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Deutsche Ornithologische Gesellschaft. 56. Jahresversammlung (1938) in Berlin.

W i e in fr i iheren J a h r e n fund auch diesmal in A n b e t r a c h t des im selben J a h r abgeha l tenen In te rn~ t iona len Orni thologenkongresses ( IX . , 9 . - -17. Ma i zu Rouen) die J a h r e s v e r s a m m h n g der D. O. G. in Ber l in start. A u c h das sphte Da tum, 23. - -25. September , wurde mi t Ri icks ich tnahme nut die Orn i tho logenve r sammlung in F rank re i ch ge- wNflt. Es konnte so e inger ichte t werden~ dug zur gleichen Ze i t die Deutsche Gesel lschaf t ftir Tierpsychologie ihre (~.) J a h r e s t a g u n g ver- anstal tete . E in ige Vor t r~ge waren offiziell fiir beide Gesel lschaf ten zusammen angesetzt .

Anwesend waren I51 Mitglieder der D. O. G.: 0. Heinroth, A. Schneider, E. Stresemann, If. Steinmetz Ben. ; Seine Majest~t KSnig Ferdinand, Seine Majest~t K5nig Boris I I L yon Bulgarien; M. Aigner (Berlin), F. Alverdes (Marburg), O. Antonius (Wien), W. Arndt (Berlin), C. Aschenborn (Berlin), K. Banz (Berlin), Fraulein E. Beele (Berlin), R. Berndt (Steekby), Frau E. Beyer-Stresemann (Berlin), P. Blas~.~ck (Landsberg), If. v. Boetticher (Coburg), Fraulein If. Bomfleur (Berlin), G. v. Bruchhausen (BeNin), Fraulein E. v. Bruehhausen (Berlin), Briickner (Berlin), Briinjes (Westerstede), Fri~ulein G. Cadow (Berlin), Doehler (Celle), W. Eiehler (Berlin), A. Erhardt (J£ostoek), W. Ernsting (GSttingen), F. Frank (Berlin), Fraulein I. Frieke (Berlin), If. Frieling (Stuttgart), R. Gerber (Leipzig), Baron Geyr v. Sehweppeaburg (iiann.-Miinden), K. Glasewald (Berlin), K. CTgrnitz (Teltow-Seehof), F. Goethe (Babe]sberg), V. Graumiiller (Saaleek), Frau Grote (Berlin), D. Hafemann (Berlin), M. IIaitz (Berlin), W. ttammerschmidt (Cordoba), W. ]-Iartmann (Dresden), A. IIal]further (Berlin), 1=[. l=Iedieke (BeNin)~ O. tteinroth (Berlin)~ Frau K. tIein- roth (Berlin), If. fielder (Berlin), If. IIennings (Hamburg-Harburg), M. IIerberg (Leipzig), Frau tIermunit (BeNin), R. IIeyrnons (Berlin), If. IIildebrandt (Altenburg), A. ]~ilprecht (Magdeburg), F. B~ IIofstetter (BeNin), S. J~eckel (BeNin), E. Jany (Berlin), L. v. Kalitsch (Carlstein), E. Kattinger (Stettin), O. Keller (iialle/S), If. Kemper (Berlin), K. Klgre (Berlin), A. Kleinsehmidt (Berlin), M. Klemm (Berlin), E. Klietz (Berlin), Frgulein E. Kordes (BeNin), P. Kothe (Berlin), It. Krgtzig (Joaehimsthal), P. Xrause (Berlin), Frau P. Krause (BeNin), A. Kilhnemann (Korbis- krug), Fran Ktlhncmann (Korbiskrug), ~. Kuhk (Munster/L~ger), It. KummeNSwe (Dresden), K. Lorenz (Altenberg), ~. v. Lucanns (Berlin), M. Liihmann (Immekath), E. Nangold (Berlin), J. Meissel (Berlin)~ R. Mell (Berlin), F. Meyer (Berlin)~ E. Nosler (Sehwanenwerder), Frau E. Mosler (Sehwanenwerder), K. ]El. Miihlmann (Magdeburg), D. Miiller-Usingen (iiann.-M~nden). t% Neubam" (BeNin), O. Neumann (Berlin), R. l%nnzig (Berlin), Fraulein It. Oboussier (gamburg)~ K. Ohnesorge (Berlin), l%au Ohnesorge (Berlin), J. Ottow (Berlin), A. Pagensteeher (Berlin), ~r~ulein T. Pauly (Berlin)~ F. Peus (Ber]in)~ H. P~nitz (Leipzig), P. Putzig (Ros- sitten), R. Philtippi B (Santiago de Chile), W. Quenstedt (Berlin), tL Rehherg (Magde- burg), Fr~utein J. Rehren (Breslau), B. Renseh (Miinster), Frau E. Richter (Berlin), J. Riemcr (BeNin), E. v. Roy (Berlin), W. Riidlger (DSlzigerbrflck), Frau P. Rtihl (Berlin), W. Riippell (Berlin), W. Salzmann (Berlin)~ K. Sartorius (Oldenburg) M. Sassi (Wien), 1~. Sauerbrei (Berlin), R. Seheleher (Dresden), G. Schiermann (Berlin), A. Sehmidt (Berlin), Fran L. Sehmid~-Kunow (Berlin), B. Schneider (Leipzig), K. M. Schneider (Leipzig), W. Schneider (Berlin), O. Sehnurre (BeNin), :E. Schoen- nagel (Berlin), G. F. E. Sehnlz (Berlin), L. Schuster (Berlin), If. Sick (iieidelberg), It. Siehnann (KSnlgsberg/Pr.), E. If. Snethlage (Potsdam), E. Sperling (Magdeburg), A. Stein (Berlin), J. St.einbacher (Berlin), F. SteJniger (Berlin), H. Steinmetz inn. (Berlin), M. Stolpe (Berlin), If. Stubbe (Berlin), K. S~ivern (Berlin), M. Sy (Berlin), ~.-G. Thlenemann (Berlin), If. v. Viereck (Potsdam), II. v. Viereek (Dreveskirehen),

J, Orn° 166 56. Juhresversammlung (1938) in Berlin. 1. 1939

H. Wachs (Dresden), K. Walter (Berlin), tt. tt. WaItke (Celle), H. Warnat (Sehwerln)~ V. Wendland (Berhn), tt. Wendt (Berlin), F. Wilhelmy (Berlin), G. Winkler (Berlin), WSekener (Celle)~ B. Wolf (Berlin)~ F. Zaeher (Berlin)~ O. Zielke (Berlin)~ K. Zimmer (Berlin), R. Zimmermann (Dresden). -- Ferner e~wa 300 Giiste.

Im Harnack-Haus der Kaiser Wilbelm-Gesellschaft, das fiir die Veranstaltungen der ])eiden ersten Tage zur Verfiigung stand, erfolgte am 23. September 14.30 h i m Helmholtzsaal die Begriifiung der Ver- sammlung dutch den stellvertretenden 1. Vorsitzenden der D. O. G., Herrn Dr. ttErxaoT~. Als erstem Redner wird daraufhia g e r m Professor Dr. E. S~nS~:M,~N (Berlin) das Wef t erteilt zu dem Thema: , , F o r t s c h r i t t e de r O r n i t h o l o g i e s e i t d e r l e t z t e n J a h r e s - v e r s a r n m l u n g . " Der an Einzelheiten reiche Vortrag hatte den folgenden Wortlaut :

,,Meine Damen und Herren!

Mehrfach ist in den letzten Monaten mir gegeniiber der Wunsch ge~ul]ert worden, es mSge doeh auf unseren Jahresversammlungen all- jEhrlieh ein kurzer Ueberblick dartiber gegeben werden, was auf unserem Sondergebiet Neues hervorgebracht worden sei, seit wir uns das letzte Mal in diesem Kreise trafen. Ich habe diese A nregung gem aufge- griffen and helle, daft ein solcher Jahresbericht sich als niitzlich be- w~ihren and zu einer stgndigen Einrichtung werden mSge. Es kann sich dabei naturgem~ft nnr darum handela, ans der grofien Fiille des Stoffes einiges Wenige herauszuheben und die grolgen Linien ~ufzuzeigen.

Das Jahr 1938 hat die Ornithologen aller Welt wieder einmal zu einem Internationalen Kongre{3 zusammengefiihrt, dem 9. in der Reihe, zu dem Deutschland 24 Teilnehmer entsenden konnte. Dort in Rouen ist nach ~VI~iglichkeit alles aufgeboten worden, was dazu dienen mochte, die jiingsten Fortschl~itte unseres Wissenszweiges in ein klares Lieht zu setzen - - seien diese nun dem Sebarfsinn des Fragestellenden, dem Eifer der Beobaehter und Forsehungsreisenden oder der Verwendung neuer technischer Methoden in erster Linie zu danken gewesen.

Lassen Sie reich mit den technischen Hi]fsmitteln beginnen, deren fortschreitende Dienstbarmachung fiir die Ornithologie in Rouen vie]fach sinnenf~llig wurde und mit deren Bedeutung Sie auch maneh ein Vor- trag anserer Tagung bekannt machen sell. Da ist zuniiehst einmal zu nennea die Vervollkommnung der Kinematogra, phie. Ausgezeichnete Filme, die uns das Verhalten der V5gel in lehrreicher Weise vorfiihren, stehen sdmn seit mehreren Jahren auf dem Programm der Ornithologen- versammlungen, ganz neuerdings bringt uns nun der F a r b f i l m der Realit~t noch einen wesentlichen Schritt n~iher. In Rouen wurde uns a]s besonders eindrueksvolle Ueberraschung ein amerikanischer T o n f i lm vorgefiihrt, auf dem sieh der singende Vogel dem Auge and gleichzeitig dem Ohr vorstellte, u n d e s wird gewil~ nicht mehr lgt~ge dauern, dann wird ein solcher Film, auf dem nnsere deutsehen VSgel zu sehen and gleichzeitig zu hiiren sind, als wirksamstes Lehrmitte] im deutsehen naturwissensehaftlichen Unterricht ablaufen. Aber damit sind die MSglichkeiten, die uns der Film an die Hand gibt~ keineswegs erschSpft.

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In Rouen konnten wir den yon Frl. Dr. STA~ISLAUS und Dr. BSHME geschaffenen R 5 n t g e n f i lm bewundern~ der die alternierende Fiillung der im Brustraum eingeschlossenen und der vorn aus ihm herausragendeu Luftsi~eke bei tier atmenden Taube bewies und damit theoretische Konstruktionen aus neuester Zeit schlagend widerlegte, und Herr Dr. STOLPE wird uns morgen zeigen, wie der f~olibrifltigel im Schwirrflug bewegt wird - - das ist geluugen mit einem Filmapparat neuester Bauart~ der his zu 1500 Bilder in tier Minute aufnimmt. Z e i t l u p e n i i l m und RSntgenfilm versprechen beide~ uns noch manchu fiberraschende Auf- kl~irung auf dem Oebiete tier Kinematik der ¥SgeI zu Verschaffen, fiir die sich ja unsure Flugzeugkonstrukteure in rasch zunehmendem MaBe zu interessieren beginnen.

