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Ausarbeitung von Santo Giuga zum 4. Dan Karate März 2014 Anlass und Hintergründe der Schlacht von Sekigahara 関ヶ原の戦い und dessen Auswirkungen

Anlass und Hintergründe der Schlacht von Sekigahara 関ヶ原の戦い · Tokugawa-Clans und damit auch in eine Zeit des relativen Friedens. Kaum eine Schlacht erzielte in Japan

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Ausarbeitung von Santo Giuga zum 4. Dan Karate

März 2014

Anlass und Hintergründe der Schlacht von Sekigahara

関ヶ原の戦い und dessen Auswirkungen

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Vorwort Quelle: Die dort gefundenen Informationen habe ich auf meine Bedürfnisse umgeschrieben und in diese Arbeit einfliessen lassen. Entsprechende Internetadressen als Quellen kann ich nicht angeben, da es schwierig sein würde aufzulisten, welche Details von welcher Seite stammen. Historische Internetseiten wie http://wiki.samurai-archives.com/index.php?title=Battle_of_Sekigahara http://www.welt-der-samurai.de/sekigahara.html und http://de.wikipedia.org waren die Hauptquellen zu dieser Arbeit.

Santo Giuga

三都柔雅

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Wichtiges zu Sekigahara Sekigahara ist eine Gemeinde im Landkreis Fuwa im Südwesten der Präfektur Gifu am südöstlichen Fusse des Berges Ibuki. Die Gemeinde liegt auf 123 Metern über Meer und war schon immer ein sehr wichtiger Durchgang durch einen Bergrücken zwischen Kansai und Chubu. Eine Präfektur ist eine Art Gemeinde die sich selbst verwaltet. In Japan gibt es heute 47 Präfekturen, die in 8 Regionen gruppiert sind. Sekigahara liegt etwa 100 Kilometer von Kyoto entfernt und hat 7'639 Einwohner (Stand 01.01.2014). Die Japaner verbinden den Namen Sekigahara mit der berühmten Schlacht im Jahr 1600 auf dessen Feldern. Diese Schlacht in Mitteljapan gehört zu den bekanntesten historischen Ereignissen in Japan. Viele Geschichtsromane wurden darüber geschrieben und unzählige Filme darüber gedreht.

Teilausschnitt Kyoto � Sekigahara

Sekigahara

Kyoto

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Die Vorgeschichte Toyotomi Hideyoshi war der Taiko (Alleinherrscher) Japans. Am 18. September 1598 starb Toyotomi Hideyoshi in der Burg Fushimi bei Kyoto. Noch auf dem Sterbebett bat er die fünf Daimyos (Fürsten), sich um seinen 5 jährigen Sohn Toyotomi Hideyori, den Erben Japans, zu kümmern. Gemäss Testament vom Taiko soll vorerst ein Regentschaftsrat bestehend aus fünf ernannten Daimyos die Führung übernehmen. Dies sollte so lange geschehen, bis Toyotomi Hideyori volljährig sei.

Toyotomi Hideyoshi

Von den anderen Regenten wurde Tokugawa Ieyasu verdächtigt, das Amt des Shoguns (Feldherr/General) für sich zu beanspruchen. Es bildete sich eine Opposition, die sich um Ishida Mitsunari formierte. Aber Tokugawa Ieyasu verstand es geschickt eine Bündnispolitik zu führen, und zog die meisten anderen Daimyos auf seine Seite.

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Der Machtkampf zwischen Tokugawa Ieyasu und Toyotomi Hideyori spaltete die Fürsten und Kriegsherren Japans in zwei Gruppen, den Tokugawas und den Toyotomis. Dies war nun die Grundlage für die ereignisreiche Schlacht von Sekigahara, die in die Geschichte eingehen sollte. Der Sieger dieser Schlacht sollte den politischen Kurs Japans für viele Jahre entscheiden.

Tokugawa Ieyasu (1542 - 1616) konnte sich als Shogun mit eiserner Hand gegen die anderen Daimyos durchsetzen und die Kämpfe später beenden.

