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In 2014 gedenken wir den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Das Vredescentrum (Friedenszentrum) der Stadt und Provinz Antwerpen erarbeitete mit mehr als 40 Partnern aus Belgien und dem Ausland ein Veranstaltungsprogramm, in dessen Mittelpunkt die Auswirkungen des Krieges auf Antwerpen stehen. Es umfasst Ausstellungen in den großen Antwerpener Museen, Vorträge, Stadtwanderungen, ein Tanzprojekt für Jugendliche, ein von Studenten entwickeltes Lichtprojekt sowie erinnerungspädagogische Aktivitäten für Kinder. Zu den Höhepunkten gehört die Rekonstruktion der Pontonbrücke zwischen dem Steen und dem linken Scheldeufer, die am 3. Oktober 2014 von belgischen und niederländischen Pioniertruppen gebaut wird.
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Zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg: am 3., 4. und 5. Oktober 2014
ANTWERPEN BAUT BRÜCKEN
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1914-2014: Antwerpen baut eine Brücke zum Gedenken des Ersten WeltkriegsZum Gedenken an den Ersten Weltkrieg: am 3., 4. und 5. Oktober 2014. Das Vredescentrum (Friedenszentrum) der Provinz und der Stadt Antwerpen erarbeitete mit mehr als 50 Partnern aus Belgien und dem Ausland ein Veranstaltungsprogramm, in dessen Mittelpunkt die Auswirkungen des Krieges auf Antwerpen stehen. Es umfasst Ausstellungen in den großen Antwerpener Museen, Vorträge, Stadtwanderungen, sowie erinnerungspädagogische Aktivitäten für Kinder.
Zu den Höhepunkten gehört die Rekonstruktion der Pontonbrücke zwischen dem Steen und dem linken Scheldeufer, die am 3. Oktober 2014 von belgischen und niederländischen Pioniertruppen gebaut wird. Vor hundert Jahren, beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs, konstruierten die belgischen Streitkräfte ebenfalls auf Höhe des Steen eine Pontonbrücke über die Schelde. Über diese Brücke konnte die „Festung Antwerpen“ bevorratet werden und sie konnte für den Fall, dass die Stadt schnell geräumt werden musste, als Fluchtweg dienen..
Die moderne „Friedensbrücke“ ist ein technisches Husarenstück und ein eindruckvolles Beispiel für die gute Zusammenarbeit zwischen Belgien und den Niederlanden. Die Brücke verbindet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und lässt Menschen träumen. Aber vor allem wird das Überqueren der Schelde ein unvergessliches Erlebnis für die vielen zehntausend Menschen sein, die zwischen dem 3. und 5. Oktober 2014 in Antwerpen erwartet werden. Denn sie begeben sich in die Fußspuren der mehr als 100 000 Flüchtlinge, die 1914 über die Pontonbrücke die brennende Stadt verließen und sich am jenseitigen Scheldeufer in Sicherheit zu bringen hofften.
Der Städtische Hafenbetrieb Antwerpen glaubt an den Erfolg dieses faszinierenden und ehrgeizigen Projekts und beteiligt sich bereitwillig an dessen Realisierung. Auf Wiedersehen – auf der Brücke!
Marc Van PeelBeigeordneter für den HafenStadt Antwerpen
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1914-2014: Antwerpen baut eine Brücke zum Gedenken des Ersten WeltkriegsZum Gedenken an den Ersten Weltkrieg: am 3., 4. und 5. Oktober 2014. Das Vredescentrum (Friedenszentrum) der Provinz und der Stadt Antwerpen erarbeitete mit mehr als 50 Partnern aus Belgien und dem Ausland ein Veranstaltungsprogramm, in dessen Mittelpunkt die Auswirkungen des Krieges auf Antwerpen stehen. Es umfasst Ausstellungen in den großen Antwerpener Museen, Vorträge, Stadtwanderungen, sowie erinnerungspädagogische Aktivitäten für Kinder.
Zu den Höhepunkten gehört die Rekonstruktion der Pontonbrücke zwischen dem Steen und dem linken Scheldeufer, die am 3. Oktober 2014 von belgischen und niederländischen Pioniertruppen gebaut wird. Vor hundert Jahren, beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs, konstruierten die belgischen Streitkräfte ebenfalls auf Höhe des Steen eine Pontonbrücke über die Schelde. Über diese Brücke konnte die „Festung Antwerpen“ bevorratet werden und sie konnte für den Fall, dass die Stadt schnell geräumt werden musste, als Fluchtweg dienen..
Die moderne „Friedensbrücke“ ist ein technisches Husarenstück und ein eindruckvolles Beispiel für die gute Zusammenarbeit zwischen Belgien und den Niederlanden. Die Brücke verbindet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und lässt Menschen träumen. Aber vor allem wird das Überqueren der Schelde ein unvergessliches Erlebnis für die vielen zehntausend Menschen sein, die zwischen dem 3. und 5. Oktober 2014 in Antwerpen erwartet werden. Denn sie begeben sich in die Fußspuren der mehr als 100 000 Flüchtlinge, die 1914 über die Pontonbrücke die brennende Stadt verließen und sich am jenseitigen Scheldeufer in Sicherheit zu bringen hofften.
Der Städtische Hafenbetrieb Antwerpen glaubt an den Erfolg dieses faszinierenden und ehrgeizigen Projekts und beteiligt sich bereitwillig an dessen Realisierung. Auf Wiedersehen – auf der Brücke!
Marc Van PeelBeigeordneter für den HafenStadt Antwerpen
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Die Pontonbrücke 1914Sechs Brücken als Teil eines umfassenderen militärischen PlansBereits 1859 galt Antwerpen als Nationaal Réduit, als letz-ter Zufluchtsort für König, Regierung und Heeresleitung im Fall eines Krieges. Denn Antwerpen war gut zu bevorraten und zu verteidigen und hier konnte die Staatsspitze auf die Hilfe von Verbündeten warten. Die Voraussetzung war, dass das von einem doppelten Fortgürtel bewehrte Antwerpen• über ausreichend Nachschubwege für Truppen und
Vorräte verfügte,• in die Lage versetzt werden konnte, einen möglichen
Angriff aus Richtung Niederlande über die Schelde abzuwehren,
• Notfalls zügig geräumt werden könen. In 1914 gibt es nur auf Höhe von Temse eine feste Brücke über die Schelde. In Antwerpen gibt es auch eine Fähre, die auf Höhe der Suikerrui ablegt. Aber nur mit Hilfe der Fähre wäre es nie möglich gewesen, die Stadt schnell zu räumen.Darum sollen zwischen dem Steen und Sint-Anna, zwischen Hoboken und Burcht, zwischen Hemiksem und Bazel sowie bei Rupelmonde vier provisorische Scheldebrücken gebaut werden. Auch über den Fluss Rupel sind zwei Brücken geplant, und zwar auf Höhe des Tolhuis und des Hellegat. Bereits vor dem Krieg war ausreichend Baumaterial gekauft und im Fort Vlaams Hoofd am linken Scheldeufer eingelagert worden. Es handelte sich um Eisen für den Brückenbelag sowie um Holzbretter für den Boden und die Rampen zwischen Brücke und Kais.
das sich je ein Bug neben einem Heck befindet. Auf die Schiffe werden Balken montiert, auf denen das Brücken-deck und die Relingen ruhen. Die Rampen zwischen Brüc-ke und Kai sind beweglich und gleichen den Tidehub aus Die Brücke muss den Binnenschiffen auf der Schelde Durchlass ermöglichen. Am Vlaams Hoofd werden zwei portières (Durchlässe) von je 42 Metern Breite angebracht, die jeweils auf zwei Boote montiert sind. Wenn ein Bin-nenschiff die Schelde auf- oder abfährt, werden die porti-ères kurz geöffnet.
Nach sieben Tagen ist die Brücke fertig. Am 9. August wird sie von einer Delegation militärischer und ziviler Wür-denträger inspiziert, darunter der Bürgermeister, General Dufour, der Provinzgouverneur und einige ausländische Konsuln. Nach der Zeitung Gazet van Antwerpen wird
„das eindruckvolle Werk der pontonniers von allen bewun-dert. General Dufour spricht Kommandeur Piérard, der an der Spitze dieses auserlesenen Korps steht, seine herzli-chen Glückwünsche aus.“
Die Pontonbrücke wird permanent benutztDer Chronist Jozef Muls beschreibt Tag für Tag das Leben in der belagerten Stadt. Er beobachtet auch den Abzug der Truppen.. “Vom Ponton am Fuss der grauen, alten Burg Steen ragte eine hölzerne Brücke auf Schuten zum flämischen Ufer. Am 5. September sahen wir eine ansehnliche Anzahl von berittenen Einheiten abziehen. Sie schlepp-ten Kanonen hinter sich her, um Dendermonde von den Deutschen wiederzuerobern und die Achse Ant-werpen-Küste zu sichernn.” (Jozef Muls)
Der Soldat Odon Van Pevenage gehört zu den Truppen. Er ist tief beeindruckt: “So kamen wir an den Deich, von dem aus wir den Fluss überqueren mussten. Noch nie hatte ich einen so breiten Fluss gesehen. Die Brücke, die wir über-queren mussten, bestand aus Schiffen mit Brettern darauf. Sie war von den Pionieren angelegt worden, um den Trup-penverkehr einfacher zu machen. Ich glaube, dass der Fluss hier ungefähr dreihundert Meter breit ist.“
Die Brücke beim Steen: gebaut in nur einer WocheDie Bauarbeiten an der Brücke beginnen am 2. August 1914, zwei Tage vor dem Einmarsch der Deutschen. Zunächst muss alles Material vom Vlaams Hoofd ca. 400 Meter weit transportiert wer-den. Die pontonniers (Brückenbauer) arbeiten von sechs Uhr morgens bis sechs Uhr abends. Es gibt nur eine kurze Pause für eine Mahlzeit und fürs Kartoffelschälen. Meistens wird auch nachts durchgearbeitet. „Manchmal arbeiteten wir, ungeachtet der Witterungsumstände, 15, 20, 24 [Stunden] und oft noch län-ger durch“, so Kommandeur Piérard.
Die Brücke treibt auf 25 Binnenschiffen. Die Schiffe liegen vor Anker, um zu verhindern, das sie durch die Tide und durch die Strömung abtreiben. Um den Tidehub zu kom-pensieren, werden die Schiffe so nebeneinander gelegt,
Das Hauptquartier der „pontonniers“ ist das Fort Vlaams Hoofd am linken Scheldeufer. Das Fort befand sich am heutigen Platz Frederik van Eedenplein. Rings um das Fort entwickelte sich ein lebendiges Viertel mit vielen Lokalen und Kneipen. Vom Bahnhof beim Vlaams Hoofd aus fuhren bereits 1844 Züge nach Gent.
Donnerstag, 13. August 1914
Eine Schiffbrücke bei Antwerpen
“Gegenüber St. Anneken wurde eine Brüc-
ke über die Schelde gebaut. Die Brücke
soll Truppen, Material, Munition und
großen Kanonen die Überquerung der
Schelde ermöglichen. Sie ruht auf Binnen-
schiffen, von denen einige der Heereslei-
tung freiwillig zur Verfügung gestellt und
andere eingefordert wurden”
Dienstag, 13. Oktober 1914
“In wilder Hast war man aus der Hölle ge-
flohen. Ein Teil [der Verteidiger] konnte
noch die Schiffbrücke über die Schelde
überqueren (die, wie man weiß, einen Au-
genblick später angezündet wurde). Viele
Belgier wurden gefangengenommen, an-
dere entkamen nur, indem sie sich hastig
umzogen, um die Flucht in Zivilkleidung
fortzusetzen.”
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Die Pontonbrücke 1914Sechs Brücken als Teil eines umfassenderen militärischen PlansBereits 1859 galt Antwerpen als Nationaal Réduit, als letz-ter Zufluchtsort für König, Regierung und Heeresleitung im Fall eines Krieges. Denn Antwerpen war gut zu bevorraten und zu verteidigen und hier konnte die Staatsspitze auf die Hilfe von Verbündeten warten. Die Voraussetzung war, dass das von einem doppelten Fortgürtel bewehrte Antwerpen• über ausreichend Nachschubwege für Truppen und
Vorräte verfügte,• in die Lage versetzt werden konnte, einen möglichen
Angriff aus Richtung Niederlande über die Schelde abzuwehren,
• Notfalls zügig geräumt werden könen. In 1914 gibt es nur auf Höhe von Temse eine feste Brücke über die Schelde. In Antwerpen gibt es auch eine Fähre, die auf Höhe der Suikerrui ablegt. Aber nur mit Hilfe der Fähre wäre es nie möglich gewesen, die Stadt schnell zu räumen.Darum sollen zwischen dem Steen und Sint-Anna, zwischen Hoboken und Burcht, zwischen Hemiksem und Bazel sowie bei Rupelmonde vier provisorische Scheldebrücken gebaut werden. Auch über den Fluss Rupel sind zwei Brücken geplant, und zwar auf Höhe des Tolhuis und des Hellegat. Bereits vor dem Krieg war ausreichend Baumaterial gekauft und im Fort Vlaams Hoofd am linken Scheldeufer eingelagert worden. Es handelte sich um Eisen für den Brückenbelag sowie um Holzbretter für den Boden und die Rampen zwischen Brücke und Kais.
das sich je ein Bug neben einem Heck befindet. Auf die Schiffe werden Balken montiert, auf denen das Brücken-deck und die Relingen ruhen. Die Rampen zwischen Brüc-ke und Kai sind beweglich und gleichen den Tidehub aus Die Brücke muss den Binnenschiffen auf der Schelde Durchlass ermöglichen. Am Vlaams Hoofd werden zwei portières (Durchlässe) von je 42 Metern Breite angebracht, die jeweils auf zwei Boote montiert sind. Wenn ein Bin-nenschiff die Schelde auf- oder abfährt, werden die porti-ères kurz geöffnet.
