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+ Sonnabend, 4. Juli 2009 | Berliner Morgenpost A6 BOOT A6 Segelsport Warnemünder Woche startet Bei der 72. Warnemünder Woche werden von heute an rund 800 Boote in 22 Klassen auf der Ostsee an den Start gehen. Rund 2000 Segler und Surfer haben sich in die Meldelisten eingetragen. In diesem Jahr liegt der Fokus vor allem auf den Surfern. Ausgetragen wird die internationale deutsche Meister- schaft für Frauen und Männer in der olympischen RS:X-Klasse. dpa Australien 16-Jährige will Welt umsegeln Die 16-jährige Australierin Jessica Watson will als jüngster Mensch allein um die Welt segeln und hat mit ihrem Plan eine Diskussion ausgelöst. Der Vorsitzende eines Verbandes zur Wahrung der Famili- enwerte kritisierte die Eltern, weil sie ihre Tochter auch noch unter- stützen. Jessica ist aber unbeirrt. Die Familie arbeitet rund um die Uhr, um die zehn Meter lange Yacht auszustatten. Sie hat Sponsoren gefunden und will im September ablegen. dpa Dampfer-Treffen 350 000 Besucher erwartet Zum 9. Flensburger „Dampf Rund- um“ vom 10. bis 12. Juli werden rund 350 000 Besucher erwartet. „So viele waren es im vergangenen Jahr. Ich gehe davon aus, dass wir wieder eine so große Anzahl an Menschen erreichen“, sagte Orga- nisator Michael Reinhardt. Das „Dampf Rundum“ wird alle zwei Jahre veranstaltet und gilt als größ- tes Dampfer-Treffen Europas. Neben Booten, sind auch Dampf- walzen und Lokomobile (fahrbare Dampfmaschinen) zu sehen. dpa Prerow Hafenneubau noch nicht sicher Der Hafenneubau in Prerow ist nach Ansicht des neuen Bürger- meisters, Andreas Meller (Linke), noch lange nicht gesichert. „Erst mit dem Raumordnungsverfahren bekommen wir Fakten.“ Allerdings sei das für das erste Quartal 2009 angekündigte Verfahren noch im- mer nicht im Gange. Der Neubau soll als Ersatz für den von Natur- schützern kritisierten Nothafen Darßer Ort dienen. dpa Ausstellung Die Gesundheit auf Schiffen Im Haffmuseum Ueckermünde (Kreis Uecker-Randow) ist bis 27. September eine Ausstellung über das Gesundheitswesen in der Schifffahrt zu sehen. Behandelt werden Probleme wie Skorbut und andere Krankheiten vom Mittel- alter bis zur modernen Vorsorge an Bord. Eindrücke können an Riech- ecke und Hörstation sowie einem Terrarium mit Madagaskar-Scha- ben gewonnen werden. dpa Das Wichtigste in Kürze ------------------------------------------------------ BOOTE NEWS törns zur Verfügung und hat die Frauen, darunter mehrere mit we- nig Segelerfahrung, durch spezielle Trainings auf den brandenburgi- schen Gewässern und auf der Ost- see fit gemacht für den Ausnahme- törn. Dabei gehe es den Frauen nicht darum, als erste ins Ziel zu se- geln, sondern um das Gewinnen an persönlichen Erkenntnissen, sagt der Segelausbilder, der die Regatta schon zwölf Mal mitgefahren ist. Daniela Chudoba etwa will beim Törn ihre eigenen Grenzen austes- ten. Die Berliner Projektleiterin se- gelt seit acht Jahren und meldete sich gleich für den Wellenritt an, als sie davon hörte. Sofort ist sie mit vollem Einsatz zur Stelle, wenn es gilt, eine Leine festzuziehen oder das Steuer zu übernehmen. Auch die Potsdamerin Ulrike Bergmann ist bei dem Törn mit dabei: Die Idee für den reinen Frauentörn sei vor drei Jahren beim Segeln mit Freun- dinnen auf einem Brandenburger See entstanden, sagt die 28-Jährige. „Lasst uns die Tour mit einer reinen Mädchencrew stemmen“, schlug sie vor – und war damals noch nie an Bord eines