102
„jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“ Erfahrungen – Ergebnisse – Erfolge

„jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“ · Jung-Engagiert-Motiviert – JEM: Der Jugendbeirat 75 Fazit und Ausblick 83 Publikationen 87 Inhalt 5. fi˛˝˙ˆˇ˘˛ˆ ˙ ˇ ˇ ˛

  • Upload
    others

  • View
    1

  • Download
    0

Embed Size (px)

Citation preview

  • Proj

    ektd

    okum

    enta

    tion

    – „

    jun

    gb

    eweg

    t –

    Dei

    n E

    insa

    tz z

    ählt

    .“

    „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“Erfahrungen – Ergebnisse – Erfolge

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    Die Dokumentation wurde erstellt auf der Basis von Projektanalysen durch:

    Claudia BockholtRüdiger HansenBirger HartnußProfessorin Dr. Karin Lenhart-RothKevin LüdemannCarsten RoederMoritz Schwerthelm

    „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“Erfahrungen – Ergebnisse – Erfolge

  • Hinweis:

    Die Zitate stammen aus Interviews im Rahmen von Einrichtungsbesuchen,

    Auswertungen von Fortbildungsveranstaltungen und im Winter 2014/15

    erstellten Projektanalysen.

  • Vorwort 7

    Einführung 11

    Mitentscheiden und Mithandeln in der Kita 17

    Engagement und Partizipation in der Schule 27

    Jugendeinrichtungen: Gesellschaftliches Engagement

    mit Benachteiligten geht nicht – oder? 37

    „Ohne Dich bleibt die Welt stehen“:

    Die Jugendwettbewerbe in Berlin und Magdeburg 45

    Engagierte Jugend – zukunftsfähige Kommune 51

    Politik und Jugend im Dialog: Das „jugendforum rlp“ 65

    Jung-Engagiert-Motiviert – JEM: Der Jugendbeirat 75

    Fazit und Ausblick 83

    Publikationen 87

    Inhalt

    5

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    6

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    Vorwort

    Globalisierung, demographischer Wandel, wachsende soziale Spaltung, Einwanderung – unsere Ge-

    sellschaft steht vor zahlreichen fundamentalen Gestaltungsaufgaben. Für den Zusammenhalt und

    die Zukunftsfähigkeit unseres demokratischen Gemeinwesens hat zivilgesellschaftliches Handeln

    eine zentrale Bedeutung. Bürgerinnen und Bürger1 tragen dazu bei, dass Gemeinschaft in allen sozi-

    alen und auch gesellschaftlichen Bereichen in vielfältiger Weise gelebt und gestaltet wird. Sie enga-

    gieren sich unentgeltlich für Familien, Kinder und alte Menschen, aber auch für Tiere und Natur. Sie

    investieren ihre Zeit und Person zum Beispiel ebenso in der Bildung, in der Gemeinde, im Sport so-

    wie in Kunst und Kultur. Hilfe für Menschen in Not oder auch der Katastrophenschutz wären ohne

    Freiwillige nicht zu leisten.

    Zivilgesellschaftliches Engagement eröffnet wichtige Impulse für gesellschaftliche Zukunftsgestal-

    tung. Viele Akteure und Personen haben in den letzten Jahrzehnten die politische Agenda immer

    wieder entscheidend mitgeprägt. Dies gilt für die Frauen-, Umwelt- und Friedensbewegung, den Ver-

    braucherschutz und die Rechte für Kinder. Eine lebendige Demokratie ist ohne Zivilgesellschaft und

    aktive Bürger nicht denkbar.

    Die Bereitschaft zu Engagement und politischer Partizipation kommt nicht von selbst zustande, son-

    dern sie muss in jeder Generation aufs Neue geweckt werden. Sie entsteht, wenn Kinder und Jugend-

    liche erfahrungsorientiert und lebensnah lernen und Vorbilder ihnen Orientierung geben.

    Es bedarf daher eines Bildungsprozesses in den Familien, dem sozialen Umfeld der Kinder und Ju-

    gendlichen in Kindergärten und Schulen und der Kommune. Die Politik muss die rahmensetzenden

    Funktionen anbieten, um die Entwicklung von zivilgesellschaftlichen Haltungen, Werten und Hand-

    lungskompetenzen zu unterstützen.

    Im Projekt „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“ haben wir Konzepte für Kitas, Schulen und die außer-

    schulische Jugendarbeit entwickelt, die Engagement und Partizipation fördern. Durch die Bündelung

    der Ansätze in ausgewählten Kommunen wird es möglich, zivilgesellschaftliches Handeln junger

    Menschen über alle Phasen ihrer Entwicklung mit aufeinander abgestimmten Konzepten zu fördern.

    1 Ausschließlich aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in dieser Dokumentation vorwiegend die männliche Sprachform verwandt. Bei allen männlichen Funktionsbezeichnungen sind stets auch Frauen und Mädchen gemeint.

    7

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    Das Projekt wurde in Kooperation mit den Ländern Berlin, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt ent-

    wickelt. Wir arbeiten mit den Kommunen Halberstadt, Magdeburg und Mainz sowie mit den Berliner

    Bezirken Marzahn-Hellersdorf und Steglitz-Zehlendorf zusammen. Insgesamt sind gegenwärtig 112

    Bildungseinrichtungen beteiligt. Die pädagogischen Fachkräfte unterstützen wir durch Qualifizie-

    rungen und Coachings sowie didaktische Materialien. Insgesamt haben wir rund 550 Pädagogen

    fortgebildet. Sie haben rund 300 Projekte durchgeführt und damit mehrere Tausend junge Menschen

    erreicht.

    Diese Dokumentation dient als Zwischenbilanz. Wir stellen die Vorgehensweisen in Kitas, Schulen

    und der außerschulischen Jugendarbeit vor, erläutern die Entwicklung in den beteiligten Kommunen

    und zeigen mit dem Jugendforum Rheinland-Pfalz einen Weg auf, wie der Dialog zwischen Politik

    und Jugend gelingen kann. Es wird beleuchtet, was sich bewährt hat und worauf es zu achten gilt.

    Die Rückmeldungen der Projektbeteiligten sind überaus ermutigend. Zahlreiche Umsetzungsbei-

    spiele werden von Kitas, Schulen und Jugendeinrichtungen beschrieben. Berichtet wird von einer

    äußerst positiven Kompetenzentwicklung bei den Kindern und Jugendlichen. Die pädagogischen

    Fachkräfte beschreiben auch, wie sehr sie von den Fortbildungen profitiert haben. Nahezu alle Teil-

    nehmer (93 %) empfehlen ihren Kollegen eine Projektteilnahme – so das erfreulich positive Ergebnis

    einer Evaluation im Jahr 2013. Die Dokumentation soll als Grundlage dienen, die Handlungsansätze

    von „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“ zu verbreiten.

    Unser Dank gilt allen Beteiligten in den Ländern und Kommunen, dem Jugendbeirat und den zahlrei-

    chen Experten aus Wissenschaft und Praxis. Sie haben uns mit Rat und Tat in allen Projektphasen

    unterstützt. Ein besonderer Dank gilt unseren langjährigen Partnern: dem Bundesnetzwerk Bürger-

    schaftliches Engagement, der Bundeszentrale für politische Bildung, der Deutschen Gesellschaft für

    Demokratiepädagogik, dem Deutschen Kinderhilfswerk und UNICEF.

    Wir wünschen uns, dass diese Dokumentation Ihrer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen Impulse

    gibt. Und wir hoffen, Sie fühlen sich durch das Lesen motiviert, das Potential der jungen Generation

    für ein Engagement und eine Partizipation in der Gesellschaft noch stärker zu fördern.

    Dr.BrigitteMohn SigridMeinhold-Henschel

    Mitglied des Vorstandes Senior Project Manager

    Bertelsmann Stiftung Projektleitung „jungbewegt“

    8

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    Projektbeirat „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    Dr. Wolfgang Beutel Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik

    Dr. Heide-Rose Brückner Kinderfreundliche Kommune e. V.

    Arne Busse Bundeszentrale für politische Bildung

    Rüdiger Hansen Institut für Partizipation und Bildung e. V.

    Holger Hofmann Deutsches Kinderhilfswerk

    Dr. Reinhild Hugenroth Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement

    Prof. Dr. Raingard Knauer Fachhochschule Kiel

    Dr. F. Klaus Koopmann Universität Bremen

    Prof. Dr. Hans Peter Kuhn Universität Kassel

    Prof. Dr. Dirk Lange Leibniz Universität Hannover

    Prof. Dr. Thomas Olk Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg,

    Vorsitzender des Sprecherrats des BBE

    Gudrun Potysch-Wieczorek Stadt Essen

    Margret Rasfeld Evangelische Schule Berlin Zentrum, Initiatorin von

    »Schule im Aufbruch«

    Prof. Dr. Roland Roth Institut für Demokratische Entwicklung und Soziale

    Integration, Hochschule Magdeburg-Stendal

    Christian Schneider UNICEF Deutschland

    Prof. Dr. Dr. Helmut Schneider Steinbeis-Hochschule Berlin

    Prof. Dr. Waldemar Stange Leuphana-Universität Lüneburg

    Vincent Steinl Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik

    Prof. Dr. Benedikt Sturzenhecker Universität Hamburg

    Prof. Dr. Klaus-Jürgen Tillmann Universität Bielefeld

    Prof. Dr. Michael Vilain Evangelische Hochschule Darmstadt

    Klaudia Werth UNICEF Deutschland

    Ohne das große Engagement der Experten hätte das Projekt nicht so erfolgreich umgesetzt werden

    können. Unser Dank gilt ihnen allen!

    9

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    Education is the most powerful weapon

    which you can use to change the world.

    Nelson Mandela

    No one is born a good citizen; no nation is born a democracy.

    Rather, both are processes that continue to evolve over a lifetime.

    Young people must be included from birth. Kofi Annan

    10

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    Einführung

    Demokratie ist kein gegebenes Gut. Sie ist darauf angewiesen, dass ihre Bürger in Freiheit leben,

    denken und handeln können und dabei Verantwortung für das Gemeinwohl sowie die Lösung gesell-

    schaftspolitischer Probleme übernehmen. Demokratie als Staatsform funktioniert nur, wenn das

    alltägliche Verhalten der Bürger Werten wie Toleranz, Solidarität, sozialer Gerechtigkeit, gesell-

    schaftlicher Pluralität und Meinungsfreiheit sowie dem Leitbild aktiver Bürgerschaft verpflichtet ist

    – Demokratie also auch als Lebens- und Gesellschaftsform (Gerhard Himmelmann) verstanden wird.

    Im angloamerikanischen Raum wird traditionell anerkannt, dass es der „civic education“ bedarf, um

    einer pluralen und demokratischen Gesellschaft ein friedvolles Zusammenleben zu ermöglichen.

    Civic Education soll basale Kompetenzen für zivilgesellschaftliches Handeln fördern. Die Konzep-

    te sind vielfältig und sehr unterschiedlich. Ihr verbindendes Glied: Sie beschränken sich nicht auf

    die Vermittlung von staatskundlichem Wissen, sondern zielen darauf ab, zivilgesellschaftliche

    und demokratische Werte, Haltungen, Fähigkeiten und Handlungsbereitschaften zu fördern.

    Im Gegensatz zu dieser anerkannten und gelebten Tradition dominierte über lange Zeit in Deutsch-

    land ein Konzept der politischen Bildung, das seinen Schwerpunkt in der Vermittlung politischen

    Wissens sah. Eine solche Vermittlung von Kenntnissen ist wichtig, aber nicht hinreichend. Vielmehr

    braucht es Konzepte, die neben der Wissenskomponente die personalen und sozialen Kompetenzen

    für ein verantwortliches Handeln als aktiver Bürger in den Mittelpunkt stellen.

    Trotz vieler verdienstvoller Programme und Projekte ist eine ganzheitliche Bildung für zivilgesell-

    schaftliches und demokratisches Handeln in den engagiert geführten deutschen Bildungsdebatten

    der letzten 15 Jahre eher Randthema geblieben.

