41
24 25. Vortvagstagung Z. Tierphysiol., Tierernihrg. u. Futtermittelkde. (in press). - 13. SCHILL~R, K., und OCIO, E., 1963: 2. Tierphysiol., TierernZhrg. u. Futtermittelkde. 18, 166-174. - 14. SPACKMANN, D. M., STEIN, M. H., and MOORE, S., 1958: Anal. Chem. 30, 1190. - 15. YOSHIDA, A., LEUNG, P. M. B., ROGERS, Q. R., and HARPER, A. E., 1966: J. Nutr. 89, 80-90. Anschrift des Autors: C. W. SCHEELE, Institute for Poultry Research “Het Spelderholt” - Department of Production - Beekbergen, Holland Gesellscbaft fur Ernabrungspbysiolo~~ie der Haustiere 25. Tagung in Gieflen vom 24. bis 26. Marz 1973 Vorsitz: BREIREM - As 1. HOMB-As Proteinverwertung bei wachsenden Schweinen Zweck unserer Versuche war es, Schweinen von verschiedenem Gewicht die gleichen Mengen Protein und Nettoenergie im Verhaltnis zum Bedarf zu geben. Zwei Versuchsserien mit je 4 kastrierten mannlichen Schweinen wurden durchgefuhrt. Der Proteinbedarf wurde faktoriell berechnet, und die Voraussetzungen dafiir beruhten auf fruheren Ergebnissen. Gerstenmehl, Heringsmehl und Kartoffelstfrke wurden in solchen Mengen verabreicht, dai3 die obengenannten Forderungen erfiillt waren, und zwar bei gleicher Proteinqualitat wahrend der ganzen Versuchsperiode. Im ersten Versuchsabschnitt wurden 4 Bilanz-Perioden und im zweiten Versuchs- abschnitt 5 Bilanz-Perioden A 14 Tage durchgefiihrt. Ergebnisse der Vcrsuchsserie I I Bilan,periode N r I L 1 -~ ~ 2 1 3 - ~ 4 Lebendgewicht, kg ....................... 37 56 78 98 Oio Protein in der Trockensubstanz ........ 18,9 14,7 12,5 11,l N-Bilanz, g/Tag ......................... 15,6 16,8 18,2 13,6 N-Bilanz, “in von N im Futter ............. I4 44 44 30 Biologische Wertigkeit .................... 64 67 73 58 Wahrend der drei ersten Perioden war der Stickstoff-Ansatz nicht weit von der Prognose (17 g/Tag) entfernt. Ab der 3. bis 4. Periode hat der Stickstoff-Ansatz jedoch bedeutend abgenommen. Alle Futterrationen in Serie 11 kamen etwas proteinreicher aus als geplant; die Proteinausnutzung war niedriger. Dies gilt sowohl fur die Verdaulichkeit als auch die biologische Wertigkeit. Die Ursachen dafur sind nicht klar, weil die Einzel- futtermittel nicht getestet wurden. Die 5. Periode zeigte eine deutlich niedrigere 2. Tierphysiol., Tierern5hrung. u. Furterrnirrelkde. 29 (1972) 24-64 @ 1972 Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin

25. Tagung in Gießen vom 24. bis 26. März 1971 : Vorsitz: Breirem - Äs

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24 25. Vortvagstagung

Z. Tierphysiol., Tierernihrg. u. Futtermittelkde. (in press). - 13. S C H I L L ~ R , K., und OCIO, E., 1963: 2. Tierphysiol., TierernZhrg. u. Futtermittelkde. 18, 166-174. - 14. SPACKMANN, D. M., STEIN, M. H., and MOORE, S., 1958: Anal. Chem. 30, 1190. - 15. YOSHIDA, A., LEUNG, P. M. B., ROGERS, Q. R., and HARPER, A. E., 1966: J. Nut r . 89, 80-90.

Anschrift des Autors: C. W. SCHEELE, Institute for Poultry Research “Het Spelderholt” - Department of Production - Beekbergen, Holland

Gesellscbaft f u r Ernabrungspbysiolo~~ie der Haustiere

25. Tagung in Gieflen vom 24. bis 26. Marz 1973

Vorsitz: BREIREM - As

1. H O M B - A s

Proteinverwertung bei wachsenden Schweinen

Zweck unserer Versuche war es, Schweinen von verschiedenem Gewicht die gleichen Mengen Protein und Nettoenergie im Verhaltnis zum Bedarf zu geben. Zwei Versuchsserien mit je 4 kastrierten mannlichen Schweinen wurden durchgefuhrt. Der Proteinbedarf wurde faktoriell berechnet, und die Voraussetzungen dafiir beruhten auf fruheren Ergebnissen. Gerstenmehl, Heringsmehl und Kartoffelstfrke wurden in solchen Mengen verabreicht, dai3 die obengenannten Forderungen erfiillt waren, und zwar bei gleicher Proteinqualitat wahrend der ganzen Versuchsperiode. Im ersten Versuchsabschnitt wurden 4 Bilanz-Perioden und im zweiten Versuchs- abschnitt 5 Bilanz-Perioden A 14 Tage durchgefiihrt.

Ergebnisse der Vcrsuchsserie I

I Bilan,periode N r

I L 1 -~ ~ 2 1 3 - ~ 4 Lebendgewicht, kg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 56 78 98 O i o Protein in der Trockensubstanz . . . . . . . . 18,9 14,7 12,5 11,l N-Bilanz, g/Tag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15,6 16,8 18,2 13,6 N-Bilanz, “ i n von N im Futter . . . . . . . . . . . . . I 4 44 44 30 Biologische Wertigkeit .................... 64 67 73 58

Wahrend der drei ersten Perioden war der Stickstoff-Ansatz nicht weit von der Prognose (17 g/Tag) entfernt. Ab der 3. bis 4. Periode hat der Stickstoff-Ansatz jedoch bedeutend abgenommen.

Alle Futterrationen in Serie 11 kamen etwas proteinreicher aus als geplant; die Proteinausnutzung war niedriger. Dies gilt sowohl fur die Verdaulichkeit als auch die biologische Wertigkeit. Die Ursachen dafur sind nicht klar, weil die Einzel- futtermittel nicht getestet wurden. Die 5. Periode zeigte eine deutlich niedrigere

2. Tierphysiol. , T ierern5hrung. u. Furterrnirrelkde. 29 (1972) 24-64 @ 1972 Verlag Paul Parey , Hamburg und Berlin

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25. Vortragstagung 25

Ergebnisse der Versuchsreihe I1

Bilanzperiode N I

1 1 2 3 4 5 ~~

Lebendgewicht, kg . . . . . . . . . . . . . . 34 52 72 93 104 o/o Protein in der Trockensubstanz . 18,4 17,3 15,l 13,3 13,l N-Bilanz, g/Tag . . . . . . . . . . . . . . . . 12,9 16,9 19,5 19,3 15,8 N-Bilanz, O/o von N im Futter . . . . 39 37 38 35 27 Biologische Wertigkeit . . . . . . . . . . . 64 61 62 60 54

biologische Wertigkeit, obwohl die Verschlechterung nicht so markant war wie in der letzten Periode der Versuchsreihe I.

Wie bereits erwiihnt, haben wir versucht, in der Planungsphase alle Tiere in allen Perioden mit gleicher Proteingabe im Verhaltnis zum Bedarf zu futtern, gleichzeitig bei einheitlicher Proteinqualitat. Unter diesen Umstanden war die berechnete biologische Wertigkeit des Proteins beinahe konstant wahrend des gesamten Gewichtsintervalles von 30 bis 90 kg. Allerdings gab es rnit zunehmendem Alter in Versuchsreihe I eine Tendenz zu steigender Proteinausnutzung. In Versuchs- reihe I1 konnte keine signifikante Anderung der Ausnutzung gefunden werden, bezogen auf den Gewichtsabschnitt von 30 bis 90 kg. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dafl wahrend dieser Periode eine annahernd konstante Ausnutzung des Proteins stattfindet.

Bezogen auf Schweine mit Gewichten von mehr als 90 kg sind unsere Resultate nicht beweiskraftig. I n Versuchsreihe I hatten besonders zwei von vier Tieren eine starke Verschlechterung des Ausnutzungsgrades. Bei vier Schweinen in Reihe I1 fan- den wir eine abnehmende Stickstoffausnutzung in der letzten Periode bei drei Tieren.

2. KELLNER - Weihenstephan

Zum Stickstoff- und Energieansatz fruhabgesetzter Ferkel bei unterschiedlicher Eiweiflzufuhr und -zusammensetzung

Mit 14 Tagen abgesetzte Ferkel erhielten Milchaustauscher rnit einem Rohprotein- gehalt von 19,5, 26,0, 32,5 und 39 O/o. Die Haupteiweiflkomponenten, welche etwa 92 o / o des gesamten Eiweiflgehalts der Diaten ausmachten, waren in Versuch C eine Mischung von Trockenmagermilch und Casein im Verhaltnis 2 : 1, in Versuch S Trockenmagermilcli und Sojaprotein ebenfalls im Verhaltnis 2 : 1 . Die Ticre wurden 25 Tage lang, d. h. im Abschnitt von 4-12 kg, in Einzelfutterung gehaltcn und anschlieflend Stickstoff- und Energieansatz uber die Kontrollschlachtungs- methode bestimmt.

Bei einem Rohproteingehalt von 19,5 O / o wurden in Versuch C 75 o/o des ver- dauten Stickstoffs fur den Ansatz verwertet, in Versuch S 65 o/o. Die N-Ausnutzung betrug jedoch nunmehr 51, bzw. 45 o / o , wenn der Rohproteingehalt bei 39 o/o lag. Der Harnstoffgehalt des Serums steigt mit der verabreichten Eiweiflmenge an und wird durch einen Austausch von Casein durch Sojaprotein erhoht.

Fur eine maximale N-Bilanz, die zwischen 8,5 und 9,5 g N/Tag liegt, sind bei Verfutterung von Casein und Trockenmagermilch mindestens 26 g/o Eiweifl in der Trockensubstanz erforderlich. Bei einem Ersatz des Caseins durch Sojaprotein sollte die Ration 26 bis 32,5 o/o Eiweifl enthalten.

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26 25. Vortragstagung

Die Energieverwertung, berechnet als Nettoenergie in Prozent der umsetzbaren Energie, nimmt mit zunehmenden Eiweii3gaben ab und verhalt sich dabei um- gekehrt wie die Futterverwertung.

3. HUBNER, KEDENBURG, DREPPER - Berlin

Beitrag zur Ammoniakresorption beim Wiederkauer

Es sollte qualitativ geklart werden, ob das im Pansen gebildete Ammoniak teilweise in den Zellen der Pansenmucosa durch reduktive Aminierung in Glutamat bzw. Aspartat oder sogar in Glutamin bzw. Asparagin gebunden wird und als solches im Pfortadersystem zur Leber transportiert wird. Als Versuchstiere dienten 2 Schafe mit Pfortader- und Jugulariskatheter, denen 6 Tage lang taglich einmal Harnstoff in den Pansen infundiert wurde. Die Bestimmung der Aminosauren und der Saure- amide sowie Ammoniak und Harnstoff im Blut bzw. Plasma erfolgte enzymatisch. -

Die Ergebnisse waren bei beiden Tieren weitestgehend iibereinstimmend: Die Ammoniakkonzentration im Blut der Vena portae stieg relativ und absolut wesentlich starker an (um ca. 800 pMol/l) als in der Vena jugularis. Der nach schnellem Anstieg sehr rasche Abfall zum Ausgangswert in der Vena portae deutet darauf hin, dai3 diese Transportform nur kurzzeitig von Bedeutung ist. Die Konzentrationssteigerung von Glutamin (um ca. 150pMol/l), Glutamat (um ca 40 pMol/l) Asparagin und Aspartat (um je 10-15 pMol/l) erfolgten im Blut beider GefaBe sehr rasch. Nach kurzzeitig steilerem Abfall lagen die Gehalte dieser Substanzen im Blut aber noch 4 Stunden nach der einnialigen Harnstoffinfusion in den Pansen um ca. 30 o/o iiber den Ausgangswerten. Diese langzeitig erhohte Kon- zentration der Aminosauren und der Saureamide im Blut nach der Harnstoff- infusion in den Pansen 1al3t erkennen, daB ein groBer Anteil des resorbierten Ammoniaks in gebundener Form transportiert wird. Das gleichzeitige Auftreten der erhohten Gehalte dieser Verbindungen im Blut beider Gefai3e weist auf eine mogliche Beteiligung der Leber (neben der Pansenmucosa) an der Synthese hin. Der Harnstoff gehalt im Blut beider GefaBe stieg mit zeitlicher Verzogerung nach der Harnstoffinfusion in den Pansen allmahlich an und war nach 4 Stun- den noch etwa um 10 O/O erhoht. Eine Adaption an die Harnstoff gaben erfolgte im Untersuchungszeitraum (6 Tage) nicht, d. h. die Konzentrationsanderungen der untersuchten Substanzen waren am 6. Tag praktisch gleich denen am 1. Tag.

4. WALZ - GieI3en

Zur Frage der Resorption proteingebundener und supplementierter Aminosauren beim Schwein

Um die Freisetzungs- und Resorptionsrate des proteingebundenen und erganzten synthetischen Lysins zu messen, wurden folgende Wege eingeschlagen: 1. Bilanzierung der aufgenommenen Menge Lysin und der in bestimmten Zeit-

intervallen nach der Futteraufnahme noch im Magen-Darmtrakt wiedergefun- denen Aminosaure, die durch Abzug eines endogenen Anteils korrigiert wurde.

2. Messung der zeitlichen Veranderung der Konzentration von Lysin im Blut- plasma der Pfortader vom Schwein.

32 Ferkel mit einem durchschnittlichen Gewicht von 25 kg wurden niichtern, 1, 3 oder 6 Stunden nach Fiitterung von 500 g nicht erganzter ( I = 0,31 O/o, I11 = 0,25 O/o

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2 5 . Vortragstag~ng 27

Interval1 ' Ration I

L) rin-Vcrzehr 1565

Lysin) und lysinerganzter (I1 = 0,31 O i o + 0,646 Oio, IV = 0,25 + 0,724 g / o L-Lysin- HCI) Haferrationen getotet und abdominal geoffnet. Der Pfortader wurden 50 bis 100 ml Blut entnommen, und der Magen-Darmtrakt zur Analyse des Speisebreies ausgespult. Das so gewonnene Material wurde unter anderem auf die Konzentrationen von Lysin (mikrobiologisch) untersucht.

Die F r e i s e t z u n g s g e s c h ~ ~ n ~ z g ~ e i t von Lysin im Intestinum errechnete sich aus der Menge Restlysin, die zu den definierten Zeitintervallen in den einzelnen Intestinal- abschnitten wiedergefunden wurden. Die bei den niichternen Tieren gemessene Menge Lysin wurde zur Korrektur als ,,endogener Anteil" von der Gesamtmenge abgezogen. Aus der Differenz zwischen Restlysin im Magen und Restlysin im Dunndarm wurde die Transportrate / Stunde berechnet (Tab. 1). Die pro Zeiteinheit resorbierte Menge (Resorptionsratelh) Lysin lief3 sich aus der Hohe der Anlieferung aus dem Magen (Transportrate), minus endogenem Anteil im Dunndarm, minus exogenem Restlysin ini Dunndarm ermitteln.

Tabelle 1

Transportrate/h und Resorptionsratelh von Lysin

(mg)

Ration I 1 Ration I l l 1 Ration I V

4150 I 4150 1255

I

Die Gegeniiberstellung zeigt, daB bei den Basalrationen (I, 111) etwa 70 O / o , bei den Erganzungsrationen (11, IV) 85-90 O/O der verzehrten Lysinmenge nach 6 Stunden vom Magen zum Diinndarm weitertransportiert und entsprechend 60 O / o bzw. 85 O / o

resorbiert wurden. Bemerkenswerterweise liegen die Transport- und Resorptionsraten bei den Erganzungsgruppen zum Zeitpunkt 1 h nach Futterverzehr wesentlich iiber den Prozentsatzen der entsprechenden Basalgruppen.

Die Intensitat der Anflutung von Lysin im Pfortaderblut ergibt sich aus den i n Tab. 2 wiedergegebenen Konzentrationen.

Bei allen Gruppen wurde die maximale Lysinkonzentration im Pfortaderplasma 1 h nach Futterung gemessen. Die Lysinerganzung erhohte den Lysingehalt im Plasma auf etwa das Doppelte der vergleichbaren Basalrationen. Das schnelle Ab- sinken der bei den Basalgruppen gemessenen Lysinkonzentrationen unter die Niich- ternwerte kann auf eine verstarkte Ausnutzung des freien Lysins zur Proteinsynthese, die durch UberschuB anderer Aminosauren ermoglicht wird, zuriickgefuhrt werden. D a durch die Erganzung der Synthesebedarf an Lysin gedeckt ist, 1aBt sich bis 6 h nach Futteraufnahme fur die supplementierten Rationen kein Absinken der Konzen- trationen unter den Niichternstatus beobachten.

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28 25. Vortrdgstagung

Tnbelle 2

Die Konzentratiori von Lysin in1 Pfortaderblut (mg / 1CO nil Plasma)

Gruppe I Gruppe 1 1 Gruppe I l l Gruppe 1V ~ ~~~ ~ ~ _ _ ~~ - I

n uch tern . . . . . . . . 6,47 4,32 4,86 4,81 nach 1 Stunde . . . 7,jO 9,88 6,13 12,13 nach 3 Stunden . . 3,95 6,90 3,42 9,42 nach 6 Stunden . . 3,23 5,14 2,76 5,78

I

Aus den Messungen laflt sich folgern, dafl das zugesetzte Lysin schneller ini Intestinaltrakt freigesetzt und in die Blutbahn aufgenommen wird, als die im Protein gebundene Aminosaure. Die dadurch hervorgerufene vorzeitige Anschwenimung grofler Mengen freien Lysins (Tab. 1) kann zu einer Uberlastung des Organismus fuhren, die den erwarteten Erganzungseffekt zu beeintrachtigen vermag. Das unter- schiedliche Resorptionsverhalten freier zugesetzter und proteingebundener Amino- sauren erklart, dafl nach Aufwertung von Rationen mit synthetischen Aminosfuren auf die Aminosaurenzusammensetzung eines vollwertigen Vergleichsproteins, haufig keine vergleichbar hohen Leistungsmerkniale am Tier - Zunahmen, BW der Ration - erreicht werden.

5. ERBERSDOBLER - Munchen

Uber Untersuchungen zur intestinalen Resorption von Epsilon-Fructoselysin

Durch Reaktion von uniform lac-markiertem Lysin mit Glucose und anschlieflende praparative Ionenaustauschchromatographie mit Pyridinacetat-Puffer wurde reines, radioaktiv markiertes Epsilon-Fructoselysin gewonnen. Dieser markierte Lysin- Zucker-Komplex wurde in abgebundene Segmente des oberen bis mittleren Jejunums erwachsener, mannlicher Albinoratten eingebracht. 10, 20 bzw. 30 Minuten danach wurden Proben aus dem Pfortaderblut und dem Inhalt der Darmsegmente ent- nommen und auf die I4C-Aktivitat hin untersucht. Als Vergleich dienten Ratten, denen in gleicher Weise ‘4C-markiertes Lysin verabreicht worden war.

Verglichen mit der Lysinresorption wurde das Fructoselysin wesentlich langsamer aus dem Darmsegment aufgenommen. Uber die Art des Transports (aktiver Trans- port, Diffusion oder Resorption nach Zerfall) kann nach den bisherigen Versuchen noch nichts ausgesagt werden. Einige eigene Befunde sowie Ergebnisse von J. Ford (personliche Mitteilung 1971) weisen jedoch darauf hin, dai3 dieser Lysin-Zucker- Komplex ungespalten aufgenommen werden kann.

