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1 /16 k 14402 IM FOKUS: E-LEARNING UND BIBLIOTHEKEN IM FOKUS E-Learning − was ist das eigentlich? IM FOKUS Informationskompetenz – die lohnen- den Mühen der Ebenen IM FOKUS E-Learning – eine Chance für Hochschulbibliotheken? IM FOKUS UB Bielefeld – E-Learning meets Social-Media-Marketing IM FOKUS UB Wuppertal – Online-Tutorials zur Literaturrecherche DENKANSTÖSSE Wie man sich durch lautes Singen selbst Mut macht! VERBAND E-Books – vbnw positioniert sich in neuer politischer Debatte

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IM FOKUS: E-LEARNING UND BIBLIOTHEKEN

IM FOKUS E-Learning − was ist das eigentlich?

IM FOKUS Informationskompetenz – die lohnen-den Mühen der Ebenen IM FOKUS E-Learning – eine Chance für Hochschulbibliotheken?

IM FOKUS UB Bielefeld – E-Learning meets Social-Media-MarketingIM FOKUS UB Wuppertal – Online-Tutorials zur LiteraturrechercheDENKANSTÖSSE Wie man sich durch lautes Singen selbst Mut macht!VERBAND E-Books – vbnw positioniert sich in neuer politischer Debatte

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EDITORIAL

Dieser Tage berichtete die Süddeutsche Zeitung (SZ) über eine Studie der Univer-sität Oxford zur Zukunft der Arbeit. Welche Berufe haben eine Chance zu überleben? Bis zu 50 % der Arbeitsplät-ze seien bedroht. Dazu hat

die SZ einen Algorithmus geschaltet, der ausgibt, welche Zukunft einem Beruf beschieden ist: »Wie wahrscheinlich ist es, dass ich durch einen Computer ersetzt werde?« Ein Grundschullehrer hat mit 0,4 % eine nur geringe Wahrscheinlichkeit. Stabil ist auch der IT-Entwickler von Apps, während der Mitarbeiter im IT-Support und der Bibliothekar eher hoffnungslose Fälle sind. Mit einer Wahr-scheinlichkeit von 65 % werden sie durch Roboter ersetzt. Nun wis-sen wir nicht, welche Parameter im Hintergrund geschaltet sind, aber immerhin, die Aussage steht.

Schlechte Zeiten für Bibliothekarinnen und Bibliothekare? Davon war auf dem 6. Bibliothekskongress in Leipzig (14. bis 17. März) wenig zu spüren. 3.800 Teilnehmende, 140 Aussteller und gefühlt 300 Veranstaltungen signalisierten eher Stabilität, Aufgabenbreite und Selbstbewusstsein und weniger Weltuntergangsstimmung. Das Kongressthema »Bibliotheksräume – real und digital« umspannte die Breite des bibliothekarischen Kosmos und ließ damit die not-wendige thematische Breite zu. Der BID und allen Veranstaltern sei für einen gelungenen Kongress gedankt!

Die Digitalisierung der beruflichen und sozialen Umwelt, des Leh-rens, Lernens und, jetzt schon berufsspezifisch, des Kuratierens von Informationsressourcen und des Aufbereitens und Vermittelns war selbstverständlich das omnipräsente Grundrauschen der Beiträ-ge, die von der Leseförderung mit Tablets bis zu Big Data reichten. Das Kongressgeschehen dominierte die Vielzahl von Themen aus einer in den letzten Jahren immer spannender gewordenen Praxis. Das reichte von der aktuellen Urheberrechtsnovellierung über die E-Book-Lizenzierungsverweigerung großer Publikumsverlage und der Frage der Sonntagsöffnung bis hin zu Themen wie Implemen-tierung von Dokumentenmanagementsystemen (DMS), Digitali-sierungsstrategien und Langzeitspeicherung. Weitere Themen: die Implementierung von RDA, die »Discoverability« von Dokumenten und Daten, aber auch der Auskunftsdienst ganz real im Hier und Jetzt sowie die essentielle Frage der Sichtbarkeit der eigenen Leis-tungen und die Vermittelbarkeit von Bedarfen.

Und die Zukunft à la SZ? Meine private, nicht repräsentative und völlig zufällige Umfrage in Leipzig unter Kollegen begann jeweils mit einer gewissen Verblüffung, wenn ich von der SZ-Abfrage be-richtete. Ja, hieß es, die hohe Wahrscheinlichkeit korrespondiere durchaus mit einer gewissen Angst vor z. B. sozialen Netzwerken, auf die man sich nicht einlassen wolle. Man starre mit verengtem Blick auf diese Schlange und übersehe die Möglichkeiten, die sich böten. Ja, hieß es zustimmend, der »Bücherwurm sei ohne Chan-ce«, ebenso die »Buchvermittler«. Wahrnehmungsverweigerung sei kein Ausweg. Gefordert seien Flexibilität, Offenheit gegenüber me-dienpädagogischen und didaktischen Ansätzen. Die Bibliothek sol-le als lebender Organismus begriffen werden, man sei Informati-onsspezialist. Vieles hänge von den Berufsbildern ab, die in den Köpfen des Nachwuchses existierten.

Eine besondere Farbe in den Kongress brachte die Partnerschaft mit den USA vor allem in Person der Vorsitzenden der American Li-brary Association (ALA), Sari Feldman. Bibliotheken seien weder obsolet, noch »nice to have« – so ihre Botschaft. Bibliotheken seien hervorragende Ort der digitalen Inklusion, des Zugangs zu Compu-tern und Orte des kooperativen Lernens und Arbeitens. »Und das braucht die Unterstützung von hochqualifizierten Bibliothekaren, die individuelles Lernen in formalen und informalen Umgebungen ein Leben lang begleiten können. Ich bin überzeugt, wir erleben eine aufregende Renaissance für Bibliotheken«, so Sari Feldman.

Noch eine Bemerkung zum Erscheinungsbild der Bibliotheken: In den letzten Jahren sind interessante neue Bibliotheken gebaut und ausgestattet worden. Viele mit einem expliziten Willen zur Gestaltung hochwertiger Räume − architektonisch und gestalte-risch. Viele mit moderner Automatisierungstechnik mit interessan-ten Ideen wie selbstverbuchenden Regalen, Tablet-Schränken oder Zugangstechnik wie die »24-Stunden-Bibliothek«. Hier ist vieles in Bewegung, und die Firmenausstellung spiegelte dies. Modernität, Charakter und Angebot profilieren Bibliotheken als Partner von Bil-dung und Wissenschaft.

Ein Leben ohne Bibliotheken ist möglich, aber sinnlos.

ENDNOTEN

1. http://gfx.sueddeutsche.de/pages/automatisierung

2. KongressNews. Nr. 3, 16.3.2016, S.3

HARALD PILZERVorsitzender vbnw

Der Kongress der Bibliotheken und die Zukunft der Arbeit oder »Eine Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.« (Loriot)

ANZEIGE

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1/16INHALTSVERZEICHNIS / 1/16

prolibrisMitteilungsblatt hrsg. vom Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen e.V. und

der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken bei der Bezirksregierung Düsseldorf * V. i. S. d. P.: vbnw-Vorsitzende Harald Pilzer, Uwe Stadler. * issn 1430-7235 * Jahrgang 21, Heft1-2016

abonnementbestellungen, reklamationen, adressenänderungenDruckerei Peter Pomp, Kathrin Wisniowski

t 02041 /747120 * f 02041 /747160 * m [email protected]

Für vbnw-Mitglieder ist ein Jahres-Abonnement kostenfrei; jedes weitere kostet20 Euro/Jahr. Der Preis für ein Jahres-Abonnement (auch Ausland) für Nicht-Verbands-mitglieder beträgt 55 Euro (incl. MwSt. und Versandkosten). Das Abonnement ist zum

31. Oktober des laufenden Jahres kündbar.

Bei namentlich gezeichneten Artikeln liegt die inhaltliche Verantwortung beim Verfasser bzw. der Verfasserin. © vbnw und Fachstelle Öffentliche Bibliotheken bei der

Bezirksregierung. Alle Rechte vorbehalten; Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung. Fotos wurden, wenn nicht anders angegeben, von der entsprechenden Bibliothek zur Verfügung gestellt. Links werden bei Erstellung des

Heftes geprüft und sind ggf. gekürzt.

autorenhinweise1. ProLibris veröffentlicht in der Regel Originalbeiträge. Bis zum Erscheinungstermin soll-

ten diese nicht anderweitig veröffentlicht werden. Jede ProLibris-Ausgabe wird zeitver-setzt auf der vbnw-Homepage veröffentlicht. Mit dem Überlassen ihres Printbeitrags er-klären sich Autorinnen und Autoren mit der digitalen Veröffentlichung einverstanden.

2. Formalia › Texte werden in neuer deutscher Rechtschreibung abgefasst (Duden 25. Aufl. 2009) › Bei der ersten Möglichkeit in einem Text wird die maskuline und feminine Personen- bezeichnung gewählt. Im Folgenden wird das generische Maskulinum verwendet, um eine bessere Lesbarkeit zu gewährleisten. Gemeint sind aber immer beide Geschlechter. › Längere Beiträge sind mit Zwischenüberschriften zu versehen. › Abkürzungen im Text sind zu vermeiden bzw. bei der ersten Nennung aufzulösen. › Zitationsstellen sind im laufenden Text zu belegen. › Inhaltliche Beiträge sollen 20.000 Zeichen incl. Leerzeichen in einer unformatier-ten Word-Datei nicht überschreiten (ohne Abbildungen). Jedem Beitrag sollte ein Abstract in deutscher Sprache mit max. 500 Zeichen beigefügt werden. › Abbildungen sind sehr erwünscht und sollten mindestens 300 (besser 600) dpi-Auflö-sung haben (raw-, jpg-, gif-, tif-Format). Die Abbildungen sind durchzunummerieren und mit Bildunterschriften unter Angabe der abgebildeten Personen sowie der Recht-einhaberin bzw. des Rechteinhabers zu versehen, ggf. ist eine Abdruckgenehmigung beizufügen. Platzierungswünsche im Text sollten dort kenntlich gemacht werden. › Die Autorin oder der Autor stellt sich mit vollem Namen, Titel sowie ggf. mit Position und Anschrift der Institution vor. Für längere Beiträge wird ein Foto erbeten.

3. Die Redaktion behält sich kleinere Korrekturen und Kürzungen vor, grundlegende Än-derungen sind nur im Einverständnis mit der Autorin oder dem Autor möglich.

4. Nach Erscheinen erhalten Autorin oder Autor ein Belegexemplar.5. Redaktionsschluss für die Hefte ist jeweils 6 Wochen vor dem Erscheinungstermin:

der 15. 02. für Heft 1, der 15. 05. für Heft 2, der 15. 08. für Heft 3 und der 15. 11. für Heft 4.

Mit Ihrer Hilfe kann ProLibris noch attraktiver werden! Senden Sie uns Ihre Artikel, Ihre Anregungen, Ihre Kritik.

herausgebergremiumPetra Büning

Dr. Alwin Müller-Jerina Uwe Stadler

Andrea Stühn

layoutNieschlag + Wentrup, Münster

redaktion und anzeigenSusanne Larisch t 02102 /70 54 19 m [email protected]

druck und verlagDruckerei und Verlag Peter Pomp, Bottrop

IMPRESSUM

INNOVATIONEN

29 Der nächste Fachwirt-Lehrgang beginnt im Oktober 2016 Zwei erfolgreiche Absolventinnen berichten von ihren Erfahrungen aus dem ersten Durchgang dieser berufs- begleitenden Weiterbildung.

30 »Kooperation.Konkret.« zeichnet Bibliotheks-Apps aus Die Stadtbibliotheken Mülheim, Wuppertal und Solingen punkteten mit guten Ideen.

VERBAND

32 E-Books – vbnw positioniert sich in neuer politischer Debatte

ENTDECKUNGEN

34 Kolumne: Neues vom Alten Buch

KONZEPTE

40 Mit »Teaching Librarian« Schulungsprogramme updaten

42 Leseförderung – Stadtbibliothek und KÖBs kooperieren in Neuss

KURZ & KNAPP

43 »Chancen 2016« – 32 Prozent finden Bibliotheken sehr wichtig

44 Personalien

44 Meldungen

AUSBLICK

Heft 2-2016IM FOKUS Bibliotheken überraschen

Titelfoto: https://ecampus.uni-bonn.de/data/ ecampus/lm_data/lm_701325/story.html

14 FH Dortmund – Entwicklung einer Lernplattform mit ILIAS An der Fachhochschule Dortmund arbeitet die E-Learning-Koordinie- rungsstelle als teilautonomer Bereich innerhalb der Bibliothek. Ihre Haupt-aufgabe besteht in der Bereitstellung einer leistungsfähigen Lernplattform.

16 UB Bielefeld – E-Learning meets Social-Media-Marketing In zeitgemäßen Video-Tutorials erklären 3D-Avatare Studienanfängern kurz und prägnant die wichtigsten Services der Bibliothek.

18 FH Münster arbeitet eng mit den Fachbereichen zusammen

20 ULB Bonn – Online-Lernmodule statt »Massenveranstaltung«

22 UB Wuppertal – Online-Tutorials zur Literaturrecherche

25 Eine Bibliothek stellt den technischen Support In der Bibliothek der FH Münster ist das E-Learning-Team angesiedelt, das für alle Hochschulangehörigen den technischen Support auf der E-Lear-ning-Plattform leistet.

26 »NETzWorking«-Kurs der Fachstelle für ÖBs

DENKANSTÖSSE 4 Wie man sich durch lautes Singen

selbst Mut macht! »Weg mit den Büchern!« fordert Dr. Rafael Ball, Direktor der Bibliothek der Eidgenössischen Technischen Hoch-schule Zürich, im Interview. »Chance vertan!«, findet vbnw-Vorsitzender Harald Pilzer.

IM FOKUS: E-LEARNING UND BIBLIOTHEKEN

6 E-Learning − was ist das eigentlich? Neben einer Erklärung der wichtigsten Begriffe und Zusammenhänge fragt der Artikel nach dem Nutzen des E-Lear-nings für Lernende und Lehrende.

10 Informationskompetenz – die lohnenden Mühen der Ebenen Neben Audio-Touren sind 14 fachspe-zifische Webquests das Herzstück des E-Learning-Angebots der ULB Münster.

12 E-Learning – eine Chance für Hochschulbibliotheken? Mit ihrer E-Learning-Strategie will die Universität Duisburg-Essen die (Selbst-)Lernprozesse ihrer Studierenden opti-mal unterstützen. Die UB positioniert sich in diesem Prozess als zentraler Dienstleister.

29 Erfolgreiche Absolventinnen und Absolventen 30 Das neue Bildungspartner-

Markenmotiv 16 3D-Avatar im Einsatz4 Noch gibt es in der Züricher Bibliothek papierene Bücher.

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DENKANSTÖSSE / 1/16

en Geschäftsmodell die Rede und von der Überwindung der Hemmungen, die das E-Book und andere digitale Publikations-formen betreffen.

Betrachtet man das Gesamtportfolio einer modernen Öffentlichen (Großstadt-)Biblio-thek in toto, so dürfte die Entleihung von Büchern bereits heute mit fallender Ten-denz deutlich weniger als 50 % des gesam-ten Umsatzes an konventionellen und virtu-ellen Dienstleistungen und Nutzungen vom sogenannten »Auskunftsdienst« bis hin zur »Veranstaltungsarbeit« umfassen. Die fach-lichen oder mentalen Hemmschwellen ge-genüber E-Books und anderen digitalen Er-scheinungsformen sind gefallen. Allein die Rechtsvorschriften und Marktbedingungen sind kompliziert, wenn z. B. große Publi-kumsverlage den Öffentlichen Bibliotheken den Zugang zu publikumsträchtigen Titeln im E-Book-Format verwehren. Der Umbau ist längst im Gange. In vielen Häusern wer-den Bestände zurückgebaut. »Access« an Stelle von »holdings« ist eine bekannte For-mel. Leseförderung und »teaching library« sind in unterschiedlicher Intensität und Ausprägung etabliert. Bibliotheken verste-

hen sich als hybride Lernorte, als Veranstal-tungsorte und »Community Center«, ohne den Informationsauftrag aufzugeben. Die Wirklichkeit ist bereits heute vielfältig, an-ders und zuweilen recht unspektakulär. Das entworfene Szenario mag für eine For-schungsbibliothek neuen Typs taugen, für eine Gemeinde- oder Öffentliche Bibliothek taugt es (noch) nicht.

Schade! Chance vertan, möchte man be-merken. Statt vermeintlich ewig gestrigen Bibliothekarinnen und Bibliothekaren et-was ins Stammbuch schreiben zu wollen, hätte die Überschrift lauten können »Öffnet die Bibliotheken der Zukunft, macht sie di-gital und kreativ: Macht sie attraktiv!« Sie hätte sich an die politischen Mandatsträ-ger in den Gemeinde- und Stadträten rich-ten und ihnen eine Perspektive anstelle von Schließungen und Abbau vermitteln kön-nen. Aber das ist sicherlich nicht so pro-vokativ und plakativ wie ein Vorwurf an die eigene Zunft. Und so fragen wir uns »What’s new, pussycat?« − außer dass wir es jetzt auch aus Zürich gehört haben?

Oder galt das laute Singen gar nicht uns?(2)

ENDNOTEN

1. Das Interview ist nachzulesen unter www.nzz.ch/nzzas/

nzz-am-sonntag/bibliotheken-weg-mit-den-buechern-

interview-rafael-ball-eth-ld.5093.

2. Im Editorial von b.i.t. online 19 (2016) Nr. 1 (www.

b-i-t-online.de/heft/2016-01-editorial.pdf), dessen Ver-

öffentlichung sich zeitlich mit dem hier abgedruckten Text

überschnitt, relativiert Dr. Ball seine „nicht durchgängig

glücklichen, steilen Thesen“ aus dem NZZ-Interview und

betont die Notwenigkeit einer Diskussion über die Zu-

kunft von Bibliotheken. Einige Denkanstöße dazu möchte

auch der obige Kommentar liefern.

›› KOMMENTAR WIE MAN SICH DURCH LAUTES SINGEN SELBST MUT MACHT!

Wir erleben zurzeit, wie zutiefst vertrauten Institutionen der analogen Welt der Gar-aus gemacht werden soll: dem gedruck-ten Buch und dem Bargeld. Ihre digitalen Imitate seien den materialen Artefakten bei Weitem überlegen, und vor allem lie-ßen sich im Falle des Geldes sowohl Her-kunft als auch Verbleib sehr viel leichter verfolgen. Im Falle der Bücher können Dis-tribution und Konsum nachvollzogen wer-den. Welche Seiten werden gelesen, wel-che überblättert? »Pay per page view« heißt das dazugehörige Geschäftsmodell – und es gilt für Konsumenten wie Produzenten. Ein »Recht auf Vergessen« zugunsten der Leserinnen und Leser, wie erst kürzlich ge-gen Facebook erstritten, ist derzeit vermut-lich nicht vorgesehen. Unser Leseverhalten wird gescannt und gespeichert.

Einmal erworben, können Bargeld und ge-druckte Bücher hingegen weitgehend an-onymisiert konsumiert und distribuiert

werden. Dies gehörte bislang zu den bür-gerlichen Freiheiten. Um Ideen und die hernach gedruckten Bücher einzufangen, bedurfte es der Zensur, des Verbots und ge-gebenenfalls ihrer beider physische Um-setzung mit (Polizei-)Gewalt. Heute kön-nen digitale Kopien per Fernzugriff zerstört werden. Selbst die Verbreitungs- und Auf-bewahrungskosten für Bücher und Bargeld lassen sich analog behandeln. Hier die Kos-ten für Regale, Freihandflächen und Biblio-theksmagazine, da die Tresorkosten für die aktuell beliebten Bargeldreserven der Ban-ken. Oder nehmen wir die Kosten für die Bibliotheks- und Bankfilialen; alles ist opti-mierungswürdig.

Rechtzeitig zum diesjährigen Bibliotheks-kongress in Leipzig im März gab der Di-rektor der Bibliothek der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich, Dr. Rafael Ball, dem Schweizer Journalisten Mi-chael Furger ein Interview, das am 7.2.2016 veröffentlicht wurde. Dies wäre nicht wei-ter beachtenswert, wenn es nicht in der ehr-würdigen und renommierten Neuen Zür-cher Zeitung geschehen wäre. Überschrift und Kernaussage des Interviews lauten: »Weg mit den Büchern!« Gemeint ist aller-dings nicht die Gestalt eines Textes als zu-sammenhängende buchartige Darstellung,

Argumentation oder fiktionale Er-zählung, sondern deren gedruckter Niederschlag. Intendiert ist auch nicht das prinzipielle Ende des gedruckten Buches, sondern ein Ende der Fixierung der Bibliotheken − vor allem der Gemeindebib-liotheken, sprich der kommunalen und Öf-fentlichen Bibliotheken − auf das gedruck-te Buch als Leitmedium. Auch Bibliotheken an sich seien überschätzt und durchaus ver-zichtbar. »Das Internet« empfehle sich als umfassendes und stetig wachsendes Alter-nativangebot, gleichsam als virtuelle Lese-halle und bewahrende sowie speichernde öffentliche oder vice versa wissenschaftli-che Ideal- und Totalbibliothek.

So weit, so gut. Aber recht eigentlich weder sonderlich originell noch neu.

Die Argumente hinsichtlich der Unüber-sichtlichkeit, der Absonderlichkeiten und mangelnden Verlässlichkeit »des Internets« einerseits und seiner undemokratischen, totalitären und monopolistischen Tenden-zen andererseits sind bekannt und müssen hier nicht wiederholt werden.

Bleiben also noch Luft und Lebensraum für die (Gemeinde-)Bibliotheken? Im In-terview mit Rafael Ball ist von einem neu-

HARALD PILZERVorsitzender vbnw

O meine Brüder, bin ich denn grausam? Aber ich sage: was fällt, das soll man auch noch stoßen! Das Alles von heute – das fällt, das verfällt: wer wollte es halten! Aber ich – ich will es noch stoßen! Friedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra. Kapitel 3, Vers 20

Ein Kommentar zum Interview mit Rafael Ball in der Neuen Zürcher Zeitung (NZ) vom 7. Februar 2016 »Weg mit den Büchern!«(1)

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Noch gibt es sie auch in der Bibliothek derETH Zürich – die papierenen Bücher.

Dr. Rafael Ball, ETH Zürich

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Ein einheitliches Verständnis zu dem Thema gibt es ebenso we-nig, wie die eine Definition von E-Learning. Grundsätzlich heißt E-Learning wörtlich übersetzt nichts anderes als elektronisches Lernen. Hard- und Software sowie Informations- und Kommuni-kationstechnologien unterstützen hierbei das Lernen. Dies kann in Form von Computerbased Trainings (CBTs) oder Webbased Trai-nings (WBTs) geschehen. CBTs kennen viele als CD-ROMs, die über das CD-Laufwerk des PCs gestartet werden. WBTs hingegen ba-sieren auf einer Netzumgebung; dies kann z. B. das Internet, aber auch ein Intranet sein. Daher stammen auch die Begriffe Offline Learning und Online Learning. Letzteres ermöglicht verschiede-ne Arten der Kommunikation der Lernenden und Lehrenden mit-einander. Sie können sowohl synchron, also zeitgleich miteinander reden oder asynchron, d. h. zeitversetzt kommunizieren. Ein Bei-spiel für synchron wäre ein Chat der Teilnehmenden. E-Mails hin-gegen sind asynchron, da hier nicht davon ausgegangen werden kann, dass der Empfänger zeitgleich online ist und direkt antwor-tet. Auch der Austausch der Lernenden untereinander wird durch diese Technologien gefördert.

Blended Learning ist ein weiterer Begriff, den man in diesem Zu-sammenhang immer häufiger hört. »Blender« steht im angelsäch-sischen Raum für »Mixer«. In Deutschland wird synonym häufig

auch von hybridem Lernen gesprochen. Ob diese Bezeichnungen wirklich stellvertretend zu verwenden sind, sei an dieser Stelle ein-mal ausgeklammert. Beide stehen jedoch für eine Kombination aus Methoden, einen Methodenmix. Das dahinterstehende Konzept kombiniert Präsenzveranstaltungen mit E-Learning-Einheiten, die sich methodisch und didaktisch ergänzen. Oftmals findet zunächst eine Eröffnungsveranstaltung, ein Kick-Off, als Präsenzveranstal-tung statt, die in das Thema einführt.

Hierauf aufbauend startet eine vertiefende Selbstlern-Phase, die abschließend in einer weiteren Vorort-Veranstaltung resümiert wird. Aber auch ganz andere Konzepte sind hier denkbar. Das Merkmal aller Blended-Learning-Szenarien ist die Entlastung der Präsenzveranstaltungen. Dabei sollte die Wissensvermittlung als E-Learning stattfinden, damit die Präsenzphasen aktiver gestaltet werden können. So kann an dieser Stelle Erlerntes in Diskussionen, Übungen oder Rollenspielen vertieft werden.

Durch Blended Learning können auch komplexe Lerninhalte vermit-telt werden. Mit dieser Methode ist es möglich, schwierige Rahmen-bedingungen auszugleichen, wie sie beispielsweise in der Unfallchi-rurgie vorhanden sind. Blended-Learning-Szenarien verbessern in diesen Fällen signifikant die praktische Ausbildung. Dieses Prinzip kann auf alle Berufsfelder übertragen werden. Erfolgreiches Blen-ded Learning verbessert also vorrangig die Qualität der Ausbildung. Eine Effizienzsteigerung kann hingegen nur bedingt beobachtet werden.Organisiert bzw. verwaltet werden die Inhalte meist über Content-Management-Systeme (CMS). Um den Content abzurufen und die Lehr- und Lernprozesse zu unterstützen, werden Learning Management Systeme (LMS) verwendet. Die Kombination aus bei-den ist ein Learning-Content-Management-System (LCMS). Teil-

weise enthalten diese sogar noch Autorenwerkzeuge, mit denen der E-Learning-Inhalt direkt erstellt werden kann oder ein Veranstal-tungsmanagement, um die Präsenzzeiten bei Blended Learnings zu steuern. Somit entstehen nach und nach virtuelle Lernumgebungen.E-Learning ist also ein Oberbegriff für computergestützte Lernsze-narien. Wie eng oder auch nicht diese Begriffsbestimmung gefasst wird, bleibt jedoch jedem selbst überlassen.

MEHRWERTE VON E-LEARNINGEiner der am meisten genannte Mehrwert von E-Learning ist das orts- und zeitunabhängige Lernen. Durch die Virtualisierung der Inhalte und die Online-Bereitstellung kann jederzeit auf die Inhal-te zugegriffen werden, sofern eine Verbindung zum Internet bzw. Intranet besteht. Dieser Mehrwert ist auf die zugrundeliegenden Technologien zurückzuführen. Ein ergänzender didaktisch höher-wertiger Vorteil entsteht, wenn zusätzlich mit Fristen und Taktun-gen gearbeitet wird. Musterlösungen oder Testergebnisse können z. B. automatisiert nach der Durchführung der Übung oder des Tes-tes freigeschaltet werden und nur für eine bestimmte Zeit verfügbar sein. Hierdurch kann eine Struktur geschaffen werden, ohne dabei das selbstregulierte Lernen zu unterbinden. Zusätzlich ist es kei-ne Ganz-oder-Garnicht-Lösung, wie oft in traditionellen Szenarien. Entsprechend können auch Lehrende orts- und zeitunabhängig an ihren Inhalten arbeiten oder die Distribution automatisiert steuern.