Die erhShte Verwendung des F 1 u g z e u g e s als BefSrderungsmittel kommt auch der Ornithologie mehr und mehr zustatten; rasche Ver- frachtung yon VSgeln fiber weite Strecken, bis 2000 km und mehr, hat uns zun~chst schon dazu verholfen festzustellen, dab viele Vogelarten sich mit einer uns noch unverst~ndlichen Sicherheit zum Ausgangspunkt tier Reise zuriickzufinden vermiigen, auch wenn sie diesen Weg noch nicht aus der Erfahrung kennen konnten; und sie wird uns hoffentlich in Zukunft dazu dienen, das brennende Problem der Fernorientierung der VSgel welter und welter einznengen, his es uns nicht mehr als Riitsel erscheint, was es heutenoeh immer in unvermindertem MaBe ist.

Zur Vervollkommnung unserer Methodik hat ferner gedient die S c h a l l p l a t t e n a u f n a h m e yon Vogelstimmen~ fast gleiehzeitig be- trieben in Deutschland, Amerika und England - - ein Verfahren, das, abgesehen yon seiner didaktisehen Bedeutung, vor allem den rasehen Vergleich und die Analyse der Ges~nge nnd Rule erleichtert; ferner, und nieht zum wenigsten, hat dazu gedient die zunehmende Verwendung b u n t e r O e l l u l o s e - R i n g e zur individuellen Kennzeiehnung yon frei- lebenden ViSgeln. Diese bunten Ringe haben dazu verholfen, eine neue, ~iberaus wiehtige Forschungsrichtang lest zu begriinden~ diejenige n~imlich, die sich dem Verhalten des Einzeltieres innerhalb der Population zu- wendet, da sie das siebere Wiedererkennen des so gezeichneten Indi- viduums auf weitere Entfernung erm~glichen, wozu sich ja der nume- rierte Metallring bekanntlich nicht eignet. Der AnstoB dazu kam aus England, und das neue Verfahren ist ktirzlich, vor allem dank der be- rfihmten Singammerarbeit yon Mrs. NIcE~ aueh bei uns mit grSfltem Vorteil angewendet worden, wie Ihnen der heutige Vortrag des Herrn Prof. KOE~nE~ deutlich machen wird. Es gereicht der Hflfsbereitschaft tier deutsehen Industrie nicht zum Ruhme, daft sie bisher trotz allen Drfingens es noch nicht fertiggebracht hat, ein FarbringmodeIl zu schaffen, alas dem amerikanischen anniihernd gleichwertig w~ire. Hoffen wir, daf~ diese Bemerkung nicht wirkungslos verhallt[

Genug hiervon und nun yore Allgemeinen zu Einzelheiten!

Uns deutsche Ornithologen geht es zun~chst an zu erfahren, was suit der letzten 3"ahresversammlung auf dem Gebiete d e u t s c h e r O r n i t h o l o g i e an Beachtliehem festgestellt worden ist. Unser Land

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steht faunistisch seit Jahren unter so genauer Aufsieht, dug aufsehen- erregende Nachrichten nur noch sp~rlich einlaufen. Dazu gehSrt wohl die Wiederentdeckung des S t e i n s p e r 1 i n g s, dem man schon vorei!ig das Totenlied gesungen hatte, der aber yon SuN~:~L, NIET~AM~ER, SIOi~ 1937 noeh in 3 Paaren auf der Ruine Salzburg an der frgnkischen Saale aufgefunden wurde, 1938 yon SICK freilieh nut noch in einem einzelnen Paar; dazu zEblt ferner die Feststellung yon Km~:, dal] der R a u h f u l ~ k a u z , sonst bei uns ein echter Bergwaldvogel, in der Liine- burger Heide 1.938 erfolgreich gebriitet hat. Von Dr. RENSC~ erfahre ieh, dal~ tier G o l d r e g e n p f e i f e r tier fortschreitenden Eutwiisserung tier Moore Westfalens bisher an einer Stelle noch immer zu trotzen vermochte. 1937 hat angeblicti der I K o r n e l l r e g e n p f e i f e r in einem Paar auf der Goldkoppe im giesengebirge Junge hochgebracht - - doch ist die Nachrieht dariiber reichlich unbestimmt. Einem neuen Brutversuch der D r e i z e h e n m 5we am Helgol~nder Lummenfelsen, 1938 yon 3 Paaren gleichzeitig unternommen, ist der Erfolg leider versagt gebIieben. Aus nahe benachbarten Gebieten ist zu bericbten, dat~ tier R e g e n b r a c h - v o g e l 1938 einwandfrei als wohl regelmgl3iger Brutvogel eines Hoch- moores in Est]and aufgefnnden worden ist, nnd daB, ebenfalls in diesem Jahre, die W e i 13 b a r t s e e s e h w a l b e, Chlidonias hybrida~ an ~ Ste]len in Holland genistet hat.

Die deutsche Vogelliste ist bereiehert worden um 2 Drosseln, beide yon Helgoland gemeldet: die isli~ndische Rasse der Rotdrossel, T~.rdus musicus cobtt.r,ni, die schon lunge bei uns als getegentlicher Durchztigler erwartet worden war, und ein Irrgast aus dem nordSst- lichen Nordamerika, Y~rdus min imus aliciae, neu nicht nur fiir Deutsch- land, sondern fiir ganz Europa. In Rossitten wurde die sibirische Rasse der SturmmSwe~ Larus canus heinei, die man bisher noch nieht aus Europa kannte, erstmalig a]s Durchziigler ermittelt. Der ~ordische Laubs~nger, Phylloscopus boreali 6 der vordem nur einmal, und zwar 1854, in Deutschland erbeutet worden war~ ni~m]ich anf Helgoland, ist 1938 gleieh in zwei Individnen in die ]Netze des Helgoli~nder Fang- gartens geraten. Das Brutgebiet dieses Lanbs~ngers reicht yon Sibirien westw~irts his ins n5rd]ichste Sehweden; sein normales Winterquartier bildet die Malayisehe Inselwelt~ und durum zeigt er sich in Mittel- und Westeuropa nur ~ul]erst selten als Irrgast.

Unsere rfihrigen Beobachter, deren Zahl so erfreulich anwgehst, haben uns mit der Portpflanzungsbiologie nicht nur hgufiger~ sondern auch einiger seltener deutscher BrutvSgel genauer bekannt gemacht: ieh erwghne den aufschlul~reichen Berieht yon H. F~AlVI<E fiber die Beutelmeise, yon PnENN fiber die Felsenschwalbe, yon Jos~ FI~ANZ fiber den Wei~rfiekenspeeht, yon BANZKAF fiber den Seeadler.

Trotz aller Schwierigkeiten, die sich infolge der Devisenlage deutschen Auslandsreisen entgegenstellen, ist Deutsehlands Anteil an der Erforschung der Yogelwelt ferner L~nder auch im Berichtsjahr recht ansehnlich geblieben. Unser altbewghrter Forschungsreisender Herr G/~:ICD HnlNnlCg hat ira Verein mit seinen unermiidlichen Be- gleiterinnen O b e r b u r m a aufgesucht und vor allem an den H~ngen

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des bald 3300 m hohen Mount Victoria in den sridlichen Chin-Bergen eine hervorragende Sammhmg angelegt, die er soeben wohlbehalten heim- gebracht hat. Baron VIc~OU v. PLESSEN, uns gleiehfalls yon friiheren Expeditionen in den Mal. Archipel wohlbekannt, hat 1938 als erster die Vogetwelt der Insel N n s a P e n i d a stid6stlich yon Bali eribrscht und dort h6chst riberraschcnde Feststellungen gemacht, deren Bedeutung auf dem Felde der his torischen Zoogeographic liegt. Herr WALdEn HoEscu, seit lgngerem wieder mit zoologischen Untersuchnngen in S ii d w e s t - A fr i k a eifrig beschgftigt, hat das Erongo-Gsbirge besucht und dort eine neue Pieper-Art entdeckt, zugleich auch den erst krirzlich beschriebenen sehmgtzerartigen Vogel ]iamibornis hereto in mehreren Stricken erbeutet; zu ihm ist vor etwa ~ Wochen [[err Dr. GV~¢E~u NIETUAlU~EU gestossen, and beide wollen nun gemeinsam unser einstiges Schutzgebiet yon Nord nach Srid bereisen and ganz methodisch ab- sammeln. Seit diesem Sommer ist eine weitere deutsche Expedition in Uebersee tiitig, gefiihrt yon unserem trefflichen Dr. Eu~s~ SC~'41FER, zuniichst mit der Aufgabe, das Tierleben yon S ikk i mund der tibetischeu Grenzgebiete ngher zu erforschen. Die Ergebnisse ornithologischer Natur sind schon jetzt h6chst befriedigend. - - Neben den Deutschen sind vor atlem Engl[inder and Amerikaner im l?erichtsjahr draul~en rtihrig gewesen. Col. R. M~I~E~ZmXGEN hat im'Frrihjahr 1937 eine Sammlung in A f g h a n i s t a n angelegt, und ira Raum yon N e u g u i n e a sind augenblicklich zwei amei~kanische Unternehmungen im Gange: A~cuBonD & RAND erforschen unter Benutzung yon Wasserflugzeugen die Hochregion des Schneegebirges in der G.egend des Wilhelmina-Piks, w~hrend DI~noN R~pnEy z~n:~ichst die Insel Biak, dann die Gegend yon Sorong nnd das Tamran-Gebirge in W~st-Nengninea im Auftrage des Museums in Philadelphia besucht hat.

Ueber die E r g e b n i s s e einiger grSllerer ornithologischer Unter- nehmungen in schwer zuganglichen L~ndern ist 1937 und 1938 aus- frihrlich berichtet worden. Im Vordergrund standen die Gebirgsgegenden des sridlichen Asien: Abhandlungen yon MEI~Et~'rZ~IAC~EN fiber A f g h a n i s t a n , yon LUDLow und KrssEau tiber B h u t a n nnd S a d - T i b e t , yon SCgXFE~ fiber O s t - T i b e t , yon S~ESE~A~N, MmSS~, SC~6swE~u fiber BEIC~<s Ausbeute in K a n s u sind hier vor allem zu nennen. BarEs hat tiber englisehe Sammlungen aus Srid- und C e n t r a l - A r a b i e n mehrere wichtige Arbeiten publiziert; nnd fiber die Vogelwelt des h6chsten Gipfels des G r o B e n A t l a s , des tiber 4000 m hohen Djebel Toubkel; sind wir yon franzgsischer Seite unterriehtet worden; hier wurde die langgesuchte Bhodopechys san quinea aliena endlieh wieder anfgefunden.

Die anffNligste E n f d e c k n n g des Berichtsabsehnittes ist fraglos die eines merkwiirdigen, an die asiatischen Laufhgher, Podoees, erinnernden Rabenvogels, Zavattariornis stresemanni, in den HMbwiisten des sridlichen CentrM-Abessiniens, die einem i~alienischen Zoologen beschieden war; groges Aufsehen erregte es ferner, dal] der Amerikaner Dr. CHAPlN seine Vermntung selbst bestgtigen konnte, der yon ihm nach fundortlosen Stopf- priiparaten beschriebene Kongopfau, Afropavo congensis , bewohne als Ur-

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waldvogel die Waldungen 6stlich und siidlich yon Stanleyville. Die Familie tier Stare wurde um eine neue Gattung and Art, Rhinopsar brunneicapillus bereichert, beschrieben dureh den Franzosen DAvis yon der Salomonen- insel Bougainvitle, die so reich ist an merkwiirdigen Endemismen. Der Vogelliste des pali~arktischen Faunengebietes wurde eine neue Spezies, Monti{ringilla theresae Meinertzhagen aus Afghanistan neu hinzugefiigt. 2 oder 3 Arten gewann alas siidamerikanisehe Gebiet.

