Upload
vfl-1860-marburg
View
307
Download
40
Embed Size (px)
DESCRIPTION
Jubiläumsheft
Citation preview
Impressum: VfL 1860 Marburg
Leopold-Lucas Straße 46A, 35037 Marburg
Redaktion: Dr. Gerhard Eisel und Manfred Hellmann
Layout: Manfred Hellmann
Druck:
Titelbild: Manfred Hellmann
Alle nicht mit Namen gekennzeichneten Texte stammen von der Redaktion
Seite 2
Zeitreise
150 Jahre VfL 1860 Marburg
Eine Schrift zum 150. Vereinsjubiläum 2010
VfL 1860 Marburg
Grußworte Seite 5
Chronik Seite 17
Exkurs
1 Vereinsheim
2 Fahnenschrank
3 Gedenkstein
4 Vereinsfahne
5 Partnerschaft Freie Turnerschaft Eisenach
6 Otto Ubbelohde
7 Turnergarten
Seite 42
Seite 44
Seite 46
Seite 48
Seite 50
Seite 52
Seite 54
Namen-Zahlen-Wissenswertes Seite 56
Abteilungen stellen sich vor
Badminton
Basketball
Fechten
Gesundheitssport
Handball
Hockey
Lacrosse
Leichtathletik
Musik
Schwimmen
Tischtennis
Turnen
Volleyball
Seite 66
Seite 68
Seite 70
Seite 72
Seite 76
Seite 80
Seite 82
Seite 84
Seite 88
Seite 92
Seite 96
Seite 99
Seite 103
Veranstaltungshöhepunkte im Jubiläumsjahr Seite 104
Abteilungsaktionen zum Jubiläum Seite 138
Zum Schmunzeln Seite 150
Seite 3
-Anzeige-
Seite 4
VfL 1860 Marburg
Seite 5
Liebe Mitglieder, liebe Leserinnen und Leser!
Unser VfL 1860 Marburg hat im Jahr 2010 sein 150. Jubiläum
gefeiert.
Der Verein hat alle unsere Mitglieder und natürlich auch die
Bürger der Stadt Marburg zu vielen Veranstaltungen zum Mit-
feiern eingeladen.
Die vorliegende Festschrift dokumentiert unsere Jubi-
läumsveranstaltungen und zeigt in ihrem Chronikteil
eindrucksvoll die Entwicklung des einst als Turnverein gegrün-
deten VfL hin zu einem modernen Sportverein mit 13 aktiven
Abteilungen.
Dies alles macht unseren Verein zugleich zum größten, ältesten und nach unserer
Auffassung schönsten Verein der Stadt Marburg.
Mein besonderer Dank gilt unserem 2. Vorsitzenden Dr. Gerhard Eisel, der in
unermüdlicher und liebevoller Arbeit den Chronikteil erstellt hat. Mein weiterer be-
sonderer Dank gilt unserem Schriftführer Manfred Hellmann, der für Layout und Bild-
auswahl verantwortlich war sowie allen, die an diesem Buch mitgearbeitet haben.
Nun aber begleiten Sie den VfL 1860 Marburg auf seiner “Zeitreise” durch 150
bewegte Jahre Vereinsgeschichte.
Viel Vergnügen beim Lesen!
( Ulrike Ristau )
-Anzeige-
Seite 6
Grußwort
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Sportlerinnen und Sportler,
der VfL 1860 Marburg e.V. feiert im Jahr 2010 sein 150-
jähriges Bestehen. Rund 2400 Mitglieder, davon mehr als
ein Drittel Kinder und Jugendliche, machen deutlich, dass
sich der Verein , der wichtige gesundheitspolitische, sozial-
und jugendpolitische Arbeit in der Gesellschaft leistet, als
aktives Mitglied der modernen Sportbewegung etabliert hat.
Zu diesem Jubiläum darf ich Ihnen im Namen der hessi-
schen Landesregierung, aber auch persönlich als Minis-
terpräsident unseres Sportlandes Hessen, sehr herzlich gratulieren.
Der VfL 1860 Marburg schlägt die Brücke zwischen Breiten - und Leistungs-
sport in vorbildlicher Weise und bietet ganzheitliche Bewegungskonzepte für Jeder-
mann an. Damit haben Sie deutlich gemacht, dass Sie die Zeichen der Zeit rich-
tig gedeutet haben und für die weiteren Jahre auf eine solide Basis zurückgreifen
können. Ihr Verein vermittelt den Menschen Spaß und Freude an der Bewegung,
Verbesserung der eigenen Leistungsfähigkeit, Gemeinschaftsgefühl und dass sie mit
Sport positiv auf ihre Gesundheit einwirken können. Die damit verbundenen Leis-
tungen, aber auch das ehrenamtliche Engagement in dieser Zeit, gilt es im Jubilä-
umsjahr zu würdigen. Ich nutze diese Gelegenheit, mich bei den Trainern, Betreuern
und vielen Helfern zu bedanken, die über Jahrzehnte hinweg ehrenamtlich dem
Verein gedient haben. In diesen Dank schließe ich in besonderer Weise die Eltern
mit ein, die das entscheidende Fundament des Ehrenamts bilden, 150 Jahre Ver-
einsgeschichte sind eine stolze Bilanz. Aber sie sind auch zugleich eine Herausfor-
derung, die bewährte und erfolgreiche Arbeit für den Sport und die Gesell-
schaft fortzusetzen. Als Landesregierung werden wir die dafür notwendigen Rah-
menbedingungen sichern.
Ich wünsche dem Verein in erster Linie viele engagierte Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter, so dass er auch in Zukunft an der Gestaltung des Sports mitwirken und
zur Steigerung der Lebensqualität in Marburg und Umgebung beitragen kann.
Wiesbaden, Dezember 2009
VfL 1860 Marburg
Seite 7
Volker Bouffier
Hessischer Ministerpräsident
-Anzeige-
VfL 1860 Marburg – Sport mit Tradition und Zukunft
Ein Blick zurück in das Gründungsjahr: Marburg im
Jahre 1860 – 7.861 Einwohner, davon 229 Studenten -
bevölkerten das „Städtchen“. In diesem Jahr trafen
sich die Mitglieder der ersten Stunde des Vereins für
Leibesübungen und setzen den Grundstein für den
ältesten und damit traditionsreichsten Verein Mar-
burgs.
Wie es der Name schon verdeutlicht, waren natürlich
Turner die Vereinsbasis. Aber ein Blick in die Vereins-
geschichte zeigt, dass die „Leibesübungen“ recht bald
um weitere Angebote erweitert wurden. Heute sind es
13 Sparten, die der Verein für Leibesübungen 1860 Marburg e.V. aufzuweisen hat.
Von traditionellen Sportarten wie zum Beispiel Turnen, Schwimmen und Leichtathletik
bis hin zu Lacrosse. Wenn auch die Wurzeln dieser Sportart bereits auf das Jahr
1634 zurückgehen, so ist das Spiel in Deutschland erst seit 1993 beheimatet. Und die
Sportstadt Marburg freut sich natürlich, ebenfalls dieses Spiel anbieten zu können.
Mit seiner eigenen Musikabteilung trägt der VfL über das Vereinsleben hinaus zum
gesellschaftlichen Leben in Marburg mit öffentlichen Konzerten immer wieder zu aller
Freude bei.
Es kann nicht oft genug betont werden, dass die Vereine einen wesentlichen Beitrag
dazu leisten, dass die Menschen das Leben in unsere Stadt lebenswert finden.
Neben den „harten“ Standortfaktoren der Infrastruktur sind es ebenso die zahlreichen
und vielfältigen Möglichkeiten, in Marburg seinen Neigungen und Hobbies in Verei-
nen aller Art nachzugehen, welche Marburg ausmachen.
Auch auf diesem Hintergrund sage ich dem VfL 1860 Marburg Dank für die geleistete
Arbeit, das Engagement der vielen Ehrenamtlichen vor und hinter den Kulissen. Den
Mitgliedern wünsche ich weiterhin viel Freude am Sport in diesem großartigen Verein.
Ihr
Egon Vaupel (Oberbürgermeister)
VfL 1860 Marburg
Seite 9
-Anzeige-
Seite 10
Grußwort
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Sportsfreunde,
„Bewegung macht beweglich, und Beweglichkeit kann
manches in Bewegung setzen“ hat der deutsche Theo-
loge Paul Haschek einmal formuliert. Ein auf den VfL
1860 Marburg e. V. sehr passendes Zitat wie ich finde,
denn dieser Leitgedanke ist in der Geschichte des VfL
1860 Marburg fest verankert. Seit 150 Jahren besteht
der Verein nun schon und gehört damit zu den ältesten
Sportvereinen im Landkreis Marburg-Biedenkopf.
Das einhundertfünfzigjährige Bestehen eines Sportver-
eines feiern zu können, ist etwas Besonderes. Einen Verein über einen so langen
Zeitraum und besonders in schwierigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ver-
hältnissen am Leben zu erhalten, macht das außergewöhnliche Engagement der
Vereinsmitglieder deutlich und zeigt, dass Sport verbindet. In all den Jahren der Ver-
einsgeschichte haben sich immer wieder vom Sportsgeist getragene Idealisten gefun-
den, die mit viel Motivation und Ehrgeiz den Fortbestand des Vereins gesichert ha-
ben.Neben sportlichen Inhalten trägt der VfL 1860 Marburg e. V. dazu bei, Gemein-
schaftlichkeit, Teamgeist und Fairness zu fördern. 13 Abteilungen bieten den aktuell
ca. 2.400 Mitgliedern und natürlich auch interessierten Gästen ein breit gefächertes
sportliches Angebot. Besonders möchte ich die Abteilung Gesundheitssport mit sei-
nen Reha-Sportgruppen erwähnen, die einen ganz wichtigen Beitrag zum Erhalt der
körperlichen Leistungsfähigkeit leisten. Gerade heute sind Sportvereine eine wichtige
Säule in unserer Gesellschaft. Auch die Musikabteilung des VfL 1860 Marburg – die
einzige nichtsportliche Abteilung – ist sehr bekannt und erfreut sich einer großen
Beliebtheit. Ich bin zuversichtlich, dass die Verantwortlichen des VfL 1860 Marburg e.
V. auch zukünftig eine vorausschauende und zielgerichtete Vereinspolitik leisten. Ein
Verein, der sportlich erfolgreich ist und seinen Mitgliedern und Gästen ein derartig
vielfältiges Angebot bietet, kann dauerhaft ein stabiler Faktor im sportlichen und ge-
sellschaftlichen Leben sein.
Ihr
VfL 1860 Marburg
Seite 11
Robert Fischbach
Landrat
-Anzeige-
Seite 12
Nolta GmbH
Industriestraße 8
35091 Cölbe
VfL 1860 Marburg
Grußwort
Im Namen des Präsidiums des Landessportbundes Hes-
sen gratuliere ich dem Verein für Leibesübungen 1860
Marburg e.V. von ganzem Herzen.
Die zahlreichen Mitglieder und die Vielzahl Ihrer Abtei-
lungen machen deutlich, dass Ihr Verein nach 150-
jähriger Geschichte zu einem aktiven Mitglied der moder-
nen Sportbewegung geworden ist, der unersetzbare
Arbeit für unsere Gesellschaft leistet.
150 Jahre nach der Gründung Ihres Vereins stellt sich
die Situation des Sports aufgrund der veränderten gesell-
schaftlichen Bedingungen völlig anders dar als im Ver-
lauf der vergangenen Jahrzehnte. Bewegung, Spiel und
Sport gehören heute für viele Menschen zum täglichen
Leben. Ihr Verein vermittelt diesen Menschen, dass sie mit Sport positiv auf ihre kör-
perliche Gesundheit einwirken, ihre Leistungsfähigkeit steigern und ihre sozialen
Kontakte erweitern können. Mit Hilfe vielfältiger Angebote erreichen sie dabei alle
Vereinsmitglieder.
Der Breitensport ist ebenso zu Hause in Ihrem Verein wie der Leistungssport. Ihr
Verein führt Menschen unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlichen Geschlechts
und Alters zu sportlichen, aber auch geselligen Veranstaltungen zusammen; er ist ein
wichtiger sozialer Kitt in unserer Gesellschaft, in der gegenwärtig Bindungen zu zer-
brechen drohen.
Diese Leistung gilt es im Jubiläumsjahr zu würdigen. Der Dank gilt allen Frauen und
Männern, die in ihrem Verein dafür Verantwortung getragen haben und heute tragen
und dadurch die Vereinsarbeit im Wesentlichen gestalten.
150 Jahre Vereinsgeschichte sind eine stolze Bilanz. Aber sie sind auch zugleich
eine Herausforderung, die bewährte und erfolgreiche Arbeit fortzusetzen.
Dazu wünsche ich dem Verein für Leibesübungen 1860 Marburg e.V. in erster Linie
viele engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, so dass sie auch in Zukunft an der
Gestaltung des Sports mitwirken und zur Steigerung der Lebensqualität in Marburg
beitragen kann.
Dr. Rolf Müller
Präsident Landessportbund Hessen
Seite 13
-Anzeige-
Seite 14
Grußwort
Zum 150. Jubiläum des VfL 1860 Marburg
möchte ich alle Sportlerinnen und Sportler,
besonders aber die Turnerinnen und Tur-
ner, sehr herzlich grüßen und dem Jubilä-
umsverein weiterhin eine gute Zukunft
wünschen.
Als der Verein im Jahre 1860 gegründet
wurde, standen die Turner und das Turnen
noch unter besonderer polizeilicher Be-
obachtung, denn die Turnvereine galten als
politisch verdächtig. So musste jeder Turn-
verein um seine Anerkennung bei der Be-
völkerung werben.
Vom Verein jener Zeit bis zum modernen Sportverein heutiger Prägung war es ein
langer Weg, den auch der Jubiläumsverein nach seinen Kräften und Möglichkeiten
mitgestaltet hat. Dies sei dankbar anerkannt und dafür verdient der Verein vielfaches
Lob.
Deshalb war es mir ein besonderes Anliegen, bei dem Jubiläums-Festakt einige Ge-
danken über die Zukunft der Sportvereine beizutragen und damit den VfL Marburg
ein Stückchen in seine Zukunft zu begleiten.
„Glück Auf“ und „Gut Heil“ dem VfL 1860 Marburg !
Eberhard Gienger (Turnweltmeister, MdB)
VfL 1860 Marburg
Seite 15
-Anzeige-
Seite 16
Verein für Leibesübungen 1860 Marburg
TV 1860 – TSV 1860 – TSV 1860/85 – VfL 1860
Eine kurz gefasste Vereinschronik 1)Gerhard Eisel
Am 28. Juli 1860 wurde im damali-gen Gasthof Dörr in der Reitgasse (später: Gasthaus Becker, heute: Cafe – Bar Paprica) der Turnverein Marburg gegründet. Im Jahr 2010 besteht dieser Verein – freilich unter wechselnden Namen – ohne Unter-brechung seit 150 Jahren, und die heutigen Mitglieder freuen sich, aus diesem Anlass mit der Marburger Bevölkerung ein würdiges Fest zu feiern.
Angeregt und intensiv voran-gebracht wur-de der Grün-dungsakt von Sattlermeister Carl Heuser, der von der Gründung bis 1885 das Amt des Sprechers (1. Vorsitzen-der) innehatte.
Das Sportangebot der Gründerjahre umfasste das Turnen Jahn’scher Prägung, später entwickelte es sich schrittweise hin zum modernen Sport unserer Tage; es richtete sich aber immer an die gesamte Marburger Bevölkerung und war deshalb auch
stets Teil des öffentlichen, sozialen und kulturellen Lebens dieser Stadt. Wie unten gezeigt wird, kannte Heu-ser das Turnen aus eigenem Erle-ben, und das reichte für ihn offenbar aus, als einziger Marburger zum 1. Deutschen Turnfest vom 16. bis 19. Juni 1860 nach Coburg zu reisen. Die Turnfesttage zogen ihn wohl so sehr in ihren Bann, dass er nach seiner Rückkehr den damaligen Turnfreunden voll Begeisterung da-von erzählte. Dazu verabredete man sich zu einem Spaziergang „unter den Eichen am Dammelsberg“. Nach ein paar Übungen zum Weit- und
Hochsprung beschloss man, weil der Funke der Begeisterung wohl auf alle übergesprungen war, einen Mar-burger Turnverein zu gründen.
1) Die Konzeption der Jubiläumsschrift zum 150. Jubiläum unseres Vereins erlaubt es, nur eine sehr
kurze Vereinschronik vorzustellen, die sich auf wesentliche Entwicklungslinien beschränkt. Damit
einige interessante Details dabei nicht verloren gehen, sind diese als Exkurs angefügt. Im zweiten
Teil stellen sich die Abteilungen des Vereins vor und zeichnen damit das aktuelle Bild des Vereins-
geschehens. Schließlich folgen im dritten Teil Berichte über die Jubiläumsveranstaltungen, die
teilweise der Presse entnommen sind, im übrigen aber von Mitgliedern geschrieben wurden. Auch
die reiche Bebilderung dieses Teils soll dazu anregen, die Veranstaltungen des Jubiläumsjahres auf
diesem Weg nachzuerleben.
Carl Heuser
Seite 17
Chronik
Eintrittskarte von Carl Heuser
Seite 18
Bedingungen in Marburg vor 1860 erfol-gen: Für Marburg war nämlich die Idee, einen Turnverein zu gründen, nicht gerade neu, denn es hatte vor 1860 schon mindestens drei Gründungsver-suche gegeben, die aber alle erfolglos blieben, weil sie allesamt verboten wur-den. Wißner, ein Marburger Lokalredak-teur, selbst ein begeisterter Turner, hatte sich erstmals 1935 zum 75. Jubi-läum mit der Geschichte des Turnver-eins für eine kleine Chronik beschäftigt. Diese erweiterte er zum 90. Vereinsju-biläum in 1950 und legte schließlich zum 100. Stiftungsjubiläum eine noch-mals ergänzte Fassung vor. Darin lesen wir u. a.: „Friedrich Ludwig Jahns Ruf nach allgemeiner Verbrei-tung der Leibesübungen als eines Mit-tels wahrer Volkserziehung, sein im Jahre 1811 auf der Hasenheide in Ber-lin eröffneter erster Turnplatz in Deutschland und sein im Jahre 1816 in Gemeinschaft mit Ernst Eiselen ver-fasstes Buch „Deutsche Turnkunst“ waren auch in Marburg nicht ohne Wir-kung geblieben. Die Turnkunst hielt hier ihren Einzug, als die am 13. Januar 1818 gegründete Burschenschaft Ger-mania bei der alten Försterei am Rent-hof ( jetzt Physikalisches Institut ) ei-nen Turnplatz einrichtete und dort re-gelmäßig Übungen abhielt. Der Kurfürst hatte aber wenig Verständnis für die
Turnerei, denn alsbald schrieb er nach Marburg, „der Prorektor habe die Turn-übungen zu verbieten, weil die Erfah-rung gezeigt habe, dass durch derglei-chen Übungen die Gesundheit und das Leben der Studierenden gefährdet wer-de“. In der Erkenntnis, dass staatsbürgerli-che Erziehung ohne körperliche Übun-gen undenkbar ist, wurde diese Anord-nung aber nicht unmittelbar befolgt. Die Studentenschaft sandte vielmehr zwei Vertreter mit einem Gesuch um Aufhe-bung der Maßregeln nach Kassel und führte dem Kurfürst die nachteilige Wir-kung einer Vernachlässigung aller kör-perlichen Ausbildung recht eindringlich vor Augen. In einem weiteren, von dem Prorektor und Vizekanzler unterzeich-neten Schreiben erklärte der gesamte Senat sein vollkommenes Einverständ-nis mit der Stellungnahme der medizini-schen Fakultät und begründete den öffentlichen Betrieb der Leibesübungen u. a. mit dem Zweck, „die Studierenden von anderen weniger nützlichen, mitun-ter sogar schädlichen Zerstreuungen abzuhalten“. Eifrig wurde auf dem Turn-platz am Renthof weiter geübt. Diesen ersten Anfängen der Turnkunst in Mar-burg wurde dadurch ein Ende bereitet, dass am 28. Juni 1819 auf höheren Befehl die Geräte auf dem Turnplatz ohne Ankündigung heimlich abgesägt,
2) Das Vereinsarchiv enthält zwar einen gewissenhaft geführten Aktenbestand über die Finanzverwaltung
des Vereins von der Gründung bis 1900, Sitzungsprotokolle über die Gründerzeit fehlen hingegen ganz.
Ein kleines Büchlein von Louis Müller - Die Turnvereine in Marburg - erschienen 1908 bei Elwert,
(vorhanden in der Universitätsbibliothek) zeichnet die frühe Zeit in Einzelbildern sehr anschaulich nach.
Diese Fundstelle ist wohl auch die Grundlage für die Geschichte des Vereins, die Wilhelm Wißner für
Festschriften zum 75., 90. und 100. Jubiläum des Vereins verfasst hat.
Turnen in Marburg vor 1860 2)
Um ein besseres Verständnis für die
Gründung des Turnvereins im Jahr 1860 zu erreichen, soll ein kurzer Blick auf die
Chronik
herausgerissen und wie Diebesgut bei Nacht und Nebel fortgeschafft wurden. Am 19. Oktober 1819 wurde auch noch die Burschenschaft Germania verbo-ten.“ Soweit Wilhelm Wißner. Bemerkenswert scheint zu sein, dass diese Initiative von Studierenden der Marburger Universität ausging, die Mar-burger Bürger waren davon wohl weni-ger berührt. In den folgenden Jahren bis 1846 tat sich dann in Marburg recht we-nig. Zwar hatten 1844 erneut Studenten beim Kurfürsten beantragt, Turnübungen zu genehmigen, aber auch dieser Antrag blieb ohne Erfolg. Im Sommer 1846 trafen sich dann wie-derum Studenten, diesmal auf einer Wie-se am „Englischen Hof“ ( Ecke Schwanallee / Frankfurter Straße ), zu Turnübungen. Dazu luden sie auch Mar-burger Bürger ein. Und tatsächlich ka-men einige Marburger, die sich an den Übungen beteiligten. Nach einiger Zeit hielt man eine Versammlung ab und gründete einen Turnverein. Man wählte einen Vorstand und entwarf Statuten. Das erste Mitgliederverzeichnis mit etwa 100 Mitgliedern wurde beim Polizeidirek-tor vorgelegt und von diesem anstands-los genehmigt. Aber bald danach geriet der Verein unter polizeilichen Druck. Der äußere Anlass war harmlos: Man wollte einen Vereinsball feiern und hatte dafür zwei Wochen vorher um Genehmi-gung nachgesucht. Dem Antrag hatte man auch eine Teilnehmerliste beige-fügt. Nach dem Ball hielt der Polizeidi-rektor dem Verein dann plötzlich falsche Angaben vor, weil Studenten am Ball teilgenommen hatten, die nicht auf der eingereichten Liste standen. Dafür gab es zwar eine einfache Erklärung, – es handelte sich nämlich um neu eingetre-tene Mitglieder – aber der Turnplatz am Englischen Hof musste dennoch stillge-legt werden. Der Verein konnte sich nur
noch als ‚private Gruppe’ treffen, die aber ständig mit polizeilichen Kontrollen zu rechnen hatte. Der Verein oder bes-ser: die private Gruppe traf sich jeden-falls ohne weitere Genehmigung auf dem schon bekannten Turnplatz am Renthof zu turnerischen Übungen. Das Geschehen wurde wohl stillschweigend geduldet, immerhin war 1848 sogar auf Betreiben der Turnergruppe in der obersten Klasse der Bürgerschule Schulturnen eingeführt worden. Im Übungsprogramm der Turner standen immer montags anstelle der Turnübun-gen an Geräten Exerzierübungen. Damit konnten die Turner bei Bedarf sogar an der Stadtwache der Bürgergarde betei-ligt werden. Inzwischen fühlte man sich wohl als Verein, man hatte schließlich schon eine Liste mit 258 Mitgliedern. Aber jetzt kam es bei Vereinsversammlungen zu stürmischen Auseinandersetzungen poli-tischer Art. In der gegebenen Situation sah man wohl keine andere Lösung, als den Verein zu spalten: hier die demokra-tisch, dort die aristokratisch gesinnten Mitglieder. Jeder Verein beschaffte sich eine eigene Fahne, den Turnplatz am Renthof benutzte man freilich weiterhin gemeinsam. Die Revolution gegen die Fürstenherr-schaft (1848 – 1850) hatte dann ein-schneidende Auswirkungen auf beide Turnvereine/Gruppen. Als nämlich am 3. November 1850 bayerische und österrei-chische Truppen in Marburg einrückten, lösten sie kurzerhand die Bürgergarde und alle Vereine - so auch die Turnverei-ne - auf.
Seite 19
Chronik
10 Jahre später, im Frühjahr 1860, lu-
den zwei Turner aus Süddeutschland
die Turnvereine Deutschlands zum
ersten Deutschen Turnfest nach
Coburg ein. Dazu hatte der Herzog von
Coburg-Gotha für die Zeit vom 16. bis
19. Juni seine Genehmigung erteilt.
Dieses Turnfest besuchte als vereins-
loser Teilnehmer auch der Marburger
Carl Heuser. Wie oben beschrieben
fand in der Nachwirkung der Coburger
Turnfesttage am 28. Juli 1860 die Grün-
dungsversammlung des Turnvereins
Marburg statt. Leider finden wir bei den
Vereinsakten nicht das Protokoll der
Gründungsversammlung, aber wir wis-
sen, dass 22 Männer den Turnverein
gründeten und dass Carl Heuser, der
Initiator, auch zum Sprecher (1. Vorsit-
zender) gewählt wurde. Die Grün-
dungsmitglieder unseres Vereins sollen
an dieser Stelle genannt werden: Satt-
lermeister Carl Heuser, Weinhändler
Claudi Schneider, Schuhmachermeister
Wilhelm Trapp, Sekretär Georg Seng,
Kaufmann Wilhelm Brauer, Barbier
Heinrich Bernhard, Bäcker Wilhelm
Schneider, Zinngießer Jean Seidel,
Schlossermeister Ludwig Müller, Expe-
dient Philipp Fröhlich, Sekretär Ludwig
Rumpf, Weißbinder Heinrich Baum,
Sattler Karl Keim, Schuhmachermeister
Friedrich Koburger, Kürschner Heinrich
Heuer, Schuhmachermeister Georg
Lapp, Schreiner Wilhelm Lang, Expedi-
ent Fritz Schlüter, Univ.-Diener Niko-
laus Eckhard und Sekretär Daniel
Seite 20
Das erste allgemeine Turnfest in Coburg
Turnverein 1860 Marburg
28. Juli 1860: 22 Männer
gründen den Turnverein und
wählen Carl Heuser zum
1. Vorsitzenden
Chronik
Ketzerbach mit Elisabethkirche um 1850
Textor. Als Zöglinge (unter 18 Jahren )
gehörten dazu: Otto Pabst und H. Me-
ckel. Neben dem Sprecher wählte man
einen Turnwart, einen Säckelwart, einen
Schriftwart und einen Zeugwart. Es fällt
auf, dass an dieser Gründung kein Stu-
dent beteiligt war.
Rasch wurde versucht, die notwendigen
Voraussetzungen für die Gestaltung der
Turnstunden zu schaffen. Übungszeiten
und Turnplätze mussten bestimmt wer-
den, man musste sich um Turngeräte
kümmern, und vor allem anderen musste
sich der junge Verein um eine Anerken-
nung bei der Marburger Bevölkerung
bemühen. Dabei verhielt sich die Polizei-
behörde offenbar abwartend.
Spontane Sympathie bei der Marburger
Bürgerschaft brachte dem Verein die
Gründung der Turnerfeuerwehr in 1861
ein. Dazu lesen wir in der Chronik „ 90
Jahre Freiwillige Feuerwehr Marburg“,
1861 – 1951:
„1860 schenkte die Aachen-Münchener
Feuerversicherungs-Gesellschaft der
Stadt Marburg eine neue Feuerspritze.
Da es an der nötigen Bedienungsmann-
schaft fehlte, hatte sich der am 28. Juli
1860 neu gegründete Turnverein erbo-
ten, die Bedienung der Spritze freiwillig
zu übernehmen. Am 25. Februar 1861
wurde der Stadt durch den damaligen
Vorsitzenden des Turnvereins, Carl Heu-
ser, das Verzeichnis der zur Bedie-
nung der Spritze notwendigen Mann-
schaft überreicht und am gleichen Tag
erfolgte die Übergabe der Spritze an
diese Mitglieder des Turnvereins. Zur
besseren Regelung des Dienstes und im
Interesse der Sache im Allgemeinen
waren bereits vorher Statuten entworfen
worden, so dass von dem Tag der Über-
gabe ab der Grundstein zu unserer heu-
tigen freiwilligen Feuerwehr gelegt war.
Führer der Spritze war Sattlermeister
Carl Heuser; (es folgt die Aufzählung
von 9 Mitgliedern des Turnvereins mit
den Feuerwehrämtern). Um Kosten zu
sparen wurde als einheitliche Bekleidung
die kurze weiße Turnjacke und als Kopf-
bedeckung eine Wachstuchmütze getra-
gen.
Mitglied dieser Freiwilligen Feuerwehr
konnte selbstverständlich nur werden,
wer auch dem Turnverein als Mitglied
angehörte, und so kam denn allmählich
eine ganz stattliche Zahl von
„Freiwilligen“ zu dem neuen Unterneh-
men. Man bezeichnete Mannschaft und
Spritze zusammen mit dem kurzen Aus-
druck „Turnerspritze“. Wenngleich man
sich auch damals viel über das Unter-
nehmen der Turnerspritze lustig ge-
macht hat, so hat es die Turner-
Feuerwehr sehr bald verstanden, sich
bei der Einwohnerschaft Marburgs in
den nötigen Respekt zu setzen und sich
das gebührende Ansehen zu erringen“.
Ein anderes, für einen Turnverein doch
recht bemerkenswertes Engagement
ergab sich in 1866, als das Kurfürsten-
tum Hessen dem preußischen Staat
einverleibt und die seitherige kurhessi-
sche Garnison und damit die Stadtwa-
Seite 21
Chronik
zeitgemäße Mützenform
Seite 22
In den Sommermonaten wurden mon-
tags und donnerstags auf dem Kämpfra-
sen Turnabende abgehalten. In den Win-
termonaten zog man mit den bewegli-
chen Geräten in die Universitäts-
Reitbahn. Die Turngeräte wurden selbst
gebaut oder bei Marburger Handwerkern
in Auftrag gegeben. Alles spricht dafür,
dass als Grundlage und Bauanleitung
dafür das damalige Standartwerk der
Turnliteratur: F. L. Jahn / E. Eiselen: Die
Deutsche Turnkunst, Zur Einrichtung der
Turnplätze, Berlin 1816, diente.
che aufgelöst wurden. Spontan über-
nahm der Turnverein die Stadtwache im
Rathaus und sorgte so für die Sicherheit
in der Stadt.
Schließlich wird berichtet, dass während
des Krieges Preußen /Frankreich in
1870/71 etwa 60 Mitglieder des Turnver-
eins Sanitäterdienste bei den Sanitätsko-
lonnen in der Heimat und im Feld ver-
richteten, die somit auch zu einem der
Vorläufer der Sanitätsbereitschaft des
Roten Kreuzes gerechnet werden kön-
nen. Dieser mehrfache Einsatz für das
Gemeinwohl der Heimatstadt verschaffte
dem jungen Turnverein bei den Marbur-
ger Bürgern große Anerkennung, Zunei-
gung und ein hohes Ansehen. Weil auch
die Kontakte zu den Studierenden traditi-
onell über das gemeinsame Turnen hin-
aus gepflegt wurden, waren die Vorzei-
chen für eine gute Entwicklung des Ver-
eins sehr günstig.
Kämpfrasen
Chronik
Zur Praxis des Turnens in den Anfangsjahren
Seite 23
Chronik
Eine Rechnung des Zimmermeisters
Louis Bloch aus Marburg vom 7. Mai
1861 lautet::
“ 2 Barren und 2 Reck incl. Holz angefer-
tigt; 4 Stück Fichtenstangen, 32 lfd. Fuß
rund gehobelt zu den Barren; 75 lfd. Fuß
7 Zoll starkes Tannenholz zum Hochge-
rüst angefertigt incl. Holz; 23 lfd. Fuß für
Klettermast rund gehobelt; 54 lfd. Fuß
zum Schaukelgerüst und schräger Klet-
terbaum angefertigt incl. Holz; …“
Mit ein paar weiteren Positionen ergab
sich ein Betrag von 44 Talern und 20
Silbergroschen. Andere Abrechnungen
weisen die handwerkliche Anfertigung
von eisernen Beschlägen und kleine
Teilarbeiten aus Blech nach, und auch
die Aufpolsterung des Turn- und Sprung-
pferdes ist aufgezeichnet: Carl Heuser,
Sattlermeister und 1. Vorsitzender des
Vereins, schrieb am 30. April 1861: Ein
Schwingpferd gepolstert und mit Leder
überzogen zu 8 Taler und 15 Silbergro-
schen. Ziehen wir die Bauanleitungen
bei Jahn/Eiselen, S. 36 einmal zum Ver-
gleich heran, dann lesen wir unter
Schwingel: „etwa 6 Fuß lang und etwa
18 Zoll dick, oben in gerader Linie abge-
arbeitet, gegen den Kopf zu etwas an
Stärke abnehmend jedoch hier wie am
Hinterteil überall rund“. „Wenn man den
Schwingel polstert und mit Pferdehaut
überzieht und ihm noch mehr das Pfer-
deansehen gibt, nennt man es Schwing-
pferd“.
Für das Reck lesen wir a.a.O. S.76 als
Bauanleitung: „Eine auf Ständern waag-
recht ruhende 2 ¼ bis 2 ½ Zoll starke
runde Stange. Der Abstand von einem
Standpfahl zum anderen muss über eine
Menschenlänge betragen. Für Anfänger
muss das Reck schulter- oder scheitel-
Sattlermeister
Carl Heuser,
Vorsitzender
des Vereins,
besorgte die
Polsterung und
den Lederbezug
für das Turn-
pferd
hoch sein, für Geübtere so hoch, dass
sie danach springen müssen. Der Boden
unter dem Reck muss weich sein.“.
Und für den Barren lesen wir a.a.O.
S.96: „Der Barren besteht aus zwei
waagrechten gleichlaufenden 8 Fuß lan-
gen Hölzern (Holmen), deren jedes auf
zwei Ständern ruht. Jeder ist 3 Z. hoch
und 2 1/2 Z. breit, oben und an den En-
den ganz rund, auch unten nicht mit
scharfen Kanten.“ Aus der Vielzahl der
gebräuchlichen Klettergerüste sei ab-
schließend als Beispiel über den Zwei-
baum, a. a. O. S. 106, zitiert: “2 Maste
werden 18 Fuß auseinander in die Erde
gesetzt. 20 Fuß über der Erde werden
sie durch eine starke Rahe verbunden,
die an beiden Seiten 4 bis 5 Fuß über-
steht. An ihren beiden Enden (Nocken)
werden Taue befestigt. In der Mitte wird
eine Strickleiter gehängt und zwischen
dieser und den Masten werden 3 Zoll
starke Stangen zum Klettern und Klim-
men eingesetzt. Von der einen Seite liegt
gegen jeden Mast eine Lehnstange, von
der anderen eine Klimmleiter.“ * Der
Turnverein Marburg verfügte wohl schon
recht bald nach seiner Gründung über
einen beachtlichen Gerätebestand, den
er sich von ortsansässigen Handwerkern
hat anfertigen lassen. Dabei hat er die
Geräte sicher auch mit viel Phantasie
den eigenen Wünschen und den örtli-
chen Gegebenheiten angepasst. Diese
Anpassung war nötig, weil ja nicht nur
geturnt wurde, sondern häufig an die
Stelle des Turnens das Üben für die
‚Turnerspritze’ trat. Denn für eventuelle
Lösch- oder Rettungsarbeiten waren
gewiss Vorübungen zur kraftraubenden
Bedienung der Handpumpe, also Ver-
besserung der Kraftausdauer, sowie das
Einüben des Pumprhythmus, Geschick-
lichkeitsübungen und Kletterübungen
sehr förderlich. Schon im Jahr 1866 wur-
de dem Verein die Nutzung der Universi-
täts-Reitbahn gekündigt. Deshalb ent-
schloss sich der Verein, das ungenutzte
ehemalige ‚Städtische Brauhaus’ (am
Barfüßer Tor, heute Auferstehungskir-
che) umzubauen und als Turnraum für
die Winterzeit herzurichten. War damit
für die Winterzeit der folgenden Jahre
ein geeigneter Turnraum gefunden, so
folgte 1873 die nächste Herausforde-
rung. Der Kämpfrasen als Turnplatz im
Freien konnte ab 1873 nicht mehr be-
nutzt werden. Nach erster Ratlosigkeit
halfen Mut und viel Engagement, dieses
Problem zu lösen.