Auch die Multimedialität von E-Learning beinhaltet verschiede-ne Vorteile. So kann die Anbindung an das Internet die Aktuali-tät der Inhalte unterstützen, indem neue Medien eingebunden werden. »Das Internet bietet eine nahezu unerschöpfliche Quelle an Daten, darunter auch enorm viele Materialien zu den benötig-

ten Themen einer universitären Lehrveran-staltung«.(1) Hierbei ist allerdings zu beach-ten, dass die Materialien einem gewissen Qualitätsanspruch genügen müssen. Je nach Höhe der Ansprüche kann die Menge der Da-ten dadurch wieder mehr oder weniger ein-geschränkt werden. Gerade »User Generated Contents«(2) entsprechen nicht immer wis-senschaftlichen Anforderungen, eigenen sich aber oft für einen einfachen Einstieg in neue Themen, da sie von anderen Benutzern auf-bereitet wurden. Hier müssen Lehrende die Qualität der Inhalte genau prüfen und auf den Anwendungszweck abstimmen.

Der Multimedialität ist auch eine Verbesserung der Visualisierung von Inhalten zuzuschrei-ben. Animationen sind statischen Bildern oft überlegen, wenn es sich um Darstellungen von

Zusammenhängen, Prozessen oder ganzen Simulationen von Situ-ationen handelt. Die computergestützten Kommunikationsmetho-den führen des Weiteren zu einer Verbesserung der Betreuung der Lernenden durch einen schnelleren wechselseitigen Kontakt zwi-schen ihnen und den Lehrenden. Aber auch die Teilnehmenden un-tereinander haben vielseitigere Möglichkeiten zur synchronen und asynchronen Kommunikation über Chats, Foren, Wikis, Blogs u. a.

VORTEILE FÜR LERNENDELernende können sich eigenverantwortlicher und selbstregulierter ihr Studium organisieren. Je nachdem wie ausgeprägt der E-Lear-ning-Anteil in den entsprechenden Szenarien ist, kann der Grad an Selbststeuerung allerdings schwanken. Durch die Einbeziehung der neuen Medien kann des Weiteren ein Motivationsgewinn bei der In-haltserschließung durch die Lernenden ausgelöst werden. Sie kön-nen kollaborative Arbeitstechniken anwenden, bekommen teilweise die Möglichkeit zu Self-Assessments (Selbst-Überprüfungen) oder können in Eigenverantwortung Webkonferenzen durchführen. Wer für entsprechende Medien zu begeistern ist, wird hiervon sicherlich profitieren. Ganz nebenbei werden noch die Medienkompetenzen der Lernenden gefördert. Diese neuen Schlüsselkompetenzen sind für den späteren Berufsalltag nicht zu unterschätzen.

NUTZEN FÜR LEHRENDEDie neuen E-Teaching-Methoden benötigen, verglichen mit der klassischen Lehre, sicherlich zunächst eine gewisse Einarbeitung und Umgewöhnung, jedoch geht mit ihnen ein hohes Maß an Fle-xibilität, Individualität und Kreativität einher. Die virtuell aufbe-reiteten Inhalte sind i. d. R. schnell aktualisiert und können als

›› IM FOKUS: E-LEARNING UND BIBLIOTHEKEN

E-LEARNING –WAS IST DAS EIGENTLICH?

GREGOR HOHENBERGANN-KATRIN BRAUSEZentrum für Wissensmanagement der Hochschule Hamm-Lippstadt(HSHL)

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IM FOKUS / 1/16

Das Thema E-Learning gewinnt für Bibliotheken zunehmend an Bedeutung. Allerorten wird ausprobiert und getüftelt, an Möglich-keiten von Einsatz und Umsetzung gearbeitet. Die folgenden Bei-träge klären einige grundlegende Begriffe und zeigen verschiedene Beispiele aus der Praxis auf.

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1/16IM FOKUS / 1/16

saal angelegt. Hier werden den Studierenden, meist geprüften Ein-zelfällen, angeforderte Aufzeichnungen zur Verfügung gestellt. Die Zielgruppe hierfür sind insbesondere Studierende mit Kindern oder zu pflegenden Angehörigen sowie chronisch Kranke. Aber auch für mittelfristig erkrankte Studierende kann der Digitale Hörsaal mög-lichst viel Studienausfall verhindern. Hierbei hilft insbesondere die in den Hörsälen verbaute Medientechnik. Audiotechnik, interaktive Podien und Whiteboards helfen bei Aufzeichnungen, den Ton und die Annotationen direkt mit aufzunehmen. In Live-Streams über ein Webkonferenzsystem können sich Studierende sogar von zu Hause an der Vorlesung beteiligen. Die Medientechnik dient nicht nur der Unterstützung einzelner Studierender, sondern gewährleistet auch große Veranstaltungen. Die HSHL ist dadurch in der Lage, mehre-re Hörsäle zusammenzuschalten und so knappe Raumkapazitäten kurzfristig zu überbrücken.

Des Weiteren entstehen derzeit Informationsplattformen für Stu-dierende und Lehrende. Eine Plattform für FAQs (Frequently Asked Questions) mit vielen wichtigen Informationen zum Campus Portal und der Lernplattform ist bereits aktiv. Um spezielle, umfassende-re Themen abzudecken, die nicht in kurzen FAQs zu beantworten sind, werden andere Bereiche aufgebaut. Hier können längere An-leitungen, Tutorials oder Themenblogs für Studierende − oder ent-sprechend für Lehrende − bereitgestellt werden.

Durch die enge Verzahnung der Bereiche im ZFW entstehen wert-volle Synergieeffekte. Zunächst einmal ist das ZFW die zentrale Anlaufstelle der HSHL-Studierenden und -Mitarbeiter für alle On-lin-Angebote. Zudem ergänzen sich die bereitgestellten Dienste. Die Lernplattform kann genutzt werden, um mit den Lehrenden ge-meinsam Blended-Learning-Konzepte zu erarbeiten und die E-Lear-ning-Anteile hier bereitzustellen. Verlinkungen zu einigen E-Books und Fachdatenbanken können jederzeit eingebunden werden. Die Informationsplattformen nehmen Fragen und Themen aus allen Bereichen des ZFW auf und gehen noch darüber hinaus. So kön-nen auch andere zentrale Einheiten der HSHL ihre Informationen hierüber verteilen. Und auch ZFW-intern können die E-Learning- und Blended- Learning-Aspekte z. B. für Schulungen der Bibliothe-ken genutzt werden. Durch die Digitalisierung vieler Inhalte konn-te direkt beim Aufbau der Hochschule in den Bibliotheken mehr Raum für Arbeitsplätze geschaffen werden.

FAZITDurch die enge Vernetzung von E-Learning, eigener IT und den Bi-bliotheken ist das Zentrum für Wissensmanagement an der HSHL auf dem Weg, ein ganzheitliches Kompetenzzentrum für (Online-)Learning zu werden. Dieses ist ein wesentlicher Beitrag zur Weiter-entwicklung der Hochschule Hamm-Lippstadt im Sinne der Hoch-schule 4.0.(4)

Literaturliste:

Arnold, Patricia: Handbuch E-Learning. Lehren und Lernen mit digitalen Medien. Bielefeld 2013

Erpenbeck, John; Sauter, Simon; Sauter, Werner: E-Learning und Blended Learning. Selbstgesteuerte Lernprozesse zum Wissensaufbau und zur Qualifizierung. Wiesbaden 2015

Handke, Jürgen; Schäfer, Anna Maria: E-Learning, E-Teaching und E-Assessment in der Hochschullehre. Eine Anleitung. Online-Ausgabe (Informatik 10-2012), München 2012

Kaltenbaek, Jesko: Hochschule online. Online Lehren und Lernen in der Hochschule. In: Klimsa, Paul; Issing, Ludwig (Hrsg.): Online-Lernen. Planung, Realisation, Anwendung und Evaluation von Lehr- und Lernprozessen online. München 2011, S. 367–388

Kuhlmann, Annette M.; Sauter, Werner: Innovative Lernsysteme. Kompetenzentwicklung mit Blended Learning und Social Software. Berlin, Heidelberg 2008

Witt, Claudia de: E-Learning. In: Hüther, Jürgen; Schorb, Bernd (Hrsg.): Grundbegriffe Medienpädagogik. München 2005, S. 74–82

Ziegler, Reinhilde; Knopp, Werner; Hohenberg, Gregor u. a.: MEC.O – Medical education online. Ein Schlüssel zur Wissenserweiterung in der unfallchirurgischen Stu-dentenausbildung im Rahmen der neuen Approbations-ordnung für Ärzte. In: GMS Med Inform Biom Epide-miol 2009, Bd. 5 (1); www.egms.de/static/en/journals/mibe/2009-5/mibe000083.shtml

ENDNOTEN

1. Handke, Jürgen; Schäfer, Anna Maria, S. 16

2. Von Benutzern generierter Inhalt; das bekannteste Bespiel im Internet ist wikipedia.

3. Dieses Konzept wird als Inverted Classroom oder Flipped Classroom bezeichnet.

4. Hochschule 4.0 ist eine Initiative der Landesregierung NRW; https://land.nrw/de/

blogbeitrag/lernen-im-digitalen-wandel-hochschule-40

Materialpool gesammelt werden. Eine Nutzungsübertragung in verschiedene Bereiche oder Kurse ist mit weniger Aufwand verbun-den. Auch in der Zusammenarbeit mit anderen Lehrenden kann ein höherer Standardisierungsgrad erreicht werden, wenn sie sich aus einem Materialienpool bedienen. Wird die Wissensvermittlung aus den Präsenzzeiten ausgegliedert, können Lehrende eben die-se Zeiten mit den Lernenden abwechslungsreicher gestalten und den Zeitraum für neue Lehrorganisationsformen nutzen.(3) Leh-rende können durch E-Learning Self-Assessments entwickeln, bei denen sich die Lernenden selbst überprüfen können, was für Leh-rende den Entfall von Korrekturzeiten und somit Zeitersparnis be-deutet. Übungen können durch Lernende eigenständig durchge-führt und automatisch überprüft werden. Auch hier kann somit die Präsenzzeit veredelt werden, indem die Studierenden vorbereitet zur Übung erscheinen und konkrete Fragen stellen können. Damit bleibt mehr Zeit für vertiefende Übungen.

GEWINNE FÜR DIE INSTITUTIONENHeutzutage gehört es zum Alltag, sich mit anderen virtuell zu ver-netzen oder Informationen im Internet zu recherchieren. Entspre-chende Erwartungshaltungen an die Nutzung neuer Medien haben Studierende auch an die Lehre. Der Informationsaustausch und -ge- winn ohne Ortswechsel erfüllt jedoch nicht nur die Erwartungen der Studierenden, sondern hat insbesondere auch ganz praktische Vorteile für lehrende Organisationen.

Auslandssemester sind kein Grund mehr, ein Semester zu verpassen oder ein zusätzliches einplanen zu müssen. Ebenso bietet sich die Chance für gemeinsame Veranstaltungen mit ausländischen Studie-renden oder Referenten. Diese Barrierefreiheit kommt auch der Fa-milienfreundlichkeit zugute. Studierenden mit Kind oder zu pfle-genden Angehörigen wird das Studium erleichtert oder sogar erst ermöglicht. Gleiches gilt für Lernende mit chronischen Krankheiten oder körperlichen Beeinträchtigungen. Dies ist auch auf die Lehren-den zu übertragen. Es muss keine Präsenzzeit ausfallen, weil ein Lehrender z. B. aufgrund eines gebrochenen Beines nicht mobil ist.

Für schwankende Studierendenzahlen kann über die neuen Medi-en eine Lösung gefunden werden. Live-Streams ermöglichen eine simultane Übertragung von Veranstaltungen sowohl direkt zu den Studierenden nach Hause als auch in andere Räumlichkeiten vor Ort, um knappe Raumkapazitäten abzufangen. Die Interaktivität kann durch Webkonferenzsysteme und entsprechende Medientech-nik in den verschiedenen Veranstaltungsräumen erhalten bleiben. Aufzeichnungen von Lehrveranstaltungen sind zudem eine Mög-lichkeit zur zeitversetzten Bereitstellung der Informationen.Somit kann ein Spagat zwischen individueller Betreuung von einzelnen Studierenden und der Sicherstellung des »Massenbetriebes« inner-halb der Institution geschafft werden.

ZENTRUM FÜR WISSENSMANAGEMENTDiesen Spagat zu bewältigen, ist eine der Aufgaben des Zentrums für Wissensmanagement (ZFW) an der HSHL. Der Aufbau dieser zentralen Einheit sieht wie folgt aus: Ein Lenkungskreis, bestehend aus den Heads of Departments sowie dem Hochschul-Präsidium, trifft gemeinsam mit der ZFW-Geschäftsführung alle strategischen Entscheidungen. Dadurch werden die Belange aller Bereiche der Hochschule berücksichtigt. Das ZFW als Institution gliedert sich in drei wesentliche Themengebiete: E-Learning, ZFW-IT und die Bi- bliotheken.

Die drei Bereiche sind eng verzahnt, insbesondere das Campus Por-tal bildet den Dreh- und Angelpunkt. Dieses wird von der ZFW-IT bereitgestellt und gepflegt. Über das Portal erreichen die verschie-denen Zielgruppen alle für sie relevanten Online-Dienste der Hoch-schule über nur einen einzigen, individuellen Benutzer-Account. Zu diesen Diensten gehören das Campus Office Online, welches u. a. dem Prüfungswesen zugeordnet ist. Des Weiteren wird über das Portal der Zugang zu den Fachdatenbanken der Bibliotheken ermöglicht sowie zur hochschulweiten Lernplattform. Auch Soft-ware wird darüber bereitgestellt sowie ein eigenes Postfach inklu-sive der (studentischen) E-Mailadresse.

Neben den verschiedenen Fachdatenbanken, E-Books und Zugang zu Lernvideos bieten die Bibliotheken auch Schulungen und Ar-beitsplätze an. Zusätzlich zur Bücherausleihe können weitere Ar-beitsmaterialien wie Taschenrechner oder Technik-Zubehör ausge-liehen werden. Die technischen Mittel beinhalten z. B. HDMI-Kabel. Diese werden benötigt, um die interaktiven Beamer in den Arbeits-räumen nutzen zu können.

Auf der Lernplattform erfolgen die Einschreibung und Zuweisung zu den einzelnen Kursen eines Semesters sowie die Gruppenein-teilung der verschiedenen Praktika und Übungen. Die Kurse kön-nen von den Lehrenden selbst verwaltet und gestaltet werden. So gibt es hier Möglichkeiten, Materialienpools, Foren oder auch Wi-kis anzulegen. Ein spezieller Kurs wurde für den Digitalen Hör-

Das Zusammenspiel mit dem Zentrum für Wissensmanagement (ZFW)

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die Arbeit auf viele Schultern verteilt: Verantwortlich für die Web-quests sind unsere sogenannten Fachteams, also der jeweilige Fach-referent, eine oder zwei Kolleginnen aus der Information der Zen-tralbibliothek bzw. aus der dezentralen Bibliothek. Beteiligt sind auch die Referentin für Informationskompetenz und fallweise Mit-glieder des Projekts »Qualität der Lehre« des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

AUF DEM WEG ZU „VIRTUAL TUTORING CAPSULES“?VTCs, die Virtual Tutoring Capsules, sind noch Zukunftsmusik und werden es vielleicht auch immer sein. Aber sie fassen genau das zu-sammen, was unserer Erfahrung nach das Geheimnis erfolgreicher Informationskompetenz-Angebote ist: Sie verbinden relevante In-halte mit einer passenden Vermittlungsform und einer Umgebung, die zum Lernen inspiriert. Wenn es uns gelingt, diese Aspekte in unseren Angeboten zu verbinden, sind wir der Zukunft schon ein Schrittchen näher.

ENDNOTEN

1. Die Vision von Phil Wieland finden Sie unter www.ulb.uni-muenster.de/bibliothek/

aktivitaeten/425-jubilaeum/vision2.html.

2. „WebQuests… sind komplexe, computergestützte Lehr-Lern-Arrangements im Internet,

die das handlungsorientierte und selbstgesteuerte … Lernen fördern.“

(Wikipedia, Version 18. Juli 2012)

3. Mit den Mühen der Ebenen beziehe ich mich auf Brechts Gedicht „Wahrnehmung“, gemeint

ist also ein „unspektakuläres, aber notwendiges Handeln, das mehr nach Beharrlichkeit als

nach Heldenmut verlangt“ (Wiktionary, re: Mühe, Version vom 13. November 2015).

10 11

»Drehen Sie sich einmal um. Rechts sehen Sie unse-re Virtual Tutoring Capsules, kurz VTCs. In diesen Kapseln können Sie sich jede belie-bige Fachliteratur von ei-ner historischen Person Ihrer Wahl und in einer Umgebung

erklären lassen, die Sie inspiriert. Sie wählen also zuerst die Fachli-teratur aus, dann eine Biographie der gewünschten Person und zum Schluss einen Bildband, aus der die Umgebung kreiert wird. Wenn die Kapsel sich dann geschlossen hat, erklärt Ihnen beispielswei-se Kleopatra die »Kritik der reinen Vernunft« von Immanuel Kant, während Sie gemeinsam in einem Pariser Park spazieren gehen.«

So oder so ähnlich könnte es sein in der Universitäts- und Landes-bibliothek Münster (ULB). Nicht heute, aber vielleicht in 50 Jahren. Jedenfalls stellt sich das Phil Wieland, Teilnehmer am Visions-Wett-bewerb anlässlich des 425-jährigen Jubiläums der ULB, so vor.(1)

Klingt abgedreht? Vielleicht. Aber mal im Ernst: E-Learning war vor 50 Jahren noch kein großes Thema – heute ist es aus dem All-tag der ULB nicht mehr wegzudenken.

INFOKOMPETENZ-KONZEPT UND E-LEARNING-BAUSTEINEIm Informationskompetenz-Konzept der ULB ist E-Learning fest ver-ankert. Neben der schrittweisen Einrichtung eines »Learning Com-mons« (Stichwort: Bibliothek als Lernort) und der Unterstützung für Forschende (Stichwort: Forschungsdaten) findet sich die Ver-mittlung von Informationskompetenz an Studierende und die Un-terstützung von Lehrenden als dritte Säule des Konzepts. Dabei ver-folgt die ULB den bereits seit mehreren Jahren erfolgreich genutzten Blended-Learning-Ansatz weiter und führt die folgenden Bausteine im ULB-Tutor, den Informationskompetenz-Webseiten, zusammen: Durch Audio-Touren können Studierende die verschiedenen Biblio-theken selbst erkunden und ihre Services kennenlernen. Die Tou-ren gibt es in der Zentralbibliothek und an drei dezentralen Biblio- theken, an zwei Orten auch in englischer Sprache. Damit die Stu-dierenden einen Nachweis über ihre Orientierungskenntnisse vor-legen können, gibt es im »Learnweb«, der Moodle-Lernplattform der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU), On-line-Tests. Bei erfolgreichem Bestehen erhalten die Studierenden eine automatisch generierte und fälschungssichere elektronische

Bescheinigung, die sie sich herunterladen und ausdrucken können. Klassische Führungen bietet die ULB nur noch für Studierende im Alter und ausländische Studierende an.

Herzstück des E-Learning-Angebots sind aber sicherlich die 14 fachspezifischen Webquests.(2) Hier lösen die Studierenden – mög-lichst in Kleingruppen – Aufgabenstellungen zur formalen und the-matischen Recherche. Hilfreiche Materialien und Inhalte hierfür sind auf den Seiten der ULB Münster oder im »Learnweb« verlinkt. Die Webquests erstellt die ULB in enger Absprache mit den Lehren-den der Fachbereiche und hält sie aktuell. Die Studierenden haben dann die Möglichkeit, an einer Abschlussbesprechung teilzuneh-men oder im »Learnweb« ihren Lernstand selbstständig zu über-prüfen. Die Abschlussbesprechungen finden für einige Fächer in der ULB selbst statt, in anderen Fächern gibt es Lehrende oder Tu-torinnen und Tutoren, die diese Aufgabe übernehmen. So profitie-ren die Studierenden davon, ihre Lösungsstrategien mit anderen Studierenden und Experten diskutieren zu können. Für die Lehren-den sind die Webquests ebenfalls ein attraktives Angebot, denn sie können die Inhalte mitentwickeln und direkt in ihren Veranstaltun-gen oder zur Vor- und Nachbereitung einsetzen. Gleichzeitig sind die Webquests inhaltlich leicht erweiterbar, zum Beispiel um Modu-le zum Zitieren und Belegen.

Neben den Webquests bietet die Bibliothek E-Tutorials zu den The-men thematische Literatursuche, Umgang mit Datenbanken, Pla-giarismus, Fernleihe u. ä. an. Sie können als Material in Webquests

INFORMATIONSKOMPETENZ –DIE LOHNENDEN MÜHEN DER EBENEN

KATRIN STEINERUniversitäts- und LandesbibliothekMünster

eingesetzt werden, sind aber auch unabhängig davon über das Vi-deoportal der Universität sowie den Lotse-YouTube-Kanal erreich-bar. Ebenso hat die ULB Lizenzen von Video2Brain erworben, so dass Inhalte zu flankierenden Kompetenzen wie IT-Kenntnissen, Webdesign usw. zur Verfügung stehen. Abgerundet wird das Infor-mationskompetenz-Angebot durch die Präsenzschulungen sowie die Beratungen der Information und der Fachreferenten.

Mit dem dargestellten Angebot nutzt die ULB die derzeitigen Mög-lichkeiten im E-Learning-Bereich der WWU. So ist das »Learnweb« mittlerweile als universitätsweite Lernplattform etabliert, auch wenn vereinzelt noch andere Plattformen im Einsatz sind. Die Leh-renden nutzen das »Learnweb« nicht nur für Informationskom-petenz-Angebote und reguläre Kurse, sondern auch für den Elek- tronischen Semesterapparat. Hier unterstützt sie die ULB bei der Beachtung des Urheberrechts und stellt die benötigten Unterla-gen entsprechend ein. An einigen Fachbereichen gibt es zudem be-reits elektronische Prüfungen, und auch ein paar Webinare gehö-ren zum Veranstaltungsformat der Universität. Zudem sollen bald Vorlesungsmitschnitte (E-Lectures) zur Verfügung stehen, so dass die Studierenden versäumte Veranstaltungen selbstständig nachbe-reiten können. Insgesamt lässt sich die E-Learning-Landschaft der Universität Münster damit als vielfältig und dynamisch beschrei-ben. Eine konzertierte E-Learning-Strategie gibt es aber derzeit noch nicht. So ist es von Vorteil, dass sich die Aktivitäten der ULB mittlerweile an den Fachbereichen herumsprechen.

ALLES GUT!? Das oben beschriebene Angebot mag durchdacht erscheinen und eine erfolgreiche Umsetzung versprechen. Tatsächlich legen dies die Nutzungszahlen nahe (s. Abb). Zudem baut die ULB seit 2011, dem Online-Gang der ersten Audio-Tour in der Zentralbibliothek, und 2012, dem Online-Gang des ersten Webquests, das Angebot kontinuierlich aus. Aber genau da tauchen die »Mühen der Ebe-nen« immer wieder auf. (3) Es war und ist nicht immer leicht, inter-essierte Lehrende in den Fachbereichen zu finden, die mit der ULB die Webquests entwickeln. Im Vergleich zu früheren Katalog-Schu-lungen und Rundgängen braucht es auch ungefähr dieselbe Zeit, um die Angebote zu entwickeln. Die Konzeption und Pflege von Webquests, Audio-Touren und E-Tutorials lässt sich aber besser or-ganisieren und leichter in den Arbeitsalltag integrieren. Stoßzeiten mit Personalengpässen lassen sich so leichter abfangen. Zudem ist

NUTZUNG DER WEBQUESTS

Eigenständige Bearbeitung mit erfolgreichem Online-Test(fachspezifisch & fachübergreifend)

82

2013 2014

275

Summe Aufrufe im Netz und Ausleihen mp3-Spieler

NUTZUNG DER AUDIO-TOUR „ZENTRALBIBLIOTHEK“

39 % der Erstsemester nutzten die Audio-Tourim WS 2014/2015

2013

2.023

2014

2.573

Erfolgreiche Online-Tests

2013

752

2014

1.162

2013 2014

183 246

Abschlussbesprechung durch die ULB (Kommunikationswissenschaft, Kunst- geschichte & Ur- und Frühgeschichte)

Einsatz in Propädeutika: keine genauen Zahlen für 2014 bekannt, freie Nutzung möglich.

IM FOKUS / 1/16

Audio-TourWebquest( formale Recherche + Einstieg in die thematische Recherche)

E-TutorialsOnline-Tests

Webquest( Datenbankrecherche + Einstieg in wissenschaftliches Arbeiten)

E-TutorialsOnline-TestsPräsenzschulungen

Beispielaufgabe aus dem Webquest Germanistik

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12 13

› Vermittlung spezieller Fachexperten z. B. zu Fragen des Urheberrechts

› Nutzung von E-Ressourcen und E-Dienstleistungen sowie Einbindung von Inhalten in virtuelle Angebote (z. B. Videoaufzeichnungen in DuEPublico, Online-Semesterappara-te usw.).

Darüber hinaus ist die Bibliothek auch mit weiteren Themen sowohl organisatorisch als auch inhaltlich am Gelingen der Stra-tegie und des E-Learning-Projekts beteiligt:

› Konzeptionelle, didaktische und technische Betreuung der Projekte

› Organisation des E-Learning- Netzwerktages

› Medienkompetenzvermittlung (z. B. Mediennutzung, Mediengestaltung, Medienkritik nach Baacke)(6)

› Organisation und Moderation der Workshop-Reihe »E-Learning an der UDE. Tools und Angebote im Fokus«

› Vermittlung von Fachwissen in Form von Workshops und Vor-Ort-Beratungen: E-Learning und Urheberrecht, Dokumenten- und Publikationsserver DuEPublico, Lernplattform Moodle

› Öffentlichkeitsarbeit.

Aufgrund der hier genannten Schwerpunk-te und der langjährigen personellen Be-teiligung bei der Etablierung von Moodle als zentraler Lernplattform der Universität (Aufbau eines Moodle-Kompetenzzentrums, ZIM/UB) bildet die UB eine wichtige insti-tutionsübergreifende Säule in der Versteti-gung der E-Learning-Angebote. Sie ist nicht nur Anwender und Produzent von On-line-Angeboten, sondern am Aufbau eines mediendidaktischen Expertenwissens von Hochschulangehörigen beteiligt. Die Förde-rung von Informations- und Medienkompe-tenz ist für alle Beteiligten Bedingung für die Teilnahme am Projekt.

PILOTWIRKUNG IN DIE FAKULTÄTSowohl die hochschulweit lancierte E-Le-arning-Strategie mit ihren Implikationen

wie z. B. kapazitäre Anrech-nung von E-Learning-Veran-staltungen und -Elementen für Lehrende als auch die jährliche Ausrichtung des E-Learning-Netzwerktages bewirkt eine Sichtbarkeit in der Hochschule. Die Pilot-wirkung in die jeweilige Fa-kultät ist von zentraler Be-deutung. Mit der Vergabe des Deutschen Arbeitgeber-preises 2015 für Bildung in der Kategorie Hochschuli-sche Bildung an die Univer-sität Duisburg-Essen wur-den die Initiativen um eine nachhaltige Verbesserung der Lehre durch moderne, digitale Elemente in beson-derer Weise anerkannt.

