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+ B ERLINER M ORGENPOST S ONNABEND , 16. F EBRUAR 2008 A4 Boot In 92 Tagen um die Welt Das Barcelona World Race ist entschieden. Nach 92 Tagen, acht Stunden und 49 Minuten stand die Jacht „Paprec Virbac 2“ als Siegerschiff fest. Das Besondere bei dieser Regatta rund um die Welt: Sie wird nonstop ausgetra- gen, und die Besatzung der Open-60-Jachten besteht nur aus jeweils zwei Personen. Sieger sind der Franzose Jean-Pierre Dick und sein irischer Partner Damian Foxhall. Boot Sachsen eröffnet Dieses Wochenende läuft auf dem Messegelände Agra in Leipzig erstmals die Boot Sachsen. Auf ca. 20 000 Quadratmetern werden binnentaugliche Motor- und Se- geljachten, Zubehör und Dienst- leistungen rund um das Thema Wassersport präsentiert, außer- dem werden Trendsportarten wie Tauchen, Kanu & Kajak sowie Surfen vorgestellt. Mehrmals täglich gibt es Vorträge zur Opti- mierung des Riggs bei Fahrten- jachten und zum Manövrieren mit einem Segel-Katamaran. Tages- karten kosten acht, ermäßigt fünf Euro. Originelles zu Wasser gesucht Auf dem Hafenfest der Insel Use- dom vom 27. bis zum 29. Juli wer- den außergewöhnliche Wasser- fahrzeuge gesucht. Die „Boote“, müssen vollständig ohne Original- teile von normalen Booten oder Schiffen und ohne maschinellen Antrieb auskommen. Teilnehmen kann jeder, der es sich zutraut, sich mit seiner Konstruktion im Hafenbecken des Ostseebades fortzubewegen. Prämiert werden die Fahrzeuge sowohl nach Spaß als auch nach Schnelligkeit. Billiges Zubehör gefährlich Wenn sicherheitsrelevante Aus- rüstung minderwertig kopiert wird, kann dies fatale Folgen haben, schreibt die Zeitschrift „Yacht“. Bricht ein solches Aus- rüstungsteil, können wichtige Bestandteile der Jacht zerstört werden, an mancher Stelle ist es lebensgefährlich. Ein mangelhaf- ter Schäkel kann das Rigg kosten. Darum sollte man im Zweifelsfall Markenware vorziehen. Auto News DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE ------------------------------------------------------ Im November tutet das Horn des Kreuzfahrtschiffes „Queen Eliza- beth 2“ (kurz QE2) zum letzten Mal. Der 293,5 Meter lange Lu- xusliner der britischen Cunard- Reederei beginnt nach der Saison 2008 eine zweite Karriere als fest verankerte Touristenattraktion in Dubai. Vorher gibt es aber noch einige schöne Kreuzfahrten, darunter als Erinnerung an alte Zeiten auch eine Transatlantikpassage nach New York im Oktober. Sie ist ge- nau wie die letzte Reise vom 11. bis 27. November nach Dubai ausge- bucht, für Dubai hat jeder der 1778 Passagiere zwischen 3510 und 31150 Euro bezahlt. Die letzte Fahrt, für die es noch freie Plätze in den luxuriösen Kabinen gibt, führt vom 10. bis zum 30. Septem- ber nach Kanada und Neueng- land. Sie kostet zwischen 3609 und 39 819 Euro pro Person. Am Jahresende wird die QE2 fest in der künstlichen Inselland- schaft The Palm Jumeirah vor Du- bai vertäut. Dort dient sie als Mu- seum, Hotel und Einkaufszent- rum. Eine neue „Queen Elizabeth“ soll 2011 vom Stapel laufen, sie er- hält allerdings keine Nummer mehr. Flaggschiff der britischen Cunard-Reederei ist derzeit die „Queen Mary 2“, die mit 345 Me- tern rund 52 Meter länger ist als die QE2. Außerdem gibt es noch die im Mai 2006 auf Kiel gelegte „Queen Victoria“ (294 Meter). ank Das berühmteste Schiff der Welt nimmt Abschied