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1 Allgemeiner Überblick Aufbau und Eigenschaften der Wehrmachtsröhren -Luftwaffe/Heer -Überarbeitung eines Entwurfes " Handbuch der Wehrmachtsröhren" von L.Ratheiser Anhang mit Zusammenstellungen von Codierungen, Daten, Fassungen, Originaldokumenten Diese Edition " Deutsche Wehrmachtsröhren" soll vordergründig als Nachschlagewerk Einblick in ehemals für militärische Verwendung konzipierte Heeres-und Luftfahrtröhren der dreißiger und vierziger Jahre geben, aber in keinem Fall, besonders in Anbetracht der erzielten technischen Errungenschaften, den Eindruck einer Verherrlichung dieser politisch schrecklichen Zeit vermitteln, gar entstehen lassen. Alleinig die errungenen technischen Innovationen, die kriegs- vorbereitend bzw. andererseits zur Stärkung der Wehrkraft durch eine bedingungslose zur Verfügungstellung von Geldern möglich wurde, sind Anlass dieser Zusammenstellung. Auf einen Gesamtüberblick aus der Reichswehrzeit stammender Röhren wird bewusst verzichtet, da es zu dieser Zeit ausschließlich kommerzielle, also kaum ursprünglich für die Wehrmacht entwickelte Röhren gab und wesentliches darüber schon im Band II unter Firmenporträts -Telefunken- dargelegt wurde, ergänzt durch Expertisen, die im Zeitgeschehen die Entwicklungspotenz sowie die spezielle Militärröhrenentwicklung dieses Unternehmens beschreiben. In der Anfangszeit des deutschen Röhrenbaus, in der Zeit ab 1914, als die Röhrenfertigung unfähig war mit Kennwertekonstanz zu produzieren, verwendete das Militär, wie auch nachrichtentechnische Behörden, selektierte kommerzielle Röhren. Ende der 20er, bzw. Anfang der 30er Jahre wurde die Selektion dann durch ergänzende Buchstaben kenntlich gemacht, wie z.B. bei RE 134w, REN 904 s pez. F [Kennung für Flugfunktauglichkeit] oder RE 084k [Kennung für Wehrmachtsverwendbarkeit]. Andererseits wurden geeignete zivile Röhren modifiziert und mit neuer Typenkennung belegt. Eine CF 7 wurde so z.B. zur NF 2 oder aus der CF 2 entstand die NF 3. Codierung dazu Auch mit Beginn der Großserienfertigung ziviler Röhren, höheren Ausbeuten und stabilerer Einhaltung propagierter Kennlinien und elektrischer Kennwerte, verblieb man bis ca. Mitte der 30er Jahre bei dieser Regelung und hielt für alte Gerätebestückungen sogar bis zum Ende des Krieges daran fest. Die Firma Telefunken nahm im deutschen Röhrenbau durch den Besitz der Liebenpatente und der Einbindung im Liebenkonsortium (AEG / Siemens–[Osram]) von Anbeginn eine Vorrangstellung ein. So sind schätzungsweise 60 bis 65% aller deutschen Militärröhrenent- wicklungen aus der Epoche bis 1945 auf Telefunken zurückzuführen. Die anderen deutschen

Allgemeiner Überblick Aufbau und Eigenschaften der ... · 3 Hersteller neben AEG, Osram und Siemens, die Telefunken gesellschaftlich nahe standen, aber auch Firmen wie C.H.F.Müller,

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Allgemeiner Überblick

Aufbau und Eigenschaften der Wehrmachtsröhren -Luftwaffe/Heer -Überarbeitung eines Entwurfes "Handbuch der Wehrmachtsröhren" von L.Ratheiser

Anhang mit Zusammenstellungen von Codierungen, Daten, Fassungen,Originaldokumenten