    Civic Education

    Ganzheitliche Bildung

    11

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    Dies ist angesichts langjährig fortbestehender Problemlagen nicht hinnehmbar. Hervorzuheben sind

    insbesondere, dass

    • Zugänge zum Engagement sozial ungleich verteilt sind: Mit 44 Prozent engagieren sich doppelt

    so viel Jugendliche mit einem hohen als mit einem niedrigen Bildungsstatus (19 Prozent).2

    • das Engagementpotenzial nicht ausgeschöpft wird: Rund die Hälfte der bislang nicht engagierten

    Jugendlichen würde sich gern einbringen, setzt diesen Wunsch aber nicht um (Picot 2012).

    • eine Entfremdung zwischen jungen Bevölkerungsgruppen und der etablierten Politik seit min-

    destens zwei Jahrzehnten fortbesteht: Nur 40 Prozent der Jugendlichen bezeichnen sich als poli-

    tisch interessiert (Albert u. a. 2010). Die Quote der Jungwähler zwischen 21 und 24 Jahren lag mit

    knapp 60 Prozent bei den letzten Bundestagswahlen 12 Punkte unter dem Bevölkerungsdurch-

    schnitt (Egeler 2014).

    Es gehört zum pädagogischen Alltagswissen, dass im Engagement gelernt wird. Eine aktive Rolle in

    Vereinen, Verbänden und freien Initiativen, die Übernahme von Aufgaben als Klassen- oder Schüler-

    sprecher, die Umsetzung von Projekten innerhalb und außerhalb der Schule, der Einsatz für kommu-

    nale Anliegen oder die Tätigkeit als Jugendgruppenleiter fordern junge Menschen heraus und för-

    dern ihre Kompetenzentwicklung. Das belegen quantitative wie qualitative Studien. Nachgewiesen

    ist auch, dass in jungen Jahren Engagierte im weiteren Leben verantwortliche Funktionen in Wirt-

    schaft, Zivilgesellschaft und Politik übernehmen (Reinders 2014; Düx u. a. 2008; Lerner u. a. 2007).

    Die im Engagement liegenden Bildungschancen stehen jedoch – wie die obigen Zahlen belegen –

    längst nicht allen Kindern und Jugendlichen offen. Vor diesem Hintergrund hat die Bertelsmann

    Stiftung bereits 2007 den Carl Bertelsmann-Preis zum Thema „Gesellschaftliches Engagement als

    Bildungsziel“ vergeben, um einen neuen Arbeitsschwerpunkt vorzubereiten. Gesucht wurde nach

    vorbildlichen Bildungsprogrammen, die nachhaltig Engagement, Partizipation und Demokratiebil-

    dung junger Menschen fördern. Auf der Basis einer umfassenden internationalen und wissenschaft-

    lich begleiteten Recherche wurde die Citizenship Foundation in Großbritannien ausgezeichnet und

    an das Kultusministerium Baden-Württemberg ein Sonderpreis vergeben.

    Aus der Zusammenschau aller rund 200 recherchierten Programme und Projekte in zwölf Ländern

    lassen sich Gelingensbedingungen einer nachhaltigen Bildung für Engagement, Partizipation und

    demokratisches Handeln ableiten, so etwa die Sicherstellung einer früh beginnenden Sozialisation,

    die Kompetenzförderung im Verbund verschiedener Bildungsinstitutionen, die systematische Ermög-

    lichung von Engagement durch Einbettung in Bildungspläne und Curricula sowie eine politische

    Mandatierung zur Erzielung von Breitenwirkung.

    2 „Hoher Bildungsstatus“ bezieht sich auf Jugendliche, die das Abitur oder Fachabitur haben oder einen entsprechenden Schultyp besuchen. „Mittlerer Bildungsstatus“ heißt, ein Realschul- oder anderer mittlerer Schulabschluss wurde erreicht oder wird angestrebt, und „niedriger Bildungsstatus“ bedeutet, kein Schulabschluss vorhanden oder Hauptschulabschluss erreicht bzw. angestrebt.

    Handlungsbedarf

    Leader von Morgen

    Carl Bertelsmann-Preis

    12

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    Das Projektkonzept „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“ greift diese Faktoren der erfolgreichen Förde-

    rung von Engagement auf, die im Rahmen der Recherchen identifiziert wurden.

    Fünf Leitlinien von „jungbewegt“

    Engagement entlang der gesamten Bildungsbiographie fördern: Kinder lernen an vielen Or-

    ten und überall. Damit sie nachhaltig zivilgesellschaftliches und demokratisches Handeln verin-

    nerlichen, sind in sich stimmige Angebote über alle Phasen von Kindheit und Jugend hinweg

    Grundvoraussetzung.

    Engagement und Partizipation – zwei Seiten einer Medaille: Menschen engagieren sich für

    das Gemeinwohl, wenn sie die Möglichkeit zu Mitsprache und Beteiligung haben. Die Einbezie-

    hung von Kindern und Jugendlichen in alle Entscheidungen ist deshalb ein Muss.

    Vielfalt leben – Autonomie respektieren: Kinder und Jugendliche sind eine sehr bunte Ziel-

    gruppe – Kitas, Schulen und Jugendeinrichtungen auch. Themen und Formate der Engagement-

    förderung müssen deshalb ebenso vielfältig sein und dürfen sich nicht auf wenige standardisierte

    Angebote reduzieren. Es gilt, die Selbstbestimmung der Heranwachsenden, Eigensinn und Frei-

    willigkeit ihres Engagements zu respektieren.

    Lebenslagen und Interessen der Kinder und Jugendlichen im Mittelpunkt: Junge Menschen

    engagieren sich, wenn es um ihre „eigene Sache“ geht. Themen und Probleme mit direktem Bezug

    zu ihrem Umfeld sind deshalb Ausgangspunkt der Projektarbeit.

    Empowerment der pädagogischen Fachkräfte: Zivilgesellschaftliche Verantwortung und demo-

    kratisches Handeln können nicht gelehrt, müssen aber gelernt werden. Dies gelingt, wenn Vorbil-

    der Orientierung geben und junge Menschen Freiräume für eigenes Handeln haben. Pädagogische

    Fachkräfte können Engagement, Partizipation und Demokratiebildung wirksam fördern, wenn sie

    traditionelle Rollenmuster aufgeben und sich als Begleiter verstehen. Fortbildungs-, Coaching-

    und Reflexionsangebote bilden den Kern des Projektes „jungbewegt“.

    Leitlinien

    Einführung

    13

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    Leitziel des Projektes war vor dem Hintergrund der skizzierten Problemlagen in Deutschland, Kin-

    dern und Jugendlichen früh und unabhängig von ihrer Herkunft Zugänge zu Engagement und gesell-

    schaftlicher Partizipation zu ermöglichen.

    Um dieses Ziel zu erreichen, wurden

    • ganzheitliche pädagogische Konzepte für Kitas, Schulen und Jugendarbeit entwickelt.

    • vernetzte kommunale Strukturen aufgebaut und das Entstehen von Bildungslandschaften unter

    dem thematischen Fokus der Förderung von Engagement, Partizipation und Demokratiebildung

    unterstützt.

    • mit dem Jugendforum in Rheinland-Pfalz „liken, teilen, was bewegen“ neue Dialogformate zwi-

    schen Jugend und Politik erprobt.

    • durch vielfältige Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit und der Kooperation mit Wissenschaft

    und Praxis Themen der Civic Education in Praxis, Wissenschaft und Politik eingebracht.

    Die entwickelten Handlungsansätze zielen dabei primär auf die Schaffung günstiger Rahmenbedin-

    gungen: Pädagogische Fachkräfte in Kitas, Schulen und Jugendeinrichtungen werden zum Beispiel

    fortgebildet, um eine bessere Förderung junger Menschen zu ermöglichen. „jungbewegt – Dein Ein-

    satz zählt.“ ist somit ein Kaskadenprojekt. Um den Anspruch einzulösen, die gesellschaftlichen Teil-

    habemöglichkeiten junger Menschen zu verbessern, hat sich das Projekt auch gegenüber den Mitge-

    staltungswünschen Jugendlicher geöffnet: Ein Jugendbeirat hat die Projektentwicklung begleitet

    – das Jugendforum in Rheinland-Pfalz wurde und wird von jungen Menschen maßgeblich und in

    großer Eigenverantwortung gestaltet.

    Die Umsetzung des Projektes erfolgte von Anfang an im Verbund mit starken Partnern:

    Kooperationspartner

    Länder Berlin, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt

    Kommunen/Bezirke Halberstadt, Magdeburg, Mainz, Marzahn-Hellersdorf, Steglitz-Zehlendorf

    Projektpartner Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement, Deutsche Gesellschaft

    für Demokratiepädagogik, Bundeszentrale für politische Bildung, Deut-

    sches Kinderhilfswerk, UNICEF

    Die Handlungsansätze des Projektes „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“ sollten in einer ersten Pro-

    jektphase in Modellregionen der Länder erprobt werden. Diese Projektdokumentation wertet die

    erste Phase der Zusammenarbeit aus.

    Frühes Engagement

    Zusammenarbeit mit Partnern

    14

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“ Einführung

    Meilensteine der Projektentwicklung

    2007 Vergabe des Carl Bertelsmann-Preises zum Thema

    „Gesellschaftliches Engagement als Bildungsziel“

    2008 Erarbeitung des Projektkonzeptes und Genehmigung

    durch den Vorstand der Bertelsmann Stiftung

    2009 Kooperationsgespräche mit zwölf Bundesländern: Klärung

    von inhaltlichen Übereinstimmungen und Ressourcenfragen

    2010 Abschluss der Kooperationsverträge mit Berlin und

    Sachsen-Anhalt und Gewinnung der Modellstandorte

    2011 Abschluss des Kooperationsvertrages mit Rheinland-Pfalz

    und Gewinnung von Mainz als Modellstandort

    2011 Beginn der Konzeptumsetzung in Kitas, Schulen und

    Jugendeinrichtungen

    Literatur

    Albert, Mathias, Klaus Hurrelmann, Gudrun Quenzel und TNS Infratest Sozialforschung. 16. Shell

    Jugendstudie. Jugend 2010. Frankfurt am Main 2010.

    Düx, Wiebken, Gerald Prein, Erich Sass und Claus J. Tully. Kompetenzerwerb im freiwilligen Enga-

    gement. Wiesbaden 2008.

    Egeler, Roderich. „Pressekonferenz: Repräsentative Wahlstatistik zur Bundestagswahl 2013 am

    28. Januar 2014 in Berlin“

    http://www.bundeswahlleiter.de/de/bundestagswahlen/BTW_BUND_13/veroeffentlichungen/

    repraesentative/BTW13_reprStat_Pressestatement.pdf (Download 25.03.2015).

    Meilensteine

    15

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    Lerner, Richard M., Amy E. Alberts und Deborah L. Bobek. „Engagierte Jugend – lebendige Gesell-

    schaft“. Vorbilder bilden – Gesellschaftliches Engagement als Bildungsziel. Hrsg. Bertelsmann Stif-

    tung. Gütersloh 2007. 69–84.

    Picot, Sibylle. Jugend in der Zivilgesellschaft. Freiwilliges Engagement Jugendlicher im Wandel.

    Hrsg. Bertelsmann Stiftung. Gütersloh 2012.

    Reinders, Heinz. Jugend – Engagement – Politische Sozialisation. Wiesbaden 2014.

    16

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    Mitentscheiden und Mithandeln in der Kita

    Kinder sind neugierig, aufgeschlossen und an allem interessiert. Sie werden mit dem Bedürfnis und der erstaunlichen Fähigkeit geboren, mit anderen zu kooperieren und ihnen zu helfen. Erwachsene können entscheidend dazu beitragen, dass diese natürliche Bereitschaft erhalten bleibt und sich weiterentwickelt. Dies gilt für das Handeln in der Familie wie in allen Bildungs-einrichtungen.