Seite 24
Chronik
Die Abbildungen wurden entnommen Jahn/
Eiselen, Anhang, Platte I und II
Kauf der Lederer’schen Gartenwirtschaft in 1873
Für die Errichtung eines Turnplatzes im
Freien kaufte der Verein die Le-
derer’sche Gartenwirtschaft, die neben
einer großen Freifläche ein Wirtschafts-
gebäude, einen Hausgarten und eine
kleine Kegelbahn umfasste. Das Anwe-
sen lag in dem Geländewinkel zwischen
Sybelstraße und Lutherstraße. Auf der
Spitze des Grundstücks, wo jetzt die
Turnhalle steht, legte sich der Verein
den Turnplatz für die Sommerzeit an und
nannte ihn in Anlehnung an die vormali-
ge Gartenwirtschaft
„Turnergarten“ (siehe Abbildung). Wenn
diese Maßnahme auch größte finanzielle
Kraftanstrengungen erforderte, so konn-
te der Verein fortan in Ruhe arbeiten, er
hatte für den Winter den Turnsaal im
ehemaligen Städtischen Brauhaus, er
hatte den Turnergarten für die Sommer-
monate, und er besaß in dem Wirt-
schaftsgebäude der vormaligen Garten-
wirtschaft ein Vereinshaus, das er für
alle Vereinsveranstaltungen nutzen und
sogar gegen eine Gebühr vermieten
konnte. Zur weiteren Verbesserung der
wirtschaftlichen Situation fügte man
schon bald dem Wirtschaftsgebäude
noch einen Anbau an. Dadurch entstand
im Obergeschoss ein noch besser ver-
mietbarer Kneipraum, denn dieser war
außerordentlich gut an Marburger stu-
dentische Korporationen zu vermieten
und half dadurch ganz erheblich mit bei
der Tilgung der Darlehen. 1874 wurde
der Turnverein Marburg Mitglied im
Turngau Hessen und in der Deutschen
Turnerschaft, dem damaligen Dachver-
band der Turner. Jetzt konnte sich der
Verein auch am turnerischen Wett-
kampfgeschehen beteiligen. Die Teilnah-
me an Turnfesten des Turngaus, beson-
Seite 25
Chronik
Blick auf das Wirtschaftsgebäude des Turnergarten nach 1873
ders aber an den Deutschen Turnfesten,
brachte für die Teilnehmer nicht nur gute
Erfolge, es waren stets sehr erlebnisrei-
che Ereignisse, die das Vereinsleben
immer neu aufblühen ließen. Diese gute
Entwicklung des Vereins ist untrennbar
verbunden mit dem Namen des Turn-
warts Volpertus Schneider.
Er gilt im deutschen Turnen als der
‚Erfinder’ der Idee des so genannten
Musterriegenturnens. Dieses stellte er
1884 erstmals der Öffentlichkeit vor.
Dabei ließ er zunächst von allen Tur-
nern an einem ausgewählten Gerät meh-
rere kleine und kurze Aufgaben ausfüh-
ren, gewissermaßen zum Nachweis ei-
ner guten allgemeinen turnerischen
Grundausbildung. Zum krönenden Ab-
schluss konnte jeder Turner seine indivi-
duelle Kürübung vorführen. Das Muster-
riegenturnen trat also vom Marburger
Turnverein aus seinen Weg in das deut-
sche Turnen an und wird noch heute bei
vielen Veranstaltungen gezeigt.
Im Jahr 1896 gründeten einige sanges-
frohe Turner eine Gesangsriege, die
spätere Gesangsabteilung. Diese war bis
in die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg
sehr rührig und aktiv und stand immer
treu zum Verein. Die Abteilung musste
Ende 1958 aufgelöst werden, weil die
‚alten’ Mitglieder immer weniger wurden
und nicht gleichzeitig genug junge Sän-
ger zu gewinnen waren.
Seit 1898 beschäftigte man sich im Ver-
ein ohne besonderen Anlass manchmal
mit der Frage, ob, unter welchen Bedin-
gungen und wenn ja, wann sich der Ver-
ein eine eigene größere Turnhalle bauen
könnte. Diese eher fern der Realität an-
gesiedelten Überlegungen wurden plötz-
lich akut, als dem Turnverein im Jahr
1902 der Turnraum im ehemaligen Städ-
tischen Brauhaus gekündigt wurde.
Seite 26
Volpertus Schneider
Chronik
Seite 26
„Geturnt wurde in der prächtigen,
scheunen- oder stallartigen städtischen
Turnhalle [die sogenannte Todtenkirche
vor dem Barfüßer Thore] in der
Barfüßerstraße, die wegen ihrer
blendenden Einfachheit auf jeden Neuling
einen tiefen Eindruck macht.*
zitiert bei N. Nail /G. Berschin: Zur Geschichte
des Turnens, 1988, S. 8
Bau des Turnergartens 1903 bis 1904
Jetzt musste rasch gehandelt werden:
es hieß Geld sammeln, planen, verhan-
deln, beraten und entscheiden. So wur-
de beschlossen, auf dem Vereinsgelän-
de in der Lutherstraße an der Stelle des
Sommerturnplatzes, des Turnergartens,
durch den Bauunternehmer Carl Groth
eine Turnhalle zu errichten. Im März
1903 erfolgte der erste Spatenstich, und
bereits im Oktober 1904 war die feierli-
che Einweihung der neuen, vereinseige-
nen Turnhalle, die man wieder „Turner-
garten“ nannte. Die eher wenigen Daten
lassen nicht klar erkennen, welche Leis-
tungen sich der Verein und sein Vor-
stand unter dem Vorsitzenden Otto
Pabst abverlangten. Es gab laufend
Sitzungen, manchmal gar zweimal in der
Woche, viele Sitzungen konnten wegen
der Berufstätigkeit der Mitglieder erst um
10 Uhr abends beginnen und endeten
dann spät nach Mitternacht. Alle Arbei-
ten wurden einzeln ausgeschrieben und
nach Angebotslage möglichst an Ver-
einsmitglieder vergeben. Bei allen Arbei-
ten gab es eine Fristbindung, die auch
tatsächlich eingehalten wurde, weil die
Mitglieder abwechselnd den Baufort-
schritt überwachten. Der Verein hatte
den Mut, mit seinen 298 Mitgliedern eine
große Hypothek aufzunehmen, außer-
dem wurde permanent gesammelt, An-
sichtskarten vom zeichnerischen Entwurf
der Turnhalle wurden zum Verkauf ge-
bracht, an die Marburger Bevölkerung
wurden Bausteine verkauft und in einer
großen Aktion vertrieb man Schuldver-
schreibungen zu 5,- oder 10,- Mark,
damit sich die Kasse füllte. Und als
dann der Turnergarten eingeweiht war,
nahm die Entwicklung des Vereins so
richtig Fahrt auf: Die Mitgliederzahl stieg
von 298 in 1904 auf 590 im Jahr 1914.
Im Mai 1906 wurde eine Frauenabteilung
gegründet, gleich danach die Schüler-
und Schülerinnenabteilung. Im Jahr
1911 erfolgte die Gründung der Fechtab-
teilung und die Einrichtung einer
Schwimmriege, die spätere Schwimmab-
teilung. Wieder zwei Jahre später wur-
de in 1913 die Spielabteilung gegründet.
In der Spielabteilung wurden Turnspiele
betrieben, so wie sie allgemein in den
Turnvereinen gepflegt wurden. Dazu
zählten Schlagball, Faustball, Schleuder-
ball und Handball, diese wurden auch
alle in der Deutschen Turnerschaft als
Wettspiele durchgeführt. Zur Förderung
des geselligen Vereinslebens hatte man
anstelle der kleinen Kegelanlage neben
dem ehemaligen Gartenwirtschaftsge-
bäude in das Untergeschoss des Turner-
gartens eine Kegelbahn eingebaut, die
tüchtig genutzt wurde. Man hätte erwar-
ten können, dass sich auch bald eine
eigenständige Kegelabteilung gründen
würde. Aber offensichtlich waren die
regelmäßigen und gut besuchten Trai-
ningsabende für die Kegler wichtiger als
eine besondere Organisationsform. So
erfolgte die förmliche Abteilungsgrün-
dung erst im April 1925. Es gab also in
den Jahren ab 1905 eine rasche Folge
von bedeutsamen Erweiterungen und
Veränderungen des Vereinsangebots,
was man als mutige Anpassung an die
Entwicklung des Turnens und damit als
zeitgemäßes Angebot an die Marburger
Bevölkerung verstehen muss. Man den-
ke dabei nur an die Gründung der Frau-
Chronik
Seite 27 Seite 27
Seite 28
enabteilung oder an die Gründung der
Schüler- und Schülerinnenabteilung. 50
Jahre nach Gründung des Turnvereins
konnte man also mit Zufriedenheit und
einem gewissen Stolz eine große Jubilä-
umsfeier begehen und zuversichtlich
nach vorn blicken. Betrachtet man alle
diese Leistungen des Vereins in seinen
ersten 50 Jahren, so erfasst uns noch
heute stille Bewunderung.
Chronik
Umso einschneidender wirkte sich der
Erste Weltkrieg (1914/18) für den Turn-
verein und seine Mitglieder aus. Das
Turnen kam fast zum Erliegen, der
Kriegstod raffte 57 Mitglieder dahin, da-
runter waren der erste Vorsitzende Wil-
helm Metzler und 9 Vorturner. Zum Ge-
denken an die Toten wurde im Ein-
gangsbereich des Turnergartens eine
große Steintafel mit den Namen der Ge-
fallenen aufgehängt. Wir sind dankbar,
dass im Zuge des soeben abgeschlosse-
nen Umbaus die Gedenktafel dort ihren
Platz behalten konnte.
Die Folgen des Krieges waren in der
Bevölkerung über die Kriegstoten hinaus
durch Hunger, Armut und Not lange
Zeit wohl kaum zu ertragen. Man war
wie paralysiert und fragte sich, ob es
überhaupt irgendwann mal wieder einen
funktionierenden Turnverein werde ge-
ben können. Der Wille und die Kraft der
Menschen waren dann aber doch so
stark, dass sich langsam wieder ein Ver-
einsleben entwickelte.
Den Verein drückten noch die Restschul-
den für den Bau des Turnergartens. So
waren es wohl in erster Linie finanzielle
Gründe, die den Verein veranlassten
nachzudenken, ob aus dem großen Ver-
einsgrundstück Geld herausgeholt wer-
den könnte. Das schon mehrfach umge-
baute Wirtschaftsgebäude der ehemali-
gen Gartenwirtschaft, das von Anfang
an mehreren studentischen Korporatio-
nen, besonders den Turnverbindungen,
als Gemeinschafts- und Kneiplokal ge-
diente hatte und dadurch für den Turn-
verein eine kontinuierliche Mieteinnahme
bedeutete, übte eine zunehmend gerin-
gere Anziehungskraft aus. Und weil die
besonders eng mit dem Turnverein ver-
bundene Akademische Turnverbindung
Marburg (ATV) schon in 1913 ihr eige-
nes neues Haus am Kaffweg bezogen
hatte, drängte sich der Entschluss zu
einer Umorientierung geradezu auf: Im
Jahr 1921 verkaufte der Verein das Wirt-
schaftsgebäude samt zugehöriger Par-
zelle und den dahinter liegenden Wirt-
schaftsgarten an den Verein Deutscher
Studenten(VdSt). Der neue Besitzer ließ
das Wirtschaftsgebäude abreißen und
baute sich an der Stelle sein neues Kor-
porationshaus. Dem Turnverein blieb der
Turnergarten und eine kleinere Vorfläche
als Turnplatz im Freien (später Parkflä-
che) sowie ein Geländestreifen an der
südlichen Grundstücksgrenze für einen
Schuppen für die Brennstofflagerung
und für einige Turngeräte. Damit war der
Verein schuldenfrei, er hatte die bedrü-
ckende Hypothek abgelöst und konnte
sich jetzt mit aller Kraft seiner eigentli-
chen Aufgabe, dem Turnen, zuwenden.
In 1919 / 20 nahm der Verein auf Anre-
gung von Turnlehrer Hermann Fischer
das Hockeyspiel zunächst in der
Spielabteilung auf, woraus sich kurz
danach die Hockeyabteilung bildete.
Nachdem das Handballspiel ( als Turn-
spiel ) in den Übungsstunden der
Spielabteilung des Vereins tüchtig betrie-
ben wurde, gründete sich in 1925 eine
Handballabteilung.
Seite 29
Die Zeit des 1. Weltkrieges
Chronik
In den Kriegsjahren (1914/18) war der
Fußballspielbetrieb in den Marburger
Fußballvereinen VfB 05, Germania 08,
im Katholischen Jünglingsverein und bei
der Feuerwehr zum Erliegen gekommen.
Weil die in Marburg noch anwesenden
Fußballer aber unbedingt weiterhin ihrem
Sport nachgehen wollten, schlossen sie
sich im Jahr 1917 zum Marburger Fuß-
ballverein 1917 zusammen. Es war wohl
kein großer Verein, er war ja aus der
Notsituation heraus entstanden und litt
besonders darunter, dass er keine regel-
mäßig nutzbare Spielfläche zur Verfü-
gung hatte. Von dem ’großen’ Turnverein
versprachen sich die Fußballspieler Hil-
fe, und deshalb nahm man intensiven
Kontakt auf. Als Ergebnis der Gespräche
verschmolz in 1920 der Fußballverein
1917 mit dem Turnverein 1860 Marburg.
Dies führte zu dem neuen Vereinsnamen
Turn- und Sportverein 1860 Marburg.
Damit hatte der Verein jetzt auch eine
Fußballabteilung. Aus der Satzung des
Vereins von 1923 entnehmen wir, dass
der Verein neben den Turn- und Fuß-
ballabteilungen jetzt eine Leichtathleti-
kabteilung, eine Schwimmabteilung, eine
Fechterabteilung, eine Turnspielabtei-
lung, eine Hockeyabteilung und eine
Gesangsabteilung hatte.
Wie man es bei der Fusion gehofft hatte,
konnte bald darauf eine Lösung des
Spielplatzproblems gefunden werden.
Von dem Marburger Geschäftsmann
Bertram Schäfer (Tapeten-Schäfer) wur-
de eine Wiese an der Kasseler Straße
auf 10 Jahre gepachtet, wobei eine Kün-
digung frühestens nach 5 Jahren mög-
lich sein sollte. Allerdings musste B.
Schäfer bereits Ende 1922, also nach 2
Jahren, den Pachtvertrag aufkündigen,
weil für die Errichtung eines Sägewerkes
für Fr. P. Schäfer der ganze Platz benö-
tigt wurde. B. Schäfer zahlte für die vor-
zeitige Pachtvertragsauflösung eine
stattliche Entschädigung. Diese konnte
jedoch wegen der unmittelbar folgenden
Inflation keinerlei nachhaltige Wirkung
für den Verein auslösen.
Seite 30
Chronik
Fußball im Turnverein
1917er auf Reisen
Seite 31
Chronik
Der Streit zwischen Turnen und Sport
Sehr nachteilig für den Verein wirkten
sich die fortwährenden Streitereien und
Auseinandersetzungen zwischen der
Deutschen Turnerschaft und den vielen
anderen, jüngeren Sportverbänden aus.
Mit großem Durchhaltewillen, Behar-
rungsvermögen und einer Portion Unver-
söhnlichkeit stand die hergebrachte
Turnbewegung mit ihrer immensen patri-
otischen und kulturellen Tradition auf der
einen Seite. Sie sah sich einer rasch
aufblühenden ‚modernen Sportbewe-
gung’ gegenüber. Dieser Zwist lastete
auch auf unserem Verein. Denn der
gerade neu entstandene Turn- und
Sportverein 1860 Marburg hatte ja in
seinen Reihen eine Fußballabteilung.
Dies war für die Deutsche Turnerschaft
inakzeptabel.
Als es dann am 1. Februar 1924 zur
„Reinlichen Scheidung“ zwischen Tur-
nen und Sport kam, die Deutsche Tur-
nerschaft, der Dachverband der Turner,
hatte inzwischen den Reichsausschuss
für Leibesübungen verlassen, mussten
die Turnvereine ihre Sport-Abteilungen
schließen, sofern sie selbst der Deut-
schen Turnerschaft weiter angehören
wollten. Das bedeutete für unseren Ver-
ein, dass er sich gemäß einer Verbands-
anweisung von der Fußballabteilung
trennen musste. Die Trennung erfolgte
auf Vereinsebene im freundschaftlichen
Einvernehmen, man anerkannte den
Zwang. Die abgetrennte Fußballabtei-
lung lebte eine kurze Zeit weiter als
Sportverein Kurhessen 1917 Marburg,
verschmolz aber schon in 1925 mit dem
VfB 05 Marburg zum VfB 05 Kurhessen
Marburg.
Marburger Turnerschaft
Im Jahr 1924 kam es nach dem Vorbild
der Giessener Turnerschaft auch in Mar-
burg zur Gründung der Marburger Tur-
nerschaft. Es war dies ein Zusammen-
schluss der beiden Turnvereine der
Stadt, dem TSV 1860 und der Turnge-
meinde 1885, mit den beiden Marburger
Akademischen Turnverbindungen. Diese
Zusammenarbeit auf Vereinsbasis, die
1930 bereits wieder eingestellt wurde,
sollte wohl als Folge der „reinlichen
Scheidung“ das Turnen stärken und leis-
tungsmäßig voranbringen. Es sollten
Vereinswechsel der Mitglieder durch
besondere Vereinbarungen geregelt
werden, wodurch leistungsstarke Turne-
rinnen und Turner fester an ihre Stamm-
vereine gebunden wurden.
Seite 32
Chronik
VfL 1860 Marburg
Nur drei Jahre später, im Jahr 1937,
gab es dann eine für den Verein und
den Marburger Sport insgesamt sehr
bedeutsame und bis heute nachwir-
kende Fusionsentscheidung. Die bei-
den größten Sportvereine Marburgs,
der TSV 1860/85 und der VfB 1905
Kurhessen fassten den gleich lauten-
den Beschluss, sich zu einem Marbur-
ger Großverein zusammenzuschlie-
ßen. Am 2. August 1937 fand die
feierliche Verschmelzung statt, die für
die ganze Region von Bedeutung war
und im Beisein der örtlichen, universi-
tären und politischen Prominenz voll-
zogen wurde. Es entstand der Verein
für Leibesübungen 1860 Marburg
(VfL 1860 Marburg). Die Bildung
von Großeinheiten und der Weg zur
Zentralisierung der Sportorganisatio-
nen lag im Zug der Zeit, war also
auch politisch gern gesehen. Diese
Verschmelzung geschah -soweit zu
erschließen- ohne direkten Druck von
außen, sie war von den Vorständen
gewollt, und die Mitglieder beider
Im Jahr 1934 gab es wiederum eine
Fusion. Jetzt schlossen sich unser
TSV 1860 Marburg und die Turnge-
meinde Marburg 1885, die bereits der
oben erwähnten Marburger Turner-
schaft angehört hatten, zusammen
und gaben sich den neuen Vereinsna-
men Turn- und Sportverein 1860/85
Marburg. Die Turngemeinde Mar-
burg 1885 war nicht sehr groß, aber
sehr rührig und eifrig und hatte einen
guten inneren Zusammenhalt. Auch
turnerisch hatte man bei Turnfesten
schöne Erfolge erzielen können, aber
es gab ein unlösbares Problem: der
Verein hatte keinen Turnplatz und
keine eigene Turnhalle. Man musste
immer in Marburg umherziehen und
nach geeigneten Übungsstätten su-
chen. Die Turngemeinde hatte eine
Frauenabteilung, auch eine Schüler-
und Schülerinnenabteilung, seit 1913
gab es eine Schwimmriege, und nach
dem 1. Weltkrieg hatte man eine
Handballabteilung eingerichtet. Dazu
gab es zeitweise noch eine Gesangs-
abteilung. Mit dieser Struktur und die-
sem Angebot, das man in der Turnge-
meinde über all die Jahre sorgsam
aufgebaut und gepflegt hatte, passte
man gut zum größeren Turn- und
Sportverein 1860. Und weil die Mit-
glieder beider Vereine auch gut har-
monierten, erfolgte die Fusion ohne
jegliches Problem. Nach den Proto-
kollen war die Fusion von beiden Ver-
einen sehr intensiv vorbereitet und
von den Mitgliedern mit Sympathie
und großen Erwartungen betrieben
worden, man hatte das Ziel, „sportlich
stärker und leistungsfähiger zu wer-
den und der Turnsache im besonde-
ren Maß zu dienen“.
Turn- und Sportverein 1860/85
Seite 33
Chronik
Vereine wollten das auch so. Wie die
Vereinsakten ausweisen, wollte man
gemeinsam etwas Starkes, etwas Gro-
ßes schaffen, das über die Grenzen der
Stadt hinaus besondere Beachtung er-
langen sollte. Auch träumte man dabei
von besseren sportlichen Leistungen,
weil man “den Nachwuchs aus einem so
großen Verein besser herauslesen“
kann. Ein anderes, ständig begleitendes
Motiv für die Verschmelzung nennt das
Protokoll über die Fusionsversammlung
mit vielen Wortmeldungen, wenn es da-
von spricht, dass der VfB 05 eine be-
trächtliche Schuldenlast mit in den neu-
en Verein bringen werde, die es nun
gemeinsam abzutragen gelte. Die Mit-
glieder trauten sich das durchaus zu, sie
wollten aber wissen, welche Hypotheken
und Darlehen zu tilgen waren und wie
hoch die künftige Belastung für die Mit-
glieder sein werde. Konkrete Zahlen
dazu weist das Protokoll aber nicht aus.
Da sich die Mitglieder beider Vereine
untereinander meist gut kannten, hatte
der neue Großverein insoweit gute
Chancen. Auch hatte man jetzt neben
der eigenen Turnhalle auch einen eige-
nen Sportplatz an der Gisselberger Stra-
ße. Das alles waren günstige Gegeben-
heiten, so dass man engagiert und zu-
versichtlich in den Sportalltag einsteigen
konnte. Der neue Verein startete denn
auch mit den Abteilungen für Turnen,
Fußball, Handball, Leichtathletik, Ho-
ckey, Schwimmen, Fechten, Kegeln und
für Gesang in seine sportliche Zukunft.
Dabei wurden die Frauen- und die Schü-
lerinnen- und Schülerabteilungen nicht
mehr separat geführt, sie gehörten jetzt
zur Turnabteilung. Leider weisen die
Vereinsunterlagen keine genauen Zah-
len über Mitgliederbewegungen aus, ein
Indiz für eine positive Entwicklung könn-
te allenfalls sein, dass in den Versamm-
lungen wesentlich mehr Aufnahmeanträ-
ge protokolliert wurden als Austrittser-
klärungen.
Schon Anfang 1938 musste man aber
erkennen, dass sich die Jugendorgani-
sationen des damaligen Regimes immer
massiver und rücksichtsloser in die Ver-
einsarbeit einmischten, besonders bei
den männlichen Jugendlichen. Plötzlich
gab es von außen neue Regelungen,
Aufforderungen, neue Verpflichtungen,
die nicht zum seitherigen Vereinsge-
schehen und seinen Inhalten gehörten.
In der Folge wurden auch die Vereins-
sitzungen seltener, die Protokolle dar-
über sind knapper und nichtssagend.
Mit Eintritt in die Kriegsjahre 1939 bis
1945 gab es nur noch 3 bis 4 Versamm-
lungen im Jahr. Der Sportbetrieb ging
immer mehr zurück, viele Mitglieder wa-
ren im Krieg. Eine Zahl mag jene Situa-
tion eindrucksvoll beleuchten: Im April
1944 hatte der Verein noch knapp 290
zahlende Mitglieder in der Heimat und
ca. 250 beitragsfreie Mitglieder bei der
Wehrmacht. Wohl wegen der täglichen
Veränderungen blieben diese Angaben
auf der Ebene des Ungefähren.
Auch mag uns die folgende Notiz über
eine Sitzung im Turnergarten die bedrü-
ckende Zeit verdeutlichen: „Schluss der
Besprechung nach Eintritt der Dunkel-
heit, ohne Licht, da keine Verdunklungs-
vorrichtung vorhanden“. Der Turn- und
Sportbetrieb kam Ende 1944 ganz zum
Erliegen. Unser Turnergarten war inzwi-
schen als Lagerraum beschlagnahmt,
man liest außerdem über erhebliche
Schäden am Sportplatz an der Gissel-
In den Vereinsakten findet sich ein ver-
gilbtes, halbseitiges Schreiben des
„Headquarters Military Government Land
- und Stadtkreis Marburg“ vom 13. No-
vember 1945. Es war gerichtet an Hein-
rich Lucy, Frankfurter Strasse 48, und
erlaubte eine Zusammenkunft in der
Öffentlichkeit von mehr als 5 Personen
für Treffen des Footballclub VfL 1860
Marburg auf dem Fußballplatz in Cappel
sowie Treffen im Restaurant Felsenkel-
ler. Dieses Dokument markiert die Wie-
deraufnahme des Sportbetriebs in unse-
rem Verein nach Ende des verheeren-
den Krieges. Aber damit waren die Fol-
gen des Krieges für den Verein längst
nicht bewältigt. Auch wenn nur ganz
langsam etwas Leben in den Verein und
die Abteilungen zurückkehrte. Sehr viele
Mitglieder waren noch nicht heimgekehrt,
oder man erfuhr, dass sie gefallen wa-
ren, oder man erfuhr nichts mehr von
ihnen. Das Chaos nach dem verlorenen
Krieg muss sehr groß gewesen sein, das
gilt so wie für einzelne Familien auch für
den Verein. Da man nicht wusste, wo
einzelne Mitglieder geblieben waren, ob
sie als vermisst galten, ob sie tot waren,
ob sie in Lagern irgendwo festgehalten
wurden und auf ihre Heimkehr hofften,
so gibt es auch im Verein keine Mitglie-
derkartei, die über dieses dunkle Kapitel
der Kriegs- und Nachkriegszeit Zahlen
enthielte. Am 23. 7. 1946 erlaubte der
„Kreisjugendausschuss für Kultur und
Sport für Marburg Stadt und Land’“ eine
Vereinsversammlung in der Gastwirt-
schaft ‚Stadt Straßburg’ für den 29. 7.
1946 ab 20 Uhr. Jetzt durften wieder
alle Sportarten betrieben werden mit
Ausnahme des Fechtsports. Diese
grundsätzliche Genehmigung kann aber
nicht darüber hinweg täuschen, dass
immer noch nicht von einem normalen
Vereinsleben und einem geregelten
Sportbetrieb gesprochen werden konnte.
Improvisation und Bekämpfung des Man-
gels kennzeichnen im Verein die Jahre
bis etwa 1948. Denn bei vielen Men-
schen gab es individuelle Armut, Hunger
und die Sorge um den Wiederaufbau
einer Existenz. Deshalb war an Mitglied-
erwerbung oder an die Entwicklung des
gewohnten Abteilungsbetriebs vorerst
kaum zu denken. Und doch träumte man
hier und da von dem Fall, dass sich die
Situation verbessern würde.
Zu dieser neuen Lage gehörte, dass sich
die Bevölkerung durch den Krieg verän-
dert hatte, Zuzüge vor und nach Bom-
bardierungen großer Städte, Flucht, Zu-
züge nach Ausweisung und Vertreibung
wirkten sich in allen Vereinen aus, auch
blieben ehemalige Soldaten nach ihrer
Entlassung aus den Lagern oder Kliniks-
aufenthalten hier ‚hängen’. Es gab auch
neue Sporterfahrungen, die junge Män-
ner aus ihrer Militär- und anschließenden
Lagerzeit, zum Teil auch aus ganz fer-
nen Ländern, mitbrachten, die sie nun
Seite 34
Chronik
Der Verein nach dem Zweiten Weltkrieg
berger Straße durch die militärische und
polizeiliche Benutzung, er wurde als „frei
verfügbare Fläche“ ausgewiesen und für
alles und von jedem genutzt.
aber weiter betreiben wollten. Den da-
maligen Vorstandsmitgliedern wurde
dadurch viel Arbeit, Flexibilität und An-
passungsfähigkeit abverlangt, nur so
konnte der Verein stetig und umsichtig
einen Weg durch die schlimmen Nach-
kriegsjahre suchen.
Seit dieser Zeit oder bald danach fanden
die Sportarten Boxen, Basketball, Volley-
ball, Tischtennis und ein Spielmannszug
Anhänger in unserem Verein. Man grün-
dete dafür – wenn auch im Falle Boxen
in 1948 nur für ein Jahr und beim Spiel-
mannszug nur für ein halbes Jahr –
sogar kurzzeitig selbständige Abteilun-
gen. Am 6. Dezember 1946 wurde die
Tischtennisabteilung unter Walter Brink-
mann gegründet. Der 9:0-Erfolg im ers-
ten Wettspiel markiert den Abteilungs-
start. Sie trat damit neben die bestehen-
den Abteilungen des Vereins für Fußball,
für Turnen, für Hockey, für Handball, für
Leichtathletik, für Kegeln und für Ge-
sang. Erst in 1950 nahmen die
Schwimmabteilung und die Fechtabtei-
lung den Betrieb wieder auf.
Durch die Initiative von Wilfried Schmidt
wurde 1960 im VfL eine Basketballabtei-
lung ins Leben gerufen, die schon bald
danach durch die engagierte Arbeit vie-
ler Übungsleiter und Spielerzugänge aus
dem Kreis der Studierenden große Er-
folge erzielen konnte.
Die ebenfalls 1960 gegründete Volley-
ballabteilung bestand fast gänzlich aus
Studierenden. Das brachte eine erhebli-
che Fluktuation bei den Mitgliedern mit
sich sowie ständige Probleme beim Auf-
bau von stabilen Mannschaften für eine
ganze Saison. Da auch die Besetzung
der Posten des Abteilungsvorstandes
nicht dauerhaft gelingen wollte und die
Spieler angaben, dass der Abteilungs-
etat im VfL viel zu schmal und anderswo
üppiger sei, schlossen sich die Wettspiel
-Mannschaften 1976 dem damals jungen
Postsportverein Blau-Gelb, heute Sport-
freunde Blau-Gelb, an. Die verbliebenen
Spielerinnen und Spieler betrieben ihren
Sport weiter als Freizeitvolleyball in der
Turnabteilung. Anfang der 80er Jahre
gab es unter Marburger Schülerinnen
und Schülern, besonders bei den Mäd-
chen, als Folge des differenzierten
Sportunterrichts auf der gymnasialen
Oberstufe ein so großes Interesse am
Volleyballspiel, dass der Verein eine
Wiedergründung der Volleyballabteilung
im Februar 1985 beschloss. Seitdem hat
sich die Abteilung sehr dynamisch und
erfreulich entwickelt.
Nach 1960 waren die Aktivitäten in der
Schwimmabteilung immer mehr zurück-
gegangen, schließlich gab es gar keine
Wettkampfinteressen mehr, wodurch
sich der Übungsbetrieb lediglich noch
auf Freizeitschwimmen beschränkte. In
1980 schlossen sich in kurzer Zeit 40
meist jugendliche Schwimmerinnen und
Schwimmer, einige mit ihren Eltern, aus
dem Marburger Schwimmverein der VfL
- Schwimmabteilung an. Diesem Um-
stand verdankt der Verein das starke
Aufblühen der Abteilung, und zwar so-
wohl in der Entwicklung der Mitglieder-
zahlen als auch in Bezug auf die
schwimmerische Leistungsbreite und -
spitze. In 1982 kam vom Jugendmusik-
zug des Nachbarvereins TSV Ockers-
hausen die Anfrage, ob wir in unserem
Verein eine Möglichkeit sehen, diese
Gruppe, die „junge Musik in ihrer ganzen
Breite“ machen möchte, aufzunehmen
und organisatorisch wie materiell zu un-
Seite 35
Chronik
Seite 36
Chronik
terstützen, und zwar in einer selbständi-
gen Abteilung. Unser Votum war positiv,
aber hier wie auch im Fall der Schwim-
mer erst nach Rücksprache mit den be-
treffenden abgebenden Vereinen. So
war die alsbaldige Gründung der Musi-
kabteilung unter Leitung von Wolfgang
Eichelbeck und musikalischer Leitung
und Stabführung von Günther Thursar
und seiner Tochter Elke Thursar-Eichel-
beck eine glückliche Entscheidung. Neue
Abteilungsleitungen und engagierte Diri-
genten, dazu ein ausgefeiltes Konzept
bei der frühkindlichen Musikerziehung
und bei der Mitgliederwerbung haben
diese Abteilung zu einem vielfach be-
wunderten und manchmal beneideten
Aushängeschild des Vereins reifen las-
sen. Während einerseits neue Abteilun-
gen eingerichtet oder erneut gegründet
werden konnten, was sich immer auch
positiv auf die Mitgliederzahlen aus-
wirkt, wurden andere Abteilungen aufge-
löst oder stellten ihre Arbeit ein. Dafür ist
die Gesangsabteilung schon als Beispiel
genannt, aber es betraf auch die Keg-
lerabteilung. Die 1925 gegründete Keg-
lerabteilung blieb, was die Zahl der Mit-
glieder angeht, immer eine kleine, über-
schaubare Gruppe von meist älteren,
männlichen Mitgliedern. Man war allzeit
eine freundschaftlich verbundene Ge-
meinschaft, pflegte die Geselligkeit und
stellte keine besonderen Anforderungen
an die innere Organisation oder den
Haushalt des Vereins. Man verlangte
nur, dass die vereinseigene Kegelbahn
im Turnergarten für die Übungsabende
bereit stand. Dies änderte sich schlagar-
tig, als 1978 der Turnergarten verkauft
wurde. Zwar wurde den Keglern zugesi-
chert, dass sie noch über den Verkaufs-
zeitpunkt hinaus ihre Kegelbahn nutzen
könnten, aber nach einigerer Zeit ließ
das Interesse irgendwie nach. Weil man
zu einer grundlegenden Neuorientierung
auf ein anderes Kegellokal auch aus
Altersgründen und wegen der inzwi-
schen arg geschrumpften Mitgliederzahl
nicht mehr bereit war, wurde im August
1991 die Keglerabteilung aufgelöst.
Verkauf des Turnergartens
Am 16. 11. 1978 fasste eine außeror-
dentliche Mitgliederversammlung einen
bedeutsamen und sehr weitreichenden
Beschluss: Es wurde fast einstimmig
beschlossen, den vereinseigenen Tur-
nergarten, den die Mitglieder in 1903/04
1978 wurde der Turnergarten verkauft, und
was nur wie eine kurze ‚heimatlose
Zwischenphase’ eingeschätzt wurde, stellte
sich als 20jährige Such- und Wartezeit für ein
neues Vereinsheim heraus.