Bibliotheken sind stark nachgefragte Infrastruktur-einrichtungen und tragen auch in ihrer Funktion als räumlicher und medientechnischer Koope-rationspartner maßgeblich zur Digitalisie-rung und Flexibilisierung der Hochschul-lehre bei. Als Mittler von Informations- und Medienkompetenz stehen sie vor der Her-ausforderung, innovative Impulse und Ak-tivitäten in ihre Strukturen zu integrieren. So können Bibliotheken ihre Kompetenzen im digitalen Wandel einbringen und die Er-wartungen ihrer Kunden, häufig »Digital Natives«, aufgreifen.

FAZITDie UB Duisburg-Essen positioniert sich als zentraler Dienstleister in der Umset-zung der E-Learning-Strategie der Univer-sität. Als Partner in der E-Learning-Allianz unterstützt sie das Konzept der arbeitstei-ligen Kooperation zentraler Einrichtungen. Mit ihren Kernkompetenzen beteiligt sie sich aktiv am Diskurs zum Thema Digita-lisierung und Flexibilisierung der Lehre der Universität.

ENDNOTEN

1. Universität Duisburg-Essen, E-Learning-Strategie:

www.uni-due.de/e-learning/strategie.php

2. Liebscher, Julia u. a.: E-Learning-Strategie an der Universi-

tät Duisburg-Essen − mehr als ein Artefakt? In: Zeitschrift

für Hochschulentwicklung (ZFHE) Heft 10/2 (2015),

S. 96−109

3. Beim Inverted Classroom Model („umgedrehter Unter-

richt“) findet die Inhaltsvermittlung „zuhause“ statt, das

Üben, Vertiefen und Anwenden des Gelernten in der

Bildungsinstitution.

4. Vergl. Liebscher et al., 2015

5. Mit Hilfe von Audience-Response-Systemen (ARS), auch

Voting- oder TED-Systeme genannt, können Lehrende in

ihren Veranstaltungen anonyme Abstimmungsprozesse

durchführen und Studierende zu aktiver Mitarbeit anregen.

6. Baacke, Dieter u. a. (Hrsg.). Handbuch Medien. Medien-

kompetenz − Modelle und Projekte. Bonn 1999, S. 31−35

E-LEARNING – EINE CHANCE FÜR HOCHSCHULBIBLIOTHEKEN?

Die Universität Duisburg-Essen (UDE) hat 2014 eine E-Learning-Strategie verabschie-det mit dem Ziel, E-Learning hochschulweit zu verankern.(1) Studiengänge und Lehr-veranstaltungen sollen durch einen medi-endidaktisch sinnvollen Einsatz von E-Lear- ning-Bausteinen nachhaltig qualitativ ver-bessert und flexibilisiert werden. Dabei spielen die individuellen Bedürfnisse der Studierenden eine zentrale Rolle: Sie sol-len in ihren (Selbst-)Lernprozessen opti-mal unterstützt werden.(2) Für Lehrende er-geben sich ebenso vielfältige didaktische Gestaltungsspielräume ihrer Präsenzlehre (z. B. Inverted-Classroom-Modell).(3)

ARBEITSTEILIGES VERFAHRENEine E-Learning-Strategie ist aus hoch-schulstrategischer Perspektive grundle-gend und sollte über die bloße Einführung von E-Learning in der Lehre hinausgehen: Zum einen ist die Bereitschaft der Hoch-schullehrenden zur Implementation von E- Learning-Bausteinen in Lehrveranstaltun-gen ausschlaggebend (Bottom-Up-Ansatz), zum anderen ist die Hochschulleitung für die nachhaltige Verankerung binneninsti-tutioneller top-down-gesteuerter Verände-rungsprozesse zuständig. Die UDE hat eine

zeitlich versetzte Kombination aus diesen Top-Down- und Bottom-Up-Ansätzen ge-wählt und kombiniert somit die Vorteile beider Ansätze.(4)

Um diesen strategischen Prozess nachhal-tig zu verankern, orientiert sich die UDE auch am Hochschulentwicklungsplan. Die-ser sieht ein vielfältiges Angebot an tech-nischen Infrastrukturen und Dienstleistun-gen zur Unterstützung einer exzellenten und flexibilisierten Lehre vor. Nicht nur ein-zelne »Leuchttürme«, sondern ein breit auf-gestelltes, alle Fakultäten umfassendes, flä-chendeckendes Angebot zur Digitalisierung der Hochschullehre soll aufgebaut werden.

Die UDE setzt beim Thema E-Learning auf ein arbeitsteiliges, kooperatives Vorge-hen: die E-Learning-Allianz und das E-Lear- ning-Projekt »Startphase der E-Learning -Strategie«. Die E-Learning-Allianz wird als Service-Dienstleister für die Digitalisierung und Flexibilisierung in der Lehre wahrge-nommen. Ihr gehören an:

› Universitätsbibliothek (UB) › Zentrum für Informations- und Mediendienste (ZIM)

› Zentrum für Hochschul- und Qualitätsentwicklung (ZfH)

› Zentrum für Lehrerbildung (ZLB) › Lehrstuhl für Mediendidaktik und Wissensmanagement, Fakultät für Bildungswissenschaften.

Diese Einrichtungen bieten mit ihren Kern-kompetenzen die erforderliche personelle Unterstützung und Beratung an und stel-len die technischen Infrastrukturen zur Ver-fügung. Sie haben 2013 den Antrag für das Projekt »Startphase der E-Learning-Strate-gie« initiiert, der aus »Qualitätsverbesse-rungsmitteln« finanziert wird.

In diesem breit angelegten und alle Fakultä-ten einbeziehenden Projekt wurden E-Lear-ning-Service-Teams gebildet, die operative Arbeitsebene für das zweijährige Vorhaben (5/2014 bis 4/2016). Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übernehmen die konzeptio-nelle, didaktische und technische Unterstüt-zung für zehn Projekte (eins pro Fakultät). Es werden vormals in Präsenz angebotene große Vorlesungen durch den Einsatz digita-ler Angebote optimiert. Das E-Learning-Ser-vice-Team begleitet Hochschullehrende und Dozierende von der Umsetzung der Kon-zeptidee bis zur Erstellung und Integrati-on von e-basierten Einheiten in Lehrveran-staltungen. In jeder Veranstaltung kommen unterschiedliche didaktische Konzepte zum Tragen, wie z. B. Auslagerung von Inhalten zugunsten eines intensiveren Austauschs in der Präsenzlehre (Inverted Classroom). In anderen Lehrveranstaltungen stehen die Möglichkeiten technischer Lösungen im Vordergrund, wie Audience-Response-Sys-teme (z. B. Pingo), um anonymisiertes Feed-back sowie den Wissensstand der Studie-renden transparent zu machen.(5)

INFORMATIONSKOMPETENZEin wesentlicher Beitrag seitens der UB Duisburg-Essen ist die Vermittlung von In-formations- und Medienkompetenz. Hier-bei orientiert sie sich an der Entschließung der 13. Mitgliederversammlung der Hoch-schulrektorenkonferenz 2012 und bringt ihre Expertise zu Themen wie Urheber-recht, E-Ressourcen, wissenschaftliches Pu-blizieren und Lehren in das aktuelle E-Lear-ning-Projekt ein:

› Beratung und Unterstützung der Lehrenden bei der Umsetzung von Infor-mationskompetenz-Angeboten gemäß Projektförderrahmenbedingungen

ANKE PETSCHENKAMICHAEL HAASUniversitätsbibliothek der Universität Duisburg-Essen

IM FOKUS / 1/16 1/16

Ausschnitt aus einem Plakat, das u. a. über Aufbau, Themen und Kooperationspartner informiert.

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FH DORTMUND – ENTWICKLUNG EINER LERNPLATTFORM MIT ILIAS

Die Einrichtung ei-ner zentralen E-Lear-ning-Plattform an der Fachhochschule (FH) Dortmund geht zurück auf einen Beschluss der Senats-Kommission für Kommunikation, Infor-mation und Medien im Jahr 2007. Bis zu die-sem Zeitpunkt gab es bereits entsprechende Aktivitäten in mehre-ren Fachbereichen, die

jedoch nicht koordiniert waren und auf unterschiedlichen Soft-ware-Lösungen basierten. Da sich multimediale Methoden und Ma-terialien in der Lehre zum einen mehr und mehr durchsetzten, zum anderen der Aufwand und das erforderliche Wissen für Betrieb und Betreuung einer E-Learning-Plattform stetig anwuchs, erlangte das Thema zunehmende strategische Bedeutung. Die eingerichtete Pro-jektgruppe, in der neben den Fachbereichen auch die Bibliothek und die damalige Datenverarbeitungszentrale (DVZ) vertreten waren, hatte zunächst die Entscheidung zu treffen, welche Soft-ware zum Betrieb einer zentralen E-Learning-Plattform eingesetzt werden soll.(1) Dazu wurden die Systeme Blackboard, ILIAS (In-tegriertes Lern-, Informations- und Arbeitskooperations-System) und Moodle durch Anwender aus der Hochschule vorgestellt. Die Wahl fiel schließlich aufgrund der Verbreitung innerhalb der FH und an benachbarten Hochschulen sowie des frei verfügbaren Soft-ware-Codes auf ILIAS.

VOM PROJEKT ZUR DAUERAUFGABEAnschließend wurde die organisatorische Anbindung innerhalb der Hochschule einer künftigen E-Learning-Servicestelle diskutiert. Schon früh wurde klar, dass eine solche Stelle nicht in einem Fach-bereich würde angesiedelt sein können, da dies die Akzeptanz ei-nes zentralen Dienstes in anderen Fachbereichen mutmaßlich ne-gativ beeinflusst hätte. Da auch die Hochschulverwaltung bisweilen in den Fachbereichen kritisch betrachtet wird und eine Stabsstelle seitens des Rektorats unerwünscht war, blieben nur die Zentralen Einrichtungen DVZ und Bibliothek. Nachdem deutlich wurde, dass E-Learning nicht als reine IT-Dienstleistung zu verstehen ist, son-

dern auch Didaktik und Inhalte eine wichtige Rolle spielen, fiel die Wahl schließlich auf die Bibliothek. Offen blieb jedoch zunächst der Grad der organisatorischen Einbindung.

2008 wurde der Kommunikationswissenschaftler Thomas Lang-kau als Projektleitung und anschließend ein Fachinformatiker zur technischen Betreuung des Systems eingestellt. Die Einführung des zentralen E-Learning-Systems wurde von einer Lenkungsgruppe begleitet. 2009 wurde die Senats-Kommission aufgelöst. Der zu-ständige Prorektor ging in den Ruhestand, wodurch auch die Len-kungsgruppe aufhörte zu bestehen und eine Klärung weiterer orga-nisatorischer Fragen unterblieb.

Als Ergänzung zu Präsenzveranstaltungen wurden E-Learning-An-gebote schnell von vielen Lehrenden als organisatorische und me-thodische Verbesserung akzeptiert und das Projekt in eine Dauer-aufgabe überführt, so dass die zwei damit verbundenen Stellen entfristet wurden.

In den ersten Jahren blieben die Berührungspunkte mit der Biblio-thek gering, da die Aufgaben als zu unterschiedlich wahrgenom-men wurden, so dass ein Austausch nur unregelmäßig stattfand. Nach dem Wechsel des Bibliotheksleiters 2011 wurden regelmä-ßige Treffen zwischen Bibliotheks- und E-Learning-Leitung verein-bart und 2014 schließlich eine Zukunftswerkstatt durchgeführt, in deren Rahmen ein Szenario für die weitere Zusammenarbeit entwi-ckelt wurde. Organisatorisch ist die E-Learning-Koordinierungsstel-le heute ein teilautonomer Bereich innerhalb der Bibliothek, außer-halb der Linienorganisation.

TECHNISCHE, ORGANISATORISCHE, DIDAKTISCHE AUFGABEDie primäre Aufgabe der E-Learning-Koordinierungsstelle besteht in der Bereitstellung einer sicheren und leistungsfähigen Lernplatt-form für alle Lehrenden und Studierenden der FH Dortmund. Zu-sätzlich war es ein wichtiges Ziel, die Plattform in die vorhandene IT-Systemstruktur der Hochschule zu integrieren. Im konkreten Fall bedeutete dies, eine Kopplungslösung zwischen dem zentralen Ver-anstaltungsmanagementsystem der Hochschule (HIS-LSF der HIS GmbH) und ILIAS als Learning-Management-System zu etablieren. Realisiert wurde dies mit der CampusSource Engine (CSE), einer von der TU Dortmund entwickelten Middleware-Lösung, die eine robuste Kommunikation zwischen den IT-Systemen erlaubt und so-

THOMAS LANGKAUE-Learning- Koordinierungsstelle FH Dortmund

MARIO HÜTTEBibliothek FH Dortmund mit ein hohes Maß an Datenkonsistenz auf Veranstaltungsebene

garantiert. Die Abbildung veranschaulicht einige der Datentrans-ferleistungen zwischen den IT-Systemen. Auch die Anbindung der Lernplattform an das zentrale Identity Management System (LD-AP-Server) der Hochschule gehört zu den technischen Aufgaben, die erfolgreich gelöst wurden.

Die Einführung einer zentralen Lernplattform muss aber nicht nur technische Lösungen entwickeln, sondern auch Antworten für or-ganisatorische Probleme finden. Diese ergeben sich u. a. aus den inhaltlich differierenden Studienangeboten und Fachbereichskultu-ren mit jeweils spezifischen Anforderungen an die Gestaltung einer Lernplattform. Es lag deshalb nahe, in jedem Fachbereich eine kom-petente Person zu benennen, die im Sinne eines First-Level-Sup-ports gleichermaßen als Ansprechpartner für Lehrende und für die E-Learning-Koordinierungsstelle fungieren kann. Diese in ILIAS mit erweiterten administrativen Rechten ausgestatteten Kontaktperso-nen wurden nach einführender Schulung in die Lage versetzt, akut auftretende Probleme bereits auf Fachbereichsebene zu lösen. Hier-durch konnte bei Lehrenden schnell Vertrauen in die Nutzbarkeit der Lernplattform geschaffen werden. Im Sinne einer Top-Down-Stra-tegie definierten die Lehrenden Umfang und Art der Nutzung der Lernplattform.(3) ILIAS ist somit die zentrale Instanz, Präsenzleh-re an der FH Dortmund virtuell und multimedial zu unterstützen.

Bereits mit Beginn der Einführung war es Aufgabe der E-Lear-ning-Koordinierungsstelle, sich in die Weiterentwicklung von ILIAS als Open-Source-Plattform aktiv einzubringen, z. B. durch die insti-tutionelle Mitgliedschaft im ILIAS open source e-Learning e. V. oder die Teilnahme an regelmäßigen Treffen der Hochschulen, die ILI-AS in Nordrhein-Westfalen nutzen. Darüber hinaus war und ist die E-Learning-Koordinierungsstelle entscheidend an der Einführung einer kontext- und rechtesensitiven Online-Hilfe in ILIAS beteiligt und war 2010 und 2015 Gastgeber der Internationalen ILIAS-Kon-ferenz. Ganz praktisch wird das Engagement der E-Learning-Koordi-nierungsstelle aber auch in der hochschulübergreifenden Entwick-lung einer kontext- und rechtesensitiven Online-Hilfe, die Lehrende und Studierende in ILIAS nutzen können, oder im strukturierten Testen von Modulen vor Einführung einer neuen Software-Version.

BIBLIOTHEK UND KOORDINIERUNGSSTELLE ALS PARTNERViele dieser Aktivitäten lassen sich nur auf Basis des bereits 2009 begründeten E-Tutoring-Projekts realisieren: Studierende aus fast allen Fachbereichen der Hochschule bringen ihre Kompetenzen bei der Umsetzung von E-Learning-Szenarien an der FH Dortmund ein und sind zugleich Multiplikatoren in ihren Fachbereichen. Sie bilden die personelle Basis für ein Gemeinschaftsprojekt zwischen Bibliothek, Hochschul-IT und E-Learning-Koordinierungsstelle: die Einrichtung eines IT-Helpdesk an allen Bibliotheksstandorten der Hochschule zur Klärung von akuten Problemen bei der Nutzung der zentralen IT-Systeme der Hochschule. E-Tutorinnen und Tutoren bringen ihre fachlichen, technischen und kommunikativen Erfah-rungen ein und schaffen einen verlässlichen und niederschwelligen Zugang für Studierende und Lehrende bei hoher Effizienz.

Der IT-Helpdesk ist nur das besonders augenfällige Beispiel einer Reihe von erfolgreichen Gemeinschaftsprojekten zwischen Biblio- thek und E-Learning-Koordinierungsstelle, zu denen auch die ge-meinsame Finanzierung und Bereitstellung der Literaturverwal-tungssoftware Citavi, der Tutorials von Video2brain oder die Lizen-sierung einer Videopräsentationsplattform VIMP gehören, von der Lehrende und Studierende profitieren.

Aber auch in inhaltlichen Bereichen wie dem Umgang mit Plagia-ten und urheberrechtsgeschützten Werken unterschiedlicher Art ar-beiten Bibliothek und E-Learning-Koordinierungsstellen zusammen, was sich z. B. in der gemeinsamen Entwicklung eines veröffentlich-ten Merkblatts für Urheberrechtsfragen ablesen lässt.(4) Gerade in diesem Bereich sind auch in Zukunft Veränderungen zu erwarten, die beide gleichermaßen vor Probleme stellen werden.

ENDNOTEN

1. 2014 wurden DVZ und Verwaltungs-EDV an der FH Dortmund zum neuen Dezernat VI

„Hochschul-IT“ zusammengefasst.

2. Quelle: www.campussource.de/software/cse

3. Nicht ohne Erfolg, denn sechs Jahre nach ihrer Einführung nutzen auch mehr als 85 % der

Studierenden der FH Dortmund ILIAS.

4. Siehe: http://fh.do/merkblatt_urheberrecht

Dieses IT-Modell beschreibt exemplarisch einige Integrationsprozesse zwischen einem Verwaltungssystem für Lehre, Studium und Forschung (HIS-LSF) und einem Learning Management System (LMS).(2)

HIS-LSF

Administration › Strukturdefinition Vorle- sungsverzeichnis (VVZ)

› Steuerung von ZeitfensternLehrende › Anlegen von Lehrveranstaltungen (LV)

› Aktualisieren von LV › Löschen von LV

Studierende › Anmeldung zu LV › Abmeldung von LV

CSE (CAMPUSSOURCE ENGINE)

LSF >> LMS › Initialisierende Datenübertragung › LV: Anlegen › LV: Aktualisieren › LV: Löschen › VVZ: Übertragung › Personen: Zuordnung zu LV › Personen: Abmeldung von LV

LSF << LMS › Personen: Zuordnung zu LSF-LV über LMS › Personen: Abmeldung von LSF-LV über LMS

LMS

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thek aufmerksam machen. Das eingesetz-te Medium Video soll dabei Freiheiten las-sen, neue und vor allem unterhaltsamere Vermittlungswege zu beschreiten. So wur-de das Prinzip vieler bibliothekarischer Vi-deo-Tutorials, in denen ein realer Mensch, meist ein Bibliothekar, virtuelle Services er-klärt, hier bewusst auf den Kopf gestellt: In den neuen Tutorials der UB Bielefeld erklä-ren kleine virtuelle Wesen, cartoonartige 3D-Avatare, die realen Bibliotheksbereiche und Services vor Ort.

Tischapparate und Rollcontainer, Selbst-verbuchungsautomaten, Diskussionsräu-me und viele andere interessante Service-bereiche und -themen werden den Nutzern in knapp zweiminütigen Videos durch die 3D-Charaktere näher gebracht. Die bei-den Avatare, eine Bibliothekarin und ein Bibliothekar, bewegen sich dabei vor ei-nem realen Hintergrundbild und erläutern Wissenswertes zu ausgewählten Biblio-theksservices. Die lebendige Sprache und Animation geben den beiden Charakteren

dabei einen Hauch von Persönlichkeit und sorgen nicht zuletzt für einen gewissen Un-terhaltungswert. Die Studierenden sollen über diese Stilelemente motiviert werden, sich die Filme anzuschauen und ggf. auch zu teilen. Die Videos werden deshalb neben der klassischen Website der Bibliothek vor allem im eigens hierfür eingerichteten You-tube Channel angeboten, so dass eine wei-tergehende Einbindung und Verbreitung in den gängigen Social-Media-Apps pro- blemlos möglich ist. Die ersten dieser der-zeit noch in der Entwicklung befindlichen Videos sollen spätestens ab Mai 2016 on-line gehen.(1) Weitere Videos für die Ziel-gruppe der Studienanfänger sollen in die-sem Channel dann nach und nach folgen.

ABER AUCH GANZ KLASSISCHNeben dieser didaktisch reduzierten und eher unterhaltsamen Form der Vermittlung von Informationskompetenz zu Themen der Bibliothek soll es bald auch einen zwei-ten Video-Channel geben, der vor allem die

digitalen Services wie z. B. E-Books, Publi-kations- und Forschungsdatenmanagement, Open Access und Wissenschaftliche Such-maschinen im Blick hat.(2) Hier wird dann wieder vermehrt auf klassische Stilelemen-te und erhöhte Seriosität Wert gelegt und das obige Tutorial-Prinzip vom Kopf wieder auf die Füße zurückgestellt: Echte Biblio-thekare erklären vor rein virtuellen Hinter-gründen echt innovative Bibliotheksservices

− ganz klassisch UB Bielefeld eben.

ENDNOTEN

1. Verwendet wird die Software Demo Builder 11 von Tani-

da. Die zum Ausprobieren freie Software ermöglicht ne-

ben der Erstellung von Screencasts auch die Einbettung

und Steuerung der 3D-Avatare. Augen, Arme, Gesten und

Lippensynchronisation sowie das Gehen werden über ein-

fache Menüs ermöglicht und erlauben qualitativ hochwer-

tige Animationen.

2. Erstellt werden diese Videos mit der Software Adobe Pre-

senter Video Express.

Es ist bisweilen schwierig für Bibliotheken: Trotz aller vorhandenen Social-Media-Kon-nektivität lassen sich die Nutzer doch er-staunlich schlecht erreichen, wenn es da-rum geht, über Services der Bibliothek zu informieren. Das mag zum einen an der aus Nutzersicht vergleichsweise geringen Rele-

vanz von Bibliotheksthemen liegen, zum anderen sicherlich aber auch an der Fülle von Informationen, die über unterschied-liche mediale Kanäle auf die Nutzer ein-strömt. Die informationelle Konkurrenz auf Facebook, WhatsApp, Twitter und Co. ist groß, und Informationen können sich nur dann behaupten, wenn sie häufig »geteilt« und weitergegeben werden.

ZEITGEMÄSSE KURZVIDEOSWie kann man also Bibliotheksnutzer heut-zutage über Social-Media-Kanäle überhaupt noch auf Bibliotheksangebote aufmerksam

machen, und wie kann man ihnen dabei quasi nebenbei noch grundlegende Infor-mationen zu diesen Services vermitteln?

Eine mögliche Antwort auf diese Fragestel-lung gibt die UB Bielefeld mit ihren neuen Video-Tutorials für Studienanfänger. Ganz im Zeitgeist eines sich wandelnden Me-diennutzungsverhaltens auf Seiten der Stu-dierenden wurde auf einen monolithischen, komplexen und alles erklären wollenden Tutorial-Ansatz bewusst verzichtet. Die neu-en Tutorials sollen Informationen modular und schlank vermitteln, leicht bekömmlich, kurz und prägnant auf Services der Biblio-

UB BIELEFELD − E-LEARNING MEETS SOCIAL-MEDIA-MARKETING

ERIK SENSTUniversitätsbibliothek Bielefeld

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Zu den digitalen Services werden Tutorialsper Screencast und Sprechervideo angeboten (links). Die Services vor Ort werden Studierenden durch 3D-Avatare in kurzen Animationsfilmen näher gebracht.

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Richtlinie bei der Verwendung eines Programms zur Literaturver-waltung oder eine Campuslizenz. Die Qualität von Quellen bzw. die Zitierwürdigkeit wird den Studierenden in den Veranstaltungen meist mithilfe einer Diskussion oder einer gemeinsamen Erarbei-tung nahegebracht. Daher war das Ziel für das zweite Lernmodul, ein Bewusstsein für Qualitätskriterien von Literatur zu vermitteln und einen Überblick zu den Grundlagen des Zitierens zu geben. Weiterhin sollten verschiedene Literaturverwaltungsprogramme vorgestellt werden. Gewünscht wurde, dass das neue Lernmodul den Studierenden künftig in erster Linie als Nachschlagewerk die-nen sollte. In einigen Veranstaltungen sollten die Informationen aus dem Lernmodul als Wissensbasis vorausgesetzt werden.

Als Ergebnis konnten nach Ablauf der zweiten Förderphase gleich drei neue Lernmodule präsentiert werden. Das Modul »Bewerten von Fachliteratur« erklärt anhand von Videos und Texten die Funk-tionsweise von Suchmaschinen und Qualitätskriterien. Das Modul »Zitieren und Belegen« (Abb. 2) befasst sich mit vier beispielhaf-ten, häufig vorkommenden Zitierstilen. Die Teilnehmer können sich diese mit Übungen aneignen. Das Modul »Literaturverwal-tungsprogramme« enthält neben einem Überblick zu Programmar-ten einen kurzen Test, mit dem jeder Teilnehmer eine personalisier-te Empfehlung für ein Programm erhalten kann.

Es war der explizite Wunsch der Dozenten, die Inhalte selbst nach-nutzen zu können. So sollten die neuen Module den Charakter ei-nes »Warenkorbs« haben, aus dem sich jeder Dozent seine Inhalte selbst zusammenstellen kann. Dazu wurde ein separater Down-load-Bereich auf der E-Learning-Plattform ILIAS eingerichtet. In diesem besitzen die Dozenten die entsprechenden Rechte, um die Inhalte herunterzuladen und unter Nennung der Bibliothek als Ur-heber in die eigenen Veranstaltungen einzubinden. Ob die Inhal-te unverändert bleiben oder für eigene Zwecke angepasst werden, liegt im Ermessen des Dozenten.

Zeitgleich wurden die Inhalte aus der ersten Förderphase überar-beitet, da zum Wintersemester 2014/15 ein Wechsel vom bisheri-gen Katalog zu IntrOX stattfand, einem Katalog mit einem Disco-very-System. Die Videos wurden auf die neue Oberfläche angepasst und neu produziert. Ein gemeinsames Design-Manual für die Inhal-te aus beiden Förderphasen stellte sicher, dass sich die zeitlich ver-setzt entstandenen Lernmodule in einem gemeinsamen Layout prä-sentieren.

AKTUELLE NUTZUNGInsbesondere die Inhalte aus der zweiten Förderphase stießen durch die intensive Zusammenarbeit mit den Fachbereichen auf sehr breites Interesse bei den Dozenten. Präsentationen in ver-schiedenen Gremien der Hochschule trugen zur Steigerung der Zu-

FH MÜNSTER ARBEITET ENG MIT DEN FACHBEREICHEN ZUSAMMEN

Die Bibliothek der Fach-hochschule (FH) Müns-ter startete zu Beginn des Jahres 2013 mit der Digitalisierung ih-rer Informationskom-petenz-Veranstaltungen. In zwei Projektschritten

wurden die Inhalte in multimedial angereicherte Lernmodule auf die hochschulweite E-Learning-Plattform ILIAS überführt.