Das S y s t e m der V S g e l gilt mit Unreeht als eine bereits ab- getane Angelegenheit. Manehe Arten und Gruppen sind bisher noch immer aus Mangel an anatomisehem Material nut provisoriseh and nut nach ihrem i~ugerliehen Eindruck in das grol3e Geffige eingeordnet worden. Kein Wunder daher, dag 1937/38 sieh einige Aenderungen als notwendig erwiesen~ naehdem die anatomisehe Konstruktion befragt werden konnte. Low~ verwies Pseudochelidon aus der Naehbarschaff der A r t a m i d a e zu den H i r u n d i n i d a e und Picathartes aus der Gruppe der C o r v i d a e in die der S t u r n i d a e ; S~osol~ teilte mit guter anatomischer Begrfindung die ParadiesvSgel in die Familien der P a r a d i s a e i d a e and der P t i l o n o r h y n e h i d a e auf, and J. STEII~- BACE~I~ wies den G a 1 b u 1 i d a e und B u c e o n i d a e ihren endgfiltigen Platz im System an.

Einen weit griigeren Umfang besal] naturgemi~13 die Literatur, die der F o r t p f l a n z n n g s b i o l o g i e gewidmet ist. Ich erinnere hier nur an wenige grggere Monographien. Voran steht diejenige yon Mrs. NIC~ fiber den Singammer, die 1937 im I. Teit herausgekommen ist; ieh er- wMme ferner, well sic uns Deutsche besonders angehen, eine Zusammen- fassung yon MAKATSCH finer den Brutparasitismus der KuckucksvSgel, and die grfindliehe Darstellung yon EGC~Fm~EelZ~ fiber den Wasser- sehm~tzer, yon S ~ I ~ x T ~ finer die Waldsehnepfe.

Aueh' in den T r o p e n l i i n d e r n hat sich die A ufmerksamkeit der Ornithologen in zunehmendem Mage auf die Erforsehung der Lebens- weise geriehtet, naehdem das Stadium der rein faunistisehen Bestands- aufnahme vielerorts sehon durchlaufen ist. Besonders solehen Forsehern, die in Uebersee ihren dauernden Wohnsitz haben, verdanken wit wichtige biologische Beitr~ge. Die Fortpflanzungsbiologie der N ash o r n- v S g e l ist 1937 griindlieh studiert worden in Afrika yon MonE.~v ~nd yon HonsclL auf Java und Sumatra yon den Brfidern BAI~TJ~LS. Ueber das Brutgesch~ft der G a l b u l i d a e hat uns erstmals A. F. S~wor~ genauer unterriebtet. Die Voge]jagd mit der Kamera hat uns auch aus den Tropen wertvolle Bflddokumente besehert; zuma] auf Java and Sumatra, wo neben den Brfidern BAaTEnS noeh Hooe~w~r~F und eine Reihe anderer a]s erfahrene Photographen and gleichzeitig Ornithologen tiitig sind, ist hier Hervorragendes geleistet worden.

Das reichverzweigte Gebiet der P h y s i o l o g i e der VSgel kann hier nnr gestreift werden. Die Wirknng der H o r m o n e , besonders derjenigen der Hypophyse, auf d i e sekundiiren Geschleehtsmerkmale ist in sinnreichen Versuehen weiter geprfift worden vor allem yon MTiTscm and seiner Schute; BlSSO~TT~, ROWAN n. a. haben wie bisher sich mit der Frage beschgftigt, welchen Einflng das Licht anf die Ent-

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wicldung der Inkretdrfisen babe; PUTZlC~- und M]~RKEL gingen dem Zu- sammenhang zwischen dem Ab]auf des Voge]znges und tier Tgtigkeit endokriner Drfisen naeh.

Die V o g e l f e d e r blieb Gegenstand besonders reger Unter- suchungen. SICK untersuehte in einer nmfangreichen Arbeit die Fein- struktur der Feder im Hinbliek auf die Funktion ihrer Teilchen; K~XTZlG studierte die banlichen Ver~nderungen tier Feder nach Thyroxin-Injektion; V5LKE~ ging Yon tier Seite des Chemikers an die Federpigmente heran, vor allem an die zur Gruppe der Porphyrine gehfrigen; bei Papageien entdeekte er ein eigenartiges~ im filtrierten ultravio]etten Lieht gelb bezw. gr~in fluoreszierendes Pigment.

Meine sehr gedr~ngte Uebersicht mag gescblossen werden mit der Nen- nung einiger wiehtiger B ii eh er , die seit Jnni 1937 herausge kommen sin&

Von allgemeinster Bedeutung, well als Einfiihrnng in das Verst~ndnis der Verhaltensweisen der Vggel geschrieben, ist tlnls~o~Es Biichlein ,,Aus dem Leben tier Vfgel". Ein ghnliches Ziel hat sich Po~l~nJ~ gesetzt mit seinem Buch ,,Dieren zien en leeren kennen." (1938). - - Als zusammenfassende Darstellung auf dem Gebiete der Physiologie des Vogels ist erschienen der II. Band yon G~OESBELS, Der Vogel.

BesondereNennungverdient aueh ein soebenin D~Lnemark erschienenes pr~ehtig ausgestattetes Werk des Bibliothekars J~xs ANK~a ,,Bird Books and Bird Art" - - eine gehaltvo]]e Uebersieht fiber die Ent- wicklung der ornithologisehen Literatur yon ihren ersten Anf~ngen an, mit besonderer Beriicksiehtigung der bildlichen Darstellung yon V6geln.

Damit, meine Damen und Herren, will ich's genug sein lassen auf die Gefahr bin, diejenigen zu entt~uschen, deren Ante~l an tier Ffrderung unseres Gegenstandes unerw~hnt blieb. Zu meiner Rechffertigung mfge angefiihrt werden, dal~ die j~hrliche Produktion an ornithologisehen Abhandlungen und Bi~chern sich gegenw~rtig anf etwa 1600 stellt, eine Zahl, die in keiner anderen Tiergruppe, aul]er vielleicht den Insekten, auch nur ann~hernd erreicbt wird. Die Ornithologie hat dank tier st~ndig zunehmenden Zahl ihrer Probleme eine Bliite erreieht, die noch vor 20 Jahren kaum vorausgesehen werden konnte, und Deutschlands Anteil an diesen Fortschritten kann in Ehren bestehen.

Die Erschfitterungen, die in diesen Tagen das Weltgeffige be- drohen~ sollen uns in der Zuversieht nieht irre maehen, da$ unsere auf Erkenntnis gerichtete Geistesarbeit nieht zum Stillstand gebraeht werden kann. Nur immer wieder hen aufgenommene Verbundenheit mit der Natur kann den Mensehengeist gesund erhalten - - das ist unser Be- kenntnis, und daraus leiten wir die Berechtigung, ja die Verpflichtung ab, nnseren Forschungen unbein-t welter naehzuge~Len!"

Diese yon zentraler Warte aus gegebene Znsammenfassung wird yon der Hgrersehaft dankbar aufgenommen.

Die n~chsten Vortr~ge sind gemeinsam mit 3er Deutschen @esell- schaft fi~r Tierpsychologie. Somit begibt sieh die Versammhng in den

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benachbarten Goethe-Saat, wo Herr Professor Dr. O. Ko~nL~R KSnigsberg Pr.) Liehtbilder und Film fiber , , F r e i l a n d v e r s n c h e am H a l s b a n d - r e g e n p fe i f e r " zeigt. Das Thema behandelt eine Menge interessanter tiorpsyctlologiseher Fragen, die im Experiment gut dutch das reiche gildmaterial (Diapositive and Fihn) belegt sind. Die schon seit Jahren in @emeinschaft mit LAvE~ und ZAc~A~us durchgefiihrten Arbeiten werden denmgchst ausfiihr]ieh im Zusammenhang verSffent]icht. - - Die Unter- suehungen erstrecken sich auf verschiedene Verhaltungsweisen yon Chctra- drius /~. /~iaticul~ L. am Brutplatz. Neben Orts- and Gattentreue, Abgrenzung des Nistplatzes u. a. gilt das Hanptinteresse dem Ver- h~ltnis der Regenpfeifer za ihren Eiern: kennen die VSgel ihre Eier nach Zahl, Form and Parbe? Kiinstliche Form- nnd Farbserien yon Eiern~ die in ihren Extremen nicht mehr das geringste mit wirklichen Regenpfeifereiern gemein haben, werden durchprobiert and nur zu oft mit fiberr~schendem Erfolg. Z . B . : wenn die Vggel auch bis 9, zum Tefl g~nz versehiedene Eier hintereinander ins Nest ,einzogen ~, so taten sie das doch keineswegs wah]los, wie friiher yon MAttt~LES be- hauptet, sondern unter Bevorzugung ihrer eigenen und denen ~hnlichen Eier. Das ~ ist bei diesen Realc~ionen duIdsamer; z. B. zieht es ein G~nseei yon 95 Gramm ein, welches das 0 z strikte ablehnt. Damit wird auch die Angabe yon MAI~LES, dal3 Chara, dri~ts hiaticula farben- blind sei, widerlegt. So nahm das ~ ein Kunstei, das nur auf der einen, in der ltuhe sichtbaren Hglfte mit Tiipfeln bemalt war, an - - der reinweit~en Unter]~gtfte beim Wegrollen ~nsichtig werdend, liel~ es das Ei abet sofort im Stich. ~ Lehrreiche Versuche warden auch zur Frage des Nestkennens gemacht. Danach steht fest, dal~ die Regen- pfeifer das Nes~ nicht nach den Eiern, sondern n~tch dem Standoff kennen. ]3ei Bedecknng der Eier mit Sand gehen die Zurfickkehrenden VSgel an die alte Stelle and scharren die Eier hervor.

Anschliel~end spricht Herr Dr. K. Lola~sz (Altenberg) fiber , , V e r g l e i c b e n d e s f iber die Ba lz de r S c h w i m m e n t e n " ; beige- geben sind ein Film and L i c h t b i l d e r . - Wie der Autor schon ge- legentlieh frfiherer Vortri~ge in Berlin programmatisch entwiekelte, ist es eine wichtige Tatsache, dab sich die tierische Instinkthand]ung als ein sehr konservatives Merkmal erweist. Die phylogenetische Frage- stelhmg ist b e i d e r Erkl~hmng tierischer Verbalten~ deren historisehe Bedingtheit feststeht, ehenso anwendbar, wie in der vergleichenden Morphologie. Eine Konvergenz der Instinkthand]ungen sei auszu- schliel~en, and so kSnne die vergleiehende Instinktforschung zn einem hSchst brauchbaren Werkzeug systematischer Verwandtschaftsforschnng gesehgrft werden~ doch bedarf sie umgekehrt auf Schritt nnd Tritt der [ibrigen, bisher allein iib]ichen zoologischen Untersuchnngsmethoden als Ergiinznng. Das Stadium tier Verhaltensweisen erSffnet heute ein noch so gut wie nnbebaates Feld reichster Tgtigkeit. Nur ein einziges Teilgebiet davon wurde schon in Angriff genommen: HEINUO~ und D~LACoc~ arbeiteten fiber Enten. Diese Untersnchnngen nimmt LoREnz zum Ansg~ngspunkt.