6. K t E N T , HOFECKEK, NIEDCRMULLCR - wien

Untersuchungen uber den EiweiDstoffwechsel der Rat te unter Verwendung von L-Histidin-2,5-T

Untersuchungen uber den Stoffwechsel der Gewebsproteine mittels radioaktiv markier- ten Aminosauren erfordern, besonders bei Langzeituntersuchungen, ein umfangreiches Tiermaterial, um die relativ groflen biologischen Schwankungen statistisch beruck- sichtigen zu konnen. Daher umfassen die meisten Arbeiten auf diesem Gebiet nur

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2r . Vortragstagung 29

kiirzere Zeitriiunie. Aufierdem wird, um die biologischen Schwankungen einzuschran- ken, die niarkierte Aminosaure meist parenteral verabreicht und anschliefiend den Tieren das Futter entzogen. D a diese Verhaltnisse von denen der naturlichen Nah- rungsaufnahme abweichen, wurde in der vorliegenden Arbeit an jungen Ratten, untcr optimalen Ernihrungsbedingungen, die Einlagerung von peroral verabreichtern L-Histidin-2,5-T in verschiedene Organe der Ratte, uber einen Zeitraum von 14 Tagen, untersucht.

Die Auswahl von L-Histidin-2,5-T (RCC Arnersham UK) erfolgte aus folgenden Grunden: 1. L-Histidin ist fur die Ratte essentiell. 2. L-Histidin geht nicht in Aminosauren ahnlicher Strukturen iiber. 3. Die am Imidazolring liegende Markierung geht beim Abbau zur Glutaniinsaure

verloren. Bei papierchromatographischen Untersuchungen von EiweiRhydrolysaten und Nichteiweififraktionen aus verschiedenen Rattenorganen konnte Tritium- aktivitat nur im L-Histidin nachgewiesen werden. Eine Anreicherung niarkierter Stoffwechselprodukte wurde nicht beobachtet. Diese Ergebnisse ernioglichen es, nllein durch Aktivitatsmessung von Organproben die Inkorporation von L-Histi- din-2,5-T festzustellen.

Dic Versuchstiere, 60 mannliche und 60 weibliche Sprague-Dawley-Ratten im Alter von 10 Wochen erhielten 50 pc l l00 g Korpergewicht L-Histidin-T inittels Ernahrungs- sonde auf vollen Magen. 1, 2, 5, 10 und 24 Stunden, sowie 2, 3, 5, 8 und 14 Tage nach der Verabreichung wurden jeweils 6 mannliche und 6 weibliche Ratten getotet und folgende Organe auf ihren Gehalt an L-Histidin-T untersucht: Leber, Milz, H e n , Nierc, Hoden, Ovar, Nebenniere, Thyreoidea. Frontalgehirn, Hypothalamus mit Hypophyse und Blut. Die Proben wurden nach der Methode von KALBERER und RUTSCHMANN (1961) verbrannt, in Methanol absorbiert und im Flussigkeitszintilla- tionszahler gemessen.

Die Ergebnisse zeigen schon 1 Stunde nach der Verabreichung unterschiedliche Einlagerung in die untersuchten Organe. Das Inkorporationsmaximum liegt bei den meisten Organen im Bereich der 5 . Stunde. Nach der Hohe des Inkorporations- maximus reihen sich die Organe mit abnehmender Aktivitatig Organ wie folgt: Leber, Ovar , Milz, Nebenniere, Niere, Herz, Blut, Hypothalamus plus Hypophyse, Hoden und Frontalhirn. Der Abfall der Aktivitat scheint nur bei der Leber konti- nuierlich zu verlaufen, bei den iibrigen Organen ist eine Abflachung zum 24-Stunden- Wert zu erkennen. Ini Bereich des 3 . und 5. Tages findet sich bei einer Reihe von Organen ein weiterer Peak. Ab dem 3. Tag post applicationem ist in1 Aktivitats- verlauf der Organe, niit Ausnahine von Gehirn, Hoden und Blut, kein Unterschied mehr nachweisbar. Die Blutwerte liegen ab dem 5. Tag uber den Organwerten.

Die Aktivitatskurven konnen dahingehend interpretiert werden, dai3 im Bereich der 5. Stunde die Resorption der markierten Aminosaure und ihr Einbau in labiles sroffwechselaktives Organprotein ein Maximum erreicht, wobei die markierte Amino- siiure vom Blut sehr rasch in die Organe ubertritt. Der Einbau in verschiedene Proteine geringerer Stoffwechselaktivitat durfle sich in der Abflachung der Kurven Zuni 24-Stunden-Wert und in den Schwankungen im Bereich des 3. bis 5. Tages post applicationem manifestieren.

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30 21i. vot-fr-agstagung

Vorsitz: THORBEK - Kopenhagen

7. STUNHART -- Weihcnstephan

Z u m Einflufl lipophiler Substanzen auf die peptische In-vitro-Verdauung

An Modellversuchen sollte gepruft werden, ob die Hydrolyse von hochgereinigtern Sojaprotein durch Pepsin mit Zusatz verschiedener lipophiler Substanzen beeinflust wird. Es lag dabei die Oberlegung zugrunde, die Konformation des Sojaproteins durch Zusatz lipophiler Substanzen so zu andern, da8 das Pepsin den hydrophoben Kern des Proteins angreifen kann. Als lipophile Zusatze wurden verwendet : Capryl- saure, Laurinsaure, Olsaure, Linolsaure, Cholesterin, Na-cholat, Na-glykocholat, Lecithin.

Die In-vitro-Verdauungsversuche wurden in einem Dialysierschlauch als Reaktions- gefa8 durchgefuhrt. Die Membran war durchlassig fur Peptide bis zu einern Mole- kulargewicht von 7000. Damit wurde eine Gleichgewichtseinstellung der Reaktion verhindert. Die Temperatur, der pH-Wert und die Riihrgeschwindigkeit irn Dialysier- schlauch und im Dialysat wurden konstant gehalten. Bei der Bestimmung der Peptid- gehalte mittels Mikrokjeldahl-Methode zeigte sich bereits eine schlechtere Verdaulich- keit bei Zusatz lipophiler Substanzen. Je ein Aliquot der Reaktionsprodukte aus dem Dialysierschlauch und dern Dialysat wurde uber eine rnit Sephadex G 75 gefiillte Saule nach dem Molekulargewicht aufgetrennt. Das Eluat wurde in folgende Mole- kulargewichtsblocks eingeteilt: < 3000, 3000-4000, 4000-5000, 5000-7500, 7500 bis 10 000, 10 000-12 500. Die Gesamtextinktion der einzelnen Molekulargewichts- blocks bei 280 mp, die mittels einer DurchfluBkiivette und Integration der Einzel- extinktionen bestirnrnt wurde, stellte ein MaB fur die Peptidgehalte in den Mole- kulargewichtsblocks dar. Die Ansatze mit Laurinsaure, Olsaure und Na-glykocholat zeigten im Molekulargewichtsbereich < 3000 sowohl im Dialysierschlauch als auch irn Dialysat deutlich geringere Peptidgehalte als die Kontrolle ohne Zusatz.

Durch Versuche rnit C-14 markierten Fettsauren konnte iiber ein spezielles Trenn- verfahren mit Sephadex G 75 nachgewiesen werden, d a 8 sich wahrend der Versuche Assoziate zwischen 'den verwendeten lipophilen Zusatzen und den1 Sojaprotein bildeten. Es wurde aus diesen Ergebnissen gefolgert, da8 durch die Bildung dieser Assoziate der Vorteil der besseren Loslichkeit des Sojaproteins durch Zusatz lipophiler Substanzen eliminiert und damit zugleich der peptische Abbau gehemmt wurde.

8. K U M M E R , M O H M I , A H R I NS, PFEFFFR - Gottingen

Untersuchungen iiber den Einflufl steigender Kohlenhydrat-Zulagen auf den N-Stoffwechsel von Hammeln

Zwei ausgewachsene Hammel erhielten eine Grundration von taglich 400 g Luzerne- pellets entweder allein oder mit Tapiokachips als Zulagen von taglich 100 bis 600 g. Autornatisch wurde stundlich je 1/24 der Tagesration verabreicht, Wasser wurde konti- nuierlich durch eine Pansenfistel infundiert.

Mit steigender Zulage sank der Rohproteingehalt der Gesanitration von 19,7 abf 9,l " / o . Die Verdaulichkeit der organischen Substanz stieg dabei von 64 auf 800/0, die der Rohfaser betrug konstant etwa 40 O / o .

Mit steigender Zulage fie1 der pH-Wert im Pansen von 6,7 auf 6,O. Die Ammoniak- Konzentration im Panseninhalt war immer niedriger als 20 rng/100 g, sie zeigte keinen Effekt der Zulage.

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25. Vortragstagung 31

Die tagliche N-Aufnahme erhohte sich infolge der Tapioka-Zulage von 11,28 auf 12,90 g. Die N-Ausscheidung im Kot stieg von 2,9 auf etwa 5 g/Tag an, wodurch die sheinbare Verdaulichkeit des Rohproteins von 74 O / O in der Grundration auf 63 O/o

bei der groflten Zulage fiel. D a korrespondierend die N-Ausscheidung im Harn von 9 auf 5 g/Tag fiel, ergab sich eine wesentliche Verbesserung der N-Bilanz rnit steigen- der Zulage.

Die Fraktionierung des Harn-N ergab, dafl die Harnstoff -Ausscheidung rnit stei- gender Zulage etwas starker reduziert wurde als die Ausscheidung von Gesamt-N, daa die Ausscheidung von Kreatin + Kreatinin und die des nicht identifizierten Rest-N nicht beeinfluat wurde und daa die Ausscheidung von Allantoin anstieg. Die Allantoin-Ausscheidung betrug bei Zulage von 600 g das Dreifache derjenigen bei der Grundration.

Die Steigerung der Allantoin-Ausscheidung konnte durch ein verstarktes mikro- bielles Wachstum im Pansen verursacht sein. Als Indiz fur diese Erklarung wird an- gesehen, das mit steigender Zulage der Anted des Lysins an der insgesamt erfaflten Menge der Aminosauren im Panseninhalt von 5 auf etwa 9 Mol O/O anstieg.

9. BLOMLYER, MULLER - Bonn

Beitrag zur Bestimmung der Protein-Synthese-Leistung der Pansenflora

Der zunehmende Einsatz von NPN-haltigen Futtermitteln in der Rindviehfiitterung erfordert ein intensives Studium der mikrobiellen Proteinsynthese. In dieser Hinsicht stellt die In-vitro-Methodik eine Moglichkeit zur Untersuchung des Pansenstofi- wechsels dar. Es werden einige Faktoren erortert, die zur Verbesserung der Methodik dienen, u. a. die Pansensaftbehandlung, die Inkubationsmethodik und die geeignete Futterration der Spendertiere.

Aus den Versuchsergebnissen zur Pansensaftbehandlung geht hervor, daR durch ein Filtrieren und Seihen die Mikroorganismen im Garsubstrat in ihrer Zahl und in ihrer Aktivitat gemindert werden. Der ermittelte Protein-N-Index lag bei allen Versuchen in den ungeseihten Proben iiber dem der geseihten. Es wird fur kunftige Arbeiten enipfohlen, nur unbehandelten Pansensaft bei der Bestimmung der mikro- biellen Protein-Synthese-Leistung zu verwenden.

Die Inkubationszeit bei In-vitro-Versuchen kann sich auf 30 bis 90 Minuten beschranken. Versuche mit Spendertieren, die eine unterschiedliche Kraftfutterration bei gleicher Raufutterfiitterung erhielten, zeigten fur die optimale Protein-Synthese- Leistung verschiedene Inkubationszeiten. Bei der Verfiitterung einer harnstoff haltigen Ration hatte die bakterielle Syntheseleistung bereits nach 30 Minuten ihren Hohe- punkt erreicht und nahm mit zunehmender Garungsdauer ab. In der Sojaration wurde in der Tendenz eine maximale Synthese erst nach 90 Minuten erzielt, wenn- gleich insgesamt ein hoherer Protein-N-Index zu verzeichnen war. Ein unterschied- liches Nahrstoffangebot an leichtloslichen Kohlenhydraten mag der Grund fur diese difierierenden Werte sein.

Reproduzierbare und gleichmaaige Ergebnisse sind demnach nicht zuletzt von der Futterung der Spendertiere abhangig. In einer weiteren Versuchsserie wurden an 3 fistulierte Jungbullen, die vom Kalbealter an gleiche Rationen erhalten hatten, in 2 aufeinanderfolgenden Versuchen eine Heu-Sojaration und eine Stroh-Harnstoffration verfuttert.

Stroh hat sich gegeniiber Heu als giinstigere Rauhfutterkomponente erwiesen. Eine entsprechende Zufutterung von NPN-Verbindungen an eine adaptierte Pansenflora lieferte die besseren Daten hinsichtlich der Proteinsynthese in vitro.

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32 25. Gbrrragstagung

10. I - I A R U E G I C h , I*;I<IL,TLN, K R A M I ' I T Z - Bonn

Uber die Aminosaurezusammensetzung von Blattproteinen

Die Herstellung von Blattproteinkonzentraten gilt als eine aussichtsreiche neue Technologie im Rahnien der Welt-Proteinversorgung. Die bisher untersuchten Protein- konzentrate aus Nutzpflanzen zeigen ein ausgeglichenes Aminosauren-Muster rnit dem typischen Mangel eines relativ niedrigen Methioningehaltes verglichen niit ani- malischen Proteinen.

Einzelne Nicht-Nutzpflanzenarten Lolinen besondere Bedeutung fur die Gewinnung von Proteinkonzentraten haben. I n unseren Untersuchungen wurde die Aminosauren- Zusanimensetzung der Proteine aus Gartenmelde, Brennessel, Lowenzahn, Schaf- garbe und Rainfarn bestimmt.

Gartenmelde weist mit 7,3 O/o der Aniinosaurenausbeute einen hohen Lysingehalt auf. Vergleichsweise vie1 Phenylalanin findet sich in Melde-, Brennessel-, Lowen- zahn und Rainfarn-Proteinen. Brennessel und Schafgarbe zeichnen sich auaerdeni durch hohe Valingehalte aus. Die Proteinanreicherung aus Gartenmelde, Brennessel und Lijwenzahn fuhrt zu Produkten mit Proteingehalten von 56 bis 95 o/c. Der Lysin- gehalt steigt im Blattproteinkonzentrat der Melde auf mindestens 10,s O i o .

Mit Ausnahme von Methionin ist die Aminosauren-Zusammensetzung der von uns untersuchten Pflanzenproteine vergleichbar mit hochwertigen Proteinen tierischer Herkunft.

Gartenmelde, Brennessel und Lowenzahn erweisen sich auf Grund des Amino- sauren-Profils und des Gesamtproteingehaltes ihrer Extrakte als brauchbares Aus- gangsmaterial fur Anreicherungsverfahren. Die ,,Biologische Wertigkeit" dieser Blatt- proteinkonzentrate und ihre Brauchbarkeit fur die menschliche Ernahrung muf3 noch ermittelt werden.

Vorsitz: BECKER - Kiel

11. SRALIChY, l<MLNT, LEIBETSLRDLR - WiCll

Beitrag zur mathematischen Bearbeitung von Phosphor-Stoffwechsel-Modellen

Untersuchungen uber dynamische Vorgange des Phosphcr-Stoff wechsels konnen mit Hilfe von Compartment-Modellen und deren Analysen durchgefuhrt werden. Der Umsatz eines Stoffes in einem bestimniten Compartment eines lebenden Systems kann durch chemische Umsetzung innerhalb eines Compartments, durch Transport in das Compartment oder aus ihm heraus sowie durch Kombination dieser Prozesse hervorgerufen werden. Im Falle von Phosphor niuf3 der geniessene Umsatz aus- schlieRlich die Transportvorgangc reprazentieren. Das mamillare oder parallele System mit einem zentralen und drei weiteren Compartments scheint nach dem gegenwartigen Stand der Untersuchungen den Vorgangen ini P-Stofiwechsel am besten angepaRt zu zein. Dabei muR festgehalten werden, d d eine anatomische Zuordnung dieser funktio- nellen RSunie nicht moglich ist. Der Austausch zwischen mehreren Compartments sowie die Aufnahme und Abgabe des Phosphors erfolgt uber den Weg des zentralen Compartments.

Zur Beschreibung der dynaniischen Vorgange des P-Stoff wechsels sind folgende Angaben erforderlich: 1. Die Bestimmung der Phosphormenge im Pool und in den compartments, die

Hohe der Phosphor-Austauschraten n i t dem Pool und der Gesamtabgaberaten au5 den1 Pool.

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2) . VoTtragstagung 33

2. Die in einer Richtung erfolgende Abgabe oder Aufnahme von Phosphor in den Pool, das ist: resorbierter Phosphor, aus den Knochen mobilisierter Phosphor, Harnphosphor, endogener Kotphosphor, in den Knochen abgelagerter Phosphor und Milchphosphor.

Kenntnis uber den Phosphorpool und den Phosphorgehalt der Compartments erhalt man durch Bestimmung der Plasmamenge und aus Versuchen niit Radiophosphor. Nach intravenoser Injektion von 2.P nimmt die spezifische Aktivitat im Plasma rasch als Funktion der Zeit ab. Der Funktiomverlauf wird durch die Gleichung

y =: Ale - a,t + A,e - apt + A,e - agt + A4e - a4t

dargestellt. Die Berechnung der acht Parameter erfolgt nach der Methode der Mittel- werte. D a diese Methode jedoch sehr aufwendig ist, werden wir in Zukunft das Problem der Parameterbestimmung mit Hilfe eines Voll-Hybridrechners losen. In Abb. 1 ist der Aufbau des Losungsschemas dargestellt. Die Schwierigkeit liegt hierbei in der Mahl der Vergleichsfunktion. Konkrete Ergebnisse liegen noch nicht vor.

Sind die Parameter der Exponentialkurve und der Phorsphorgehalt in1 Plasma M bekannt, so kann man die vier Differentialgleichungen

V V V ( + vp + v, + v1' 1' 1 - - - ~ R + R, + -'- R, + -y R3 dR

d t M MI M, M3

die den dynamischen Zustand des P-Compartment-Modells beschreiben, losen und erhiilt dadurch die GroRe der Phorsphornienge in den Compartments M,, M,, M, und die Phosphor-Transferraten v lr vp, v, und v,r. Als zweiten Losungsschritt erstellt man ein Phosphor-Stoffwechsel-Schema fur das System (Abb. 2). Man kann durch Bestimmung der Gesamt- und Radiophosphorausscheidung iin Harn , in den Faeces

ALC. 2

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34 21. VortrJgxfagzng

und in der Milch zu den Werten v,,, VF, vf und v, und durch die Bestimmung der Ge- samtphosphoraufnahme zu v , gelangen. Daraus sind dann die Werte von vr, v,, + und v,,- zu bestimmen.

12. BOEHNCKE, Trrws - Miinchen

Untersuchungen uber die renale Phosphatausscheidung des Rindes

Beim Rind erfolgen, anders als beim Menschen und Fleischfresser, kaum mehr als 2 o/o der gesamten Phosphatausscheidung uber die Niere. Im Gegensatz hierzu scheidet das funktionell monogastrische Saugkalb erhebliche Phosphatmengen mit dem H a r n am. In eigenen Versuchen mit 110-190 kg schweren Mastkalbern wurden im Mittel 40 O / o der aufgenommenen P-Menge renal ausgeschieden.

Die renale Wasserausscheidung zeigt bei Saugkalbern einen deutlich mahlzeiten- abhangigen, circadianen Rhythmus mit Schwankungen des Harnminutenvolumens zwischen 2 und 30-40 ml/min. Die renale Phosphatausscheidung verlauft unabhangig von diesen Diureseschwankungen, daher kann die MeRgroCe ,,mg Pimin" aus einzel- nen, quantitativ gesammelten Harnproben zur Beurteilung der gesamten P-Ausschei- dung in1 Harn herangezogen werden. Eine deutliche Phosphaturie konnte bei 200 bis 250 kg schweren Jungbullen experimentell auf zwei Wegen erzeugt werden.

