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Claus Hipp, Sohn eines deutschen Firmen- gründers in der Schweiz, erzählt, wie sein Vater dem Birchermüesli zu Weltruhm verhalf und warum er heute ebenfalls ein Unternehmen in der Schweiz gründen würde. Interview Corinne Invernizzi Fotos Peter Pfistner Ihr Vater Georg Hipp, ein deutscher Unternehmer, mi Ihr Vater Georg Hipp, ein deutscher Unternehmer, mi- grierte nach dem Zweiten Weltkrieg in die Schweiz. Was grierte nach dem Zweiten Weltkrieg in die Schweiz. Was bewog ihn dazu? bewog ihn dazu? Zu verdanken haben wir das meiner Mutter, die Solothurne- rin war. Die schreckliche Zeit unter den Nazis in Deutschland hatte ihr zu schaffen gemacht. Ich erinnere mich, nach dem Krieg waren wir einmal im Kino mit der Mutter. Wir sahen uns einen Schweizer Film an. Marie Louise, ein Waisenmäd- chen, das in Berlin ausgebombt worden war, erhielt in der Schweiz Asyl. Es war das erste Mal, dass meine Mutter weinte – sie weinte vor Heimweh. Die Grenzen waren noch zu. Erst ein oder zwei Jahre nach dem Krieg durften wir wieder in die Schweiz einreisen. Für meine Mutter war die Zeit in Deutsch- land fern von ihrer Familie wahnsinnig schwierig gewesen. Sie wollte deshalb nach dem Krieg unbedingt in die Schweiz zurück. 1954 gründete Ihr Vater als Deutscher in der Schweiz ein 1954 gründete Ihr Vater als Deutscher in der Schweiz ein Unternehmen, obwohl er in Deutschland bereits die Fir Unternehmen, obwohl er in Deutschland bereits die Fir- ma Hipp für Babynahrung besass. Warum? ma Hipp für Babynahrung besass. Warum? Mein Vater war vom Gedanken, einen Betrieb in der Schweiz zu gründen, begeistert, aber der eigentliche Grund dafür waren die Nachwehen des Krieges. Alle Mitglieder der Familie Hipp waren Regimegegner. Sie leisteten im Krieg aktiv Wider- stand gegen die Nazis. Mein Vater beschäftigte im Betrieb Juden, und wenn Züge, die Gefangene nach Dachau depor- tierten, wegen Fliegeralarm in Pfaffenhofen halten mussten, versuchte er zusammen mit einem Freund, Gefangene zu befreien. War das nicht möglich, gaben sie ihnen zu essen und zu trinken. Wir lebten dauernd in Angst, dass die Nazis uns eines Tages erwischten und deportierten! Die Angst steckte auch nach dem Krieg tief im Bewusstsein meiner Eltern. Es war der Krieg, der schlussendlich dafür verantwortlich war, dass mein Vater eine Firma in Sachseln, Obwalden, gründete. Die Firma Hipp gehört zu den weltweit wichtigsten Her Die Firma Hipp gehört zu den weltweit wichtigsten Her- stellern von Biobabynahrung. Warum produzierte Ihr Vater stellern von Biobabynahrung. Warum produzierte Ihr Vater in der Schweiz Birchermüesli anstatt Babynahrung? in der Schweiz Birchermüesli anstatt Babynahrung? Anfänglich versuchte mein Vater, in der Schweiz Hipp-Baby- nahrung zu verkaufen, aber das lief total schief. Von einem Deutschen, der noch dazu ein deutsches Produkt verkaufte, wollten die Schweizer nichts wissen. Unserem damaligen Geschäftsführer in der Schweiz, Caspar Arquint, schlug dieser Misserfolg so auf den Magen, dass er krank wurde. Er ging in das Sanatorium «Lebendige Kraft» am Zürichberg zur Kur. Der Arzt, ein Sohn des verstorbenen Birchermüesli-Erfinders Maximilian Oskar Bircher-Benner, der die Klinik leitete, hatte Caspar Arquint gesagt, dass seine Beschwerden von der Ernäh- rung herrührten. Er riet ihm, in der Früh anstatt Speck und Eiern ein Birchermüesli zu essen. An diese Diät hielt unser Geschäftsleiter sich fortan. Zu meinem Vater sagte der Klinik- leiter dasselbe, und da antwortete mein Vater ihm: «Ja, wenn das hilft, dann machen wir halt Müesli. Das hat hier in der Schweiz vielleicht mehr Erfolg als deutsche Babynahrung.» 20. JAHRHUNDERT: IMMIGRATION EINER UNTERNEHMERFAMILIE Deutsche Spuren im Birchermüesli «Ausländische Firmen bringen dem Land Geld und Wissen und kurbeln die Wirtschaft an.» Produzierte Ihre Familie schon in den Anfängen Biobir Produzierte Ihre Familie schon in den Anfängen Biobir- chermüesli? chermüesli? Ja. Der Gedanke des biologischen Landbaus, der heute in Deutschland und international zentrale Bedeutung hat, kommt aus der Schweiz. Zur Gründungszeit unserer Schwei- zer Firma Bio-Familia entwickelte sich eine tiefe Freundschaft zwischen meinen Eltern und dem Emmentaler Hans Müller, dem Begründer des biologischen Landbaus. Hans Müller war 27 1/2 I 2012 der arbeitsmarkt