Diese Edition "Deutsche Wehrmachtsröhren" soll vordergründig als Nachschlagewerk Einblickin ehemals für militärische Verwendung konzipierte Heeres-und Luftfahrtröhren der dreißigerund vierziger Jahre geben, aber in keinem Fall, besonders in Anbetracht der erzielten technischenErrungenschaften, den Eindruck einer Verherrlichung dieser politisch schrecklichen Zeitvermitteln, gar entstehen lassen. Alleinig die errungenen technischen Innovationen, die kriegs-vorbereitend bzw. andererseits zur Stärkung der Wehrkraft durch eine bedingungslose zurVerfügungstellung von Geldern möglich wurde, sind Anlass dieser Zusammenstellung. Auf einenGesamtüberblick aus der Reichswehrzeit stammender Röhren wird bewusst verzichtet, da es zudieser Zeit ausschließlich kommerzielle, also kaum ursprünglich für die Wehrmacht entwickelteRöhren gab und wesentliches darüber schon im Band II unter Firmenporträts -Telefunken-dargelegt wurde, ergänzt durch Expertisen, die im Zeitgeschehen die Entwicklungspotenz sowiedie spezielle Militärröhrenentwicklung dieses Unternehmens beschreiben.In der Anfangszeit des deutschen Röhrenbaus, in der Zeit ab 1914, als die Röhrenfertigungunfähig war mit Kennwertekonstanz zu produzieren, verwendete das Militär, wie auchnachrichtentechnische Behörden, selektierte kommerzielle Röhren. Ende der 20er, bzw. Anfangder 30er Jahre wurde die Selektion dann durch ergänzende Buchstaben kenntlich gemacht, wie z.B.bei RE 134w, REN 904spez. F [Kennung für Flugfunktauglichkeit] oder RE 084k [Kennung für

Wehrmachtsverwendbarkeit]. Andererseits wurden geeignete zivile Röhren modifiziert und mit neuerTypenkennung ∠∠∠∠ belegt. Eine CF 7 wurde so z.B. zur NF 2 oder aus der CF 2 entstand die NF 3.

…Codierung dazu

Auch mit Beginn der Großserienfertigung ziviler Röhren, höheren Ausbeuten und stabilererEinhaltung propagierter Kennlinien und elektrischer Kennwerte, verblieb man bis ca. Mitte der30er Jahre bei dieser Regelung und hielt für alte Gerätebestückungen sogar bis zum Ende desKrieges daran fest. Die Firma Telefunken nahm im deutschen Röhrenbau durch den Besitz derLiebenpatente und der Einbindung im Liebenkonsortium (AEG/Siemens–[Osram]) von Anbeginn eineVorrangstellung ein. So sind schätzungsweise 60 bis 65% aller deutschen Militärröhrenent-wicklungen aus der Epoche bis 1945 auf Telefunken zurückzuführen. Die anderen deutschen

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RV 900

Außenanodenröhre mit Oxydkatode

Abbildungen nicht maßstabsgetreu

KF 4

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Hersteller neben AEG, Osram und Siemens, die Telefunken gesellschaftlich nahe standen, aberauch Firmen wie C.H.F.Müller, Gundelach, Huth, Lorenz, Pintsch, Seddig, TKD, Ultra u.a.brachten bis Mitte der 20er Jahre mit sehr brauchbaren Verstärker- und Senderöhren ebensoinnovative Entwicklungen ein, wobei sie peinlich darauf achten mussten, die vielen Patentrechtevon Telefunken/AEG/Osram nicht zu verletzen. Trotzdem kamen ihre Erzeugnisse (Siemens hatte

