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XIV Lange Vorworte liest kein Mensch! Also kurz: Warum ist dieses Buch entstanden? Aus Neugier und Begeisterung. Schon als kleiner Junge las ich alles, was mir die Welt erklärte. Heute, als Wissenschaftler, ist für mich die Biotechnologie das spannendste Thema überhaupt, denn es geht um uns und unsere Zukunft! Was kann aufregender sein? Aus Sucht nach Allwissen. Beim Lesen stellte ich fest, dass »ich weiß, dass ich nichts weiß«. Ich wäre gerne ein Universalgelehrter geworden, so wie manche Wissenschaftler in der Renais- sance. Aber das ist heutzutage völlig unmöglich. Sich einen Gesamtüberblick über ein Gebiet zu verschaffen, ist gerade noch leidlich machbar. Aber darüber hinaus braucht man die Zusam- menarbeit mit Wissenschaftlern, die auf Nach- bargebieten Spezialisten sind. Was das betrifft, hatte ich gleich mit zwei Oli- vers Glück: Oliver Kayser aus Berlin (jetzt Dortmund) und Oliver Ullrich aus Hamburg – beide ziemlich „allwissend“ – haben alles mitge- lesen und mitgestaltet. Danke! Zu kniffligen Gebieten habe ich eine Reihe von Experten befragt und deren Meinungen (oft stark gekürzt) in Boxen gezwängt. Auf Seite VI sind meine fachlichen Wohltäter genannt, bei denen ich mich herzlich bedanke. Hoffentlich wurde niemand vergessen! Aus Faulheit. Seit 17 Jahren lehre ich Analyti- sche Biotechnologie und Chemie in Hongkong. Meine chinesischen Chemiestudenten wissen fast nichts über Bierbrauen, Enzymwaschmittel, DNA, ölfressende Bakterien, „Goldenen Reis“, GloFish ® , Herzinfarkt oder das Humangenom- projekt. Also enthalten meine Seminare immer einen zeitraubenden Exkurs in Biotechnologie. Meine Hinweise auf ein Literaturverzeichnis von 88 Bio-Büchern halfen bislang nichts: Die Studenten wollen ein Buch haben! In Zukunft kann ich sagen: „Kauft und lest mein Buch, dann wisst ihr alles Wichtige!“ Aus Spaß. »Kreativität ist alles«, sagte Picasso. Es war ein Riesenvergnügen, mit Darja Süßbier, der für mich besten „Bio-Grafikerin“ Deutsch- lands, zusammen einen ganz neuartigen Lehr- buchtyp zu planen und zu gestalten. Alle meine – bisweilen spontanen oder unausgereiften – Ideen hat sie aufgegriffen und kongenial umge- setzt. Jede andere Grafikerin wäre mit meinem Chaos irre geworden. Danke, Dascha! Dass David Goodsell in La Jolla seine groß- artigen Molekülgrafiken zum Buch beisteuern würde, war für mich ein Traum, der wahr wurde. Als mir das Nachzählen der Kohlenstoffatome des Taxols langweilig wurde, stieß Francesco Bennardo aus Italien dazu und zauberte über Nacht Raummodelle wichtiger Moleküle. Das alles hat riesigen Spaß gemacht! Aus Bildersucht. In Asien wird traditionell alles bildlich dargestellt. Während der Google-Suche nach Bildern habe ich mich an Biotech-Abbil- dungen berauscht. Der Verlag war anfangs erschrocken, wie aus dem „schönen weißen Textbuch in zwei Farben“ schrittweise eine Farbexplosion aus Bildern wurde. Es ist kaum ein weißer Fleck übrig geblieben! Oder? Ein Problem war bei so vielen Abbildungen die Rechteklärung. Dennoch haben fast alle Rechte- inhaber positiv reagiert. Der Ringier-Verlag hat mir freundlicherweise alle Rechte des früheren Urania-Verlags in Leipzig an meinem ersten Buch Bio-Horizonte überlassen. Der Urania- Vorwort David Goodsell, Molekül-Grafiker, bekennender Yoga-Praktiker und Nanobiotech-Visionär Darja Süßbier mit Kater Asmar Khan Rechts: Der Autor mit einer Laser- Pistole beim superamplifizierten Herzinfarkt-Test Viola Berkling, unsere inspi- rierende Impresaria!

Vorwort€¦ · Als Lehrbuch für Studenten: Sie arbeiten sich systematisch durch die Kapitel und versuchen, die acht Fragen am Ende jedes Kapitels zu beantworten. Als Aha-Erlebnis:

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  • XIV

    Lange Vorworte liest kein Mensch! Also kurz:Warum ist dieses Buch entstanden?

    Aus Neugier und Begeisterung. Schon alskleiner Junge las ich alles, was mir die Welterklärte. Heute, als Wissenschaftler, ist für michdie Biotechnologie das spannendste Thema überhaupt, denn es geht um uns und unsereZukunft! Was kann aufregender sein?

