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Stadt DortmundFeuerwehr
Algorithmen im Rettungsdienst Dortmund Gültig vom 01.04.2015 bis 31.03.2016
2 Version 1.0_2015 – Gültig vom 01.04.2015 bis 31.03.2016
Kontakt
Impressum
Herausgeber: Stadt Dortmund, Feuerwehr, RettungsdienstRedaktion: Dirk Aschenbrenner, Dr. Hans Lemke (verantwortlich); Dr. Udo Schniedermeier, Michael Achenbach, Urs DillenhöferKommunikationskonzept, Satz, Druck: Dortmund-Agentur – 06/2015
Stadt Dortmund – Feuerwehr37/5-3 RettungsdienstschuleSeilerstraße 1544147 DortmundTel. (0231) 8 45-52 [email protected]
Dr. Hans LemkeÄrztlicher Leiter RettungsdienstSteinstraße 25Tel. (0231) 8 45-61 [email protected]
Dr. Udo SchniedermeierÄrztlicher Leiter RettungsdienstschuleStv. Ärztlicher Leiter RettungsdienstSeilerstraße 15Tel. (0231) 8 45-62 [email protected]
www.feuerwehr.dortmund.de
www.notarzt-dortmund.de
Version 1.0_2015 – Gültig vom 01.04.2015 bis 31.03.2016 3
Inhalt
Kontakt 2
Vorwort 4
Hinweise zum Gebrauch der Algorithmen 6
Universalalgorithmus 8
Leitsymptom Brustschmerz 9
CPR/Reanimation 10
Apoplex 12
Cerebraler Krampfanfall 13
Hypoglykämie 14
Obstruktive Atemwegserkrankungen (Asthma/COPD) 15
Verbrennung 16
Präklinisches Traumamanagement (Phasen 1–3) 17
Orientierungshilfen/Schemata 22
- SAMPLER 22
- OPQRST 23
- Schmerz-Skalen 24
- Glasgow Coma Scale 25
- FAST 25
Glossar 26
Änderung zur Vorversion:
• Anpassung der Algorithmen und Layoutveränderung
• Aufnahme der VA Telemetrie (siehe MBA 12/2014)
• Aufnahme K9 als drittes kardiologisches Zentrum
• Änderung Sauerstoffgabe bei ACS
• Aufnahme des Algorithmus „Obstruktive Atemwegserkrankung (Asthma/COPD)“
• Aufnahme der Orientierungshilfen/Schemata
Vorwort
4 Version 1.0_2015 – Gültig vom 01.04.2015 bis 31.03.2016
Vorwort
Algorithmen im Rettungsdienst DortmundGültig vom 01.04.2015 bis 31.03.2016
Die Medizin ist ständig im Fluss, was gestern noch streng verboten war, ist heute möglicherweise überlegenswert und morgen schon Standard.Dieses ist vor allem durch die Novellierung der gesetzlichen Grundlagen geprägt (NotSanG, NotSan-APrV, Referentenentwurf RettG NRW). Es ist deshalb auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rettungs-dienst unverzichtbar, sich stets über Neuerungen zu informieren. Der Besuch der 30 Pflichtfortbildungsstunden nach § 5 RettG ist oft nur ein Schritt, um am Ball zu bleiben.
Algorithmen bieten die Möglichkeit, Änderungen in Standardabläufen übersichtlich und verständlich darzustellen und rasch im jeweiligen Rettungsdienstbereich zu verbreiten.
Sie stellen einen roten Faden dar, an denen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einsatz orientieren und durch ein strukturiertes Arbeiten sicher sein können, wichtige Maßnahmen nicht übersehen zu haben.
Trotzdem ist jeder Einsatz in der präklinischen Notfallmedizin anders und verlangt Improvisationsvermögen. Wenn man die Algorithmen beherrscht, fällt es leichter, im individuellen Fall entlang des roten Fadens bei Notwen-digkeit etwas nach links und rechts abzuweichen.
Algorithmen stellen also einen wichtigen Beitrag zu Qualitätssicherung im Rettungsdienst dar und können gleichzeitig ein Instrument für den medizi-nisch Verantwortlichen sein, Änderungen des Standards schnell bekannt zu geben und anzuweisen.
Version 1.0_2015 – Gültig vom 01.04.2015 bis 31.03.2016 5
Vorwort
Ergänzend sind die Lektüre der Schulungsskripte, der Dienstanweisungen, der Informationen und der Besuch von Fortbildungen unerlässlich. Aus-sagen zur „Notkompetenz“ beziehen sich teilweise auf regional abge-stimmte und vom Rechtsamt der Stadt Dortmund abgesegnete Maßnah-men im Rettungsdienst Dortmund!