20. Jahrhundert: ImmIgratIon eIner unternehmerfamIlIe ...Produzierte Ihre Familie schon in den Anfängen Biobir-chermüesli? Ja. Der Gedanke des biologischen Landbaus, der heute in

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Page 1: 20. Jahrhundert: ImmIgratIon eIner unternehmerfamIlIe ...Produzierte Ihre Familie schon in den Anfängen Biobir-chermüesli? Ja. Der Gedanke des biologischen Landbaus, der heute in

Claus Hipp, Sohn eines deutschen Firmen-gründers in der Schweiz, erzählt, wie sein Vater dem Birchermüesli zu Weltruhm verhalf und warum er heute ebenfalls ein Unternehmen in der Schweiz gründen würde.

Interview Corinne Invernizzi Fotos Peter Pfistner

Ihr Vater Georg Hipp, ein deutscher Unternehmer, miIhr Vater Georg Hipp, ein deutscher Unternehmer, mi--grierte nach dem Zweiten Weltkrieg in die Schweiz. Was grierte nach dem Zweiten Weltkrieg in die Schweiz. Was bewog ihn dazu? bewog ihn dazu?

Zu verdanken haben wir das meiner Mutter, die Solothurne-rin war. Die schreckliche Zeit unter den Nazis in Deutschland hatte ihr zu schaffen gemacht. Ich erinnere mich, nach dem Krieg waren wir einmal im Kino mit der Mutter. Wir sahen uns einen Schweizer Film an. Marie Louise, ein Waisenmäd-chen, das in Berlin ausgebombt worden war, erhielt in der Schweiz Asyl. Es war das erste Mal, dass meine Mutter weinte – sie weinte vor Heimweh. Die Grenzen waren noch zu. Erst ein oder zwei Jahre nach dem Krieg durften wir wieder in die Schweiz einreisen. Für meine Mutter war die Zeit in Deutsch-land fern von ihrer Familie wahnsinnig schwierig gewesen. Sie wollte deshalb nach dem Krieg unbedingt in die Schweiz zurück.

1954 gründete Ihr Vater als Deutscher in der Schweiz ein 1954 gründete Ihr Vater als Deutscher in der Schweiz ein Unternehmen, obwohl er in Deutschland bereits die FirUnternehmen, obwohl er in Deutschland bereits die Fir--ma Hipp für Babynahrung besass. Warum?ma Hipp für Babynahrung besass. Warum?

Mein Vater war vom Gedanken, einen Betrieb in der Schweiz zu gründen, begeistert, aber der eigentliche Grund dafür waren die Nachwehen des Krieges. Alle Mitglieder der Familie Hipp waren Regimegegner. Sie leisteten im Krieg aktiv Wider-stand gegen die Nazis. Mein Vater beschäftigte im Betrieb Juden, und wenn Züge, die Gefangene nach Dachau depor-tierten, wegen Fliegeralarm in Pfaffenhofen halten mussten, versuchte er zusammen mit einem Freund, Gefangene zu befreien. War das nicht möglich, gaben sie ihnen zu essen und zu trinken. Wir lebten dauernd in Angst, dass die Nazis uns

eines Tages erwischten und deportierten! Die Angst steckte auch nach dem Krieg tief im Bewusstsein meiner Eltern. Es war der Krieg, der schlussendlich dafür verantwortlich war, dass mein Vater eine Firma in Sachseln, Obwalden, gründete.