Segelbootes gewesen. Nun aber sitzen die jungen Frau- en entschlossen auf der hohen Kan- te, trimmen die Yacht auf einem ruppigen Gegenwindkurs, um noch ein Quäntchen Geschwindigkeit aus dem schlanken Bootsrumpf herauszuholen. Ihre Wangen sind T VON MATTHIAS J.MÜNCHEBERG Dichte Wolken türmen sich über der kalten Ostsee vor Warnemünde auf, das salzige Wasser hat eine tief- graue Farbe angenommen, und der Wind frischt stetig auf, dass es nur so pfeift in den Stagen und Wanten. Die Wellenformationen nehmen noch immer an Höhe zu, als fünf junge Frauen aus Brandenburg und Berlin mit einer Hanse 52 hart am Wind durchs Wasser pflügen. Es ist das erste Mal, dass sie für drei Tage und zwei Nächte ununterbrochen als Team auf der Ostsee unterwegs sind. Das gemeinsame Ziel der Frauen im Alter von 28 bis 42 Jah- ren ist ambitioniert: Mit vier weite- ren Seglerinnen wollen sie am Dienstag bei der längsten deut- schen Strecken-Seeregatta „Rund Bornholm“ antreten. „Und vor allem: ankommen“, ruft Sabine Thonfeld gegen den starken Wind, der ihr fast den Atem raubt, als ihre Hände das wagen- radgroße Steuerrad fest umschlie- ßen. Sabine ist mit 42 Jahren die Äl- teste an Bord. Sie bringt die meiste Erfahrung mit und darf deshalb die „Polaris“ beim Training durch die Wellenberge skippern. Härtetest für Mensch und Material Die jeweils Anfang Juli beginnende Wettfahrt, ausgesegelt anlässlich der Warnemünder Woche, gilt als sehr anspruchsvoll, egal ob es sich nun um Segler oder Seglerinnen handelt. Trotzdem – oder gerade deswegen – nehmen viele die Her- ausforderung an: Jedes Jahr beteili- gen sich bis zu 80 Yachten an der 270 Seemeilen (500 Kilometer) lan- gen Regatta, sagt Mareike Guhr vom Regattabüro der Warnemün- der Woche. „Die Ostsee ist aner- kanntermaßen eines der an- spruchsvollsten Segelreviere über- haupt. Das wird kein Zuckerschle- cken für die Mädels, aber dafür eine der besten Erfahrungen ihres Le- bens“, verspricht Michael Haufe, Geschäftsführer der Firma Team- geist GmbH aus Brandenburg. Haufe stellt neben der Hanse 52 eine Bavaria 44 H für die Übungs- gerötet, die Augen glänzen. Gischt weht ihnen ins Gesicht. „Muss es denn ausgerechnet jetzt mit sechs Windstärken wehen?“, beschwert sich die 35-jährige Alina Faltermayr und fragt Segellehrer Haufe, ob die Wellen bei der Regat- ta denn auf noch mehr als zwei Me- ter anwachsen können. „Kann durchaus sein“, sagt der erfahrene Segler, der jedoch sehr zufrieden ist mit den rauen Trainings-Wetterver- hältnissen vor der Warnowmün- dung an diesem Tag. Denn nur so könne man mit den möglichen be- sonderen Anforderungen bei der Wettfahrt umgehen lernen. Das Trainingspensum ist um- fangreich und hart. Ständig heißt es Segel setzen, anluven, abfallen, auf- fieren, Kurs halten – Begriffe, die bei allen Teilnehmerinnen schon sehr bald im Schlaf sitzen müssen. Auch mit dem Problem der See- krankheit wird die Damencrew bei ihrem Übungsschlag schonungslos konfrontiert. Doch das gehört eben dazu, da sind sich die Seglerinnen einig, und helfen sich gegenseitig, wo sie können. „Die Frauen werden auf der Langstrecke mit Sicherheit an ihre Grenzen stoßen, deshalb ist das intensive Training besonders wichtig“, sagt Michael Haufe. Doch das Einstimmen aufeinander klap- pe gut. „Ich hatte selten so humor- volle Teilnehmerinnen im Boot, die sehr engagiert und motiviert an die Sache herangehen“, sagt der Segel- lehrer am Ende des Übungstörns. Für den leidenschaftlichen