Wir freuen uns deshalb sehr über dieses Engagement und bedanken uns bei allen Aktiven im Rettungsdienst, die die Entwicklung der Algorithmen voran gebracht haben.
Dr. Hans Lemke Dr. Udo Schniedermeier ÄLRD Stellv. ÄLRD [email protected] [email protected]
6 Version 1.0_2015 – Gültig vom 01.04.2015 bis 31.03.2016
Hinweise zum Gebrauch der Algorithmen
Zum grundsätzlichen Vorgehen sind die Verfahrensanweisungen und Verfügungen zu beachten. Hierzu zählt insbesondere die Mitnahme des CO-Warners.Die für die Notfallversorgung erforderlichen Materialien (Notfallrucksack, EKG, Beatmung, AccuVac, ggf. Ergänzungen zum Meldebild wie Kinderkoffer, Trauma-Material, etc.) sind vollständig mitzuführen. Praktischerweise sollte auch das Handsprechfunkgerät mitgeführt werden.
Grundsätzlich ist bei jeder Anlage eines peripher-venösen Zuganges die Durchlässigkeit mittels einer kristalloiden Infusionslösung zu prüfen. Diese Maßnahme ist besonders bei der Applikation von Glukose 40% (stark gewebs-schädigend) wichtig.
Voraussetzungen zur Durchführung von Maßnahmen der Notkompetenz:
die Maßnahmen sind zur unmittelbaren Abwehr von Gefahren für das Leben und die Gesundheit dringend erforderlich,
rechtzeitige ärztliche Hilfe ist nicht erreichbar, das gleiche Ziel kann durch weniger eingreifende (invasive) Maßnahmen
nicht erreicht werden! (Verhältnismäßigkeit der Mittel) die Hilfeleistung ist zumutbar (Kenntnisse, Qualifikationen, Fortbildung) nach dem Einsatz Rückmeldung über das Fax
„Rückmeldebogen Notkompetenzmaßnahmen“
Maßnahmen der Notkompetenz:
Intubation ohne Relaxanzien Manuelle Defibrillation (Rettungsdienst Dortmund) oder mittels
automatischer Analyse Punktion peripherer Venen Anwendung des Larynxtubus ausgewählte Medikamente (siehe unten)
Medikamente der Notkompetenz:
kristalloide Infusionslösung (Jonosteril/NaCl) Glucose 40 % (verdünnt oder zur laufenden Infusion!) Nitroglycerin-Spray Beta-2-Sympathomimetika (Dosier-Aerosol/SalbuHexal Fertiginhalat
Inhalation) im Rahmen des Asthma bronchiale/der COPD Midazolam (Dormicum) mittels MAD beim Krampfanfall Diazepam Rectiole beim Krampfanfall Adrenalin (Suprarenin) und Amiodaron (Cordarex) im Rahmen der
kardiopulmonalen Reanimation
Version 1.0_2015 – Gültig vom 01.04.2015 bis 31.03.2016 7
Legende
Maßnahme Notkompetenz
Verweis auf andere Algorithmen
Warnhinweis zur invasiven Maßnahme
Erste Maßnahmen und Vorkehrungen bei Eintreffen am Einsatzort bzw. Patienten
Maßnahme durch Teamleiter
Ende/Verweis auf Wiederholung
Maßnahme durch Teamhelfer
Maßnahme – nicht näher benannt, ob durch Teamleiter oder Teamhelfer
Verzweigung
Problemstellung/Ausgangssituation Bemerkungen / Besonderheiten / Hinweise
wenn/dannja/nein
wichtigeZeitangaben
8 Version 1.0_2015 – Gültig vom 01.04.2015 bis 31.03.2016
Universalalgorithmus
A-Problem Airway (Atemwege)Atemwege frei?
ggf. HWS Immobilisation (bei Trauma)
B-Problem Breathing (Belüftung)
Pathologie: Atemfrequenz, Atemrhythmus, Atembewegung, Atemgeräusch, SpO2, Einflussstörung, Auskultation, Palpation Brustkorb, etc.
C-Problem Circulation (Kreislauf)
Pathologie: Frequenz, Rhythmus, Pulse tastbar, Haut, Rekapillarisierungszeit,Blutung (intern/extern)
D-Problem Disability (Neurologie/Defizite)
Pathologie: GCS, DMS, Blutzucker, CO, Pupillenreaktion, etc.
