Ansprache von Prof. Dr. Siegfried Kokoschka anlässlich
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1 Ansprache von Prof. Dr. Siegfried Kokoschka anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Karlsruher – Bridge-Sportclubs, gefeiert im Hotel Best Western Hotel in Bad Herrenalb am 24.9.2011 --..-- Liebe Bridgefreunde Unser Präsident Herrmann von Langsdorff fragte mich während seiner Vorbereitungen für dieses Jubiläum, ob ich nicht als einer der langjährigsten Mitglieder unseres Klubs etwas über seine Anfänge berichten könnte, was ich hiermit gern tue. Die Gründung unseres Klubs Allerdings war der Klub schon vier Jahre alt als ich im Jahre 1965 eingetreten bin. Schriftliche Unterlagen aus der damaligen Zeit liegen kaum vor. Doch die frühen Anfänge sind mir vor allem aus Erzählungen und einigen privaten Aufzeichnungen meiner Schwiegermutter Anne-Marie Dengler gut bekannt. Auch haben meine Frau und ich anlässlich der Feier zum 40-jährigen Klub- Jubiläum im Jahre 2001 eine „Kleine Chronik“ verfasst, in der zahlreiche Daten des Klubs zusammengetragen wurden. Dann habe ich auch ein wenig in alten Ausgaben der Deutschen Bridge-Zeitung gestöbert und war auch an den alten Spielstätten unseres Klubs mit dem Fotoapparat unterwegs. . Hotel Germania in Karlsruhe vor dem 2. Weltkrieg, dem ersten Spielort eines Karlsruher Bridgeklubs
Ansprache von Prof. Dr. Siegfried Kokoschka anlässlich
Unser Präsident fragte mich im Zuge seiner Vorbereitungen für
dieses Jubiläum, ob ich nicht als einer der langjährigsten
MitgKarlsruher – Bridge-Sportclubs, gefeiert im Hotel Best Western
Hotel
in Bad Herrenalb am 24.9.2011
--..--
Unser Präsident Herrmann von Langsdorff fragte mich während seiner
Vorbereitungen für dieses Jubiläum, ob ich nicht als einer der
langjährigsten Mitglieder unseres Klubs etwas über seine
Anfänge berichten könnte, was ich hiermit gern tue.
Die Gründung unseres Klubs
.
2. Weltkrieg, dem ersten
Spielort eines Karlsruher Bridgeklubs
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Bridge in Karlsruhe wurde bereits vor dem Krieg gespielt und zwar
im Hotel Germania, damals dem wohl renommiertesten Hotel vor Ort.
In der Deutschen Bridge-Zeitung vom 15. Februar 1939 findet man auf
den letzten beiden Seiten die Anschriften der damals 50 deutschen
Bridgeklubs. Die Gruppe Karlsruhe spielte danach am Montag und
Freitag unter Leitung der Baronin von Ochs. Aber erschrecken Sie
nicht, vermutlich nicht schon sehr früh von 4-8 Uhr bzw. 8-12 Uhr,
sondern wohl nach heutiger Zeitrechnung zwischen 16-20 Uhr bzw.
20-24 Uhr.
Ausschnitt aus der Liste der deutschen Bridgevereine 1939
Auch überregionale Turniere wurden damals schon veranstaltet. Zum
Beispiel berichtet die Deutsche Bridge-Zeitung vom Februar 1937
über ein Benefizturnier der Gruppe Karlsruhe zu Gunsten des WHW
(Winterhilfswerk). Es wurde ein Howell-Turnier an 15 Tischen
gespielt, dass von dem Paar Pflüger aus Karlsruhe und Dr. Gieren
aus Frankfurt gewonnen wurde. Preise für dieses Turnier wurden
gestiftet u.a. von der Stadt Karlsruhe und der Spielbank
Baden-Baden. Da kann man heute nur neidisch sein.