Der deutsche Windsurf-Cup star- tet erstmals vom 1. bis 4. Mai 2008 am Wulfener Hals auf der Ostsee- insel Fehmarn. Bei der höchsten nationalen Regattaserie im Wind- surfen tragen rund 60 Teilnehmer Wettkämpfe in den Disziplinen Racing, Slalom und Wave-Free- style aus. Nicolas Wendelken vom Veranstalter Choppy Water: „Bei kaum einer anderen Veranstal- tung in Europa kommen so viele interessierte Windsurfer zusam- men. Gerade die Disziplin Slalom bietet sich für den Regattaeinstieg an, weil man hier mit normalem Freeride-Material antreten kann. Neueinsteiger sind herzlich willkommen.“ Der sogenannte Wulfener Hals bietet wie kaum ein anderes Ost- see-Revier Flachwasser- und Wel- lenbedingungen an einer Stelle. Ein großer Vorteil ist auch, dass die Zuschauer das Wettkampfge- schehen wenige Meter von den Ak- tiven entfernt verfolgen können. Das Multivan Surf-Festival auf Fehmarn gilt als offizieller Saison- auftakt der Surfszene. Höhepunkt der Regattaserie ist traditionell das „Race around Fehmarn“. Da- bei wird der schnellste Wasser- sportler bei der Umrundung der Insel ermittelt. Den Rekord hält der mehrfache Weltmeister Björn Dunkerbeck mit zwei Stunden und 54 Minuten. mjm Windsurf-Cup erstmals auf Fehmarn T Von Matthias Müncheberg „Das war Mord, ganz klar Mord“, sagt einer der Augenzeugen des Dramas an Bord der deutschen Se- geljacht „Apollonia“. Am Abend des 13. Dezember 1981 sind zwei der sechs Mitsegler, die den Atlan- tik gemeinsam von den Kanaren Richtung Karibik überqueren wol- len, tot. Der Navigator erschießt eine Mitseglerin und den Eigner. So endet es im Extremfall, wenn die Zuständigkeiten an Bord nicht geklärt sind. Beim Gerichtspro- zess ist später die Rede von der be- sonderen psychologischen Situati- on an Bord eines Schiffes. Und von der Enge des Raumes, die zur Un- ausweichlichkeit des Geschehe- nen geführt haben soll. Für die meisten Beobachter aber war die Tragödie an Bord der „Apollonia“ schlicht ein Führungsproblem. Das fängt schon mit der richti- gen Crewauswahl an. Bobby Schenk, der erfahrene Weltum- segler und Buchautor, kann sich nur zwei Arten einer „perfekten Crew“ vorstellen: „Anfänger mit in jeder Hinsicht sportlicher Einstel- lung, die während des Törns die Autorität des Skippers voll aner- kennen. Oder ausgeglichene Seg- ler mit perfektem Wissens- und Ausbildungsstand sowie mit handwerklichen Fähigkeiten. Sie können sich trotzdem während des Törns voll unterordnen und dürfen ihre Meinung über den Skipper ihm gegenüber auch äu- ßern – nach dem Törn.“ Seine auf vielen Langtörns ge- sammelten Erfahrungen mit der Rolle des Schiffsführers und der richtigen Crew hat Schenk, Staatsanwalt und Richter im Ru- hestand, nun in einem Buch veröf- fentlicht. Denn eines hätten die Segler neben ihrer zum Teil soli- den Ausbildung zum Sportschiffer nicht gelernt: sich in der Rolle des Skippers zurechtzufinden. „Also doch Käpt’n Bligh?“ fragt Schenk in seiner „Skipperfibel“ (Delius-Klasing, 14,90 Euro) und spielt auf die „Meuterei auf der Bounty“ an. Schenk sagt: „Wird die Entscheidungshierarchie auf- geweicht, ist kaum ein Schiffsfüh- rer in der Lage, sich im Ernstfall hundertprozentig durchzusetzen.