Seite 37
Chronik
Trennung von der Fußballabteilung
auf dem 1873 erworbenen Grundstück in
der Lutherstraße erbaut hatten, zu ver-
kaufen. Die Versammlung stimmte
gleichzeitig dem Antrag des Vorstandes
der Turnabteilung unter G. Eisel zu, den
Erlös nicht in den laufenden Haushalt
des Vereins einzustellen, sondern auf
einem Sonderkonto zum Bau oder Er-
werb einer Ersatzimmobilie anzulegen.
Die Verkaufsentscheidung hatte sich
schon ca. 5 Jahre vorher angekündigt,
sie konnte nicht mehr verhindert wer-
den. Die Stadt Marburg hatte seit Kriegs-
ende viele neue Turnhallen gebaut und
diese den Vereinen kostenlos zur Benut-
zung zur Verfügung gestellt. Davon
machte auch unser Verein Gebrauch,
wodurch er mit seinen Übungsangebo-
ten, namentlich im Kinderturnen, direkt in
die Stadtteile gehen konnte, was uns
viele neue Mitglieder brachte. Aber der
Verein merkte dabei auch, wie teuer im
Vergleich zu den neuen Möglichkeiten
die Unterhaltung der eigenen Turnhalle
ist. Unser Turnergarten war ein ver-
gleichsweise veraltetes Gebäude mit
Ofenheizung und völlig unzureichenden
sanitären Anlagen. Da der Verein keinen
Hausmeister für Reinigung und Betreu-
ung des Gebäudes und des Grundstücks
mehr gewinnen und bezahlen konnte,
verödete das Haus zusehends. Der
Vorplatz wurde zum unbeaufsichtigten
Park- und Müllablageplatz. Hinzu kamen
permanent hohe Reparaturkosten für
zertrümmerte Fensterscheiben, um das
Gebäude wenigstens nach außen dicht
zu halten. Die Kosten allein für Fenster-
reparaturen ohne jede Nutzung der Halle
belasteten den Verein zuletzt mit mehr
als 3 000 DM jährlich.
Zugleich mit dem Verkauf des Turner-
gartens begann der Vorstand mit der
Suche nach einer geeigneten Immobilie,
die unser Vereinshaus ersetzen sollte.
Dies hatte der Verkaufsbeschluss der
Hauptversammlung dem Vorstand auf-
gegeben. Niemand ahnte damals, dass
darüber 22 Jahre verstreichen sollten.
Ein schwieriger und für manches Mit-
glied schmerzlicher Vorgang war in 1993
die Trennung des Vereins von der Fuß-
ballabteilung. Die Fußballabteilung benö-
tigte für ihre weitere Entwicklung schon
über viele Jahre besondere finanzielle
Mittel, die der Verein einfach nicht be-
schaffen konnte, wollte er nicht die Arbeit
der anderen Abteilungen gefährden.
Zwar war die Errichtung von neuen Ver-
eins-, Wirtschafts- und Umkleidebauten
am Sportplatz an der Gisselberger Stra-
ße noch gemeinsam gelungen, aber es
zeigten sich schon bald danach deutliche
Tendenzen, aus denen man den Abspal-
tungswillen der Abteilung erkennen
konnte. Der große Verein mit seinen
vielen Abteilungen konnte letztlich nicht
garantieren, dass auf Dauer die erforder-
lichen Geldmittel für die Gestaltung und
Weiterentwicklung des Spielbetriebs der
Fußballabteilung beschafft und bereitge-
stellt würden. Deshalb glaubten die Ver-
antwortlichen der Fußballabteilung, dass
die Abteilung als selbständiger, reiner
Fußballverein eine bessere Zukunft ha-
Seite 38
ben werde. 1937 gab es eine ähnliche
Ausgangssituation, die der damalige VfB
05 Kurhessen durch eine Fusion mit dem
TSV 1860/85 zum VfL 1860 beheben
konnte. 55 Jahre später ging man den
umgekehrten Weg: zur Bewältigung von
Problemen verließ man eine große Ver-
einsgemeinschaft und geht fortan einen
eigenen Weg. Bei der Trennung überließ
der Verein der Fußballabteilung das
Sportgelände an der Gisselberger Stra-
ße inklusive der gemeinsam erstellten
Bauten. Allerdings blieben auch sämtli-
che Verbindlichkeiten der Abteilung bei
dem neuen/alten VfB 05. Absprachege-
mäß soll es im VfL keine Fußballabtei-
lung mehr geben.
Seite 38
Chronik
Ausgliederung der Damen-Basketball-Bundesliga Mannschaft
Neues Vereinsheim
Nachdem Gerhard Finger im März 1985
als langjähriger und erfolgreicher Leiter
der Basketballabteilung aus gesundheitli-
chen Gründen von seinem Amt zurück-
getreten war, fand sich kein Nachfolger.
Und bald kamen noch Probleme beim
Einwerben von Sponsoren für die Finan-
zierung der Bundesliga-Damen-
mannschaft hinzu. Trotz aller Bemühun-
gen einzelner Mitglieder gelang in den
folgenden Jahren keine grundlegende
Bereinigung der Situation, im Gegenteil,
sie verschärfte sich noch dadurch, dass
die Abteilung Probleme mit dem Finanz-
amt und der Sozialversicherung nicht
lösen konnte, so dass der ganze Verein
unversehens selbst in Gefahr geriet. Das
Ergebnis war im Mai 1995 zunächst die
Abtrennung der Damen-Bundesliga-
mannschaft vom Verein. Da sich um die
Mannschaft herum ein neuer Verein bil-
dete, zog dieser auch den größten Teil
der Mitglieder der VfL-Basketball-
abteilung an sich, weshalb der VfL seit
1997 nur noch eine kleine Gruppe Bas-
ketballinteressierter als Abteilung unter-
hält. Diese offene Spielgruppe betreibt
ihren Sport derzeit im Sinne des Breiten-
und Freizeitsports unter Verzicht auf die
Beteiligung an Wettspielrunden.
Es hat also lange gedauert, aber seit
Dezember 1999 hat unser Verein wieder
ein schönes Vereinsheim, das gut er-
reichbar im Sportgelände an der Leopold
-Lucas-Straße liegt. Dieses Haus hat
sich bereits vielfach bewährt als Ge-
schäftsstelle, als Veranstaltungsraum für
alle nur denkbaren Zwecke, als Übungs-
raum, als Versammlungsraum, als Ju-
Seite 39
Chronik
Neue Abteilungen erweitern unser Angebot
Im Jahr des 150. Jubiläums wurden zwei neue Abteilungen gegründet bzw. ver-selbständigt: die Abteilung Gesund-heitssport und die Badmintonabteilung. In den neuen Abteilungen sind interes-sierte und engagierte Personen beiei-nander, die sich sogleich auch aktiv in die Vereinsorganisation eingebracht haben und sich sehr bemühen, bei allen Angelegenheiten des Vereins mitzuwir-ken. 1976, als durch das Engagement von Frau Dr. Friederike Damm erstmals in der Turnabteilung Herzsportgruppen eingerichtet wurden, war das der Anfang für die Entwicklung der inzwischen viel beachteten Gesundheitssportabteilung. Zusammen mit Ärztinnen und Ärzten und vielen besonders lizenzierten Übungsleiterinnen hat sich diese Abtei-lung enorm entwickelt, wohl auch als Folge der allgemeinen gesellschaftlichen und gesundheitlichen Entwicklung in unserer Zeit. Aber auch, weil die Verant-wortlichen des Vereins frühzeitig erkannt haben, dass Sport auch bei Fragen der Rehabilitation und Prävention einen
wichtigen Beitrag leisten kann. Die Badmintonspieler sind aus dem Sta-tus einer Freizeitsportgruppe der Turn-abteilung herausgewachsen. Sie haben ab 01. Januar 2010 den Status einer selbständigen Abteilung. Die neue Bad-mintonabteilung hat viele junge Mitglie-der für den Verein gewinnen können und beteiligt sich inzwischen mit gutem Er-folg an den Wettspielrunden des heimi-schen Bezirks. Eine für den Verein und für Marburg
gendraum, als Schulungsraum, nicht
zuletzt als Raum für die Geselligkeit:
also als echtes Zentrum und Herzstück
für den ganzen Verein.
Erste Vorstandssitzung im neuen Vereinsheim
Der Verein und die Stadt Marburg
völlig neue Sportart ist Lacrosse. Die Sportgruppe, die diese Sportart in den Verein brachte, ist zunächst noch an die Hockeyabteilung angeschlossen. An-fangs bestand sie fast ganz aus ambitio-nierten Studentinnen und Studenten der Marburger Universität. Inzwischen haben aber mehr als 80 Jugendliche aus der ganzen Region ihre Liebe für dieses Spiel entdeckt, so dass es voraussicht-
lich in 2011 zur Gründung einer Lacros-seabteilung kommen wird. Diese Sport-art und ihre engagierten jungen Spiele-rinnen und Spieler sind gewiss auch ein Zeichen für die Aufgeschlossenheit un-seres Vereins.
Chronik
Der Verein fühlte sich vom Tag seiner
Gründung an als Teil der Stadt Marburg
und ihrer Bürger. Er setzte sich nach
seinen Möglichkeiten bis heute tatkräftig
für die Belange der Stadt ein, nicht nur in
den Anfängen der Freiwilligen Feuer-
wehr oder bei der damaligen Stadtwa-
che als Garant für die Sicherheit aller
Marburger. Umgekehrt konnte sich der
Verein bei Bedarf immer an die Stadt
Marburg wenden, und diese gewährte
dem Verein Hilfe und Unterstützung,
wenn es nötig war.
Aber auch die Bereitschaft der Stadt,
dem Verein Geländeteile im Georg
Gassmann-Stadion für den Bau des Ver-
einsheims und für die Errichtung der
Anlagen für die Hockeyabteilung zu ver-
Seite 40
Stadtplan Marburg zur Zeit der Vereinsgründung
pachten, muss dankbar anerkannt wer-
den. So ist es ein beiderseitiges Geben
und Nehmen im guten Sinn. Das gilt
auch, wenn sich der Verein bemüht, die
von der Stadt eingegangenen Städte-
partnerschaften auf seine Weise zu un-
terstützen. Zum Beispiel führten Abtei-
lungen des Vereins Vergleichskämpfe,
Wettspiele, Freundschaftstreffen und
mannigfache gegenseitige Besuche mit
und zu Sportlern aus den Partnerstädten
Sfax (Tunesien), Northampton (Groß-
britannien), Maribor (Slowenien), Sibiu
(Hermannstadt, Rumänien) und Poitier
(Frankreich) durch. Ganz besondere
Freundschaftsbeziehungen bestehen zur
Partnerstadt Eisenach, die durch die
Turnabteilung bei jährlichen Treffen mit
der Freien Turnerschaft Eisenach in sehr
intensiver Form entwickelt wurden. Im
Jubiläumsjahr treffen sich die vorwie-
gend älteren Turnerinnen und Turner
von der Freien Turnerschaft aus Eisen-
ach und vom VfL diesmal wieder in Mar-
burg, um gemeinsam auf 20 Jahre
Sportpartnerschaft zurückzublicken.
Und um einen letzten Gedanken der
engen Verknüpfung zwischen Verein
und Stadt anzufügen: Der VfL 1860 Mar-
burg führt als Vereinswappen das Wap-
pen der Stadt Marburg mit den Buchsta-
ben VfL auf dem oberen Schildrand und
der Jahreszahl 1860 in der Schildspitze.
Chronik
Seite 41
Seite 42
Nachdem wir uns endgültig von unserem
Turnergarten getrennt hatten, wurde der
Erlös von DM 250 000,- zinsgünstig
angelegt. Dem damaligen Kassenwart
des Vereins, Gerhard Blecher, hat der
Verein viel zu danken; denn der genann-
te Betrag vergrößerte sich kontinuierlich.
Gerhard Blecher sorgte dafür, dass trotz
einiger Eingriffe in die Erträge für beson-
dere Zwecke, z. B. für die Bauten auf
dem Sportplatz unserer damaligen Fuß-
ballabteilung, unser Anlagevermögen
nicht geschmälert wurde, sondern konti-
nuierlich wuchs. Aber wo und wie konn-
ten wir unsere Absichten verwirklichen?
Der damalige Vorsitzende Dr. W. A. Eck-
hardt konnte Anfang der 1980er Jahre
nach Zusagen der Stadt davon ausge-
hen, für den Verein eine neue Heimstatt
zu schaffen. Aber selbst für die besten
Vorschläge - z. B. Kombigebäude für
den Verein mit einer Schülermensa am
Rand des Stadiongeländes - gab es von
Seiten der Politik letztlich keine Zustim-
mung, so dass Dr. Eckhardt 1984 aus
Enttäuschung sein Vorstandsamt auf-
gab. 1998 ging es dann plötzlich ganz
schnell: Es konnte im Gelände des
Georg Gassmann – Stadions ein Ver-
einsheim errichtet werden, in das das
Sportamt der Stadt Marburg als Dauer-
mieter einziehen wollte. Der Vorstand
und die Mitgliederversammlung fassten
rasch entsprechende Beschlüsse, Ent-
würfe für ein Vereinsheim wurden erar-
beitet und vorgelegt, alle Entscheidun-
gen der betroffenen Ämter gab es recht
schnell, auch der Bauantrag wurde rasch
genehmigt, mit der Fa. Herzog fand sich
ein Unternehmen, das schlüsselfertig
bauen wollte. Der erste Planungsentwurf
wurde am 14. August 1998 vorgelegt, die
Fertigstellung war im Dezember 1999.
Das alles dauerte nur wenige Monate.
Klar, dass der 1. Vorsitzende, Dr. Reimer
Wulff, sowie Kassenwart Heinz Arndt
und der Schriftwart und Geschäftsführer
Henner Auffahrt, ständig im Einsatz wa-
ren, damit alle Arbeiten zielgenau und
gut koordiniert abliefen. Das Heim wurde
im Januar 2000 bezogen. Die Gesamt-
kosten betrugen insgesamt 700 000
Richtfest am 23. August 1999
Das neue Vereinsheim
Exkurs Nr. 1
Seite 43
DM. Zur Deckung leistete die Turnabtei-
lung aus sehr lange gehüteten Erspar-
nissen (Willi Brockmann sei Dank) einen
Zuschuss von ca. 50 000 DM, zusam-
men mit dem Turnergartenerlös und den
Zinserträgen ergab das ein sattes Eigen-
kapital, dazu kamen Zuschüsse der
Stadt Marburg, des Kreises Marburg-
Biedenkopf und des LSB Hessen, so
dass eine Finanzierungslücke von ledig-
lich 100 000,-- DM blieb. Diese Lücke
wurde durch eine Hypothek geschlos-
sen. Der Kapitaldienst wurde durch die
Mieteinnahme gedeckt. Dadurch gestal-
tete sich die Unterhaltung unseres neu-
en Heimes von Anfang an völlig unprob-
lematisch. Im Jahr unseres Vereinsjubi-
läums ist unser Heim schuldenfrei, es
können auch die Unterhaltskosten ganz
überwiegend durch Mieteinnahmen ge-
deckt werden.
Das Haus verfügt im Erdgeschoss über
einen größeren Gemeinschaftsraum, vier
Arbeits– und Verwaltungszimmer, Küche
und Toilettenanlage. Ebenerdig davor
befindet sich dem Stadion zugewandt
eine große Freiterrasse und seitlich nach
Südosten eine überdachte Terrasse. Im
Obergeschoss (Dachgeschoss) gibt es
zwei große Räume mit dachschrägen
Wänden. Der kleinere Raum dient als
Vereinsarchiv, während der andere
Raum als Besprechungs-, Gruppen-,
Seminar-, Arbeits- und Dokumentations-
raum genutzt wird. Im Jubiläumsjahr ist
dort die Ausstellung zur Geschichte des
Vereins aufgestellt.
Um das Haus herum gibt es noch einige
Rasenflächen unter Platanen und an der
Einfahrt zur Leopold-Lucas-Straße etwa
12 Parkplätze sowie die Doppelgarage
für den Vereinsbus und für den Instru-
mentenanhänger der Musikabteilung. Mit
dieser Ausstattung kann das Vereins-
haus die ihm zugedachten Funktionen in
guter Weise erfüllen: Es soll Anlaufstelle
für die Verwaltung des Vereins sein, und
es soll der Ort für das gemeinschaftliche,
gesellige und kulturelle Leben des Ver-
eins und aller Abteilungen sein.
Stimmungsvolle Einweihung Interessierte Zuschauer
Exkurse
Der Fahnenschrank Ein Geschenk der besonderen Art
So, wie unser Verein nach 150 Jahren
seine bemerkenswerte Geschichte hat,
hat auch der Schrank, der gut aufgear-
beitet unser Geschäftszimmer schmückt,
seine eigene Geschichte:
Der damalige Turnverein hatte im Mai
1906 eine Frauenabteilung gegründet,
und die Mitglieder dieser Abteilung be-
schlossen in einer Zusammenkunft am
03. Mai 1910, dem Verein zu seinem 50.
Jubiläum ein Geschenk zu stiften. Zur
Aussprache darüber solle der Vorstand
mit der Frauenabteilung eine Sitzung
anberaumen, war der Wunsch der Tur-
nerinnen. Diese fand am 08. Juni 1910
unter Leitung des Vereinsvorsitzenden
Metzler statt.
Das Protokoll über diese Sitzung weist
folgende drei Beschlüsse aus:
Auf die folgende Ausschreibung (nach
Skizze, 140x250 mit doppelter Rück-
wand) gingen zwei Offerten ein, die sich
lediglich um 5 Mark unterschieden. Den
Zuschlag erhielt Schreinermeister Franz
Konrad, weil sein Angebot auch Glas
und Anstrich beinhaltete. Der Schrank
kostete 140 Mark. Hinzu kam der Betrag
von 5 Mark für das Messingschild mit
Gravur von Graveur Paul Ulbricht, Mar-
burg, Neustadt 11.
Die Sammelaktion wurde vom Vereins-
diener Jost Schmidt durchgeführt, offen-
bar durch Hausbesuche. Die Spendenlis-
te ist erhalten, es wurden 146 Mark ein-
gesammelt. Da der Schrank plus Gravur
145 Mark kostete, erhielt Jost Schmidt
für seine Sammeltätigkeit die verbleiben-
de 1 Mark.
Der Schrank stand bis zum Verkauf des
Turnergartens im dortigen Vereinszim-
mer und war auf den ersten Blick nicht
als Fahnenschrank zu erkennen. Erst
wenn man an der rechten Seite des
Seite 44
Exkurs Nr. 2
1. „dem Turnverein bei seiner Ju-
belfeier eine Ehrengabe in Ge-
stalt eines Fahnenschrankes zu
machen“.
2. „Es sollen nicht nur Mitglieder
der Frauenabteilung, sondern
auch die Frauen und Jung-
frauen der Mitglieder des Turn-
vereins zur Beisteuerung aufge-
fordert werden“.
3. „Es soll bei verschiedenen
Schreinermeistern, welche Mit-
glieder des Vereins sind, Offer-
ten für einen Fahnenschrank
eingeholt werden“.
„Dem Turnverein Marburg 1860 zur
Goldenen Jubelfeier 1910 gewidmet
von seinen Frauen u. Jungfrauen.“
Seite 45
Oberteils eine schmale Tür aufschließt,
öffnet sich ein durchgehender Schrank-
raum, in dem die Fahnen des Vereins
verwahrt werden sollten. Hinter den ver-
glasten Türen der vorderen Front stan-
den einige Sportpokale und Erinnerung-
steller, und im Unterschrank gab es ge-
nug Platz für die Liederbücher und No-
tenblätter der Gesangsabteilung.
Im Anschluss an seine ‚Turner-
gartenzeit’ (1978) fand der Schrank eine
Zwischenlagerung im Hessischen
Staatsarchiv Marburg bevor er einen
Standplatz im Regieraum der Sporthalle
der Kaufmännischen Berufsschulen
fand. Als dann der Verein im Januar
2000 sein neues Heim beziehen konnte,
wurde er alsbald dort nun wieder für
jeden sichtbar im Geschäftszimmer auf-
gestellt.
Vorher musste er allerdings sehr auf-
wendig abgebeizt und aufgearbeitet wer-
den. Einmal mehr bewährten sich hier
die Altersturner unter tatkräftiger Mithilfe
von Frau Lisa Störiko, unserer langjähri-
gen Übungsleiterin in der Frauengym-
nastik.
Exkurse
Wer sich den Schrank ansieht,
sollte nicht vergessen, die
beiden oben rechts und links
eingeschnitzten Jahreszahlen
1860 und 1910 zu beachten
sowie das kleine
Messingschild (siehe Seite 44)
am oberen Rand
Im Rahmen der ökumenischen Feier-
stunde am 8. Mai wurde der neue Ge-
denkstein auf unserem Vereinsgelände
vor dem VfL- Heim geweiht.
Der Stein, ein dunkelgraugrüner Diabas,
trägt unter dem Wappen des Vereins die
schlichte Inschrift „Unsern Toten“. Er
wurde von dem Marburger Steinmetz
Paffrath gearbeitet und fachmännisch
gesetzt und soll eine Ehrbezeugung für
alle Toten unseres Vereins sein.
Er wurde von den Altersturnern nach
einer internen Spendensammlung dem
Verein zum 150. Jubiläum gestiftet und
soll die Erinnerung an alle verstorbenen
Mitglieder wachhalten und ein Symbol
für lebenslange Sportfreundschaft sein.
Nach dem ersten Weltkrieg hatte der
Seite 46
Gedenkstein
Exkurs Nr. 3
Gedenkstein im Eingangsbereich des
„Turnergartens“
Gedenkstein im Turnergarten
Exkurs Nr. 3
Anlässlich des 100. Vereinsjubiläums
fand auf dem Sportplatz an der Gisselber-
ger Straße eine sehr eindrucksvolle To-
tengedenkfeier an dem dort aufgestellten
Gedenkstein statt.
Dieser Stein ist den Gefallenen des 1.
Weltkrieges mit den Jahreszahlen 1914 -
1918 und den Gefallenen des 2. Weltkrie-
ges 1939 - 1945 gewidmet.
Man findet den Stein auf dem Sportplatz
an der Gisselberger Straße, jetzt VfB-
Platz, am westlichen Rand der Stehplatz-
ränge.
Seite 47
Gedenkstein für die Gefallenen der beiden Weltkrie-
ge auf dem heutigen VfB-Platz
Gedenkstein auf dem
VfB-Sportgelände
Turnverein für seine 57 gefallenen Mit-
glieder einen Denkstein angeschafft, den
er im Turnergarten anbrachte.
Diese große, schwere Steinplatte mit
den Namen aller gefallenen Turnbrüder
im Eingangsbereich des Turnergartens
zwischen Haustür und Windfang wurde
nach dem Verkauf des Turnergartens
und Umbau zum Clubhaus des Tanz-
clubs Rot Weiß durch eine Leichtbau-
wand verdeckt. Nach erneutem Umbau
zu einer Mediathek für die Emil v. Beh-
ring-Schule wurde der Denkstein wieder
freigelegt.
Da der Verein die schwere Steinplatte,
die nur an die Gefallenen des 1. Welt-
krieges erinnert, schon aus statischen
Gründen nicht an den leichten Wänden
des neuen VfL-Heims befestigen kann,
sind wir dankbar, dass der Erinnerungs-
stein seinen angestammten Platz im
Turnergarten behalten konnte.
Seite 48
In der Chronik von Wilhelm Wißner zum
100. Stiftungsfest des Vereins lesen wir,
dass einem bereits 1846 gegründeten
Turnverein von Marburger Frauen und
Jungfrauen eine Fahne gestiftet wurde,
die feierlich auf dem Renthof geweiht
wurde. Nach der Spaltung dieses Ver-
eins behielt der demokratische Verein
die Fahne, während sich der aristokrati-
sche Verein eine schwarz-rot-goldene
Fahne beschaffte, die er auf dem Dam-
melsberg weihte. Bei der Auflösung bei-
der Vereine in 1850 wurden die Fahnen
ins Kasseler Zeughaus gebracht.
Als dann nach dem Umbau des ehemali-
gen städtischen Brauhauses (Bar-
füßertor, heute Auferstehungskirche)
zum Turnsaal am 15. August 1867 die
feierliche Einweihung stattfand, holte
man aus Kassel auch die beiden im
Zeughaus lagernden Fahnen von 1850
nach Marburg und zog sie zur Feier auf.
Daraus mag man entnehmen, dass man
sich, wenn auch nicht als Fortsetzung
des vormaligen Vereins, dennoch in ei-
ner gewissen Tradition sah.
Diese alten Fahnen und weitere Fahnen
des Turnvereins und der mit ihm fusio-
nierten Vereine - es waren wohl insge-
samt 7 Fahnen - sind verschwunden.
Ein Randstück der VfL – Fahne, also
nach 1937, soll ölbeschmiert im Schutt
gefunden worden sein, als die Nach-
kriegsbesatzung den Turnergarten wie-
der frei gab. Dieses Fahnenstück ließ
der Verein aufwändig reinigen und ver-
wahrte es im Vereinszimmer des Turner-
gartens in einem verglasten Rahmen.
Seit der Ausräumaktion des Turnergar-
tens nach dessen Verkauf ist dieser Fah-
nenrest verschwunden.
Seitdem ist der Verein ohne Vereinsfah-
ne ausgekommen. Dennoch glaubte der
Vorstand, dass bei einigen Veranstaltun-
gen eines so hohen Festes, wie es das
150. Jubiläum ist, auf einen Fahnen-
schmuck nicht verzichtet werden sollte.
Es sollte sich dabei aber nur um ein ver-
größertes Wappen des Vereins handeln,
wie es in der Satzung beschrieben ist.
Die Ehrenvorsitzenden und Ehrenmitglie-
der des Vereins stifteten ein so gestalte-
tes Banner für die Verwendung im Innen-
raum und eine Fahne, für die zum Jubilä-
Vereinsfahne
Exkurs Nr. 4
Exkurs Nr. 4
Seite 49
um neben dem Gedenkstein ein Fahnen-
mast errichtet wurde. Beide tragen auf
blau-weißem Grund lediglich das Ver-
einswappen.
Die Fahne und unser neues Banner
schmückten an diesem Tag erstmals
unser schönes Vereinszentrum.
Wie so viele andere deutsche Städte
unterhält und pflegt auch Marburg Part-
nerschaften mit mehreren Städten frem-
der Länder.
So hat Marburg Städtepartnerschaften
mit Poitier (Frankreich)
Sfax (Tunesien),
Northampton (England)
Sibiu (Rumänien)
aber auch mit der
Wartburgstadt Eisenach.
Es versteht sich von selbst, dass der
Marburger Sport im Sinne der Partner-
schaftsarbeit die Möglichkeiten zu Be-
gegnungen mit Sportlern aus den Part-
nerstädten gern nutzt und immer wieder
bereichert. Auch unser Verein beteiligt
sich an diesem wichtigen Projekt, wobei
die praktische Umsetzung, weil sie natur-
gemäß von Sportarten ausgeht, eher
aus den verschiedenen Abteilungen mit
vielen Initiativen erwächst.
Aber die Turnabteilung knüpfte schon
wenige Tage nach dem Zusammenbruch
des DDR-Regimes erste Kontakte zur
damaligen Sektion Turnen der Betriebs-
sportgemeinschaft Lokomotive in der
Partnerstadt. Nach mehreren gegenseiti-
gen Besuchen, gegenseitigen Informatio-
nen und Beratungen zwischen Renate
Klöpfel und Hans Heine aus Eisenach
und Gerhard Eisel vom VfL 1860 entwi-
ckelte sich aus der persönlichen eine
ganz besondere Sportfreundschaft, die
sich inzwischen wie ein Netz über beide
Vereine legt. Es mag im Wesen einer
solchen besonderen Beziehung begrün-
det sein, dass sie in der hervorgehobe-
nen Intensität auf beiden Seiten beson-
ders von den älteren Mitgliedern empfun-
den wird, die die Zeit der Trennung, der
eingeschränkten Freiheiten und der Rei-
severbote hautnah haben erleben müs-
sen. Seit jetzt 20 Jahren gibt es abwech-
selnd in Eisenach und hier in Marburg
ein jährliches Treffen. Die Eisenacher,
die längst den über 100-jährigen Ver-
einsnamen Freie Turnerschaft wieder
angenommen haben, zeigen uns ihre
Stadt, führen uns in herrliche Thüringer
Landschaften am Rande des Thüringer
Waldes und am Rennsteig und gewäh-
ren uns Einblicke in ihre Lebensumstän-
de und besonderen Verhältnisse. Umge-
kehrt erwandern und besichtigen wir mit
unseren Gästen Marburg und seine reiz-
volle Umgebung, wobei dort wie hier
immer wieder die beiden Städten zuge-
hörigen Beziehungen zur Heiligen Elisa-
beth besondere Beachtung finden. Die
Wichtigkeit dieser Veranstaltungen mag
auch dadurch unterstrichen werden,
dass die Vorfreude auf unsere Treffen
immer riesengroß und die Beteiligung
der Mitglieder ausgezeichnet ist. Das
kann nicht nur daran liegen, dass jedes
Treffen mit einem üppigen Schmaus vom
Allerfeinsten endet. Essen und Trinken
ist gewiss nicht das eigentliche Anliegen
unserer Treffen, aber es erleichtert die
Pflege der Beziehungen und verfeinert
die Stimmungen und rundet unvergessli-
che Veranstaltungen ab.
Seite 50
Partnerschaft Freie Turnerschaft Eisenach
Exkurs Nr. 5
Exkurs Nr. 5
Seite 51
Grußwort von Renate Klöpfel (zwischen Dr. Wulff und Oberbür-
germeister Möller)
Musikalischer Beitrag bei einem Treffen in Marburg
Gerd Eisel und Hans Heine
Jeder Sportverein freut sich, wenn seine
Mitglieder gute Leistungen erbringen und
wenn aus der Vereinsarbeit besondere
Erfolge erwachsen. Aber es macht ihn
auch stolz, wenn unter seinen
Mitgliedern Persönlichkeiten sind, die
außerhalb des Sports besonders promi-
nent sind. Und so ist es auch in unserem
Verein: Der Turnverein führte 1913 un-
ter den Mitgliedern der Fechtabteilung
Otto Ubbelohde.
Otto Ubbelohde (1867-1922) wurde als
Sohn eines Marburger Hochschullehrers
geboren, war Maler, Illustrator, Radierer,
er wird dem Jugendstil zugerechnet und
lebte ab 1898 bis zu seinem Tod in
Goßfelden. Allgemein bekannt ist Ub-
belohde u. a. bis heute durch seine Illus-
trationen der Grimm’schen Märchen,
worin übrigens auch manches Motiv un-
serer Heimat verarbeitet ist. Als Mitglied
der Willingshäuser Malerkolonie, der
Künst-lerkolonie Worpswede mit Aufen-
thalten an der Kunstakademie der Bau-
haus-Universität Weimar war er schon
ein namhafter Künstler, als ihm 1908 von
dem damaligen Turnverein 1860 Mar-
burg angetragen wurde, für das 36.
Turnfest des Gaues Hessen, das vom 3.
bis 5. Juli 1909 in Marburg stattfinden
sollte, ein Werbeplakat zu entwerfen.
Dieses sollte dann verkleinert auf Ein-
trittskarten, Urkunden und auf dem Ein-
band des Festbuches sowie als allge-
meines Festmotiv verwendet werden.
Dazu gab es folgenden Antwortbrief:
Seite 52
Otto Ubbelohde Der bekannte Maler war Mitglied im Turnverein
Exkurs Nr. 6
Exkurs Nr. 6
Gossfelden, 20,V. 1909
Lieber Herr Doktor!
Hierneben ein Entwurf für das Plakat und das Diplom des Turnerfestes.
Ich denke mir die Sache so, daß der Entwurf auf lithographisches Umdruckpapier in der Größe,
die für das Plakat paßt -etwa 42 cm Breite des Achtecks- gezeichnet und dann auf den Stein
abgezogen wird. Diplom und Eintrittskarte könnten dann auf mechanischem Wege -vielleicht
Photolithographie- verkleinert und dann gedruckt werden. Für das Plakat ist außer der schwarzen
Platte nur noch der eine Ton - gelbliches Braun - nötig. Die beiden anderen Sachen brauchen nur
in Schwarz und Weiß zu sein. Ich möchte den Haupttext selbst zeichnen, etwa das, was ich auf
der Skizze angegeben habe. Das Übrige kann in ähnlichen Lettern gedruckt werden. Nun fragt es
sich nur, ob der Lithograph Becker so große Pressen und Aparate (!) hat, daß man das Alles dort
machen kann. Daß irgend ein Dritter die Zeichnungen kopiert, ist ausgeschlossen; das wird immer
Mist. Es muß auf mechanischem Weg gemacht werden.
Was kann das Comité als Honorar ansetzen? Unter 100 Mark kann ich die große Zeichnung nicht
machen; ich muß mich auch um den Umdruck u. eventuelle Retouchen kümmern, so daß die
Sache mich noch recht viel Zeit kostet. Reißen thue ich mich um die Geschichte gar nicht, ich
weiß vor lauter kleiner Arbeit nicht, wo anfangen. Wollen Sie den Comitéterichen gleich schonend
anvertrauen, daß das im Hintergrund durchaus kein durchgeführtes Bild von Marburg gibt mit
10000 Dächern, Fensterscheiben und Restaurants, sondern nur eine Silhouette, wahrscheinlich
ebenso ### gezeichnet, wie auf dem Entwurf. Dafür ist's ein Plakat. Es wird gut sein, das von
vornherein zu bemerken.
Schreiben Sie mir, bitte, was die maßgebenden Herren dazu meinen. Die heilige Elisabeth, den
Turnvater Jahn oder den Reichsadler anzubringen, halte ich nicht für empfehlenswert. Dagegen
möchte ich bitten, mir im Falle der Zustimmung einen Turner zu schicken, keinen mit Muskelhyper-
trophie, sondern einen schlank gewachsenen. Aber vor 14 Tagen habe ich keine Zeit. Wir spre-
chen am besten noch darüber.
Einstweilen viele Grüße von Haus zu Haus.
Ihr Otto Ubbelohde
Otto Ubbelohde
Transkription durch Karin Bredehorn
Wir wissen nicht, warum aus diesem Plan nichts geworden ist. Dennoch ist es aus Sicht des
Vereins ein erinnernswerter Vorgang.
Seite 53
Exkurs Nr. 7
Turnergarten
Seite 54
Unser früheres Vereinszentrum, unser „geliebter“ Turnergarten, für den die Mitglieder
um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert Unvorstellbares an Arbeit, Energie,
Phantasie und materiellen Aufwendungen erbracht haben, darf in dieser „Zeitreise“
nicht mit einer Bilderserie fehlen. Schließlich war er insgesamt fast 100 Jahre lang
unser „Zuhause“.
Neben dem Turnen gab es Gesang, Geselligkeit und Laienspiel
Exkurs Nr. 7
Seite 55
Bauzeichnung des Turnergartens
Schlussstein über der Eingangstüre Blick in die Halle nach der Sanierung 2010
Seite 56
Die Vorsitzenden des Vereins
1860 – 1885 Carl Heuser
1885 - 1886 Wilhelm Brauer
1886 - 1894 Heinrich Gold
1894 - 1905 Otto Pabst
1905 - 1906 Friedrich Schaaf
1906 - 1907 Hermann Wöllenstein
1907 - 1913 Wilhelm Metzler
1914 - 1919 Otto Voigt
1919 - 1922 August Pabst
1922 - 1928 Konrad Günther
1928 - 1941 Dr. Willi Stier
1941 - 1943 Karl Dietrich
1944 - 1945 Wilhelm Schnelle
1946 - 1947 Lutz Göbel
1948 - 1950 Josef Haller
1950 - 1956 Dr. Willi Stier
1956 - 1961 Dr. Ernst Kaufmann
1961 - 1967 Wilhelm Zaiss
1967 - 1971 Albrecht Hobohm
1971 - 1976 Georg Gassmann
1976 - 1978 Martin Vissem
1978 - 1984 Dr. Wilhelm Alfred Eckhardt
1984 - 2007 Dr. Reimar Wulff
2007 - 2008 Bernd Schulte
2008 - Ulrike Ristau
Einen so großen und stolzen Verein ehrenamtlich zu führen war und ist immer
eine riesige, oft genug auch schwierige Aufgabe. Insofern soll die Auflistung der
Namen aller Vorsitzenden von der Vereinsgründung an ein Zeichen des Dankes
sein. Der Dank gilt aber gleichermaßen allen Frauen und Männern, die sich in
einem Vorstandsamt für unseren Verein eingesetzt haben.
