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Die Berücksichtigung dreidimensionaler Phänomene in einem 2D-Meridian-strömungsmodell bildet das Ziel der Arbeit. Dies wird durch deterministische Spannungsterme, die in gebündelter Formals „Lumped Deterministic Source Term“ (LDST) aus den Strömungsfeldern von 3D-RANS-Simulationen berech-net werden, erreicht. Die Terme beinhalten Informationen über die Unterschie-de zwischen dem 3D- und 2D-Modell. Dies sind im Wesentlichen die Abwei-chungen des Strömungsfeldes von der Rotationssymmetrie und Anteile, die aus dem 2D-Schaufelkraftmodell resultieren.Die im Hinblick auf die LDST untersuchten Strömungsfelder sind die eines axialen Verdichtergitters, das als Stator aufgebaut ist und einer Axialver-dichterstufe mit CDA-Profilierung und Vorleitrad. Die Strömung im Einzelgit-ter zeichnet sich durch eine großflächige Ablösung der Grenzschicht auf der Schaufelsaugseite nahe der Nabe aus und das Strömungsfeld im Laufrad der Verdichterstufe weist ein lokales Überschallgebiet auf. Die Analyse der LDST beider Konfigurationen zeigt, dass diese Quell - oder Senkenterme durch lokale nicht rotationssymmetrische Veränderungen im Strömungsfeld hervorgeru-fen werden. Solche Gradienten finden sich an den Vorder- und Hinterkanten der Schaufeln, in den Radialspalten, im Bereich von Verdichtungsstößen und Strömungsablösungen. Stromab der Hinterkanten klingen die Gradienten des Strömungsfeldes in Umfangsrichtung aufgrund von Mischungsvorgängen ab und somit auch die LDS-Terme. Die Überprüfung der aus den 3D-Rechnungen ermittelten LDS-Terme erfolgt durch die Berücksichtigung dieser Quell- oder Senkenterme im 2D-Meridi-anströmungsverfahren. Der Vergleich von derart berechneten Meridianströ-mungsfeldern mit den dichtegewichtet umfangsgemittelten 3D-Ergebnissen zeigt eine sehr gute Übereinstimmung. Die Auswirkungen der LDST und somit der dreidimensionalen Phänomene auf die 2D-Meridianströmung sind im we-sentlichen eine Umverteilung von Energie und Impuls in radialer Richtung und stehen in Verbindung mit den Strömungsverlusten.
ISBN: 978-3-86219-138-3
Ansgar WillburgerBeitrag zur Berechnung der Meridianströmung in Axialverdichtern auf der Basis der umfangs-gemittelten Navier-Stokes-Gleichungen unter Berücksichtigung dreidimensionaler Einflüsse
kasseluniversity
press
Ansgar Willburger Beitrag zur Berechnung der Meridianströmung in Axialverdichtern auf der Basis der umfangsgemittelten Navier-Stokes-Gleichungen unter Berücksichtigung dreidimensionaler Einflüsse
kassel
universitypress
Die vorliegende Arbeit wurde vom Fachbereich Maschinenbau der Universität Kassel als Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktors der Ingenieurwissenschaften (Dr.-Ing.) angenommen. Erster Gutachter: Prof. Dr.-Ing. Martin Lawerenz Zweiter Gutachter: Prof. Dr.-Ing. Martin Böhle Tag der mündlichen Prüfung 07. Juli 2010 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar Zugl.: Kassel, Univ., Diss. 2011 ISBN print: 978-3-86219-138-3 ISBN online: 978-3-86219-139-0 URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0002-31395 © 2011, kassel university press GmbH, Kassel www.upress.uni-kassel.de Printed in Germany
III
Vorwort
Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitar-
beiter am Fachgebiet Strömungsmaschinen des Instituts fürThermische Energietechnik
der Universität Kassel.
An erster Stelle möchte ich mich herzlich bei Herrn Univ.-Prof. Dr.-Ing. Martin Lawe-
renz bedanken, der diese Arbeit ermöglicht hat und mir immermit gutem Rat zur Seite
gestanden hat. Herrn Univ.-Prof. Dr.-Ing. Martin Böhle danke ich ebenso für die Bereit-
schaft zur Übernahme des Korreferats.
Meinen Kollegen danke ich für eine gute Zusammenarbeit in einem freundlichen Ar-
beitsklima.
Mein Dank gilt nicht zuletzt meinen Eltern, die in jeglicherHinsicht die Grundsteine für
meinen Weg gelegt haben.
IV
Für Jennifer.
Inhaltsverzeichnis V
Inhaltsverzeichnis
Nomenklatur VII
1 Einleitung 1
1.1 2D-Throughflow-Verfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3
1.2 Deterministische Spannungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6
1.3 Zielsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
2 Aerodynamische Modelle 14
2.1 3D-Modell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
2.1.1 Diskretisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
2.1.2 Konvergenzbeschleunigung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
2.1.3 Viskosität und Wärmeleitfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . .. 23
2.1.4 Turbulenzmodellierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
2.1.5 Rotor/Stator-Interface . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
2.2 2D-Meridianströmungsmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .25
2.2.1 Druckabhängige Schaufelkraft . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
2.2.2 Viskose Schaufelkraft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36
2.2.3 Viskosität und Wärmeleitfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . .. 37
2.2.4 Druckkorrekturverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38
3 Korrelationsterme in den 2D-Bilanzgleichungen 42
3.1 Lumped Deterministic Source Terms . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 44
3.2 Schaufelblockage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
3.3 Massenstromgewichtete Mittelwerte . . . . . . . . . . . . . . . .. . . 48
4 Verdichterkonfigurationen 50
4.1 Ringgitterwindkanal Kassel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 50
4.1.1 3D-Rechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52
4.1.2 Vergleich von Messung und Rechnung . . . . . . . . . . . . . . 55
4.1.3 Dichte- und massenstromgewichtete Mittelwerte . . . .. . . . 63
4.1.4 2D-Rechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64
4.1.5 Deterministische Spannungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66
4.1.6 LDST . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68
VI Inhaltsverzeichnis
4.1.7 Meridianströmungsrechnung mit LDST . . . . . . . . . . . . . 75
4.2 Einstufiger Verdichter mit Vorleitrad . . . . . . . . . . . . . . .. . . . 79
4.2.1 3D-Rechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80
4.2.2 Vergleich von Messung und Rechnungen . . . . . . . . . . . . 83
4.2.3 2D-Rechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91
4.2.4 LDST . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
4.2.5 Meridianströmungsrechnung mit LDST . . . . . . . . . . . . . 101
5 Zusammenfassung und Ausblick 106
Nomenklatur VII
Nomenklatur
Lateinische Symbole
Symbol Bedeutung
a Schallgeschwindigkeit
b Kanalbreite
c Absolutgeschwindigkeit
cb1,cb2 Konstanten im Spalart & Allmaras Turbulenzmodell
cp spezifische Wärmekapazität bei konstantem Druck
cpt Totaldruckbeiwert
c+ dimensionslose Geschwindigkeit
cτ Wandschubgeschwindigkeit
cv1 Konstante im Spalart & Allmaras Turbulenzmodell
cw1 Konstante im Spalart & Allmaras Turbulenzmodell
∑C Korrelationsterme
d Dämpfungsterm
d Abstand zur nächsten Wand
D,DF Diffusionszahlen
detJ Jacobi-Determinante
e innere Energie
erot relative totale innere Energie
f momentane Strömungsgröße
fv1 Variable im Spalart & Allmaras Turbulenzmodell
fw Variable im Spalart & Allmaras Turbulenzmodell~F Schaufelkraftvektor~Fi konvektive Flüsse~Fv viskose Flüsse
g lokale Strömungsgröße
h Kanalhöhe
hrot Rothalpie
i Inzidenzwinkel~I Quellenvektor
VIII Nomenklatur
Symbol Bedeutung
k turbulente kinetische Energie
kdet deterministische kinetische Energie
l Mischungsweglänge
l Sehnenlänge
lz axiale Sehnenlänge
m Koordinate in Meridianrichtung
m Massenstrom
Ma Mach-Zahl
n Drehzahl
n Koordinate normal zur Meridianrichtung
n netzangepasste Koordinate normal zur Strömungsrichtung
~n Normalenvektor
p Druck
Pr Prandtl-Zahl
q,Q Wärmestrom~Q Lösungsvektor
r Radius
R spezifische Gaskonstante für Luft~R Vektor der Restterme
Re Reynolds-Zahl
Res Residuum
s Entropie
S Oberfläche
S Variable im Spalart & Allmaras Turbulenzmodell~S Oberflächenvektor
S Leistung der Schaufelkräfte
s netzangepasste Koordinate in Strömungsrichtung
t Zeit
t Teilung
T Temperatur
u Umfangsgeschwindigkeit
V Volumen
Nomenklatur IX
Symbol Bedeutung
w Relativgeschwindigkeit
y Koordinate normal zur Wand
y+ dimensionsloser Wandabstand
Griechische Symbole
Symbol Bedeutung
α Koeffizienten im Runge-Kutta-Verfahren
α absoluter Strömungswinkel
β Winkel der Stromfläche
β relativer Strömungswinkel
∆β Scherung der Nabengrenzschicht
γ Winkel zwischen Meridianrichtung und Maschinenachse
γ Staffelungswinkel
δi j Kronecker-Delta
θ Metallumlenkung
κ Kármán-Konstante
λ Wärmeleitfähigkeit
µ dynamische Viskosität
µ Arbeitsvariable im Spalart & Allmaras Turbulenzmodell
ρ Dichte
σ Spannung
σ Konstante im Spalart & Allmaras Turbulenzmodell
τ Reibungsspannung
τw Wandschubspannung
ϕ Zylinderkoordinate in Umfangsrichtung
χ Variable im Spalart & Allmaras Turbulenzmodell
ω Winkelgeschwindigkeit
ωpt Totaldruckverlustbeiwert
X Nomenklatur
Indizes
Symbol Bedeutung
1 Position stromaufwärts vom Gitter
2 Position stromabwärts vom Gitter
det deterministisch
e Energiegleichung betreffend
e f f Effektivwert
F auf das Gittermodell bezogen
g geometrisch
HK Hinterkante der Schaufel
krit kritisch
m Meridianrichtung
mix radiale Mischung betreffend
n normal zur Meridianrichtung
p auf den Druck bezogen
passage auf die Teilungen bezogen
pitch auf eine Teilung bezogen
r radiale Richtung
re f Referenzwert
rel relative Größe
revolution auf die Rotorumdrehung bezogen
s isentrop
sec die Sekundärströmung betreffend
t turbulent
t Totalzustand
τ auf die Reibungsspannungen bezogen
u Umfangsrichtung
VK Vorderkante der Schaufel
z axiale Richtung
( ) zeitlicher Mittelwert
( )′ Abweichung vom zeitlichen Mittelwert
( ) Ensemble-Mittelwert
( )′ Abweichung vom Ensemble-Mittelwert
Nomenklatur XI
Symbol Bedeutung
( ) flächengewichteter Mittelwert
( )′ Abweichung vom flächengewichteten Mittelwert
(˜) dichtegewichteter Mittelwert
( )′′ Abweichung vom dichtegewichteten Mittelwert
(¯) massenstromgewichteter Mittelwert
Abkürzungen
Symbol Bedeutung
CDA Cotrolled Diffusion Airfoil
DS Druckseite
IGV Vorleitrad (Inlet Guide Vane)
LDST Lumped Deterministic Source Term
PIV Particle Image Velocimetry
Rot Rotor
SS Saugseite
Sta Stator
S1 Stromfläche der Gitterströmung
S2 Stromfläche der Meridianströmung
1 Einleitung 1
1 Einleitung
Mehrstufige Axialverdichter stellen eine wesentliche Komponente moderner Gasturbinen
dar, wie sie vor allem als Antrieb in der Energietechnik oderals Strahltriebwerk in der
Luftfahrt eingesetzt werden. Um Gewicht und Kosten zu reduzieren, wird durch eine Er-
höhung des Stufendruckverhältnisses eine Verringerung der Stufenzahl bei gleichzeitig
hohem Wirkungsgrad angestrebt. Für eine sichere Auslegungerfordert dies sehr genaue
Strömungsmodelle, um in mehrstufigen Axialverdichtern eine optimale Abstimmung der
Stufen zu gewährleisten. Dabei ist zu berücksichtigen, dass beim Entwurf der Meridian-
strömung mit der Festlegung der Geschwindigkeitsdreieckedas Wirkungsgradpotenzial
und die Breite des Arbeitsbereichs schon weitgehend festgelegt werden, ohne im Detail
die 3D-Beschaufelungsgeometrie zu kennen.
Im Zusammenhang mit der Auslegung der Geschwindigkeitsdreiecke ist man dazu über-
gegangen, die radiale Verteilung der Umlenkung an der tatsächlichen aerodynamischen
Belastung der Schaufel zu orientieren und sich von vorgegebenen Drallverteilungsgeset-
zen zu lösen. Seit den 1980er Jahren werden zudem für die Profilierung von Axialver-
dichtern so genannte „Controlled Diffusion Airfoils“ (CDA) (CUMPSTY UND GREIT-
ZER, 2004) eingesetzt. Diese entstehen in einem inversen Auslegungsprozess aus der
Vorgabe von Geschwindigkeitsverteilungen auf der Schaufeloberfläche und einem auf
diese Weise kontrollierten Druckgradienten (MICHELI ET AL ., 2009). Insbesondere bei
hohen Machzahlen können so die Strömungsverluste, im Vergleich zu herkömmlichen
Profilfamilien wie der NACA-65 oder der C4-Serie, reduziertwerden.
Moderne Fertigungsverfahren erlauben heute in der Auslegung eine sehr freie Gestaltung
der Verdichtergeometrie. Diese Weiterentwicklung kennzeichnen z. B. die in Neuausle-
gungen enthaltenen parametrischen Splines zur Beschreibung der Ringraumgeometrie
und der Beschaufelung mit einer großen Zahl von Freiheitsgraden (UELSCHEN, 2000),
während in der Vergangenheit zylindrische und konische Naben- und Gehäusekonturen
gewählt wurden. Mit dem Ziel einer Vergrößerung des Arbeitsbereichs kommt in neue-
ren Untersuchungen auch das so genannte „Casing Treatment“(HOEGER ET AL., 2002)
zum Einsatz. Moderne dreidimensionale Beschaufelungskonzepte tragen dem stark drei-
dimensionalen Strömungsfeld in weiteren Optimierungsschritten Rechnung. So werden
durch Neigung und Verwindung der Randzonen (MATTISKE, 1994; RIESS UND BU-
2 1 Einleitung
BOLZ, 1997) die komplexen Strömungen in den Grenzschichten beeinflusst. Wie in GAL -
LIMORE ET AL . (2002a,b) beschrieben kann durch Neigen der Beschaufelung in tan-
gentialer Richtung zur Profilsehne (sweep) und normal zu dieser (dihedral) oder durch
Wölben der Fädellinie (bow) die Strömung positiv beeinflusst werden.
Durch die Fülle der Gestaltungsparameter und die Notwendigkeit der Kostenreduktion
bei der Verdichterentwicklung können nicht für alle neuen Konzepte Prototypen gebaut
und experimentell untersucht werden. Vor diesem Hintergrund haben numerische Simu-
lationen in der industriellen Praxis stark an Bedeutung gewonnen. Durch einen Ausle-
gungsprozess, der mit empirischen Stufen- und Gittercharakteristiken beginnt und über
ein- und zweidimensionale Meridianströmungsmodelle bis hin zu 3D-Verfahren auf der
Basis der Reynolds-gemittelten-Navier-Stokes-(RANS)-Gleichungen führt, können kos-
tengünstig eine Vielzahl von Gestaltungsmöglichkeiten untersucht werden.
Eine geeignete Wahl der Gestaltungsparameter setzt ein gutes Verständnis der physi-
kalischen Zusammenhänge in einer Strömungsmaschine voraus. Eindimensionale und
zweidimensionale Ergebnisse von Strömungsberechnungen können mit gut verstandenen
Regeln zur Auslegung und Dimensionierung beurteilt werden. Die Ergebnisse einer 3D-
Simulation ermöglichen den Einblick in ein Strömungsfeld,das von dreidimensionalen
Phänomenen geprägt ist, die maßgeblich an der Entstehung von Verlusten beteiligt sind.
Hier können klare Regeln von Ursache und Wirkung des Strömungsfeldes nur schwer
abgeleitet werden. So ist zum Beispiel eine gezielte Verbesserung der Gitterströmung
innerhalb der Grenzschicht oder die Reduktion der Eckenwirbel-Ablösung durch einen
kleinen Radialspalt mit Hilfe des dreidimensionalen Strömungsfeldes eine Herausforde-
rung (CUMPSTY, 2009).
Die Vielzahl der Gestaltungsmöglichkeiten begünstigt auch den Einsatz von Optimie-
rungsstrategien. So wurde in MÜLLER-TÖWS (2000) ein Ductflow-Modell eingesetzt,
um in Verbindung mit unterschiedlichen Optimierungsstrategien die Meridianströmung
eines dreistufigen Axialverdichters zu optimieren. Genetische Algorithmen und neuro-
nale Netze werden in AHMED UND LAWERENZ (2003) und AHMED (2005) für die Op-
timierung der Meridianströmung eines 15-stufigen Axialverdichters mit einem Throu-
ghflow-Modell verwendet. In BECKER ET AL. (2008) wird ein Gitter eines dreistufigen
Axialverdichters mit stationären 3D-RANS-Simulationen und einer Evolutionsstrategie
1 Einleitung 3
sowie verschiedenen Beschleunigungstechniken optimiert. Das dreidimensional berech-
nete Gitter ist mit einer Meridianströmungsrechnung der Maschine gekoppelt. Aufgrund
der hohen Anzahl nötiger Funktionsaufrufe eines evolutionären Verfahrens ist die voll-
ständig dreidimensionale Optimierung einer mehrstufigen Turbomaschine derzeit noch
zu teuer.
1.1 2D-Throughflow-Verfahren
Throughflow-Verfahren zur Berechnung der Meridianströmung haben eine lange Ent-
wicklungsgeschichte und bilden in der Auslegung mehrstufiger Turbomaschinen auch
weiterhin ein zentrales Element (HORLOCK UND DENTON, 2005). Zur numerischen
Lösung des Gleichungssystems haben Stromlinienkrümmungsverfahren eine weite Ver-
breitung in der industriellen Praxis gefunden (CUMPSTY UND GREITZER, 2004). Sie
werden sowohl zur Auslegung (HIELD, 2008) als auch bei der Analyse der Maschinen-
Charakteristik eingesetzt (BOYER UND O’BRIAN, 2002a,b).
Die Berechnung des Strömungsfeldes erfolgt auf einer von WU (1952) erstmals beschrie-
benen S2-Stromfläche. Deren Geometrie muss innerhalb der Beschaufelung vorgegeben
werden. Weitere vereinfachende Annahmen sind die Vernachlässigung der Reibungs-
spannungen und die Annahme einer rotationssymmetrischen Strömung. Der Einfluss der
Seitenwandgrenzschichten wird in der Regel durch Modellansätze mit viskosen Kräf-
ten berücksichtigt. Ein entsprechendes Meridianströmungsmodell findet sich in MÖNIG
ET AL . (2000), welches auf der Arbeit von HOWARD UND GALLIMORE (1992) basiert.
Um den insbesondere durch den Wechsel zwischen Absolut- undRelativsystem stark
verwundenen Grenzschichten Rechnung zu tragen, werden auch Gradienten in Umfangs-
richtung berücksichtigt. Der untersuchte Testfall ist dieStrömung in einem dreistufigen
subsonischen Verdichter mit Vorleitrad.
Die Kopplung des Meridianströmungsverfahrens mit Korrelationen für Verluste und Min-
derumlenkungen ermöglicht eine realistische Vorgabe der Stromfläche innerhalb der Git-
ter. Empirische Modelle können sowohl die Profil-, Inzidenz-, Spalt- und Sekundärver-
luste als auch die Winkelabweichungen in Abhängigkeit von der Schaufelgeometrie und
den Zuströmbedingungen beschreiben (CUMPSTY, 2004). Um die physikalischen Vor-
4 1 Einleitung
gänge in mehrstufigen Maschinen besser zu beschreiben, ist zudem die Berücksichtigung
der radialen Mischung von Bedeutung. WENNERSTROM (1991) gibt einen Überblick
über die Entwicklungen zur Berücksichtigung dieses Transportvorgangs in Spannweiten-
richtung. In den umfassendsten Modellen wird dieses Phänomen in ADKINS UND SMITH
(1981) auf konvektive und in GALLIMORE UND CUMPSTY (1986) sowie in GALLIMO -
RE (1986) auf diffusive Prozesse zurückgeführt. In MERTENS UNDGALLUS (1997) fin-
det sich eine Kombination beider Modelle, bei der in der Kernströmung die diffusiven
und nahe den Seitenwänden die konvektiven Prozesse überwiegen. In NIEHUIS ET AL.
(2004) werden mehrere unterschiedliche Modelle in einem quasi-dreidimensionalen Re-
chenverfahren eingesetzt und die Ergebnisse mit 3D-RANS-Simulationen und experi-
mentellen Untersuchungen verglichen.
Neben den Stromlinienkrümmungsverfahren existiert noch eine Reihe weiterer Meri-
dianströmungsmodelle. So verwenden BOURE UND GILLANT (1995) die umfangsge-
mittelten Eulergleichungen, die mit einem Finite-Volumen-Ansatz diskretisiert und mit
einem expliziten Runge-Kutta-Verfahren gelöst werden. Innerhalb des beschaufelten Be-
reichs wird ein Modell für die druckabhängige Schaufelkraft verwendet, die viskose
Schaufelkraft in Abhängigkeit von Verlusten berücksichtigt und die Umlenkung vorge-
geben, um das Gleichungssystem zu schließen. Mit dem Verfahren wird am Beispiel
eines Axialverdichterrotors ein sub-, trans-, und supersonisches Meridianströmungsfeld
berechnet.
In einem weiteren Verfahren (STURMAYR UND HIRSCH, 1999) werden die umfangsge-
mittelten Eulergleichungen mit dem Finite-Volumen-Ansatz gelöst. Die räumliche Re-
konstruktion der Strömungsgrößen auf den Zellwänden erfolgt entweder mit einem Auf-
wind-TVD-(Total Variation Diminishing) oder einem Zentralen-Schema. Für die Zei-
tintegration wird ein explizites Runge-Kutta-Verfahren eingesetzt. Eine zeitabhängige
Gleichung beschreibt die Wirkung der Beschaufelung in den Impulsgleichungen. Der be-
rechnete Testfall ist der transsonische NASA-Rotor-67. Zudem untersuchen die Autoren
die Stoßlagenverteilung im Gitter in Abhängigkeit von verschiedenen Schaufelkraftmo-
dellen.
In der Arbeit von BARALON (2000) wird ein Verfahren erläutert, das ebenfalls auf dem
Finite-Volumen-Ansatz in Kombination mit einem Zeitintegrationsalgorithmus beruht.
1 Einleitung 5
Die Berücksichtigung der Beschaufelung erfolgt auch durcheine zeitabhängige Glei-
chung. Dem Einfluss der Seitenwandgrenzschichten wird mit einer der Strömung ent-
gegengerichteten Volumenkraft Rechnung getragen. Die zugrunde liegende Viskosität
wird mit einem Ansatz für die Mischungsweglänge bestimmt, welche zugleich in dem
implementierten Modell für die radiale Mischung Verwendung findet. Die untersuchten
transsonischen Testfälle sind der NASA-Rotor-67 und zwei Verdichter in axialer Bau-
weise mit einer und drei Stufen.
Eine andere Gruppe reibungsfreier Meridianströmungsmodelle verwendet die Finite-
Element-Methode. Die Beschreibung des Strömungsfeldes basiert auf einer Poisson-
Gleichung, die durch die Einführung der Stromfunktion entsteht. Ein solches Verfahren,
das auf der theoretischen Arbeit von HIRSCH UND DECONINCK (1985) beruht, wird in
PETROVIC ET AL. (2009) beschrieben. Neben Gitterverlust, Minderumlenkung und ra-
dialer Mischung wird auch der Einfluss der Seitenwandgrenzschichten durch Blockage-
und Verlustkorrelationen in der Berechnung berücksichtigt. Die Validierung erfolgt durch
die Berechnung der Meridianströmung in fünf Axialverdichtern und dem Vergleich mit
Mess- und 3D-Simulationsergebnissen.
Aufgrund des großen Einflusses der Seitenwandgrenzschichten auf die Gesamtverluste
einer mehrstufigen Turbomaschine (KHALID ET AL ., 1999) ist die Genauigkeit der Kor-
relationen, die Blockage und Verluste beschreiben sollen,von besonderer Wichtigkeit
für die Stufenabstimmung. Eine Möglichkeit, diesen Anforderungen gerecht zu werden
und ganz auf diese Modelle verzichten zu können, ist die Berücksichtigung der viskosen
Terme in den Bilanzgleichungen.