Nach sieben Tagen ist die Brücke fertig. Am 9. August wird sie von einer Delegation militärischer und ziviler Wür-denträger inspiziert, darunter der Bürgermeister, General Dufour, der Provinzgouverneur und einige ausländische Konsuln. Nach der Zeitung Gazet van Antwerpen wird
„das eindruckvolle Werk der pontonniers von allen bewun-dert. General Dufour spricht Kommandeur Piérard, der an der Spitze dieses auserlesenen Korps steht, seine herzli-chen Glückwünsche aus.“
Die Pontonbrücke wird permanent benutztDer Chronist Jozef Muls beschreibt Tag für Tag das Leben in der belagerten Stadt. Er beobachtet auch den Abzug der Truppen.. “Vom Ponton am Fuss der grauen, alten Burg Steen ragte eine hölzerne Brücke auf Schuten zum flämischen Ufer. Am 5. September sahen wir eine ansehnliche Anzahl von berittenen Einheiten abziehen. Sie schlepp-ten Kanonen hinter sich her, um Dendermonde von den Deutschen wiederzuerobern und die Achse Ant-werpen-Küste zu sichernn.” (Jozef Muls)
Der Soldat Odon Van Pevenage gehört zu den Truppen. Er ist tief beeindruckt: “So kamen wir an den Deich, von dem aus wir den Fluss überqueren mussten. Noch nie hatte ich einen so breiten Fluss gesehen. Die Brücke, die wir über-queren mussten, bestand aus Schiffen mit Brettern darauf. Sie war von den Pionieren angelegt worden, um den Trup-penverkehr einfacher zu machen. Ich glaube, dass der Fluss hier ungefähr dreihundert Meter breit ist.“
Die Brücke beim Steen: gebaut in nur einer WocheDie Bauarbeiten an der Brücke beginnen am 2. August 1914, zwei Tage vor dem Einmarsch der Deutschen. Zunächst muss alles Material vom Vlaams Hoofd ca. 400 Meter weit transportiert wer-den. Die pontonniers (Brückenbauer) arbeiten von sechs Uhr morgens bis sechs Uhr abends. Es gibt nur eine kurze Pause für eine Mahlzeit und fürs Kartoffelschälen. Meistens wird auch nachts durchgearbeitet. „Manchmal arbeiteten wir, ungeachtet der Witterungsumstände, 15, 20, 24 [Stunden] und oft noch län-ger durch“, so Kommandeur Piérard.
Die Brücke treibt auf 25 Binnenschiffen. Die Schiffe liegen vor Anker, um zu verhindern, das sie durch die Tide und durch die Strömung abtreiben. Um den Tidehub zu kom-pensieren, werden die Schiffe so nebeneinander gelegt,
Das Hauptquartier der „pontonniers“ ist das Fort Vlaams Hoofd am linken Scheldeufer. Das Fort befand sich am heutigen Platz Frederik van Eedenplein. Rings um das Fort entwickelte sich ein lebendiges Viertel mit vielen Lokalen und Kneipen. Vom Bahnhof beim Vlaams Hoofd aus fuhren bereits 1844 Züge nach Gent.
Donnerstag, 13. August 1914
Eine Schiffbrücke bei Antwerpen
“Gegenüber St. Anneken wurde eine Brüc-
ke über die Schelde gebaut. Die Brücke
soll Truppen, Material, Munition und
großen Kanonen die Überquerung der
Schelde ermöglichen. Sie ruht auf Binnen-
schiffen, von denen einige der Heereslei-
tung freiwillig zur Verfügung gestellt und
andere eingefordert wurden”
Dienstag, 13. Oktober 1914
“In wilder Hast war man aus der Hölle ge-
flohen. Ein Teil [der Verteidiger] konnte
noch die Schiffbrücke über die Schelde
überqueren (die, wie man weiß, einen Au-
genblick später angezündet wurde). Viele
Belgier wurden gefangengenommen, an-
dere entkamen nur, indem sie sich hastig
umzogen, um die Flucht in Zivilkleidung
fortzusetzen.”
76
Die Pontonbrücke als nachschubwegDer Neigungswinkel der Rampen rechts und links der Brücke hängt von der Tide und Zahl der Menschen und Fahrzeuge auf der Brücke ab. Bei Ebbe werden die Ram-pen an beiden Ufern steiler. Herrscht auf der Brücke viel Betrieb, sackt die Brücke noch mehr. Für (Zug-)Pferde ist es dann oft schwierig, das Ufer zu erreichen. Die Ram-pen werden oft durch schwere Fahrzeuge beschädigt und müssen regelmäßig ausgebessert werden.
Nachts wird die Brücke von elektrischen Laternen be-leuchtet. Die Kabel wurden von einer zivilen Firma verlegt. Nach den ersten Bombenabwürfen muss die Stadt nachts jedoch völlig verdunkelt werden. Auch die Laternen auf der Brücke werden gelöscht.
“Seit der Bombardierung durch einen Zeppelin herrschte nachts völlige Dunkelheit in Antwerpen. Um 20 Uhr musste alles geschlossen sein und es fuhren auch keine Strassenbahnen mehr. Aus keinem Fenster und keinem Haus durfte ein Lichtstrahl dringen, und wenn das trotzdem passierte, dann gab es Schimpftiraden der Polizei oder von Bürgerpatrouillen. Die Strassen und Plätze waren in der Dunkelheit nicht mehr zu erken-nen.” (Jozef Muls)
Die provisorischen Scheldebrücken sollen zügige Trup-penbewegungen und den Transport von Material und Vorräten zwischen den beiden Scheldeufern ermöglichen. Sie werden von speziell dafür ausgebildeten pontonniers (Brückenbauern) der belgischen Armee gebaut. Die pon-tonniers gehören zu Pioniertruppen mit einer Kampfaus-bildung. Außer mit dem Bau der Brücken sind sie auch mit deren Wartung, eventuellen Reparaturen, der Bewachung, dem Öffnen und Schließen von Durchlässen für die Schif-ffahrt, der Wartung der Eisenbahnbrücke von Temse und einiger Schelde-Fähren, der Bewachung der Schelde im Allgemeinen und der eventuell erforderlichen Zerstörung der Brücken beauftragt.
Die militärische Bewachung der Pontonbrücke und der Schelde Die Pontonbrücke von Antwerpen wird scharf be-wacht. Die Armee ist vor Sabotageakten auf der Hut und kontrolliert auch, wer die Brücke benutzt, um Antwerpen zu erreichen oder zu verlassen.• Die technische Wachmannschaft (2 Unteroffiziere, 2
Obergefreite und 35 bis 40 Soldaten) kümmert sich um das Funktionieren der Brücke und die Wartung.
• Die militärische Wachmannschaft kontrolliert die Zufahrtswege zur Brücke und läuft Wache. Die Brücke am Steen wird von Infanterie-Einheiten, die übrigen Brücken werden von den pontonniers selber bewacht.
• Die Flusswachmannschaften liegen stromauf- und - abwärts auf zwei Booten vor Anker. Tagsüber hissen sie die Flagge, nachts zünden sie Laternen an. Diese Mannschaften halten auch stromaufwärts mit einem Motorboot und stromabwärts mit einem Schleppboot Wache.
• Entlang der Ufer sind permanent Patrouille-Einheiten unterwegs..
• Die Schelde wird ständig von bewaffneten Mannschaften auf Motorbooten inspiziert, um zu vermeiden, dass die Brücken von den Deutschen mit schwimmenden Minen gesprengt werden.
An jeder Brücke sind außerdem je zwei Feuerwehrwagen stationiert, um eventuelle Brände schnell löschen zu kön-nen.
Die Brücke ist schmal, die Rampen sind steilDie Brücke ist so schmal, das sie nur in jeweils einer Richtung benutzt werden kann. Sie ist 3 Meter breit. Die Fahrspur ist nur 1,80 Meter breit und daneben gibt es einen Weg für Fußgänger. Die Brückenwächter verständigen sich telefonisch darüber, wel-che Fahrrichtung gerade offen ist.
Die Überquerung der Brücke ist strengen Vorschriften un-terworfen.• Fahrzeuge, die zu schwer beladen sind, müssen Fracht
abladen. Die Fracht wird anschließend auf andere Fahrzeuge verteilt oder muss am Kai zurückgelassen werden.
• Es kommt immer wieder vor, dass Fahrzeuge zu breit sind und die Brücke nicht überqueren können.
• Soldaten zu Fuß dürfen nicht im Gleichschritt marschieren, um ein Vibrieren der Brücke zu vermeiden.
• Soldaten und Offiziere zu pferd mussten absteigen und die Brücke in Zweierreihen überqueren.
• Artilleriewaffen müssen im Schritttempo rollen. • Autos müssen langsam fahren und ausreichend
Abstand bewahren.. • Soldaten und Offiziere erhalten Vorrang beim
Überqueren der Brücke, aber auch die Zivilbevölkerung darf sie benutzen..
Antwerpen bei der Bombardierung durch einen Zeppelin
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Die Pontonbrücke als nachschubwegDer Neigungswinkel der Rampen rechts und links der Brücke hängt von der Tide und Zahl der Menschen und Fahrzeuge auf der Brücke ab. Bei Ebbe werden die Ram-pen an beiden Ufern steiler. Herrscht auf der Brücke viel Betrieb, sackt die Brücke noch mehr. Für (Zug-)Pferde ist es dann oft schwierig, das Ufer zu erreichen. Die Ram-pen werden oft durch schwere Fahrzeuge beschädigt und müssen regelmäßig ausgebessert werden.
Nachts wird die Brücke von elektrischen Laternen be-leuchtet. Die Kabel wurden von einer zivilen Firma verlegt. Nach den ersten Bombenabwürfen muss die Stadt nachts jedoch völlig verdunkelt werden. Auch die Laternen auf der Brücke werden gelöscht.
“Seit der Bombardierung durch einen Zeppelin herrschte nachts völlige Dunkelheit in Antwerpen. Um 20 Uhr musste alles geschlossen sein und es fuhren auch keine Strassenbahnen mehr. Aus keinem Fenster und keinem Haus durfte ein Lichtstrahl dringen, und wenn das trotzdem passierte, dann gab es Schimpftiraden der Polizei oder von Bürgerpatrouillen. Die Strassen und Plätze waren in der Dunkelheit nicht mehr zu erken-nen.” (Jozef Muls)
Die provisorischen Scheldebrücken sollen zügige Trup-penbewegungen und den Transport von Material und Vorräten zwischen den beiden Scheldeufern ermöglichen. Sie werden von speziell dafür ausgebildeten pontonniers (Brückenbauern) der belgischen Armee gebaut. Die pon-tonniers gehören zu Pioniertruppen mit einer Kampfaus-bildung. Außer mit dem Bau der Brücken sind sie auch mit deren Wartung, eventuellen Reparaturen, der Bewachung, dem Öffnen und Schließen von Durchlässen für die Schif-ffahrt, der Wartung der Eisenbahnbrücke von Temse und einiger Schelde-Fähren, der Bewachung der Schelde im Allgemeinen und der eventuell erforderlichen Zerstörung der Brücken beauftragt.
Die militärische Bewachung der Pontonbrücke und der Schelde Die Pontonbrücke von Antwerpen wird scharf be-wacht. Die Armee ist vor Sabotageakten auf der Hut und kontrolliert auch, wer die Brücke benutzt, um Antwerpen zu erreichen oder zu verlassen.• Die technische Wachmannschaft (2 Unteroffiziere, 2
Obergefreite und 35 bis 40 Soldaten) kümmert sich um das Funktionieren der Brücke und die Wartung.
• Die militärische Wachmannschaft kontrolliert die Zufahrtswege zur Brücke und läuft Wache. Die Brücke am Steen wird von Infanterie-Einheiten, die übrigen Brücken werden von den pontonniers selber bewacht.
• Die Flusswachmannschaften liegen stromauf- und - abwärts auf zwei Booten vor Anker. Tagsüber hissen sie die Flagge, nachts zünden sie Laternen an. Diese Mannschaften halten auch stromaufwärts mit einem Motorboot und stromabwärts mit einem Schleppboot Wache.
• Entlang der Ufer sind permanent Patrouille-Einheiten unterwegs..
• Die Schelde wird ständig von bewaffneten Mannschaften auf Motorbooten inspiziert, um zu vermeiden, dass die Brücken von den Deutschen mit schwimmenden Minen gesprengt werden.
An jeder Brücke sind außerdem je zwei Feuerwehrwagen stationiert, um eventuelle Brände schnell löschen zu kön-nen.
Die Brücke ist schmal, die Rampen sind steilDie Brücke ist so schmal, das sie nur in jeweils einer Richtung benutzt werden kann. Sie ist 3 Meter breit. Die Fahrspur ist nur 1,80 Meter breit und daneben gibt es einen Weg für Fußgänger. Die Brückenwächter verständigen sich telefonisch darüber, wel-che Fahrrichtung gerade offen ist.