An der Fachhochschule Münster wurde 2012 mit Mitteln aus dem Qualitätspakt Lehre »Wandel bewegt« eine neue zentrale Service-einrichtung gegründet. Unter dem Namen »Wandelwerk – Zentrum für Qualitätsentwicklung« koordinieren die dortigen Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter didaktische Beratungs- und Weiterbildungsan-gebote für Hochschulangehörige, insbesondere für die Lehrenden. Aus der gesamten Hochschule konnten sich die Fachbereiche und zentralen Serviceeinrichtungen, so auch die Bibliothek, in mehre-ren Antragsrunden von 2012 bis 2016 um die Finanzierung ver-schiedener Projekte bewerben.

Im Veranstaltungsteam der Bibliothek gab es seit längerer Zeit den Wunsch, die vorhandenen Präsenzveranstaltungen im Bereich der Informationskompetenz digital aufzubereiten. Ein Grund hierfür waren vor allem Veränderungen im Informationsverhalten der Ziel-gruppen sowie Neuerungen bei der Studieneingangsphase. Insbe-sondere bei den Ingenieurstudiengängen sinkt die Teilnehmerzahl an den gemeinsam mit den Fachbereichen angebotenen Bibliothek-seinführungen. Da außerdem an der Hochschule verstärkt berufsbe-gleitende Studiengänge eingerichtet werden, gibt es einen großen Anteil von Studierenden, die die Bibliothek nur zu Zeiten besuchen können, in denen kein festes Stammpersonal vor Ort ist. Somit er-gab sich daraus das Ziel, die Inhalte für alle Hochschulangehörigen orts- und zeitunabhängig zugänglich zu machen. Hierfür sollte die hochschulweite E-Learning-Plattform ILIAS genutzt werden, da sich dort die Möglichkeit bot, verschiedene Elemente wie Videos, Texte und Wissensfragen miteinander zu verbinden.

Die Bibliothek konnte mit diesem Projektvorhaben in den Antrags-runden 2012 und 2013 überzeugen und stellte somit zwei der ins-gesamt 83 geförderten Projekte. Beide Förderphasen wurden vom Personal des Wandelwerks begleitet.

FÖRDERPHASE 1: 2013Begonnen wurde mit der Digitalisierung bereits bestehender Ver-anstaltungen im Bereich der grundlegenden Rechercheinstrumen-te wie Katalog, Bibliothekskonto und Fernleihe.

Dazu wurden Textbausteine zur Erläuterung der verschiedenen Suchmöglichkeiten im Bibliothekskatalog sowie der lizenzierten Datenbanken entwickelt, die anschließend in einem Lernmodul zusammengeführt wurden. Zu Beginn des Lernmoduls konnte der Teilnehmer freiwillig einen Test absolvieren, um sein Wissen ein-zuschätzen und so eine genaue Empfehlung zu für ihn relevanten Inhalten zu bekommen. Um verschiedenen Lerntypen gerecht zu werden, wurden die Texte auf zwei Weisen dargestellt: Abb. 1 zeigt dies als Beispiel für die Lernmodulseite zu den E-Books, wo die Ler-nenden sich zwischen Fließtext und Screenshots oder einem Video entscheiden konnten. Der Fließtext wurde als Drehbuch für das Vi-deo verwendet, so dass die Inhalte identisch sind.

FÖRDERPHASE 2: 2014/15In der zweiten Förderphase von August 2014 bis Juli 2015 wurde geprüft, wie die Inhalte der Veranstaltungen zum Bewerten und Zi-tieren von Quellen sowie zu Programmen der Literaturverwaltung online präsentiert werden konnten. Eine Evaluation des Lernmo-duls aus der ersten Förderphase ergab, dass die integrierten Tests kaum genutzt wurden, wenn die Fragen nicht direkt in die einzel-nen Modulseiten eingebaut waren. Daher wurde bei den Inhalten der zweiten Phase darauf Wert gelegt, dass nur ein bis zwei Fra-gen direkt an die Inhaltsseiten angeschlossen wurden, mit denen der Teilnehmer sein gerade erworbenes Wissen überprüfen konnte.

Ein zweiter Unterschied bestand in der Einbindung der Zielgrup-pe. Während der gesamten zweiten Förderphase waren Dozenten aus acht Fachbereichen und Instituten beteiligt. Sie gewährten ei-nen Einblick in die Forschungskultur und den Stellenwert des wis-senschaftlichen Arbeitens innerhalb ihres Fachbereichs. Dozenten aus drei Fachbereichen beteiligten sich direkt an der Konzeption des neuen Lernmoduls.

Hieraus ergab sich vor allem die Erkenntnis, dass die geplanten Themen meist mit dem Schwerpunkt »Zitieren« unter der Verwen-dung verschiedenster Zitierstile in den Fachbereichen gelehrt wer-den. An der Hochschule gibt es darüber hinaus keine einheitliche

MIRIAM HÖLSCHERBibliothek der FH Münster

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Abb. 2: Ausschnitt aus dem Lernmodul „Zitieren und Belegen“ mit einer Frage zum Zitierstil APA

Abb. 1: Fließtext oder Video: Die Inhalte sind identisch.

griffszahlen auf den Download-Bereich für Dozenten bei. Ein Artikel über das Projekt erscheint in der kommenden Ausgabe der online ver-fügbaren Zeitschrift »FHocus«.

Ergänzt werden die vorgestellten Module zur Informationskompetenz durch virtuelle Rundgänge durch alle Bereichsbibliotheken der Hoch-schule. Dual Studierende haben dadurch die Möglichkeit, sich über »ihre« Bibliothek zu informieren und einzelne Funktionen erklären zu lassen, auch wenn sie nicht an einer klassischen Bibliotheksführung teilnehmen können. Die meisten Aufrufe verzeichnet hierbei der Film über die Funktionsweise des 24-Stunden-Rückgabeautomaten.

Trotz der zunehmenden Digitalisierung der Bibliotheksangebote verän-dert sich die Nachfrage nach Präsenzveranstaltungen nicht. Vielmehr werden die Inhalte der Veranstaltungen aufgrund von Werbung auf der Webseite und in sozialen Netzwerken verstärkt wahrgenommen.

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ULB BONN – ONLINE-LERNMODULE STATT „MASSENVERANSTALTUNG“

Wie andere Wissenschaftliche Bibliothe-ken nutzt auch die Universitäts- und Lan-desbibliothek (ULB) Bonn den Mehrwert von E-Learning zur Vermittlung von Infor-mationskompetenz. Unter dem Titel »Li-teraturrecherche – nicht nur für Germa-nisten« veröffentlichte die ULB 2013 zu diesem Zweck ihr erstes Online-Tutorial. Inzwischen zogen vier weitere Fächer nach: Anglistik, Philosophie, Wirtschaftswissen-schaften und Geschichte. Das Projektteam bestand aus den jeweiligen Fachreferenten in Kooperation mit Vertretern der »eCam-pus eLearning Services«. Als zentrale Ser-viceeinrichtung der Universität Bonn steht eCampus seit Beginn der Förderung durch

das »Gemeinsam für mehr Qualität für Stu-dium und Lehre«-Projekt des Bundesminis-teriums für Bildung und Forschung im Jahr 2012 als Ansprechpartner und Dienstleister zu den Themen Lernplattform, Medienser-vice, E-Assessment, Webcasts, E-Teaching und elektronische Semesterapparate mit sieben Mitarbeitern zur Verfügung.

BEDARF FÜR LERNMODULEDer Bedarf für die Online-Tutorials ergibt sich aus der wachsenden Zahl der Studie-renden und der mit der Umstellung auf die Bachelor- und Master-Studiengänge ver-dichteten Studieninhalte. Die daraus re-sultierenden „Massenveranstaltungen“ er-lauben keine effiziente Vermittlung von Schlüsselkompetenzen. Das betrifft auch die ULB mit ihren Schulungsangeboten. Die Bibliothek beschloss daher 2012, für die

Vermittlung von Informationskompetenz fachbezogene Online-Tutorials zu erstellen, und versprach sich davon eine Verbesserung der Lehre und eine Entlastung der Fachrefe-renten von der Vermittlung redundanter In-halte in Präsenzveranstaltungen. Auch die Studierenden sollten profitieren: Sie erhal-ten die Möglichkeit, sich Inhalte nach ihrem Tempo und Bedarf in einem multimedialen Tutorial selbstgesteuert anzueignen.

DER PILOT: GERMANISTIKAls Pilot wurde ein Lernmodul für die Ger-manistik auf Basis von ILIAS konzipiert, das die Vorlesung zur Vermittlung von Infor-mationskompetenz ersetzte. Als Grundla-ge dienten die in der Vorlesung verwende-ten Folien und Notizen. Im Wintersemester 2012/13 erarbeitete die Fachreferentin mit einer wissenschaftlichen Hilfskraft das Drehbuch, auf dessen Grundlage das E-Lear- ning-Team ein Lernmodul ausarbeitete, das Ende Februar 2013 online ging.

Im Sommer 2014 führte ein Medienpä-dagoge des E-Learning-Teams eine erste Evaluation durch, woraufhin eine Umarbei-tung des noch linear aufgebauten Moduls angestoßen wurde: Das Tutorial wurde op-

CORNELIA HELMSTEDTNADINE KADIC„eCampus eLearning Services“ Rheinische Friedrich-Wilhelms- Universität Bonn

»Die Digitalisierung der Bildung ist pervasiv, sie

durchdringt alle Prozesse, Orte und Formate der

Bildungsarbeit.« (1) timiert, indem die aus der Vorlesung über-nommene und auch durch ILIAS vorgegebe-ne starre Navigation aufgelöst, Screencasts gekürzt, Inhalte reduziert und die interak-tiven Möglichkeiten der Autorensoftware Articulate Storyline gezielter eingesetzt wurden. Das finale Tutorial setzt auf Kom-munikation und Lerneraktivierung und fo-kussiert in seiner Leitfrage stärker die Per-spektive der Studierenden: Wozu brauche ich überhaupt Literaturrecherche?

ERWEITERUNG UM DIE ANGLISTIKDer Bereich Anglistik wurde an das Tuto-rial Germanistik modular »angedockt«. An-fang 2015 entwickelten Fachreferat und E-Learning-Team die Inhalte und erstell-ten ein kompaktes Lernmodul »Literatur-recherche Germanistik und Anglistik«. Eine Herausforderung lag darin, die Navigation stimmig zu halten. Die Hauptaufgaben der Mitwirkenden lagen in der Festlegung, an welchen Punkten Abzweigungen bzw. fach-spezifische Recherchebeispiele für Anglis-ten und Amerikanisten angereichert wer-den müssen. Das Endprodukt ist online einsehbar.(2)

WEITERE LERNMODULE Die mediale Gestaltung der weiteren Tutori-als vereinfachte sich durch das Vorhanden-sein des Piloten. Entgegen der ursprüngli-chen Annahme, dass man große Teile des Pilotmoduls 1:1 übernehmen könne, ver-langten alle Kapitel fachspezifische Anpas-

sungen. Einige Themenbereiche mussten komplett ergänzt werden, die in anderen Fächern kaum oder keine Bedeutung ha-ben, wie z. B. die Bibliometrie und Impact Faktoren in den Wirtschaftswissenschaften.Das Online-Tutorial kann Präsenzveranstal-tungen nicht komplett ersetzen, sondern wird je nach Fachbereich entweder beglei-tend, vertiefend oder ergänzend eingesetzt.

Der Arbeitsaufwand für die Tutorials wurde unterschätzt. Die praktische Ausarbeitung, insbesondere die Entwicklung der interak-tiven Testaufgaben und Videosequenzen, erwies sich als zeitaufwändiger und viel-schichtiger Arbeitsvorgang. Die Bearbei-tungszeit für Konzeption und Umsetzung der Tutorials fiel unterschiedlich aus, da jedem Fachreferat andere personelle Res-sourcen zur Verfügung standen. So entwi-ckelte die Fachreferentin für Germanistik in sechs Wochen Vollzeit den Piloten gemein-sam mit einer wissenschaftlichen Hilfskraft und ergänzte in zwei Monaten den fachspe-zifischen Teil der Anglistik. Im Fachbereich Geschichte übernahm eine wissenschaftli-che Hilfskraft, die für drei Monate mit zehn Semesterwochenstunden für diesen Zweck eingestellt wurde, die Erstellung des Tuto-rials. Da dieses nach Ablauf der Frist noch nicht ganz fertig war, übernahm eine wei-tere wissenschaftliche Hilfskraft die noch verbliebenen Arbeiten. Die Produktions-zeit betrug insgesamt sechs Monate. Die Fachreferenten für Philosophie und Wirt-schaftswissenschaften fertigten ihre Tuto-

rials ohne Hilfskraftunterstützung an und benötigten zwischen neun und zwölf Mo-naten für die Umsetzung.

Zwei Herausforderungen wirkten sich zu-sätzlich auf die Entwicklungszeit aus: Im Sommer 2015 ergaben sich mit Einfüh-rung des Bibliotheksportals bonnus, das den Hauptkatalog ablöste, terminliche Ab-hängigkeiten. Hinzu kam eine starke Aus-lastung des E-Learning-Teams durch die pa-rallele Erstellung mehrerer Tutorials, was zeitweise zu einem Verzug führte.

EIN DAUER-PROJEKTDie Rückmeldungen auf die bereits on-line geschalteten Lernmodule Germanistik und Anglistik sind positiv. Die Studieren-den profitieren von dem Tutorial, indem sie nicht nur flexibel und interaktiv lernen können, sondern sich auch nachhaltiger Kompetenzen aneignen als in der Präsenz-lehre. Für die Fachreferenten steht fest: Die Lernmodule sind sinnvoll, auch wenn da-von auszugehen ist, dass die künftige Ak-tualisierung des Tutorials ebenfalls mit grö-ßerem Zeitaufwand verbunden sein wird. Im nächsten Schritt steht die Planung einer Verbreitungsstrategie an, die eine intensive-re Nutzung des Tutorials bewirken soll und die Erhebung und Analyse von quantitati-ven Nutzungsdaten und qualitativem Nut-zerfeedback einschließt.

Abschließend lässt sich festhalten, dass die Tutorials nur in der Kooperation zwischen Fachreferenten und dem E-Campus-Team entstehen konnten. Erst das Zusammenwir-ken von Informations- und E-Learning-Kom-petenzen ermöglichte eine professionelle und didaktisch sinnvolle Umsetzung.

ENDNOTEN

1. Kerres, Michael: Positionspapier „E-Learning oder Digitali-

sierung der Bildung?“. Köln 2016, S. 9; http://mediendidaktik.

uni-due.de/sites/default/files/elearning-vs-digitalisierung.pdf

2. https://ecampus.uni-bonn.de/goto_ecampus_htlm_553491.

html

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Die Trickfilm- Bibliothekarin erklärt in kleinen Schritten, wie Fach- literatur gezielt gesucht und gefunden wird.

Vier Schritte zur Entstehung eines Lernmoduls

KICKOFF

›Treffen aller Beteiligten ›Entwicklung einer Struktur ›Projektplanung erstellen ›Festlegung der Ansprechpartner ›Verständigung zur Projekt-kommunikation und zu Rückmeldungen

CONTENTERSTELLUNG

›Redaktionelle Bearbeitung der Inhalte (Text, Bild, Ton, Film) ›Entwicklung des Drehbuchs ›Revision/Freigabe Drehbuch und Aufgabe

PRODUKTION

›Redaktionelle Bearbeitung der Inhalte (Text, Bild, Ton, Film) ›Entwicklung des Drehbuchs ›Revision/Freigabe Drehbuch und Aufgabe

LAUNCH

›Go Live ›Information der Anwender zum neuen Lernmodul/ Referenz für internes Marketing Support für Lehrende und Lernende ›Dauerbetrieb, Klärung des Turnus inhaltlicher Anpassungen

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Anbindung an die Präsenzveranstaltung ist das Tutorial eigenstän-dig konzipiert und befasst sich mit der MLA International Biblio-graphy, einer der wichtigsten Fachdatenbanken für die Sprach- und Literaturwissenschaften neben der BDSL und der BLLDB.

Beim Aufbau des Tutorials wurde besonderer Wert darauf gelegt, die multimedialen Möglichkeiten zu nutzen. Sämtliche Arbeits-schritte und Erläuterungen sind mit Hilfe von nachbearbeiteten Screenshots verdeutlicht. Verschiedene Abläufe wie eine Suchan-frage oder die Suche mit Hilfe des Thesaurus werden über Screen-casts dargestellt.

Abbildung 1 gibt einen Ausschnitt des Online-Tutorials wieder, das sich in sechs Kapitel gliedert:1. Grundlegendes2. Die MLA »International Bibliography«3. Erweiterte Suche (Advanced Search)4. Thematische Suche5. Das Richtige gefunden? – Die nächsten Schritte6. Abschlusstest.

Neben grundlegenden Informationen zum Tutorial und zur Daten-bank, Hinweisen zu technischen Anforderungen sowie Ansprech-partnerinnen in der Bibliothek werden in Kapitel 1 und 2 der Aufruf der MLA von innerhalb und außerhalb der Hochschule dargelegt. Die inhaltliche Abfolge der Kapitel 3 und 4 ist an die der Präsenz-veranstaltung angelehnt, d. h., von der einfachen zur erweiterten Suche, danach zur thematischen Suche. Neben Suchbeispielen zur Erläuterung des Aufbaus der einfachen und erweiterten Suchmas-ke werden in Kapitel 3 die wichtigsten Suchindizes umfassend be-handelt und allgemeine Hinweise zur Eingabe des Suchbegriffs ge-geben. Nach einer Beschreibung der Suchfilter wie Publikationstyp oder Sprache wird die Trefferanzeige thematisiert. Kapitel 4 be-fasst sich intensiv mit der thematischen Suche. Wie schon in der Präsenzveranstaltung werden sowohl linguistische als auch litera-turwissenschaftliche Beispiele berücksichtigt. Die Schlagwortsuche wird ebenso behandelt wie die Suche über den Thesaurus und wei-tere Suchindizes. Schließlich wird in Kapitel 5 die Verfügbarkeits-recherche sowie der Export einer individuell zusammengestellten Literaturliste aus der MLA dokumentiert.

Zwischen den Unterkapiteln gibt es Exkurse, die Wissen im Bereich der allgemeinen Informationskompetenz vermitteln, wie den Auf-bau einer Fachdatenbank, der die Suche im Stichwort- und Schlag-wortindex gegenüberstellt, oder die Verknüpfung von Suchbegrif-fen mittels Boolescher Operatoren. Beide Thematiken sind bereits in der Präsenzveranstaltung behandelt worden. Das Online-Tutori-al bietet nun die Möglichkeit, diese für die Recherche essentiellen Phänomene mittels Screenshots und Screencasts vertiefend zu be-handeln. Es wird in Kapitel 6 durch einen Abschlusstest abgerundet.

UB WUPPERTAL – ONLINE-TUTORIALS ZUR LITERATURRECHERCHE

Im Wintersemester 2007/08 startete an der Universitätsbi-bliothek Wuppertal die erste Veranstal-tung mit dem Titel »Grundlagen der Li-teraturrecherche und

-beschaffung für die Sprach- und Literaturwissenschaften«.(1) Die richtet sich an Studienanfänger der Anglistik, Germanistik und Ro-manistik und ist obligatorisch von ihnen zu besuchen. Nach der 131. Veranstaltung am 15. Januar 2016 blicken wir bislang auf 7.421 Teilnehmende zurück.

Das bewährte Konzept dieser Pflichtveranstaltung, die in die Grundlagenseminare der drei Philologien eingebettet ist, zeichnet sich dadurch aus, dass sie nicht nur eine 90-minütige Präsenzver-anstaltung umfasst, sondern auch ein Online-Tutorial mit integrier-tem Abschlusstest. Im Folgenden soll kurz auf die Präsenzveran-staltung und danach detailliert auf die E-Learning-Komponente eingegangen werden.

DIE PRÄSENZVERANSTALTUNGDie Präsenzveranstaltung findet im Hörsaal mit bis zu 180 Teil-nehmenden statt und wird mittels einer Power-Point-Präsentation visuell unterstützt. Sie ist in drei thematische Schwerpunkte ge-

gliedert. Nachdem den Studierenden das richtige »Lesen« von Literaturlisten und das Erkennen von Publikationstypen vermittelt wurden, werden ihnen im zweiten Teil die Bibliographie der Deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft (BDSL) und die Bibliography of Linguistic Literature (BLLDB) in ih-rer Funktion nahegebracht und verschiedene Re-cherchestrategien aufgezeigt. Der dritte und letzte Teil befasst sich mit der gezielten Benutzung des Bi-bliothekskatalogs, der Aufstellungssystematik sowie dem Aufbau der Signaturen. Teil 1 und 2 werden von der Fachreferentin für Anglistik, Germanistik und Romanistik durchgeführt, der dritte im Wech-sel von zwei Mitarbeiterinnen der Informationsstel-le Elektronische Dienste, Susanne Böhnke und Ute Strunk. Seit dem WS 2015/16 verstärkt Kristina Frank das Team.

DAS ONLINE-TUTORIALZur Umsetzung des Online-Tutorials wurde die in der Bergischen Universität Wuppertal seit Jahren etablierte E-Learning-Plattform Moodle genutzt, die den Studierenden u. a. durch elektronische Semes-terapparate bekannt ist. Trotz der organisatorischen

ANJA PLATZ-SCHLIEBSUniversitätsbibliothek Wuppertal

Abb. 1: So sieht der Einstieg ins Online-Tutorial zur MLA, einer Fachdatenbank für die Sprach- undLiteraturwissenschaften aus. Hier eine der Testfragen zur Recherche in der MLA

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DER ONLINE-ABSCHLUSSTESTDer Abschlusstest wurde mittels des integrierten Testtools von Moodle erstellt. Ausgehend von ei-nem praxisnahen Recherchebeispiel ermöglicht die-ser automatisierte Test den Studierenden, die Re-cherche in der MLA praktisch zu üben. Dies ist umso wichtiger, als die Durchführung der Präsenz-veranstaltung im Hörsaal keine eigenständigen Übungen gestattete.

Die Studierenden müssen sich im Abschlusstest mit vier Fragen zu vier Themenbereichen, die im Tutori-al behandelt werden, auseinandersetzen, und zwar mit einer einfachen Suche zur Vervollständigung einer bibliographi-schen Angabe, einer Schlagwortsuche, einer thematischen Suche sowie einer Verfügbarkeitsrecherche. Antworten können, je nach Art der Aufgabe, aus einer Freitextangabe (Wort oder Zahl) oder ei-ner Multiple-Choice-Auswahl bestehen (vgl. S. 23 und 24).

Unmittelbar nachdem die Studierenden ihre Antworten auf die Testfragen per Webformular abgesandt haben, erhalten sie bei ei-ner falschen Antwort Hinweise auf diejenigen Kapitel, die für die Beantwortung der jeweiligen Frage hilfreich sind. So können In-halte gezielt wiederholt und Verständnislücken geschlossen werden. Auf eine richtige Antwort wird den Studierenden ein positives Feed-back gegeben. Nach der Bearbeitung des Abschlusstests wird ihnen in Moodle angezeigt, ob sie den Test bestanden haben. Bei erfolg-reicher Teilnahme wird der Teilnahmeschein ausgestellt. Die Ergeb-nisdaten lassen sich von der Moodle-Plattform herunterladen. Es wurden spezielle Excel-Makros programmiert, um die Teilnahmebe-scheinigungen automatisiert im druckfähigen Format zu generieren.

ERFAHRUNGEN MIT DEM ONLINE-TUTORIALDas Online-Tutorial wurde entwickelt, um den Studierenden die Möglichkeit zu bieten, ihre in der Präsenzveranstaltung neu er-worbenen theoretischen Kenntnisse praktisch anzuwenden und zu vertiefen. Des Weiteren ermöglicht ihnen der Abschlusstest eine Lernerfolgskontrolle. Vorteilhaft für sie ist zudem, dass die Bear-beitung eines Online-Tutorials nicht – wie bei der Präsenzveran-staltung – zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort ge-schehen muss.

Aus Sicht der Bibliothek wiederum besteht der Vorteil, keine zu-sätzlichen Personalressourcen für die Lehre einsetzen zu müssen. Zudem bietet der Online-Abschlusstest die Möglichkeit, die Teilnah-me und den Lernerfolg der Studierenden mit Hilfe einer automa-tisierten Ergebnisauswertung, d. h. ohne Bewertungs- und Korrek-turarbeit, zu überprüfen. Die Bearbeitung des Tutorials wird von den Studierenden größtenteils als unproblematisch empfunden.

Trotz dieser Vorteile sind die Herausforderungen, die das Online-Tu-torial an die Bibliothek stellt, nicht zu unterschätzen. So ist es für die Machbarkeit unabdingbar, die Kapitel des Online-Tutorials aktu-ell zu halten. Dies stellt einen nicht unerheblichen Arbeitsaufwand dar, da diverse Aspekte zu berücksichtigen sind. Zunächst wird die MLA in unregelmäßigen Abständen überarbeitet, wobei gelegent-lich ihre Oberfläche und Menüführung geändert wird – gleiches gilt für die Moodle-Plattform. Werden nicht zeitnah die entsprechenden Beschreibungen, Screenshots und Screencasts im Online-Tutorial geändert, kann es bei der Bearbeitung zu Irritationen seitens der Studierenden kommen. Schlimmer noch ist, wenn das Online-Tuto-rial durch eine Umstellung nicht mehr bearbeitet werden kann, z. B., wenn sich der Außenzugang zum Hochschulnetz ändert.

Auch die regelmäßige Überprüfung der Aktualität der Testfragen ist unerlässlich. So ist es vorgekommen, dass die Studierenden die Frage zur Signatur einer Zeitschrift nicht lösen konnten, weil die Bibliothek diese inzwischen ausgesondert hatte und nur noch die elektronische (und damit signaturlose) Ressource im Katalog ver-zeichnet war.

Insgesamt blicken wir nach 17 Semestern auf ein bewährtes, eta-bliertes Schulungskonzept zurück. Der Ressourcen schonende E-Learning-Anteil ermöglicht es der Bibliothek, eine Veranstal-tung von diesem studentischen Ausmaß erfolgreich zu stemmen.

ENDNOTE

1. Die Veranstaltung wurde ins Leben gerufen, als sich die UB Wuppertal aufgrund hochschul-

politischer Entscheidungen, die insbesondere die Neuordnung der Lehrerausbildung in NRW

betrafen, vor die Herausforderung gestellt sah, die Informationskompetenz der steigenden

Zahl an Studienanfängern der Philologien zu verbessern. Zur Entstehungsgeschichte der

Veranstaltung siehe: Blume, Peter; Platz-Schliebs, Anja: Grundlagen der Literaturrecherche

und -beschaffung für Studienanfänger der Sprach- und Literaturwissenschaften. Ein neues

Schulungsangebot der Universitätsbibliothek Wuppertal. In: Bibliotheksdienst 42 (2008),

S. 1222–1237

EINE BIBLIOTHEK STELLT DEN TECHNISCHEN SUPPORT

MIRIAM HÖLSCHERBibliothek der FH Münster

In der Bibliothek der Fachhochschule Münster ist das E-Learning-Team angesie-delt, das für alle Hochschulangehörigen den technischen Support auf der E-Lear-ning-Plattform leistet. Es besteht aus bis zu sieben Personen, die innerhalb der Biblio-thek auch für die Betreuung einzelner Fach-bereiche verantwortlich sind oder in der IT-Abteilung der Bibliothek arbeiten. Seit 2008 wird für das E-Learning hochschul-weit die Open Source Software ILIAS (In-tegriertes Lern-, Informations- und Arbeits-kooperations-System) eingesetzt.