“ Bei demokratischen Verhältnis- sen an Bord sei ein Autoritätsver- lust des Skippers programmiert. So geschehen auf der „Apollonia“: Der Eigner versteht sich weder auf Schiffsführung noch auf Navigati- on. Zudem ist er nachlässig im Umgang mit der Crew. Die Tragö- die nimmt ihren Lauf, als ein Crewmitglied meutert. Hat also Demokratie an Bord nichts zu suchen? Für Bobby Schenk ist Segeln zwar Teamar- beit, jedoch nur „mit einem Skip- per, der die Richtung vorgibt und das Sagen hat“. Ein Sachverstän- diger des Gerichtsprozesses gibt Schenk recht: Demokratische Schiffsführung führe stets zum Chaos. Auf der „Apollonia“ be- stand keine Hierarchie, es sei oft vor jedem Segelmanöver disku- tiert worden. „Eine Unmöglichkeit an Bord einer Hochseejacht“, sagt Bobby Schenk, der natürlich weiß, dass nicht jeder Mitsegler bereit ist, sich ohne Diskussion dem Wil- len des Skippers unterzuordnen. Dafür hat er ein paar Tricks parat, wie der Schiffsführer sich den Res- pekt seiner Crew verdient. Er sollte vor dem Törn einen Vertrag mit den Mitseglern ma- chen, in dem vor allem die Pflich- ten der Mannschaft geklärt sind. Vor Törnbeginn könne der Skipper die Mannschaft in seine Entschei- dungen einbeziehen, auf dem Was- ser habe er aber allein das Sagen. Muss er eine vorher getroffene Entscheidung widerrufen, indem er etwa vom Kurs abweicht, sollte er der Crew anschließend seine Gründe erklären. Ein guter Skipper kritisiert zu- dem einzelne Mitsegler nie vor den anderen. Genauso darf er sich auch niemals mit einzelnen Crewmitgliedern verbünden gleiche freundliche Distanz zu je- dem Mitsegler ist nötig. Geldange- legenheiten sollte der Skipper der Mannschaft überlassen, damit si- gnalisiert er zweierlei: Die Mann- schaft darf Verantwortung tragen, aber fürs Schiff bin ich zuständig. Das zeigt er auch, indem er sich immer mal wieder für den Kurs und die Navigation interessiert – auch wenn jemand anders am Ru- der oder am Kartentisch steht. Schließlich bewährt sich ein guter Skipper in schwierigen Situati- onen: Rauscht ein Fall aus, klet- tert er in den Mast, auch bei schwerem Wetter. Verausgaben sollte er sich aber nur, wenn es nicht zu vermeiden ist. Denn nur Ruhe gibt die Übersicht, um ein Schiff sicher zu führen. Der Chef auf hoher See bin ich Segel-Legende Bobby Schenk hält wenig von Demokratie an Bord einer Jacht. Tipps für Skipper Bobby Schenk ist einer der wenigen Deutschen, die vom Segeln leben können. Er veröffentlicht Bücher über seine Törns, außerdem hält er Seminare FOTOS: MÜNCHEBERG; AP Die „Apollonia“ war Tatort zweier Morde – auch weil der Skipper nicht führte „Diskussionen über Segelmanöver? Unmöglich“ Bobby Schenk, Fahrtensegler und Autor Natürlich ist eine Jacht zwischen 349 000 und 494 000 Euro kein Schnäppchen. Aber die neue Tuna 40, um die sich bei der Düsseldor- fer Messe Boot ständig Interessen- ten scharten, hätte noch teurer sein können – wenn die holländi- sche Firma Tuna Yachts nicht in der Türkei fertigen würde. Bis zur Jahrtausendwende herrschte an der türkischen Rivie- ra die Textilbranche. Als sich das Gewerbe aus Antalya zurückzog, kamen die Jachtbauer. Inzwi- schen sind rund 20 renommierte Werften wie Vitters, Farmont und Cyrus dort aktiv. „In der Türkei sind wir durch Zufall gelandet. Eigentlich ist un- sere Tuna.40, ein rein holländi- sches Konzept“, sagt Huis in’t Veld, einer der Tuna-Chefs. Die Werft gibt es schon seit 1996 – ihr Debüt war aber eher verhalten ausgefallen. „Wir hatten auf ei- nem Modell eine ziemlich revoluti- onäre Technik, nämlich den