Die Überquerung der Brücke ist strengen Vorschriften un-terworfen.• Fahrzeuge, die zu schwer beladen sind, müssen Fracht
abladen. Die Fracht wird anschließend auf andere Fahrzeuge verteilt oder muss am Kai zurückgelassen werden.
• Es kommt immer wieder vor, dass Fahrzeuge zu breit sind und die Brücke nicht überqueren können.
• Soldaten zu Fuß dürfen nicht im Gleichschritt marschieren, um ein Vibrieren der Brücke zu vermeiden.
• Soldaten und Offiziere zu pferd mussten absteigen und die Brücke in Zweierreihen überqueren.
• Artilleriewaffen müssen im Schritttempo rollen. • Autos müssen langsam fahren und ausreichend
Abstand bewahren.. • Soldaten und Offiziere erhalten Vorrang beim
Überqueren der Brücke, aber auch die Zivilbevölkerung darf sie benutzen..
Antwerpen bei der Bombardierung durch einen Zeppelin
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Die Pontonbrücke als Fluchtweg
Dennoch versucht man den Auszug aus Antwerpen straff zu organisieren. Die Zivilbevölkerung muss warten, bis die Soldaten die Brücke überquert haben. Eine britische Zei-tung berichtet, das mit Bajonetten bewaffnete gendarmes versuchen, die Menge stundenlang auf Abstand zu halten, um den Truppen den Abzug zu ermöglichen. Aber dann stürmen panische Menschen auf die Brücke und die Be-wacher verlieren die Kontrolle über die Situation.
Der Abzug verläuft chaotischFlüchtende Menschen stecken stundenlang fest, ohne sich einen Schritt vorwärts oder rückwärts bewegen zu können. Sie haben ihre besten Kleider angezogen – wer weiß, wo sie während der Flucht landen werden? In aller Eile haben sie ihre übrige Habe zusammengeklaubt und schleppen sie in Schubkarren, Kinderwagen oder Karren mit, vor die sie Ochsen und Eseln gespannt haben. Allgemeine Panik: Menschen schreien, Kinder heulen, Hunde bellen, Kühe muhen. Autos, Krankenwagen und Busse fahren sich in der Menge fest. Die Fähre nach Sint-Anna kann jede Viertel-stunde 200 Menschen übersetzen.
Der Rückzug des HeeresAm 6. Oktober gibt König Albert I. dem Heer den Befehl, sich zum jenseitigen Scheldeufer zurückzuziehen. Der Abmarsch erfolgt nachts, damit die Deutschen nicht merken, dass das Heer Ant-werpen verlässt. Jozef Muls protokolliert: “Da näherte sich nachts ein anderer grosser Lärm. Ich blieb stehen und lauschte aufmerksam dem seltsamen Brausen in der Luft. Es war entsetzlich. Es war ein beklemmendes Gejohle, wie in einem Irrgarten. Dann vernahm ich deutlich das Donnern von Hunderten und Aberhun-derten Pferdehufen. Muls sieht beim Hauptbahnhof ei-nen Zug “dunkler Reiter” die in die Stadt ziehen und mit “atternden Kanonen und Munitionswagen durch die hallenden Strassen rollen.” Er folgt dem Zug in Richt-ung Schelde und im schwachen Mondlicht sieht er “die dunkle, unheimliche Flucht; Kinder, die sich zum flä-mischen Ufer weiterschieben, über die lange, hölzerne Brücke, deren Balken rüttelten” Wieder nach Hause zurückgekehrt, hört er die ganze Nacht, wie die abzie-henden Kanonen durch die Stadt rollen. Am 7. Oktober beobachtet er, wie König Albert in seinem Auto die Stadt über die Pontonbrücke verlässt.
Auf Antwerpen lastet die Bedrohung durch die deutschen Bom-ben. Die Soldaten sind mutlos, müde und ängstlich. Überall her-rscht Angst und Hunderttausende Bürger versuchen zu flüchten. Die Flüchtlinge sind “eine zügellose Masse, die auf der Stelle schwappt, wie eine Ernte im Sturm, und klagt und ihren Gram und ihre Verwünschungen heraus-schreit.” Die Straßen, die zum Kai führen, sind vollständig blockiert, die Menschen müssen stundenlang anschieben. Die Menschenmassen und die Fahrzeuge versperren auch den Soldaten den Weg.
“Ein alter Hafenarbeiter aus dem Schipperviertel erzä-hlte mir von den Flüchtenden, die er an der Schelde gesehen hat. Treckschuten, Muschelfangschiffe, Sch-leppboote, Segelschiffe alles, was irgendwie fahren kann, wurde eingesetzt, um den Menschen die Flucht aus der brennenden Stadt zu ermöglichen. Die Flücht-linge sprangen von der hohen Kaimauer auf Boote, die bis zum Sinken vollgeladen waren. Es war ein Gewim-mel von schwarzen Booten auf der Fläche des breiten Stroms, der in die rote Glut der brennenden Petrole-umtanks flussaufwärts, in Richtung Hoboken, getaucht war.” (Jozef Muls)
Über die Pontonbrücke zieht eine endlose Masse von Menschen und Fahrzeugen zum linken Scheldeufer. Es herrscht Niedrigwasser und auch das Gewicht der Flüch-tenden führen dazu, das die Rampen am Kai ein so steiles Gefälle aufweisen, das Soldaten, Bürger und sogar ein Kinderwagen in den Fluss fallen. Ein Journalist der New York Times schreibt: „Der zwanzig Fuß breite Eingang zu dieser Pontonbrücke schien mir die Tülle eines Trichters, durch die sich das geballte Elend einer ganzen Nation quetschte.“
“An der Schelde drängt sich ein Menschenmeer,
ein Chaos von Fahrzeugen, Autos, Planwagen, Kir-
meswagen – ja, und sonst noch alles Mögliche. Die
Dampffähre setzt brechend voll zum anderen Ufer
über. Ich befürchte das Schlimmste – wenn jetzt nur
keine Granate einschlägt!”
Die brennenden Petro-leumtanks bieten durch die Flammen, die „gewiss hundert Fuß hoch lodern“, einen apokalyptischen Anblick. Die Menschen, die auf dem Kai anschieben, kla-gen, „in der schweren, von Petroleum geschwänger-ten Luft“ beinahe zu ersticken. (Dirk Van Thuyne)
Die Anzahl der FlüchtlingeViele zehntausend Menschen flüchten über die Pontonbrüc-ke aus der brennenden Stadt. Die Zeitungen veröffentlichen unterschiedliche Angaben über die Zahl der Flüchtlinge, die im herrschenden Chaos kaum einzuschätzen ist. Die New York Times schreibt: „Außer den langen Flüchtlingszügen auf den Straßen nach Holland sah ich eine Menge von un-gefähr 150 000 Menschen, die bei ihrem Versuch, die Züge nach Sint-Niklaas und Gent zu erreichen, die Fähre und die Brücke (bei Antwerpen) blockierten.“
Die Zeitung „Le Bruxellois“ vermeldet 200 000 Flüchtlinge, andere Zeitungen 500.000. Jedenfalls flüchten mehr als 100 000 Menschen über die Brücken oder mit Schiffen zum linken Scheldeufer und in Richtung Gent, Brügge, Küste und Seeflandern. Die meisten sind zu Fuß unterwegs. Die Züge, die beim Fort Vlaams Hoofd abfahren, dürfen nur für militärische Zwecke benutzt werden. Viele Menschen flüchten auch zu Fuß oder mit dem Zug ins neutrale Holland. Soldaten, die ihre Einheit verloren haben, werden dort entsprechend dem internationalen Kriegsrecht interniert.
Die Flüchtlinge, Eugeen Van Mieghem, 1914
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Die Pontonbrücke als Fluchtweg
Dennoch versucht man den Auszug aus Antwerpen straff zu organisieren. Die Zivilbevölkerung muss warten, bis die Soldaten die Brücke überquert haben. Eine britische Zei-tung berichtet, das mit Bajonetten bewaffnete gendarmes versuchen, die Menge stundenlang auf Abstand zu halten, um den Truppen den Abzug zu ermöglichen. Aber dann stürmen panische Menschen auf die Brücke und die Be-wacher verlieren die Kontrolle über die Situation.
Der Abzug verläuft chaotischFlüchtende Menschen stecken stundenlang fest, ohne sich einen Schritt vorwärts oder rückwärts bewegen zu können. Sie haben ihre besten Kleider angezogen – wer weiß, wo sie während der Flucht landen werden? In aller Eile haben sie ihre übrige Habe zusammengeklaubt und schleppen sie in Schubkarren, Kinderwagen oder Karren mit, vor die sie Ochsen und Eseln gespannt haben. Allgemeine Panik: Menschen schreien, Kinder heulen, Hunde bellen, Kühe muhen. Autos, Krankenwagen und Busse fahren sich in der Menge fest. Die Fähre nach Sint-Anna kann jede Viertel-stunde 200 Menschen übersetzen.
Der Rückzug des HeeresAm 6. Oktober gibt König Albert I. dem Heer den Befehl, sich zum jenseitigen Scheldeufer zurückzuziehen. Der Abmarsch erfolgt nachts, damit die Deutschen nicht merken, dass das Heer Ant-werpen verlässt. Jozef Muls protokolliert: “Da näherte sich nachts ein anderer grosser Lärm. Ich blieb stehen und lauschte aufmerksam dem seltsamen Brausen in der Luft. Es war entsetzlich. Es war ein beklemmendes Gejohle, wie in einem Irrgarten. Dann vernahm ich deutlich das Donnern von Hunderten und Aberhun-derten Pferdehufen. Muls sieht beim Hauptbahnhof ei-nen Zug “dunkler Reiter” die in die Stadt ziehen und mit “atternden Kanonen und Munitionswagen durch die hallenden Strassen rollen.” Er folgt dem Zug in Richt-ung Schelde und im schwachen Mondlicht sieht er “die dunkle, unheimliche Flucht; Kinder, die sich zum flä-mischen Ufer weiterschieben, über die lange, hölzerne Brücke, deren Balken rüttelten” Wieder nach Hause zurückgekehrt, hört er die ganze Nacht, wie die abzie-henden Kanonen durch die Stadt rollen. Am 7. Oktober beobachtet er, wie König Albert in seinem Auto die Stadt über die Pontonbrücke verlässt.
Auf Antwerpen lastet die Bedrohung durch die deutschen Bom-ben. Die Soldaten sind mutlos, müde und ängstlich. Überall her-rscht Angst und Hunderttausende Bürger versuchen zu flüchten. Die Flüchtlinge sind “eine zügellose Masse, die auf der Stelle schwappt, wie eine Ernte im Sturm, und klagt und ihren Gram und ihre Verwünschungen heraus-schreit.” Die Straßen, die zum Kai führen, sind vollständig blockiert, die Menschen müssen stundenlang anschieben. Die Menschenmassen und die Fahrzeuge versperren auch den Soldaten den Weg.
“Ein alter Hafenarbeiter aus dem Schipperviertel erzä-hlte mir von den Flüchtenden, die er an der Schelde gesehen hat. Treckschuten, Muschelfangschiffe, Sch-leppboote, Segelschiffe alles, was irgendwie fahren kann, wurde eingesetzt, um den Menschen die Flucht aus der brennenden Stadt zu ermöglichen. Die Flücht-linge sprangen von der hohen Kaimauer auf Boote, die bis zum Sinken vollgeladen waren. Es war ein Gewim-mel von schwarzen Booten auf der Fläche des breiten Stroms, der in die rote Glut der brennenden Petrole-umtanks flussaufwärts, in Richtung Hoboken, getaucht war.” (Jozef Muls)
Über die Pontonbrücke zieht eine endlose Masse von Menschen und Fahrzeugen zum linken Scheldeufer. Es herrscht Niedrigwasser und auch das Gewicht der Flüch-tenden führen dazu, das die Rampen am Kai ein so steiles Gefälle aufweisen, das Soldaten, Bürger und sogar ein Kinderwagen in den Fluss fallen. Ein Journalist der New York Times schreibt: „Der zwanzig Fuß breite Eingang zu dieser Pontonbrücke schien mir die Tülle eines Trichters, durch die sich das geballte Elend einer ganzen Nation quetschte.“
“An der Schelde drängt sich ein Menschenmeer,
ein Chaos von Fahrzeugen, Autos, Planwagen, Kir-
meswagen – ja, und sonst noch alles Mögliche. Die
Dampffähre setzt brechend voll zum anderen Ufer
über. Ich befürchte das Schlimmste – wenn jetzt nur
keine Granate einschlägt!”
Die brennenden Petro-leumtanks bieten durch die Flammen, die „gewiss hundert Fuß hoch lodern“, einen apokalyptischen Anblick. Die Menschen, die auf dem Kai anschieben, kla-gen, „in der schweren, von Petroleum geschwänger-ten Luft“ beinahe zu ersticken. (Dirk Van Thuyne)
Die Anzahl der FlüchtlingeViele zehntausend Menschen flüchten über die Pontonbrüc-ke aus der brennenden Stadt. Die Zeitungen veröffentlichen unterschiedliche Angaben über die Zahl der Flüchtlinge, die im herrschenden Chaos kaum einzuschätzen ist. Die New York Times schreibt: „Außer den langen Flüchtlingszügen auf den Straßen nach Holland sah ich eine Menge von un-gefähr 150 000 Menschen, die bei ihrem Versuch, die Züge nach Sint-Niklaas und Gent zu erreichen, die Fähre und die Brücke (bei Antwerpen) blockierten.“
Die Zeitung „Le Bruxellois“ vermeldet 200 000 Flüchtlinge, andere Zeitungen 500.000. Jedenfalls flüchten mehr als 100 000 Menschen über die Brücken oder mit Schiffen zum linken Scheldeufer und in Richtung Gent, Brügge, Küste und Seeflandern. Die meisten sind zu Fuß unterwegs. Die Züge, die beim Fort Vlaams Hoofd abfahren, dürfen nur für militärische Zwecke benutzt werden. Viele Menschen flüchten auch zu Fuß oder mit dem Zug ins neutrale Holland. Soldaten, die ihre Einheit verloren haben, werden dort entsprechend dem internationalen Kriegsrecht interniert.
