Upload
mauszfabrick
View
137
Download
2
Embed Size (px)
DESCRIPTION
Der Folder zum 9. Innsbrucker Prosafestival 12.-14. Mai 2011 (c) Markus Köhle, Robert Renk & medienwerkstatt.ccwww.8ungKultur.com
Citation preview
Gustav Ernst
Arno Camenis
ch
Günter Wels
Annette Pehn
t
Guy Helminge
r
Christian Ue
tz
Clemens J. S
etz
Anna Kim
Nadja Bucher
Der Koschuh
9. Innsbrucker Prosafestival
12. - 14. Mai 2011
9
9
Donnerstag – Literaturhaus am InnGustav Ernst (A)Arno CamEnisCh (CH)Günter WEls (A)
Freitag – Stadtarchiv / StadtmuseumAnnette PEhnt (D)Guy hElmingEr (LUX) Christian UEtZ (CH)
samstag – die bäckerei Clemens J. sEtZ (A)Anna Kim (ROK/A) Nadja BUChEr (A)Der KosChUh (A)
Zum neunten Mal treffen sich – eingeladen
vom Verein 8ungKultur – spannende Autorin-
nen und Autoren aus dem gesamten deutschen
Sprachraum, um an drei Tagen in Innsbruck
ihre aktuellen Werke vorzustellen. Die Orte
sind neu. So wird es eine kleine Stadtrund-
reise in Sachen Literatur geben. Der Auftakt
findet am Donnerstag, den 12. Mai im Litera-
turhaus am Inn statt. Am Freitag, den 13. Mai
ist das Stadtarchiv Gastgeber und am Sams-
tag, den 14. Mai wird der Literaturreigen in
der Kulturbackstube Die Bäckerei mit Musik
und Tanz abgerundet. Das bewährte Kon-
zept bleibt. Robert Renk und Markus Köhle
moderieren, führen einleitende Gespräche
mit den Autorinnen und Autoren und haben
wie immer einen interessanten Querschnitt
der gegenwärtig schreibenden Zunft eingela-
den. Altersgrenzen, Geschmackspräferenzen
oder Verlagsprovenienzen sind dabei nicht
ausschlaggebend. Ausschlaggebend ist die
Qualität der Texte, gepaart mit der Qualität,
die eigenen Texte trefflich präsentieren zu
können. Die zehn Autorinnen und Autoren
sind Meisterinnen und Meister ihres Faches,
werden sich mit Garantie auf ihre jeweils in-
dividuelle Art in Ihre Herzen und Hirne lesen
und demonstrieren, wie bunt und verstörend,
wie wunderlich und betörend, wie anregend
und vielseitig Literatur sein kann. In diesem
Sinne: Lassen Sie sich darauf ein, hören Sie zu
und haben Sie Vergnügen!
Robert Renk & Markus Köhle
Donnerstag, 12. mai um 20:00 Uhrliteraturhaus am inn Josef-hirn-str. 5/10 - innsbruck
Gustav Ernst (A)beginnt dort, wo andere aufhören
Somit beginnt auch das 9. Prosafestival mit
ihm. Seit seinem Erstling „Plünderung“
(1970) gehört er zur ersten Riege der österrei-
chischen Literatur. Nun erschien sein neuer
Roman „Beste Beziehungen“ (Haymon 2011)
und alles was Ernst ausmacht, ist darin zu
finden. Hoch literarisch Obszönes, gekonnt
Grausliges und entblößend Wahres, also alles,
was zwischen Liebe und (herbeigeführtem)
Tod so Platz hat im Denken und in der Rea-
lität.
Dass er einer der wenigen ist, die sich – über
die politisch kompetente Äußerung hinweg
– erfolgreich der literarischen Aufarbeitung
9. Innsbrucker PrOsAFesTIVAL
Donnerstag 12. bis samstag 14. mai 2011Jeweils 20:00 Uhr an verschiedenen orten
2 3
9von politischen Phänomenen widmen, zeigt
u.a. seine grandiose Suada „Die Frau des
Kanzlers“, die zu den Versäumnissen der ös-
terreichischen Mitte-Rechts-Regierung Stel-
lung bezieht und auch im Theater erfolgreich
aufgeführt wurde. Außerdem ist er Herausge-
ber der Literaturzeitschrift kolik. „Die Zeit
schrift entsteht aus dem Wunsch heraus, jener
Literatur und vor allem auch jenem Diskurs
über Literatur, die nicht den Kriterien und den
Anforderungen des Marktes entsprechen, weil
sie zu kritisch, zu polemisch, zu anspruchs
voll sind, einen Ort zu geben.“
Dass er damit seit Jahren auch ein wichtiger
Förderer der jungen Literatur ist, versteht sich
von selbst & wird sich während des Festivals
auch durch die Präsenz der Zeitschrift kolik
leicht überprüfen lassen!