87 Heft 1] 56. J~hresversammlung (1938) in Berlin. 173

Der Arbeitsptau besteht zun$chst d~rin, eine Anzahl taxonomiseh wiehtiger Verhaltensmerkmale herauszugreifen und wenn m~iglich bei Mien Mitgliedern einer systematischen Einheit (als soche durch die 3/iorphologie erkannt)zu beschreiben, oder noch besser im Lichtbild (Film) festzuhalten. 1st das einigermaBen gelungen, so haben wit diese Merkmale untereinander und mit den taxonomiseh wichtigen kgrper- lichen Einzelheiten der untersuchten Tierarten za konfrontieren, d. h.~ auf stammesgeschichtlich bedingte Aehnlichkeit und Un~hnlichkeit hin zu priifen. Im weiteren soll yore genetischen Standpunkte aus die Anwendung des echten vergleichend-zoologisehen [-Iomologiebegriffes in der Instinktforschung gerechtfertigt werden. Die teichte M6glichkeit~ Bastarde zu ztichten, die Fruchtbarkeit vieler dieser Bastarde sowie das Vorhandensein sehr vieler Formen ~Ton verschiedener Wertigkeit zoologiseher Verwandtsehaft, maehen die Schwimmenten zu einem ide- Men Objekt derartiger Untersuehungen.

Es folgt nun die ph~nologische Erfassung einer Reihe instinkt- miigiger Bewegungszyklen~ die der Forderung nach taxonomischer Ge- wiehtigkeit besonders gut entspreehen. Als solches sind nach Meinung des Vortragenden in erster Linie diejenigen zu bewerten, welehe der Aussendung auslSsender Reize ftir beantwortende Instinkthandtungen des Artgenossen dienen. Diese ,,Verst~ndigungsmittel" beruhen sozu- sagen auf ,,Konvention" innerhalb der einzelnen Tierart. Daher ist ihre Form vorherrschend historisch bedingt und nut zu einem sehr geringen Tell funktionell. Dal~ z. B. bei den Caniden seitliche Schwanz- bewegung Friede bedeutet~ bei den Feliden Krieg, sei nut geschiehttich erkl~rbar, und kSnne, als reine Signalwirkung~ gerade so gut umgekehrt sein. Man mug feststelten, dab bei den ausl6senden Reizen Gleiehheit immer Homotogie bedeutet, wodnrch diese Verhaltensweisen yon so besonders guter taxonomischer Verwendbarkeit sind. Die reiehste Aus- bildung austSsender Instinkthandlungen finder sich bei den Sehwimm- enten in der Balz, der sich Herr Dr. L o n ~ z nnnmehr an Hand yon Diapositiven und Filmen zuwendet. Ein ausffihrliche Arbeit des Autors wird dartiber demn~ehst beriehten.

Von allgemeineren GedankengKngen des Vortragenden sei noch folgendes erw~i.hnt. Wie aus dem Yergleichenden Studium der Instinkt- handlungen her~orgeht, ist die B e d e n t u n g einer Bewegungsformel leiehter stammesgesehichtlieh zu ~-erhndern als ihre F o r m . Das Vor- handensein formal gleieher Bewegungsformen, die einen versehiedenen Sinn tragen, ist nicht selten. - - Von der Einbeziehung der weiblichen Instinkthandlungen bei der Jdalz sind erg~inzende Aufschl;dsse zur Be- wertung des Mhnnehenbetragens zu erwarten. Das Inventar der Be- wegungsweisen der Enten ist wesentlich einfaeher als das der E r p e l . - Bastarde konnten sehon eine ganze Anzahl gezttchtet und in ihrem Balzbetragen beobachtet werden, Angaben tiber Dominanz, rezessives oder intermedihres Verhatten, Auftreten yon ,,neuen" Eigensehaften (Atavismen'?) nsw. sind gemacht. Absehliegend betont der ¥ortragende nochmMs die besondere Bedeutung, die der Inangriffnahme der behandetten Probleme von seiten genetischer F0rsehung zukommt.

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Als letzter Redner des Nachmittags behandelt Herr Dr. H. BueLL (Born/Darl~) den Stoff , V e r h a l t k n s w e i s k n y o n G r e i f v S g e l n und Vogelhunden" (mit L ich tb i lde rn ) . - Der Vortragende~ wie bekannt ein Schiller v. U~XKOLLS, geht zungchst auf Verh~ltungsweisen der RaubvSgel am Horst ein~ so auf d~s ,,fiorstfeld~": die neutrale Zone am Horst. Dieser Bereich des Burgfriedens is~ aueh bei Fuehs und Wolf in freier Wildbahn and bei der sgugenden Htindin ausgepr~gt. Die Entstehung des Horsffeldes wird durch die Feststellung versehiedener Funktionskreise und deren Trennung ciner Deutung niihergeffihrt. - - Ein besonderes Kapitel der Verlmltensweisen ist die Lehre yon der Merkmalbildung. Beim Habicht ist dieselbe optisch und akustisch~ beim Wanderfalken betont ol0tisch. Der Falkner hat seine Methoden-den verschiedenen Merkmalbildungen seiner BeizvSgel sorgf~ltig anzupassen. Genau so vorgehen mug die Dressur der Vogelhunde ( ~ Milnsterl~tnder Vorstkhhunde). Hund wie Beizvogel stehen skit Jahrtausenden im Dienst des Menschen, der eine das Urbild der Domestikation (Hund), der andere jeder tieferen Beeinflugung durch den Menschen trotzend; beider Verhaltungsweisen sind in erster Linie auf die gereehte Ein- schi~tzungen ihrer Merkmalbildungen zurtickzufilhren.

Ansehliegend zeigt Herr Dr. Ba~LL einen kurzen Film ,,Am Horst des Islandfalken", hergestellt anl~51ieh der Lebendbeschaffung einiger FMken dieser Art fur den Deutsehen l~Mkenorden.

Damit sind die filr beide Geseltschaften gemeinsam angesetzten Vortrgge beendet~ die Darbietungen der Deutschen Gesellsehaft filr Tierpsychologie ilberhaupt erledigt. Herr Professor Dr. O. A ~ o m c s (Wien) ergreift als der Vorsitzende der Deutschen Geseltschaft ffir Tierpsyehologie das Wort zum Abschied an die befreundete Ornitho- logenYereinigung. Er dankt filr die bestens gelungene Zusammen~rbeit und gibt als Oesterreieher seiner Frkude Ausdruck, dug die deutsche Ostmark nnnmehr ins Reich heimgekehrt sei, ein yon den moisten l~ngst gehegter Wunsch, der jetzt erfilllt worden ist. D~mit sei so munches Hindernis aueh filr die Wissenschaften beseitigt, worunter gerade sic Oesterreichkr nur zu oft zu leiden gehabt h~tten. Umso bed~uerlicher sei jetzt die akute Gef'~hr, die Deutschland yon seiten der Tsehechei drohk. MSchte auch dieser Herd fortwghrender Beunruhigung baldigst ausgebrannt skin. - - Allgemeiner Beifall beschliel~t die Sitzung.

Naeh gemeinsamem, im Duisberg-Saal des Harnack-H~uses be- gangenen Abendessen, filhrt Herr Dr. K. L o ~ z (Altenberg) seinen ~usgezeichneten F i l m f iber d ie G r a u g a n s vor, der den Teilnehmern am IX. Internationalen Ornithologenkongrd~ in Rouen bereits bekannt und noch in bester Erinnerung ist; Teile davon waren auch sehon auf der 55. Jahresversammhmg in Dresden gezeigt worden. Der Fihn wurde yore Vortragenden gemeinsam mit N. T ~ : R e ~ (Leiden) und A. S~ITz Ms Oper~teur auf der Versuchsstation Altenberg/Nieder- 5sterreich im Auftrage der Reichsstetle filr den Unterrichtsfilm zu- sammengestellt. Im Verein mit letzterem Unternehmen wird eine

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genaue Beschreibung des Filmes erfolgen; tiber einige Einzelheiten hat der Autor schon berichtet, z. B. in der Zeitschfift fiir Tierpsyeho- logie 1938. - - Der Film veransehaulicbt eine Reihe grundlegender Bei- tr~ge zur Kenntnis der Graugans-Psyehologie. Das wiehtigste Teilthema betrifft die Eirollbewegung, eine interessante Instinkthandlung, de ren genaue AnMyse vom Vortragenden bereits schriftlieh fixiert ist (s. o.), hier im Film in allen Einzelbeiten zu verfolgen. - - Weiterhin ist die Ausmnldebewegung oder Nestmuldebewegung gezeigt, wie sie beim Nest- ban ebenso wie spiiter zur Zeit der Brut in anderer Funktion (Ent, fernung der Dunendeeke vom Gelege naeh Rtiekkehr zum Nest) geiibt wird. - - Besonderes Gtiick entwieketten die Bearbeiter mit der Auf- nahme des Auspolsterungs-Vorganges der Nestmulde. Die alte Gans steht im Nest, rupft sieh Dunenfedern yore Bauch und legt sie rings herum in die M u l d e . - Der Film, die letzte Veranstaltung des Abends, wird mit grogem Beifalt aufgenommen.

Am Sonnabend, den 24. September, morgens Geschgftssitzung im Helmholtz-Saal des H a r n a e k - H a u s e s . - Als erster Pankt ist die V o r s t a n d s w a h l vorgesehen. Wie bekannt, hatte die Gesellsehaft dur& den Tod von Herrn Professor F. ST~Ih'BACr~ER ira laufenden Vereinsjahr ihren 1. Vorsitzenden verloren. An seine Stelle warde nunmehr der jetzige 2. Vorsitzende, Herr Dr. O. H m ~ o T ~ , gewi~hlt. Die iibrigen Vor- standsmitgliederwurden wie folgt vorgesehlagen und angenommen: 9. Vor- sitzender Direktor A. SCENSlD~R, Generalsekret~r Professor Dr. E. ST~SEMA~', Bibtiothekar F~ITZ F~A~K, Schriftfiihrer Dr. H~LMUT SICk, 1. Sehatzmeister H. S~EI~n~z sen., 2. Schatzmeister P. K ~ A v s E . - - - In den A u s s e h u B der D. O. G. wurden neu gew~hlt: E, Mosl~E~, Dr. F. NEU~AUR, Dr. B. RE~SCIt, Dr. W. Rii~?~Ll~, Generalleutnant H. v. VlnaEeK (Potsdam), Ministerialrat R. WE~J~Ol~S% Dr. V. Wn~nnArg).

Znm E h r e n m i t g t i e d wurde ernannt Dr. L. STu~Ea~R (Washington), zu K o r r e s p o n d i e r e n d e n M i t g l i e d e r n wurden bestimmt Dr. P o ~ c s PAL~a~n~ (Helsingfors) und Professor Dr. Tsn~a HIwA~ S~xw (Peiping).