E-Problem Environment/ Exposure (Umgebung, Entkleiden)
Pathologie: SAMPLER, OPQRST, sonstige Faktoren, Bodycheck
A-Problem lösenAtemwege freimachen/-halten
B-Problem lösenO2, Airwaymanagement, Entlastung, sonstige Maßnahmen
C-Problem lösenBlutung stillen/komprimieren, sonstige Maßnahmen
D-Problem lösenStatus erheben, ggf. O2, Glucose, Lagerung beachten, sonstige Maßnahmen
• Umgebung beachten• Gefahren der E-Stelle• Auffindesituation• eigene Kräfte ausreichend? ggf. nachfordern• Transportlogistik
Nein
Nein
Nein
Nein
Ja
Ja
Ja
Ja
Teamleiter Teamhelfer
bei Reanimation gem.CPR/Reanimation (Seite 10)
kontinuierliches Vitalzeichen-Monitoring bis Eintreffen Notarzt ständige Reanimationsbereitschaft!
(Fremd-)Anamnese*gemäß Universalalgorithmus (Seite 8)
Lagerung: Oberkörper hoch
Peripherer i.v.-Zugang ggf. 0,8 mg Nitro s.l.= 2 Hub(wenn RR sys > 120 mm Hg)
Monitoring (12-Kanal-EKG ableiten), Beruhigung des Patienten, O2 wenn SpO2 < 95% Zeichen der Herzinsuffizienz/Atemnot
Vorbereitung peripheren i.v.-Zugangs
Assistenz bei der Anlage des peripheren i.v.-Zugangs
Vorbereiten der Medikamente: 500 mg Aspirin i.v. 5000 IE Heparin
CAVE:Indikation zurückhaltend stellen; Kontraindikation vorherige Einnahme potenzsteigernder Mittel
Version 1.0_2015 – Gültig vom 01.04.2015 bis 31.03.2016 9
Leitsymptom Brustschmerz
• *Ursachen für Brustschmerz können sein: - ACS/Embolie/Aortenaneurysma etc. - Abdominelle/orthopädische Erkrankung - Trauma/Pneu-/Hämatothorax - Milzruptur
• Bei ST-Streckenhebung Transport in Klinik mit Herzkatheter (K1, K4, K9)
• Telemetrie: Übertragung der Daten per Fax und Mail an Zielklinik, anschließend Rücksprache mit Klinikarzt (Verfahren wie in MBA 12/2014)
• Ggf. präklinische Lyse durch Notarzt
ca. 5
5 Se
kund
en
10 Version 1.0_2015 – Gültig vom 01.04.2015 bis 31.03.2016
CPR / Reanimation
Eigen- und Fremdschutz beachten! Nachalarmierung Notarzt
Teamleiter Teamhelfer
Basischeck
Vorbereitung und Einführung des Larynxtubus (unter laufender Thoraxkompression)
Lagekontrolle Larynxtubus
Defi-Elektroden kleben
Oberkörper von der Kleidung befreien
Beginn der kontinuierlichen Thoraxkompression von der Seite aus
Kurzzeitige Unterbrechung der Kompression zur Beatmung, Assistenz, Lagekontrolle des Larynxtubus
Thoraxkompression (100–120 min -1)jede 10. Kompression wird laut angesagt
Keine Beatmung mit dem Larynxtubus möglich, dann 30:2
Bei endotrachealer Intubation sofortige Fixierung
Tubusverlängerung, O2, Kapnometrie
alle
2 M
inut
en
Version 1.0_2015 – Gültig vom 01.04.2015 bis 31.03.2016 11
Wiederaufnahme der Thoraxkompression während der Ladephase
Feedbackmodul aufkleben
Thoraxkompression und Beatmung; jede 10. Kompression wird laut angesagt
Vorbereitung/Legen i.v.- Zugang; alternativ i.o.
Interpretation und ggf. Defibrillation alle 2 Minuten
Erste Medikamentengabe: • KF/pulslose VT Suprarenin nach der
3. Defibrillation und einmalige Gabe von Amiodaron
• Asystolie/PEA Suprarenin, sobald der
i.v.-Zugang sicher liegt
Tubusfixierung spätestens vor Transportbeginn
ggf. Ereignisspeicher nutzen (Ereignistaste gedrückt halten)
CPR / Reanimation
Interpretation möglich?
