff-punkt wahrnehmen kann, ist aber stark von den Räumlichkeiten und ihrer Ausstattung abhängig. Vom Zustand der Räumlichkei-ten wird intuitiv auf die Art des Services geschlossen, den man erwartet. Nicht umsonst erreichen neue bzw. renovierte Biblio-theken Nutzungssteigerungen von bis zu 50 %.

Nur ca. 5 % der kommunalen Bibliotheken in Nordrhein-Westfa-len verfügen über mehr als 30 qm Fläche je 1.000 Medieneinhei-ten, dem von Experten errechneten Raumbedarf. Ca. 7 % haben Flächen zwischen 25 und 30 qm je 1.000 Medieneinheiten. Etwa ein Fünftel aller Bibliotheken in Nordrhein-Westfalen muss mit

BEATE MÖLLERSMinisterium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport

2009 hatte die Landesregierung im Auftrag des Landtags eine Be-standserhebung zum Bibliothekswesen in NRW erarbeitet. Eini-ge Ergebnisse dieser Bestandserhebung sollen die derzeitige Aus-gangslage noch einmal vor Augen führen.

286 der 396 Kommunen in NRW unterhalten eine Bibliothek. In weiteren 102 Städten gibt es keine kommunale, aber mindestens eine kirchliche Bücherei. Somit haben lediglich acht Kommunen überhaupt keine Bibliothek. Nur 55 % der kommunalen Bibliothe-ken erfüllen allerdings die fachlichen Mindestanforderungen an eine Bibliothek 1. Stufe. In 170 Kommunen stehen den Bürgerin-nen und Bürgern lediglich Kleinstbibliotheken ohne bibliotheka-risches Fachpersonal, mit kleinen Medienbeständen und geringen Öffnungsstunden zur Verfügung.

Die Landesregierung hat in der Bestandserhebung gemeinsam mit den Bezirksregierungen zu ermitteln versucht, wie zukunftsfähig die Bibliotheken in NRW sind. Folgende Aspekte moderner Biblio-theksarbeit standen dabei im Zentrum:

› die Bibliothek als öffentlicher Raum › die Bibliothek als Ort lebensbegleitenden Lernens › die Bibliothek als Informationszentrum.

BIBLIOTHEK ALS ÖFFENTLICHER RAUMIn einer zunehmend virtuellen Welt gewinnt die Bibliothek als kul-tureller Treffpunkt und als Ort der Begegnung und Kommunikati-on an Bedeutung. Für Bibliotheken bedeutet dies, ihre Räumlich-keiten als attraktiven Veranstaltungs- und Kommunikationsort zu profilieren und sich noch intensiver in ein kommunales Netzwerk einzubringen.

Entscheidende Faktoren für einen hohen Zuspruch sind die zentra-le Lage und die Gestaltung einer modernen, angenehmen Aufent-haltsatmosphäre. Bibliotheken stehen hier im Wettbewerb mit dem Internet und privaten Freizeitanbietern. Nur wenn ihre Ausstattung attraktiv, einladend und auf dem neuesten technischen Stand ist, können sie in diesem Wettbewerb bestehen und ihre Kunden zum Wiederkommen animieren.

„BIBLIOTHEKEN IN NRW SIND FÜR DIE ZUKUNFT UNZUREICHEND GERÜSTET“

Beate Möllers und Dr. Roland Kischkel

tenz eine hohe Aufenthaltsqualität, eine zeitgemäße technische Ausstattung und die flexible Gestaltung von Arbeitsmöglichkeiten.

› Bestand und ErneuerungsquoteNoch sind gedruckte Bücher und Zeitschriften aus unserer Biblio-thekswelt nicht wegzudenken. Gut 80 % sind immer noch Print-medien. Der Anteil der digitalen Medien, der 2009 noch 1,5 % betrug, ist heute vermutlich etwas höher. Unabhängig vom Medienformat ist für die Funktion als Lernort die Aktualität des Bestandes von zentraler Bedeutung. Als Stan-dard für kommunale Bibliotheken gilt, dass der Gesamtbestand innerhalb von 10 Jahren komplett erneuert werden sollte. 40 % der kommunalen Bibliotheken haben im untersuchten Fünf-Jahres-Zeitraum zwischen 40 und 60 % ihres Bestandes ausge-tauscht, gut 7 % sogar mehr als 60 %. Ein Fünftel der Bibliothe-ken hat aber maximal 25 % des Bestandes erneuert, also nur halb so viel wie nach fachlichen Maßstäben erforderlich. Und ein Drit-tel hat eine Erneuerungsquote zwischen 25 und 40 %. Neben der Aktualisierung der Medienbestände erfordern die digitalen Me-dien zunehmend auch eine Erneuerung der technischen Geräte. Die schnelle Weiterentwicklung von Medienformaten, Betriebs-systemen und Software stellt die Öffentlichen Bibliotheken tech-nisch und finanziell vor große Herausforderungen.

› Arbeitsplätze und weitere AusstattungsmerkmaleArbeitsplätze für Nutzer sind für einen Lernort unverzichtbar. Für die Ausstattung gibt es keine Standards, wohl aber internatio-nale Vergleichswerte. In den kommunalen Bibliotheken NRWs standen 2009 je 10.000 Einwohner durchschnittlich 8,2 Arbeits-plätze zur Verfügung. Allerdings verfügen 80 % über keine Tech-nikausstattung. 10 % sind PC-Arbeitsplätze, weitere 10 % haben auch einen Internetanschluss. In Bibliotheken unterhalb der 1. Stufe sind Arbeitsplätze mit Internetzugang die absolute Ausnah-me. Zum Vergleich: Allein die neue Zentralbibliothek Amsterdam verfügt über 600 Internetarbeitsplätze. In Großbritannien gehö-ren 6 Computerarbeitsplätze je 10.000 Einwohner zum Standard.Nicht einmal 10 % der kommunalen Bibliotheken können Arbeits-möglichkeiten für Lerngruppen in abgeschlossenen Gruppenar-beitsräumen bieten. In lediglich 44 % der Bibliotheken finden Lernende die erforderlichen ruhigen Arbeitszonen. Lernsoftware steht nur in einem Drittel der Bibliotheken zur Verfügung.

BIBLIOTHEK ALS INFORMATIONSZENTRUMDie Tatsache, dass Informationen heute für fast jedermann über das Internet verfügbar sind, macht die Funktion der Bibliothek als Informationsdienstleister nicht verzichtbar – im Gegenteil. Viel-fach fehlen Qualitätskriterien, und die Struktur der Informationen Fo

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im Netz ist intransparent. Orientierungshilfen und Unterstützung bei der Auswahl und Bewertung von Informationen gehören da-mit zu den spezifischen Dienstleistungen, die von Bibliotheken er-wartet werden. Bibliotheksdienstleistungen müssen individueller und schneller werden und auch außerhalb von Öffnungszeiten an-

geboten werden. Die selbstverständliche Internetnutzung in allen Lebenslagen weckt Erwartungen der Nutzer auch im Hinblick auf elektronische Kommunikationswege mit der Bibliothek. Sie eröff-net gleichzeitig die Chance, Bibliotheksangebote auch außerhalb der Öffnungszeiten wahrzunehmen.

Elektronische Dienstleistungen: Weil bei dem Indikator deutli-che Veränderungen zu erwarten waren, wurden die Ergebnisse der Bestandserhebung anhand der Deutschen Bibliotheksstatistik aktu-alisiert. 84 % der kommunalen Bibliotheken machen mittlerweile ihren Katalog über das Internet zugänglich, Fragen beantworten knapp 70 % per E-Mail. Dabei schneiden Bibliotheken ohne Fach-personal und in ländlichen Regionen deutlich schlechter ab.

Aktive Informationsdienste für den direkten Kundenkontakt, wie Newsletter oder Blogs, nutzten 2012 mit 36,5 % schon fast doppelt so viele Bibliotheken wie 2009 (20 %). Diese Dienste bilden die Grundlage für individuell auf spezifische Kundenbedürfnisse aus-gerichtete Dienstleistungen – ein Bereich, der für die Zukunftsfä-higkeit der Bibliotheken mit entscheidend ist. Hier liegt erhebliches Entwicklungspotential, aber hier passiert auch schon viel. Interak-tive Funktionen, z. B. die Möglichkeit, das eigene Ausleihkonto von

zuhause aus zu verwalten, gehören inzwischen in drei Viertel der kommunalen Bibliotheken zum Standard.

Elektronische Bestände: Ein sich veränderndes Informationsange-bot und Nutzerverhalten erfordern von den Bibliotheken eine völlig

neue Bestandspolitik. Die Bedeutung von Informationen auf physischen Trägern wird tendenziell abnehmen. Wichtiger wird der Nachweis von In-formationsquellen, um diese dann bei Bedarf erwerben oder vermitteln zu können. Ausleihzahlen als Kennzahl für den Erfolg einer Bibliothek wer-den an Aussagekraft verlieren. Die Ver-breitung von E-Books beeinflusst das Medienangebot kommunaler Biblio-theken bereits maßgeblich. Die deut-liche Zunahme von Bibliotheken, die auch Datenbanken als Informations-quelle nutzen und anbieten, ist bereits ein Ausfluss der Bestandserhebung. Mit Bibliotheksfördermitteln hat das Land eine landesweite Lizenz für die besonders bibliotheksgeeigneten Mun-zinger-Datenbanken erworben und allen Bibliotheken kostenlos zur Ver-fügung gestellt. Leider macht die Sta-tistik auch deutlich, dass 2012 nur gut

45 % der Bibliotheken dieses Angebot genutzt haben.

PERSONAL- UND FINANZSITUATIONOhne ausreichende personelle und finanzielle Ressourcen werden die kommunalen Bibliotheken die Zukunftsaufgaben nicht bewälti-gen können. Wie die derzeitige Personalsituation einzuschätzen ist, macht ein internationaler Vergleich deutlich: Den 8,7 Stellen pro 10.000 Einwohner im Bibliotheksmusterland Dänemark stehen 1,5 Stellen in NRW gegenüber. Die Niederlande liegen bei 3,8 Stellen. Innerhalb NRWs sind die Bibliotheken in den Regierungsbezirken Detmold (1,21) und Köln (1,22) im Schnitt besonders schlecht mit Personal ausgestattet. Auch wenn die Zahlen nicht unmittelbar ver-gleichbar sind, weil die Bezugsjahre nicht ganz identisch sind, ver-deutlichen sie doch eindrucksvoll die relativen Unterschiede.

Wie schwierig die Situation landesweit ist, macht auch ein Blick auf die Ausstattung der einzelnen Bibliotheken mit Fachpersonal deut-lich. 55 Bibliotheken, das sind etwa 20 %, haben keine diplomierte Fachkraft, in 43 arbeitet überhaupt kein Fachpersonal. 98 von 280 kommunalen Bibliotheken sind also nach fachlichen Gesichtspunk-ten personell nicht angemessen ausgestattet. Besonders prekär ist

gement der Beschäftigten. Vielen Bibliotheken fehlt es an geeigne-ten Räumen, an Personal, an technischer Ausstattung, an finanziel-len Ressourcen und an Qualifizierungsangeboten, vor allem für den Umgang mit den neuen Informationstechnologien.

Die anstehenden Veränderungen sind so umfassend und vielschich-tig, dass kaum eine Bibliothek bzw. ein Träger in der Lage sein wird, sie allein zu bewältigen. Dies gilt für große und kleine Bibliothe-ken gleichermaßen. Für die Landesförderung hat das Ministerium erste Konsequenzen aus der Bestandserhebung gezogen: So wur-den die Fördergrundsätze überarbeitet und erstmals eigene Förder-programme aufgelegt, mit denen auf einige der Grundprobleme reagiert wurde. Landeslizenzen für bibliotheksrelevante Datenban-ken wurden erworben und den Bibliotheken zunächst kostenlos zur Verfügung gestellt. Das Projekt »Lernort Bibliothek« wurde verste-tigt und erheblich ausgeweitet. Es ist inzwischen ein innovativer Motor vor allem für den Umgang der Bibliotheken mit den Mög-lichkeiten des Social Web. Und nicht zuletzt wurde ein umfangrei-ches Qualifizierungsangebote aufgelegt, das weitgehend aus Lan-desmitteln finanziert wird. Das alles wird nicht reichen, wenn nicht die Bibliotheken selbst und vor allem auch die Träger mit an die-sem Strang ziehen. Die vielen nicht ganz erfreulichen Ergebnisse der Bestandserhebung sollen daher nicht entmutigen, sondern alle animieren, gemeinsam die Bibliotheken für die Zukunft stark zu machen.

die Situation im Regierungsbezirk Detmold: In 16 der 46 kommu-nalen Bibliotheken gibt es keine diplombibliothekarische Fachkraft. Mit der schlechten Ausstattung an Fachpersonal hängt die Innova-tionskraft der Bibliotheken eng zusammen. Spielraum für die Be-schäftigung mit und Einführung von neuen Angeboten ist nicht vor-handen. Völlig unzureichend ist die Teilnahme an Fortbildungen.

Auch bei der Finanzausstattung der Bibliotheken hilft ein Vergleich mit dem Ausland, und zwar bei den Gesamtausgaben pro Einwoh-ner, um die Situation in NRW bewerten zu können. Wieder ist es das Bibliotheksland Dänemark, das mit über 70 Euro pro Einwoh-ner (Stand 2006) die Spitze markiert. In den Niederlanden waren es (Stand 2004) knapp 34 Euro, die NRW-Kommunen gaben 2009 durchschnittlich 11,50 Euro pro Einwohner für ihre Bibliotheken aus. Die Unterschiede im Land sind groß: Während im Regierungs-bezirk Düsseldorf die Gesamtausgaben pro Einwohner mit 14,25 Euro deutlich über dem NRW-Durchschnitt liegen, geht es den Bi-bliotheken (und ihren Nutzern!) im Regierungsbezirk Köln mit nur 8,50 Euro besonders schlecht.

FAZIT UND AUSBLICKFür die Herausforderungen durch die sich permanent verändern-de Informationswelt sind die Öffentlichen Bibliotheken in NRW nur unzureichend gerüstet. Das liegt sicher nicht am fehlenden Enga-

Erfreulich viele Beigeordnete, Kulturdezernenten, auch Bürger-meister zeigten Interesse an der Konferenz und gewannen intensi-ve Einblicke ins Bibliothekswesen. Hier einige Kommentare:

»Besonders anregend war der informative Vortrag von Andreas Mitt-rowann (ekz), der anhand zahlreicher Beispiele aus der Praxis veran-schaulichte, wie Bibliotheken ihre Positionierung nach außen durch mehr Präsenz im öffentlichen Raum stärken und durch gestalterische Innovationen im Erscheinungsbild ihre Offenheit für neue Medien de-monstrieren können.«Johannes Werthenbach, Leiter der Büros des Bürgermeisters der Gemeinde Burbach

»Serviceorientierte neue Öffnungszeiten, aber vor allen Dingen demo-graphische Notwendigkeiten, neue Lebensstile sowie veränderte Me-diengewohnheiten werden – so konnte ich erfahren – die Bibliothe-ken nachhaltig verändern. Dabei werden diese Herausforderungen die Bibliotheken als Zentren für Kommunikation, Leseförderung und

Medienkompetenz noch wichtiger machen. »Kenne Deine Kommune«, »Entwickle klare Visionen« und »Plane für den Menschen« sind drei Leitsätze, die mir intensiv im Gedächtnis geblieben sind. Sie weisen den Weg der Bibliotheken in die Zukunft. Neidisch blicke ich nach Dä-nemark und in die Niederlande hinsichtlich der großen Bedeutung der Bibliotheken in diesen Ländern, die insbesondere von der Politik dort anerkannt wird.«Dr. Christiane Zangs, Beigeordnete für Schule, Bildung und Kultur der Stadt Neuss

»Für mich war die Tagung besonders deshalb interessant, weil unsere Bücherei bis 2016 einen neuen Standort bekommen soll. Die von Frau Möllers vorgestellten Zahlen zu Standards für Bibliotheken heute – auch im internationalen Vergleich – und die vielen Anregungen zu Ar-chitektur und Ausstattung im Vortrag von Herrn Mittrowann haben uns für unsere Planungen wertvolle Anregungen gegeben.«Dr. Christoph Müllmann, 1. Beigeordneter der Stadt Kamp-Lintfort

„WERTVOLLE ANREGUNGEN FÜR UNSERE PLANUNGEN“

Wie wär's mit einem Kamin? Manche Idee für die Bibliothek als gemütlicher Ort amüsierte.

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etwa die Hälfte von ihnen (je nach »progressiver« oder »konserva-tiver« Einstellung) davon ausgehen, dass sie in fünf Jahren elek-tronische als auch gedruckte Fachbücher nutzen werden. Studi-en der Unternehmensberatung PriceWaterhouseCoopers sagen für Deutschland einen Umsatzanteil von 15 % bis 2015 sowie in den USA ein Gleichziehen der beiden Medienformate bis 2017 voraus. Bibliotheken können daher für die Zukunft weiterhin von einem hybriden Medienmix mit physischen Medien plus lizensierten digi-talen Inhalten ausgehen. Hinzukommen sollten Leistungen wie E-Learning, digitale Hausaufgabenhilfe neben einem entsprechenden realen Angebot, neue Kommunikationsformen wie eine Chat-Aus-kunft oder das Web 2.0. Auch die Bereitstellung eigener Inhalte wie digitale Mitschnitte von Veranstaltungen können einen wichtigen Mehrwert im Bibliotheksangebot bilden.