Hy- propantrieb, das war ein Vorläufer des IPS-Systems. Äußerlich war das Boot jedoch sehr konventio- nell“, sagt Rolf Blei, dem damals die Werft noch allein gehörte. Die Mischung aus hochwertiger Technik und biederem Aussehen überzeugte zwar die Fachpresse, aber nur wenige Käufer. Im Jahr 2004 wagte Blei dann einen neuen Anlauf. Mit dabei war ein berühm- ter Nachbar aus Zwartsluis, Jan Vitters. Der schlug vor, die Boots- produktion in die Freihandelszone von Antalya zu verlegen, wohin auch er bereits einen Teil seiner Produktion von Segel- und Motor- jachten ab 35 Meter Baulänge ver- lagert hatte. „Wir fanden genau gegenüber Vitters eine Indust- riehalle, die eigentlich einmal eine Textilfabrik beherbergen sollte“, sagt Rolf Blei. „Aber aus dem Nichts eine gut funktionierende Werft aufzubauen war unmög- lich.“ Mehr als 200 türkische Ar- beitskräfte wurden anfangs ange- heuert, von ihnen blieben am En- de 45 übrig. Zuerst haben wir nur Schulung gemacht“, sagt Blei. Technik, Material und Know-how kamen weiterhin aus Holland. Heute sieht das anders aus. Nur noch Vorprodukte wie etwa Niros- ta-Stahlrohr oder die Aggregate kommen aus Westeuropa. Alle Schweiß- und Metallarbeiten, alle Kunststoffarbeiten und die Holz- einrichtung erledigen türkische Werftarbeiter. „Früher gelangen den türkischen Bootsbauern eher minderwertige Kopien, heute er- reicht die Qualität europäisches Niveau“, sagt Blei. Auch in puncto Aussehen brau- chen die Tuna-Modelle keinen Ver- gleich zu scheuen. Die gefälligen abgerundeten Schwünge von Decksaufbauten und Kajütdach erinnern an italienische Verkaufs- schlager wie die Mochi Dolphin oder die neue Klassiker-Modellrei- he von Aprea Mare. So schwimmt die kleine niederländisch-türki- sche Werft erfolgreich auf der Ret- rowelle mit, hat aber noch einen zusätzlichen Trumpf im Ärmel: eine Plattformstrategie, wie man sie auch im Automobilbau nutzt. Aus nur zwei Rumpfvarianten zaubert Tuna zwölf verschiedene Modellvarianten, eine davon als Cabrio mit abnehmbarem Dach. Volker J. Bürck Billig, billig, die Jachten aus der Türkei Renommierte Werften nutzen die Kostenvorteile an der Küste von Antalya. Jüngstes Beispiel: Tuna aus Holland Bis zu 17 Personen finden in den eleganten Salons der Tuna-Jacht Platz Die Cabrio-Ver- sion der 13,50 Meter langen Tuna 40 mit geöffnetem Dach Der auf Tatsachen basierende Roman „Logbuch der Angst“ von Klaus Hympendahl (Delius-Klasing, 12 Euro) schildert minutiös, wie die Besatzung der Segeljacht „Apollo- nia“ 1981in eine menschliche Katast- rophe fährt. Am Ende stehen ein Doppelmord und eine schwere Verletzung, dazu gefälschte Unfall- protokolle. Dennoch nimmt die Gerechtigkeit ihren Lauf: Der Mör- der wird in Bremen verurteilt. 1999 kam er aus dem Gefängnis frei. Fehlende Seemannschaft und nicht geregelte Zuständigkeiten auf dem Törn von Gran Canaria in die Karibik sind die Ursachen dafür, dass die Stimmung an Bord immer gereizter wird. Ein großes Problem ist vor allem die Tatsache, dass der Eigner der Jacht weniger vom Segeln versteht als einer seiner Gäste. Dies führt immer wieder zu Reibe- reien und am Ende zur Meuterei. Die „Apollonia“ wurde nach dem Unglück einige Jahre als Charter- jacht eingesetzt und sank dann in einem Hurrikan. Nach zehnjähriger Restaurierung segelt sie heute wieder in der Karibik. Ein schwacher Eigner führte die „Apollonia“ ins Verderben