Die Flüchtlinge, Eugeen Van Mieghem, 1914
1110
Zahlen und Fakten Die ZerstörungAm Abend des 8. Oktober 1914 bekommt Hauptmann-Kommandeur Pi-érard von Generalleutnant Deguise den Befehl, die Pontonbrücken bei Burcht und beim Steen zu sprengen. Dadurch soll vermieden werden, das der Feind sich ihrer bemächtigt. Am 9. Oktober um 5 Uhr wird die Brücke bei Burcht und um 8.30 Uhr die Brücke beim Steen gesprengt. An der Altstadtseite stecken die pontonniers 25 Schiffe in Brand. Die New York Times schreibt: „… es gab einen Knall, der das ganze Ge-bäude erbeben ließ, das Geräusch fallender Scherben, und aus dem Wasser schoss eine Fontäne hoch, Balken und Bretter flogen von der Brücke, und dann gab es zahllose Spritzer wie von einer Dusche oder einem Schuss. Die Belgier sprengten ihre Brücken, um ihren Rückzug zu decken.“
Am linken Scheldeufer versuchen Artilleristen sechs Schiffe zu sprengen, aber das gelingt nur teilweise. Ein Journalist schreibt: „Die Minen, die da-runter explodierten, richteten mehr Schäden an den Gebäuden am Ufer, als an der Brücke an, jedenfalls wurde nur der mittlere Abschnitt zerstört.“ Die Artilleristen beschießen die anderen Schiffe, um sie zum Sinken zu bringen. Die pontonniers schleppen die schwimmenden Öffnungen in der Brücke zum Ufer. Sie zerstören auch die Hangars und das Material, das sich noch im Fort Vlaams Hoofd befindet.
Die Zerstörung der Brücke dauert rund 20 Minuten. In der Stadt halten sich noch Soldaten auf. Sie geraten in Panik, als sie merken, das es kei-nen Fluchtweg mehr gibt. Augenzeugen beobachten sie beim Versuch doch noch ein Boot entern zu können. Einige der Soldaten schießen so-gar auf die Boote, als sie feststellen müssen, das diese nicht umkehre-num sie an Bord zu nehmen.Piérard und seine pontonniers verlassen Antwerpen in Richtung der neu-tralen Niederlande, wo sie am 10. Oktober festgenommen werden. Nach der Internierung in Amersfoort und Den Haag darf Piérard nach Krieg-sende nach Belgien zurückkehren.
Pontonbrücke 1914
Durchlässe für die SchifffahrtIn der Pontonbrücke gibt es zwei Durchlässe für Binnenschiffe. Diese brauchen für die Durchfahrt eine spezielle Genehmigung. Hauptmann Piérard erlässt die folgenden Vorschriften:
• Zwischen dem südlichen Ende des Scheldekais und der Royers-schleuse darf sich kein einziges Schiff ohne die Genehmigung des Be-fehlshabers der Kompagnie der Brückenbauer auf dem Fluss aufhalten. Alle anderen Schiffe, die sich auf diesem Abschnitt befinden, müssen unverzüglich die Hafenbecken oder die Zufluchtsankerplätze am linken Scheldeufer anlaufen.
• Die Schiffe, die im Fluss Anker geworfen oder am Kai angelegt haben, müssen ihre Ankertrossen bzw. Festmacheleinen verstärken.
• Wenn die Brücke geschlossen ist, hängt an einem Mast eine schwarze Kugel. Wenn die Brücke geöffnet ist, dürfen Schiffe sie nur gegen die Strömung oder bei Nipptide passieren.
• Die Brücke wird nie vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang geöffnet.
Belgische Truppen zerstören den Steiger am linken Scheldeufer um ihren Rückzug zu decken.
Pontonbrücke 2014
Einheiten, die die Brüc-ke bau(t)en
Pontonniers Forteresse de la Position For-tifiée d’Anvers“,1. Bückenbaukompagnie des 1. Pionierbataillon
11. belgisches Pionierbataillon aus Burcht und 105. Pontonbrücke Kompanie aus ’s-Hertogenbosch, Teil des 101. niederländischen Pionierbataillons aus Wezep
Befehlshaber Hauptmann-Kommandeur Virgile Piérard
Koordination: militärischer Kommandeur der Provinz AntwerpenBefehlshaber: Oberstleutnant Peter Philipsen, Komman-deur des 11. Pionierbataillons, Oberstleutnant Ed Caelen, Kommandeur des 101. Pionierbataillons
Truppenstärkeca. 310 Mannschaften unter der Leitung von 7 Offizieren
ca. 150 beim Aufbau und bei der Demontage, ca. 60 wä-hrend des Betriebs
HauptquartierFort Vlaams Hoofd, gelegen beim heutigen Van Eedenplein (linkes Scheldeufer
Stationiert in:Burcht, Wezep und ‘s-Hertogenbosch
Länge der Brücke 390 m 370 m
Breite der Brücke 3 meter 8,12 m und 4,10 m für die Fahrbahn
TypEiffel - Der Bauplan wurde bereits vor dem Krieg gezeichnet
Faltschwimmbrücke (FSB) Pontonbrücke, Llaufbrett, 20 Fuss Bailey Brücke
Material Eisen, Holz, eingeforderte SchiffeFSB: AluminiumLlaufbrett und Bailey Brücke: Stahl und Holz
Situierung Suikerrui/Steen – Fort Vlaams Hoofd Ponton Steen – Steiger Lotsenzentrale
Bauarbeiten 2. bis 9. August 1914 2. bis 3. Oktober 2014
Sprengung / Demon-tierung
Befehl: 8. Oktober 1914 Durchführung: 9. Oktober 1914, 6.30-8.30 Uhr
Demontierung am 6. Oktober 2014
1110
Zahlen und Fakten Die ZerstörungAm Abend des 8. Oktober 1914 bekommt Hauptmann-Kommandeur Pi-érard von Generalleutnant Deguise den Befehl, die Pontonbrücken bei Burcht und beim Steen zu sprengen. Dadurch soll vermieden werden, das der Feind sich ihrer bemächtigt. Am 9. Oktober um 5 Uhr wird die Brücke bei Burcht und um 8.30 Uhr die Brücke beim Steen gesprengt. An der Altstadtseite stecken die pontonniers 25 Schiffe in Brand. Die New York Times schreibt: „… es gab einen Knall, der das ganze Ge-bäude erbeben ließ, das Geräusch fallender Scherben, und aus dem Wasser schoss eine Fontäne hoch, Balken und Bretter flogen von der Brücke, und dann gab es zahllose Spritzer wie von einer Dusche oder einem Schuss. Die Belgier sprengten ihre Brücken, um ihren Rückzug zu decken.“
Am linken Scheldeufer versuchen Artilleristen sechs Schiffe zu sprengen, aber das gelingt nur teilweise. Ein Journalist schreibt: „Die Minen, die da-runter explodierten, richteten mehr Schäden an den Gebäuden am Ufer, als an der Brücke an, jedenfalls wurde nur der mittlere Abschnitt zerstört.“ Die Artilleristen beschießen die anderen Schiffe, um sie zum Sinken zu bringen. Die pontonniers schleppen die schwimmenden Öffnungen in der Brücke zum Ufer. Sie zerstören auch die Hangars und das Material, das sich noch im Fort Vlaams Hoofd befindet.
Die Zerstörung der Brücke dauert rund 20 Minuten. In der Stadt halten sich noch Soldaten auf. Sie geraten in Panik, als sie merken, das es kei-nen Fluchtweg mehr gibt. Augenzeugen beobachten sie beim Versuch doch noch ein Boot entern zu können. Einige der Soldaten schießen so-gar auf die Boote, als sie feststellen müssen, das diese nicht umkehre-num sie an Bord zu nehmen.Piérard und seine pontonniers verlassen Antwerpen in Richtung der neu-tralen Niederlande, wo sie am 10. Oktober festgenommen werden. Nach der Internierung in Amersfoort und Den Haag darf Piérard nach Krieg-sende nach Belgien zurückkehren.
Pontonbrücke 1914
Durchlässe für die SchifffahrtIn der Pontonbrücke gibt es zwei Durchlässe für Binnenschiffe. Diese brauchen für die Durchfahrt eine spezielle Genehmigung. Hauptmann Piérard erlässt die folgenden Vorschriften:
• Zwischen dem südlichen Ende des Scheldekais und der Royers-schleuse darf sich kein einziges Schiff ohne die Genehmigung des Be-fehlshabers der Kompagnie der Brückenbauer auf dem Fluss aufhalten. Alle anderen Schiffe, die sich auf diesem Abschnitt befinden, müssen unverzüglich die Hafenbecken oder die Zufluchtsankerplätze am linken Scheldeufer anlaufen.
• Die Schiffe, die im Fluss Anker geworfen oder am Kai angelegt haben, müssen ihre Ankertrossen bzw. Festmacheleinen verstärken.
• Wenn die Brücke geschlossen ist, hängt an einem Mast eine schwarze Kugel. Wenn die Brücke geöffnet ist, dürfen Schiffe sie nur gegen die Strömung oder bei Nipptide passieren.
• Die Brücke wird nie vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang geöffnet.
Belgische Truppen zerstören den Steiger am linken Scheldeufer um ihren Rückzug zu decken.
Pontonbrücke 2014
Einheiten, die die Brüc-ke bau(t)en
Pontonniers Forteresse de la Position For-tifiée d’Anvers“,1. Bückenbaukompagnie des 1. Pionierbataillon
11. belgisches Pionierbataillon aus Burcht und 105. Pontonbrücke Kompanie aus ’s-Hertogenbosch, Teil des 101. niederländischen Pionierbataillons aus Wezep
Befehlshaber Hauptmann-Kommandeur Virgile Piérard
Koordination: militärischer Kommandeur der Provinz AntwerpenBefehlshaber: Oberstleutnant Peter Philipsen, Komman-deur des 11. Pionierbataillons, Oberstleutnant Ed Caelen, Kommandeur des 101. Pionierbataillons
Truppenstärkeca. 310 Mannschaften unter der Leitung von 7 Offizieren
ca. 150 beim Aufbau und bei der Demontage, ca. 60 wä-hrend des Betriebs
HauptquartierFort Vlaams Hoofd, gelegen beim heutigen Van Eedenplein (linkes Scheldeufer
Stationiert in:Burcht, Wezep und ‘s-Hertogenbosch
Länge der Brücke 390 m 370 m
Breite der Brücke 3 meter 8,12 m und 4,10 m für die Fahrbahn
TypEiffel - Der Bauplan wurde bereits vor dem Krieg gezeichnet
Faltschwimmbrücke (FSB) Pontonbrücke, Llaufbrett, 20 Fuss Bailey Brücke
Material Eisen, Holz, eingeforderte SchiffeFSB: AluminiumLlaufbrett und Bailey Brücke: Stahl und Holz
Situierung Suikerrui/Steen – Fort Vlaams Hoofd Ponton Steen – Steiger Lotsenzentrale
Bauarbeiten 2. bis 9. August 1914 2. bis 3. Oktober 2014
Sprengung / Demon-tierung
Befehl: 8. Oktober 1914 Durchführung: 9. Oktober 1914, 6.30-8.30 Uhr
Demontierung am 6. Oktober 2014
1312
Der schwimmende Abschnitt ist ungefähr 270 m lang und besteht aus 15 bis 20 Pontonbooten, die je ungefähr drei aneinandergekoppelte Pontonelemente antreiben. Das gesamte Aluminiumgerüst wiegt ca. 200 Tonnen, was 40 LKW-Ladungen entspricht. Für die Montage und Bewa-chung der Brücke sind 150 Pioniere verantwortlich, von denen die Hälfte in Belgien und die andere Hälfte in Hol-land stationiert ist. Es werden auch Taucher eingesetzt.
Die schwimmenden Pontons werden mithilfe der Schrau-ben der Pontonboote an Ort und Stelle gehalten. Diese Boote müssen rund um die Uhr genauestens kontrolliert werden. Denn bei Nipptide (zwischen Ebbe und Flut) gibt es kaum Strömung auf der Schelde, aber während Ebbe und Flut beträgt die Strömungsgeschwindigkeit bis zu neun Stundenkilometer. Außerdem muss die Pontonbrüc-ke regelmäßig für Schiffe geöffnet werden, die die Schelde befahren. Der Schiffsverkehr wird schon in Vlissingen im Auge behalten.
Generalstabsoffizier Dirk Verhaegen, der Militärkommandant der Provinz Antwerpen, ist seit April 2014 im Ruhestand. Er spielte von Anfang an bei unserem Gedenkprojekt eine wichtige Rolle bei der technischen Koordination und Realisierung der Pontonbrücke. Oberst Paul Haccu-ria ist Dirk Verhaegens Nachfolger.