Arno CAmEnisCh (Ch)kennt keine Sprachgrenzen
Arno Camenisch schreibt auf Deutsch und
Rätoromanisch. Sein Debüt „Sez Ner“ sorgte
ebenso für Aufsehen, wie sein 2010 ebenfalls
im Urs-Engeler-Verlag erschienener Zweitling
„Hinter dem Bahnhof“. Stehen im Erstling
der Senn, der Zusenn und die Hirterbuben
im Mittelpunkt bzw. deren Leben auf der Alp
Stavonas am Fuße des Piz Sezner in der Sur-
selva des Kantons Graubünden, so geht es im
zweiten Buch um ein Dorf, in dem der Rhein
„Maulwürfe und Fussbälle“ frisst, betrachtet
aus dem Blickwinkel eines Kindes. Das Dorf
ist klein, doch es ist immer was los: Die Groß-
mutter (die Tatta) wird eingeliefert, der Bru-
der von einem Auto angefahren, dem Ich ein
Loch in den Kopf gehauen, das Wibli frisst die
Kinkelis (Hund frisst Hasen) und Schi- und
Verkehrsunfälle stehen sowieso auf der Ta-
gesordnung. Raue Sitten im Dorf das mit ge-
zählten „16 Cüalschrancs“ aufwarten kann.
Das klingt nach Kleindorfbusiness as usual
und ist doch mehr und vor allem anders. Das
Einzigartige und in dieser Form auch äußerst
Gelungene ist die sprachliche Umsetzung.
MILENA liebt dich!
Heftige Bücher für heftigeMenschen!
www.milena-verlag.at
bierstindl_inserat_milena.qxd 14.04.2011 15:12 Seite 1
4
9
9
Dieser Drahtseilakt: da die Hochsprache,
dort der Dialekt und in der goldenen Mitte
eben der Weg, den Camenisch wagemutig und
souverän beschreitet. Trotz zahlreicher Hel-
vetismen ist dieses Buch für alle lesbar aber
eben näher dran an der abgebildeten Dörflich-
keit und den Ungeheuerlichkeiten derselben.
Arno Camenisch hebt ein Dorf auf die Bühne,
ein Dorf, zu einer Zeit, der Kindheit des Er-
zählers. Absolutely charming!
Günter WEls (A)wäre gerne ein Rotkehlchen im Garten
Theodor Storms
und hat einen hochliterarischen Erstling hin-
gelegt. „Da muß man aufpassen, um fair zu
bleiben und nicht aus Neid bissig zu werden:
Günter Wels hat ein schönes, zartes, nachhal
lendes Debüt vorgelegt. Respekt!“ schreibt Pe-
ter Pisa im Kurier.
Der Erzählband „Maitage“ (Czernin 2010)
zeigt die Dramen des Erwachsenwerdens
zu verschiedensten Zeiten. Man staunt, wie
sehr sich diese Dramen gleichen. Nicht aber
die Erzählungen. In sieben schnörkellosen
Sprachperlen, die nah an den Figuren entlang
schreiben zeigt Wels, dass er das Schreiben
wohl auf's Souveränste beherrscht. Ist auch
kein Wunder. Unter dem „Pseudonym“ Gün-
ter Kaindlstorfer zählt er zu den renommier-
testen Kulturjournalisten Österreichs und
arbeitet u. a. für den ORF, den Deutschland-
funk, den Bayerischen Rundfunk, den WDR,
den SWR, das Schweizer Radio DRS und für
3sat.
„Maitage“ ist ein in vielerlei Hinsicht gelun-
genes Debüt, weil die Geschichten hinter-
gründig und berührend, plastisch, glaubwür-
dig, vor allem aber spannend sind...
Günter Wels’ Erzählband ist auch eine Aus-
einandersetzung mit der österreichischen
Geschichte und den sozialen Verhältnissen
in der österreichischen Provinz. „Das Unver
ständnis, das Jugendlichen von Erwachsenen
entgegengebracht wird, das Desinteresse an
ihren Wünschen, Sehnsüchten und Ängsten
ist ein Leitmotiv dieses Buches.“ schreibt
denn auch Vladimir Vertlib in „Die Presse“.