sich schon früh auf Poströhren spezialisiert) bei Militär- und Postverwaltung gegen bevorzugteTelefunkenprodukte nicht in vergleichbarem Maße zum Einsatz. Im Behördengeschäft mitSender-Komplettlösungen, besten Kontakten und engagierten fähigen Entwicklern undFührungskräften, behauptete Telefunken mit seinen Röhren, anfangs insbesondere mit seinenSende- und Leistungsröhren, Kompetenz und avancierte schließlich in den dreißiger Jahren auchDank seiner geschickten Patent- und Vertrags-[Verdrängungs]-politik zur Leitfirma im deutschenzivilen wie militärischen Röhrenbau.Anfang der 30er Jahre, insbesondere nach Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 fordertendie Militärs nachdrücklich modernere und hochfrequentere Nachrichtentechnik. Vor allem klein-volumigere kompakte frontgeeignete Geräte größerer Leistungsfähigkeit, gekoppelt mit besserenHF-Eigenschaften. Mit den üblichen großvolumigen kapazitätsbeeinflussenden Quetschfuß-röhren ließen sich diese Forderungen kaum realisieren. Als Antwort auf die technische Heraus-forderung begann die einschlägige Industrie zunächst mit der Umentwicklung und Miniaturisierunggeeigneter Typen. Das Erreichen geringerer Eigenkapazität und der Reduzierung derSockelkapazitäten gelang durch konstruktive Umstellungen vom Quetschfuß auf Sinter- bzw.Weichglas-Presstellerfuß bzw. Ringglaseinschmelzung mit Kupfermanteldrahtdurchführungenund direkt darauf montierter kompakter Röhrensysteme, ermöglicht durch Verkleinerung desElektrodensystemaufbaus mit verringerten Gitter- und Katodenabständen und geänderterHeizfadenanordnung. Nachdem Osram / Telefunken Mitte der 30er Jahre erste Muster undPilotserien mit quetschfußlosen Aufbau herstellen konnte, kurze Zeit später Philips denPresstelleraufbau und die Ringeinschmelztechnik beherrschte, entstanden Röhrentypen wie z.Bu.a.. bei Philips-Studienges die LG 200 [entwickelt aus der EC 50] oder bei Osram / Telefunken aus derRE 034 die MC 1 bzw. aus RE 134 die MD 1, aus CF 1 die RV 12P4000, aus MF 6 die RV 2P700oder aus MF 2 die RV 2P800 usw., wovon einige in unterschiedlichen Auslegungen bereits ab1935 bei Telefunken in Serienproduktion übergeleitet wurden.Andererseits begannen auch andere Röhrenlabore bereits Anfang der 30er Jahre, noch vor derMachtergreifung bzw. später auf Drängen von Heer, Marine, Luftwaffe an verwendungs-spezifischen Röhren zu arbeiten, was ab 1938/39 mit Schaffung des RLM respektive TARLM[Technisches Amt Reichs-Luftfahrt-Ministerium] schließlich zur Splittung in Wehrmachts- und Luftwaffen-röhren führte. Nachdem die Luftwaffe zunächst auf die nach Geräteherstellervorgaben ent-wickelten Heeresröhren zurückgegriffen hatten, z.B. auch auf die RV 12P 2000, genügten diemeisten dieser Typen nicht mehr den von den Luftwaffengeräteherstellern gestellten hohenspeziellen Anforderungen. Gefordert waren bzgl. Systemaufbau, Kolben und Fassung besondersstabile höhenfeste, schocksichere und leistungsstarke Spezialröhren mit kapazitätsarmenSockelkonstruktionen und besserer Eignung für Ultrakurzwelle, bis zu magnetfeldgesteuertenLaufzeitröhren, in teils individuellen Ausführungen. Doch die Wichtigkeit der Magnetrons wurdeerst Anfang 1943 mit Abschuss eines "feindlichen" Flugzeugs über Rotterdam anhand einesBeutegutes, dem auf 9 cm Wellenlänge mit einem Tastmagnetron -dem CV 64- arbeitendenRundsicht-Funkmessgerätes (Radar), erkannt. Da stand man mit der vorgefundenen Zentimeter-wellentechnik und der optisch-elektronischen Auswertung des englischen, von den Militärs nachdem Abschussort benanntem Gerät, plötzlich vor einer von den deutschen Militärs fälschlicheingeschätzten, nicht erkannten Technik. Die militärische Einschätzung zur Dezimeterwellen-technik änderte sich ab diesem Zeitpunkt schlagartig. Zwar hatte man vorher bei Telefunken schonab 1933 an Spezialröhren nach dem Bremsfeldprinzip gearbeitet, wobei die als RS 296 bekanntgewordene Hammerröhre entstand. Auch hatte ein kleines Team heimlich und gegen offiziellesVerbot nach 1936, ebenso wie AEG ab Mitte 1938, weiter an verschiedenen Laufzeitröhrenent-

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wicklungen wie Magnetrons [einem Tastmagnetron für λ=4,5 cm/3 kW] und Klystrons gearbeitet. In derpraktischen Anwendung der cm-Wellen, wie sie anhand von Feldversuchen u.a. durch Runge-Telefunken- gesucht wurden, [Entwicklungsarbeiten erster Rückstrahlversuche begannen 1935, die ab 1937 zuersten Geräten führten; bei der Flugfunkforschung Oberpfaffenhofen begann man 1937 mit Rückstrahlversuchen im cmBereich] hatte man deren Ergebnisse jedoch einseitig nur auf Signalreflexion interpretiert und nichtdie technischen Möglichkeiten der bildgebenden Reflexionsdarstellung erkannt.