SELBSTPRODUZIERTE KURZFILMEDie Fachhochschule Münster ist mit knapp 14.000 Studierenden und ca. 260 Professo-ren (Stand Wintersemester 2015/16) eine der größten Fachhochschulen in Deutsch-land. In der Biblio-thek laufen nicht nur die Fäden zu allen Fragen rund um Literatur zusammen, sondern auch alle Anfragen, die den tech-nischen Support für die hochschulweite ILI-AS-Plattform betreffen.

E-Learning und Bibliothek sind eng mitein-ander verbunden – neuberufene Professo-ren bekommen beispielsweise bei ihrer Füh-rung vom Bibliothekspersonal gleich einen Termin bzw. einen Ansprechpartner für die Einführung in ILIAS genannt. ILIAS-Veran-staltungen für Studierende finden häufig in Verbindung mit Bibliotheksveranstaltungen statt, sofern dieses Wissen nicht durch die Dozenten vermittelt wird. Die Funktionen der Plattform werden in selbstproduzierten

Kurzfilmen vorgestellt, wie beispielsweise die Einbindung einer Literaturliste in ILIAS. Über einen angeschlossenen Linkresolver kann direkt geprüft werden, ob die in der Veranstaltung empfohlene Literatur in der Bibliothek der Hochschule vorhanden ist. Durch die Erwähnung dieser stetig wach-senden Filmsammlung im Newsletter der Hochschulleitung konnten der Bekannt-heitsgrad und die Akzeptanz der Plattform noch weiter gesteigert werden.

Der technische Support für das E-Learning wird bestimmt durch die Kooperationen innerhalb und außerhalb der Hochschule. Während die Da-tenverarbeitungs-zentrale (DVZ) die technische Infrastruktur zur Verfügung stellt, kümmert sich das Zentrum für Qua-litätsentwicklung »Wandelwerk« um die di-daktische Beratung. So werden gemeinsam mit der DVZ pro Semester ca. 25 elektroni-sche Prüfungen organisiert, deren Ablauf in

einem hochschulin-ternen Qualitätsma-nagement-Prozess

definiert ist. Das »Wandelwerk« veranstal-tet zweimal pro Semester ein Netzwerktref-fen, zu dem alle mit E-Learning befassten Dozenten und Mitarbeiter eingeladen sind. Als Serviceeinrichtung ist die Bibliothek ein ständiger Teilnehmer und mit einem festen Beitrag »Neues aus ILIAS« auf der Tages-ordnung der Netzwerktreffen präsent.

Außerhalb der Hochschule ist die Fach-hochschule institutionelles Mitglied im ILI-AS-Verein. In dieser Funktion tauscht sich das E-Learning-Team regelmäßig mit Kol-legen aus anderen Institutionen, die ILIAS anwenden, in Sitzungen, Arbeitsgruppen und Kongressen aus. Durch diese Kontak-

te entstehen gemeinsame Projekte, wie bei-spielsweise die Anbindung der NRW-Cloud »Sciebo« an das ILIAS-System, die im Früh-jahr 2016 realisiert wird.

Das Alltagsgeschäft bestimmen überwie-gend Anfragen zur Steuerung der Rechte (»Ich kann da aber nichts anlegen!«) oder nach dem vergessenen Passwort (»Ich kann mich nicht einloggen!«). Bei vermeintlich verschwundenen Testergebnissen liegt die Ursache häufig darin, dass Studierende entweder das falsche Fach oder (bei Wie-derholung eines Fachs) das falsche Semes-ter ausgewählt haben. Dozenten stellen

Fragen wie »Ich mag diese Argu-mentationen per

Mail nicht führen, wenn die Studierenden ihre Hausarbeit zu spät eingereicht haben. Kann ich da was mit ILIAS machen?« Aus solchen Einzelanfragen wird 2016 ein Wei-terbildungsangebot für Dozenten und Mit-arbeiter mit dem Arbeitstitel »Didaktischer Einsatz von ILIAS in der Lehre« konzipiert, das von Bibliothek und »Wandelwerk« glei-chermaßen getragen wird.

WERTVOLLER EINBLICKDurch solche Projekte hat sich der techni-sche Support mit bibliothekarischem Ser-vicegedanken neben den anderen Service-einrichtungen als eine feste Größe in der hochschulweiten E-Learning-Landschaft etabliert. Für die Bibliothek bietet die-se Arbeit einen wertvollen Einblick in den Arbeitsalltag der Hochschulangehörigen. Dadurch können mit den Bibliotheksan-geboten die Entwicklungen und Verände-rungen bei Lehr- und Lernprozessen in der Hochschule besser begleitet werden.

»Ich kann mich nicht einloggen!«

»Ich kann da aber nichts anlegen!«

Testfrage zur MLA-Recherche: Hätten Sie's gewusst?

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NETZWORKING-KURSDER FACHSTELLE FÜR ÖBS

Arbeiten Sie mit Wikis, Etherpads und in der Cloud? Haben Sie Accounts bei Face-book, Twitter oder auch Tumblr? Sicher-lich nutzen Sie auch in irgendeiner Weise RSS-Feeds. Und vielleicht sind Ihre erstell-ten Präsentationen auch auf Slideshare und Prezi zu finden?

Das ein oder andere der genannten Tools haben Sie sicherlich schon mal benutzt oder davon gehört. Und doch sind diese nur ein Bruchteil dessen, was sich dort draußen im Social Web befindet. Sie spiegeln wie-der, wie sich auch das Arbeitsumfeld einer Bibliothek verändert. Medienkompetenz, ein Kernarbeitsfeld der Bibliothek, beinhal-tet heute auch, Soziale Medien zu kennen, grundsächliche Funktionsweisen zu ver-stehen und als Einrichtung diese Möglich-keiten und Chancen zu nutzen. Das Social Web ist nicht nur ein Ort für private Kom-munikation, sondern längst auch ein Ort für berufliche Vernetzung, Kommunikation

und Präsentation. Und nicht zuletzt eine Möglichkeit der schnellen und effektiven Zusammenarbeit.

Die Öffentlichen Bibliotheken in NRW ste-hen vor der Herausforderung, dieser Ent-wicklung gerecht zu werden und auch die Potenziale zu nutzen, die im Social Web stecken.

VON DER ÜBERLEGUNG ZUM KURSFür die Fachstelle stellte sich im Sommer 2014 die Frage, wie die Kompetenzen der Bibliotheksmitarbeiterinnen und -mitarbei-ter geschult werden können. Dabei wur-den wir auf den Kurs »18 Dinge für Biblio-theken in Bewegung« der Büchereizentrale Niedersachsen aufmerksam. Diese Selbst-lerneinheit basiert auf Vorgängerkursen, die seit 2007 angeboten wurden.(1) Ge-meinsam mit den Kolleginnen der Bücherei- zentrale Niedersachsen haben wir die In-halte neu strukturiert, aktualisiert und den Kurs »NETzWorking – Grundlagenkurs für Bibliotheksarbeit im Social Web« ins Leben gerufen. Von November 2014 bis Mai 2015 lief dieser zum ersten Mal. Seit September 2015 wird der zweite aktualisierte Kurs al-lein unter der Leitung der Fachstelle NRW organisiert.

Der Grundlagenkurs «NETzWorking” bie-tet die Möglichkeit, sich Woche für Woche selbstständig die Grundlagen für die Biblio- theksarbeit im Social Web anzueignen. Die Teilnehmenden sind zeit- und ortsun-abhängig, da die Aufgaben selbstständig am eigenen Rechner bearbeitet werden. Im Kursblog (www.netzworking.wordpress.

ANJA HOLLMANNFachstelle für Öffentliche Bibliotheken NRW bei der Bezirksregierung Düsseldorf

com) wird wöchentlich ein Thema vorge-stellt und anhand von Übungsaufgaben von den Teilnehmenden bearbeitet. Diese doku-mentieren ihre Lernergebnisse in ihrem am Kursbeginn erstellten Weblog. Die Kursleiter beantworten Fragen und begleiten die Teil-nehmer durch Antworten auf ihrem Blog. Im Kurs legt die Fachstelle ein besonderes Augenmerk auf die Ausgewogenheit der zwei Standbeine für Bibliotheksarbeit im Social Web: »NETworking + NETZworking« – »Vernetzung & Arbeiten im Netz«.

Da sich die Teilnehmer direkt auf den So-cial-Media-Plattformen bewegen und nicht auf einer abgeschirmten Kursplattform, üben sie sofort den Umgang mit den Platt-formen und können sich auch mit Nutzern vernetzen, die keine Teilnehmer des Kurses sind. Sie lernen also direkt im Social Web und nicht in einer künstlichen Umgebung, die nach dem Kurs nicht weitergeführt wür-de. Auf den jeweiligen Plattformen entwi-ckeln sich Gruppen bzw. Vernetzungen, über die man Hilfe von anderen Nutzern, den Kursleitern und anderen Teilnehmern

bekommen kann. Je nach Teilnehmerkreis wurden unterschiedliche Plattformen be-vorzugt und je nach Vorlieben mehr oder weniger intensiv genutzt.

Im ersten Kurs wurde sehr viel über Twit-ter kommuniziert, während im zweiten die Nutzung von Facebook überwiegt. In den Übungsaufgaben werden die Teilnehmen-den aufgefordert, Beiträge anderer Teilneh-mer zu kommentieren, zu liken oder ande-ren zu helfen. Dies ist auch nach dem Kurs noch möglich, z. B. in der Facebook-Gruppe.

INHALTE DES KURSESDie Inhalte sind zu Modulen zusammenge-fasst, so dass Themen aus dem gleichen Ge-biet hintereinander vorgestellt werden. So können die einzelnen Themengebiete zu-sammenhängend bearbeitet werden oder auch Themengebiete, die bereits bekannt sind, übersprungen werden.

DIE KURSTEILNEHMERIm ersten »NETzWorking-Kurs« haben 62 Teilnehmer den Kurs begonnen, 22 bear-beiteten ihn vollständig mit allen Modulen. Durch das Angebot, einzelne Module auszu-wählen, schwankt die Zahl der Bearbeitun-gen pro Modul. Auf Wunsch der Teilnehmer gab es zusätzlich im Juni ein Treffen, bei dem eine Bibliotheksrallye mit Biparcours durchgeführt wurde.(2) Hier konnten die Teilnehmer die Begleitung einer Veranstal-tung auf Twitter, Facebook etc. direkt testen.

Für den zweiten »NETzWorking-Kurs« ha-ben sich ca. 130 Teilnehmer angemeldet. Knapp 100 hiervon nehmen mit ihren Bi-bliotheken am Qualifizierungsprogramm »Digitale Kommunikation für Öffentliche Bibliotheken – Qualifizierungsprogramm 2015 bis 2017« im Rahmen der Initiative Lernort Bibliothek teil. Diesen Bibliotheken wurde die Teilnahme am Kurs als Grund-lage für den weiteren Projektverlauf ange-boten. Im Gegensatz zum ersten Kurs, an dem hauptsächlich einzelne Kollegen teil-nahmen, sind jetzt vollständige Bibliotheks- teams dabei und bearbeiten die Lektionen teilweise gemeinsam bzw. helfen sich auch vor Ort gegenseitig.

ERFAHRUNGEN Gerade die zeit- und ortsunabhängige Fort-bildungsmöglichkeit ist für die Teilnehmer sehr wichtig. Die Kollegen können die Aufgaben bearbeiten, ohne an Zeiten bzw. Dienstreisemöglichkeiten gebunden zu sein. Diese Flexibilität ist aber auch eine der Herausforderungen: Der intensive Kurs erfordert eine permanente Eigenmotivati-

ÜBERSICHT ÜBER DIE MODULE VON „NETZWORKING – GRUNDLAGENKURS FÜR BIBLIOTHEKSARBEIT IM SOCIAL WEB“ (2. KURS)

Modul Inhalte

Modul 0 Vorablektion

Einleitung, wie bewege ich mich im Netz?

Modul 1Weblogs

Weblog erstellen und Funktionen, Microblog Twitter, Microblog Tumblr

Modul 2Online-Identität

Online-Identität, Soziale Netzwerke am Beispiel von Facebook

Modul 3Information sammeln und verteilen

RSS entdecken und verstehen, Tagging & Social Bookmarking, QR-Codes, Kuratierungsdienste

Modul 4Informationen präsentieren

Slideshare, Prezi, Infografiken

Modul 5kollaboratives Arbeiten

Mein Büro im Netz, Etherpads, Wikis, Veranstaltungen online organisieren und nachbereiten

Modul 6 Spaß mit …

Bilder, Bildrechte, Generatoren, bewegte Bilder

Modul 7Buch 2.0

Social Reading, LibraryThing for Libraries, Weltenbauen

IM FOKUS / 1/16

Im Blog zum Kurs finden sich die Inhalte der Module. Hier können auch Übungsaufgaben bearbeitet werden.

Lernen direkt im Social Web und nicht in

einer künstlichen Umgebung, die nach dem Kurs nicht weitergeführt

wird.

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IM FOKUS / 1/16

Rechtslage und dem Umgang damit sowie dem freien Zugang zum Internet ohne ge-sperrte Seiten (durch kommunale IT-Vor- gaben).

Des Weiteren ist das Vorwissen der Teilneh-mer sehr heterogen. Übungen, die einige Teilnehmende sehr schnell absolvieren, be-nötigen bei Ungeübten deutlich mehr Zeit. Dies in den beruflichen Alltag zu integrie-ren, gelingt nicht immer. Oftmals werden Lektionen dann nach Feierabend nachge-holt. Gerade Teilnehmern, die große Vorbe-halte gegen Social-Media-Tools haben, fiel die Anmeldung bei den Tools sehr schwer. Da man einige ohne Anmeldung nicht aus-probieren und den Nutzen verstehen kann, war das Anmelden Teil der Übungen. Hier wägten einige Teilnehmer regelmäßig ab, ob sie die Übung der Lektion auslassen, oder es doch probieren sollten.

FAZITEin Selbstlernkurs wie »NETzWorking« ist für motivierte Bibliotheksmitarbeiter ideal, die sich unter Anleitung auf Neues einlassen wollen, da er zeit- und ortsungebunden ist. Besonders die Vernetzung mit Kollegen und die Zusammenarbeit übers Social Web birgt noch viel Potenzial. Über Gruppen oder ge-meinsame Hashtags wird Hilfe und Unter-stützung sowie Informationsaustausch sehr schnell ermöglicht. Die vorgestellten Tools und Vernetzungsmöglichkeiten können nur als Grundlage und Einstiegsmöglichkeit für die inhaltliche und berufliche Nutzung des Social Web durch die Bibliotheksmitarbeiter verstanden werden.

ENDNOTEN

1. Mehr dazu: https://netzworking.wordpress.com/

ueber-diesen-kurs/

2. Mehr Informationen dazu finden Sie in dem Erlebnis-

Storify https://storify.com/anho2920/das-netzworking-live.

on. Um die Aufgaben in den Alltag einzu-binden, ist Selbstdisziplin vonnöten. Wenn vollständige Teams teilnehmen, motivieren sie sich unter Umständen gegenseitig.

Beim ersten Kurs fiel auf, dass gerade Mit-arbeiter aus kleinen Teams aus der Vernet-zung mit den Kollegen viel Motivation mit-nahmen. Trotz der Flexibilität bewegen sich die Teilnehmer nicht alleine im Netz, sondern erhalten Hilfe von den Kursleitern. Hinzu kommt, dass andere Kursteilnehmer die gleichen Übungen machen, eventuell die gleichen Probleme haben und Lösun-gen miteinander teilen.

Da bei der Bearbeitung der Aufgaben kei-ne thematischen Grenzen gezogen wer-den, können die Teilnehmer ihren Blog auch ganz persönlich füllen (z. B. Suche auf Plattformen nach Themen eigener Wahl). Diese Möglichkeit wurde von den Teil-nehmern gut angenommen, so dass einige Schreibtalente entdeckt wurden.

Ziel des Kurses ist es nicht, vorbehaltlos alle Teilnehmenden zur Nutzung des Social Web zu bewegen. Stattdessen werden sie re-gelmäßig aufgefordert, sich Gedanken über eine sinnvolle und rechtlich unbedenkliche Nutzung der Tools zu machen. So entwi-ckeln sie einen geübten, aber auch reflek-tierten Umgang mit den sozialen Medien. Was oft auffiel: Mit dem Wissen schmolzen auch bei manchen Skeptikern (manchmal widerwillig) die Vorurteile.

Herausforderungen stecken hauptsächlich in der teilweise nicht eindeutig geklärten

DER NÄCHSTE FACHWIRT-LEHRGANG BEGINNT IM OKTOBER 2016

RITA HÖFTZBIW der Technischen Hochschule Köln

Ob es nun der Lehrgang selbst ist oder die beruflichen Perspektiven und Chancen nach erfolgreichem Abschluss – die dreijäh-rige berufsbegleitende Weiterbildung zur geprüften Fachwirtin/zum geprüften Fach-wirt für Medien- und Informationsdiens-te fordert heraus. Den Herausforderungen stellte sich z. B. Angela Mingers, Fachwir-tin der Stadtbibliothek Meerbusch. Sie er-zählt: »Nach einer Lebensphase, in der Fa-milie und Kindererziehung an erster Stelle standen, war der Fachwirtlehrgang die Ge-legenheit, meine beruflichen Kenntnisse zu vertiefen und mich über die aktuellen Ent-wicklungen in der Informationslandschaft kundig zu machen. Auch wenn es für mich im Job bisher keine großen Veränderungen gab, habe ich doch Kontakte geknüpft, über den Tellerrand meiner Bibliothek hinaus-gesehen und meine Leistungsfähigkeit be-wiesen. Ich bin bereit für neue Herausfor-derungen.«

Motivierten Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste (FaMIs) und lang-jährigen Beschäftigten mit entsprechender Berufspraxis in den Tätigkeitsfeldern der FaMIs stellt die vom ZBIW der TH Köln an-gebotene Qualifizierung Karrieremöglich-keiten im mittleren Management in Aus-sicht − eine Karriere ohne Studium. Die Aufstiegsfortbildung zum Fachwirt für Me-

dien- und Informationsdienste qualifiziert zur Übernahme höherwertiger Tätigkeiten im Arbeitsfeld Archiv, Bibliothek und Doku-mentation, die umfassende Fachkenntnis-se und selbstständige Leistungen erfordern. Fachwirte erwerben Kompetenzen, die sie zur Wahrnehmung verantwortungsvoller Funktionen und zum Führen kleinerer Ein-heiten befähigen. Zusätzliches Wissen im Bereich der Betriebswirtschaft und Verwal-tung bietet ihnen die Chance, entsprechen-de Schnittstellenaufgaben in ihren Einrich-tungen zu übernehmen.

Elf Absolventen haben den ersten Fach-wirt-Lehrgang in NRW im Oktober 2015 er-folgreich abgeschlossen. Bundesweit haben sich bisher 38 Fachwirte für diesen Karrie-reweg entschieden, der nur in Hessen und NRW möglich ist.(1) Der nächste vom ZBIW angebotene Lehrgang beginnt am 24. Okto-ber 2016, bis zum 12. September sind noch Anmeldungen möglich.(2)

Arbeitgeber können sich auf motivierte, en-gagierte und belastbare Mitarbeiter freuen, denn wer eine berufsbegleitende Weiter-bildung erfolgreich absolviert, qualifiziert sich nicht nur fachlich weiter. Eine gehö-rige Portion Durchhaltevermögen und Ei-geninitiative gehören unbedingt dazu. Das erlebte auch Regina Böhning, Fachwirtin in der Stadtbibliothek Paderborn: »Meine Entscheidung, die Fortbildung zur Fach-wirtin zu machen, habe ich nicht bereut.

Die drei Jahre waren aber eine große He-rausforderung. Meine Ausbildung zur Bi-bliotheksassistentin (so hieß das damals) ist gut 30 Jahre her, und da war es zuerst doch sehr ungewohnt, sich wieder in eine Lernsituation zu begeben. Sich, neben dem beruflichen Vollzeit-Arbeitsalltag in einer Stadtbibliothek, auf den Unterricht zu kon-zentrieren, wieder ,Hausaufgaben‘ zu erle-digen und Prüfungen zu absolvieren, war nicht immer einfach. Außerdem kam dazu, dass ich einen langen Anreiseweg hatte und am ,Schultag‘ um 4.30 Uhr aufstehen musste. Trotzdem werde ich an den Okto-ber 2015 immer voller Stolz zurückdenken, denn die bestandene Abschlussprüfung hat mir gezeigt, dass ich mir vieles zutrauen kann. Beruflich habe ich bereits höherwer-tige Aufgaben übernommen, bei denen mir die erworbenen Kenntnisse nützlich sind. Allen, die sich für diese Fortbildung inter-essieren, kann ich nur zuraten, denn auch wenn es manchmal schwierig war: Es hat sich beruflich und persönlich gelohnt.«

ENDNOTEN

1. Lehrgangsanbieter sind der Hessische Verwaltungsschul-

verband: www.hvsv.de und das ZBIW der TH Köln: www.

th-koeln.de/zbiw.

2. Weitere Informationen zum Fachwirt-Lehrgang in NRW:

www.th-koeln.de/weiterbildung/fachwirt-fuer-medien--und-in-

formationsdienste_5880.php; Ansprechpartnerin: Rita Höft,

Tel.: 0221/82753691, [email protected]

Regina Böhning (2. v. links) und Angela Mingers (hinten Mitte), zwei der Absolventinnen und Absolventen des Lehrgangs, berichten von ihren Erfahrungen.

Im »NETzWorking«-Kurs lernt man zum Beispiel, dass auf Jigsaw Planet (www.jigsaw-planet.com) aus einem Bild ein Puzzle erstellt werden kann. Die Mediothek Krefeld zum Beispiel bietet ihren Nutzern so regelmäßig ein Donnerstagspuzzle an.

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BIPARCOURS : ERSTE SCHRITTE

Wenn die Beispiele, die die Bibliotheken entwickelten, Sie neu-gierig gemacht haben, können Sie sie sich in voller Länge an-schauen, in vielen weiteren stöbern und sogar sofort die Erstel-lung eines eigenen Parcours ausprobieren.

› Laden Sie dazu Biparcours aus dem jeweiligen App-Store auf Ihr Android- oder iOS-Gerät herunter. In der App kön-nen Sie bereits veröffentlichte Parcours über verschiedene Suchfunktionen auffinden und durchspielen.

› Registrieren Sie sich auf der Webseite www.biparcours.de, um in Ihr persönliches Benutzerkonto zu gelangen, in dem Sie eigene Parcours kreieren können.

› Nun heißt es nach Herzenslust »learning by doing«.

› Natürlich können Sie sich auf der Homepage auch zuerst den Film »So funktioniert der Parcours-Creator« anschauen.

„KOOPERATION. KONKRET.“ ZEICHNET BIBLIOTHEKS-APPS AUS

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1/16INNOVATIONEN / 1/16

auch der weiteren Solin-ger Grundschulen – viel-leicht die Bildungspartner von morgen. Die Kinder treten eine interaktive Reise durch die Be-reiche der Bibliothek an und erledigen dabei eine Fülle lehrreicher und Konzentration einfordernder Aufgaben, wie etwa Autorenna-men mit dem Finger auf dem Touchscreen in die richtige alphabe-tische Reihenfolge zu schieben.

Der Parcours ist didaktisch durchdacht gestaltet und weiß Infor-mationen prägnant auf den Punkt zu bringen oder Aufgaben in ihrer Schwierigkeit abzustufen. Die Umsetzung der App-Funktion

»Turnier« bringt ordentlich Tempo in die Rallye, während andere Phasen ausdrücklich zum Stöbern und Vertie-

fen Zeit lassen. Mit kleinen Kniffen bringt der Par-cours die Teilnehmer immer wieder miteinander ins Gespräch, beispielsweise wenn es um eine Einschät-zung der Vorerfahrungen der Klassenkameraden mit

der Bibliothek geht − hierfür wird die Funktion »Ab-stimmung« genutzt − oder wenn die Entscheidung ge-troffen werden muss, welches Künstlerbild der Gruppe am besten gefällt. Und ein Selfie in der Bibliothek ist natürlich ein Muss. Besonders gelungen ist auch die kaum merkliche Überleitung von der virtuellen in die

physische Welt: Im Verlauf der Rallye lassen sich die Kinder einen echten Bibliotheksausweis ausstellen bzw.

leihen ein ausgesuchtes Buch tatsächlich aus. Motivieren-der und niederschwelliger kann eine enge und langfristige Beziehung zur Bibliothek kaum angeregt werden.

Zum zehnten Mal hatte Bildungspart-ner NRW im Okto-ber 2015 den haus-eigenen Wettbewerb »Kooperation. Kon-kret.« ausgeschrie-ben, der gemeinsame

Projekte oder Projektvorhaben von Schulen und außerschulischen Lernorten auszeichnet und fördert. In dieser Runde war Ideenreich-tum zur Nutzung der neuen App Biparcours gefragt, die die inter-aktive Erkundung eines Ortes bzw. Themas ermöglicht. Zehn der 24 eingereichten Parcours prämierte die achtköpfige Jury mit jeweils 300 Euro und lud drei der ausgezeichneten Teams zur Präsenta-tion und Preisverleihung durch Schulministerin Sylvia Löhrmann auf die didacta ein; darunter das der Stadtbibliothek Mülheim mit ihrer »Märchenrallye«. Doch auch zwei weitere Gewinner sind Bi- bliotheken. Die drei ausgezeichneten Beiträge sollen im Folgenden vorgestellt werden.

„MÄRCHENRALLYE“ MÜLHEIM»Startet eure Rallye mit den magischen drei Wörtern, mit denen auch viele Märchen beginnen!« Motivierend und stimmungsvoll greift der Parcours die Vorfreude der Kinder auf die Rallye auf. Ha-ben sie die Antwort eingegeben, geht es richtig los. So können sie ihr im Unterricht erworbenes Märchenwissen testen, Rumpelstilz-chen ein Profil für ein soziales Netzwerk erstellen oder herausfin-den, welche geheimnisvolle Frau Märchen aus 1001 Nacht erzählt. Dabei werden Quizelemente und kreative Aufgaben immer wie-der mit dem Erwerb von Bibliothekskompetenzen verbunden: Die Schülerinnen und Schüler werden über OPAC und Signaturen in-formiert, finden auf diese Weise gezielt Medien auf und scannen die dort aufgeklebten QR-Codes oder fotografieren die gesuchte Illustration. Sie können in ein Hörbuch der Bibliothek hineinlau-schen und lernen verschiedene Abteilungen kennen – inklusive ei-nem Abstecher zu den internationalen Märchen.

Umgekehrt haucht die fachliche Anbindung dem Bibliotheksbesuch zusätzliches Leben ein. Seit Ende 2005 sind die Stadtbibliothek und die Realschule Stadtmitte Mülheim Bildungspartner NRW, die Rallye entstand in enger Absprache und wird in der Schule sowohl vorbereitet als auch für die Weiterarbeit genutzt. In Planung ist, im

Vorfeld jeder neuen Durchführung gemeinsam die aktuelle Fein-abstimmung vorzunehmen, etwa wenn im Unterricht nicht Rum-pelstilzchen, sondern Rotkäppchen besprochen wurde. So fügt die Veranstaltung sich nahtlos in den Fachunterricht ein – ein Umstand, der den Lehrkräften enorm entgegenkommt. Den Schülern berei-tet es großen Spaß, sich ihrem Deutschthema per App nähern zu können.