Was- sersportler ist die sogenannte See- mannschaft neben dem segleri- schen Wissen und Können die Er- fahrung, die es ihm ermöglicht, mit jeder Lage auf See fertig zu werden. Seemannschaft? In diesem Fall doch eher Seefrauschaft. Für Skip- perin Sabine steht fest, dass es das Engagement und die Ernsthaftig- keit sind, die das Segeln unter Frau- en ausmachen. Seglerinnen auf ei- nem reinen Frauen-Törn seien zu- verlässiger als ihre männlichen Wassersport-Kollegen, schätzt die 42-jährige Angestellte. Das sei je- denfalls ihre Erfahrung aus 15 Jah- ren Schiffsführungspraxis. Doch nicht alle Seglerinnen sind ausschließlich begeistert vom Se- geln mit einer reinen Frauencrew: Gleich starke weibliche Charaktere an Bord könnten auf Dauer zu Pro- blemen führen, befürchtet etwa Do- rit Hasselberg aus Potsdam. Die 30- jährige Eventmanagerin ist davon überzeugt, dass gemischte Crews homogener segelten. Doch das hält die studierte Sportwissenschaftle- rin, die vor sechs Jahren mit dem Segelsport begann, nicht davon ab, es auch mal mit einer rein weibli- chen Crew zu versuchen. Abgerechnet wird im Ziel Fest steht jedenfalls schon nach den ersten Trainings in Brandenburg und dem ersten gemeinsamen Se- geltag auf See, dass die Frauen an Bord der „Polaris“ mindestens ge- nauso gut wie ihre männlichen Se- gel-Kollegen den Gebrauch von Tauwerk und das Bedienen der Se- gel beherrschen. Zudem können sie elegant an- und ablegen, und sie verhalten sich korrekt auch bei stär- kerem Wind und Seegang. Diese Ei- genschaften beschreibt das Segler- lexikon als „gute Seemannschaft“. Über den noch immer existieren- den Satz „Wenn Gott gewollt hätte, dass Frauen segeln, hätten er das Wasser rosa gefärbt“, können die Seglerinnen jedenfalls nur milde lä- cheln. Denn abgerechnet wird im Ziel. Ihre See-Taufe haben sie be- reits erhalten. Nun gilt es umzuset- zen, was die Frauen an den anstren- genden Trainingswochenenden an Bord der „Polaris“ gelernt haben. Freuen sich auf die Herausforderung „Rund Bornholm“: Dorit Hasselberg, Daniela Chudoba, Sabine Thonfeld, Ulrike Bergmann und Alina Faltermayr (v. l.) FOTOS: MÜNCHEBERG Bornholm Rügen Warnemünde Rostock- Usedom MECKLENBURG- VORPOMMERN DÄNEMARK OSTSEE SCHWEDEN DEUTSCHLAND POLEN 2 7 0 S EE M EILEN Der Törn der Amazonen Lange haben sie trainiert, am Dienstag startet ein Damenteam aus Berlin und Brandenburg zu einer der härtesten Ostseeregatten Unter uns rauscht das Wasser gen Ostsee, nur wenige Zentimeter Be- wegung am Ruder, das Segel ist hart getrimmt und dann ist er da: der perfekte Moment. Die Kufen des Katamarans vibrieren, begin- nen zu summen. Ein Ton tiefer Zufriedenheit geht von unserem Ge- fährt aus. Wir grin- sen. „Geht ins Trapez!“, ruft uns der Segelleh- rer zu, der noch vor wenigen Tagen zu Vor- sicht auf dem Wasser ge- mahnt hatte. Doch die Ostsee ist nicht der Wannsee, hier gelten an- dere Regeln. Wir schießen übers Meer, hinter uns die Insel Usedom, Gischt spritzt ins Gesicht. Das Summen des Katamarans schwillt zu einem Heulen an. Dann beginnt eine Kufe, sich aus dem Wasser zu heben, schlägt grob auf die Wellen. „Wir brauchen Gegengewicht, sonst kentern wir!