Bericht im Nachrichtenblatt des Deutschen Verbandes e.V. Februar
1937 über ein Turnier der Gruppe Karlsruhe im Hotel Germania zu
Gunsten des WHW (Winterhilfswerk), gespielt an 15
Tischen
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Nach dem Krieg, zumindest seit Anfang der 50ziger Jahre, spielte
die Gruppe Karlsruhe, wiederum unter der Leitung der Baronin, im
Hotel Kaiserhof vor allem freie Partien (Rubberbridge). Als
Regierungsdirektor a.D. Hans-Herbert Dengler, ein passionierter
Bridgespieler, 1959 mit seiner Familie nach Karlsruhe zog, setzte
er sich sogleich für die Gründung eines neuen Klubs ein, in dem
auch ordentliches Turnierbridge gespielt werden konnte. Doch die
Geburt eines neuen, zeitgemäßen Klubs erwies sich als ziemlich
schwierig.
Dr. von Rotteck, der damalige Präsident des Deutschen
Bridge-Verbandes, befürchtete nämlich Nachteile für den Klub der
verdienten Baronin von Ochs und blockte zunächst etwas ab. Es ging
schließlich auch um das Tischgeld der Baronin.
Spielort Hotel Eden und Ergebnis des 1. Turniers nach dem
Krieg
Als Kompromiss wurde zunächst innerhalb des Klubs der Baronin
(Karlsruhe 1) eine sogenannte Turnierabteilung gegründet, die
einmal in der Woche im Hotel Eden spielte. Deren erstes Turnier
fand am Montag den 10. November 1959 statt. Gewonnen haben es
punktgleich das Ehepaar Dr. Dimitrov und die Herren Dengler und
Haeseler.
Dazu einige Anmerkungen: Die Auswertung eines Turniers erfolgte
damals bis zu den ersten Computerauswertungen etwa Anfang der
90ziger Jahre durch den Turnierleiter und seine Helfer
ausschließlich per Hand. Dabei wurden zunächst die Anschriften des
zu jedem Board gehörigen Boardbegleitzettels in Matchpunkte (MP)
umgerechnet bzw. gescort. Bei z.B. 10 Tischen gab es für den Top 18
MP (10-1)x2, für einen geteilten Top 17, und für das nächstbeste
Ergebnis 2 MP weniger, also im Beispiel 15, so wie es heute der
Computer macht, der aber ungleich schneller und ohne Fehler
arbeitet. Die Scores jedes Boards wurden dann für jedes Paar in
vorbereitete Listen übertragen und addiert. Ergaben die
Kontrollsummen jedes Boards den richtigen Wert, konnte
aufsummiert
Erster Spielort nach dem Krieg im Hotel Kaiserhof
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und die Reihenfolge der Paare gesucht werden. Wenn nicht, musste
der Fehler beim Scoren oder Aufsummieren gefunden werden. Es kam
dann schon mal vor, dass das Ergebnis erst nach einer halben Stunde
oder länger nach dem Spielen der letzten Hand verkündet werden
konnte. Wollte man nicht so lange warten, konnte man das Ergebnis
am nächsten Tag telefonisch erfragen.
Nach etwa zwei Jahren ständigen Bemühens konnten Dr. von Rotteck
und die Baronin davon überzeugt werden, dass ein zweiter Klub in
Karlsruhe allen nutzen würde. So kam es schließlich im Oktober 1961
zur Gründung des Karlsruher Bridge-Sport-Clubs mit folgenden
Gründungsmitgliedern:
Ehepaar Auch, Frau M. Battenfeld, Dr. L. Bleyer, Ehep. Dengler,
Frau Doris Dengler, Ehep. Dr. Dimitrov, Frau Eschenbacher, Herr
Hilgenstock, Herr Jansen, Frau von Kaull, Frau Luprich, Frau
Prohaska, Frau Rex, Frau Sehmann, Ehep.Dr. Wehowski.
Der Gründungsvorstand war: Präsident: Dr. Alfred Wehowski,
Sportwart: Hans-Herbert Dengler Schatzmeister: Frau Irmgard
Dimitrov-Schill.
Die allseits beliebte Baronin von Ochs wurde zur Ehrenvorsitzenden
ernannt, auch um die entstandenen Wogen zwischen dem alten Klub
Karlsruhe 1 und dem neuen Klub mit dem Namen Karlsruher
Bridge-Sport- Klub wieder zu glätten.