Und soeben ist Günter Kaindlstorfer zum neu-
en Programmleiter der BUCH WIEN gewählt
worden. Was den Nachteil hat, dass man Gün-
ter Wels dort nicht lesen hören wird. Da muss
man schon nach Innsbruck ...
Freitag, 13. mai um 20:00 Uhrstadtarchiv / stadtmuseum innsbruck Badgasse 2
Annette PEhnt (A)schreibt sich mit Mobbing in die Literaturge
schichte
Damit ist natürlich ihr grandioser Roman
„Mobbing“ gemeint, der sich diesem Thema
ganz speziell nähert. Diesmal nicht nur aus
der Perspektive des Tatortes Büro, sondern
vielmehr verlagert Pehnt die Problemzone
zusehends in den Kreis der Familie und zeigt
dadurch, wie sich auch Jo, der Gemobbte
und seine Frau, die Erzählerin des Romans,
entfremden. „Mobbing“ war einer der erfolg-
reichsten Romane im Jahre 2007. Annette
Pehnt wohnt in Freiburg (Partnerstadt von
Innsbruck). Zuvor lebte sie u.a. auch in Belfast
und Schottland und studierte – neben Germa-
nistik und Anglistik – auch Keltologie!
2010 erschien der Erzählband „Man kann sich
auch wortlos aneinander gewöhnen das muss
gar nicht lange dauern“. Sprachlich souverän,
präzise, knappe Tiefenforschung, an Figuren,
die am Kippen sind. Diese scharfe, lupenrei-
ne Prosa weißt sie laut Anja Hirsch von der
Frankfurter Rundschau als „Meisterin der
Beschreibung ungesättigten Lebens“ aus. Und
Gabriele Killert von „Der Zeit“ bewundert das
sichere Gespür der Autorin für die Entfrem-
dungszusammenhänge ihrer Protagonisten.
Neben ihren 5 Romanen und dem zuletzt er-
schienen Erzählband hat Annette Pehnt auch
4 Kinderbücher veröffentlicht. Für die Kinder
6 7
9
in Annette Pehnts zarten und psychologisch
genau erzählten Kinderbüchern gibt es nicht
nur die eine Welt, die man sieht, sondern eine
fantastische Welt dahinter, von der man nie
genau weiß, wie wirklich sie in Wirklichkeit
ist.
Wie wirklich die Bühnenpräsenz von Annette
Pehnt ist, erlebt Innsbruck im Mai!
Guy hElminGEr (lUX)wirbt noch immer zu Recht mit „Esst Bücher!
Lest Kuchen!“
und schreibt noch immer fantastische Roma-
ne. Den letzten für den Eichborn Verlag mit
Titel „Neubrasilien“ (2010). Dort verknüpft
der 1963 in Esch-sur-Alzette (Luxemburg) ge-
borene zwei Auswanderergeschichten zu ei-
nem brillanten Buch. Einmal von Luxemburg
nach Brasilien (wir erinnern uns auch ans
Dorf Tirol) und einmal – 170 Jahre später –
von Montenegro nach Luxemburg. Zum Glück
mussten wir nicht so lange auf eine Helmin-
ger-Rückkehr nach Innsbruck warten. „Diese
Geschichte ist tief und spannend erzählt (...)
es geht um Verlorenheit, um Fremdheit, um
Migration (...) in der sensiblen Form, in der es
geschildert wird und mit der enormen Sprach
wucht von Guy Helminger bekommt man so
ein feines Gespür dafür, für Migrantendasein
und für das Elend, das dazugehört, dass ich
dieses Buch nur wärmstens empfehlen kann“
meint Richard David Precht im „Schweizer
Literaturclub“.
Zusammen mit Navid Kermani lädt Guy Hel-
minger im Kölner Stadtgarten jedes zweite
Monat zu einem internationalen Literari-
schen Salon und auch auf den Theaterbret-
tern finden seine Stücke regen Zulauf (u.a. das
Stück „Venezuela“).
Seit 1985 wohnt Guy Helminger in Köln, wo er
Ende der 80iger und Anfang der 90iger auch
in der legendären Punkkneipe „Die Station“
kellnerte, was im als Stoff für seinen ersten
Roman „Die Ruhe der Schlammkröte“ diente.