“, ruft unser Skip- per. Als wir mit dem Segeln anfingen, dachten wir, es sei wie beim Auto- fahren. Kleine Unterschiede zwi- schen Opel Corsa und BMW 3er. Doch unterm Strich bleibt Bremse Bremse und Blinker Blinker. Also war es für uns nur logisch, eine Wo- che nach unserer bestandenen Prü- fung zum Segelschein Binnen ein Katamaran-Wochenende zu bu- chen. So groß werden die Unter- schiede zwischen Ixylon-Jolle und Hobie Cat 21 schon nicht sein – dachten wir. Bis unsere zitternden Finger das Gurtzeug in die am Mast befestigten Seile des Trapezes haken. Es ist, als wären wir bisher nur mit einem gedrosselten Roller auf Landstraßen unter- wegs gewesen, und jetzt rasen wir in einem For- mel-1-Wagen über As- phaltwüsten aus Wasser und stehen dabei auch noch auf der Karosserie. Wir haben Schiss – auch weil wir uns an die Vorübungen an Land erinnern. „Kentern gehört zum Katamaran- fahren dazu“, hat der Einweiser ge- sagt und uns auf der Wiese gezeigt, wie wir einen havarierten Kahn wieder aufrich- ten können. Doch die Spielstunde ist vorbei. Wir pflügen mit 30 km/h übers Wasser und wollen vor allem eines nicht: kentern. Doch am letzten Tag wird aus Spaß plötzlich Ernst. Unser Hobie Cat 21 schnurrt über das Wasser. Wir haben inzwi- schen gelernt, dass es nur zwei Ge- schwindigkeiten gibt: schnell und zu schnell. Wir bewegen uns irgend- wo dazwischen, versuchen das Op- timum aus unserem Gefährt her- auszuholen, hängen in den Trape- zen, lassen uns auf das Trampolin fallen wie die Profis. Wir sind zu- mindest genauso durchnässt wie die Regattafahrer, die man aus dem Fernsehen kennt. Dann geht einer von uns über Bord. Es passiert ein- fach, platsch, Mann und Boot ent- fernen sich. Im Ernstfall offenbart Dann rast der Katamaran los wie ein Überwasser-Torpedo. Die Segel am zehn Meter hohen Mast wirken vom Meeresspiegel aus gigantisch. Man fühlt sich wie Don Quichotte im Wasser, der gegen schwimmen- de Windmühlen kämpfen will. Die beiden weiß glänzenden Kufen schießen in den Wind, Segel flat- tern wild, innerhalb einer Sekunde kommt das Boot zum Stehen – das Manöver glückt. Wir haben die schwerste Prüfung bestanden. Aber so schön und sportlich es auf einem Katamaran auch zugehen mag: Uns findet man auf dem Wannsee. Meer brauchen wir nicht. Geschwindigkeitsrausch auf zwei Kufen Nach ihrer Segelscheinprüfung wagen sich die Morgenpost-Reporter Grischa Rodust und Lars Kreye an Bord eines Katamarans Grischa Rodust beim Versuch, im Trapez zu stehen Lars Kreye macht dabei schon eine bessere Figur sich der größte Nachteil des Kata- marans. Für schnelle Wenden wur- de das Boot nicht konstruiert. Wer im Wasser schwimmt, hat – Rettungsweste und Neoprenanzug sei Dank – nicht viel zu bangen. An Bord kommt man dagegen ins Schwitzen. Ganz allein eine Wende auf einem Katamaran einzuleiten ist nicht einfach. Vom Wasser aus gesehen wirkt das ganze Getue an- fangs wie in Zeitlupe. Langsam schwenkt das vier Meter breite und über sechs Meter lange Gefährt herum und nimmt Peilung auf. FOTOS. PRIVAT Zweitauflage Jedes Jahr betei- ligen sich mehr als 60 Yachten an „Rund Bornholm“. Nachdem 1999 die erste Brandenburger Frauen- mannschaft an den Start ging, setzt nun genau zehn Jahre später wieder eine weibliche Crew für das Bundesland die Segel. Die Strecke von Warnemünde bis Bornholm und zurück will die Crew in drei Tagen schaffen. Rekordjagd Seit acht Jahren versuchen die schnellsten Yach- ten den Streckenrekord zu bre- chen. Die Bestmarke hält seit 2001 die Yacht UCA, die für die Strecke nur 28 Stunden 37 Minuten und 23 Sekunden benötigte. Bereits zweimal ist ein Ocean-Racer der VO-60-Klasse beim Versuch ge- scheitert, den Rekord zu brechen. Streckenrekord hält seit 2001 Ulrike Bergmann steuert die „Polaris“ beim Übungstörn