“Der Bau der Brücke ist mit zahlreichen Schwierigkeiten ver-bunden. Die Schelde ist bei Antwerpen ungefähr 370 Meter breit und die Strömung ist sehr stark. Die Pioniertruppen des 11. Pionierbataillons von Burcht gewährleisten die Ankunft bei der Bank und die Organisation. Pionierbataillon von Wezep in den Niederlanden baut zusammen mit der 105. Brückenbau-kompagnie aus ’s-Hertogenbosch die schwimmenden Kom-ponenten. Im September 2013 bauen wir eine Test-Brücke. Zur Vorbereitung des Gedenkwochenendes am 3., 4. und 5. Oktober 2014 haben die belgischen und niederländischen Pi-oniere am Samstag, den 28. September 2013, eine Testbrücke errichtet, denn einfach ist die Sache nicht Denn einfach ist das alles nicht. Eigentlich gleicht die Brücke einem Puzzle, dessen einzelnen Teile jedoch nicht immer ganz zueinander passen. Der Bau der Brücke ist eine enorme technische Herausforde-rung. Aber das ist noch nicht alles – wir erstellen auch eine Risikoanalyse und einen Präventions- und Sicherheitsplan und wir müssen Absprachen mit der Hafenverwaltung und den militärischen und zivilen Behörden machen. Bei den Be-sprechungen sind immer mindestens 30 Personen anwesend. Aber die Zusammenarbeit funktioniert ausgezeichnet und alle Beteiligten sind begeistert. Der Bau der Brücke ist ein eind-rucksvolles Beispiel für die gute Zusammenarbeit zwischen den Streitkräften Europas, in diesem Fall zwischen denen Bel-giens und der Niederlande und zwischen den jeweiligen Vertei-digungsministerien. Wir sind sehr stolz darauf, 2014 in Antwer-pen eine Friedensbrücke bauen zu dürfen.!”
Fallreep, 38 m, verankert am Ufer
Faltschwimmbrücke, ca. 340 m
Verankerung am Steiger der Hafenpolizei
Linkes Scheldeufer Rechtes Scheldeufer
Die Pontonbrücke, 100 Jahre später
1312
Der schwimmende Abschnitt ist ungefähr 270 m lang und besteht aus 15 bis 20 Pontonbooten, die je ungefähr drei aneinandergekoppelte Pontonelemente antreiben. Das gesamte Aluminiumgerüst wiegt ca. 200 Tonnen, was 40 LKW-Ladungen entspricht. Für die Montage und Bewa-chung der Brücke sind 150 Pioniere verantwortlich, von denen die Hälfte in Belgien und die andere Hälfte in Hol-land stationiert ist. Es werden auch Taucher eingesetzt.
Die schwimmenden Pontons werden mithilfe der Schrau-ben der Pontonboote an Ort und Stelle gehalten. Diese Boote müssen rund um die Uhr genauestens kontrolliert werden. Denn bei Nipptide (zwischen Ebbe und Flut) gibt es kaum Strömung auf der Schelde, aber während Ebbe und Flut beträgt die Strömungsgeschwindigkeit bis zu neun Stundenkilometer. Außerdem muss die Pontonbrüc-ke regelmäßig für Schiffe geöffnet werden, die die Schelde befahren. Der Schiffsverkehr wird schon in Vlissingen im Auge behalten.
Generalstabsoffizier Dirk Verhaegen, der Militärkommandant der Provinz Antwerpen, ist seit April 2014 im Ruhestand. Er spielte von Anfang an bei unserem Gedenkprojekt eine wichtige Rolle bei der technischen Koordination und Realisierung der Pontonbrücke. Oberst Paul Haccu-ria ist Dirk Verhaegens Nachfolger.
“Der Bau der Brücke ist mit zahlreichen Schwierigkeiten ver-bunden. Die Schelde ist bei Antwerpen ungefähr 370 Meter breit und die Strömung ist sehr stark. Die Pioniertruppen des 11. Pionierbataillons von Burcht gewährleisten die Ankunft bei der Bank und die Organisation. Pionierbataillon von Wezep in den Niederlanden baut zusammen mit der 105. Brückenbau-kompagnie aus ’s-Hertogenbosch die schwimmenden Kom-ponenten. Im September 2013 bauen wir eine Test-Brücke. Zur Vorbereitung des Gedenkwochenendes am 3., 4. und 5. Oktober 2014 haben die belgischen und niederländischen Pi-oniere am Samstag, den 28. September 2013, eine Testbrücke errichtet, denn einfach ist die Sache nicht Denn einfach ist das alles nicht. Eigentlich gleicht die Brücke einem Puzzle, dessen einzelnen Teile jedoch nicht immer ganz zueinander passen. Der Bau der Brücke ist eine enorme technische Herausforde-rung. Aber das ist noch nicht alles – wir erstellen auch eine Risikoanalyse und einen Präventions- und Sicherheitsplan und wir müssen Absprachen mit der Hafenverwaltung und den militärischen und zivilen Behörden machen. Bei den Be-sprechungen sind immer mindestens 30 Personen anwesend. Aber die Zusammenarbeit funktioniert ausgezeichnet und alle Beteiligten sind begeistert. Der Bau der Brücke ist ein eind-rucksvolles Beispiel für die gute Zusammenarbeit zwischen den Streitkräften Europas, in diesem Fall zwischen denen Bel-giens und der Niederlande und zwischen den jeweiligen Vertei-digungsministerien. Wir sind sehr stolz darauf, 2014 in Antwer-pen eine Friedensbrücke bauen zu dürfen.!”
Fallreep, 38 m, verankert am Ufer
Faltschwimmbrücke, ca. 340 m
Verankerung am Steiger der Hafenpolizei
Linkes Scheldeufer Rechtes Scheldeufer
Die Pontonbrücke, 100 Jahre später
Die Brücken von 1584, 1914 und 1944 dienten militärischen Zwecken.
Die Brücke von 2014 ist eine Friedensbrücke.
Eine Brücke, die Jung und Alt, Belgier und Nicht-Belgier miteinander verbindet.
Eine Brücke, die Teil des kollektiven Gedächtnisses Antwerpen werden soll.
Eine Brücke, die Menschen von einer besseren Zukunft träumen lässt.
1514
Historische Scheldebrücken bei Antwerpen
In manchen Win-tern bildete Eis eine „natürliche Brüc-ke“. Bilder vom zugefrorenen Fluss existieren aus den Jahren 1565, 1670, 1871 und 1891.
Im Zweiten Weltkrieg bauen die deutschen Besatzer aber-mals eine Pon-tonbrücke über die Schelde. Bei ihrem Rückzug im September 1944 sprengen sie die Brücke.
Antwerpen wird 1584, während des Achtzigjährigen Kriegs, von den Spaniern unter der Leitung des Feldherrn Alexander Farnese umzingelt. Farnese sperrt die Schelde durch eine Schiffbrücke, um die Verbindung der Stadt zu den Niederlanden abzuschneiden.
1795 wird Ant-werpen, das bis-her unter franzö-sischer Herrschaft stand, von Frank-reich erobert. Anlässlich des 100. Jubiläums der „Befreiung“ wird 1895 eine Schiffbrücke über die Schelde ge-legt.
Die Pontonbrücke von 1914 ist ein wichtiger Nachschubweg für militärisches Material und dient der Zivilbevölkerung als Fluchtweg. Einige Stunden nach der Sprengung der Brücke ziehen deutsche Truppen in Antwerpen ein. Das deutsche Heer will unverzüglich eine neue Brücke bauen. Das ist nicht so einfach, weil die Boote immer wieder abtreiben. Diese Brücke wird 2,6 Kilometer nördlich der Burg Steen auf Höhe der Royersschleuse gebaut.
1584 1895 1914
19441565
Die Brücken von 1584, 1914 und 1944 dienten militärischen Zwecken.
Die Brücke von 2014 ist eine Friedensbrücke.
Eine Brücke, die Jung und Alt, Belgier und Nicht-Belgier miteinander verbindet.
Eine Brücke, die Teil des kollektiven Gedächtnisses Antwerpen werden soll.
Eine Brücke, die Menschen von einer besseren Zukunft träumen lässt.
1514
Historische Scheldebrücken bei Antwerpen
In manchen Win-tern bildete Eis eine „natürliche Brüc-ke“. Bilder vom zugefrorenen Fluss existieren aus den Jahren 1565, 1670, 1871 und 1891.
Im Zweiten Weltkrieg bauen die deutschen Besatzer aber-mals eine Pon-tonbrücke über die Schelde. Bei ihrem Rückzug im September 1944 sprengen sie die Brücke.
Antwerpen wird 1584, während des Achtzigjährigen Kriegs, von den Spaniern unter der Leitung des Feldherrn Alexander Farnese umzingelt. Farnese sperrt die Schelde durch eine Schiffbrücke, um die Verbindung der Stadt zu den Niederlanden abzuschneiden.
1795 wird Ant-werpen, das bis-her unter franzö-sischer Herrschaft stand, von Frank-reich erobert. Anlässlich des 100. Jubiläums der „Befreiung“ wird 1895 eine Schiffbrücke über die Schelde ge-legt.
Die Pontonbrücke von 1914 ist ein wichtiger Nachschubweg für militärisches Material und dient der Zivilbevölkerung als Fluchtweg. Einige Stunden nach der Sprengung der Brücke ziehen deutsche Truppen in Antwerpen ein. Das deutsche Heer will unverzüglich eine neue Brücke bauen. Das ist nicht so einfach, weil die Boote immer wieder abtreiben. Diese Brücke wird 2,6 Kilometer nördlich der Burg Steen auf Höhe der Royersschleuse gebaut.
1584 1895 1914
19441565
Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Au-gust 1914 meldete sich der junge Rechtsan-walt Jozef Muls (geb. 1882) freiwillig bei der Antwerpener Bürgerwache. Bereits nach einer Woche arbeitete er als Übersetzer Niederlän-disch-Deutsch für die militärische Obrigkeit und als Sekretär des Kriegsrats. Ende Sep-tember wurde er vom Kriegsgouverneur beauftragt, die deutschen Handelshäuser zu beaufsichtigen, deren Gesellschafter vertrie-ben oder verhaftet worden waren.
Jozef Muls verfolgte und protokollierte die Ereignisse in der Stadt aus nächster Nähe. Am 7. Oktober verließ er selber Antwerpen. Nach dem Waffenstillstand kehrte er zurück und wurde Kunstgeschichtsprofessor. Sein Buch De Val van Ant-werpen (Der Fall von Antwerpen) zeichnet ein realistisches Bild des Lebens in der belagerten Stadt.
Der Autor Thomas Maes nahm in sein Buch „Antwerpen 1914“ Tage-buchnotizen von Jozef Muls auf. Sein Buch wird in Zusammenarbeit mit dem Verlag Linkeroever während des Kulturmarkts von Flandern 2013 in Antwerpen vorgestellt.