Das dieser Arbeit zu Grunde liegende Throughflow-Verfahrenzur Berechnung der Me-
ridianströmung, das in FAY ET AL . (1999) beschrieben wird, basiert auf einem solchen
Ansatz. Durch die Integration der stationären RANS-Gleichungen in Umfangsrichtung
entsteht ein Gleichungssystem, mit dem die Seitenwandgrenzschichten durch die Be-
rücksichtigung der viskosen Spannungen direkt aufgelöst werden können. Die Lösung
des Gleichungssystems erfolgt mit einem Druckkorrektur-Algorithmus. Die Wirkung
der Beschaufelung wird durch Vorgabe der Metallwinkel in Verbindung mit Modellen
für Minderumlenkung und Gitterverlusten realisiert. Zusätzlich wird eine turbulente Vis-
kosität anhand einer Mischungsweglänge bestimmt und ein Modell für die radiale Mi-
6 1 Einleitung
schung eingesetzt. Vergleiche von berechneten Meridianströmungsfeldern eines axialen
Verdichterstators sowie eines ein- und dreistufigen Axialverdichters mit gemessen Daten
finden sich in FAY (2002).
LAWERENZ ET AL. (2002) verwendet für die Lösung dieses Gleichungssystemsin der
zeitabhängigen Form die Methode der Finiten-Volumen mit einer zentralen Rekonstruk-
tion der Strömungsgrößen auf den Zellrändern. Die Zeitintegration erfolgt mit einem
expliziten Runge-Kutta-Algorithmus. Ergebnisse mehrerer erfolgreicher Simulationen
von Axialverdichtern, darunter auch der transsonische NASA-Rotor-67, werden darge-
stellt.
Die umfangsgemittelten RANS-Gleichungen werden in SIMON (2007) ebenfalls mit der
Finite-Volumen-Methode gelöst. Die räumliche Rekonstruktion ist durch ein MUSCL-
(Monotonic Upstream Scheme for Conservative Law)-TVD-Schema realisiert. Die zeit-
liche Diskretisierung erfolgt mit Hilfe eines expliziten Runge-Kutta-Algorithmus. Die
Strömungsumlenkung durch die Beschaufelung beschreibt eine zeitabhängige Gleichung,
die auf der Arbeit von BARALON ET AL . (1997) basiert. Gitterverluste und radiale Mi-
schung werden durch Korrelationen mit einbezogen.
1.2 Deterministische Spannungen
Die hoch komplexe Strömung in einem Axialverdichter ist dreidimensional, reibungsbe-
haftet, kompressibel und instationär. Änderungen des Dralles sowie Profilgrenzschichten
und dreidimensionale Strömungsphänomene, verursacht durch die Beschaufelung, füh-
ren im Strömungsfeld zu Gradienten in Umfangsrichtung. In Abb. 1 sind eine Reihe
dreidimensionaler Strömungsphänomene in einem Axialverdichterlaufrad schematisch
dargestellt.
An den Schaufel- und Seitenwänden bilden sich durch die Wandreibung Geschwin-
digkeitsgradienten, die durch Reibungsspannungen Verluste verursachen. An Nabe und
Gehäuse wird diesen Grenzschichten das Druckfeld der Kernströmung aufgeprägt, was
durch die reduzierte Strömungsgeschwindigkeit eine stärkere Stromlinienkrümmung und
somit einen Transport von Fluid von der Druckseite zur Saugseite zur Folge hat. Dieses
1 Einleitung 7
Abb. 1: Strömungsphänomene in einem Axialverdichterlaufrad (FOTTNER, 1993)
Phänomen ist die Ursache des vorherrschenden Sekundärströmungsphänomens, des Ka-
nalwirbels. Die Grenzschichten an Nabe und Gehäuse sind zusätzlich durch den Wechsel
rotierender und stehender Bauteile stark verwunden. Der Transport energiearmen Flui-
des aus den Seitenwandgrenzschichten in die Profilgrenzschichten führt zur Bildung von
Wirbeln und Ablösungen in den Ecken. Das Zentrifugieren desFluides in den Profil-
grenzschichten der Laufräder in Richtung des Gehäuses durch den Einfluss der Flieh-
kräfte ist eine weitere Ursache für Sekundärströmungen. Auch eventuell auftretende
Verdichtungsstöße haben einen Einfluss auf die Entwicklungder Grenzschicht auf den
Schaufeloberflächen.
Darüber hinaus entstehen durch die konstruktiv bedingten Spalte wie dem Radialspalt in
Lauf- und Leiträdern Leckageströmungen, deren Wirkungen weit in den Strömungska-
nal hinein reichen. Der Nachlauf der Schaufeln wird stromabwärts in die nachfolgenden
Gitter transportiert. Durch potenzialtheoretische Effekte beeinflusst ein Schaufelgitter
das Strömungsfeld auch in Stromaufrichtung. Der Wechsel von rotierenden und stehen-
den Schaufelgittern führt zu stark fluktuierenden Strömungsbedingungen. Zudem haben
aufeinander folgende Statoren oder Rotoren in mehrstufigenTurbomaschinen in der Re-
gel unterschiedliche Schaufelzahlen, was in jeder Teilungdes stromab liegenden Gitters
zu einem anderen Strömungsfeld führt.
8 1 Einleitung
Die Berechnung des Strömungsfeldes in einer Turbomaschinedurch die numerische Ap-
proximation der zeitabhängigen dreidimensionalen Bilanzgleichungen für Masse, Impuls
und Energie ist in der Lage, diese Phänomene abzubilden. Diese direkte numerische Si-
mulation (DNS) wird allerdings in absehbarer Zeit nur für Strömungsprobleme mit mitt-
lerer Reynolds-Zahl und einfachen Geometrien anwendbar sein (MCMULLIGAN UND
PAGE, 2009), da die nötige hohe zeitliche und räumliche Auflösungzur Erfassung aller
kleinskaligen Bewegungen in realen Turbomaschinenströmungen nicht mit einem ange-
messenen numerischen Aufwand realisierbar ist.
Durch die Integration der Navier-Stokes-Gleichungen überden Zeitmaßstab der turbu-
lenten Bewegung ergeben sich die RANS-Gleichungen, die eininstationäres determinis-
tisches Strömungsfeld beschreiben. Hierin geben die Reynolds-Spannungen den Einfluss
der turbulenten Bewegungen wieder, der durch Turbulenzmodelle berücksichtigt werden
muss. Der Aufwand zur numerischen Approximation dieser Gleichungen ist bedeutend
geringer. Neben diesen beiden Methoden existiert noch eineweitere. So versucht die
Large-Eddy-Simulation (LES) nur die kleinskalige Turbulenz mit einem so genannten
Sub-Grid-Scale-(SGS)-Turbulenzmodell zu approximieren, aber die großskaligen turbu-
lenten Bewegungen direkt aufzulösen. Dieser Ansatz benötigt zur Auflösung der Ge-
schwindigkeitsgradienten in den Grenzschichten ebenfalls sehr viele Volumenzellen.
Um den numerischen Aufwand zu reduzieren, verwendet die Detached-Eddy-Simulation
(DES) die RANS-Gleichungen in den Grenzschichten und in derKernströmung den
LES-Ansatz. in MCMULLIGAN UND PAGE (2009) wird der Bereich, in dem der RANS-
Ansatz Verwendung findet, auf Zellen mity+-Werten unterhalb von 7 begrenzt. Mit
diesem Verfahren wird die Strömung um eine CDA-Schaufel beiunterschiedlichen Zu-
strömbedingungen berechnet. Ein anderer hybrider RANS-LES-Ansatz wird in TUCKER
ET AL . (2010a,b) eingesetzt, um die Strömung in verschiedenen Verdichter- und Turbi-
nenkonfigurationen und einer Düse zu berechnen. In dem Bereich der Netzknoten mit
y+-Werten kleiner 60 wird der RANS- und in den übrigen Bereichen der LES-Ansatz
eingesetzt. Für die LES kommt kein SGS-Modell zum Einsatz und nur die numerische
Diffusion dissipiert die turbulente Energie in dieser Numerical-Large-Eddy-Simulation
(NLES).
Auch die numerischen Kosten einer instationären RANS-Rechnung sind für die Berech-
1 Einleitung 9
nung des Strömungsfeldes einer mehrstufigen Turbomaschineimmer noch hoch, da auf-
grund der zumeist unterschiedlichen Schaufelzahlen in aufeinanderfolgenden Gittern der
vollständige Umfang vernetzt werden muss. Durch zwei weitere Mittelungsoperatoren,
wie von ADAMCZYK (1985) gezeigt, können weitere Phänomene neben der Turbulenz
in den RANS-Gleichungen durch Spannungsterme, Schaufelkräfte und Blockagekoeffi-
zienten erfasst werden.
Eine zeitliche Mittelung der Erhaltungsgleichungen über eine Umdrehung des Rotors
filtert die instationären Einflüsse heraus und liefert ein stationäres Strömungsfeld. In-
stationäre Schwankungen der Strömungsgrößen in dieser Zeitskala werden durch Span-
nungstermeσrevolution, SchaufelkräfteFrevolution und Blockagekoeffizientenbrevolution in
den Gleichungen repräsentiert.
Die derart beschriebene Strömung ist nicht notwendigerweise teilungssymmetrisch. Be-
dingt durch unterschiedliche Schaufelzahlen aufeinanderfolgender Rotoren bzw. Stato-
ren in Turbomaschinen ergibt sich in jeder Teilung ein anderes Strömungsfeld. Daher
erfolgt die Integration der Gleichungen über der Anzahl derTeilungen. Das Gleichungs-
system beschreibt jetzt die Strömung in einer mittleren Teilung. Zusätzlich entstehen
wieder Zusatztermeσpassage, Fpassageundbpassage, die die Informationen über die Unter-
schiede zwischen den Teilungen beinhalten.
Für die Berechnung der Meridianströmung muss noch eine weitere Mittelung in Um-
fangsrichtung durchgeführt werden. Die Integration der Gleichungen in Umfangsrich-
tung führt dann zu einem Gleichungssystem, das die Strömungauf einer repräsentativen
Meridianstromfläche beschreibt. Die physikalischen Informationen über die Unsymme-
trien sind in den Korrelationstermenσpitch, den SchaufelkräftenFpitch und der geometri-
schen Blockagebpitch der umfangsgemittelten Bilanzgleichungen enthalten.
Die deterministischen Spannungen, die Schaufelkräfte unddie Blockage in der Meri-
dianströmung setzen sich folglich aus drei Teilen zusammen:
σdet = σrevolution+σpassage+σpitch (1.1)
F = Frevolution+Fpassage+Fpitch (1.2)
b= brevolution+bpassage+bpitch (1.3)
10 1 Einleitung
In der Arbeit von SIMON UND LEONARD (2008) werden derart gewonnene Gleichun-
gen für die Berechnung der Meridianströmung vorgestellt. In den Untersuchungen wur-
den die deterministischen Spannungen aus den Schwankungsanteilen in Umfangsrich-
tung und den instationären Schwankungen anhand von stationären und instationären 3D-
Simulationen für einen einstufigen Verdichter und eine einstufige Turbine ermittelt und
im Hinblick auf ihre Bedeutung für die Meridianströmung miteinander verglichen. Die
deterministischen Spannungen der Umfangsmittelung habendabei den höheren Einfluss
auf die Ergebnisse der Meridianströmungsrechnung im Vergleich zu denen der zeitlichen
Mittelung über eine Umdrehung des Rotors.
Die Wirkungen der Umfangsspannungen auf die Meridianströmung werden in THOMAS
UND LEONARD (2008) an einem S1-Schnitt in Kanalmitte eines einstufigen subsoni-
schen Verdichters untersucht. Es kann gezeigt werden, dassder Ansatz einer harmoni-
schen Rekonstruktion der deterministischen Spannungen inUmfangsrichtung geeignet
ist, um deren Wirkung nachzubilden.
In JENNIONS UND STOW (1985b) werden Korrelationsterme der in Umfangsrichtung
integrierten reibungsfreien Erhaltungsgleichungen für Masse, Impuls und Energie prä-
sentiert. In dem verwendeten quasi-dreidimensionalen Strömungsmodell werden die-
se Kopplungsterme aus S1-Strömungsrechnungen berechnet.In JENNIONS UND STOW
(1985a) ist sowohl die Untersuchung eines Turbinenstatorsals auch die eines Turbinenro-
tors dargestellt. Durch die Anwendung gewichteter Flächenmittelungen wird in HIRSCH
UND DRING (1987) ein Modell für die reibungsfreie 2D-Meridianströmung hergeleitet.
Die zusätzlichen Terme werden zu Blockagekoeffizienten umgeformt, die aus Mittelwer-
ten der Strömungsgrößen bestimmt werden.
PERRIN UND LEBOEUF (1994) präsentieren eine Transportgleichung für die kinetische
Energie desjenigen Anteils der Strömungsgeschwindigkeit, der vom Mittelwert in Um-
fangsrichtung abweicht, als das charakteristische Merkmal für die Störung der Umfangs-
symmetrie. Anhand der Ergebnisse von 3D-Simulationen eines hochbelasteten Turbinen-
stators berechnen sie die einzelnen Terme und beurteilen ihre Bedeutung im Hinblick auf
eine Modellbildung. Der Einfluss auf die Schaufelkräfte unddie konvektiven Terme sind
demnach die dominanten Einflüsse, wohingegen die viskosen Terme eine untergeordnete
Rolle spielen.
1 Einleitung 11
Eine möglichst genaue Umfangsmittelung der strömungsmechanischen Erhaltungsglei-
chungen ist auch Gegenstand aktueller Forschungen im Bereich der 3D-Berechnungen
für ein- und mehrstufige Strömungsmaschinen. In heute gebräuchlicher CFD-Software
werden die 3D-RANS Gleichungen auf einem strukturierten oder unstrukturierten Re-
chennetz gelöst. Dieses Verfahren ermöglicht es, in vertretbarer Zeit einen stationären
Strömungszustand zu berechnen. Die stationäre Betrachtung bedingt die Beschreibung
der Rotorströmung in einem relativen und der Statorströmung in einem absoluten Koor-
dinatensystem, die durch ein Rotor/Stator-Interface verbunden sind. Mit dem so genann-
ten Mixing-Plane-Ansatz (DENTON, 1992) wird dort eine Mittelung des Strömungsfel-
des vorgenommen, wodurch Informationen über die Gradienten in Umfangsrichtung ver-
loren gehen. Der instationäre Transport der Strömungsphänomene, die mit dem Potenzi-
alfeld der Schaufeln, den Nachlaufdellen und Sekundärströmungen im Zusammenhang
stehen, in benachbarte Gitter kann somit nicht wiedergegeben werden.
Eine Erweiterung des Mixing-Plane-Ansatzes durch Berücksichtigung der deterministi-
schen Spannungen der instationären Rotor/Stator-Interaktion findet sich in HALL (1997a)
und HALL (1997b). Ein empirisches Modell zur Beschreibung des Transports einer Nach-
laufdelle durch ein nachfolgendes Verdichtergitter ist die Grundlage zur Quantifizierung
der Korrelationsterme in den Bilanzgleichungen. Anwendung findet das Modell in der
Simulation zweier mehrstufiger Axialverdichter. InVAN DE WALL (1999) undVAN DE
WALL ET AL . (2000) wird ein semi-empirisches Modell für diesen Nachlauftransport
hergeleitet. Die Grundlage der Modellierung bildet eine Transportgleichung für die de-
terministischen Spannungen der instationären Rotor/Stator-Interaktion. Unter den prä-
sentierten Ergebnissen sind auch die eines Axialverdichter-Stators und eines Turbinen-
Rotors.
Zur Berücksichtigung der instationären Gitterinteraktionen kommt auch ein nichtlinea-
rer harmonischer Ansatz, wie in HE (1998) beschrieben, zum Einsatz. Die Rekonstruk-
tion der zeitabhängigen periodischen Schwankungen der Strömungsgrößen in den Mi-
schungsebenen der stationären Rechnung erfolgt durch Fourier-Reihen. Durch die Lö-
sung einer entkoppelten Transportgleichung für die Störterme im Frequenzbereich kön-
nen die instationären Phänomene im Gitter erfasst werden. Die Berechnung der quasi
zeitgemittelten Strömung erfolgt mit den deterministischen Spannungen als Quellterme
im stationären Strömungsmodell.
12 1 Einleitung
In CHEN ET AL. (2000) wird ein solcher Ansatz für die 3D-Simulation einersubsoni-
schen Verdichterstufe eingesetzt. Durch die Berücksichtigung zweier harmonischer An-
teile für die Rekonstruktion der Nachläufe reduzieren sichdie Mischungsverluste hin zu
realistischeren Ergebnissen. HE ET AL. (2002) erweitern diesen Ansatz, so dass auch
Rotor/Rotor- und Stator/Stator-Interaktionen, wie zum Beispiel Clocking erfasst werden
können. Der untersuchte Testfall ist die Strömung in einem zweistufigen transsonischen
Verdichter mit Vorleitrad.
Ein Vergleich zwischen einem abgewandelten Transportmodell ( VAN DE WALL ET AL .,
2000) und einem linearisierten harmonischen Modell, basierend auf der Arbeit von HE
(1998), wird in STRIDH ET AL . (2003) am Beispiel einer transsonischen Fanstufe mit
Vorleitrad präsentiert. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Verwendung der
linear-harmonischen Methode verglichen mit zeitgemittelten instationären Simulationen
bessere Resultate erzielt als das Transportmodell. Die Ergebnisse für die Fanstufe un-
ter Anwendung des linearisierten harmonischen Modells fürdie Berücksichtigung der
deterministischen Spannungen in Verbindung mit dem Mixing-Plane-Ansatz werden in
STRIDH UND ERIKSSON (2005) ebenfalls ausführlich dargestellt.
Durch eine geringe Anzahl stationärer RANS-Simulationen mit variierten Randbedin-
gungen bestimmen MENEVEAU UND KATZ (2002) mittels einer Gewichtung der Dauer
der Strömungszustände die deterministischen Spannungen der instationären Gitterinter-
aktion. Das Modell wird auf die Simulation der Strömung im Laufrad einer Radialpumpe
angewandt und mit experimentellen Ergebnissen verglichen. An einer zweistufigen Axi-
alpumpe untersuchen UZOL ET AL . (2003) die räumliche Verteilung der zeitlichen Fluk-
tuationen im Strömungsfeld. Die Daten, die aus experimentellen Untersuchungen mit
einem PIV-System resultieren, dienen zur Berechnung der Terme einer Bilanzgleichung
für die deterministische kinetische Energie. Im Vergleichmit der turbulenten kinetischen
Energie ist die deterministische kinetische Energie im Bereich des Spaltwirbels in den
Untersuchungen um eine Zehnerpotenz höher und in Kanalmitte drei- bis viermal nied-
riger.
In der Arbeit von BUSBY ET AL. (2000) werden, basierend auf SONDAK ET AL . (1996),
die deterministischen Spannungen der instationären Rotor/Stator-Interaktion in einer ge-
bündelten Form als „Lumped Deterministic Stresses“ aus instationären reibungsfreien
1 Einleitung 13
Simulationen gewonnen. Die Verwendung dieser Terme als Quellen in einer reibungs-
behafteten stationären Simulation führt zu einer deutlichen Verbesserung der Ergebnis-
se für eine Turbinenstufe und zu einer Zeiteinsparung von 26% im Vergleich zu einer
reibungsbehafteten instationären Simulation. RATZLAFF ET AL . (2008) berechnet die
„Lumped Deterministic Source Terms“ (LDST) aus der instationären Simulation eines
gekühlten Turbinenrotors. Durch Einbringen dieser Terme als Quellen in eine stationäre
RANS-Simulation kommt es zu einer sehr guten Übereinstimmung der Ergebnisse beider
Rechnungen.
STOLLENWERK UND NÜRNBERGER (2009) präsentieren ein Transportmodell für die
deterministischen Spannungen der Rotor/Stator-Interaktion in Verbindung mit dem Mix-
ing-Plane-Ansatz. Der Fokus liegt dabei auf der potenzialtheoretischen Wirkung des
Druckfelds auf den Nachlauf des Gitters in Stromaufrichtung. Für die Modellierung der
deterministischen Spannungen wird eine Scheinviskositätmit einer zugehörigen Trans-
portgleichung definiert. Für eine stationäre Berechnung einer transsonischen Axialver-
dichterstufe verbessert das Modell für die deterministischen Spannungen die Ergebnisse
im Vergleich mit einer instationären Rechnung.
1.3 Zielsetzung
Das verwendete 2D-Modell basiert auf der Anwendung des Mittelungsoperators in Um-
fangsrichtung auf die stationären 3D-RANS-Gleichungen. Die physikalische Bedeutung
der Gleichungen bleibt somit erhalten. In den 2D-Gleichungen entstehen allerdings,
wie zuvor beschrieben, deterministische Spannungen, Schaufelkräfte und geometrische
Blockage. Diese zusätzlichen Größen müssen zur Berechnungder Meridianströmung
vorgegeben oder durch Modelle approximiert werden.
Das Ziel dieser Arbeit ist die Verbesserung des 2D-Modells zur Berechnung der zwei-
dimensionalen Meridianströmung mit Hilfe von 3D-CFD-Ergebnissen. Die determinis-
tischen Spannungen der in Umfangsrichtung unsymmetrischen 3D-Strömungsfelder und
Unterschiede des 2D-Gittermodells im Vergleich zur 3D-Schaufelkraft sollen dafür in
einer gebündelten Form aus den 3D-Ergebnissen bestimmt unduntersucht werden. Die
Vorgabe der aus den 3D-Strömungsfeldern extrahierten Zusatzterme im 2D-Modell er-
14 1 Einleitung
öffnet dann die Möglichkeit, deren Wirkung auf die zweidimensionale Meridianströ-
mung zu analysieren.
Die Ergebnisse dieser Untersuchung sollen die grundsätzliche Eignung dieser Vorge-
hensweise aufzeigen, um das 2D-Modell zu verbessern. Des Weiteren können sie als
Basis für eine spätere Modellbildung hinsichtlich der deterministischen Spannungen die-
nen. Darüber hinaus können sie auch eine Möglichkeit bieten3D- und 2D-Verfahren zu
koppeln (siehe auch BECKER ET AL., 2008). Für die Optimierung eines Einzelgitters
in einer mehrstufigen Turbomaschine bräuchte nach einer 3D-Rechnung der gesamten
Maschine nur noch das zu optimierende Gitter dreidimensional berechnet werden, wo-
hingegen der Rest der Maschine mit einer 2D-Meridianströmungsrechnung abgebildet
wird, in der der Einfluss der Gitter und die deterministischen Spannungen eine Vorgabe
aus der zuvor durchgeführten 3D-Rechnung der gesamten Maschine sind.
2 Aerodynamische Modelle 15
2 Aerodynamische Modelle
Die Grundlage der Modellierung von Strömungsvorgängen in einem Kontinuum sind
die dreidimensionalen Bilanzgleichungen für Masse, Impuls und Energie. Die Einflüsse
äußerer Massenkräfte sowie innerer Wärmequellen werden imWeiteren vernachlässigt,
da sie für die Strömung in Axialverdichtern nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die
Differenzialgleichungen sind hier für ein rotierendes, zylindrisches Koordinatensystem
dargestellt:
Kontinuitätsgleichung:
∂∂ t
(ρ)+1r
∂∂ r
(r ρ wr)+1r
∂∂ϕ
(ρ wu)+∂∂z
(ρ wz) = 0 (2.1)
Radiale Impulsgleichung:
∂∂ t
(ρ wr)+1r
∂∂ r
(r ρ w2r )+
1r
∂∂ϕ
(ρ wuwr)+∂∂z
(ρ wzwr)
−1r
ρ w2u−2ω ρ wu−ω2 r ρ
=−∂ p∂ r
+1r
[∂∂ r
(r τrr )+∂
∂ϕ(τur)+
∂∂z
(r τzr)− τuu
](2.2)
Impulsgleichung in Umfangsrichtung:
∂∂ t
(ρ wu)+1r
∂∂ r
(r ρ wr wu)+1r
∂∂ϕ
(ρ w2u)+
∂∂z
(ρ wzwu)
+1r
ρ wr wu+2ω ρ wr
=−1r
∂ p∂ϕ
+1r
[∂∂ r
(r τur)+∂
∂ϕ(τuu)+
∂∂z
(r τzu)+ τru
](2.3)
Axiale Impulsgleichung:
∂∂ t
(ρ wz)+1r
∂∂ r
(r ρ wr wz)+1r
∂∂ϕ
(ρ wuwz)+∂∂z
(ρ w2z)
=−∂ p∂z
+1r
[∂∂ r
(r τrz)+∂
∂ϕ(τuz)+
∂∂z
(r τzz)
] (2.4)
16 2 Aerodynamische Modelle
Energiegleichung:
∂∂ t
(ρ erot)+1r
∂∂ r
(r ρ wr hrot)+1r
∂∂ϕ
(ρ wuhrot)+∂∂z
(ρ wzhrot)
=1r
∂∂ r
[r (wr τrr +wu τur +wzτzr)]+1r
∂∂ϕ
(wr τru+wu τuu+wzτzu)
+∂∂z
(wr τrz+wu τuz+wzτzz)+1r
∂∂ r
(r qr)+1r
∂∂ϕ
(qu)+∂∂z
(qz)
(2.5)
In den Gleichungen isterot die relative totale innere Energie
erot = e+12
w2−12
u2, (2.6)
undhrot symbolisiert die Rothalpie
hrot = e+pρ+
12
w2−12
u2 = h+12
w2−12
u2. (2.7)
Mit konstanten mittleren Wärmekapazitätencv und cp gilt e= cvT und h = cpT. Luft
kann für die zu erwartenden thermodynamischen Zustände in Bezug auf Druck und Tem-
peratur in guter Näherung als ideales Gas betrachtet werden. Die Zustandsgleichung
pρ= RT (2.8)
mit der spezifischen Gaskonstante für LuftRschließt das Gleichungssystem. Die Schub-
spannungen sind für newtonsche Fluide durch Ausdrücke darstellbar, die nur von den
örtlichen Ableitungen der Geschwindigkeitskomponenten und einer Proportionalitäts-
konstanten, der Viskositätµ abhängig sind. Zusammen mit der Hypothese von Stokes
2 Aerodynamische Modelle 17
ergeben sich die folgenden Beziehungen:
τrr = 2µ∂wr
∂ r−
23
µ (∇ ·~w) (2.9)
τuu= 2µ[
1r
∂wu
∂ϕ+
wr
r
]−
23
µ (∇ ·~w) (2.10)
τzz= 2µ∂wz
∂z−
23
µ (∇ ·~w) (2.11)
τru = τur = µ[
1r
∂wr
∂ϕ+
∂wu
∂ r−
wu
r
](2.12)
τrz = τzr = µ[
∂wr
∂z+
∂wz
∂ r
](2.13)
τuz= τzu= µ[
1r
∂wz
∂ϕ+
∂wu
∂z
](2.14)
Die Wärmeleitung ˙qi wird nach dem Gesetz von Fourier in Anhängigkeit von den Ablei-
tungen des Temperaturfeldes und der Wärmeleitfähigkeitλ beschrieben.