    Die Praxis von „jungbewegt“ in Kitas zeigt: Kinder in Tageseinrichtungen wollen und können bei

    allem, was in und um die Kita zu tun ist, kompetent mitentscheiden und mithandeln – wenn die

    päda gogischen Fachkräfte dies zulassen oder herausfordern und die Kinder angemessen begleiten

    und unterstützen. Wie dies gelingen kann, bündelt das Konzept „Mitentscheiden und Mithandeln in

    der Kita“. Es ermöglicht Fachkräfteteams, Kindern Schritt für Schritt mehr Zugänge zu Partizipation

    und gesellschaftlichem Engagement zu eröffnen. Dieses – für viele Fachkräfte zunächst herausfor-

    dernde – Konzept der frühen Demokratiebildung wurde in 21 Kitas engagiert umgesetzt.

    Vorgehensweise

    Das Konzept „Mitentscheiden und Mithandeln in der Kita“ basiert auf drei handlungsleitenden Prin-

    zipien:

    Gesellschaftliches Engagement im KleinenUm Demokratiebildung in der Kindertageseinrichtung zu ermöglichen, muss das Zusammenleben

    dort zunächst im Alltag und im Kleinen – aber nach dem Vorbild der „großen Gesellschaft“ –

    demokratisch(er) gestaltet werden. Dafür müssen die pädagogischen Fachkräfte den Kindern

    zutrauen, Herausforderungen und Probleme im Alltag dieses Gemeinwesens (mit) zu lösen, und sie

    auf diesem Weg angemessen begleiten.

    In der Regel steht am Anfang eines solchen Prozesses die Erkenntnis, dass im Kita-Alltag vieles

    für die Kinder erledigt wird, ohne dass sie davon auch nur Kenntnis erlangen. Kinder können sich

    nur selten bei für sie bedeutsamen Alltagsthemen einbringen.

    Kompetente Kinder

    Demokratiebildung in der Kita

    17

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    „Mitentscheiden und Mithandeln in der Kita“ zeigt, wie dieser Zustand in fünf Schritten systematisch

    geändert werden kann.

    1. Kinder ernst nehmen und ihnen etwas zutrauen

    2. Punktuelles Engagement zugestehen und zumuten: Erwachsenen oder anderen Kindern

    spontan helfen

    3. Aufgaben und Herausforderungen transparent gestalten: freiwillige und selbstständige

    Übernahme von Aufgaben unter Beachtung eindeutiger Vorgaben

    4. Aufgaben und Herausforderungen demokratisch gestalten: Beteiligungsprojekte und ins-

    titutionalisierte Beteiligung im Rahmen einer Kita-Verfassung

    5. Engagement auch außerhalb der Kita ermöglichen

    Partizipation der KinderWenn Kinder sich im Kita-Alltag engagieren, haben die Fachkräfte stets zu klären, ob und wie die

    Kinder bei Erledigung der Aufgabe mitbestimmen können, was zur Erfüllung zu tun ist, wie dabei

    vorgegangen werden soll und in welchem Stadium die Aufgabe schließlich als hinreichend gelöst gilt.

    Räumen die Fachkräfte Kindern keine oder zu geringe Entscheidungsspielräume ein und korrigieren

    ständig, geht den Kindern die Lust an der gemeinsamen Tätigkeit schnell verloren.

    Pädagogisches Konzept

    Kindern Entscheidungen zutrauen

    18

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“ MitentscheidenundMithandelninderKita

    Partizipation der FachkräftePartizipation und Engagement in der Kita können nur gefördert werden, wenn auch die Fachkräfte

    selbst mitentscheiden und mithandeln können. Die Fachkräfte müssen daher an der Reflexion und

    Planung ihrer pädagogischen Praxis der Engagement-Förderung aktiv beteiligt sein. Um dies zu ge-

    währleisten, werden in „jungbewegt“ Fortbildungen mit einer ausgefeilten partizipativen Didaktik

    angeboten.

    Die Umsetzung des Konzeptes „Mitentscheiden und Mithandeln in der Kita“ berührt sensible

    Themen wie die pädagogische Grundhaltung der Fachkräfte oder die Machtverhältnisse in der Ein-

    richtung. Es hat sich bewährt, dass Kita-Teams von qualifizierten Beratern3 begleitet werden, wenn

    sie Engagement, Partizipation und Demokratiebildung in ihrer Einrichtung fördern wollen. Den Fort-

    bildungen kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu. Sie verzahnen im Rahmen eines sechstägigen

    Angebotes für das gesamte Team die Vermittlung von Theorie und Praxis mit Umsetzungsplanungen

    und Coaching-Angeboten.

    Voraussetzung für eine Teilnahme an dem Projekt ist eine konsensuale Team-Entscheidung und

    die Bereitschaft aller, an diesen Fortbildungen teilzunehmen. Die Fortbildner haben die Aufgabe, in

    das Konzept einzuführen und den Prozess zu moderieren; die Entscheidungen über alle inhaltlichen

    Schwerpunktsetzungen verbleiben stets bei dem Team.

    Verschränkung von Theorie und Praxis: Fortbildung von pädagogischen Fachkräften in drei Phasen

    Einstiegsfortbildung (3 Tage): Grundlagen der Engagementförderung und Festlegung des

    Themas für ein Praxisprojekt

    Ziele und Inhalte der Fortbildung:

    • Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses von gesellschaftlichem Engagement

    und Partizipation

    • Bedeutung von Engagement, Partizipation und Demokratiebildung für Kitas

    • Handlungsansätze in Kitas

    • Sammlung von spezifischen Themen für die eigene Kita

    • Entscheidung für das zu bearbeitende Thema

    • Planung des weiteren Vorgehens

    • Methodische Übungen zur Beteiligung von Kindern

    Praxisbezug:

    Die pädagogischen Fachkräfte legen fest, an welchen Themen sie weiterarbeiten wollen und

    welche Methoden dabei angewendet werden.

    3 Die Qualifizierungen wurden vom Institut für Partizipation und Bildung durchgeführt.

    Qualifizierung der Fachkräfte

    Fortbildungs-konzept

    19

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    Ergebnisse und Wirkungen

    Das Konzept „Mitentscheiden und Mithandeln in der Kita“ wurde zunächst in drei Kindertagesein-

    richtungen erprobt und in weiteren 18 Kitas der Modellregionen Berlin, Magdeburg/Halberstadt und

    Mainz umgesetzt. An den Fortbildungen nahmen 379 pädagogische Fachkräfte teil, die in Kitas mit

    insgesamt 2.260 Plätzen arbeiten. Insgesamt wurde seit Start des Projektes 2011 mit ca. 4.000 Kin-

    dern nach den Prinzipien des Konzeptes gearbeitet.

    Die Fachkräfteteams fanden eine Vielzahl möglicher Engagement-Themen im Alltag der Kita und

    wählten bei Projektbeginn im Konsens eins aus, um es in ihrer Einrichtung umzusetzen.

    Handlungsfelder für das Engagement von Kindern in Kitas

    • Spiele erfinden und organisieren

    • Essen: Mahlzeiten zubereiten

    • Feste und Geburtstage planen und durchführen

    • Räume gestalten

    • Regeln vereinbaren

    • Benefizaktionen starten

    • Gemeinschaft, zum Beispiel in Kinderräten mitarbeiten

    • Projekte im Stadtteil

    Praxisphase mit begleitendem Coaching (2 Tage)

    Leitfragen des Coachings – bedarfsorientiert, zum Beispiel:

    • Was ist bislang geschehen?

    • Wie werden die Kinder und ihre Eltern eingebunden?

    • Was ist gut gelaufen?

    • Welche Probleme sind aufgetreten?

    • Was brauchen die Fachkräfte an weiterer Unterstützung?

    Präsentation und Reflexion des Praxisprojektes (1 Tag)

    Fragen der Reflexion – bedarfsorientiert, zum Beispiel:

    • Leitfragen des Coachings

    • Welche Bedeutung haben die Erfahrungen des Praxisprojektes und der gesamten Fortbildung

    für die künftige pädagogische Arbeit in der Kita?

    21 Modell-Kitas

    20

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“ MitentscheidenundMithandelninderKita

    Reale Projekte aus den Modell-Kitas fanden Ein-

    gang in Bilder- und Praxisbücher.

    Gekoppelt an die Bilderbücher verdeutlicht ein

    Praxisbuch (Hansen/Knauer 2015), wie die

    pä dagogischen Fachkräfte in den Modelleinrich-

    tungen vorgingen (und wie andere vorgehen kön-

    nen), damit Kinder die in den Bildern dargestell-

    ten Erfahrungen machen können. Eine solche

    Verbindung von Theorie und Praxis ist bundes-

    weit bislang einmalig.

    Die Fortbildungen, zentraler Baustein der Projekt-

    entwicklung, wurden von den Fachkräften sehr

    gut beurteilt. Dazu trug die partizipative Fortbil-

    dungsdidaktik in hohem Maße bei.

    Es war eine Team-Entscheidung, das Projekt durchzuführen

    und auch das Thema zu wählen. Das stärkte die Identifika-

    tion mit dem Projekt, die Motivation der Kolleginnen und

    ihr Durchhaltevermögen in besonderer Weise.

    Kita-Leitung, Magdeburg

    Vollkommen neu war die strukturierte Planung. Wir haben

    zum ersten Mal ein Projekt im gesamten Team geplant,

    gemeinsam gefragt, wie wir eigentlich vorgehen wollen,

    und dann verbindliche Verabredungen getroffen. Das ganze

    Team ist gewachsen. Erzieherin, Berlin

    Bilderbücher „Leon und Jelena“

    Team-Entscheidung

    21

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    Wirkungen der Umsetzung des Konzeptes „Mitentscheiden und Mithandeln in der Kita“ lassen sich

    insbesondere auf drei Ebenen beschreiben. Sie werden belegt durch qualitative Rückmeldungen der

    an den Fortbildungen beteiligten Fachkräfte und eine Organisationsbefragung der im Projekt mitar-

    beitenden Kindertageseinrichtungen aus dem Jahr 2013.

    Veränderungen im Handeln der pädagogischen FachkräfteDie Auseinandersetzung mit Partizipation und Engagement in den Fortbildungen bewegte zunächst

    die Fachkräfte: Alltagsprobleme in den Modell-Kitas wurden nun nicht primär als Störung, sondern

    als Bildungsanlass behandelt und die Freiräume für Mitentscheiden und Mithandeln der Kinder

    ausgeweitet.

    Die Fachkräfte ermöglichten den Kindern, sich mehr in die Bewältigung alltäglicher Aufgaben

    einzubringen. Positiv beurteilten sie, dass sie viel mehr Unterstützung von den Kindern bekommen

    und ihre Arbeit ihnen noch mehr Freude bereitet. Ihr Blick auf das Kind hat sich geändert:

    Das Zutrauen in die Kinder ist gewachsen.

    Damit ist auch die Gelassenheit bei uns gestiegen.Erzieherin, Mainz

    Früher wollte ich Kindern immer möglichst viele

    Probleme abnehmen. Jetzt thematisiere ich sie mit

    den Kindern, und wir suchen gemeinsam Lösungen.

    Das ist viel entspannter. Erzieherin, Berlin

    Anlässe statt Probleme

    Mehr Gelassenheit

    22

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“ MitentscheidenundMithandelninderKita

    Veränderungen in der Kultur der KitaDie Ergebnisse der Organisationsbefragung spiegeln wider, dass die Förderung von Engagement und

    Partizipation einen höheren Stellenwert in den Kitas bekommen hat und die Leitung das Entstehen

    einer Engagementkultur stärker unterstützt. Ferner werden positive Prozesse der Teamentwicklung

    rückgemeldet.

    Veränderungen bei den KindernDie Fachkräfte haben zudem einen Wissenszuwachs und positive Effekte auf personale und soziale

    Kompetenzen beobachtet.

    Die Kinder sind selbstsicherer und selbstbewusster

    geworden. Gerade zurückhaltende Kinder blühten auf.

    Kita-Leitung, Magdeburg

    Wir konnten uns häufig gar nicht vorstellen, dass bei

    bestimmten Tätigkeiten auch die Kinder mitmachen –

    vor allem die Krippenkinder. Jetzt wissen wir,

    dass schon Dreijährige im Kinderrat mitarbeiten

    können. Erzieherin, Halberstadt

    Weitere positive Wirkungen lassen sich im Hinblick auf eine intensivere Elternarbeit beschreiben.