„WUPPERTAL STADTBIB“ Ein Basisangebot zum Kennenlernen der Bibliothek zu erstellen, das unkompliziert durchzuführen ist und auf einen Schlag viele Partnerschulen anspricht, kann so einfach sein! Das zeigt der über-sichtliche Parcours »Wuppertal Stadtbib«, der Gebrauch von der Funktion der »Abschnitte« macht: Seine vier Stationen sind modu-lar spielbar. Das ist für schulische Zwecke besonders interessant, da die Schüler die Rallye zeitgleich in unterschiedlichen Reihenfolgen

ANJA WARNKROSSBildungspartner NRW

Eine Aufgabe aus der Märchenrallye, die die Mülheimer Stadtbibliothek entwickelt hat.

spielen können und sich so gleichmäßiger in Kleingruppen in den Räumlichkeiten der Bibliothek verteilen. Zudem ist die Möglichkeit der Binnendifferenzierung gegeben, schneller oder langsamer ar-beitende Gruppen sind kein Problem mehr. So besitzt der Parcours sehr gute Einsatzmöglichkeiten im Rahmen einer der eingetrage-nen Bildungspartnerschaften der Stadtbibliothek mit Wuppertaler Schulen, die fast alle bereits seit über zehn Jahren bestehen. Gelei-tet durch Fotos, die häufig durch zusätzliche Informationen ange-reichert sind, bewegen sich die Schüler durch die Abschnitte und haben dabei genügend Freiraum, um den Ort Bibliothek kennen-zulernen. Auf einladende Weise lernen sie, wie die Abläufe funktio-nieren, wie sie sich im Gebäude zurechtfinden, und was es alles zu entdecken gibt. Der Beitrag besticht durch seine hohe Praktikabili-tät und demonstriert ein Konzept, das einfach auf andere Bib-liotheken übertragbar ist.

SOLINGENS „4. KLASSE“Ein einladendes Gruppenfoto des Bü-chereiteams zu Beginn, ein per-sönlicher Abschiedsgruß zum Schluss und dazwischen eine Bi- bliotheksrallye voller Abwechs-lung, Spielspaß und konkreter Anleitung und Hinführung zur Bi-bliotheksnutzung: Das ist der So-linger Parcours für vierte Klassen. Angesprochen werden sowohl Schüler der Städtischen Gemein-schaftsgrundschule Scheidter Straße, mit der die Stadtbib-liothek seit 2012 eine ein-getragene Bildungspart-nerschaft verbindet, als

Das neue Bildungspartner-Markenmotiv wurde zum ersten Mal Mitte Februar auf der didacta präsentiert.

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E-BOOKS – VBNW POSITIONIERT SICH IN NEUER POLITISCHER DEBATTE

Mit der folgenden Stellungnahme posi-tionierte sich der Verband der Bibliothe-ken des Landes Nordrhein Westfalen e. V. (vbnw) Anfang des Jahres in der aktuellen Diskussion um den Umgang mit E-Books.

AKTUELLE AUSGANGSLAGE: BERICHTE AUS DEN FACHMEDIENPapierbücher dürfen weiterverkauft wer-den, E-Books nicht. Online-Händler legen in ihren Allgemeinen Geschäftsbedingun-gen (AGBs) fest, dass E-Books nicht weiter-veräußert werden dürfen. Sie bleiben auf Dauer mit dem Endgerät verbunden und dürfen nicht einmal verschenkt werden. Nach geltendem Recht bleibt dem Bürger derzeit nur die Möglichkeit, die Datei − für die er bezahlt hat − nach dem Lesen auf Dauer zu behalten; egal ob er noch etwas mit ihr anfangen kann oder nicht. Diese Einschränkung beim Erwerb von E-Books ist gegenüber dem möglichen Weiterver-kauf von Büchern für Verbraucher eine deutliche Diskriminierung und macht das digitale Leseerlebnis langfristig eher zum staubigen Ladenhüter. Verbraucher sind über ihre Rechte zudem nur selten ausrei-chend informiert und können sich in juristi-sche Grauzonen begeben.

Dagegen will die Landesregierung Nord-rhein-Westfalen mit Justizminister Thomas Kutschaty an der Spitze vorgehen. Mit der Initiative »Digitaler Neustart« fordert der SPD-Politiker, dass die Online-Händler ihre AGBs im Hinblick auf die Nutzung digita-ler Medien wie E-Books entsprechend än-dern müssen. Konkret bedeutet dies eine Anpassung des Zivilrechts an das digitale Zeitalter. Im Fokus stünde klar, die Benach-teiligung des Kunden bzw. des Käufers auf-zuheben.

Bisher waren die Gerichte der Auffassung, dass ein Weiterverkauf von E-Books nicht gestattet ist. Der Börsenverein des Deut-schen Buchhandels sieht in einem legalen »Gebrauchtmarkt« für digitale Medien die Gefahr der Zerstörung des Primärmarktes für E-Books und Hörbücher, da digitale Bü-cher unendlich vervielfältigt und weiterge-geben werden können, ohne eine Form der Abnutzung. Für Verlage und Händler wäre es dann unmöglich, weiter an nachhaltigen und kundenfreundlichen Download-Mo-dellen für Bücher zu arbeiten, wenn es die Möglichkeit gäbe, günstigere Ausgaben un-endlich oft vervielfältigen zu können.

Es taucht auch immer wieder die Frage auf, welchen Herausforderungen sich Biblio-theken bei der E-Ausleihe stellen müssen. Denn ähnlich wie die Einschränkungen der Händler-AGBs für Verbraucher, bestehen auch für Bibliotheken viele Beschränkun-gen bei der Lizenzierung und der anschlie-ßenden Ausleihe von digitalen Medien.

Elektronische Bücher sind aus Bibliotheken kaum noch wegzudenken. Dennoch sind die Hürden für eine »elektronische Auslei-he« hoch: Die derzeitigen Probleme in Be-zug auf den Verleih von E-Medien liegen für Öffentliche Bibliotheken vor allem in der fehlenden rechtlichen Grundlage und den schwer zu kalkulierenden finanziellen Rahmenbedingungen. Bibliotheken können ihren Nutzerinnen und Nutzern E-Books nicht ohne weitere Vereinbarungen mit den Rechteinhabern über die elektronische Ausleihe zur Verfügung stellen. Sie müssen mitunter über die Lizenzierung jedes ein-zelnen E-Books verhandeln. Erschwert wird dies vor allem dadurch, dass einzelne Ver-lage den Öffentlichen Bibliotheken die Li-zenzierung ihrer E-Books ganz verweigern.

An dieser Stelle fordert der vbnw den Ge-setzgeber dazu auf, das Urheberrecht zu modernisieren und das E-Book mit dem physischen Buch gleichzustellen. Bereits der Deutsche Bibliotheksverband (dbv) for-derte eine Modernisierung des deutschen und des europäischen Urheberrechts, wel-ches die Lizenzierung und die Ausleihe von E-Books in Bibliotheken und deren an-schließende Vergütung klar regeln muss: Genauso wie es beim klassischen Buch der Fall ist − mittels Bibliothekstantieme.

VERTIEFEND: ZUR RECHTLICHEN SITUATION BEIM VERLEIHDer Verleih analoger Medien in Papier-form oder auf CDs/DVDs in Bibliotheken ist rechtlich klar geregelt. Aus den Paragra-fen §§ 17 und 27 des Urheberrechtsgeset-zes (UrhG) ergibt sich für Bibliotheken die Erlaubnis, Werke zu verleihen, die auf phy-sischen Trägern wie Papier oder CD-ROM veröffentlicht werden. Dabei verliert der Urheber bzw. Rechteinhaber nach erstmali-gem Verkauf im Gebiet der EU sein Verbrei-tungsrecht (Erschöpfungsgrundsatz).

Im Gegensatz dazu ist der Verleih digitaler Medien durch Bibliotheken nicht gesetzlich geregelt. Die oben dargestellten Paragra-fen des Urheberrechtsgesetzes gelten aus-schließlich für Werke auf physischen Trä-gern. Für digitale Medien gilt aktuell nach Auffassung der Rechteinhaber der Erschöp-fungsgrundsatz nicht.

Öffentliche Bibliotheken sind daher einge-schränkt beim Thema E-Book-Leihe an ihre Kunden. Rechteinhaber können frei ent-scheiden, ob sie mit den Bibliotheken ent-sprechende Lizenzen vereinbaren und da-mit zusammenhängende Bedingungen

auferlegen. Für alle Arten der Nutzung von E-Books in Bibliotheken ist eine gesonderte Zustimmung des Rechteinhabers erforder-lich. Das ist für Bibliotheken mangels Ange-bots oft nicht zu realisieren und zudem auf-wändig und kostenintensiv.

Die Universitäts- und Hochschulbibliothe-ken sind dagegen häufiger in der Lage, pau-schale Nutzungs- und Lizenzierungsverträ-ge mit großen wissenschaftlichen Verlagen abzuschließen. Diese sog. »E-Book-Pakete« erleichtern aufgrund der in der Regel ver-einbarten campusweiten Nutzung den Zu-gang erheblich, haben aber natürlich auch ihren Preis. Zudem gelten außerhalb des Campusnetzes meist stark eingeschränk-te Rechte. So ist beispielsweise die Weiter-gabe an andere Bibliotheken als »digitale Fernleihe« nicht zulässig. Hier muss dann auf eine gedruckte Ausgabe zurückgegrif-fen werden.

BEKANNTESTE E-AUSLEIHE IN DEUTSCHLANDEtablierte Ausleih-Plattformen wie die On-leihe der divibib GmbH oder die ciando li-brary der Ciando GmbH haben bereits eine Vielzahl von Titeln mit den Verlagen ver-handelt und Bibliotheken entsprechende Lizenzen zur Verfügung gestellt. Derzeit be-stimmen aber die Verlage, was von einer Bi-bliothek für ihre Nutzer zur Verfügung ge-stellt werden kann. Bibliotheken verlieren so die Kontrolle über ihren unabhängigen und ausgewogenen Bestandsaufbau und das Bestandsmanagement. Der freie Zu-gang zu Wissen und Informationen ist da-her nicht mehr gewährleistet.

Um E-Books ausleihen zu können, müssen Bibliotheken mehrfach investieren:

› Technische Grundausstattung: Die In-vestitionskosten für die Errichtung einer funktionierenden Infrastruktur verursa-chen erhebliche Kosten.

› Lizenzerwerb: Dieser ist derzeit die einzige aber notwendige Zugriffsmög-lichkeit auf einen Datenpool. Lizenzen

sind zeitlich beschränkt und müssen stets neu verhandelt werden. Die Folge: Dauerkosten überschreiten den regulä-ren Buchpreis.

› Buchpreisbindung: Das E-Book ist für den Verbraucher im Hinblick auf die Anwendung der Buchpreisbindung ge-druckten Büchern gleichgestellt (§ 2 Absatz 1 Ziffer 3 BuchPrG). Da die Li-zenzen für die Bibliotheksausleihe aber frei verhandelt werden, verlangen eini-ge Verlage höhere Preise für die Biblio-theksnutzung. Bibliotheken müssen für den Verleih häufig zusätzliche kosten-pflichtige Rechte erwerben, Endnutzer bei der Lizenzierung eines E-Books hin-gegen nicht.

› Mehrwertsteuer: Für gedruckte Bü-cher und Zeitschriften gilt der ermäßig-te Mehrwertsteuersatz von 7 % , für elektronische Produkte gelten aber 19 %. Der volle Mehrwertsteuersatz auf elekt-ronische Informationsressourcen ist mit einer Steuer auf Wissen vergleichbar. Das kann und darf nicht sein!

Mit diesen Kostenaufwänden wird das oh-nehin schon sehr enge Budget von Biblio-theken noch weiter verknappt.

BEURTEILUNG DER SACHLAGE DURCH DEN VBNWMit Blick auf den unverzichtbaren Einzug der digitalen Medien in Bibliotheken for-dert der vbnw die gleichen Regeln für die Ausleihe von E-Medien, wie sie für analoge Medien existieren.

Wie NRW-Justizminister Kutschaty klare Änderungen der AGBs von Online-Händ-lern zugunsten der Endverbraucher bei der Nutzung von E-Books fordert, fordert der vbnw für Bibliotheken und letztendlich für den dahinter stehenden Kunden ein an das digitale Zeitalter angepasstes Urheber- und Vertragsrecht. Analoge und elektronische Medien müssen urheberrechtlich gleichbe-handelt werden. Statt der Ausweitung von zusätzlichen, kostenpflichtigen Nutzungs-

rechten, die von den Bibliotheken lizenziert werden müssen, fordert der vbnw eine Aus-weitung der Bibliothekstantieme auf digita-le Medien.

Es darf nicht so bleiben, dass Lizenzen ein-zeln verhandelt und immer wieder neue Vereinbarungen getroffen werden müssen. Das verhindert bislang einen ausgewoge-nen und vielfältigen E-Book-Bestand für Bi-bliotheken und damit den Zugriff auf In-formation und Wissen für den Kunden. Es darf nicht sein, dass Bibliotheken mit ihren knappen Budgets künftig und dauerhaft zusätzliche Kosten für die stets neu zu ver-handelnden Lizenzen von E-Books tragen müssen. Der vbnw fordert mit der Novel-lierung des Urheberrechts eine Ausweitung der entsprechenden Regelung bei gedruck-ten Büchern auf E-Books und damit eine Er-weiterung der Bibliothekstantieme auf den Verleih von E-Books.

Der vbnw befürwortet die steuerrechtli-che Gleichstellung des E-Books mit dem gedruckten Buch bei der Mehrwertsteu-er. Gleichzeitig soll die Buchpreisbindung auch für E-Books gesetzlich festgeschrie-ben werden. Eine der Kernaufgaben von Bi-bliotheken ist die Ausleihe und damit die Bereitstellung von Büchern und digitalen Medien. Die Befürchtung von Verlagen, Bi-bliotheken könnten E-Books mittels der Ausweitung des Erschöpfungsgrundsatzes zu Ramschpreisen weiterveräußern, ist für den vbnw nicht nachvollziehbar.

Tobias Fuchs hat Ende 2015 in einem Bei-trag in der Neuen Rundschau (Heft 4, 2015, S. 47−51) den Nagel auf den Kopf getrof-fen: Im Gegensatz zu gedruckten Büchern »bieten digitale Bücher Geist ohne Eigen-tum, ein in der Regel einfaches Nutzungs-recht und somit weniger als papierne Bü-cher. Dass angesichts dessen von einer »Enteignung« die Rede ist, macht deutlich, dass in der Digitalisierung des Buchhandels ein Konfliktpotenzial liegt, das es rechtspo-litisch anzugehen gilt.

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Der Arbeitskreis Historische Bestände in Rheinland und Westfalen hat in der zwei-ten Jahreshälfte 2015 in Zusammenarbeit

mit dem ZBIW zwei Veranstaltungen or-ganisiert. Reinhard Feldmann (ULB Müns-ter) führte eine Fortbildung zum Thema »Einbände des 19. Jahrhunderts« durch, über die ProLibris in Heft 4-2015 berichte-te. Dr. Michael Herkenhoff und Birgit Scha-per, beide ULB Bonn, veranstalteten im No-vember in der FH Köln eine Fortbildung zur Erschließung von Nachlässen. Referenten waren Gerhard Müller von der Kalliope-Ar-beitsstelle der Berliner Staatsbibliothek,

der in die Probleme der Nachlasserschlie-ßung einführte, und Dr. Susanne Hertrampf (ULB Bonn), die das Bonner DFG-Projekt zur Erschließung und Teildigitalisierung des Nachlasses von Karl Lamprecht vorstell-te. Birgit Schaper führte Erfassungsübun-gen anhand des Kalliope-Klienten durch. Die Resonanz auf diese Veranstaltung war sehr positiv. Sie soll künftig in einem regel-mäßigen Rhythmus wiederholt werden.

›› KOLUMNE: NEUES VOM ALTEN BUCH

VON UMSTRUKTURIERUNGEN, DIGITALISIERUNGSPROJEKTEN UND NEUERWERBUNGEN

MICHAEL HERKENHOFFUniversitäts- und Landesbibliothek Bonn (1)

›› LIPPISCHE LANDESBIBLIOTHEK DETMOLD

In der Herbstauktion des Auktionshauses Bassenge erwarb die Lip-pische Landesbibliothek drei Stücke für ihre Sammlungen. Dabei handelt es sich um ein über 77 Verse gehendes Briefgedicht des Opernkomponisten, Schauspielers und Sängers Gustav Albert Lort-zing (1801–1851). Zwar ist der Brief bereits in zwei verschiede-nen Ausgaben abgedruckt, die Handschrift war bisher jedoch nicht bekannt. Sie ergänzt die umfangreiche Sammlung der Lippischen Landesbibliothek zu Leben, Werk und Rezeption des von 1826 bis 1833 am Detmolder Hoftheater tätigen Künstlers. Des Weiteren er-hielt die Bibliothek den Zuschlag für eine Visitenkarte Ferdinand Freiligraths (1810–1876), auf der er sich nach dem Befinden eines (unbekannten) Empfängers erkundigt, sowie für einen Brief des Halleschen Gelehrten Johann Samuel Ersch (1766–1828) an die Meyersche Hofbuchhandlung in Lemgo. Zwei weitere Neuzugän-ge sind bemerkenswert: Als private Schenkung kam eine 1667 in Zürich gedruckte, deutschsprachige Bibel ins Haus, die umfassend restauriert wurde; und aus Wiener Privatbesitz erwarb die Biblio-thek einen bisher unbekannten Brief Lortzings an seinen Schwa-ger Karl Krafft.

2017 feiert die Lippische Landeszeitung als älteste Tageszei-tung Nordrhein-Westfalens ihr 250-jähriges Bestehen. Ihre Keim-zelle, die Lippischen Intelligenzblätter, hat die Bibliothek bereits 2008/2009 digitalisiert. Nun folgten die Jahrgänge 1834 bis 1877 des »Fürstlich-Lippischen Regierungs- und Anzeigenblattes«.(2) Da-mit sind die ersten 110 Jahre komplett online verfügbar.

Im eigenen Haus zeigte die Bibliothek anlässlich der gemein-sam mit dem Forum Vormärz-Forschung und der Grabbe-Gesell-schaft durchgeführten Tagung »Innovation des Dramas im Vor-märz: Grabbe und Büchner« im September 2015 Werkausgaben und Dokumente zu Grabbes Drama »Napoleon oder die hundert Tage« (1831). Neben der Druckvorlage mit eigenhändigen Korrek-turen und Ergänzungen des Autors und zahlreichen Grabbe-Auto-graphen waren auch vielfältige Rezeptionszeugnisse des Napole-on-Dramas zu sehen.

C. R.

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›› STADTBIBLIOTHEK TRIER

Die im November 2014 neu eröffne-te Schatzkammer erfreut sich guten Zu-spruchs. Mehr als 40 Ehrenamtliche stellen die Öffnungszeiten sicher. In der Zeit vom 5. Januar bis zum 1. Oktober 2015 konnten 4.371 Besucher verzeichnet werden.

Die Stadtbibliothek Trier beteiligte sich mit vier anderen Museen an der 9. Trierer Museumsnacht. 720 Besucher nutzten die Möglichkeit, die ausgestellten Handschrif-ten und Inkunabeln der Dauerausstellung zu besichtigen. Am 16. und 17. Juli fand

anlässlich der Ausstellung der dreibändi-gen Riesenbibel von St. Maximin aus Pri-vatbesitz ein Symposion zur Geschichte der Trierer Abtei statt. In einer vierwöchigen Lesesaalausstellung wurden Handschriften zum Hohen Lied gezeigt. Das zweibändige Inkunabelverzeichnis von Prof. Dr. Reiner Nolden ist inzwischen veröffentlicht:

Nolden, Reiner: Die Inkunabeln der Wissenschaftli-chen Stadtbibliothek Trier. Wiesba-den 2015, 2 Bde.

Die Baumaßnahmen werden im Frühjahr 2016 beendet. Damit stehen u. a. ein reno-vierter und erweiterter Zeitschriftenlesesaal (»Lesegarten«) und der renovierte Vortrags-raum zur Verfügung. Die Sammlung der historischen Glasscheiben wird frisch res-tauriert präsentiert werden. Vom 14. Mai bis 12. Juni 2016 wird in der Schatzkam-mer im Austausch gegen die Trierer Apoka-lypse das selten gezeigte Thomasevangeli-ar (freundliche Leihgabe des Museums am Dom Trier, Domschatz) zu sehen sein.

E. S.

›› WISSENSCHAFTLICHE STADTBIBLIOTHEK MAINZ

Die Aktion »Patient Buch sucht Paten« bildet seit neun Jahren eine feste Säule innerhalb des Bestandserhaltungsprogramms der Stadt-bibliothek Mainz. Seitdem wurden 55 Druckwerke des 16. bis 18. Jahrhunderts aus dem Rara- und Altbestand der Stadtbibliothek durch Übernahme von Restaurierungspatenschaften wieder nutz-bar gemacht. Spender waren Institutionen, so Rotary-Clubs und Kreditinstitute, aber auch Einzelpersonen. Als ebenso wichtig er-wiesen sich die vielen Kleinspenden, die dazu beitrugen, dass die Restaurierungskosten gedeckt werden konnten. Die Spendensum-me nähert sich inzwischen 60.000 Euro.

Im Rahmen des Bestandserhaltungskonzepts der Bibliothek kom-men vorrangig Druckwerke nach der Inkunabelzeit mit Mainzer Impressum und Moguntinen in das Patenschaftsprogramm, Bü-

cher also, die einen thematischen Bezug zu Mainz haben. Aus der großen Palette geretteter Bücher sei hier ein nur in wenigen deut-schen Bibliotheken nachgewiesener Mainzer Druck des 18. Jahr-hunderts vorgestellt: Das Erbauungs- und Andachtsbuch »Süße Myrrhen-Früchten, oder süße Betrachtungen von dem bitteren Ley-den und Sterben Jesu Christi …« wurde 1743 in der Werkstatt des Rochus-Spitals gedruckt. Diese spielte für die Mainzer Druck- und Verlagsgeschichte dieser Zeit eine zentrale Rolle. Das Exemplar der Myrrhen-Früchten stammt aus dem Vorbesitz einer Mainzer Bürge-rin, die 1757 starb. Die für die Literaturgattung typischen Benut-zungsspuren führten auch in diesem Fall dazu, dass Papierstruktur und Einband stark in Mitleidenschaft gezogen waren. Schädlings-befall und Feuchtigkeitseinwirkung ergänzten das Schadensbild des nun wieder im Lesesaal einzusehenden Rarum. A. O.

Prächtig: die Schatzkammer der Stadtbibliothek Trier

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›› ERZBISCHÖFLICHE DIÖZESAN- UND DOMBIBLIOTHEK KÖLN

Der Altbestand der Bibliothek stand im Mit-telpunkt zweier Veranstaltungen, die einen Beitrag zu dem von Papst Franziskus ausge-rufenen »Jahr der Orden« darstellten. Am 13. November 2015 organisierte die Biblio-thek zunächst eine Tagung zum Thema »Ge-schichte der Klöster und Orden im Erzbis-tum Köln«. In den Vorträgen wurden u. a. die Bibliotheksbestände der Klöster in den Blick genommen, die nach der Säkularisati-on zerstreut wurden und sich heute teilwei-se im Bestand der Diözesanbibliothek be-finden. Darunter sind z. B. mittelalterliche Handschriften aus der Benediktinerabtei Groß St. Martin, aus dem Klarissenkloster und aus dem Fraterhaus am Weidenbach. Noch lange nach Etablierung des Buch-drucks produzierten die Kölner Kreuzher-ren und die Fraterherren großformatige, prachtvoll ausgestattete Handschriften für die Liturgie im Kölner Dom.

Mit der Bibliothek des 2007 aufgegebenen Studienhauses der Dominikaner in Born-heim-Walberberg waren zahlreiche histo-risch wertvolle Handschriften und Drucke als Depositum in die Diözesanbibliothek gekommen. Bereits 2009 war daher eine große Auswahl von »Schätze(n) aus der Bibliothek St. Albertus Magnus« in einer Ausstellung gezeigt worden. Mit ausdrück-lichem Bezug auf das »Jahr der Orden« er-öffnete die Bibliothek am 20. November 2015 eine zweite Präsentation unter dem Titel »Kostbarkeiten aus der Dominikaner-bibliothek St. Albertus Magnus«. Neben den liturgischen Frühdrucken mit ihren opulent ausgeschmückten Titelblättern oder Kanon-tafeln stand ausgewählte Literatur von An-gehörigen des Dominikanerordens und an-derer Gemeinschaften im Mittelpunkt. Eine besondere Kostbarkeit stellt ein Autograph des Petrus Canisius dar, des Mitbegründers

der Kölner Jesuitenkommunität und ersten »deutschen« Jesuiten (er stammte aus Nim-wegen). In einem Brief aus Padua schreibt Canisius 1547 an seine Kölner Mitbrüder und berichtet vom Studieneifer und religi-ösen Leben der Jesuiten in Oberitalien. Der Katalog zur Ausstellung bietet außerdem eine umfassende Einführung in die »Ge-schichte der Orden und Klöster im mittelal-terlichen Erzbistum Köln« von Bibliotheks-direktor Prof. Dr. Heinz Finger.

Finger, Heinz; Wessel, Werner:Orden im Erzbistum Köln. Kostbar-keiten aus der Dominikanerbiblio-thek St. Albertus Magnus. Köln 2015 (Libelli Rhenani 63, Erzbisch. Diö-zesan- und Dombibliothek) 231 S., zahlr. Abb.

H. H.

›› UNIVERSITÄTS- UND LANDESBIBLIOTHEK BONN

Das DFG-Projekt zur Erschließung und Teildigitalisierung des Nachlasses von Karl Lamprecht hat Ende Mai 2015 begonnen. Es ist bis Jahresende gut vorangekommen. Die gesamte wissenschaft-liche Korrespondenz, knapp 3.000 Dokumente, ist inzwischen kata-logisiert, digitalisiert und über die Digitalen Sammlungen der ULB Bonn online zugänglich.(3)

Die Bibliothek hat im Sommer die wertvolle Musikaliensamm-lung des schlesischen Kantors und Organisten Christian Benjamin Klein (1754−1825) zurückerhalten. Dieser Bestand von knapp 700 Nummern gelangte 1829 vollständig in die Bonner Universi-tätsbibliothek. Er enthält geistliche und weltliche Vokal- und vie-le Orgel- und Klavierwerke. 1922 wurde die Sammlung geteilt. Die Handschriften und die musiktheoretischen Werke wurden dem Mu-sikwissenschaftlichen Seminar der Universität Bonn überwiesen, der verbleibende Bestand blieb in der Universitätsbibliothek. Die Handschriften wurden 2014 und 2015 in der RISM-Arbeitsstelle der Bayerischen Staatsbibliothek katalogisiert und sind damit über den RISM-OPAC vollständig nachweisbar. Aus konservatorischen Gründen wurden sie anschließend nicht mehr in die Bibliothek der

Abteilung für Musikwissenschaft, sondern in die Bonner Universi-tätsbibliothek verbracht. Zugleich hat die ULB auch die noch in der Abteilungsbibliothek vorhandenen Druckschriften übernommen.

2015 konnte die ULB einige wichtige Erwerbungen verzeichnen. Aus dem Argelander-Institut für Astronomie wurden die Nach-lässen von Eduard Schönfeld (1828−1891), Friedrich Küstner (1856−1936) und Adalbert Krüger (1832−1896) übernommen. Der bereits vorhandene Nachlass von Friedrich Wilhelm Argelan-der (1799−1875) konnte zudem durch weitere Manuskripte, Brie-fe und Beobachtungsbücher ergänzt werden. Auch der Nachlass des Theologen Philipp Vielhauer (1914−1977) erfuhr eine wert-volle Bereicherung. Die Bibliothek erhielt als Geschenk knapp 60 Briefe und Postkarten an Vielhauer und seine Frau, u. a. von Richarda Huch, Marguerite Yourcenar und Wolfram von den Stei-nen. Schließlich konnte die ULB in einer Auktion bei Venator & Hanstein zwei seltene Bände des kurkölnischen Kalenders erwer-ben, die im Bestand bisher fehlten. In einem Fall handelt es sich so-gar um ein bibliographisches Unikat. Die ULB wird die Bände di-gitalisieren und online bereitstellen. M. H.