Die Firma Hipp gehört zu den weltweit wichtigsten HerDie Firma Hipp gehört zu den weltweit wichtigsten Her--stellern von Biobabynahrung. Warum produzierte Ihr Vater stellern von Biobabynahrung. Warum produzierte Ihr Vater in der Schweiz Birchermüesli anstatt Babynahrung?in der Schweiz Birchermüesli anstatt Babynahrung?

Anfänglich versuchte mein Vater, in der Schweiz Hipp-Baby-nahrung zu verkaufen, aber das lief total schief. Von einem Deutschen, der noch dazu ein deutsches Produkt verkaufte, wollten die Schweizer nichts wissen. Unserem damaligen Geschäftsführer in der Schweiz, Caspar Arquint, schlug dieser Misserfolg so auf den Magen, dass er krank wurde. Er ging in das Sanatorium «Lebendige Kraft» am Zürichberg zur Kur. Der Arzt, ein Sohn des verstorbenen Birchermüesli-Erfinders Maximilian Oskar Bircher-Benner, der die Klinik leitete, hatte Caspar Arquint gesagt, dass seine Beschwerden von der Ernäh-rung herrührten. Er riet ihm, in der Früh anstatt Speck und Eiern ein Birchermüesli zu essen. An diese Diät hielt unser Geschäftsleiter sich fortan. Zu meinem Vater sagte der Klinik-leiter dasselbe, und da antwortete mein Vater ihm: «Ja, wenn das hilft, dann machen wir halt Müesli. Das hat hier in der Schweiz vielleicht mehr Erfolg als deutsche Babynahrung.»

2 0 . J a h r h u n d e r t : I m m I g r a t I o n e I n e r u n t e r n e h m e r f a m I l I e

Deutsche Spuren im Birchermüesli

«Ausländische Firmen bringen dem Land Geld und Wissen und kurbeln die

Wirtschaft an.»Produzierte Ihre Familie schon in den Anfängen BiobirProduzierte Ihre Familie schon in den Anfängen Biobir--chermüesli?chermüesli?

Ja. Der Gedanke des biologischen Landbaus, der heute in Deutschland und international zentrale Bedeutung hat, kommt aus der Schweiz. Zur Gründungszeit unserer Schwei-zer Firma Bio-Familia entwickelte sich eine tiefe Freundschaft zwischen meinen Eltern und dem Emmentaler Hans Müller, dem Begründer des biologischen Landbaus. Hans Müller war

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Page 2: 20. Jahrhundert: ImmIgratIon eIner unternehmerfamIlIe ...Produzierte Ihre Familie schon in den Anfängen Biobir-chermüesli? Ja. Der Gedanke des biologischen Landbaus, der heute in

Claus Hipp,Claus Hipp, 73, ist seit

1968 Geschäftsleiter der

Firma Hipp Holding, der auch

die Bio-Familia angehört. Er

setzt sich aktiv für ethisch-

ökologisches Handeln ein. Er

ist ordentlicher Professor für

nicht gegenständliche Malerei

und Wirtschaftswissenschaften

an der Hochschule Tiflis in

Georgien. Auf seinem Landsitz

in Pfaffenhofen (D) züchtet

er neben Sportpferden das

Schweizer Original-Braunvieh,

eine in der Schweiz selten

gewordene Rinderrasse.

«International aus der Schweiz tätig zu sein, bringt einer Firma aufgrund des SchweizerImages grosse Vorteile.»

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fokus Arbe i ts immigrat ion

mein Lehrer und Mentor. Ihm haben wir es zu verdanken, dass wir Biobirchermüesli aus Biorohstoffen produzierten. Auch in Deutschland stellten wir die Landwirtschaft auf Bio um. In Pfaffenhofen, wo sich unser deutscher Betrieb befindet, hat die Stadt einen Strassenring nach Hans Müller benannt. Sie sehen, dass viel Gedankengut aus der Schweiz wiederum fruchtbar im Ausland war.

Waren die Schweizer Ihrem Vater gegenüber wohlgeWaren die Schweizer Ihrem Vater gegenüber wohlge--sinnt, oder gab es Probleme, weil er Deutscher war? sinnt, oder gab es Probleme, weil er Deutscher war?

Nein, eigentlich nicht. Man mochte und schätzte ihn. Nie bestand eine Feindlichkeit oder ein absichtliches Bremsen gegen ihn. Die Behörden und die Bürger von Sachseln begrif-fen, dass wir anständige Kaufleute waren, die nicht spekulier-ten und die ein solides Geschäft gründen wollten. Ein Ge - schäft, das ihnen Arbeitsplätze, Wissen und Geld brachte.