2009 der törn der amazonen

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ein damenteam aus berlin und brandenburg stellt sich der haertesten ostsee-regatta

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Sonnabend, 4. Juli 2009 | Berliner MorgenpostA 6 BOOTA 6

SegelsportWarnemünder Woche startetBei der 72. Warnemünder Wochewerden von heute an rund 800Boote in 22 Klassen auf der Ostseean den Start gehen. Rund 2000Segler und Surfer haben sich in dieMeldelisten eingetragen. In diesemJahr liegt der Fokus vor allem aufden Surfern. Ausgetragen wird dieinternationale deutsche Meister-schaft für Frauen und Männer inder olympischen RS:X-Klasse. dpa

Australien16-Jährige will Welt umsegelnDie 16-jährige Australierin JessicaWatson will als jüngster Menschallein um die Welt segeln und hatmit ihrem Plan eine Diskussionausgelöst. Der Vorsitzende einesVerbandes zur Wahrung der Famili-enwerte kritisierte die Eltern, weilsie ihre Tochter auch noch unter-stützen. Jessica ist aber unbeirrt.Die Familie arbeitet rund um dieUhr, um die zehn Meter lange Yachtauszustatten. Sie hat Sponsorengefunden und will im Septemberablegen. dpa

Dampfer-Treffen350 000 Besucher erwartetZum 9. Flensburger „Dampf Rund-um“ vom 10. bis 12. Juli werdenrund 350 000 Besucher erwartet.„So viele waren es im vergangenenJahr. Ich gehe davon aus, dass wirwieder eine so große Anzahl anMenschen erreichen“, sagte Orga-nisator Michael Reinhardt. Das„Dampf Rundum“ wird alle zweiJahre veranstaltet und gilt als größ-tes Dampfer-Treffen Europas.Neben Booten, sind auch Dampf-walzen und Lokomobile (fahrbareDampfmaschinen) zu sehen. dpa

PrerowHafenneubau noch nicht sicherDer Hafenneubau in Prerow istnach Ansicht des neuen Bürger-meisters, Andreas Meller (Linke),noch lange nicht gesichert. „Erstmit dem Raumordnungsverfahrenbekommen wir Fakten.“ Allerdingssei das für das erste Quartal 2009angekündigte Verfahren noch im-mer nicht im Gange. Der Neubausoll als Ersatz für den von Natur-schützern kritisierten NothafenDarßer Ort dienen. dpa

AusstellungDie Gesundheit auf SchiffenIm Haffmuseum Ueckermünde(Kreis Uecker-Randow) ist bis 27.September eine Ausstellung überdas Gesundheitswesen in derSchifffahrt zu sehen. Behandeltwerden Probleme wie Skorbut undandere Krankheiten vom Mittel-alter bis zur modernen Vorsorge anBord. Eindrücke können an Riech-ecke und Hörstation sowie einemTerrarium mit Madagaskar-Scha-ben gewonnen werden. dpa

Das Wichtigste in Kürze- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

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törns zur Verfügung und hat dieFrauen, darunter mehrere mit we-nig Segelerfahrung, durch spezielleTrainings auf den brandenburgi-schen Gewässern und auf der Ost-see fit gemacht für den Ausnahme-törn. Dabei gehe es den Frauennicht darum, als erste ins Ziel zu se-geln, sondern um das Gewinnen anpersönlichen Erkenntnissen, sagtder Segelausbilder, der die Regattaschon zwölf Mal mitgefahren ist.

Daniela Chudoba etwa will beimTörn ihre eigenen Grenzen austes-ten. Die Berliner Projektleiterin se-gelt seit acht Jahren und meldetesich gleich für den Wellenritt an, alssie davon hörte. Sofort ist sie mitvollem Einsatz zur Stelle, wenn esgilt, eine Leine festzuziehen oderdas Steuer zu übernehmen. Auchdie Potsdamerin Ulrike Bergmannist bei dem Törn mit dabei: Die Ideefür den reinen Frauentörn sei vordrei Jahren beim Segeln mit Freun-dinnen auf einem BrandenburgerSee entstanden, sagt die 28-Jährige.„Lasst uns die Tour mit einer reinenMädchencrew stemmen“, schlug sievor – und war damals noch nie anBord eines Segelbootes gewesen.