›› UNIVERSITÄTS- UND LANDESBIBLIOTHEK MÜNSTER

Die Ausstellung »Propaganda trifft Graben-krieg: Plakatkunst um 1915«, die von Sep-tember 2015 bis Januar 2016 im LWL-Mu-seum für Kunst und Kulturgeschichte zu sehen war, fragte mit über 100 Expona-ten vom Leitmedium Plakat bis zu Karika-turen und Schaumünzen nach dem Wandel der deutschen und antideutschen Propa- gandasprachen vor 100 Jahren. Die Pseu-dowelt der Propaganda wird u. a. gebro-chen durch die Gegenwart der unfassbar langen Gefallenen-Listen, auf denen Au-gust Macke und Franz Marc nur Nummern unter Tausenden sind. Zu »Propaganda trifft Grabenkrieg« konnte die ULB Müns-

ter zahlreiche wertvolle Leihgaben aus der Sammlung Weltkrieg beisteuern.(4) Außer-dem zeigt die ULB regelmäßig ein heraus-ragendes »Plakat der Woche«.(5)

Der Nachlass des bekannten Expressio-nisten August Stramm wurde in toto di-gitalisiert und bereitgestellt.(6) Außerdem erschien eine Übersetzung von August Stramms Liebesgedichten «DU«.(7)

Durch zwei vielbeachtete Vorträge wurden wichtige Sammlungen der ULB Münster ei-nem Fachpublikum vorgestellt. Der Vortrag »Mit Wort und Bild: Kapuzinermissionen in

der Südsee und in China« stellte die reich-haltigen Materialien der Missionssamm-lung der Kapuziner (Glasplatten, Bilder, Fil-me) vor. Der Vortrag »Altkarten 3.0 – Die Kartensammlung des August von Haxthau-sen: Erschließung, Restaurierung, Digita-lisierung, Präsentation« bei der internati-onalen Tagung der Bibliotheken mit dem Sammlungsschwerpunkt Ostmitteleuropa in Pilsen berichtete über das jüngst abge-schlossene Projekt der Bereitstellung der Kartensammlung des berühmten westfäli-schen Russlandreisenden.(8) R. F.

›› LANDESBIBLIOTHEKSZENTRUM RHEINLAND-PFALZ

Das in der Eifel gelegene Zisterzienserkloster Himmerod hat im September 2015 beim Kölner Auktionshaus Venator & Hanstein eine Handschrift und 21 Drucke aus seiner Bibliothek zur Verstei-gerung gebracht. Spitzenstück war eine in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts entstandene Pergamenthandschrift. Sie überliefert einen Kommentar von Petrus Lombardus zu den paulinischen Brie-fen (Glossatura super omnes epistolas sancti Pauli apostoli). Der Verfasser war mit Bernhard von Clairvaux, dem Gründer von Him-merod, persönlich bekannt. Der Buchschmuck aus romanischen

Spaltleisteninitialen weist auf das Rheinland als Entstehungsgebiet. Es handelt sich um einen typisch zisterziensischen, asketisch ge-prägten Codex der Zeit. Die Abtei geriet wegen des Verkaufs im Vor-feld immer mehr in die Kritik. Am Vortag der Auktion gelang es dem Landesbibliothekszentrum durch Vermittlung der Bibliothek des Priesterseminars in Trier, sich mit dem Abt des Klosters auf einen di-rekten Kauf der Handschrift au-

ßerhalb der Auktion zu einigen. Der Ankauf wurde gefördert durch die Kulturstiftung der Länder sowie die Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur. Bei der Versteigerung erwarb dann das Landesbibliotheks-zentrum 16 der insgesamt 21 dort angebotenen Drucke aus Him-merod. Handschrift und Drucke werden nach ihrer konservatori-schen Sicherung in der Pfälzischen Landesbibliothek Speyer künftig in der regional zuständigen Rheinischen Landesbibliothek Koblenz aufbewahrt. Über den Ankauf und dessen Vorgeschichte berichten folgende Artikel:

Schlechter, Armin: Anmerkungen zum Ankauf einer Handschrift und von alten Drucken aus dem Zisterzienserkloster Himmerod durch das Landesbibliothekszentrum Rheinland-Pfalz. In: Bibliotheks-dienst 50 (2016) S. 126−136

Cristea, Hans-Joachim: Die wissenschaftliche Vernachlässigung einer Handschrift und ihre Folgen. Ebd. S. 115−125.

Mitte November 2015 wurde in der Pfälzischen Landesbiblio-thek Speyer eine Ausstellung anlässlich des 81. Geburtstages des Schriftstellers Arno Reinfrank (1934−2001) eröffnet. Am 7. und 8. April 2016 findet in der Pfälzischen Landesbibliothek das 5. Ar-beitskreistreffen »Provenienzforschung und Restitution – Bibliothe-ken« statt. A. S.

Die Himmeroder Handschrift des Petrus Lombardus

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›› DIÖZESANBIBLIOTHEK MÜNSTER

Ein freier Restaurator hat in der Diözes-anbibliothek Münster mit der Sichtung des Historischen Buchbestands begon-nen. Insgesamt ca. 30.000 Bände des 15. bis 19. Jahrhunderts sollen trocken gerei-nigt und ihre Schäden dokumentiert wer-den. Die Erhebung ist eine Maßnahme der Bestandserhaltung und verbindet sich mit Handlungsempfehlungen für künfti-

ge konservatorische bzw. restauratorische Schritte. Zudem werden Hinweise auf in-dividuelle Merkmale der Exemplare erfasst, d. h. Provenienzspuren wie Besitzvermer-ke, Exlibris oder Widmungen und sichtba-re Makulatur. Über 7.600 Bände wurden bereits bis zum Jahresende 2015 bearbei-tet, im Januar 2016 wurden die Arbeiten fortgesetzt.

Um Provenienzen im Online-Katalog künf-tig für alle Nutzer besser sichtbar zu ma-chen, arbeitet die Diözesanbibliothek an ei-nem neuen Workflow. Die Erfassung wird künftig mittels definierter Kategorien und unter Verwendung des normierten Vokabu-lars des T-PRO – Thesaurus der Provenienz-begriffe erfolgen.(9)

Unter den Neuzugängen des Jahres 2015 sind drei besondere Erwerbungen hervor-zuheben: Um eine Postinkunabel handelt es sich bei einem Druck aus Mailand, des-sen Herstellung laut Kolophon am 18. Au-gust 1513 von Giovanni da Castiglione, ge-nannt Zanotto, abgeschlossen wurde. Der Band enthält den »Liber Conformitatum« des Bartholomaeus de Rinonico, eine Le-bensbeschreibung des Franz von Assisi, und ist zu Beginn mit einem zweifarbigen Titel in Rot-Schwarz sowie auf der letzten Sei-te mit dem Holzschnitt der Druckermarke versehen. Die »Institutio confessariorum« des Jesuiten Martinus Fornari, ein bekann-ter Beichtspiegel des frühen 17. Jahrhun-derts, wurde der Bibliothek aus Privat-besitz geschenkt. Bei der Katalogisierung stellte sich heraus, dass es sich um eine bis-lang im Besitz deutscher Bibliotheken nicht nachgewiesene Druckausgabe handelt, die 1609 bei Carlo Vullietti in Rom erschienen ist. Der handliche Pergamentband im Sedez (16°)-Format gelangte über das Mutterhaus der Kongregation der Grauen Schwestern von der Hl. Elisabeth im polnischen Nysa (Neisse, Oberschlesien) nach Deutschland. Mit der »Topographia Westphaliae« des Matthäus Merian von 1647 besitzt die Di-özesanbibliothek schließlich nun den Erst-druck eines zentralen Werks für die Re-gionalgeschichte Westfalens. Es enthält zeitgenössische Beschreibungen von ins-gesamt 212 Ortschaften »im hochlöblichen Westphälischen Craiß« und bietet zahlrei-che Kupferstiche mit Einzelansichten der Städte.

K. K.

Titelkupfer der Topographia Westphaliae des Matthäus Merian (1647)

ENDNOTEN

1. Die Kolumne ist von Dr. Michael Herkenhoff (ULB Bonn)

im Auftrag des Arbeitskreises „Historische Bestände in

Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz“ redigiert wor-

den. Ständige Mitglieder des Arbeitskreises sind zur Zeit:

Dr. Marco Broesch (M.B., Bibliothek des Cusanus-Stiftes,

Bernkastel-Kues), Dr. Hans-Joachim Cristea (H.J.C., BPS

Trier), Reinhard Feldmann (R.F., ULB Münster), Barba-

ra Fischer (B.F., UB Trier), Dr. Michael Herkenhoff (M.H.,

ULB Bonn), Christiane Hoffrath (C.H., USB Köln) Ha-

rald Horst (H.H., EDDB Köln), Kirsten Krumeich (K.K.,

DB Münster), Romy Kunert (R.K., USB Köln), Mechthild

Langenbahn (M.L., Bibliothek der Abtei Maria Laach), Dr.

Anne Liewert (A.L., ULB Düsseldorf), Dr. Stephanie Mar-

ra (S.M., UB Dortmund), Dr. Annelen Ottermann (A.O.,

WStB Mainz), Martina Pauly (M.P., Martinus-B. Mainz),

Dr. Christine Rühling, (C.R., LLB Detmold) Dr. Armin

Schlechter (A.S., LBZ/RLP), Dr. Hermann-Josef Schma-

lor (H.J.S., EAB Paderborn), Dr. Eva Seidenfaden (E.S., StB

Trier), Rainer Weber (R.W., ULB Düsseldorf).

2. Lippische Landesbibliothek: Fürstlich-Lippisches Regie-

rungs- und Anzeigeblatt; http://s2w.hbz-nrw.de/llb/

periodical/titleinfo/2176073

3. ULB Bonn: Nachlass Lamprecht; http://digitale-samm-

lungen.ulb.uni-bonn.de/ulbbnlamprecht/nav/classificati-

on/4838714

4. LWL-Museum für Kunst und Kultur: Propaganda trifft Gra-

benkrieg; www.lwl.org/LWL/Kultur/museumkunstkultur/

ausstellungen/rueckblick

5. ULB Münster: Propaganda trifft Grabenkrieg. Plakat der

Woche „Propaganda trifft Grabenkrieg“; www.ulb.uni-

muenster.de/sammlungen/nachlaesse/sammlung-welt-

krieg-plakate.html

6. ULB Münster: Nachlass August Stramm; www.ulb.uni-

muenster.de/sammlungen/nachlaesse/nachlass-stramm.

html; ULB Münster: Nachlässe, Handschriftliches und

Bildmaterial Nachlass Stramm; http://sammlungen.ulb.

uni-muenster.de/nav/classification/3254024

7. Stramm, August; Fiessler, Susanne: YOU. Lovepoems &

Posthumous Love Poems. A Centenary Commemoration.

Münster: 2015; www.mv-buchhandel.de/wissenschaft/

geisteswissenschaften/3251/you.-lovepoems-und-

posthumous-love-poems

8. ULB Münster: Kartensammlung August von Haxthausen;

http://sammlungen.ulb.uni-muenster.de/nav/

classification/2527307

9. GBV: T-PRO Thesaurus der Provenienzbegriffe; http://

provenienz.gbv.de/T-PRO_Thesaurus_der_Provenienzbegriffe

›› UNIVERSITÄTS- UND STADTBIBLIOTHEK KÖLN

Die USB Köln wird seit 2015 im Zuge der Weiterentwicklung zu einem einschichtigen Bibliothekssystem reorganisiert. Bei der stra-tegischen Neuausrichtung soll u. a. ein Schwerpunkt auf die Be-wahrung und Vermittlung des kulturellen Erbes, d. h. die Sonder-sammlungen und den historischen Altbestand als alleinstellendes und identitätsstiftendes Merkmal von Universität, Stadt und Re-gion gelegt werden. Im Bereich der historischen Bestände ist des-halb eine Zusammenführung von Abteilungen und eine Ausweitung der Aufgaben vorgenommen und ein Dezernat für »Historische Be-stände und Sammlungen, Bestandserhaltung und Digitalisierung« gegründet worden. Der Aufgabenbereich des Dezernates soll den heutigen Anforderungen des Bestandsmanagements, der Zugäng-lichkeit für die Forschung und der Vermarktung von schriftlichen Kulturgütern gerecht werden. Von der Akquise über die Formalka-talogisierung, von der Bestandserhaltung bis zur Bestandsorgani-sation, von der Digitalisierung bis zur Präsentation, Bereitstellung und Vermarktung z. B. in musealen Ausstellungen oder der Einwer-bung von Drittmitteln stellt das Dezernat eine Bibliothek in der Bi-bliothek dar.

Das Spektrum der zu betreuenden Bestände reicht hierbei vom äl-testen Buch der USB bis zu den modernsten Sammlungen. Dabei soll das Dezernat innen und außen wirken: Die Bestandserhaltung wird für das eigene Haus aber auch als Beratungsstelle für die in der Universität ansässigen Zweigbibliotheken arbeiten. Das Digita-lisierungszentrum leistet sämtliche digitalen Dienste. Es übernimmt die Digitalisierung für Externe (z. B. Fernleihe, Kunden, Kooperati-

onspartner) sowie auch die internen Aufgaben der Einzel- und Mas-sendigitalisierung bis hin zu Fotoarbeiten und der Erstellung von Printpublikationen. Die Landesbibliothekarische Arbeitsstelle »His-torische Bestände im Rheinland« und die »Rheinische Abteilung« sind ebenfalls in das Dezernat integriert. Zum einen, um Instituti-onen aus der Region unterstützend zur Verfügung zu stehen, und zum anderen, um die Sammlung zur rheinischen Geschichte syste-matisch weiterzuführen.

Eine besondere Ausrichtung stellt die Aufbereitung und Bereit-stellung von Sammlungen für die Forschung dar. Im Forschungs-projekt »Gentz-digital« ist die USB bereits Kooperationspartnerin des Historischen Instituts und stellt hierzu außer dem Bestand der »Sammlung Günter Herterich/Sammlung Friedrich von Gentz« in originärer und digitaler Form auch die technischen Werkzeuge zur Verfügung. Ein nächster Schritt wird die gemeinsam mit den Wis-senschaftlern entwickelte Tiefenerschließung der Gentz-Texte sein. Weitere Projekte sind in Vorbereitung, z. B. die Digitalisierung und Aufbereitung der besonders wertvollen Islandica-Sammlung. Ein wichtiger Beitrag zur Rückgabe von NS-Raubgut, der zur Restituti-on der Bibliothek von Elise und Helene Richter führte, konnte durch die Provenienzforschung von Christine Hoffrath geleistet werden.

Im November 2015 bot die USB Köln einen internen Workshop zum Thema »Moderne(n) literarische(n) Sammlungen … zwischen For-schungsbibliothek und universitärer Sammlung« an. Ein Tagungs-bericht wird in Kürze publiziert. R. K.

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der Leistungsmessung, wobei auch die Be-sonderheiten von Präsenz- und Onlineprü-fungen behandelt werden. Im sechsten Mo-dul steht das Thema Blended Learning im Mittelpunkt. Hier geht es neben der Pla-nung von Präsenz- und E-Learning-Phasen auch um deren exemplarische Umsetzung mittels verschiedener Software-Tools. Auch im Rahmen des Zertifikatskurses werden die Präsenztermine durch vertiefende On-line- und Selbstlernphasen ergänzt; so ler-nen die Teilnehmenden Tools und Anwen-dungsbeispiele auch in der Praxis kennen.

Den größten zeitlichen Umfang nimmt in-nerhalb des Kurses das Praxismodul ein. Sechs Monate lang arbeiten die Teilneh-menden an einer Schulungsveranstaltung für ihre eigenen Einrichtungen. Sie wer-den dabei von einem Dozentinnen-Team betreut, profitieren aber auch von kollegi-aler Beratung ihrer Kurskollegen. Die Schu-lungsveranstaltung wird zunächst inhaltlich und didaktisch konzipiert und dann prak-tisch umgesetzt: Neben Aspekten wie Ziel-gruppenanalyse und methodisch-didakti-scher Aufbereitung werden auch die für die Veranstaltung benötigten Materialien erar-beitet (Handouts, Aufgabenblätter, mediale Aufbereitung). Alle Kursteilnehmer führen die von ihnen geplanten Veranstaltungen in ihren Bibliotheken durch und evaluieren sie anschließend. In einem E-Portfolio werden alle Dokumente abgelegt und dort wie auch

im Rahmen einer Abschlusspräsentation der gesamten Gruppe zugänglich gemacht, so dass alle von den Erfahrungen der anderen profitieren können.

Dem modularen Aufbau gemäß ist der Kurs- ablauf als kumulativer Lernprozess zu ver-stehen, bei dem die Teilnehmenden von Modul zu Modul die Kenntnisse und Fähig-keiten erwerben, mit denen sie im Praxis-modul selbstständig Schulungen für ihre Einrichtungen konzipieren und durchfüh-ren können. Der einjährige Zertifikatskurs qualifiziert die Teilnehmenden dabei um-fassender und tiefergehender als dies in ein- oder zweitägigen Seminaren möglich ist. Er befähigt die Teilnehmenden, die Her-ausforderungen des Berufsfeldes »Teaching Library« besser und langfristiger zu bewäl-tigen und neue Handlungsstrategien sowie Lösungsansätze für ihre Bibliotheken zu entwickeln. Mit diesen neuen Kompeten-zen ausgestattet können sie als Multiplika-toren in ihren Einrichtungen Kollegen bei der Umsetzung neuer Schulungsvorhaben unterstützen und das Schulungsprogramm auf aktuellem Niveau weiterentwickeln.

ÜBERWÄLTIGENDE NACHFRAGEDie Dozenten des Kurses sind Vertreter aus Bibliotheken und Hochschulen, die seit Jahren erfolgreiche Schulungskonzep-te in der Praxis realisieren bzw. in diesem

Bereich lehren. Bereits beim ersten Durch-lauf des Kurses nahmen Bibliothekare aus dem In- und Ausland teil, und auch für den aktuellen Kurs ist die Nachfrage überwäl-tigend. Der zweite, im Februar 2016 be-ginnende Kurs, startet ebenfalls voll ausge-bucht; für 2017 gibt es bereits eine große Zahl von Anmeldungen. Interessenten soll-ten sich daher möglichst frühzeitig anmel-den, um noch einen der wenigen freien Plätze zu bekommen.(4)

ENDNOTEN

1. Zertifikatskurs »Teaching Librarian«, ZBIW. TH Köln; www.

th-koeln.de/weiterbildung/zertifikatskurs-teaching-librarian_

9840.php

2. Konzipiert ist der Kurs insbesondere für Teilnehmende aus

Wissenschaftlichen Bibliotheken. Für Interessenten aus

Öffentlichen Bibliotheken bietet das ZBIW ein analoges

Format an: »Zertifikatskurs Leseförderung – Experten

für das Lesen«; www.th-koeln.de/weiterbildung/

zertifikatskurs-lesefoerderung---experten-fuer-das-

lesen-20162017_28444.php

3. Modulbuch des Zertifikatskurses »Teaching Librarian«;

www.th-koeln.de/mam/downloads/deutsch/weiterbildung/

zbiw/angebote/modulhandbuch_zertifikatskurs__teaching_

librarian.pdf

4. Das Anmeldeformular ist auf folgender Seite verlinkt: www.

th-koeln.de/weiterbildung/zertifikatskurs-teaching-librari-

an_9840.php. Dort findet sich auch eine Kontaktadresse

für Fragen zur Anmeldung und weiteren Aspekten.

KONZEPTE / 1/16

MIT „TEACHING LIBRARIAN“SCHULUNGSPROGRAMME UPDATEN

INKA TAPPENBECKULRIKE SCHOLLEZBIW der Technischen Hochschule (TH) Köln

Die Schulungsangebote zur Vermittlung von Informationskompetenz stets auf dem aktuellen Stand zu halten, stellt für Biblio-theken eine große Herausforderung dar: Kontinuierlich müssen Veränderungen der Suchoberflächen und Inhalte von Daten-banken in die bestehenden Schulungskon-zepte und -materialen eingearbeitet wer-den. Darüber hinaus entsteht durch den Wandel der Informationspraxis in den Wis-senschaften ein permanenter Bedarf an neuen Schulungsinhalten – wie z. B. in den Bereichen des elektronischen Publizie-rens, der Nutzung virtueller Forschungs-umgebungen oder auch des Managements von Forschungsdaten. Auch gilt es immer wieder, neue Schulungsformate und Ver-mittlungsmethoden aufzugreifen, um die verschiedenartigen Nutzungs- und Zugriffs-vorlieben der unterschiedlichen Zielgrup-pen optimal zu bedienen. Im laufenden Be-trieb ist dies jedoch für viele Bibliotheken kaum zu leisten, und so warten viele Schu-lungsangebote auf ein Update.

Durch die gezielte Weiterqualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum The-ma »Schulungen zur Förderung von Infor-mationskompetenz«, wie sie der Zertifikats-

kurs »Teaching Librarian« des ZBIW der TH Köln bietet, lässt sich dieser Innovations- stau jedoch abbauen.(1)

INNOVATIVE SCHULUNGSKONZEPTEDer Kurs startete erstmalig im Februar 2015 und konnte im Januar 2016 von allen Teil-nehmern erfolgreich abgeschlossen wer-den.(2) Im Rahmen eines kleinen Festaktes im Januar 2016 gratulierte u. a. Dr. Ulrich Meyer-Doerpinghaus, Sprecher der Hoch-schulrektorenkonferenz (HRK), den ersten Absolventen. Er betonte, wie wichtig die-se Qualifikationsmaßnahme aus der Sicht der deutschen Hochschulen sei und lob-te die im Rahmen der Abschlussveranstal-tung präsentierten Arbeitsergebnisse. Die-se zeigen deutlich, dass es gelungen ist, im Rahmen des Kurses einige vielversprechen-de, innovative Schulungskonzepte auf den Weg zu bringen. Einige der Teilnehmen-den entwickelten für ihre Einrichtungen neue Schulungsveranstaltungen unter Ein-satz der im Kurs erlernten inhaltlichen und methodischen Kenntnisse. So entstanden u. a. Coffee Lectures zur Literaturverwal-tung mit Zotero, Blended-Learning-Veran-staltungen zur Recherche in steuerrechtli-chen Datenbanken, eine bibliothekarische Erkundungstour für Schüler der 9. Klasse, ein Online-Kurs zur Literaturrecherche mit Primo und vieles mehr. Andere überarbeite-ten das Gesamtangebot der Schulungen ih-rer Einrichtung unter konzeptionellen wie zielgruppenspezifischen Aspekten. Alle die-se Vorhaben wurden im Rahmen des Kur-ses unter Begleitung der Dozenten konzep-tionell entwickelt und in den Einrichtungen praktisch umgesetzt. Die sich an die Durch-führung anschießenden Evaluationen ha-ben den Erfolg der Maßnahmen deutlich bestätigt. Hierzu haben nicht zuletzt die

vielen neuen methodischen Ansätze und Herangehensweisen beigetragen, die die Teilnehmenden im Rahmen des Kurses ken-nengelernt und in ihren Praxisprojekten di-rekt angewandt haben.

Der Zertifikatskurs »Teaching Librarian« ist modular aufgebaut und beginnt mit einer Einführung in aktuelle nationale und in-ternationale Standards und Konzepte der Informationskompetenz, Studien zum In-formationsverhalten verschiedener Ziel-gruppen sowie einem Überblick über das Spektrum der bibliothekarischen Angebo-te in den verschiedenen Bereichen.(3) Im zweiten Modul geht es um die Grundlagen der Didaktik und essenzielle pädagogische Kompetenzen wie z. B. die zielgruppenori-entierte, didaktisch sinnvolle Definition von Lerninhalten. Das dritte Modul setzt hierauf auf und vermittelt Kenntnisse in der methodischen Gestaltung von Präsenz- und E-Learning-Schulungen. Die Möglichkei-ten des Medieneinsatzes bei der Gestaltung von Schulungsunterlagen sind Gegenstand des vierten Moduls, in dem die Teilnehmen-den lernen, Inhalte auch sensuell und vi-suell zielgruppenad-äquat aufzubereiten. Gegenstand des fünf-ten Moduls sind die verschiedenen me-thodischen Verfahren

Die Absolventinnen und Absolventen des Zertifikatskurses mit

Dozenten sowie Dr. Ulrich

Meyer-Doerpinghaus von der Hochschul-

rektorenkonferenz (l.).

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LESEFÖRDERUNG – STADTBIBLIOTHEK UND KÖBS KOOPERIEREN IN NEUSS

Gerade im Bereich der frühen Leseförderung spielen die Kirchli-chen Öffentlichen Bü-chereien (KÖBs) eine bedeutende Rolle. In einer Stadt wie Neuss, die ein großes Ein-

zugsgebiet besitzt, sind sie in der Lage, sehr viel besser die Kinder zu erreichen, die noch nicht selbstständig die in der Innenstadt ge-legene Stadtbibliothek besuchen können. Hier bieten die KÖBs ei-nen lokalen, niedrigschwelligen ersten Zugang zu Medien und Le-sen und fördern somit von Anfang an Lesekompetenz. Die KÖBs sind damit in Neuss für viele Außenbezirke die erste Anlaufstel-le der Lesesozialisation, gibt es doch seit Jahren weder einen Bü-cherbus noch Zweigstellen der Stadtbibliothek. Die KÖBs kooperie-ren zudem mit den im Einzugsgebiet liegenden Kindertagesstätten.

GELD FÜR BESTANDSAUFBAUDie Neusser KÖBs haben sich bereits 2007 zu einer engeren Zusam-menarbeit entschlossen und sich zu diesem Zweck in einer ökume-nisch geprägten Bücherei AG vernetzt. Damit war die inhaltliche wie organisatorische Voraussetzung für eine gedeihliche Zusam-menarbeit mit der Stadtbibliothek vorhanden.

Das Projekt zur Leseförderung sah im Bereich Bestandsaufbau für die Jahre 2014 und 2015 jeweils 1.000 Euro pro KÖB vor, bei 13 beteiligten Bibliotheken also 13.000 Euro. Der Einfachheit halber nahm die Stadtbibliothek Neuss zu den gleichen Bedingungen am Projekt teil. Das Land bewilligte eine 60-prozentige Förderung. Die Stadtbibliothek Neuss als Projektnehmer stellte den Antrag, war damit auch Ansprechpartner gegenüber der Bezirksregierung, for-derte den Eigenanteil bei jeder einzelnen KÖB sowie die Landes-mittel ab, verwaltete die Gelder treuhänderisch, beglich alle Rech-nungen und erstellte den Verwendungsnachweis. Die Auswahl der Medien nahmen die KÖBs selbst vor. Die Bestellung erfolgte beim Borromäusverein bzw. bei der Borromedien GmbH, die sich durch ein langjähriges Engagement in der Literaturversorgung Kirchli-cher Büchereien auszeichnen. Dabei wurden für alle beteiligten Bi-bliotheken die gleichen Medien ausgewählt. Die ersten Bücherkis-ten wurden Ende November 2014 in der KÖB in Neuss-Gnadental übergeben.