    Aus Sucht nach Allwissen. Beim Lesen stellteich fest, dass »ich weiß, dass ich nichts weiß«.Ich wäre gerne ein Universalgelehrter geworden,so wie manche Wissenschaftler in der Renais-sance. Aber das ist heutzutage völlig unmöglich.Sich einen Gesamtüberblick über ein Gebiet zuverschaffen, ist gerade noch leidlich machbar.Aber darüber hinaus braucht man die Zusam-menarbeit mit Wissenschaftlern, die auf Nach-bargebieten Spezialisten sind.

    Was das betrifft, hatte ich gleich mit zwei Oli-vers Glück: Oliver Kayser aus Berlin (jetztDortmund) und Oliver Ullrich aus Hamburg –beide ziemlich „allwissend“ – haben alles mitge-lesen und mitgestaltet. Danke! Zu kniffligenGebieten habe ich eine Reihe von Expertenbefragt und deren Meinungen (oft stark gekürzt)in Boxen gezwängt. Auf Seite VI sind meinefachlichen Wohltäter genannt, bei denen ichmich herzlich bedanke. Hoffentlich wurde niemand vergessen!

    Aus Faulheit. Seit 17 Jahren lehre ich Analyti-sche Biotechnologie und Chemie in Hongkong.Meine chinesischen Chemiestudenten wissenfast nichts über Bierbrauen, Enzymwaschmittel,DNA, ölfressende Bakterien, „Goldenen Reis“,GloFish®, Herzinfarkt oder das Humangenom-projekt. Also enthalten meine Seminare immereinen zeitraubenden Exkurs in Biotechnologie.Meine Hinweise auf ein Literaturverzeichnisvon 88 Bio-Büchern halfen bislang nichts: DieStudenten wollen ein Buch haben! In Zukunftkann ich sagen: „Kauft und lest mein Buch,dann wisst ihr alles Wichtige!“

    Aus Spaß. »Kreativität ist alles«, sagte Picasso.Es war ein Riesenvergnügen, mit Darja Süßbier,der für mich besten „Bio-Grafikerin“ Deutsch-lands, zusammen einen ganz neuartigen Lehr-buchtyp zu planen und zu gestalten. Alle meine– bisweilen spontanen oder unausgereiften –Ideen hat sie aufgegriffen und kongenial umge-setzt. Jede andere Grafikerin wäre mit meinemChaos irre geworden. Danke, Dascha!

    Dass David Goodsell in La Jolla seine groß-artigen Molekülgrafiken zum Buch beisteuern würde, war für mich ein Traum, der wahr wurde.

    Als mir das Nachzählen der Kohlenstoffatomedes Taxols langweilig wurde, stieß FrancescoBennardo aus Italien dazu und zauberte überNacht Raummodelle wichtiger Moleküle. Dasalles hat riesigen Spaß gemacht!

    Aus Bildersucht. In Asien wird traditionell allesbildlich dargestellt. Während der Google-Suchenach Bildern habe ich mich an Biotech-Abbil-dungen berauscht. Der Verlag war anfangserschrocken, wie aus dem „schönen weißenTextbuch in zwei Farben“ schrittweise eineFarbexplosion aus Bildern wurde. Es ist kaumein weißer Fleck übrig geblieben! Oder?

    Ein Problem war bei so vielen Abbildungen dieRechteklärung. Dennoch haben fast alle Rechte-inhaber positiv reagiert. Der Ringier-Verlag hatmir freundlicherweise alle Rechte des früherenUrania-Verlags in Leipzig an meinem erstenBuch Bio-Horizonte überlassen. Der Urania-

    Vorwort

    David Goodsell, Molekül-Grafiker,bekennender Yoga-Praktiker undNano biotech-Visionär

    Darja Süßbier mit KaterAsmar Khan

    Rechts: Der Autor mit einer Laser-Pistole beim superamplifiziertenHerzinfarkt-Test

    Viola Berkling, unsere inspi-rierende Impresaria!

  • XV

    Oliver Kayser mit Sohn und Tochter

    Cheflektor Bernd Scheiba hat auf mich verdienstvollerweise das Buch-mach-Virus übertragen: „Wer schreibt, bleibt!“

    Einige, wie die GBF Braunschweig, die RochePenzberg, Degussa, die Netzwerke Transgenund Biosicherheit, haben Dutzende von Bilderngenehmigt und mit Zehn-Megabyte-Mails mei-nen Server erfreut. Larry Wadsworth ausTexas hat mir Fotos sämtlicher geklonter Tieregeschickt. Wenn ich jemanden nicht als Bildau-tor zitiert oder erreicht habe, bitte melden. Eswar keine böse Absicht!