    Diese wurde vom Projekt flankiert, indem in den Fortbildungen auch die Einbeziehung der Eltern

    thematisiert und systematisch geplant wurde. Zum Teil nahmen die Trainerteams an Elternabenden

    teil. Weitere Wirkungen zeigen sich in der öffentlichen Wahrnehmung des Projektes: Zu einzelnen

    Projekten fand eine intensive Zeitungs- und Fernsehberichterstattung statt.

    Stärkung der Kompetenzen

    Krippenkinder

    23

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    Wer sich jetzt alles für unsere Arbeit interessiert:

    Das Jugendamt hat angerufen und nachgefragt,

    was hier passiert. Wir haben eine 1.000-Euro-Spende

    für die Nestschaukel bekommen. Sogar der Landtags-

    präsident kam – eine ganz besondere Auszeichnung

    für uns. Kita-Leitung, Magdeburg

    Wirkungen auf einen Blick

    • 21 beteiligte Kitas mit etwa 2.260 Plätzen, bislang erreichte Kinder: ca. 4.000

    • 379 qualifizierte Fachkräfte

    • Anwendung: 97 Prozent der Fachkräfte fördern nach Abschluss

    der Fortbildung aktiv das Engagement ihrer Kinder.

    • Kompetenzentwicklung Fachkräfte: 95 Prozent haben in der Fortbildung

    wichtiges Wissen erworben.

    • Kompetenzentwicklung Kinder: 90 Prozent der Fachkräfte berichten

    von einer Verbesserung der sozialen und personalen Kompetenzen der Kinder.

    • Empfehlung Projektteilnahme: 98 Prozent empfehlen anderen Kitas eine Projektteilnahme.

    • Organisationsentwicklung: 92 Prozent fühlen sich von der Kitaleitung durch

    die Projektteilnahme intensiver unterstützt.

    Nachhaltigkeit

    Für den Ansatz, bereits in der Elementarbildung gemeinnütziges und demokratisches Handeln zu

    unterstützen, musste beim Start von „jungbewegt“ intensiv geworben werden. Mittlerweile ermutig-

    ten die Beispiele aus den beteiligten Einrichtungen und die authentischen Berichte der pädagogi-

    schen Fachkräfte weitere Kitas dazu, sich für eine Projektteilnahme zu bewerben. Inzwischen arbei-

    ten 21 Kitas nach der Methode – Tendenz steigend, wie die erwarteten Zahlen für 2015 zeigen.

    Besuch vom Landtags- präsidenten

    Ergebnisse

    Interesse an der Methode

    24

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“ MitentscheidenundMithandelninderKita

    Viele Modell-Kitas bemühten sich, die Begleitung über die anfänglich vereinbarten sechs Team-Tage

    auszudehnen und beauftragen aus eigenen Mitteln zusätzliche Coaching-Tage.

    Der Träger „Independent Living“ fasste, inspiriert durch die guten Erfahrungen in Magdeburg im

    Anschluss an eine Großveranstaltung mit mehr als 800 Mitarbeitern im April 2014, den Entschluss,

    in den nächsten drei bis fünf Jahren das Konzept „Mitentscheiden und Mithandeln“ flächendeckend

    in all seinen Einrichtungen eigenständig einzuführen – und eine Adap tion für den Bereich der „Hil-

    fen zur Erziehung“.

    Damit werden über fünfzig Einrichtungen mit 7.000 Plätzen für Kinder und Jugendliche zusätzlich

    erreicht. Mit drei weiteren Trägern werden zurzeit Kooperationen abgesprochen.

    Das Konzept „Mitentscheiden und Mithandeln in der Kita“ wurde in zahlreichen Veranstaltungen

    mit Vorträgen und Workshops bekannt gemacht.

    Dies hat eine Nachfrage erzeugt, die mit den vorhandenen Trainerteams nicht mehr hinreichend

    bedient werden konnte. Es wurden deshalb bereits 904 Multiplikatoren ausgebildet, die bundesweit

    Kindertageseinrichtungen bei der Entwicklung einer Engagement-Kultur nach dem Konzept „Mit ent-

    scheiden und Mithandeln in der Kita“ begleiten können.

    4 www.jungbewegt.de/praxishilfen/kita/multiplikatorinnen-und-multiplikatoren

    Kooperation mit Trägern von Kitas

    Ausbildung von Multiplikatoren

    Anzahl der Kitas, die mit dem „jungbewegt“-Konzept arbeiten

    38

    2015

    21

    2014

    19

    2013

    13

    2012

    13

    2011

    25

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    Lernen für die Zukunft

    Kinder lernen Engagement, Partizipation und Demokratie durch (Er-)Leben im pädagogischen Alltag.

    Dazu müssen die pädagogischen Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen bereit und in der Lage sein,

    Kindern Erfahrungen des Mitentscheidens und Mithandelns zu ermöglichen. Fachkräfte benötigen

    konzeptionelle und methodische Unterstützung sowie fachlichen Austausch und angeleitete Reflexi-

    on, um die Entfaltung zivilgesellschaftlicher und demokratischer Kompetenzen von Kindern syste-

    matisch fördern zu können.

    Bei der Vermittlung des Konzeptes „Mitentscheiden und Mithandeln in der Kita“ begegneten wir

    zunächst überwiegend noch einem fürsorglichen pädagogischen Selbstverständnis und einem damit

    verbundenen Mangel an demokratiepädagogischem Know-how, obwohl sich Partizipation – zumin-

    dest in den normativen Grundlagen (§ 45 SGB VIII, Bundeskinderschutzgesetz, Kindertagesstätten-

    gesetze, Bildungsrahmenpläne) – als fachlicher Standard mittlerweile durchgesetzt hat.

    Größtes Problem zu Projektbeginn war der beträchtliche Zeitbedarf für Schulungen und Gesamtpro-

    zess. Der Einstieg erforderte eine dreitägige Fortbildung und im weiteren Verlauf drei Tage Coaching

    und Reflexionszeit für das gesamte Team. Die damit verbundenen Schließungstage hielten viele Trä-

    ger zunächst gegenüber den Eltern für unvertretbar.

    Es hat sich bewährt, trotz dieser anfänglichen Widerstände an dem Konzept festzuhalten. Als

    Schlüssel zum Erfolg hat sich die Bereitstellung von ausreichend Zeit für die Fortbildung, ihre parti-

    zipative Didaktik und die Kompetenz der Trainerteams erwiesen. An diesem Standard gilt es festzu-

    halten.

    Demokratie leben

    Herausforderung Zeitbedarf

    26

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    Schüler setzen sich für die Einführung eines Schulfachs Politik ein. Jugendliche erarbeiten ein Konzept für den interkulturellen Dialog an ihrer Schule. Sie engagieren sich für Toleranz und Solidarität und organisieren eine Projektwoche, die sich mit Unterschieden und Gemeinsam-keiten der dreißig Nationen auseinandersetzt, die hier unterrichtet werden. Schüler erforschen die lokale Geschichte zusammen mit Bewohnern eines Seniorenheims und bereichern damit auch das Leben der Älteren. Andere wecken bei regelmäßigen Besuchen einer Grundschule im Problemviertel der Stadt bei den Kleinen als Lesepaten die Lust am Buch. Mit der Gründung einer Schülerfirma wird endlich der Betrieb eines Schulkiosks möglich: Beschaffung, Vertrieb, Einhaltung von Hygienestandards und Überführung von kleinen Gewinnen in Schulprojekte – für die Schüler nun Normalität.

    Dies sind nur einige Beispiele aus den etwa vierzig Schulen, die im Projekt „jungbewegt – Dein Ein-

    satz zählt.“ mitarbeiten. Sie zeigen auf, wie durch die Förderung des Engagements der Schüler eine

    Situation entsteht, die für alle Vorteile schafft: für die Schüler, weil sie lebensnah lernen, für die

    Schule, weil sie nachhaltig in eine gute Schulkultur investiert, für das Schulumfeld, weil es vom En-

    gagement der Schüler profitiert.

    43 Modellschulen

    Engagement und Partizipation in der Schule

    27

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    Vorgehensweise

    „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“ unterstützt die Arbeit der Lehrkräfte mit drei Angeboten:

    • In Fortbildungen und Coachings5 werden Ziele, Inhalte und Methoden der Engagement-

    förderung erarbeitet.

    • Pädagogische Materialien geben Anregungen, wie Themen der Zivilgesellschaft in handlungs-

    orientierten Lernformen aufgegriffen werden können.

    • Vernetzungstreffen ermöglichen den kollegialen Austausch zwischen den Schulen.

    FortbildungsangeboteAls Einstiegsfortbildung werden drei Module mit insgesamt sechs Tagen angeboten. Sie greifen

    die Frage auf, was Lehrkräfte tun können, um Engagement, Partizipation und demokratische Kultur

    an ihrer Schule zu stärken. Bei Bedarf können die Schulen zusätzliche Coaching-Tage in Anspruch

    nehmen.

    Im Mittelpunkt aller Aktivitäten stehen die Interessen der Schüler. Grundlegendes Arbeitsprin-

    zip: Es geht nicht darum, Angebote für Schüler zu entwickeln, sondern ihnen Freiräume für ihre

    Anliegen zu eröffnen. Dazu müssen die Lehrkräfte ihre Rolle neu definieren. Als Unterstützer, Be-

    rater und Ermöglicher trauen sie ihren Schülern mehr zu und geben Verantwortung wie auch Macht

    ab.

    In den Fortbildungen wird

    • ein gemeinsames Verständnis von Engagement und Partizipation erarbeitet,

    • die Zusammenarbeit mit kommunalen Partnern beleuchtet,

    • zur partizipativen Projektentwicklung mit Schülern Methodenkompetenz vermittelt,

    • der Umgang mit Widerstand trainiert und

    • die Förderung von Engagement, Partizipation und Demokratie in den Zusammenhang

    der Schulentwicklung gestellt.

    Kontinuierlich werden die Lehrerrolle und die Arbeit mit den Schülern reflektiert und kollegial bera-

    ten. Zentraler Bestandteil der Fortbildung ist die Verschränkung mit der schulischen Praxis.

    5 Die Qualifizierungen wurden vom Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft gGmbH durchgeführt.

    Unterstützung von Lehrern

    Sechs Tage, drei Module

    Kollegiale Beratung

    28

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“ EngagementundPartizipationinderSchule

    Verschränkung von Theorie und Praxis: Fortbildung von Lehrkräften in drei Modulen

    Modul I (1 Tag): Grundlagen

    Ziele und Inhalte der Fortbildung:

    • Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses von gesellschaftlichem

    Engagement und Partizipation

    • Bedeutung des Engagements für die Kompetenzentwicklung der Schüler

    • Klärung der Lehrerrolle als Begleiter und Coach

    • Einführung in die pädagogischen Materialien

    Praxisbezug:

    Die Lehrkräfte legen fest, mit welcher Methodik Schüler selbstbestimmt ihre Projektthemen

    finden.

    Modul II (3 Tage, in zwei Teilen): Projektmanagement

    Ziele und Inhalte der Fortbildung:

    • Kompetenzen für die Entwicklung, Planung, Durchführung und Dokumentation

    von Projekten

    • Identifizierung wichtiger kommunaler Partner

    • Rollen von Lehrkräften und Schülern in den verschiedenen Projektphasen

    Praxisbezug:

    Ausgerüstet mit dem Methodenkoffer des Projektmanagements und sensibilisiert für die Autono-

    mie der Schüler kann nun die Umsetzung konkreter Projekte in der Schule angestoßen werden.

    Modul III (2 Tage): Engagement als Teil der Schulentwicklung

    Ziele und Inhalte der Fortbildung:

    • Entwicklung eines Verständnisses für umfassende schulische Veränderungsprozesse

    • Kompetenzaufbau für zielgerichtete Schulprogrammarbeit

    Praxisbezug:

    Auf der Basis erster Praxiserfahrungen werden Verstetigungsschritte erarbeitet. Sie beziehen sich

    auf einzelne Projekte oder – weitergehend – auf die nachhaltige Verankerung der Engagementför-

    derung im Schulprogramm.

    Nach Beendigung der ersten Fortbildungsreihe ist in den Schulen noch viel Entwicklungsarbeit zu

    leisten. Die Begleitung durch die Projektkoordinatoren vor Ort und zusätzliche Coaching-Tage helfen

    dabei.