Namen - Zahlen—wissenswertes
Seite 57
Der Vorstand im Jubiläumsjahr
1. Vorsitzende Ulrike Ristau
2. Vorsitzender Dr. Gerhard Eisel
Kassenwartin Ursula Hellmann
Schriftführer Manfred Hellmann
v. l. Dr. Gerhard Eisel, Ulrike Ristau, Ursula und Manfred Hellmann
Namen - Zahlen—wissenswertes
Seite 58
Die Abteilungsvorstände im Jubiläumsjahr
Namen - Zahlen—wissenswertes
Badminton
Abteilungsleiter: Kai Wagner
Vertreter: Dr. Lutz Rickmeyer
Kasse: Hans Hasenauer
Basketball
Kontakt: Erich Stauth
Fechten
Abteilungsleiter: Erich Heller
Vertreter: Genadi Viouguin
Kasse: Alexander Retler
Schriftführer: Peter Breul
Sportwartin: Annette Seip
Jugendwart: Fabian Sälzer
Turnierbeauftragte: Kristin Heller
Seniorenbeauftragter: Theo Ronzheimer
Gesundheitssport
Abteilungsleiterin: Dr. Friederike Damm
Kasse: Ursula Hellmann
Lungensportgruppe
Leiter: Friedhelm Stadtmüller
Kasse: Margit Nahrgang
Seite 59
Namen - Zahlen—wissenswertes
noch Gesundheitssport
Herzsportgruppe
Leiterin: Dr. Friederike Damm
Kasse: Ursula Hellmann
Spiel und Sport in der Krebsnachsorge
Leiterin: Ute Fibich
Venen– und Gefäßsport
Leiterin: Valeria Eschenbach-Opitz
Hockey
Abteilungsleiter: Felix Bonn
Vertreter: Dr. Gert Steiner
Beisitzer: Stefanie von Bethmann und Wolfgang Mohrherr
Kasse: Uwe Reif
Presse und Webmaster:
Daniel Keil
Jugendwartin: Julina Kemper
Schiedsrichterobleute: Antonia Mohrherr und Moritz Großer
Materialwarte: Gebhardt Kaiser und Birthe Ast
Geschäftsstelle: Liesel Zeilinga
Clubhaus: Hans Bogusch und Wolfgang Mohrherr
Seite 60
Namen - Zahlen—wissenswertes
Lacrosse
Abteilungsleiter: Christian Theis
Handball
Abteilungsleiter: Joachim Vollbracht
Kasse: Peter Kühme
Leichtathletik
Abteilungsleiter: Peter Bagh
Kasse: Helga Schick
Musik
Abteilungsleiter: Stefan Arndt und Burkhard Wick (Doppelspitze)
Jugendleiterin: Janina Rozmyslowski
Inventarverwalterin: Cornelia Holz
Kasse: Elena Wiegand
Schriftführerin: Anna Zinser
Schwimmen
Abteilungsleiter: Jörg Höfer (bis Mai 2010)
Monika Saure-Ellrich und Frank Preis ( Doppelspitze)
Kasse: Hans-Georg Lindner
Schriftführerin: Pia Robinson
Beisitzerin: Beate Brickum
Sportlicher Leiter: Manfred Hellmann
Seite 61
Namen - Zahlen—wissenswertes
Tischtennis
Abteilungsleiter: Frank Usbeck
Kasse: Frank Usbeck
Jugendwarte: Alexander Issing
Alexander Dautert
Leonard Eibach
Turnen
Abteilungsleiter: Mario Damm
Kasse: Klaus Becker
Volleyball
Abteilungsleiter: Claus Schüring
Vertreter: Dr. Bernd Kösters
Kasse: Andrea Adler
Pressewart: Björn Ewing
Beach Björn Ewing
Jugendwarte Anna Sause
Stephan Ellenberger
Schiedsrichterwart: Andreas Brand
Materialwarte: Kristin Bartsch
Wiebke Bartsch
1860 Verein wurde als Turnverein gegründet, seit 1922 führt der Verein die Turnabteilung
Turnen
1896 Gründung der Gesangsabteilung, die sich 1958 auflöste. Gesang
1906 Gründung der Frauenabteilung, die 1920 in der Turnabtei-lung aufging.
Frauenturnen
1906 Diese Abteilungsgründung war nie eine selbständige Abteilung sondern Teil der Turnabteilung
Schüler und Schülerinnen
1911 Abteilungsgründung Fechten
1911 Schwimmen Bildung einer Schwimmriege, die sich zur Schwimmab-teilung entwickelte.
1913 Einrichtung einer Spielabteilung, aus der sich die Hockey- und Handballabteilung entwickelten
Spielen
1919 Abteilungsgründung Hockey
1920 Gründung einer Fußballabteilung, die nach der „reinlichen Scheidung“ wieder geschlossen werden musste.
Fußball
1921 Abteilungsgründung Handball
1923 Abteilungsgründung Leichtathletik
1925 Gründung der Kegelabteilung, die sich 1991 auflöste. Kegeln
1937 Erneute Gründung einer Fußballabteilung. Diese schied 1993 aus dem Verein aus und ist jetzt als VfB 05 Mar-burg ein reiner Fußballverein
Fußball
1946 Abteilungsgründung Tischtennis
Namen - Zahlen—wissenswertes
Wenn sich jemand für das innere Gefüge des Vereins interessiert, wird er es begrü-
ßen, dafür einige konkrete Angaben zu bekommen. Zum Beispiel: Welche Sportar-
ten gibt / gab es im Verein? Seit wann/wie lange werden/wurden diese betrieben ?
Seite 62
2208
1847 1898 19862108
2244 2214 2248 2352 2414 2400
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
Mitgliederentwicklung2000-2010
* in 2001 wurde eine Karteibereinigung durchgeführt
Seite 63
Namen - Zahlen—wissenswertes
1960 Basketball Gründung der Basketballabteilung, 1995 Abtren-
nung der Bundesliga-Damenmannschaft
1960 Volleyball Gründung der Abteilung, die nach einer Unterbre-
chung von 1976-1985 wieder aktiv ist.
1982 Musik
Gründung der Abteilung
2008 Gesundheitssport Die seit 1979 bestehende Unterabteilung der Turn-
abteilung wurde verselbständigt.
2009 Badminton Die seit 1972 bestehende Unterabteilung der Turn-
abteilung wurde verselbständigt.
2011 Lacrosse Die seit 2009 bestehende Unterabteilung der Ho-
ckeyabteilung wurde verselbständigt.
Seite 64
Im Jubiläumsjahr hat der Verein insgesamt 2400 Mitglieder.
Davon sind 1146 weibliche und 1254 männliche Mitglieder.
183
470
224
1135
394
bis 6 Jahre 6-14 Jahre 15-18 Jahre 19-60 Jahre über 60 Jahre
AltersstrukturMitglieder
275
33 97 118 133 98 105 167 180362
81
683
174
Mitgliederin den Abteilungen
Mitglieder
Namen - Zahlen—wissenswertes
Vermeintliche Unstimmigkeiten ergeben sich durch Doppelmitgliedschaften
Seite 65
Abteilungen
Abteilungen
Badminton Kai Wagner
Die Geschichte der Badminton-Abteilung
im VfL Marburg beginnt mit der Initiative
von Rolf Hammer im Jahr 1972, einen
Spieltermin für Freunde des Federball-
sports im Turnergarten einzurichten. Zu
diesem Zeitpunkt denkt noch niemand
an die Einrichtung einer eigenen Abtei-
lung, die Badmintonspieler sind vielmehr
Mitglieder der Turnabteilung. Rasch
wächst die Gruppe an, bekommt insbe-
sondere Zulauf von den Freizeit-
Volleyballern im VfL. Im Jahr 1977 wer-
den Spieltermine in der Sporthalle der
Friedrich-Ebert-Schule eingerichtet, ab
1980 in der damals neu errichteten
Sporthalle der Martin-Luther-Schule, wo
ab 1983 jährliche Vereinsmeisterschaf-
ten ausgetragen werden.
Die Badmintongruppe schließt sich dann
1985 dem Hessischen Badmintonver-
band an, um in den Liga-Spielbetrieb
einzusteigen. Diese Aktivitäten führten,
wenn auch nur für eine Spielzeit, bis in
die Hessenliga. Der Verein hat dabei
eine Reihe auch überregional erfolgrei-
cher Spielerinnen und Spieler hervorge-
bracht. Nennenswert sind vor allem die
vielen Titel und hervorragenden Platzie-
rungen, die Petra Schiepe erreicht hat.
Die Teilnahme am Ligabetrieb war dann
Seite 66
Abteilungen
Seite 67
Abteilungen
ab dem Jahr 2000 eher sporadisch und
die auf über 200 Mitglieder angewachse-
ne Gruppe widmete sich überwiegend
dem Freizeit- und Breitensport.
Im Jahr 2007 begann ein Kreis von Akti-
ven mit Überlegungen zur Intensivierung
der Aktivitäten. Ziel sollte sein, einen
kontinuierlichen Spielbetrieb im Rahmen
des Hessischen Badmintonverbandes zu
etablieren, regelmäßige Trainingstermi-
ne entsprechend dem jeweiligen Niveau
der Spielerinnen und Spieler einzurich-
ten. Im Jahr 2008 wurde erstmals wieder
eine Mannschaft in der C-Liga gemeldet,
die dann auch direkt in die B-Liga auf-
steigen konnte.
Dies war dann die optimale Vorausset-
zung für die Gründung einer eigenen
Badmintonabteilung im Jahr 2009. In der
Saison 2009/2010 starten nunmehr drei
Mannschaften, die in C-, B- und in der
Bezirksklasse aktiv sind. Das Angebot
der Abteilung weitet sich nun auch aus
mit der Aufnahme von Aktivitäten mit
Bereich Speedminton, einer Sportart, die
am Tag des Sport im Oktober 2009 in
Kooperation mit der Stadt Marburg erst-
mals in der Marburger Öffentlichkeit vor-
geführt wurde. Regelmäßige überregio-
nale Turniere, Jugendtraining und ein
großes Angebot für Freizeitsportler run-
den das Bild ab. Der Mitgliederstand ist
auf fast 300 angewachsen - Tendenz
steigend!
Abteilungen
Seite 68
Basketball Erich Stauth
Ein Kurzportrait zu unserer Freizeitgruppe
Basketball: Die Gruppe ist der Überliefe-
rung nach von Eltern gegründet worden,
deren Kinder beim VfL Basketball spiel-
ten.
Der Zeitpunkt für die Entstehung der
Gruppe liegt wahrscheinlich in den
70er/80er Jahren des vergangenen Jahr-
hunderts. Basketball spielende Kinder
sind heute nicht mehr der Grund für die
wöchentlichen Treffen. Geblieben sind die
Freude am Basketballspiel und das Zu-
sammensein mit netten Menschen und
Freunden.
Derzeit gehören ca. 20 bis 25 Basketball-
freunde zur Gruppe. Die Mitglieder sind
überwiegend männlich aber zum festen
Kreis gehört auch eine weibliche Mitspie-
lerin.
Die Altersstruktur der Gruppe beginnt bei
Mitte 20 und geht bis über das 70. Le-
bensjahr hinaus.
Zum Spielen treffen sich die Mitglieder in
der Sporthalle der Kaufmännischen Schu-
len am Großsportfeld jeweils am Don-
nerstag in der Zeit von 19:00 Uhr bis
20:30 Uhr.
Abteilungen
Seite 69
Präsentation beim Sporttag 2010
im Universitätsstadion
Seite 70
Fechten Erich Heller
Die Fechtabteilung des VfL 1860 Mar-
burg, die 1911 gegründet wurde, hat
zur Zeit 100 aktive Mitglieder. Mit der
Einrichtung von acht mobilen und
zwei funkgesteuerten Fechtplanchen
finden die Fechter in der Sporthalle
der Emil-von-Behring-Schule zurzeit
Gelegenheit zur Ausübung ihres
Sports. Ein Fechtmeister, erfahrene
Fechttrainer und Übungsleiter stehen
für ein ausgewogenes, ambitioniertes
Training in den Waffengattungen Flo-
rett und Degen zur Verfügung.
Nicht nur durch systematische Nach-
wuchsförderung, sondern auch durch
rege Teilnahme der Senioren an Wett-
kämpfen, konnten in den vergange-
nen 5 Jahren 40 Medaillen gewonnen
werden. Perspektivisch gesehen ha-
ben Marburger Fechter durch gezielte
Unterstützung und Engagement auch
die Chance, sich bei Deutschen Meis-
Abteilungen
Seite 71
terschaften ins vordere Mittelfeld vorzu-
kämpfen, was ein 29. Platz (2009) und
ein 42. Platz (2009) gezeigt haben. An-
fang 2009 fand der traditionelle Prof.-
Duffy-Memorial-Degen-Cup in Dublin
(Irland) statt, an dem zwei Mannschaften
des VfL Marburg erfolgreich teilnahmen.
Für die Gemeinschaft im Verein und für
spezielles Training organisiert die Fecht-
abteilung jährlich ein Sommertrainingsla-
ger.
Abteilungen
Der Fechtnachwuchs
Seite 72
Seit 1979 wird im VfL 1860 Marburg re-
gelmäßig Gesundheitssport, vor allem
Herzsport, angeboten. Seit 1986 findet
im Verein Spiel und Sport nach Krebs für
Frauen statt. 2004 kam der Lungensport
dazu. Damit entsprechen wir im Verein
der Nachfrage nach Rehasport, der in
den letzen 30 Jahren stetig gewachsen
ist.
Nachdem unsere Angebot anfangs von
der Turnabteilung organisiert wurden,
wurde in 2008 dann die Abteilung Ge-
sundheitssport gegründet, um weitere
Angebote machen zu können und um die
Verwaltungsaufgaben zu bündeln.
Heute werden Herzsport, Sport in der
Krebsnachsorge, Lungensport, Gefäß-
sport und Sport bei Osteoporose dauer-
haft und regelmäßig im VfL Marburg
durchgeführt. Die Abteilung hat etwa 130
Mitglieder und wird von Frau Dr. Damm
geleitet. Stellvertreterinnen sind Kay Ina
Köhler, Lungensport, Kirsten Hauer,
Herzsport, Valeria Opitz-Eschenbach,
Herzsport, Dagmar Hampe, Herzsport.
Frau Ursula Hellmann leitet die Finan-
zen.
In 2008 erhielten alle unsere Reha-
Sportgruppen das Prädikat „Anerkannt
und zertifiziert“ zuerkannt. Diese Art von
Sport als Rehabilitation in Gruppen un-
terscheidet sich von einem traditionellen
Sportangebot im Verein. Es ist ein Ange-
Abteilungen
Sommerfest
Gesundheitssport Friederike Damm
Seite 73
bot für nur eine Zielgruppe und wird wie
jede Form von Rehasport individuell auf
die Teilnehmer abgestimmt . Die
Rehagruppen können ärztliche Verord-
nungen entgegennehmen und mit den
gesetzlichen Krankenkassen nach § 44 ,
Abs. 3 des SGB IX abrechnen.
(Ausgenommen der Osteoporosesport)
Herzsport ist ein Reha-Sportangebot,
das heute selbstverständlich jedem
Herzpatienten offen steht und regelmä-
ßig ärztlich verordnet wird. Jede Sport-
stunde wird ärztlich betreut. Ausdauer-
sport, Gymnastik und Spiel werden in
den Sportstunden angeboten und indivi-
duell dosiert. Herzsport ist das
„Medikament“ zur Verbesserung der
Leistung und für mehr Lebensqualität.
Es bleibt Zeit für Gespräche und Spaß in
der Stunde, Feste und Veranstaltungen
ergänzen das Jahresprogramm. Im VfL
werden wöchentlich 3 Herzgruppen in
der Marburger Friedrich-Ebert -Schule
angeboten. Teilnehmer können jederzeit
aufgenommen werden.
Bei Spiel und Sport in der Krebsnach-
sorge treffen sich von Krebs betroffe-
ne Frauen unterschiedlichen Alters zum
fröhlichen Sporttreiben. Diese 1987 ge-
gründete Gruppe war die erste in Hes-
sen und besteht ohne Unterbrechung bis
heute. Die Übungsleiterin wurde dafür
mit dem Lu-Röder Preis des Lan-
dessportbundes Hessen ausgezeichnet.
Es sind etwa 30 Frauen, die sich in der
Turnhalle der Elisabeth-Schule regelmä-
ßig treffen. Neue Teilnehmerinnen kom-
men mit ärztlicher Verordnung für Reha -
Sport und bleiben dann im Verein. Eine
Teilnahme ist jederzeit möglich, Übungs-
leiterinnen sind Ute Fibich und Valeria
Opitz-Eschenbach.
Seit 2008 wird Gefäßsport / Venen-
sport im VfL Marburg angeboten.
Krampfadern, schwere Beine oder auch
die „Schaufensterkrankheit“ PAVK sind
chronische Leiden, für die der Gefäß-
sport Hilfe anbietet. Gymnastik und an-
dere Bewegungsangebote fördern die
natürliche Muskelpumpe der Beine und
verbessern den Transport des Blutes in
den Adern. Wir im VfL Marburg sind
stolz darauf, eine solche Sportgruppe
anbieten zu können. Es ist das erste
Angebot „Venensport/Beingefäß-
Erkrankungen“ in Marburg und darüber
hinaus in Hessen. Die Sportstunden
finden in der kleinen Turnhalle der kauf.
Schulen am Großsportfeld statt. Eine
Teilnahme ist jederzeit möglich.
Abteilungen
Ohne Übungsleiterinnen geht nichts
Die erste Marburger Lungensportgruppe
wurde 2004 von zwei Betroffenen zu-
sammen mit der Pomologie der Univ.
Klinik Marburg gegründet. Seit Sommer
2008 besteht eine zweite Gruppe mit
COPD- und Lungenemphysem-
Patienten, die auf eine dauerhafte
Sauerstofftherapie angewiesen sind. Die
Teilnehmer erlernen Atemtechniken und
Erleichterungsstellungen bei Atemnot,
um im Alltag weniger von ihrer Erkran-
kung eingeschränkt zu sein. Hinzu
kommt das sichere Gefühl, im Notfall
innerhalb der Gruppe medizinisch ver-
sorgt zu sein, so dass diese Art Sport
wie ein gut dosiertes Medikament wirkt.
Der Lungenfacharzt Prof. Ulrich Köhler
ist für die medizinische Betreuung der
Teilnehmer verantwortlich. Lungensport
ist kein Leistungssport, ja nicht einmal
das, was man unter Breitensport ver-
steht.
Patienten mit Asthma bronchiale, aber
vor allem solche mit COPD (=chronisch
obstruktive Bronchitis mit oder ohne Lun-
genemphysem), benötigen eine ganz
spezielle Sport- und Bewegungstherapie,
die sich ihrer Leistungsfähigkeit und Be-
lastbarkeit anpasst, die nicht überfordert,
sondern ermutigt weiterzumachen, die
eine verbesserte Belastbarkeit und eine
spürbare Ausdauer erleben lässt, die das
Gemeinschaftsgefühl in der Gruppe för-
dert und die obendrein noch Spaß
macht.
Eine Aufnahme in einer Lungensport-
gruppe erfolgt nur mit ärztlicher Verord-
nung von einem Arzt/ Lungenfacharzt.
Alle Mitglieder der Lungensportgruppe
sind Mitglieder des VfL Marburg. Die
Sportstunden finden in dem Turnsaal der
Physiotherapie-Abteilung des Universi-
täts-Klinikums, Baldinger Straße, Mar-
burg, statt. Im Herbst 2009 bestand die
erste Marburger Lungensportgruppe 5
Jahre. Wir haben dieses Ereignis öffent-
lich gefeiert.
Sport bei Osteoporose Das Sportangebot ist für Teilnehmer und
Teilnehmerinnen ohne klinische Zeichen
von Osteoporose konzipiert, es ist je-
doch geeignet bei bekannter Minderung
der Knochenmasse. Ein vielseitiges Trai-
ningsprogramm wird geboten, das
schwerpunktmäßig auf die Erhaltung und
Verbesserung der Muskelkraft abzielt
sowie Übungen zur Koordination und
Flexibilität enthält.
Das Training wird dem Leistungsstand
und den gesundheitlichen Voraussetzun-
gen der Teilnehmer individuell ange-
passt.
Seite 74
Abteilungen
Friedhelm Stadtmüller bedankt sich bei Kai
Ina Köhler für ihr Engagement
Seite 75
Abteilungen
Venensportgruppe
Dr. Friederike Damm
Dr. Gerd Eisel und Friedhelm Stadtmüller
Seite 76
Handball Walter Otto und Joachim Vollbracht
Das Handballspiel in seiner ursprüngli-
chen Form entstand 1920 in Berlin. Die
Schöpfer dieses Sportspiels verknüpften
verschiedene Elemente alter Turnspiele
miteinander, der Schusskreis wurde vom
Hockey übernommen.
Das zunächst für Frauen gedachte Ball-
spiel sollte als Pendant zum Fußballspiel
der Männer gelten. Da die wenigen Turn-
hallen nach dem Ersten Weltkrieg als
Lazarette dienten oder als Lagerräume
belegt waren, sollte das Spiel daher im
Freien gespielt werden können. Die Ma-
ße des Spielfeldes wurden kurzerhand
vom Fußball übernommen. Die Turnerin-
nen und Turner im gesamten Land wa-
ren neugierig, was es mit diesem neuen
Sportspiel auf sich hatte.
Schon im Frühjahr 1921 wurde in Mar-
burg eine Frauenmannschaft gebildet.
Auch im Frühjahr 1921 fingen Männer
der beiden Turnvereine TG 1885 und
TSV 1860 an, sich mit dem neuen Sport-
spiel vertraut zu machen.
Der neue Ballsport hatte jedoch zu-
nächst mit Widrigkeiten zu kämpfen:
das Sportspiel wurde zunächst nur in
Turnvereinen gespielt, in denen jedoch
das Fußballspiel verpönt war und beina-
he als subversiv galt. Das Handballspiel
wurde wohl von den Vereinsoberen nicht
anders angesehen.
So musste bei den Vorständen der Turn-
vereine viel Überzeugungsarbeit geleis-
tet werden, damit Handball als Feldhand-
ball auf dem Fußballplatz gespielt wer-
den konnte. So wurde bisweilen die Er-
laubnis zum Handballspielen vom Be-
such der Turnstunden an Reck und Bar-
ren abhängig gemacht. Ab 1928, so ver-
merkt der Chronist Walter Bernsdorff
dann weiter, gab es einen regelrechten
Boom für den Handball. So gab es Ende
der zwanziger Jahre eine ganze Reihe
von Handballmannschaften: In Cappel,
Cölbe und Goßfelden sowie in Roth. In
Marburg spielten die TG 1885 und die
ATV, eine akademische Turnverbindung.
So zählt Bernsdorff Anfang der dreißiger
Jahre 30 Mannschaften im Landkreis.
Jugendarbeit gab es damals nur sehr
sporadisch: nur 4 Vereine hatten eine
eigene Jugendmannschaft.
Mit dem jungen Feldhandballspiel war
man meist auf die Gunst anderer ange-
wiesen, neben der Zustimmung der Vor-
stände der Turnvereine auch auf die
Abteilungen
Vom Feldhandball zum Hallenhandball - Die Entwicklung des Handballspiels in Marburg -
Fußballvereine, deren Platz man bespie-
len wollte. In Marburg wurde auf einer
Wiese im Afföller gespielt, ungefähr dort,
wo sich heute ein Spielwarengroßhandel
befindet. Eine Umkleidekabine gab es
nicht, auch fehlte eine Möglichkeit zum
Duschen am Platz.
Der Boom der späten zwanziger Jahre
fand zum Beginn des Nationalsozialismus
sein Ende. Die Einführung des Reichsar-
beitsdienstes und der allgemeinen Wehr-
pflicht nahmen den Turnvereinen dann
nach und nach die Spieler. Die Marbur-
ger waren in der glücklichen Lage, ihre
Reihen mit Studenten auffüllen zu kön-
nen. Dann kam der furchtbare zweite
Weltkrieg, der mit forschreitender Härte,
Grausamkeit und Intensität Rundenspiele
und überhaupt geregelte Sportveranstal-
tungen ab Herbst 1944 unmöglich mach-
te.
Die amerikanischen Besatzungstruppen,
die ab März 1945 in Marburg stationiert
waren, ließen zunächst keine Veranstal-
tungen jeglicher Art zu, erinnert sich der
damals 15-jährige Walter Otto, der erst im
August des Jahres aus dem Krieg heim-
kehrte.
Im Jahr 1946, so erinnert sich Walter
Otto weiter, wurde durch Dr. Otto Hane-
butt, einem Sportlehrer der Marburger
Universität, das Sportspiel in Marburg
wieder reaktiviert. Auch hier blieben bei
der Fülle der Mannschaften rund um Mar-
burg die Vereine immer auf Studenten
angewiesen.
Nach dem Krieg setzte allgemein ein neu-
er Boom im Handball ein. Es entstanden
-kriegsbedingt – viele Frauenmannschaf-
ten, auch in den kleineren Orten. Immer-
hin bekam man im Jahr 1957 einen
Sportplatz am Bückingdamm zugewie-
sen, auf dem Handball und Hockey ge-
meinsam trainieren und spielen konnten,
da der Hauptplatz an der Gisselberger
Straße, dem heutigen Fußballplatz, stark
überbelegt war.
In den fünfziger Jahren kam auch die
Idee auf, Handballspiele in der Halle aus-
zutragen, wo Wind und Wetter den sport-
lichen Ambitionen der Spieler nichts an-
haben konnten. Die ersten Hallenhand-
ballspiele in Marburg – damals in Turnier-
form – wurde 1954 durchgeführt. Der VfL
wurde Kreismeister. Gespielt wurde in
der Schützenhalle am Ortenberg, eigent-
lich einer Reithalle, die mit Bretterbohlen
ausgelegt war. Im Hallenturnier 1957
Seite 77
Abteilungen
Seite 78
wurde dann schon in der Halle der Tan-
nenbergkaserne gespielt. Auch hier sieg-
te der VfL mit 10:0 Punkten.
In der Mitte der sechziger Jahre wurden
in allen größeren Orten - verbunden mit
den Schulreformen - vermehrt Sporthal-
len gebaut, so dass das Handballspiel –
neben weiteren Feldhandballrunden –
sich in der Halle zu seiner heutigen
Form mit 6 Feldspielern und einem Tor-
hüter entwickelte. Parallel gab es zu-
nächst weiterhin auch Feldhandballspie-
le, die jedoch ab den siebziger Jahren
nur noch aus nostalgischen Gründen in
Turnierform ausgetragen wurden: Das
Handballspiel hatte sich zum Hallensport
entwickelt. Die Zahl der Vereine, in de-
nen Handball gespielt wurde, ging seit-
dem im Kreis kontinuierlich zurück. Dies
ist allerdings nicht als Abgesang des
Handballspiels zu verstehen, sondern
eher so, dass jetzt die aktiv spielenden
Vereine zumeist mehrere Mannschaften
hatten und auch eine gezieltere Förde-
rung der Jugend leisteten.
1993 war ein schwarzes Jahr für den
Handballsport in der Kernstadt Marburg.
Die Abteilung des VfL stand vor dem
Aus. In dieser Zeit war es dem damali-
gen Abteilungsleiter Walter Bernsdorff zu
verdanken, dass beim VfL weiter Hand-
ball gespielt wurde: mit unnachgiebigem
Eifer buhlte er um jeden einzelnen Spie-
ler und ließ das Handballschiff trotz stür-
mischer See nicht untergehen. Der
Spielbetrieb konnte aufrecht erhalten
werden.
Das Schiff wurde wieder so flott ge-
macht, dass wir im darauffolgenden Jahr
(1994) mit zwei Seniorenmannschaften
und einer weiblichen C-Jugend nach
Weimar fahren konnten, um ein Rück-
spielversprechen einzulösen, das 1961
der Betriebssportgruppe Empor Weimar
in der damaligen SBZ gegeben wurde
und durch den Bau der Berliner Mauer
und die Schließung der innerdeutschen
Grenze nicht mehr eingelöst werden
konnte. Tot geglaubte leben länger, und
so konnten wir im Jahr 1996 75 Jahre
Handball in Marburg mit einem Festakt
im Marburger Rathaus und einem ge-
mischten Turnier ehemaliger Spieler
feiern. Außerdem wurde im gleichen
Jahr unter organisatorischer Mitarbeit
der Handballabteilung des VfL ein Län-
derspiel zwischen Deutschland und
Ägypten in der kaufmännischen Halle
ausgetragen.
Ende der neunziger Jahre gab es in Mar-
burg und näherer Umgebung noch drei
Vereine, die Handball spielen, nachdem
der SV Blau-Gelb Marburg seine beiden
Seniorenmannschaften zurückgezogen
hat: der VfL, der TSV Cappel und der TV
Cölbe.
Da letztlich keiner der Vereine ausrei-
chend und kontinuierlich Jugendarbeit
machen konnte und die Senioren sich
dauerhaft keine Aufstiegschancen aus-
rechnen konnten, gingen die drei Verei-
ne im Jahr 2000 eine Spielgemeinschaft
ein.
Diese „Millenniumsverbindung“ sollte
sich sportlich auch gleich auszahlen:
im Pokalfight gegen die vier Klassen
höhere Regionalligamannschaft von
Wallau-Massenheim im Jahr 2001 muss-
ten sich unsere adrenalingedopten Män-
ner erst am Ende der 2. Verlängerung
mit einem Tor geschlagen geben.
Nach dem Ausscheiden des TV Cölbe im
Jahr 2005 existiert die Spielgemeinschaft
mit den beiden verbliebenen Mannschaf-
Abteilungen
Abteilungen
Seite 79
ten weiter und nennt sich seit 2009 auch
HSG Marburg-Cappel. Spielgemein-
schaften sind auch der Trend im seit
jeher starken Bezirk Giessen, dem wir
auch seit Ende der neunziger Jahre an-
gehören. Der Spielkreis Marburg-
Biedenkopf wurde organisatorisch aufge-
löst und in den Bezirk Giessen integriert.
Dies bedeutet zumeist auch weitere
Fahrten zu den gegnerischen Mann-
schaften auch in den unteren Spielklas-
sen, die schon mal 50 bis 60 km reine
Fahrtstrecke einnehmen können.
Das Handballspiel, wie es heute exis-
tiert, ist schneller und taktisch ausgeklü-
gelter als es früher war. Mit dem Feld-
handball von 1921 hat es nicht mehr viel
gemein. Dazu gab es erhebliche Rege-
länderungen, die das Sportspiel interes-
santer und ansprechender machen soll-
ten. Eine wesentliche Änderung im Re-
gelwerk war in den achtziger Jahren das
Verbot des Klammerns, das seitdem
„progressiv“ bestraft wird.
In Details und Feinheiten ist auch das
heutige Hallensportspiel immer noch im
Wandel begriffen. Dies ist durch die er-
höhte Dynamik als Kontaktsport auch
notwendig, um Verletzungen zu minimie-
ren. Seit dem Weltmeistertitel der deut-
schen Mannschaft im eigenen Land im
Januar 2007 ist Handball noch häufiger
im Fernsehen präsent.
So ist für uns der Erhalt des Handball-
sports in der Stadt Marburg auf Bezirks-
ebene im allgemeinen nach wie vor ein
wichtiges Ziel unserer Arbeit, verbunden
mit der Vision, auch einmal in die Region
der höheren Klassen vorzudringen.
Auch für die Jugendarbeit der beiden
Vereine wie Cappel und den VfL 1860
Marburg hat die telegene Präsenz eine
gewisse Bedeutung, da natürlich die
Kinder und Jugendliche ihren Idolen im
Fernsehen nacheifern wollen und eine
Sportart wählen, die „in“ ist.
So bleibt es für uns ein weiteres vorran-
giges Ziel, die Kinder und Jugendlichen
an ein interessantes und komplexes
Sportspiel heranzuführen, dem sie über
die Adoleszenz hinaus verbunden blei-
ben. Diese Motivation hat auch gesell-
schaftspolitischen Charakter: Gerade im
Mannschaftssport können Jugendliche
Teamgeist, Miteinander und Fairness
einüben, die sie für ihr späteres Leben
übernehmen und hoffentlich auch an-
wenden.
Die Handballspielgemeinschaft Marburg-
Cappel zu erhalten, erfordert sehr viel
Mitarbeit verschiedener engagierter
Menschen: Übungsleiter, Jugendtrainer,
Schiedsrichter und Sekretäre/ Zeitneh-
mer sowie die Kassenführung und nicht
zuletzt die Abteilungsleitungen arbeiten
daran mit und verdienen unser Lob und
unsere Anerkennung.
Hockey Jaap Zeilinga
Seite 80
Auf Anregung von Turnlehrer Hermann
Fischer wurde in 1918 im damaligen
Turnverein 1860 in der Spielabteilung
das Hockeyspiel eingeführt, nachdem
der Verein einige Hockeyschläger an-
geschafft hatte. Daraus wurde schon im
Jahr 1919 eine Hockeyabteilung. Diese
richtete ihr Spielangebot nicht nur an die
Marburger Jugend, sondern auch an die
Hockey spielenden Studenten, be-
sonders aus den Hockeyhochburgen
Hannover, Berlin und dem Rheinland.
Die unvergesslichen Sportlernamen in
dieser Zeit sind Fritz Holzhauer, Hans
und Else Friebertshäuser, Robert Maar,
Dr. Elborg, Walter Kipp, Henner Lucy,
Gertrud Mannskopf und die Gebrüder
Peter.
Für die Entwicklung der Abteilung und
die Verbreitung des Spiels gab es von
Anfang an zwei große Probleme: für die
Austragung der Wettspiele waren immer
große Wege zurückzulegen, für Hin- und
Rückfahrt waren und sind es immer bei
200 km in den Raum Frankfurt, nach
Limburg oder Kassel. Dennoch waren
die ständigen Bemühungen nicht ohne
Erfolg, und nach der Fusion der beiden
Vereine TSV 1860/85 und VfB 05 zum
VfL kamen auch die Hockeyspieler des
ehemaligen VfB 05 hinzu, was zu einem
Aufschwung führte.
Das zweite Problem bestand darin, dass
man keinen spielgerechten Platz für
Hockey hatte. Erst als im Jahre 1968
Jaap Zeilinga die Leitung der Abteilung
Abteilungen
Seite 81
übernahm, setzte eine Bewegung zum
Positiven ein. In 1971 konnte im Stadi-
ongelände an der Leopold Lucas-Straße
ein Hockeyplatz bezogen werden, und
neben diesem Platz baute sich in 1984
die Abteilung in Fertigbauweise aus Holz
ein sehr feines Hockeyheim. In 1993
startete Liesel Zeilinga mit Unterstützung
der litauischen Nationalspielerin Violetta
Smirnova das Programm “Schule und
Verein” für das Hockeyspiel an den Mar-
burger Grundschulen. Daraufhin wuchs
und wuchs die Abteilung. Die Zahl der
Mitglieder stieg von 60 in 1971 auf 180
in 2009. Auch die Leistungen wurden
besser. Die B-Mädchen wurden 1999
sowohl in der Halle wie auf dem Feld
Hessenmeister, Dreizehn Pokalmeister-
schaften wurden seither im Jugend-
bereich errungen. Die Herren stiegen in
die Hallen-Regionalliga auf, aber immer
wieder gingen im Feldhockey Auswärts-
spiele verloren, weil dort auf Kunstrasen
gespielt wurde, den wir nicht hatten. Die
intensiven Gespräche mit der Stadt Mar-
burg zogen sich über 10 Jahre hin, aber
im Jahr des großen Vereinsjubiläums
haben wir nun endlich einen schönen
Kunstrasenplatz, der unsere weitere
positive Entwicklung beför-
dern wird. Mit diesem Kun-
strasenplatz wird Marburg
auch für die auswärtigen
‘Hockey-Studenten’ attraktiv
für ein Engagement im VfL,
die sonst lieber an Wochen-
enden nach Hause fuhren
als hier auf Naturrasen zu
spielen. Die Abteilung plant
jetzt den Aufbau eines E-
Kaders für Jungen und
Mädchen. Das sollte mit
den vorhandenen 12 lizenzierten Train-
erinnen und Trainern auch gelingen und
damit der Abteilung eine gute Zukunft
sichern.