Hans-Herbert Dengler ist nicht nur die Gründung unseres Klubs zu
verdanken, er war es auch, der ihn in den ersten Jahren prägte. Er
war der organisatorische Macher, der den Klub rasch nach vorn
brachte und dabei fast notwendigerweise auch manchmal etwas
aneckte. Da traf es sich gut, dass seine Frau Anne-Marie Dengler
durch ihre besonnene und liebenswürdige Art für ein freundliches
Umfeld sorgte und manche Wogen glätten konnte. Der erste Präsident
(heute 1. Vorsitzende) unseres Klubs, Dr. Wehowski, stammte aus
Brünn und kam 1947 mit seiner Familie nach Karlsruhe, wo er eine
Anwaltspraxis eröffnete. Bridge war für ihn vor allem ein
gesellschaftliches Ereignis. Er und seine charmante Frau
präsentierten den Klub mit echtem Wiener Charme, ohne sich aber um
die Niederungen des Bridgealltags zu kümmern. Dies überließen sie
lieber Hans-Herbert Dengler, der das Amt des Sportwarts
übernahm.
Die Gründer unseres Klubs
1905 1982 1914 2010 1898 1969 1903 1983
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Von dieser Aufgabenteilung konnten die nachfolgenden Vorsitzenden
des Klubs, Hans-Herbert Dengler, Siegfried Kokoschka, Ruth
Majewski, Elisabeth Harmuth, Harald Hoffmeister und schließlich
Hermann von Langsdorff nur träumen.
Frau Irmgard Dimitrov war der erste Kassenwart unseres Klubs. Doch
sie war mehr. Bis zu Ihrem Weggang nach Baden- Baden (1972) hat sie
durch ihre charmante und zupackende Art unser Klubleben vielfältig
bereichert. Unvergessen sind die Einladungen in ihr Weingut bei
Osthofen. Manchmal auch im Rahmen der viele Jahre regelmäßigen
Treffen mit dem französischen Bridgeklub von Baden -Oos. Die
Einladungen waren in der Regel im Klubrahmen,
manchmal eine Gegeneinladung für den französischen Bridgeclub
Baden-Oos.
Unsere Wanderjahre 1961-1972 Das größte Problem des jungen
Bridgeklubs war ein passendes Spiellokal zu finden. Kein Restaurant
oder Hotel war mit uns auf die Dauer zufrieden. Hauptsächlich, weil
einfach zu wenig verzehrt wurde. Es kam die schwere Zeit einer
schier endlosen Wanderung durch 15 verschiede Gaststätten/ Hotels
in nur 11 Jahren. Das waren unsere Spiellokale in zeitlicher
Folge:
1. Keglerheim 2. Stefanie 3. Graf Zeppelin 4. Bremer Eck 5. Hotel
Graf 6. Hotel Eden 7. Park Hotel 8. Kühler Krug 9. Schwarzwaldhotel
10. Salmen 11. Weißer Berg 12. Krokodil 13. Kolpinghaus 14.
Felseneck 15. Rote Taube
Zum Beispiel spielten wir 1971/1972 in einem Nebenraum der Roten
Taube, einem gemütlichen Restaurant in der Weststadt. Hatten
schließlich alle Spieler zu Beginn eines Turniers an ihren Tischen
Platz genommen, kam die Bedienung und nahm die Bestellung auf. Und
da nicht alle gleichzeitig bedient werden konnten, wechselten
inzwischen die Paare ihre Tische. Am Anfang unserer Zeit in der
Roten Taube beschwerte sich einmal die auch ansonsten ziemlich
resolute Bedienung völlig entnervt, lautstark mit den Worten;
“Essen und Trinken tun sie nichts, wie die armen Schlucker. Und
bestellen sie mal was, dann findet man sie nicht, weil sie ständig
rumlaufen. Wo ist denn nun der Kalbskopf.“ Kein Wunder, dass wir
nicht besonders angesehen waren aber das Glück hatten, dass dies
die letzte Etappe unserer Wandertour sein sollte.
Spiellokal Rote Taube in der Bunsenstraße (1971)
Die bisherigen Vorsitzenden unseres Klubs 1961 - 1966
1966 - 1976
1976 - 1981
1981 - 1994
1994 - 2003
2003 - 2011
seit 2011
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Wir hatten zwar anfangs keine feste Bleibe, dafür war das Klubleben
außerordentlich lebendig und abwechslungsreich.