Asystolie/PEA KF/pulslose VT
EinsatzAED
1. SchockThoraxkompression
Ereignistaste drückenRhythmusinterpretation
Thoraxkompression sofort wieder für 2 Minuten aufnehmen/fortführen (Positionswechsel nach Analyse)
Positionswechsel
Ja
Nein
CAVE: venöser Zugang nur aufgesunder Körperseite
Hypoglykämie(siehe Seite 14)
12 Version 1.0_2015 – Gültig vom 01.04.2015 bis 31.03.2016
Apoplex
Teamleiter Teamhelfer
(Fremd-)Anamnese* gemäß Universalalgorithmus (Seite 8),Bodycheck einschließlich neurologischer Untersuchung,Lagerung: Oberkörper hoch
Blutzucker(BZ)-Messung(siehe Algorithmus Hypoglykämie, Seite 14)
kontinuierliches Vitalzeichen-Monitoring bis Eintreffen NotarztTransport in Stroke Unit, bei eingeschränkter Behandlungsoption ggf. andere KlinikAngehörige in die Klinik mitnehmen (direkte Infoquelle für Neurologen)
Erhebung VitalparameterHF / RR / SpO2,02-Gabe 6–15 l / min
Vorbereitung peripherer i.v.-Zugang
Peripherer i.v.-Zugang Assistenz bei der Anlage des peripheren i.v.-Zugangs
*Besonderheiten bei Untersuchung: • Hypoglykämie • FAST (Face, Arms, Speech, Time; • Pupillen: klein/mittel/weit, Isokorie/Anisokorie, siehe Seite 25) lichtreagibel? • Kreuzgriff/Armvorhalteversuch
BZ < 50 mg/dl
Version 1.0_2015 – Gültig vom 01.04.2015 bis 31.03.2016 13
Cerebraler Krampfanfall
Teamleiter Teamhelfer
Eigen- und Fremdschutz beachten! Nachalarmierung Notarzt
(Fremd-)Anamnese*,Bodycheck einschließlich Suche nach Ursachen und Begleitverletzungen
BZ-Messung!(siehe Algorithmus Hypoglykämie, Seite 14)
Erhebung der Vitalparameter O2-Gabe 8–15 l/min
Vorbereitung: Midazolam mit MAD nasal oder Diazepam rectal nach Körpergewicht
Assistenz bei der Anlage des peripheren i.v.-Zugangs
Vorbereitung 1 mg Rivotril
anhaltender Krampf: 5 mg (1 ml) Midazolam mit MAD nasal oder Diazepam rectal < 15 kg KG: 5 mg > 15 kg KG: 10 mg
Legen des peripheren i.v.-Zugangs
kontinuierliches Vitalzeichen-Monitoring bis Eintreffen Notarzt, ggf. erneut Universalalgorithmus (Seite 8) bzw. andere Algorithmen, bewusstseinsabhängige Lagerung
*Besonderheiten bei Untersuchung: • Hypoxie/Hypoglykämie bedenken • Bekanntes cerebrales Krampfleiden (Epilepsie)? • Andere Erkrankungen (Tumor, Blutung, Apoplex, Entzug, SHT)? • Intoxikation (CO, Drogen, etc.)
CAVE: Venöse Lage des Zugangs muss vor derGlukosegabe verifiziert sein; Einspülen mit zügig laufender kristalloider Infusions-lösung!
14 Version 1.0_2015 – Gültig vom 01.04.2015 bis 31.03.2016
Hypoglykämie
Teamleiter Teamhelfer
Untersuchung*Blutzucker (BZ)-Messung!Kapillär oder venös, Lanzette oder erster Blutstropfen aus der Viggo (Tupfer darunter);Achtung: Niemals aus dem Mandrin der Viggo!!; Kontami-nationsrisiko nach TRBA250
Wenn Patient ansprechbar: orale Glukosegabe möglich? (kann selbst trinken)
Kontinuierliches Vitalzeichen-Monitoring bis Eintreffen Notarzt BZ-Kontrolle nach Erwachen (alle 5–10 Minuten nach der Gabe)
peripherer i.v.-Zugangs
Gabe von Glukose 40 % zur laufenden Infusion (10 bis maximal 50 ml)
NA Alarmierung nach Patienten-zustand und Kreislaufparametern
Monitoring des PatientenO2-Gabe 6–15 l/min
Vorbereiten des peripheren i.v.-Zugangs
Assistenz bei der Anlage des peripheren i.v.-Zugangs
Glukose 40 % vorbereiten
*Besonderheiten bei Untersuchung: • bekannter Diabetes mellitus Typ I oder Typ II? • Intoxikation? • Fehlerhafte Insulingabe? • Diätfehler?