    Fortbildungs-module

    29

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    Pädagogische MaterialienEin zweiter wichtiger Baustein für die Unterstützung der Lehrkräfte sind die entwickelten pädagogi-

    schen Materialen – die Mitmachhefte für die Grundschule, die Sekundarstufen I und II sowie der

    Engagementkalender. Alle Materialien – abrufbar unter www.jungbewegt.de – unterstützen Eigen-

    aktivität, Selbstorganisation und Reflexionsprozesse der Schüler. Lehrkräfte werden in den Fortbil-

    dungen auch im Umgang mit diesen Materialien geschult.

    Die Mitmachhefte, entwickelt in Kooperation mit Professor Dr. Dirk Lange, Direktor des Instituts für

    Didaktik der Demokratie, Leibniz Universität Hannover, bieten praktische Hilfestellungen für Enga-

    gement-Projekte – von der Idee bis zur Auswertung.

    Inhalte der Mitmachhefte

    • Basisinformationen für Lehrkräfte: Zivilgesellschaft und Engagement

    • Materialien für Schüler I: Wir erforschen die Zivilgesellschaft

    – Einstiegsinformationen: Zivilgesellschaft und Engagement

    – Handlungs- und Engagementfeld Schule

    – Handlungs- und Engagementfeld Kommune

    – Handlungs- und Engagementfeld globalisierte Welt (ab Sek. I)

    – Selbstreflexion für Schüler: Wir erforschen unsere Interessen

    • Materialien für Schüler II: Wir engagieren uns für

    – eine umweltfreundliche Schule

    – die Schulgemeinschaft

    – das Miteinander der Generationen

    – Kinderrechte

    – Tiere

    – Menschen in Not (ab Sek. I)

    – das Miteinander der Kulturen (ab Sek. I)

    – Gewaltfreiheit (ab Sek. I)

    • Materialien für Schüler III (ab Sek. I):

    Arbeitshilfen und Methodenkoffer, zum Beispiel

    – Recherchetechniken

    – Lebensraumerforschung

    – Kontakt-Knigge

    – Projektmanagement

    Praxishilfen

    Mitmachhefte

    Der Engagement-kalender

    Das

    Mit

    mac

    hh

    eft

    – Ei

    nm

    isch

    en. A

    np

    acke

    n. V

    erän

    der

    n.Gesellschaftliches Engagement ist ein zentrales Thema für jede

    Demokratie. Mitwirken, Mitverantworten und Mitentscheiden

    sind Ausdruck gelebter bürgerlicher Freiheit. Jungen Menschen

    frühzeitig Zugänge zu gesellschaftlichem Engagement zu eröff-

    nen ist dabei besonders wichtig und schafft vielfältige Chancen

    für den Einzelnen und die Gesellschaft. Schulen übernehmen

    dabei eine wesentliche Funktion. Es bedarf jedoch lebensnaher

    Lernformen, um junge Menschen in der Ausbildung politisch-

    demokratischer Handlungsfähigkeit zu unterstützen und ihre

    Bereitschaft zu zivilgesellschaftlichem Engagement zu wecken.

    Wie kann Engagementförderung im Schulalltag gelingen? Was

    sind die zentralen Themen der Zivilgesellschaft, und wie kön-

    nen sie im Unterricht aufgegriffen und mit Praxiserfahrungen

    verbunden werden? Wie können dabei die Interessen der Schü-

    lerinnen und Schüler eingebunden und Ressourcen des Umfel-

    des aktiviert werden?

    Auf diese Fragen gibt das Mitmachheft „Einmischen. Anpa-

    cken. Verändern.“ Antworten. Es richtet sich an Schulklassen

    der Grundschule, die in das Thema Zivilgesellschaft einsteigen

    möchten.

    BST-0160 Mitmachheft Grundschule Umschlag 2. Auflage 2012.indd 1 26.11.12 10:09

    Das

    Mit

    mac

    hh

    eft

    – En

    gag

    emen

    t lo

    kal u

    nd

    glo

    balGesellschaftliches Engagement ist ein zentrales Thema für jede

    Demokratie. Mitwirken, Mitverantworten und Mitentscheiden

    sind Ausdruck gelebter bürgerlicher Freiheit. Jungen Menschen

    frühzeitig Zugänge zu gesellschaftlichem Engagement zu eröff-

    nen ist dabei besonders wichtig und schafft vielfältige Chancen

    für den Einzelnen und die Gesellschaft. Schulen übernehmen

    dabei eine wesentliche Funktion. Es bedarf jedoch lebensnaher

    Lernformen, um junge Menschen in der Ausbildung politisch-

    demokratischer Handlungsfähigkeit zu unterstützen und ihre

    Bereitschaft zu zivilgesellschaftlichem Engagement zu wecken.

    Wie kann Engagementförderung im Schulalltag gelingen? Was

    sind die zentralen Themen der Zivilgesellschaft, und wie kön-

    nen sie im Unterricht aufgegriffen und mit Praxiserfahrungen

    verbunden werden? Wie können dabei die Interessen der Schü-

    lerinnen und Schüler eingebunden und Ressourcen des Umfel-

    des aktiviert werden?

    Auf diese Fragen gibt das Mitmachheft „Engagement lokal

    und global“ Antworten. Es richtet sich an Schulklassen der

    Sekundarstufe 1, die in das Thema Zivilgesellschaft einsteigen

    möchten.

    BST-0160 Mitmachheft Sekundarstufe 1 Umschlag 2. Auflage 2012.indd 1 26.11.12 10:12

    Das

    Mit

    mac

    hh

    eft

    – Zi

    vilg

    esel

    lsch

    aft

    ges

    talt

    en!Gesellschaftliches Engagement ist ein zentrales Thema für jede

    Demokratie. Mitwirken, Mitverantworten und Mitentscheiden

    sind Ausdruck gelebter bürgerlicher Freiheit. Jungen Menschen

    frühzeitig Zugänge zu gesellschaftlichem Engagement zu eröff-

    nen ist dabei besonders wichtig und schafft vielfältige Chancen

    für den Einzelnen und die Gesellschaft. Schulen übernehmen

    dabei eine wesentliche Funktion. Es bedarf jedoch lebensnaher

    Lernformen, um junge Menschen in der Ausbildung politisch-

    demokratischer Handlungsfähigkeit zu unterstützen und ihre

    Bereitschaft zu zivilgesellschaftlichem Engagement zu wecken.

    Wie kann Engagementförderung im Schulalltag gelingen? Was

    sind die zentralen Themen der Zivilgesellschaft, und wie kön-

    nen sie im Unterricht aufgegriffen und mit Praxiserfahrungen

    verbunden werden? Wie können dabei die Interessen der Schü-

    lerinnen und Schüler eingebunden und Ressourcen des Umfel-

    des aktiviert werden?

    Auf diese Fragen gibt das Mitmachheft „Zivilgesellschaft

    gestalten!“ Antworten. Es richtet sich an Schulklassen der

    Sekundarstufe 2, die in das Thema Zivilgesellschaft einsteigen

    möchten.

    BST-0160 Mitmachheft Sekundarstufe 2 Umschlag 2. Auflage 2012.indd 1 26.11.12 10:13

    30

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“ EngagementundPartizipationinderSchule

    Pädagogische MaterialienEin zweiter wichtiger Baustein für die Unterstützung der Lehrkräfte sind die entwickelten pädagogi-

    schen Materialen – die Mitmachhefte für die Grundschule, die Sekundarstufen I und II sowie der

    Engagementkalender. Alle Materialien – abrufbar unter www.jungbewegt.de – unterstützen Eigen-

    aktivität, Selbstorganisation und Reflexionsprozesse der Schüler. Lehrkräfte werden in den Fortbil-

    dungen auch im Umgang mit diesen Materialien geschult.

    Die Mitmachhefte, entwickelt in Kooperation mit Professor Dr. Dirk Lange, Direktor des Instituts für

    Didaktik der Demokratie, Leibniz Universität Hannover, bieten praktische Hilfestellungen für Enga-

    gement-Projekte – von der Idee bis zur Auswertung.

    Inhalte der Mitmachhefte

    • Basisinformationen für Lehrkräfte: Zivilgesellschaft und Engagement

    • Materialien für Schüler I: Wir erforschen die Zivilgesellschaft

    – Einstiegsinformationen: Zivilgesellschaft und Engagement

    – Handlungs- und Engagementfeld Schule

    – Handlungs- und Engagementfeld Kommune

    – Handlungs- und Engagementfeld globalisierte Welt (ab Sek. I)

    – Selbstreflexion für Schüler: Wir erforschen unsere Interessen

    • Materialien für Schüler II: Wir engagieren uns für

    – eine umweltfreundliche Schule

    – die Schulgemeinschaft

    – das Miteinander der Generationen

    – Kinderrechte

    – Tiere

    – Menschen in Not (ab Sek. I)

    – das Miteinander der Kulturen (ab Sek. I)

    – Gewaltfreiheit (ab Sek. I)

    • Materialien für Schüler III (ab Sek. I):

    Arbeitshilfen und Methodenkoffer, zum Beispiel

    – Recherchetechniken

    – Lebensraumerforschung

    – Kontakt-Knigge

    – Projektmanagement

    Praxishilfen

    Mitmachhefte

    Der Engagement-kalender

    Der Engagementkalender – Immer den richtigen Anlass parat

    Durch Jahrestage oder Jubiläen gewinnen viele Projekte ihren aktuellen Bezug. In dem Engage-

    mentkalender sind zahlreiche Gedenk- und Geburtstage zusammengestellt, die sich besonders

    gut als Ausgangspunkt für ein Projekt eignen.

    Personen, z. B.

    • Martin Luther King

    • Mutter Teresa

    • Wangari Maathai

    Gedenktage, z. B.

    • Welttag der Sozialen Gerechtigkeit

    • Tag der Erde

    • Internationaler Tag gegen Rassismus

    Insgesamt umfasst der Engagementkalender 33 Unterrichtseinheiten.

    VernetzungstreffenSchließlich ist für die beteiligten Lehrkräfte der kollegiale Austausch sehr wichtig. Da die Fortbil-

    dungsangebote regional organisiert werden, fördern sie auch die Vernetzung in den beteiligten Kom-

    munen. Darüber hinaus finden regelmäßige Austauschtreffen statt, zu denen auch die beteiligten

    Kitas und Jugendeinrichtungen eingeladen werden. Dies entspricht dem multiprofessionellen Ansatz

    des Projektes und ermöglicht einen fachlichen Diskurs über die Arbeitsfelder hinweg.

    Vielfalt als ErfolgsfaktorDie Vorgehensweisen in den Schulen unterscheiden sich stark, weil Interessen und Anliegen der

    Schüler sehr unterschiedlich sind. Dies gilt nicht nur hinsichtlich der Themen – wie die Einstiegsbei-

    spiele zeigen. Auch finden sich ganz unterschiedliche Formate: Arbeitsgemeinschaften, Wahlpflicht-

    kurse, Sozialpraktika, Projektwochen, Service Learning, Patenprogramme, Einführung des Unter-

    richtsfaches „Verantwortung“ – alles kommt vor. Häufig arbeiten die Schulen mit unterschiedlichen

    Ansätzen. Gerade die Flexibilität, Formate zu entwickeln, die zur eigenen Schule und den Anliegen

    der Schüler passen, wurde wesentlicher Erfolgsfaktor.

