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579 41. Jahrgang S. 579-662 Zeitschrift fur angewandte Chernie- Inhaltsverzeichnis: Siehe Anzeigenteil S. 15 9. Juni 1928, Nr. 23 41. HAUPTVERSAMMLUNG DES VEREINS DEUTSCHER CHEMIKER ZU DRESDEN VOM 30. MA1 BIS 3. JUNI 1928 DIENSTAG, DEN 29. MA1 I5 Uhr. Vorstandssitzung. A n w esend : vom Vorstand die Herren S t o c k , Vor- sitzender, Dressel, Duden, Furth, Goldschmidt. Ilofmann, Klages, Pfeiffer; ferner nahm teil Herr K r c' y , als Altvorsitzender; von der Geschaftsfuhrung die Herren K l a g e s , S c h a r f und R a s s o w ; von der Schrift- leitung die Herren B i n z und F o er s t ; Herr D a n z i g e r , :ils Rechtsbeirat, und zu Punkt 7 der Tagesordnung die Herren Buchner und Degener. Herr Scharf ubernimmt die Schriftfuhrung. Der Vorsitzende teilt mit, daD Herr U r b a n leider durch Krankheit am Erscheinen verhindert ist. Der Vorstand iiber- niittelt Herrn U r b a 11 seine Wunsche fur baldige Wieder- herstelluug. 1. Allgemeines Programm der Hauptversammlung : U. a. berichtet Herr K l a g e s uber die notwendig ge- lbordene Zusammenlegung der beim Bund angestellter Akade- miker und Verein deutscher Chemiker vorhandenen Abteilun- gen des Zentralstellennachweises. Der Vertrag mit dem Bund, tier einen Anteil an den auf uber 30000 M. bemessenen Kosten in Hohe von 6000 M. vorsieht, wird genehmigt. 2. Jahresbericht des Vorstandes : Der Jahresbericht des Vorstandesl) wird von Herrn S char f verlesen und vom Vor- stand mit einigen Kurzungen genehmigt. Die Geschaftsfuhrung wird beauftragt, in Zukunft den Jahresbericht den Vorstands- mitgliederri schriftlich vorzulegen. An die im Jahresbericht beruhrte Frage des Chemikernach- wuchses schlieijt sich eine lingere Aussprache an. 3. Abrechnung und Haushaltsplan; Mitgliedsbeitrag fur 1929: Herr K 1a g e s erlautert die Abrechnung. Es wird beschlossen, in Zukunft aus der ,,Vermogensuber- sicht" die Stiftungen herauszulassen und den Jahresuberschufi auf neue Rechnung vorzutragen. Herr G o 1 d 3 c h m i d t erlautert den Haushaltsplan. Der Mitgliedsbeitrag soll in gleicher Hohe bestehen bleiben. 4. Hauptversammlung 1929 und folgende Jahre: Fur 1929 soll Breslau als Tagungsort vorgeschlagen werden, fur 1930 Frankfurt. Als Hauptversammlungsorte spaterer Jahre werden Ilanzig oder Kanigsberg und Wien in Aussicht genommen. Herr S t o c k iibermittelt eine Einladung nach Karlsruhe Die Vorschlage des Herrn Dr. B a c h , Essen, betreffs 5. Ehrungen 1929: Hieruber findet eine Aussprache statt 6. Bezirksvereine : a) Genehmigung der Satzung des Bezirks- vereins Magdeburg, und b) N am en s a n d e r u n g d e s B e z i r k s v e r e i n s Mark. Die Antrage der beiden Bezirksvereine werden zur Keiintnis genommen. C) Kleine Bezirksvereine: Die Grundung des Bezirksvereins Magdeburg gibt AnlaB zu der Feststellung, daD die in der Satzung vorgesehene Mindestzahl von 30 Mit- gliedern nicht mehr den heutigen Verhaltnissen entspricht und auf 100 erhoht werden sollte. Ausnahmen muDten der be- sonderen Genehmigung des Vorstandes und Vorstandsratee vorbehalten bleiben. Eine Satzungsanderung, nach der nicht wic bisher nur die Satzung, sondern auch die Bildung eines neuen Bezirksvereins oder einer selbstandigen Ortsgruppe der Genehmigung des Vorstandes und Vorstandsrates unterliegt. soll fur nachstes Jahr vorbereitet werden. Neuordnung des Versammlungswesens werden besprochen. ~- 1) Vgl. Seite 580. Angew. Chemie 1928. Nr. 23. d) Befugnisse der Bezirksvereine: Der Vor- stanti erklart es als der Satzung (Satz 22) widersprecheiiti, wenn Bezirksvereine in Fragen, die die Allgenieinheit der Chemiker beriihren, nach aussen selbstandig vorgehen. 7. Zeitschriften rind Verlag: Herr D e g e ii e r berichtet iiber die Entwicklung des Absatzes inid des Anzeigen- geschaftes der beiden Teile der Vereinszeitschrift. Auch die iibrigen Veroffentlichungen des Vereins (Gebuhrenverzeichnis. ,,Buch vom Wasser", Berichte der Eehtheitskommission, Mit- gliederverzeichnis, Generalregister) werden besprochen. Bber die Abgrenzung der Gebiete von ,,Zeitschrift fur an- gewandte Chemie" und ,,Chemisehe Fabrik" findet eine aus- gedehnte Aussprache statt. Der Vorstand stellt fest, dat3 die Abgrenzung durch den 1927 in Essen mit der Dechema ab- geschlossenen Vertrag festgelegt ist. 8. Satzungsanderung: Zu dem Antrag des Vorstandes auI Satzungsanderungen macht sich der Vorstand die Abanderungs- vorschlage einiger Bezirksvereine zu eigen. 9. Schutz des Chemikertitels. Die Geschaftsfiihrung wird beauftragt, die Angelegenheit gemeinsani mit dem Verein deutscher Ingenieure weiter zu verfolgen. 10. Normung der Chemikalien: Der Vorstand nimnit zur Kenntnis, daf3 bei der Geschaftsstelle eiri Fachnormenausschufi fiir Chemie im Rahmen des Deutschen Normenausschussee gebildet worden ist. Dieser AusschuD soll vornehmlich als Vermittlungsstelle wirken. 11. Verschiedenes: Herr K 1a g e s berichtet uber die Einladung des W e 1 t - I ngenieur-Kongresses in Tokio. Der Vorstand billigt die Teilnahme des Vereins an der bevorstehenden 25-Jahr-Feier der H o 11 I n d i s c h e n C h e - m i s c h e n G e s e 11 s c h a f t unter der Voraussetzung, dafi auch die Deutsche Chemische Gesellschaft und die Bunsen- Gesellschaft sich daran beteiligen. Herr S t o c k wird gebeten, den Verein zu vertreten. In den V o r s t a n d d e r D e c h e m a wird an Stelle des Herrn S c h a r f Herr D u d e n entsandt, damit dort aurh die chemische Industrie vertreten ist. Der Beteiligung des Vereins und der Fachgruppe fiir Brennstoff- und Mineralolchemie an der Brennstofftagung der Weltkraftkonferenz in London wird zugestimmt. Schlui3 der Sitzung I9 Uhr. MITTWOCH, DEN 30. MA1 lndustriebesichtigungen. Folgende Betriebe waren den Teilnehmern zuganglich: Orientalische Tabali- und Zigarettenfabrik Yenidze; Leo- Werke A.-G.; Hartwig & Vogel, Schokoladen-, Kakao- und Zuckerwarenfabrik; Staatliche Porzellanmanufaktur A.-G., MeiBen; ZeiD-Ikon A.-G.; Villeroy & Boch, Keramische Werke 8 . 4 . ; Zigarettenfabrik Rich. Greiling A.-G.; Hoesch & Co., Sulfitcellulosefabriken; Carborundum- und Elektritwerke; Forstgarten Tharandt; Brauerei zum Felsenkeller; Institute der Technischen Hochschule. Ganztagige Besichtigung in Freiberg i.Sa.: Besichtigung der Porzellanfabrik Kahla und des Burger- lichen Brauhauses; Mttagessen im Brauhof ; Besichtigung von Dom und Begrabniskapelle, der Mineralogischen Samm- lung und des Braunkohlenforschungsinstitutes. 23

41. Hauptversammlung Des Vereins Deutscher Chemiker zu Dresden vom 30. Mai bis 3. Juni 1928

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Page 1: 41. Hauptversammlung Des Vereins Deutscher Chemiker zu Dresden vom 30. Mai bis 3. Juni 1928

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41. Jahrgang S. 579-662

Zeitschrift fur angewandte Chernie- Inhaltsverzeichnis: Siehe Anzeigenteil S. 15 9. Juni 1928, Nr. 23

41. HAUPTVERSAMMLUNG DES VEREINS DEUTSCHER CHEMIKER ZU DRESDEN VOM 30. MA1 BIS 3. JUNI 1928

DIENSTAG, DEN 29. MA1

I5 U h r . Vorstandssitzung. A n w e s e n d : vom Vorstand die Herren S t o c k , Vor-

sitzender, D r e s s e l , D u d e n , F u r t h , G o l d s c h m i d t . I l o f m a n n , K l a g e s , P f e i f f e r ; ferner nahm teil Herr K r c' y , als Altvorsitzender; von der Geschaftsfuhrung die Herren K l a g e s , S c h a r f und R a s s o w ; von der Schrift- leitung die Herren B i n z und F o e r s t ; Herr D a n z i g e r , :ils Rechtsbeirat, und zu Punkt 7 der Tagesordnung die Herren B u c h n e r und D e g e n e r . Herr S c h a r f ubernimmt die Schriftfuhrung.

Der Vorsitzende teilt mit, daD Herr U r b a n leider durch Krankheit am Erscheinen verhindert ist. Der Vorstand iiber- niittelt Herrn U r b a 11 seine Wunsche fur baldige Wieder- herstelluug.

1. Allgemeines Programm der Hauptversammlung : U. a. berichtet Herr K l a g e s uber die notwendig ge-

lbordene Zusammenlegung der beim Bund angestellter Akade- miker und Verein deutscher Chemiker vorhandenen Abteilun- gen des Zentralstellennachweises. Der Vertrag mit dem Bund, tier einen Anteil an den auf uber 30000 M. bemessenen Kosten in Hohe von 6000 M. vorsieht, wird genehmigt.

2. Jahresbericht des Vorstandes : Der Jahresbericht des Vorstandesl) wird von Herrn S c h a r f verlesen und vom Vor- stand mit einigen Kurzungen genehmigt. Die Geschaftsfuhrung wird beauftragt, in Zukunft den Jahresbericht den Vorstands- mitgliederri schriftlich vorzulegen.

An die im Jahresbericht beruhrte Frage des Chemikernach- wuchses schlieijt sich eine lingere Aussprache an.

3. Abrechnung und Haushaltsplan; Mitgliedsbeitrag fur 1929: Herr K 1 a g e s erlautert die Abrechnung.

Es wird beschlossen, in Zukunft aus der ,,Vermogensuber- sicht" die Stiftungen herauszulassen und den Jahresuberschufi auf neue Rechnung vorzutragen.

Herr G o 1 d 3 c h m i d t erlautert den Haushaltsplan. Der Mitgliedsbeitrag soll in gleicher Hohe bestehen bleiben. 4. Hauptversammlung 1929 und folgende Jahre: Fur 1929

soll Breslau als Tagungsort vorgeschlagen werden, fur 1930 Frankfurt. Als Hauptversammlungsorte spaterer Jahre werden Ilanzig oder Kanigsberg und Wien in Aussicht genommen.

Herr S t o c k iibermittelt eine Einladung nach Karlsruhe Die Vorschlage des Herrn Dr. B a c h , Essen, betreffs

5. Ehrungen 1929: Hieruber findet eine Aussprache statt 6 . Bezirksvereine : a) G e n e h m i g u n g d e r S a t z u n g d e s B e z i r k s -

v e r e i n s M a g d e b u r g , und b) N a m e n s a n d e r u n g d e s B e z i r k s v e r e i n s

M a r k . Die Antrage der beiden Bezirksvereine werden zur Keiintnis genommen.

C) K l e i n e B e z i r k s v e r e i n e : Die Grundung des Bezirksvereins Magdeburg gibt AnlaB zu der Feststellung, daD die in der Satzung vorgesehene Mindestzahl von 30 Mit- gliedern nicht mehr den heutigen Verhaltnissen entspricht und auf 100 erhoht werden sollte. Ausnahmen muDten der be- sonderen Genehmigung des Vorstandes und Vorstandsratee vorbehalten bleiben. Eine Satzungsanderung, nach der nicht wic bisher nur die Satzung, sondern auch die Bildung eines neuen Bezirksvereins oder einer selbstandigen Ortsgruppe der Genehmigung des Vorstandes und Vorstandsrates unterliegt. soll fur nachstes Jahr vorbereitet werden.

Neuordnung des Versammlungswesens werden besprochen.

~-

1) Vgl. Seite 580. Angew. Chemie 1928. Nr. 23.

d) B e f u g n i s s e d e r B e z i r k s v e r e i n e : Der Vor- stanti erklart es als der Satzung (Satz 22) widersprecheiiti, wenn Bezirksvereine in Fragen, die die Allgenieinheit der Chemiker beriihren, nach aussen selbstandig vorgehen.

7. Zeitschriften rind Verlag: Herr D e g e ii e r berichtet iiber die Entwicklung des Absatzes inid des Anzeigen- geschaftes der beiden Teile der Vereinszeitschrift. Auch die iibrigen Veroffentlichungen des Vereins (Gebuhrenverzeichnis. ,,Buch vom Wasser", Berichte der Eehtheitskommission, Mit- gliederverzeichnis, Generalregister) werden besprochen.

Bber die Abgrenzung der Gebiete von ,,Zeitschrift fur an- gewandte Chemie" und ,,Chemisehe Fabrik" findet eine aus- gedehnte Aussprache statt. Der Vorstand stellt fest, dat3 die Abgrenzung durch den 1927 in Essen mit der Dechema ab- geschlossenen Vertrag festgelegt ist.

8. Satzungsanderung: Zu dem Antrag des Vorstandes auI Satzungsanderungen macht sich der Vorstand die Abanderungs- vorschlage einiger Bezirksvereine zu eigen.

9. Schutz des Chemikertitels. Die Geschaftsfiihrung wird beauftragt, die Angelegenheit gemeinsani mit dem Verein deutscher Ingenieure weiter zu verfolgen.

10. Normung der Chemikalien: Der Vorstand nimnit zur Kenntnis, daf3 bei der Geschaftsstelle eiri Fachnormenausschufi fiir Chemie im Rahmen des Deutschen Normenausschussee gebildet worden ist. Dieser AusschuD soll vornehmlich als Vermittlungsstelle wirken.

11. Verschiedenes: Herr K 1 a g e s berichtet uber die Einladung des W e 1 t -

I n g e n i e u r - K o n g r e s s e s i n T o k i o . Der Vorstand billigt die Teilnahme des Vereins an der

bevorstehenden 25-Jahr-Feier der H o 11 I n d i s c h e n C h e - m i s c h e n G e s e 11 s c h a f t unter der Voraussetzung, dafi auch die Deutsche Chemische Gesellschaft und die Bunsen- Gesellschaft sich daran beteiligen. Herr S t o c k wird gebeten, den Verein zu vertreten.

In den V o r s t a n d d e r D e c h e m a wird an Stelle des Herrn S c h a r f Herr D u d e n entsandt, damit dort aurh die chemische Industrie vertreten ist.

Der Beteiligung des Vereins und der Fachgruppe fiir Brennstoff- und Mineralolchemie an der Brennstofftagung der Weltkraftkonferenz in London wird zugestimmt.

Schlui3 der Sitzung I9 Uhr.

MITTWOCH, DEN 30. MA1 lndustriebesichtigungen.

F o l g e n d e B e t r i e b e w a r e n d e n T e i l n e h m e r n z u g a n g l i c h :

Orientalische Tabali- und Zigarettenfabrik Yenidze; Leo- Werke A.-G.; Hartwig & Vogel, Schokoladen-, Kakao- und Zuckerwarenfabrik; Staatliche Porzellanmanufaktur A.-G., MeiBen; ZeiD-Ikon A.-G.; Villeroy & Boch, Keramische Werke 8 . 4 . ; Zigarettenfabrik Rich. Greiling A.-G.; Hoesch & Co., Sulfitcellulosefabriken; Carborundum- und Elektritwerke; Forstgarten Tharandt; Brauerei zum Felsenkeller; Institute der Technischen Hochschule.

G a n z t a g i g e B e s i c h t i g u n g i n F r e i b e r g i.Sa.: Besichtigung der Porzellanfabrik Kahla und des Burger-

lichen Brauhauses; Mttagessen im Brauhof ; Besichtigung von Dom und Begrabniskapelle, der Mineralogischen Samm- lung und des Braunkohlenforschungsinstitutes.

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Page 2: 41. Hauptversammlung Des Vereins Deutscher Chemiker zu Dresden vom 30. Mai bis 3. Juni 1928

ZeBrehr. IPr anp.w Chernle. 4 1 , J , E Hauptversammlung des Vereim deutscher Chemiker

. - -_ .-&o . . - ___ - ----.--

Sltzung do8 Vont.ndrmte8. 15 U h r.

Vorsitzender: Herr S t o c k. SchriftfUhrer: Herr S c h a r f. Der Vorsitzende stellt feet, dai3 die Ankllndigung der

Hauptversammlung am 18. Februar und die Tagesordnung der Mitgliederversanimluiig an1 21. April fristgemlll3 vertiffentlicht sind. Herr S c h a r f verliest die Vertreterliste und stellt die Stimmenzahl der anwesenden Vertreter feet. Es sind fUr den Vorstand, die Altvorsitzenden, Bezirksvereine und angeglie- tlerten Vereine insgesamt 94 Stimmen vertreten, fUr die Fach- gruppen 28 Stimmen.