Der steigende Anteil digitaler Dienstleistungen führt im Einzelhan-del zu der bangen Frage, ob es in der Zukunft überhaupt noch La-denlokale in der bisher bekannten Form geben wird. Eine Studie des Weltverbandes der Einzelhändler zeigt, »dass 41 % aller on-line bestellten Waren von den Kunden schließlich in einem her-kömmlichen Laden desselben Anbieters abgeholt werden« (FAZ vom 19.10.2012). Neben den Vorzügen der Onlinebestellung wol-len Kunden also auch weiterhin erlebnisorientiert »shoppen« und sich menschlich austauschen. Daraus können Bibliotheken und Ent-scheider folgern, dass auch die Bibliotheken weiterhin von den Bür-gerinnen und Bürgern als Ort gebraucht und aufgesucht werden. Wie aber muss dieser in der Zukunft gestaltet sein?

DIE BIBLIOTHEK ALS ATTRAKTIVER, EINLADENDER ORTDie veränderte Rolle von Frauen und Familie in der Berufswelt, der gesellschaftliche Wandel hin zur Bildungsgesellschaft und die ein-gangs gezeichneten weiteren Entwicklungen lassen die Bibliothek als attraktiven, einladenden Ort in der Zukunft wünschenswerter denn je erscheinen. Die zunehmende Verflechtung von Arbeiten und Wohnen, Barrierefreiheit für eine alternde Gesellschaft sowie das steigende Bedürfnis nach Gemeinschaft in »echten« sozialen Netzwerken geben ein klares Bild vor: Eine Bibliothek mit ange-passten Öffnungszeiten, einem erhöhten Anteil von Displays und Monitoren, – zentral wie mobil auf Tablet-PCs – um den steigen-den Anteil der digitalen Dienstleistungen für ihre Kunden sichtbar zu machen sowie eine einladende Raumgestaltung mit sehr vie-len Sitzmöglichkeiten und einer auch an Wohnräumen orientier-ten Beleuchtung bilden dabei wichtige Elemente. Hinzu kommen in der Bibliothek der Zukunft interaktive Lern-, Labor- und Expe-rimentierangebote, ein Kreativbereich mit beispielweise 3D-Dru-ckern, digitalem Musikstudio oder entsprechender Fotowerkstatt sowie eine »Gaming-Area«. Denn die Veränderungen bei der Nut-zung von Sachmedien lassen neue Möglichkeiten für die Vermitt-lung von Bildung und Wissen in Bibliotheken entstehen und not-wendig erscheinen. Nicht vergessen werden soll dabei, dass aus gegenwärtiger Sicht auf den Trend der Gegentrend folgt: Die auf hohem Niveau bleibende Beliebtheit gedruckter Reiseführer sowie der »Boom« bei Handarbeits- oder Kochbüchern sind Beispiele da-für, in welche Richtung sich die Sachbuchnachfrage künftig bewe-gen kann.

ANDREAS MITTROWANNekz.bibliotheksservice GmbH

Ganz bewusst habe ich für meinen Beitrag einen »aktivierenden« Titel gewählt, da es zu meinen Überzeugungen gehört, dass die Zu-kunft nicht einfach so »über uns« kommt, sondern dass wir diese gemeinsam gestalten können. Damit bin ich gleichzeitig auch beim typischen Dilemma jedes Vortragenden, der sich mit dem Thema »Zukunft« beschäftigt: Karl Valentin hat dies sehr treffend ausge-drückt mit dem ihm zugeschriebenen Zitat: »Prognosen sind sehr schwierig, insbesondere wenn sie die Zukunft betreffen«. Die Ge-fahr besteht insbesondere in der »Extrapolation«, also wenn wir die gegenwärtigen Trends und Entwicklungen in die Zukunft fort-schreiben. In einer Abbildung aus der »Chicago Tribune« aus dem Jahr 1959 mit einer »Bibliothek der Zukunft« sehen wir beispiels-weise eine Wohnzimmersituation mit Röhrenfernseher sowie Ma-gnetbändern und zusätzlich immerhin eine Textprojektion an der Decke – die »Entstofflichung« der Medien in dem Ausmaß, wie wir sie heute erleben, konnte man sich damals noch nicht vorstellen, wohl aber einen »Medienmix«. Trotz der Unwägbarkeiten können wir aber für die nähere Zukunft im Jahr 2020 ein paar Prognosen wagen. Dazu möchte ich gemeinsam mit Ihnen zunächst Trends in Gesellschaft und Medien betrachten, die Funktion der Bibliothek als Ort diskutieren und einen Blick auf die notwendigen Zukunfts-kompetenzen für unseren Berufsstand werfen.

TRENDS IN GESELLSCHAFT UND MEDIENZu den wesentlichen Faktoren bei den gesellschaftlichen Entwick-lungen gehört ganz sicher der demographische Wandel. Dabei ist für Bibliotheken wichtig, dass der demographische Wandel sich in jeder Kommune sehr unterschiedlich gestaltet. Und damit bin ich bei einem meiner Kernthemen: Jede Bibliothek sollte diesen Wandel sehr genau anhand der kommunalen Datenlage analysie-ren – beispielweise mit dem Wegweiser Kommune der Bertelsmann Stiftung (www.wegweiser-kommune.de) und eine entsprechende individuelle Strategie mit konkreten Handlungsoptionen entwi-ckeln! So entsteht ein ganz wesentliches Stück Zukunftssicherung, das auch der Kommunikation mit Politik und Bürgern über die Zu-kunft der Stadt- oder Gemeindebibliothek dient. Weitere zentrale Entwicklungen sind neue Lebensstile oder Zielgruppen wie Singles, die in vielen Städten bereits die Hälfte der Haushalte ausmachen. Gleichzeitig zeigt die Studie »Wohntrends 2020« des Bundesver-

bandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen eine weitere Zunahme bei den kleineren Haushalten. Gerade bei einem begrenzten privaten Raum wünschen sich Menschen aber verstärkt Aufenthaltsmöglichkeiten im öffentlichen Raum – eine ideale Aus-gangssituation für die Bibliothek, um verstärkt Aufenthaltsqualität durch einen Loungebereich und Sofas mit »Wohnzimmercharakter« zu schaffen. Hinzu kommen als weitere Faktoren die Berufstätigkeit beider Ehepartner in Familien sowie der erhöhte Anteil von Men-schen mit Zuwanderungsgeschichte. Hieraus lassen sich für die Bi-bliothek der Zukunft erweiterte oder im Tagesverlauf nach hinten geschobene Öffnungszeiten ableiten sowie ein breiteres Angebot zur Sprachförderung. Mit diesen Beispielen möchte ich verdeutli-chen, dass die laufende Beobachtung dieser und ähnlicher Entwick-lungen sowie die Ableitung von Handlungsoptionen daraus für die Bibliotheken außerordentlich hilfreich sein können, um aktive Zu-kunftssicherung zu betreiben.

ENTWICKLUNG DER MEDIENGEWOHNHEITENZu einem der bedeutendsten Trends gehört die exponentiell steigen-de mobile Nutzung des Internets. Entsprechend einer Prognose des Horizon-Reports aus dem Jahr 2010 möchten »Menschen arbeiten, lernen und studieren, wann immer und wo immer sie es wollen«. In Deutschland nutzen nach der aktuellen Onlinestudie von ARD und ZDF mittlerweile 41 % der Menschen unterwegs das Internet, rund 40 % besitzen ein Smartphone. Bibliotheken sind einerseits gut bera-ten, wenn sie zukunftsorientiert ihre Angebote und Leistungen mo-bil anbieten – das kann vom Bibliothekskatalog bis hin zur Onleihe-App reichen. Andererseits zeigen Untersuchungen, dass rund 40 % der Deutschen zu den sogenannten »Digital Outsiders« gehören, also trotz eines theoretischen Zugangs zum Netz diesen nur selten oder überhaupt nicht nutzen. Bibliotheken der Zukunft sollten eine herausragende Rolle bei der Überbrückung der digitalen Spaltung in unserer Gesellschaft einnehmen. Dies kann beispielsweise durch Fortbildungen, ein sorgfältig ausgewähltes Hardware-Angebot oder durch die Sicherung von Wissenszugängen durch gedruckte Medi-en geschehen.

Ein weiteres großes Zukunftsthema für Bibliotheken im Medien-bereich sind natürlich die E-Books. Werden sie das gedruckte Buch völlig ersetzen? Nein, sagen dazu mehrere Untersuchungen – so zeigte eine Befragung von Studierenden der Hochschule der Me-dien Stuttgart von Prof. Sebastian Mundt aus dem Jahr 2013, dass

ZUKUNFT GESTALTEN: BEGEGNEN, ENTDECKEN, ENTWICKELN

„Medienträume": Der Entwurf von Annika Ehmsen, Gerrit Hoff-schulte und Janka Riedel wurde beim ekz-Ideenwettbewerb 2011 mit dem 1. Platz ausgezeichnet.Ab

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MEDIENKOMPETENZ – EINE AUFGABE VOR NEUEN HERAUSFORDERUNGEN

MECHTHILD APPELHOFFLandesanstalt für Medien

Digitale Medien prägen heute die Gesell-schaft wie nie zuvor. Alle gesellschaftlichen Lebensbereiche sind untrennbar mit Medi-en verschränkt. Während die einen den Weg in die »Gigabite-Gesellschaft« proklamieren, umschreibt die Sozialpsychologin Sonia Li-vingstone diese Entwicklung als »The me-diation of everything«. Die-ser Prozess der Mediatisierung der Gesellschaft unterliegt ei-ner hohen Dynamik, da in im-mer kürzeren Innovations-zyklen neue technische und inhaltliche Angebote auf den Markt gebracht werden. Me-dien sind dadurch mehr denn je eine wesentliche Sozialisati-onsinstanz und ein bedeuten-der Wirtschaftsfaktor, was zur Folge hat, dass Medienkom-petenz zu einer Schlüsselkom-petenz in unserer Gesellschaft geworden ist, die jeden Ein-zelnen, Kinder wie Erwachse-ne, herausfordert.

MEHR ALS TECHNISCHE FÄHIGKEITENAngesichts dieser »Digitalen Revolution« und ihrer gesellschaftlichen Folgen stehen Institutionen wie die Landesanstalt für Me-dien NRW (LfM) oder die Bibliotheken und Volkshochschulen, die die Vermittlung von Medienkompetenz als eine ihrer zentra-len Aufgaben ansehen, vor der Herausfor-derung, sich neu zu orientieren: Tradierte Konzepte der Vermittlung von Medienkom-petenz müssen auf ihre Aktualität und An-gemessenheit überprüft und Rahmenbe-

dingungen geschaffen werden, die offen bleiben für die dynamischen Veränderungs- und Innovationsprozesse der Medien.

Wesentlicher Ausgangspunkt für die Ent-wicklung von Angeboten zur Förderung von Medienkompetenz ist die Prämisse, dass Medienkompetenz sich nicht auf tech-nische Fähigkeiten reduzieren lässt. Viel-mehr gilt es sicherzustellen, dass der ein-zelne Nutzer Medienangebote kritisch

reflektieren, für den eigenen Vorteil nut-zen und selbstbestimmt mitgestalten kann. Denn nur mit Hilfe dieser Kompetenzen können die von den Medien ausgehenden Chancen optimal genutzt und potentielle Gefahren wie Cybermobbing, Datenmiss-brauch, Abzocke u. ä. reduziert werden.

VON PARTIZIPATION AUSGESCHLOSSENNeben dem Blick aus der Perspektive des Mediennutzer- bzw. Jugendmedienschut-zes, der Kinder, Jugendliche und Erwachse-

ne zum sicheren Umgang mit potentiellen Gefahren aufklärt und qualifiziert, gilt es, Medien als Zugang zu Bildung zu betrach-ten. In der heutigen Informations- und Wis-sensgesellschaft entscheidet die Frage, ob ein Nutzer mit Medien kompetent umge-hen kann, in hohem Maße darüber, welche Bildungschancen und damit welche Entfal-tungs- und Entwicklungschancen sich ihm eröffnen. Auch ist heute Demokratiekom-petenz ohne Medienkompetenz kaum mehr

denkbar. Wer nicht in der Lage ist, Medien und ihre In-halte kritisch zu reflektieren, kein Wissen um die Macht- und Wirkungsstrukturen der Medien aufweist oder nicht selbst Medieninhalte gestal-ten und sich damit (medien-)öffentlich artikulieren kann, wird von zentralen gesell-schaftlichen Ausdrucks- und Partizipationsmöglichkeiten ausgeschlossen.

Angesichts dieser zentralen Bedeutung von Medienkom-petenz darf keine in diesem Themenfeld aktive Instituti-on unbeachtet lassen, dass

große Teile der Bevölkerung nur einen ein-geschränkten Zugang zu den Medien und ihren Bildungs- und Partizipationspotenzia-len haben. Behinderung, Alter, sozialer Sta-tus und Migrationshintergrund können als ursächlich hierfür angesehen werden. Die-ser sogenannten »Digitalen Spaltung« der Bevölkerung muss durch die gezielte För-derung der Medienkompetenz gerade die-ser Zielgruppen entgegengewirkt werden.

Berücksichtigt man, dass Qualifikation und Information zu Medienkompetenzthemen

Mechthild Appelhoff (vorne): „Auch viele Erwachsene fühlen sich kompeten-ter, als sie es wirklich sind.“

Einen kurzen Blick wollen wir auch auf zukunftsori-entierte Modelle der de-zentralen Bibliotheksver-sorgung werfen. Gerade für ein so verkehrsreiches und mobiles Bundesland wie Nordrhein-Westfalen kann es interessant sein, sich sehr genau die U- und S-Bahnbibliotheken in Madrid und Stockholm oder die Bahnhofsbiblio-thek Harlem bei Amster-dam anzusehen. Müssen Bibliotheken immer in der Innenstadt sein oder kann die direkte Unterbringung in einem Verkehrskno-tenpunkt größere Erfolge bei der Nutzung bringen? Und schließlich: Lernen und Bildung sind neben Gesundheit die »Megathemen« in der kommunalen Zukunft. Bibliotheken tun also gut daran, sehr eng mit anderen Bildungsinstitutionen in der Kom-mune wie den Volkshochschulen zusammenzuarbeiten oder sogar wie in Linz mit diesen zu verschmelzen. Die Bibliothek der Zukunft hat also den gleichen Raumbedarf wie die Bibliothek der Gegen-wart, nutzt diesen aber zu Teilen für individuelles und selbstgesteu-ertes Lernen sowie Gruppenarbeit und kreative Prozesse.

FAZIT: BIBLIOTHEKEN BRAUCHEN EINE STRATEGIEBitte betrachten Sie die von mir genannten Entwicklungen und The-men als eine Art »Baukastensystem« für die Bibliothek der Zukunft. Entscheidend dabei ist, dass jede Bibliothek diesen Baukasten indi-viduell bestückt und eine konkrete Strategie entwickelt. Im Projekt »Bibliothekskonzeption« des Trainers und Beraters Meinhard Motz-ko gemeinsam mit der ekz haben bundesweit mehr als 250 Biblio-theken eine lokale Strategie auf Basis der soziodemographischen Einwohnerstruktur und des konkreten Umfeldes entwickelt. Dazu gehören neben der Datenanalyse auch die Auftragsdefinition, das Aufgabenprofil, messbare Ziele, anzusprechende Zielgruppen, Part-nerschaften sowie weitere Aspekte. Die Notwendigkeit eines sol-chen Vorgehens unterstreicht übrigens auch der Fachbeirat der ekz, wenn er postuliert: »Eine individuell zu erstellende Bibliotheksstra-tegie muss eine Verbindung zum kommunalpolitischen Auftrag her-stellen und die Arbeit mit Zielgruppen berücksichtigen«. Im Ergeb-nis entsteht mit einer Strategie ein schriftlich fixiertes Instrument zur Kommunikation mit Politikern und Bürgern, das im genannten Projekt teilweise sehr konkret zu erweiterten Öffnungszeiten, er-

höhten Medienetats oder zusätzlichen Personalstel-len führte.

Mein Vorschlag lautet da-her, auch in NRW ver-stärkt Förderprogramme zur strategischen Aus-richtung von Bibliotheken auf den Weg zu bringen und die Bibliothekslei-tungen in einem zertifi-zierten Rahmen entspre-chend fortzubilden. Denn in der Bibliothek der Zu-kunft benötigen wir nicht nur verstärkte Online- und IT-Kompetenzen der Bi-bliotheksmitarbeiter, son-dern vor allem auch Fähig-keiten in den Bereichen

»Business« und »Marketing« – sage nicht ich, sondern die Kolle-gen des britischen Bibliotheksverbandes CILIP in einer Befragung zu Zukunftskompetenzen – , denn Bibliotheken befinden sich mehr denn je in einem Wettbewerb mit anderen Anbietern um Aufmerk-samkeit, Ressourcen und professionelles Auftreten. Der kommuna-le Auftrag zur kulturellen Bildung bildet dabei das Fundament, auf das aber ein sorgsam konzipiertes und zukunftsfähiges Gebäude gestellt werden muss. Mehr denn je sind dazu eine strategische Auf-stellung und eine exzellente Führung notwendig! Beides führt ge-meinsam mit dem richtigen Mix von Methoden und Maßnahmen zu einer optimal positionierten Bibliothek der Zukunft und einem »le-bendigen Knotenpunkt in der Kommune« (Susan Hildreth) – meine Lieblingsprognose für die Bibliothek der Zukunft!