~q=−λ∇T (2.15)
Die Reynolds-Mittelung der Bilanzgleichungen führt dann auf die RANS-Gleichungen.
Dabei wird das deterministische mittlere von dem stochastischen turbulenten Anteil des
Strömungsfeldes entkoppelt. Dies erfolgt durch die Aufspaltung der Momentanwertef
der Strömungsgrößen in Mittelwertef und deren Schwankungsanteilef ′.
f = f + f ′ (2.16)
In instationäre Strömungen sind die mittleren Strömungsgrößen immer noch eine Funkti-
on der Zeit. Die Bildung der Mittelwerte erfolgt daher in Form von Ensemble-Mittelwer-
ten.
f = limN→∞
1N
N
∑i=1
fi mit f ′ = 0 (2.17)
Für kompressible Strömungen wird zusätzlich wird noch die dichtegewichtete Favre-
18 2 Aerodynamische Modelle
Mittelung angewandt.
f = f + f ′′ (2.18)
f =ρ fρ
mit ρ f ′′ = 0 (2.19)
Im Falle einer statistisch stationären Strömung ist der Ensemble-Mittelwert gleichbedeu-
tend mit dem zeitlichen Mittelwert (GERLINGER, 2005).
f = lim∆t→∞
1∆t
t+∆t∫
t
f dt (2.20)
Die Mittelung von Dichteρ und Druckp erfolgt nach Reynolds und die der Geschwin-
digkeit w und der TemperaturT nach Favre. Die Favre-Mittelung der Temperatur die
Reynolds-Mittelung des Druckes und der Dichte sind mit der Zustandsgleichung idealer
Gase konsistent.
T =ρ Tρ
=p
Rρ(2.21)
Die daraus resultierenden Gleichungen sind nur noch abhängig von zeitlichen Mittel-
werten der Strömungsgrößen. Durch die nichtlinearen Produkte zweier Momentanwerte
der Strömungsgeschwindigkeiten in den Impulsgleichungenentstehen in den gemittelten
Bilanzgleichungen zusätzliche Terme, die sogenannten Reynolds-Spannungen.
Mit diesen zusätzlichen Termen ergibt sich wiederum ein Schließungsproblem. Für des-
sen Lösung existieren verschiedene Ansätze (siehe auch RODI, 2000). Der in technischen
Anwendungen gebräuchlichste ist die Beschreibung der turbulenten Spannungen in Ana-
logie zu den viskosen mit dem Wirbelviskositätsprinzip vonBoussinesq. Die Darstellung
der Spannungen ist entsprechend der in der Literatur gebräuchlichen Tensorschreibwei-
se:
−ρ wi′′w j
′′ = µt
(∂ wi
∂x j+
∂ w j
∂xi−
23
∇~wδi j
)−
23
ρkδi j (2.22)
2 Aerodynamische Modelle 19
mit
δi j =
1, für i = j
0, für i 6= j. (2.23)
Der letzte Term auf der rechten Seite beinhaltet die turbulente kinetische Energiek =12wi
′′wi′′ und kann als der turbulente Druck gedeutet werden. Die gesamten Reibungs-
spannungen ergeben sich aus der Summe der laminaren und turbulenten Anteile durch
die Verwendung einer effektiven Viskosität in Gl. (2.9) bis(2.14).
µe f f = µ +µt (2.24)
In der Energiebilanz entstehen analog zusätzliche Terme. Zum einen führt die Mittelung
der relativen totalen inneren Energieerot und der Rothalpiehrot zu Ausdrücken, die sich
aus den mittleren primitiven Variablen und der turbulentenkinetischen Energiek zusam-
mensetzen
erot = cv T +12
w2−12
u2+k (2.25)
hrot = cp T +12
w2−12
u2+k (2.26)
und zum anderen ergeben sich Terme, die die Wirkung der fluktuierenden Anteile auf
die mittlere Strömung beschreiben. Die Korrelationstermewerden mit Hilfe der turbu-
lenten Wärmeleitfähigkeitλt und den räumlichen Ableitungen der mittleren Temperatur
modelliert.
−−−−→hrot
′′w′′ = λt∇T (2.27)
Der Gesamtwärmestrom ergibt sich in Analogie zu den Reibungsspannungen durch die
Verwendung einer effektiven Wärmeleitfähigkeit, die sichaus der Summe der laminaren
und der turbulenten Wärmeleitfähigkeit bildet, in Gl. (2.15).
λe f f = λ +λt (2.28)
Die Mittelung der Leistung der Schubspannungen führt auch zu Korrelationstermen,
die aber vernachlässigt werden. Alle folgenden Ausführungen basieren auf den RANS-
20 2 Aerodynamische Modelle
Gleichungen. Daher wird auf die explizite Kennzeichnung der Strömungsgrößen als
Ensemble-Mittelwerte verzichtet.
2.1 3D-Modell
Die 3D-RANS-Simulationen erfolgen mit dem kommerziellen CFD-Paket FINE™/TUR-
BO (2007). Die Bilanzgleichungen werden mit der Methode der Finite-Volumen räum-
lich diskretisiert und mit einem expliziten mehrstufigen Runge-Kutta-Verfahren zeitlich
integriert. Die Behandlung der Bilanzgleichungen in einemrotierenden kartesischen Ko-
ordinatensystem erfolgt in der integralen Form, die in einer allgemeinen Form als
∫
V
∂ ~Q∂ t
dV+
∫
S
(~Fi +~Fv
)·d~S=
∫
V
~I dV (2.29)
darstellbar sind. Darin ist~Q= (ρ ,ρwr ,ρwu,ρwz,ρerot)T der Lösungsvektor,~Fi der Vek-
tor der konvektiven und~Fv der Vektor der diffusiven Flüsse und~I ein Quellenvektor,
der die Beiträge der Flieh- und Corioliskraft enthält. Die Herleitung der Gleichungen
erfolgt durch die Transformation der Terme aus Gl. (2.1) bis(2.5) in ein kartesisches
Koordinatensystem und deren Integration über das Kontrollvolumen. Die Überführung
der Volumenintegrale der Flüsse in Oberflächenintegrale erfolgt mittels des Gaußschen
Integralsatzes.
∫
V
∇ ·~F dV =
∫
S
~F ·d~S (2.30)
Die folgenden Beschreibungen des Verfahrens beschränken sich auf die in dieser Arbeit
verwendeten Methoden. Weiterführende Informationen finden sich in FINE™/TURBO
(2007) und HIRSCH (1995a,b).
2 Aerodynamische Modelle 21
2.1.1 Diskretisierung
Zeitintegration und Ortsintegration werden getrennt behandelt. Zuerst erfolgt dafür eine
Umformung der Volumenintegrale, wobei für den Lösungsvektor ~Q die Reihenfolge von
Differenziation und Integration vertauschbar ist, da die Integrationsgrenzen nicht von
der Zeit abhängen. Die Integrale können dann mit Hilfe des Mittelwertsatzes und der
Vereinbarung, dass die Strömungsgrößen innerhalb des Volumens konstant sein sollen,
umgeformt werden.
∫
V
∂ ~Q∂ t
dV =∂ ~Q∂ t
V und∫
V
~I dV =~IV (2.31)
Für die Bilanzgleichungen folgt daraus:
∂ ~Q∂ t
=−1V
∫
S
(~Fi +~Fv
)·d~S−~IV
(2.32)
Räumliche Diskretisierung
Das Kontrollvolumen wird in eine endliche Zahl von Volumenzellen unterteilt. Im vor-
liegenden Fall geschieht dies mit Hexaederzellen (Abb. 2),die in einer Blockstruktur
angeordnet sind. Dann folgt die Aufteilung des Integrals eines Flusses~F = ~Fi +~Fv in die
Summe der Integrale über die Einzelflächen mit der Vorgabe, dass die Strömungsgrößen
auf den jeweiligen Flächen konstant sind.
(~n∆S)m
Abb. 2: Hexaderzelle
22 2 Aerodynamische Modelle
∫
S
~F ·d~S=6
∑m=1
∫
Sm
~F ·d~Sm≈6
∑m=1
~F · (~n∆S)m (2.33)
Die Rekonstruktion der Flüsse auf den Zellwänden erfolgt durch eine zentrale Mittel-
wertbildung (Abb. 3). Der Flussvektor~F auf der Zellwand (i+1/2,j,k), der als Beispiel
dienen soll, wird dafür aus gemittelten primitiven Variablengi+1/2, j ,k gebildet.
i
jk
gi, j ,k
gi+1/2, j ,k
gi+1, j ,k
Abb. 3: Rekonstruktion mit einem zentralen Schema
(~F ·~n)(gi+1/2, j ,k) = (~F ·~n)(gi, j ,k+gi+1, j ,k
2)−di+1/2, j ,k (2.34)
Das Verfahren benötigt aus Stabilitätsgründen, insbesondere beim Auftreten starker Gra-
dienten im Strömungsfeld, zusätzliche numerische Dämpfung di+1/2, j ,k. Diese wird nach
JAMESON ET AL. (1981) aus diskretisierten Ableitungen der Strömungsgrößen zweiter
und vierter Ordnung gebildet (siehe auch OERTEL JR. ET AL . (2009)).
Zeitliche Diskretisierung
Das Differenzial∂ ~Q/∂ t kann in einer Taylorreihe als Funktion~Q(t) entwickelt werden.
Die Vernachlässigung der höheren Ableitungen führt zu einer Approximation erster Ord-
nung.∂ ~Q∂ t
=~Q(t)− ~Q(t +∆t)
∆t+O(∆t) (2.35)
2 Aerodynamische Modelle 23
Das Einsetzen von Gl. (2.32) mit Gl. (2.33) in Gl. (2.35) ergibt
~Q(t+∆t) = ~Q(t)−∆tV
(6
∑m=1
~F · (~n∆S)m−~IV
)(2.36)
Eine genauere Approximation, die auch zu einem stabileren Algorithmus führt, ist mit
dem Runge-Kutta-Verfahren möglich. Die Integration über ein Zeitintervall∆t wird da-
bei mit vier zusätzlichen Zwischenschritten durchlaufen.Der Lösungsvektor zum Zeit-
punkt t ist als~Qn und zum Zeitpunktt +∆t als ~Qn+1 definiert. Für die Integration des
Lösungsvektors~Q(t) vom Zeitpunktt bis t +∆t ergeben sich folgende Schritte.
~Q(0) = ~Qn
~Q(i) = ~Q(0)−αi ·∆tV
(6
∑m=1
~F · (~n∆S)m−~IV
)(i−1)
mit i = 1, ...,4
~Qn+1 = ~Q(4)
(2.37)
Die Faktorenαi sind nach FINE™/TURBO (2007) wie folgt definiert:
α1 = 0,125; α2 = 0,306; α3 = 0,587; α4 = 1,0
Durch die explizite Formulierung des Problems ist die Zeitschrittweite∆t aus Gründen
der numerischen Stabilität begrenzt. Die maximal zulässige Schrittweite kann mit Hilfe
der Courant-Friedrichs-Lewy-(CFL)-Zahl berechnet werden. In dem diesen Berechnun-
gen zugrunde liegenden 3D-Modell errechnet sich der Quotient ∆t/V aus der maximal
zulässigen Zeitschrittweite∆t und dem ZellenvolumenV durch
∆tV
=CFL
|~w~Si |+ |~w~Sj |+ |~w~Sk|+a[|~Si |+ |~Sj |+ |~Sk|
] . (2.38)
Die Vektoren~S in die Richtung der Netzkoordinaten i,j,k sind im Zellmittelpunkt defi-
niert und ergeben sich aus den gemittelten Normalenvektoren auf den Oberflächenele-
menten~n multipliziert mit der OberflächeS. Der Vektor~w beinhaltet die Komponenten
der Relativgeschwindigkeit unda ist die Schallgeschwindigkeit. Die Berücksichtigung
einer CFL-Zahl für die Einflüsse der Viskosität ist zusätzlich möglich (FINE™/TURBO,
2007).
24 2 Aerodynamische Modelle
2.1.2 Konvergenzbeschleunigung
Zur Beschleunigung der Konvergenz bei der Berechnung einesstationären Strömungs-
feldes kommen verschiedene Techniken zum Einsatz. Diese sind eine lokale Zeitschritt-
weitensteuerung, eine Residuenglättung und ein Mehrgitterverfahren (OERTEL JR. UND
LAURIEN, 2009). Die lokale Zeitschrittweitensteuerung ermöglicht eine individuelle Be-
rechnung des Quotienten∆t/V für jede Volumenzelle. Die Zeitschrittweiten sind in
großen Zellen entsprechend größer als in kleinen, wodurch sich Störungen schneller aus-
breiten können. Die Abnahme des Residuums im Laufe der Rechnung erfolgt aufgrund
der im Rechengebiet hin und her laufenden Störungswellen oszillierend. Diese Schwan-
kungen in den Strömungsgrößen sind nicht physikalischer, sondern numerischer Natur.
Daher können sie mit einem geeigneten Operator geglättet werden. Durch Auslassen von
Knoten aus dem eigentlichen Rechennetz entstehen in dem Algorithmus des Mehrgitter-
verfahrens weitere grobere Netze (FINE™/TURBO, 2007). In jedem Zyklus des verwen-
deten „Full Approximation Scheme“ (FAS) Mehrgitterverfahrens HENSON (2003) wer-
den die Bilanzgleichungen in einer bestimmten Abfolge auf den unterschiedlich feinen
Netzen approximiert. Dabei erfolgt eine Restriktion der Lösung von den feineren auf die
groberen Netze und die Prolongation einer Korrektur der Lösung von den groberen zu
den feineren Netzen. Dies ermöglicht eine schnellere Dämpfung von Störungen in un-
terschiedlichen Frequenzbereichen und somit eine Beschleunigung der Konvergenz. Mit
dem „Full Multigrid“ (FMG) Ansatz erfolgt eine Verbesserung der Startlösung. Dabei
wird das Strömungsproblem zunächst auf dem gröbsten Netz approximiert. Erst nach
Erreichen eines Konvergenzkriteriums werden dann sukzessive die jeweils feineren Re-
chennetze bis hin zum eigentlichen Rechennetz hinzugenommen (siehe auch GERLIN-
GER, 2005).
2.1.3 Viskosität und Wärmeleitfähigkeit
Die dynamische Viskositätµ ist ein Materialparameter, der unter der Voraussetzung
idealen Gasverhaltens nur von der TemperaturT und nicht vom Druckp abhängig ist.
Die Modellgleichung nach Sutherland zur Approximation derdynamischen Viskosität
2 Aerodynamische Modelle 25
kommt in den hier beschriebenen aerodynamischen Modellen zum Einsatz.
µ(T) = µre f
(T
Tre f
)32 Tre f +TS
T +TSfür T ≥ 120K (2.39)
In der Gleichung istTS=110K die Sutherland-Temperatur, die Referenzviskositätµre f =
1,716·10−05kg/(ms) und die ReferenztemperaturTre f = 293K.
In den Rechnungen wird eine konstante mittlere spezifische Wärmekapazitätcp und die
spezifische Gaskonstante für LuftRvorgegeben. Die Prandtl-Zahl wird ebenfalls als kon-
stant angenommen und hat den WertPr = 0,708 (FINE™/TURBO, 2007). Aus diesen
Stoffgrößen folgt die laminare Wärmeleitfähigkeitλ durch
λ =cp µPr
. (2.40)
2.1.4 Turbulenzmodellierung
Für die Lösung der turbulenten RANS-Gleichungen mit dem Ansatz von Boussinesq
müssen noch zusätzliche Größen bestimmt werden. Diese sinddie Wirbelviskositätµt ,
die turbulente Wärmeleitfähigkeitλt und die turbulente kinetische Energiek. Die Berech-
nung der Wirbelviskositätµt erfolgt mit einem Ein-Gleichungsmodell, basierend auf der
Arbeit von SPALART UND ALLMARAS (1992) mit den Modifikationen von ASHFORD
UND POWELL (1996) und ohne die Terme für die Transition von laminarer zuturbulen-
ter Strömung. Der Kern dieses weitgehend empirischen Turbulenzmodells ist die Lösung
einer zusätzlichen Transportgleichung für die Arbeitsvariable µ .
∂ µ∂ t
+~w ·∇µ︸ ︷︷ ︸
Konvektion
=1σ[∇ · [(µ +(1+cb2) µ)∇µ ]−cb2µ∆µ ]
︸ ︷︷ ︸Di f f usion
+ cb1Sµ︸ ︷︷ ︸Produktion
−cw1 fw
(µd
)2
︸ ︷︷ ︸Destruktion
(2.41)
26 2 Aerodynamische Modelle
Die Verbindung zwischen der Arbeitsvariablenµ und der Wirbelviskositätµt ist durch
µt = µ fv1
mit fv1 =χ3
χ3+cv1; χ =
µµ
und cv1 = 7,1(2.42)
gegeben. Nähere Angaben zu den VariablenS im Produktions- undfw im Destruktions-
term sowie den Konstantenσ , cb2, cb1 undcw1 finden sich in der angegebenen Literatur
und d ist der Abstand zur nächsten Wand. Auf festen Wänden gilt dieRandbedingung
für die Arbeitsvariableµ = 0.
Durch die Einführung einer konstanten turbulenten Prandtl-ZahlPrt = 0,72 (siehe FINE-
™/TURBO (2007)) kann ein Zusammenhang zwischen der turbulenten Viskositätµt und
der turbulenten Wärmeleitfähigkeitλt hergestellt werden.
λt =cp µt
Prt(2.43)
Die in den Termen der RANS-Gleichungen enthaltene turbulente kinetische Energiek
wird nicht explizit berücksichtigt.
2.1.5 Rotor/Stator-Interface
Durch die Verwendung der Bilanzgleichungen in einem rotierenden Koordinatensystem
ist es möglich, ein stationäres Strömungsfeld in einem Schaufelgitter zu berechnen. Die
Drehfrequenzω orientiert sich dabei an der des jeweiligen Gitters. Folgenin einer Turbo-
maschine stehende Koordinatensysteme der Leiträder und rotierende der Laufräder auf-
einander, müssen Bedingungen für deren Kopplung definiert werden. Für die Berechnung
eines stationären Strömungsfeldes in der gesamten Maschine müssen die Randbedingun-
gen der jeweiligen Gitter ebenfalls stationär sein. Zusätzlich dürfen die Strömungsbedin-
gungen nicht zu weit vom Auslegungspunkt entfernt sein, da sonst physikalisch bedingte
instationäre Phänomene das Strömungsfeld bestimmen.
Der verwendete Mixing-Plane-Ansatz ermöglicht die Kopplung relativ zueinander be-
wegter Koordinatensysteme und die Bereitstellung stationärer Randbedingungen an den
2 Aerodynamische Modelle 27
angrenzenden Gittern. Dies geschieht durch den Transfer inUmfangsrichtung gemittelter
Strömungsgrößen über die Kopplungsebene hinweg.
2.2 2D-Meridianströmungsmodell
Die Bilanzgleichungen zur Berechnung des Strömungsfelds auf einer repräsentativen
Meridianstromfläche folgen aus der Integration der stationären RANS-Gleichungen im
relativen zylindrischen Koordinatensystem in Umfangsrichtung (LAWERENZ ET AL.,
2002). Der Hergang der Integration zwischen den Grenzenϕ1 und ϕ2, wie in Abb. 4
dargestellt, soll im Folgenden am Beispiel des Produktes aus Dichteρ und einer Strö-
mungsgrößef aufgezeigt werden. Die Integration der partiellen Differenziale in den Er-
z
ϕ1
ϕ2
b= (ϕ2−ϕ1)ϕ
Abb. 4: Integrationsintervall der Umfangsmittelung
haltungsgleichungen führt unter Anwendung der Leibniz-Regel zu einem Ausdruck mit
der Ableitung des Mittelwertes und Größen auf den Rändern des Integrationsgebietes,
die von der Änderung der Grenzenϕ1 undϕ2 in z-Richtung abhängen.
ϕ2∫
ϕ1
∂ρ f∂z
dϕ =∂∂z
ϕ2∫
ϕ1
ρ f dϕ +
{ρ f
∂ϕ∂z
}
ϕ1
−
{ρ f
∂ϕ∂z
}
ϕ2
(2.44)
28 2 Aerodynamische Modelle
Der Mittelwert des Produktesρ f kann durch die Verwendung von Favre-Mittelwerten
wie folgt umgeformt werden:
f =1
bρ
ϕ2∫
ϕ1
ρ f dϕ =ρ fρ
(2.45)
Damit ergibt sich
ϕ2∫
ϕ1
∂ρ f∂z
dϕ =∂bρ f
∂z+
{ρ f
∂ϕ∂z
}
ϕ1
−
{ρ f
∂ϕ∂z
}
ϕ2
. (2.46)
Im Fall, dass die Strömungsgrößef das Produkt zweier lokaler Größenf = g1g2 dar-
stellt, muss noch eine weitere Umformung vorgenommen werden. Diese ergibt sich aus
der Aufteilung der lokalen Werte in Mittelwerte und Schwankungsanteile. Dies gilt so-
wohl für die Favre-Mittelwerte
g= g+g′′ ⇒ ρg1g2 = ρ g1 g2+ ρg1′′g2
′′︸ ︷︷ ︸
Korrelationsterm
(2.47)
als auch für die flächengewichteten Mittelwerte
g= g+g′ ⇒ g1g2 = g1g2+ g1′g2
′︸ ︷︷ ︸
Korrelationsterm
. (2.48)
In den nach diesen Vorschriften integrierten Bilanzgleichungen entstehen neben den Dif-
ferenzialen der mittleren Strömungsgrößen noch zusätzlich Terme, die aus den gemittel-
ten Produkten von Schwankungsanteilen bestehen. Diese finden sich in den Gleichungen
für Impuls und Energie, aber durch die Verwendung von Favre-Mittelwerten nicht in der
Kontinuitätsgleichung. Dichte und Druck werden ebenso wiedie Reibungsspannungen
flächengewichtet gemittelt. Zusammenfassend liefert die Integration der Bilanzgleichun-
gen in Umfangsrichtung zwischen den Grenzenϕ1 undϕ2 folgende Beziehungen:
Kontinuitätsgleichung:1r
∂∂ r
(rbρ wr)+∂∂z
(bρ wz) = 0 (2.49)
2 Aerodynamische Modelle 29
Radiale Impulsgleichung:
1r
∂∂ r
(rbρ wr2)+
∂∂z
(bρ wzwr)−br(ρ wu
2)−2ω bρ wu−ω2 rbρ
=1r
[∂∂ r
(rbτrr )+∂∂z
(rbτzr)−bτuu
]−
∂∂ r
(bp)+F1,r −F2,r +∑Cr
(2.50)
Impulsgleichung in Umfangsrichtung:
1r
∂∂ r
(rbρ wr wu)+∂∂z
(bρ wzwu)+2ω bρ wr +br
ρ wr wu
=1r
[∂∂ r
(rbτru)+∂∂z
(rbτzu)+bτru
]+F1,u−F2,u+∑Cu
(2.51)
Axiale Impulsgleichung:
1r
∂∂ r
(rbρ wr wz)+∂∂z
(bρ wz2)
=1r
[∂∂ r
(rbτrz)+∂∂z
(rbτzz)
]−
∂∂z
(bp)+F1,z−F2,z+∑Cz
(2.52)
Energiegleichung:
1r
∂∂ r
(rbρ wr hrot
)+
∂∂z
(bρ wzhrot
)
=1r
∂∂ r
[rb (wr τrr + wu τur + wzτzr)]+∂∂z
[b (wr τrz+ wu τuz+ wzτzz)]
+1r
∂∂ r
(rb qr
)+
∂∂z
(bqz)+S1−S2+ Q1− Q2+∑Ce
(2.53)
Aus Gl. (2.46) bis (2.48) resultieren in den in Umfangsrichtung integrierten Bilanzglei-
chungen, neben den Termen der mittleren Strömungsgrößen sowohl deterministische
Spannungen
−−→∑C=
∑Cr
∑Cu
∑Cz
∑Ce
(2.54)
als auch Quellterme~Fi , Si undQi auf den Integrationsgrenzen. Die Quellterme treten nur
30 2 Aerodynamische Modelle
auf den Schaufeloberflächen auf und verschwinden außerhalbder Gitter aufgrund der
dort vorausgesetzten Periodizität. Diese Quellterme können entsprechend den ihnen zu-
grunde liegenden lokalen Gleichungen in konvektive, viskose und druckabhängige Terme
unterteilt werden.