1. Ergebnisse der Wablen fur Vorstrnd und Kuratorium der Hilfskasse: A p dem Vorstand scheiden eatzungagemiU3 aus ctie Herren K l a g e s a h Fabrikbiter, D r e s s e l als An- geskllter, S t o o k als Wiseenechaftber.

Die beiden erstgenannten Herren sind wieder wllhlbar. Die Vorschlagsliste der Bezirksvereine enthlllt folgende

Nanien : I. F a b r i k l e i t e r : B u c h n e r , C a r o , D o p f e r ,

G a d e m a n n , H e y m a n n , H t l r l e i n , K. M e r c k , S p o c k e t e r , S u n d m a c h e r , W e b e r , W e i l , Z e i s s .

11. A n g e s t e l l t e : D e s e n i s s , D r e s s e l , H e g g e . H o s s , P. H o f f in a n n , M ii 1 1 e r - C u n r a d i, S k r b e n s k y.

111. W i s s e n s c h a f t l e r : E i s e n l o h r , K l a g e s , W. J. M u l l e r , S t a v e n h a g e n , W e i t z .

Die geheinie schriftliche Abstimmung hat folgendes Er- gebnis: Eq sind abgegeben 94 Stimmzettel, davon 8 ungllltk.

Es erhielten an Stimnien: G r u p p e I: B u c h n e r 61, K. M e r c k 21, D o p f e r 3,

S p e c k e t e r 1. G r u p p e 11: D r e s s e l 62, M U l l e r - C u n r a d i 9,

P . H o P f n i a n n 8, D e s e n i s s 3 , A . H e s s 2, S k r b e n s k y 2. G r u p p e 111: K l a g e s 56, W. J. M U l l e r 29, S t a v e n -

h a g o n 1. Gewiihlt sind mithin: Herr B u c h n e r als Fabrikleiter,

Herr 1) r e s s e 1 als Angestellter, Herr K 1 a g e s ale Wiseen- schaft ler.

Den Vorstand bilden ab 1. Januar 1929: I. F a b r i k l e i t e r : Direktor Dr. Max B u c h n e r , Han-

iiover (gewiihlt bis 31. 12. 1931); Direktor Prof. Dr. Paul 1) u d o 1 1 , Frankfurt a. M. (gewiihlt bis 31. 12. 1930); General- direktor Dr. Theo G o 1 d s c h m i d t , Essen (gewiihlt bis

IT. A n g e s t e l l t e : Dr. Oskar D r e s s e l , Ktih-MU- heini (gewiihlt bis 31. 12. 1 M ) ; br. Arthur F U r t h , Ktipsen bei WeiUenfels (gewiihlt bis 31. 12.1930); Dr. Wilhelm U r b a n , I3erliii (gewiihlt bis 31. 12. 1929).

111. W i s s e n s c h a f t l e r : Prof. Dr. August K l a g e s , Berlin (gewiihlt bis 31. 12. 1931); Prof. Dr. Fritz H of m a n n , Ijreslau (gewiihlt bis 31. 12. 1930); Prof. Dr. Paul P i e i f f e r , Bonn (gewiihlt bis 31. 12. 1929).

E r s a t z m i i n n e r : I. Dr. Karl M e r c k , Darmstadt; 11. Dr. Martin M U 11 e r - C u n r a d i , Merseburg; 111. Prof. Dr. W. J. M U l l e r , Wien.

K u r a t o r i u m d e r H i l f s k a s s e : Der Vorstandsrat stirniiit der Zuaahl des Herrn G o 1 d s c h m i d t an Stelle des verstorbenen Herrn R a s c h i g zu.

2. Jahresbericht und Jahresrbreebnung; Wahl der Beeb- nungspriifer: Der Jahreebericht des Vorstandes wird verlesen uiid geuehmigt. Der Vorsitzende vemeist im Ubrigen a d die Einzelheiten, die ini Gescbiiftsberichtl) abgedruckt sind, und geclenkt der Verstorbenen.

Jahresberichl des Vorslandes:

31. 12. 1929).

Die Mitgliederbewegung, die ein guter Gradmeseer f i r die Entwicklung eines Vereins ist, gestaltete sich gtlnstiger als im Vorjahre. Abgesehen von . den Jahren der Inflation hatte der Verein noch in keinem Jahre 80 viel Mitgliedsanmeldungen zu verzeichnen wie 1937. Da andererseits die Auetritte - trotz der fUr 1928 durchgeftihrten Erhtihung des Beitrages voii 20,- M. auf 25.- M. - sich in mU3igen Grenzen bewegten und erheblich hinter denen des Vorjahree zuruckblieben, war iii Jahresfrist ein Zuwachs von 348 Mitgliedern zu verzeichnen, was in erfreulichem Gegensatz zu den Erfahrungen vieler anderer Vereine steht.

1) Vgl. Seite 592 ff.

Im laufenden Jahre .Bind bieher die Mitgliedsanmeldungen noch zahlreicher eingegangen, so daD wir am 1. Mai fast 8600 Mitglieder zllhlten. Freilich dart diese gllnetige Ent- wicklung nicht dartlber hinwegtiluschen, dal3 bei vielen unserer Fachgenossen die wirtschaftliche Bedriingnis durch Stellungs- losigkeit oder niedrigen Verdienst noch immer sehr grofi ist. I)a wir Wert darauf legen, daf3 Mitglieder nicht etwa wegen ihrer Notlage die Mitgliedschaft und damit die Mtiglichkeit zu beruflicher Weiterbildung verlieren, hat die Geschllfts- fUhrung bfters von der Befugnis Gebrauch gemacht, in Ver- bindung mit der Hilfskasse notleidenden Mitgliedern den Bei- trag zu ermiU3igen oder zu erlassen. Die Mitgliedschaft ohne Zeitschriftenbezug, eine Notmafinahme aus dem Jahre 1924 fur die stellungslosen Mitglieder, wird von etwa 260 Mitgliedern noch in Anspruch genommen.

Dem lluf3eren Fortechritt entsprach die innere Entwicklung. Die Hauptversammlung in Essen wird in der Geschichte dee Vereins ale etarker innerer und lluhrer Erfolg zu buchen sein. Die Teilnehmer erreichten die Rekordziffer von 2000 und Ubertrafen damit die bisher stllrkste Beeucherzahl der NUm- berger Hauptversammlung urn 35%. Kein anderer gro6er Ver- ein dUrfte eine im Verhllltnis zu seiner Mitgliedenahl so hohe Beteiligung an seinen Jahresversammlungen aufzuweisen haben. Dank der Organisationskunst und der Aufopferung des Orts- ausschusses wurden die bei der starken Beteiligung erheblich gesteigerten Aufgaben der Unterbringung, Verpflegung und Verteilung auf die vielen industriellen Besichtigungen, die das Hauptkeonzeichen der Essener Tagung bildeten, reibungs- 10s erledigt. - Daneben wurde auch, der JubilHumsnatur der 40. Hauptversammlung entsprechend - ,,aaure Wochen, frohe Feste" -, grtifierer Wert auf die Ausgestaltung des geselligcn Teiles gelegt. Sicherlich, wef den technisch-wissenschaftlichen und den geaelligen Teil mit Eifer auszukosten bestrebt war, ail dessen Leistungsfllhigkeit wurden keine geringen Anforderun- gen gestellt.

Die diesjllhrige Tagung ist wieder grundslltzlich anders geartet; sie legt das Hauptgewicht auf die Arbeit in den Fachgruppen; und die geselligen Veranstaltungen sind auf ausdrUcklichen Wunech des Vorstandes auf das denkbar ge- ringste Ma0 beschrllnkt. Wahrscheinlich wird es nun nicht an Tadlern fehlen, denen die vorjllhrige Tagung mehr zusagte. Man mu13 daraus die Lehre ziehen, dai) es falsch wiire, die Hauptversammlungen tiber einen Leisten zu schlagen, dai3 viel- mehr gerade der Reiz in der Abwechslung liegt, die schon der geniua loci bedingt. Der RUckblick auf die vorjllhrige Haupt- versammlung wiire unvollkommen ohne Erwllhnung der gllln- zend gelungenen Achema V, die an Umfang und Htlhe des Gebotenen ihre Vorgangerinnen weit hinter sich liei). Ein besondere lehrreicher Teil der Achema V war die Ausstellung ,,Das Wasser", die yon der Fachgruppe fur Wasserchemie veranstaltet wurde. Hoffentlich findet dieses Beispiel bei anderen Fachgruppen Nachahmung.

Die B e z i r k s v e r e i n e haben im vergangenen Jahre fast sllmtlich reges Leben gezeigt. Der Werbewert ihrer Veranstaltungen, der in der Zuftihrung neuer Mitglieder zum Ausdruck kommt, hlngt erfahrungsgemla stark von deni Eifcr ab, mit dem die Schriftftlhrer ihres mtihevollen Amtes walteii. Die Bedeutung der Bezirksvereine ftir unser Vereinsleben kommt in der Feststellung zum Ausdruck, dai) Bezirksvereins- mitglieder durchschnittlich dem Verein treuer sind, d. h. weniger zum Austritt neigen als freie Mitglieder. Die statistiwhen Feststellungen hierober sind im Geschllftsbericht eqthalten. - Der heutigen Vorstandsratssitzung liegen die Satzungen des neugegrhdeten Bezirksvereins Magdeburg zur Genehmigung vor und eine Satzungsllnderuag des Bezirks- vereins Mark, die eine Xnderung seines Namens zum Gegen- stand hat. - Ein bemerkenswertes Ereignis im Leben der Bezirksvereine bildete die gut verlaufene 3. Gautagung der nordwestdeutschen Bezirksvereine in Aachen vom 15. bis 17. Oktober.

Die F a c h g r u p p e n mufiten sich in Essen mit RUcksicht auf das umfangreiche Besichtigungsprogranim mit ihren Vor- trllgen BeschrHnkung auferlegen. Hier in Dresden halten sie sich dafUr mit etwa 170 Vortrllgen schadlos; noch weitere VortrMe konnten nicht mehr angenommen werden. Zwei neue Fachgruppen, fUr Landwirtschaftschemie und fur ge-

Page 3: 41. Hauptversammlung Des Vereins Deutscher Chemiker zu Dresden vom 30. Mai bis 3. Juni 1928

Zeitachr. far ansew. Hauptversammlung des Vereins deutscher Chemiker 581 - . - - . . _- e!!*.lldL1.*! -- .-- - -

richtllche, soziale und Lebensmittelchemie, wurden im Be- richtsjahre gegrllndet, eine solche Hlr chemische Literatur ist in Vorbereitung.

Die D e u t s c h e G e s e l l s c h a f t ! U r c h e m i s c h e s A p p a r a t e w e s e n verdankt wohl in erster Linie ihrer glenzenden Achema V die erfreuliche Zunahme der Mitglieder- zahl, llber die der im Geschilftsbericht abgedruckte Jahres- bericht der Dechema n u e r e Mitteilungen enthllt. Auch die Apparatenormung, eine wichtige Aufgabe der Dechema, schreitet rfistig vorwarts. In Erkenntnis der Bedeutung ihrer Arbeit hat der Verein deutscher Chemiker der Dechema in der ,,Chemischen Fabrik" ein eigenes Organ zur VerfUgung ge- stellt. HierUber wird an anderer Stelle noch weiteres zii sagen sein.

Der unserem Verein ebenfalls angegliederte V e r b a n d s e 1 b s t I I n d i g e r 61 f e n t 1 i c h e r C h e m i k e r D e u t s c h- I a n d 8 , der brtlich und zeitlich seine Hauptversammlung im Jahre 1927 von der unsrigen getrennt abhielt, um seinen Mit- gliedern die M6glichkeit der Teilnahme a n den Besichtigungen in Essen nicht zu beschneiden, tagt diesmal wieder im Rahmen unserer Hauptversammlung und wird diese Abwechslung wohl auch in Zukunft beibehalten. Die ,,angegliederten" Vereine. denen ja in der Verfolgung ihrer Sondeniele volle Freiheit und Selbstlndigkeit bleiben, machen sich durch ihren AnsehluD an den Hauptverein die von allen standesbewuUten Fachgenossen anerkannte Forderung zu eigen, daU jeder Chemiker - unabhilngig von der Zu- gehorigkeit zu eineni Sonderfachvereine - Mitglied des Vereins deutscher Chemiker sein mub, der die allen Chemikern gemeinsamen Belange vertritt. Durch die Einrichtung der Fachgruppen will ja der Verein deutscher Chemiker der sonst drohenden Gefahr der Zersplitterung der Fachvertretung in zahlreiche, im einzelnen wohl nutzliche, in der Verfolgung der Gesamtinteressen aber ohnmlchtige Sondergruppen ent- yegenwirken, und durch die Einrichtung der angegliedertan Vereine schafft e r die M6glichkeit der Wiedervereinigung und Verstllndigung bereits bestehender Sondervereine mit ihren einander oft widerstrebenden Zielen. Es l lge im I n t e r m e des gesamten Chemikerstandes, wenn recht viele Sonderfach- vereine von dieser MUglichkeit Gebrauch machen wollten. lhre Bestrebungen erhalten ein ganz anderes Gewicht, wenn sich der Verein deutscher Chemiker hinter ale stellt mit seinem auf der hohen Mitgliederzahl beruhenden Ansehen und der groDen StoOkraft, die sich aus seiner alle Chemiker umfassenden Zusammensetzung herleitet. Das Ansehen unseres Standes erleidet Schaden, wenn der Offentlichkeit, den Re- gierungen und Behbrden gegenllber der Eindruck von Un- einigkeit im Kreise chemischer Berufszweige erweckt wird. Es wird und mu9 mBglich sein, die Interessen einzelner Sondervereine im Rahmen unseres Vereins gegeneinander aus- zugleichen und so eine Einheitsfront narh au9en henustellen. Qelingt dies nicht, so kann es kauni verhindert werden, dab das Streben der Chemiker durch Gegenwirken von Juristen, Xnten, Tierilnten, lngenieuren usw. durchkrenzt wird.

Der V o r s t a n d hielt im Berichtsjahre zwei Sitzungen sb, am 23. Januar in Berlin und am 7. Juni in &sen. Die Niederschriften sind in der Vereinszeitschrift verbffentlicht. Am 1. Januar 1927 traten in der Zusammensetcung des Vor- standes folgende Anderungen ein: Dr. Th. Q o 1 d s c h m i d f an Stelle von Dr. F. R a s c h i g , Prof. P. P f e i f f e r an Stelle von Geheimrat M. B u s c h und Dr. W. U r b a n an Stelle von Dr. P. H o f f m a n n . Mit Jahresschlu9 schied Prof. F. Q u i n c k e aus, an dessen Stelle Prof. F. H o f m a n n trat.

Die G e s c h l l f t s s t e l l e erfuhr am 1. Oktober durch Eintritt des Herrn Prof. A. K 1 a g e s in die QeschlftsHlhrung eine Erweiterung. Den Posten des Schatzmeisters hat an seiner Stelle Herr Dr. Th. G o 1 d s c h m i d t seit 1. Januar 1928 iibernommen.

Von den Arbeiten des vergangenen Jahres seien e rwUnt die E i n g a b e an die Reichsregierung und die Regierungen der Hochwhullhder wegen Bereitstellung g r b b r e r Mittel fur den chemischen Hochschulunterricht und eine Eingabe an das Preubische Ministerium fur Kunst und Volksbildung betr. Bei- behaltung des Lehratuhles fur Photocheinie und Reproduktions- technik an der Technischen Hochschule Berlin. - Im letzterl Vierteljahr veranlaate das B e s o 1 d u n g s g e s e t z die Ge-

schllftsfllhrung zu tatkrllftigem Vorgehen. Erschienen docb in dem Geeetzentwurf ganze Gruppen von beamteten Chemikeril und anderen technisch-wissenschaftlichen Akademikern gegeri- Uber anderen akademisch gebildeten Beanitengruppen so benac!i- teiligt, dab daraus eine Schlldigung des Ansehens des gesaiiit~ii Chemikerstandes hlltte erwachsen mllssen. Durrh persBn1ic.h vertretene Eingaben a n Regierung und Reichstag wurderi wenigstens die grbDten Hlrten in dem Gesetz beseitigt. Durc-h- au8 berechtigte Wllnsche vereinzelter Chemikergruppen bliebeu einstweilen noch unerfllllt. Die weitere Entwicklung wird aufmerksam verfolgt, und es ist beabsichtigt, zu geeignetrr Zeit wieder vonugehen.