LINKLISTE

1. www.nmc.org/pdf/2010-Horizon-Report.pdf

2. www.ard-zdf-onlinestudie.de

3. www.bitkom.org/de/presse/74532_73749.aspx

4. http://l.hh.de/e-books-deutschland

5. http://l.hh.de/dnv-online

6. http://l.hh.de/deutsche-wohnen

7. www.libraryinnovators.com

8. www.cilip.org.uk/get-involved/cilipfuture/pages/default.aspx

Andreas Mittrowann (r.): „Mit einer Strategie entsteht ein schriftlich fixiertes Instrument zur Kommunikation mit Politikern und Bürgern.“

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„BOOKS AND BYTES“– REFORMENIN ÖFFENTLICHEN BIBLIOTHEKEN

EIN PODIUMSGESPRÄCH

MODERATION: DR. ROLAND KISCHKELUniversität Wuppertal

CLAUS HAMACHER (STÄDTE- UND GEMEINDEBUND NRW)Seine These: »Die Digitalisierung der Medienlandschaft fordert die bibliothekspolitische Kreativität aller Beteiligten in einer bisher bei-spiellosen Weise heraus.«

Hamacher fragt sich, ob die Überwindung der momentan herr-schenden digitalen Spaltung der Generationen eine einmalige Auf-gabe ist oder Dauerthema bleiben wird. »Sicher bin ich, dass Bi-bliotheken eine gute, wenn auch nicht die einzige, Adresse sind, um diese Spaltung zu überwinden.« – »Ich glaube, dass der Trend zur Digitalisierung stärker sein wird, als viele ihn sich vorstellen können. Was heißt das für Bibliotheken? Wir haben viele Vorschlä-ge gehört, wie sie sich mit Angeboten am Rand ihrer originären Tätigkeiten attraktiv machen können. Ich habe aber eine gewisse Sorge, dass das nicht für alle so leicht sein wird. Vor allem bei

kleinen Bibliotheken auf dem Land muss Überzeugungsarbeit ge-leistet werden.« – »Wenn sich Bibliotheken dahin entwickeln, dass das Buch gar nicht mehr so sehr im Mittelpunkt steht, ab welchem Punkt wird sich dann die Frage stellen: Ist das noch eine Bibliothek oder eine multifunktionale Begegnungsstätte, die vielleicht auch von anderen Seiten her bedient werden könnte?« Hamacher for-derte im Gespräch eine klare Strategie: »Teilweise wird es notwen-dig sein, sich als Bibliothek neu zu erfinden, um in diesem Geschäft zu überleben. Warten Sie nicht darauf, dass die Initiative aus den Verwaltungen kommt. Wenn Sie den Anspruch haben, dass sich et-was bewegt, dann müssen Sie selbst initiativ werden und mit Vor-schlägen aufwarten.« In einem Schlusswort bot Hamacher an, ein gemeinsames Positionspapier von Kommunalen Spitzenverbänden und vbnw zu erarbeiten.

PETRA IMWINKELRIED (STADTBIBLIOTHEK GÜTERSLOH)Ihre These: »Bibliotheken sind reformierbar, wenn sie ihre Hand-lungsspielräume nutzen und gleichzeitig dafür sorgen, dass diese Handlungsspielräume größer werden.«

von den Interessenten, unabhängig vom Anlass (z. B. berufliche Fortbildung, Com-puterkurs) oder von ihrem Alter, überwie-gend im sozialen Nahraum abgefragt wer-den, so wird deutlich, dass insbesondere Institutionen im kommunalen Raum Ver-antwortung haben. Bibliotheken, die über ein dichtes institutionelles Netzwerk teil-weise auch in den Stadtvierteln verfügen, sind für diese Aufgabe auch prädestiniert. Als lokale Informationszentren bieten sie allen Bürgern einen offenen Zugang zur In-formation, verfügen über Erfahrungen in der Informationsaufbereitung und schaffen Orte des Neben- und Miteinanders von ana-logen und digitalen Medien. Bibliotheken sind dem Bürger bekannt als Orte des le-benslangen Lernens und geben ihnen Ori-entierung. Diese Kompetenzen gilt es, auf Bibliotheksebene auszubauen und auf mög-lichst viele Institutionen zu übertragen.

PORTALE UND ANGEBOTE DER LFMDie Landesanstalt für Medien, die den ge-setzlichen Auftrag hat, die Medienkompe-tenz zu fördern und sich bei diesen Aktivitä-ten zu vernetzen, möchte die Bibliotheken in NRW im Rahmen ihrer Möglichkeiten bei der Entwicklung und Umsetzung von An-geboten zur Förderung von Medienkompe-tenz unterstützen. Zu diesem Zweck hat die LfM in den vergangenen Jahren verschiede-ne Informationsportale entwickelt. Hierbei

handelt es sich beispielsweise um die Pro-jekte Internet ABC, klicksafe und handy-sektor, die Nutzerinnen und Nutzer aktuell über die sichere Nutzung des Internets und des Smartphones aufklären. Zugleich stellt die LfM ein breites Angebot an Informati-onsmaterialien und Ratgeberliteratur zur Verfügung, das sich unter anderem mit The-men wie Cybermobbing, frühkindliche Me-dienerziehung, Persönlichkeitsrechte, Da-tenschutzfragen im Internet und Abzocke beschäftigen. Bibliotheken können diese Materialien und Ratgeber zur Ausleihe oder Auslage als Service für ihre Nutzer über den Warenkorb der LfM kostenlos bestellen.(1)

Darüber hinaus bietet die LfM über die fol-genden zwei Projekte noch weitere Service-leistungen an:

Beim »Hören mit Qualität« helfen die di-daktisch vielseitig einsetzbaren Materialien der Hörspielwerkstatt Auditorix. Die Mate-rialien rund um die Themen Hören lernen, Hörbuch und Hörspiel können über das In-ternet und als CD-ROM kostenfrei bei der LfM bestellt werden und eignen sich so-wohl für den Einsatz im offenen Ganztag als auch in der freien Jugendarbeit.(2)

Im Rahmen des Auditorix-Weiterbildungs-programms wird Bibliotheken zudem eine Auswahl an kostengünstigen Fortbildun-gen und Workshops sowohl für ihr eige-

nes (pädagogisches) Fachpersonal als auch für externe Multiplikatoren, pädagogische Fach- und Lehrkräfte, Eltern und Kinder an-geboten. Von der Hörbildung über das Spiel mit der Stimme bis hin zur Hörspielproduk-tion und Rezeption greifen die Workshops und Weiterbildungsangebote verschiedene Themenstränge auf, wobei sie immer vom zentralen Auditorix-Thema, dem (Zu-)Hö-ren, ausgehen.

INFORMATIONSKOMPETENZDie LfM stellt allen Bibliotheken für ihre Nutzer den »Info-Kompass« zur Verfügung. Der Info-Kompass soll Erwachsenen hel-fen, Informationen im Internet besser fin-den, bewerten und weitergeben zu können. Er zeigt anhand von praktischen Beispie-len Lösungen auf und gibt Tipps für häu-fig auftretende Situationen und Probleme im Suchalltag.(3)

Darüber hinaus entwickelt die LfM der-zeit in Kooperation mit dem Verband der Bibliotheken Nordrhein-Westfalen (vbnw) das Projekt »Medien- und Informations-kompetenz für Bibliothekarinnen und Bi-bliothekare«. Im Rahmen dieses Projektes sollen Materialien für die Qualifikation von Bürgern durch Bibliotheksmitarbeiter erar-beitet und darauf basierende Schulungs-maßnahmen für Mitarbeiter der Bibliothe-ken in NRW entwickelt werden.

Die LfM ist an einem Erfahrungsaustausch mit den Bibliotheken vor Ort interessiert, um ihre und mögliche weitere gemeinsame Angebote zur Förderung der Medienkom-petenz weiterentwickeln zu können.

ENDNOTEN

1 www.lfm-nrw.de/publikationen

2 www.auditorix.de, Bestellung der CD-ROM über www.lfm-

nrw.de/publikationen

3 Bestellung und Download über www.lfm-nrw.de/publika-

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Im Gespräch (v. l.): Moderator Dr. Roland Kischkel, Claus Hamacher, Beate Möllers, Petra Imwinkelried, Harald Pilzer und Andreas Mittrowann.

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Zum ersten Mal hat in Düsseldorf im Ja-nuar 2014, wenn man der aufgezeichne-ten Geschichte unseres Verbandes seit 1947 glauben darf, eine Bibliothekskonferenz des Verbandes der Bibliotheken in Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit dem für die öf-fentlichen, kommunalen und kirchlichen Bibliotheken zuständigen Ministerium un-seres Landes stattgefunden.

Die Idee, sich zusammen mit den Akteuren und Impulsgebern über eine gemeinsame Strategie von Land und Kommunen im Bi-bliothekssektor Gedanken zu machen, war fast schon überfällig. Die Wissenschaftli-chen Bibliotheken, die in unserem Verband genauso vertreten sind, sollen von einem

solchen Prozess nicht ausgeschlossen wer-den, allein die Zuständigkeitslogik unserer Landesverwaltung ließ angeraten erschei-nen, sich zunächst auf die Öffentlichen Bi-bliotheken zu fokussieren.

Der Zeitpunkt der Konferenz kam nicht von ungefähr. Seit den Ergebnissen der Kultur-enquete des Deutschen Bundestages von 2007, der Einbringung eines Gesetzentwur-fes für ein Bibliotheksgesetz in den Land-tag 2010 und den Plänen für ein umfassen-deres Kulturfördergesetz seit 2012 hat es eine gegenüber früheren Jahren stark be-lebte Diskussion um die Bibliotheken und ihre Rolle als Informations-, Bildungs- und Kulturagenturen gegeben. Zugleich, wir er-leben es allenthalben, sind ihre klassischen Gehalte – Medien aller Art, vor allem aber die Printmedien – der Digitalisierung unter-worfen; klassische Geschäftsmodelle der Bi-bliotheken könnten sich verflüchtigen, weil sich die Medien ins Web verflüchtigen und die Anbieter den direkten Kontakt zu Kun-dinnen und Kunden suchen.

Alle vermittelnden Berufe sind unter den Bedingungen des Internets einer starken Erosion ausgesetzt, Anlass also, sich über ein neues, aktiveres Rollenbild der Öffent-lichen Bibliotheken Gedanken zu machen und realistische Szenarien zu entwickeln. Vorbedingung hierzu ist ein Mentalitäts-wandel der Akteure, ob nun als Mitarbei-terin und Mitarbeiter oder Entscheider in Politik und Verwaltung. Öffentliche Bib-liotheken haben auch zukünftig als mo-derne »multimediale Kommunikationszen-tren« (Koalitionsvertrag 2012 bis 2017) eine Chance, wenn sie technisch mit der digitalen Veränderung der Medien zumin-dest Schritt halten können, nicht von digi-talen Medienkulturen ausgeschlossen wer-den (»The right to e-read«), vom Streaming akustischer und visueller Medien ganz zu schweigen, und nicht am Rinnsal kommu-naler Finanzierung langsam austrocknen.

Rund 130 Gäste kamen ins Ministerium.

„DIE IDEE WAR FAST ÜBERFÄLLIG“›› KOMMENTAR

HARALD PILZERVorsitzender vbnw

Um durchaus vorhandene Handlungsspielräume nutzen zu kön-nen, müssten Bibliotheken andere Aufgaben aufgegeben. Da-bei sei es ganz wichtig, das Personal mitzunehmen: »Gerade die etwas Älteren haben einen ganz anderen Beruf gelernt, als sie jetzt ausüben. Und der wird sich noch mehr verändern. Wir brauchen diese Mitarbeiter aber unbedingt, deshalb müssen wir sie schulen. Ich bin dankbar, dass das Land die Möglichkei-ten dafür schafft.« Und: »Es gibt Hürden für Bibliotheken, wie z. B. erschwerte Onlinezugänge, die relativ wenig mit Geld zu tun haben und die man uns einfach einmal abnehmen könnte.«

ANDREAS MITTROWANN (EKZ):Seine These: »Für eine Bibliotheksreform ist eine grundlegend ver-änderte strategische und kommunikative Ausrichtung der Biblio-theksarbeit vor Ort erforderlich. Leitungen sollten anhand der loka-len Umfelddaten und auf Basis einer ggfs. vorhandenen kommunalen Strategie einen Masterplan für ihr Haus erarbeiten und diesen immer wieder an Politik und Verwaltung kommunizieren. Gleichzeitig soll-ten die Verbände auf der Bundes- und Landesebene eine systematische Lobbyarbeit für Bibliotheken betreiben.«

Strategie ist für Mittrowann der Schlüsselbegriff für die Zukunft der Bibliotheken: »Eine Strategie hilft, die Sichtbarkeit der Biblio-thek zu erhöhen. Denn das ist meiner Ansicht nach wirklich ein Problem. Jede Bibliothek muss auf ihre Kommune gucken und auf der Grundlage von Zahlen, Daten, Fakten ihre Strategie erarbei-ten.« Dazu gehörten drei bis fünf Ziele, nicht mehr, und die entspre-chenden Methoden. Mittrowann sieht als Erfolgsfaktor für Bi-blio-theken neben der Klarheit der Ziele das ständige Beobachten des Umfeldes gepaart mit der Fähigkeit, sich an Ereignisse anzudocken, die in der Kommune passieren (z. B. Renovierungsmaßnahme, Ju-biläen) und das Gespür für Gelegenheiten: »Leitungen müssen po-litischer denken, als sie es bisher getan haben.«

BEATE MÖLLERS (MFKJKS)Ihre These: »Öffentliche Bibliotheken werden ihre traditionellen An-gebote noch lange fortführen. Gemessen werden sie aber künftig nicht an Ausleih- und Bestandszahlen, sondern daran, wie sie den Umgang mit Informationen unterstützen. Dazu müssen sie sich von alten Kon-zepten verabschieden und sich neue Qualifikationen aneignen.«

Möllers betonte: »Es muss ganz viel verändert werden!« Aufgabe des Landes sei es, die Bibliotheken durch das Anstoßen, Beglei-ten und Fördern von innovativen Projekten zu unterstützen. So sei z. B., anders als erwartet, mit dem Projekt »Lernort Bibliothek« nicht ein kurzfristig umsetzbares Konzept entstanden, sondern ein dynamischer Veränderungsprozess in Gang gesetzt worden. Of-fensichtlich wurde dabei, wie schwierig es ist, Denkblockaden zu überwinden. »Es war faszinierend: Egal, wie intensiv wir über Ver-änderungen nachdachten und über elektronische Informationsan-gebote oder virtuelle Kommunikation diskutierten: Wir kamen im-mer wieder an den Punkt, an dem die Kollegen über ihren Bestand sprachen.« – »Mittlerweile hat der Veränderungsprozess die Bi- bliotheken in NRW erreicht. Erfolgreich durchlaufen werden sie ihn aber nur, wenn sie sich von gewohnten, aber nicht mehr not-wendigen Arbeitsgängen und Angeboten verabschieden.« Möllers betonte, dass die Bibliotheken in NRW längst auf dem richtigen Weg seien und sich den Herausforderungen stellen. Dieser Weg koste sehr viel Energie: »Umso beeindruckender ist, dass er trotz-dem beschritten wird.«

HARALD PILZER (VBNW)Seine These: »Öffentliche Bibliotheken brauchen als moderne Kom-munikations- und Informationszentren, als Orte des Lernens und der kulturellen Bildung den ungehinderten Zugang zu konventionellen und digitalen Quellen und Medien.«

Pilzer erläuterte, dass es zahlreiche Hindernisse für diesen Zugang gebe; beispielsweise behinderten Verlage die Ausleihe der E-Books, auch gebe es trotz vieler strukturgleicher Angebote keine einheit-lich organisierte Onleihe in NRW. Er legte dar, dass der Qualifizie-rungsbedarf in den Bibliotheken hoch sei. Vor allem müsse es einen Mentalitätswandel bezüglich der Akzeptanz der Digitalisierung ge-ben. In seinem Schlusswort fasste er wichtige Punkte zur Zukunfts-fähigkeit der Bibliotheken zusammen: Die Konferenz habe deutlich gemacht, dass Bibliotheken vor einer Jahrhundertaufgabe stehen, deren Lösung große Kreativität erfordert. »Die Strategien zur Lö-sung müssen individuell auf die Verhältnisse vor Ort abgestellt sein. Einer der wichtigen Schlüssel zur Modernisierung ist tatsächlich, dass wir unsere Mitarbeiter auf dem Weg der Veränderung mitneh-men und ihren Qualifizierungsbedarf ernst nehmen.« Das Angebot Claus Hamachers zur Erarbeitung eines gemeinsamen Positionspa-piers nahm er dankend an. Fo

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»Vielfalt. Nutzen.« stieß auf große Reso-nanz. Im Interview mit Christin Arens und Konstanze Sigel (Bildungspartner NRW) verrät sie mehr über die Methode und die damit verbundenen Möglichkeiten für Bi-bliotheken in NRW.

Frau Hartmann, was versteht man unter der Methode des »Hörbuchlesens«?Hartmann | Das »Hörbuchlesen«, also die Leseförderung mit Hörbüchern, möchte le-seschwache Kinder und Jugendliche für das Lesen begeistern und zum Lesen von Ganz-schriften motivieren. Diese stehen im Ge-gensatz zu den üblicherweise sehr kurz ge-haltenen Texten aus der Leseförderung. Besonders die geringe Lesekompetenz von Jungen stellt heute eine große bildungspo-litische Herausforderung dar, der wir auf diesem Weg gut begegnen können. Die Me-thode besteht in der Praxis darin, dass die Kinder und Jugendlichen ein ungekürztes Hörbuch hören und simultan mit Stift in dem entsprechenden Buch mitlesen. Dabei sind das Regulieren des Lesetempos und dessen langsame Steigerung möglich. Das gleichzeitige Mithören unterstützt den Le-seprozess, der dadurch deutlich weniger mühevoll ist. Zu Beginn der Therapie be-gleite ich die Kinder und Jugendlichen, in der Umsetzung zuhause sind auch die El-tern eingebunden.