2008 der chef auf hoher see bin ich

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B E R L I N E R M O R G E N P O S T

S O N N A B E N D , 1 6 . F E B R U A R 2 0 0 8A 4 Boot

In 92 Tagen um die WeltDas Barcelona World Race istentschieden. Nach 92 Tagen, achtStunden und 49 Minuten standdie Jacht „Paprec Virbac 2“ alsSiegerschiff fest. Das Besonderebei dieser Regatta rund um dieWelt: Sie wird nonstop ausgetra-gen, und die Besatzung derOpen-60-Jachten besteht nur ausjeweils zwei Personen. Sieger sindder Franzose Jean-Pierre Dickund sein irischer Partner DamianFoxhall.

Boot Sachsen eröffnetDieses Wochenende läuft auf demMessegelände Agra in Leipzigerstmals die Boot Sachsen. Auf ca.20 000 Quadratmetern werdenbinnentaugliche Motor- und Se-geljachten, Zubehör und Dienst-leistungen rund um das ThemaWassersport präsentiert, außer-dem werden Trendsportarten wieTauchen, Kanu & Kajak sowieSurfen vorgestellt. Mehrmalstäglich gibt es Vorträge zur Opti-mierung des Riggs bei Fahrten-jachten und zum Manövrieren miteinem Segel-Katamaran. Tages-karten kosten acht, ermäßigt fünfEuro.

Originelles zu Wasser gesuchtAuf dem Hafenfest der Insel Use-dom vom 27. bis zum 29. Juli wer-den außergewöhnliche Wasser-fahrzeuge gesucht. Die „Boote“,müssen vollständig ohne Original-teile von normalen Booten oderSchiffen und ohne maschinellenAntrieb auskommen. Teilnehmenkann jeder, der es sich zutraut,sich mit seiner Konstruktion imHafenbecken des Ostseebadesfortzubewegen. Prämiert werdendie Fahrzeuge sowohl nach Spaßals auch nach Schnelligkeit.

Billiges Zubehör gefährlichWenn sicherheitsrelevante Aus-rüstung minderwertig kopiertwird, kann dies fatale Folgenhaben, schreibt die Zeitschrift„Yacht“. Bricht ein solches Aus-rüstungsteil, können wichtigeBestandteile der Jacht zerstörtwerden, an mancher Stelle ist eslebensgefährlich. Ein mangelhaf-ter Schäkel kann das Rigg kosten.Darum sollte man im ZweifelsfallMarkenware vorziehen.

AutoNewsDAS WICHTIGSTE IN KÜRZE

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Im November tutet das Horn desKreuzfahrtschiffes „Queen Eliza-beth 2“ (kurz QE2) zum letztenMal. Der 293,5 Meter lange Lu-xusliner der britischen Cunard-Reederei beginnt nach der Saison2008 eine zweite Karriere als festverankerte Touristenattraktion inDubai.

Vorher gibt es aber noch einigeschöne Kreuzfahrten, darunter alsErinnerung an alte Zeiten aucheine Transatlantikpassage nachNew York im Oktober. Sie ist ge-nau wie die letzte Reise vom 11. bis27. November nach Dubai ausge-bucht, für Dubai hat jeder der 1778Passagiere zwischen 3510 und31150 Euro bezahlt. Die letzteFahrt, für die es noch freie Plätzein den luxuriösen Kabinen gibt,führt vom 10. bis zum 30. Septem-ber nach Kanada und Neueng-land. Sie kostet zwischen 3609und 39 819 Euro pro Person.

Am Jahresende wird die QE2fest in der künstlichen Inselland-schaft The Palm Jumeirah vor Du-bai vertäut. Dort dient sie als Mu-seum, Hotel und Einkaufszent-rum. Eine neue „Queen Elizabeth“soll 2011 vom Stapel laufen, sie er-hält allerdings keine Nummermehr. Flaggschiff der britischenCunard-Reederei ist derzeit die„Queen Mary 2“, die mit 345 Me-tern rund 52 Meter länger ist alsdie QE2. Außerdem gibt es nochdie im Mai 2006 auf Kiel gelegte„Queen Victoria“ (294 Meter). ank

