Aborigines - Basisinfo

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  • 8/3/2019 Aborigines - Basisinfo

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    Aborigines

    Geschichte

    Die Ureinwohner (lat. ab origine = von Anfang an) Australiens besiedelten den Kontinentvor ca. 40000-50000 Jahren, vermutlich von Indonesien her. Sie sind kein einheitliches

    Volk, sondern bestehen aus verschiedenen Stmmen mit unterschiedlichen Gebruchenund Sprachen. Sie lebten (und leben zu einem kleinen Teil noch heute) als Jger undSammler und zogen vielfach als (Halb-)Nomaden durch das Land. Die Entwicklung zurSesshaftigkeit wurde von ihnen nicht vollzogen, angesichts des Reichtums und der Gredes Landes war dies auch nie notwendig das Land gab ihnen, was sie brauchten. JederStamm bewohnte ein bestimmtes Stck Land (abgegrenzt durch Bergrcken, Flusslufeetc.), von dessen Ertrag gelebt wurde. Die Ureinwohner kannten den Begriff des Eigen-tums nicht, stattdessen sahen sie sich als Hter des Landes. Im Umgang mit der Naturbefolgen sie strikte Verhaltensregeln.

    Mit dem Eintreffen der ersten Strflingstransporte der Briten und der dann folgendenSiedler nach 1788 begann das traurigste Kapitel in der langen Geschichte der Aborigines.Die Besiedlung Australiens durch den weien Mann hatte einen verheerenden Einfluss aufdie Ureinwohner: Das Land galt als Niemandsland, die Aborigines als primitive Wilde;sie wurden als Untermenschen behandelt, vertrieben, wie Tiere gejagt und ermordet.Die von den Europern eingeschleppten Krankheiten dezimierten die Ureinwohnerzustzlich. Christliche Missionare bemhten sich, ihnen ihre heidnische Kultur auszu-treiben. Man zwang sie zur Sesshaftigkeit; Kinder wurden ihren Eltern weggenommen,um sie nach europischem Vorbild zu erziehen (bis ca. 1970!). In den 1960er Jahrenwurde den Aborigines das Wahlrecht zuerkannt, seit 1980 wurde die Rassentrennung(z.B. in Schulen) schrittweise aufgehoben. Vor allem auf dem Land ist Rassismus nach

    wie vor weit verbreitet. Erst 2008 entschuldigte sich die australische Regierung offiziellbei den Aborigines fr das ihnen angetane Unrecht.

    Aus Sicht der Ureinwohner wurde und wird ihre Welt nach und nach zerstrt. Viele sindphysisch und geistig entwurzelt; ihr Selbstrespekt und Lebenswille sinken. Dies fhrt oftzur Flucht in Apathie, Depression und Drogen. So entstand ihr Ruf, faul und unntz zusein. Nach einer Studie der australischen Regierung von 2009 sind Kinder von Urein-wohnern sechs Mal mehr in Gefahr, missbraucht zu werden. Die Mordrate ist bei denUreinwohnern sieben Mal so hoch, die Wahrscheinlichkeit, im Gefngnis zu landen, ist 13Mal hher; 46 Prozent der Mnner und 27 Prozent der Frauen sitzen irgendwann in ihrenLeben im Gefngnis. Zwei Drittel der Ureinwohnerkinder schaffen ihren High School-

    Abschluss nicht.

    Bildende Kunst, Musik und Tanz

    Die Aborigines hatten keine Schrift. Kunst ist Bestandteil der Hauptrituale in ihrerKultur; sie wurde und wird genutzt, um Territorien zu markieren, Geschichte aufzu-zeichnen und Erzhlungen ber die Traumzeit zu untersttzen und zu bermitteln.Bei der Kunst der Aborigines gibt es zwei Interpretationsebenen: die inneren Ge-schichten, die nur fr diejenigen bestimmt sind, die ber das entsprechende rituelleWissen verfgen, und die ueren Geschichten, die fr alle zugnglich sind.Gemalt

    wurde auf Felsen, Hhlenwnde und auf Baumrinde, vorwiegend in Erdfarben. Bei denStmmen gab es verschiedene Techniken und Motive.