BZ < 50 mg/dl
Version 1.0_2015 – Gültig vom 01.04.2015 bis 31.03.2016 15
Obstruktive Atemwegserkrankungen (Asthma / COPD)
Legen des peripheren i.v.-Zugangs
Herzfrequenz < 140 S/min:SalbuHexal Fertiginhalat 1,5 mg unverdünnt in die Verneblermaske geben, O2-Flow > 6 l/min
Anstieg der Pulsfrequenz >140 S/min, Abbruch der Inhalation!
O2-Gabe, wenn SpO2 < 95 %
(Fremd-)Anamnese*,Universalalgorithmus (Seite 8)
Bei Allergie: Allergen entfernen;Lagerung: wenn möglich Ober- körper hoch,Einsatz der Atemhilfsmuskulatur, beengende Kleidung öffnen/ggf. entfernen, Lippenbremse anleiten
Erhebung der Vitalparameter, EKG-Anlage,O2-Gabe vorbereiten (Verneblermaske)
Assistenz bei der Anlage des peripheren i.v.-Zugangs
Vorbereitung:SalbuHexal Fertiginhalat, NaCl, i.v.-Zugang, Atrovent (Gabe durch NA)
kontinuierliches Vitalzeichen-Monitoring bis Eintreffen Notarzt, ggf. erneut Universalalgorithmus (Seite 8) bzw. andere Algorithmen, bewusstseinsabhängige Lagerung
Teamleiter Teamhelfer
Eigenschutz beachten! Nachalarmierung Notarzt
* Besonderheiten bei der Untersuchung: • Vorerkrankung hinsichtlich Bronchospasmus bekannt? • Welche Medikamente wurden eingenommen (Dosieraerosole)? • Allergien beachten!
16 Version 1.0_2015 – Gültig vom 01.04.2015 bis 31.03.2016
CAVE: Erwachsene: Richtwert 1–2 l Ionosteril/h präklinischKinder ab 10 % vKOF:15–20 ml x kgKG x vKOF/h
Verbrennung
*Besonderheiten bei Untersuchung: • an Inhalationstrauma denken
**grundsätzlicher Transport ins Verbrennungszentrum: • bis 8 Jahre ins K3 (Alternativen über Leitstelle) • ab 60 Jahre ins K5 (Alternativen über Leitstelle) • 15 % 2.-gradig oder 10 % 3.-gradig • Gesicht, Hals, Hände, Füße, Ano-Genital-Bereich, große Gelenke, Inhalationstrauma, sonstige komplizierte Lokalisation • vorbestehende Erkrankungen • elektrische Verletzungen
Teamleiter Teamhelfer
(Fremd-)Anamnese* gemäß Universalalgorithmus (Seite 8), Bodycheck
Erhebung Vitalparameter HF / RR / SpO2; 02-Gabe 6–15 l / min
Feststellen der Kreislaufsituation
steriles Abdecken der verbrannten Körperoberfläche
Kühlung beenden
Vorbereitung von 2 x peripheren i.v.-Zugängen und kristallioder Infusion
Assistenz bei der Anlage der peripheren i.v.-Zugänge
Peripherer i.v.-Zugang
kontinuierliches Vitalzeichen-Monitoring bis Eintreffen Notarzt Transport in Trauma-Zentrum bzw. Verbrennungszentrum**
Foto: Lehrbuch „Rettungsdienst heute“ Urban & FischerAbb. 22.5 Neunerregel • R. Himmelhan, Heidelberg
Ja
Ja
Version 1.0_2015 – Gültig vom 01.04.2015 bis 31.03.2016 17
Präklinisches Traumamanagement – Phase 1
Teamleiter
Traumamechanismus:• Gefahren der Einsatzstelle • Unfallmechanismus • Patientenanzahl • Sofort-Rettung
HWS stabilisieren, Freimachen der Atemwege: • Esmarch-Handgriff • Absaugen • O2-Gabe • Guedel, Wendl • Assistenz Notfallintubation
Beatmen: • Maskenbeatmung • Assistenz Anlage Larynxtubus • Assistenz Entlastungspunktion
LarynxtubusEntlastungspunktion?• einseitig aufgehobenes Atemgeräusch• fehlender Radialispuls (RR < 80 mm Hg syst.)• Halsvenenstauung
ggf. Notfallintubation
AirwayA-Problem?
BreathingB-Problem?