Das berühmtesteSchiff der Welt

nimmt Abschied

Der deutsche Windsurf-Cup star-tet erstmals vom 1. bis 4. Mai 2008am Wulfener Hals auf der Ostsee-insel Fehmarn. Bei der höchstennationalen Regattaserie im Wind-surfen tragen rund 60 TeilnehmerWettkämpfe in den DisziplinenRacing, Slalom und Wave-Free-style aus. Nicolas Wendelken vomVeranstalter Choppy Water: „Beikaum einer anderen Veranstal-tung in Europa kommen so vieleinteressierte Windsurfer zusam-men. Gerade die Disziplin Slalombietet sich für den Regattaeinstiegan, weil man hier mit normalemFreeride-Material antreten kann.Neueinsteiger sind herzlichwillkommen.“

Der sogenannte Wulfener Halsbietet wie kaum ein anderes Ost-see-Revier Flachwasser- und Wel-lenbedingungen an einer Stelle.Ein großer Vorteil ist auch, dassdie Zuschauer das Wettkampfge-schehen wenige Meter von den Ak-tiven entfernt verfolgen können.

Das Multivan Surf-Festival aufFehmarn gilt als offizieller Saison-auftakt der Surfszene. Höhepunktder Regattaserie ist traditionelldas „Race around Fehmarn“. Da-bei wird der schnellste Wasser-sportler bei der Umrundung derInsel ermittelt. Den Rekord hältder mehrfache Weltmeister BjörnDunkerbeck mit zwei Stundenund 54 Minuten. mjm

Windsurf-Cuperstmals auf

Fehmarn

T Von Matthias Müncheberg

„Das war Mord, ganz klar Mord“,sagt einer der Augenzeugen desDramas an Bord der deutschen Se-geljacht „Apollonia“. Am Abenddes 13. Dezember 1981 sind zweider sechs Mitsegler, die den Atlan-tik gemeinsam von den KanarenRichtung Karibik überqueren wol-len, tot. Der Navigator erschießteine Mitseglerin und den Eigner.

So endet es im Extremfall, wenndie Zuständigkeiten an Bord nichtgeklärt sind. Beim Gerichtspro-zess ist später die Rede von der be-sonderen psychologischen Situati-on an Bord eines Schiffes. Und vonder Enge des Raumes, die zur Un-

ausweichlichkeit des Geschehe-nen geführt haben soll. Für diemeisten Beobachter aber war dieTragödie an Bord der „Apollonia“schlicht ein Führungsproblem.

Das fängt schon mit der richti-gen Crewauswahl an. BobbySchenk, der erfahrene Weltum-segler und Buchautor, kann sichnur zwei Arten einer „perfektenCrew“ vorstellen: „Anfänger mit injeder Hinsicht sportlicher Einstel-lung, die während des Törns dieAutorität des Skippers voll aner-kennen. Oder ausgeglichene Seg-ler mit perfektem Wissens- undAusbildungsstand sowie mithandwerklichen Fähigkeiten. Siekönnen sich trotzdem währenddes Törns voll unterordnen unddürfen ihre Meinung über den

Skipper ihm gegenüber auch äu-ßern – nach dem Törn.“

Seine auf vielen Langtörns ge-sammelten Erfahrungen mit derRolle des Schiffsführers und derrichtigen Crew hat Schenk,Staatsanwalt und Richter im Ru-hestand, nun in einem Buch veröf-fentlicht. Denn eines hätten dieSegler neben ihrer zum Teil soli-den Ausbildung zum Sportschiffernicht gelernt: sich in der Rolle desSkippers zurechtzufinden.

„Also doch Käpt’n Bligh?“ fragtSchenk in seiner „Skipperfibel“(Delius-Klasing, 14,90 Euro) undspielt auf die „Meuterei auf derBounty“ an. Schenk sagt: „Wirddie Entscheidungshierarchie auf-geweicht, ist kaum ein Schiffsfüh-rer in der Lage, sich im Ernstfallhundertprozentig durchzusetzen.“Bei demokratischen Verhältnis-sen an Bord sei ein Autoritätsver-lust des Skippers programmiert.So geschehen auf der „Apollonia“:Der Eigner versteht sich weder aufSchiffsführung noch auf Navigati-on. Zudem ist er nachlässig imUmgang mit der Crew. Die Tragö-die nimmt ihren Lauf, als einCrewmitglied meutert.