Es wurde von Anfang an zweimal in der Woche, Montag- und
Donnerstagabend gespielt.
Die Kämpfe für die Klubteammeisterschaft wurden abwechselnd rundum
in den privaten Wohnungen ausgetragen verbunden mit einer Einladung
zum Abendessen
Es wurden regelmäßig Vergleichskämpfe mit benachbarten Klubs
durchgeführt verbunden mit einer Essens-Einladung. Besonders die
gegenseitigen Einladungen mit dem Franzözischen Bridgeklub Baden
Oos waren Höhepunkte im Bridgejahr. Der Klub gab sich große Mühe,
das kulinarische Niveau der französischen Einladung wenigstens
annähernd zu erreichen.
Bei den Weihnachtsturnieren besuchten sich die Klubs gegenseitig,
wobei jeder Spieler ein Geschenk mitbrachte. Besonders beliebt
waren die Weihnachtsturniere in Pforzheim. Hier konnte die ersten
Paare durchaus einen wertvollen Goldschmuck mit nach Hause
nehmen
Zum Faschingsturnier erschienen praktisch alle kostümiert. Gesetzte
Spieler wurden ersteigert. Der Erlös reichte für Bowle an
alle.
Zwei Erfolgsgeschichten möchte ich hervorheben.
Einmal das Himmelfahrtsturnier, das seit der Klubgründung im Jahre
1961 im Schwarzwälder Hotel Plättig regelmäßig als eintägiges
Paarturnier durchgeführt wurde und sich allseits großer Beliebtheit
erfreute. In den ersten Jahren waren nur Klubmitglieder
spielberechtigt. Nach wenigen Jahren bereits wurde aus dem
„Plättig-Turnier“ ein Bezirksturnier. Gespielt wurde an 20-25
Tischen mit einem preiswerten Mittagessen in der Pause zwischen den
beiden Durchgängen. Einige reisten bereits am Vortag an, um dann
nach einigen Wanderstunden sich am Abend bei freien Partien für den
nächsten Tag einzuspielen. Die Vorbereitungen zu diesem Turnier
erforderten natürlich einigen Aufwand, da Spielmaterial, zum
Schluss natürlich auch der Computer, sogar auch Tische, dorthin
transportiert werden mussten. Das war dann auch der Grund, dass
seit dem Jahre 2000 das Himmelfahrtsturnier in den eigenen
Vereinsräumen durchgeführt wurde.
Eine weitere Erfolgsgeschichte waren die Karlsruher Teamturniere,
die bis 1982 um den von Dr, von Rotteck gestifteten Sinnerpokal und
den Lemaitrepokal sowie danach bis 1999 um die Süddeutsche
Teammeisterschaft, ausgetragen wurden. Das erste Turnier fand am 2.
September 1962 im alten Kühlen Krug statt. Das Nenngeld betrug für
Mitglieder 5,00 DM und für Nichtmitglieder 8,00 DM. Hinzu kam 1,00
DM als sog. Sportmark. Später wurde gespielt im Parkhotel, im nicht
mehr existierenden Schwarzwaldhotel, im Krokodil und zum Schluss im
sehr beliebten
Landgasthaus/Hotel Zur Sonne in Stupferich. Vielleicht waren diese
attraktiven Austragungsorte auch ein Grund für den lange
anhaltenden Erfolg dieser Turniere.