Woran erkennen Sie, dass die Methode wirksam ist?Hartmann | Wir schaffen es in den meis-ten Fällen, das Selbst-Konzept des »Nicht-Lesers" zu brechen und den individuellen Zugang zum Umgang mit Büchern herzu-stellen. Dies schafft eine ganz neue Lese-motivation. Regelmäßige standardisierte Lesetests (alle 3 bis 6 Monate) erfassen und dokumentieren die stetig ansteigenden Le-sefertigkeiten.

Wer hat diese Methode entwickelt?Hartmann | Die Methode wurde erstmals erprobt und dezidiert weiterentwickelt von Dr. Steffen Gailberger im Rahmen der Leu-phana Sommerakademie der Universität

Lüneburg zur Förderung von Hauptschü-lern aus bildungsfernen Schichten.

Für welche Zielgruppen eignet sich die Methode?Hartmann | Wir können inzwischen sehr positive Förderergebnisse vom Primarbe-reich bis zum Sek-2-Bereich verzeichnen. Es wurde empirisch nachgewiesen, dass so-wohl leseschwache, als auch Kinder und Jugendliche auf höheren Ebenen der Lese-kompetenz deutlich profitieren.

Gibt es bereits eine wissenschaftliche Eva-luation?Hartmann | Ja, es ist empirisch fundiert abgesichert, dass die Lesekompetenz mit dieser Methode in herausragender Weise positiv beeinflusst wird.1

Welche Rückmeldungen bekommen Sie von den Kindern und Jugendlichen?Hartmann | Die Rückmeldungen sind sehr positiv, so lauten sie etwa: »Es macht Spaß, es ist nicht so anstrengend, ich kann mich besser in die Personen hineinversetzen, ich bin stolz, so viele Bücher gelesen zu ha-ben, ich habe mich in vielen Fächern in der Schule sehr verbessert.«

Eignen sich alle Hörbücher, oder wo finde ich passende Empfehlungen dazu?Hartmann | Es eignen sich in erster Linie ungekürzte Hörbücher in geringem Um-fang, da diese schnelle Erfolgserlebnisse versprechen. Sie können im Handel nach folgendem Ausschlussverfahren recher-chiert werden: Es sollte kein Hörspiel, kei-ne autorisierte Lesefassung und keine ge-kürzte Lesefassung sein. Alternativ kann eine langjährig recherchierte Liste kosten-pflichtig in meiner Praxis angefordert wer-den.2

Was meinen Sie, könnten beim »Hörbuch-lesen« auch Lesepaten zum Einsatz kom-men?Hartmann | In jedem Fall. Der Umgang mit der Methode setzt jedoch bei einer pro-fessionellen Umsetzung unbedingt Teilnah-

me an Schulungen und/oder Fortbildungen voraus. An der Universität Köln lehrt zum Beispiel Frau Prof. Dr. Christine Garbe das »Hörbuchlesen«. Eventuell könnten sich in der Zukunft interessante Kooperationen für die Schulung von Lesepaten ergeben. Ent-sprechende Anfragen beantworte ich gerne.

In vielen Kooperationen der Initiative »Bildungspartner NRW – Bibliothek und Schule« steht die Förderung der Lesekom-petenz im Vordergrund. Ist das »Hörbuch-lesen« aus Ihrer Sicht auch für Angebo-te der Bibliotheken an Schülerinnen und Schüler geeignet?Die Methode eignet sich ganz besonders für den Einsatz in Kooperation mit Bibliothe-ken, weil selten eine so sinnvolle und effizi-ente Vernetzung möglich ist wie in diesem Kontext. Möglich ist beispielsweise zu-nächst das Erstellen einer entsprechenden Infobroschüre zur Herausgabe an Schulen. Darin bietet sich die Bibliothek gezielt als Partner zum Thema »Hörbuchlesen« an. Sie tritt als Schnittstelle und Vermittlerin einer entsprechenden Fortbildung für Lehrkräfte, Lesepaten oder Ganztagsmitarbeiter in Er-scheinung. Praktisch habe ich dazu bereits mit der Marga-Spiegel-Schule in Werne zu-sammengearbeitet. Der Kontakt zur Biblio-thek vor Ort entstand in Folge meines Semi-nars auf dem Kongress »Vielfalt. Nutzen.« Nach einer solchen Schulung können Lehr-kräfte die Methode des »Hörbuchlesens« umgehend im Unterricht anwenden. Dabei steht die Bibliothek als dauerhafter Partner beratend zur Seite, bietet Materialien und Expertise an. Schüler können so gezielt an die Bibliothek weitergeleitet werden, um sich dort ihren geeigneten Lesestoff auszu-suchen oder Hilfe bei der Literaturrecher-che zu erhalten.

Vielen Dank für das Gespräch!

ENDNOTEN

1 Vgl. Gailberger, Steffen: Lesen durch Hören. Weinheim,

Basel 2011

2 www.integrative-lerntherapie-koeln.de

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1 /14INNOVATIONEN / 1 /14

HÖRBUCHLESEN, NEUE WEGE DERLESEFÖRDERUNG

Häufig stellt sich die Frage: Wie soll man Kinder und Jugendliche zum Lesen moti-vieren, wenn sie das Gelesene kaum ver-stehen? Dazu hat das »Lüneburger Modell« eine Antwort gefunden: Durch gleichzeiti-ges Lesen und Hören, das sogenannte »Hör-buchlesen«, lässt sich die Lesekompetenz

schwacher Schülerinnen und Schüler in überschaubarer Zeit enorm steigern. Sarah Hartmann, Dipl.-Pädagogin und Integrative Lerntherapeutin (Foto), betreibt eine Lern-therapiepraxis in Köln und wendet dort seit 2010 das Hörbuchlesen erfolgreich an. Ihr Seminar auf dem Bildungspartnerkongress

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UMSETZUNG DES NEUEN PFLICHTEXEMPLARGESETZES

Im Februar 2013 trat das neue Pflichtexem-plargesetz in Kraft, das erstmals auch die Ablieferung von Medienwerken vorsieht, die in öffentlichen Netzen verbreitet wer-den. Sowohl die abliefernden Verlage und Institutionen als auch die Landesbibliothe-ken haben sich damit neuen Herausforde-rungen zu stellen, wie zum Beispiel der Organisation elektronischer Ablieferungs-verfahren oder der Präsentation der elek-tronischen Pflichtexemplare. Schrittweise und gemeinsam arbeiten Ablieferer und Bi-bliotheken an der Umsetzung der gesetzli-chen Vorgaben und lösen die sich daraus ergebenden Fragen und praktischen Pro-bleme.

Wenn Texte parallel in gedruckter und elek-tronischer Form publiziert werden, ist es den Landesbibliotheken kraft Gesetzes frei-gestellt, welche Medienform sie sammeln. In der Praxis orientiert sich die Samm-

lung primär an den gegebenen Nutzungs-möglichkeiten. Publikationen kommerzi-eller Verlage dürfen elektronisch nur in den Räumen der Bibliothek zugänglich ge-macht werden und verlangen häufig spezi-elle Software zur Präsentation der diversen E-Book-Formate, während Druckausgaben ausgeliehen und über Fernleihe auch an je-den Ort verschickt werden können. Druck-ausgaben bleiben deshalb weiterhin das be-vorzugte Medium. Anders ist die Situation bei der sogenannten »grauen« Literatur. Die nicht-kommerziellen Ablieferer gestatten der Bibliothek häufig, ihre Publikationen über die elektro-nische Pflichtex-emplarsammlung frei im Internet zugänglich zu ma-chen. Gerade bei Dokumenten mit Regionalbezug ist deshalb oft der Zugriff auf den Volltext von je-dem Ort aus möglich. Hier liegt die Priori-tät bei der Sammlung also auf den elektro-nisch angebotenen Ausgaben.

Die drei Landesbibliotheken in Nordrhein-Westfalen stellen inzwischen über 8.000 Ti-tel, die seit 2012 in elektronischer Form ge-sammelten Amtlichen Veröffentlichungen

eingeschlossen, in ihren E-Pflicht-Reposito-rien zur Verfügung.

ERHALT DES SCHRIFTLICHEN KULTURERBESInsgesamt besitzen die nordrhein-westfäli-schen Bibliotheken über 9.000 Inkunabeln, knapp 500.000 Werke mit Erscheinungs-jahren zwischen 1501 und 1830, rund 2,7 Millionen Titel aus der Zeit des »sauren Pa-piers« sowie zahlreiche Handschriften und Sonderbestände. Ein Großteil dieser histo-rischen Sammlungen befindet sich in den

drei Universitäts- und Landesbibliotheken und der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, denen damit eine besondere Verant-wortung für den Erhalt des schriftlichen Kulturerbes zukommt.

Auf der Grundlage eines im Jahr 2006 ent-wickelten Konzepts zur Bestandserhaltung

falls die Langzeitverfügbarkeit zu sichern ist. Auf die gemeinsame Initiative der Landesbi-bliotheken und des Landesarchivs hin star-

tete die Landesregierung deshalb das Pro-jekt »Digitales Archiv NRW«.(2) Ziel ist eine kooperative Lösung für die digitale Lang-zeitarchivierung, die alle Kultureinrichtun-gen des Landes NRW nutzen können, un-abhängig von der Trägerschaft und der Sparte. Die Projektleitung und Finanzie-rung liegt beim Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Lan-des (MFKJKS). Als Partner sind die Lan-desbibliotheken sowie Archive und Muse-en als potentielle Servicenehmer beteiligt. Die »Historisch-Kulturwissenschaftliche In-formationsverarbeitung« an der Universi-tät Köln leistet die Softwareentwicklung. Das hbz ist einer der Dienstleister, die als zukünftige Betreiber eines Speicherknotens im Projekt mitwirken. Der Beginn des regu-lären Betriebs des »Digitalen Archivs NRW« ist für den Herbst 2014 geplant.

DIGITALISIERUNGSPROGRAMMFÜR KLEINERE BIBLIOTHEKENDas »Handbuch der historischen Buchbe-stände Deutschlands« verzeichnet für das Land NRW über 240 Einrichtungen mit his-torisch-schriftlichem Kulturgut. Neben den großen und bekannten Universitäts-, Lan-des- und Stadtbibliotheken finden sich in Nordrhein-Westfalen viele kleine Gedächt-nisinstitutionen wie Gymnasial-, Pfarr-, Propstei-, Museums- oder Archivbibliothe-ken mit wertvollen Schätzen an überliefer-tem, regional gefragtem und national be-

hat das Kulturministerium seit 2007 in al-len vier Bibliotheken jährlich Maßnahmen zur Schadensprävention, zur Konversion in

Sekundärformate und zur Restaurierung fi-nanziert, mit deren Hilfe beachtliche Erfol-ge erzielt werden konnten.

Einen ausführlichen Bericht über die Ergeb-nisse der Landesförderung in den Jahren 2007 bis 2012 und einen Ausblick auf die noch zu bewältigenden Aufgaben hat das Ministerium kürzlich veröffentlicht.(1)

DIGITALES ARCHIV NRWDie drei Landesbibliotheken investieren seit Jahren erhebliche Mittel, um einzigartige Unikate oder herausragende Sammlungen aus ihren Beständen zu digitalisieren und für die Präsentation im Netz adäquat zu er-schließen. Sie leisten damit einen wesentli-chen Beitrag, das kulturelle Erbe des Lan-des sichtbar und für die Forschung leicht zugänglich zu machen. Es ist ein wichtiges Anliegen, die digitalen Objekte mit den zu-gehörigen Metadaten für die Nachwelt zu erhalten. Zu den mittlerweile auf ein Da-tenvolumen von deutlich über 100 Terabyte angewachsenen Digitalisaten kommen nun verstärkt elektronische Pflichtexemplare, für die nach dem gesetzlichen Auftrag eben-

AKTUELLES AUS DERLANDESBIBLIOTHEKENKONFERENZIn der Landesbibliothekenkonferenz stimmen sich die drei Landesbibliotheken Bonn, Düsseldorf und Münster über alle Themen ab, die ihren gemeinsamen Auftrag betreffen. Zu diesem Zweck kamen die Leiterinnen der Landesbibliotheken mehrmals im Jahr mit der Vertreterin des Ministe-riums und der Leiterin des Hochschulbibliothekszentrums zusammen. Der Vorsitz der Konferenz wechselt alle drei Jahre. Zurzeit hat ihn die Autorin des Artikels inne, Dr. Renate Vogt, Universi-täts- und Landesbibliothek Bonn.

deutsamem schriftlichem Kulturerbe. Diese Schätze können nur genutzt, erhalten und forschungsfördernd eingesetzt werden, wenn ihre Sichtbarkeit durch Digitalisie-rung vermehrt wird.

Da die meisten der genannten kleineren Einrichtungen nicht in der Lage sind, eine eigene leistungsfähige Digitalisierungsin-frastruktur aufzubauen, ist es notwendig, ein Förderprogramm zu initiieren, welches die vorhandenen Digitalisierungszentren in den Universitäts- und Landesbibliotheken Bonn, Düsseldorf, Münster und der Stadt- und Universitätsbibliothek Köln in die Lage versetzt, Digitalisierungsbestrebungen an kleineren Einrichtungen zu initiieren und zu unterstützen. Vorbild für ein solches För-dermodell könnten die Arbeitsstellen für »Erschließung und Nutzbarmachung älterer, wertvoller und schützenswerter Literatur-bestände« in Köln und Münster sein.

ENDNOTEN

1. Die Broschüre kann unter www.mfkjks.nrw.de/publikationen

angeschaut und als Druckexemplar bestellt werden.

2. www.danrw.de

RENATE VOGTUniversitäts- undLandesbibliothek Bonn

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1 /14INNOVATIONEN / 1 /14

Zu den mittlerweile auf ein Datenvolumen von deutlich über 100 Terabyte angewachsenen Digitalisaten kommen nun verstärkt elektronische Pflichtexemplare, für die nach dem gesetzlichen Auftrag ebenfalls die Langzeitverfügbar-keit zu sichern ist.

Wenn Texte parallel in gedruckter und elektronischer Form publiziert werden, ist es

den Landesbibliotheken kraft Gesetzes freige-stellt, welche Medienform sie sammeln.

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ist jedoch, dass eine permanente Fortbildung in diesem Bereich un-abdingbar für den Erfolg Öffentlicher Bibliotheken ist – unzweifel-haft ein große Herausforderung für alle Bibliotheksteams.

STANDARDS FEHLENNicht zuletzt hat das Programm »Munzinger Archive« die gerin-ge Soft- und Hardwareausstattung vieler Bibliotheken sichtbar ge-macht. In der Regel verfügen die Bibliotheken über keine EDV-In-frastruktur, in die externe Angebote leicht eingebunden werden können. In zahlreichen Projektbibliotheken musste deshalb eine in-dividuelle Lösung zur Integration der Munzinger Archive in die Ka-taloge und das Ausleihsystem gefunden werden. An dieser Stelle ist die große Kooperationsbereitschaft der Firma Munzinger-Archiv GmbH und des Hochschulbibliothekszentrums des Landes NRW hervorzuheben, ohne die die Umsetzung des Programms überhaupt nicht möglich gewesen wäre. Fehlende Standards und fehlende of-fene Schnittstellen behindern die Entwicklung digitaler Dienstleis-tungen in Öffentlichen Bibliotheken.

Die Erfahrungen mit dem Förderprogramm »Munzinger Archive« u. a. haben das Land Nordrhein-Westfalen dazu bewogen, das EDV-Förderprogramm »Auf dem Weg in eine digitale Zukunft«(1) aufzule-gen. Derzeit wird das Programm mit fünf Pilotbibliotheken erprobt. Die ersten Schritte bestätigen die bisherigen Erfahrungen.

ENDNOTE

1. http://l.hh.de/Lernort

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1 /14KONZEPTE / 1 /14

Für drei Jahre finanzierte das Ministerium für Familie, Kinder, Ju-gend, Kultur und Sport NRW im Rahmen seiner Bibliotheksför-derung ein Konsortium, an dem 144 kommunale Öffentliche Bi-bliotheken teilnahmen. Ausgewählt wurden Datenbanken zu den Wissensgebieten Personen, Sport, Pop, Länder, Chronik und Film der Munzinger Archive. Des Weiteren gehörte die Brockhaus-Enzy-klopädie zum Angebot. 2013 entschied das Ministerium, die Förde-rung unter veränderten Rahmenbedingungen bis Ende 2015 fort-zusetzen.

In der Umfrage, die dieser Entscheidung voraus ging, beurteilten 37 am Programm teilnehmende Bibliotheken die Datenbanken als unverzichtbares Angebot, einen wichtigen Bestandteil des Biblio-theksangebotes sahen 73 Bibliotheken darin. Nur 12 Bibliotheken waren der Auffassung, dass sie den Zugang zu den Munzinger Ar-chiven nicht unbedingt benötigten.

DEGRESSIVE FÖRDERUNGDa das Land Nordrhein-Westfalen kein Angebot in Öffentlichen Bi-bliotheken auf Dauer finanzieren kann, beschloss man den langsa-men Ausstieg aus dem Programm. Die Förderung wird deshalb de-gressiv fortgesetzt. Im ersten Förderjahr erhalten die Bibliotheken eine 80-Prozent-Förderung, die dann im zweiten Jahr auf 60 % und im dritten auf 40 % reduziert wird.

Außerdem konnten Bibliotheken nur unter zwei Bedingungen am Programm weiter teilnehmen. Zum einen mussten sie sich an der Evaluation beteiligt haben, zum anderen eine Mindestnutzung er-füllen. Wenn weniger als 10 % der Entleiher im Jahr 2012 den Voll-textzugriff genutzt haben, konnten die Bibliotheken nicht länger an der Landesförderung partizipieren.