1. Die Versuchstiere wurden plotzlich von reiner Heufutterung auf eine Ration mit 80 O / O Kraftfutter und 20 O / O Rauhfutter umgestellt. Die tagliche P-Zufuhr betrug dabei nur 19 g/Tag. Innerhalb von 14 Tagen stieg die renale P-Ausscheidung von 0,073 nig/min bei Heufutterung auf Werte um 4 mg/min (im Mittel 100 mg P/lOO ml) an. Damit wurden 38 o/o des aufgenommenen Phosphats uber die Niere ausgeschieden. Der pH-Wert des Harnes fiel von 8,5 in den sauren Bereich auf Werte zwischen 6,O und 6,55 ab. Bei diesen pH-Werten durfte der griiflte Anteil des rnit dem H a r n aus- geschiedenen Phosphats in der primaren Form als H,PO,- vorgelegen haben. Die plotzliche Umstellung auf eine kraftfutterreiche Ration fuhrte zu einer Verschiebung der Stoffwechsellage in den sauren Bereich. Im Nierentubulus wurden daher uber- schussige Protonen vermehrt an sekundares Phosphat (HPO; -) gebunden und als primares Phosphat (H,PO,-) ausgeschieden.

Nach Erhohung des Rauhfutteranteils von 20 auf 43 0 i 0 der Ration fiel die renale Phosphatausscheidung, bei gleicher taglicher P-Zufuhr, deutlich a b und der H a m zeigte wieder alkalische Reaktion.

2. Eine Phosphaturie mit mittleren Werten von ebenfalls 4 mg P/min im H a r n konnte bei 60 O/O Rauhfutteranteil in der Ration und taglicher P-Zufuhr von 42,O g/Tier (uber Dicalciumphosphat) hervorgerufen werden.

Bei dieser ,,wiederkauergerechten" Ration blieb der pH-Wert des Harnes, trotz des hohen P-Gehaltes, im alkalischen Bereich. Bei pH-Werten zwischen 7,22 und 7,99 wird der P-UberschuB in der Ration vorwiegend in Form des sekundaren Phosphats uber die Niere ausgeschieden.

1 3 . LUBETSEDLR, KMENT, SKAI I C K Y - K'ien

Phosphor-Stoffwechsel-Untersuchungen beim Rind im Zusammenhang mit der Weidekrankheit

Seit etwa 10 Jahren komnit in den alpinen Gebieten Deutschlands und asterreichs eine neue, als ,, Weidekrankheit" bezeichnete Mineralstoffwechselkrankheit vor, deren kli- nisches Bild und pathologische Veranderungen mehrfach beschrieben wurden. Die

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21. Vortragstagr:ng 35

Ergebnisse der klinisch-chemischen Untersuchungen deuten auf eine Veranderung des Phosphor-Stoffwechsels hin. Aus diesem Grunde sollte die Dynamik des Phosphor- Stoffwechsels mit Hilfe von PZP in Bilanz-Versuchen und mittels Compartment- Analyse studiert werden. Die Methode dieser Untersuchungen wurde bereits mitgeteilt.

Die vorliegenden Ergebnisse stammen von vier nicht laktierenden, klinisch gesun- den Kuhen und von einer an Weidekrankheit leidenden Kuh. Ferner wurde nach einer Kontrolluntersuchung an einer weiteren Kuh die Auswirkung einer s. c. Applikation von 2 X 1000 Collip-Einheiten Parathormon (Hormon-Chemie, Munchen) im Ab- stand von 24 Stunden studiert. Die Ergebnisse finden sich in den Tabellen 1-3.

Tabelle 1

Ergebnisse der Compartment-Analyse des P-Stoffwechsels bei Kiihen

I-IV: gesund, V: k r a n k ; P mgo/o anorg. P ini Plasma, M und Pool = g P, v = g P/Tag

Nr. I I1 111 IV V Alter (Jahre) I 5 5 9 11 8 Korpergewiht (kg) 62 1 I 448 548 551 390

I? . . . . . . . . . . . . . . 5,55 3,40 M . . . . . . . . . . . . . 1,237 0,530 M, . . . . . . . . . . . . 77,889 21,882 M, . . . . . . . . . . . . 4,353 1,907 M, . . . . . . . . . . . . 1,635 0,860 Pool . . . . . . . . . . . 85,114 25,179 v1 . . . . . . . . . . . . . 33,648 5,777 v2 . . . . . . . . . . . . . 72,609 28,434 v3 . . . . . . . . . . . . . 148,957 51,151

5,05 1,027

73,307 0,102 3,885

78,321 19,353 19,325 74,499

4,70 3,65 0,930 0,876

48,473 43,490 1,229 2,694 0,272 0,793

50,904 47,853 23,240 25,050 22,236 32,25 1 83,768 61,857

Tabelle 2

Ergebnisse der P-Bilanzstudien

(Transfer-Raten in g PiTag); I-IV: gesund, V: k r a n k

Yr I ~ I I 1 1 1 1 I V 1 v ~

~ ~ - ~- ~~~~

v , . . . . . . . . . . . . V F . . . . . . . . . . . . Vf . . . . . . . . . . . . . vl, . . . . . . . . . . . . v , . . . . . . . . . . . . . V T . . . . . . . . . . . . V g + . . . . . . . . . . . vo . . . . . . . . . . . v<, + -v,, . . . . . . v* . . . . . . . . . . . . . V:,-VF

v, . . . . . . . . . vr Va . . . . . . . . . . .

20,280 14,410 9,165 0 0

43,470 34,305 28,435

5,870 15,035

0,29

0,74

17.510 15,890 7,684 0 0

28,663 20,979 19,359 1,620 9,304

0,09

0,53

7,870 7,040 3,408 0 0

20,020 16,852 16,022 0,830 4,238

0,11

0,54

11,870 10,340

1,375 0 0 8,460 7,085

1,530 2,905

5,555

0,13

0,25

61,730 31,060

5,501 0 0,737

36,239 30,001 0,068

29,933 36,171

0,50

0,59

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36 2fi. Vortragstagung

Tabelle 3

Ergebnisse der Bilanzuntersuchungen und der Compartment-Analyse vor und nach der Applikation yon Parathormon

P = rngO/o anorg. P im Plasma, M u n d Pool = g P, v = g PiTag

v, . . . . . . . . VF . . . . . . . . Vf . . . . . . . . v,, . . . . . . . . V I . . . . . . . . . v1' . . . . . . . . vi, + . . . . . . . vi, ~ . . . . . . . V,:+-V"- . vr . . . . . . . . V,-VL.'

v, . . . . . vr v , . . . . . . . .

~~

Bilanz 1 vor nach Parathormon

~~ ~~

17,140 6,360 1,707 1,150 0,107

13,439 10,475 0,955 9,520

12,487

0,64

0,73

~~

18,990 6,320 3,134 4,190 0,061

14,443 9,058 0,639 8,419

15,804

0,67

0,83

I Compartment-A.

na& I vor Parathormon

P . . . . . . . . . 4,59 M . . . . . . . . 1,069 MI . . . . . . . . 25,404 M2 . . . . . . . . 3,141 M, . . . . . . . . 1,116 Pool . . . . . . 30,730 v, . . . . . . . . 34,143 v2 . . . . . . . . 63,242 v, . . . . . . . . 117,491

5,19 1,209

33,461 2,323 0,380

37,373 12,046 46,607 22,494

Bei der erkrankten Kuh fallt auf, dai3 trotz der hohen Phosphor-Aufnahme die endogene Phosphor-Ausscheidung niedrig, die Mobilisierung von Phosphor aus dern Knochen extrem gering und dadurch die Difierenz zwischen Deponierung und Mobili- sierung groi3 war.

Durch Parathormon wurde die Phosphor-Harnausscheidung, aber auch der endo- gene Kot-Phosphor stark erhoht. Die Ablagerung von Phosphor irn Skelettsystem wurde vermindert, die Resorptionsquote geringfugig erhoht.

Die Ergebnisse sind auf Grund der geringen Tierzahl keine verbindlichen Aussagen, sondern sollen lediglich als Hinweise fur weitere Untersuchungen dienen.

14. PALLAUF - Weihenstephan

Untersuhungen zur Zinkdepletion im t ier ishen Organismus

Mit der vorliegenden Arbeit uber die Zinkdepletion im tierischen Organismus sollten am Beispiel der Ratte Studien uber Verteilung und Dynarnik dieses Schwermetalles eingeleitet werden. Insbesondere war dabei zu priifen, auf welchem Wege die Messung relativer Absorptionsraten des Spurenelementes Zink in vivo moglich ist.

Fur die Zinkmangelration wurde eine halbsynthetische teilgereinigte Caseindiat verwendet. Durch sorgfaltige Auswahl zinkarmer Provenienzen der einzelnen Kompo- nenten und zusatzliches Reinigen des Caseins konnte der Zinkgehalt der Gesamtdiat auf rund 2 rngikg Diat-TS herabgesetzt werden. Wie spatere Untersuchungen zeigten, entspricht dies nur mehr 15-20 O/O des Zinkbedarfes bei der vorliegenden Diat.

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25. Vortragstagung 37

Versuchsdurchfiihrung

Entwohnte mannliche Ratten mit einem Lebendgewicht von 40-45 g wurden auf die besprochene Mangeldiat gesetzt und an Hand von Kontrollschlachtungen der zeitliche Verlauf der Zinkdepletion in verschiedenen Geweben und Organen verfolgt.

I m einzelnen untersuchten wir Blutserum, Gesamtblut, Leber, Knochen und Ganz- korper auf den jeweiligen Zinkspiegel.

Die Versuchsdauer erstreckte sich jeweils bis knapp an die letale Depletionsgrenze und lag zwischen 35 und 42 Tagen. Samtliche Proben wurden bei 450° C trocken verascht. Die Zinkbestimmung erfolgte zu Beginn der Arbeiten photokolorimetrisch, spater fand nach Klarung einiger methodischer Fragen die Atomare Absorptions- spektroskopie Verwendung.

Zinkmangelsymptome

Die auf Depletionsdiat gesetzten Ratten wiesen erstmals nach 2-4 Versuchstagen nachlassende Frefllust auf. Im weiteren Verlauf zeigten sich Durchfall, stagnierendes Wachstum, apathisches Verhalten, struppiges Haarkleid und Haarausfall. Im End- stadium nach etwa 30-40 Tagen war das Zinkmangelsyndrom durch deutliche Ab- magerung und Entkraftung, starken Durchfall, luckenhaftes, wolliges Haarkleid, auf- fallende Epidermallasionen und stelzenden Gang der Tiere bei hoher Letalitat charakterisiert. Die uberlebenden Depletionstiere sprachen selbst in diesem extremen Mangelstadium noch sehr rasch auf eine Zinkerganzung an. Innerhalb weniger Stunden verbesserte sich die Frefllust der Ratten sprunghaft und zog einen steilen Wachstums- anstieg nach sich. Die Zinkzufuhr erfolgte dabei jeweils uber das Trinkwasser. Nach und nach verschwanden auch samtliche Mangelsymptome, so daf3 eine vollige Reversi- bilitat der Depletionsschaden festgestellt werden konnte.

Zinkkonzentrationen

I m Rattenblut zeigte sich innerhalb der ersten 10 Tage der Mangelernahrung ein besonders starker Abfall der Zinkkonzentration. Neben der Depletionsdauer bewirk- ten auch steigende Korpergewichte eine signifikante Reduzierung des Blutzinkspiegels. In der Rattenleber folgt die Abnahme der Zinkkonzentration unter dem EinfluR fortschreitender Mangelernahrung einer logarithmischen Funktion. Die Depletion ist wahrend der ersten 5 Tage am starksten und nahert sich spater asyniptotisch einem Grenzwert der rund 40 o / o unter der Zinkkonzentration zu Versuchsbeginn liegt. Femora und Humeri depletieren langsamer aber auch weitgehender als die Leber. Die Endkonzentration an Zink in der Knochen-TS liegt um 60 O/o unter dem Ausgangs- niveau. Die groflte Dynamik zeigte das Zink im Blutserum. Innerhalb von 4 Tagen sinkt der Zinkgehalt des Serums auf 500io des Ausgangswertes ab und steigt bei Repletion mit ausreichenden Zinkniengen rasch wieder auf das Normalniveau. Ahn- liche Repletionseffekte ergaben sich auch fur die Zinkkonzentrationen der iibrigen untersuchten Organe. Der GanzkErFer zeigte die gerinssten Verschiebungen im Zinkgehalt.

I n einem Zulageversuch zeigte der Leberzinkspiegel zwischen 2-15 ppm Diatzink eine lineare Abhangigkeit vom Zinkgehalt der Diat, wahrend sich dariiber zunachst ein Sattigungsplateau abzeichnete.

Eine abschlieflende Betrachtung fuhrt zu dem SchluR, dafl auch bei Zink der Leber- speichertest, wie er von KIRCHGESSNER und WESER (1965) fur Kupfer beschrieben wurde, zur Ermittlung relativer Absorptionsraten geeignet sein diirfte.

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38 25. b'brtrugstugung

Vorsitz: WOHLBIER - Hohenheim

15. MARQUERING, LUKE - B o n n

Untersuchungen uber den Kupfergehalt in Lebern von Schafen verschiedener Rassen und Herkiinfle

Im Rahmen des zweiten Durchgangs der Nachkommenprufung auf Mastleistung und Schlachtwert von Schafen verschiedener Rassen in der Anstalt fur Leistungsprufungen in der Tierzucht des Landes Nordrhein-Westfalen, Eickelborn, wurden bei der Schlachtung (45 kg Mastendgewicht) von uber 200 Tieren der Rassen Schwarzkopf, Texel und Milchschaf Leberproben entnommen. Darin wurde der Wasser-, Kupfer-, Zink-, Kalium- und Natriumgehalt bestimmt.

Nach den bisherigen Erfahrungen (F. LUKE und H. WIEMANN: Berl. und Munch. Tierarztl. Wschr. 83, S. 253, 1970) ist es kaum moglich, den Cu-Gehalt von Kraft- futtermischungen fur Lammerrnast unter 10 pprn zu senken, wenn die ausgeglichene Nahrstoffversorgung nicht gefahrdet werden soll. Obwohl fur den zweiten Prufungs- durchgang eine Kraftfutterrnischung bestimmter Zusarnrnensetzung rnit einem geringen Cu-Gehalt angefordert worden war, wurden durch Verwendung einer versehentlich rnit C u angereicherten Mineralstoff rnischung zwei von sechs Chargen mit Cu-Gehalten von 50 bzw. 100 ppm (an Stelle von 10 ppm) angeliefert. Auf Grund der hierdurch bedingten unterschiedlichen Futterung der Lanimer, die in einer Zeitspanne von mehr als zwei Monaten angeliefert wurden, konnten zur Auswertung des Rassen- und Abstarnmungseinflusses auf den Cu-Gehalt der Leber nur jeweils die gleichbehandelten bzw. die zum selben Zeitpunkt aufgestellten Tiere herangezogen werden.

Die wichtigsten Versuchsergebnisse lassen sich folgendermafien zusammenfassen: 1. Bei einem taglichen Verzehr von etwa 400 g Heu und 1000 bis 1200 g Kraftfutter

rnit einem Kupfergehalt von 1 0 p p m und weniger enthielten die Lebern von 19 Schwarzkopfschafen nach Abschlufl der Prufung irn Mittel bereits 555 (f 186) ppm C u in der Trockensubstanz (TS).

2 . Nach Verfiitterung von Rationen rnit unterschiedlichem Cu-Gehalt bestand zwischen der gesamten Cu-Aufnahme mit dem Kraftfutter in 9 Wochen vor dern Schlachten (x) und dern Leber-Cu-Gehalt am Schlachttag (y) ein hoherer Zu- sammenhang als nach 3 und 6 Wochen (Regression : y = 476 + 287 x).

3. Zwischen den Rassen ergaben sich bei annahernd gleicher Cu-Aufnahrne folgende Unterschiede in1 Kupfergehalt der Leber (ppm Cu in der TS):

Differenzcn 2 3 4 Rassc n l % 1 Var - B r a r e

~ ~ - ~~ ~

Texel (1) . . . . . . . 20 1975 1292-278 1 48 592** 707** Tex.XMi. (2) . . . 4 1927 145 1-2360 - 544* 659

- 115 Schwarzkopf (4) . 15 1268 984-1895

* P 0,05; ** P 0,Ol.

Milchschaf (3) . . . 11 1383 663-2272 - - -

4. Zwischen den verschiedenen Nachkomrnengruppen (je 8 mannliche Tiere) liefien sich ebenfalls gesicherte Unterschiede im Leber-Cu-Gehalt nachweisen. Es deutet sich ein Zusarnrnenhang zwischen der Hohe des Leber-Cu-Gehaltes und der Rate des Auftretens von Vergiftungserscheinungen an.

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25. Vortragstagung 39

5. Beim Gesamtmaterial von 190 klinisch gesunden Tieren stieg mit zunehmendem Kupfergehalt in der Leber der Wasser- (r = 0,68), Kalium- (r = 0,69) und Natriumgehalt (r = 0,60) an. Zwischen dem Cu- und Zn-Gehalt der Leber wurde keine Beziehung gefunden.

6. Aus den vorgelegten Untersuchungen 1aRt sich ableiten, daR der Cu-Gehalt bei uberwiegendener Krafkfutterfutterung fur Texelschafe 8 ppm je kg Futter und fur Schwarzkopfschafe 10 ppm nicht ubersteigen sollte.

16. GRASSMANN - Weihensrephan

Zur Verfugbarkeit des Kupfers irn Stoffwehsel

I n Arbeiten uber die Dynamik der Kupferabsorption untersuchten KIRCHGESSNER und Mitarbeiter den EinfluR der Komplexbildung auf die Absorption des Spurenelements. Als Methode fur diese Untersuchungen wurde der Leberspeichertest entwickelt, der eine Bestimmung relativer Absorptionsraten zulaf?,t. Mit dieser Methode konnte gezeigt werden, daR komplexgebundenes Kupfer in Gegenwart der Nahrung vielfach besser absorbiert wird als das Kupfer-Aquoion, und daf?, die Absorptionsrate von der Grof?,e, Stabilitat der Verbindung und spezifischen Einfliissen des Liganden abhangt, die bei den Aniinosauren im Vordergrund stehen.

Die Ergebnisse mit dem Leberspeichertest lassen die Aussage zu, da13 Kupfer in ausreichend stabiler Bindung zumindest bis zum Absorptionsort transportiert wird und deuten weiter auf eine Beteiligung des Liganden bei der Bindung des Kupfers an die Mucosa und/oder bei seinem Transport durch die Darmwand hin.

Die Methode ernioglicht aber keine Aussage uber den EinfluR von Liganden auf die intermediare Verfugbarkeit gespeicherten Kupfers. So lief?, die hohe Kupferspeicherung bei Zulage von Cu-EDTA die Frage offen, ob das Spurenelenient wegen der hohen Stabilitat seines EDTA-Chelats fur den Stofiwechsel iiberhaupt verfiigbar, zumal der Ligand friiher zur Dekorporierung von Kupfer therapeutisch verwendet wurde.

Die Frage nach der intermediiiren Verfugbarkeit laRt sich vor alleni niit Hilfe biochemischer Kriterien beantworten. Als Testmethode scheint fur Kupfer besonders die Bestimmung der Coeruloplasminaktivitat im Blutserum geeignet, da es die einzig vcrfugbare Cu-Quelle fur den Organismus sein sol]. Dieses Kupferproteid, das in vitro als Diphenoloxidase wirkt, fallt bei mangelhafler Kupferversorgung sehr schnell ab und reagiert ebenso rasch auf eine Repletion. Bei ausreichend mit Kupfer versorgten Tieren stellt sich ein Grenzwert der Coeruloplasminaktivitat ein, der durch eine weitere Kupferzulage nicht erhoht wird. Die Ursache hierfiir ist, daB die Synthese- kapazitat der Leber fur das Cu-Proteid begrenzt ist. Fur vergleichende Untersuchun- gen ist daher eine Depletion notwendig.

Nach vorausgegangener Depletion wurde der EinfluR einer Zulage von CuSO,, Cu-Citrat, Cu-Fumarat, Cu-Oxalat, Cu-EDTA und Cu-L-Leucinat auf die Leber- Cu-Speicherung und Coeruloplasminaktivitat verglichen. Fur CuSO,, Cu-Citrat, Cu-Oxalat und Cu-EDTA wurde dabei etwa die gleiche Tendenz fur beide Kriterien gefunden. Dies deutet auf eine ahnliche Verfugbarkeit des Kupfers aus diescn Ver- bindungen hin.