Sehr erfolgreich:
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Den Sinnerpokal hatte der Präsident des Deutschen Bridgeverbandes,
Dr. von Rotteck, gestiftet, vielleicht um damit seinen anfänglichen
Widerstand gegen einen zweiten Karlsruher Klub etwas vergessen zu
lassen. Er bestimmte aber, dass dieser Pokal von dem besten Team
aus dem Süddeutschen Raum gewonnen wird. Als nun einmal der
belgische Spitzenspieler Lemaitre mit seinem Team das Turnier
gewann aber keinen Pokal erhielt, war er sehr verärgert, stiftete
aber für den künftigen Sieger des Turniers einen weiteren Pokal mit
seinem Namen. In der Folgezeit war es doch etwas unklar, wer nun
welchen Pokal erhält. Es wurde dann so vorgegangen, dass der Sieger
den Sinnerpokal und der zweite den Lemaitrepokal erhält. Ersteren
hat dann im Jahre 1982 das Karlsruher Team mit den Gebrüder Horst
und Volker Borho, Herbert Klummp, Riff Behar und Uwe Zinsmaier nach
3maligem Sieg hintereinander endgültig gewonnen. Seit 2000 wurde
dieses Turnier in den vereinseigenen Klubräumen in Erinnerung an
den langjährigen Sportwart und Turnierleiter Manfred Fritz als
„Manfred Fritz-Gedächtnisturnier“ ausgetragen zwar anfangs als
eintägiges Teamturnier und am nächsten Tag als Paarturnier, später
nur als eintägiges Paarturnier. Doch die Teilnehmerzahl ging stetig
zurück und das ehemals so erfolgreiche Turnier fand zum letzten Mal
im Jahre 2010 statt.
Bridge ein Spiel für junge Leute ? Anders als heute waren in den
60/80 Jahre verhältnismäßig viele junge Leute im Klub. Der
Altersdurchschnitt war erheblich geringer, er dürfte zwischen 35-40
Jahre betragen haben. Das Interesse von jungen Leuten für unser
Spiel war damals überall ein allgemeiner Trend, nicht nur in
Karlsruhe. Es waren oft Studenten, oft auch junge Schachspieler,
die von diesem Spiel fasziniert wurden. Von diesem Trend ist heute
leider nicht mehr viel zu spüren.
Ein typisches Beispiel dafür ist vielleicht, wie ich selbst zum
Bridge kam. Es war 1963 und ich war damals Mitglied im Mühlburger
Schachklub, der im Gasthaus Zum Ritter tagte. Üblich war, dass nach
Ende des abendlichen Schachtrainungs im Gastraum ein zünftiger Skat
gedroschen wurde. Thomas Schwenkreis lernte in einem Schachlehrgang
Bridge kennen und berichtete begeistert davon. Um sich genauer zu
informieren, besorgte ich ein Bridgebuch (den Klassiker
Kontraktbridge von Ely Culbertson) und wir machten uns mit dem
Nötigsten vertraut und spielten von nun an nach dem Schachtraining
nicht mehr Skat, sondern ein ziemlich
wildes Rubberbridge, oft nach der Marke Eigenbau und nicht immer
nach den gültigen Regeln.
Durch Zufall entdeckte Thomas Schwenkreis im Hinterzimmer des
Gasthauses Zeppelin an grünen Tischen Karten spielende Leute. Er
wurde sofort von Hanns-Herbert Dengle angesprochen und darüber
aufgeklärt, dass hier Turnierbridge gespielt wird, das viel
interessanter sei als Rubberbridge. Jedenfalls traten in der Folge
zahlreiche Spieler aus dem Mühlburge Schachclub in unseren
Bridgeklub ein, z.B. Thomas und Vita Schwenkreis, Ursel und Uwe
Zinsmaier, Barbara und Siegfried Kokoschka, Irmgard Nowak, Peter
Baur. Über ähnliche Wege kamen immer mehr junge Leute hinzu, z.B.
die Gebrüder Horst und Volker Borho,
Grüne Tische im Hinterzimmer !
Eine Spielhölle - oder was?
Nein. Es war der
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Dieter Raetz, Peter Seib, Hartwig Welsch, Riff Behar, Manfred
Fritz, Georg Nippgen und Bernard Ludewig.
Diese jungen Leute sorgten im Klub für frischen Wind. Es wurde sehr
engagiert gespielt und es ging auch manchmal hoch her. Zahlreiche
Spitzenspieler gingen aus dieser Gruppe hervor. Der Karlsruher
Bridgeclub wurde zu einem der stärksten Klubs in Deutschland und zu
einer guten Bridge-Adresse überhaupt. Wohl deshalb schlüpfen auch
heute noch andere Spitzenspieler in der Bundesliga unter sein Dach,
obwohl sie hier im Klub selbst gar nicht mehr auftauchen.