Schließlich weise ich sehr gern auf inten-
sive und in die Zukunft gerichtete
Gespräche mit einigen Lacrosse-
Spielern hin. Hier kündigt sich eine Er-
folg versprechende Kooperation an.
Dafür sprechen nicht nur die sehr
freundschaftlichen Gespräche, sondern
auch die problemlose gemeinsame
Nutzung des Kunstrasenplatzes.
Nach Aufzeichnungen des im
Januar 2010 verstorbenen
Abteilungsleiters Jaap Zeilinga
Abteilungen
Seite 82
Lacrosse ist eine der ältesten und traditi-
onsreichsten Sportarten der Welt: „the
fastest game on two feet!" Lacrosse
stammt ursprünglich vom nordamerikani-
schen Kontinent, wo es zunächst von
den Ureinwohnern zum Spaß, aber auch
zur Vorbereitung auf einen bevorstehen-
den Krieg gespielt wurde. Nicht umsonst
wurde es auch Baggataway (kleiner Bru-
der des Krieges) genannt. Lacrosse brei-
tete sich im Laufe der Jahre zunächst in
Nordamerika weiter aus, vor allem in
Canada und im Nordosten der USA, den
New England States. Befallen von der
Lacrosse-Sucht wurden auch Großbri-
tannien, Australien, Japan und der Rest
Europas. 1993 wurde in Deutschland der
erste Lacrosse Verein in Berlin ge-
gründet. Lacrosse weitete sich in den
vergangenen Jahren rasant aus, so dass
es 2002 zur Bildung eines reinen
Ligaspielbetriebs und zur Gründung di-
verser neuer Vereine kam.
Gespielt wird auf einem Spielfeld mit
ähnlicher Größe eines Fussballfeldes,
wobei die Tore (etwa 1,86 Meter x 1,86
Meter groß) wie beim Eishockey etwas in
das Feld eingerückt sind. Bei den Da-
men spielen elf Feldspielerinnen plus
Torwart, bei den Herren neun Feldspieler
plus Torwart gegeneinander. Das Runde
muss ins Eckige und derjenige gewinnt,
der die meisten Tore geschossen hat.
Dazu braucht man einen Lacrosseschlä-
ger, einen sogenannten Stick, mit dem
man den Ball aufheben, tragen und wer-
fen kann. Unterschiede zwischen dem
Damen- und Herrenspiel gibt es vor al-
lem im Bereich des Regelwerks und der
Ausrüstung. Während die Damen ledig-
lich mit Stick und Mundschutz auskom-
men, bedarf es bei den Herren einer
kompletten Schutzausrüstung mit Helm,
Schulter- und Armpolstern sowie Hand-
Abteilungen
Lacrosse Christian Theis
Seite 83
schuhen, da man ähnlich wie beim Eis-
hockey Body Checks und Schläge aus-
teilen und einstecken darf. Das Ganze
ist natürlich durch strikte Regeln einge-
schränkt und Vergehen werden mit Zeit-
strafen geahndet. Im Grunde kann man
Lacrosse in wenigen Worten zusammen-
fassen: Ein extrem schneller und rasan-
ter Sport, der einfach viel Spass macht.
Vor allem die bei den Turnieren obligato-
rischen Parties. In Marburg begann der
Lacrossesport mit der Gründung einer
Unisportgruppe im Jahr 2003. Als im
Jahre 2004 zahlreiche Neuzugänge zu
verzeichnen waren, bot sich zum ersten
Mal die Möglichkeit, eine Herrenmann-
schaft ins Leben zu rufen. Nachdem nun
auch viele Spieler über Ausrüstung ver-
fügten folgte seither das Training ge-
trennt und auf den Aufbau einer Wett-
kampfmannschaft ausgerichtet. Um noch
mehr Spieler zu gewinnen, wurden im
Jahre 2004 die Aktivitäten beim Unisport
in Marburg wieder aufgenommen und
etablierten sich seither erfolgreich. Um
jedoch richtig am Wettkampfbetrieb teil-
nehmen zu können, bedurfte es dem
Wechsel in einen Verein. Im November
2004 gründete man daher eine Vereins-
abteilung im Rahmen des American
Football Vereins Marburg. Die „Marburg
Saints" waren geboren. Die Mercenaries
ermöglichten den Lacrossespielern den
Schritt in den Wettkampfbetrieb. Es folg-
ten im Winter 2004 die ersten Turnierteil-
nahmen, zunächst vor allem an Hallen-
turnieren, bevor die Saints in der Saison
2005/06 erstmalig am regelmäßigen
Spielbetrieb der damaligen WDLL
(Westdeutsche Lacrosse Liga, nunmehr
Bundesliga West) an den Start gingen.
Und wie! Die Saints sorgten mit zwei
Siegen beim
Saison-
Eröffnungstur-
nier gegen Düs-
seldorf und
Münster für
Furore und wa-
ren nach dem l.
Spieltag sogar
Tabellenführer.
Seither spielten
die Saints in die
WDLL beziehungsweise Bundesliga
West und behaupten sich im Mittelfeld
der Liga, waren jedoch sehr schwan-
kungsanfällig aufgrund der geringen
Spieleranzahl. Um diesen Negativfaktor
abzustellen und die Weichen auf Wachs-
tum und weitere Expansion zu stellen,
entschied man sich im Jahr 2008 Ge-
spräche mit dem VfL 1860 Marburg hin-
sichtlich eines Vereinswechsels aufzu-
nehmen. So wurden die Saints zum 1.
Januar 2009 offizielle Unterabteilung der
Hockeyabteilung des VfL 1860 Marburg
und können nun neben dem Hockey-
sowie dem VfL-Clubhaus auch vor allem
die Trainingsplätze im Gaßmann-Areal
vermehrt nutzen.
Seit September 2009 haben die Saints
nach der Fertigstellung des Hockey-
kunstrasens schließlich ihre erste feste
Heimspielstätte.
Abteilungen
Seite 84
Mit Turnvater Jahn begann die Leichtath-
letik hierzulande, denn die ersten Turner
betrieben auch Laufen, Springen, Wer-
fen -- alles zunächst auf der grünen Wie-
se. Berühmt wurden die Bergfeste inmit-
ten der Natur, wie etwa auf dem Feld-
berg im Taunus, wo man im Zelt
übernachtete. Bis in die heutige Zeit hat
sich in unserer Region das Bergfest auf
dem Dreimärker erhalten. Waldlaufmeis-
terschaften, nun Crosslauf genannt, wer-
den immer noch durchgeführt: Alle Wet-
terlagen kann man dabei erleben.
Erst 1923 wurde in Marburg ein Universi-
täts-Stadion gebaut - mit Aschenbahnen,
in denen sich jeder selbst seine Startlö-
cher graben durfte. Und beim Hoch-
sprung, beliebter Sprungstil war damals
der "Wälzer", fiel man auf der anderen
Seite nicht etwa auf eine weiche Matte,
sondern in eine Sandgrube. Die damali-
ge Regel besagte übrigens, dass der
Sprung gültig sei, wenn die Latte erst
fiel, nachdem der Springer die Grube
verlassen hatte: Eile war also angesagt.
- Tartanbahnen gab es erst ab 1990 im
1967 erbauten Georg-Gaßmann-
Stadion.
Winters hatte der VfL ab 1904 bis zum
Verkauf 1978 die Halle im vereinseige-
nen "Turnergarten" zur Verfügung. Zu
Beginn oder zum Abschluss des Trai-
nings kam dort ein erfrischender Lauf die
steile Lutherstraße hinauf in Frage. Spä-
ter wurde auch die Turnhalle des Insti-
tuts für Leibesübungen benutzt und mit
dem Neubau weiterer Hallen im Stadtge-
biet wurde der Bedarf, mittlerweile gab
es zahlreiche weitere Sportarten, knapp
gedeckt.
Bei der gegenwärtigen Diskussion über
weitere Hallen in Marburg wird leider
eine moderne Leichtathletik-Halle, wie
sie schon 1983 in Stadtallendorf errichtet
wurde, nicht diskutiert. Die Leichtathletik
im dortigen Raum hat sich seitdem stür-
misch entwickelt! Für uns ist diese Halle,
außer für gelegentliche Trainings, zu
weit entfernt. Immerhin führten wir aber
dort von 1983 bis 1991 (bis 1989 zusam-
men mit dem TV Cölbe) jährliche Hallen-
meetings durch, ab dem zweiten Mal
schon zweitägig, mit jeweils ca. 400 Teil-
nehmern/Tag. 1990, nach dem Fall der
Mauer, hatten wir dort die Leichtathleten
aus Marburgs Partnerstadt Eisenach zu
Gast.
Eine Sportveranstaltung mit langjähriger
Tradition war der Marburger Stadt-
Staffellauf: erste Durchführung 1919,
letzte 1988. Start war am Hauptbahnhof,
die Strecke des Hauptlaufs ging ur-
sprünglich bis zur heutigen Gutenberg-
straße, später bis zum Stadion. Jede
Staffel hatte zehn Läufer. Ab 1935 durf-
ten auch Frauen mitlaufen! Maximale
Felder gab es in den 1970er Jahren mit
über 80 Mannschaften, eingeteilt in ver-
schiedene Klassen. Der VfL war als Sie-
ger des Hauptlaufs abonniert - bis 1971.
Beim letzten Lauf 1988 waren wir mit
immerhin 13 Mannschaften beteiligt. -
Das Ende für die Veranstaltungsreihe
kam zu einer Zeit, als wohl nicht mehr
alle Leute sonntags so früh aufstehen
wollten. Eine eigene Leichtathletik-
Abteilung im VfL wurde zuerst 1937 aus-
gewiesen. Nach dem letzten Krieg, als
Abteilungen
Leichtathletik Helmut Freundenstein
Seite 85
die amerikanische Militärregierung
schließlich das Vereinsleben -mehr als 5
Personen durften nun wieder zusam-
menkommen - genehmigt hatte, war ab
1946 auch die VfL-Leichtathletik wieder
aktiv. (Die Fechter, wegen des Führens
gefährlicher Waffen, mussten noch war-
ten.) Die relativ kleine Leichtathletik-
Abteilung brachte gute Sportler hervor.
Aber, ebenso wie später, verließen die
Besten den Verein und schlossen sich
Großvereinen an. Die Grenzen zum Pro-
fisport deuteten sich damit schon an.
Gravierender in unserem Amateurbe-
reich war der Einfluss allgemeiner ge-
sellschaftlicher Entwicklungen. Ging es
vor der Währungsreform 1949 noch ums
Überleben, die Leute hingen damals in
ihren Anzügen, so kam dann das Wirt-
schaftswunder mit der "Fresswelle", da-
nach steigende Reizüberflutungen durch
den zunehmenden Einfluss der Medien,
und - die "Gesundheitswelle". Letztere
bescherte vor allem den entsprechenden
Studios Zulauf, wo man an modernen
Maschinen trainieren konnte und zudem
ungebunden war. Typische Vertreter
einer neuen Generation sind nun diejeni-
gen, die mit Knöpfen im Ohr herum lau-
fen und sich so von der Mitwelt abschir-
men. Auf der Gesundheitswelle
schwamm aber auch die aufkommende
Bewegung der Volksläufe, in die der VfL
und seine Abteilungen schon 1972 an-
lässlich des Hessentages mit dem 1.
Marburger Volkslauf einstieg und ihn bis
1993 (ab 1978 im Ortsteil Wehrda)
durchführte. Die anfänglichen Zahlen
von über 500 Teilnehmern sanken aber
im Lauf der Zeit, parallel zum schließlich
Teilnehmer der VfL-Leichtathletik am Stadt-Staffellauf 1968, und drei Abteilungsleiter: Wilhelm Schmitt (1953-
66) zweiter v. li., Dr. Hans Schweinsberg (1967-1975) vierter v. li. (stehend), Dr. Helmut Freudenstein (1977-
2002) ganz re.
Abteilungen
Seite 86
flächendeckenden Angebot an Volksläu-
fen, bis auf fast 200. - Die Leichtathletik-
Abteilung bot außerdem 1984 - 1994
einen Volkslauf auf einer leichteren Stre-
cke im Stadtwald an, der jeweils über
100 Läufer anzog. - Ebene Strecken und
Starts am Nachmittag bzw. Abend wur-
den nun bevorzugt.
Bemerkenswert ist aber, und wohl den
vorher verzehrten Weihnachtsgänsen
geschuldet, die starke Beteiligung bei
den - nicht gerade vom Wetter begüns-
tigten -Silvesterläufen im heimischen
Raum.
Natürlich ist Marburg gegenüber der
Vorkriegszeit erheblich gewachsen und
hat dementsprechend mehr Potential.
Jedoch entwickelten sich dabei auch
andere Vereine und die Zeiten wie etwa
1987, wo wir allein 49 Kreismeister-Titel
gewannen, sind vorbei. Die Größe unse-
rer Leichtathletik-Abteilung schwankte
unter verschiedenen Einflüssen von
1946 bis jetzt zwischen etwa 80 und 200
Mitgliedern. Ein gravierender Einbruch
war 1969 der Übertritt der meisten Akti-
ven zu einem anderen Verein. Anderer-
seits schlossen sich uns 2003 die Leicht-
athleten des TV Cölbe an.
Dass manches Trainingslager, so z. B.
am Edersee, veranstaltet wurde, und
sich althergebrachte Trainingsmethoden
änderten, sollte erwähnt werden. So
wurden etwa beim Aufwärmen Deh-
nungsübungen eingeführt - die uns aller-
dings Hund und Katze schon seit Jahr-
tausenden vorgemacht hatten. Außer-
dem fielen Schranken, wie etwa, dass
Frauen nicht weiter als 200 m laufen
durften. (Über diese Glaubensfrage gab
es bei Marathon-Veranstaltungen sogar
tätliche Auseinandersetzungen!)
Im Rahmen der gesellschaftlichen Ver-
änderungen hat sich leider seit 1990 die
Trainerfrage für uns verschärft. Ein län-
gerfristiges Engagement für so wenig
Geld möchte kaum noch jemand auf sich
nehmen. Die jungen Leute im Verein
haben ab Alter 15 andere Interessen und
sind zudem vermehrtem Stress ausge-
setzt. Aus beruflichen Gründen gehen
sie oft weg, so dass Trainer- oder gar
Manager-Nachwuchs aus den eigenen
Reihen selten ist. Die Attraktion des Eh-
renamtes wird unter solchen Verhältnis-
sen zukünftig wohl gegen Null tendieren.
Die Technik hielt natürlich auch in der
Leichtathletik Einzug. Zuerst wurden
mechanische Stoppuhren durch digitale
ersetzt, die batteriebetrieben waren. Der
Verfasser erinnert sich an seinen
Schreck, als er zu winterlichen Kreis-
Hallenmeisterschaften als Ausrichter
anreiste - mit allen benötigten Stoppuh-
ren im Gepäck: In der Halle angekom-
men funktionierte aber keine mehr von
diesen! - Na ja, durch Aufwärmen in der
Hosentasche wurde die Veranstaltung
doch noch gerettet. Über ein Jahrhundert
lang gab es (so vorhanden) am Ziel eine
Abteilungen
Volkslauf im Georg-Gassmann-Stadion (re. „Henner“ Auffarth)
Seite 87
Treppe, auf der die Zeitnehmer mit ihren
Stoppuhren saßen. Später kam dann die
elektronische Zeitnahme mit Licht-
schranke in Gebrauch. Beim ersten Ein-
satz hier wurde allerdings ein weit vor
dem Feld einlaufender Schüler von der
Zeitnahme nicht erfasst: die Lichtschran-
ke war nämlich in Höhe der (dünnen)
Hälse der Teilnehmer eingerichtet wor-
den und nicht in Brusthöhe. Danach aber
funktionierte es. Noch mehr Personal
(und Zeit) bei Veranstaltungen spart
schon seit etlichen Jahren der Einsatz
der Computer im Auswertungsbüro.
Trotzdem werden noch Kampfrichter
benötigt, welche die Regeln auch richtig
anwenden können. (Deren Umfang stieg
natürlich im Lauf der Jahre, wie überall.)
Die VfL-Leichtathletik-Abteilung hat in
den letzten Jahrzehnten einen Stab von
Kampfrichtern hervorgebracht, die schon
seit längerem das Gerüst bei vielen
leichtathletischen Veranstaltungen hier-
zulande stellen.
Im Lauf der vielen Nachkriegsjahre gab
es auch internationale Kontakte. So nah-
men wir an Sportfesten in Frankreich
und England teil. Außerdem wurde eine
uralte Städte-Beziehung reaktiviert: Im
13. Jahrhundert gründete der Ordens-
meister Konrad von Mandern in Lettland
die Stadt Mitau, heute Jelgava genannt.
Dieser Mann war 1288-95 Komtur der
Niederlassung des Deutschen Ordens in
Marburg: jugendliche Leichtathletik-
gruppen aus Jelgava besuchten uns und
genossen das bergige Marburg in jedem
der Jahre 1993 - 2008. Dann schlug
auch hierbei die weltweite Finanzkrise
zu.
Abteilungen
Seite 88
Musik Stefan Arndt und Burkhard Wick
Der VfL Marburg hat neben seinen
„sportlichen“ Abteilungen mit einer Be-
sonderheit aufzuwarten: einer Musikab-
teilung. Diese besteht aus mehr als 170
Musikerinnen und Musikern unterschiedli-
chen Alters. Das „Herzstück“ der Musi-
kabteilung bildet mit über 60 Musikerin-
nen und Musikern das Sinfonische
Blasorchester. Dabei handelt es sich um
ein modernes Konzertblasorchester, das
sich seit einigen Jahren hauptsächlich
der sinfonischen Blasmusik verschrieben
hat, obgleich auch andere Musikrichtun-
gen keinesfalls vernachlässigt werden.
Es spielt unter dem Dirigat seines Leiters,
Torsten Eckerle, oder unter der Leitung
seiner Vize-Dirigentin, Yvonne Debellis.
Entsprechend der Zielsetzung des
Blasorchesters, anspruchsvolle und mo-
derne Blasmusik zu spielen, hat sich im
Laufe der Zeit die Instrumentalisierung so
verändert, dass Instrumente wie Oboe,
Fagott, Alt- und Bassklarinette sowie eine
große Perkussionsgruppe nicht mehr
wegzudenken sind, und diese mittlerweile
„ganz normal“ zu der Besetzung des Or-
chesters gehören. Bereits an zahlreichen
– nationalen wie internationalen – Wer-
tungsspielen hat das VfL-Blasorchester
erfolgreich teilgenommen, so hat es u. a.
als bestes Oberstufenorchester das Wer-
tungsspielen im Rahmen des Deutschen
Turnfestes 1994 in Hamburg gewonnen.
Neben dem Blasorchester gibt es eine
Big Band mit den Schwerpunkten Jazz,
Swing und Unterhaltungsmusik. Projekte
mit Solisten oder einem Backgroundchor
(„The flying shoes“) oder auch Live-Musik
für eigene Tanzveranstaltungen („Let’s
dance“) gehören zu dem musikalisch
vielseitigen Spektrum der VfL Big Band
Marburg. Bandleader ist Stefan Haus, der
die Big Band zu einem vielseitigen Klang-
körper formte.
Des Weiteren gibt es verschiedene kleine
Ensembles, die sich in verschiedenen
Zeiträumen der Musik in „kleinen Grup-
pen“ widmen.
Dieser Vielseitigkeit an musikalischen
Aktivitäten wegen lässt sich in der heuti-
gen Zeit das Interesse an „Blasmusik“
wecken und insbesondere auch junge
Menschen für diese Musik gewinnen.
Vorraussetzung dafür ist eine konse-
Abteilungen
Seite 89
quente und professionelle Aus- und Wei-
terbildung – für die VfL-Musiker ein be-
sonders wichtiges Anliegen. So gibt es
neben verschiedenen Blockflöten-
Gruppen eine Nachwuchsgruppe, in der
neue Musiker nach dem Prinzip des
Klassenmusizierens (sog. „Bläserklasse“)
unterrichtet und ausgebildet werden –
sportlich formuliert – die „A-Jugend“. In
der Bläserklasse sammeln die jungen
Musiker erste Erfahrungen in einem
Blasorchester und ler-
nen vielseitige Literatur
kennen. Die Bläserklas-
se wird von Sabine
Wick geleitet.
Aber nicht nur auf die
Ausbildung der Musi-
ker, sondern auch auf
die der Registerführer
bzw. Dirigenten
(sportlich formuliert: die
Trainer) wird sehr viel
Wert gelegt. So haben
die meisten eine mehr-
stufige Ausbildung an
der Turner-Musik-
Akademie (ehem. Bundesmusikschule)
des Deutschen Turnerbundes absolviert;
darüber hinaus haben der derzeitige Diri-
gent des Blasorchesters, die aktuelle
Leiterin der Bläserklasse sowie der Big
Band-Leader ein Musikstudium absol-
viert.
Heute sind die VfL-Musiker nicht mehr
aus dem kulturellen Leben der Stadt Mar-
burg wegzudenken. Die Aktivitäten des
Blasorchesters – wie auch die aller ande-
Abteilungen
Seite 90
ren musikalischen Gruppen – beschrän-
ken sich jedoch nicht nur auf den heimi-
schen Raum. Neben einer Vielzahl von
Auftritten in ganz Deutschland führten
Auslandsreisen die Musikerinnen und
Musiker bereits nach Kanada (1989 und
1995), Ungarn (1992), Österreich (1996),
in die Schweiz (1998), nach Australien
(1999) und regelmäßig zum Partneror-
chester nach Poitiers (Frankreich).
Mit dem Orchester aus der Marburger
Partnerstadt besteht seit über 20 Jahren
eine enge Freundschaft. Seit 2004 be-
steht darüber hinaus eine Freundschaft
mit der Königlichen Harmonie Cint-
Cécilia aus Jabbeke (Belgien). Mit der
Gründung der Musikabteilung 1982 wur-
de eine alte Tradition der „Turnermusiker“
wieder aufgegriffen, denn bereits schon
einmal hatte es im VfL Marburg eine Mu-
sikabteilung gegeben. Bevor die VfL-
Musikabteilung aus der Taufe gehoben
werden konnte, war es ein mühsamer
Weg. Die zu lösenden Probleme waren
anfangs groß für das junge Orchester:
fehlende Instrumente – gleichsam das
Arbeitsgerät eines jeden Musikers –,
fehlende Noten und Räumlichkeiten und
vor allem eine finanzielle Grundlage, um
dringend benötigte Anschaffungen zu
tätigen. Ein geordneter organisatorischer
Überbau, um alles in geregelte Bahnen
zu lenken, fehlte anfangs auch. So wurde
am 25. April 1982 die Musikabteilung
gegründet. Einen ersten Auftritt hatten
die „neuen“ VfL-Musiker auf der Jahres-
hauptversammlung des Hauptvereins.
Die ersten Proben fanden im Cappeler
Kindergarten statt. Nach einem Intermez-
zo in der Molkerei fand die Musikabtei-
lung ein erstes Zuhause in der Martin-
Luther-Schule, bevor sie in der Richts-
berg-Gesamtschule heimisch geworden
ist, wo die Proben bis heute stattfinden.
Auch die ersten Auftritte ließen nicht lan-
ge auf sich warten.
Im Jahr 2007 konnte die VfL-
Musikabteilung ihr 25jähriges Bestehen
feiern – mit mehreren Konzerten aller
musikalischen Gruppen. Neben der Mu-
sik kam auch das „Miteinander“ nicht zu
kurz: eine große Jubiläumsparty versam-
melte aktuelle und ehemalige Musiker.
Die „ZeitSchrift“, die Jubiläumspublikati-
on, zeichnet in Text und Bild den Wandel
der VfL-Musikabteilung nach. Sie be-
leuchtet ebenso die Vergangenheit wie
das aktuelle „Innenleben“ der Abteilung.
Wie genau kam es aber eigentlich, dass
Turner auch mal Musik machen? Zur
Beantwortung dieser Frage lohnt ein
Blick in die Geschichte des Turnens,
denn der VfL Marburg war und ist ein
Turnverein. Schon aus der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts ist überliefert, dass
zu Veranstaltungen wie dem Anturnen im
Frühjahr und Abturnen im Herbst (heute
würde man vielleicht Saisoneröffnung
bzw. -abschluss sagen) die Turner mit
Musik aufmarschierten. Daraus entwi-
ckelten sich die ersten dauerhaften Mu-
sikgruppen, meist Spielmannszüge mit
Flöten und Trommeln. Im 20. Jahrhundert
entwickelte sich in vielen Vereinen des
Deutschen Turnerbundes ein Trend weg
von den Spielmannszügen hin zu Blasor-
chestern. Die verbleibenden Spielmanns-
züge änderten ihr Repertoire. Spätestens
seit Mitte der 90er Jahre gibt es einen
weiteren Trend. Die Blasorchester wen-
den sich vielerorts der sinfonischen Blas-
musik zu. Auch unser Orchester hat sich
– wie oben bereits skizziert – erfolgreich
in diese Richtung entwickelt. Das Fach-
gebiet „Musik- und Spielmannswesen“ im
Deutschen Turnerbund und die dort orga-
Abteilungen
Seite 91
nisierten Orchester haben sich entspre-
chend gewandelt. Waren „Turnermusiker“
ursprünglich Turner, die bei entsprechen-
der Gelegenheit zum Instrument griffen,
ist heute ein ganz eigener Bereich inner-
halb des Deutschen Turnerbundes ent-
standen (was natürlich nicht bedeutet,
dass wir Musiker nicht auch ab und zu
etwas Sport machen!). Der Turnerbund
bildet „nur“ noch den organisatorischen
Rahmen für z. B. Wettkämpfe (d. h. Wer-
tungsmusizieren). Heute erinnert in der
VfL-Musikabteilung nur noch wenig an
die Anfänge der aufmarschierenden Tur-
nermusiker mit Trommeln und Pfeifen.
Diese wird seit Juni 2010 von einer Dop-
pelspitze geleitet: Das Amt des Abtei-
lungsleiters nehmen Stefan Arndt und
Burkhard Wick gemeinsam wahr. Die
beiden Abteilungsleiter werden in ihrer
Arbeit durch den Vorstand unterstützt,
dem die Kassiererin Elena Wiegand, die
Jugendleiterin Janina Rozmyslowski, die
Inventarverwalterin Cornelia Holz und die
Schriftführerin Anna Zinser angehören.
Unter www.vflmusik.de finden sich weite-
re Informationen rund um die VfL-
Musikabteilung. Steter Mitgliederzuwachs
(nicht nur in Nachwuchsgruppen) und der
musikalische Erfolg der verschiedenen
Gruppen bestätigen, dass die VfL-
Musikabteilung heute mehr als gut aufge-
stellt ist. Sie bietet trotz zahlreicher Kon-
kurrenz ein ausgesprochen attraktives
Freizeitangebot, in dem es Freude
macht, ansprechende Musik in einem
angenehmen Vereinsklima zu machen.
Abteilungen
Seite 92
Liest man die Chronik zum 100jährigen
Jubiläum, kann man kräftig schmunzeln,
das trifft auch für den Bericht der
Schwimmabteilung zu. In dieser Zeit war
ich bereits mit von der Partie,und kann
feststellen, dass sich einiges, wenn nicht
gar alles verändert hat. Kaum vorstell-
bar, dass man nur eine Trainingszeit
hatte. Donnerstags von 20:00 – 22:00
Uhr wurde im Luisabad trainiert. Die
Übungsstunde war gut besucht, ein rich-
tiges Gewühl im Eingangsbereich. Am
Treppenaufgang saß an einem kleinen
Tisch mit einer Zigarre im Mund Abtei-
lungsleiter Heinz Maus. Nach Kontrolle
der Mitgliedskarte (auf der Rückseite
zeigte die monatliche Beitragsmarke,
dass der Beitrag bezahlt war) ging es in
die Halle. Kinder und Jugendliche nach
oben in die Sammelumkleide, die Er-
wachsenen in die Wechselkabinen. Nach
dem Duschen ging es zum Training.
Rechts die Mädchen, auf den mittleren
Bahnen (auch hier schön nach Ge-
schlecht getrennt) die - wie man heute
sagen würde - Masters. Dann auf der
vierten Bahn links die Jungen. Wenn wir
tausend Meter geschwommen hatten,
fühlten wir uns schon top. Unsere Wett-
kämpfe beschränkten sich auf die unmit-
telbare Nähe. Gießen, Lollar und Bie-
denkopf waren Top-Adressen. Eine deut-
lich weitere Anreise hatten wir bei den
Bezirksmeisterschaften. Austragungs-
stätte war das Hallenbad Kassel Ost, wo
an einem Nachmittag die Entscheidun-
gen fielen. Insgesamt war die Fahrt nach
Kassel wie ein Familienausflug, ein Zwi-
schenstopp in der Knallhütte inbegriffen.
Viel Wasser ist die Lahn herunter geflos-
sen, die Schwimmabteilung stellt sich
heute komplett anders dar. Das Trai-
ningsangebot umfasst 24 Einheiten im
Aquamar und Wehrda, die Anfänger ler-
Schwimmen Manfred Hellmann
Vereinsmeister 2010
Abteilungen
Seite 93
nen das Schwimmen im Kinderzentrum
Weißer Stein. Sieben Gruppen schwim-
men wettkampforientiert, hinzukommen
mehrere Anfänger- und Hobbygruppen.
Die zahlenmäßig größte Trainingsgruppe
sind unsere Masterschwimmer, hier tei-
len sich 32 Aktive die verschiedenen
Zeiten. Noch viel deutlicher wird der
Wandel, wenn man die erzielten Zeiten
vergleicht. Das ist zwar nicht fair, zeigt
aber wie sich der Schwimmsport insge-
samt weiter entwickelt hat. Ende der 60er
Jahre dümpelte die Schwimmabteilung
vor sich hin, und der Begriff
„Badeabteilung“ hatte durchaus seine
Berechtigung. Die Wettkampfschwimmer
hatten den Verein verlassen und sich
anderen Vereinen angeschlossen. Das
Angebot war einfach besser, unsere
sportlichen Mitstreiter hatten die sich
anbahnenden Veränderungen besser
erkannt. Der Dornröschenschlaf der
Schwimmabteilung endete dann urplötz-
lich im Frühjahr 1980. Unstimmigkeiten
im Marburger Schwimmverein führten
dazu, dass sich eine kleine Gruppe dem
VfL 1860 Marburg anschloss. Hochmoti-
vierte Schwimmer und Eltern hauchten
der Schwimmabteilung neues Leben ein.
Jürgen Hoppe (Abteilungsleiter), Paul
Lauer (Stellvertreter) und Günther Kehm
(Kasse) gingen mit neuen Ideen an die
Arbeit. Maßgeblich am Aufbau beteiligt
waren Wilfried und Wolfgang Bicker so-
wie Gerhard Jockisch als Trainer. Bereits
im Sommer 1980 fand das erste VfL-
Schwimmfest statt. Es war ein Mehr-
kampf (Schwimmen, Springen und Tau-
chen). Über die sage und schreibe 300
Meldungen kann man heute nur schmun-
zeln. Aber es war ein internationaler Ver-
gleich, die Schwimmfreunde aus Steyr
waren erstmals Gast in Marburg.
Von diesem Zeitpunkt an ging es in Rie-
senschritten vorwärts, natürlich blieben
Rückschläge nicht aus. Die Mitglieder-
zahl stieg von anfangs 30 auf zeitweise
über 400. Heute liegt die Mitgliederzahl
bei 360. Mit steigender Mitgliederzahl
einher ging auch die sportliche Entwick-
lung. Für das erste Glanzlicht sorgte
Markus Klinge, der in den ersten Jahren
den Titel eines Deutschen Jugendmeister
im Schwimm-Mehrkampf nach Marburg
holte. Auf Hessenebene gab es Medail-
len bei offenen Meisterschaften ebenso
wie bei den Jahrgangsentscheidungen.
Bei den Deutschen Meisterschaften 1990
in München schaffte Nicole Röder über
400 und 800m Freistil jeweils den Sprung
in das B-Finale. Im gleichen Jahr
schwamm die von Martina Pabst betreute
Abteilungen
Seite 94
weiblich D-Jugend (Pamela Köhler, Cath-
rin Günther, Sina Enßlen und Jule Martin)
im bundesdeutschen Finale der DMSJ
(Deutsche Mannschaftsmeisterschaft
Jugend) zu Bronze. Bei den Jungen sorg-
ten Roland Uhlig, Karl-Christian Wege
und Jürgen Hilp für Furore. Viele Titel auf
Landesebene, Starts und Medaillen bei
deutschen Titelkämpfen folgten. Dann ein
erster Rückschlag, verschiedene Aktive
verließen den Verein suchten in der
Nachbarschaft nach neuen Herausforde-
rungen. Aber bereits nach einigen Mona-
ten meldete sich der Nachwuchs auf der
großen Wettkampfbühne zurück. Der
neue Aufschwung führte dazu, dass man
wieder regelmäßig bei den Deutschen
Jahrgangsentscheidungen um Medaillen
mitschwimmen konnte. Zu einer festen
Größe entwickelte sich insbesondere Kai
Höfer, der auf den unterschiedlichen
Bruststrecken Titel und Medaillen sam-
melte. Aber auch hier gab es wieder
einen Bruch, aus unterschiedlichen Grün-
den suchten einige Schwimmer samt
Trainer neue Herausforderungen. Unter
ihnen auch Sebastian Schneider, der bei
uns den Sprung an die deutsche Jahr-
gangsspitze schaffte. Obwohl er jetzt für
Wetzlar startet ist, er uns als Vereinsmit-
glied treu geblieben. Zwischenzeitlich
wurde er Deutscher Jahrgangsmeister
über 50 und 100m Freistil, im Sommer
2009 startete er bei den Jugendeuropa-
meisterschaften in Helsinki.
Aber wie wäre der sportliche Erfolge oh-
ne die vielen Ehrenamtlichen möglich.
Die Geschicke der Abteilung leitete über
Jahrzehnte Manfred Hellmann. Ein kur-
zes zwischenzeitliches Intermezzo gab
Dieter Lange. Im Jahre 2001 endet die
Ära Hellmann, die 1983 begonnen hatte.
Thorsten Wagner trat die Nachfolge an
und sorgte zusammen mit Karl-Heinz
Brandt für einen neuen Aufschwung, was
sich in der größten Mitgliederzahl nieder-
schlug. Nunmehr seit fünf Jahren steht
Jörg Höfer an der Spitze der Abteilung.
Zusammen mit Monika Ellrich
(Vertreterin), Hans-Georg Lindner
(Kasse), Beate Brickum und Pia Robin-
son meisterte er die größte Herausforde-
rung der letzten Jahre, die Schließung
des Europabades. Nahezu alle Gruppen
mussten neu organisiert werden, es dürf-
te viele schlaflose Nächte gegeben ha-
ben. Aber was wäre das Vereinsleben
ohne diese „Katastrophen“? Die nächste
steht quasi mit der vorübergehenden
Schließung des Hallenbades Wehrda
schon wieder bevor. Zu Jahresbeginn
2010 wird das Wasser für Monate abge-
lassen. Wie die fehlenden Zeiten aufge-
fangen und kompensiert werden kön-
nen ,bleibt abzuwarten. Trotz des Krisen-
managements setzt das Team um Jörg
Höfer auch außersportlich Akzente. Zu
einem besonderen Highlight geworden ist
das Zeltlager am Edersee.