Für 41 Bibliotheken endete die Förderung 2013, da sie die Kriterien nicht erfüllten. Weitere 32 Bibliotheken sind auf eigenen Wunsch

von der Förderung zurückgetreten. Mit 69 Bibliotheken ist noch ca. die Hälfte der ursprünglich teilnehmenden Bibliotheken im Pro-gramm verblieben.

Mit dem Auswahlverfahren 2013 wurde das Landesprogramm ge-schlossen. Öffentliche Bibliotheken, die 2014 bzw. 2015 den Zu-gang zu Munzinger Archiven anbieten möchten, können jedoch ohne Landesförderung dem Konsortium des Hochschulbibliotheks-zentrums beitreten.

Für die Bibliotheksförderung konnten mit dem Landesprogramm »Munzinger Archive« wertvolle Erfahrungen gesammelt werden. So wurde deutlich, dass die kommunalen Öffentlichen Bibliotheken in ihren Haushalten die Finanzierung digitaler Angebote noch nicht absichern konnten. Der Aufbau von E-Book-Beständen, Datenbank-

angeboten und die Anpassung ihrer Software-Umgebung an allge-mein übliche Standards (wie zum Beispiel die Einführung von Ka-taloganreicherungselementen) erfordern einen auf Dauer erhöhten Finanzbedarf. Da die traditionellen Angebote weiterhin ungebro-chen nachgefragt werden, müssen derzeit in fast allen Kommunen in Nordrhein-Westfalen beide Angebotssegmente mit dem bisher zur Verfügung stehenden Budget bedient werden.

PROBLEM: DIE TECHNIKKOMPETENZDigitale Angebote in Öffentlichen Bibliotheken setzen Verständnis für die damit verbundene Technik voraus, das in vielen Teams noch nicht ausreichend vorhanden ist. Personalqualifizierung ist des-halb eine wesentliche Voraussetzung für den notwendigen Verän-derungsprozess. Die unzureichende Technikkompetenz erschwert gleichzeitig die selbstverständliche Integration digitaler Angebote in den Bibliotheksalltag. So erfordert die Beschäftigung mit den neuen Angeboten viel Zeit, die angesichts einer engen Personalaus-stattung in den Bibliotheken meist nicht zur Verfügung steht. Viele Bibliotheksteams haben sich bereits auf den Weg gemacht. Deutlich

LANDESPROGRAMM „MUNZINGERARCHIVE“ WIRD FORTGESETZT

PETRA BÜNINGBezirksregierung Düsseldorf

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SASKIA FRIEDRICHStadtbibliothek Oberhausen

Um den Bürgern dieses breitgefächerte Angebot und die Vorzüge bekannt zu machen, startete die Stadtbibliothek Oberhausen Mit-te Juni 2013 ihre Imagekampagne. Ziel war es, die Angebote einer modernen Bibliothek der Stadtgesellschaft näher zu bringen und das Image der Bibliothek deutlich von einer vielfach noch vorhan-denen althergebrachten Vorstellung über verstaubte und muffige Institutionen abzusetzen.

ÜBERRASCHEN LASSENDie zentralen Begriffe der Imagekampagne lauteten »Lesen. Hö-ren. Staunen«. Damit wies die Stadtbibliothek an zahlreichen Pla-katwänden und Litfaßsäulen im gesamten Stadtgebiet, auf Flyern und anderen Werbeträgern auf ihr breites Angebot hin. Die Kunden

konnten sich bei einem Besuch von der Vielfalt des Bestandes und dem zeitgemäßen Ambiente überraschen lassen, das zum Verwei-len ebenso einlud wie zum Arbeiten.

Während der Kampagne sollten viele neue Kontakte zu Bürgern al-ler Altersgruppen geknüpft werden, aber auch alte und eventuell verloren gegangene Kontakte aufgefrischt werden. Um zu zeigen, dass eine Mitgliedschaft in der Stadtbibliothek Oberhausen durch-aus lohnenswert ist, boten die Kollegen der Bibliothek Führungen mit individuellen Schwerpunkten an, etwa für Vereine oder Initiati-ven. Angefangen von beispielsweise einem Ortsverein der örtlichen SPD über eine Gruppe von Jungrotariern bis hin zum gesamten Ju-gendparlament der Stadt Oberhausen wurden diese Einladungen gerne angenommen.

SCHNUPPERMITGLIEDSCHAFTAußerdem wurde erstmals eine Schnuppermitgliedschaft für die Bi-bliothek Oberhausen kreiert. Im Rahmen dieses Angebotes hatten die Kunden die Möglichkeit, alle Angebote für die Dauer von drei Monaten beitragsfrei zu testen. Diese Schnuppermitgliedschaft wurde besonders gut angenommen. Sie stieß auf reges Interesse und wird deshalb über den ursprünglich bis Ende 2013 begrenz-ten Zeitraum weitergeführt. Zentrales Element war die schriftliche Kontaktaufnahme mit dem Kunden zum Ende der Laufzeit seiner Schnuppermitgliedschaft mit dem Ziel, ihn nach Ablauf der drei Monate als Vollmitglied weiterführen zu können.

„LESEN. HÖREN. STAUNEN.“IMAGEKAMPAGNE DER

STADTBIBLIOTHEK OBERHAUSENDie Stadtbibliothek Oberhausen, bestehend aus der Zentralbibliothek und drei Zweigstellen, bie-tet ihren Bürgerinnen und Bürgern mit rund 250.000 Medien ein vielfältiges Angebot. Dabei ha-ben sie die Wahl zwischen Büchern, Zeitschriften, Zeitungen, klassischen Brettspielen, Musik-CDs,

DVDs oder Blu-rays, Konsolenspielen und vielem mehr.

PARTNER NRZEin weiterer wichtiger Baustein der Kampagne waren diverse Ver-anstaltungen und Lesungen, die im Rahmen einer Medienpartner-schaft mit der »Neue Ruhrzeitung« (NRZ) in der Zentralbibliothek durchgeführt wurden. So traten in diesem Kontext Mathias Ma-ruhn, Chefreporter der NRZ, ebenso auf wie Jan Jessen, der Poli-tikchef der NRZ. So fand die Vorstellung des Buches von Ronald Reng »Spieltage – die andere Geschichte der Bundesliga« gemein-sam mit dem Autor und dem ehemaligen Trainerurgestein Heinz Höher unter der Moderation des ehemaligen NRZ-Sportchefs Rein-hard Schüßler statt. Daneben gab es noch weitere Lesungen zum Beispiel in der Kinderbibliothek mit der Kinderredaktion der NRZ und ihrem Maskottchen Knut, dem Bären. Für interessierte Biblio-thekskunden wurde zudem ein abendlicher Besuch des Druckhau-ses organisiert.

All diese Veranstaltungen ergaben sowohl beim Medienpartner wie auch der Bibliothek einen erkennbaren Mehrwert und unterstri-

chen, dass Lesen, Information und kulturelle Angebote zusammen-gehören. Zu den positiven Erfahrungen aus Sicht der Bibliothek zählt, dass die NRZ diese Veranstaltungen redaktionell sehr breit im eigenen Haus aufgestellt hat und somit alle Kooperationsver-anstaltungen großes Interesse beim Bürger hervorriefen. Eine Wei-terführung dieser guten Partnerschaft im Jahre 2014 ist in Vorbe-reitung.

Im Rahmen der Kampagne wurden auf vielen Ebenen weitere Kon-takte zu externen Gruppen entwickelt, die sich und ihre eigenen Angebote in der Bibliothek in Verbindung mit den dort bereit ge-stellten diversen Medien öffentlich präsentieren wollten. So kam beispielsweise ein Kontakt zu einer örtlichen Taiwan Do Akademie zustande, die ihre Kunst in der Zentralbibliothek zeigte und die Kunden der Bibliothek zum Mitmachen animierte. Ähnliche Pla-nungen bestehen für 2014 mit einer Yogaschule.

NEU AUF FACEBOOKEbenfalls eine Neuerung im Zuge der Imagekampagne ist die Ver-wendung eines QR-Codes, der auf die Webseite der Stadtbibliothek verweist, sowie der Hinweis auf die Facebook-Seite der Bibliothek, die auch im Rahmen dieser Kampagne entstanden ist.

Da die sozialen Netzwerke in Bibliotheken eine immer größere Rol-le spielen, präsentiert sich die Stadtbibliothek Oberhausen nun auf der Plattform Facebook. Mit der stetig wachsenden Anzahl der Fans – im Januar 2014 waren es 129 – bietet sich eine weitere Mög-lichkeit, um auf Veranstaltungen und Angebote der Stadtbibliothek aufmerksam zu machen. Sie wirbt nun mit Hilfe von Bildern und Videos für sich und informiert zeitnah über neu erschienene und beliebte Medien. Die schnelle Beantwortung von Fragen und An-merkungen der »Fans« ist ein wichtiger Schritt unserer Bibliothek auf dem Weg ins Web 2.0.

Verbunden mit der Imagekampagne »Lesen. Hören. Staunen.« ist der Wunsch entstanden, der »normalen« Außendarstellung der Bi-bliothek neue und interessante Facetten hinzuzufügen. In der Öf-fentlichkeit soll das Bild einer zeitgemäßen Bibliothek mit vielfäl-tigen aktuellen Angeboten präsentiert werden. Gleichzeitig sollen möglichst viele neue Kunden erreicht werden.

bibliothek.oberhausen.deMedienpartner

Bei der Aktion der Taiwan Do Akademie machten spontanauch Besucher mit, die zufällig dazukamen.

Die Stadtbibliothek bewarb ihre Kampagne mit Plakaten,Flyern und Bannern in neuem, einheitlichem Design.

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1 /14KONZEPTE / 1 /14

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Brief von Johann Hilbrandt an seine Frau Hubertina vom 15. November 1870.

(ULB Bonn, Kriegsbriefe 44:3)

›› KOLUMNE: NEUES VOM ALTEN BUCH

Die »Koordinierungsstelle für die Erhal-tung von schriftlichem Kulturgut« (KEK) hat eine bundesweite Umfrage zum The-ma Bestandserhaltung in Archiven und Bi-bliotheken initiiert. Für Nordrhein-Westfa-len wurde die Koordinierung der Umfrage im Bereich der Bibliotheken durch die ULB Münster in Kooperation mit den Universi-täts- und Landesbibliotheken in Bonn und Düsseldorf vorgenommen. Die Zusammen-fassung und Auswertung der Umfrageer-gebnisse erfolgte in der ULB Münster. Ein Bericht über die Ergebnisse wird in einem der nächsten Hefte von ProLibris folgen.

ULB BONN: SAMMLUNG KRIEGSBRIEFE NUN VOLLSTÄNDIG DIGITALISIERT

MICHAEL HERKENHOFFUniversitäts- und Landesbibliothek Bonn

›› UNIVERSITÄTS- UND LANDESBIBLIOTHEK MÜNSTER

Im Bereich der Nachlässe wurde kontinu-ierlich an der weiteren Verzeichnung gear-beitet. Ein bereits seit 1893 im Hause be-findlicher Nachlass zur Revolution von 1848/49 wurde verzeichnet und entpuppte sich als Sensation: Unter den 39 Briefen be-fanden sich Schreiben von Friedrich Engels, Karl Grün, Gottfried Kinkel, Jodokus Tem-me und weiteren bekannten Persönlichkei-ten, allesamt Repräsentanten der ersten deutschen Nationalversammlung 1848/49 und ihres Umfeldes.

Außerdem gelang eine wertvolle Neuer-werbung: Der Nachlass des Malers, Zeich-ners und Buchillustrators Wilhelm Götting wurde übernommen. Er enthält zahlreiche Gemälde, Zeichnungen und Skizzenbücher dieses nicht nur für Westfalen bedeutenden Künstlers und konnte bereits nach wenigen

Monaten vollständig erfasst und katalogi-siert werden.

Zwei bedeutende Sammlungen wurden er-schlossen und für die Nutzung freigeschal-tet: Zum einen die »Sammlung Kriegsbe-richte«, authentisches Quellenmaterial für die Forschung in Form von Briefabschrif-ten aus dem Felde, welche an einer eigens dafür eingerichteten Stelle an der Westfäli-schen Wilhelms-Universität in den Jahren 1915 bis 1918 gesammelt worden waren, zum anderen die »Sammlung Weltkrieg« mit insgesamt mehr als 5.000 Einzelstü-cken überwiegend zum Ersten Weltkrieg und zur unmittelbaren Nachkriegszeit. Die »Sammlung Weltkrieg« umfasst zum Teil exzellente Einzelstücke. Eine eigene Regal-anlage für Groß- und Überformate wurde installiert, die den speziellen Bedürfnissen

dieser Gattung Rechnung trägt. Außerdem wurden zahlreiche Plakate restauriert.

Die ULB Münster feierte 2013 ihr 425-jäh-riges Jubiläum, denn sie geht in ihrem Kern auf die Bibliothek des Jesuitenkollegs (Gründung 1588) zurück. Daher war es na-heliegend, den Gründungsbestand umfas-send zu revidieren und die Metadaten den Erfordernissen anzupassen, welche die For-schung an uns stellt. Dies ist in mühevoller Kleinarbeit geschehen. Außerdem wurden zahlreiche Bände für das Jubiläum be-schrieben, als »Buch der Woche« vor- und in digitaler Form bereitgestellt.

Aus Geldmangel mussten die Arbeiten am »Forum Bestandserhaltung« eingestellt werden.

Anfang November 2013 wurde im Lesesaal der Hauptbibliothek die Ausstellung »Schlaglichter auf mehr als 125 Jahre Germanistik in Bonn« mit einem Grußwort des Rektors eröffnet. Die Ausstellung ist von Studierenden und Lehrenden der Germanistik in Zusammenar-beit mit der Universitätsbibliothek erarbeitet worden und illustriert die Geschichte der Bonner Germanistik von ihren Anfängen im 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Themen sind auch Bonner For-schungsschwerpunkte, die Bonner Germanistik im Nationalsozialis-mus sowie die Studentenproteste der 1960er Jahre. Die Ausstellung war bis Ende März 2014 zu sehen.

Das DFG-Projekt zur Erschließung der mittelalterlichen Handschrif-ten der Bonner ULB lief Ende 2013 aus. Im Dezember wurden die 179 Bände von einer Kunstspedition nach Bonn zurücktransportiert. Die im Rahmen des Projektes erstellten Handschriftenbeschreibun-gen liegen schon jetzt in Manuscripta Mediaevalia recherchierbar vor. Die Drucklegung des Kataloges wird zurzeit vorbereitet. Dieser wird neben einer ausführlichen provenienzhistorischen Einleitung auch Beschreibungen der verlorenen Handschriften sowie ein Kurz-inventar der Handschriftenfragmente beinhalten.

Die Erschließung und Digitalisierung der Sammlung Kriegsbriefe konnte Ende 2013 abgeschlossen werden. Die Sammlung umfasst hauptsächlich Briefe aus den Kriegen 1864, 1866 und 1870/71, aber auch aus den napoleonischen und den Befreiungskriegen und darüber hinaus Tagebücher, Notizbücher, Gedichte, Zeitungsaus-schnitte und anderes. Insgesamt sind über 3.000 Dokumente im HANS-Katalog der ULB Bonn erschlossen und über deren Digitale Sammlungen online zugänglich gemacht worden. Zusätzlich wur-den auch die in der ULB vorhandenen Akten zu der Sammlung er-schlossen, digitalisiert und im Internet bereitgestellt.

PUBLIKATIONENMichael Herkenhoff: Die Sammlung Kriegsbriefe der Universi-täts- und Landesbibliothek Bonn. In: Rheinische Vierteljahrsblät-ter 77 (2013) S. 158-177

›› UNIVERSITÄTS- UND LANDESBIBLIOTHEK BONN

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Seit Oktober 2012 läuft am LBZ/Pfälzi-sche Landesbibliothek Speyer ein Pro-jekt zur Untersuchung der zwischen 1933 und 1950 erworbenen Bestände auf NS-Raubgut, das von der Arbeitsstelle für Provenienzrecherche/-forschung in Berlin

(AfP) gefördert wird. Im ersten Pro-jektjahr wurden etwa 28.000 Kauf-

sowie etwa 17.000 Geschenk- und Tauschzugänge geprüft. Bei etwa 1.000 Bänden han-delt es sich mit hoher Si-cherheit um Raubgut. Den Kern bilden Bücher von Ju-den aus Speyer und Umge-bung, die im Oktober 1940 nach Gurs deportiert wur-den. Das Projekt ist nun von der AfP um zwei Jahre ver-längert worden. In dieser zweiten Projektphase sol-len etwaige noch lebende Vorbesitzer oder anspruchs-berechtigte Erben ermittelt werden. Ziel ist, wenn mög-lich, die Restitution der Bän-de. Darüber hinaus sind eine Ausstellung sowie eine Pu-blikation zu dem Projekt ge-plant.

Das LBZ/Pfälzische Landesbi- bliothek Speyer beteiligt sich an einem Ausstellungsprojekt der Archive der Me-tropolregion Rhein-Neckar mit dem Titel »Der Erste Weltkrieg und seine Folgen in der Metropolregion Rhein-Neckar (1914–1924)«. Die Ausstellung selbst wird am 28.

Mai 2014 eröffnet. Als Festredner konnte der ehemalige rheinland-pfälzische Minis-terpräsident Kurt Beck gewonnen werden.