Tokugawa Ieyasu

Toyotomi Hideyori

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Die Schlacht von Sekigahara (japanisch 関ヶ原の戦い, Sekigahara no tatakai) Der Hintergrund dieser verlustreichen Auseinandersetzung war der Konflikt zwischen zwei mächtigen Gruppen. Auf der einen Seite stand die östliche Armee von Tokugawa Ieyasu. Auf der anderen Seite stand die westliche Armee, eine Allianz von Gefolgsleuten von Toyotomi Hideyori unter der Führung von Ishida Mitsunari.

Situationsplan der Schlacht von Sekigahara

Am 21. Oktober 1600 standen sich die Armeen der Toyotomi-Allianz und der Tokugawa-Anhänger beim Dorf Sekigahara mit einer fast gleich grossen Streitmacht von jeweils ca. 80'000 Mann gegenüber. Die Angaben zur Anzahl beteiligter Krieger schwanken zwischen 155'000 und 170'000 Mann für beide Parteien zusammen. Beide Seiten waren sehr gut mit Feldkanonen und Arkebusen (Vorderlader, Vorgänger der heutigen Gewehre) ausgerüstet.

Japanische Arkebusen aus der Edo-Zeit

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Darstellung der Schlacht von Sekigahara aus der Edo-Zeit

Teile der verfeindeten Parteien hatten sich schon seit Monaten kleinere Kämpfe geliefert. Ziel dieser Kämpfe war strategisch wichtige Burgen und Befestigungen einzunehmen. In der Nacht vom 20. Oktober 1600 führte Ishida Mitsunari seine Ieyasu-Truppen in Richtung Sekigahara, die bisher in der Burg von Ogaki stationiert waren. Sekigahara ist zwar ein kleiner Ort, liegt aber an sehr vielen Verbindungsstrassen, die man von dort aus gut kontrollieren kann. Es gab einen Plan die Ieyasu-Streitkräfte in Gefechte mit Uesugi Kagekatsu zu verwickeln und sie so zu binden. Dieser Plan scheiterte, weil Ishida Informationen erhielt, dass die Truppen von Ieyasu sich vorbei an der Burg Ogaki in Richtung Sawayama bewegten. Nun hätte Ieyasu mit wenigen Truppen seiner Armee die Burg von Ogaki belagern und somit Ishida isolieren können. Zusätzlich wären die Wege nach Kyoto und Osaka in Richtung Toyotomi Hideyori frei gewesen. Ieyasu bevorzugte als geschickter Stratege lieber die offene Feldschlacht. Teile der westlichen Armee von Toyotomi Hideyori, die vorher an anderen Orten stationiert waren, sollten sich mit den Truppen von Ishida bei Sekigahara vereinigen. In der Nacht gab es einen heftigen Sturm mit sehr starken Regenfällen und dieser erschwerte allen Truppen das Vorankommen. Als Tokugawa Ieyasu von Ishidas Manöver erfuhr, setzte er seine nördlich von Ogaki stationierten Truppen noch in der gleichen Nacht in Bewegung. Als die Regenfälle etwas abnahmen, nahmen die Truppen im Schutz des Nebels strategisch wichtige Positionen ein. Ukita Hideie und Konishi Yukinaga bezogen am Morgen mit ihren Einheiten der westlichen Armee ihre Stellungen. Links positionierte sich Ishida zusammen mit Shimazu Yoshihiro und Shima Sakon. Rechts verschanzten sich die Kämpfer der Toda, der Kinoshita, der Ukita und der Hiratsuka. Die Clans der Ogawa, der Wakizaki, und der Kuchiki positionierten sich weiter rechts. Ishida war nicht sicher, ob alle Clanführer zu ihm halten würden. In Frage stand die Loyalität von Kobayakawa Hideaki, der am rechten Flügel am Berg Matsuoyama mit 8’000 Kämpfern die Flanke bildete.

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Die Ost-Armee von Tokugawas erreichte Sekigahara am Morgen. Tokugawa Ieyasu bezog im östlichen Teil von Sekigahara Stellung zusammen mit seinen Samurai. Kuroda Nagamasa bildete den rechten Flügel und wurde flankiert von Hosokawa Tadaoki. Für geschlossene Linien mit ihren Kriegern sorgten Kato Yoshiaki und Tanaka Yoshimasa. Ii Naomasa bildete die linke Flanke, weiter vorne stand Fukushima Masanori und im Hintergrund standen Kyogoku Takatomo und Todo Takatora. Weiter hinten standen Honda Tadakatsu Yamauchi Kazutoyo, die Ikeda, Asano und die Arima.