Alles in den Rückblick einzubinden, ist
ein hoffnungsloses Unterfangen. Erwäh-
nung finden sollten aber auf jeden Fall
die internationalen Kontakte. Zweimal
Abteilungen
Seite 95
reiste man in die USA, die Gegenbesu-
che hinterließen nicht nur bei den Gäs-
ten Eindrücke. Andere Reisen führten
uns nach Griechenland (Kreta / Athen),
Frankreich, Österreich, Großbritannien
und Italien. Eine Mammutveranstaltung
stemmte man dann Ende der 80er Jahre
mit dem "Swim-In" der Hessischen
Schwimmjugend. Über 1000 Teilnehmer
verbrachten ein komplettes Wochenende
auf dem Gelände des Sommerbades.
Am Lahnufer stand ein großes Zelt, in
dem alle Teilnehmer Platz fanden. Ein
tolles Programm in Bad und Stadtgebiet
rückte den Schwimmsport in den Vorder-
grund. Und dann die 24 Stundenschwim-
men im Luisabad. Zur Eröffnung bliesen
uns unter anderem das Landespolizei–
orchester Hessen oder das Heeres-
musikkorps Kassel den Marsch. Obwohl
der Weltrekordversuch über 200x200m
Freistil scheiterte, unvergesslich. Einige
Tausend Mark konnten zusammenge-
schwommen und caritativen Gruppen
gespendet werden.
Das Marburger Jugendschwimmfest hat
mittlerweile einen festen Platz im Wett-
kampfkalender des Deutschen
Schwimmverbandes gefunden. Im Jubi-
läumsjahr fand die 30. Auflage statt,
diesmal im Aquamar. Rund 300 Teilneh-
mern mit über 1600 Starts, darunter
Mannschaften aus Russland und Öste-
reich sowie 50 VfLer, machten Jagd auf
die Jubiläumsmedaillen. Vom Schwim-
men in der Lahn, über das Luisa-, Euro-
pa- und Gartenhallenbad Wehrda setzt
sich die Erfolgsgeschichte fort, die 1911
ihren Anfang genommen hat.
Int. Schwimmfest Steyr/Österreich
Abteilungen
In meinem Beitrag zum 125 jährigen
Vereinsjubiläum habe ich bereits die
Entwicklung von den Anfängen der TT-
Abteilung im VfL im Jahr 1946 über Auf-
bau, Erfolge in den sechziger Jahren,
Niedergang und Neubeginn Anfang der
Achtziger dargestellt, so dass nachfol-
gend die Zeit ab 1985 beleuchtet wird.
Bevor ich auf die sportliche Entwicklung
eingehe, zunächst noch einige allgemei-
ne Bemerkungen zur Entwicklung des
TT-Sports in den letzten 25 Jahren.
Erst im Jahr 1988 wurde TT offiziell als
olympische Sportart anerkannt. Dennoch
hat der TT Sport – insbesondere in den
Medien - nie den Stellenwert anderer
Sportarten, wie z.B. Tennis, Basketball,
usw. erreicht. Um den Sport für den (TV)
Zuschauer interessanter zu machen,
wurden im Jahr 2001 neue Regeln ein-
geführt, die durch kürzere Sätze häufige-
re
Entscheidungsphasen herbeiführen und
durch größere Bälle die Geschwindigkeit
des Spiels verlangsamen und damit län-
gere Ballwechsel ermöglichen sollten.
Dieses Ziel wurde jedoch auch wegen
der Weiterentwicklungen beim Schläger-
material nur teilweise erreicht. Dennoch
ist festzustellen, dass durch die neuen
Regeln, die anfangs – auch bei uns - mit
großer Skepsis aufgenommen wurden,
die Spiele spannender geworden sind.
Insgesamt ist das neue Regelwerk inzwi-
schen allseits anerkannt und hat sich
bewährt.
Und nun zur sportlichen Entwicklung der
letzten 25 Jahre. In diesem Zeitraum
haben sich – ebenso wie in der Zeit da-
vor – sowohl Höhen als auch Tiefen ge-
zeigt. Der Anfang der achtziger Jahre
begonnene Wiederaufstieg der TT-
Abteilung fand in den Jahren 1991 bis
1994 seinen Höhepunkt. In dieser Zeit
spielte die erste Herrenmannschaft nach
einer beeindruckenden Serie mit Meis-
terschaften, Pokalsiegen aus der unters-
ten Spielklasse heraus in der 1. Ver-
Abteilungen
Tischtennis Frank Usbeck
Seite 96
bandsliga, der damals zweithöchsten
hessischen Spielklasse. Von 1987 bis
1989 haben wir mit insgesamt 9 Mann-
schaften (vier Herren-, eine Damen-
sowie vier Jugend/Schüler) am Spielbe-
trieb teilgenommen.
Der Abstieg unserer ersten Mannschaft
in der Saison 1993/1994 leitete dann
eine längere Zeit der Konsolidierung ein,
die im Jahr 2000 dazu führte, dass die
erste Mannschaft für ein Jahr in der
Kreisliga spielte. In dieser Zeit waren nur
noch 2 Herren- und eine Schülermann-
schaft gemeldet.
Durch den sofortigen Wiederaufstieg
wurde erneut eine Wende eingeleitet.
Seit 2003 spielt die erste Mannschaft
wieder ununterbrochen in der Bezirksli-
ga, der vierthöchsten Spielklasse in Hes-
sen.
Die weiteren Herrenmannschaften ha-
ben eine ähnliche Entwicklung vollzogen
wie die erste Mannschaft. So spielte die
Zweite von 1993 bis 1997 in der Bezirks-
klasse, befand sich zwischenzeitlich
aber auch in der 1. Kreisklasse, die Drit-
te pendelte zwischen 1. und 3. Kreisklas-
se. Das Damentischtennis hat sich bei
uns leider nie ganz durchgesetzt, obwohl
wir in der Zeit von 1983 bis 1995 auch
eine Damenmannschaft gemeldet hat-
ten. Da sich dies auch in anderen Verei-
nen zeigte, wurde das Regelwerk inzwi-
schen so geändert, dass bis zur Kreisli-
ga gemischte Mannschaften gemeldet
werden können. Hiervon haben wir profi-
tiert und inzwischen spielen bei uns wie-
der mehrere Damen.
Die personelle Zusammensetzung der
Abteilung hat sich in den letzten Jahren
deutlich verändert. Blieben zu Beginn
der achtziger Jahre die Mannschaften
über einen längeren Zeitraum unverän-
dert zusammen, so hat doch inzwischen
die Fluktuation deutlich zugenommen.
Immer mehr Studenten finden den Weg
zu uns und bleiben im Schnitt ca. drei bis
fünf Jahre. Dadurch bleibt das Training
abwechslungsreich und die TT-Abteilung
des VfL ist für Spielerinnen und Spieler
jeder Stärke immer interessant. So ha-
ben wir es bis heute erreicht, dass zwi-
schen den einzelnen Mannschaften kei-
ne zu großen Leistungsunterschiede
bestehen.
Im Jubiläumsjahr nehmen wir mit drei
Herrenmannschaften an der Punktspiel-
runde teil:
1.Mannschaft – Bezirksliga
2.Mannschaft - Bezirksklasse
3.Mannschaft - 2. Kreisklasse
In den vergangenen 25 Jahren hat eine
Vielzahl von Übungsleitern zur erfolgrei-
chen Jugendarbeit beigetragen. Den-
noch wurde sie von nur zwei Trainern
geprägt, und zwar Manfred Winter (bis
1990) und Alexander Issing (ab 1991 bis
heute). Alexander Issing hat das Tisch-
tennisspielen im VfL gelernt und ist seit
Jahren als Spitzenspieler unserer ersten
Mannschaft das sportliche Vorbild für
Abteilungen
Seite 97
unsere Schüler und Jugendlichen, au-
ßerdem ist er Jugendwart der Abteilung.
Mit seiner kontinuierlichen Aufbauarbeit
hat er insbesondere in den letzten Jah-
ren viel erreicht. In 2008 haben wir einen
TT-Roboter angeschafft, um insbesonde-
re für die Jugendlichen und Schüler das
Training attraktiver zu gestalten. Durch
regelmäßige Weiterbildung fließen auch
die neuesten Entwicklungen in die Aus-
bildung ein. Systemtraining, der neue
Tischtennisroboter, Erfolge bei Ranglis-
tenspielen, usw. tragen dazu bei, dass
sich wieder mehr Kinder für den TT-
Sport im VfL interessieren. Ist es Zufall,
dass gerade im Jubiläumsjahr der VfL
erstmals mit einer Schülermannschaft in
der Hessenliga spielt? Die zweite Schü-
lermannschaft ist auf Kreisebene gemel-
det. Durch ein gutes und kontinuierliches
Trainingsangebot geben wir jungen Ta-
lenten die Möglichkeit, sich zu entwi-
ckeln. Darüber hinaus wollen wir über
eine gezielte sportliche Förderung die
Bindung an den Verein stärken, um die
von uns ausgebildeten Spieler dauerhaft
in die Herrenmannschaften zu integrie-
ren. So ist inzwischen in unserer aktuel-
len ersten Mannschaft die Hälfte der
Spieler unter 20 Jahre alt.
Die Herausforderung ist, die Jugendar-
beit auf dem jetzt erreichten Niveau fort-
zusetzen, damit wir vor dem Hintergrund
stetig steigender Sport- und Freizeitan-
gebote weiterhin Kinder für den Tisch-
tennissport begeistern können. Gelingt
uns dies, können wir optimistisch in die
Zukunft blicken. Denn die weiteren Rah-
menbedingungen für unsere Abteilung
sind unverändert gut. Es stehen uns
ausreichende Trainingszeiten und genü-
gend TT-Platten für den Trainings- und
Spielbetrieb zur Verfügung.
Zu einem Rückblick gehört es jedoch
auch, langjährige Abteilungsmitglieder,
aber auch Ehemalige, hervorzuheben,
die in Vergangenheit und Gegenwart
durch ihren sportlichen und/oder ideellen
Einsatz zu den erzielten Erfolgen beige-
tragen haben.
Zu erwähnen sind in diesem Zusammen-
hang: Bernhard Balzer, Andreas Hoops,
Alexander Issing, Klaus Kirchmeyer,
Frank Michler, Wolfgang Schwarz, Manf-
red Winter und Auschi Woldt.
Abteilungen
Seite 98
Abteilungen
Turnen: Hier nahm alles seinen Anfang Mario Damm
Die Turnabteilung des VfL 1860 Marburg
blickt auf eine lange sportliche und histo-
rische Geschichte zurück. Durch die
Gründung des Vereins als Turnverein ist
die Turnabteilung heute die älteste und
zudem auch größte Abteilung.
Ich möchte nun in der Festschrift zum
150-jährigen Jubiläum nicht so viel über
längst vergangene Zeiten berichten,
sondern unsere Abteilung so darstellen,
wie sie sich seit der Jahrtausendwende
entwickelt hat.
Wenn ein interessierter Leser jedoch
mehr über die Gründungsjahre oder über
andere wichtige Ereignisse und Daten
erfahren möchte, kann er sich immer an
die „Altersturner“ der Abteilung wenden
oder sich nochmal mit den Festschriften
der letzten Jubiläen befassen.
Die Altersturner kennt man besser unter
dem Namen „ATUGYUSPIA“. Seit fast
55 Jahren besteht sie nun schon, die
Altersturn-(ATU), Gymnastik-(GY) und
(U) Spielabteilung (SPIA). Neben dem
sportlichen und turnerischen Tun steht
vor allem die Geselligkeit der Senioren-
sportler im Vordergrund. Daraus machen
sie kein Geheimnis. Diese Gruppe ist für
die Abteilung und den Verein das Vorzei-
geschild für Zusammenhalt und Ge-
schlossenheit.
So kann und darf ich hervorheben, dass
die Altersturner im vergangenen Jahr
bei vielen Vereinsveranstaltungen und
bei der Pflege der Außenanlagen in
selbstloser Weise tätig waren. Auch die
freundschaftlichen Beziehungen zur
Freien Turnerschaft Eisenach, die schon
seit Jahrzehnten besteht, wird immer
wieder aufgenommen und gepflegt. Seit
2004 bin ich für die Turnabteilung haupt-
amtlich als Sportlehrer tätig und habe zu
unserem Leid, als es um Hallenzeiten
ging, feststellen und miterleben müssen,
Seite 99
Kinderturnen
Seite 100
Abteilungen
dass uns die ein oder andere Zeit gestri-
chen wurde. Der Grund hierfür sind die
immer mehr kommenden Ganztagsschu-
len, die es in den 90er Jahren noch fast
gar nicht gab. Die Ganztagsschulen be-
legen die Turn-u. Sporthallen bis 17.00h.
Gerade im Kinderturnen war dies von
Nachteil. Jedoch wurde der Kopf nicht in
den Sand gesteckt, sondern man suchte
nach einer passablen Lösung. So er-
möglichten Gespräche mit verschiede-
nen Schulleitern die Hallennutzung vor
17.00h für unsere Vereinsangebote. Au-
ßerdem hat sich die Turnabteilung den
Wandel der Schulen zu Ganztagsschu-
len zu Nutze gemacht und steht nun-
mehr in Kooperation mit Grund, - Haupt-
und Realschulen. Angeboten werden
hier Sport AGs im Nachmittagsunterricht.
Dies ist für den Verein wirtschaftlich ge-
sehen eine gute Sache, da dies zu ei-
nem Förderprogramm der Stadt Marburg
gehört. Badminton und Gesund-
heitssport, die jahrelang in der Turnabtei-
lung angesiedelt waren, haben in 2008
bzw. 2009 eigene Abteilungen gegrün-
det. Wir wünschen den noch „jungen“
Abteilungen auf diesem Wege alles Gute
für die Zukunft.
Yoga-Gruppen
Seite 101
Im letzten Jahr konnten wir durch ein
Präventivangebot „Hallo Rücken“, wel-
ches über einen Zeitraum von 10 Wo-
chen ging und von einigen Krankenkas-
sen bezuschusst wurde, einige neue
Mitglieder gewinnen. Auch auf diesem
Sektor schläft die Konkurrenz nicht, und
umso erfreulicher ist es, dass sich durch
dieses Präventionsangebot eine neue
Sportgruppe in unserer Abteilung gegrün-
det hat. Große Begeisterung und einem
enormen Zulauf findet man zur Zeit bei
den Sportgruppen „Kondition für Männer
& Frauen“ und „Pilates“. Der Dank geht
hier an unsere qualifizierten Übungsleite-
rInnen, die mit vollem Tatendrang hinter
ihrer Arbeit stehen.
Wie schon Gerhard Eisel in der Fest-
schrift zum 125 jährigen Jubiläum be-
merkte, haben sich damals wie heute
unsere Kinderturngruppen rasant entwi-
ckelt. Hier besteht eine enorme Nachfra-
ge, und darüber sind wir sehr froh. Um
dies weiter aufrecht zu erhalten, sind und
waren wir in diesem Bereich sehr fleißig.
So haben wir in diesem Jahr einen Kin-
derturnclub gegründet, welcher auf ei-
nem Konzept des Deutschen Turnbun-
des wurzelt. Der Kinderturnclub bietet
uns die Möglichkeit, das Kinderturnen für
Kinder, Eltern sowie potentielle Wirt-
schaftspartner noch attraktiver zu gestal-
ten. Außerdem soll das Kinderturnen
damit wieder stärker in die Sicht der Öf-
fentlichkeit gerückt werden. Wir wollen
zeigen, wie wichtig das Kinderturnen für
die sportmotorische und auch soziale
Entwicklung aller Kinder ist. Eine weite-
re, jedoch nicht erfreuliche Feststellung,
ist der weitere Rückgang der Kinder und
Jugendlichen im Alter von 12-18 Jahren
in unserer Abteilung. Bis zu einem gewis-
sen Alter sind uns unsere „jüngeren Mit-
glieder“ treu, danach wenden sich die
meisten einer anderen Sportart zu. Auch
die Hinwendung zum leistungsbezoge-
nen Turnen können wir leider nicht mehr
beobachten. Dennoch bleibt an dieser
Stelle festzuhalten, dass wir mit ca. 760
Mitgliedern, von denen 270 Kinder sind,
mit unseren Sportangeboten die meisten
Zielgruppen gut abdecken können. Hier-
zu haben wir eine Übersicht unserer ak-
tuellen Sportangebote, die in der Ge-
schäftsstelle zu haben ist. Blicke ich
nochmal 30 Jahre zurück, so organisierte
und führte man nationale bzw. internatio-
nale Großwettkämpfe im Faustball
(1981) und im Trampolinspringen (1982)
durch. Dies brachte viel Arbeit mit sich,
und man war stolz, intern gut und erfolg-
reich zusammengearbeitet zu haben.
Leider fehlte trotz aller Bemühungen die
Resonanz bei der Bevölkerung. In den
letzten 10 Jahren ist man von solchen
Großveranstaltungen abgekommen. Es
stehen eher kleinere sportliche und kultu-
relle Veranstaltungen im Vordergrund wie
z.B. das Sommerfest, Faschingsfest,
Herbstturnstunden oder das Nikolaustur-
nen für die Kinder.
Desweiteren erfreuen sich die Vereins-
mitglieder an den Abteilungswanderun-
gen, die dann doch inzwischen kleine
„Großveranstaltungen“ geworden sind.
Bin ich an dieser Stelle doch etwas in die
„alten“ Zeiten gerückt, möchte ich mich
auch an dieser Stelle bei Gerhard Eisel
bedanken, der einst jahrelang hervorra-
gende Arbeit als Abteilungsleiter leistete
und auch aktiver u. erfolgreicher Turner
in der Turnabteilung war. In unserer heu-
tigen schnelllebigen und sich wandeln-
den Gesellschaft kommt oft das gesellige
Beisammensein oder wie oben erwähnt
ein richtiger Zusammenhalt zu kurz bzw.
Abteilungen
Abteilungen
gar nicht zustande. Wir als Verein
wollen dem entgegenwirken und tun
es auch erfolgreich. Wir sehen uns
aber nicht als Dienstleistungsbetrieb,
wobei gerade die Fitnessstudios,
Krankenkassen, Volkshochschulen
oder Familienbildungsstätten die Be-
völkerung in und rund um Marburg
auch sehr stark beeinflussten.
Wir werden uns weiterhin als größter
Verein in Marburg stark machen, dass
wir immer wieder einen Teil der Men-
schen an uns binden können und sie
an unserem Vereinsleben teilhaben
und es mitgestalten lassen. Denn oh-
ne unsere Mitglieder kann unser Ver-
ein bzw. unsere Abteilung nicht exis-
tieren.
Ich wünsche der Turnabteilung des
VfL 1860 Marburg, dass es ihr immer
gelingen möge, Frauen und Männer zu
finden, die sich für die jeweiligen Auf-
gaben einsetzen wollen. Ehrenamtli-
che Tätigkeiten sind aus den Vereinen
nicht wegzudenken. Es gibt leider im-
mer weniger engagierte Vereinsmit-
glieder/ Helfer, die sich für ihren Ver-
ein stark machen.
Dennoch schauen wir optimistisch in
die Zukunft und werden weiterhin ver-
suchen, mit vereinten Kräften das
Mögliche zu tun, um neue Übungs-
gruppen zu eröffnen, unsere kreativen,
manchmal auch verrückten Ideen um-
zusetzen. Aber wir werden immer alles
Schritt für Schritt tun. Ein Miteinander
in der VfL 1860 Marburg – Turnabtei-
lung kann Großes bewirken. Packen
wir es weiterhin an!
Seite 102
Seite 103
Die Volleyballabteilung des VfL Marburg ist
eine von elf Abteilungen des größten
Sportvereins des Landkreises, des Vereins für Leibesübungen 1860 Marburg. Zurzeit
zählt die Abteilung rund 150 Mitglieder, die
in den Damen- und Herrenmannschaften
sowie im Jugendbereich aktiv sind.
Der Volleyballsport hat im Verein eine lan-
ge Tradition. Bereits in den 70er Jahren
wurde im VfL hochklassig Volleyball ge-spielt, und der ehemalige Nationaltrainer
Olaf Kortmann war beispielsweise im VfL
tätig. Nach einer kleinen Durststrecke wur-
de die Volleyballabteilung Anfang der 80er
Jahre mit Erfolg wieder aufgebaut.
Während andere Vereine über Mitglieder-
schwund klagen, ist die Abteilung des VfL
Marburg seit Jahren in der Volleyballszene
etabliert und konnte trotz der Konkur-
renz durch zahlreiche Trend- und Indivi-
dualsportarten in den vergangenen Jah-
ren sogar ein deutliches Wachstum ver-
zeichnen. So ist der VfL Marburg derzeit
mit zahlreichen Mannschaften im Herren- und Damenbereich von der Kreis- bis zur
Landesliga in Hessens Volleyballspielklas-
sen vertreten. Die Volleyballabteilung ist in
der Jugendarbeit und Nachwuchsförde-
rung engagiert und will ihre Aktivitäten
dahingehend noch weiter verstärken. Die
Spieler feiern gern Siege und richten sich
gegenseitig nach Niederlagen wieder auf.
Sie veranstalten Jugendcamps und Partys
und organisieren jedes Jahr große Vorbe-
reitungsturniere vor der Spielrunde. Au-
ßerdem fahren sie auf Mixed- und Beach-
turniere und richten selbst eines aus.
Abteilungen
Mehr Informationen zur Volley-
ballabteilung des VfL gibt es auch
im Internet unter
www.volleyball-marburg.de
Volleyball Claus Schüring
Seite 104
Sonderausgabe zum Jubiläum
In Zusammenarbeit mit der Redaktion
der Oberhessischen Presse wurde eine
Broschüre der Produktreihe “my heimat “
mit dem Titel “ 150 Jahre VfL Marburg -
Sonderausgabe zum Jubiläum” erarbei-
tet. Dieses Heft wurde am 24. März 2010
allen Tageszeitungen, die an diesem
Tag im Stadtgebiet zur Auslieferung ka-
men, beigelegt. Das 20-seitige Heft stellt
den Verein mit seinen vielen Abteilungen
in Wort und Bild sehr anschaulich vor,
berichtet einiges aus der Geschichte des
Vereins, legt aber einen Schwerpunkt
auf das aktuelle Sportgeschehen. Die
reiche Bebilderung nimmt diesen Faden
wieder auf, indem Photos aus den 50er
Jahren neben solchen der Gegenwart
von der Lebendigkeit des Vereins und
seiner Abteilungen zeugen. Insgesamt
war der Broschüre die Aufgabe zugewie-
sen, für die Veranstaltungen des Jubilä-
umsjahres zu werben, darüber zu infor-
mieren und die erforderlichen Termine
sehr frühzeitig mitzuteilen.
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Seite 105
Mit der ordentlichen Jahreshauptversa-
mmlung am 4. Februar 2010 wurden die
Jubiläumsveranstaltungen ein-geläutet.
Es sollte eine Planungs- und Vorberei-
tungssitzung werden, um die Mitglieder
frühzeitig mit allen Vorhaben des
Vorstandes vertraut zu machen zu einer
Zeit, zu der noch besondere Anregungen
und Wünsche aufgenommen werden
konnten. Denn der Vorstand wollte
zusammen mit den Leitungen der Abtei-
lungen unter allen Umständen das Jubi-
läum im Interesse des Vereins und
seiner Mitglieder durchführen. Aus der
angeregten Diskussion gingen dann
auch manche Fragen und Anregungen
hervor, die der Vorstand vorher nicht in
der Deutlichkeit gesehen hatte. Es ging
dabei vor allem um das Erscheinungs-
bild des Vereinsheims, des Geländes
rundherum, besonders der Parkflächen
mit der zeitweise verschlammten
Grusabdeckung. Die Beschlüsse dazu
waren klare Aufträge, so dass sich der
Vorstand rasch an die Arbeit machen
musste: Alle Räume des Hauses erhiel-
ten einen neuen Anstrich. Diese Arbeiten
wurden von Vereinsmitgliedern zusam-
men mit der Familie Sohl ausgeführt. Die
Außenarbeiten am Haus wurden von der
Firma Deinert erledigt. Dazu gehörten
Reinigung und Ausbesserung der
Außenwände, die Beseitigung von Was-
serschäden an den Hausecken und die
Anbringung des Vereinswappens an den
Giebelseiten, wodurch das Haus jetzt
auch von weitem gut erkennbar ist. Eine
größere Aufwendung bedeutete schlie-
ßlich die Pflasterung des Parkplatzes
und damit verbunden die Schaffung von
5 weiteren Stellplätzen. Alle Arbeiten
waren pünktlich bis zur ersten Mai-
woche fertig, so dass sich die gesamte
Anlage bei der ersten Jubiläumsveran-
staltung am 8. Mai festlich präsentieren
konnte. Dieses erfreuliche Erschein-
ungsbild hat allgemein gefallen, die
Mitglieder waren begeistert, wie schön
alles geworden ist. Wenn erledigte Ar-
beiten so positiv aufgenommen werden,
sieht sich auch der Vorstand bestätigt in
seiner Arbeit, weiß, dass er Vereinsgeld-
er richtig angelegt hat.
Jahreshauptversammlung
Der Vorstand v. l. Gerd Eisel, Ulrike Ristau
und Ursula Hellmann
Dr. Wulff im angeregten Gespräch
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Am 8. Mai sind um 10 Uhr morgens auf
dem Marktplatz vor dem Rathaus
mindestens 80 Wanderer aller Ges-
chlechter und jeden Alters, Vereins-
mitglieder und sonstige Sympathisanten
gut gelaunt und erwartungsfroh
erschienen.
Rechtzeitig zu den launigen Eröffnungs-
reden des Oberbürgermeisters Egon
Vaupel -der allerdings berufsbedingt
nicht mitläuft-, unserer charmanten Vor-
sitzenden Ulrike Ristau und unseres mit
einer gewaltigen, knallweißen, einer
Vuvuzuela ähnlichen Sprechtüte aus-
gerüsteten 2. Vorsitzenden Dr. Gerd
Eisel (des weiteren nur noch Gerd gen-
annt) kommt die Sonne durch; ein gutes
Zeichen. Gerd hat, wie sich das für alte,
jung und dynamisch gebliebene Turner
gehört, alles bestens vorbereitet. Ein
kleines Faltblatt mit Stadtplan und den
eingezeichneten 11 Stationen der Wan-
derung gibt einen guten Überblick und
Vorgeschmack auf das Kommende. Der
eigentliche Hit aber sind Gerds kleine,
feine Spickzettel, mit deren Hilfe er so
manch Erstaunliches und höchst Inter-
essantes berichtet und so die Zuhörer in
kürzester Zeit kurzweilig und spannend
in die Vereinsvergangenheit führt, wobei
sogar Landes- und Stadtgeschichte
lebendig werden. Wer weiß denn schon,
wie Gerd noch am Marktplatz (Station 1 )
berichtet, dass sich die Turner bereits
kurz nach der Vereinsgründung für die
Marburger Obrigkeiten unentbehrlich
machten, weil sie 1861 die einzigen
waren, die eine neue Feuerwehrspritze,
das Geschenk einer Feuerversicherung
an die Stadt, be-dienen konnten und
damit wichtige Feuerwehraufgaben
übernahmen und die FFW Marburg be-
gründeten? Darauf ist die Freiwillige
Feuerwehr Marburg im Rahmen ihres
eigenen 150. Jubiläums bisher jedoch
nicht eingegangen. Oder wer weiß, dass
die Turner in 1866 bereitwilligst die Be-
wachung der Stadt übernahmen, als die
Stadtwache längere Zeit ausfiel?
Dann geht es nur wenige Schritte ent-
fernt vom Markt zur Reitgasse und dem
ehemaligen Gasthof Dörr (Station 2),
heute noch eine beliebte Studen-
„Auf den Spuren des VfL 1860 Marburg-
eine „Historische Vereinswanderung“ Hannes Kleinhenz
Seite 106
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Sah es am Freitag noch
nach einer
Zitterpartie aus, so waren
am Samstag alle Sorgen wie
weggefegt.
Strahlender Sonnenschein
begleitet uns...
Seite 107
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
tenkneipe, in der früher die legendäre
“Charlotte” vor allem für die Basketballer/
-innen des VfL, aber auch für andere
Nachtschwärmer nächtlicher Anlaufpunkt
war. In dieser Gaststätte wurde also am
28. Juli 1860 von 22 Männern - noch war
keine Frau dabei - als Vorläufer des VfL
der Turnverein Marburg gegründet; und
gleich wurde auch der damals wie heute
wohl wichtigste Vereinsposten - der
Säckelwart (Kassierer) - bestimmt.
Gemächlich zieht der große Wandertross
dann durch die belebte Wettergasse zur
Wasserscheide, am Denkmal “Christian”
vorbei, den Renthof hoch auf das Gelän-
de der Physik zu Station 3. Auf dem
Renthof hatten die Bürger früher ihre
Abgaben zu leisten, und zwar die Natu-
ralien auf dem Hof und die Bargelder auf
der aus Sicherheitsgründen später aufs
Schloss verlegten Rentkammer. Neben
dem Renthof stand noch die alte
Försterei und dabei gab es wohl einen
Platz, auf dem sich schon 1818 Mar-
burger Studenten den ersten Turnplatz
angelegt hatten. Dies ist dann für Gerd
der richtige Ort, von der schwierigen
Entwicklung des Turnens in Marburg zu
berichten:
kaum war in 1818 der erste Turnplatz
in Marburg angelegt, wurde in 1819
das “revolutionsverdächtige“ Turnen
von der Obrigkeit verboten und die
Polizei zog die Geräte ein;
1844 scheiterten erneute Versuche,
bei der alten Försterei zu turnen, an
Verboten der Obrigkeit;
ein erneuter Versuch in 1846 auf dem
Gelände des “Englischen Hofs” war
wohl auch deshalb vitaler, weil nun
auch einige Marburger Bürger daran
beteiligt waren. Aber der Versuch war
nicht von Dauer, denn aus fadenschei-
nigen Gründen wurde zunächst ein
Verbot ausgesprochen,aber man zog
als “private Gruppe” quasi geduldet zur
alten Försterei, wo man turnte, sich
aber auch heftig zerstritt. Aus
politischen Gründen bildete sich so
eine demokratische Gruppe und eine
aristokratische Gruppe. Beide Gruppen
benutzten gemeinsam die Geräte, aber
jeder hatte seine eigene Fahne. Zu
der Gruppe der Demokraten gehörte
auch ein eifriger junger Mann namens
Carl Heuser, von dem noch zu reden
sein wird, denn er war 10 Jahre nach
dem endgültigen Verbot des Turnens
und der gleichzeitigen Auflösung der
Gruppenstruktur der Gründer des Ver-
eins.
Vom 16. bis 19. Juni 1860 war für drei
Tage das Turnen in Coburg erlaubt, und
Carl Heuser war dabei. Er muss sehr
begeistert gewesen sein mit 970
Teilnehmern aus ganz Deutschland das
1. Deutsche Turnfest zu feiern, was ihn
schließlich zur Vereinsgründung inspir-
ierte, die in unmittelbarer Nähe des
Rathauses ( sehr mutig !) erfolgte. Carl
Heuser hatte die Vereinsgründung mit
seinen Freunden bei einem Spaziergang
Seite 108
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
am Dammelsberg “unter den Eichen”
vorbesprochen.
Und dorthin zogen wir zu Station 4. Dazu
führte uns Gerd herrlich über den Hain-
weg bergauf zum Dammelsberg, wo er
uns den von ihm vermuteten und lange
gesuchten, mitten im Wald, gut versteckt
zwischen Eichbäumen, auf einem run-
den Plateau gelegenen Platz zeigte. Zeit
zum Verweilen, Zeit für weitere Erläuter-
ungen Gerds zur Turnidee des Turnva-
ters Friedrich Ludwig Jahn (1778 -
1852). Die eigentlichen Turnübungen
nach Jahn waren : gehen, laufen, spring-
en, schwingen, schweben, u. a. an Reck,
Barren und Klettergerüsten sowie wer-
fen, ziehen, schieben, heben, tragen,
strecken, ringen. Jahns Ziel war der
körperlich und geistig gebildete, für die
Gemeinschaft politisch aktive Bürger, der
gegen die bis dahin bestehende
Zerstückelung Deutschlands und für ein
geeintes Deutschland kämpft. Das
brachte Jahn Verhaftung und 5 Jahre
Festungshaft, aber auch die Wahl zum
Vertreter in die Frankfurter Nationalver-
sammlung ein, die 1848 in der Paulskir-
che stattfand.
Vom Dammelsberg geht es dann zur
Erleichterung der Wanderer nur noch
bergab (natürlich nur geographisch
gesehen), zur Station 5 im unteren
Bereich der Lutherstrasse. Die große
Gelände-spitze zwischen Lutherstraße
und Sybelstrasse war um 1860 der Bier-
garten der Brauerfamilie Lederer. Als
dem Verein 1873 die Benutzung des
Kämpfrasens für das Turnen im Freien
gekündigt wurde, kaufte er den Le-
derer’schen Biergarten. Das
Wirtschaftsgebäude konnte man gut
nutzen für die Pflege des Vereinslebens
und zum Vermieten, und auf dem Bier-
gartenteil richtete man sich einen Turn-
platz her, der den Namen “Turnergarten”
erhielt.
In 1903 suchte der Verein dringend nach
einer überdachten Turnmöglichkeit und
so reifte der Entschluss, auf dem
eigenen Grundstück eine Turnhalle zu
bauen. Sie entstand auf der Fläche des
“Turnergartens” und erhielt deshalb auch
diesen Namen. Allerdings musste zur
Finanzierung des Hallenbaus das ehe-
malige Wirtschaftsgebäude und ein Teil
des Grundstücks verkauft werden. Nach
dem Turnhallenbau nahm der Verein
einen Riesenaufschwung, die
Mitgliederzahl verdoppelte sich auf über
500, 1906 wurden eine Frauenabteilung
gegründet sowie eine Schüler- und
Schülerinnenabteilung.
Von dort geht es weiter bergab durch
das Heugässchen zum Barfüssertor, wo
sich schräg gegenüber Nr. 5, dem
früheren Kindheitsmuseum, eine kleine
Kirche befindet (Station 6). Dieses
Gebäude war ursprünglich das Städ-
tische Brauhaus und nach dessen
Stilllegung wurde es in 1866 vom Turn-
verein gemietet und so hergerichtet,
dass es bis 1903 als Turnsaal genutzt
werden konnte.
Zum IfL (Institut für Leibesübungen),
heute Sportinstitut (Station 7), sind es
nur ein paar Schritte, und doch hat hier,
als das Gebäude noch die Universitäts-
reitbahn beherbergte, in den Gründerjah-
ren von 1860 bis 1866 der Verein in der
Winterzeit seine Turn-übungen durch-
geführt.
Seite 109
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Weiter geht es mit dem großen Wander-
tross -der immer wieder Autofahrer be-
hindert, die dies aber erstaunlicherweise
mit bemerkenswerter Gelassenheit
hinnehmen- vielleicht auch weil sie durch
Gerds markantes Erscheinungsbild -
“sportlich drahtiger Zwerg mit riesiger
weißer Vuvuzuela vor gewaltiger
Menschenmenge” ( man halte sich dies
Gesamtbild als Gemälde mal vor Augen
eines Fremden ) die Bedeutung der
Veranstaltung ahnten und deshalb die
Behinderung lächelnd akzeptierten. Über
den Plan und die Gutenbergstraße zum
Collegium Gentium, der früheren alten
Jägerkaserne, wo das erste selbst ver-
waltete Studentenheim der Universität
eingerichtet war, ging es zur neuen Jä-
gerkaserne (Station 8).