Andererseits wurden in Zentraleuropa theoretisch denkbare Anwendungen der Magnetron-technologie früh erkannt, folglich die Entwicklung derartiger Röhren insbesondere von Firmenwie Pintsch, Philips, Lorenz oder Gema bzw. Wissenschaftlern wie Dr.Schultes, Prof. H.G.Möller,Dr.H.E. Hollmann, von Ardenne zielstrebig vorangetrieben. Der innovative Anstoß kam zunächstvon der Marine, der NVA [Nachrichtenmittel Versuchs-Anstalt], die ein brauchbares Wasserschall-Ortungsgerät benötigte. Auch seitens des RPZ [ReichsPostZentralamt] bestand Interesse, da manBedarf an einem abhörsicheren Kommunikationssystem und einem hochfrequenterenFernsprechsystem hatte. Nach Vorarbeiten der Firma Tonographie/Berlin mit drahtlosenFunksprechanlagen im Frequenzbereich von λ=1 m im Jahre 1931, entstand auf Grundlagedieses Wissens 1933 zunächst ein erster Schallimpulsgenerator zur Wasserschallortung,bestückt mit Telefunkenröhren RV 24 und RS 15, der aber mangels Kurzwelligkeit, Antennen-Signalbündelung und -Leistung unbefriedigende Reflexionen erbrachte. Noch im gleichen Jahrerschien bei Philips -Niederlande- ein brauchbares Magnetron, mit dem sich in Zusammenarbeitmit der Firma Pintsch die Entwicklung optimieren ließ, sodass 1934 ein auf λ =75cm arbeitendesWasserschall -und Funkmessgerät -quasi ein Radar-Gerät- [Radar steht für: radio detecting and ranging] einversuchsweiser Betrieb aufgenommen werden konnte. Firma Pintsch schaffte im Mai 1934 beibescheidener Sendeleistung von 0,3 W gar eine Verschiebung auf eine Wellenlänge von13,5 cm. Als Empfänger diente ein Bremsfeldaudion. Ende Dez. 1935 erweiterte sich dieZusammenarbeit mit Firma Lorenz um einen weiteren Partner, der unter Laborleitung einesHerrn Löpp [vormals Philips Mitarbeiter, später Fertigungsltg.-Röhrenwerk Oberhohenelbe] schon frühzeitig,kurz nachdem ITT 1930 die Mehrheitsrechte erworben hatte, mit der Entwicklung von UKWtauglichen Dezi-Allglasröhren begonnen hatte und dies, nachdem 1927 zunächst dieRöhrenproduktion auf Drängen und vertraglicher Vereinbarung mit Telefunken eingestelltworden war. Entgegen Telefunkens Vorstellung [Rukop] erkannte Lorenz bereits 1935 dieBedeutung und Chancen der Reflexionsröhren deutlicher und trieb deren Entwicklung gezielt voran.Das Drängen der Marine, schneller in den Besitz einsatzreifer Ortungssysteme zu kommen, führteschließlich im Jan.1934 mit Zusammenführung der Firmen Topologie und Neumann zurGründung der Firma GEMA [Gesellschaft für elektroakustische und Mechanische Apparate GmbH], zumal einentsprechendes Antragen seitens der Marine an Telefunken sich dieser Thematik anzunehmen,abgelehnt wurde. Dieser Umstand bildete in der weiteren Zeit zwischen Marine und Telefunkenbleibende Spannung, die noch gesteigert wurde, als Telefunken später gleiche Lösungen für Heerund Luftwaffe zu erforschen begann. Gema dagegen verwendete zunächst für Weiterent-wicklungen seiner Ortungssysteme von Lorenz entwickelte Deziröhren. Doch bei der Marine-leitung wuchsen wegen der internationalen Verflechtungen von Lorenz Bedenken bezüglich derGeheimhaltungssicherheit*siehe nächste Seite, sodass die Zusammenarbeit April 1936 zunächst einge-stellt wurde. Zwischenzeitig hatte Gema mit neu eingestellten fähigen Leuten eine eigene Röhren-entwicklung aufgebaut, sodass unter Leitung von H. Röhrig bereits im Gründungsjahr ein ersteseigenes Mehrschlitz-Magnetron fertig gestellt wurde. Die Nullserienfertigung der Eigenentwick-lungen führte man selbst durch, die folgende Serienproduktion der Röhren übernahmvorwiegend Firma Siemens bzw. auch Fivre Milano / Italien, wo später u.a. auch TelefunkensRL 12P 50 gefertigt wurde. Die Fortentwicklung der 1933 begonnen Technik vollzog sich abnun rasant. Funktions- und anwendungsbedingt wechselte man, um bei den inzwischengestiegenen Sendeleistungen ein Zustopfen des Empfängers durch den Sender zu verhindern, aufMagnetron-Tastbetrieb. Dazu hatte man Mehrschlitz- und Impulsmagnetrons entwickelt, mit