Aus dem Vereinsleben sind weiterhin folgende Mitteilungen zu maehen. Der M i t g l i e d e r b e s t a n d bezifferte sieh am 1. I I I . 1937 auf 16 Ehren-, 21 Korrespondierende, 657 ordentliehe, ~7 aufierordent- liehe Mitglieder, zusammen also 7'21 Mitgtieder; am 1. I I I . 1938 18 Ehren-, ~1 Korrespondierende, 690 ordentliehe, '25 auflerordenttiche Mitglieder, znsammen 754 Mitglieder, was einer ErhShung um 33 Per- sonen entspricht. Dem steht gegeniiber die hohe Zahl der T o d e s f i i l l e (13) seit Juli 1937, darunter eine ganze Reihe bekanntester Ornithologen.

~4. VII. 37 Fritz tteilfurth (M. seit 1996) -- 27. VIII. 37 Lord Rothsehild (M. seit 1893, Ehr.-M. 19~8) -- 12. XII. 37 P. Otto Meyer (M. 1928, KorT. 1930) -- 19. I. 38 Dr. Joh. Lange (2Vi. 1923) -- 28. I. 38. Dr. Fr. l:{~ucheeorae (t~I. 1917) -- I. 38 P. Rudek (M. 1937) -- 15. II. 38 Prof. Dr. E Steinbaeher (t. Vors.,M. 1920) -- 16, II. 38 Dr. Eenry Jouard (Korr. M. 1934) -- 1~. IV. 38 Prof. Dr. J. Thienemann (M. 1899, Ehr.-M. 1937)- 16. IV. Eberhard Dreseher (M. 1910~ Ausschufl-M. 1929) -- 19. V. 38 Dr. reed. J. Troller (5/i. 1915)- VII. 38 Kreisinsp. 5iinning~ Luuenburg (M. 1923) -- Prof. Dr. Rethfeld (M. 199.4).

[J. Orn. 176 56. Jahresversamralung (1938) in Berlin. k 1939

Die K a s s e n v e r h ~ l t n i s s e des Gesch~ftsja.hres 1937 werden yon f l e r rn S ~ z set~. dargelegt. Danach betragea die Einnahmen R M 12 159,36, die Ansgaben RM 1'2 159,36, sodag die Gesellschaft ohne Schulden and Guthaben ins neue Vereinsjahr hiniibergeht. I m einzelnen stellen sieh die Einnahmen and Ausgaben wie folg~ dar:

Einnahmen ~ Ausgaben

33 - - Saldo 1. Journal (Druck, Xlischee,

Versaad~ Versandtasehen. 1325 80 Umsehl~ge fiir Journale~ 300 Fracht, Papier, Arbei~en f. 250 d.D.O.G. Invalidenstr. 43) 250 2. Sonstige Drueksaehen~

9475 ~ Drucksachen f. d. Jahres- 524 83 versammlung etc., Brief-

bogen~ Umschl~ge, Posf- kar~en f. Einladungen

3. Anteil fiir die Yierausgabe d. Vogelzug 1936

4. Beifri~ge flit andere Ver- eine, Win~erhilfswerk~ Re- para~ur d.Sehreibmaschine, Ansehaffungen dazu~ Er- g~nzungen der Bibliothek, gekaufte Journale~ verseb. Ansehaffungen

5. Por~i i. d. @esch/iftssgelte, Invalidens~raf]e~ Kassen- stelle~ Mahngebiihren, Ein- ziehen d.Beitrgg%Geriehts- kosten fiir Eintragungen: Einladungen zur Jahres- versammlung

6. Kosten d. Jahresversamm- lung~ Saa/tmie~e f~r Ver- I sammhngen, Bediennng~ ]Siehtbilderapparat~, Ver-

1. Von Gi~sten eingenommen 2. Verkauf v. Journalen, ein-

zelnen Heften~ Mitglieder- verzeichnissen etc.

3. Spende 4. Spende 5. Spende 6. iVfiigliederbeitrgge 7. Vorausbezahlungen

430 75

9462 55

346 15

705 21

267 80

300 06

sand yon Mitgliederkarten t 646 84

J~J~. 12159 36 ~J//; 12159 36

Borlin, d. 24. IX. 1938. ]3erlin~ d. 31.XIL 1937. gez. E r n s t K l i e t z G e o r g F . E. S chu l z tI. S t e i n m e t z

Die Kasse ist yon I~errn Reichsbankbeamten KsiE~z uad J:terrn @~oR~ F. E. Scgur~z gepr~ift worden, woriiber tteIT Scm~z Berieht erstattet und Entlastung fiir Iterrn S T ~ I ~ z beantragt~ die erteilt wird.

Zum Absehlul] der Gesch~ftssitzung verliest der 1. Vorsitzende die verSehiedenen Gril le, die zur Tagung der D. O. G. in Berlin ein- getroffen sind (Geheimra t R ~ i c H ~ o w ; Professor DRoss; Dr. KII~C~NE~; Professor LAU~A~N, auch ira Namen der Ornithologisehen Gesellschaft

87 Heft 1] 56. Jahresversammlung (1938) in Berlin. 177

in Bayern; F. MURk; K. REICH; K. RI0ttTEI~ and Dr. LF, OLER aus Prag, die .ihre Anmeldung zuriicknehmen muBten) und wird als O f t d er n ~ c h s t e n J a h r e s v e r s a m m l u n g Miinster i. Westfalen festgelegt.

Die heutige Reihe der Darbietungen wird durch einen Film yon Capt. C. R. W. K~tGnT (Sevenoaks, England) begonnen. Der Redner zeigte zuletzt auf der Jahresversammlung in Bonn (1936) einen Raub- vogelfilm, bei welcher Gelegenheit schon einiges fiber diesen englischen Ornithologen gesagt wurde. Inzwischen hat er einen neuen Film im schwarzen Erdteil gedreht: , A m H o r s t a f r i k a n i s c h e r GroI~- v5gel" . - - Das Hauptinteresse darin beanspruchen Bildserien veto Kronenadler (Stephanoa~tus coronalus), zun~ehst am Horst, dann ein abgetragenes Exemplar dieser praehtvollen Adlerart. Wie in dem fr~iheren Film ist auch hier wieder mit Zeitlupe gearbeitet, wodureh die Wirksamkeit tier Flugaufnahmen noch verstKrkt wird. Sehr gut maehen sich Farbaufnahmen dieser bunt gezeichneten GroBvSgel. - - Dem Kronenadler an Originalit~t noch fiberlegen sind Bildserien vom Sekret~ir (Sagittarius serpentarius). Man sieht die hoehbeinigen AltvSgel bei der Ffitterung auf dem Horst; unromantischerweise reichen sie ihren gungen P fo rde~pfe l . - Noch viele andere schSne Bildstreifen ziehen vorfiber (hfibsche Szenen yon Scopus umbretta, yon Glanzstareh bei der Abwehr einer Baumsehlange usw.). Gro$er Beifall gibt die all- gemeine Begeisterung des Auditoriums zu erkennen.

Nunmehr steht ein zweiter ftauptfilm auf der Tagesordnung: , ,Die B a l z des L e i e r s e h w a n z e s , H i i t t e n b a u u n d T~inze d e r L a u b e n v 5 g e 1" yon A. H. CmS~OL~ (Melbourne/Australien). - - Herr CmSEOLM, President der Royal Australian Ornithologists' Union, befindet sieh soeben auf einer Deutschlandreise, welch glficklicher Urn- stand ihn zur persSnlichen Vorfiihrung seines wertvollen Filmes bef~ihigt. Es werden einige Typen der australischen Avifauna.. die zwar artenarm, aber interessant ist, gezeigt. So kommen Bilder yon Iredipctrra und Alectura, yon verschiedenen KleinvSgeln, vom Broncekuckuck u. a. Die ausgiebigen Filmstreifen vom Laubenvogel (Ptilonorhynchus) begleitet der Autor mit interessanten biologischen Anmerkungen; das z. B. die beim Nestbau sehr ausgesprochen bevorzugten Farben bei verschiedenen Lanben- vogelarten verschieden sein kSnnen (alle mSglichen Gegenstfinde, die die Lieblingsfarbe haben, werden eingescbleppt), dab die VSgel richtige Be- malungen ausffihren (mit einem ,,Stiff" aus Rinde wird mit Speichel und Holzkohle ,,gemalt"), dab T~nze mit bunten Zweigen veranstaltet werden usw. nsw. - - Die KrSnung des Fflmes ist die Wiedergabe der Balz veto Leiersehwanz (Menura). Das M~nnchen bat keinen Anteil an der Brut- pflege, es singt und balzt die ganze Saison hindurch (im Gesang kommen zah]reiche Naehahmungen anderer VSgel vor). Die Balz bietet dadurch einen sehr merkwfirdigen Anblick, dab auf ihrem HShepunkt der grol]e Sehwanz nach vorn geklappt wird, sich dort in F~cherform gitterartig vor demVogel entfaltet, w~hrenddem die lyrafSrmigen fin~eren Stenerfedern in sehSnem Sehwung horizontal nach beiden Seiten auseinanderfallen. Unter zitternden Bewegungen l~Bt dabei der Vogel die versehieden,

J'ourn. f. Orn. 87. J-ahrg, J-anuar 1939. 1~

J. Orn. 178 56. Jahresversammlung (1938) in Berlin. [ 1939

artigsten Rule ertSnen, teils sehr woh]lautend~ tells schreiend, in langen Strophen~). Der Ton wurde zu diesem Film sehr gut syn- chronisiert, der Tonfilm wiirde kaum eine bessere Wirkung erzielen kiinnen. Wie yon Ptilonorhynchus werden aueh einige Farbszenen yon Menura gezeigt. - - Der Beifall ist nicht geringer als der fiir den Afrikafilm yon Capt. K~IeE~ gespendete.