Die amtliche Anerkenung des ,,A 11 g e m e i n e n d e u I - R c h e n G e b ii h r e n v e r z e i c h n i s s e s f U r C h e m i k e r". dessen vierte Aunage inzwischen e m h i e n e n ist, machte weitere Fortschritte. Das Thtiringische Ministerium fllr Justiz hat den ihm unterstellten Gerichten die Anwendung unseres GebUhren- veneichnisses vorgeschrieben, ebenso ist dies vor kurzem seitens der Stadt Berlin fllr ihre Untersuchungslmter ge- schehen, soweit es sich nicht um Arbeiten in stldtiwhem lnteresee handelt. Auch das Preufilsche Kammergericht hat erneut die slltze des Gebllhrenveneichnisses als Ublich im Sinne von 4, Abs. 1 der Gebtihrenordnung fllr Zeugen wd SachversUlndige anerkannt. Freilich darf nicht verhehlt wer- den, dab die durch die amtliche Anerkennung geschaffene erfreuliche Lage durch Unterbietungen vereinzelter Labora- torien erschllttert zu werden droht. Der GebtihrenausschuD hat sich deshalb wiederholt mit der Frage beschliftigt, wie die tariftreuen Fachgenossen geschlltzt werden kbnnen. Einmal wurden Offentlichkeit und Auftraggeber, denen in erster Linie a n sorgfilltigster Auamhrung der Untersuchungen liegen mufl. daruber aufgekliirt, dab die Preise des Gebuhrenverzeichnissefi notwendig sind, um sor@ltigte Arbeit zu gewllhrleisten. So- dann beantragte der Verein deutscher Chemiker beim Deut- when Industrie- und Handelstag, daD 9 20 der Vorschriften fur die Beeidigung und bffentllche Anstellung von Chemikern. wonach die Gebllhren Qegenetand freier Vereinbarung zwisrhen Chemiker und Auftraggeber aind, abgellndert und das Ge- bllhrenverzeichnis ale mabgebend und verbindlich bezeirhnet werde. Diese Eingabe Bcheint Erfolg zu haben.

Mit dem Ausbau der V e r e i n s z e i t s c h r i f t hat sich der Vorstand auch im vergangenen Jahre eingehend befafit. WHhrend sich die ,Zeitschrift fur angewandte Chemie" auf den bewlhrten Bahnen weiter entwickelte, wurde i b spit Oktober - zunllchst ale Anhang - eine Erweiterung in Gestalt der ,,Chemischen Fabrik" zuteil, die unter ehren- amtlicher Schriftleitung dea Herrn Dr. Max B u c h n e r in erster Linie die technische Chemie vom Standpunkte des Apparativen aus pflegen, also die Arbeitsgebiete der Dechema behandeln und dieser ale Organ dienen SOU. Seit Beginn dieses Jahres erscheint die ,Chemische Fabrik" ah selb- stendiger Teil B der Vereinszeitschrift, so da9 diese den Mit- gliedern jetzt wieder wie frllher zweimal wkhentlich zugeht. Das O e n e r a l r e g i s t e r der letzten 20 Jahrgllnge der ,,Zeitschrift fur angewandte Chemie", dessen Herausgabe im Jahre 1927 beachloseen wurde, ist bereits so weit gef6rdert. da9 mit dem Erscheinen im Herbst dieses Jahres gerechnet werden kann.

Auf die Bearbeitung der S t a t i s t i k der Chemiker uiid Chemiestudierenden wurde in diesem Jahre besondere Sorg- falt verwandt. Sie gewinnt erhbhte Bedeutung angesichts dee Widerspruchs, der in den hohen Stellungslosenziffern einer- seits und in den Klagen vieler Hochschullehrer Uber den ver- minderten Zugang zum Chemiestudium andererseits liegt. Nach unserer Statistik und den Erhebungen des Verbandes der Laboratoriumsvorstlde betrug die Zahl tler Chemie studierenden Anfllnger im Studienjahr 1927/28 immer noch nahezu 600, also eine Zahl, die den Jahresbedarf an jungen Chemikern reichlicb zu decken imstande ist. Die Verteilung der A n f l g e r auf die einzelnen Hochschulen @t aber recht ungleichmlbig geworden. Narh der amtlichen PreuDischen Hochschulstatistik vom Winterhalbjahr 1927/28 standen voii den 1371 mlInnlichen reichsdeutschen Chemiestudierenden der preuoiechen Hochschulen 177 im 1. und 2. Semester, 238 im 3. bis 5. Semester, 212 im 6. und 7. Semester, 443 im 8, bis 10. SemeRter und 292 im 11. und 12. Semester. In diesen

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Page 4: 41. Hauptversammlung Des Vereins Deutscher Chemiker zu Dresden vom 30. Mai bis 3. Juni 1928

Zdtschr. far angeea. I CAemIe. 41. L 1828 Hauptvemmmlung des Vereins deutscher Chemiker - -. - .. .- . _____ -_ - - -

682 -- -

Ziffern der amtlichen Hochechuletatistik sind noch nicht ein- ma1 die Amistenten enthalten, deren Zahl sich laut unserer Statistik auf 470 Mr daa ganze Reich und auf lQD allein Mr PreuBen bellluft, und von denen im vergangenen Jahre 174 die Hochschulen ver l iehn. Hieraus geht hervor, daB in den nllchsten zwei Jahren noch eine weit Uber den Bedarf hinaus- gehende Zahl von jungen Chemikern als Bewerber auf dem Stellenmarkt auftreten wird, und daB erst nach Ablauf dieser Zeit, vorausgeeetzt, da!3 der Zugang zum Chemiestudium nicht wieder zunimmt, normale Verhllltnisse Platz greifen k6nneu. Eine Ubrigens auch aus anderen Qrllnden bedenkliche aus- drUckliche Ermunterung zum Chemiestudium ware fedenfalls nach Lage der Sache nicht am Platze. Unser Verein wird diese Fragen mit der gebiihrenden Aufmerksamkeit weiter verfolgen.

Ernste Beachtung verdient noch ein anderer Punkt, der gerade jetzt in der Festnummer der Vereinszeitschrift be- handelt wird, nllmlich die Klage Uber den RUckgang der Q u a 1 i t ll t der Studierenden. Da diese Beobachtung sich nicht auf das Fach der Chemie beschrllnkt, mUssen wohl tiefgehende GrUnde dafiir vorhanden sein. Ob die Schuld mehr a n den Schulen und ihren verllnderten Lebensweisen, a n dem durch Kriegs- und InflationsnUte gegangenen SchUlermaterial oder an n w h anderen GrUnden liegt, ist schwer zu entscheiden. Jedenfalls slellt die Hebung der Qualitllt der Studierenden eine Aufgabe von grtiBter Bedeutung dar. -

Abrechnung und Bericht der RechnungsprUfer liegen ge- druckt vor. Die Abrechnung wird von Herrn K l a g e s er- lllutert und vom Vorstandsrat gutgeheiBen. Der IZberschuD in H6he von 10 OOO M. soll auf neue Rechnung vorgetragen werden.

Der Vorstandsrat erklllrt sich damit einverstanden, daB die Herren Dr. A l e x a n d e r und Dr. W i l c k e der Mit- gliederversamnilung zur Wiederwahl als RechnungsprUfer vor- geschlagen werden.

3. Haushaltsplm; Festsetrung von Jahresbe i t ry und Haupt- vemammlung 1929: Der gedruckt vorliegende Hawhalteplan wird nach Erllluterung durch den Schatzmeister genehmigt.

Der Jahresbeitrag wird in der Hbhe des bisherigen festgesetzt. Als Hauptvereammlungsort fllr 1929 soll auf Einladung

des Herrii Prof. J. M e y e r der Mitgliederversammlung B r o s 1 a u vorgeschlagen werden. Fur 1930 wird Frankfurt in Aussicht genommen. Herr S t o c k bittet zugleich im Namen der Stadt Karlsruhe, diesen Ort fllr eine der nllchsten Haupt- versammlungen zu wllhlen.

4. A n t r y des Vorsbndes auf Satrungsiinderungen: Satz 9, Abeatr 3, wird mit groBer Stimmenmehrheit in folgender Fassung angenommen :

,Den Voratllnden des Vereins und der Vereinsabteilungen darf niit Ausnahme der Schrift- und Kaesenfiihrer niemand ununterbrochen liinger als sechs Jahre angehUren. Erneute WaN ist erst nach Ablauf mindestens eines Jahres zulilseig."

An der Aussprache zu diesem Punkt beteiligten sich die Herren A u e r b a c h , L e v y , M t i l l e r , Q u i n c k e , S t o c k .

Der Antrag zu Satz 21, Absatz 2, wird, soweit e r sich auf die auhrordentlichen Mitglieder der Bezirksvereine bezieht, vom Vorstand zurllckgezogen. Der erste Teil des Antrages wird gegen einige Stimmen angenommen.

An der Aussprache beteiligten sich die Herren A 1 e x a n - d e r , B u c h n e r , F e l d h o f f , F r i e d e r i c h , H l l u s l e r , H a u p t , K o b n e r , L e v y , M e l z e r , S k i t a , S t o c k .

Der Antrag des Bezirksvereins Nordbayern auf zwangs- weise Zuweisung jedes Mitgliedes zu einem Bezirksverein wird von Herrn H ll u s 1 e r zurlickgezogen.

Der Antrag des Bezirksvereins Hannover, an Satz 21, Absatz 2, anzufUgen:

,,Bei Abstimmungen Uber wichtige Fragen ist eine An- wesenheitsliste zu filhren",

wird einstimmig angenommen. Satz 21, Absatz 2, erhtilt demnach folgenden Wortlaut:

,,In den Satzungen der Bezirksvereine kann die Auf- nahme von Mitgliedern, auch wenn diese dem Geaamtverein bereits angehbren, von einer Abstimmung abhlbgig gemacht werden. Ebenso kUnnen in diesen Satzungen Bestimmungen Uber den AusschluB von Mitgliedern aus Bezlrksvereinen ge- troffen werden. Die Mitgliedschaft bei einem Bezirksverein kSnnen nur Mitglieder des Hauptvereins erwerben; sie be-

ginnt bet neuen Mitgliedern nach Aulnahme beim Haupt- verein und nach Zahlung des ersten Mitgliedsbeitrages. Bei- tritts- und Austrittserkliirungen sind an den Vorstand des Be- zirksvereins oder an die Geschllftsstelle des Hauptvereins ZII richten. Jedes Mitglied kann nur e i n e m Bezirksverein an- gehbren, und zwar in der Regel dem Bezirksverein, in dessen Bereich sein Wohnsitz liegt. Meldet sich ein Mitglied, das bereits einem Bezirksverein angehbrte, nls Mitglied eines anderen Bezirksvereins, so ist dies einer Austrittserklllrung aus den1 frUheren Bezirksverein gleichzuachten. AuBer- ordentliche Mitglieder der Bezirksvereine haben dem Gesamt- verein gegenUber weder Rechte noch Pflichten und slnd bei geschiiftlichen Verhandlungen der Bezirksvereine, soweit sip den Hauptverein betreffen, weder stiiiim- noch wahlberechtigt. Bei Abstimmungen Uber wichtige Fragen in den Sitzungen der Bezirksvereine ist eine Anwesenheitsliste zu IUhren."

5. St~ndeefragen (Technikerkammer, Sehutr dee Chemiker- titels): Der Voretanderat nimmt zur Kenntnis, daB die Ver- suche zur Bildung einer Technikerkammer als gescheitert zu betrachten sind, und daD Bestrebungen in1 Gange sind, die Titel ,,Ingenieur" und ,,Chemiker" gesetzlich zu schiltzen. Ob diese Bestrebungen zu einem Ergebnis fiihren werden, ist noch ungewiB. Herr D u i s b e r g ist der Ansicht, daR eine Not- wendigkeit h ienu fur die Chemiker nicht in dern MaDe be- steht wie fur die vielfach im freien Berufe tlltigen Ingenieure.

6. Normung von Chemikalien: Herr K 1 a g e s berichtet Uber die Bildung des Fachnormenausschuses fllr Chemie bei der Geschllfteetelle in Berlin.

7. Statistik der Chemiker und Chemiestudierenden; Stellenrermittlung; Karl Ooldschmidtstelle fiir chemiseh-nissen- schaftliche Betriebsfilhrmng; Bsehtsausknnftsetelle: Die Be- richte liegen gedruckt vor; sie werden g u t g e b e i h . Herr D u i s b e r g wendet sich gegen die Darlegungen von Prof. E u G k e n , Breslau, in der Hauptversammlungsnummer der ,Zeitachrift fur angewandte Cbemie" Uber die Lage des an- gestellten Chemikers in der Industriel).

8. Vereinstiitigkeit : Zeitecbrift, Berirksvereine, Flchgruppcn and Ausschfisoe; Dechema.

Der Vorsitzende teilt mit, d 3 die dankenswerten An- regungen des Herrn Dr. B a c h , h e n , wegen Neuordnung unseres Versammlungswesens vom Vorstand eingehend ge- prUft und zum Teil in Zukunft beachtet werden sollen.

Herr D u i s b e r g bittet, noch einmal zu erwllgen, ob die Hauptversammlungen des Vereins nicht nur jedes zweite Jahr abgehalten werden sollten. Aus der Versammlung wird darauf aufmerksam gemacht, daB die Entwicklung unserer Haupt- wmammlungen mindestens vorlllufig fllr Beibehaltung der jllhr- licheu Tagung spricht, und daB zunllchst einmal weniger be- deutende Vereinigungen ihre Tagungen einschrllnken sollten.

Der Bericht Uber die Vereinszeitschrift liegt gedruckt vor'). Herrn M n y e r , Frankfurt a. M., wird auf seine Anfrage

erwidert, daB die Erhtihung des Mitgliedsbeitrages auch ohne die Herausgabe der &hem. Fabrik" notwendig geworden wtlre.

Die Satzung des Bezirksvereins Magdeburg wird unter Vorbehalt der Beseitigung einiger den Satzungen des Hauptvereins widersprechender Punkte gutgeheiBen. Der Vor- standsrat stimnit dem Vorsitzenden bei, daD die Zersplitterung des Vereins in viele kleine Bezirksvereine unerwtinscht und nachteilig ist, und billigt die Absicht des Vorstandes, bed der nllchsten Satzungdnderung die Mitgliedermindestzahl von 30 auf 100 zu erhohen, sowie die Bildung neuer Bezirksvereine und selbstllndiger Ortsgruppen von der Zustimmung des Vor- standes und Vorstandsrates abhiingig zu machen. Er beschlieBt, die Mitglieder zu bitten, bis zum Inkrafttreten einer derartigen Satzungsllnderung neue Bezirksvereine und Ortsgruppen nicht ins Leben zu rufen.

Herr W e i t z beanstandet, d 3 die Grllndung des Bezirks- vereins Magdeburg ohne FUhlungnahme mit dern Bezirksverein Sachsen und AnPnlt erfolgt id . Herr K l a g e s weist darauf hin, dat3 e r sich bemUht hat, in Magdeburg die GrUndung eines Bezirksvereins zu verhindern, daB dies aber nach der Satzung nicht mbglich gewesen wllre.

Der Antrag dee Mllrkischen Bezirksvereins auf Genehmi- gung der hnderung seines Namens in ,$ezirksverein GroR-

1 ) Ztschr. angew. Chem. 41, 540 [lsZS], rechte Spalte. 3) Vgl. S e i b 805.

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ZCltKhr. far ulllcr. Hauptvereammlung des Vereins deutscher Chemiker 583 cpunie.. 4 L J , ! 4 . - . . . - . ._. __ . -. ---- - ._ -. - .- __ .- Berlin und Mark" wird nach lingerer Aussprache, an der die Herren A l e x a n d e r , A u e r b a c h , B e i n , D u i s b e r g , K 1 a g e 8 , L e v y und S t o c k teilnehmen, gegen einige Stininien genehmigt.

Unter Hinweis auf einige bestimmte FlIlle stellt der Vor- sitzende 'unter allseitiger Zustimmung f a t , da0 Bezirksvereine zu selbstandigeni Vorgehen nach auDen in Standes- und Berufs- fragen nicht befugt sind, solche Angelegenheiten vielmehr an die GesehlftsfUhrung des Hauptvereins leiten mflssen.

Auf Anfrage des Herrn F e i s t (Schleswig-Holstein) erklllrt der Vorsitzende, daD der Vorstand seinem Vorschlage ZU- gestinimt habe, unter besonders schwierigen Verhllltnissen arbeitenden Bezirksvereinen der Grenzbezirke notfalls mlI0ige Zuschiisse zu gewlhren.

Die Satzungdnderung der Fachgruppe fUr Wasserchemie wird genehniigt.

Herr P 1 o h t i behandelt die Aufgaben des PressebUros und der voii den Bezirksvereinen fur die P r e s s e b e r i c h t - 0 r s t n t t u n g benannten Vertreter und bittet, die fUr die Vereinszeitschrift bestimmten Personal- und sonstigen Nach- richten zur Vernieidung von Zeitverlust unmittelbar an die Schriftleitung und nur die zur Verbreitung durch die Tages- presse bestimmten Nachrichten a n das PressebUro gelangen zu lassen. Er erklllrt sich bereit, mit den Bezirksvereins- vertretern im Einzelfalle Plllne auszuarbeiten, nach denen sie in ihrem eigenen Bezirk die Presse mit Nachrichten versorgen k h n e n .

9. Versehiedenea : H) E h r u n g e n. Der Vorstandsrat erklllrt' einstimmig

aein Einverstllndnis, daD der Mitgliederversammlung d ie Er- nennung des Herrn B e r n t h s e n zum Ehrenmitgliede vor- geschlagen wird. Er stimmt ferner dem Beschlusse des Vor- standes zu, den Erfindern des Plasmochins, Herren S c h u 1 e - m a n n , S c h S n h 6 f e r und W i n g l e r , die Emil-Fischer- DenkmUnze 'und Herrn B e r g i u s die Liebig-DenkmUnze zu verleihen.

b) Herr S c h a r f weiet darauf hin, da6 zur Teilnahme an der Vorstandsratsaitzung nur solche Vertreter der Bezirksvereine berechtigt sind, die von der Mitgliederversammlung dea Be- zirksvereins zurn Vertreter oder Stellvertreter im Vorstandsrat ausdrllcklich ernannt sind. Der Vorstandsrat stimmt zu, da6 in Zukunft genau hiernach verfahren werden 8011.

c) Herr M e l z e r , Bremen, wird mit einer Anfrage wegen Bestellung eines Ehrenrates a n den anwesenden Rechtsbeirat, Herrn Dr. D a n z i g e r , verwiesen.