Darstellung der Schlacht von Sekigahara aus der Neu-Zeit

Die Arkebusiere von Ukita, eröffneten gegen 08.00 Uhr das Feuer auf Ii Naomasas Männer. Zusammen mit seiner Eliteeinheit, den gefürchteten "roten Teufeln" stürmte General Ii in die Reihen von General Ukitas Kämpfern. Kurz darauf griff auch Fukushima Masanori in die Kämpfe ein. Die Wetterbedingungen waren immer noch schlecht aufgrund des aufgeweichten Bodens und des Nebels. Noch bevor der Hauptteil der vereinigten West-Truppen eintraf, griff General Ii Naomasa schon an. Die Generäle Kuroda, Tanaka, Kato und Tsutsui griffen die Stellungen von Ishida an. Trotz des Einsatzes der Arkebusenschützen wurde die Ost-Armee bei der Verteidigung der Pallisadenstellungen zurückgedrängt. Kuroda hatte noch eine Rechnung mit Ishida offen und versuchte mit seinen Kämpfern als erster den Anführer der West-Armee zu erreichen. Als die West-Armee erneut die Arkebusen

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und Kanonen einsetzte, wurde der Angriff gestoppt. Der Gegenangriff auf Befehl von Ishida scheiterte. Inzwischen war auch Otani Yoshitsugu mit seinen Männern in Gefechte verwickelt, konnte aber die Angriffe vorerst abwehren. Am Morgen sah es noch nach einem Sieg der West-Armee aus, gegen 11.00 Uhr wendete sich das Blatt jedoch. Kobayakawa Hideaki, der am Berg Matsuoyama seine Position hatte, wurde mit einem Signalfeuer von Ishida aufgefordert anzugreifen. Es geschah nichts, keine Reaktion - auch nachdem ein zweites Signal gesendet wurde, Kobayakawa reagierte weiterhin nicht. Spione hatten Ieyasu informiert, dass Kobayakawa Hideaki sich auf seine Seite stellen wollte. Doch auch er wartete zuerst vergebens auf ein Eingreifen von Kobayakawas Truppen. Ieyasu wartete noch auf die Unterstützung seines Sohnes Hidetada, der mit seinen 38'000 Mann noch fehlte. Ein Angriff der Truppen von Kobayakawa wäre zu dieser Zeit ein grosses Problem gewesen.

Tokugawa Hidetada

In den Händen des erst 22jährigen Generals Kobayakawa Hideaki lagen nun die Schicksale dieser Schlacht und Japans. Als Ieyasu auf Kobayakawas Stellungen feuern liess, trieb er ihn so in die Schlacht. Der riskante und äusserst gewagte Plan von Ieyasu ging auf, Kobayakawa gab den Befehl zum Angriff gegen Ishidas Allianz. Es wird wohl immer ein Geheimnis bleiben, was nun wirklich zu Kobayakawas Entscheidung führte, für Ieyasu zu kämpfen obwohl dieser mit seinen Schützen auf ihn feuern liess. Die Kämpfer von Matsuo stürmten den Berg hinab und griffen die rechte Flanke der West-Armee an. Die neuen Mitstreiter attackierten die Stellungen von Otani Yoshitsugu, der schon seit Stunden in heftige Kämpfe verwickelt war. Otani konnte sich gegen Kobayakawas Truppen nicht mehr halten. Otani verlor diesen Kampf und

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beging im Anschluss Selbstmord (Seppuku). Seinen Samurai befahl er zuvor, seinen Kopf auf dem Schlachtfeld zu vergraben, damit er nicht als Trophäe in die Hände der Ost-Armee fiel. Die Niederlage von Otanis Truppen, führte zu einer entscheidenden Schwächung der Verteidigungslinien der West-Armee. Stück für Stück brach die Ost-Armee in die Stellungen der West-Armee ein. General Shimazu hielt noch eine Weile gegen die "roten Teufel" unter der Führung von General Ii Naomasa stand. Doch als Ishida Mitsunari selbst die Flucht ergriff, war das Schicksal der West-Armee besiegelt. Schliesslich musste auch Shimazu Yoshihiro seine Niederlage eingestehen und einen Ausweg suchen. Rettung brachte ihm eine List. Er tauschte mit seinem Neffen den Helm und konnte unerkannt mit 80 Samurai die Flucht ergreifen. Sein Neffe stellte sich der feindlichen Übermacht entgegen und liess für seinen Onkel und Herrn sein Leben. Noch Tage nach der Schlacht wurden die Reste der West-Armee verfolgt. Ishidas Burg, Sawayama, wurde eingenommen und sein Bruder getötet. Schliesslich wurde auch Ishida Mitsunari gefangen und hingerichtet, ebenso viele seiner Anhänger. Die eingesetzten Feuerwaffen richteten ein verheerendes Blutbad unter den Kriegern an, die nur mit Schwerter in den Krieg zogen. Wo vorher Mann gegen Mann den Kampf bestimmte, wurde nun aus der Distanz gekämpft. Von da an war das Interesse an Feuerwaffen aller Art in Japan sehr gross, was einen grossen Einfluss auf die Kriegsführung hatte.