„Der Meister der gepflegten literarischen Hasstirade ist mit neuem Roman zurück. Höchste Empfehlung!“Falter
Gustav Ernst:Beste BeziehungenRoman212 Seiten, fest gebunden mit Schutzumschlag€ 19.90 / Sfr 30.50ISBN 978-3-85218-677-1
9
9
9
samstag, 14. mai, 20:00 Uhrdie bäckerei Dreiheiligenstraße 21a, innsbruck
Clemens J. sEtz (A)schreibt sich in den Zenit
Clemens J. Setz ist soeben für „Die Liebe zur
Zeit des Mahlstädter Kindes“ (Suhrkamp
2011), einem Geschichtenband voll Skurri-
lität, Sexualität, Genialität und Einsamkeit,
mit dem Preis der Leipziger Buchmesse aus-
gezeichnet worden. Der 28-jährige Grazer ist
seit seinem Debüt „Söhne und Planeten“ und
vor allem seit seinem ungemein vielseitigen
Roman „Die Frequenzen“ eine zu Recht hoch
gehandelte Aktie am Literaturmarkt. Clemens
J. Setz hat es vom Residenz-Autor und Ge-
heimtipp in Insiderkreisen zum Suhrkamp-
Autor und Preisträger im medialen Rampen-
licht gebracht. 18 Erzählungen enthält das
von der Leipziger Messe prämierte Buch mit
dem ungewöhnlich unspektakulären Titel.
Für alle Geschmäcker etwas. Setz wartet er-
neut mit eigenwilligen Metaphern auf und
verblüfft durch unerhört genaue Beobach-
tungsgabe. Wie immer bestechend sind die
Dialoge, aus harmlosem Beziehungsgeplap-
per entwickeln sich ganz nebenbei wahre
Schauergeschichten, vermeintlich Bedeu-
tungsloses wird zunehmend gravierender. Im
Spannungsaufbau und in der Zuspitzung hat
der Großmeister alle Zügel fest in der Hand
und seine Figuren hat er dermaßen lieb, dass
er sie alles machen lassen kann. Das wirkt al-
les ungekünstelt nachvollziehbar und sei es
auch noch so absurd oder durchgedreht und
am besten sind die Geschichten, in denen ent-
weder die Realitätsschraube einen Tick über-
dreht wird (es beispielsweise einen Mütter-
straßenstrich gibt oder einfach alle Eheregeln
umgekehrt und pervertiert werden) oder Sur-
reales Einzug hält (Handtaschen von Pestbeu-
len befallen werden, sich Helden ins Innere
von Dingen denken). Dazwischen gibt es ge-
Christian UEtz (Ch)spricht aus dem Herzen
Christian Uetz legt mit „Nur Du, und nur
Ich“ zwar sein Romandebüt (Secession 2011)
vor, ein Szeneneuling ist der philosophie-
durchdrungene Schweizer Performancepoet
allerdings beileibe nicht, im Gegenteil, seine
Auftritte sind geradezu legendär. Uetz ist ein
Vorreiter der „Spoken Poetry“ im deutsch-
sprachigen Raum, hat Gedichtbände u. a. bei
Suhrkamp und Droschl veröffentlicht und
erzählt nun eine Liebesgeschichte. Ja, eine
Liebesgeschichte. Sie hält die Nähe nicht
aus und macht es ihm schwierig. Er wäre be-
dingungslos bereit sich hin zu geben, er ist
auch bereit, danach zu schürfen, wieso sie
ihm die körperliche Vereinigung verweigert
und ergibt sich gerne in geradezu manischen
Selbstreflexionen. Sie flieht vor der Nähe, er
fleht danach. Es geht also um die Höhen und
Tiefen der Liebe und des Leidens, es geht um
Sehnsucht, Wolllust, Verzweiflung und die
sprachliche Umsetzung dieser Urgefühle.
Christian Uetz findet dafür eine Sprache, die
keine Gratwanderung, sondern ein Besteigen
des Liebesgipfels von allen Seiten und mit
allen Mitteln ist. Da wird aus allen Registern
gezogen, ist nichts per se zu hoch oder zu tief.