SchluD der Sitzung 18.15 Uhr. Bogrll6ung8aknd Im Auutellung8pala.t

Wagnersche Musik leitete die Feier eh, und Grete V o 1 c k - m a r , Mitglied des Staatlichen Schauspielhauees, sprach einen von Georg 1 r r g a n g gedichteten Prolog, der die Macht der ('hemie verherrlichte.

Ober 1700 Teilnehmer waren zusammengekommen. Der Vorsitzende dea Vereine, Prof. Dr. S t o c k , e r 6 h t e

die Tagung. ,,Germ", 80 sagte er, ,&d wir der Einladung in diese Rchane Stadt gefolgt, welche wirtechaftllche, technische, wiesenechaftliche und kilnetlerieche Bedeutung mit so vie1 Anrnut verbindet. Schon einmal hat der Verein in Dresden getagt; es war im Jahre 1901 unter dem Vorsitz von E. A. M e r c k." Prof. S t o c k begrUDte sodann die G b t e und die anwesenden Ehrenmitglieder und lie0 den abwesenden telegraphische GrtiDe zugehen. Er fllhrte welter Bus, daD die 41. Hauptversammlung unter einem anderen Zeichen stehe als die vorjlhrige 40. in Eeeen. ,,lhr gaben verschiedetm Umsthde ein besonderes Geprlge und G e p r b g e : der Jubilllumscharakter, die Abhaltung inmitten des Bergbau- und Industriegebietes, die Ftille der Besichtigungen. Dem glllnzenden Verlauf entsprach der finanzielle AbschluD, zum Segen unserer so stark be- anspruchten Hilfskasse. Wir k6nnen die neue Hauptversamm- lung nicht besser beginnen als mit wiederholtem henlichen Dank a n den Essener OrtsausechuD fUr seine aufkrordentliche und erfolggekrhte Arbeit.

Hier in Dresden sol1 unser wissenschaftlicher Zweck - die Sitzungen der Fachgruppen und der nngebundene Meinunge- nustnusch der Fachgenossen - wieder zu seinem vollen Rechte gelangen. Keine Festessen, keine Festreden! Als feierllchere Veranstaltung iiur ein Abend i n der Oper, eine Gabe vor allem

fur unsere Damen, denen auch sonst die SchUnheit von Stadt und Umgebung, die FUUe der KunstgenUsse vieles bieten werden.

Wenn wir unsere Hauptversammlungen recht wechselnd gestalten, 80 entspricht dies nicht allein der RUcksicht auf die besonderen Verhllltnisse des Tagungsortes, sondern auch den WUnschen, die u m aus Mitgliederkreisen mit Nachdruck ge- llu0ert wurden.

Ich bitte zunllchst den sllchsischen Wirtschaftsminister, Herrn Dr. K r u g v n i i N i d d a u n d F a l k e n s t e i n , das Wort zu nehmn."

Der Minister dankte im Namen der dchsischen Staats- reglerung und im besonderen Auftrag des Herrn Ministerprlsi- denten, der zu seinern Bedauern am persbulichen Erscheinen verhindert sei, ferner im Namen der Reichsregierung und der unter den Glleten vertretenen Reiche- und StaatebehUrden dem Verein deutecher Chemiker fllr die Einladung zu seiner 41. Hauptversammlung und f i r die freundlichen Worte der Be- grU6ung durch den Herrn Vorsitzenden. Als Vertreter der dchsischen Regierung und damit auch des Volksbildungs- ministeriums gab der Redner seiner besonderen Freude Aus- druck, da0 der Verein seine HauptverRammlung it] diesem Jahr in Dresden abhalte.

Die Bedeutung der Tagung gehe weit Uber den cheniischen Berufakreis hinaua und betreffe das ganze Wirtschafts- leben. Fur Sachsen, mit seiner groDen Textilindustrie, seien die chemischen Edolge auf dem Gebiete der Kunstseide von besonderer Bedeutung. Kunstseide werde nicht nur in mehreren bedeutenden sllchsischen Betrieben eneugt und veredelt, sondern auch weiterverarbeitet, und deshalb betrachte es daa Forschungsinstitut fa r die Textilindustrie 01s eine seiner wich- tigeten Aufgaben, die deutsche Kunstseidenindustrie in ihren Arbeiten zu untanrtUtzen. Der Stand unserer chemischen Kenntnisse bestimme unseren Lebensstandard, und der ,Verein" nls der umfassende ZusammenschluB der deutschen Chemiker sei sich der Bedeutung seiner Aufgaben und seiner hohen Verantwortung immer bewuSt gewesen. - MUge vor, der Dresdener Tngung ein reicher Segen flir den Verein deutscher Chemiker und damit fur unser ganzes Wirtschafts- leben ausgehen. -

Stadtrat K U p p e n Uberbrachte den WillkommensgruB des Rates der Landeshauptetadt Dresden in Vertretung des Ober- bllrgermeisters, der zu seinem lebhaften Bedauern verhinden sei, zu erscheinen, da e r schon vor Eintreffen der Einladung zugesagt hatte, den Charitas-Verband zu begrukn. "hlein GruB wird nicht nur von der Verwaltung und dem Rat der Stadt Dresden Ubermittelt, sondern hinter uns steht die game Stadt. W u alle kennen die Bedeutung Ihres Verehes und Ihrer Industrie, die schon die gleiche Exportziffer wie vor dem Krieg, annahernd 9 Millionen Mark, erreicht hat und fast ein Zehntel des deutschen Exportes a h den ihrigen bezeichnen kann. Wir glauben nicht vermessen zu sein, wenn wir fUr die Stadt Dresden in Anspruch nehmen, daU sie wie nicht viele andere StAdte geeignet int, einen Gast wie den Verein deutscher Chemiker aufzunehmen. Die Bedeutung der Stadt Dresden ah Industriestadt wird meistens unterschiitzt. Wir beschllftigen 100 OOO Induetriearbeiter, und die pharmazeutieehe Industrie i'st mit 150 Betrieben vertreten. in denen 7000 bis 8000 Leute ihr Brot verdienen. E8 sei nur an die Firmen Gehe, Heyden, Lingner, die Leo-Werke, an die Betriebe von Hoesch und Helfenberg erinnert. Unsere G b t e werden all- finden. was sie suchen, in Wissenschaft, Kumt und Erholung, und ich rufe Ihnen nochmak im Namen der Stadt und ibrer Bewohner ein henlichee Willkommen zu und flir den Verlauf Ihrer Ver- handlungen ein kritftiges Gllickauf!"

Prof. Dr. L o t t e r m o s e r gab im Auftrage Seiner Magni- fizenq des Rektors der Technischen Hochschule, Prof. Dr. N l l g e l , seiner Freude Ausdruck, daB die Rllume der Hochschule fUr die Versammlungen zur Verftigung gatel l t werden konnten.

,,Ea ist mir eine besondere Genugtuung, Sie im Namen des Bezirksvereins und dea Ortsausschwea fur die Vorbereitung der Vemammlung in Dresden zu begra0en. Seit der tetzten Tagung des Vereins in Dresden sind 27 Jahre vergangen. Damals war es eine kleine Gemeinde, die zu whenschaft- lichen Vortriigen zusammenkam, und alle V o r t r q e konnten in

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Zdtechr. f fu m e w . I Ch$+e. 41. J. I* Hauptvereammlung des Vereins deutscher Chemiker __- ---____ 584

- - __ - gemeinsamen Sitzungen erledigt werden. Die Besuchenahl ist diesmal das FUnffache, ein beredter Beweia fur die Be- deutung unseres Vereins. Nicht nur die Zahl hat uns ge- zwungen, uns in kleinere Abteilungen zu spalten, sondern auch der Umstand, daD es heute wohl niemandem mehr mi3glich ist, das ganze Gebiet der Chemie vollstllndig zu beherrschen. Wir haben 14 Fachgruppen, die getrennt niarschieren, aber doch dem groDen gemeinsamen Ziel zustreben, die Wissenschaft zu fordern und die Ergebnisse der Technik nutzbar zu machen und so dem Vaterland zu nlltzen und es wieder aufzubauen. Der OrtsausschuiJ hat keine MUhe gescheut, auch die gesellschaft- lichen Veranetaltungen so vorzubereiten, daB sie sich, wenn auch in einfachem Rahmen, so doch festlich abspielen, um einen Boden zu bereiten, der der perstinlichen Fiihlungnahme gedeihlich ist. Zu diesem Zwecke haben sich Staatsregierung und Industrie vereinigt, und wir danken beiden auf das henlichste fur ihre UnterstUtzung." -

Prof. Dr. H e 1 f e r i c h Ubermittelte den1 Verein deutscher Chemiker im Namen der Deutschen Chenlischen Gesellschaft und der anderen ihm freundschaftlich verbundenen Vereine die henlichsten GrliRe und die besten Wiinsche zu einem erfolgreichen und frbhlichen Verlauf.

Prof. Dr. S t o c k dankte den Rednern und vor allem dem Dresdener Orts- und ArbeitsausschuB und seinem Vorsitzenden, Herrn Prof. L o t t e r m o s e r. ,,Die Arbeit war diesmal eine besonders schwere. Die Technische Hochschule Dresden feiert ja in unmittelbarem AnschluB an unsere Tagung ihren 100. Geburtstag. So niuOten sich die hiesigen Kollegen in die MUhen der Vorbereitung beider Veranstaltungen teilen.

Unser besonderer Dank gebiihrt auch dem Geburtstaga- kinde - so dllrfen wir die jugendfrische, kraftstrotzende Hundertjllhrige ruhig nennen! - Ich benutze diese erste Ge- legenheit, ihr rnit unserem herzlichen Dank fllr die freundliche Bewillkommnung und fiir die Gastfreundschaft in den prllch- tigen Rilumen der Hochschule unsere wllrmsten GlilckwUnschs zu der Jubelfeier auszusprechen. M6ge die Technische Hwh- schule Dresden wie bisber weiter segensreich mitwirken an der Eniehung unserer akademischen Jugend, am Fortschritt von Technik und Wirtschaft, am Wiederaufbau unscres Vater- lsndes. Der chemischen Abteilung sei ein besondorer GlIkk- wunsch ausgesprochen, deren Entwicklung eine so vortreff- liche ist, nachdem das hiesige chemische Laboratorium in1 Jnhre 1829 in einem Eckgewtilbe begonnen hatte.

Hundert Jahre sind auch verflossen seit jener denk- wiirdigen Synthese des Harnstoffes durch Friedrich W 8 h 1 e r , die wir als den Geburtstag der modernen organischen Chemie zu betrachten pflegen. Auch bei dieser Hundertjllhrigen ist von Altern nichts zu spllren. Wohin wir in der Chemie, der organiechen und ihren Schwesterbezirken, blicken: Arbeit, Ausbau, Fortschrittl In der Wissenschaft emsigates Bemahen, fiber die letzten Grundlagen unserer theoretischen Vorstellungen zur Klarheit zu kommen; ganz neue Einsichten in die unend- liche Mannigfaltigkeit chemischer Formen und chemischen Geschehens. Die Elemente, noch vor einem Msnechenalter ale dio letzten unverhderlichen Bestandteile der Materie an- gesehen, .erstheinen uns heute nur als besonders stabile An- ordeungen weit kleinerer Bausteine. Verfeinerter Experi- mentierkunst gelingt es mehr und mehr, unerwartete Stoffe und Reaktionen aufzuspllren, d ie zwar oft recht vergllnglich und praktischer Auswertung unzugilnglich, aber von um so grbBerer theoretischer Wichtigkeit sind. Die Aufklarung der Elektronen- erscheinungen wirft Licht auf bisher dunkelste Gebiete, wie d a s Wesen der chemisehen Bindung, der Reaktionsgeschwindig- keiten, der katalytirrhen Wirkungen. Welche Bedeutung die Elektronen fur unseren eigenen Organismus, zumal die nervtisen und psychischen Vorgllnge, haben, wird die Zukunft zeigen.

Dieselbe Rastlosigkeit herrscht in der chemischen Industrie. Uberall eine unerh6rte Steigerung der Reaktionsenergie und -geschwindigkeit! Bei dem in der ganzen Welt verschllrften .Wettbewerb spielen zwar die alten Kriifte des Geldes, der Organisation, der Propaganda ihre Rollen weiter; doch die letzten Entscheidungen fallen Uberall mit den Waffen der Wissenschaft. Nicht mehr Forschungslaboratorien, nein, ftirm- liche Forschungsakademien finden wir bei den groBen indu- gtriellen Unternehmungen, wo in Zusammenarbeit von Che-

mikern, Physikern, Medizinern, Phystologen, Pharmazeuten, Krislallographe& nicht nur gewinnverheii3ende technische Auf- gaben, sondern auch grundlegende wissenschaftliche Fragen mit grSBten Mitteln bearbeitet werden. In YO manchem trefflichen jungen Forscher, den die Industrie den Hochschulen entfllhrt, nirnmt sie diesen leider zugleich einen schwer zu 'ersetzeti- den Lehrer.

Nicht nur. hierdurch wird unserer Hochschulchemie ihre Aufgabe erschwert. Immer weniger kann sie in Mitteln und Hilfskrllften mit der Industrie wetteifern, die - mit volleiii Rechte - die Ausgaben fur ihren wissenschaftlichen Fortschritt als unvermeidliche Betriebskosten behandelt.

Eine weitere Sorge der Hochschulen betrifft unseren che- riiischen Nachwuchs. Zwar hebt e r sich quantitativ wieder, nachdem er an einzelnen Stellen bedenklich zurnckgegangen war, und die Laboratorien sich statt rnit Chemiestudierenden mit Studierenden des hoheren Lehramts fiillten. Es bleibe dahingestellt, wieweit dies auf die Warnungen vor dem Chemie- studium zuriickzufiihren war, die von maogebenden Stellen, unserem Verein, dem Verbande der Laboratoriums-Vorstllnde, dem Bund angestelller Akademiker, ausgingen, oder ob nicht mindestens teilweise auch andere Ursachen mitspielten. - Be- drohlicher erscheint ein mancherorts - nicht iiberall! - be- obachteter qualitativer RUckgang des Studentenmaterials. Auf die Ursachen nllher einzugehen, ist hier nicht der Ort. Zweifel- 10s sind auch unsere htiheren Schulen rnit daran schuld, die den scholastischen Lernbetrieb noch mehr zugunsten der Pflege eigenen Denkens und Beobachtens einschrllnken sollten. Damit stoBen wir auf eine Frage, die auch unsere Hochschulen, vor allem die technischen, sehr ernstlich angeht. Entspricht die Ausbildung der Studierenden voll den Forderungen des Heute? Haben sich die Techniachen Hochschulen von den Eierschalen ihres Ursprunges aus Fachschulen genilgend befreit? Stellen auch sie nicht noch manchmal das Wissen allzusehr in den Vordergrund vor dem Ktinnen, vor der Hinleitung der Studie- renden zu selbstllndigem Studium und zu eigenem Fortschritt? Wird den Jlingern der Alma mater liberal1 klar, daD ihr Wissen nur Werkzeug, nicht Ziel ist? Lie& sich der Unterricht nicht von manchem Veralteten, Oberflilssigen, HandwerksmllDigen befreien und den Studierenden mehr Zeit zur Pflege ihrer aubrfachlichen Begabungen und Neigungen, ihres Menschen- und Staatsbllrgertums geben? Derartige Fragen und Forde- rungen erschallen, stllrker fur andere Fllcher als gerade fllr die Chemie, immer dringender aus den Kreisen unserer In- dustriefllhrer selbst.

Zum SchluD sei eine andere vie1 erorterte Frage k u n ge- streift, nllmlich, wie unserem chemischen Nachwuche auBer der unentbehrlichen allgemeinen wissenschaftlichen Ausbildung auch gewisse sonderfachliche Kenntnisse in den Beruf mit- gegeben werden kbnnen. Hierflir hat die L i e b i g - Gesellschaft zur Farderung des chemischen Unterrichts einen begrUDens- werten ersten Schritt getan, indem sie kllnlich beschloD, vor- lllufig in beschrllnktem Umfange auch ,,jllngeren promovierten Chemikern, die sich, ohne eine Assistententlltigkeit auszullben, zur Erlangung einer Spezialausbildung in Spezialinstituten der Hochschulen betltigen" wollen, Beihilfen zu gewllhren.

Der Aufgaben sind viele. Mage zum Fortschritt auch iinsere diesjllhrige Hauptversammlung beitragen!" -

DONNERSTAG, DEN 31. MA1 I. Mltgliederverummlung

Prof. Dr. S t o c k ertiffnete die erste Mitgliederversamm- lung und begrUBte besonders die Ehren- und Altvorsitzenden, Geh.-Rat Prof. Dr. D u i s b e r g und Dr. K r e y . ,,Ich freue mich um so mehr, diesen unseren Gefllhlen heute erneut Aus- druck geben zu dllrfen angesichts der Angriffe, die ein Dr. B u n t r o c k in der letzten Zeit in seiner eigens zu diesem Zwecke geschaffenen, jenseits der deutschen Grenze erschei- nenden Zeitschrift gegen Herrn Geheimrat D u i s b e r g und das Unternehmen richtete, dem der grtiate Teil der Lebens- arbeit D u i s b e r g s galt, und auf das stolz zu sein, Deutsch- land alle Ursache hat. Es kann nicht Aufgabe des Vereins deutscher Chemiker sein, sich mit dem sachlichen Inhalt der Angriffe zu belassen, doch schon die Form ist derartig un- erh6rt und niedrig, daB man sich ah deutscher Akademiker

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Hauptversammlung des Vereins deutscher Chemiker 585 Zeltschr. far anuew. . . . - . __ . . .. . .. .. -. Chemie. - 41. ___- J.. lozel .____.. -. .. . - . . - -.T. .=-a

dieser Vorgllnge aufs tiefste schllmen muO. Der Herausgeber sagt selbst von sich, daB e r auf dem Gebiete ,,VOR Kontro- versen mit pikaiitem Beigeschmack" ,,2u den Gourmands ge- htirt und glaubt, daB er imstande s.eiii wird, seinen verehrten Lesern noch manchen Leckerbissen vorsetzen zu ktinnen". Die Leckerbissen, die e r hier auftischt, haben in solchem MaDe Hautgout, daB man nur sagen kanii: P h i Teulell Wir ver- gessen unserem Altvorsitzenden und Ehrenmitgliede D u i s - b e r g nicht, was e r ttir unseren Verein allezeit geton hat. Der Aufschwung, der den Verein deutscher Chemiker zu dem machte, was e r heute ist, stammt aus der Zeit, da D u i s b e r g das Steuer des Vereins lenkte.