Nun aber sitzen die jungen Frau-en entschlossen auf der hohen Kan-te, trimmen die Yacht auf einemruppigen Gegenwindkurs, um nochein Quäntchen Geschwindigkeitaus dem schlanken Bootsrumpfherauszuholen. Ihre Wangen sind

T VON MATTHIAS J.MÜNCHEBERG

Dichte Wolken türmen sich überder kalten Ostsee vor Warnemündeauf, das salzige Wasser hat eine tief-graue Farbe angenommen, und derWind frischt stetig auf, dass es nurso pfeift in den Stagen und Wanten.Die Wellenformationen nehmennoch immer an Höhe zu, als fünfjunge Frauen aus Brandenburg undBerlin mit einer Hanse 52 hart amWind durchs Wasser pflügen. Es istdas erste Mal, dass sie für drei Tageund zwei Nächte ununterbrochenals Team auf der Ostsee unterwegssind. Das gemeinsame Ziel derFrauen im Alter von 28 bis 42 Jah-ren ist ambitioniert: Mit vier weite-ren Seglerinnen wollen sie amDienstag bei der längsten deut-schen Strecken-Seeregatta „RundBornholm“ antreten.

„Und vor allem: ankommen“,ruft Sabine Thonfeld gegen denstarken Wind, der ihr fast den Atemraubt, als ihre Hände das wagen-radgroße Steuerrad fest umschlie-ßen. Sabine ist mit 42 Jahren die Äl-teste an Bord. Sie bringt die meisteErfahrung mit und darf deshalb die„Polaris“ beim Training durch dieWellenberge skippern.

Härtetest für Mensch und MaterialDie jeweils Anfang Juli beginnendeWettfahrt, ausgesegelt anlässlichder Warnemünder Woche, gilt alssehr anspruchsvoll, egal ob es sichnun um Segler oder Seglerinnenhandelt. Trotzdem – oder geradedeswegen – nehmen viele die Her-ausforderung an: Jedes Jahr beteili-gen sich bis zu 80 Yachten an der270 Seemeilen (500 Kilometer) lan-gen Regatta, sagt Mareike Guhrvom Regattabüro der Warnemün-der Woche. „Die Ostsee ist aner-kanntermaßen eines der an-spruchsvollsten Segelreviere über-haupt. Das wird kein Zuckerschle-cken für die Mädels, aber dafür eineder besten Erfahrungen ihres Le-bens“, verspricht Michael Haufe,Geschäftsführer der Firma Team-geist GmbH aus Brandenburg.

Haufe stellt neben der Hanse 52eine Bavaria 44 H für die Übungs-

gerötet, die Augen glänzen. Gischtweht ihnen ins Gesicht.

„Muss es denn ausgerechnet jetztmit sechs Windstärken wehen?“,beschwert sich die 35-jährige AlinaFaltermayr und fragt SegellehrerHaufe, ob die Wellen bei der Regat-ta denn auf noch mehr als zwei Me-ter anwachsen können. „Kanndurchaus sein“, sagt der erfahreneSegler, der jedoch sehr zufrieden istmit den rauen Trainings-Wetterver-hältnissen vor der Warnowmün-dung an diesem Tag. Denn nur sokönne man mit den möglichen be-sonderen Anforderungen bei derWettfahrt umgehen lernen.

Das Trainingspensum ist um-fangreich und hart. Ständig heißt esSegel setzen, anluven, abfallen, auf-fieren, Kurs halten – Begriffe, diebei allen Teilnehmerinnen schonsehr bald im Schlaf sitzen müssen.Auch mit dem Problem der See-

krankheit wird die Damencrew beiihrem Übungsschlag schonungsloskonfrontiert. Doch das gehört ebendazu, da sind sich die Seglerinneneinig, und helfen sich gegenseitig,wo sie können. „Die Frauen werdenauf der Langstrecke mit Sicherheitan ihre Grenzen stoßen, deshalb istdas intensive Training besonderswichtig“, sagt Michael Haufe. Dochdas Einstimmen aufeinander klap-pe gut. „Ich hatte selten so humor-volle Teilnehmerinnen im Boot, diesehr engagiert und motiviert an dieSache herangehen“, sagt der Segel-lehrer am Ende des Übungstörns.