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    Auch bei Musik und Tanz gibt es eineinnere und uere Ebene. Die Musikist im Besitz einer bestimmten Personoder einer Gruppe und transportiert u.a.Verpflichtungen und Inhalte der Stam-mesgesetze und dient der Kommunikation

    historischer oder mythologischer Ge-schichten oder Erlebnisse, die damit inVerbindung stehen. Die Musik ist darberhinaus auch an geografische Gegeben-heiten gebunden (Songlines). Am wich-tigsten sind die Gesnge, die von Song-men/-women angeleitet werden. Alsbegleitende Instrumente dienen clapsticks (kurze Hartholzstcke), Trommeln oder das Didgeridoo (Blasinstrument ausEukalyptusholz).

    Religion(en)

    In den Traditionen der Vlker der Aborigines steht die Traumzeit im Zentrum ihres spiri-tuellen Denkens. Die Traumzeit-Legenden handeln von der universellen, raum- und zeit-losen Welt, aus der die reale Gegenwart in einem unablssigen Schpfungsprozess her-vorgeht. Letztere fllt ihrerseits wiederum die Traumzeit mit neuen geschichtlichenVorgngen. Die Traumzeit erklrt somit, wie alles entstanden ist, und begrndet dieungeschriebenen Gesetze, nach denen die Aborigines leben. Die Ereignisse der Traum-zeit manifestieren sich nach ihrem Glauben in Landmarken wie Felsen, Quellen usw.Smtliche Wesen, aber auch die Dinge der unbelebten Natur haben ihren Ursprung und

    ihr Gegenstck (Ahnenwesen) in der Traumzeit.Nach der Vorstellung der Aborigines knnen Kundige durch bestimmte Rituale und Zere-monien jederzeit (vor allem an heiligen Orten) mit der Traumzeit und ihren Figuren Kon-takt aufnehmen. Es sind die Figuren dieser Schpfungsgeschichte, die die Berge, dieFlsse, das Meer und den Himmel schufen und den Tieren und Pflanzen ihren Namengaben. Die zentrale Figur dieser Schpfungsgeschichte ist in den meisten Traumzeit-vorstellungen die Regenbogenschlange: Sie formt auf der Erde Berge, Tler und Wasser-lcher und ist in diesen verborgen. Damit ist sie der weibliche Erdgeist; da sie denRegenbogen schafft, reprsentiert sie zugleich die mnnliche Sonne.Die Aborigines glauben, dass ihre unsterbliche Seele ein Funke ihrer Ahnwesen aus derTraumzeit ist. Nach dem Tod eines Wesens kehrt dieser in die Traumzeit zurck, um

    anschlieend in einer neuen Daseinsform vielleicht als Baum, als Mensch oder als Kn-guru wiedergeboren zu werden. Zudem stellt der Funke die ungebrochene Verbindungzur Traumzeit dar, die durch bestimmte Rituale stimuliert werden kann.Die Ahnenwesen werden nicht idealisiert, sondern sind fehlerhaft wie jedes reale We-sen. Ihre in der Traumzeit gespeicherten Lebenswege sollen den Menschen als Lehr-stcke fr das persnliche und das gemeinschaftliche Handeln dienen. Die Traumzeitkennt keine Gtter/Gott.Das Wissen ber die Traumzeit ist nicht fr alle gedacht, sondern nur fr auserwhlteTrger der Gemeinschaft; es ist geheim. Es gibt hervorgehobene Persnlichkeiten in denGruppen: den Stammesfhrer (clever man), den Medizinmann (medicine man) und denRichter (law man), den ltesten der Gruppe, die das Wissen weiter vermitteln. Dieses

    wird nach Frau und Mann unterschieden das Wissen der Frauen ist Mnnern nicht zu-gnglich und umgekehrt. Kinder hren einfache Versionen der Traumzeit-Geschichten,die auch an Auenstehende weitergegeben werden.