Das Benediktinerkloster Maria Laach konn-te am 20. September 2013 sein neues Bi-bliotheksgebäude feierlich eröffnen. Es ent-stand durch Umwidmung des sogenannten Jesuitenkuhstalls und beherbergt erstmals ein separates Raramagazin, wo die etwa 9.000 vor 1800 geschriebenen und ge-druckten Bestände der Klosterbibliothek künftig untergebracht werden. Aus Anlass der Eröffnung erarbeitete das LBZ/Pfäl-zische Landesbibliothek Speyer eine Aus-stellung mit 40 Zimelien aus dem Altbe-stand. Der zugehörige Ausstellungskatalog mit dem Titel »Bibliotheca Abbatiae beatae Mariae virginis ad Lacum. Zimelien aus der Bibliothek des Benediktinerklosters Maria Laach« erschien als Band 9 der »Schriften des Landesbibliothekszentrums Rheinland-Pfalz«.

Aus der Bibliothek des Benediktinerklosters Maria Laach (FF100): Handschriftenfragment mit dem »Codex canonum ecclesiasticorum« von Dionysius Exiguus (ca. 800 n. Chr.)

›› LBZ RHEINLAND-PFALZ/PFÄLZISCHE LANDESBIBLIOTHEK SPEYER

Bei den zurzeit laufenden Baumaßnahmen hat die Schatzkammer (Ausstellungsräu-me) Priorität. Sie soll zum 1. August 2014 wiedereröffnet werden. Danach folgen der Eingangsbereich und der Katalogsaal. Vor-tragsraum und ehemalige Hausmeister-wohnung werden in einen vierten Bauab-schnitt geschoben.

Der Inkunabelkatalog ist im Druck. Er wird nach derzeitigem Bestand 2.604 Stücke in 3.072 Exemplaren beschreiben. Die Autop-sie der Inkunabeln hat darüber hinaus mehr als 150 bislang nicht katalogisierte Drucke des 16. Jahrhunderts zu Tage gefördert,

darunter auch zahlreiche Neumeldungen. Sämtliche Exemplare sind an die Redaktion des VD 16 in München gemeldet worden. Ein Artikel über die Kölner Inkunabeldru-cke in Trier befindet sich zurzeit im Druck. Immerhin existieren in Trier heute noch 543 verschiedene Kölner Drucke in 741 Ex-emplaren. Untersucht man darüber hinaus den von Trier aus besonders intensiv betrie-benen Verkauf von sogenannten vorhande-nen Dubletten, geht man nicht fehl in der Annahme, dass zu Zeiten des Alten Reiches in Trier mehr als 1.000 Kölner Inkunabel-drucke vorhandenen gewesen sein müssen. Im Bereich der Digitalisierung ist das Pro-

jekt Mattheiser Handschriften ausgelaufen; an der Universität Trier wird noch an der Sicherung und Darbietung der Daten gear-beitet. 90 % des Geplanten konnte verwirk-licht werden. Probleme ergaben sich aus Vorbehalten auswärtiger Besitzer oder aus zu hohen Kosten für den Transport nach Trier. In einem weiteren Projekt sollen die zurzeit in der Katalogisierung befindlichen Eberhardsklausener Handschriften digita-lisiert werden. Eine Zusage der DFG steht noch aus.

›› STADTBIBLIOTHEK TRIER

Im 2. Halbjahr 2013 wurden ausführliche Sammlungskonzepte für einige Bestände der Abteilung Archive und Sammlungen erstellt, deren Empfehlungen ab 2014 sukzessive umgesetzt werden.

Aus dem umfangreichen Sammlungsbestand historischer und mo-derner Kinder- und Jugendbücher konzipierten die Auszubilden-

den der Universitätsbibliothek Dortmund die Ausstellung »Bücher für Kids von gestern«, die von Anfang November bis Mitte Dezem-ber 2013 in der UB gezeigt wurde. Die Ausstellung befasste sich mit einer Auswahl an Kinder- und Jugendbüchern der Bibliothek von 1700 bis heute.

›› UNIVERSITÄTSBIBLIOTHEK DORTMUNDDie Universitäts- und Stadtbibliothek Köln konnte vor kurzem eine unikale Inkunabel (GW 0530910N) erwerben, die aus dem 2009 verlassenen Redemptoristenkloster Roeselare in der belgischen Provinz Westflandern stammt. Es handelt sich um ein Breviarium Coloniense, das 1492 in Venedig gedruckt wurde.

Der Drucker ist Johann Hammann, der aus Landau stammte und sich im Kolophon Johannes Herzog nennt. Zwischen 1482 und 1500 druckte Hammann in Venedig 96 Werke, darunter zahlreiche

Breviere und Missalien für verschiedene Erzdiözesen (u. a. Passau, Utrecht, Toledo, Salisbury, Esztergom und Paris). Im Kolophon ist der Auftraggeber für den vorliegenden Druck genannt: Es handelt sich um den Kölner Bürger Gerhard Cluen von Amersfoort. Dieser lebte als Buchhändler in Köln; eine seiner Töchter heiratete Franz Birckmann, der wiederum Anfang des 16. Jahrhunderts einige Köl-ner Missale bei Hopyl in Paris drucken ließ. Ein weiteres Kölner Brevier druckte Johann Hammann 1498 ebenfalls in Venedig, dies-mal auf Kosten des Kölner Bürgers Johann von Ravesberg. Zwei

›› UNIVERSITÄTS- UND STADTBIBLIOTHEK KÖLN

der vier bekannten Exemplare dieser Ausgabe sind in der USB Köln vorhanden.

Das Breviarium ist eine Sammlung von Texten der kirchlichen Stundengebete. Der kleinformatige Druck beginnt mit dem Kalen-der, der in diesem Fall naturgemäß die Kölner Heiligen hervorhebt und die Festgrade angibt. Unter dem 23. Juli findet sich beispiels-weise das Fest der Übertragung der Gebeine der Hl. Drei Könige (Translatio trium regum, in rot) mit der Anweisung Summum, also höchster Festtag. Die Gebeine gelangten 1164 in die Domstadt, dies ist Anlass für das aktuelle Festjahr »850 Jahre Heilige Drei Kö-nige in Köln«. Im Oktober finden sich die beiden Ewalde (schwarz, Simplex), die Stadtpatrone Gereon, Ursula und auch Severin sind dagegen rubriziert mit der Anweisung Duplex. Es folgen das Psal-terium, die Proprien de Tempore und de Sanctis und das Commu-

ne Sanctorum. Der Druck ist zweispaltig rot und schwarz gesetzt. Auf Blatt 507 findet sich das Kolophon; es nennt das Druckdatum »Anno 1492 18. kal. octobris« (14. September). Ein handschriftli-ches Register ist angefügt, gefolgt von einem ebenfalls handschrift-lichen Text für die Vesper am Tag des heiligen Kunibert. Der stark nachgedunkelte Einband ist auf drei Doppelbünde gearbeitet; er trägt mittig auf beiden Deckeln eine ovale Darstellung, mutmaß-lich eine Madonna. Auf dem Vorderdeckel finden sich darüber ge-setzt die Initialen M (?) G M.

Von den elf bekannten Kölner Brevieren der Inkunabelzeit sind acht in Köln gedruckt worden, eins in Basel, zwei in Venedig. Mit dem Erwerb dieses Unikats kann die USB Köln nun sieben dieser Aus-gaben (einige davon in mehreren Exemplaren) in ihrer Sammlung vereinen.

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1 /14ENTDECKUNGEN / 1 /14

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Im Herbst konnte die Kartensammlung der ULB u. a. um eine Manuskriptkar-te des Niederrheins erweitert werden: »Les Cartes des ferrarij ne Designent Quems[!] Chemins, J'ai traié[!] sur ce plan Ceux qui in'out paru Les plus uti-les au servue des armées triomphantes de la République française«. Die sehr detailfreudige, farbig aquarellierte Tuschzeichnung entstand vermutlich um 1795 und verzeichnet in einem Maßstab von ca. 1:22.000 auch kleine Ortschaften und Güter. Zudem wurde die Plakatsammlung um 55 Karnevals-Plakate der 1950er bis 70er Jahre be-reichert.

Enzyklopädien und Lexika bilden durch unterschiedlich stark überar-beitete Auflagen, intertextuelle Be-züge und inhaltliche Übernahmen »Netzwerke des Wissens«. Diesen wid-met sich eine Lehrveranstaltung des Instituts für Geschichtswissenschaft der Heinrich-Heine-Universität Düs-seldorf. Sie war Anlass, die Erschlie-

ßung der vom Philosophischen Institut zusammengetragenen, umfangreichen Sammlung an Wissensliteratur zu ver-bessern.

Sondermittel des Landes Nordrhein-Westfalen ermöglichten die Individual-restaurierung von 19 Inkunabeln sowie die Ausstattung von sensiblen Objek-ten mit maßangefertigten Schutzverpa-ckungen.

Das 60-jährige Bestehen einer Veröf-fentlichung gab den Anstoß zur Aus-stellung »Späte Liebe in Düsseldorf – 60 Jahre Thomas Manns Erzählung Die Be-trogene«. Die in Zusammenarbeit mit der Thomas Mann-Gesellschaft (TMG) Düsseldorf konzipierte Ausstellung zeigt seit dem 21. November 2013 die vielfältigen Bezüge Thomas Manns zur Stadt Düsseldorf und dokumentiert die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der Erzählung.

›› UNIVERSITÄTS- UND LANDESBIBLIOTHEK DÜSSELDORF

Im Rahmen des Schwerpunktthemas 2013 »Vorsorge im Groß-format« der »Koordinierungsstelle für die Erhaltung schriftlichen Kulturguts« (KEK) erhielt die Mainzer Wissenschaftliche Stadtbi-bliothek als eine von 25 bundesweit ausgewählten Institutionen den Zuschlag für ihr Modellprojekt« Mainzer Druck- und Kultur-geschichte aus drei Jahrhunderten – Moguntine Kleinschriften im Großformat«. Durch die Fördermittel in fünfstelliger Höhe konnten 167 großformatige Mainzer Druckwerke geringen Umfangs in zwei Restaurierungswerkstätten (Darmstadt/Minden und Kassel) bear-beitet werden. Die Broschüren, Zeitungen, Mappen, Eintrittskar-ten, Orden und Plakate stammen aus der Zeit von 1626 bis 1939 und wiesen sehr heterogene Schadensbilder auf. Die überwiegend progressiven Schäden waren durch langjährige, intensive Benut-zung, unsachgemäße Reparaturen, schlechte Lagerung, Licht- und Feuchtigkeitseinwirkung sowie mechanische Beschädigungen ver-

ursacht. Jede weitere Benutzung der Objekte hätte unweigerlich Substanzverlust verursacht und war konservatorisch nicht mehr zu verantworten.

Der Auswahl der Objekte folgten ihre Zuordnung zu acht Scha-denskategorien, die Festlegung des pro Schadensklasse geltenden Arbeitsumfangs und die Einholung von drei unabhängigen Kosten-voranschlägen durch die Abteilungsleitung Bestandserhaltung. Im Rahmen der geforderten Eigenbeteiligung der besitzenden Insti-tutionen leistete die Stadtbibliothek vor- und nachbereitende Ar-beiten an den Objekten. Die für das Modellprojekt ausgewählten Kleinschriften der Moguntinensammlung spiegeln auf sehr vielfäl-tige Art 300 Jahre Mainzer Druckproduktion wider und stellen in ihrer Gesamtheit einen singulären Fonds für Historiker und Regio-nalforscher dar.

›› WISSENSCHAFTLICHE STADTBIBLIOTHEK MAINZ

ULB Düsseldorf: Plakat zur Ausstellung„Späte Liebe in Düsseldorf“

MOTTO DER „NACHT“ 2015:EMOTION – BIBLIOTHEKEN BEWEGEN!

Motto und Plakatmotiv der nächsten »Nacht der Bibliotheken« ste-hen fest. Und weil die NRW-weite »Nacht« 2015 in ihr zehntes Jahr geht und damit ein kleines Jubiläum feiert, hat sich die Planungs-gruppe des vbnw etwas Besonderes einfallen lassen. Unter dem Slogan »eMotion – Bibliotheken bewegen!« ist für Freitag, den 6. März 2015, dynamisches Programm mit viel Bewegung, Gefühl und Begeisterung gefragt.

BEWEGUNG, GEFÜHL, BEGEISTERUNGDas Motto deckt ein breites Spektrum dessen ab, was Bibliothe-ken für die Gesellschaft unverzichtbar macht. Bibliotheken brin-gen in Bewegung; sie bewegen geistig, emotional und körperlich. Ihre Nutzer bleiben fit. Sie sind ein Ort mit Wohlfühlfaktor, der Be-gegnung ermöglicht. Bibliotheken sind darüber hinaus selbst stän-dig in Bewegung: Sie entwickelt sich weiter, nutzen und bieten zu-kunftsweisende Medien, begleiten die Menschen mit modernen Angeboten auf dem Weg in die Zukunft. All dies umfasst das Mot-to der »Nacht« 2015:

› das kleine »e«: für die elektronischen Medien (E-Paper, E-Book, E-Videos, E-Audios),

› Motion: für Fitness, Beweglichkeit, Entwicklung, lebenslanges Lernen,

› Emotion: für die Begeisterung, die Bibliotheken wecken, aber auch die Begeisterung der Kunden für ihre Bibliothek.

Vor diesem Hintergrund können die rund 200 Bibliotheken, die sich regelmäßig an der »Nacht« beteiligen, ihr Programm breit aufstel-len. Aktionen rund um den Sport bieten sich an – ob da der Sport-moderator liest oder die Spinninggruppe ihre Räder für Höchstleis-tungen der Besucher zur Verfügung stellt. Die Bibliotheken können Kontakt zu Sportvereinen und Sportgrößen vor Ort knüpfen und nutzen. Warum nicht die Bambini-Handballmannschaften bei Bi-bliotheksrallye oder Konsolenspiel gegeneinander antreten lassen?

Zehn Jahre »Nacht«, da musste eine besondere Idee her. Initial-zündung gab der Landessportbund, der bei seinem Projekt »Wer-te im Sport« Crossboccia einsetzt, um Jugendliche anzuregen, über Fairplay, Würde, Verantwortung nachzudenken. Crossboccia, das mit »Säckchen« statt mit Kugeln gespielt wird, eignet sich hervor-ragend für Bibliotheken. Zum einen steht der Spaß an der gemein-samen Aktivität im Vordergrund, nicht der Wettbewerb. Zum an-deren verbindet es Generationen, da die Regeln einfach und die

Ansprüche an die Fitness gering sind. Das Freestyle-Boule bezieht die dritte Dimension mit ein und braucht wenig Platz. Crossboc-cia-Turniere über Bücherregale, Treppen und Tische, ein »Winner of the night« – eine überraschende Art, an Bibliothek und ihre An-gebote heranzuführen!

Für die »Nacht« möchte die Planungsgruppe die Crossboccia GmbH ins Boot holen, die das Freestyle-Boule erfand, als aufstrebende Trendsportart bei den Red-Bull-Games präsentierte und Meister-schaften organisiert. Das Unternehmen wurde im Rahmen des Wuppertaler Wirtschaftspreises als Wuppertaler Jungunternehmen 2012 ausgezeichnet. (mehr: www.crossboccia.com)

Neben Plakaten und Flyern, die den Bibliotheken dank der finan-ziellen Unterstützung der Sponsoren – bislang das Land NRW, der vbnw und die ekz – auch 2015 kostenfrei zur Verfügung gestellt werden können, sollen sie Crossboccia-Sets zum Spielen und als Gewinne erhalten. In welchem Umfang dies möglich sein wird, hängt davon ab, was an weiteren Sponsorenmitteln eingeworben werden kann.

ANMELDUNG AB 5. MAI 2014Fest steht aber: Die sportlich dynamische und emotionale »Nacht der Bibliotheken« 2015 wird durch Radiospots bewor-ben werden können. Und noch eine gute Nachricht: Auch dies-mal lobt der vbnw, der die »Nacht« jetzt zum 5. Mal orga-nisiert, unter den ersten hun-dert Bibliotheken, die sich an-melden, drei Büffets aus, mit denen diese ihre Besucher am 6. März 2015 verwöhnen können. Die Anmeldung ist ab Montag, 5. Mai, auf der Internetseite www.nachtder-bibliotheken.de möglich.

Susanne Larisch, vbnw

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ENTDECKUNGEN / 1 /14 KURZ & KNAPP / 1 /14

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Eingangsbereich der Friedrich-Ebert-Stiftung

Siebzehn Jahre – so lange liegt die letzte Renovierung der Bezirks-bücherei Bockum-Hövel zurück. 1996 wurde das letzte Mal Geld in die Hand genommen, um den Kunden neue Lesewelten zu eröff-nen. Damals ging es darum, die Räumlichkeiten auf der Halbeta-ge – ehemalige Büroräume – für die Bibliothek nutzbar zu machen. Eine weitere Neuerung damals: Die Einrichtung des Café Lese im hinteren Bereich der Bücherei. Dieses wird seitdem von einer Bo-ckum-Höveler ZwAR-Gruppe (Zwischen Arbeit und Ruhestand) be-trieben, die dort an drei Tagen in der Woche Kaffee und Kuchen anbietet.

Mit der Grundrenovierung 2013 wurde die Bezirksbücherei sowohl baulich, als auch von der Ausstattung her auf den modernsten Stand gebracht: Grundlegende Renovierungsarbeiten (u. a. frischer Anstrich, neuer Teppichboden) wurden durchgeführt. Ein großer Fortschritt für Rollstuhlfahrer: Die Bibliothek entspricht jetzt auch allen Anforderungen an die Barrierefreiheit. Dank neuester Biblio-thekstechnik geht die Verbuchung zukünftig noch schneller von-statten. Nicht zuletzt sorgen neue Wanddurchbrüche für mehr Licht im Inneren des Gebäudes und erhöhen die Aufenthaltsqua-lität wesentlich.