• Schnarchen • Gurgeln • Stridor • Apnoe • Fremdkörper
• Atemfrequenz <10 oder >30/min • Atemzugvolumen • Atemmechanik
Nein
Nein
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Teamhelfer
Ja
Ja
18 Version 1.0_2015 – Gültig vom 01.04.2015 bis 31.03.2016
Präklinisches Traumamanagement – Phase 1
• Blutung stillen mit Teamleiter • Stifneck vorbereiten • Reanimation beginnen
• Patient entkleiden • Wärmeerhalt
CirculationC-Problem?
DisabilityD-Problem?
Enviroment/Exposure
• Radialispuls • Frequenz • Qualität • Hautfarbe • Körpertemperatur • starke Blutung
• Pupillenkontrolle • Glasgow Coma Scale
Nein
Nein
Bodycheck
Version 1.0_2015 – Gültig vom 01.04.2015 bis 31.03.2016 19
Präklinisches Traumamanagement – Phase 2
Bodycheck
nächste Seite nächste Seite
Inspektion Kopf: • Druckschmerz? • Instabilität? • Krepitation? • Verletzung? • Blutung/Hämatome? • Pupillen? • Körperöffnungen?
Inspektion Hals/Nacken: • Druckschmerz? • Instabilität? • Krepitaion? • Schwellung? • Prellung? • Stauung Halsvenen? • Trachealverschiebung?
Inspektion Oberkörper: • Druckschmerz? • Instabilität? • Krepitation? • symmetrisch? • penetrierende Verletzungen? • paradoxe Atembewegungen? • Atemgeräusche?
HWS stabilisieren Teamleiter assistieren
Immobilisation HWS
Symptome? Allergien? Medikamente? Patientengeschichte? Letzte Mahlzeit? Ereignis? Risikofaktoren?
SAMPLER Teamleiter assistieren Wunden versorgen
Keine 2. Kontrolle bei Instabilität des Beckens
20 Version 1.0_2015 – Gültig vom 01.04.2015 bis 31.03.2016
Präklinisches Traumamanagement – Phase 2
Diagnose / Rückmeldung / Transportlogistik
Inspektion Abdomen: • Abwehrspannung? • Hautbeschaffenheit? • Prellmarken? • Druckschmerz? • Verletzung?
Inspektion Becken: • Instabilität? • Krepitation?
Inspektion Oberschenkel: • Druck? • Instabilität? • Krepitation? • Hautbeschaffenheit? • Schwellungen? • Verletzungen?
SAMPLER Teamleiter assistieren Wunden versorgen
SAMPLER Teamleiter assistieren
Teamleiter assistieren
Version 1.0_2015 – Gültig vom 01.04.2015 bis 31.03.2016 21
Präklinisches Traumamanagement – Phase 3
Diagnose / Rückmeldung / Transportlogistik
Arbeitsdiagnose/Rückmeldung „Polytrauma“
1. großlumiger i.v.-Zugang Volumentherapie
2. großlumiger i.v.-Zugang
O2-Gabe Wärmeerhalt, RR-Kontrolle (Manschette verbleibt am Patienten)
Monitoring
Assistenz bei Analgesie
Lagerung, Immobilisation
Weitere Maßnahmen
Transport
Komplettierung Bodycheck, „Verlaufskontrolle“
Beginn TansportlogistikRTH?Zielklinik?Weitere Kräfte erforderlich?Kritischer Patient = Transportpriorität!
Rettungs-/Wärmedecken?Scheinwerfer?
2 Versuche i.v.-Zugang, danach i.o.-Zugang in Erwägung ziehen,Jonosteril
EKG,Pulsoymetrie
Jonosteril,Kreuzblut abnehmen?, Blutzuckermessung
Analgesie durch Notarzt
Vakuummatratze, Beckenschlinge?
Wärmeerhalt,Thoraxdrainage?,Versorgung von Einzelverletzungen
22 Version 1.0_2015 – Gültig vom 01.04.2015 bis 31.03.2016
Orientierungshilfen/Schemata
SAMPLER
S Symptome • Nachfolgend mit Hilfe des OPQRST-Schemas genauer dargestellt
A Allergien • Hat der Patient Allergien?
M Medikamente/Medikation • Welche Dauermedikation nimmt der Patient ein?
• Hat der Patient die Medikamente auch richtig eingenommen?
• Hat der Patient sonstige Medikamente eingenommen? (Schmerzmittel, potenzsteigernde Medikamente, Grippemittel, etc.)?
• Hat der Patient illegale Substanzen wie Drogen, Gifte, etc. zu sich genommen (bewusst/unbewusst)?