Das Gelände der neuen Jägerkaserne
(Station 8), die ebene Fläche am Lah-
nufer trug den Namen “Kämpfrasen”, die
Bedeutung des Namens ist gewiss leicht
als Exerzierplatz zu erschließen, und
hier führte dann der Turnverein in den
Sommermonaten regelmäßig seine
Turnstunden durch, hier installierte er
auch fest die ersten selbst gebauten
vereinseigenen Geräte, und von hier
aus gingen die Turner nach den
Übungsstunden zum geselligen Beisam-
mensein in die Gaststätte Dörr. Mit der
Kündigung des Kämpfrasens als Turn-
platz, denn wegen der Vergrößerung des
Heeres musste die neue Jägerkaserne
gebaut werden, bezogen in 1873 die
Turner ihren eigenen Turnplatz, den
Turnergarten.
Weiter geht es durch die Frankfurter
Straße Richtung Schwanallee zu Station
9. War es Müdigkeit?; jedenfalls zog sich
der Tross weit auseinander, auch durch
intensive Gespräche der nach wie vor
ohne Hast Wandernden, so dauerte es
ein wenig, bis alle am früheren Gelände
der Fa. Herrmann ankamen. Auf diesem
Gelände stand einst die Gaststätte
“Englischer Hof “, in dessen Garten sich
1846 Studenten und dann auch Mar-
burger Bürger zu Turnübungen trafen.
Die “stille Duldung” dieses Treibens
wurde aber aus fadenscheinigen Grün-
den im Zusammenhang mit einer nicht
korrekt geführten Teilnehmerliste bei
einem Ball durch ein Verbot beendet,
weshalb man als ”private Gruppe” zum
Renthof umzog.
Zu Station 10, dem alten VfL Sportplatz
und Vereinsheim an der Gisselberger
Straße ist es dann nicht mehr weit, die
beide nach der Abspaltung der VfL
Fußballabteilung 1993 wieder an den
alten/neuen Verein VfB übergingen. Hier
bringt uns Gerd wieder leicht verständ-
lich Historisches nah. “Neu/alter VfB
Verein ? Ganz einfach: 1905 gründet
sich der VfB, überwiegend als Fußball-
verein, dem auch das Fußballplatzgelän-
de an der Gisselberger Straße gehörte.
Dann gab es einen Turnverein 1860, der
nach Fusionen mit der Turngemeinde
1885 und dem Fußballverein 1917 den
Namen TSV 1860/85 trug. Diese beiden
Vereine schlossen sich 1937 zum VfL
1860 zusammen, wodurch der Verein
sowohl einen vereinseigenen Sportplatz
als auch eine eigene Turnhalle besaß.
Ein wirklich vermögender Verein, der
“zwangsweise“, wie es bei Wikipedia
heißt, entstand. (Die Ver-
Seite 110
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
einigungsprotokolle sagen etwas an-
deres). 1993 kam es dann wieder zur
Trennung, der alte VfB wurde wieder-
belebt und er erhielt sein früheres
Fußballgelände samt der inzwischen
errichteten Gebäude zurück. Auch der
für beide Vereine bedeutsame Ge-
denkstein an die Gefallenen Mitglieder
beider Weltkriege behielt seinen Stand-
platz am Rande des Sportplatzes.
Die nun schon etwas müde gewordene
Wanderschar zog über den Bachweg an
dem noch von dem legendären Hockey-
Abteilungsleiter Jaap Zeilinga
erkämpften Kunstrasenplatz und dem
ebenfalls von ihm organisierten kleinen
Vereins-heim vorbei ins neue, 2000 fertig
gestellten Vereinsheim neben der
kleinen Georg-Gaßmann Halle im Georg
-Gaßmann-Stadion. Den Abschluss fand
die “Historische Vereinswanderung”
dann in dem - es muss wieder und wied-
er gesagt werden - genial einfachen,
höchst zweckmäßig konzipierten,
vielseitig verwendbaren und doch gemüt-
lichen neuen Vereinsheim bei Kaffee und
Kuchen und launig vorgenommenen
Ehrungen verdienter Mitglieder durch
den komplett angetretenen engeren
Vorstand mit Ulrike Ristau, Gerd Eisel,
Ursel Hellmann und Manfred Hellmann.
Die fröhlich unkomplizierte, pragmatisch
effiziente, ohne irgend einen Hang zur
Selbstdarstellung neigende Art und
Weise wie dieser Vorstand diese Eh-
rungen sowie seine gesamte Vorstand-
sarbeit durchführt und präsentiert, kann
nur höchst erfreulich und vorbildlich reg-
istriert und bewertet werden. Möge es so
bleiben ! Bei den Ehrungen hat eigentlich
nur ein besonderer Dank gefehlt für
Gerds langjährige exzellente Arbeit in
der Turnabteilung, bei der ATU, im
Gesamtvorstand und auch und vor allem
für diese wunderschöne Führung zu den
”Spuren des VfL 1860 Marburg”, die so
einfach und doch beeindruckend örtliche
Geschichte hat lebendig werden lassen.
Danke Gerd, Danke.
Seite 111
Hannes Kleinhenz, Mitglied seit 1964, einer der seit seinem Vereinsbeitritt auf vielfältige Weise als Basket-ballspieler, Trainer, Funktionär und nicht zuletzt als Alters-urner das Vereinsgeschehen bestens beobachtet und kennen gelernt hat.
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Seite 112
Kartographie H. Nödler
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Seite 113
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Jubiläumsausstellung
Gleich nach der entsprechenden
Vorbereitung des Seminar-, Gruppen-
und Besprechungsraumes im
Obergeschoss des VfL-Heimes
(Dachgeschoss) wurde damit begonnen,
die beabsichtigte Jubiläumsausstellung
aufzubauen. Der Verein besitzt eine
große Zahl von Pokalen, Siegertellern,
Medaillen, Bildern, Krügen, Gläsern u.
ä., die weit verstreut irgendwo verwahrt
wurden und jetzt an einem zentralen Ort
zusammengefügt wurden. Wenn ein
Verein über sich Auskunft geben will,
fängt er sinnvoller Weise in der Gegen-
wart an. Also standen jeder Abteilung an
Stelltafeln und -wänden Flächen bereit
für Bilderserien aus dem Trainings-,
Übungs- und Wettkampfgeschehen. War
dies ganz überwiegend die Dokumenta-
tion der Gegenwart, so hatten die Abtei-
lungen mit viel Phantasie die Gelegen-
heit genutzt, auch von besonderen
Ereignissen, von Erfolgen und prä-
genden Personen der Vergangenheit zu
erzählen; Bilder, Zeitungsausschnitte,
Ergebnisse wussten zu berichten und
erinnerten an vergangene Tage. Vier
Ausstellungsvitrinen aus Glas hatten wir
aus dem Hessischen Staatsarchiv Mar-
burg entleihen können, wo auch die
Altaktenbestände des Vereins auf-
bewahrt werden. In diesen Vitrinen
Mitgliedsausweise
Seite 114
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Seite 115
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Turnverein Marburg vor 1910
VfL 1860 Marburg um 1947
Turn– und Sportverein Marburg (1920)
VfL 1860 Marburg ab 2010
konnten wir einzelne Blätter auslegen,
die zu den Vereinsakten der ersten Zeit
gehören und die schon deshalb einen
hohen sportgeschichtlichen und kulturel-
len Wert darstellen. Wer weiß schon, an
welchen Geräten der Turnverein in
1860 /61 turnte? Wir wissen, dass sich
der Verein seine ersten Turn- und Klet-
tergeräte selbst baute, wir wissen, wer
dazu das Holz lieferte und was es koste-
te. Der Turnverein hatte über das Turnen
hinaus eine sehr wichtige weitere Auf-
gabe: Es gab kein Fernsehen, kein Ra-
dio, kein Kino, aber es gab im Verein viel
häufiger ( ein bis zweimal pro Woche )
Versammlungen, von denen wir wissen,
dass sie sehr gut besucht waren. Hier
wurden Vereinsveranstaltungen zur Un-
terhaltung der Mitglieder und ihrer Fami-
lien geplant und vorbereitet: z. B.
Laienspiele, Bälle, Wanderungen,
Ausflüge …. Und davon können wir Bel-
ege wie Bildmaterial, Einladungen, etc.
ausstellen. Weiterhin zählen sehr liebvoll
gestaltete Bier-, Rippiche-, Gesinde- und
andere Juxzeitungen zu den Ausstel-
lungsstücken. Ergänzt wird das alles
durch eine Sammlung von Briefbögen
mit dem jeweiligen “Vereinskopf”, eine
Sammlung von Vereinsausweisen und
Vereinsstempeln ( der erste Stempel von
1860 aus Blei ist erhalten !) sowie eine
Anzahl von Vereins- und Abteilungs-
schriften bis in die Jüngste Zeit. Um den
Besuchern nicht nur Bilder und Schriften
zum Betrachten zu zeigen, wurden auf
einem großen Tisch Alben, Chroniken,
gebundene Hefte und Nachrichten aus-
gelegt.
Ein großes Schild forderte auf: Hier
darfst Du blättern ! Und davon wurde viel
Gebrauch gemacht.
Vereinswappen
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Seite 116
Briefbogen 1947
Briefbogen um 1920
Briefbogen um 1906
Seite 117
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Seite 118
Erinnerung ist auch eine Form von Begegnung
Um 14.30 Uhr fand vor dem Eingang
zum VfL-Vereinsheim eine ökumenische
Andacht statt, die von Pfarrerin Elke
Kirchhoff-Müller von der Evangelischen
Gemeinde Ockershausen sowie vom
Pastoralreferenten Gunter Tucher von
der Katholischen Kirchengemeinde St.
Johannes Evangelist (Kugelkirche) ge-
halten wurde. Nach der Begrüßung erin-
nerte Pfarrerin Kirchhoff-Müller in ihrer
Ansprache an die Höhen und Tiefen der
150 jährigen Geschichte des Sportver-
eins, die jedoch insgesamt Anlass zu
Freude und großer Dankbarkeit geben
können. Daran anknüpfend, predigte
Pastoralreferent Tucher über die Worte
des Apostels Paulus zu Wesen und
Funktion der natürlichen Gaben und Fä-
higkeiten der Menschen, die sogenann-
ten Geistesgaben - Charismen -, wie sie
im ersten Brief an die Gemeinde in Ko-
rinth (Kap. 12, Vers 4-31) formuliert sind.
Auf das Vereinsleben bezogen, wurde
der Einsatz vieler einzelner Mitglieder
gewürdigt, der den Verein in der Vergan-
genheit getragen und belebt hat, das
auch zum gegenwärtigen Zeitpunkt tut
und der - so Wunsch und Hoffnung - dies
auch in der Zukunft leisten möge: Im
Anschluss daran erläuterte Carlwerner
Damm, langjähriges Vereinsmitglied und
aktiver Altersturner, vor dem noch ver-
hüllten Gedenkstein, daß der Verein sich
entschlossen habe, den vorhandenen,
am jetzigen Sportplatz des VfB existie-
renden Gedenkstein, für die verstorbe-
nen Vereinsmitglieder nach der Tren-
nung der Fußballabteilung vom Gesamt-
verein dort zu belassen. Stattdessen
sollte vor dem Vereinsheim einer neuer
Stein gesetzt werden, um in dem seit
2000 bestehenden Zentrum des Vereins-
Es sind mancherlei Gaben; aber es
ist ein Geist (Vers 4)
In einem jeglichen offenbaren sich
die Gaben des Geistes zu gemei-
nem Nutzen (Vers 7).
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Seite 119
An die ökumenische Feier schloss sich
eine große Kaffeetafel an. Aus dem
reichhaltigen Kuchenbüfett ragte die
Jubiläumstorte heraus, die mit ihrem
künstlerisch-feinen Aussehen beim
Zerteilen dann aber doch besondere
Gewissenhaftigkeit verlangte: es sollte
und wollte ja schließlich jeder ein Stück-
chen davon abbekommen.
Die Kaffeetafel ging ohne Unterbrechung
in eine Außerordentliche Mitgliederver-
sammlung über, deren einziger
Tagesordnungspunkt die “Ehrung von
Mitgliedern” war. Die Vorsitzende, Ulrike
Ristau, betonte in Ihren einleitenden
Worten, dass sehr absichtlich bei der
Jahreshauptversammlung auf diesen
Tagesordnungspunkt verzichtet wurde.
Es sollte nämlich im Rahmen des Jubi-
läums über die üblichen Ehrungen für 25
- und 40-jährige Mitgliedschaften
diesmal auch besonders an diejenigen
ehrend gedacht werden, die über noch
längere Zeit dem Verein angehören oder
sich in der täglichen Arbeit über lange
Zeit ganz besonders verdient gemacht
haben. Damit wolle der Verein den-
jenigen danken, die durch ihre oft von
außen nicht sichtbare Arbeit das Wesen
und das Erscheinungsbild des Vereins
prägen und in der sportpraktischen
sowie erzieherischen Arbeit der Abtei-
lungen sehr wesentlich verantworten.
Für 25-jährige Mitgliedschaft wurden
durch die Verleihung der Silbernen
Ehrennadel ausgezeichnet:
Kurt-J. Betz, Matthias Bietz, Karin
Bredehorn, Jutta Damm, Jens-M. Dörr,
Thurid Eisel, Erhard Grube, Johanna
Grube, Gunter Mattes, Marion Näser,
Frank Rodenhausen, Margret Schorge-
Hetche, Pit Schulze, Sabine Wick.
lebens auch an die Toten erinnern zu
können. Diesem Auftrag fühlten sich die
Altersturner besonders verpflichtet, so
daß innerhalb kurzer Zeit durch Spenden
die erforderliche Anschaffungssumme
beisammen war und die Marburger Bild-
hauerei Josef Paffrath mit der Herstel-
lung beauftragt werden konnte. Anschlie-
ßend enthüllte Carlwerner Damm zu-
sammen mit der Vereinsvorsitzenden
Ulrike Ristau den Gedenkstein, eine
Stele aus grau-grünlichem, bossiertem
Diabas mit dem Vereinswappen und der
Inschrift „UNSERN TOTEN“ sowie dem
seitlichen Vermerk „GESTIFTET VON
DEN ALTERSTURNERN 2010“. Um-
rahmt wurde die Feier durch gemeinsa-
mes Singen der ökumenischen Choräle
„Großer Gott, wir loben dich" (Evangel.
Gesangbuch. Nr. 331, Gotteslob. Katho-
lisches Gebetbuch und Gesangbuch. Nr.
357, V l, 2 und 5), ,Nun danket alle Gott
(Nr. 321 bzw. 266, V 1-3) und zum
Schluss Paul Gerhardts Sommerlied
(Evangel. Gesangbuch. Nr. 503, V l und
13) „Geh aus, mein Herz, und suche
Freud", das dem feierlich-freudigen An-
lass noch einmal Ausdruck verlieh.
Karin Bredehorn
Kaffeetafel
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Für 40-jährige Mitgliedschaft wurden
durch die Verleihung der Goldenen Eh-
rennadel ausgezeichnet:
Uwe Bendel, Dr. Horst Ganz, Gustav
Gasche, Martina Opfer, Walter Otto,
Gabriele Stute.
Der “Jubiläumsteller” für besondere
Verdienste um unseren Verein wurde
verliehen an:
Andrea Adler, Heinz Arndt, Stefan Arndt,
Karl-Heinrich Auffarth, Silke Barthel,
Karlheinrich Becht, Klaus Becker, Chris-
tian Berendes, Heide Berendes, Walter
Bernsdorff, Gerhard Blecher, Hans-J.
Bogusch, Inge Bonacker, Beate Brickum,
Heinz Burkholdt, Hans Clausert, Liselotte
Clausert, Joachim Crede, Mario Damm,
Carlwerner Damm, Dr. Friderike Damm,
Yvonne Debellis, Erwin Deinert, Gerhard
Deinert, Oskar Döringer, Caroline
Drescher, Wolfgang Eichelbeck, Marie-
luise Eickmann, Dr. Helmut Freuden-
stein, Arno Funk, Thomas Gärtner, Inge
Gräser, Nikolaus Grasnick, Gabi Grigull,
Ulrich Grill, Dr. Hans-W. Hagedorn, Rolf-
G. Hammer, Hans Hasenauer, Jörg
Höfer, Cornelia Holz, Andreas Hoops,
Alexander Issing, Werner Jonas, Gisela
Junk, Kurt Keil, Sabine Kewald, Günter
Khestel, Lotte Kinner, Thomas Klam-
berg, Erich Klein, Rudi Klein, Hannes
Kleinhenz, Dr. Bernd Kösters, Hans P.
Kühme, Karl-H. Kuhn, Siegfried Kulms,
Georg Lakner, Klaus Lemke, Hans-G.
Lindner, Jonas Lotz, Anita Luckhardt,
Karl Luckhardt, Heinrich Meier, Erich
Möller, Gertrud Müller, Erwin Naumann,
Helga Naumann, Renate Naumann,
Volker Naumann, Sabine Pelz, Andrea
Raschke, Marlene Reif, Dr. Lutz Rick-
meyer, Stefan Rickmeyer, Dr. Pia Robin-
son, Monika Sauer-Ellrich, Uwe Schauß,
Helmut Scheld, Uli Schiepe, Stefan
Schmitt, Claus Schüring, Ilse Schwarz,
Gerhard Skroch, Dr. Gert Steiner, Han-
nelore Stöhr, Lisa Störiko, Dr. Gertrud
Tent, Dr. Fritz Tent, Günther Thursar,
Elke Thursar-Eichelbeck, Frank Usbeck,
Gabriele Vogel, Joachim Vollbracht, Kai
Seite 120
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Wagner, Richard Weber, Friedrich
Weibezahn, Jürgen Weimar, Burghard
Wick, Johannes Wick, Elena Wiegand,
Dr. Reimer Wulff, Ursula Zaiss, Liesel
Zeilinga-Brose, Karl-H. Zubrod
v. l. Karl Luckhardt, Hans-Georg Lindner und
Anita Luckhardt
V. l. Ursula Hellmann, Ulrike Ristau und Günther
Thursar
Seite 121
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Seite 122
War die Historische Vereins-
wanderung „Auf den Spuren
des VfL“ mit anschließender
ökumenischer Feier und
nachfolgender Mitgliederver-
sammlung eine auf den Ver-
ein selbst gerichtete Veran-
staltung, von der der Vor-
stand hoffte, dass sie auch
positiv in den Verein hinein-
wirkt, so war der Festakt als
Veranstaltung gedacht, die
nach außen wirken sollte.
Deshalb war bereits der ers-
te Konzeptentwurf sehr ein-
gehend mit dem erweiterten
Vorstand zu diskutieren, um Einverneh-
men zu erzielen und sich danach an die
Umsetzungsarbeit zu machen. Die we-
sentlichen Absprachen lauteten stich-
wortartig: keine Abendveranstaltung
(Kommers o.ä.), stattdessen eine Nach-
mittagsveranstaltung, keine Vielzweck-
halle sondern ein Festsaal, Dauer nicht
über 2 Stunden, Bestuhlung ohne Ti-
sche, keine Getränke während des Fest-
akts, Grußworte begrenzen, abschlie-
ßend Stehempfang.
Diesen Vorstellungen folgend ergaben
sich nach und nach folgende Entschei-
dungen: Termin: Samstag, 5. Juni, 17
Uhr, Ort: Fürstensaal des Landgrafen-
schlosses, Kapazität 330 Stühle, Cate-
ring: Firma Meier III, Blumenschmuck:
Blumenpavillon Müller, dazu Stellwände
für Sportfotos aller Abteilungen des Ver-
eins und das Vereinsbanner. Eine große
Erleichterung für die Planung und Durch-
führung des Festakts war die Gewiss-
heit, dass unsere Musikabteilung in der
Lage war, die Veranstaltung je nach Er-
fordernis mit wechselnder Besetzung
und wechselnden Instrumenten sehr
würdig und überzeugend musikalisch zu
umrahmen.
Schon lange vorher hatten wir den frühe-
ren Meisterturner, ehemaligen Olympia-
sieger und ehemaligen Weltmeister im
Kunstturnen, Eberhard Gienger, MdB,
als Festredner gewonnen. Sein Vortrags-
thema "Die Zukunft der Vereine" schien
uns in besonderer Weise zu diesem An-
lass zu passen, denn es sollte nicht nur
Rückschau gehalten werden, der Verein
will und soll auch in die Zukunft hinein
wirken, wobei ihm guter Rat nur hilfreich
sein kann.
Als Gäste hatten wir eingeladen den
Hessischen Minister des Inneren und für
Sport, Volker Bouffier, den Landrat des
Kreises Marburg-Biedenkopf, Robert
Fischbach, den Oberbürgermeister der
Das Vorspiel zum Festakt
Fleißige Helfer: Gerd Eisel, Cartwerner Damm. Walter Otto
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Seite 123
Stadt Marburg, Egon Vaupel, den Präsi-
denten des Landessportbundes Hessen,
Dr. Horst Müller, alle Vorsitzenden der
Landessportverbände, deren Sportarten
in unserem Verein betrieben werden,
sodann die Bundestags- und Landtags-
abgeordneten von Marburg, die Leitun-
gen der Marburger Schulen und Schul-
ämter, Vertreter der Kirchen, der politi-
schen Parteien, der befreundeten Verei-
ne, des Gerichts und der Staatanwalt-
schaft, der kommunalen Ämter sowie
Personen, denen sich der Verein in be-
sonderem Maß verbunden weiß. Leider
kamen die Antworten auf die Einladun-
gen nicht so fristgerecht, wie wir es er-
wartet hatten. Deshalb konnten wir die
frei gewordenen Plätze nur nach den
Eingängen der Rückmeldungen an unse-
re Mitglieder weitergeben. In der etwas
aufgeregten Situation unmittelbar vor
dem Festakt war es sehr erfreulich zu
erleben, wie verständnisvoll und einsich-
tig die Reaktionen ausfielen. So konnte
bei bester allseitiger Stimmung - drau-
ßen ein herrlicher Sommertag hoch über
Marburg, innen der voll besetzte Für-
stensaal mit 250 festlich gekleideten
Gästen und Mitgliedern - das Bläserquin-
tett unserer Musikabteilung mit der So-
nata aus "Die Bänkelsänger" den unver-
gesslichen Festakt beginnen.
Die Vorstandsfrauen...
Sprechprobe: Hausmeister Müller und unser
2. Vorsitzender.Gerd Eisel
Begrüßung der Helfer
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Seite 124
150 Jahre VfL 1860 Marburg
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Seite 125
Weltmeister und Innenminister beim Festakt
Der VfL 1860 Marburg hatte zu seinem
Jubiläumsfestakt geladen und (fast)
alle waren in den Fürstensaal des
Landgrafenschlosses gekommen.
Pünktlich um 17. Uhr eröffnete das
Bläserquintett der Musikabteilung mit
der Sonate aus “Die Bänkelsänger” vor
250 festlich gestimmten Teilnehmern
die zentrale Jubiläumsveranstaltung.
Nach der namentlichen Begrüßung
vieler offizieller Gäste und dem herzli-
chen Willkommensgruß an alle An-
wesenden sagte die Vorsitzende in
ihrer Ansprache nach einigen einlei-
tenden Ausführungen über die Bed-
ingungen für eine Vereinsgründung in
jener Zeit und zum Gründungsakt
selbst, dass “die ersten 50 Jahre vom
Aufbau des Vereins geprägt waren.
Dabei war sicherlich ein Höhepunkt der
Kauf der Lederer’schen Garten-
wirtschaft und der Bau des Turnergar-
tens in den Jahren 1873 bzw.
1903/1904. In die Zeit des nachfol-
genden Aufschwungs fielen Abtei-
lungsgründungen für Schwimmen,
Fechten und Spielen, aber im Jahr
1906 die wichtige Gründung der Frau-
enabteilung, danach die Schüler- und
Schülerinnenabteilung, womit der
’reine’ Männerverein sein Gesicht er-
heblich veränderte. Die Mitgliedschaft
verdoppelte sich bis 1914 auf 590
Mitglieder. Zu dieser Zeit hatte Marburg
knapp 22000 Einwohner. In den beiden
Weltkriegen kam die Entwicklung des
V. l. Dr. Gerhard Eisel, Kirsten Fründt, Oberbürgermeister Egon Vaupel, Ulrike Ristau,
Staatsminister Volker Bouffier, Ursula und Manfred Hellmann sowie Eberhard Gienger
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Vereins nicht nur zum Stillstand,
vielmehr mussten wir große Verluste bei
den Mitgliedern hinnehmen. Aber der
Verein konnte jeweils viele Energien
freisetzen, die den Verein zu neuem
Erblühen brachten. Zwischen den beiden
Weltkriegen gab es Fusionen mit an-
deren Marburger Vereinen, was dann
auch zur Änderung des Vereinsnamens
führte. Durch die Fusion mit dem da-
maligen VfB o5 kam es in 1937 zum
heutigen Vereinsnamen VfL 1860 Mar-
burg.
Die Entwicklung nach dem 2. Weltkrieg
bis heute ist gekennzeichnet durch die
Gründung neuer Abteilungen und die
Aufnahme neuer Sportarten, aber auch
durch die Trennung von der Fußballab-
teilung und von der Basketball-
Bundesligamannschaft. Dadurch wurden
Potentiale freigesetzt, die der Verein bei
seiner Öffnung und Einpassung in die
vielgestaltige Sportwelt unserer Zeit
geschickt nutzen konnte. Unser neues
VfL-Heim am Georg-Gaßmann-Stadion
ist inzwischen mehr als ein Ersatz für
den verkauften Turnergarten, es ist un-
ser neues Zuhause und vermag die Ar-
beit des Vereins und der Abteilungen
bestens zu unterstützen.
Heute hat der Verein 12 höchst erfol-
greiche Abteilungen:
unsere Badmintonabteilung, die im letz-
ten Jahr offiziell als selbständige Abtei-
lung gegründet wurde und äußerst erfol-
greich und aktiv ist;
unsere “Rest”-Basketballabteilung, die
im wesentlichen aus sportbegeisterten
Hobbybasketballerinnen und Hobby-
basketballern besteht;
natürlich unsere Gesundheitssportabtei-
lung, die wir vor zwei Jahren als
selbständige Abteilung gegründet haben
und mit den Bereichen Herzsport, Sport
in der Krebsnachsorge, Lungensport
sowie Sport bei Osteoporose und Ge-
fäßsport einzigartig ist;
unsere Handballabteilung, die ihre erste
Blüte in den 50er Jahren im Feldhandball
hatte und nun in einer sehr erfolgreichen
Spielgemeinschaft mit dem TSV Cappel
spielt;
unsere Hockeyabteilung, die nun endlich
wegen der Konkurrenzfähigkeit mit an-
deren Vereinen auf einem Kunstrasen-
platz spielen kann und damit noch bes-
ser werden wird, als sie sowieso schon
ist;
unsere Lacrosse-Spieler, deren Abtei-
lung wir in der nächsten Jahreshaupt-
versammlung gründen werden ( ist ges-
chehen ! ) und die explosionsartig
gerade im Jugendbereich anwächst; (für
diejenigen, denen Lacrosse noch nichts
sagt: schauen Sie auf den Stellwänden
im Foyer einmal nach !);
unsere so vielseitig tätige Leichtathletik-
abteilung;
unsere Musikabteilung, die ein großar-
tiger Botschafter unseres Vereins ist und
auch die heutige Veranstaltung mit zwei
Ensembles begleitet; unsere supererfol-
greiche Schwimmabteilung, die der Slo-
gan ziert: VfLer schwimmen schneller!
Und das tun sie wahrhaftig, was man
auch an den großartigen Bestzeiten
sieht, die sie trotz oft widriger Trainings-
bedingungen erzielen;
unsere gerade im Nachwuchsbereich
unglaublich erfolgreiche Tischtennisab-
teilung, die übrigens den derzeit
dienstältesten Abteilungsleiter stellt;
natürlich unsere Ursprungsabteilung, die
Turnabteilung, die wie keine andere
Seite 126
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
zeigt, dass Sport im Babyalter beginnt
und im hohen Alter längst nicht aufhört;
schließlich unsere Volleyballabteilung,
die auch im Jugendbereich sehr erfol-
greich ist und gern noch mehr Jugend-
liche trainieren könnte, wenn sie denn
die entsprechenden räumlichen Kapa-
zitäten hätte.
Vielleicht ist es aufgefallen, dass ich
unsere Abteilungen in alphabetischer
Reihenfolge aufgezählt habe, dabei
habe ich aber die Fechtabteilung ausge-
lassen, und das mit gutem Grund, ist es
doch immer noch ein bisschen “meine”
Abteilung, deren prominentestes Mitglied
einmal der bekannte Maler Otto Ub-
belohde war. Zur Zeit ist die Fechtabtei-
lung gerade im Jugendbereich unglau-
blich erfolgreich.
Alle diese Abteilungen mit ihren
Sportlern und Übungsleitern sind der VfL
1860 Marburg. Nur durch unermüdlichen
Einsatz aller sind wir da, wo wir jetzt
sind. Vielen Dank dafür.
Mein besonderer Dank gilt deshalb heu-
te auch unseren Abteilungsleitern. Es ist
eine Freude, mit Euch zu arbeiten.
Vielen Dank für Euren Einsatz und Eure
Unterstützung. Auf weitere gute Zusam-
menarbeit!
Mein ganz besonderer Dank gilt meinem
engeren Vorstand: Unsere Schatzmeis-
terin oder wie man sie in der Gründerzeit
genannt hätte, unsere Säckelwartin Ur-
sula Hellmann, die unseren VfL fi-
nanztechnisch so führt, dass manch
mittelständisches Unternehmen blass
vor Neid werden könnte; unser
Schriftführer oder Skribent Manfred Hell-
mann, der nicht nur schwimmen kann,
sondern auch die Protokolle unserer
Sitzungen schneller versendet als wir zu
Hause sind;
mein besonderer und ganz persönlicher
Dank gilt “meinem” 2. Vorsitzenden,
Gerd Eisel. Für den 2. Vorsitzenden gab
es in der Gründerzeit keine eigene Bez-
eichnung. Und wenn es eine gegeben
hätte, kann ich mir nicht vorstellen, dass
er Gerd das Wasser hätte reichen kön-
nen. Er ist mit Gold nicht aufzuwiegen
und verkörpert den VfL in ganz be-
sonderer Weise, lieber Gerd, vielen
Dank für Dein Engagement und Deine
Hilfe.
Sie sehen, meine Damen und Herren,
wir sind ein sehr lebendiger und ge-
selliger Verein. Wir sind nicht nur der
größte und traditionsreichste Verein von
Marburg, sondern nach meiner Meinung
auch der schönste, und dies feiern wir in
diesem Jahr anlässlich des 150. Beste-
hens ausgiebig”.
Über diese Veranstaltung wurde - wie
über alle anderen Jubiläumsveranstal-
tungen auch - von der örtlichen Presse
in großer Aufmachung in Wort und Bild
berichtet. Aus dem Bericht der Oberhes-
sischen Presse vom 7. Juni 2010 ent-
nehmen wir folgende Auszüge:
“Sport verbindet - dies gilt seit 150 Jah-
ren für den VfL Marburg.” Und später: “
Längst wird nicht mehr nur geturnt beim
VfL Marburg. Der Verein vereint unter
seinem Dach ein ungeheuer vielfältiges
Breitensportangebot. Es reicht vom Ba-
byturnen bis zum Seniorensport, von
den traditionsreichen Sportarten wie
Hockey und Fechten bis zu den neuen
Trendsportarten wie Lacrosse. Die La-
crosser werden demnächst als 13. Abtei-
lung aufgenommen. Und wenn der Ver-
ein Musik für die Umrahmung einer Ver-
anstaltung braucht, muss er nicht lange
Seite 127
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Seite 128
suchen. Der VfL hat eine große und sehr
aktive Musikabteilung.”
Aus der Ansprache des Hessischen In-
nenministers Volker Bouffier ( inzwi-
schen Hessischer Ministerpräsident )
übernahm die Oberhessische Presse:
“( Für mich) … ist der Großverein VfL
Marburg eine tragende Säule der Gesell-
schaft über die Grenzen der Stadt hin-
aus. Der VfL sei ein junger, lebendiger
und moderner Verein mit großer Traditi-
on.”… “Vereine sind der Kitt unserer
Gesellschaft.“, sagte Bouffier, sie seien
Ausdruck einer aktiven Bürgergesell-
schaft. Eine ihrer zentralen Leistungen
sei die Integrationsfähigkeit: 'Sport ist
klassenlos und konkurrenzlos', sagte
Bouffier, der anschließend dem Verein
die Silberne Ehrenplakette des hessi-
schen Ministerpräsidenten überreichte.”
Landrat Robert Fischbach sagte gem.
Oberhessischer Presse u.a.: “ Ich habe
großen Respekt vor der Leistung des VfL
Marburg.” und Oberbürgermeister Egon
Vaupel führte aus: “Vereine wie der VfL
Marburg tragen dazu bei, dass das Le-
ben in der Gesellschaft funktioniert”.
Auch er stellte die Integrationsarbeit der
Vereine heraus. “Der VfL Marburg förde-
re durch seine Angebote das Miteinan-
der und das Verständnis zwischen Kultu-
ren und Generationen. Wir sind froh,
dass wir einen solchen Verein in der
Stadt haben“. Schließlich entnahm die
Oberhessische Presse der Ansprache
von Kirsten Fründt, Vorsitzende des TSV
Ockershausen, die die Glückwünsche
der anderen Marburger Vereine über-
brachte: “Sie sei froh, dass die histori-
schen Gemeinsamkeiten zwischen VfL
und TSV neu auflebten. 'Wir machen das
alles, weil es Spaß macht', womit sie die
Motivation der vielen Ehrenamtlichen in
den Vereinen beschrieb.”
Aus der Neuen Marburger Zeitung vom
6. Juni 2010 entnehmen wir über die
Festrede von Eberhard Gienger:
“Eberhard Gienger, der laut eigener Aus-
sage sehr gute Erinnerung an Marburg
hat, hier habe er 1969 seinen ersten
Einsatz in einem B-Länderkampf gehabt
und gewonnen, ging in seiner Festrede
über “Die Zukunft der Vereine” auf die
Problematik der Bewegungsarmut von
Kindern ein. Dass Bewegung in unserer
Gesellschaft nicht mehr die Bedeutung
von früher hat, verdeutlichte er an dem
Beispiel einer Mutter, die ihren Sohn
wegen zu starken Schwitzens' vom
Sportunterricht befreien wollte. Den
Sportvereinen komme in Kooperation mit
Kindergärten und Schulen deswegen
besondere Bedeutung zu, Kinder und
Jugendliche möglichst früh an den Sport
heranzuführen. Aber auch das Älterwer-
den der Gesellschaft sei eine Aufgabe
der Zukunft. 'Um im Alter fit zu bleiben,
muss man etwas tun'. Es gelte deshalb
auch adäquate Angebote für ältere Men-
schen zu schaffen”.
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Seite 129
Das Jubiläum im Spiegel der Presse
Ehrenteller des Hessischen
Ministerpräsidenten
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Es war das Ergebnis einer längeren Dis-
kussion bis feststand, dass der Festakt
von weiteren sonst üblichen Programm-
punkten wie Glückwunschreden und
Ehrungen freigehalten werden sollte. Auf
diesem Weg sollten die Veranstaltung
zeitlich gestrafft und die Aufmerksamkeit
der Teilnehmer erhalten bleiben. Denn
der VfL Marburg ist durch seine vielen
sportartbezogenen Abteilungen natürlich
auch über die allgemeine Pflichtmitglied-
schaft im Landessportbund Hessen hin-
aus Mitglied in insgesamt 10 hessischen
Sportfachverbänden. Es versteht sich
fast schon von selbst, dass alle Fachver-
bände ein so herausgehobenes Vereins-
jubiläum, wie es das 150. Stiftungsfest
ist, gern nutzen, die Verdienste und Leis-
tungen des Vereins und einiger seiner
Mitglieder zu würdigen.