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dem Ende 1935 bei λ =52cm und bei 2 µs Impulstastung ein Sender von 1,5 kW in Betriebgenommen wurde. In den USA bei RCA, wo man an ähnlichen Aufgabenstellungen forschte, war1935 mit der Acorn 955 eine neue baukleine HF-Empfangstriode entstanden, die ihrer Winzigkeitwegen Acorn-Zwergröhre bzw. ihres Aussehens wegen in Deutschland auch als Eichelröhrebezeichnet wurde, und bei Gema als Lorenznachbau schon bald in eigener EmpfängertechnikVerwendung fand. Unter anderer Typenbezeichnung und in abweichenden Modifikationen [auch

Baugröße] wurde dieser Röhrentyp von verschiedenen Herstellern wie z.B. Philips/Valvo [ab ca. 1937],Lorenz oder Osram als E 1C, 4671, D 1C, D 2C, DS 310/311 kopiert bzw. auch als PentodenE/D1F, D 11F E/D 2F, 4672, 4676 oder 4695 gefertigt. Dann erfuhr jedoch die logischeFortentwicklung dieser und anderer "Höchstfrequenzröhren" aus fälschlich erkannter strategischerBeschlussfindung der Militärs bis zum Jahr 1942 einen Stopp. Man sah mehr Dringlichkeit in derVerbesserung der Abhörsicherheit. So veranlasste das 1934 gegründete Heereswaffenamt Vorgabenzur Entwicklung miniaturisierter HF-tauglicher [300 bis 500 MHz] Röhrentypen für raueBetriebsbedingungen erhöhter mechanischer und elektrischer Belastungen. Bis zur Aufspaltungnach Waffengattungen kamen so alle initiierten Entwicklungsvorgaben vorwiegend vomHeereswaffenamt [Ltg. Baurat Dr.W. Krause] und ergingen dann zur Weiterentwicklung bzw.Fertigung an die einschlägige Industrie, wobei Telefunken meist die erste Kontaktadresse war.Aber auch andere Unternehmen wie Philips mit Valvo und der Studiengesellschaft, sowie Lorenz,hatten frühzeitig richtungweisend reagiert. Insbesondere Lorenz, nachdem man gute Kräfte vonTelefunken, Siemens bzw. Philips abzuwerben verstanden hatte, richtete in 1937 ein hochwertigesLabor für Sende- und Empfängerröhren ein, das neben Telefunken und anderen Forschungsanstaltenschnell zu einer innovativen Entwicklungszelle avancierte. In den deutschen Labors entstanden so inden Jahren bis zum Kriegsausbruch nach Beendigung der "Umentwicklungen" eine Reihe neuerKleinsignal-, Leistungs- und Senderöhren, mit ersten Typen wie RL 12P35, SA 1, MC 1,RV 12P4000, RV 12P2000 usw.. -siehe Flussdiagramm einer Telefunkenzusammenstellung Seite 23/24