    Der Leser wird sicherlich auch meine eigenenBilder bemerken: Katzen, Vögel, Frösche, Delfine, Speis und Trank, China, Japan, Afrika –alles wurde auf die Biotech-Buchverwertung hinfotografiert. Ich hoffe, es nervt Sie nicht, denVerfasser des Öfteren im Selbstexperiment zusehen.

    Aus Kommunikationswut. Es gab nichts Schöneres für mich, als frühmorgens mit einerTasse Kaffee in der Hand und Blick aufs Südchi-nesische Meer den Laptop zu öffnen und dannzu schauen, was über Nacht an Post von denKleinen und Großen der Biotech-Szene oder anneuen Layouts von Dascha aus Berlin eingetrof-fen war. Es sind bestimmt 10 000 Mails hin undher gegangen, und jedes Mal war es wie Weih-nachten! Danke, Internet, ohne dich wäre dasBuch nicht entstanden. Ich sitze auf einer sub-tropischen Insel, drücke ein paar Tasten und inDeutschland wird ein schönes Buch daraus!Jules Verne wäre beeindruckt.

    Wer hatte die Idee? Es war Merlet Behncke-Braunbeck, die mir das feste Versprechenabnahm, meine Buchidee als Lehrbuch zu reali-sieren. Das hoch motivierte, effektive undzugleich charmante Lektoratsteam hat sicher-lich manchmal leise geflucht, wenn ich wiedereinmal ein ganzes Kapitel über Nacht umgestelltoder „bereichert” hatte, aber mir und Daschaimmer wunderbar den Rücken gestärkt. Danke,liebe Damen!

    Wie kann man das Buch benutzen?

    Als Einsteiger-Buch: Sie sind Studienanfängeran Fachhochschulen und Universitäten oderauch als Lehrer, Journalist oder einfach als be-geisterter Mensch an Biotechnologie interessiert.

    Als Lehrbuch für Studenten: Sie arbeiten sichsystematisch durch die Kapitel und versuchen,

    die acht Fragen am Ende jedes Kapitels zubeantworten. Als Aha-Erlebnis: Sie blättern im Buch undlesen sich (hoffentlich) fest. Fehlende Informa-tionen erfahren Sie in anderen Kapiteln, imGlossar, oder aber in Fachbüchern und im Internet.Als Lexikon: Sie stoßen auf eine Frage aus dem Bereich der Biotechnologie und schauenhier mal nach. Das Internet oder spezielle Lehrbücher vermitteln Ihnen weitere Informationen.Ob das gut geht? Manche Kollegen mögen dieNase rümpfen. Das Buch ist ein Experiment! Ich hasse langweilige Bücher – Bäume sinddafür umsonst gestorben. Ich freue mich über jeden Kommentar der Nutzer dieses Buches. Mailen Sie mir unter: [email protected]

    Reinhard Renneberg, im August 2005

    Zur 4. Auflage

    Nur sechs Jahre sind vergangen seit der 1. Aufla-ge dieses Buches. Als Leser haben Sie es begeis-tert angenommen. Danke für die vielen E-Mails! Im Sommer 2011 saß ich mit Merlet Behncke-Braunbeck, Imme Techentin und Darja Süßbier inDarjas Berliner Garten, wir besprachen die Neu-auflage und stießen auf meinen 60. Geburtstag an. Die 4. Auflage ist das schönste Geschenk, dasich mir als Autor denken kann. Danke, Traum-Team!

    Unser Buch ist nun geschmückt mit demLiteraturpreis des Fonds der Deutschen Chemischen Industrie 2008.

    Sie werden hier viel Neues finden, denn auchdie besten Boxen der US-Ausgabe sind in dasBuch eingeflossen.

    Eine wesentliche Neuerung in dieser Auflagesind die besten Internet-Links, die ständig aufder Website www.springer-spektrum.de/978-3-8274-3047-2 aktualisiert werden.

    Hier findet man zusätzliches wertvolles visuel-les Anschaungsmaterial zu jedem Kapitel.Mein chinesischer Freund, der Chef-Cartoonistder South China Morning Post, Ming Fai Chow,hat außerdem seine Cartoons beigesteuert. Viola Berkling ist zum Team dazugestoßen.Auch die 4. Auflage hat Andreas Held mit„Argusaugen“ als Copyeditor korrigiert.

    Danke an alle!

    Reinhard Renneberg, im April 2012

    Ming Fai Chow, Starcartoonist derSouth China Morning Post, mit SohnKingKing, auch ein Talent!

    Hinter diesemQR-Codeverbirgt sichdie Buch-Web-site mit denbesten Links.

    Francesco Bennardo zaubertMoleküle am Computer.

    Eine wesentliche Neuerung in dieser Auflage sind die besten Internet-Links, die ständig auf der Webseite

    www.springer-spektrum.de/978-3-8274-3047-2zu jedem Kapitel und zum Glossar aktualisiert werden.

    Merlet Behncke-Braunbeck betreut unsere Projekte beim Verlag

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