Dagegen war die Coeruloplasminaktivitat im Vergleich zum Cu-Gehalt der Leber mit Cu-Fumarat verringert, mit Cu-Leucinat stark erhoht. Nach dem Model1 des Kupferstoffwechsels von HAZELRIG et al. konnte man daraus schlieflen, daf?, von den untersuchten Verbindungen Kupfer aus Cu-Leucinat am besten, Kupfer aus Cu-Fu- marat am wenigstens verfugbar ist.

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40 25. Vortragstagung

17. ABDALLAH, OELSCHLAGER, MENKE - Stuttgart-Hohenheirn

Wechselwirkungen zwischen den Elementen Kupfer, Eisen und Zink beim S h a f

Die Angaben uber den Bedarf an Spurenelementen bei Nutztieren weisen Differenzen auf, die nicht nur auf Unterschiede im Tiermaterial und der Leistung zuruckgefiihrt werden konnen, sondern auch auf Wechselwirkungen mit anderen Nahr- und Wirk- stoff en hindeuten. In den hier vorliegenden Versuchen wurde der E i n f l d verschiede- ner Spurenelement-Kombinationen auf die Gehalte a n Eisen, Kupfer und Zink in Organen, Geweben und Korperfliissigkeiten des Schafes untersucht. Dabei konnte zugleich gepruft werden, welchen Aussagewert die Spurenelementgehalte fur die Beurteilung des Versorgungsstandes haben.

Einer halbsynthetischen Kontroll-Ration aus Maisschrot, Maisspindelschrot, Mais- starke, Ackerbohnenschrot, Magermilchpulver, Harnstoff und Polyathylen mit einem Gehalt von 40,O j i g Fe, 3,34 p g Cu und 17,4 p g Zn/g TS wurde die dreifache Menge dieser Elemente einzeln oder in Kombinationen zugesetzt. 40 Tiere wurden auf 8 Gruppen aufgeteilt und 6 Monate in Einzelhaltung restriktiv (820 g TS/Tag) gefuttert. Die Gewichtszunahme und die Verdaulichkeit der Nahrstoffe zeigten keine signifikanten Unterschiede. In den Cu-Mangelgruppen traten nach 5 Wochen Mangel- symptome auf (Lecksucht, Lahmungserscheinungen, veranderte Krauselung der Wolle). Die Cu-Retention wurde durch die Kombination Cu + Fe und C u + Fe + Zn hoch- signifikant (p < 0,001) verbessert. C u allein war wesentlich weniger wirksam. Zulage von 120 j i g Fe senkte die Cu-Retention (P < 0,001). Die Zn-Retention wurde hin- gegen durch Verabreichung von Zn allein ebenso verbessert wie durch Kombination von Zn + Cu + Fe und Z n + Fe. Alle anderen Kombinationen und die Zulage von Cu und Fe allein hatten keine Wirkung.

Die Fe-Gehalte in Serum, Leber, Niere und Wolle wurden am starksten durch die Kombination Fe + Cu + Zn erhoht, in der Leber auf das 3,5fache der Kontrolle. Fe allein zeigte praktisch keine Wirkung, ebenso die Kombination Cu f Zn nicht. C u allein erhohte den Fe-Gehalt in Leber und Niere um 60 O/o, senkte aber gleichzeitig den Fe-Gehalt in der Wolle auf 74 O/O (P > 0,05).

Die Cu-Gehalte in Leber, Niere, Muskel und Wolle wurden vor allem durch die Kombination Cu + Fe und Cu + Fe + Zn erhoht, in der Leber auf das 8-llfache der Kontrolle. Cu allein war nicht nur wesentlich weniger wirksam, sondern senkte sogar den Cu-Gehalt im Muskel und in der Wolle. Fe senkte den Cu-Gehalt in der Wolle signifikant (P > 0,OS). Auffallend war der positive Effekt des Z n auf den Cu-Gehalt im Serum (P > 0,001) und die negative Wirkung des Zn auf die C u - Ausscheidung im Harn.

Die Zn-Gehalte wurden im Serum signifikant, in der Leber nicht signifikant um etwa 20 O / O erhoht, wenn Zn + C u oder Zn + Cu + Fe zugelegt wurden. Alle ande- ren Kombinationen hatten keinen Effekt bzw. senkten die Zn-Gehalte (Niere, Muskel, Wolle). In allen Versuchsgruppen war die Zn-Ausscheidung im H a r n erhoht.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, daR Kombinationen der drei Spuren- elemente in der Regel hohere Gehalte in den Geweben und Korperflussigkeiten bewir- ken als die Verabreichung eines Elementes allein. Als Indikator fur die Cu-Versorgung ist der Cu-Gehalt in der Leber geeignet, zumal dieser relativ unempfindlich ist gegen- uber dem EinfluR von gleichseitigen Fe- und Zn-Gaben. Die Fe-Versorgung wird ebenfalls in der Leber am deutlichsten angezeigt, allerdings unter starker Beeinflussung durch den Cu- bzw. Zn-Gehalt der Ration. Die Zn-Gehalte reagierten nur sehr schwach, am wenigsten auf Veranderung im Zn-Angebot. Der Spurenelementgehalt der Wolle spiegelte in keinem Fall das Angebot in der Nahrung wider.

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25. Vortragstagung 41

18. D J A H A N S C H I R I - GieRen

Der EinfluC des Spurenelementes C h r o m auf den Zuckerstoffwechsel

Es fehlt in der Literatur nicht an Hinweisen, daf3 Chrorn einen physiologischen Effekt hat, der im Bereich des Kohlenhydrat- und Proteinstoffwechsels liegt. Die bisher bekanntgewordenen Experimente, einschliefllich die der Arbeit von ROGINSKI und MERTZ (1969), liegen alle auf der Basis langer dauernder Fiitterungsversuche, wobei Ratten rnit oder ohne Cr-Zusatz zur Diat aufgezogen wurden. Ihr Reaktionsverrnogen im ausgewachsenen Zustand wurde rnit exogener Insulinbelastung gepriift.

Bei Laboratoriurnstieren, hier Ratten, kennen wir keine genauen Kriterien fur eine adaquate physiologische Chrornversorgung. Zur Abgrenzung gegen einen rnoglichen toxischen Einflufl wurden eigene umfangreiche Versuche rnit jungen wachsenden Ratten unterxhiedlicher Cr-Versorgung (Cr-111-acetat) vorgenornrnen. Keinerlei Hin- weise auf Toxiditat, gernessen an der Gewichtsentwicklung, der Ablagerung von C r in Organen (Kriteriurn: Sattigungswert), in Leber, Herz, Niere ergaben sich bei einer Dosierung von 10 pprn C r irn Futter bzw. Trankwasser bis 28 Versuchstagen. Das Anfangsgewicht der Ratten betrug 37,5 g; eine Zuwachsstimulierung durch Chrom findet in 28 Tagen nicht statt. Auch blieb der Blutzuckerspiegel, sowohl bei den chromarrnen (0,15 ppni irn Futter) als auch bei Chrorn-versorgten Tieren (10 pprn Chrorn ini Futter) gleich.

Laflt man Tiere rnit und ohne Chroni-Versorgung 24 Stunden fasten, so kornmt es zu einern Abfall des Blutzuckerspiegels. Es besteht zwischen rnit und ohne Chrorn behandelten Tieren nur ein geringer Unterschied im Blutzuckergehalt, 52 rng O / o gegen 48 rngO/o nach 24 Std. Fasten.

Dieser, wenn auch geringfugig erscheinende Unterschied zwischen den Testgruppen konnte rnit p = 0,001 bei einer Tierzahl von 50 gesichert werden. Es ist anzunehmen, dafl die hoheren Blutzuckerwerte bei den Chrom-Ratten eine Folge eines Stabilisie- rungseffektes ini Sinne einer hoheren endogenen Insulinaktivitat sind. Darauf weist auch das unterxhiedliche Glykogendepot in der Leber der Versuchstiere hin. Die mit Chrorn versorgten Ratten besaflen in der Leber + 12 O / O Glykogen mehr.

Nach 24 Std. Fasten fiihrt eine intrarnuskulare Adrenalin-lnjektion durch Mobili- sierung der Glykogendepots zu einern gleichmafligen Anstieg des Blutzuckerspiegels bei den Versuchsgruppen bis zu 92 mg O/o. Die Abklingkurve des Blutzuckerspiegels, hier Werte 3 Stunden post injektionern, zeigt ein erheblich unterschiedliches hochsigni- fikantes Verhalten der Chrom-Ratten gegeniiber den Kontrollen. Der Blutzucker- spiegel der Kontrolltiere fallt in dieser Zeit auf 83 nig O/O gegeniiber dern der chrorn- versorgten auf 75 rng O/o. Der starkere Abfall der Blutzuckerwerte der Chrorn-Ratten ist entweder auf eine hohere endogene Insulinaktivitat oder evtl. auf eine verrninderte Glucagonaktivitat zuruckzufiihren. Die Entscheidung daruber kann nur durch weitere Experimente geklart werden.

Wir entschieden diese Frage dadurch, dafl wir die endogene, gebundene Insulin- aktivitat der Tiere bestirnrnten. Das gebundene Insulin lafit sich durch Sulfonylharn- stoff-Verbindungen enthenmen. Wir verwendeten dazu in der Groflenordnung von 311000 Einheiten Insulinaktivitat N-(4-Methyl-Benzol-Sulfonyl) N-Butyl-Harnstoff.

Die blutzuckersenkende Substanz wurde nach 24stundigem Fasten zusammen rnit einern Glucosestofl von 0, l g oral verabreicht und nach weiteren 4 Stunden der Blut- zuckerspiegel erneut gernessen. Der Blutzuckerspiegel fallt bei rnit Chrorn gefiitterten Tieren auf 65 rng O/o, der der Kontrolltiere nur bis 8 3 nig O / o . Damit ist der direkre Nachweis der Stabilisierung von Insulinaktivitat durch Chroni (gebundenes Insulin) erbracht.

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42 25. Vortragstagrrng

Ein derartiger Nachweis ist durch exogene Insulingaben mit ihrer Langzeitwirkung schwer zu erbringen. Die Kurzfristigkeit der Reaktionsanderung der hormonalen Blutzuckerregulation gibt dem gefundenen System Chrom-Insulin eine grofle Wahr- scheinlichkeit. Die Interaktion mit noch sonst moglicher Stimulierung der hormonalen Glykoseregulation durch Chroni wird z. 2. untersucht.

19. v. ENCELHARDT, HAUIFE - Stuttgart-Hohenheim

Wasserresorption im Blattermagen bei Schaf und Ziege

Bei drei Ziegen wurden dunne, flexible Blattermagenkaniilen sowie Pansen- und Labniagenkanulen eingesetzt. Mehrere Stunden lang wurde Polyathylenglycol (PEG) in den Pansen infundiert, dadurch wurde ein steady state erreicht. Bei zwei Schafen niit groRer Pansenfistel und einer Labmagenkanule wurde ein dunner, weitlumiger flexibler Schlauch aus gummiertem Batist in den Psalterausgang eingenaht; durch Ein- legen eines Psalterhauben-Ballons wurde der Blattermagen wahrend der Versuchszeit isoliert und dann mit einer Salzlosung perfundiert.

Der ZufluR von Vormageninhalt in den Blattermagen erfolgt von der Haube her. Bei der Mehrzahl der Versuche war der Haubeninhalt durch den zuflieflenden Speichel starker verdiinnt als der Panseninhalt (pH-Werte in der Haube meistens hoher als ini Pansen; hohere Verdiinnung in der Haube im Mittel 7 O i o ) . Aus dem Unterschied in der PEG-Konzentration in Hauben- und Blattermagenfliissigkeit bzw. zwischen der infundierten und entnommenen Salzlosung wurde die Wasserresorption berechnet. Die Wasserresorption im Blattermagen betrug unter physiologischen Bedingungen Null bis 20 Oio , im Mittel 8 O / o . Durch Hemmung der Bllttermagenmotorik wurde auch die Passage von Vormageninhalt gehemmt, die prozentuale Resorption wurde dann hoher; auf Absolutwerte umgerechnet ist sie jedoch nicht hoher als unter physiologischen Bedingungen. Die Wasserresorption ist also wesentlich geringer als die in den Lehr- buchern angegebenen Werte; OYAERT und BOUKAERT (1960) und PHILLIPSON und ASH (1965) haben bei Schafen eine ahnlich geringe Resorption gemessen.

Vorsitz: FRENS - Wageningen

20. LANGER - Kiel

Die Magen von Wiederkauern und wiederkauerartigen Herbivoren

Nach Hinweis auf nicht zur Ordnung der Artiodactyla gehorende wiederkauende Sauger (Hyracoidea = Klippschliefer und Macropodidae = Kanguruhs) werden sechs Kriterien zur Beschreibung der ,,wiederkiiuerartigen" Verdauung angefiihrt und die Colobinae = Schlankaffen und Bradipodidae = Faultiere als nicht zu den Paarhufern gehorige Formen, welche diese Kriterien nach der Literatur erfullen, genannt.

Bei den Paarhufern zeigen schon die Suidae und Tayassuidae VergroBerungen des Fornix. Beim siidostasiatischen Babyrousa stellt dieser Magenabschnitt bereits einen vergroflerten Speicherraum dar. Die Tayassuidae = Pekaris der Neuen Welt haben bereits zwei mit kutanem Epithel und Cardiadrusen ausgekleidete Blindsacke. Diese ,,Garkammern" werden im Laufe der Individualentwieklung nicht nur absolut, sond- dern auch relativ groRer und erinnern so an die relative Groflenzunahme des Reti- culorumen der Ruminantia.

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2,. Vortragstagung 43

Die Fluflpferdartigen zeigen in der Auskleidung ihrer drei Vormagenabschnitte konvergente Entwicklung mit den Ruminantia. Es ist nicht moglich, die Vormagen der Hippopotamidae und der Pecora = Horntrager miteinander zu homologisieren.

Derartige Homologisierungen fallen auch zwischen den Magen der Tylopoda = Schwielensohler und denen der Ruminantia schwer. Die funktionellen Bedeutungen verschiedener Differenzierungen des Tylopodenmagens sind z. Z. noch nicht bekannt.

Auf den Wert der Untersuchungen der Magen von Tragulidae = Hirschferkel wird hingewiesen und abschlieRend werden Werte fur die durchschnittliche Oberflachen- vergroflerung bei Tragulus meminna und neun Pecora aufgefuhrt.

21. DIRKSEN - GieRen, KAUFMANN - Kiel, PFEFFER - Gotcingen

Untersuchungen zur Verdauungsphysiologie von Milchkiihen rnit Hilfe der Umleitungstechnik am Duodenum (Reentrant cannulas)

a. Operationstechnik

G. DIRKSEN - GieRen

Um den Verdauungsablauf in den einzelnen Abschnitten des Magen-Darmtraktes der Wiederkauer und die Verdauungsendprodukte quantitativ zu erfassen, ist in den ver- gangenen zwei Jahrzehnten von PHILLIPSON (1952), HOGAN und PHILLIPSON (1960), SINGLETON (1961), SINESHCHEKOV (1964), GOODALL und K A Y (1965) sowie von BROWN, ARMSTRONG und MACRAE (1968) die Umleitungstechnik am Diinndarm ent- w ickel t w or den. D e r a r t ig e ,, Re entrance - K a nu1 en " schein en a ber v or w i eg e n d beim Schaf eingesetzt worden zu sein, und nur in der russischen Literatur sowie neuerdings bei HUTTON, BAILEY und ANNISON (1971) sind auch Hinweise auf gleiche Unter- suchungen am Rind zu finden.

Bei den eigenen Versuchen wurde nicht die vom Schaf her bekannte Kanulenform benutzt, sondern ein anderer Typ entwickelt: Die Kaniile besteht aus einem geraden Nylonrohr, das auf der einen Seite eine ovale Endplatte, auf der anderen ein Gewinde zum Aufschrauben einer Halteplatte tragt (lichte Weite 18 mm, Wandstarke 3 mm, Lange etwa 10 cm). - Fur die Operation am stehenden Rind bot sich der Zu- gang zum Duodenum descendens durch die rechte Flanke an.

Technik: Nach Vorbereitung und Lokalanasthesie des Operationsfeldes wird die Bauchwand mit senkrechtem Schnitt geoffnet und der vorgelagerte Darm unterbunden und durchtrennt. I n die sorgfaltig verschlossenen Darmstumpfe werden (zuerst kranial, dann kaudal) die Kanulen eingesetzt und durch doppelte Tabaksbeutelnaht gesichert. Das Hindurchziehen der Kanulen durch die Bauchwand, kranial und kaudal der Bauchwunde, geschieht mit Hilfe eines in die Rohrenden eingesetzten Klemmstopfeng mit aufgeschraubter Spitze; eine zuvor von auflen durch die Bauchwand geschobene Trokarhulse gibt die Fuhrung. Aufschrauben der aufleren Haltescheiben, Verschlufl der Bauchwand untcr antibiotischer Versorgung und Aufsetzen eines stabilen Ober- bruckungsrohres beenden den Eingriff.

Nach ungefahr 14 Tagen beginnt sich die Kanule zu lodcern und nach etwa 3 Wochen kann sie vorsichtig entfernt werden, andernfalls wandert sie allmahlich nach auflen. Anschlieflend wird in die Fisteloff nungen von auflen ein U-formiger Perlon- schlauch eingefiihrt, dessen Schenkel Gummiplatten tragen, die auflen der Bauchwand aufliegen und durch elastische Rumpfgurte in ihrer Lage gehalten werden. Auf diese Weise kommt es verhaltnismaflig schnell zur Bildung einer echten Darmfistel.

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44 25 . VortrLtgstagung

Insgesamt wurden 5 Kiihe nach dieser Technik operiert; 1 Kuh lebt rnit der Kanule bereits 7 Monate.

b. MeBtechik und duodenale Fluktuationen

W. KAUFMANN - Kiel

Versuchsdurch f iihrung

Insgesamt wurden an 3 Milchkiihen mit Pansenfistel und Diinndarm-unileitungs- fistel 8 Versuche durchgefuhrt, wobei 3 Rationen nach 2-3wochiger Vorperiode gepriift wurden : Ration I: raufutterreich (4-6 kg Kleegras- oder Weidelgrasheu (3 Tiere) Ration 11: konzentratreich (1-2 kg Kleegras- oder Weidelgrasheu ( 3 Tiere) Ration 111: Trockengrun-Pellets (5-7,5 kg) (2 Tiere)

Die Versuchsdauer betrug regelmlRig 72 Stunden. Nach AusfluR von jeweils etwa 8 1 Darminhalt wurde eine reprasentative Probe entnommen und die FluRrate, der pH-Wert sowie der Tr.-S.-Gehalt bestimmt. Die einzelnen Proben iiber 24 Stunden wurden gemischt und daraus eine reprasentative Probe gezogen, die nach Gefrier- trocknung zur Bestimmung des Polyathylengehaltes und zur Energie- und Nahrstoff - analyse diente. Polyathylen wurde als exogener Indikator in 2 Gaben je Tag von je 25 g intraruminal appliziert. Der DurchfluR wurde auf 100 O/o Polyathylen korrigiert.

An einer 4. Milchkuh mit Pansenfistel und Dunndarm-Umleitungsfistel wurden bei hohen Leistungen Messungen iiber den Transport des Darminhaltes gemacht.

und 2-4 kg Konzentrate)

und 6 kg Konzentrate)

(ausgewertet nur an eineni Tier)

Ergebnisse

Die Messungen des taglichen Durchflusses an Darminhalt (Mittel aus 3 Tagen) und die mittleren pH-Werte und Tr.-S.-Gehalte (Mittel aus 20 Einzelwerten) des Diinn- darminhaltes sind in der folgenden Tab. 1 angegeben.