Anschliei3end spricht Herr H. HE~I~GS (Hamburg) fiber ,,B e ob- a~eh tungen f iber d a s H o c h s e e v o g e l l e b e n im S i i d l i c h e n E i s m e e r an B o r d der D e u t s c h e n W a l f a n g f l o t t e 1937/38."-- Der Vortragende war als Walfanginspektor und wissenschaftlicher Be- obachter der deutschen WMfangflotte ,,Siidmeer" zugetei]t. Die Haupt- aufgabe bestand in Waluntersuchungen, nur nebenbei konnte das Augenmerk auf die Vogelwelt gerichtet werden. Bereits auf 23 o S 210 14' W die ersten Wanderalbatrosse (Diomedea exulans). Mit Phoebetria fusca zusammen findet sieh diese Art fast nur in der West- windtrift, w~hrend Diomedea meIanophrys nnd chrysostoma und Phoebebria palpebrata auch im Treibeisgebiet vorkommen. - - Auf den Eisbergen trieben im Dezember zahlreiehe Pinguine nach Norden, w~hrend andere Trupps nnter Wasser wieder nach Siiden wanderten. Im Weddellmeer- gebiet vorherrschend Pygoscetis antarctica, dann Pygoscelis adeliae, Eudyptes crestatus, Pygoscelis papua. Mit Hilfe der Aufzeichnungen der fiinf anderen deutsehen WMfangexpeditionen konnte H~s~I~GS Ver- breitungskarten fiber die HochseevSgel im s~id]iehen Eismeer entwerfen. Es ergab sich eine Zusammenba]hng der Tubinares nm die antarktischen ]nseln (Sandwich, Siid-Georgien, Slid-Orkney), we die ,,Koehereien" zeit- weise yon 12--15000 SturmvSgeln begleitet wurden (besonders Daption capensis und Priocella antarctica). Im siidlichen Treib- und im Packeis herrsehen Sehneesturmv5gel (Pagodroma nivca) und antarktische Sturm- vSgel (Thalassoeca antarctica) ver, au[~erdem h~iufiger die groflen Raub- mSwen (Stercorarius skua antarctica und maccormic~i) und der Riesen- sturmvogel (Macronectes giganteus). Zu gewissen Zeiten, z. B. im Februar, fo]gen viele Hunderte yon Sturmschwalben, vorwiegend Oceanites o. oceanicus, den Schiffen, gegen Ende dieses Monats wird siidlieh der Slid-Orkney Inseln Sterna vittata h~ufiger, und es kommen einze]ne Scheidenschniibel (Chionis alba) auf die Kodlereien. Paffodroma nivea wird auch 5stlich der Bouvet-Inseln und im Kerguelen-Gebiet beob- aehtet, hgufig noch yon Dezember bis M~irz um 33 o 0 nnd 66 o S und um 115 o O und 630 S. ~ Die Vogelwelt ist im ganzen verh~iltnism~igig artenarm und nimmt veto Weddellmeergebiet nach Osten hin auch quantitativ stark ab. In planktonreichen Gew~ssern trifft man Seharen yon ,,Walviigel" (Paehyptila desolata, Halobaena caerulea u. a.), die als Indikatoren fiir das Walvorkommen gelten kSnnen, da sie anscheinend nur you Walkrebschen (Euphausia superba), die Nahrung der sfidlichen Bartenwale, leben. Eine Beziehung zwischen Vogelwelt und Wal- vorkommen besteht offenbar sonst nicht. Znr Klarung dieser Frage wurde beringt und gef~rbt, Ergebnisse konnten noch nicht gezeitigt werden; VSgel mit roten Farbflecken wurden yon den heii3hnngrigen

87 Hefg 1] 56. Ja~hresversammlung (1938) in Berlin. 179

Artgenossen lebendig aufgefressen. Magenuntersuchungen an die ver- schiedensten Sturmvogelarten ergaben Walabfall und die schon genannten Walkrebsehen, bei Prioeelta antarctica fan den sich racist Kiefer yon kleinen Tintenfischen..--Vorlage einiger Vogelbiilge und Vorfi~hrung eines Schmal- fihnes fiber das Vogelleben im sfidliehen Eismeer und die Waljagd.

Naeh einem gemeinsamen Mittagessen im Harnaekhaus folgen 3 deutsche Filme. Zun~ehst H. SIELMA~N (K6nigsberg/Pr.) ,, D i e B a l z d e u t s e h e r L i m i c o l e n " . - - Es werden darin vortreffliehe Einblicke in die Lebensweise einiger heimischer SehnepfenvSgel gegeben. Naeh mehreren stimmungsvollen Vorfrfihlingsbildern voni Haft mit guten Filmstreifen yon durchziehenden Singschw~men, Schwiirmen yon Pfeifenten und Trupps yon @~inses~ingern zeigt uns die Kamera das Leben auf den noeh winterdiirren Haffwiesen. Wh • sehen yore Bratgeschiift des Kiebitzes (F%nelhts vanell~s) die AblSsung der Gatten bei der Brut und als T£tigkeit des Weibchens das Port- tragen einer Eischale und das Wegffihren der Jungen vom N e s t . - Darauf kommen hfibsche Bilder vom Alpenstr~ndl~ufer (Ualidris a. schi~zii): der fledermausartig gaukelnde Balzflug des O ~ und das Hudern der Jungen, zum Teil Aufnahmen aus unmitte!barer Niihe, so auch yon den im Grase Deckung suchenden K l e i n e n . - Ansehliel~end sieht man in einer lgngeren Bildreihe den Balztanz der Limose (Limosa 1. limosa) fiber den Wiesen, das cf am Nest, wie es sich umst~indlich auf die Eier niedersetzt, um hier die Nacht auszuharren. Erst nach 19 Stunden erfolgt die AblSsung dutch das ? , das nnnmehr 5 Stunden brfitet. In tier dann eintretenden Brutpause sieht man eine Schafstelze, die gm Nest der Limose Nistmaterial stielt, eine getungene, wirklich er- heiternde Szene.

Weiterhin belauscht die Kamera das eigenartige Treiben auf einem Balzplatz der Kampfl~iufer (Philomachus puynax ). Zuletzt erscheint in Grol~aufnahme ein sehwarzes (f , dessen Gefiederspiel beim Kampfe genauestens zu verfolgen ist. Bei der Ann£herung eines ~ sinkt der schwarze KSmpe zu Boden und bleibt regungslos als undefinierbarer Federhaufen zu Fiigen des ~ liegen. Es folgen dann Aufnahmen des briitenden %), zuvor sein tteranschleichen und sp~iter die Ver- blendung des Nestes, wie man es auch yon anderen Schnepfv6geln der Wiesenlandsehaft kennt. Die Jungen sehltipfen und spazieren um das sitzende ~ herum. - - Ausklingend Landsehaftsaufnahmen aus dem Reich der Haftwiesen, truppweise Vereinigung der Schnepfenv6gel - - der Friihsommerzug beginnt. - - Der Film ist das Erstlingswerk eines noch sehr jnngen Autors, der in Arbeitsdienstuniform verstgndnisvoll zu seinen sehSnen Bildern vortriigt. Er erntet reich en Beifall.

Fliernach wird ein kurzer Sehmalfilm, teils Farbenfilm, yon Herrn Dr. M r. HARTMA~ eingeschoben. Er zeigt gute Aufnahmen vom

1) Ueber die Balz des Leiervoge]s vgl. M. S~IA~r~A~D, Photographing the Lyrebird. The Emu 1930, p. 88--96.

12"

[J. 0rn. 180 56. Jahresversammluug (1938) in Berlin. t 1939

G-roSen Brachvogel und yon der Sehwarzsehwgnzigen Ufersehnepfe am Nest. - -

Als drifter spricht Herr Dr. M. S~:oL~ (Berlin) z a seinem K o 1 i b r i- F i l m , der, gleich den Graug~tnseu ~on Dr. K. Lorenz, schon in Rouen gelaufen war (vgl. dieses Heft S. 136--155). - - Wie schon in Rouen hat der Film gro/3en Beifall.

Es fblgt eine griindliche ]?iihrung du reh den Z o o l o g i s c h e n G a r t e n und das A q u a r i u m , die die Herren Dr. O. HEI~OT~ als Direktor des Aquariums und die tterren Dr. H. ST.EIN~aE'rZ and Dr. H. G. Tr~IE~MA~ in Vertretung des abwesenden Herrn Prof. Dr. L. HECK freundlichst fibernommen hatten.

Sonntag~ den 25. September. 9 Uhr beginnen die Vortrhge im Zoo- logischen Museum der Universit~t. Als erster sprieht Herr Dr. P. Pu~zla (Rossitten) tiber , ,Neue V e r s u e h e f iber die B e z i e h u n g e n de r K e i m d r f i s e n zum Z u g v e r h a l t e n " . Der Vortrag ist inzwisehen als selbstiindige Arbeit ers&ienen (Der Vogelzug IX, 1938, p. 189--200).

Alsdann spricht Herr Dr. HEI~ROT~ in seiner bekannt witzigea nnd anschaulichen Weise fiber , ,Das P a m i l i e n l e b e n d e r H a u s - t aub e". - - Eine an den Menschen angepaarte Oolumba livia wird zu einem Brieftauber gesetzt. Nach einigen Wochen ist die Paarbildung vollzogen, die Ehe zwar ,,nicht gtficklich, aber treu und bray; der Vogel ist wie ein Gemiitsmensch ohne Logik, nur da$ sein Verhalten immer past". Der Tauber sucht sich als urspriinglicher l~'elsbriiter eine dunkle Ecke im Schlag~ verteidigt sie unter stundenlangem ,,rub" and begriigt atte Weibchen, besonders die jungen. Die Tiere fassen sich dabei scharf ins Auge, man kann yon einem ,,Zusammenblicken" sprechen (vergl. dasselbe bei getrennten KfifigvSgeln). Als gesellige Art haben die Haustauben iibrigens keinen (~esang, im Gegensatz zu Ringel-~ Hohl- und Turteltaube, die damit das Revier m a r k i e r e n . - Endlich zieht ein Weibehen in die Nestecke ein, veto M~nnehen~ dem das Auf-den-Leib- riieken unangenehm ist~ mit Sehnabelhaeken empfangen. Das Weibehen l~13t sich nieht beirren. - - Nunmehr beginnt das Treiben; das M~nn&en bearbeitet das Weibehen auf dem Kopf, im Sinn etwa: ,,Du soltst das Nest htiten". Diese QuNerei geht 8 Tage Inns, ohne dag das Weibehen abgestogen wtirde, dann kommt die Paarungseinteilung und die Paarung selbst, erstere durch Kropffiittern und Putzsymbole dargestellt. Merk- wiirdigerweise wollen alte Weibehen selber treten, bei manchen Paaren wird immer wechselseitig geti'eten. Auffallend ist, dal~ die Tauben eine tiefe Abneigung gegen den Anblick fremder Begattungen haben. Anstatt sich zu enffernen, fatiren sie dazwischen, meist Weibehen gegen ~Veibchen. Solehe StSrungen sind sehr h~ufig. - - Es sehliel3t sieh jetzt die Her- richtung des Nestes an: das M~innehen tr~gt Sehilfhahne herzu, die veto Weibchen gegen das Abrollen der Eier um den Nestplatz gelegt werden. Naeh 9 Tagen ist das erste Ei da - - das M~nnehen gew~hrt ibm dureh

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Darfiberstehen Frostschutz - - am 11. Tage (]as zweite, und die Brut (17 Tage) beginnt, ausgetibt yon beiden Geschlechtera. Die Jungen werden nach dem Sehlfipfen eine Woehe lung gedeckt, tritt dann noeh Frost ein, so sterben sic; die gaustauben sind ,,triebverbummelt ~ und decken nieht l~tnger. Zun~ichst ftittern die Alten nur Kropfinilch, alsbald kommen KSrner hinzu.

4 bis 5 Wochen brauchen die Juagen bis zum Ausfliegen. Schon nach ca. 2 Wochen beginnt yon neuem das Treibeu der Alten, es kommt zu ether Ineinanderschachtelung~ der Bruten. Bemerkenswert ist die Duldsamkeit tier Eltern gegeafiber ihren herangewachsenen Jungen im Gegensatz zu der r~ieksiehtslosen Verfolgung fremder Tauben.