Durch die Annahme einer undurchlässigen Schaufel existieren keine Geschwindigkeits-
komponenten normal zur Oberfläche:
(~w·~n)ϕ=ϕi= 0 mit i = 1,2 (2.55)
In FAY (2002) wird gezeigt, dass der Normalenvektoren~n durch
~nϕ=ϕi =
∂ϕ∂ r
−1r
∂ϕ∂z
ϕ=ϕi
(2.56)
gegeben ist. Daraus folgt, dass die konvektiven Anteile derQuellterme auf der Schaufe-
loberfläche verschwinden.
0=
ρρwr
ρwu
ρwz
ρhrot
~w ·
∂ϕ∂ r
−1r
∂ϕ∂z
ϕ=ϕi
(2.57)
Die in den Impulsgleichungen verbleibenden Schaufelkräfte
~Fi =
Fi,r
Fi,u
Fi,z
(2.58)
lassen sich in einen druckabhängigen~Fp,i und einen viskosen Anteil~Fτ,i zerlegen.
~Fi = ~Fp,i +~Fτ,i (2.59)
2 Aerodynamische Modelle 31
Für den druckabhängigen Anteil des Schaufelkraftvektors gilt
~Fp,i =
−p
∂ϕ∂ r
−1r
∂ϕ∂z
ϕ=ϕi
(2.60)
während der viskose Teil durch
~Fτ,i =
τrr τru τrz
τur τuu τuz
τzr τzu τzz
∂ϕ∂ r
−1r
∂ϕ∂z
ϕ=ϕi
. (2.61)
beschrieben wird. Die in der Energiegleichung verbleibenden Terme sind die durch die
Schubspannungen übertragene LeistungSi und die Wärmeströme über die Schaufelober-
flächeQi .
Qi =
qr
qu
qz
·
∂ϕ∂ r
−1r
∂ϕ∂z
ϕ=ϕi
(2.62)
Si =
(wr ,wu,wz) ·
τrr τru τrz
τur τuu τuz
τzr τzu τzz
∂ϕ∂ r
−1r
∂ϕ∂z
ϕ=ϕi
(2.63)
Aufgrund der Haftbedingung und mit der Annahme adiabater Schaufeloberflächen ver-
schwinden diese Terme:Si = 0 undQi = 0. Die Beschreibung der Reibungsspannungen
τ i j erfolgt durch umfangsgemittelte Strömungsgeschwindigkeiten mit den vereinfachen-
den Annahmen einer quasi inkompressiblen∇ ·~w= 0 und rotationssymmetrischen Strö-
32 2 Aerodynamische Modelle
mung∂/∂ϕ = 0.
τrr = 2µ∂ wr
∂ r(2.64)
τuu = 2µwr
r(2.65)
τzz= 2µ∂ wz
∂z(2.66)
τru = τur = µ[
∂ wu
∂ r−
wu
r
](2.67)
τrz = τzr = µ[
∂ wr
∂z+
∂ wz
∂ r
](2.68)
τuz= τzu= µ∂ wu
∂z(2.69)
Die aus der Integration resultierenden Zusatzterme werdendurch folgende Mittelwerte
der Schwankungsgrößen gebildet:
Impulsgleichungen:
∑Cr =−1r
∂∂ r
(r ·bρ w′′
r2)−
∂∂z
(bρ w′′
z w′′r
)+
br
(ρ w′′
u2)
(2.70)
∑Cu =−1r
∂∂ r
(rbρ w′′
r w′′u
)−
∂∂z
(bρ w′′
z w′′u
)−
br
(ρ w′′
r w′′u
)(2.71)
∑Cz=−1r
∂∂ r
(rbρ w′′
r w′′z
)−
∂∂z
(bρ w′′
z2)
(2.72)
Energiegleichung:
∑Ce =−1r
∂∂ r
(rbρ wr
′′hrot′′
)−
∂∂z
(bρ wz
′′hrot′′
)
+1r
∂∂ r
[rb
(ρ τrr
(w′′
r
ρ ′′
)+w′
r τ ′rr +ρ τur
(w′′
u
ρ ′′
)+w′
u τ ′ur +ρ τzr
(w′′
z
ρ ′′
)+w′
zτ ′zr
)]
+∂∂z
[b
(ρ τrz
(w′′
r
ρ ′′
)+w′
r τ ′rz+ρ τuz
(w′′
u
ρ ′′
)+w′
u τ ′uz+ρ τzz
(w′′
z
ρ ′′
)+w′
zτ ′zz
)]
(2.73)
Die flächengewichtete Integration der Produkte von lokalenGeschwindigkeitskompo-
nenten und Reibungsspannungen in Umfangsrichtung wird im Folgenden exemplarisch
2 Aerodynamische Modelle 33
an dem Produktwr τrr zu dargestellt.
wrτrr =1b
ϕ2∫
ϕ1
wrτrr dϕ = wr τrr +wr′τrr
′ (2.74)
Aus der Forderung, dass in den Bilanzgleichungen für die mittleren Strömungsgrößen die
Geschwindigkeitskomponenten in einer dichtegewichtetenForm vorliegen sollen, ergibt
sich
wr = ρwr1ρ=
1b
ϕ2∫
ϕ1
ρwr1ρ
dϕ = ρ1
bρ
ϕ2∫
ϕ1
ρwr1ρ
dϕ = ρ wr1ρ
= ρ(wr +wr′′)
((1ρ
)+
(1
ρ ′′
))= ρ
(wr
ρ
)+ρ(
wr′′
ρ ′′
)(2.75)
mit
1ρ=
1bρ
ϕ2∫
ϕ1
ρ1ρ
dϕ =1
bρ
ϕ2∫
ϕ1
1 dϕ =1
bρb=
1ρ
(2.76)
folgt daraus
wr = wr +ρ(
w′′r
ρ ′′
). (2.77)
Zusätzlich ist in der umfangsgemittelten Rothalpiehrot die deterministische kinetische
Energiekdet =12w′′w′′ zu berücksichtigen, um diese aus mittleren Strömungsgrößen be-
rechnen zu können.
hrot = cp T +12
w2−12
u2+kdet (2.78)
2.2.1 Druckabhängige Schaufelkraft
Die druckabhängige Kraft~Fp,i kann mit Hilfe der Impulsgleichung in Umfangsrichtung
und der Vorgabe der Stromflächengeometrieϕ = ϕ(r,z) modelliert werden. Durch die
Vorgabe der Stromflächengeometrie als der arithmetische Mittelwert der Integrations-
grenzenϕ1 und ϕ2 auf Linien mit konstantem Radius (Abb. 5) und einem zugehörigen
34 2 Aerodynamische Modelle
z
ϕ1
ϕ2 ϕ =12(ϕ2+ϕ1)
ϕ
Abb. 5: Lage der Stromfläche
mittleren statischen Druckp= 12 (p1+ p2) können die Schaufelkräfte zu
Fp,r = p2∂ϕ2
∂ r− p1
∂ϕ1
∂ r= (p2− p1)
∂ϕ∂ r
+ p∂b∂ r
(2.79)
Fp,u =−1r(p2− p1) (2.80)
Fp,z = p2∂ϕ2
∂z− p1
∂ϕ1
∂z= (p2− p1)
∂ϕ∂z
+ p∂b∂z
(2.81)
umgeformt werden. Die Druckdifferenz zwischen Saug- und Druckseite im beschaufel-
ten Ringraum∆p= (p2− p1) ergibt sich mit Gl. (2.80) aus der Dralländerung. Im Hin-
blick auf einen stetigen Übergang erfolgt eine Anpassung der Stromflächengeometrie,
die später in diesem Kapitel erläutert wird. Mit Hilfe der Konturbedingung der Strom-
fläche Gl. (2.82) kann die Umfangskomponente der Strömungsgeschwindigkeit aus den
axialen und radialen Anteilen berechnet werden.
(~n ·~w
)ϕ= wr
∂ϕ∂ r
−wu
r+ wz
∂ϕ∂z
= 0. (2.82)
Die Einführung der Winkelβr und βz zur Beschreibung der Stromfläche ergibt für die
Ableitungen∂ϕ/∂ r und∂ϕ/∂z:
tan(βr) = r∂ϕ∂ r
(2.83)
tan(βz) = r∂ϕ∂z
(2.84)
2 Aerodynamische Modelle 35
Daraus folgt für die Bestimmung der Umfangskomponente der Strömungsgeschwindig-
keit innerhalb des Gitters:
wu = wr tan(βr)+ wz tan(βz) (2.85)
Während der Berechnung der 2D-Meridianströmung in einem Auslegungsprozess ist es
erforderlich, die im Vorfeld noch nicht bekannte Stromflächengeometrie innerhalb der
Schaufelgitter festzulegen. Dazu müssen die geometrischen Winkel der Beschaufelung
βr,g und βz,g, die Fehlanströmung an der Schaufelvorderkante∆βVK und die Minder-
umlenkungen an der Schaufelhinterkante∆βHK berücksichtigt werden. Es existieren al-
lerdings keine Minderumlenkungskorrelationen, die dieseAbweichungen der Stromflä-
chengeometrie von der Schaufelgeometrie in einer- undz-Koordinate unterteilen, was
insbesondere bei einer starken radialen Umlenkung des Fluides zum Tragen kommt.
Unter diesen Bedingungen ist es sinnvoll, die Stromflächengeometrie in einem mehr der
Strömung angepassten orthogonalen m,n-Koordinatensystem (Abb. 6) zu beschreiben.
Hierzu wird der Winkelγ eingeführt, der den Anstieg der Meridiankoordinatem gegen-
über der Maschinenachse beschreibt. Die Transformation der Ableitungen der Stromflä-
mn
γ
r
zP
Abb. 6: Zur Definition des meridionalen Koordinatensystems
chengeometrieϕ = ϕ(r,z) in das m,n-System erfolgt mit Hilfe der Drehmatrix
∂ϕ∂m
∂ϕ∂n
=
(sin(γ) cos(γ)cos(γ) −sin(γ)
)
∂ϕ∂ r
∂ϕ∂z
. (2.86)
Innerhalb des Verfahrens wirdγ aus den Steigungen der Naben- und Gehäusekontur an
den Seitenwänden berechnet. Die Zwischenwerte in Spannweitenrichtung werden durch
36 2 Aerodynamische Modelle
lineare Interpolation bestimmt. Führt man die Meridiangeschwindigkeitwm und die Nor-
malgeschwindigkeitwn
wm = wr sin(γ)+ wzcos(γ) (2.87)
wn = wr cos(γ)− wzsin(γ) (2.88)
zusammen mit den Winkelnβm undβn durch
tan(βm) = r∂ϕ∂m
(2.89)
tan(βn) = r∂ϕ∂n
(2.90)
ein, so erhält man
wu = wmtan(βm)+wn tan(βn) . (2.91)
Der Winkel der Stromflächeβm,HK am Gitteraustritt weicht durch den Effekt der Min-
derumlenkung∆βm,HK von der Schaufelgeometrieβm,g,HK ab.
∆βm,HK = βm,HK −βm,g,HK (2.92)
Minderumlenkungen sind neben den Verlusten von entscheidender Bedeutung für die
umgesetzte Arbeit im Gitter. Die Berücksichtigung dieser Abweichungen geschieht durch
ein Modell nach LIEBLEIN (1965) sowie HIRSCH UND DENTON (1981).
Die Geometrie der Stromfläche in Stromaufrichtung vor dem Gitter ist ein Ergebnis der
Bilanzgleichungen. Diese Entkopplung der Stromflächengeometrie von be- und unbe-
schaufeltem Ringraum führt zu einer Unstetigkeit am Übergang. Um diesen nicht phy-
sikalischen Sprung in der Verteilung der Winkel zu vermeiden, wird der Inzidenzwinkel
an der Vorderkante aus dem Metallwinkelβm,g,VK und dem Strömungswinkelβm,VK be-
rechnet.
∆βm,VK = βm,VK −βm,g,VK (2.93)
Der Strömungswinkel errechnet sich aus Gl. (2.91) durch dieVorgabe eines Neigungs-
2 Aerodynamische Modelle 37
winkelsβn , der sich aus der Schaufelgeometrie ergibt und einer Neigung der Beschau-
felung in Umfangsrichtung (lean) entspricht.
βn = βn,g (2.94)
Die Geometrie der Stromfläche folgt jetzt aus der Geometrie der Schaufelβm,g und der
linearen Interpolation des Inzidenzwinkels∆βm,VK und der Minderumlenkung∆βm,HK
in Meridianrichtungm.
βm = βm,g+∆βm,VK +(∆βm,HK −∆βm,VK)m−mVK
mHK −mVK(2.95)
Untersuchungen zur Approximation der Stromflächengeometrie mit der Vermeidung der
Vorderkantenunstetigkeit sind in LAWERENZ ET AL. (2002) dargestellt.
2.2.2 Viskose Schaufelkraft
Die viskose Komponente des Schaufelkraftvektors
~Fτ,i =
Fτ,r
Fτ,u
Fτ,z
(2.96)
ist der Strömung entgegen gerichtet und wird, wie in LAWERENZ ET AL. (2002) be-
schrieben, durch die Einführung einer Profilschubspannungτw berücksichtigt. Die Be-
schreibung der Spannung erfolgt mit Hilfe eines Totaldruckverlustbeiwertesωpt. Die
Berechnung des Totaldruckverlustbeiwertesωpt setzt sich aus mehreren superponierten
Effekten zusammen. Zum einen werden Profil- und Inzidenzverluste nach ÇETIN ET AL .
(1987) und CUMPSTY (2004) berechnet. Zum anderen werden Sekundär- und Spaltver-
luste durch einen Ansatz nach HÜBNER UND FOTTNER (1996) berücksichtigt. Die Git-
terverluste werden innerhalb des Berechnungsverfahrens mit einem linearen Ansatz in
meridionaler Richtung verteilt, um daraus die der Strömungentgegen gerichtete viskose
Schaufelkraft zu bestimmen.
38 2 Aerodynamische Modelle
2.2.3 Viskosität und Wärmeleitfähigkeit
Die Ansätze zur Beschreibung der Reibungsspannungen und der Wärmeleitungsterme
erfordern eine Viskositätµ und eine Wärmeleitfähigkeitλ . Diese Parameter setzten sich
aus einem laminaren, einem turbulenten und einem Anteil zusammen, der aus einem
Modell zur Beschreibung des Effekts der radialen Mischung resultiert.
Der laminare Anteil der Viskositätµ und die laminare Wärmeleitfähigkeitλ berechnen
sich wie im 3D-Modell nach Gl. (2.39) und Gl. (2.40) und die turbulente Viskositätµt
mit einem algebraischen Mischungsweglängenmodell (LAWERENZ ET AL., 2002).
µt = ρ l2 ∂c∂y
(2.97)
Die turbulente Viskosität ist darin von der Dichteρ , der Mischungsweglängel und dem
Geschwindigkeitsgradienten normal zur Wand abhängig. DasGeschwindigkeitsprofil na-
he den Wänden ist durch das logarithmische Wandgesetz
c+ =1κ
lny++C (2.98)
gegeben. Darin istc+ eine dimensionslose Geschwindigkeit
c+ =ccτ, (2.99)
die sich aus der Strömungsgeschwindigkeitc und der Wandschubgeschwindigkeitcτ
berechnet
cτ =
√τw
ρ(2.100)
undy+ ist ein dimensionsloser Wandabstand
y+ =ρ cτ d
µ. (2.101)
In den Gleichungen istτw die Wandschubspannung undd der kürzeste Abstand zur
nächsten Wand. Die Konstanten sindC = 5,5 und die Kármán-Konstanteκ = 0,41. Mit
2 Aerodynamische Modelle 39
einer konstanten turbulenten Prandtl-ZahlPrt = 0,85 folgt nach Gl. (2.43) die turbulente
Wärmeleitfähigkeitλt .
Die radiale Mischung ist wichtig bei der Berechnung vielstufiger Turbomaschinen. Der
Vorgang sorgt für einen Ausgleich der Gradienten in Spannweitenrichtung. Diesem Ef-
fekt wird durch die Einführung einer Mischungsviskositätµmix nach GALLIMORE UND
CUMPSTY (1986) und GALLIMORE (1986) Rechnung getragen. Die zugehörige Wär-
meleitfähigkeitλmix ergibt sich in Verbindung mit einer konstanten Prandtl-Zahl für die
MischungPrmix= 0,85 durch
λmix=cp µmix
Prmix. (2.102)
Die Effektivwerte für Viskositätµe f f und Wärmeleitfähigkeitλe f f sind damit
µe f f = µ+µt +µmix (2.103)
und
λe f f = λ+λt +λmix. (2.104)
2.2.4 Druckkorrekturverfahren
Das für die approximative Lösung der Bilanzgleichungen verwendete Druckkorrektur-
verfahren (FAY , 2002) basiert auf der Arbeit von MOORE (1985). Für die Berechnung
wird angenommen, dass eine Hauptströmungsrichtung existiert, wodurch eine Parabo-
lisierung der Gleichungen möglich ist. Dafür werden die viskosen Terme in Richtung
der Hauptströmung vernachlässigt. Diese Annahme ist im Falle einer Rückströmung in
der 2D-Meridianebene, die durch eine großflächige Strömungsablösung auftreten kann,
nicht zulässig.
Die Lösung von Gl. (2.49) bis (2.53) erfolgt in einem an das Rechennetz angepassten s,n-
Koordinatensystem. Das Verfahren setzt voraus, dass dies-Koordinate näherungsweise
der Hauptströmung folgt. Dien-Koordinate erstreckt sich in Spannweitenrichtung und
orientiert sich an den Gitterein- und Austrittsebenen. Um unphysikalische Oszillatio-
40 2 Aerodynamische Modelle
nen in der numerischen Lösung zu vermeiden, sind Druck- und Geschwindigkeitsknoten
gestaffelt angeordnet.
Durch die Lösung der parabolisierten Differenzialgleichungen mit einem vorwärtsschrei-
tenden Verfahren sind am Eintritt in das Rechengebiet Randbedingungen festzulegen,
aber nicht am Austritt. Diese sind radiale Verteilungen derTotaltemperaturTt , des Total-
druckespt und der Strömungswinkelβr undβz. Zusätzlich wird der statische Druckp in
Kanalmitte vorgeschrieben und damit der Durchfluss weitgehend festgelegt. Im Vorfeld
der Rechnung wird eine Startlösung für das Druckfeld vorgegeben.
Die in Strömungsrichtung fortschreitende Integration derBilanzgleichungen von einer
Ebenei nachi +1 für Impuls und Energie mit dem gegebenen Druckfeld führt zuei-
nem Strömungsfeld, das die Kontinuität in der Regel nicht erfüllt. Aus diesem Grund
folgt darauf eine Korrektur des Druckfeldes mit Hilfe der Kontinuitätsgleichung. Diese
Korrektur wird aus Stabilitätsgründen (MOORE, 1985) ins- und n-Richtung gesondert
behandelt:
1. Die Gradienten des Druckes in Hauptströmungsrichtung∂ p/∂swerden derart kor-
rigiert, dass die globale Massenstrombilanz in der Rechenebene in Stromabrich-
tung verbessert ist. Dies geschieht durch Anheben oder Absenken des Druckes in
der Ebenei +1. Der Druck in der Ebenei bleibt unverändert.
2. In der Ebenei+1 werden die Druckgradienten∂ p/∂n korrigiert, so dass die lokale
Massenstrombilanz verbessert ist.
Nach Durchschreiten des gesamten Rechenraumes in Richtungder Hauptströmungs
liegt ein Strömungsfeld vor, das die Kontinuität erfüllt. Durch die lokale Druckkorrek-
tur sind Druckgradienten inn-Richtung entstanden, die wegen der Entkopplung von der
Hauptströmungsrichtungs nicht physikalisch sind. Um diese wieder zu entfernen und
weiterhin die Kontinuität zu erfüllen, wird eine elliptische Druckkorrektur angewandt.
Diese berücksichtigt die Druckgradienten sowohl ins- als auch inn-Richtung durch die
Lösung einer Poisson-Gleichung (siehe auch LAKSHMINARAYANA , 1996).
Die Transformation der Erhaltungsgleichungen in das netzangepasste s,n-Koordinaten-
system ist in FAY (2002) beschrieben. Die resultierenden parabolisierten Bilanzgleichun-
2 Aerodynamische Modelle 41
gen sind:
Radiale Impulsgleichung:
bρ ws∂ wr
∂s+bρ wn
∂ wr
∂n−
br(ρ wu
2)−2ω bρ wu−ω2 rbρ
=−b
(∂s∂ r
∂ p∂s
+∂n∂ r
∂ p∂n
)+
1r
[∂n∂ r
∂∂n
(br τrr )+∂n∂z
∂∂n
(br τzr)−bτuu
]
+∆p∂ϕ∂ r
+Fτ,r +∑Cr
(2.105)
Impulsgleichung in Umfangsrichtung:
∆p= r
(−bρ ws
∂ wu
∂s−bρ wn
∂ wu
∂n−
br(ρ wu wr)−2ω bρ wr
+1r
[∂n∂ r
∂∂n
(br τru)+∂n∂z
∂∂n
(br τzu)+bτru
]+Fτ,u+∑Cu
) (2.106)
Axiale Impulsgleichung:
bρ ws∂ wz
∂s+bρ wn
∂ wz
∂n=−b
(∂s∂z
∂ p∂s
+∂n∂z
∂ p∂n
)
+1r
[∂n∂ r
∂∂n
(br τrz)+∂n∂z
∂∂n
(br τzz)
]+∆p
∂ϕ∂z
+Fτ,z+∑Cz
(2.107)
Energiegleichung:
bρ ws∂ hrot
∂s+bρ wn
∂ hrot
∂n
=1r
∂n∂ r
∂∂n
[rb(wr τrr + wu τur + wzτzr)]
+∂n∂z
∂∂n
[b(wr τrz+ wu τuz+ wzτzz)]
+1r
∂n∂ r
∂∂n
(rb qr
)+
∂n∂z
∂∂n
(bqz)+∑Ce
(2.108)
42 2 Aerodynamische Modelle
In den Gleichungen enthalten sind die parabolisierten Reibungsspannungen
τrr = 2µ∂n∂ r
∂ wr
∂n(2.109)
τuu = 2µwr
r(2.110)
τzz= 2µ∂n∂z
∂ wz
∂n(2.111)
τru = τur = µ(
∂n∂ r
∂ wu
∂n−
wu
r
)(2.112)
τrz = τzr = µ(
∂n∂z
∂ wr
∂n+
∂n∂ r
∂ wz
∂n
)(2.113)
τuz= τzu= µ∂n∂z
∂ wu
∂n(2.114)
und die kontravarianten Geschwindigkeiten
ws = wr∂s∂ r
+ wz∂s∂z
(2.115)
wn = wr∂n∂ r
+ wz∂n∂z
. (2.116)
Die Definitionen der geometrischen Ableitungen sind durch
∂s∂ r
=1
detJ∂z∂n
;∂n∂ r
=−1
detJ∂z∂s
;
∂s∂z
=1
detJ∂ r∂n
;∂n∂z
=−1
detJ∂ r∂s
(2.117)
gegeben. Darin ist detJ die Jacobi-Determinante
detJ =∂ r∂s
∂z∂n
−∂ r∂n
∂z∂s
. (2.118)
3 Korrelationsterme in den 2D-Bilanzgleichungen 43
3 Korrelationsterme in den 2D-Bilanzgleichungen
Durch die Integration der 3D-Bilanzgleichungen in Umfangsrichtung entsteht ein Glei-
chungssystem für mittlere Strömungsgrößen. Zusätzlich ergeben sich Korrelationsterme
aus den gemittelten nichtlinearen Produkten von Schwankungsanteilen der Strömungs-
größen.
In Abb. 7 ist eine Teilung eines Axialverdichtergitters dargestellt. Exemplarisch ist darin
ϕ
z
w
ww′′
w= w+w′′
Abb. 7: Verteilung der Strömungsgeschwindigkeit in Umfangsrichtungϕ
eine Verteilung der lokalen Strömungsgeschwindigkeitw mit deren Schwankungsantei-
len w′′ aufgetragen. Das gezeigte Strömungsfeld weicht von der idealisierenden Annah-
me der Rotationssymmetrie ab, wie es auch in realen Strömungsmaschinen (siehe Kap.
1.2) zu erwarten ist. In der repräsentativen zweidimensionalen Meridianströmung einer
Turbomaschine ist demnach ein Teil des Impulses und der Energie in den Korrelati-
onstermen (siehe Kap. 2.2) gebunden, die auch als deterministische Spannungenσdet
bezeichnet werden.
Um den Einfluss dreidimensionaler Phänomene auf die zweidimensionale Meridianströ-
mung zu untersuchen, werden im Folgenden stationäre 3D-RANS-Rechnungen hinsicht-
44 3 Korrelationsterme in den 2D-Bilanzgleichungen
lich der deterministischen Spannungen analysiert. Die untersuchten Verdichterkonfigu-
rationen sind eine einstufige Maschine in axialer Bauweise und ein einzelnes Statoren-
gitter. Aufgrund der Kopplung der Koordinatensysteme von Rotor und Stator mit Hil-
fe des Mixing-Plane-Ansatzes im Falle des einstufigen Verdichters gibt es ebenso wie
beim Einzelgitter keine deterministischen Spannungen infolge der Relativbewegungen
der Schaufelreihen zueinanderσrevolution= 0. Da die Teilungssymmetrie der Strömung
durch die Modellierung einer einzelnen repräsentativen Schaufelpassage eine Vorgabe
ist, entfallen die Spannungsterme aus den Variationen der Strömung zwischen den Tei-
lungenσpassage= 0. Die deterministischen Spannungen resultieren folglichnur aus den
Schwankungen der Strömungsgrößen in Umfangsrichtungσpitch.