Für den leidenschaftlichen Was-sersportler ist die sogenannte See-mannschaft neben dem segleri-schen Wissen und Können die Er-fahrung, die es ihm ermöglicht, mitjeder Lage auf See fertig zu werden.Seemannschaft? In diesem Falldoch eher Seefrauschaft. Für Skip-perin Sabine steht fest, dass es dasEngagement und die Ernsthaftig-keit sind, die das Segeln unter Frau-en ausmachen. Seglerinnen auf ei-nem reinen Frauen-Törn seien zu-verlässiger als ihre männlichenWassersport-Kollegen, schätzt die42-jährige Angestellte. Das sei je-denfalls ihre Erfahrung aus 15 Jah-ren Schiffsführungspraxis.

Doch nicht alle Seglerinnen sindausschließlich begeistert vom Se-geln mit einer reinen Frauencrew:Gleich starke weibliche Charaktere

an Bord könnten auf Dauer zu Pro-blemen führen, befürchtet etwa Do-rit Hasselberg aus Potsdam. Die 30-jährige Eventmanagerin ist davonüberzeugt, dass gemischte Crewshomogener segelten. Doch das hältdie studierte Sportwissenschaftle-rin, die vor sechs Jahren mit demSegelsport begann, nicht davon ab,es auch mal mit einer rein weibli-chen Crew zu versuchen.

Abgerechnet wird im ZielFest steht jedenfalls schon nach denersten Trainings in Brandenburgund dem ersten gemeinsamen Se-geltag auf See, dass die Frauen anBord der „Polaris“ mindestens ge-nauso gut wie ihre männlichen Se-gel-Kollegen den Gebrauch vonTauwerk und das Bedienen der Se-gel beherrschen. Zudem können sieelegant an- und ablegen, und sieverhalten sich korrekt auch bei stär-kerem Wind und Seegang. Diese Ei-genschaften beschreibt das Segler-lexikon als „gute Seemannschaft“.

Über den noch immer existieren-den Satz „Wenn Gott gewollt hätte,dass Frauen segeln, hätten er dasWasser rosa gefärbt“, können dieSeglerinnen jedenfalls nur milde lä-cheln. Denn abgerechnet wird imZiel. Ihre See-Taufe haben sie be-reits erhalten. Nun gilt es umzuset-zen, was die Frauen an den anstren-genden Trainingswochenenden anBord der „Polaris“ gelernt haben.

Freuen sich auf die Herausforderung „Rund Bornholm“: Dorit Hasselberg, Daniela Chudoba, Sabine Thonfeld, Ulrike Bergmann und Alina Faltermayr (v. l.) FOTOS: MÜNCHEBERG

Bornholm

Rügen

WarnemündeRostock-

UsedomMECKLENBURG-VORPOMMERN

DÄNEMARK

OSTSEE

SCHWEDEN

DEUTSCHLANDPOLEN

270 SEEMEILEN

Der Törn der AmazonenLange haben sie

trainiert, amDienstag startet ein

Damenteam ausBerlin und

Brandenburg zueiner der härtesten

Ostseeregatten

Unter uns rauscht das Wasser genOstsee, nur wenige Zentimeter Be-wegung am Ruder, das Segel ist hartgetrimmt und dann ist er da: derperfekte Moment. Die Kufen desKatamarans vibrieren, begin-nen zu summen. Ein Tontiefer Zufriedenheitgeht von unserem Ge-fährt aus. Wir grin-sen.

„Geht ins Trapez!“,ruft uns der Segelleh-rer zu, der noch vorwenigen Tagen zu Vor-sicht auf dem Wasser ge-mahnt hatte. Doch die Ostsee istnicht der Wannsee, hier gelten an-dere Regeln. Wir schießen übersMeer, hinter uns die Insel Usedom,Gischt spritzt ins Gesicht. DasSummen des Katamarans schwilltzu einem Heulen an. Dann beginnteine Kufe, sich aus dem Wasser zuheben, schlägt grob auf die Wellen.„Wir brauchen Gegengewicht,sonst kentern wir!“, ruft unser Skip-per.