Die beschreibenden Szenen der schwierigen
Beziehung wechseln sich mit dem Innenleben
des Erzählers bzw. mit den Sprachversuchun-
gen und -verwirrungen die der Liebesrausch
im Erzähler auslöst. Dass diese Obsessionen
nicht alle immer treffen können, ist dabei nur
natürlich, Leidenschaften sind eine höchst
individuelle Sache. Wie es Uetz allerdings
gelingt, die Besessenheit seines Helden dar-
zustellen, ist bemerkenswert und in dieser
Realisierung wohl einzigartig. Und wenn
man ihn erst gehört hat, dann bleiben ohne-
hin keine Fragen mehr offen.
10 11
9
legentlich auch solide Komik, die dann aber
gleich wieder durch ehrliche Boshaftigkeit
vertrieben bzw. vergessen gemacht wird. Was
bleibt, ist die radikale Konsequenz all dieser
Geschichten, da wird nicht moralisiert oder
schöngeistig schwadroniert, da wird meist
Unangenehmes ausgesprochen und zwar mit
den adäquaten sprachlichen Mitteln. Das De-
büt „Söhne und Planeten“ war frecher (und
großartig), der Schmöker „Die Frequenzen“
verspielter (und ohnehin grandios), „Die Lie-
be zur Zeit des Mahlstädter Kindes“ ist an-
genehm sperrig (und ein sympathischer Un-
gustl) und auf jeden Fall zu empfehlen.
Anna Kim (rOK/A)entdeckt den hohen Norden
Sie hat sich im letzten Jahr mit ihrem Ro-
man „Die gefrorene Zeit“ (Droschl) in die
Innsbrucker Kulturgeschichte eingeschrie-
ben, als äußerst sensible Sprach-Anthropo-
login für eine grausame Wirklichkeit und
somit als vielbeachtete „Innsbruck-liest-
Autorin 2010“.
„Die Autorin hat sich für eine nüchterne und
dabei diskret metaphorische Sprache ent
schieden, knapp und befremdlich, und mit der
Sicherheit einer Schlafwandlerin trifft sie den
richtigen Ton. (…) Anna Kim hat ein toderns
tes, ein todtrauriges Buch geschrieben: ohne
Zweifel ein meisterliches.“ schreibt Daniela
Strigl in „Die Furche“.
Inzwischen hat die 1977 in Daejeon, Südko-
rea Geborene sich vom Kosovo nach Grönland
aufgemacht und frönte dort frierend dem
Recht fremd zu sein. Nach Grönland fahren,
um sich selbst zu finden? In den Inuit, den
Ureinwohnern dieses Landes, die Paradig-
men der eigenen Existenz entdecken? Genau
das beschreibt Anna Kim in „Invasionen des
Privaten“ (Droschl 2011). Zu lesen ist Wun-
derbares über diese polare Insel, deren land-
schaftliche Schönheiten so weit weg sind
von allem, was die Touristik uns als schön
anpreist: die Kargheit, die Leere, die Farben
Studia GmbHUniversitätsbuchhandlung & -verlag
Unsere FACHBÜCHER
Rechtswissenschaft
Sozialwissenschaft
Wirtschaftswissenschaft
Medizin
Naturwissenschaft
Geisteswissenschaft
Theologie
u.v.a.m.
www.studia.at
Universitätsbuchhandlung | Universitätsverlag | Kopier- & Digital-Druck-Zentren | Buchbinderei Universitätsbuchhandlung für Medizin, Rechts-, Natur- und Geisteswissenschaften
Innrain 52f • Bruno Sander Haus • über der neuen Unibibliothek •6020 Innsbruck
Öffnungszeiten: Montag - Freitag 8.30 - 18.00 Uhr • Samstag 9.00 - 13.00 Uhr
Tel.: +43 (0)512/58 27 75 oder 58 27 81 • Fax: +43 (0)512/58 27 87 • [email protected]
Studia_Inserat_Literaturfest.indd 1 26.04.11 17:02
13
9
und Formen von Eis, Schnee und Wasser. Und
weniger Wunderbares, wenn es um die Kolo-
nialgeschichte der Insel geht, die auch hier im
hohen Norden, so grausam und unerbittlich
für seine Bewohner ablief wie jede andere ko-
loniale Geschichte auch.
In Innsbruck ist Anna Kim schon lange keine
Fremde mehr und im Mai sollte sie hier auch
nicht frieren.
nadja BUChEr (A)sieht rot und räumt auf
Nadja Bucher hat mit ihrem Debüt „Rosa ge-
gen den Dreck der Welt“ (Milena 2011) nicht
nur einen mit feiner Ironie durchzogenen
Putzfrauenroman vorgelegt, sondern gleich-
zeitig ein Buch, das klar vor Augen führt, wie
schwer es ist, ökologisch und moralisch ein-
wandfrei zu leben. Die Welt als Putzfrau Ro-
sas Wille und Vorstellung, könnte man sagen.