1716
Impressum
Zusammenstellung: Vredescentrum, wissenschaftlicher Aus- schuss Antwerpen ‘14-’18HistorischeVoruntersuchungen: Geheugen CollectiefAutor: Stefaan VermeulenSchlussredaktion: Lotte Dodion und Ann GovaertLayout: Ronald Heuninck, Het Geel Punt bvbaUbersetzung: Linguapolis
Das Projekt Antwerpen ’14-’18 findet statt in Zusammenarbeit mit:• Stadt Antwerpen• Provinz Antwerpen• Tourismus Flandern, Impulsfonds 100 Jahre Erster Weltkrieg• Die Flämische Behörde• Die föderale Exekutivgewalt • Der wissenschaftliche Ausschuss Antwerpen ‘14 -’18• Unsere Sponsoren
Die Rekonstruktion der Brücke im Oktober 2014 erfolgt in Zusammenarbeit mit:
• Belgisches Ministerium für Landesverteidigung • Feuerwehr Antwerpen• Höhere Seefahrtschule Antwerpen• Eandis• Ehemahliger Bürgermeister Bob Cools• FÖD Mobilität und Transportwesen GD Maritimer Transport• Städtischer Hafenbebetrieb Antwerpen• Pioniertruppen Burcht • Pioniertruppen Niederlande – Den Bosch • Königliches museum der Armee und Kriegsgeschichte• Militärisches Provinzkommando Antwerpen• Verteidigungsministerium der Niederlande• Polizei Antwerpen• Hafenpolizei Antwerpen• Stadt Antwerpen• Flämisches Departement für Mobilität und Öffentliche Arbeiten –
Abteilung maritimer Zugang• Flämische Agentur für maritime Dienstleistungen und die Küste – Lotsendienst• Wasserstraßen und Seekanal• Zanzibar
Der wissenschaftliche Ausschuss Antwerpen ‘14 -18 ist für die inhaltliche und qualitative Überwachung des gesamten Projekts verantwortlich. Die Mitglieder:
• Marnix Beyen, Hauptdozent an der Universität Antwerpen• Christophe Declercq, Doktorand am University College London und dozent AP Hochschule
• Piet Lombaerde, Simon Stevin Stiftung und AP Hochschule• Dirk Martin, Forschungs- und Dokumentationszentrum „Krieg und
Gegenwartsgesellschaft“• Koen Palinckx, ehemaliger Direktor des Vredescentrum und Autor des Buches
V- Bomben auf Antwerpen• Eric Rombouts, Museumsführer am Königlichen Armeemuseum Brüssel• Inge Schoups, Archivarin am Stadtarchiv Felixarchief Antwerpen• Maarten van Alstein, Wissenschaftler am Flämischen Friedensinstitut• Luc Vandeweyer, Archivar am Allgemeinen Reichsarchiv• Alex Vanneste, Dozent an der Universität Antwerpen• Antoon Vrints, postgradualer wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universiteit
Gent• Marleen Van Ouytsel, Direktorin des Vredescentrum Antwerpen (in memoriam)• Lotte Dodion, Projektkoordinator des Vredescentrum Antwerpen• Margot De Deken, projektkoordinator des Vredescentrum Antwerpen
QuellenAllgemein• SOPHIE DE SCHAEPDRIJVER, De Groote Oorlog, Amsterdam/Antwerpen,
Atlas, 1979• ANTOON VRINTS, De ‚Klippen des Nationalismus’, De eerste Wereldoorlog en
de ondergang van de Duitse kolonie in Antwerpen, 2002• SAM VAN CLEMEN, Den Oorlog Verklaard, De Grote Oorlog in de provincie
Antwerpen, Antwerpen, Provinciebestuur, 2003
IllustrationenAntwerpen im Ersten Weltkrieg• Bildarchiv Cegesoma (S. 4)• Churchill Archives Centre (S. 10)• Sammlung Hugo Buyle (S. 8, 9)• Samlung Alex Elaut, Foto Peter Maes (S. 13)• Daniel James, My First World War, Franklin Watts, London, 2009 (S. 7)• Deutsche Propagandabroschüre, Hugo Resseler (S. 7)• Fotosammlung Stadtarchiv Lier (S. 8)• Königliches Armeemuseum Brüssel (S. 1, 11, 12, 17)• Phil Douglis,The Douglis Visual Workshops (S. 6)• Stadtarchiv Antwerpen (S. 5, 8, 9, 10, 11)• The War Illustrated (S. 12)
Antwerpen baut Brücken• BRABO Archiv (S. 14)• Sammlung Hugo Buyle (S. 7)• Eugeen Van Mieghem Museum (S. 8)• Het Virtuele Schaatsmuseum (S. 14)• Königliches Armeemuseum (S. 2, 6-7, 9)• Literaturhaus Antwerpen (S. 17)• Privatsammlung (S. 5)• Stadtarchiv Antwerpen (S. 1, 11, 14, 15)• Technische Zeichnung, 105. Brückenbaukompagnie der Niederlande (S. 12-13)
ZitateAntwerpen im Ersten Weltkrieg• De Tijd, 9. Oktober 1914, Pioniermuseum Jambes (S. 12)• Het Volk, 9. Oktober 1914, Pioniermuseum Jambes (S. 13)• Jozef Muls, De val van Antwerpen, Ons Vlaanderen, Gent, 1918 (S. 13)
Antwerpen baut Brücken•• Alexander Powell, Fighting in Flanders, London, Heinemann, 1914 (S. 8, 11)• Dirk Van Thuyne, 1914, De Duitsers komen: de moordende begindagen van de
Eerste Wereldoorlog, Lannoo, Tielt, 2010 (S. 8, 9)• Gazet van Antwerpen, 10., 11., 12. August 1914 (S. 5, 11)• Horace Green, The Log of a Noncombatant, www.greatwardifferent.com (S. 9)• Ivan Adriaessens, Odon, dagboek van een IJzerfrontsoldaat, Lannoo, Tielt, 2009
(S. 5)• Jozef Muls, De val van Antwerpen, Ons Vlaanderen, Gent, 1918 (S. 5, 7, 8, 9)• Rapport kapitein-commandant Piérard, Sammlung des Königlichen Armeemuse-
ums, Moskau, Compagnie de Pontonniers, rapport établi le 26 juin 1916, par le Cpt-Cdt Piérard, emploi du temps, nature et importance des travaux executés (S. 11)
• Rotterdamsch Nieuwsblad, 13. August 1914, Pioniermuseum Jambes (S. 4)• The New York Times, 11., 12. Oktober 1914, Pioniermuseum Jambes (S. 8, 11)
Der Herausgeber hat sich um eine gesetzlich einwandfreie Regelung der Urhe-berrechte an den Fotos bemüht. Wer dennoch Rechte geltend machen möchte, wende sich an den Herausgeber.
Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Au-gust 1914 meldete sich der junge Rechtsan-walt Jozef Muls (geb. 1882) freiwillig bei der Antwerpener Bürgerwache. Bereits nach einer Woche arbeitete er als Übersetzer Niederlän-disch-Deutsch für die militärische Obrigkeit und als Sekretär des Kriegsrats. Ende Sep-tember wurde er vom Kriegsgouverneur beauftragt, die deutschen Handelshäuser zu beaufsichtigen, deren Gesellschafter vertrie-ben oder verhaftet worden waren.
Jozef Muls verfolgte und protokollierte die Ereignisse in der Stadt aus nächster Nähe. Am 7. Oktober verließ er selber Antwerpen. Nach dem Waffenstillstand kehrte er zurück und wurde Kunstgeschichtsprofessor. Sein Buch De Val van Ant-werpen (Der Fall von Antwerpen) zeichnet ein realistisches Bild des Lebens in der belagerten Stadt.
Der Autor Thomas Maes nahm in sein Buch „Antwerpen 1914“ Tage-buchnotizen von Jozef Muls auf. Sein Buch wird in Zusammenarbeit mit dem Verlag Linkeroever während des Kulturmarkts von Flandern 2013 in Antwerpen vorgestellt.
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Impressum
Zusammenstellung: Vredescentrum, wissenschaftlicher Aus- schuss Antwerpen ‘14-’18HistorischeVoruntersuchungen: Geheugen CollectiefAutor: Stefaan VermeulenSchlussredaktion: Lotte Dodion und Ann GovaertLayout: Ronald Heuninck, Het Geel Punt bvbaUbersetzung: Linguapolis
Das Projekt Antwerpen ’14-’18 findet statt in Zusammenarbeit mit:• Stadt Antwerpen• Provinz Antwerpen• Tourismus Flandern, Impulsfonds 100 Jahre Erster Weltkrieg• Die Flämische Behörde• Die föderale Exekutivgewalt • Der wissenschaftliche Ausschuss Antwerpen ‘14 -’18• Unsere Sponsoren
Die Rekonstruktion der Brücke im Oktober 2014 erfolgt in Zusammenarbeit mit:
• Belgisches Ministerium für Landesverteidigung • Feuerwehr Antwerpen• Höhere Seefahrtschule Antwerpen• Eandis• Ehemahliger Bürgermeister Bob Cools• FÖD Mobilität und Transportwesen GD Maritimer Transport• Städtischer Hafenbebetrieb Antwerpen• Pioniertruppen Burcht • Pioniertruppen Niederlande – Den Bosch • Königliches museum der Armee und Kriegsgeschichte• Militärisches Provinzkommando Antwerpen• Verteidigungsministerium der Niederlande• Polizei Antwerpen• Hafenpolizei Antwerpen• Stadt Antwerpen• Flämisches Departement für Mobilität und Öffentliche Arbeiten –
Abteilung maritimer Zugang• Flämische Agentur für maritime Dienstleistungen und die Küste – Lotsendienst• Wasserstraßen und Seekanal• Zanzibar
Der wissenschaftliche Ausschuss Antwerpen ‘14 -18 ist für die inhaltliche und qualitative Überwachung des gesamten Projekts verantwortlich. Die Mitglieder:
• Marnix Beyen, Hauptdozent an der Universität Antwerpen• Christophe Declercq, Doktorand am University College London und dozent AP Hochschule
• Piet Lombaerde, Simon Stevin Stiftung und AP Hochschule• Dirk Martin, Forschungs- und Dokumentationszentrum „Krieg und
Gegenwartsgesellschaft“• Koen Palinckx, ehemaliger Direktor des Vredescentrum und Autor des Buches
V- Bomben auf Antwerpen• Eric Rombouts, Museumsführer am Königlichen Armeemuseum Brüssel• Inge Schoups, Archivarin am Stadtarchiv Felixarchief Antwerpen• Maarten van Alstein, Wissenschaftler am Flämischen Friedensinstitut• Luc Vandeweyer, Archivar am Allgemeinen Reichsarchiv• Alex Vanneste, Dozent an der Universität Antwerpen• Antoon Vrints, postgradualer wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universiteit
Gent• Marleen Van Ouytsel, Direktorin des Vredescentrum Antwerpen (in memoriam)• Lotte Dodion, Projektkoordinator des Vredescentrum Antwerpen• Margot De Deken, projektkoordinator des Vredescentrum Antwerpen
QuellenAllgemein• SOPHIE DE SCHAEPDRIJVER, De Groote Oorlog, Amsterdam/Antwerpen,
Atlas, 1979• ANTOON VRINTS, De ‚Klippen des Nationalismus’, De eerste Wereldoorlog en
de ondergang van de Duitse kolonie in Antwerpen, 2002• SAM VAN CLEMEN, Den Oorlog Verklaard, De Grote Oorlog in de provincie
Antwerpen, Antwerpen, Provinciebestuur, 2003
IllustrationenAntwerpen im Ersten Weltkrieg• Bildarchiv Cegesoma (S. 4)• Churchill Archives Centre (S. 10)• Sammlung Hugo Buyle (S. 8, 9)• Samlung Alex Elaut, Foto Peter Maes (S. 13)• Daniel James, My First World War, Franklin Watts, London, 2009 (S. 7)• Deutsche Propagandabroschüre, Hugo Resseler (S. 7)• Fotosammlung Stadtarchiv Lier (S. 8)• Königliches Armeemuseum Brüssel (S. 1, 11, 12, 17)• Phil Douglis,The Douglis Visual Workshops (S. 6)• Stadtarchiv Antwerpen (S. 5, 8, 9, 10, 11)• The War Illustrated (S. 12)
Antwerpen baut Brücken• BRABO Archiv (S. 14)• Sammlung Hugo Buyle (S. 7)• Eugeen Van Mieghem Museum (S. 8)• Het Virtuele Schaatsmuseum (S. 14)• Königliches Armeemuseum (S. 2, 6-7, 9)• Literaturhaus Antwerpen (S. 17)• Privatsammlung (S. 5)• Stadtarchiv Antwerpen (S. 1, 11, 14, 15)• Technische Zeichnung, 105. Brückenbaukompagnie der Niederlande (S. 12-13)
ZitateAntwerpen im Ersten Weltkrieg• De Tijd, 9. Oktober 1914, Pioniermuseum Jambes (S. 12)• Het Volk, 9. Oktober 1914, Pioniermuseum Jambes (S. 13)• Jozef Muls, De val van Antwerpen, Ons Vlaanderen, Gent, 1918 (S. 13)
Antwerpen baut Brücken•• Alexander Powell, Fighting in Flanders, London, Heinemann, 1914 (S. 8, 11)• Dirk Van Thuyne, 1914, De Duitsers komen: de moordende begindagen van de
Eerste Wereldoorlog, Lannoo, Tielt, 2010 (S. 8, 9)• Gazet van Antwerpen, 10., 11., 12. August 1914 (S. 5, 11)• Horace Green, The Log of a Noncombatant, www.greatwardifferent.com (S. 9)• Ivan Adriaessens, Odon, dagboek van een IJzerfrontsoldaat, Lannoo, Tielt, 2009
(S. 5)• Jozef Muls, De val van Antwerpen, Ons Vlaanderen, Gent, 1918 (S. 5, 7, 8, 9)• Rapport kapitein-commandant Piérard, Sammlung des Königlichen Armeemuse-
ums, Moskau, Compagnie de Pontonniers, rapport établi le 26 juin 1916, par le Cpt-Cdt Piérard, emploi du temps, nature et importance des travaux executés (S. 11)
• Rotterdamsch Nieuwsblad, 13. August 1914, Pioniermuseum Jambes (S. 4)• The New York Times, 11., 12. Oktober 1914, Pioniermuseum Jambes (S. 8, 11)
Der Herausgeber hat sich um eine gesetzlich einwandfreie Regelung der Urhe-berrechte an den Fotos bemüht. Wer dennoch Rechte geltend machen möchte, wende sich an den Herausgeber.
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Auf Wiedersehen – auf der Brücke!
ANTWERPEN IM ERSTEN WELTKRIEGDer historische Rahmen
Antwerpen als „Hauptstadt auf Zeit“ (1914) Antwerpen hat wichtige Gründe, um 2014 des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs zu gedenken. Kurz nach der Unabhängigkeit Belgiens im Jahr 1830 wurde die „Festung Antwerpen“ zum Nationaal Réduit Belgiens erklärt – dem „letzten Bollwerk“, in dem Heeresleitung und Staatsspitze im Fall eines feindlichen Angriff auf die Hilfe von Verbündeten warten konnten.
Als die deutschen Streitkräfte Anfang August 1914 in das neutrale Belgien einmarschierten, ging man davon aus, das die „Festung Antwerpen“ mit zwei ringförmig angelegten Fortgürteln uneinnehmbar war. Antwerpen wurde die „zeitweilige Hauptstadt“ Belgiens und Sitz der Regierung, des Parlaments, der Heeresleitung, der königlichen Familie und hoher Diplomaten. Jedoch war die „uneinnehmbare“ Festung den anstürmenden deutschen Truppen nicht gewachsen. Bereits am 9. Oktober 1914 ergab sich die Stadt. Die zahllosen Flüchtlinge, die dort Schutz gesucht hatten, zogen nun weiter nach Holland, Frankreich und Großbritannien. Einer von fünf Belgiern verließ seine Heimat.