Wir ktinnen mit der Entwicklung, die der Verein im letzten Jahre genommen hat, zufrieden sein. Die Mitgliederzahl ist erheblich gestiegen. Der Besuch der Versammlung lllBt nichts zu wtinschen Ubrig, auch nicht die Zahl der Vortrllge. Auf je 10 Teilnehmer kommt 1 Vortragender in den Fach- gruppensitzungen; es sind rund 170 Vortriige angemeldet. Auch in unseren Bezirksvereinen herrscht rege Betiitigung und Teilnahme am Leben des Hauptvereins. Diese Teilnahme hat sich in vielen Vorschlllgen, die ftir uns von Nutzen waren, ausgedriickt. Die Erweiterung der Geschllftsttihrung, die wir im letzten Jahre vorgenommen haben, hat sich bewllhrt. Der Verein ist jetzt in der Lage, an allen Dingen, die die Chemie angehen, mitzuarbeiten, zusammen mit den anderen befreun- deten Vereinen, besonders dem Verein deutscher Ingenieure, und mit den Behtirden. Wir kUnnen auch mit dem Ausbau der Zeitschrift zufrieden sein; der Aufgabenkreis unserer Ver- offentlichungen wurde erweitert, indem wir das Apparative und Mawhinelle hinzugenommen haben. Es ist unsere Ab- sicht, dadurch die BrUcke zu erhalten, die zu den Maschinen- bauern und Apparatebauern hinftihrt und die im Vorjahre durch die ,,Achema" so glticklich geschlagen wurde. Im iibrigeri muL3 man es besonders begrUBen, daD der Verein jetzt zwei- ma1 in der Woche in der Zeitschrift zu seinen Mitgliedern sprechen kann. - Besonders erfreulich ist auch die Entwick- lnng der Karl Goldschmidt-Stelle, die sich mit Erfolg in den ihr urspriinglich gezogenen Bahnen bewegt und schon manchem stellungslosen Fachgenossen zu neuer Tlltigkeit ver- holfen hat

Erfreulich ist auch, um auf den Gegenstand unserer ersten Mitgliederversammlung zu kommen, nHmlich die Ehrungen, daB wir nicht in Sorge waren, ob wir die Ehrungen verteilen k6nnen oder nicht. Es fehlte nicht an Fachgenossen, die der Ehrung wiirdig waren, sondern es fehlte uns a n Auszeich- nungen, um alle die zu ehren, die es verdient haben.

Im Auftrage des Vorstandsrats und des Vorslands habe ich die Ehre, vonuschlagen, daB wir zum Ehrenmitglied er- nennen Herrn Geh.-Rat Prof. Dr. B e r n t h s e n."

Nachdem die Versammlung durch lebhaften Beifall ihre Zustimmung bekundet hatte, fuhr der Vorsitzende fort:

,,Wir tragen eine alte Schuld ab, indem wir heute einen Fachgenossen ehren, dem die deutsche Chemie, und zwar SO- wohl die Industrie wie die Wisscnschaft besonders vie1 ver- danken.

Als ich Sie kiirzlich vertraulich davon benachrichtigte, was wir hier planteii, antworteten Sie, daB unsere Absicht Sie in Verlegen- heit bringe, weil es lhnen wegen Ihrer friiheren gebundenen 'riitigkeit nicht beschieden gewesen sei, sich um den Verein tleutscher Chemiker besondere Verdienste zu erwerben. Ich niuB lhnen widersprechen. Abgesehen tlavon, da0 Sie, wie Sie selbst hinzufiigten, immer ein treuer Besucher unserer Versammlungen und ein eifriger Forderer aller Vereins- bestrebungen waren: Wer sich so groDe Verdienste um unser Fach erwarb, erwnrb sie sich zugleich auch um unseren Ver- ein. Der Verein deutscher Chemiker fiihlt sich in dieser Be- ziehung eins mit der deutschen Chemie.

Als SchUler K e k u l 6 s begannen Sie Ihre chemische Laufbahn, einer der wenigen Junger, die dem Meister nahe- standen. Aus Ihrem Laboratorium in der nchbnen Neckar- stadt, der Sie bis heute die Treue wahrten, ergoB sich bald tbin befruchtender Strom wertvoller Experimentalarbeiten : sauerstoff-, schwefel-, stickstoffhaltige Ringe bereicherten die Kenntnis von den heterocyclischen Verbindungen; neue Farb- doffe aurden entdeckt, llltere aufgekliirt. Auch wichtige an-

Hwhverehrler Herr Kollege B e r 11 t h s e ii !

organische Arbeiten, wie diejenigen iiber das Natriumhypo- sulfit (das ,,Hydrosulfit" S c h ii t z e n b e r g e r s) kntipfen sich an Ihren Namen. Die ,,Bedische" berief Sie zum Leiter lhres Forschungslaboratoriums, ihrer Patentabteilung in ihreii Vorstand. WHhrend eines Menwhenalters waren Sie dort An- reger und FUrderer zahlloser wissenschaftlicher und tech- niacher Erfolge auf dem Farbstoffgebiet und anderen Gebieteii und zugleich bester Kenner der oft 80 schwierigen patentrecht- lichen Fragen, an deren gesetzgeberiecher Behandlung Sie ebenfalls mitarbeiteten.

Begreiflicherweise wurde nur Vereinzeltes aus Ihren Untersuchungen der Offentlichkeit unterbreitet. In dieser Hin- sicht war man ja damals noch wesentlich zuriickhaltender als heute. Um so mehr drang Ihr Name in die weiteste Offent- lichkeit durch Ihr uniibertreffliches Lehrbuch der organischen Chemie, das vielen Generationen von Studierenden eine Quelle nicht allein der .Belehrung, sondern wahren Genusses wurde, und das bis jet& nicht weniger als 28 Aufkagen erleben durfte.

Nach dem Ausscheiden aus der industriellen Tlltigkeit wondten Sie sich wieder dem akademischen Lehrberuf zu, unsere Wissenschaft mit jugendlicher Begeisterung und mit dem vollen Einsatz Ihrer Tatkrafl betreuend, jedem Fort- schritte ergeben. Ich darf an Ihre eifrige Mitarbeit im Dienste der Bunsen-Gesellachaft erinnern, deren Vorsitz Sie bis vor kurzem ftihrteu.

Dankbar ehren wir in Ihnen einen Fachgenossen von un- gewohnlicher Vielseitigkeit, eirren der Meister aus der gliick- lichsten, klassischen Periode unserer deutschen Chemie. So sagt es auch die Urkunde, die ich Sie bitte treundlich auf- zunehmen."

Die Urkunde lautet: Der Verein deutscher Chemiker ernennt in seiner ein-

undvierzigsten Hauptversammlung zu Dresden, am 31. Mai 1928, Herrn Geheimen Hofrat Profeseor Dr. Phil., Dr.-Ing. E. h., Dr. rer. nat. h. c.

A u g u s t B e r n t h s e n in Heidelberg zu seinem E h r e n m i t g 1 i e d e.

B e r n t h s e n s , durch Gedankenreichtum und Scharfsinn ausgezeichnete wissenschaftliche Arbeiten haben das Gebiet der organischen Farbstoffe und andere Zweige der Chemie mit glhzenden Entdeckungen bereichert. Fruchtbar wirkte er an der Ausbildung 'unseres chemischen Nachwuchses wie an der Entwicklung des gewerblichen Rechtsschutzes mit und verkniipfte in mehr als vierzigjlihriger Berufsarbeit, die mit gleichem Erfolge akademischem, literarischem und technischem Schaffen gewidmet war, seinen Namen mit einer der erfolg- reichsten Zeiten der deutschen Chemie.

Geheimrat B e r n t h s e n erwiderte: ,,Gestatten Sie mir, Ihnen, Herr Vorsitzender, und dem

Vorstandsrat fiir den BeschluO, den Sie heute dieser miichtigen Corona unterbreitet haben, und der Corona ftlr den liebens- wiirdigen Beifall meinen verbindlichsten Dank zu sagen. Sie hatten die Liebenswtirdigkeit, mich in den Kreis lhrer Ehren- mitglieder aufzunehmen, einen Kreis, der auf dem Gebiete jedes Zweiges der Chemie, der organiechen Chemie, der anorga- uischen, der physikalischen und der technischen Chemie, eine FUlle hervorragender Gestirne enthH11. GegenIlber so vielen be- deutenden Namen, wie sie sich unter Ihren Ehrenmitgliedern linden, ist mein Gefiihl der Verlegenheit, das Ihr Herr Vor- sitzender erwllhnte, ein klein wenig begreiflich, und man fragt sich, ob man es vollkommen verdient hat, mit in diese Reihe gestellt zu werden. Diese Frage wird weiter durch die liebens- wtirdige, ja zu wohlwollende Beurteilung meiner Leistungen erachwert, sie wird fiir mich subjektiv erschwert, auch da- durch, daL3 mir bewuDt ist - wie es auch die Philosophen iifters erUrtert haben -, daD die Leistungen der Menschen durchaus nicht nur von ihrem Willen abhllngen, sondern auch von den BuBeren Umstlhden; das gesamte berUhmte philo- sophische Problem von der Freiheit und Notwendigkeit mtkhte ich aber hier nicht nllher anschneiden, denn die Ansicht, daB der Mensch ein Produkt der Verhllltnisse sei, ktinnte von minder leistungsflihigen Menechen gewissermaDen als Ent- schuldigung angeftlhrt werden. So beschrllnke ich mich dar- iIUf, nochmals dem Vorstand und Vorstandsrat und der Ver- sammlung tllr die grofle Ehrung, die Sie mir erwieeen haben,

S t o c k , Vorsitzender.

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und die mich mit lebhafter Freude erfUllt, meinen verbind- lichsten Dank auszuaprechen."

Der Vorsitzende verkundete weiter, dall in diesem Jahre zwei DenkmUnzen zu vergeben seien, dig E m i 1 - F i s c h e r - wid die L i e b i g - DenkmUnze. Der Vorstand habe beschlossen, rnit der E m i I - F i s c h e r - DenkmUnze die Schaffung des synthetischen wichtigen Malariamittels P 1 a s m o c h i n aus- suzeichnen.

Die Urkunde lautet: Der Verein deutacher Chemiker verleiht in seiner ein-

uiidvierzigsten Hauptversammlung zu Dresden am 31. Mai 1928 den Herren

Dr. Werner S c h u l e m a n n , Dr. Fritz S c h B n h g f e r ,

Dr. August W i n g l e r in Elberfeld,

iii Anerkemung ihrer ausgezeichneten und erfolgreichen Zu- sammenarbeit nu! chemotherapeutischem Gebiete, die zur Darstellung des wertvolkn Malariaheilmittels Plasmochin ftlhrte, die

E m i l - F i s c h e r - D e n k m U n z e und Ilberreic-ht ihnen tliese hierllber ausgefertigte Urkunde.

An die Verlesung der Urkunde knUpfte der Vorsitzende folgende Ansprache an die Gefeierten :

,,Xhnlirh wie beim Germanin, dessen Erfindung wir vor einigen Jahren ehrten, ist hier in musterhafter, echt wissen- whaftlicher Gemeinschaftmrbeit, im Zusammenwirken von Chemikerri und Chemotherapeuten, ein synthetischer Stoff mil eigenartigen wertvollen therapeutischen Eigenschaften ge- whaffen worden. Sie, meine sehr verehrten Herren, echenkten der Welt in diesem ChinolinabkBmmling ein neues wichtiges Mittel f i r die Heilung einer der verbreitetaten und verhee- rendsten Krankheiten, einer GeiBel der Tropen, die eben erst in Transvaal weit Uber lo00 Todesopfer forderte, und doch nuch seit einiger Zeit, seit der EinfUhrung der Malaria- impfung der Paralytiker, eines Helfers des Antes. Das Plas- mochin ergilnzt, wie von Ihnen selbst und anderen Forschern (lurch mehrjilhrige mUhevolle Untersuchungen in Malaria- landern sichergestellt ist, die bekannte Wirkung dee Chinins, indem es auch die Geschlechtsformen der Malariaparasiten, die sogenannten Gameten oder Halbmonde, zum Schwinden bringt, und zwar ohne tible Nebenwirkungen, wie sie dem Chinin anhaften. Ein Mediziner aus einem der Malarialbder schrieb kUnlich : , D u d die Entdeckung des Plasmochins tritt die Behandlung und der Kampf gegen die Malaria in eine neue Phase." Wir dUrfen stolz sein auf diesen neuen Erfolg unserer deutschen Chemie und uns der Anerkennung freuen, die er verdientermaBen in der Welt findet. In solchen Ge- fUhlen und rnit dem Wunsche, dab Ihuen in Ihrer wissenschaft- lich-technischen Arbeit weitere schbne Erfolge beschieden sein mdgen, iiberreicht Ihnen der Verein deutscher Chemiker durch meine Hand die Denkmiinzen mit dem Rild umeres unverged- lichen E m i 1 F i s c h e r."

Dr. S c h u 1 e ni a n n antwortete: ,,Gestalten Sie mir zugleich im Namen meiner Mitarbeiter

und Freunde Dr. S c h B n h d f e r und Dr. W i n ' g l e r , lhneu far die Verleihung der E m i 1 - F i s c h e r - DenkmUnze und die Anerkennung, die Sie dadurch uuseren Arbeiten haben zu- teil werden lassen, den verbindlichsten Dank zu eagen. Es L t mir ein besonderes BedUrfnis, auch unseres mediziniechen Mit- arbeiters Dr. R o e h l zu gedenken. Dr. R o e h l hat eine Methode ausgearbeitet, um die Prlparate, die wir hergestellt haben, im Laboratorium zu priifen, um die antimalarische Wir- kung festzustellen, und Dr. R o e h l verdanken wir die Fest- stellung, daB das Plasmochin gegenilber der Malaria des Men- schen wirkt. Nachdem durch das Zusammenarbeiten von uns und Dr. R o e h 1 dae Plasmochin synthetisiert und ausgefilhrt war, hat sich an die Laboratoriumsarbeit das Zusammen- arbeiten mit den Klinikern angeschlossen. Ich halte es fUr eine Pflicht der Dankbarkeit, die Namen der Herren Prof. S i o 1 i und M ii h 1 e n s zu nennen, denen wir die A w - gestaltung der Therapie der Meowhenmalaria mit Plasmochin verdanken. Wir freuen uns, wenn es uns gelungen ist, den ersten Schritt auf dem Gebiete der Malariaheilmittel zu tun, und wenn an den ersten Schritt sich weitere Erfolge von uns

S t o c k , Vorsitzender.

oder anderen anschliellen werden. In diesem Sinne noch- male unseren henlichsten Dank!"

SchlteBlich verkllndete der Vorsitzende: ,,Die Liebig-DenkmUnze w r k i h e n wir nach dem Be-

whlusse des Vorstandes Herrn Generaldirektor Dr. Friedrich R e r g i u s in Heidelberg, dem schGpferischen, unermildlicheu Pionier auf dem Oebiete der sogenannten Kohleverflilssigung. einem der bedeutendsten chemischen und wirtschaftlichen Pro- bleme unserer Zeit. Wie andere wirtsrhaftsumwiilzende Auf- gaben von solcher Grijf3e und Schwierigkeit kann auch dieee end- gUltig nur in schrittweisem!Vordringen von Industrie und Wissen- schaft g e l h t werden. Herrn Dr. B e r g i u s gebUhrt das groDe Verdlenst, die Bedeutung dieser gewaltigen Aufgabe als einer der eraten erkannt und die L h u n g ohne Umwege in der An- lagerung von Wasserstoff a n Kohle oder kohlereiche Substan- Zen gesucht und den Weg gewiesen zu haben. Nach k u n e n Vorstudien Uber die Inkohlung von Cellulose und Torf und Uber die Anwendung hoher Drucke bei chemischen Vorgiingeii wandte er sich schon 1913 der Hydrierung der Kohle zu. Dem- selben Jahre entstammt bereits das grundlegende Patent von B e r g i u s und B i 11 w i 11 e r Uber die OberfUhrung von Kohle in IlUssige Hydride.

Allen Schwierigkeiten zum Trotz verstand es B e r g i u R rnit unerschUtterlichem, d h e m Wagernut, von nur wenigen Mit- arbeitern unterstutzt, ein Hindernis nach dem anderen aus dem Weg zu rllumen. Schon die stete FlIlssigmachung der erforderlichen Geldmittel ist als ein MeisterstUck zu betrachten. Unter den voraussehauenden Mannern, die sich in den Dienst der Sache stellten, seien nur zwei liebe, treue, zu frIih ver- storbene Mitglieder unseres Vereins genannt : Kommenienrat Karl Q o l d s c h m i d t , h e n , und Dr. Ludwig L a n d s b e r g , NUrnberg.