Oder auch: Schwarzer Humor trifft auf Baum-
wolle aus kontrolliert biologischem Anbau,
auf SUV-Fahrer, CO2-Emissionen und den
unerfüllbaren Wunsch, an dem ganzen Dreck
nicht beteiligt zu sein. Nadja Bucher kommt
vom Poetry Slam und der gesprochenen Spra-
che, die stark dramatische Einschläge hat.
Nadja Bucher ist Teil der Wiener Lesebühne
Dogma.Chronik.Arschtritt. Ihre Romanfigur
Rosa ist eine selbständige Putzfrau mit Öko-
Tick und ramponierter Vergangenheit, die
sich ihre Kundinnen und Kunden selbst aus-
sucht und dabei einen Hang zu skurrilen Per-
sonen beweist (die eine mit Waschzwang und
Zierkissenwahn, der andere ein Modelleisen-
bahnen- und Zinnsoldatensammler).
Sie hat ihr neues Leben mehr oder weniger in
Griff, bis sie die Wohnung einer neuen Kli-
entin eigenartig berührt und etwas aus der
Bahn wirft. Rosas Ideal ist es, keine Spuren
zu hinterlassen. Nadja Buchers Buch aller-
dings hinterlässt Spuren, ist nachhaltig im
besten Sinne.
16. - 18. Juni 2011
die bäckerei
www-filmfest-rejected.com
Oliven
öl Wein
Honig Liköre Pecorino Pesto
Grappa Kaffee Pasta B
ottarg
a
www.sardinienprodukte.at
0664 4660781
15
9
9Der KOsChUh (ibk)ist stets pointendicht
Der Koschuh ist amtierender Ö-Slam-Champ
und Poetry Slam Europa-Vizemeister, ein
Viertel der Lesebühne Text ohne Reiter,
Kabarettist und Schauspieler. Seine Kaba-
rettprogramme, Wort fetzt Lesungen, Uni-
Press-Kolumnen, youtube-Videos und andere
literarisch-kabarettistische Interventionen
sind aus der Szene nicht mehr weg zu denken.
Keiner kann grimassieren wie der Koschuh,
keiner den Tiroler-Schützen gleichermaßen
überzeugend darstellen wie den Schweizer-
Gardisten. Parodien populistischer Politiker-
innen und Politiker zählen zu seinen Para-
derollen, seine Liebesbriefe sind gefürchtet
und nie wünscht man sich den Sommer sehn-
licher, als in Zeiten in denen der Koschuh
den Frühling anruft. Der Koschuh hat keine
Scheu vor brisanten Themen, ist ein sattel-
fester Satiriker mit Hang zur politischen
Groteske, macht aber auch Alltägliches und
allzu Menschliches gerne zum Inhalt seiner
Texte. Keiner kann überzeugender müde sein
als der Koschuh und niemandem wird es
wohl gelingen nicht zu lachen, wenn der Lo-
kalmatador als Abschlussbrezel in der Bäcke-
rei dem Innsbrucker Prosafestival den finalen
Sahnegupf aufsetzen und vermutlich unter
anderem aus der Poetry Slam Anthologie
„Mundpropaganda“ (Milena 2011) lesen wird.
DJ martin Fritz (A)sorgt für heiße Sohlen
Martin Fritz ist unser deklariert liebster Lite-
raturveranstaltungs-Abschlusstanzsause-DJ,
er ist außerdem eifriger Diener der Systemthe-
orie und Populärkultur, ein verlässlich ver-
dammt gutes Viertel der Lesebühne Text ohne
Reiter und Innsbruck Poetry Slam Urgestein
(ja, so schnell geht das!). Was ihm als Autor
die Ode, ist ihm als DJ das Saxophonsolo.