P Patientengeschichte • Welche Vorerkrankungen/Krankenhausaufenthalte sind bekannt? (nur relevante, z. B. OPs!)
• Befindet sich der Patient in ärztlicher/medizinischer/therapeutischer Behandlung (Hausarzt, Zahnarzt, Reha, etc.)?
L Letzte Nahrungsaufnahme • Wann hat der Patient zuletzt gegessen/getrunken? Bei Bedarf auch die Menge und Art erfragen!
E Ereignis • Gibt es Ereignisse, die diesem Vorfall vorangegangen sind bzw. diesen Vorfall ausgelöst haben?
R Risikofaktoren • Ist der Patient Teil einer Risikogruppe (Raucher, Diabetes mellitus, Epilepsie, Tumorpatient, Schwangerschaft, etc.)?
OPQRST
O Onset • Wann haben die Beschwerden begonnen?
• Hat es einen Auslöser für die Beschwerden gegeben?
• Was hat der Patient zum Zeitpunkt des Auslösens getan?
P Provocation/Palliation • Lassen sich die Beschwerden verstärken/lindern (z.B. durch Palpieren, Bewegen, Kälte, Wärme, etc.)?
• Sind die Beschwerden lagerungsabhängig?
Q Quality • Wie fühlt sich der Schmerz/die Beschwerden an (dumpf, stechend, drückend, brennend, etc.)?
R Radiation • Wo sind die Beschwerden/Schmerzen genau?
• Strahlen die Beschwerden/Schmerzen aus?
S Severity • Wie stark sind die Schmerzen? (siehe Schmerz-Skalen, Seite 24)
T Time • Hat sich die Beschwerde/der Schmerz im zeitlichen Verlauf geändert?
• Gab es zu Beginn eine Schmerzspitze (Zerreißungsschmerz), nimmt der Schmerz zu und ab (Kolikschmerz)?
• Hat der Schmerz sukzessive zugenommen (Entzündungsschmerz)?
Version 1.0_2015 – Gültig vom 01.04.2015 bis 31.03.2016 23
Orientierungshilfen/Schemata
Schmerz-Skalen
• VAS (Visuelle Analogskala):
Keine Schmerzen Stärkste vorstellbare Schmerzen
• NRS (Numerische Rating-Skala):
• SAS (Smiley Analogue Scale):
sehr stark mittel keine
• KIP-Skala (nach B. Kipple) – Verbale Skala zur Beschreibung des Schmerzes:
Schmerzintensität 0 • Keine Schmerzen, das Leben ist wunderbar.
Schmerzintensität 1 • Sehr geringer Schmerz, der schleichend kommt und geht. Immer noch ist das Leben schön.
Schmerzintensität 2 • Die Schmerzen werden langsam dauerhaft.
Schmerzintensität 3 • Die Schmerzen festigen sich, aber man kann damit leben.
Schmerzintensität 4 • Es geht dir schon schlechter, du möchtest alleine sein.
Schmerzintensität 5 • Noch nicht ganz schlimm, aber dir reicht’s.
Schmerzintensität 6 • Nervöses Aufwachen durch den Schmerz, kleine Aggressionen, jedoch schafft man es, weiter zu schlafen.
Schmerzintensität 7 • Aufgeweckt durch den heftigen Schmerz läufst du ziellos durch die Gegend und kannst nicht mehr schlafen. Hinterher fällst du völlig erschöpft ins Bett.
Schmerzintensität 8 • Du fängst an zu schreien, irrst herum, schlägst deinen Kopf gegen die Wand und versuchst alles, was den Schmerz mindern könnte.
Schmerzintensität 9 • Das „Warum gerade ich?“-Syndrom fängt an
Schmerzintensität 10 • Größtmöglicher Schmerz, lautes Schreien, Aggressionen und Depressionen, du denkst an Selbstmord.
24 Version 1.0_2015 – Gültig vom 01.04.2015 bis 31.03.2016
Orientierungshilfen/Schemata
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Glasgow Coma Scale
Augen öffnen
4 spontan
3 auf Aufforderung
2 auf Schmerzreiz
1 kein
beste verbale Reaktionkonversationsfähig
5 orientiert
4 desorientiert
3 inadäquate Äußerung (Wortsalat)
2 unverständliche Laute
1 keine
beste motorische Reaktion
6 auf Aufforderung
auf Schmerzreiz
5 gezielt
4 normale Beugeabwehr
3 abnorme Abwehr
2 Strecksynergismen
1 keine
re li
Arm
Bein
Glasgow Coma Scale Summe
FAST
F Face „Lächeln“ und „pfeifen“ lassen: Symmetrie vorhanden? Hängender Mundwinkel? Stirnrunzeln?