Tabelle 1

I r Ration I Ration I1 1 Ration I 1 1 I

Tier 1 D u d - 1

fluR pH 1 kg _ _ ~ ~~ ~

I n n . . . . . . . . . . . . . . . 119 2,62 Krone . . . . . . . . . . . . . 113 3,24 K i r s h e . . . . . . . . . . . . . 133 3,03

3,46 118 2,84 4,25 110 3,34 5,04 3,85 114 3,32 3,59 122 3,52 4,52 3,77 122 3,02 3,67 - - -

Diese Ergebnisse zeigen keine signifikanten Unterschiede in den Flufiraten und den mittleren pH-Werten zwischen den Rationen. Der Tr.-S.-Gehalt ist aber bei Ration I11 (Pellets) signifikant hoher.

In Tab. 2 sind die Ergebnisse der energetischen Messungen zusammengestellt (Mittel aus 3 Tieren).

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25. Vortragstagung

Tabelle 2

45

' Aufgenornrnene Brutto- Verdauli.&e Energie 1 der verdau'ichen ~ Energiel in den Magen

in O i o 1 Energie in kcal!Tag In OIo

I Ration I . . . . . . . . . . . . . . 29 870 67,4 Ration I1 . . . . . . . . . . . . . 27 740 67,s Ration 1112 . . . . . . . . . . . . 27 960 57,6

Korrigiert auf 100 Oio Polyathylen. - Nur ein Tier.

58,4 53, l 29,l

Die fur die Rationen I und 11 gefundenen Anteile an verdaulicher Energie in den Magen variieren zwischen 52 und 60 o/o und sind gegeniiber den bisher a n Schafen gefundenen Werten um etwa 10 Einheiten niedriger. Bei konzentratreichen Rationen (Ration 11) werden bei allen Tieren geringere Anteile der verdaulichen Energie in den Magen genutzt. Der geringe Anteil der in den Magen genutzten Energie bei Pellet- fiitterung korrespondiert mit der hohen Passagegeschwindigkeit in den Vormagen und dem hohen Tr.-S.-Gehalt im Darm.

Einzelmessungen ergaben nicht nur bei Ration I11 (Pellets) einen hoheren Tr .4 . - Gehalt im Darm, sondern auch bei Erhohung der Aufnahme. Wurde bei gleicher Zusammensetzung der Ration, d. h. auch annahernd gleicher Verdaulichkeit, die tag- liche Aufnahme von 5 kg Trockenmasse auf 15 kg Trockenmasse erhoht, so stieg gleichzeitig der prozentuale Tr.-S.-Gehalt im Diinndarm von 3,13 O/o im Mittel aus 40 Einzelmessungen auf 4,32 O/O.

Aus diesen Ergebnissen kann geschlossen werden, dai3 der Tr.-S.-Gehalt des Diinn- darminhaltes bei konstanten Resorptions- und Sekretionsverhaltnissen direkt propor- tional der Passagegeschwindigkeit (Menge/Zeit) und umgekehrt proportional der Verdaulichkeit des Futters in den Vormagen ist. Es kann deshalb eine Erhohung des Tr.-S.-Gehaltes im Darm durch hohere Aufnahme oder durch feines Vermahlen erreicht werden. Im letzten Falle ist der Effekt um so grofler, je geringer die Ver- daulichkeit in den Vormagen ist.

Solchen Erhohungen des Tr.-S.-Gehaltes im Darm sind aber Grenzen gesetzt, weil sie schnell zu Psalter-Anschoppungen fiihren. Diese sind schwer zu beheben und konnen weitere Storungen im Verdauungstrakt hervorrufen.

Messungen der fliichtigen Fettsauren im Diinndarm ergaben 4-8 pMol Essigsaure/l und 0,5-1,6 pMol Propionsaure/l sowie 0,2-1,0 pMol Buttersaure/l. Signifikante Unterschiede zwischen den Rationen traten nicht auf. In den Vormagen wurden bei Ration I11 (Pellets) ungewohnlich niedrige Konzentrationen insbesondere an Essig- saure gemessen (40 pMolil), als Folge der schnellen Passage und deshalb geringen bakteriellen Fermentation.

Weitere Einzelmessungen am Durchflui3 und p H des Diinndarminhaltes ergaben bei kontinuierlicher Mesmng (uber 6 Stunden), dai3 etwa alle bis 1 Minute ein Schub von unterschiedlicher Menge erfolgt. Nach niehreren solchen Schiiben folgt eine Pause. Mit zunehmender Futteraufnahme werden Haufigkeit und Dauer der Pausen geringer.

Diese Unterbrechungen entsprechen den Schliei3ungen des Pylorus. Die gleichzeitig fortlaufend vorgenommenen pH-Messungen zeigen, dai3 der pH-Wert von der Haufig- keit der Schiibe und der Menge Fliissigkeit je Schub abhangt. Wahrend der Flui3unter- brechungen steigt der pH-Wert bis zu p H 7 an, was den pH-Werten des Gallen- und Pankreassaftes entspricht.

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46 25 . vortragstagung

c. Glucose und Aminosauren im Duodenalinhalt

E. Pm-rrR - Gottingen

Futterproben und gefriergetrocknetes Material aus der reprasentativen Probe des Darminhalts wurden nach der Methode von MACRAE und ARMSTRONG enzymatisch hydrolysiert. Im Hydrolysat wurde die Glucose mittels der Glucose-Oxidase-Methode bestimmt. Die Tabelle zetgt die Ergebnisse:

Tier 1 Ration

Inn . . . . . . . . . . . . . I I 1

I11 Krone . . . . . . . . . . I

I1 Kirsche . . . . . . . . . . I

I1

im Futter tag

2388 3528

532 1282 2770 1466 2810

glucos idish gebundene Glucose

~ im Duodenalinhalt 1 (korr. auf Polyath.) ~ O/o der Aufnahme

~. d T a g

369 15,5 898 25.4 116 21;8 327 25.5 659 23$ 192 13,l 451 16,l

In Futter und gefriergetrocknetem Darminhalt wurden auflerdem nach salzsaurer Hydrolyse die Aminosauren saulenchromatographisch bestimmt. Wahrend die Amino- saure-Muster der einzelnen Rationen betrachtliche Unterschiede aufwiesen, wiesen sie im Darminhalt eine weitgehende Konstanz auf. Die durch das Duodenum flieflende Menge an Prolin war in jedem Fall wesentlich niedriger als die entsprechende Auf- nahme. Umgekehrt lag der Flufl durch das Duodenum fur Glykokoll und Lysin in jedem Fall hoher als die entsprechende Aufnahme, Diaminopimelinsaure war im Futter nicht nachzuweisen, fand sich aber regelmaflig im Darminhalt. Bei den ubrigen Aminosauren war die durch das Duodenum flieflende Menge teils grofler, teils kleiner als die Menge im Futter.

Es wird vermutet, dafl die Netto-Synthese von Glykokoll durch Zuflufl von Sekreten ins Duodenum verursacht ist, dai3 dagegen bei Lysin und DAPS mikrobielle Synthese in den Vormagen die Ursache fur die Zunahme ist.

Vorsitz: LANDIS - Zurich

22. GIESLCKE, GUNZEL - Miinchen

Untersuchungen iiber die Wirkung von glucogenen 3-Kohlenstoff-Verbindungen im Stoffwechsel des WiederkEuers

Zu den glucogenen 3C-Verbindungen, die im Stoffwechsel des Wiederkauers eine Rolle spielen, gehoren Propionsaure, Milchsaure, Glycerin, 1,2-Propandiol (PD) und Aceton. Als wichtigste gilt Propionsaure, deren Produktion im Pansen iiber die Futterung zu steuern ist und z. B. auf das 4-5fache ansteigt, wenn an Stelle von Heu eine pelletierte HedKrafifutter-Ration verabreicht wird. Wenige Tage nach der Umstellung auf krafifutterreiche Rationen finden wir auch eine Zunahme des Propio- nat- und Glucosegehalts im Blut, der eine markante Senkung des Blutglucosespiegels folgt. Eine ahnliche Wirkung auf Blutglucose kann ebenfalls nach intraruminaler Infusion von Milchsaure und - nicht regelrnaflig - von PD beobachtet werden; wir

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21i. Vortrdgstagung 47

durfen heute annehmen, dai3 daran der Eff ekt von Propionsaure und hoheren Homo- logen auf die Sekretion von Insulin und Glucagon beteiligt ist. Wird PD - eine inter- mediare Verbindung bei der Umsetzung von Aceton zu Lactat - in den Pansen infun- diert, so tritt bei normal gefutterten Kuhen eine mai3ige Senkung des Acetatl Propionat-Verhaltnisses ein; bei Kuhen im Hungerzustand erfolgt eine markante Erniedrigung dieser Relation und eine signifikante Erhohung des Glucosegehalts in1 Blut.

U m die Wirkung von P D und Propionsaure vergleichend zu messen, brachten wir Schafe durch zweitagiges Fasten und durch Auslosung einer Glucosurie mittels Phlori- zin in eine katabole Stoffwechsellage. Dabei stieg der Gehalt an unveresterten Fett- sauren (UFS) im Blutplasma auf etwa das lofache des Normalbereichs. Wurde am 3. Tag PD (0,5 gikg KGW) oder eine aquimolare Menge Propionsaure uber 6 h in den Pansen infundiert, so erniedrigte sich der UFS-Gehalt innerhalb der Infusionszeit auf die Halfke, und der Glucosegehalt im Blut nahm uber 12 h von 38,5 auf 59,6 bzw. von 32,9 auf 50,9 mg/100 ml zu (+ 5 5 O i o ) . Die maximale Rate betrug 2,2 bzw. 2,5 rng/100 mlih. Bei PD-Infusion stieg im Pansen die Konzentration der Essigsaure von 20,l auf 56,2, der Propionsaure von 4,0 auf 19,7 und der gesamten fluchtigen Fettsauren von 26,6 auf 78,5 ,uMol/l ( f 195 O/o). Die Bildung von n-Buttersaure wurde vollig unterdruckt, und das AcetatiPropionat-Verhaltnis sank innerhalb 12 h von 5 auf 2,3. Diese Befunde lassen darauf schlieRen, daR PD und Propionsaure bei Verabfolgung in den Pansen die gleiche Wirkung haben und dai3 der Effekt von I'D grofltenteils auf der partiellen Umsetzung irn Pansen zu Propionsaure beruht.

23. MENKE, SCHNEIDER, EHRENSVARD - Stuttgart-Hohenheim

EinfluB der Begasung von H e u rnit Sauerstoff oder Stickstoff auf die Energieretention beim Rind

Rauhfutterstoff e zeigen bekanntlich eine um 20-30 o / o schlechtere Verwertung der verdaulichen Energie als Getreideschrote. Bisher ist es jedoch nicht gelungen, die beim Abbau von Rauhfuttern auftretenden energetischen Verluste quantitativ zu erklaren. Die von KELLNER angefuhrte verrnehrte Verdauungsarbeit (Muskeltatigkeit) durfte nur einen geringen Teil der energetischen Verluste in Anspruch nehrnen. Durch eine Verschiebung im Verhaltnis der fluchtigen Fettsauren im Pansen bei Verfutterung eines erhohten Heu-Anteils kann ebenfalls nur ein Teil der im Respirationsversuch beob- achteten Verluste erklart werden. Berechnungen uber die Verwertung des Kohlen- hydratwasserstoffs bei der Vergarung im Pansen fuhren zu dem Ergebnis, dai3 neben den fluchtigen Fettsauren und dem Methan noch weitere wasserstoffhaltige Produkte entstehen mussen. In diesem Zusammenhang ist die Frage zu stellen, in welchem Urnfang im Pansen eine oxydative Verbrennung von Kohlenhydraten zu CO, und H,O stattfinden kann. Es ist denkbar, dai3 aerobe Bakterien in der Nahe von sauer- stoffhaltigen Zellen im Heu eine Population aufbauen, die nennenswerte Mengen von Wasserstoff auf Sauerstoff ubertragen kann.

Wir pruften diese Hypothese in einem ersten Versuch mit 2 Ochsen, die taglich 7 kg eines Heus erhielten, das in der 1. Periode mit Sauerstoff und in der zweiten Periode mit Stickstoff begast war. Die Gaswechselmessung in der Respirationskammer (n = 8) zeigte einen Abfall der C0,-Produktion nach N,-Begasung uni 2 O i o (P < 0,Ol) und einen verringerten 0,-Verbrauch von 140 ]/Tag (6 O/O, P < 0,001). Die berechnete Warmeproduktion sank nach N,-Begasung des Heus um 6 O/O (1' < 0,001).

Die Verdaulichkeit der Rohnahrstoffe und der Energie zeigte keinen Unterschied zur ersten Periode rnit 0,-begastern Heu.

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48 2J. Vortragstagung

In einer Wiederholung des Versuchs mit drei Tieren wurde zu Beginn und zum Abschlui3 je eine Periode mit normalem, nicht begastem Heu eingefiigt. Dabei zeigte sich, dai3 im Normal-Heu in dem zwischenliegenden Zeitraum von 3 Monaten eine Veranderung eingetreten war, die zu einer signifikant verringerten CO,-Produktion (P < 0,001) und einem geringeren 0,-Verbrauch gefiihrt hatte (P < 0,001). Es mui3 angenommen werden, daf3 in diesem Zeitraum der bakterielle Besatz des Heus stark abgenommen hat. Eine Analyse ergab, dai3 das Heu am Ende des Versuchs um den Faktor 102 weniger Bakterien enthielt als normalerweise auf Heu gefunden werden. Es besteht daher Grund zu der Annahme, dai3 der Sauerstoff in den Vakuolen des Heus in erster Linie das Wachstum der am Heu haftenden aeroben Bakterien beein- flui3t. Im iibrigen wurden die Ergebnisse des ersten Versuchs bestatigt: N,-Begasung fiihrte zu einer signifikant geringeren C0,-Produktion (P < 0,01), verglichen rnit 0,-begasteni oder nicht behandelteni Heu.

Im Gehalt an fliichtigen Fcttsauren im Pansen vor der Fiitterung und 3 Stunden danach waren keine signifikmten Veranderungen zu erkennen, die auf die Begasung des Heus zuriickgefiihrt werden konnen. In-vitro-Versuche mit Pansensaft iiber 8 Stunden zeigten jedcch sowohl im 1 . als auch im 2. Versuch eine geringere Pro- duktion von fliichtigen Fettsauren nach Zusatz von 0,-begastem Heu, verglichen rnit N,-begastem Heu, die durch einen verstarkten Abbau von Kohlenhydraten zu CO, und H,O erklart werden kann.

24. VAN DER HONING, VAN Es - Wageningen

Energieverwertung pelletierter Rauhfuttermittel durch Milchkuhe

Pelletierte Rauh- und Krafifuttermittel sind sehr geeignet fur mechanische Futterungs- systeme, die groi3ere Milchviehbetriebe wegen Personalmangels benotigen.

Die Verwendung voii Rauhfutterpellets in den Rationen der Hochleistungskiihe fiihrt zur Erhohung der Aufnahme des wirtschaftseigenen Futters und kann vielleicht teueres Kraftfutter sparen. Die Zerkleinerung des Rauhfutters durch Mahlen und Pelletieren hat eine Verdaulichkeitsdepression zur Folge, besonders der Rohfaser, u. a. wegen einer schnelleren Passage im Pansen. Der hohere Trockensubstanzverzehr kann, ebenfalls der schnelleren Passage wegen, weiter eine Verdaulichkeitserniedrigung des anderen Teiles der Ration verursachen. Eine Berechnung der Nettoenergie rnit Hilfe von an Hammeln bestimmten Verdauungskoeffizienten der Rohnahrstoff e ist deshalb zur Schatzung des Futterwertes moglicherweise fehlerhafi, wenn groi3e Mengen Rauhfutterpellets an Milchkiihe verabreicht werden.

U m eine Depression des Milchfettgehaltes und Indigestionen vorzubeugen, darf nicht die g a m e Rauhfuttermenge als Pellets verabreicht werden.

Der Futterwert der Rauhfutterpellets kann also einerseits mit dem von langem, ungemahlenem Material und andererseits mit dem von Kraftfutter verglichen werden.

Seit 1967 wurden in enger Zusammenarbeit zwischen der Abteilung Tierphysiologie der landwirtschaftlichen Hochschule, dem Institut fur Aufbewahrung und Verwertuiig von landwirtschaftlichen Erzeugnissen und dem Institut fur Tierernahrung ,,Hoorn" eine Reihe von Energiebilanzversuchen mit Milchkiihen geplant und ausgefiihrt. In den Rationen wurde 3 oder 4 kg langes Heu verabreicht zusammen mit 5-10 kg Rauhfutterpellets verschiedener Herkunft als Versuchsfutter, wie friih oder spat geschnittene Heu- oder Luzernegriinpellets, Strohpellets, Luzernepellets mit 2 oder 4 O/o tierischen Fetten, kiinstlich getrocknete Graspellets und etwa soviel Kraftfutter wie der Energiebedarf des Tieres erforderte.

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25. Vortragstagung 49

Die Verdaulichkeit der einzelnen Rauhfuttermittel der Versuchsrationen wurde an Hainmeln bestimmt. Die Pellets wurden in einer Menge von 800 g rnit einer Zulage von 200 g langem Heu bekannter Verdaulichkeit (Erhaltungsration) verabreicht. Die Ergebnisse der Rauhfutterpelletversuche wurden verglichen rnit denen von Ver- suchen mit Rationen, welche nur langes Heu oder Silage nebst Kraflfutter enthielten. Letztere Versuche, etwa 150 Tierbilanzen, wurden ebenfalls in Wageningen zwischen 1964 und 1970 durchgefuhrt.

Die Verdaulichkeit der Energie in diesen Versuchen betrug 95 O / o der Verdaulich- keit der organischen Substanz, wie auch SCHIEMANN und Mitarbeiter gefunden haben. Mit den Verdauungskoeffizienten aus den Versuchen mit Hammeln wurden Werte der Milchviehrationen berechnet, die fur Rationen ohne Pellets um 5,2 3 i o und mit Pellets oder ICraflfutter uni 5,9 o i o hoher waren als die bei den Milchkuhen gemessenenen. Der Unterschied war noch groRer, wenn die an Hammeln bestimmten Verdauungs- koeffizienten des langen Rauhfutters fur die Berechnung der Pelletrationen verwendet wurden. Die groReren Kotverluste wurden aber kompensiert, weil bei den Milch- kuhen weniger Energie - 15 O / o der VE - in H a r n und Methan verlorenging - etwa 18,5 o / o bei Schafen. Es wurde die Tendenz gefunden, dai3 diese Verluste bei Rationen mit wenig langem Rauhfutter etwas niedriger als bei den mit vie1 langem Rauh- futter waren.

Die Verwertung der UE, studiert rnit Hilfe von Mehrfachregressionsgleichungen des Modells (MiE + EBP + 0,s EBN) = a U E - b G"4, (d. h. MiE = Milchenergie, EBPiEBN = Energiebilanz positiv oder negativ, U E = umsetzbare Energie, G =

Gewicht, a und b sind Regressionskoeffizienten) waren signifikant abhangig vom Gehalt an U E in der Ration und dem Prozentsatz nicht zerkleinertem Rauhfutter in der Gesamtration. Je Prozent mehr an UE war etwa 0,42 O/o weniger U E fur Erhal- tung und Produktion notig. Die U E der Rationen wurde (etwa 0,13 O i o ) je Prozent weniger langes Rauhfutter geringfugig besser verwertet. Aus den Berechnungen ging weiter hervor, daR im Vergleich zu den Rationen ohne Rauhfutterpellets bei gleichem Gehalt an U E um 3 "/o weniger UE aus Pelletrationen fur eine gleiche Menge Netto- cnergie genugten.

Es wurde konkludiert, daR die Verdaulichkeitserniedrigung durch Pelletieren des Rauhfutters nur teilweise kompensiert wurde durch die geringeren Verluste an Harn- und Methanenergie und Warme bei der Verwertung der verdaulichen Energie.

25. MULL,, - Bonn

Kritische Betrachtungen zum Einsatz von Futterharnstoff i n der Bundesrepublik Deutschland

ZUNTZ, HAGEMANN und KLEIN (Bonn) haben fur die Verwertung der NPN-Verbin- dungen durch den Wiederkauer ein Konzept entwickelt, das sich weltweit ausgewirkt hat und auf absehbare Zeit aktuell bleibt. Es ist biologisch, auch in Einzelheiten folgerichtig durchdacht, stoRt aber nach wie vor auf technologische Schwierigkeiten.