Die zuvor dargestellten Zusatzterme∑Cr , ∑Cu, ∑Cz und∑Ce in den Bilanzgleichungen
der Meridianströmung enthalten die Informationen über dieUnsymmetrien der Strömung
in Umfangsrichtung und sind aus der 3D-Lösung auf unterschiedliche Weise bestimm-
bar. Eine Möglichkeit ist die Berechnung der Mittelwerte von Produkten der Schwan-
kungsanteile und der Bestimmung der entsprechenden DGL-Terme. Dafür werden Ge-
schwindigkeitsanteile dichtegewichtet und Dichte, Drucksowie Reibungsspannungen
flächengewichtet auf Linien mit konstantem Radius in Umfangsrichtung gemittelt. Nach
Gl. (2.47) und Gl. (2.48) können aus den bekannten lokalen und mittleren Größen die
Schwankungsanteile berechnet werden. Die Produkte von Schwankungsanteilen werden
dann wiederum gemittelt.
g1′′g2
′′ =1
bρ
ϕ2∫
ϕ1
ρ (g1− g1)(g2− g2) dϕ (3.1)
g1′g2
′ =1ρ
ϕ2∫
ϕ1
ρ (g1−g1)(g2−g2) dϕ (3.2)
Eine weitere Möglichkeit ist die Berechnung der Zusatzterme aus dem flächengewichtet
umfangsgemittelten 3D-Strömungfeld. Das dichtegewichtet gemittelte Produkt zweier
3 Korrelationsterme in den 2D-Bilanzgleichungen 45
Schwankungsanteile kann durch eine Umformung von Gl. (2.47) bestimmt werden.
g1′′g2
′′ = g1g2− g1g2 (3.3)
Mit der Definition der Favre-Mittelwerte
gi =ρ gi
ρmit i = 1,2 (3.4)
g1g2 =ρ g1g2
ρ(3.5)
folgt
g1′′g2
′′ =ρ g1g2
ρ−
(ρ g1
ρ·
ρ g2
ρ
)(3.6)
Für die in der 2D-Energiebilanz enthaltenen flächengewichtet gemittelten Korrelations-
terme aus Anteilen der Geschwindigkeiten und Reibungsspannungen folgt aus Gl. (2.48):
g1′g2
′ = g1 g2−g1g2. (3.7)
Aus den Korrelationstermen können dann durch die Bildung entsprechender Ableitungen
die DGL-Terme berechnet werden.
3.1 Lumped Deterministic Source Terms
Die Berechnung der Ableitungen der deterministischen Spannungen kann auch in einer
gebündelten Form als LDST erfolgen. Das Vorgehen ist in Abb.8 schematisch darge-
stellt.
Das Ergebnis des auskonvergierten 3D-Verfahrens ist ein Lösungsvektor~Q3D für jede
Zelle des Rechengebietes. Dieser Vektor wird dann mit dem Postprocessing Werkzeug
CFVIEW™ (2007) gemittelt. Die flächengewichtete Mittelung erfolgt durch die Integra-
tion der Strömungsgrößen entlang von Linien mit konstantemRadius in Umfangsrich-
tung und die Division durch die Kanalbreiteb. Für die Konsistenz der Mittelwerte mit
den Gleichungen des 2D-Verfahrens müssen die Geschwindigkeiten dichtegewichtet ge-
46 3 Korrelationsterme in den 2D-Bilanzgleichungen
3D-Verfahren 2D-Verfahren
Rotationssymmetrie
vorausgesetzt
2D-Bilanzgleichungen
⇒⇒ ~Q3D =
ρwr
wu
wz
p
~Q2D =
ρwr
wu
wz
p
~Q3D =1b
ϕ2∫ϕ1
~Q3D dϕ
f3D
(~Q3D
)= 0 f2D
(~Q2D
)= 0
f2D
(~Q3D
)= ~R
Abb. 8: Berechnung der LDST als Restterme~R
mittelt werden. Nach Gl. (3.4) ergeben sich diese aus der Division der flächengewichteten
Flussdichtenρ wr , ρ wu undρ wz durch die mittlere Dichteρ .
Die Bilanzgleichungen des 2D-Verfahrens sind in der klassischen Form unter der An-
nahme einer rotationssymmetrischen Strömung formuliert.Werden nun die Strömungs-
größen des umfangsgemittelten 3D-Strömungsfeldes in diese Gleichungen eingesetzt,
entstehen in den Bilanzen Restterme~R, die die Unterschiede zwischen 3D- und 2D-
Verfahren beinhalten. Diese LDS-Terme entstehen in den ImpulsgleichungenLDSTr,u,zund der EnergiegleichungLDSTe, nicht aber in der Kontinuitätsgleichung.
~R=
LDSTrLDSTuLDSTzLDSTe
(3.8)
Unter der Voraussetzung, dass im 2D-Verfahren gegenüber dem 3D-Verfahren keine zu-
sätzlichen Modellannahmen getroffen werden, entsprechendie LDST den Zusatztermen−→∑C in den 2D-Gleichungen (Gl. (2.105) bis (2.108)). Die Schaufelkräfte in den 2D-
Gleichungen~Fi (Gl. (2.58)) müssten dafür mit Gl. (2.60) und Gl. (2.61) direkt aus den
gemittelten 3D-Ergebnissen bestimmt werden.
In dem verwendeten 2D-Verfahren resultieren die Schaufelkräfte aus dem in Kap. 2.2.1
3 Korrelationsterme in den 2D-Bilanzgleichungen 47
und Kap. 2.2.2 beschriebenen Gittermodell. Dieser Unterschied zum 3D-Verfahren führt
dann zu einem Beitrag an denLDST, der mit dem Schaufelmodell in Verbindung steht
LDSTF . Zusätzlich entstehen durch die Bildung der Rothalpiehrot aus den gemittelten
primitiven Variablen nach Gl. (2.78) noch zwei zusätzlicheKorrelationsterme in der
Energiebilanz (Gl. (2.108)). Somit gilt für dieLDST:
LDSTrLDSTuLDSTzLDSTe
=
∑Cr +LDSTF,r
∑Cu +LDSTF,u
∑Cz +LDSTF,z
∑Ce −bρ ws∂kdet
∂s−bρ wn
∂kdet
∂n
(3.9)
Bei der Berechnung derLDST wird bedingt durch das 2D-Verfahren zwischen Gitter
und Axialspalt unterschieden. Im Axialspalt verschwindetder Einfluss des Gittermodells
LDSTF = 0:
LDSTrLDSTuLDSTzLDSTe
Axialspalt
=
∑Cr
∑Cu
∑Cz
∑Ce −bρ ws∂kdet
∂s−bρ wn
∂kdet
∂n
(3.10)
Im Gitter wird die Impulsgleichung in Umfangsrichtung in Verbindung mit dem Schau-
felkraftmodell zusammen mit den Impulsgleichungen in radialer und axialer Richtung
gelöst. Daraus folgt, dass hierLDSTu nicht als separate Größe definiert ist, sondern als
zusätzlicher Anteil inLDSTr undLDSTz in Erscheinung tritt:
LDSTrLDSTzLDSTe
Gitter
=
∑Cr +LDSTF,r + r (∑Cu+LDSTF,u)∂ϕ∂ r
∑Cz +LDSTF,z+ r (∑Cu+LDSTF,u)∂ϕ∂z
∑Ce −bρ ws∂kdet
∂s−bρ wn
∂kdet
∂n
(3.11)
Die Verwendung der LDS-Terme als Quellen in einer 2D-Rechnung führt, wie später
gezeigt wird (siehe Kap. 4.1.7 und Kap. 4.2.5) zu einem Meridianströmungsfeld, das in
guter Näherung dem des umfangsgemittelten 3D-Strömungsfeldes entspricht. Eine Ein-
schränkung betrifft die Stromflächengeometrie des 2D-Meridianströmungsfeldes. Au-
48 3 Korrelationsterme in den 2D-Bilanzgleichungen
ßerhalb des Gitters ist die Stromflächengeometrie ein Ergebnis der Impulsgleichungen
und wird entsprechend von den zusätzlichen Quelltermen beeinflusst. Innerhalb des Git-
ters resultiert die Umfangskomponente der Geschwindigkeit wu nicht aus der dazuge-
hörigen Impulsgleichung, sondern aus Gl. (2.91) unter Berücksichtigung der durch die
Winkel βr undβz vorgegebenen Stromflächengeometrie und der Geschwindigkeitskom-
ponenten in der Meridianebenewr undwz.
Um innerhalb der Gitter eine Umfangskomponente der Strömungsgeschwindigkeitwu
zu erhalten, die der der 3D-Rechung entspricht, muss die 3D-Gittergeometrie vorgege-
ben werden. Mit der Annahme, dass die Schaufeln der axialen Gitter keine Neigung in
Umfangsrichtung aufweisen (βr = 0), folgt für den Winkelβz:
tan(βz) =wu
wz(3.12)
Da dieLDST sowohl Quellen als auch Senken in den Bilanzgleichungen sein können,
ist mit ihrer Hilfe die Abbildung von Strömungsverlusten möglich. Um den Einfluss der
Gitterverluste auf dieLDST von dem der Korrelationsterme zu separieren, werden die
Verluste über einen Totaldruckbeiwertωpt vorgeschrieben. Die Bildung dieses Verlust-
beiwertes ist durch
ωpt =pt,rel,2,s− pt,rel,2
pt,rel,1− p1(3.13)
mit
pt,rel,2,s= p2 ·
(Tt,rel,2
T2,s
)cp
R (3.14)
und
T2,s= Tt,1 ·
(p2
pt,1
) Rcp (3.15)
definiert und gilt sowohl für Lauf- als auch für Leiträder. Darin ist pt,rel,2,s der relative
Totaldruck am Gitteraustritt, der sich bei einer isentropen Zustandsänderung innerhalb
des Gitters einstellen würde. Dieser Totaldruckverlustbeiwert wird im 2D-Gittermodell
3 Korrelationsterme in den 2D-Bilanzgleichungen 49
für die Bestimmung der viskosen Schaufelkraft (siehe Kap. 2.2.2) verwendet und mit
einem linearen Ansatz entlang der meridionalen Netzlinienauf der Schaufel verteilt.
Zur Berechnung des Totaldruckverlustbeiwertesωpt (Gl. (3.13)) werden die dichtege-
wichtet umfangsgemittelten Strömungsgrößen der 3D-Ergebnisse an den Knoten der
Netzlinien in meridionaler Richtung am Ein- und Austritt des Gitters bestimmt. Diese
Vorgehensweise unterscheidet sich von der klassischer Verlustkorrelationen, die Verlus-
te entlang von Stromfäden beschreiben.
3.2 Schaufelblockage
Die Breite des Strömungskanalsb wird ebenfalls aus den 3D-Daten extrahiert und in der
2D-Rechnung vorgegeben und mit der Anzahl der Teilungen multipliziert um den der
realen Maschine entsprechenden Massenstrom zu erhalten. Nur unter Berücksichtigung
der Schaufelblockage erfüllt das gemittelte 3D-Strömungsfeld die 2D-Kontinuitätsglei-
chung. Ohne diese entstünden in allen Bilanzgleichungen einschließlich der Massenbi-
lanz zusätzlicheLDS-Terme.
3.3 Massenstromgewichtete Mittelwerte
Die Verwendung von Strömungsgrößen aus der massenstromgewichtet gemittelten 3D-
Strömung zur Berechnung derLDST führt sowohl in den Gleichungen für Energie und
Impuls als auch in der Kontinuitätsgleichung zu zusätzlichenLDST-Anteilen. Im Folgen-
den wird dies anhand der Massenstrombilanz für eine durchströmte Fläche exemplarisch
gezeigt.
Die Bestimmung des Massenstroms ˙m durch die Integration der Flussdichteρ wz über
eine zur z-Achse normalen FlächeA= A(ϕ, r) ist durch folgenden Ausdruck gegeben:
m=
r2∫
r1
ϕ2∫
ϕ1
ρ czr dϕ dr (3.16)
50 3 Korrelationsterme in den 2D-Bilanzgleichungen
Die dichtegewichtete Integration in Umfangsrichtung zwischen(ϕ2−ϕ1) = b liefert mit
dem Mittelwertsatz:
m=
r2∫
r1
bρ czr dr (3.17)
Die aus physikalischer Sicht sinnvolle massenstromgewichtete Mittelung in Umfangs-
richtung führt im Bezug auf den Massenstrom zu Inkonsistenzen mit dem 2D-Verfah-
ren. Die massenstromgewichtet umfangsgemittelte Geschwindigkeitskomponente in z-
Richtungcz ist definiert durch
cz=1
ϕ2∫
ϕ1
ρ cz dϕ
ϕ2∫
ϕ1
czρ cz dϕ =bρ czcz
bρ cz= cz+
cz′′cz
′′
cz. (3.18)
Entsprechend gilt für den Massenstrom
m=
r2∫
r1
bρ
cz−
cz′′cz
′′
cz
r dr. (3.19)
Aus Gl. (3.19) folgt, dass die Verwendung der massenstromgewichtet gemittelten Strö-
mungsgeschwindigkeit in der Kontinuitätsgleichung unterBerücksichtigung des Korre-
lationsterms zu einem Ausdruck führt, der mit Gl. 3.17 konsistent ist. Eine entsprechende
Betrachtung der Gleichungen für Impuls und Energie führt ebenfalls zu neuen Zusatzter-
men (HIRSCH UND DRING, 1987). In dem hier verwendeten 2D-Verfahren werden keine
LDST in der Kontinuitätsgleichung berücksichtigt. Daher beschränken sich die Untersu-
chungen auf die Verwendung von dichtegewichtet gemittelten Strömungsgrößen.
4 Verdichterkonfigurationen 51
4 Verdichterkonfigurationen
In diesem Kapitel werden die beiden untersuchten Verdichterkonfigurationen vorgestellt.
Im Anschluss an die Beschreibung der konstruktiven Merkmale folgt ein Vergleich zwi-
schen Messergebnissen und den stationären 3D-RANS-Rechnungen, die als Grundla-
ge für die weiteren Untersuchungen hinsichtlich der deterministischen Spannungen die-
nen. Die erste Konfiguration ist ein einzelner Axialverdichterstator, der als Messgitter im
Ringgitterwindkanal des Fachgebiets Strömungsmaschinender Universität Kassel dient
(LAWERENZ UND WEIDENFELLER, 2004). Die zweite Konfiguration ist ein einstufi-
ger Axialverdichter mit Vorleitrad und CDA-Beschaufelung, der detailliert am Institut
für Strahltriebwerke und Turboarbeitsmaschinen der RWTH Aachen untersucht wurde
(SCHULTE, 1994).
4.1 Ringgitterwindkanal Kassel
Den Aufbau des Versuchsträgers zeigt Abb. 9. Das ringförmigaufgebaute Messgitter ist
Drallerzeuger
BeschleunigungsgitterKlappe
Messgitter
Abb. 9: Ringgitterwindkanal der Universität Kassel
am Gehäuse befestigt. Es besteht aus 17 prismatischen Schaufeln mit einer Metallum-
52 4 Verdichterkonfigurationen
lenkung von 22◦und einem Nabenspalt von 0,4 mm.
Um die Zuströmbedingungen einzustellen, die einen Betriebdes Messgitters als Verzö-
gerungsgitter ermöglichen, ist diesem eine Drallerzeugereinheit vorgeschaltet, die aus
einem Beschleunigungsgitter und einer variablen Klappe besteht. Zwischen dem Dral-
lerzeuger und dem Messgitter befindet sich ein Ringraum von 580 mm Länge ohne Ein-
bauten. Diese Beruhigungsstrecke soll die Ausmischung derNachlaufdellen gewährleis-
ten, um eine möglichst rotationssymmetrische Zuströmung zum Messgitter zu erreichen.
Im Rahmen experimenteller Arbeiten wurde die Beschaufelung im Ringgitterwindka-
nal der Universität Kassel eingehend vermessen (LAWERENZ UND WEIDENFELLER,
2004). Eine Abschätzung der Fehler für die verwendeten Ergebnisse der Fünf-Loch-
Sondenmessungen findet sich in WEIDENFELLER UND LAWERENZ (2004). Die dort
angegebenen maximalen Abweichungen sind 0,7◦ bei den Strömungswinkeln und 0,007
bei der Mach-Zahl.
Im gewählten Betriebspunkt beträgt die Mach-Zahl der Zuströmung im Mittelschnitt
Ma = 0,34 bei einer Reynolds-Zahl vonRe= 3,4 · 105. Die Anströmung der Schaufel
ist bei einem Strömungswinkel in Umfangsrichtung gegenüber der Maschinenachse von
α = −43◦ im Mittelschnitt nahezu inzidenzfrei. Die radiale Verteilung der Fehlanströ-
mung reicht voni = 2,8◦ im Bereich der Nabe bisi = −2,4◦ im Bereich des Gehäuses.
Damit wird das Gitter im Bereich der Nabe stärker belastet und im Bereich des Gehäuses
entlastet.
z [mm]
r[m
m]
110
165
0 45,6
1 2
Abb. 10: Messebenen am Verdichtergitter
In Abb. 10 ist der Meridianschnitt des Rechenraumes mit den zwei Auswertungsebenen
dargestellt. Bezogen auf die axiale Länge des Gitters befinden sich die Messebenen bei
4 Verdichterkonfigurationen 53
einer relativen Position von 43% vor bzw. 132% stromab der Vorderkante.
4.1.1 3D-Rechnung
Entsprechend der Low-Reynolds-Formulierung des Turbulenzmodells (siehe Kap. 2.1.4)
ist der dimensionslose Wandabstandy+ so gewählt, dass der erste Netzknoten innerhalb
der viskosen Unterschicht liegt. Dery+-Wert ist maximal 2,18 an der Schaufelvorder-
kante und minimal 0,01 im Bereich der Strömungsablösung.
minimale „Orthogonalität“ 32,5◦
durchschnittliche „Orthogonalität“ 79,8◦
maximales „Seitenverhältnis“ 3191,7durchschnittliches „Seitenverhältnis“ 526,4maximale „Expansionsrate“ 2,2durchschnittliche „Expansionsrate“ 1,4
Tab. 5: geometrische Qualitätsmerkmale des Netzes
Das Rechengebiet ist mit insgesamt 7 Blöcken und 3 MillionenKnoten diskretisiert. Die
geometrischen Qualitätsmerkmale des Rechennetzes sind inTab. 5 zusammengefasst.
In Abb. 11 sind die Blockstruktur und das Rechennetz um die Verdichterschaufel dar-
gestellt. Die Blöcke eins bis vier sind H-Netze und Block fünf ist ein O-Netz, das die
Schaufel umfängt.
54 4 Verdichterkonfigurationen
2
1
3 5 4
Abb. 11: 3D-Rechennetz mit Blockstruktur
Das Rechennetz im Radialspalt der Schaufel ist in die Blöcke6 und 7 in Abb. 12 un-
terteilt. Die Randbedingungen am Eintritt sind aus den Messergebnissen gewonnene ra-
7
6
Abb. 12: 3D-Rechennetz mit Blockstruktur im Radialspalt
diale Verteilungen des Totaldruckes, der Totaltemperaturund der Strömungswinkel. Die
Austrittsrandbedingung ist ein vorgegebener mittlerer statischer Druck, dessen radiale
Verteilung Ergebnis der Rechnung ist.
4 Verdichterkonfigurationen 55
-1
-2
-3
-4
-5
-60
0
500 1000 1500 2000 2500
log 1
0(R
es)[−
]
Iteration[−]
Abb. 13: Konvergenzverlauf der 3D-Rechnung
In Abb. 13 ist der Verlauf des Residuums dargestellt. Diesesberechnet sich aus dem
quadratischen Mittel der Summe der Flüsse aller Zellen bezogen auf deren Volumen.
Res=
√1n
n
∑i=1
(∑Flüsse
Zellvolumen
)2
i(4.1)
Die Abweichungen der Flussbilanzen in den Zellen werden demnach stärker gewichtet,
wenn ihr Volumen relativ klein ist. Dies hebt die numerischeund physikalische Bedeu-
tung der Strömungsvorgänge in den Grenzschichten einer Strömungsmaschine hervor,
die durch Zellen mit sehr kleinen Volumina diskretisiert sind. Das aktuelle Residuum
wird zudem auf das Residuum der ersten Iteration bezogen undist somit von der Güte
der Startlösung abhängig.
Der Verlauf des Residuums zeigt die charakteristische Initialisierung der Rechnung, um
eine gute Startlösung auf dem eigentlichen Rechennetz zu erhalten. In den Iterationen
von 1 bis 1000 und von 1001 bis 1242 wird das Strömungsproblemauf den gröberen
56 4 Verdichterkonfigurationen
Unternetzen des Mehrgitterverfahrens gelöst. Die Ergebnisse dienen dann jeweils als
Startlösung für das nächstfeinere Netz. Zum Ende der Rechnung hin zeigt sich ein stabi-
les, nicht oszillierendes Konvergenzverhalten.
4,2
4,25
4,3
4,35
4,4
4,45
4,5
4,55
4,6
4,65
0 500 1000 1500 2000 2500
inout
m[k
g/s]
Iteration[−]
Abb. 14: Massenstromverlauf 3D-Rechnung
Ein weiteres wichtiges Kriterium zur Beurteilung der Konvergenz ist der Verlauf des
Massenstroms an Ein- und Austritt des Rechenraumes (Abb. 14). Der dargestellte Verlauf
zeigt am Ende der Rechnung keine Oszillationen und Massenstromdefekte. Somit liegt
eine stationäre approximative Lösung des Strömungsproblems vor.
4.1.2 Vergleich von Messung und Rechnung
In Tab. 6 sind die Massenströme ˙mund Totaldruckbeiwertecpt aus Simulation und Mes-
sung dargestellt. Der Totaldruckbeiwert wird nach folgender Definition gebildet:
cpt =pt,2− p2
pt,1− p2. (4.2)
4 Verdichterkonfigurationen 57
Aus den Messergebnissen ist in beiden Auswertungsebenen ein Massenstrom berechnet
Verfahren Massenstrom Totaldruckbeiwert
MessungMessebene 1: 4,31 kg/s
0,885Messebene 2: 4,54 kg/s
3D-Simulation 4,39 kg/s 0,899
Tab. 6: globale Ergebnisse
worden. Die Ursachen für deren Abweichungen sind die nicht vermessenen Grenzschich-
ten und die starken Gradienten des Strömungsfeldes stromabdes Gitters aufgrund eines
weiträumigen Totwassergebietes. Die relative Abweichungdes Totaldruckbeiwertes der
3D-Rechnung von dem der Messung liegt unter 2%.
Abb. 15: Stromlinien auf der Saugseite
Eine Auffälligkeit bei der Analyse der 3D-Navier-Stokes-Rechnung ist ein ausgepräg-
tes Totwassergebiet auf der Saugseite im Bereich der Nabe. Axial beginnt es bei etwa
50% der Sehnenlänge. Radial erstreckt es sich bis etwa 30% der Spannweite. In Abb. 15
wird dies anhand der starken Verdrängung der Stromlinien von der Nabengrenzschicht in
Richtung Kanalmitte deutlich. Die Färbung der Stromlinienentspricht dem lokalen Be-
trag der Strömungsgeschwindigkeit, wobei blau für niedrige und rot für hohe Werte steht.
Ebenfalls durch Sekundärströmungen wird Fluid aus der Gehäusegrenzschicht in die der
58 4 Verdichterkonfigurationen
Schaufelsaugseite transportiert und führt dort zu einer Verschiebung der Stromlinien in
Richtung der Kanalmitte.
Die Analyse des Strömungsfeldes in Kanalmitte gibt keinen Hinweis auf eine Überlas-
tung der Grenzschicht im Bereich der Nabe. So bleibt die Diffusionszahl nach LIEBLEIN
(1965)
DF = 1−c2
c1+
∆cu
2lt
c1 (4.3)
im Mittelschnitt DF = 0,28 deutlich unter dem kritischen Wert von 0,6. Eine weitere
Möglichkeit zur Vorhersage einer Eckenablösung im Bereichder Nabe bietet ein von
LEI ET AL . (2008) vorgestellter Diffusionsparameter.
D =tl
{1−
[cos(i + γ +θ/2)
cos(γ −θ/2)
]2}
(i +θ +∆β ) (4.4)
Darin istγ der Staffelungswinkel,θ ist die Metallumlenkung und∆β die Scherung der
Nabengrenzschicht durch den Wechsel von rotierenden und stehenden Bauteilen. Ab ei-
nem kritischen Wert vonDkrit = 0,4±0,05 ist von einer Eckenablösung im Bereich der
Nabe auszugehen. Aus den Strömungsgrößen im Mittelschnittder 3D-Simulation ergibt
sich ein Wert vonD = 0,12, was nicht auf eine kritische Belastung der Profilumströ-
mung schließen lässt. Allerdings wurde der Diffusionsparameter von LEI ET AL . (2008)
für axiale Lauf- und Leiträder mit Deckband entwickelt. Beidem vorliegenden Verzöge-
rungsgitter handelt es sich aber um einen Stator mit Nabenspalt.