Aber ich erzähle Ihnen eine andere Geschichte. Wir waren als Kinder viel in Sachseln in den Ferien. Mit zwölf oder drei-zehn Jahren hatte ich einen einfachen Fotoapparat bekom-men. Eines Tages beobachtete mich ein Dorfbewohner, wie ich am Bahnhof in Sarnen die Bahngleise fotografierte, und zeigte mich an. Die Polizei stellte später fest, dass ich nichts Böses im Schilde führte. Dennoch hatte meine Tat für die Schweizer etwas Bedrohliches.

Gab es in der Schweiz Vorschriften, die Ihr Vater als ausGab es in der Schweiz Vorschriften, die Ihr Vater als aus--ländischer Unternehmer einhalten musste?ländischer Unternehmer einhalten musste?

Es gab sicher eine Reihe von Vorschriften und Gesetzen, an die sich mein Vater zu halten hatte, aber an die erinnere ich mich nicht mehr – mit einer Ausnahme. Auf dem Grund-stück, auf der unsere Firma gebaut wurde, steht ein Bildstock des Schweizer Nationalheiligen Bruder Klaus respektive Niklaus von der Flüe. Der ehemalige Grundstückbesitzer verkaufte meinem Vater damals das Bauland nur unter der Bedingung, dass der Bildstock zeitlebens an diesem Ort bleibe. Mein Vater willigte ein, und so steht der Bildstock noch heute an derselben Stelle.

Sie heissen Claus und als Kunstmaler nennen Sie sich Sie heissen Claus und als Kunstmaler nennen Sie sich Nikolaus. Hat Ihr Name eine bestimmte Bewandtnis mit Nikolaus. Hat Ihr Name eine bestimmte Bewandtnis mit dem Schweizer Nationalheiligen?dem Schweizer Nationalheiligen?

Ja. Als meine Mutter meinen Vater heiraten wollte, verwei-gerte ihre Schweizer Verwandtschaft ihr die Heirat, weil mein Vater Deutscher war. Meine Mutter machte darauf eine Wallfahrt nach Sachseln zu Bruder Klaus. Sie versprach dem Heiligen, dass sie, sollten ihre Verwandten in die Heirat mit dem geliebten Mann einwilligen, ihren ersten Sohn nach ihm benennen würde. Und so geschah es.

Gab es Hindernisse, die Ihr Vater zur erfolgreichen FirGab es Hindernisse, die Ihr Vater zur erfolgreichen Fir--mengründung aus dem Weg räumen musste?mengründung aus dem Weg räumen musste?

Mein Vater hatte Schwierigkeiten mit der Finanzierung. Zum Glück hatte meine Mutter Geld von ihrer Familie geerbt. Meine Vorfahren in Solothurn waren im Strassenbau tätig. Ihr Geschäft, die Firma Zetter, hatte das Monopol für Asphalt, was mit dem Beginn des Automobilzeitalters eine lukrative Sache war. Das Erbe der Mutter war das Anfangskapital der Firma. Zu Anfang bauten wir nur ein kleines Gebäude, das wir im Laufe der Zeit erweiterten. Damals beschäftigten wir circa zehn bis fünfzehn Mitarbeitende, heute sind es rund 125 Beschäftigte – fast ausschliesslich Schweizer und Schweizerinnen.

Welche wirtschaftliche Bedeutung haben in der Schweiz Welche wirtschaftliche Bedeutung haben in der Schweiz Firmen, die von Ausländern gegründet worden sind?Firmen, die von Ausländern gegründet worden sind?

Ausländische Firmen bringen dem Land Geld und Wissen und kurbeln die Wirtschaft an. Ich denke, dass diese auch in Zu-kunft eine wichtige Bedeutung für die Schweiz haben werden. Von Vorteil für die Schweiz sind sicher das positive Wirt-schaftsklima und der wirtschaftsfreundliche Standort. Ein Unternehmen hat in der Schweiz mehr Freiheiten, aber auch die Steuergesetzgebung und die Steuerhandhabung sind hier-zulande besser gelöst als in Deutschland. Aber ich glaube, viele Firmen zieht es nicht wegen der besseren Steuerbedin-gungen in die Schweiz, sondern weil sie sich hier wohl fühlen.