Zum Sehlul~ berichtet Herr Dr. HEINROTtt fiber einige Sonderf~lle, die zur Abrundung des interessantes Brides fiber die Haustaube bei- tragen. So butte ein Tauber 2 Weibehen in benacbbarten Niststellen. Die Weibehen waren verfeindet, briiteten aber normal und wurden yon1 ~Kunehen abgelSst. Sp~ter verschwand das M~nnehen, es w~ire zu schliel]en, daft es gleiehsam vor ether Verwirrung seiner Triebhandlungen die Flueht e rg r i f f . - Bet Abhaudenkommen des M~innchens brfitet das zugehSrige Weibchen anfangs unregelm~Big welter, dann paart es sieh urn. Manebmal wird aueh die 1. Brat zuende gefiihrt. Geht das Weib- chen verloren, so brfitet das M~innchen oft ohne Pause l~ngere Zeit weiter~ es ist, als ob es den Anblick der Eier nicht ertragen k~nnte. In einem Fall lag das tote Weibchen 2 Tage lung vor dem unentwegt br[itenden Mfinnchen; die Taube weiB nicht, was ,,tot" ist. - - Relativ selten kommen au~ereheliehe Beziehungen vor: sekund~ire Anpaarung mit der st~indigen Freundin im Sehlag, auf Auffolcderung dieses Weib- cherts h i m - Ein h~iufiger Fall stud Weibchen-Paare, wie sie sieh der Tierhandel gelegentlicb zunutze maeht. Die VSgel brfiten dauernd, untergelegte fremde Eier kommen aus, die Jungen gehen aber ein, da alas strohbrfitige Weibchen keine KropfmiIeh hat. - - Zu interessanten Beobachtungen geben vielfiichelige Brutkiisten Anla$. Die Tauben verweehseln hier innerhalb gewisser Grenzen die Nischen, besonders fibereina.nderliegende. Es gibt dadurch sehwere K~mpfe, und die V~Jgel leben in st~tndigem Mi~trauen zu ihren Naehbarn.

Der tfierauf vorgesehene Vortrag yon Herrn Dr. H. K I ~ c ~ (Bad Oldesloe) ,,Der Bruehwasserlgufer" (mit Lichtbildern) mugte ausfa]len, da der Sprecher infolge der Zuspitzung der politischen Verhg]tnisse keinen milit~ischen UEaub erhielt.

Es folgt nnumehr Herr G. SCHIERMANN (Berlin) mit seinem Thema , , U e b e r S i e d l u n g s d i c h t e a u f B e r l i n e r F r i e d h S f e n " (dem- ngchst im Auftrage der Arbeitsgemeinschaft Mgrkiseher Faunisten aus- ffihrlieh ver8ffentliebt). Nach den einschl~igigen Untersuchungen des Autors fiber die Siedlungsdichte im Freigeliinde (Journ. f. Ornith. 1930 and 1934) beanspruchen diese Mitteilungen aus der Grol]stadt besonderes Interesse. - - Es handelt sich um die Bearbeitung eines mittelgrogen Friedhofs nahe dem Zentrum von Berlin. Die Anlage ist 100 Jabre

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alt, Laubholzbestand und Koniferengruppen, viel Epheubewuchs. Die 8000 Grabhtigel kSnnen in der Gesamtfl~ehe des Friedhofs yon 41 000 m ~ mit als produktionsf~thiger Lebensraum gelten, die Anlage ist im ganzen Ms ,,Naturschu~zgebiet ersten Rangen" zu werten. - - Die Z~hlung der Brutpaare, ausgeftihrt an Hand der aufgefundenen Nester, ergab 1938 16 Arten mit zusammen 67 Brutpaaren. Von den vielen Einzelbeob- aehtungen seien hier die wiehtigsten kurz wiedergegeben.

W~hrend die A m s e l noeh vor 15 Jahren denselben Friedhof fast ganz allein beherrsehte, ist seit,1932 die S i n g d r o s s e l im Vordringen begriffen, nnd heute steht das Verhi~ltnis der beiden Drosselarten 1 : 1. G-Ieichlaufend mit der Zunahme yon Turdus philomelos ging Turdus merula zurtiek, die Arten seheinen das Gel~nde also restlos auszunutzen. Mehr dieser n~hrungsbiologisch fast gleiehwertigen V6gel, die nieht etwa in besonderem Streit mit einander leben, vermSgen sich bier nieht zu ern~hren (~{aximaldiehte). Ein offenbar vergleichbares Beispiet wird you eiuer kteinen Havelinsel angefiihrt, wo ein spi~ter im Jahr angesiedeltes Singdrosselpaar anseheinend das Aufkommen der zweiten Brut des einzigen dort ansgssigen Amselpaares ve rh inder te . - Fiir den H a u s s p e r t i n g ist der Friedhof in erster Linie Brutrevier. Das Nahrungsrevier umfagt die anliegenden Stragen usw. In der Naehbar- sehaft bieten hohe Brandmauern mit Luftsteinen ideale Nistpliitze ffir Sperlinge; so enthielt eine 15 m breite und 18 m hohe Giebelmauer 48 besetzte BrutlSeher mit im ganzen etwa 120--130 Sperlingspaaren. Offenbar verhindert hier der Sperling das st~rkere Aufkommen yon Griinfinken. An Pl~tzen. ohne Massenbrutst~tten fur Spatzen stellte SC~IER~A~S eine hiihere ,,Griinfinkendiehte" fest. - - Der B u c h f in k dtirfte im Friedhofgel~nde dieselben Nahrungsbedingungen haben wie etwa im f~iefernwald, far den SCHIEa~AN~ friiher 48 Paare pro km 2 feststellte. Anseheinend hat der Buehfink in den beiden anderen Haupt- kSrnerfressern des F r i e d h o f e s - Spatz und Gri inf ink--eine nahrungs- biologisebe Konkurrenz.

Wenn die auf 41000 m ~ verteilten 67 Vogelpaare auf 1 km 2 bereehnet wiirden, k~me man auf 1630 Paare. Die Fehlerhaftigkeit soleher Verallgemeinerung, welche die Umwelffaktoren zu wenig beriiek- siehtigt, wird dutch diese sofort auffallend hohe Zahl deuttieh. - - Fiir das einzelne Vogelpaar erreehnet sieh auf dem bebandelten Friedhof ca. 29 m im Geviert. Eine solehe Bereehnung mug die Arten aus- sehliel]en, die das bearbeitete Gebiet nur als Brutrevier benutzen, nieht aber aueh als Nahrungsrevier. gor 20 Jahren fund SC~IE~Asr~ bei den ~bnlich optimalen Lebensbedingnngen im Unterspreewald (Sumpf- taubwaldgebiet) einen durchschnittlichen Brutraum yon 31,4 mim Geviert. Das ergi~be 1200 Paare auf den km 2. Wie sehr selbst noeh diese Zahl (vergl. oben 1630!) unwahrseheinliehe Gunst der Lebensbedingungen voraussetzt, erhellt daraus, daft SCHIEnMAN~ fiir die brandenburglsenen Waldgebiete durchsehnittlieh nut etwa 110 Vogelpaare pro km 2 angibt.

Ansehliegend siorieht Herr Dr. HEr~lUV~ SIcK (Heidelberg) ,,U e b e r den G r u n d u m s a t z be i K l e i n v S g e l n " . - - Unter Grundumsatz

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versteht man die Wgrmeproduktion eines Lebewesens, gemessen im Ruhe-Niiehternzustand in der thermisch-neutralen Zone. Die Messungen finden in der Zeiteinheit start und werden auf das Gewicht des Tieres oder auf seine Obel~che bezogen. -- Der Grundumsatz gibt ein Bild yore Allgemeinzustand des Organismus. Unter Ruhe-~fichternwert versteht man das grSl~tmSg]iche Stillverhalten der Objekte (keine sicht- bare Muskelarbeit, keine Verda.unngstgtigkeit). Die thermisch-neutrale Zone wird geferdert, da allein in diesem indifferenten Temperatur- bereieh die norma]e Kalorienproduktion erfolgt, ohne dab sogenannte Gegenregulationen nStig werden, wie bei Abkfihlung die ehemisehe, oder bei Ueberhitzung die physikalische W~rmeregnlation. Solehe Regulationen sind Arbeitsleistung und verschleiern den wirklichen (]rundumsatz. - - Die Berechnung des Ruhe-Nfichternwertes auf Gewicht oder Oberfl~che des Organismus gibt die erwfinschte Verbindung zwisehen Stoffwechselintensit~t und Grg~e des Versuchsobjektes. Bei der Gr~J~en- zunahme w~ehst bekanntlich d~s KSrpergewieht nach der 3. Potenz; die Oberfl~ehe aber nur nach dem Quadr~t der linearen Erstreckung. Im Zusammenhang hiermit stellte RuB~R sein bekanntes Oberfl~chen- gesetz auf (attf die Einheit tier KSrperoberfl~che bezogene Kalorien- produktion bei allen Warmblfitern etwa gleich). Dieser anerkannte Satz schien durch die Grundumsatzversuche an KleinvSgeln durchbrochen. Seit fiber 70 Jahren waren n~tmlich die Resultate fiber die Stoffwechsel- intensit~t bei KleinvSgeln dieselben: alle Autoren mal]en Grundumsfitze, die his fiber das 5-fache yon dem hinausgingen, was naeh der gTJ~E~schen Aufstellung zu erwarten war. W~thrend die ermittelten Kalorien pro m 2 Oberfl~che fiJr alle anderen nntersuchten Warmblfiter (incl. aueh grSl]ere VSgel wie Bussard, Kr~he usw.) um 800 liegen, stiegen" die Zahlen fiir KanarienvSgel, Rotkehlchen usw. bis auf 5000. Fiir dieses Verhalten wurde zumeist die hohe Eigenw~trme der V~gel verantwortlich gemaeht (rund 42 o C gegenfiber 37,5 o bei der Ratte). Es war daher yon grSl]tem Interesse, da~ B~,~E1)ICT (Amerika)ktirzlich nachweisen konnte, dab bier ein $rrtum vorliegt. Unter Anwendung der grSl]ten Vorsichtsmal~regeln gelang es ibm, bei Spatzen and Kanarien- vSgeln einen durchschnittlichen Energieumsatz zu erzielen, der vSllig dem bekannten Umsatz anderer grSl]erer Warmbltiter entspricht.