Als wir mit dem Segeln anfingen,dachten wir, es sei wie beim Auto-fahren. Kleine Unterschiede zwi-schen Opel Corsa und BMW 3er.Doch unterm Strich bleibt BremseBremse und Blinker Blinker. Alsowar es für uns nur logisch, eine Wo-che nach unserer bestandenen Prü-fung zum Segelschein Binnen ein

Katamaran-Wochenende zu bu-chen. So groß werden die Unter-schiede zwischen Ixylon-Jolle undHobie Cat 21 schon nicht sein –dachten wir. Bis unsere zitternden

Finger das Gurtzeug in die amMast befestigten Seile des

Trapezes haken. Es ist, als wären wir

bisher nur mit einemgedrosselten Roller aufLandstraßen unter-wegs gewesen, und jetztrasen wir in einem For-

mel-1-Wagen über As-phaltwüsten aus Wasser und

stehen dabei auch noch auf derKarosserie. Wir haben Schiss –auch weil wir uns andie Vorübungenan Land erinnern.„Kentern gehörtzum Katamaran-fahren dazu“, hatder Einweiser ge-sagt und uns auf derWiese gezeigt, wiewir einen havariertenKahn wieder aufrich-ten können. Doch dieSpielstunde ist vorbei.Wir pflügen mit 30 km/hübers Wasser und wollenvor allem eines nicht:kentern.

Doch am letzten Tagwird aus Spaß plötzlich

Ernst. Unser Hobie Cat 21 schnurrtüber das Wasser. Wir haben inzwi-schen gelernt, dass es nur zwei Ge-schwindigkeiten gibt: schnell undzu schnell. Wir bewegen uns irgend-wo dazwischen, versuchen das Op-timum aus unserem Gefährt her-auszuholen, hängen in den Trape-zen, lassen uns auf das Trampolinfallen wie die Profis. Wir sind zu-mindest genauso durchnässt wiedie Regattafahrer, die man aus demFernsehen kennt. Dann geht einervon uns über Bord. Es passiert ein-fach, platsch, Mann und Boot ent-fernen sich. Im Ernstfalloffenbart

Dann rast der Katamaran los wieein Überwasser-Torpedo. Die Segelam zehn Meter hohen Mast wirkenvom Meeresspiegel aus gigantisch.Man fühlt sich wie Don Quichotteim Wasser, der gegen schwimmen-de Windmühlen kämpfen will. Diebeiden weiß glänzenden Kufenschießen in den Wind, Segel flat-tern wild, innerhalb einer Sekundekommt das Boot zum Stehen – dasManöver glückt. Wir haben dieschwerste Prüfung bestanden. Aberso schön und sportlich es auf einemKatamaran auch zugehen mag: Unsfindet man auf dem Wannsee. Meer

brauchen wir nicht.

Geschwindigkeitsrausch auf zwei Kufen Nach ihrer Segelscheinprüfung wagen sich die Morgenpost-Reporter Grischa Rodust und Lars Kreye an Bord eines Katamarans

Grischa Rodust beim Versuch, im Trapez zu stehenLars Kreye macht dabei schon eine bessere Figur

sich der größte Nachteil des Kata-marans. Für schnelle Wenden wur-de das Boot nicht konstruiert.

Wer im Wasser schwimmt, hat –Rettungsweste und Neoprenanzugsei Dank – nicht viel zu bangen. AnBord kommt man dagegen insSchwitzen. Ganz allein eine Wendeauf einem Katamaran einzuleitenist nicht einfach. Vom Wasser ausgesehen wirkt das ganze Getue an-fangs wie in Zeitlupe. Langsamschwenkt das vier Meter breite undüber sechs Meter lange Gefährtherum und nimmt Peilung auf.

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Zweitauflage Jedes Jahr betei-ligen sich mehr als 60 Yachten an„Rund Bornholm“. Nachdem 1999die erste Brandenburger Frauen-mannschaft an den Start ging,setzt nun genau zehn Jahre späterwieder eine weibliche Crew fürdas Bundesland die Segel. DieStrecke von Warnemünde bisBornholm und zurück will dieCrew in drei Tagen schaffen.

Rekordjagd Seit acht Jahrenversuchen die schnellsten Yach-ten den Streckenrekord zu bre-chen. Die Bestmarke hält seit 2001die Yacht UCA, die für die Streckenur 28 Stunden 37 Minuten und23 Sekunden benötigte. Bereitszweimal ist ein Ocean-Racer derVO-60-Klasse beim Versuch ge-scheitert, den Rekord zu brechen.

Streckenrekord hält seit 2001

Ulrike Bergmann steuert die„Polaris“ beim Übungstörn