Einen großen Einfluss auf die Entstehung der Strömungsablösung hat der starke radiale
Gradient des massenstromgewichtet umfangsgemittelten Totaldruckes der 3D-Rechnung
in der Zuströmung. Dieser ist in Abb. 16 deutlich zwischen der Nabe und etwa 44%
Kanalhöhe erkennbar. Ursächlich hierfür sind erhöhte Strömungsverluste im stromauf
liegenden Drallerzeuger. Die Stabilitätskriterien von LIEBLEIN (1965) und LEI ET AL .
(2008) berücksichtigen dies nicht.
4 Verdichterkonfigurationen 59
0
0,2
0,4
0,6
0,8
0,97 0,98 0,99 1
1
1,01 1,02 1,03 1,04 1,05
h rel[−
]
pt [bar]
Abb. 16: Totaldruck in der Messebene 1
Die Auswirkungen des Totwassergebietes zeigen sich auch inder Verteilung des Total-
druckes in der Messebene zwei (Abb. 17). Die Zone niedrigen Totaldruckes erstreckt
sich von der Saugseite nahe der Nabe fast über den gesamten Umfang. Die Position der
Schaufelhinterkante sowie die zugehörige Druck- und Saugseite sind in der Abbildung
markiert. Da die Strömung nach dem Verdichtergitter noch immer drallbehaftet ist, ist
die Nachlaufdelle an der Auswertungsebene bereits weiter in Umfangsrichtung gewan-
dert. Der Schaufelnachlauf weist in Gehäusenähe ebenfallseine Ausweitung und einen
verringerten Totaldruck auf. Dieses Phänomen ist auf Sekundärströmungen in der Ge-
häusegrenzschicht zurückzuführen, die im Folgenden dargestellt werden.
In der Messebene 2 sind Komponenten der Sekundärgeschwindigkeit mit dem in LAWE-
RENZ UND WEIDENFELLER (2004) beschriebenen Verfahren berechnet. Dafür werden
60 4 Verdichterkonfigurationen
r
r ϕ
DS SS pt [bar]
0,960,970,980,9911,011,02
1,031,041,051,06
Abb. 17: Totaldruck in der Messebene 2
die Sekundärgeschwindigkeitskomponenten wie folgt definiert:
cu,sec(r,ϕ) = cu(r,ϕ)−cz(r,ϕ) tan(α(r)) (4.5)
cr,sec(r,ϕ) = cr(r,ϕ)−cz(r,ϕ) tan(γ(r)) (4.6)
Die Winkel α(r) und γ(r) sind die Strömungswinkel der Hauptströmung, die aus mas-
senstromgewichtet in Umfangsrichtung gemittelten Strömungsgrößen berechnet werden.
α(r) = arctancu(r)
cz(r)(4.7)
γ(r) = arctancr(r)
cz(r)(4.8)
Abbildung 18 zeigt die Vektoren der Sekundärströmung in derAbströmung des Verdich-
tergitters in Messebene 2. Die Struktur des unteren Kanalwirbels tritt deutlich hervor. In
Umfangsrichtung ist dieser jedoch vom Totwassergebiet begrenzt und erstreckt sich so
nur über etwa 40% der Teilung. Auch im Totwassergebiet zeigen sich starke sekundäre
4 Verdichterkonfigurationen 61
Wirbelstrukturen, die mit der Spaltströmung wechselwirken. Der obere Kanalwirbel ist
in der Mitte der Teilung nahe dem Gehäuse sichtbar. Die radiale Erstreckung ist aber
auf etwa 10% der Kanalhöhe begrenzt. Zwischen Gehäuse und Saugseite zeichnet sich
ein Eckenwirbel als Sekundärströmungsphänomen ab, der zu der kleinen Zone niedrigen
Totaldruckes im Bereich des Gehäuses führt (Abb. 17).
r
r ϕ
DS SS
unterer Kanalwirbel
oberer Kanalwirbel
Eckenwirbel
20m/s
Abb. 18: Sekundärströmungen in der Messebene 2
Im Folgenden sind radiale Verteilungen von Strömungsgrößen in der Messebene 2 darge-
stellt. Da die Ergebnisse der experimentellen Untersuchungen in Form von massenstrom-
62 4 Verdichterkonfigurationen
gewichtet in Umfangsrichtung gemittelten Strömungsgrößen vorliegen, wurden aus den
Ergebnissen der 3D-Simulation ebenfalls massenstromgewichtete Mittelwerte berech-
net.
0,4
0,6
0,8
1
00
0,05 0,1 0,15 0,2
0,2
0,25 0,3 0,35
Messung3D umfangsgemittelt
h rel[−
]
Ma [−]
Abb. 19: Mach-Zahl in der Messebene 2
Eine Gegenüberstellung der Verteilungen der Mach-Zahlen über der relativen Schau-
felhöhe ist in Abb. 19 dargestellt. Die Daten der Messung (rote Punkte) weisen einen
starken Einbruch zwischen der Nabe und 50% Kanalhöhe auf. Dies ist eine Folge der
Strömungsablösung an der Saugseite der Beschaufelung. Die3D-Simulation (grüne Li-
nie) zeigt eine gute Übereinstimmung mit diesen Ergebnissen.
Der Vergleich der Strömungswinkel (Abb. 20) aus Messung und3D-Rechnung zeigt ähn-
liche Verläufe. Das Totwassergebiet auf der Saugseite der Beschaufelung führt zu einer
Abdrängung der Hauptströmung innerhalb der Teilung in Richtung der Druckseite, was
eine starke Minderumlenkung zwischen 10% und 60% Kanalhöhe, verglichen mit dem
Winkel der Auslegung von 21◦, zur Folge hat. Die Randzonen von Nabe und Gehäuse
zeichnen sich aufgrund der Sekundärströmungen durch eine deutliche Mehrumlenkung
aus.
4 Verdichterkonfigurationen 63
0,2
0,4
0,6
0,8
1
00
-5-10-15-20-25-30
Messung3D umfangsgemittelt
h rel[−
]
α [◦]
cu
czα
Abb. 20: Strömungswinkel in der Messebene 2
0
0,2
0,4
0,6
0,8
0,97 0,98 0,99 1
1
1,01 1,02 1,03 1,04 1,05
Messung3D umfangsgemittelt
h rel[−
]
pt [bar]
Abb. 21: Totaldruck in der Messebene 2
64 4 Verdichterkonfigurationen
Diese stärkere Krümmung der Stromlinien, die zu einer Bewegung des Fluides von der
Druck- zur Saugseite führt, ist eine Folge der reduzierten Geschwindigkeit in der Grenz-
schicht in Verbindung mit einem Druckfeld, das der Grenzschicht aus der Kernströmung
heraus aufgeprägt wird.
Der Totaldruck (Abb. 21) zeigt insgesamt eine gute Übereinstimmung zwischen Mes-
sung und 3D-Simulation. Nur nahe der Nabe zwischen 0% und 30%Kanalhöhe fällt die
Reduktion des Totaldruckes und somit der Strömungsverlustinfolge der Grenzschicht-
ablösung in der Simulation geringer aus als in den experimentellen Untersuchungen.
4.1.3 Dichte- und massenstromgewichtete Mittelwerte
Der Vergleich der Mach-Zahlen (Abb. 22) in der Messebene 2 soll die Unterschiede zwi-
schen den Ergebnissen einer dichte- und einer massenstromgewichteten Umfangsmitte-
lung verdeutlichen. Von 0,4 bis 1,0 relativer Kanalhöhe sind die Unterschiede durch die
Gewichtung bei der Mittelwertbildung gering. Im Totwassergebiet zeigen sich jedoch
gravierende Unterschiede. Dieser Bereich spielt aufgrundder reduzierten axialen Strö-
mungsgeschwindigkeit bei der Bildung des massenstromgewichteten Mittelwertes nur
eine geringe Rolle. Bei der Verwendung einer Dichtegewichtung hat das Totwasserge-
biet deutlich mehr Einfluss auf den Mittelwert, was im Mittelzu deutlich geringeren
Mach-Zahlen führt.
4 Verdichterkonfigurationen 65replacements
0,4
0,6
0,8
1
00
0,05 0,1 0,15 0,2
0,2
0,25 0,3 0,35
Messung3D massenstromgewichtet
3D dichtegewichtet
Ma [−]
h rel[−
]
Abb. 22: Vergleich der Mach-Zahlen aus der Messung und den dichte- und massenstrom-gewichtet gemittelten 3D-Ergebnissen
4.1.4 2D-Rechnung
Für die Berechnung derLDS-Terme mit Hilfe der 2D-Differenzialgleichungen (Kap. 3.1)
wird das umfangsgemittelte 3D-Strömungsfeld auf das Rechennetz des 2D-Verfahrens
interpoliert. Dies erfolgt mittels eines bilinearen Ansatzes. Das 2D-Rechennetz (Abb.
23) umfasst 100 Knoten in axialer (z) und 49 Knoten in radialer (r) Richtung. Zur Nabe
und zum Gehäuse hin sind die Netzknoten verdichtet, so dass die Gradienten des Strö-
mungsfeldes in den Grenzschichten hinreichend genau aufgelöst sind. Die Ausdehnun-
gen des 2D-Rechennetzes in r- und z-Richtung entsprechen denen des 3D-Netzes. Die
axiale Länge wurde dabei so gewählt, dass eine Ausmischung des Schaufelnachlaufes in
der 3D-Rechnung bis zum Austritt des Rechengebietes erfolgen kann.
Die y+-Werte an Nabe und Gehäuse sind minimal 21 und maximal 38. Somit befin-
det sich der erste Netzknoten innerhalb des logarithmischen Bereichs der Grenzschicht.
In Abb. 24 ist die Verteilung des 3D-Totaldruckverlustes, der nach Gl. (3.13) aus den
66 4 Verdichterkonfigurationen
Eintritt AustrittMessgitter
r
z
Abb. 23: 2D-Rechennetz
dichtegewichtet in Umfangsrichtung gemittelten 3D-Ergebnissen berechnet ist und als
Vorgabe im 2D-Gittermodell dient, über der relativen Kanalhöhe aufgetragen. Neben der
starken Reduktion des Totaldruckes in der unteren Kanalhälfte, die auf den Einfluss des
Totwassergebietes zurückzuführen ist, zeichnen sich die Randzonen an Nabe und Ge-
häuse durch negative Totaldruckverlustbeiwerte aus. Die Ursache für die Zunahme des
Totaldruckes ist der Eintrag von Energie aus der Kernströmung.
0,1
0,3
0,5
0,7
0,8
0,9
1
-1 -0,8 -0,6 -0,4 -0,2 00
0,6
0,6
0,4
0,4
0,2
0,2
ωpt [−]
h rel[−
]
Abb. 24: Vorgabe der Totaldruckverluste aus dem 3D-Strömungsfeld im 2D-Gittermodell
4 Verdichterkonfigurationen 67
4.1.5 Deterministische Spannungen
Im Folgenden sind die deterministischen Spannungenρ cr′′cr
′′, ρ cu′′cu
′′ und ρ cz′′cz
′′
dargestellt, die nach Gl. (3.6) aus der flächengewichtet umfangsgemittelten 3D-Lösung
bestimmt wurden. Zur besseren Vergleichbarkeit sind die Werte mit einem Referenzwert
ρ re f c2re f normiert. Die Dichteρ re f und der Betrag der Strömungsgeschwindigkeitcre f
sind am Eintritt des Rechengebietes in 50% Spannweite der umfangsgemittelten 3D-
RANS-Lösung entnommen. Auf der Ordinate ist die relative Kanalhöhe und auf der
Abszisse die relative axiale Position – bezogen auf die SchaufelvorderkantezVK und die
axiale Sehnenlänge der Schaufellz – aufgetragen.
Die axialen Schwankungsanteileρ cz′′cz
′′ sind in Abb. 25 dargestellt. Der Bereich des
Gitterein- und Austritts zeigt eine leichte Erhöhung des Spannungsterms, die auf die
plötzliche Verengung bzw. Erweiterung des Kanalquerschnitts zurückzuführen ist. Die
hohen Axialgeschwindigkeiten auf der Saugseite der Schaufel bis etwa 50% Sehnenlän-
ge führen ebenfalls zu einer erkennbaren Erhöhung des Spannungsterms. Das Totwasser-
gebiet in der Nähe der Nabe ist, durch die großflächige Blockage des Strömungskanals,
die Hauptursache für die unsymmetrische Verteilung der Axialgeschwindigkeit in Um-
fangsrichtung. Die Wirkung des Totwassergebietes zeigt sich in Stromabrichtung hinter
der Schaufel bis 1,5 relativer axialer Länge und klingt danndeutlich ab.
Der Spannungsterm aus den radialen Schwankungsanteilenρ cr′′cr
′′ (Abb. 26) erreicht
bei 50% relativer axialer Länge nahe der Nabe die maximalen Werte. Das Totwasserge-
biet führt dort zu einer Verschiebung der Hauptströmung zumGehäuse hin und somit
zu großen lokalen Abweichungen der radialen Geschwindigkeit von ihrem Mittelwert in
Umfangsrichtung. Die Sekundärströmungen im Nachlauf des Gitters haben ebenfalls lo-
kale Änderungen der Radialgeschwindigkeit zur Folge, sodass dieser Spannungsterm erst
bei etwa 2,5 axialer Position nahezu verschwunden ist. Die dritte hier untersuchte Korre-
lation resultiert aus den Schwankungsanteilen der Geschwindigkeit in Umfangsrichtung
ρ cu′′cu
′′ (Abb. 27). Die Beschleunigung des Fluides in Umfangsrichtung im Bereich der
Vorderkante verursacht dort eine deutliche Erhöhung des Korrelationsterms. Im weiteren
Verlauf der Umströmung der Schaufel gleicht sich dieser lokale Effekt schnell aus. Durch
die Überlagerung der Strömungen von Saug- und Druckseite entsteht an der Hinterkan-
te ebenfalls eine leichte Erhöhung des Spannungsterms. Diemaximalen Werte liegen
68 4 Verdichterkonfigurationen
−0,5 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 40
1
0,20
0,40,60,8
0,120,10,080,060,040,02
ρ cz′′cz
′′/(ρ re f c2re f) [−]
(z−zVK)lz
[−]
h rel[−
]
Abb. 25: Korrelation der Axialgeschwindigkeitsschwankungen
−0,5 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4
0,0160,0140,0120,010,0080,0060,0040,0020
1
0,20
0,40,60,8
ρ cr′′cr
′′/(ρ re f c2re f) [−]
(z−zVK)lz
[−]
h rel[−
]
Abb. 26: Korrelation der Radialgeschwindigkeitsschwankungen
bei etwa 7% des Referenzwertes im Bereich des Nabenspaltes.Dies resultiert aus der
Durchströmung des Radialspaltes mit einer lokal begrenzten hohen Umfangsgeschwin-
digkeit. Das Totwassergebiet verursacht durch die Blockage des Strömungskanals eine
Abdrängung der Hauptströmung. Diese bedingt neben der zuvor gezeigten lokalen Erhö-
hung der radialen Geschwindigkeitskomponente auch eine Erhöhung der Umfangskom-
ponente. Insbesondere nahe der Hinterkante zeigen die hohen Spannungen eine starke
sekundäre Strömungskomponente in Umfangsrichtung. DerenUrsache ist das Einströ-
men von Fluid aus der Hauptströmung in den Bereich stromab des Totwassergebietes.
Der Korrelationsterm in Umfangsrichtung klingt bis etwa 3 Schaufellängen stromab der
Schaufelhinterkante weitgehend ab.
4 Verdichterkonfigurationen 69
−0,5 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 40
0,070,060,050,040,030,020,01
1
0,20
0,40,60,8
ρ cu′′cu
′′/(ρre f c2re f ) [−]
(z−zVK)lz
[−]
h rel[−
]
Abb. 27: Korrelation der Geschwindigkeitsschwankungen inUmfangsrichtung
4.1.6 LDST
Die LDST sind die Summen der räumlichen Ableitungen deterministischer Spannungen.
Somit zeigen deren Werte Veränderungen der Unsymmetrien inUmfangsrichtung. Die
LDST der Impulsbilanzen sind mitρre f · cre f2/l und die der Energiebilanz mitcp,re f ·
Tt,re f/l normiert. Die Referenzwerte sind am Eintritt in das numerische Rechengebiet in
Kanalmitte ermittelt worden;l ist die Sehnenlänge der Schaufel.
In Abb. 28 ist derLDSTr der radialen Impulsgleichung dargestellt. Im oberen Teil der
Grafik sind zusätzlich drei Stromlinien dargestellt, die vor dem Gitter etwa in 10%, 50%
und 90% relativer Kanalhöhe beginnen. Die Abdrängung der Stromlinien im Schaufel-
kanal von der Nabe zum Gehäuse hin, verursacht durch das Totwassergebiet, ist deut-
lich erkennbar. Im unteren Teil der Grafik ist der Quellterm über dem Verlauf der drei
Stromlinien aufgetragen. Die Strömung stromauf der Schaufelvorderkante ist aufgrund
der Randbedingungen rotationssymmetrisch und dementsprechend ist der Quellterm na-
hezu Null. Die Umströmung der Profilvorderkante führt zu einem sprunghaften Anstieg
des Quellterms aufgrund starker lokaler Beschleunigungendes Fluides, insbesondere na-
he der Nabe. Die Hinterkante hat im Vergleich dazu einen geringeren Einfluss auf den
LDSTr . Die Berandung des Totwassergebiets zeichnet sich deutlich durch eine Region
mit hohen positivemLDSTr in der unteren Hälfte der Schaufelpassage ab. Die Änderung
der radialen Geschwindigkeitskomponente ist in diesem Bereich entsprechend groß. In-
nerhalb des Rückströmgebietes sind mehrere kleinere Quellen und Senken sichtbar, die
durch starke sekundäre Strömungen in diesem Bereich verursacht werden.
70 4 Verdichterkonfigurationen
Eine separate Impulsgleichung in Umfangsrichtung wird nurin den Axialspalten ausge-
wertet und innerhalb des Schaufelkanals durch das Gittermodell ersetzt. Der Quellterm
LDSTu (Abb. 29) ist daher im Gitter nicht definiert (siehe Kap. 3.1), aber auch außer-
halb der Beschaufelung weist er betragsmäßig kleine Werte auf. Auf der Stromlinie nahe
der Nabe hat der Quellterm bereits vor dem Einflussbereich des Gitters positive Werte.
Da die Strömung hier rotationssymmetrisch ist, sind die Ursachen dafür eher gering-
fügige Unterschiede in der Entwicklung der 3D- und 2D-Grenzschichten. Im Bereich
der Vorderkante zeigt sich eine potenzialtheoretische Stromaufwirkung, die einen An-
stieg des Quellterms verursacht. Stromab der Schaufelhinterkante zeigt sich eine starke
Quelle bei etwa 40% Kanalhöhe und eine Senke nahe der Nabe. Die Ausgleichsprozesse
in Verbindung mit Sekundärströmungen im Nachlauf des Totwassergebietes sind dafür
die Ursache. Bis zum Ende des dargestellten Strömungskanals stellt sich der Zustand
der Rotationssymmetrie bei der Verteilung der Umfangskomponente der Strömungsge-
schwindigkeit nicht wieder ein.
4 Verdichterkonfigurationen 71
0,80,60,40,2
0
1
−0,5 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4
0
0,150,10,05
−0,05−0,1
h rel[−
]
(z−zVK)lz
[−]
LDSTr/
(ρ re f ·c
2re f
l
)[−]
-0,5 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4-0,06
-0,04
-0,02
0
0
0,06
0,04
0,02
0,08
0,1
0,1210%50%90%
(z−zVK)lz
[−]
LD
ST r/
(ρ r
ef·
c2 ref
l
)[−
]
Abb. 28: LDST der radialen Impulsgleichung
72 4 Verdichterkonfigurationen
0,80,60,40,2
0
1
−0,5 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4
0
0,0150,010,005
−0,005−0,01−0,015
h rel[−
]
(z−zVK)lz
[−]
LDSTu/
(ρ re f ·c
2re f
l
)[−]
-0,5 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4-0,01
-0,008
-0,006
-0,004
-0,002
0
0
0,008
0,006
0,004
0,002
10%50%90%
(z−zVK)lz
[−]
LD
ST u/
(ρ r
ef·
c2 ref
l
)[−
]
Abb. 29: LDST der Impulsgleichung in Umfangsrichtung
4 Verdichterkonfigurationen 73
Die LDSTz der axialen Impulsgleichung sind in Abb. 30 dargestellt. Die weitgehend po-
tenzialtheoretische Stromaufwirkung der Beschaufelung führt zu negativenLDSTz bis
hin zur Schaufelvorderkante. Die erhöhten Werte des Quellterms an Vorder- und Hinter-
kante sind eine Folge der Blockage des Strömungsquerschnittes durch das Schaufelvo-
lumen. Innerhalb des Gitters ist die Blockage infolge des Totwassergebiets die Ursache
von weiten Gebieten stark negativer und positiver Werte desQuellterms, die sich etwa
über 75% axialer Sehnenlänge und bis 40% Kanalhöhe erstrecken. Die 10%-Stromlinie,
die dieses Gebiet durchquert, zeigt dementsprechend starke Schwankungen derLDSTz-
Werte. An der Schaufelhinterkante zeigt sich das abrupte Ende eines Strömungsphäno-
mens mit stark negativenLDSTz-Werten. Dies ist damit zu erklären, dass innerhalb der
Gitter die Impulsbilanz in Umfangsrichtung zur Modellierung der Schaufelkräfte ver-
wendet wird, die auch Korrelationsterme beinhaltet (sieheGl. 3.11). In den Axialspalten
werden die drei Impulsgleichungen separat gelöst. Das Strömungsphänomen zeigt sich
daher in Stromabrichtung von der Hinterkante nur noch in denLDSTu (Abb. 29) und
nicht mehr in denLDSTz. Am Ende des dargestellten Rechengebietes, vier axiale Seh-
nenlängen in Stromabrichtung hinter der Schaufelvorderkante ist der Quellterm wieder
weitgehend abgeklungen.
Da es sich bei dem Verdichtergitter um einen Stator handelt,bleibt die Totalenthalpie
integral konstant. Somit sind Änderungen auf lokale Umverteilungen beschränkt. Der
QuelltermLDSTe (Abb. 31) ist also ein Indikator für diese lokalen Umverteilungen. Die
Beschaufelung hat eine Stromaufwirkung, die zu negativen Werten bis hin zur Vorder-
kante führt. Im Bereich des Gitters zeigt der obere Teil des Kanals positive und der
Bereich der Strömungsablösung negative Werte. An der Hinterkante zeigen sich wieder
hoheLDSTe Werte. Die Unsymmetrie in der Verteilung der Totalenthalpie in Umfangs-
richtung, die durch das Totwassergebiet verursacht wird, ist vom Betrag her nicht größer
als der Einfluss von Vorder- und Hinterkante. In Stromabrichtung hinter dem Gitter klingt
derLDSTe durch Ausgleichsprozesse schnell ab.
74 4 Verdichterkonfigurationen
0,80,60,40,2
0
1
−0,5 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4
0
0,50,40,30,20,1
−0,1−0,2−0,3−0,4−0,5−0,6
h rel[−
]
(z−zVK)lz
[−]
LDSTz/
(ρ re f ·c
2re f
l
)[−]
-0,5 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4-0,3
-0,2
-0,1
0
0
0,1
0,2
0,310%50%90%
(z−zVK)lz
[−]
LD
ST z/
(ρ r
ef·
c2 ref
l
)[−
]
Abb. 30: LDST der axialen Impulsgleichung
4 Verdichterkonfigurationen 75
0,80,60,40,2
0
1
−0,5 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4
0,40,20
−0,2−0,4−0,6−0,8
h rel[−
]
(z−zVK)lz
[−]
LDSTe/
(cp,re f ·Tt,re f
l
)[−]
0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4-0,6
-0,5
-0,5
-0,4
-0,3
-0,2
-0,1
0
0
0,1
0,2
0,310%50%90%
(z−zVK)lz
[−]
LD
ST e/
(c p
,re
f·T t,r
ef
l
)[−
]
Abb. 31: LDST der Energiegleichung
76 4 Verdichterkonfigurationen
4.1.7 Meridianströmungsrechnung mit LDST
Zur Überprüfung der Konsistenz des Verfahrens werden die LDS-Terme als Quellen in
das Meridianströmungsverfahren eingebracht. Wie in Kap. 3.1 beschrieben erfolgt die
Berechnung der LDST mit der Vorgabe der Stromflächengeometrie, der Totaldruckver-
luste im Gitter und der Schaufelblockage. Für die Berechnung der 2D-Meridianströmung
mit den LDST werden die entsprechenden Vorgaben für das Gittermodell gemacht.
-5
-4
-3
-2
-1
0
0
50 100 150 200 250 300 350 400
Iteration[−]
log 1
0(R
es 2D
)[−
]
Abb. 32: Konvergenzverlauf der 2D-Meridianströmungsrechnung
Abbildung 32 zeigt den Konvergenzverlauf der 2D-Rechnung.Das ResiduumRes2D ist
als maximale Druckänderung durch die elliptische Druckkorrektur zwischen zwei Itera-
tionen im Rechengebiet definiert. Die Residuen werden in derDarstellung auf das der
ersten Iteration bezogen.
Die folgenden Abbildungen zeigen den Vergleich zwischen dem umfangsgemittelten 3D-
Strömungsfeld und dem Ergebnis der 2D-Meridianströmungsrechnung. Die dargestellten
Totalzustände der Strömungsgrößen und die Mach-Zahl werden mit Gl. (4.9) bis (4.11)
aus den umfangsgemittelten primitiven Variablen des 3D-Strömungsfeldes gebildet, da-
4 Verdichterkonfigurationen 77
mit deren Definition konsistent mit dem 2D-Modell ist.