Nachbildung eines Samurai Schwertes aus der damaligen Zeit

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In der Schlacht wurden 87 Fürsten-Geschlechter ausgelöscht, sei es auf dem Schlachtfeld oder durch Seppuku. Der Begriff Harakiri ist eher bekannt für dieses Ritual. Hara bedeutet Bauch und Kiri ist ein Schnitt. Wenn ein Samurai durch eine Pflichtverletzung riskierte sein Gesicht zu verlieren, konnte er mit Seppuku seine Ehre und die seiner Familie wieder herstellen. Seit dem 12. Jahrhundert wurde dieses Ritual praktiziert, bis es im Jahr 1868 verboten wurde.

Nachgestellte Szene eines Sepukurituals

Neubeginn nach der Schlacht Die Schlacht von Sekigahara leitete das Ende der blutigen Sengoku-Periode ein und festigte die Machtposition des Tokugawa-Clan. Absoluter Herrscher wurde Tokugawa Ieyasu jedoch erst nach der Schlacht um Osaka (1615), in welcher der Toyotomi-Clan vollständig vernichtet wurde. Der Sieg von Tokugawa Ieyasu und seinen Anhängern führte schliesslich zu der 250 Jahre andauernden Herrschaft des Tokugawa-Clans und damit auch in eine Zeit des relativen Friedens. Kaum eine Schlacht erzielte in Japan eine derartige Auswirkung wie die diejenige von Sekigahara. Die Schlacht von Sekigahara war keine einzige Kampfhandlung, sondern sie setzte sich aus einer Reihe von Gefechten zusammen, die bereits im Juli ihren Anfang nahmen und deren Höhepunkt die Auseinandersetzung am 21. Oktober 1600 war. Nach der Schlacht wurden 90 Familien enteignet. Es fand eine Neuverteilung der Ländereien und der Reichtümer statt. Ieyasu belohnte seine treuen Begleiter mit grossen Ländereien und Reichtümern. Wiederum wurden entflohene Feinde und Verräter verfolgt und verurteilt. Wenigen wurde ein Leben im Exil gewährt. Kaiser Go-Yozei verlieh Ieyasu 1603 den Rang eines Shoguns.

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Auswirkung der Schlacht Der Sieg von Tokugawa in der Schlacht von Sekigahara am 21. Oktober 1600 ist wohl eines der bedeutendsten Ereignisse in Japan und der Wendepunkt in der japanischen Geschichte. Durch diesen Sieg konnte das Haus Tokugawa seine Vormachtstellung festigen und weiter ausbauen. In den folgenden 50 Jahren sollte es noch kleine Aufstände geben, doch im Land blieb es friedlich. Mit diesem Datum wurde auch das Ende der Sengoku-Zeit und der Beginn der Edo-Zeit definiert. Die Schlacht von Sekigahara bedeutete als erstes das Ende des Bürgerkrieges. Tokugawa wurde zum 1603 Shogun ernannt. Das Tokugawa Shogunat dauerte bis ins Jahr 1867, in welchem dann die Meiji-Restauration stattfand. Tokugawa setzte Kyoto als Hauptstadt ab und ernannte an deren Stelle Edo zur Hauptstadt. Traditionell wurde früher die Hauptstadt jeweils durch die Residenz des Tennos (Kaiser) bestimmt. Doch es herrscht noch heute Unklarheit, warum Tokugawa die Hauptstadt verschob ohne die Residenz vom Tenno zu berücksichtigen 1868 wurde Kyoto als Tenno-Residenz verlassen und der Tenno zog nach Edo, welches in Tokio umbenannt wurde. Aus dem japanischen übersetzt bedeutet Tokio "Kaiserliche Residenzstadt im Osten".