Hat also Demokratie an Bordnichts zu suchen? Für BobbySchenk ist Segeln zwar Teamar-beit, jedoch nur „mit einem Skip-per, der die Richtung vorgibt unddas Sagen hat“. Ein Sachverstän-

diger des Gerichtsprozesses gibtSchenk recht: DemokratischeSchiffsführung führe stets zumChaos. Auf der „Apollonia“ be-stand keine Hierarchie, es sei oftvor jedem Segelmanöver disku-tiert worden. „Eine Unmöglichkeitan Bord einer Hochseejacht“, sagtBobby Schenk, der natürlich weiß,dass nicht jeder Mitsegler bereitist, sich ohne Diskussion dem Wil-len des Skippers unterzuordnen.Dafür hat er ein paar Tricks parat,wie der Schiffsführer sich den Res-pekt seiner Crew verdient.

Er sollte vor dem Törn einenVertrag mit den Mitseglern ma-chen, in dem vor allem die Pflich-

ten der Mannschaft geklärt sind.Vor Törnbeginn könne der Skipperdie Mannschaft in seine Entschei-dungen einbeziehen, auf dem Was-ser habe er aber allein das Sagen.Muss er eine vorher getroffeneEntscheidung widerrufen, indemer etwa vom Kurs abweicht, sollteer der Crew anschließend seineGründe erklären.

Ein guter Skipper kritisiert zu-dem einzelne Mitsegler nie vor denanderen. Genauso darf er sichauch niemals mit einzelnenCrewmitgliedern verbünden –gleiche freundliche Distanz zu je-dem Mitsegler ist nötig. Geldange-legenheiten sollte der Skipper der

Mannschaft überlassen, damit si-gnalisiert er zweierlei: Die Mann-schaft darf Verantwortung tragen,aber fürs Schiff bin ich zuständig.Das zeigt er auch, indem er sichimmer mal wieder für den Kursund die Navigation interessiert –auch wenn jemand anders am Ru-der oder am Kartentisch steht.Schließlich bewährt sich ein guterSkipper in schwierigen Situati-onen: Rauscht ein Fall aus, klet-tert er in den Mast, auch beischwerem Wetter. Verausgabensollte er sich aber nur, wenn esnicht zu vermeiden ist. Denn nurRuhe gibt die Übersicht, um einSchiff sicher zu führen.

Der Chef auf hoher See bin ichSegel-Legende

Bobby Schenk hältwenig von

Demokratie anBord einer Jacht.Tipps für Skipper

Bobby Schenk ist einer der wenigen Deutschen, die vom Segeln leben können. Er veröffentlicht Bücher über seine Törns, außerdem hält er Seminare FOTOS: MÜNCHEBERG; AP

Die „Apollonia“ war Tatort zweier Morde– auch weil der Skipper nicht führte

„Diskussionen überSegelmanöver? Unmöglich“Bobby Schenk, Fahrtensegler und Autor

Natürlich ist eine Jacht zwischen349 000 und 494 000 Euro keinSchnäppchen. Aber die neue Tuna40, um die sich bei der Düsseldor-fer Messe Boot ständig Interessen-ten scharten, hätte noch teurersein können – wenn die holländi-sche Firma Tuna Yachts nicht inder Türkei fertigen würde.

Bis zur Jahrtausendwendeherrschte an der türkischen Rivie-ra die Textilbranche. Als sich dasGewerbe aus Antalya zurückzog,kamen die Jachtbauer. Inzwi-schen sind rund 20 renommierteWerften wie Vitters, Farmont undCyrus dort aktiv.

„In der Türkei sind wir durchZufall gelandet. Eigentlich ist un-sere Tuna.40, ein rein holländi-sches Konzept“, sagt Huis in’tVeld, einer der Tuna-Chefs. DieWerft gibt es schon seit 1996 – ihrDebüt war aber eher verhaltenausgefallen. „Wir hatten auf ei-nem Modell eine ziemlich revoluti-

onäre Technik, nämlich den Hy-propantrieb, das war ein Vorläuferdes IPS-Systems. Äußerlich wardas Boot jedoch sehr konventio-nell“, sagt Rolf Blei, dem damalsdie Werft noch allein gehörte.