Tt = T +1
2cpc2 (4.9)
pt = p
(Tt
T
)cp
R (4.10)
Ma=c√
κ RT(4.11)
0,4
0,6
0,8
1
00,05 0,1 0,15 0,2
0,2
0,25 0,3 0,35
2D3D
Ma [−]
h rel[−
]
Abb. 33: Mach-Zahlen in der Messebene 2
Der Vergleich der Mach-Zahl (Abb. 33), des Totaldruckes (Abb. 34) und der Totaltempe-
ratur (Abb. 35) ergibt eine gute Übereinstimmung zwischen dem gemittelten dreidimen-
sionalen Strömungsfeld und der 2D-Meridianströmungsrechnung mit den deterministi-
schen Quelltermen. Die quantitativ kleinen, aber qualitativ deutlichen Abweichungen der
Totaltemperaturen (Abb. 35) im Bereich der Seitenwandgrenzschichten sind eine Folge
der Unterschiede zwischen der im 2D-Verfahren verwendetenWandfunktion und der in
der 3D-Rechnung geltenden Haftbedingung.
78 4 Verdichterkonfigurationenreplacements
0
0,2
0,4
0,6
0,8
0,97 0,98 0,99 1
1
1,01 1,02 1,03 1,04 1,05
2D3D
pt [−]
h rel[−
]
Abb. 34: Totaldruck in der Messebene 2
0
0,2
0,4
0,6
0,8
1
288 288.2 288.4 288.6 288.8 289 289.2 289.4 289.6
2D3D
Tt [K]
h rel[−
]
Abb. 35: Totaltemperatur in der Messebene 2
4 Verdichterkonfigurationen 79
Der Strömungswinkelα (Abb. 36) der 2D-Rechnung ist ebenfalls in guter Überein-
stimmung mit dem 3D-Ergebnis. Lediglich in den Grenzschichten zeigen sich geringe
Abweichungen. In Abb. 37 ist die radiale Verteilung des Strömungswinkelsα des 2D-
0,2
0,4
0,6
0,8
1
00
-5-10-15-20-25-30
2D3D
α [◦]
h rel[−
]
α
cu
cz
Abb. 36: Strömungswinkel in Umfangsrichtung in der Messebene 2
Meridianströmungsfeldes an der Hinterkante und in der Messebene 2 dargestellt. Im obe-
ren Teil des Kanals (hrel > 40%) entspricht der Strömungswinkelα in der Messebene 2
weitgehend dem Abströmwinkel des Verdichtergitters, der aus der Vorgabe der Strom-
flächengeometrie innerhalb des Schaufelkanals resultiert. Die Veränderungen des Win-
kels in Stromabrichtung zwischen der Hinterkante und der Messebene 2 sind in diesem
Gebiet gering. Das Strömungsfeld im unteren Teil des Kanalsist hingegen durch den
Einfluss des Totwassergebietes im Gitter geprägt. Die starken Sekundärströmungen, die
mit den Ausmischungsprozessen im Nachlauf in Verbindung stehen, verursachen dort
eine massive Änderung des Strömungswinkels. Dieser Einfluss dreidimensionaler Strö-
mungsphänomene in der Gitterabströmung konnte mit Hilfe der LDS-Terme nachgebil-
det werden.
80 4 Verdichterkonfigurationen
0,2
0,4
0,6
0,8
1
00
-5-10-15-20-25-30
HinterkanteMessebene 2
α [◦]
h rel[−
]
Abb. 37: Strömungswinkel in Umfangsrichtung: Hinterkanteund Messebene 2
4.2 Einstufiger Verdichter mit Vorleitrad
Nach der Untersuchung der dreidimensionalen Strömung in einem einzelnen Verdich-
tergitter soll im Folgenden die Strömung in einem einstufigen Axialverdichter mit Vor-
leitrad analysiert werden. Die Auslegung des bereits in derPlanungsphase dreistufig kon-
zipierten, aber zunächst einstufig ausgeführten Verdichters wird ausführlich von GREIN
UND SCHMIDT (1994) dargestellt. Das stationäre und instationäre Strömungsfeld des
einstufigen Verdichters wurde von SCHULTE (1994), PIEPER (1995), MERTENS UND
GALLUS (1997), MERTENS UND GALLUS (1998) experimentell untersucht. Die dort
angegebenen mittleren Fehler der Fünf-Loch-Sondenmessungen sind für den Totaldruck
±28Pa, die Totaltemperatur±0,18K, die Mach-Zahl±0,002, den Strömungswinkel in
Umfangsrichtung±0,12◦ und in radialer Richtung±0,13◦. Diese Ungenauigkeiten re-
sultieren nur aus der verwendeten Kalibrierfunktion der pneumatischen Sonden. Eine
Fehlerrechnung für die eingesetzte Messstrecke oder die Quantifizierung der eventuell
4 Verdichterkonfigurationen 81
auftretenden Interaktion des Sondenkopfes mit den Seitenwänden wird nicht vorgenom-
men.
Nach PIEPER ET AL. (1996) liegt im Auslegungspunkt eine relative Mach-Zahl von
Marel = 0,89 in der Zuströmung zum Laufrad im Außenschnitt vor. Die in der Auslegung
daraus ermittelte maximale relative Mach-Zahl auf der Saugseite der Laufradbeschaufe-
lung ist Marel,max= 1,1 im saugseitigen Überschallgebiet. Die Reynolds-Zahl im Mit-
telschnitt vom Laufrad beträgtRe= 8·105 (PIEPER ET AL., 1996). Die experimentellen
Daten werden in dieser Arbeit zum Vergleich mit numerischenErgebnissen herangezo-
gen. Der für Vergleiche zwischen Messung und Rechnung herangezogene Betriebspunkt
liegt in der Nähe des Auslegungspunktes.
z [mm]
r[m
m]
106,8
193,5
-44,5 0 47,5 88,0
1 2 3 4IGV Rot Sta
Abb. 38: Meridianebene des einstufigen Axialverdichters
In Abb. 38 ist eine Meridianansicht des Strömungsraumes dargestellt. An den markierten
Positionen eins bis vier sind gemessene radiale Verteilungen umfangsgemittelter Strö-
mungsgrößen verfügbar.
4.2.1 3D-Rechnung
Der einstufige Verdichter mit Vorleitrad wurde mit etwa 3 Mio. Knoten in insgesamt
17 Blöcken diskretisiert. Abbildung 39 zeigt die Blockstruktur und das Rechennetz auf
Nabe und Beschaufelung. Die geometrischen Qualitätsmerkmale des Rechennetzes sind
in Tab. 7 zusammengefasst.
82 4 Verdichterkonfigurationen
3 41
2
6
7
5
8 9 10
11
12
13
14
15
16
17
Abb. 39: 3D-Rechennetz mit Blockstruktur
minimale „Orthogonalität“ 22,0◦
durchschnittliche „Orthogonalität“ 79,8◦
maximales „Seitenverhältnis“ 4509,9durchschnittliches „Seitenverhältnis“ 508,9maximale „Expansionsrate“ 3,9durchschnittliche „Expansionsrate“ 1,4
Tab. 7: geometrische Qualitätsmerkmale des Netzes
Die aus den Messergebnissen gewonnenen Randbedingungen für die 3D-Rechnung sind
radiale Verteilungen des Totaldrucks, der Totaltemperatur und der Strömungswinkel am
Eintritt und des statischen Drucks am Austritt.
In Abb. 40 ist der Verlauf des ResiduumsRes(Gl. (4.1)) dargestellt. Nach der Initiali-
sierung der Rechnung auf dem gröbsten (Iterationen 1 bis 1731) und dem mittleren Netz
(Iterationen 1732 bis 2309) zeigt sich ein glatter Konvergenzverlauf auf dem eigentlichen
Rechennetz mit einer stabilen Lösung, was durch den Verlaufdes Massenstroms (Abb.
41) bestätigt wird.
4 Verdichterkonfigurationen 83
-1
-2
-3
-4
-5
-60
0
1000 2000 3000 4000 5000
log 1
0(R
es)[−
]
Iteration[−]
Abb. 40: Konvergenzverlauf der 3D-Rechnung
4
6
8
10
12
14
16
0 1000 2000 3000 4000 5000
inout
m[k
g/s]
Iteration[−]
Abb. 41: Massenstromverlauf der 3D-Rechnung
84 4 Verdichterkonfigurationen
4.2.2 Vergleich von Messung und Rechnungen
In Tab. 8 sind Massenstrom und Totaldruckverhältnis aus Simulation, Messung und der
Auslegung bei der Nenndrehzahln= 17000min−1 dargestellt. Die globalen Ergebnisse
Verfahren Massenstrom Totaldruckverhältnis
Messung 13,66 kg/s 1,313D-Simulation 13,45 kg/s 1,29Auslegung 13,40 kg/s 1,30
Tab. 8: globale Ergebnisse
der numerischen Simulation sind in guter Übereinstimmung mit den Daten der Aus-
legung. Die Abweichung des Totaldruckverhältnisses beträgt etwa -0,8% und die des
Massenstroms etwa 0,4%. Bezogen auf die Messungen betragendie Abweichungen des
Totaldruckverhältnisses etwa -1,5% und die des Massenstroms etwa -1,5%.
0
0,1
0,2
0,3
0,7
0,8
0,9
1
0,4
0,4
0,45 0,5
0,5
0,55 0,6
0,6
0,65
3DMessung
Auslegung
h rel[−
]
Ma [−]
Abb. 42: Mach-Zahl in der Messebene 4
In Abb. 42 ist der Vergleich der radialen Verteilungen der Mach-Zahlen aus Messungen,
3D-Simulation und Auslegung in der Messebene 4 dargestellt. In der Auslegungsrech-
4 Verdichterkonfigurationen 85
nung sind die Seitenwandgrenzschichten nicht enthalten. Die Ergebnisse der Messung
und der 3D-Rechnung sind an den jeweiligen radialen Positionen massenstromgewich-
tet in Umfangsrichtung gemittelt. Die Mach-Zahlen der 3D-Rechnung sind fast über der
gesamten Kanalhöhe unterhalb der gemessenen Werte, was anhand des niedrigeren Mas-
senstroms (Tab. 8) zu erwarten war. Lediglich nahe der Nabe sind die Werte der 3D-
Simulation höher. Die Mach-Zahlen der Auslegung stimmen inder oberen Kanalhälfte
gut mit den 3D-Ergebnissen überein. In der unteren Kanalhälfte hat die Auslegung na-
hezu keinen Gradienten in radialer Richtung, wohingegen 3D-Rechnung und Messung
eine Zunahme der Mach-Zahlen zur Nabe hin zeigen.
0
0,1
0,2
0,3
0,4
0,5
0,6
0,7
0,8
0,9
1
1,1 1,15 1,2 1,25 1,3 1,35
3DMessung
Auslegung
h rel[−
]
pt [bar]
Abb. 43: Totaldruck in der Messebene 4
Der Totaldruck der 3D-Rechnung in der Leitradabströmung (Abb. 43) ist entsprechend
der globalen Ergebnisse in Tab. 8 über nahezu der gesamten Kanalhöhe niedriger als der
der Messungen. Bis etwa zur Kanalmitte stimmen die Werte gutmit denen der Auslegung
überein. In der oberen Hälfte des Kanals zeigt die 3D-Rechnung etwas niedrigere Total-
drücke als die Auslegung. Eine Ursache dafür ist die bereitsin der Zuströmung zum
Vorleitrad stark aufgeweitete Gehäusegrenzschicht. Die Verteilung des Totaldruckes in
86 4 Verdichterkonfigurationen
der Messebene 1 (Abb. 44) zeigt diese Abweichung im Vergleich zu den Annahmen der
Auslegung. Die Strömungsführung am Eintritt in den Verdichter (SCHULTE, 1994) ist
die Ursache für die erhöhten Strömungsverluste in diesem Teil des Kanals.
0
0,1
0,2
0,3
0,4
0,5
0,6
0,7
0,8
0,9
0,95 0,96 0,97 0,98 0,99 1
1
1,01 1,02 1,03
3DMessung
Auslegung
h rel[−
]
pt [bar]
Abb. 44: Totaldruck in der Messebene 1
Die Totaltemperatur der Leitradabströmung ist in Abb. 45 über der Kanalhöhe aufge-
tragen. Die 3D-Rechnung zeigt gegenüber der Auslegung etwas geringere Werte in der
Kernströmung von 10% bis 70% Kanalhöhe. Nahe dem Gehäuse zwischen 70% und
100% Kanalhöhe ist ein starker Anstieg der Totaltemperaturen erkennbar. Dies resultiert
aus einer erhöhten Umlenkung der Strömung im Laufrad aufgrund von Wechselwirkun-
gen zwischen Seitenwandgrenzschicht und der Kinematik vonLeit- und Laufrad. Durch
Sekundärströmungen und die reduzierte Meridiangeschwindigkeit ist die Arbeitszufuhr
des Laufrades auch in der Nabengrenzschicht deutlich erhöht, was zum Anstieg der Tem-
peraturen zur Nabe hin führt.
4 Verdichterkonfigurationen 87
0
0,1
0,2
0,3
0,4
0,5
0,6
0,7
0,8
0,9
1
310 320 330315 325
3DMessung
Auslegung
h rel[−
]
Tt [K]
Abb. 45: Totaltemperatur in der Messebene 4
0
0,1
0,2
0,3
0,4
0,5
0,6
0,7
0,8
0,9
1
-70 -65 -60 -55 -50 -45 -40
3DMessung
Auslegung
h rel[−
]
β [◦]
wu
wzβ
Abb. 46: Strömungswinkel in der Messebene 2
88 4 Verdichterkonfigurationen
Die Arbeitszufuhr im Laufrad soll im Folgenden anhand der relativen Strömungswin-
kel in Umfangsrichtung untersucht werden. Die Winkel der Zuströmung zum Laufrad in
Abb. 46 sind in guter Übereinstimmung mit den Winkeln der Auslegung. In der Kern-
strömung zwischen 20% und 85% Kanalhöhe zeigt sich eine leichte Rückeninzidenz, die
zu einer Entlastung führt. In den Grenzschichten zeigen sich starke Brustinzidenzen, die
zu den Seitenwänden hin zunehmen. Die großen Winkel in diesen Bereichen sind eine
Folge der reduzierten Axialgeschwindigkeit und der starken Umlenkung im Vorleitrad
aufgrund von Sekundärströmungen.
r
r ϕ
DSSS
Sekundärströmung
oberer Kanalwirbel
Eckenwirbel
20m/s
Abb. 47: Sekundärströmungen in der Messebene 2
4 Verdichterkonfigurationen 89
In Abb. 47 sind diese in der Abströmung des Vorleitrades durch die zugehörigen Strö-
mungsvektoren sichtbar gemacht. Die rote Linie markiert die Position der Hinterkante
bei der Draufsicht auf die Messebene 2 in Stromaufrichtung.Durch den Drall in der Ab-
strömung des Vorleitrades ist der Nachlauf in Messebene 2 bereits in Umfangsrichtung
versetzt. Die Scherschicht im Nachlauf ist deutlich zu erkennen. Darin wird Fluid auf der
Saugseite in Richtung Gehäuse und auf der Druckseite in Richtung Nabe transportiert.
Diese Beobachtung stimmt mit experimentellen Ergebnissenvon MERTENS UNDGAL -
LUS (1997, 1998) überein, die diese Sekundärströmung auf eine radiale Zirkulations-
verteilung zurückzuführen. Der obere Kanalwirbel, der sich dementsprechend mit dem
Uhrzeigersinn dreht, ist ebenfalls erkennbar. Zusätzlichist ein kleiner Eckenwirbel sicht-
bar, der sich aus den Grenzschichten der Saugseite und des Gehäuses bildet.
Abbildung 48 zeigt die relativen Umfangswinkel in der Laufradabströmung. Die Winkel
der 3D-Simulation stimmen gut mit denen der Auslegung überein, wohingegen die Mes-
sungen etwas höhere Umlenkungen aufweisen. Nahe der Nabe zeigen die 3D-Ergebnisse
eine Mehrumlenkung bis 3% Kanalhöhe und eine Minderumlenkung zwischen 3% und
etwa 20% Kanalhöhe als Folge von Sekundärströmungen.
Der Bereich der Gehäusegrenzschicht ist durch den Spaltwirbel beeinflusst. Dieser ent-
steht zum einen durch das Überströmen von Fluid von der Druck- zur Saugseite infolge
des Druckgradienten und zum anderen durch die Schleppwirkung der rotierenden Schau-
felspitze gegenüber dem stehenden Gehäuse. Dies führt zu einer Minderumlenkung, die
in der 3D-Rechnung ein Maximum von etwa 15◦ am Gehäuse hat. Aus Gründen der
Kontinuität ist in 90% Kanalhöhe ein schmales Gebiet, in demdie Sekundärströmungen
eine Mehrumlenkung verursachen.
Die aus den relativen Geschwindigkeitskomponenten gebildeten Sekundärströmungen
in der Messebene 3 sind in Abb. 49 dargestellt. Im Bereich desNachlaufes ist eine
Aufwärtsbewegung des Fluids sichtbar, die durch das Zentrifugieren der Schaufelgrenz-
schichten in Richtung Gehäuse verursacht wird. Über der Teilung bilden sich dadurch
zwei großräumige Bewegungen, die in der Mitte zwischen Druck- und Saugseite Fluid
zurück in Richtung Nabe bewegen. Die Verschiebung des Nachlaufes bezogen auf die
Position der Laufradhinterkante ist eine Folge der Umfangskomponente der Relativge-
90 4 Verdichterkonfigurationen
0
0,1
0,2
0,3
0,4
0,5
0,6
0,7
0,8
0,9
1
-70 -60 -50 -40 -30 -20 -10
3DMessung
Auslegung
h rel[−
]
β [◦]
wu
wzβ
Abb. 48: Strömungswinkel in der Messebene 3
schwindigkeit. Wegen des konischen Verlaufs der Nabe ragt die dargestellte Schaufel-
hinterkante über die Nabenkontur hinaus.
Im rot markierten Bereich trifft der Spaltwirbel der Nachbarschaufel in Rotationsrich-
tung u auf den Nachlauf der betrachteten Teilung. Abbildung 50 veranschaulicht den
Weg des Spaltwirbels in Stromabrichtung bis zur Messebene 3anhand von Stromlini-
en. Die Drehrichtung des Wirbels ist der des Rotors entgegengesetzt. Zwischen dem
Einflussgebiet des Spaltwirbels und der Nachlaufdelle zeichnet sich ein weiterer Sekun-
därwirbel ab, der im Uhrzeigersinn dreht. Die Farbverläufein der Messebene 3 und auf
den Stromlinien zeigen die Änderung der spezifischen Entropie s bezogen auf einen Re-
ferenzzustand am Eintritt in das Rechengebiet.
∆s= cp ln
(T
Tre f
)−Rln
(p
pre f
)(4.12)
Der Nachlauf und die Randbereiche zeichnen sich darin durcheine erhöhte Entropie als
Folge der irreversiblen Vorgänge in den Scherschichten ab.
4 Verdichterkonfigurationen 91
r
r ϕ
DSSS
u
Spaltwirbel
Sekundärwirbel
20m/s
Abb. 49: Sekundärströmungen in der Messebene 3
Entropie [J/(kg K)]0 20 40 60 80 100 120
Abb. 50: Stromlinien der Spaltströmung im Laufrad
92 4 Verdichterkonfigurationen
4.2.3 2D-Rechnung
Das 2D-Rechennetz für den einstufigen Axialverdichter ist in Abb. 51 dargestellt. Es um-
fasst 100 Knoten in axialer (z) und 49 Knoten in radialer (r) Richtung. Zur Nabe und zum
Gehäuse hin sind die Netzknoten verdichtet, sodass die Gradienten des Strömungsfeldes
in den Grenzschichten hinreichend genau aufgelöst sind.
Eintritt AustrittIGV Rot Sta
r
z
Abb. 51: 2D-Rechennetz
Die y+-Werte an Nabe und Gehäuse betragen minimal 35 und maximal 42. Somit be-
findet sich der erste Netzknoten innerhalb des logarithmischen Bereichs der turbulenten
Grenzschicht. In Abb. 52 sind die Verteilungen der 3D-Totaldruckverluste, die nach Gl.
(3.13) aus den dichtegewichtet in Umfangsrichtung gemittelten 3D-Ergebnissen berech-
net sind und als Vorgabe im 2D-Gittermodell dienen, über derrelativen Kanalhöhe auf-
getragen. Der rote Graph zeigt die Totaldruckverluste im Vorleitrad. Auffällig sind die
negativen Verlustbeiwerte nahe der Nabe. Aufgrund der Schleppwirkung der rotierenden
Nabe wird dem am Eintritt in den Rechenraum drallfreien Fluid Energie zugeführt, was
zu einer Erhöhung des Totaldruckes führt. Die maximalen Verluste zeigen sich in an den
Rändern der Naben- und Gehäusegrenzschicht. Diese haben ihren Ursprung in den dort
sehr stark ausgeprägten Sekundärströmungen. In der Kernströmung von 20% bis 80%
Kanalhöhe ist ein leichter Rückgang der Verluste sichtbar.Da die Teilung zum Gehäuse
hin wächst, nimmt der Anteil der Profilgrenzschicht gegenüber der Kernströmung ab und
dementsprechend reduzieren sich die Verluste.
Die Verteilung der Totaldruckverluste im Rotor zeigt der grüne Graph. In der Grenz-
4 Verdichterkonfigurationen 93
0,7
0,8
0,9
1
-0,4 -0,3 -0,2 -0,1 00
0,6
0,6
0,5
0,5
0,4
0,4
0,3
0,3
0,2
0,2
0,1
0,1
IGVRotSta
ωpt [−]
h rel[−
]
Abb. 52: Vorgabe der Totaldruckverluste aus dem 3D-Strömungsfeld im 2D-Gittermodell
schicht zum Gehäuse hin treten durch die Spaltströmung die höchsten Verluste auf. In
der Kernströmung sind die Verluste etwas größer als die der anderen beiden Gitter.
Die blaue Linie markiert den Totaldruckverlust im Statorgitter. In der Kernströmung sind
die Verluste auf einem relativ niedrigen Niveau mit einem leichten Anstieg zur Nabe hin
aufgrund von Sekundärströmungen. Die hohen Verluste in derGehäusegrenzschicht re-
sultieren noch aus dem Einfluss der Spaltströmung im Rotor, die zu einer starken Brus-
tinzidenz und somit zu einer größeren Belastung in diesem Bereich führt.
94 4 Verdichterkonfigurationen
4.2.4 LDST
Die Verteilungen der deterministischen Quellterme im einstufigen Verdichter sind in den
folgenden Grafiken dargestellt. Der obere Teil von Abb. 53 zeigt den LDS-Term der ra-
dialen Impulsgleichung als Farbverlauf und zusätzlich drei durch Integration der Strom-
dichte berechnete Stromlinien, die am Eintritt in etwa 10%,50% und 90% Kanalhöhe
beginnen. Der dargestellte Wertebereich des Farbverlaufsist begrenzt, sodass dieLDSTrin der Kernströmung optisch besser differenzierbar sind. Die Werte auf den drei Stromli-
nien sind im unteren Teil der Grafik über der relativen axialen Position aufgetragen. Die
mittlere axiale Ausdehnung der Schaufeln ist durch die grauhinterlegten Zonen hervor-
gehoben. Die mittleren axialen Positionen der Mischungsebenen, in denen der Wechsel
zwischen Relativ- und Absolutsystem stattfindet, sind durch die schwarzen vertikalen
Linien gekennzeichnet.
Die LDSTr auf der Stromfläche bleiben in der Kernströmung weitgehend unter 20% des
Referenzwertes, was anhand der Daten auf der Stromlinie in Kanalmitte ersichtlich wird.
In den Randbereichen zeigen sich dagegen Zonen mit sehr großen positiven oder negati-
ven Werten und dort insbesondere an den Vorderkanten der Schaufeln und den Knicken
in der Nabenkontur. Der Einfluss des Radialspaltes des Laufrades auf die Gitterströmung
erzeugt ebenfalls eine Verstärkung dieses Quellterms. DieMaximalwerte von−5 bis+5
werden am Übergang vom konischen zum geraden Verlauf der Nabenkontur stromab des
Stators erreicht. In Stromabrichtung hinter dem Stator klingt der Quellterm sehr schnell
ab, wie aus der Darstellung der 50%- und 90%-Stromlinie ersichtlich ist. Der Verlauf der
LDSTr auf der 10%-Stromlinie ist stromab von der Statorhinterkante geprägt durch den
Einfluss des Nabenknicks auf das numerische Verfahren.