Im Mutterland der ,,BakterieneiweiRhypothese" hat sie sich bisher nicht in wun- schenswertem Umfang praxisgerecht auswirken konnen. Nicht zuletzt waren und sind dafur wirtschaflliche Grunde niai3gebend.

In weltweiter Sicht bestehen keine Zweifel an der Relevanz der ,,PanseneiweiR- fabrik" (KLEIN). In der Bundesrepublik steht aber zur Zeit noch Sojaprotein, selbst fur den Wiederkauer, ausreichend und preisgunstig zur Verfiigung. Der Einsatz von NPN-Verbindungen ist dementsprechend gering. Amtlich registriert ist nur der Futter- harnstoff (Carbamid).

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50 25. Vortragstagung

In der Weiterentwicklung des NPN-Einsatzes sind m. E. folgende Einzelprobleme vcrdringlich: 1 . Gleichmaflige Freisetzung von Ammoniak bei gleichzeitiger Bereitstellung von

Energie sowie von Mineral- und Wirkstoffen bzw. Wuchsstoffen fur Pansen- plankton.

2. Optimale Abstimmung des NPN-Supplements auf das wirtschafiseigene Grund- futter, das nicht nur erganzt, sondern auch besser verzehrt und ausgenutzt werden soll.

3. Einsatz von NPN im Hinblick auf die Fruhentwicklung des Pansens bei Kalbern und Lanimern.

4. NPN-Zusftze zur Maissilage.

Vorsitz: SCHURCH - Zurich

26. SALEWSKI - Stuttgart-Hohenheim

Die Bestimmung der Detergenzfaser in Rauhfuttern, deren Beziehung zur Verdaul ihkei t der organishen Substanz

Lignin, Cellulose, Hemicellulosen und Uronsauren beeinflussen als Bestandteile der pflanzlichen Zellwand die Verdaulichkeit der organischen Substanz eines Futter- rnittels auf unterschiedliche Weise. Die Mehrzahl der Versuche, pflanzliche Zellwand- substanzen und damit den schwer verdaulichen Teil der organischen Substanz von Futterstoffen in einer Fraktion chemisch zu erfassen, gehen auf die Weender Roh- faserbestimmung zuruck.

Es zeigte sich jedoch bald, dai3 sowohl die Rohfaserbestimmung nach HENNEBERG (J. Landw.: 111. 299. 314, 1859) als auch weitere Versuche der Bestimmung der Geriistsubstanzen in einer Fraktion, weder einen in seiner Zusanimensetzung einheit- lichen Riickstand noch den unverdaulichen Rest eines Futtermittels darstellen. Aus diesem Grund erscheint die Bestimmung der einzelnen Bestandteile der pflanzlichen Gerustsubstanz vorteilhaft.

In Anlehnung an die Arbeiten von V A N SOEW (J. of the A. 0. A. C.: 50, 50-55, 1967) und GAILLARD (Neth. J. Agric. Sci.: 14, 215-223, 1966) wurden zur Erfassung der Zellwandkohlenhydratfraktion und des Lignins Zellinhaltstoffe in neutralen und sauren Detergenzien gelost und im neutralen Detergenzrest (NDR) Uronsauren durch Titration, Hemicellulosen und Cellulose nach Hydrolyse in Schwefelsaure (In, 72 O / o )

als reduzierende Zucker colorimetrisch mit dem Technicon-Autoanalyzer und Lignin gravimetrisch als Rest bestimmt.

Weender Rohfaser, Rohcellulose, Saure Detergenzfaser (ADF), Neutraler Deter- genzrest (NDR) und Zellwandsubstanzen aus dem N D R wurden an Wiesengras- und Luzerneproben aus einem Vegetationsversuch, Heuproben und verschiedenen starke- und proteinreichen Futtermitteln (n = 35) untersucht und die Gehalte dieser Fraktionen in Beziehung gesetzt zur Verdaulichkeit der organischen Substanz dieser Futterproben.

Ergebnisse

Bei Rauhfutterrnitteln gab der N D R den Zellwandsubstanzgehalt wesentlich besser wieder als der Rohfasergehalt. Starke- und proteinreiche Futterstoffe erschwerten die Filtration bei der NDR-Bestimmung und erhohten den NDR-Gehalt.

Die ADF war der Weender Rohfaserrnethode uberlegen, da bei dieser Bestimmungs- methode der Ligningehalt gleichmaflig erfaflt wurde. Weender Rohfaser, ADF und

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25. Vortragstagung 51

Lignin aus dem N D R waren geeignet, die Verdaulichkeit der organischen Substanz zu schatzen.

Als gunstig erwies sich eine multiple Regressionsgleichung mit N D R und Lignin als unabhangigen Variablen.

Eine weitere Aufgliederung des N D R brachte keine genauere Schatzung der Verdaulichkeit.

Verdaul ichkei r der organischrn Sub, tnnr

r , R 1

-0,84 ' -0,98 ' - Rohfaser . . . . . . . . -0,92 '

Lignin . . . . . . . . . . -0,95 ' -0,83 ' - -0,uu ' N D R . . . . . . . . . . -0,42 -0,39 -0,96 ' -0,73 ' ADF . . . . . . . . . . . -0,91 ' -0,82 - -0,87

N D R + Lignin . . -0,97 ' -0,97 ' - -0,94

r Korrelationskoeffizient. - R multipler Korrelationskoeffizient.

27. HOPPE, KOCH, LAST - Munchcn

p-Carotin und Hydroxycarotinoide als Indikatoren fur die Verdaulichkeit von Griinfutter fur Wiederkluer

In 11 Verdauungsversuchen an 2 Rindern und 29 Hammeln wurde versucht, eine Carotinoid-Gruppe bzw. ein einzelnes Carotinoid aus Grunfutter n i t der Eignung als Verdaulichkeits-Indikator zu finden. Gesamt-Carotin (Kohlenwasserstoff-Verbindun- gen) und Gesamt-Xanthophyll (0,-haltige Carotinoide) wurden nach Ather-Extrak- tion, alkalischer Hydrolyse und Neutralwaschung mit Hilfe der Saulenchromato- graphie an A1,0, getrennt. p-Carotin, Gesamt-Carotin, Lutein (Dihydroxy-u-Caro-

Wiederauffindungsrate (in O/o der Gesamtaufnahme) von Griinfutter-Carotinoiden bei Hammeln

I Tienahl

Wiesengras . . . . . . . . . . . Weidegras

frisch . . . . . . . . . . . . . . angewelkt . . . . . . . . . . stark angewelkt . . . . .

Wiesengras . . . . . . . . . . . Weidegrassilage . . . . . . . Luzernesilage . . . . . . . . . Luzerne

20 O/o Trockensubstanz 40 O/o Trockensubstanz

Rinder.

21

2 3 3 2 8 3

4 4

i Gesarnt-

I

89,6

91,2 89,5 68,O 94,5 87,O 46,7

69,5 71,3

- 74,8

- 82,O - 80,O - 59,6

93,6 - 96,7 - 85,l -

73,3 - 77,9 -

Lure in

- 88,5 88,9 83,8

82,9 84,9

Lure in , frei von Epoxv-

Earorinoidcr ~~

89,l 94,9

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52 2 j . Vortragstagung

tin) sowie Epoxy-Carotinoid - freies Lutein bestimmten wir nach Aceton-Extraktion dunnschicht-chramatographisch nach der Methode von HAGER.

Frisch gemahtes bzw. aufgetautes Grunfutter wurde in einer Vor- und Haupt- versuchsperiode von je 10 Tagen in taglich konstanter Menge an 2 Jungrinder (180 kg LG) bzw. ausgewachsene Hamniel (50-65 kg LG) gefuttert. Die Faeces wurden taglich quantitativ gesammelt und tiefgekuhlt bis zur Analyse gelagert. Dabei wurden folgende Ergebnisse erhalten:

Demnach eignen sich Carotinoid-Gruppen nicht als Indikatoren, da sie scheinbare Verdauungsverluste erleiden. Dagegen scheinen Lutein und insbesondere das von Epoxycarotinoid spurenfreie Lutein als Indikator in Betracht zu kommen. D-Carotin wurde nur in geringem Umfang verdaut, was hinsichtlich seiner Funktion als Pro- vitamin A beachtet werden sollte. Die im Falle des stark angewelkten Weidegrases sowie der frischen und silierten Luzerne hohere scheinbare Gesamt- und @-Carotin- Verdaulichkeit wird auf 2 Ursachen zuruckgefuhrt: 1. enthielten diese Grunfutter, die 16 Monate tiefgekuhlt gelagert worden waren, relativ groi3e Mengen an Epoxy- Carotinen, die im Verdauungstrakt isomerisieren, und 2. lagen die 0-Carotin-Konzen- trationen im Bereich der unteren Nachweisgrenze.

28. ROHR - Braunschweig-Volkenrode

Untersuchungen iiber die Regulation der Griinfutteraufnahme

Unsere Kenntnisse uber die Regulation der Grunfutteraufnahme sind luckenhaft, weil - abgesehen von methodischen Schwierigkeiten - bei vielen Untersuchungen wichtige EinfluBfaktoren unberucksichtigt blieben. Es wurden deshalb in den Jahren 1968 und 1969 umfangreiche Versuche mit Milchkuhen durchgefuhrt, bei denen folgende Fak- toren hinsichtlich ihrer Wirkung auf die Grunfutteraufnahme gepruft wurden: Lebend- gewicht bzw. Rasse, Milchleistung, Trockensubstanz- und Nahrstoffgehalt (Roh- protein, Rohfaser, NfE, Zucker) sowie In-vitro-Verdaulichkeit des Grunfutters. Die an insgesamt 13 Kuhen (6 Schwarzbunte, 3 Holstein-Friesians, 4 Jerseys) ermittelten Daten wurden mit Hilfe der Methode der kleinsten Quadrate (Least Squares Analysis) ausgewertet. Bei den verschiedenen Grunfuttern ergab sich folgendes Bild:

Die Nihrstoffaufnahme aus Weidegras wurde aui3er durch zunehmendes Lebend- gewicht durch einen Anstieg der Milchleistung sowie durch steigende Trockensubstanz- und Zuckergehalte des Futters erhoht. Mittlere Rohfasergehalte (19-23 O/o in der Tr. S.) erniedrigten die Aufnahme signifikant.

Die Aufnahme an Kleegras stand in positiver Beziehung Zuni Lebendgewicht der Tiere, zum Trockensubstanzgehalt und zur Verdaulichkeit des Futters. Mittlere Roh- fasergehalte (2 1-26 o/o in der Tr. S.) hatten einen negativen, hohe Rohfasergehalte einen positiven Effekt auf die Aufnahme.

Bei welschem Weidegras war neben dem Lebendgewicht, der Milchleistung und dem Trockensubstanzgehalt des Futters der Rohproteingehalt positiv mit der Aufnahme korreliert. Hohe Zuckergehalte fiihrten demgegenuber zu einem Ruckgang der Auf- nahrne, weil niedrige pH-Werte im Pansen den Abbau des (im Vergleich zum Weide- gras) sehr cellulosereichen Materials verlangsamten.

Die zusammenfassende Betrachtung aller Griinfutter (Tab.) zeigt, daB die schwe- ren Rassen (Holstein-Friesian, Schwarzbunte) gegenuber den Jerseys einen absolut hoheren Verzehr aufwiesen; bezogen auf die metabolische KSrpergrofle (LW0975) war dagegen die Aufnahme bei den Jerseys am hochsten. Die bei einzelnen Grunfuttern beschriebenen Einflusse von Milchleistung, Trockensubstanz, Rohfasergehalt und Ver-

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2 5 . Vortragstagung 53

daulichkeit werden unterstrichen. Ein negativer EinfluB hoher NfE-Gehalte kann ahnlich wie die Wirkung hoher Zuckergehalte bei Weidelgras gedeutet werden.

Einflufi bestimmter Faktoren auf die NBhrstoffaufnahme aus Griinfutter

Trodtensub5ranz kgiTag

Verdauliche organische 1 Verdauliche organische Substanz Subsranr kg'Tag 1 p'kg LW 0.75

Kasse HI: . . . . . . . . . . . . . . . . . Sbt. . . . . . . . . . . . . . . . . J ' . . .

Leistiing (kg FCAI) < 14,O . . . . . . . . . . . . . . > 14,l . . . . . . . . . . . . . .

Trockensubstanz (5)

18,l-20,O . . . . . . . . > 20,l . . . . . . . .

Verd. d . org. Substanz (:C) < 68,O . . . . . . . . . . . . . .

68,l-70,O . . . . . . . .

> 72,l . . . . . . . . 70,l-72,O . . . . . . . .

Rohfuser (54- in Tr.-S.)

> 26,l . . . . . . . . NFE (7; i n Tr.-S.)

< 46,5 . . . . . . . . . . . . . . 46,6-48,O . . . . . . . . > 48,l . . . . . . . .

LSQ-Mirrcl . . . . . . . . . . . . ~ ~-

1,08 ** -1,21 **

0,13

-0,32 ** 0,32 **

-1,23 ** -0,80 **

0,14 0,73 ** 1,16 **

-0,83 ** -0,45 ** -0,06

1,34 **

0,09

0,27

0,11 0,34

-0,45 *t

-0,35 **

10,90

0,74 * :: 0,lO

-0,84 **

-0,23 ** 0,23 +*

-0,88 ** -0,57 **

0,12 0,57 ** 0,76 **

-0,99 ** -0,38 *9

0,06 1,30 **

0,34 * -0,23 * -0,l l

0,05 0,lO

-0,15 ~

7,18

-2,o ** -4,2 **

6,2 **

-2,6 * 2,6 *

-8,7 ** -5,s **

1 6 5,3 ** 7,5 **

-9,s ** -3,7 **

12,9 ** 0,5

2,o

-0,2

0,s 0,s

70,2

-1,9 *

-1,6

29. SCHARRER, FLOGEL, HARRE - Miinchen

Untersuchungen iiber Stoffwechsel- und Ausscheidungsverhalten von Dimethylsulfoxid (DMSO) bei Milchkuhen und Kalbern

Dimethylsulfoxid (DMSO) findet seit einigen Jahren in der Human- und Veterinar- medizin als auBerlich anzuwendendes Antiphlogisticum sowie als Penetrationsvermitt- ler fur andere Medikaniente Verwendung. Neuerdings wird auch der Einsatz von DMSO als Penetrationsvermittler fur Antibiotica im Rahmen der Mastitistheraphie bei der Kuh erortert. Aus diesem Grund wurde von uns an insgesamt 4 Kalbern und 2 Kuhen das Ausscheidungs- und Stoffwechselverhalten von Dimethylsulfoxid unter- sucht. Fur die Untersuchungen wurde 1"-markiertes Dimethylsulfoxid verwendet, das entweder cutan (Kalb I und 11), subcutan (Kalb 111 und IV) oder intramammar (Kuh I und 11) appliziert wurde (rechtes vorderes Euterviertel). Der uber den H a r n

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54 2J. vortragstagung

ausgeschiedene Anteil der applizierten '4C-Aktivitat lag bei den einzelnen Versuchen zwischen 11,3 und 57,8 o/o. (Kalb I: 11,3 O/O, Kalb 11: 57,8 O / o , Kalb 111: 53,6 %, Kalb IV: 15,2 O / O , Kuh I: 44,6 O/O, Kuh 11: 38,4 O/O.) Innerhalb von 5 Tagen nach der 14C-DMSO-Applikation wurden in allen Versuchen 80 bis 100 o / o der insgesamt im H a r n erscheinenden 14-C-Aktivitat uber den H a r n eliminiert. Die gaschromato- graphisch untersuchte DMSO-Ausscheidung uber den H a r n war beim Kalb 28 Stun- den nach der 14C-DMSO-Applikation im wesentlichen abgeschlossen (Kalb III), bei den Kuhen (Kuh I und 11) war dies bereits nach ca. 12 Stunden der Fall. Danach konnte im H a r n nur no& Dimethylsulfon (DMSO,) nachgewiesen werden. D a die Summe aus DMSO- und DMS0,-Ausscheidung z. T. (Kalb 111, Kuh I) nicht unerheb- lich unter dem auf Grund der ausgeschiedenen 1C-Aktivitat zu erwartenden Wert lag, waren im H a r n moglicherweise noch weitere DMSO-Metaboliten enthalten.

Die im Kot nachweisbare 14C-Aktivitat lag bei den Kalbern unter 1 O/o der appli- zierten 14C-Aktivitat. Bei den Kuhen wurde die 14C-Aktivitat des Kotes nicht bestimmt.

Zur Erfassung etwaiger Restaktivitaten im Gewebe wurden zwei Kalber (Kalb I und 111) unmittelbar nach Beendigung des Versuches geschlachtet. Dabei konnten bei einem Kalb (Kalb 111) Spuren von 14C-Aktivitat im Subcutan- und Gekrosefett nach- gewiesen werden.

Bei den beiden Kiihen wurde ein relativ geringer Anteil der intramammar appli- zierten 14C-Aktivitat uber die Milch abgegeben (Kuh I: 6,9 O / o , Kuh 11: 2,00/0). Der hohere Wert bei Kuh I beruht darauf, daR ein Teil des in das rechte vordere Euter- viertel instillierten I4C-DMSO 2 und 4 Stunden nach der Applikation mitausgemolken wurde, ohne resorbiert worden zu sein. Kuh I1 wurde dagegen erst 12 Stunden nach der 14C-DMSO-Applikaticn z u erstenmal gemolken. Fiinf Tage nach der 14C-DMSO- Applikation betrug die auf das unveranderte DMSO-Molekul umgerechnete 14C- Aktivitat ca. 1 mg (Kuh I) bzw. 0,3 mg (Kuh 11) ,,DMSO" pro Liter Milch.

Bei einem Kalb (Kalb IV) wurde nach subcutaner 14C-DMSO-Applikation die "C-Ausscheidung uber H a r n und Atemlufk gemessen. Dabei wurden 87,6 o/o der applizierten I4C-Aktivitat uber H a r n (1 5,2 O / c ) und Exspirationslufk (72,4 O/o)

eliminiert. Damit wird nach Applikation von 14C-DMS0 beim Kalb und wahrscheinlich auch

bei der Kuh ein erheblicher Anteil an 1°C-Aktivitat uber die Exspirationslufk abgegeben. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um das leicht fluchtige Dimethylsulfid.

Vorsitz: LEIBETSEDEK - Wien

30. C I Z E L J - Zagreb

Neue Wege i n der Aufzucht und Mast des Rindes

Der steigende Trend des Rindfleischverzehrs stellt zur Zeit grofle Anforderungen an die Schlachtrindererzeugung. Diesen Anforderungen kann zukunftig nur eine Massen- produktion - durch entsprechende Verbesserungen des Tiermaterials, der Umwelt- bedingungen und der Futterung - gerecht werden.

Wahrend die Kleintierproduktion eine kontinuierliche Aufstodcung verzeichnet, stoRt die Erzeugung von Schlachtrindern auf verschiedene ernahrungsphysiologische und wirtschafkliche Probleme, die gelost werden mussen. Durch die abnehmende Zahl der Muttertiere schrumpft der Kalberanfall ein und die Auswahlmoglichkeiten bezug- lich der Beschaffenheits- und Geschlechtsstruktur werden geringer. Das vermittelte Tiermaterial ist genetisch inhomogen und verschiedenartig aufgezogen worden.

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25. Vortragstugung 55

Das Gros der Kalber wird rnit Milch aufgezogen und ist - ohne rege Pansentatig- keit - umweltgefahrdet und infektionsempfindlich. In Betrieben, die eine grofle Zahl von Zukaufskalbern aufstallen, lauft man dauernd Gefahr, futterbedingte Schaden - namentlich durch flussige Nahrung - zu begehen. Auf industriemafligen Mastbetrieben wird heutzutage eine unmittelbare Umstellung ans Trockenfutter immer haufiger praktiziert. Dieses Verfahren erfordert eine spezifische Diat sowie eine gewisse Stall- technik, die eingehend - nach Erfahrungen des Institutes fur Tierernahrung und Tech- nologie der Futtermittel, Zagreb - erlautert wird.