DAS NEUE FARBKONZEPT: GRÜNDie auffälligste Neuerung fällt dem Besucher schon ins Auge, be-vor er die Bezirksbücherei betritt: Wo vorher eine unscheinbare Bü-rotür Zugang gewährte, wird heute eine zwei Meter breite, dop-pelflügelige Glastür von einem dunkelgrünen Anstrich umrahmt. Grün, in Kombination mit heller Buche, das ist das neue Farbkon-zept der Bezirksbücherei. Aufgenommen wird die Farbe im Inne-ren von grünen Teppichböden, passenden Gardinen und hellgrü-nen Sesseln, die im Zeitschriftenbereich zum Verweilen einladen. Die Einrichtung, die aus einer aufgearbeiteten Verbuchungstheke sowie teilweise neuen Regalen besteht, bildet den farblichen Kon-trapunkt in heller Buche. Ein echter Hingucker ist die neue Treppe, die den tiefer gelegenen Eingangsbereich mit der oberen Halbeta-ge verbindet: Sie kann auch als Sitzgelegenheit bei Klassenführun-gen verwendet werden.

Auch im oberen Bibliotheksbereich hat sich einiges getan. Vor der Renovierung war die ehemalige Aufteilung in Einzelbüros stark zu erkennen. In mehreren, voneinander abgetrennten Räumen wur-den Krimis und Liebesromane präsentiert. In der Mitte befand sich ein dunkler Flur, viele Räumlichkeiten machten einen verlassenen Eindruck. Durch drei Durchbrüche wurde diese Situation grund-legend verändert. Der größte und wichtigste Durchbruch erlaubt nun einen Blick durch die gesamte Bücherei bis ins Café Lese, so dass das Café endlich eine direkte Anbindung an den Bibliotheks-betrieb hat. Zusätzliche, kleinere Durchbrüche bringen Tageslicht bis in den Flur. Nicht zu vernachlässigen ist die neue Akustikdecke, die im gesamten Bibliotheksbereich angebracht wurde. Diese sorgt dafür, dass trotz Cafébetriebes eine ruhige Lern- und Wohlfühlat-mosphäre gewährleistet ist.

BIBLIOTHEKSTECHNIK AUF DER HÖHE DER ZEITNicht nur im baulichen Bereich gibt es umwälzende Veränderun-gen in Bockum-Hövel. Die zweite große Neuerung in der Bezirks-bücherei ist die Einführung von RFID. Durch den Einsatz dieser neuen Technik wird künftig die Selbstverbuchung durch die Kun-den in der Zweigstelle ebenso möglich sein wie dies in der Zent-ralbibliothek Hamm bereits seit Einzug in das neue Gebäude der Fall ist.

Der größte Teil der Arbeit ist getan, aber noch ist nicht alles ge-schafft. Zwei wichtige Baustellen werden erst im Jahr 2014 abge-schlossen sein: Das Café Lese wird mit neuem Teppichboden und

BEZIRKSBÜCHEREI BOCKUM-HÖVEL ERSTRAHLT IN NEUEM GLANZ

CHRISTIAN HÜTTEMANNStadtbüchereien Hamm

Der Eingangsbereich wurde bewusst großzügig und frei gestaltet.

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DAS RHEINLAND IN BAYERN:BONNER BIBLIOTHEK BEI B3KAT

GABRIELE ROSEBibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung

Die Bonner Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung e. V. (FES) ist Teilnehmerin des B3Kat. Ein Kuriosum? Nur bedingt!

Die Friedrich-Ebert-Stiftung gehört zu den politischen Stiftungen und hat zwei Zentra-len in Bonn und Berlin. An ihrem »Stamm-sitz« in Bonn unterhält sie ihre Bibliothek, die mit über 900.000 Medieneinheiten die größte Spezialbibliothek zur deutschen und internationalen Arbeiterbewegung ist. Ihre Bestände wurden bisher im hbz-Ver-bundkatalog sowie im Kooperativen Biblio-theksverbund Berlin-Brandenburg (KOBV) nachgewiesen, denen die Daten offline zu-geliefert wurden. Als 19. Bibliothek aus dem Einzugsbereich des KOBV ist die FES-

Bibliothek nun Teilnehmerin am B3Kat, dem gemeinsamen Verbundkatalog des Bi-bliotheksVerbund Bayern und dem KOBV.

VERBUND NOTWENDIGVorausgegangen war ein Paradigmenwech-sel in Status, Arbeitsweise und technischer Grundlage der Bibliothek. Fast 20 Jahre lang arbeitete man mit Allegro, dessen Fle-xibilität und unkomplizierte Anpassung an die lokalen Bedürfnisse den Erfordernissen einer privat unterhaltenen Spezialbiblio-thek mehr als gerecht wurden. Katalog, Da-tenbanken und hauseigene Serviceleistun-

gen wurden mit Allegro intern entwickelt und gepflegt. Dennoch sah sich die FES-Bi-bliothek schließlich gezwungen, über Al-ternativen nachzudenken: Wegen ständig wachsender Datenmassen und zunehmen-der Schwierigkeiten innerhalb des hausei-

genen IT-Supports geriet Allegro an seine (Leistungs-)Grenzen und reagierte immer empfindlicher auf geringste Störungen im Netzwerk.

Ein weiteres, noch größeres Problem stell-ten die umfassenden Änderungen der bi-bliothekarischen Regelwerke dar: die Ein-führung der Gemeinsamen Normdatei GND mit gravierenden Regeländerungen sowie die geplante Umstellung auf RDA. Ohne die Unterstützung eines Verbundes sind diese Umbrüche für eine Bibliothek mit »Einzel-kämpferstatus« (aber großen, in hohem Maße unitären Beständen) nicht leistbar.

Eine Online-Verbundteilnahme erwies sich nun als zwingend.

Durch die bisherige Mitgliedschaft im KOBV erschien der nächste Schritt, nämlich in die gemeinsame Datenbank von KOBV und BVB zu gehen, nur konsequent. Als neues Bibliothekssystem entschied man sich für SISIS Sunrise.

HOCH SPEZIALISIERTIm Mai 2013 erfolgte die Migration des Al-legro-Katalogs in SISIS Sunrise, im Sep-tember wurden nun knapp 700.000 Da-tensätze in den B3Kat migriert, von denen rd. 200.000 als Dublette erkannt wurden. Die hohe Zahl von über 470.000 für den B3Kat neuen Titelaufnahmen verdeutlicht den einmaligen Charakter der Bibliothek mit einem hoch spezialisierten Bestand: die FES-Bibliothek sammelt schwerpunktmä-ßig Veröffentlichungen von Parteien und Gewerkschaften, sogenannte Graue Litera-tur – als Printversion wie auch als E-Mono – und bereichert damit die Verbunddaten-bank um eine Vielzahl von Unikaten.

In Bonn unterhält die Friedrich-Ebert-Stiftung mit über 900.000 Medieneinheiten die größte Spezialbibliothek zurdeutschen und internationalen Arbeiterbewegung.

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STADTBIBLIOTHEK NEUSS – MIT TOBIT SOFTWARE ZUR KOSTENLOSEN APP

SEBASTIAN STRATMANNStadtbibliothek Neuss

Die Tatsache, dass die Nutzung mobiler Ge-räte in den letzten Jahren stark zugenom-men hat, dürfte allgemein bekannt sein. Leider haben es bislang nur recht wenige Bibliotheken geschafft, eine eigene App für gängige Smartphones und Tablets anzubie-ten. Oft liegt das daran, dass es an den not-wendigen Möglichkeiten und Fähigkeiten mangelt. Die App soll ja nicht nur funkti-onal sein, sondern auch modern aussehen und kompatibel mit verschiedenen Syste-men sein. Mittlerweile gibt es allerdings ei-nige Anbieter, die einem die Sache erleich-tern und zum Teil sogar kostenlose Apps anbieten.

DATEN DER FACEBOOKSEITEDie Stadtbibliothek Neuss hat sich für den Anbieter Tobit Software entschieden, da die kostenlose App, basierend auf dem von To-bit Software angebotenen Produkt Chayns, auf die Daten der schon vorhandenen Face-bookseite zugreift. Der in der App angezeig-te Newsstream entspricht den Beiträgen der Facebookseite der Neusser Bibliothek. Auch die angezeigten Bilder und Veranstal-tungstermine stammen von dort. Einen Rei-ter innerhalb der App kann man mit einer individuellen URL hinterlegen. Dort haben die Neusser den OPAC untergebracht. Es besteht zudem noch die Möglichkeit, einen RSS-Feed einzubinden. Die Quelle kann beispielsweise ein Blog oder die Home-page sein. Das alles ist tatsächlich kos-tenlos, kostenpflichtig sind dagegen Systemänderungen. Wenn beispiels-weise das Logo oder die Beschrei-bung der App verändert werden soll, verlangt Tobit Software eine Pau-schale (momentan liegt diese bei 35 Euro). Bei der Einrichtung der App sollte man daher auf diese Eingaben achten. Andere Anpas-sungen lassen sich aber jederzeit durchführen.

Über die Facebookseite kann der Anwender die App admi-nistrieren und Statistiken ein-sehen und sich so informie-ren, wie seine App für die unterschiedlichen Geräte genutzt wird. Nutzerda-ten werden nicht erfasst. Nur wer sich innerhalb der App über Facebook-Connect anmeldet, kann Kommentare und Likes di-rekt posten.

AUTOMATISCHE VERÖFFENTLICHUNGChayns ist eine unkomplizierte Variante, um schnell eine ansehnliche App zu erstel-len. Tobit Software kümmert sich auch um die Veröffentlichung der App in den Stores von Google, Apple, Windows und Black-berry. Bis diese dort veröffentlicht wer-den, können allerdings mehrere Wochen vergehen. Weitere Informationen sind di-rekt beim Anbieter unter http://tobit.com/chayns zu finden.

Anstrich ans Farbkonzept angepasst. Außerdem wird zwischen Café und Bücherei eine Glastür eingesetzt. Diese wird die optische Zusammengehörigkeit der beiden Einrichtungen sicherstellen, bie-tet jedoch einen effektiven Schallschutz, was vor allem den Lern-gruppen entgegenkommt.

FINANZIERUNG DURCH EIGEN- UND SPONSORINGMITTELDas gesamte Projekt aus Eigenmitteln zu finanzieren, war auf-grund der angespannten Haushaltslage nicht möglich. Daher kam das Geld aus verschiedenen Quellen. Die Umbauarbeiten wurden komplett aus städtischen Mitteln finanziert. Für Einrichtung und Technologie wurden insgesamt 50.000 Euro aufgebracht. Hier ent-fielen im Rahmen eines Landesmittelprojektes 70 % auf das Land Nordrhein-Westfalen. Die restlichen 30 % brachten Sponsoren und die Kommune auf.

NEUE RÄUMLICHKEITEN, NEUES PRÄSENTATIONSKONZEPTDie neue räumliche Aufteilung wurde als willkommener Anlass ge-sehen, auch das Präsentations- und Aufstellungskonzept zu überar-

beiten. Ganz dem großen Vorbild Zentralbibliothek folgend bleibt der Eingangsbereich frei und wird linker Hand von der großen Ver-buchungstheke dominiert. Während früher die gesamte Kinderbü-cherei in diesem großen Raum untergebracht war, bleibt er nun Ar-beitsgruppen und der Literatur für jüngere Kinder (Bilderbücher, Erstlesealter) und deren Eltern (Elternratgeber) vorbehalten. Au-ßerdem wird rechter Hand das digitale Medienangebot in Form von DVDs und Hörbüchern präsentiert. Ebenfalls steht hier der Kundenzugang zum Internet.

Das Medienangebot für Kinder ab ca. neun Jahren ist nun auf der oberen Halbetage untergebracht. Nahtlos angegliedert sind die entsprechenden Bereiche der Erwachsenenliteratur. Da die Über-gänge hier teils fließend sind, haben wir uns bewusst zu einer en-gen räumlichen Anbindung entschlossen. Die Leseecke, die auch das Zeitschriftenangebot beherbergt, wurde mit drei großen Ses-seln sowie einem niedrigen Couchtisch ausgestattet.

ERZÄHLFESTIVAL IN GELSENKIRCHENVERA PIONTEK-KREBBERStadtbibliothek Gelsenkirchen

Ursprünglich entstand das inzwischen jähr-lich stattfindende Erzählfestival in Gelsen-kirchen als Begleitprogramm zum Mär-chenkongress im Kulturhauptstadtjahr 2010. Das Interesse am erzählerischen Vor-trag erwies sich als so groß, dass das Refe-rat Kultur aus der Veranstaltung schon im Folgejahr ein Erzählfestival mit umfangrei-chem Programm für Kinder und Erwachse-ne konzipierte. Im Vormittagsbereich fin-den Aktionen an Schulen statt, nachmittags in der Kinderbibliothek, den Stadtteilbiblio-theken und weiteren Einrichtungen. Erzäh-lerinnen und Erzähler aus dem gesamten Bundesgebiet werden eingeladen. Am Wo-chenende werden im gesamten Stadtgebiet regelmäßig Vorträge für Familien und Er-wachsene angeboten. Glanzvoller Schluss-punkt eines jeden Erzählfestivals ist eine Abendveranstaltung mit mehreren Erzäh-lern für Erwachsene, die auch schon mal ei-nen echten Rittersaal als Kulisse nutzt.

An diesem Konzept haben die Organisato-ren auch 2013 festgehalten. Die Stadtbi-bliothek, hier die Kinderbibliothek und drei Stadtteilbibliotheken, sind als Erzählorte bereits von Anfang an dabei und garantie-ren den Vortragenden immer viel Publikum, das sich aus Einzelpersonen sowie Gruppen von Tages- und Offenen Ganztagseinrich-tungen zusammensetzt. Es freut die Veran-stalter, dass die meisten der circa einstündi-gen Angebote schon vorab ausgebucht sind. Sie machen nicht nur Publikum und Erzäh-ler glücklich, sondern bescheren der Stadt-bibliothek fünf kostenfreie Veranstaltun-gen bei freiem Eintritt. Die Stadtbibliothek ist ein zuverlässiger Partner, und so freuen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf das nächste Erzählfestival, das aus or-ganisatorischen Gründen nicht 2014, son-dern voraussichtlich zu Beginn des Jahres 2015 starten wird.

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4.Gelsenkirchener

02.11.–24.11.2013

Info- und Kartentelefon: 0209 – 988 22 82

Internet: erzaehlfestival.gelsenkirchen.de

Eine Programmlinie aus RUHR.2010 wird fortgesetzt

27 Veranstaltungenüberall in der Stadt

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BIRGIT LANGSHAUSEN IST NEUEDEZERNENTIN FÜR DENREGIERUNGSBEZIRK ARNSBERG

Birgit Langshausen ist neue Dezernentin für das Öffentliche Bibliothekswesen im Regie-rungsbezirk Arnsberg. Am 2. Januar 2014 hat sie – nach einem Umzug von Essen, wo sie die Bibliothek des Museums Folkwang leitete, – ihre Tätigkeit bei der Bezirksregie-rung Arnsberg aufgenommen.

Die Schwerpunkte ihrer Arbeit beschreibt sie so: »Es geht mir nicht nur um die Förde-rung und Beratung der Bibliotheken, son-dern auch um deren Begleitung. Der Wan-del der Bibliotheken von der klassischen Bibliothek zum Lernort in digitalen Wel-ten bestehend aus der Datenbank- und In-ternetrecherche, mit Gaming-Angeboten und Makerspace bedeutet für viele Kolle-ginnen und Kollegen die Akzeptanz eines sich völlig verändernden Berufsbildes und eine komplexe Neukonzeption der Biblio-theken. Es gilt, Kollegen mitzunehmen und neue Kunden für interessante Angebote der Bibliothek zu gewinnen.«

Birgit Langshausen möchte wichtige Ver-änderungsprozesse im Öffentlichen Biblio-thekswesen mitgestalten und die Beteilig-ten dabei unterstützen. »Die Bibliotheken müssen in ihrer Zielsetzung unterstützt werden, sich neu auszurichten. Hilfen für ein Veränderungsmanagement von Biblio-theken können Coaching-Programme, die Einführung neuer Medien oder Zielgrup-penarbeit mit unterschiedlichen Benutzer-kreisen sein«, erläutert sie. Ihr ist bewusst, dass auf die Mitarbeiter der Bibliotheken viel Neues zukommt. »Wir müssen Mög-

lichkeiten entwickeln, um sie bei dem Ver-änderungsprozess zu begleiten und Wege aufzeigen, wie die Neuausrichtung unter-stützt werden kann«, sagt sie. Dabei gelte es, für einzelne Bibliotheken ganz individu-elle Lösungen zu finden. Vor dem Hinter-grund knapper öffentlicher Kassen stehen Bibliotheken vor großen Herausforderun-gen. Keine leichte Aufgabe, gerade wenn Bibliothekare, die aus dem Dienst ausschei-den, nicht durch neu-es Fachpersonal ersetzt werden können. »Hier sind neue Konzepte und kreative Ideen ge-fragt. Dabei sind wir gern behilflich«, so Bir-git Langshausen.

Sie spart aber auch nicht mit Lob für das Erreichte: »Mit guten Ideen und viel Enga-gement werden Prei-se für Migrationsarbeit und Leseförderung ge-wonnen, lange Bibliotheksnächte durch-geführt, E-Book-Angebote fast flächende-ckend realisiert, Bildungspartnerschaften mit Kitas und Schulen gelebt, Bibliotheken zu modernen Lernorten umgestaltet, Pira-tenfahrten durch Bücherregale organisiert, Erzählkreise gegründet, die die Geschich-te der Region aufzeichnen. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.« Die hohe Motiva-tion und die Leistungen der Bibliotheksmit-

arbeiter wahrnehmbar darzustellen, gehört zu ihren Zielen.