Bei vielen Gelegenheiten bewahrte B e r g i u s sein tech- nisches KBnnen. Hervorragende Leistungen Rind z. R. die kontinuierliche EinfUhrung des Kohlematerials bei niehr a1s 100 Atmospharen Druck in den Reaktionsraum und die An- ordnung des Stickstoffpuffera zwischen der dUnnen Wand des Reaktionsgef&s und der A d e n w a n d der Druck- apparatur. B e r g i u e ' MUhen fUhrten zu dem Erfolge, daB in seiner Bombe Kohle in groBerem Umfange in 61igc Stoffe UbergefUhrt werden konnte, ale es nach anderen Ver- fahren mllglich war. So stUtzte sich die Industrie auf seine Arbeiten, a b sie kUnlich daran Ring, die kllnstliche Herstellung brennbaren Oles in grijdtem Umfange in die Praxis zu Uber- tragen. Wir stehen erst am Anfang dieser Entwicklung der Technik. Noch 1tifSt sich nicht Ubersehen, wie weit hier a u h neuen B r e n n stoffen auch neue R o h stoffe zu gewinnen seiri werden. Doch schon heute ist die KohleverflUssigung in aller Munde und sogar in den Witzblilttern, das beste Zeichen fiir ihre Volkstiimlichkeit. KUrzlich las man von der Berlinerin. die zu ihrem Ehegespons sagt : ,,Stimmt det eijentlich rnit die Kohlenvaflissijung? Ick meene man wejen unsere kaputte Kohlenschaufel. Da kenn wa ja lieba jleich eene Jieflkanne anschaffen." Nun, vielleicht kommt die Zeit solcher flUssigen Heizung wirklich einmal, wenn auch nicht mit OieBkannm, SO doch mit R6hrenleitungen.

Wir freuen uns, Ihnen, verehrter Herr Dr. B e r g i u 8 , als dem ersten Bezwinger dieses wichtigen wirtschaftlichen Pro- blems, den Dank und die Anerkennung unseres Vereins durch Verleihung der Liebig-DenkmUnze ausdrncken zu darfen, und sind sicher, dabei im Sinne Justus v. L i e b i gs zu handeln. dessen Geburtstag sich vor wenigen Wochen zum 155. Malt jilhrte."

Die Urkunde lautet: Der Verein deutscher Chemiker verleiht in seiner einund-

vienigsten Hauptversammlung zu Dresden am 31. Mai 1928 Herrn Generaldirektor Dr. phil. Dr.-Ing. E. h. F r i e d r i c h B e r g i u s in Heidelberg, dem weitblickenden, wagemutigen Chemiker und Ingenieur, der fllr die OberfUhrung der Kohle in a l e Wege wies und die Schwierigkeiten, die sich der technischen Ausfilhrung entgegenttlrmten, bewundernswert meisterte, die

L i e b i g - D e n k m U n z e und tlberreicht ihm diese hierUber ausgefertigte Urkunde.

S t o c k , Vorsitzender.

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Hauptvereammlung dee Vereine deutscher Chemiker - .. .. . 587 Zeitwhr. fdr an-. e e . 41. J. ,9281.- - - _. - - - - - .

Dr. B e r g i u B erwiderte: ,,Die Ehrung, die Sie mir durch den Mund und die Hand

Ihres Herrn Vonitzenden eben Ubertragen haben, ist mir eioe besondere und tiefe Freude. Der Herr Vorsitzende hat sehon gesagt, wie das Qebiet, mit dem ich beschllftigt war, b b in die Witzbliitter bekanntgeworden ist. Urn so mehr ist mir eine Ehrung wertvoll, wenn sie von den Fachgenossen kommt, von Ihnen, die iiber das viele Hin und Her dea Tagejgesprllche hin- aussehen und werten und sehlltzen ktinnen, was chemisch und technisch richtig und was falech ist. Qerade das Qebiet, mit d e n ich mich beschliftigt habe, hat mich gezwungen, mehr a h es sonst bei chemischen Dingen Ublich iet, mich von dem rein Chemischen und rein Technischen zu trennen und mich vie1 mit finanziellen, kommeniellen und jurietischen Fragen zu be- eehitftigen. Aber daf3 Sie erkennen und bewerten, d& dies nicht dae Wesentlichste der Gedankengbge ist, mit denen ich mich zu beschtirtigen hatte, und das naturwlslrenwhafthche Denken doch das tiefere ist, zu dem man strebt und bei dein man sieh von dem Ubrigen erholt, daU Sie das durch die Ehrung ausdrilcken, dafhr danke ich lhnen ganz besondern. Ich habe nwh Oelegenheit, in einem spateren Zeitpunkt dar Sitzung einiges uber die Erfahrungen, die ich und meine Mit- arbeiter iin Lade der zwanzig Jnhre gesammelt haben, zu be- richten. Deuhalb miiehte ich jetzt nicht lange dabei verweilen und lhnen nur fur die schdne Ehrung herzlich danken!" -

Anschlieknd : Ent. dlgemolne Sitzung.

Cieh. Hofrrrt Prof. Dr. k'. Y o e r B t e r , Dresden: ,,Die E J - wickeruny aar V vraceirungsn uoer are m i u r dsr Urskcrrobyrr."

A r r h e n i u 6 hat uie Vorlitellung vom besteuen ireier Ionen in die Wiaseuschait eiugeiuhrt u d sie ergauzt durch die l h w r i e der eleKtrolytuxhen JJMoziatlon der ioueuolldeudeu Stvile, uer 4leYtrolyie.

LIwr die naiur und die Existenzmiiglichkeit der louen hat die l'heorie des Atomoaus uud a e briurfxnuug des KrlSIall- baus der bake tiefere brKenUtUif3 georacht.

h e Tneorie der elevtroiyuscnen Dissoziation leidet &ran, daU uie &arken hleYiroiyle, zum Uuterecnied von den schwacheu, dem aus ihr abgeleiteten O s t w a l d s c h e n Verdiuuuuqqeeetze nicht gehorcheu; auch kann sie die tie- setzmiUgkeit, in der das oemotkhe Verhalten der hlektrolyte und ihr LInfluU auf die Liislichkeit schwer lbslicher Sake zur Ladung der loneu eieht, nicht deuten.

Dadurch wurden N. B j e r r u m , G. N. L e w i 8 u. a. ver- anlatlt, die Eigenheit der starken Elektrolyte dureh die a d die freie Betiltigung ihrer Ionen hemmend wirkenden elektro- etatiwhen Beziehungen zwischen ihnen, durch die interioniechen KrlUte, zu deuten, von einer elektrolytischen Diasoziation ab- zusehen und die starken Elektrolyte als vohommen in ihre Ionen peepalten anzunehmen. Je nach dem M& der inter- Ioniachen KriUte erhalten die Ionen einen wecheelnden Uetrag an AktivitPt; der Aktivittitskoeffizient tritt zwecm &en- miiUiger Kennzeichnung des Zustandes der Elektrolyte an die Stelle dee Diseoziationsgrades.

Auch fir die echwachen Elektrolyte, vornehmlich die Bchwachen Suren, muf3 dann die Annahme einer freiwilligen Aufspaltung in Ionen verlassen werden. Ah der chemische Vorgang, fifr den bei ihnen das Maseenwirkungsgesetz gilt, iST die von A. H e n t z s c h fiir die ,Ionisierung der Slluren im Waaser nachgewiesene Hydratation: HX+OH, 2 [H .OH,]* 4- x' anzusehen.

Fur die Wirkungsweise der interionischen Krllfte hat fUr sehr verdhnte Lbungen die Theorie von P. ' D e b y e und E H Ii c k e 1 dhe ren quantitativen Auf~chluS gebracht und mannigfache Bestlltigung an der Erfahrung, zumal an den von der A r r h e n i u s when Theorie unerklllrt gelamenen Er- scheinungen, gefunden.

Auf etwas konzentriertere L6sungen kann diese Theorie bisher noch nicht einwandfrei angewandt werden. N. B j e r - rum hat versucht, dies durch die Annahme zu erreichen, da0 in lAIeung die Ionen je nach UmsUnden in kleinem Udange

sich paarweise zusammensch1ieBe.n. Die Unstimmigkeit ist dadurch aber nur zum kleineren Teil beeeitigt.

Aber diese Uberlegungen bedeuten eine grundslltzliche Abkehr von der Annahme einer vollstiindigen Ionenepllung der starken Elektrolyte und W r e n zu der Frage, ob nicht auch in diesen Elektrolyten, tIhnlich wie in den schwachen Sguren, ungespaltene Molekeln, wenn auch nur in geringem Qrade, auf- treten kllnnen. Diese Frage mu0 nach anderen, auf verachie- denen Erscheinungagebieten gewonnenen Forschungee~gebnieeen bejaht werden. Die Entstehung solcher Molekeln in den Salz- 16sungen ist eo zu denken, da8 bei grofkr Annllhemng von Ionen die durch K. F a j a n s nachgewicsenen Deformationen ihrer Elektronenbahnen so weit gehen, daB diese ineinander libergreifen, wie ee an unpolaren Molekeln der Fall Let. Je nach dem Grade solcher Wirkungen gibt es etarke und schwache Salze, wie es starke und schwache SBuren gibt. Wie be1 diesen kaM auch bei den Salzen ein Hydratationsvorgang angenommen werden, durch den das chemische Gleichgewicht zwischen den Ionen und den unpolaren Molekeln bedingt id.

Wenn damit die Forschung in gewiasem S h e mu A r r h e n i u s when Auffassung zuruckkehrt, 80 ersetzt eie doch den von ihm angenommenen, freiwilligen Diseozietionsvorganq durch die Vorstellung eines allgemeh wirkenden SOhhtiOM- vorganges.

Auch dessen Wesen iet eingehender erkannt worden: die Molekeln des Wsungsmittels sind Dipole, mit denen Ionen zunllchet elektrostatisch in Weehselwirkung lreten, um dann, je nach dem M a B e der m6glichen Deformation der beider- seitigen Elektronenbahnen, zu engerem, chemiechem Zusammen- echluf3 zu gelangen.

Die Stllrke der Dipolnatur der Msungsmittel bestimmt ihre Dielektrizitlltskonstante. Beim Wamer ist diem beeonders gro8. In Usungsmitteln von kleinerer Dielektrizitlitskonstancurte kllnnen einerseits die Ioneneolvate von verminderter Be- sttlndigkeit sein, andererseits werden in ihnen die inter- ionischen K r U e wirksamer und fllhren leichter zu Ionen- paaren bzw. unpolaren Molekeln. Da auch diem ale Dipole wirken kllnnen, werden sie, und zwar je echwncher die Dipol- natur dee Usungemittels ist, um eo etlirker, von den Ionen angelagert zu Aseoziationsprodukten, die den in wAs8erQer Usung bekannten, komplexen Ionen vermutlich im Wewn nahestehen. Hierdurch kommen, wie namentlich P. W a 1 d e n dargetan hat, in den dcht w w r i g e n Lbeungen a&mrdent- lich mannigfache Zustandsformen von Elektrolyten z m m d q zq denen auch diejenigen im Sehmelzflwe nahe Bdehungsn haben.

Quantitativ k6nnen zur Zeit nur die UuBereten are* zusULnde der Elektrolyte Ubersehen werden: die weitgehend von den interioniechen Krnften beherrechten, sehr verdllnnten, wbserigen Liisungen der starken Elektrolyte, und die ver- dllndten Wsungen der ganz echwachen Elektrolyte, deren Vera haltell bo gut wie obllig durch das chemische Gleichgeuicht rwischen den Ionen und ihren unpolaren Auagangsotoffen b+ stimmt ist. In den zwischen dieren Orensen liegenden ZU- sanden erblickt die Theorie ein auhrordentlich verwickeIte4 System sich mannigfach Uberlagerndet Erecheinungeformen; sie mu0 sich heute fiir den quantitativen Ausdruck dime? Vet- hllltnisse'damit begnllgen, das dadurch b e d w e Mat3 der Ab- weichung vom Idealzustande der freien Ionen durch den Aktivitlltskoeffizienten zusammenfassend zum Amdruck tu bringen.

Dir. Dr. A. M i t t a B c h , Ludwigshafen a. Rh.: ,,Ober Ei8M- catbony1 und Carbonyleben"

Zunllchet wird ein gachichtlicher RUckblick auf die Ar- beiten der B.A.S.F. fiber das von M o n d und Q u i n c k e lml zum ersten Male dargestellte Elsencarbony1 Fe(CO), gegeben. Diese Arbeiten reichen bis lQlS/t6 zurtlck, wobei die zaflU1Ise Beobachtung der Bildung einer gr68eren Menge Eisencarbonyl in einer mit Waasergas gelfillten Gaabombe eine Rolle gppieft hat. Schon 1916 wurden 8 kg nuseiges EIsencarbonyl her- gestellt, ohne daIl aber zunnchst eine Verwendang dafItr g* funden worden wtlre. Ein neuer Anst00 zur Bwhnftigung xi& Eieenwrknyl gbg epAter nameptlich von der Methanolepnthese aus, wo Eisencarbonyl schlldlich bt, und vor allen Dingen von der Eatdeckung, da5 Eieenpentacarbonyl bei Bendnmotowu

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klopfleindlich- wirkt. Es gelang dann bald, in technischem MaDstabe eine kontinuierliche Darstellung von Eisencarbonyl durchzufuhren, dio gegenaiirtig das Eisencarbonyl tonnenweise liefern kann.

Die physiliaiischen Eigenschaften des Eisencarbonyls Fa(CO), werden an Hand von Tabellen mitgeteilt; die Daten slnninien zum l e i1 aus deni Forschungslaboratorium des Werkes Oppau der I. G . Farbenindustrie. Von den chemischen Eigen- whiifleii ist die lebhafte Reaktion mit organischeii Peroxyden von Interesse, die so empfiiidlich ist, dnD man sie zum Nachweis yon organischen Peroxyden in Kohleuwnsserstoffen verwenden kaiin. Dic Arbeiteii v o ~ i F r e u 11 d 1 i c h , H i e b e r u. a. Uber Rwktioaen des Eisencarbonyls sowie neuere Arbeiten von 2 Q 11 in der 1. G. werden angefiihrt; letzterer erhielt eine feste Yerbindung Fe(C.0). . Rr,, die mit Wasser Kohlenoxyd ab- opaltet. Besondero Beachtung verdient die starke Lichtempfind- \ichkeit der Substanz, insbesondere gegen kurzwellige Strahlen, wobei die Verbindung Fe,(CO)@ entsteht. Diese Eigenschaft wprde zur Ausarbeitung einer neuen Methode der Herstellung \-on Lichtpuusen veruertet. Eine eigennrtige Stellung nimmt ((as, Eisentetracarbonyl Fe(CO), ein, dao nu! verschiedenen Wegen aus Fe2((W)@ erhiiltlich ist. Die Konstitution ist bisher nur beim Fe,(('O),, das bei gewohnlicher Temperatur feat ist und hexagonid kristnllisiert, niiher untersucht worden (B r i 11).

.Uio Bildung von Eisencarbonyl begegnet verschiedenen llernmungen, von deiien nanientlich die schldliche Wirkung von Sauerstoffspuren und die starke Adsorption von Eisen- carbonyl an den1 reagierenden Eisen wichtig sind. Katalytische Wirkungen positiver oder negativer Art sind bei der Bildung vorhanden, uenn auch nicht scharf hervorlretend. Die Gleich- ~ewichtsverhhltiiisse konnten bisher nur annlhernd bestinimt werden.

Die fabrikatarische Herstellung geschieht in groDen druck- festen, auf 150-2000 gehaltenen Behaltern, die mit sorgfiiltig re?uzierteni Eisen beschickt sind und durch die man Kohlen- axyd unter erhohteni Druck streichen 1 l D t ; das gebildete Eisen- carbonyl wird unter Druck durch KUhlung abgeschieden und dap unveranderte Gas zurUckgefUhrt.

Durch Erhitzung von-Eisencarbonyl an feden Fliichen oder i s 1 freien Raume kann man sehr reines Eisen erhalten, im letzteren Falle als Pulver oder als leichte Flocken; durch Variierung d e r Bedingurigen, gegebenenfalls auch durch Nach- behandlung, kanu nian Pulver von besonderen Eigenschaften clarstellen. . Das Eisencarbonyl selbst wird als Zusatz zu ,,klopfenden"

Benzinen fur den Gebrauch iii Motoren hinzugefllgt (,,Motalin") ; schon O,l% Fe(CO), konnen die Klopfwirkung vSllig aufheben. Diireh geregelte Verbrennung des Eisencarbonyls kann man eina wertvolle Eisenoxyd-Mineralfnrbe erhalten. - Von be- 'sonderein lnteresse ist die Verwendung des aus Carbonyl her- gedelltea Eisens, d e s C a r b o n y 1 e i s e n s. Eine durch be- atimmto- Behandlung gewonnene Form des Pulvers, die sich dwch hohe Permeabilitilt. niedrige Hysteresis und geringe Wirbelstromverluste auszeichnet, wird zur Herstellung von Masekemen flir Pupinspulen u. dgl. verwendet. Zum Ein- schmelzen von Carbonyleisen fllr sich oder mit anderen Metallen w w d e der Hochfrequenz-Induktionsofen, vonugsweise ale Pakuuniolen ausgebildet, gebraucht. Die Reinheit des Carbonyl- eisens kann sehr hoch gesteigert werden. Daher hat das C,arbonyleisen dort Aussichten auf technische Anwendung, wo ein hoher Reinheitsgrad verlangt wird; ein besonders wichtiger Fall ist in dieser Beziehung die Verwendung fllr katalytische Zwecke.