Antwerpen gedenkt des ‘Ersten Weltkriegs’
Antwerpen in der Europäischen UnionHeute können wir in unseren Breiten auf fast sieben Jahrzehnte Frieden zurückblicken. Die Europäische Union ist ein einzigartiges Friedensprojekt und vereinigt 28 Länder, von denen viele vor noch nicht allzu langer Zeit verfeindet waren. Antwerpen, vor einem Jahrhundert eine Stadt der flüchtenden Menschen, ist eine Stadt geworden, die offen ist für alle Kulturen. Der Hafen – zweitgrößter Europas –, der Diamantenhandel, die international gerühmte Kunst- und Modeszene, die Universität sowie die Hochschulen üben eine große Anziehungskraft auf Belgier und auf Menschen aus der ganzen Welt aus. Das Gedenken des Ersten Weltkriegs bietet Antwerpen die Möglichkeit, eine Brücke zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu schlagen. Zusammen mit vielen Partnern erarbeitet das Vredescentrum ein anspruchsvolles Veranstaltungsprogramm. Wir hoffen, Sie dazu begrüßen zu dürfen.
Gilbert Verstraelen, Vorsitzender des VredescentrumMarleen Van Ouytsel, Direktorin des Vredescentrum (in memoriam)
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Das Vredescentrum (Friedenszentrum) der Provinz und der Stadt
Antwerpen erarbeitet Projekte der Erinnerungspädagogik für
Jugendliche und Erwachsene. 2013 und 2014 steht das Gedenken
des Ersten Weltkriegs im Mittelpunkt der Arbeit des Zentrums. Als
Koordinator der einzelnen Aktionen in Antwerpen organisiert das
Vredescentrum mit einer Reihe von Partnern das internationale
Projekt Antwerpen 14 -18.
Vredescentrum der Provinz und Stadt Antwerpen VoE
Tel. + 32 (0)3 292 36 56
www.antwerpen14-18.be
www.visitantwerp.be
www.vredescentrum.be
Antwerpen als „Hauptstadt auf Zeit“ (1914) Antwerpen hat wichtige Gründe, um 2014 des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs zu gedenken. Kurz nach der Unabhängigkeit Belgiens im Jahr 1830 wurde die „Festung Antwerpen“ zum Nationaal Réduit Belgiens erklärt – dem „letzten Bollwerk“, in dem Heeresleitung und Staatsspitze im Fall eines feindlichen Angriff auf die Hilfe von Verbündeten warten konnten.
Als die deutschen Streitkräfte Anfang August 1914 in das neutrale Belgien einmarschierten, ging man davon aus, das die „Festung Antwerpen“ mit zwei ringförmig angelegten Fortgürteln uneinnehmbar war. Antwerpen wurde die „zeitweilige Hauptstadt“ Belgiens und Sitz der Regierung, des Parlaments, der Heeresleitung, der königlichen Familie und hoher Diplomaten. Jedoch war die „uneinnehmbare“ Festung den anstürmenden deutschen Truppen nicht gewachsen. Bereits am 9. Oktober 1914 ergab sich die Stadt. Die zahllosen Flüchtlinge, die dort Schutz gesucht hatten, zogen nun weiter nach Holland, Frankreich und Großbritannien. Einer von fünf Belgiern verließ seine Heimat.
Antwerpen gedenkt des ‘Ersten Weltkriegs’
Antwerpen in der Europäischen UnionHeute können wir in unseren Breiten auf fast sieben Jahrzehnte Frieden zurückblicken. Die Europäische Union ist ein einzigartiges Friedensprojekt und vereinigt 28 Länder, von denen viele vor noch nicht allzu langer Zeit verfeindet waren. Antwerpen, vor einem Jahrhundert eine Stadt der flüchtenden Menschen, ist eine Stadt geworden, die offen ist für alle Kulturen. Der Hafen – zweitgrößter Europas –, der Diamantenhandel, die international gerühmte Kunst- und Modeszene, die Universität sowie die Hochschulen üben eine große Anziehungskraft auf Belgier und auf Menschen aus der ganzen Welt aus. Das Gedenken des Ersten Weltkriegs bietet Antwerpen die Möglichkeit, eine Brücke zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu schlagen. Zusammen mit vielen Partnern erarbeitet das Vredescentrum ein anspruchsvolles Veranstaltungsprogramm. Wir hoffen, Sie dazu begrüßen zu dürfen.
Gilbert Verstraelen, Vorsitzender des VredescentrumMarleen Van Ouytsel, Direktorin des Vredescentrum (in memoriam)
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Das Vredescentrum (Friedenszentrum) der Provinz und der Stadt
Antwerpen erarbeitet Projekte der Erinnerungspädagogik für
Jugendliche und Erwachsene. 2013 und 2014 steht das Gedenken
des Ersten Weltkriegs im Mittelpunkt der Arbeit des Zentrums. Als
Koordinator der einzelnen Aktionen in Antwerpen organisiert das
Vredescentrum mit einer Reihe von Partnern das internationale
Projekt Antwerpen 14 -18.
Vredescentrum der Provinz und Stadt Antwerpen VoE
Tel. + 32 (0)3 292 36 56
www.antwerpen14-18.be
www.visitantwerp.be
www.vredescentrum.be
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Belgien Antwerpen – eine kosmopolitische StadtAnfang des 20. Jahrhunderts ist Antwerpen eine prosperierende Stadt mit einer großen Anziehungskraft auf wohlhabende Ausländer. Von den mehr als 300 000 Einwohnern haben fast 13 Prozent nicht-belgische Wurzeln. Die meisten davon kommen aus den Niederlanden. Aber vor allem die deutschen Kaufleute spielen eine wichtige Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung Antwerpens. Sie stellen ein Drittel der Mitglieder der Handelskammer, sind gut integriert und unterhalten dichte Netzwerke. Der Ausbruch des Kriegs konfrontiert sie mit einer existenziellen Frage: Sind sie noch Deutsche oder schon Belgier?
Flandern ist arm und katholisch. Ein Viertel der Flamen sind Analphabeten und die Kinder gehen nur im Winter zur Schule, weil sie im Sommer bei der Landarbeit mithelfen müssen. Die Bauernsöhne und Tagelöhner ziehen in die Industriebecken. Aber auch das Leben in den Fabriken ist hart. Das führt zu einem entschlossenen Kampf der Unterdrückten gegen die Armut und für das allgemeine einfache Wahlrecht für Männer. Durch das Land verläuft eine Kluft. Sie trennt den französischsprachigen, industri-alisierten Süden vom agrarischen, niederländischsprachi-gen, katholischen Norden.
Der Brabo-Brunnen auf dem Grote Markt wurde vor allem von deutschen Kaufleuten finanziert.
Die Hotels Wagner und Weber neben der Antwerpener Oper
vor dem KriegDas 19. Jahrhundert ist eine Zeit großer Umwälzungen. Die industrielle Revolution und das Vorhandensein wert-voller Rohstoffe in den Kolonien führen zu einem spek-takulären Wachstum der Weltwirtschaft. Anfang des 20. Jahrhunderts kommt es jedoch aus genau diesen Grün-den zu Spannungen zwischen den Großmächten und zu einem weltweiten Zustand des „bewaffneten Friedens“.
Belgien als internationaler ökonomischer Spieler• Belgien ist das erste Industrieland auf dem
europäischen Kontinent.• Zwischen Brüssel und Mechelen wird die erste
Eisenbahnstrecke des europäischen Festlands angelegt.
• Antwerpen ist nach New York der zweitgrößte Hafen der Welt.
• Die drei Säulen der belgischen Wirtschaft sind die wallonischen Kohlenbergwerke, die Stahlindustrie sowie die Fabriken, die Eisenbahngleise, Straßenbahnen und schwere Maschinen produzieren.
• Belgien ist die Drehscheibe des europäischen Handels und die viertwichtigste Handelsnation der Welt.
• Das belgische Königshaus ist eng mit dem deutschen und dem britischen Königshaus verwandt.
1914 ist Belgien mit seinen 7,6 Millionen Einwohnern das am dichtesten besiedelte Land der Welt. Trotz seiner wirtschaftlichen Stärke ist der durchschnittliche Lebens-standard der Belgier jedoch viel niedriger als in den Nach-barländern und der Reichtum ist sehr ungerecht verteilt. Die meisten Menschen leben in Dörfern und Kleinstädten.
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Belgien Antwerpen – eine kosmopolitische StadtAnfang des 20. Jahrhunderts ist Antwerpen eine prosperierende Stadt mit einer großen Anziehungskraft auf wohlhabende Ausländer. Von den mehr als 300 000 Einwohnern haben fast 13 Prozent nicht-belgische Wurzeln. Die meisten davon kommen aus den Niederlanden. Aber vor allem die deutschen Kaufleute spielen eine wichtige Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung Antwerpens. Sie stellen ein Drittel der Mitglieder der Handelskammer, sind gut integriert und unterhalten dichte Netzwerke. Der Ausbruch des Kriegs konfrontiert sie mit einer existenziellen Frage: Sind sie noch Deutsche oder schon Belgier?
Flandern ist arm und katholisch. Ein Viertel der Flamen sind Analphabeten und die Kinder gehen nur im Winter zur Schule, weil sie im Sommer bei der Landarbeit mithelfen müssen. Die Bauernsöhne und Tagelöhner ziehen in die Industriebecken. Aber auch das Leben in den Fabriken ist hart. Das führt zu einem entschlossenen Kampf der Unterdrückten gegen die Armut und für das allgemeine einfache Wahlrecht für Männer. Durch das Land verläuft eine Kluft. Sie trennt den französischsprachigen, industri-alisierten Süden vom agrarischen, niederländischsprachi-gen, katholischen Norden.
Der Brabo-Brunnen auf dem Grote Markt wurde vor allem von deutschen Kaufleuten finanziert.
Die Hotels Wagner und Weber neben der Antwerpener Oper
vor dem KriegDas 19. Jahrhundert ist eine Zeit großer Umwälzungen. Die industrielle Revolution und das Vorhandensein wert-voller Rohstoffe in den Kolonien führen zu einem spek-takulären Wachstum der Weltwirtschaft. Anfang des 20. Jahrhunderts kommt es jedoch aus genau diesen Grün-den zu Spannungen zwischen den Großmächten und zu einem weltweiten Zustand des „bewaffneten Friedens“.
Belgien als internationaler ökonomischer Spieler• Belgien ist das erste Industrieland auf dem
europäischen Kontinent.• Zwischen Brüssel und Mechelen wird die erste
Eisenbahnstrecke des europäischen Festlands angelegt.
• Antwerpen ist nach New York der zweitgrößte Hafen der Welt.
• Die drei Säulen der belgischen Wirtschaft sind die wallonischen Kohlenbergwerke, die Stahlindustrie sowie die Fabriken, die Eisenbahngleise, Straßenbahnen und schwere Maschinen produzieren.
• Belgien ist die Drehscheibe des europäischen Handels und die viertwichtigste Handelsnation der Welt.
• Das belgische Königshaus ist eng mit dem deutschen und dem britischen Königshaus verwandt.
1914 ist Belgien mit seinen 7,6 Millionen Einwohnern das am dichtesten besiedelte Land der Welt. Trotz seiner wirtschaftlichen Stärke ist der durchschnittliche Lebens-standard der Belgier jedoch viel niedriger als in den Nach-barländern und der Reichtum ist sehr ungerecht verteilt. Die meisten Menschen leben in Dörfern und Kleinstädten.
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1914 stehen sich zwei feindlich Lager gegenüber: die Entente, bestehend aus Großbritannien, Frankreich und Russland, und die Mittelmächte Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien.
Der Mordanschlag auf den österreichisch-ungarischen Kronprinzen Franz-Ferdinand in Sarajewo – die Schusswaffe stammt von der belgischen Fabrique Nationale (FN) – ist der Funke, der das Pulverfass Europa explodieren lässt. Nacheinander kommt es zu 62 Kriegserklärungen. Aber auch das neutrale Belgien wird in den Krieg hineinbezogen. Jedoch begreift noch kaum jemand, dass 1914 der Beginn eines Vernichtungskriegs ist, der die Welt vier Jahre lang in seinen Klauen halten wird.
Die Welt steht in BrandDer Erste Weltkrieg entwickelt sich zu einem der graus-amsten Konflikte der Weltgeschichte.
• Mehr als 50 Ländern werden in den Krieg hineinbezogen.• 1,5 Milliarden Menschen – mehr als 80 Prozent der
Weltbevölkerung – beteiligen sich an den Kriegshandlungen.• 70 Millionen Soldaten werden rekrutiert, davon 60
Millionen Europäer.• Mehr als 9 Millionen Soldaten fallen.• Die Kosten des Kriegs belaufen sich auf 2000 Mil-
liarden Dollar.
Die Welt wandelt sichDer Erste Weltkrieg entwickelt sich zu einem der grausamsten Konflikte der Weltgeschichte.• Der Krieg führt zu einer ungeahnten Entwicklung
von hochtechnologischen Vernichtungswaffen.• Nie zuvor waren so viele Menschen in der
Waffenindustrie beschäftigt.• Nie zuvor gab es so viele Flüchtlinge, nie zuvor
wurden so viele Familien auseinandergerissen.• Der Krieg führt in der ganzen Welt zu großen
politischen Umwälzungen.• Nach dem Krieg entwickeln sich neue
Demokratien, die auf dem allgemeinen einfachen Wahlrecht basieren.