4 Verdichterkonfigurationen 95
-2 -1,5 -0,5 0,5 1,5 2 2,5 3
0,110,120,130,140,150,160,170,180,19
-1
-1
-0,8-0,6
-0,2-0,4
0
0
0,20,40,60,81
1
r[m
]
(z−zVK)lz
[−]
LDSTr/
(ρ re f ·c
2re f
lre f
)[−]
-0,1
-0,2
-0,3
-0,4
0,1
0,2
0,3
0,4
-2 -1,5 -1 -0,5 0
0
0,5 1 1,5 2 2,5 3
IGV Rot Sta
10%50%90%
Mixing-Plane
(z−zVK)lz
[−]
LD
ST r/
(ρ r
ef·
c2 ref
l ref
)[−
]
Abb. 53: LDST der radialen Impulsgleichung
96 4 Verdichterkonfigurationen
0 1 2 3 4 5
0,129
0,13
0,131
0,132
0,133
0,134
0,135
0,136
1,84 1,86 1,88 1,9 1,92 1,94 1,96 1,98 2,02-5-4-3-2-1
2
r[m
]
(z−zVK)lz
[−]
LDSTr/
(ρ re f ·c
2re f
lre f
)[−]
Abb. 54: Übergang zwischen konischem und geradem Teil der Nabenkontur
Die Ursache dieser extremen Werte am Nabenknick ist wahrscheinlich die unterschied-
liche feine Auflösung des Konturverlaufs. Das 3D-Verfahrenverwendet in Spannwei-
tenrichtung etwa viermal mehr Knoten als das 2D-Verfahren.Abbildung 54 zeigt eine
Detailansicht dieses Bereiches. In der Grafik markiert die schwarze Linie die Naben-
kontur der 3D-Rechnung mit den zugehörigen Netzknoten. Dieroten Linien sind das
Netz der 2D-Meridianströmungsrechnung. Der deterministische Quellterm der radialen
Impulsgleichung ist als Farbverlauf aufgetragen.
Die Impulsbilanz in Umfangsrichtung wird nicht im gesamtenStrömungsraum in Form
einer separaten Gleichung ausgewertet. Innerhalb des beschaufelten Ringraumes wird
diese mit dem Ansatz für das Schaufelkraftmodell (Kap. 2.2.1 und 2.2.2) zusammen mit
der axialen und der radialen Impulsgleichung gelöst. Der QuelltermLDSTu (Abb. 55) ist
daher im Gitter nicht definiert (siehe Kap. 3.1).
In Stromaufrichtung von der Schaufelvorderkante ist anhand der erhöhtenLDSTu der po-
tenzialtheoretische Einfluss des Laufrades auf die Umfangskomponente der Strömungs-
geschwindigkeit erkennbar. An der Mischungsebene bei etwa-36% relativer axialer Po-
sition verschwindet dieser Einfluss aufgrund der Umfangsmittelung und kann sich nicht
auf das Strömungsfeld weiter stromauf auswirken.
4 Verdichterkonfigurationen 97
Die vom Betrag her höchsten Werte der deterministischen Quellterme in den Impuls-
bilanzen zeigen sich in der Gleichung der axialen Komponente in Abb. 56. Die ma-
ximal positivenLDSTz treten dabei im Radialspalt des Laufrades auf. Die Wirkung in
Spannweitenrichtung zur Kanalmitte hin ist allerdings sehr begrenzt, sodass auf der 90%-
Stromlinien bereits kein eindeutiger Einfluss des Spalts mehr erkennbar ist. Auf der 50%-
und 90%-Stromlinie zeichnet sich im Laufrad bei etwa 25% bis40% axialer Position
schwach die Wirkung des Überschallgebietes auf der Saugseite der Schaufel ab. In 10%
Kanalhöhe ist diese nicht mehr sichtbar. Der Verlauf des Quellterms in Stromaufrichtung
vor den Gittern macht deren Potenzialwirkung deutlich, diezu hohenLDSTz Werten und
damit zu Änderungen der axialen Geschwindigkeitskomponente führen.
Der deterministische Quellterm der Energiebilanz ist in Abb. 57 dargestellt. Der Werte-
bereich wurde auch hier in den Grafiken begrenzt, so dass dieLDSTe in der Kernströ-
mung optisch besser differenzierbar sind. Die maximalen Werte um±200 finden sich
im Bereich des Radialspaltes. Hohe Werte zeichnen sich ebenfalls an den Vorder- und
Hinterkanten der Schaufeln ab, insbesondere an der Vorderkante des Stators. Deren Ur-
sache sind die starken Gradienten im Druck- und Dichtefeld an den Staupunkten. Das
lokale Überschallgebiet mit Verdichtungsstoß auf der Saugseite bei etwa 26% bis 40%
axialer Position der Laufradbeschaufelung tritt durch hohe LDSTe deutlich hervor. Der
Einflussbereich erstreckt sich in Spannweitenrichtung vonetwa 30% Kanalhöhe bis hin
zum Radialspalt.
98 4 Verdichterkonfigurationen
-2 -1,5 -1 -0,5 0,5 1 1,5 2 2,5 3
0,110,120,130,14
0,15
0,160,170,180,19
-0,15-0,1-0,050
0
0,050,10,15
0,15
0,2
r[m
]
(z−zVK)lz
[−]
LDSTu/
(ρ re f ·c
2re f
lre f
)[−]
-0,12
-0,1
-0,08
-0,06
-0,04
-0,02
0,02
0,04
0,06
0,08
0,1
-2 -1,5 -1 -0,5 0
0
0,5 1 1,5 2 2,5 3
IGV Rot Sta
10%50%90%
Mixing-Plane
(z−zVK)lz
[−]
LD
ST u/
(ρ r
ef·
c2 ref
l ref
)[−
]
Abb. 55: LDST der Impulsgleichung in Umfangsrichtung
4 Verdichterkonfigurationen 99
-2 -1,5 -0,5 0,5 1,5 2,5
0,110,120,130,140,150,160,170,180,19
-2
-1
-1
0
0
1
1
2
2
3
3
4
r[m
]
(z−zVK)lz
[−]
LDSTz/
(ρ re f ·c
2re f
lre f
)[−]
-1,6
-1,4
-1,2
-0,8
-0,6
-0,4
-0,2
0,2
0,4
0,6
0,8
-2 -1,5 -1
-1
-0,5 0
0
0,5 1 1,5 2 2,5 3
IGV Rot Sta
10%50%90%
Mixing-Plane
(z−zVK)lz
[−]
LD
ST z/
(ρ r
ef·
c2 ref
l ref
)[−
]
Abb. 56: LDST der axialen Impulsgleichung
100 4 Verdichterkonfigurationen
-2 -1,5 -1 -0,5 0,5 1 1,5 2 2,5 3
0,110,120,130,140,150,160,170,180,19
-50-40-30-20-100
0
1020304050
r[m
]
(z−zVK)lz
[−]
LDSTe/
(cp,re f ·Tt,re f
lre f
)[−]
-35
-30
-25
-20
-15
-10
-5
5
10
15
20
25
-2 -1,5 -1 -0,5 0
0
0,5 1 1,5 2 2,5 3
IGV Rot Sta
10%50%90%
Mixing-Plane
(z−zVK)lz
[−]
LD
ST e/
(c p
,re
f·T t,r
ef
l ref
)[−
]
Abb. 57: LDST der Energiegleichung
4 Verdichterkonfigurationen 101
Relative Mach-Zahl
0,260
0
0,2
0,4
0,4
0,6
0,8
1
1
1,2
ϕ
(z−zVK)lz
[−]
Abb. 58: Relative Mach-Zahl in 70% Spannweite der Laufradteilung
Das lokale Überschallgebiet soll in Abb. 58 durch den Farbverlauf der relativen Mach-
Zahl in 70% Spannweite über einer Laufradteilung näher betrachtet werden. Durch die
blauen Punkte ist das Profil des Laufrades in Höhe der Nabe gekennzeichnet, das als Re-
ferenz für die relative axiale Position dient. Das Überschallgebiet beginnt in etwa 30%
Sehnenlänge auf der Saugseite der Schaufel. Bei 50% Sehnenlänge wird das Fluid durch
einen senkrecht auf der Profiloberfläche stehenden Verdichtungsstoß, der sich über etwa
30% der Teilung erstreckt, in den Unterschall verzögert. Die maximale Mach-Zahl liegt
mit Marel,max= 1,2 um etwa 10% höher als die in der Auslegung (PIEPER ET AL., 1996)
berechnete. Die Mittelung des 3D-Strömungsfeldes in Umfangsrichtungϕ verschmiert
die eigentliche Stoßfront über einen Bereich von 26% bis 40%axialer Position. Die-
ses Phänomen und die daraus resultierenden Korrelationsterme wurden von LAWERENZ
ET AL . (2002) untersucht. Das umfangsgemittelte Strömungsfeldauf der repräsentativen
Meridianstromfläche ist subsonisch. Dadurch bedingt ist das lokale Überschallgebiet un-
problematisch für die Stabilität des 2D-Verfahrens.
102 4 Verdichterkonfigurationen
4.2.5 Meridianströmungsrechnung mit LDST
Im Folgenden sind radiale Verteilungen der Ergebnisse der 2D-Meridianströmungsrech-
nungen im Vergleich zu dichtegewichtet umfangsgemittelten 3D-Strömungsgrößen (grü-
ne Linien) am Verdichteraustritt dargestellt. Die 3D-Daten dienen dabei als Referenz-
werte. Für die 2D-Rechnungen kommen drei verschiedene Modellansätze zur Anwen-
dung.
Die Winkel der Meridianstromfläche innerhalb der Schaufelreihen und die Gitterverlus-
te sind in allen drei Varianten eine Vorgabe aus den gemittelten 3D-Daten. Ein Modell
für den Effekt der radialen Mischung auf die Verdichterströmung wird nicht verwen-
det. Die erste Variante ohne Berücksichtigung der Schaufelblockage entspricht einem
Ductflow-Verfahren (rote Linien). Durch das Einbeziehen der Schaufelblockage in die
Bilanzgleichungen der zweiten Variante ergibt sich ein 2D-Throughflow-Verfahren ohne
Berücksichtigung der deterministischen Spannungen (schwarze Linien). Das Einbezie-
hen der deterministischen Spannungen in Form vonLDS-Termen führt dann als dritte
Variante zu einem 2D-Verfahren, in dem auch die Wirkung dreidimensionaler Phänome-
ne berücksichtigt wird (blaue Linien). Die Massenströme, die sich in den Rechnungen
mit den unterschiedlichen Modellen einstellen, sind nahezu identisch mit dem der 3D-
Rechnung ˙m= 13,45kg/s (siehe Tab. 8) mit der maximalen Abweichung von -0,22% für
das Ductflow-Modell.
Der Verlauf des Residuums in Abb. 59 zeigt in den ersten 1000 Iterationen noch starke
Schwankungen und eine insgesamt deutlich niedrigere Konvergenzrate als die Rechnung
mit dem Einzelgitter (Abb.32). Der weitere Verlauf der Rechnung verläuft allerdings mit
einer gleichmäßigen Verbesserung des Residuums bis zu Werten kleiner log10(Res2D) =
−4, sodass die Lösung als stabil und konvergent angesehen werden kann.
Abbildung 60 zeigt die Verteilung der Totaltemperatur in der Messebene 4. In der Na-
bengrenzschicht zeigen die 2D-Ergebnisse wie auch die 3D-Daten den starken Anstieg
der Totaltemperaturen durch die Mehrumlenkung des Fluidesim Laufrad aufgrund von
Sekundärströmungen und der Schleppwirkung der rotierenden Nabe. Der Einfluss der
Sekundärströmungen auf die Umlenkung des Fluides im Laufrad des 2D-Verfahrens re-
sultiert aus der Vorgabe der 3D-Stromflächengeometrie, deren Gestalt durch die drei-
4 Verdichterkonfigurationen 103
-1
-2
-3
-4
-5
-60
0
1000 2000 3000 4000 5000
Iteration[−]
log 1
0(R
es 2D
)[−
]
Abb. 59: Konvergenzverlauf der 2D-Meridianströmungsrechnung
dimensionalen Strömungsphänomene beeinflusst ist. Die Abweichungen im Verlauf der
Nabengrenzschicht sind eine Folge der Wandfunktion, die im2D-Verfahren zum Einsatz
kommt.
Die 2D-Ductflow-Rechnung ergibt eine ab etwa 15% Kanalhöhe in Richtung Gehäu-
se zunehmend größere Totaltemperatur als die Rechnungen mit Schaufelblockage und
folglich eine höhere spezifische Arbeitszufuhr. Die Schaufelblockage erzeugt durch die
Versperrung des Kanalquerschnitts radiale Gradienten im Strömungsfeld. Daraus resul-
tiert eine Verschiebung der lokalen Massenstromverteilung in Richtung des Gehäuses.
Bei identischem relativen Abströmwinkel führen höhere Meridiangeschwindigkeiten zu
geringeren Dralländerungen im Fluid.
In der Gehäusegrenzschicht zeigt sich eine gegenüber den 3D-Daten deutlich erhöhte
Totaltemperatur. Die Mehrumlenkung ist dabei ein Resultataus der vorgegebenen 3D-
Stromflächengeometrie, die durch Sekundärströmungen geprägt ist. Durch das Fehlen
radialer Mischungsmechanismen bleiben die hohen Temperaturen bis zum Verdichter-
104 4 Verdichterkonfigurationenreplacements
0
0,2
0,4
0,6
0,8
1
305 310 315 320 325 330 335
2D3D
2D+LDST+Blockage2D+Blockageh r
el[−
]
Tt [K]
Abb. 60: Totaltemperatur in der Messebene 4
austritt bestehen. In unmittelbarer Nähe zum Gehäuse fälltdie Totaltemperatur in allen
2D-Rechnungen wieder leicht ab. Die Ursache für diesen Effekt ist die Definition der Ge-
häuserandbedingungen im Laufrad. Zur Vermeidung hoher Geschwindigkeitsgradienten
wird eine rotierende Wand definiert, was einer Laufradkonfiguration mit Deckband ent-
spricht. In der 3D-Rechnung wird eine der realen Maschine besser entsprechende, nicht
rotierende Wandrandbedingung verwendet.
Die Berücksichtigung der Schaufelblockage führt zu radialen Verteilungen der Total-
temperatur, die näher an denen der 3D-Rechnung sind. Durch das Fehlen radialer Aus-
gleichprozesse zeigen sich aber auch hier, ausgehend von den hohen Totaltemperaturen
in der Nähe der Seitenwände in Richtung Kanalmitte, Zonen mit im Vergleich zur 3D-
Rechnung reduzierten Totaltemperaturen.
Die 2D-Rechnung mit denLDST zusätzlich zur Schaufelblockage führt zu einer gu-
ten Übereinstimmung verglichen mit dem 3D-Verfahren. Die deterministischen Span-
nungen bilden die Wirkung der dreidimensionalen Strömungsphänomene in der 2D-
4 Verdichterkonfigurationen 105
Meridianströmungsrechnung ab. Die dadurch entstehenden radialen Mischungsvorgänge
führen zu einer Glättung des Verlaufs in der Kernströmung. In den wandnahen Grenz-
schichten bleiben kleine Unterschiede bestehen, die auf die zuvor beschriebenen Einflüs-
se der Wandfunktion und der Modellierung eines Deckbandes für das Laufrad zurückzu-
führen sind. Abbildung 61 zeigt die radiale Verteilung des Totaldrucks in der Messebe-
0
0,2
0,4
0,6
0,8
1
1,15 1,2 1,25 1,3 1,35 1,4
2D3D
2D+LDST+Blockage2D+Blockageh r
el[−
]
pt [bar]
Abb. 61: Totaldruck in der Messebene 4
ne 4. Die Rechnungen mit dem Ductflow-Modell führen zu Totaldrücken, die oberhalb
der mit dem 3D-Modell berechneten Werte liegen. Dies ist zumeinen auf die größere
spezifische Arbeitszufuhr und zum anderen auf geringere Verluste innerhalb der Gitter
zurückzuführen. Die Beschleunigung des Fluides durch die Schaufelblockage und die
daraus resultierenden Gradienten im Geschwindigkeitsfeld verursachen zusätzliche vis-
kose Verluste. Die Verwendung der Schaufelblockage führt beim Totaldruck ebenso wie
bei der Totaltemperatur zu Ergebnissen, die sehr nahe bei denen des 3D-Modells liegen.
Insbesondere in der Gehäusegrenzschicht sind wieder die Effekte der fehlenden radialen
Austauschvorgänge sichtbar. Die Berücksichtigung derLDST im 2D-Modell führt zu ei-
ner guten Übereinstimmung mit den 3D-Ergebnissen, sowohl in der Kernströmung als
106 4 Verdichterkonfigurationen
auch in den Randbereichen.
0
0,2
0,8
1
0,4
0,4
0,45 0,5 0,55 0,6
0,6
0,65
2D3D
2D+LDST+Blockage2D+Blockageh r
el[−
]
Ma [−]
Abb. 62: Mach-Zahl in der Messebene 4
Die radiale Verteilung der Mach-Zahlen in der Messebene 4 ist in Abb. 62 dargestellt.
Die Ergebnisse des 2D-Modells ohne Schaufelblockage undLDSTzeigen dabei kleinere
Werte als die des 3D-Verfahrens. Daraus folgt ein deutlich höherer statischer Druck, der
am Austritt des Verdichters erreicht wird. Insgesamt ist der radiale Gradient der Mach-
Zahl kleiner als in den 3D-Daten. Die Berücksichtigung der Schaufelblockage im 2D-
Modell hat eine deutliche Annäherung des Mach-Zahl-Verlaufes an die 3D-Ergebnisse
zur Folge. Mit den deterministischen Spannungen entsprechen die 2D-Ergebnisse in gu-
ter Näherung denen der 3D-Rechnung.
5 Zusammenfassung und Ausblick 107
5 Zusammenfassung und Ausblick
In dieser Arbeit wird ein Verfahren vorgestellt, das es ermöglicht mit Hilfe von 3D-
RANS-Simulationen dreidimensionale Effekte in einem 2D-Meridianströmungsmodell
zu berücksichtigen und dieses damit zu verbessern. Dafür werden deterministische Span-
nungen und die Einflüsse der Gitter aus 3D-Rechnungen extrahiert und als Eingabe im
2D-Verfahren verwendet.
Die reale Strömung in Turbomaschinen ist instationär, reibungsbehaftet und dreidimen-
sional. Durch die Wahl geeigneter Bezugssysteme für rotierende und stehende Schau-
felgitter in Verbindung mit einer geeigneten Methode zu deren Kopplung kann die Strö-
mung allerdings auch stationär beschrieben werden. Im verwendeten 3D-Verfahren er-
folgt diese Verbindung mit dem Mischungsebenen-Ansatz. Die Einflüsse der Rotor/Sta-
tor-Interaktionen und auch die der Rotor/Rotor- bzw. Stator/Stator-Wechselwirkungen
werden nicht berücksichtigen.
Die Basis des hier verwendeten 2D-Modells bildet die dichtegewichtete Integration der
stationären RANS-Gleichungen in Umfangsrichtung. Die daraus entstehenden Bilanz-
gleichungen sind nur noch von mittleren Strömungsgrößen abhängig. Der Einfluss der
Seitenwandgrenzschichten kann somit direkt durch die Reibungsspannungen berücksich-
tigt werden. In den 2D-Gleichungen sind aufgrund der Integration zusätzliche Terme
entstanden. Zum einen sind dies Terme, die mathematisch denReynolds-Spannungen
gleichen, aber eine andere physikalische Bedeutung haben.Diese sogenannten determi-
nistischen Spannungen beinhalten die Informationen über die Abweichungen des Strö-
mungsfeldes von der Rotationssymmetrie. Zum anderen sind dies Terme auf den Integra-
tionsgrenzen, die als Körperkräfte bezeichnet werden. In unbeschaufelten Bereichen des
Strömungskanals verschwinden diese aufgrund der Rotationssymmetrie und innerhalb
der Gitter ergeben sich daraus die Schaufelkräfte.
Zur Bestimmung der zusätzlichen Terme stehen im 2D-Verfahren keine Gleichungen
zur Verfügung. So werden die Schaufelkräfte durch Gittermodelle approximiert und in
den klassischen 2D-Verfahren die Gradienten des Strömungsfeldes in Umfangsrichtung
durch die Annahme einer rotationssymmetrischen Strömung vernachlässigt. Die berech-
neten Strömungsfelder sind somit stationär und reibungsbehaftet aber zweidimensional
108 5 Zusammenfassung und Ausblick
und unbeeinflusst von dreidimensionalen Strömungsphänomenen.
In dieser Arbeit erfolgt die Berücksichtigung der dreidimensionalen Einflüsse auf die
zweidimensionale Meridianströmung durch die deterministischen Spannungsterme, die
in gebündelter Form als “Lumped Deterministic Source Term”(LDST) aus den Strö-
mungsfeldern von 3D-RANS-Simulationen berechnet werden.Dies geschieht durch Ein-
setzen der umfangsgemittelten 3D-Ergebnisse in die Bilanzgleichungen des 2D-Modells.
Die daraus resultierenden Restterme sind die LDST. Die in diesen Termen enthaltenen
Informationen sind die Unterschiede zwischen dem 3D- und dem 2D-Modell, insbe-
sondere die deterministischen Spannungen und die Abweichungen zwischen den 3D-
Schaufelkräften und dem Gittermodell.
Die dafür untersuchten Strömungsfelder sind das eines axialen Verdichtergitters, das als
Stator aufgebaut ist und das eines einstufigen Axialverdichters mit CDA-Profilierung
und Vorleitrad. Die Strömung im Einzelgitter zeichnet sichdurch eine großflächige Ab-
lösung der Grenzschicht auf der Schaufelsaugseite nahe derNabe aus. Die Analyse der
LDST beider Konfigurationen zeigt, dass diese Quell- oder Senkenterme durch lokale
nicht rotationssymmetrische Veränderungen im Strömungsfeld angefacht werden. Sol-
che Gradienten finden sich an den Vorder- und Hinterkanten der Schaufeln, in den Radi-
alspalten, im Bereich von Verdichtungsstößen und Strömungsablösungen. Stromab der
Hinterkanten klingen die Unsymmetrien ab und als Konsequenz reduzieren sich auch die
LDS-Terme.
Die Validierung der LDS-Terme erfolgt durch die Anwendung dieser Quell- und Sen-
kenterme in den 2D-Rechnungen. Der Vergleich von derart berechneten Meridianströ-
mungsfeldern mit den dichtegewichtet umfangsgemittelten3D-Ergebnissen zeigt eine
sehr gute Übereinstimmung. Die Auswirkungen der LDST und somit der dreidimensio-
nalen Phänomene auf die 2D-Meridianströmung sind die Umverteilung von Energie und
Impuls in radialer Richtung und eine Erhöhung der Strömungsverluste.
Im Hinblick auf ein weiteres Vorgehen steht die Modellbildung für die LDS-Terme im
Vordergrund. Eine Möglichkeit ist die Herleitung einer Transportgleichung für eine cha-
rakteristische Größe der LDST wie der deterministischen kinetischen Energiekdet in Ver-
bindung mit der Einführung einer Scheinviskosität, die analog zur Turbulenzmodellie-
Literatur 109
rung in die Bilanzgleichungen des 2D-Verfahrens eingebracht werden kann. Zusätzlich
ist ein geeignetes Gittermodell erforderlich, da die Umfangskomponente der Strömungs-
geschwindigkeit innerhalb der Gitter mit der Geometrie derStromfläche berechnet wird
und nicht direkt an die LDST gekoppelt ist. Der Einfluss dreidimensionaler Phänomene
auf die 2D-Stromflächengeometrie ist daher gesondert zu berücksichtigen.
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Die Berücksichtigung dreidimensionaler Phänomene in einem 2D-Meridian-strömungsmodell bildet das Ziel der Arbeit. Dies wird durch deterministische Spannungsterme, die in gebündelter Formals „Lumped Deterministic Source Term“ (LDST) aus den Strömungsfeldern von 3D-RANS-Simulationen berech-net werden, erreicht. Die Terme beinhalten Informationen über die Unterschie-de zwischen dem 3D- und 2D-Modell. Dies sind im Wesentlichen die Abwei-chungen des Strömungsfeldes von der Rotationssymmetrie und Anteile, die aus dem 2D-Schaufelkraftmodell resultieren.Die im Hinblick auf die LDST untersuchten Strömungsfelder sind die eines axialen Verdichtergitters, das als Stator aufgebaut ist und einer Axialver-dichterstufe mit CDA-Profilierung und Vorleitrad. Die Strömung im Einzelgit-ter zeichnet sich durch eine großflächige Ablösung der Grenzschicht auf der Schaufelsaugseite nahe der Nabe aus und das Strömungsfeld im Laufrad der Verdichterstufe weist ein lokales Überschallgebiet auf. Die Analyse der LDST beider Konfigurationen zeigt, dass diese Quell - oder Senkenterme durch lokale nicht rotationssymmetrische Veränderungen im Strömungsfeld hervorgeru-fen werden. Solche Gradienten finden sich an den Vorder- und Hinterkanten der Schaufeln, in den Radialspalten, im Bereich von Verdichtungsstößen und Strömungsablösungen. Stromab der Hinterkanten klingen die Gradienten des Strömungsfeldes in Umfangsrichtung aufgrund von Mischungsvorgängen ab und somit auch die LDS-Terme. Die Überprüfung der aus den 3D-Rechnungen ermittelten LDS-Terme erfolgt durch die Berücksichtigung dieser Quell- oder Senkenterme im 2D-Meridi-anströmungsverfahren. Der Vergleich von derart berechneten Meridianströ-mungsfeldern mit den dichtegewichtet umfangsgemittelten 3D-Ergebnissen zeigt eine sehr gute Übereinstimmung. Die Auswirkungen der LDST und somit der dreidimensionalen Phänomene auf die 2D-Meridianströmung sind im we-sentlichen eine Umverteilung von Energie und Impuls in radialer Richtung und stehen in Verbindung mit den Strömungsverlusten.
ISBN: 978-3-86219-138-3
Ansgar WillburgerBeitrag zur Berechnung der Meridianströmung in Axialverdichtern auf der Basis der umfangs-gemittelten Navier-Stokes-Gleichungen unter Berücksichtigung dreidimensionaler Einflüsse
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