Die Aktion ergänzt die bestehenden vielfältigen Angebote für Sprach- und Leseförderung in den Neusser Bibliotheken, wie Bi- bliotheksführerschein, Lesepartnerschaft, Lesestart, Vorlesen in der Bibliothek, Vorlesewettbewerbe, Woche des Buches, Leseheld, Le-sekompass, Kamishibai, Schmökerclub sowie Integrationshilfen. Bilderbücher für Kindergartenkinder, Vorlesebücher, Sachbücher für Kinder, Bücher für Leseanfänger und Comics sowie mehrspra-chige Bücher bereichern nun das Angebot der beteiligten Bücher-eien. Zudem hat das Projekt einen reizvollen Nebeneffekt: Mütter, die bei der Auswahl von Vorlesebüchern beteiligt wurden, lesen seitdem im Kindergarten vor.

INNOVATIONSSCHUBDa die KÖBs finanziell nicht in der Lage sind, zusätzlich zu dem von ihnen geforderten Eigenanteil Gelder für Schulungen zur Verfü-gung zu stellen, erfolgte die Finanzierung von Qualifizierungsmaß-nahmen wie Vorleseschulungen aus dem Etat der Stadtbibliothek.Die KÖBs haben mit dieser Unterstützung der Stadtbibliothek und des Landes einen deutlichen Innovationsschub erhalten. Das Bei-spiel zeigt, was möglich ist, wenn gleichgesinnte Partner eng zu-sammenarbeiten und sich in den Dienst der gemeinsamen Sache stellen. Noch handelt es sich allerdings um das einzige derartige Projekt in NRW, das vom Land gefördert wird.

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›› KURZ & KNAPP

Die Deutschen wollen, dass es in ihrem Land auch in Zukunft Öffentliche Biblio-theken gibt. Dieses war eines der Ergebnis-se einer aktuellen Allensbach-Studie, die im Rahmen der internationalen Konferenz »Chancen 2016: Bibliotheken meistern den Wandel« Ende Januar 2016 im Goethe-Ins-titut in München vorgestellt wurde.(1) 58 % der Bürgerinnen und Bürger im Alter von 16 bis 75 Jahren finden es demnach wichtig, dass Bibliotheken in Deutschland weiterhin eine feste Größe sind, 32 Prozent halten es sogar für sehr wichtig.

FÜR EINE STARKE GESELLSCHAFTDigitalisierung, neue Technologien, Struk-turwandel in den Kommunen, Zuwande-rung und Flüchtlinge – genau wie die Bür-ger stehen die Bibliotheken vor großen Herausforderungen. Diesen widmete sich die Konferenz, die von der ekz.bibliotheks-service GmbH, dem Berufsverband Informa-tion und Bibliothek (BIB), dem Deutschen Bibliotheksverband (dbv), dem Goethe-In-stitut e. V. und der Münchner Stadtbiblio- thek organisiert wurde. Martin Schulz, Prä-sident des Europäischen Parlamentes, be-zeichnete in seiner Videobotschaft Biblio-theken als »Orte des Zusammenkommens« und des Dialogs. »Bibliotheken sind für den einzelnen Besucher, für die Gesellschaft und unser Zusammenleben in einer immer unübersichtlicher werdenden Welt von im-menser Bedeutung. Die Zukunft dieser be-deutenden Institution zu garantieren, ist eine wichtige Aufgabe für uns alle.« Als designierte Präsidentin des bibliothekari-schen Weltverbandes IFLA betonte Glòria

Pérez-Salmerón im Rahmen der Konferenz: »Unser Ziel ist, dass Bibliotheken in einem sich immer schneller wandelnden Umfeld eine feste Größe bleiben, um so aktiv zu ei-ner gut informierten, starken Gesellschaft beizutragen. Bibliotheken sind Motoren des Wandels, die eine nachhaltige Entwick-lung antreiben.«

DIE IDEALE BIBLIOTHEKOb Bibliotheken dieses Ziel erreichen, hängt entscheidend davon ab, inwieweit es ihnen gelingt, die sich verändernden Be-dürfnisse und Erwartungen der Bürger zu erkennen und aufzugreifen, so die Allens-bach-Studie »Die Zukunft der Bibliotheken in Deutschland«. 26 % der Bevölkerung ha-ben der Umfrage zufolge 2015 regelmäßig eine Bibliothek besucht. Damit bewegt sich

die Bibliotheksnutzung trotz des digitalen Wandels auf konstant hohem Niveau. Auch Jüngere nutzen das Angebot weit über-durchschnittlich. Von den 16- bis 29-Jähri-gen haben 35 % in den letzten zwölf Mona-ten eine Bibliothek genutzt.

Wie aber stellen sich die Bürger die ide-ale Bibliothek vor? 76 % wünschen sich ein umfangreiches Angebot an Büchern, E-Books, Zeitschriften, Musik und Filmen; 70 % möchten eine gute fachliche Beratung durch geschultes Personal. Nahezu ebenso viele (71 %) halten eine angenehme Atmo-sphäre für sehr wichtig.

ENDNOTE

1. www.ifd-allensbach.de/uploads/tx_studies/11048_Bericht_

ekz_Bibliotheken.pdf

„CHANCEN 2016“ − 32 PROZENT FINDEN BIBLIOTHEKEN SEHR WICHTIG

Martin Schulz wandte sich mit einer Videobotschaft an die Teilnehmenden.Foto

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ALWIN MÜLLER-JERINAStadtbibliothek Neuss

PROGRAMM LESEFÖRDERUNG DES MFKJKS

Das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW (MFKJKS) fördert innovative und zielgrup-penspezifische Maßnahmen der Leseförderung für unter-schiedliche Zielgruppen. Antragsberechtigt sind Träger hauptamtlich, neben- und ehrenamtlich geleiteter Öffent-licher Bibliotheken im Land. Ansprechpartner ist die Fach-stelle für Öffentliche Bibliotheken NRW bei der Bezirksre-gierung Düsseldorf.

Hinweise zum Förderprogramm: www.brd.nrw.de/schule/privatschulen_sonstiges/oeffentl__ Biblio__Container/pdf_neu/3b/Foerderprogramm- Lesefoerderung_13_06_21-Endfassung.pdf

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Unter dem provokanten Titel »Der Schritt zurück als Schritt nach vorn − Macht der Siegeszug des Open Access Bibliotheken arbeitslos?« beschäftigt sich die WissKom 2016 vom 14. bis 16. Juni 2016 mit den Veränderungen des Portfolios von Wissen-schaftlichen Bibliotheken. Bei der 7. Konfe-renz der Zentralbibliothek des Forschungs-zentrums Jülich stehen der stetig an Fahrt aufnehmende Wandel und die sich dadurch verändernden Aufgaben der Bibliotheken im Mittelpunkt. Für die Literaturerwer-bung werden durch Outsourcing abseh-bar weniger Stellen in den Bibliotheken ausgeschrieben. Die Beschaffung und Inte- gration von Lizenzpaketen erfolgt mehr und mehr über Konsortien und Anbieter von Bi-bliothekssoftware. Open Access verstärkt

diesen Trend am Ende der Publikationsket-te. Kann ein Schritt zurück an den Anfang des Publikationsprozesses den Rückgang an Arbeit auffangen oder gar für mehr Beschäf-tigung sorgen?

Die WissKom 2016 gibt mit ihren Beiträgen Anregungen zu bekannten und neuen An-sätzen. Diskutiert werden z. B. die Erhöhung der Metadatenqualität durch Bibliotheken bei der Erstellung, Verarbeitung und Ver-

breitung von Pu-blikationen sowie Forschungsdaten, eine effiziente Ana-lyse und Verarbei-tung von Open Ac-

cess und deren Kosten. Im IT-Bereich ist die Bibliothek als Entwickler lokaler Anpas-sungen und als Produzent von erweiterten Funktionen eines »Bibliothekskatalogs« vor-

stellbar. Warum nicht auch generell als Mit-gestalter eines Systems zur Darstellung der Forschungs- und Publikationstätigkeit einer Institution? Nicht zuletzt ergeben sich in der Beratung neue Betätigungsfelder in Bezug auf das erfolgreiche Publizieren sowie die Suche nach Forschungsfeldern und Exper-ten. Welche Schritte werden Bibliotheken in der Zukunft unternehmen? Die Teilnehmer sind eingeladen, über das in der WissKom 2016 gezeichnete Bild einer Bibliothek als Ort offener und exzellenter Informationsin-frastruktur zu diskutieren und sich mit Kol-legen und Firmen auszutauschen.

Informationen über: Thomas Arndt Telefon: 02461 [email protected].

Thomas Arndt

Auf ihrer Herbsttagung 2015 hat die Konferenz der informations- und bibliothekswissenschaftlichen Ausbildungs- und Studiengänge (KIBA) Klaus Gantert als neues Vorstandsmitglied gewählt. Zusam-men mit Günther Neher und Frauke Schade wird er sich für die In-teressensvermittlung der Hochschulen und Ausbildungseinrichtun-gen der Sektion 7 im dbv und der Ausbildungskommission der DGI einsetzen. Klaus Gantert ist Hochschullehrer und Fachbereichsleiter am Fachbereich Archiv- und Bibliothekswesen der Fachhochschu-le für öffentliche Verwaltung und Rechtspflege in Bayern und Autor des Standardwerkes »Bibliothekarisches Grundwissen«.

Christine Baron wurde im August 2015 zur stellvertretenden Leiterin des Hochschul-bibliothekszentrums NRW (hbz) ernannt. Die Diplom-Mathematikerin arbeitet nach Anstellungen in der freien Wirtschaft seit 1994 im hbz. Zu ihren bisherigen Aufgaben-bereichen zählten die Leitung des Fachre-

chenzentrums und die Leitung der Gruppe Portale. In den vergangenen Jahren unter-stützte Christine Baron zudem die Dienst-stellenleitung kommissarisch. Ihr Nachfol-ger ist Elmar Schackmann (Koordination), seine Stellvertreterin Nannette Heyder (Service).

Birgit Langshausen von der Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken Nordrhein-Westfalen bei der Bezirksregierung Düsseldorf hat ihre Tätigkeit im Dezernat 20 »Unterbringung von Flüchtlingen« in der Bezirksregierung Düsseldorf auf eigenen Wunsch für weitere zwei Jahre verlängert. Aus diesem Grund scheidet sie aus dem Vorstand des vbnw aus. Für sie wird Julia Rittel, die am 1. Februar 2016 ih-ren Dienst in der Fachstelle aufnahm, in den Vorstand des Ver-bands aufgenommen. Julia Rittel hat langjährige Berufserfahrung im Bereich der Öffentlichen Bibliotheken sowie auch der Schulbi-bliotheken.

Verschiedentlich ist nach dem Erlöschen des urheberrechtlichen Schutzes und nach Er-scheinen der vom Institut für Zeitgeschich-te in München besorgten umfangreich kommentierten Ausgabe von Adolf Hitlers »Mein Kampf« am 8. Januar 2016 nach ei-ner rechtlich einwandfreien Behandlung dieses Werkes durch die Öffentlichen Biblio- theken gefragt worden.

Neben der prinzipiellen Entscheidung »Er-werben oder lieber einen Bogen darum

machen?«, die jeder Bibliothek überlas-sen bleibt, geht der Verband der Bibliothe-ken des Landes NRW davon aus, dass nicht nur der Erwerb, sondern auch die Auslei-he der beiden Bände ohne Beschränkungen und Auflagen, wie z. B. einem Altersnach-weis oder dem Nachweis der wissenschaft-lichen Beschäftigung, zulässig ist. Die Kommentierung des Ursprungstextes, das »Umzingeln« der Aussagen, wie es der Lei-ter der Herausgebergruppe Christian Hart-mann genannt hat, sollte hinreichen, um

deutlich zu machen, dass hier keine Propa- gandaschrift vorliegt. Wie verschiedene Meldungen zeigen, ist dennoch die Pra-xis der Bibliotheken sehr unterschiedlich. Die Aussage hinsichtlich des unbedenkli-chen Verleihs der kommentierten Ausgabe gilt nicht für die unkommentierten, histo-rischen Ausgaben, die in vielen Beständen vorhanden sein dürften.

Harald Pilzer, vbnw-Vorsitzender

›› MACHT DER SIEGESZUG DES OPEN ACCESS BIBLIOTHEKEN ARBEITSLOS?

KLAUS GANTERT NEU IM VORSTAND

›› HITLERS „MEIN KAMPF“ IN DER KOMMENTIERTEN FASSUNG VERLEIHEN?

CHRISTINE BARON STELLVERTRETENDE HBZ-LEITUNG

JULIA RITTEL IM VBNW-VORSTAND

Das ZB MED – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften hat im Oktober 2015 sein neues Open-Access-Publikationsportal Publisso freigeschaltet. Publisso bündelt die Angebote des ZB MED im Bereich Digitales Publizieren und Open Access. Wissenschaftle-rinnen und Wissenschaftler finden unter der Domain Informatio-nen zur Publikation von Artikeln, Kongressbeiträgen, Videos, Bü-chern oder Forschungsdaten. Ein wichtiger Bestandteil von Publisso ist die, auch persönliche, Publikationsbera-tung. Langfristig soll das Angebot von Pu- blisso ausgebaut werden: Neben dem Fach-repositorium und den Buchpublikationen in den Lebenswissenschaften soll es in Zu-kunft möglich sein, Zeitschriften und Kon-gresse im gesamten Fächerspektrum des ZB MED – Medizin, Gesundheitswesen, Ernäh-rungs-, Umwelt- und Agrarwissenschaften – zu publizieren.

›› NEU: PUBLISSO DER ZB MED

Gute Nachricht für die Hammer Bibliothek: Der zuständige Stadt-betrieb investiert rund 500.000 Euro, um in diesem Jahr einen neu-en Bücherbus anzuschaffen. Das Vorgängerfahrzeug ist seit 1997 in Hamm im Einsatz und mittlerweile 23 Jahre alt. Es wird stillge-legt. 2014 brachte die rollende Bücherei knapp 80.000 Medien zu den Kundinnen und Kunden, 40 Prozent des Bestands ist perma-nent ausgeliehen.

›› NEUER BÜCHERBUS FÜR HAMM

Einer der ersten Bücherbusse war 1957 in Gladbeck unterwegs.Fo

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›› PERSONALIEN

›› MELDUNGEN

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Charles Dickens’ Erzählung »A Christmas Carol in Prose« zählt zu den bekanntesten Werken des britischen Autors. Das 1843 veröf-fentlichte Buch wurde vielfach nachgedruckt, in zahlreiche Spra-chen übersetzt und gilt inzwischen als die wohl beliebteste Weih-nachtsgeschichte der Weltliteratur. Dickens, der mit seinen diversen

Romanen auf die sozialen Missstände im viktorianischen England hin-wies, erzählt eine Art »fantasy story«, die neben rührseligen Momenten auch einen moralischen Aspekt aufweist und damit an das tätige Mit-gefühl der Leser appelliert.

Die acht Illustrationen, die Dickens selbst bei dem Künstler John Leech in Auftrag gab, trugen erheblich zum schnellen Verkaufser-folg des Buches bei. Leechs Zeichnungen wurden mehrmals von englischsprachigen wie auch deutschen Verlagen nachgedruckt. Andere Künstler ließen sich von der Geschichte gleichfalls zu Bebil-derungen anregen, und nach der Jahrhundertwende setzte interna-tional eine Welle von neuen Illustrierungen ein.

Von einem deutschen Künstler, Johann Gotthilf Füllhaas, wurde die Erzählung bereits 1877 mit einigen Stichen illustriert. Als nächs-tes kam 1901 ein mit Bildern von Willy Planck ausgestatteter Band heraus. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs folgten zwei wei-tere: die von Hugo Steiner-Prag gestaltete Ausgabe erschien 1908, Hanns Ankers Version zwei Jahre später. Für die Zwischenkriegs-zeit sind fünf illustrierte Ausgaben der Erzählung belegt. Ab 1945 stieg die Zahl der bebildertewn Editionen steil an, nicht zuletzt, weil die Erzählung oft zu einem Kinderbuch umgeschrieben wurde. Insgesamt haben deutsche Verlage bis heute rund vierzig illustrier-te Versionen herausgebracht, gestaltet von so renommierten Künst-lerinnen und Künstlern wie Ruth Knorr, Klaus Ensikat und Lisbeth Zwerger. Die vom Verfasser dieses Artikels kuratierte Ausstellung wurde bis 10. Januar 2016 im Foyer der ULB Köln gezeigt.

Gernot Gabel

›› „CHRISTMAS CAROL“ − CHARLES-DICKENS-AUSGABEN IN DER ULB KÖLN

Vier Tage nach dem 85. Geburtstag von Jo-hannes Rau (1931−2006) und sieben Tage vor seinem 10. Todestag fand an der Bergi-schen Universität Wuppertal im Beisein von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft so-wie Raus Ehefrau Christina die symbolische Grundsteinlegung für das geplante Johan-nes-Rau-Zentrum statt. Den Kern des vor allem als Begegnungs- und Kommunikati-onsstätte geplanten Neubaus wird die etwa 15.000 Bände umfassende, persönliche Bi-bliothek des ehemaligen Bundespräsiden-ten bilden. Ministerpräsidentin Kraft führ-te unter anderem aus: »Das Zentrum wird ein ganz besonderer Ort sein, an dem sich die Bürgerinnen und Bürger unseres Lan-

des an Johannes Rau erinnern können. Es soll zugleich ein Ort für lebendige Diskus-sionen sein, Diskussionen zu aktuellen ge-sellschaftlichen Fragen. Die Bücher, die Rau selbst am Herzen lagen, werden nun wie-der der Öffentlichkeit zur Verfügung ste-hen. So dienen sie erneut seinen politischen Zielen: dem Nachdenken über soziale Ge-rechtigkeit, menschlichen Fortschritt und friedliches Zusammenleben.« Der gelern-te Verlagsbuchhändler und spätere Verleger Rau hat Bücher geliebt und leidenschaftlich gesammelt. In seinen Ämtern als NRW-Mi-nisterpräsident und Bundespräsident wur-den ihm zudem viele persönlich gewidme-te Exemplare übereignet. Nachdem sich in

den 1990er Jahren die Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf um die Erfas-sung des Bestands gekümmert hat, wurde die weiter angewachsene Büchersammlung zuletzt in der FU Berlin aufbewahrt. Von dort zogen die Bücher im September 2015 schließlich in Raus Geburtsstadt Wuppertal um. Die Universitätsbibliothek Wuppertal übernimmt nun die ehrenvolle Aufgabe, die Bestände mit Blick auf die kommende Auf-stellung im geplanten Begegnungszentrum noch einmal zu sichten. Der Neubau wird Teile des Bestands und das Begegnungszen-trum beheimaten.

Rosa Prinzessinnen für Mädchen, blaue Pi-raten für die Jungen – ist die Welt immer noch so schlicht? Natürlich nicht! Aber der Eindruck kann angesichts der Über-macht geschlechtsspezifischer Kinderbü-cher, Kinderspielzeuge und der Kinderklei-dung entstehen. Dass eine Welt jenseits der Rollenklischees viel spannender ist, zeigen mittlerweile viele Kinder- und Jugendbü-cher. In ihnen dürfen längst auch Mädchen aktiv und abenteuerlustig sein und die Jun-gen Gefühle zeigen, und eine Familie be-steht nicht immer aus »Vater, Mutter, Kind«.Um Eltern, Erzieherinnen, Erzieher und

Kinder auf diese Bücher aufmerksam zu machen, hat die Kinderbibliothek Oberhausen in Kooperation mit der Gleichstellungsstelle der Stadt einen Flyer mit einer Auswahl empfehlens-werter, pfiffiger und gegen den Strich gebürsteter Kinder- und Jugendbücher zusammengestellt. Dieser wurde an zahl-reiche Multiplikatoren wie KiTas, Schulen und natürlich die Stadtteilbibliotheken ver-teilt, denn Geschlechtergerechtigkeit will früh gelernt sein und die Beschäftigung mit gesellschaftlichen Rollenzuschreibungen ist ein wichtiger Beitrag in der Bildungsarbeit.

Zum Auftakt des Projektes fand in der Kinderbibliothek eine Lesung mit der Kinder- und Jugendbuchautorin Antonia Michaelis statt. Sie nahm Fünft- und Sechst-klässler mit auf eine abenteuerliche Reise.

Christina Liedtke

›› UB WUPPERTAL SICHTET BÜCHERSAMMLUNG VON JOHANNES RAU

›› OBERHAUSEN: VON „WILDEN HÜHNERN UND ROSA RÄUBERN“

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Öffnungszei ten: Mo - Fr 9.00 - 24.00 Uhr Sa - So 9.00 - 21.00 Uhr

Im Foyer der universitäts- und stadtbibliothek,Vitr ine vor der Kaffeebar

eintritt frei

Charles Dickensein Weihnachtsmärchen

Die illustrierten Ausgabendeutscher Verlage

08.11.2015 - 10.01.2016

Am Freitag, 10. März 2017 ist es wieder soweit: Rund 200 NRW-Bi-bliotheken werden im Rahmen der »Nacht der Bibliotheken« span-nendes und anregendes Programm bieten. Das Motto der landes-weiten Veranstaltung, die immer zwischen 50.000 und 60.000 Besucherinnen und Besucher anlockt, steht nun fest. Mit »The pla-ce to be!« möchte der vbnw, der die »Nacht der Bibliotheken« alle zwei Jahre organisiert, diesmal die Bibliothek als »Lieblingsort zum Treffen, Träumen, Lernen« in den Mittelpunkt stellen. So soll verdeutlicht werden, dass Bibliotheken, ob Öffentliche oder Wis-senschaftliche, ihren Nutzern längst viel mehr zu bieten haben, als nur die Ausleihe von Medien.

›› MOTTO DER „NACHT“ 2017

Über 40.000 digitale Medien sind mittlerweile in der onlineBiblio-thek der Stadtbüchereien Düsseldorf ausleihbar. Für alle, die mit dem digitalen Lesen noch nicht vertraut sind, gibt es nun im Lese-fenster der Zentralbibliothek am Bertha-von-Suttner-Platz eine An-laufstelle zum Testen des Angebots − die eBar. Hier können Be-sucherinnen und Besucher in entspannter Atmosphäre bei einem Kaffee zunächst die Geräte ausprobieren: aktuelle E-Book-Reader und Tablet-PCs, die für die elektronische Ausleihe geeignet sind. Dazu gibt es Informationen über die onlineBibliothek und deren Nutzung. Wer eine intensivere Beratung wünscht, kann an der aus-führlichen Einführung in die onlineBibliothek teilnehmen.

›› DÜSSELDORFER E-BAR ERÖFFNET

Christina Rau wohnte der Unterzeichnung der

Gründungserklärung durch (v.l.n.r.) Gabriele Willems,

Geschäftsführerin des Bau- und Liegenschafts- betriebs NRW, Minister-

präsidentin Hannelore Kraft und Uni-Rektor Prof.

Dr. Lambert T. Koch bei.

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Ausschnitt aus dem Plakat zur Ausstellung

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Bibliothekarinnen und Bibliothekare auf Lesestoff hinzuweisen, gleicht dem Tra-gen von Eulen nach Athen. Trotzdem: Der Versuch sei gewagt. Das Thema dieses Le-se-Tipps ist heikel und wurde bislang sicher unterschätzt: »Mobben Bibliothekare an-

ders?« Hier eine RDA-Aufnahme im Com-puter des Kollegen manipuliert, dort der Bestseller »Liebe auf Abwegen« ins Regal mit den Reiseführern verkramt? Ach? Ih-nen fallen gleich noch mehr berufsspezifi-sche Gemeinheiten ein? Dann interessiert

es Sie sicher, was Konrad Heyde in seinem Aufsatz tatsächlich beschreibt. Sein Artikel »Mobben Bibliothekare anders?« erschien im Januar 2016 in Heft 3 der von Klaus Isele herausgegebenen Literaturzeitschrift »Wort-Zone«.

HEIKEL: EIN LESE-TIPP FÜR BIBLIOTHEKARE

Viele Bibliotheken in Nordrhein-Westfalen sind zu Aufenthalts- und Lernorten für die zahlreichen Flüchtlinge geworden, die seit 2015 nach Deutschland kommen. Mit einem vielfältigen Medienangebot bereiten sie die Flüchtlinge auf das Leben in Nordrhein-Westfalen vor. Gleichzeitig unterstützen sie zahlreiche Ehrenamtliche bei der Organisation und Durchführung von Sprachunterricht für die ver-schiedenen Flüchtlingsgruppen. Sie arbeiten mit Schulen und Kin-dergärten zusammen, um diese bei der Integration von Flüchtlings-kindern zu unterstützen.

Ende 2015 hat die Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken in NRW in Absprache mit dem Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW Gespräche mit Bibliotheken unterschiedlicher Grö-ßenordnung geführt, um ggf. ein zielgerichtetes Förderprogramm zur Unterstützung der Bibliotheken beim Aufbau von Angeboten

für die Zielgruppe der Flüchtlinge zu entwickeln. Dabei hat sich he-rausgestellt, dass die Voraussetzungen in den Kommunen und bei den Bibliotheken so unterschiedlich sind, dass ein standardisiertes Förderprogramm den Gegebenheiten nicht gerecht werden kann.

Aus diesem Grund wurde entschieden, dass Anträge auf Förderung von Projekten für Angebote der Zielgruppe »Flüchtlinge« im Rah-men der Förderlinie »Projekte zur Modernisierung der Bibliotheks-arbeit vor Ort« gestellt werden können. Dies wurde für das Haus-haltsjahr 2016 bis zur Antragsfrist Ende Februar getan. Für das Haushaltsjahr 2017 nimmt die Fachstelle für Öffentliche Bibliothe-ken NRW Anträge bis zum 30. November 2016 entgegen. Für alle Projektanträge gelten die in den Fördergrundsätzen vom 17. Juni 2013 festgelegten Förderbedingungen. Die Fachstelle steht für Fra-gen zum Antragsverfahren gerne zur Verfügung. Petra Büning

›› FÖRDERUNG VON PROJEKTEN ZUM THEMENBEREICH „FLÜCHTLINGE“

Zur Intensivierung und Verstetigung seiner Arbeit hat der vbnw-Vorstand zum 1. Janu-ar 2016 Verstärkung bekommen: Patrizia Gehlhaar (rechts im Bild) ist nun als Ge-schäftsführerin für den Verband tätig. Moni-ka Kolberg wird als Leiterin der Geschäfts-stelle weiterhin Ansprechpartnerin für die vbnw-Mitglieder sein. Die Einstellung der Geschäftsführerin wurde durch die finanzi-elle Unterstützung des Ministeriums für Fa-milie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen möglich.

Patrizia Gehlhaar wurde am 16. März 1982 in Bensheim geboren, hat Kulturanthro-pologie, Politikwissenschaft und Slawi-

sche Philologie an der Universität in Mainz (M.A.) studiert. Nach dem Studium absol-vierte sie Volontariate in der Redaktion ei-nes Verlags sowie in der Pressestelle und Marketing-Abteilung der Deutschen Tele-kom. Für verschiedene deutsche Dax-Kon-zerne war sie als selbstständige PR-Bera-terin tätig. Zuletzt verantwortete Patrizia Gehlhaar die Presse- und Öffentlichkeitsar-beit der VG Bild-Kunst in Bonn.

vbnw-Geschäftsführerin:

Patrizia GehlhaarTelefon: 0151−708 959 72E-Mail: [email protected]

Leiterin der vbnw-Geschäftsstelle:

Monika KolbergTelefon: 0221−470 7923E-Mail: [email protected]

›› VBNW JETZT MIT NEUER GESCHÄFTSFÜHRERIN

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