Geiieriildirektor Dr. Friedrich B e r g i u s , Heidelberg: H o k uiid Rohle, chemisrhe iind wirlschnflliche Refrachfungen."

Ko4le und Holz stehen in vielseitiger wirtschaftlicher und [iatywissenschaftlicher Beziehung zueinander. Erst seit der .Mitt0 des 18. Jahrhunderts beherrscht die Kohle den Energie- uinrkt, aiihcend friiher der Energiebedarf durch Holz gedeckt wurdc. Geologisch ist die Kohle ilus dein Holz hervorgegungen, indeni h m z e n r e s t e , die durch Bedeckung mit Wasser oder $rdn vor. der Luft geschiltzt waren, irn Laufe geologischer Epochen in Kohle verwaiidelt wurden.

Vortr. hat die schm eeit Jahnehuten herrschende An- fchguupe U b r die Kohleentstehung mil seinen Mitarbiterti

durch Studium der Kohlebildungsreaktion bestltigt gefunden. Wie eine Reihe von Forachern vor ihm, suchte er den Haupt- faktor der geologischen Inkohlusgsreaktion, d m l i c h die Zeit, in1 Laboratoriumsversuch nach bekannten chemischen Grund- siitzen durch Temperatursteigeruug zu verkilrzen. Da aber beim Erhitzen der pflanzlichen Substanz Wiirme erzeugt wird, die zu Zersetzungsprozessen fiihrt, wurde als Wlrmeverteilungs- mi t t4 Wasser nngewandt, das bei den in Betracht komiiienden l'eniperaturen selbstverstiindlich hohe Dampfdrucke erzeugte. Rei diesen Versuchen, die iin .)ahre 1910 begannen, wurde fest- gestellt, daB sowohl Cellulose wie auch Holz praktisch zu der- selben Endkohle fUhren, so daD man auf Cirund dieser Ver- suche es als gleichgikltig ansehen darf, ob der Grundstoff der Kohlebildung das Holz oder der Ligninbestandteil ist, was aucli einleuchtet, da Cellulose und Lignin der Bruttoformel nach sirh iiur durch ihren Wassergehalt unterscheiden. Auch die natiir- liche Anthrazitbildung versuchte nian durch Anwendung mecha- nischer Drucke bis zu 6000 kg/qciii nachzualimen, da Anthrazit in der Natur dort auftritt, wo hohe Gebirgsdrucke wirksam sind. Hierbei entsteht Kohle von 87% Kohlenstoffgehalt, gegenilber f i 1% Kohlenstoffgelialt in der Endkohle, wilhrend gleichzeitig Methan und Wasserstoff neben Kohlenoxyd und Kohlensiiure austreten. Diese Gasbildung laDt sich auch in der Natur beobachten, da gerade FlBze niit einem Kohlenstoffgehalt voii iiber 84% schlagende Wetter fllhren.

Die Inkohlungsversuche gestatteten die Verniutung, daU tler Wasserstoff der Kohle bei einer Temperntur von etwa 3500 eino gewisse Labilitiit besitze, so daR eine Umkehrung der Reaktion, niimlich eine Wasserstolfanreicherng der Kohle durch Erhitzung derselben uiiter hohem Wasserstoffdruck uus- sichtsreich erschien. Versuche dieser Art wurden iiii Jahre 1913 unternommen und filhrten zu giinstigen Resultaten.

Die Anregung zu den Versuchen Uber die Kohlebildung gab seineneit die Beschlftigung mit dem Torfentwiisserungs- problem, dessen rein empirische Behandlung zu der spiiteren Iiaturwissenschanlichen Fragestellung der Kohlebildung him leitete. Das chemische und das naturwissenschaftliche Inter- esse wurde erweitert und die Initiative zu Arbeiten in grokrern ITnifange ermBglicht durch die wirtschaftliche Bedeutung, die eino Durchfuhrung der Reaktion zwischen Kohle und Wasser- stoff fur die Zukunft haben konnte. Insbesondere war es der verstorbene Freund des Vortr., Ludwig L a n d s b e r g , der in ihm den Glauben an ein,allgemein noch iiicht vermutetes. nuBerordentlich starkes Ansteigen des Olbedarfs in der Welt weckte. Es war ein verantwortungsvollee Unternehmen, die anvertrauten Mittel und die Kraft der Mitarbeiter fur lange Jnhre hindurch fllr Bemiihungen einzusetzen, deren Ende noch iiicht abzusehen war. Aber schlielllich haben die Entwicklung uiid das GlIick gezeigt, daD der damals beschrittene Weg der riehtige war.

Neben der wissenschaftlichen Einstellung, die den Draiig iiach Erkenntnis in sich schlieDt, war bei der Verfolgung der KohleverflUssigungsarbeiten die wirtschaftliche Einstellung VOI: ausschlnggebendef Bedeutung, und nur eine freiwillige Selbst- beschriinkung der wissenschnftlicheii Arbeiten auf Teilaufgaben, die dus wirtschaftliche Problem farderten, koniite Zersplitte- rung verhindern.

Die Arbeiten iiber Kohlebildung und KohleverflUssigung liegen chemisch dem zweiten Arbeitsgebiet, niit den1 Vortr. und ein Kreis von Milarbeitern sich im Laufe der letzten zehii Jahre befaDt hat, gar nicht fern. Es war dies die cheinische Auswertung des Holzes. Wlhrend die Inkohlungsreaktion tief in die Struktur der holzbildenden Substanz eingreift, ist ee auf anderem Wege mbglich, das chemische Skelett der Cellulose schonend zu behandeln und in verdauliche Kohlehydrate Uber- zufllhren. Die in den Kohlehydraten enthaltene Energie wird in1 tierischen Organismus auJ3erordentlich rationell ausgenlltzt, sowohl zur Wlrmeeneugung wie Zuni KBrperaufbau. Da iii Deutschland beinahe 60% der jlhrlich zuwachsendeu Holznienge in den Ofen wandern, ist es ein auI3erordentlich interessantes wirtschaftliches Problem, die im Brennholz enthaltene Cellulose in verdauliche Kohlehydrate tiberzufiihren, ein Problem, da4 von tun so grBDerer Bedeutung ist, als Deutschland Kohlehydrate in Form von Gerste und Maie im Werte von iiber 700 Mill.. M. einfuhrt, wlhrend das heute verbrannte Rrennholz Zuni gr60ten Teil durch Kohle ersetzbar ist.

Page 11: 41. Hauptversammlung Des Vereins Deutscher Chemiker zu Dresden vom 30. Mai bis 3. Juni 1928

Die Oberfiihrung von Cellulose in verdauliche Kohlehydrate sliitzt sich auf die von W i 1 Is t ll t t e r vorgezeichnete Methode, IIolz durch Behandlung mit hochkonzentrierter Salzellure zu hydrolysieren. Im Jahre 1916 wurde begonnen, diese Reaktion i d s Grundlage fiir ein terhnisches Verfahren auszubilden, was w s t moglich war, nachdeni ein ProzeO gefunden worden war, i i i i t welcheni inan das nus dem Holz gebildete Kohlehydrat uiiter praktisrh vollstandiger Wiedergewinnung der Salzsiiure erhalten konnle, o h m dabei das gebildete Kohlehydrat liinger nadauernder Erhitzung, die zur Zerstorung der Reaktions- Iirodukte gefiihrt hatte, auszusetzen. Dieser technische Fort- sdiritt beruhte darauf, daB man die Wiirmezufuhr fiir die Ver- tlanipfung der Salzsiiure durch einen fliissigen. nicht niisch- und emulgierbnren Wiirnietriiger bewirkte. Nach langjllhriger Arbeit war es niiiglich, eine erste technisclie Anlage in ziemlich betleutendeni IJmfange erfolgreich in Betrieb zu nehmen. Von tler ersten technischen Anlage bis zur lndustrialisierung des I'rozesscs sind neue unilnngreiche Arbeiten zu leisten. Tech- riische, volkswirtschaftliche und kaufniiinnische Arbeiten haben parallel zu gehen, uni dit. Hohstoffbeschaffungs- und die Roh- >lofftransportlrage zu studieren, die geeignete Form der Pro- tlukte zu finder1 lrnd ihren Absatz zu klaren, die landwirtschaft- liche Situation niuB gebiihrend beriicksirhtigt werden, und das Studiuni der Fiitterungslehre ist fiir die Zukunft den Ver- fiihrens von ebeiiso groOer Wichtigkeit, wie cs anfanglich das tler Reaktion zwischen Cellulose und Salzsiiure war.

Erforderlich ist ferner das Verstindnis und das Einiiihlen in soziale und politische Zusammenhllnge, \vie sie eine In- tlustrie, die zu der Landwirtschaft in enger Beziehung steht, iiiitig ni;iclit. Fur I)eutschlnnd, dessen Fleischversorgung sich zu 607; auf dio inliindische Schweinemast stulzt, ist die Her- stellung voii tio!ilehydralfuttermittelii gain besonders wichtig. lIier hanttelt es sich uni t>in volkswirtschaftliches Problem, tlcssen lledeutung t'iir die Zukunlt nicht zu unterschatzen ist.

Zu Ehren der l'agung gab man in der Siichsischen Staals- o l e r eine F e s t v o r s t e l l u n g d e r , , E n t f U h r u n g a u s 11 o m S e r a i I", i m S t 11 a t 1 i c h e n S c h a u s p i e l h a u s : , , F i n d e n S i e , d a U ( ' o n s t a n c e s i c h r i c h t i g v e r -

FREITAG, OEN 1. JUNl

--. -

h i l t ? " -

Der ganze Tag war mit S i t z u n g e n d e r F a c h - fi r u p p e 11 in der Neuen Technischen Hochschule ausgefiilltl).

Ein s t a d t.i s c h e n A u s s t o 11 u n g s p a 1 a s t brachte reichhaltige kiinstlerische Ihrbietungen durrh die Ktininiersiinger E r ni o 1 d und L a r g e , K;ipellnirister S t r i e g 1 e r , Ballettmeisterin Frau Maria K a u I ni a 11 11 - 1' r a t R c h , Kapelle S t o c k und die Dresdner Kunstlurner-Vereinigung. Prof. Wolf M ii 11 e r , Wien, hielt tlio Daiiienrede.

G e s e I 1 s c h a f t s a b e n d i m

Mali lanzte bis zum beginnenden Morgen. . .,.

SONNABEND, DEN 2. JUNl Zwelte atigemeine Sltrung und Mitgliederverrammlung irii 1,irhtspielliaus Knpitol, 9 I!lir.

Pro:. I)r. l i . F r n n c k , Berlin: ,,Syalemnlisclre Technologie." ( , , l) ie physiknl isr l i -r l temisch~n Yethoden der chemischcn Crop- ind uslrie.")

Alle chemische Technologie, d. h. die unter einem ordnen- den Gesirhtspunkte erfolgende Darstellung der technischen Struktur chemiwher fnbrikatorischer Arbeitsprozesse ist bisher vorwiegend historisch beschreibend und damit ale Schilderung eines jeweiligen, in seinen Sinnzusammenhingen nirht nllher definierten Zustandes unsystematisch gewesen. Die che- miwhe Technologie bezog Methodik untl Objekt BUS der Qe- samtheit der rhemischen Wissenschaft, begleitet von Exkuraen in die Maschinenlehre und in die Wirtschafts-Statistik. Die Uberleitung chemischer Prozesse in die Technik erfolgte durch eine von den speziellen Umstllnden abhllngige Obertragung, die nicht iiber die Methodenlehre der Gesamtwieeenschaft ,,Chemie" hinausgriff. Die Entwicklung der chemischen Tech- nik filhrte mit zunehmender Ubertragung chemischer Reak- tionen in fabrikatorische Prozesse zu einem mafilosen An- schwellen des Stoftes, der im technologischen Unterricht in

1) Vgl. Seite 607 f f .

der bekannten Einteilung nach Stoffgruppen, Rohstoffen. Fabrikationskomplexen dargeboten wurde.

Eine solche stoffliche Aneinanderreihung vielfiiltiger Ver- fahren kann nicht den heutigen Anspruch an eine exakte Wissenschaft befriedigen. Sie entbehrt dieses Charakters aus zwei Griinden: einmal verlangen wir von einer Wissenschaft die ,,Einheitlichkeit des Erkennungsprinzips", denn dieses gibt die Ordnung des Stoffes aus einheitlichem Standpullkt in einem kausalen oder finalen Zusammenhang, und zweitens verlangen wir eine Methodenlehre, die - nicht beschrlnkt, zu sagen, was einmal ist bzw. w i r - uns Piitze, Lehrsiitze. Prinzipien an die Hand gibt, neuen, uiibekaiinten Ploff techrio- logisch zu bearbeiten, fabrikatorisrh zu bewiiltigen.

Der GruntlriO eiiier solchen ,,systematischen" Technologie wird in folgendeni versucht. Sie sol1 als hot-hstes Ziel eine ,,Prinzipienlelire der Technik" gebeii, d. h. die 'I'echiiologie iiirht bei einer retrospektiveii Zustandsschilclerung belassen. sondern die ihr zugrunde liegenden Arbeitslehren nls iiber- tragbare Nornien herausarbeiten. Eiiie sokhe Prinzipienlehre wird ein methodisches Instrument in der Htiiitl des Technikers bei den ihm gestellten Aufgaben, uud sie gibt dem Wissen- schaftler den Sinnzusammenhaiig seines sonst vtillig zufall- gegebenen Materials.

Ein bewllhrtes wissenschaftliches Priiizip ist die ,,Typed'- bildung. So ergibt eine k u n e aber tiefere Betrachtung t-hemischer intlustrieller Verfahren, daO die verschieden- artigsten Stoffe oft nach dem gleiclien ,,Verfahrenstyp" her'- gestellt werdenl). Ordnet man nun die Stoffe ihren Ver- fahrenstypen zu, so ergibt sich eine weitere Betrachtung, daO die Wiederholung bestimmter technischer MaBnahmen gegeben ist durch den ,,Phasenzustancl". Hierunter wird in strenger Konsequenz physikaliwh-chemischer Regriffsbestimmung ver- standen : die ,,Phase" als stoffliche Existenzbedingung uiicl

mit ,,Zustand" die Aggregationsform. Um es an einem Beispiel zu zeigen: Vergleicht man die

Herstellung von fliissigem Ammoniak und Methanol aus Kohlenoxyd und Wasserstoff, so sind sllmtliche physikalisch- chemischen Bedingungen, Apparaturen, Materialbewegungen. Trennungen, Energieiibertragungen bestirnmt durch die Tat- sachen, die a15 ,,Typed' der beanspruchten ,,systematischen Technologie" zu gelten haben, nllmlich, daO zwei Gase auf- cinander einwirlten, daO ein Kontakt notwendig ist, daB ein Reaktionsprodukt fliissig abgeschiedeli wertlen mu& daB es sirh um einen exothermen ProzeB handelt, daB keine restlose Umsetzung zustaiide kommt usw., und nur sehr sekuiidiir macht sich der spezifische Stoffuntersrhied Animoniak-Methaiiok geltend. In einer vollkommen analogen Welse liiBt sich die Eetrachtung ,,Arnmonsulfat nus Gips und Solvay-Sodn" durch- fiihren.

Was ist cltrmit im Sinne der zuvor erhobenen Forderung gewonnen? Aus der Einzelbetrachtung verschiedener Ver- fahren, aus der Zuordnung zu Typen, zu Verfahrensweisen wird im Sinne einer ,,~uersc.hnittsbetrac.1itung" fur jede cinzelne Maonahme, die praktisch der Techniker vornininit otler vorgenommen hat, induktiv ein prinzipieller Satz ab- geleitet. Zum Beispiel : ,,Bei der Regulierung optimaler Ikaktionstemperaturgebiete gilt das Prinzip, da13 alle \Viirme- erzeugung dem dreidimensionalen Raum, alle Wlrmeiiber- tragung oder -ableitung tler zweidimensionalen Fliirhe pro- portional ist". Dieser Satz lehrt ein Prinzip twhniwhen Handelns, e r erklart apparative Konstruktionsnotweridigkeiten. e r ftihrt deduktiv zur Methodfk technologischen Arbeitens.

Jeder FabrikationsvorRnng, der ein bestinimtes Produkt erzeugt, zerfillt ki eine Heihe von Stufen, die fast immer ausnahmslos wiederkehren, nanilich in: I. Materialbewegung. I I. Materialformgebung, 111. Materialtrennung, I V. Energie- iibermittlung, V. Chemische Unisetzungen.

Jeder dieser einzelnen Abschnitte wird zuerst die zugrunde liegenden physikalischen bzw. physikalischchemiacheii Gesetze enthalten, e r wird ihre Anwendung bei deli aus der Dis- position gegebenen Variationen ableiten und am Beispiel- material demonstrieren.

1) Vgl. F r a n c k , Ztschr. nngew. Cheni. 39, 806 [1!3%]; Achema-Jahrbuch lVXlZ7, 134.

Page 12: 41. Hauptversammlung Des Vereins Deutscher Chemiker zu Dresden vom 30. Mai bis 3. Juni 1928

Mt&. Mr UwW. I Cher. 41. J. lop 3 0 Hauptvereammlung dee Vereins deutecher Chemiker

Bei der Stufe V steht zuf6rderst der eigentliche Reaktiom- chemismus, der nicht weiter chemisch diskutiert, sondern un- mittelbar in seiner technischen Obertragung gezeigt wird*).