Birgit Langshausen, die an der Fachhoch-schule für Bibliotheks- und Dokumentati-onswesen (FHBD) in Köln Öffentliches Bi-bliothekswesen studierte, freut sich auf eine spannende Aufgabe jenseits jeder Routine und auf interessante Gespräche mit Kolle-

ginnen, Kollegen und kommunalen Unter-haltsträgern. Birgit Langshausen, Jahrgang 1967, war nach ihrem Studium Leiterin der Autobücherei Mainz, studierte dann zusätz-lich Germanistik und Philosophie in Bonn. Nach dem Magister waren das Auswärtige Amt, die Dienstbibliothek des Sächsischen Staatsarchivs und die Museumsbibliothek der Stiftung Museum Schloss Moyland ihre beruflichen Stationen.

›› PERSONALIE

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Das Gefangenen-büchereiwesen in Deutschland ist untrennbar mit ei-nem Namen ver-bunden – dem von Gerhard Peschers. So überrascht es auch nicht, dass er Herausgeber des vorliegenden Kom-pendiums ist. Ger-

hard Peschers ist nicht nur verantwortlich für die Fachstelle Gefangenenbüchereiwe-sen in NRW mit Sitz in der Justizvollzugs-anstalt Münster und für die dortige Gefan-genenbücherei, sondern auch Vorsitzender des von ihm initiierten Fördervereins Ge-fangenenbüchereien e. V. und Sprecher der AG der Gefangenenbüchereien in der Sekti-on 8 des dbv.

Mit »Bücher öffnen Welten« liegt seit dem Erscheinen der »Bibliotheksarbeit in Justiz-vollzugsanstalten« (JVAs) 1986 zum ersten Mal wieder ein Fachbuch zu dem Thema in Deutschland vor. Es ist als Sammelband konzipiert, der im ersten Teil nach Gruß-worten und einer Einführung einen Über-blick über das Gefangenenbüchereiwesen in Deutschland gibt. Gerhard Peschers stellt dessen Geschichte dar. Dabei weist er selbst darauf hin, dass es bezüglich der DDR an einer Aufarbeitung des Themas fehlt. So liegt denn auch die Stärke dieses Artikels in der Darstellung von den ersten Anfängen 1848 bis 1945. Die Zusammenfassung der gesetzlichen Grundlagen durch Heribert Ostendorf zeigt, dass zwar jede JVA ein Bi-bliotheksangebot haben sollte, jedoch keine Standards formuliert werden.

Es folgen bei den Darstellungen aus ein-zelnen Bundesländern die Vorzeigeobjek-te in den Stadtstaaten Bremen und Ham-

burg, wo anders als in den Flächenländern die Träger der JVAs und der Öffentlichen Bibliotheken identisch sind und die Büche-reien in den Anstalten in die städtischen Bi-bliothekssysteme integriert sind und sein können. Als Flächenländer sind Rheinland-Pfalz und NRW vertreten, wobei beim letz-teren die Darstellung der Arbeit in der JVA Münster breiten Raum einnimmt.

An dieser Darstellung wird deutlich, was möglich ist, wenn ein engagierter Bibliothe-kar die Verantwortung innehat und hartnä-ckig deren Entwicklung vorantreibt. Glei-ches ist auch das Fazit aus dem Bericht über den Förderverein Gefangenenbüche-reien. Mit diesem gelingt es Peschers, sein Anliegen einer qualitätsvollen Bibliotheks-arbeit im Vollzug über die Grenzen seines beruflichen Aufgabenfeldes hinaus in ganz Deutschland voranzubringen und Öffent-lichkeit herzustellen. Hier wird deutlich, warum diese Bücherei 2007 als »Bibliothek des Jahres« ausgezeichnet wurde.

Der zweite Teil des Buches widmet sich dem Gefangenenbüchereiwesen im Aus-land. Hierbei handelt es sich u. a. um die Übersetzung von Beiträgen aus der ameri-kanischen Zeitschrift »Library Trends« 59:3 (2011), die den Blick über den Tellerrand nach Nordamerika, ins westeuropäische Ausland und nach Japan ermöglichen. Ab-gerundet wird der globale Teil mit Projek-ten von Goethe-Instituten in Palästina, Ar-gentinien, Brasilien und Peru sowie den IFLA-Richtlinien für Gefangenenbüchereien.

Das Werk bietet eine Fülle von Informatio-nen – besonders für die Menschen, die im Justizvollzug auf diesem Gebiet tätig sind. Aber es ist auch eine wahre Fundgrube für die bibliothekarische Fachwelt, besonders für die Lehrenden und Lernenden an den Fachhochschulen. Hier wird ein besonde-

rer Bereich der sozialen Bibliotheksarbeit in umfassender Form beleuchtet.

Neben der reinen Sachinformation hat der Band eine starke emotionale Komponente. So ist es dem Autor gelungen, sehr persön-lich geprägte Grußworte ganz unterschied-licher Menschen zusammenzutragen, u. a. von Günter Kunert und dem ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler, der ganz subjektiv sein Erleben bei einer Lesung in der JVA Münster schildert – natürlich auf Einladung von Gerhard Peschers. Das Werk ist illustriert mit Graphiken aus der Aus-stellung »Libertree«, an deren Anfang sein Traum vom Bücherbaum stand, der Gefäng-nismauern überwindet und die Menschen auf beiden Seiten der Mauer miteinander verbindet.

Das Buch endet mit Schlüsselwörtern, die der Herausgeber bei Wegbegleitern seiner Arbeit eingefordert hat – passend zu dem Titel »Bücher öffnen Welten«. Und letztend-lich wäre Gerhard Peschers nicht er selbst, wenn seine Forderung nach einer besse-ren Ausstattung der Gefangenenbüchereien und nach mehr Aufmerksamkeit für diesen Zweig der Bibliotheksarbeit das Buch nicht wie einen roten Faden durchzöge. Eines ist sicher, weil er nicht locker lässt und jede Ge-legenheit ergreift, neue Kontakte zu knüp-fen, wird er noch viel auf seinem Weg errei-chen. Das Buch legt ein Zeugnis davon ab.

Monika Rasche, Stadtbibliothek Münster

Gerhard Peschers, Förderverein Gefangen-büchereien e. V. (Hrsg.): Bücher öffnen Wel-ten. Medienangebot für Menschen in Haft in Deutschland und international. Berlin, Bos-ton: De Gruyter Saur 2013, 416 S., Abb. – 69.95 Euro – ISBN 978-3-11-030865-5 (Bi-bliotheks- und Informationspraxis 54)

›› REZENSION

BÜCHER ÖFFNEN WELTEN – MEDIENANGEBOT FÜR MENSCHEN IN HAFT

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Die Arbeit hat sich gelohnt: Stolz nahmen die 14 Absolventinnen des Kurses »Experten für das Lesen« (Foto links unten) Ende Feb-ruar 2014 in Dortmund ihre Zertifikate entgegen. Die Präsentation der Abschlussprojekte vor zahlreichen Gästen begeisterte nicht nur die beiden Dozentinnen des Kurses, Prof. Dr. Gudrun Marci-Boehn-cke (rechts) und Corinna Wulf (links) von der TU Dortmund. Be-ate Möllers vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW (2. von rechts) beglückwünschte die Teilnehmerinnen zum erfolgreichen Abschluss. Am 11. März 2014 starteten erneut zwei Zertifikatskurse »Experten für das Lesen« als Kooperation des Ministeriums und des ZBIW der Fachhochschule Köln.

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›› MELDUNGEN

›› WACHSTUM FÜR BIBLIOTHEKEN UND TEAMS ERREICHT

Der BiblioFreak-Pilottest wurde erfolgreich beendet: Den fünf Öf-fentlichen Bibliotheken, die die Aufmerksamkeits-Kampagne zwi-schen Juli 2013 bis Ende Januar 2014 erprobt haben, gelang es, Nutzer und Interessenten zu gewinnen. Der Abschlussbericht zum Test, an dem sich für Deutschland die Bibliotheken aus Mettmann und Leverkusen beteiligten, liegt nun den nationalen Bibliotheks-verbänden von Deutschland, Österreich und der Schweiz vor. Für den Testlauf der Kampagne, die auf der Frage »Welcher Freak steckt in dir?« aufbaut, arbeitete OCLC eng mit der ekz.bibliotheksservice GmbH und den Bibliotheksverbänden zusammen. Der Testbericht findet sich unter www.bibliofreak.de.

›› WETTBEWERB „KOOPERATION. KONKRET.“ MIT NEUEM KONZEPT

Bereits 2013 hatte die »Landeszentrale für politische Bildung NRW« mit dem vbnw eine Lesereise für fünf kleinere und mittle-re Bibliotheken organisiert. Diese erfolgrei-che Kooperation wird im Herbst 2014 mit einer Lesetour der Autorin Jennifer Teege

(»Amon«) fortgesetzt. Das Interesse an der für die Bibliotheken kostenlosen Teilnah-me war enorm: Aus rund 50 Rückmeldun-gen wurden die ÖBs in Neunkirchen, Bad Salzuflen, Kleve, Nettersheim und Vreden als Veranstaltungsorte ausgewählt. Wegen

der großen Resonanz wird eine weitere Le-sereise mit Anna Kuschnarowa (»Kinshasa Dreams«) organisiert. Im März las zudem Philip Oprong Spenner (»Move on up«) in den Bibliotheken in Erkrath und Neuenra-de. Bernd Jeucken

›› VERWALTUNG VON E-BOOK-SAMMLUNGEN AUTOMATISIERT

›› „EXPERTEN FÜR DAS LESEN“ ERFOLGREICH ABGESCHLOSSEN

›› HOHER BESUCH IN BIELEFELD

›› „CHANCEN 2014: ERFOLGSFAKTOR BIBLIOTHEKSSTRATEGIE“

›› JUGENDBUCHAUTOREN GEHEN ERNEUT AUF NRW-BIBLIOTHEKSREISE

Hoher Besuch in der Stadtbibliothek Bielefeld! Hier trug sich Bun-despräsident Joachim Gauck in das Goldene Buch der Stadt ein, nachdem er mehrere Einrichtungen in der Region Ostwestfalen-Lippe besucht hatte. Unter anderem hatte sich das Staatsoberhaupt über die in der Stadtbibliothek beheimatete Freiwilligenagentur Bielefeld e.V. informiert.

Beim Fototermin: Andrea Vahrenhorst von der Freiwilligenagentur, Kulturministerin Ute Schäfer, Bundespräsident Joachim Gauck und Oberbürgermeister Pit Clausen.

Die Konferenz »Chancen 2014«, die der dbv, der Berufsverband Information Biblio-thek (BIB) und die ekz.bibliotheksservice GmbH im Februar 2014 in Berlin veran-stalteten, konnte die Erwartungen erfül-len. »Eine überzeugende Veranstaltung, die ihren Anspruch durch anregende Referen-ten und die innovative World-Café-Metho-de voll eingelöst hat«, sagte Barbara Brock-amp, Leiterin der Stadtbibliothek Minden.

Hannelore Vogt, Direktorin der Stadtbiblio-thek Köln, lobte: »Obwohl ich viel zum The-ma weiß, konnte ich neue und inspirierende Gedanken mitnehmen.« Bei der Konferenz stand neben Fachvorträgen zu Themen aus Wirtschaft, Politik und der internatio-nalen Fachwelt der aktive Austausch in ei-nem World-Café auf dem Programm. Das große Thema der Konferenz, zu der rund 180 Gäste aus Deutschland, Schweden und

der Schweiz ins Berliner Ellington Hotel ge-kommen waren: der »Erfolgsfaktor Biblio-theksstrategie«. Als anregend erwies sich der interaktive Baustein der Konferenz mit der sogenannten World-Café-Methode. Da-bei formulierten die Teilnehmer in Gruppen an wechselnden Tischen nicht nur Ziele für eine individuelle Bibliotheksstrategie, son-dern konnten bereits Ansätze für die eige-ne Umsetzung mit nach Hause nehmen.

Der Wettbewerb »Kooperation. Konkret.« erscheint in neuem Ge-wand: Ab sofort sucht die Medienberatung NRW Kooperationskon-zepte, die sich mit vielfältigen Formen des Erinnerns auseinander-setzen. Diese sollten modellhaft für die Zusammenarbeit von Schule und außerschulischem Lernort sein und im Schuljahr 2014/2015 realisiert werden können. Bibliotheken mit ihren vielfältigen histo-rischen Beständen sind zur Teilnahme eingeladen. Drei ausgewähl-te Konzeptideen erhalten ein Preisgeld von jeweils 1.000 Euro. Die Ergebnisse werden auf dem Bildungspartnerkongress im Herbst 2015 präsentiert. Einsendeschluss ist der 30.6.2014. Weitere Infor-mationen unter: www.kooperation.konkret.nrw.de.

Durch Kooperation von OCLC mit der E-Book-Sparte von ProQuest wird die Aktualisierung der E-Book-Bestände von ebrary und EBL (Ebook Library) in WorldCat und Bibliothekskatalogen automa-tisiert und Bibliotheksnutzern der Zugriff auf Titel durch aktuel-le Links erleichtert. Bibliotheken können jetzt mit ebrary und EBL vereinbaren, dass die Bestandsdaten ihrer gekauften Sammlungen und DDA-Repositorys für OCLC bereitgestellt werden. Die Daten werden in die WorldCat Knowledge Base geladen, die den Zugriff auf Informationen zu den elektronischen Ressourcen von Bibliothe-ken per Link ermöglicht. Die Bestände und der Zugang zu E-Books werden für die mit OCLC katalogisierenden Bibliotheken auf dem aktuellen Stand gehalten, ohne dass ein manuelles Eingreifen der Bibliotheksmitarbeiter erforderlich ist.

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SO WIRBT LEGO FÜR SEINE BIBLIOTHEKARIN: „PSSST, RUHE!“

›› MIT DER „SAG’S IHM!“-KAMPAGNE BEDÜRFNISSE ANMELDEN

›› SAMMLUNGEN UND AKTIONEN ZUM 1. WELTKRIEG

Bibliotheksleitungen müssen politisch den-ken, wenn ihre Häuser zukunftsfähig blei-ben sollen. Dies war eine der zentralen For-derungen der 1. Bibliothekskonferenz in NRW. Der vbnw unterstützt die Öffentli-chen Bibliotheken dabei jetzt mit der Kam-pagne »Sag’s ihm!«. Mit Postkarten und Plakaten, die auf der Internetseite www.bi-bliotheken-nrw.de zum Herunterladen be-reitstehen, sollen Bibliotheken Kommu-nalpolitikerinnen und -politiker auf ihre Leistungen und Bedürfnisse aufmerksam machen. Der konkrete Anlass: Die Kommu-nalwahl in NRW am 25. Mai 2014. Öffentli-

che Bibliotheken sollten alles daran setzen, in den Wahlkampfprogrammen der Partei-en Erwähnung zu finden. Sie können zu diesem Zweck selbst initiativ werden, aber auch ihre Nutzer und die Mitglieder der Fördervereine anregen, sich zum Beispiel mit einer »Sag’s ihm!«-Postkartenaktion für die Sache ihrer Bibliothek stark zu machen. Der Bericht der NRZ zur Aktion der Stadt-bücherei Rheinsberg findet sich ebenfalls auf der erwähnten Internetseite.

Das Webportal »Kriegssammlungen in Deutschland 1914-1918« der Arbeitsgemeinschaft der Regionalbibliotheken des dbv ist online (www.kriegssammlungen.de). Die Webseite macht das überlieferte Sammlungsmaterial zum Jahrhundertgedenken spartenübergrei-fend vernetzt zugänglich und weist 235 Sammlungen des Ersten Weltkriegs und die ihnen bis heute verbliebenen Sammlungsmate-rialien nach. Zwischen 1914 und 1918 legten Bibliotheken, Archive, Museen, Behörden und Privatpersonen überall im Deutschen Reich Kriegssammlungen an, in denen der Erste Weltkrieg als »große Zei-

tenwende« akribisch dokumentiert wurde. Besonders engagiert da-bei waren die wissenschaftlichen Landes- und Stadtbibliotheken, die heute in der Arbeitsgemeinschaft der Regionalbibliotheken des dbv organisiert sind. Auch in Nordrhein-Westfalen nehmen viele Kommunen, aber auch Bibliotheken den Kriegsbeginn vor 100 Jah-ren zum Anlass, mit Aktionen, Ausstellungen und Veranstaltungen daran zu erinnern. Der vbnw möchte auf seiner Internetseite die Veranstaltungen sammeln, die die Bibliotheken im Land anbieten. Informationen bitte an: [email protected].

Die Bibliothekarin liebt Bücher über al-les, schreibt der Spielzeughersteller Lego. »Beim Lesen kann sie spannende Abenteu-er in fernen Ländern erleben, Wissenswer-tes über fremde Menschen und Kulturen erfahren und Poesie, klassische Literatur, Science Fiction und vieles mehr kennenler-nen. Wenn doch nur alle Menschen so ger-ne lesen würden wie sie – die Welt wäre bestimmt viel schöner! Und ruhiger! Die Bi-bliothekarin legt großen Wert darauf, dass

Bücher mit dem nötigen Respekt behandelt werden. Eselsohren mag sie gar nicht, und sie besteht darauf, dass Lesezeichen ver-wendet werden. Außerdem verpasst sie al-len Büchern einen Schutzumschlag und achtet darauf, dass die Seitenränder nicht vollgekritzelt werden. Das Schlimmste, was man ihr jedoch antun kann, ist, die Leih-frist zu überziehen!« Auch Sterne (maximal 5) für besondere Fähigkeiten werden verge-ben: Kraft (3), Kreativität (4), Tempo (2)!

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