Aber die „neue [gerechte] Weltordnung“, von der der amerikanische Präsident Woodrow Wilson träumt, scheint noch in weiter Ferne.
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Der Mordanschlag auf den österreichisch-ungarischen Kronprinzen Franz-Ferdinand in Sarajewo – die Schusswaffe stammt von der belgischen Fabrique Nationale (FN) – ist der Funke, der das Pulverfass Europa explodieren lässt. Nacheinander kommt es zu 62 Kriegserklärungen. Aber auch das neutrale Belgien wird in den Krieg hineinbezogen. Jedoch begreift noch kaum jemand, dass 1914 der Beginn eines Vernichtungskriegs ist, der die Welt vier Jahre lang in seinen Klauen halten wird.
Die Welt steht in BrandDer Erste Weltkrieg entwickelt sich zu einem der graus-amsten Konflikte der Weltgeschichte.
• Mehr als 50 Ländern werden in den Krieg hineinbezogen.• 1,5 Milliarden Menschen – mehr als 80 Prozent der
Weltbevölkerung – beteiligen sich an den Kriegshandlungen.• 70 Millionen Soldaten werden rekrutiert, davon 60
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Die Welt wandelt sichDer Erste Weltkrieg entwickelt sich zu einem der grausamsten Konflikte der Weltgeschichte.• Der Krieg führt zu einer ungeahnten Entwicklung
von hochtechnologischen Vernichtungswaffen.• Nie zuvor waren so viele Menschen in der
Waffenindustrie beschäftigt.• Nie zuvor gab es so viele Flüchtlinge, nie zuvor
wurden so viele Familien auseinandergerissen.• Der Krieg führt in der ganzen Welt zu großen
politischen Umwälzungen.• Nach dem Krieg entwickeln sich neue
Demokratien, die auf dem allgemeinen einfachen Wahlrecht basieren.
Aber die „neue [gerechte] Weltordnung“, von der der amerikanische Präsident Woodrow Wilson träumt, scheint noch in weiter Ferne.
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1914
Hans von Beseler, deutscher Befehls-
haber
Winston Churchill, Erster Lord der Admi-
ralität
Koning Albert I
Generalleutnant Victor Deguise
Bürgermeister Jan De Vos
Louis Franck, ehemaliger Minister
Virgile Piérard, Hauptmann-Kom-mandeur
’s Gravenwezel Oelegem BroechemKessel
Koningshooikt
St-Katelijne-Waver
Kruibeke
Zwijndrecht 1110
Der Vormarsch der deutschen
Truppen in Richtung Antwerpen
Bei Ausbruch des Kriegs sind die Bauar-beiten an den Forts noch nicht ganz abge-schlossen. Dennoch geht man davon aus, dass Antwerpen uneinnehmbar ist. Jedoch wird der äußere Ring schon nach wenigen Tagen durchbrochen.
Nach einer Belagerung von nur 13 Tagen fällt Antwerpen in die Hände der Deutschen.
Führende Politikerin Antwerpen
Der äußere Fortgürtel um Antwerpen ist 95 Kilometer lang und besteht aus 36 Forts. Dazwischen liegen Schanzen und Gebiete, die unter Wasser gesetzt werden können.
Der innere Gürtel ist 29 Kilometer lang und besteht aus 29 Forts, darunter die so genannten Brial-mont-Forts.
LIER
KONTICH
Geflutetes Gebiet
Geflutetes Gebiet
Geflutetes Gebiet
Geflutetes Gebiet
Geflutetes Gebiet
Luftangriff mit Zeppelin
Fort 8
Fort 7
Fort 6
Fort 5
Fort 4
Fort 3
Fort 2Fort 1
9 oktober:Unterzeichnung des Vertrags von Kontich
7.-9. Oktober: Rückzug der belgischen Streitkräfte
8 - 9 oktober:Der innere Gürtel der Forts wird durchbrochen
ANTWERPEN
1914
Hans von Beseler, deutscher Befehls-
haber
Winston Churchill, Erster Lord der Admi-
ralität
Koning Albert I
Generalleutnant Victor Deguise
Bürgermeister Jan De Vos
Louis Franck, ehemaliger Minister
Virgile Piérard, Hauptmann-Kom-mandeur
’s Gravenwezel Oelegem BroechemKessel
Koningshooikt
St-Katelijne-Waver
Kruibeke
Zwijndrecht 1110
Der Vormarsch der deutschen
Truppen in Richtung Antwerpen
Bei Ausbruch des Kriegs sind die Bauar-beiten an den Forts noch nicht ganz abge-schlossen. Dennoch geht man davon aus, dass Antwerpen uneinnehmbar ist. Jedoch wird der äußere Ring schon nach wenigen Tagen durchbrochen.
Nach einer Belagerung von nur 13 Tagen fällt Antwerpen in die Hände der Deutschen.
Führende Politikerin Antwerpen
Der äußere Fortgürtel um Antwerpen ist 95 Kilometer lang und besteht aus 36 Forts. Dazwischen liegen Schanzen und Gebiete, die unter Wasser gesetzt werden können.
Der innere Gürtel ist 29 Kilometer lang und besteht aus 29 Forts, darunter die so genannten Brial-mont-Forts.
LIER
KONTICH
Geflutetes Gebiet
Geflutetes Gebiet
Geflutetes Gebiet
Geflutetes Gebiet
Geflutetes Gebiet
Luftangriff mit Zeppelin
Fort 8
Fort 7
Fort 6
Fort 5
Fort 4
Fort 3
Fort 2Fort 1
9 oktober:Unterzeichnung des Vertrags von Kontich
7.-9. Oktober: Rückzug der belgischen Streitkräfte
8 - 9 oktober:Der innere Gürtel der Forts wird durchbrochen
ANTWERPEN
1914
“Die ganze Nacht flüchteten zitternde Flüchtlinge über die Pontonbrücke zum jenseitigen Scheldeufer. Über die Schiffbrücke zog ein nicht endend wol-lender Strom von Fahrzeugen und Mu-nitionswagen.Nachdem der deutsche Befehlshaber von Beseler zwei Mal einen Abgeord-neten zum Kommandeur der Festung gesandt hatte, um die Kapitulation der Stadt zu fordern, und diese Forderung abgewiesen wurde, wurde die
Beschießung mit grenzenloser Wut wie-der aufgenommen. Im südlichen Teil der Stadt explodierten die Munitionsvorräte, die von Granaten getroffen worden wa-ren, und auch an der Hafenseite und weiter in Richtung Justizpalast verurs-achten die explodierenden Projektile gewaltige Brände. Antwerpen wird mit einem hartnäckigen Mut verteidigt, der noch zu großen, wenn auch tragischen Dingen imstande ist.. 1312
Panik in der Stadt
“Alle Geschäfte, Kneipen und Ho-
tels sind geschlossen. Die De Key-
zerlei ist vollständig verlassen. Ich
überquere den Boulevard. Uh, uh,
uh – erschrocken sehe ich mich um.
Da – noch keine 200 Meter ent-
fernt schlägt eine Granate mitten
auf dem Boulevard ein. Ich hetze
los. Gerade, als ich um die Ecke
zur Place Verte biege, höre ich
wieder einen heftigen Knall. Ein
Projektil fällt auf die Meir, genau
auf die Ecke zur Vierwindenstraat,
dort, wo kürzlich noch eine Zep-
pelinbombe einschlug. Fenster-
scheiben zerscheppern, brüllende
Frauen und Kinder laufen weg. Ein
paar Männer sind verwundet.”
“Die Flüchtlinge” H. Prat
DIE FLUCHT DER HUNDERTTAUSEND“IIch lief durch den Hof zur Strasse und sah nun den unun-terbrochenen Strom von Flüchtlingen vorbeiziehen – furcht-bar! Pferde und Wagen, Schubkarren und Fahrräder schienen wie vor einem drohenden Unwetter hergetrieben; Herden muhender Kühe und ängstliche Menschen; Mütter, die an beiden Händen heulende Kinder schleppten, Söhne, die einen lahmen oder kranken Vater auf einer Schubkarre verfrachtet hatten, Menschen, die mit vereinten Kräften Karren zogen oder schoben, manche mit ein paar Stühlen, einem Tisch, eine Matratze, einem Öfchen, einem Vogelkäfig beladen, Männer auf abgetretenen Sohlen oder barfuss, Frauen mit schiefgelau-fenen hohen Hacken und einem geblümten oder mit Federn geschmückten Sommerhut, der von ihren gelösten Haaren herabhing – absurd. Ich war wie an den Grund genagelt und die Tränen schossen mir in die Augen. Es war mein Volk das floh, und die Tausenden jagten weiter, gleichsam sinnlos und verloren, mit rotflammenden Gesichtern; sie hetzten wie gejagte Tiere, die vor dem Tod fliehen, als ob Ulanen mit gezogenen Speeren ihnen auf den Fersen sässen; sie eilten mit starrem Blick und gebeugtem Haupt, als ob das Gebälk des Himmels unter dem Donnern der Erde einstürzen würde. Währenddessen, weit entfernt, das unablässige, dumpfe Bel-len der schweren deutschen Kanonen. Ich dachte an die Tau-sende Flüchtlingen, die zur gleichen Zeit auf allen Strassen Flanderns in Richtung Küste unterwegs waren. Eine halbe Million Menschen ohne ein Dach über dem Kopf, inmitten des Chaos’ eines sich zurückziehenden Heeres geschundener Soldaten und von Kriegswaffen, die mühsam weiterrollten.” Tagebuchnotizen von Jozef Mul, 1914
Am kai beim Steen mussten die Füchtenden massenhaft Besitztümer zurücklassen
“Die ganze Nacht flüchteten zitternde Flüchtlinge über die Pontonbrücke zum jenseitigen Scheldeufer. Über die Schiffbrücke zog ein nicht endend wol-lender Strom von Fahrzeugen und Mu-nitionswagen.Nachdem der deutsche Befehlshaber von Beseler zwei Mal einen Abgeord-neten zum Kommandeur der Festung gesandt hatte, um die Kapitulation der Stadt zu fordern, und diese Forderung abgewiesen wurde, wurde die
Beschießung mit grenzenloser Wut wie-der aufgenommen. Im südlichen Teil der Stadt explodierten die Munitionsvorräte, die von Granaten getroffen worden wa-ren, und auch an der Hafenseite und weiter in Richtung Justizpalast verurs-achten die explodierenden Projektile gewaltige Brände. Antwerpen wird mit einem hartnäckigen Mut verteidigt, der noch zu großen, wenn auch tragischen Dingen imstande ist.. 1312
Panik in der Stadt
“Alle Geschäfte, Kneipen und Ho-
tels sind geschlossen. Die De Key-
zerlei ist vollständig verlassen. Ich
überquere den Boulevard. Uh, uh,
uh – erschrocken sehe ich mich um.
Da – noch keine 200 Meter ent-
fernt schlägt eine Granate mitten
auf dem Boulevard ein. Ich hetze
los. Gerade, als ich um die Ecke
zur Place Verte biege, höre ich
wieder einen heftigen Knall. Ein
Projektil fällt auf die Meir, genau
auf die Ecke zur Vierwindenstraat,
dort, wo kürzlich noch eine Zep-
pelinbombe einschlug. Fenster-
scheiben zerscheppern, brüllende
Frauen und Kinder laufen weg. Ein
paar Männer sind verwundet.”
“Die Flüchtlinge” H. Prat
DIE FLUCHT DER HUNDERTTAUSEND“IIch lief durch den Hof zur Strasse und sah nun den unun-terbrochenen Strom von Flüchtlingen vorbeiziehen – furcht-bar! Pferde und Wagen, Schubkarren und Fahrräder schienen wie vor einem drohenden Unwetter hergetrieben; Herden muhender Kühe und ängstliche Menschen; Mütter, die an beiden Händen heulende Kinder schleppten, Söhne, die einen lahmen oder kranken Vater auf einer Schubkarre verfrachtet hatten, Menschen, die mit vereinten Kräften Karren zogen oder schoben, manche mit ein paar Stühlen, einem Tisch, eine Matratze, einem Öfchen, einem Vogelkäfig beladen, Männer auf abgetretenen Sohlen oder barfuss, Frauen mit schiefgelau-fenen hohen Hacken und einem geblümten oder mit Federn geschmückten Sommerhut, der von ihren gelösten Haaren herabhing – absurd. Ich war wie an den Grund genagelt und die Tränen schossen mir in die Augen. Es war mein Volk das floh, und die Tausenden jagten weiter, gleichsam sinnlos und verloren, mit rotflammenden Gesichtern; sie hetzten wie gejagte Tiere, die vor dem Tod fliehen, als ob Ulanen mit gezogenen Speeren ihnen auf den Fersen sässen; sie eilten mit starrem Blick und gebeugtem Haupt, als ob das Gebälk des Himmels unter dem Donnern der Erde einstürzen würde. Währenddessen, weit entfernt, das unablässige, dumpfe Bel-len der schweren deutschen Kanonen. Ich dachte an die Tau-sende Flüchtlingen, die zur gleichen Zeit auf allen Strassen Flanderns in Richtung Küste unterwegs waren. Eine halbe Million Menschen ohne ein Dach über dem Kopf, inmitten des Chaos’ eines sich zurückziehenden Heeres geschundener Soldaten und von Kriegswaffen, die mühsam weiterrollten.” Tagebuchnotizen von Jozef Mul, 1914
Am kai beim Steen mussten die Füchtenden massenhaft Besitztümer zurücklassen