War das der Grund, dass Sie 1999 den Firmensitz der War das der Grund, dass Sie 1999 den Firmensitz der Hipp Holding nach Sachseln verlegt haben?Hipp Holding nach Sachseln verlegt haben?

Die Firma Hipp ist mit ihrer Babynahrung zunehmend inter-nationaler geworden, und durch den Geburtenrückgang in Deutschland war der deutsche Markt nicht mehr gross ge-nug. International aus der Schweiz tätig zu sein, bringt einer Firma aufgrund des Schweizer Images grosse Vorteile. Die Tugenden der Schweizer Wirtschaft wie Genauigkeit, Exakt-heit und Zuverlässigkeit spielen im internationalen Handel eine wichtige Rolle. Die Schweiz ist immer ein Qualitätsbe-griff: solide Arbeit, kein Gewurstel, keine billige Sache.

Was macht denn das positive Wirtschaftsklima aus?Was macht denn das positive Wirtschaftsklima aus?In der Schweiz wird dem Unternehmer Achtung entgegenge-bracht, weil er Risiken eingeht, weil er etwas unternimmt und bewegen will. Er wird hier nicht von vornherein als Ne-gativfigur, als Ausbeuter angesehen. Dadurch, dass die Schweiz sich in kriegerischen Auseinandersetzungen neutral verhält, gilt sie als Land des Friedens. Gerade in internationa-len Konflikten ist die Schweizer Diplomatie gefragt und wich-tig und stärkt das Schweizer Image, und das wiederum be-günstigt das positive Wirtschaftsklima.

Würden Sie heute wieder den gleichen Schritt tun, Würden Sie heute wieder den gleichen Schritt tun, den Ihr Vater 1954 getan hat, und eine Firma in der den Ihr Vater 1954 getan hat, und eine Firma in der Schweiz gründen?Schweiz gründen?

Ja, auf jeden Fall. Ich bin Schweizer. Aber selbst wenn ich Ausländer wie mein Vater wäre, würde ich wieder eine Firma in der Schweiz gründen. Ein Unternehmer ge-niesst hier mehr Freiheiten, und etwas, das mir wichtig scheint, ist, dass das Land noch immer bäuerlich geprägt ist. Fast jeder hat hier eine Verbindung zur Landwirtschaft und erlebt, wie die Bauern auf dem Land arbeiten. Das ermöglicht ein friedliches Zusammenarbeiten. Hinzu kommt, dass die Arbeitskräfte hier in der Woche, im Jahr und im Leben länger arbeiten als in Deutschland. Zudem arbeitet ein grösserer Prozentsatz der Bevölkerung. Natürlich sind im Moment rund 24 Prozent davon Ausländer, und das ist viel für so ein kleines Land – aber die Schweiz schafft das. Sobald die Nachkommen der Migranten Schweizer geworden sind, ist eine gewisse Menge an Ausländern ertragbar. Trotzdem sollte die Politik darauf achten, dass das Leben für die Schweizer Bürger lebens- und liebenswert bleibt und dass sie sich nicht beengt und bedrängt fühlen. n

GeGrüNDet wurde die Firma Hipp von Georg Hipp im Jahr 1932 in Deutschland und erzielt heute jährlich einen Umsatz von 400 Millionen Franken. In der Schweiz schuf Hipp 1954 die Somalon in Sachseln, die heute Bio-Familia heisst, und begann dort, das Birchermüesli industriell herzustellen. Unter der Führung sei-nes Sohnes Claus Hipp avancierte der Konzern zum grössten Bionahrungs-mittel- und Biobabykost-Hersteller der Welt und beschäftigt heute rund 2000 Mitarbeitende. Die Bio-Familia hat 125 Mitarbeitende. Jährlich verar-beiten sie 9100 Tonnen Cerealien zu Birchermüesli und 200 anderen Müesliprodukten der Marke «familia». Mit einem Exportanteil von 40 Pro-zent werden die Produkte in über 40 Ländern vertrieben und erzielen einen Jahresumsatz von 44 Millionen Franken. 1999 verlegte Claus Hipp den Holding-Firmensitz von Pfaffen-hofen in Deutschland nach Sachseln. Hipps pestizid- und herbizidfreiem, biologischem Unternehmen haben sich mehr als 6000 Bauern angeschlos- sen, die rund 15 000 Hektaren Acker- und Obstwiesen bewirtschaften. ci

Hipp Holding