Eine weitere Nachwuchsquelle war die Volkshochschule. Doch dies war
nicht immer selbstverständlich. Hans-Herbert Dengler konnte anfangs
den damaligen Direktor nicht davon überzeugen, dass Bridge kein
vulgäres Kneipenspiel ist. Erst als er sich bereit erklärte, zwei
Jahre auf eigene Kosten ohne Honorar in den Räumen der
Volkshochschule zu unterrichten und die Kurse großen Zuspruch
fanden, wurde Bridge als Unterrichtsfach anerkannt. Später ab etwa
1980 hat Manfred Fritz, der viele Jahre bis zu seinem frühen Tod
als Sportwart und Turnierleiter sich tatkräftig für den Klub
einsetzte, die Kurse mit großem Erfolg weitergeführt.
Die Ära Cafe Wohnstift in Karlsruhe Rüppur
Bei der ständigen Suche nach einem dauerhaften Spiellokal stieß
Hans-Herbert Dengler auf den Neubau des Wohnstiftes in Karlsruhe
Rüppurr, in dem auch ein Cafe eingerichtet wurde, das bis
mindestens 22 Uhr geöffnet sein sollte, obwohl sich am Abend kaum
ein Heimbewohner dorthin verirrte. Das war unsere Chance. Wir
konnten mit unserem Spielbetrieb ab 19 Uhr eine Lücke füllen. Wir
wurden gebraucht und waren willkommen. Für die nächsten 25 Jahre
hatten wir endlich ein attraktives Spiellokal gefunden.
In diesen 25 Jahren hat sich natürlich so einiges ereignet. Auch
amüsantes, wie die beiden folgenden Anekdoten zeigen sollen:
So ging es immer auch um die Gewinnung von neuen Mitgliedern. Zum
Beispiel bemühten wir uns auch um Dr.Rudolf Wuttke, einen sehr
hohen Finanzbeamten, der zudem auch ein passionierter Schachspieler
war. Schach und Bridge passt ja oft sehr gut zusammen. Zum Anbeißen
sozusagen gewährten wir ihm einige Monate eine freie
Gastmitgliedschaft. Als bedächtiger Schachspieler war er natürlich
gewohnt, gründlich vorauszudenken. Als er bei einem Turnier immer
noch bei der ersten Hand überlegte während die anderen schon mit
der zweiten fertig waren, wurde Horst Borho als Turnierleiter an
den Tisch gerufen. Der erklärte ihm in seiner bekannt sachlich,
eindringlichen Art, das er doch schneller spielen möge sonst gäbe
es Strafpunkte. Das konnte Dr. Wuttke nicht verstehen. Völlig
echauviert und mit rotem Kopf stand er auf und verließ mit den
Worten den Saal, „Herr Borho, meine Punkte können Sie alle haben“.
Die Werbung um dieses Mitglied ging also daneben.
Oder ein anderer ähnlicher Misserfolg. Großer Wert wurde auch auf
die Förderung von schwächeren Spielern gelegt. Dazu wurde eine
Zeitlang Dienstag nachmittags im Kolpinghaus ein Übungsturnier
abgehalten. Einmal war meine Frau, es war wohl 1970, eingeteilt mit
Frau Friebs zu spielen, die im Klub auch deshalb bekannt war, weil
sie stets mit einem riesig großen Hut
Endlich eine feste Bleibe.
1972 - 1997
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erschien, der mit einem Gummiband über dem Kinn festgehalten wurde.
Doch am Bridgetisch lief es erstaunlich gut und ein sehr gutes
Ergebnis war in Sicht. Doch in der vorletzten Hand meinte Frau
Friebs plötzlich:“ Ich muss jetzt leider nach Hause“. Besorgt
erkundigten sich die drei
anderen Spielerinnen am Tisch, ob denn was passiert sei. „Nein“,
sagte sie, „aber ich habe gerade meine Schlaftablette eingenommen
und die wird bald anfangen zu wirken“. Sie stand auf und ging nach
Hause. Aber insgesamt entwickelte sich der Klub weiter nach oben.
Im Jahre 1970 hatten wir 100 Mitglieder, 1997 bereits 200.