Die Hauptfehlerquelle der frtiheren Versuche liegt in der mangel- haften Beobachtung des Rnhe-Niichternzustandes. Tats~cblich stellen die Messungen yon LETTEL:SIER in der Mitre des vorigen Jahrhunderts his C~oFTs und GROEI3BELS heute keine Grundumsgtze, sondern Messungen des Leistungszuwaehses da.r. Dieser Sehwierigkeit begegnete B~N~DICT dutch automatische Aufzeiebnung der Muskeltgtigkeit und mindestens zehnstfindigen Hunger der Tiere vor Beginn der Messung. Auch die thermische Neutralit~tt wurde bei den Kleinvogelversuehen frtiher zn wenig beachtet (ca. ~7 ° C). Bei niedrigerer Temperatur tritt nicht nur alsbald die ehemische Wgrmeregulation in Kraft, sondern es kommt auch zu gesteigertem Bewegungsdrang. - - Wenn anch alle diese Stoff- wechseluntersuchnngen in ihrer Eigenscbaft als Gaswechselmessungen vor allem den Sauerstoffverbraueh nnd die Kohlens~tureproduktion der

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Tiere kontroltieren, so sind doch die Wege zu diesen Resultaten sehr versehieden. Der Vortragende benutzt ein offenes System, in Verbindung mit dem Zeiss'schen Laboratoriums-Interferometer, wie es im Kaiser Wilhelm-Iastitut fiir Medizinisehe Forschung in Heidelberg als Ger~t ftir die indirekte Kaloriemetrie entwiekelt wurde und in ganz neuer Weise kurzzeitige, sehr genaue Gasstoffwechsetmessungen an Mensch und Tier erm5glicht. Ferner: BENEDICT machte fast nur Gruppen- untersuchungen (also mehrere VSgel, ~ his 6 Stfick, zusammen), wodurch sich die Tiere ruhiger verhalten und die Messung einfacher wird, da die zu analysierenden Gase in grSi~erer Konzentration vorhanden sind. Wenn sieh dureh den Gruppenversuch aueh kein methodiseher Fehler zu ergeben scheint~ so bestand man in Heidelberg doeh auf der Einzel- untersuehung, u. a., um den Untersehied der Individuen herauszuarbeiten. Als Versaehstiere stand eine Serie Kreuzsehniibet (Loxia curvirostra) zur Verfiigung, deren jahreszeitlich bedingter Zyklus im Stofi'weehsel- geschehen verfolgt wurde. Hierzu ergiinzend wird anf operativem Wege fortlaufend die Gonadengr~l]e kontrolliert. Diese Versuehe, deren Ab- schluB noch aussteht, sind als Grundlage gedacht ffir Bestrahlungs- experimente und damit als Beitrag zu dem alten Streitthema, ob das Licht als so]ches stimulierend auf den Sexualeydus wirkt, oder indirekt dureh seine Verlgngerung der tgglichen Aktivit~,tsperiode der T i e r e . - Die niedrigen erstmalig yon B~X~DICT registrierten Grundnmsatzwerte sind zu bestgtigen. Wenn die Durchschnitte mancher Protokolle etwas hSher liegen als die Werte dieses Autors, so maeht sich darin der Unterschied zum Gruppenversueh gelten¢l. Aul]erdem ist die individueUe Streunng tier Kalorien-Produktion yon Tier zu Tier bemerkenswert. Unm~ig]ich erscheint eine exakte Darstetlung des Tagesrhythmus im Respirationsversueh, da Ruhewerte (bet Tagviigeln) nnr naehts zn er- ha]ten sind. Es w~re fibrigens interessant festzustellen, ~ie hoch der Leistungszuwachs beim Vogel maximal steigen kann, besonders wichtig Messungen am fliegenden Vogel, die aber schwer ausfiihrbar. Die friiher fiir das Rotkehtcben ale Grundumsatz angegebene Zahl yon 5000 diirfte aber auch fiir den Arbeit leistenden Organismus sehon ein hoher Wert sein. - - H~lt man sieh noch einmal die Grundtatsache vor Augen, dab der Ruhe-Niiehternwert yon KleinvSgeln - - absolut genommen - - wirklieh derselbe ist ~vie bet allen andern Warmbliitern, so ist das allgemein-physiologiseh bemerkenswert genug. Dai] die Ka]orienproduk- tion zur Erhaltung tier hohen Eigen~viirme tier VSgel nicht grSl~er ist oder sein mul~, beruht vielleieht auf der besseren thermisehen Isolierung durch das Federk]eid. Relativ betrachtet ist freilich der Energieumsatz des kleinen Vogels bedeutend starker als der des grS]3eren Warm- blfiters. Die weiteste Konsequenz aus tier Beziehung ~Viirmehaushalt- TiergrS~e-Obcrfl~ehe finder sieh in der Bergman,'sehen Regel.

Herr Dr. WI). EIC~L~R (Berlin) berichtet fiber , , A u s g e w i i h l t e B e i s p i e l e f iber d i e v e r s c h i e d e n e n B e z i e h u n g e n z ~ , i s c h e n V S g e l n und i h r e n A u i ~ e n p a r a s i t e n~' (mit Lichtbildern). - - Bet Mallophagen bestehen oft weitgehende phylogenetische Parallelen zu

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den Wirten. Die Federlinge yon Phoenicopterus gehSren zu den Gattungen Anaticola~ A~,~atoecus und Trinoton~ die s~mtlich sonst nur bei Anatiden vorkommen. Dies spricht ffir die schon frfiher ver- mutete Verwaadtschaft der Wirte~ die heute oft in Abrede gestellt wird. - - Die b ipolare Zecke Ceratixodes urine bildet ein interessantes Beispiel fiir vermutliche geographische Zusammenh~nge: ihre Ver- breitang kanrt woht nur durch Deutung als Terti~rrelikt verstanden werden. Eine Verschleppung sell nicht mSglich s e i n . - Der Nistweise der VSgel kommt eine wesentliche Rolle fiir die Auspr~gung ihrer Ektoparasitenfauna zu. So sind yon den 5 h~ufigsten deutschen Vogel- lausfliegen 3 artspezifisch bei den Koloniebriitern, beim Mauersegler, der Rauch- und Mehlschwalbe. Besondere Verhi~ltnisse finden sich bei tier Uferschwalbe. Die Gefiederfiiege Caruus hemapterus ist sonder- barerweise auf den drei ganz verschiedenen ~Virten Turmfalk, Wende- hals und Star verbreitet. D~r auch im Kehlsack des Pelikans lebende Federling Tetrophtalmus ist durch sein gut ausgepr~gtes Tracheen- system anatomisch an die schwierigen Atmungsverhfiltnisse ange- pal3t. - - Eiae morphologische Besonderheit ist die Asymmetrie am Kopfvorderrand mancher h~allophagen. Zwisehen dem Absiand der Rami der Vogelfedern and der EigrSl3e, sowie dem Aufenthaltsort der verschiedenea Altersstadien besteht bei dem Taubenfederling Columbicola offenbar eine deutliche Beziehung. Dal~ ActorJ~ithophilus beim Brach- vogel darch ein Loch in einen Sehwungfederschaft eindringt und darin Eier ablegt, bewirkt vielleicht eine zur Erhaltang der betreffenden Mallophagenart dienliche Verz(igerung der Mauser der betreffenden Feder. - - Welch enge Beziehungen zwischea Parasit and Wirt oft bei Eadoparasiten bestehen, ist allgemein bekannt. Die anfgezKhlten Bei- spiele zeigen, dal~ auch Beziehungen yon Ektoparasiten za ihren Wirten sehr nahe sein kSnnen.

Dann tr~gt Herr F~ITz FRANK (Be~'lia) fiber seine p i g m e n t - a n a l y t i s c h e n U n t e r s u c h u n g e a am R a s s e n k r e i s Parus cttricapitl~ts vor. - - Ia Erg~nzung der Arbeit der Systematiker, die die ~iu~erlich sichtbaren Fiirbuagsuatersehiede der Weidenmeisenrassen besohrieben, untersachte der Vortragende die Federfarben mit dem Mikroskop. An 232 B~lgen bestimmte er den Anteil der dre] Fiirbungsfaktoren (wei]e Strukturfarbe and die Pigmentfarben Eu- und Phaeome]anin) an der Rficken- and Flankenfi~rbang and verglich die Befunde bei den einzelnea Rassen miteiaaader. Ein besonders gates Unterscheidangsmerkmat wurde in der versehiedenartigen Ausbildung des Phaeomelanins gefunden. So haben die Meisen der Westalpen eine geringere Meage dieses Pigmeates als die der Mittet- nab Ost- alpen aufzuweisen. Damit wurde die An~ischt J o u ~ D s bestiitigt, der eine Abtrennung der graueren Westalpenmeisen yon der montanus- Rasse forderte. Dagegen wurde in der F~rbung der Mittet-, Ost- and Siidalpenmeisen kein Uaterschied gefandea. Die skandiaavischen Weidenmeisen warden in eiae aorwegisehe~ phaeomelanotisch bestimmte and eiae sehwedisch-tappl~ndische~ rein eumelanotische Gruppe geteilt.

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Die Norweger lassen wieder zwei Typea erkennen, den stark pig- mentiertea yon Voss and den helleren und graueren aus der Gegend von Oslo. Die auffallende Variationsbreite in der Pigmentierung der Rasse tischleri beweis[ derea Bastardcharakter. Sehr interessant war die Best~tigung der uralensischen Subspezies rossicus~ die Phaeo- melanin aufweist, wiihrend sieh bei russischen (borealis) und sibirischen (baicalensis) VSgeln nur Eumelania feststellen l~l~t. Ebenso waren die untersuchten Exemplaren aus Ostamerika (atricapill~.ts) phaeomelanotisch pigmentiert, wiihrend die Meisen westlieher Bezirke (septentrionalis und occidentalis) anseheinend diese Pigmentart kaum ausbilden. Eine Kartenskizze, auf welcher der Ausbildungsgrad des Phaeomelanins bei den einzelnen Rassen yon P~trus atricapillus dargestellt wurde, liel3 ein- deutig die bekannte Tatsache erkennen, dal] diese Pigmentform vor- wiegend in den siidlichen Teilen des Verbreitungsgebietes ausgebildet ist. - - Der Wortlaut dieses Vortrages erscheint in den Verhandlungen des IX. Internationalen Ornithologenkongresses in Rouen 1938.

Als letzter sprieht darauf Herr Professor g . WAcEs (Dresden) fiber , S e h u t z und F o r s c h u n g a u f de r V o g e l i n s e l L a n g e n - w e r d e r " . - Der Vortragende zeigt sehSne Farbenphotos yon seiner Vogelinsel~ die nenerdings eine ansehnliche Beobachtnngshiitte ziert. Bezgl. des Vogelsehutzes daselbst ist wieder yon der Eingatterung tier Seesehwalben mit ~[aschendraht die Rede (vgl. die Erwiderung daranf yon [-I. SOgTzLz Orn. ~on. Bet. 1.938, p. 5 1 - - 5 3 ) . - Die znr Erhaltung der fibrigen Seevogelwelt auf Langenwerder abgesehossenen SturmmSwen wurden natzbringend zu systematischen Untersuehen verwandt. Es stellte sich heraus, dal~ S~EGMA~ 1935 (Orn. Men. Bet. 437 p. 20--21) auf Grund zu geringen Materials eine zu enge Abgrenzung der mittel- enrop~isehen Form L. c. canus L. vornahm. In die nunmehr stark naeh oben verschobene Variationsbreite der Nominatform f~llt zwanglos auch die yon RINGLEBEN (Orn. h/Ion. Bet. 1938, p. 53) in der westliehen Ostsee erbeutete, damals als die 6stliche L. c. heinei flom. bestimmte SturmmSwe.

Die grebe Reihe yon Vortriigen des heutigen Vormittags ist damit beendet. Weitere Veranstaltungen sind fi~r Berlin nieht mehr vorgesehen. Unter reger Beteiligung yon G~sten wird daher unverzfiglieh die geplante F a h r t in die S e h o r f h e i d e angetreten, flier ist den Besuehern Gelegenheit gegeben, die Wildgehege zu besiehtigen und an einer Rundfahrt auf dem waldnmstandenen Werbellinsee teilzunehmen. Ein sonniger Naehmittag und einer seh5ner warmer Abend maehen diesen Ausflug zu einem reehten Genug. - - Am Bahnhof Werbellinsee erfolgt dureh den 1. Vorsitzenden der Gesellsehaft, Herrn Dr. O. HEIN•OTH, die Verabsehiedung der Tagungsteilnehmer mit einem Dank an alle, die zum guten Gelingen der Veranstaltungen beitrugen, und mit dem Hinweis darauf, dab der Optimismus, diese dahresversammlung trotz der angespannten politisehen Gage abzuhalten~ sieh bewithren mfif~te und wiirde. Helmut Sick.