Ab 4. Lebensmonat, wenn die Pansentatigkeit voll entwickelt ist, beginnt die inten- sive Mast. D a unter den Erzeugungskosten die Futterkosten ausschlaggebend sind, kann eine erfolgreiche Rindermast nur mit billigem Krafkfutter erzielt werden. In weiteren Ausfuhrungen werden die billigsten Energie- und Eiweinquellen sowie die Zusammensetzung besprochen. Intensivste Zunahme und beste Butterverwertung- machen sich bemerkbar im Alter zwischen 7-9 Monaten. Ab etwa 350 kg L. G. wird das Energievermogen des Futters zur Deckung des Erhaltungsbedarfes und der an- wachsenden Fettablagerung in rapid ansteigender Proportion verwertet. Ab 380 kg L. G. bei Farsen, bzw. 420 kg bei Bullen, erscheint eine Mast rnit Kraftfuttermitteln - wegen schlechter Futterverwertung - kaum mehr lohnend.

Die Mast mit Krafkfutter ist eintraglich, wenn die Futterkosten je kg Zuwachs einen Grenzwert von 65-70 o / o nicht uberschreiten. Der Nahrstoff verbrauch, bis zu einem Endgewicht von rund 400 kg (bei Simmentaler Landrasse), schwankt zwischen 3300 und 3900 StE mit 550-650 g verd. Eiweifl je kg Zuwachs. Die Nahrstoffration sol1 jeweils dem verschiedenartigen Tiermaterial - unter Berucksichtigung der Umwelt- faktoren und der Marktverhaltnisse - angepant werden.

Die Schluflfolgerung lautet, dan industriemaflige Mastrinderanlagen - infolge ihrer relativ billigen und qualitatsmaflig hohen Fleischerzeugung - gute Aussicht haben, sich konkurrenzfahig am Markte zu behaupten und, durch Leistungssteigerungen, nicht nur der allgemein abnehmenden Rinderzahl tatkraftig entgegenzuwirken, sondern auch die wachsenden Marktforderungen erfolgreich zu befriedigen.

3 1 . KANSU, GOGUS, GWROLAK - Ankara

Der EinfluB von Enzym-Praparaten auf die Futterverwertung und die Mastergebnisse bei Jungtieren

In 3 Mastversuchen rnit insgesamt 30 Mastbullen wurde der Einflufl ekes Zusatzes von proteolytischen und amylolytischen bzw. cellulolytischen Enzympraparaten auf die Entwicklung der Gewichtszunahme und die Futterverwertung bei drei verschiede- nen Futtermischungen untersucht.

Die Versuchsdauer betrug jeweils 73 Tage. Im ersten Versuch wurde durch den Zusatz von 1 O/o Pepsin und 1 O/o Pankreatin bei der Versuchsgruppe eine um 8,5 O / o

bessere Gewichtszunahme als bei der Kontrollgruppe erzielt. Dieses Ergebnis ist nicht statistisch gesichert. Diese Enzympraparate verbesserten die Futterverwertung um 10,6 O/O.

Im zweiten Versuch wurde 1 O/o Amylase beigemischt. Auch durch den Zusatz der amylolytischen Enzyme hat man keine statistisch gesicherte Gewichtszunahme ermittelt. In diesem Versuch wurde bei der Versuchsgruppe gegenuber der Kontroll- gruppe pro kg Zuwachs 5,3 O / o Futter weniger benotigt. Im dritten Versuch wurde 0,l O/o Cellulase dem cellulosereichen Futter zugesetzt und eine 12,5 O/o hohere Gewichtszunahme erzielt. Auch diese Differenz war nicht signifikant. Der Zusatz der Cellulase-Praparate verbesserte die Futterverwertung um 10,5 O/O.

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56 25. Vortragstagcng

1 5 - ~ o c h e n - ~ e r t c rng'100 rnl

Die gepriiften Enzympraparate beeinfluaten die Gewichtszunahmen, aber die Unterschiede waren statistisch nicht signifikant, gleich mit welcher Ration sie ver- abreicht wurden.

14-Wochcn-\Vcrre Ancrieg rng'100 ml 010

32. LESKOVA, BAUMGARTNER, SIMKOVIC, TSCHIRCH - Wien

Einige biochemische und h9matologische Parameter des Kalbes bei Milchaustauschernahrung

48 Fleckviehkalber (24 6, 24 0 ; Einzelhaltung) wurden von der 3. bis zur 14. Lebens- woche bis zu einem Endgewicht von 150 kg ausschliefllich mit einem handelsublichen Milchaustauscher ernahrt (26 O/O Rohprotein, 17 "/a Rohfett, 18 ppm Eisen). In ver- schiedenen Mastabschnitten wurde jeweils 3 Stunden nach der Morgenfiitterung Blut aus der Jugularvene entnommen. Der Blutentnahmezeitpunkt ist insbesondere bei der Betrachtung der Glukose- und Harnstoff werte zu berucksichtigen.

Der Hamoglobingehalt fie1 von der 5. bis zur 14. Woche bei den mannlichen Tieren von 9, l k 1,2 g/lOO ml auf 6,s f 1 , 1 , bei den weiblichen Tieren von 9,4 f 1,2 auf 7,2 k 1,0 ab. Die Hamatokritwerte nahmen in derselben Zeit ebenfalls um etwa 25 O/o des Ausgangswerts ab, und zwar bei den mannlichen Kalbern von 31,2 k 3,6 O/o

auf 22,s k 3,6, bei den weiblichen von 31,O f 4,2 auf 23,3 -I 2,9. Der Abfall der Erythrocytenzahl lag noch im physiologischen Bereich. Hier fielen

die Werte bei den mannlichen Tieren von 8,s & 1 , I auf 7,s k I ,O, bei den weiblichen von 8,7 -I 1,l auf 8,0 k 0,7 Mill./mmx. Die Erythrocytengrofle war stark vermindert. In der Haufigkeit vom Versuchsverlauf unabhangig wurde vereinzelt eine basophile Tiipfelung der Erythrocyten und das Auftreten von Howell- Jolly-Korpern beob- achtet. Auch lag bereits kurz nach Versuchsbeginn eine Anisozytose vor.

Ab Versuchsmitte traten verniehrt deformierte Erythrocyten auf, die als Kletten- formen und Schistocyten anzusprechen waren und schliei3lich das Bild einer Poikilo- zytose ergaben. Milchaustauschernahrung ohne Eisenzusatz diirfke soniit gerade bei der zunehmend iiblichen Mast auf hohe Endgewichte in der Regel zu einer aus- gepragten Anamie fiihren.

Die Leukozytenzahlen und das Diff erentialblutbild veranderten sich wahrend des Versuchs nicht. Die Werte bewegten sich stets innerhalb der physiologischen Grenzen.

Die Gehalte an Glukose im Blut, anorganischem P und alkalischer Phosphatase im Serum wiesen wahrend des Versuchsverlaufs keine gerichteten Veranderungen auf. Lediglich beim Gesamteiweifl wurde ein leichter Anstieg um etwa 15 O/a des Aus- gangswerts festgestellt.

Der Harnstoff gehalt des Blutserums erhohte sich wahrend des Versuchs konti- nuierlich:

Diese Erhohung des Blutharnstoffs ist besonders bei den weiblichen Tieren sehr ausgepragt und mui3 als Ausdruck der Relation Proteinzufuhr : Proteinansatz an- gesehen werden. Eine Reduzierung der Proteinzufuhr bei der Milchaustauschermast auf hohe Endgewichte liegt daher nahe.

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2 5 . Vortragstagz:ng 57

33. GROW - Munchen

Uber die Kohlenhydratverwertung des Mastkalbes

Die gute Verwertung von Lactose durch das junge Kalb ist bekannt. Mit zunehmen- den1 Alter fallt die Lactase-Aktivitat ab. Die Fahigkeit des jungen Kalbes, Starke und auch Maltose zu spalten, ist dagegen weit geringer. Nach Starkegaben werden - wenn uberhaupt - nur geringe Blutzuckererhohungen gefunden. Die Amylase-Aktivitat des Pankreasgewebes, wie auch der Maltosegehalt der Dunndarrnmucosa nehmen rnit steigendem Alter zu. Die Verwertung der 3 genannten Kohlenhydrate wurde a n Mast- kalbern unterschiedlichen Alters untersucht, wobei der Blutglucoseanstieg in der V. jugularis und der V. portae als Kriterium diente.

Nach einer Lactose-Tranke (3 g/kg KGW) wurde im Mittel von 5 Kalbern die hochste Glucose-Konzentration mit 169 & 49 mg/lOO ml Jugularisblut nach etwa 2 Stunden gefunden. Der Glucosegehalt des Pfortaderblutes stieg erkennbar schneller an, bereits 45 Min. nach der Mahlzeit lag er mit 174 2 48 mg O / o um 48 mgo/o uber dem entsprechenden Jugulariswert (p < 0,023). Der Hochstwert betrug 209 k 22 mg/ 100 rnl Pfortaderblut (p < 0,054 gegeniiber dem Jugularis-Hochstwert). Bei einem etwa 8 Monate alten Rind (300 kg KGW), das ausschliefllich rnit Milchaustauschfutter ernahrt war, wurden im Vergleich zu jiingeren Tieren keine erkennbaren Unter- schiede in der Glucose-Anflutung und in der maximalen Blutglucose-Konzentration beobachtet, der Blutglucoseanstieg bei einem 6-8 Wochen alten Kalb war nach einer Maltose-Mahlzeit kaum zu erkennen. Bei einem ca. 14 Wochen alten Kalb wurde nach 75 Min. ein maximaler Glucosegehalt von 102 (92) mg/ 100 ml Pfortader-(Jugularis-) Blut erreicht. Bei 2 weiteren etwa gleichaltrigen Kalbern, die uber 6-8 Wochen ein Milch- austauschfutter rnit 2 O/o Maltose bzw. 5 O / o teilverzuckerter Maisstarke erhaltcn hatten, wurde ein schnellerer Anstieg der Glucose-Konzentration in der Pfortader (Hochst- werte 152 und 134 mg O/o) und ein wesentlich langsamerer Abfall beobachtet.

Aus einem Vergleich der Blutglucose-Konzentration nach Lactose- und Maltose- Testmahlzeiten an demselben Kalb wird auf eine auch nach Maltose-Adaption deutlicli iiberlegene Lactose-Verwertung geschlossen.

Bei 14 Wochen alten Kalbern wird nach Starkemahlzeiten, die in der Kegel mit einem Casein-Zusatz gegeben wurden, urn die Passagegeschwindigkeit der Ingesta zu verlangsarnen, eine nur geringgradige Erhohung der Glucosewerte im Pfortader- und Jugularisblut gefunden. Nach einer Quellstarke + Casein-Gabe an ein starke-adap- tiertes (10 Wochen) Kalb erreichte die Glucose-Konzentration in 100 ml Pfortaderblut nach 45 Min. 140 mg. Etwa 2 Std. spater war das Nuchternniveau wieder erreicht, nach 6-8 Std. erfolgte ein erneuter Anstieg (bis 132 mg O/o), der durch die Pankreas- sekretions-Rhythmik erklart werden kann. Unter den Bedingungen der Kalbermast kann damit auf eine im Vergleich zu anderen Kohlenhydraten uberlegene Lactose-Ver- wertung geschlossen werden. Die Maltose- und Starkeausnutzung wird zwar mit zu- nehmendem Alter geringgradig verbessert, eine weitere deutliche Erhohung durch das Ernahrungsregieme (Adaption) ist moglich.

34. LOSCH, KNALL - MGnchc:i

Uber CTC-Blutspiegel beim Kalb nach peroraler CTC-Zufuhr und iiber CTC-Gewebsspiegel antibiotikagefiitterter Jungbullen

Nach der Verabreichung von Chlortetracyclin an Kalber bzw. an Jungbullen wurden die CTC-Konzentrationen im Serum bzw. in den eRbaren Geweben rnit Hilfe des rnikrobiologischen Agardiffusionstests (Testkeim Bac. cereus) bestimmt.

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5 8 25. Vortragstagung

A. CTC-Serumkonzentrationen Tiermaterial: 12 Kalber, 50-180 kg Kgw. Verabreichungsarten: 1. Einmalige Gabe im Milchaustauschfutter (MA) = 80 bzw. 100 bzw. 400 mg

CTC/kg MA = 0,s bzw. 1,0 bzw. 4,O mg CTCikg Kgw. und Mahlzeit. 2 . Dauerverabreichung im Milchaustauschfutter = 6 Tage lang 2 Mahlzeiten mit

je 100 mg CTCikg MA = 1 mg CTC/kg Kgw. und Mahlzeit. 3. Einmalige Gabe mit der Schlundsonde in den Pansen (4 mgikg Kgw.).

Zu 1. 6-8 Stunden nach Verabreichung von 80 bzw. 100 bzw. 400 mg CTCikg MA wurden die hochsten CTC-Konzentrationen im Serum gefunden: 0,l bzw. 0,12 bzw. 0,29 mcgiml 10-14 Stunden nach der Verabreichung waren die CTC- Konzentrationen auf die Halfke abgefallen; anschlieaend folgte ein langsameres Abfluten.

Zu 2 . Die CTC-Serumspiegel lagen hoher als nach der einmaligen Verabreichung. Der Hochstwert trat nach der 6. Mahlzeit auf (0,19 mcg CTCiml Serum). 24 Stunden nach der letzten CTC-haltigen Mahlzeit lagen noch 0,05 mcg/ml vor. In den folgenden 60 Stunden wurden stark differierende CTC-Konzen- trationen im Serum festgestellt, die in Einzelfallen im Bereich der oben an- gegebenen Hochstwerte lagen. Nach mehr als 85 Stunden (nach der letzten CTC-Mahlzeit) lagen die mittleren CTC-Serumgehalte unter der Grenze der Erfaflbarkeit.

Z u 3. Hier wurde ein extrem langsameres Anfluten der antibakteriellen Aktivitat im Serum beobachtet. Die Hochstwerte lagen 19 bzw. 24 Stunden nach der Verabreichung vor (0,08 bzw. 0,1 mg CTC/ml Serum).

B. CTC-Ruckstande in den Geweben von Mastrindern. Tiermaterial: 2 X 10 Jungbullen, Mastabschnitt: 150-640 kg Kgw. Verabreichung: ca. 1 Jahr lang 80 mg CTC pro Tier und Tag.

konnten CTC-Riickstgnde von 0,Ol mcg/g festgestellt werden.

bestimmt.

I n keinem der untersuchten Gewebe (Muskulatur, Leber, Niere und Serum)

Pro g Mastdarminhalt wurden Werte zwischen 0,5 und 1,4 mcg CTC

35. PETRY - Miinchen

Registrierung von Korperbewegungen bei Tieren mit Hilfe induzierter Spannungen

Eine objektive und quantitative Messung der Bewegungsaktivitat von Versuchstieren ist f u r die Bearbeitung zahlreicher Fragestellungen der Biologie, Verhaltensforschung und Medizin erforderlich. Technisch und apparativ ist das Problem der Bewegungs- messung am Versuchstier bis heute nur unvollkommen gelost. Das Angebot serien- mai3ig hergestellter Apparaturen ist deshalb verhaltnismaflig gering. Im Laborversuch werden zumeist als Einzelexemplar gefertigte Gerate zur Registrierung der Korper- bewegungen von Versuchstieren eingesetzt. Einfach und zuverlassig laflt sich die Bewegungsaktivitat von Tieren nach dern Prinzip der elektrornagnetischen Induktion messen: (PETRY 1970)

Das Versuchstier tragt in der Nackengegend einen kleinen permanenten Stabmagneten. Es bewegt sich vollig frei in einem beliebigen Tierbehalter aus elektrisch nicht leitendem Material, um den von aunen zahlreiche Drahtwindungen gewidrelt sind. Jede Bewegung des Tieres fiihrt zu einer Lageveranderung des Magneten innerhalb der Spule. Die dadurch induzierten Span- nungsstone werden in geeigneter Weise gemessen und registriert.

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25. Vortragstagc:ng 59

Dieses Meflverfahren wurde fur Bestimmungen des Gasstoffwechsels von Tieren in unserer Respirationsanlage (PETRY 1970) entwickelt.

Bei derartigen Untersuchungen mufl dem Bewegungsverhalten der Versuchstiere besondere Beachtung geschenkt werden. Durch die Spontanmotorik der Tiere werden die Gaswechseldaten s e t s unterschiedlich verfalscht und fur exakte Beurteilung der Meflergebnisse ist ihre Korrektur auf den Zustand der korperlichen Ruhe der Ver- suchstiere erforderlich.

Bei Untersuchungen der Bewegungsaktivitat von Ratten wurde mit Hilfe dieses empfindlichen Meflverfahrens festgestellt, dafl diese Tiere langere Phasen absoluter korperlicher Ruhe nicht aufzeigen. In Respirationsversuchen ist deshalb die Berechnung ihres energetischen Ruheumsatzes unter Auswertung solcher Ruhephasen nicht mog- lich. Vergleichende Untersuchungen in der Respirationsanlage ergaben andererseits eine enge Korrelation (r > 0,9) zwischen den Amplituden durch die Tierbewegungen induzierter Spannungsstofle und dem korrespondierenden 0,-Verbrauch des sich bewe- genden Tieres. Es bietet sich deshalb die Moglichkeit an, den von einem sich willkurlich bewegenden Versuchstier ermittelten Energieumsatz rechnerisch auf den Zustand der korperlichen Ruhe zu korrigieren. In Respirationsversuchen wurde der Energieumsatz von sechs erwachsenen mannlichen Albinoratten ermittelt und parallel d a m die Bewegungsaktivitat der Tiere nach dem beschriebenen Meflverfahren quantifiziert gemessen. Der um die Tiermotilitat korrigierte Energieumsatz der Tiere (Ruheumsatz) wurde im Durchschnitt um 10 o/o niedriger als der Energieumsatz bei Bewegung berechnet :