Die Ära eigener Klubräume im Moninger Arenal
Doch bereits Ende der 80er Anfang der 90er Jahre waren die neuen
Zeiten spürbar. Der Klub wuchs zwar weiter aber vor allem durch
schon etwas ältere Leute und der Zustrom junger Leute ging immer
mehr zurück mit der Folge, dass neben den üblichen Abendturnieren
auch Bedarf an Nachmittagsturnieren entstand. Hinzu kam, dass das
Cafe Einspänner im Wohnstift immer mehr zu eng wurde und
schließlich auch nicht mehr zeitgemäß wirkte. Alles hat
eben seine Zeit.
Elisabeth Harmuth, die damalige Vorsitzende, erkannte frühzeitig
den neuen Trend, dass hoher Bedarf für das Spielen am Nachmittag
unter nicht so sportlich-stressigen Bedingungen bestand. Sie erfand
trotz gewisser Bedenken den Dienstag-Nachmittag als Spieltag im
Speiseraum des Wohnstiftes und traf ins Schwarze. (Später kam der
Freitag-Nachmittag hinzu). Es war Lothar Glaser, der über Kollegen
aus der Baubranche erfuhr, dass ein Getreidesilo der Brauerei
Moninger für andere Nutzungszwecke umgebaut und dann vermietet
werden sollte. Der
Vorstand, insbesondere Elisabeth Harmuth und Hermann von
Langsdorff, konnte die Mitglieder davon überzeugen die Chance zu
nutzen, in den Besitz eigener Clubräume zu kommen, auch wenn damit
ein nicht unerhebliches finanzielles Risiko verbunden war. In den
Verhandlungen mit der Brauerei wurde erreicht, dass dem Umbau Pläne
des Vereins zugrunde gelegt wurden, die auf seine speziellen
Bedürfnisse zugeschnitten waren. Dafür hatten wir einen
Baukostenzuschuss von 100 000.- DM zu erbringen und für die
Inneneinrichtung zu sorgen. Mit viel Einsatz und Mühe, nicht nur
des
Die Ära der eigenen Klubräume
im Moninger Areal
0
50
100
150
200
250
300
1961 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010
Mitgiederentwicklung
Elisabeth Harmuth zeigte Mut
Mitte der 90er Jahre wurde es im Wohnstift spürbar zu eng.
Sie vor allem kreierte im Wohnstift den Dienstag- Nachmittag als
Spieltag
Sie förderte das Wagnis der Anmietung eigener Klubräume
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Vorstandes, sondern vieler Mitglieder, wurden alle Hindernisse
überwunden. Bewunderung verdient dabei vor allem die Vorsitzende
Elisabeth Harmuth. Sie hat ungeachtet ihres fortgeschrittenen
Alters das mit dem Vorhaben verbundene Wagnis nicht gescheut und
die auf sie zukommenden außerordentlichen Belastungen bereitwillig
auf sich genommen, um den Verein zielstrebig in eine sichere
Zukunft zu führen. 1) Im Mai 1997 begann eine neue Ära unseres
Klubs und beim nächsten Jubiläum, dem 60. im Jahre 2021 werden wir
wissen, wie diese Geschichte ausging. Liebe Bridgefreunde. Man
könnte zusammenfassend die Geschichte unseres Bridgeklubs
vielleicht in drei Etappen einteilen:
Da war zuerst die etwas schwierige Geburt mit den Konflikten des
bestehenden Karlsruher Bridgeklubs und den langen Wanderjahren von
einem Spielort zum andern: Die Etappe der aufregenden und
stürmischen Kindheit und Jugend.
Die zweite Etappe im Wohnstift mit der soliden Entwicklung zu einem
der größten Bridgeklubs in Deutschland war dann, um im Bilde zu
bleiben, die Zeit des Erwachsenseins mit ersten Anzeichen des
Älterwerdens.
Die dritte und laufende Etappe in unseren eigenen Spielräumen soll
möglichst in ruhigem Fahrwasser weiter laufen so wie bisher,
verbunden mit viel Freude und Erfolg bei unserem geliebten Spiel.
Und dafür wünschen wir unserem Vorstand eine glückliche Hand.
1 In meinem Vortrag hatte ich einzelne Vertragsbedingungen nicht
erwähnt. Ich hole dies hiermit auf der Grundlage