Stillstand verboten, mitwippen Mindestmaß
an Anstand, Ausdruckstanz explizit erlaubt.
robert rEnK (A)bringt die Welt nach Innsbruck
Robert Renk ist vielbeschäftigter Kurator,
dauercharmanter Moderator, allseits belieb-
ter Uni-Gast-Dozent, theater trifft Intendant,
8ungKultur Mastermind und Erfinder der un-
nachahmlichen Renkschen Grätsche, die es
ihm erlaubt, all diese seine Funktionen nicht
nur unter einen Hut zu bringen, sondern aus
diesem seinen Hut immer wieder neue Kanin-
chen zu ziehen, das heißt, laufend zu überra-
schen und zu beglücken.
markus KöhlE (A)bringt Österreich in die Welt
Markus Köhle ist vielreisender Neofixplatz-
besitzer, dauerjugendlicher PoetrySlamÜber-
vater, allseits beliebter literarischer Gast für
Lesungen, Performances und Moderationen.
Er ist Dogma.Chronik.Arschtritt Mastermind,
DUM-Redaktionsmitglied und hat – neben
den wunderbaren Sammlungen „bruch-
harsch“ (2009), „brahmskoller“ (2005) oder
„letternletscho“ (2004) – vor gar nicht all zu
langer Zeit den ultimativen Raststättenroman
(Dorfdefektmutanten 2010) abgeliefert, wel-
cher sogar dem großen Franz Schuh Respekt
abrang.
Außerdem blogt er hochliterarisch & regelmä-
ßig aus Basel, aus einem Berliner Luxushotel,
aus Ptuj und schon mal für den 20er aus Wien.
16 17
9
Verena müllEr (A)ist nicht immer da, aber nicht mehr wegzu
denken!
Pendelt gerne zwischen ChiliCity und Neu-
Rum rum. Wohnt aber seit zwei Jahren in
Wien, wo sie auch beruflich ihrer Leiden-
schaft für Bücher frönt. Zum Glück kehrt sie
jedes Jahr im Mai – schier zugvogelgleich –
nach Innsbruck zurück, um die AutorInnen
beim jährlichen Prosafestival auf's Beste zu
betreuen.
michael CArli (i)bringt die Welt ins Heft und Sardinien nach
Tirol
Engagement hat zwei Namen: Michael und
Carli. Sei es kulturell, sei es politisch,
Michael Carli ist am Stand der Dinge. Er
rückt – u. a. für „8ungkultur“ – seit Jahren
die schönsten Sachen ins grafisch richtige
Licht, hat ein Herz fürs Theater und wenn er
nebenbei nicht gerade schrottreife Fahrräder
einem zweiten Leben zuführt, die er dann
gerne an bedürftige Führerscheinlose ver-
schenkt, dann zischt er einfach mal schnell
nach Sardinien, um dort grandios Gustiö-
ses nach Tirol zu schaffen und es dort unter
www.sardinienprodukte.at oder auch per-
sönlich an den und die FeinschmeckerIn zu
bringen.
Weitere Lesungen:
Dienstag, 21. Juni um 20:00 Uhr in der bäckerei (Dreiheiligenstraße 21a)
José OLIVER – Andalusien lyrischMusik: Dietmar RUMPOLD (Flamencogitarre), u. A. Ein Projekt der RomanistikstudentInnen des PO Kulturvermittlung. Eintritt: freiWILLIGE Spenden
MittWoch, 7. September um 19:00 Uhr im Spanischen Saal (Schloss Ambras – www.khm.at/ambras)
Michael KÖHLMEIER & Raoul SCHROTT – „Doppel-All’Antica": Erzähltes & Gelesenes
In Kooperation mit dem Kunsthistorischen Museum Sammlungen Schloss Ambras. Eine Veranstaltung im Rahmen der Sonderausstellung „All’antica. Götter & Helden auf Schloss Ambras“. Eintritt: €8 / €12
Reservierung unter:01-52524-4802
oder: [email protected]: [email protected]
18 19
Fotosnachweis: Ernst © Peter Bisovsky; Camenisch © Yvonne Böhler; Setz © Paul Schirnhofer; Wels © Elisabeth Novy; Kim © Flo Schneider; Bucher © Doris Mitterbacher; Uetz © gezett; Pehnt © Gesine Bänfer; Koschuh © Gerhard Berger
impressum
m, h + V: 8ungKultur6020 innsbruck franz-fischer-straße 23fon: ++43-(0)699 10855143www.8ungKultur.com
konzept, organisation, text + redaktion: markus köhle + robert renkorganisation + lektorat: verena müllergrafik + satz: medienwerkstatt.cc
Das Prosa Festival findet im rahmen von „innsbruck liest” statt. mit Unterstützung der ig autorinnenautoren tirol.
Wir danken unseren sponsoren und Förderern
9
InnsbruckLIest
medienwerk
sta
tt.cc