    Fachlicher Diskurs

    Flexibilität

    August September Oktober November Dezember Januar Februar März April Mai Juni Juli

    1 Sa 1 Di 1 Do Y Sukkot 1 So � Allerheiligen 1 Di 1 Fr Neujahrstag 1 Mo 1 Di 1 Fr Wangari Maathai (1940) 1 So Tag der Arbeit 1 Mi Kindertag 1) 1 Fr

    2 So 2 Mi 2 FrY SukkotMahatma Gandhi (1869) 2 Mo 2 Mi Aktionstag gegen Mobbing 2 Sa 2 Di 2 Mi 2 Sa 2 Mo 2 Do 2 Sa

    3 Mo 3 Do 3 Sa Y SukkotTag der Deutschen Einheit 3 Di 3 Do 3 So 3 Mi 3 Do Tag des Artenschutzes 3 So 3 Di 3 Fr 3 So

    4 Di 4 Fr 4 So Y SukkotWelttierschutztag 4 Mi 4 Fr 4 Mo 4 Do 4 Fr 4 Mo 4 Mi 4 Sa 4 Mo

    5 Mi 5 Sa 5 Mo Y Schemini Azeret 5 Do 5 Sa Internationaler Tag des Ehrenamtes 5 Di 5 Fr 5 Sa 5 Di 5 Do von Menschen mit Behinderung 5 So 5 Di Z Fastenbrechenfest

    6 Do 6 So Jane Addams (1860) 6 Di Y Simchat Tora 6 Fr 6 So 6 Mi 6 Sa 6 So 6 Mi 6 Fr 6 Mo Z Beginn des Ramadan 6 Mi Z Fastenbrechenfest

    7 Fr 7 Mo 7 Mi 7 Sa 7 Mo Y Chanukka 7 Do 7 So 7 Mo 7 Do 7 Sa 7 Di 7 Do Z Fastenbrechenfest

    8 Sa 8 Di 8 Do 8 So 8 Di Y Chanukka 8 Fr 8 Mo 8 Di Internationaler Frauentag 8 Fr 8 So 8 Mi 8 Fr

    9 So 9 Mi 9 Fr 9 Mo 9 Mi Y Chanukka 9 Sa Simone de Beauvoir (1908) 9 Di 9 Mi 9 Sa 9 Mo 9 Do Bertha von Suttner (1843) 9 Sa

    10 Mo 10 Do 10 Sa 10 Di 10 DoVerleihung des Friedens-nobelpreises 10 So 10 Mi 10 Do 10 So 10 Di 10 Fr 10 So

    11 Di 11 Fr 11 So 11 Mi 11 Fr Y Chanukka 11 Mo 11 Do 11 Fr 11 Mo 11 Mi 11 Sa 11 Mo

    12 Mi 12 Sa 12 Mo 12 Do 12 Sa Y Chanukka 12 Di 12 Fr 12 Sa 12 Di 12 Do 12 So Y Schawuot 12 Di

    13 Do 13 So 13 Di 13 Fr 13 So Y Chanukka 13 Mi 13 Sa 13 So 13 Mi 13 Fr 13 Mo Y Schawuot 13 Mi

    14 Fr 14 Mo Y Rosch Haschana 14 Mi Z Islamisches Neujahr 14 Sa Astrid Lindgren (1907) 14 Mo Y Chanukka 14 Do 14 So 14 Mo 14 Do 14 Sa 14 Di 14 Do

    15 Sa 15 Di Internationaler Tag der Demokratie 15 Do 15 So 15 Di 15 Fr Martin Luther King (1929) 15 Mo 15 Di 15 Fr 15 So� PfingstsonntagInternationalerTag der Familie 15 Mi 15 Fr

    16 So 16 Mi 16 Fr 16 Mo Internationaler Tag der Toleranz 16 Mi 16 Sa 16 Di 16 Mi 16 Sa 16 Mo � Pfingstmontag 16 Do 16 Sa

    17 Mo 17 Do 17 Sa 17 Di 17 Do 17 So 17 Mi 17 Do 17 So 17 Di 17 Fr 17 So

    18 Di 18 Fr 18 So 18 Mi 18 Fr 18 Mo 18 Do 18 Fr 18 Mo 18 Mi 18 Sa 18 Mo Nelson Mandela(*1918)

    19 Mi 19 Sa 19 Mo 19 Do 19 Sa 19 Di 19 Fr 19 Sa 19 Di 19 Do 19 So 19 Di

    20 Do 20 So Kindertag 1) 20 Di 20 FrJahrestag der UN-Kinder-rechtskonvention 1) 20 So 20 Mi 20 Sa

    Welttag der Sozialen Gerechtigkeit 20 So 20 Mi 20 Fr 20 Mo Weltflüchtlingstag 20 Mi

    21 Fr 21 Mo 21 Mi 21 Sa 21 Mo 21 Do 21 So 21 Mo Internationaler Tag gegen Rassismus 21 Do 21 Sa 21 Di 21 Do

    22 Sa 22 Di 22 Do 22 So 22 Di 22 Fr 22 Mo 22 Di Weltwassertag 22 Fr Tag der Erde 22 So 22 Mi 22 Fr Janusz Korczak (1878/79)

    23 So 23 Mi Y Jom Kippur Robert Bosch (1861) 23 Fr Z Ashura 23 Mo 23 Mi 23 Sa 23 Di 23 Mi 23 Sa Y Pessach 23 MoInkrafttreten des Grund-gesetzes (1949) 23 Do 23 Sa

    24 Mo 24 Do Z Opferfest 24 Sa 24 Di 24 Do � Heiligabend 24 So 24 Mi 24 Do Y Purim 24 So Y Pessach 24 Di 24 Fr 24 So

    25 Di 25 Fr Z Opferfest 25 So 25 Mi 25 Fr � 1. Weihnachtstag 25 Mo 25 Do 25 Fr � Karfreitag 25 Mo Y Pessach 25 Mi 25 Sa 25 Mo Albert Knapp (1798)

    26 Mi Mutter Teresa (1910) 26 Sa Z Opferfest 26 Mo 26 Do 26 Sa � 2. Weihnachtstag 26 Di 26 Fr Hans Böckler (*1875) 26 Sa 26 Di Y Pessach 26 Do � Fronleichnam 26 So 26 Di

    27 Do 27 So Z Opferfest 27 Di 27 Fr 27 So 27 Mi an die Opfer des Nationalsozialismus 27 Sa 27 So � Ostersonntag 27 Mi Y Pessach 27 Fr 27 Mo 27 Mi

    28 Fr 28 Mo Y Sukkot 28 Mi 28 Sa 28 Mo 28 Do 28 So 28 Mo � Ostermontag 28 Do Y Pessach 28 Sa 28 Di 28 Do

    29 Sa 29 Di Y Sukkot 29 Do 29 So 29 Di 29 Fr 29 Mo 29 Di 29 FrTag der Soli -darität zwischen den Generationen 29 So 29 Mi 29 Fr

    30 So 30 Mi Y Sukkot 30 Fr 30 Mo 30 Mi 30 Sa 30 Mi 30 Sa Y Pessach 30 Mo 30 Do 30 Sa

    31 Mo 31 Sa � Reformationstag 31 Do Silvester 31 So 31 Do 31 Di 31 So Peter Benenson (1921)

    Tagestyp

    Geburtstag Gedenktag

    Entdecke die Welt – gestalte mit! 2015/2016

    1) Der Kindertag findet historisch bedingt an verschiedenen Terminen statt: Ost und West konnten sich im Kalten Krieg nicht auf ein gemeinsames Datum einigen. Neben dem 1. Juni und dem 20. September kann er auch am Jahrestag der Verabschiedung der UN-Kinderrechtskonvention am 20. November begangen werden. ©

    www.jungbewegt.de

    Themenbereiche

    Nachhaltigkeit Solidarität Gerechtigkeit Empathie Toleranz Gewaltfreiheit Gleichberechtigung Menschenwürde Partizipation

    Tag des Gedenkens

    Aktionstag zur Gleichst.

    BST-15-001 Engagement-Kalender_2015-16_69x49 01.indd 1 16.07.15 10:09

    31

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    Ergebnisse und Wirkungen

    Nach dreieinhalb Jahren lässt sich festhalten: „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“ hat den Praxistest

    bestanden. Dies schlägt sich auch in der deutlichen Zunahme der Anzahl beteiligter Schulen nieder.

    Anzahl der beteiligten Schulen an „jugendbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    In Interviews gaben die beteiligten Lehrkräfte zu verstehen, dass sich das Verhältnis zu ihren Schü-

    lern grundlegend verändert hat: Sie trauen ihnen mehr zu und sind überrascht von ihren Fähigkei-

    ten. Sie beschreiben eine umfassende Kompetenzentwicklung bei den Schülern, die sich sowohl auf

    Wissensaspekte als auch auf Soft Skills und praktisches Können bezieht.

    Schon während der Fortbildung berichteten die Lehrkräfte, wie sehr sie von der Teilnahme profitie-

    ren. Die neuen Kenntnisse über professionelle Projektplanung und -durchführung, über Evaluation,

    Prozesssteuerung und Strategien der Verstetigung wurden nicht nur als Gewinn für die Projekte in

    „jungbewegt“, sondern für die gesamte schulische Arbeit bewertet. Zudem stellten die Lehrer auch

    eine deutliche Verbesserung ihres Verhältnisses zu den Schülern fest. Sie melden zurück, dass

    • sich ihr Blickwinkel auf die Schüler erheblich veränderte,

    • sie Schülerkompetenzen außerhalb rein kognitiver Anforderungen wahrnahmen,

    • sie zunehmend öfter in der Lage waren, ihre klassische Lehrerrolle gegen

    die eines Lernbegleiters zu tauschen.

    Wachstumskurve

    Mehr Vertrauen in Schüler

    Kompetenzzu-wachs bei Lehrern

    Anzahl der beteiligten Schulen an „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    2011

    21

    2012

    21

    2013

    30

    2014

    43

    32

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“ EngagementundPartizipationinderSchule

    Wir nehmen die Themenwünsche unserer Schüler ernst,

    unterstützen sie bei rechtlichen Vorgaben oder

    organisatorischen Rahmenbedingungen, geben

    verfahrenstechnische Hinweise, aber überlassen den

    jungen Leuten das inhaltliche Feld und die Umsetzung

    der Projekte. Schulleiter, Mainz

    Durch die Fortbildungen reflektiere ich auch

    meine eigene Rolle und traue meinen Schülern mehr zu.

    Schulleiterin, Halberstadt

    Die Schüler bilden Empathie aus, die subjektiv

    empfundene Selbstwirksamkeit steigt, ebenso die

    Problemlösungskompetenz. Das zeigt sich auch durch

    positiv verändertes Verhalten in klassischen Unter-

    richtssituationen, durch mehr Beteiligung und weniger

    Blockaden. Auch der Klassenzusammenhalt entwickelt

    sich positiv. Wir mögen unsere Schüler jetzt einfach

    noch viel mehr. Lehrerin, Berlin

    Kompetente Schüler

    Steigerung der Selbstwirksamkeit

    33

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    Wirkungen auf einen Blick

    • 43 beteiligte Schulen mit ca. 24.500 Schülern

    • rund 180 qualifizierte Lehrkräfte

    • Anwendung: 88 Prozent der Lehrkräfte fördern nach Abschluss der Fortbildung

    aktiv das Engagement ihrer Schüler.

    • Kompetenzentwicklung der Lehrkräfte: 81 Prozent haben in der Fortbildung

    wichtiges Wissen erworben.

    • Kompetenzentwicklung der Schüler: 89 Prozent der Lehrkräfte berichten von einer

    Verbesserung der sozialen und personalen Kompetenzen der Schüler.

    • Empfehlung Projektteilnahme: 87 Prozent empfehlen anderen Schulen eine

    Projektteilnahme.

    • Organisationsentwicklung: 75 Prozent fühlen sich von der Schulleitung durch

    die Projektteilnahme intensiver unterstützt.

    Nachhaltigkeit

    In allen Fällen standen die Schulleitungen den Projekten ihres Kollegiums sehr aufgeschlossen ge-

    genüber und unterstützten sie nach Kräften.

    Hinsichtlich einer Verankerung der Themen im Schulprogramm und der Schulkultur sind die

    Entwicklungsstände zwischen den Schulen unterschiedlich. Einige stehen noch am Anfang, etliche

    haben die Projektteilnahme bereits genutzt, um Engagement, Partizipation und Demokratiebildung

    nachhaltig im Schulleben zu verankern.

    In diesen Schulen finden regelmäßig Projektwochen oder -tage zur Engagementförderung statt. Auch

    eine Verzahnung von Unterricht und Schulstruktur ist gelungen – etwa durch die Anbindung an be-

    stimmte Jahrgänge und Fächer. Im Fach „Verantwortung“ beteiligen sich zum Beispiel alle Schüler

    der 8. Jahrgänge an sozialen Projekten.