A Arms Kreuzgriff: Gleiche Kraft in beiden Armen?Armvorhalteversuch: Werden beide Arme gleich hoch gehoben? Sinkt ein Arm ab? Dreht sich ein Arm nach innen/außen?
S Speech Sprechen: Ganze Sätze? Sätze sinnvoll? Ist ein richtiges Nachsprechen von Sätzen möglich?
T Time Zeitlicher Verlauf: Wann? Schleichendes oder plötzliches Auftreten?
Version 1.0_2015 – Gültig vom 01.04.2015 bis 31.03.2016 25
Orientierungshilfen/Schemata
26 Version 1.0_2015 – Gültig vom 01.04.2015 bis 31.03.2016
Glossar
ACS Acute coronary syndrome = Akutes Koronarsyndrom
AED Automatischer Externer Defibrillatorde (lat.) – ab, wegfibrillation (engl.) – Flimmern
Anamnese Leidensgeschichte des Patientenanámnêsis (gr.) – Erinnerung
Anisokorie Ungleichheit der Pupillenweitena-, an- (gr.) – Verneinung, Un-isos (gr.) – gleich kore (gr.) – Pupille
Apoplex Schlaganfall
Asystolie ohne Systole (Herzkontraktion)a (lat.) – ohne
Cave „Hüte dich!“/„Achtung!“ (lat.)
cerebrale das Gehirn betreffend
CT Computertomographie
DMS Durchblutung, Motorik, Sensibilität
HF Herzfrequenz (bpm, S/min)
Hypoxie Unterversorgung des Körpers oder Teilen davon mit Sauerstoff
i.o. intraossär = in den Knochenintra (lat.) – inos (lat.) – Knochen
Isokorie Gleichheit der Pupillenweiten isos (gr.) – gleichkore (gr.) – Pupille
Kapnometrie Messung des CO2-Gehalts in der Ausatemluftkapnos (gr.) – Rauchmetron (gr.) – Maß
KF Kammerflimmern
Kontraindikation Gegenanzeigecontra (lat.) – gegenindicare (lat.) – anzeigen
Lyse Lösung, Auflösung, Beendigunglýsis (gr.)
MAD Mucosal Atomization DeviceVerneblung des Wirkstoffs in 30μm große Tröpfchen
Version 1.0_2015 – Gültig vom 01.04.2015 bis 31.03.2016 27
Glossar
27
Palpation, palpieren bezeichnet in der Medizin die Untersuchung des Körpers durch Betastenpalpare (lat.) – tasten, streicheln
PEA Pulslose Elektrische Aktivität
PEEP positiver endexpiratorischer Druck, Positive End Expiratory Pressure (engl.)
Peripherer i.v.-Zugang weiter entfernter (vom Körperstamm) intravenöser Zugang in das Gefäßsystemperiphérein (gr.) – Umhertragen, medizinisch: Umgebung
präklinisch vorklinischprae (lat.) – vor
Pulslose VT Ventrikuläre Tachykardie ohne Auswurf (Puls)
Rekapillarisierungszeit Bei der Fingernagelprobe wird der Nagel für eine kurze Zeit ins Nagelbett gedrückt, sodass es sich weiß färbt. Unter physiologischen Bedingungen färbt sich das Nagelbett als Folge der zurückkehrenden Durchblutung rasch rosa bis rot. Dauert es, nachdem man den Druck nachlässt, länger als 2 Sekunden bis die rosa Farbe wieder zurückkehrt, liegt eine Durchblutungsstörung der Extremitäten oder eine insgesamt eingeschränkte Kreislaufsituation vor. Das Ergebnis kann von Nagel-verletzungen verfälscht werden.
RR Blutdruck (Riva-Rocci)
Ruptur Zerreißung, Durchbruch ruptura (lat.)
s.l. Sublingual, unter der Zungesub (lat.) – unterlingua (lat.) – Zunge
SHT Schädel-Hirn-Trauma
SpO2 partielle Sauerstoffsättigung
Stroke Unit Schlaganfall-Einheit
suffizient genügend, ausreichendsufficere (lat.) – genügen, ausreichen
Symptom Zeichen, Hinweis auf Erkrankungen/Verletzungen symptoma (gr.) – Zufall, Begebenheit
vKOF verbrannte Körperoberfläche(in % angeben)