Anfänglich erbrachte das HWA nicht nur Entwicklungsvorgaben, sondern entwickelte eigenständig[Wa Prüf/Referat III f] bis zur Labormusterreife, um diese dann zur Nullserienreife bzw. evtl.Nachentwicklungen an die Industrie, d.h. fast ausschließlich an Telefunken, zu vergeben. Soentstand beim HWA z.B. die RL 12P35 oder bereits 1934 die RV 12P2000, bis sie bei Tfk.schließlich 1936/37 den abschließenden Entwicklungsstand fand und danach von fast allendeutschen Röhrenherstellern produziert wurde. -siehe Anlage mit Beispielen

Eine wahre Entwicklungsflut neuer Röhren entstand aber erst nach Schaffung des RLM -Reichs-Luftfahrt-Ministeriums und insbesondere ab 1941/42, als die Vormacht AEG/Telefunkens* Veranlasst wurde diese Entscheidung auf Betreiben der Kriegsmarine, was aus heutiger Sicht unverständlicherscheint, denn Lorenz (seit 1930 zu ITT /USA gehörend) und insbesondere Telefunken wie Philips pflegten mitden amerikanischen Unternehmen General Electric, Westinghouse und RCA noch bis Anfang 1941 offiziellPatentaustausch! Auf Betreiben des Heereswaffenamtes HWA -gegründet 1934- wurde diese Entscheidung jedochwieder rückgängig gemacht, weil man aus militärlogistisch zwingenden Gründen nicht die totale Abhängigkeit nureines Röhrenherstellers wollte und auch andere Hersteller heranzuziehen gedachte. Obwohl Telefunken ein leichtgestörtes Verhältnis zur Marine hatte, besteht der Verdacht, dass das Lösen der vertraglichen Zusammenarbeit vonGema / Marine zu Lorenz durch Einflussnahme Telefunkens zustande gekommen sein könnte, denn als kompetenterKonkurrent hatte Lorenz über den Kooperationsvertrag frühe Einsicht in Vorhaben und Patente auf demFunkmessgebiet und erhielt so Informationen über spezielle Senderöhren-Anforderungen, insbesondere derKatodenproblematik mit deren sehr hohen Spitzenstrombedarf. Außerdem war Gema / Lorenz mit der 1937 vonF.Herringer in Hartglas-Presstellertechnik entwickelten "moderneren" RD12 Tf entspr. DS323 -betreibbar bei550MHz im Gegentaktimpulsbetrieb mit bis zu 50 kW- der etwas später erschienenen Telefunkentype LS 180überlegen. Auch hatte man konsequent an anderen leistungsfähigen Senderöhren für den UKW-Bereich gearbeitet.Mit der TS 1 entstand 1936 zunächst ein Rohr mit 700W HF-Leistung bei λ= 60 cm, bei Tastung gar belastbar mit2 kW, aus der später die TS 1A für Gegentaktbetrieb mit spiegelbildlicher Elektrodenherausführung zwecksräumlich gegenüberliegender Montage gebildet wurde. Die amerikanische Type 304 galt als Vorlage für die TS 2.Aus der Telefunken RS 207 entstand durch Umentwicklung die TS 4, die ab 1936 mit einer Impulsleistung von10 kW bei λ= 2 m zur Verfügung stand, aus der schließlich die TS41 hervorging. Schließlich wären noch dieTypen TS 6 (Entwicklung Hr.Röhrig), TS 60, TS 100 und eine 1937 erschienene 200 mm Doppelstrahlröhreerwähnenswert.

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hintere Reihe: RD12Tf LG2 LD5 LS30 LG12 RL12T75

1. Reihe: LS50 LS2 LV1 LG7 RD2,4Ga LG1 LS1 LV4 LV11 LV3

LG2

RL2,4P3

RV12P4000 RL12P50

RL4,2P6

LV30

RV2,4P1400

RL2,4T1

RL12T2

LV14LV9

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ZZZZusammenstellung gebrusammenstellung gebrusammenstellung gebrusammenstellung gebrääääuchlich verwendeteruchlich verwendeteruchlich verwendeteruchlich verwendeter