    Lehrkräfte, die sich in den Qualifizierungen kennengelernt haben, bleiben oft in Kontakt, tau-

    schen sich weiter aus und stellen ihren Schülern auch andernorts angeschobene Projekte vor.

    Ergebnisse

    Strukturelle Verankerung

    34

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“ EngagementundPartizipationinderSchule

    Viele Lehrer trugen „jungbewegt“ an ihrer Schule in die Breite. Neue Engagement-Projekte wurden

    ins Leben gerufen, gleichzeitig konnten Grundidee und Verfahrensweisen standardisiert werden. Oft

    gelang es, schulintern weitere Lehrkräfte für die Teilnahme an der Fortbildungsreihe „jungbewegt“

    zu motivieren. So steht in den aktivsten Schulen eine Gruppe von bis zu zehn Lehrkräften bereit. Sie

    initiieren nicht nur eigenständig Projekte, sondern wirken auch in den schulinternen Gremien als

    Engagement-Botschafter und unterstützen ihre Kollegen bei der Durchführung eigener Projekte.

    Lernen für die Zukunft

    Das Qualifizierungskonzept und die pädagogischen Materialien haben sich bewährt und bekommen

    sehr positive Rückmeldungen. Mit Bezug auf die Erfahrungen im Kita-Bereich ist festzustellen, dass

    es auch für die Fortbildung von Lehrkräften anstrebenswert ist, das ganze Kollegium einzubeziehen.

    Dies könnte eine nachhaltige Verankerung in der Schulkultur sehr befördern.

    Als limitierender Faktor erwiesen sich immer wieder die vielfältigen Anforderungen, denen sich

    Schulen durch die mehrjährigen und noch nicht abgeschlossenen Reformbestrebungen stellen müs-

    sen. Hierdurch wird die Förderung von Engagement, Partizipation und Demokratiebildung oftmals

    zu einem Randthema. Dies widerspricht den normativen Vorgaben in den Schulgesetzen der beteilig-

    ten Länder und auch Beschlüssen der Kultusministerkonferenz.

    „Demokratieerziehung ist Aufgabe aller Fächer. In jedem Fach wie auch außerhalb des Unterrichts

    geht es darum, die Verantwortungsübernahme durch Schüler sowohl zu fordern als auch fördern

    und sie damit zugleich beim Aufbau persönlicher und sozialer Kompetenz zu unterstützen.“

    Auszug aus der Erklärung der Kultusministerkonferenz „Stärkung der Demokratieerziehung“ vom 6. März 2009

    Es erscheint dringend geboten – auch im Rahmen breiter öffentlicher und politischer Diskurse –, die

    Verantwortung von Schulen für die Entwicklung von zivilgesellschaftlichen Kompetenzen bei jungen

    Menschen herauszustellen.

    Verbreitung

    Auftrag Demokratie- bildung

    35

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    36

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    Wissenschaft und Praktiker der Jugendarbeit sind sich in der Regel schnell einig: Benachteilig-te Kinder und Jugendliche in Armutslagen, mit Bildungsproblemen, dazu oft von sozialer Des-integration bedroht, zeigen kaum Interesse, in der Bürgergesellschaft mitzumachen und leh-nen klassisches Engagement ab. Die oft unterstellten Folgen: geringe Wahlbeteiligung und zunehmende Politikdistanz. Fachkräfte der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) beschrei-ben eher nur die Defizite dieser Zielgruppe und sehen ihre fachlichen Aufgaben oft lediglich darin, bei der Lebensbewältigung zu helfen, statt Wege gesellschaftlich-politischer Mitgestal-tung zu eröffnen. Im Klartext: Ausgerechnet die von Ausgrenzung Bedrohten werden nicht dabei unterstützt, ihr Bürgerrecht auf Mitgestaltung der demokratischen Gesellschaft wahrzu-nehmen. Hier besteht Handlungsbedarf.

    Auf den zweiten Blick zeigt sich: Benachteiligte Kinder und Jugendliche sind doch bereit zum Enga-

    gement. Lässt man sich mittels Milieuforschung auf den Alltag dieser Kinder und Jugendlichen nä-

    her ein, wird schnell erkennbar, dass ihre Bereitschaft zu mehr Engagement höher ist als vorschnell

    unterstellt:

    • Benachteiligte Jugendliche engagieren sich vor allem, wenn es um Themen ihres eigenen

    Alltags geht.

    • Erwachsene und Fachkräfte erkennen solches Handeln und solche Bereitschaft oft nicht als

    gesellschaftliches Engagement.

    • Benachteiligte Jugendliche sind zu mehr Engagement bereit, wenn sie ihre eigenen

    kulturellen Handlungsstile einbringen können.6

    Das bedeutet: Benachteiligte Kinder und Jugendliche brauchen mehr praktische Chancen, sich

    Selbstbestimmung, gesellschaftliche Mitverantwortung und soziales Engagement anzueignen – wie

    es auch §11 SGB VIII als Aufgabe der Jugendarbeit benennt.

    6 Calmbach, Marc, und Silke Borgstedt (unter Mitarbeit von Steffen Levermann). „Unsichtbares“ Politikprogramm? Themenwelten und politisches Interesse von bildungsfernen Jugendlichen. Hrsg. Wiebke Kohl und Anne Seibring. Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung 1138. Bonn 2012. 43–80. Fatke, Reinhard, und Helmut Schneider. Kinder- und Jugendpartizipation in Deutschland. Daten, Fakten, Perspektiven. Hrsg. Bertelsmann Stiftung. Gütersloh 2005.

    Milieuforschung

    Jugendeinrichtungen: Gesellschaft liches Engagement mit Benachteiligten geht nicht – oder?

    37

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    Vorgehensweise: Greift ihre Themen auf – was es auch ist!

    Das Teilprojekt GEBe (Gesellschaftliches Engagement Benachteiligter in der Offenen Kinder- und

    Jugendarbeit fördern) sollte modellhaft mit Fachkräften aus der Offenen Kinder- und Jugendarbeit

    zeigen, dass das Interesse benachteiligter Kinder und Jugendlicher an gesellschaftlichem Engage-

    ment durchaus geweckt und gefördert werden kann. Die Botschaft an die Fachkräfte lautete: Macht

    keine großen Vorzeigeprojekte, die nur schon bekannte Formen gesellschaftlichen Engagements wie-

    derholen und dann oft misslingen. Setzt besser ganz klein bei dem an, was die Kinder und Jugend-

    lichen in ihrem Alltag ohnehin schon tun und thematisieren.

    Das war das Grundkonzept von Prof. Dr. Benedikt Sturzenhecker (Universität Hamburg) und seinen

    in der Arbeit mit benachteiligten Jugendlichen erfahrenen Mitstreiterinnen Heike Schlottau (ehe-

    mals Landesjugendpfarramt der Nordkirche) und Ariane Hoppler (Learning & Development Consult-

    ant, Norfolk County Council).

    Das Teilprojekt GEBe startete im Herbst 2012 mit sieben Einrichtungen der Offenen Kinder- und

    Jugendarbeit aus Berlin, Halberstadt, Magdeburg und Mainz. In einer kurzen Grundschulung übten

    die Fachkräfte methodische Vorgehensweisen ein, lernten den Alltag der Kinder und Jugendlichen zu

    beobachten und darin Potenziale für gesellschaftliches Engagement zu entdecken. Im Dialog mit den

    Kindern und Jugendlichen entwickelten sie deren Inhalte und Formen gesellschaftlichen Engage-

    ments.

    In der praktischen Umsetzungsphase dokumentierten die Fachkräfte regelmäßig auf einer elektro-

    nischen Lernplattform ihre Beobachtungen und Arbeitsschritte. Dabei wurden sie online, aber auch

    telefonisch und persönlich durch das Leitungsteam beraten. Zusätzlich fanden drei ganztägige Bera-

    tungstreffen aller Beteiligten statt, bei denen die Fachkräfte ihre Prozessfortschritte berichteten und

    gegenseitige Unterstützung geleistet wurde.

    Ergebnisse und Wirkungen: … und sie engagieren sich doch!

    In der Pilotphase 2012 waren 14 Fachkräfte aus sieben Einrichtungen beteiligt. In den Jugendhäu-

    sern entstanden kleine und machbare Projekte in enger Anlehnung an die Lebenswirklichkeit der

    Jugendlichen. Alle Inhalte und Arbeitsweisen wurden aus Beobachtung und im Dialog mit den Ju-

    gendlichen gewonnen und entwickelt.

    eLearning

    Sieben Modell- Einrichtungen

    Lebenswirklichkeit der Jugendlichen

    38

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“ Jugendeinrichtungen:GesellschaftlichesEngagementmitBenachteiligtengehtnicht–oder?

    Projekt Art des gesellschaftlichen Engagements

    Jugendliche drehen einen

    Kurzfilm zu ihren

    „Lieblings- und Hass-Orten“

    im Stadtteil und präsentieren

    ihn Bewohnern des Stadtteils.

    • Auseinandersetzung mit der eigenen Meinung zu Orten

    im Stadtteil

    • Identifikation mit dem Stadtteil (Community)

    • Artikulation von Anliegen in Öffentlichkeiten

    • Resonanzerfahrungen in Öffentlichkeiten

    Jugendliche häkeln

    gemeinsam Mützen, die sie

    auf Märkten im Stadtteil

    verkaufen. Die Erlöse spen-

    den sie ihrer Jugendeinrich-

    tung und bestimmen nun dort

    intensiver das Programm mit.

    • Erfahrung von Selbstbestimmung und Produktivität

    bei der Herstellung der Mützen

    • Selbsterfahrung als fähige und engagierte Mitgestalter

    der eigenen Jugendeinrichtung

    • Praktische Auseinandersetzung mit den Themen Konsum,

    Produktion und Wirtschaft

    • Präsentation eigener Produkte in Öffentlichkeiten mit

    dem Erlebnis positiver wie auch negativer Rückmeldung

    Jugendliche organisieren eine

    Basketballgruppe und nehmen

    an einem Turnier teil.

    • Organisations- und Verantwortungsübernahme für sich

    und andere

    • Erfahrung von Selbstwirksamkeit und Fähigkeit zum

    Engagement für andere

    • Artikulation eigener Stärken in der Öffentlichkeit

    Jugendliche gestalten ihren

    Jugendbereich und eine

    Außenwand des Jugend-

    hauses.

    • Mitverantwortliche Selbstbestimmung und Mitgestaltung

    einer Teilöffentlichkeit (Jugendhaus)

    • Erleben demokratischer Prozesse zur Auswahl

    der Wandmotive

    • Artikulation von Anliegen in Öffentlichkeiten

    • Dialog mit Fachkräften und Anwohnern über eigene

    und fremde Anliegen

    • Resonanzerfahrungen in der Öffentlichkeit

    Jugendliche beteiligen sich an

    Einstellungsverfahren neuer

    Mitarbeiter des Jugendhauses.

    • Mitbestimmung und Mitgestaltung der „kleinen

    Gesellschaft des Jugendhauses“

    • Partizipation an demokratischen Prozessen

    der Personalauswahl

    • Auseinandersetzung mit eigenen Ansprüchen

    an pädagogische Mitarbeiter

    • sich als aktive und verantwortliche Mitgestaltende

    einer öffentlichen Einrichtung erfahren

    Durchgeführte Projekte

    39

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    Jugendliche planen eine

    Umfrage zu Beschimpfungen

    und führen sie im Jugendhaus

    und in einer benachbarten

    Schule durch. Daraus folgte

    die Gestaltung von sozialen

    Regeln im Jugendhaus.

    • Reflexion des eigenen Sprachgebrauchs

    • Jugendsozialforscher: Untersuchen des Sprachgebrauchs

    von Kindern und Jugendlichen und Reflexion von

    Problemen der Ehre und Beleidigung

    • Selbsterfahrung als Experten für gesellschaftlich relevante

    Fragestellungen (Umgang mit Beleidigung und Ehre, Krise

    hegemonialer Männlichkeit, Sexualisierung …)

    • Mitgestaltung einer öffentlichen Bildungseinrichtung

    Jugendliche verwalten den

    Jugendbereich eigenverant-

    wortlich.