Daymo-Residenz in der Edo-Zeit

Die Regierungszeit der Dynastie von Tokugawa wurde nach Ihrer Hauptstadt Edo-Zeit genannt. Die Edo-Zeit (1603 - 1867) wurde in die Kinsei-Zeit eingeordnet. Mit Kinsei wird die Epoche bezeichnet, die sowohl eine Abgrenzung zum Mittelalter wie auch zur modernen Zeit definiert. Während dieser Zeit erschuf die Regierung von

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Tokugahawa eine Zentralverwaltung, führte ein allgemeines Steuerwesen ein, Masse und Gewichte wurden vereinheitlicht und der Ausbau von Strassen und Seewegen verordnet und umgesetzt. Dadurch, dass das Land sich nun politisch stabilisierte, konnte in der Edo-Zeit eine Art von Industrialisierung erschafft werden. Diese Industrialisierung wurde durch Handwerker und Kaufleute getragen. Die Tokugahawa-Regierung (auch Tokugawa-Shogunat genannt), legte somit den Grundstein für ein modernes Japan, das von da an kulturell, wirtschaftlich und sozial entschieden geprägt wurde. Bis es aber soweit war, verwies Tokugawa die Spanier und Portugiesen aus Japan. Die Nachfolger von Tokugawa vernichteten das Christentum in Japan endgültig. Im Verlauf der Edo-Zeit bildete sich eine einzigartige Führungsstruktur in Japan. Der Tenno war politisch machtlos und zugleich unantastbar. Während der Tenno in Kyoto die japanische Götterwelt verkörperte, führte der Shogun von Edo aus den neu gebildeten Staatsapparat im Namen des Tennos. Das eingesetzte Shogunat bemühte sich, ausländische Störeinflüsse zu unterbinden und schottete Japan im Verlauf des 17. Jahrhundert ab. Der Bau von Hochseetauglichen Schiffen war verboten und die Schifffahrt beschränkte sich auf die Küstengewässer. Ausländischen Schiffen war es verboten Japan anzusteuern. Das Tokugawa-Shogunat machte zwei Ausnahmen. Neben chinesischen Kaufleuten war es nicht missionierenden Holländern gestattet, mit Japan einen Handel zu betreiben. Das ganze spielte sich auf Deshima ab, einer künstlichen Insel im Hafen von Nagasaki. Dies war für fast 300 Jahren das einzige Fenster Japans zur Aussenwelt. Während dieser Abschottung genoss das Land die längste Friedensperiode seiner Geschichte. Kunst und Kunsthandwerk blühten auf. Dieser Frieden hatte aber auch seinen Preis für die Gesellschaft und Bevölkerung. Während der Edo-Zeit unterlag Japan strengen sozialen Kontrollen und alle mussten sich dem unterwerfen. Ein strenges und rigides hierarchisches Vierklassensystem wurde eingeführt. Diese Klassensysteme hatten sehr viele Unterklassen. Jedem Mitglied wurde sein exakt definierter Platz in der Gesellschaft mit seiner gesellschaftlichen Position zugewiesen. Ganz oben in der sozialen Vierklassenhierarchie stand die Kriegerklasse der Samurai, gefolgt von den Bauern, danach kamen die Handwerker und am Schluss waren die Kaufleute. Im feudalen Japan wurden die Kaufleute als unproduktiv angesehen - deshalb diese niedrige Einstufung. Jede Klasse unterschied sich nicht nur in deren Bedeutung, sondern auch in der Kleidung, dem Beruf, den Verhaltensvorschriften, wie gewohnt wurde bis hin zur Sprache. Jede Klasse musste mit ihrem Kollektiv dafür sorgen, dass diese Regeln eingehalten wurden. Ein abweichendes Verhalten wurde mit dem Ausschluss aus der Gemeinschaft bestraft. Erst gegen Ende der Edo-Zeit wurden die Klassengrenzen gelockert. In Japan dient noch heute die Schlacht von Sekigahara im Volksmund als Ausdruck für einen entscheidenden Moment. Santo Giuga