Soweit scheint die Ableitung der Systematik klar. Es ergibt sich ein Einwand: Soweit heute die den in der Technik ausgetIihrten Prozessen zugrunde liegenden Prinzipien und GesetzmllBigkeiten erkennbar bzw. aufdeutbar sind, soweit reicht auch diese Systematik und erfaflt die Verfahren. Soweit aber diese Kenntnis vorliegt (GBrungqewerbe, evtl. Keramik, Teile der Farbstoffchemie), bleibt tatellchliches, beschreibbares Material von einer solchen systematischen Technologie nicht erfaDt. Sehr richtig: Aber es war niemals ein Einwand gegen die Geographie als Wissenschaft, daD zu einer bestimmten Zeit die Karte von Afrika oder vom Nordpol noch w e i h Flecken trug.

Ein Wort bleibt nur noch zu sagen: In dem Mafie, wie die methodieche Ordnung nach den Verfahrensweisen fortechreitet, ergibt sich auch ein methodischer Ausbau der Meflmethoden. Auch sie ordnen sich alle zugrunde liegenden physikaliechen oder physikalisch-chemischen Prinzipien zu, und ihre Dar- stellung mu0 von diesen aus systematisiert werden. -

AnschlieBend : Zwolte Mltgllederversammlung.

Vorsitzender: Prof. Dr. S t o c k. SchriftfUhror: Dr. S c h a r f. Der Vorsitzende verliest die Antworttelegramme, die von

den Ehrenmitgliedern eingelaufen sind. Er 6 k l h fest, daD die AnkUndigung der Hauptversamm-

lung am 18. Februar und die Tagesordnung der Mitglieder- versammlung am 21. April f r is tgemu verrjffentlicht sind.

1. Ergebnisse der Wahlen fur Vorshnd und Kuratorium der Hilfekrsse: Das Wahlergebnis filr Vomland und Kura- torium der Hilfskasae (vgl. Niederschrift der Vorstanderats- eitzung, (S. 580) wird zustimmend zur Kenntnis genormaen.

2. Jahresbericht und Jahresabrechnung; Wahl der Be&- nungsprUter : Der Jahresbericht wird verlesen. Die Versamm- lung gedenkt der Toten durch Erheben von den PlBtzen.

Die Jahresabrechnung wird genehmigt, und die Herren Dr. A l e x a n d e r und Dr. W i l c k e werden als Rechnungs- prater wiedergewult. A d Antrag des Herrn A 1 e x a n d e r wird dem Vorstand Entlastung erteilt und der Dank fur die MUhewaltung ausgesprochen.

3. Haushalteplm; Pesteetzung von Johresbei t ry and Hauptrersammlung 1929: Der Haushaltsplan liegt gedruckt vor.

Die Mitgliederversammlung besch]ieDt, den Jahresbeitrag fiir 1929 in gleicher Hrjhe wie fiir 1928 zu belassen.

Ale Ort der Hauptvermmmlung 1929 wird Breslau be- stimmt. Die Mitgliederversammlung nimmt zur Kenntnis, d& fur 1930 Frankfurt in Auaaicht genommen wird.

4. Antrag des Vorstandes auf Satzungsiinderungen: Die Sa taunpbderung wird in der vom Voretandsrat beechloseenen Faesung (vgl. Niederschrift der Vorstandsratseitzung, S. 682) genehmigt.

6. Standeetryen (Technikerkammer, Schutz des Cbemiker- titels): Die Versammlung nimmt zur Kenntnis, daO die Be- miihungen zur Schaffung einer Technikerkammer ale geecheitert zu betrachten sind und da9 &.!rebungen im Gange sind, die sich auf gesetzlichen Schutz der Titel ,,Ingenieur" und ,,Che- miker" richten.

Herr K 1 a g e s berichtet Uber die GrUndung des Fachnormenawschuesea f i r Chemie bei der GeechWsstelk in Berlin.

7. Statistik der Chemiker und Chemiestadierenden; 8tellen- vermittlang; Earl Ooldschmidtstelle ttir chemiscb-wissenscbatt- liche Bstriebetiihrung; Beehtsaaskunftsstelle: Die Berichte liegen gedruckt vor. Herr K l a g e s macht Mitteilu- von der Zueammenlegung der beiden bisher beim Verein und Bund an- gestellter Akademiker bestehenden Abteilungen des Zentral- stellennachweises.

6. Normung ron Chemikalien:

. ___.

*) vgl. ztechr. angew. Chem., 1926, 888.

8. Vereinsctigkeit ; Leitsehrift, Bezirkarereine, Faehgruppen und Aueschflese; Dechema: Die gedruckt vorliegenden Berichte werden zur Kenntnis genommen.

9. Versehiedenee: Der Voreitzende teilt mit, daO f i r nBchstes Jahr tiefer greifende Satzungsbderungen geplan: seien (vgl. Punkt 8 der Niederechrift der Vorstaiidsratssitzung auf S. 582.)

Herr A r n d t , Berlin, regt an, hierbei die Satzung auch iiach der Richtung zu Bndern, daD die Mitgliederversammlung als beschlieUendes Organ des Vereins in Zukunft wegfalle, wo- durch sich eine wiinschenswerte Konzentration der Haupl- versainmlung erzielen lame. Der Vorsitzende h e a t die An- i-egung unter Zustimmung der Versammlung willkommen.

V o r s i t z e n d e r : ,Ee bleibt nur noch Ubrig, unsereii Dank auszusprechen zunllchst den Prel;severtretern, die uiisere Verhandlungen verfolgten und sie weiteren Kreisen zugiiriglich machen. Insbesondere danken wir unseren altbewahrten Mit- arbeitern, Herrn Magister Robert P I o h n und Frau Dr. Claru P l o h n . Vor allem aber haben wir witrmsteus zu dankeu allen Damen und Herren des Orteausschusses, besondere Herru uud Frau Professor L o t t e r m o s e r und ihren Helfern Dr. H e n t s c h e l und Dr. B u c h h o l z . Was der Ortsaus- schuU hier geleietet hat, ist bewundernswert. Die Zahl der Teilnehmer iet uber ales Erwarten groll geworden ; miudestens 30% von ihnen hatten sich nicht rechtzeitig angemeldet. Dem Orlsausschull Bind wir dankbar nicht alleiu fur seiue organi- salorimhe Arbeit, sondern auch ftir den feinen kiinetlerischen Sinn, mit dem er all- versch6nt hat. lch erinnere au die reizeude Opernauffiihrung: Wie weit und ob ilberhaupt sich Koustanze im Schauspielhaus richtig verhalteu hat, kauu ich iricht beurteilen, weil ich nicht dabei war. Welch Cieechmack priigt sich in dem Versammlungsabzeichen aus, das den hl i t t a s c h' schen Versuch, das Erhitzen von Jiisen-Penta- carbonyl plastisch daretellt, und zwar vie1 ans&auli&her als der Film; denn man eieht darauf auch, wie die gauze Nach- barschaft durch das entstehende Eisenoxyd rot gefarbt isl. Und der eutziickende gestrige Ciesellschaftsabend oder richtiger: -abend und -morgen, mit seiuen wahrhaft khstleriechen Uar- bietungen, mit dem Keubnechwinger, der mit den beiden Itreisenden Elektronen ein lebendes Modell des Heliumatoms dnrstellt, mit den reizenden Ballettkindern mit ihren ,,Spitzen"- Leislungen' und den stimmgewaltigen Silngern, deuen man ee wirklich nicht anmerkte, daB sie vor knapp vierzehn Tagen ihre Stimmen abgegeben hatten.

Zum SchluD seien mir noch einige Worte in eigener Sache gestattet. Es ist heute das letztemrl, da9 ich die Ehre habe, als Vorstandsmitglied zu Ihnen zu sprechen. SatzungsgemW scheide ich mit Ende dieses Jahres aus dem Vorstande aus, was ich persbnlich bedaure, doch a18 Vorsitzender nur be- griiUeu kann. Ea ist gut, wenn durch den Wechsel in den Amtern neue Gedanken und oeues Blut in den Verein kommen. Bei eineln Rilckblick auf meine TBtigkeit ale Vor- sitzender muD ich fesbtellen, daD mir das Amt leicht gemacht wurde. F r e u d Q u i n c k e hatte den Verein trotz Sturm und Unwetter dazu gebracht, zahlreiche Knospen und BlUten an- zusetzen; wir brauchten sie nur pfleglich zu behandeln, um sie zu FrUchten reifen zu sehen.

-

Uneere GeechlUtsfllhrung wurde nach Berlin verlegt und erweitert ; sie genUgt jetzt allen Anforderungen. Hast du Irgendwelches Leid, liebes Mitglied: K 1 a g ' e 8 der Geschllfts- stelle; sie wird S c h a r f mobil machen und alles tun, urn deine Sorgen zu zerstreuen.

Wir haben die Karl G o 1 d s c h m'i d t - Stelle gegrilndel L a n g e wollte sie nicht recot in SchuB kommen; unter ihrem neuen Leitsr arbeitet aie gut und macht ihrem uns so lieben Nameh alle Ehre:

Auch die Fachgruppen entwickelten sich gut. Sie leiteten iieue brausende B &c h e a d die Mtlhlen die Vereins.

SchlieDlich erwllhne ich noch die O r b d u n g unserer neuen $hernia". Verdoppelt hat Sich nicht nur uneere Zeitschrift,

Page 13: 41. Hauptversammlung Des Vereins Deutscher Chemiker zu Dresden vom 30. Mai bis 3. Juni 1928

591 Zeitschr. fiir anuew. Hauptversainmlung des Vereins deutscher Chemiker Chemie. 41. J. 19281 __ sondern auch die Schriftleitung. Lockenhaupt regierte, haben wir jetzt 13 u c h n e r und B i n Z , eineii B 11 - B i - Kopf. Der Verein hat sich diesen Bubikopf zulegen konnen, ohne dabei, wie dies sonst geschieht, Haare lassen zu miissen. Und wenn znniichst noch, wie es ja bei einem in der Familie ueu auftauchenden Bubikopf meist der Fall jst, Wellen der Erregung zu spiiren Sirid, so hoffe ich, dai3 PS sich nur nm Wasserwellen und nicht um nauerwellen 11 and el t .

Aher im schaumenden Becher der Vorsitzfreude feblte nuch nicht der Wermuthstropfen : Die Verschmelzung oder vielmehr Nichtverschmelzung der beiden Berliner Rezirks- vereine. Schon schien die Sache im schiinsten Gleis zu sein. Ini ,,Markischen" stand die R u s s'ole giinstig, und auch im Berliner Rezirksvereiii sah sich aus der ,,V o g e 1"-perspektive nlles schiin an. Wenn auch noch keine Verschmelzung, so war doch eine deutliche Sinterung zu beobachten. Da wurde uns im letzten Augenblick ein B e i n gestellt, und aus war es! Doch: lrommt Zeit, kommt Rat! Beide Bezirlisvereine haben sich ia im Vorstandsrat tuchtig die ,,L e v y"-ten qelesen. Viel- leirht sind nun alle trennenden Schlacken beseitigt, das Sehmeben wird erreicht, und wir werden demnachst in der Zeitsehrift lesen konnen: ,,In den Armen liegen sich beide und weinen vor Schrnerz und vor Freude!"

Uber diese spezielle Hoffnung hinans schlieRe ich mit dem allgemeinen Wunsche : TJnser lieber Verein deutscher Che- miker wachse, bliihe und gedeihe immerdar weiter!

Dr. B u s s , Berlin, richtete namens des Hauptvereins und samtlicher Bezirksvereine herzliche Worte des Dankes an Pro- fessor S t o c k.

Es folgte die Vorfiihrung des F i 1 m e s ,,A 2 h e m a V i n E s s e n" mit erlguternden Worten von Dr. B r e t s c h n e i - d e r , Hannover.

(Schlufi der Sitzung 11 Uhr.)

Wo friiher B i n z ' wallendes

SONNTAG, DEN 3. JUNl Am Sonntag fanden Ausfliige nach der Sachsischen Schweiz

Sonderdampfer brachten die Teilnehmer Elhe aufwarts statt. nach Wehlen oder Rathen.

DAMENPROGRAMM Fur die Dameri galt die allgemeine Tagesordnung, ins-

besondere die gesellschaftlichen Veranstaltnngen am Mittwoch, Donnerstag und Freitag abend sowie der Ausflug in die Sachsische Schweiz am Sonntag. AuDerdem waren noch be- sonders vorgesehen:

Stadtrundfahrt ; Fiihrung durch den Zwinger, die Museen und Galerien; Fahrt nach Loschwitz und WeiBer Hirsch; nach MeiBen, Besichtigung der Porzellanmanufaktur MeiBen, Besichtigung der Albrechtsburg und des Domes in MeiBen; Fahrt nach Moritzburg, Besichtigung des Schlosses und Parks; Fahrt nach Pillnitz, Besichtigung des SchIosses und der Teppich- weberei ; Fiihrung durch die Ausstellung ,,Die Technische Stadt".

Die festliche Umrahmung der 41. Jahresversammlung wurde dem OrtsausschuB Dresden ermoglicht durch

SPENDEN DER BEHORDEN UND DER INDUSTRIE

Die Spender, denen wir auch a n dieser Stelle nochmals unseren herzlichsten Dank aussprechen, waren :

S a c h s i s c h e s M i n i s t e r i u m d e s I n n e r n . - B e t r i e b s a m t d e s R a t e s zu Dresden. - A.-G. fur Kartonagenindustrie Dresden. - T. B i e n e r t ,

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Chemische Fabrik, Chemnitz. - C a r b o r u n d u m - u n d E l e k t r i t w e r l i e A.-G., Dresden-Reick. - D e u t s c h e C a h ii c i t w e r k e A,-G., Gnaschwitz bei Bautzen. - M a x E 1 b A.-G., Chemische Fabrik, Dresden. - G e h 1 e r w e r k e , Radebeul bei Dresden. - G e h e & C o., A.-G., Ghemische Fabrik, Dresden. - H a r t w i g u n d V o g e 1 A.-G., Schoko- ladenfabrik, Dresden. - v. €I e y d e n , Chemische Fabrik, Radebeul bei Dresden. - H e 1 f e n b e r g , Chemische Fabrik, Helfenberg bei Drefiden. - H e i n e & C o., A.-G., Leipzig. - A. H o e s c h u n d Co., A.-G., Pirna a. d. Elbe. - O t t o K a u f f m a n n , Niedersedlitz bei Dresden. - K o c h u n d S t e r z e l , A.-G., Dresden. - K r a u s e u n d B a u m a n n , Dresdner Chromo- und Kunstdruckpapier, Fabrik A.-G., Heiden- au bei Dresden. - F r . K u t t n e r , A.-G., Pirna a. d. Elbe. - L e u n a w e r k e , Merscburg. - L e o - W e r k e A.-G., Dresden. - L i n g n e r - W e r k e A . - G . , D r e s d e n . - M i m o s a A.-G., Dresden. - P r e i j h e f e - u n d S p r i t f a b r i k v o r m . B r a n i s c h , Dresden. - R u t g e r s w e r k e , A.-G., Dohna und Niederau bei Dresden. - S a c h s i s c h e G u B s t a h l - w e r k e A.-G., Dohlen bei Dresden. - S a c h s e n w e r k L i c h t - u n d K r a f t A.-G., Niedersedlitz bei Dresden. - S c h e r i n g - K a h l b a u m A.-G., Berlin. - S c h i m m e l u n d Co. A.-G., Miltitz bei Leipzig. - S c h u s t e r u n d W i l h e l m y A.-G., Reichenbach, 0.-L. - W. S i i r i n g , Lack- fabrik, Dresden. - T r i n i d a d A.-G., Dresden. - V e r - b a n d d e r B r a u e r e i e n von Dresden und Umgegend. - V e r e i n i g t e p h o t o g r a p h i s c h e r P a - p i e r e , A.-G., Dresden. - V e r e i n i g t e L a c k - u n d F a r b e n f a b r i k e n C a r l T i e d e m a n n - S c h m i d t u n d H i n t z e n , A.-G., Coswig bei Dresden. - Z e i D - I k o n A.-G., Dresden. - Z i g a r e t t e n f a b r i k D e l t a , Dresden. - Z e n t r i f u g e n w e r k H a u b o l d A.-G., Chemnitz i. Sa. - R. Z s c h u n k e , Isoliermitteffabrik, Dresden.

F a b r i k e 11

Zum SchluiJ sei ein Gedicht aus einem der vom OrtsausschuB

Mensch argere Dich nicht! heransgegebenen Nachrichtenblatter mitgeteilt :

Beherz'ge dies, bevor Du schimpfst Und iiber uns die Nase rumpfst! Liegt Dir die Wohnung vie1 zu weit, So troste Dich und laB den Neid; Wenn andre dafiir schoner wohnen, Wird dich der schonre Weg belohneii! 1st in der Oper fiinftem Rang Dein PlMzchen auf der letzten Bank, So scheint das zwar nicht angenehm, Doch uberdies und auijerdem Horst Du dort oben wunderbar Die wonnevollen Mozartklangc Und schaust herab voll Stolz fiirwahr Auf all die andern niedern Range! Und hast Du sonst noch wo VerdruD, So grolle nicht dem OrtsausschuB! E r hat mit Miihen nicht gezagt Und wahrlich redlich sich geplagt; ,,Doch allen Leuten recht getan 1st eine Kunst, die niemand kann!

Es grollt und schimpfet nie der weise Mann, Doch 's nachste Ma1 meld't er sieh friiher an!

Moral :

Hafenmiihle, G. m. b. H., Dresden. - H. Th. B i i h m e A.-G., DF. B u c h h o l a .