So erhielt der Verein als besondere Aus-
zeichnung während des Festaktes durch
den Hessischen Innenminister die Silber-
ne Ehrenplakette des Hessischen Minis-
terpräsidenten. Um den verständlichen
und berechtigten Interessen der Fach-
verbände und auch des Vereins und
seiner Mitglieder zu entsprechen, hatte
der Vorstand die Landessportverbände
im Vorfeld des Festaktes davon unter-
richtet, dass für alle Verbandsehrungen
ein gesonderter Termin vorgesehen sei.
Dieser Ehrungsabend fand am 27. Au-
gust im festlich geschmückten VfL-Heim
statt und entwickelte sich zu einer richtig
guten Veranstaltung mit musikalischer
Umrahmung, an die man sich gern erin-
nert. Ohne weitere Tagesordnungspunk-
te und ohne unangenehmen Zeitdruck
waren die Blicke auf die Fachverbände
mit ihren Aussagen und Anregungen
sowie auf den Verein mit seinen Abtei-
lungen und ganz besonders auf viele
seiner verdienten Mitgliedern gerichtet.
Es soll hier aus gutem Grund vermieden
werden, alle Präsente, Ehrenteller, Wap-
pen und Bilder, die wir von den Verbän-
den erhielten, einzeln aufzuzählen. Wir
haben uns über jedes Gedenken und
jede Aufmerksamkeit sehr gefreut und
haben uns dafür auch entsprechend
bedankt. Dennoch sei herausgehoben,
dass der Verein für "150 Jahre Treue
zum Deutschen Turnen" mit dem Fried-
rich Ludwig Jahn - Schild ausgezeichnet
wurde. Das ist fürwahr eine großartige
Auszeichnung. Und, was besondere Er-
wähnung verdient, sind die zahlreichen
Gutscheine für eine allgemeine oder fach-
Seite 130
Ehrungsabend
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Seite 131
Landessportbund
Ulrike Ristau
Dr. Gerd Eisel
Ursula Hellmann
Manfred Hellmann
Dr. Bernd Kösters
Jürgen Weimar
Dr. Friederike Damm
Claus Schüring
Frank Usbeck
Fachverband
Stefan Arndt
Burkhard Wick
Jürgen Weimar
Monika Saure-Ellrich
Hans-Georg Lindner
Beate Brickum
Ursula Hellmann
Manfred Hellmann
Dr. Bernd Kösters
Dr. Friederike Damm
Ellen Gimbel-Moog
Valeria Eschenbach-Opitz
Claus Schüring
Theo Ronzheimer
Alexander Issing
Frank Usbeck
bezogene Übungsleiterausbildung - allein
vom Landessportbund zwei Gutscheine.
Diese Präsente kommen unmittelbar dem
praktischen Sportgeschehen und damit den
Mitgliedern zu Gute und sind deshalb Ge-
schenke mit Langzeitwirkung.
Darüber hinaus gab
es Ehrungen und
Auszeichnungen für
einzelne Mitglieder,
die immer auch den
Verein mit Freude
erfüllten:
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Seite 132
Zur Feier des 150jährigen Vereinsjubilä-
ums fand am 28. und 29. August im Uni-
versitätsstadion und Aquamar ein Sport-
wochenende statt. Die Schirmherrschaft
hatte Oberbürgermeister Egon Vaupel
übernommen. Doch auch er konnte nicht
verhindern, dass das Wetter den Organi-
satoren quasi einen Strich durch die
Rechnung machte. Regen fiel aber nicht
in unsere dicken roten Sam-
melschweine, mit denen wir
bei allen Veranstaltungen um
Spenden für soziale Projekte
für jung und alt baten. Dies-
mal besonders für St. Elisa-
beth-Hospiz .
Mit einem vielfältigen und
umfangreichen Programm
stellten sich alle 12 Abteilun-
gen vor. Beim Schwimmen,
Fechten, Leichtathletik, Bad-
minton, Speedminton,
Lacrosse, Volleyball, Tisch-
tennis, Turnen und Hockey war Mitma-
chen und Ausprobieren angesagt. Wäh-
rend im Aquamar die Schwimmer die
Nacht zum Tag machten, litten die Prä-
sentationen im Universitätsstadion durch
den Regen an Zuschauerinteresse. Si-
cherlich ein Highlight: Der größte Strand-
korb der Welt. Hier hatten Besucher die
Möglichkeit, sich bei einer Sitzprobe foto-
grafieren zu lassen und die Bilder mit
nach Hause zu nehmen. Der Strandkorb
wurde beim G 8 Gipfel 2007 in Heili-
gendamm weltberühmt. Das geplante
Konzert des VfL Blasorchester fiel eben-
so den schlechten Wetterbedingungen
zum Opfer wie die „Qutdoor-Aktivitäten“.
Überstunden hingegen legten die Fech-
ter ein. 150 Gefechte waren das Ziel. Die
Vorgabe wurde mit 180 „Duellen“ deut-
lich übertroffen. Mit der Abnahme des
Kinderturnabzeichens präsentierte sich
die Turnabteilung. Hier wurden die Vor-
gaben fast erreicht.
Sportwochenende kämpfte mit Regen Manfred Hellmann
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
150 Kinderturnabzeichen für 150 Jahre
VfL 1860 Marburg: so lautete das Motto
am vergangenen Jubiläumssport-
wochenende für alle fünf- bis zehnjähri-
gen Kinder in der Universitätssporthalle.
Ausrichter dieser sportlichen Veranstal-
tung war die Turnabteilung des VfL 1860
Marburg. Mario Damm, sportlicher Leiter
und Organisator, konnte mit der Reso-
nanz zufrieden sein. Mit insgesamt 120
erlangten Turnabzeichen wurde das Ziel
von 150 fast erreicht. In insgesamt zehn
unterschiedlichsten Kategorien wie zum
Beispiel Hängen und Stützen oder Sprin-
gen, Fliegen, Landen konnten die Kinder
ihr Können unter Beweis stellen. Nicht
alle Aufgaben wurden beim ersten An-
lauf gemeistert, dennoch sah man viele
strahlende Gesichter, besonders bei den
jüngsten Teilnehmern. Durch die
Übungsvielfalt wurde den Kindern eine
hohe Bewegungserfahrung und Spaß
und die Freude an der Bewegung er-
möglicht. Der straffe Zeitplan konnte
durch viele ehrenamtliche Helfer, darun-
ter Altersturner der Turnabteilung,
Übungsleiter und Eltern gut eingehalten
werden und so für einen reibungslosen
Ablauf gesorgt werden.
Seite 133
Alt und Jung mit Feuereifer dabei
Großer Andrang beim Kinderturnabzeichen
Ein Kinderturnabzeichen für jedes Jahr Mario Damm
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Seite 134
24 Stunden Aktion im Aquamar Manfred Hellmann
Ja, es ist vollbracht, es waren anstren-
gende 24 Stunden im Marburger Frei-
zeitbad "Aquamar". Am Ende stimmte
alles, auch das Resultat. Die Vertreter
des St. Elisabeth-Hospiz konnten es
kaum glauben, wieviele Menschen für
ihre Sache ins Wasser stiegen. Mit über
500 Teilnehmern übertraf Veranstalter
VfL 1860 Marburg seine Vorgabe. Als
am Samstag um 15:00 Uhr Oberbürger-
meister Egon Vaupel das Rennen starte-
te, war man beim Veranstalter noch
recht skeptisch. Leider spielte das Wet-
ter überhaupt nicht mit. Möglicherweise
wären es bei besserem Wetter mehr
gewesen. Insgesamt waren es 517 Teil-
nehmer mit zusammen 1272 Kilometern,
eine stolze Zahl. Nach dem Stand der
jetzigen bundesweiten Auswertung kom-
men mit Erich Möller und Helene Noll die
ältesten Teilnehmer beim diesjährigen
Vergleich aus Marburg. Ein persönliches
Geburtstagsgeschenk macht sich hier
besonders Helene Noll. Einen Tag nach
ihrem 90. Geburtstag bestätigte sie ihre
körperliche Fitness in beeindruckender
Art und Weise. Stolze 1000m legte die
rüstige Dame zurück. Für ihre Leistung
erhielten beide einen Gutschein von der
DVAG. Die jüngsten Starter im Aquamar
waren Emma Fischer und Joshua Wie-
der. Die Youngster wurden mit Medaillen
und Sachpreisen ausgezeichnet. Ihrem
Namen gerecht wurde auch die Gruppe
“Meterfresser”. Das Quartett bestehend
aus den Geschwistern Günster und Da-
niel Binte legten insgesamt 108 Kilome-
ter zurück. Die Starter mit den jeweils
längsten Strecken kamen ebenfalls aus
diesem Quartett. Erreichte Joana Güns-
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Seite 135
ter bei den Damen mit 28050 Metern die
Bestmarke, so kam ihr Bruder Ricardo
auf stattliche 35000 Meter, gefolgt von
Bünte (30000m) und Martin Falk
(27000m). Auch für sie gab es Ehren-
preise der DVAG. Ihre eigene Vorgabe
von 20 Kilometern konnte Simone Röß-
ling deutlich übertreffen. Nach 20 Kilo-
metern fühlte sie sich topfit und setzte
mit 26850m eine neue persönliche Best-
marke. Platz drei ging mit 22050 m an
Juliane Ellrich. Rang zwei bei der Grup-
penwertung ging an Leonie`s Geburts-
tagsgruppe. Die Ockershäuserin Leonie
Sohl hatte ihre Geburtstagsgäste einfach
ins Aquamar eingeladen. Hier machten
die Geburtsgäste mächtig Distanz mit
24600 Meter. Mit dem Endergebnis von
19200 m auf Platz drei eine Gruppe der
Kirchhainer Alfred Wegner Schule,
Glückwunsch! Einen deutlichen Vor-
sprung hatten bei der Familienwertung
Sophie, Alexander und Claudia Kunath.
Mit exakt 31 Kilometern lag man am En-
de runde 10 Kilometer vor Familie Vers-
tappen. Rang drei schließlich für Familie
Bieberle-Aumann. Bei den Vereinen
nutzte der Gastgeber VfL 1860 Marburg
klar den Heimvorteil. Satte 534 Kilometer
legten die Schimmelreiter zurück. Mit
83,7 km auf Platz zwei der TV Dillen-
burg, Rang 3 ging an den TSV Kirchhain
mit 81,45 km.
Siegerehrung
Auch Inge und Arno Funk, Helmut Strunk und
Gerdi Müller schwammen für den
guten Zweck
Mitternacht im Aquamar
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Seite 136
Der VfL 1860 hatte zum Ball in das Wel-
come-Hotel eingeladen. Im schönen
Ambiente spielte die VfL-Bigband zum
Tanz auf. Rund 150 Gäste, unter ihnen
auch der Oberbürgermeister Vaupel,
nahmen das Angebot an und schwangen
bis nach Mitternacht kräftig das Tanz-
bein.
Küchenchef Horst Eitzenhöfer stellte mit
einem ausgezeichneten Büffet sicher,
dass die Gäste auch kräftemäßig durch-
halten konnten.
Oberbürgermeister Vaupel bedankte sich
in seinem Grußwort beim VfL für das
große Engagement im Marburger
Sport. “Diese Arbeit der Vereine
ist ein Stützpfeiler unserer Gesell-
schaft!” führte das Marburger
Stadtoberhaupt weiter aus.
Natürlich durften die Gäste aus
Eisenach nicht fehlen . Am Vor-
abend des Tages der Deutschen
Einheit konnte festgestellt werden,
dass das zunächst zarte Pflänz-
chen mittlerweile zu einem Baum
geworden ist. Die Kontakte zwi-
schen der Freien Turnerschaft Eisenach
und dem VfL 1860 Marburg stehen mitt-
lerweile auf solidem Grund. Mit einer
Tombola, gestiftet vom Kaufhauf Ahrens,
wurde das Sankt Elisabeth-Hospiz unter-
stützt.
VfL-Bigband spielte zum Jubiläumsball
Vertreter der FT Eisenach überreichen Ulrike Ristau
zum Jubiläum ein Präsent
Aufmerksam folgt man dem
Vortrag der ATUGYUSPIA
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Seite 137
Altersturner reimen….
…. und singen zur Unterhaltung
VfL Bigband
Der Verein sagt Danke
Veranstaltungshöhepunkt im Jubiläumsjahr
Seite 138 Seite 138
Das Sinfonische Blasorchester des VfL
Marburg eröffnete am 09.05.2010 um
18.00 Uhr in der Lutherischen Pfarrkir-
che mit einem Konzert die Jubiläumsakti-
vitäten. Das Konzert der VfL-Musiker ist
ein Teil der Jubiläumsfeierlichkeiten zum
150. Geburtstag des VfL Marburg. Dem
feierlichen Rahmen und dem besonde-
ren Ambiente der Kirche entsprechend,
spielten die rund 50 Musikerinnen und
Musiker eine Auswahl aus ihrem aktuel-
len Programm. Den Zuhörern wurde eine
vielseitige und abwechslungsreiche Aus-
wahl an unterschiedlichen Musikrichtun-
gen dargeboten, es war sozusagen für
jeden Geschmack etwas dabei. Höhe-
punkt war u. a. der Vortrag „Imagasy“.
Das Stück von Thiemo Krass ist eine
Originalkomposition für sinfonisches
Blasorchester und beschreibt das Zu-
sammenwirken von Phantasie und Ver-
nunft des Menschen. Ganz anders dann
das nächste Stück: mit der Musik aus
dem Musical „Elisabeth“ wird die Ge-
schichte der österreichischen Kaiserin
Elisabeth (genannt „Sissi“) erzählt, der
„Ägyptische Marsch“ von Johann Strauß
wiederum ist eine Transkription einer
klassischen Komposition für Blasorches-
ter. Mit einem Altsaxophon-Solo der be-
sonderen Art präsentierte sich Philip
Weiß. Gefühlvoll trug er „Spanish
Dance“ (C. Wittrock) vor.
Mit Musik in das Jubiläumsjahr Manfred Hellmann
Abteilungsaktionen zum Jubiläum
„Mit nicht nur einem, sondern gleich
mehreren gewaltigen Paukenschlägen
leitete das Sinfonische Blasorchester
des VfL 1860 Marburg am Sonn-
tagabend in der Lutherischen Pfarrkirche
die diesjährigen Feierlichkeiten zum 150.
Jubiläum des ältesten und mitglieder-
stärksten Vereins der Stadt ein.
Zu solchem Anlass sind weniger leise
Töne als vielmehr ein unüberhörbarer
Weckruf gefragt, mag sich Chefdirigent
Torsten Eckerle gedacht haben.
So durften die 60 Musikerinnen und Mu-
siker vor etwa 350 begeisterten Zuhörern
sich mehrfach bis ins Fortissimo steigern
und die ganze Klangfülle des Orchesters
demonstrieren.
Sehr beeindruckend geschah dies bei-
spielsweise in dem programmatischen
Werk „Die Hexe und die Heilige" des
amerikanischen Komponisten Steven
Reinecke, das auf dem gleichnamigen
Roman von Ulrike Schweikert beruht.
Unüberhörbar hat er sich von Carl Orffs
Carmina Burana inspirieren lassen, die
überwältigenden, manchmal bedrohlich
klingenden wuchtigen Klangkaskaden
drohten fast die Kirche in ihren Grund-
festen zu erschüttern.
Eine musikalische Verbeugung vor dem
Veranstaltungsort hatte das Sinfonische
Blasorchester zuvor mit dem „Canterbury
Choral" des Belgiers Jan Van der Roost
vollzogen. Die einerseits filigrane Archi-
tektur, andererseits Größe und Wucht
der berühmten englischen Kathedrale,
spiegelte sich in sanften Soli und kraft-
vollen Tutti-Passagen wider.
Tänzerisches Temperament und Leiden-
schaft kamen im „Spanish Dance" von
Manfred Schubert schrieb über das Konzert in der Oberhessischen Presse vom 14.
Mai. 2010:
Seite 139
Abteilungsaktionen zum Jubiläum
Carl Wittrock zum Ausdruck, bei dem
Philip Weiß als Solist den warmen Klang
seines Altsaxophons zum stimmungsvol-
len Gesamtbild beisteuerte. Ein weiterer
Höhepunkt war „Imagasy" von dem 1984
geborenen Deutschen Thiemo Kraas,
eine Originalkomposition für sinfonisches
Blasorchester. Der aus den englischen
Begriffen „Imagination" und „fantasy"
zusammengesetzte Titel steht für das
Zusammenwirken von Phantasie und
Vernunft des Menschen. Bewegende
und klangvolle Bilder fügten sich zu ei-
nem sehr unterhaltsamen Werk zusam-
men. Als einziger älterer Komponist
stand Johann Strauß auf dem Pro-
gramm. Mit dem 1869 entstandenen
„Ägyptischen Marsch" in einer Transkrip-
tion für Blasorchester erinnerten die Mu-
siker an die Gründungszeit des Turnver-
eins. Den Abschluss bildete ein Zu-
sammenschnitt von Melodien aus dem
Musical „Elisabeth", in welchem die Ge-
schichte der österreichischen Kaiserin
Elisabeth (genannt „Sissi") erzählt wird.
Fast - denn die Zuschauer erklatschten
sich eine Zugabe. Nochmals erklang Jo-
hann Strauß, diesmal der Vater. Mit dem
schmissigen Radetzky-Marsch verab-
schiedete das VfL-Blasorchester das
Publikum. Johannes Wick hatte durch
das eineinhalbstündige Konzert geführt
und ausführliche Informationen zu den
einzelnen Stücken gegeben, die über die
bereits in dem vorbildlich gestalteten
Programmblatt enthaltenen hinausgin-
gen. Jürgen Weimar, Leiter der 1982
gegründeten Musikabteilung, zu der als
zweites Aushängeschild die Big Band
gehört, betonte in seiner Begrüßung,
dass sich die Musiker seit 28 Jahren
wohl unter dem Dach des VfL fühlten.
Dr. Gerhard Eisel, stellvertretender Vor-
sitzender des VfL, freute sich, dass die
Musiker den Reigen der Feiern der zwölf
Abteilungen einleiteten. Der Eintritt zu
dem Konzert war frei, um Spenden wur-
de gebeten.
Die Einnahmen der Jubiläums-
veranstaltungen sollen dem Marburger
Hospiz und Marburger Kindereinrichtun-
gen zugute kommen.“
Seite 140
Abteilungsaktionen zum Jubiläum
Seite 141
Das 30. Int. Marburger Jugendschwimm-
fest wurde zu einem Rekordfestival. Mit
282 Teilnehmern starteten so viele
Schwimmer wie nie zu vor. Für internati-
onalen Flair sorgten der SC ASKÖ
Österreich und die russische Mannschaft
des SDJOR Moskau. Mit über 1650
Starts wurde allerdings die Grenze des
Machbaren fast schon erreicht.
Erfreulich, dass auch die gesamte heimi-
sche Spitze am Start war. Auf ihr Konto
gingen am Ende 9 neue Meetingsrekor-
de. Drei weitere Bahnrekorde gab es
durch Lisa-Sophie Arheidt (400m Lagen)
und Kim Sonja Wühr (200m Brust) von
den Wasserfreunden Fechenheim sowie
durch die ehemalige russische Europa-
meisterin Nataliya Matveeva über 50m
Schmetterling vom SDJOR Moskau. Die
Wertung um den Intersport-Begro Pokal
gewann in diesem Jahr der TV Dillen-
burg mit 1242 Punkten. Auf Rang zwei
die Mannschaft von Berolina Berlin
(1058) vor den Wasserfreunden Fechen-
heim (951) Punkten. Diese Mannschaf-
ten führen auch die Medaillenwertung
an. Mit insgesamt 126 Medaillen liegt
Gastgeben VfL 1860 Marburg auf Rang
vier.
Für die punktbeste Leistung bei den Her-
ren sorgte Janek Rieger (Dillenburg)
über 50m Brust mit 0:30,74 Min. und
damit verbunden satte 691 Punkten. Auf
Rang zwei Fabian Dingel (Stadt-
allendorf) mit 677 Punkten über 100m
Freistil (0:53,57). Top bei den Damen
Isabella Müller vom TV Dillenburg. Über
200m Lagen erreichte sie mit 2:27,74
Min. 657 Punkte. Der Nachwuchs des
VfL 1860 Marburg trumpfte kräftig und
unterstrich einmal mehr die gute Nach-
wuchsarbeit. In der Jahrgangswertung
2002 legte Eva Verstappen eine Bestzeit
nach der anderen hin. Mit sieben Mal
Gold wandelte sie auf den Spuren von
Mark Spitz. Ihre punktebeste Leistung
erzielte die junge Marburgerin mit
0:57,34 Min. im 50m Brustschwimmen.
Mit Gold im 50m Freistil-Rennen machte
sich Christopher Lucibello an seinem
12 Meetingsrekorde beim VfL-Schwimmfest Manfred Hellmann
Paul Verstappen (VfL)
Russische Europameisterin Nataliya
Matveeva vom SDJOR Moskau
gewann über 50m Schmetterling
Abteilungsaktionen zum Jubiläum
Seite 142 Seite 142
Geburtstag ein schönes Geschenk. Stark
vertreten war Gastgeber VfL im Jahr-
gang 2001. Hier gab es Medaillen durch
Mathis Bieberle-Aumann, Hannah Klein,
Alexander Kunath, Christina Levankova
und Marlene Witt.
Immer mehr in den Vordergrund schie-
ben sich Julia Preis, Diana Padva, Jenni-
fer Engelbach, Malin Laubner und Isabel
Sonthoff im Jahrgang 2000. Alle lieferten
einen phantastischen Wettkampf ab. Mit
insgesamt 22 Medaillen und sehr guten
Zeiten hatten sie großen Anteil am guten
Abschneiden des VfL. Julia Preis, Diana
Padva und Jennifer Engelbach unterbo-
ten weitere Pflichtzeiten für die anste-
henden hessischen Jahrgangsmeister-
schaften.
Jan Gerter, Paul Verstappen, Roman
Fadajew,Hanna Benenson und Sophie
Kunath waren die VfL-Vertreter im Jahr-
gang 1999. Je drei Siege holten sich in
persönlicher Bestzeit Hanna Benenson
und Paul Verstappen. Dreimal Silber
hingegen gab es für Sophie Kunath. Mit
guten Leistungen zurückgemeldet hat
sich Jan Gerter, der dabei mit Bronze
über 50m Brust belohnt wurde.
Leistungsmäßig einen Riesensprung
machte Linda Müller. Die mehrfache
deutsche Gehörlosenmeisterin pulveri-
sierte ihre erste zwei Wochen alten Best-
zeiten reihenweise. Bei ihren Siegen
über 50 und 100m Rücken (1:18,19 /
2:46,92) kam sie ihrem Traum von der
Teilnahme an den europäischen Titel-
kämpfen deutlich näher. Wenn es sich
auch nicht unbedingt in der Medaillen-
ausbeute niederschlug, so kann Dominik
Plamper auf einen gelungenen Wett-
kampf zurückblicken. Bronze über 50m
Freistil in persönlicher Bestzeit von
0:30,33 Min., sowie weitere 6 Rekorde
auf den unterschiedlichen Stre-
cken. Weitere Medaillen für den VfL gab
es für Johanna Groß, Anna Marchenko
und Sarah Ritter sowie Mareike Ellrich,
Matthias Jost, Ann-Christin Liewald und
Tamara Völker.
Gäste aus Moskau
VfL-Kassenwartin Ursula Hellmann als Schiedsrich-
terin beim Schwimmen
Abteilungsaktionen zum Jubiläum
Seite 143
Am 04. und 05. September 2010 richtete
die Volleyball-Abteilung des VfL Marburg
ihr alljährliches Rundenvorbereitungstur-
nier in den Sporthallen der Kaufmänni-
schen Schulen Marburgs aus.
Das Turnier hat bereits eine lange Tradi-
tion und stand dieses Jahr ganz im Zei-
chen des 150jährigen Bestehens des
VfL 1860 Marburg. Sein Bekanntheits-
grad ist in den vergangenen Jahren ste-
tig gewachsen. Bei den Männern wird
der Wettkampf bereits seit 1992, bei den
Frauen seit 1996 ausgetragen.
Die Einteilung der Mannschaften erfolgt
dabei in Leistungsklassen: Am Samstag,
04. September, gingen 16 Männermann-
schaften von der Kreisliga bis zur Lan-
desliga sowie 8 Frauen-Teams der Lan-
des- und Oberliga an den Start. Am
Sonntag, 05. September, spielten 28
Frauenteams der Kreisklasse bis Be-
zirksoberliga.
Insgesamt nahmen von den 52 Mann-
schaften ca. 450 Spielerinnen und Spie-
ler an den beiden Turniertagen teil. Da-
runter befanden sich viele hochklassige
Teams aus ganz Hessen, mit dem TV
Feudingen, dem VfB Vacha, dem SV
Borussia Salzgitter und dem TV Aschaf-
fenburg aber auch Mannschaften aus
Nordrheinwestfalen, Thüringen, Nieder-
sachsen und Bayern.
Volleyball
Die Macher: Claus Schüring
und Dr. Bernd Kösters
Abteilungsaktionen zum Jubiläum
Herbstwanderung der Turnabteilung Manfred Hellmann
Seite 144
Abteilungsaktionen zum Jubiläum
Die jährliche Herbstwanderung der
Turnabteilung des VfL 1860 Marburg
hatte in diesem Jahr mehrfachen be-
sonderen Stellenwert. Zum einen wur-
den mit der Wanderung die Veranstal-
tungen zum 150jährigen Vereinsjubilä-
um abgeschlossen, gleichzeitig aber
auch das 20jährige Bestehen der Sport-
freundschaft mit der Freien Turner-
schaft Eisenach gefeiert.
Obwohl das Wetter alles andere als
einladend wirkte, machten sich 70 Wan-
derer auf den Weg, unter ihnen eine
stattliche Anzahl aus Marburgs Part-
nerstadt Eisenach.
Erster Zielpunkt war der Frauenberg,
hier gab es eine Fülle historischer Infor-
mationen durch den 2. Vorsitzenden
Gerd Eisel. Von der Burgruine stieg
man hinunter in den Steinbruch und
umrundete anschließend den Basaltke-
gel. Vorbei an der Gaststätte Debelius
ging es am Waldrand entlang zum
zweiten Zielpunkt Hof Kapelle mit dem
Konrad-Stein. Auch hier gab es detail-
lierte Informationen, die das Ge-
schichtswissen deutlich verbessert ha-
ben dürften. Der dritte Streckenab-
schnitt führte die Wanderer nun zum
Schröcker bzw. Elisabeth-Brunnen. Hier
hatten fleißige Helfer Tische und Bänke
aufgebaut sowie eine kleine Stärkung
vorbereitet. Leider wurde es zu einem
„Regen-Picknick“. Doch auch der kräfti-
ge Regenguss konnte die gute Stim-
mung nicht trüben. Mit dem Bus ging es
zurück nach Marburg. Auch hier hatten
fleißige Hände gewirkt und alles bes-
tens vorbereitet. Ein kräftiger Erbsen-
eintopf stärkte die „müden“ Wanderer
und brachte verbrauchte Energie zu-
rück. Nach dem gemeinsamen Kaffee-
trinken wurden die Eisenacher Gäste
verabschiedet. Fazit der gelungenen
Veranstaltung: Schlechtes Wetter kann
gute Laune nicht verderben, denn bei
schönem Wetter kann ja jeder wandern!
Seite 145
Abteilungsaktionen zum Jubiläum
Seite 146
Die 10. offenen Marburger Stadtmeister-
schaften als Jubiläumsturnier im Novem-
ber waren ein ganz besonderer Höhe-
punkt. Herausgekommen ist am Ende
ein Fechtturnier der Superlative. Begon-
nen hatte alles 2001 mit zwei Bahnen
und einer Einladung an den benachbar-
ten Verein aus Gießen, 2010 wurden
nun 15 Bahnen benötigt und es hätten
gerne auch 18-20 sein dürfen. Um die
296 Starter aus 4 Nationen, 41 Vereinen
starteten in 21 Wettkämpfen, in über 30
Wertungen. Nach Grußworten von Abtei-
lungsleiter Erich Heller und der Vorsit-
zenden des VfL- Hauptvereins Ulrike
Ristau eröffnete der Schirmherr des Tur-
niers, Oberbürgermeister Egon Vaupel,
die Stadtmeisterschaften.
Trotz der Massen verliefen die Wett-
kämpfe reibungslos, dank eines routi-
nierten TDs, an dessen Spitze, wie in
den letzten Jahren, Jan Tränkner
(Vizepräsident Sport Hessischer Fecht-
verband) stand. Auch Carsten Musche-
nich, langjähriger Trainer des VfL-
Marburg und Initiator des Turniers, hatte
es sich nicht nehmen lassen, dem Team
um Sportwartin Annette Seip zur Seite
zu stehen.
Das Team hatte alles bis zur Perfektion
vorbereitet: Material, Dekoration, eine
Cafeteria, die sich keines Vergleiches
scheuen musste, Urkunden, Plakate, T-
Shirts uvm. gaben dem Turnier einen
unvergleichlichen Charme. Die Stim-
mung war in der Halle bis zum letzten
Gefecht freundschaftlich, auch wenn auf
den Fechtbahnen verbissen gefochten
wurde. So ging es in den Schüler-
Jahrgängen und im Aktiven-Herren Flo-
rett doch immerhin um Qualifikations-
punkte für die Hessische Rangliste.
Doch nicht nur die Hessen sorgten für
Spitzensport, auch der befreundete Ver-
ein aus Marburgs Partnerstadt
Northampton und mehrere Fechter aus
Irland, zu denen schon seit Jahren gute
Kontakte bestehen, steuerten ihren Teil
Fechten - Jubiläumsturnier der Superlative
Abteilungsaktionen zum Jubiläum
mit bei. Aber alles überragend war in
den Jugendwettkämpfen die Teilnahme
von 16 japanischen Jugendnationalfech-
tern, welche mit mindestens genau so
vielen Betreuern und Camcordern ange-
reist waren, um das schöne Marburg
kennen zu lernen und gleichzeitig ihrem
Sport nachgehen zu können. So werden
wohl viele Gefechte des Wochenendes
demnächst noch im entfernten Japan
analysiert werden. Spontan hieß das
natürlich für den Ausrichter, alle Durch-
sagen ebenfalls in Englisch zu halten
und auch die Siegerehrungen in mindes-
tens zwei Sprachen durchzuführen.
Und die Siegerehrungen in Marburg sind
ohnehin weit über die Stadtgrenzen be-
rühmt. Der Einlauf der Sportler findet
immer unter eingängig bekannter Musik
statt, was in der Halle dafür sorgt, dass
sich alle umdrehen, um den erfolgrei-
chen Sportlern die ihnen zustehende
Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.
Ein unvergessliches Erlebnis für Groß
und Klein. Und auch sonst versuchte die
Fechtabteilung mit ihren 90 Mitgliedern
aus dem Turnier ein Event zu machen.
Rockige Musik zum Aufwärmen und,
wenn der Ablauf dies zulässt ,auch in
Gefechtspausen lassen bei Sportlern wie
Zuschauern keine Langeweile aufkom-
men.
Sportlich freute sich der ausrichtende
Verein über die Siege seiner eigenen
Fechter Rebekka Retler (B-Jugend DFl)
und Maximilian Seip (A-Jugend Hde).
Den Höhe- und Schlusspunkt des Fecht-
wochenendes bestritten dann aber wie
erwartet die Aktiven im Herrenflorett bis
zum Finale zwischen Mirko Brüggemann
(TFC-Hanau) und Konstantin Ahrens (TV
Mainz) vor rund 100 Zuschauern, wel-
ches der Hanauer mit dem denkbar
knappen Ergebnis von 15:14 für sich
entscheiden konnte.
Einen spannenderen und besseren Ab-
schluss kann man sich kaum wünschen.
Im kommenden Jahr will die Fechtabtei-
lung des VfL 1860 Marburg dann ihren
eigenen 100. Geburtstag innerhalb des
Hauptvereines mit den 11. offenen Mar-
burger Stadtmeisterschaften feiern.
Seite 147
Abteilungsaktionen zum Jubiläum
Seite 148
OP vom 6.6.2011
Seite 149
Ein "Dillenburger"
Um 1880 wurden viele Turnfahrten in die Umgebung gemacht, nach Amöneburg,
Kirchhain, Wetter und Gladenbach. Zur Einweihung des Turnplatzes in Gladenbach
waren wir in unseren weißen Jacken gekommen und auch die Dillenburger Turner in
grauen Leinenjacken waren anwesend. Seitdem, wenn einer eine schmutzige Jacke
trägt, sagen wir "ein Dillenburger".
Dem L. Müller, daher, und Konsorten wird gestat-
tet, nächsten Sonntag, den 26. d. M. abends im
Hotel Pfeiffer einen Ball zu halten, wobei 10 inlän-
dische Musikanten aufspielen dürfen.
Marburg, den 20. Januar 1862
Gebühr: l Rt.20 Sgr.
Kurfürstliche Polizei-Direktion
Stempel Sunkel
Und zum Schluss noch etwas aus der Rubrik 'Rückspiegel'
zum Schmunzeln:
Der erste Turnerball:
Der 1. Tumerball fand am 26. Januar 1862 im Markees'schen Saal statt, wo in wei-
ßen Hosen, und weißen Jacken und dem damals üblichen bestickten Turnergürtel
getanzt wurde. Für den Ball war eine besondere Erlaubnis bei der Polizei einzuholen.
Der Gestattungsbescheid lautete:
Zum Schmunzeln
Seite 150
Kaiser von Petersilien
Der Turner Philipp Fröhlich hatte Geburtstag. An genanntem Tag wurde er auf Veran-
lassung von Claudi Schneider durch eine Deputation abgeholt und auf die Kneipe
gebracht, die extra dafür bestimmt war. Dort empfing ihn unser Hauptspaßmacher
Nikolaus Eckhard. Philipp musste einen erhöhten Sitz besteigen und bekam in Er-
manglung eines Purpurmantels eine schwarz-weiß-rote Fahne umgehängt, eine Kro-
ne aus Goldpapier wurde ihm aufs Haupt gesetzt, in die Hand bekam er ein Zepter,
das aus einer alten Treppensäule hergestellt und vergoldet war, und in die andere
Hand den Reichsapfel in Gestalt einer halben Hantel. Dann wurde sein Ministerium
ernannt und er wurde mit einem Fläschchen Salbfett über den Kopf und das Gesicht
gesalbt. Er wurde danach zum Kaiser von Petersilien ernannt. Philipp war darüber so
gerührt, dass er das Fass Bier, das dabei getrunken wurde, bezahlen wollte.
Alle genannten Personen waren Gründungsmitglieder des Vereins
Diese Anekdoten stammen
alle fast wörtlich aus dem
bereits genannten Büchlein
von L. Müller: „Die Turnver-
eine in Marburg“, erschie-
nen 1908 bei Elwert
Bericht über das Vereinsleben im Herbst 1860:
Nach beendeter Turnstunde kamen wir gewöhnlich bei Dörr, wo wir uns auch Sams-
tag abends versammelten, zusammen bei Bier, Gesang von Turnerliedern und gehal-
tener Rede. Über Politik zu sprechen war im Verein verboten.
Seite 151
Zum Schmunzeln
Der Vorstand des VfL 1860 Marburg bedankt sich
bei allen Personen und Institutionen, die sich rund
um das 150jährige Vereinsjubiläum in irgendeiner
Form hilfreich und fördernd eingebracht haben.
Ohne deren Unterstützung wäre vieles nicht so
möglich gewesen. Dazu zählen wir auch unsere
Inserenten, die die Herausgabe unserer „Zeitreise“
sehr gefördert haben.