Die Mischung aus hochwertigerTechnik und biederem Aussehenüberzeugte zwar die Fachpresse,aber nur wenige Käufer. Im Jahr2004 wagte Blei dann einen neuenAnlauf. Mit dabei war ein berühm-ter Nachbar aus Zwartsluis, Jan

Vitters. Der schlug vor, die Boots-produktion in die Freihandelszonevon Antalya zu verlegen, wohinauch er bereits einen Teil seinerProduktion von Segel- und Motor-jachten ab 35 Meter Baulänge ver-lagert hatte. „Wir fanden genaugegenüber Vitters eine Indust-riehalle, die eigentlich einmal eineTextilfabrik beherbergen sollte“,sagt Rolf Blei. „Aber aus demNichts eine gut funktionierendeWerft aufzubauen war unmög-

lich.“ Mehr als 200 türkische Ar-beitskräfte wurden anfangs ange-heuert, von ihnen blieben am En-de 45 übrig. Zuerst haben wir nurSchulung gemacht“, sagt Blei.Technik, Material und Know-howkamen weiterhin aus Holland.

Heute sieht das anders aus. Nurnoch Vorprodukte wie etwa Niros-ta-Stahlrohr oder die Aggregatekommen aus Westeuropa. AlleSchweiß- und Metallarbeiten, alleKunststoffarbeiten und die Holz-

einrichtung erledigen türkischeWerftarbeiter. „Früher gelangenden türkischen Bootsbauern eherminderwertige Kopien, heute er-reicht die Qualität europäischesNiveau“, sagt Blei.

Auch in puncto Aussehen brau-chen die Tuna-Modelle keinen Ver-gleich zu scheuen. Die gefälligenabgerundeten Schwünge vonDecksaufbauten und Kajütdacherinnern an italienische Verkaufs-schlager wie die Mochi Dolphinoder die neue Klassiker-Modellrei-he von Aprea Mare. So schwimmtdie kleine niederländisch-türki-sche Werft erfolgreich auf der Ret-rowelle mit, hat aber noch einenzusätzlichen Trumpf im Ärmel:eine Plattformstrategie, wie mansie auch im Automobilbau nutzt.Aus nur zwei Rumpfvariantenzaubert Tuna zwölf verschiedeneModellvarianten, eine davon alsCabrio mit abnehmbarem Dach.

Volker J. Bürck

Billig, billig, die Jachten aus der TürkeiRenommierte Werften nutzen die Kostenvorteile an der Küste von Antalya. Jüngstes Beispiel: Tuna aus Holland

Bis zu 17 Personenfinden in deneleganten Salonsder Tuna-JachtPlatz

Die Cabrio-Ver-sion der 13,50Meter langen

Tuna 40 mitgeöffnetem Dach

Der auf Tatsachen basierendeRoman „Logbuch der Angst“ vonKlaus Hympendahl (Delius-Klasing,12 Euro) schildert minutiös, wie dieBesatzung der Segeljacht „Apollo-nia“ 1981 in eine menschliche Katast-rophe fährt. Am Ende stehen einDoppelmord und eine schwereVerletzung, dazu gefälschte Unfall-protokolle. Dennoch nimmt dieGerechtigkeit ihren Lauf: Der Mör-der wird in Bremen verurteilt. 1999kam er aus dem Gefängnis frei.

Fehlende Seemannschaft und nichtgeregelte Zuständigkeiten auf dem

Törn von Gran Canaria in die Karibiksind die Ursachen dafür, dass dieStimmung an Bord immer gereizterwird. Ein großes Problem ist vorallem die Tatsache, dass der Eignerder Jacht weniger vom Segelnversteht als einer seiner Gäste.Dies führt immer wieder zu Reibe-reien und am Ende zur Meuterei.

Die „Apollonia“ wurde nach demUnglück einige Jahre als Charter-jacht eingesetzt und sank dann ineinem Hurrikan. Nach zehnjährigerRestaurierung segelt sie heutewieder in der Karibik.

Ein schwacher Eigner führte die „Apollonia“ ins Verderben