Energieumsatz von erwachsenen, miinnlichen Albinoratten

~~~ 1 Energ1eumrat2 I n 24

RQ ' bet Bewegung 1 ohneBewegung in Srunden I I

1 389,5 17 0,74 34,67 31,49 2 370,O 14 0,73 34,22 29,05 3 430,O 19 0,75 37,33 34,33 4 373,O 22 0,75 33,84 30,57 5 403,s 19 0,74 36,96 33,42 6 436,2 16 0,73 38,19 35,27

~ ~~

In p Ratte

I

Diese vorlaufig mitgeteilten Ergebnisse sind ein erster Schritt im Bemuhen um exakte Untersuchung des Energiehaushaltes von verschiedenen Versuchstieren.

Vorsitz: VANSCHOUBROEK - Gent

36. HOFFMANN, JORDAN, KARC - W e i h e n s t e p h a n

Z u r Bestimmung von Glucocorticoiden im peripheren Rinderblut

Bei unseren Versuchen zur Bestimmung von Cortisol und Corticosteron im peripheren Rinderblut wurden zunachst die colorimetrischen Methoden der Porter-Silber- und Tetrazoliumblau-Farbreaktion angewandt. Durch Einfuhrung mehrerer chromato- graphischer Reinigungsschritte in den Aufarbeitungsgang konnte jedoch nachgewiesen werden, dafl die mit diesen Verfahren gemessenen Werte von 11,4-41,O pg/100 ml Blut vie1 zu hoch lagen. Auf Grund guter Erfahrungen mit einer kompetitiven Protein-Bindungs-Methode (PBR) bei der Messung von Progesteron im peripheren Rinderblut, wurde ein entsprechendes Verfahren auch fur die Corticoidbestimmung

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60 2li. Vortragstugung

eingesetzt. Als Transcortinquelle diente Hundeplasma; zur Trennung der freien von den an Transcortin gebundenen Steroiden wurde mit Dextran beschichtete Holzkohle verwendet. Fur Cortisol und Corticosteron ergaben sich Standardkurven von hoher Genauigkeit iiber einen Bereich von 0--8 ng.

Um Plasmacortisol und -corticosteron spezifisch messen zu konnen, wurden beide Steroide, nach Extraktion des Plasmas mit Dichlormethan, dunnschichtchromato- graphisch auf Kieselplatten (System: CH CI,/C,H,OH = 9/1) isoliert. Es zeigte sich jedoch, dai3 die anschlieflend, getrennt fur Cortisol- und Corticosteronfraktionen durchgefuhrte PBR durch Ruckstande aus diesem Aufarbeitungsgang erheblich gestort wurde. Erst nach Vorbehandlung des Dichlormethans mit H,SO,, Bicarbonatlosung und H,O dest., sowie Waschung des Kieselgels mit kochendem Methanol konnte Corticosteron einwandfrei bestimmt werden. Die Wiederfindung von 4,O und 1,6 ng Corticosteron, einem ml Plasma zugesetzt, lag bei 3,9 (k 0,47) bzw. 1,9 (2 0,56) ng. Mehrfachbestimmungen im Plasma sowie die Extraktionen abgestufter Plasrnamengen ergaben gut ubereinstimmende Werte (v = 8,4 o/o). Im Gegensatz dazu traten bei der Cortisolbestimmung immer noch Schwierigkeiten auf, so dai3 zahlreiche Wiederholungs- versuche notwendig wurden.

Soweit wir spezifisch Corticosteron und Cortisol messen konnten, schwankte das Verhaltnis der beiden Steroide zueinander zwischen 1 : 0,5 und 1 : 40. In einer Ver- suchsreihe wurden bei einer Kuh beide Steroide vor und nach dem Abkalben bestimmt. Die meist unter 1,0 ng/ml Plasma liegenden Konzentrationen stiegen einen Tag vor der Geburt an und erreichten erst zwei Tage post partum wieder die Aus- gangswerte. Nachdem es moglich ist, durch eine exogene Glucocorticoidgabe beim Rind eine Geburt einzuleiten, ist dieser endogene Clucocorticoidanstieg im Zusammen- hang mit dem Geburtsauslosemechanismus zu diskutieren.

Um die Schwierigkeiten bei der Cortisolbestimmung zu umgehen, haben wir ersatz- weise die ,,Gesamtcorticoide" direkt im Dichlormethanextrakt bestimmt. Mit dieser Bestimmung konnen jedoch nur physiologische und keine absolut quantitativen Aus- sagen gemacht werden, da Transcortin zu den einzelnen Corticoiden unterschiedliche Affinitatskonstanten aufweist. Die gemessenen Konzentrationen lagen bei Tieren, die nicht unter Stress standen, ubereinstimmend mit den von anderen Autoren gemessenen Werten, zwischen 4,9 und 20,O ngiml Plasma.

Nach einer ACTH-Injektion (500 I. E. i. ni.) stieg bei einer Kuh Corticosteron parallel zu den ,,Gesamtcorticoiden" an (das Verhaltnis Corticosteron zu ,,Gesamt- corticoiden" lag hier durchschnittlich bei 1 : 27). Bereits nach einer Stunde waren Maximalwerte erreicht. Die Zahl der ebenfalls gemessenen eosinophilen Granulozyten (Thorn-Test) war jedoch erst nach 6 Stunden um ca. 50 Oio abgefallen. Im Gegensatz zu VENKATASESHU et al., 1970, konnten wir in diesem Versuch bei Verwendung eines empfindlichen und spezifischen Meflverfahrens zeigen, dai3 auch beim Rind Corti- costeron auf A C T H anspricht.

37. KEDENRURC - Berlin

Die Regulation der Insulinausschiittung beim Wiederkauer

Die niedrige Blutglukosekonzentration und die durch die dem Verdauungstrakt vor- geschaltete Vormagenfermentation geringe Glucoseresorption des Wiederkauers geben zu der Vermutung Anla& dai3 die Insulinsekretion der Wiederkauer nicht durch Anderung der Blutglukosekonzentration gesteuert wird, sondern dai3 andere Meta- boliten die Sekretion beeinflussen.

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2r. Vortragstagwng 61

I n einer kurzlich erschienenen Publikation konnte gezeigt werden, daR die Insulin- konzentration ini Plasma erheblichen Schwankungen unterliegt, ohne daR ent- sprechende Anderungen der Blutglukosekonzentration zu beobachten waren. Ver- schiedene Untersucher schrieben dem Propionat und Butyrat, die als Endprodukte der Pansenfermentation auftreten, die Funktion des physiologischen Insulinreleasers des Wiederkauers zu.

Untersuchungen zeigten jedoch, daR nach intraruminaler Verabfolgung von Propio- nat und Butyrat in einer Menge, die der 5 - bzw. 12fachen stiindlichen Pansenproduk- tion entsprach und die im Jugularblut eine zwei- bzw. vierfache Konzentrations- erhohung dieser Metaboliten hervorrief, keine signifikante Anderung der Insulin- konzentration auftrat. Ein Teil des Butyrats wird bereits in der Wand des Ruminoreti- culums in Acetessigsaure bzw. D(-)-3-Hydroxybuttersaure umgewandelt. Diese beiden Metaboliten werden im Gegensatz zu den kurzkettigen Fettsauren in der Leber nicht verstoffwechselt, so daR ein direkter EinfluR auf den endokrinen Teil des Pankreas denkbar ware.

Die Ketonkorper, Acetessigsaure und D,L-3-Hydroxybuttersaure, wurden sowohl als Na-Salze als auch als Aethylester Schafen verabfolgt, um Einflusse der mit den Ketonkorpern verabfolgten Na-Ionen auf den Saure-Basenhaushalt der Tiere und auf das intra-exrrazellulare Ionengleichgewicht und damit moglicherweise auf die Insulin- sekretion auszuschlieflen.

Bei Verabfolgung von 2 pMol der Ketonkorperlkg Korpergewicht/pro Stunde zeigten sich keine signifikanten knderungen der Insulinkonzentration in der Pfort- ader; gleich in welcher chemischen Form die Ketonkorper verabfolgt wurden. Diese Dosierung entsprach etwa der sechsfachen bei Schafen ermittelten stundlichen Keton- korperproduktion.

Nach der Infusion von 4 pMol der Ketonkorper stiegen die Blutwerte auf Konzen- trationen, die bei klinisch manifesten Ketoacidosen beobachtet wurden. Die dabei auf- tretenden Konzentrationsanderungen des inimunreaktiven Insulins in der Pfortader waren nicht immer eindeutig einem Blutketonkorperanstieg zuzuordnen und blieben teilweise ganz aus.

Es erscheint aber zweifelhafl, ob diesen hoheren Ketonkorperkonzentrationen eine physiologische Bedeutung fur die Regelung ketoacidotischer Zustande beigemessen werden darf, da die vorliegenden Ergebnisse bei normaler Glukoseverfugbarkeit gewonnen wurden. Voraussetzung aber fur die Entwicklung einer Ketoacidose ist eine herabgesetzte Glukoseverfugbarkeit.

Vorsitz: BALDISSERA NORDIO - Mailand

38. SENN, HARTEL, FRIEDRICH - Stuttgart-Hohenheim, Braunschweig-Volkenrode

Beeinflussung der Futterqualitat durch technische Behandlungen (Pelletieren)

In einem 49 Tage dauernden Versuch mit 3200 mannlichen Broilern der Herkunfl Lohmann in Bodenhaltung wurde iiberprufl, wie technisch unterschiedlich behandelte Broilerrationen (I = unbehandeltes Mehlfutter; I1 = auf 90" C erhitztes Mehlfutter; 111 = pelletiertes, wiedervermahlenes Futter; I V = I1 + 111) sich auf die Leistung von Mastkuken auswirken. Gleichzeitig wurde untersucht, ob solche Mischfutter einer erhohten Erganzung mit Lysin (0,OO 0 l 0 und 0,15 O i c ) und Methionin (0,OO O/O; 0,13 O l o ; 0,26 O l o und 0,39 Oiol ) bedurfen. Aus der Kombination der aufgefuhrten Faktoren ergab sich ein dreifaktorieller Versuch mit 32 Behandlungen. wobei jede Futtergruppe vierfach wiederholt wurde. Jede Untergruppe bestand aus 25 Tieren.

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62 25. Vortragstagung

Weder beim 1 . (28 Tage bzw. 1202 g Futterverbrauch) noch beim 2. Mefipunkt (49 Tage bzw. 2948 g Futterverbrauch) wirkte sich die Lysinsupplementierung auf die untersuchten Merkmale Futterverbrauch und Zunahme aus. Dagegen wurde durch die Methioninzugabe der Futterverbrauch leicht gesenkt (P = 0,05 beim 1. Mefipunkt) und die Zunahmen sowohl beim 1. als auch beim 2. Mefipunkt signifikant erhoht

Zu ahnlichen Effekten fiihrten die technischen Behandlungen. So wurde von den erhitzten und pelletierten Rationen (11, I11 und IV) wesentlich (P = 0,001) mehr aufgenommen als von dem unbehandelten Mehlfutter. Wurden die Leistungssteige- rungen, die durch den erhohten Futterverzehr entstanden, eliminiert, indem die Zu- nahmen auf einen iibereinstimmenden Futterverbrauch korrigiert wurden, so zeigte es sich, dafi durch die Erhitzung des Futters dessen Futterwert vermindert, durch das alleinige Pelletieren teils erhoht, teils herabgesetzt und durch die kombinierte An- wendung dieser Mafinahmen erhoht worden war.

Die Schadigung, die das Futter durch das Erhitzen erfahren hatte, konnte weder durch den Zusatz von Lysin noch Methionin riickgangig gemacht werden. Dagegen reagierten die technischen Behandlungen I11 und I V positiv auf eine erhohte Methio- ninzufuhr. Demnach hat zwischen den Faktoren Methioninsupplementierung und tech- nische Behandlung eine Interaktion bestanden.

(P = 0,001).

39. KRIESTEN, HARDEBECK, KRAMPITZ - Bonn

Untersuchungen iiber Eischalenproteine

Es wurde der Versuch unternommen, das Auftreten von Proteinen in Eischalen nach- zuweisen. Dabei konnten folgende Beobachtungen gemacht werden:

In den verschiedenen morphologischen Strukturen der Vogeleischale kommen Aminosauren vor, die im Peptidverband festliegen. Jede der morphologischen Schichten (Membrana testacea, Tegmentum, Spongiosa und Mammilla) der Eischale weist ein typisches Aminosauren-Muster auf. Aufierdem ist jede dieser morphologisch diff eren- zierten Strukturen durch den Gehalt an Cystein charakterisiert.

Vergleichbare morphologische Strukturen von Eischalen verschiedener Spezies weisen ein artspezifisches Aminosauren-Muster auf. Jedoch scheinen die Membran- Fraktionen der Eischale innerhalb der Klasse Aves weitgehend aus gleichen Proteinen aufgebaut zu sein. Eischalen-Fraktionen anderer Klassen (Reptilien) lassen evolutions- bedingte Unterschiede der Aminosauren-Komposition erkennen.

Ferner war es moglich, Proteine der Eischalen chemisch-physikalisch zu fraktio- nieren. Die Reindarstellung eines hochmolekularen Membranproteins und seine Charakterisierung wurden beschrieben.

Schliefllich liefien sich die Eff ekte von Umweltchemikalien ( D D T und polychlorierte Biphenyle) auf die Protein-Zusammensetzung der Eischalen demonstrieren. Die auf- tretenden Schaden umfassen: Dickenreduktion der Schalenwand, Veranderungen der Ultrastruktur und hier im besonderen die durch Inklusionen bedingte, gesteigerte Briichigkeit und die Veranderungen der Aminosauren-Muster von Schalen- und Membranproteinen.

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25. Vortragstagung 63

40. HARTL~ - Stuttgart-Holienhcini

Isokalorischer Austausch yon Kohlenhydrat gegen Fett in Legehennenrationen I. Austausch von Maisstarke gegen Sojaol

I n einem 336 Tage (12 Perioden zu 28 Tagen) dauernden Versuch mit 360 Legehennen der HerkunR H N L in Kafighaltung wurde untersucht, wie Legehennen auf einen Austausch von Kohlenhydrat (Maisstarke) gegen Fett (Sojaol) bei gleichzeitig variier- tem Calciumgehalt des Futters (3,O und 3,6 O/O) reagieren. Der Ersatz der Maisstarke erfolgte isokalorisch unter Verwendung von Haferschalen als Fiillsubstanz. Das Sojaol wurde in 5 Stufen (0, 2, 4, 6, 80/0) den Diaten zugesetzt. Der Gehalt der Versuchsrationen an korr. umsetzbarer Energie betrug 2700 kcalikg Futter, an Roh- protein 18 O/O.

Die steigenden Anteile von Sojaol fiihrten in den ersten 3 Perioden sowohl zu einer signifikanten Verbesserung der Legeleistung als auch der Rohverwertung. Dagegen wurden die Eigewichte wahrend der gesamten Versuchszeit giinstig beeinfluflt. Bei allen Merkmalen war bis zur hochsten Sojaolkonzentration eine Leistungssteigerung zu verzeichnen.

Durch die Zugaben von Sojaol wurde augerdem die Dotterfarbe signifikant ver- bessert. Dagegen wirkte sich dieser Faktor nicht auf die Schalenqualitat aus.

Infolge der Erhohung der Ca-Konzentration ging die Legeleistung wahrend der 4. bis 6. Periode geringfiigig zuriick. Insgesamt wirkten sich aber die unterschiedlichen Gehalte des Futters an diesem Mineralstoff nicht auf dieses Merkmal aus. Auch die Eigewichte blieben davon unbeeinfluflt. Dagegen wurde die Rohverwertung bis zur 6. Periode durch erhohte Ca-Gehalte beeintrachtigt, wahrend die gleiche Maanahme von der 10. bis zur 12. Periode zu einer Verbesserung der Futterwirkung fiihrte. Positiv machten sich die hoheren Ca-Gaben auch in bezug auf die SchalenstabilitSt bemerkbar. Hingegen verschlechterten sie signifikant die Dotterfarbe.

Als wahrscheinliche Ursache fur die positiven Effekte, die sich beim Austausch von Maisstarke gegen Sojaol einstellten, wurde die im Sojaol in hoher Konzentration enthaltene essentielle Linolsaure herausgestellt. Nach den vorliegenden Ergebnissen betragt der Bedarf von Legehennen an dieser Fettsaure unter bestimmten Bedingungen etwa 5 Ole.

41. SCHULZ, SAUERWEIN - Munchen

Ober den Bedarf des Wachtelkiikens a n verschiedenen Vitaminen des B-Komplexes

Der Bedarf von Wachtelkuken in den ersten 3 Wochen der Aufzucht sowie der Jung- henne in der 4. bis 6. Aufzuchtwoche an den Vitaminen Thiamin, Riboflavin, Pyrid- oxin und Nicotinsaure sollte gepriiR werden. Dabei diente eine halbsynthetische Soja- protein-Maisstarke-Sojaol-Ration als Basalration, deren analytisch ermittelte Gehalte an Thiamin 0,9, an Riboflavin 0, an Pyridoxin unter der Nachweisgrenze und an Nicotinsaure 8 ppm betrugen. Die Vitamine, deren Bedarf ermittelt werden sollte, wurden in gestaff elten Dosierungen iiber das Futter verabreicht. Die Versuche wurden sowohl mit 1 Tag alten Kiiken sowie mit Wachteln durchgefuhrt, die die ersten 4 Lebenstage eine Vitamin B,-, B2-, B6-, Nicotinsaure-, Cholinchlorid- und Panto- thensaure-arme Basalration erhalten hatten. Die Tierzahl pro Rationsgruppe lag zwischen 3 X 7 und 4 X 10 Tieren.

8 ppm Riboflavin verbesserten die 3-Wochen-Zunahmen gegeniiber der 4-ppm- Gruppe signifikant urn 10 O / o (p < 0,Ol). Bei gleichen 6-Wochen-Gewichten der Jung-

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64 2J. Vortragstagung

hennen begiinstigten 8 p p m Ribof lav in i m Vergleich z u niedrigeren Dos ierungen fr i iheres Einsetzen d e r Legetat igkei t . D i e M o r t a l i t a t i n d e n G r u p p e n m i t e inem Ribo- f lav inzusa tz v o n 0,1 u n d 2 p p m bet rug 100, 100 u n d 76 O i o .

D i e G r u p p e n m i t 0; 1; 1,5 u n d 2 p p m T h i a m i n in d e r R a t i o n zeigten deut l iche Unterschiede in d e n 3-Wochen-Zunahmen. D a r i i b e r h inausgehende Z u s a t z e bl ieben o h n e W i r k u n g auf Wachstum, F u t t e r v e r w e r t u n g u n d E i n t r i t t d e r Geschlechtsreife.

D i e Gewichtsentwicklung v o n Wachtelki iken, deren F u t t e r 2, 4 u n d 8 p p r n P y r i d o x i n enthiel t , war nach 3 u n d 6 Wochen Versuchsdauer e t w a gleich ver laufen . In d e r ers ten Wachs tumsphase e r g a b sich ein deut l icher Vor te i l d e r T i e r e mit 4 u n d 8 p p r n gegeniiber d e r R a t i o n s g r u p p e m i t 2 p p m .

D i e 3-Wochen-Gewichtsentwicklung w u r d e durch Nicot insaurezusa tze z u r R a t i o n bis 40 p p m signif ikant verbessert. D i e M o r t a l i t a t w a r n u r bei d e r G r u p p e o h n e Nicot insaurezusa tz e r h o h t (55 O/O). Die Gesamtlegeleis tung sowie d a s Einse tzen d e r Legetat igkei t w u r d e durch 60 pprn gegeniiber 40 pprn verbessert.

Damit ergeben sich a l s Richtwer te f u r e inen bedarfsdeckenden V i t a m i n z u s a t z z u m Wachte laufzucht fu t te r (h ie r halbsynthet ische R a t i o n ) 2,9 ppm T h i a m i n , 8 ppm Ribo- f lavin, 4 p p m P y r i d o x i n u n d 6 8 pprn Nicot insaure .

B U C H B E S P R E C H U N G

Histologische, h i s t o h e m i s h e und e l e k t r o n e n m i k r o s k o p i s h e U n t e r s u h u n g e n an d e r C e r v i x u t e r i d e s Rindes. Von K.-H. WROBEL. 1 2 0 S., 7 2 Abb., 1 2 T a b . K a r t . 36,- DM.

Die Cervix uteri hat im Fortpflanzungsgeschehen der Sauger wichtige Funktionen wahr- zunehmen. Da diese mit den fortpflanzungsbiologischen Phasen wechscln, Pndern sich der grobmorphologische Zustand, die Fcinstruktur sowie die Gewebs- und Zellfunktionen ent- sprechend.

Dieser wichtige Abschnitt des Genitaltraktes ist haufig Gegenstand vcterinarmedizinischer und gyniikologischer Arbeiten gewesen.

Elektronenmikroskopie und histochemische Methoden haben jedoch neue Moglichkeiten morphologisch-funktioneller Forschung erschlossen.

Es ist das besondere Verdienst des Autors dieser SchriA, durch Anwendung der genannteli Methoden das Wissen um die Fein- und Ultrastruktur des Cervikalgewebes, den Sekretions- modus des Oberflachenepithels sowie dessen Enzymaktivitaten hinsichtlich ihrer zyklischen und hormonabhangigen Veranderungen beim Rind entscheidend bereichert und vervollstandigt zu haben. Die Ergebnisse sind n i h t nur grundlagenbiologisch von Bedeutung, zondern durflen auch bcsonders den gynakologischen Kliniker inreressieren.

Die vom Verfasser am Rind durchgefuhrten Untersuchungen und deren Ergebnisse werden in folgenden Kapiteln abgehandelt:

Allgemeine Histologie und Substrathistochemie des Zervikalepithels, Ultrastruktur des Zervikalepithcls, Enzvmhistochemie des Zervikaleuithels. Zur’Morphologie des Cervixbindegewebes. Die SchriA ist mir zahlreichen ausgezeichneten Abbildungen elektronenmikroskopischer und

histochemischer Befunde ausgcsrattet. Sie enthalt ein umfassendes Literaturverzeichnis und ein Sadiregister.

Diese hervorragende Neuerscheinung kann allen a n fortpflanzungsbiologischen Zusammen- hingen bei Siugern - speziell beim Rind - Interessierten nachdriicklich z.um Studium emp- fohlen werdcn. SMIDT, Gottingen