    • Mitverantwortliche Selbstbestimmung, Mitbestimmung,

    Mitgestaltung

    • Verantwortungsübernahme

    • Engagement für andere

    Jugendliche kochen

    gemeinsam für sich und

    andere Jugendliche.

    • Erfahrungen ökologisch bewussten Handelns

    • Mitbestimmung und Mitverantwortung durch

    das Bestimmen und Erstellen eines Essensangebots für

    andere Jugendliche

    • Erfahrung von Selbstwirksamkeit kombiniert mit dem

    Engagement für Bedürftige

    Die Projektideen haben sich wie ein Virus in den

    Einrichtungen verbreitet. Sozialpädagogin, Berlin

    Das Projekt wurde durch Interviews mit den beteiligten Fachkräften, mit Kindern und Jugendlichen

    sowie durch die Masterarbeit von Moritz Schwerthelm (2014) evaluiert.7

    Die zentralen Rückmeldungen verweisen darauf, dass

    • die praktizierten GEBe-Arbeitsweisen für die realen Handlungsprobleme im pädagogischen

    Alltag der Fachkräfte geeignet waren.

    • durch die Beobachtung der Jugendlichen und den Dialog mit ihnen das Verhältnis zwischen den

    Jugendlichen und zwischen Pädagogen und Jugendlichen signifikant verbessert werden konnte.

    • die beteiligten Pädagogen ihre Handlungskompetenzen erweitert und dadurch neue Motivation

    für ihre Arbeit gewonnen haben.

    • durch GEBe die Partizipation der Jugendlichen in den Einrichtungen und in der Kommune

    ausgebaut wurde.

    7 Schwerthelm, Moritz. Förderung gesellschaftlichen Engagements Benachteiligter in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit – Erfolge und Schwierigkeiten. Zur Evaluation des gleichnamigen Projekts der Bertelsmann Stiftung. Hrsg. Bertelsmann Stiftung. Hamburg 2014. Download unter: www.jungbewegt.de/fileadmin/media/jungbewegt/Downloads/Publikationen/M_Schwerthelm_ErfolgeGEBe.pdf

    Virale Verbreitung

    Qualitative Evaluation

    40

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“ Jugendeinrichtungen:GesellschaftlichesEngagementmitBenachteiligtengehtnicht–oder?

    Die Methoden der Fortbildung haben uns sehr gut

    unterstützt und neue Lernerfahrungen ermöglicht.

    Sozialpädagoge, Berlin

    Nichts hat mir so viel gegeben wie GEBe!

    Sozialpädagogin, Berlin

    Wir haben die Jugendlichen und ihre Themen neu

    entdeckt und festgestellt, dass gesellschaftliches

    Engagement mit ihnen absolut machbar ist.

    Fachkraft, Berlin

    Wir haben die Jugendlichen neu als engagiert und

    handlungsfähig erlebt. Sozialpädagogin, Halberstadt

    Das Projekt zeigt schon jetzt gesellschaftliche Wirkungen auch außerhalb der Einrichtungen.

    Dadurch, dass die beteiligten Jugendlichen Möglichkeiten zur Artikulation ihrer Anliegen in den

    Stadtteilen hatten, konnten sie Anwohnern, Erwachsenen und älteren Jugendlichen zeigen, dass sie

    sich mit gesellschaftlich relevanten Themen befassen, auch wenn sie dazu eigensinnige Handlungs-

    weisen nutzen. Daraus resultierten Dialoge zwischen Jugendlichen und Erwachsenen, die auch be-

    wirkten, dass diese jungen Leute erstmals als engagierte Bürger wahrgenommen wurden.

    Bewährte Methoden

    Multiplikator- Effekte

    41

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    Wirkungen auf einen Blick

    • 27 beteiligte Jugendeinrichtungen mit 37 qualifizierten Fachkräften

    • 27 Multiplikatoren

    • überwiegend erfolgreicher Einsatz einer elektronischen Lernplattform (eLearning)

    • 415 Teilnehmer bei vier Fachtagungen

    • Zwei Fachbücher über Methoden und theoretische Grundlagen

    • bis zu 1.000 erreichte Kinder und Jugendliche

    • Qualitative Evaluation durch eine Masterarbeit: Erfolg des Teilprojektes wird nachgewiesen

    – Kompetenzzuwächse gesellschaftlichen Engagements und demokratischen Handelns bei

    den Jugendlichen

    – Professionalisierung der Arbeit der Fachkräfte

    • Übernahme des Fortbildungskonzeptes durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe

    (LWL)

    Nachhaltigkeit

    Methodenhandbücher, Multiplikatoren-Schulung und bundesweite Auf-

    merksamkeit sichern die nachhaltige Wirkung dieses Projektbausteins.

    Die Arbeitsweisen des Projektes, seine Methoden und theoretischen Grund-

    lagen wurden in zwei Fachbüchern detailliert dargestellt, die im Verlag Ber-

    telsmann Stiftung im Sommer 2015 erschienen sind. Noch nie gab es so

    ausführliche methodische Anleitungen für die Praxis der Offenen Kinder-

    und Jugendarbeit:

    • Sturzenhecker, Benedikt. Gesellschaftliches Engagement von Benachtei-

    ligten fördern – Band 1. Konzeptionelle Grundlagen für die Offene Kinder-

    und Jugendarbeit. Unter Mitarbeit von Moritz Schwerthelm. Hrsg. Ber-

    telsmann Stiftung. Gütersloh 2015.

    • Sturzenhecker, Benedikt, und Moritz Schwerthelm. Gesellschaftliches

    Engagement von Benachteiligten fördern – Band 2. Methodische Anregun-

    gen und Praxisbeispiele für die Offene Kinder- und Jugendarbeit. Hrsg. Bertelsmann Stiftung.

    Gütersloh 2015.

    Verbreitung

    Ergebnisse

    Ges

    ells

    chaf

    tlic

    hes

    Enga

    gem

    ent

    von

    Bena

    chte

    iligt

    en fö

    rder

    n

    Offene Kinder- und Jugendarbeit erreicht besonders benachteiligte Kinder und Jugendliche. Diese lehnen, wie man aus der Jugend-forschung weiß, etablierte Politikformen ab, sind jedoch bereit, Probleme zu benennen und sich zu engagieren. Der erste Band »Gesellschaftliches Engagement von Benachteiligten fördern« belegt, dass das Handeln von Kindern und Jugendlichen immer »gesellschaftlich« ist. Diese Erkenntnis gilt es als Fachkraft anzu-erkennen und aufzugreifen. Das entspricht auch dem gesetzlichen und konzeptionellen Auftrag der Jugendarbeit: Benachteiligte Jugendliche erfahren gezielt Unterstützung. Sie lernen, ihr demokratisch-gesellschaftliches Engagement in Stadtteil, Kommune und Gesellschaft wahrzunehmen und umzusetzen.

    www.bertelsmann-stiftung.de/verlag

    ISBN 978-3-86793-580-7

    Benedikt Sturzenhecker

    Gesellschaftliches Engagement von Benachteiligten fördern – Band 1

    Konzeptionelle Grundlagen für die Offene Kinder- und Jugendarbeit

    1580_Ges_Engagement_Bd_1_US_A5.indd Alle Seiten 30.07.15 14:59

    Ges

    ells

    chaf

    tlic

    hes

    Enga

    gem

    ent

    von

    Bena

    chte

    iligt

    en fö

    rder

    n

    Wie können Fachkräfte in der täglichen Jugendarbeit Projekte gesellschaftlichen Engagements und demokratischer Partizipation fördern? Der zweite Band »Gesellschaftliches Engagement von Benachteiligten fördern« beantwortet diese Frage. Er liefert detaillierte und vielfältige methodische Anleitungen für die Umsetzung im Alltag. Die hier beschriebenen Methoden wurden in praxisorientierten Modellprojekten erprobt. In der Offenen Kinder- und Jugendarbeit angewendet, bieten sie die Basis, um benachteiligten Kindern und Jugendlichen einen praktischen und machbaren Zugang zu gesellschaftlichem Engagement und demokratischer Beteiligung zu sichern. Es wird gezeigt, wie man Potenziale nutzt, um daraus kleine und realistische Projekte im Jugendhaus und Stadtteil zu entwickeln.

    www.bertelsmann-stiftung.de/verlag

    ISBN 978-3-86793-636-1

    Benedikt Sturzenhecker, Moritz Schwerthelm

    Gesellschaftliches Engagement von Benachteiligten fördern – Band 2

    Methodische Anregungen und Praxisbeispiele für die Offene Kinder- und Jugendarbeit

    1636_Ges_Engagement_Bd_2_US_A5.indd Alle Seiten 30.07.15 15:02

    42

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    Besonders in Berlin stieß das GEBe-Projekt bei der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wis-

    senschaft und dem Sozialpädagogischen Fortbildungsinstitut der Bundesländer Berlin und Branden-

    burg (SFBB) auf starkes Interesse. Ende 2014 wurde eine Multiplikatoren-Schulung unter Leitung

    von Prof. Sturzenhecker für Fachkräfte der Offenen Kinder- und Jugendarbeit zur „Förderung gesell-

    schaftlichen Engagements von benachteiligten Kindern und Jugendlichen in der Offenen Kinder- und

    Jugendarbeit (GEBe)“ abgeschlossen. Die Fortbildung qualifiziert dazu, als Berater anderer Einrich-

    tungen die Arbeitsweisen des Projektes zu vermitteln. Die Träger der Einrichtungen der teilnehmen-

    den Fachkräfte haben sich verpflichtet, die neuen Multiplikatoren nach der Ausbildung in Berlin

    einzusetzen. 27 Fachkräfte der Offenen Jugendarbeit nahmen teil.

    Insgesamt erreichten die neuen Ansätze zur Förderung gesellschaftlichen Engagements bislang

    bis zu 1.000 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zehn und 21 Jahren.

    Auf dem Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag 2014 in Berlin stellte Professor Dr. Sturzenhecker in

    Zusammenarbeit mit der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft Berlin und der

    Bertelsmann Stiftung das Projekt vor. Etwa 180 Fachkräfte aus ganz Deutschland zeigten eine hohe

    Resonanz. Seitdem gibt es verstärkt Nachfragen zu den methodischen Ansätzen von GEBe.

    Lernen für die Zukunft

    Beim Start des Teilprojektes GEBe bestanden bei den Jugendeinrichtungen oft Ressentiments. Im

    Raum stand, dass die Förderung von Engagement, Partizipation und Demokratiebildung mit benach-

    teiligten Jugendlichen in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit nicht gelingen kann.

    Diese Vorbehalte zu überwinden war nicht leicht, insbesondere auch, weil die sieben Einrichtungen

    der Pilotphase teilweise von ihren Trägern zur Projektteilnahme verpflichtet wurden. Diese ungüns-

    tigen Startvoraussetzungen konnte das Beratungsteam überwinden, indem es sehr partizipativ und

    wertschätzend mit den Teilnehmern gearbeitet hat. Überzeugend dabei war, dass GEBe die normati-

    ven und fachlichen Standards der Offenen Kinder- und Jugendarbeit einlöst und keine neuen Anfor-

    derungen an die Pädagogen richtet. Die Erfahrung, praxistaugliche Hilfestellungen für die Herausfor-

    derungen im Alltag der Jugendeinrichtungen zu bekommen, wurde zum Türöffner.

    Im Ergebnis war die Pilotphase mit den sieben Einrichtungen für alle Beteiligten so überzeugend,

    dass in Kooperation mit der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft sowie

    dem Sozialpädagogischen Fortbildungsinstitut Berlin-Brandenburg sehr schnell die Multiplikatoren-

    Schulung aufgesetzt werden konnte.

    Einsatz von Multiplikatoren

    GEBe überzeugt

    Nachfrage in der Fachwelt

    Jugendeinrichtungen:GesellschaftlichesEngagementmitBenachteiligtengehtnicht–oder?

    43

  • Projektdokumentation – „jungbewegt – Dein Einsatz zählt.“

    Der Einsatz der Lernplattform hat sich nur teilweise bewährt. Gegen eine interne